WIRTSCHAFT 10
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 6
WIESBADEN IV
NIEDER-ESCHBACH. Als 1971 in Nieder-Eschbach erste Gerüchte über eine mögliche Eingemeindung nach Frankfurt auftauchten, war die Stimmung der 7500-Einwohner-Gemeinde schnell eindeutig. Zu einem Anschluß an Frankfurt, ließ etwa der damalige Nieder-Eschbacher Bürgermeister Hugo Fröhlich (SPD) verlauten, gäbe es "keinerlei Anlaß". Und weil auch die örtlichen Gemeindevertreter einstimmig dieser Meinung waren, titelten die lokalen Blätter im September 1971: "Nieder-Eschbach hat mit Frankfurt nichts im Sinn".
An dieser Einstellung änderte sich bis zur endgültigen Entscheidung des Hessischen Landtags nichts. Im Gegenteil. Immer vehementer protestierten Bürger und Politiker gegen das ungeliebte Vorhaben. Resolutionen wurden verabschiedet und publikumswirksame Aktionen blieben nicht aus.
In der "heißen Phase" im Sommer 1972 etwa fuhr eine Nieder-Eschbacher Schulklasse in den Hessischen Landtag und warf Protestflugblätter von der Empore. Im Dorf selbst soll derweil das Wort vom "modernen Raubrittertum" die Runde gemacht haben und an mancher Straßenecke war zu lesen: "Es will mer net in de Kopp enei, warum soll Nieder-Eschbach bei Frankfort sei?"
Und als die ehemals selbständige Gemeinde am 1. August 1972 schließlich doch neuer Frankfurter Stadtteil wurde, gab die Morgensonne den Blick auf einen letzten verzweifelten Schlag einiger Unentwegter frei: Kurz zuvor aufgestellte Stadtschilder am Ortsrand waren aus ihrer Verankerung gerissen oder mit schwarzer Farbe überschmiert worden.
Daß die trutzigen Nieder-Eschbacher einigen Grund für ihren scharfen Protest hatten, glaubt Altbürgermeister Fröhlich bis heute. "Die Notwendigkeit einer Eingemeindung sehe ich immer noch nicht", sagte er im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau. Das eigentliche Anliegen der Gebietsreform sei für eine Eingemeindung kein Argument gewesen. Während die Reform kleine, nicht lebensfähige Gemeinden beseitigen sollte, sei Nieder- Eschbach das genaue Gegenteil davon gewesen: ein schuldenfreies, prosperierendes Dorf mit einem Haushaltsvolumen von rund zehn Millionen Mark und "einer hervorragenden Infrastruktur".
Gerade diese Infrastruktur jedoch hat die Gemeinde für Frankfurt so interessant gemacht, glauben die Zeugen jener kämpferischen Tage. "Die Stadt war begierig auf unser Gewerbegebiet und brauchte mehr Raum zum Häuserbauen", meint etwa Gerhard Tiedemann, seit 1972 für die SPD im Ortsbeirat 15 und heute deren Fraktionsvorsitzender. Weiterer Leckerbissen: das beheizte Freibad am Eschbach - eine Seltenheit zu Beginn der 70er Jahre.
An Versuchen, die Eingemeindung zu verhindern, hat es zwischen 1971 und '72 nicht gefehlt. Die größte Hoffnung galt dabei einer Fusion der selbständigen Gemeinden nördlich von Frankfurt, die von Nieder-Eschbacher Politikern schon frühzeitig gefordert wurde.
Ursprünglich für Nieder-Eschbach und Ober-Eschbach, Nieder- und Ober-Erlenbach sowie Harheim angestrebt, ließ das Interesse der vermeintlichen Partner jedoch zu wünschen übrig. Die Nieder-Erlenbacher beispielsweise hatten gegen eine Eingemeindung nach Frankfurt gar nichts einzuwenden - Ober-Erlenbach wurde bald den Bad Homburgern zugeordnet. Am Ende blieb außer Nieder- Eschbach nur noch Harheim übrig.
Die beiden Gemeinden schlossen im Mai 1972 auch tatsächlich einen Fusionsvertrag, der die Gründung der 11 000 Einwohner starken Stadt "Eschtal" vorsah. "Das Eschtal hätte durchaus dem Sinn der Gebietsreform entsprochen", glaubt Altbürgermeister Fröhlich heute. Indes: Nachdem der Friedberger Kreistag dem Vorschlag schon zugestimmt hatte, wurde er vom Hessischen Landtag (erwartungsgemäß) doch noch verworfen. nei
DOKUMENTATION 55
KULTUR-TESTSEITE VI
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WIRTSCHAFT 9
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 6
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 5
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
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WESTLICHE STADTTEILE. Für alle, die mit der Kinderbeauftragten für die westlichen Stadtteile Kontakt aufnehmen wollen, gibt es jetzt einen heißen Draht zu Christine Schwab. Jeden ersten Donnerstag im Monat ist die Kinderbeauftragte zwischen 15 und 17 Uhr unter der Rufnummer 31 06-54 41 zu erreichen.
Wer seine Anregungen zur kinderfreundlicheren Gestaltung im Westen persönlich weitergeben möchte, kann Christine Schwab in dieser Zeit im Zimmer 123 des Bolongaropalastes besuchen.
Wer's lieber schriftlich mag: Briefe an Frau Schwab können in den Langobardenweg 5, 6230 Frankfurt-Unterliederbach, geschickt werden. *tos
Dem "Dienstleistungsunternehmen Kurbetriebe" sind folgende Einrichtungen unterstellt: die Rheumaklinik an der Langgasse, das Kaiser-Friedrich-Bad, das Thermalbad an der Leibnizstraße, das Opelbad auf dem Neroberg, das Verkehrsbüro mit zwei Tourist-Informationsstellen und das Kurhaus mit den Bereichen Kongresse, Tagungen, kulturelle Veranstaltungen.
Das Kurangebot der Stadt ballt sich im Aukammgebiet zusammen. Hier steht die private Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD), zu der viele Ausländer aus Amerika, Japan und den arabischen Ländern jetten, um einen Gesundheits-Check machen zu lassen. Das sogenannte Rheumazentrum Wiesbaden besteht aus der städtischen Rheumaklinik I (RK) und der privaten RK II im Aukammgebiet, die konservativ-medikamentös arbeiten und verbunden sind mit der Orthopädischen Klinik im Aukammtal. "Diese drei Kliniken zusammen stellen das Rheumazentrum Wiesbaden dar. Wenn es konservativ nicht mehr weitergeht, dann geht man in den operativen Teil. Unsere Standbeine sind also Rehabilitation, die Akut-Versorgung in der Rheumatologie und die Anschluß-Heilbehandlung nach Unfallfolgen oder Sportverletzungen", sagt Kurdirektor Stroß.
Als "Flaggschiff" der Kurbetriebe bezeichnet er das Wiesbadener Kurhaus. Das multifunktionale Veranstaltungshaus ist an 240 bis 260 Tagen im Jahr ausgelastet, es gibt jährlich mehr als 1100 Einzelveranstaltungen. Außer Bällen und Empfängen gibt es Konzerte, Tagungen und Kongresse. kug
FR: Wer kommt nach Wiesbaden, um sich gegen welche Leiden behandeln zu lassen?
Stroß: Schon Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre ist die Kur in Wiesbaden neu definiert worden. Es wurden Fachkliniken etabliert, die ihren Schwerpunkt in der Rheumatologie und bei Problemen mit dem Bewegungsapparat haben - Zivilisationskrankheiten also, die auskuriert werden, um die Schaffenskraft wiederzuerlangen.
FR: Stichwort "Rheumazentrum". Wie hoch ist die Auslastung der Rheumaklinik I (RK) an der Langgasse? Und wie hoch ist sie in der RK II im Aukammtal?
Stroß: Die Fachkliniken haben eine Auslastung von weit mehr als 90 Prozent. Es gibt sogar eine Warteliste.
FR: Wie weit sind die Planungen für die neue Rheumaklinik bereits gediehen? Bleibt es beim gemeinsamen Betriebsmodell zwischen privater Hand und den Kurbetrieben?
Stroß: Die Grundsatzentscheidung ist schon gefallen. Jetzt, Mitte des Jahres, werden wir weiterkommen, und dann kann es relativ schnell gehen. Die Klinik soll auf einem städtischen Grundstück mit rund 22 000 Quadratmetern oberhalb der Deutschen Klinik für Diagnostik mit 240 Betten gebaut werden. Wenn alles gut läuft, dann könnte die Eröffnung Ende '93, Anfang '94 sein.
FR: Wann soll der Auszug der RK I über die Bühne gehen? Und wodurch soll dann der Freizeitcharakter des Kaiser- Friedrich-Bades aufpoliert werden?
Stroß: Erst wenn die neue Klinik steht, kann die RK I umziehen, die derzeit 97 Betten hat. Das heißt, wir werden ein tatsächliches Plus von 140 Betten bekommen. Der Freizeitcharakter wird erweitert durch ein Fitneß-Studio. Ein Resttherapieprogramm soll nach wie vor angeboten werden, außerdem sollen Fachärzte angesiedelt werden, es soll eine krankengymnastische Behandlung im Thermalwasser geben. Wir wollen uns dann auch anderen Gruppen öffnen, nicht nur den typischen Krankenversicherten; der Bedarf besteht. Wir denken auch daran, im Bereich der Schuppenflechten-Behandlung eine ambulante Therapieart anzubieten: ein Sprung ins kochsalzhaltige Thermalwasser, dann werden die geöffneten Poren bestrahlt, und dadurch hat man im ambulanten Bereich praktisch die Wirkung Totes Meer.
FR: Welche Verbesserungen sind im Thermalbad geplant?
Stroß: Wir wollen eine qualitative Verbesserung herbeiführen für die jährlich weit mehr als 400 000 Besucher. Im Saunabereich, im Sanitär- und Naßbereich ist es zu eng; das soll sich ändern. Dadurch werden und wollen wir aber nicht mehr Besucher anlocken. Außerdem möchten wir ein separates Therapiebekken bauen. Quasi ein Kombibecken, in dem tagsüber therapiert wird und das abends als Warmwasserbecken genutzt werden kann. Es fehlt nicht am Geld, aber es gibt keinen rechtskräftigen Bebauungsplan - der muß geändert werden, und da haben wir noch Probleme. Gerade im Bereich Leibnizstraße gibt es schon jetzt eine sehr hohe Verkehrsfrequenz. Aber wir müssen es tun, wir sind das auch den Krankenkassen schuldig.
FR: Stichwort Verkehrsprobleme. Die Mehrzahl der Kur- und Kongreßgäste kommt doch mit dem eigenen Auto?
Stroß: Weit über 70 Prozent derGeschäftsreisenden kommen mit dem Wagen, zwölf Prozent mit dem Flugzeug, der Rest mit der Bahn. Wir erstellen gerade gemeinsam mit der Bundesbahn ein Kur-Komfort-Paket mit dem Ziel, die Kurgäste zur Anreise mit der Bahn zu bewegen. Mit den Stadtwerken (ESWE) verhandeln wir über ein Kombi-Ticket, für diejenigen Besucherinnen und Besucher, die ein zu schaffendes Park- and-ride-Angebot wahrnehmen. Aber: Wir haben einen Einzugsradius von gut 50 Kilometern bei locker eineinhalb Stunden Autofahrt. Dieser Personenkreis steigt dann nicht irgendwo um, der möchte mit dem Auto bis in die Einrichtung fahren.
FR: Und wo sollen die Blechkarossen abgestellt werden?
Stroß: Ich bin Verfechter einer Tiefgarage am Kurhaus, und ich kämpfe auch dafür, weil ich sage, daß ein solches multifunktionales Veranstaltungshaus mit seiner Spielbank und der Gastronomie eine Tiefgarage braucht. Denn die langfristige wirtschaftliche Entwicklung dieses Hauses steht und fällt mit den entsprechenden Parkplätzen. Wir werden nie ausreichende Parkflächen haben für den Maximalbedarf - aber wir brauchen eine Grundausstattung mit 300 bis 400 Plätzen. Beispiel: Ein Spielbankgast kommt mit dem Auto her und deponiert sein Geld in seinem "rollenden Tresor". Dieser Gast möchte auch vorfahren und nicht in irgendein weit entferntes Parkhaus gehen. Das Theaterparkhaus ist überlastet, denn wenn Aufführungen laufen und gleichzeitig ein Konzert im Kurhaus stattfindet, dann sind ganz locker 3000 Personen hier in diesem Bereich unterwegs.
FR: Wiesbaden wird oft als behäbige Beamten und Schickimicki-Stadt bezeichnet. Teilen Sie diese Einschätzung?
Stroß: Wiesbaden hat sich doch enorm gewandelt. Vom Geruch der Beamtenstadt ist man schon runter. Die Struktur ist doch besser, lockerer, weltoffener geworden, was Wiesbaden sicherlich gut tut. Man muß schon aufpassen, daß man den Bogen nicht überspannt und zur Schickimicki-Stadt abgestempelt wird. Der "Sozialäquator Wilhelmstraße", der sollte keine Grenze sein.
FR: Trotzdem sind die Eintrittspreise für Kureinrichtungen recht happig. Gibt es Überlegungen, für Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger einen günstigeren Spezialtarif anzubieten?
Stroß: Unsere Preise sind wirtschaftlich ausgewogen, da gibt es keine Differenzierungen. Sie werden durch unser Aufsichtsratsgremium, die Kurbetriebskommission, genehmigt. Also, die Politiker achten schon darauf, daß die Wiesbadener zu einem erträglichen Preis diese Einrichtungen auch nutzen können.
FR: Gibt es in Wiesbaden Möglichkeiten für den sogenannten Kur-Urlaub, wobei die Krankenkassen die Anwendungen bezahlen und die Patienten als Selbstzahler günstige Pensionen und Hotels suchen?
Stroß: Diese Badekur spielt in Wiesbaden nur eine ganz geringfügige Rolle. Das hängt auch mit der Hotellandschaft zusammen, die absolut geprägt ist vom Geschäftsreiseverkehr. Ein typischer Kurort bietet Halbpension mit Übernachtung zwischen 60 und 100 Mark, und das ist in Wiesbaden eben nicht möglich. Dafür bekommen Sie hier gerade mal 'ne Übernachtung.
FR: Die Zusammenarbeit zwischen den Kurbetrieben und den politischen Gremien ist in der Kurkommission organisiert. Läuft sie wie am Schnürchen oder gibt es Verbesserungswünsche?
Stroß: Man hat die Wandlung der Kurbetriebe gesehen. Den Weg von einer verwaltenden Institution zu einem Dienstleistungsbetrieb konnten die politischen Gremien nachvollziehen. Nicht zuletzt durch die Wiedereröffnung des Kurhauses in 1987 wird Wiesbaden belebt, durch Kongresse und Tagungen. Wir tragen bei zum Wirtschaftsfaktor, und jede Übernachtung bringt Geld in die Stadtkasse über eine Umwegrentabilität. Es gibt eine touristische Kaufkraft, die so bei 250 bis 280 Millionen Mark im Jahr liegt. Jede Übernachtung läßt im Durchschnitt rund 250 Mark in der Stadt, für Hotel, Taxi, Essen, Café. Und das ist ja ein ganz schöner Batzen.
MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 8
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 4
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HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 12
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
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Große Ruhe geht von diesem um 460 v. Chr. entstandenen Bildnis Homers aus. Mit geschlossenen Augen scheint der greise Dichter in sich hinein zu hören und Verse vor sich hin zu murmeln. Die Züge sind völlig entspannt. Auch in dem gleichförmigen Fluß der Bartsträhnen findet sich nichts, was den Gleichklang stören könnte.
Der Kopf ist kaum merkbar vom Betrachter weg zur Seite gewandt. Der verlorene Körper muß ebenfalls bewegungslos gewesen sein. Wahrscheinlich hielt sich der alte Mann mit einem Stock aufrecht und hatte seinen gebrechlichen Körper in einen Mantel aus dickem, warmem Stoff gehüllt, wobei Kopf und Hals nach Greisenart vorgebeugt waren, vielleicht ähnlich einer Homerstatue, die in der Spätzeit in den Speusippos-Thermen von Konstantinopel stand.
Die Vorstellung vom blinden Homer war schon in der archaischen Zeit verbreitet. Wahrscheinlich geht sie auf die Schilderung des blinden Sängers Demodokos in der Odysee zurück. Die Blindheit ist kein zufälliger biographischer Zug, sie hängt mit Wissen und Weisheit zusammen. Große Seher des Mythos wie Teiresias haben ihr Augenlicht verloren, weil sie zuviel von den Göttern wußten bzw. "gesehen" hatten.
Aber der Bildhauer sieht in den blinden, geschlossenen Augen Homers weniger ein körperliches Gebrechen als vielmehr ein Zeichen für geistige Konzentration. Der Dichter "blickt nach innen". Er vermag in die Fernen vergangener Zeiten zu sehen.
Homer ist ein Greis. Die Augen liegen in tiefen Höhlen, die Wangenknochen treten stark hervor. Unübersehbar, wenn auch mit großer Zurückhaltung ist der Verfall des Fleisches auch an den Wangen und auf der Stirn angedeutet. Aber er ist ein schöner Greis, ein kalos geron.
Die Griechen der archaischen und klassischen Zeit sahen im Alter vor allem eine Last, ja etwas Verachtenswertes. Auch wenn man zur Zeit der Entstehung des Homerbildnisses stärker als früher die Weisheit des Alters hervorhob: die primär negativen Konnotationen wurden dadurch nicht aufgehoben. Deshalb stellte man auf den Vasenbildern mythische Greise wie Phoinix und Priamos zwar mit langem, weißem Haar, aber ohne Alterszüge im Gesicht dar. Alter und Häßlichkeit gehörten in der Sprache der kalokagathia eng zusammen - jener Adelsideologie, nach der ethische Tüchtigkeit auch in Gestalt körperlicher Schönheit in Erscheinung treten muß.
Das Homerbildnis mag zu den frühesten Skulpturen überhaupt gehört haben, an denen die Züge von Altersverfall in positivem Kontext dargestellt worden sind. Dieser "Realismus" war eine kühne Neuerung der griechischen Bildhauer in der Zeit des sogenannten Strengen Stils (490-460 v. Chr.). Sie verlieh der Formensprache eine neue Überzeugungskraft. Im Falle Homers deutet das hohe Alter auf die Weisheit der Frühzeit, der Anfänge hin. Glaubten die Griechen doch, Homer und Hesiod hätten sogar die Gestalten der Götter als erste geschaut und sie den Griechen erst gelehrt.
Ähnlich wie die geschlossenen Augen sind auch die Stirnfalten nicht nur ein "realistischer" Alterszug. Durch die streng parallele Führung werden die drei Falten symbolhaft herausgehoben. Bei einem kalos geron sind eben selbst die Falten schön. Aber hier deuten sie auf die geistige Kraft, auf das Erinnerungsvermögen des Dichters. Bezeichnenderweise findet man ähnliche Stirnfalten bei den Sehern im Ostgiebel des Zeustempels von Olympia, der etwa in derselben Zeit entstanden ist.
Der Dichter wird wie eine mythische Gestalt, wie ein königlicher Greis geschildert. Das zeigt sich vor allem an der Haartracht und am Bart. Zum Greis gehört in der archaischen Ikonograpie die kahle Stirn. Da ein solcher körperlicher Mangel aber gegen die ästhetische Norm der kalokagathia verstößt, sind die langen Strähnen des Haupthaares von den Seiten zur Stirn geführt und über der Stirnmitte in einem Knoten zusammengebunden, so daß die Kahlheit der Stirn sorgfältig verdeckt wird. Auch mit den auf den Seiten herabfallenden vollen Locken wird derselbe Zweck der "Beschönigung" des Alters verfolgt; sie verdecken die eingefallenen Schläfen. Nach Ausweis der spätarchaischen Vasen entsprach dies tatsächlich der Art, in der sich vornehme Greise frisierten. Auch der überaus gepflegte, volle Bart, die ästhetisch so reizvolle einfache Ordnung der Strähnen auf dem Schädel und die bewegter züngelnden Locken im Nacken deuten auf die Schönheit des Mannes: Homer wird als ein vornehmer Greis gesehen, als ein Mann, der allgemeine Anerkennung genießt. Wahrscheinlich weist auch der Stirnreif, der das Haupthaar zusammenhält, auf eine besondere Ehrenstellung oder gar Heroisierung hin.
Gerade an der Frisur wird dem Betrachter aber leider auch bewußt, daß er nur eine Kopie vor sich hat. Beim bronzenen Original wären etwa die Haare, die Strähnen und Locken einzeln gegossen und dann übereinander geschichtet eingesetzt worden, wie wir es zum Beispiel vom sogenannten Gott aus dem Meer kennen. Das konnte der Kopist in Marmor aber nicht nachahmen.
Es ist ein erstaunliches Phänomen, daß eine Gesellschaft, die die körperliche Kraft und die Schönheit der Jugend so verherrlicht hat wie die Griechen, sich die größte geistige Autorität, die Quelle aller Religion und Bildung, in der Gestalt eines uralten, blinden Greises vorstellte. Man vergegenwärtige sich, daß eine solche Statue Homers in einem Heiligtum neben einem mythischen Helden in der Art der Bronzen von Riace gestanden haben kann.
Die Spannung zwischen diesen beiden Polen gibt eine Anschauung von der enormen Vitalität der damaligen griechischen Kultur. Gedächtnis, Denken und Wissen werden mit Alter und körperlicher Schwäche verbunden. Im Bildnis Homers zeichnet sich wohl auch überhaupt eine neue Einstellung zum Alter in der Zeit nach den Perserkriegen ab. Die grenzenlose Verehrung des jugendlichen Helden, wie sie in der archaischen Zeit üblich war, wird durch eine solche Gestalt relativiert. In Aischilos' Eumeniden, die etwa aus derselben Zeit stammen, wird der Dichter zum politischen und religiösen Deuter, beansprucht damit eine neue Rolle in der Polis. Auch dies mag sich auf die Vision eines solchen Bildnisses ausgewirkt haben. PAUL ZANKER
Namen + Notizen
SIGRID DONGMANN gehörte nur etwas länger als ein Jahr der CDU- Fraktion im Ortsbeirat 5 an. Schon als Nachrückerin ins Stadtteilparlament gekommen, mußte die in der EDV- und Tourismusbranche tätige Productmanagerin ihr Mandat jetzt "wegen zu starker beruflicher Anspannung" niederlegen. Nach ihren eigenen Worten bedauert sie es, aus "dem Kreis der sehr engagierten Ortsbeiratsmitglieder" auszuscheiden. Das eine Jahr sei eine wertvolle Erfahrung gewesen. Es habe sich jedoch gezeigt, daß die Arbeit im Ortsbeirat viel mehr Zeit erfordere, als manch einer glauben würde. Nachrücker für Sigrid Dongmann ist der 27jährige Constantin Westphal. Der Bankkaufmann hat vor kurzem sein erstes Staatsexamen in Jura abgelegt und arbeitet zur Zeit an seiner Doktorarbeit über ein handelsrechtliches Thema. Westphal trat 1984 der Jungen Union (JU) bei, und wurde wenige Wochen später schon in den Vorstand der Ortsgruppe Frankfurt-Süd gewählt, deren Vorsitzender er von 1988 bis 1990 war. Gleichzeitig war er Stellvertretender Kreisvorsitzender der Frankfurter JU und Vorstandsmitglied der CDU Sachsenhausen-Mitte. Innerhalb der Ortsbeiratsfraktion versteht er sich als Ansprechpartner für junge Leute. Besonderes Interesse hat Westphal, der sich selbst als einen "Freizeitpolitiker" bezeichnet und im Stadtteilparlament politische Arbeit "von unten lernen" will, für das Thema "Wohnungsnot". ask
FRANZ HÜHNER erhielt jetzt für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad 1879 den Ehrenbrief des Landes Hessen. Die Auszeichnung überreichte Sportdezernentin Sylvia Schenk im Magistratssitzungssaal des Römers. Der 65jährige engagiert sich seit 1941 für seinen Ruderverein und hat 1946 die erste Regatta mitgemacht, worauf er besonders stolz ist. Inzwischen ist er bei den Ruderern zum Ressortleiter für Veranstaltungen aufgestiegen. Außerdem ist Franz Hühner seit 1956 in der Karnevalgesellschaft "Wespen" Oberrad 1887 aktiv. Vom Zweiten Kassierer bis zum Ersten Vorsitzenden hatte er sich hochgearbeitet und führte 16 Jahre lang dieses Amt. Heute geht er als Ehrenvorsitzender und Ehrenpräsident an Fastnacht in die Bütt. mec
SIEGFRIED KRANEMANN, Vorsitzender des Süd-Ortsverbandes vom Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) und Mitglied des hessischen Tierschutzbeirates, erhielt dieser Tage für sein Engagement jetzt die bronzene Römerplakette. Über zehn Jahre beriet der 59jährige Goldsteiner den Frankfurter Magistrat in allen Belangen des Umweltschutzes, und wird dies auch künftig tun. Mit der Verleihung der Römerplakette wurde jetzt sein Einsatz als engagierter und glaubwürdiger Sprecher der regionalen Naturschutzverbände gewürdigt. fs
HORST SCHÜTZ, seit über 40 Jahren ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz (DRK) tätig, wurde kürzlich mit der Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Hessen ausgezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Berufsfeuerwehrmann (Feuerwache 1 und 5) widmete er sich viele Jahre lang dem freiwilligen Dienst am Nächsten in der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein. Schütz, der in Goldstein zu Hause ist, war früher aktiver Helfer im Sanitäts- und Rettungsdienst. Seit rund 30 Jahren führt er die Mitgliederkartei der Ortsvereinigung (etwa 500 Mitglieder). "Diese Tätigkeit übt er still, bescheiden und gewissenhaft aus", beschreibt es Vorsitzender Willi Schmidt, der den Jubilar jetzt ehrte. Außer der Verdienstmedaille des Landesverbandes überreichte er Schütz im Namen der Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein noch die Henry-Dunant-Silbermedaille, verbunden mit einem Dank für vorbildliche Zusammenarbeit. dixi
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 13
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
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Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 17. Juli, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,07 (0,05) 0,05 (0,04) Staub (0,45) 0,06 (0,02) 0,08 (0,01) Ozon (0,18) 0,04 (0,02) 0,03 (0,03)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU). Im Sommerhalbjahr entfallen die Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
WIRTSCHAFT 11
Frankfurter Rundschau
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Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
Hans S. läßt sich seine Überzeugung 2100 Mark im Monat kosten. Die überweist der 38jährige Frankfurter jeden Monat für insgesamt 50 "Patenkinder" in zwölf Ländern der sogenannten Dritten Welt. "Da verhungern täglich 40 000 Kinder, das muß man sich mal klarmachen", sagt der Kaufmann. Und "natürlich" habe er auch ein schlechtes Gewissen, "daß es uns so gut geht und denen so schlecht". Die Würde des Menschen auch in der "Dritten Welt" zu bewahren, ist seine Motivation. "Wenn ich hier in Deutschland drei Kinder hätte, würden die auch soviel kosten", sagt er zur Höhe der monatlichen Spende.
Einfach nur erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen - im vergangenen Herbst verkaufte er sein mittelständisches Unternehmen, weil ihn die zunehmende Routine immer stärker nervte - während andere im Elend ihr Dasein fristen, das war noch nie Hans S.'s Sache. Hier mal 2000 Mark an "Brot für die Welt", dort ein paar Tausender für die "Cap Anamur" oder 10 000 Mark an die Altenhilfe der Frankfurter Rundschau - das machte er viele Jahre so, und zwar anonym.
Dann stieß der Frankfurter, der sich in einer "Regenerations- und Orientierungsphase" befindet, auf die Hamburger Hilfsorganisation "Plan International" und dachte sich, er könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den organisatorischen Aufwand reduzieren, indem er nur noch an eine Stelle spendet und gleichzeitig "ist mit den Kindern eine große Identifikation möglich", freut sich der Frankfurter, der seit Januar "Pate" ist. Mehr als 20 Briefe hat er von "seinen" Kindern mittlerweile bekommen, "eine ganze Menge Gemälde" haben sie ihm geschickt, von allen hat er Fotos und eine Art "Steckbrief". "Ein Kind aus Kenia wollte auch wissen, welche wilden Tiere denn in Frankfurt leben."
Daß Persönlichkeiten wie Altbundespräsident Walter Scheel und Altbundeskanzler Helmut Schmidt die Schirmherrschaft über Plan International in der Gründungsphase übernommen hatten, war dem Kaufmann Beweis genug für die Seriösität der Organisation. Mit seiner Spende von 42 Mark pro Nase, darüber wird er regelmäßig informiert, wird vor allem das "soziale Umfeld" der Patenkinder gestärkt werden: Unterricht über Hygiene und Verhütung für die Eltern, Schulen und Werkstätten für die Heranwachsenden.
Seine 2100 Mark - "ich muß es mir nicht vom Mund absparen, schüttel' es aber auch nicht einfach aus dem Ärmel" - sollen helfen, "die verkehrte Politik des Westens, das Nord-Süd-Gefälle, daß es uns auf deren Kosten gutgeht", auszugleichen. Chancen für die "notwendige politische Veränderung" sieht Hans S. aber nicht. "Die Parteien sehen die Dritte Welt nur am Rande." Seine Patenschaften seien zwar bloß "50 Tropfen auf den heißen Stein, aber wenn das alle machten . . ."
Hans S. wartet auf die Flut. ras
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 11
"Friedrich Wilhelm II. von Preußen den edlen Hessen, die hier siegend fielen, den Gefährten mühsamer Unternehmungen von den hessischen Völkern, welche bei der Einnahme von Frankfurt am 2. Dezember 1792 eines ruhmvollen Todes starben." So lautet, gekürzt und aus dem Lateinischen übersetzt, die Inschrift auf dem Hessen-Denkmal, das das älteste und, zumindest historisch gesehen, imposanteste von Frankfurt sein dürfte.
Das Monument wurde 1793 errichtet, der Anlaß aber wirft in diesem Jahr die schwierige Frage auf, ob und wie man sich dazu eine 200-Jahr-Feier vorstellen soll.
Worum geht es? An jenem 1. Adventssonntag 1792 wurde Frankfurt von Besatzern befreit, französische Truppen unter General Custine. Preußische und hessische Verbände drangen durchs Friedberger Tor in die Stadt ein, wobei Frankfurter Handwerksgesellen ("Kaum Bürgerssöhne" schrieb Freiherr vom Stein) den Besatzern so wirkungsvoll in den Rücken fielen, daß es gelang, die Franzosen zum Bockenheimer Tor hinauszujagen. Nicht ohne Verluste: Die Namen der 82 gefallenen Hessen sind zum Teil auf dem Denkmal verewigt. Der kleine Hügel, auf dem sich das Kriegerdenkmal erhebt, soll ursprünglich aus genau 82 Findlingen aufgeschichtet worden sein. Die Namen der 41 Franzosen, die am selben Tag starben, sind nicht bekannt.
Das Hessendenkmal symbolisiert Kriegsruhm und Siegerstolz auf eine - verglichen mit ähnlichen, pathetischen Monumenten aus dem 19. Jahrhundert - kuriose Weise. Auf einem wuchtigen Marmorblock liegen ein Widder (Sturmbock), ein Helm, ein Schild, die Keule des Herkules (sagt man), und das Fell des Nemäischen Löwen, den jener besiegt hat. So gesehen, wären die 41 gefallenen Franzosen in Gestalt des Löwen, dessen Kopf mit katzenhafter Behaglichkeit über die Sockelkante herabhängt und den Autos auf der Friedberger Landstraße beim Vorbeifahren zuschaut, also doch vertreten?
Fest steht, daß die unordentlich herumliegenden Objekte von unten aus relativ schlecht zu sehen sind, aus erbeuteten Kanonen gegossen wurden und reichlich Grünspan angesetzt haben. Ob zugleich die Befreiungstat in Vergessenheit geraten ist? Immerhin war es so, daß die Franzosen als Abgesandte der 1792 heftig brodelnden Revolution von etlichen Frankfurtern (in Sachsenhausen soll es Jakobiner gegeben haben) mit Sympathie empfangen und als Künder eines neuen Zeitalters willkommen geheißen wurden. Andererseits scheint General Custines Interesse an der reichen, freien Handelsstadt am Main nicht im Übermitteln einer gesellschaftlichen Utopie bestanden zu haben. Kurz nach seinem Einmarsch am 22. Oktober 1792 nahm er Geiseln und forderte von den Stadtvätern zwei Millionen Gulden Lösegeld. Die Hälfte davon bekam er.
Eine andere Schwierigkeit, sich mit Stolz und Freude des 200 Jahre zurückliegenden Kampfes der wackeren Hessen zu erinnern, dürfte darin liegen, daß ihr Sieg von sehr viel kürzerer Dauer war als seine monumentale Gedenkstätte.
Zwischen 1796 und 1806 kehrten die Franzosen, zusehends mehr imperialistisch als revolutionär gestimmt, nicht weniger als fünfmal nach Frankfurt zurück. Das Hessendenkmal haben sie dabei jedoch nicht angerührt.
Die Stadt Frankfurt ließ es 1844, 1930 und 1953 restaurieren. Keine Kriege und historischen Veränderungen konnten ihm etwas anhaben, bis 1971 doch etwas geschah, dessentwegen es von seinem alten Standort auf einer Verkehrsinsel vor dem Bethmannpark entfernt wurde: der U-Bahn-Bau.
Seit 1973 steht es etwa 200 Meter nördlich auf einem Rasenstück in dem (man muß wohl sagen: toten) Winkel zwischen Friedberger Landstraße, Mercatorstraße und Mauerweg. Irgendwo mußte man ja hin damit. Hier kommen zwar viele Leute vorbei, aber die allermeisten davon sitzen im Auto und verweilen allenfalls so lange, bis der Stau sich weiterbewegt.
Werden sich am 2. Dezember 1992, dem 200sten Jahrestag jener Schlacht um Frankfurt, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu einer Feierstunde am Hessendenkmal versammeln? Allen, die sich auf das kleine Rasenstück begeben, um das Monument und die Schrifttafeln aus der Nähe zu betrachten, ist dringend zu empfehlen, nicht nur nach oben zu schauen, sondern auch auf ihre Schritte zu achten. Das Hessen-Denkmal steht nämlich mitten in einem höchst beliebten Hundeklo. PETER PETERS
In einem kleinen Text über die Wirkung des Henkels am Gefäß hat sich Georg Simmel 1911 an einer vielversprechenden Erweiterung unseres Begriffs vom Schönen versucht. Obwohl Schönheit und Nützlichkeit prima facie nichts miteinander zu tun haben, muß nach seiner Einsicht zwischen ihnen nicht unbedingt ein Gegensatz bestehen. Wenn es gelingt, in einer Gestalt des Lebens oder der Kunst beides miteinander zu vereinbaren, dann ergibt sich daraus nach Simmel vielmehr eine "höhere", eine "sozusagen überästhetische Schönheit".
Damit hat der sensible Kulturphilosoph eine Vorstellung formuliert, die zu Beginn des Jahrhunderts in der Luft lag. Nicht nur in den künstlerischen Bemühungen des Bauhauses und später in der Ulmer Schule für Design hat sich dies Ideal einer Einheit von Form und Funktion eindrucksvoll niedergeschlagen, und es fällt schwer zu glauben, daß es jemals veralten könnte, ohne zumindest realisiert zu sein.
Simmels Vision scheint überdies eine Übertragung auf das nicht weniger fragwürdige Verhältnis zwischen dem ästhetischen und dem moralischen Aspekt in Kunst und Leben geradezu herauszufordern. Läßt sich da nicht ganz ähnlich argumentieren, daß eine Verbindung dieser beiden so gänzlich verschiedenen Vollkommenheiten eine höhere Art von Schönheit - oder von Güte - hervorbringen müßte? Es wäre ja doch nur schön und gut, wenn diese Synthese gelänge. Wieso aber setzen wir eigentlich - aufgeklärte Zeitgenossen der Moderne, die doch längst in allen nötigen Fragen funktional zu differenzieren wissen - immer noch auf eine solche Einheit?
Immanuel Kant hat wie kein anderer zuvor die Geltungsansprüche von Ethik und Ästhetik entschieden abgegrenzt. Der Selbstbegriff, der in jedem Anspruch auf vernünftige Orientierung durch freies Handeln zum Tragen kommt, hat seinen normativen Fluchtpunkt in grundsätzlichen Einsichten, die in letzter Instanz nur auf die Rationalität von Begriff und Argument gegründet sein können. Das im weitesten Sinne erotische Selbst- und Weltverhältnis, das in der ästhetischen Reflexion zum Ausdruck kommt, kann sich dagegen allein auf ein Gefühl der Lust beziehen.
Damit sind die Belange der moralischen und der ästhetischen Einstellung in aller Strenge geschieden. Wir zehren bis heute von der Rationalität dieser Abgrenzung und sollten sie mit Rücksicht auf die offenkundigen Eigenarten unserer unterschiedlichen Ansprüche nicht ohne Not aufgeben. Doch offensichtlich ist auch, daß dieser ultimative Bescheid in der Frage nach dem Verhältnis von Ästhetischem und Moralischem für uns nicht das letzte Wort hat.
Wenn auch die aufs Prinzipielle zielende Argumentation einleuchtet, ist doch vor allem eines nicht zu übersehen: daß in unserer lebensweltlichen Einstellung auf ästhetische und moralische Probleme gar nicht die Frage nach der prinzipiellen Legitimation der Paradigmen im Vordergrund steht. Zwar ist das Problembewußtsein des modernen Menchen von der Eigenart moralischer Grundsätze und der ästhetischen Autonomie der Kunst unbestreitbar. Doch aus mehr als einem Grunde scheint es dennoch sinnvoll, zunächst für einen Augenblick bei jener Intuition von der ästhetisch-moralischen Integrität zu verweilen. Denn unbelehrbar, wie wir in unseren elementaren Hoffnungen offensichtlich sind, stellt sie sich im täglichen Leben allenthalben ein.
In der Wirklichkeit haben wir es in einem aufs Ganze gehenden Lebensentwurf mit einer Fülle von wechselseitigen Verweisungen, von Analogien und Übergängen, von Gemeinsamkeiten zwischen unserem rationalen Begriff und unserem ästhetischen Bild von uns selbst zu tun. Um auf Fälle einer unlösbaren Durchdringung von moralischen mit ästhetischen Momenten aufmerksam zu werden, muß man nicht einmal auf das aristokratische Ideal des gentleman zurückgehen, in dem die Vornehmheit den Gesichtspunkt der Orientierung gibt. "Findest du das etwa schön?" fragt man in der Auseinandersetzung sein Gegenüber mit Blick auf eine moralisch fragwürdige Handlungsweise - und der andere wird dann wohl kaum auf das Mißverständnis verfallen, fragend an sich herunterzuschauen. Ähnliche Beispiele sind Legion. Allein schon die Selbstverständlichkeit, mit der wir auf das reflektieren, was sich gehört - oder was man dagegen nach dem Gebot des Anstandes "nicht tut", läßt eine Durchlässigkeit moralischer Normen für ästhetische Werte erkennen; wieviel mehr noch die Art und Weise, wie wir nicht nur unsere äußere Erscheinung und Umgebung, sondern auch unser Tun und Lassen nach Gesichtspunkten des guten Stils ausrichten. Und um uns klarzumachen, wie es auf uns wirkt, wenn uns jemand eine Gefälligkeit erweist, brauchen wir im Grunde nur in das Wort hineinzuhören. Solche und ähnliche Affinitäten des Ästhetischen und Moralischen sind auch den Dichtern und den Philosophen nicht entgangen. Ein besonders markantes Beispiel bietet ihnen der Fall, daß uns die Situation ästhetischer Erfüllung im zwangsläufigen Überschwang der Reflexion auf ihre tiefere Bedeutung wie die exemplarische Vergegenwärtigung eines insgesamt erstrebenswerten Zustandes unserer selbst und der Welt vorkommt.
Ob Goethes Mephisto seinen Faust zu der weltverfallenen Bitte verführen möchte, der schöne Augenblick möge verweilen; ob Nietzsche seinem Zarathustra die tiefempfundene Einsicht in den Mund legt, alle Lust wolle Ewigkeit; ob Kant selbst schließlich das Schöne als Symbol des Sittlichguten versteht oder der amerikanische Pragmatist John Dewey im Kunstwerk das Symbol eines gelungenen Gemeinwesens wahrnimmt: Jedesmal geht es um ein Streben, das mit der ästhetischen Ergriffenheit intuitiv verbunden wird und das in der zutiefst moralischen Intention auf die gute Einrichtung der inneren und äußeren Verhältnisse kulminiert. In Frage steht darin nicht weniger als die richtige Lebensführung.
Selbst unser Verhältnis zur Kunst ist in extremen Fällen durchaus betroffen von jener seltsamen Unfähigkeit, die Bereiche Ethik und Ästhetik zu trennen, die freilich allein als defizienter Modus nicht angemessen beschrieben ist. Bis auf den heutigen Tag läßt sie uns immerhin verstehen, was gemeint war, wenn der Platonische Sokrates, den uns die typisierende Überlieferung mit Glatze, eingedrückter Augenpartie und Kartoffelnase zeigt - wenn dieser faunische Kauz aufgrund seiner Lebensführung selbst gegenüber den schönsten Jünglingen der Athener jeunesse dorée als der schönere, ja: der eigentlich Schöne vorgestellt wird.
Es ist angesichts seiner epochalen Leistung für die geltungslogische Trennung der Bereiche aufschlußreich, daß eben diese alteuropäische Intuition der ästhetisch-moralischen Einheit selbst den analytischen "Alleszermalmer" Kant noch in ihrem Bann verhält. Wenn er bei der Rechtfertigung der Autonomie des Ästhetischen zu der Frage kommt, welcher Gegenstand denn wohl imstande sein könne, für unser Erleben so etwas wie ein "Ideal der Schönheit" darzustellen, dann lautet die von keinem Zweifel berührte Antwort: nur der Mensch. Das hat für unsereins wenig Überraschendes. Verblüffend ist jedoch die durchaus moralische Begründung, die Kant für diese ästhetische Option anführt: Der Mensch ist deshalb der einzige ernsthafte Kandidat für unsere Vorstellung von einem Maximum an Schönheit, weil er nach unserer Kenntnis das einzige Wesen ist, das durch seine Fähigkeit zum freien Handeln seinen Zweck ganz in sich selbst hat.
Die Probleme, die sich für eine stringente Theorie des Ästhetischen aus dieser scheinbaren Inkonsequenz ergeben, sind beträchtlich. Und doch hat es unsere ganze Sympathie, daß in dieser Frage ersichtlich jene Erfahrung triumphiert, die wohl bis heute jeder Mensch machen wird, wenn er nur den Vorgängen in seinem eigenen Inneren mit Sinn und Verstand nachgeht: Mit dem Anblick, den uns Wesen von unseresgleichen bieten, hat es immer noch eine besondere Bewandtnis. Durch keine noch so raffinierte Bemühung um methodische Abstraktion können wir letztlich davon absehen, daß der andere Mensch für uns stets mehr darstellt als bloß einen ästhetischen Reiz. Und gerade darin empfinden wir ihn als - schön.
Diese Gewißheit, in der sich unser humaner Selbstanspruch anschaulich zusammenzieht wie in einer absoluten Metapher, hat wohl ihre wirkungsmächtigste Form in der antiken Lehre von der kalokagathia gefunden. Entgegen dem verbreiteten Vorurteil kennt der Platonische Sokrates sehr wohl den Reiz, der von den schönen Körpern ausgeht. Doch er weiß dabei, daß dies nicht alles sein kann: Der gute Wille zur Sublimation führt ihn zu der Einsicht, daß es in letzter Instanz die Seele ist, was wir als schön erleben. Damit ist der harte Kern der Frage nach der Trennbarkeit der Gesichtspunkte ästhetischer und moralischer Einstellung berührt.
Die Antwort, die hier gegeben wird, ist nicht so altmodisch, wie es im bloßen Hinweis auf die weit entfernte historische Position erscheinen mag. Die Einsicht, die sie bezeugt, schlägt sich mutatis mutandis auch noch nach Kants Bemühen um eine Scheidung der Begriffe vom Guten und Schönen in den unterschiedlichsten Positionen nieder - am entschiedensten wohl heute im Denken von Emanuel Levinas, der die Ethik geradezu in jenem Verhältnis begründet sehen will, das wir intuitiv zu dem Appell beziehen, der uns aus dem Gesicht des anderen entgegenblickt.
Ob dies letztlich im Rahmen einer philosophischen Argumentation ausgewiesen werden kann, ist eine andere Frage, und alles Wunschdenken nützt hier nichts: Es sieht nur auf den allerersten Blick so aus, als könnten dergleichen bedeutsame Beobachtungen dem Philosophen in uns das Kopfzerbrechen bei der genaueren Bestimmung der Momente unseres humanen Selbstverständnisses ersparen. So sehr wir auch tiefsitzende Bedürfnisse in einem solchen Integrationsversuch bestätigt und bestärkt finden - für das Verständnis der Verbindung und Trennung zwischen Ästhetik und Moral ist durch eine intuitive Verbindung noch wenig gewonnen. Wenn man begreifen will, wie es möglich ist, daß ästhetische Bilder und moralische Ansprüche - additiv, kumulativ oder analog - eine so gesteigerte und glückliche Allianz eingehen wie etwa in Simmels Vision, muß man bereits wissen, wovon man spricht.
Bei allem Bedarf an Klärungen, die wir hier im Blick auf klassische Texte wie zeitgenössische Erfahrungen nach der Richtung unserer integralen Intuitionen und unserer rational differenzierten Geltungsansprüche noch zu leisten haben, dürfte in letzter Instanz wohl eine Einsicht hilfreich sein, die die Gemeinsamkeit des Ästhetischen und des Moralischen in jenem Ursprung aufsucht, welcher aller gebotenen Differenzierung noch vorausliegt:
In dem gutwilligen Versuch, uns Rechenschaft über die Motive unseres Handelns zu geben, ebenso wie in der lustvollen Beschäftigung mit unseren sinnlichen Eindrücken und anschaulichen Vorstellungen sind wir zuletzt nur auf uns selbst gestellt. Wir setzen auf unsere besten Kräfte, wenn wir uns ein präsentables Bild, einen einsichtigen Begriff von uns selbst machen. Aus beiden leuchtet der neuzeitliche - und moderne - Primat der Subjektivität, und in beiden ist ein je spezifisches Selbstverhältnis aktualisiert.
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MAIN-KINZIG-KREIS V
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 14
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HOCHTAUNUSKREIS. Jeden Morgen und jeden Abend konnte sich Erlend Martini, Kreisbeauftragter für den Vogelschutz, in den letzten Wochen ein kostenloses Konzert anhören. Ort der Veranstaltungen: sein Garten. Die musikalischen Darbietungen wurden nicht von einem Orchester aufgeführt, sondern von einem unscheinbaren Vogel: Ein Rotkehlchen hatte sich in seinem Garten heimisch eingerichtet.
Obwohl nur ein Solist für die Gartenmusik sorgte, bekam Martini eine große Vielfalt von Melodien präsentiert. Schließlich beherrscht das Rotkehlchen bis zu 275 verschiedene. Nicht zuletzt auch wegen dieser Begabung wurde es nun vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres 1992 gewählt.
"Da hat man sich einen echten Publikumsliebling ausgesucht", spöttelt Franz-Josef Salzmann von der Wehrheimer Vogelschutzgruppe. Anfangs war er verärgert über die Wahl. Inzwischen hat er eingesehen, daß man nicht immer nur seltene Arten, die keiner mehr kennt, zum Vogel des Jahres machen kann: "Man muß auch mal was für den Normalbürger bieten."
Das ist mit dem Rotkehlchen gelungen. Es kann nämlich nicht nur "wunderbar melancholisch singen", so der schwärmende Salzmann. Es ist auch an seiner rot-braunen Brust gut zu identifizieren - selbst für Leute, die sich mit Vögeln nicht so gut auskennen. Dazu kommt die pummelige Gestalt, der runde Kopf, und die großen Augen.
Vor Menschen hat der kleine Sänger keine Angst. Seit Jahrhunderten fühlt er sich dort wohl, wo sie siedeln. Rotkehlchen machen sich häufig zunutze, was die Menschen achtlos liegen lassen. Wenn's keinen besseren Platz gibt, bauen sie auch schon mal in einer Konservendose oder in einer ollen Gießkanne ihr Nest. Halbvergessene Holzstöße im Garten sind als Quartier beliebt. Auch von der Gartenarbeit profitieren sie. Wer im Herbst seine Beete umgräbt, muß damit rechnen, daß hinter seinem Rücken ein paar Rotkehlchen die aufgewühlte Erde nach frischen Regenwürmern absuchen.
Der Meistersinger ist für eine PR-Aktion der Naturschützer bestens geeignet. Denn einerseits entwickeln die Menschen "sehr schnell eine emotionale Beziehung zu dem Vogel", sagt Erlend Martini. Andererseits ist das Rotkehlchen eine Art Öko-Indikator. Es gibt sie fast überall im Hochtaunuskreis. In Steinbacher Gärten bauen sie ihre Nester und legen vier oder fünf Eier rein. Am Wiesbach bei Grävenwiesbach nehmen sie ausgiebige Bäder, um das Gefieder zu reinigen.
Doch es gilt die Faustregel: Je mehr Rotkehlchen in einer Region leben, um so besser ist es um die Natur bestellt. Am Wolfsborn in der Nähe des Wehrheimer Schwimmbades gibt es zum Beispiel besonders viele. Das ist ein im wahrsten Sinn des Wortes naturbelassenes Stück Landschaft mit feuchten Wiesen, mehreren Tümpeln und einem urigen Wald.
In den Feldern rund um die Taunusgemeinde gibt es dagegen immer weniger Rotkehlchen. Den Mähdreschern und Traktoren waren schon vor Jahren die Hecken im Weg. Sie wurden abgehauen. Das Rotkehlchen aber braucht sie als Unterschlupf. Und im Herbst frißt es sich an den fleischigen Früchten des Gesträuchs satt.
Noch lieber stillt der Vogel seinen Hunger mit Schmetterlingsraupen, Blattläusen und anderen Krabblern. Doch die Pestizidspritze hat in den vergangenen Jahren das Kleingetier auf den Feldern fast ausgerottet. Hinzu kommt, daß auch der saure Regen dem Rotkehlchen zugesetzt hat: Vogelfreunde haben herausgefunden, daß in Regionen mit besonders ätzenden Niederschlägen die Populationen zurückgehen.
So sind die Rotkehlchen rund um den Feldberg ziemlich selten. Im Harz gibt es Gebiete, wo seit Jahren kein einziges Exemplar mehr gesichtet wurde. 1972 machten sie dort noch 10 Prozent der Vogel-Bevölkerung aus.
"Obwohl es noch nicht akut bedroht ist, gibt es immer weniger Lebensräume", sagt Erlend Martini. Die Bestände sind rückläufig. "Doch jeder, der eigenen Garten hat, kann etwas für das Rotkehlchen tun", weiß Franz Josef Salzmann. Sein Rezept ist denkbar einfach: Weg mit den geleckten sterilen Gärten, in denen es so ordentlich wie im Wohnzimmer aussieht. Es einfach hinterm Haus ein bißchen verwildern lassen. Aus dem Rasen eine Wiese machen und sie nur noch zwei oder dreimal im Jahr mähen.
In dem hohen Gras fühlen sich Insekten wohl. Einen Reisighaufen einfach liegen lassen, damit Rotkehlchen darin ihre Nester bauen können. Mit exotischen Büschen wie Tuja können die Vögel nichts anfangen. Deshalb lieber heimische Sträucher im Garten pflanzen: Mehlbeere, Haselnuß, Feuerdorn oder Hartriegel. FRANK WENZEL
FRANKFURT A. M. Wo bleibt der Koffer? Seit Ende April warten die Chemie- und Biologielehrer von neun Frankfurter Schulen auf ihn. Sie haben sich schon Gedanken gemacht, was sie mit dem versprochenen "Umweltkoffer" anfangen wollen, müssen sich aber noch gedulden. "Es gibt Lieferschwierigkeiten mit einigen Bestandteilen", erklärte Michael Breh der Stadtteil-Rundschau (er betreut im Stadtschulamt das Projekt "Umwelt lernen"). Dennoch soll das kleine Öko-Labor "auf jeden Fall" noch vor den Sommerferien an die Schulen ausgeliefert werden, versicherte Breh.
An der Robert-Blum-Schule in Höchst etwa halten die Lehrer den 4000 Mark teuren "Umweltkoffer" schon in den Händen. "Letzte Woche ist er gekommen", sagte die Schulleiterin Beate Meier-Hubrath, "wir haben alle staunend danebengestanden." Ein komplettes Öko-Labor mit Erdbohrer, Schallpegelmeßgerät, ph- Meter (zur Bestimmung des Säuregehaltes des Bodens), Reagenzgläsern und diversen Chemikalien hatte die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) persönlich vorbeigebracht und zugesagt, an neun weitere Schulen einen solchen Koffer auszuliefern. Was wollen die Schulen damit anfangen?
Das ist für Alexander Zabler, Schulleiter der Albert-Schweizer-Schule in Bonames, ganz klar: "Bei uns füllt der Koffer 1000 Lücken im ökologischen Bereich." Seit zehn Jahren ist die Schule in Umweltprojekten engagiert und mehrfache Preisträgerin des Wettbewerbes "Gestalte deine Umwelt, bring Natur zur Schule". Doch bislang konnten nur wenige konkrete Daten erhoben werden. Das soll anders werden: Die Schadstoff-Belastungen des Regens können demnächst analysiert werden, die Lärmbelastungen durch den nahegelegenen US-Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" wollen die Schüler messen und herausfinden, ob die Frischluft, die das Tal der Nidda entlang nach Frankfurt zieht, den Namen "Frischluft" noch zu Recht trägt. Damit will die "stadtteiloffene" Schule auf Umweltprobleme reagieren und mit Hilfe des Umweltkoffers auch eingreifen.
So weit gehen die Vorstellungen nicht an allen Schulen. Auch der Zeitpunkt, an dem die Umwelterziehung der Kinder beginnt, wird verschieden gewählt. In Bokkenheim etwa wartet die Biologie- und Chemielehrerin der Sophienschule, Sabine Thäle, gespannt auf das Öko-Labor. Sie will es in den 8. und 9. Klassen in beiden Fächern einsetzen, konkrete Pläne hat sie noch nicht.
Konkrete Erwartungen knüpft dagegen der Schulleiter der Ziehenschule in Eschersheim, Günther Brill, an das Miniatur-Labor: "Ich hoffe, daß der Koffer die Schüler motiviert, sich stärker um Chemie und Biologie zu kümmern." Insbesondere die Schüler der 7. und 8. Klassen sollen sich mit Umweltanalysen beschäftigen, denn "gewisse chemische Grundkenntnisse sind erforderlich", meinte Oberstudiendirektor Brill.
Das sieht Klaus Kaduk, Schulleiter der Carlo-Mierendorff-Schule in Preungesheim, anders. Er möchte die Schüler möglichst ab der 5. Klasse mit dem Umweltkoffer experimentieren lassen. "Wichtig ist die Begeisterungsfähigkeit der Schüler im jungen Alter", sagte Kaduk. Seit acht Jahren wird in Preungesheim an der Veränderung der Schule gearbeitet. 20 verschiedene Arten Bäume und 100 Büsche haben die Schüler mit Unterstützung der Biologielehrerin Monika von Sydow auf dem Schulgelände gepflanzt. "Für Menschen, die an einer bestimmten Sache mitgearbeitet haben, wird der Umweltschutz zur Herzenssache", so Kaduk.
In Unterliederbach, an der Walter- Kolb-Schule, findet es Schulleiterin Margot Häuser besonders wichtig, daß der Umweltkoffer tatsächlich transportabel ist, damit die Lehrer und Schüler nicht mehr an den Raum gebunden sind. Die Schule will ihr Gelände selbst hegen; dabei sollen die neuen Geräte helfen. Das Kollegium der Käthe-Kollwitz-Schule in Zeilsheim sieht dem Umweltkoffer gelassen entgegen.
Die Schule verfügt schon über zwei derartige Ausrüstungen und hat schon eine Reihe positiver Erfahrungen damit gemacht, allerdings enthalten die zwei vorhandenen Behälter andere Geräte. Im Fach Polytechnik will Direktor Erich Sehr die neue Laborausrüstung einsetzen: "Da könnte er sehr gut helfen."
Als "naturfern" beschreibt Schulleiterin Giesela Haase den Standort der Georg-Büchner-Schule in Bockenheim. Dort bestimmen die Probleme des Stadtteils die Anforderungen an den Umweltkoffer. Bislang habe man sich die Werte für die Belastungen der Luft vom Umweltamt geben lassen, demnächst sollen die Untersuchungen von den Schülern selbst gemacht werden.
Nicht an allen Schulen sind die Vorbereitungen schon so weit fortgeschritten. Die Lehrer der Carl-Schurz-Schule in Sachsenhausen etwa haben nach Angaben ihres stellvertretenden Schulleiters Reinhard Huiden erst aus der Zeitung erfahren, daß sie einen solchen Umweltkoffer erhalten sollen.
Die Schulleiterin ist zur Zeit nach Leipzig abgeordnet, der Informationsfluß stockt. "Wir freuen uns dennoch," sagte Huiden, "unsere Umweltgruppe kann damit bestimmt etwas anfangen."
Nur an der Karl-Oppermann-Schule in Sachsenhausen blieben die Lehrer reserviert: Sie wollen sich die Geräte erst einmal ansehen, bevor sie Pläne machen. kan
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
Die russische Wochenzeitung "Djen" gilt als wichtigste Wegbereiterin des Putsches gegen den damaligen Staatschef Michail Gorbatschow. Bis zum August vergangenen Jahres wurde sie vom Schriftstellerverband der UdSSR herausgegeben. Nach der Spaltung der Literatenvereinigung zeichnet nun eine Gruppe nationalistischer und antisemitischer Künstler für das Blatt verantwortlich. In den Monaten nach dem Putsch hat das Organ fast alle namhaften Autoren und Publizisten der nationalkonservativen Rechten um sich geschart. Eine denkwürdige Koalition geht die Rechte dabei mit Alt-Kommunisten und religiösen Mystikern ein. Die Konturen der neuen "geistigen Opposition" in Rußland hat die Slawistin und Literaturwissenschaftlerin Dr. Karla Hielscher untersucht. Wir dokumentieren die im Mai-Heft der "Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte" (Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn) erschienene Analyse.
MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU VII
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS IV
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
Auf der Bundesversammlung der Grünen Ende April 1991 in Neumünster wurde Christine Weiske überraschend zur Sprecherin der Öko-Partei gewählt. Mit Unterstützung des Fundi-Flügels setzte sie sich unter anderem gegen Antje Vollmer durch. Trotzdem ist von der gebürtigen Hallenserin, die eine ganz normale "DDR-Biographie" durchlief, bisher wenig bekannt. Im Gespräch mit Thomas Leif und Hans-Josef Legrand äußert sich die Ärztin über die Spannungen zwischen West- und Ostgrünen, zwischen Politik-Profis und -Amateuren und das unterschiedliche Politikverständnis zwischen West- und Ostdeutschen. Wir dokumentieren das Interview leicht gekürzt. Es ist Teil des Buches "Die politische Klasse in Deutschland", das im Bouvier-Verlag (Bonn) erschienen ist. Wir setzen damit unsere Serie zur Parteienanalyse fort. Foto: Jürgen Eis
Weiße Fische zeigen uns den Weg. Ihre leuchtenden Holzleiber weisen den Pfad entlang, den Berg hinauf. Es ist zehn Uhr nachts, Dämmerung, windstill und mild. Die Farben tauchen langsam ins Grau, doch auch zwischen den Bäumen sehen wir noch gut. Keiner spricht, das einzige Geräusch sind unsere Schritte auf kiefernadel-bedecktem Waldboden, feuchtduftender Erde, auf Steinen und Felsen, ist das Keckern eines Eichelhähers, dessen Nachtruhe wir stören. Dann stehen wir auf dem Berg mit dem putzigen Namen Hobtetoppen, unter uns das Meer und über dem Meer das milchige Licht des Vollmonds. Inselchen ruhen grauschwarz im schimmernden Wasser, der Strand liegt verlassen, Wellenkämme blitzen zartrosa, ein, zwei, drei kleine Leuchttürme blinken. Mandal, die Stadt, ist, zu Fuß, nur eine halbe Stunde weit weg, doch hier hört man das Leben in ihr schon nicht mehr, sieht nur den Heiligenschein ihrer Lichter.
Nicht, daß in der kleinen Stadt an der Südküste Norwegens um diese Tageszeit noch das Leben tobte. Nachmittags trugen Frauen Einkaufstaschen durch die Fußgängerzone, die Gaagada, an der Hand ein Kind mit Eistüte, sammelten Pfadfinder auf dem sonnenbeschienenen Tidemand-Platz Geld für einen guten Zweck, saßen vor dem ältesten noch erhaltenen Haus Mandals - es wurde 1740 gebaut und ist heute ein Restaurant - die Leute an weißen Tischen, tranken Kaffee, aßen Pizza. Schüler spazierten am Egil-Skallagrimsson-Denkmal vorbei, Späße treibend unter dem grimmigen Blick des Wikinger-Dichters mit dem Pferdekopf. Jetzt sind die Bürgersteige hochgeklappt, die Straßen menschenleer. Nicht einmal der "Broadway", die Disco im rosaroten Haus am Tidemand-Platz, scheint die Mandaler locken zu können. Als ich kurz vor Mitternacht in meinem Hotelzimmer im Bett liege, das Fenster ist geöffnet, lausche ich in die Stille, höre nichts als das Rascheln meines Kopfkissens und erschrecke plötzlich: Auf der Straße hat einer gehustet.
Das schmucke Mandal mit seinen Holzhäusern im Empire-Stil diente einem viel berühmteren Ort in der Nähe von Kristiansand als Vorbild - darauf weist die Dame vom Fremdenverkehrsamt, die unsere kleine Gruppe führt, nicht ohne Stolz hin. 1955 erschien von Thorbjörn Egner "Die Räuber von Kardemomme", ein Kinderbuch, das in 24 Sprachen übersetzt wurde und dessen Auflage gleich nach Ibsens Werken kommt. Kasper, Jesper und Jonathan treiben ihr Unwesen im bonbon-bunten Kardemomme By, wo Bastian, der Gendarm, und Tante Sophie wohnen. Seit vergangenem Jahr nun gibt es eine Nachbildung von Kardemomme - Norwegens Antwort auf Disney-World sozusagen: Keine Plastiktiere stehen zwischen den weißen und himmelblauen, rosa- und dunkelroten Häusern herum; neben Schauspielern tummeln sich echte Hühner, Katzen, Hunde, ein Esel, sogar ein Kamel in diesem Dorf, das vom norwegischen König den Stadt-Status und eine eigene Postleitzahl bekam. Erbaut wurde Kardemomme im "Kristiansand Dyrepark", der 1964 als Tierpark eröffnet, aber nach und nach zum Freizeitpark mit Piratenshow, Schwimmbad und Wolfsgehege erweitert wurde.
Kristiansand, die "Hauptstadt Südnorwegens", 1641 von Christian IV. in der Nähe fünf natürlicher Hafenbassins gegründet, hat nicht nur einen Dyrepark, sondern auch ein Viertel mit blütenweißen alten Holzhäusern, das Posebyen, errichtet einst für Soldaten, die sich dort ausruhen (Französisch: reposer) sollten. Eine Zeitlang waren seine Bewohner verpflichtet, uneheliche Kinder aufzunehmen. Ob das wegen der sich ausruhenden Soldaten notwendig wurde?
Der Südwesten Norwegens erinnert in seinem Wohlstand und den properen, schmucken Städtchen ein wenig an die Schweiz. Man zeigt, daß es einem gut geht. In den kleinen Häfen liegen reihenweise Segel- und Motorboote. Auf eine Stadt wie Kristiansand mit ihren 67 000 Einwohnern kommen mehr als 15 000 Boote. Ein älteres Statussymbol sind die weißen Holzhäuser, denn die Farbe mußte früher auf dem Seeweg importiert werden und war teuer. Arme Schlucker konnten sich nur rote Häuschen leisten, doch die wohnten (und wohnen) eher im Norden des Landes. Und so haben viele Städte der Südküste pittoreske, weißleuchtende Holzhaussiedlungen, die in der Regel heute unter Denkmalschutz stehen.
Von Kristiansand oder Mandal aus sind es nur wenige Stunden Autofahrt ins karge, kühle Hochgebirge, das heißt auf 800 bis 1000 Meter Höhe. Die schmale, kurvenreiche Straße folgt meist dem schäumenden Lauf eines Flusses. Je höher wir fahren, desto seltener werden Häuser, Bauernhöfe, desto spärlicher wird der ohnehin spärliche Gegenverkehr. Und desto unfreundlicher wird leider das Wetter: es nieselt und nebelt.
Trotzdem sollen und wollen wir an diesem Tag von Sirdal, einem Wintersportort, aus noch einen Ausflug machen. Die Serpentinenstraße hinunter zum Lysefjord wird zwar erst einen Tag später offiziell für den Autoverkehr geöffnet, doch unsere Fahrerin schreckt das nicht. Und vielleicht scheint im Tal ja die Sonne. Nebel schmiegt sich an Schneewände, die höher sind als unser Minibus - alles ist Weiß in Weiß. Es ist wohl doch kein Zufall, daß nicht weit von hier, in Skudeneshavn auf Karmøy, das Nebelhorn erfunden wurde.
Wenige Stunden später ist der Nebel weg, der Blick frei von 1000 auf null Meter, auf schroffe Felsabstürze, gleißende Schneefelder, tiefblauen Himmel, auf die weißen Fahnen von Wasserfällen. Tief unten liegt die dunkle Fläche des Fjords, liegen sattgrüne Wiesen, darin vereinzelt Höfe. Eine Landschaft, kühl und klar und schön wie die Musik des norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek.
Am nächsten Tag sehen wir uns alles nochmal von unten an. Wir sind von Sirdal wieder hinuntergefahren, ein benachbartes Tal entlang nach Dirdal, haben uns auf dem Weg eine Kerzenfabrik und Gloppedal, das "größte Geröllfeld Nordeuropas" angesehen, zwischen dessen haushohen grauen Felsblöcken norwegische Truppen im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen kämpften. Und gehen dann aufs Schiff, fahren ein Stück hinein in den Lysefjord. Der Käptn stellt den Motor ab, das Boot schaukelt sanft. Wir blicken angestrengt die steilen Felswände hoch - kann da jemand hausen, leben? - während wir eine Geschichte anhören von Liebe, von Schwarzbrennerei in einem fast unzugänglichen Felsenversteck, hier, ganz in der Nähe, eine Geschichte von Verrat und davon, wie der Schwarzbrenner flüchten mußte und seine Geliebte ihn nie wiedersah.
Kontrastprogramm Stavanger: Wir sind mit dem Motorboot direkt vors Hotel gebracht worden. An der Uferpromenade sitzen die Menschen in Straßencafés und blinzeln in die Sonne als sei's Italien, eine Band spielt unter freiem Himmel, Abiturienten in roten und blauen Overalls - wenn norwegische Schüler ihr Abi gemacht haben, ziehen sie, je nach Schulzweig, für ein paar Tage rote oder blaue, manchmal auch weiße Overalls an - siedeln rund ums Hafenbecken, haben das Radio ihrer (natürlich roten oder blauen) VW-Busse aufgedreht und lassen sich von der Polizei nicht stören, die ab und zu vorbeischaut. Eine Frau mit Kopftuch verkauft Krabben in Tüten. Zwei junge Männer in Schlips und Anzug balancieren, Bierflasche in der Hand, auf der Lehne einer Parkbank. Und hoch in einem Baum hängt ein zartlila Büstenhalter.
Stavanger hat sich einen Dosenöffner zum Wahrzeichen erwählt. Hier war früher die Konservenindustrie der wichtigste Industriezweig. Doch Ölplattformen haben die Sardinen in Öl ersetzt, Stavanger, mit rund 120 000 Einwohnern, nennt sich jetzt "Ölmetropole", hat internationale Schulen und Lokale, von "Irishman" bis "Zorbas". Für die Dosen ist inzwischen das Konservenmuseum in Alt-Stavanger zuständig. Die Stadt hat auch ein Schiffahrtsmuseum, eingerichtet in zwei renovierten Speichern direkt am geschäftigen Hafen, mit Segelmacherwerkstatt, Reederkontor, einem Schiffssalon in edlem Leder, in dem die Herren Passagiere einst ihre Zigarren rauchten. Hinter dem Museum beginnt Alt-Stavanger: rund 170 weiße Holzhäuser, enge, steil ansteigende Kopfsteinpflaster-Gäßchen, winzige, aber üppig blühende Terrassen-Gärten, Blumenkästen und Katzen vor den Fenstern - und rote Feuermelder. Bricht in einem der Häuser Feuer aus, ist das ganze unter Denkmalschutz stehende Viertel in Gefahr.
Am nächsten Tag, punkt sieben Uhr, werde ich zum Glück nicht durch die Feuerwehr, sondern durch Böllerschüsse geweckt. Auf der "Gamle Rogaland" hißt ein Matrose die Fahnen. Und halb Stavanger scheint bereits nationalstolz und mehr oder weniger standfest durch die Straßen zu ziehen. Der 17. Mai ist Norwegens Nationalfeiertag, denn am 17. Mai 1814 erhielt das Land seine sehr liberale Verfassung. Damit die Norweger dieses Ereignis gebührend feiern können, drückt die "Politi" nicht nur beim ausgelassenen Treiben der Abiturienten beide Augen zu. Sonst freilich sind die Sitten protestantisch streng in diesem kühlen Land: Wer mit einer geöffneten Flasche Alkohol, es genügt ein Bierchen, auf der Straße erwischt wird, zahlt 1000 Kronen (etwa 250 Mark) Strafe.
Nach dem Fest-Umzug der Schüler und Abiturienten am Vormittag lassen wir die Einwohner Stavangers allein weiterfeiern und machen uns mit Fähre und Fahrrad auf den Weg zu einer kleinen Insel: Mosterøy mit dem Kloster Utstein aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, in dem im Sommer auch Konzerte, Klassik und Jazz, stattfinden.
Die Sonne scheint, der Wind erfrischt, wir radeln vorbei an Wiesen, auf denen gelb und üppig der Löwenzahn blüht, an Grüppchen von Schafen. Eine Lerche tiriliert im Blau, Möwen kreischen, langbeinige Vögelchen stelzen keck am Ufer entlang. Kaum ein Mensch ist zu sehen an diesem Feiertag, viele Mosterøyer sind wohl nach Stavanger gefahren.
Der Kloster-Wärter macht gerade Mittagspause, und so setzen wir uns vor der dicken Steinmauer ins Gras, schließen die Augen, riechen das Meer über der warmen Erde und hören der Vogelwelt und den Hummeln zu. Es ist so still, daß man sie von Blüte zu Blüte brummen hört.
Wäre ich eine Katze, würde ich jetzt schnurren. SYLVIA STAUDE
ANREISE: per Auto und Fähre über Hirtshals - Kristiansand oder Kiel - Oslo oder Frederikshavn - Larvik. SAS bietet Flüge an via Kopenhagen nach Kristiansand oder Stavanger. Man kann auch nach Oslo fliegen und mit der Sørlandsbahn nach Kristiansand oder Stavanger fahren. Oder mit dem Nachtzug in 17 Stunden von Hamburg nach Oslo.
BESTE REISEZEIT: Mitte Juni bis Mitte August. Fähren und Hütten im Sommer rechtzeitig buchen. Fast touristenleer ist es im Mai, kann also, wenn das Wetter mitspielt, empfehlenswert sein. Allerdings ist dann noch manche Hochgebirgsstraße gesperrt.
GELD: eine Norwegische Krone = 0,26 Mark. Was Preise betrifft, gilt die Faustregel: Eine Mark ist in Norwegen etwa 80 Pfennig wert.
UNTERKUNFT: Die Nacht in einem guten Hotel kostet zwischen 400 und 700 Kronen. Es gibt aber Wochenend-Ermäßigungen und bis zu 50 Prozent günstigere Sommer-Sonderangebote, da im Sommer die Auslastung schlecht ist. Diverse Veranstalter bieten günstige Hotelschecks an, und es gibt einen Fjord-Paß, eine Rabattkarte für 200 Hotels und Pensionen in ganz Norwegen, die 17 Mark kostet. Hütten kosten zwischen 350 und 500 Kronen pro Nacht und verfügen meist über sechs bis acht Betten.
ESSEN UND TRINKEN: in Hotels umfangreiches Frühstücksbuffet, von Hering bis Honig. Man kann in Norwegen natürlich sehr gut und viel Fisch essen. Alkohol ist teuer.
KLEIDUNG: Das Wetter kann sehr wechselhaft sein. Unbedingt warme Kleidung mitnehmen.
LITERATUR: Reinhold Dey, Richtig reisen - Norwegen, DuMont. Klaus Betz, Wanderwege in Skandinavien, Bruckmann-Verlag (Bildband). Gunnar Staalesen, Die Frau im Kühlschrank (Krimi, der in Stavanger spielt), Butt-Verlag. Nützlich ist auch das Offizielle Reisehandbuch 1992.
AUSKUNFT: Norwegisches Fremdenverkehrsamt, Abt. Publikumsinformation, Mundsburger Damm 27, 2000 Hamburg 76, Telefon 040 / 22 71 08 10. Oder die regionalen Fremdenverkehrsämter: Vest-Agder Reiselivsraad, Postboks 770, N-4601 Kristiansand, Telefon 0047 / 42-7 45 00, und Ro- galand Reiselivsraad, Övre Holmegate 24, N-4006 Stavanger, Telefon 0047 / 4-53 48 34. sy
Notdienste
MAIN-TAUNUS-KREIS
Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Zu erfragen über die Leitstelle in Hofheim unter Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 3 33 50. Tierärzte Sa., So.: Dr. Herfried Menzel, Hattersheimer Str. 13, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 63 51.
K. Heine-Steinebach, Kronberger Str. 20, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 6 10 06. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Rats-Apotheke, Rathausplatz 30, Eschborn, Tel. 0 61 96 / 4 21 31.
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Hochheim, Flörsheim. Sa.: Birken-Apotheke, Flörsheimer Str. 4, Flörsheim-Wikker, Tel. 0 61 45 / 86 15.
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Hofheim, Kriftel. Sa.: Lorsbacher Apotheke, Hofheimer Str. 5, Hofheim-Lorsbach, Tel. 0 61 92 / 2 63 26.
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Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Sonnen-Apotheke, Austr. 10, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 29 30.
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STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 13
HESSEN 21
ECKENHEIM. Das neue Betreuungsgesetz macht der 280 Mitglieder starken VdK-Ortsgruppe Eckenheim zu schaffen. Auf dem jüngsten monatlichen Treffen des Vereins im Haus Eckenheim fand sich niemand, der ehrenamtlich einen alten Menschen betreuen oder eine Pflegschaft für ihn übernehmen wollte. "Die Reaktion war gleich null", sagte der Vorsitzende der Ortsgruppe, Johannes Kohrs. "Das traut sich keiner zu."
Bislang kümmern sich Rechtsanwälte um alte Menschen, die "geistig nicht mehr ganz da sind" und Hilfe im Alltag oder bei Rechtsgeschäften brauchen. Nur: Es gibt Rechtsanwälte, die mehr als 80 Pflegschaften für alte Menschen übernommen haben. Entsprechend dürftig ist dann auch mitunter der Kontakt im Einzelfall.
Über den VdK und den Paritätischen Wohlfahrtsverband sucht man nun "händeringend" (Kohrs) engagierte Bürgerinnen und Bürger für diese Aufgabe. "Wir unterstützen das Gesetz, damit diese Menschen nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt werden - sie sollen ihren Willen durchsetzen können", unterstrich Kohrs. Ungeachtet der geringen Resonanz wolle der VdK deshalb mithelfen, das Betreuungsgesetz umzusetzen. Doch nicht nur die Sozialpolitik stand auf der Tagesordnung der Ortsgruppe: Der Muttertag war ebenso wichtig. Kohrs hatte sich die Mühe gemacht und war den Ursprüngen des Festes nachgegangen. Ergebnis: Der erste Muttertag war am 12. Mai 1907 begangen worden. Aus Anlaß des zweiten Todestages ihrer Mutter hatte die damals 43jährige Ann Jarvis vor der Kirche ihrer Gemeinde in West-Virgina eine Nelke an alle Frauen verteilt - um "sie und alle Frauen dieser Erde zu ehren". In Deutschland wurde der Tag am 13. Mai 1923 erstmals gefeiert.
Außerdem beschäftigte sich die Ortsgruppe mit weiteren Aktivitäten. Geplant ist ein Ausflug nach Kortelshütte nördlich von Hirschhorn im Odenwald. Vor 24 Jahren wurde dort der Singkreis der Vereins - er zählt heute nur noch sechs Mitglieder - gegründet. Fest steht auch: Am Samstag, 20. Juni, geht die Eckenheimer VdK-Gruppe auf große Fahrt. Bislang ist nur der Abfahrtstermin (10 Uhr) und der Treffpunkt (Sozialzentrum Marbachweg) bekannt. Über das Ziel der Reise hüllt sich Johannes Kohrs in Schweigen: "Dieses Jahr wird es eine Überraschungsfahrt." kan
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NIED. Die vielbeachtete Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin hält die Erinnerung an einen wach, dessen Bilder und Holzschnitte ebenfalls als "entartet" galten und 1933 von den Nazis auf dem Römerberg öffentlich verbrannt wurden: Georg Heck, geboren 1897 in Sachsenhausen, gestorben 1982 in Nied.
"Meine Bilder wollen keinen Inhalt widergeben, sie sind gestaltete Form. Und diese schicke ich auf den Weg zu den Menschen", hat er einmal gesagt. "Er schnitt sein Denken in Holz, um es dann auf Papier dem Betrachter sichtbar zu machen", formulierte der frühere Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann anläßlich einer Ausstellung des Beckmann-Schülers und bedeutenden Künstlers, der zeit seines Lebens Widerborstigkeit gegenüber Institutionen zeigte, dem bürgerliche Konventionen wenig bedeuteten und der in seinen Werken die Stille zum Reden brachte. Wenn die Leute von Nied ihn "Picasso" nannten, dann war das für den sensiblen Mann, der mit seiner Frau Elisabeth und drei Katzen bescheiden und zurückgezogen in einem kleinen Haus in der Kehreinstraße wohnte, kein Kompliment. "Ich will keine Art Picasso sein, sondern ein ,Heck'."
Georg Heck hatte nie ein leichtes und bequemes Leben, er machte es sich auch nie einfach. Enttäuschungen und Entbehrungen begleiteten seinen Weg. Vom Waisenhaus (die Eltern waren früh gestorben) kam er in die Lehre zu einem Kunstschmied. Er machte den Ersten Weltkrieg mit, geriet in Gefangenschaft, verdiente sich als Fabrikarbeiter sein Geld und hungerte sich durch, um in Frankfurt die Städelschule besuchen zu können, wo er Meisterschüler von Max Beckmann wurde. "Beckmann hat mich tief beeindruckt", schwärmte er noch in hohem Alter. In den 30er Jahren fand Heck seinen eigenen künstlerischen Stil, war freischaffendes Mitglied der Darmstädter Sezession und des Deutschen Künstlerbundes und stellte seine Bilder im In- und Ausland aus. Neben dem von ihm geliebten Impressionismus wandte er sich schon früh auch dem Expressionismus zu, jener Kunstrevolution, die wie keine andere die Nöte und Hoffnungen einer Epoche widerzuspiegeln vermochte.
Seine eigenen Hoffnungen und Träume dagegen zerbarsten im Feuer der Bilderverbrennung. Was die Flammen auf dem Scheiterhaufen nicht zerstört hatten, vernichteten wenig später die Bomben. 1944 verlor Heck den größten Teil seiner wertvollen Stücke bei einem Luftangriff.
Nach dem Krieg fing Heck in seiner Nieder Werkstatt noch einmal ganz von vorn an. Unter dem Titel "Weisheiten, Splitter eines nackten Körpers" notiert er: "Ich laufe daher wie ein Fremdling und habe doch Hoffnung. Ich bin untröstlich und doch wieder heiter. Vom Leben liebe ich das Sichtbare - und fühle die Tiefe in mir. Das ist mein inneres Reich, in dem ich groß bleiben will."
Bald wurden seine Bilder und Farbgraphiken in ihren subtilen Differenzierungen von Flächen, Kurven, Akkorden und Dissonanzen in der Kunstszene als "Geheimtip" gehandelt. Das Städel erwarb Arbeiten von Georg Heck, die er nur auf Drängen und unwillig herausgab. Von seinen Werken wollte er sich eigentlich nie trennen, guten Freunden schenkte er dann und wann eine Zeichnung oder ein Aquarell voller Poesie, und nur in der allergrößten finanziellen Not verkaufte er seine Bilder zu Preisen weit unter Wert.
Einmal wurde der Meisterschüler Beckmanns für den Meister selbst gehalten. Ein Fresko im Kasino des ehemaligen IG-Hochhauses wurde einst mit viel Enthusiasmus als Beckmann-Arbeit gefeiert. Kunstsachverständige reisten an und untersuchten das eindrucksvolle Gemälde, priesen seine Schönheit und Ausdruckskraft und bewerteten es als eine besonders reife Leistung von Max Beckmann. Sie irrten. Das Wandbild mit den Hölderlin-Zeilen "Komm. Es war wie ein Traum! Die blutenden Fittiche sind ja schon genesen. Verjüngt leben die Hoffnungen all!" stammt von Georg Heck. Seit der Nazi-Zeit übertüncht harrt es übrigens noch immer seiner Freilegung, auf die Heck vergeblich gehofft und die er nicht mehr erlebt hat.
In den 60er Jahren galt der Nieder Künstler fast als vergessen, und kaum jemand erinnerte sich noch daran, daß die kraftvollen Linien seines Holzschnittwerkes und die heitere, helle Farbenwelt seiner Aquarelle ihn als einen der besten Holzschneider und Maler der Gegenwart auswiesen. Erst Dr. Friedhelm Mennekes, Jesuit, damaliger Pfarrer von St. Markus und ambitionierter Kunstfan, der Joseph Beuys und Francis Bacon, Roland Litzenburger und Arnulf Rainer, Alfred Hrdlicka und andere international bekannte Leute aus der Kunstszene zu Ausstellungen in seine Kirche holte, rückte auch Georg Heck wieder in den Blickpunkt allgemeinen Interesses. Der Höhepunkt war eine große Retrospektive in der Kirchengalerie, die das reiche Schaffen des scheuen Malers eindringlich würdigte.
Heute verwaltet der "Kulturkreis Georg Heck e. V." das kulturelle Erbe des Nieder Künstlers. Seine Mitglieder sind noch immer auf der Suche nach einem würdigen Aufbewahrungsort für die wertvolle Kunstsammlung, "um Heck nicht schon wieder in die Vergessenheit abzudrängen".
Für 17./18. und 24./25. Oktober 1992 planen sie anläßlich des zehnten Todestages eine Ausstellung im neuen Kulturzentrum Nied-Ost des Ungarn Gabor Török. So wollen sie ihre Verpflichtung einlösen, das Werk jenes schlichten Mannes zu ehren, der in seinen Bildern und Holzschnitten unsere Zeit, ihre Verhängnisse und ihre Verhältnisse und damit unser eigenes Leben bloßgelegt und sichtbar gemacht hat. CHRISTA ROSENBERGER
SACHSENHAUSEN. Peter Müller bleibt für eine weitere Wahlperiode Vorsitzender des Karnevalvereins "Die Schnaken" Sachsenhausen. Bei der Jahreshauptversammlung wählten ihn die Mitglieder außerdem zum Ministerpräsidenten in Personalunion.
Müller, dessen Rechenschaftsbericht trotz der Zwangsabsage der Kampagne '91 infolge des Golf-Konflikts recht positiv ausfiel, wird auch bei seiner kommenden Vereinstätigkeit von bewährten Kräften unterstützt. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Gisela Kern gewählt. Sie leitet zudem (wie bisher) den Damen-Elferrat.
Dem neuen Vorstand gehören außerdem an: Marlies Neumann (1. Kassiererin), Jürgen Neumann (2. Kassierer), Monika Kern (1. Schriftführerin), Karl Joachim (2. Schriftführer), die Archivare Rainer Martins und Ullrich Großmann sowie die Beisitzerin Renate Müller und Beisitzer Martin Ottmüller. Sandra Ottmüller ist Gardekommandeuse.
Die neuen Mitgliedervertreter im Ordensausschuß sind Kurt Caspari, Rudi Baumann und Helmut Müller. In den Vergnügungsausschuß beriefen die Vereinsmitglieder Elisabeth Falk und Adalbert Illek. dixi
Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zu erreichen über die Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstr. 42, Tel. 31 89 31.
Dr. Rainer Möller, Wielandstr. 22, Ffm.- Nordend, Tel. 59 53 80.
Der Notdienst ist zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71.
Ärzte Der ärztl. Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Str. 15, ist unter Sammel-Nr. 1 92 92 erreichbar (nur wenn der Hausarzt verhindert ist). Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265. Apotheken Sa.: Apotheke am Bürgerhaus, Waldschulstr. 5, Ffm.-Griesheim, Tel. 38 80 46.
Stephanische Apotheke, Bahnstr. 113, Ffm.-Sindlingen, Tel. 37 41 10.
Westerbach-Apotheke, Westerbachstr. 293, Ffm.-Sossenheim, Tel. 34 28 72.
So.: Hostato-Apotheke, Hostatostr. 28, Ffm.-Höchst, Tel. 30 60 36.
Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Notdienste in Wiesbaden
Apotheken Sa.: Ahorn-Apotheke im Klarenthal, Otto-Wels-Str. 138 (EKZ Nord), Tel. 46 02 82.
Dürer-Apotheke, Albrecht-Dürer-Str. 1 (Dürerplatz), Tel. 40 42 98.
Europa-Apotheke, Rheinstr. 31 (Ecke Bahnhofstraße), Tel. 30 44 00.
So.: Quellen-Apotheke, Webergasse 10 (Ecke An den Quellen), Tel. 30 54 27.
Römer-Apotheke, Biebricher Allee 112, Tel. 84 41 04.
Stern-Apotheke im Westend, Westendstr. 19 (Ecke Scharnhorststraße), Tel. 40 06 06. Ärzte Notfalldienst: DRK-Haus, Flachstraße 1, Telefon 46 10 10; feste Notarztsprechstunden: 11 bis 13 und 15 bis 20 Uhr.
Dr. U. Häfner-Junior, Rheinstraße 45, Tel. 06 11 / 30 53 18 (Praxis).
Zahnärzte Zu erfragen beim DRK, Tel. 4 90 50. Tierärzte Notfalldienst: Tel. 06 11 / 46 10 10.
Dr. Pertsch, Frauenlobstr. 9, Tel. 06 11 / 84 46 68. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. - ohne Gewähr -
Iron Maiden Selbst harte Burschen wie Iron Maiden kommen mit zunehmendem Alter ins Grübeln. Der Titel ihrer neuen CD ("Fear Of The Dark") ist ebenso trügerisch wie das gewohnt morbide Cover mit dem skelettierten Band-Maskottchen Eddie. In ihren Texten nämlich erzählen die britischen Schwer-Metaller nicht mehr ihre Grusel-Geschichten, sondern machen sich Gedanken über die Absurdität des Golf- Krieges und seine Opfer ("Afraid To Shoot Strangers", "Children's End"). Sie haben sogar auf ihre Macho-Prosa verzichtet. Statt dessen sinniert Sänger Bruce Dickinson in "Fear Is The Key" über Aids-Ängste und die Heuchelei im Umgang mit der Krankheit. "Nobody Cares Until Somebody Famous Dies", faucht er. Die Grusel-Rocker sind erwachsen geworden. Nur am Sound haben sie wenig geändert - der besticht nach wie vor mit kompromißloser Härte. Am Samstag, 15. August, sind die "Eisernen Jungfrauen" Headliner beim Super Rock-Festival auf dem Mannheimer Maimarktgelände. art
NEU-ISENBURG. Peter Rademacher gehört zu der Sorte Mensch, die immer wieder auf die Beine fällt, ganz egal, wie ihn das Leben herumwirbelt. Ihn hat das Leben hin und hergeschmissen, und zwar derart, daß ihm ganz schwindelig im Kopf werden müßte, wenn er an seine letzten sieben Lebensjahre denkt.
Heute steht er, 50 Jahre alt, als Angesteller in der Abteilung Qualitätsprüfung der Fit-Gummiwerke in der Neu-Isenburger Rathenaustraße. Vor sieben Jahren stand der drahtige Mann als Oberstleutnant und Militärhistoriker am Katheder der Dresdner Militärakademie Friedrich Engels vor Soldaten der Nationalen Volks- armee und dozierte über die Kriegskunst. Damals, sagt er, hätte er sich für den Staat DDR "ein Bein ausreißen lassen".
Daß Rademacher heute noch beide Beine hat, liegt daran, daß er nie in die Verlegenheit kam, weil sich die DDR 1990 aus der Geschichte abmeldete. Zwar geriet auch der studierte Militär ins Trudeln, er stürzte aber nicht, sondern landete sicher auf beiden Beinen: Clausewitz tauschte er gegen Kautschuk ein, Sachsen gegen Hessen.
Zuvor machte er aber ein paar Umwege: Lehrer wollte er schon bleiben, deshalb studierte er 1989 ein zweites Mal. "Geschichte und Staatsbürgerkunde. 1989, als die Wende kam, war das das Falscheste." Und als ihm die DDR-Regierung 1990 übelnahm, daß er als Lehrer in den Westen gereist war, hatte er die Nase voll und stellte einen Ausreiseantrag.
Was Rademacher tut, tut er hundertprozentig. Wem er sich in Dienst stellt, dem ganz: Ob als Soldat oder Gummi-Arbeiter. Im März 1990 kam der Ossi durch den Tip eines Bekannten zur Firma Fit und begann seinen Crash-Kurs im Wessi-Sein - zunächst als einfacher Arbeiter, denn, abgesehen von ein paar Grundkenntnissen in Chemie und Physik, besaß der Oberstleutnant keine Ausbildung.
Und er landete wieder sicher auf beiden Beinen. "Ich baue mir eine neue Existenz", hatte sich der damals wöchentlich zwischen Neu-Isenburg und Plauen pendelnde Rademacher gesagt und war zur Tat geschritten. In seinem Chef fand er einen Fürsprecher, er besuchte Schulungen und arbeitet seit Januar vergangenen Jahres als technischer Angestellter bei der Firma.
Wer Rademacher zuhört, fragt sich, wieso es Ostdeutsche gibt, die Probleme haben, im Westen zurechtzukommen. Der Ex-Militärhistoriker (Ost) hat das Leistungsprinzip der Marktwirtschaft (West) völlig verinnerlicht. Er sagt Sätze wie: "Es fällt einem nichts in den Schoß." Oder: "Wer will, findet auch im Westen Anerkennung." Oder: "Entweder man schafft es oder nicht." Oder: "Ein Umdenken war erforderlich: Statt 'Hauptsache, man ist da', heißt es hier: effektiv arbeiten, Qualität produzieren."
Die Fähigkeit, mit der der 50jährige unter sein bisheriges Leben einen Strich ziehen konnte, ist schon bestaunenswert. Keine Zweifel, von Zukunftsangst keine Spur, der Mann verbreitet Optimismus. "So schnell wie möglich heimisch werden", will er hier. Mit seiner Frau wohnt er in Rodgau, nur sein Sohn, der hier eine Facharbeiterstelle gefunden hat, pendelt noch Woche für Woche zwischen Plauen und dem Kreis Offenbach hin und her. Ebenso acht Kollegen von Rademacher bei Fit, die hoffen, irgendwann in der vogtländischen Heimat Arbeit zu finden. Rademacher denkt nicht daran, zurückzugehen. "Mit 50 wechselt man nicht nochmal den Arbeitsplatz", sagt er. Außerdem haben seine Frau und er hier Freunde gefunden. Wieso auch zurückgehen: "Er ist schon ein richtiger Wessi geworden", sagt sein Vorgesetzter. BERNHARD HONNIGFORT
WESTLICHE STADTTEILE. Drogenabhängige können sich in den westlichen Stadtteilen nach Meinung von Lothar Brill, dem Leiter der Höchster Jugend- und Drogenberatungsstelle, "problemlos" mit Suchtmitteln aller Art eindecken: "Wie leicht Haschisch zu bekommen ist, darüber macht sich die Öffentlichkeit keine Vorstellung." Heroin und Kokain zu kaufen sei zwar "etwas schwieriger", aber dennoch "machbar".
Auch die synthetische Droge "Crack" sei schon vereinzelt "aufgetaucht". Sogenannte Designerdrogen - aufputschende Amphetamine - würden dagegen meist nur in Innenstadt-Discos genommen. Im Gespräch mit der FR stellte Brill jedoch klar: "Alkohol ist nach wie vor mit großem Abstand die Droge Nummer eins."
Während es Schnaps und Bier "offen an jeder Ecke gibt", laufe der Handel mit illegalen Drogen zunehmend auf der privaten Schiene ab: Süchtige kennen "ihren Dealer", der ihnen den gewünschten "Stoff" beschafft oder zu dem sie in die Wohnung gehen können, weil er "etwas" da hat. Diese "privaten Verteilungswege" erschweren nicht nur der Polizei den Zugriff, sondern schützen die Käufer auch vor Gewalt in der offenen Szene.
Stadtbekannte Treffs wie in der Innenstadt Konstablerwache, Gallusanlage oder Kaisersack gibt es nach Brills Wissen in den westlichen Stadtteilen kaum. "Nur vor der Spielothek in der Kranengasse am Bolongaropalast läuft was. Der Höchster Bahnhof scheint an Bedeutung verloren zu haben." Der Leiter der Drogenberatungsstelle weiß jedoch von "viel Bewegung in der Szene". Er schließt deshalb nicht aus, daß sich neue, "offene" Treffpunkte bilden.
Dazu trage auch der massive Einsatz der Polizei in der Innenstadt bei, die damit Szene und Handel in die umliegenden Stadtteile verdränge: "Vor 15 Jahren spielte sich fast alles in der City ab. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert." Von diesem Wandel sei auch Frankfurts Westen betroffen, jedoch nicht stärker als andere Stadtteile: "Und das Drogenproblem ist damit auch nicht größer als andernorts." Wieviele Menschen beispielsweise in Höchst oder Zeilsheim von illegalen Drogen abhängig sind, könne nur grob errechnet werden.
Stadtweit hat die Polizei 4300 Süchtige registriert, die durch Heroin- oder Kokainbesitz aufgefallen sind. Wegen der hohen Dunkelziffer schätzt Helmut Rösner vom Rauschgiftkommissariat K 44 die Gesamtzahl "harter" Drogensüchtiger in Frankfurt jedoch auf 8000 bis 10 000. Auf die etwa 110 000 Bewohner im westlichen Frankfurt hochgerechnet ergibt sich, so Lothar Brill, eine Bandbreite von "1000 Süchtigen, plus minus einigen hundert".
Insgesamt seien im Frankfurter Westen deutlich mehr Menschen suchtkrank. "Etwa 3000", schätzt Brill, hingen an der Flasche, "weitere 1000 bis 3000 Menschen" benötigten ihre tägliche Dosis Tabletten oder Psychopharmaka.
Offenbar wird es schwieriger, die Menschen in Heroinsüchtige, Trinker oder Medikamentenabhängige einzuteilen. Der Grund: "Drogen sind inzwischen austauschbarer geworden", konstatiert Brill. Fixer würden auch "saufen", Tabletten nehmen und "kiffen" - je nachdem, was gerade greifbar sei. Kurz: "Sie nehmen alles, was sie kriegen." Auch Alkoholabhängige zögen sich öfters mal einen Joint rein, wenngleich die Zahl "reiner Trinker" nach wie vor hoch sei.
So schwierig die Zahl Abhängiger zu schätzen ist, so schwer läßt sich nach Brills Worten die Zu- oder Abnahme des Drogenkonsums prognostizieren. "Ich vermute aber, daß die Zahl der Süchtigen steigt." Dafür gebe es Indizien: Suchtkranke fielen in der Öffentlichkeit immer mehr auf, und die Zahl der Süchtigen, die zu den drei Sozialarbeitern in die Höchster Beratungsstelle kommen, steige - vergangenes Jahr waren es 548.Erste Erfahrungen mit illegalen Drogen machen viele Jugendliche an Schulen. Auch wenn Brill keine "fundierten Erfahrungen" hat, glaubt er doch zu wissen, daß als "Einstieg" Haschisch oder Marihuana geraucht wird: "In einem bestimmten Alter gehört das einfach dazu."
Die Probleme wüchsen mit zunehmendem Alter der Jugendlichen. "Vor allem an Realschulen und Gymnasien wird öfters mal probiert. Das kann bis zum regelmäßigen Konsum gehen." Auszubildende machten da auch keine Ausnahme. Oft sei es eine Mischung aus Neugierde, Freundschaftsdienst und Verkauf von Haschisch, was die Teenager zum ersten Joint animiere.
Von hartem Drogenhandel an den Schulen in den westlichen Stadtteilen ist Brill nichts bekannt. Der Sozialarbeiter macht auch hier die Maßstäbe deutlich. Wer nur illegale Drogen im Blickfeld habe, lasse außer acht, "daß es mehr Säufer als Kiffer unter den Schülern gibt. Alkohol ist das größte Problem." Nicht zu vernachlässigen sei auch, daß Eltern Kinder mit Tabletten "ruhigstellen" - und dann zur Schule schicken.
Die Höchster Jugend- und Drogenberatung befindet sich in der Gersthofer Straße 4, Telefon 30 20 03. dis
FRANKFURT A. M. Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem anderen wirkt und lebt! - Nicht nur Goethes Faust geriet bei der Betrachtung des Universums in schwärmerisches Staunen, auch Volker Heinrich und die anderen aktiven Mitglieder des "Physikalischen Vereins zu Frankfurt am Main" sind von den Himmelskörpern und der Astronomie fasziniert. Wenn es das Wetter zuläßt, betrachten sie in luftiger Höhe über den Dächern Frankfurts die Planeten, den Mond und die Sonne, aber auch Galaxien, Sternhaufen, Milchstraßen und Gasnebel.
Doch da fangen dann meist die Probleme schon an: denn die "Himmelsdeuter" auf der Sternenwarte Ecke Senckenberganlage und Robert-Mayer-Straße haben mit großen Behinderungen zu kämpfen: Das Universitätshochhaus direkt im Süden der Sternwartenkuppel und die anderen zahlreichen Wolkenkratzer Frankfurts verdecken inzwischen einen erheblichen Teil des Himmels und damit die Sicht. Hinzu kommt, daß Frankfurt auch nachts taghell erleuchtet ist und dadurch schwach leuchtende Planeten schlecht auszumachen sind.
Mit derartigen Widrigkeiten hatten die Gründerväter des Physikalischen Vereins 1824 noch nicht zu kämpfen. Unter diesen wissenschaftlich interessierten Frankfurter Bürgern waren Kaufleute, Ärzte, Apotheker, Lehrer und Wissenschaftler, die auch eine enge Verbindung zur Senckenbergischen Gesellschaft hatten. Das Ziel war die Weiterbildung der Bürger und dadurch die Popularisierung der Wissenschaft. Die Mitgliedsliste des Vereins liest sich wie das "Who is who" der damaligen Frankfurter Gesellschaft. Dort finden sich beispielsweise Namen wie Leo Gans (Gründer von Cassella), Eugen Lucius und Herbert von Meister (die Gründer der Hoechst AG) und der Bankier Joseph Oppenheim.
Aber auch bekannte Vertreter der Wissenschaften gaben sich im Physikalischen Verein die Hand. Und bedeutend sind die bis heute fortgesetzten Klimabeobachtungen in Frankfurt, eine Meßreihe, die zu den längsten Beobachtungsreihen dieser Art in Europa gehört.
Der Physikalische Verein gehört zu den wissenschaftlichen Bürgervereinigungen Frankfurts, die zuammen mit der Stadt unter der Leitung des damaligen Oberbürgermeisters Adickes die Gründung der Universität betrieben und ermöglichten. Im Stiftungsvertrag von 1912 brachte der Verein seine Institute für Physik, Chemie, Meteorologie, Geophysik und Astronomie in die Universität ein und erhielt dafür Mitspracherecht im Großen Rat und Kuratorium der Universität. Nachdem das Land Hessen die Stiftungsuniversität übernommen hatte, verlor der Physikalische Verein jedoch sein Mitspracherecht und damit auch den Einfluß auf sein Eigentum.
"Die Universitätsleitung läßt die Bausubstanz unserer Gebäude verrotten, obwohl sie laut Vertrag dazu verpflichtet ist, diese instand zu halten", beklagt heute Volker Heinrich den schlechten Zustand des ehemals prachtvollen Anwesens. Schon seit Jahrzehnten befände sich der Verein im Rechtsstreit mit dem Land Hessen, aber eine Einigung sei immer noch nicht in Sicht.
Somit scheinen auch die Realisierung eines Planetariums und einer günstiger gelegeneren Sternenwarte noch Lichtjahre entfernt zu sein, da der Verein seine Besitzungen nicht zu Geld machen kann. Die einzigen Einnahmequellen bilden die Beiträge der 600 Mitglieder, die jährliche Unterstützung der Stadt Frankfurt in Höhe von 10 000 Mark und geringe Zinserträge aus noch vorhandenem Vermögen.
Das Universum zu erkunden kostet jedoch Geld - und die Preise für entsprechendes Gerät sind im wahrsten Sinne des Wortes astronomisch. Ein Linsenfernrohr, wie es die Sternenwarte besitzt, kostet etwa 140 000 Mark. Und für einen unscheinbaren, grauen Kasten, der aus dem Sonnenlicht eine Wellenlänge filtern kann, muß man noch einmal dieselbe Summe aufbringen.
Zu einem Schwerpunkt in der Arbeit des Physikalischen Vereins hat sich seit 1960 die Volkssternwarte entwickelt. Ihre regelmäßigen Abendveranstaltungen, die Diavorträge und Fernrohrbeobachtungen sind beim Publikum äußerst beliebt. Etwa 100 Zuhörer kommen zu den "Freitags-Vorträgen". Die Zahl der Besucher, die sich auf der Sternenwarte die Welt der Sterne von den ehrenamtlichen Mitgliedern näherbringen läßt, steigt stetig.
Besonders stolz sind die Mitglieder auf ihre eigenen Aufnahmen und Meßwerte von Kometen und Planeten, die sie auf ihren Reisen nach Mexiko, USA und Westafrika sammeln konnten. "Wenn man fernab von jeglicher Zivilisation inmitten der Wildnis einen Kometen beobachtet, dann spürt man, wie unbedeutend der Mensch doch eigentlich ist", beschreibt Volker Heinrich das Gefühl, das wohl auch Goethes Faust angesichts seiner eigenen Unzulänglichkeit einst erfaßt haben mag. KAREN WEISSHAAR
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 12
Zwei Dutzend Seniorinnen und Senioren der Bornheimer Johannis-Gemeinde sind in Richtung Usedom unterwegs, um dort 14 Tage Urlaub zu machen. Unterwegs, in Magdeburg-Börde, werden fünf Gleichaltrige aus Stendal zusteigen. Sie sind eingeladen, mit den Menschen aus ihrer Patengemeinde Ostseeluft zu schnuppern.
Die Kontakte zwischen den evangelischen Gemeinden Frankfurts und den Bewohnern der alten Hansestadt in Sachsen-Anhalt sind Jahrzehnte alt. Fast 40 Jahre lang, erinnert die Pröpstin Helga Trösken, hätten die Frankfurter ihren Partnergemeinden Dinge wie Kaffee, Kleidung oder Baumaterial gebracht. Doch als die Grenze offen war, änderten sich die Bedürfnisse drastisch: Bürgerrechtsgruppen wollten politische Verantwortung übernehmen - aber wie funktioniert demokratische Kommunalpolitik, Parteiarbeit und Verwaltung? Schulung tat not.
Der Stendaler Propst Eberhard Schmidt hatte in dieser Situation Kontakt mit seiner Frankfurter Amtskollegin Helga Trösken, seinem Studienkollegen Gerhard Bars, damals Vorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, und über Lieselotte Emmerling von der Bornheimer Johannisgemeinde mit deren Ehemann Dieter Emmerling, Volkshochschul-Leiter in Bergen-Enkheim, FDP-Bildungspolitiker und altkatholischer Theologe, aufgenommen.
Die Frankfurter Kirchenleute nahmen die Herausforderung an. Als er und Trösken in der damaligen Aufbruchstimmung Politiker und Verwaltungsexperten angesprochen hätten, erinnert sich Dieter Emmerling, sei es "zu keiner Zeit schwergefallen, Monat für Monat Fachreferenten zu gewinnen, die aus purem Idealismus ohne Honorar für ein oder mehrere Tage mit nach Stendal gegangen sind" - nicht, um besserwisserisch zu dozieren, sondern um im Zuhören Fragen und Anliegen der Teilnehmer aufzugreifen und "Zugang zu ihren Seelen" zu finden. Die Stadt Frankfurt gab 25 000 Mark für Sachkosten dazu, Bildungseinrichtungen spendeten Unterrichtsmaterial. Mit einem "behutsamen Angebot" hätten sie den Teilnehmern "Mut gemacht, sich zu engagieren und ihnen Selbstbewußtsein gegeben", beschreibt es Ute Hochgrebe von der Frankfurter SPD. Auch sie war von Anfang an dabei.
Gerade in diesem gleichberechtigten Verhältnis sieht Emmerling das Geheimnis des Erfolges dieses "Gesprächskreises für kommunale Fragen". Der Andrang war enorm, und die Bilanz, die die westlichen Organisatoren in einer kürzlich erstellten Dokumentation ziehen, scheint ihrem Engagement Recht zu geben. Heute, mehr als ein Jahr danach, haben die Geschulten alle Hände voll zu tun in ihren Ämtern in Politik und Verwaltung.
Daß der Gesprächskreis das ganze Spektrum der Parteien Stendals einschloß, daran lag besonders Helga Trösken viel. Allerdings ist die Einmütigkeit nach 1990 und den Kommunalwahlen zerbröckelt. Manche, die im Gesprächskreis nebeneinander gesessen haben, scheiden heute politische Gegensätze.
Fast trauriger noch stimmt Hochgrebe und Emmerling die jüngste Bürgermeisterwahl in Stendal. Der örtliche Vorsitzende des Neuen Formus, einst Teilnehmer am Gesprächskreis, konnte sich nicht durchsetzen. Nun wird doch ein West-Import die Zügel in der Hand halten, ein Politiker aus Niedersachsen, den CDU und PDS aufs Schild gehoben haben. Den "Gesprächskreis für kommunale Fragen" gibt es nicht mehr. Aber die Zusammenarbeit, sagt Liselotte Emmerling, werde fortgesetzt: Die Gemeinden aus Frankfurt und Stendal gründen dort jetzt ein Gesprächsforum, in dem sie sich über Zukunftsfragen der Kirche austauschen. Obenan stehen das heikle Thema Militärseelsorge und der Religionsunterricht. Und nebenbei werden die menschlichen Kontakte nicht zu kurz kommen, wie der gemeinsame Senioren-Urlaub beweist. caro
BERICHTE 7
KARBEN. In der Esse der alten Petterweiler Schmiede brennt wieder ein Feuer. Gretel Lehr, Tochter des letzten Schmieds am Ort, demonstriert für die FR, an welcher Stelle früher Hufeisen für die Pferde oder Wagenräder geschmiedet wurden. Anschließend stellt Gretel Lehr zusammen mit VHS-Außenstellenleiterin Ulrike Wiegand alte Fotoaufnahmen zusammen, die im Volkshochschulkursus "Petterweiler Geschichte(n)" gesichtet und kommentiert werden. Nach dem Erfolg der ersten Ausstellung historischer Aufnahmen aus dem Ortsteil wird jetzt eine zweite Ausstellung für 18. September vorbereitet.
Zuvor hatte sie vor Beginn der Ferien auch den kleinen Besucher/innen von der Klasse 3 B der Petterweiler Grundschule erklärt, wie in der Schmiede Hufeisen für die Pferde hergestellt wurden. "Tut das den Pferden denn nicht weh?" sorgte sich eine kleine Schülerin, die mit ihrer Lehrerin Birgit Meister zum "Anschauungsunterricht" alter Handwerksberufe in die Schmiede gekommen war. Frau Lehr konnte sie beruhigen: Die Eisen werden an den Hufen aus Horn befestigt. Das tue so wenig weh wie Fingernägel schneiden.
In ihrem Haus in der Martins-Kirchgasse hat Frau Lehr eine Sammlung verschiedener Hufeisen - auch für kranke Hufe - neben dem Gesellen- und Meisterbrief ihres Vaters Wilhelm Lehr aufgehängt. Seine Gesellenprüfung legte der letzte Petterweiler Schmied 1915 ab, Meister wurde er 1922 in Gießen.
Das Haus, in dem die Schmiede untergebracht war, wurde nach einer anderen Übersichtstafel im Jahr 1830 gebaut. Urgroßvater Johannes Lehr kam demnach 1859 aus Wehrheim nach Petterweil und übernahm die Schmiede. Er hatte die Tochter von Johannes Göbel geheiratet, der dort lebte. Sein Sohn Christian übernahm 1899 die Schmiede und auch die Aufgabe des Kirchendieners in der nahen evangelischen Kirche.
"Die Aufgabe hat er über 50 Jahre ausgeübt", erinnert sich Frau Lehr. "Als Kind bin ich oft mitgegangen und habe auch Läuten geholfen, als noch mit dem Seil die Glocken geläutet wurden."
Ihr Vater Wilhelm hatte 1926 die Schmiede übernommen. Er hatte sich dann der neuen Technik zugewandt: Waschmaschinen und Fahrräder verkauft, später kam noch die Reparatur von Landmaschinen und Traktoren hinzu. Zeitweise habe er auch Anhänger selbst gebaut. Doch die wurden dann von Fabriken preiswerter hergestellt.
1930 verlegte er die Schmiede aus dem alten Haus an die heutige Stelle. Danach gingen die Geschäfte so gut, daß die Werkstatt 1934 erweitert wurde. Nach dem Krieg veränderte das Anwesen weiter sein Gesicht. Als in den 50er Jahren die Buslinie über Petterweil eingerichtet wurde, benötigte die damals selbständige Gemeinde Platz für die Bushaltestelle neben der Post. Dort habe ihre Mutter einen Garten gehabt. Die Gemeinde regte einen Tausch mit dem alten Gemeindehaus unmittelbar neben dem Lehrschen Anwesen an. Das war einmal im vergangenen Jahrhundert die Schule gewesen, wurde dann als Wohnhaus für "Minderbemittelte" benutzt. Nach gerichtlichen Streitigkeiten mit den Bewohnern des getauschten Hauses konnte dieses abgerissen und das alte Schmiedehaus Ende der 50er Jahre erweitert werden.
Der alte Schmied war bis kurz vor seinem Tod noch aktiv, reparierte gelegentlich Fahrräder oder auch Kleinteile an der Esse. 1986 starb er 88jährig.
Die ursprüngliche Schmiede lag nach Worten seiner Tochter etwa in der Mitte des heutigen Hauses an der Martins-Kirchgasse. Ein Haken in der Außenwand kündet allein noch von dem Handwerk. Die heute ruhende Schmiede war auf einer Grünfläche hinter der angrenzenden Kirche gebaut worden. "Ich erinnere mich noch, daß wir beim Ausschachten Totenschädel gefunden haben", so die Petterweilerin. Es muß wohl ein Teil des ehemaligen Friedhofes gewesen sein.
Aus der Schmiede entwickelte sich dann in den 50er Jahren immer mehr ein Handel mit Haushaltsbedarf und -maschinen. Den hat die 69jährige Petterweilerin inzwischen aufgegeben. Allein die Aufgabe einer Abgabestation für Propangas hält sie "den Kunden zuliebe" noch aufrecht sowie eine Agentur für Versicherungen.
Ihre Liebe für Petterweil demonstriert Gretel Lehr mit einem Wappen des Ortes, das bei der Renovierung des Hauses gut sichtbar im ersten Stock an der Außenwand plaziert wurde. Aus dieser Verbundenheit arbeitet sie auch engagiert im VHS-Kurs "Petterweiler Geschichte(n)" mit. In der Schmiede bastelt inzwischen ihr Neffe an VW-Käfern.
FRANKFURT A. M. Mit gemessenen Schritten bewegen sich die beiden Tänzer über den Teppich. Der Ausdruck ihrer Gesichter ist ernst, die Haltung aufrecht und stolz. Dann und wann umschlingt die Frau blitzschnell mit einem zierlichen Ausfallschritt das Bein des Tanzpartners. Provokation oder Begehrlichkeit? Melancholie und Sehnsucht schwingen in der Musik mit. Akkordeon und Klavier teilen sich die sparsamen Takte der Melodie. Nach dem nächsten Wiegeschritt löst sich die Tänzerin wieder von ihrem "Gaucho", mit einem Ausdruck des Bedauerns, aber mit bestimmter Geste.
"Tango ist mehr als ein Tanz, es ist ein Gefühl", sagt Fabiana Jarma, TangoTanzlehrerin aus Argentinien, die mit ihrem Partner Wolfgang Tittmann in der Stadtteilbücherei Nordweststadt vor etwa 60 Zuschauern eine Kostprobe des lateinamerikanischen Klassikers präsentierte. Das Ziel: mehr über das Gefühl, die Erotik und die Geschichte des "Tango Argentino" zu vermitteln. Dazu eingeladen hatte das "Kultur-Buffet", eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von Stadtteilbücherei, Volkshochschule und Katholischer Familienbildungsstätte Nordweststadt.
In Berlin gebe es mittlerweile eine richtige Tango-Szene, berichtete Lioba Kunz, Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte. Soweit sind die Frankfurter noch nicht. Sie müssen den Tango erst noch entdecken. "Eine Dienstleistungsmetropole bietet vielleicht weniger Raum für einen derartigen Tanz", vermutete sie. Er wurde in einem anderen sozialen Milieu geboren. Den faszinierenden Ausdruck von Gefühlen haben die Organisatoren zum Anlaß genommen, einmal aus der Konzeption der Veranstaltungsreihe auszubrechen, die sich bislang mit Sprache und Lesen beschäftigte. Daß es im wahrsten Sinn des Wortes ein "Kultur-Buffet" wurde, dafür sorgten die Frauen des "Reso-Projekts" der Justizvollzugsanstalt Preungesheim III. Mit selbstbereiteten Speisen luden sie zu einer kulinarischen Reise in die Heimat des Tango ein.
Während in Frankfurt um 1880 neue Vorstädte emporschossen, entwickelte sich im sozialen Elend der Vorstädte von Buenos Aires und Montevideo der Tango, berichtete Fabiana Jarma. Später dann, in den "Goldenen 20ern", habe der Tanz die ganze Welt bewegt. Berühmt-berüchtigt machte ihn seine erotische Ausstrahlung. Sie verlieh ihm von Anfang an den Hauch des Verruchten. Lange galt er deshalb als "sündhaft". Entstanden ist der Tango in den Elendsvierteln der Einwanderer aus Europa. Ihre Träume prägten das Lebensgefühl in Buenos Aires. Prostitution und die Mafia taten ein übriges. In dieser Stimmung begannen Männer auf den Straßen den Tango zu tanzen, um Sehnsüchte und Melancholie auszudrükken.
Einen wichtigen Beitrag dazu leistete ein Deutscher: Heinrich Band. Er machte das Akkordeon in Argentinien populär. Als "Bandoneon" ging die "Quetschkommode" in die Geschichte des Tango ein. Für den neuen Tanz wurde sie schnell unentbehrlich.
Bis zur Hochphase des Tango in den 20er Jahren gab es weder Noten noch festgelegte Strukturen, sondern nur "den Rhythmus der Gitarren und des Herzens". In dem Maße, wie der Tango in Europa salonfähig wurde, habe man ihn seiner eindeutigen, von der aristokratischen Gesellschaft als obszön empfundenen, erotischen Momente beraubt.
Heute wird der Tango auch in Frankfurt immer beliebter, und viele erlernen ihn in Tanzschulen und Kursen. Etwa 200 Schüler gehen bei Fabiana Jarma "in die Lehre". Regelmäßig bietet sie zusammen mit der Lehrerkooperative im Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12, Kurse an. Weitere Einzelheiten können Interessierte unter der Telefonnummer 77 80 55 erfragen. Auch Wolfgang Tittmann organisiert Tango-Kurse: Termine können unter der Telefonnummer 57 09 19 erfragt werden. *kan
SCHWANHEIM. Eine Verlängerung der Lärmschutzwand westlich der Geisenheimer Straße ist momentan aus finanziellen Gründen nicht möglich. So beantwortete der Magistrat eine entsprechende Anfrage des Ortsbeirates 6. Das Gremium gab sich jedoch auf seiner vergangenen Sitzung mit dieser Auskunft nicht zufrieden und will einen Antrag stellen, der Geld aus dem Nachtragshaushalt für eine gläserne Schutzwand verfügbar macht.
Im März hatte der Ortsbeirat 6 eine Anfrage beschlossen, die klären sollte, ob die Glaswand bis an das Parkhaus Geisenheimer Straße 40 verlängert werden könne, da durch die Lücke Verkehrslärm in das Wohngebiet dringt. Die Absage des Magistrats wurde von allen Fraktionen mißbilligt. "Bei der Verlängerung bis ans Parkhaus handelt es sich lediglich um 30 Meter, sowas kostet maximal 70 000 Mark", schätzte der CDU-Fraktionsvorsitzende Bernhard Mertens.
In der nächsten Sitzung will der Ortsbeirat 6 mit einem gemeinsamen Antrag aller Parteien an den Magistrat versuchen, doch noch Geld "freizumachen". hen
Die Pop-Art boomt in diesen Monaten. Nach den "fifties" rücken die "sixties" ins Gesichtsfeld von Kunstgalerien, aber auch von Antikläden, die noch die Erzeugnisse der jüngeren Vergangenheit vertreiben. Knapp drei Dezennien nach der ersten Popwelle - das scheint eine passende Inkubationszeit, dann läßt sich das gut Abgehangene der nächsten Generation wieder als Neuheit verkaufen.
Nachdem sie im Kölner Museum Ludwig erfolgreich war, wandert die große Pop-Art-Show nun weiter nach Montreal. Hier wird sie durch Leihgaben der Darmstädter Galerie Michael bereichert. Diese zeigt vorher ihre Pop-Art-Bestände - amerikanischer und europäischer Provenienz - in den eigenen Räumen. Uwe Michael hat zusammengepackt, was erreichbar war: von der in einer Auflage von fast 10 000 erschienenen Armbanduhr mit Mel Ramos "Miss Chaos" bis hin zu Andy Warhols Goethe-Bild (Siebdruck und Acryl).
Zwischen bekannteren Arbeiten findet sich in der Abteilung "Prä-Pop" Ausgefallenes wie Claes Oldenburgs frühe in Öl gemalte Paraphrase auf Manets "Olympia" (1959) oder gar ein Lichtenstein von 1949. Neben Busen, Beinen und Gebissen trifft man auf unsterbliche Filmstars wie Marilyn und Joan Crawford sowie auf ein schönes "motion picture" von Lichtenstein: seine in Mischtechnik ausgeführte "Azure ocean motion" von 1966. Die Preise allerdings - selbst für Auflagengraphik - sind sagenhaft.
(Bis Anfang September, Sommerpause 18. Juli bis 18. August, Darmstadt, Dieburger Straße 150.) bab
STADT UND KREIS OFFENBACH II
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V
FRANKFURT A. M. Können strafgefangene Frauen etwas lernen? Diese Frage ist heute längst geklärt, denn jeden Tag erwerben weibliche Gefangene in Strafanstalten Bildungsabschlüsse bis zum Universitätsexamen. Das war nicht immer so. Noch 1974 schien es notwendig, ein zeitlich befristetes Projekt unter dem Namen "Berufliche und soziale Rehabilitation von straffällig gewordenen Frauen" (Reso-Projekt) ins Leben zu rufen, das die Frage der "Bildungsfähigkeit" von Frauen im Gefängnis grundsätzlich überprüfen sollte.
Mittlerweile gelingt es seit 18 Jahren, mit einer Kombination aus beruflicher Ausbildung, sozialtherapeutischem Training und Beratung durch Psychotherapeuten einer steigenden Zahl von Frauen eine Perspektive für die Zeit "nach dem Knast" zu geben. "Das Konzept unserer Ausbildung ist bundesweit einzigartig", sagt Doris Kraut, Leiterin der "Maßnahme Koch-Gastgewerbe".
Drei Ausbildungswege werden den Gefangenen angeboten, die in der Frauenjustizvollzugsanstalt III (JVA III) in Preungesheim einsitzen: Ein Textilreinigungskurs bildet in sieben Monaten jeweils acht Frauen in der modernen hauseigenen Wäscherei aus. Zusätzlich erwerben die Auszubildenden den Abschluß einer "Umweltbeauftragten", der für den Betrieb einer chemischen Reinigung vorgeschrieben ist und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert.
"Arbeitgeber aller Sparten reagieren außerordentlich positiv auf die Tatsache, daß die Frauen die Haftzeit genutzt haben, Kenntnisse zu erwerben und ihre oft verworrenen Biographien geradezurükken", stellt die Diplom-Pädagogin Doris Kraut zu den Erfolgen des Reso-Projektes fest.
Die hausinternen Abschlüsse werden "draußen" in unterschiedlichem Maße anerkannt. Die Absolventinnen des Ausbildungsganges "Servicefachkraft" können beispielsweise aufgrund einer einzigartigen Vereinbarung mit der IHK ihre Ausbildung entweder im Restaurantfach, im Hotelfach oder als Köchin weiterführen. Seltener nehmen dagegen die Frauen aus dem Bereich des Reinigungsgewerbes tatsächlich später in dieser Branche einen Arbeitsplatz an. Alle Frauen erhalten ein qualifizierendes Abschlußzeugnis der Stadt Frankfurt, aus dem nicht hervorgeht, daß die Ausbildung im Gefängnis absolviert wurde. Damit soll, so Doris Kraut, der Diskriminierung am Arbeitsmarkt vorgebeugt werden.
"Es ist sinnlos, die Frauen nur beruflich weiterzubilden", sagt die Sozialpädagogin weiter. Nach den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen des Reso-Projektes brauchen sie oft eine weitergehende Hilfe. Mit Sozialtraining im Unterricht und durch die Hilfestellung von Psychotherapeuten sollen sie lernen, auch mit den persönlichen Schwierigkeiten umzugehen, die sie zwischen die Mühlsteine der Justiz gebracht haben. Die Zeit, in der die Frauen ihre Strafen absitzen müssen, soll produktiv genutzt werden und die Wiedereingliederung erleichtern.
Eine derartig umfassende Betreuung hat ihren Preis. Rund 900 000 Mark kostet die Ausbildung von 46 Strafgefangenen im Jahr, seit 1979 hat das Reso-Projekt den Status einer "Regelmaßnahme" und gilt nicht mehr als Modellprojekt. 450 000 Mark zahlt der Hessische Justizminister, etwa den gleichen Betrag erhalten die acht Mitarbeiterinnen vom Arbeitsamt. "Wir haben seit einigen Jahren eine Deckungslücke, die die Stadt freiwillig immer wieder geschlossen hat", lobt Doris Kraut das Engagement der Stadt. Allerdings ist man besorgt, ob der Magistrat sein Scherflein von rund 60 000 Mark im Jahr angesichts der prekären Haushaltslage weiterhin beitragen wird.
Die Volkshochschule ist der Träger des Reso-Projektes. "Das ist eine recht ungewöhnliche Sache", stellt Doris Kraut fest. Hervorgegangen ist das Reso-Projekt aus dem "Seminar für Politik", das von Ulla Illing geleitet wurde. "Ulla Illing war eine der alten kämpferischen Sozialdemokratinnen", erinnert sich Doris Kraut. Der CDU-Stadtregierung war das "Seminar für Politik" ein Dorn im Auge. Sie versuchte, die einzelnen Initiativen dieser Einrichtung unter das Dach der Volkshochschule zu zwingen. Mit mäßigem Erfolg: Lediglich das Reso-Projekt fand dort eine neue Heimat. Die anderen Frauenprojekte haben sich in der Varrentrappstraße selbstständig gemacht. kan
Namen + Notizen
ALBRECHT REINHARDT aus Fechenheim führt die Kandidatenliste der FDP für die 1993 anstehenden Wahlen zum Ortsbeirat 11 (Fechenheim , Riederwald, Seckbach) an. Reinhardt gehört dem Stadtteilgremium seit 1989 als bisher einziger Freidemokrat an. Zweiter Bewerber ist Detlef Stange aus Seckbach. Der dritte Mann der Liberalen für den Ortsbeirat ist Ronald Karry, Sohn des ermordeten ehemaligen Staatsministers Heinz-Herbert Karry. big
FRANKFURT-NORDWEST. Die Geduld der Kinder sollte nicht überstrapaziert werden - zumindest dann nicht, wenn sie an der Ampel stehen. Das finden die Politiker des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim), die sich in ihrer jüngsten Sitzung für die Ampeln in den Stadtteilen interessierten.
Kinder würden schnell dazu verleitet, auch bei Rot über die Straße zu gehen - einfach deshalb, weil sie nicht lange warten wollen. "Schnell ist eine lebensbedrohende Situation entstanden", heißt es in der Anfrage der Grünen, der die anderen Fraktionen zustimmten.
Die Fußgängerampel vor der Kindertagesstätte 23 in Ginnheim zeige, daß es Möglichkeiten gebe, um dieses Problem zu lösen. Denn dort springt die Ampel für die Autofahrer sofort auf Gelb, wenn ein Fußgänger auf den Knopf drückt. Nach einigen Sekunden schon können die Kinder die Straße überqueren.
Die Politiker wollen nun wissen, ob die Schaltung an anderen Ampelanlagen nicht ähnlich geregelt werden kann. Priorität könnten ihrer Ansicht nach Anlagen haben, die an Schulwegen liegen. *sen
FRANKFURT-NORD. Sie wollten ein Zeichen setzen: Die Junge Union (JU) Frankfurt-Nord besuchte dieser Tage mit sieben Mitgliedern die Frankfurter Börse. Vorsitzender Jürgen Aha: "Damit wollten wir zeigen, daß wir als politische Jugendorganisation voll hinter der sozialen Marktwirtschaft stehen." Mit dem "Rundgang ums Parkett" sollte ein Kontakt zur Wirtschaft hergestellt werden. "Die meisten unserer Mitglieder sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und wollen später einmal selbst in dieser Branche arbeiten. Da sind solche Veranstaltungen sehr wichtig", machte Aha deutlich, der zuvor schon ein Gespräch bei der Deutschen Bundesbank organsiert hatte.
Die "Stunden an der Börse" hätten den Teilnehmern "einiges an neuen Erfahrungen" gebracht. So habe die riesige Menge an Geld, die täglich an der Börse in Zahlen über den Tisch gehe, die Parteimitglieder "fast erschlagen". Auch sei erstaunlich gewesen, daß die Renten, die die höchsten Umsätze ausmachen, im kleinsten Raum verhandelt werden.
"Alles in allem hat man einfach die Tradition des weihevollen Ortes gespürt", zog Jürgen Aha Bilanz. Erfreut zeigten sich die Nachwuchs-Politiker darüber, daß "so viele junge Menschen dort herumgelaufen sind". Sie Stimmung selbst sei zwar hektisch gewesen, aber nicht so übertrieben, wie in manchen Filmen dargestellt. "Das liegt wohl daran, daß die Orders (die Verkaufsangebote) in Frankfurt über Gespräche erfolgen und nicht über Brüllen", erklärte Aha, bereits ganz Fachmann. Ein bißchen enttäuscht zeigte sich der Vorsitzende der Jungen Union Frankfurt-Nord über die nicht allzu hohe Teilnehmerzahl.
"Aber das liegt wohl daran, daß die Börse nur von 10.30 bis 13.30 Uhr geöffnet hat und so keine Berufstätigen kommen konnten." Denn normalerweise, betonte Aha, könne die Junge Union Frankfurt- Nord nicht über Nachwuchssorgen klagen: "Am Donnerstag, 11. Juni, ehren wir im Lokal "Scherer" an der Lindenau 9 unser 200. Mitglied ab 20 Uhr mit einem Preis."
Nächstes Thema bei der Jungen Union werde "Sicherheit bei der Drogenkriminalität in Verbindung mit der Jugend" sein, kündigte Vorsitzender Aha bereits für die Zeit nach der Sommerpause an. Eine Podiumsdiskussion mit Stadtverordneten, Polizisten und Lehrern stehe dann auf dem Programm. mug
BAD HOMBURG. Die Guttempler-Gemeinschaft "Vor der Höhe" lädt für Samstag, 18. Juli, zu ihrer Gründungsfeier all diejenigen ein, die sich vom Alkohol befreit haben, sich zum alkoholfreien Leben bekennen und gerne mithelfen wollen, Suchtgefährdeten einen Ausweg aus ihrem Dilemma zu bieten.
Die Guttempler sind nach eigener Darstellung an keine Dogmen gebunden. Sie unterstützen den Verzicht auf Alkohol, wollen daran mitwirken, die gesellschaftliche Einstellung zum Alkohol zu verändern und verlangen die Einschränkung des Verkaufs alkoholischer Getränke an Schulen, Jugendheimen, Sportplätzen und Autobahnraststätten. Ihre Mitglieder haben zumeist selbst Erfahrungen mit Alkoholabhängigkeit gemacht.
Die Feier findet um 15 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Franziskus, Gluckensteinweg 101, statt. jak
Schwellen in der Fahrgasse, am Weckmarkt und in der Kannengießergasse sollen die Raser zur Räson bringen: Auf Initiative der CDU verabschiedete der Ortsbeirat 1 einstimmig einen Antrag, Fahrbahnschwellen in den drei Straßen installieren zu lassen. "Die Autofahrer preschen durch diese Wohngebiete, als ob sie eine Rennbahn vor sich hätten", berichtete Rudolf Kampa (CDU). Kinder, die den nächsten Spielplatz aufsuchen wollten, müßten größtenteils die Straßen überqueren und seien deshalb stark gefährdet, fügte er an. Der Ortsbeirat hofft außerdem, daß Fahrbahnschwellen die Busfahrer abschrecken, die trotz Verbotsschild in diese Straßen einfahren. rea
Der Bereich "An der Staufenmauer" soll verkehrsberuhigt werden. Der Ortsbeirat 1 stimmte einem SPD-Antrag zu, der verschiedene Maßnahmen vorschlägt, um das "wilde Parken" dort zu unterbinden. So soll zum einen die Einfahrt von der Fahrgasse aus aufgepflastert, zum anderen eine Beschilderung "Einfahrt verboten" mit dem Zusatz "Anlieger frei" installiert werden. Außerdem sollen Verhandlungen mit der dort ansässigen Firma aufgenommen werden, um sich über ein Finanzierungsmodell von Schranken, die mit Codekarten geöffnet werden können, zu einigen. rea
FRANKFURT A. M. Als erste deutsche Stadt Frankfurt am Main einen Preis für frauenpolitisches Engagement oder Arbeiten der Frauenforschung mit lokalem Bezug. Mit dem neugeschaffenen Tony-Sender-Preis möchte die Stadt Frankfurt hervorragende innovative Leistungen aus dem Erwerbsbereich und Arbeiten, die sich mit kulturellen oder sozialen Themen befassen, auszeichnen.
Preiswürdig sind Frankfurterinnen, Frauenprojekte dieser Stadt oder Frauen, die sich einer Frankfurter Thematik widmen. Der Tony-Sender-Preis ist mit 20 000 Mark dotiert und wird erstmals am 27. November 1992, danach im Zwei-Jahre-Rhythmus, vergeben. Das Frauenreferat möchte mit dem Tony-Sender-Preis auch darauf aufmerksam machen, daß mehr als 40 Jahre nach Inkrafttreten der Verfassung der Bundesrepublik der Grundgesetz-Artikel 3. 2 - "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" - immer noch verletzt wird. Frauen müssen weiterhin Benachteiligungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens hinnehmen.
Wer war die Frau, deren Name der Preis wieder über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt machen wird? Tony Sender wurde 1888 im heutigen Wiesbadener Stadtteil Biebrich als Tochter gutsituierter Eltern geboren. Dem Fin de siècle und ihrer Gesellschaftsschicht entsprechend lag vor ihr ein Leben als behütete Tochter und eine Unterweisung in den "Salonwissenschaften", um ihren vorgesehenen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft als Gattin und Mutter einzunehmen. Doch bereits auf der Höheren Töchterschule wurde Tony Sender bewußt, daß sie sich nicht auf "Kinder, Küche, Kirche" einschränken lassen wollte. Das Ringen um mehr Freiheit sollte ihr Leben lang nicht aufhören. Statt an ihrer Aussteuer zu arbeiten, setzte sie den Besuch einer Handelslehranstalt durch und sicherte sich nach so ihre Unabhängigkeit als kaufmännische Angestellte.
Ihre politische Arbeit begann die 22jährige in Paris, wo sie tagsüber als Korrespondentin eines deutschen Unternehmens tätig war und sich abends - neben dem Studium sozialistischer Theoretiker - in der französischen Arbeiterbewegung und der Frauenbildungarbeit engagierte. Dem ihre Emanzipation fördernden Aufenthalt in Paris setzte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende; sie wurde als Deutsche des Landes verwiesen. Zurückgekehrt nach Frankfurt, schloß sich Tony Sender der sozialdemokratischen Kriegsopposition an und wurde zu einer vehementen Streiterin für die Beendigung eines Krieges, der nicht der Vaterlandsverteidigung, sondern der Eroberung neuer Absatzmärkte und der Unterdrückung bisher freier Völker diente. Sie war eine Gegnerin der SPD-Burgfriedenspolitik, wurde aus der Partei ausgeschlossen und 1917 Mitgründerin der USPD.
Die Unabhängige Sozialdemokratin schrieb während der Novemberrevolution Frankfurter Stadtgeschichte. Sie war Generalsekretärin des Arbeiterrates und - nach der Einführung des Frauenwahlrechts im November 1918 - Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Die junge Weimarer Republik fand nicht Tony Senders uneingeschränkte Zustimmung; sie hatte sich von der Revolution mehr Basisdemokratie erhofft: die Durchsetzung des Rätegedankens in Politik, Volkswirtschaft und in den Betrieben.
Als Redakteurin der USPD-Tageszeitung "Volksrecht" und der "Betriebsräte-Zeitschrift" des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes kritisierte sie die politische Entwicklung; als Abgeordnete des Deutschen Reichstages und Parteipolitikerin tat sie ihr Möglichstes, Politik aktiv mitzugestalten. Vor die Entscheidung gestellt, sich entweder dem Diktat Lenins zu unterwerfen und die USPD moskauhörig auszurichten oder wieder in die Reihen der Sozialdemokratie zurückzukehren, wählte Tony Sender einmal mehr die Freiheit - diesmal die, die Strategie der Partei nicht fremdbestimmen zu lassen. Nicht ganz leichten Herzens entschied sie sich für die Wiedervereinigung mit der SPD, die sich ihrer Meinung nach zu sehr mit der bürgerlichen Republik arrangiert hatte.
Im Parlament trat sie als anerkannte Spezialistin in Wirtschafts- und außenpolitischen Fragen hervor; sie setzte sich als Politikerin und Chefredakteurin der SPD-Zeitschrift "Frauenwelt" für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an allen Lebensbereichen ein.
Die Jüdin, Sozialdemokratin und Gewerkschafterin geriet Ende der 20er Jahre ins Visier der Nationalsozialisten. Eine offene Morddrohung veranlaßte sie, unmittelbar nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 über die Tschechoslowakei nach Belgien zu fliehen. 1935 kehrte sie von einem USA-Aufenthalt nicht mehr in die provinzielle Enge Flanderns zurück, ließ sich in New York nieder und beantragte bald die US-Staatsbürgerschaft. Die Vereinigten Staaten in der Ära des sozialreformerischen "New Deal" schienen ihr die größtmögliche Garantie eines Lebens in individueller und politischer Freiheit und ohne Zwang zu gesellschaftlichen Konventionen zu bieten.
Einen letzten beruflichen Höhepunkt erreichte Tony Sender als Repräsentantin zunächst des US-amerikanischen, später des internationalen Gewerkschaftsbundes beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN. Ihre Hauptarbeit leistete sie in der Kommission für die Rechtsstellung der Frau und in der Menschenrechtskommission. Ihr Name ist verbunden mit dem Kampf gegen menschliche Versklavung durch Zwangsarbeit und gegen politisch motivierte Freiheitsberaubung. Unermüdlich sammelte sie Beweise für Menschenrechtsverletzungen und klagte unerschrocken die Staaten an, die gegen die Human- und Freiheitsrechte verstießen.
Bis zu ihrem Tod 1964 hielt Tony Sender unerschütterlich daran fest, daß Frauen wie Männer gleiche Leistungen vollbringen können, wenn sie nur gleiche Chancen haben und nicht durch gesellschaftliche Normen oder wirtschaftliche Benachteiligungen behindert werden. Klassen- und Geschlechterschranken abzubauen, sie gänzlich verschwinden zu lassen, war ihr Programm. Eine Lebensgestaltung in freier Selbstbestimmung zu erreichen war ihr Ziel. *pia
FRANKFURT A. M. Rechtzeitig zur Urlaubssaison hat die Frankfurter Sparkasse auf einen Service hingewiesen, den sie, in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Sparkassen, seit kurzem anbietet: in zwölf europäischen Ländern können Sparkassen-Kunden an Geldautomaten an einem Tag bis zu 1000 Mark in der jeweiligen Landeswährung abheben. Die "European Savings Banks Financial Service Company", kurz EUFISERV, eine von europäischen Sparkassen gegründete Gesellschaft, ermöglicht diesen Service.
Ein blau-gelbes Symbol weist auf die neue Dienstleistung hin. Jede Buchung über das EUFISERV-System kostet vier Mark. Das sei "die günstigste Form der Bargeldversorgung im Ausland".
Zu den am Sparkassensystem beteiligten Ländern gehören außer Portugal und Norwegen auch Dänemark, Schweden, Spanien, Österreich, Holland, Luxemburg, Italien, Frankreich, Finnland und Belgien. In andern Ländern des Kontinents bleiben Reisende weiter auf übliche Geldbeschaffungsquellen angewiesen.
Die Frankfurter Sparkasse empfiehlt hierfür Eurocheque (Höchstbetrag 400 Mark, Gebühr 1,75 Prozent des abgebuchten Betrages), Eurocard (funktioniert seit auch an Geldautomaten, kostet aber mindestens zehn Mark Provision) oder Reiseschecks (ein Prozent des gewechselten Betrages wird an Provision fällig).
Zu diesen Zahlungsmitteln rät das Geldinstitut in erster Linie aus Sicherheitsgründen. Zum einen kann die verlorengegangene Karte schnell gesperrt werden und ist für den Dieb somit nutzlos. Zum anderen werden auch Verluste, die zwischen dem Verlust der Karte und deren Sperrung liegen, ersetzt - vorausgesetzt, die Sicherheitsbedingungen wurden vom Kunden eingehalten.
Die Kunden der Frankfurter Sparkasse können ihre abhanden gekommenen "bargeldlosen Zahlungsmittel" unter folgenden Telefonnummern sperren lassen: ec-Karte 74 09 87; Eurocard 79 33-19 10 tagsüber; nachts: 79 33-0. *col
"Wenn es nicht gelingt, die technische und räumliche Situation zu verbessern, wird die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt (StUB) spätestens in zehn Jahren zum Sanierungsfall des wissenschaftlichen Bibliothekswesens der Bundesrepublik." Drastische Worte, mit denen Direktor Berndt Dugall im Jahresbericht 1991 die Lage eines der bedeutendsten städtischen Kulturinstitute beschreibt. Auch in puncto Personal und Ankaufsetat für Bücher sieht man an der Bockenheimer Warte schwere Zeiten anbrechen.
Die zuständige Kulturdezernentin Linda Reisch sieht die Lage "weniger dramatisch": Sie will den Betrieb - bei stagnierendem Etat - durch Rationalisierungsmaßnahmen sichern; auch Magazinräume sagte sie kurzfristig zu.
Die "Platzkatastrophe" (Dugall) ist indes nicht zu übersehen. So sind ursprünglich als Arbeitsplätze und Serviceräume genutzte Flächen mit Regalen für die 3,4 Millionen Bücher zugestellt. Am schlimmsten aber: Das 1976 in Fechenheim angemietete Ausweichmagazin ist Anfang 1993 erschöpft. "Uns steht das Wasser bis zum Hals", sagte der Direktor angesichts des Zugangs von 114 031 Medieneinheiten 1991; das entspricht einigen Regalkilometern.
Jahrelang hatte man die Bibliothekare stets mit dem Hinweis auf die Räume der benachbarten Deutschen Bibliothek vertröstet: Die würden bei deren Umzug, ursprünglich für 1992 geplant, frei. Das voraussichtliche Datum für die Übernahme jetzt: 1998. Vorher ist auch nicht mit dem Stellraum zu rechnen, den die StUB im Rahmen des U-Bahn-Baus (Linie D) an der Bockenheimer Warte erhalten soll.
In Anbetracht der städtischen Finanzmisere schließt die Direktion auch Schlimmeres nicht mehr aus. Trafen die Kürzungen im Haushalt von 1991 die Bibliothek bereits hart (der Erwerbungsetat sank um 280 000 Mark auf 4,9 Millionen Mark), so verschärft der Doppelhaushalt 1992/93 mit stagnierenden Zuschüssen die Situation weiter: Innerhalb weniger Jahre könnte die viertgrößte deutsche Bibliothek zu einer "mittelmäßigen Büchersammlung absinken".
Kommen zur aktuellen Personalnot - es dauert beispielsweise Monate bis die Bücher katalogisiert werden - Kürzungen hinzu, so müßten Teile des Bestands für die Benutzer gesperrt oder gar verkauft werden.
Im Kulturdezernat hält man solche Befürchtungen schlicht für übertrieben, die finanziellen Probleme seien lösbar. Doch zusätzliche Geldquellen oder ein klares Konzept für die nächsten Jahre konnte Reisch nicht nennen. Sie unterstrich dagegen den ideellen Wert, den eine Bibliothek dieser Größe in einer Bücherstadt wie Frankfurt hat: "Das Buch ist das kulturelle Hauptfundament der Stadt."
Davon wird sich die StUB nichts kaufen können. Zumal die Buchpreise überdurchschnittlich steigen. Der eigentliche Haken aber: Die städtischen Kürzungen schlagen bei der Bibliothek gleich dreifach zu Buche. Denn sie wird auch vom Land Hessen und privaten Geldgebern bezahlt. Kürzt die Stadt, so ziehen die anderen nach. Besonders das Engagement privater Geldgeber (zum Beispiel der Stiftung Volkswagenwerk) ist laut Dugall nicht unbegrenzt: "Die schauen sich sehr genau an, ob der Empfänger die Grundausstattung aus eigener Kraft finanzieren kann."
Die Grundausstattung zu gewährleisten ist die erklärte Absicht von Linda Reisch. Erstens: Bis sich 1998 die Raumsituation deutlich entspannt, "finden wir eine brauchbare Übergangslösung". Zweitens: Personalabbau will die Dezernentin verhindern - die für andere städtische Ämter verfügte zwölfprozentige Stellenkürzung soll nicht zum Tragen kommen. Ihr Argument: Der kommunale Sparkurs dürfe die Bibliothek in ihrer Versorgungspflicht gegenüber der Universität nicht beeinträchtigen.
Drittens: Obwohl der städtische Zuschuß am Haushalt bei 11,55 Millionen Mark stagniert, sollen Service und Erwerb "in jedem Fall" auf hohem Niveau fortlaufen, die technische Ausstattung gar verbessert werden. Um diesen "gordischen Knoten" zu durchschlagen, schlägt Reisch Rationalisierungen in der Bibliothek vor. Pläne dafür konnte die Dezernentin allerdings noch nicht vorlegen. ask
Gut besetzte Fußballturniere zählen im Kreis Hanau zu einer Rarität. Den Buchberg-Cup ausgenommen beschränken sich die Aktivitäten in aller Regel auf Stadtmeisterschaften. In diese Lücke will jetzt die ambitionierte Sportgemeinschaft 1945 Marköbel (Bezirksliga Hanau) stoßen. Sie richtet vom 27. Juli bis 2. August erstmals den Auto-Schäfer-Cup aus. Das Teilnehmerfeld kann sich sehen lassen: FC Bayern Alzenau (zukünftig Landesliga Hessen-Süd), SG Bad Soden/Ahl (Landesliga Nord), SG Bruchköbel (Relegationsteilnehmer zur Landesliga Süd), SV Phönix Düdelsheim (bisher Bezirksoberliga Frankfurt-Ost), VfR Hainchen, SV Calbach (beide Bezirksliga Büdingen) sowie die Hammersbacher Lokalrivalen KSV Langenbergheim und SG Marköbel komplettieren das Achter-Klassement.
Dem Sieger winken neben dem Wanderpokal der Firma Auto-Schäfer und einem Siegerpokal 2000 Mark. Der Finalpartner erhält neben einem "Pott" immerhin noch 1500 Mark "Bares", während für die beiden Teilnehmer am "kleinen Finale" 1000 beziehungsweise 500 Mark ausgesetzt sind. Und auch die übrigen vier Teams gehen nicht leer aus. Bälle und Bier stehen bereit. Mit Pokalen sollen zudem der beste Torschütze sowie der beste Torwart bedacht werden. In der Gruppe A treffen die SG Bruchköbel, VfR Hainchen, KSV Langenbergheim und SG Bad Soden/Ahl zusammen, in der Staffel B spielen der SV Calbach, FC Bayern Alzenau, SV Phönix Düdelsheim und die SG Marköbel. Die beiden Landesliga-Vertreter werden unmittelbar vor Saisonstart als Favoriten gehandelt, denn die Vorbereitungsphase steht ebenso wie bei den Bezirksoberligisten Ende Juli/Anfang August vor dem Abschluß. Die Hammersbacher hoffen mit diesem Teilnehmerfeld nicht nur die Fußballfreunde aus dem Kreis Hanau, sondern vor allem auch aus dem unmittelbar angrenzenden Kreis Büdingen anzusprechen.
Eine Woche lang soll das Sportplatzgelände als Mittelpunkt der hiesigen Fußballszene gelten. Von Montag bis Freitag wird jeweils um 17.30 Uhr begonnen, samstags (15 Uhr) und sonntags (14 Uhr) soll der Anstoß jeweils nachmittags sein. Mit täglich rund 300 Zuschauern wären die Ausrichter zufrieden. Das Eröffnungsspiel absolvieren am 27. Juli (17.30 Uhr) die SG Bruchköbel und der VfR Hainchen. Das Endspiel ist am 2. August für 18 Uhr angesetzt. Im Rahmenprogramm spielen am vorletzten Tag (15 Uhr) die Mädchen der JSG Hammersbach, zudem die SGM-Reserve gegen SV Teutonia Wallroth (2. 8., 14 Uhr). Die Schirmherrschaft hat Bürgermeisterin Helga Meininger übernommen, den Fans wird für 15 Mark (Dauerkarte) beziehungsweise vier Mark (Tageskarte) täglich eine Tombola und Autoschau geboten. Zudem sollen Musik- und Tanzdarbietungen sowie ein Fallschirmspringer das Final-Wochenende garnieren. dip
FRANKFURT-NORDWEST. Der Austausch mit englischen Schülern hat an der Wöhlerschule fast schon Tradition: Bereits seit 1983 fahren deutsche Achtklässler nach Großbritannien, um ihre Englischkenntnisse dort einmal in der Praxis zu testen. Und die englischen Schüler sind dafür immer wieder zwei Wochen in der Stadt am Main zu Gast.
Dieser Tage hatte die Wöhlerschule zum zehnten Mal Besuch: 16 Schüler kamen aus der Birminghamer Fairfax-School, besserten ihre Deutsch-Kenntnisse ein wenig auf, suchten (und fanden) Kontakte und lernten gleichzeitig das Land kennen. Außer einer Stadtrundfahrt durch Frankfurt hatten die Lehrer der Wöhlerschule auch einen Ausflug nach Fulda und eine Dampferfahrt auf dem Rhein organisiert.
Auch auf der Wasserkuppe waren die deutschen Schüler mit ihren englischen Gästen. "Das war der absolute Höhepunkt", meinte die Englischlehrerin Dagmar Rohmeier schmunzelnd. Kein Wunder - dort nämlich konnten die Schüler juchzend die Sommer-Rodelbahn hinunterrutschen.
Die Organisatoren waren mit dem Besuch der Engländer denn auch zufrieden. "Wir haben sonst immer Schwierigkeiten, weil sich viel mehr deutsche als englische Schüler melden", erläuterte Dagmar Rohmeier, die für den Austausch verantwortlich war. Früher mußte manchmal das Los entscheiden, wer mitfahren durfte und wer hierbleiben mußte.
Diesmal aber hatten die Organisatoren Glück: Genau 16 englische und 16 deutsche Schüler füllten Anmeldeformulare für den Schüleraustausch aus.
Die Verständigung klappte - auch wenn die englischen Schüler erst seit einem Jahr Deutsch lernen. Keine Probleme gab es auch unter den Austauschpartnern, betonte Frau Rohmeier. Obwohl sich die Schüler vorher überhaupt noch nicht kannten. "In den letzten Jahren haben etwa zwei Drittel der Austausch-Schüler den Kontakt auch nach dem Austausch gehalten."
Doch der Gegenbesuch der Deutschen steht noch aus: Im September werden die Achtklässler aus der Wöhlerschule in Birmingham erwartet. sen
FRANKFURT A. M. Zwischenstopp auf einer Insel. Eine Frau, groß, kühl und scharfzüngig, betritt die Bildfläche. Dahinter: kubanische Revolutionäre, ein Fisch, der stotternde Sohn und ein Sarg mit dem Papa. Man richtet sich ein, macht sich's gemütlich, plaudert Belangloses. "Havanna. Die Ankunft. Es gibt nichts zu berichten." Exposition für ein kurzes Stück Theater von Arthur Kopit - der sinnige Titel: "Oh Dad, poor Dad, Mama's hung you in the closet and I'm feeling so sad."
Es ist ein schräges, skurriles Drama, das die Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien (IAES) jetzt aufgeführt hat. Ein Stück, so absurd wie die frühen Werke Ionescos, ein Stück auch, das viel Spielraum läßt zwischen sanfter Ironie und makabrem Sarkasmus. Die Hobby-Mimen um Regisseur (und Englisch-Lektor) Stephan Markusfeld haben - in englischer Sprache - einiges daraus gemacht.
Denn auf den scheinbar harmlosen Beginn folgt ein undurchschaubares Spiel, das sich zunehmend um die Mutter, Madame Rosepettle, dreht. Diese Frau - die von Antje Scheuritzel herrlich diabolisch gegeben wird - hat keine Herkunft und keinen Bestimmungsort. Sie ist einfach da, um Menschen so restlos auszusaugen, wie sie es mit ihren Zigaretten tut. Dieses Monster im Morgenrock ist Vamp und Vampir in einem.
Ihren Sohn Jonathan (Torsten Reinl), den sie wahlweise Albert, Edward - oder Robinson - nennt, hält sie gefangen, um ihn vor der "world beyond" zu behüten. Die Babysitterin Rosalie (Ina Habermann) wirft sie grundlos aus dem Haus. Den reichen Gutsbesitzer Roseabove (Nenad Smigoc) umgarnt sie, um ihn tief fallen zu lassen.
Was sie haben will, das nimmt sie sich - und wenn es der Tod ist. "Das Leben", sagt die Mörderin Rosepettle, "ist ein Ehemann, der im Klo an einem Haken hängt."
Das Schreckenskabinett aber, das sie überallhin mitnimmt, wird am Ende zerstört - vom IAES-Theater eindrucksvoll in Szene gesetzt durch surreale Sequenzen im Stroboskoplicht. Jonathan / Robinson, durch die Babysitterin selbstbewußt geworden, vernichtet die Lebenslüge seiner Mutter, indem er ihren Fisch tötet, das einzige Wesen, mit dem sie eine emotionale Beziehung verband.
Wie ein richtiger Robinson steht er letztlich auf dieser imaginären Insel zwischen Leben und Tod und hofft auf Rettung - die aber bleibt aus.
Mit der knapp zweistündigen Inszenierung dieser grostesken Moritat ist den Anglisten und Amerikanisten der Frankfurter Uni ein kleines Kunststück gelungen: eine sichere Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie. Wenn etwa der mumifizierte Vater aus dem Schrank plumpst oder der Fisch im Wasserglas lautstark zu rumoren beginnt, grüßt von Ferne schon der Slapstick.
Aber immer wieder hindern die durchweg guten Schauspieler - allen voran Antje Scheuritzel und Torsten Reinl - dieses Stück davor, umzukippen. Wenn die Mutter etwa ihre schaurige Geschichte erzählt, während im Hintergrund der Kaiserwalzer tönt, verleiht sie diesem absurden Totentanz den morbiden Charme, der ihm gebührt (siehe Kasten). *ind
FRANKFURT A. M. "Um das studentische Leben im Institut zu bereichern" wurde die IAES-Theatergruppe vor einigen Jahren von Studenten verschiedener Semester gegründet. Vieles haben die Hobby-Akteure seither zustandegebracht: In englischer Sprache wurden Stücke von Shakespeare und von Harold Pinter, von Byron und natürlich auch von Samuel Beckett in Szene gesetzt.
"Wir versuchen", erklärte Bernhard Klein die Intention der Theater-Arbeitsgruppe gegenüber der Stadtteil- Rundschau, "ein möglichst breites Spektrum abzudecken."
Über mangelnde Arbeit können sich die Studenten für Anglistik und Amerikanistik nicht beklagen: Drei- bis viermal stehen sie pro Jahr auf der Bühne. Regie führt in der Regel ein Lektor aus dem Institut, derzeit ist es Stephan Markusfeld. Mit ihm ist die Theater-AG seit zwei Semestern wieder auf dem Weg nach oben, nachdem es einen "Durchhänger" zu meistern galt.
Bei allem Erfolg aber muß das IAES-Ensemble - zu dem derzeit rund ein Dutzend Studenten zählen - immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden. Denn einen eigenen Fundus gibt es nicht, Geld steht den Mimen ohnehin kaum zur Verfügung.
Jede einzelne Requisite mußte für die neueste Produktion mühsam zusammengeklaubt werden.
Für die kommenden Aufführungen aber erhofft sich Bernhard Klein weniger Probleme, denn inzwischen "stößt die Theater-AG auf immer mehr Akzeptanz im Haus". *ind
OBERRAD. 220 Bäume auf dem Oberräder Waldfriedhof will das Garten- und Friedhofsamt noch vor dem Herbst stutzen lassen. Der Grund für die umfangreichen baumpflegerischen Arbeiten: Die Sicherheit in erster Linie der Fußgänger ist nicht mehr gewährleistet.
Amtsleiter Horst Heil erklärte, aus dem sehr hochwüchsigen und dichten Baumbestand müßte das "Totholz" herausgenommen werden. Bei solchen Schäden, beispielsweise durch Sturm oder Autounfälle verursacht, habe die "Verkehrssicherheit der Friedhofsbesucher" Priorität vor dem Naturschutz. Deshalb dürften auch mitten im Sommer - vorgesehen ist der August - Säge und Axt zum Einsatz kommen. Mitarbeiter des Amtes hätten bei der letzten der zweimal jährlich angesetzten Routineüberprüfung die Notwendigkeit des Vorhabens festgestellt. Da es sich auf dem etwa 16 Hektar großen Friedhof um sehr umfangreiche Arbeiten handelt, ist der Auftrag über "Kronenpflege und -auslichtung" für private Firmen ausgeschrieben.
Bei den Bäumen auf dem Waldfriedhof handelt es sich um einen artenreichen Bestand "querbeet": Neben Buchen, Eichen, Birken und Fichten finden sich fast alle heimischen Waldgewächse. ask
HÖCHST. Was sich jahrelang immer wieder hinauszögerte, scheint jetzt doch endgültig festzustehen: "Mit dem Bau des neuen Höchster Polizeireviers wird spätestens im kommenden September begonnen", teilte Rolf Bernhard aus dem Wiesbadener Innenministerium auf Anfrage der Frankfurter Rundschau mit.
Erst Mitt Juni habe es ein neuerliches Gespräch mit Verantwortlichen des ebenfalls beteiligten hessischen Finanzministeriums gegeben. Das Ergebnis: "Jetzt sind nur noch ein paar Auflagen zu erfüllen, etwa die Feuerwehrzufahrt und die Abfallbeseitigung. Sonst ist aber alles klar - wirklich."
Die Ausschreibung für die Bauarbeiten solle bis Ende Juli abgeschlossen sein. Volker Kraus vom zuständigen Staatsbauamt in Frankfurt schätzt, daß der Neubau in der Gebeschusstraße 8-10 das Land Hessen etwa 12,5 Millionen Mark kosten wird. Läuft alles nach Plan, dann könnten die Höchster Polizeibeamten, die derzeit noch im Bolongaropalast residieren, im Herbst 1994 einziehen.
Ihnen soll dann ein dreigeschossiges Dienstgebäude mit Revier- und Unterrichtsräumen sowie einer eigenen Tiefgarage für die Dienstfahrzeuge zur Verfügung stehen.
Im Kellergeschoß werden nicht nur die Haftzellen zu finden sein. Dort können sich die Gesetzeshüter auch in einem eigens eingerichteten Sportraum fit für den Außendienst halten. Damit ihnen im Fall der Fälle nicht vorzeitig die Puste ausgeht. leo
FRANKFURT A. M. Ich hab's ja schon gestern geahnt. Da gab es dieses komische Futter. Kohlenhydrate sollen da drin sein. Oder so was. Und das kriege ich immer nur dann, wenn am nächsten Tag wieder irgendwas abgeht. Eine Prüfung oder irgendein Wettkampf. Morgens haben die Leute daheim dann alle angefangen, an mir herumzutätscheln. Ich sei ja so ein lieber Hund. Papperlapapp. Für mich war alles klar. Das sagt man nicht ohne Absicht. Irgendwas war im Busch.
Tatsächlich. Wir rumpelten nach Preungesheim, zum "Verein für Deutsche Schäferhunde". Dort war wieder mal irgendein Wettkampf. Das ist eigentlich nicht schlecht. Endlich sehe ich meine Kumpel wieder, den Assi vom Herfagrund und Alex vom Gimbacher Hof.
Aber der Wettkampf heute sollte unheimlich wichtig sein. Darüber redeten meine Leute die ganze Zeit im Auto, auf dem Weg dahin. Wenn ich besser sei als meine Konkurrenten, die elf anderen Schäferhunde, dann könnte ich gegen die besten Hunde aus Deutschland antreten. Und wenn ich da auch noch gewinne, geht's nach Linz. Das ist weit weg. Dort kann ich dann Weltmeister werden. Champion! Aber wer wird Weltmeister? Ich mache die ganze Arbeit, und mein Typ kriegt Pokale und so'n Zeug. Das ist schon immer so gewesen. Dabei scheucht er mich nur durch die Gegend. Stock holen, Stock bringen - pausenlos.
Ich versteh' das sowieso nicht. Keiner von uns versteht das. Mit zwei meiner Konkurrenten, Jonny von den jungen Hansen und Bosko von Schwarzenfeld, habe ich mich endlich aussprechen können: Es ist bei jedem Wettkampf dasselbe. Erst müssen wir den Spuren von irgendwem hinterherschnüffeln und dabei immer bellen, wenn wir auf der Strecke was finden. Denn komischerweise verlieren die Menschen ständig etwas. Obwohl sie den Weg bei einem Wettkampf ein paar Mal ablaufen. Und sie verlieren immer dasselbe. Immer: einen Schlüsselbund, ein Mäppchen, ein Portemonnaie. Ach, nein: Diesmal war ein Stück Holz dabei. Man kommt sich ja schon ganz blöd dabei vor. Jedesmal so laut herumbellen. Und das am Sonntag.
Dann kommt die "Unterordnung". Dabei werden wir schön herumkommandiert. Denn wehe, wir legen uns zu spät hin, wenn der Trainer wie verrückt "Platz!" brüllt.
Aber wer bin ich denn! Ein bißchen Individualität sollte man sich bewahren. Ich leg mich nie sofort hin - und die anderen auch nicht! Und erst die Sache mit den Stöckchen. Das werde ich nie kapieren. Holen, bringen, holen, bringen. Was wollen die denn? Dabei muß ich dann noch über eine Hekke und über so eine Holzpyradmide springen. Ich möchte einmal wissen, warum ich nicht drumherumlaufen darf. Das hab ich paar Mal ausprobiert. Mein Trainer fand's nicht so toll.
Zum Schluß sollen wir dann noch einen Mann suchen, der sich hinter einer Holzwand versteckt. Den dürfen wir aber wenigstens anspringen und ein paar Mal in den Arm beißen. Wenn der keine Lederhülle darüberstülpen würde, wäre das halt echt aufregend . . .
Alles in allem war es trotzdem ganz nett. Schade nur, daß so wenig Bräute dabei waren - die sind den meisten Trainern nämlich zu temperamentvoll. Kann man ja verstehen. Diese Weibsbilder, echt hysterisch manchmal! Schade außerdem, daß ich nun doch kein Weltmeister werden kann.
Zur Bundesausscheidung dürfen nämlich die Assi vom Herfagrund vom Hans Taschner und Tomy vom Welzbachtal von Dietmar Blatz. Aber eine leckere Belohnung gab's auch für mich. *BETTINA SENGLING
ESCHERSHEIM. Der Vergnügungsausschuß des Kleingärtnervereins Eschersheim wollte sich mal was ganz anderes einfallen lassen für seinen Seniorennachmittag. Immer nur Kaffee und Kuchen in der Gemüsehalle (dem Clubheim), hieß es, sei doch wohl auf die Dauer langweilig. Dieter Zenker, der Vorsitzende des Vergnügungsausschusses, und seine Mitarbeiter hatten eine prächtige Idee: "Wir könnten ja mal eine Rundfahrt mit dem Ebbelwei-Expreß machen."
Der Gedanke wurde rasch in die Tat umgesetzt. Gartenfreund Oskar Hauschild, von Beruf Straßenbahnfahrer, erklärte sich bereit, für seinen Verein eine Extraschicht einzulegen und den Expreß zu fahren. Etwa 60 Senioren fanden sich dann am vorgesehenen Nachmittag an der Haltestelle Eckenheimer Landstraße/ Marbachweg ein und bestiegen die Wagen: ein Triebwagen mit zwei Anhängern. KGV-Vorsitzender Fritz Sittner und seine Vorstandskollegen Norbert Thoma, Dieter Zenker und Gerwald Scholle waren ebenfalls mit von der Partie.
Etwa drei Stunden lang kurvte der "Ebbel-Ex" mit der Kleingärtnergesellschaft durch die Stadt. Gerwald Scholle gab über Mikrofon Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten an der Strecke. "Da war vieles", sagte er, "was unsere älteren Mitglieder noch gar nicht kannten. Wann kommen die Leute auch schon mal in die Hanauer Landstraße oder gar nach Neu-Isenburg?"
Es gab auch freudiges Wiedererkennen. In der Sachsenhäuser Textorstraße beispielsweise rief ein Fahrgast laut durch den Wagen: "Da drüben, da haben wir mal gewohnt!" Und ein anderer brummelte: "Ei, wie hadd sich des am Hauptbahnhof alles verännerd."
Der KGV-Vorstand hatte den Service in den Wagen übernommen, verteilte Brezeln und Getränke. Zünftige Ebbelwei-Lieder erklangen über den Lautsprecher: Der Vergnügungsausschuß hatte die richtigen Tonbänder mitgebracht. Die Senioren waren begeistert. "So was sollten wir öfter machen", erklärten sie unisono erfreut und dankbar.
Gerwald Scholle meinte: "Wir hatten gar nicht zu hoffen gewagt, daß die Leute einen solchen Spaß an dieser Sache haben würden."
Und Dieter Denker begann schon, laut über den Seniorenausflug im nächsten Jahr nachzudenken: "Wir könnten ja mal mit dem Bus irgendwohin fahren." li
HÖCHST. Wann die von vielen Höchster Eltern erwartete Kindertagesstätte im ehemaligen AOK-Gebäude öffnet, steht noch immer nicht fest. "Wir bemühen uns, die ersten Kinder zum 1. August aufnehmen zu können", sagte Michael Damian. Nunmehr mag sich der persönliche Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling auf keinen Zeitpunkt mehr "verbindlich" festlegen, wenn er nach dem Prestigeobjekt - "Frankfurts größte Kindertagesstätte" - befragt wird.
Nachdem als Eröffnungstermin der 1. April gehandelt worden war, kündigte Damian später, die ersten der insgesamt 120 Plätze könnten im Mai oder Juli belegt werden: "Aber auf jeden Fall noch vor den Sommerferien." Daß die Stadt auch diesen Zeitplan nicht einhalten kann, hat laut Damian zwei Ursachen. Zum einen seien noch immer drei der vorgesehenen zehn Betreuerstellen nicht besetzt. So interessierte sich bislang niemand dafür, die stellvertretende Leitung der Kindertagesstätte zu übernehmen "Es ist heutzutage generell ganz schwer, Leute zu finden, die diesen Job mit dem angebotenen Gehalt und unter den üblichen Arbeitsbedingungen machen wollen", erklärte Damian.
Nach seinen Worten hat sich die vor wenigen Tagen fertiggestellte Außentreppe als "Fehlkonstruktion" erwiesen und muß umgestaltet werden. Auch die neu hergerichteten Toiletten für die Jungen und Mädchen entpuppten sich ob der zu großen WC-Schüsseln als "nicht kindgerecht". leo
FRANKFURT A. M. Die Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain (VBU) ist eine der ältesten Organisationen in Frankfurt, die sich um Naturschutz und Umwelterziehung bemüht. 1924 wurde die "Vereinigung für Vogelschutz" von Sebastian Pfeifer und Rektor Philipp Schilling gegründet.
Auf dem Grundstück, das die Gemeinde Bergen-Enkheim den Ornithologen zur Verfügung stellte, wurden im Auftrag der Vogelflugwarte Helgoland Vögel beringt, um Erkenntnisse über Lebensräume und Flugrouten zu gewinnen. Durch die Fusion mit der "Zweigberingungsstelle Untermain" 1938 erhielt der Verein seinen heutigen Namen.
Das Durchschnittsalter der 345 Mitglieder liegt bei 56 Jahren. Der Verein gibt die naturkundliche Zeitung "Luscinia" mit einer Auflage von 1000 Exemplaren heraus. Sie wird an die Mitglieder und viele Abonnenten im In- und Ausland verschickt. Die VBU organisiert Dia- und Filmabende, vogelkundliche Wanderungen und ökologische Lehrgänge. In der Stadthalle Bergen geht es um so unterschiedliche Themen wie "Die erlebte Natur in Mühlheim und Umgebung" oder "Die Vögel Senegals". Die Exkursionen, die mal ins Naturschutzgebiet Waghäusel und immer wieder ins Enkheimer Ried und an den Berger Hang führen, locken meist etwa zwei Dutzend Teilnehmer an.
Wer mehr über den Verein wissen möchte, kann sich an den Vereinsvorsitzenden Ulrich Eidam wenden. Er hat die Telefonnummer 72 46 37. *eik
FRANKFURT A. M. Vor der Trockenmauer, die aus roten Backsteinen aufgeschichtet wurde, sitzt Ulrich Eidam immer öfter. "Es ist einfach toll zuzusehen, was sich da entwickelt", sagt der Vorsitzende der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain (VBU). Blindschleichen und Schlingnattern hat er schon beobachtet; vor den angebohrten Baumstämmen auf der Mauer summen Bienen.
Vor allem aber ist das Klein-Biotop ein Symbol für die voranschreitenden Umgestaltungsarbeiten auf dem Gelände der Vogelschützer am Berger Hang. Die Backsteine stammen aus der bereits 1931 errichteten ersten Beobachtungsstation des Vereins. Die kleine Hütte wird gerade renoviert. Wenn sie erst einmal die Maschinen zur Beringung der Zugvögel aufnehmen kann, die jetzt noch im größeren Sebastian-Pfeifer-Heim untergebracht sind, wären die Voraussetzungen für das geplante "Info-Zentrum" mit Blick auf die Naturschutzgebiete "Berger Hang" und "Enkheimer Ried" erfüllt. Doch aus eigener Kraft wird der Verein das Projekt nur schwer verwirklichen können.
Die Innenbeleuchtung, Projektoren, Computer und Mikroskope des Info-Zentrums müßten mit Strom versorgt werden. Die VBU stellt sich zwei Lösungen vor: ein unterirdisches Stromkabel zu verlegen oder eine Solar-Anlage anzuschaffen. Die Kosten von insgesamt etwa 30 000 Mark würden die Vereinskasse allerdings "auf das extremste belasten", klagt Ulrich Eidam. Er ist enttäuscht darüber, daß die Stadt sich bisher noch nicht dazu durchringen konnte, das Projekt zu unterstützen. Ulrich Eidam: "Da werden Grüngürtel-Planungen und Umweltlernen in Frankfurt propagiert, und zu unserem Info-Zentrum kommt gar nichts." Offensichtlich sei der Verein, eine der ältesten Naturschutz-Organisationen Frankfurts (siehe Kasten), bei den Behörden zu wenig bekannt - beim "Umweltlernen"-Programm sei man noch nicht einmal angeschrieben worden.
Zusammen mit Schulen und dem Hessisichen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) hatte die VBU im vergangenen Jahr zahlreiche Lehrgänge organisiert. Die Weiterbildung der Lehrer, die bei Vogelstimmen-Exkursionen, Kartierungen und Bodenuntersuchungen einen "Rundumschlag" in Sachen Freilandbiologie mitmachen, lag Eidam besonders am Herzen. Er als Biologie-Lehrer weiß um die vollen Lehrpläne an den Schulen, "bei denen die meisten Lehrer dankbar für jede praktische Anregung sind". Bei den Seminaren mit den Lehrern habe sich auch gezeigt, daß das Sebastian-PfeiferHeim mit seinem Blick auf den Fechenheimer Wald und den Mainbogen ein geeigneter Unterrichtsraum ist.
Der widmet sich insbesondere der Jugendarbeit. "Keimzelle" dafür ist die Umwelt AG des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal-Bischofsheim. Sie wurde ins Leben gerufen von dem ehemaligen Zivildienstleistenden Manfred Sattler, der seine Zeit bei der "Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz" (HGON) und der VBU abgeleistet hat. Seither legen die Jungen und Mädchen Nisthilfen an und beobachten das Leben in den beiden Naturschutzgebieten. "Erst wenn die Schüler wissen, was es hier alles gibt, werden sie erkennen, warum es schützenswert ist", betont Eidam.
Zur Zeit sammelt die VBU auf Karten Daten über Vögel, Insekten und Pflanzen in den Naturschutzgebieten Berger Hang, Enkheimer Ried und Umgebung. Mit umfangreichem Informationsmaterial soll die Obere Naturschutzbehörde davon überzeugt werden, daß die Gebiete besser überwacht werden müssen, daß durch die Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete "Puffer um die Kerngebiete angelegt werden müssen", so Eidam.
Eine "Jugend-Forscht"-Arbeit von Schülern, die beim hessischen Landesentscheid im März dieses Jahres mit dem dritten Preis bedacht wurden, hat mit jährlich etwa 120 000 Gästen nicht nur einen enormen Besucherdruck auf das NSG "Berger Hang", sondern auch erhebliches Fehlverhalten von jedem Zehnten der Spaziergänger in der empfindlichen Natur registriert. Da wurden Bodenbrüter wie Goldammer und Baumpieper von freilaufenden Hunden aufgeschreckt. Picknick-Fans verließen die vorgeschriebenen Wege und "zerstörten beim Kreuzund-Quer-Latschen und anschließendem Sonnenbaden" wertvolle Vegetation, beklagt Eidam.
Ein anderer Grund für die Erweiterung der Naturschutzgebiete sind die schützenswerten Arten in den unmittelbar angrenzenden Gebieten. Der Wendehals etwa ist auch in den Streuobstwiesen am Berger Hang beheimatet.
Bei den Besucher-Studien für die "Jugend-Forscht"-Arbeit zeigte sich auch, daß die angesprochenen Umwelt-Frevler nur in 16 Prozent der Fälle einsichtig reagieren. Der Rest der Befragten war entweder "trotzig" oder sogar "aggressiv". Die Sperrung sensibler Bereiche mit Zäunen oder Balustraden in dem Naturschutzgebiet, das zu den ältesten "aber auch sensibelsten" im Rhein-Main-Gebiet gehört, wird von allen Naturschutzverbänden gefordert.
Schließlich schwebt Ulrich Eidam als Ideal ein tagsüber geöffnetes SebastianPfeifer-Haus vor, in dem eine Ansprechperson, Stellwände und die umfangreiche Buchsammlung der VBU über die bedrohte Natur informieren könnten. Denn was für die Schüler zutrifft, gilt auch für zuweilen uneinsichtige Erwachsene: Nur das, was man kennt, sieht man auch als schützenswert an. *HEIKO RAUBER
FRANKFURT A. M. Ich hab's ja schon gestern geahnt. Da gab es dieses komische Futter. Kohlenhydrate sollen da drin sein. Oder so was. Und das kriege ich immer nur dann, wenn am nächsten Tag wieder irgendwas abgeht. Eine Prüfung oder irgendein Wettkampf. Morgens haben die Leute zu Hause dann auch alle angefangen, an mir herumzutätscheln. Ich sei ja so ein lieber Hund. Papperlapapp. Für mich war alles klar. So was sagt man nicht ohne Absicht. Irgendwas war im Busch.
Tatsächlich. Wir rumpelten nach Preungesheim, zum "Verein für Deutsche Schäferhunde". Dort war wieder mal irgendein Wettkampf. Das ist eigentlich nicht schlecht. Endlich sehe ich meine Kumpel wieder, den Assi vom Herfagrund und Alex vom Gimbacher Hof.
Aber der Wettkampf heute sollte unheimlich wichtig sein. Darüber redeten meine Leute die ganze Zeit im Auto, auf dem Weg dahin. Wenn ich besser sei als meine Konkurrenten, Die Arbeit mach' ich die elf anderen Schäferhunde, dann könnte ich gegen die besten Hunde aus Deutschland antreten. Und wenn ich da auch noch gewinne, geht's nach Linz. Das ist weit weg. Dort kann ich dann Weltmeister werden. Champion! Aber wer wird Weltmeister? Ich mache die ganze Arbeit, und mein Typ kriegt Pokale und so'n Zeug. Das ist schon immer so gewesen. Dabei scheucht er mich nur durch die Gegend. Stock holen, Stock bringen - pausenlos.
Ich versteh' das sowieso nicht. Keiner von uns versteht das. Mit zwei meiner Konkurrenten, Jonny von den jungen Hansen und Bosko von Schwarzenfeld, habe ich mich endlich aussprechen können: Es ist bei jedem Wettkampf dasselbe. Erst müssen wir den Spuren von irgendwem hinterherschnüffeln und dabei immer bellen, wenn wir auf der Strecke was finden.
Denn komischerweise verlieren die Menschen ständig was. Obwohl sie den Weg bei einem Wettkampf ein paar Mal ablaufen. Und sie verlieren immer dasselbe. Immer: einen Schlüsselbund, ein Mäppchen, ein Portemonnaie. Ach, nein: Diesmal war ein Stück Holz dabei. Man kommt sich ja schon ganz blöd dabei vor. Jedesmal so laut herumbellen. Und das am Sonntag.
Dann kommt die "Unterordnung". Dabei werden wir schön herumkommandiert. Denn wehe, wir legen uns zu spät hin, wenn der Trainer wie verrückt "Platz!" brüllt.
Aber wer bin ich denn! Ein bißchen Individualität sollte man sich bewahren. Ich leg mich nie sofort hin - und die anderen auch nicht! Und erst die Sache mit den Stöckchen. Das werde ich nie kapieren. Holen, bringen, holen, bringen. Was wollen die denn? Dabei muß ich dann noch über eine Hekke und über so eine Holzpyradmide springen. Ich möchte einmal wissen, warum ich nicht drumherumlaufen darf. Das hab ich ein paar Mal ausprobiert. Mein Trainer fand das nicht so toll.
Zum Schluß sollen wir dann noch einen Mann suchen, der sich hinter einer Holzwand versteckt. Den dürfen wir aber wenigstens anspringen und ein paar Mal in den Arm beißen. Wenn der nicht so zimperlich wäre und keine Lederhülle darüberstülpen würde, könnte das echt aufregend werden . . .
Alles in allem war es trotzdem ganz nett. Schade nur, daß so wenig Bräute dabei waren - die sind den meisten Trainern nämlich zu temperamentvoll. Kann man ja auch wieder verstehen. Diese Weibsbilder, wirklich hysterisch manchmal! Schade außerdem, daß ich nun doch kein Weltmeister werden kann.
Zur Bundesausscheidung dürfen nämlich die Assi vom Herfagrund vom Hans Taschner und Tomy vom Welzbachtal von Dietmar Blatz. Aber eine leckere Belohnung gab's auch für mich. *BETTINA SENGLING
FRANKFURT A. M. Zufrieden betrachtet Stephan Berger das gelungene Werk seiner Schützlinge an der Unterkunft des Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks Frankfurt (THW) in der Tilsiter Straße. Sechs Jungen und zwei Mädchen der THW-Jugendgruppe legten zwar noch keine "Gesellenprüfung" ab, doch der Bau einer Seilbahn war gut gelungen.
Nach der Arbeit hatte sich der Nachwuchs eine Magenstärkung redlich verdient. Um die Mittagszeit wurde nicht nur für die Gäste ein Kuchenbüfett eröffnet; bei Kaffee und Kuchen und einem erfrischenden Getränk gab es darüber hinaus reichlich Informationen über die Arbeit der Jugendgruppe.
Die Gruppe besteht seit genau einem Jahr. Und das eben war der Anlaß für die kleine Geburtstagsfeier und gab Gelegenheit, die Arbeit einmal in der Öffentlichkeit vorzustellen. Außer dem Aufbau der Seilbahn demonstrierten die Jugendlichen auch den Umgang mit Leinen.
"Angefangen haben wir mit zwei Jungen und einer weiblichen Nachwuchshelferin", berichtet Berger. Außer der fachspezifischen Ausbildung, die Grundkenntnisse des Katastrophenschutzes vermittelt, unternahm die Gruppe in den zwölf Monaten ihres Bestehens eine Fahrt nach Frankenberg / Eder zum Zeltlager der THW-Landesjugend.
Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die Frankfurter auch schon absolviert und sich beim "Tag der offenen Tür" 1991 erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Freude der Kinder hatten sie am Paulsplatz eine Schiffschaukel aufgebaut. Unter dem Motto "Kids sind grenzenlos" stand ein Besuch bei den Freunden der benachbarten Hausener Jugendfeuerwehr. Mit von der Partie war die THW-Jugendgruppe schließlich auch bei einer Umweltaktion an der Nidda.
Zusammen mit der Rödelheimer Jugendfeuerwehr wurden Uferböschungen von Gegenständen gesäubert, die rücksichtslose Zeitgenossen bei Spaziergängen immer wieder hinterlassen. Der Unrat füllte einen großen Container. In der Hauptsache waren Schrott, Glas und Papier aufgelesen worden. Aber auch ein Fahrradrahmen lag da in der Gegend herum. Als die "Saubermänner" einen Schranktresor und einen Aktenkoffer fanden, wurde die Kripo eingeschaltet.
Die Jugendbetreuung im Frankfurter THW besteht aus Spaß, Spiel und praktischer Ausbildung. Sie wurde von den Mitgliedern gut angenommen. Gelernt wird unter anderem der Umgang mit Seilen, Karten, Kompaß, Holz und Beleuchtungsmittel. Zweimal im Monat treffen sich die "Helfer von morgen" zu Ausbildung und Übungsstunden in der Tilsiter Straße.
"Eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung ist die Grundlage unserer offenen Jugendarbeit", sagt dazu Stephan Berger. Genauso wichtig sei für ihn aber auch der Kontakt zu den Eltern. Es werden besondere Nachmittage angeboten, bei denen sich die Familien über die offene Jugendarbeit und über alle Pläne des Ortsverbandes informieren können.
"Natürlich können sich uns jederzeit weitere männliche und weibliche Jugendliche anschließen", wirbt der Jugendbetreuer um zehn- bis 17jährige Mitstreiter. Auskunft über den Ortsverband gibt es unter der Rufnummer 79 50 02 55. *dixi
FRANKFURT A. M. Zufrieden betrachtet Stephan Berger das gelungene Werk seiner Schützlinge an der Unterkunft des Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks Frankfurt (THW) in der Tilsiter Straße im Industriehof. Sechs Jungen und zwei Mädchen der THW-Jugendgruppe legten zwar noch keine "Gesellenprüfung" ab, doch der Bau einer Seilbahn war gut gelungen.
Nach der Arbeit hatte sich der Nachwuchs eine Magenstärkung redlich verdient. Um die Mittagszeit wurde nicht nur für die Gäste ein Kuchenbüfett eröffnet; bei Kaffee und Kuchen und einem erfrischenden Getränk gab es darüber hinaus reichlich Informationen über die Arbeit der Jugendgruppe.
Die Gruppe besteht seit genau einem Jahr. Und das eben war der Anlaß für die kleine Geburtstagsfeier und gab Gelegenheit, die Arbeit einmal in der Öffentlichkeit vorzustellen. Außer dem Aufbau der Seilbahn demonstrierten die Jugendlichen auch den Umgang mit Leinen.
"Angefangen haben wir mit zwei Jungen und einer weiblichen Nachwuchshelferin", berichtet Berger. Außer der fachspezifischen Ausbildung, die Grundkenntnisse des Katastrophenschutzes vermittelt, unternahm die Gruppe in den zwölf Monaten ihres Bestehens eine Fahrt nach Frankenberg / Eder zum Zeltlager der THW-Landesjugend.
Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die Frankfurter auch schon absolviert und sich beim "Tag der offenen Tür" 1991 erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Freude der Kinder hatten sie am Paulsplatz eine Schiffschaukel aufgebaut. Unter dem Motto "Kids sind grenzenlos" stand ein Besuch bei den Freunden der benachbarten Hausener Jugendfeuerwehr. Mit von der Partie war die THW- Jugendgruppe schließlich auch bei einer Umweltaktion an der Nidda.
Zusammen mit der Rödelheimer Jugendfeuerwehr wurden Uferböschungen von Gegenständen gesäubert, die rücksichtslose Zeitgenossen bei Spaziergängen immer wieder hinterlassen. Der Unrat füllte einen großen Container. In der Hauptsache waren Schrott, Glas und Papier aufgelesen worden. Aber auch ein Fahrradrahmen lag da in der Gegend herum. Als die "Saubermänner" einen Schranktresor und einen Aktenkoffer fanden, wurde die Kripo eingeschaltet.
Die Jugendbetreuung im Frankfurter THW besteht aus Spaß, Spiel und praktischer Ausbildung. Sie wurde von den Mitgliedern gut angenommen. Gelernt wird unter anderem der Umgang mit Seilen, Karten, Kompaß, Holz und Beleuchtungsmittel. Zweimal im Monat treffen sich die "Helfer von Morgen" zu den Ausbildungs- und Übungsstunden in der Unterkunft Tilsiter Straße.
"Eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung ist die Grundlage unserer offenen Jugendarbeit", erläutert dazu Stephan Berger. Genauso wichtig sei für ihn aber auch der Kontakt zu den Eltern. Es werden besondere Elternnachmittage angeboten, bei denen sich die Familien über die offene Jugendarbeit und über alle Vorhaben des Ortsverbandes informieren können.
"Natürlich können sich uns jederzeit weitere männliche und weibliche Jugendliche anschließen", wirbt der Jugendbetreuer um zehn- bis 17jährige Mitstreiter.
Nähere Auskunft über den Ortsverband gibt es unter der Rufnummer 79 50 02 55. *dixi
FRANKFURT A. M. Das "Fräulein ledige Mutter" gibt es nicht mehr. Diese Zeiten sind endgültig vorbei, hat Annegret Freitag festgestellt. Die Sozialarbeiterin ist seit 1974 beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) beschäftigt. 25 Jahre alt wird der VAMV in diesem Jahr, die Ortsgruppe Frankfurt ist fünf Jahre jünger: Sie feiert im November ihr 20jähriges Bestehen.
Die Jubiläumstage standen beim Sommerfest des Alleinerzieher-Verbandes in der Martin-Luther-Straße 20 - der hessische Landesverband und der Frankfurter Ortsverein haben hier eine gemeinsame Geschäftsstelle - zwar noch im Hintergrund. Gesprächsthema sind sie bei Kaffee und Kuchen aber dennoch gewesen. Während Gisela Schlickenrieder die Kinder der rund 250 Besucher schminkte und mit kleinen Herzchen schmückte, nannte Frau Freitag einige Zahlen zum stetig wichtiger werdenden Thema "Alleinerziehende".
Im Jahre 1965 beispielsweise zogen von je 10 000 Einwohnern der Bundesrepublik 83 aufs Standesamt. 1990 waren es nur noch 63 (ohne neue Bundesländer). Immer mehr Kinder werden von unverheirateten Frauen geboren oder leben bei einem geschiedenen Elternteil. 1990 kam jedes neunte Kind in den alten Ländern "nichtehelich" auf die Welt, in den neuen Ländern ungefähr jedes dritte. 1965 wurde in der damaligen Bundesrepublik nur jedes 21. Kind unehelich geboren.
"Begriffe wie zusammenlebend, getrenntlebend oder die nichteheliche Lebensgemeinschaft haben sich mittlerweile eingebürgert", so Frau Freitag. "1967 war man ledig, verheiratet, verwitwet oder geschieden." Das sei zwar ein kleiner Fortschritt. "Aber dennoch werden wir Alleinerziehenden noch zu oft von der Umgebung schief oder mitleidig angesehen", ärgert sich Doris Poller, Erste Vorsitzende des Ortsvereins. "Wir wollen endlich, daß unsere Lebensform akzeptiert wird."
Daß die alleinige Erziehung eines Kindes nicht zu Notlagen für die Mutter oder den Vater führt, dafür setzt sich der VAMV ein. Annegret Freitag: "Bei der Wohnungssuche, der Arbeitsplatzsuche oder mit der Kreditwürdigkeit bei den Banken haben unsere Mitglieder immer Schwierigkeiten - das sind zwar Probleme, die viele Menschen haben. Aber bei den Alleinerziehenden häufen sie sich." Schuld daran seien unter anderem eine falsche Steuerpolitik des Staates und falsche Unterhaltsregelungen. "Das treibt die Alleinerziehenden nicht selten in die Sozialhilfe."
Eine nichtberufstätige, alleinstehende Mutter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind habe lediglich rund 825 Mark im Monat zum Leben zur Verfügung. Der VAMV fordert deshalb eine "Erziehungskasse", aus der ein Alleinerziehender bis zur Schulpflicht des Kindes 90 Prozent seines bisherigen Einkommens erhält; außerdem sind ausreichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bis zu 14 Jahren nötig. Denn diese Erfahrung hat nicht nur Doris Poller gemacht: "Wenn das Kind erst einmal versorgt ist, läuft auch das andere."
Der VAMV hilft durch Information und Beratung. Die Stadt unterstützt den Verband mit einer hauptamtlichen Stelle, alles andere finanziert der Interessenverband selbst durch Spenden. Rund 85 Prozent der 250 Mitglieder sind Mütter - noch immer sind die alleinerziehenden Väter in der Minderheit, auch wenn Annegret Freitag hier "einen Wandel" bemerkt hat.
"Wir haben viel in den vergangenen 25 Jahren erreicht", freut sich die Sozialarbeiterin, "trotzdem werden wir mit unserer Arbeit so schnell nicht fertig." *mug
DOKUMENTATION 14
BONAMES. In diesen Tagen sind die Mitglieder des Bonameser Gesangvereins Maien-Quartett 1925 von einem Gegenbesuch bei dem Männergesangsverein Saalfeld-Garnsdorf in Thüringen zurückgekommen. Herzlich begrüßt wurden die Gäste am Samstag mit Gesang, es schloß sich eine Führung durch die Saalfelder Feengrotten an.
Die Höhlen mit ihren seltenen Mineralien, wie Ausscheidungen aus weißem und rotem Ocker, und Schwermetallverbindungen sind die farbenreichsten Grotten der Welt. Hauptsächlich bestehen sie aus Eisenphosphat und nicht aus Kalk, wie die meisten anderen Grotten. Ursprünglich waren die Höhlen für den Abbau von Alaunschiefer (in mehreren Epochen zwischen 1530 und 1836) unter dem Namen "Jeremiasglück" genutzt worden. Erst 1910 / 1911 wurden die austretenden Gewässer am Stollenmundloch untersucht und deren Ursprung erkundet. Die Höhlenforscher fanden die Grotten so vor, wie sie heute noch bestehen.
Im Feengrotten-Restaurant gab es dann ein Mittagessen, anschließend ging es zu den Quartieren bei den Gastfamilien. Hier wurden die bereits geknüpften Kontakte bei Kaffee und Kuchen vertieft.
Zum Abendessen trafen sich Besucher und Gastgeber im Lokal "Zur Forelle" zu einem Thüringerabend. Die beiden Vorsitzenden - vom Männergesangsverein Bernd Eberhard und vom Maien-Quartett Erika Groß - zeigten sich übereinstimmend darüber erfreut, "daß wir uns wieder getroffen haben".
Unterhalten wurden die Gäste unter anderem von dem bekannten Duo Christin und Charly Betz aus Bad Blankenburg mit Liedern aus Thüringen. Wer Hunger hatte, konnte sich an einem kalten Büfett mit Thüringer Spezialitäten stärken. Eine kleine Kapelle sorgte für Tanzmusik.
Sonntag früh folgte ein kleiner Stadtrundgang, bei dem die Gäste die St. Johanniskirche (erbaut 1385-1514) besichtigten. In ihr waren vor der Wende die sogenannten Friedensgebete abgehalten worden. In der alten Kirche sangen der Männerchor Saalfeld-Garnsdorf "Am kühlen Morgen" und der Chor des Maien- Quartetts "Hymnus".
Danach fuhren die Bonameser zum Aussichtsturm Kulmbachhaus, wo sie eine herrliche Aussicht auf die Stadt Saalfeld und den Thüringer Wald hatten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden die Gäste mit Liedern vom Männerchor verabschiedet. Alle versprachen,die freundschaftlichen Kontakte auch weiterhin zu festigen. tel
FRANKFURT A. M. Lebhaft diskutierten die Mitglieder des 1. Frankfurter Karneval- und Theater-Clubs 1898 während der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim über den Jahresbericht des Ersten Vorsitzenden Horst Hormel und des Schatzmeisters Gerd Bergk.
Hauptthemen waren die allgemeinen Kostensteigerungen sowie die Absage der Kampagne 1991 infolge des Golfkonfliktes. Beides riß Löcher in die Vereinskasse, mit denen der Klub nicht rechnen konnte und die der Verein nun wieder schließen muß.
Vorsitzender Hormel sieht darin jedoch "kein gravierendes Problem", denn durch die finanzielle Unterstützung einiger Vereinsmitglieder, Freunde und Gönner hielt sich der Verlust im Rechnungsjahr 1991 in Grenzen. In diesem Zusammenhang dankte Vorsitzender Hormel allen, die mit dazu beigetragen haben.
Erfolgreich sei die vergangene Kampagne '92 verlaufen, berichtete er. Alle Aktiven hätten sich großartig engagiert. Auch der Neuaufbau der Kinder-Tanzgarde sowie einer Juniorengarde habe die Erwartungen des Vorstandes erfüllt.
"Unsere Trainerin Anne Büttner leistet vorbildliche Arbeit", lobte der Vorsitzende.Wie die Mitglieder die Arbeit des Vorstandes beurteilten, spiegelte sich bei den Neuwahlen wider: Horst Hormel blieb Vorsitzender und Hermann Vollmer Zweiter Vorsitzender.
Wiedergewählt wurden außerdem Maria Regenfuß (Zweite Kassiererin), Helgard Hormel (Erste Schriftführerin), und Heinz Regenfuß (Zweiter Schriftführer). Erika Kniss wurde auf ihrem Posten als Ministerpräsidentin bestätigt. Udo Büttner und Hermann Vollmer werden sich auch in Zukunft um das Archiv des Vereins kümmern.
Einzig die Position des Schatzmeisters mußte neu besetzt werden. Denn Gerd Bergk hatte aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Zu Gerd Bergks Nachfolger wurde Wolfgang Büttner gewählt.
Der Vorstand gab bekannt, daß der Verein mit seiner Sitzung in der Kampagne '93 wieder im Zoo-Gesellschaftshaus gastieren wird. Die dafür bereits angekurbelten Vorbereitungen würden nach der Sommerpause verstärkt.
Der Vorsitzende ehrte außerdem Maria Regenfuß für ihre langjährige Mitarbeit als Zweite Kassiererin und überreichte ihr ein Präsent. Sie hält den 98ern seit vier Jahrzehnten die Treue. *dixi
KASSEL. Die in Kassel heiß umkämpfte Gebäudeskulptur auf dem Königsplatz steht: Zwar sind die Toilettenhäuschen und Verkaufsräume unter der Plattform noch nicht fertig, aber immerhin können Besucher und Bürger der Stadt die mit hellem Holz verkleidete, gut acht Meter hohe Ständerkonstruktion nun erklimmen. Die tribünenartige Treppe lädt zum Klettern und Verweilen geradezu ein, und oben auf der Plattform eröffnet sich der Blick in die historische Achse und auf den neu gestalteten Königsplatz.
Von du Ry 1766 als Bindeglied zwischen Altstadt und streng systematisch angelegter Oberneustadt geplant, wurden der Platz und die Randbebauung 1943 weitgehend zerstört. Was die Bomben nicht schafften, besorgten eifrige Stadtplaner in den sechziger Jahren: die doppelte Baumreihe, die den Innenstadtplatz rahmte, wurde abgeholzt, der Platz teilweise von einer Mauer umschlossen, das Gefälle mit ihrer Hilfe verringert. Nur Imbißbuden, Schmuck- und Blumenverkaufsstände ragten seitdem aus der kahlen kreisrunden Fläche empor: aufgereiht entlang der Straßenbahnschienen, die das Rund in der Mitte zerschneiden, verstellten sie den Blick auf Form und Dimension des Platzes.
Nun wurde der zentrale Innenstadtplatz für insgesamt 21 Millionen Mark (den größten Teil der Kosten bestritt die Stadt aus Mitteln der Städtebauförderung) wieder annähernd so hergestellt, wie du Ry ihn plante: mit der urprünglichen Neigung, ohne Mauern, von zwei Reihen Platanen gerahmt. Das fand und findet die Zustimmung der Kasseler Bürger, die Skulptur indes war vielen von ihnen ein Dorn im Auge. Der Besitzer eines Grundstücks am Rande des Platzes hatte das Projekt gar, wenn auch erfolglos, mit gerichtlicher Hilfe zu kippen versucht.
Immerhin bekamen die Stadtplaner schließlich noch ideelle und praktische Unterstützung von der documenta: Der künstlerische Leiter Jan Hoet ließ nicht nur zwei Kunstwerke auf dem für rund 21 Millionen Mark restaurierten Platz errichten, er befürwortete auch die Gebäudeskulptur. Und so legte sogar der belgische Architekt Paul Robbrecht, der auch die Pavillons in der Aue plante, noch einmal Hand an den Entwurf des Hamburger Landschaftsarchitekten Gustav Lange.
Doch wenn die Stimmen der Gegner derzeit auch verstummt sind, so kann dieses Schweigen nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Gebäudeskulptur nicht von jedermann in der Stadt geliebt wird. Daß die schier endlosen Diskussionen über das umstrittene Projekt und die mehrfach überarbeiteten Pläne noch dazu einige Verwirrung stifteten, verdeutlicht die Frage eine älteren Bürgerin. Sie quälte sich prustend die Stufen herauf und blieb oben ziemlich ratlos stehen: "Sagen Sie mal", so fragte sie, "wo ist denn nun das Caféhaus?"
ELKE BOCKHORST
Die Zeiten sind nun mal so: das Singletum nimmt überhand. Einsam im Appartement, das mag ja noch angehen. Aber auch einsam im Urlaub, den "kostbarsten Wochen des Jahres"? Leider, leider: Der Freund muß arbeiten, die Freundin will lieber nach Paris, die Schwester hat die Nase noch voll vom letzten gemeinsamen Familienurlaub. Was nun? Andreas Wilhelm weiß wahrscheinlich Rat, wenn jemand nach Bali reisen möchte und niemanden findet, der die Ferienfreuden mit ihm teilt. Andreas Wilhelm wohnt in Bremen und hat vor fünf Jahren die Reisepartnervermittlung Bon voyage eröffnet. Heute gibt es bereits Niederlassungen in Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Germaring. An die 6000 einsame Urlauber haben im vergangenen Jahre ihre Adressen und Wünsche eingereicht, und die meisten davon sind mit Reisepartner abgedüst: in die hintersten Ecken der Welt.
Wer mitmachen will, muß einen Fragebogen ausfüllen (Reisedauer, Reisezeitraum, Reiseart, Unterkunft), muß natürlich Fragen zur Person (Beruf, Alter, mitreisende Kinder) beantworten und Angaben zum gewünschten Reisepartner (männlich, weiblich, egal) machen. Dann ein Scheck von 59 bzw. 79 Mark dazugelegt (Vermittlungen für Fernreisen sind teurer), und schon tritt bei Bon voyage der Computer in Aktion. Selten ist es bisher vorgekommen, daß sich kein geeigneter Partner finden ließ. Sollte sich die Suche dennoch einmal schwierig gestalten, erhalten die Teilnehmer, bis auf einen Kostenanteil von 15 Mark, die Gebühr zurück oder ein nächstes Gesuch kostenlos. Für 129 Mark kann man sich gleich fünfmal im Jahr einen Reisepartner unter anderen einsamen Globetrottern aussuchen.
Bei Bon voyage läßt sich feststellen, daß der Wunsch nach Reisepartnern ein altersübergreifendes Problem und gleichermaßen bei Frauen und Männern verbreitet ist. Nur: Männer reisen lieber mit Frauen und Frauen (aus Vorsicht?) lieber mit ihresgleichen. Dabei, so versichern die Vermittler, sind sogenannte Schwarze Schafe mit anzüglichen Wünschen eher selten. Durch ihre doch nun schon großen Erfahrungen haben sich die Reisevermittler einiges Fingerspitzengefühl beim Umgang mit unseriösen Angeboten angeeignet. us AUSKUNFT: Bon voyage, Ostendstr. 12, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 49 96 53.
FRANKFURT A. M. Zauberei, Musik, kleine Überraschungen und eine Mini- Olympiade in der Frankfurter Universitätsklinik: "Mars", der Sponsor der diesjährigen olympischen Spiele, organisierte dieser Tage in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal ein fröhliches und turbulentes Kinderfest - "um auch kranken Kindern eine kleine olympische Freude zu bereiten".
Auf der Wiese hinter der Kinderklinik waren Sonnenschirme sowie Tische und Bänke aufgebaut worden. Pflegedienstleiterin Gisela Görisch erzählte: "Die Kinder sind etwa sechs bis sieben Tage hier bei uns und werden in dieser kurzen Zeit durch die vielen Untersuchungen relativ stark belastet. Aufgrund der miserablen Bedingungen müssen wir mit einem minimum an Personal maximale pflegerische Arbeit leisten."
Die Idee von "Mars" war es, den Kindern Ablenkung von der Krankheit und den damit verbundenen Problemen zu ermöglichen. "Mars"-Pressesprecherin Cornelia Iseke: "Im Gespräch mit Ärzten und Pflegern stellte sich heraus, daß die Kinder im Krankenhaus häufig unter Langeweile und dem fehlenden Kontakt zur Außenwelt leiden."
Die Idee entstand bei der Planung der Mini-Olympiaden für Kinder. Man müsse schließlich auch an die kranken Kinder denken, so Cornelia Iseke. Mit ihrem Vorschlag stieß sie beim Krankenhauspersonal auf offene Ohren.
Besonders begeisterte das Programm des Zauberes Martin, der die Kinder in seine Tricks mit einbezog und sie auch selbst zaubern ließ.Die Spiele kamen auch nicht zu kurz, bei einer Mini-Olympiade mit den Disziplinen Eierlaufen, Büchsenwerfen und Luftballon schießen konnten die Patienten ihre verbliebenen Kräfte messen.
Auch Kinder, die im Rollstuhl sitzen, konnten hier teilnehmen. Zur Erinnerung erhielten die Teilnehmer eine schöne große Urkunde. Die Verpflegung der Kinder, die fast alle mit ihren Eltern gekommen waren, übernahm übrigens auch die Firma "Mars".Freundliche junge Damen versorgten alle Gäste mit Würstchen und natürlich Schokoriegeln. "In sieben weiteren bundesdeutschen Großstädten wollen wir in Kinderkliniken ähnliche Aktionen mit den Kindern organisieren", berichtete Cornelia Iseke.
"Doch ohne die Mitarbeit des Pflegepersonals wäre es nicht möglich gewesen, das Kinderfest hier zu einem solchen Erfolg zu machen." *jan
Luftbelastungswerte vom 13. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,01 ( - ) 0,01 ( - )
NO2 0,03 ( - ) 0,01 ( - )
Staub 0,02 ( - ) 0,01 ( - )
O3 0,05 ( - ) 0,06 ( - )
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im gesamten Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben. Staub ist unter anderen wegen allergischer Reaktionen riskant. O3 steht für Ozon. Es wird zwischen 10 und 12 Uhr gemessen. Der Grenzwert für Staub beträgt nach einer Richtlinie des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) 0,45 Milligramm. (Ohne Gewähr)
FRANKFURT A. M. Mit einer bewährten Mannschaft geht der Karnevalverein "Der Frankfurter 02" in die Kampagne 1992/93. Bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim wurden der Vorsitzende Werner Bachmann und sein "Vize" Manfred Haar in ihren Ämtern erneut bestätigt. Die beiden Führungskräfte vertreten den Verein als Delegierte auch im "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine.
Haar fungiert außerdem ein weiteres Jahr als Ministerpräsident. Klausdieter Herberich ist im Elferrat Haars Stellvertreter. Schatzmeisterin blieb Erika Kappe. Michael Jouliardt (zweiter Kassierer) und Alfred Recke (Schriftführer) wurden ebenso wiedergewählt.
Neu in den Vorstand zogen Barbara Kopp (zweite Schriftführerin), Karin Recke (erste Beisitzerin) und Peter Kopp (zweiter Archivar) ein. Das Gremium ergänzen erfahrene Mitglieder wie Herbert Ogurek (erster Archivar), Burkhard Falkenberg (zweiter Beisitzer) und die Beisitzerin Christa Greb.
Vorsitzender Bachmann bedankte sich nach seiner Wiederwahl für das Vertrauen und versprach, sich wie bisher für die "Vereinsfamilie" zu engagieren. Künftig will der Verein die Jugendarbeit forcieren. Auch soll der hohe Stellenwert der "02er" in der karnevalistischen Gemeinschaft Frankfurts gefestigt werden.
Erfreulich sei, daß die Mitglieder "engagiert mitarbeiten", meinte Bachmann. Deshalb mache die Vorstandsarbeit auch "nach wie vor viel Spaß". *dixi
FRANKFURT A. M. Auf großer Tournee waren die rund 40 Sänger des Herchenröder-Quartetts Frankfurt: Sie kehrten von einer Konzertreise aus Ägypten zurück. Die "Herchenröder" waren der erste Chor aus Frankfurt, der ein Konzert in der Staatsoper von Kairo gab.
Die "Botschafter des Gesangs" sind Reisen gewohnt: In Finnland, Rußland, Großbritannien und Ungarn waren sie schon aufgetreten, in Kairo brachten sie unter Leitung des Dirigenten Stefan Laasch Lieder von Mozart, Schubert, Verdi und Silcher zu Gehör. Die ägyptischen Zuhörer belohnten die Frankfurter Sänger nach dem Konzert mit großen Jubel.
Sonderapplaus gab es für die hervorragenden Solisten Wolfgang Emmerich, Eberhard Mayer, Pater Amandus Hasselbach, Avrill Griffiths sowie für Heinz Marosch, den Kreis-Chorleiter des Sängerkreises Frankfurt. Marosch führte charmant auch durch das fast zweistündige Programm. Am Piano wurde der Chor von Gerhard Schroth begleitet, der gemeinsam mit Stefan Laasch am Klavier die "Ungarischen Tänze" spielte.
Fünf Tage hielten sich die "Herchenröder" in der Partnerstadt Frankfurts auf und nutzten die Tage für Besuche des Museums, der Pyramiden von Gizeh und den vielen Moscheen. "Kairo ist eine faszinierende orientalische Stadt mit prächtigen Bauten", staunte der Sänger-Vorsitzende Eberhard Mayer. "Wir sahen die menschenüberfüllten Basare, aber auch die moderne Metropole mit Hochhäusern, internationalen Hotels und eleganten Geschäften", erzählte Mayer. Von Kairo aus flogen die Frankfurter nach Assuan und zu den Tempelanlagen von Abu Simbel, kreuzten anschließend auf dem Nil und besichtigten die Tempelanlagen von Edfu, Esna und Luxor.
"Das Konzert in Kairo und der Aufenthalt in Ägypten wird bei uns allen noch lange nachklingen", sagt "Herchenröder"- Vorsitzender Eberhard Mayer. dixi
FRANKFURT-NORD. "Roten Filz" hat Max Josef Meier bei den Sozialdemokraten im Ortsbezirk 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) ausgemacht. Die SPD, argwöhnte der Eckenheimer CDU-Vorsitzende in der jüngsten Sitzung des Parteivorstands, habe parlamentarische Gepflogenheiten über den Haufen geworfen und kenne nur noch eines: Macht.
Der Ärger des Konservativen gilt diversen unbedeutenden Wahlen, aus denen seine Partei stets als Verlierer hervorging. So habe die SPD im Ortsbeirat 10 erst kürzlich Jörg Stelzer zum stellvertretenden Ortsvorsteher gewählt, obwohl CDU-Mann Rudolf Horn die Ehre gebührt hätte. Nun stellten die "Roten" sowohl den ersten als auch den zweiten Mann im Ortsbeirat - und das ist ungehörig, findet Meier.
Noch ungehöriger aber sei unlängst die Wahl zur Eckenheimer Sozialbezirksvorsteherin verlaufen. Statt der bisherigen Stellvertreterin - einer Christdemokratin - ihre Stimmen zu geben, habe die SPD eine der ihren gewählt, die zudem "noch keine Minute im ehrenamtlichen Sozialdienst der Stadt Frankfurt tätig war".
Die Postenvergabe der Sozialdemokraten hat System, glaubt der verärgerte Meier: Die SPD stelle im Ortsbezirk 10 nun den Ortsvorsteher und dessen Stellvertreter, den Schiedsmann und den Ortsgerichtsvorsteher (der freilich mit dem Ortsvorsteher identisch ist), nicht zu vergessen den Stadtbezirksvorsteher und die dortige Sozialbezirksvorsteherin. Zu dem Verhalten seiner politischen Gegner fällt Meier nur noch ein Adjektiv ein: "schamlos".
Die Selbstgefälligkeit aber werde den SPD-Politikern noch vergehen, orakelt der Christdemokrat. Mit der "Abwahl des amtierenden Oberbürgermeisters" werde der CDU 1993 die späte Rache glücken. ind
NIEDERRAD. An alles andere als an Wald denkt derjenige, der durch die Schwarzwaldstraße zwischen Bruchfeld- und Kelsterbacher Straße kommt: Kein Baum, nicht einmal ein Eckchen Rasen lockert das öde Grau in Grau auf, nur Häuserfronten und Autos sind zu sehen. Das soll noch vor der Kommunalwahl anders werden. Die Stadt will dort für 68 000 Mark Bäume pflanzen. Keine Auswirkungen hat das auf die Parkfläche: Laut Magistratsvorlage sollen alle 20 Stellplätze erhalten bleiben.
180 Meter lang ist der Straßenabschnitt. Die geplanten sieben Pflanz-Inseln sollen auf der östlichen Seite angelegt werden. In sechs der drei mal zwei Meter großen Flächen wird das Gartenamt Bäume einsetzen. Wie Leiter Horst Heil erklärte, handelt es sich bei der vorgesehenen Stadtbirne der Art Pyrus calleryana um hochstämmige Pflanzen mit relativ schlanker, kegelförmiger Krone. Der Baum ist resistent gegen das schlechte Stadtklima, windfest und krankheitsfrei; gute Erfahrungen mit der Stadtbirne wurden bereits in anderen Bezirken gemacht.
Ausgenommen ist lediglich die Pflanz-Insel unmittelbar vor dem Kreuzungsbereich Bruchfeldstraße. Dort würde ein Baum die Sicht auf die Ampel versperren. Vorgesehen sind aber auch dort bodendeckende, teilweise immergrüne Gewächse. In die Erde kommt das Grün während der nächsten Pflanzperiode im Zeitraum Herbst 1992 bis Frühjahr 1993.
Außer den 68 000 Mark für die Gärtnerarbeiten sind laut Heil weitere 21 000 Mark für die Umbauten an Straße und Ampelanlage erforderlich. Die Pflanz-Inseln werden von einer hochbordigen Begrenzung umgeben sein; Holzpalisaden schützen die Beete vor allzu wilden Autofahrern. Nichts verändert wird an Entwässerungsrinnen und Gehwegbelag.
Aus einem Schreiben des Magistrats geht zudem hervor, daß die Straßeneinmündungen verengt werden. Keine Nachteile bringt die Begrünung für die Autofahrer. Alle Parkplätze bleiben erhalten - wie der Magistrat meint: "Durch die Beordnung auf der Ostseite werden die vorhandenen Stellflächen für 20 Personenwagen optimal ausgenutzt." ask
BERGEN. Nicht gleich ausflippen, wenn mal ein vierbeiniger Konkurrent den Weg kreuzt, schön brav links neben Frauchen oder Herrchen sitzenbleiben, wenn die oder der sich mit einem Passanten auf der Straße unterhält: Zwei der Anforderungen an einen Hund, die eingehalten werden müssen, will man einen "Hunde-Führerschein", den Begleithunde-Paß des "Internationalen Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverbandes", erwerben. Dabei legt der Verband großen Wert darauf, daß die Tiere im vorangehenden "Unterricht" nicht auf Verteidigung und Kampf abgerichtet werden. Heinz Weinrich, hessischer Landesvorsitzender des Hundevereins: "Seit 30 Jahren lehnen wir das Abrichten von Hunden, wie es andere Vereine anbieten, strikt ab. Wir wollen Hunde, die niemanden belästigen." Seit 30 Jahren bietet der Verein auch den Begleithundepaß an.
Etwa acht Monate, "je nach Hund", dauert das Training bis zur "Führerscheinprüfung". Und das sieht so aus: Einmal wöchentlich treffen sich die auszubildenden Vierbeiner samt Herrchen auf dem Berger Marktplatz. Dort werden sie dann aufs Provozierendste getestet. Sie müssen nicht nur brav neben ihren jeweiligen Gebietern frei herlaufen, sie haben auch still zu sein, wenn ein anderes Mensch-/Hund-Paar an ihnen vorbeikommt, dürfen nicht einmal zur Begrüßung kurz bellen und müssen auf Geheiß sogar liegenbleiben, wenn alle anderen Hunde der Übungsgruppe in einem weitem Bogen um sie herumstreunen.
Wie Eva Ott von der Ortsgruppe Frankfurt-Ost erläuterte, sind verschiedene Hunde auch unterschiedlich lernfähig. So erwiesen sich Labradore als besonders aufnahmefähig, Münsterländer als zwar gut erziehbar, aber "etwas temperamentvoll", und Beagles als "extrem störrisch": Beagle "Taps" macht die Übungen schon fast doppelt so lange mit wie die anderen Hunde seiner Lerngruppe. Es sind aber alle zuversichtlich, daß "Taps" bei der nächsten Prüfung im September dann endlich "soweit" ist. Wer ein Jahr den "Begleithundepaß" besitzt, kann auch eine Bronze-, Silber- oder Gold-Urkunde erreichen. Die Prüfungen werden von jeweils einem anderem, unbeteiligten Landesverband, abgenommen.
Nach Angaben von Eva Ott gehören "täglich mindestens zehn Minuten Übung und einmal in der Woche Gruppentraining" dazu, um aus einem "Kläffer" einen "braven Haushund" zu machen. "Soziales Verhalten" - neben Brav-sein bei Begrüßungen und Begegnungen auch auf Befehle wie "Sitz!" oder "Platz!" hören - sei derzeit sehr wichtig, da in der Öffentlichkeit immer öfter von Kampfhunden als bedrohlicher Waffe geredet werde. "Aber kein Hund ist von Natur aus ein Kampfhund", ergänzte Heinz Weinrich und berichtete auch vom Unbehagen mancher Anwohner des Berger Marktplatzes angesichts der wöchentlichen Übungen. "Aber der Ortsbeirat 16 hat ein Herz für Tiere und genehmigte uns das Trainieren auf dem Platz."
Eine Mitgliedschaft im Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverband kostet 45 Mark Jahresbeitrag, der Begleithundepaß nochmal 20 Mark. Aber auch Nicht-Mitglieder können dabeisein: 60 Mark für Training und Prüfung sind in dem Fall fällig. "Selbstverständlich", so Weinrich, "kann jeder auch erstmal kostenlos und unverbindlich bei solch einer Übung mitmachen." Die Ortsgruppe Frankfurt-Ost trifft sich jeden Freitag um 19 Uhr auf dem Marktplatz in Bergen. col
"Denkmalort" Fulda Mit Fulda wird einer der bedeutsamsten hessischen "Denkmalorte" (Landeskonservator Kiesow) in einer Untersuchung vorgestellt. Fulda bot sich dafür aus zwiefachem Grund an: als frühe Geschichtsstätte des Christentums und als Barockensemble.
Der Leser lernt die mannigfachen "denkmalwerten" Objekte vom Frühmittelalter bis zur Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg kennen. Das Buch ist der 11. Band der Reihe "Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen".
Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Herausgeber): "Kulturdenkmäler in Hessen - Stadt Fulda", Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden, 467 Seiten, 76 Mark.
De Struwwelpeder Nach rund zwei Dutzend deutschen Mundartfassungen vom "Struwwelpeter" des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann gibt es nun endlich auch eine hessische. In Walter Sauers Übertragung liest sich das etwa so: "Baulinsche war allaans im Haus; / die Klaa mescht sich da gar nix draus. / Sie singt un hippt voll Iwwermut. / Was gehts re doch allaans so gut . . ." - Vorange- stellt ist dem Büchlein eine Moritat von Gerhard Evers, der die "Entstehung des Struwwelpeters" vergnüglich beschreibt. Walter Sauer: "De Hessische Struwwelpeder", Verlag Michaela Naumann, Nidderau-Windecken, 27 Seiten, 18 Mark.
Hessen einst und jetzt Wer sich rasch und zuverlässig über Hessen, wie es einst war und heute ist, informieren möchte, der kann jetzt zu Herbert Hilges aktualisiertem Werk greifen. Im Inhaltsverzeichnis findet er unter anderem folgende Kapitel: Staatsgründung und Verfassungsschöpfung, Grundlinien hessischer Politik, Verfassungsorgane und Verwaltungsgliederung, Bildung und Kultur, Industrie und Handel. Veranschaulicht wird das Ganze durch viele Landkarten, Tabellen und Übersichten. Herbert Hilge: "Hessen in Geschichte und Gegenwart", Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 95 Seiten, 18 Mark.
Nicht nur für "Hiesische" Vergnügliche und ernsthafte Erzählungen über Leute und Landschaften in Hessen hat Wolfram Göbel gesammelt. Sein Bändchen für "Hiesische" und alle, die Hessen kennenlernen wollen, enthält unter anderem Geschichten der Bettina von Arnim, Franz Dingelstedts, Jacob Grimms, Elisabeth Langgässers und Ernst Elias Niebergalls.
Wolfram Göbel: "Kleine Geschichten aus Hessen", Engelhorn Verlag Stuttgart, 144 Seiten mit 32 Abbildungen, 12,80 Mark.
Die Arolser Juden Das Leben und Schicksal der Arolser Juden im 20. Jahrhundert hat Michael Winkelmann dokumentiert. Er ist Studienrat an der örtlichen Christian-Rauch- Schule. Lehrer und Schüler also gingen auf historische Spurensuche. Ihre zwei Fragen lauteten: Warum leben heute in Arolsen keine Juden mehr? Und: Wie kam es in Waldeck zum Antisemitismus?
Auf der Grundlage von teilweise noch nicht publizierten Quellen gibt das jetzt vorgelegte Werk einen Überblick über die neuere Entwicklung der israelitischen Gemeinden Arolsen, Helsen und Mengeringhausen. Vor Augen geführt werden die tagtägliche Diskriminierung und systematische Verfolgung der Juden.
In einer "Chronik der Ereignisse" werden die jüdischen Familien vorgestellt. Berichtet wird, soweit es in Erfahrung zu bringen war, von ihrem Schicksal, nachdem sie vertrieben worden waren. Der Band aus der Schriftenreihe "Nationalsozialismus in Nordhessen" will die Juden vor dem Vergessen bewahren.
Michael Winkelmann: "Auf einmal sind sie weggemacht", Verlag Gesamthochschul-Bibliothek Kassel, 424 Seiten mit 82 Fotos und 208 Dokumenten, 36 Mark.
ESCHERSHEIM. Das große Stadtteilfest "Eschersheimer Wochenende" steht wieder vor der Tür. Die teilnehmenden Vereine haben bereits viele Helfer gefunden, um das beliebte Fest zu organisieren. Werner Jünger vom Turnverein wird auch diesmal eine Festschrift vorbereiten, die kostenlos an 12 500 Haushalte verteilt werden soll.
Für das "Wochenende" am 28., 29. und 30. August sind bereits die Schule Im Uhrig und ein Teil der Straße Im Uhrig reserviert und ein Festzelt bestellt worden. "Alle Genehmigungen", sagt Hubert Handrow, der Vorsitzende des Turnvereins Eschersheim, "liegen vor". Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) hat die Schirmherrschaft übernommen. Außer ihm werden noch viele andere prominente Gäste erwartet.
Wie Lothar Fritsch (Schützenverein), Hubert Handrow (Turnverein), und Albrecht Scholz (FV 09 Eschersheim) mitteilen, wird es wieder einen ökumenischen Gottesdienst geben und den gewohnten Frühschoppen am Sonntag, außerdem Ausstellungen, Kinderwettspiele und allerlei Unterhaltung.
Auch kulinarische Genüsse, wie beispielsweise Spanferkel oder Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, Salate und Getränke aller Art sollen an diesem Festtag angeboten werden. Das in Eschersheim bereits Tradition gewordene Stadtteilfest (es ist das siebte) wird diesmal von acht Vereinen organisiert: Briefmarkensammlerverein Nord, Bürgerverein, Freiwillige Feuerwehr, Fußballverein 09, Kleintierzüchterverein, Sängervereinigung, Schützenverein und Turnverein. Über die Teilnahme eines weiteren Vereins wird noch verhandelt. Außerdem beteiligen sich der Hort für behinderte Kinder Im Uhrig, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit dem Ortsverein Bergen-Enkheim und die katholische St.-Josefs- und die evangelische Emmausgemeinde. Beide Gemeinden werden einen "ökumenischen Kaffeegarten" im Hof des evangelischen Kindergartens Im Uhrig betreiben.
Das große Wochenend-Treffen aller Alt- und Neu-Eschersheimer wird von vielen schon mit Spannung erwartet. Und die Organisatoren hoffen natürlich vor allem auf schönes Wetter. li
In Ihrer Ausgabe vom 16. Juni 1992 bringen Sie eine Kurzmeldung über eine an einem Belfaster Altenheim - wahrscheinlich von der IRA - deponierten Bombe ("Sprengsatz in Altenheim gefunden").Da die Meldung nicht im Sinne einer Humoreske zu verstehen war - Sie hätten ihr in diesem Fall die untere linke Ecke der Titelseite gewidmet -, liegt für den unbedarften Leser/in eine Schlußfolgerung nahe, die ein Belfaster Kommissar im "Guardian" vom 13. Januar diesen Jahres formulierte:
"Es zeigt, daß die IRA bereit ist, Sprengstoff in einer Wohngegend zu lagern unter völliger Mißachtung der Sicherheit der Menschen in dieser Gegend."Damals waren Kunstdüngersäcke, zur Sprengstoffherstellung geeignet, im Gemeindesaal des Clonard Klosters im West-Belfaster Stadtteil Falls entdeckt worden.
Die Lagerung von Sprengstoff in West- Belfast, die sicherlich ein gewisses Risiko beinhaltet (obgleich mir kein Fall bekannt ist, in dem derartig gelagerte Explosivstoffe detoniert wären), muß in dem Kontext des Ausnahmezustandes gesehen werden, in dem sich besonders das katholische West-Belfast befindet.
Festungsähnliche Polizeikasernen zwischen Reihenhäusern und - statt "Kontaktbereichsbeamten", die in westdeutschen Vierteln Streife gehen, vier bis acht Mann starke, schwerbewaffnete Armeepatrouillen, die ständig - auch für den ausländischen Besucher jederzeit zu beobachten - mit scharfgeladenen Schnellfeuergewehren auf Passanten zielen, sei es, um diese durch ihr Zielfernrohr zu beobachten, sei es zum Zwecke der Einschüchterung, gefährden auf ihre Weise die Sicherheit der Menschen in West-Belfast.
Die "trigger happiness" dieser häufig kaum zwanzigjährigen britischen Soldaten, bedingt durch fehlende pädagogische Schulung in Verbindung mit ihrer verständlichen Nervosität ist ein Teil des militärischen Belagerungszustandes.
In dieser Situation sind über hunderttausend Menschen seit nunmehr 22 Jahren zu leben gezwungen. Das ist tatsächlich ein Ausnahmezustand, zu dem die Sprengstofflager der IRA nur eine Seite darstellen.
Insofern befremdet es mich, daß Sie kritiklos die oben zitierte Meldung von der Nachrichtenagentur Reuter übernehmen.
Diese Meldung scheint durchaus aus einer großen Anzahl von Meldungen ähnlichen Informationsgehaltes zum Krieg im Norden Irlands bewußt selektiert worden zu sein und sucht ihre Funktion im internationalen Getriebe der britischen Irland-Propanganda zu erfüllen.
Rainer Hansen, Kiel
FRANKFURT-WEST. "Um im Vorwahlkampf ein unangenehmes Thema zu vermeiden", ignoriere Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) die gesundheitliche Situation der Kinder im Bahnhofsgebiet - das wirft jetzt der "Förderverein für Kinder und Jugendliche im Bahnhofs- und Gutleutviertel" der Dezernentin in einem "Offenen Brief" vor. Zu mehreren vorgeschlagenen Terminen für ein "Arbeitsgespräch" sei sie entweder überhaupt nicht erschienen oder habe den Leiter des Jugendärztlichen Dienstes "vorgeschickt", kritisierte Heike Hecker vom Förderverein.
Frau Hecker, die auch im "Internationalen Kinderhaus" tätig ist: "Dabei ist gerade die gesundheitliche Situation der Kinder im Frankfurter Bahnhofsgebiet bedenklich." Medizinische Schuleingangsuntersuchungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, daß nur ein Viertel der Kinder im Bahnhof und Gutleut die acht Früherkennungsuntersuchungen für Kleinkinder vollständig wahrgenommen hätten, nur etwa die Hälfte der Kinder die vorgeschriebenen und empfohlenen Impfungen bekommen habe und doppelt so viele Erstkläßler mit Erregern von Tuberkulose (TB) in Kontakt gekommen seien, als es durchschnittlich in Frankfurt der Fall sei.
"Diese Tatsachen verdeutlichen den politischen Handlungsbedarf ihres Dezernats", schreibt Frau Hecker weiter. Sie nannte der Dezernentin zwei neue Termine zu Arbeitsgesprächen am Donnerstag, 13., oder Donnerstag, 20. August. Dabei erwarte sie Antworten auf die Fragen, wie die Teilnahme der betroffenen Kinder an Impfungen und Frühuntersuchungen verbessert werden könne, welche Maßnahmen zur Senkung der Tuberkulose-Belastung geplant seien und wie die Gesundheitsfürsorge für die Kinder in Hotels und Wohnheimen verbessert werden könne. Außerdem müsse überlegt werden, wie ein "qualifizierter Kinderarzt" veranlaßt werden könnte, sich dort niederzulassen.
Die Dezernentin erklärte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau zu den Vorhaltungen: Das angebliche "Vorschicken" des Leiters vom Jugendärztlichen Dienst sei in Ordnung. "Es ist doch okay, wenn ich zu solchen Terminen den verantwortlichen Arzt schicke", schließlich könne sie nicht alle Termine persönlich wahrnehmen. Sie sei erstaunt über das Vorgehen des Vereins, "weil ich gerade mit Frau Hecker bisher gut zusammengearbeitet habe".
Beispielsweise die gesundheitliche Situation der Kinder, die in Hotels und Wohnheimen leben müßten, werde in Zukunft deutlich verbessert: Nach den Sommerferien werde zweimal wöchentlich eine Kinderärztin in der Sozialstation, Krifteler Straße 86, Sprechstunden halten. Das sei ein Ergebnis der Anhörung des "Kinderausschusses", an dem neben der Gesundheitsdezernentin auch Frau Hecker teilgenommen hatte.
Margarethe Nimsch stimmt dem Förderverein nur teilweise zu: Die frühe Berührung mit Tuberkulose-Erregern etwa läge "in dieser Altersklasse" zwar über dem Durchschnitt; Kinder aus anderen Stadtteilen kämen aber im Laufe der ersten Schuljahre ebenfalls mit TB in Berührung. Nimsch: "Wir haben nachgeprüft - es kam zu keinem einzigen Fall von offener TB", also keinem Ausbruch der ansteckenden Variante dieser Lungenkrankheit. Und was die ärztliche Versorgung anbelange, sehe zumindest die zuständige Kassenärztliche Vereinigung keinen Handlungsbedarf.
Frau Nimsch bedauert "das Mißverständnis" zwischem ihrem Dezernat und dem Förderverein. Der Eindruck, sie sei untätig geblieben, sei falsch. Auch habe sie auf Schreiben des Vereins stets geantwortet und sei nie "zu Terminen einfach so nicht erschienen". Insgesamt beurteilt die Dezernentin die Situation nicht anders als Frau Hecker. Nimsch: "Das besagte Stadtviertel ist in einer sozial schlechten Situation - das wußten wir auch schon vorher." col
FRANKFURT A. M. Wird die Erste Vorsitzende des Frankfurter Frauenverbandes nach ihrer Meinung zur Politik des Frauendezernates gefragt, dann zieht sie die Luft zischend ein - doch statt herber Kritik folgen recht moderate Töne: "Es ist gut, daß es das Frauendezernat gibt - es muß jedoch positiver gestaltet werden", kritisiert die CDU-Stadtverordnete Uta-Maria Bodenstedt die Politik der Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne).
Statt der vielen "törichten Gutachten", die vom Frauendezernat bezahlt worden seien, stellt sich die Leiterin des Frauen- Verbandes eine "gezielte Unterstützung von Frauenprojekten" vor. Die Medizinerin Bodenstedt, seit 1977 für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung, versteht darunter etwa die Image-Pflege für Krankenschwestern. "Die sind etwas, die haben viel gelernt", stellt sie fest. Es sei sicherlich "verdienstvoll", dem Pflegenotstand an den Krankenhäusern abzuhelfen, "doch kann es die politische Aufgabe eines Frauendezernates sein, dafür zu trommeln, daß Frauen weiterhin die untergeordneten Pflegearbeiten im Krankenhaus attraktiv finden?"
Der Frauen-Verband beschreibt sich als überparteilich und überkonfessionell. Deshalb fällt es ihm in den gesellschaftlich strittigen Fragen häufig schwer, eindeutige Stellungnahmen abzugeben. So bleibt etwa in der Diskussion um den Abtreibungsparagraphen 218 unklar, was der Frankfurter Frauen-Verband für die richtige Frauenpolitik hält.
"Wir haben die Argumente ausgearbeitet und die Entscheidung dann jeder einzelnen Frau überlassen", erklärte Frau Bodenstedt. Der Frauenverband übt keinen Einfluß auf die Frankfurter Politik im Sinne der Frauen aus. Mit nur 48 Mitgliedern wäre das auch schwer möglich.
Vielmehr hat sich der älteste Frauenverbands Frankfurts, der bereits am 25. Januar 1946 wiedergegründet wurde, zum Ziel gesetzt, die staatsbürgerliche Bildung der Frauen voranzutreiben. Dieser Aufgabe versucht die Gruppe vor allem mit Vorträgen gerecht zu werden, die in monatlichen Treffen in der Gaststätte "Historix" im Historischen Museum von Referentinnen gehalten werden.
Zweimal im Jahr geht es zu Tagungen auf überregionaler Ebene, die der Dachverband "Deutscher Frauenring" organisiert. Zu den Wahlen werden sogenannte Kandidatenbefragungen organisiert. Soziales Engagement ist ebenfalls angesagt: In der Fechenheimer Baumertstraße 37 betreut der Verband Bewohner eines Altenheims. Hinzu kommen Besuche bei den Frauenverbänden der Partnerstädte Frankfurts. Erst kürzlich fuhr eine Delegation von sechs Frauen nach Lyon (Frankreich), um dort über Hausmüll und Recycling zu diskutieren und die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten zu erläutern; auch in Birmingham (England) bei der "Towns women guild" war der Verband bereits.
Größeren Einfluß gewinnt der Frauenverband durch die Mitarbeit im Landesverband des Deutschen Frauenrings. Dort engagieren sich die Frauen gegen die allgemeine Staatsverdrossenheit. Uta- Maria Bodenstedt: "Denjenigen, die sagen: ,Ohne mich' versuchen wir klarzumachen, das es ,Mit mir' heißen sollte." Dieses Ziel könne nur zusammen mit den Männern erreicht werden: "Denn nur gemeinsam sind wir stark." kan
OBERRAD. Vor allem den Jubilaren war ein Ehrenabend der Turn- und Sportgemeinde 1872 Oberrad gewidmet, bei dem der TuS-Vorsitzende Karl-Heinz Eiling mehr als 350 der rund 1100 Vereinsmitglieder in der Turnhalle Spatzengasse begrüßen konnte. Während der Ehrenvorsitzende Hans Ditzel die Festrede hielt, warteten hinter den Kulissen Mitglieder der einzelnen Abteilungen darauf, ihre Sportarten vorzustellen. Bundesliga-Kunstturner Uwe Hornung präsentierte als Moderator eine bunte Mischung aus Ehrungen, Tanz und Sport. Den musikalischen Part übernahm die Kapelle "Voices", die nach dem offiziellen Teil des Abends auch zum Tanz aufspielte.
Die Besucher erlebten ein prächtiges "Bühnenspektakel" zum historischen Rückblick auf 120 Jahre Vereinsgeschehen. Einzelne Stationen des bewegten Vereinslebens wurden musikalisch, pantomimisch und sportlich dargestellt. Die lange Tradition der TSG-Fastnachtsveranstaltungen fand ebenso Beachtung beim Ehrenfest wie die Frauen des Vereins, die mit vier Darbietungen aus Jazztanz und Senioren- und Damengymnastik überzeugen konnten.
Zum Abschluß ehrte der TuS-Vorsitzende Eiling die Jubilare und die erfolgreichsten Sportler: Für 60jährige Vereinstreue erhielten Hanna und Herbert Lindner ein Bild mit einem Dresdener Motiv, Karl Fischer erhielt als Präsent ein Frankfurt-Bild. Helmut Fischer, Fritz Walter und Elli Willkomm, ebenfalls 60 Jahre im Verein, konnten am Vereinsabend nicht teilnehmen. Für sie wird die Ehrung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.
Weitere 18 Mitglieder wurden für 40jährige Vereinszugehörigkeit mit der goldenen Ehrennadel, 40 Jubilare für 25jährige Mitgliedschaft mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. dixi
ESCHERSHEIM. Die beliebte Speisegaststätte "Golden Kron" in Alt-Eschersheim ist geschlossen. Damit ist Eschersheim um eine traditionelle Gaststätte ärmer geworden. Irene Engel geht nach 31 Jahren als "Kronen"-Wirtin auf das verdiente Altenteil - noch durchaus rüstig und voller Elan. Aber: "In letzter Zeit war ich öfters krank. Ich merke doch, daß die Arbeit mir zunehmend schwerer fällt."
Schwerfallen wird ihren Stammgästen der Verlust. Den ganzen Mai über wurden Abschiedsessen gegeben. Frau Engel selbst wird man zwar immer wieder treffen, da sie sich in Eschersheim zu Hause fühlt und nur "kurz über die Straße" in ein altes Dorfhäuschen umgezogen ist. Fehlen werden den Gästen jedoch das Flair und das gute Essen der "Golden Kron".
Vom üppigen Inventar der Wirtschaft wird Frau Engel einiges behalten, "der Rest wird verkauft, denn ich muß alles ausräumen". Was mit dem Lokal geschehen soll, weiß zur Zeit noch niemand. Sollte das Haus weiterhin als Gaststätte verpachtet werden, müßten die Eigentümer zuvor vieles umbauen, um den aktuellen Vorschriften zu entsprechen. Das erst vor kurzem renovierte Fachwerkhaus bietet sich zwar für eine solche Nutzung an, doch die ehemalige Wirtin warnt: "Es wird auf den Stil ankommen. Wenn jemand hier draußen neu anfängt, wird er es schwer haben."
Zum Abschied von ihrer Schenke holt Irene Engel noch einmal ihr Gästebuch hervor. Eintragungen aus 31 Jahren füllen die Seiten, manche noch in altdeutscher Schrift, manche sogar japanisch. Über einige der zum Teil gereimten Lobpreisungen freut sich Frau Engel besonders: etwa über die alte Eschersheimerin, die sowohl ihre Hochzeit als auch 25 Jahre später ihre "Silberne Hochzeit" in der "Golden Kron" feierte. Auch Prominenz war unter den Gästen: Der Schauspieler Ernst Jacobi schrieb gar einen "Lobeshymnus für das Taunusschnitzel".
Stammgäste ließen sich immer wieder zur Spargelzeit oder im Winter, wenn bei Frau Engel meist allerlei Wildgerichte auf der Speisekarte standen, einen Tisch reservieren. So war die "Kron" oft ausgebucht. Viele ihrer Gäste kannte die Wirtin schon seit deren Kindheit: "Und die sind dann auch als Erwachsene immer wieder gekommen."
Aus der "Golden Kron" ein beliebtes Speiselokal zu machen hatte sich Irene Engel schon bei der Übernahme im Juli 1961 vorgenommen. "Damals war die Kron noch richtig schön dörflich", schmunzelt sie heute, "das waren Zeiten." Im Nebenraum tagten die Fußballer und besprachen - nicht immer sehr vornehm - ihre Spieltaktik; Tauben- und Kaninchenzüchter brachten ihre Tiere mit und begutachteten sie auf den Kneipentischen. Und auch die Arbeiter der Ende der sechziger Jahre abgerissenen Mühle kamen - nach einem kurzen Abstecher beim Metzger - zum Frühstücken vorbei. Versehen mit (fast) allem, was zum Frühstück gehörte, verlangten die Männer meist nur noch Messer, Teller und einen Schoppen von der Wirtin.
Noch schlimmer der Wanderklub: Dessen Mitglieder hatten belegte Brote und Rumtee in Feldflaschen dabei. "An denen habe ich überhaupt nichts verdient", lacht Frau Engel heute. Solche Geschichten kann sie unaufhörlich erzählen.
Da gibt es noch den alten Eschersheimer, der jeden Morgen bei Sonnenaufgang in den Hof kam, Krach machte und lautstark nach seinem "Pfiffsche", einem Glas Wein also, verlangte. Oder der Arzt, der zweimal wöchentlich seine Sprechstunde in das Gasthaus verlegte und dort bei Ebbelwei und Schnaps seine Patienen beriet.
Wenn sie heute von dieser Zeit erzählt, kann sie darüber lachen. Seinerzeit sah das noch anders aus. "Eines Tages", so Engel, "habe ich gedacht: das geht so einfach nicht weiter." Fest entschlossen änderte sie die Speisekarte und legte Dekken auf die einfachen Holztische - "und allmählich hat sich alles verändert". Daß sie sich damals keine Feinde machte, kann nicht nur an ihrer Küche, sondern muß auch an der Herzlichkeit der Wirtin gelegen haben.
Zu einem der Abschiedsessen im Mai war auch Engels Vorgänger als Wirt gekommen: Adam Mehler kelterte selbst und bewirtete die "Golden Kron" bis Anfang der sechziger Jahre. "Die Mehlers haben mir am Anfang sehr geholfen", erinnert sich die Wirtin dankbar an den alten "Kronenwirt", mit dessen Familie sie eine langjährige Freundschaft verbindet.
Wie lange es die "Golden Kron" genau gibt, weiß niemand so recht zu sagen. Nur eins steht fest: Sie ist die älteste Wirtschaft in Eschersheim. Als der Stadtteil noch zu Hanau gehörte, konnten die "Kron"-Wirte sich rühmen, die Landesherren bei deren Jagdausflügen beherbergt zu haben. Darüber gibt es noch Urkunden.
Ärzte, die in der Kneipe behandelten, Landesfürsten, die zur Rast einkehrten - die "Golden Kron" ist ein Stück Dorf-Historie. Und auch Irene Engel ist nach 31 Jahren "Kron"-Bewirtung ein weiteres Stück Eschersheimer Geschichte geworden. li
WAS - WANN - WO 28
HÖCHST. Bis 13. Juli wird in der Frankfurter Sparkasse am Höchster Marktplatz eine Ausstellung von Otto Schamschula "Ein Frankfurter Künstler aus Prag" gezeigt und zwar während der normalen Geschäftszeiten.
Wer sich für "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt" interessiert, ist im Höchster Schloß an Werktagen zwischen 10 und 16 Uhr und an den Wochenenden zwischen 10 und 18 Uhr an der richtigen Adresse.
Ebenfalls bis zum 13. Juli lädt die Jahrhunderthalle zum Lustwandeln ein; "1100 Jahre Architektur in Prag" in Tafeln und Skulpturen bieten die Möglichkeit zu einem kurzweiligen Spaziergang durch die Moldau-Stadt. Mosaik-Glaskunst präsentiert die Volksbank Höchst in der Hostatostraße 13 bis zum Ende des Schloßfest-Trubels während der üblichen Schalterzeiten. kug
HÖCHST. Die Tage der Raser und Bleifuß-Automobilisten in Höchst-Nord sind gezählt. Ein Arbeitskreis des Ortsbeirates entwirft zur Zeit mit einem Planungsbüro ein Tempo 30-Konzept für das Gebiet zwischen Königsteiner, Hospital- und Kurmainzer Straße. Grundlage ist ein Magistratsbeschluß, alle Wohngebiete in Frankfurt verkehrszuberuhigen.
Im Spätsommer soll die Planung für Höchst-Nord den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. Von Anfang 1993 an wird dann Tempo 30 gelten - wenn alles reibungslos läuft. Denn dem Konzept müssen zuvor noch Ortsbeirat und Ordnungsamt zustimmen.
Während sich der Magistrat für die Höchster City und die Altstadt das Planungsrecht vorbehalten hat, darf der Ortsbeirat für die übrigen Wohngebiete in eigener Kompetenz Pläne schmieden. Ausgenommen sind die "Grundnetzstraßen", Strecken mit überörtlicher Funktion, auf denen etwa der öffentliche Nahverkehr tourt. In Höchst-Nord muß der Ortsbeirat daher die Finger von Zuckschwerdt-, Kurmainzer, Auer-, Hospital-, Goten- und Königsteiner Straße lassen.
Übrig bleibt ein Gebiet, in dem mit Schulen, Kindergärten, Amtsgericht, Jugendgefängnis und -zentrum, Arbeitsamt, städtischem Omnibus-Betriebshof und AOK eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen liegt. "Und die müssen auch in Zukunft gut erreichbar bleiben", erläuterte am Dienstag Joachim Seiler vom Planungsbüro Dr. Peschke + Partner während einer Ortsbegehung. Verkehrsberuhigung heiße im übrigen nicht Verkehrsverdrängung. Ziel sei es, den Verkehr insgesamt zu verlangsamen. Da dies mit Tempo 30-Schildern allein nicht zu erreichen ist, sollen viele Straßen "verengt" werden.
In der etwa einjährigen Erprobungsphase werden freilich noch keine baulichen Tatsachen geschaffen. Provisorisch wird erst einmal abmarkiert, was später an Fahrbahn beschnitten werden soll.
Um mehr Ruhe in die Wohngebiete zu bekommen, beabsichtigen Planer und Ortsbeirats-Arbeitskreis auch, einige Einbahnstraßen-Regelungen aufzuheben. Seiler: "Wo sich Autos begegnen, kann nicht mehr so schnell gefahren werden."
Mit der Erlaubnis, wechselseitig zu parken, soll breiten Straßen die Pistenwirkung genommen werden. Generell allerdings schlägt Seiler vor, die Stellflächen in Höchst-Nord zu reduzieren, um die Berufspendler ins Parkhaus an der Konrad-Glatt-Straße zu zwingen.
Denn die parken zur Zeit die Straßen zu und nehmen den Anwohnern die Stellplätze weg. Das "billigste Parkhaus in Frankfurt" (SPD-Ortsbeirat Nobert Wildhirt) ist dagegen stets nur zur Hälfte besetzt. Einige Geschäftsleute geben ihren Angestellten laut Wildhirt sogar einen Zuschuß zu den Park-Gebühren. Von den Ämtern und Behörden habe es auf eine entsprechende Anregung hin aber nie eine Reaktion gegeben.
Das Park-Problem könne für die Anwohner allerdings nur mit dem Plakettensystem zufriedenstellend gelöst werden, ist sich der Arbeitskreis einig. "Jetzt, wo uns die Tiefgarage auf dem Markplatz gestrichen wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, das bald durchzubekommen", meinte Wildhirt.
Einer der neuralgischen Punkte im Planungskonzept heißt Billtalstraße. Hier liegt der Omnisbus-Betriebshof, nebendran sind aber auch das Jugendzentrum und eine Kinderkrippe; zudem ist die Billtalstraße Schulweg.
Verengen ist aber solange nicht möglich, wie die Busse über die Billtalstraße auf den Betriebshof fahren. Der Arbeitskreis sprach sich deshalb am Dienstag abend dafür aus, die Zufahrt in die Palleskestraße zu verlegen. Die Billtalstraße könnte dann schmaler und fußgängerfreundlicher gestaltet werden.
Beschnitten werden soll auch die Ecke Hospital-/ Zuckschwerdtstraße. Die Fahrbahn ist hier zur Zeit 16 Meter breit. Von beiden Straßenseiten sollen in Zukunft Zebrastreifen auf eine Mittelinsel führen. Massive Eingriffe in die Straßengestaltung wird es außerdem an der Ecke Gerlach-/ Stupanus-/ Weckerlinstraße geben. Dort wird im ehemaligen AOK-Gebäude demnächst eine neue Kindertagesstätte eröffnet. Auch hier soll die Fahrbahn der Gerlachstraße durch Vorbau schmaler und der Weg zur Kita mit einem Zebrastreifen gesichert werden.
Unabhängig von dem Tempo 30-Konzept wird noch in diesem Jahr die gern als Schleichweg benutzte Gerlachstraße zur Zuckschwerdtstraße hin dicht gemacht. Unter den Platanen in der Gerlachstraße sollen dann nur noch Anwohner parken.
Die künftige Sackgasse wird auch neu gestaltet, Bürgersteige werden eingeebnet, an der Einfahrt in Höhe Stupanusstraße werden Aufpflasterungen die verkehrsberuhigte Zone markieren.
Das Tempo-30-Konzept Nord wird nach Einschätzung Wildhirts etwa im September stehen und dann in einer öffentlichen Anhörung den Bürgerinnen und Bürgern präsentiert.
Anschließend muß es den Ortsbeirat passieren. Hat dann auch das Ordnungsamt sein Okay gegeben, können die ersten Schilder und Markierungen angebracht werden. Wildhirts optimistischer Annahme zufolge etwa Anfang 1993. tos
In einem programmatischen Text, der die Bilanz des August-Putsches aus der Sicht der nationalpatriotischen Rechten zieht, wird voll Bitterkeit das Versagen der sog. Gosudarstwenniki (von gosudarstwo = Staat), also der staatsstragenden, das Imperium erhaltenden Kräfte in Partei, Armee, Großindustrie und KGB konstatiert. Die einzigen "Bewahrer des Staates und seiner Kultur", die Widerstand geleistet hätten, seien die russischen Schriftsteller gewesen. Eine solche "national empfindende Elite" sei es, die "Großrußland nun auf seinen erschöpften Feldern heranziehen" müsse.
Der Artikel erschien im November 1991 in der, Wochenzeitung "Djen" (Der Tag), die als wichtigste geistige Wegbereiterin des Putsches gilt, und bis zum August vom Schriftstellerverband der UdSSR herausgegeben wurde. Autor ist der Chefredakteur und führende Ideologe des Blattes Alexander Prochanow.
Gegründet Ende 1990 als Gegenstück zur liberalen "Literaturzeitung" vom damaligen nationalkonservativen Vorstand der Schriftstellerorganisation - und wie man inzwischen weiß, direkt vom Verteidigungsministerium der UdSSR organisatorisch und finanziell unterstützt -, wurde die Zeitung zum Sprachrohr einer aggressiven Antiperestroika-Ideologie.
Sie profilierte sich mit scharfen Angriffen gegen die Politik Gorbatschows und Jelzins, spottete über den "fruchtlosen Parlamentarismus" der Demokraten, gab in ausgedehnten Interviews den sowjet-konservativen Köpfen von Armee, KGB, des militärisch-industriellen Komplexes sowie der russischen Kommunistischen Partei breiten Raum, beschwor das Bündnis aller patriotischen Kräfte mit der russisch-orthodoxen Kirche und propagierte ein zentralistisches, auf die Armee gestütztes autoritäres Regime mit dem ausdrücklichen Ziel der Bewahrung des Sowjetimperiums. Dieses ideologische Gemenge wurde zusätzlich garniert mit "patriotischen" Versen vom Schlage des Gedichts von Valentin Sorokin über den Zarenmord, das mit der Zeile beginnt, "Es schlug dem Imperator ins Gesicht der widerliche Jude."
Diese Zeitung war es auch, in der kurz vor dem Putsch gleichzeitig mit anderen konservativen Blättern jenes berüchtigte "Wort an das Volk" publiziert wurde, ein dunkel bedrohlicher, hysterisch formulierter Appell an alle patriotischen Kräfte, sich zur Rettung des Vaterlandes gegen die Regierenden zu erheben, ein Manifest, das nach den Erfahrungen des Augusts allgemein als Aufruf zum Staatsstreich interpretiert wurde.
Unterschrieben hatten dieses Dokument neben unmittelbaren Organisatoren des Putsches wie General W. Warennikow und A. Starodubzew sowie hohen Funktionären der kommunistischen Partei auch drei in Rußland sehr bekannte Schriftsteller: der weltberühmte Dorfprosaiker Valentin Rasputin, der Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der RSFSR Jurij Bondarew und der führende Literaturfunktionär und Chefredakteur der Zeitung "Djen" Alexander Prochanow.
Als Schriftsteller wurde Prochanow (Jahrgang 1938) in der ersten Hälfte der 80er Jahre bekannt durch eine Tetralogie über den internationalistischen Kampf der Sowjetunion in verschiedensten Teilen der Welt, insbesondere in Afghanistan. Seine engen und emotional-romantischen Bindungen zur Armee haben ihm bei seinen liberalen Schriftstellerkollegen den Spottnamen "Nachtigall des Generalstabs" eingetragen.
Analysiert man die vor dem Putsch erschienen Nummern dieser vom Schriftstellerverband getragenen Zeitung "Djen", verwundert es nicht, daß sie nach den Augustereignissen zunächst verboten war.
Der Schock und die Erstarrung nach dem mißglückten Staatsstreich währte jedoch nicht lange. Keine zwei Monate nach dem Putsch Mitte Oktober 1991 gab sich Alexander Prochanow in einem Interview mit der Verfasserin in Moskau längst wieder selbstsicher und auftrumpfend. Er bekennt sich stolz zu der Ehre, jenes "Wort an das Volk" nicht nur unterschrieben, sondern eigenhändig verfaßt zu haben und erklärt, daß er es heute wieder schreiben würde, sogar in noch schärferen Formulierungen.
Schriftstellerkollegen, die damals kurzfristig nicht erreichbar gewesen wären, wie Wassilij Below und Stanislaw Kunjajew, hätten ihm am bedrohlichsten Tag der auf den Putsch folgenden "Hetzjagd" ihr volles Einverständnis damit erklärt.
Auf die Frage, ob es stimme, daß seine Zeitung den Putsch ideologisch vorbereitet habe, anwortet Prochanow: "Meine Zeitung ist ideologisch auf das Konzept eines mächtigen zentralistischen russischen Staates ausgerichtet. Sie befaßt, sich mit den fundamentalen Problemen des russischen Ethnos. Kulturideologisch ist sie ein Organ, das die "russische Idee" vertritt. Funktionell sind wir, waren wir den staatlichen Strukturen verbunden, die traditionell den imperialen Typ ausmachen. Wenn man nun der Meinung ist, daß dieser ganze Komplex von Werten und philosophischen Ideen sich im Putsch ausdrückte, ja, dann ist das so, dann sind wir die Zeitung des Putsches."
Nach einer noch während des Verbots erschienen illegalen Nummer wurde die Wochenzeitung beim Informationsministerium neu registriert und erschien nach einmonatiger Unterbrechung sogleich wieder. Nun allerdings nicht mehr als Organ des Schriftstellerverbandes der UdSSR, sondern gemausert zur Zeitung der geistigen Opposition, wie sie sich seither im Untertitel nennt.
Im Schriftstellerverband war die Beteiligung einiger ihrer Vorstandssekretäre bei der ideologischen Vorbereitung des Putsches sowie die windelweiche Haltung der gesamten Führung während der dramatischen Tage der letzte Anstoß gewesen, nun auch in dieser bürokratisch erstarrten Organisation, aus der sich alle liberal und demokratisch denkenden Autoren längst resigniert zurückgezogen hatten, gründlich aufzuräumen.
Eine Gruppe von Autoren des demokratischen Lagers unter Führung von Jewgenij Jewtuschenko setzte am 23. August die mit dem Umsturzversuch sympathisierenden Sekretäre, die bisher im Verband das Sagen gehabt hatten, kurzerhand ab. Für diese rasche Aktion wurden sie von den betroffenen prominenten Literaten und deren zahlreichem Anhang namenloser Schreiberlinge, denen der Verband in seiner alten Struktur Schutz und Pfründe war, als "Putschistensekretariat" und "Literarische Junta" beschimpft.
Inzwischen hat sich der alte Monopolverband sowohl in Moskau wie in ganz Rußland - nach längst noch nicht ausgestandenen Querelen und dem andauernden Streit um Verbandsbesitz und Einfluß in der Medienlandschaft - in jeweils eine "linke" und eine "rechte", eine "demokratische" und eine "patriotische" Organisation gespalten, und über das Schicksal des Gesamtverbandes "unabhängiger Schriftsteller" der GUS soll ein geplanter nächster Kongreß entscheiden.
Im "patriotischen", also dem alten Schriftstellerverband der RSFSR, der sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer Bastion der nationalistischen und antisemitischen Rechten entwickelt hatte, sind - nach der Neugründung des demokratischen Verbandes - inzwischen die sogenannten nationalpatriotischen Kräfte unter sich. Kennzeichnend für die ideologische Grundhaltung dieses Verbandes auch nach dem Putsch ist, daß er nun als Herausgeber der Zeitung "Djen" zeichnet und auf seinem 8. außerordentlichen Kongreß im September 1991 Alexander Prochanow in seiner Funktion als Chefredakteur bestätigt hat.
Prochanow, der sich selbst in dem Interview mit der Verfasserin als einen "russischen Nationalisten" oder, "wenn das Wort erlaubt ist, einen russischen Imperialisten" bezeichnet, gilt inzwischen als eminenter Vordenker der russischen "neuen Rechten" und ist dabei, die Zeitung "Djen" zu ihrem aufsehenerregenden ideologischen Organ zu machen.
Im Redaktionskollegium des Blattes haben sich in den Monaten nach dem Putsch fast alle namhaften Autoren und Politpublizisten der nationalkonservativen Rechten gesammelt, und in den Beiträgen des Blattes kristallisieren sich immer deutlicher die Konturen einer in langfristigen Perspektiven denkenden rechtsradikalen intellektuellen Opposition heraus. In der Neujahrskolumne der ersten Nummer des Jahres 1992 verkündet Prochanow über seine Zeitung, deren Auflage inzwischen wieder auf 100 000 angestiegen ist, selbstbewußt: "Wir haben uns von keinem einzigen von uns gesagten Wort losgesagt, nicht von einem Gesinnungsgenossen und Freund, schon gar nicht von denen, die in die Kasematten geworfen wurden. Wir haben den Widerstand erklärt."
An offensiver Klarheit der vertretenen Positionen fehlt es also nicht. Der Augustputsch wird von Nummer zu Nummer deutlicher als "Farce", "Operettenputsch", von Gorbatschow organisierte "Inszenierung" oder "geniale Provokation" bezeichnet und seine Protagonisten als verratene Patrioten gepriesen.
So sind denn auch die in Untersuchungshaft sitzenden Putschisten in vielfältiger Weise ständig präsent, ja, sie haben in dieser Zeitung ein Forum für ihre Überzeugungen: Der Parlamentspräsident und Lyriker Anatolij Lukjanow veröffentlicht wehleidige Verse aus dem Gefängnis. Die letzte, auf einer geschlossenen Sitzung des Obersten Sowjet im Kreml gehaltene Rede des KGB-Chefs Wladimir Krjutschkow, diesem "alten Soldaten des Staates", der "uneigennützig seiner Staatsmacht Nutzen bringen wollte", wird voller Einverständnis abgedruckt.
Mit ausführlichen Notizen aus dem Gefängnis kommentiert General Warennikow bitter und sarkastisch Gorbatschows Buch über den Putsch, wirft ihm "Verrat am Volk" vor und verurteilt in 15 anklagenden Fragen das katastrophale Ergebnis von dessen Perestroikapolitik. Ein Leitartikel über Oleg Baklanow - Führungsfigur des militärisch-industriellen Komplexes - preist diesen Mann, Träger der höchsten Auszeichnung der Sowjetunion, des "Goldenen Sterns", als einen, "an dem der Ruhm unseres Landes als einer Großmacht hängt", und schließt mit der Prophezeiung: "Die Stunde des Ritters des Goldenen Sterns Oleg Baklanow liegt erst vor uns."
Ein Foto mit einem vergitterten Kerkerfenster und einer weißen Taube davor trägt den Titel "Matrosskaja tischina/Matrosenruhe", dem Namen des Gefängnisses, in dem die Putschisten inhaftiert sind, und zum 50. Jahrestag der Entscheidungsschlacht vor Moskau werden die damals mitkämpfenden Generäle Jasow und Warennikow gegrüßt und ihnen in der Haft "Mannesmut und Licht in der Seele" gewünscht.
In einer Titelgeschichte über die aufgelösten OMON-Truppen des Innenministeriums - berühmt-berüchtigt für ihre blutigen Einsätze in den baltischen Staaten - werden diese Soldaten unter der Überschrift OMON - ihrem Land ergeben, von ihrem Land verraten, romantisch verklärt. "Sie kamen zu ihren Freunden in der Zeitung ,Djen' und verschwanden wieder in der Nacht", lautet der Untertitel.
Nachdem das Hauptziel der Putschisten und ihrer ideologischen Vordenker unter den Literaten, die Bewahrung des Sowjetimperiums unter der Führung Rußlands, so offensichtlich und katastrophal gescheitert ist, stellt sich die Zeitung nun die Aufgabe, neue, langfristige ideologische Perspektiven zu entwickeln. Dabei tritt unter dem Schlagwort "Geopolitik" das sogenannte "eurasische Projekt" immer mehr in den Vordergrund.
Die "russische nationale Idee", vertreten von einer "russischen Partei", werde Rußland - "gegen die liberal-demokratische Internationale" - "auf seinen eurasischen Weg zurückführen" prophezeit Alexander Prochanow. Nach einer Phase von Katastrophen apokalyptischen Ausmaßes werden sich die Völker "aufs neue in einem großen eurasischen Staat vereinen, ohne den die Weltgesellschaft, das Gleichgewicht in der Welt nicht zu denken ist".
In einem von der Zeitung veranstalteten Rundtischgespräch mit dem Titel "Der eurasische Widerstand" wird das "Projekt einer eurasischen Union auf kultureller, ökonomischer und militärisch-strategischer Ebene" als großer geopolitischer Zukunftsplan gegen den "atlantischen Mondialismus" der USA entwickelt. Der Weg dahin aber führt über die nationale Idee Rußlands. "Wenn wir Rußland in dieser schrecklichen Stunde der Prüfung verteidigen, legen wir das verläßlichste Fundament für eine eurasische Welt." Prochanow, der das russische Weltreich nicht als "Raubimperium wie Großbritannien", sondern als ein einzigartiges "geopolitisches Imperium", ein "Abwehrimperium" darstellt, das es verstanden habe, "die Interessen des unterschiedlichen Glaubens, der Religionen, der Nationalkulturen, der Geschichte, der nationalen Welten zu vereinigen", beschwört in seiner Neujahrskolumne die "eurasische Seele Rußlands", Großrußlands, dessen "Territorium heilig und unteilbar" sei.
Aufschlußreich ist im Zusammenhang mit den eurasischen Visionen das Verhältnis der Zeitung und ihres Chefredakteurs zur kommunistischen Partei. Prochanow, der - wie er behauptet - nie Mitglied der KP gewesen ist, hat in den letzten Jahren bei zahllosen Gelegenheiten für ein Bündnis der nationalpatriotischen Bewegung mit der kommunistischen Partei plädiert. Deshalb war ihr offensichtliches Versagen zur Zeit des Putsches für ihn eine herbe Enttäuschung, und er konstatiert in seinem programmatischen Artikel realistisch: "Die patriotische Bewegung, die auf ein Bündnis mit der RKP gesetzt hatte, auf ihre Struktur, ihre Organisationserfahrung von routinierten Führern, auf ihre Verbindungen mit den Arbeitern und der Bauernschaft - die Patrioten sind allein geblieben im Zweikampf mit den internationalen Liberalen."
Offensichtlich aber sind die Kommunisten in der russischen Gesellschaft weiterhin ein Faktor, mit dem Prochanow rechnet. Noch im Oktober 91, also schon nach dem Verbot der RKP durch Jelzin, entwickelte er in seinem Interview mit mir folgende Vorstellungen:
"Heute wirken in unserer russischen Gesellschaft zwei Energien, zwei reale Energien. Das ist die nationale Energie, eine unbefriedigte, plötzlich auflodernde, unter dem Joch hervorbrechende, und die Energie der sozialen Unzufriedenheit. Unser Nation fiel plötzlich in die Katastrophe der Armut; diese neuen Reichen traten in Erscheinung, und das ganze Volk fühlte sich sozial beleidigt und ausgeplündert. Und eben diese beiden Energien fließen in eine zusammen, und die heutigen Kommunisten - ich rede nicht von dem korrumpierten Teil oder von denen, die mit Gorbatschow zu den Demokraten gegangen sind - die Kommunisten also haben, denke ich, eine sehr interessante Chance: Sie könnten eine Organisation gründen, d. h. eine Partei, die gleichzeitig diese beiden Energien nutzt, sowohl die nationale wie die soziale . . ."
Und wenig später bringt die Zeitung ein Gespräch Prochanows mit Gennadij Sjuganow, ebenfalls Unterzeichner des "Worts an das Volk" und Mitglied des Politbüros der verbotenen RKP, unter dem Titel: Gibt es eine Renaissance der Partei? Die Frage wird hier - wenn auch mit Einschränkungen - bejaht. In der ominösen Firma "Sawidija", die als Mitträger der Zeitung im Impressum steht, und deren Chef sich im Blatt als Kommunist und erfolgreicher Unternehmer und Millionär in einer Person feiern läßt, vermutet man verschobenes Kapital der kommunistischen Partei.
Als unentbehrliche Stütze der nationalen Ideologie, der "russischen Idee" hat selbstverständlich die russisch-orthodoxe
Natürlich ist für Äußerungen von orthodoxen Geistlichen ständig Platz auf den Seiten des Blattes. Charakteristisch ist in diesem Zusammenhang die Bildgestaltung der Zeitung, die in jeder Nummer mit einer Fotoserie ein themenorientiertes Album des Tages vorstellt. Waren dies etwa in der Nummer 19 die Kuppeln, Kreuze und Glocken alter russisch-orthodoxer Kirchen, folgten in Nummer 20 martialische Fotos der modernsten Waffensysteme und Raketen, versehen mit Unterschriften, in denen von der "Poesie der Macht, der Schönheit und der Vernunft" geschwärmt wird.
Seit einiger Zeit gehört Alexander Newsorow zum Redaktionskollegium von "Djen", ein skandalträchtiger Fernsehjournalist der - nachdem er mit seiner Leningrader Fernsehchronik "600 Sekunden" zunächst als radikaler Vertreter schonungsloser Glasnost zum Publikumsliebling geworden war - sich seit seiner enthusiastischen Kriegsberichterstattung über die mutigen OMON-Einsätze der Unseren (russ. naschi) im Baltikum als Führungsfigur einer nationalistischen Bewegung der Unseren entpuppt hat. Und so wendet er sich denn auch in der Septembernummer "An die Unseren".
Nach dem Putsch zunächst von der Mattscheibe verbannt, triumphiert die Nr. 26 im Dezember mit der Überschrift: "Die Unseren beginnen zu siegen! Newsorow auf dem Bildschirm!"
Literaturpolitisch und in der publizistischen Literaturkritik ist die Zeitung naturgemäß eng ihrem Träger, dem nationalistischen Schriftstellerverband der RSFSR - inzwischen in "Schriftstellerverband Rußlands" umbenannt -, verbunden und pflegt eine ständige beißende Polemik mit den liberal demokratischen Literaten und deren Interessenvertretung. Die literarische Stilrichtung der Zeitung ist jedoch relativ offen, ja, zu ihrem Redaktionskollegium gehört sogar ein so ernstzunehmender philosophischer Schriftsteller wie der auch bei uns bekannte Anatolij Kim.
Dominierend bleibt aber dennoch die Linie der nationalpatriotisch konservativen Dorfschriftsteller, mit denen ja vor mehr als 20 Jahren die Rückwendung zu den nationalen Traditionen und geistigen Werten des vorrevolutionären Rußland begonnen hatte. Ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der ideengeschichtlichen Prozesse der letzten Jahre ist die Tatsache, daß diese konservativen, bäuerlich geprägten Antikommunisten inzwischen in ihrem Kampf gegen die liberaldemokratischen Westler in einer Front stehen und mit dem technokratischen und militaristischen Ideologen des imperialen Rußland Alexander Prochanow. Dieser antwortete auf meine entsprechende Frage wie folgt:
"Noch bis vor ganz kurzem, vielleicht vor sieben Jahren, stand ich mit den Dorfschriftstellern auf Konfrontationskurs. Mal führten wie eine offene Polemik, mal wurde sie abgemildert. Die Dorfschriftsteller warfen mir vor, daß ich ein "Gosudarstwennik" sei, daß ich die Idee des Staates, des Imperiums, des Zentrums mit allen Attributen des Staates, den Problemen der Macht, der Armee, der Verteidigung, der Gewalt, der Maschinerie eine zu große Bedeutung beimesse . . . Sie konnten mir meine Afghanistan-Feldzüge nicht verzeihen, meine Forschungen zu den technokratischen Aspekten der Zivilisation. Heute, wo Rußland seine Staatlichkeit verloren hat, seine Armee, seine Stärke, seine souveräne Politik, stehen alle Dorfschriftsteller auf meinen Positionen, alle. Denn wie kann das russische Ethnos und die russische Idee leben ohne die Komponente des Staates? Sie haben sich meiner Position angenähert, und ich bin Ihnen ebenfalls näher gekommen." Schlagender Beweis für diese Behauptung ist, daß der bedeutendste der Dorfschriftsteller, Valentin Rasputin, seit neuestem ebenfalls dem Redaktionskollegium der Zeitung "Djen" angehört.
Die Nr. 1 des Jahres 1992 umreißt mit ihren Beiträgen ziemlich exemplarisch das ideologische Feld dieser nationalistischen "neuen Rechten" Rußlands. Auffallend ist zunächst ein neu aufgetauchtes Element, die bewußte Verbindung nämlich zum Rechtsradikalismus in Westeuropa, eine Erscheinung, die erst im Zusammenhang mit der in letzter Zeit immer deutlicher hervortretenden globalen Perspektive des "eurasischen Konzepts" verständlich wird. Der allen rechten Strömungen Europas gemeinsame Antiamerikanismus erweist sich als Bindeglied.
Gleich auf der ersten Seite gibt es eine Rubrik: Der Tag - der Kontinent, in der Nachrichten aus der europäischen Szene der Rechten gebracht werden. Dabei wird zum Beispiel auch der "Aufschwung des nationalen Selbstbewußtseins in Deutschland" positiv hervorgehoben. Weiter folgt ein ausführliches Exklusivinterview für die Zeitung "Djen" mit Le Pen samt Foto, in dem dessen enge Bindungen zu Rußland, etwa zu dem nationalistischen Modemaler Ilja Glasunow hervorgehoben werden.
Der nächste Beitrag ist ein Gespräch mit Wladimir Schirinowskij, dem Mitbewerber Jelzins um die Präsidentschaft Rußlands, einem bis vor kurzem von kaum jemandem ernst genommener übler chauvinistischer Demagoge und Wirrkopf, dem aber immerhin ein paar Millionen Wähler ihre Stimme gegeben haben.
Das wahnwitzige Gespräch mit ihm, in dem er zunächst die Lösung der nationalen vor der ökonomischen Frage fordert, das russische Blut Lenins anzweifelt und das Programm der Regierenden aus ihren Verbindungen mit der südlichen Mafia und dem Zionismus erklärt, wird jedoch mit einer vorsichtigen Distanzierung abgedruckt.
Seite drei wird eingenommen von einem ganzseitigen Aufsatz des Redaktionsmitglieds Schalim Sultanow mit dem Titel Saddam Hussein oder warum Boris Jelzin verloren ist. Etüden über politisches Führertum. Es ist dies eine panegyrische Darstellung der Führungsqualitäten Saddam Husseins, der für die Iraker die "Verkörperung der Unseren" sei, eine Gestalt, wie sie Rußland fehle.
Alle die "Gorbatschows, Jelzins, Popows, Jakowlews, Ligatschows" seien dagen Marionetten und historische Zwerge. Der einzig echte Führer der Sowjetunion sei Josef Stalin gewesen und in diesem Geiste weiter. Auf Seite vier folgt ein Gespräch über russische Philosophiegeschichte mit Igor Schafarewitschs, der mit seinem Buch Russophobie traurige Berühmtheit als Ideologe des Antisemitismus erlangt hat, und inzwischen ebenfalls dem Redaktionsstab der Zeitung "Djen" angehört, und fortgesetzt wird eine mehrteilige historische Serie mit dem Titel "Noch einmal über das große Rußland".
Symptomatisch ist auch der Artikel über den Dichter Leonid Kannegießer, der im Jahre 1918 den Vorsitzenden der Petrograder Tscheka Mojsej Uritzkij erschossen hatte. Daß über ihn in all den Jahren der Perestroika noch nicht geschrieben worden sei, wird folgendermaßen erklärt: "In judaistischen Kreisen behinderte seine Anerkennung, daß er bis zu seinem Tode ein orthodoxer, in Rußland verliebter Christ war. (. . .) Für andere ist er als Jude verdächtig, sie suchen seine Verbindung zu den Zionisten. (. . .) Er aber rettete die Ehre Rußlands, die Ehre eines Petersburgers, die Ehre eines russischen Juden, der (. . .) die Namen von Juden, die Rußland liebten, den Namen von Juden, die es haßten, entgegensetzen wollte." Das Ganze also, wie man sieht, ein Beitrag, der sich trefflich dazu eignet, dem gegen die Zeitung erhobenen Vorwurf des Antisemitismus auf eine sehr eigene Art und Weise entgegenzutreten.
Die seltsamen Ideen der Zeitung und ihres Chefredakteurs Prochanow mögen vielen im Westen nur als abstruse Verirrungen erscheinen, nicht wert, davon soviel Aufhebens zu machen. Man sollte aber bedenken, daß die Träger dieser Wahnideologie in Rußland nicht irgendwelche unbekannten Möchtegernschriftsteller sind, sondern prominente Autoren, von denen einige beachtliche Autorität genießen. Bedrohlich wird das Denken dieser Schreibtischstrategen durch ihre engen Bindungen an die ehemaligen Machtstrukturen des Sowjetimperiums, von denen niemand genau weiß, wie gefährlich sie noch sind oder wieder werden können.
HESSEN 20
Die Autoren dieser Seite
BIRGIT RECKI, lehrt an der Fachhochschule, an der Kunstakademie und am Philosophischen Seminar der Universität in Münster.
PAUL ZANKER, Professor für klassische Archäologie an der Universität München.
THOMAS KREUDER, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Frankfurt am Main.
CARL-WILHELM MACKE, freier Journalist, lebt in München.
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
KULTURPANORAMA 4
FRANKFURT A. M. Hervorragend abgeschnitten haben vor kurzem die Frankfurter Teilnehmer bei den Wettkämpfen beim 136. Feldbergturnfest auf dem Plateau der höchsten Taunuserhebung. Unter den erfolgreichsten Vereinen: Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG), Turnverein Eschersheim, Eintracht Frankfurt, Turn- und Sportverein 1894 Nieder-Eschbach, Turn- und Sportgemeinschaft 1888 NiederErlenbach und Sportgemeinschaft Enkheim.
Der Einladung für das traditionelle Turnfest waren insgesamt aktive 102 Teilnehmer aus 14 Frankfurter Turn- und Sportvereinen gefolgt - unter ihnen erfreulicherweise auch zahlreiche Jugendliche. Hinzu gesellten sich noch mehr als 50 Vereinsmitglieder, die sich an einer Sternwanderung zum Feldberggipfel beteiligten.
Die Gesamtbilanz für den Turngau Frankfurt aus den Leichtathletik-Dreikämpfen und Mannschaftswettbewerben kann sich sehen lassen: 14 erste, zwölf zweite und elf dritte Plätze waren der Lohn der Trainingsmühen. Im Mannschafts-Fünfkampf um das "Völsungenhorn" scheiterte die Vertretung der Turnerschaft 1860 Heddernheim erneut. Sie belegte wiederum "nur" den zweiten Platz. Der Völsungenkampf wurde letztmals vor 54 Jahren von einer Frankfurter Mannschaft (Polizeisportverein Grün-Weiß) gewonnen.
Unter insgesamt 39 Konkurrenten, die sich im Dreikampf der Männer-Oberstufe um den Feldbergsieg bewarben, verfehlte der 23jährige Leichtathlet Andreas Hill vom TuS Nieder-Eschbach nur knapp eine Medaille. Er schaffte 286 Punkte, mußte sich aber mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Seine Leistungen: 11,5 Sekunden im Sprint, 6,16 Meter im Weitsprung und 9,26 Meter beim Kugelstoßen.
Die geforderten Dreikampfbedingungen für einen Eintrag in die Bestenliste erfüllten noch Michael Binhack (TV Eschersheim), Ingolf Hegner (Eintracht Frankfurt), Alexander Müller (TuS Nieder-Eschbach), Rainer Ringel (FTG Frankfurt), Oliver Meffert (Turnerschaft Heddernheim) und Michael Thierolf (TV Eschersheim).
Die herausragende Frankfurter Athletin war in der höchsten Wettkampfklasse der Frauen Carola Jäger von der Turnerschaft 1856 Griesheim. Sie belegte mit 268 Punkten den dritten Platz (Sprint 14,9 Sekunden, Weitsprung 4,29 Meter, Kugelstoßen 9,88 Meter). Anja Mehnert vom Turnverein Eschersheim kam auf 199 Punkte.
Die weiteren Frankfurter Medaillengewinner der Dreikämpfe - Gold: Else Jung, Maria Zahn (beide Eintracht Frankfurt), Waltraud Wagner und Robert Engel (beide TV Eschersheim), Jan Schostag (Turngau), Jürgen Bangert (FTG 47), Heinz Labisch (TuS Nieder-Erlenbach).
Silber: Anke Klostermeyer (TuS Nieder-Eschbach), Christel Baldus, Gerlinde Mager und Walter Prokopp (alle FTG 47), Marcel Gröpl (TV Kalbach), David Urban (TSG Nieder-Erlenbach), Matthias Klimke und Peter Deubener (beide TV Eschersheim).
Bronze: Dorothea Löchel und Holger Scheb (beide Turngau), Christine Krämer (TuS Nieder-Eschbach), Alexandra Dietrich (TV Eschersheim), Stephan Schneider (TV Harheim), Jupp Sahlmann (Eintracht Frankfurt) und Eberhard Bredereck (FTG 47). *dixi
FRANKFURT A. M. Hier wird es also gebacken - das beste Brot Europas und der gesamten westlichen Welt: in der Bäckerei Gleu, Koblenzer Straße 7, mitten im Gallusviertel. Das klingt nach Werbung? Nach Schleichwerbung sogar? Ist es aber nicht. Denn daß Wilhelm und Marion Gleu das "beste Brot" backen, ist ihnen jetzt offiziell attestiert worden. Zwei erste Preise, einen dritten und einen vierten haben sie beim "Bayfood-Wettbewerb", dem großen "Kampf der Brote" in Kalifornien gewonnen.
Einst ins Leben gerufen von Dr. Rodnay Zaks, einem Franzosen, der nach Amerika auswanderte, und dem der "american style of eating" so gar nicht mundete. Besonders das europäische Brot vermißte er und beschloß ganz im Sinne der Amerikaner, den Markt in seiner neuen Heimat ein wenig voranzutreiben. Mit einem Wettbewerb, der ursprünglich lediglich für US-Bäcker gedacht war, an dem aber auch einige ausgewählte Europäer teilnehmen durften - um den Ehrgeiz und die Konkurrenz ein wenig anzuheizen -, wollte er die Back-Kultur der USA auf Vordermann bringen. 1990 hatte Zaks schon einmal nach den besten Broten der Welt gesucht, und auch damals gewannen die Gleus bereits zahlreiche Preise. Im Frühling war es dann zum zweiten Mal so weit.
190 Brote aus sieben Ländern hatten in einem Zelt vor dem "Ritz-Carlton" in San Francisco den Preisrichtern zur Bewertung ausgelegen. "In Anzug und Kostüm wurde mit steinerner Miene auf Brotstückchen rumgekaut", erinnert sich Frau Gleu, die mit ihrem Mann zum "Bayfood-Competition" nach Kalifornien geflogen war. Nein, Hoffnung habe sie zuerst gar nicht gehabt. "Bei unseren Broten wurde immer nur mißmutig das Gesicht verzogen. Da dachten wir, das treffe wohl so gar nicht den amerikanischen Geschmack."
Mittlerweile stehen die Gleus wieder zu Hause hinter der Theke ihres kleinen Ladens in der Koblenzer Straße. Hier riecht es nach Mehl und frisch Gebackenem. Hin und wieder läutet die Türklingel, ein Kunde tritt ein und wird von Frau Gleu bedient. "Was darf's denn heute sein, Herr Rauschenberg?", und Harald Rauschenberg verlangt ein Bauernbrot - wie immer seit drei Jahren. "Ich kaufe nur im Notfall woanders", gesteht er, und das klingt echter, als es in jedem Fernseh-Spot dargestellt werden könnte. Die nächste Kundin, Christa Schalk, probiert das "Preisgekrönte".
Das Siebenkornbrot der Gleus hat in der Gruppe "Specialty" den ersten Platz im "Bayfood-Wettbwerb" gemacht. "Das Brot", sagt Frau Schalk, "könnte ich jetzt sofort aufessen, so gut schmeckt es." Die Bäckerei Gleu hat noch in der Gruppe "Roggen" mit ihrem Nordfriesischen Halligbrot einen ersten Preis erzielt, und beim "Sauer-Weizen" einen dritten. "Ich erinnere mich noch genau, wie die Jury auf einmal unseren Namen bei der Siegerehrung ausgerufen hat, und wie ich es kaum glauben konnte", beschreibt Frau Gleu den Moment, in dem sie vom "Sieg der Brote" erfuhr. "Da merkt man dann, daß sich Arbeit lohnt."
Denn "Arbeit" heißt das Zauberwort, das hinter dem Erfolg der Gleus steht. "Ich muß fünfmal so viel Anstrengung in mein Brot investieren, wie ich in normales Brot stecken würde", meint Wilhelm Gleu. Brote aus einer Fertigmischung dauerten höchstens eine Stunde. "Ich mache aber mehrere Vorteige, teilweise ohne Hefe und Sauerteig, damit sie absolut gärungsfrei sind. Statt dessen nehme ich biologische Kulturen, die ich selbst angelegt habe, dann vollzieht das Brot keine Nachgärung mehr im Magen und ist einfach verträglicher." Nach ein paar Stunden wird dann aus den Vorteigen ein Hauptteig geknetet und das Brot schonend gebacken.
Sechs Stunden dauert diese Prozedur. Dienstags bis freitags stehen die Gleus von morgens um sechs bis abends um neun in ihrem Laden, am Wochenende müssen sie sich um die Buchhaltung kümmern. "Bei einem Zwei-Personen-Betrieb kann man sich keine goldene Nase verdienen", gibt Wilhelm Gleu zu. Zwischen 100 und 150 Kunden bedient seine Frau jeden Tag seit bald 30 Jahren.
Doch nicht immer sind die Zeiten so gut gewesen wie heute. "Wir liegen hier relativ abseits vom Schuß, sind für niemanden eine Konkurrenz." Über eine Zusammenarbeit mit den großen Kaffee- und Backwarenherstellern haben die Gleus dennoch niemals ernsthaft nachgedacht. "Unser Schaufenster mit T-Shirts und Tischdecken dekorieren, nur weil das ein Vertrag mit einer Fremdfirma so vorsieht, das wollten wir nie."
Die Gleus dekorieren ihre Schaufenster lieber mit vorteilhaften Zeitungskritiken und Urkunden - das Geld für ein perfektes Styling der Einrichtung fehlt. 50 Jahre ist die Registrierkasse alt, die Auslagenregale sind seit mehr als 30 Jahren nicht mehr erneuert worden: Bei den Gleus zählt der Inhalt, nicht die Verpakkung. Aus Idealismus begann Wilhelm Gleu vor Jahren als einer der ersten mit der Vollkornbäckerei. "Und aus Überzeugung, weil meine Kinder unter Allergien litten, die durch diese bewußte Ernährung zurückgegangen sind."
Doch aller Idealismus macht irgendwann einmal müde, ist oft aufreibend. 54 Jahre ist der Bäckermeister aus dem Gallus heute alt. "Und lange halte ich diese Anstrengungen auch körperlich nicht mehr durch." Einen Nachfolger, der das Geschäft in ihrem Sinne weiter führt, suchen die Gleus bereits. Sie selbst schmieden noch einmal neue Pläne. In Kalifornien haben sie viele Kollegen kennengelernt, und zahlreiche Angebote aus der ganzen Welt bekommen. Beispielsweise aus den USA, um dort den Yankees das Backen zu zeigen. *MEIKE GÜNZEL
HÖCHST. Seit mehreren Monaten wird kein Stein mehr auf der Baustelle an der Ecke Zuckschwerdt- / Bolongarostraße bewegt. Der noch nicht vollendete Rohbau des geplanten "Scandic-crown-Hotels" ruht eingerüstet, Arbeiter sind schon seit langem nicht mehr zu sehen.
"Wir sind nur die künftigen Betreiber des Hotels und haben den Baustopp nicht zu verantworten", erklärte Hans Windhäuser, Geschäftsführer von Scandic crown Deutschland, gestern auf Anfrage der FR. Im September dieses Jahres wollte die schwedische Hotelkette ihr neues 300-Betten- Haus in Höchst ursprünglich eröffnen. Doch daraus wird jetzt wohl nichts. Windhäuser vermutet vorsichtig "ökonomische Probleme" bei der per Management-Vertrag mit dem Projekt beauftragten Berliner Immobilienfirma Amlyn.
Die eigens von Amlyn für den Hotelbau des 57,5-Millionen-Mark-Komplexes gegründete "Amlyn Hotel GmbH & Co. KG" habe das Grundstück an der Bolongarostraße im Jahr 1989 mit Hilfe holländischer Investoren gekauft und das Projekt geplant, teilte eine Mitarbeiterin des Unternehmens in Berlin der Frankfurter Rundschau mit. Bereits im November 1991 allerdings sei die "Amlyn Hotel GmbH & Co. KG" an die Amsterdamer Firma "International Hotel Consulting" des Schweden Gunnar Lundgren verkauft worden. Zuvor waren die holländischen Investoren abgesprungen. Der Sitz der "International Hotel Consulting" war bislang nicht in Erfahrung zu bringen - weder bei Amlyn noch bei der mit dem "Scandic crown"-Projekt beauftragten "Bayerischen Industrie- und Gewerbebau" (BIG) in München.
BIG-Geschäftsführer Emil Richter: "Daß da nicht weitergearbeitet wird, hat allein die Eigentümerin zu verantworten." Und die heißt Richter zufolge nach wie vor "Amlyn Hotel".Mehr wollte Richter zur Aufklärung des Rätsels um "Scandic crown" in Höchst allerdings nicht preisgeben. tos
"Kostenexplosion" im Gesundheitswesen - in den Krankenhäusern können viele das Wort nicht mehr hören. Tatsächlich aber sind Kliniken nicht nur der größte Ausgabenposten der Krankenkassen (die mehr als ein Drittel ihres Etats für stationäre Pflege ausgeben), sondern auch der, der am schnellsten wächst: bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt 1991 um gut 15 Prozent. Frage ist, ob mehr Wirtschaftlichkeit in den Kliniken möglich ist, ohne die Leistungen mindern zu müssen.
Ein Lieblingsvorschlag der Kassen, favorisiert auch vom Frankfurter AOK-Direktor Hans-Georg Kraushaar, sind Fallkostenpauschalen, feste Preise für bestimmte Krankheiten bzw. ihre Behandlungen. Aber Kraushaar weiß auch, daß das zwar bei vielen operablen Leiden funktionieren kann, kaum aber in der Inneren Medizin, wo die Patienten oft mehrere Krankheiten haben.
"Die Kliniken müssen anders geführt werden", mahnt Reinhard Schwarz, bis Anfang 1990 Verwaltungschef der Frankfurter Uniklinik, heute auf gleichem Posten in einem städtischen Krankenhaus in Stuttgart, das er aus den roten Zahlen herausmanagen soll. Er arbeitet im Auftrag einer Gesellschaft für Krankenhausmanagement, der die Stadt Stuttgart die Führung des Hauses übertragen hat.
Daß private Kliniken scheinbar besser wirtschaften, wird von Schwarz relativiert. Die privaten Häuser seien oft Fachkliniken mit einem eingeschränkten Versorgungsspektrum. Sie zahlten leistungsorientiert, zögen das Personal aber auch stärker zur Verantwortung.
Schwarz meint, auch freie und kommunale Träger könnten ihre Häuser erheblich besser organisieren. Dazu müsse ihnen mehr Entscheidungsspielraum, etwa in der Stellenbesetzung, eingeräumt werden. Bei der Kür von Chefärzten könnten Führungsqualitäten wichtiger sein als akademische Würden, und die Organisation gehöre in die Hand eines risikobereiten Managers, der das Haus "führe", statt es nur zu verwalten.
Die Personalleiter müßten werben und motivieren, statt bloß zu bezahlen. Reibungsverluste werden nach Meinung von Schwarz ausgemerzt, wenn die Arbeitsabläufe in den einzelnen Bereichen durchleuchtet werde. Die Pflegedienste sollten mehr Einfluß auf ihre Arbeitsbedingungen und ihre Fortbildung haben.
Ein weiterer Vorteil der Privatkliniken, so Schwarz: Sie rechneten knapper und vor allem schnell - davon könnten sich viele Kliniken eine Scheibe abschneiden. Um Defizite zu vermeiden, dürfe die Rechnungsführung höchstens Wochen, keinesfalls aber viele Monate hinterher sein. Nur wenn das Haus wisse, wie es aktuell finanziell dastehe, könne es ausufernden Kosten und Leistungen nachspüren und gegensteuern.
Für dringend reformbedürftig hält Schwarz das ganze Finanzierungssystem: Im Pflegesatz müßten verschiedene Schweregrade der Krankheiten berücksichtigt werden und daß die ersten Tage im Krankenhaus besonders kostenintensiv sind. Problematisch sei die Trennung der von Land oder Bund übernommenen Investitionskosten einerseits von den Betriebskosten andererseits, die die Kassen bezahlen.
Wenn sich beide Seiten über die Zuständigkeit nicht einigen, könnten Verzögerungen teuer werden. Letztlich könnten die Kliniken auch bei den Geräten sparen, wenn sie sie nicht kaufen müßten, sondern mieten könnten. caro
BOCKENHEIM. Dirigent Günter Haak und seine Spielleute vom Frankfurter Fanfarencorps Bockenheim 1967 haben bei den 16. Deutschen Meisterschaften der Spielmanns-, Fanfaren-, Hörner- und Musikzüge in Fulda in der Brassband- Klasse die Vizemeisterschaft errungen. In diesem zweiten Platz - hinter dem Titelgewinner aus Illenberg/Norddeutschland - sehen die Bockenheimer eine Leistungsbestätigung. Immerhin sind sie seit 1989 amtierender Hessenmeister, 1991 waren sie beim Wettstreit in Elst/Niederlande "Bester Ausländischer Musikzug".
Sein Klang- und Erscheinungsbild hat der deutsche Vizemeister schon vor vielen Jahren in Richtung Brassband (Marschkapelle) umgestellt. Doch erst jetzt war dies auch Anlaß zur Namensänderung. Die Mitgliederversammlung stimmte kürzlich für "Marching Band Frankfurter Fanfarencorps Bockenheim 1967 e.V. The Sound of Frankfurt".
Der Verein besteht also seit nunmehr 25 Jahren; sein Ursprung geht aber bis in die fünfziger Jahre zurück. 1952 gründete Ludwig Döhren den Bockenheimer Fanfarenzug, der sich Ende 1954 dem Frankfurter Karnevalverein 1911 und seiner Maagard als korporatives Mitglied ("Bockenheimer Fanfarenzug der Maagard") anschloß. Die Chronik nennt aus dieser Zeit erfolgreiche Auftritte der Maagard und des Fanfarenzuges unter der Stabführung von Ludwig Döhren (später unter Gerd Arnold) in Rüsselsheim, Weilbach, im Saargebiet und sogar in der Schweiz; nicht zu vergessen die damaligen Neujahrsaufmärsche am Römer.
1966 trennten sich die Wege der Spielleute, der Zug spaltete sich in drei Lager: Fanfarenzug West (Leitung: Karl-Heinz Lickfeld), Bonameser Fanfarencorps (Leitung: Dieter Daniel) und das Frankfurter Fanfarencorps, gegründet von Stabführer Gerd Arnold (heute Ehrenstabführer) und 17 Mitgliedern am 17. März 1967. Die Spaltung bedeutete auch das Ende der Kooperation mit dem Frankfurter Karnevalverein 1911 und seiner Maagard.
Arnold begann mit zwölf Spielleuten, die Zahl der Aktiven wuchs in relativ kurzer Zeit auf 25. Im Mai 1967 gab es den ersten "Ausmarsch" anläßlich des 60jährigen Vereinsbestehens des Sportvereins 07 Viktoria-Preußen Eckenheim. Bereits zwei Monate danach beteiligte sich das Frankfurter Fanfarencorps an einem Wettstreit in Walldorf und belegte auf Anhieb zweite Plätze in der Fanfarenzugklasse B sowie in der Hörnerklasse. Von da an verbuchten die Bockenheimer weitere Erfolge bei verschiedenen Wertungsspielen und Meisterschaften.
Am 18. Juni 1969 gründete sich ein Majorettencorps zur optischen Umrahmung bei musikalischen Auftritten. Von 1970 bis 1975 errang das Corps sechsmal die Landesmeisterschaft in der Hörnerklasse A. Außerdem holte man 1970 in der Hörnerdisziplin die deutsche Vizemeisterschaft, in Ulm bei den deutschen Meisterschaften 1972 den dritten Platz. In Ulm wurde das Corps zudem mit der Silberplakette des Bundesverbandes ausgezeichnet. 1973 standen die Spielleute bei den "Deutschen" auf dem Siegertreppchen ganz oben. Es folgten auch internationale Begegnungen, das Frankfurter Fanfarencorps war im In- und Ausland damals schon stark gefragt.
Bis heute haben die Spielleute in 25 Jahren weit mehr als 1200 Ausmärsche bestritten, die Erfolge bei Wettbewerben und Meisterschaften sind schon kaum mehr zu zählen.
Am 15. August 1974 wurde ein Jugendfanfarencorps (mit Majoretten) gegründet, das Seniorencorps stellte seine Spielfähigkeit von der Fanfarenklasse A auf Fanfarenklasse Modern um.
1975 ging die Vereinsführung von Gerd Arnold auf Helmut Kemmler über, der bis dahin Spielmann und Zweiter Vorsitzender gewesen war. Der Verein bestand bei diesem Führungswechsel aus 252 Mitgliedern, dem Corps gehörten 108 Spielleute und Majoretten (davon 60 Jugendliche) an. Heute präsentiert der musikalische Leiter Günter Haak eine Marching Band mit 42 Aktiven (32 Spielleute und zehn Mädchen in der sogenannnten Color-Garde). Musikproben und Training der Garde sind derzeit in einem ehemaligen Firmengebäude in der Voltastraße.
Etwa im September soll der Verein in das im Bau befindliche "Vielphon-Haus" am Schönhof umziehen. Vorher jedoch, am 24. Juli beteiligt sich die Band am Blumencorso in Nizza/Frankreich, im August an einer Großveranstaltung in Aix les Wains bei Lyon. dixi
FRANKFURT-WEST. Die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft (FTG) hat für die Sommermonate ein Ferienprogramm mit Sport- und Freizeitangeboten rund um die Sportanlage im Rebstöcker Weg 15 (Rödelheim) und das Bockenheimer Sportzentrum in der Marburger Straße 28 organisiert.
Am Freitag, 10. Juli, gibt es Abwechslung für Wasserfreunde: Um 10 Uhr ist Treffpunkt am Bockenheimer Sportzentrum zur Fahrt auf den Wasserspielplatz "Tannenwald". Am darauffolgenden Dienstag, 14. Juli, heißt es dann nachmittags "Disco für alle": von 15 bis 17 Uhr.
"Rund ums Fahrrad" geht es dann am Donnerstag, 16. Juli, ab 15 Uhr in der Sport- und Freizeitanlage Rödelheim. Wieder in Bockenheim treffen sich dann am Montag, 20. Juli, um 13 Uhr diejenigen, die an einer "Schnipseljagd" und an Wasserspielen auf dem ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau interessiert sind. Das Brentanobad ist einen Tag später, am Dienstag, 21. Juli, Ziel eines Ausflugs. Treffpunkt: 13.30 Uhr, Sportzentrum Bockenheim.
Am Freitag, 14. Juli, (10 Uhr) steht eine Wanderung zum Fuchstanz ins Haus (Treffpunkt: Marburger Straße), und am Montag, 27. Juli, beginnt die "Kinder-Olympiade" um 14 Uhr im Bockenheimer Sportzentrum. Den Abschluß des Ferienprogramms bildet ein Ausflug zur Lochmühle. Die Teilnehmer treffen sich um 9.30 Uhr in der Marburger Straße.
Für die einzelnen Veranstaltungen sind Voranmeldungen erforderlich. Anmeldungen nimmt die FTG-Geschäftsstelle unter der Rufnummer 77 49 29 entgegen. *fs
FRANKFURT A. M. Mehr als 55 000 Soziahilfeempfänger gibt es in Frankfurt. Die Anzahl der Bedürftigen steigt, die Probleme sind bekannt: hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit werfen täglich Familienväter, Alleinerziehende, Ausländer, "Menschen wie du und ich" aus der Bahn. Ob und wieviel Anspruch auf Sozialhilfe besteht, wissen die wenigsten. Auf dem Sozialamt erhalten die Antragsteller oft nur unzureichend Auskunft oder werden - bewußt oder aus Nachlässigkeit - falsch informiert.
Diesen Mißstand hat Rainer Roth vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt (FH) schon vor 17 Jahren erkannt. Damals gründete er die Arbeitsgruppe "Tu was", um Sozialhilfeempfängern und solchen, die vorhaben, Sozialhilfe zu beantragen, mit kompetenter Beratung und Rechtsbeistand zu helfen.
Zusammen mit Studenten des Studiengangs Sozialarbeit der FH bietet Rainer Roth eine wöchentliche Beratungsstunde sowie schriftliche und telefonische Auskunft für Ratsuchende an. Die Arbeitsgruppe (AG) besteht aus etwa 25 Studenten, die vor allem die Erfahrung mit der rauhen Wirklichkeit dazu bewegt, bei "Tu was" mitzuarbeiten. "Ein Paragraph im Bundessozialhilfegesetz sieht harmlos aus. Was er aber in der Realität für einen Antragsteller bedeuten kann, wurde mir erst durch die Arbeit in der AG klar", sagt Studentin Ursula Herzberg.
Im Monat beraten die ohne Bezahlung arbeitenden Studenten 80 bis 100 Menschen aus Frankfurt, dem Umland und in jüngster Zeit auch aus Ostdeutschland. Durch die praktische Arbeit kann "mancher Student jedem Sachbearbeiter auf dem Amt was vormachen", meint Roth.
Die meisten Anfragen kommen per Brief oder Telefon. Anhand des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) kann ein Großteil der Probleme in Sitzungen der AG rasch gelöst werden. Innerhalb von ein bis zwei Wochen werden die von den Studenten selbständig verfaßten Antworten verschickt. "Viele gehen vom Sozialamt mit dem Gefühl, da stimmt doch was nicht' weg. Fast immer ist es dann so, daß wir Fehlentscheidungen des Amtes entdecken, wenn diese Leute zu uns kommen", sagt Rainer Roth. "Da werden Zahlungen unterschlagen, verwirrende Rechnungen aufgestellt und falsche Informationen an die Klienten weitergegeben."
Etwa hinter 75 Prozent der Fälle, die die AG bearbeitet, verbergen sich nach Schätzungen des "Tu was"-Leiters "krasse Fehlentscheidungen, die als Rechtsbrüche anzusehen sind". Vor allem die Sozialämter der umliegenden Landkreise sind ihm durch knauseriges Verhalten aufgefallen. "Es wird ein Sparkurs gefahren. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand wegen eines Irrtums zuviel Sozialhilfe erhalten hätte", erzählt Anita Köbler, die in der Gruppe mitarbeitet. Besonders Ausländer würden von Sachbearbeitern immer wieder vertröstet, um eine Entscheidung über die Gewährung von finanzieller Hilfe zu verzögern.
"Muß mir das Sozialamt ein Bett für mein Kind bezahlen?" fragt eine alleinerziehende Mutter; "Wieviel Geld darf die Bank monatlich vom meinem Konto pfänden?" fragt der verschuldete Arbeiter; "Bin ich für meinen Sohn unterhaltspflichtig?" möchte der geschiedene Ehemann wissen. Mit solchen speziellen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihrer wöchentlichen Beratungsstunde. In Zweifelsfällen begleiten Studenten die Ratsuchenden beim Gang zur Behörde. "Erfahrungsgemäß bearbeiten die Beamten dann Fälle viel schneller und unkomplizierter", weiß Anita Köbler.
Zusätzlich zur Sozialberatung stellt die AG einen Leitfaden her, in dem das Sozialhilferecht überschaubar erklärt ist. Das Nachschlagewerk wurde inzwischen rund 100 000mal verkauft. Auch künftig will die AG "Tu was" aktiv bleiben. Es gab Tiefpunkte während der vergangenen 17 Jahre, ans Aufgeben hat Roth jedoch nie gedacht: "Wir sind so bekannt, daß der Druck von außen viel zu hoch wäre, um den Laden zu schließen."
Die Beratungsstunde der AG "Tu was" ist - außer in den Semesterferien - montags von 17 bis 19 Uhr im Raum 10 der Fachhochschule Nordweststadt. hen
FRANKFURT A. M. Auf zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Sozialhilfeempfänger hat die Erwerbsloseninitiative der Evangelischen Luthergemeinde hingewiesen. Wie der Sozialarbeiter der Gruppe, Michael Eismann, erläuterte, könnten im Bereich der Alten- und Krankenpflege monatlich 316 Mark zusätzlich verdient werden, ohne daß das Sozialamt dies von der Sozialhilfe abziehe. Bereits im vergangenen Jahr habe der Leiter des Frankfurter Sozialamtes verfügt, daß "Einkommen, welche im Rahmen der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen" erzielt wurden, bis zu dieser Höhe mit dem Geld vom Sozialamt nicht verrechnet werden. "Mehrbedarfszuschlag" heißt das in der Sprache der Ämter. Erstaunt zeigte sich Eismann darüber, daß diese seiner Meinung nach "erfreuliche Regelung" vielen seiner Kollegen bei Stadt und Sozialamt nicht bekannt sei. Seine Vermutung: "Das soll wohl - aus finanziellen Gründen - nicht an die große Glocke gehängt werden."
Diese Regelung betrifft allerdings lediglich Sozial-, nicht aber Arbeitslosenhilfe-Empfänger. Diese dürfen höchstens 30 Mark wöchentlich dazuverdienen, alles weitere wird zur Hälfte vom Arbeitsamt wieder abgezogen. Der Grund für die ungleiche Behandlung: Arbeitsämter müssen sich an das "Arbeitsförderungsgesetz" halten, und das ist Bundesrecht. Dagegen wird die Sozialhilfe von den Kommunen geregelt.
Der Verein "Hilfe im Nordend" (HIN), der zur evangelischen Luthergemeinde gehört, bietet sich als Vermittler solcher Tätigkeiten an. Für etwa zehn Mark Netto-Stundenlohn stellen Mitglieder der Erwerbslosengruppe im HIN ihre Hilfe zur Verfügung. Treffpunkt der Gruppe ist jeweils Montags (13 bis 19 Uhr) und Freitags (10 bis 16 Uhr) im Gemeindehaus, Musikantenweg 58. Nähere Informationen können unter der Rufnummer 49 05 74 erfragt werden. *fs
FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, den ersten Platz in der B-Schülerklasse. Erste wurde außerdem die Damengarde mit einem Showtanz in der A-Klasse Modern Dance. Einen schönen dritten Platz belegte die Kindergarde in der Schülerklasse B.
Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven sowie bei Trainerin Gudrun Durand und den Betreuerinnen der Garde. dixi
FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der 1956/57 aus der Taufe gehobene "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit dieser bedeutenden Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.
Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.
Neu in den Vorstand zogen ein: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans-Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse (Stellvertreterin: Tanja Himmelein). dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Panik auf dem Tolstoi-Deck: Aus ist's mit der Weltreise per Ozeandampfer, die "Fjodor Dostojewski" steuert geradewegs aufs Jüngste Gericht zu. Ob Eisberg oder Weißer Hai - was spielt es für eine Rolle? Hauptsache "wir amüsieren uns zu Tode". Schnell noch ein Foto fürs Familienalbum und dann: rein in die Apokalypse. Vom Traumschiff bis zur Titanic ist's nur ein Katzensprung.
Ein Schiff als schwimmender Mikrokosmos. Darauf ein Haufen eitler Egozentriker, Witwen und solche, die es noch werden wollen, die Taschenausgabe von Sascha Hehn und ein Muttersöhnchen auf Freiersfüßen - das kann ja nicht gutgehen. Was als friedlicher Bootstrip gen Südsee beginnt, endet in einem turbulenten Desaster. Titel des "Dramas", das von der Theatergruppe "Mixtour" herrlich komödiantisch in Szene gesetzt wurde: "Tante Milli auf Nawiliwi".
Ja so muß es gewesen sein, damals, auf der Titanic, als jeder an sich dachte und keiner an den Untergang. Die beiden Schwägerinnen (Maria Pohl, Irene Vetter), die ihr gattenloses Dasein cocktailschlürfend genießen ("Mein Erwin hat sehr schöne Zähne - wenn er sie reintut"). Die verhinderte Operettendiva (Ursula Schubert-Müller), die "von Kopf bis Fuß auf Liebe" und so weiter. Oder die betagte Lebedame im Lederrock (Erna Polumsky), die noch Träume hat: "Das wär's doch - eine ganze Nacht lang bei den Wilden . . ." Die freilich sind längst an Bord: Auf dem Puschkin-Deck und in der Odessa-Galerie sind sie furchtbar nett zueinander, ein bißchen Smalltalk, ein bißchen Landgang mit Hula-Hoop-Lächeln - "auf der Fjodor Dostojewski gibt es keine Probleme". Oder etwa doch?
Denn hinter der fröhlichen Fassade beginnt es allmählich zu bröckeln: Da kratzen sich die hüftschwingenden Animateurinnen (Nadja Peschel, Jutta Dettler) fast die Augen aus, da spricht die Intelektuelle (Elsa Müller) tüchtig dem Alkohol zu und die Naive (Ursula Strupp) trägt ihren Vogel spazieren. Die eigentlichen Wilden - so die Botschaft dieses skurrilen "Schiffsdramas" - tragen Seidenhemden und Abendrobe und haben enorme Ähnlichkeit mit Herrn und Frau Nachbar.
Irgendwo zwischen Traum und Trauma haben die Hobby-Akteure von "Mixtour" ihr selbstgeschriebenes Stückchen Theater angesiedelt. Mit Slapstick und Wortwitz spielten sie sich eineinhalb Stunden lang in Richtung Katastrophe. Gelungen vor allem war dabei die Darstellung der unterschiedlich alten Menschen an Bord.
Das freilich ist kein Wunder: Denn hinter dem sinnigen Namen "Mixtour" verbirgt sich eine Gruppe von Studenten und Seniorinnen. Ins Leben gerufen wurde das Theaterexperiment Mitte vergangenen Jahres von Sozialpädagogik-Lernenden und -Lehrenden der Fachhochschule Frankfurt. Die Gruppe um die Dozenten Eva Weber und Ingomar Grünauer hatte mit ihrem Projekt "Kulturarbeit und Animation" vorher schon ganz andere Dinge gewagt: Etwa Kabarettnummern, Brecht- und Horváth-Adaptionen oder auch das Stadt-Animationsprogramm "Die unglaubliche Geschichte des Ungeheuers von Loch Ness, das nach Bad Vilbel kam".
Ähnlich erfolgreich verlief nun die Theaterarbeit zwischen jung und alt, die im Oktober 1991 begann. "Ein interessanter, aber auch komplizierter Prozeß", erläuterte Eva Weber. Denn aus unzähligen Improvisationen mußten geeignete Sequenzen gefiltert werden. Per Video wurden die Stärken und Schwächen der Laiendarsteller entdeckt. Zahlreiche Szenen wurden um- und neugeschrieben, eine "verrückte Rahmenhandlung" kreiert, Musik mußte ausgesucht werden.
Der Aufwand der Akteure hat sich gelohnt. Lange vor Beginn war die Aula der Fachhochschule in der Nordweststadt restlos ausverkauft. Während der Vorstellung erhielten die Akteure permanent Szenenapplaus. Grund genug für Eva Weber, schon jetzt anzukündigen, daß das ungewöhnliche Projekt fortgesetzt werden wird.
Das Stück "Tante Milli auf Nawiliwi" ist jedoch auch noch zweimal zu sehen: am 14. September, 19 Uhr, im Pariser Hoftheater in Wiesbaden und am 17. September, 15 Uhr, im Bockenheimer Bürgertreff "Titania", Basaltstraße 23. *ind
KREIS OFFENBACH. Das schleswig- Holsteinische Wattenmeer ist vom 4. bis 10. Oktober Ziel eines Bildungsurlaubs der Kreisvolkshochschule. Untersucht werden soll dabei der ökologische Zustand dieses weltweit einmaligen Biotops.
Von der Hallig Hooge aus werden Exkursionen unternommen - beispielsweise mit einem eigens gecharterten Schiff nach Amrum und auf Nachbar-Halligen oder zu Fuß auf nur mit spezieller Genehmigung zu betretenden Vogelschutz- Halligen oder Außensände. Die Teilnehmer werden seltene, den Bewohnern des Binnenlandes kaum bekannte Vogelarten wie den Knut oder die Ringelgans kennenlernen, die im Wattenmeer beim Flug ins Winterquartier Station machen.
Auskünfte erteilt die KVHS unter der Rufnummer 0 69 / 8 06 85 71. ttt
BORNHEIM. Arge Betroffenheit unter den rund 130 Mitgliedern des Carneval- Vereins "Pierrette" löste die Kündigung des Vereinsraumes in der Berger Straße 237 aus. Nach dem 31. August (bis dahin muß der Raum geräumt sein) sieht sich der 1898 gegründete Verein samt seiner Jugend "ersatzlos auf die Straße gesetzt", wie es verbittert der langjährige Vorsitzende Heinz Oefner beschreibt. Bornheims ältester Karnevalverein teilt dieses Schicksal mit seinem Nachbarverein, den "Stutzern". Während das "Stutzer"-Heim in der Rendeler Straße einem Neubau weichen muß, wird im Raum der "Pierrette" vorerst die Bauleitung für dieses Projekt untergebracht.
Sechs Jahre lang florierte das Vereinsleben der "Pierrette", die jungen und älteren Mitglieder hatten eine Heimstatt, in der sie sich wohlfühlten. In der Berger Straße trainierten die Garden, probte das Männerballett. Auch für Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Näh- und Bastelabende und andere Zusammenkünfte (etwa Weihnachtsfeiern oder Kerwetreffen) war der 50 Quadtratmeter große Raum ideal.
Der hatte seinerzeit einer Rumpelkammer geglichen, als die "Pierrette"-Mitglieder mit der Renovierung begannen. Vorher waren dort vor allem Tische, Stühle und Bänke gelagert worden. Erst wurde entrümpelt, dann waren handwerkliche Fähigkeiten und Ideen gefragt. In etwa 800 freiwilligen Arbeitsstunden verwandelten fleißige Helfer der "Pierrette" die einst triste Stätte in einen schmucken Vereinsraum mit holzverkleideten Wänden, Holzfußboden, Ölofen und sanitären Einrichtungen.
Das Archivmaterial der "Pierrette" - die Bühnenaufbauten, das Material für Fest- und Komiteewagen, Uniformen und anderes mehr - ist seit längerer Zeit bereits in einem ehemaligen Luftschutzbunker im Riederwald gelagert. Dort versucht der Verein nun auch, seine restlichen Einrichtungsgegenstände aus der Berger Straße unterzubringen. Doch "es wird sehr eng werden", fürchtet der Vorsitzende.
Für die Gardemädchen hat der Vorstand die Trainingsfrage erst einmal lösen können. Dem Nachwuchs und dem Tanzcorps räumt die Saalbau GmbH im Bürgertreff Bornheim (Saalburgstraße 17) mittwochs (17 bis 19 Uhr) Probemöglichkeiten ein. Die recht knapp bemessene Übungszeit werden sich die Mädchen mit den Mitgliedern des Männerballetts teilen müssen, wenn keine andere Lösung gefunden wird. Bleibt die Frage: Wohin bei Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Gardesitzungen, Elferrats- und Vortragendentreffen?
"Noch wissen wir es nicht", sagt der Vorsitzende. "Die Stadt Frankfurt erwartet von uns jugendfördernde Vereinsarbeit, läßt uns aber glatt im Regen stehen." Mittlerweile hält der Vorstand Ausschau nach einer neuen Bleibe. Karin Oefner, langjähriges Vorstandsmitglied, versucht es über das Planungsbüro der Stadt. Dort hat sie bereits die Sorgen des Vereins vorgetragen, jedoch bislang ohne Erfolg. Sie will sich aber "so leicht nicht abspeisen lassen" und hat eine eigene Strategie entwickelt: "Mindestens einmal wöchentlich stehe ich bei diesem Amt auf der Matte", kündigt sie Ausdauer an. "Natürlich werden wir auch konkrete Vorschläge unterbreiten und nicht nur einfach so den Bediensteten der Stadt auf die Nerven fallen."
Vorerst will der Frankfurter Musikverein helfen. Er hat angeboten, dem freundschaftlich verbundenen Carnevalverein "Pierrette" gelegentlich seinen Raum in der Berger Straße für Zusammenkünfte zu überlassen. "Dafür sind wir dankbar", freut sich Heinz Oefner über das Angebot der Nachbarn. dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Von den Betonwänden am Limescorso hallt unüberhörbar Nina Hagen wider, ein paar Ecken weiter zelebrieren zwei Nachwuchs-Musiker einen Rap-Song. Dort, wo sonst Köpfe über wissenschaftlichen Texten rauchen, herrscht ausgelassene Stimmung: Die Sozialpädagogen und -arbeiter der Fachhochschule (FH) Frankfurt feiern wieder einmal ihr Sommerfest.
Bis spät in die Nacht tummeln sich die vielleicht 400 Studenten auf dem kleinen Campus neben dem Nordwestzentrum. Zwischen Grafitti und Politparolen hat der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der FH mehrere Stände aufgebaut. Vegetarische Reispfannen und asiatische Leckereien gibt es dort, Baguettes, Steaks und Bratwürstchen - so ganz ohne Vorlesungen läßt sich's in dem Uni-Ableger gut leben. Zumal nebenan, in zwei Aulen, ein abwechslungsreiches Kulturprogramm geboten wird.
Dort hat - nach monatelangen Vorbereitungen - ein ungewöhnliches Theaterexperiment Premiere: Das Ensemble "Mixtour", eine Gruppe von Studenten und Senioren, brilliert mit dem selbstgeschriebenen Stück "Tante Milli auf Nawiliwi" (siehe nebenstehenden Bericht).
Auf der kleinen Bühne verabreichen gleich im Anschluß einige FH-Satiriker eine "Überdosis" Kabarett, während 50 Meter weiter die Live-Bands "Luzy", "Plattzacher" und "Deserted" auftreten. Ausdauer ist beim Besucher gefragt - wer vor Mitternacht die Segel streicht, verpaßt die Hälfte des Programms. *ind
FRANKFURT A. M. Frage Nummer zwölf hat es in sich. Das weiß Hans Hermann Müller, der für das Feriensuchspiel der Naturfreunde zuständig ist, schon vor Beginn der Tour.
Vor ein paar Jahren hatte er die Frage nach den vier Tieren am Gutenbergdenkmal nämlich schon einmal in den Fragenkatalog zur Fahrrad-Rallye aufgenommen. Damals haben die Radler zwar Stier, Elefant und Löwe einwandfrei identifiziert, doch der vierte Kopf, aus dem am Gutenbergdenkmal das Wasser spritzt, bereitete Probleme: Pferd oder Esel, lauteten die Spekulationen. Jetzt hat sich Müller eigens beim Amt für Denkmalpflege vergewissert. Es ist weder Pferd noch Esel, sondern ein Lama.
Das ist nur eine der 33 denkmalgeschützten Merkwürdigkeiten, die Müller für das jährliche Suchspiel mit dem Fahrrad ausfindig gemacht hat.
Müller: "Wir wollen mit der Tour zeigen, daß es immer noch Ecken der Stadt gibt, die man noch nicht gesehen hat."Dazu brauchen die Radfahrer auch gar keine großen Touren zu unternehmen. Die Fahrradfahrer sind hauptsächlich in der Innenstadt unterwegs. Denn: "Wir wollen mit der Aktion auch zeigen, daß es möglich ist, in der Frankfurter Innenstadt Fahrrad zu fahren."
Etwa 50 Radler sind es, die zum Treffpunkt am Römerberg gekommen sind. Von dort aus geht's durch die Innenstadt, dann nach Sachsenhausen zum Deutschordenhaus und zum Leinwandhaus.
In Niederrad ist Endstation: Im Naturfreundehaus am Niederräder Poloplatz warten schon einige Mitglieder der Naturfreunde mit Kaffee und Kuchen auf die Teilnehmer.Hier wird auch der glückliche Gewinner ausgelost: Dem winkt ein Wochenende im Naturfreundehaus an der Lahn. "Aber nur", schränkt Müller ein, "wenn er mit den Naturfreunden die Radtour dorthin macht!"
Nähere Informationen zum Programm der Radfahrer-Gruppe bei den Naturfreunden gibt Hans Hermann Müller, der unter der Telefonnummer 54 66 47 zu erreichen ist. sen
FRANKFURT A. M. Winston Salem im US-Bundesstaat North Carolina ist Zentrum der nordamerikanischen Tabakindustrie. Daß die Großstadt im Südosten der USA aber mehr als nur Glimmstengel zu bieten hat, wissen die Frankfurter seit Jahren: Alljährlich gastieren in Frankfurt Musikstudenten auf ihrer Europatournee. Stadträtin Lilly Pölt empfing jetzt die 82 US-amerikanischen Gäste der "North Carolina School of the Arts" mit ihrem Rektor Alex Ewing im Römer.
Im ehrwürdigen Kaisersaal herrschte eine lockere, beinahe familiäre Atmosphäre, als die Stadträtin Grüße des Magistrats und der Stadt Frankfurt überbrachte. Man kennt sich. Bereits zum 13. Mal in 14 Jahren dient Frankfurt den Musikerinnen und Musikern als "Hauptquartier" während ihrer vierwöchigen Tournee durch Europa. Zu knapp 250 Konzerten brachen sie seit 1979 von hier aus auf. Der Grund, weshalb ausgerechnet die Mainmetropole zum Stützpunkt auserkoren wurde, hat weniger verkehrstechnische als wirtschaftliche Gründe: 1979 kaufte die Philipp Holzmann AG ein Bauunternehmen in North Carolina, das bis dahin finanzieller Sponsor der Musikhochschule in Winston Salem war. Gern übernahm das Frankfurter Unternehmen auch diese Verpflichtung der Tochterfirma. Seither organisiert und finanziert sie die sommerliche Europatournee. Ein einziges Mal fiel die Konzertreise ins Wasser: Der Konflikt mit Ghaddafi und die Furcht vor libyschen Terroranschlägen verhinderte 1986 den Europatrip.
Für die 75 Musikstudenten und ihre Begleiter sind die vier Wochen in Europa alles andere als Urlaub. Nach der Ankunft am Pfingstmontag und zwei langen Probentagen stand zuerst eine anstrengende Schallplattenaufnahme auf dem Programm. Danach begann für die US- amerikanischen Musiker die eigentliche Tournee mit vielen Konzerten, unter anderem in Wien, Berlin und Nordfrankreich. Und dazwischen kehrten sie immer wieder zum "Stützpunkt" Frankfurt zurück. Auch nach dem Empfang im Römer, Stadtrundfahrt und einem Besuch in Sachsenhausens Ebbelwei-Viertel bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen: Zwei Tage später geht's weiter nach Mailand, Marseille, Aix-les-Bains und Reims.
Erst am 5. August ist die Hektik vorüber - dann fliegen die jungen Musiker wieder zurück in das Land der Tabakfelder.Die "North Carolina School of the Arts" mit ihrer Unterabteilung "School of Music" ist einzigartig in den USA. Die musikalische Ausbildung beginnt dort bereits im Gymnasiastenalter; die Schüler absolvieren die High School - unserem Gymnasium entsprechend - und studieren parallel dazu ihr Instrument. Eine kleine Kostprobe ihres Könnens gaben einige der jungen Künstler beim Empfang im Kaisersaal: Zu Beginn musizierte ein Streichquartett den zweiten, immens schwierigen Satz aus Friedrich Smetanas Quartett "Aus meinem Leben". Eine etwas leichtere Aufgabe hatte ein achtköpfiges Blechbläserensemble, das bewunderswert präzis und mit Liebe zu delikaten Details ein kurzes "Canzone" von Giovanni Gabrieli spielte. Der kleine Auftritt im Kaisersaal, der nicht nur die Stadträtin in Begeisterung versetzte, war gleichzeitig öffentliche Generalprobe, denn abends konzertierten die Studenten aus Winston Salem in der Kirche St. Leonhard (Alte Mainzer Gasse) für eine gute Sache: der Erlös dieser mittlerweile fast schon traditionellen Veranstaltung kam Multiple-Sklerose-Kranken zugute. bai
FRANKFURT-NORDWEST. Eben noch brutzelten Reibekuchen auf dem Rost über dem Feuer - kurz darauf ist von dem Berg aus Kartoffelpuffern nur ein kleiner Rest übrig. Warum sollte man das Mittagessen denn auch in die Länge ziehen? Auf dem Abenteuerspielplatz Nordweststadt gibt es genug zu tun für die Sechs- bis 14jährigen, die hier ihre Ferien verbringen. Hier - das ist unweit des Nordwestzentrums, aber dennoch weit weg von der Stadt. Denn der Abenteuerspielplatz ist eine eigene Welt.
Auf dem Gelände wachsen Bäume und wilde Wiesen, die Häuser sind aus buntem Holz und selbstgezimmert. Werkzeug und Holz gibt's in der kleinen Hütte am Eingang. Die ist auch das Spiele-Lager, in dem jederzeit Federballschläger, Fußbälle und allerhand mehr für die jungen Besucher bereitliegen. Doch heute gibt es noch einen anderen Programmpunkt: Es wird getöpfert.
In dem kleinen Pavillon auf dem Gelände entstehen Teller aus Ton, die die Kinder mit eigenwilligen Emblemen verzieren; mit Büffelspuren, Blitzen und Bärentatzen. Ganz so wie auf den Bildern an der Wand, auf denen altes, indianisches Geschirr zu sehen ist. Das ist kein Zufall. Das Thema in diesen Sommenferien sind Indios, erklärt Edith Wenzel, eine der Sozialarbeiterinnen, die sich auf dem Platz um die Kinder kümmert. In den sechs Wochen wollen die Mitarbeiter die jungen Spielplatz-Besucher an eine fremde Kultur heranführen, ihnen erklären, wie Indios im fernen Südamerika leben - und gelebt haben.
Damals, als Kolumbus sich auf dem Weg nach Indien machte, in Amerika strandete und so einen Kontinent "entdeckte", wie es heute heißt. Dieses "Entdecken" wollen die Pädagogen ein bißchen kritisch beleuchten, deutlich machen, daß es eine eigene Kultur der Indios gibt.
Dazu wird nicht nur getöpfert. Die Kinder basteln auch Trommeln und Rasseln, sie zaubern Metallschmuck aus alten Blechbüchsen, sie arbeiten mit Leder und Holz. Sie spielen Theater, tanzen und weben Ponchos. In der letzten Ferienwoche wird der Mexikaner Matlaltoto in einem Workshop zeigen, wie Schmuck gefertigt wird. Auch Filme werden gezeigt. Die Ferien enden mit einem großen Fest, das alle Ergebnisse präsentieren soll.
Der Abenteuerspielplatz in der Nordweststadt, Hammarskjöldring 1, ist in den Ferien montags bis freitags von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet. *sen
SACHSENHAUSEN. Eine schöne Tradition pflegt Galeristin Elke Jordy: Alljährlich sind in der Galerie Wasserweg 4 die Bilder von Johannes Rath zu sehen. Kurz vor der Sommerpause ließen sich viele Galeriebesucher von den Werke aus den fünfziger und sechziger Jahren begeistern.
"Es ist fast schon eine eingeschworene Gemeinschaft, die von weither kommt, um die Bilder anzugucken" bekennt Frau Jordy nicht ohne Stolz. Kein Wunder: Der verstorbene Künstler war ihr Vater. Von Vetternwirtschaft kann indes keine Rede sein; nicht die Blutsbande sind das Motiv für die immer wiederkehrende Ausstellung mit wechselnden Bildern, sondern die Qualität der Arbeiten. "Was mein Vater vor über 30 Jahren gemalt hat, ist heute völlig modern", meint die Künstler- Tochter mit Recht.
Wer die zweiwöchige Ausstellung besuchte, konnte sich an der beinahe heiteren Welt des Johannes Rath erfreuen. Mit Collagen, Aquarellen, Arbeiten aus Ölkreide, Tusche oder Bleistift schuf er eine eigene Realität fernab aller Formalismen. Die weichen Konturen verselbständigen sich und lassen hin und wieder ein konkretes Sujet erkennen: Eine Landschaft mit See etwa oder ein Atelier mit Staffelei.
Doch vornehmlich ist es das Spiel mit sich verschiebendem Vorder- und Hintergrund, mit farblicher Dominanz und Einbeziehung des Materials. Da lugt schon einmal der Untergrund aus ganz profanem Zeitungspapier hervor, oder das Weiß des Papiers wird zum Bedeutungsträger.
Arbeiten auf Leinwand waren nicht dabei; insgesamt existieren nur etwa 20 Bilder dieser Art in Privatbesitz, verstreut in der gesamten Bundesrepublik. Ein Problem: Viele Bilder hatte der freigiebige Künstler und Pfarrer unsigniert verschenkt. Sie wiederzufinden ist keine leichte Aufgabe.
Die Galerie Wasserweg 4 ist vorerst wegen der Sommerpause geschlossen und öffnet ihre Türen wieder ab dem 4. September. Telefonisch zu erreichen ist Elke Jordy dann unter den Rufnummern 61 96 14 oder 51 21 43. amo
KALBACH. Ortsvorsteher Franz Syha (CDU) hat Verständnis für den rot-grünen Magistrat. Der hatte die Erweiterung des Park-and-ride-Platzes an der U-Bahn- Haltestelle "Kalbach" abgelehnt (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Auch der Christdemokrat aus dem Ortsbeirat 12 meint: "Die Parkplätze reichen aus." Und: "Sogar für die Großveranstaltungen in der Leichtathletik-Halle sind genügend Stellplätze vorhanden."
Vor einem Jahr hatte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat aufgefordert, "unverzüglich" den Ausbau des Parkplatzes in die Wege zu leiten. Jetzt teilte der Magistrat den Stadtverordneten mit, daß der Platz nur zu 85 Prozent ausgelastet sei. Von den 400 vorhandenen Stellplätzen für Fahrzeuge an der Haltestelle der U 2 werden demnach nur 340 von den Pendlern regelmäßig genutzt. Deshalb sei der etwa 200 000 Mark teure Ausbau des Parkplatzes für weitere 100 Abstellmöglichkeiten "nicht erforderlich".
Die 2000 Quadratmeter große Wiese ist zwar seit Jahren als Erweiterungsfläche des Parkplatzes reserviert. Doch auch die neue Sporthalle am Martinszehnten, rund 500 Meter von dem Park-and-ride-Parkplatz entfernt, rechtfertige nach Ansicht des Magistrats den Ausbau des Parkplatzes nicht. Der Grund: Dort gebe es bereits 250 Parkplätze, und Großveranstaltungen liefen dort nur an Wochenenden oder abends, wenn die Pendler denPlatz neben der Autobahn bereits wieder verlassen hätten. kan
FRANKFURT-NORDWEST. "Wann haben Sie das letzte Mal ein gutes Buch gelesen?", fragten die Programmgestalter im Nordwestzentrum. Gemeint ist mit dem "guten Buch" der ewige Bestseller, die Bibel. Zehn Tage lang bewunderten Besucher des Einkaufsdorados originale Handschriften, die Erstausgabe der Lutherbibel von 1534, die katholische Gegenausgabe, andere, meisterlich illustrierte Folianten und Exponate des Jüdischen Museums von der Thora, der Gesetzeslehre, bis zur hebräischen Bibelübersetzung. Darunter auch eine Buchbinderwerkstatt aus dem 17. Jahrhundert und ein Nachbau der Gutenbergpresse.
"Wir wollen mit diesen Aktionen auf die Wichtigkeit des Glaubens hinweisen, gerade in einer sehr konsumorientierten Zeit", erklärte Bernd Oettinghaus, Leiter des Christlichen Zentrums Nordweststadt, einer freien evangelischen Gemeinde, die sich zum Ziel gesetzt hat, "den drohenden Glaubensverlust in die christliche Religion durch populäre Darbietungen" wettzumachen.
So gab es an den zehn Tagen ein buntes Programm, an dem verschiedene, auch internationalen Gruppen gestalterisch mitwirkten: Gesangsgruppen, Steptänzer, Jugendgottesdienste, einen Kindernachmittag, Auftritte des Posaunenchors der freien Gemeinde und Musik von der Tropeninsel Sri Lanka. Einer der Höhepunkte war der Auftritt der Black- Gospel-Soul-Band "Joe Readen and the sounds of Joy" von der "Newborne Ministry" in Wiesbaden.
Mitten im Trubel des Wochenend-Einkaufs interpretierten drei Frauen im Chorus und der Vorsänger Joe Readen urwüchsige Gospels. Ihre Instrumente hatten die Musiker wegen der Überakustik im Zentrum nicht mitgebracht. Sehr schön war eine pantomimische Umsetzung des Glaubensbekenntnisses.
Joe Readen begab sich mit seinem Mikrofon hinunter von der Bühne unter die Leute, redete mit ihnen und animierte sie, mitzumachen. Das Gospel (englisch "Evangelium" ) beschäfigt sich in Liedform mit Texten und Ereignissen aus dem Evangelium; ab 1960 wurde es in Amerika zur Wurzel des Soul. Die Botschaften werden künstlerisch überbracht und drücken Gefühle der Menschen aus: die Zuhörer werden aktiv mit einbezogen.
Im Nordwestzentrum stieß der Auftritt auf große Resonanz. Viele Besucher blieben mit ihren Einkaufswagen stehen, schauten von der zweiten Ebene herab oder stellten sich vor die Bühne.
"Durch diese Art der Präsentation wollen wir die Inhalte der Bibel näherbringen", erklärte Oettinghaus, "und bis jetzt sind wir zufrieden; das Interesse an der Bibelwoche ist erstaunlich groß."
Möglich gemacht haben die Aktionstage vor allem das Management des Nordwestzentrums, das die Finanzierung übernahm, und der Privatsammler Reinhard Gerber, der die Folianten zur Verfügung stellte. Das Risiko, sie in Vitrinen auszustellen - durch die Lichteinstrahlung ist das alte Papier starken Belastungen ausgesetzt - ist er zusätzlich eingegangen.
Da gab es neben mehreren "Biblia Germanica" (Ausgaben von 1641, 1649 und 1665) die heilige Schrift der Israeliten, eine "Biblia polyglotta" , die biblia latina, eine plattdeutsche Bibel und sogar eine "biblia czeska" von 1549.
Hinter der Bühne waren verschiedene Stände aufgebaut. Das überkonfessionelle Bildungswerk "Wycliff", das bisher die Bibel in 265 Sprachen übersetzt hat, informierte über seine internationale Arbeit und geplante Projekte, an einem anderen Tisch waren die derzeit erhältichen Bibelausgaben ausgestellt.
Eine weitere Idee der Bibelwoche, so Oettinghaus, sei es, gerade in dem von Hochhäusern und Anonymität gekennzeichneten Stadtteil vor allem die Jugendlichen wieder für die Kirche und den Glauben zu interessieren.
Die freie evangelische Gemeinde versteht sich als Alternative zu den herkömmlichen Kirchen, die ihre Unterstützung wegen des Standorts Nordwestzentrum abgesagt hatten.
Oettinghaus sah's so: "Aber gerade verbunden mit dem täglichen Konsum können wir die Leute erreichen." Sprach's - kletterte auf die Bühne, nahm das Mikrofon und behauptete: "Es gibt nichts Wertvolleres, als Gott zu kennen." *jot
RÖDELHEIM. Mit einem wuchtigen Tusch machte ein Akkordeonspieler seine Kollegen darauf aufmerksam, daß es Zeit sei, zu beginnen. Einige Plätze im Seniorenorchester der Naturfreunde Rödelheim waren um 17 Uhr jedoch noch nicht besetzt. Anscheinend warteten die Musiker auf den Urenkel des Ortsgruppenvorsitzenden Emil Guntermann. Denn als dieser auf Papas Rücken in der Stadtteilbücherei eintraf, begann das volkstümliche Konzert.
Das Seniorenorchester der Naturfreunde hatte sich mit der Mandolinen- und Akkordeongruppe sowie dem gemischten Vereinschor zusammengetan, um eine Stunde zu musizieren. Anlaß war das 70- jährige Bestehen der Ortsgruppe Rödelheim. Abwechselnd spielten sie volkstümliche Märsche, Walzer, Polkas und vieles andere.
Der Vorsitzende Emil Guntermann war an diesem Nachmittag sehr beschäftigt. Er moderierte das Konzert, filmte mit einer Videokamera das Geschehen in der Bücherei, griff zwischendurch selbst zur Mandoline und sang.
Musikalisches Miteinander besaß im Verein schon immer einen großen Stellenwert. "So lange ich denken kann, haben die Naturfreunde schon ein Orchester", sagte einer aus dem Publikum. Aus 12 Mitgliedern besteht das Seniorenorchester. Die Mandolinen bilden die stärkste Gruppe innerhalb des Klangapparats, dazu gesellen sich Gitarren, Mundharmonika und eine Zither. Mit dem Marsch "Zug der Nibelungen" eröffneten die Senioren unter der Leitung von Hans Stutz, der selbst die Mandoline zupfte, das Konzert. Der Walzer "Tanzfreuden" schloß sich an, und vor dem Volkslied "Wer recht in Freuden wandern will" forderte der Vorsitzende die Zuhörer zum Mitsingen auf, was auch manche beherzigten.
Aus drei Männern und einer Frau setzt sich das erst vor kurzem gegründete Akkordeon- und Harmonikaensemble der Naturfreunde zusammen. Bevor die Musiker beginnen konnten, meldete sich der Urenkel zu Wort. Die Zuhörer quittierten diesen Zwischenfall amüsiert. Dann erfreute die Gruppe sie mit dem schwungvollen "Bayerischen Ländler", dem populären Walzer "Über den Wellen" und schließlich mit einem zweiten Ländler.
Die Mandolinengruppe der Naturfreunde, bestehend aus zwei Gitarren, Mandolinen und je einem Baß und Akkordeon sorgte mit einem verpatzten Start für Erheiterung unter den Zuhörern. "Ich war noch nicht da, das müssen wir noch üben", gab Emil Guntermann schmunzelnd zu. Mit der Polka "Aus Böhmen kommt die Musik" eröffneten die sechs Herren ihr kleines Programm. Beim Walzer "Edelweiß" sangen schon einige mit. Das folgende, sehr bekannte Volkslied "Es kommen die lustigen Tage" animierte immer mehr Besucher des Konzerts zum Mitsingen, so daß die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte.
Anschließend bat der Vorsitzende die Sänger nach vorne. Begleitet von einer Gitarre intonierten die vier Frauen und fünf Männer drei Volkslieder. Sehr schön gelang ihnen das Lied "Irgendwo im Lande herrscht eine Bande", und der Bezug zu Inhalten der Vereinsarbeit stellt sich in der dritten Strophe hörbar ein: "Denn sie kennt nur eine Tour, raus in die Natur", sang der Chor und danach das Lied "Brüder auf zum frohen Wandern".
So ging es im Wechsel weiter. Die Zuhörer und Aktiven erlebten einen schönen Nachmittag in lockerer Atmosphäre, während der Betrieb in der Stadtteilbücherei ungestört weiterlief. Am Ende gab es verdienten Applaus von den vierzig Besuchern des Konzerts, und der eine oder andere "wanderte" noch einmal durch die Ausstellung. jot
FRANKFURT-NORD. Das Schadstoffmobil macht wieder Station. Umweltschädliche Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.
Im Norden stehen die städtischen "Müllschlucker" am Montag, 20. Juli, um 9 Uhr in Harheim (Parkplatz Zur Untermühle) und Nieder-Eschbach (Deuil- la-Barre-Straße 71), um 11 Uhr in Nieder- Erlenbach (Im Sauern 10). Dreimal halten die Gefährte wieder am Dienstag, 21. Juli: um 9 Uhr am Frankfurter Berg (Fliederweg 16) und an der Kreuzung Am Hohlacker / An der Roseneller in Berkersheim, um 11 Uhr vor der Berner Straße 69 a am Bügel. Am Mittwoch, 22. Juli, steht ein Fahrzeug ab 9 Uhr Am Schwalbenschwanz 39 in Eschersheim und ab 11 Uhr vor der Kaiser-SigmundStraße 67-75 im Dornbusch.
Die Bewohner von Heddernheim und Niederursel können ihren umweltschädlichen Müll am Samstag, 25. Juli, 9 bis 10 Uhr, zur Kreuzung Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße bringen. Das gleiche können am Dienstag, 28. Juli, um 11 Uhr die Preungesheimer (Hoherodskopfstraße 100) und um 18 Uhr die Ekkenheimer (Festplatz Hügelstraße) tun.
Am Mittwoch, 29. Juli, hält das Schadstoffmobil wieder dreimal: um 11 Uhr in Nieder-Eschbach (Deuil-la-Barre-Straße 71), um 16 Uhr in Bonames (Parkplatz Im Storchenhain) und um 18 Uhr am Frankfurter Berg (Fliederweg 16).
Und schließlich kommen die Müllschlucker am Donnerstag, 30. Juli, noch einmal in den Norden: um 11 Uhr nach Nieder-Erlenbach (Im Sauern 10), um 16 Uhr nach Harheim (Parkplatz Zur Untermühle) und um 18 Uhr nach Kalbach (Parkplatz Kalbacher Stadtpfad). *ind
FRANKFURT A. M. Kein Laut ist zu hören. Sechs Frauen stehen unbeweglich und mit geschlossenen Augen im Halbkreis zusammen. Sekundenlang geschieht nichts. Plötzlich kehrt Leben ein: Augenpaare öffnen sich kurz, schließen sich wieder. Öffnen und Schließen sich im Wechsel, bis alle sechs Augen ins Publikum blicken. Einzelne Bewegungen des Kopfes und Rumpfes folgen. Die Körper vollführen einen Tanz, der modernem Ballett gleicht.
Und dann wird das Schweigen gebrochen, die Frauen erheben ihre Stimme - Texte von Mondgöttinen brachten die Teilnehmerinnen einer Performancegruppe der Sängerin und Gesangspädagogin Alison Gould mit ihrem Stück "Zyklen" dieser Tage im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9 zu Gehör.
In Gestalt verschiedener Göttinen, wie die der Selene, Isis oder Artemis, zeigten die sechs Mitspielerinnen, was sie während ihres Kurses in der Stimmwerkstatt der ausgebildeten Opernsängerin alles gelernt hatten. Bei dem Vortrag der Texte von 6000 vor Christi bis heute kamen nicht nur Atem- und Stimmtechnik der Mitspielerinnen zur Geltung, sondern auch eigene Ausdruckskraft und selbstbewußtes Auftreten.
"Die eigene Scheu zu überwinden" und sich "selbstbewußt vor anderen Menschen zu produzieren", bezeichneten die Teilnehmerinnen als wichtigsten Ergebnis des Stimmbildungkurses auch für den Alltag. Alle waren sich einig, daß die Zusammenarbeit in der Stimmwerkstatt ihr Selbstbewußtsein seit Februar erheblich gestärkt habe.
Während der sechs Wochen Proben für das Stück "Zyklen" mußten die Frauen außer frisch gestärktem Selbstbewußtsein auch eigene Kreativität unter Beweis stellen. Die Texte der Mondgöttinen waren zwar vorgegeben, aber ihre gesangliche und tänzerische Umsetzung waren Aufgabe der Mitspielerinnen.
So formten sich die einzelnen Beiträge allmählich zu einem Stück. Das Ergebnis war eine überzeugende Performance, in der die Frauen in Gestalt mächtiger Göttinen von den Zyklen Leben und Tod, Ebbe und Flut und den Mondphasen sangen. Die Zuschauer waren begeistert und spendeten viel Applaus. Alison Gould bedankte sich bei den 30 Besuchern mit den Worten: "Was in Menge an Publikum gefehlt hat, war da an Qualität."
Seit 1983 tritt die Sängerin als Solointerpretin der Alten Musik mit eigener Lautenbegleitung in fast allen Ländern Europas auf. Darüber hinaus hat sie mit ihrer klassisch ausgebildeten Stimme auch andere Musiksparten ausprobiert, von der Oper übers Musical bis hin zur Pop- und Rockmusik.
Momentan will sie durch die Verbindung von Theater und Stimme in ihrer Performancegruppe Mitspielern und Zuschauern "Möglichkeiten bieten, etwas neues zu erleben". Diesem mehr schauspielerischen und tänzerischen Bereich widmet sie sich neben ihren Auftritten jetzt verstärkt: "Wenn ich mit der Laute auftrete, ist das sehr statisch und ich bewege mich einfach gerne", erzählt die Sängerin.
Der nächste Workshop "Entdecke Deine Stimme" mit Alison Gould ist für das Wochenende, 1. und 2. August, im Brahma Kumaris Haus in Usingen vorgesehen. Wer Interesse hat, erhält weitere Informationen unter Telefon 44 40 01. mec
FRANKFURT-WEST. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt am Main macht auch in diesem Monat wieder in den Stadtteilen Station. Alle umweltschädlichen Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können vor Ort abgegeben werden.
Gleich viermal kommen die Schadstoffmobile am Donnerstag, 16. Juli in den Frankfurter Westen: um 9 Uhr nach Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker), um 11 Uhr nach Rödelheim-Ost (Rödelheimer Parkweg 32), um 16 Uhr ins südliche Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-Stein-Straße) und um 18 Uhr nach Bockenheim (Hersfelder Straße 21-23).
Am Mittwoch, 22. Juli, können die Praunheimer ihren umweltschädlichen Müll von 9 bis 10 Uhr in der Heerstraße 255 loswerden. Am Donnerstag, 23. Juli, hält ein Schadstoffmobil um 11 Uhr im nördlichen Westend (Eschersheimer Landstraße 247), um 16 Uhr in der Ginnheimer Landstraße (Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke) und um 18 Uhr in Alt-Praunheim (Wendehammer Graebestraße). Zweimal kommen die städtischen Spezialfahrzeuge am Freitag, 24. Juli: um 9 Uhr in das südlichen Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-SteinStraße) und in die Ginnheimer Landstraße (Parkplatz unter der Rosa-LuxemburgBrücke). Am Dienstag, 28. Juli, halten sie dreimal: um 9 Uhr im Kuhwald (Braunfelsstraße / Scherbiusstraße) und im westlichen Rödelheim (Parkplatz Rödelheimer Bahnweg), um 11 Uhr in Hausen Nord (Am Ellerfeld).
Am Mittwoch, 29. Juli, steht ein Fahrzeug ab 11 Uhr im Bahnhofsviertel / Gutleut (Mannheimer Straße 119). Und am Donnerstag, 30. Juli, kommt das Schadstoffmobil um 11 Uhr in den Westen nach Griesheim (Am Gemeindegarten). *ind
FRANKFURT-SÜD. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt macht auch in diesem Monat wieder in sämtlichen Stadtteilen Station. Umweltschädliche Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.
Die Bewohner des nördlichen Niederrad können ihre Schadstoffe am Donnerstag, 23. Juli, von 9 bis 10 Uhr in der Goldsteinstraße 128 loswerden.
Zweimal stehen die Fahrzeuge wieder am Montag, 27. Juli, im Süden: um 9 Uhr in Sachsenhausen (Seehofstraße 48), und um 11 Uhr in Oberrad (Wiener Straße / Nonnenpfad). Am Freitag, 31. Juli, 9 bis 10 Uhr, hält ein Schadstoffmobil an der Kreuzung Rheinlandstraße / Schwanheimer Bahnstraße in Schwanheim. *ind
FRANKFURT A. M. Auf dem Grundstück der ehemaligen Mühle in Praunheim, die erstmals 1396 urkundlich erwähnt wurde, stehen heute die Geschäftsstelle der Praunheimer Werkstätten (PW) und eine Wohnanlage für Behinderte. "Diese wunderschöne Wohnanlage, bestehend aus drei Gebäuden, gleicht zunehmend potemkinschen Dörfern. Die Fassaden stehen und sehen gut aus. Bloß darf niemand dahinterblicken", erklärt Lothar W. Andres, Geschäftsführer der PW: "Um diesen Zustand zu verändern, benötigen wir drei Millionen Mark!"
Beispiele für den Zustand: Seit geraumer Zeit wird das Holzhaus nur noch zum Teil genutzt; von den insgesamt sieben Zimmern sind nur vier bewohnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, gleicht das Gebäude eher einer Hütte; ohne Keller oder Fundament, mit dünnen Wänden ("Energiesparen unmöglich!") und kleinen Zimmern. Unter dem Dach sind die Räume im Schnitt sechs Quadratmeter klein. Andres: "Heute entspricht solch ein Raum nicht mehr den veränderten Bedürfnissen der Behinderten. Ganz zu schweigen von Richtlinien wie beispielsweise dem Brandschutz."
Bad oder Toiletten gibt es im hölzernen Wohnhaus überhaupt nicht. Über den Hof, im gegenüberliegenden Haus, sind die sanitären Anlagen untergebracht. Auch dort herrscht kein Luxus. Zwei Badewannen für 25 Behinderte und die einzige behindertengerechte Naßzelle (Toilette, Dusche und Alarmanlage; Kosten: 60 000 Mark).
Ein Konzept sieht vor, die Praunheimer Mühlen zu modernisieren und 45 Behinderten (statt wie bisher 25) in Wohngruppen mit Familien-Charakter ein Zuhause zu geben. In den Gebäuden sollen Wohngruppen leben, die je eine Küche und ein Bad gemeinsam benutzen. "Mit den dazugehörigen Zimmern können wir dann unserer Klientel eine individuellere Gestaltung ihres Lebens ermöglichen", hofft Andres. Pläne für eine Renovierung seien vorhanden, und es könne sofort mit dem Umbau begonnen werden.
Die Pläne wurden von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) ausgearbeitet. "Sie sehen einen gründlichen Umbau vor. Fassaden- und Grundrißänderungen sind in dem Plan genauso enthalten wie der Umbau der Großküche in Wohn- und Schlafräume mit Küche und Bad", erläuterte Friedrich Schmitt, Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der FAAG. "Die Pläne für den Umbau sind bereits in Phase 4 (die Phasen im einzelnen: 1. Grundlagenermittlung oder auch Gespräch mit Bauherrn; 2. Entwurf; 3. Rücksprache mit Bauherrn; 4. Baugesuch bei den zuständigen Ämtern, Anm. d. Red.) und haben bisher etwa 100 000 Mark gekostet. Für die gesamten Planungskosten rechnen wir mit 500 000 Mark," erläuterte er. "Die drei Millionen Mark zu beschaffen, dürfte allerdings das größere Problem sein."
Aus Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, solch einen Betrag zusammenzutragen. Doch wäre ein Umbau in Etappen möglich. Das erwähnte Holzhaus könnte in einem ersten Schritt für etwa 400 000 Mark renoviert werden.
Andres: "Eine Renovierung der gesamten Einrichtung ist dringend erforderlich, da wir in naher Zukunft etwa 120 Wohnplätze für Behinderte in Frankfurt benötigen (siehe Kasten). Außerdem müssen wir unseren Mitarbeitern akzeptable Arbeitsbedingungen bieten, sonst laufen sie uns weg. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren durch kleine Reparaturen zwar immer wieder versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber mehr als Stückwerk kam dabei leider nicht heraus," erklärt er. Denn: Immer wieder entstanden neue Schäden; hier eine feuchte Wand, dort ein kaputter Boden.
Die Liste der Mängel ist lang, doch die Finanzierung des Umbaus ist noch nicht abgeschlossen (siehe Kasten). ara
FRANKFURT A. M. Die Situation im Behinderten-Wohnheim "Praunheimer Mühlen" wurde von den Verantwortlichen schon vor langer Zeit als "schwierig" erkannt und deshalb 1990 Pläne für den Umbau beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales eingereicht. "Für das Jahr 1991 konnten wir das Projekt nicht mehr in unseren Etat aufnehmen. Aber im laufenden Jahr sollen Mittel dafür bereit gestellt werden, wenn Gespräche aller Beteiligten stattgefunden haben", erklärte Gerhard Schaller, Referatsleiter beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales.
Die anderen Beteiligten sind der Landeswohlfahrtsverband, der Bund (dort das Ministerium für Ausgleichsabgaben), das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt (dort das Dezernat für Soziales) und der Träger selbst.
"Die Gespräche müssen geführt und alle Richtlinien geprüft werden, bevor die Mittel genehmigt werden können", erläuterte Peter Furth, Referent für Planung, Investitionen und Einrichtungen beim Landeswohlfahrtsverband. Über einen Zeitpunkt für konkrete Ergebnisse könne er derzeit keine Angabe machen.
"Unser Problem ist folgender Teufelskreis: Ein Umbau erfordert Geld, das wir von den zuständigen Ämtern und Behörden nur bekommen, falls wir Pläne zum Umbau vorlegen, die selbst wieder Geld kosten, das wir nicht haben", erklärte Lothar Andres, Geschäftsführer der Praunheimer Werkstätten. Promptes Dilemma: Die Pläne, die von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) erarbeitet wurden, sind noch nicht bezahlt. "Da die Praunheimer Werkstätten ein ,alter Kunde' sind, haben wir den kleinen Auftrag angenommen", erklärte Friedrich Schmitt, technischer Direktor und FAAG-Vorstandsmitglied.
Die Aufbau-AG hat ein Volumen von etwa 500 Millionen Mark an Bauabwicklungen pro Jahr. "Außerdem haben wir vom hessischen Sozialminister eine mündliche Zusage für die Finanzierung des Projekts. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Geld bekommen werden", erläuterte Schmitt weiter. ara
Frankfurt A. M. Die Praunheimer Werkstätten GmbH (PW) sind eine privatrechtlich organisierte gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt und haben die Aufgabe, geistig und mehrfach behinderte erwachsene Menschen aus Frankfurt und Teilen des Main-Taunus-Kreises beruflich und sozial einzugliedern.
In den Behindertenwerkstätten der PW stehen 600 Plätze zur Verfügung, die derzeit alle belegt sind (in Praunheim sind das 180 Plätze, in Höchst 180 und in Fechenheim 240). Die PW bietet noch über 100 Plätze in Wohneinrichtungen, die in kleineren Einheiten über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. 20 behinderte Menschen werden zusätzlich ambulant in Einzelwohnungen betreut.
1991 hatte die PW einen Etat von 19,5 Millionen Mark. Davon entfielen 15,5 Millionen Mark auf Betreuungsmaßnahmen, die im wesentlichen durch staatliche Pflegesätze und Zuwendungen finanziert wurden. Spenden der Aktion Sorgenkind und anderer Einrichtungen machen etwa zwei Prozent des Etats aus. Die restlichen vier Millionen erwirtschaftete die PW durch Industriedienstleistungen und Lohnfertigung (drei Millionen Mark) sowie Eigenproduktionen (vorwiegend Holzspielzeug) und Dienstleistungen an den Endverbraucher (etwa eine Million Mark, davon durch den Verkauf von Holzspielzeug 800 000 Mark).
Von den 190 Mitarbeiter-Planstellen der PW entfallen 30 auf Zivildienstleistende. "Bis zum Jahr 2000 wird sich die Nachfrage nach Plätzen in Behindertenwerkstätten im Einzugsbereich der PW voraussichtlich auf 720 erhöhen. Derzeit gibt es 600 bei der PW. Mittelfristig ergibt sich ein Fehlbetrag von 120 Plätzen", erklärte Andres. Nach den Worten des Geschäftsführers sieht es im Bereich "beschützter Wohnraum" nicht besser aus. "Mittelfristig werden 360 Wohnplätze benötigt. Derzeit gibt es erst 185. Die Werkstätten haben zwar weitere 55 Plätze geplant, trotzdem werden in Zukunft etwa 120 Plätze fehlen."
Derzeitige Wohnplätze im einzelnen: 100 Plätze der PW, 65 bei kooperierenden Trägern, 20 Plätze in ambulant betreuten Einzelwohnungen. ara
NIEDERRAD. Wohnungen oder ein Hotel? Nach wie vor gibt es keine Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Villa Manskopf in Niederrad. Die Stadtkämmerei drängt zwar darauf, das Haus als Hotel zu verkaufen, doch SPD-Fraktionsführer Günter Dürr und den Sozialdemokraten im zuständigen Ortsbeirat 5 geht die Angelegenheit zu schnell. Sie wollen erst genau prüfen, ob das denkmalgeschützte Gebäude an der Flughafenstraße 4-6 nicht sinnvoller genutzt werden könnte.
Zur Zeit wird im Liegenschaftsamt auf Geheiß von Stadtkämmerer Martin Grüber ein Antrag formuliert, der den Verkauf als Hotel vorsieht. Darüber soll, laut Grüber-Referent Peter Herrnberger, nach der Sommerpause entschieden werden. Den Preis von 15 bis 16 Millionen Mark, den die Stadt für das etwa 10 000 Quadratmeter große Areal plus Haus und Reitstall zu erzielen hofft, bezeichnete Herrnberger als "schon sehr hoch". Für ein Hotel in "Super-Lage" (Flughafennähe) müßte sich das jedoch rechnen.
Zum Kaufpreis hinzu kommen in jedem Fall - aufgrund städtischer Auflagen - "zwölf bis 20 Millionen Mark Sanierungskosten für die denkmalgeschützten Bauten", rechnete Dürr.
Herrnberger erklärte, bei solchen Summen sei kein privater Investor mehr bereit, frei finanzierten Wohnraum zu schaffen. Oder andersherum: Sollte dort von privater Hand günstiger Wohnraum geplant werden, könnten bis zu 90 Prozent der Kosten wieder auf den Stadtsäkkel durchschlagen - wenn die privaten Investoren die städtischen Finanzhilfen für sozialen Wohnungsbau beanspruchen.
Fraktionsführer Dürr warf dem Kämmerer vor, die Sache "übers Knie zu brechen". Gegen ein Hotel in dem Neurenaissancebau mit Fassadenturm sei zwar grundsätzlich nichts einzuwenden; bevor das jedoch spruchreif ist, müßten die verschiedenen Vorschläge noch genauer geprüft werden. Außer Wohnraum könnten dort beispielsweise Unterkünfte für Angestellte der Universitätsklinik entstehen, ein Studentenwohnheim oder gar eine Schule.
Nachdem im Winter das Vorhaben in Sachsenhausen, eine Gesamtschule einzurichten, "ein bißchen blamabel" gescheitert sei, müßte gerade in Niederrad über eine solche Lösung intensiv nachgedacht werden. Denn: Der Stadtteil ist mit weiterführenden Schulen unterversorgt. Günter Dürr jedenfalls sieht für eine Schule in der Umgebung sonst keine andere Fläche.
Ortsbeirätin Elke Tafel von der Niederräder SPD kritisierte, die Menschen vor Ort seien übergangen worden. Die Klinik habe ihr Interesse geäußert. Die Villa war zehn Jahre lang nach dem Krieg schon einmal Wohnheim und Arbeitsstätte - damals allerdings für die Frankfurter Diakonissen.
Noch besser wäre, dort eine Schule einzurichten. "Das ist zwar nicht einfach und auch sehr teuer", räumte Tafel ein, doch die Stadtverordneten hätten eine "ernsthafte Prüfung" zugesagt. Doch auf die wartet die Stadtteilpolitikerin aus Niederrad bislang vergebens. ask (Siehe Bericht Seite 3)
Pemex soll auf Leistung getrimmt werden
Wann immer in den vergangenen Jahren die Frage nach ausländischer Beteiligung an der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex auftauchte, war nur ein lautes und bestimmtes "Nein" die Antwort. Das änderte sich auch nicht, nachdem die mexikanische Regierung wegen der Verhandlungen mit den USA über ein Freihandelsabkommen immer mehr unter Druck geriet. Die Diskussion erneut angeheizt hat die schwere Explosion in Guadelajara im April, die mehr als 200 Menschen das Leben kostete.
Als Konsequenz werden nun nicht nur im ganzen Land veraltete Raffinerien und Pipelines überprüft, der fünftgrößte Erdölproduzent der Welt wird auch umgekrempelt. Vier Arbeitsgebiete - Förderung, Verarbeitung, Gas und Petrochemie - sollen zwar unter einem Dach bleiben, aber unabhängig voneinander agieren. Diese Reformen, angeblich seit Jahren geplant und durch das Unglück beschleunigt, werten manche Beobachter als Kosmetik, andere dagegen als ersten Schritt, die "heilige Kuh" zu schlachten.
Denn Pemex ist seit 1938, als der legendäre Präsident Lazaro Cardenas die Ölindustrie verstaatlichte, Symbol für Nationalstolz und mexikanische Souveränität. Es wurde auch nicht angetastet, als Carlos Salinas de Gortari vor drei Jahren seinen Landsleuten eine Radikalkur verordnete, Staatsbetriebe und Banken privatisierte und das Land der Azteken ausländischem Kapital öffnete. Pemex, ein bürokratischer und verfilzter Moloch mit veralteten Anlagen, benötigt zwar dringend eine Finanzspritze - schätzungsweise 20 Milliarden Dollar bis 1995 -, aber der Nationalismus verhinderte bislang einschneidende Reformen. Zum Ärger von Kritikern wie Ramiro de la Rosa, Mitglied der Regierungspartei PRI, der kürzlich forderte, Pemex ebenfalls zu privatisieren. "Wir können nicht weiter mit diesem Mythos der mexikanischen Revolution leben, und andere wichtige Bereiche zu Gunsten der Ölindustrie ausbluten zu lassen", argumentiert er. Bislang können sich Ausländer nur in der Petrochemie beteiligen. Unantastbar ist Pemex nicht allein, was Förderung und Verarbeitung betrifft. Das Unternehmen, dessen Vermögen auf 45 Milliarden Dollar geschätzt wird und das immerhin Devisenquelle Nummer Eins des Landes ist, agierte bis vor kurzem eher unter sozialen als wirtschaftlichen Gesichtspunkten und hatte den Ruf, das ineffizienteste aller Erdölkonzerne zu sein.
So produziert ein Arbeiter pro Tag 15 Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) Rohöl, während sein saudiarabischer Kollege das Zehnfache schafft. Eine Kapitel für sich ist auch die allmächtige Gewerkschaft, die zwei Prozent bei allen Aufträgen abkassiert und sich den Luxus eigener Supermärkte und Vergnügungsparks ebenso leistete wie korrupte Bosse - die wahren mexikanischen "Ölscheichs".
Salinas de Gortari steckte denn auch als eine seiner ersten Amtshandlungen den Gewerkschaftsführer Joaquin Hernandez Galicia, "La Quina", ins Gefängnis. Auch schloß er eine veraltete Raffinerie und entließ rund 50 000 Leute von einst mehr als 200 000. Das löste aber das drängende Problem von zu geringen Neuinvestitionen nicht, um Förderung und Raffinerie-Kapazität zu erhöhen. So importiert Pemex bereits mehr als 100 000 Barrel pro Tag, um die gestiegene heimische Benzin-Nachfrage zu decken.
Nach Ansicht von Experten wird die unzureichende Investitionstätigkeit dazu führen, daß
- immer mehr Kraftstoffe und Chemieprodukte importiert werden müssen,
- Mexiko auf Dauer kaum in der Lage sein werde, umweltschonenderes, vor allem schwefelärmeres Benzin zu produzieren und
Ihr Vorschlag läuft deshalb auf eine graduelle Öffnung in Form von Gemeinschaftsunternehmen mit ausländischen Firmen unter staatlicher Kontrolle hinaus. Und diese Idee scheint immer mehr Anhänger zu finden, wie sich aus Andeutungen heraushören läßt.
RITA NEUBAUER
BUTZBACH. Alle Senioren lädt die Butzbacher Stadtverwaltung zu einer Busfahrt in die Domstadt Limburg an der Lahn ein. Abgefahren wird am 25. und 26. August jeweils zwischen 10 und 10.30 Uhr am Bürgerhaus Butzbach. Gegen 12 Uhr wird in Limburg zu Mittag gegessen, gegen 15 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen, danach ein kleines Unterhaltungsprogramm. Die Rückfahrt beginnt um 17 Uhr, Rückkehr in Butzbach gegen 18 Uhr. Ein Besuch von Limburg reizt nicht nur wegen des sehenswerten Domes, sondern auch wegen der hervorragend sanierten Fachwerkhäuser in der Altstadt. Interessenten können sich für die Fahrt im Rathaus (Zimmer 6) anmelden, vorausgesetzt sie haben bereits das 70. Lebensjahr vollendet. Die Butzbacher aus den Stadtteilen sollen sich zu den üblichen Dienststunden bei den Außenstellen melden. str
SACHSENHAUSEN. Im Haushalt von Elisabeth V. wird der Müll schon lange nach Papier und Glas getrennt gesammelt. Doch seit einiger Zeit ärgert sich die umweltbewußte Sachsenhäuserin. Der Grund: Die Stadt hat im Grethenweg einen Sammelbehälter für Altglas aufgestellt. Dieser Glascontainer sei so ungünstig vor einer Hauseinfahrt plaziert, daß er den Autofahrern die Sicht auf die Straße versperre, beschwerte sich die FR-Leserin. Der Spiegel, der deshalb gegenüber aufgehängt wurde, ermögliche lediglich einen Einblick nach links.
Besucher des gegenüberliegenden Restaurants stellten ihr Auto häufig neben dem Glascontainer ab, wodurch die Sicht zusätzlich behindert werde. "Dann sieht man überhaupt nicht mehr, ob rechts frei ist", klagte Elisabeth V. "Das hat schon zu gefährlichen Situationen geführt."
Eine Nachfrage beim Stadtreinigungsamt ergab, daß die Stadt bislang nicht alleine dafür zuständig ist, wo die Sammelbehälter aufgestellt werden. Denn zur Zeit werden im ganzen Stadtgebiet nach und nach die kleinen blauen Tonnen für Altglas wieder eingezogen und durch den Sammelbehälter ersetzt. Die Container würden derzeit in Zusammenarbeit mit einer Firma aufgestellt, erläuterte Thomas Hufer vom Büro der Wertstoffabteilung. Doch er versprach: "Wir werden uns aber darum kümmern, daß der Container so versetzt wird, daß niemand behindert wird." rea
BAD HOMBURG. Sie kam aus Leningrad in der Sowjetunion, sie kehrt zurück nach Sankt Petersburg in Rußland: Nadja Drushinina ist seit fast einem Jahr die erste russische Gastschülerin im Hochtaunuskreis, vielleicht sogar in Deutschland. Am 14. August "oder ein paar Tage später" soll sie zurückfliegen in ihre Heimat, in der sich inzwischen manches verändert hat. Wie sie Bad Homburg erlebt, darüber berichtet die 16jährige in einem Beitrag mit drei Folgen. Folge 1 erschien am 11. Juli; lesen Sie heute Folge 2. ie erste Eintragung, die ich in meinem Tagebuch notiert habe, war: "Freiheit und Demokratie".
In den meisten russischen Schulen wird nur eine Fremdsprache gelernt, so hatte ich Deutsch in der Schule, zunächst zwei, aber ab der 7. Klasse eine Stunde wöchentlich. Dabei sind die Sprachlehrer von den Ländern der jeweiligen Sprache entfernt, so daß meine Deutschlehrerin mit 52 Jahren erst vor einem Jahr zum ersten Mal für eine Woche in Deutschland war. Deswegen können die russischen Schüler, wenn sie nach Deutschland kommen, das echte Deutsch aufgrund ihrer bisherigen Vorstellungen von der Sprache kaum verstehen.
Die Schwerpunkte des Schulprogramms liegen in den Naturwissenschaften und in Russisch als Muttersprache. Große Schwierigkeiten warteten auf mich deshalb in Englisch; in Petersburg habe ich nur in einem Jahr an der Volkshochschule Englisch lernen können. Obwohl dieser Kurs sehr intensiv war - zwölf Stunden pro Woche -, waren die hiesigen Schüler wesentlich weiter. Nur Dank der Geduld und Hilfsbereitschaft meiner Gastfamilie und der Lehrer konnte ich meinen Rückstand mit der Zeit aufholen.
Die russische Schule ist grundsätzlich schlechter ausgestattet. Daraus folgen manchmal komische Situationen wie im Chemieunterricht, wenn die Lehrerin im Kolben zwei Stoffe mischt und dann den Schülern erklärt: "Jetzt muß noch die Schwefelsäure hinein, aber die gibt es in der Schule leider nicht, und ich beschreibe euch bloß, wie es weitergehen sollte."
In den letzten Jahren wurden in Petersburg einige Gymnasien eröffnet, in denen man mehrere Fremdsprachen lernen kann. Man bereitet die Eröffnung eines deutschen Gymnasiums vor, mit dem Unterricht aller Fächer in Deutsch und den in Deutschland üblichen Programmen. Aber diese Neuerungen betreffen leider schon nicht mehr mein Schulalter, weil sie mit der Eingangs- oder Mittelstufe beginnen.
Die Gymnasien sowie die Schulen haben in Rußland keine Namen, nur Nummern. Meine Schule heißt die "Mittelbildende Schule Nr. 356" des Moskauer Bezirks der Stadt St. Petersburg.
Die Schüler sind in Deutschland besser ausgestattet, weil in Rußland nur wenige Taschenrechner haben, und ein Computer zu Hause ist schon eine Ausnahme. Sie sind in den meisten Stunden sogar verboten, einerseits um die Kinder nicht aufeinander neidisch zu machen, und andererseits, um erst die Handmethoden programmgemäß erfolgreich beizubringen.
Ich kam nach Deutschland ohne Taschenrechner, aber mit den auswendig gelernten Trigonometrietabellen und den Handmethoden, Wurzeln zu ziehen, im Kopf. In der ersten Physikklausur, die selbstverständlich die Taschenrechner vorgesehen hat, habe ich mit meinen Kopfmethoden gerechnet, der Physiklehrer konnte lange nicht begreifen, was ich Englisch in Leningrad nur an der VHS da alles mache. Trotzdem habe ich die Hälfte der Aufgaben richtig gemacht, was eine Diskussion zwischen dem Mathematiklehrer und Physiklehrer verursachte, ob das positiv oder negativ zu werten sei. Als Ergebnis der Diskussion habe ich in der nachfolgenden Physikstunde einen Taschenrechner vom Lehrer geschenkt bekommen. Im Laufe der folgenden Monate im Gymnasium habe ich alle Kopfmethoden vergessen: mit dem Taschenrechner zu rechnen geht sicher viel schneller und einfacher.
(Die dritte und letzte Folge lesen Sie bitte in einer unserer nächsten Ausgaben.)
Mit 22 Jahren kann man in Rußland schon "fertiger" Lehrer sein Nadjas Fazit nach einem Jahr als russische Schülerin in Bad Homburg heißt: Diesen Weg soll die Geschichte weiter beschreiten
ine weitere Gewohnheit, die mir in Deutschland Schwierigkeiten be- reitet hat, war das in Rußland üb-
Unterschiedlich ist auch die Ausbildungsdauer: Die Schulpflicht dauert in Rußland auch bis zur 9. Klasse, dann kann man in zwei weiteren Jahren die Mittelschule (entspricht der deutschen Oberstufe) absolvieren, was ein weiteres Studium an den Universitäten und Hochschulen gestattet. Die vollständige Ausbildung vollzieht sich normalerweise viel schneller als hier, so daß z. B. junge Lehrer schon mit 22 Jahren mit der Arbeit beginnen können.
Längere Zeit konnte ich mich auch an die Familientraditionen sowie an die Lebensweise nicht gewöhnen: Alles läuft ganz anders als in Sankt Petersburg. Hier haben die Kinder viel mehr Rechte und werden von ihren Eltern als Gleichberechtigte behandelt. In Rußland bleiben die Kinder länger von den Eltern abhängig, weil Taschengeld nicht üblich ist und sie die Eltern um Geld für jede Kleinigkeit fragen sollen. Dazu gibt es fast keine Möglichkeiten, etwas für sich zu verdienen, und in der Wohnung sind oft keine eigenen Zimmer für das Kind vorhanden.
Es wird in Rußland viel mehr als hier warm gegessen. Schon zum Frühstück kocht man Brei oder Würstchen, bereitet Spiegeleier zu. Rohe Haferflocken und Müsli sind nicht üblich, Hafer wird oft als Brei gegessen. Man trinkt viel schwarzen Tee zu jeder Jahres- und Tageszeit. Früchte- und Kräutertee sind fast nicht bekannt. Zum Tee wird allerlei gegessen: Kuchen und Brot, Torten und Marmelade sowie Pralinen. Für Gäste, besonders für unangemeldete, wird vor allem Tee gereicht. Am Anfang schienen mir die Sprachschwierigkeiten beim Lernen unüberwindbar zu sein: Ich verstand fast gar nichts vom Unterricht, nahm die Hefte von meinen Mitschülern mit nach Hause, um die neuen Wörter und Fachbegriffe zu lernen. Eine ganze Weile waren mir die Wörter aus der Alltagssprache immer noch viel bekannter, als "die Ableitungen der Funktionen" oder "der osmotische Druck".
Auch in den Ferien mußte ich mehr lernen als mich zu erholen. Im zweiten Schulhalbjahr kamen die ersten echten Erfolge: ich bekam gute Ergebnisse für die Klausuren in Deutsch und in den anderen Fächern. Der Höhepunkt meines Aufenthalts folgte am 17. Juni, als ich wie In Deutsch auf Anhieb eine "2" die anderen Schüler mein Zeugnis bekam, in dem eine "2" in Deutsch und gute andere Noten standen.
Zum Ergebnis meines Aufenthalts in Deutschland komme ich auf den Gedanken, daß die heutigen Veränderungen in Osteuropa und Rußland ein Bedürfnis in den Menschen wecken, die östlichen und westlichen Erfahrungen miteinander zu verbinden. In diesem Sinne ist mein Gastschuljahr ein Zeichen der neuen Entwicklungen und Hoffnungen.
Eine Bad Homburger Gastfamilie, die sich, aus dem Urlaub in Italien zurück, zum Ankunftstermin des russischen Gastes beeilte, sagte: "Wir müssen nach Hause, weil die Russen kommen." Und die Italiener lächelten mit Verständnis. Früher konnte der Spruch "die Russen kommen" nur ein Unglück bedeuten, heute lächelt man. Möge die Geschichte weiter in dieser Richtung vorangehen.
NADJA DRUSHININA
Gerade die Hälfte der 23 000 hessischen Ärztinnen und Ärzte haben bei der Kammerwahl '92 ihre Stimme abgegeben, die niedrigste jemals festgestellte Wahlbeteiligung. Eine Liste "Neue Ärztekammer zum halben Preis" schaffte auf Anhieb sieben Prozent.
Hinter diesen Fakten steht m. E. mehr als nur Unzufriedenheit mit den hessischen Kammerfunktionären, mit Finanzskandal und hohen Beiträgen, mit undemokratischer Ausgrenzung der stärksten Fraktion, der Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (LDÄÄ), aus dem Präsidium, dahinter steckt eine Krise der ärztlichen Selbstverwaltung, deren Isolierung innerhalb der Ärzteschaft und gegenüber der Öffentlichkeit (FR vom 19. 6. 1992 "Demokratische Ärzte bleiben stärkste Fraktion"). Es ist nicht nur die Gängelung der Kammermitglieder durch die bürokratisch aufgeblähte Kammerverwaltung, die Finanzskandale produziert und ständig die Beiträge erhöht, die die Ärztinnen und Ärzte empört, es ist auch das ständig negativer werdende Erscheinungsbild der ärztlichen Selbstverwaltung in der Öffentlichkeit.
Der ärztliche Beruf ist der mit Abstand angesehenste. Das in der Regel positive, auf Vertrauen gründende Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist wesentlich für diese Einstellung verantwortlich. Beutelschneider sind wir Ärzte nur für eine Minderheit. Die überwiegende Mehrheit gönnt den Ärzten ihr hohes Einkommen, sozusagen als Belohnung für die unter persönlichem Einsatz gewährte Hilfe in Not.
Wer allerdings aufmerksam die standespolitische Szene beobachtet, wird den Eindruck gewinnen, ärztliche Berufspolitiker aus Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Verbänden betrachten diese für die Ärzteschaft überaus günstige Situation als Freibrief für jede noch so abwegige, für jeden anderen Beruf vernichtende Kampagne, Stellungnahme oder Meinungsäußerung.
Da fordert unser Karsten Vilmar Strafsteuern für Sportler, Gourmets und Raucher, mißachtet - völlig unbeeindruckt von der für ihn persönlich vernichtenden Wahlniederlage in Bremen - Ärztetagsbeschlüsse gegen Müllverbrennung, für Liberalisierung des Paragraphen 218, gegen Atomenergie und anderes, bekämpft den Ausschuß für Umwelt und Medizin, weil dieser ein Tempolimit auf deutschen Straßen fordert.
Glaubt man den Verlautbarungen und Aktionen von KBV und Hartmann Bund, dann wundert man sich, nicht an jeder zweiten Praxis das Schild zu lesen: wegen Konkurs geschlossen. Soll damit verschleiert werden, daß es die KBV fertiggebracht hat, das Einkommen der Primärärzte auf einen Bruchteil der "Techniker" zu drücken, der Allgemeinmedizin den Todesstoß zu versetzen?
Vorläufiger Höhepunkt dieser "Standespolitik" stellt die geplante neue Weiterbildungsordnung dar. Die Chance, das positive Ärztebild weiter zu entwickeln, den medizinischen und gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, die Medizin für die Bevölkerung transparenter zu machen, die Primärversorgung zu verbreitern und zu qualifizieren, wurde so gründlich vertan, wie es schlimmer kaum geht. Durchgesetzt haben sich Lehrstuhlinhaber, Superspezialisten. Sie haben ihre claims abgesteckt, der Allgemeinmedizin jede Grundlage entzogen. Vom Vorrang des Versorungsauftrags blieb gar nichts.
Darf so unser Ansehen, unsere positive Rolle in der Gesellschaft verspielt werden? Die Menschen erwarten neben unserer professionellen Hilfsbereitschaft auch kompetente Meinungsführerschaft in gesundheitspolitischen Fragen ohne versteckten oder offenen Lobbyismus für die eigene Sache. Müssen erst bestellte Sachverständige der Bundesregierung Vorschläge für eine Sicherung der Primärversorgung, für eine Beseitigung der Kluft zwischen stationärer und ambulanter Versorgung machen? Müssen erst Umweltverbände auf den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit aufmerksam machen, Dritte-Welt-Gruppen medizinische Solidarität mit gesundheitsgefährdeten Menschen auf unserem bedrohten Planeten organisieren? Ohne IPPNW, Ökologischen Ärztebund und ohne das kritische und umweltbewußte Potential innerhalb der Ärzteschaft wäre das Bild vom angesehenen Arzt längst in Stücke gegangen.
Dem hohen Ansehen dieses Teils der Ärzteschaft in der Öffentlichkeit widerspricht allerdings deren Ausgrenzung und Isolierung in den ärztlichen Körperschaften. Deren Vertreter, soweit sie sich durch schlechte Erfahrungen und Enttäuschungen von einer Mitarbeit nicht haben längst abschrecken lassen, werden bis auf wenige Ausnahmen von den Entscheidungsgremien in den Vorständen der Landesärztekammern und auf Bundesebene ausgeschlossen.
Bei den sich bereits abzeichnenden Auseinandersetzungen um die Zukunft unseres Gesundheitswesens, insbesondere dessen soziale Komponente, die breite Absicherung gesundheitlicher Risiken, wird es immer auch um Einschnitte an unserer beruflichen Perspektive gehen. Dann muß sich zeigen, ob wir auf seiten der Kranken bzw. noch Gesunden stehen, ob wir uns unserer hohen sozialen Anerkennung würdig erweisen.
Noch scheint unser Rückhalt in der Bevölkerung nicht ernsthaft gefährdet zu sein. Niemand kann allerdings vorhersehen, wie lange dies so bleibt, wie lange der Ast, auf dem wir alle sitzen, noch hält, wenn die Standesfunktionäre weiter so munter daran sägen.
Deshalb brauchen wir eine Selbstverwaltung, die offensiv, kompetent, aber ohne jede Arroganz in allen gesundheits- und sozialpolitischen Fragen Farbe bekennt. Nach innen brauchen wir eine lebendige Demokratie, eine Einbeziehung aller Strömungen in die Entscheidungsprozesse, um das schöpferische Potential der gewählten Gremien voll ausschöpfen zu können.
Vielleicht haben wir dann in vier Jahren eine besonders hohe Wahlbeteiligung.
Dr. Winfried Beck (Delegierter für die LDÄÄ in der Landesärztekam mer Hessen), Offenbach
FRANKFURT A. M. Namen wie Boris Becker oder Gabriela Sabatini sind auch unter Nicht-Sportlern geläufig. Doch selbst passionierte Tennisfans zucken mit den Schultern, wenn sie von Kai Schrameyer oder Regina Isecke hören. Dabei können diese beiden ähnliche Erfolge wie die Stars verzeichnen: Kai Schrameyer ist der dreifache - und amtierende - deutsche Tennismeister, belegt in der internationalen Weltrangliste Platz 4. Und Regina Isecke gilt inzwischen als Abonnementssiegerin, international hält sie in der Weltrangliste den fünften Platz.
Der gravierende Unterschied zwischen den beiden Paaren, der in diesem Fall zwischen internationalem Ruhm und weitgehender Unbekanntheit trennt, ist: Kai Schrameyer und Regina Isecke sind schwerbehindert, beide haben sich ihre Titel im Rollstuhl-Tennis erkämpft. Am vergangenen Wochende fanden im Frankfurter Sportclub Sachsenhausen Forsthausstraße (SAFO) unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die sechsten deutschen Rollstuhl-Tennismeisterschaften statt.
Sie selbst nennen sich "Rollis", die anderen sind die "Fußgänger". Und was viele "Rollis" ärgert, ist, daß die meisten "Fußgänger" ihr Spiel nicht richtig zu würdigen wissen. "Es dreht sich hier nicht um eine Rehabilitationsmaßnahme, wir betreiben Leistungssport", betonte Kai Schrameyer. Wer die Tennismeisterschaften in Frankfurt gesehen hat oder dort die Gelegenheit nutzte, einmal gegen einen "Rolli" anzutreten, der gibt ihm recht.
Die Schläge der Tennis-Profis kommen präzise und mit viel Spin übers Netz. Und vor den gemeinen Twist-Aufschlägen oder den knallharten Volleys muß auch ein "Fußgänger" kapitulieren. Rollstuhlfahrer spielen nach den internationalen Tennisregeln. Einzige, allerdings wichtige Ausnahme: Bei ihnen darf der Ball zweimal aufspringen.
Die Rollstühle sind 5000 Mark teure Spezialanfertigungen aus Magnesium und Titan, die mit acht bis zehn Kilo Gewicht im Vergleich zu den normalen Krankenkassen-Modellen sehr leicht und extrem wendig sind. Vorwärts, rückwärts, spurten, stoppen, drehen, wenden - die perfekte Beherrschung dieser Manöver kann über den Spielausgang entscheiden. Deswegen nimmt der Bereich "Fahrtechnik" einen besonders intensiven Raum im Trainingsprogramm der "Rollis" ein.
Kraft und Schnelligkeit sind notwendig, um einen starken Schub für den Start zu haben, Ausdauer und Geschicklichkeit brauchen die Spieler, um mit einer Hand den Rollstuhl zu beherrschen, während sie mit der anderen Hand zum Schlag ausholen. Ansonsten ähneln die Trainingsinhalte denen der "Fußgänger": Aufschläge und Returns werden geübt, Volleys und Cross-Schläge. rea
NIEDER-ERLENBACH. Fritz Walter ist kein Mann großer Worte. Den Gewinn der deutschen Meisterschaft hatte der bescheidene Mittelstürmer des VfB Stuttgart kurz als "schönes Gefühl" bezeichnet. Als der Torschützenkönig der abgelaufenen Bundesligasaion jetzt ein Freundschaftsspiel der F-Jugend der TSG 1888 Nieder-Erlenbach auf dem hiesigen Sportplatz pfiff, bescheinigte er den kleinen Kickern aus dem Frankfurter Norden, "guten Fußball" zu spielen - leicht untertrieben, aber aus seinem Mund ein großes Kompliment.
Das haben sich die TSGler auch verdient: Denn die sieben- und achtjährigen Nieder-Erlenbacher sind in Frankfurt eine Klasse für sich. Während sich andere F-Jugend-Teams auf den Ball stürzen wie ein Bienenschwarm auf den Honigtopf, spielen die kleinen TSGler in ihren viel zu großen Hosen mit Raumaufteilung, Abseitsfalle, kombinieren wie aus dem Lehrbuch und zeigen dabei etliche Kabinettstückchen.
Kein Wunder, daß die meisten Gegner chancenlos sind. Auch der vielgelobte Eintracht-Nachwuchs zog in der vergangenen Punktrunde gegen die wuseligen Nieder-Erlenbacher den kürzeren. Überhaupt liest sich die Statistik der TSGler so, als hätten sich Stein, Bein, Binz & Co in der Kreisklasse ausgetobt: 350 Tore erzielten die Nachwuchskicker in Punktrunde und Turnieren. Allein Kris Rudolf und Marc Hiemer, Sohn des Eishokkey-Stars Jörg Hiemer, trafen über 200mal in die gegnerischen Maschen, und auch die Ausflüge des kopfballgefährlichen Liberos Hafid Eljazouli in den gegnerischen Strafraum wurden für manchen Mini-Torwart zum Alptraum.
Klar, daß die Talentsichter der Großvereine bereits auf den starken Nachwuchs aufmerksam wurden. "Die Eintracht wollte fünf Spieler holen", erzählte Trainer Lothar Rudolf. Auch sein Sohn Kris stand schon auf der Wunschliste der Riederwälder. Doch während sich viele Eltern von den bekannten Namen der Renommierklubs blenden lassen, sagte Vater Rudolf ab: "Für die Jungen ist es wichtig, mit Freunden spielen zu können. Die müssen sich erst noch entwickeln." Zwar sei der Filius ein "riesiges Talent", aber "verheizen darf man ihn deshalb nicht". Ähnlich sieht es auch Fritz Walter, der seit drei Jahren mit dem TSG-Trainer befreundet ist: "Frühestens mit 13 oder 14 Jahren sollten die Kinder wechseln."
So werden die erfolgreichen TSG-Kikker auch im kommenden Jahr für die Nieder-Erlenbacher auf Punktejagd gehen. Das paßt auch grundsätzlich in Rudolfs Konzept. Vor fünf Jahren hat er gemeinsam mit Hardy Hofmann und Jugendleiter Udo Binner mit der Jugendarbeit begonnen. Behutsam hat das Trio die jungen Fußballer an den Sport herangeführt. Der Lohn: Drei der elf- und zwölfjährigen D-Jugend-Spieler stehen in der Frankfurter Stadtauswahl.
Der Erfolg hat sich in Nieder-Erlenbach herumgesprochen; die Jugendabteilung boomt: An die 80 Kinder besuchen regelmäßig das Trainig, "und der Zulauf wird immer größer", freut sich Rudolf, der allein in der F-Jugend 38 Kinder betreut. Das Problem: "Für das Wintertraining haben wir nur die kleine Turnhalle im Bürgerhaus."
Um so ehrgeiziger scheinen die Kleinen im Sommer zur Sache zu gehen. Das bekam beim Freundschaftsspiel auch die F-Jugend der SG Griesheim zu spüren. Die Jungen aus dem Frankfurter Westen - immerhin die zweitbeste Mannschaft der vergangenen Saison - unterlagen mit 0:3. Fast wurde Fritz Walter dabei zur Nebensache; viele der Kinder konnten mit dem Namen des Bundesliga-Stars ohnehin nichts anfangen.
Der kleine Christian hatte sich aber vorher bei seinem Vater - offensichtlich einem frustrierten Eintracht-Fan - erkundigt: "Das ist der, der sich im Strafraum immer fallen läßt . . ." cob
Im Juli, in der heißesten Jahreszeit, ist die Vegetation auf dem Höhepunkt. Oft setzt im letzten Monatsdrittel eine Hitzeperiode ein, die unter dem Namen "Hundstage" bekannt geworden ist. Manchen Pflanzen macht die heißeste Jahreszeit schwer zu schaffen. Deshalb gilt es vor allem, die Pflanzen mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen und den Boden vor einer steinharten Verkrustung zu bewahren.
Ein reiches Ernteangebot fällt in diesen Wochen im Gemüsegarten an: Kopfsalat, Bohnen, Möhren, Tomaten, Weißkohl, Blumenkohl, frühe Rotkohlsorten, Gurken. Abgeerntete Beete sollten zur neuen Aussaat oder Bepflanzung vorbereitet werden. Dabei auch Dünger einarbeiten, der nicht nur der Pflanze selbst, sondern auch einer langfristigen Bodenverbesserung zugute kommt. Empfohlen werden außer Stallmist und Kompost auch Gesteinsmehl, Hornmehl und Algenkalk.
Zur Aussaat bieten sich: Buschbohnen, schnellwüchsige Möhrensorten, Winterendivien, Winterrettich, Spinat. Gepflanzt werden können noch Grünkohl, Blumenkohl, Winterporrée und Winterwirsing.
An den Tomatenstöcken müssen die Achseltriebe (Geize) ausgebrochen werden, damit die Pflanze alle Kräfte zum Ausreifen der Früchte einsetzen kann.
Noch ehe die Erdbeerbeete abgeerntet sind, sollte man sich Gedanken machen, welche Sorten zur Fortpflanzung verwendet werden. Gleich nach der Ernte entwickelt die Mutterpflanze kräftige Ausläufer, die abgenommen und in ein neu vorbereitetes Beet gepflanzt werden. Von den stehengebliebenen Pflanzen auf dem alten Beet werden die Ranken und die bereits gewachsenen Ableger entfernt. Weil Erdbeeren sehr früh mit der Anlage neuer Blütenknospen für das kommende Jahr beginnen, muß man diese Wachstumsvoraussetzung schon jetzt ausreichend fördern. Neben dem Entranken ist auch eine kräftige Spezialdüngung erforderlich. Die Düngung regt das biologische Bodenleben an und stärkt die Wurzelentwicklung.
Um die Himbeerernte sicher einbringen zu können, sollte man ein Schutznetz gegen allzu gefräßige Vögel über den Sträuchern ausbreiten. Abgeerntete Himbeerruten werden beseitigt und die Pflanzen ausgelichtet, auf etwa 10 Ruten pro Meter. Den Boden mit Kompost oder Mulchmaterial, wie Grasschnitt, abdecken.
Pflanzen in Balkonkästen und in Töpfen sollten nur am frühen Morgen oder abends nach Sonnenuntergang gegossen werden, und zwar ausschließlich im Wurzelbereich. Abgeblühte Blumen müssen ständig beseitigt werden, um die nachwachsenden Blütenknospen zur vollen Entfaltung anzuregen. Empfohlen wird auch eine mehrmalige Flüssig-Volldüngung im Gießwasser während der Blütenperiode.
An Dahlien, die ein Übermaß an Blüten hervorbringen, soll man nur die vier stärksten Triebe wachsen lassen und die Nebenknospen unterhalb der Hauptknospe entfernen. Dadurch erreicht man größere und kraftvollere Blüten.
Damit der Rasen grün bleibt, genügt es allgemein, je nach Wachstumsstand, alle 8 bis 10 Tage einen Schnitt (Rasenmäher auf rund 4 cm Höhe einstellen) vorzunehmen. Somit wird ein schnelleres Austrocknen des Bodens vermieden.
Chinakohl, als Kochgemüse und roher Salat beliebt, wird in der zweiten Julihälfte ausgesät. Die Keimdauer bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad dauert 6 bis 12 Tage. Als Reihenabstand genügen 25 bis 30 cm. Sobald die Jungpflanzen erscheinen, wird verzogen. Chinakohl, der einen gut vorbereiteten, gedüngten Boden verlangt, wird nach 10 bis 12 Wochen erntereif. Von Geranien, Oleander und Sommerchrysanthemen können im Juli Stecklinge geschnitten und in Kultursubstrat herangezogen werden. Der Weihnachtskaktus, für den die zweite Ruhezeit einsetzt, wird bis in den August hinein trocken gehalten, bestenfalls einmal mit temperiertem Wasser eingenebelt. Die beiden Ruhezeiten - im Januar/Februar und jetzt - sind Voraussetzungen für eine neue Blütenentfaltung. Zur Gründüngung von abgeernteten und nicht neu bestellten Beeten, die eine wesentliche Voraussetzung für eine schonende und gesunde Bodenpflege ist, eignen sich Erbsen, Bohnen, Wicken, Lupinen, aber auch Gelbsenf, Klee-Arten und Ölrettich. Bewährt haben sich vor allem sogenannte Gemenge-Mischungen, die man sich selbst zusammenstellen kann und auch im Fachhandel angeboten werden. Die Wirkung der Gründüngung ist vielseitig: Der Boden wird beschattet und vor Austrockung bewahrt. Gründüngung unterdrückt keimendes Unkraut, lockert den Boden und versorgt ihn mit organischen Substanzen. Werden die als Gründüngung gezogenen Pflanzen "geerntet", können sie als Mulchmaterial verwendet werden oder zum Kompostieren.
Von Ende Juli bis Mitte August können im gut gelockerten und gedüngten Beet Überwinterungszwiebeln ausgesät werden. Der Abstand soll 20 bis 25 cm betragen. Die winterharten Zwiebeln bieten in der Wachstumszeit grüne Blättchen an, die zum Würzen und für Salate verwendet werden. Während der kalten Jahreszeit empfiehlt es sich, das Beet mit Reisig oder Vlies zu überdecken. Im Frühjahr werden die Pflanzen auf einen Abstand von 5 bis 5 cm vereinzelt.
Die eingetrockneten Blütenstände der Rhododendren werden ausgebrochen, bevor sie Samen angesetzt haben, um den Neuaustrieb mit der Knospenbildung zu fördern.
Pralle Sonne ist verderblich für frischgepflanzte Gehölze. Deshalb bindet man den Stamm in Stroh, Schilf oder Moos ein. Damit der Boden nicht zu trocken und zu warm wird, legt man eine Bodendecke auf, die aus Humuserde, Stroh, Rasenschnitt, Laub, Heu oder Schilf bestehen kann. e
Auch in 1992 wird die Hitliste der Balkonblumen wieder von den Geranien angeführt. Wer sie reichlich gießt und bis Ende August wöchentlich düngt, kann sich bis Oktober über Blüten freuen. Auf Platz zwei stehen die Fleißigen Lieschen. Besonders hübsch sind neue Sorten mit rosenartig gefüllten Blüten. Vor allem in den ersten Wochen nach dem Einpflanzen sollte man die Pflanzen ab und zu stutzen, damit sie sich verzweigen.
An dritter Stelle finden sich Fuchsien, die beliebtesten Pflanzen für schattige und halbschattige Balkone. Es gibt inzwischen aber auch Sorten, die etwas Sonne vertragen. Fuchsien wollen regelmäßig von ihren welken Blüten befreit werden. Fast genauso beliebt sind an Schattenplätzen Begonien, vor allem Knollenbegonien. Sie brauchen einen windgeschützten Platz, weil die Triebe leicht brechen.
Platz fünf nimmt die Studentenblume, die Tagetes, ein. Sie ist eine der anspruchslosesten Balkonblumen, die es gibt, sogar bei Dauerregen.
Auf Rang sechs stehen Lobelien. Sie machen sich besonders gut am vorderen Kastenrand, so daß ihre langen Triebe herunterfallen. Lobelien sind etwas salzempfindlich, dürfen deshalb immer nur eine halbe Portion Dünger bekommen.
Erst auf dem siebten Platz finden sich Petunien. Vielleicht ist ihre Regenempfindlichkeit schuld daran? Ende Juli läßt die Blüte der Petunien oft nach; dann sollte man sie um die Hälfte zurückschneiden. Margeriten gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Zur Zeit stehen sie auf dem achten Platz. Gleichermaßen häufig sieht man niedrige Margeriten im Kasten als auch Hochstämmchen im Kübel. Sie sind ideal für windige Hochhausbalkone.
An neunter Stelle finden sich Verbenen, die es in einer breiten Farbskala, von Weiß über alle Rosa- und Rottöne bis Violett gibt, mit aufrechtem oder hängendem Wuchs.
Platz zehn schließlich nimmt der Leberbalsam, Ageratum, ein. Von Mai bis Oktober blüht die kleine Pflanze, die mit ihren rosavioletten Blütenköpfchen ein hübscher Kontrast zu gelben und weißen Balkonblumen ist. cma
Im Sommer bekommt der Kompost laufend Nachschub. Wöchentlich fallen allein einige Grasfangsäcke mit Rasenschnitt an. Man kann ihn teilweise als dünne Mulchschicht auf den Gemüsebeeten verteilen oder damit die "Füße" von Rhododendren oder anderen feuchtigkeitsliebenden Sträuchern schattenspendend und unkrautunterdrückend abdekken. Doch das meiste wird wohl auf den Kompost kommen müssen. Hier sollte man allerdings darauf achten, daß frischer Grasschnitt nicht zu dicht lagert. Bei Luftabschluß fault das Gras, statt zu wertvollem Kompost zu verrotten. Man sollte deshalb andere, vor allem gröbere organische Garten- bzw. Küchenabfälle unter den fortlaufend anfallenden Grasschnitt mischen. Empfehlenswert ist es auch, immer wieder einige Händevoll Schnell-Komposter zwischen die einzelnen Lagen zu streuen. ps
Immer mehr Gärtner bieten Pflanzen in Recycling-Töpfen an, die mit eingepflanzt werden können und ohne Rückstände im Boden verrotten. Sowie diese Töpfe, die in der Regel aus Altpapier bestehen, in der Erde sind und feucht werden, können die Wurzeln der Pflanzen durchwachsen. cma
Viel zu schade zum Wegwerfen ist aufgebrühter Kaffeesatz; damit können Sie ihren Topfpflanzen noch etwas Gutes tun. Kippen Sie die Filtertüte über einem Teller aus, und lassen Sie den Kaffeesatz trocknen. Wer will, kann ihn gleich mit einer Gabel in die oberste Erdschicht größerer Pflanzen einarbeiten. Sie können ihn aber auch bis zum nächsten Umtopfen sammeln und dann mit der Erde vermischen. Seine Wirkung ist ähnlich wie die von Torf: er lockert den Boden und kann Wasser speichern. Wer Kaffeesatz auf den Kompost gibt - dann mit Filtertüte -, lockt gleichzeitig nützliche Regenwürmer an. cma
Die Empfehlung stammt von unseren Großmüttern, hat aber auch heute noch Gültigkeit: Wer auf dem Balkon in lauen Sommernächten von Mücken geplagt wird, stellt einfach ein paar Tomaten im Topf auf. Der Geruch vertreibt die Schädlinge. cma
Morgen zum Fest: Listen hat Geburtstag
Das 13. Heft, das zur Buchmesse 1988 erschien, ist das Gesellenstück gewesen. Inzwischen ist "Listen" - mit dem Untertitel "Zeitschrift für Leserinnen und Leser" - sieben Jahre alt. Dieses Jubiläum wird morgen abend ab 20 Uhr mit einem Sommerfest im Frankfurter Portikus gefeiert; ein Fest, das zugleich die Ausstellung "Listen im Portikus" (bis 26. Juli) eröffnet. Hervorgegangen ist Listen aus einem kostenlosen Buchempfehlungsblättchen, das 1985 gemacht wurde, um die Karl-Marx-Buchhandlung, die damals in einer finanziellen Krise steckte, zu retten. Über die Notwendigkeit eines Rezensionsblattes, das für größere Transparenz im Buchmarkt sorgen sollte, war im Kreis des linken und alternativen Buchhandels schon länger diskutiert worden. Die positiven Erfahrungen mit dem Sommerblättchen gaben den letzten Anstoß. Das erste Heft lag dann 1985 zur Buchmesse vor. Besprochen werden in Listen Bücher, "die es wert sind, besprochen zu werden, die in den übrigen Feuilletons und im sonstigen Medienbereich kaum berücksichtigt werden". Zudem präsentiert in jeder Ausgabe ein Künstler sein Werk.
Im Portikus läßt sich Listen nun nachlesen: die Wände sind mit allen Seiten aller bislang erschienenen Ausgaben tapeziert. In der Mitte des Raumes stehen ferner Säulen, an denen die "Listen-Künstler" aktuelle Arbeiten vorstellen. San
Für die Suchtkrankenhilfe sammelt das Diakonische Werk in Hessen und Nassau im Frühherbst. "Sucht ist Leiden - für den Kranken selbst, aber auch für Partner, Kinder, Eltern und Freunde", heißt es in einem Aufruf der evangelischen Einrichtung für die Aktion. In Hessen läuft die Sammlung vom 28. August bis 3. September, in Rheinland-Pfalz vom 4. bis 14. September. Im vergangenen Jahr ergab die Herbstsammlung in beiden Bezirken annähernd 720 000 Mark.
Museen in Frankfurt: Das sind nicht nur die Häuser am Museumsufer, die in großen, hellen Räumen ihre Kostbarkeiten zeigen. Das sind auch kleine Zimmer, Kellerräume, in denen Dinge von Privatleuten zusammengetragen wurden. Wir stellen Frankfurter Privatmuseen vor: vergangene Woche war es das Struwwelpeter-Museum, heute ist es das Uhrenmuseum in Höchst.
Kein Geräusch dringt von draußen in den dunklen, kühlen Keller. Zu hören ist nur das unregelmäßige, feine Ticken der verschiedenen Uhren und Wecker. Nicht alle ticken richtig, doch eine Zeit zeigen sie alle an. Und sei es nur die, in der sie gebaut wurden. Zeit-Dokumente sind es vor allem, die das Frankfurter Uhren- und Schmuck-Museum in seinen Räumen im Keller des Höchster Glockenspielhauses zeigt.
"Eine Uhr ist ja nicht nur ein Instrument zur Zeitmessung." Für Heinz Bauer, eines der zwölf Gründungsmitglieder des Museums, stehen die Uhren aus den verschiedenen Jahrhunderten auch für das Verhältnis der damals lebenden Menschen zu ihrer Zeit. Die Uhr als Spiegel der Epoche, als Symbol für den Zeit- Geist. Darüber hinaus kann Bauer, passionierter Sammler von Uhren aus allen Jahrhunderten und Ländern, den Besuchern aber auch erklären, mit welchen Mitteln eine Uhr in diesem oder jenem Jahrhundert gebaut wurde. Auch "aus der Technik heraus" läßt sich für ihn die "Kulturgeschichte der Uhren" erzählen.
Am häufigsten hören ihm dabei Schulklassen zu, die nach Anmeldung immer in das Museum kommen können. Ihnen, dem Nachwuchs im "Trendberuf Goldschmied", möchte er ein umfangreiches Bild der Technik und auch der Kunst rund um die Uhr vermitteln. Genügend Material dafür hat er: 3000 Exponate fristen im Glockenspielhaus ein zum Teil unbeachtetes Dasein. Denn nur rund 500 Uhren, Wecker und Schmuckstücke kann das Museum ausstellen.
Der Verein plant allerdings, die Kellerräume auszubauen, so daß auch die restlichen Objekte den Besuchern zugänglich gemacht werden können. Woher allerdings das Geld dafür kommen wird, steht in den Sternen. Das Uhren- und Schmuck-Museum, das bisher alle Ausgaben selbst finanziert hat, bekäme für den Umbau liebend gerne einen Zuschuß von der Stadt. Doch angesichts der prekären Finanzlage und der Tatsache, daß erst im kommenden Jahr überhaupt wieder über den Haushalt verhandelt wird, sieht es so aus, als müßten die Sammler ihre Leidenschaft für alles, was tickt, auch weiterhin aus eigener Tasche bezahlen. Dieser Privat-Status des Museums bedeutet aber auch, daß die Kellerräume einstweilen nur an den langen Samstagen für die Besucher geöffnet sind. Der Verein kann kein Museumspersonal finanzieren.
Ohnehin sind die Vereinsmitglieder froh, für die 2,5 Millionen Mark teure Sammlung überhaupt die geeigneten Räume gefunden zu haben. Nur im Glokkenspielhaus, das die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen besitzt, waren die Versicherungen bereit, die Sammlung zu versichern. Zu ihr gehört unter anderem eine "Mysterieuse" aus dem Jahr 1925, bei der nicht zu erkennen ist, wie der mit Brillanten besetzte Zeiger angetrieben wird.
Zu einem anderen Kleinod hat der Zufall dem Museum verholfen: Ein kleiner, runder Wecker mit einer aufgesetzten Glocke und einer vergoldeten Umhüllung, auf das 17. Jahrhundert datiert, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Relikt aus noch älterer Zeit. Unter dem Gehäuse fand sich beim Öffnen des Wekkers ein Uhrwerk, das aus dem Jahre 1540 stammt. Eine Rarität auch der Wekker, der mit etwas Schießpulver eine Kerze entzündet. Unter Umständen auch zu der Zeit, zu der man aufstehen möchte.
Doch nicht nur Uhren in allen Größen, von der hölzernen, zwei Meter hohen Turmuhr bis zum winzigkleinen Quarz- Chronometer, zeigt das Museum. Auch Schmuck aus verschiedenen Jahrhunderten haben die Sammler zusammengetragen. Hochzeitsschmuck, eine Kette, die über und über mit winzigkleinen Perlen besetzt ist, liegt neben Broschen aus dem 18. Jahrhundert, an denen sich für Heinz Bauer "hervorragend zeigen läßt, was damals handwerklich alles schon möglich war".
Das Museum hört mit dem Sammeln nicht im 19. Jahrhundert auf. Auch die Uhren von heute verdienen nach Ansicht von Heinz Bauer Aufmerksamkeit, wenn auch die Ästhetik bei den Fernseh-Uhren und Mondphasen-Anzeigern in den Hintergrund tritt. Doch auch dort gibt es noch viel zu entdecken. "Nur müßte man dafür eben die Zeit haben."
Uhren- und Schmuck-Museum, Hostatostraße 3, Telefon 069 / 30 30 30, geöffnet nur an den langen Samstagen von 10 bis 15 Uhr. CONSTANZE ANGERMANN
FRANKFURT A. M. Die Junge Union Frankfurt-Mitte begrüßt das Ergebnis über die Abstimmung zur Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218. Der JU- Vorsitzende Boris Rhein kritisierte die Pläne der CSU und von Teilen der CDU, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anzurufen. Dies erinnere an "motzige Kleinkinder, die ihren Willen nicht durchsetzen können", schrieb Rhein in einer Presseerklärung.
Den Erfolg des gemeinsamen Gruppenantrages von SPD und FDP, dem auch einige Parlamentarier der Union zugestimmt hatten, nannte der Vorsitzende der CDU-Jugendorganisation ein "positives Zeichen" und ein "Signal in der deutschen Politik". Die alte Fassung des Paragraphen habe sich als unbrauchbar erwiesen. Die Fristenlösung sei der "sozialste Weg, die mit der Abtreibung verbundenen großen Probleme für die Frau und die Familie zu mindern".
Es sei auch weiterhin die Aufgabe aller politischen Kräfte, ungeborenes Leben zu schützen. Die alten Regelung sei aber "repressiv" und habe diesem Zweck nicht gedient. "Die neue Regelung stellt eine Erleichterung für die Frau dar", so Rhein weiter, "schiebt aber gleichzeitig dem ungezügelten Mißbrauch einen Riegel vor."
Rhein betonte mit Blick auf die Pflegeversicherung, er wünsche sich auch in anderen Bereichen der Politik, etwa in der Sozialpolitik, eine "vernünftige Zusammenarbeit" der Parteien. fs
Samstag, 18. Juli: Wer Open airs mag, sich deshalb aber nicht mit 50 000 Fans im Stadion treffen möchte, freut sich jeden Sommer auf "Lieder im Park". Ab 15 Uhr spielen Albert Mangelsdorff, Stefanie Bechtold, die Gustav Raabe Band und die Amateurparodisten der HR3-Paroparade bei dem etwas anderen Open air im Frankfurter Grüneburgpark (bei Regen in der Brotfabrik). Die Blues Cruisers rocken abends im Jazzlife, Mallet im Spritzehaus und Gans N' Garnett in der Werkstatt. Im Palais Osthafen in der Daimlerstraße wird wieder getanzt: zu Frankfurt Night Clubbing Sounds. Auf der Loreley: Badesalz, Helge Schneider und andere "Monsters Of Comedy".
Sonntag: Jazz im Hof des Historischen Museums (ab 11 Uhr) mit der Kölner Saxophon Mafia. Zur gleichen Zeit feiert die Frankfurt City Blues Band "15 years on the road" auf der Schloßterrasse Höchst. Abends macht Soul-Entdeckung Curtis Stigers in der Music-Hall Station, in der Werkstatt gibt's Oldies, und im Mainzer KUZ spielen die Itchy Fingers.
Montag: Die Swingstars im Jazzlife, All Colours in der Werkstatt (auch am Dienstag), Megalomanix mit der Beck Session Group beim Mitternachtskonzert im Cooky's, und Sechs Saxophonisten in der Krone Darmstadt.
Dienstag: Die Dirty White Boys dröhnen im Jazzlife, The Ukrainians im Negativ, Blue Yonder in der Darmstädter Krone und Ex-James Brown Saxophonist Maceo Parker im Mainzer KUZ.
Mittwoch: Im Jazzlife rocken At The Crossroads, die River Boys im Spritzehaus (beide auch am Donnerstag in denselben Clubs), Bluesbube in der Werkstatt und Link Protudi mit seinen Jaymen im Negativ. Maceo Parker kommt noch einmal in den Aschaffenburger Klimperkasten.
Donnerstag: Gib ihm (ihr) Saures spielt in der Darmstädter Krone, Stella Chiweshe im Heidelberger Schwimmbad.
Freitag: Eastside Ronny im Jazzlife, Mallet im Spritzehaus und B-Ebene in der Werkstatt. Ins Palais Osthafen kommen Red Hot Latin Grooves, und ins Festzelt Schaafheim die Rodgau Monotones mit Paddy Goes To Holyhead. art
ROSBACH. Kritisch setzt sich die Rosbacher SPD mit den Behauptungen der CDU auseinander, beim Bau von Sozialwohnungen in Rosbach werde "Vermögen der Stadt verplempert". Vielmehr hebt SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Czerney in einer Presse-Erklärung hervor, trotz des "CDU-Sommertheaters"
• gebe es jetzt erstmals sozialen Wohnungsbau in Rosbach;
• stehe der Stadt bei sozialen Mitpreisen von zur Zeit 8,50 Mark das ausschließliche Belegungsrecht für alle Wohnungen für die Zeit der Sozialbindung zu;
• sei das gefundene Modell mit der Nassauischen Heimstätte finanzpolitisch und sozialverantwortlich am schnellsten und kostengünstigsten zu realisieren.
Wie im Fall des Zuschusses an die katholische Gemeinde habe der CDU-Chef Dr. Paul Kuhlmann offenbar erneut den Beschluß der Stadtverordnetenversammlung nicht verstanden, so Czerney. Dem Leser werde suggeriert, daß ein städtisches Grundstück der Nassauischen Heimstätte (NH) kostenlos "zur Verfügung gestellt" werde. Tatsächlich wird die Fläche für 870 000 Mark verkauft, so der SPD-Politiker. Gegen besseres Wissen vermittle die CDU aber den Eindruck, die Stadt verschenke Vermögenswerte. Diese Wahrheit passe aber offenbar nicht in das Wahlkampfkonzept der "christlichen" Partei, wie andere Äußerungen belegten. Dr. Kuhlmann unterlasse es, der Wahrheit Genüge zu tun, in dem sich die CDU bei dem kritisierten Beschluß vornehm enthalten habe, während alle übrigen Fraktionen (SPD, FWG und FDP) im Parlament den Weg als richtig angesehen hätten und dafür stimmten.
Das nennt Czerney "fürwahr eine schwarze Ente" des Dr. Kuhlmann. Diese "Brunnenvergiftung" und die gegen den Bürgermeister gerichtete Kampagne passe genau in die Schiene der früheren Behauptungen von "Zahlungen von Steuergeldern an die Netzschkauer Genossen" (der sächsischen Partnerstadt) oder die Zuschußhöhe an die katholische Kirche.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende handele mit seinen Parteifreunden im Sommerloch offenbar nach dem Motto: "Werfen wir mit Dreck - etwas wird schon hängen bleiben." Die Rosbacher SPD kritisiert in diesem Zusammenhang, daß die CDU zunehmend in der Stadtverordnetenversammlung schweige und sodann nachträglich in übler Weise nachkarte. So versuchten die Rosbacher "Oppositions-Fundamentalisten", politische Niederlagen als Gewinne zu vermarkten.
Gerade das Abstimmungsverhalten der CDU bei den Sozialwohnungen zeige der SPD aber deutlich, daß die Union in Wirklichkeit keinen sozialen Wohnungsbau wolle. Zu diesem Fazit kommt die SPD , wenn sie noch einmal die Fakten Revue passieren lasse. Noch bei den Haushaltberatungen im Januar und Februar habe die CDU gefordert, die Planungskosten von 150 000 Mark für den sozalen Wohnungsbau zu streichen, ergänzt um den Hinweis, es sei zu prüfen, ob für die Maßnahme ein privater Träger gefunden werden könne.
Czerney wertet die neuerliche Attacke der CDU als bewußten Angriff unter die Gürtellinie. Damit würden Tatsachen verdreht oder verschwiegen und Stimmung gemacht. Es passe ins Konzept, möglichst alle sozialen Einrichtungen, auch zum Beispiel weitere Kindergartenplätze, verhindern zu wollen. Der SPD-Politiker stellt fest, das einzig Richtige an der CDU-Mitteilung sei: der frühere Bürgermeister habe aufgrund eines SPD-Antrages das Thema Sozialwohnungen 1988 aufgegriffen, geschehen sei jedoch nichts. Eine breite Mehrheit der Rosbacher Stadtverordneten von SPD, FWG und FDP habe dagegen einen Parlamentsbeschluß ungesetzt. Außerdem sei es Bürgermeister Reinhold Medebach gewesen, der sich um die Aufnahme in das Landesbauprogramm bemüht habe. de
FRANKFURT A. M. Die seit Monaten geplante Spielgemeinschaft des hessischen Fußball-Landesligisten FC Italia mit dem in die Kreisklasse B abgerutschten Postsportverein (PSV) Blau-Gelb wird nun doch nicht zustandekommen. Die Reservemannschaft des Landesligisten sollte gemeinsam mit den Postsportlern kicken. Doch der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) entschied bei seiner jüngsten Sitzung: Einer Fusion von Reservetruppe und erster Mannschaft könne laut Satzung nicht zugestimmt werden.
Damit sind zunächst auch die Pläne des FC Italia gescheitert, sich auf dem Gelände des PSV einzumieten. Die Stadt Frankfurt lehnte es ab, Kosten von 68 000 Mark zu übernehmen. Sie befürchten einen Präzedenzfall.
Der Hintergrund: Solange der FC Italia nicht zwei komplette Jugendmannschaften für den Spielbetrieb anmelden kann, darf auch die erste Mannschaft nicht in der Landesliga spielen. Im Jugendbereich soll die Spielgemeinschaft mit den Blau-Gelben nach Aussage der Beteiligten allerdings in Kürze zustande kommen. Dann könnten die A-, B- und C- Jugend-Teams gemeinsam auf der Postsportanlage am Rande des ehemaligen Gartenschaugeländes trainieren.
Beide Vereine hätten es lieber gesehen, wenn auch bei den Senioren eine Zusammenarbeit der Clubs möglich wäre. Der PSV hatte sich davon sportliche Anreize und einen finanziellen Ausgleich erhofft; immerhin kostet die Pflege des Geländes jährlich mehr als 300 000 Mark. Dem FC Italia schwebte dagegen ein seinem Status angemessenes Sportfeld vor: Denn er ist nach der Eintracht, dem FSV und den Rot-Weißen die viertstärkste Frankfurter Fußballmannschaft.
Der zwischen PSV und Italia ausgehandelte Vertrag sah Mietzahlungen in Höhe von 68 000 Mark vor. Die attraktive Anlage mit zwei Rasenplätzen schien den Italienern, verglichen mit ihrer jetzigen "Heimat" bei der SG Westend, wesentliche Vorzüge zu haben. Dort müssen sie knapp 10 000 Mark jährlich für die Nutzung der Umkleideräume zahlen.
Der Haken im Westend: Bei der SG dürfen laut Stefan Lottermann, Spielertrainer bei Italia und einer der Verhandlungsführer, nur die Senioren aufs Feld. Insider vermuten, der FC Italia versuche sich "billig" über die Zusammenarbeit mit Blau-Gelb den nötigen Unterbau in der Jugendarbeit zu verschaffen. Lottermann wies dies zurück.
Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Clubs. Sportdezernentin Sylvia Schenk rügt, der Vertrag sei ohne Absprache mit der Kommune entstanden, ginge aber zu deren Lasten. Unabhängig von der angespannten Haushaltslage müsse hier "eine Grundsatzfrage entschieden werden": Wo liegt die Obergrenze bei der Förderung von Vereinen ohne eigenes Gelände?
Für Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, ist die Angelegenheit ein "Präzedenzfall". Seine Befürchtung: Hat die Stadt erst einmal der Forderung nachgegeben, melden innerhalb (Fortsetzung Seite 5)
Unter dem hohen Gras sind die jungen Triebe kaum zu entdecken. Schaut man die kaum 20 Zentimeter hohen Ahornschößlinge dann genauer an, ist es fast überall das gleiche Bild. Die oberste Spitze ist abgebissen - für äsendes Wild sind die Triebe eine Delikatesse. Die Folgen sind fatal: Wenn die nachwachsenden Triebe in diesem Stadium verbissen werden, werden nie kräftige junge Bäume daraus, dann gerät der Verjüngungsprozeß des Waldes aus dem ökologischen Gleichgewicht. "Schuld sind die zu hohen Schalenwildbestände", sagt der Forstwissenschaftler Michael Suder.
Suder gehört zu einem Team von Fachleuten, die ein Pilotprojekt des Deutschen Alpenvereins in der Nähe von Berchtesgaden betreuen, bei dem in einer Langzeitstudie die Sanierungsmöglichkeiten des Bergwaldes untersucht werden. Auf einem drei Hektar großen steilen Gelände direkt über der Deutschen Alpenstraße erproben die Wissenschaftler verschiedene Pflanzarten und können vor allem die Auswirkungen des Wildverbisses ganz genau beobachten: Die einzelnen Parzellen sind nämlich einmal mit und einmal ohne Wildschutzzaun angelegt worden. Und da sind die Ergebnisse des 1986 gestarteten Projektes ganz eindeutig. Innerhalb der Zäune gedeihen Baumarten, die außerhalb längst das Opfer gefräßiger Rehe und Hirsche geworden sind.
Hubert Niederberger, der Vorsitzende der Berchtesgadener Jäger, mag von solchen Zusammenhängen gar nichts hören. "Ich glaube, ich bin hier unter lauter Wildfeinden", schimpft Niederberger bei einer Begehung des Geländes mit Spezialisten des Alpenvereins und will von den Experten wissen, ob sie denn auch die Wirkung der Luftschadstoffe untersuchen würden, statt immer nur dem Wild die Schuld zu geben, daß es nicht so richtig klappt mit der Verjüngung des Waldes. Georg Meister, der Leiter des Forstamtes Bad Reichenhall, kennt solche Einwände in- und auswendig. Wenn es um die Wildbestände im Wald geht, läßt sich die Jagdlobby von der Realität überhaupt nicht beeindrukken. Schon gar nicht in Bayern, wo die Jagd gewissermaßen zum konservativen Brauchtum gehört und bis in höchste politische Kreise gepflegt wird. Der Zusammenhang zwischen Waldschäden und Wildverbiß mag von den Fachleuten noch so oft nachgewiesen werden, die Jäger leugnen ihn hartnäkkig. "Manchmal", gesteht Meister, "ist es schon nicht ganz einfach." Im Staatsforst kann er von Amts wegen für höhere Abschußzahlen sorgen, aber in den privaten Wäldern ist er auf die Einsicht der Besitzer angewiesen. "In den Hegegemeinschaften haben wir nicht die Mehrheit", bedauert der Förster.
Dabei wäre gerade im Bergwald die Erhaltung seiner natürlichen Schutzfunktion besonders wichtig. Denn das Waldsterben in den Alpen hat ganz andere, viel gravierendere Folgen als im flachen Land. "Wenn der Wald im Gebirge stirbt, würden große Teile der Bergwelt nicht mehr bewohnbar sein", warnt der Lawinenexperte Bernd Zenke. Nach Zenkes Berechnungen sind allein im bayerischen Alpengebiet 6500 "Laufmeter" Straße von Lawinen betroffen. Das heißt, wenn man alle Lawinenabgänge summieren würde, käme eine Länge von sechseinhalb Kilometern heraus.
Eine technische Verbauung der gesamten darüber hinaus gefährdeten Abschnitte ist, so Zenke, "nicht machbar". Die Kosten dafür wären illusorisch hoch. Auch technischer Schutz für den nachwachsenden Wald ist flächendeckend viel zu teuer. Schon eine einfache Sicherung mit Holzböcken, um junge Bäume im Winter vor dem Druck abrutschender Schneemassen zu schützen, kostet pro Hektar 300 000 Mark. Bei schwereren Konstruktionen, etwa Stahlwehren oder Netzen, kommt man leicht an die Millionengrenze pro Hektar. Außerdem halten solche Verbauungsmaßnahmen im rauhen Bergklima nicht ewig, sondern müßten nach 30 bis 40 Jahren erneuert werden. Und so lange dauert es im Gebirge, wo die Bäume vielleicht 30 bis 40 Zentimeter im Jahr wachsen, mindestens, bis der nachwachsende Wald die Schutzfunktion selber übernehmen kann. "Technik", sagt Zenke, "kann die Funktion des Waldes nicht ersetzen."
Was passiert, wenn nichts passiert, hat der Alpenverein vor einigen Jahren mit einem drastischen Katastrophenszenario deutlich gemacht. Darin war detailliert dargestellt, wie Garmisch-Partenkirchen nach wochenlangen Regenfällen unter einer gewaltigen Schlammlawine versinken könnte. Diverse schwere Lawinenunglücke in den Alpen haben mittlerweile gezeigt, daß solche Szenarios mitnichten der Phantasie von Katastrophenfetischisten entsprungen sind, sondern ganz schnell Realität werden können.
Währenddessen geht der zähe Streit über das tief im deutschen Gemüt verankerte Wild weiter. Dem Alpenverein etwa ist es erst nach langen Mühen gelungen, die Versuchsfläche von einem Landwirt bis zum Jahr 2006 anzupachten. Sechs Entwürfe waren notwendig, bis der Pachtvertrag endlich zustande kam. In einer überschaubaren dörflichen Welt kann es sich einer eben nicht so einfach leisten, seinen Wald Leuten zur Verfügung zu stellen, die, wie Jägerchef Niederberger mutmaßt, das Wild am liebsten ganz ausrotten würden.
Darum geht es freilich weder den Umweltschützern noch den aufgeschlossenen Kräften innerhalb der Bayerischen Staatsforstverwaltung. "Wir fordern nicht den wildfreien Wald", sagt Heinz Röhle vom Alpenverein, im Hauptberuf Forstwirt an der Uni München. Die Forstwissenschaftler streben einfach nur eine Reduzierung auf früher übliche Bestände an. Bad Reichenhalls Forstamtschef Meister jedenfalls hat errechnet, daß der Wildbestand heute zehn- bis zwanzigmal höher ist als vor rund hundert Jahren. "Für viele", ärgert sich Franz Speer, Naturschutzbeauftragter des Alpenvereins, über die begrenzte Sicht der meisten Jäger, "ist der Wald vor allem Lebensraum für Trophäenwild." Und es gebe auch noch viele Förster, "die auch heute noch den Wald mit ,i' schreiben".
"Die Jagd", räumt ein Sprecher des Münchner Landwirtschaftsministeriums ein, "hat mächtige Fürsprecher."In diesem Fall ist es der mächtigste selber. Max Streibl, Bayerns Ministerpräsident, hat im letzten Sommer seinen Landwirtschaftsminister Hans Maurer im Kabinett wegen der kritischen Analysen seiner Forstverwaltung gehörig zusammengeputzt. Immer nur das Wild für die Waldschäden verantwortlich zu machen sei doch "allgemeine Hysterie", hat Streibl damals geschimpft, es dürfe doch "nicht alles ausgerottet werden, was an jagdbarem Wild vorhanden ist". Streibl verläßt sich lieber auf seine persönliche Augendiagnose. Er kenne seine heimischen Oberammergauer Wälder schließlich seit Jahrzehnten, gab er auf einem Presseausflug zum besten. "Da hat sich, seit ich Kind bin, nichts, aber auch gar nichts geändert."
Wenn sich die Realität nicht verdrängen läßt, flüchtet mancher Waidmann auch ganz gerne in pures Wunschdenken. So wie Hubert Niederberger, der den Alpenvereinsexperten bei der Exkursion im Versuchsgelände vorhält, im Spätwinter, wegen der knospenden Triebe eine besonders kritische Zeit für den Wildverbiß, gebe es in diesem Gebiet doch gar kein Wild. Er habe aber auch während seiner letzten Begutachtung des Geländes im Winter Wildspuren im Schnee gesehen, wirft einer der Wissenschaftler ein. "Ach was", winkt Niederberger ab, "des wird der Schneehas' g'wesn sein."
Redaktion: Ric Folz i. V.: Clemens Kubenka
HOCHTAUNUSKREIS. Kein Baum ist in Mitteleuropa so eng mit dem Leben der Menschen verbunden wie die Linde. Vielerorts steht der Baum mitten unter uns. Über Jahrhunderte spielte sich um ihn herum dörfliches und städtisches Leben ab, beschattete er Feste und Märkte, Gespräche und Verhandlungen. Welche Bedeutung der Baum hatte, kann man daran sehen, das in manchen Orten der letzte Weg noch heute an der Linde vorbei führt. Dort wird der Sarg dann für eine Minute abgestellt, damit der Verstorbene von ihr Abschied nehmen kann.
Auch im Hochtaunuskreis ist die Linde vielfach traditioneller Bestandteil des Ortsbildes: die "Luther-Linde" an der Kirche in Rod an der Weil, die "Musik- oder Apostellinde" in Bad Homburg, die "Freiheitslinde" in Gonzenheim, oder die "Gerichtslinde" im Mittelstedter Feld.
Wenn sie erzählen könnten . . . Mit der "Apostellinde" - den Namen hat sie von den ehemals zwölf nach oben strebenden Hauptästen - gedachten die Menschen des Endes des 30jährigen Krieges. Die "Freiheitslinde" wurde zur Erinnerung an das Revolutionsjahr 1848 gepflanzt. Die "Niederstedter Friedhofslinde" ist der verbliebene Rest des gleichnamigen, während des Schmalkaldischen Krieges (1546-47) zerstörten Dorfes. Sehenswert sind auch die Linden an der Kapelle von Oberlauken: "Direkt neben der Kapelle muß früher eine Linde gestanden haben, die im Laufe der Jahrhunderte in drei, nun als Einzelstämme erscheinende Stammteile, auseinanderfiel. Alter und Standort weisen auf eine frühere Kultstätte hin", sagt Hans-Walter Herpel, der Geschäftsführer des "Naturpark Hochtaunus".
Über die Entstehung der Kirche gibt es eine Anekdote: "Früher mußten die Oberlaukener zum Gottesdienst nach Altweilnau", erzählt Herpel. "So beschlossen sie eines Tages, in unmittelbarer Dorfnähe eine eigene Kirche zu bauen. Holz wurde eingeschlagen und am vorgesehen Platz gelagert. Doch jedesmal verschwand es über Nacht, um tags darauf am Lindenberg wieder aufzutauchen. Nachdem dies mehrfach geschehen und beim Rücktransport Leute und Gespanne zu Schaden gekommen waren, entschieden die Oberlaukener, die Kirche am Lindenberg zu errichten. Seitdem herrscht Ruhe." Heute gehört die kleine Barockkirche mit den alten Linden zu den reizvollsten Punkten im Hintertaunus.
Linde! Schon der Name weckt Assoziationen, Erinnerungen an warme Sommerabende und -nächte, an süße Düfte und das Summen unzähliger Bienen. Nicht ganz ohne Hintergedanken mögen deshalb die alten Germanen den Baum für ihre Gerichts- und Thingverhandlungen aus gewählt haben: Mancher Richterspruch wäre vielleicht anders ausgefal- Bäume im Taunus len, hätten die süßen, betörenden Düfte des Baumes das hohe Gericht nicht versöhnlich gestimmt.
Aber auch Griechen und Römer hielten die Linde in Ehren. Schon sie nutzten ihren Bast zum Kranzbinden und ihre Blätter als Arzneimittel. Lindenblütentee als schweißtreibendes Mittel ist in Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Lindenblütenhonig gilt auch heute noch als Hausmittel gegen Erkältungen.
Ganze Bücher sind über diesen Baum geschrieben worden: Gedichte, Lieder, Sagen. Was mögen die Linden alles gesehen haben? Siegfried tötete unter ihr den Drachen. Walter von der Vogelweide besang sie in seinen Minneliedern. Später erkor sie die deutsche Romantik zu ihrem Baum. Viele Lindengeschichten sind auch Liebesgeschichten: In der Antike wurde unter ihr Aphrodite geopfert. Die Germanen verehrten in ihr Freya, die Göttin der Liebe und des Glücks. Auf heiligen Bergen und markanten Stellen im besiedelten Bereich setzte ihr der Baum ein Denkmal. Das Christentum verwandelte viele mittels Kreuz oder Figur in eine Marien-Linde. Als einziges Baumheiligtum konnte sich die Linde so in die christliche Zeit retten. Noch heute werden in manchen Gegenden Zweige ihrer herzförmigen Blätter als Symbole der Liebe und Furchtbarkeit einem Brautpaar vorangetragen.
Über ihr Wachstum wird gesagt, daß sie "300 Jahre komme, 300 Jahre stehe und 300 Jahre vergehe". Das durchschnittliche Lebensalter von Winter- und Sommerlinde, den beiden wichtigsten einheimischen Lindenarten, wird mit 1000 Jahren angegeben. Doch viele sogenannte "1000jährigen Linden" bringen es lediglich auf 600 Jahren. Dabei zeigt sich: Die Sympathien, die Menschen den Linden entgegenbringen, wird von ihr erwidert: Mehr als die Nähe von ihresgleichen schätzt die Linde den einsamen Wuchs in menschlicher Umgebung. In jüngster Zeit wird die Beziehung auf eine Belastungsprobe gestellt. Auf die vom Menschen ausgelöste Luftverschmutzung reagieren die beiden Lindenarten sehr empfindlich. Umgekehrt wird die Baumart Linde heute in einem Atemzug mit dem "Hummelsterben" genannt. Ursache sind die aus Südosteuropa eingeführte Silber- und Krimlinden. Widerstandsfähiger als die einheimischen Arten wurden sie zeitweise gerne als Stadt-, Allee- und Parkbäume angepflanzt. Doch auch dieses Tief wird die Beziehung sicher überdauern. NORBERT GLASER
GRIESHEIM. Die Gegend vor dem Betriebsgelände der Firma "Bier-Wiegand" in der Eichenstraße 75-77 "verslumt" und verlockt neue Betriebe nicht dazu, sich dort anzusiedeln. So jedenfalls sieht es Helmut Jäger, der für die CDU im Ortsbeirat 6 sitzt. Von einem Beschwerdebrief der Firma aufgeschreckt, habe er sich über den Zustand in der Straße vergewissert, schreibt Jäger an das Ordnungsamt.
Die Parkplätze vor dem Betriebsgelände würden als Schrottplatz mißbraucht: "Dubiose Leute" würden dort "Tag und Nacht" Schrottautos abstellen, Teile ausbauen und den Rest liegen lassen, hat der Politiker beobachtet. Ausgelaufenes Öl verseuche den Boden, Kunden und Lieferanten der beschwerdeführenden Firma würden am Parken gehindert.
Jäger fordert die Behörden auf, "dieses Problem sofort anzugehen". Zwar habe das Planungsdezernat kürzlich einen Strukturplan für das Quartier vorgelegt, der eine deutliche Aufwertung bedeute. Doch müßten die bereits angesiedelten Betriebe "vor Verwahrlosungen geschützt werden", so Jäger weiter. Nur so könne eine weitere Ansiedlung von Gewerbebetrieben erreicht werden. fs
Motorradfahren - nicht nur in Leder
Der junge Mann bugsiert die Honda behutsam auf den Bürgersteig. Erst das Vorderrad, dann noch einmal ein wenig Gas, und die fünf Zentner schwere Maschine steht auf dem Gehweg. Der Fahrer steigt ab, hebt den Helm vom Kopf, schnallt vom Gepäckträger ein weinrotes Aktenköfferchen und verschwindet im nächsten Bürohaus.
Ein Motorrad hat nur zwei Räder - dennoch ist es mehr als ein halbes Auto: Ein Stau bedeutet nicht Stillstand, sondern nur Verzögerung, man schlängelt sich so durch. Und Parkprobleme, siehe oben, gibt es in der Regel nicht. Diese Vorzüge scheinen sich herumzusprechen. "Es gibt immer mehr Motorräder in der Stadt, Tendenz steigend", sagt Polizei- Pressesprecher Jürgen Linker. Im Vergleich zum Auto jedoch, sind die Motorräder noch immer eine kleine Minderheit. 10 779 Motorräder waren im Juni bei der Zulassungsstelle registriert - gegenüber 302 797 Personenwagen.
Das Erscheinungsbild der Zweiradpiloten, so Linker weiter, habe sich verändert - der Motorradfahrer ist gesellschaftsfähig geworden. "Das sind die gleichen Leute wie die Autofahrer. Man kann heute Motorradfahrer nicht mehr in eine bestimmte Ecke stellen", meint Linker. Der "Rocker", Bürgerschreck von einst, ist verschwunden. Nur am Wochenende düst gelegentlich ein Schwarm martialisch anmutender "Kutten"-Träger durch die Landschaft. "Kutten" heißen die oft reichlich bestickten Jeanswesten, die über der Lederkombi getragen werden.
Älter und vernünftiger ist er geworden, der Durchschnittsfahrer, was freilich auch damit zu tun haben könnte, daß seit 1986 der Nachwuchs durch den sogenannten Stufenführerschein verprellt wurde: Das Interesse am Motorradfahren nahm deutlich ab, wie Gerhard Röder vom Fahrlehrerverband berichtet. Erst im letzten Jahr, seien die Verkaufszahlen für Motorräder in die Höhe geschnellt, sei das Interesse wieder gestiegen.
Teuer ist er geworden, der Zugang zur luftigen Welt des Zweiradfahrens. Rund 2000 Mark, schätzt Röder, muß hinblättern, wer nur den "1a" erwerben will. Damit dürfen Maschinen mit maximal 27 PS gefahren werden. Frühestens zwei Jahre später, kann der richtige "Einser", ohne Leistungsbeschränkungen, erworben werden, für nocheinmal circa 1200 bis 1500 Mark, einschließlich praktischen Prüfung über 60 Minuten.
Während der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Igor Vogt, den Stufenführerschein als "pädagogische Maßnahme, die ihre Früchte trägt", lobt, liegen der Polizei keine Anhaltspunkte vor, wie sich die neue Führerscheinregelung auf die Unfallhäufigkeit ausgewirkt hat. "Darüber gibt es bei keine Statistik", sagt Linker. Bundesweit sind die Unfälle, in die Motorradfahrer verwickelt sind, rückläufig. In Frankfurt wurden in diesem Jahr von Januar bis Mai 99 solcher Unfälle mit neunzehn Schwerverletzten gezählt. "Viele Unfälle passieren beim Abbiegen", weiß Linker. Wegen "seiner schmalen Silouette" werde der Motorradfahrer von den Autofahren leicht übersehen - da geht es ihm kaum besser als dem Fahrradfahrer. "Fahrspur-Springen" und "nicht angepaßte Geschwindigkeit" seien weitere Unfallursachen. "Die Dinger haben ja eine ungeheure Beschleunigung. Da kann man sich als Autofahrer nur wundern", sagt der Polizei-Pressesprecher und empfiehlt allen Zweirad-Freaks als passende Kleidung Stiefel, Handschuhe und Lederkombi.
Das mag zwar vernünftig sein, läßt die Fahrer aber an der Ampel im eigenen Saft schmoren. Die wünschenswerte Sicherheitsbekleidung wird deshalb nicht einmal von der Polizei getragen: die fährt bei entsprechenden Temperaturen in Stoffhosen und kurzärmligen Baumwollhemden daher. ft
FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, dieser Tage den ersten Platz in der B-Schülerklasse.
Erste wurde außerdem die Damengarde des Vereins mit einem ausgesprochen hübschen Showtanz in der A-Klasse Modern Dance.
Einen schönen dritten Platz belegte die schließlich noch Kindergarde in der Schülerklasse B.
Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die Solisten und Garden der "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers der TuS Eschborn. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven. Aber auch für die Arbeit der Trainerin Gudrun Durand und der Betreuerinnen der Garde fand er viele anerkennende Worte. *dixi
WESTLICHE STADTTEILE. Während der Sommerferien bleiben die Stadtteil- Büchereien in den westlichen Frankfurter Stadtteilen mit Ausnahme von Höchst und Griesheim geschlossen. Diese beiden offenen "Literatur-Tempel" haben allerdings verkürzte Öffnungszeiten.
Die Stadtteilbücherei Höchst in der Michael-Stumpf-Straße 2 ist bis einschließlich 27. Juli dienstags und donnerstags von 13 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Montags ist in dieser Zeit Ruhetag.
Für die Griesheimer Stadtteilbücherei im Bürgerhaus gelten in den Sommerferien ebenfalls bis Montag, 27. Juli, dieselben Öffnungszeiten wie in Höchst, mit einer Ausnahme: Im Schwarzerlenweg 57 bleibt die Eingangstür auch an den Samstagen geschlossen.
Wann die städtischen Bücherbusse in den Sommerferien in den westlichen Stadtteile Station machen, kann täglich telefonisch erfragt werden: unter der Rufnummer 0 69 / 30 19 47.
Von der Sommerpause nicht betroffen ist hingegen die Zentralbibliothek auf der Frankfurter Zeil. Sie ist zu den üblichen Zeiten geöffnet. dis
BAD LANGENSALZA / WETTERAUKREIS. Im Langensalzaer Kreishaus rollen die Stasi-Köpfe. Nachdem im vergangenen Jahr bereits einige Mitarbeiter der Kreisverwaltung wegen ihrer Mitarbeit bei der Staatssicherheit entlassen worden waren, hat jetzt die Gauck-Behörde acht weitere informelle Stasi-Mitarbeiter in der Kreisverwaltung enttarnt. Landrat Norbert Metz kündigte ihnen fristlos, weil die enttarnten Spitzel noch vor kurzem bei einer Befragung angegeben hatten, "sauber" zu sein. Der Wetteraukreis ist mit dem thüringischen Kreis partnerschaftlich verbunden.
Die Bürger des Kreises Langensalza haben nach den Worten von Landrat Metz Anspruch auf ein "sauberes" Kreishaus.
Diejenigen, die aktiv an der Sicherung des Unterdrückungsregimes beteiligt waren, sollten nicht mehr in den Behörden sitzen. Ob das Bad Langensalzaer Kreishaus jetzt wirklich "altlastenfrei" ist, dafür wollte der Verwaltungschef seine Hand nicht ins Feuer legen. str
Lokalderby FSV gegen Rot-Weiss Frankfurt am 23. August Spielplan der Oberliga Hessen: Aufsteiger Bad Vilbel, Marburg und Neukirchen beginnen am 24./25. Juli mit Heimspielen
Freitag, 24. Juli Bad Vilbel - Eintracht-Amateure
Offenbach - Aschaffenburg
Walldorf - Haiger (alle 19.30 Uhr) Samstag, 25. Juli RW Frankfurt - Fulda
Wehen - Wiesbaden
Neukirchen - Bürstadt
Kassel - Egelsbach
Marburg - FSV Frankfurt
Spielfrei: Bad Homburg Dienstag, 28. Juli FSV Frankfurt - Kassel
Aschaffenburg - RW Frankfurt
Fulda - Bad Vilbel (alle 19 Uhr)
Wiesbaden - Offenbach (19.30 Uhr) Mittwoch, 29. Juli Haiger - Marburg
Egelsbach - Neukirchen
Bürstadt - Wehen
Bad Homburg - Walldorf (alle 19 Uhr)
Spielfrei: Eintracht-Amateure Freitag, 31. Juli Bad Vilbel - Aschaffenburg (19.30 Uhr) Samstag, 1. August Offenbach - Bürstadt
Wehen - Egelsbach
Neukirchen - FSV Frankfurt
Kassel - Haiger
Marburg - Bad Homburg
Eintracht-Amateure - Fulda Sonntag, 2. August RW Frankfurt - Wiesbaden
Spielfrei: Walldorf Freitag, 7. August Haiger - Neukirchen
Aschaffenburg - Eintracht-Amateure
Egelsbach - Offenbach (alle 19 Uhr)
Wiesbaden - Bad Vilbel (19.30 Uhr) Samstag, 8. August FSV Frankfurt - Wehen
Walldorf - Marburg
Bad Homburg - Kassel Sonntag, 9. August Bürstadt - RW Frankfurt
Spielfrei: Fulda
Freitag, 14. August Bad Vilbel - Bürstadt (19.30 Uhr)
Samstag, 15. August Wehen - Haiger
Neukirchen - Bad Homburg
Kassel - Walldorf
Fulda - Aschaffenburg
Sonntag, 16. August RW Frankfurt - Egelsbach
Offenbach - FSV Frankfurt
Eintracht-Amateure - Wiesbaden
Spielfrei: Marburg
Freitag, 21. August Haiger - Offenbach
Bad Homburg - Wehen (beide 18.30 Uhr)
Samstag, 22. August Egelsbach - Bad Vilbel
Marburg - Kassel
Walldorf - Neukirchen
Sonntag, 23. August FSV Frankfurt - RW Frankfurt
Bürstadt - Eintracht-Amateure
Wiesbaden - Fulda (17 Uhr)
Spielfrei: Aschaffenburg
Freitag, 28. August Bad Vilbel - FSV Frankfurt
Offenbach - Bad Homburg
Aschaffenburg - Wiesbaden (alle 19.30 Uhr)
Samstag, 29. August Wehen - Walldorf
Neukirchen - Marburg
Fulda - Bürstadt Sonntag, 30. August RW Frankfurt - Haiger
Eintracht-Amateure - Egelsbach
Spielfrei: Kassel Dienstag, 1. September DFB-Länderpokal: Thüringen - Hessen in Meiningen Samstag, 5. September Haiger - Bad Vilbel
Bürstadt - Aschaffenburg
Kassel - Neukirchen
Marburg - Wehen
Walldorf - Offenbach
Bad Homburg - RW Frankfurt
Sonntag, 6. September FSV Frankfurt - Eintracht-Amateure
Egelsbach - Fulda (17 Uhr)
Spielfrei: Wiesbaden
Freitag, 11. September Bad Vilbel - Bad Homburg (19.30 Uhr)
Samstag, 12. September Offenbach - Marburg
Wehen - Kassel
Aschaffenburg - Egelsbach
Fulda - FSV Frankfurt
Sonntag, 13. September RW Frankfurt - Walldorf
Eintracht-Amateure - Haiger
Wiesbaden - Bürstadt (17 Uhr)
Spielfrei: Neukirchen
Mittwoch, 16. September Nachholspiele Freitag, 18. September FSV Frankfurt - Aschaffenburg (18 Uhr) Samstag 19. September Haiger - Fulda
Egelsbach - Wiesbaden
Neukirchen - Wehen
Kassel - Offenbach
Marburg - RW Frankfurt Sonntag, 20. September Walldorf - Bad Vilbel
Bad Homburg - Eintracht-Amateure
Spielfrei: Bürstadt Freitag, 25. September Wiesbaden - FSV Frankfurt
Offenbach - Neukirchen (beide 19.30 Uhr) Samstag, 26. September Bürstadt - Egelsbach
Aschaffenburg - Haiger
Fulda - Bad Homburg Sonntag, 27. September Bad Vilbel - Marburg
RW Frankfurt - Kassel
Eintracht-Amateure - Walldorf
Spielfrei: Wehen Dienstag, 29. September DFB-Länderpokal: Hessen - Westfalen in Bad Wildungen Samstag, 3. Oktober Haiger - Wiesbaden
Wehen - Offenbach
Neukirchen - RW Frankfurt
Kassel - Bad Vilbel
Walldorf - Fulda Sonntag, 4. Oktober FSV Frankfurt - Bürstadt
Marburg - Eintracht-Amateure
Bad Homburg - Aschaffenburg
Spielfrei: Egelsbach Freitag, 9. Oktober Wiesbaden - Bad Homburg
Aschaffenburg - Walldorf (beide 19.30 Uhr) Samstag, 10. Oktober Egelsbach - FSV Frankfurt
Bürstadt - Haiger
Fulda - Marburg Sonntag, 11. Oktober Bad Vilbel - Neukirchen
RW Frankfurt - Wehen
Eintracht-Amateure - Kassel
Spielfrei: Offenbach Freitag, 16. Oktober Wehen - Bad Vilbel (19.30 Uhr)
Samstag, 17. Oktober Haiger - Egelsbach
Kassel - Fulda
Marburg - Aschaffenburg
Walldorf - Wiesbaden
Bad Homburg - Bürstadt
Offenbach - RW Frankfurt (15.30 Uhr) Sonntag, 18. Oktober Neukirchen - Eintracht-Amateure
Spielfrei: FSV Frankfurt Freitag, 23. Oktober Bad Vilbel - Offenbach (19.30 Uhr) Samstag, 24. Oktober Egelsbach - Bad Homburg
Bürstadt - Walldorf
Wiesbaden - Marburg
Aschaffenburg - Kassel
Fulda - Neukirchen Sonntag, 25. Oktober FSV Frankfurt - Eintracht Haiger
Eintracht-Amateure - Wehen
Spielfrei: RW Frankfurt Samstag, 31. Oktober Wehen - Fulda
Neukirchen - Aschaffenburg
Kassel - Wiesbaden
Marburg - Bürstadt
Walldorf - Egelsbach
Bad Homburg - FSV Frankfurt Sonntag, 1. November RW Frankfurt - Bad Vilbel
Offenbach - Eintracht-Amateure (15 Uhr)
Spielfrei: Haiger Freitag, 6. November Aschaffenburg - Wehen (19.30 Uhr) Samstag, 7. November Haiger - Bad Homburg
FSV Frankfurt - Walldorf
Egelsbach - Marburg
Bürstadt - Kassel
Wiesbaden - Neukirchen
Fulda - Offenbach Sonntag, 8. November Eintracht-Amateure - RW Frankfurt
Anfangszeiten: Sofern an den Spielpaarungen nicht vermerkt, beginnen die Begegnungen zu folgenden Zeiten: Samstag: Juli bis September: 15.30 Uhr, Oktober 15 Uhr, November: 14.30 Uhr; Sonntag: Juli bis Oktober: 15 Uhr, November: 14.30 Uhr.
Auf- und Abstiegsregelung: Der Meister der Oberliga Hessen nimmt an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga teil. Drei Mannschaften steigen in die Landesliga ab.
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Abgänge: Deckenbach (SG Riedrode), Gramminger (Kickers Offenbach), Jakob (Spielertrainer Zweite Mannschaft), Rodler (Viktoria Kelsterbach), Schrimpf (SKV Mörfelden), Schwarz (Spielertrainer Spvgg. Guntersblum), Webert (FV Bad Vilbel), Parizon (Vikt. Aschaffenburg), Vasic (Laufbahn beendet).
Zugänge: Dörrich (KSG Nordheim), Foale (Timisoara/Rumänien), Franck (Waldhof Mannheim A-Jugend), Gräf (SG Hemsbach), Kar (SG Egelsbach), Mijatov (TSV Auerbach), Vukadinovic (Amicitia Viernheim).
Tor: Kerskes, Schäfer.
Abwehr: Becker, Franck, Müller, Vukadinovic. Mittelfeld und Angriff: Dörrich, Eichhorn, Foale, Glaser, Gräf, Gronbach, Hahn, Kar, Mijatov, Ramadani, Schlösser.
Trainer: Djuradj Vasic für Günther Birkle (VfR Mannheim).
HÖCHST. Bis zu 200 Asylsuchende in der McNair-Kaserne? Die Meinung der meisten Anwohner steht fest: "Wir sind dagegen." Stadt und Land einigten sich jedoch darauf, so viele Menschen in der Windthorststraße "vorübergehend" unterzubringen. Die ersten Flüchtlinge sollen nach der Sommerpause in das barocke Gebäude einziehen, kündigte Ministerin Iris Blaul an. Die Anwohner fühlen sich dadurch übergangen: "Uns hat keiner gefragt", schimpft eine Frau aus der Herbesthalerstraße - und kündigt an, ihr Wahlkreuz das nächste Mal an der "richtigen Stelle" zu machen.
Hans-Georg Döring, Pfarrer in der evangelischen Christophorusgemeinde, befürchtet nun, "daß sich die Menschen radikalisieren". Er plädiert dafür, bald mehr Verständnis für die Flüchtlinge zu schaffen. Dazu will er eine Arbeitsgemeinschaft gründen.
Die letzten US-amerikanischen Soldaten ziehen in den nächsten Tagen ab. Die künftige Nutzung des Areals ist Thema Nummer eins im Viertel. Wie heftig und emotional auch diskutiert wird, der Tenor scheint stets derselbe: Kaum jemand kann Flüchtlingen in der Nachbarschaft etwas Gutes abgewinnen. Im Gegenteil: Schroffe Ablehnung ist normal. Zumindest ist das der Eindruck, den die FR gestern bei einer kleinen Umfrage unter den Anwohnern der umliegenden Straßen gewonnen hat.
Etwa ein Dutzend Befragte waren ausnahmslos gegen Flüchtlinge in der McNair-Kaserne.Eine 68jährige Rentnerin in der Herbesthalerstraße ist sicher, vielen im Haus aus der Seele zu sprechen: "Nicht nur ich bin strikt dagegen." Ihrer Meinung nach gibt es bereits "genügend Ausländer im Haus und in der Gegend". Die fast 78jährige alleinlebende alte Frau ein Stockwerk höher gibt unumwunden zu: "Ich habe Angst."
Der junge Mann im ersten Stock fürchtet "noch mehr Krach, als die Amis schon gemacht haben. Vielleicht bringen die sogar Drogen hierher." In den Zeitungen könne man lesen, was Ausländer so alles drauf haben.
Sieben Erwachsene sitzen an der Bushaltestelle in der Windthorststraße - fünf sagen ihre Meinung, zwei schweigen: "Asylbewerber bedeuten eine Verschlechterung der Wohnqualität", urteilt eine Mittdreißigerin. Die Umsitzenden nicken. Der Hausmeister des Victor-GollanczAltenheimes weiß von Ängsten der Bewohner: "Die älteren Menschen machen sich Sorgen." Wohin man hört, überall die gleichen Antworten.
Das ist auch Pfarrer Döring nicht entgangen. "Die Menschen fürchten sich vor Kriminalität und Lärm. Sie sagen, die Flüchtlinge sprechen kein Deutsch und wollen sich nicht anpassen." Kurz: "Da ist die ganze Palette diffuser Ausländerängste am Wirken. Flüchtlinge rangieren in puncto Ängste noch über den amerikanischen Soldaten."Döring hält zwar viele Befürchtungen für "reine Vorurteile"; dessen ungeachtet nimmt er die "Sorgen der Menschen aber sehr ernst".
Es dürfe von politischer Seite nicht "Augen zu und durch" heißen. Genau das wirft der Seelsorger aber den Verantwortlichen in Stadt und Land vor, weshalb er einen "Riesenzorn" auf sie hat: "Hier wurde weder jemand gefragt noch gehört. Man hat die Menschen einfach übergangen."
Hart ins Gericht geht der Geistliche auch mit den Grünen. "Wenn die sagen, hier sollen 500 Leute rein, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn bald nur noch ,Republikaner' gewählt werden." Gerade die Grünen nähmen gerne das Wort "Basisdemokratie" in den Mund, hier aber "oktroyieren sie den Leuten etwas von oben auf", zürnt der Pfarrer.
"Noch" sei die Stimmung "nicht völlig unruhig", schätzt Döring. Das dürfe aber keineswegs fehlinterpretiert werden. "Sind die Soldaten endgültig weg und die ersten Flüchtlinge da, kann sich das schnell ändern: Dann geht's rund." Unter diesen Umständen wäre es dem Pfarrer am liebsten, wenn keine Asylsuchenden in der "McNair" untergebracht würden. "Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern die Konsequenz aus meinen Eindrücken." Weder den Flüchtlingen, noch den Einheimischen werde es ansonsten gutgehen, prophezeit er.
Ortsvorsteher Rudolf Hartleib sagt, auch er nehme die Ängste der Menschen "ernst". Der Politiker rückt dennoch die Sachzwänge in den Vordergrund: "Die Flüchtlinge sind nun einmal da, und dem müssen wir Rechnung tragen." Der jetzigen Lösung mag sich der Jurist denn auch "nicht verweigern". Die Stadt Frankfurt stehe schließlich in der Pflicht, Asylsuchende unterzubringen: "Und da kann man nicht überall nur Nein sagen. Irgendwann muß es auch Ja heißen."
Allerdings: Dem Ortsvorsteher ist es wichtig, daß die Flüchtlinge nur vorübergehend in Höchst untergebracht werden, wie es das Blaul-Ministerium versprochen hat. Nach Hartleibs Vorstellungen soll in einem Bebauungsplan festgeschrieben werden, wie "McNair" langfristig genutzt werden kann. Und zwar, ohne Möglichkeiten des Areals von vorneherein durch Flüchtlinge "zu begrenzen".
Um den Konfliktstoff wenigstens etwas zu entschärfen, hat Hartleib gestern mit dem Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten Kontakt aufgenommen. Die Behörde habe ihm Unterstützung bei Veranstaltungen und Aktionen zugesagt, die zwischen "Flüchtlingen und Deutschen vermitteln sollen".
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
WETTERAUKREIS II
WIESBADEN. Der Verpackungsmüll, seine umstrittene Behandlung über das Duale System und der Schmu mit dem Grünen Punkt sind in aller Munde - dabei gibt es Müllchargen, bei denen die sogenannte stoffliche Verwertung viel besser und vor allem in bedeutenderen Größenordnungen möglich ist. Gemeint ist der Bioabfall, der in der Bundesrepublik doppelt so häufig anfällt wie Verpakkungsmüll. Hessen, wo es seit 1982 Pilotversuche zum Biomüll-Recycling gibt, will bald - als erstes Bundesland - die kompostierbaren Abfälle aus Küchen, Gärten, Betrieben und Parks zu 100 Prozent verarbeiten, statt sie weiter auf Deponien zu kippen oder in Müllöfen zu verfeuern.
Die Einführung dieser Kreislaufwirtschaft in Hessen ist maßgeblich auf die seit 1983 vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geführte Kampagne zur Biomüll-Kompostierung zurückzuführen. Funktioniert das System im ganzen Land, dann wird der hessische Müllberg spätestens Mitte der neunziger Jahre allein dadurch mehr als 40 Prozent (gemessen am Gewicht) kleiner, behaupten die Umweltschützer. Und die Tendenz sei steigend. Denn Experten des BUND rechnen vor, daß durch veränderte Lebensgewohnheiten (etwa dem Trend zum Kauf von mehr Frischware) und durch die zunehmende Verwendung umweltverträglicher Produkte und Verpackungen die Menge des kompostierbaren Mülls noch wächst. Der Staatssekretär im hessischen Umweltministerium, Rainer Baake, freilich ist etwas weniger optimistisch als der BUND. Er, schrieb Baake jüngst in einem Beitrag für eine Fachpublikation, gehe von einer Verringerung des Hausmüllvolumens von 22 Prozent aus. In absoluten Zahlen: Das hessische Müllaufkommen würde sich von mehr als zwei Millionen Tonnen um fast 460 000 Tonnen reduzieren.
Nachdem ein erster Anlauf in der ersten Amtsperiode von Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), die Biomülltonnen in Hessen vorzuschreiben, in den Fallstricken der Verwaltung scheiterte, setzte sein Nachfolger, Karlheinz Weimar (CDU), per Erlaß 1990 diese Politik fort. Künftig sind alle Verbraucher verpflichtet, ihren Biomüll in eine entsprechende Tonne zu werfen, um Kartoffel- und Zitronenschalen, welke Salatblätter, Kaffeefilter oder Käsereste, Rasenschnitt und Papierküchentücher in den natürlichen Kreislauf zurückzuschicken, wobei auch die Eigenkompostierung im Hausgarten erlaubt ist.
Zwar sind nun bis Ende des Jahres in Hessen 25 Kompostierungsanlagen betriebsbereit, die dann etwa 150 000 Tonnen Biomüll von 1,5 Millionen Hessen zu Kompost verarbeiten. Doch es werden weitere zwei bis drei Jahre vergehen, um tatsächlich eine flächendeckende Wiederverwertung in Hessen erzielen zu können. Wie viele Anlagen dazu noch nötig sind, weiß man im hessischen Umweltministerium angeblich nicht, denn die Gebietskörperschaften managten ihren Bedarf in Eigenregie. Die Schätzung von Baake wiederum läuft auf 60 Anlagen hinaus, die eine Kapazität von fast 600 000 Jahrestonnen haben werden, um eben nicht nur den Bioabfall aus den Haushalten, sondern auch anfallende Pflanzenmaterialien zu verarbeiten. 250 000 Tonnen Kompost sollen in Hessen dann erzeugt werden.
Während einige Kreise schon seit langem Anlagen betreiben, sind andere säumig. Die Stadt Wiesbaden oder der Odenwaldkreis zum Beispiel hinken der Entwicklung hinterher und waren bis heute nicht in der Lage, trotz vereinfachter Genehmigungsverfahren die je nach Größe zwischen zwei und 120 Millionen Mark teuren Kompostierungsanlagen zu bauen. Immerhin, versichert eine Sprecherin des Umweltministeriums, seien inzwischen überall die Planungen angelaufen.
Trotz der Nachzügler dürfte das Bundesland, klopft der BUND den Hessen auf die Schulter, führend in der Kompostierung sein. Andere Bundesländer wollen sich mit einer 50-Prozent-Quote bescheiden, bedauert Rolf Neidhardt vom BUND. Doch auch die Hessen müssen sich beeilen: Denn nach Darstellung von Neidhardt strebten Österreich und die Niederlande ebenfalls die flächendeckende Biomüllerfassung an, und zwar bis Ende 1994.
Daß Kompost aus den Bioabfällen der Haushalte und Betriebe auch absetzbar ist und nicht noch deponiert werden muß, davon gehen die Umweltfachleute inzwischen aus. Denn im Gegensatz zu den in Verruf gekommenen Komposten aus Mischabfällen und Klärschlämmen sind Biokomposte weitgehend schadstoff- und vor allem schwermetallfrei. Diesen Kompost als Bodenverbesserer im Garten- und Landschaftsbau einzusetzen, das lohnt und hilft, Torf zu sparen.
Die Abnehmer des Humusverbesserers kommen je nach Lage des Kompostwerkes aus recht unterschiedlichen Bereichen: Während die Betreiber der Werke in Gießen und Aßlar ihren Kompost im öffentlichen wie privaten Gartenbau absetzen, geht Kompost aus Bad Kreuznach vollständig in den Weinbau. In Göttingen wiederum, so die Erhebung des BUND, verlangen hauptsächlich die Hersteller von Erde nach dem Wertstoff.
Um den Absatz zu garantieren und ihn zum Beispiel nicht an unflexiblen Behördenöffnungszeiten scheitern zu lassen, plädieren die Umweltschützer inzwischen in ihrer eben erschienenen Broschüre, "Bioabfallkompostierung" (Heft acht der Schriftenreihe für Natur und Umweltschutz) sogar für eine private Vermarktung. Freilich steht und fällt die Akzeptanz mit dem Reinheitsgrad des Kompostes. Folien oder gar Batterien, was immer wieder geschieht, haben im Biomüll nichts verloren.
Untersuchungen in Aschaffenburg, Witzenhausen oder Gießen haben ergeben, daß trotz aller Appelle immer noch 0,8 bis zwei Prozent, in München sogar 3,2 Prozent Fremdstoffe im Biomüll sind. Solange es sich dabei freilich um Zeitungspapier handelt, läßt sich das noch als "Downcycling" verschmerzen, denn Papier kann besser verwertet werden.
In einer Untersuchung des BUND aus dem Jahre 1988 in Hessen wird dem Komposthaufen im Garten nur ein geringes Potential zugeschrieben: Gerade 12,5 Prozent der kompostierbaren Abfälle seien so umzuwandeln. Der Biomüllprozessor in der Gartenecke hat auch einen Nachteil: Die in ihm erreichbaren Temperaturen sind meist nicht in der Lage, Unkrautsamen oder den Erreger der von Gartenfreunden so gefürchteten Kohl- Pflanzenkrankheit Kohlhernie abzutöten. Das ist in den modernen Groß-Kompostieranlagen besser: Dort wird sogar der (für Obstbäume gefährliche) Feuerbrand- Erreger zuverlässig vernichtet.
STEPHAN BÖRNECKE
Abgänge: Gemeri (Rot-Weiß Walldorf), Havutcu (Darmstadt 98), Kappermann (SKV Mörfelden), Kar (VfR Bürstadt), Lutz (SKV Mörfelden), Milijasevic (SG Bad Soden/Ahl), Molnar, Lerch (beide Ziel unbekannt), Pfeffer (Studium in England), Schopen (Laufbahn beendet).
Zugänge: Arnold (FV 09 Weinheim), Beer (Darmstadt 98), Cyrys, Michel (beide Kickers Offenbach), Lauf (Darmstadt 98), Müller (Spvgg. Bad Homburg), Nink (Kickers Frankfurt), Seidel (SKV Mörfelden), Simm (FSV Frankfurt), Skarica (Split/Kroatien).
Tor: Arnold, Nink, Philipps.
Abwehr: Bellersheim, Gaidas, Krapp, Skarica, Strich.
Mittelfeld und Angriff: Aleksic, Beer, Cyrys, Dörr, Franusch, Lauf, Löwel, Michel, Müller, Schmitt, Seidel, Simm.
Trainer: Herbert Schäty für Lothar Buchmann (Kickers Offenbach).
Abgänge: Alza-Tubio, Oezelci (beide Germania 94 Frankfurt), Boy (FSV Frankfurt), Hartfiel (Germania Ober-Roden), Peukert (SG Höchst), Weimer (SV Wiesbaden).
Zugänge: Brunetti (Eintracht Frankfurt Am.), Hönnscheidt (FSV Mainz 05), Hoßmang (Kuala Terrengann/Malaysia), Pistauer, Rexroth (beide Spvgg. Bad Homburg), Schneidt (FSV Frankfurt), Caspary (reaktiviert).
Tor: Eberhardt, Wimmer.
Abwehr: Becht, Caspary, Dahl, Klepper, Kraaz, Pistauer.
Mittelfeld und Angriff: Bachmann, Brunetti, Guerrera, Hönnscheidt, Hoßmang, König, Kunz, Morhardt, Rexroth, Roth, Schneidt, Schur, Wöber. Trainer: Robert Jung (FSV Mainz 05) für Dimitrious Mitsiou.
Wer die Rolltreppe aus der Frankfurter S-Bahn-Station Taunusanlage hinauffährt, könnte kurz vor dem Ziel unwillkürlich ins Wanken geraten. Plötzlich wächst von der Seite ein wuchtiger Kasten heran, um den Ankömmling fast zu erdrücken. Doch das Ungetüm entpuppt sich als Unterbau: Aus ihm entspringen zwei mächtige Säulen, die fern mit den Wolken verschwimmen. Wer gerade oben angelangt schien, sieht sich jetzt unten - kritisch beäugt von Wachmännern mit Schäferhunden, die unmißverständlich signalisieren: Hier kommt nicht jeder rein.
Was sich von unten und außen wie eine Zitadelle der Macht ausnimmt, erweist sich im Innern als Doppelturm von Babel. In der Zentrale der Deutschen Bank treffen so viele Sprachen aufeinander wie an kaum einem anderen Ort der Mainmetropole. Nicht nur in der Cafeteria, wo die fremden Laute an manchen Tagen beinah überwiegen. Auch in einigen Abteilungen wird kaum Deutsch gesprochen.
"Es ist ein lustiger Tower Babel", kauderwelscht Catherine O'Sullivan und erzählt von dem Brief aus der srilankischen Filiale, in dem darum gebeten wurde, die internen Schreiben künftig doch in Englisch abzufassen, da Deutsch nicht verstanden werde. Die Irin arbeitet für die Hauszeitschrift Forum, die in einer deutschen, einer englischen und einer spanischen Ausgabe erscheint. In der Redaktion dominieren der lockere Ton und der ungezwungene Umgang. Weltoffenheit ist bei dem Team, in dem neben der Irin ein Argentinier und eine Spanierin mit drei Einheimischen zusammengewürfelt sind und das einen Briten zum Boß hat, beinahe zwangsläufig. Aber sein Anspruch geht weiter: "Wir verstehen uns als kleiner multikultureller Motor."
Sicherlich werden die Leute vom Forum gern vorgeschickt. Doch auch in größeren Ressorts der Zentrale ist der Anteil der Nicht-Deutschen ungewöhnlich hoch. Bei "Corporate Finance" und "Financial Institutions", im "Börsen- und Fondsgeschäft" wie im "Internationalen Wertpapierhandel" beträgt er bis zu zehn Prozent. Von den 2000 Beschäftigten in den Türmen tragen rund 150 einen ausländischen Paß in der Tasche. Briten, Italiener, US-Amerikaner, Österreicher, Spanier, Franzosen, Türken, aber auch Filipinos und Vietnamesen sorgen für eine Mischung, die Personalchef Adolf Sievers den "Spirit des Hauses" nennt.
1991 war jeder fünfte der weltweit 71 400 Beschäftigten im Ausland tätig. Doch um "eine wirklich internationale Bank zu werden", so hatte vor Jahren der damalige Vorstandssprecher Alfred Herrhausen erklärt, "brauchen wir eine multinationale Unternehmenskultur". Und dies bedeute, daß auch die Führungspositionen für Angehörige anderer Nationalitäten "geöffnet werden müssen". Sogar auf der obersten Etage. Dort residiert seit 1990 als Vorstandsmitglied der Brite John Craven - in den großen Geldhäusern Germaniens noch ein einmaliger Fall.
Die multikulturelle Bankgesellschaft verschafft dem Branchenprimus ein gewisses Extra, auf das viele Angestellte stolz sind. Sie erleben die tägliche Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit Menschen aus anderen Nationen als Erweiterung des persönlichen Horizonts, was schließlich das Selbstwertgefühl steigert. Wer dann noch zum mehrwöchigen Russisch-Kurs in die Moskauer Filiale geschickt wird oder im Rahmen des Austauschprogramms für ein Jahr auf die Kanaren kommt, kehrt als Kosmopolit zurück - und identifiziert sich noch mehr als zuvor mit dem "eigenen" Haus.
Freilich muß sich die Weltoffenheit, wenn's schon ums Geld geht, auch in barer Münze auszahlen. Die Unternehmensstrategie zielt auf "Relationship-Banking": Die Geschäftsbeziehung zum Kunden soll "über Jahre und Generationen" halten. Dazu braucht es im Ausland den "local staff". Denn nur ein Italiener kennt wirklich den italienischen Markt, besitzt das sichere Gespür für die dem Land eigenen Sitten und Gebräuche. "Ein Deutscher würde", so Sievers, "das nie inhalieren können." Weil aber viele Entscheidungen in der Zentrale fallen, müssen auch hier Nicht-Deutsche sitzen.
Oft genug hält der hiesige Arbeitsmarkt gar nicht die Fachkräfte parat, die der Dienstleistungsmulti sucht. Etwa für das Spezialgebiet Flugzeugfinanzierungen, auf dem der US-Bürger William Loh als "Airline-Analyst" beschäftigt ist - schon für die Berufsbezeichnung gibt es keine Entsprechung im Deutschen. Auch in diesem Team, das lediglich aus sieben Leuten besteht, sind die Einheimischen in der Minderheit. Als Umgangssprache dient neben Englisch auch Französisch. "Wir sind eine Art Insel", sagt Loh, "deren Bewohner rücksichtsvoll, ja harmonisch miteinander umgehen, gerade weil sie aus so unterschiedlichen Nationen und Kulturen stammen. Und jeder lernt von der Andersartigkeit des nächsten, was immer wieder erfrischt."
Während die Flugzeug-Experten weitgehend unter sich bleiben, fühlt sich Hung Tran fast schon zu sehr integriert. Der Vietnamese mit dem amerikanischen Paß steht mit an der Spitze der "Research"-Gruppe und hofft, in Deutschland seine "dritte Heimat" zu finden. Es scheint schneller zu gehen als ihm lieb ist. "Ich will schon noch ein bißchen als exotisches Tier betrachtet werden, aber dazu müßte ich mehr anecken." Das fällt schwer, wenn etwa auf Konferenzen das Fehlen von Deutschkenntnissen unbemerkt bleibt, weil die Teilnehmer problemlos von einer Sprache zur nächsten wechseln. So tragen schon eher die Asiatenwitze, die auch in seiner Gegenwart gerissen werden, dazu bei, die eigene Identität zu wahren. Doch Tran fühlt sich nicht diskriminiert: "Humor gehört nun einmal dazu, und ich erzähle ja auch Kohl-Witze." Mehr mache ihm die starke Autoritätshörigkeit zu schaffen, über die zu scherzen nicht erlaubt sei.
Ressentiments wegen seiner Herkunft und Hautfarbe spürte Tran allenfalls anfangs, spricht jedoch lieber von "Mißverständnissen". Gleichwohl scheint es nicht belanglos zu sein, von welchem Kontinent man stammt. Denn von der Vielfalt der Völker und Rassen in der Deutschen Bank bleiben Schwarze so gut wie ausgeschlossen. "Sicherlich gibt es schrecklich wenige Dunkelhäutige bei uns", räumt Personalchef Sievers ein. Ganz so farbenblind, wie Theoretiker der Multikultur es erträumen, ist die Geldgesellschaft denn doch noch nicht. JOACHIM THOMMES
Der Redaktion liegen mehrere Bekennerbriefe vor. Sol LeWitt beispielsweise ist geständig, sich dem Unternehmen "Künstlerpostkarte" verschrieben zu haben: Er gehe nur auf Reisen, so räumt er ein, um Postkarten schicken zu können. Bei Carl Andre liegen die Ursachen tiefer. Für ihn stellt der Akt des Sendens und Empfangens "eine Art erotisches Spiel" dar. Treffend spricht das Postlerdeutsch hier von "Bildverkehr": der öffentliche Versand intimer Botschaften, deren Bildanteil fester Bestandteil der Mitteilung ist. Handelt es sich dann noch, um den Eindruck des Persönlichen zu steigern, um Unikate, liegt eine "Künstlerpostkarte" vor. 500 solcher Kunstsendungen aus mehr als 100 Jahren stellt zur Zeit das Deutsche Postmuseum in Frankfurt aus.
Diese Variante der "Mail Art" zu erforschen, hat sich das Norddeutsche Landesmuseum in Hamburg-Altona zur Aufgabe gemacht. Dessen Sammlung diente als Grundstock für die jetzt gezeigte Ausstellung, die nur in Hamburg und Frankfurt zu erleben ist. Dabei versuchen die Aussteller mehr, als nur einen Seitenzweig der Künstlergeschichte zu illustrieren.
Vorgeführt wird vor allem das variantenreiche Spiel mit den Besonderheiten und Beschränkungen des Mediums. Das Standardformat akzeptierten fast alle Künstler in diesem Spiel als verbindlich und fanden darin doch erstaunliche Freiräume.
Die Grußkarten, die von den Klassikern der Moderne gestaltet und beschriftet wurden, halten sich zwar noch an die Konventionen. Die Lieben Feiningers erhielten veritable Original-Zeichnungen und Skizzen des Meisters zur Ansicht, mit den herzlichsten Grüßen, kaum unterschieden von denen unkünstlerischer Zeitgenossen. Immerhin: Lovis Corinth sah in der Karte auch das geeignete Transportmittel für die kurznotizhafte Karikatur; ein Bild des Meisters selbst in Badehosen, munter in der Ostsee planschend, grüßt die Daheimgebliebenen von der Ansichtsseite.
Variationen der handelsüblichen Schemata bringt erst die Nachkriegszeit. Nicht Hawaii, New York oder Rimini, sondern die schlichte Schönheit von Düsseldorf-Erkrath ist auf der selbstfabrizierten Ansichtskarte von Reinhard Mucha zu bestaunen. Auch Übermalungen und Schnitte geben den käuflichen Stadt-Ansichten neue Perspektiven. Thomas Virnich gelingt es per Retusche, endlich mal den "schiefen Turm" von Pisa aufzurichten, um dessen Abbild in baurechtlich einwandfreier Form über die deutsche Grenze zu schicken. Knapper Gruß: "Mit der Zeit wird alles gut."
Dem Textanteil der Karte widmen sich Künnstler wie Cy Twombly, Les Levine und Jenny Holzer. Für gewöhnlich sendet Holzer ihre doppeldeutigen Botschaften via Leuchtdisplays aus; hier aber stehen sie gedruckt, einer Werbesendung nicht unähnlich, auf Holztäfelchen im Kartenformat A5.
Denn natürlich ist längst auch das Material transformiert worden. Beuys schickte Grüße aus Schwefel, Eisen, Holz und PVC in die Welt, als energiegeladene Informationsträger an die Massen.
Diesem Reichtum an künstlerischen Variationen machen freilich die Minimal- und Konzeptkünstler ein Ende. Zu den geistreichsten Grüßen gehören die von On Kawara, am Ende der Ausstellung installiert: Er reduzierte das Medium auf die existenzielle Funktion als "Lebenszeichen". Seine Mitteilung beschränkt sich auf die Angabe, daß der Künstler morgens aufgestanden sei und zu welcher Uhrzeit, mechanisch per Stempel aufgeprägt, Tag für neuen Tag: "I got up at . . ."
Tatsächlich scheint der Wert der Karte als persönliche Mitteilung inzwischen gesunken zu sein. Längst braucht die Karte keinen privaten Adressaten mehr. Viele der Ausstellungs-Stücke wurden direkt zum Zwecke der Sammlung fürs Museum produziert. Ihr vorläufig letztes Stadium der Transformation erfahren die Kunststücke allerdings erst nach Verlassen der Ausstellung: Dort kann man sie nämlich im Satz erwerben, nicht mehr als Künstler- sondern Kunstpostkarte, die nun ihrer Übermalung und Verschickung harrt.
(Postmuseum, Schaumainkai 53, bis 13. September.) THOMAS A. WOLFF
In Paris, wo die Edvard-Munch-Ausstellung zu sehen war, bevor sie nach Oslo und dann in die Schirn wanderte, hat die Schau den Besucher ein wenig in Kurzatmigkeit versetzt. In Frankfurt inszeniert man gelassener, versucht zwar auch die These von Munchs maßgeblichen Anleihen bei französischen Zeitgenossen und Vorgängern zu untermauern, gönnt aber dem Betrachter den Rundgang ohne die Verpflichtung zur Demonstration von Nationalstolz.
"Munch in Frankreich" lautet der Ausstellungstitel. Des Norwegers Aufenthalte im Zentrum der modernen Kunst sind verbürgt, den ersten ermöglicht 1885 ein Paris-Stipendium. Munch studierte die französische Malerei während ihres Entstehens vor Ort und in speziellen Ausstellungen. Die Expression jedoch, mit der er seine Gestalten als von individuellen Obsessionen gezeichnete Individuen oftmals vereinzelt im Bild und damit in der Welt stehen läßt, hat mit der augenblickstrunkenen Sichtweise der französischen Impressionisten häufig nur oberflächlich zu tun.
Munch ist ein Seelenkundler, der sich selbst und andere Menschen schamlos ausleuchtet, der ihre Begierden und Leidenschaften in bisweilen irrlichternde Bilder zu bannen versteht, die zweierlei darstellen: Menetekel und Wunschträume. Die heillose Verschwörung zwischen Eros und Thanatos hat kaum einer so im Gemälde beglaubigen können wie Edvard Munch.
(In der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Römerberg ist die Munch-Ausstellung noch bis 9. August zu sehen. Öffnungszeiten: Montag 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Freitag 10 bis 22 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 10 bis 19 Uhr.) bab
Mag sein, daß die Sprachforscher, auch Etymologen genannt, recht haben, wenn sie "Sport" aus dem vulgärlateinischen "disportare" herleiten, was soviel wie "sich vergnügen, Spaß haben" bedeutet und über das altfranzösische "desports" (Spaß, Vergnügen) sowie das englische "disports" unseren heutigen Begriff bildet. Sport wurde ursprünglich als Zerstreuung des normannischen Adels im 1066 eroberten England betrieben.
Zerstreuung? Spaß? Vergnügen? Die Etymologen kennen das Phänomen, daß viele Begriffe ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren und zur Worthülse werden, allenfalls einen formalen soziologischen Sachverhalt bezeichnen. Wer würde heute Sport mit Begriffen wie Vergnügen oder Spaß in Verbindung bringen, ohne in den Verdacht zu geraten, ein möglicherweise zwar liebenswerter, aber versponnener Romantiker zu sein?
In diesem - romantizistischen - Sinne veraltet sind auch alle Versuche unserer Lexika und Wörterbücher, den Begriff Sport zu definieren. Ein Beispiel: "Sport ist eine körperliche Tätigkeit, die um ihrer selbst willen ausgeübt wird, aus Freude an der Überwindung von Schwierigkeiten und meist unter Anerkennung bestimmter Regeln, insbesondere auf dem Gebiete der Leibesübungen". Da war doch mal wer? Richtig: Aus weiter historischer Ferne grüßt Pierre de Coubertin; der französische Pädagoge schuf 1894 das Internationale Olympische Komitee: "Dabeisein ist alles." Oder der unbekannte Urheber jenes gelungenen Bonmots: "Sport ist die schönste Nebensache der Welt".
Dabei ist es eine Binsenwahrheit, mit der man sich gar nicht lange aufhalten muß, daß der Sport längst zu einem unverzichtbaren Teil der Freizeitindustrie und des Showbusiness geworden ist: Von Managern organisiert, nach Leistungskriterien bezahlt, dem Marktprinzip von Angebot und Nachfrage unterliegend, von der Wissenschaft abgesichert. Professionalität ist angesagt, nicht Unbeschwertheit, die Heiterkeit des Seins, die schönste Nebensache der Welt. Der Profi beherrscht die Szene, es wird Leistung produziert, wohingegen der Amateur, der (Sport-)Liebhaber, auf den alle die schönen Definitionen und Bonmots noch zutreffen mögen ("körperliche Tätigkeit um ihrer selbst willen", "nicht der Sieg, die Teilnahme ist wichtig" usw.), ganz unten rangiert, in den A-, B- und C-Klasse-Vereinen. Also in der Provinz, die aber einst das Arkadien des Sports war. Um das Vaterland verdient machen kann man sich in diesen Gefilden indessen nicht mehr. Oder hat jemand in den Gesichtern der jungen Leute, die gerade in Wimbledon bei der Arbeit waren und viel Geld verdienten, Spaß und Vergnügen entdeckt? Verbissene Mienen, gequälte Aufschreie, Hader mit sich und dem Schiedsrichter, geballte Fäuste, Zornesausbrüche, resignative Ge- Sport - Vergnügen, Spaß oder Arbeit? sten. Am Ende ein flüchtiger Händedruck, der Kram wird in den Matchbeutel gepackt, lustlos der Abgang inklusive des Winkens der Siegerin oder des Siegers: The job is done.
Andererseits hat ja der Gewinn der Fußball-Europameisterschaft durch die Dänen die Fachwelt gerade deshalb so verstört, weil hier elf homines ludentes, spielende Menschen, unter Anleitung eines Trainers, der als Nobody galt und vermutlich aus Autoritätsmangel die Truppe am langen Zügel laufen ließ, den Sieg über elf professionell getrimmte Hochleistungsarbeiter davongetragen haben, die unter der Fuchtel eines Trainers standen, der nur noch in den - übrigens militärischen - Kategorien von Strategie und Taktik, Disziplin und Gehorsam denken kann. Hier hat sich plötzlich etwas nicht mehr gerechnet: Aufwand und Ertrag, Investition und Ergebnis, Input und Output standen in keinem dem Zeitalter der Professionalität verständlichen Verhältnis mehr.
Nun gut, auch die Dänen spielen Fußball nicht für ein Vergeltsgott, und auch sie steigen ruppig ins Geläuf des Gegners, wenn es denn sein muß; alles hat schließlich seine Grenzen, auch das Fairplay. Wieder so ein historischer, dem Wandel der Zeiten unterliegender Begriff. Was heute als Fairplay gilt, hätte noch vor 30 Jahren Entsetzen ob soviel hemmungsloser Brutalität ausgelöst: Wie ein Torpedo dem Gegner von hinten oder von der Seite in die Beine schießen, ihn wie ein Catcher in den Würgegriff nehmen, ihn grundsätzlich umnieten, wenn er vorbeigezogen ist. Tempora mutantur et nos mutamur cum illis - die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen, merken es aber nur, wenn es uns dokumentarisch vor Augen geführt wird.
Vor einigen Wochen brachte der Hessische Rundfunk die Wiederholung des Endspiels um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen Eintracht Frankfurt und den Offenbacher Kickers. Zunächst erhebliche Zweifel, ob hier nicht Bild und Ton verwechselt worden seien. Aber es hatte seine Richtigkeit: 22 Herren spielten gegeneinander und miteinander, lässig fast, erkennbar mit Spaß an der Freud, geradezu vornehm. Keine Beintorpedos, kein Umnieten, keine Catchergriffe - die Spieler konzentrierten sich tatsächlich auf den Ball. Die Fouls, die der Schiedsrichter pfiff, wären heute Petitessen, nicht der Rede wert. Klar, die Pfaff und Kress, die Weilbächer und Kaufhold würden heute selbst gegen einen Landesligaverein kaum noch über die Mittellinie kommen. Sie hätten Angst um ihre Knochen, und der Schiedsrichter würde sie in die Kabine geleiten.
Nein, die Überzeugung setzt sich allmählich durch, daß "Sport" eine andere Sprachwurzel haben muß: Der Begriff kommt sicherlich vom lateinischen "sportula". Das war die wohl fieseste Form des Gladiatorenkampfes: Jeder gegen jeden, egal wie, Pardon wurde nicht gegeben. Ein ehrlicher Begriff, der den Sport heute realistisch charakterisiert: Von Spaß und Vergnügen weiß er nichts.
ANTON-ANDREAS GUHA
Christine Weiske, auf dem Parteitag in Neumünster Ende April 1991 von den Fundis gegen Antje Vollmer unterstützt und gewählt, ist als Politikerin ein unbeschriebenes Blatt. Aussagekräftige Biographien mit nachvollziehbaren Daten gibt es von der "unbequemen Untertanin" nicht. Nach ihrer Geburt 1949 in Halle/ Saale durchlief die grüne Spitzenpolitikerin eine ganz normale "DDR-Biographie", jedoch ohne jemals Mitglied der SED oder einer Blockpartei gewesen zu sein.
"Und davor (vor den Grünen; Anm. der Verf.) war ich nirgendwo drin", sagte Frau Weiske in ihrer Vorstellungsrede in Neumünster. Von ihrer Mitgliedschaft im Verein der "Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, Sparte Deutsche Pudel" (mit ihrer Pudelhündin "Farah Diba aus dem Serail") und der FDJ sagte sie nichts. Sie wurde Ärztin und arbeitete bis 1991 in einem Berliner Alters- und Pflegeheim. In ihrer beruflichen Karriere war Christine Weiske wegen ihrer schweren Diabetes-Krankheit gehandicapt. (. . .)
Ihren politischen Standort umschreibt sie mit den Positionen im Grundsatzprogramm der Grünen. Seit ihrer Wahl Ende April 1991 hat sie - teilweise blockiert durch Krankheit - den Grünen jedoch kaum spürbare politische Impulse geben können. Zusammen mit ihrem Ost-Kollegen stellte sie Ende 1991 einen Überprüfungsauftrag an die Gauck-Behörde, um ihre unbelastete Vergangenheit zu dokumentieren. (. . .)
Das folgende Interview haben Thomas Leif und Hans-Josef Legrand Anfang Dezember 1991 in ihrer Bonner Wohngemeinschaft geführt. Als der Text von ihr bestätigt und korrigiert werden sollte, wollte Frau Weiske das Interview zunächst zurückziehen, genehmigte dann aber doch in stark überarbeiteter und geänderter Form den Abdruck.
Frage: Was unterscheidet die Führungsfiguren im Osten bei den Grünen von denen, die jetzt im Westen aktiv sind?
Weiske: Erstens haben die Leute aus dem Osten noch keine strömungspolitischen Kämpfe hinter sich, die dazu hätten führen müssen, daß die Basis sich polarisiert. Es gibt auch zu wenige "Führungsfiguren". Die wenigen sind für die grüne Basis so glaubwürdig in ihrem Engagement, daß sie von der Mehrheit noch sehr getragen und akzeptiert werden. Es gibt kaum die Möglichkeit zu sagen, den will ich partout nicht oder den will ich unter allen Umständen. So viele haben wir gar nicht. Und diese Polarisierung haben wir nicht; dieser Prozeß war einfach bisher nicht möglich.
Frage: Im normalen Parteileben, was sind da die Unterschiede von den Typen her, von den Mentalitäten und Charakteren zwischen Ost-Führungsfiguren und West-Führungsfiguren?
Wir haben nicht die Routine von Leuten, die seit zehn Jahren kämpfen: im Bundestag gegen andere Parteien, in den Landtagen, mit den Medien. Die Westgrünen kennen diese Kämpfe. Sie sind routiniert, sie sind fähig, die Stärken und die Schwächen ihrer Gegner zu sehen. Und sie haben auch untereinander eine mehr als zehn Jahre lange Geschichte, wodurch eine Form von aneinanderkettender Haßliebe entsteht. Aber sie wissen auch um die Menschen und deren Zusammenhänge in der Partei.
All das gibt es bei uns nicht. Und wenn Leute von uns Entscheidungen zu fällen haben, die nicht nur sie selbst, sondern auch die Mehrheit der Partei vertreten sollen, dann ist das um ein Vielfaches schwieriger, wenn man diese Verankerung, wie sie bei den Westgrünen existiert, nicht hat. Die Westgrünen kennen sich besser, wissen viel schneller und intuitiver, was in der Partei los ist. Sie haben funktionierende Informationskanäle, die wir erst mühsam aufbauen müssen. Das macht diesen ganzen Komplex an Routine aus, den unsereins nicht hat.
Frage: Das heißt: Kampf der Amateure gegen die Profis? Im Westen also Seilschaften und im Osten Unerfahrenheit?
Weiske: Seilschaften würde ich das nicht nennen. Es geht mehr um Informationsstränge, Informationsnetze, die die einen haben und die anderen nicht. Wenn überhaupt ein Kampf stattfindet, dann ist es der Kampf der Amateure gegen die Profis.
Frage: Das heißt aber, der gesellschaftliche Konflikt - kleiner Ossi gegen großen Wessi - spielt sich auch bei den Grünen ab?
Aber es gibt schon auch ein Aufstöhnen, wenn wir das Tempo mal verlangsamen, wenn wir uns die Freiheit nehmen zu verlangen, daß für uns Entscheidungen nachvollziehbar sind. Und daß wir verlangen, eine Chance zu bekommen, uns mit unserer Sicht der Dinge auch mal durchzusetzen. Das allein ist schon ein Kampf. Die Westgrünen ziehen ihre Bahn, kaum beeinflußt durch die Ostgrünen, wie eine Eisenbahn, wie eine Karavane. Sie fragen sich nicht, wo sie langlaufen, es ist einfach so, ohne daß das unbedingt gegen die Ossis gerichtet sein muß. Rücksicht auf die Ossis wird dabei allerdings auch nicht genommen.
Frage: Pure Ignoranz?
Weiske: Ignoranz ist es, genau.
Frage: Das ist doch in der Gesellschaft zur Zeit auch so. Viele sagen doch mehr mitleidig gegenüber den Ossis, die müssen noch eine Menge lernen, die haben vieles nicht drauf. Man nimmt sie sozusagen ein bißchen an die Hand.
Zum Verhältnis Ost- und Westgrüne: die Westgrünen unterscheiden sich nur an der Stelle von den Ostgrünen, wo sie - für alle erkennbar - Formalien gleichberechtigt durchführen. Hier, im formalen Bereich, sind die Grünen sicher eher bereit, Gleichberechtigung zu üben als die anderen Parteien. Wenn man sieht, wie beispielsweise die FDP für Parteitage den Delegiertenschlüssel geändert hat, damit die hohen Mitgliederzahlen der ostdeutschen Landesverbände den West-FDPlern nicht in die Quere kommen, dann sagt das alles. Die Grünen gehen auf dieser formalen Ebene gleichberechtigt miteinander um. Auch die Autonomie unserer Ost-Landesverbände wird akzeptiert.
Frage: Nur fornmal? Inhaltlich nimmt man sie doch nicht so ernst?
Sie kriegen oft gar nicht mit, wie hinter den Kulissen gekungelt, gehandelt und gemauschelt wird, um die Sache am Ende dann doch anders zu entscheiden. Einbezogen werden sie auch nicht. Außerdem haben sie oft nicht die rhetorische Routine und die Möglichkeit, gezielt auf die Stimmung der Leute im Saal einzuwirken. Ihnen fehlt, kurz gesagt, der ganze Schliff. Insofern stimmt der Vergleich der Profis mit den Amateuren. (. . .)
Frage: Das heißt aber in der Konsequenz, daß die Ossis bei den Grünen auf lange Sicht eine untergeordnete Rolle spielen.
Weiske: In den innerparteilichen Auseinandersetzungen werden sie die Rolle spielen, die sie sich nehmen. Nun ist natürlich die Frage, wie viele bei uns "nachwachsen". Man merkt allmählich, daß zum Beispiel in Brandenburg oder in Sachsen/Anhalt das totale Stimmungstief allmählich überwunden wird. Es treten neue Leute auf und verdienen sich ihre ersten Sporen. Sie haben vor einem Jahr noch keine Rolle bei den Ostgrünen gespielt und leisten heute wichtige Arbeit. Es gibt dort gute Leute. Sie werden sich innerhalb der nächsten Jahre so profilieren, daß sie dann die Ostgrünen, auch im Länderrat, wirksam vertreten können. Aber ein paar Jahre dauert das noch.
Frage: Wie lange dauert es ungefähr, bis die Neuen diesen Profistand entwickelt haben und mithalten können?
Weiske: Mindestens vier Jahre, denn man muß ja auch berücksichtigen, daß es sich um Leute handelt, die in Kommunalparlamenten im Clinch mit den anderen Parteien liegen, also denkt man besser in der Zeitspanne von Legislaturperioden. Aber um wirklich ebenbürtig zu sein, müßte man noch eins draufsetzen: Das bedeutet, wir bräuchten mindestens eine Legislaturperiode im Bundestag, und wir bräuchten auch mehr Vertreterinnen in den Landtagsparlamenten. Ich würde sagen, bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird es wohl dauern. Sieben bis acht Jahre werden aber mindestens vergehen, bis wir eine organische Einheit zwischen Ost- und Westgrünen haben werden.
Frage: Solange soll die Konfliktlinie innerhalb der Grünen noch über Ost-West definiert werden?
Weiske: Die unterschiedlichen Entwicklungen im Ost-West-Vergleich sind keine Konfliktlinien, wie es Ihre Frage unterstellt. Es ist eine Dimension von Auseinandersetzung, die sich aus einem unterschiedlichen Erfahrungsstand ergibt. Man gibt dem Ganzen einen falschen Stellenwert, wenn man das als eine so grundsätzliche Sache nimmt. Es geht einfach darum, daß jemand, der sich in einem Kreisverband politisch profiliert, eine gewisse Zeit braucht, bis er/sie die Möglichkeit hat, auf einer Landesdelegiertenkonferenz in einem Landesvorstand gewählt zu werden oder gar einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bundestagswahl zu bekommen. Einen solchen Prozeß müssen die Ost-Grünen erst durchmachen. Es ist dies ein Profilierungsprozeß und nicht in erster Linie ein Kampf, der sich an Ost gegen West festmacht. Es ist ein politischer Lernprozeß, der historisch und geographisch, aber natürlich auch als innergrüner Konflikt abläuft und auch viel mit den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu tun hat. Dabei lernen wir Ost-Grünen, und dabei werden wir stärker.
Frage: Aber das heißt doch letztlich, daß Politiker, die aus den neuen Ländern kommen, sich innerparteilich nur dann durchsetzen können, wenn sie sich so verändern, wie die Westpolitiker schon sind. Also eine bestimmte Haltung annehmen und sich diesem Routinetreiben anpassen und im Grunde genommen selber nichts aus ihrer eigenen Tradition einbringen können. Sie müssen sich dem Westsystem, vielleicht auch dem Politikertyp, angleichen, um sich innerhalb einer Partei - unabhängig von den Themen, die bearbeitet werden - durchsetzen zu können. Das hieße, es gibt einen prägenden Politikertyp West, dem man sich anpassen muß, wenn man Karriere machen will bei den Grünen.
Es gab viel Entgegenkommen, und wir sind dann bestärkt worden, so zu bleiben, wie wir sind. Aber damit ist es inzwischen vorbei. Wenn man als Mensch ein einigermaßen gesundes Verhältnis zwischen Innendasein und äußerer Erscheinung hat und die eigene Glaubwürdigkeit darin besteht, das, was man sagt - zumindest bis zu einem gewissen Grad - auch zu meinen, dann kann man sich nur bedingt verändern, verändern muß man sich aber wohl auf jeden Fall. Diesen Veränderungsprozeß der Ostdeutschen - aber auf der ganzen Linie - verlangt die westdeutsche Gesellschaft im Moment.
Ich habe durch meine Kontakte mit Menschen im Westen festgestellt, daß viele sehr selbstbewußte Grüne nach außen hin sehr viel selbstbewußter wirken, als sie es eigentlich sind. Wenn man viel mit ihnen zu tun hat, dann kommt man auch manchmal in Situationen, in denen der Kontakt nicht an der Oberfläche bleibt, wo es einfach mit nach außen transportiertem Selbstbewußtsein nicht mehr getan ist. Dann ist zu merken, daß sie im Grunde mit demselben Seelenkostüm herumlaufen wie wir. Nur ist es offensichtlich in der westdeutschen Gesellschaft absolut schädlich, Unsicherheiten nach außen zu transportierenn nicht zuende Gedachtes zuzugeben und eine noch nicht fertige Meinung zu äußern. (. . .)
Frage: Aber von diesem Kampf war bei Ihrer Karriere wenig zu spüren. Sie sind im Prinzip bei den Grünen so gefördert worden wie Angela Merkel bei der CDU. Sie mußten nicht um den Sprecherposten kämpfen, das ging quasi wie von selbst auf dem Parteitag in Neumünster.
Sie sollten Farbe bekennen auf der Bundesdelegiertenkonferenz. Wäre ich nicht gewählt worden, hätte ich das nicht als persönliche Niederlage empfunden, denn ich ging sowieso davon aus, gegen Antje Vollmer und Renate Damus keine großen Chancen zu haben. Ich habe Renate sehr geschätzt, wir haben inm Vorstand sehr gut zusammengearbeitet. Aber ich war davon ausgegangen, ein Underdog zu sein, und habe mir deshalb überhaupt keine Chance ausgerechnet. Ich war mir über das Echo auf meine Person in der Partei überhaupt nicht klar.
Ich habe erst nach der Wahl erfahren, wie viele Grüne, die ich noch als DDRGrüne und dann in den paar Monaten als Beisitzerin kennengelernt habe, als Multiplikatoren gewirkt haben, die in Kreisverbänden und in Bundesarbeitsgemeinschafts-Zusammenhängen für meine Wahl eingetreten sind. Ich selbst habe für meine Wahl eigentlich nicht gekämpft. Das hätte ich auch gar nicht gekonnt, mit wem denn? Ich habe keiner Strömung angehört, ich habe lediglich schon als DDR-Grüne intensiv in der BAG Frieden mitgearbeitet, weil das mein Thema war. Ich habe keinen Zugang zu den Medien gehabt. Es ist ja noch zu der Zeit, als Vera Wollenberger sich beworben hat, so getan worden, als gäbe es überhaupt keine andere Kandidatin aus dem Osten, und ich hatte mich schon Monate vor ihr bereit erklärt, als Sprecherin zu kandidieren. Ich hatte von meiner damaligen Wahrnehmung aus überhaupt niemanden auf meiner Seite.
Frage: Die Kandidatur verlief aber schon so ähnlich wie bei Angela Merkel. Die Hausmacht ist einerseits Kohl, andererseits sind es die Fundis bei den Grünen. Die fundamentalistische Strömung entscheidet darüber, wer die Wahl gewinnt. Das heißt aber auch, übertragen auf die Gesellschaft, Ossi-Kandidaten müssen von irgend jemandem - von Wessis - an die Hand genommen und durchgepaukt werden.
Weiske: Wenn ich das Abstimmungsergebnis von Neumünster sehe, kann ich kaum nur von den Linken in der Partei gewählt worden sein. Ich glaube, es kommt in keiner Partei jemand an eine führende Stelle, der nicht von irgendwem durchgepaukt wird, nehmen Sie nur das Beispiel Ulf Fink in Brandenburg. In diesem Sinne hatte auch ich eine Klientel. Ich war mir dessen nur nicht bewußt. (. . .)
Frage: Sie wußten ja, daß die Fundis sie unterstützten. Politische Gespräche mit Eberhard Walde und anderen machten doch klar, daß die Unterstützung aus einer Strömung kommt. Und dann zeichnete sich doch ab, daß die Gegenkandidatin Antje Vollmer eindeutig von Hubert Kleinert, den Realos und dem Aufbruch unterstützt wird.
Weiske: Ich denke, das sind zwei Sachen gewesen. Zunächst halte ich wenig von den Fundamentalisten, aber Eberhard Walde hatte ziemlich gute Kontakte zu allen Strömungen. Ich habe im Vorfeld eigentlich nur mit Manon Tuckfeld gesprochen, aber die saß ja auch im Vorstand. Sonst hatte ich es eigentlich nur mit Mahnern zu tun. Mit Jutta Ditfurth z. B. habe ich nicht gesprochen. Ich habe sie auch nicht gemieden, aber es hat sich einfach kein Kontakt ergeben.
Frage: Aber das war doch klar, daß die sogenannte fundamentalistische Strömung, ich meine das in der gesamten Breite, inklusive vieler Delegierter aus NRW, eindeutig gesagt hat, sie unterstützen die Kandidatur Christine Weiske und powern, daß das funktioniert. Das war eine sehr zugespitzte Situation.
Weiske: Es ist wohl ein Beweis für meine Naivität, daß ich das damals nicht gemerkt habe.
Frage: Haben Sie nie das Gefühl gehabt, eingemeindet, vereinnahmt zu werden?
Weiske: Nein. Das ist auch nicht versucht worden.
Frage: Haben Sie denn überhaupt an sich geglaubt im Kampf gegen Antje Vollmer, eine so populäre Kandidatin?
Weiske: An mich schon, aber kaum daran, daß ich gewählt werde. In dem Moment, als die Bewerbung von Antje Vollmer, Vera Wollenberger und Hubert Kleinert kam, habe ich nur eines gedacht: Das ist ein Teil dessen, was das Ergebnis hinterher ausmacht. Sowas machen die drei nicht ungestraft. Denn wenn die Grünen noch eine Basis haben, die einigermaßen selbstbewußt ist, dann läßt sich diese Basis nicht einfach per Medienkampagne ihre Kandidatin dermaßen um die Ohren hauen. Und sie nimmt es auch nicht hin, wenn man ihr sagt: Wenn ihr die nicht wählt, dann seid ihr Hornochsen. (. . .)
Frage: Fühlen Sie sich heute dieser Strömung noch verpflichtet, die Sie gewählt hat?
Weiske: Nein. Ich fühle mich keiner Strömung verpflichtet. Ich fühle mich denen verpflichtet, die mich gewählt haben. Ich fühle mich nicht als Person, die von einer Strömung gewählt worden ist. Ich habe nach der Wahl viele getroffen, die gesagt haben, sie hätten mich gewählt, und das waren Leute aus dem gemäßigten Linken- oder aus dem gemäßigten Realo-Bereich.
Abgänge: Bernert, Reichert (beide Germania 94 Frankfurt), Choteschowski (SV Langenselbold), Gabriel, Turjazanin (beide SG Höchst), Nitsch (TSV Pfungstadt), Repp (SV Bernbach).
Zugänge: Deuerling (Germania 94 Frankfurt), Doerk (VfB Unterliederbach), Haigis (FSV Frankfurt), Krohm (SG Stammheim), Nix (Rot- Weiß Walldorf), Rühl (TSV Grünberg), Weber (SG Höchst), Webert (VfR Bürstadt), Prince Yeboah (SV Himbach).
Tor: Grüneisen, Rühl.
Abwehr: Doerk, Haigis, Rang, Rodriguez, Waldschmidt.
Mittelfeld und Angriff: Becker, Deuerling, Erk, Jung, Krohm, Lorenz, Nix, Pfaff, Pucher, Pross, Sommer, Weber, Webert, Prince Yeboah.
Trainer: Peter Rübenach.
Abgänge: Conrad (FSV Frankfurt), Brunetti (Rot-Weiss Frankfurt), Hudert (SG Höchst), Ferreiro, Holtkamp (beide Rot-Weiß Walldorf), Domingo-Perez (Spvgg. Neu-Isenburg), Voigt (Spvgg. Bad Homburg), Borchers, (SV Bernbach).
Zugänge: Schimek (Rot-Weiß Walldorf), Zitoni (Tunesien), Reis, Becker, Kaymak, Rubin, May, Dworak, Nikolov (alle eigene A-Jugend).
Tor: Schimek, Nikolov.
Abwehr: King, Kientz, Kaymak, Zitoni, Öcean.
Mittelfeld und Angriff: Balser, Bunzenthal, Komljenovic, Dworak, Rubin, Brandl, Würzburger, da Silva, de Collin, Becker, Reis.
Trainer: Ramon Berndroth.
Abgänge: Cyrys, Michel (beide SG Egelsbach), Diegmüller (Bor. Fulda), Jung (Germania Klein-Krotzenburg), Reichert (SG Höchst), Thiel (Trainer Viktoria Urberach), Ungefroren (SG Nieder-Roden), Wendler (SC Neukirchen), Weiß (Vikt. Aschaffenburg).
Zugänge: Aydin (SV Reinheim), Glasenhardt (SG Nieder-Roden), Gramminger (VfR Bürstadt), Krakowiak (SG Bad Soden/Ahl), Peter und Rainer Kriegsch (beide Germania 94 Frankfurt), Rüppel (SG Höchst), Wolf (Darmstadt 98), Zekmanov (FC Italia Frankfurt), Dolovac (Sarajewo).
Tor: Glasenhardt, Keffel, Dolovac.
Abwehr: Albert, Fink, Gramminger, Kutzop, Schmidt, Schummer.
Mittelfeld und Angriff: Aydin, Babicic, Behlil, Figas, Hartmann, Jakob, Krakowiak, P. Kriegsch, R. Kriegsch, Rüppel, Schneider, Sempruch, Wolf, Zekmanov.
Trainer: Lothar Buchmann (SG Egelsbach) für Kurt Geinzer (Rot-Weiß Walldorf).
Abgänge: Hock (Bor. Mönchengladbach), Winter (Fort. Düsseldorf), Braun (Spvgg. Unterhaching), Sandt (FSV Frankfurt), Dressel (Bor. Fulda), Schlichting (SV Germania Ockstadt), Posniak (FC Italia Frankfurt), Heimen, Ljusic (beide Ziel unbekannt).
Zugänge: Kilian, Zürlein (beide Würzburger Kickers), Borkenhagen, Kloss (beide Spvgg. Bad Homburg), Parizon (VfR Bürstadt), Weiß (Kickers Offenbach), Roth, Gesslein, Rickert (alle eigene Reserve), Correia, Zahn, Sevin, Kaschta, Staab (alle eigene A-Jugend).
Tor: Rasp, Weiß.
Abwehr: Borkenhagen, Biehrer, Dalkilic, Correia, Matz, Roth, Zahn.
Mittelfeld und Angriff: Bommer, Löhr, Klapan, Gesslein, Parizon, Rickert, Kilian, Zürlein, Kloss, Sevin, Staab, Kaschta.
Trainer: Jürgen Strack (Spvgg. Bad Homnburg) für Werner Lorant (TSV 1860 München).
Abgänge: Becker (SV Langenselbold), Göbel (SG Höchst), Jakob, Massali (beide SV Wehen), Mihalic (zurück nach Kroatien), Nix (FV Bad Vilbel), Schimek (Eintracht Frankfurt Am.), Traupel (FSV Frankfurt), Weidner (SV Wiesbaden), de Bernado (Ziel unbekannt).
Zugänge: Aktas, Karakaya (beide Rot-Weiss Frankfurt), Chougjda (Litauen), Ferreiro, Holtkamp (beide Eintracht Frankfurt Am.), Gedikli (TSG Neu-Isenburg), Gemeri (SG Egelsbach), Haas (Opel Rüsselsheim), Heindl (Klein-Krotzenburg), Kapetanovic (Sarajewo), Kavaz (Napredih Krusevac), König (FC Halle), Meszaros (FC Hochstadt), Richter (SV Schwetzingen), Trageser (SV Bernbach).
Tor: Gemeri, Haas.
Abwehr: König, Kotarac, Martinez, Plagentz, Trageser, Zimmer, Zwilling.
Mittelfeld und Angriff: Aktas, Chougjda, Ferreiro, Gedikli, Heindl, Holtkamp, Hormel, Kapetanovic, Karakaya, Kavaz, Meixner, Meszaros, Richter, Thurow. Trainer: Kurt Geinzer (Kikkers Offenbach) für Heinz Wulf (SV Wehen).
Abgänge: Göbel (Hünfelder SV), Starke (Buchonia Flieden), Döll (Suhler SV), Pundmann, Knecht (beide Bayern Alzenau), Kowarz (SV Niedermoos).
Zugänge: Dressel (Vikt. Aschaffenburg), Diegmüller (Kickers Offenbach), Poppowitsch, Schlieck (beide Soemtron Sömmerda), Färber (Bor. Mönchengladbach), Drube (KSV Hessen Kassel).
Tor: Fladung, Oswald, Sude.
Abwehr: Michel, Kirchner, Hirsch, Drube, Wischermann, Möller.
Mittelfeld und Angriff: Diegmüller, Schlieck, Thomas, Reith, Klee, Dressel, Kreß, Hack, Lesser, Weiß, Poppowitsch, Färber.
Trainer: Uli Sude (VfL Osnabrück) für Jürgen Krawczyk.
Abgänge: Collet (dritte Mannschaft), Orf (Co- Trainer), Schneider (SG Höchst).
Zugänge: Jakob, Massali (beide Rot-Weiß Walldorf), Mähn (FSV Mainz 05), Nielsen (Sarpsborg/Norwegen), Raab (FC Pforzheim), Süß (Karlsruher SC).
Tor: Mosbach, Nielsen, Vogler.
Abwehr: Caic, Massali, Menger, Schmitt, Süß, Utsch.
Mittelfeld und Angriff: Bals, Boche, Brummer, Feyen, Helbing, Hübner, Jakob, Kornhuber, Kosak, Kramke, Mähn, Raab, Sauer, Schröder, Trapp.
Trainer: Heinz Wulf (Rot-Weiß Walldorf) für Karlheinz Kühn.
Abgänge: Balte (Fortuna Mombach), Finger (SV Flörsheim), Orf (FV Delkenheim), Woodring (Hamburger SV).
Zugänge: Dries, Sohler (beide Eintracht Bad Kreuznach), Ebling (RW Alzey), Fuscio (eigene A-Jugend), G. Garcia, C. Garcia, Richardson, Heaney (alle College North Carolina/USA), Gloskowski (San Francisco), Kirn, Schloßstein (beide FSV Mainz 05), Kohl (Viktoria Sindlingen), Marthinsen (RSV Würges), Schott (Darmstadt 98), Steffgen (SG Höchst), Treber (Opel Rüsselsheim), Weidner (Rot-Weiß Walldorf), Weimer (Rot-Weiss Frankfurt).
Tor: Gloskowski, Heaney, Ingendae, Kohl.
Abwehr: Dries, Richardson, D. Scherrer, S. Scherrer, Schloßstein, Schott, Sohler, Weimer, Wolfgang.
Mittelfeld und Angriff: Bangel, Bohr, D'Alpaos, Dembowski, Ebling, Eichinger, Fuscio, C. Garcia, G. Garcia, Halter, Kirn, Klinkhammer, Krüger, Marthinsen, Mudeyi, E. Mühlroth, W. Mühlroth, Steffgen, Treber, Uwimana, Weidner.
Trainer: Max Reichenberger.
Abgänge: Alder (Trainer der Zweiten Mannschaft), Völker (Asbach), Honig (Mengsberg), Söllner (Ziel unbekannt).
Zugänge: Koch ((FSV Cappel), Akkoyun (Grun-Weiß Borken), Thorsten Müller (FSV Frankfurt), Münn (VfL Marburg), Sicaja (Jahn Treysa), Bayer (MTV Ingolstadt), Thomas Müller (Rot-Weiß Riebelsdorf), Wendler (Kickers Offenbach).
Tor: Seum, Ersnt, Spohr.
Abwehr: Suchomel, Wenig, Hofmann, Winkler, Stuckhardt, Schneider.
Mittelfeld und Angriff: Schmier, Rickert, Englert, Biernacki, Meckbach, Walper, Losekam, Koch, Münn, Sicaja, Bayer, Heidl, Höfler, Akkoyun, Thorsten Müller, Wendler, Thomas Müller.
Trainer: Nico Semlitsch (TSV Grünberg) für Hans Schweigert.
Abgänge: Drube (Bor. Fulda), Lakies (FSV Frankfurt), Zötzsche (Markkleeberg), Scheunert (Türkgücü München), Thomas Schmidt (KSV Baunatal), Freudenstein (FSV Kassel), Zeljko (Ziel unbekannt).
Zugänge: Dickhaut, Marco und Michael Mason (alle KSV Baunatal), Cakici (RSV Würges), Jordacha (Breitenbach), Schön (FC Halle), Kneuer (aus der eigenen Reserve).
Tor: Kneuer, Kesper.
Abwehr: Deppe, Bodo Schmidt, Matys, Dickhaut, Schön.
Mittelfeld und Angriff: Arndt, Höhle, Zimmermann, Marco und Michael Mason, Jordache, Jäger, Cakici, Liebers, Becker, Kistner.
Trainer: Karl-Heinz Wolf für Hans-Ulrich Thomale.
Abgänge: Münn (SC Neukirchen), B. Vollmer (VfB Gießen), Starostzik (Ziel unbekannt), Zährl (Laufbahn beendet).
Zugänge: Pabst (SC Waldgirmes), Budde (FSV Frankfurt), Winkler (SF Burkhardsfelden), Streich (VfB Gießen), Schlüter (Blau-Gelb Marburg).
Tor: Marquardt, Schlüter.
Abwehr: Stengel, Heneis, Bamberger, Streich, Budde, Th. Vollmer, Faust.
Mittelfeld und Angriff: Winkler, Rasiejewski, Lange, Stingel, Laus, Bück, Backhaus, Endres, Röder, Pabst, Brizzi, Reinhardt.
Trainer: Timo Zahleiter (Cottbus) für Rainer Künkel.
Abgänge: Simm (SG Egelsbach), Winkler (SG Höchst), Haigis (TV Bad Vilbel), Schneidt (Rot- Weiß Walldorf), Budde (VfL Marburg), Thorsten Müller (SC Neukirchen), Siasia, Freund, Rzepnikowski, Feller (alle Ziel unbekannt).
Zugänge: Alleweldt (Vikt. Sindlingen), Croonen, Pasqualotto (beide Spvgg. Bad Homburg), Conrad (Eintracht Frankfurt Am.), Boy (Rot- Weiss Frankfurt), Traupel (Rot-Weiß Walldorf), Sandt (Vikt. Aschaffenburg), Grau (SG Höchst), Lakies (KSV Hessen Kassel).
Tor: Croonen, Alleweldt.
Abwehr: Fischer, Zgraja, Arnold, Conrad, Boy, Sandt, Pasqualotto.
Mittelfeld und Angriff: Haupt, Grau, Traupel, Duzel, Matthaei, Schäfer, Etebu, Grevelhörster, Lakies.
Trainer: Herbert Dörenberg.
Für Norwegens Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland sind Meinungsumfragen zur Zeit düsterer Lesestoff. Nur noch 25,7 Prozent der Norweger wollten im Juni Brundtlands "Arbeiterpartei" die Stimme geben. So schlecht standen die Sozialdemokraten noch nie da, seit in Norwegen die politischen Sym- und Antipathien gemessen werden. Bei den letzten Parlamentswahlen 1989 hatten noch 34,3 Prozent für die Arbeiterpartei gestimmt, und als Brundtland ein Jahr später eine gescheiterte Bürgerkoalition ablöste, hatte sie 45 Prozent ihrer Landsleute auf ihrer Seite.
Gleichzeitig erreicht der Widerstand gegen Norwegens EG-Beitritt neue Höhen. Nur noch 35 Prozent sprachen sich im Juni für die Mitgliedschaft ihres Landes in der Europäischen Gemeinschaft aus. 49 Prozent lehnten sie ab. Daß es zwischen diesen beiden Umfragen einen Zusammenhang gibt, ist klar. Nach den Gründen für das Stimmungstief bei den Sozialdemokraten befragt, geben Anhänger wie Gegner der Regierungspartei identische Antworten: erstens die Arbeitslosigkeit, die mit 5,7 Prozent einen norwegischen Rekordwert erreicht hat, und zweitens die Europafrage. Die sozialdemokratische Parteiführung will Norwegen in die EG führen, doch ihre Wähler lehnen dies ab.
Brundtland weiß um die EG-Skepsis, die in ihrem Land herrscht. Schließlich haben die Norweger schon 1972 den Rat des politischen Establishments verworfen und in einer Volksabstimmung den EG- Beitritt abgelehnt. So versuchte die Ministerpräsidentin in einem langsamen Meinungsbildungsprozeß, ihre isolationistischen Landsleute von den Vorzügen der EG zu überzeugen. Doch die Taktik, von der konservativen Opposition als überflüssiges Zögern angeprangert, scheint nicht aufzugehen. Seit die Regierungschefin im April deutlich machte, daß sie den EG-Beitritt für die beste Lösung hält, rasselten die Sympathiewerte für ihre Partei kontinuierlich nach unten. Und während die Anhänger eines EG-Beitritts zu Jahresanfang noch mit 45 zu 36 Prozent vorne lagen, haben die Gegner seit Brundtlands Europabekenntnis knapp und seit dem dänischen Maastricht-Nein eindeutig die Oberhand.
"Wir könnten es uns leicht machen und die EG-Debatte abblasen", sagt Gro Harlem Brundtland. "Doch das wäre ein historischer Fehler". So heißt ihre Ambition weiterhin, auf dem sozialdemokratischen Kongreß im November die Zustimmung dafür zu bekommen, Norwegens Beitrittsantrag in Brüssel abzuliefern. Die Urabstimmungen in den Parteidistrikten deuten an, daß ihr dies gelingt. Die Nein-Distrikte im Norden und Westen des Landes sind in der Minderzahl. Doch der starke Widerstand beunruhigt die Sozialdemokraten: Was hilft es, die Partei hinter ein Ja zu vergattern, wenn diese Partei dann keine Wähler mehr hat? "Ich halte es nicht für genial, eine politische Niederlage geradezu aufzusuchen", meint Rune Gerhardsen, der Bürgermeister von Oslo und prominenteste EG-Gegner der Arbeiterpartei.
Die Bauern, die bei einem EG-Beitritt um ihre Subventionen fürchten, und die Fischer, die ihre Fanggründe nicht mit deutschen und spanischen Hochseetrawlern teilen wollen, geben in der norwegischen EG-Debatte den Ton an. Doch die Skepsis der Norweger gegen die EG ist vor allem eine Skepsis gegen einen undemokratischen Zentralismus, in dem fernab von Oslo Entscheidungen getroffen werden, von denen man nicht glaubt, daß sie auf die Besonderheiten eines Landes am Rande Europas besondere Rücksichten nehmen würden. Wird Norwegen in der EG seinen hohen Standard in der Umwelt- und Sozialpolitik oder bei der Entwicklungshilfe bewahren können, fragen die EG-Gegner, und ihre Antwort fällt negativ aus.
"Für mich ist die EG der wichtigste Beitrag zu Frieden und Stabilität in Europa", hält Außenminister Thorvald Stoltenberg dagegen, "doch in dreißig Jahren Arbeit mit der europäischen Integration ist es mir nicht gelungen, meinen Landsleuten diese Vision zu vermitteln". Die Alternative zu der von den EG-Gegner ausgemalten "Herrschaft der EG-Bürokraten" wäre in einem kleinen, von internationalem Handel abhängigen Land nicht die Selbstbestimmung, meint Stoltenberg: "Die Alternative wäre die Herrschaft von Bürokraten der multinationalen Konzerne und Banken. Da sind mir die demokratisch kontrollierten Bürokraten lieber". Eine Revision des Maastrichter Vertrages könnte den Norwegern die Zustimmung zur EG erleichtern, glaubt Stoltenberg. "Trotzdem wäre eine Revision für Norwegen schlecht. Je enger die Zusammenarbeit ist, desto besser für uns als kleines Land. Ich fürchte nicht zu wenig Souveränität, sondern zu viel."
Noch vor wenigen Jahren hatte Stoltenberg geglaubt, daß ein EG-Beitritt möglich sei, ohne die aufreibende Debatte von 1972 zu wiederholen. Nun sieht er ein, daß er sich täuschte. Die Europa-Frage spaltet weiterhin das Volk. Nur die verteidigungspolitische Zusammenarbeit, die in Dänemark maßgeblich zum Nein zu Maastricht beitrug, spielt in Norwegen kaum eine Rolle. Auch die EG-Gegner akzeptieren eine assoziierte Mitgliedschaft in der Westeuropäischen Union und nehmen damit der Regierung das Argument, daß man wegen der heiklen strategischen Lage des Landes in der Europäischen Gemeinschaft unterschlüpfen solle.
Die EG-Frage sei wichtiger als das Ergebnis ihrer Partei bei den Parlamentswahlen in einem Jahr, verkündet Ministerpräsidentin Brundtland und hält ihren Europakurs unbeirrt ein. Sie kann dies in dem Bewußtsein tun, daß ihre Partei in einem historischen Tief stecken mag, daß es zu ihrer Regierung jedoch keine Alternative gibt. Die letzte bürgerliche Koalition zerbrach an der Europa-Frage, weil die Konservativen lieber heute als morgen, Zentrum und Christdemokraten aber unter keinen Umständen in die EG wollen. An ein Wiederaufleben der bürgerlichen Zusammenarbeit ist vor der endgültigen Klärung der Europapolitik nicht zu denken.
Die Parteien der EG-Gegner aber, zu denen auch die Sozialistische Linke zählt, haben ihren Stimmanteil seit den letzten Wahlen zwar von 25 auf 37 Prozent erhöht. Eine Mehrheit für sie ist jedoch nicht in Sicht. Und so gibt es auch eine Meinungsumfrage, die für Gro Harlem Brundtland tröstlich zu lesen ist: Zwar versagen die Wähler den Sozialdemokraten die Gefolgschaft. Wenn man sie aber fragt, wer denn Norwegen regieren solle, dann antworten die meisten Norweger dennoch: die Arbeiterpartei.
SINNTAL. Käthe Baier erinnert sich noch gut an jene Zeit: "Das war damals eine große Erleichterung für uns Landfrauen", erzählt die 63jährige, die jahrelang Feriengäste auf dem eigenen Bauernhof bewirtete und nun mit ihrer Tochter Hannelore das Café "Sonnenkanzel" betreibt. Damals, das waren für die Frauen auf den Dörfern noch jene mühseligen Zeiten, als die Lebensmittel, um sie länger haltbar zu machen, gepökelt und geräuchert werden mußten oder gekocht in Einweckgläsern verstaut wurden. In Züntersbach, einem 750-Einwohner-Dorf im östlichsten Zipfel des Main- Kinzig-Kreises und im äußersten Eck Hessens, hielt der Fortschritt 1961 Einzug. Genau am 24. September war es, so steht es im Protokollbuch, da "hat Herr Wehr von der Landwirtschaftsschule Schlüchtern über die Bedeutung einer Gefrieranlage für die Landbevölkerung gesprochen".
Die 49 Dorfbewohner folgten den Ausführungen aufmerksam und waren schnell überzeugt. Keine drei Monate später hatte die Firma "Brown Boveri" ein 30 000 Mark teures Gefrierhaus errichtet, verlosten die Mitglieder der Gefriergemeinschaft Züntersbach die 40 Kühlfächer und erläuterte eine Hauswirtschaftslehrerin die Kunst der "Zubereitung des Gefriergutes".
Eine Tiefkühltruhe besaß seinerzeit niemand im Ort, da bot sich die Gründung einer Gefriergemeinschaft geradezu an. Selbst wenn jene 750 Mark, die Anteilseigner aufzubringen hatten, die meisten Landwirte über ein Darlehen finanzieren mußten. Schließlich: "Wo wolltest du plötzlich soviel Geld hernehmen?", fragt der heute 62jährige Heinz Schomann. Auch in den umliegenden Dörfern, in Schwarzenfels, Mottgers, Sterbfritz und Altengronau, die heute wie Züntersbach allesamt zur Großgemeinde Sinntal gehören, bildeten sich die Allianzen.
Die Gefrieranlagen haben zumeist zwischen 40 und 50 Fächer, genormt auf 250 Liter. Dazu kommen Kühlraum und Vorfroster, die den Bauern das Schlachten erleichtern. Drei Mark waren in Züntersbach anfangs monatlich an Stromgeld fällig, zuletzt waren es 160 Mark jährlich. Seit einem Jahr ist in dem Häuschen in der Schillerstraße der Strom abgedreht. Erst in der letzten Woche berieten die Mitglieder wieder einmal über die Auflösung der Gesellschaft, was sich angesichts von 37 im Grundbuch eingetragenen Besitzern als nicht einfach erweist. Das Interesse an der Gefrieranlage ist aus den verschiedensten Gründen erloschen. Die Gemeinschaft ließ zu wünschen übrig, das Häuschen ist "heruntergekommen", erläutert Vorstandsmitglied Karl Ditzel (62). Zuletzt hatte sich niemand mehr um notwendige Reparaturen gekümmert. Daß mittlerweile jeder eine eigene Gefriertruhe besitzt, versteht sich von selbst.
Das Ende der Gefriergemeinschaft ist allerdings nicht symptomatisch. Im Gegenteil: "Die Züntersbacher waren schon immer ein eigenes Völkchen", sagen die übrigen Sinntaler. In der Tat: Ende der siebziger Jahre hatten sich die Züntersbacher bis zuletzt gegen die Eingemeindung gewehrt.
Die Dorfbewohner zieht es fast ausschließlich ins nur drei Kilometer entfernte Bad Brückenau, mit dem sie sogar die Vorwahl im Telefonnetz verbindet. Lieber hätten sie sich dem Staatsbad angeschlossen. Doch Bad Brückenau - das liegt in Bayern.
In den anderen Sinntaler Dörfern tauen die Gefrierhäuschen nicht auf, so in Neuengronau, wo die Gefriergemeinschaft weiter Fleisch, Wurst, Brot und Gemüse in den Fächern verstaut - zusätzlich zur Tiefkühltruhe daheim. Auch daran ist ein Trend erkennbar. Vorstandsmitglied Horst Müller: "Seit immer mehr Tante-Emma-Läden auf den Dörfern schließen, wird die Versorgung zusehends schwieriger." Beim weiten Weg in den Supermarkt werden entsprechend große Vorräte eingekauft. Da reicht die Anlage in der Wohnung dann nicht mehr.
JÖRG ANDERSSON
HÖCHST. Vorurteile richten sich meist gegen Fremde. "Ausländer, die sie persönlich kennen, mögen die Leute. Unbekannte lehnen sie ab, denn das sind die Schlimmen." Pfarrer Hans-Georg Döring möchte deswegen Gespräche, Information und Begegnung zwischen Nachbarn und Asylsuchenden ermöglichen, die nach den Sommerferien in die McNair-Kaserne eingewiesen werden. "Kontakte können drohende Konflikte verhindern oder entschärfen", hofft der Geistliche.
Döring will dazu eine Flüchtlings-Arbeitsgemeinschaft (AG) gründen, die sich am Montag, 13. Juli, um 19.30 Uhr, im Gemeindehaus, Hospitalstraße 42, konstituieren soll.
Zwei Grundsätze müßten die Arbeit leiten, meint Döring: "Nachbarn haben ein Recht, in ihren Ängsten ernstgenommen zu werden. Flüchtlinge sind zu schützen und dürfen keiner ungerechtfertigten Gewalt ausgesetzt werden." In der AG können alle mitmachen, die "Interesse" haben. Kontakt unter Telefon 31 64 41. dis
KÖNIGSTEIN. Die deutsche Ostpolitik steht ebenso im Mittelpunkt wie "Aggression und Gewalt in Alltag und Schule". Seminare im litauischen Wilna, in Moskau, Budapest und Taschkent in Usbekistan sind neben Angeboten in Königstein aufgelistet: Die Königsteiner Ostakademie hat jetzt ihr Halbjahresprogramm für Juli bis Dezember vorgelegt.
Es enthält 43 Angebote zur Geschichte, Politik, Gesellschaft und Kultur in Deutschland, Mittel- und Osteuropa. Darunter sind auch wieder zahlreiche Begegnungsseminare mit Jugendlichen aus Osteuropa.
Die Ostakademie will die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihrer Seminare zur "kritischen Auseinandersetzung mit individualistischen und kollektivistischen Strömungen sowie mit totalitären und antidemokratischen Systemen und Weltanschauungen in Ost und West" bringen.
Das Programm richtet sich vor allem an Schüler und Studenten sowie junge Berufstätige und Bildungsurlaubsberechtigte. Es wendet sich aber auch an "alle Interessenten". Das Verzeichnis kann bei der Ostakademie (Tel. 0 61 74 / 40 75 und 40 76) angefordert werden. stk
FRANKFURT-OST. Die Sozialstation Obermain der Arbeiterwohlfahrt (AW) ist umgezogen. Ab sofort ist die Einrichtung in der Hanauer Landstraße 16 a zu finden. Bisher war die Sozialstation, die für die Altstadt, die Innenstadt, das Ostend und den westlichen Teil des Nordends zuständig ist, im August-Stunz-Heim am Röderbergweg im Ostend untergebracht.
Hauptaufgabe der Einrichtung ist es, älteren Menschen und Behinderten durch Beratung und Vermittlung ambulanter Dienste zu helfen. Täglich beantworten die Sozialarbeiterinnen bis zu 40 Anrufe von hilfesuchenden Menschen. Aus Platzgründen mußte die AW-Sozialstation ihre Räume im August-StunzHeim verlassen, es war viel zu eng geworden. "Wir haben jetzt Platz, und wir sind für die alten Menschen leichter erreichbar. Die S-Bahnstation ,Ostend' liegt direkt nebendran, und die Straßenbahn der Linie 14 hält ebenfalls in der Nähe", sieht die Sozialarbeiterin Petra Fischer-Thöns als Vorteile des neuen Standortes an der Hanauer Landstraße. In der ehemaligen türkischen Gaststätte sind ein Büro- und Beratungslokal, ein Raum für die Zivildienstleistenden, Toiletten und eine kleine Küche eingerichtet worden.
Die Sozialstationen waren vor etwa zwei Jahren auf Initiative der Stadt eingerichtet worden. Sie sollen das Sozialamt entlasten und es vor allem den älteren Menschen einfacher machen, die Hilfen anzunehmen, auf die sie Anspruch haben.
"Alt sein heißt ja nicht, zugleich arm und krank zu sein", grenzte Ute Rasim, Abteilungsleiterin der offenen Altenhilfe der AW, das Konzept der Sozialstationen von der Arbeit des Sozialamtes ab. Ein weiteres Ziel der AW-Sozialstationen ist es, den Menschen trotz ihrer Hilfsbedürftigkeit eine Chance zu geben, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung weiterzuleben. Dazu genügt es manchmal, den Alten oder den Behinderten beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt "ein wenig zur Hand zu gehen".
Diese Unterstützung ist nach den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen in den Sozialstationen meist nur für einen begrenzten Zeitraum erforderlich. Auf diese Weise kann oft der Weg ins Pflegeheim vermieden werden.
Konkret vermitteln die Sozialstationen einfache Putz- oder Einkaufshilfen oder beantragen "Essen auf Rädern" bei der Stadt Frankfurt. In besonders schweren Fällen kann auch eine Fachkraft für die Fortsetzung auf Seite 6
SCHWANHEIM. Seit kurzem werden von Schwanheim aus nach längerer Pause wieder Krankentransporte und Rettungsdienste gefahren. Die neu eingerichtete Station in Alt-Schwanheim 15 (Sitz der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim- Goldstein) ist rund um die Uhr mit hauptamtlichen Kräften des DRK-Bezirksverbandes Frankfurt besetzt. Sie arbeiten in drei Schichten. Untergebracht ist die Besatzung vorerst in einem Wohncontainer im Hof der Bereitschaft.
Die Rettungs- oder Krankentransportwagen können nur über die bekannte Rufnummer 49 00 01 der Leitstelle bei der Branddirektion angefordert werden (bei Unfallmeldungen 1 12).
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein sind derweil mit Aufgaben im Sozial-, Blutspende- sowie im Sanitätsdienst bei Veranstaltungen betraut. An der Mitarbeit interessierte Schwanheimer und Goldsteiner erfahren Näheres vom Ortsvereinsvorsitzenden Willi Schmidt. Er ist unter der Telefonnummer 6 66 18 42 erreichbar. dixi
OBERRAD. Zur Eröffnung der Frankfurter Kirchweih- und Kerwesaison erwarten die Schausteller am Samstag, 11. Juli, ab 14 Uhr in Oberrad auf dem Festplatz an der "Villa Bonn" viele Besucher. Ausrichter des Dreitagefestes ist wieder die Karnevalgesellschaft "Wespen" von 1887. Wie üblich wird zu Beginn des Fests ein Kerwebaum eingeholt.
Dabei wird die Freiwillige Feuerwehr und die "Wespen" von Kerweburschen aus Sachsenhausen unterstützt. Deren langjähriger Präsident, Wolfgang Stumpf, entwickelte aus einer (Baum-) Not heraus folgende Technik: Mit einer Stahlhülse wird an der Spitze des Fichtenstamms vom Vorjahr eine Minifichte befestigt - fertig ist der Kerwebaum.
Bekanntlich gibt es für das Sachsenhäuser Brunnenfest und für die Kerb in Oberrad nur noch Minibäumchen. Da und dort will man aber nicht auf die gewohnte Standardgröße einer stattlichen Fichte verzichten. Deshalb wird seit Jahren der große Stamm "eingemottet". In Oberrad wird er jetzt wieder hervorgeholt, "entstaubt" und zur "Veredelung" in den Stadtwald gebracht. Natürlich gehört ein kräftiges "Frühstück im Walde" und ein Umtrunk dazu. Treffpunkt der Kerweburschen ist ab 9 Uhr im Beckerweg nahe des Sachsenhäuser Landwehrwegs. Erstmals nach vielen Jahren fällt der obligatorische Festzug zum Auftakt der Kerb aus. Der "Wespen"-Vorstand, mit dem Vorsitzenden Manfred Dehm an der Spitze, mußte den Kerwezug aus zwei Gründen absagen: wegen Baustellen in der Wiener Straße und wegen Personalmangels in der Ferienzeit. Unter anderem war es nicht möglich, mehrere Musikzüge zu verpflichten.
So wird der Kerwebaum auf direktem Weg über die Buchrainstraße und den Goldbergweg zum Aufstellplatz in der Georg-Treser-Straße gebracht. Aufgestellt wird der Baum gegen 17 Uhr unter Leitung des Hauptbrandmeisters Paul Allerberger. Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch eröffnet das Fest um 17 Uhr.
Danach ist Kerwetreiben sowohl bei den "Wespen" im Hof der Turnhalle Spatzengasse als auch bei den Schaustellern an der "Villa Bonn" angesagt. Zum Kerwetanz in der Turnhalle (ab 18 Uhr) spielen "Die Colibris" aus Usingen. Weiter geht's am Sonntag, 10 Uhr, mit dem musikalischen Kerwefrühschoppen in der Turnhalle (es spielt der Musikverein Bad Orb) und ab 14 Uhr mit Kerwetreiben an der Villa Bonn. Während die "Wespen" ihren Part am Kerwesonntag beenden, brechen die Schausteller ihre Zelte erst am Montagabend ab. dixi
RANSTADT. Die Ranstädter Jungsozialisten warnen die Verbraucher vor dem "Grünen Punkt". Dieser sei keineswegs - wie der Name es suggeriere - ein Zeichen für die Umweltverträglichkeit. Die Kennzeichnung einer Verpakkung mit dem "Grünen Punkt" bedeute lediglich, daß der Hersteller dieser Verpackung einem privaten Rücknahmesystem - dem sogenannten dualen System - beigetreten ist und über dieses duale Abfallsystem seinen Müll entsorgen läßt. "Wirklich umweltfreundliche Produkte, wie zum Beispiel die bis zu 50mal wiederverwertbaren Mehrwegflaschen, tragen keinen grünen Punkt", so die Jusos.
Deshalb appellieren die Ranstädter Jungsozialisten an die Verbraucher, schon beim Einkauf auf umweltfreundliche Produkte zu achten und die bestehenden Mehrwegsysteme zu nutzen. str
"Am Schluß der gegebenen Informationen, einschließlich der Besichtigung der Anlage, waren wir davon überzeugt, daß die OVAG in verantwortlicher und vorausschauender Weise mit dem kostbaren Gut Wasser umgeht und daß das Gerede vom leergepumpten Vogelsberg lediglich Gerede und Politik im schlechtesten Sinne sind. Wir empfehlen daher, sich die Mühe zu machen und sich an Ort und Stelle zu informieren, es lohnt sich." Die Wetterauer Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), Kristina Paulenz, nach einem Besuch der AsF im OVAG-Wasserwerk in Inheiden im Pressedienst ihrer Partei.
"Stoltze junior" nannte sich Adolf Stoltze, am 10. Juni 1842 in Mainz unehelich geboren und, bei der Großmutter Stoltze liebevoll umhegt, in Frankfurt als "halbes Waisenbübchen" aufgewachsen. Der Frankfurter Senat erlaubte ihm erst 1864, als Volljährigem, den Namen seines Vaters anzunehmen. Er nutzte ihn mit der Betonung auf junior zunächst bei allen seinen Veröffentlichungen, was der Senior Friedrich mißbilligte.
Adolf Stoltze starb im April 1933, 91 Jahre alt, als einer der populärsten Frankfurter. Von der Reichsgründung, dem Ersten Weltkrieg bis zur "Machtübernahme" hat er Zeitgeschichte erlebt. Noch zu seinem 90. Geburtstag saß er in der Intendantenloge des Schauspielhauses. Gegeben wurde "Alt-Frankfurt". Karl Luley spielte den Muffel, Mathilde Einzig die Frau Funk. Rudolf Presber hatte ein Vorspiel geschrieben.
Die Studenten hatten dem Autor einen Fackelzug gebracht. Und er dichtete am Tag darauf: "Ganz Frankfurt hat mir gratuliert, weil alt ich neunzig Jahr! Hab ich mich denn so aufgeführt, das sowas nötig war?"
Die Sommerausstellung des Stoltze-Museums im Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40, heißt "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater". Alfred Estermann, Hüter des Nachlasses der Stoltzes bei der Stadt- und Universitätsbibliothek, stellt den Theatermann, den seinerzeit erfolgreichen Dramenschreiber vor mit seinen Stücken "Schönklärchen", die "Gemeinschaftliche Hochzeitreise", das Trauerspiel "König Hiarn" oder "Vinzenz Fettmilch". Geblieben aber ist nur "Alt-Frankfurt", die Charakterisierung des Frankfurterischen schlechthin.
Die Ausstellung im Forum, von Estermann in zwölf Kapiteln aus dem Nachlaß aufgeblättert, weist ein Glanzlicht auf, ein Telegramm zum 85. Geburtstag: "dem ehrwürdigen Meister, dem lieben Jubilar herzliche Wünsche von Teddie Wiesengrund". Später nannte er sich Adorno, und ein Bild des 25jährigen fand sich im Stoltze-Nachlaß.
Immer, so sieht es Estermann, habe Adolf unter dem Druck geschrieben, sich dem Vater beweisen zu müssen. 25 seiner Stücke hatten allein in Frankfurt mehr als 1000 Aufführungen. Seine Textbücher erreichten eine halbe Million Auflage. "Adolf Stoltze und Frankfurt am Main," heißt es im Begleitheft, "ist die Geschichte einer langen Beziehung". Die wird in der Ausstellung deutlich (bis 31. Juli montags bis freitags von 9.30 bis 17 Uhr).
ERIKA ALBERS
Das war zwischen 1987 und 1989. Dann bekam ich im September '89 den Aufruf von "Demokratie Jetzt" und dem "Neuen Forum" in die Hände. Ich habe mich dann hingesetzt und tagelang Dutzende von Durchschlägen geschrieben und die dann wieder an Leute verschickt, die ich kannte. Ab Mitte September 1989 habe ich Kontakt zu "Demokratie Jetzt" aufgenommen und dann seit der ersten Oktoberwoche bei ihnen aktiv mitgearbeitet.
Frage: Bis 1988 lebten Sie also in einer totalen politischen Apathie?
Weiske: Das nicht. Politisch apathisch war ich nie, aber ich war nie in Gruppenzusammenhängen tätig. Für die Leute, mit denen ich zu tun hatte, war ich eigentlich eine Zumutung. Manche hatten Angst, überhaupt noch mit mir zu reden, weil ich oft ein ausgesprochen loses Maul hatte. Aber ich hatte nie das Glück, näher an "organisierte" Menschen heranzukommen. (. . .)
Während meiner Promotion nahm ich an einer Studie teil, die ein bestimmtes Untersuchungsmodell beurteilen sollte. Ich ging davon aus, daß es sich wirklich um eine Beurteilung handelte. Mir wurde aber schnell klargemacht, daß ich nur das bestätigen sollte, was aus Berlin geschickt worden war, und nichts zu kritisieren hätte. Das was für mich eine schlimme Situation, und ich war ihr nicht gewachsen. Dann sind wir, als mein Mann ein Arbeitsangebot bekam, nach Berlin gegangen. Dort habe ich meine Ausbildung als Fachärztin für Allgemeinmedizin beendet. Es war für jemanden aus Sachsen-Anhalt sehr schwer, überhaupt in Berlin Fuß zu fassen.
In Berlin war man als Sachse das personifizierte Feindbild. Wir hatten dort jahrelang überhaupt keine privaten Kontakte. Mit der Zeit, als die Freunde kamen, zogen wir dann raus an den Stadtrand. Dann wechselte ich wieder den Arbeitsplatz und habe als Praktikerin im Prinzip alleine gearbeitet, immer nur mit einer Sprechstundenschwester, und das bei einer 70- bis 80-Stunden-Woche.
Wir hatten kaum andere Kontakte, außer zu zwei Ehepaaren, denen wir während der Laufzeit ihres Ausreiseantrages, bzw. beim Umzug in den Westen, geholfen haben. 1989 war ich beim ersten Umwelttag in Berlin dabei, wo es auch um die Wahlfälschungen anläßlich der Kommunalwahlen ging.
Frage: Für unser Verständnis ist es in der Regel so, daß Leute irgendwo politisch anfangen - und was tun und machen - und dann später tiefer einsteigen. Von daher ist es für uns absolut fremd, daß jemand plötzlich 1988 quasi ein christliches Beglückungserlebnis hat und politisch aktiv wird.
Weiske: Das ist ja wie mit diesem Faß, das der letzte Tropfen zum Überlaufen bringt. Es ist schon ein sehr langer Entwicklungsprozeß gewesen. Ich habe mir im nachhinein auch die Frage gestellt, wieso ich nicht früher aktiv geworden bin. Es gibt eine lange Liste verschiedener Ursachen dafür.
Frage: Wie kam der erste Kontakt zu den Grünen zustande?
Ich rief dort an, und man sagte mir, daß die Gründung einer Grünen Partei geplant sei. Ich habe mir also meinen Sohn gegriffen, und wir sind gleich hinmarschiert. Wir hatten uns bei der Ankunft zwischen "Grüner Liga" und "Grüner Partei" zu entscheiden. Für mich war klar, daß, wenn ich jemals Parteimitglied werden sollte, ich es bei den Grünen werden wollte. Die NaturschützerInnen im engeren Sinn sind meistens zur "Grünen Liga" gegangen, mein Platz war eher bei der "Grünen Partei". Ich bin in eine Diskussion von etwa 40 bis 50 Leuten geraten. Die hatten sich am Abend vorher schon heftig mit Leuten aus dem "Demokratischen Aufbruch" auseinandergesetzt. Als ich mich dann als jemand von "Demokratie Jetzt" vorstellte, wurde mir quasi der Mund verboten; es gehe jetzt darum, so sagte man mir, jetzt was eigenes zu machen. Nach mehrstündiger Diskussion ging es darum, den Gründungsaufruf zu formulieren. Marianne Dörfler, Jürgen Israel, Carlo Jordan und ich haben uns dann zu viert hingesetzt und diesen Gründungsaufruf erarbeitet. Im Plenum wurde der noch einmal diskutiert, und es ging dann darum, einen provisorischen Sprecherrat zu wählen. Mehrere Leute wurden vorgeschlagen, Carlo Jordan schlug mich vor. Sechs Leute wurden gewählt, und ich gehörte dazu, und dann ging es los.
Frage: Das ist auch wieder das Prinzip Zufall?
Weiske: Ich weiß nicht, ob das Zufall ist. Wir hatten den ganzen Tag diskutiert, die meisten kannten sich nicht. Und da hat eben die Wirkung in diesen Diskussionen entschieden.
Frage: Na gut. Sie hatten kaum politische Erfahrung zu diesem Zeitpunkt. Sie haben einen Gründungsaufruf geschrieben. Das hört sich alles an wie ein bißchen Spielen im Sandkasten.
Weiske: Wenn Sie so wollen. Ich weiß nicht, ob nicht alle Parteien so angefangen haben. Ich denke, auch die SPD oder welche andere Partei sich irgendwann einmal gegründet hat und nicht voll in ein bestehendes anderes Establishment greift, fing im Sandkasten an.
FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg.
Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.
Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.
Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.
In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Sandboard, das dem Surfen und dem Snowboard-Fahren verwandt ist, braucht feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.
Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. orf
"Wollen Sie joggen?" Diese Begrüßung ist Dienstag und Donnerstag mittag im Personalamt der Stadt hinter dem Römer nicht ungewöhnlich. Lieselotte Ebel oder ihre Kolleginnen und Kollegen vom Sportverein Spiridon halten zwischen 12 und 14 Uhr Ausschau nach gesundheitsbewußten Beamten und Angestellten, die die Mittagspause für einen "Citylauf" am Mainufer nutzen wollen.
Seit dem 24. März stehen die Umkleide- und Duschräume in der Alten Mainzer Gasse 4 bewegungshungrigen City- Joggern kostenlos zur Verfügung. Die Stadt bietet den Lauftreff gemeinsam mit Spiridon und DB-Marathon an. Die Laufstrecke ist zwischen zwei und acht Kilometer lang. Dienstags und donners- tags betreuen Spiridon-Mitglieder die Jogger.
Ursprünglich sollten mit dem Lauftreff gestreßte Manager und Beamte auf Trab gebracht werden, um neue Energien für die Nachmittagsarbeit zu tanken. "Aber wir dachten auch an die Hausfrauen, die vielleicht ungern alleine im Wald laufen", ergänzt Lieselotte Ebel.
Beim Eröffnungslauf war noch viel städtische Prominenz dabei. Im Lauf-Alltag der folgenden Wochen schwangen zunächst bis zu 15 Läufer die Beine. Seit Ende Mai sackte die Zahl der Teilnehmer jedoch jäh ab. Die Betreuer von Spiridon halten Sonne und Ferienzeit nicht für das alleinige Hindernis: "Häufig ist die Mittagspause zu kurz."
Auch beim letzten Mal sah es fast so aus, als ob es bei einem Laufduett bleiben würde. Neben Liselotte Ebel stand nur Dietmar Schröter. Der 28 Jahre alte Angestellte der Stadtwerke ist zwar ein geübter Läufer, war aber zum ersten Mal beim City-Lauftreff. "Ich habe in der Zeitung davon gelesen und wollte es mal ausprobieren. Alleine Laufen macht eben doch nicht so viel Spaß", sagte er.
Kurz nach halb eins sollte es auf die Strecke gehen, als unerwartete Jogging-Verstärkung kam. Auch Joachim Materg war zum ersten Mal zum Römer gekommen. Seine Kollegen Michael Endres und Peter Platt hatten den Bankangestellten überredet, die Parkbank am Main mit der Laufstrecke zu vertauschen. Die drei sind Anfänger und wollten die mittlere, 4,6 Kilometer lange Strecke laufen.
Auch ohne vorheriges Training waren die Läufer nach einer guten halben Stunde wieder zurück, verschwitzt und ein wenig außer Atem. "Hat aber Spaß gemacht", lautete das einstimmige Urteil. Die sommerlichen Temperaturen hätten jedenfalls keine Probleme verursacht: "Am Fluß war es schön windig." Dann stand erst mal eine kühle Dusche auf dem Programm. Mit dem Wechsel von T-Shirt und Shorts gegen Anzug, Oberhemd und Krawatte wurde aus dem Jogger wieder der adrette Banker. ek
Natürlich, die Stadt gehört allen. Denen allerdings, die zum Fortkommen 100 bis 200 oder mehr Pferdestärken brauchen, noch ein bißchen mehr. Man macht ihnen Platz, Park-Platz.
Erste These rot-grüner Frankfurt-Politik von 1989: Je mehr Parkplätze, desto mehr Autos. Weg mit ihnen, nieder mit dem Theater-Parkhaus, freie Sicht auf den Main.
Ein voll genommener Mund macht noch keine Zeitgeschichte: Das Parkhaus steht immer noch. Doch etwas fällt: An der Friedberger Anlage möchten die Rot-Grünen Land gewinnen. Am denkmalgeschützten "Odeon", wo sich längst statt des Cafés die Diskothek "Plastic" etabliert hat, soll der Parkplatz abgeschafft werden.
Nachdem die CDU unter dem Grün-Dezernenten Heinz Daum, wie anno 1983 Bürger motzten, zugunsten der Café-Pächter und ihrer motorisierten Gäste "ein Stück Wallanlage verfrühstücken" ließ, setzt die jetzige Regierung beim Grün wieder Speck an. Öffnet doch die Disko erst abends um zehn, wenn Frankfurts Straßen tot genug zum Parken sind.
Möchte, sollte, könnte: Der Magistratsbeschluß, so informiert mit ratlosem Unterton Mathias Wilhelm im Liegenschaftsamt, ist bereits vor einem Jahr gefallen. 365 Tage, in denen die motorisierten Mitmenschen vom Gericht wie von den Berufsschulen um die Ecke das kopfsteingepflasterte Anlagenstück gegen die geltende Beschlußlage unter die Räder genommen haben.
Doch jetzt einfach so "die Schranke abrobben, vorne ein paar Felsen hin und an die Einfahrt eine Doppelreihe junger Bäume", wie sich das der Zeitgenosse Ottokar V. vorstellt - so schnell nimmt sich nicht mal mit den Grünen im Bunde die Stadtnatur ihr Recht. Um aus einem Parkplatz, der eineinhalb Jahrhunderte lang eine geschützte Grünzone war, wieder eine solche zu machen, sind vielmehr "Maßnahmen erforderlich, die das Baurecht tangieren". So Horst Heil, neuer Leiter im Gartenamt.
Es handelt sich damit "um einen aufwendigen Vorgang", zu dem "viele formale Akte notwendig sind". Merke: Wo ein Wille ist, ist nicht immer auch gleich ein Weg. Das zeigt schon der Augenschein: Während der Fall in den Dienststellen gemächlich zwischen Eingangs- und Ausgangskästen unterwegs ist, steht an dem unerwünschten Parkplatz die Schranke zur Fahrt in die Friedberger Anlage weit offen. clau
HEDDERNHEIM. Mit einem Patronatsamt und einem gemütlichen Beisammensein im Kirchgarten neben der katholischen Peter-und-Paul-Kirche in der Oranienstraße 21 feierten die Gemeindemitglieder das Patronatsfest. Pfarrer Walter Kropp erinnerte in seiner Predigt an Petrus, den ersten Papst. Paulus gilt als ein Gründer der Urkirche.
Während des Gottesdienstes stimmten die 15 Frauen des Kirchenchores im Wechselgesang mit der Gemeinde verschiedene Lieder an. Höhepunkt des Abends: Dorival Ristoff, gebürtiger Brasilianer, sang nach dem Patronatsamt im Garten Volkslieder aus seiner Heimat. Ein Freund begleitete ihn auf der Gitarre.
Ristoff, Pfarrer in der evangelischen Gethsemane-Gemeinde im Nordend, hat die brasilianischen Lieder ins Deutsche übersetzt. So konnten alle Gemeindemitglieder mitsingen - während Cola und Apfelwein, Bier und Brezeln verkauft wurden. "Das hat den Leuten ausgesprochen gut gefallen", berichtete Joachim Fischer, Vorsitzender der Kolpingfamilie in Heddernheim.
Erst kurz vor Mitternacht verließen die letzten der rund 90 Gäste die Bänke und Tische im Kirchgarten, auf die nach Einbruch der Dunkelheit Kerzen gestellt worden waren. Fischer: "Daß so viele Menschen den Weg zu uns gefunden haben, ist ungewöhnlich." Im letzten Jahr waren nur 40 Besucher gekommen.
"Und den Ausschank übernehmen wir auch schon seit über 15 Jahren", erläuterte Fischer stolz. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Getränke soll auch in diesem Jahr zusammen mit den Gewinnen eines Herbst-Basares an ein Ausbildungsprojekt in São Paulo (Brasilien) überwiesen werden. Im Laufe der Jahre haben die Mitglieder der Gemeinschaft rund 60 000 Mark dorthin gespendet.
Damit werden Jugendliche zu Schlossern oder Schreinern ausgebildet, die ansonsten auf dem brasilianischen Arbeitsmarkt kein Auskommen finden. Viele der jungen Erwachsenen seien nach dem Abschluß der Ausbildung die einzigen Ernährer einer oft vielköpfigen Familie, berichtete Joachim Fischer den interessierten Zuhörern.
Die Heddernheimer Kolpingfamilie ist eine von sieben derartigen Gemeinschaften in Frankfurt. Sie zählt heute 160 Mitglieder. Pfarrer Adolph Kolping gründete die Gemeinschaften in der Mitte des letzten Jahrhunderts, um den umherziehenden Handwerksgesellen Unterkunft und Familienanschluß zu geben. Er kannte die Sorgen und Nöte des Handwerker-Nachwuchses genau. Denn bevor er Pfarrer wurde, hatte er den Beruf des Schuhmachers gelernt.
"Heute sind die wenigsten bei uns noch Handwerker. Die meisten in unserer Gemeinschaft haben einen kaufmännischen Beruf", berichtet Fischer. Inzwischen ist Hauptaufgabe der Kolpingfamilie, verschiedene Bildungsangebote zu organisieren. Zur Zeit wird eine Seminarreihe zum Thema "500 Jahre Eroberung Amerikas" vorbereitet. Im Herbst geht's los. "Alle Seiten der Eroberung sollen beleuchtet werden, auch die staatspolitische und kirchenpolitische Seite", erläuterte Fischer zur Konzeption der auf sechs Abende verteilten Vorträge.
Der Pfarrermangel hat mittlerweile auch die katholische Peter-und-Paul-Gemeinde erreicht. Die Kirche verfügt nicht mehr über einen eigenen Seelsorger. Pfarrer Artur Gläßer aus der Nachbargemeinde St. Sebastian in der Nordweststadt betreut die Heddernheimer "Schäfchen" mit. Die strengen Anforderungen an die Lebenspraxis, insbesondere die Ehelosigkeit und der Zölibat, sind die wichtigsten Ursachen für den fehlenden Nachwuchs.
"Wir müssen warten, bis sich Rom einmal anders entscheidet, aber zur Zeit sitzt dort ein konservativer Papst", erklärte Joachim Fischer. Die Heddernheimer haben sich inzwischen wohl bereits damit abgefunden, daß das Pfarramt der katholischen Peter-und-Paul-Gemeinde noch länger unbesetzt bleiben wird. kan
USINGEN. "Es ist halt nicht mehr so wie früher!" Mit diesem Stoßseufzer verschaffte sich beim gemütlichen Abendspaziergang auf dem alten Eschbacher Weg so manche Usinger Landfrau erst einmal Luft. Damit war allerlei gemeint, wie sich im Laufe des Abends noch herausstellen sollte. Die ersten wehmütigen Erinnerungen löste die Hugenottenkirche aus, an der die Frauen auf ihrem Weg nach Eschbach vorbeikamen. Sie war das ehemalige "Zuhause" des Vereins.
Als die Renovierung des historischen Gebäudes bevorstand, mußten die Frauen ins Goldschmidtshaus umziehen. Das ist mittlerweile drei Jahre her, aber noch immer fühlen sie sich dort nicht wohl. Die Hausfrauen, deren Koch- und Backkünste weithin gerühmt werden, haben dort keine eigene Küche mehr. Auch können sie ihre Handarbeiten nicht mehr deponieren. "Gerade unseren älteren Frauen, die wissen müssen, wo sie hingehören, fehlt die Beziehung zu einem festen Platz", klagt die Vorsitzende Renate Petri. Einige würden deswegen schon gar nicht mehr zu den Treffen kommen.
Die "älteren Frauen" stellen die mit Abstand größte Gruppe unter den rund 75 Mitgliedern. Die "Jungen" sind eine Handvoll Frauen zwischen 40 und 50 Jahren; das nächste Jahrzehnt ist nur unwesentlich stärker vertreten. So nimmt es nicht wunder, daß auch nur noch eine Handvoll Frauen "richtige Landfrauen" sind und einen großen Hof besitzen. Brigitte Preiß vom Stockheimer Hof ist eine von ihnen. "Wir sind ein Aussiedlerhof in der dritten Generation und wie alle anderen großen Höfe hier existenzbedroht", sagt sie. Mit dem Ländlichen ist es längst auch nicht mehr so, wie es früher war.
"Wir haben 1967 aufgehört - und waren nicht die ersten", erzählt Annl Schwenk. Sie ist seit 1953, als sich der Verein gründete, dabei. Damals zogen rund 15 "echte Landfrauen" von Hof zu Hof und fragten, wer an den langen Winterabenden zu den Weiterbildungslehrgängen kommen wollte, die die ehemalige Landwirtschaftsschule anbot. Vorträge, Koch- und Nähkurse gehörten zum Programm; Fräulein Herz, die unvergessene Gründerin des Vereins im Usinger Land, unterrichtete in Buchführung. Die Weiterbildung beschränkte sich nicht nur auf das Fachliche. Die Frauen spielten auch Theater, turnten und sangen Lieder. An die Pflege des Brauchtums, einer der Schwerpunkte der heutigen Vereinsarbeit, dachte damals noch niemand. Das Brauchtum war der Alltag. "Wir waren Bäuerinnen", sagt Annl Schwenk.
Als die Zahl der Bäuerinnen immer weiter schrumpfte, öffnete sich der Verein für "die Frau im ländlichen Raum". Die Sprachkosmetik konnte bis heute aber nichts daran ändern, daß keine jüngeren Frauen dazustoßen. "Die Neubürger spielen entweder Tennis oder wollen Unterhaltung. Und mehr als ein, zwei freie Abende in der Woche sind wegen der Kinder nicht drin", vermutet die Vorsitzende. Woran es wohl liegt, daß auch die Landfrauentöchter nicht dabei sind? "Sie haben Angst, zu sehr beansprucht zu werden", weiß Frau Petri von ihrer eigenen Tochter.
Die nachlassende Bereitschaft zur Mitarbeit forderte inzwischen ein erstes Opfer. Von den zehn Ortsvereinen im Hochtaunuskreis, einige feierten vor kurzem ihr 40. Jubiläum, hat sich die Landfrauengruppe aus Rod an der Weil aufgelöst. Verantwortung zu übernehmen, sich sozial und kulturell zu engagieren, war für die Landfrauen - auch die berufstätigen - bisher selbstverständlich. Die Usingerinnen sind in der Seniorenarbeit aktiv, helfen für wohltätige Zwecke und unterstützen zahlreiche Vereinsfeste und städtische Veranstaltungen. Für sich selbst haben sie es immerhin geschafft, eine Gymnastik-, Yoga- und Kegelgruppe einzurichten. So mancher Einsatz, wie etwa bei den Ferienspielen, stößt aber inzwischen an die Grenzen ihrer Kräfte. Ein Ziel des Vereins, das früher wichtig war, droht heute, zu kurz zu kommen: "Wir möchten auch zusammensein, um uns ein bißchen zu entspannen."
NORDWESTSTADT. Helmut Gärtner steht an der Spitze der Kandidatenliste, die der SPD-Ortsverein Nordweststadt II jetzt in seiner Mitgliederversammlung beschlossen hat. Ihm folgen Lutz Ullrich, Georg Grimm und Oliver Viest aus der Juso-Arbeitsgemeinschaft Nordwest.
Die Sozialdemokraten setzen auf die langjährige Erfahrung Gärtners und die "praxisorientierte und verdienstvolle Arbeit" des heutigen Ortsvorstehers im Ortsbeirat 8 (Nordweststadt, Niederursel, Heddernheim) heißt es dazu in einer Presseerklärung. Doch auch die Jungsozialisten sollen eine gewichtigere Rolle im Ortsverein übernehmen. Sie haben bereits ein Konzept für ein Jugendcafé ausgearbeitet und befassen sich darüber hinaus mit Problemthemen wie Rechtsextremismus in der Nordweststadt. star
NORDEND. "Ganze Arbeit statt Halbheiten" verlangt die FDP-Nordend, wenn es um die öffentliche Sicherheit der Bürger geht. Zwar begrüßen die Liberalen die verstärkte Präsenz von Ordnungskräften in der City - sie hatten bei ihrer Jahreshauptversammlung eine Polizeiwache an der Hauptwache gefordert - aber "private Wachdienste in der City, in der B-Ebene und in U-Bahnstationen können nur ein Anfang sein", meint die FDP.
Der Schutz des Bürgers sei vor allem Aufgabe der staatlichen Sicherheitskräfte. Deshalb fordern die Liberalen erneut eine Polizeiwache mit 24-Stunden-Bereitschaft im Stadtzentrum. Dazu müßten die Ordnungshüter jedoch personell verstärkt werden. Mehr Polizeistreifen würden den Bürgern ermöglichen, in den Abendstunden "gefahrlos zu flanieren". Als Ergebnis erhofft sich die FDP eine "belebte und sichere City".
Als Standpunkt der Polizeistation schlagen die Liberalen die Räume des Maingas-Beratungzentrums unterhalb der Hauptwache vor. Die Wache wäre dann, auf halber Höhe oberirdisch, von jeder Ebene schnell zu erreichen. orf
BORNHEIM. Die "Langen Nächte" der heimischen Kinos locken das Publikum meistens mit Kassenmagneten älteren Datums: Als "Kultfilm" abgesegnet, sind sie so eine für beliebig lange Dauer recyclingfähig. Mit zwei "Gay Propaganda" Nächten schert nun das Berger Kino aus diesem Schema aus. Anläßlich des europäischen schwul-lesbischen Kulturtreffens in Frankfurt Ende Juli zeigt das Kino eine Auswahl von dokumentarischen Kurzfilmen und Spielfilmen zum Themenkomplex Homosexualität.
Die erste "Gay Propaganda"-Nacht am 24. und 25. Juli ist Beiträgen aus Großbritannien gewidmet. Zu den sieben Filmen gehören auch Beiträge von Derek Jarman, der sich mit dem US-Schriftsteller William S. Burroughs und dem ermordeten Regisseur und Essayisten Pier Paolo Pasolini auseinandersetzt. "Looking For Langston", auf der Berlinale 1989 mit dem "Gay Teddy Bear" ausgezeichnet, geht der Person des schwarzen, schwulen Dichters Langston Hughes nach. "Alfalfa - A Gay Alphabet" schließlich ist ein Animationsfilm über die Codes des Homosexuellen-Jargons.
Eine Nacht mit Filmen aus den USA wird für ein späteres Wochenende angekündigt. Um Männerliebe geht es auch in zwei weiteren Filme des Juli-Programms. "Men in Love" (voraussichtlich ab 9. Juli) ist eine ambitionierte Amateur-Produktion aus den Staaten. Die Chancen der Liebe im Zeitalter von Aids werden hier größtenteils von Laienschauspielern erörtert, was dem Film teils dokumentarischen Charakter verleihen soll. Allerdings schwelgt Regisseur Marc Huestis gelegentlich auch in duftiger StimmungsMalerei und sentimentaler Romantik.
Bereits im Programm ist eine Dokumentation über den Grafiker, der unter dem Pseudonym "Tom of Finland" die schwule Männerwelt seit Jahrzehnten mit Darstellungen knackiger Kerls versorgt. In einer Film-Collage werden Zeichner, Werk und Fans vorgestellt.
Außerdem im Juli zu sehen: "Schließe meine Augen - Begehre oder töte mich" ("Close My Eyes") von Stephen Poliakoff, einem der erfolgreichsten britischen Filme des vergangenen Jahres. Das liegt wohl vor allem an der Darstellung des Tabu-Themas Inzest. Darüber hinaus lobte die britische Kritik den Film aber auch als Parabel auf die Flucht vor den Anforderungen der Leistungsgesellschaft ins Private. "Close My Eyes" wurde 1991 als bester britischer Film, Hauptdarsteller Alan Rickman als bester Schauspieler ausgezeichnet.
Von "Down Under" kommen immer wieder Filme in unsere Kinos, die in einer nicht Hollywood-konformen Ästhetik auf frische, mithin freche Weise ihre Geschichten erzählen. Auch "Gesellschaft für Mrs. Di Marco" ("Death In Brunswick"), 1991 von dem australischen Regisseur John Ruane inszeniert, wird als Beispiel solchen Alternativ-Kinos angekündigt. Die Story um ein Hotel voller Kellerleichen wird in ihrer Skurrilität mit "Blood Simple" von den Coen-Brüdern verglichen. Das Berger zeigt den Film voraussichtlich in der zweiten Juli-Hälfte.
Und wer dann doch nicht auf Kultfilme verzichten kann, der muß sich in "Wayne's World" begeben. Berger-Chef Harald Metz verkauft den US-Teenager-Streifen schon mal vorsorglich als Fortsetzung von Filmen wie "Blues Brothers" und "Cheech & Chong". Wer die Komödie, von Hollywoods Marketing-Profis zielgenau auf Erfolg programmiert, für einen Beitrag über "unkonventionelle Lebensweise" hält, der kann sich "Wayne's World" derzeit zu fast allen Kino-Anfangszeiten (nicht nur) im Berger ansehen. two
NORDEND. Neue Verbindungen herzustellen zwischen Filmen, Regisseuren und Darstellern und dabei thematische Ähnlichkeiten zum Vorschein zu bringen, die teils nur unterschwellig angelegt sind: Diesem Programm hat sich das Werkstatt-Kino "mal seh'n" verschrieben. Das ist meist eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit Filmkultur als gesellschaftlichem Faktor. Doch auch der Spaß an der (Selbst-)Ironie gehört ja zu den Tugenden des "mal sehn'n". Die Grenzen der Frechheit werden dabei fast monatlich ausgedehnt. Bis hin zu einem Doppel-Programm, das nun "Open air" aufgeführt wird: Charly Wellers "Schlammbeißer", die Verlierer-Story schlechthin, wird da als Double-Feature mit "Donald Duck, der Pechvogel" gepaart.
Damit beginnt am Freitag, 10. Juli, der Start einer neuen Freiluft-Filmreihe in Frankfurt. Donald und sein Schlammbeißer sind ab 21.30 Uhr auf einer großen Leinwand im Holzhausenpark zu sehen. Anschließend zieht das Open-air-Spektakel durch weitere Parks: Am 17. Juli ist "Sacco & Vanzetti" im Günthersburgpark zu erleben, eine Woche darauf Wim Wenders' "Summer In The City" auf dem Lohrberg. Bei schlechtem Wetter werden die Aufführungen um jeweils einen Tag verschoben.
Im eigenen Hause in der Adlerflychtstraße 6 (Hinterhof) zeigt das "mal seh'n" im Juli Filme aus dem Repertoire des europäischen Kunstfilms. Noch bis zum 15. Juli werden Filme von Lina Wertmüller wiederaufgeführt. Darunter sind "In einer Regennacht", "Mimi - In seiner Ehre gekränkt" sowie "Liebe und Anarchie". In allen brilliert Wertmüllers Lieblingsdarsteller, der als "Schmierenkomödiant" sich selbst inszenierende Giancarlo Giannini.
Zwei epische Erzählungen von Luchino Visconti schließen sich vom 16. bis 22. Juli an: "Gewalt und Leidenschaft" und "Der Leopard", beide als grandiose Sittengemälde gerühmt. Wer Burt Lanchaster nur aus Hollywood-Klassikern kennt, kann ihn hier als sehr einfühlsamen, wandlungsfähigen und emotional bewegenden Schauspieler erleben.
Ab dem 23. Juli schließt sich dann eine kleine Pasolini-Reihe an. Noch einmal gezeigt werden darin "Teorema - Geometrie der Liebe", "Salo - Die 120 Tage von Sodom", der lange auf den Index der deutschen Ordnungshüter verbannt war, "Edipo Re" sowie "Accatone". two
Seine ständige "Spielerei im Lokus" bezahlte der vier Jahre alte Patrick mit Blutergüssen an den Beinen, am Po und auf dem Rücken. Sein Vater hatte ihn eines Nachts wieder auf der Toilette erwischt, und mit einem hölzernen Kochlöffel verprügelt. Die Eltern des Jungen bezahlen vorerst nichts. Für diese "Mißhandlung eines Schutzbefohlenen" wurden sie von einem Schöffengericht lediglich unter Strafvorbehalt verwarnt. Sollten sie sich innerhalb von drei Jahren noch einmal etwas Ähnliches zuschulden kommen lassen, müssen sie je 3000 Mark (150 Tagessätze à 20 Mark) zahlen.
Angeklagt war der 33 Jahre alte Verkäufer aus Schmitten, in der Nacht zum 29. Januar vergangenen Jahres seinen vierjährigen Sohn "roh mißhandelt" zu haben, indem er ihn als "Erziehungsmaßnahme" mit einem Kochlöffel auf Rükken, Po und Oberschenkel schlug. Dies, so die Anklage, habe er mit der Zustimmung seiner 26 Jahre alten Lebensgefährtin, der Mutter des Kindes, getan.
Wie der Vater vor Gericht aussagte, habe sein Sohn mit Vorliebe mit seinen Exkrementen in der Toilettenschüssel gespielt. Er habe zwar mit allen möglichen Versprechungen versucht, ihm dies abzugewöhnen, doch der Junge habe nicht reagiert und immer wieder dort gespielt. Am Abend zuvor habe er mit Kollegen einiges getrunken und sei erst spät zu Bett gegangen. Als ihn dann seine Lebensgefährtin gegen 3 Uhr geweckt und ihm gesagt hätte, Patrick spiele schon wieder im Klo, habe es bei ihm "klick gemacht".
"Das muß ich ihm jetzt austreiben", habe er gedacht und den Kochlöffel aus der Küche geholt. Im nachhinein, so der Angeklagte, tue ihm dieser "Blackout" leid.
Die Schwester der Angeklagten hatte den Jungen zwei Tage später zu einem Geburtstagsfest abgeholt und die Blutergüsse bemerkt. Als sie den verängstigten Kleinen fragte, was passiert sei, antwortete er: "Mama, Papa haut". Daraufhin brachte sie ihn nicht zurück zu den Eltern, sondern behielt ihn bei sich. Als der Vater des Kindes sie daraufhin bei der Polizei der Kindesentführung bezichtigte, geriet die Sache ins Rollen.
Erst neun Wochen später kam der Junge wieder zu seinen Eltern und, so die Aussage des Vaters, inzwischen ohne seinen unhygienischen Spieltrieb.
Während die Staatsanwältin für den Vater eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten, für die Mutter von drei Monaten forderte, plädierte der Verteidiger auf Freispruch. In seiner Jugend, so führte er aus, hätte es "kein Richter gewagt, Eltern wegen Prügel an ihren Kindern anzuklagen oder ihnen gar sechs Monate aufzuhalsen". sol
HÖCHST. Wer lernen möchte, eine ruhige Kugel zu schieben und am Ende damit noch einen Volltreffer zu landen, ist beim Bowling-Sport-Verein Höchst (BSV) an der richtigen Adresse.
Für Interessierte bietet der BSV im Juli an mehreren Tagen Schnupperspiele an. Gespielt wird auf der Hausbahn des Clubs im Rebstock Bowling-Center, Am Römerhof 18.
Die Kurse werden an folgenden Samstagen angeboten: 18. und 25. Juli, jeweils von 15 bis 17.30 Uhr. Dienstags (21. und 28. Juli) können alle von 17 und 18.30 Uhr kostenlos hereinschnuppern.
Wer dabei Spaß an der amerikanischen Art des Kegelns findet, kann in den Bowling-Sport-Verein eintreten. Trainiert wird montags von 20 Uhr an.
Weitere Informationen gibt der Erste Vorsitzende des BSV, August Langosch, Telefon 0 69 / 31 94 26. tos
FRANKFURT A. M. Die Herde der Wisente ist schon lange weg. Ebenso die Dybowsky-Hirsche, die Störche und die Ponys, die im "Nidda-Zoo" zu Hause waren. Aber auch andere Bewohner des Niddatals, die vor der Bundesgartenschau 1989 noch fester Bestandteil des Geländes waren, mußten ihre Sachen packen: Die "Hunkpapa"-Indianer, die bereits 1984 ihre Jagdgründe vor dem Ginnheimer Wäldchen an die Bleichgesichter abtreten mußten, und viele der Kleingärtner in der Nidda-Aue.
Vor einem halben Jahrzehnt kämpfte noch eine Aktionsgemeinschaft "Rettet das Niddatal" für die Erhaltung des Wald- und Wiesengeländes in seiner alten Form - und somit gegen die Gartenschau. "45 000 Unterschriften konnten wir für unser Anliegen damals sammeln", erinnert Alexander Harth von der Aktionsgemeinschaft. An Sympathisanten und Befürwortern habe es bei Veranstaltungen der Initiative nie gemangelt.
Und was ist aus den Aktivisten gegen die Buga heute geworden? "Die Aktionsgemeinschaft ist im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aufgegangen", erläutert Harth.
"Als die Bundesgartenschau beendet war, haben auch wir unsere Aufgabe als beendet betrachtet." Der BUND-Ortsverband West kümmert sich nun um die Fortsetzung der Umweltschützer-Interessen beim noch immer andauernden Rückbau der Schau - "um das Schlimmste zu verhindern".
Beim Stichwort Rückbau kommt Harth schnell auf den künstlichen Bach im Gelände zu sprechen. Dieser hätte - rechtlich betrachtet - bereits vollständig "zurückgebaut" werden müssen. Die derzeit praktizierte Lösung, das 2,5 Kilometer lange, künstliche Rinnsal nur an einigen Stellen zuzuschütten und andere, bereits bewachsene Teilabschnitte zu belassen, nennt Harth einen "Kompromiß": Ihn stört etwa die Plastikfolie, die auf dem Grund des Baches gespannt wurde. "Wir können nicht sagen, ob diese Folie eventuell irgendwann zur Altlast wird."
Doch nachdem soviel Zeit verstrichen sei und der Bach an einigen Stellen bereits ein Biotop geworden ist - obwohl zuwenig Oberfläche des Bachlaufes im Schatten liege - könne man der Bevölkerung keine Großbaustelle zum Bachrückbau zumuten. Der BUND sei deshalb derzeit nur für Rückbau dort, wo dies ohne großes Gerät zu machen ist.
Auch an anderer Stelle wird der BUND aktiv. So fordert er die "Einlösung der Koalitionsvereinbarung des rot-grünen Magistrats" (Harth) und meint damit die "Renaturierung der Nidda auf ganzer Länge". Die Umsetzung dieser Vereinbarung sei ins Stocken geraten, weil Anliegergemeinden zögern, eventuelle Nutzfläche für Renaturierungs-Maßnahmen freizugeben.
Dabei sei aber wichtig, daß das Wasser des Flusses nicht zu schnell in den Main fließe. "Es muß versickern, damit der Trinkwasserspiegel nicht absinkt." A propos Wasser: Laut Harth gibt es ein Wasserschutzgelände in den Nidda-Auen, das bekannt für seinen dünnen Lehmboden ist. Trotzdem sei diese Schutzschicht verletzt worden. Harth: "Inoffiziellen Informationen zufolge ist das Wasser dort auch in einer Form belastet, wie es vor der Gartenschau nicht der Fall war." Dem möchte er weiter nachgehen.
Alles in allem ist Alexander Harth nicht verbittert oder enttäuscht darüber, daß trotz allen Bemühungen die Buga vor drei Jahren "durchgeboxt" wurde: "Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können." Als nächstes gilt es jetzt, zu verwirklichen, was die Initiative "Rettet das Niddatal" bereits 1989 für die Zeit nach der Schau formulierte: Ein "stabiles ökologisches Netz" zu knüpfen zwischen dem Ginnheimer und dem Praunheimer Wäldchen sowie zwischen den Altarmen der Nidda und dem Vogelschutzgehölz, indem landschaftstypische Biotope dazwischen entstehen. Dazu sollten, wie früher, vielstufige Waldränder mit Hecken und Holunder das Naherholungsgebiet zieren.
Auf den Nidda-Zoo und die Clubs und Vereine werden die Freunde des Niddatals auch künftig verzichten müssen. Die Zootiere sollen nach einer Übergangs-Unterkunft an der Isenburger Schneise und im Stadtwald an den Niederurseler Hang umziehen. Die "Hunkpapas" haben ihren Stamm aufgelöst. Viele Mitglieder gingen, nachdem der alte, seit 1966 besiedelte Stammplatz verlassen werden mußte. Kurz darauf war der Verein pleite. *col
FRANKFURT-NORDWEST. Helmut Gärtner, Ortsvorsteher im Beirat 8, steht an der Spitze der Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März 1993, die die SPD-Nordweststadt in ihrer jüngsten Mitgliederversammlung aufgestellt hat. Ihm folgen Lutz Ullrich, Georg Grimm und Oliver Viest aus der Juso-AG Nordwest. "Die Sozialdemokraten setzen auf die langjährige Erfahrung Gärtners und seine praxisorientierte und verdienstreiche Arbeit", heißt es in einer Presseerklärung. Er habe gute Chancen bei der Wahl 1993 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt zu werden.
Doch auch die Jugend soll eine gewichtigere Rolle im Ortsverein bekommen. Die Jusos arbeiten bereits an Problemthemen wie Rechtsextremismus in der Nordweststadt und planen die Eröffnung eines Jugendcafés im Nordwestzentrum.
Die Kandidaten für den Ortsbeirat 8 sollen erst im Herbst benannt werden. Jetzt richten sich die Blicke auf den nächsten Parteitag nach den Sommerferien. Dann wird die Wahlliste des Unterbezirks aufgestellt. sil
FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, den ersten Platz in der B-Schülerklasse. Erste wurde außerdem die Damengarde mit einem Showtanz in der A-Klasse Modern Dance. Einen schönen dritten Platz belegte die Kindergarde in der Schülerklasse B.
Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die Solisten und Garden der "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers der TuS Eschborn. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven sowie bei Trainerin Gudrun Durand und den Betreuerinnen der Garde. *dixi
FRANKFURT A. M. Auf zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Sozialhilfeempfänger hat die Erwerbsloseninitiative der evangelischen Luthergemeinde hingewiesen. Wie der Sozialarbeiter der Gruppe, Michael Eismann, erläuterte, könnten im Bereich der Alten- und Krankenpflege monatlich 316 Mark zusätzlich verdient werden, ohne daß das Sozialamt dies von der Sozialhilfe abziehe.
Bereits im vergangenen Jahr habe der Leiter des Frankfurter Sozialamtes verfügt, daß "Einkommen, welche im Rahmen der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen" erzielt wurden, bis zu dieser Höhe mit dem Geld vom Sozialamt nicht verrechnet werden. "Mehrbedarfszuschlag" heißt das in der Sprache der Ämter.
Erstaunt zeigte sich Eismann darüber, daß diese seiner Meinung nach "erfreuliche Regelung" vielen seiner Kollegen bei Stadt und Sozialamt nicht bekannt sei. Seine Vermutung: "Das soll wohl - aus finanziellen Gründen - nicht an die große Glocke gehängt werden."
Diese Regelung betrifft allerdings lediglich Sozial-, nicht aber Arbeitslosenhilfe-Empfänger. Diese dürfen höchstens 30 Mark wöchentlich dazuverdienen, alles weitere wird zur Hälfte vom Arbeitsamt wieder abgezogen. Der Grund für die ungleiche Behandlung: Arbeitsämter müssen sich an das "Arbeitsförderungsgesetz" halten, und das ist Bundesrecht. Dagegen wird die Sozialhilfe von den Kommunen geregelt.
Der Verein "Hilfe im Nordend" (HIN) bietet sich als Vermittler solcher Tätigkeiten an. Für etwa zehn Mark Netto-Stundenlohn stellen Mitglieder der Erwerbslosengruppe im HIN ihre Hilfe zur Verfügung. Treffpunkt der Gruppe ist jeweils Montags (13 bis 19 Uhr) und Freitags (10 bis 16 Uhr) im Gemeindehaus, Musikantenweg 58. Nähere Informationen gibt es unter Rufnummer 49 05 74. *fs
STADT UND KREIS OFFENBACH II
Von der Schule müssen die Frankfurter Jungen und Mädchen die Nase wirklich gestrichen voll haben. Anders ist kaum zu erklären, daß sie ein generöses Angebot der Stadt derart verächtlich ausschlagen. "Stell Dir vor, alle Schulhöfe sind zum Spielen offen, und keiner geht hin." Der Alptraum von Jutta Ebeling scheint derzeit Wirklichkeit zu sein; obwohl die Schuldezernentin in den Sommerferien erstmals 56 weitere Schulhöfe offen läßt, damit die Kinder dort spielend die Ferien überstehen, will kaum ein Junge oder Mädchen von der Möglichkeit Gebrauch machen. Das legt zumindest eine völlig unrepräsentative Stichprobe auf einem Dutzend Schulhöfe nahe.
Wo sonst Lehrer in den Pausen die Kinder zum Austoben auf die blanken Asphaltflächen jagen, herrscht nun meist öde Leere. Das liegt auch daran, daß einige Schulhausmeister den Wunsch der Dezernentin offensichtlich nicht gar zu ernst genommen haben. Eine ganze Reihe von Schulhöfen sind entgegen der Ankündigung einfach versperrt. Am Zaun der Kirchnerschule in Bornheim etwa lädt ein großes Schild alle Kinder bis zum Alter von 14 Jahren zum Spielen auf dem Hof ein. Die Mädchen und Jungen, die das wirklich ernst nehmen und etwa auf die verbeulten Drahttore bolzen wollten, wären arg enttäuscht. Alle Schultore sind verrammelt.
Dabei zeigt gerade diese Ecke von Bornheim, wie wünschenswert offene und attraktive Schulhöfe zum Spielen wären. Zum nächsten Spielplatz ist es weit, und zur nächsten größeren Grünfläche würde wohl schon gar keine Mutter ihre jüngeren Kinder allein laufen lassen. Und der Hof der Kirchnerschule bietet ausreichend Platz, damit ein paar Kinder in Mannschaften gegeneinander kicken können. Das kleine Klettergerüst ist immer noch besser als das Absperrgitter an der Berger Straße, an dem gerade zwei Buben turnen und dabei aufpassen müssen, daß sie nicht in die zerdepperten Bierflaschen der nahen Wasserhäuschen- Kundschaft fallen.
Doch ein offener Schulhof allein ist in den Ferien noch lange nicht d i e Attraktion für Kinder. An der Engelbert-Humperdinck-Schule im Westend ist kein Kind auf dem Hof zu sehen, obwohl sich das Tor öffnen läßt und sogar Klettergerüste, Sandkasten und mickrige Turnstangen eine Art Minimalversorgung zum Spielen bieten. Das ist nicht viel, aber immer noch besser als auf dem Hof des benachbarten Lessing-Gymnasiums. Daß niemand auf dem öden Asphalt des humanistischen Gymnasiums ohne jedes Angebot zum Spielen seine Zeit vertändeln mag, leuchtet unmittelbar ein. Es wundert auch nicht, daß auf dem Hof der Musterschule im Nordend weit und breit kein Kind zu sehen ist. Bauarbeiter jagen jeden vom Feld, der da in ihren Augen nix zu suchen hat, weil irgendwo im zweiten Stock renoviert wird.
Der Hof der Holzhausenschule liegt einsam in der Sonne und wartet sehnsüchtig darauf, daß doch wenigstens ein paar Mädchen hier Gummitwist hüpfen oder starke Maxe ihr Geschick und ihre Kräfte an den eisernene Kletterstangen erproben. Vergebens. Schließlich sehen die Geräte so aus, als seien sie bei der letzten Modernisierung eines Spielplatzes hier endgelagert worden. Das reißt kein Kind vom Hocker, um dafür eigens in die Schule zu kommen.
Das dämmert auch dem Schuldezernat so langsam. Weil allein die Öffnung der Schulhoftore nicht reicht, um wirklich attraktive Spielflächen in der Stadt zu schaffen, plant Dezernentin Ebeling etwas Werbung für die ungenutzten Spielflächen. Für mehr Pep auf den Höfen soll zu Beginn des neuen Schuljahres ein Spielmobil sorgen. Nach den Vorstellungen des Dezernates soll es nachmittags einige citynahe Schulhöfe anfahren und "action" für die Kinder bieten. Es werde auch überlegt, in Zusammenarbeit mit einigen Sportvereinen Leben auf nachmittags verwaiste Höfe zu bringen. Die Vorgaben der Stadträtin sind angesichts der städtischen Haushaltskrise eindeutig: "Das muß kostenneutral, aber mit viel Phantasie geschehen."
Gleichwohl sieht Ebeling insgesamt ein "positives Echo" auf die Öffnung der Schulhöfe seit vergangenem Herbst. Da ist es dann verwunderlich, daß auch die Glauburgschule das Spiel-Versprechen des neuen Schildes am Zaun nicht hält und spielvergnügte Kinder vergeblich am Eisentor rütteln läßt. Auch die Helmholtzschule macht die Schotten dicht in den Ferien.
Denn ganz überflüssig war das Angebot der Stadt nicht. Wo hätten die vier Buben sonst kicken sollen, die sich auf dem Hof der Dahlmannschule gerade fürchterlich streiten, wer ins Tor darf? Den benachbarten Bolzplatz haben die großen Jungs für sich gepachtet, und auf dem Spielplatz vis-à-vis meckern Mütter, wenn die Bälle in den Sandkasten fliegen. Und als klar ist, wer Uli Stein sein darf, jagen die vier den Ball mit einem Eifer über den Schulhof, daß es wirklich ein Jammer gewesen wäre, wenn auch hier der Hausmeister die Tore geschlossen hätte. luf
Nun gibt es also eine Studie über den Rechtsruck bei der ostdeutschen Jugend (FR vom 25. 6. 1992 "Brandenburg studiert Jugend"). Natürlich haben es die Jugendlichen in den neuen Bundesländern schwerer.
Würde man einmal eine ähnliche Befragung unter westdeutschen Jugendlichen machen, die in einer vergleichbaren sozialen Lage sind - arbeits- und perspektivlos, in depriemierenden Wohnverhältnissen lebend -, würde man auch bei ihnen einen Rechtsruck feststellen. Es handelt sich also um ein gesamtdeutsches Phänomen, das an den Ergebnissen der letzten Landtagswahlen deutlich erkennbar war. Zahlen sind aber scheinbar nicht so geeignet, Probleme zu veranschaulichen. Sie beeindrucken, wenn überhaupt, nur kurzfristig.
Wer sich selbst ein Bild von der bedrohlichen Stimmungslage in den sozial benachteiligten Regionen machen möchte, sollte sich nur einmal die Wandschmierereien in den Wohnsilos ansehen und mit den dort lebenden Jugendlichen sprechen. Er wird erschrocken sein über die soziale Sprengkraft, die ihm da entgegenschlägt. Wolfgang Lütjens (Bundesvorsit- zender Deutsche Hilfe für Kin- der von Arbeitslosen), Hamburg
FRANKFURT A. M. Acht Mannschaften des Stadtjugendfeuerwehrverbandes Frankfurt bestritten auf dem Uni-Sportgelände an der Ginnheimer Landstraße die Kreiswettkämpfe '92. Sieger wurde die Vertretung der Freiwilligen Feuerwehr Eschersheim (wie bereits im Jahre 1990), die sich für die hessischen Jugendwettkämpfe qualifizierte.
Jetzt vertritt der Eschersheimer Feuerwehrnachwuchs am Donnerstag, 6. August, den Kreis Frankfurt in Michelstadt (Odenwald) bei den Ausscheidungskämpfen auf Landesebene, die im Rahmen des Landesfeuerwehrtages ausgetragen werden. Der Landessieger kommt weiter auf Bundesebene. Stärkste Konkurrenten für Eschersheim waren die Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehren aus Harheim (mit Eschersheim 1990 punktgleich) und Fechenheim (vorjähriger Kreissieger). Mitglieder aus weiteren 18 Jugendfeuerwehren feuerten die Kontrahenten auf dem Sportgelände tüchtig an.
Zur Aufgabe standen ein Hindernisparcour auf 75 Meter Bahnlänge, eine Knotenübung sowie ein 1500-Meter-Staffellauf. Zum Teil wurden sehr gute Leistungen erzielt. dixi
SACHSENHAUSEN. Im In- und Ausland sind die Aktiven des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen stark gefragt. Sie "sahnen" seit Jahren bei Turnieren und Meisterschaften mit herausragenden Leistungen Medaillen und Trophäen ab. Lehrmeister und "Meistermacher" ist Cheftrainer Theo Schramm, Gründer und Vorsitzender der Sachsenhäuser "Carnevals-Kapp".
Zwischen Turnieren und Wettbewerben pflegen die MTC-Aktiven auch gerne die Geselligkeit. Feste werden gefeiert wie sie fallen. So wie unlängst im Raum Wiesbaden, als Aktive des MTC ein ländliches Sängerfest besuchten, von dem die Sachsenhäuser begeistert waren.
"Es war eine Veranstaltung mit Höhen und Tiefen", berichtet Theo Schramm. An den Nachhauseweg habe kaum einer gedacht, so spannend sei der Abend verlaufen: "Tontechnik und Beleuchtung klappten nicht, der Ansager hatte Schwierigkeiten beim Formulieren. Dazu kamen langatmige Ehrungen." Aber alles sei liebevoll auf die Beine gestellt worden und: "Das Essen war gut und preiswert."
Schon ist die nächste Fete in Sicht, das große MTC-Nudelessen in Bürgel bei Offenbach am Samstag, 1. August. Bei dieser Gelegenheit wird der Garde ein Pokal übergeben. dixi
SACHSENHAUSEN. Der Sachsenhäuser Karnevalverein 1980 Schwarz-Weiß (SKV) beteiligt sich am Samstag, 11. Juli, und am Sonntag, 12. Juli, mit einer Vereinsmannschaft am Sport- und Badefest in Neustadt-Orla.
Die Mannschaft des noch jungen Sachsenhäuser Karnevalvereins mit Mannschaftsführer Michael Folesky besteht derzeit aus elf Aktiven. Mit ihnen fahren auch "Schlachtenbummler" in die Kleinstadt nach Thüringen. Sollten sich noch weitere Fans zur Mitfahrt entschließen, erfahren sie Näheres bei Michael Folesky unter der Telefonnummer 70 41 41. Die Vereinsarbeit des SKV 1980 Schwarz- Weiß ruht ansonsten während der Sommerferien bis Anfang August. dixi
ESSLINGEN. Der Düsseldorfer Künstler Anatol erhält den mit fünfzehntausend Mark dotierten Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen. Das Gesamtwerk des 1931 in Ostpreußen mit dem bürgerlichen Namen Anatol Herzfeld geborenen Schülers von Joseph Beuys habe "ökologische Zeichen" gesetzt und sei Reaktion auf "wichtige Fragen unserer Zeit". dpa
LEIPZIG. Mit der Preisverleihung und dem Abschlußkonzert der Preisträger im Gewandhaus ist der IX. Internationale Bach-Wettbewerb in Leipzig beendet worden. Die Jury vergab erste Preise nur an Rachel Barton (USA) im Fach Violine und Bogna Bartosz (Polen) für die beste weibliche Gesangsdarbietung. dpa
Mit einem Leitfaden zur Aufstellung von Bauleitplänen will das Regierungspräsidium Gießen den mittelhessischen Kommunen bem Ausweisen von Bauland helfen. Die neue Broschüre enthält eine Fülle von Hinweisen, wie Gemeinden bei der Bauleitplanung Fehler vermeiden und dadurch die Verfahren beschleunigen können.
NORDWESTSTADT. Angefangen hat alles vor zehn Jahren mit dem Trinkspruch auf einem Glas: "Bleib ihm treu, trink Kolbs Äppelwoi." Damals entdeckte die Frankfurterin Ingeborg Reusch ihre Leidenschaft für Ebbelwei-Gläser. 622 Gläser stapeln sich inzwischen auf für diesen Zweck eigens angebauten Regalen ihres Wohnzimmers. Ein großer Teil der stattlichen Sammlung aber füllt derzeit 14 Vitrinen in der Fußgängerpassage des Nordwestzentrums. Mehr als 400 Behältnisse des Frankfurter "Nationalgetränks" und sonstige Ebbelwei-Utensilien wie etwa Gläserdeckel sind dort bis Samstag, 11. Juli zu sehen. Zum ersten Mal wird die Sammlung öffentlich präsentiert.
"Kann man die Gläser kaufen?" Diese Frage wird Ingeborg Reusch oft gestellt. Ihre größten Schätze stammen aus der Jahrhundertwende, als die Gläser noch größer waren (0,3 statt 0,25 Liter) und sich die typische Rautenprägung der Oberfläche noch nicht durchgesetzt hatte. "Beim Auspacken war's ganz schön kriminell", berichtet die Sammlerin vom Transport der Trinkgefäße. Mancher Passant hätte gerne mal in ihre Gläser-Kartons gegriffen . . . Dabei kann jeder mit etwas Glück ein solches Objekt für wenig Geld auf dem Flohmarkt erstehen.
Unter Tand und Trödel entdeckte auch Ingeborg Reusch ihre kostbarsten und ältesten Stücke. "Einmal fand ich ein geripptes Glas für 20 Pfennige auf dem Flohmarkt. Es könnte um die hundert Jahre alt sein und ist heute mindestens 45 Mark wert." Solche "Schnäppchen" sind keine Seltenheit. Meist jedoch schreibt die Glasliebhaberin Keltereien an und läßt sich die neuesten Kreationen per Post schicken.
Übrigens ist Apfelwein nicht nur in Hessen beliebt. "Auch in England, Frankreich und Spanien wird Apfelwein getrunken", erzählt Ingeborg Reusch. "Dort heißt er Cider, Cidre oder Cidra. Schmeckt aber lange nicht so gut wie Ebbelwei." Es versteht sich, daß Ingeborg Reusch auch aus diesen Ländern alles sammelt, worin das leichtalkoholische Getränk den Weg zu durstigen Kehlen findet - Krüge, Gläser, Flaschen.
Passend zur Ausstellung brachte Karl Oertl zusammen mit Frankfurter Sängern und Mundart-Dichtern "Ein Hoch dem Stöffche" - so lautet der Titel der Gläserschau. Eine kleine Bühne, gerahmt von zwei riesigen Pappmaché-Skulpturen in Apfel- und Bembelform, davor Holzbänke und die moderne Konstruktion des Glasdachs darüber - die im übrigen für brütende Hitze sorgte - bildeten die Kulisse der volkstümlichen Veranstaltung. Vorbeieilende Passanten, das munter plaudernde Publikum und eine zu leise eingestellte Lautsprecheranlage verhinderten allerdings, daß die Zuschauer auch akustisch in den Genuß von Karl Oertls Programm kamen.
So konnte Leni Hermann ihre Mundartgedichte nur bei den ersten zwei Tischen zu Gehör bringen; auch der Sänger Bernd Czympolista kämpfte mit seiner Gitarre ebenfalls auf fast verlorenem Posten.
Natürlich durfte ein Apfelwein- und -saftausschank nicht fehlen. Auch wenn der Ebbelwei, wie ein Besucher bemerkte, nicht kalt genug war und der Apfelsaft gleich mit der Frage ausgeschenkt wurde: "Darf er auch lauwarm sein?" orf
HÖCHST. Die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" will in der Altstadt ein Restaurant eröffnen und billige Mahlzeiten anbieten. Laut Günther Möller vom Vorstand bemüht sich der Verein um die Kellerräume in der Wed 13. Ein Zuschuß zur Miete - ohne den das Projekt nicht läuft - ist bei der Stadt Frankfurt bereits beantragt.
Während Pfarrer Christian Müller von der evangelischen Kirchengemeinde Alt- Höchst die Idee begrüßt, kommt aus Kreisen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt Ablehnung: "Was will man den Bewohnern eigentlich noch alles zumuten?" heißt es in der jüngsten Ausgabe der von der Bürgervereinigung herausgegebenen Zeitung.
Seit 31. Dezember 1990 steht das als Lokal eingerichtete Kellergewölbe in der Wed 13 leer. Die Binding-Brauerei hat es von der Aktienbaugesellschaft auf zehn Jahre gemietet. Für Pächter Frank Jürgens gab's keine Konzession mehr.
Wo früher in bestem Altstadt-Ambiente gutbürgerlich gespeist wurde, soll demnächst all jenen aufgetischt werden, deren täglich Brot nur wenig kosten darf. "Wir planen ein ganz normales Restaurant, in dem es keinen Alkohol, aber Essen zu anständigen Preisen gibt", erläutert Günther Möller das Konzept. Obdachlose, Sozial- und Arbeitslosenhilfeempfänger sowie alle, die den Frankfurt- Paß haben, sollen für 3,50 Mark verköstigt werden. Alle anderen bekommen die Mahlzeiten für sieben Mark. Ein erstes Restaurant dieser Art betreibt die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" seit eineinhalb Jahren an der Gutleutstraße. "Dort", sagt Möller, "sind wir mittlerweile an unsere Grenzen gestoßen. Der Bedarf ist unglaublich groß."
Der Anteil der Obdachlosen und Sozialhilfeempfänger in den westlichen Stadtteilen und Höchst ist nicht viel geringer. Vor allem die Kirchengemeinden engagieren sich schon. Montags und donnerstags bieten evangelische und katholische Christen im Saal der Josefs- Gemeinde Frühstück und Gespräche für Menschen ohne Dach überm Kopf an. Meist kommen 30 Stadtstreicher.
Den Winter über hat die evangelische Gemeinde Alt-Höchst in einigen Wohncontainern sechs obdachlose Männer beherbergt. "Und die haben dort niemanden belästigt oder gestört", weiß Pfarrer Christian Müller."
Eine Belastung sieht allerdings die Bürgervereinigung Höchster Altstadt auf das Viertel zukommen, sollte die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" in der Wed 13 ein Restaurant eröffnen. Das Stadtquartier sei bis zur Grenze des Erträglichen mit sozialen Problemen belastet, wehren sich die Altstadt-Hüter gegen die geplante Gaststätte. Nach Wilhelm Grossbachs Meinung wird die Einrichtung "die Verslumung des sensiblen Bereichs" vorantreiben. Auch Alfons Kaiser, Leiter der Verwaltungsstelle Höchst und Mitglied der Bürgervereinigung, hat Bedenken. Ein Haus, das dem Charakter des Wohnbereichs nicht entspreche, könne im "Renommierviertel" von Höchst zu "Unannehmlichkeiten führen".
Die Bürgervereinigung favorisiert deshalb auch ganze andere Pläne: Das Kellergewölbe soll kulturell genutzt oder einem Verein als Domizil vermittelt werden.
"Mit solchen Widerständen und Vorurteilen müssen wir immer rechnen", nimmt Günther Möller von der "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" die Reaktionen der Bürgervereinigung zur Kenntnis. "Die sollten mal zu uns in die Gutleutstraße kommen und gucken, dann würden die anders reden.
Da verkehren Stadtstreicher, arme Leute, aber auch Staatsanwälte, Banker und unser Umweltminister." Joschka Fischer hat nämlich vor kurzem die Patenschaft für die Restaurants des Vereins übernommen.
"Es ist noch gar nichts entschieden", erklärte Heinz Christ von der Binding- Brauerei auf FR-Anfrage und stellte klar: "Wir sind nicht abgeneigt, die Räume an den Verein ,Lobby für Wohnsitzlose und Arme' zu vermieten." Er wartet jetzt aber erstmal auf Post aus dem Sozialamt. Denn ohne Zuschuß wird es in der Wed 13 keine "Speisung" geben. tos
FRANKFURT A. M. Anstatt brauchbare alte Möbel, elektrische Geräte und anderen noch funktionierenden Hausrat, der nicht mehr gebraucht wird, auf den Sperrmüll zu werfen, bitten vier Frankfurter Hilfsorganisationen darum, solcherlei Gerät als Hilfsmittel für Kriegsflüchtlinge und Arme abholen zu dürfen. In einer Pressemitteilung mahnen die Helfer: "In den letzten 30 bis 40 Jahren wurden ganze Kücheneinrichtungen, sanitäre Anlagen und brauchbare Stücke vom Teppich bis zum Radio weggeschmissen." Millionenwerte wanderten auf den Müll und füllten dort den kostbaren Deponieplatz.
Um Sachspenden bitten der "Möbeldienst der Kirchen", Königsteiner Straße 69 a, Rufnummer 30 40 81, der "Notmütterdienst", Sophienstraße 28, Telefon 77 90 81, die "Kroatische Gemeinde", Niedenau 27, Rufnummer 72 31 25 sowie das Deutsche Rote Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefon 7 19 19 10. Selbstverständlich werden gespendete Geräte kostenlos beim Spender abgeholt. fs
Das Klima macht das Leben schwer "Fatale Frankfurter Situation" / Wetteramt-Gutachten für Kranke Von unserem Redaktionsmitglied Eva Schultheis Die Kopfschmerzen liegen wie eine Klammer über der Stirn, der Kreislauf kommt den ganzen Tag lang nicht richtig in Schwung. Allein schon morgens aus dem Haus zu gehen, ist eine Mühsal. Draußen ist es drükkend-schwül und diesig - wieder mal eine dieser Inversionswetterlagen, die so vielen Frankfurtern das Leben schwer machen. Die Lage im Flußtal und die hohe Luftbelastung sind eine äußerst unglückliche Kombination. Der medizin-meteorologische Dienst des Offenbacher Wetteramtes erstellt für 150 Mark Gutachten für Gefährdete und Kranke und erteilt einen Rat, dem die meisten nicht folgen können: raus aus der Stadt. Wer in Frankfurt lebt, muß schon eine Roßnatur haben, damit ihm diese Wetterlagen nichts ausmachen. Migräne, Kreislaufstörungen und Asthma plagen beileibe nicht nur ältere Menschen. Schon die Kleinen reagieren empfindlich. "Kinder bis zum Pubertätsalter leiden oft unter bestimmten Wetterlagen, ohne daß die Eltern es merken", sagt Monika Mohr, Leiterin des medizin-meteorologischen Dienstes beim Wetteramt in Offenbach.
Dabei rühren Kopfschmerzen, Atemnot oder Herzbeschwerden, das ist ihr wichtig zu betonen, nicht ursächlich vom Wetter her. Vorhandene Erkrankungen oder Veranlagungen treten dann nur bei vielen Menschen stärker hervor. Zu Monika Mohr kommen in schöner Regelmäßigkeit wetterfühlige Frankfurter, die diesen widrigen Umständen entfliehen wollen. Die Meteorologin bietet nämlich seit vielen Jahren eine sogenannte Wohnortberatung an: Sie gibt Tips, welche Orte oder Gegenden in der Bundesrepublik sich bei den jeweiligen Beschwerden des Ratsuchenden am besten eignen.
Bei ihr kann sich der Frankfurt-Geplagte auf Wunsch sogar ein individuelles Gutachten erstellen lassen. Dafür muß, am besten zusammen mit dem behandelnden Arzt, ein Fragebogen ausgefüllt werden. Informationen zum Krankheitsbefund, nervöse Störungen und bereits ärztlich erkannte Reaktionen auf Klima und Wetter helfen ihr dabei, einen bestimmten Ort oder ein begrenztes Gebiet als neuen Wohnsitz vorzuschlagen.
Oft ist ein solches Gutachten, das etwa 150 Mark kostet, aber gar nicht nötig, denn vieles läßt sich auch schon am Telefon klären. Und der grundsätzliche Tip, den Monika Mohr gibt, ist leicht zu erraten: Raus aus Frankfurt. "Diese Stadt hat eine fatale Kombination", sagt sie, "ein extrem belastendes Talklima und eine hohe Luftbelastung durch die Industrie."
Eine Broschüre erläutert ausführlich das Klima in der Bundesrepubklik und seine Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Rhein-Main-Gebiet, wen wundert's, kommt dabei ausgesprochen schlecht weg: Drückende Schwüle im Sommer und ebenso ungesunde Naßkälte im Winter sind die typischen Wetterlagen. Durch Hochhäuser zugebaute Frischluftschneisen tun das übrige dazu, den wichtigen Luftaustausch zu verhindern. Die Inversionswetterlagen halten die Schadstoffe wie unter einer Glocke fest.
Angesichts dieser doppelten Belastung tut ein Ortswechsel oft Wunder. "Am besten sind Mittelgebirgslagen zwischen 300 und 500 Meter", sagt Monika Mohr. Also Lagen, in denen ein sogenanntes Schonklima herrscht. Wo diese Regionen ***in Deutschland zu finden sind, weist eine Bioklima-Karte aus. Rötliche Farben stehen für die belasteten Gebiete: Ballungsräume und Flußtäler. Die helleren Pastellfarben zeigen die schonenden Zonen: Wärmebelastung, aber auch Kältereize halten sich in Grenzen. In der Umgebung von Frankfurt braucht man nach solchen Farbtönen nicht lange zu suchen: In zartes Gelb gefärbt, verspricht der Taunus in unmittelbarer Nähe Erleichterung. Er ist für die, die ihre Arbeitsstelle in Frankfurt behalten wollen, die nächste Alternative. So kommen sie wenigstens abends und am Wochenende aus dem Mief heraus. Das beste Klima im Taunus, so sagt Frau Mohr, hat Königstein - seit 100 Jahren als heilklimatischer Kurort bekannt. Aber auch Bad Soden-Neuenhain oder die oberen Lagen von Bad Homburg hält sie für empfehlenswert. Natürlich weiß auch sie, daß für viele Familien Wohnungen oder gar Häuser in diesen Orten unbezahlbar sind. Weiter wegziehen ist dann eine mögliche Alternative - vorausgesetzt, man kann so einfach den Arbeitsplatz wechseln.
Einfacher ist es, wenn Rentner von ihr wissen wollen, wo sie ihren Lebensabend verbringen sollen. Ein Umzug ist nach Frau Mohrs Erfahrungen auch bei ihnen oft mit deutlichen Verbesserungen der Beschwerden verbunden. Im Vogelsberg, im Bayerischen Wald oder in Teilen des Schwarzwaldes finden wie im Taunus diejenigen, die unter Atemwegserkrankungen leiden, Linderung.
In anerkannten Luftkurorten ist der Deutsche Wetterdienst für die Überwachung der Luft zuständig. Er überprüft in regelmäßigen Abständen, ob die Orte diese Auszeichnung auch verdienen. Ansonsten werden die Schadstoffe von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) gemessen, die über die Ergebnisse täglich berichtet und bei Überschreitung der Grenzwerte Alarm schlägt (siehe nebenstehenden Kasten).
Obwohl Frankfurt, von Luft und Klima her betrachtet, einer der schlechtesten Plätze zum Leben und Atmen ist, sind die von Schadstoffen unbelasteten Gebiete noch nicht automatisch für ein gesünderes Leben geeignet. Generell empfiehlt Monika Mohr keine Orte, die über 600 Meter hoch liegen. Ebenso rät sie von einem Umzug an die Nordsee oder in ähnliche Regionen ab: "Dieses Reizklima wird während eines Urlaubs als ausgesprochen angenehm empfunden, doch auf die Dauer ist es für die Gesundheit ebenfalls belastend."
Die Wohnortberatung des Wetteramtes ist unter der Rufnummer 80 62-638 zu erreichen. Die dort erhältliche Informationsbroschüre kostet zwölf Mark. Adresse: Wetteramt Frankfurt, Kaiserleistraße 42, 6050 Offenbach. Daneben werden medizin-meteorologische Hinweise unter einem täglich aktualisierten Ansagedienst mit der Rufnummer 1 16 01 geboten. Die Bioklimakarte der Bundesrepublik (alte Länder) ist für 12,80 Mark beim Flöttmann-Verlag, Postfach 16 30, in 4830 Gütersloh oder im Fachhandel erhältlich.
(Siehe auch: "Im Taunus . . .")
NORDWESTSTADT. Die Erziehungsberatungsstelle in der Nordweststadt weist jetzt erneut auf ihr Beratungsangebot hin. Offen ist die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ob Probleme mit allgemeinen Lebensfragen, Ärger in der Ehe, Entwicklungs- oder Erziehungsschwierigkeiten - in der Ernst- Kahn-Straße 49 a wird immer Rat und Hilfe angeboten.
Die Beratung ist grundsätzlich kostenlos, unabhängig von der Konfession, und sie unterliegt außerdem der Schweigepflicht. In dringenden Fällen können kurzfristige Termine - auch in den Abendstunden - vergeben werden.
Anmeldungen für eine Beratung werden immer montags bis donnerstags zwischen 8 und 17 Uhr und immer freitags zwischen 12 und 17 Uhr unter der Rufnummer 57 40 91 entgegengenommen. *fs
HEDDERNHEIM. Gemeinsamkeit ist angesagt bei Heddernheims Kleintierzüchtern. Der erste Schritt wurde bereits getan. Denn die Mitglieder des "Vereins zur Förderung der Geflügelzucht" (kurz "Förderer" genannt) haben den Ersten Vorsitzenden der Heddernheimer Kleintierzüchter 1898 e. V., Fritz Hofmann, in ihren geschäftsführenden Vorstand gewählt. Hofmann ist dort jetzt zweiter Vorsitzender.
Umgekehrt nimmt der Erste Vorsitzende der "Förderer", Karl Schlicher, den Stellvertreterposten bei den Heddernheimer Kleintierzüchtern ein. In beiden Lagern verspricht man sich mit dieser personellen Praxis für die Zukunft eine noch bessere Zusammenarbeit.
Gemeinsam gefeiert werden soll beispielsweise das 90jährige Bestehen des 1902 gegründeten Vereins zur Förderung der Geflügelzucht am zweiten Wochenende im Oktober auf dem Farmgelände der Heddernheimer Kleintierzüchter im Zeilweg. Vereinbart wurde zudem eine gemeinsame Vorstandssitzung. Beide Vereine zusammen zählen jetzt 110 Mitglieder.
Eine Verjüngung ist im geschäftsführenden Vorstand der Geflügelzüchter durch die Wahl der Ersten Kassiererin Martina Boch und der Ersten Schriftführerin Gerlinde Köferle unverkennbar. Beide sind aktive Züchterinnen. Martina Boch züchtet Rhodeländer Zwerghühner, Gerlinde Köferle Bielefelder Kennhühner (ebenfalls Zwerge).
Am Samstag, 18. Juli, ab 16 Uhr, laden die Heddernheimer Kleintierzüchter zu einem Grillfest in ihre Farmanlage ein. Dort können sich Besucher über die Arbeit der Züchter informieren und die Farmanlage besichtigen. Im Zeilweg untergebracht sind derzeit etwa 525 Groß- und Zwerghühner, 20 Rassetauben und 120 Rassekaninchen.
Der Verein unterhält neun Farmgrundstücke. Fünf davon sind aus Platzgründen doppelt besetzt. Extern züchten weitere fünf Mitglieder des Vereins Kaninchen, acht Aktive zudem Hühner und Tauben. Die "Förderer" haben kein eigenes Gelände und züchten nur zu Hause.
Eine Verbesserung der Situation versprechen sich die Heddernheimer Kleintierzüchter durch die neue Farmanlage mit Strom, Wasser und Kanal (in der Nähe der bestehenden Anlage), die ihnen vom Magistrat längst zugesagt wurde.
"Noch bewegt sich nichts", bedauert Fritz Hofmann. "Wir wünschen uns, daß die Zusage bald in die Tat umgesetzt wird, damit nicht nur die Heddernheimer Kleintierzüchter e. V. sondern auch die Freunde des Vereins zur Förderung der Geflügelzucht in ein zeitgemäßes Domizil einziehen können." dixi
Als alleinerziehende Mutter muß ich mich doch sehr über die Ansicht von Madeleine Michels in ihrer Zuschrift "'Mütterschonpolitik' auf Kosten von Steuerzahlern" (FR/FRA vom 2. 7. 1992) wundern. Wenn Frau Michels Kinder hat, dann weiß sie sicher, wieviel gerade ein Kleinkind im Monat "kostet". Kein Wunder also, wenn viele alleinerziehende Mütter Sozialhilfe beantragen müssen.
Es ist auch kein Zuckerschlecken, die ganze Verantwortung alleine zu tragen und ich weise es als infame Unterstellung zurück, geschiedene und alleinerziehende Mütter als geldgierige und arbeitsscheue Egoistinnen hinzustellen, die es nur auf das Geld der Väter und der übrigen Steuerzahler abgesehen haben.
Den Staatsbankrott vor allem den alleinerziehenden Müttern und "müßiggehenden Exgattinnen" in die Schuhe schieben zu wollen, halte ich für reichlich übertrieben.
Vielmehr sollte man endlich damit beginnen, durch ein besseres Betreuungsangebot und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum die Voraussetzungen zu schaffen, daß alleinerziehende Mütter Beruf, Kinder und Leben bewältigen können, ohne auf öffentliche Hilfe angewiesen zu sein - keine Frau ist gerne ein Sozialfall.
Petra Händler, Schmitten/Ts
Den Weltfrieden zu wahren, haben sich die Mitglieder der Vereinten Nationen in die Charta von 1945 hineingeschrieben. Besonders der Golf-Krieg hat aber gezeigt, daß die UNO nicht in der Lage ist, ihren hehren Grundsätzen Taten folgen zu lassen. Die Zusammensetzung und Rechte des Sicherheitsrates, meint Michael Hofmann, dürfen kein Tabu sein. Aber aus pragmatischen Gründen sollten die UN zuerst Reformen unterzogen werden, unterhalb der Ebene einer Charta-Änderung. Wir dokumentieren aus dem Buch "Siegen ist nicht gleich Frieden" (Ullstein Sachbuch) von Michael Hofmann den Abschnitt "Plädoyer für eine leistungsstarke UNO". Der Autor war Berater von Willy Brandt und leitet nun das Bonner Büro des SPD-Vorsitzenden Björn Engholm.
MAIN-TAUNUS-KREIS III
FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Vereine waren bei der Deutschen Jugend-Rudermeisterschaft auf dem Baldeneysee in Essen erfolgreich. Die Ruder-Gesellschaft Oberrad 1879 (FRGO) war mit den gezeigten Leistungen ihrer Teilnehmer sehr zufrieden.
Christoph Kaiser von der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad 1879 erreichte im Einer das Finale. Sein Vereinskamerad Zoran Martincevic und dessen Würzburger Partner Müller scheiterten hingegen nur knapp: Lediglich zwei Sekunden trennten sie vom Einzug ins Finale. Der Leichtgewichts-Juniorenachter war ebenfalls erfolgreich und qualifizierte sich für den folgenden Tag.
Bei strahlendem Wetter erkämpfte sich Christoph Kaiser am Sonntag zeitweise den dritten Platz auf der 2000-Meter- Strecke. Aber nach einem "Krebs" - ein schräg ins Wasser geführter Ruderschlag - war sein Traum von einer Medaille plötzlich ausgeträumt. Er erreichte als Fünfter die Ziellinie.
Auch der Leichtgewichts-Achter blieb erfolglos. Die Renngemeinschaft FRG Oberrad / ARC Würzburg / Wormser RC /Würzburger RG wurde in letzter Sekunde noch auf den vierten Platz verdrängt. Plätze auf dem "Treppchen" gab es also nicht, doch die Ergebnisse der Finalteilnehmer waren trotzdem alles in allem ein Erfolg.
Den Junioren der FRG Germania waren wegen ihrer hervorragenden Leistungen Medaillen sicher. Der B-Vierer mit Steuermann lag nur vier Zehntelsekunden hinter dem Sieger aus Kassel. Clint Glock, Claudio Marinello, Norman Rak, Carsten Geißler und Steuermann Lorenz von Zuccalmaglio gewannen die Silbermedaille. Einen dritten Platz sicherten sich Andi Leta und sein Partner Marc Gärtner (Hanauer RC) im Doppelzweier. Leta und Gärtner konnten mit Jens Gerlach vom RV Kurhessen Kassel und Daniel Lorenz (Breisacher RV) noch eine Medaille einfahren. Mehr als 6000 Zuschauer erlebten mit, wie sich der Doppelvierer auf den letzten 150 Metern in einem Spurt vom vierten noch auf den zweiten Rang vorschob. Die weiblichen Teilnehmer aus Frankfurt am Main konnten dagegen keinen Medaillenrang erreichen. Elena Kaltenschnee, Anke Harenberg (beide RV Freiweg) belegten mit Puschi Vogel (FRG Germania) und anderen Ruderinnen aus Hanau und Offenbach "nur" den vierten Platz. Doris Kermer vom RV Freiweg ruderte im Juniorinnen A-Einer auf den fünften Platz. sil
GALLUS. Zum traditionellen Gartenfest präsentiert der Kleingärtnerverein Gutleut am Samstag, 11. Juli, als Leckerbissen ab 20 Uhr Rock 'n' Roll und Oldies. Angekündigt sind Larry Summers und seine Band. Festauftakt in der Anlage Mainzer Landstraße 482 (hinter dem Sportplatz der "Sportfreunde") ist um 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen.
Die Besucher erwartet außerdem eine mit attraktiven Preisen ausgestattete Tombola sowie Tanzvergnügen. Motto des Tages: "Fröhlichkeit bei Weck, Worscht un Wei." In den Abendstunden ziehen Kinder und Eltern mit Lampions durch die Kleingartenanlage.
Weiter geht es am Sonntag, 12. Juli, 11 Uhr, mit einem musikalischen Frühschoppen, zu dem die "Mikados" aufspielen. Ab 14 Uhr sieht das Programm vor: Kinderspiele, Tombola, Tanz. An beiden Tagen sorgt Andreas Löffel für die musikalische Umrahmung. "Gefeiert wird bei jedem Wetter", weist Vorsitzender Rolf Huber auf ein Zelt hin, das der Verein vorsorglich aufstellen wird. dixi
Politiker schützen und Nachbarn besänftigen: "Fremde Aufgaben" stehlen Polizei die Zeit Neue Hipos erst zum Ende 1992 40 % der Beamten fehlen Von Constanze Angermann BAD HOMBURG. Aufatmen kann sie nicht, die Bad Homburger Polizei. Die vier neuen Hilfspolizisten, die von der Stadt eingestellt und im Juni der Öffentlichkeit stolz präsentiert worden sind, sorgen nicht schlagartig dafür, daß die Kriminalitätsrate in der Kurstadt zurückgeht. Schon deswegen nicht, weil es noch drei bis sechs Monate dauern wird, bis sie tatsächlich auf den Straßen der Stadt zu sehen sein werden. "Aber wir erhoffen uns dadurch schon eine Unterstützung", meint Klaus Schröder, stellvertretender Leiter der Homburger Polizei. Zum einen kennt er die beruhigende Wirkung, die ein Beamter in Uniform auf manche Bürger haben kann. Zum anderen ist er überzeugt, daß durch die verstärkte Präsenz der Polizei potentielle Täter von ihren Ideen abgebracht werden können. Zumindest in Bad Homburg.
Vor allem aber erhofft sich die Polizei, daß die Stadt mit der Einstellung der Hilfspolizisten wieder mehr die Aufgaben übernimmt, die eigentlich auch die ihren sind. Das Problem ist bekannt, die Polizei hat es in den letzten Jahren immer wieder beklagt: Zu viele polizeifremde Aufgaben stehlen der Polizei die Zeit. Sei es, daß ein Hund gefunden wurde, daß ein Gefangener transportiert werden muß, oder ein nicht mehr versichertes Auto abgemeldet werden soll - hier springt stets die Polizei ein, "da die Verwaltung keinen Außendienst hat", wie Klaus Schröder erklärt. Dabei ist die Verwaltung eigentlich verpflichtet, die Anordnungen, die sie trifft, auch auszuführen. Da dies aber viel Zeit und Personal kostet, sind viele Aufgaben stillschweigend an die Polizei übergegangen.
"Da gibt es mittlerweile so eine Art Gewohnheitsrecht", bestätigt auch Gert-Uwe Mende vom hessischen Innenministerium. Im Polizeigesetz sei zwar ausdrücklich geregelt, daß der Innenminister und damit die Polizei nicht immer Amtshilfe zu leisten habe. Doch habe man nach Rücksprache mit den Kommunen erkannt, daß dies aus Kostengründen nicht durchzuhalten sei.
Demnach scheitert die Entlastung der Polizei am Geld, und das seit Jahren. So fragt sich auch Klaus Schröder nicht nur ironisch, wann den Bürgern und Städten die Sicherheit etwas mehr wert sei. Für ihn liegt es auf der Hand, daß der Schutz der Bürger intensiver ist, wenn die Polizei auch einmal die Zeit hat, nur zur Vorbeugung Streife zu fahren. "Das bedeutet ja auch mehr Kontakt zum Bürger", fügt er hinzu. Außerdem hat er beobachtet, wie sehr die Ansprüche der Bürger an die Verwaltung gewachsen sind. "Früher wurde vieles einfach unter den Nachbarn geregelt. Heute geht es über das Amt, oder, wenn die nicht da sind, eben über die Polizei."
Da aber auch die Kriminalität - nicht nur in den Taunusgemeinden - immer weiter steigt, hat die Polizei ohnehin alle Hände voll zu tun. Die Aufteilung des Dienstes in Strafverfolgung und -verhütung hat sich in den letzten Jahren immer mehr zur Strafverfolgung hin verschoben. "Wenn wir also heute 'Streife fahren', sind wir eigentlich immer von einem Einsatzort zum nächsten unterwegs", beschreibt er das Dilemma.
Dabei muß die Polizei gleichzeitig auch noch mit weniger Personal als früher auskommen. "Wenn ich so auf meinen Plan gucke, fehlen durch Krankheit, Urlaub und Schulung 40 Prozent", sagt Horst Wenderoth, Leiter der Homburger Polizei. Durch mehr Urlaub, bessere Fortbildungsmöglichkeiten und geänderte Arbeitszeiten hat sich die Zahl der Mitarbeiter in der Praxis reduziert. Zu den 67 Beamten, die in der Bad Homburger Polizeistation ihren Dienst tun, müßten nach Wenderoths Berechnungen zehn hinzukommen, um "personell überhaupt wieder auf dem Stand von früher zu sein". Für ihn relativiert sich dadurch auch die Forderung nach mehr Personal, weil es aus Polizeisicht nicht so sehr darum geht, den Mitarbeiterstamm aufzustocken, als vielmehr darum, die gleichen Bedingungen wie früher zu schaffen.
Dies tut seiner Ansicht nach um so mehr not, als sich die Homburger Polizei ohnehin mit den Problemen konfrontiert sieht, die für Gemeinden in Großstadtnähe typisch sind. Nicht nur die allgemein steigende Drogenkriminalität, sondern auch - in Zeiten des Wahlkampfes - die Vertreibung Drogenabhängiger aus Frankfurt, läßt die Homburger Polizei Schlimmes ahnen. Eine Patentlösung hat auch Wenderoth nicht parat. Allerdings mag er das Wort von der Gesellschaft, die sich ändern muß, überhaupt nicht. "Denn dann fühlt sich niemand angesprochen." Vielmehr sieht er die Notwendigkeit zu politischen Entscheidungen, die eben auch die Verwaltung, "die von den 168 Stunden, die eine Woche hat, nur 38,5 Stunden für den Bürger zu erreichen ist" zur Verantwortung ziehen. Die Hilfspolizisten, für ihn bisher "nur eine Absichtserklärung der Stadt" mögen da ein erster Schritt sein.
Der allerdings ist noch gar nicht getan. Durch Kündigungsfristen sind die neuen Beamten andernorts noch gebunden. Außerdem müssen sie vor ihrem Einsatz sechs Wochen geschult werden. Und diese Schulung kann nicht zu jedem Zeitpunkt angeboten werden. So bestätigte der Leiter des Ordnungsamtes, Werner Schröder, auf Anfrage, daß es noch zwischen drei und sechs Monaten dauern kann, bis die Hilfspolizisten tatsächlich ihren Dienst tun.
FRANKFURT A. M. Das Frauenreferat im Römer beginnt gemeinsam mit Frankfurter Frauengruppen in diesem Sommer die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Mit vielseitigen Aktionen wollen Frauen sich die Stadt erobern, gemeinsam Ausflüge unternehmen, in verschiedenen Stadtteilen Veranstaltungen anbieten, sich aktiv die Stadt aneignen.
Im Stadtteil Rödelheim treffen sich Frauen, die an der Vorbereitung der Kampagne mitwirken wollen am Mittwoch, 22. Juli, von 20 bis 22 Uhr, in der Stadtteilbibliothek, Radilostraße 17-19.
In Bockenheim laufen am heutigen Donnerstag, 9. Juli, im Frauenkulturhaus (Am Industriehof 9-11) und am Montag 3. August, in der evangelischen Markusgemeinde (Falkstraße 57) jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr ebenfalls Vorbereitungsgespräche.
Alle Frauen, die Interesse haben, sind hierzu eingeladen. Nähere Informationen vom Frauenreferat. (Telefon 21 23 01 15 und 21 23 01 08). orf
Die Luft in Frankfurt ist, wie in anderen Ballungsgebieten auch, vor allem mit Stickoxiden und Benzol belastet. Benzolbelastet sind besonders die westlichen Stadtteile, die Innenstadt und Offenbach. Dies haben die Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) ergeben, die sieben Meßstationen im Frankfurter Stadtgebiet betreibt: in Höchst, Griesheim, Sindlingen, Bockenheim, Niederrad, Frankfurt-Ost (Hanauer Landstraße) und an der Höhenstraße.
Die Konzentrationen von Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid in der Frankfurter Luft sind deutlich gesunken, seit 1983 die sogenannte Großfeuerungsanlagen-Verordnung in Kraft getreten ist. Seitdem sind nicht mehr Industrie und Gebäudeheizungen die Hauptdreckschleudern: Der Kraftfahrzeugverkehr ist inzwischen für 60 Prozent der Luftschadstoffe verantwortlich.
Auch die Einführung von Katalysatoren hat in dieser Beziehung nicht viel gebracht. "Eigentlich hätten dadurch 80 Prozent der Schadstoffe reduziert werden müssen", erläutert Wolfgang Vitze, Dezernatsleiter bei der HLfU. "Aber der deutliche Anstieg des Verkehrs hat diesen Effekt wieder aufgefressen." Besonders der Lkw-Verkehr ist überproportional angewachsen. Die Dieselmotoren stoßen Unmengen von Stickoxiden aus - dabei ist weniger die Konzentration der Schadstoffe als die Masse der ausgestoßenen Abgase für die schlechten Luftwerte verantwortlich.
Die Schadstoffkonzentrationen nehmen zum Taunus hin deutlich ab. Doch dafür wird in den mit Abgasen weniger belasteten Mittelgebirgslagen eine viel höhere Ozon-Konzentration gemessen. In Fürth im Odenwald etwa oder in Grebenau im Vogelsberg mißt die HLfU sehr häufige Überschreitungen des Grenzwerts von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Zwar werden im Rhein-Main-Gebiet im Sommer mit einzelnen Spitzenwerten ebenfalls regelmäßig die Grenzwerte überschritten. Doch während die Spitzenwerte im Stadtgebiet nicht mehr weiter ansteigen, ist die durchschnittliche Ozon-Konzentration in den Mittelgebirgslagen in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben gegangen. Dort bildet sich im Sommer bei Inversionswetterlagen eine "Speicherschicht" für das Ozon, die dazu führt, daß die Konzentrationen nachts kaum noch absinken. Damit steigt auch die Gefahr der gesundheitlichen Beeinträchtigungen. esi
Für Frauen, die eine neue berufliche Perspektive suchen, an ihre vorhandene Berufserfahrung anknüpfen möchten oder mehr aus ihren persönlichen Fähigkeiten machen wollen, bietet die Volkshochschule einen Bürolehrgang an, der die Teilnehmerinnen fachlich auf den neuesten Stand bringt. Angesprochen werden insbesondere Frauen, die ein berufliches Comeback anstreben oder einen beruflichen Neuanfang im Büro suchen wollen.
Zu den Lehrgangsinhalten gehören Grundkenntnisse in EDV und Textverarbeitung ebenso wie Maschinenschreiben und betriebliches Rechnungswesen, Büroorganisation, Grundlagen des Arbeits- und Sozialrechts sowie Lern- und Arbeitstechniken.
Der Kurs beginnt am 19. Oktober und geht über 31 Wochen bis zum 30. Juni 1993. Unterricht ist montags und freitags von 8 bis 14 Uhr.
Informationen, insbesondere auch hinsichtlich der Kostenübernahme durch das Arbeitsamt, erhalten Interessentinnen bei der Volkshochschule unter den Telefonnummern 212 - 3 57 52, 212 - 3 83 45, 212 - 33 83 80 und 212 - 3 04 64. pia
SACHSENHAUSEN. Wo das Sprechen seelische Grundstimmungen und Intuition nicht mehr beschreiben kann, setzt für die Österreicherin Bernadette Huber Kunst ein. Die Malerin und Objektebauerin will Gefühle visuell faßbar machen. Was sie faßbar gemacht hat, kann anschließend formuliert werden. Die junge Malerin vollführt eine intuitive Gradwanderung zwischen Bewußtem und Unbewußtem. "Politik beeinflußt meine Arbeiten." Allerdings abstrakt, denn in keiner ihrer elf Collagen, die sie derzeit in der Galerie "der laden" in der Brückenstraße 76 ausstellt, ist ein konkreter Bezugspunkt zur Politik zu finden.
Bernadette Huber lebt im Hier und Jetzt, nimmt wahr, spürt und zeichnet ihre Gefühle nach. Eine eigentümliche Kraft geht von den allesamt quadratischen Bildern aus. "Wenn ich an etwas überzeugt glaube, dann gibt es irgendwann einen Zeitpunkt, an dem sich der Gedanke realisiert." Der Entwicklungsprozeß ihrer Arbeit interessiert die Malerin, nicht das Endergebnis.
"Der Künstler hilft der Welt durch die Enthüllung mystischer Wahrheiten", formulierte einst der US-Amerikaner Bruce Naumann mit seinem "Fenster- oder Wandzeichen", eine Spirale aus Neon, von 1967. Die Entschlüsselung mystischer Wahrheiten soll der Wirklichkeit zum Schritt aus der Verschleierung heraus ins grelle Licht verhelfen.
Bernadette Huber malt wild, beschriftet und beklebt die Leinwand. Ihre Exponate sind farbreduziert: schwarz, weiß, rot. Nur wenige Bilder sind in Erdtönen gehalten. Mit Absicht: denn die braun-roten Farben ahmen Farbstrukturen der Natur nach. So haben diese Werke thematisch auch mit Körperlichkeit, Sexualität und Natürlichkeit zu tun: "Nabelschnur" oder "Brüste wie Schneewittchen" lauten die Titel dieser Bilder. Die Werke sind alle 1991 und 1992 entstanden. Eine Phase, in der sich die Künstlerin immer mehr vom expressiven und farbenfrohen Malen abwandte und ihren persönlichen Symbolismus fand.
Bernadette Huber kam eher zufällig zur Malerei. 1962 in Linz geboren, studierte sie zunächst Musik, bevor sie an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz Englisch und Kunsterziehung (1980 - 1983) belegte. Ein Musikprofessor entdeckte ihr zeichnerisches Talent und bezeichnete sie als "verrückt", diese Fähigkeit nicht auszubauen. So begann Huber schließlich 1988 ihr Studium an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg in der Klasse Malerei bei Dieter Hacker.
Einzelausstellungen hatte die Künstlerin schon mehrere. 1990 war sieauf der "Akt Art 90" auf dem "Zeitgenössischen Kunstforum Styr" und im Kunsthaus Budweis vertreten. 1991 erhielt sie auf dem Symposium "Kunstgrenzbezirk Tittmoning" den Maecenas Preis.
Die Auststellung ist bis Freitag, 24. Juli, zu sehen, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr. CHRISTINE PETERS
BORNHEIM. Die vordere, verputzte Hauswand und ein Stück der westlichen Mauer - mehr ist von dem alten Fachwerkhaus in der Großen Spillingsgasse 42 nicht mehr übrig. Der Rest des alten Gebäudes wurde abgerissen und zum Teil völlig neu aufgebaut. Dabei sollte das Häuschen erhalten bleiben, als kleines Denkmal für die historische Bausubstanz des alten Bornheims. Der SPD-Stadtverordnete Bernhard Ochs vermutet, daß hier die Vorgaben der Stadterneuerung umgangen worden sind.
Denn geplant war zwar, die rückwärtige Scheune durch einen Neubau mit drei Wohnungen zu ersetzen. Das Vorderhaus aber sollte stehenbleiben und saniert werden. "Wir haben wieder ein Stück Identität verloren", beklagte denn auch der Bornheimer Stadtverordnete. "Das Ensemble mit Blick auf die nahe Johanniskirche" sei zerstört. "So können wir unseren Nachfahren nichts mehr vermitteln", bedauerte Ochs.
Ein Informationsblatt des Planungsdezernates, im vergangenen Monat erschienen, bestätigt die städtischen Vorgaben: "Im Falle der Großen Spillingsgasse 42 wird die ehemalige Scheune des bäuerlichen Anwesens durch einen Neubau mit drei Wohnungen ersetzt. Das alte Wohngebäude soll anschließend modernisiert werden." Ein Foto zeigt das Häuschen, während dahinter die Arbeiten am Neubau laufen.
Als "besonders dreist" empfindet Ochs den Abriß, da das Beratungsbüro zur Stadterneuerung keine fünfzig Meter entfernt an der Ecke Große Spillingsgasse/ Freihofstraße liegt. "Das ist vom Verfahren her nicht korrekt gelaufen, wir hätten vorab informiert werden sollen", befand der von der Stadt beauftragte Berater, der Bonner Architekt Ernst-Günther Ruhbaum. Er dürfe sich zu dem Fall selbst nicht äußern, sagte Ruhbaum der Stadtteil-Rundschau. Allerdings sei er überrascht, daß dem verantwortlichen Architektenbüro ein solcher Fehler unterlaufen sei.
Das Architekturbüro Bernard und Rahlwes, das für die Bauvorhaben in der Spillingsgasse verantwortlich zeichnet, verweigerte auf telefonische Nachfrage genaue Informationen. Die Rede war nur von Einsturzgefahr des alten Hauses, die den teilweisen Abriß notwendig gemacht hätte.
Das Stadtplanungsamt kündigte an, den Vorgang zu überprüfen. "Ich habe nicht den Eindruck, daß dort mutwillig Fortsetzung auf Seite 5
NORDEND. Eine Wippe, die wie eine Wurst aussieht, und Schaukeln, für die Hamburger und Pizza Modell standen: Diese witzigen Geräte werden bald auf dem Merianplatz zum Spielen einladen. Zur Zeit beherrschen zwar noch die Bagger des Gartenamtes den Platz, doch ab Mitte Juli können sich die Kinder ihr Areal zurückerobern. Die Jungen und Mädchen erwartet dann ein völlig neugestalteter Spielplatz. Rund 440 000 Mark hat die Stadt in den Umbau des Merianplatzes investiert.
Rüdiger Cibis vom Garten- und Friedhofsamt erläuterte das Projekt. "Wir wollen der oft monotonen Gestaltung vieler Spielplätze Paroli bieten", sagte er. Stadtkinder würden nun mal die meiste Zeit auf Spielplätzen verbringen, und dort wollten sie sich austoben und ihr Können auf die Probe stellen. "Ein Spielplatz, der nur eine langweilige Ansammlung von Geräten bietet, kann nicht unser Interesse sein", betonte der Projektleiter. Um die Fähigkeiten der Kinder "optimal" zu fördern und "Kommunikation zu stimulieren", soll die renovierte Spielfläche außerdem zeitweise von Studenten oder Praktikanten aus der Jugendarbeit betreut werden.
Und so wird der neugestaltete Merianplatz aussehen: Rundherum wird eine Mauer gezogen, in die fröhliche Gesichter modelliert werden. Hauptattraktion wird ein Betontrog, aus dem "wie von Zauberhand" Wasser quillt, wenn es gebraucht wird. Des Rätsels Lösung: Eine elektronische Steuerung reguliert den Brunnen. Das Wasser wird mit einem Schöpfrad in den Sandkasten geleitet, so daß die Kinder damit Sandburgen bauen oder sich echte "Schlammschlachten" liefern können.
Außerdem wird auf einer freien Fläche eine schlafende Clownsfigur, die aus dikkem Netz geflochten ist, zwischen zwei Pfählen aufgehängt. Das Gerät ist vor allem für die kleineren Besucher gedacht: Sie können hier wippen oder den "Bauch" des Clowns wie eine Hängematte benutzen. Ein dicker Gummibelag auf dem Boden soll dafür sorgen, daß sich die Jungen und Mädchen nicht verletzen. Schach-, Dame- und Geschicklichkeitsspiele runden das Angebot ab. rea
BERGEN-ENKHEIM. Die Schäden im Parkdeck des Hessen-Centers sind offenbar weniger gravierend, als es der erste Anblick von abgeplatztem Beton und rostigem Baustahl vermuten läßt. Wie die Bauaufsichtsbehörde auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mitteilte, bestehe für eine Ausbesserung der Schäden "kein unmittelbarer Handlungsbedarf". Auch der Mitarbeiter eines Langener Ingenieurbüros, von der Verwaltung des Enkheimer Einkaufszentrums mit der Begutachtung der bröckelnden Bausubstanz beauftragt, hielt die Risse für unbedenklich.
Allerdings sehen einige der T-förmigen Betonsäulen, die das große Parkdeck an der Borsigallee tragen, aus, als wären sie von einem riesenhaften Nager angefressen worden. Die Metallstäbe, die an diesen Stellen freiliegen, sind stark verrostet. Auf dem Boden lagen zeitweise faustgroße Brocken herum, zu kleinen Häufchen zusammengekehrt.
Daß ihnen eines Tages vor oder nach dem Einkauf die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fallen könnte, hatten wohl nur wenige Kunden gefürchtet. Doch auch mit großem Vertrauen in die Statik von Betonbauten konnte man angesichts der bröselnden Pfeiler zumindest um die Unversehrtheit seines Wagens bangen. Für den Lack der Autos besteht allerdings keine Gefahr, von herabfallenden Bruchstücken beschädigt zu werden, denn was da auf dem Boden herumlag, hatten Angestellte des Hessen-Centers selber heruntergeklopft, um eben einem derartigen "Steinschlag" vorzubeugen.
Dem Hausinspektor des Einkaufszentrums, Bruno Klett, ist es nicht entgangen, daß der Zahn der Zeit an der rund 20 Jahre alten Konstruktion bereits deutliche Spuren hinterlassen hat. "Wir kontrollieren die gesamte Anlage wenigstens einmal im Monat", versicherte Klett. Einmal jährlich werden Parkplätze und Einkaufszentrum gründlich unter die Lupe genommen und bei dieser Gelegenheit auch "Schönheitsreperaturen aufgenommen". Dies sei notwendig, um den Investitionsplan für das folgende Jahr festlegen zu können, erklärte der Hausinspektor.
Zusätzlich zu diesen regelmäßigen Kontrollen mache die Hausverwaltung zusammen mit Fachleuten alle zwei Jahre einen Rundgang durchs Hessen-Center, um sich über den tadellosen Gesamtzustand der Anlage zu vergewissern. Dabei gelte Schäden am Beton ein besonderes Augenmerk. "Bei Betonsanierungen wird immer ein Gutachter hinzugezogen", hob Klett hervor.
Daß man die Langener Ingenieure gerade Ende Juni mit der Untersuchung des maroden Parkdecks beauftragt hatte, nachdem in Bergen-Enkheim erste Sorgen um die Sicherheit des Bauwerks laut geworden waren, sei "eher zufällig und routinemäßig" geschehen, hieß es in der Hausverwaltung. Daß derzeit keine akuten Sicherheitsmängel bestehen, ist schließlich auch dem Gutachten zu entnehmen.
Mit der Sanierung werde man sich daher bis zum nächsten Jahr Zeit lassen, erklärte Bruno Klett. Man wolle nicht einfach "nur die Risse zuschmieren", sondern "dauerhaft sanieren", so der Hausinspektor. Dazu sei es nötig, den freigelegten Stahl gündlich zu entrosten, bevor die abgebröckelten Teile durch neuen Beton ersetzt werden. Und das werde "einige Zeit" in Anspruch nehmen. gap
FRANKFURT A. M. Als Christopher Stinchcombe, gebürtiger Waliser aus Cardiff und Sänger der Gruppe "Public Banana Beat", 1984 in Frankfurt seßhaft wurde, hatte er schon einiges gesehen von der Welt. Bedingt durch häufige Arbeitsplatzwechsel seines Vaters hatte er bis dahin nach Verlassen der britischen Heimat in den USA, in Japan und in der Türkei gelebt.
Nur eines war ihm bislang noch nicht gelungen: Musiker zu finden für eine eigene Band. So mußte der "eingewanderte" Brite zunächst kleine Brötchen bakken: Mit seiner Gitarre tingelte er durch die Bistros und Kneipen in den südlichen Vororten von Frankfurt, was mit der Zeit "ziemlich ermüdend war", wie Stinchcombe zugibt. Zeitweise hatte es ihm die soulige Stimme verschlagen. Von da an überließ er - nachdem der erste Ehrgeiz verflogen war - alles weitere dem Zufall.
Der führte schließlich vor eineinhalb Jahren ein buntes Völkchen, genannt "Public Banana Beat", zusammen: Gitarrist Christoph Schneider, der es liebt, mit Effekten zu experimentieren - und das nicht nur im Übungsraum. Auch auf der Bühne hat es manchmal den Anschein, als habe er vergessen, daß seine mitunter schrillen bis verwaschenen Riffs sich aus dem soliden Groove seiner Bandkollegen lösen und direkt in die Ohren der Zuhörer diffundieren.
Groove ist das Stichwort für Drummer Martin Hahn, dessen Bruder Stefan Hahn in der Virtuosen-Combo "Ghoa" Keybord spielt. Martins größter Wunsch: "abgrooven" wie sein Idol Jeff Pocarro. Erst seit ein paar Monaten dabei ist der Mann am Baß, Andreas Köchling. Er selbst stellt sich in die Ecke "Jazz-Fusion", ein Stil, den er mit der Gruppe "Take Five" intensivierte. Erfahrung sammelte Köchling außerdem bei "Indigo" und der Funk/Soul-Formation "The Club". Entsprechend funkig sind auch die trockenen Baßlinien, mit denen er die Tanzbarkeit des "Banana Beat" unterstreicht. Keyboarder ist Matthias Sziedat. Er dämpft und verfeinert das manchmal ungestüme "Soundgewitter" der anderen mit melodiösem Tastenspiel.
Gemeinsam verfolgen die Fünf ein Ziel: "Wir wollen Musik machen, die sofort ankommt, bei der man nicht stillhalten kann, eben Party-Musik", beschreibt Christoph Schneider das Konzept der Band. Daß ihre "Synthese aus Funk, Rock und Pop", wie in der Presse-Information der "Bananas" zu lesen ist, zum Tanzen verleiten soll, ist höchstes Gebot. Sie präzisieren diese recht weitgefaßte Umschreibung ihres Stils mit dem Begriff "Body Musik". Daß sie sich dabei an den Klassikern von "Mothers Finest" orientieren, den Altmeistern des Funk- Rock, daraus machen sie kein Geheimnis.
Um den eigenen Ansprüchen auf der Bühne auch gerecht werden zu können, zog sich die Gruppe zunächst einmal in ihren Übungsraum im altehrwürdigen Heddernheimer Bunker zurück. Dort feilten sie ein Jahr lang an Sound und Arrangements, spielten einige Zeit mit einem Bläsersatz, um dann doch wieder zur alten Besetzung zurückzukehren. Diese Phase bezeichnet Christoph im nachhinein als "Reifezeit" der "Bananen".
Der erste Auftritt von "Public Banana Beat", den die Band selber organisiert hatte, war denn auch ein Erfolg: Zur ersten "Party" kamen fast 600 Leute - und die verfielen dem Tanzfieber. Die "Body- Musik", in zwölfmonatiger Arbeit ausgetüftelt, zeigte ihre Wirkung.
Mäßig besucht war dagegen der jüngste Gig im Sounddepot. Dort stand zum ersten Mal Backgroundsängerin Carmen auf der Bühne, die zuvor kaum geprobt, sondern "nur in der Badewanne" gesungen hatte, wie sie schmunzelnd zugab. Daß die Resonanz dieses Konzerts aus der "Kick"-Reihe eher durchschnittlich war, kann die Motivation der Band kaum schmälern. Denn auch hier ist das Quintett einer Meinung: Sie zielen nicht nur darauf ab, "möglichst viele Leute hinter dem Ofen hervorzuziehen". Christoph: "Das Publikum soll merken, daß uns die Musik selber Spaß macht."
Etwas zögerlich gestehen sie schließlich, daß sie nicht für immer idealistische Party-Musiker bleiben wollen. Wie fast jede Nachwuchsband träumt auch "Public Banana Beat" davon, eine Plattenfirma zu überzeugen, die ihnen die Tür zum Profigeschäft öffnet. Eine kleine Starthilfe ist noch Matthias Sziedats Vater, der in der Taunusstraße ein Fachgeschäft für Musikinstrumente betreibt.
Vorerst wird der "Public Banana Beat" allerdings weiterhin nur live zu hören sein. Ein Umstand, der dem Anspruch einer "Body Musik" durchaus gerecht wird. Wer diese am eigenen Leib spüren möchte, sollte sich den nächsten Gig im "Sinkkasten" nicht entgehen lassen. Dort heißt es nämlich am Freitag, 7. August: "It's Party-Time!".
Anschließend wird sich die Band vorübergehend nach Südfrankreich "absetzen". Dort wollen sie allerdings nicht, wie einst die "Rolling Stones", der Steuer entrinnen - vielmehr soll dort die Wirkung des "Banana Beat" auf mediterranes Publikum erprobt werden. Und zwei Auftritte im schönen Nizza sind bereits "abgemachte Sache". GABOR PAPP
SACHSENHAUSEN. Wo sind die Indianer auf ihren Pferden in der Kleinmarkthalle? Wie kommt ein Patient direkt vom Operationstisch zum Gospelgottesdienst? Wie beamt sich ein Schwein, das im Weltraum umhergeistert, in das von Captain Kirk gesteuerte Raumschiff? Wie wird Helmut Kohl bei Fidel Castro zu einem Haschischkonsumenten? Und wie sieht denn eine Romanze zwischen Huhn und Henne aus?
Eine Improvisationsshow der Theatergruppe "Irrwisch" gab Antwort auf diese und andere Fragen. Zwei Stunden lang turnten die Akteure über die Bühne, deklamierten Sinniges und Unsinniges, spielten alle möglichen Rollen, schrien, mimten und krochen über den Boden. Eine völlig neue Form von Theaterspiel. Die Themen kommen aus dem Publikum, die Schauspieler "bearbeiten" sie, setzen um, zaubern Variationen auf die Bretter.
Im Jugendzentrum Südbahnhof gastierte die seit acht Jahren bestehende Gruppe vor vollem Haus. Eine mit giftgrüner Perücke und gleichfarbig geschminkten Lippen ausgestattete Conferenciere begrüßte die Zuschauer und lud sie ein, den Spielern die Themen zu stellen. "Sagen Sie einfach, was Sie wollen, seien Sie frei, wir sind es auch": ein göttliches Spiel kündigte sich an. In grellen phantasiereichen Kostümen betraten die drei Frauen und drei Männer die Bühne: bereit, alles zu spielen, was das Publikum im Jugendzentrum forderte.
Robin Hood ist ein Schwachkopf und Muttersöhnchen; schnurstracks wird er in den Wald zurückgeschickt, dafür pirscht die einäugige Widerstandsgruppe durchs Gebüsch; der von einer Femme fatale bedrängte Mann fordert vehement einen Themenwechsel.
Kunterbunt, klamaukig präsentierte "Irrwisch" gewünschte Szenen, zu (fast) jedem Thema - ob nun das Krisengespräch in der Wohngemeinschaft ("wer hat mit der Klobürste das Geschirr gesäubert?"), der Sommerschlußverkauf auf der Zeil oder Pannendienst auf der Autobahn - fiel den Clowns etwas ein.
Schon erstaunlich, mit welcher Reaktionsfähigkeit sich die Akrobaten in Sekundenbruchteilen verwandelten. Oft war es nur ein kecker Spruch wie bei der Modenschau: Die Dame stellte sich in holländischem Dialekt als Fräulein Antje vor, ihr löchriges Kostüm verglich sie mit dem guten Edamer: Dazu gehört eine Menge an Show- und Slapsticktalent. Stets flirrte Anzügliches durch den Saal, gestisch und verbal: Der Autokolben ist ein Mensch - offener geht es nicht.
Die Rollen sind scheinbar offen, versibel: doch verbirgt sich dahinter gezielte schauspielerische Arbeit. Alle "Irrwisch"- Mitglieder proben gemeinsam unter der Leitung von Annette Fried und Joachim Keller in der Akademie Reuschberg. Dort beschäftigen sie sich kontinuierlich zweieinhalb Jahre lang mit Clown-Theater, lernen ihre kreativen Möglichkeiten zu entdecken und experimentieren damit anhand frei gewählter Themen.
Die Spieler sind allerdings angewiesen auf Anregungen aus dem Publikum: Die Besucher im Jugendzentrum waren ihnen mehr als wohlgesonnen; sobald eine Szene stockte, rief einer der Zuschauer einen neuen Themenwunsch. Da wurden Schwächen der Schauspieler deutlich: Zu sehr ist ihre Clownerie auf rasche Wechsel eingerichtet. Spannung können sie nicht erzeugen.
Das zeigte sich verstärkt nach der Pause. Die Besetzung wechselte, aber leider auch das Niveau der Vorführung. Bestimmte Gesten wirkten jetzt überholt, langweilten, es dauerte einfach zu lange, bis sich zu einem Thema adäquater Witz einstellte. Das Talent des Improvisierens ist innerhalb der Gruppe ungleich verteilt, schwankt. Nicht jeder hatte gleich einen kecken Spruch auf der Lippe, und mancher Akteur ließ auch Körpergefühl vermissen.
Dennoch: Diese Form von Theater verdient es wirklich, weiterverfolgt zu werden; wann sieht man schon einmal einen Papst mit Bademütze und gelbumränderten Glupschaugen seinen Segen verteilen oder Boris Becker beim Mafiatreffen mit aufblasbarem Spaghettitopf? Insofern war die Ankündigung der "Irrwische" durchaus nicht übertrieben: Es wird eine einmalige Show. Das war der Auftritt dieser Theatergruppe, trotz der bisweilen auftauchenden Mängel, sicher. jot
FRANKFURT A. M. Felix Mendelssohn- Bartholdy selbst war der Interpret in der Uraufführung seiner sechs Orgelsonaten in der Frankfurter Katharinenkirche im Jahre 1845, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten. Martin Lücker, Kantor der Kirche in der Frankfurter Innenstadt, spielte jetzt eines dieser Werke, die Sonate f-Moll, opus 65 Nr. 1, an gleicher Stelle. Eine wuchtige, majestätische Akkordfolge eröffnet das fugale Stimmengeflecht, in das der Choral "was mein Gott will, das g'scheh allzeit" auf einem Nebenmanual eingewoben ist.
Lücker legte Gewicht auf diese Wechselrede, ließ sich Zeit, kontrastierte effektvoll, folgte in der Registrierung aber zu sehr dem überladenen ersten Satz. Fast meditativ, leise hymnisch das Adagio. Feingliedrige Motivik, der sich der Interpret gewachsen sah. Lücker durchleuchtete, sponn geschickt Mendelssohnsche Fäden, ließ sie glitzern.
Dritter und vierter Satz gehen attacca ineinander über. Bestimmt vom Dualistischen, sind sie dennoch an manchen Stellen zu dick gesetzt; das Gegrummel in den Bässen verscheucht klare Melodik, die verworrenen Linien des Werkes überzeichnen sich selbst. Martin Lücker imponierte durch seine nicht vordergründige Virtuosität, dokumentierte zielbewußt romantischen Überschwang.
Paul Hindemith (1895-1963) ist wohl der einzige bekanntere Komponist, der für (fast) jedes Instrument eine Solosonate schrieb; selbst die Baßtuba war ihm nicht heilig. Der Orgel widmete er sich dreimal (wie dem Klavier). Der Kantor der Katharinenkirche hatte die zweisätzige "Sonate I" (1937 komponiert) gewählt.
Hindemith entwickelte eine höchst autonome Harmonik, die sich zwischen Tonalität und Atonalität bewegt. Seine Harmonien kreisen um ein komplexes Zentrum, basieren auf Kirchentonarten, gleichen manchmal einem harmonischem Schwebezustand; sie scheinen dadurch beliebig, nicht griffig.
Durch vielfältige Registrierung erreichte Martin Lücker in beiden Sätzen eine treffliche Transparenz, eröffnete den 70 Zuhörern kompositorische Strukturen Hindemithscher Ästhetik. Scheinbar improvisatorische Elemente erhoben sich so zu motivischer Klarheit; abgrenzend verdeutlichte der Organist auch hier Strukturelles, thematisch Komplexes.
Hindemith hat die vier Themen des ersten Satzes den Klangfarben der Orgel zugeteilt: Prinzipale, Zungen, Flöten und Streicher. Daraus entsteht ein musikalisches Programm, das der Solist überzeugend gestaltete. Nur: das vorgeschriebene "Sehr langsam" des zweiten Satzes befolgte er nicht; minutiös geführte melodische Linien wirkten so etwas überhastet. Ein unbedeutender Makel in der sonst bemerkenswerten Interpretation.
Sir Edward Elgar war ursprünglich Geiger; er brachte es sogar zum Konzertmeister in Worcester, bevor er die Nachfolge seines Vaters als Organist in der St. George-Kirche antrat. Der Qualitätsgrad seiner Kompositionen ist bis heute umstritten. Zurecht. Das Cellokonzert e-Moll ist beispielsweise ein bedeutendes Werk. Die Orgelsonate G-Dur, die der Engländer 1895 (Hindemiths Geburtsjahr) komponierte, hingegen keinesfalls.
Es scheint, als hätte Elgar aus allen Schubladen der musikalischen Epochen ein Stück herausgegriffen, es zurechtgeschneidert und mit eigenen Ideen zu einem Werk verbunden. Eine Mischung aus Brahms, Weber, Liszt, Wagner; Marsch und Lyrik vereint. So liegt der Verdacht nahe, der Komponist praktizierte einen eigentümlichen Eklektizismus.
Spätromantik gepaart mit bizarren Melodiefolgen, rauschenden Dominant septakkordketten münden in verworrene Motivfigurationen: Martin Lücker hatte alle Mühe, diesem Wirrwarr eine Form zu verleihen. Trotzdem wurde es ein Hörerlebnis. Denn der Organist setzte dem interpretatorische Vielfalt entgegen, grenzte Filigranes plastisch ab von Pompösem und differenzierte klanglich.
Schön war das Lyrische des dritten Satzes, "Andante Espressivo", hier stand deutlich Liszt Pate (träumerische Passagen aus der h-Moll Sonate für Klavier fanden sich wieder). Da bewies Lücker, daß er nicht nur dem überbordendem Klangwust - die Rieger-Orgel in der Katharinenkirche hat einen fülligen Klang - nachhängt: feingliedrig spielte er die melodische Zartheit aus.
Aber auch er konnte an der thematischen Banalität des Schlußsatzes, "Presto commodo", nichts ändern. Elgar wird weiter umstritten bleiben - der ausgezeichnete Organist Lücker jedoch nicht. jot
KUHWALD. Blühende Sträucher, gepflegte Grünflächen, streng angeordnete, dreistöckige Mietshäuser, Topfpflanzen schmücken die Balkons. Tiefe Ruhe, nur zwei Minuten von Autobahn und Messe entfernt. Hier wohnt der "Bürgermeister vom Kuhwald": Max Pazian.
Doch der samstägliche Schein trügt, denn an Arbeitstagen geht der Lärm um fünf Uhr los. Dann müssen Pazian und seine Frau, die sich bitter über den Geräuschpegel beklagt, sogar im Sommer die Fenster schließen. "Aber wir haben uns daran gewöhnt", sagt der kregele Senior.
Vor kurzem feierte Max Pazian seinen 80. Geburtstag - lebensfroh wie ehedem. Energisch verbittet er sich, als "Alter" bezeichnet zu werden. "Alt sind viele Menschen bereits mit 40 Jahren, andere strotzen auch in hohen Jahren vor Kraft." In Breslau, dem heutigen Wroclaw (Polen), ist Max Pazian 1912 geboren worden. Nach Abitur und drei Semester Jura-Studium meldete er sich 1934 freiwillig als Offiziersanwärter bei der Reichswehr. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit während der Wirtschaftskrise hatte ein Bekannter den Beruf Soldat empfohlen. Der Tip bewahrte Pazian später "glücklicherweise" vor dem Zwang, in die NSDAP eintreten zu müssen.
Um ein wenig Taschengeld hinzuzuverdienen, gab Pazian Nachhilfestunden. Sein Schüler war zufällig der Sohn des Breslauer Bahnhofsvorstehers, und dieser vermittelte ihm nach drei Jahren Arbeit als Zugleiter (Supernumerar) bei der Eisenbahn, der er bis zur Pensionierung im Jahr 1977 treu blieb.
"Eigentlich hätte mich die Bahn nie akzeptiert können, denn es gab eine Vorschrift, nach der nur Söhne von Eisenbahnern diesen Beruf wählen durften", erzählt Pazian. Er arbeitete zuerst im zweitgrößten Breslauer Bahnhof, später in Chaleroi (Belgien) und Lüttich. Im Krieg schickte ihn die Direktion nach Fastow nahe Kiew.
Dort blieb er bis zum Rückzug der deutschen Truppen, wurde kurz vor Kriegsende zur Wehrmacht einberufen und bald verletzt. Den Kontakt zu seiner Frau, die er im Oktober 1944 geheiratet hatte, hatte er währenddessen verloren. Erst Ende 1945 fand die Familie wieder zusammen. Max Pazian kam kurze Zeit später in einem Mansardenstübchen in Neufahrn unter, bezog dann ein möbliertes Zimmmer in Sachsenhausen, lebte für kurze Zeit in Frankfurt, gelangte schließlich mit seiner Familie nach Stuttgart - und lebte dort bis 1954. Dann half ihm ein ehemaliger Bekannter aus Fastower Zeiten dem Schichtdienst zu entfliehen und eine geregelte Arbeitszeit in Frankfurt zu bekommen. So kam Max Pazian zum zweiten Mal in die Stadt - und blieb in der Kuhwaldsiedlung. Pazian erinnert sich gerne: "Damals liefen noch die Hasen über das angrenzende Feld, die Siedlung lag mitten in einem Kuhwald, ganz in der Nähe des heute dort angesiedelten Battelle-Instituts."
Seine politische Laufbahn hatte Max Pazian spät begonnen. Zwar trat er 1956 in die CDU ein, aber erst als 1977 ein Kandidat für den Posten des Stadtbezirksvorstehers im Kuhwald gesucht wurde, ließ Pazian sich überreden - und kämpfte für den Stadtteil mit kantigem Stehvermögen bis 1989. Zusätzlich zog er 1978 in den Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) ein, von 1981 bis 1985 leitete er den Beirat.
Parteipolitk stand und steht für Pazian nach eigenen Worten nicht im Vordergrund. Pazian: "Ich will den Menschen dienen und ihnen helfen. Daran habe ich immer Freude gehabt." Hauptaufgabe sei es, erklärt der rüstige Senior, die Verbindung zwischen den Bürgern und der Stadtverwaltung herzustellen. "Ein persönlicher Kontakt kann oft mehr ausrichten als zehn bis 20 Schreiben." Pazian stand auch bei Unternehmen und Institutionen oft mit Forderungen vor der Tür, bei der Messeleitung ist er ein bekannter Mann.
Die Bewohner der Kuhwaldsiedlung wenden sich auch heute noch gerne an den ehemaligen Stadtbezirks- und Ortsvorsteher, wenn er durch die Straßen spaziert. Ein Schulmeister, der den Stadtteilpolitikern über den Rükken schaut, will er zwar nicht sein, aber Kritik an seinen Nachfolgern äußert er dennoch. So ganz kann sich Max Pazian eben doch nicht heraushalten, noch immer entwickelt er Ideen und setzt sich für "seinen" Kuhwald ein. Pazian: "Denn es gibt noch viel zu tun." Jürgen Otten
FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.
Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, mußte deshalb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz schicken.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl- Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
FRANKFURT-NORDWEST. Genießerisch trank die alte Dame ihren Kaffee aus und ließ sich gleich noch einmal nachschenken. Wenn es das anregende Gebräu nicht schon gäbe, müßte es erfunden werden, befand sie und zwinkerte schelmisch ihrer Nachbarin zu. Kaffee mache sie immer so nervös, erwiderte diese und wurde prompt zurechtgewiesen: "Quatsch, nur andere Leute machen mich nervös. Kaffee beruhigt." Punktum.
Die überzeugte Anhängerin des Bohnengetränkes ist 82 Jahre alt und hört auf den ungewöhnlichen Namen Frücht Regenfledis. Frücht war der Nachname ihres Mannes, der aus dem Krieg nicht "Früchtchen" schwärmte mehr wiedergekommen ist. Seitdem, seit 1948, ist sie Mitglied im Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands, kurz VdK genannt. Und ihren Kaffee trinkt sie am liebsten in Gesellschaft von den Freunden und Bekannten, die sie in der VdK- Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt kennengelernt hat.
Auf dem Grill-Sommerfest, das die Ortsgruppe im Seniorentreff in der Heinrich-Lübke-Straße feierte, schwärmte Frücht Regenfledis, die von ihren Freundinnen liebevoll "Früchtchen" genannt wird, nicht nur vom Kaffee. Auch auf den VdK ließ sie nichts kommen. Damals, als sie noch am Niederrhein lebte, half ihr der Verband, als es Schwierigkeiten mit der Rente gab. Und als sie vor über 20 Jahren nach Rödelheim umzog, war der VdK Praunheim / Römerstadt für sie da und regelte "den ganzen Papierkram". Ihre Sitznachbarin Elfriede Bolz nickte zustimmend: "Wir sind hier eine echte Gemeinschaft."
Heinrich Kraus, Vorsitzender der Ortsgruppe, ist für die Leute Ansprechpartner und Beratungsstelle zugleich. Jeden Dienstag ist er in seiner Sprechstunde für die Mitglieder da und hat ein offenes Ohr für deren Probleme. Neben persönlicher "Seelsorge" kümmert er sich um ganz praktische Dinge, stellt Anträge auf Wohngeld oder zur Gebührenbefreiung. 177 Mitglieder zählt der Ortsverband.
Eine zentrale Rolle spielt auch die Geselligkeit. Das Sommerfest war bereits die vierte Veranstaltung des VdK Praunheim / Römerstadt in diesem Jahr. Im Januar wurde Karneval gefeiert, dann stand die Jahreshauptversammlung auf dem Programm und im Mai reiste eine Gruppe von 45 Leuten fünf Tage durch Tirol - "ein herrliches Erlebnis", erinnerte sich "Früchtchen" Regenfledis. Das Sommerfest selbst hat mittlerweile Tradition: Das erste Mal wurde 1988 anläßlich des 40jährigen Bestehens der Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt gefeiert, seitdem ist es ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des VdK.
Der nächste Termin steht auch schon fest: Am 19. September startet der Verband gemeinsam mit der Ortsgruppe des Reichsbundes zu einer Tagesfahrt in den Westerwald. *rea
Es ist nicht angenehm, Niederlagen zu erleiden - beim Fußballspiel nicht und in der Politik auch nicht. Aber in beiden Fällen pflegt man sich - aus Sportsgeist - mit Niederlagen abzufinden.
Im Plenum des Bonner Bundestages wird nicht Fußball gespielt. Dort wird abgestimmt. Und Mehrheitsbeschlüssen in einem demokratisch gewählten Parlament pflegt man sich zu fügen, auch wenn sie einem nicht passen.
Deshalb: Wenn die Politiker von der CDU / CSU nun wirklich (zum zweiten Mal) mit ihrer Abstimmungsniederlage in Sachen Fristenlösung vor den BVG ziehen (FR vom 27. 6. 1992 "CSU will gegen Fristenlösung klagen"), müssen sich diese Damen und Herren sagen lassen, daß sie schlechte Verlierer sind.
F. Peter Robinsohn, Gentofte (DK)
FECHENHEIM. Ein Buch wollte er nicht geschenkt haben, "denn ich bekomme so viele Bücher geschenkt". Statt dessen bekam er von der Fechenheimer CDU zwei Flaschen Sekt mit Fechenheimer Etikett: Helmut Link, sechs Perioden für den Frankfurter Wahlkreis 140 Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB), verabschiedete sich noch einmal inoffiziell beim Stammtisch seiner Partei in der Gaststätte "Bootshaus".
Dabei erzählte er, wie sich der Bundestag in zwei Jahrzehnten verändert habe, ging auf die Entwicklung Frankfurts und auf tagespolitische Themen ein. Seine Zeit als Berufspolitiker - er war außerdem von 1960 bis 1969 Stadtverordneter in Frankfurt - ließe sich in vier große Abschnitte einteilen: Als er nach Bonn kam, wurde die CDU gerade als Regierungspartei abgelöst. "Sie hätten sehen sollen, wie schwer es einzelnen Regierungsmitgliedern gefallen ist, als gewöhnliche Abgeordnete wieder in den Plenarsaal zu kommen", erinnert sich Link. Das sei allerdings bei allen Regierungswechseln, die er erlebt habe, dasselbe Drama gewesen.
Als zweiten "großen Abschnitt" bezeichnete er die neue Ostpolitik der Regierung Brandt, die in seiner Fraktion auf großes Mißtrauen gestoßen sei: "Aus der Außenpolitik wurden innenpolitische Debatten des ganz großen Stils". Auch die Wende zur bürgerlichen Koalition 1982 sowie das Auftreten der "Grünen", die er als "Heuchler" und "Saubermänner" empfunden habe, hätte das Parlament in all seinen Gewohnheiten durcheinandergebracht.
Doch der Höhepunkt seiner Laufbahn ist "zufällig", wie Link erfreut anmerkte, in seine letzte Wahlperiode gefallen: Die Wiedervereinigung und das "Voranpreschen des Bundeskanzlers", der einen verdutzten Koalitionspartner überrascht habe.
Neben allen Höhen und Niederungen Bonner CDU-Politik - Link kam nicht darum herum, einzuräumen, daß er nicht immer mit der Fraktion einer Meinung war. Als einer der wenigen Funktionäre aus der CDU-Arbeitnehmerschaft CDA, die es schafften, vom Betrieb in den Bundestag zu wechseln, sowie als langjähriges IG-Metall-Mitglied ("ich bin zehn Jahre länger in der Gewerkschaft als in der CDU"), gab er auch schon mal Kontra in der Fraktion. Doch stets habe letztlich sein "Solidaritätsprinzip" gesiegt: Mehrmals hätten Journalisten eines Hamburger Nachrichtenmagazins versucht, von ihm Interviews zu bekommen, in denen er sich eindeutig gegen seine Parteikollegen geäußert hätte. "Da war bei mir aber nichts zu holen", versichert Link. Und das hätte "die Presse" auch schnell bemerkt.
Und heute? Auf die Tagespolitik ging er kaum ein. Nur mit der Entscheidung über die Neuregelung des Paragraphen 218 ist er gar nicht einverstanden.
Was Frankfurt anbelangt, so habe die Stadt in der "Ära Wallmann" eine Hoch- Zeit erlebt. Auch Fechenheim sei städtebaulich weiterentwickelt worden. Davon zeuge die Tatsache, daß "gerade in der alten SPD-Hochburg Fechenheim" seit zwei Jahren, in denen Frankfurt rot-grün regiert wird, die CDU einen immensen Mitglieder-Zuwachs vorweisen könne. Denn Rot-grün betreibe eine unverantwortliche Schuldenpolitik. "Dabei ist es noch ein Unterschied, ob Schulden für Investitionen gemacht werden, oder um den Personalbau aufzublähen." Links Tip: "Die müssen lernen, Wesentliches von Unwichtigem zu trennen." Und das hieße: Kein Schlachthof-Umzug, dafür mehr und bessere "städtebauliche Investitionen". col
Dem hessischen Datenschutzbeauftragten, Winfried Hassemer, muß in seiner Argumantation uneingeschränkt zugestimmt werden (FR vom 30. 6. 1992 "Organisierte Kriminalität oder: Die Löcher sind immer größer als der Käse").
Das BKA und andere Polizeien begründen die Gefährlichkeit der Organisierten Kriminalität mit statistischen Zahlen und verstehen es, damit einen Großteil der PolitikerInnen zu überzeugen.
Organisierte Kriminalität in der schwammig definierten Form gibt es schon seit Jahrzehnten. Doch erst in den letzten Jahren publiziert die Polizei das Vorhandensein der Organisierten Kriminalität und belegt es statistisch, weil die Argumentation der Aufrüstung des Polizeiapparates nützt.
Dies alleine zeigt, daß die polizeiliche Kriminalstatistik das aufzeigt und beweist, was die Polizei aufzeigen und beweisen will. Anhand der Beschaffungskriminalität kann dies beispielhaft weiter untermauert werden. Beschaffungskriminalität gibt es so lange wie die Drogenproblematik, doch heute fließt sie als Teil der Organisierten Kriminalität in die Statistik ein.
Sicherlich haben die Bürger einen Anspruch auf staatlichen Schutz vor Kriminalität. Nur kann die Polizei dem Schutzbedürfnis nicht alleine nachkommen, auch wenn sie das gern möchte, wie die Rufe nach umfassenderen Eingriffsbefugnissen zeigen. Die Wünsche der Polizei gehen mittlerweile so weit, daß die Polizei ein Sicherheitsrisiko für die Freiheitsrechte der Bürger wird, weil mit den neuen Polizeigesetzen, dem OrgKG und dem großen Lauschangriff jede/r BürgerIn, auch der Unbescholtene, verdächtig sein kann.
Den BürgerInnen muß klargemacht werden, daß sie wegen der Sicherung ihrer ureigensten Freiheitsrechte auch selbst für ihre Sicherheit verantwortlich sind, indem sie beispielsweise ihr Eigentum entsprechend sichern und nicht durch Phlegmatismus zum Diebstahl einladen oder ihnen die Mitmenschen nicht so egal sind, daß sie über Straftaten vom Einbruch bis zum Überfall hinwegsehen.
In dieser Gesellschaft ist Kriminalität nicht mit noch so viel Eingriffsbefugnissen ausrottbar. Es muß deshalb die Aussage von Winfried Hassemer nochmals wiederholt werden. Wir müssen mit Kriminalität leben lernen. Sie kann nur durch globale sozialpolitische Maßnahmen eingedämmt werden, indem Ursachen der Kriminalität beseitigt werden.
Jürgen Korell (Vorstandsmitglied Kritische PolizistInnen), Wiesbaden
NORDEND. Es ist soweit: Am heutigen Donnerstag wird die erste Tempo-30-Zone des Nordends im sogenannten Gebiet 8 eröffnet. Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 Stundenkilometern gilt dann zwischen der Glauburgstraße im Norden und der Eschenheimer Anlage im Süden; westlich wird das Gebiet von der Eckenheimer und östlich von der Friedberger Landstraße begrenzt. Die Neuerungen, die anfangs sicher die größte Umstellung für die Autofahrer bedeuten, sind die Richtungsänderungen: In der Zone 8 werden fünf Einbahnstraßen in Teilbereichen "gedreht".
Als nächster Schritt folgt die Verkehrsberuhigung zwischen Oeder Weg und Ekkenheimer Landstraße (Gebiete 4 und 5), danach in dem Bereich oberhalb der Glauburgstraße (Gebiet 6 und 7). "Dann haben wir innerhalb von sechs Wochen im gesamten Viertel zwischen der Friedberger und der Eckenheimer Landstraße Tempo 30 eingeführt", erklärte der Verkehrsexperte des Ortsbeirates 3, Armin Eikenberg (SPD) zufrieden.
Die Schilder, die die Ein- und Ausfahrten in die Tempo-30-Zonen signalisieren, stehen bereits seit einigen Wochen, waren aber bislang noch überklebt. Heute morgen wurden die Streifen abgezogen, und damit gilt ab sofort die neue Verkehrsregelung. Das bedeutet: Innerhalb der Zone darf nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden, und es gilt grundsätzlich rechts vor links. Außerdem kann - und soll - generell auf der Straße geparkt werden, um die Geschwindigkeit in den Straßen zu drosseln. Ausnahmen sind beschildert.
Durch diese "natürlichen" Hindernisse oder entsprechende Markierungen soll der Straßenquerschnitt im Einbahnverkehr auf 3,50 Meter verringert werden. Ist die Straße in beiden Richtungen befahrbar, bleiben sechs Meter Platz. Mit diesen Zahlen trägt der Ortsbeirat einer Entwicklung Rechnung, die sich noch im Modellstadium befindet: Dieser Querschnitt ermöglicht Radfahrern, in Einbahnstraßen auch in entgegengesetzter Richtung zu fahren.
Mit der Einführung von Tempo 30 ändert sich auch die Straßenführung im Gebiet 8. Im einzelnen: Die Richtung der Einbahnstraße wird in der Weberstraße zwischen Koselstraße und Rappstraße, sowie zwischen Wielandstraße und Zeißelstraße umgekehrt. In der Neuhofstraße ändert sich die Fahrtrichtung zwischen Weberstraße und Lenaustraße. Das gleiche gilt auch für die Lenaustraße zwischen Wieland- und Zeißelstraße.
Auch in der Wielandstraße und der Zeißelstraße werden die Richtungen neu geregelt, und zwar jeweils zwischen Weberstraße und Lenaustraße. Außerdem wird es künftig möglich sein, von der Eisernen Hand in die Eckenheimer Landstraße abzubiegen.
Diese "Schleifen", die seitens der CDU mit harscher Kritik kommentiert wurden, sind nach Ansicht Eikenbergs "eine opti- Fortsetzung auf Seite 3
Mit der Yucca zum Arzt "Blumendoktor" Gert Fickert macht auch Hausbesuche
FRANKFURT A. M. Wer kennt das nicht: Überfüllte Wartezimmer, unfreundliche Sprechstundenhilfen und dann die hastige Schnelluntersuchung durch den gestreßten Arzt. Anders bei "Pflanzendoktor" Gert Fickert: Seine "Praxis" ist ein wunderschönes Gewächshaus im Bethmannpark zwischen Friedberger Landstraße, Anlagenring und unterer Berger Straße, er fragt nicht nach Krankenscheinen, und die Behandlung ist sowieso kostenlos. Seine Patienten - Gummibäume mit schwarzen Flecken, Yuccapalmen, die ihre Blätter verlieren und verlauste Kakteen - werden alle ohne Ausnahme von Fickert liebevoll behandelt. Auch für die oft aufgeregten und zum Teil sogar verzweifelten Besitzer der erkrankten Grünlinge hat der "Blumendoktor" immer ein offenes Ohr. In seinen täglichen Sprechstunden zwischen 10 und 12 Uhr steht Fickert den "Pflanzeneltern" mit Rat und Tat zur Seite. Der Gärtnermeister übernahm 1985 das Amt des "Pflanzenratgebers" der Stadt Frankfurt von seinem Vorgänger, Obergärtnermeister Hans Guhn, der seit den Anfängen im Jahre 1953 kranke Zimmerpflanzen versorgte. Damals noch eine bundesweit einmalige Einrichtung, gibt es inzwischen auch in anderen Städten ähnliche Beratungsstellen. Der "Pflanzendoktor" ist bei den Frankfurtern sehr beliebt. "Egal, ob alte oder junge Leute, Schüler, Studenten oder Berufstätige, alle kommen zu mir", erzählt Fickert stolz. Einige bringen nur ein Blatt oder einen kleinen Zweig der erkrankten Pflanze, andere schleppen gleich den riesigen Gummibaum zur Sprechstunde.
Die Diagnose ist dann meist schnell gestellt. Seine wichtigsten Instrumente dabei sind eine Gartenschere, ein kleiner Blumenspaten, ein Steckholz und eine Lupe. Häufigste Krankheitsursache sind abgefaulte Wurzeln. "Die Leute meinen es einfach zu gut mit ihren Schützlingen, sie gießen sie vor lauter Liebe halbtot", erklärt Fickert das Phänomen. Seinen meisten Patienten kann schnell geholfen werden: Mit wertvollen Ratschlägen für die ambulante Pflege versehen, kann ein Großteil der "Kranken" gleich wieder entlassen werden. Nur in absoluten "Notfällen" werden die Grünlinge auch "stationär" aufgenommen.
Gert Fickert verrichtet seine Arbeit mit soviel Enthusiasmus, daß er sogar nach Feierabend noch "Hausbesuche" macht. Dann erkundigt er sich vor Ort nach dem Wohlergehen seiner Patienten und gibt auch mal Tips zur Bepflanzung des Balkons oder des Vorgartens.
Der "Pflanzendoktor" ist ein gefragter Mann, deswegen hält Fickert auch Vorträge in der Volkshochschule und in den zahlreichen Altenclubs Frankfurts. Da können ihn dann die Pflanzenliebhaber ganz genau nach Schnittmaßnahmen, Umtopftechniken, Krankheiten und Pflege fragen.
Wer nicht zu den Sprechstunden im Bethmannpark kommen kann, erreicht den "Blumendoktor" nachmittags von 13 bis 15 Uhr und mittwochs von 13 bis 18 Uhr auch am "Grünen Telefon" unter der Rufnummer 43 4 201.
Allerdings hält der Blumenexperte Fikkert nicht viel von Ferndiagnosen: "Denn da werden Pflanzentypen und Krankheitsbilder doch oftmals recht schwammig beschrieben." aar
SCHWANHEIM. "Weiter nach links, stop, höher, vorsicht mit der Stange, halt - verkehrtrum." Hektischer Betrieb auf dem Gelände der Sankt Mauritius-Gemeinde: 30 Kinder sind damit beschäftigt, ein halbes Dutzend Zelte aufzustellen. Die Kleinen wuseln unter den Zeltplanen hin und her, Häringe werden mehr oder weniger fachmännisch eingeschlagen, Schnüre werden gespannt. Nach gut einer Stunde intensiver Arbeit stehen die Sechs-Mann-Zelte im Halbkreis zu Füßen des Kirchturms. "Glück gehabt, dahinten kommen dunkle Wolken", meint einer der jungen Camper.
Für die Kinder ist es nicht irgendeine Nacht unter freiem Himmel. Es handelt sich um die Abschlußnacht der Ferienspiele der Mauritiusgemeinde. Eine Woche lang haben sich die 30 Teilnehmer zum Thema "Leben auf dem Bauernhof" einiges einfallen lassen. Inspiriert durch das Bilderbuch "Mullewapp" von Helme Heine entstand im Gemeindesaal ein Bauernhof mit allen Schikanen. Wer in die Landidylle gelangen wollte, mußte zuerst einen See durchqueren, um dann durch einen Schweinestall zu gehen, vorbei am Mäusenest ging es zu den Hühnern. Etwas abseits stand lebensgroß die Kuh Elsa mit Gipsbein. "Die ist vor der Kirche über die Straße gegangen, ohne den Zebrastreifen zu benutzen", erklärt Gemeindeassistentin Ute Schüßler. "Seitdem gehen alle Kinder immer schön brav über den Zebrastreifen hierher."
Die ganze Woche waren die Sechs- bis Zehnjährigen damit beschäftigt, das Buch "Mullewapp" in die Realität umzusetzen und weiterzuspinnen. Bevor es jedoch ans Basteln ging, lasen die Betreuer jeden Morgen ein Abenteuer von Jonny Mauser der Maus, dem dicken Schwein Waldemar und Franz von Hahn vor. "Eigentlich hatten wir vor, einen richtigen Bauernhof zu besichtigen. Da aber viele Kinder allergisch gegen Tierhaare sind, haben wir uns mit einem Kurzbesuch im Kobelt-Zoo zufrieden gegeben", erzählt Ute Schüßler.
Höhepunkt der Ferienspiele war die Aufführung eines eigenen Mullewapp-Abenteuers nach dem Gottesdienst. Eigens gebastelte Kostüme verwandelten die Jungen und Mädchen in Mäuse und Schweine. "Was da vorgeführt wurde, war bis zum Schluß ein großes Geheimnis der einzelnen Gruppen geblieben", berichtet die Gemeindeassistentin.
Auch wenn die Ferienspiele rundum erfolgreich waren, ganz zufrieden ist Ute Schüßler nicht. "Leider haben wir mit acht Leuten viel zu wenig Betreuer. Die Nachfrage für die Spiele ist so groß, daß die Eltern schon morgens um sieben bei uns anstehen, um ihre Kinder anzumelden. Ohne Probleme könnten wir 40 und mehr Teilnehmer aufnehmen, wenn zusätzliches Personal da wäre", klagt die Mitorganisatorin. "Für einen ehrenamtlichen Job sind Leute mit ein wenig pädagogischer Erfahrung schwer zu kriegen. Es macht zwar eine Menge Spaß mit den Kindern zu arbeiten, ist aber auch ganz schön anstrengend", sagt Ute Schüßler und schielt auf ihr Zelt. "Das wird eine kurze Nacht." hen
BONAMES. Anno 1965 löschte der letzte Bonameser Hufschmied Philip Westerfeld das Feuer, mottete Amboß und Hammer ein. Die Technologie in der Landwirtschaft hatte auch den 73jährigen Handwerker eingeholt. Kein Bauer zog mehr mit Pferden auf das Feld.
Der traditionsreichen Familiengeschichte zu Ehren restaurierte jetzt seine Tochter Käthi Westerfeld die alte Schmiede an der Homburger Landstraße 631. Private Initiative machte es möglich, daß der Heimat- und Geschichtsverein fortan sein "Privatmuseum" hat. Das wurde jetzt mit einem "Sommerfest unter der Linde" gefeiert.
Rechtzeitig zum dritten Sommerfest des heimatkundlichen Vereins wurde die Restauration dieser Tage fertig. Und so bot der Vorstand den Vereinsmitgliedern und Besuchern an, den nahezu 200 Jahre alten Handwerksbetrieb zu besichtigen. Zwei Gruppen mit jeweils 20 Interessierten ließen sich von der geschichtsbewanderten Pressewartin Edith Herzberg durch den Betrieb führen. Die engagierte "Heimatforscherin" freute sich vor allem über das Interesse bei Kindern und Jugendlichen.
"Der 442 Pfund schwere Amboß ist aus dem Jahr 1726", erzählte sie. Käthi Westerfeld, Vereinsmitglied im Heimatverein, hatte das alte Werkzeug ihrer Familie zusammengetragen, den Rost entfernt und mit Rostschutzmittel behandelt. Ein Museum zum Anfassen: Kinder durften die Gegenstände heben, an ihnen herumkurbeln, über das Metall streichen.
Über acht Generationen lang arbeiteten die Männer der Familie Westerfeld in Bonames als Hufschmiede. Aus einer Urkunde vom 17. Juli 1780 geht hervor, daß die Stadt Frankfurt den Handwerkern einen Haustausch anbot: die Schmiede wurde 1780 vom Nidda-Ufer in die Homburger Landstraße 631 verlegt. "Zuvor wurde das Haus an der Hauptstraße als Schule benutzt", erzählte die Vorsitzende Loni Biermann.
Neue Ausstellungsstücke zieren das Heimatmuseum in der alten Bonameser Schule, Homburger Landstraße 626. "Mittlerweile haben wir das Vertrauen alteingessener Bonameser gewonnen", erläuterte Frau Biermann. Und so hätten viele ältere Bürger rechtzeitig zum Sommerfest weitere Fotos, Dokumente und Haushaltsgegenstände dem Verein überlassen: meistens als Dauerleihgabe oder Geschenk. "Meine Kutschenlaterne (von 1900) habe ich auch entdeckt", zeigte sich ein Besucher stolz über seine Leihgabe und drückte der Vorsitzenden zugleich eine kleine Geldspende in die Hand.
Erfreut zeigte sich Loni Biermann auch über ein Geschenk der 91jährigen Mina Baumann: ein Foto der "Waldgesellschaft Bonames" aus dem Jahr 1910 und die Heiraturkunde ihrer Eltern aus demselben Jahr. Wer an einer Zusammenarbeit mit dem Verein interessiert ist, kann die Vorsitzende unter der Telefonnummer 50 35 97 erreichen.
Anno 1030 wurde Bonames zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die erste Ansiedlung aus der jüngeren Steinzeit wird auf das Jahr 4000 vor Christus datiert. So hat das Heimatmuseum, das 1993 sein zehnjähriges Bestehen feiern wird, einiges zu bieten: uralte Ausgrabungsfunde, landwirtschaftliches Gerät aus der Jahrhundertwende, eine Kaffeeröstmaschine von 1870, eine Kochkiste aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, guterhaltene Kleidung, fast versteinerte Kernseife.
Der Chor "Maienquartett" mußte seinen Auftritt absagen, da die meisten Sänger im Urlaub sind. So griffen die Veranstalter auf "Volksmusik vom Band" zurück. Und zum Sommerfest "Unter der Linde" gehört selbstverständlich der Grillstand, Bierausschank, selbstgebackener Kuchen und leider auch Plastikmüll - auf daß die Heimatforscher auch noch im Jahr 2100 Spuren finden werden. tin
FRANKFURT-SÜD. "Wir haben uns letztes Jahr zu sehr unter Druck gesetzt, aber mit Gewalt geht gar nix", sagte Hubert Genz, seit einigen Monaten Trainer des Fußball-Bezirksoberligisten VfL Germania 1894. Bis sieben Spieltage vor Ende der Saison stand der Verein an der Tabellenspitze und es sah so aus, als ob er den anvisierten Aufstieg in die Landesliga schaffte. Doch dann verloren die Fußballer gegen die jugoslawische Elf des FV Progres mit 3:1. "Von da an", so erinnerte er sich jetzt beim Training der Mannschaft zum Saisonbeginn, "ging es bergab". Am Ende der Punktrunde reichte es "nur" zu Platz vier der Tabelle.
Jetzt wollen die "94er" die Sache bedächtiger angehen. "Wir haben Zeit, das soll aber nicht heißen, daß wir nicht auch in diesem Jahr an Aufstieg denken", sagte Brendel. Der frühere Zweite Vorsitzende steht nun an der Spitze des Vereins. Er hat sein Amt mit Max Laue getauscht, der jetzt Stellvertreter ist. Brendel hat ein Ziel: 1994, zum hundertjährigen Bestehen, soll der Aufstieg in die Landesliga geschafft werden.
Die Germania ist der Verein mit der ältesten Fußballabteilung Frankfurts. Zu dem über 400 Mitglieder zählenden Traditionsklub gehören auch noch Tennis-, Tischtennis- und Handballabteilung. Doch das Aushängeschild ist Fußball: Trainer Genz ist froh, daß er alleine verantwortlich dafür war, wer die Mannschaft verlassen hat und wer eingekauft wurde. Als er die Elf mitten in der Saison von Winfried "Django" Mann übernahm, habe er "mit denen zufrieden sein müssen, die da waren".
Jetzt gibt es, nachdem neun Spieler die Mannschaft verlassen haben, eine Reihe von neuen Männern. Von Vereinen aus dem Rhein-Main-Gebiet wechselten zehn Spieler zur Germania: Dingo Milinovic, Antonio Alza-Tubio, Massah Oezelci, Dirk Bernert, Michael Reichert, Horst Heinzmann, Michael Wawotzny, Miguel Moreiras, Thorsten Heinson und Antonio Solimando.
Bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft achtete der frühere FSV- Coach darauf, eine homogene Truppe zu erhalten. Er holte nur Spieler, die vorher höchstens eine Klasse über der Germania gespielt hatten. Zum einen sollen Eifersüchteleien finanzieller Art unter den Spielern vermieden werden, zum andern führe die Erwartungshaltung an eingekaufte "Stars" oft dazu, daß diese Nerven zeigten und unter ihrem Niveau spielten.
Zur Vorbereitung auf den Saisonauftakt am 9. August fährt die 1. Mannschaft zu einem Trainingslager in den Spessart. Das erste Heimspiel bestreiten die "94er" gegen Aufsteiger Fechenheim. eik
FECHENHEIM. Eine abenteuerliche Fahrt nach England haben 16 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-KraftSchule unlängst hinter sich gebracht. Der Grund des Aufbruchs nach Birmingham: Die Schule bemühte sich schon seit zehn Jahren um eine Partnerschule auf der Insel, war aber immer wieder gescheitert.
Die Reise brachte jetzt endlich den lange erhofften Erfolg: Die künftige Partnerschule ist die "Small Heath School" in Birmingham. Schon im Oktober werden 20 junge Briten zum Austausch in Frankfurt erwartet. Die Heinrich-Kraft-Schüler, die jetzt in England waren, freuen sich schon aufs Wiedersehen, waren doch ihre Tage in Birmingham geprägt von der spontanen Offenheit ihrer Gastgeber.
Eigentlich war das Unternehmen eine Reise ins Ungewisse gewesen. "Wir hatten nur eine Unterkunft im St. Peters College, und über einen Kontaktmann bekamen wir die Adressen zweier möglicher Schulen", erzählt Englischlehrerin Andrea Berendt, die die Fahrt zusammen mit den 16- bis 18jährigen ihrer Klasse organisiert hatte. Die Unterkunft brachte den erschöpften Ankömmlingen zunächst eine Enttäuschung: Die Matratzen seien zerschlissen gewesen und das Geschirr angeschimmelt, alles habe so ausgesehen, als sei es lange nicht bewohnt gewesen.
Nachdem die Schüler das Chaos im St. Peters College aufgeräumt hatten, kam es gleich am ersten Tag in Birmingham zur unverhofften Partnerschaft mit der englischen Schule. "Ich spazierte einfach ins Sekretariat und sagte ,Here I am'", lacht Andrea Berendt. Sofort habe man sich an der Small Heath School kooperativ und interessiert gezeigt und die Schüler aus Deutschland für den nächsten Tag in die Schule eingeladen.
Den Besuchern fiel die überdurchschnittlich gute Ausstattung der "secondary school" (5. bis 10. Schuljahr) auf: Jeder Schüler hat einen Computer, es gibt einen Theaterraum, Squash- und Tennisplätze, einen Kraftraum und sogar ein Schwimmbad. Diese für eine öffentliche Schule in England ganz und gar ungewöhnliche Ausstattung verdankt die "Small Heath" dem Medienriesen BBC.
Zusammen mit dem englischen Lehrer Richard Riley und einem guten Dutzend Schüler organisierten die Frankfurter an den folgenden Tagen einen Ausflug nach Stratford-upon-Avon und ein großes Fußballturnier. Die Gäste nahmen am Unterricht teil und wurden in in den Schuljugendclub eingeführt.
"Die Schule paßt prima zu uns", sagt Andrea Berendt. Eine geeignete Partnerschule in England zu finden war schwierig. Zwar gibt es schon seit acht Jahren gute Kontakte zu einer Schule in Frankfurts Partnerstadt Lyon und seit zwei Jahren zu einer Schule in Erfurt, doch das Schulamt hatte den Fechenheimern wenig Chancen eingeräumt, im Land der Privatschulen einen ebenbürtigen Partner zu finden. Andrea Berendt: "Das Amt hatte Bedenken wegen der 60 Prozent Ausländeranteil an unserer Schule und der sozialen Randlage Fechenheims."
Die Small Heath School jedoch hat sogar einen noch höheren Anteil an Schülern aus anderen Ländern: 90 Prozent sind Ausländer, die meisten von ihnen kommen aus Indien und Pakistan. Andrea Berendt findet es erstaunlich, daß das Frankfurter Schulamt keine adäquaten Adressen hat und immer wieder darauf verweist, daß der Austausch mit betuchten englischen Privatschulen "problematisch" sei.
Wenn die Schüler aus Birmingham im Oktober nach Frankfurt kommen, werden sie übrigens nicht bei Gastfamilien, sondern zusammen in einer Jugendherberge untergebracht werden. Neben der Stärkung des Klassenzusammenhalts hat dies auch einen praktischen Hintergrund: "Bis auf zwei deutsche Schüler waren nur ausländische Jugendliche mit in England", sagt Andrea Berendt, "die Unterbringung der Austauschschüler aus Birmingham ist in den Familien der meisten unserer Schüler aus räumlichen und finanziellen Gründen sehr schwierig." eik
SACHSENHAUSEN. Grün, ein Dinosaurier hat grün zu sein. Zumindest sahen das die meisten Kinder bei den Ferienspielen im Spielhaus an der Brückenstraße so. Nur manchmal, wie bei dem großen runden "Dino", durfte es auch lila mit dunklen Punkten sein.
Drei Tage lang konnten die kleinen Künstler nach Herzenslust mit Karton, Pappmaché und Farbe hantieren. Heraus kamen wilde Neuschöpfungen der beliebten Urweltviecher: Der lustige Zehnfüßler beispielsweise, dessen Rumpf aus einem Eierkarton entstanden war; ein anderer trug stolz eine Doppelreihe Zacken auf dem Rücken; oder ein "Giraffen-Dinosaurier", der vor lauter Hals kaum noch die Balance halten konnte.
"Die meisten Kinder lassen ihrer Phantasie freien Lauf", meinte Iris Schäfer, die mit vier Kolleginnen zusammen das Ferienprojekt der Elterninitiative Sachsenhausen (EIS) betreut. Das sehe man auch an der Modellandschaft, in die die bunten Vertreter der ausgestorbenen Urtiere einziehen sollen wenn Farbe und Kleister getrocknet sind: Sandhügel wechseln mit papierenen Farnwäldern, Gipskakteen und einem kleinen See.
Die Idee für das mehrtägige Projekt stammte von einer Mitarbeiterin aus einer Kindertagesstätte, erklärte Iris Schäfer: "Dort haben sie festgestellt: Dinos sind echte Sympathie-Tiere bei den Kindern." Das war auch im Spielhaus zu beobachten. Für die Betreuer an der Brückenstraße ist jedoch nicht wichtig, daß die Tiere den Zeichnungen in den Büchern ähnlich sehen. Viel mehr kommt es auf den Spaß an der Aktion an, das Pantschen mit Zeitung und Kleister, den freizügigen Umgang mit Formen und Farben - auf daß die Mutter wegen der Klamotten die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Überhaupt: "Gerade auf die handwerklichen Sachen fahren die Kinder voll ab", weiß die angehende Diplom-Pädagogin Michele Schubert über die ersten beiden Wochen der Ferienspiele zu berichten. Ob mit Gips, Speckstein oder Ton, bei Laubsägearbeiten Batik- und Kartoffeldruck: Sie seien kaum zu bremsen und oftmals noch Tage später mit ihren Werkstücken beschäftigt. Nur beim Aufräumen werde es schlagartig leerer auf dem Gelände ums Spielhaus herum.
Die Ferienspiele der Elterninitiative Sachsenhausen laufen noch bis zum Freitag, 31. Juli. Außer an den Dienstagen öffnet das Spielhaus täglich von 11 bis 18 Uhr mit einem festen Programmangebot; daran teilzunehmen ist jedoch nicht Pflicht, die Kinder können auch einfach vorbeikommen und - beispielsweise - an den sonnigen Tagen im mobilen Schwimmbad plantschen.
Sämtliche Ferien-Dienstage sind für Ausflüge reserviert, die Anmeldung sollte so früh wie möglich am Spielhaus abgegeben werden. Für die zweite Hälfte der Ferien steht außerdem ein großes Hüttenprojekt auf dem Programm: Gemeinsam mit den Erwachsenen werden Holzhütten entworfen und in der Fußgängerzone Brückenstraße aufgebaut. ask
GRIESHEIM. "Viele lassen das DJK mittlerweile weg. Wir nicht." Auf die Frage, was es denn bedeute, lächeln Fußballabteilungsleiter Harald Reinhard und Dieter Gebhard (Spielausschuß) von der DJK Schwarz-Weiß Griesheim verschmitzt: "Deutsche Jugendkraft." Und als Erklärung: "Das ist eine katholische Jugendorganisation. Wir gehören zum Beispiel ganz offiziell zur Diözese Limburg." Doch trotz des himmlischen Beistands - den Segen hatte der Griesheimer Verein in der abgelaufenen Saison nicht: Er muß den Weg von der Bezirksliga in die Kreisklasse antreten.
Dabei sah es vor Weihnachten für die Schwarz-Weißen noch gut aus: Im vorderen Tabellendrittel rangierten die Kicker bei "Halbzeit" in der Punkterunde, von Außenstehenden gab es Lob und keiner dachte auch nur an Abstieg. Doch das, so vermuteten die Verantwortlichen jetzt, war vielleicht der Beginn allen Übels gewesen. Denn in der Frankfurter Bezirksliga war bis kurz vor Saisonschluß das gesamte Mittelfeld vom achten bis zum 17. Rang abstiegsgefährdet.
Die Selbstsicherheit der Mannschaft war auf einmal weg. Als Reinhard zum erstenmal vor dem Abstieg warnte, winkten die Spieler noch ab. Doch dann gingen entscheidende Heimspiele verloren, wurden in der Rückrunde Punkte gegen ebenfalls gefährdete Vereine leichtfertig verspielt. Das Team unter Trainer Günther Kunick hatte "plötzlich das Nervenflattern" und wurde es bis zum Abpfiff der Saison nicht mehr los. Am Ende bedeuteten die 26:42 Punkte und 46:68 Tore den drittletzten Platz. Nach dem bösen Erwachen ist jetzt zunächst einmal eine Standortbestimmung angesagt. Einige Leistungsträger haben den Verein verlassen - am meisten schmerzt der Verlust von Offensiv-Antreiber Fezi Cakmak, der zum Bezirksligisten FFV Sportfreunde 04 abwanderte.
Viel Arbeit kommt in den nächsten Wochen und Monaten auf den neuen Trainer Konrad Sivinski (vorher SV Hofheim) zu. "Der Wiederaufstieg wäre sehr schön." Aber das wird schwer, sind sich die Verantwortlichen einig. "Die ganze Kreisliga West wird auf uns Jagd machen", da müßten die Spieler jetzt "Charakter beweisen". Das Problem für die DJK: Mit 18 Akteuren ist der Kader zwar recht gut besetzt, aber teuren Ersatz, wie manch anderer Verein, kann man sich am Rebstock nicht leisten.
Eben jenes Gelände, das am Römerhof liegt und durch den Eisenbahndamm vom Stadtteil Griesheim regelrecht abgetrennt wird, macht den Schwarz-Weißen Sorgen. "Eigentlich eine ganz tolle Anlage mit dem Rasenplatz. Aber was den öffentlichen Nahverkehr angeht: Leider be . . . angeschlossen", brachte Dieter Gebhard die Kritik auf den Punkt.
Wer von den 72 Aktiven der Fußballabteilung kein Auto hat, muß abgeholt werden. Noch fataler ist das bei den über 100 Nachwuchskickern. Fünf Jugendmannschaften können die Griesheimer aufstellen, doch wenn sich die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz nicht bald bessert, sei ein zahlenmäßiger Rückgang nicht auszuschließen. Und das wäre ein schwerer Schlag für die 1924 gegründete Abteilung, die unter den Nazis verboten war und erst Mitte der sechziger Jahre den Spielbetrieb wieder aufnahm. Denn da das notwendige "Kleingeld" für Einkäufe fehlt, wird auf den eigenen Nachwuchs gesetzt.
"Dabei", meinte Gebhard etwas verärgert, "wäre es so einfach, die Verkehrssituation zu verbessern." Von den zwei Bussen, die vom Mönchhof zum Rebstockbad führen, könnte doch zumindest einer die etwas längere Schleife über die Straße Am Römerhof nehmen. Doch der FVV und die Politiker hätten nur abgelehnt. Die Begründung, über die der Spielausschußleiter nur lachen konnte: Das koste zuviel. ask
NIEDERRAD. Als ein "urwüchsiges Riesengeschlecht" wurden sie von den Chronisten bezeichnet. Und mächtig groß müssen sie tatsächlich gewesen sein, die Mitglieder der Familie Manskopf aus Niederrad. Spötter meinten gar, wer im Theater hinter der versammelten Familie zu sitzen kam, der hätte schlechte Karten gehabt - buchstäblich, denn vom Stück habe er nicht mehr viel gesehen.
Ob es diese körperliche Größe war - wer weiß? Ganz gewiß aber waren es die beachtlichen Gewinne aus der weltbekannten Weinhandlung Manskopf, die einen der Nachfahren 1894 zum Bau der prächtigen "Villa Manskopf" inspirierten: Denn die wurde 1895 von der Frankfurter Presse als "Schloß" bezeichnet. 35 Meter hoch ragte das Haupt des markanten Fassadenturms in den Himmel über der Schwarzwaldstraße 160, die Spanne bis zum First betrug 21 Meter. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur die Anschrift stimmt nicht mehr: Die lautet jetzt Flughafenstraße 4-6.
Wilhelm Manskopf beauftragte den Architekten Franz von Hoven, einen ausgewiesenen Historismus-Baumeister, mit dem Bau des Hauses. Obwohl die Bezeichnungen zwischen "Gothisirend" (so die "Kleine Presse - Stadt-Anzeiger und Fremdenblatt" im Jahr 1895) und "Neu- Renaissance" schwankten, waren sich die Fachleute einig: Im englischen Villenstil ist das Haus mit einer Grundfläche von 600 Quadratmetern gehalten.
Wie vor 100 Jahren, so bietet sich dem Betrachter heute ein eher schlichtes Äußeres dar: Die Flächen von hellem Putz sind nur von Eckquadern und Fenstern aus rotem Mainsandstein unterbrochen; darüber türmt sich ein schiefergedecktes Dach, asymmetrisch unterbrochen von vielen Erkern, Türmchen und Giebeln.
Das Innere des Domizils richtete Wilhelm Manskopf, der 1921 starb und ein Vermögen von etwa elf Millionen Mark hinterließ, umso prächtiger her: Empfangen wurden die Besucher in einer zehn auf zehn Meter großen Halle, die auch in der Höhe nur knapp weniger maß. Daran schlossen sich - ebenfalls mit "gothisirenden" Holzarbeiten verschönt - Speisezimmer, Spielzimmer, Billardraum, Salon, ein kleines Wohn- und ein Rauchzimmer an. Geradezu als Inbegriff des Reichtums erschien den Zeitgenossen aber die vollständige elektrische Beleuchtung und die "Niederdruckdampfheizung".
Stand die Villa nach dem Tode des Weinhändlers bis 1933 leer, als eine Gauleiterschule der Nazis einzog, so war im Nebengebäude zunächst noch Leben: Im Kutscherhaus, das samt seinen Stallungen dieser Tage ebenfalls zum Verkauf steht, führten die Dienstboten den Wirtschaftsbetrieb weiter.
Der Krieg brachte neue "Mieter": ein Seuchenlazarett zog ein. Die US-amerikanischen Besatzer übergaben 1945 das Anwesen den Frankfurter Diakonissen, die ihr ursprüngliches Heim im Sperrgebiet an der Eschersheimer Landstraße verlassen mußten. Die leisteten im ehemals hochherrschaftlichen Haus mit viel Improvisationstalent Aufbauarbeit. Im Stadtarchiv ist nachzulesen: "Alle elektrischen Leitungen waren herausgerissen, Schalter abmontiert, Beleuchtungskörper gestohlen. Die Kanalisation funktionierte nicht mehr." Doch schon wenig später war die Villa, mittlerweile städtisches Eigentum geworden, wieder voller Leben: Die Schwestern hatten eine Krankenstation samt Labor, ein Kindergärtnerinnen- Seminar und ein Schwesternwohnheim eingerichtet. Den Kinderhort besuchten Jungen und Mädchen aus Niederrad.
1956, ein Jahr nach dem Auszug der Diakonissen, nahm ein neuer Mieter die Räume in Beschlag: Das Pharma-Unternehmen Bio-Test richtete Labors für Immun- und Transplantationsmedizin ein; im Foyer des Hauses traf sich das "Frankfurter Medizinische Forum".
1990 zogen die Forscher aus. Doch das Verhältnis zwischen den Nutzern und der Stadt war in den letzten Jahren vor 1990 getrübt. So hatten sich beide nicht darauf einigen können, wer mit der Sanierung des seit Beginn der achtziger Jahre denkmalgeschützten Hauses zu beginnen habe: Die Stadt von außen oder das Unternehmen von innen. Wer auch immer die Villa künftig nutzt - diese Säumnisse machen das Unterfangen zu einer teuren Angelegenheit. ALEXANDER KRAFT
OBERRAD. Als "Negativwerbung für unsere Kommunalpolitiker" bezeichnete der Bürgerverein Oberrad die Diskussion um die mögliche (Teil-)Stillegung der Straßenbahnlinie 16 (die FR berichtete). In seiner jüngsten Pressemitteilung hält der Verein der CDU-Fraktion im Römer und dem FVV vor, eine "unverzeihliche Umweltsünde vorzubereiten" und eine "ökonomische Fehlentscheidung zu treffen". Anstatt über einen Buspendelverkehr zwischen Sachsenhausen und Offenbach nachzudenken, solle am Beschleunigungsprogramm für die "16" gearbeitet und weitere Anreize für das Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr geboten werden.
Der Bürgerverein fordert grundsätzlich, die Entscheidung über die Zukunft der Straßenbahnlinie 16 "ausschließlich am Verkehrsberuhigungseffekt zu orientieren" und mit beschleunigten Zügen "dem großen Bedarf zwischen Heerstraße und Marktplatz Offenbach" gerecht zu werden.
Für die Straßenbahn spreche eine ganze Reihe von Argumenten, begründeten die Oberräder Bürger ihre Kritik. "Die Tram verursacht wesentlich weniger Umweltbelastungen als der Bus: Kein Ruß, weniger Lärm und höhere Akzeptanz beim Fahrgast." Außerdem hofft der Verein auf Zuwachs bei den Benutzerzahlen, verbunden mit gleichzeitigem Rückgang des Individualverkehrs.
Dafür spreche auch der ab 1993 vorgesehene Einsatz der kundenfreundlichen Niederflurwagen. Die von der Stadt bestellten Waggons sollten so intensiv wie möglich genutzt werden, um die Kosten für den Fuhrpark niedrig zu halten.
Als irritierend bezeichnete der Bürgerverein, der sich die Verkehrsberuhigung im Stadtteil schon bei seiner Gründung vor über zehn Jahren auf die Fahnen geschrieben hat, die Politik der Christdemokraten. Im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) setzten sich die Abgeordneten öffentlich für die Linie 16 ein. Wenn nun neuerdings die CDU-Fraktion im Römer das Unternehmen in Frage stelle, "welche Bedeutung haben dann die Aussagen der Stadtteilpolitiker?"
Keine Fortschritte, so ein weiterer Kritikpunkt, zeichneten sich bei den Verhandlungen zwischen dem Frankfurter und dem Offenbacher Verkehrsverbund ab: "Die Preisgestaltung für die Fahrten über die Stadtgrenzen hinweg ist unbefriedigend." Die schon lange fällige Lösung würde mehr Fahrgäste in die Straßenbahn bringen, so der Bürgerverein.
Mit wenig Verständnis betrachtet der Zweite Vorsitzende, Günther Vierecke, die Spekulationen auf Offenbacher Seite, einen Bus in der Frankfurter Straße einzusetzen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Das sei im Mai bei einer Autoausstellung in der Fußgängerzone der Frankfurter Straße schon einmal für eine Woche geschehen. Die Erfahrung dieser Tage müßte Grund genug sein, "um auch die Offenbacher dazu zu bewegen, es bei der Tramlinie 16 zu belassen." ask
SACHSENHAUSEN. "Der ,Wildgarten' ist ein Sicherheitsrisiko für die spielenden Kinder." Markige Worte, mit denen die CDU-Stadtverordneten Karin Meulenbergh und Ursula Gauls den Zustand des Abenteuerspielplatzes an der Stresemannallee beschreiben. Vor allem die verrostete Lok sowie die maroden Holzbauten und -spielgeräte sind ihnen ein Dorn im Auge. Josef Mayer, Betreuer im Wildgarten, ist in seiner Wortwahl etwas vorsichtiger. Dennoch räumte er ein: "Ich brauche dringend Geld für Reparaturen." In einem Magistratsbericht heißt es dagegen, es treffe nicht zu, daß "der Platz in einem verwahrlosten Zustand" sei.
Zu einem Rundumschlag gegen das Freizeitparadies für die Sachsenhäuser Kinder holte Karin Meulenbergh aus. Sie zählte auf: Wenig Kinder besuchten den Spielplatz, die Geräte wiesen "gravierende Sicherheitsmängel" auf und "Penner nutzen den Platz als Toilette". Angesichts solcher Vorkommnisse müßte sich die Stadt fragen lassen, wieviel Zuschuß sie dem Wildgarten gewähre und was damit getan würde.
Laut Bericht der Stadtregierung wurden im vergangenen Jahr 153 709 Mark für Personal- und Sachkosten an den Träger, die Aktionsgemeinschaft Kinder- und Jugendarbeit Sachsenhausen, überwiesen. Noch einmal 10 000 Mark bewilligte der Kämmerer für Reparaturen. "Diese Summe wurde für die vordringlichsten Maßnahmen verwendet." Nach Darstellung von Josef Mayer reichen 10 000 Mark allerdings bei weitem nicht. "Ich habe Kostenvoranschläge machen lassen." Die Holzarbeiten an Seilbahn, Schaukel, Wippe und an Unterständen kämen auf 25 000 Mark. Ebensoviel koste die Sanierung der alten Lok, die dem Spielplatz bei der Eröffnung vor 15 Jahren von der Hafenbahn überlassen worden war.
Die Holzarbeiten, ist sich Mayer sicher, lassen sich mit Rücklagen und den angewiesenen Mitteln "bis Ende des Jahres" ausführen: 1992 bekommt der Abenteuerspielplatz 160 500 Mark, fürs kommende Jahr sind 164 500 Mark veranschlagt.
Das Problem ist die verrostete Lok. "Wenn die weiter so verfällt, muß ich sie tatsächlich absperren", bestätigte der Betreuer das Urteil der Christdemokratinnen. Dafür würde die Stadt auch kein Geld bereitstellen, nur einen Rat hätte das Jugendamt parat gehabt: Mayer solle Banken und ähnlich finanzstarke Spender abklappern.
In den anderen Kritikpunkten widersprach der Leiter des Wildgartens den beiden Christdemokraten energisch. Weder wild campierende Obdachlose noch Jugendcliquen, die früher immer mal wieder nächtliche Feten auf dem Gelände veranstaltet hatten, habe es in letzter Zeit gegeben. "Der Platz ist keineswegs verwahrlost." Ein Abenteuerspielplatz könne eben nicht so gepflegt wie ein öffentlicher Spielplatz aussehen. Und über angeblich zu wenige Kinder konnte Mayer auch nur lachen. "Die Frau Gauls war im April da." So früh im Jahr kämen allerdings nur wenige Kinder. Das sei in den Sommerferien schon anders. ask
FRANKFURT-NORD. Ferienzeit - da bleibt die Schule leer: Das ist für Schüler die schönste Jahreszeit, zumal wenn's die "großen Ferien" sind. Für die Verantwortlichen in den städtischen Ämtern stellt sich das jedoch oftmals anders dar. So sind sechs Wochen "kinderfreie" Zeit ideal, um an den Gebäuden dringende Reparaturen sowie An- und Ausbauten vorzunehmen.
Für Walter Hippmann, den stellvertretenden Leiter des zuständigen Hochbauamtes, hat die Sommerpause aber auch erhebliche Nachteile. In dieser Zeit wollen nämlich (angefangen von den städtischen Bühnen und der Oper) alle möglichen Institutionen und Ämter die Handwerker bestellen: Dann stören die mit Lärm und Schmutz verbundenen Arbeiten nicht den Betrieb.
Das trifft vor allem auf Arbeiten an der Heizung zu. "Wir haben im Sommer echte Engpässe." Das städtische Personal und die beauftragten Privatfirmen sind im Dauerstreß, das notwendige Material ist knapp. Das erfordere schon im Vorfeld viel Koordination. Und manches, was bereits lange als Mißstand bekannt sei, bleibe dann leider halt doch liegen, bedauerte Hippmann.
Dennoch, an einigen Schulen im Norden Frankfurts dürften sich die Schüler über die Neuerungen freuen, wenn sie aus den Ferien zurückkommen. So haben die Handwerker an der Harheimer Grundschule mit den Arbeiten an der Heizung begonnen. Bis Fenster und Fassaden einen neuen Anstrich haben und die Innenräume vollständig hergerichtet sind, wird es freilich Jahresende werden, erklärte Hippmann. Insgesamt bezifferte er den finanziellen Aufwand auf etwa 400 000 Mark.
Zügig voran geht es auch beim Turnhallen-Neubau an der Wöhlerschule im Stadtteil Dornbusch. Vor zwei Jahren angefangen, steht nun der Innenausbau auf dem Programm. Bis zum Frühjahr 1993 soll die etwa 6,6 Millionen Mark teure Halle fertig sein.
Gleich 40 Millionen Mark kostet den Steuerzahler die Heddernheimer Geschwister-Scholl-Schule in den nächsten Jahren. Zur Zeit wachsen die Betonstreben des Neubaus in die Höhe; Einzug soll laut Hochbauamt im Frühjahr 1994 sein. Erst danach wird der Altbau saniert.
Für die Arbeiten vor allem an Fenstern und Lüftung sind die notwendigen acht Millionen Mark von den Stadtverordneten bereits bewilligt worden.
Noch bis zum Herbst muß die Erich-Kästner-Schule in Niederursel auf die Renovierung warten. Erst dann können die Dachdecker und die mit dem Innenausbau beschäftigten Tischler anrücken. Kostenpunkt der Reparaturarbeiten: etwa 200 000 Mark.
Ebenfalls bis Jahresende soll die Bonameser August-Jaspert-Schule ein neues Aussehen bekommen. Vorgemerkt sind auf der Liste der Behörde die Fenster, die Fassade und das Dach. Genauere Angaben zum finanziellen Umfang konnte Hippmann jedoch noch nicht machen - die Arbeiten werden zur Zeit noch ausgeschrieben.
Ebenfalls keine präzisen Auskünfte konnte der stellvertretende Leiter zum Sanierungs-Zeitplan der dioxinverseuchten Schul-Sportanlagen machen. Sämtliche Flächen seien zwar mittlerweile abgedeckt. Doch bevor der Kieselrot-Belag entfernt werden könne, müßte erst noch ein geeignetes Depot zur Entsorgung gefunden werden. ask
FRANKFURT-OST. Ferienzeit - das ist für Schüler die schönste Jahreszeit, zumal wenn es die "großen Ferien" sind. Für die Verantwortlichen in den städtischen Ämtern bringt die Sommerpause allerdings eher Mehrarbeit: So sind die sechs Wochen der "kinderfreien" Zeit ideal, um an den Gebäuden notwendige Reparaturen sowie An- und Ausbauten vorzunehmen.
Für Walter Hippmann, den stellvertretenden Leiter des zuständigen Hochbauamtes, haben die Sommerferien aber auch ganz erhebliche Nachteile. Für diese Zeit wollen nämlich - angefangen bei den städtischen Bühnen und der Oper - alle möglichen Institutionen und Ämter die Handwerker bestellen, weil dann die mit Lärm und Schmutz verbundenen Arbeiten nicht den Betrieb stören. Das betrifft vor allem Arbeiten an der Heizung.
"Wir haben im Sommer echte Engpässe", sagte Hippmann. Das städtische Personal und die beauftragten Firmen befinden sich im Dauerstreß, das notwendige Material ist knapp. Das erfordere schon bei der Vorbereitung viel Koordination. Und manches, was bereits lange als Mißstand bekannt sei, bleibe dann halt doch liegen, bedauerte der stellvertretende Chef des Hochbauamts.
Dennoch: An einigen Schulen im Osten Frankfurts dürften sich die Schüler über die Neuerungen freuen, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen. So wird die Comeniusschule, die der Integrierten Gesamtschule (IGS) Nordend weichen mußte, ihr neues Domizil in der ehemaligen Lersnerschule (die als Hauptschule in der IGS aufgeht) bezogen haben: Bis zum Ende der Sommerferien sollen die etwa 145 000 Mark teuren Malerarbeiten und die Umgestaltung der Fußböden abgeschlossen sein. Ob bis dahin auch der Schulhof, der den Bedürfnissen der Grundschüler entsprechend gestaltet werden soll, fertig ist, konnte Hippmann indes nicht sagen.
Noch über die Schulferien hinauszögern wird sich die Komplett-Renovierung der ehemaligen Günthersburgschule. Doch ab dem 1. September, versicherte der stellvertretende Amtsleiter, werde dieser erste Bauabschnitt der neuen Nordend-Gesamtschule den Schülern und Lehrer ohne störende "Nebengeräusche" zur Verfügung stehen.
Das bedeutet jedoch nicht, daß an der Hartmann-Ibach-Straße Ruhe einkehrt: Anschließend beginnt die ebenfalls notwendige Totalsanierung des zweiten Bauabschnitts (entspricht der ehemaligen Comeniusschule), und direkt danach ist vorgesehen, einen Trakt mit Cafeteria und Kantine einzurichten. Insgesamt werden die drei Bauabschnitte rund 22 Millionen Mark erfordern; endgültig abgeschlossen ist das Vorhaben wohl nicht vor 1994.
Noch einige Zeit auf Besserung warten müssen auch die Schüler am Helmholtzgymnasium: Die Planung für eine moderne Heizanlage ist noch nicht abgeschlossen, das Hochbauamt errechnet zur Zeit die Kosten. Um dem stetigen Energieverlust zu begegnen, müssen die Regeleinrichtungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Zum Zeitrahmen sagte Walter Hippmann: "Wir versuchen, es möglichst noch in diesem Jahr hinzukriegen." ask
GRIESHEIM. Welch ein gellender Schrei des Glücks: "Herbert, die Bratwürste sind fertig." Quer über die Kleingartenanlage "Erbbaublock" an der Oeserstraße schallt der Ruf, der Herbert an den heimischen Grill zurückholen soll, wo die knackig braunen Fleischröllchen brutzeln. Doch wer weiß, wo Herbert gerade ist, und ob er seine Gattin überhaupt gehört hat. Vielleicht sitzt er ja just in diesem Moment vor dem Vereinshaus des Kleingartenvereins Erbbaublock und feiert mit beim traditionellen Sommerfest. Auch dort zieht der feine Duft von mehreren hundert Bratwürsten durch die Luft, so daß er wahrscheinlich gar nicht mehr an seinen Grill vor der eigenen Laube denkt.
Rund 400 Besucher zählte der Erste Vorsitzende Winfried Knobloch an den beiden "Sommerfest-Tagen" des Vereins. "Auf dem Programm standen Kinderspiele, eine Tombola und ein Fackelumzug." Beim Ballwerfen und Nagelschlagen konnten die allerjüngsten "Gartenfreunde" ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Prämiiert wurde das am schönsten geschmückte Kinderfahrrad: Mit Girlanden und Blumen gewann der fünfjährige Patrik Binz den ersten Preis.
"Die Festplanung", sagte Knobloch, "läuft bei uns schon seit dem Frühjahr." 65 Helfer des Kleingartenvereins haben sich im Drei-Stunden-Turnus abgewechselt - beim Spülen, Verkaufen und der Organisation. Besondere Attraktion des Sommerfestes war die "Original-Liederbacher-Band", die mit Country-Songs und Rock 'n' Roll zum Tanzen animierte. Viel Lob erntete dort Herbert Klohmann - in seinem bürgerlichen Beruf eigentlich Wirt der Vereinsgaststätte - mit einem Auftritt als Schlagzeuger der Band.
Der Erlös des Sommerfestes soll wieder der Anlage zugute kommen. "Wir müssen die Kantine renovieren, die Wege neu ausbauen", zählte der Vorsitzende all die Arbeiten auf, die noch bis zum 75jährigen Bestehen des Vereins im Jahre 1994 erledigt werden müssen. In Anbetracht der hohen Summe, die deshalb in den nächsten Jahren aus der Vereinskasse fließen muß, fand Knobloch die "Getränkesteuer für Vereine einfach eine unschöne Sache". Von den Einnahmen müsse so viel wieder abgeführt werden, daß es sich gar nicht mehr lohne, ein Fest zu veranstalten. "Und das, obwohl wir ein gemeinnütziger Verein sind."
Die gute Laune ließen sich die Kleingärtner dennoch nicht verderben. Bis in die späte Nacht hinein dröhnte es aus den Boxen der Musikanlage, gab es GrillBratwürstchen. Nur die von Herbert dürfte nach einiger Zeit des Wartens die genervte Gattin selbst gegessen haben. mug
GINNHEIM. Über den Wolken, nein, über den Wolken schwebt er noch nicht, der Fahrzeugführer Wolfgang Lang von der Berufsfeuerwehrwache 4. Aber ganz schön hoch oben schaukelt er trotzdem in seinem Löschkörbchen an der Drehleiter des DL 30. Der Blick über die Dächer von Ginnheim bis zum Frankfurter "Bleistift" (Messeturm) muß wohl wunderbar sein, denn Lang schaut eine ganze Weile herum, bevor er sich von Drehleitermaschinist Bernhard Wiegand wieder hinunter fahren läßt.
Aber vielleicht war es auch einfach nur die Freude darüber, von oben diesmal keine Brandwolken zu erspähen, die Lang eine Weile auf seiner Drehleiter verharren ließ. Denn diesmal fuhr er nur den Besuchern des Straßenfestes der Freiwilligen Feuerwehr Ginnheim in der Ginnheimer Mühlgasse zuliebe ein bißchen hoch und runter. "Als Feuerwehr zum Anfassen sozusagen", erklärte Bernd Reuß, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Ginnheim und Stellvertretender Stadtbrandinspektor.
Bis zu 1000 Besucher waren einmal über das Straßenfest geschlendert, hatten den "Kübelspritz-Wettbewerb" angefeuert und anschließend auf einer der zahlreichen Holzbänke ein Bierchen getrunken oder ein Würstchen gegessen. "Das ist unser zehntes Straßenfest, ein Jahr vor unserem 100jährigen Bestehen", freute sich Reuß stolz und bedauerte zugleich "angesichts dieser Tradition den fehlenden Nachwuchs". Zwar habe die Einsatzabteilung 29 Aktive, die Jugendfeuerwehr aber lediglich 15 Mitglieder, darunter zwei Mädchen. Erklären kann sich Reuß das mangelnde Interesse nicht. "Die Feuerwehr ist eine spannende Sache. Bei uns herrscht echte Kameradschaft, wir machen Ausflüge, basteln im Winter oder erteilen technisch- theoretischen Unterricht." Ab dem 17. Lebensjahr könne jeder nach bestandener Truppmannprüfung in die Einsatzabteilung überwechseln und bei jedem Einsatz nach 18 Uhr und am Wochenende mit dabei sein. 15 Ernstfälle davon gab es in Ginnheim im vergangenen Jahr.
Teils waren Hilfeleistungen gefragt, teils hatten sie Brände zu löschen: mit ihren drei Fahrzeugen (ein Löschgruppenfahrzeug, ein Hilfeleistungsfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug) war die Freiwillige Feuerwehr Ginnheim stets rechtzeitig zur Stelle.
Der Erlös des Straßenfestes soll bei der Finanzierung des Gerätehauses der Brandschützer helfen, das 1994 im Ginnheimer Stadtweg 116 neu errichtet wird.
Die Gruppen treffen sich alle 14 Tage, das nächste Mal am Freitag, 10. Juli, von 18.45 bis 21.45 Uhr, im Gerätehaus in der Ginnheimer Mühlgasse. mug
GRIESHEIM. Rot wie Blut, weiß wie Schnee - die Sauerkirschen in der Tupperware-Box: Erste Ernte der Kleingärtner aus der Kleingartenanlage Griesheim von 1888, Am Mühlgewann. Beim traditionellen Sommerfest des Vereins machten die Körbchen und Schachteln mit dem verlockenden Inhalt mehrmals ihre Runde: viele der insgesamt 126 Mitglieder präsentierten das Ergebnis langer Hege und Pflege.
"Nur satt wird man davon leider nicht", bedauerte Adolf Altenkirsch, Erster Vorsitzender des KGV Griesheim. Der vom schönen Wetter der letzten Tage schon gut gebräunte Mann verschmähte dann auch die brutzelnden Bratwürste nicht, die die Gartenfreunde auf dem Grill bereithielten. "104 Jahre ist unser Verein alt, die älteste Kleingartenanlage Frankfurts", berichtete Altenkirsch stolz und unterstrich, daß die Anlage von ehemals 600 Gärten erst in den letzten 32 Jahren auf 126 zusammengeschrumpft sei.
"Die Siedlung der Deutschen Bundesbahn, die Schule hier in der Nähe, die Autobahnverbreiterung - alles Gründe, weshalb wir Gärten abtreten mußten." Doch was ein rechter Kleingärtner ist, der hadert nicht lange mit dem Schicksal, sondern findet sich mit dem Unvermeidbaren ab. Altenkirch: "Wenn die Stadt das Gelände hier benötigt, müssen wir weichen." An solch einen "Ernstfall in nächster Zeit" glaubt er allerdings nicht. "Die Gärten in unmittelbarer Stadtnähe werden ja immer wichtiger für Menschen, die in Hochhäusern wohnen müssen und oft noch nicht einmal einen Balkon haben."
Der Verein sei gerade dabei "sich zu verjüngen", hat der Vorsitzende festgestellt. "Immer mehr junge Familien bewerben sich bei uns, wollen, daß ihre Kinder in einem Stück Natur aufwachsen können." Das und die große Gemeinschaft machten den Reiz eines Kleingartenvereins aus. Über 150 Besucher hätten beispielsweise gemeinsam auf dem Sommerfest gefeiert. "Für die Kinder haben wir Spiele veranstaltet, abends wird getanzt und am nächsten Morgen geht's zum Frühschoppen."
Sechs Vereinsmitglieder aus dem "Vergnügungsausschuß" haben die Verpflegung auf dem Fest organisiert, und gefehlt hat es tatsächlich an nichts: Brote, Bratwürste und 300 Liter Bier standen an den beiden Sommerfest-Tagen bereit. Die Resonanz war durchweg positiv.
Nicht nur jung und alt will Altenkirsch im Verein zusammenbringen, sondern auch Deutsche und Ausländer. "Gut zehn Prozent unserer Gärten haben wir an Jugoslawen, Italiener und Aussiedler aus Rumänien verpachtet."
Das Zusammenleben funktioniere "ganz phantastisch", nur mit dem Vereinsleben "hapert es noch ein wenig", bedauerte der Vorsitzende. Selten würden die ausländischen Mitbürger bei Vereinsaktionen mitmachen. "Vielleicht spielen da politische Ängste vor Versammlungen eine Rolle", vermutet Altenkirsch und will das demnächst in einem Gespräch klären. mug
"Meine Damen", schallt die Anweisung aus dem Off: "Sie tragen natürlich noch jede Menge Schmuck an Dekolleté und Armen. Alles muß glänzen." Ansonsten läßt die Staffage des weiblichen Hofstaates bei der ersten Kostümprobe zum "Ritter Blaubart" nur wenig Regie-Wünsche offen. Im Gegensatz zur Aufmachung der königlichen Garde. Sie kämpft seit ewigen Minuten mit den Schnallen auf den Schuhen: "Die gehen nicht zu." Die Ankleiderin befreit den Chor schließlich aus der Not mit dem Schuhwerk.
Das Spiel kann weitergehen. Es tritt auf: der König, Le Roi Bobêche. Der Riesen-Baby-Strampler bringt seinen Herrscher-Bauch groß raus. Wie maßgeschneidert paßt Jürgen Dietmar Kühn auch die Rolle des infantilen Despoten. "Die Staatsgeschäfte!", brüllt der mit mächtigem Organ. "Man bringe mir die Welt." Und schon wird sie hereingerollt, angerichtet auf einem Tisch als eine Imitation aus Bauklötzchen, spielend leicht zu versetzen und zu zerstören.
Die Welt als Persiflage - Regisseur Ditmar Dimitrow, ein Bulgare, sieht im "Blaubart", der Komischen Oper von Jacques Offenbach, vor allem "die Parallele zur Herbst-Revolution in der DDR". Mit böser Ironie hat er deshalb auch das Finale in Szene gesetzt. Eine Happy-EndVariante, die mit Seifenblasen und schräg intoniertem Hochzeitsmarsch daherkommt und vor allem zeigen soll, daß "die Oberen bei allem Drunter und Drüber oben bleiben".
Ob das die Heile-Welt-Wünsche eines Operetten-Publikums trifft? Im thüringischen Nordhausen, dem 50 000-Einwohner-Städtchen, das früher am Ende der realsozialistischen Welt lag und in der Post-Honecker-Ära nur um 30 Kilometer den errechneten zentralen Mittelpunkt Deutschlands verfehlt, haben eigenwillige Produktionen durchaus eine Chance. Dafür jedenfalls spricht ein Ensemble, das nicht nur "Ossis" und "Wessis", sondern auch internationale Theaterschaffende aus zehn Ländern zusammenbringt.
Tatsächlich offenbart die Geschichte dieser Bühne eine recht beispiellose Leidenschaft des Publikums für die Bretter, die ja auch die Welt bedeuten sollen. Vor genau 75 Jahren, inmitten des Ersten Weltkrieges, wurde in Nordhausen das in sparsam-klassizistischem Stil erbaute Haus eröffnet. Die Bürgerschaft der Rolandstadt hatte schon im 18. Jahrhundert Wert auf die Gastspiele des fahrenden Volks gelegt. Heftig entschlossen zeigte sie sich nun, den Kriegswirren zum Trotz an ihren Plänen für ein Stadttheater mit eigenem Ensemble festzuhalten. Doch die Blütezeit des Theaters, das damals die Magdeburgische Zeitung "als das schönste neuere in ganz Mitteldeutschland" rühmte, währte nicht lang. Bombenhagel machte die Fachwerkstadt im April 1945 zu drei Vierteln dem Erdboden gleich.
Daß sich die Nordhäuser dann 1946 in einem Volksentscheid dafür aussprachen, dem Wiederaufbau des Theaters gegenüber dem Wohnungsbau den Vorrang zu geben, grenzte an ein Wunder. Weshalb der städtische Kulturdezernent Klaus Wahlbuhl auf seine Frage, "und nun sollen wir's nach der Wende lassen?", auch nur eine Antwort akzeptiert. Mit seiner Überzeugung, "Theater schließen, das geht nur über meine Leiche", steht der SPD-Mann nicht allein. Schon Ende 1990 war ihm klar, daß beim Kampf für den Erhalt des Mehrsparten-Theaters, das insgesamt fast 500 Zuschauern Plätze bietet, viele Mitstreiter nötig sind. Damals waren sämtliche Kulturdezernenten Thüringens im Auftrag der Landesregierung nach Erfurt zitiert worden. Das Gefühl, "da will einer abbauen", teilte Wahlbuhl alsbald mit seinem Nebensitzenden, dem Kulturdezernenten aus Sondershausen, der 18 Kilometer entfernt liegenden Nachbarstadt von Nordhausen.
Schnell kam beiden die Idee, "uns zusammenzutun". Die Fusion des Nordhäuser Theaters und des Loh- Orchesters Sondershausen, einstmals fürstliche Hofkapelle, war bald beschlossene Sache. Die musikalische Vereinigung brachte zum einen eine künstlerische Erweiterung, zum anderen eine kapitalistische Neuheit: die Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Als solche ist das Kulturprojekt vom Südharz bislang einzigartig in der ostdeutschen Theaterlandschaft. Sicher, es gab auch Entlassungen. 32 Stellen sind bereits gestrichen. In Kulisse, Verwaltung, Chor, Orchester und Schauspiel sollen einmal nicht mehr als 260 Mitglieder arbeiten. Doch was die vier Gesellschafter, jeweils Stadt sowie Landkreis von Nordhausen und Sondershausen, an Bestandsgarantien einholen konnten, ist in finanziell windigen Nachwende-Zeiten beachtlich. Bis zur Spielzeit 94/95 sind Landes- und zum Teil auch Bundesmittel zugesagt. Von dem auf gut 15 Millionen Mark geschrumpften Etat für 1992 will Thüringen 8,5 Millionen übernehmen. Noch immer 3,5 Millionen hat die Stadt Nordhausen aufzubringen. "Ein Posten, so groß wie der für die Tram", ächzt Bürgermeister Manfred Schröter. Die Stadt verfüge nur über ein Zehntel des Steueraufkommens einer vergleichbaren westdeutschen Kommune - und das bei einer Arbeitslosenrate zwischen 16 und 17 Prozent. Gleichwohl hält auch der ausgebildete Arzt und CDU-Politiker mutig daran fest, "jeden Weg zu gehen, um das Theater zu retten".
Ein Vorteil ist dabei, daß Nordhausen im Abseits jener mittelthüringischen Städtekette namens Weimar, Erfurt und Gotha liegt, wo sich ein Theater an das andere reiht. Nach Nordhausen kommt ein Publikum auch von fernher, aus dem weithin kulturell verödeten Umland. Einen erheblichen Anteil an Abonnenten hat das Theater mit seiner Bordeaux-Romantik im Foyer und dem Goldstrich auf dem Doppelbalkon im Westen (wieder)gewonnen: in Goslar, Northeim oder Göttingen. Der Eintrittspreis zwischen zwölf und siebzehn Mark mag sich dabei günstig auf die Neubelebung dieser mehr als 40 Jahre unterbrochenen Tradition ausgewirkt haben. Wie auch immer: Zu 60 (bei Ballett und Theater) bis 70 Prozent (bei der Operette) sind die Ränge belegt. Somit bringen die Zuschauer zehnmal soviel in die Theaterkassen wie das rührig betriebene Firmen-Sponsoring.
Daß das Unmögliche in Nordhausen realistisch wurde, dafür stehen vor allem zwei Namen: der des Intendanten Hubert Kross jr., zu DDR-Zeiten ein aneckender Dramaturg aus prominenter Künstler- Sippe, und der des geschäftsführenden Direktors Michael Schindhelm, der vom Quantenchemiker zum Russisch-Übersetzer, Stückeschreiber und schließlich zur Bühne fand. "Du hast immer die große Klappe gehabt", soll der Kross-Vorgänger - "ein gläubiger Sozialist" - im Dezember 1989 zu dem damals 30jährigen gesagt haben, bevor er selbst den Hut nahm. "Jetzt machst du das mal."
"Mir war klar", erinnert sich Kross heute, "was das hieß: Eine härtere Gangart rein, das Haus technisch auf Vordermann bringen, künstlerisch neue Luft rein, um daraus eine Bude zu machen, die man nicht so leicht wegkriegt." Was er und der ein Jahr jüngere Schindhelm vor allem schafften, war, die anderen mit ihren Ideen anzustecken.
Schauspieler räumten den Fundus auf, der Spielleiter strich die Decke. Ohnehin wird jeder krumme Nagel aufgehoben, um ihn wiederzuverwenden. Noch heute ist von dieser Aufbruchstimmung etwas zu spüren. Wenn zum Beispiel beim Musical "Lola Blau" der Vorhang sich hebt und die technische Mannschaft Bauhelm-schwenkenderweise das Bühnenballett ersetzt. Wenn der Leiter des künstlerischen Betriebsbüros den Schreiberling auch noch im "Ritter Blaubart" mimt, ein Bühnenarbeiter im gleichen Stück in der Rolle des Priesters den Weihrauch schwenkt oder der österreichische Tenor seine Bilder im Foyer ausstellt. Eine Idylle im Theater also, während ringsum rationalisiert, konkurriert und abgewickelt wird? Nein, sagt der Theatermacher Schindhelm. "Unsere Wirkung muß nach außen gehen." Und das dürfe nicht nur von der Bühne aus geschehen, wenn der rote Samtvorhang gezogen werde. So etwas wie voriges Jahr am 9. November, als man Skins, Punks, Verbände, Initiativen und kommunale Vertreter an einen Tisch gebracht habe, um über Ausländer zu sprechen, sei im Konzept genauso wichtig wie die Unterstützung von Jugendclubs. "Das läuft wie vor '89 entweder über die Kirche oder übers Theater."
Auf Weiden und in Ställen in Hessen standen im Juni nur noch etwa 207 000 Milchkühe. Ihre Zahl hat sich damit innerhalb eines Jahres um 6,2 Prozent verringert. Im Vergleich zu 1984 ist die Zahl der Milchkühe in Hessen sogar um 30 Prozent zurückgegangen, berichtete das Statistische Landesamt. Im Juni gab es nur noch 14 700 Halter von Milchvieh. Das waren elf Prozent weniger als vor Jahresfrist. Seit 1984, als der Staat Maßnahmen zur Einschränkung der Milchproduktion einleitete, sei die Zahl der Milcherzeuger in Hessen um fast 13 100 oder 47 Prozent zurückgegangen.
13 Künstler und 25 Kunsthandwerker hat eine sechsköpfige Jury aus rund 90 Bewerbungen zum Kunstmarkt der zweiten Limburger Kunstwochen (28. August bis 27. September) ausgewählt. Sie dürfen ihre Werke im historischen Rathaus der Altstadt ausstellen und am 30. August auf dem Kunsthandwerkermarkt verkaufen. Wie die Stadt mitteilte, werden vorrangig heimische Künstler (Maler, Grafiker, Glasbildner und Bildhauer) sowie Kunsthandwerker (Keramik, Holz und Glaskunst, Seidenmaler, Schmuckhersteller) dabei sein. lhe
Noch vor einem Jahr war in Mexiko kaum etwas so sicher wie das Freihandelsabkommen (FHA) mit den USA und Kanada. Bis spätestens Mitte 1992, so die damaligen Beschwörungen, wäre der Entwurf unterschriftsreif und könnte dem US-Kongreß noch vor den Novemberwahlen vorgelegt werden. Doch die Verhandlungen erwiesen sich zäher als erwartet, die US-Wirtschaft befindet sich weiter in einer Rezession, und Ross Perot, möglicher unabhängiger Kandidat, ist ein erheblicher Unsicherheitsfaktor.
Auch wenn für die Unterschriften noch Zeit bis Ende Juli ist, so bleibt die Frage, was passiert, wenn der Vertrag nicht zustande kommt, keine bloße Rhetorik mehr. Denn Ross Perot irritiert nicht nur US-Wahlstrategen, sondern durch seine ablehnende Haltung gegenüber dem FHA inzwischen auch Mexikos Regierung, die es rasch über die Bühne bringen will.
Denn um so unsicherer Bushs Wahlsieg wird, desto höher sind die Chancen, daß der Präsident eine Unterzeichnung hinauszögert - mit Rücksicht auf Gewerkschaften, die Job-Verluste durch das Abwandern von Firmen ins Billiglohnland Mexiko fürchten. Die schlechte Nachricht könnte Mexikos Präsident Carlos Salinas de Gortari schon morgen ereilen, wenn er sich mit Bush in San Diego trifft.
Andererseits braucht Salinas de Gortari etwas zum Vorzeigen, um die Nervosität zu besänftigen, die bereits Anleger erwischt hat. "Sollte sich das Abkommen verzögern, erhöht sich die Gefahr, daß Investoren ihr Vertrauen in die mexikanische Wirtschaft verlieren, und das hätte böse Auswirkungen auf den Finanzmarkt und die Börse", analysiert Wirtschaftsexperte Rogelio Ramirez die Lage.
Vor allem die Aussichten auf den weltweit größten Markt mit 360 Millionen Einwohnern und einem gemeinsamen Bruttosozialprodukt von mehr als sechs Billionen Dollar haben in den vergangenen Jahren Mexiko für ausländische Anleger attraktiv gemacht. Volkswagen investiert 800 Millionen Dollar in seinem Werk in Puebla, Ford wird in Chihuahua eine Milliarde einbringen, das gleiche wird von Nissan erwartet. Weitere Industriegiganten stehen Gewehr bei Fuß.
Daß ihr Engagement jedoch von dem Abkommen abhängt, das geben beispielsweise japanische Interessenten aus freien Stücken zu. "Wir sind an langfristigen Investitionen interessiert, nicht an kurzfristigen wie etwa die Nordamerikaner," begründet Ryuhei Kato, Direktor der japanischen Handelskammer in Mexiko, die Zurückhaltung seiner Landsleute. Sie wie auch deutsche Firmen interessiert vor allem der Prozentsatz des "local content", wie der Anteil der Wertschöpfung heißt, der aus regionaler Produktion stammen muß. Während die USA einen hohen Satz von 70 Prozent favorisieren, um die Konkurrenz aus Europa und Asien abzudrängen, wünscht sich Mexiko nur 50 Prozent, um ausländische Investoren anzulocken.
Auch aus diesem Grund, so ein europäischer Vertreter, sei eine Unterzeichnung des Entwurfs so wichtig. "Es ist egal, wann das Abkommen ratifiziert wird; Hauptsache ist, daß die Unternehmer den Vertragstext kennen und sich darauf einstellen können." Dem Text fiebern auch die mexikanischen Oppositionsparteien entgegen, die der Regierung vorwerfen, sie im dunkeln tappen zu lassen. "Wir werden mehr aus den USA informiert als hier in Mexiko. Es ist unglaublich," schimpft David Vargas Santos, Wirtschaftsexperte der konservativen Partei der Nationalen Aktion (PAN).
Die Opposition fürchtet vor allem, daß unter Zeitnot der Druck auf die Regierung bei den delikaten Themen wie Landwirtschaft, Autoindustrie und Energie zunimmt. In der Landwirtschaft geht es um die Übergangszölle, die in den nächsten Jahren die ineffizienten Getreidebauern vor Dumping-Preisen aus den USA schützen sollen. Betroffen sind immerhin 2,5 Millionen Familien. Auf der anderen Seite sträuben sich die USA, ihre Grenzen voll dem wettbewerbsfähigen Gemüse und Obst aus Mexiko zu öffnen. In der Energiewirtschaft möchte Washington eine ausländische Beteiligung an Mexikos staatlicher Erdölindustrie durchdrücken, was das Land der Azteken aufgrund seiner Verfassung bislang nur in der Petrochemie zuläßt.
Sollte sich das Abkommen verzögern, so hätte das Negativ-Auswirkungen auf die mexikanische Börse, die in den vergangenen Jahren wahre Höhenflüge erlebte. Dieser Anlagenfluß half nicht nur, Mexikos immenses Handelsdefizit von zehn Milliarden Dollar 1991 abzudecken, sondern hievte auch die Dollarreserven in Rekordhöhe. Schwindendes Vertrauen in seine Wirtschaftsstabilität würde das Land nur wieder in den Teufelskreis zurückkatapultieren, von dem es sich in den vergangenen vier Jahren befreite: fallende Reserven, Abwertung und steigende Inflation, eine vorsichtigere Steuer- und Geldpolitik und letztendlich ein gebremstes Wachstum.
Viele Kritiker machen aber nicht allein die veränderte Lage beim nördlichen Nachbarn für die Bredouille verantwortlich, die die Verzögerung des Abkommens ausgelöst hat, sie verweisen auf Fehler der mexikanischen Regierung. "Sie hat das Abkommen so verkauft, als sei es schon unterschrieben, und damit eine zu große Erwartungshaltung geschaffen," meint Ramirez. Wie verletzlich die mexikanische Wirtschaft ist, zeigt der gewaltige Börsenverlust im Juni. Für den sind eine Mischung aus Perot-Faktor, dem überraschenden Verkauf von Aktien der mexikanischen Telefongesellschaft Telmex und nicht zuletzt die Unsicherheit über das Freihandelsabkommen verantwortlich. RITA NEUBAUER
MEINUNG UND BERICHT 3
In den Frühnachrichten von Radio Murmansk gehören die aktuellen Werte der radioaktiven Strahlung zum täglichen Wetterbericht. Auch auf einer Digitaluhr in einer der Murmansker Hauptstraßen wird neben Zeit und Temperatur das Strahlungsniveau angezeigt. Die atomare Gefährdung ist für die Menschen in der russischen Großstadt auf der Kola- Halbinsel eine Alltagserscheinung geworden.
Zwar brauchen sie keinen Vernichtungsschlag gegen die auf Kola versammelte größte Truppen- und Waffenkonzentration der Welt mehr zu fürchten. Aber 3500 Atomsprengköpfe in den Waffenarsenalen, 229 Atomreaktoren an Bord von 118 Schiffen und U-Booten der russischen Nordflotte, ungeahnte Mengen nur notdürftig verwahrten oder verantwortungslos ins Meer versenkten Nuklearabfalls und vier unzureichend gesicherte Von Hannes Gamillscheg (Murmansk) Atomreaktoren machen eine Million Einwohner in der Region um Murmansk auch nach dem Ende des Kalten Krieges zu Geiseln der atomaren Bedrohung.
Doch auch in Nordskandinavien sind die Menschen beunruhigt. Nicht genug damit, daß die Schadstoffemissionen der mit vorsintflutlicher Technik arbeitenden russischen Schwerindustrie auch norwegische und finnische Wälder zu zerstören beginnen.
Die Metall-Kombinate von Nickel und Zapolyarny stoßen fünfmal so viel Schwefeldioxid aus wie die gesamte Industrie, alle Haushalte und der gesamte Verkehr ganz Norwegens zusammengerechnet, und der Landstrich total zerstörter, verätzter und verbrannter Natur rund um das Nickel-Schmelzwerk rückt jedes Jahr einen Kilometer näher an die norwegische Grenze heran. Seit in Rußland über Umweltskandale und atomare Gefahren gesprochen werden darf, erfahren die Norweger in kleinen Dosen, daß sie auch in unmittelbarer Nähe möglicher atomarer Katastrophen leben.
Das russische Forschungsschiff "Viktor Buknitski" wird im August mit einem russisch-norwegischen Forscherteam in See stechen. In der Barentssee und in der Karasee sollen die Wissenschaftler die Plätze erkunden, an denen die verblichene Sowjetunion ihren Atomabfall los wurde. Als das Umweltministerium in Oslo russische Kollegen zu einem Treffen über "mögliches Atom-Dumping" lud, sagte der Moskauer Delegationsleiter, Vizeminister Alexei Porjadin: "Das ,möglich' könnt ihr streichen. Atom-Dumping fand statt."
Und obwohl russische Behörden behaupten, daß die Versenkung von Atommüll in die Barentssee 1983 beendet worden sei, bestätigt Vatjeslav Perovsky, Leiter des Instituts für Energietechnik in Murmansk, daß schwach radioaktiver Abfall auch heute noch einfach ins Meer gepumpt werde. In der Karasee, östlich der Inselgruppe Novaja Semlja, sollen 17 000 Behälter mit strahlendem Abfall ruhen.
Mehr noch: nach einem Unfall an Bord des Atomeisbrechers "Lenin" wurden 1967 die am stärksten radioaktiven Teile des Reaktors ins Meer versenkt. Drei Jahre zuvor war das Spezialschiff für Atomabfall "Bauman" mit 1500 Behältern an Bord vor Novaja Semlja auf Grund gesetzt worden. Als 1984 die "Lepse" Atommüll-Container über Bord warf, wollten diese nicht sinken. Da schlug die Mannschaft zwei Löcher in jeden Behälter, damit Meerwasser eindrang und die Tonnen in die Tiefe zog. Dort liegen die durchlöcherten Container nun, in 200 Metern Meerestiefe, und die Radioaktivität sickert aus.
Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace sollen darüber hinaus zwölf Reaktoren von verunglückten U-Booten in der Karasee versenkt sein, fünf davon mitsamt den Brennstäben. Auch drei Triebwerke von Atomeisbrechern sollen auf dem Meeresgrund ruhen. Wassermessungen haben bisher keine nennenswert erhöhten Strahlungswerte festgestellt. Doch die Norweger sind auf der Hut. Die Barentssee ist Europas reichstes Fischgewässer, und radioaktive Verseuchung des Meeres wäre eine Katastrophe für die Fischer. Nicht erst, wenn die Strahlung gefährliche Werte erreichen würde, wäre ihre Existenz bedroht: Sie wissen genau, daß ihr Fisch auf dem europäischen und amerikanischen Markt in dem Augenblick unverkäuflich würde, in dem die Atommüllgräber meßbare Strahlung abgeben.
Doch das Atommüll-Dumping ist nur ein Teil des Problemes, und nicht einmal der kritischste. Mehr als 50 ausrangierte Atom-U-Boote liegen in den Häfen der Kola-Halbinsel und verrosten; zwei von ihnen nur 300 Meter vom nächsten Wohnblock in Murmansk entfernt. Die Atomreaktoren sind an Bord. Niemand weiß, was mit ihnen geschehen soll. Die Kürzung der Militärausgaben für die Nordflotte mache es unmöglich, sich um die strahlenden Wracks zu kümmern, sagte deren Oberbefehlshaber Alek Yarashiv kürzlich in Murmansk.
In den Häfen um die Großstadt liegt auch Atommüll an Bord von Schiffen zur provisorischen "Zwischenlagerung". Dann werden sie auf Eisenbahnwaggons umgeladen, die, so schrieb das Murmansker Umweltschutzkomitee in einem Rapport, für solche Transporte nicht geeignet sind. Und auch die Sicherheit bei der Lagerung von 3500 Atomsprengköpfen in den Waffenarsenalen der zerfallenen Supermacht gibt den Menschen auf Kola Anlaß für bange Fragen.
Als konkreteste Gefahr stufen norwegische Experten dennoch die Atomkraftwerke von Polyarny Zory ein. Die beiden ältesten der vier Meiler, Druckwasserreaktoren vom Greifswald-Typ aus den Jahren 1973 und 74, werden von der Internationalen Atomenergiebehörde zu den zehn gefährlichsten der Welt gezählt. Aber auch die beiden neueren Reaktoren erfüllen westlichen Sicherheitsstandard nicht. Rund fünf Millionen Mark hat die norwegische Regierung der russischen für die Modernisierung der Anlage und die Schulung des Personals versprochen. Frederik Hauge, Vorsitzender der Umweltbewegung Bellona, protestiert: "Die beiden alten Reaktoren zu modernisieren, heißt Schminke auf die gefährlichsten Reaktoren von Kola zu legen." Das Geld solle lieber für Energiesparmaßnahmen und die Stillegung der Atomkraftanlage verwendet werden. "Weil Strom fast nichts kostete, wird auf Kola wie überall in Rußland unerhört viel Energie verschwendet", sagt Thomas Nilsen von Bellona. "Und den entstehenden Mangel bei einer Schließung von Polyarny Zory könnte Norwegen aus seinem Elektrizitätsüberschuß decken."
Zu den aus der Sowjetunion ererbten Problemen kommen neue. Die Militärbasen auf Novaja Semlja, die Probleme mit der Stromversorgung haben, sollen von einem seegestützten Atommeiler gespeist werden - von einem Atomreaktor an Bord eines Marineschiffes. Die Inselgruppe ist auch als Endverwahrungsstätte für Atomabfall im Gespräch. Begründung: durch die unterirdischen Atomprobesprengungen, die dort stattgefunden haben, sei Novaja Semlja ohnedies bereits verseucht. Und dies gibt auch findigen Geschäftsleuten des neuen Rußland strahlende Ideen. Die russische Gesellschaft "Chetek" bietet ihre Dienste westlichen Firmen an, die bereit sind, viel Geld zu zahlen, um ihren Giftabfall loszuwerden.
In den Schächten von Novaja Semlja will Chetek sogenannte "zivile" Atombomben zünden und durch die bei der Sprengung entstehende Hitze den Giftmüll vernichten. Ob die Gesellschaft die Erlaubnis dafür habe, sei unklar, heißt es in einem Bericht von Bellona. "Daß sie die Technologie und die Atombomben hat, ist hingegen klar." Umweltgruppen behaupten, daß chemische Abfälle auch früher schon durch Atomsprengungen beseitigt wurden, und daß Spezialschiffe mit Sondermüll immer wieder dann in Novaja Semlja angelegt hätten, wenn die sowjetische Kriegsmacht einen ihrer unterirdischen Atomtests durchführte.
HANAU. 13 von 36 Auszubildenden der Hanauer Vacuumschmelze (VAC) sind wegen besonders guter Leistungen bei der Sommerprüfung der Industrie- und Handelskammer mit Buchpreisen bedacht worden. Ein "hoher Prozentsatz", so heißt es in der VAC-Pressemitteilung, bleibe nach der Lehre dem Unternehmen treu.
Geschäftsführer Günter Lenhard forderte die jungen Menschen in einer Feierstunde auf, nach einer kurzen Atempause gleich wieder mit dem Weiterlernen zu beginnen. Denn in immer kürzeren Abständen müßten sie sich auf neu entwickelte, gefertigte und verkaufte Produkte umstellen; immer anspruchsvoller würden die Kunden bei Preis, Qualität und Technikeigenschaften.
Dabei benötige ein Unternehmen nicht nur "Superstars", sondern vor allem "teamfähige" Mitarbeiter/innen, die Verantwortung zu tragen bereit seien und von sich aus initiativ würden.
Betriebsratsvorsitzender Adolf Brandt beglückwünschte die Auszubildenden im Namen von Arbeitnehmer- und Jugendvertretung. him
FRANKFURT-NORDWEST. Die Titus- Thermen im Nordwestzentrum am Walter-Möller-Platz 2 bieten den ganzen Juli über eine Sommeraktion. Das Bürgerhaus Nordweststadt etwa lädt jeden Mittwoch um 20 Uhr zur Salsa-Disco ein; der Eintritt kostet acht Mark.
Jeden Donnerstag und Samstag wird auf dem Dachgarten der Sauna ab 19 Uhr gegrillt.
Im Eingang der Thermen zeigt der Koblenzer Photograph Werner Koch den ganzen Monat über Aufnahmen von Strandmotiven der Inseln Mahe, La Dique und Fregate (Seychellen).
Am Samstag, 18. Juli, gibt's eine "Hot Disco Night" in den Thermen mit einer Musikzusammenstellung von Discjockey Heinz Günther Heygen.
Ein Spielnachmittag für Kinder im Schwimmbad steht am Dienstag, 21. Juli, 14 Uhr, an.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen im Schwimmbad: Kinder 5,50 Mark, Erwachsene zehn Mark. Informationen gibt der "Info-Point" der Titus-Thermen unter der Rufnummer 95 80 50. *orf
SELIGENSTADT. Während der Ferienspiele der Stadt vom 20. bis 31. Juli bleibt die Jugendbegegnungsstätte geschlossen. Darauf weist die Stadtverwaltung hin.
"Open house" ist in den Räumen an der Steinheimer Straße erst wieder nach den Sommerferien am Montag, 3. August. Die Öffnungszeiten: montags und donnerstags 18 bis 22 Uhr, dienstags und freitags 14 bis 18 Uhr, mittwochs (nur für Mädchen) 15 bis 18 Uhr.
In der ersten Woche nach den Ferien wird an Programm geboten: Montag, 3. August, 20 Uhr, der Film "Switch, die Frau im Manne"; Mittwoch, 5. August, 15 Uhr, Töpfern für Mädchen; Donnerstag, 6. August, 18 Uhr, eine Grillparty; Freitag, 7. August, 16 Uhr, ein Dart-Turnier. fin
SELIGENSTADT. Einige Hürden müssen noch genommen werden: Der Bebauungsplanentwurf für das Gewerbegebiet "Am Reitpfad" im Stadtteil Froschhausen wird - in überarbeiteter Form - voraussichtlich im August erneut öffentlich ausgelegt.
Besonders die Träger öffentlicher Belange hatten beim ersten Mal erhebliche Kritik am ursprünglichen Konzept für das etwa elf Hektar große Gelände geäußert. Unter anderem wurde darauf hingewiesen, daß die Eingriffe in die Landschaft reduziert werden müßten.
Wenn das weitere Verfahren zügig zum Abschluß gebracht wird, kann nach Einschätzung des Magistrats die Stadtverordnetenversammlung im kommenden Jahr den Bebauungsplan als Satzung beschließen. fin
DR. VOLKER ECKERMANN (Bild) ist der neue Leiter des staatlichen Veterinäramtes der Wetterau in Friedberg. Der 50jährige, der jetzt der Presse vorgestellt wurde, trat bereits im April die Nachfolge von DR. JOACHIM HÖLZEL an, der in Pension gegangen ist. Zu den Aufgaben des Veterinärdirektors, der nach dem Studium in Gießen eine ambulatorische Veterinärklinik geführt hatte und seit 1975 im Veterinäramt in Friedberg tätig ist, gehören die Lebensmittelüberwachung, die Tierseuchenbekämpfung und der Tiergesundheitsschutz. Zu seinem Stellvertreter wurde DR. RUDOLF MÜLLER bestimmt.
CLAUDIA RIEGER wird nach Beschluß des Kreisausschusses als Jugendzahnärztin im Vogelsbergkreis zum nächstmöglichen Zeitpunkt eingestellt. Damit wird beim Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises die Stelle im jugendzahnärztlichen Dienst wieder besetzt. Frau Rieger soll die Aufgaben der zahnmedizinischen Gruppenvorsorge in den Schulen des Kreises wahrnehmen.
HANS MARTIN WÖLL, Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Tranport und Verkehr (ÖTV), ist für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden des DGB-Ortskartells Nidda gewählt worden. Seine Stellvertreter sind HANS GEORG FETH von der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden und OTTMAR HUBERT von der Deutschen Postgewerkschaft. Als Schriftführer fungiert weiterhin LOTHAR GUT von der ÖTV. Neuer Pressesprecher ist WOLFGANG BENDER von der ÖTV. Der neue Vorstand will sich weiterhin der Probleme vor Ort annehmen und sich aktiv in kommunale Arbeitnehmerpolitik einmischen, wie er es in den vergangenen Jahren beispielsweise in Sachen Kindergartenplätzen, Berufsschulsituation, Basaltsteinwerk Nickel und Arbeitsplatzabbau bei der Firma Maria Soell getan hat.
WESTLICHE STADTTEILE. Ohne Moos nichts los. Dennoch scheinen Schüler und Studenten wählerischer denn je auszusuchen, mit welcher Arbeit sie Taschengeld oder Urlaubskasse aufbessern. Zum Leidwesen so mancher Firma: "Wir finden einfach niemanden", klagt Bernhard Schmitt von der Unterliederbacher Schreinerei Dörrhöfer und Schmitt.
Zwei Aushilfskräfte für den Innenausbau und den Transport möchte der Geschäftsführer engagieren. Doch obwohl die Stellen schon seit Beginn der Sommerferien beim Arbeitsamt am Info-Brett aushängen, gab es keine Anfragen. "Früher ging's in den Ferien ums Geld verdienen. Da wurden auch Hilfsarbeiten gemacht, Hauptsache die Kasse stimmte", sagt Bernhard Schmitt. Heute dagegen möchten sich Jobsuchende nicht mehr die Finger dreckig machen, obwohl sein Unternehmen ganz ordentlich zahle: "17 Mark pro Stunde."
Ein guter Lohn, erkennt auch Hannelore Narath vom Höchster Arbeitsamt an. "Für die meisten einfachen Arbeiten wird ansonsten zwischen zwölf und 15 Mark bezahlt." Lediglich Studenten kassierten gelegentlich bis zu 18 Mark oder noch mehr. Daß die Schreinerei dennoch leer ausgehe, habe tiefere Ursachen: "Saubere" Tätigkeiten seien gefragt. "Mädchen nehmen keine Arbeiten als Putz- oder Küchenhilfen mehr an", sagt Narath. Und körperlich anstrengende Jobs stehen bei Jungs nicht gerade hoch im Kurs.
Der Trend geht ins Büro. "Schüler und Studenten möchten vor allem am Computer arbeiten." Wer einen der raren Jobs erwischen will, muß allerdings fix sein - und Fachkenntnisse oder Erfahrungen mitbringen. Denn auf eine Bürostelle kommen drei Arbeitsplätze, bei denen schon mal fest angepackt werden muß. Das verdeutlicht auch die Höchster Statistik. "Wöchentlich vermitteln wir etwa 25 Plätze im gewerblichen, aber nur acht bis zehn im kaufmännischen Bereich", sagt Narath. Im Arbeitsamt hängen vor allem freie Stellen für Lager- und Gartenarbeiter sowie Bedienungen aus.
Daß Arbeitsplätze unbesetzt bleiben, verwundert die Jobvermittlerin, denn: Die Zahl der Aushilfsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken; die Nachfrage übersteigt das Angebot. Narath: "Vor allem in der Produktion werden jetzt deutlich weniger Leute gesucht." Die Expertin betont, schon das ganze Jahr über herrsche auf dem Teilzeit-Stellenmarkt Flaute. "Die Firmen müssen sparen, und das wirkt sich jetzt auf die Hilfsjobs für Schüler und Studenten aus."
Weniger Kräfte als sonst hat auch der Handel eingestellt. Höchsts größte Kaufhäuser kommen ohne Aushilfen aus. Hertie beschäftigt Jugendliche übers ganze Jahr, die den "Ferienbedarf mitabdekken", sagt eine Mitarbeiterin. dis
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BOCKENHEIM. Laut Erich Schult muß man heute nicht mehr nach Amerika fahren, um "die neue Welt" zu suchen. Für den Frankfurter Bereichsleiter der Citibank kommt die Veränderung zu uns: "Nicht in den USA finden wir die Neue Welt, sondern hier bei uns in Europa", sagte er zur Eröffnung der neuen Citibank-Filiale in der Leipziger Straße.
Entsprechend "neu" soll sie dann auch sein, die neue Zweigstelle. Der großzügig gestaltete Eingangsbereich bietet Platz für das "Citi-Banking", eine Errungenschaft, mit der die frühere "KKB" neue Kunden gewinnen möchte: 24 Stunden steht dort nicht nur den Kunden bereit.
Fast alle Bankgeschäfte - Überweisungen, Einzahlungen, Abbuchungen, Kontostand-Überprüfung - können hier rund um die Uhr und vollautomatisch getätigt werden.
Wie Schult weiter betonte, soll dieses System bald in ganz Europa zur Verfügung stehen: "Alle unsere Filialen werden mit dieser Technik für die Kunden ausgestattet sein." Aussehen sollen sie alle wie jene in Bockenheim: Blau möbliert, viel Technik und ansonsten so, wie eine Bank eben aussieht.
Die Citibank als größte Bank für Privatkunden betreut allein in Frankfurt etwa 53 000 Kunden, die in (bisher) vier Geschäftsstellen - in Bockenheim wurde die fünfte eröffnet - 230 Millionen Mark angelegt haben. Gleichzeitig wurden in der Stadt für 200 Millionen Mark Kredite in Anspruch genommen.
Beim Eröffnungsempfang zeigte sich der Bereichsleiter zufrieden: "In einen so interessanten Markt wie Frankfurt zu investieren, ist uns natürlich leicht gefallen." Geschäftskollegen der Konkurrenz waren geladen (Kommentar eines Bankiers: "Bald sind ja alle Banken auf der Leipziger vertreten").
Auch Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) ließ sich auf dem Empfang sehen und zeigte Wohlwollen: Der Neubau passe gut ins Bild der Leipziger Straße. Und: Trotz der vielen Banken sei die Bockenheimer "Hauptstraße" noch immer "gut gemischt". Schöbel: "Aber wir müssen aufpassen, daß die Tante-Emma-Läden nicht aus dem Quartier vertrieben werden."
Auch sie ist froh über die Investitionen des Kreditinstituts. Erst Anfang dieses Jahres hatte die Citibank in dem gerade fertiggestellten Büro-Neubau in der Leipziger Straße 27 Bürofläche gemietet. Die meisten Räume in dem über der Bank liegenden Bereich stehen noch leer.
Gegen Ende des Empfangs nahm der neue Zweigstellenleiter Hubert Anderlohr symbolisch den Schlüssel der neuen Zweigstelle entgegen. col
HEDDERNHEIM. Helga Diehl ist als Kandidatin der Heddernheimer SPD für die Kommunalwahl 1993 nominiert worden. Sie gehört seit 1989 dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) an und ist dort seit Juli 1991 Vorsitzende der SPD-Fraktion. Die 43jährige gelernte Verlagskauffrau leitet derzeit eine Seniorenbegegnungsstätte. Sie wurde von der Mitgliederversammlung zur Nachfolgerin von Martin Berg gewählt. Berg kehrte im Mai nach acht Jahren in der Stadtverordnetenversammlung als Sozialdezernent in den Magistrat zurück.
Als Kandidaten für das Parlament des Umlandverbandes (UVF) nominierte die Heddernheimer SPD ihren Ortsvereinsvorsitzenden, den 25jährigen Jura-Studenten Thomas Erhart. Er gehörte von 1989 bis 1991 dem Ortsbeirat 8 an und war dort von 1990 bis 1991 Fraktionsvorsitzender der SPD.
Als zweite Kandidatin für den Umlandverbandstag wurde die Verwaltungsangestellte beim Main-Taunus-Kreis, Hildegard Schermuly, aufgestellt, ebenfalls Mitglied des Ortsvereinsvorstandes. orf
NIEDERRAD. "Abenteuerreise ins Ungewisse" hieß das Motto der Ferienspiele, die von der katholischen Gemeinde Mutter vom Guten Rat und der evangelichen Zachäusgemeinde veranstaltet wurden. Der Beitrag von 40 Mark schloß die Betreuung von 10 bis 16 Uhr, das Mittagessen und die Ausflüge ein. Die acht Betreuer, die alle aktiv in den Gemeinden mitarbeiten, organisierten für die 30 Teilnehmer eine Fülle von Spielen und Veranstaltungen rund um das Thema Reise.
Die "Urlauber" hatten viel Spaß, als sie sich ihren Paß und die Reiseerlaubnis selbst ausstellten. Bevor es mit dem Schiff nach Südamerika ging, mußten sie noch eine Impfung mit Smarties über sich ergehen lassen und Vitaminbonbons gegen Skorbut einnehmen. Auf ihrer Reise erfuhren die Weltenbummler viele Dinge. Sie zählten die Hauptstädte der Welt auf und errieten fremde Währungen. Die Kinder lernten sogar etwas Spanisch und schneiderten sich bunte Schärpen.
Richtig ernst wurde es dann beim Besuch des Frankfurter Flughafens. Hier bot sich den sechs bis 12jährigen die Gelegenheit, die großen Düsenflugzeuge auf dem Rollfeld zu beobachten und die Flughafenfeuerwehr zu besuchen. "Wir durften sogar im Feuerwehrauto sitzen", erzählt eines der Kinder begeistert. Alles, was sie dort sahen, setzten die 30 Reisenden am nächsten Tag um. Ein Flug nach Asien stand auf dem Programm. Mit einem selbstgebauten Flugzeug aus Bänken und Tischen ging es in die Luft. Die Betreuer hatten sich als Stewards und Stewardessen verkleidet und klärten die Fluggäste über die Reiseroute auf.
Claudia erzählt von ihren Reiseerlebnissen: "Mit einer Rikscha wurden wir vom Flughafen abgeholt und zum Hotel gefahren. Dann schauten wir uns China an. Nur das Mittagessen war etwas komisch." Das nahmen die Kinder nämlich stilecht ein: mit Stäbchen. Es sei schon ziemlich schwierig gewesen mit den Dingern, meint Claudia weiter, der Reis habe einfach nicht in den Mund gewollt.
Am letzten Tag wurden dann alle Reiseerlebnisse gesammelt und das Lied gesungen, von dem die Kinder jeden Tag eine Strophe gelernt hatten. Nachmittags trafen die Eltern, Geschwister und Freunde zum großen Abschlußfest ein und bewunderten die Vorführungen der weitgereisten Abenteurer. Eine Mutter lobte die gute Organisation der Ferienspiele: "Die Ideen waren sehr abwechslungsreich und lustig. Die Betreuer haben sich viel Mühe gegeben."
Birgitt Schütz und Oliver Karkoss - sie sind hauptamtliche Mitarbeiter der beiden Kirchengemeinden - organisierten die Ferienspiele. Die soll es im nächsten Jahr wieder geben. Janina würde sich freuen: "Das Reisen war toll und auch das Basteln hat Spaß gemacht. Da mache ich wieder mit." sil
FRANKFURT A. M. Ihren neuen Mannschaftstransportwagen kann die Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) City-West, Bereitschaft Mitte, jetzt einsetzen. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, der Vorsitzende des DRK-Bezirksverbandes übergab den neuen, 43 000 Mark teuren Ford Transit der Ortsvereinigung, die durch ihren Vorsitzenden Wolfgang Jahns vertreten war.
Die Mannschaftstransporter der 15 Ortsvereinigungen - in jeder ist ein Wagen stationiert - sollen in den nächsten zweieinhalb Jahren modernisiert werden. Modernisieren heißt in diesem Fall: Die bisher gefahrenen Modelle sollen nach und nach durch neue Fahrzeuge ersetzt und "altersgemäß ausgetauscht" werden.
Begonnen hat der Austausch vor einem halben Jahr. Bisher haben die Ortsvereinigungen Höchst und Schwanheim/ Goldstein neue Fahrzeuge erhalten.
Häufige Reparaturen seien auf die Dauer teurer als Neuanschaffungen, argumentiert das Rote Kreuz. Auf der Liste ganz oben stehen die zehn ältesten Autos: Manche von ihnen haben zehn Jahre auf dem Buckel. Bei der Erneuerung der Wagen jüngeren Datums, einer davon ist erst seit zwei Jahren im Einsatz, will sich das DRK mehr Zeit lassen.
Insgesamt stellt das Deutsche Rote Kreuz 400 000 Mark für den Austausch der Einsatzwagen bereit. Finanziert werden die Fahrzeuge aus Mitgliederbeiträgen und Sanitätsleistungen.
Das Rote Kreuz kauft umweltbewußt: Wagen mit Katalysator oder Dieselmotor werden bevorzugt. Ansonsten ist die Devise beim Fahrzeugkauf: Es muß das Neueste vom Neuen sein. orf
GOLDSTEIN. Die Frankfurterin Betty Korn feierte dieser Tage in Goldstein ihren 100. Geburtstag. Seit 1935 lebt die gelernte Schneiderin im Sonnenweg 62. Damals zog sie mit ihrer Familie aus Bokkenheim nach Goldstein.
Noch vor zweieinhalb Jahren versorgte die alte Dame ihren Haushalt teilweise selbst, doch nun überfordern sie diese Arbeiten. Ihre Tochter, die im gleichen Haus wohnt, kümmert sie um die Hundertjährige, unterstützt von einer Krankenpflegerin. Ihren Geburtstag beging Betty Korn im Familienkreis: Ihre beiden Töchter, ihr Sohn sowie, Enkelin und Urenkelin wohnen alle in Frankfurt.
Aus gesundheitlichen Gründen hatte sich Betty Korn zuletzt mehr und mehr von ihrer Tätigkeit im Altenclub Goldstein zurückgezogen. Noch mit 95 Jahren engagierte sie sich in der Altenarbeit und beteiligte sich an den Clubfesten.
Nach ihrer Hochzeit mit dem Schlosser Georg Korn im Jahre 1915 gab die Frau Kornihren Beruf auf und schneiderte fortan nur noch für den Hausgebrauch ihrer 1915 und 1925 geborenen Söhne und der 1929 und 1932 geborenen Töchter. Der älteste Sohn starb 1941; ihr Ehemann Georg starb 1960.
Ein "Patentrezept" für ihr hohes Alter hat sie nicht, allerdings blieb ihr wenig Zeit, "Rost anzusetzen": Betty Korn versorgte nicht nur Haus und Garten, sondern kelterte Apfelwein und baute obendrein lange Zeit Kartoffeln und Gemüse auf einer Ackerfläche in Niederrad an. ek
WIESBADEN. Zum Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute", das vom 12. Oktober 1992 bis 13. Juni 1993 auch vom Hessischen Rundfunk ausgestrahlt wird, bietet die Wiesbadener Volkshochschule einen Studienbegleitzirkel an. So können Teilnehmer den Lerninhalt wöchentlich vertiefen. Die Leitung hat Kulturanthropologin Beatrice Träger. Beginn: Montag, 19. Oktober, 18 Uhr, in der Villa Schnitzler.
Infos zum Funkkolleg gibt das Zentralbüro in Frankfurt, Telefon 0 69 / 7 98 25 56. Anmeldeschluß ist der 30. September. Die Anmeldungen zur Teilnahme am VHS- Studienbegleitzirkel erbittet die Volkshochschule, Dotzheimer Straße 3. maf
WETTERAUKREIS. "Polemik im Stammtischstil" ist nach Ansicht des Kreisschul- und Gesundheitsdezernenten Joachim Pollmar (SPD) die Kritik der stellvertretenden Wetterauer FDP-Vorsitzenden Barbara Uhdris an der Kieselrotsanierung der Schulsportanlagen.
Die FDP-Politikerin hatte es als "unverständlich" bezeichnet, daß in Nordrhein-Westfalen Schulsportanlagen mit Kieselrot überhaupt nicht saniert würden, "während dasselbe Kieselrot in Hessen angeblich eine gesundheitliche Gefährdung" darstelle (FR vom 3. Juli 1992 "Kieselrot wird abgetragen").
Pollmar hatte über das hessische Sozialministerium ein privates Untersuchungsinstitut mit der Anlayse des Kieselrots auf den Wetterauer Schulsportanlagen beauftragt. Dioxin- und Furanbelastungen wurden festgestellt. Eine Gesundheitsgefährdung wurde nicht ausgeschlossen. ieb
NORDWESTSTADT. Als 15jähriger wollte Fred Brosius einen Freund in München besuchen. Er packte seine Geige ein, machte sich auf die Socken und landete in Tripolis - den Freund in Bayern gab's nicht. Er wollte der familiären Enge und gutbürgerlichen Welt zu entkommen. Wie ein roter Faden zieht sich der Drang, fremde Länder zu bewandern und auf Sicherheiten zu verzichten, durch sein Leben. Schon früh hat der heute 75jährige Frankfurter Maler und Bildhauer mit den bürgerlichen Karriere- und Berufsvorstellungen gebrochen. Und Glücksgöttin Fortuna hat ihn für seinen Mut zum freien Flug belohnt.
"Meine Eltern haben meine Wanderungen in den 30er Jahren aus politischer Überzeugung unterstützt", erinnert er sich. Durch kleine Geldüberweisungen der Mutter konnte er ein einfaches, aber unabhängiges Leben im Ausland führen. "Den gesamten Mittelmeerraum habe ich zu Fuß bewandert", erinnert er sich. Bevor er 20 wurde, hatte er Spanien, Griechenland, Italien, Albanien und Nordafrika bereist. Vor allem der afrikanische Kontinent zog ihn an.
Wer ihn fragt, wie er zur Kunst kam: "Ich bin nicht als Maler geboren worden." Eigentlich habe er auf seinen Reisen gemalt, um Geld zu verdienen. Als er 1938 auf Ischia landete, "beschäftigte ich mich das erste Mal systematisch mit Malerei". Dort lebte er ein halbes Jahr in einer Künstlerkolonie mit Literaten und Malern. Anschließend wohnte er in Neapel in der Pension eines jüdischen Emigranten.
Im Mai 1938 hatte Hitler einen Neapel-Besuch geplant, und "viele Deutsche, vor allem junge Männer, wurden von der Gestapo fast täglich kontrolliert", erinnert er sich, "einige Personen wurden auch in Schutzhaft genommen." Einer politischen Organisation ist er damals nicht beigetreten. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, mit den Nationalsozialisten immer wieder aneinander zu geraten - auf dem Polizeiamt, später auf der Städelschule. "Viel nachgedacht habe ich damals nicht", meint er. Er sei sehr emotional gewesen. Noch heute bringen ihn Ungerechtigkeit und geistige Scheuklappen auf die Palme.
Sein kurzes Zwischenspiel bei der Wehrmacht endete für den jungen Brosius glimpflich. Freiwillig meldete sich der 23jährige 1940 zum Kriegsdienst und wurde nach sechswöchiger Ausbildung als Meldereiter eingesetzt. Den Ernst der Lage begriff er nicht, denn "ich betrachtete meine Ausbildung eher als sportliche Angelegenheit". Damals wollte er noch Zirkusreiter werden. Es dauerte nur acht Tage und der verträumte junge Mann wurde "vom Pferd geschossen". Sein Glück im Unglück: im Lazarett bekam er einen Malaria-Rückfall und wurde aus der Wehrmacht entlassen.
Erinnerungen: Die offiziellen Kunst- Zensoren befanden Brosius' Bilder als expressionistisch. Aus Angst vor politischer Verfolgung "habe ich damals alle Werke verbrannt", sagt der Maler. Immer noch im Krieg (Herbst 1940) ging Brosius an die Städelschule. Er wurde in die Bildhauerklasse aufgenommen und lernte ab 1941 bei Toni Stadtler. 1944 inspizierten Vertreter des Reichserziehungsministeriums auch seine Ausbildungsklasse. Danach wurde ihm nahegelegt zu gehen, "weil ich dumme Antworten auf dumme Fragen gab". Brosius: "Nach meiner Einstellung zum ,Führer' wurde ich ausgefragt." Fortan arbeitete er in Frankfurt und auf der Insel Föhr als freier Bildhauer, "was schon immer mein Wunsch war".
Nach dem Krieg gründete der Künstler direkt neben seinem ehemaligen Wohnhaus in der Westernstraße 11 eine Schule für Bildhauerei und Malerei. Die ehemagen "Mädchenkammern" unter dem Dach wurden notdürftig hergerichetet und bis 1950 benutzt. Brosius begann wieder zu malen, dann ging er wieder auf Reisen: durch Zentralasien, Südostasien, Mittel- und Südamerika; "ich wollte unabhängig sein".
Die ersten Bilder Ende der 40er Jahre sind noch deutlich von den Schrecken des Krieges geprägt: in zumeist stumpfen Farben zeigen sie (vereinzelte) Individuen. Neue Erfahrungen mit Licht und Farben löste eine Reise 1957 nach Lappland aus.
Aufgrund seines Engagements im "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands", der 1943 von Johann Fladung im Londoner Exil und später (1947) in Düsseldorf gegründet wurde, erhielt er jahrelang keine Ausstellungsgelegenheit und wurde "wirtschaftlich boykottiert". 1951 nahm der Frankfurter Künstler am 1. Gesamtdeutschen Kulturtag in Berlin teil. "Das Treffen wurde in der Presse als kommunistisch inspiriert bezeichnet". Fortan wurde ihm deutlich gemacht, daß "ich keine städtischen oder staatlichen Aufträge und Ausstellungsangebote zu erwarten habe". Firmen wie Hoechst oder Degussa, für die Brosius Entwürfe für Messestände anfertigte, zogen Aufträge zurück. Erst in den 60er Jahren besserte sich seine Lage. Heute sagt er: "Das Leben ist ein Spiel mit dem Auf und Ab." CHRISTINE PETERS
Die "Speisekammer" bleibt mittwochs geschlossen. Irrtümlicherweise berichtete die Stadtteil-Rundschau vergangene Woche, die Gaststätte in Alt-Heddernheim habe täglich geöffnet. Aber natürlich möchte sich auch das Personal der Speisekammer einmal erholen, deshalb ist Mittwoch Ruhetag. Die - richtigen - Öffnungszeiten sind: täglich (außer mittwochs) von 17 bis 1 Uhr, bei Gartenbetrieb nur bis 23 Uhr. rea
Baptisten bauen für 1,6 Millionen Mark ein neues Gemeindezentrum / 60 Mitglieder Zehntabgabe statt Kirchensteuer In Dorfweil gegründet Von Jürgen Dickhaus NEU-ANSPACH / SCHMITTEN. Als die Gitarre einsetzt, hält es einige Kinder nicht mehr auf ihren Sitzen: Zum Trommeln des Schlagzeuges klatschen sie begeistert in die Hände. Der Raum ist voller Bewegung. Die Erwachsenen singen fröhlich mit. Das Wort vom Gottesdienst "feiern" hat in der baptistischen Gemeinde Dorfweil / Neu-Anspach noch etwas von seiner ursprünglichen Bedeutung. "Gott will, daß es uns gutgeht. Voraussetzung ist nur, daß wir gehorsam sind - und das ist doch wirklich ein Grund zur Freude", sagt Waldemar Funke. Vielleicht ist das der Grund, warum der Leiter der 1846 in Dorfweil gegründeten Gemeinde stetig wachsende Mitgliederzahlen verzeichnen kann. Bis zum Umzug nach Neu-Anspach im Jahre 1988 zählte man nur 27, heute hingegen 60 "Freikirchler". Sie werden demnächst über ein neues Domizil verfügen, denn kürzlich erfolgte der Spatenstich für das 1,6 Millionen Mark teure Gemeindehaus im Herzen des Neubaugebietes von Neu- Anspach.
Im öffentlichen Bewußtsein sind die Baptisten kaum verankert - und wenn doch, dann oft mit Vorurteilen: Nicht wenige bezeichnen sie als "Sekte". Daß Baptisten im christlichen Spektrum eine Randerscheinung darstellen, haben sie sich nach Ansicht von Waldemar Funke selbst zuzuschreiben. Jede Ortsgemeinde ist bei inhaltlichen Fragen, in Verwaltung und Finanzierung selbständig, der jährlich einberufene Bundesrat gibt nur "Empfehlungen" weiter. "Da fehlt die ordnende Hand. Die katholische Kirche kann viel machtvoller auftreten und zum Beispiel geschlossen zu Fragen der Abtreibung Stellung beziehen", kritisiert der 44jährige das "zu hoch gehängte" basisdemokratische Prinzip.
Obwohl Baptisten sich streng nach Bibelgrundsätzen ausrichten (Waldemar Funke bezeichnet die Abtreibungspille RU 486 als "Teil einer biologischen Kriegsführung"), sorgt dieses Prinzip gleichzeitig für Meinungsvielfalt. Eine Scheidung von Ehen ist möglich. Sie ist "grundsätzlich" Sünde. "Ist die Ehe aber wirklich zerrüttet und kann auch die Gemeinde nicht mehr helfen, dann ist so etwas als ultima ratio denkbar", sagt Friedhilde Funke, Ehefrau des Gemeindeleiters. Eine Grenze gelte dort, wo jemand in "sündigem Verhalten" verharre. Dann sei auch ein Ausschluß von der Gemeinde nicht mehr ausgeschlossen.
Ein weiterer Unterschied im Vergleich zu Amtskirchen besteht im Verhältnis zum Staat: Baptisten propagieren hier eine strikte Trennung, sie entrichten keine übliche Kirchensteuer. Getreu dem biblischen Grundsatz vom zu entrichtenden "Zehnten" des Einkommens wird eisern ein nicht eben geringes Scherflein zum Wohl der Gemeinde beigesteuert. Viele seien erstaunt, wie gut das funktioniere.
Geschick im Umgang mit Geld ist auch dem Wirtschaftsprüfer Waldemar Funke zueigen. Das Bibelwort "Man kann nicht Gott und dem Geld gleichzeitig dienen", sieht er nicht als Widerspruch zu seinem Leben. "Ein Mitglied unserer Gemeinde mußte sogar einmal Mitbrüder entlassen. Das Einzelschicksal mag schlimm sein, aber die Existenz der Firma steht dann im Vordergrund."
"Wir haben noch vereinzelt Wohnungen frei!" Mit dieser Feststellung erregte Sozialdezernent Martin Berg große Aufmerksamkeit auf einer Pressekonferenz anläßlich der abgeschlossenen Renovierung der Altenwohnanlage des St. Katharinen- und Weißfrauenstifts am Goldbergweg 85 in Oberrad.
Es ist eine der ältesten sozialen Stiftungen in Frankfurt überhaupt, der Ursprung geht auf das 1227 gegründete Weißfrauenkloster und das 1353 entstandene Katharinenkloster zurück. Beide Klöster dienten ursprünglich der Aufnahme "reuiger" Mädchen. Papst Gregor I. wollte damit in den mittelalterlichen Zentren des Handels und Wandels und damit einhergehender Lustbarkeiten jene Frauen retten, die sich als "Liebesdienerinnen" verdingt hatten. Weil sie grobleinene, weiße Hemden tragen mußten, entstand der Name "Weißfrauen".
Heute ein Stiftung des öffentlichen Rechts, gibt es neben der Zentrale in der Eschenheimer Anlage (mit 20 Wohnungen) auch noch die Häuser Schwarzburgstraße (46 Wohnungen) und Severusstraße in Heddernheim (28 Wohneinheiten).
Die Stiftung ist reich. Ihr Grundbesitz beläuft sich auf rund 600 Hektar Land in Frankfurt und Umgebung. Durch entsprechende Erbbauzinsen und Mieteinnahmen in stiftungseigenen Wohnhäusern kommt genügend Geld ein, den Stiftungszweck zu erfüllen. Daß dennoch Wohnungen frei bleiben, wenn auch meist nur wenige Monate, liegt an den Aufnahmebedingungen.
Martin Berg, als "Senior" Vorstandsvorsitzender, und Geschäftsführerin Erika Pfreundschuh, sagten, daß früher wie heute nur alleinstehende Frauen mit niedrigem Einkommen, die dazu noch evangelisch sein mußten, aufgenommen wurden. Allerdings war dies nie der Fall bei Frauen, die noch in ihrer privaten Wohnung lebten und dort betreut wurden.
Mittlerweile genügt es für die Aufnahme als "Stiftungsfrau", wenn jemand überhaupt dem christlichen Glauben angehört, nicht mehr als 950 Mark plus Miete monatlich zur Verfügung hat und weniger als 9000 Mark Vermögen besitzt. "Dann ist diejenige lebenslang versorgt."
Diese finanzielle Unterstützung ist in den 167 altengerecht gestalteten Wohnungen (jede ist mit Notruf versehen) ausschließicher Zweck der Stiftungsarbeit. Dennoch sind auch hier die Sozialarbeiter und sonstigen Betreuer darauf bedacht, mit dem Konzept des "betreuten Wohnens" den Heimaufenthalt hinauszuschieben und "daheim" zu helfen .
Weil aber das Durchschnittsalter immer mehr steigt, damit verbunden auch die Pflege- und Schwerstpflegefälle zunehmen , die bislang in den vier Heimen nicht bleiben konnten, will die Stiftung jetzt sogar ein eigenes Pflegeheim bauen - "und zwar nur der Stufen drei und vier", als Schwerstpflege, so Berg. Ein Grundstück ist noch nicht in Aussicht, die Investitionskosten würden sich auf 160 000 bis 200 000 Mark pro Platz belaufen, an 140 Betten ist dabei gedacht. -vau
NORDEND. Die Grünen im Ortsbeirat 3 sind über den Magistrat verärgert: Streitpunkt ist die Forderung der Grünen, Bussen und Bahnen auf der Friedberger Landstraße Vorrang einzuräumen. Eine eigene Bustrasse soll von der Friedberger Warte bis zur Konstablerwache reichen, mit einer Unterbrechung am "Nadelöhr" zwischen dem Friedberger Platz und der Vogelsbergstraße. Genau an diesem Abschnitt entzündete sich jetzt der Streit zwischen dem Nordend-Ortsbeirat und der Stadt.
Hintergrund: Nach dem Plan des Frankfurter Architekten Dietrich Wilhelm Dreysse wollten die Grünen die "Friedberger" drastisch verändern. Der radikalste Eingriff soll dabei zwischen dem Anlagenring und dem Nibelungenplatz erfolgen, wo den Autos nur noch jeweils eine Spur zur Verfügung stehen soll. Nur an den Kreuzungen ist für die Linksabbieger ein weiterer Streifen vorgesehen. Eigene Fahrspuren sollen dafür sorgen, daß Busse und Bahnen erheblich schneller vorwärtskommen als die Autos.
Die Ortsbeiratsmehrheit aus Grünen und SPD hatte vom Magistrat gefordert, ein Gutachten zur Neugestaltung und Verkehrsberuhigung der Friedberger Landstraße zu vergeben. Dieser Antrag wurde nun zurückgewiesen. In dem Bericht behauptet der Magistrat, daß in der südlichen Friedberger Landstraße (zwischen Seilerstraße und Nibelungenplatz) keine separate Straßenbahn- und Busspur eingerichtet werden könne.
Beispielhaft belegt die Stadt das anhand des Abschnittes zwischen Friedberger Platz und Vogelsbergstraße: Dort sei die Fahrbahn etwa 11,5 Meter breit. Würde eine separate Trasse eingerichtet, verblieben für die Autos nur jeweils 2,50 Meter pro Spur. Dies sei erstens gesetzlich nicht möglich und zweitens "aus Gründen unzureichender Leistungsfähigkeit nicht zu verantworten", so der Magistrat.
Argumente, die der Grünen-Ortsbeirat Jörg Harraschain nicht akzeptieren will: Der Magistrat könne nicht an der einzig kritischen Strecke exemplarisch aufzeigen, daß Verkehrsberuhigung unmöglich sei. Zum Punkt der "reduzierten Leistungsfähigkeit" erklärte der Grünen- Sprecher, das Ziel sei doch gerade, den Autoverkehr zu beschränken. Der Bericht gehe von teilweise irreführenden Voraussetzungen aus. Die Aussage, daß zwischen Seilerstraße und Nibelungenplatz keine Extra-Trassen angelegt werden könnten, sei falsch: "Dem Magistrat ist wohl entgangen, daß zwischen Seilerstraße und Friedberger Platz schon seit Jahren eine Straßenbahntrasse existiert.
Zwar sei der Abschnitt zwischen Friedberger Platz und Vogelsbergstraße wegen seiner besonderen Enge tatsächlich problematisch, doch müßte man für dieses Stück, das keine 200 Meter lang sei, "eine Sonderregelung treffen". Nach den Vorstellungen der Grünen soll hier die Bustrasse unterbrochen werden; der Bus müßte sich an dem "Nadelöhr" dann einfädeln.
Nach der Sommerpause wollen die Grünen im Ortsbeirat 3 erneut einen Antrag zu diesem Thema stellen und den Magistratsbericht zurückweisen. rea
Nach wüsten Beschimpfungen im Gerichtssaal sieht sich der Beklagte eines in Frankfurt verhandelten Zivilprozesses praktisch rechtlos gestellt. Da die Staatsanwaltschaft keinen Anlaß zur Strafverfolgung sieht, will er jetzt vor dem Oberlandesgericht mit seiner Rechtsanwältin erreichen, daß gegen seinen Widersacher doch noch Anklage erhoben wird.
Ausgangspunkt der Beschimpfungen war ein Rechtsstreit - Aktenzeichen: 2/2 0 491/90 - den der Mann mit seiner damaligen Lebensgefährtin vor dem Landgericht hatte. Nach einer mehr als zehnjährigen Beziehung wollte sich das Paar trennen, wobei jedoch strittig war, wer die gemeinsame Wohnung behalten durfte. Als sich das Gericht zu einer Verhandlungspause zurückzog, kam es im Saal 304 B zu der häßlichen Szene. Erbost und aufgebracht, mischte sich plötzlich ein Begleiter der Klägerin ein und schrie vor Zeugen den Beklagten an: "Ich nehme dich hier auseinander, und wenn ich zwei Tage ins Gefängnis muß." Dann betitelte er ihn als "Faulenzer" und als "Ausländer, der hier auf unsere Kosten lebt".
Von dem Beklagten angezeigt, berief sich der Angeschuldigte darauf, daß es schon vor dem Gerichtstermin Streit gegeben habe und er seinerseits verbal attackiert worden sei. Daß er laut Angaben des Anzeigeerstatters eine noch viel härtere Formulierung benutzt hatte - nämlich: "Ausländerbrut, so etwas wie euch sollte man vernichten" - , bestritt er. Tatsächlich gab es hierfür auch keine eindeutige Zeugenaussage. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft - Aktenzeichen: 50 Js 16515.1/91 - soll keines der harschen Worte im Gerichtssaal einen Grund zur Strafverfolgung bieten. Was den Tatbestand der Volksverhetzung betrifft, sei er nicht erfüllt, da der Angeschuldigte "offensichtlich nur die Person" des Anzeigeerstatters selbst gemeint habe, den er - übrigens fälschlicherweise - für einen Ausländer hält, nicht aber alle im Inland lebenden Ausländer. Und soweit es um den Vorwurf der Beleidigung geht, kann die Staatsanwaltschaft für eine Anklage kein öffentliches Interesse sehen und verweist auf den Privatklageweg.
Damit aber wollen sich der Anzeigeerstatter und seine Rechtsvertreterin Jutta Laue nicht zufriedengeben. "In was für einer Bananenrepublik leben wir, wenn man so etwas ungestraft in deutschen Gerichtssälen sagen darf?" fragt die Anwältin. Ob "man erst jemand die Fresse polieren muß, bevor die Staatsanwaltschaft möglicherweise ein Privatklagedelikt wegen einfacher Körperverletzung zur Kenntnis nimmt"?
Nach Ansicht der Anwältin, die unterdessen das OLG angerufen hat, muß Anklage wegen Beleidigung in Tateinheit mit Volksverhetzung erhoben werden. Die "Ausländer"-Äußerung sei eindeutig diskriminierend. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Ausländerfeindlichkeit dürften "solche lautstarken und ordniären Stammtischtiraden" nicht ungestraft bleiben.
WETTERAUKREIS. "Ein kreisweit aufeinander abgestimmtes Radwegenetz" fordert der stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU), Michael Mondre. Die vorhandenen Radwege seien ein "Flickenteppich", meint er.
Es müsse ein "Fahrradverkehrsleitsystem" mit einheitlichen Wegweisern entlang der Radrouten geschaffen werden, schlägt der CDU-Nachwuchspolitiker vor. Radfahrer und Radfahrerinnen könnten dadurch auf weitgehend autofreien Wegen von einem Ort zum anderen geleitet werden. In dieses Leitsystem sollen nach Mondres Vorschlag nicht nur reine Radwege, sondern auch befestigte Wirtschaftswege und ruhige Nebenstraßen einbezogen werden. ieb
Bei Zupfinstrumenten, so erklärt das Lexikon, entstehen die Töne durch "Anreißen des primär schwingenden Materials". Sei es nun die Namensverwandtschaft oder nicht, für Mißtöne sorgt seit einigen Tagen in der Redaktion: die Zupftorte. Nicht, weil der Ich-mach-vor-dem-Urlaub-ne- Diät-Kollege das mächtige Kuchenwerk mit verächtlichen Kommentaren um seine Beliebtheit zu bringen sucht oder es gar nach ausführlicher Kalorien- und Nährwertdiskussion gänzlich vom Wir-sollten-gesünder-essen- Speiseplan gestrichen werden soll.
Nein, das Verlangen nach ihr wächst stetig, der Entzug macht sich bemerkbar (symptomatische Äußerung, auf mehrere Kollegen beliebig übertragbar: "Heut' läuft überhaupt alles schief."), die Gier nach dieser Käse-Quark-Masse in zartem Karotingelb mit den schokoladenkakaobraunen Bei-Muttern-waren-sie-auch- so-dick-Streuseln obendrauf. Da muß Methode dahinter stecken, irgendwo zwischen Backstube und Verkaufstheke eine künstliche Ressourcenverknappung geschaffen worden sein.
Schließlich kehrte Kollege Bernd Salzmann zur Mittagszeit aus der Friedberger Bäckerei frustriert und mit leeren Händen zurück: "Mittags gibt's keine mehr", und Kollegin Juliane Kuglin vermeldete nach ihrer Mehr Frust als Lust durch "Zupf" Zupftorten-Odyssee resigniert zu Wochenanfang: "Montags gibt's überhaupt keine." Zu Kirschkuchen oder Plunderstückchen greifen, gar die deftige Alternative, den Worschtweck, wählen? Wozu nur sollen wir getrieben werden, wird uns doch immer klarer, daß das "Zupf" der Torte "Zerren" meint, Zerren, um noch ein Stück von ihr zu ergattern. Oder hat es gar eine ganz andere Bedeutung, "das Zupf"? Wir harren der Erklärung unter der Rufnummer 0 60 31 / 94 51.
CORINNA WILLFÜHR
GALLUS. Die Stadtteilgruppe Gallus fordert, "unverzüglich" einen Bebauungsplan für das Wohnquartier gegenüber den Adlerwerken aufzustellen. Außerdem soll eine Veränderungssperre erlassen werden, "damit auch wirklich kein Stein verrückt werden kann", verlangt die Bürgerinitiative.
In ihrer jüngsten Sitzung machte die Gruppe die Grundstücksspekulationen im Viertel zum Thema. Dabei sei die große Zukunftsangst der Mieter deutlich geworden, die in dem Karree gegenüber den Adlerwerken wohnen, das von der Kleyerstraße bis zur Mainzer Landstraße und von der Galluswarte bis zur Rebstökker Straße reicht. Zahlreiche Mieter klagten, daß ihre Häuser verkauft worden seien und die neuen Eigentümer erklärt hätten, "sie müßten raus", die Häuser würden abgerissen.
Beispielhaft für die Entwicklung gegenüber dem Gallus Park I und II führte die Stadtteilgruppe die Umgebung des sogenannten "Buchmannhauses" an. Die Häuser Kleyer Straße 4 und 6 und die Häuser Mainzer Landstraße 241 bis 243 seien von der "Frankfurt-Feldberg Research GmbH" aufgekauft worden. "Den Mietern wurde in zahllosen Hausbesuchen mitgeteilt, sie müßten wegen baldigen Abriß' ausziehen", sagte Hermann Müller von der Initiative.
Zwar begrüßte die Stadtteilgruppe die vom Magistrat auf den Weg gebrachte Erhaltungssatzung für das Quartier. "Doch die Satzung entfaltet nicht die notwendige Sicherheit und Durchschlagskraft", betonte Müller. Dafür bedürfe es deutlichere Signale. Die Stadtteilgruppe hat sich nun erneut an den Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) gewandt, um einen Bebauungsplan für das Viertel im Umkreis der Adlerwerke zu erwirken. Außerdem verlangt die Gruppe einen verstärkten Einsatz seitens der Stadt, um gegen leerstehende Wohnungen, Mietervertreibung und andere Schikanen "zum Zwecke der Wohnraumvernichtung" vorzugehen. rea
Mecklenburg-Vorpommern Konkurrenz belebt das Geschäft, beispielsweise zwischen den Badeorten zwischen Deutschland (Ost) und Deutschland (West). Mit unverhohlener Genugtuung haben die Kurverwaltungen zwischen Ahrenshoop und Zinnowitz die Entscheidung der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung vernommen: Sieben Ostbäder dürfen künftig die "Blaue Europa-Flagge 1992" hissen, weil sie, gemessen an EG-Normen, hinsichtlich der Qualität des Badewassers und der Strände einfach Klasse sind. Die bis dahin alleinherrschende Bäder-Wirtschaft Schleswig- Holsteins ist demgegenüber von 21 auf vier blaue Flaggen abgesackt.
Demnach entsprechen die Ostsee- Strände im Osten den ökologischen Kriterien wesentlich besser als die im Westen. Das mag auf den ersten Blick erstaunen. Freilich: Wenn in Travemünde wegen eines überreichlichen Angebots von Kolibakterien das Baden verboten wird, erfährt es der Urlauber erst am Ort. Von so was spricht man nicht. Bei der östlichen Ostsee hingegen wird jede Algenanschwemmung als Beweis für Schmutzwasser übelster Sorte ausgegeben, mögen die Gesundheitsämter noch so eindeutige und differenzierte Unbedenklichkeitbescheinigungen ausfertigen.
"Einwandfrei", heißt es amtlich über sieben Meßstellen auf der Halbinsel Zingst, mit Dienststempel bezeugt. Die PR-Abteilungen der jeweiligen Küstenteile spielen wohl eine besondere Rolle. Und doch rätselt man: Die ehemalige DDR hat ihren gesamten Chemiedreck ohne jeden Klärungsversuch einfach dem Meer "anvertraut". Wo ist der geblieben? Trotz des Ossi-Siegs im Flaggen-Wettbewerb: Es besteht Klär(ungs)bedarf. ojw Brandenburg Haben Sie Nicki Laudas Spruch auch noch im Ohr, damals als er uns das Lenkrad seines Formel-1-Wagens quasi vor die Füße geschmissen hat? "Ich habe keine Lust, mein ganzes Leben lang im Kreis herumzufahren", hat er gesagt und ist ausgestiegen. Einfach so. Und wir als Bleifußfanatiker von einst (ja, ja, längst hat uns die Öko-Bewegung aufs Fahrrad gehievt) blieben, nachdenklich geworden, am Straßenrand zurück. Obwohl, wie wir schon damals fanden, der gute Nicki genaugenommen ein bißchen zu streng mit sich und seinen Berufskollegen verfahren war. So richtige Kreise waren es ja nie, in denen sie rumgerast sind. Nicht in Hockenheim, nicht in Salzburg oder Estoril. Das hat man schon damals getrost den Amis überlassen, drüben in Indianapolis, wo sie eigens eine riesige Betonschüssel aufgebaut haben, um 500 Meilen - Nicki, wir hören dich - im Kreis herumzufahren. Sie fragen sich, was Nicki Lauda mit Brandenburg zu tun hat? Nichts. Denn er fährt ja . . . nein, wir wollen es nicht noch einmal wiederholen.
Er könnte aber - und deshalb sei hier der gewagte Sprung von Indianapolis (Indiana) in das Bergbaugelände zwischen Senftenberg und Klettwitz (beides Brandenburg) gestattet. Dort soll nämlich - Sie ahnen es schon? - spätestens nächstes Frühjahr mit den Bauarbeiten für ein Motodrom begonnen werden, dem "Lausitzring". Vorbild: Indianapolis. Läppische 300 Millionen Mark soll das Riesenoval kosten, das eine GmbH dort in den märkischen Sand setzen will. Investoren gibt es schon, die Umlandgemeinden nicken - und hoffen, daß der Aufschwung Ost ab 1995 mit Motorengeheul durch das südliche Brandenburg braust.
Ob Lauda in die Lausitz kommt? Das Oval hat auch einen Innenring. Und dort sollen ein paar Schikanen eingebaut werden . . . Vbn Bremen "Wenn es nur einmal so ganz stille wäre, wenn das Zufällige und Ungefähre verstummte, und das nachbarliche Lachen . . .", dichtete einst Rainer Maria Rilke. Kunst? Kitsch? Darüber gibt's Streit bis heute. Rilke-Verehrer und Rilke-Verächter können eines nicht bestreiten: Die von ihm so herzbewegend erflehte Bitte wird in diesen Tagen erfüllt - große Stille ist ausgebrochen und zeigt Wirkung.
In unserer Straße in Bremen beispielsweise. Fast alle sind weg in den Ferien. Mona und Moritz schwirrten mit Eltern im Wohnwagen nach Schweden. Der Schreihals Dirk und seine Freunde haben sich die Räder gekrallt und sind ab durch die Mitte. Christian protzte vor seinem Ausbruch ins Ferienland: "Ich habe meinem Alten das Auto aus dem Kreuz geleiert." Wo sonst zwanzig Autos parken, stand gestern eins. Läden an der Ecke: alles dicht. An Zuhausebleiber denkt niemand, lohnt nicht.
Rilke also pur, verstummt ist, was sonst manchmal auf die Nerven geht. Herrlicher, oft ersehnter Zustand? Ich weiß nicht. An zehn Fingern zähle ich die Tage, bis alles wieder da ist: das Zufällige, Ungefähre und das Lachen der Nachbarskinder. Oma und Opa kommen morgen schon mal, als Vorhut, zum Saubermachen. lw
Die junge amerikanische Pianistin Geri Allen, eine der führenden Figuren der New Yorker Jazzszene - man hat sie auch "Denkerin am Klavier" genannt -, ist mit ihrem Quartett, Graham Haynes (Trompete), Dwayne Dolphin (Baß) und Tani Kabbal (Schlagzeug), beim "Jazz im Palmengarten" am Donnerstag, dem 16. Juli, 19.30 Uhr, zu Gast. Bei schlechtem Wetter wird das Konzert ins Gesellschaftshaus des Palmengartens verlegt.
Junge Amerikaner trinken Weizen in Sachsenhausen
Zwischen ihren großen Rucksäcken, den zusammengerollten Schlafsäcken und den mit Souvenirs vollgepackten Tüten sitzen Monika, Marianna und Gabriela vor dem gläsernen Wartepavillon auf dem Frankfurter Hauptbahnhof. Zürich, Rom, Venedig - das sind die Reiseziele, die sich die Mädchen aus Uruguay für die kommende Woche gesteckt haben - Madrid, Paris und Amsterdam liegen schon hinter ihnen. Vier Wochen lang reisen sie mit einem Eurail-Pass, einer ermäßigten Bahnkarte für Nicht-Europäer, quer durch Europa.
"Paris ist sehr schön", schwärmt die 22jährige Monika. Amsterdam habe ihr jedoch nicht so gut gefallen. "Die Drogenabhängigen dort haben uns Angst gemacht", erinnert sie sich. Auf dem Frankfurter Opernplatz hätten sich jedoch ähnliche Szenen abgespielt. "Als wir die Süchtigen dort gesehen haben, sind wir ganz schnell zurück zum Bahnhof gelaufen", erzählt sie weiter.
Jon (21), Mike (22), Aaron (22) und Dave (23) aus Washington werden Frankfurt dagegen in besserer Erinnerung behalten: "Wir mögen Sachsenhausen", schmunzelt Jon und erzählt von der gestrigen Kneipentour. Überzeugt hat die vier Amerikanerjedoch nicht der Apfelwein, sondern das Hefeweizen.
Sechs Wochen reisen die Jungs mit Rucksäcken und Zelten von Campingplatz zu Campingplatz: London, Dover, Paris, Brügge, Amsterdam, Berlin - alle diese Städte haben sie schon besucht, als sie in Frankfurt ankommen. Ihr Favorit ist bislang die belgische Stadt Brügge: "eine kleine, gemütliche Stadt, nette Leute" - und natürlich: "Gutes Bier!"
Ganz billig wird dieser Trip für die Amerikaner jedoch nicht. Rund 3000 Dollar rechnet Jon pro Person. Für Studenten ein ganz schöner Batzen Geld. Da wurde vorher gejobbt, wurden die Eltern oder die Freundin angepumpt. Jon hingegen scheint entweder aus einem reichen Elternhaus zu stammen oder der geborene Jungunternehmer zu sein. "Ich habe mein Haus verkauft, um die Reise zu finanzieren", sagt er gelassen.
930 Mark kostet der Eurail-Pass für Jugendliche und junge Erwachsene. Er gilt vier Wochen. Wer zwei Monate umherreisen will, muß rund 1200 Mark investieren. Ob Inter-Rail, Eurail oder Rail & Fly (ein verbilligtes Ticket für Urlauber, die mit der Bahn zum Flughafen reisen) - für die Bahngesellschaften im In- und Ausland lohnen sich die ermäßigten Fahrscheine in jedem Fall. Allein 56 000 Interrail-Tickets à 510 Mark hat die Deutsche Bundesbahn im vergangenen Jahr verkauft. Junge Leute bis zu 25 Jahren können das Interrail-Angebot nutzen, wie etwa der Ire Seãn Sheakan. "Dies ist meine letzte Chance", meint der bald 26jährige lachend und steigt in den Intercity nach Mülhausen. ki
BORNHEIM. Alessandro steht schlagbereit hinter dem grünen Netz. In hohem Bogen kommt der Tennisball geflogen. Der Zehnjährige holt zum Schmetterball aus, schlägt mit aller Kraft zu und trifft - mitten ins Netz. "Macht nichts", scheint er zu denken, "beim zweiten Mal klappt's bestimmt besser" und stellt sich erneut in Position. Aber sein zweiter Schmetterversuch scheitert ebenso.
Kein Grund für den Jungen, gleich aufzugeben, denn um Schmetterbälle und anderen Techniken des Tennisspiels zu lernen, ist er angetreten. Mit anderen Kindern trifft sich Alessandro in den Sommerferien beim Tennisworkshop der Nachbarschaftshilfe Bornheim auf den Plätzen an der Eissporthalle.
Als Trainer steht den Kindern beim Tennis der Pädagoge Stephan Orlowski zur Seite, der sie auch bei den anderen Angeboten der Nachbarschaftshilfe in der Petterweilstraße 44 betreut. Das Tischtennisspiel hat er beispielsweise unterstützt und auch selbst betrieben, bis der Pädagoge feststellte, "meine Schützlinge waren längst besser als ich". Deshalb hat er letztes Jahr im Sommer den Tennisworkshop eingeführt, damit "es einen Bereich gibt, wo ich noch mithalten kann", sagte Stephan Orlowski lächelnd.
Der Betreuer sieht sich aber nicht als Tennislehrer oder Trainer - "dazu bin ich nicht ausgebildet". Er bemühe sich einfach, seine Kenntnisse vom weißen Sport weiterzuvermitteln, um den Jugendlichen "den Spaß an der Sportart näherzubringen". Außerdem könnten sie sich beim Spiel mit dem Filzball voll ausagieren und lernten auch sich zu konzentrieren, sagte der Pädagoge.
Den Anfängern bringt Orlowski zuerst die richtige Schlägerführung bei und erklärt ihnen, daß "Tennis kein Kraftspiel, sondern ein Schwungspiel" sei, bevor er ins Detail geht. Dabei gäbe es aber auch Grenzen. Manche Techniken könne er nur vormachen und nicht noch erklären, sagte der Betreuer.
Für eine hohe Trefferausbeute beim Schmettern seiner "Schüler" sorgte er jedenfalls. Der Hinweis: "Beim Schmettern gibt es einen Trick. Ihr zeigt mit dem ausgestreckten Arm auf den Ball, bevor ihr schlagt", half Alessandro und seinen Mitspielern, den Tennisball nicht mehr ins Netz, sondern mehr oder weniger plaziert in das gegnerische Feld zu spielen.
Seine "Rückhandkrise" konnte der 13jährigen André dank der Tips des Betreuers auch überwinden. Er hätte gelernt, "nicht einfach nur den Knüppel in die Hand zu nehmen, sondern die richtige Technik bei der Rückhand" anzuwenden. Und "seitdem läuft es", sagte André. Tennis gefällt ihm von den vielen Sportarten, die er schon ausprobiert hat, am besten, "weil es kein Mannschaftssport ist". "Beim Tennis ist man auf sich gestellt, gewinnt oder verliert für sich", erklärte der Junge.
Stephan Orlowski stimmte dem uneingeschränkt zu: "Beim Individualsport muß man, egal wie gut oder schlecht man spielt, uneingeschränkt für seine Leistung einstehen. In einer Mannschaftssportart kann man die eigene Leistung immer relativieren." Deshalb findet der Pädagoge es wichtig, verschiedene Sportarten auszuüben, wie André nebeneinander Tennis, Fußball und Baseball spielt, weil "man sonst zu selbstbezogen wird und umgekehrt".
Zwischen Trainingsspielen, Einzel, Doppel und Rundläufen gaben die Kinder auch eine Dose herum. Jeder Mitspieler steckte nach seinem Ermessen Geld hinein. "Damit finanzieren wir die gemieteten Plätze", sagte Orlowski und fügte hinzu: "Eigentlich hatten wir gehofft, die Stadt gibt unserem Anliegen nach und läßt die Jugendlichen im Sommer unentgeltlich auf den oft leerstehenden Plätzen spielen läßt. Da bewegt sich leider gar nichts." Einen Sponsor für Schläger und Bälle suchen die Leute des Tennisworkshops ebenso und ihr "großer Traum" für nächsten Sommer ist eine Ballmaschine.
Wer mehr über den Verein "Nachbarschaftshilfe Bornheim" erfahren und an den verschiedenen Angeboten, wie Ausflügen zum Schwimmen und Grillen oder Hausaufgabenhilfe teilhaben möchte, erhält unter der Telefonnummer 46 81 46 weitere Informationen. mec
HARHEIM. "Morje abend wern se uns widder umbringe", lacht Irma Schaak. Das, was an sonnigen Wochenenden auf sie zukommt, ist natürlich nicht wirklich lebensbedrohlich. Aber vor allem samstags und sonntags erlebt die 56jährige Wirtsfrau, daß es zuweilen schwierig ist, die Wünsche aller Gäste minutenschnell zu erfüllen - vom nur wenige hundert Meter entfernten Radweg an der Nidda strömen schon nachmittags Scharen von radfahrenden Familien in den Garten der Wirtschaft "Zum Goldenen Löwen".
Abends werden die Tische unter den Trauerweiden zum idyllischen Treffpunkt für Plaudereien zu zweit oder auch in großer Runde, in jedem Fall aber mit viel Gesellschaft an den umliegenden Tischen. "Junge wie alte" zählt der 66jährige Wirt Heinrich Schaak zu seinen Gästen; Stammpublikum und Jugendliche.
Schon fast 160 Jahre gibt es die "Gast- und Gartenwirtschaft" in Frankfurts nördlichem Stadtteil Harheim und ebenso lange ist sie im Familienbesitz. 1835 wurde das Lokal vom Landwirt Friedrich Bockenheimer eröffnet. Er ernährte die Seinen noch hauptsächlich von den Erträgen seines Bauernhofes, die Gaststätte lief eher nebenher. In den 40er Jahren heiratete August Schaak, der Vater des heutigen Wirtes, in die Familie Bockenheimer ein. Inzwischen haben sechs Generationen im Löwen bewirtet. Im Laufe der Jahre wurde die Wirtschaft wichtiger als die Landwirtschaft auf dem Hof.
Familiärer als der "Goldene Löwe" kann ein Betrieb kaum sein: Sohn Manfred Schaak ist gelernter Metzger und zuständig für das Fleisch aus eigener Landwirtschaft, Koch ist sein Bruder Hans-Jürgen. Und Tochter Birgit - ihr Mann arbeitet natürlich auch in der Wirtschaft mit - war von 1988 bis 1991 zweite Frankfurter Ebbelwei-Königin. Da versteht es sich natürlich von selbst, daß das Löwen-"Stöffche" vom Hof selbstgekeltert ist; teilweise aus Äpfeln aus eigener Ernte oder von Bäumen aus der Umgebung. Hinter der Theke stehen einige Dutzend Bembel. Die beliebtesten sind die "Fünfer": eineinhalb Liter für fünf "Gerippte". "Bier werd hier fast net verlangt", erzählt der Wirt.
Die Speisekarte ist so "frankforterisch" und gutbürgerlich: Handkäs' und gebakkener Camenbert, Hacksteak, Haspel und Schnitzel in allen Variationen. Und wer später noch was von dem Sonntagsausflug haben will, kann sich Hausmacher Wurst in Dosen mit nach Haus nehmen.
Obwohl es vor der Wirtschaft eigentlich kein Parkplatzproblem gibt, profitiert man vom anhaltenden Fahrradboom. Die 100 Rad-Abstellplätze reichen an schönen Tagen nicht aus. Ganze Radfahrklubs, die aus Königstein, Höchst oder Ilbenstadt anradeln, stellen sich hier zuweilen in großer Gesellschaft die Tische zusammen. Die sind zum Teil schon über 100 Jahre alt. Schon so mancher Gast wollte Heinrich Schaak einen der massiven Holztische abkaufen. "Die sind noch vom Großvater, da geb ich keinen her", sagt der dann nur.
Der "Goldene Löwe" ist täglich ab 16 Uhr geöffnet, am Sonntag schon ab 11 Uhr. Montag ist Ruhetag. eik
Aus dem Geschäftsleben: Das "Bobbeschänkelche" Im Herbst ist Schlachtfest
OBERRAD. Wer in Oberrad der vielbefahrenen Offenbacher Landstraße den Rücken kehrt und am Buchrainplatz seine Schritte in die Gräfendeichstraße lenkt, der kann kaum glauben, nur wenige Autominuten von der hektischen Großstadt entfernt zu sein. Biegt der Ortsfremde dann nach links in die Wasserhofstraße ab, so fühlt er sich vollends vom Charme einer ländlichen Gegend gefangen. An der Hausnummer 32 liegt eine urige Ebbelwei-Gaststätte: das "Bobbeschänkelche". Die Wasserhofstraße, eine der ältesten Straßen Oberrads, verband die bereits im 12. Jahrhundert erwähnte "Oberrode" über den Wasserhof mit der Gerbermühle. Viel jüngeren Datums, von 1950, ist das "Bobbeschänkelche". Wie diese "Puppenschänke" zu ihrem Namen kam, ist heute nicht mehr in Erfahrunf zu bringen. "Gutbürgerlich" nennt Wirt Dieter Eidmann seinen Betrieb. Zumeist seien es Stammgäste, die den Weg in den Schankraum oder den kleinen Hof fänden. Kein Wunder, ist er doch "in Oberrad bekannt wie ein bunter Hund" und "en Bub, gerad hier aus de Gass'". Einmal habe er Reklame gemacht, gar im Programm der Alten Oper. Gebracht hat es nichts, "mit Mund-zu-Mund-Propaganda geht's besser". Um einen prächtigen Nußbaum herum stehen im Hof die Tische. Serviert wird ein kräftig-herber, naturbelassener Schoppen, gekeltert von einer kleinen Firma aus Sprendlingen. Angenehm schattig sitzt der Gast, und gut beschützt wenn es abends kühler wird. "Nußbaumplatz" steht auf einem Straßenschild an der Mauer. "Das hat mir ein Bekannter vermacht", lacht Eidmann verschmitzt. Früher hätte es ja mal einen solchen Platz in Frankfurt gegeben.
Die ganze Familie arbeitet mit in der Gaststätte. Dazu kommen zwei Angestellte und vier Aushilfen. Ehefrau Rosemarie ist für die Küche verantwortlich. Was sie an deftigen Gerichten - vieles mit lokalem Einschlag - auf den Tisch bringt, kann auf der mit zwölf Seiten recht umfangreichen Karte begutachtet und ausgewählt werden.
Sohn Jürgen geht noch zur Schule, hilft aber schon mit. Er ist sich sicher: "Ich übernehme den Laden eines Tages." Der "gute Geist" des Hauses ist jedoch Mutter Eva Eidmann. 72 Jahre sei sie, doch "wenn die hier durch die Wirtschaft wirbelt, dann glaubt mir das kein Gast", ist Dieter Eidmann voll des Lobes. Solch tätige Mithilfe braucht er auch. Außer dem "Bobbeschänkelche" betreibt er noch die Vereinskneipe der Spielvereinigung 05 Oberrad. Ganz zu schweigen von der Jugendarbeit, die er für die 320 Nachwuchskicker des Vereins leistet, und den Mitgliedschaften bei der Feuerwehr, der Arbeiterwohlfahrt, dem Singkreis Frohsinn und dem Karnevalverein "Wespen" - er ist eben "bekannt wie ein bunter Hund".
Für Auswärtige dürfte es deshalb auch schwer sein, eine größere Runde ohne Anmeldung an einen Tisch zu bekommen. Aber nicht nur im Sommer sind die etwa 70 Plätze rappelvoll, noch enger zusammenrücken müssen die Hungrigen und Durstigen, wenn Eidmann sein Schlachtfest ausrichtet. "Vor vier Jahren habe ich das zum ersten Mal gemacht. Seitdem läuft's bombig." Einmal in den Monaten von September bis Mai bringt der Wirt Selbstgeschlachtetes aus dem Vogelsberg mit. Und die Schweine, so versichert er, züchte eine Verwandte.
Öffnungszeiten: wochentags von 10 bis 14 Uhr und 16.30 bis 1 Uhr; samstags und sonntags durchgehend geöffnet. ask
GRIESHEIM. Der Elternbeirat der Boehleschule fühlt sich von der Stadt verschaukelt. In einem Brief an Schulamtsleiter Tom Stryck fordern die Eltern eine "Übersicht über die beschlossenen Investitionen für dieses Jahr in Frankfurt". Bei allem Verständnis für notwendige Sparmaßnahmen sieht der Elternbeirat nicht ein, auf den Austausch der Nachtspeicheröfen gegen eine komplett neue Gasheizungsanlage zu verzichten.
"Für uns steht die körperliche Unversehrtheit der Kinder und Lehrkräfte im Vordergrund", heißt es in dem Brief. Eine Asbestgefährdung der Grundschul-Kinder in Kauf zu nehmen, "betrachten wir als einen Skandal", sagte Marlies Seidel.
In vier Frankfurter Kindertagesstätten und 23 Schulen sollen neue Heizungsanlagen eingebaut werden. "Elektroöfen sind das ökologisch unsinnigste Heizsystem", sagte Joachim Wagner, Referent des Baudezernenten. Ausschlaggebend für die Umstellung von Strom auf Gas sind ökonomische und ökologische Bedenken. Messungen im vergangenen Jahr hätten ergeben, so Wagner, "daß keine akute Gesundheitsgefährdung vorhanden ist." Aber die Empörung der Eltern kann Wagner nachvollziehen, weil "subjektive Gefühle eine zentrale Rolle spielen".
In zwei Beschlüssen hat das Land Hessen festgelegt, wann Nachtspeicheröfen umgehend ausgetauscht werden müssen: wenn mehr als 500 Fasern pro Kubikmeter Luft gemessen werden oder die Öfen beschädigt sind, wodurch Asbest freigesetzt werden kann. "Alle Messungsergebnisse lagen weit unter dem Richtwert", betonte Wagner. In der Boehle- Schule wurden 96 Fasern pro Kubikmeter festgestellt.
Für die Ausstattung sämtlicher Einrichtungen mit neuen Heizungen wurden zwölf bis 15 Millionen Mark veranschlagt. Das Geld ist derzeit nicht vorhanden. Deswegen sollen zunächst nur die vier Kindertagesstätten und die Ernst-Reuter- Schule 2 (Nordweststadt) in den Sommerferien mit einer Heizung ausgestattet werden. Im Herbst werden voraussichtlich die Nachtspeicheröfen in der Franz- Böhm-Schule (Ginnheim) entsorgt. Wann die Boehler-Schule an die Reihe kommt, steht nicht fest.
Als Zynismus bezeichnete die Sprecherin des Elternbeirats, Marlies Seidel, was empörten Eltern vom Schulamt erklärt wurde: die Kinder an der Hauptwache würden mehr Asbest einatmen als in den Klassenräumen. "An der Hauptstraße stehen die Schüler aber nicht täglich mehrere Stunden", ärgerte sich die Mutter und bemängelte, daß die Nachtspeicheröfen im Raum eine "unmögliche Luft produzieren". Man bräuchte literweise Wasser, um eine angenehme Luftfeuchtigkeit herzustellen, sagte sie.
Den Beschwerdebrief hat der Elternbeirat ans Stadtschulamt, an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und an die hiesige Presse verschickt. "Antwort haben wir noch keine erhalten", erklärte Frau Seidel. Unverständlich sei ihr auch, wieso ein Prestigeobjekt, wie beispielsweise die Neugestaltung des Schulhofs in der Eichendorff-Schule für etwa 600 000 Mark, nicht zurückgestellt werde. Der Einbau der Gasheizung wird die Stadt etwa 900 000 Mark kosten. tin
ESCHERSHEIM. Im Rahmen des Eschersheimer Wochenendes (29. und 30. August) wird der Briefmarkensammlerverein Nord auch eine Ausstellung alter Ansichtskarten aus Eschersheim zeigen. Wie Vorsitzender Oskar Zindel erklärt, hat der Verein bereits über 100 solcher Objekte zusammengetragen, teils aus eigenen Beständen, teils Leihgaben.
Darunter sind Fotografien und Zeichnungen mit Eschersheimer Ansichten etwa ab der Jahrhundertwende. Der alte Lindenbaum am Weißen Stein in seinem damals schon recht traurigen Zustand (mittels Colorierung ein wenig geschönt) ist auf einigen Karten zu sehen, auf andern das "Villenviertel" oder historische Gaststätten. Auch Jugendstildekorationen sind dabei und Künstlerkarten.
Diese seltene Sammlung möchten die Briefmarkenfreunde bis zum Ausstellungstermin noch erweitern. Sie wenden sich an alle Mitbürger mit der Bitte, nachzusehen, ob sie noch solche alten Karten besitzen. Zindel: "Vielleicht fehlt uns ja gerade die Karte, die eine Familie noch irgendwo in der Schublade hat und vielleicht schon einmal irgendwann wegwerfen wollte." Zindel versichert: "Alle Leihgaben werden selbstverständlich nach der Ausstellung wieder an ihre Eigentümer zurückgegeben." li
ESCHERSHEIM. Ein Erlebnis besonderer Art war für die Mitglieder des Jugendchors Eschersheim der fünfte Besuch aus Mosely in Birmingham (England). 50 Angehörige des St. Mary's Choir weilten eine Woche lang in Frankfurt. Sie waren in Eschersheimer Gastfamilien untergebracht. Hans-Dieter Kreis, der Leiter des Jugendchors, verwies stolz darauf, noch 20 Plätze in Reserve gehabt zu haben und bedankte sich bei den Eltern der Chormitglieder herzlich für ihre Hilfsbereitschaft.
Die "Choreltern" waren es denn auch, die das große Kalte Büfett für die über 200 Teilnehmer der Abschiedsfeier liebevoll zusammengestellt hatten.
Die Besuchswoche war angefüllt mit interessanten Unternehmungen. Beide Chöre sangen bei Konzerten in St. Stephanus (Nieder-Eschbach) und in der Herz-Jesu-Kirche (Eckenheim) sowie bei einem Festkonzert in der Eschersheimer Emmauskirche, das auch viele Ehrengäste besuchten.
Eigene Konzerte gab der St. Mary's Choir, geleitet von Michael J. Perrier, in Weilburg und im Limburger Dom. Auch bei dem Empfang im Kaisersaal des Römers zeigte der Chor aus Birmingham sein Können. Er sang neben klassischen Werken eine Komposition des Chorleiters Michael J. Perrier: "Hymne an die Jungfrau". Einige Mitglieder der Besuchergruppe gaben außerdem noch ein Violinkonzert.
Unterhaltsam war auch das Besichtigungsprogramm. Am "teuersten", wie Hans-Dieter Kreis erklärte, kam der eintägige Aufenthalt im Ferienpark Haßloch. Begeistert waren die Gäste vor allem von der Fahrt mit dem Ebbelwei-Express. Dazu hatten sich Fahrer und Schaffner (selbst Mitglieder des Jugendchors) freiwillig gemeldet und ihren Dienst ohne Entgelt geleistet.
In dem dichten Programm blieb noch Platz für sportliche Aktionen, etwa im Rebstockbad. Im Fußballspiel vor dem Grillabend in Bonames siegten die englischen Gäste. Sie gewannen auch den Wanderpokal, den der Jugendchor für den Bowlingwettkampf gestiftet hatte. "Den wollen wir uns aber, wenn wir nach England fahren, zurückholen", kündigten einige Chormitglieder an. Die Fahrt nach Birmingham, der (ebenfalls) fünfte Gegenbesuch, ist auf Oktober festgesetzt.
Kurz vor den Ferien war der Jugendchor noch zu einer "großen Freizeit" in die Jugendherberge Weilburg-Odersbach gereist. 90 Teilnehmer genossen ein reichhaltiges Freizeitangebot. Auch hierbei ging es nicht ohne ein Konzert ab: Die Kinder und Jugendlichen sangen in der Heilig-Kreuz-Kirche in Weilburg.
Wie Chorleiter Hans-Dieter Kreis erklärte, gibt es auch für die zweite Hälfte des Jahres schon feste Pläne. Dazu gehören etwa ein Eschersheimer Sommerfest in der Peter-Petersen-Schule, ferner ein Chorausflug und die England-Reise. li
Namen + Notizen
ALFRED SECKER und MARGOT PFEIFFER feierten ihren 80. Geburtstag unter dem Motto "Zweimal 80 ist 160" und luden mehr als 60 Gäste nach Nieder-Eschbach ein. Beide Jubilare stammen aus der Eintracht-Familie. Alfred zählt zu den 17 Betagten, die 70 Jahre und mehr Mitglied des Frankfurter Großvereins sind, Margots Schwager Willi Pfeiffer gehörte der erfolgreichen Mannschaft der zwanziger und dreißiger Jahre der Eintracht an. Alfred, der 1922 der Eintracht beitrat, erinnert sich noch, daß man damals eigenhändig die Spielfeldmarkierungen abstreute. Später machte er sich, zusammen mit dem im Vorjahr verstorbenen Erich Hodick, um die berühmte Soma verdient, die unter den Geburtstagsgästen sogar die Mehrheit stellte. Soma - das heißt schlicht und einfach Sonder-Mannschaft - übersetzt Alfred mit "S wie Superelf, o wie ohne, m wie materielle und a wie Ansprüche". Am schönsten war bei der Soma immer die "dritte Halbzeit", erinnert er an die große Geselligkeit dieser Mannschaft, mit der er zahlreiche Kreis- und Bezirksmeistertitel errang. Wie Geschäftsführer Jürgen Gerhardt als Gratulant des Hauptvereins erklärte, hat das Eintracht-Präsidium für über 70jährige Mitgliedschaft eine besondere Überraschung vorgesehen. bm
SELIGENSTADT. Die Polizeistation Seligenstadt lädt für Samstag, 18. Juli, 11 Uhr, zum Tag der offenen Tür in die Wache an der Jahnstraße ein. Bis 18 Uhr haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, einen Blick auf die Unfalltypen-Steckkarte zu werfen oder sich einen Fingerabdruck nehmen zu lassen. Ein Fotograf wird zur Stelle sein, um "persönliche Fahndungsbilder" zu machen.
Kinder können an einem Verkehrsquiz teilnehmen, wobei es Preise zu gewinnen gibt. Die Attraktion: ein nagelneues Kinderfahrrad. An Ständen wird darüber informiert, wie man sich wirkungsvoll vor Ganoven schützen kann. Ein Polizeibeamter spricht außerdem über Aufstiegschancen bei den Ordnungshütern. Die hessische Polizei hat nämlich Nachwuchssorgen. fin
BAD HOMBURG. Der 1919 in Bad Homburg geborene jüdische Theologe Fritz Rothschild spricht am Mittwoch, 15. Juli, um 20 Uhr im Gartensaal des Gotischen Hauses über "Das Christentum aus jüdischer Sicht".
Rothschild hatte 1939 aus Bad Homburg nach Nord-Rhodesien emigrieren müssen. 1948 ging er in die USA, wo er heute Professor am Jewish Theological Seminary of America in New York ist.
Veranstalter des Vortrags sind das Kulturamt das Stadt, die evangelische Erlöserkirchengemeinde, die katholische Gemeinde St. Marien und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (cjz).
Das deutsch-polnische Jugendwerk hatte dieser Tage allen Grund zu feiern. Nach über zwanzigmonatiger Vorbereitungszeit konnte in Potsdam endlich die deutsche Geschäftsstelle eröffnet werden. Die Organisation dürfte die Festlaune freilich kaum in die tägliche Arbeit hinüberretten können. Denn dem völkerverbindenden Werk haftet ein Makel an, der eigentlich als Zierde gedacht war: die völlige Gleichberechtigung beider Partner, die Bundeskanzler Kohl und der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki im November 1990 in Frankfurt an der Oder für die neue Organisation vereinbart hatten.
Bundesfinanzminister Theo Waigel interpretiert diese Formel auf seine Weise: Da Polen 1992 umgerechnet "nur" drei Millionen Mark für den Jugendaustausch zur Verfügung stellt und voraussichtlich auch nächstes Jahr nicht mehr veranschlagen kann, will Deutschland ebenfalls nur diese Summe einsetzen. Ein lächerlich kleiner Betrag: Das deutschfranzösische Jugendwerk, auf dessen Vorbild man sich beruft, erhielt schon 1961 - im Jahr seines Entstehens - insgesamt 40 Millionen Mark. Den deutschen Finanzminister kümmert es bei dieser Rechnung nicht, daß die drei Millionen, die sein polnischer Amtskollege trotz härtesten Drucks im diesjährigen Supersparhaushalt zur Verfügung stellt, für polnische Verhältnisse eine bedeutende Summe sind. Der gesamte polnische Etat umfaßt 1992 umgerechnet nur 50 Milliarden Mark, der deutsche dagegen im gleichen Zeitraum 425 Milliarden. Die polnische Leistung von drei Millionen Mark entspräche also einer deutschen Leistung von 24 Millionen.
Hinzu kommt, daß der polnische Zloty in Deutschland überhaupt nicht konvertierbar ist. Trotzdem legen die deutschen Verhandlungspartner den innerpolnischen Kurs der Mark zugrunde. Der bislang nur etwas schüchtern vorgebrachte polnische Einwand, die Gleichberechtigung könne doch auch im Sinne eines Warenkorbs interpretiert werden, den beide Seiten einbringen - Gebäude, Personal, im eigenen Land durchgeführte Maßnahmen -, stieß bislang auf taube Ohren. Sogar der bescheidene Vorschlag, die deutsche Seite möge zumindest den Betrag zusätzlich einbringen, den sie an Personalkosten mehr ausgibt, wurde verworfen: Der polnischen Seite stehe es schließlich frei, sich selbst Gehälter in gleicher Höhe wie die Deutschen zu gewähren.
Trotz der höheren deutschen Gehälter hatte die zuständige Bonner Ministerin für Frauen und Jugend, Angela Merkel, offenbar Probleme mit der Stellenbesetzung: Es gelang ihr nicht, unter zahlreichen im deutsch-polnischen Bereich engagierten Bewerbern einen Geschäftsführer mit Polnischkenntnissen zu finden, obwohl die Zweisprachigkeit des Personals eigentlich vorgeschrieben ist. Dementsprechend war auch klar, daß der deutsche Geschäftsführer in Potsdam und der polnische in Warschau bleiben muß, was beim deutsch-französischen Jugendwerk zur Verbesserung der Kommunikation zehn Jahre lang umgekehrt gehandhabt wurde. Die neuen Geschäftsführer, der Deutsche Michael Lingenthal und der Pole Dariusz Weglicki, beharken sich unterdessen in Protokollfragen: Der Vorsitz im Jugendwerk soll zwischen beiden alle fünf Jahre wechseln. Und nun will keine Seite der anderen den Vortritt lassen.
Aber damit nicht genug der Probleme. Die Aufgabenstellung des Jugendwerkes teilt sich in zwei Bereiche: den schulischen sowie den außerschulischen Jugendaustausch. Während in Deutschland ein weitgefächertes und relativ stabiles Netz von Jugendorganisationen besteht, haben sich in Polen die alten, kommunistischen Jugendorganisationen weitgehend aufgelöst. Es gibt zwar viele neue Gruppierungen, aber sie stehen organisatorisch zumeist noch auf wackeligen Beinen. Zugleich nahm in den Schulen das Interesse am Deutschunterricht in den vergangenen zwei Jahren explosionsartig zu: 49 Prozent aller Gymnasiasten lernen deutsch, mehr als 250 Schulen haben bereits Schulpartnerschaften mit Deutschland, über 400 stehen auf einer Warteliste, und viele weitere bemühen sich über private Kontakte um Austauschmöglichkeiten.
Daraus ergibt sich, daß der Schwerpunkt des polnischen Interesses im Bereich des Schüleraustausches liegt. Genau der aber, ließ der deutsche Finanzminister wissen, würde von den drei Millionen Mark auf keinen Fall finanziert. Schüleraustausch sei schließlich Ländersache. Beim deutsch-französischen Jugendwerk werden die Schülerbegegnungen zwar in der Tat gefördert, doch diesen "Fehler" wolle man nicht wiederholen. "Wir hoffen sehr, daß sich die Bundesländer doch noch an der Finanzierung des Jugendwerks beteiligen", erklärt der polnische Geschäftsführer Dariusz Weglicki: "Sonst käme es dazu, daß nur von polnischer Seite Mittel für den Schüleraustausch zur Verfügung stünden."
Bislang finanzieren nur wenige Bundesländer, vor allem Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, den Schüleraustausch mit Polen. Sie sind verständlicherweise wenig geneigt, das Geld in den gemeinsamen Topf des Jugendwerkes einzuzahlen, solange die anderen dem Beispiel nicht folgen. Eine Lösung wäre die Aufnahme des deutsch-polnischen Jugendaustauschs in eine Liste von Projekten, die die Länder nach einem bestimmten Schlüssel gemeinsam finanzieren. Und Unterstützung könnten die Jugendbegegnungen dringend brauchen: Seit sich die Bosch-Stiftung vergangenes Jahr aus der Finanzierung verabschiedet hat, ist der Schüleraustausch auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken.
Dr. Rügemer, Philosoph und selbsternannter Korrektor "linker Mythen", steht schon neben der Bahn, noch bevor er überhaupt gestartet ist - ist doch die "Vorstellung eines paradiesischen vorspanischen Amerikas" eher grün-humanistischen Romantikern zuzuordnen (FR vom 2. 7. 1992 "Im Indianer-,Paradies' herrschten Diktatur und Kannibalismus"). Im weiteren Verlauf seiner oft zutreffenden Beschreibungen einzelner Spezialitäten des Maya-, Inka- und Aztekenfeudalismus "vergißt" er jedoch mindestens zwei entscheidende Sachverhalte auch nur anzudeuten, wodurch seine Abhandlung zu einer unverhohlenen Legitimation der Conquista gerät.
Vor 500 Jahren begann eben nicht nur die Entthronung der (süd- und mittel) "amerikanischen Eliten", sondern ebenso die Vernichtung der dortigen Volksmassen in bis zu dieser angeblichen Zivilisierung nie gekanntem Ausmaß: Durch Mord, Sklavenarbeit, eingeschleppte Seuchen und Entzug/Zerstörung ihrer natürlichen und kulturellen Lebensgrundlagen reduzierte die Invasion der weißen Rasse die als minderwertig erachtete indigene Bevölkerung binnen kurzem von 70 bis 90 Millionen auf 31/2 Millionen.
Der zur Ausplünderung der "Neuen Welt" entstehende Bedarf an schwarzafrikanischen SklavInnen führte zur Verschleppung von 10 bis 20 Millionen lebend Angekommenen, zu einer weit größeren Anzahl in Afrika oder auf dem Transport Getöteter und zur völligen Vernichtung der afrikanischen Kulturen.
Auch die Vernichtung der tatsächlich "naturnahen" Stammesgesellschaften Nordamerikas durch englische und französische Kolonisation und sowie später - und viel massiver - durch den beginnenden US-Imperialismus nahm vor rd. 500 Jahren ihren Anfang. Bis zum heutigen Tag hält sich die damals blutig installierte globale Dominanz der weißen Rasse - und zum Wohl der nördlichen Eliten werden auch wieder 40 000 Kinder geopfert.
Wer als Charakteristika der Maya-, Inka- und Aztekenreiche, die Rügemer ohne weiteres mit "die amerikanischen Klassengesellschaften" verallgemeinert, "Diktatur und Kannibalismus" brandmarken will, sollte auch einen kurzen Blick auf die Realität des europäischen Abendlandes dieser Periode werfen: 1492 war das Jahr der katholischen Reconquista Spaniens, als auch die schon besiegten Mauren noch massakriert wurden - und gleich darauf die Juden Spaniens verfolgt, ermordet, gefoltert, umgetauft oder verjagt wurden, bis ganz Spanien "judenfrei" war.
1492 war auch der Beginn des Pontifikats des Borgia-Papstes Alexander IV., der mit seinen Rekorden in Lasterhaftigkeit, Nepotismus, Korruption, Habgier, Hexen- und Ketzerverfolgung die Epoche passend repräsentierte.
Während in den 250 Jahren nach Erscheinen des "Hexenhammer" 9 bis 30 Millionen meist weibliche Menschen wegen "Hexerei" ermordet wurden, während das gemeine Volk in Hunger, Armut, Krankheit und Frondienst für seine geistlichen und weltlichen Herren wahrhaft zu buckeln hatte, lebten diese europäischen Eliten gleichfalls in Saus und Braus, konnte der Papst die größer gewordene Welt sogar per Schenkung zwischen den damaligen Führungsmächten Portugal und Spanien aufteilen: "Neue Weltordnung" anno 1494.
Sitzt Rügemer, bleibt so nur noch zu fragen, der Korrektor linker Mythen, da nicht einem mindestens eurozentrischen Mythos auf? Hoch die weißen Herren?
Jürgen Krämer, Schöllkrippen
Wachsende Verarmung in der Bundesrepublik Deutschland kann nur als Folge einseitig interessierter Parteienherrschaft gesehen werden und nicht als Schicksalsschlag wie ein Krebsgeschwür (FR vom 2. 7. 1992 "Armut ist ein Krebsgeschwür"). Mit einem solchen Vergleich beschwört Hans-Jochen Vogel das nur zu bekannte Bild eines Volkskörpers herauf, aus dem herausgeschnitten werden muß, was "verseucht" ist.
Armut in der Bundesrepublik kann sowohl auf ein schuldhaftes Versagen führender Parteipersönlichkeiten in den letzten fünfzehn Jahren als auch auf Verarmung der Bereitschaft zu sozialpolitischer Verantwortung der Parteien und Lobbyisten zurückgeführt werden.
Der Zusammenhang von Verarmung mit schicksalsergebener Hinnahme der Erwerbslosenquote, auch in solch zentralen Orten wie Frankfurt, ist offensichtlich, und wahrscheinlich ist politische Apathie und Unterdrückung einer fairen demokratischen Streitkultur die entsprechende Folgewirkung.
Gisela Kyrieleis, Frankfurt am Main
Kaum sind im Vorfeld der Columbus- Jubiläumsfeiern auch kritische Stimmen zu hören, die an die Millionen Opfer der europäischen Invasion erinnern und für die Überlebenden praktische Solidarität fordern, wird in der FR-Debatte "500 Jahre Amerika" (als ob Amerika, wenn auch noch nicht so genannt, nicht viel älter sei) mit grobem Geschütz zurückgefeuert. Nicht nur, daß mit W. Rügemers Frontalangriff auf Azteken und andere indianische Hochkulturen (FR vom 2. 7. 1992 "Im Indianer-'Paradies' herrschten Diktatur und Kannibalismus") letztlich alle indianischen Kulturen von Feuerland bis Alaska getroffen werden; auch gegen die hiesige Solidaritätsbewegung geht es - verkleidet als Angriff auf "linke Mythen" im Gewand von "Paradies-Projektionen" auf das präkolumbische Amerika.
Gegen jenen niemals konkretisierten Gegner richtet Rügemer dann seinen mit blutrünstigen Details gespickten Hauptvorwurf, die Aztekenherrschaft sei kein Paradies, sondern eine "kannibalisitische Diktatur" gewesen, eine im Vergleich zur spanischen "perspektivlosere, ökologisch und sozial erstarrte" Gesellschaft, die zudem schon vor den Europäern das Verhältnis von "erster" zu "dritter" Welt etabliert habe und der deshalb von Cortez & Co. das verdiente K. o. verpaßt worden sei.
Die wahre Geschichte der indianischen Hochkulturen ist weitaus komplexer und öffnet sich uns keineswegs so leicht, als daß sie sich im Parforceritt mit eurozentristischen Scheuklappen zur Unkultur erklären ließe. Die Quellenlage ist alles andere als befriedigend - gerade weil fast alle Zeugnisse europäischer Herrschaftssicht entstammen und mit entsprechender Vorsicht zu "genießen" sind (ähnlich der lange Zeit ebenfalls pseudowissenschaft verbrämter Mär von den in afrikanischen Kochtöpfen schmorenden weißen Missionaren).
Doch ein differenziertes Herangehen an die Geschichte ist nicht Rügemers Sache. So ist es, was bei ihm, in der Sicherheit des Herrschaftsdenkens sich wissend, daherkommt, nur ein weiteres Beispiel anhaltender europäischer Selbstherrlichkeit.
Was immer man kritisch über die Kultur der Azteken sagen kann, das, was nach ihnen kam, war unvergleichlich schlimmer - und das nicht nur für Teile Mittelamerikas, sondern für die ganze Welt. Es ist an der Zeit, die Fakten gerade zu rücken - auch gegen Beiträge, die Mythen zu entschleiern vorgeben und doch nur andere befördern: beispielsweise den der angeblich "objektiv" fortschrittlichen kolonialen Barbarei.
Volkhard Brandes, Frankfurt am Main
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FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, schickte halb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl-Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
Als unzureichend im Interesse einer wirksamen Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den Entwurf für die neue Wärmeschutzverordnung kritisiert. Das von der Enquete-Kommission des Bundestages zum Klimaschutz geschätzte Einsparpotential im Raumwärmebereich von bis zu 70 Prozent werde damit "nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft", sagte jetzt der BUND-Experte Georg Löser in Bonn.
Die Vorlage des Bundesbauministeriums enthalte im Neubaubereich Wärmedämmwerte, die weit hinter dem zurückblieben, was technisch möglich sei, erläuterte er. Schweden habe heute schon Grenzwerte, die um mehr als 30 Prozent unter den im Entwurf vorgeschlagenen Werten lägen, wobei diese zudem erst in zwei Jahren in Kraft treten sollen. Löser monierte auch das Fehlen eines Stufenzeitplans zur Verbesserung des Wärmeschutzes in Altbauten. dpa
WASHINGTON, 14. Juli (AFP). Die US-Menschenrechtsorganisation "Afrika Watch" hat dem zairischen Präsidenten Mobutu Sese Seko vorgeworfen, den demokratischen Prozeß in seinem Land zu sabotieren. Mobutu sei fest entschlossen, "um jeden Preis an der Macht zu bleiben" und billige allenfalls kosmetische Reformen in dem afrikanischen Land, hieß es in einem jetzt in Washington veröffentlichten Bericht.
Als Beispiel für die Skrupellosigkeit des zairischen Regimes nennt "Afrika Watch" die beiden Massaker im Mai 1990 auf dem Universitätscampus von Lubumbashi und im Februar dieses Jahres während eines Protestmarschs von Christen in Kinshasa und anderen Städten des Landes. Zudem seien politische Morde, Einschüchterungsversuche oppositioneller Politiker und die Schließung kritischer Zeitungen nach wie vor an der Tagesordnung. Der Bericht erwähnt ausdrücklich die Zivilcourage von Opposition und Bevölkerung, die trotz der Einschüchterungskampagnen unbeirrt an der Demokratisierung des Landes festhalten.
Betrachtet man die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, so wird deutlich, daß die oft diskutierte Aufkündigung des Sozialstaates kein leeres Gerede, sondern Realität ist. Die Bestrebungen der Industrie, ihre Produktionskosten zu senken, sind insbesondere in Ostdeutschland weit gediehen. Jenseits von Elbe und Weser liegt das Experimentierfeld für eine neue Arbeitsmarktpolitik.
Die Bauindustrie ist hierfür ein Parade-Beispiel. Bis zum 30. April sind allein im Raum Berlin 23 der größten Bauunternehmen aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Für diese Firmen, darunter renommierte wie Philip Holzmann oder Hochtief, eröffnet sich in Zukunft die Möglichkeit, die Verbandstarifabschlüsse zu ignorieren und auf der Ebene von sogenannten Haustarifverträgen separat mit den Gewerkschaften zu verhandeln. Das Ziel ist eindeutig: Die schlechte wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland wird genutzt, um niedrigere Löhne durchzusetzen.
Der Vorschlag des BDI-Präsidenten Heinrich Weiss, durch Austritt aus den Arbeitgeberverbänden die Tarifvereinbarungen zu umgehen, wird auch in anderen Branchen umgesetzt. Gruner + Jahr gliedert seine neu erworbenen Ost-Betriebe wie die Berliner Zeitung oder das Dresdner Druck- und Verlagshaus nur teilweise in den Verlegerverband Ost ein. In der Metall- und Elektrobranche sieht es nicht anders aus. Weder Opel noch Siemens zum Beispiel haben bisher definitive Entscheidungen darüber getroffen, ob sie dem Arbeitgeberverband weiter angehören werden.
Diese Entwicklungen in den neuen Bundesländern kommen jedoch keinesfalls überraschend, denn der Grundstein dafür wurde bereits früh gelegt. Tarifverträge mit Revisions- und Öffnungsklauseln geben den Unternehmen die Möglichkeit, Neuverhandlungen zu erzwingen. "Wenn in Tarifverträgen, wie beispielsweise in unserem Manteltarif für die Druckindustrie, sogar untertarifliche Bezahlung in Sonderfällen für rechtmäßig erklärt wird, was soll dann das ganze Ritual?", fragt ein Arbeitnehmer bei Gruner + Jahr in Itzehoe. Tatsächlich ist untertarifliche Bezahlung in der Industrie keine Ausnahme. Nach Darstellung eines Sprechers der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden in Magdeburg entspricht im ostdeutschen Baugewerbe "der ausgehandelte Verbandstarif eher dem Höchstlohn als dem unteren Limit". Die ausländischen Arbeitnehmer trifft es zweifellos am härtesten. Aufgrund der vielfach hoffnungslosen Situation in ihrer Heimat sind sie auf einen Arbeitsplatz in Deutschland angewiesen, auch wenn er noch so schlecht bezahlt wird. Wiederum ist es der Bau, der hervorsticht. Dort besteht eine hohe Nachfrage nach billigen Arbeitskräften. In einigen Bereichen der Berliner Intex Bauunion beträgt der Anteil an ausgeliehenen Leuten inzwischen fast 20 Prozent. Auch in der Metallindustrie werden Leiharbeiter in großem Stil beschäftigt. Der durchschnittliche Stundenlohn eines "gewerbsmäßig überlassenen Arbeitnehmers", so die offizielle Bezeichnung, liegt in dieser Branche zwischen fünf und sieben Mark und bringt dem Arbeitgeber im Vergleich zum tariflich ausgehandelten Lohn Einsparungen von mehr als zehn Mark. Ein tschechischer Arbeiter gab bei einer Umfrage der IG Bau in Berlin an, er verdiene gar nur 1,39 Mark.
Diese Praktiken reihen sich ein in eine Entwicklung, die bis in die höchsten Bonner Kreise diskutiert und mitgetragen wird. Der Bericht der "Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulierungen" macht diesen Trend offensichtlich. Die Vorschläge der "Deregulierungskommission" für eine neue Arbeitsmarktpolitik spiegeln die momentanen Gegebenheiten auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt wider. Was dort als "Befreiung des Indiviuums von kollektiven Zwängen" empfohlen wird, stellt den Sozialstaat in Frage. Hiernach sollen Verbandstarifverträge generell ihre Verbindlichkeit für die Arbeitgeber verlieren und einer "betriebsbezogenen Tarifpolitik" weichen, wie sich ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ausdrückt. Bisherige Beschränkungen für die Beschäftigung von Leiharbeitern sollen ebenso aufgehoben werden wie die Untersagung von gewerbsmäßiger privater Arbeitsvermittlung. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte die Bundesregierung Anfang Juni, als sie sich entschloß, das internationale Abkommen über dieses Verbot aufzukündigen. In gleichem Zusammenhang ist der Vorstoß der Bonner Koalition zu sehen, die gesetzlichen Beschränkungen für Leiharbeit zu lockern oder gar abzuschaffen und den Unternehmern mehr Spielraum in ihrer Beschäftigungspolitik zu geben.
Alternativreisen. Charmant und bescheiden kommt er daher, der "Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen", als "kleine Sammlung von Ferienangeboten verschiedener Art". Die Warnung der Autorin, daß "die Adressen sich dem Einfügen in ein strenges System widersetzen", sollte ernstgenommen werden. Kompensiert wird das Fehlen einer logischen Gliederung durch liebevolle Detailbeschreibung der einzelnen Veranstalter für die Länder Südeuropas, wobei mit didaktischem Geschick an Lob für jedwede Ansätze eines intelligenten Tourismus nicht gespart wird und die Kritik an ökologischen "faux pas" überaus soft ausfällt. Zwischen dem obligatorischen Töpfern in der Toskana und Überlebenskursen für Singles in Ligurien finden sich mit etwas Geduld doch noch die Schatzkästchen mit Angeboten abseits des Einheitsaktivurlaubsbreis. Der eigene Weg zum anderen Reisen bleibt also auch weiterhin der mühevollere.
Zu Gast im Süden. Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen. Velia Reghis. Verlag Ganzheitliche Gesundheit, Goethestr. 13, 7277 Wildberg, 1991, 304 Seiten, 29,80 Mark.
BÜDINGEN. Mehr als 30 Künstler werden am Sonntag, 2. August, ihre Arbeiten rund um die Marienkirche vorstellen und zum Kauf anbieten. Bei dem Büdinger Künstlermarkt reichen die Arbeiten auch dieses Mal von geblasenen Gläsern über Seidenmalerei, Leder- und Holzarbeiten, Zeichnungen, Keramik bis zu Öl- und Aquarellwerken. Unter den Ausstellern sind abermals Künstler aus Büdingens Partnerstadt Herzberg vertreten.
Nicht nur um Schnäppchen- und Geschenkejagd geht es bei diesem Markt, sondern auch um die Präsentation des Kunsthandwerks. So werden die Aussteller examplarisch vorführen, wie ihre Arbeiten entstehen.
Ein Bänkelsänger und ein Akkordeonspieler werden den Künstlermarkt musikalisch beleben. Für Speisen und Getränke wird ebenfalls gesorgt.
Der Künstlermarkt wird von der Keramikerin Dagmar Eckert organisiert, die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Eberhard Bauner übernommen. Die Organisatoren bitten die Anwohner der Marienkirche, ihre Fahrzeuge an dem Wochenende auf anderen Plätzen abzustellen, da die Straßen um die Marienkirche gesperrt werden. Auch das Jerusalemer Tor/Untertor wird für den Verkehr nicht zugänglich sein, so daß die Besucher über die Mühltorbrücke in die Stadt kommen sollen. Ideal wäre, alle Fahrzeuge außerhalb zu parken und zum Künstlermarkt zu gehen. Er beginnt am Sonntag um 10 Uhr und dauert bis 18 Uhr. ub
Stadtteilen Station machen, kann täglich telefonisch erfragt werden unter der Ruf-
18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke al-
Erst Mitte Juni es habe ein neuerliches
Frau Schwab können in den Langobardenweg 5, 6230 Frankfurt-Unterliederbach, geschickt werden. *tos
Entspannung durch Spannung - so könnte die Grundidee beim Pferderennsport lauten. Die Idee hat sich weltweit durchgesetzt, Pferderennen liegen in der Publikumsgunst ganz oben. Mit der Rennbahn in Niederrad hat Frankfurt eine namhafte Sportstätte und eine traditionsreiche zudem: Der Renn-Klub Frankfurt beging 1988 mit großem Aufwand sein 125jähriges Bestehen, und das Niederräder Geläuf ist nur zwei Jahre jünger. All dies ist Grund genug, im Rahmen der FR-Ferienserie das Augenmerk einmal auf das grüne Oval zu richten: Leser können morgen, also am Dienstag, 14. Juli, in Niederrad einen informativen Blick hinter die Kulissen werfen.
Die nächsten Rennen werden am Sonntag, 19. Juli, gelaufen. Verständlich, daß kurz vorher Hektik in den Stallungen und auf der Bahn ausbricht. Deshalb muß der Besichtigungstermin ein bißchen zeitlichen Abstand halten; andernfalls würden die Gäste von den Experten nur als "Störer" angesehen.
30 FR-Leser können sich morgen in Niederrad umschauen. Der Besuch beginnt um 10 Uhr. Gastgeberin ist Birgit Gutermann, Mitarbeiterin des Renn- Klubs. Sie wird etwas über die Geschichte der Einrichtung und über die Statistik der jährlichen Aktivitäten erzählen. Besichtigt werden die Rennbahn selbst, außerdem die Tribüne, die Waage, wo Jockeys und Sattelzeug vor und nach jedem Rennen gewogen werden, der Führring, der Wettern wie Experten Aufschluß über die Tagesform der Pferde gibt, und der Absattelring, wo sich nach der Konkurrenz die sechs Bestplazierten einer erneuten Identifikation stellen. Birgit Gutermann wird sich bemühen, alle Fragen zu beantworten. Außerdem hat sie an Interessenten zehn Freikarten für den nächsten Renntag zu vergeben.
15 Personen haben nach dem Rundgang die Chance, mit einem Trainer zu sprechen und sich im Stall davon zu überzeugen, wie die edlen Rennpferde untergebracht sind. Rund eine Stunde ist für den Besuch vorgesehen. Zur Begrenzung auf 30 bzw. 15 Besucher: Renn-Klub und FR haben davon Abstand genommen, eine telefonische Anmeldung einzubauen, und hoffen, daß sich Angebot und Nachfrage in etwa die Waage halten. Kommen wesentlich mehr Interessenten, würde das Sprichwort "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" gelten.
Die Rennbahn in Niederrad wurde 1865 - damals mitten im Stadtwald - mit viel Pomp eröffnet. Zeitgenossen bescheinigten ihr "idyllische Traulichkeit" und die denkbar schönste Lage. Das erste Frankfurter Galopprennen war zwei Jahre zuvor gelaufen worden, auf der anderen Mainseite, zwischen dem Fluß und der heutigen Mainzer Landstraße. An diesem Tag war auch der Rheinische Rennverein gegründet worden. 1889 kam der "Verein für Trab- und Hindernis-Rennen" hinzu. Sieben Jahre später besiegelten die beiden Clubs das Nebeneinander und gingen im heutigen Frankfurter Renn-Klub auf. Es folgten Jahre des Auf- und des kriegsbedingten Abschwungs, Hunderte von Rennen, Preise, Wunder- Pferde, Aus- und Umbauten.
"Zeitlose Attraktivität" sieht Walter Scheel, der Vorsitzende des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, im Galoppsport. Der Renn-Klub Frankfurt, so sein Lob zur 125-Jahr-Feier, sei "seit mehreren Jahren eine Art Musterknabe". Als Präsident steht dem 120 Mitglieder zählenden Verein Prof. Dr. Hans Gotthard Lasch vor. Er bezeichnet es als erklärtes Ziel, "Frankfurt als Trainingszentrale auszubauen, wo gute und beste Pferde vorbereitet werden - bis hin zu ,Lokalmatadoren', die bei unseren Besuchern emotionell neue und zusätzliche Akzente zu setzen vermögen".
Die Rennbahn hat die offizielle Adresse Schwarzwaldstraße 125. Die Straßenbahnlinie 19 von der Messe/Hauptbahnhof hält direkt vor dem Tor, die Linie 21 nicht weit entfernt in der Triftstraße. Wer mit der S-Bahn (13, 14, 15) bis Niederrad fährt, muß 15 Minuten zu Fuß gehen. Treffpunkt um 10 Uhr ist die Treppe zur Gaststätte "Wienerwald", die im Tribünengebäude untergebracht ist. Dort wird Birgit Gutermann die Gruppe in Empfang nehmen. tom
Leben wie die Indianer: Im Kelkheimer Ortsteil Fischbach stehen Indianer-Zelte, und Marianne Arnold empfängt dort am Mittwoch, 15. Juli, um 14 Uhr Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren zu einem informativen Nachmittag. Mehr darüber morgen.
Die Anmeldefrist für das 1822- Rock-Festival für Nachwuchsbands wurde um zwei Wochen bis Mittwoch, 15. Juli, verlängert. Teilnehmen kann jede Rockband aus dem Geschäftsgebiet der "Frankfurter Sparkasse". Teilnahme-Bedingungen liegen in jeder Geschäftsstelle aus, können aber auch bei Dieter Reitz, Tel. 26 41 25 69, angefordert werden. fs/27
Tempo 30 . . .
Ein weiterer Vorteil der Tempo-30-Zonen: Durch die Anordnung von Schrägparkplätzen wird mehr Parkraum gewonnen. Auf das gesamte Nordend übertragen würden durch die Verkehrsberuhigung so viele legale Parkplätze entstehen, "wie es bisher legale plus illegale Standplätze gibt", errechnete Eikenberg.
Wenn alles nach Plan läuft, werden die übrigen zwölf Tempo-30-Zonen des Nordends noch innerhalb dieses Jahres eingerichtet. Dem Beispiel aus dem benachbarten Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend), jedes halbe Jahr ein Gebiet zu beruhigen, wollte der Nordend-Ortsbeirat nicht folgen. Für das dichtbesiedelte Nordend sei eine solche "Kleckerlösung" keine besonders gute Idee, waren sich die Stadtteil- Politiker einig. Zwar ließ sich der Traum, alle Zonen "auf einen Schlag" einzurichten, nicht umsetzen, dennoch drängt der Ortsbeirat auf eine möglichst rasche Realisierung.
Ein Gebiet muß allerdings noch einmal überarbeitet werden: Bei den Plänen zur Verkehrsberuhigung links des Oeder Wegs war die Sperrung der Zufahrt aus Richtung City zum Oeder Weg nicht berücksichtigt worden. Eikenberg räumte ein, daß die schmale Finkenhofstraße dann möglicherweise als neue Zufahrt benutzt werden könnte. Um das zu verhindern, könnten dann Diagonalsperren eingesetzt werden. rea
Alt-Bernem . . .
Bernhard Ochs befürchtet hingegen, daß die Gebäude des historischen Bornheims schrittweise zerstört werden. In einem Entwurf für eine Anfrage in der Stadtverordnetenversammlung verweist er auf den beantragten Abriß für die Nebengebäude auf dem Grundstück Große Spillingsgasse 46, auf den nicht genehmigten Abriß des Gebäudes Berger Straße 351 und die immer noch ausstehende Sanierung in der Turmstraße 11. big
Die FR-Serie über die "Dritte Welt" vor unserer Haustür hat eine Leserin zu der folgenden Anregung veranlaßt:
"Mit großem Interesse habe ich Ihre informationsreiche Serie über die ,Dritte Welt vor unserer Haustür' gelesen. Und echt überrascht war ich als langjährige Ortenbergerin mit eigenem 3.-Welt-Engagement, daß seit Jahren von der Gesamtschule Konradsdorf ein Hilfsprojekt in Brasilien unterstützt wird. Offensichtlich findet dafür wenig Öffentlichkeitsarbeit statt. Das ist bedauerlich, denn bei mehr Bekanntheit würden sicherlich auch viele Ortenberger Bürgerinnen und Bürger das Projekt unterstützen.
Auf Burg Lißberg gibt es jedes Jahr ein ,Afrika-Fest', das besonders durch die afrikanische Musik viele Besucher anzieht. Warum gibt es nicht auch einmal ein südamerikanisches Fest mit brasilianischer Live-Musik? Das würde nicht nur die Konradsdorfer Aktion bekannt machen, sondern sicherlich auch der Spendenkasse zusätzliche Einnahmen bringen." Erika-Roswitha Jentsch-Hinz
Niddertalstraße 9
6474 Ortenberg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
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Marcel Reich-Ranicki spricht BAD VILBEL. Über das Thema "Literatur heute" spricht Marcel Reich-Ranicki am Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr in der Burg. Der Literaturkritiker, Jahrgang 1920, war von 1960 bis 1973 bei der Zeit und von 1973 bis 1988 in der FAZ tätig. Familientag der Feuerwehr Echzell ECHZELL. Den Familientag für die Mitglieder der Einsatz-, Ehren- und Altersabteilung feiert die Freiwillige Feuerwehr Echzell am 19. Juli ab 11 Uhr am Gerätehaus. Die Einsatzabteilung trifft sich bereits um 9 Uhr zum Aufbau, damit dann ab 12 Uhr das Mittagessen serviert werden kann. Kursus der Rückenschule ORTENBERG. Ein neuer Kursus der AOK Wetteraukreis beginnt am 22. Juli um 20 Uhr in Ortenberg-Effolderbach. Für die AOK-Rückenschule werden Anmeldungen bei der Bewegungstherapeutin der Krankenkasse unter der Telefonnummer 0 60 42 / 8 41 08 entgegengenommen.AOK-Kochlehrgang FRIEDBERG. Die AOK Wetteraukreis bietet einen sechs Abende umfassenden Kochkursus an, der sich an erhöhten Cholesterin- und Harnsäurewerten orientiert. Der Lehrgang beginnt am Dienstag, 4. August, in der Schulküche der Wingertschule in Friedberg. Information und Anmeldung unter der Rufnummer 0 60 42 / 8 41 07. Geänderte Briefzustellzeiten GEDERN. Durch eine Neuorganisation der Briefzustellung in Gedern am Montag, 13. Juli, verändern sich in manchen Bezirken die Zustellzeiten.
Bertold Picard hat's recherchiert: Familie versilberte Besitz
Eppsteiner Verkauf mit großen Folgen
EPPSTEIN. Was vor einem halben Jahrtausend das Ergebnis eines Familienabstiegs war, hatte weitreichende Folgen für die Burgstadt und zahlreiche Orte des Umlandes. Gottfried IX. von Eppstein-Münzenberg verkaufte unter anderem die Hälfte der Burg und der Hoheit über die Stadt an den Landgrafen Wilhelm III. von Hessen.
"Der große Eppsteiner Verkauf von 1492" gehört zu den Ereignissen der Historie, die Dr. Bertold Picard nicht nur gründlich recherchiert hat. Er ist nach Ansicht des Stadtarchivars auch so faszinierend, daß er ihn als das bedeutsamste Jubiläum bezeichnet, das in diesem Jahr zu würdigen sei.
Seit 1433 war das Eppsteiner Herrengeschlecht in zwei Linien aufgeteilt. Die jüngere residierte in Königstein und machte - ganz erfolgreich - Politik. Mit dem älteren Zweig indessen, der sich den Beinamen Münzenberg zugelegt hatte, ging es seit Mitte des 15. Jahrhunderts kontinuierlich bergab. Gottfried IX., der letzte regierende Herr von ihnen, plagten Schulden. Ob es auch Desinteresse war, das ihm zum Verschleudern bewegte, darüber läßt sich nur spekulieren. Fest steht: er verhökerte immer mehr Rechte und Besitztümer. Höhepunkt war der große Verkauf vor 500 Jahren.
Am 27. Februar 1492 war Gottfried noch vorsichtig. Zunächst wollte er sich mit einer Verpfändung retten. Das klappte nicht, der hohe Herr lag in Fesseln - und so wurde am 6. August ein unwiderruflicher Verkauf daraus. Picard hat die Urkunde mit Gottfrieds Siegel im Hessischen Staatsarchiv in Wiesbaden aufgestöbert. Der Archivar über das fein beschriebene Pergament: "Es ist ein Zeugnis ersten, aber traurigen Ranges für die eppsteinische Geschichte." Und: Es markiere eine Entscheidung, deren Folgen für fast 500 Jahre galten "und sich erst seit ein paar Jahrzehnten verwischen".
Was Gottfried an Hessen verkaufte, läßt sich grob so zusammenfassen: die räumliche Hälfte der Burg Eppstein, die ideelle Hälfte der Hoheit über die Stadt ("alle Obrigkeit, Gerechtigkeit, Gebot, Verbot, Nachfolge, Gerichts-Gerechts- Zwang mit allem Zu- und Inbehör des Tals zu Eppstein . . . zum halben Teil"), die Liegenschaften der Herren komplett, die Hochgerichtsbarkeit des Landgerichts Mechthildshausen ganz und die des Landgerichts Häusel zur ideellen Häfte. Damit nicht genug, verscherbelte er alle Dörfe und Höfe im Landgericht Mechthildshausen, aus dem Landgericht Häusel mehrere Dörfer und einen Hof - sowie viele weitere Rechte und Besitzungen im westlichen Rhein- Main-Gebiet.
Ob die große steinerne Kemenate der Burg, die Zwinger vom Woog bis zum Westtor, ob der Herrngarten, die Dörfer und Höfe Breckenheim, Delkenheim, Diedenbergen, Igstadt, Langenhain, Massenheim, Mechthildshausen, Medenbach, Wallau, Wildsachsen, Lorsbach, Ober- und Unterliederbach, Häusel und Hof Hausen vor der Sonne - alles vom Burgherren verhökert. Und was bekam der Landgraf dafür? Insgesamt kassierte er 64 000 "Guter rheinischer Gulden in Gold der kurmainzischen und Frankfurter Währung", wenn auch nur 4500 Gulden davon in bar. Picard überschlägt, daß diese Summe heute 20 Millionen Mark wert wäre.
Die Folgen des Verkaufs waren weitreichend. Die Landgrafschaft Hessen konnte ihre Stellung im westlichen Rhein-Main-Gebiet festigen - ein Trittstein zwischen ihren nördlichen und südlichen Landesteilen. Und: da die hessischen Landgrafen nach der Reformation den evangelischen Glauben übernahmen, wurde auch das Landgericht Mechthildshausen protestantisch. Die neue Konfession prägte das "Ländchen" fortan.
Aufgrund der Herrschaftsteilung in Eppstein gab es in der Stadt sowohl evangelische als auch katholische Bürger. Da die Vormachtstellung aber an Hessen (seit 1624 Hessen-Darmstadt) fiel, konnten die Katholiken nach Picards Darstellung "im öffentlichen Leben nur Bürger zweiter Klasse sein". Keiner von ihnen bekam ein Amt, ihre Toten wurden nach protestantischem Ritus begraben, ihre Kinder in der Schule evangelisch erzogen. Katholischer Gottesdienst mußte in aller Stille gefeiert werden.
Obwohl die Eppsteiner Katholiken ab 1803 rein rechtlich gleichgestellt wurden, in diesem Jahr eine katholische Schule und seit 1848 wieder eine eigene Pfarrei bekamen, wurde die Kluft zwischen den Konfessionen erst allmählich überwunden. Wie sensibel das Thema lange Zeit war, bewies ein Streit Anfang dieses Jahrhunderts. Die Eppsteiner konnten sich nicht darauf einigen, ob es zwei konfessionelle Volksschulen oder eine Simultanschule geben sollte. Erst als ab 1945 viele neue Bürger nach Eppstein zogen, wurde der religiös-gesellschaftliche Gegensatz allmählich überwunden. pms
FRANKFURT A. M. Die seit Monaten geplante Spielgemeinschaft des hessischen Fußball-Landesligisten FC Italia mit dem in die Kreisklasse B abgerutschten Postsportverein (PSV) Blau-Gelb wird nun doch nicht zustande kommen. Die Reservemannschaft des Landesligisten sollte gemeinsam mit den Postsportlern kicken. Doch der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) entschied bei seiner jüngsten Sitzung: Einer Fusion von Reservetruppe und erster Mannschaft könne laut Satzung nicht zugestimmt werden.
Damit sind zunächst auch die Pläne des FC Italia gescheitert, sich auf dem Gelände des PSV einzumieten. Die Stadt Frankfurt lehnte es ab, Kosten in Höhe von 68 000 Mark zu übernehmen. Sie fürchtet damit, einen Präzedenzfall zu schaffen.
Der Hintergrund: Solange der FC Italia nicht zwei komplette Jugendmannschaften für den Spielbetrieb anmelden kann, darf auch die erste Mannschaft nicht in der Landesliga spielen. Im Jugendbereich soll die Spielgemeinschaft mit den Blau- Gelben nach Aussage der Beteiligten allerdings in Kürze zustande kommen. Dann könnten die A-, B- und C-Jugend- Teams gemeinsam auf der Postsportanlage am Rande des ehemaligen Gartenschaugeländes trainieren.
Beide Vereine hätten es lieber gesehen, wenn auch bei den Senioren eine Zusammenarbeit der Clubs möglich wäre. Der PSV hatte sich davon sportliche Anreize und einen finanziellen Ausgleich erhofft; immerhin kostet die Pflege des Geländes jährlich mehr als 300 000 Mark.
Doch dem FC Italia schwebte dagegen ein seinem Status angemessenes Sportfeld vor: Denn er ist schließlich nach der Eintracht, dem FSV und den Rot-Weißen die viertstärkste Frankfurter Fußballmannschaft. Der zwischen PSV und Italia ausgehandelte Vertrag sah Mietzahlungen in Höhe von 68 000 Mark vor. Die attraktive Anlage mit zwei Rasenplätzen schien den Italienern, verglichen mit ihrer jetzigen "Heimat" bei der SG Westend, wesentliche Vorzüge zu haben. Dort müssen sie knapp 10 000 Mark jährlich für die Nutzung der Umkleiden zahlen.
Der Haken im Westend: Bei der SG dürfen laut Stefan Lottermann, Spielertrainer bei Italia und einer der Verhandlungsführer, nur die Senioren aufs Feld. Insider vermuten, der FC Italia versuche sich "billig" über die Zusammenarbeit mit Blau-Gelb den nötigen Unterbau in der Jugendarbeit zu verschaffen. Lottermann wies dies zurück.
Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Clubs. Sportdezernentin Sylvia Schenk rügt, der Vertrag sei ohne Absprache mit der Kommune entstanden, ginge aber zu deren Lasten.
Unabhängig von der angespannten Haushaltslage müsse hier "eine Grundsatzfrage entschieden werden": Wo liegt die Obergrenze bei der Förderung von Vereinen ohne eigenes Gelände? Für Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, ist die Angelegenheit ein "Präzedenzfall". Seine Befürchtung: Hat die Stadt einmal der Forderung nachgegeben, melden innerhalb kurzer Zeit "zehn bis 20 Vereine" ähnliche Ansprüche an. Das sei finanziell aber nicht vertretbar.
Solchen Überlegungen kann sich Lottermann nicht anschließen: "Welche Vereine meint Lochmann?" Die Konstellation sei einmalig. Noch nie habe sich ein Verein bei einem Club mit eigenem Gelände eingemietet. Das Angebot der Stadt, bis zu 18 000 Mark zuzuschießen, bezeichnet der Trainer als "Lachnummer".
Dabei weist er auf die "integrative Arbeit" hin, die "Italia" leistet und erinnert an die Summen, die woanders für Sportförderung ausgegeben würden. Sollten sich die vom FC angepeilten 35 000 Mark nicht realisieren lassen, "verspreche ich den Verantwortlichen noch einen heißen Tanz", droht Lottermann. *ask
HÖCHST. Mit nassen Händen langt Edi (11) in die Schüssel mit Rinderhackfleisch, knetet genüßlich die rohe Masse, die zwischen seinen Fingern hervorquillt, und formt Fladen. "Das ist für die Hamburger", sagt Edi mit strahlenden Augen. Neben ihm rührt Adriana (9) schon die Vanillesoße für die rote Grütze an. Und Volker schnipselt Paprikaschoten, Zucchini, Kohlrabi und Möhren. "Leckere Mikadostäbchen" nennt Energieberaterin Sabina Dittel das Gemüse-Gericht, das als Vorspeise serviert werden soll.
Bei der Main-Kraftwerke Aktiengesellschaft (MKW) durften die Mädchen und Jungen zweier Kindertagesstätten aus Unterliederbach den Kochlöffel schwingen. Nicht nur, um satt zu werden. Beim Brutzeln sollten die Jungköche auch den "gefahrlosen und energiesparenden Umgang mit Elektrogeräten" üben.
Bevor's den ersten Zucchinis an die Schale ging, stand deshalb das kleine Einmaleins der Energielehre auf dem Ferienspiel-Plan. "Die MKW schickt euch den Strom nach Hause", erklärte Energieberaterin Sabina Dittel. "Und dort wird er in Licht, Wärme, Kraft, Ton oder Bilder umgewandelt." "Klar", sagt Edi, "Strom brauch' ich ja auch, damit der Walkman funktioniert." Der aber kommt aus der Batterie und nicht von den MKW. "Aber der Mixer", weiß Sandra, "der kriegt den Strom aus der Steckdose." Umsonst fließt die Energie allerdings nicht in die Haushalte, klärt Sabina Dittel die Knirpse auf. "Den müßt ihr natürlich bezahlen." Und das Geheimnis, woher die MKW denn wissen, wieviel "Saft" in einem Haushalt verbraucht wurde, muß die Energieberaterin nicht lüften. Sandra weiß es: "Also, da ist so ne Scheibe mit 'ner roten Markierung, und wenn die sich einmal gedreht hat, dann ist der Strom verbraucht." Sabina Dittel nickt anerkennend und hält einen Elektrizitätszähler ("ein ganz schwieriges Wort") hoch. "Der zeigt die Kilowattstunden an."
Über jedem der drei Öfen, an denen die Ferien-Köche anschließend ihre Hamburger mit Tomaten, Salat und Hackfleisch zubereiten, rotiert eine Meßscheibe. "Sieger ist derjenige, der am wenigsten Strom verbraucht hat", stachelt Sabina Dittel den Ehrgeiz der Kinder an. Doch die denken kurz drauf in der Küche stehend weniger an den Energieverbrauch. Beim Anblick des im Ofen backenden Rinderhackfleischs läuft ihnen der Saft im Munde zusammen. "Wir gewinnen sowieso", ist sich Edi sicher. "Wir haben schließlich die Chefin in unserer Gruppe."
Sabina Dittel allerdings muß erst einmal beim Nachtisch eingreifen. Adriana hat die Vanillesoße nämlich schon in die Nachtischschälchen gegossen, in die eigentlich zuerst die rote Grütze rein sollte. Die müssen jetzt wieder ausgespült werden. Und auch das bringt die Scheibe erneut ins Rotieren. tos
FC Italia . . .
Solchen Überlegungen kann sich Lottermann nicht anschließen: "Welche Vereine meint Lochmann?" Die Konstellation sei einmalig. Noch nie habe sich ein Verein bei einem Club mit eigenem Gelände eingemietet. Das Angebot der Stadt, bis zu 18 000 Mark zuzuschießen, bezeichnet der Trainer als "Lachnummer". Dabei weist er auf die "integrative Arbeit" hin, die "Italia" leistet und erinnert an die Summen, die an anderen Stellen für die Sportförderung ausgegeben würden. Sollten sich die vom FC angepeilten 35 000 Mark nicht realisieren lassen, "verspreche ich den Verantwortlichen noch einen heißen Tanz", droht Lottermann. ask
Ein kaputter Kühlschrank bereitete einer FR- Leserin in den letzten Wochen einiges Kopfzerbrechen. Das untauglich gewordene Küchenutensil stand nur im Wege und mußte irgendwie entsorgt werden. Ein Anruf bei der Stadtreinigung half weiter: Die Werkstatt Frankfurt, ein eingetragener Verein, der sich unter anderem um die Entsorgung von Elektrogeräten kümmert, werde den Kühlschrank am 30. Juni abholen, gab man ihr dort Auskunft. Wie abgesprochen stellte Frau H. das alte Elektrogerät an den Straßenrand und wartete. Doch nichts geschah. Am nächsten Tag setzte sie sich erneut mit der Stadtreinigung und der Werkstatt Frankfurt in Verbindung. "Sie haben den Kühlschrank nicht ordnungsgemäß aufgestellt", "wir haben keinen Einfluß auf die Fahrer", "vielleicht kommen Sie morgen dran" - so die Auskünfte, die Frau H. von Mitarbeitern erhielt.
Seitdem ruft Frau H. fast täglich bei der Werkstatt Frankfurt an, immer mit dem gleichen Ergebnis: Ein neuer Termin wird ausgemacht, doch das sperrige Küchengerät bleibt, wo es ist, an der Straße. "Ich werde immer nur von einem Tag auf den anderen vertröstet. Langsam verstehe ich die Leute, die ihr Zeug einfach in die Hecke schmeißen", meint die FR-Leserin resigniert.
Die Werkstatt Frankfurt, die eng mit der Stadtreinigung zusammenarbeitet, weist die Vorwürfe von sich: "Jeder Fahrer bekommt eine genaue Liste mit allen anzufahrenden Adressen", heißt es. Daß dennoch mal jemand vergessen wird, hält man für unwahrscheinlich.
Vielleicht habe, so mutmaßt Brigitte Martin von der städtischen Hausrat- und Sperrmüllentsorgung, Frau H. den Sperrmüllwagen irrtümlich für das Entsorgungsfahrzeug der Werkstatt Frankfurt gehalten und den Kühlschrank - weil er nicht mitgenommen wurde - wieder von der Straße weggestellt. Zwar seien die Wagen der Stadtreinigung und die der Werkstatt Frankfurt meistens am selben Tag unterwegs, doch komme es bei dem einen oder anderen schon mal zu Verzögerungen, so daß Sperrmüll und Elektrogeräte nicht immer zeitgleich abgeholt würden.
Neben der Werkstatt Frankfurt, deren Entsorgung kostenlos ist, kann sich jedermann natürlich auch an gewerbetreibende Unternehmen wenden. Eine Frankfurter Speditionsfirma beispielsweise verlangt 65 Mark für den Transport plus zusätzliche 42 Mark für die Entsorgung eines Kühlschrankes. ki
Aufschlag oder Abschlag - Herbert Schäty schätzt sowohl im Tennis als auch bei seiner für sich neu entdeckten Sportart Golf die passende Ouvertüre. Konzentriert muß sie sein, akribisch erarbeitet, eben der adäquate Auftakt zu höheren sportlichen Zielen. Aber sie sollte - mit dem nötigen Ehrgeiz, versteht sich - Spaß machen. Freude - da scheint der neue Trainer der SG Egelsbach einer Meinung mit Branchengrößen wie dem dänischen Nationaltrainer Richard Möller-Nielsen oder Eintracht Frankfurts Coach Dragoslav Stepanovic zu sein - Freude, das sei die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Abschneiden beim Sport im allgemeinen und Fußball im speziellen.
Eine Linie, die ständig propagiert, aber selten eingehalten wird. Die Angst des Trainers vor der Niederlage, diese panische Flucht zu taktischen Fesseln, all' das will Herbert Schäty für sich und seine Egelsbacher Mannschaft ausschließen. Nein, Offensive soll dem Fußball-Oberligisten nicht nur vom Hörensagen als Idealbild dienen. Praktizieren wollen sie es, eine ganze Runde lang, auf daß der vierte Tabellenplatz der vergangenen Saison als das schlechteste Ergebnis seit dem Wiederaufstieg im Sommer 1991 angesehen werden kann. "Ich setze ein höheres Ziel, denn sonst würde ich die Mannschaft demotivieren". Desillusionieren - das will Herbert Schäty aber ganz gewiß nicht und abnehmen würde es ihm ohnehin keiner. Vielmehr ist es sein Anliegen, Spieler "zu formen und schulen".
Dabei komme es ihm zugute, so Schäty, daß er selbst lange Jahre in der Oberliga aktiv war und dabei fast alle Positionen schon einmal gespielt habe. Davon, daß er bei seinen extrovertierten Erklärungen die Grenze zur Selbstdarstellung nicht überschreitet, ist Schäty überzeugt. "Bei mir steht die Sache im Vordergrund. Ich will meinen Spielern mein Konzept vermitteln. Dazu bedarf es Korrekturen."
Und diese Korrekturen, die die Akteure in sein gewünschtes System einpassen, sollen zu attraktivem Spiel führen. Schließlich will der Zuschauer unterhalten werden - das Unternehmen Oberliga-Fußball als Dienstleistungsbetrieb. Also predigt der Trainer stürmische Zeiten, in denen er sich durchaus vorstellen kann, Goran Aleksic und die beiden neuerworbenen Angreifer Thomas Lauf und Sven Müller in eine Mannschaft zu stellen. Schließlich soll da was aus Egelsbach auf die Oberliga zurollen. Damit das nicht in umgekehrter Richtung geschieht, läßt der ehemalige Bad Homburger Coach natürlich auch die Defensive nicht völlig aus den Augen. Doch detailliert darüber sprechen mag er nicht. Es ist eben nicht das von ihm bevorzugte Mittel und Metier. Allrounder wie der Kroate Tomislav Skarica sind es - und denen schlagen Schätys sportliche Sympathien entgegen. Wer die hat, der darf sich auch einer gewissen Loyalität erfreuen, denn "für mich steht der Fußball im Vordergrund. Persönliche Ressentiments sind da ausgeschlossen."
So wie Schäty über zwischenmenschliche Probleme hinwegsehen würde, so will er auch die taktischen Marschrouten des Gegners ignorieren. Die neuformierte Mannschaft, das ist Schätys Ziel, muß derart gefestigt sein, derlei Stärke zeigen, daß die SG Egelsbach bestimmt, wo's auf dem Rasenrechteck langgeht.
"Lösen von der Vergangenheit". Eine Maxime, die Schäty nicht nur auf die kollektive Spielweise bezieht, sondern auch auf die individuelle. Daß dabei alte Zöpfe abgeschnitten werden, schließt der selbstbewußte Coach nicht aus. Weil in des Trainers Planungen jeder eine Rolle spielt, führt Schätys gegenwarts- und zukunftsorientiertes Arbeiten zu einer Chancengleichheit, die allenthalben für Veränderungen sorgen könnte: "Wer auf die Vergangenheit baut, hat keine Chance."
Wohl dem, der innovativ veranlagt ist, die Zeichen der Zeit erkennt und Willen zur Verbesserung zeigt. Nur der hat seinen festen Platz im mannschaftlichen Gefüge. In einem "optimalen Umfeld, in dem die Kompetenzen klar abgesteckt sind" (Schäty), sucht der Egelsbacher Coach den persönlichen und mannschaftlichen Erfolg.
"Die Rolle, die ein Akteur bei mir spielt, bestimmt er selbst", sagt Schäty und definiert getreu dieser Einstellung gleich einmal die Rolle der SG Egelsbach. Die läßt den Oberligisten in seinem zweiten Jahr zu einem der Asse im 17er-Oberliga-Feld werden. Und mit Assen kennt sich Herbert Schäty schließlich aus. CHRISTIAN FROMMERT
Ein halbes Jahr, nachdem der Magistrat aufgelistet hat, welche Untersuchungen das Frauenreferat für wieviel Geld bei wem in Auftrag gegeben hat, haben sich die Christdemokraten nun eine Untersuchung herausgegriffen: "Die Belastung der Umwelt und die Gesundheitskompetenz von Frauen". Sie wurde vom Institut für sozial-ökologische Forschung für ein Honorar von 24 024 Mark angefertigt. Die Studie, die auf einer Befragung von Gesundheitsintitiativen in den westlichen Stadtteilen beruht, enthalte "völlig wertlose" Aussagen, sei ideologisch verbrämt, argumentiert die CDU in einer Anfrage an die Stadtverordnetenversammlung.
Geographische Beschränkung und Methodenwahl hätten zu dem "erwünschten, tendenziösen Ergebnis, nämlich massiven Anschuldigungen gegen die Hoechst AG," geführt. Die CDU fordert den Magistrat auf, "Maßnahmen der Stadträtin, die sich auf derartige ,Gutachten' stützen, kritisch zu überprüfen" und gegebenenfalls abzulehnen. Laut Magistratsbericht wurde das Gutachten, wie die anderen auch, in Auftrag gegeben, um eine "ausreichende Datenlage" für Projekte zu erhalten.
Als praktische Konsequenz will das Frauenreferat ein Gesundheitsbüro in den westlichen Stadtteilen einrichten, eine Nachrichtenbörse, in der das Wissen der Gesundheitsinitiativen weitergegeben wird. Hier könnten Mütter, deren Kinder an Neurodermitis oder einer anderen Allergie leiden, von den Erfahrungen anderer lernen. Sie müßten sich nicht alle wichtigen Informationen selbst zusammensuchen. ft
HÖCHST / LIEDERBACH. Der Lack ist ab. Sonne und Wind, Schnee und Regen haben ihn ruiniert. Sattes Gelb noch vor Jahresfrist, nun ist es aufgeplatzt, rissig und bleich. Aber das ist so gewollt: Der warme Ton ist sogar nur deswegen auf die Blechtafel gespritzt worden. Denn Frost und Hitze sollten die Farbe ordentlich strapazieren, um herauszufinden, was sie taugt.
Die "Wetterfestigkeit ist eines der wichtigsten Kriterien für ihre Qualität", sagt Hugo Schäfer, Leiter der Abteilung Anwendungstechnik beim Chemie-Konzern Hoechst. Wie sehr die künftigen bunten Häute von Autos, Maschinen, Hauswänden und Gartenzäunen dem Klima trotzen, das testet das Riesen-Unternehmen auf seinem Versuchsgelände in den Zeilsheimer Äckern. Dort - umgeben von Rübenfeldern und Maisstauden und erst auf den zweiten Blick hinter hohen Brombeerhecken zu erkennen - liegen reihenweise und ordentlich durchnumeriert Hunderte von Farbtafeln exakt in südlicher Richtung, weil von dort die meiste Sonne kommt.
Der Wind streicht sanft übers Gelände, Vögel zwitschern, ansonsten herrscht Ruhe: "Manchmal kommt monatelang niemand her", sagt Schäfer, der das Gelände zum ersten Mal betritt - nach 25 Jahren Konzernzugehörigkeit. Beschäftigte haben dort ebenfalls fast nichts zu tun: Nur gelegentlich werden neue Tafeln aufgestellt und alte kontrolliert. Allein Wind und Wetter hinterlassen ihre Spuren.
"Genau gesagt testen wir Pigmente und Lösungsmittel, aber keine Farben", erläutert der Fachmann. Denn Hoechst stellt im Stammwerk nur Grundstoffe her, die an die verarbeitende Industrie weiterverkauft werden, sagt Schäfer. Was der Chemiker jedoch penibel unterscheidet, ist für den Betrachter nicht zu erkennen: Vor dessen Augen präsentiert sich das ganze Regenbogen-Spektrum, violett bis blau und rot in allen möglichen Facetten und Abstufungen.
Ein bis zwei Jahre liegen die bemalten hölzernen, metallenen oder putzähnlichen Tafeln im Freien. Anschließend stellt Hoechst Musterkarten her, die dem Kunden zeigen, wie sich die Farbe im Laufe der Zeit verändert hat. Aber auch neue Pigmente werden einer ersten Belastung ausgesetzt, um Erkenntnisse für ihre Weiterentwicklung zu gewinnen. Gefahr für Wasser, Luft und Boden gebe es keine, sagt Schäfer: "Das ist nicht anders, als wenn Ihr Auto im Freien steht."
Die Versuchsanlage ist nicht die einzige, in der Hoechst Pigmente und Kunstharze testet. Deutlich "aggressiveres Klima" herrscht in Florida. Und dort setzt der Konzern seine Produkte der schwül-heißen Luft aus. Extreme Umweltbedingungen simulieren die Forscher auch im Labor, um schneller zu Ergebnissen zu kommen als im Freien. Das funktioniert allerdings nur eingeschränkt, sagt Hugo Schäfer, denn die "natürlichen Bedingungen lassen sich nur schlecht nachmachen". dis
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FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.
Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).
Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."
Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.
Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.
In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.
Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.
Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.
Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.
Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.
Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.
Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.
Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.
Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. pia
Noch ist die Spvgg. 1909 Langenselbold im Fußballkreis Hanau als einziger Landesligist die Nummer eins, in den bezirksoberligen Ost und West tummeln sich die SG Bruchköbel, der FC Germania Niederrodenbach, FC Hanau 93, FSV Ravolzhausen , Eintracht Windecken sowie der FSV Bischofsheim und der 1.FC Hochstadt. Die Bezirksliga Hanau erhielt kräftigen Zuwachs: Der FC Germania 08 Dörnigheim und die Ostheimer Sportfreunde stiegen aus der Bezirksoberliga ab, der KSV Eichen und die TSG Niederdorfelden aus der A-Klasse auf. Die fünfte Veränderung wendete der FC Türk Gücü Hanau in den Relegationsspielen gegen die Spvgg. Hüttengesäß (0:1 und 3:1) - wie berichtet - ab. Dafür veränderten sich Meister SC Eintracht-Sportfreunde Windecken (Bezirksoberliga Frankfurt-Ost) und "Vize" 1. FC Hochstadt (Frankfurt-West) in höhere Gefilde, während der FC Germania 09 Großkrotzenburg und vor allem der VfB 06 Großauheim im südlichen Kreisgebiet für einen sportlichen Tiefpunkt sorgen.
Was ist mit dem Fußball im Raum Hanau los? Besonders die Stadtvereine sakken sportlich immer weiter ab. Der FC Hanau 93 schlägt sich mit Ach und Krach durch die Bezirksoberliga, der TSV 1860 Hanau belegte in der Bezirksliga ebenfalls einen wenig Begeisterung auslösenden siebten Rang, Türk Gücü wendete das Unheil wiederum knapp ab. Zwei Traditionsvereine müssen den Daumen weiter nach unten richten: Der VfB 06 Großauheim, der 1981 auf dem Sprung in die Oberliga stand - 1:2-Niederlage im Landesliga-Entscheidungsspiel vor 7000 (!) Zuschauern im Hanauer Herbert- Dröse-Stadion gegen die Sportvereinigung Dietesheim, die anschließend sieben fette Jahre im Amateur-Oberhaus erlebte -, hat jetzt mit der niedrigsten Kreisklasse einen negativen Höhepunkt in der Nachkriegsgeschichte erreicht.
Eklatante Führungsschwächen, vor allem fehlende Sponsoren, sind die Hauptursache dieser Talfahrt. Der SV 1910 Steinheim setzte seine Talfahrt auf direktem Wege aus der Landesliga bis in die Kreisliga A fort. Auch die "Zehner" standen als Vizemeister vor dem Oberligaaufstieg und müssen seit dem Rückzug von Sponsor Mahlau ganz kleine Brötchen backen. Jetzt gab es einen weiteren Spielerausverkauf, droht der Sturz in die Offenbacher B-Liga. Die Stadtteilvereine Steinheim und Klein-Auheim sind sportlich dem Kreis Offenbach angeschlossen. Die Hanauer Klubs HSC 1960, 1. FC 1913 Mittelbuchen, VfR Kesselstadt (Ränge 9 bis 11) sowie Rotweiß Großauheim (13.), SV Wolfgang (14.) und Espanol Großauheim (17.) dümpeln in der Kreisliga A Hanau vor sich hin. Im Stadtteil Steinheim gehören der FC Germania 1910, DJK-Eintracht und die SG 1990 der B- Klasse an, auch der TSV Klein-Auheim zählt zu den "Underdogs". Lediglich Alemannia Klein-Auheim verteidigte sein Bezirksliga-Terrain. Anzeichen einer wesentlichen Verbesserung sind nicht zu erkennen. Die Folge des sportlichen Defizits in allen Bereichen sind ausbleibenede Zuschauer, die in manchen Fällen für gehörige wirtschaftliche Engpässe sorgen. Aus der einst blühenden Fußballstadt Hanau ist ein Provinznest geworden. Und die großteils oft nicht ausreichende Jugendarbeit (der VfR Kesselstadt und der TSV 1860 Hanau sind die Ausnahme, wobei die "Sechziger" leistungsmäßig klar dominieren) verheißt wenig Gutes für die Zukunft. Mit Safak Spor (5. der Kreisliga A), FC Ararat (6.), dem HSC 1960, Espanol Großauheim, Rot-Weiß Großauheim, der SG 1990 Steinheim, und FC Germania Steinheim betreibt ein großer Teil der Hanauer Klubs keine Jugendarbeit (mehr), andere halten sich mühevoll mit (Mehrfach-)Spielgemeinschaften über Wasser. Gegensteuerungsmaßnahmen sind im Fußballkreis Hanau seit Jahren nicht zu erkennen. An der Basis geschieht in den Vereinen als auch im Kreisfußballausschuß zu wenig. Frischer Wind soll durch den Kreisfußballtag im Frühjahr 1993 in die Szene kommen. Allerdings sind damit die Detailprobleme in den Hanauer (Stadt-)Vereinen längst nicht gelöst. Diese müssen sich selbst aus dem Main- und Kinzig- Sumpf ziehen . . . HANS-DIETER PUTH
WESTHAUSEN. Fünf Gräber versorgt Frida E. regelmäßig auf dem Westhausener Friedhof. Die Zapfstellen sind dort sehr zahlreich vorhanden, so daß die Rentnerin keine Probleme hat, ihre Beete mit Wasser zu versorgen. Doch in der ersten Juliwoche mußte die Frau auf einmal feststellen: Nur jeder dritte Zapfhahn war funktionsfähig, alle anderen blieben trocken.
Frida E. ärgert sich, daß an den Wasserstellen keine Informationen darüber angebracht sind, wo sie Wasser zapfen kann: "Niemand hat uns informiert, plötzlich lief kein Wasser mehr. Besonders den älteren Menschen fällt es schwer, mit den gefüllten Kannen weit zu laufen. Dazu kommt, daß niemand der Betroffenen genau weiß, wo sich die nächste funktionierende Zapfstelle befindet."
Dirk Bührmann, der für den Friedhofsbetrieb zuständig ist, erklärt, daß der Magistrat der Stadt Frankfurt ein allgemeines Sparprogramm einleitet, um den Wasserverbrauch möglichst einzuschränken. Das Sparprogramm betrifft auch die Friedhöfe, weil dort viel Wasser verbraucht wird. "Wir wollen das Bewußtsein der Leute verändern, unsere Aktion soll weite Kreise ziehen. Die Menschen müssen begreifen, daß Wasser immer kostbarer wird."
Er rät den Besuchern des Westhausener Friedhofs: "Fragen Sie bei den Gärtnern nach, welche Zapfstellen Wasser geben. Eine gute Idee ist es, Pflanzen zu wählen, die nicht so oft bewässert werden müssen."
Bührmann weist darauf hin, daß es noch Informationen darüber geben wird, wie das Sparen in Zukunft aussehen soll. Er hofft: "Wenn wir alles richtig organisiert haben, gibt es auch keine Mißverständnisse mehr." sil
GRÜNDAU. Die Organisatoren der Hain-Gründauer Kerb haben für das Fest am 9. August mehrere volkstümliche Künstler verpflichtet.
Die Gastspiele während der Veranstaltung, die in diesem Jahr erstmals wieder im Zelt ausgerichtet wird, beginnen am Sonntag abend um 20 Uhr mit dem Konzert der Original Ochsenfurter Blasmusik unter Leitung von German Hofmann.
Als sogenannte "Star-Gäste" kündigen die Veranstalter die beiden Moldau-Mädel Eva und Susanne aus Prag an.
"Die Geschwister Eva und Susanne sind seit ihren Erfolgen der letzten Jahre nicht mehr wegzudenken", schreiben die Organisatoren der Kerb.
Und die Ochsenfurter Blasmusik hätte schon mehr als 5000 Auftritte absolviert.
Eintrittskarten für die Kerb sind vom 15. Juli an im Vorverkauf in Gründauer Geschäften erhältlich. schu
USINGEN. Der Heimathistoriker Bernd Vorlaeufer-Germer, der seit fast zehn Jahren die Geschichte des Taunus während der Nazizeit erforscht, hat auch die Rolle von Schloß Kransberg im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Literatur über die Kriegsjahre, in- und ausländische Archivmaterialien, darunter auch zahlreiche Geheimdienstberichte, Gespräche und Korrespondenzen mit Augenzeugen sind seine Quellen.
Schloß Kransberg, das 1221 erstmals als "Kranichsburg" urkundlich erwähnt und 1873 zum Renaissanceschloß ausgebaut wird, ist unter den Nazis untrennbar mit der Rolle des Nachbargutes Ziegenberg verbunden. Das Herrenhaus und die Wirtschaftsgebäude waren als eines von vier "Führerhauptquartieren", Deckname "Adlerhorst", für den Westfeldzug auserkoren.
Als die Nazis kurz nach Ausbruch des Krieges Ziegenberg beschlagnahmen, werfen sie zugleich die Besitzer von Kransberg aus ihrem Stammsitz, um Platz zu schaffen für das Hitlersche Gefolge. Hitlers Leibarchitekt und Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, Albert Speer, gestaltet den Ausbau: Der volkstümelnde Bruchstein- Stil hält seinen Einzug, ein Seitenflügel und die Gartenanlage kommen in Kransberg hinzu. Zum 1. Juli 1940 sind die gröbsten Arbeiten erledigt.
Doch die Nazi-Schaltzentrale Ziegenberg/Wiesental/Kransberg geht nicht in Betrieb. Die Fertigstellung kommt für den Überfall auf Holland zu spät. Als Basis für die geplante Invasion Englands muß sie hingegen gar nicht erst aktiviert werden, weil die Pläne scheitern. Der Komplex versinkt in einen "Dornröschenschlaf" (Vorlaeufer-Germer), aus dem er erst 1944 mit der Invasion der Alliierten in der Normandie erwacht. Zwischenzeitlich werden Ziegenberg und Kransberg zu einem "Heeresgenesungsheim" mit 310 Betten umfunktioniert, und einige Abteilungen der NSDAP-Gauleitung Hessen-Nassau quartieren sich zusätzlich ein. Alle fliegen wieder raus, als das Hauptquartier zur Vorbereitung der Ardennen-Offensive erstmals militärisch genutzt wird. Ende 1944 zieht der Oberbefehlshaber West, Feldmarschall von Rundstedt, nach Ziegenberg. Hitler folgt am 11. Dezember in die damalige Bunkeranlage Wiesental; Himmler und Göring beziehen abwechselnd in Kransberg Stellung. Aus dieser Zeit stammt der Deckname "Tannenwald" für das Kransberger Schloß. So nennen die Nazis auch das Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das sie am Schloß einrichten. Vom 7. Dezember 1944 bis 31. März 1945 müssen dort bis zu 42 russische, aber auch polnische und deutsche Häftlinge hinter der Burgmauer Fluchttunnel für die NS-Prominenz graben.
Mit dem Fehlschlagen der Ardennen-Offensive ist die Rolle des Hauptquartier-Komplexes zu Ende. Anfang April 1945 besetzen die Amerikaner beide Schlösser. Bis Ende 1946 richten sie in Kransberg gemeinsam mit den Engländern das Vernehmungszentrum "Dustbin" (Mülltonne) ein, wo die Alliierten bis zu 50 hohe Funktionsträger des NS-Regimes aus Verwaltung, Technik und Wirtschaft gleichzeitig vernehmen. Darunter auch Albert Speer, bevor er nach Nürnberg verlegt wird.
Nach den Amerikanern zieht für 16 Jahre eine Dependance der Organisation Gehlen, Vorgängerin des Bundesnachrichtendienstes, ins Schloß ein; im Telefonverzeichnis ist der neue Besitzer unter dem Namen "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" registriert. Eine Tarnung, so Vorlaeufer-Germer, da sowohl die Telekom in Bonn als auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden eine Verbindung verneinen. Bisher nicht dementiert ist außerdem der Vermerk in Gehlens Memoiren, daß von Kransberg aus Funker Kontakte mit Agenten in Ostdeutschland aufnahmen.
Bevor 1977 das V. US-Corps zum vorläufig letzten Besitzer von Kransberg wird, ist dort einige Jahre lang eine Luftwaffenabteilung der Bundeswehr stationiert. cn
FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.
Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.
Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können. Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.
Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.
Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden. So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden.
Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.
Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.
Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen.
Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.
Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia
NIDDA. Hassan ist schon fast drei Monate alt. Er schläft in einem Kinderwagen in dem Zimmer seiner Eltern. Die Familie Scherre ist aus dem Libanon geflüchtet und nach jahrelangen Irrwegen jetzt in der Asylunterkunft in Nidda-Harb, im Volksmund "Montana Ranch" genannt, untergebracht. Dort, am Ende der Straße, wo die Raserei beginnt, decken die Staubwolken der gegenüberliegenden Betonsteinwerke alles zu. Die jetzt sechsköpfige Familie wohnt nicht nur in dem Raum mit vier Betten und einer Kochnische, sie lebt dort. Mutter Rajaa ist ängstlich. Kontakt zu den anderen Asylbewerbern haben sie nicht, sie sind die einzige arabische Familie: auch die Kinder müssen immer in ihrem Blickfeld bleiben. Ein freundlicher Empfang - später stellt sich heraus, daß das gerade zubereitete Essen nur für mich gedacht ist. Beschämend, an dem kleinen Tisch zu speisen, während die Familie erwartungsvoll auf den Betten sitzt und sofort aufspringt, wenn mein Teller oder Glas sich leert. Sie haben alle vorher schon gegessen, versichert mir Rajaa, die stolze Mutter des kleinen Hassan.
Und doch hat er der Familie schon Probleme gemacht. Obwohl er nun schon lange aus dem Krankenhaus zurückgekehrt ist, fehlt die Erstlingsausstattung für den Säugling. Den Kinderwagen und alles, was Hassan sonst benötigt, hat die Familie von einem befreundeten deutschen Ehepaar erhalten. Vom Sozialamt ist noch nichts eingetroffen, weder das Geld für den Kinderwagen noch die erhöhte Sozialhilfe.
Die Bürokratie hat sich unbeugsam gezeigt. Für die Beantragung des Geldes ist eine Geburtsurkunde notwendig. Die wird jedoch nur erstellt, wenn eine Heiratsurkunde vorliegt - und zwar in der deutschen Übersetzung. Da das Kind in einem Hanauer Krankenhaus zur Welt kam, ist auch das dortige Standesamt zuständig. Und in solchen Ballungsgebieten zeigen sich die Beamten oft strenger als im Kreisgebiet, wo die Vorschriften auch der Praxis weichen können. Also muß das Familienoberhaupt nach Hanau fahren, einen Übersetzer aufsuchen - auf eigene Kosten, versteht sich. Ein Ausnahmefall wird mir versichert, normalerweise soll eine Familie schon vor der Geburt eines Kindes mit dem Nötigsten ausgestattet werden. "Es ist einfach zuviel für uns, wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt ein Sozialarbeiter. Das tut die Familie Scherre in ihrem Zimmer auch. Stolz zeigt Rajaa mir einen kleinen Nebenraum mit Dusche und Klo, nur für die Familie. So etwas hatten sie in der letzten Unterkunft nicht, "da mußte ich für das halbe Haus putzen, weil sonst keiner was gemacht hat", meint Rajaa. Ja, besser ist es hier bestimmt, wird mir versichert. Und wenn die Bürokratie erst einmal überwunden ist und Hassan alles bekommt, was er als Kind so braucht, wird sein Vater vielleicht auch einmal wieder lachen können.
ULRIKE BENDER
FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.
Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, mußte deshalb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz schicken.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl-Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
KELKHEIM. Er ist schon Institution geworden, der Behinderten-Nachmittag des Malteser-Hilfsdienstes. Am Samstag, 19. September, ist es wieder so weit: Ab 14.30 Uhr verwandelt sich das Fischbacher Bürgerhaus in einen gigantischen Luxusdampfer.
Unter dem Motto "Eine Seefahrt, die ist lustig" startet ein "Feuerwerk" aus Sketchen, Spielen und viel Musik.
Nebenbei sorgt der Malteser-"Bordservice" selbstredend für eine Bewirtung, die nicht seekrank macht. ana
Erinnern Sie sich noch an Jonas, den cleveren Kleinen mit dem Arme- Leute-Kabriolett? Neulich im Kindertheater hat Jonas wieder einmal gut aufgepaßt.
"Ei, da isser wieder", rief da jemand von der Bühne. Ob's das Kasperle war Jonas - die Zweite oder die Hexe, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Den Eltern ist das auch wurst. Sie verfluchen den Tag, da sie mit Jonas ins Theater gingen.
Seitdem haben sie nämlich das Theater - jeden Morgen so zwischen sechs und halbsieben. Dann marschiert Jonas ins Schlafzimmer, hüpft zwischen Mama und Papa ins Bett und kräht die beiden vorzeitig wach. Mit einem kreuzfidelen "Ei, da isser wieder!". kkü
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Beim SV Wehen, das besagt schon die Logik, muß ein ein klarer Blick regieren, der Beobachter reines Wasser eingeschenkt bekommen. Das darf ja aber auch erwartet werden, denn schließlich vertreibt hier der Chef höchstpersönlich trübende Schleier in Form von Wasserfiltern. Vertrieben haben will der SV Wehen aber auch den ernüchternden Blick auf ständig wiederkehrende Abläufe: Zum Favoriten erhoben, zum Mittelmaß verkommen.
Schluß damit, auf zu neuen Ufern. Da kommt ein Mann gerade recht, der sich zwar weniger mit chemischen Reinigungsprozessen auskennt, dafür aber eine ganze Menge von Versicherungen versteht. Die mag der neue Trainer Heinz Wulf aber doch nicht so ganz geben. "Eigentlich ist solch' ein erneuter Rückschlag ausgeschlossen". Eigentlich, doch in Wehen mußte man lernen, mit Unvorhergesehenem zurechtzukommen. 15 auf dem Operationstisch gelandete Spieler ließen den ambitionierten Verein in der vergangenen Saison gar um die Oberliga- Existenz zittern.
Doch es waren nicht nur rein körperliche Gebrechen, die den steilen Aufstieg des SV Wehen just in der höchsten deutschen Amateurklasse stoppten. Auch die Personalpolitik wurde den eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Allenthalben herrschte Unzufriedenheit, die, unterstützt von manch' schwelendem Konflikt, den sportlichen Erfolg ausschloß. So wurden die gewaltigen finanziellen Anstrengungen des Vorsitzenden Heinz Hankammer, der sich nicht nur mit Aktivkohle auskennt, sondern dem SV Wehen auch ganz aktiv Kohle überläßt, ad absurdum geführt. Doch der Unternehmer wäre nicht er selbst, würde er nicht unbeeindruckt weiter den Erfolg suchen.
Der soll nun also wieder Einzug halten - und nicht nur das saftig grüne (Spiel)- Feld, so die Meinung in Wehen, sei dafür bestens bestellt. Vielmehr sind es die Neuerwerbungen, die allenthalben für Optimismus sorgen. Von Bernhard Raab (FC Pforzheim), Thomas Süß (Karlsruher SC) und Helmut Jakob (Rot-Weiß Walldorf) ist Trainer Wulf schon nach den ersten Trainingseindrücken begeistert. "Das sind absolute Verstärkungen." Und im Zuge der Erneuerung hat Wulf auch einen steilen Leistungsanstieg der bereits seit einigen Jahren in Wehen aktiven Spieler erkannt.
Alles verändern will er freilich nicht. Wulf möchte vielmehr die vorhandenen "optimalen Rahmenbedingungen" zu einer Steigerung der sportlichen Attraktivität nutzen. Dabei kommt ihm besonders der ausgeglichene Kader zupaß. Der Konkurrenzkampf bedingt ansprechende Leistungen und die sollen den SV Wehen wieder an die Oberliga-Spitze heranführen. Wie weit? Darauf vermag noch niemand eine Antwort zu geben. Wulf geht neue Wege und als Trainer in Sachen Prognosen nicht mehr voran.
Vielmehr soll die Mannschaft ihre Ziele selbst definieren. Schließlich könnte eine zu hohe Vorgabe von außen erneute Identifikationsprobleme und Enttäuschungen bringen. Und die will der neue Trainer nun wirklich nicht mehr. Doch eines ist sicher: "Kein Trainer kommt nach Wehen, um den Klassenerhalt als Ziel auszugeben", sagt Wulf und liebäugelt mit einer Plazierung im oberen Drittel der Tabelle. Freilich eine schwere Aufgabe, denn die kommende Oberligasaison zeichnet sich dadurch aus, daß dieses Ziel so viele Klubs wie noch nie verfolgen.
Wulf betritt in Wehen Neuland, denn "hier ist alles profihafter als in Walldorf". Überhaupt sind die Bedingungen beider Vereine nicht zu vergleichen. Der finanzielle Rahmen läßt Wulf großen Handlungsspielraum. Um die täglich anfallenden Geschäfte kümmert sich der technische Leiter Karl-Heinz Kühn, mit dem Wulf auf einer Wellenlänge schwimmt. Eine durchgestylte Zeit soll es werden und für die hat Wulf einen Drei-Jahres- Plan ausgearbeitet. Spätestens dann will der SV Wehen an die Pforte zum Profi- Fußball klopfen. Eine Basis sieht Wulf bereits in diesem Jahr gegeben. Er spürt das Vertrauen der Verantwortlichen und will dieses auch auf die Spieler projizieren. Kameradschaft und Harmonie sind für ihn keineswegs in die Jahre gekommene Schlagworte. Mit Begeisterung zum Erfolg - eine Lehre, die der erfahrene Coach nicht erst aus der Europameisterschaft gezogen hat.
Doch trotz der ehrgeizigen Ziele verspürt Wulf keinen Druck. Unterfordern will er sich schließlich nicht und propagiert deshalb Angriffsfußball. "Die Mannschaft, die ich im Kopf habe, ist offensiv ausgerichtet." Beweisen konnte dies sein Team in den Testspielen, bei denen der SV Wehen eine beachtliche Frühform zeigte, aber auch schon wieder die ersten verletzungsbedingten Rückschläge hinnehmen mußte: Bernhard Raab laboriert an einem Bänder-Anriß. Wulf hat aber auch durch die Verpflichtung von Süß und die wiedererlangte Stärke von Libero Caic in der Defensive neue Stärken ausgemacht. Doch wenn die Attraktivität nicht gesteigert werden kann, dann müsse über das Gesamtkonzept nachgedacht werden. "Daran glaube ich aber nicht. Ich gehe ein überschaubares Risiko ein", versichert Wulf dann doch noch etwas. CHRISTIAN FROMMERT
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Mikadostäbchen: Zutaten: 1/2 Paprikaschote, 1/2 Zucchini, 1/2 Kohlrabi, 1 Möhre. Waschen, putzen und in Streifen schneiden.
Für die Soße werden benötigt: 100 g Joghurt, 100 g Creme fraîche, 1 TL Senf, 1 Prise Salz, 1 TL Zucker und Pfeffer. Alles in eine Schüssel geben und verrühren. Petersilie, Schnittlauch und Dill waschen und kleinschneiden, unter die Soße rühren. Die Gemüsestreifen werden als Vorspeise in die fertige Soße getunkt.
Hamburger: Zutaten für sechs Portionen: 375 g Rinderhackfleisch, 1 TL Salz, 6 Hamburgerbrötchen, 1 Tomate, 1 saure Gurke, 1 Zwiebel, 1 Kopfsalat. Das Hackfleisch mit dem Mixer in einer Schüssel verühren. Fladen formen und auf das Blech legen. Bei 170 Grad Umluft 20 Minuten braten. Die Brötchen aufschneiden und die letzten fünf Minuten mit in den Ofen legen. Anschließend die Brötchen mit Ketchup bestreichen, den Fladen drauf und mit der geschnittenen Tomaten, Gurke, Zwiebel und Salat belegen.
Rote Grütze: Zutaten: ein Viertel Liter roter Fruchtsaft, 40 g Zucker. In einem Topf zum Kochen bringen. 30 g Stärkemehl mit kaltem Wasser anrühren und in den kochenden Fruchtsaft einrühren. 300 g Tiefkühlfrüchte unterrühren und fünf Minuten kochen lassen. Kaltstellen. Die Soße wird mit Milch und Vanillepulver angerührt. tos
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Australien führt das "Geld der Zukunft" ein: Statt aus importiertem Baumwollfaserpapier bestehen die neuen Banknoten aus einem im Land produzierten Kunststoff, der angeblich wesentlich strapazierfähiger und langlebiger ist. Ein revolutionäres technisches Verfahren soll sicherstellen, daß die Geldscheine nicht gefälscht werden können. Die ersten 50 Millionen Noten hat die Zentralbank kürzlich in Umlauf gebracht.
Nach Darstellung der Währungsbehörde macht es keine Mühe, bei den Fünf-Dollar-Scheinen zu erkennen, ob es sich um echtes Geld oder um Blüten handelt. Eine der Sicherheitsvorkehrungen sind zwei durchsichtige Stellen, die, wenn die "Piepen" gegen das Licht gehalten werden, entweder das australische Wappen oder einen siebenzackigen Stern zeigen. Ferner erscheint eine Eukalyptusbaumblüte innerhalb eines transparenten Feldes von beiden Seiten in identischer Form. Und schließlich sind das Porträt von Königin Elisabeth II. und die Darstellung des Parlamentsgebäudes in Canberra leicht erhaben gedruckt und mit den Fingern spürbar. Und für die höheren Nennwerte ist sogar eine angeblich absolut fälschungssichere Konstruktion mit holographischen Bildern vorgesehen.
Den neuen Banknoten-Druck haben Wissenschaftler der halbstaatlichen Forschungsanstalt Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation entwickelt. Sie hoffen nicht zuletzt auf lukrative Exportgeschäfte. Denn mehrere Länder haben bereits ihr Interesse an dem Verfahren bekundet.
Wegen des neuen Fünf-Dollar-Scheins ist aber gleich eine heftige Kontroverse entbrannt, weil die Zentralbank den Protest eines Teils des Parlaments und weiter Bevölkerungskreise mißachtete und die auf den alten Noten abgebildete australische Sozialreformerin aus dem vorigen Jahrhundert, Caroline Chisholm, durch Königin Elisabeth II, die konstitutionelles Staatsoberhaupt Australiens ist, ersetzte.
Vor allem die republikanisch gesinnten Einwohner, zu denen auch Premierminister Paul Keating zählt, wetterten heftig gegen das Porträt der Monarchin. Vergeblich hatte der Labor-Regierungschef den umgerechnet etwa zwölf Millionen Mark teuren Druck des Geldes anzuhalten versucht. BORIS BEHRSING
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Wie aus einem Hobby eine Art Vollzeitbeschäftigung werden kann - Marianne Arnold aus Kelkheim weiß es. Ihre Begeisterung für die nordamerikanischen Indianer hat offenbar so ansteckend gewirkt, daß die 41jährige jetzt ständig Besuch hat. So informativ, so spannend und so voller Spaß ist das Leben in dem kleinen Indianer-Dorf im Stadtteil Fischbach, in dem Marianne Arnold samt Familie den Sommer über lebt, daß tagtäglich Kinder, Jugendliche und Erwachsene teilhaben wollen an der Lebensphilosophie der Arnolds. Trotz der Beanspruchung hat Marianne Arnold sofort zugesagt, ihr Gelände, ihre Ausrüstung und ihr Wissen interessierten jungen FR-Lesern zu öffnen. Zehn- bis 16jährige können ihr morgen, Mittwoch, am Nachmittag einen ausführlichen Besuch abstatten.
Marianne Arnold hat viel Erfahrung mit so etwas: Kindergartengruppen, Schulklassen, Teilnehmer von Ferienspielen kommen, aber auch Studenten und Volkshochschul-Kursteilnehmer. Damit die Interessen und die Verständigung stimmen, ist die erwähnte Altersgrenze festgelegt worden; außerdem sollen die Kinder und Jugendlichen nicht nur schauen und hören, sondern auch selbst mit Hand anlegen.
Doch vorneweg erstmal das Formale. Der Besuch beginnt um 14 Uhr und verlangt einige Ausdauer; die Gastgeberin rechnet mit dreieinhalb bis vier Stunden. Größer als 30 Personen soll die Gruppe nicht sein. Unser Tip: rechtzeitig kommen. Sollten sich deutlich mehr Interessenten einfinden, müssen sie sich aufs Zugucken beschränken. Wer mitmacht, muß einen Grundbetrag von fünf Mark plus Materialkosten bezahlen.
Bei ihrer Arbeit geht es Marianne Arnold um Authentizität: "Das Bild, das Film und Fernsehen von den Indianern zeichnen, ist falsch. Wir wollen es ins richtige Licht rücken." Fachliteratur, der Besuch von Museen und Gespräche mit Indianern, die oft nach Fischbach kommen, helfen bei diesem Bemühen um Echtheit. Mit Freude hat Marianne Arnold eine Einladung zu einem "Council", einem großen Indianer-Treffen 1993 in den USA, entgegengenommen.
Bei den Informationen über das Leben der Indianer wird auch die heutige - oft traurige - Situation der nordamerikanischen Ureinwohner nicht ausgespart. Neben der Theorie hat sich "Hocika", so Marianne Arnolds indianischer Name, Kenntnisse in indianischem Hand- und Kunsthandwerk angeeignet. Und die gibt sie an ihre Gäste weiter: Es wird gewoben, Felle werden gegerbt, Pfeil und Bogen gefertigt, Fladenbrote gebakken, Lederkleidung genäht, Schmuck und Perlenstickereien entstehen. Sogar die Tipis, die Indianerzelte, sind selbstgemacht.
Das Motiv hinter all dem ist nicht Folklorismus oder der Wunsch, um jeden Preis aufzufallen. Die Lebensphilosophie der Indianer hat es den Arnolds angetan: weg vom Konsumieren, hin zum Wesentlichen, Verantwortung für die Umwelt, mit der die Industrieländer einen maßlosen Raubbau treiben. Beim Versuch, diese Wertorientierung wenigstens teilweise umzusetzen, zieht die ganze Familie mit: Ehemann Diethelm, der bei der Firma Hoechst arbeitet, und die vier Söhne (zwölf, elf, sechs und drei Jahre alt). In den Sommermonaten übernachtet das Sextett meist im "Indianerdorf" - ohne Wasser und Strom. Marianne Arnolds Erfahrung: "Zwei Stunden bei uns, und die Kinder vermissen Fernseher oder Cassettenrecorder nicht mehr".
Schauplatz ist ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück, das die Arnolds vor Jahren in Fischbach gepachtet haben. Aus der ehemaligen Pferdekoppel ist eine mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Wiese geworden. Die Tipis sind weithin zu sehen. Bis Ende September / Anfang Oktober - je nach Witterung - bleiben sie bewohnt. Dann wird alles abgebaut und kommt ins Winterlager.
Vorläufer der kleinen Siedlung war der "Maverick-Club", eine Art Western-Club von Leuten aus dem Main-Taunus-Kreis. Jedes der 15 Gründungsmitglieder hat sich auf einen Stamm der Plains-(Prärie-)Indianer spezialisiert, Marianne Arnold und drei ihrer Söhne auf die Cheyenne, ihr Ehemann und der älteste Sohn auf die Assiniboin.
Zum Tipi-Dorf gelangt man von der Ortsmitte des Kelkheimer Stadtteils Fischbach über die Straße Im Haingraben, von dort sieht man die Zelt-Spitzen. Mit der S-Bahn (Linie K) kann man bis Kelkheim-Hornau fahren und von dort zu Fuß nach Fischbach gehen. tom
Der Botanische Garten der Universität Frankfurt ist noch immer ein Kleinod: So interessant die dortige Pflanzenwelt ist, so friedlich ist die Anlage, während sich nebenan im Palmengarten und Grüneburgpark die Menschenmassen drängen. Für FR-Leser gibt es am Donnerstag, 16. Juli, eine Führung, die wir morgen hier ausführlich ankündigen.
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Die "Weisheit" der Nobelpreisträger zum Rio-Umweltgipfel
Anläßlich des Umweltgipfels in Rio haben sich 40 Nobelpreisträger und einige 100 Naturwissenschaftler mit einer "Heidelberger Erklärung" zu Wort gemeldet. Die Erklärung richtet sich direkt an die in Rio versammelten Regierungsvertreter, und sie warnt vor ökologischem Irrationalismus und vor Wissenschafts- und Fortschrittsfeindlichkeit: "Wir sind beunruhigt darüber, am Beginn des 21. Jahrhunderts eine irrationale Ideologie wirksam zu sehen, welche gegen wissenschaftlichen und industriellen Fortschritt gerichtet ist und damit auch ökonomische und soziale Entwicklungen verhindert." (Siehe Wortlaut im nebenstehenden Kasten, Red.)
Freilich bleibt dieser Vorwurf eigentümlich in der Schwebe. Da wird vor einer rückwärts gewandten Idealisierung der Natur gewarnt. Ebenso werden pseudowissenschaftliche Argumente und falsche Daten ins Zielfeld der Kritik gerückt, ohne daß Roß und Reiter genannt werden. Wer ist gemeint? Die Politiker in Rio und ihre ökologischen Ratgeber? Paßt den Autoren der Heidelberger Erklärung die ganze Richtung nicht?
Eines ist klar, die Verfasser der Erklärung möchten, daß sich die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft stärker als bisher auf wissenschaftliche Argumente verlassen. Aber hier wird die Verwirrung nun vollständig. Waren es nicht Wissenschaftler, die den Ersten Bericht des Club of Rome und alle Folgeberichte verfaßten?! Ist die Lima-Krise nicht Gegenstand umfassendster wissenschaftlicher Untersuchungen?! Haben wissenschaftliche Argumente nicht auf Tausenden von Tagungen und Kongressen zur Klärung des ökologischen Problems beigetragen, aber eben auch die ganze Tiefe der ökologischen Krise offenbart?!
Die Autoren der Heidelberger Erklärung bieten ihre guten Dienste an, und sie tun es im Namen einer "wissenschaftlichen Ökologie": "Wir unterstützen nachdrücklich die Ziele einer wissenschaftlichen Ökologie." Was aber ist das? Wäre das eine Ökologie, die die Wissenschaft - objektiv arbeitend - in Vertretung für die Gesellschaft übernimmt? Ist unseren Autoren verborgen geblieben, daß es eine solche Ökologie nicht geben kann? Auf der Grundlage von Wissenschaft und Technik ist in den zurückliegenden Jahrzehnten ein gewaltiger Stoffwechsel mit der irdischen Natur eingeleitet worden, der alles, was auf der Erde existiert, zutiefst verändert hat. Und mit der Gentechnik schicken wir uns nun an, die Produktionspotentiale der belebten Natur vollends an menschliche Nutzungen anzuschließen und dementsprechend zu verändern. Die Tatsache, daß wir heute durch den Transfer menschlicher Gene Organismen veranlassen können, zu unseren Gunsten zu produzieren, ist der letzte Ausdruck dieser Situation.
Was soll daran noch objektiv sein? Das ist Bemächtigung der Natur durch den Menschen unter dem Druck von Erkenntnis- und Nutzungsinteressen und mit Folgen, die unabsehbar sind. Über alle diese Zusammenhänge sagen unsere Nobelpreisträger nichts. Wissenschaftlichkeit und methodische Ehrlichkeit würden in die Ökologiedebatte erst dann eintreten, wenn die wissenschaftliche Community bereit wäre, ihr Tun ökologisch und sozial zu reflektieren.
Der wissenschaftlich-technische Fortschritt ist zutiefst ambivalent. Und dies nicht erst dort, wo wir über die Folgen sprechen, sondern schon dort, wo wir uns als Wissenschaftler entschließen, Natur als Objekt zu sehen und zu behandeln und als nichts anderes sonst. Das ist nützlich, aber es stellt eben auch eine riskante Bemächtigung dar. Ohne diese Einsicht kann es keine wissenschaftliche Ökologie geben. Und daraus kann eine Wissenschaft hervorgehen, die sich ihrer prinzipiellen Grenzen und ihrer Blindheiten bewußt wird. Sollten das Nobelpreisträger nicht wissen können? Aber wenn man im Auge behält, nach welchen Kriterien Nobelpreise in Stockholm ausgelobt werden, überrascht die Heidelberger Erklärung nicht.
Wenn es nun keine objektive wissenschaftliche Ökologie geben kann, dann müssen wir wohl zu dem alten Begriff der "Haushaltslehre" zurückkehren. Sie schließt wissenschaftliche Erkenntnis nicht aus. Aber sie ist mehr. Sie ist Nachdenken über die Bedingungen der Möglichkeit des gemeinsamen Überlebens von Mensch und Natur im Kontext des allgemeinen Werdeprozesses. Hier geht es dann um eine umfassende Interessenabwägung nach dem Prinzip: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. Und diese Ökologie sieht ganz verschieden aus je nachdem, ob wir dabei nur an die Industrieländer oder auch an die Zweite und Dritten Welt und schließlich auch an die kommenden Generationen und letztendlich auch an die nichtmenschliche Natur denken. Im Sinne dieser notwendig ausufernden global-ganzheitlichen Ökologie geht es um die Entwicklung von koordinierten Überlebensinteressen im Weltmaßstab. Wie unendlich schwer die Praktizierung einer solchen ökologischen Einstellung ist, hat der Umweltgipfel in Rio in krasser Deutlichkeit gezeigt.
Die Verfasser der Heidelberger Erklärung werden sich überlegen müssen, ob sie ihr defizitäres Ökologieverständnis in Ordnung bringen wollen. Wer heute in unqualifizierter Polemik gegen die Ökologiebewegung seine guten Dienste anzubieten versucht, muß sich fragen lassen, ob er nicht allzu billig Lobbypolitik betreibt. Wenn Wissenschaftler Vorrang für ihr Erkenntnisse beanspruchen, erwarten sie in der Regel Mittel und Möglichkeiten zur Untersützung ihrer Ziele. Aber genau das steht heute zur Diskussion, wenn wir Wissenschaft mit Hilfe von Gentechnik, Computertechnik, Lasertechnik und welcher Technik auch immer machen, ob die wissenschaftlichen Intentionen dem Überleben dienen. An dieser Frage vorbei darf es heute keine Wissenschaft geben. An dieser Frage vorbei endet Wissenschaft in gefährlichem Klempnertum.
Professor Günter Altner ist Theologe und Biologe, er lehrt an der Universität Koblenz-Landau.
FR: Für Ihre Bemühungen um den Frieden im Nahen Osten wird Ihnen im Oktober der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen werden. Sie waren Panzer-Kommandant im Sechs-Tage- sowie im Yom-Kippur-Krieg. Wann und wo hatten Sie Ihr Saulus-Paulus- Erlebnis?
Amos Oz: Drei Richtigstellungen zu Ihrer Fragestellung. a) Ich kämpfte zwar in einer Panzer-Einheit, war aber kein Panzer-Kommandant. b) Es gab keinen Wechsel, keine Konversion im christlichen Sinne des Wortes, weil ich schon vor diesen Kriegen ein Friedensaktivist war. c) Zwischen meinen Friedensaktivitäten und dem christlichen Konzept von Frieden, das Pazifismus, Harmonie und gar Die-Wange-dem Feind-hinhalten umfaßt, bestehen kaum Gemeinsamkeiten.
FR: Pazifismus ist Ihnen zu passiv?
Oz: Ich bin ein Friedensaktivist. Für mich war Krieg nie das größte Übel, das größte Übel ist Aggression. Meine Vorstellung von Frieden sollte nicht mit der irgendwie sentimentalen Konzeption verwechselt werden, wonach Friede, Liebe, Brüderschaft, Mitgefühl und Gnade synonym sind. Tatsächlich sind sie es nicht. Ich hielt nie viel von dem Schlagwort "make love not war", einfach weil das Gegenteil von Krieg nicht Liebe ist. Das Gegenteil von Krieg ist Frieden.
FR: Und wie wollen Sie den erreichen?
Oz: Ich ging immer davon aus, daß der israelisch-arabische und besonders der israelisch-palästinensische Konflikt auf friedliche Art und durch einen schmerzhaften Kompromiß beigelegt werden muß. Ich habe aber nie geglaubt, daß dieser Friede dadurch erreicht werden kann, daß - sagen wir - die Israelis ihre Waffen wegwerfen, die Arme ausbreiten und rufen: "Laßt uns einander lieben". Ich habe eine sehr pragmatische und realistische Konzeption vom Frieden, die sich von den Empfindlichkeiten der sechziger Jahre in Amerika und Europa sehr unterscheidet. FR: Können Sie diese Unterscheidung, die Sie zwischen sich als Friedensaktivist und den Pazifisten machen, etwas konkretisieren? Oz: Da muß man sehr gut unterscheiden. Sie sprachen etwa den Sechs-Tage- Krieg und den Yom-Kippur-Krieg an. Das waren schreckliche Erfahrungen, aber ich würde heute unter den gleichen Umständen wieder kämpfen. Ich würde aber nur für zwei Dinge kämpfen. Erstens für das Leben. Wenn irgendjemand mich oder meine Familie töten wollte, würde ich ihn bekämpfen. Zweitens für die Freiheit. Wenn irgendjemand mich oder mein Volk zu versklaven suchte, dann würde ich kämpfen. Ich würde aber nie für nationale Interessen kämpfen, für Gebietsansprüche oder für Ressourcen.
FR: Sie sind gegen jede Art von jüdischer Besiedlung der besetzten Gebiete, womit ja Gebietsansprüche manifestiert werden?
Oz: Völlig, völlig. Weil ich überzeugt bin, daß die internationalen Grenzen durch demographische Erwägungen bestimmt werden sollten und durch nichts anderes. Darum glaube ich an eine Zwei- Staaten-Lösung, Israel und Palästina, wo die Palästinenser Souveränität, Selbstbestimmung und Nationalstaatlichkeit erhalten, vorausgesetzt, Israel erhält alle notwendigen Sicherheitsgarantien. Das ist der Handel.
FR: Und Sie glauben, daß der neue israelische Regierungschef Yitzhak Rabin Ihre Vorstellungen realisieren wird?
Oz: Nichts auf dieser Welt ist schwarz und weiß. Die neue Regierung wird pragmatischer und realistischer sein. Wieviel mehr, das werden wir sehen.
FR: Sehen Sie diese realistische, pragmatische Verhandlungsbereitschaft auch auf palästinensischer Seite?
Oz: Die Palästinenser wünschen den Frieden. Sie konvertierten nicht zu dieser Position, es kommt nicht aus dem Herzen. Aber ebenso wie die Israelis, realisierten auch sie, daß - wenn sie sich auf ihre alte extremistische Politik versteifen - sie alles verlieren können. Das reicht. Ich habe nie geglaubt, daß Friede auf Vertrauen basieren muß. Vertrauen mag später als Ergebnis des Friedens kommen. Aber zunächst einmal ist Friede ein Vertrag, der zwischen Feinden ausgehandelt wird und nicht zwischen Freunden. Darauf möchte ich auch die Friedensaktivisten Europas und Ihres Landes aufmerksam machen.
FR: Die PLO ist also Ihr Feind?
Oz: Die Palästinenser haben nationale Rechte, sie vertreten eine starke Sache. Aber ich empfinde nicht die geringste Sympathie für Herrn Arafat oder die PLO. Die PLO war eine der halsstarrigsten, dümmsten und kompromißlosesten nationalen Bewegungen der modernen Geschichte - zumindest bis vor einigen Jahren. Dumm nicht in Bezug auf das, was sie uns, sondern was sie ihren eigenen Leuten angetan hat.
FR: Was also ist Ihr Konzept?
Oz: Wir können nicht erst Vertrauen aufbauen und dann Frieden machen. Wir müssen zuerst einen guten Friedensvertrag mit soliden Garantien für beide Seiten schließen und dann beginnen, die Emotionen ab- und Vertrauen aufzubauen. Dostojewskis Vision von lange verlorenen Brüdern, die einander nach schrecklichen Konflikten plötzlich weinend in die Arme fallen und gegenseitig um Vergebung bitten, das tritt nie und nirgends auf der Welt ein.
FR: Der Zeitplan für den Friedensprozeß verläuft aber umgekehrt, erst Autonomie und dann, nach einigen Jahren, die der Vertrauensbildung dienen sollen, kann die Möglichkeit eines palästinensischen Staates verhandelt werden. Also erst Vertrauen, dann Frieden?
Oz: Ich benutze hier nicht unbedingt das Wort Vertrauen. Es ist logisch, daß die Palästinenser ihre nationalen Erwartungen nur im Laufe einiger Jahre erfüllen können. Schließlich wird in diesem Handel von Israel erwartet, daß es Land abgibt und dafür einen Scheck erhält. Israel verdient wirklich die Zeit, um auf der Bank prüfen zu können, ob der Scheck auch gedeckt ist.
FR: Glauben Sie, daß die Palästinenser in einem Jahr Autonomie erreichen?
Oz: Ich will nicht über einen Zeitplan reden. Es ist schwierig, in Israel Prophet zu sein, da gibt es zuviel Konkurrenz im Nahen Osten. Aber irgendwann werden Israelis und Palästinenser in zwei unabhängigen Staaten leben und zu einem vernünftigen gewaltlosen Zusammenleben kommen. Dazu gibt es keine Alternative. FR: Und im einem, nämlich in Israel, sollen dann mit all den Immigranten acht bis zehn Millionen Juden leben. Wie stellen Sie sich das vor?
Oz: In der ganzen Welt gibt es zwölf Millionen Juden. Sogar wenn alle nach Israel kämen, dann wäre die Bevölkerungsdichte immer noch geringer als etwa in Japan oder Belgien. Selbst wenn sich Israels Bevölkerungszahl verdoppeln sollte, sehe ich keine unlösbaren Probleme auf uns zukommen. Sogar das Wasserproblem kann gelöst werden. Die Kosten zum Beispiel von Meerwasser-Entsalzung in großem Rahmen machten nur rund fünf Prozent der Kosten des Yom- Kippur-Krieges aus. Israel wird kein Farmland, eher ein Land mit High-Tech- Industrie.
FR: Der alte Traum einer sozialistischen Kibbuzgesellschaft existiert also nicht mehr?
Oz: Zunächst einmal ist schon die Existenz Israels ein erfüllter Traum. Es liegt aber in der Natur erfüllter Träume, fehlerhaft und unvollständig zu sein, das gilt für die Ehe, die Kindererziehung, für sexuelle Phantasien oder für das Schreiben eines Romans. Der einzige Weg, einen Traum zu erhalten, ist, ihn nicht zu erfüllen. So gesehen ist Israel doch ein spektakulärer, wenn auch fehlerhafter Erfolg. Der alte Traum einiger früher Gründer von einem tolstoischen Paradies mit kleinen ländlichen Gemeinschaften von Idealisten, die das Land bebauen und mit der Natur leben, wird sich ebensowenig erfüllen wie der Traum jener Intellektueller, die im Nahen Osten Wien mit seinen Kaffeehäusern wieder errichten wollten.
FR: Den haben die Juden nach dem "tausendjährigen Reich" doch wohl ohnehin aufgegeben. Glauben Sie, daß Israel und Deutschland einmal normale Beziehungen haben können?
Oz:Ich kann mir kaum eine Normalität zwischen Israel und Deutschland vorstellen, wie sie etwa zwischen Bulgarien und Paraguay besteht. Das Ideal ist nicht Normalisierung, sondern Intensivierung, ein tiefer Dialog zwischen beiden Völkern. Die Möglichkeit des Vergessens ist ausgeschlossen, da hilft nur ein fruchtbarer Dialog über die Vergangenheit und die gemeinsame Geschichte.
FR: Der ehemalige israelische Botschafter in Bonn, Yochonan Meroz, schlug neulich vor, die alltägliche Koexistenz zwischen den beiden Ländern zu enthistorisieren.
Oz: Das ist ein guter Rat für Politiker, aber ein schlechter Rat für die Kulturen. Die Vergangenheit ist doch das Baumaterial für die Zukunft. Und die Vergangenheit schließt alles ein, die Ambivalenz der jüdisch-deutschen Flitterwochen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie das Verbrechen und die Nachkriegszeit. Man muß die Geschichte positiv benutzen. Damit meine ich nicht, daß jedesmal, wenn eine deutsche Firma in Israel Toilettenpapier verkaufen will, auf der Verpakkung der Hinweis "sorry für Auschwitz" stehen sollte. Deutsche dürfen natürlich Israel kritisieren. Wenn die deutsche Regierung der israelischen nicht zustimmt, dann laßt sie verschiedene Meinungen haben. Ich werde nie sagen, "seht, wer da redet". Es gibt nur eine Ausnahme. Wenn nämlich eine direkte Gefahr nicht für die Interessen Israels, sondern für die Existenz Israels besteht. Die Gefahr der Vernichtung Israels müßte ein deutsches Problem sein. Denn eine frühere Generation Deutscher hat das jüdische Volk für Generationen in den Rollstuhl gesetzt.
FR: Beziehen Sie sich da auf den Golf- Krieg?
Oz: Nein, ich glaube nicht, daß der Golf-Krieg eine existenzielle Gefahr Israels darstellte. Aber sollte etwa in der Zukunft irgendwann einmal ein panarabischer Versuch stattfinden, um - wie ein iranischer Politiker kürzlich erklärte - "das jüdische Volk vollständig und überall (zu) vernichten", dann sollten die Deutschen besonders hellhörig werden. Ich als Deutscher würde eine solche Politik als Kriegserklärung auffassen.
FR: Hieße das, Deutschland sollte in der Folge einer solchen iranischen Drohung die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen abbrechen?
Oz: Ich glaube, ich war deutlich genug. Wenn es um die Existenz des jüdischen Volkes geht, stellt das ein besonderes Problem für die Deutschen dar. Einfach weil die Nazi-Ära Teil eures Erbes ist. Sie ist nicht euer vollständiges Erbe, nicht einmal der größere Teil, aber eben Teil dieses Erbes. Wenn die Deutschen Bach, Kant und Goethe als ihr Erbe ansehen, dann sollten sie nie vergessen, daß auch Hitler, Himmler und Heydrich Teil der deutschen Identität sind. Das bringt bestimmte Konsequenzen mit sich, vielleicht nicht nur gegenüber den Juden, sondern gegenüber jeder genoziden Politik irgendwo auf der Welt. Wenn irgendwo ein Volk eine mörderische Politik gegen ein anderes verfolgt - Iraker gegen Kurden, moslemische Sudanesen gegen christliche Sudanesen -, dann müßtet ihr besonders sensibel reagieren.
FR: Im Sinne von Max Webers Verantwortungsethik? Oz: Genau. Ich lehne den Begriff der Kollektivschuld ab. Man muß klar unterscheiden zwischen Schuld und Verantwortung. Kein Deutscher ist schuld an den Taten der Nazis - es sei denn, er war selbst Nazi. Ganz sicher trifft die heutige Generation Deutscher keine Schuld. Sie sind aber verantwortlich wie jeder andere Erbe für ihre Erbschaft.
FR: Fürchten Sie, daß sich die Vergangenheit in Deutschland wiederholen könnte?
Oz: Ich empfinde tiefen Respekt, sogar Bewunderung vor der deutschen Demokratie, die natürlich nicht perfekt ist und deren politischen Entscheidungen ich nicht immer zustimme. Aber im Ganzen glaube ich, Nachkriegsdeutschland hat den Test bestanden.
FR: Inzwischen ist Deutschland größer geworden . . .
Oz: Natürlich beobachte ich die Vereinigung mit gemischten Gefühlen. Da stellt sich die Frage, wohin geht Deutschland jetzt, wo es - vielleicht ungewollt - dabei ist, eine Supermacht zu werden. Das bringt natürlich wieder Verantwortung mit sich, besonders mit dieser Geschichte, nicht nur Verantwortung gegenüber den Juden, auch gegenüber Osteuropa, gegenüber der Dritten Welt, gegenüber der gesamten internationalen Gemeinschaft. Die Deutschen müssen begreifen, was immer irgendwo in Afrika, im Nahen Osten oder in Lateinamerika passiert, ist auch ihr Problem.
FR: Darüber ist die deutsche Öffentlichkeit sehr gespalten. Die einen meinen, angesichts unserer Geschichte sollten wir davon absehen, wieder eine bedeutende Rolle spielen zu wollen. Andere wiederum leiten gerade aus unserer Geschichte die Verpflichtung ab, eine größere Rolle anzunehmen.
Oz: Ich stimme völlig den Letzteren zu. Eine größere Rolle ist nicht notwendigerweise eine schreckliche Rolle, auch wenn die Deutschen damit schon einmal traumatische Erfahrungen machten. Die Frage ist aber gar nicht, ob Deutschland eine größere Rolle spielen sollte. Es wird sie einnehmen, ob die Deutschen wollen oder nicht. Die Frage lautet: Was werden sie daraus machen? Und da glaube ich, sollten Sie Ihre Vergangenheit gebrauchen; nutzt sie als Lektion. Was ist falsch daran, groß zu sein?
FR: Israel scheint mit seiner eigenen Geschichte auch Probleme zu haben. Ich denke da an die engen Beziehungen, die Israel mit Dritte-Welt-Diktatoren pflegt, an die Waffenexporte.
Oz: Ich hoffe, das ändert sich jetzt. Natürlich besteht ein Unterschied zwischen der moralischen Verantwortung der Deutschen und jener der Juden, schlicht weil die einen Täter und die anderen Opfer waren. Es gibt die sentimentale Vorstellung, das Opfer werde durch die Leiden erhöht. Vielleicht hat das gewisse christliche Wurzeln. Jesus starb am Kreuz und wurde Gott. Darum muß jeder, der leidet und blutet, ein Heiliger werden. Das muß nicht unbedingt zutreffen. Daß alle Opfer ein Gefühl der Solidarität untereinander entwickeln, das gibt es nur in der Methodologie Bert Brechts, daß sie gegen die Barrikaden marschieren und Brechts Lieder singen. Tatsächlich sind einige der schlimmsten Konflikte jene zwischen zwei Opfern des gleichen Unterdrückers. FR: Zum Beispiel?
Oz: Das ist ziemlich exakt der Fall zwischen Israel und den Arabern. Araber und Juden wurden Opfer des christlichen Europa: die Araber durch Kolonialismus, Imperialismus, Unterdrückung, Ausbeutung; die Juden durch Verfolgung, Diskriminierung und letztendlich durch Massenmord. Das führt nicht unbedingt zu Solidarität, im Gegenteil. Die Araber sehen uns oft nicht als das, was wir sind, eine Bande von Flüchtlingen und Überlebenden. Sie sehen uns als eine Filiale des weißen, gerissenen, unterdrückenden Europas, das in einer anderen Verkleidung in den Nahen Osten zurückkehrte, um auszubeuten, zu plündern und zu kolonisieren. Wir Israelis sehen die Araber oft, als wären sie Kosaken oder Nazis, die sich in Kafias (arabische Kopfbedeckung) hüllten, Schnurrbärte wachsen ließen und deren einzige Beschäftigung in dieser Welt ist, Juden umzubringen. Das ist eine tragische Komödie. Beide, Israelis und Araber, haben eine Opfermentalität. Und genau diese schafft die Mißverständnisse und Konflikte.
FR: Unter diesen Umständen scheint kein Ausweg möglich.
Oz: Darum ist eine der vordringlichsten Aufgaben von Schriftstellern, Denkern oder Künstlern, nicht von Politikern, die Stereotypen beiseite zu schaffen, auf beiden Seiten. Aber es ist falsch, anzunehmen, daß Juden und Deutsche moralisch überlegen sein müßten, weil sie beide in Auschwitz waren. Es ist falsch, weil sie nicht auf der gleichen Stufe dort waren. Darum liegt die besondere moralische Verpflichtung nicht beim Opfer.
FR: Haben Sie darum "ambivalente Gefühle", wenn Sie nach Frankfurt in die Paulskirche gehen?
Oz: Ich habe ambivalente Gefühle, weil ich Jude bin, weil einige Mitglieder meiner Familie von den Nazis ermordet wurden. Ich sehe meine Ambivalenz aber als eine produktive Voraussetzung, als Stimulanz. Ich gehe mit sehr zwiespältigen Gefühlen nach Frankfurt, aber auch in der Überzeugung, daß die Zukunft die Vergangenheit bewältigen muß. Und die Zukunft ist wichtiger.
FR: Setzen Sie sich mit Ihren deutschen Kollegen über diese Gefühle auseinander? Oz: Ja, die erste Nachkriegsgeneration deutscher Autoren, Siegfried Lenz, Günther Grass, Heinrich Böll, öffnete mir praktisch die Tür zum deutschen Individuum, zu der schrecklichen Tragödie, durch die die Deutschen gegangen waren. Diese Schriftsteller öffneten nicht nur die Tür, sie öffneten mein Herz. Heute könnte ich mich in die Deutschen hineinversetzen. Das wäre mir unmöglich, wenn ich nur Zeitungen gelesen hätte. Ich bin ihnen zu großem Dank verpflichtet. Ich empfinde keinen Haß mehr, Ambivalenz schon, aber sicher keinen Haß mehr.
Mit dem Schriftsteller Amos Oz sprach FR-Korrespondent Armin Wertz in Arad.
RAMSTEIN, 12. Juli (dpa). Statt eines Flugtages auf dem US-Militärflugplatz Ramstein wird es dieses Jahr erstmals ein deutsch-amerikanisches Freundschaftsfest in dem pfälzischen Ort geben. Nach Auskunft des Landkreises Kaiserslautern sollen vom 11. bis zum 13. September deutsche und US-amerikanische Vereine, Gruppen und Musikkapellen im Zentrum ein buntes Programm gestalten.
Beim letzten Flugtag von Ramstein waren am 28. August 1988 drei italienische Kunstflug-Jets zusammengestoßen. Dabei waren 70 Menschen getötet und 450 zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Seitdem war auf solche Flugtage verzichtet worden.
Arzneimittelreste mit Treibgasen, die Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) enthalten, sollen künftig umweltfreundlicher entsorgt werden: Vom 1. Oktober an nehmen viele Apotheken die gebrauchten Aluminiumbehälter von 20 Herstellern zurück, teilte die Firma Boehringer aus Ingelheim jetzt mit. Die Apotheken können laut Boehringer beim pharmazeutischen Großhandel kostenfreie "grüne Sammelkartons" bestellen, die etwa 750 Aluminiumbehälter fassen.
Bisher sei der Einsatz von FCKW-haltigen Treibgasen, die die Ozonschicht zerstören, bei bestimmten Inhalationsmedikamenten für Atemwegskranke nicht zu vermeiden, erklärte Boehringer. dpa
RODGAU. In drei Foren zur Kommunalwahl hat die Junge Union (JU) ihre Wahlprogrammpunkte mit Fachleuten - darunter Bürgermeister Paul Scherer, Baudezernent Alfred Schüler und der Landtagsabgeordnete Volker Hoff - diskutiert und über die Umsetzungsmöglichkeiten bestimmter Vorhaben gesprochen. Die Ergebnisse sollen im Spätsommer von den Mitgliedern des Stadtverbandes verabschiedet werden: Die JU will sicherstellen, daß die Mehrzahl der Mitglieder hinter den eigenen Forderungen steht. ttt
Handwerker besetzen Schulen im Norden
Robert Altman muß an eine Zwiebel gedacht haben, als er "The Player" drehte. Kunstvoll hat er Film in Film geschichtet, und Schärfe hat das Ergebnis auch. Erstaunlich, wie viele Hollywood-Größen mitmachten bei dieser ironischen Spiegelung ihres eigenen Metiers.
Da schießt sich zum Beispiel Bruce Willis den Weg frei zu seiner Geliebten Julia Roberts, rettet sie (im letzten Augenblick natürlich) vor dem Tod in der Gaskammer - und beide Schauspieler scheinen Spaß zu haben an dieser Selbst-Karikatur.
Die Szene ist komisch - doch können wir nicht unbeschwert darüber lachen: Erstens sind Hinrichtungen in den USA inzwischen fast an der Tagesordnung; zweitens kann man sich gut vorstellen, daß in Hollywood so ein Film, der Schrecken und Leid melodramatisch verkitscht, wirklich gedreht werden könnte. Und manch einer säße im Kino und würde leise ins Taschentuch schniefen. Denn für das Publikum werden ja all diese Filme gedreht, die wir in "The Player" so großzügig belachen (im Excelsior 3 im Original, Eldorado, Olympia). sy
RODGAU. "Im Lauf des nächsten Jahres" rechnet der Erste Stadtrat Thomas Przibilla mit den ersten Neubauten im erweiterten Jügesheimer Gewerbegebiet J 28, dessen Erschließung mit der heutigen Freigabe der Gutenbergstraße zwischen Kreisquerverbindung und dem 197 000 Quadratmeter großen Areal jetzt schleunigst über die Bühne gehen soll. "Wer dort in ein Grundstück investiert, will sein Geld auch so schnell wie möglich arbeiten sehen", sagt der für die Ansiedlungspolitik zuständige SPD-Politiker.
Über mangelnde Nachfrage braucht sich Przibilla nicht zu beklagen: "Wir könnten viermal so viele Grundstücke verkaufen, wie Bewerber da sind." Zieht man die 33 000 für den Straßenbau benötigten Quadratmeter ab, so bleiben rund 165 000 Quadratmeter, von denen ein Drittel die Stadt zu besitzen sich glücklich schätzt.
Die Interessenten, die an die Tür des Ersten Stadtrats klopfen oder seine Durchwahlnummer im Kopf haben, bilden "eine gute Mischung" ortsansässiger und auswärtiger Unternehmer, letztere sind allerdings in der Überzahl.
"Wir wollen keinen Lärm", kann Przibilla da schon einmal von vornherein selektieren. Er kann darauf schauen, wieviele Arbeitsplätze ein Aspirant zu bieten hat, und schließlich ist auch die Frage nach der zu erwartenden Gewerbesteuer nicht ganz uninteressant.
Und noch eine Gretchenfrage zu stellen kann der Interessenvertreter der Stadt Rodgau sich erlauben: "Wie halten's die Ansiedlungswilligen mit einer Beteiligung an den entstehenden sozialen Lasten?" Wer mit ein paar Dutzend schon vorhandener Mitarbeiter sich in Rodgau niederzulassen gedenkt, soll selbst an Wohnungsbau denken und auch sein Scherflein zu den dann notwendigen neuen Kindergärten und anderer Infrastruktur beitragen. "Unterschriftsreife Verträge liegen in dieser Hinsicht allerdings noch nicht vor", schwächt Thomas Przibilla diesen von seiner Partei auf deren jüngster Mitgliederversammlung ins Spiel gebrachten Gedanken ab.
Die Grundstückspreise sollen "angemessen" sein. Die Stadt hat nichts von diesem kostbaren, nicht beliebig zu vermehrenden Hab und Gut zu verschenken, dürfte aber mit sich reden lassen, wenn ihr an der Niederlassung eines Geschäftspartners besonders gelegen ist.
Den vier zu bauenden Straßen im Gewerbegebiet hat der Jügesheimer Ortsbeirat bereits vor anderthalb Jahren Namen verpaßt. Sie werden benannt nach dem Autokonstrukteur Ferdinand Porsche, nach dem Wegbereiter für Kunststoffe und Nobelpreisträger Hermann Staudinger, der Mathematikerin Emmi Noether und der Physik-Nobelpreisträgerin Maria Goeppert-Mayer. ttt
Der "Super Soaker", zu deutsch: Super- Naßmacher, scheint auch in Frankfurt das Sommer-Spielzeug Nummer eins zu sein. Die Hochdruck-Wasserpistole, die laut Hersteller einen Wasserstrahl auf 15 Meter treffsicher verschießen kann, schafft mit seinem Ein-Liter-Tank für reichlich Abkühlung - und auch für Ärger bei den Beschossenen. Die Original- Spielzeugwaffe ist indes in Frankfurt momentan schon ausverkauft, wer nicht warten will, muß mit einer Imitation vorliebnehmen.
Im Spielwarengeschäft Behle beäugt der kleine Philipp verlangend den "Super Power Regency 51" - eine Imitation. Seine Mutter zeigt sich weit weniger begeistert: "Sagen Sie mal, ist das nicht das Spielzeug, das in den USA verboten wurde?" Die Frau an der Kasse zuckt nur die Schultern. Doch die Frage ist nicht unberechtigt. Denn die Hochdruck-Wasserpistole, die im Aussehen einer Maschinenpistole gleicht, sorgte in den USA, dem Mutterland der Spritze, schon für einige Aufregung: Statt Wasser wurden dort Säure, Bleichmittel oder Urin verspritzt.
Die Frankfurter Jugend zeigt sich von derlei Einwänden wenig beeindruckt. "Bei uns an der Schule gab es vor den Ferien die reinsten Wasserschlachten", berichtet der Schüler Predrag Cica. "Hauptsächlich die Oberstufe" verwendet demnach die Riesen-Spritze. "Die scheuen sich auch nicht, 40 Mark und mehr für so ein Ding auszugeben." Der Schüler, der nebenbei auch noch beim Spielwarengeschäft Behle als Verkäufer aushilft, bezeichnet das Geschäft mit der Spritze als sehr gut. "Jeder fragt danach." Und er macht den Kaufwilligen Hoffnung: "Die kommt bestimmt nochmal."
Bei Hertie ähnliche Erfolgsmeldungen. "Etwa 150 Stück haben wir verkauft, aber 1000 Stück hätten wir verkaufen können." Ungefähr zwanzigmal pro Tag werde nach dem neuen Spielzeug gefragt, sagt die Verkäuferin Manuela Ziegler. Für gefährlich hält sie die Spritze nicht. "Wir haben bis jetzt noch nichts von Unfällen gehört."
Beim Kaufhof wartet man unterdes sehnsüchtig auf die erste Lieferung des "Super Soakers". Ein Verkäufer dort hält "das Gerät für ein ganz normales Spielzeug", muß aber zugeben: "Abkriegen möchte ich als Privatmann von so einem Ding auch nichts." Predrag Cica drückt sich da etwas deutlicher aus: "Wenn man das aus einem Meter ins Auge kriegt, das kann schon übel werden."
Die Mutter vom kleinen Philip hat sich trotzdem zum Kauf der Spritzpistole entschlossen, "schließlich kann man ja mit allem Unfug treiben." Und ihr Sprößling muß ihr versprechen, ja keinen Unfug anzustellen. Philip verspricht es: "Nur Freunde abschießen." Auf die Frage, ob vielleicht auch Erwachsene, druckst er ein wenig, gibt dann aber zu: "Ja, äh . . . vielleicht auch." wob
Der 1939 in Jerusalem geborene Amos Oz gehört zu den herausragenden Schriftstellern Israels. Sein Werk ist in viele Sprachen übersetzt worden. In Deutschland wird es vom Frankfurter Insel-Verlag betreut. Dort erschien im vergangenen Jahr sein Roman "Eine Frau erkennen". Zum Herbst wird sein jüngster Roman "Der dritte Zustand" herauskommen, das ironische Porträt eines sich selbst quälenden politischen Theoretikers. Amos Oz hat sich als einer der prominentesten "Friedensaktivisten" der "Peace now"-Bewegung exponiert. In Anerkennung seines illusionslosen Kampfes für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern wird er am 4. Oktober in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
Johannes Brus ist ein Magier, der die fotografische Bildästhetik des 19. Jahrhunderts mit Mitteln des zwanzigsten so manipuliert, daß historischer Fragmentsalat ein delikates Mahl ergibt. Foto-Malerei nennt der Künstler sein Tun, das das Genre des Stillebens revitalisiert und wesentlich von der Kraft ideenreicher Komposition und subtilen Kolorits lebt.
Die Wirklichkeit seiner Bilder darf hingegen mit Fug bezweifelt werden. Brus stochert im kollektiven Unbewußten, fördert archaische Mythen zutage und schafft dann durch zahlreiche Überblendungen, Drehungen und Wendungen von vorgefundenen Motiven und Formaten Erinnerungsbilder zum kontemplativen Gebrauch.
Häufig bringen ihn, der hauptsächlich als Bildhauer und Fotograf arbeitet, angestaubte Aufnahmen fotografierender Kollegen auf zündende Gedanken, Brus scheut den nostalgischen Effekt nicht. Die Genese seiner Fotoarbeiten kann zum Beispiel aus der Abbildung eines ethnologischen Lehrbuchs ihren Stoff beziehen: Brus stibitzt Detailansichten ebenso wie komplexe Motive und dichtet, den Ausgangspunkt kongenial umkreisend oder zur Unkenntlichkeit verdammend, mit der Kamera und unter Ausnutzung technischer Tricks aus diesem Material ein vielschichtiges Poem.
Indes verdanken sich nicht nur seine zweidimensionalen Werke Fotografien, auch die Skulpturen von Brus haben mitunter hier ihre ikonographischen Wurzeln. Zwei lebensgroße Reiter auf einem Pferd hat er nun vor die Eltviller Galerie A. C. R. postiert, rätselhaft androgyne Wesen, die in der dokumentarischen Aufnahme aus Tibet wenig mehr als zwei Mann auf einem Pferd waren. Als Betonskulptur, in die Brus sie transformiert hat, beanspruchen sie aber gleich mehrere Bewußtseins-Ebenen. Als ironisches Apercu zur Avantgardebewegung des "Blauen Reiter" sind sie einerseits gedacht, bedeuten aber auch die Rückholung der nachhaltig durch Yves Klein besetzten Farbe Blau aus transzendenten Welten auf den Boden des Sichtbaren.
Tibet ist für Brus, ähnlich wie Ägypten oder Indien, eine Weltgegend, deren bloße Nennung die Menschen in einen Assoziationstaumel versetzt, so daß eine Reihe von Bildmotiven schon vor der tatsächlichen Erfahrung in den Köpfen manifest ist. "Die Vorstellung von diesen Ländern ist sehr intensiv, gerade wenn man sie nicht gesehen hat", meint Brus und schafft Arbeiten, die eher als Schlüsselbilder eines imaginativen Vermögens gelten können als daß sie behaupteten, authentisch Zeugnis abzulegen.
Wenn er Vorlagen des 19. Jahrhunderts einsetzt, greift er vornehmlich zu Fotoabbildungen, die die Realität bereits verfremdet haben, bei denen heftig retuschiert und stilisiert wurde. Sie erfahren im Oeuvre von Brus eine Wiederaufbereitung, eine nochmalige - damit aber keinesfalls endgültige - Metamorphose.
Auf seine eigenen "Bilder von Bildern" kommt Brus, der dieses Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag feiert und vor knapp zwanzig Jahren in Klaus Gallwitz' Baden-Badener Ausstellungsreihe "14 x 14" mit seiner ersten Einzelausstellung hervortrat, nämlich immer wieder zurück. So posiert in der dreiteiligen Fotoarbeit "Anubis-Schädel", der eindrucksvollsten Arbeit in der jetzigen Eltviller Ausstellung, die von Brus gefertigte Betonskulptur "Anubis" als Modell vor einem knochengespickten Scheiterhaufen.
Seine Schwarzweißabzüge tönt Brus mit Fotochemikalien, sie bewahren aber auch Arbeitsspuren und werden zu Protokollen technischer Eingriffe wie von Stimmungen. Gefragt, warum er neben den Fotografien Beton und Gips schöpferisch bearbeitet, antwortet Brus: "Ich muß sehr empfindlich reagierendes Material haben."
Er braucht es, um Geschichtsbewußtsein zu fördern und die laute Gegenwart an die Vergänglichkeit zu erinnern. Seine Werke sind Vanitasbilder, erscheinen als eine Kunst, die unmodern ist. Eben das macht sie anschauenswert.
(Bis Ende Juli, Wallufer Straße 61, Eltville.) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
WESTLICHE STADTTEILE. Der CDU- Landtagsabgeordnete Alfons Gerling hat sich gegen "jede Art der Zusammenarbeit mit den "Republikanern" ausgesprochen. Gerling gab auf Anfrage der FR zwar zu, bereits an Treffen des sogenannten Petersberger Kreises der CDU-Landtagsfraktion teilgenommen zu haben. Von dessen Papier zur Kooperation mit den "Republikanern" distanziere er sich aber entschieden, betonte der CDU-Politiker.
Im April hatte der Petersberger Kreis Thesen zur parlamentarischen Zusammenarbeit mit den "Republikanern" formuliert und sich für Bündnisse mit Franz Schönhubers Partei ausgesprochen.
"Damit habe ich nichts zu tun. Ich bin ein entschiedener Gegner von Bündnissen der CDU mit ,Republikanern' oder anderen extremistischen Parteien des rechten oder linken Spektrums", betonte der christdemokratische Landtagsabgeordnete, der den Wahlkreis Frankfurt 1 (Höchst, Unterliederbach, Sindlingen, Zeilsheim, Sossenheim, Nied und Griesheim) vertritt.
Gerling bezeichnete den Petersberger Kreis - benannt nach einer Gemeinde in der Nähe des nordhessischen Fulda - als informelle Gruppe, die sich in vertraulicher Runde ab und zu treffe, um wichtige Fragen zu diskutieren. So habe sich der Kreis bei seinen Zusammenkünften zum Beispiel bereits mit den Themen Drogen, innere Sicherheit und Asylverfahren beschäftigt."An diesen Treffen habe ich gelegentlich teilgenommen". tos
FRANKFURT-SÜD. Das Jugendhaus Goldstein / Schwanheim in der Straßburger Straße 15 bietet mit seinem Sommerprogramm ab Sonntag, 2. August, einen Treffpunkt für junge Leute, die der Langeweile mit Kreativität und Geselligkeit entgegnen wollen.
Montags bis donnerstags gibt es von 12 bis 14 Uhr den Schülertreff mit Mittagessen für alle, die zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht nicht nach Hause gehen oder nach der Schule noch zusammen Hausaufgaben machen wollen. Dienstags bis Donnerstags wird jeweils im Anschluß ans Mittagessen eine Hausaufgabenhilfe (15 bis 17 Uhr) für alle Schul- und Berufsfächer angeboten. Montags gibt's Nachhilfe in Französisch (15.30 Uhr bis 17.30 Uhr) und Englisch (16 bis 20 Uhr). Donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr wird Deutsch angeboten. Freitags stehen Computerkurse für die Betriebssysteme DOS (17 bis 18 Uhr, Anmeldung erforderlich) und USE (18 bis 20 Uhr) auf dem Programm.
Ansonsten bieten die Mitarbeiter des Jugendhauses "Spaß und Spiel". Im Töpferkurs (dienstags und freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr) wird selbst aus Scherben noch Designerkeramik, im Schmuckkurs (montags 18 bis 20 Uhr) kann jeder lernen, sich seine Klunker selbst zu basteln. Wenn es dienstags von 16 bis 18 Uhr "Rund um die Küche" heißt, gilt eine Bedingung: Was gekocht oder gebacken wird, muß selbst gegessen werden.
Für sportliche Leute bietet das Jugendhaus am Donnerstag Volleyball (18 bis 20 Uhr), Jazztanz (17 bis 18 Uhr) und am Dienstag Jonglieren (19 bis 21 Uhr). Wer Musik mag: donnerstags erklingen "Afrikanische Trommeln" (16 bis 18 Uhr), montags sind die Disc-Jockeys an der Reihe (18 bis 20 Uhr) und am Freitag können Anfänger (18 bis 20 Uhr) oder Fortgeschrittene ( 8 bis 20 Uhr) ihr Gitarrenspiel verbessern.
Kreative können sich donnerstags von 15.30 bis 17.30 Uhr mit Airbrush, Marmorieren, Frottage, Aquarell und anderem Material als Künstler versuchen. Ein Fotokurs findet donnerstags von 17.30 bis 19.30 Uhr statt. Außerdem gibt's montags ein Filmcafé und dienstags einen Mädchentreff (jeweils von 16 bis 20 Uhr).
Partyzeit ist im August und September. Grillfest: Freitag, 7. August; Sommerparty: Samstag, 22. August; Abend der Goldsteiner Vereine: Samstag, 5. September; Abend der Schwanheimer Vereine: Freitag, 25. September; an den beiden letztgenannten Terminen nehmen auch Jugendhausgruppen teil. Das Programm gilt bis Oktober. Nähere Informationen gibt das Jugendhaus Goldstein /Schwanheim unter der Telefonnummer 6 66 53 33. orf
Es soll Leute gegeben haben, welche die ganze Nacht ihr Videogerät eingeschaltet ließen, nur um sich am Morgen das Ergebnis kopfschüttelnd zu betrachten: ein stehendes, unbewegtes Bild, wie zum Hohn mit der Unterzeile versehen "live von der documenta 9". Das durfte doch nicht wahr sein: stundenlang - genau: "von Programmschluß bis Sonnenaufgang" - überträgt das Hessische Fernsehen ein Standbild aus irgendeinem Raum der documenta 9, wo man genausogut ein Foto vor die Kamera hängen könnte, im Studio. Gebührenzahler machten sich - das tun sie besonders gern, wenn es um Kultur geht, und zwar unverständliche - Sorgen um die Kosten des merkwürdigen Unternehmens.
Nun denn, die Sache stellt sich nach fieberhaften Recherchen zwischen Frankfurter Bertramswiese und Kasseler Friedrichsplatz so dar:
Das HR-Studio in der nordhessischen Metropole zahlt der Post jahrein, jahraus jeden Tag rund um die Uhr Gebühren für die Standleitung ins Frankfurter Sendezentrum, nachts sind das Testbild oder graues Flimmern zu sehen. Warum sollte man nicht einmal während der 100 Tage Kunstausstellung von der Routine abweichen und nächtlichen Herumzappern etwas anderes bieten, etwas zum ruhigen Hinschauen, Entspannen, womöglich Nachdenken. Die Ausstellungsleitung griff den Vorschlag wohlwollend auf: jede Nacht eine Kamera in einem anderen Raum des Fridericianums, mal vor einem einzelnen Objekt/Bild still verharrend (seltener), mal sich um sich selber drehend das ganze Raumerlebnis vermittelnd (öfter). Das Gerät wird programmiert und mit der Kunst alleingelassen.
Gedacht, getan; was hübsch geplant war, bei dem machten Tücken der Technik und kuriose Zufälle bislang jedoch oft einen Strich durch die Rechnung. Mal drehte jemand eine Sicherung heraus, mal kam die Putzfrau an einen Schalter, mal ging über Kassel sintflutartiger Regen nieder und legte die Stromversorgung komplett lahm - das Ergebnis war immer das gleiche, mit der Übertragung war's zappenduster. Gewiß, da existiert noch ein Notstromaggregat, aber bis das anspringt . . . Und der Schriftcomputer, der die Zeile "live von der documenta 9" produziert, der nimmt seinen Dienst dann vergrätzt sowieso nicht mehr auf.
Am ärgsten aber traf die wackeren Kasselaner der Ausfall des Elektromotors, der ihre Kamera auf Rundkurs schickt. Der nämlich fiel öfter aus, und dann trat jener bespöttelte "live"-Stillstand auf, weil nun etwas im Bild war & blieb, was stundenlang wirklich niemandem sollte zugemutet werden. Die Kamera hat eigentlich ein ziemlich flottes Tempo drauf, sie dreht sich in vier oder maximal sechs Minuten um 360 Grad. Dies allerdings auch notwendigerweise, weil ein langsameres (!) Tempo das Motörchen gar nicht mitmacht. Für Dauerbetrieb, gar von Mitternacht bis Morgengrauen, ist es ohnehin nicht gebaut, ein teures Spezialgerät jedoch kann man sich nicht leisten, legt vielmehr reparierend selbst Hand an und hofft, dieses (letzte ?) Problem demnächst/alsbald/sogleich (Unzutreffendes nach nächtlicher Besichtigung des Hessen-drei-Programms bitte streichen) im Griff zu haben.
Und sie dreht (sich) doch, die Kamera des Hessischen Fernsehens zu Kassel, für dessen 100-Tage-Projekt "KunstNacht - NachtKunst", das, so wird beteuert, absolut "kostenneutral" sei. Bis auf die Betriebsstunden für die Kamera. Und die läuft, selbst wenn sie stillsteht. HS
Ehe die 27jährige Ellen Weitzel- Heller (Bild: Holm) zur Sportwartin des Sportkreises Gelnhausen gewählt wurde und damit zunächst ehrenamtlich, heute hauptberuflich ihrem Hobby Sport nachgehen konnte, war die Turnerin des TV Lützelhausen "bürgerlich" Bürokauffrau. Dieser Beruf erfüllt die von Ideen nur so sprühende Sportlerin in keinster Weise, so daß die acht Semester an den Privatschulen in Frankfurt und Kiel eine staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin werden ließen. Die Kurklinik in Bad Soden-Salmünster war erste Station der heutigen Beauftragten für Breiten- und Freizeitsport. Zunächst freiberuflich für mehrere Vereine im Main-Kinzig- Kreis, darunter auch ein Fitneßstudio, tätig, zeigte die junge Frau frühzeitig die Vielfalt ihrer Fähigkeiten. Turnen, Tanz, Aerobic, Schwangerschafts- und Säuglingsgymnastik, Rückenbildungs- und Wirbelsäulen- bis hin zur Seniorengymnastik gehören heute zur umfangreichen Palette ihrer Angebote.
Zunächst als Honorarkraft, seit Anfang diesen Jahres als Vollzeitsachbearbeiterin im ABM-Bereich ist Ellen Weitzel- Heller bei der Abteilung Sport und Freizeit des Main-Kinzig-Kreises für Talentsichtung und -förderung zuständig.
Ihre aktive Laufbahn begann das Vorstandsmitglied des Sportkreises Gelnhausen als sechsjährige Turnerin im Linsengericht beim TV Geislitz, wo sie - wie sie selbst sagte - nach Vorstandsquerelen trotz ihrere Eigenschaft als Vorturnerin (Vorstufe zum Übungsleiter) und Vereinssportwartin ausschied. Ellen Weitzel- Heller wechselte zum benachbarten TV Lützelhausen und leitet hier seit 1987 die Auftrittsgruppe der Abteilung "Gymnastik und Tanz".
Wegen ihrer Berufsausbildung in Kiel mußte die agile junge Frau 1985 ihr Ehrenamt als Sportwartin abgeben, erfüllte diese Aufgabe jedoch seit ihrer Wiederwahl 1991 mit Akribie. Nach einer Einarbeitungsphase im ersten Jahr gehörte sie schnell zum Gremium derjenigen Funktionäre, die für die Lizenzverlängerung der Übungsleiter zuständig sind und sorgte im Jugendzentrum Ronneburg im September 1991 mit ihrem sechsstündigen Referat zum Thema "Funktions-, Wassergymnastik und Laufspiele" für positiven Gesprächsstoff. Acht Wochen später wurde ihr bereits die eigenständige Leitung eines solchen Übungsleiterseminars übertragen - 22 Probanden bekamen ihre Lizenz verlängert.
Ellen Weitzel-Heller war mit dabei, als im Frühjahr 1992 auf der Jugendburg Sensenstein bei Kassel Ausbildungsmodelle des Landessportbundes Hessen zu den Themenbereichen "Sport für alle" - Wir über 50", Soziale Offensive im Sport und "Sport und Gesundheit lebhaft diskutiert und vorgestellt wurden. Höhepunkt des Jahres 1992 wird am 31. Oktober in der Großsporthalle Gelnhausen die traditionelle TaGyFo - Tanz-Gymnastik- Folklore-Veranstaltung sein. In Zusammenarbeit mit den drei Sportkreisen Hanau, Schlüchtern und Gelnhausen, sowie dem Turngau Kinzig wird der Öffentlichkeit wieder das breitgefächerte Sport- und Freizeitangebot vorgestellt. Ellen Weitzel-Heller übt nach dem Rücktritt von Jan Ries ihr Amt in Alleinverantwortung aus: "Schön wäre es, wenn sich auch wieder ein männlicher Kollege für das Amt des Sportwarts begeistern könnte." - Ein Appell einer jungen Frau, die noch viel vor hat. WILHELM HOLM
HEUSENSTAMM. In der Kirchstraße wird in den kommenden Wochen und Monaten gebuddelt: Es werden neue Versorgungsleitungen (Kanalisation, Wasser, Gas) verlegt, außerdem bekommt die Altstadt-Straße ein neues Pflaster.
Das wird allerdings nicht so aussehen, wie in dem bereits sanierten Teil am Torbau (unser Bild). Statt der stöckel-gefährdenden Natursteine werden Kunststeine mit ganz schmalen Zwischenräumen verlegt.
Die Bauarbeiten, deren Kosten auf rund 1,5 Millionen Mark geschätzt werden, beginnen in diesen Tagen. Damit sich die Behinderungen für die Anwohner in Grenzen halten, geht das Bauamt in verschiedenen Etappen vor und gräbt immer nur in kurzen Teilstücken. Begonnen wird am Neuen Weg.
Bis zum Herbst sollen alle Leitungen verlegt sein. Im Frühsommer 1994, so hofft Bauamtsleiter Lothar Schmitz, sind alle Arbeiten beendet.
Im Rathaus von Heusenstamm hat man im übrigen ein offenes Ohr, falls es Beschwerden während der Buddelei gibt. "Wer Klagen hat, soll sich bei uns melden", sagt Schmitz. hf
OBERURSEL. "Über Geld ist dann zu reden, wenn die Umgehungsstraße Weißkirchen, Steinbach, Eschborn von der Hessischen Landesregierung politisch beschlossen und planrechtlicht festgestellt ist", schreibt der Oberurseler CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Bockermann in einer Replik auf den SPD-Stadtverordneten Winfried Scholl. Für Bockermann stellt sich die Frage, ob sich die Weißkirchener SPD hinter fehlendem Geld verstecke, um nicht sagen zu müssen, daß sie "diese Südumgehung nicht will".
Scholl hatte der CDU anläßlich einer Postkartenaktion vorgeworfen, falsche Erwartungen zu wecken. Für den Bau der Südumgehung gäbe es auf Jahre hinaus kein Geld. Er forderte die Union daher auf, Sofortmaßnahmen zur Verkehrsberuhigung zu unterstützen.
"Es ist schon bezeichnend, daß die CDU Oberursel den zuständigen hessischen Verkehrsminister, der ja SPD-Mitglied in Oberursel ist, offen unterstützt, damit die Straße gebaut wird", streut Bockermann Salz in alte SPD-Wunden: "Herr Welteke weiß das richtig einzuschätzen und hat sich für die übersandten Postkarten bedankt."
Der CDU-Fraktionschef erinnert an die Vereinbarung der Wiesbadener rot-grünen Koalition, die den Bau der Straße zwar nicht ablehnt, aber auch nicht befürwortet: "Darin liegt der Knackpunkt, und deshalb braucht der Verkehrsminister die Unterstützung der Bevölkerung, um die Zustimmung des Koalitionspartners zu erhalten." stk
MAIN-KINZIG-KREIS. Wer mit der KAT-Nachrüstung seines Autos Steuern sparen will, muß sich sputen. Darauf weist der CDU-Bundestagsabgeordnete Richard Bayha hin. Bis zum 31. Juli muß der Zulassungsstelle gemeldet sein, daß das Auto nun schadstoffarm ist. Dann gibt es vom Finanzamt Bargeld. 550 Mark für einen ungeregelten Nachrüstkat und 1100 Mark für einen geregelten Kat. Das gilt allerdings nur für einen Wagen mit Ottomotor, die vor dem 31. Dezember 1990 erstmals zugelassen wurden. Wird in ein Auto mit G-Kat zusätzlich ein Verdunstungsfilter eingebaut, erhöht sich der Förderbetrag von 1100 auf 1200 Mark.
Bayha zufolge ist die Nachrüstung noch bei rund drei Millionen Autos in der Bundesrepublik "wirtschaftlich sinnvoll". Der CDU-Bundestagsabgeordnete hat nun die betroffenen Autofahrer aufgefordert, ihren Beitrag für die Umwelt zu leisten. hok
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Offene Zweierbeziehung, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain.Kinos / Filme
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Wayne's World (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Cinema: Peter Pan (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Eiskalte Leidenschaft (19.30 Uhr); Mau Mau (21.45 Uhr).
Parteien / Parlamente Langen. Ferienmeckerschoppen der FWG-NEV, 20 Uhr, Gaststätte der Georg-Sehring-Halle in Oberlinden.
Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18.30 Uhr, Rathaus.
Nauheim. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, 19.30 Uhr, Saalbau Ruhland. Verschiedenes Kelsterbach. Spielmobilaktionen, bis Freitag täglich 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Gelände der Rudolf-Stein-Schule. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm-LeuschnerPlatz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.
Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütterberatung in Mörfelden, 13.30 bis 15.30 Uhr, DRK-Heim, Annastraße 27.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule Dornheim.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.
Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.
Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: Beratung 10 - 12 Uhr und nach tele- fonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 /6 90 22 00.(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien.
Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstraße 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 19 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Telefon 8 00 13 13.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Telefon 800 12 99.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88 (bis 19. Juli nur Di.).
Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Arbeitskreis Pro Asyl, 20 Uhr, im Alten Rathaus.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Treffen der Stillgruppe, 14.30 bis 16.30 Uhr, AWO-Elternschule, Wiesenstr. 9.
Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Kindertagesstätte Friedensstraße.
Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstr. 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich-Sahm-Str. 14, Tel. 0 61 06 / 6 15 27.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.
Hainburg. Mädchentreff für 11- bis 13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Cinema: Peter Pan (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (17.45, 20.30 Uhr).
Open-air-Kino, Wiese am Amtsgericht: The Doors (Beginn bei der Dunkelheit).
Nauheim. Ried-Casino: Mau Mau (19.30 Uhr); Night on Earth (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Büttelborn. Sitzung des Bauausschusses, 20 Uhr, Gemeindeverwaltung. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Evangelische Frauenhilfe Walldorf: Grillnachmittag, 15 Uhr, Gemeindezentrum Ludwigstraße.
Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Abhängige, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Telefonische Beratung der Aids-Hilfe Darmstadt in Rüsselsheim für den Kreis Groß-Gerau, 10 bis 13 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 33 55.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Wayne's World (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Dreieich. Diavortrag: West-Türkei, 14.30 Uhr, Begegnungsstätte Zeppelinstraße 15 a. Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Freireligiöse Gemeinde: Seniorentreff, 14.30 Uhr, Landeshaus, Ulmenweg 5.
Dreieich. Odenwaldklub Sprendlingen: Seniorenwanderung, Treffen 14 Uhr, Alberuskirche.Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 3.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Stillgruppe: Offener Treff für Eltern, 15 bis 17 Uhr, Wießgäßchen 27.
Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Tel. 5 12 11.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Cyrano von Bergerac (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Basic Instinct (20.30 Uhr). Verschiedenes Dietzenbach. Fahrradausflug für Senioren, Treffen 14.30 Uhr vor dem Hauptgebäude des Seniorenzentrums. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Rodgau. Sprechtag des Versorgungsamts Frankfurt, 14 bis 18 Uhr, Rathaus Jügesheim.
Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien.
Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Geschwister-Scholl-Schule in Bieber, Erich-Ollenhauer-Straße 1.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.
Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.
(Ohne Gewähr)
Kleine FR
Pro Familia macht Ferien FRIEDBERG. Während der Sommerferien ist die Beratungsstelle der Pro Familia Friedberg vom 13. bis 31. Juli geschlossen. Ein Notdienst wird jedoch auch während dieser Zeit aufrecht erhalten. In dringenden Fällen können unter Tel. 0 60 31/23 36 die Termine erfragt werden. Auto aufgebrochen BÜDINGEN. Unbekannte entwendeten in der Nacht zum Samstag ein Kassettenradio der Marke Pioneer mit der Seriennummer LD 34501 im Werte von 1000 Mark aus einem VW-Polo. Die Täter schlugen dabei die Fahrertürscheibe des Autos ein, das in Büdingen-Wolf geparkt war.
Der neue Trainer Kurt Geinzer will den Fußball-Oberligisten Rot-Weiß Walldorf im Mittelfeld etablieren
Die "Experten" nimmt in Walldorf schon lange keiner mehr ernst. Rot-Weiß als Abstiegskandidat. Eine Meinung, die sich schon ebensolange hält wie der Verein in der Oberliga. Den pessimistischen Prognosen haben die Spieler in schöner Regelmäßigkeit eine Nase gedreht. Und dennoch: Auch vor dieser Saison halten sich hartnäckig die Stimmen, die Rot-Weiß Walldorf wieder einmal in den Kreis der potentiell bedrohten Oberligisten einstufen.
Eine Ignoranz, mit der man in Walldorf leben kann, denn schließlich ist der Umgang mit ihr eine Zier, mit der der Klub recht weit gekommen ist. Und tragisch nimmt dies eh' keiner. Vielmehr herrscht in Walldorf Stolz über das Erreichte, Stolz über die Tatsache, daß sich der kleine, finanziell nicht gerade reich gesegnete Verein im etablierten Oberligafeld behaupten kann.
Längst vergessen sind deshalb auch die Probleme, die im Vorfeld der Saison die tiefschürfenden Kritiker auf den Plan riefen. Der Verlust von acht Stammspielern und die fast schon inflationäre Entwicklung an Mannschaften, die keck verkünden, aus den grauen Niederungen in höhere Gefilde der Tabelle stürmen zu wollen, ließen Walldorf beinahe zwangsläufig wieder nur im Schatten stehen.
Doch die schier unüberwindbar scheinenden Klippen umschiffte Rot-Weiß Walldorf in Ruhe und präsentiert vor der Oberliga-Runde 92/93 gleich 14 Neuzugänge inklusive Trainer. Kurt Geinzer tritt das Erbe an, das ihm die Walldorfer Institution namens Heinz Wulf hinterlassen hat.
"Von Erbe kann man da ja wohl nicht sprechen", entgegnet Geinzer prompt und verweist darauf, daß in Walldorf ein Neuaufbau bevorsteht, der ohne den Blick auf die Vergangenheit getätigt werden muß. Probleme in der Mannschaftsführung sollten dabei nicht aufkommen, da ist sich Geinzer sicher. "Ich muß zwar im Mittelfeld und Angriff noch eine Mannschaft zusammenbasteln, wenn's losgeht haben wir aber ein gutes Team." Und das bezieht der ehemalige Offenbacher Coach auch auf die Harmonie außerhalb des Spielfeldes.
Geinzer hat dafür andere Hindernisse zu überspringen. Sprachliche Barrieren. Unter der ausgedehnten Schar von neuen Spielern befinden sich gleich acht Ausländer. Da werden taktische Erklärungen gleichermaßen zur gestenreichen Offenbarung und Ungewißheit. "Das ist in der Tat ein Problem", weiß Geinzer und gibt gleich die Erklärung ob derlei multikulturellen Ambientes in Walldorf. "Hier haben wir nun einmal begrenzte finanzielle Möglichkeiten, und deutsche Spieler sind zu teuer." Also griff der Oberligist auf internationale Verstärkungen zurück.
Daß diese Konstellation Walldorf zur unberechenbaren Größe in der Oberliga werden läßt, dessen ist sich Geinzer bewußt. Auch deshalb, weil er seine Wunschformation in den Vorbereitungsspielen nicht testen kann. Sechs Akteure sind noch nicht spielberechtigt, unter anderem der zuletzt verpflichtete Mirza Kapetanovic. Dennoch waren die ersten Eindrücke gegen Landesliga-Mannschaften durchaus positiv. Feste Größen innerhalb des Kaders sind alleine in der Defensive zu finden. Die verbliebenen Stammspieler Ralph Zimmer, Andreas Zwilling und Thomas Plagentz zählen seit Jahren zu den Spitzenkräften und sollen auch in der kommenden Runde zusammen mit dem von der SG Egelsbach gekommenen Torhüter Robert Gemeri für Qualität in der Abwehr garantieren. Wohl auch deswegen geht der Trainer optimistisch an seine neue Aufgabe. "Zwischen Platz acht und zwölf werden wir uns etablieren", gibt Geinzer seine Prognose ab. Und damit hätte Rot-Weiß Walldorf den Experten wieder einmal einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. CHRISTIAN FROMMERT
Eine Idylle ist der Ort trotz der schönen niederrheinischen Landschaft ringsum wahrlich nicht. Die Männer stehen bedrückt herum. Manche Frauen weinen. Nur einige der Kinder toben und lachen auf dem großen Hof zwischen den U-förmig angelegten roten Backsteingebäuden. Erschöpfung, Mutlosigkeit, Trauer und ein deutlich sichtbares "Ach-was- soll-ich-hier" macht alle Mienen fast gleich.
Der Ort dieser Beobachtungen und Eindrücke: eine ehemalige belgische Kaserne am Stadtrand von Xanten, eingezäunt zwar, aber ohne Wachen und Stacheldraht. Das erste Sammellager für Asylbewerber in Nordrhein-Westfalen, die aufgrund des neuen "Kampfgesetzes gegen Flüchtlinge" (so die Hilfsorganisation Pro Asyl) derzeit überall in Deutschland eingerichtet werden. Nach dem neuen Recht sollen und müssen alle in die Bundesrepublik einreisenden Asylbewerber zunächst in solche Sammellager Von Reinhard Voss (Xanten) ziehen, wo über ihre Anträge vorentschieden wird. Die Verantwortlichen in Bonn versprechen sich davon eine einschneidende Verkürzung und Beschleunigung der Asylverfahren - bis hin zur Wunschmarke von sechs Wochen, binnen derer entschieden werden soll, ob ein Flüchtling bleiben darf oder gehen muß.
Kein Ort kann eine Idylle sein, in dem 500 Menschen aus mehr als einem Dutzend Ländern leben müssen, die alle ihre Heimat verloren haben. Wer aber zwei Stunden durch das Sammellager in Xanten streift, mit den ausnahmslos geduldigen Frauen und Männern des Malteser Hilfsdienstes redet, die das Lager verwalten und seine Menschen betreuen, wer seine Nase neugierig in alle möglichen Räume vom Keller bis unter das Dach steckt, der würde sich wohl eher die Zunge abbeißen, anstatt zu fragen: Und wo sind hier die Arrestzellen?
Es waren die Grünen im nordrhein- westfälischen Landtag gewesen, die vor einigen Wochen auf dem Höhepunkt des Streits um die Einrichtung solcher Sammellager genau dies in einer offiziellen Anfrage an die Landesregierung in Düsseldorf hatten wissen wollen. Wo und wie viele solcher Arrestzellen in den Sammellagern eingerichtet würden, sollte die Regierung Rau offenbaren. Die Assoziationen waren gewollt: Da patrouillierten gestiefelte und zumindest mit Knüppeln bewaffnete Wachmannschaften durch die Lager, sorgten für "Ordnung", und wer sich ihnen widersetzte, wurde in Arrestzellen gesteckt. Horrorvisionen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.
Elmar Ibels, Leiter der Malteser in Xanten, der den Düsseldorfer Sozialminister Hermann Heinemann und einen ihn begleitenden Journalisten-Troß durch das Sammellager führte, hat für solche Vermutungen nur einen Satz übrig: "Wenn es hier so etwas gäbe, würde keiner von uns hier arbeiten." Mehr noch, Ibels bittet, allerdings vergeblich, darum, das Wort "Sammellager" doch bitte aus dem Wortschatz zu streichen und stattdessen "Betreuungseinrichtung" zu schreiben. Sie, die Malteser, die in Xanten im Auftrag des Landes für die Unterbringung und Betreuung von 500 Flüchtlingen verantwortlich seien, würden hier gemäß ihrer Satzung "christliche Nächstenliebe in zeitgemäßer Form" verwirklichen. Arrestzellen und Stacheldraht und Wächter und was sonst noch an ähnlichem Unsinn über diese Einrichtungen in der Öffentlichkeit ausgestreut werde, wären damit überhaupt nicht vereinbar. Und das gelte nicht nur für Xanten, sondern auch für die gut ein Dutzend anderen Einrichtungen, die schon fertig sind oder demnächst fertig werden, versichert Ibels.
Bis spätestens Mitte nächsten Jahres muß Nordrhein-Westfalen rund 14 000 Plätze in Sammellagern vorhalten. In den meisten Fällen sind es Kasernen, die von den NATO-Partnern der Bundesrepublik im Zuge des allgemeinen Truppenabbaus geräumt wurden oder noch werden.
Nach dem alten Recht mußten die Städte und Gemeinden die Asylbewerber aufnehmen und unterbringen, die sich bei ihnen meldeten. Sie wurden, etwa in Hagen, in verschlampten Zeltlagern untergebracht, in abbruchreife Häuser gepfercht, in Turnhallen oder Container- Siedlungen abgestellt. Daß es jetzt Sammellager gibt, stößt bei den Kommunen auf allgemeine Zustimmung. Plätze für solche Sammellager zu finden, ist nach Darstellung des Düsseldorfer Sozialministers allerdings "ungemein schwierig". Hermann Heinemann über seine Erfahrungen bei der Suche: "Die Städte sind zwar an einer Entlastung sehr interessiert. Aber nach dem St.-Florians-Prinzip wünscht jede Gemeinde, von solchen Einrichtungen verschont zu bleiben."
Schlimmer noch: Im Düsseldorfer Sozialministerium hat man Anlaß zu dem Argwohn, daß viele Städte und Gemeinden die Zahl der Asylbewerber in jüngster Zeit künstlich in die Höhe treiben. Das geht so: Wegen des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien strömen täglich Hunderte von Flüchtlingen aus diesem Teil des Balkans nach Deutschland. Die allermeisten von ihnen suchen hier nur so lange einen sicheren Platz, bis wieder Frieden herrscht in ihrer Heimat. Solche Kriegsflüchtlinge, die sich in der Stadt X melden, weil sie dort Verwandte oder Bekannte haben, müßten auch nach dem neuen Recht von dieser Stadt aufgenommen und aus dem Stadtsäckel unterhalten werden. Weil diese Stadtsäckel aber meist leer sind, werden die Ankömmlinge aus dem Kriegsgebiet von den Stadtverwaltungen animiert, einen Asylantrag zu stellen. Und schon ist die Stadt X die Last los; denn für Asylbewerber muß das jeweilige Land bezahlen und Unterkunft in einem Sammellager schaffen. Und dann sind diese Kriegsflüchtlinge drin in der bürokratischen Maschinerie.
So wie Cazim Alic. Der Mann aus Sarajewo hatte 18 Jahre lang in Duisburg bei den Verkehrsbetrieben gearbeitet. Vor zwei Jahren war er mit seinen Ersparnissen in die Heimat zurückgekehrt, um sich dort eine eigene Existenz aufzubauen. Eine serbische Granate legte sie in Schutt und Asche. Cazim Alic flüchtete zurück nach Nordrhein-Westfalen. Hier sagte er, obwohl er nicht bleiben wollte, das falsche Wort "Asyl". Nun darf er nicht mehr in Duisburg bei Bekannten bleiben, sondern mußte nach Xanten. Und von hier soll er weitergeschickt werden nach Chemnitz in Sachsen, weil Nordrhein-Westfalen seine Aufnahmequote von 22,4 Prozent aller Asylbewerber längst überschritten hat.
Cazim Alic und mehr als zwanzig Leidensgefährten, die an Heinemanns Besuchstag in Xanten das gleiche Schicksal drohten, konnten dies nicht fassen. Zorn bei den Männern, Tränen bei den Frauen. Hermann Heinemann konnte ihnen nicht helfen. Im äußersten Fall würden sie mit Gewalt in die Busse gesteckt und nach Sachsen geschickt, sagte der Minister. Er sei zu solcher Handlung verpflichtet, "auch wenn sich bei mir angesichts dieser Schicksale der Magen umdreht". Zuständig für die Verteilung der Asylbewerber sei nämlich nicht das Land, sondern das Bundesamt für die Anerkennung der Asylbewerber. Hermann Heinemann: "Diese Menschen könnten durch einfache humanitäre Maßnahmen des Bundes aus der Gruppe der Asylbwerber herausgenommen werden. Ich denke hier an befristete Aufenthaltserlaubnisse für die Dauer des Krieges und an eine finanzielle Beteiligung des Bundes an den Unterbringungs- und Sozialhilfekosten."
Davon aber will man in Bonn bisher nichts hören. Kein Wunder; denn es handelt sich nicht um ein paar Einzelfälle. Bis Ende Juni kamen rund 45 000 Asylbewerber allein nach Nordrhein-Westfalen. Knapp 60 Prozent stammten aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien.
Nach den Buchstaben des seit dem 1. Juli geltenden Asylgesetzes müssen die Asylbewerber während der ersten Phase ihres Verfahrens in den neuen Sammelunterkünften leben. Solche Menschen, deren Antrag schon auf den ersten Blick unbegründet erscheint, müssen auch während des sich dann anschließenden verkürzten Gerichtsverfahrens in der Sammelunterkunft bleiben. Nach den Statistiken des Bundesamtes beträgt ihr Anteil rund 30 Prozent. Wenn das verkürzte Verfahren für sie negativ ausgeht, werden sie abgeschoben. Antragsteller, deren Asylbegehren bei der ersten kursorischen Überprüfung nicht offensichtlich unbegründet ist, können das Sammellager verlassen und werden auf die Städte und Gemeinden nach festgelegten Quoten verteilt, um dort den Ausgang ihres Verfahrens abzuwarten.
In der Vergangenheit reagierten auch hierbei nach Heinemanns Beobachtungen "Auswüchse" und "Schwachsinn". Kaum hatten sich Asylbewerber irgendwo eingelebt, hatten vielleicht sogar Arbeit, eine Wohnung und Bekannte gefunden, wurden sie in andere Bundesländer, meist in eines der neuen, verlegt. Die angestrebten verkürzten Verfahren sollen auch solche Grausamkeiten nun nach Möglichkeit ausschließen.
Nach dem neuen Oberliga-Rivalen und direktem Nachbarn TV Flörsheim hat nun auch der letztjährige Meisterschaftsfünfte TV Wicker seine Karten für die neue Saison aufgedeckt. Im Gegensatz zum Klassenneuling TVF, der weder Neu- noch Abgänge zu verzeichnen hat, fluktuierte es beim Traditionsverein aus dem Weinbaugebiet. Der mitten während der letzten Saison als Retter gekommene Trainer Norbert Anthes präsentierte gleich drei neue Spieler bei den ersten (zweimal wöchentlich) Handball-Trainingseinheiten in der schmucken Goldbornhalle.
"Im Prinzip sind es nur zwei Neue, denn Nils Kohlhaas (Bild) konnte in der letzten Saison wegen seiner Bundeswehrzeit in Wetzlar nur sporadisch trainieren und daher im zweiten Team auflaufen. Diese Probleme sind beseitigt. Kohlhaas stelle ich mir als Joker sowohl für die Rechtsaußen- wie für die Rückraum-Position hinter Mehler vor", stellt "Rückkehrer" Kohlhaas eine feste Größe in Anthes Plänen dar. Für den Rückraum, nach dem Weggang von Spielgestalter Ralph Gyöngyösi zum Zweitligisten TV Gelnhausen (Gegner des TVW im Ablösespiel am 22. August) etwas "schwach auf der Brust", konnte Anthes ebenfalls einen alten "Bekannten" gewinnen. Uwe Krollmann spielte vor zwei Jahren unter der Regie des bereits in der Bundesliga arbeitenden Anthes beim heißen Meisterschaftsfavoriten TuS Dotzheim, der nach hochkarätigen Neuzugängen wieder einmal von sämtlichen Oberliga-Trainern mit auf den Favoritenthron für die Mitte September beginnende Saison gehoben wird. Nach Anthes "Schwanengesang" in Dotzheim zog es auch Krollmann weg nach Wörrstadt. Jetzt geht der von Anthes als "blitzschneller Konterspieler" charakterisierte Außenstürmer (links und rechts) für den TVW auf Torejagd.
Aller guten Dinge sind drei: Alexander Fritsch kehrt nach einem nicht gerade berauschenden Bundesligajahr beim VfL Heppenheim - da gab es viele Querelen im lange abstiegsbedrohten Team, die Fritschs Leistungen nicht gerade förderten - ebenfalls an die vertraute Stätte zurück. Seine Tore am Kreis sollten eine wesentliche Verbesserung der Angriffsqualität der Wickerer darstellen, die in der Rückrunde das erfolgreichste Team waren. Auf diese Substanz dürfte sich auch trotz Gyöngyösis Abganges aufbauen lassen. Möglicherweise ist es sogar ein Vorteil für die Untermainstädter, daß sich der Gegner nun auf mehrere Angreifer konzentrieren muß. "In der Vergangenheit waren wir oft mit dem Latein am Ende, wenn es bei Gyöngyösi einmal nicht so lief. Nun sind wir schwerer ausrechenbar", meinten unisono die Spieler.
Die Favoritenrolle liegt angesichts der teilweise unglaublichen Transfers bei einigen Mitkontrahenten mit Sicherheit weder beim TV Wicker, geschweige bei den Aufsteigern und Nachbarn TV Flörsheim und TG Rüsselsheim. Während Rüsselsheim und Flörsheim jedoch - wie bisher fast jeder Neuling - in Richtung Klassenerhalt schielen müssen, dürfte für den nie versiegenden "Nachwuchsquell" TV Wicker zumindest ein vorderer Mittelfeldplatz realistisch sein. Die übrigen Abgänge (die beiden Lugers gingen nach Idstein bzw. Wallau II) dürften nicht ins Gewicht fallen. jo
Das Frankfurter Liebieghaus hat vor einigen Wochen eine Abteilung wieder geöffnet: Die Mittelalter-Säle sind neu eingerichtet und stehen den Besuchern nun wieder zur Verfügung.
Wir erinnern uns an einige der wunderbaren Bildwerke, um die das Liebieghaus jedes andere Museum beneiden würde, zum Beispiel an die bewegende oberrheinische Plastik aus Nußbaumholz, "Johannes an der Brust des Herrn", ein ergreifendes Gleichnis der sich in kindhafter Hingabe mit Christus vereinigenden Seele. Oder die Riemenschneider-Madonna; überhaupt besitzt das Liebieghaus eine Reihe von schönsten Madonnen-Plastiken; nicht zu vergessen die Vesperbilder, zumal jenes aus dem schwäbischen Steinberg, mit dem bemerkenswerten Spiel der Hände, das sich besonders zu beachten lohnt.
Von Legenden umwoben ist auch der Kopf der sogenannten Bärbel von Ottenheim, angeblich die Geliebte des Grafen Jakob von Hanau-Lichtenberg, wahrscheinlich aber der Kopf einer Sibylle. Auf jeden Fall lohnt es sich, wieder einmal dort hinzugehen, um zu erfahren, zu welcher Gefühlstiefe unsere Vorfahren fähig waren. Und vielleicht können wir ein wenig davon lernen. . .
Geöffnet ist das Liebieghaus, Schaumainkai 71, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch zusätzlich bis 20 Uhr. wp
"Die Leute hausen wie die Vandalen" Der Zaun hat sie vom Badesee vertrieben, jetzt kommen sie zum Bornbruchsee Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Alljährlich zur Sommerzeit fallen sie ein wie die Heuschrecken: Menschen auf der Suche nach ein paar Quadratzentimetern Liegefläche an irgendeinem Baggersee. Die Welle der Erholungssuchenden schwappt dabei regelmäßig auch auf den Bornbruchsee im Osten Mörfeldens über, obwohl baden dort eigentlich verboten ist. Es sind nicht immer die nettesten Leute, die sich einfinden: "Die hausen wie die Vandalen", empört sich Albert Amelang, engagierter Umweltschützer aus Mörfelden. Er hat Polizei und die Untere Naturschutzbehörde angeschrieben und sie aufgefordert, gegen den sommerlichen Spuk vorzugehen. Die Vandalen, die Amelang meint, sind nicht die "normalen" Besucher, die sich seit Jahren am Bornbruchsee einfinden. Es sind die, die Mülleimer in den See kippen, sich nächtens bei mehr feuchten als fröhlichen Gelagen am Ufer breitmachen, offenes Feuer im Wald entzünden und ihren Dreck liegen lassen oder ins Wasser werfen. Seit der Einzäunung des Walldorfer Badesees habe das drastisch zugenommen, sagt Amelang.
Daß es die Verlagerung vom Badesee, der vor der Einzäunung in ähnlicher Weise frequentiert wurde, gibt, bestätigt auch der Leiter des städtischen Ordnungsamtes, Hans Dreiseitel. "Das ist überall da, wo es Badegelegenheiten gibt, jeden Sommer das gleiche Spiel."
Auch am Bornbruchsee, der zwar Eigentum der Gemeinde Nauheim ist, dessen Zufahrtswege aber zur städtischen Gemarkung gehören. Polizei, Ordnungsamt und Forst bemühen sich nach Kräften. Doch weder gesperrte Wege noch Verbotsschilder noch Knöllchen, die inzwischen auch am Wochenende verteilt werden, wirken. Auch der Nauheimer Angelsportverein, Pächter des Sees, sieht sich außerstande, das Problem zu lösen: "Wir haben doch die geringste Macht", sagt Vereinsvorsitzender Hans Wedel. "Wenn sie wenigstens die Angler in Ruhe lassen würden, dann wär's ja noch erträglich", meint er.
Aber der Ärger ist vorprogrammiert, weil die Angesprochenen nicht selten aggressiv reagieren. Ein Petrijünger mußte anschließend statt Fischen sein Angelgerät aus dem Wasser ziehen, anderen wurde schon mehrfach Prügel angedroht. Das Ergebnis: Den Anglern wird ihr Hobby in den Sommermonaten gründlich vergällt, die meisten, weiß Wedel, "trauen sich in der Zeit gar nicht mehr raus".
Selbst die Hilfspolizisten, die wochenends auf Tour geschickt werden, patroullieren nur noch paarweise. "Anders wäre das nicht zumutbar, die kriegen oft die übelsten Beschimpfungen zu hören oder werden bedroht", sagt Dreiseitel. Aber auch die wüste Anmache hält die Beamten nicht davon ab, diejenigen zur Kasse zu bitten, die ihre Autos je nach Belieben auf den Zufahrtswegen abstellen. Nur "es kommen ja immer wieder Neue, und im Grunde können wir nur reagieren und versuchen, so gut es geht Ordnung reinzubringen", sagt der Ordnungsamtschef.
Der Müll, den die feine Gesellschaft regelmäßig hinterläßt, ist ein weiteres Problem. Die Angler und auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes, die schon dreimal zum Aufräumen ausschwärmten, können ein Lied davon singen. "Ende April haben wir einen ganzen Tag Dreck weggeräumt", berichtet ASV-Chef Wedel. Doch es blieb nicht lange sauber: Tags drauf, als es erstmals richtig warm wurde, landete alles, was herausgeholt worden war, wieder im Wasser. Wedel: "Das passiert dauernd. Wie soll ich die Mitglieder denn da noch zum Aufräumen motivieren?" Früher, sagt Albert Amelang, seien es um die 50 Leute gewesen, die an einem See-Ende lagerten, Zwischenfälle gab's kaum. Inzwischen aber seien es manchmal über 300 Leute, die sich quer auf dem gesamten Areal verteilten und zunehmend rücksichtsloser würden. Schilder, die die Durchfahrt zum See verbieten, werden nicht beachtet, und da, wo Schranken den Weg versperren, greifen die rabiaten "Gäste" zur Selbsthilfe, indem die Balkenschlösser geknackt oder die Holmen zur Seite gedrückt werden.
Für Albert Amelang geht es in Sachen Bornbruchsee aber noch um etwas anderes: Er hat vor Jahren im Uferbereich einen etwa 150 Meter breiten Streifen mit Schilf, Röhricht und verschiedenen Wasserpflanzen angelegt. Hier brüten Haubentaucher, Bleß- und Wasserhühner. "Das ist ein richtiges kleines Biotop geworden", sagt Amelang. Eine Öko-Oase, die 1990 als "Biotop des Jahres" ausgezeichnet wurde und Lebensraum vieler Insekten und Vögel geworden ist.
Doch seit die Besuchermassen strömen, sieht er sein Idyll in Gefahr. "Die legen sich mitten vor das Röhricht, und wenn ich höflich frage, ob sie sich nicht ein bißchen weiter weg legen können, kriege ich zur Antwort, ,gell, da brüten Vögel?' Also wissen sie's doch", schüttelt Amelang den Kopf. "Warum sie sich dann trotzdem hinlegen, ist mir ein Rätsel." Genauso rätselhaft sind für ihn diejenigen, die ihre Modellboote ("mit Benzinmotor") quer über den See und dicht am Röhricht vorbeijagen lassen. "Das ist doch Umweltzerstörung", schimpft er.
Nur: "Diese Leute bekommen Sie mit einer Beschilderung nicht weg", weiß Hans Laut von der Unteren Naturschutzbehörde. Viel Handlungsspielraum hat seine Behörde zwar nicht, doch Laut hat nach Amelangs Schreiben mit dem Forstamt und der Polizei Kontakt aufgenommen - zwecks Absprache weiteren Vorgehens. Einen Zaun wie am Badesee wird es aber kaum geben. Damit bestrafe man ja nicht nur die Übeltäter, sondern auch die, die einfach nur rund um den See spazieren wollten, meinen Amelang und Wedel unisono.
Und für die Gemeinde Nauheim, die ihn errichten müßte, stünden die Kosten "in keinem Verhältnis zu der ganzen Sache", meint der Nauheimer Ordnungsamtsleiter Wolfgang Lindner. Schließlich gehe es nur um drei Monate im Jahr, auch wenn "das Ganze schon sehr ärgerlich ist".
KREIS OFFENBACH. Landrat Josef Lach und der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann haben in Schreiben an alle Bürgermeister des Kreises, aber auch an den Verbandsausschuß des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) dazu eingeladen, sich an der vom Kreistag im Juni beschlossenen Kreisverkehrsgesellschaft als der organisatorischen Kernzelle für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Kreis zu beteiligen.
In den Schreiben heißt es, daß der Kreistagsbeschluß nicht isoliert von der übrigen verkehrspolitischen Entwicklung im erweiterten Ballungsraum Rhein- Main zu verstehen sei. Es gelte, sich auf die bevorstehende Gründung eines umfassenden Rhein-Main-Verkehrsverbundes genauso einzustellen, wie auf Bestrebungen der Bundesbahn, sich von ihren regionalen Busgesellschaften zu trennen.
Der Kreisausschuß strebt an, mit der Kreisverkehrsgesellschaft langfristig ein politisches Entscheidungsgremium zu entwickeln, das kreisweit das Angebot im ÖPNV gestaltet. Dies ginge nur, wenn sich alle Städte und Gemeinden des Kreises frühzeitig beteiligten.
Die Initiative ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß sich die Bundesbahn ihrer defizitären Buslinien und langfristig auch ihres schienengebundenen Personennahverkehrs entledigen will. Eile sei deshalb geboten, weil lukrative Linien nicht in "falsche", sprich private, Hände kommen und der öffentlichen Hand nur die stark zuschußträchtigen Strecken bleiben sollen. Das Land Hessen einerseits sowie die Kreise und kreisfreien Städte andererseits kommen als Käufer in Betracht, wobei die Kreise wiederum mit ihren Kommunen Einigkeit erzielen müssen.
Die Bundesbahn hat bereits ihren Busbetrieb privatrechtlich organisiert und selbständige Gesellschaften - hierzulande die "Verkehrsgemeinschaft Untermain" (VU) - gebildet, die jetzt zum Verkauf stehen. Welche Summen dabei zur Debatte stehen, vermochte Landrat Josef Lach nicht zu sagen. ttt
Auf dem Vorfeld und nahe den Jumbo-Rollwegen auf dem Frankfurter Flughafen geschieht betriebstechnisch Ungewöhnliches: Tabak ist angepflanzt, und die erste Ernte wurde "eingefahren". Allerdings handelt es sich nicht etwa um das Hobby des Flughafen-Chefs Horstmar Stauber; vielmehr steht die spezielle Pflanzenzucht aus Amerika unter strenger Beobachtung von Öko-Wissenschaftlern der Kontroll-Versuchsstation der Fachhochschule Gießen.
Tabakpflanzen bescheren der Raucherwelt nicht nur die exquisite Davidoff-Zigarre. Wegen ihrer sensiblen Reaktion auf Umweltgifte sind sie - wie auch andere Organismen - neuerdings als vorzügliche Indikatoren für Luftschadstoffe ergänzend zu den üblichen physikalisch- chemischen Messungen gefragt. Die Flughafen AG (FAG) beauftragte die Gießener Ökologen, anhand solcher Methode Schadstoffbelastungen des Airports zu ermitteln.
Tabakgewächse mögen keinen Ozon. Dieses Luftgift bildet sich unter intensiver Einwirkung von Sonnenstrahlen aus Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, die wiederum aus Verbrennungsvorgängen bei Kraftfahrzeugen, Kraftwerken und auch Flugzeugen entstehen. Ihre Abneigung zeigt diese Nikotinpflanze vor allem im sogenannten Drei-Blatt-Alter. Der zarte Sprößling, ein Produkt übrigens aus verschiedenen Züchtungen und getauft auf die Bezeichnung "Nicotiana tabaccum Bel W3", gibt jedenfalls seine Abneigung gegen Ozon in Form von mehr oder weniger intensiven Braun-Flecken zu erkennen. Aus Fleckenumfang und Farbenstärke ermitteln die Labor-Analytiker in der Gießener Fachhochschule mit hoher Präzi- sion den Ozongehalt in der Flughafenluft.
Die Öko-Testflora in der Betonwüste von "Rhein-Main" ist damit nicht erschöpft. Zwar herrscht an 15 ausgesuchten emissionsträchtigen Positionen mit Jet-Verkehr und entsprechenden Verbrennungsausstößen der Tabak vor, doch hat man ihm einen Strauß von besonderem Weidegras mit gleichmäßiger Halmhöhe beigegeben. Im Labor ermitteln sie, wie stark die Hälmchen mit Schwermetallen belastet sind. Schließlich werden Umwelt-Wissenschaftler Grünkohl pflanzen, der immerhin fähig ist, seine Empfindlichkeiten gegenüber 20 Arten von Kohlenwasserstoffen zu erkennen zu geben. Veränderungen am Kohlblatt werden nachweisen, wie stark der Frankfurter Flughafen nach der Umwandlung von Kohlenwasserstoffen auf deren "Wanderung" und Umwandlung unter UV-Bestrahlung an der Ozon-Belastung in der Umgebung beteiligt ist. Während der Tabaktest seit Mai läuft und im August zu Ende geht, dauert die Grünkohl-Phase bis Dezember.
Die Gewächse stehen in Kübeln jeweils auf einer erhöhten Stellage und werden alle 14 Tage zur Analyse ins Labor der Fachhochschule abgeholt. Eine Pflanzen-Komposition steht jeweils zum Testvergleich in Neu-Isenburg und Sindlingen, zwei weitere im Gießener Umland. FAG-Projekt-Beobachter Neumann-Opitz berichtet von "kuriosen" Zwischenergebnissen: So seien die Belastungen mit Kohlenwasserstoffen auf dem düsenträchtigen Flughafen beispielsweise geringer als in der autobelasteten Frankfurter Innenstadt. Ein vorweggenommener Hinweis sozusagen, daß die Ozon-Sünden eher beim Auto- als beim Flugverkehr zu suchen sind. Zum anderen fänden sich im Gießener Umland, wo weitere "Zwergplantagen" für Vergleichstests installiert wurden, mehr Luftschadstoffe als auf dem Airport.
Am Ende der Testreihe wird man genau wissen, welch "starker Tobak" vom Flughafen ausgeht. amm
Schülerlauf wurde bei der Premiere angenommen
Vertrag mit dem Wettergott
Thomas Burkhardt hat das Friedrichsdorfer Stadtlaufgeschehen nach wie vor fest im Griff. Auch die neunte Auflage des 15-Kilometer-Laufes mit Start und Ziel am Landgrafenplatz wurde zur Beute des Lokalmatadoren, der auch in diesem Jahr dem Racing-Team Dillingen aus seinem Heimatort die Treue hielt und nicht für seinen eigentlichen Verein, die TG Bad Homburg, antrat. Auf dem anspruchsvollen Kurs durch alle Ortsteile von Friedrichsdorf setzte sich der Einheimische schon frühzeitig vom Feld ab, das Thomas Burkhardt erst im Ziel wiedersah. Eingedenk der subtropischen Luftfeuchtigkeit konnte der Sieger auch mit seiner Zeit von 50:34 Minuten zufriedensein, die weit über dem eigenen Streckenrekord von 49:15 Minuten lag.
"Die Schwüle hat vor allem auf dem zweiten Teil der Strecke mächtig gedrückt. Ich war froh, daß ich einen beruhigenden Vorsprung besaß", kommentierte der Langstreckenläufer. Klarer, als die Papierform es erwarten ließ, mußte sich Oliver Schäfer vom SSC Hanau-Rodenbach von dem Dillinger abhängen lassen. Oliver Schäfer, der seit Monaten von Rennen zu Rennen eilt, mußte seiner Wettkampfmanie Tribut zollen und kam nach 51:35 Minuten als Zweiter ins Ziel. Eine weitere Minute verging, bis es auch Theo Höll von der LG Vogelsberg geschafft hatte, der damit Rang drei belegte. Schnellster heimischer Läufer nach Thomas Burkadt war Jens Priedemuth von der TG Bad Homburg, der als Achter 54:37 Minuten lang unterwegs war.
Die Frauen-Konkurrenz ging an die Bad Nauheimerin Ulrike Pietzsch, die sich beim Brüder-Grimm-Lauf von Hanau nach Steinau vor vier Wochen mit einem Flugticket nach Australien den bislang dicksten Sieger-Scheck ihrer Karriere gesichert hatte. Mit 58:06 Minuten blieb Ulrike Pietzsch ebenso wie die Zweite Simone Stöppler von TUSPO Bad Salzschlirf (58:55 Minuten) unter 60 Minuten und ließ im Feld der rund 300 Teilnehmer nur 33 Vertreter des "starken" Geschlechts den Vortritt. Rang drei ging an Petra Irrgang von der LG Mörfelden-Walldorf mit 64:40 Minuten.
Der schwülen Witterung und dem profilierten Kurs zum Trotz kämpfte sich auch der Frankfurter Friedrich Manthey ins Ziel. Seine Zeit von 101:26 Minuten wird keinen Einzug in Rekordlisten finden. Das Alter von 84 Jahren schon eher.
Die Jüngsten versuchten sich in Friedrichsdorf an der Schülerlauf-Distanz von 1300 Metern. Zm ersten Mal hatten die Veranstalter von der Seniorengruppe der TSG Friedrichsdorf um Monika und Kurt Weigel einen solchen Wettbewerb ins Programm aufgenommen, der mit 44 Schülern gleich eine gute Beteiligung fand. Den Sieg holte sich der Frankfurter LG-Läufer Patric Junker mit 4:05 Minuten. Monika Weigel zog dann auch eine zufriedene Miene bei ihrem ersten Resümee: "An der Strecke hätten es ein paar mehr Zuschauer sein können, aber mit der Beteiligung waren wir sehr zufrieden. Es kamen etwa so viel, wie wir uns das erhofft hatten. Und das Wetter hatte ja zum Glück auch gehalten. Wir hatten nämlich noch nie Regen beim Friedrichsdorfer Stadtlauf." Es ist wohl das Glück der Tüchtigen, das die Familie Weigel seit Jahr und Tag bei "ihrem" Stadtlauf besitzt. odo
HÖCHST. Soziale und städtebauliche Kriterien sollen nach Ansicht der SPD-Orts- vereine Höchst und Unterliederbach den Ausschlag dafür geben, wie die Michael- Barracks und die McNair-Kaserne nach dem Abzug der US-Army genutzt werden.
In einem offenen Brief an Frankfurts Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) plädieren die Sozialdemokraten dafür, eine sogenannte Sozialverträglichkeits- Studie in Auftrag zu geben. Deren Ergebnisse sollen dann in den Gestaltungswettbewerb einfließen.
Nach Ansicht der SPD-Ortsvereine hat die Stadt Frankfurt die "einmalige Chance", auf dem 13 Hektar großen Gebiet bei Sporthalle fehlt der Kasernen ein völlig neues Viertel zu schaffen. Das werde zwischen den "sehr unterschiedlichen" Stadtteilen Höchst, Unterliederbach und Sossenheim liegen und müsse diese in einer verträglichen Weise miteinander verbinden.
Ihr Augenmerk legen die Ortsvereine auch auf bestehende Mängel in den umliegenden drei Stadtteilen. So fehle eine Sporthalle. Dieses Manko und andere Defizite seien mit Neubauten im Planungsgebiet auszugleichen, hofft die SPD.
Bei der Entwicklung des Kasernen- Areals sollen noch andere Maßstäbe angelegt werden. So sei zu prüfen, ob Studentenwohnungen, Wohnanlagen für ältere Menschen und Kleingewerbe nebeneinander angesiedelt werden könnten.Die Sozialdemokraten aus Frankfurts Westen halten es auch für möglich, dort "neue Wohn- und Lebensformen" zu schaffen. Als Stichworte nennen sie "ökologisches Bauen, alternative Energieversorgung, Wohnen am Arbeitsplatz sowie Familien und ältere Menschen".
Die Schreiber regen an, die Studie dem für die westlichen Stadtteile zuständigen Ortsbeirat 6 und dem Stadtparlament vorzulegen, um eine Diskussion auf breiter Ebene anzuregen.
Möglichst aus verschiedenen Fachrichtungen sollen auch die Teilnehmer des Gestaltungswettbewerbs kommen. Soziologen, Umweltplaner, Architekten, Stadtplaner und Verkehrsexperten sollen nach Ansicht der SPD ihre Ideen einbringen.
Die Ortsvereine schlagen zudem vor, den 1991 in die Wege geleiteten Bebauungsplan für die Michael-Barracks auf McNair auszudehnen, da die US-Army unerwartet schnell abzieht. dis
BAD ORB. Musik aus dem hohen Norden erwartet die Besucher der "Haifischbar" am Montag, 13. Juli. Unter dem Kommando von Kapitän Fiete Münzner präsentiert das Ensemble in der Konzerthalle ab 19.30 Uhr ein zweistündiges Programm.
Karten zum Preis von 16 bis 20 Mark gibt es im Verkehrsbüro, am Infopavillon Salinenplatz und ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan
FRANKFURT A. M. Als Mark Twain 1878 Frankfurt besuchte, nannte er die Stadt den "Geburtsort des deutschen Alphabets". Dabei dachte er an Johannes Gutenberg, für den amerikanischen Dichter die Verkörperung der Buchdruckerkunst. So phantasievoll wie die "Umsiedelung" des Mainzers Gutenberg war auch Twains Deutsch. In einem Brief aus Heidelberg schrieb er: "Ich habe das deutsche sprache gelernt und bin ein glücklicher Kind, you bet."
Eine Stadt der Literatur und der Literaten ist Frankfurt allemal - auch wenn die Wiege des Alphabets in Mainz stand. Dichter und Gelehrte bewohnten oder bereisten die Stadt am Main; und nicht nur Goethe wurde hier geboren. Viele griffen zur Feder und schilderten ihre Eindrücke.
Nur wenige Orte in Deutschland könnten sich mit Frankfurt messen, schwärmte etwa Wilhelm von Humboldt. Johann Kaspar Riesbeck, ein aus Höchst stammender Journalist, der später der erste Redakteur der "Neuen Zürcher Zeitung" wurde, stellte anno 1783 fest: " Prächtigere und bessere Gasthäuser findet man in Deutschland nicht." Der Russe Nicolai Karamsin hingegen konnte der Stadt wenig abgewinnen. Obwohl er Ende Juli ankam, war es so kalt und naß, daß der Frost sein "Innerstes durchbebte". Entsprechend getrübt war die Stimmung des Reisenden, als er in einem Brief in die Heimat befand: "Nur kann man Frankfurt keine schöne Stadt nennen. Die Häuser sind allzumal alt und mit verschiedenen bunten Farben angestrichen, welches dem Auge nicht wohl tut."
Unausgesprochene Einigkeit allerdings herrschte unter Künstlern, Dichtern und Denkern, wenn es um die vielgepriesene Umgebung der Mainstadt ging. Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy begeisterte sich 1839 für das idyllische Frankfurter Waldfest am Wäldchestag, der Wiener Dichter Ignatz Franz Castelli rühmte die imposante Stadtansicht vom Sachsenhäuser Mainufer, und Adele, die Schwester des später in Frankfurt lebenden Philosophen Arthur Schopenhauer, beschrieb die Stadt mit ihren "feenhaften Gartenhäuschen, die in einem wahren Rosen- und Blumenkranz liegen" wie ein Poesiealbum-Bild.
Als "das schönste Stück Land, das man sich denken kann" erlebte der englische Theologe und Historiker Gilbert Burnet die Anreise nach Frankfurt im 18. Jahrhundert - und fühlte sich prompt in die Lombardei versetzt. Zu Beginn unseres Jahrhunderts stellte ein Frankfurter Journalist allerdings fest, daß die Menschen im Zeitalter der Aufklärung "noch keine so eifrigen Spaziergänger wie wir" waren, am wenigsten die Bewohner seiner Stadt: "Der Frankfurter des 18. Jahrhunderts war vielleicht noch weniger beweglich und noch unromantischer als die Leute draußen im Reich."
Aber nicht nur von Natur- und Architekturschönheiten ist in der Literatur der Vergangenheit die Rede, wenn es um Frankfurt geht. Immer wieder wird die Judengasse beschrieben und kommentiert. Der Schriftsteller Ludwig Börne wurde 1786 als Löb Baruch hier geboren, verließ aber Frankfurt früh in Richtung Gießen, Berlin und Paris. Bei einem Besuch notiert er: "Das Herz pochte mir vor Erwartung, als ich die finstere Behausung wiedersehen sollte, in der ich geboren war, die Wiege meiner Kindheit."
Mehr als 200 Jahre später besuchten die Dichter Joris Karl Huysmans und Thomas Wolfe Frankfurt, der eine zu Beginn dieses Jahrhunderts, der andere in den zwanziger Jahren. Beide überlieferten ein ebenso düsteres wie eindringliches Bild der Großstadt.
Ganz prosaisch hingegen schilderte Clothilde Koch-Gontard am 18. Oktober 1844 eine kleine Szene, die zeigte, daß auch mehr als zehn Jahre nach seinem Tod nichts ging ohne den größten Sohn der Stadt Frankfurt am Main. "Das Goethefest ist nun auch vorüber, und die schöne Statue prangt und glänzt im Sonnenschein mit großer Würde. Es ist ein imposantes Kunstwerk, gegen das sich die so miserable Feierlichkeit der Enthüllung sehr kleinlich ausnahm. Alles war erbärmlich außer Goethe selbst, der, als die Hülle sank, wunderbar schön und glänzend in die blaue Luft hinein prangte und auf die erbärmlichen Häuser, die ihn umgeben, mit Würde und Haltung herabblickt." MARION LÖHNDORF
BERICHTE 7
KELKHEIM. Ein Besuch bei der "Indianer-Familie" Arnold in Fischbach steht im Rahmen der FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene" an: 30 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren können sich dort morgen, Mittwoch, in Theorie und Praxis über das Leben der Indianer informieren. Eine ausführliche Ankündigung dazu lesen Sie heute im Frankfurter Lokalteil. tom
Gibt es für die Atomkraftwerke ein Leben über 40? Die Diskussion über Sicherheit und Lebensdauer von Reaktoren bekam durch den Treibhauseffekt wieder Aufwind Von Karl-Heinz Karisch
ibt es ein Leben über 40?" titelte ironisch eine US-Fachzeitschrift vor geraumer Zeit. Die Frage galt
Ähnliche Wünsche treiben auch die bundesdeutschen Kraftwerksbetreiber um. Ihr kürzlicher Versuch, im Kerntechnischen Ausschuß (KTA) den Sicherheitsstandard durch die Neuregelung des Erschöpfungsgrades von Anlagenteilen zu senken, schlug zunächst fehl. Ein Entwurf hatte vorgesehen, daß Teile auch dann weiter benutzt werden dürften, wenn der rechnerische Erschöpfungsgrad erreicht ist. Die Betreiber wären demnach verpflichtet worden, nachzuweisen, daß zu diesem Zeitpunkt noch keine Schäden eingetreten sind. Nachdem der Vorstoß der Atomindustrie öffentlich geworden war, trat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) die Flucht nach vorn an. Sein Vorschlag, erst im Juni des kommenden Jahres darüber zu entscheiden, wurde angenommen.
Das klammheimliche Vorgehen des KTA wurde selbst von Töpfers Parteifreunden, den Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), als "unverantwortlicher Sicherheits-Discount" bezeichnet. "Die Kommission", so rügte der CDAK-Bundesvorsitzende Detlef Chrzonsz, "in der praktizierende Anhänger der Atomwirtschaft das Sagen haben, strebt offensichtlich ,sowjetische Verhältnisse' an." Die Länder Hessen und Niedersachsen kündigten nach der Veröffentlichung der Pläne ihren Widerstand gegen die KTA-Regel an. Der Kieler Energieminister Günther Jansen (SPD) nannte die "Sicherheitspolitik" des Bundesumweltministers ein "einseitiges Verteidigungsprogramm für die Zukunft der Kernenergie". Massive Kritik kam auch vom Anti-Atom Forum, in dem sich zahlreiche Bürgerinitiativen, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz und der Deutsche Naturschutzring, zusammengeschlossen haben. "Hier wird", hieß es in einer Stellungnahme, "der Stand der Technik rigoros an die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Betreiber angepaßt." "Lebensverlängernde Maßnahmen" sind ein Problem, das Eberhard Schomer von Siemens, Bereich Energieerzeugung (KWU) - so sagt er zumindest -, "noch nicht" unter den Nägeln brennt. Auf einer Tagung des Deutschen Atomforums klagte er jüngst dennoch: "Warum sprechen wir in letzter Zeit so oft über die Lebensverlängerung älterer Kernkraftwerke, anstatt die Auslegungsmerkmale zukunftsträchtiger neuer Reaktorsysteme zu beschreiben." Seine Antwort kannten alle im Saal: "Weil die Zukunft der Reaktortechnik an so vielen Stellen politisch verbaut ist und wir daher das Vorhandene möglichst lange bewahren müssen."
Die "Atomstromer", wie sie spöttisch genannt werden, bekommen derzeit keine neuen Standorte für Atommeiler mehr genehmigt. Sie sind daher schlicht darauf angewiesen, wie Schomer feststellte, "die vorhandenen Anlagen so lange wie möglich zu nutzen". Das mittlere Alter der rund 20 deutschen Reaktoren liegt mittlerweile bei 12,5 Jahren; die drei ältesten sind zwischen 21 und 24 Jahren alt. Und diese in die Jahre gekommenen Anlagen, so mußte auch Schomer einräumen, beschäftigen die Experten inzwischen "doch erheblich".
Noch auf dem Neunten Atomrechtssymposium im Juni 1991 hatte Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) bei der Diskussion zur geplanten Neufassung des Atomgesetzes den Vertretern der Atomwirtschaft unmißverständlich mitgeteilt, daß "Life Extension - Lebensverlängerung" für ihn keine Lösung sei. In Anwendung des Verhältnismäßigkeits-Grundsatzes, betonte der Minister, seien Altkonzepte und -anlagen durch neue zu ersetzen. Aber wie, wenn sie nicht genehmigt werden? Die Industrie sitzt in der Zwickmühle. Schomer schwor die Atomgemeinde auf Widerstand ein. "Es geht nicht darum", rief er den Mitgliedern des Atomforums zu, "Anlagen mit mehr oder weniger krampfhaften technischen Maßnahmen über ihre konstruktive Lebensdauer hinauszuquälen." Es gehe vielmehr um eine Neubewertung der ursprünglichen technischen Auslegung der Atommeiler aufgrund der inzwischen vorliegenden Betriebspraxis.
Ein weiteres Ärgernis für die Industrie ist der Schwund an hochqualifizierten Wissenschaftlern und Technikern im Atombereich. Die Crux: Wenn keine neuen Anlagen konzipiert werden können, läuft der Atom-Nachwuchs davon. Derzeit belaufen sich die jährlichen Aufwendungen für den Service und die Nachrüstung eines Reaktors auf durchschnittlich 40 Millionen Mark. Dies bedeute auch eine Beschäftigung einer großen Zahl von fachspezifischen Ingenieuren, erläuterte Schomer im Jahrbuch der Atomwirtschaft 1992, so daß "nuklearspezifisches Know-how weiterentwickelt wird und junge Ingenieure nachrücken können".
Den Schlüssel zur geplanten Lebensverlängerung glaubt die Atomgemeinde im noch gültigen Atomgesetz von 1959 in Händen zu halten. Dort heißt es ausdrücklich: "Betriebsgenehmigungen . . . dürfen nicht befristet werden."
Dies war zumindest ein kleiner Vorteil der deutschen Atomgemeinde vor den USA. Denn dort schrieb der Atomic Energy Act von 1954 vor, daß die Betriebsgenehmigung für einen bestimmten Zeitraum, jedoch nicht über 40 Jahre hinaus erteilt werden dürfe. Die 110 Reaktoren der USA sind aber inzwischen weitaus betagter als die der Bundesrepublik. Allein für 66 Anlagen wäre die Betriebsgenehmigung innerhalb der ersten 15 Jahre des nächsten Jahrhunderts ausgelaufen. Im vergangenen Jahr gab die Atomaufsichtsbehörde der USA (NRC) schließlich den Wünschen der Energieversorgungsunternehmen nach und erweiterte die mögliche Betriebszeit von 40 auf 60 Jahre. Der damalige NRC-Direktor Kenneth Carr, der die Lebensverlängerung zum Ende seiner Amtzeit mit aller Vehemenz verfochten hatte, brachte es auf die eingängige Formel: "Viel hängt von der Wartung ab." Er habe, erklärte Carr den Amerikanern, einen Buick aus dem Jahre 1963 und einen Mercedes Jahrgang 1973 - "und beide sind in hervorragendem Zustand". Vorbereitet worden war die Änderung der Betriebsdauer unter anderem von einer Studie des US-Forschungsinstituts für elektrische Energie. Darin war festgestellt worden, daß eine Lebensverlängerung der vorhanden Atommeiler vor allem auch wirtschaftlich äußerst attraktiv wäre. Und auch der US-Prophet der künftigen sanften Energie, Amory Lovins, wurde unversehens zum gewendeten Kronzeugen der Energiewende - zurück zum Atom. Gemeinsam mit 49 Nobelpreisträgern und 700 anderen Wissenschaftlern setze er seine Unterschrift unter einen Appell an den US-Präsidenten. Darin wurden als Maßnahmen gegen den Klimaschock des Planeten auch Atommeiler als Hilfsmittel gepriesen. Viele US-Grüne zogen mit.
Auch die Japaner und Rußland planen großzügig den weiteren Ausbau der Atomkraft. In Europa ist Frankreich, das schon 80 Prozent seines Stroms aus Uran gewinnt, weiter auf Expansionskurs. Die Schweden (zwölf Kraftwerke) sind bei ihrem radikalen nuklearen Ausstiegsplan bis zum Jahre 2010 derzeit am Schwanken.
Vergessen scheint das Atomdesaster mit teilweiser Kernschmelze im US-Reaktor Harrisburg, die atomare Katastrophe in Tschernobyl. Vor allem diese beiden Unglücke hatten die öffentliche Meinung endgültig gegen die Atomkraft aufgebracht. Sogar in der konservativen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, so stellte 1988 eine Medienuntersuchung fest, gebe es mehr kritische als positive Töne. Die "atomic community" fühlte sich deshalb angesichts des für die Bundesrepublik behaupteten "hohen Sicherheitsniveaus" von den Meinungsmachern der Presse in die falsche Ecke gestellt.
Doch eben jene Presse verbreitete dann auch die Botschaft vom drohenden Klimaschock. Die Atombefürworter bekamen wieder leuchtende Augen, der Treibhauseffekt wurde zum dankbar aufgegriffenen Argument - für den neuerlichen Ausbau der Atomkraft. Eberhard Wild, Vorstandsmitglied der Bayernwerke AG und Vorsitzender des Informationskreises Kernenergie, stellte vor zwei Jahren für die "atomic community" erleichtert fest, daß sich unter Atomkraftgegnern "durch die Diskussion um mögliche Klimafolgen des bei der Energieumsetzung fossiler Brennstoffe entstehenden CO2 Nachdenklichkeit breitmacht". Der "Ausstieg aus dem Austieg" gilt seitdem als frohe Botschaft. Schließlich, so wird gerne vorgerechnet, erspare die Atomkraft allein in Westdeutschland pro Jahr den Ausstoß von 190 000 Tonnen des Waldkillers Schwefeldioxid und 150 000 Tonnen des Klimaschädlings Kohlendioxid.
Die Stromversorgungsunternehmen setzen deshalb wieder auf einen steigenden Anteil der Atomkraft. Zwei Planungsaufträge an Siemens/KWU zur Entwicklung einer nächsten Generation von Leichtwasserreaktoren sind erteilt.
Schützenhilfe bekommt die Atomindustrie von der Bonner Regierungskoalition. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) plädierte mit Hinweis auf den Treibhauseffekt nachdrücklich für den Ausbau der Atomenergie. Wenn das "Akzeptanzproblem" nicht bald gelöst werde, sagte er mit Blick auf die Sozialdemokraten, müsse ein Anstieg des Kohlendioxidausstoßes befürchtet werden.
Die SPD hält also den "Schwarzen Peter" oder den "Joker" in der Atomenergiefrage in Händen - je nach Ausrichtung des Betrachters. Der Parteitag in Nürnberg hatte 1986 in der Folge von Tschernobyl den Ausstieg aus der Atomkraftnutzung festgeklopft - allerdings erst in einem Zeitraum von zehn Jahren ab der Übernahme der Regierungsverantwortung. Die Atomindustrie hingegen möchte neu investieren. Angesichts vorhandener milliardenteurer Atomruinen, beispielsweise dem Schnellen Brüter in Kalkar, fordert sie deshalb einen neuen Atomenergiekonsens mit der SPD. Gewisse Hoffnungen glaubte sie sich angesichts der neuen Lage machen zu können. Schon deshalb, weil die seinerzeitigen Beschlüsse von Teilen der SPD, vor allem aus dem Bereich der IG Chemie und der IG Bergbau, nur murrend mitgetragen worden waren. Die mehr oder weniger offen vorgetragene Drohung der Industrie gegenüber diesen Genossen lautet: "Wenn ihr die Kernenergie nicht mittragt, dann geht es auch mit der Kohle bergab."
Klaus Traube, Atomberater der Sozialdemokraten und Leiter des Bremer Energie-Instituts, sieht die SPD in der Ausstiegsfrage dennoch nicht wanken. "Natürlich grummelt es am Rand", sagte er der FR, "aber die Entscheidungsträger der SPD wie der Klimaexperte Michael Müller oder Harald B. Schäfer, der inzwischen Umweltminister in Baden-Württemberg ist, haben gehalten." Er sei sich sicher, daß sich in der SPD auch künftig keine politische Konstellation für einen weiteren Ausbau der Atomenergie mehr finden werde. Der Ausstieg, darüber seien sich aber alle im klaren, werde eine "knallharte Geschichte", weil dies mit enormen finanziellen Verlusten für die Energieindustrie verbunden sei. Dennoch müsse verhindert werden, betonte Traube, daß das Leben der vorhandenen Anlagen wesentlich verlängert werde: "Mit dem zunehmenden Alter der Anlagen wächst auch das Risiko - das muß man auf das ohnehin schon vorhandene Risiko nicht noch draufsatteln."
Einer, der in seiner Anti-Atomkraft- Haltung einzuknicken schien, war der SPD-Energieberater Klaus Michael Meyer-Abich vom Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen in Essen. Er hatte sich angesichts der Klimagefahren gegen einen Sofortausstieg ausgesprochen. "Die Atomfreunde haben das ein wenig ausgenutzt", sagte er jetzt der FR. An seiner grundsätzlich kritischen Meinung zur Atomkraft habe sich nichts geändert. Er müsse immer wieder daran erinnern, daß "unsere eigenen Reaktoren für uns wesentlich gefährlicher sind als die russischen". Die von der offiziellen Gesellschaft für Reaktorsicherheit vorgelegte Risikostudie für Biblis habe eine Wahrscheinlichkeit eines technisch nicht mehr beherrschbaren Stör- oder Unfalls von einem Zehntausendstel pro Reaktorbetriebsjahr ergeben. Mit gleicher Wahrscheinlichkeit, so betonte Meyer-Abich, könne man hierzulande bei einem Autounfall umkommen. Zwar verlautbare die Atomindustrie bis hin zum Forschungsminister, Unfälle des Ausmaßes von Tschernobyl seien in Deutschland nicht möglich. Doch deute dies lediglich auf "bemerkenswerte Unkenntnis der risikoanalytischen Ergebnisse hin".
Der mittelfristige Ausstieg sei also notwendig, betonte Meyer-Abich. Allerdings sehe er mit Entsetzen, daß die interministerielle Arbeitsgruppe, die in Bonn seit zwei Jahren die Maßnahmen zur Kohlendioxidreduktion berät, sich "anscheinend gegenseitig blockiert". Er habe über die Chuzpe gestaunt, mit der Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sich beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro hingestellt habe und eine gewaltige Verringerung des CO2-Ausstoßes versprochen habe. "Wir stehen international im Wort", kritisierte Meyer-Abich, "während hier nichts geschieht." Wahrscheinlich denke sich Kohl: Im Jahr 2005 bin ich sowieso nicht mehr Kanzler.
Mensch, schon 25 Jahre ist das her? Nicht von Silberhochzeit ist die Rede. Ein Vierteljahrhundert Abitur gilt es zu feiern. Jahrgangstreffen. Immer noch der gleiche. Na ja, das Haar lichter, die Figur korpulenter. Aber doch ganz der alte. Was machst Du? Wohin hat es Dich verschlagen? Der eine hochdotierter Rechtsanwalt in Süddeutschland, der andere bei der Flugsicherung, sie eine gute Partie in der freien Wirschaft - na ja, ein Schreiberling. Der einem stets die gelösten Matheaufgaben freiwillig überließ, hat nun Schwierigkeiten zwischen rechts und links. Er ist Zahnarzt, muß den Leuten in den Mund gucken. Alles seitenverkehrt. Und wieder sitzen die zusammen, die schon in den 60ern zusammengehockt haben. Heinz Rühmann läßt grüßen. Feuerzangenbowle-Mentalität. Silbernes Abitur Weißt Du noch das Referat über die "Hundejahre" von Günther Grass. Das Buch, 600 Seiten stark, aber nur knapp 100 Blätter gelesen. Der Lehrerin, der hast Du gesagt, die Ferkeleien in dem Buch könne man den Mädchen in der Klasse nicht zumuten. Hihi. Und der Mathe-Spicker innen am Gürtel. Den Pult vom Klassenlehrer mit Kreide präpariert. Wie hat der Anzug ausgesehen? Na ja, der hat's damals nicht gemerkt, heut merkt er gar nichts mehr. Und die "schwangere" Schultasche. Die Bücher für die ganze Woche dabei, stets präsent, wenn auch nicht gegenwärtig. Dafür heute Rükkenschmerzen. Wir müssen in Verbindung bleiben. Spätestens beim 50sten, beim "goldenen Abitur", klappt's bestimmt . . . hok
Legalisierung? War nicht in der Presse zu lesen, daß im Interesse einer zügigen Verabschiedung des "Gesetzes zur Bekämpfung des Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität" (OrgKG) vorerst auf die Einführung selbst des sogenannten "kleinen Lauschangriffs" verzichtet wurde? - Tatsächlich wurde im Rechtsausschuß des Bundestages in einem mehrheitlich verabschiedeten Entschließungsantrag erklärt, daß "die Praxis" zwar das Instrument des Lauschangriffs benötige, die "mit dem Einsatz technischer Mittel in Wohnungen verbundenen schwierigen rechtlichen, insbesondere verfassungsrechtlichen Fragen" seien in der kurzen Zeit aber nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit zu klären.
Die Gesetzesfassung, die dann letztlich im Vermittlungsausschuß zustande kam, ist dann aber eher ein Beleg mangelnder Beherrschung juristischer Regelungstechnik - oder einfach gesetzgeberischer Chuzpe: Der neue § 100c Abs. 1 Nr. 2 StPO ermächtigt ganz allgemein zum Abhören und Aufzeichnen des "nichtöffentlich gesprochenen Worts mit technischen Mitteln", wenn bestimmte Tatsachen den Verdacht auf eine Katalogstraftat nach § 100a (der immerhin rund 80 Straftatbestände umfaßt) begründet und die Erfassung des Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsortes des Täters auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre. Ursprünglich enthielt Abs. 2 des Entwurfs zum § 100c eine Einschränkung für das Abhören des "in einer Wohnung nicht öffentlich gesprochenen Worts". Dies sollte nur zulässig sein, soweit die Äußerungen im Beisein eines verdeckten Ermittlers stattfinden (sog. "kleiner Lauschangriff").
Statt nun aber das Abhören aus Wohnungen generell auszuschließen und eine entsprechende Einschränkung in den § 100c StPO aufzunehmen, wurde der Absatz 2 im Vermittlungsausschuß einfach gestrichen. Damit gilt künftig die allgemeine Ermächtigung des § 100c Abs. 1 zum Abhören und Aufzeichnen des nichtöffentlichen Worts ohne die ursprünglich in Abs. 2 vorgesehene Einschränkung, was durchaus den Schluß nahelegt, damit sei auch das Abhören aus einer Wohnung gesetzlich gedeckt.
1. Warum auch sollte der Staatsanwaltschaft eine Befugnis vorenthalten werden, die Verfassungsschutz, MAD, BND und Polizei bei der Gefahrenabwehr schon längst für sich in Anspruch nehmen können? Die 1990 verabschiedeten Bundesgesetze über die Geheimdienste sowie auch die meisten Polizeigesetze der Länder haben den "großen Lauschangriff" auf Wohnungen bereits legalisiert.
In der Öffentlichkeit, auch in der (kritischen) Literatur ist dies kaum wahrgenommen worden, während die Diskussion um das Für und Wider des Einsatzes verdeckter Ermittler der Polizei inzwischen ganze Bibliotheksregale füllt. Dabei kann das heimliche Abhören der in Wohnungen geführten Gespräche gegenüber dem Einsatz verdeckter Ermittler kaum als minder schwerer Eingriff in die Privatsphäre gewertet werden. Schließlich ist der Ermittler, der über seine Identität täuscht, für den Betroffenen nur einer von vielen Gesprächspartnern, während ein Lauschangriff alle, auch zufällig in der abgehörten Wohnung anwesenden Personen erfaßt. "Wanzen" oder Richtmikrophone unterscheiden nicht zwischen der Verabredung einer Straftat und den intimsten Liebesbezeugungen zweier Menschen.
Als durchaus repräsentatives Beispiel mögen uns die Befugnisse im Berliner Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) in der grundlegend novellierten Fassung vom 14. April 1992 dienen: Zum verdeckten Einsatz technischer Mittel inklusive Abhören oder Aufzeichnen des nichtöffentlich gesprochenen Wortes in oder aus Wohn- und Nebenräumen ist die Polizei nach § 25 Abs. 4 befugt, "wenn das zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit einer Person unerläßlich ist".
Diese relativ hohe Eingriffsschranke wird sodann allerdings durch eine unscheinbare Verweisung (§ 25 Abs. 4 Satz 2) für einen weiten Bereich zurückgenommen, nämlich für "Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume sowie andere Räume und Grundstücke, die der Öffentlichkeit zugänglich sind oder zugänglich waren und den Anwesenden zum weiteren Aufenthalt zur Verfügung stehen". Der Mandant, der mit seinem Anwalt ein vertrauliches Gespräch führen will, die Bürgerinitiative, die sich abends in den Räumen einer Kirchengemeinde trifft, Sozialarbeiter, die sich nach ihrem Dienst in einem Jugendzentrum noch bei einem Bier über ihre anstrengende Klientel unterhalten, sie alle müssen damit rechnen, Opfer eines polizeilichen Lauschangriffs per "Wanze" oder Richtmikrophonen zu werden. In allen diesen Fällen gelten als Eingriffsvoraussetzungen nur die allgemeinen Bestimmungen des § 25 Abs. 1 Nr. 2 ASOG, wonach diese Maßnahmen zulässig sind, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, "daß eine Straftat von erheblicher Bedeutung begangen werden soll". (. . .)
2. Daß sowohl die landesrechtlichen Eingriffsermächtigungen der Polizeigesetze als auch die StPO-Novelle im Hinblick auf die Institutionalisierung des Lauschangriffes in Grundrechte eingreifen, würde bereits ein Jurastudent des zweiten Semesters ohne zu zögern feststellen. Neben dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ist hier offensichtlich das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung, Art. 13 GG, als spezielle Schutzgewährleistung betroffen.
Seit langem gehen Rechtsprechung und Literatur davon aus, daß der Begriff der "Wohnung" in Art. 13 GG weit auszulegen ist und grundsätzlich auch Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume mitumfaßt, wenn auch mit niedrigerer Schutzintensität. (. . .)
Begeben wir uns nun in die Perspektive des schon erwähnten, noch nicht durch die sich ständig der "Praxis" anpassende h. M. verbildeten Jurastudenten und überprüfen den gesetzgeberischen Eingriff in das Grundrecht des Art. 13 GG anhand der Schrankenbestimmungen in klassisch-dogmatischer Weise auf seine Verfassungskonformität: Unter bestimmten Voraussetzungen gestattet Art. 13 Abs. 2 GG den Grundrechtseingriff in Gestalt von Durchsuchungen.
Denkbar wäre es nun, im Anschluß an eine zeitweilig in den USA vertretene Doktrin, den Lauschangriff als "akustische Durchsuchung" zu werten und dementsprechend an den Voraussetzungen der Schrankenbestimmung des Art. 13 Abs. 2 GG zu messen. Überzeugend wäre dies allerdings kaum, da eine Durchsuchung nach allgemeinem Sprachgebrauch gerade das Betreten der Wohnung voraussetzt und sich für den Betroffenen als offener Eingriffsakt der Staatsgewalt abspielt. Das Abhören beziehungsweise heimliche Aufzeichnen der in der Wohnung geführten Gespräche stellt demgegenüber ein aliud, eine qualitative andere Eingriffsform dar, auf die die Grundrechtschranke des Art. 13 Abs. 2 keine Anwendung finden kann. Im Hinblick auf die Eingriffsintensität läßt sich der Lauschangriff nur mit dem Abhören des Telefons vergleichen; für diesen Eingriff in das Fernmeldegeheimnis, Art. 10 GG, wurde 1968 immerhin noch eine Verfassungsänderung für erforderlich gehalten.
Sofern überhaupt auf die verfassungsrechtliche Problematik des Lauschangriffs eingegangen wird, stützt sich die Literatur denn auch auf die Schrankenbestimmung des Art. 13 Abs. 3 GG. Diese spricht ganz allgemein von "Eingriffen und Beschränkungen" und zählt dann bestimmte Fälle der Gefahrenabwehr auf.
Bei der Formulierung des Art. 13 im Parlamentarischen Rat wurden in diesem Zusammenhang besonders Maßnahmen im Rahmen der nach den Kriegszerstörungen notwendigen Wohnraumzwangsbewirtschaftung (Begehung zum Zwecke der Feststellung der Wohnungsgröße usw.) erörtert. Alle in Abs. 3 genannten, durchweg einfachgesetzlich normierten Gefahrentatbestände zeichnen sich allerdings durch ihre Offenheit gegenüber dem Betroffenen aus. Gerade bei einer so schwerwiegenden Maßnahme wie einem Eingriff in das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung setzte der Parlamentarische Rat die Öffentlichkeit, Transparenz und damit die Kontrollierbarkeit staatlicher Ingerenz als selbstverständlich voraus.
Der Versuch, den Lauschangriff als Anwendungsfall der Grundrechtsschranke des Art. 13 Abs. 3 hinzustellen, berührt das Grundrecht in seinem Wesensgehalt. Gegenüber den offenen Eingriffen, wie sie von dieser Schranke umschrieben werden, hat die heimliche akustische und optische Überwachung eine völlig andere Qualität. "Durch sie wird der personale Vollzug von Privatleben bis hin zu seiner intimsten Ausdrucksweise selbst zum Gegenstand der Kenntnisnahme von Außenstehenden. Es ist etwas fundamental anderes, ob nach instrumenta sceleris oder selbst nach verborgenen Dokumenten gesucht, ob der Gasanschluß oder die Statik der Wohnung überprüft wird, oder ob der Betroffene ohne sein Wissen dazu verurteilt wird, daß seine tiefsten Seufzer von Dritten mitgehört werden. Hier bleibt von der Privatheit der Wohnung, auf die der einzelne sich wegen der Überschaubarkeit und Beherrschbarkeit des Raumes verläßt und verlassen darf, nichts mehr übrig. Das ist nicht mehr mit dem Grundgesetz zu vereinbaren, das den Schutz der Wohnung gegenüber den früheren deutschen Verfassungen verstärkt hat. Nach den Erfahrungen der geheimen Bespitzelungen durch die Gestapo, die die Gefährdetheit und die besondere Bedeutung der Wohnung als letztes Refugium deutlich gemacht hatten, sollte diese gerade als Ort größtmöglicher ungestörter Persönlichkeitsentfaltung wiederhergestellt werden. Eine verantwortliche Wertung, in der die freiheitliche Grundtendenz des Grundgesetzes noch irgend zum Tragen kommt, kann hier nur zu der Lösung führen, daß heimliche Eingriffe von dem Gesetzesvorbehalt des Art. 13 grundsätzlich nicht umfaßt werden. Anders ausgedrückt: Sie wären nicht nur ,Eingriffe' oder ,Beschränkungen', sondern eine Aufhebung der räumlichen Privatsphäre."
Eine Interpretation von Grundrechtsschranken, mit der der Kern eines Grundrechts zur staatlichen Disposition gestellt wird, verstößt gegen die (auch den Gesetzgeber bindenden) Wesensgehaltgarantie des Art. 19 Abs. 2 GG. Die zum Lauschangriff ohne Wissen des Wohnungsinhabers ermächtigenden einfachgesetzlichen Bestimmungen sind demnach mit Art. 13 nicht vereinbar.
3. Die "Praktiker" werden gegen dieses Ergebnis sofort einwenden, daß der Staat in Notfällen zum Schutz seiner Bürger auf dieses Instrument nicht verzichten könne. Als Beispiel wird dann vielleicht der schwerbewaffnete Geiselnehmer genannt, der sich mitsamt seinen Geiseln in den Räumen einer Bank verschanzt hat. Für die Grundrechtsproblematik ist dieser Fall allerdings nicht ergiebig, da der Geiselnehmer in der Bank kaum als Grundrechtsträger des Art. 13 gelten kann. Ebensowenig kann sich ein Einbrecher, der auf den Hilferuf der Bewohner hin von der Polizei noch in der Wohnung gestellt wird, auf die Unverletzlichkeit der Wohnung berufen.
Gerechtfertigt wird die Institution des Lauschangriffs ebenso wie die Einführung des verdeckten Ermittlers und weiterer neuer Handlungskompetenzen der Polizei mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit vor allem zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Angesichts technischer Möglichkeiten, wie des Einsatzes von Sprachzerhackern und Abhörwarngeräten, erscheint es als wenig wahrscheinlich, etwa einen erfahrenen Mafiaboß mit Hilfe eines polizeilichen Lauschangriffs überführen zu können. Auch sonst dürften die neuen polizeilichen Handlungskompetenzen im Ergebnis wenig dazu beitragen, die Kriminalität in der Gesellschaft zu reduzieren. (. . .)
Ebenso wie die verschiedenen Antiterrorgesetze erfüllt offensichtlich auch das OrgKG eine Beschwichtigungsfunktion gegenüber der verunsicherten Bevölkerung: Der Staat signalisiert, daß er zum "Durchgreifen" bereit ist, daß die Bürger ihm Vertrauen schenken sollen, da er über die Fähigkeit verfüge, die als bedrohlich empfundene Kriminalität einzudämmen.
Es wäre allerdings eine Unterschätzung, die neuen gesetzlichen Eingriffstatbestände nur als "symbolische Gesetzgebung" ohne ernsthafte gesellschaftsprägende Folgewirkungen zu werten. Zwar ist die Bundesrepublik trotz der langen unrühmlichen Traditionslinie "innerer Sicherheit", die sich bis zu den Notstandsgesetzen und dem Abhörgesetz von 1968, ja bis zum 1. Strafrechtsänderungsgesetz von 1951 (das dem Geist des Kalten Krieges entsprang) zurückverfolgen läßt, kein Überwachungsstaat geworden. Auf längere Sicht allerdings kann die allmähliche Lockerung rechtsstaatlicher Fesseln für die Staatsgewalt Gewöhnungseffekte bewirken und einen qualitativen gesellschaftlichen Wandel erleichtern: Immerhin löste die Aufdeckung des verfassungsschützerischen Lauschangriffs auf den Atomwissenschaftler Traube 1977 noch lebhafte politische Debatten aus, während sich die Legalisierung eben solcher Lauschangriffe in den letzten Jahren ohne nennenswertes Geräusch in der Öffentlichkeit vollzog.
Die entrüstete Versicherung, im Gegensatz zu den Stasi-Praktiken finde polizeiliche und geheimdienstliche Überwachung in der großen neuen Bundesrepublik selbstredend nur im streng rechtsstaatlichen Rahmen statt, mag viele noch überzeugen. Aber wenn sich angesichts wirtschaftlicher Rezessionserscheinungen, der finanziellen Folgelasten der Wiedervereinigung und der zunehmenden Armutsimmigration aus den auseinanderbrechenden Staaten des Ostens die sozialen Probleme in der Bundesrepublik zuspitzen, könnten manche Ausnahmebefugnisse durchaus zum polizeilichen Alltag werden. Welch ein Fortschritt - die Welt drittklassiger US-amerikanischer Fernsehkrimis käme zu uns ins Haus, aber nicht nur auf dem Bildschirm, sondern als Realität, freilich mit zweifelhaftem Unterhaltungswert.
Nitrat im Salat, Fungizid-Reste in den Erdbeeren? - Alles Ammenmärchen, meint der Arbeitskreis Industrie - Landwirtschaft Hessen. Eine Fama aus früheren Tagen, als der Landmann unbekümmert überdüngte und mit der chemiegefüllten Spritze übers Feld zog. Heute aber, das legt der Arbeitskreis in seiner Studie "Einflüsse der industriellen und küchentechnischen Verarbeitung in pflanzlichen Nahrungsmitteln aus konventionellem Landbau" - unter Berücksichtigung der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen - nahe, könne jeder unbesorgt in den Rotkohl beißen beziehungsweise ihn als Konserve aufwärmen: Der Nährwertgehalt sei groß, die Belastung fast an der unteren Nachweisgrenze. Ängste der Verbraucher entsprängen einem "Sicherheits-Luxus-Konsum", so der Arbeitskreis-Vorsitzende Gerhard Prante gestern bei der Vorstellung der Studie.
Der Arbeitskreis mit "Clubcharakter" (Prante) bringt Vertreter von hessischer Industrie und Landwirtschaft zusammen, um "gemeinsame Anliegen und Probleme zu diskutieren und Dialogpartner für Politik und Öffentlichkeit zu sein". Wobei die Industriebetriebe entweder den Bauern "Betriebsmittel" zuliefern oder ihnen die Rohprodukte zwecks Weiterverarbeitung abkaufen. Mitglieder dieser Lobbyisten-Vereinigung haben 1988 der landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Speyer ihre Produkte zwecks unabhängiger und neutraler Begutachtung zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis konnte Experten nicht überraschen. Ob Erdbeeren oder Himbeeren, Sellerie, Rotkohl, Weißkraut, Kartoffeln, Spinat oder Bohnen: Der Gesundheitswert war erstklassig, bei einigen Gemüsesorten hatte sich beim Durchqueren der Konservenfabrik der Vitamingehalt wunderbarerweise noch gesteigert, und wer sein Kartoffelpüree nicht aus frischen Erdäpfeln zubereitet, sondern auf Trockenflokken zurückgreift, findet astronomische Werte an Calcium auf dem Teller. Pestizide, Fungizide und Herbizide, Blei und Cadmium sind kaum der Rede wert.
Die Belastung, daran ließ der LUFA-Leiter Rudolf Aldag keinen Zweifel, stammt aus der "Umwelt". In dieser Ansicht wurde er vom Hauptgeschäftsführer des Hessischen Bauernverbandes, Paul Kuhlmann, unterstützt. Seine Kollegen seien schon aus Kostengründen zum umweltverträglichen "integrierten Landbau" übergegangen - 70 Prozent der hessischen Agrarfläche würden so bearbeitet. Die Produkte würden sich außer "bei einigen Eiweißwerten" kaum von "alternativ" gezogenem Obst und Gemüse unterscheiden.
Die wahre Gefahr geht für Kuhlmann von den "Emissionen von außen" aus. Natürlich nicht von Müllverbrennungsanlagen oder Industriebetrieben, sondern von den vielen Verbrauchern, die auf Brennstellen ihre Gemüsekonserven erhitzen, im Winter ihre Wohnungen heizen und jeden Schritt mit dem Auto fahren. abi
FR-Leser Paul Deppert findet das einfach ungerecht: "Es heißt überall im Gesundheitswesen, daß gespart werden muß, nur die Kassen selber tun's nicht." Bislang bekam seine Frau nämlich von der AOK alle zwei Monate die Zeitschrift "Bleib gesund" zugeschickt. Seit einem Jahr erhalte nun auch er - ebenfalls bei der AOK versichert - das jeweils gleiche Exemplar. Nicht daß er an der Lektüre etwas auszusetzen hat - "da stehen interessante Sachen drin" -, aber zweimal die gleiche Zeitschrift in einem Haushalt, das hält er für Geldverschwendung. "Im einzelnen mag ja so eine Zeitschrift nicht viel Geld kosten, aber es summiert sich halt", führt er an.
An die AOK richtet er deshalb seine Frage: "Wie kann ich vom Versicherten verlangen, daß er sparen soll, wenn ich es selber nicht tue?"
Brigitte Mündlein, Mitarbeiterin bei der AOK, kann die Vorwürfe von FR- Leser Deppert verstehen: "Irgendwo glaube ich schon, daß das nicht so einleuchtend erscheint." Auf der anderen Seite befinde sich die AOK eben in einer "Zwickmühle". Die Kasse mache bei jedem Versicherten eine "Vollversorgung", und die beinhalte auch die Auslieferung dieser Zeitschrift an jedes Mitglied.
Eine Stornierung sei nur dann möglich, "wenn der Versicherte das selber so haben möchte". Im Klartext: Ein Brief mit dem Vermerk "Doppelversorgung, bitte nur einmal zusenden" an die AOK wird für den Versicherten fällig, erst dann hört die lästige Doppelzusendung auf.
Prinzipiell könnte die AOK auch selbst tätig werden, denn im Computer stehen die Adressen aller Versicherten, Doppelzusendungen wären also zu vermeiden. Dies sei jedoch nicht möglich, erklärt die AOK-Mitarbeiterin Mündlein, da es auch den umgekehrten Fall gebe. Man müsse jedem eine Zeitschrift schicken, "machen wir es nicht, beschwert sich nämlich oft der andere Partner". Denn auch der sei versichert und frage sich dann, warum er nicht die gleichen Leistungen wie sein Partner erhalte. wob
FRIEDBERG. "Außerordentlich erfreut" sind Landrat Rolf Gnadl und Gesundheitsdezernent Joachim Pollmar, "daß die Friedberger CDU offensichtlich auf unsere Line geschwenkt ist und den Neubau eines Psychiatrischen Krankenhauses in der Nähe der Gesamtschule favorisiert".Allerdings hätten sich die beiden SPD-Politiker noch mehr gefreut, wenn die CDU zur Kenntnis genommen hätte, daß bereits in einem Spitzengespräch zwischen Landrat, Gesundheitsdezernenten, der Ersten Kreisbeigeordneten Gila Gertz sowie Bürgermeister Ludwig Fuhr und Stadtrat Gerhard Moosbach im April einvernehmlich festgestellt worden sei, daß der Landeswohlfahrtsverband als Träger des gemeindenahen Psychiatrischen Krankenhauses für einen Neubau kreiseigenes Gelände nahe der Gesamtschule erhalten könne. Gnadl: "Schade, daß die CDU in der Kreisstadt so lange gebraucht hat, aus ihrem Schlaf aufzuwachen, denn das, was jetzt so medienwirksam verlangt wird, ist längst schon in die Wege geleitet. Ich möchte aber die Einladung an die Christdemokraten aussprechen, gemeinsam mit uns an einem Strang zu ziehen, um die Einrichtung des Psychiatrischen Krankenhauses in Friedberg vor dem geplanten Jahr 1996 noch zu bewirken." cor
HATTERSHEIM. Nicht für Schule oder Arbeit, sondern fürs Leben lernen, unter Plamen büffeln, an Stränden pauken und dabei noch Gehalt kassieren: Müßten Werbetexter Reklame für Bildungsurlaub machen, sie hätten ein weites Feld für flotte Sprüche. Doch der Acker liegt brach.
Nur wenige brechen auf, ihr Recht einzulösen: Gerade 1,4 Prozent aller hessischen Arbeitnehmer haben 1990 die Chance genutzt. "Dabei gibt es ein großes Reservoir von Interessenten", sagt Dr. Karl Giebel von der Akademie für Weiterbildung in Hattersheim. Seit drei Jahren bietet der Verein Bildungsurlaube an, weitet sein Angebot stetig aus. Einigegute Ideen bleiben allerdings auf der Strecke - mangels Nachfrage.
Giebel hat den Grund für die lasche Bildungsbeflissenheit erkannt: "Es liegt in erster Linie am Bekanntheitsgrad." Daß Bildungsurlaub allen Arbeitnehmern zusteht, nur wenige wissen davon. Zwar informieren Ministerien und Träger über derlei Angebote immer wieder, doch für markige Fernsehspots reicht der Etat nicht.
Auch die Werbung an Mann und Frau bringt wenig: "600 Exemplare unseres Programms haben wir an Betriebsräte geschickt." Die Resonanz war verschwindend gering. "Da bringt eine Meldung in der Zeitung wesentlich mehr Öffentlichkeit."
Giebel ist einer der Mitbegründer der Akademie. "Wir waren alle in der Erwachsenenbildung tätig", sagt er. Vor gut drei Jahren gegründet, begann der Verein zunächst mit einigen Kursen. "Wir wollten einen Bereich abdecken, der bislang brach lag." Und das waren Angebote im Ausland. Den Gründern und Helfern kam es gelegen: "Wir haben ohnehin keine eigenen Räume, müssen uns sowieso irgendwo einmieten."
Mit der Fernweh verfolgt Giebel allerdings auch pädagogische Ziele. Der Bildungsurlaub vor der Haustür bringe wenig. Nach dem Unterricht kehre man zurück ins streßbelastete Umfeld, könne zudem die gerade gewonnenen Sprachkenntnisse nicht anwenden. Draußen, in der Ferne, "da ist doch die Motivation ganz anders". Und wer will, könne eine Verlängerungswoche dranhängen. Die allerdings wird dann vom Urlaubskonto abgebucht. Und was sagen die Arbeitgeber dazu? "Mir sind da keine Schwierigkeiten bekannt." Im Gegenteil: Immer mehr Firmen akzeptierten den Bildungsurlaub ohne Murren, hätten erkannt: Wer da mitmacht, ist motiviert. Schließlich profitiere auch der Unternehmer von den neu erworbenen Kenntnissen eines Bediensteten. Wissen in verschiedenen Sparten anzueignen, ist das Programm der Akademie. Sprachkurse machen dabei den größten Teil aus. Spanisch auf Mallorca, Italienisch am Gardasee oder auf Elba, Französisch an der Côte d'Azur, im Elsaß oder auf Korsika, Englisch auf Malta - Sprachen werden dort gelernt, wo sie ihre Heimat haben.
Insgesamt 159 Angebote hat die Akademie für das Wintersemester 1992 / 93 im Programm. An nahezu allen Zielorten gibt es auch Kurse in Psychologie und Gesundheit, geht es beispielsweise auch um Streß am Arbeitsplatz. Und um über Streß reden zu können, sagt Giebel, muß man einfach raus aus dem Streß.
Die Natur erleben, ökologische Zusammenhänge verstehen, das ist ein neues Betätigungsfeld. Ob Anfang August mit den Paddelbooten auf der Lahn etwas über Wasserqualität erfahren oder im November in Malta die Ökologie des Mittelmeeres kennenlernen - das Interesse an den Zusammenhängen auf unserem blauen Planeten wächst.
Gewachsen indes ist auch die Akademie. Die ersten Seminare wurden im Allgäu gehalten, sagt Giebel. Von dort schwärmten die Referenten halbtags aus, neue Ziele zu entdecken. Erst der Comer See, von da aus die Toskana, dann Elba, Korsika und Sardinien - überall fanden sich Unterkünfte und Räume zum Unterrichten. "Die meisten Tips kommen über Mundpropaganda. Wir haben nicht das Geld, überall lange herumzufahren und zu suchen."
Schwierig gestaltet sich ein anderer Teil der Seminare. "Wir versuchen, immer etwas über Landeskunde zu bringen." Die besten Referenten sind Einheimische. Doch die sprechen nicht immer deutsch. Und dann müssen eben die Lehrer der Sprachkurse als Dolmetscher fungieren. Barrieren abbauen, nicht nur in der Kommunikation - diese Devise hat Giebel für ein neues Angebot ausgegeben. "Von Freunden lernen" heißt das Seminar, erstmals Anfang November auf dem Programm. Die Teilnehmer sollen in einer kleinen Stadt in der Türkei erfahren, wie die Menschen dort leben, wie sie arbeiten, wie sie über Ausländer denken. Und daraus, so Giebel, könne jeder eine Menge Erfahrungen ziehen, auch für das Miteinander am Arbeitsplatz. kkü
KARLSRUHE, 13. Juli (KNA). Die Kritik des Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba, das jüngste Katholikentreffen in Karlsruhe sei zu pluralistisch besetzt und zu teuer gewesen, haben 21 Mitarbeiter der Geschäftsstelle des 91. Deutschen Katholikentags zurückgewiesen. Wer laut und öffentlich nachdenke ohne vorher nachzufragen, laufe Gefahr "zu irren und irrezuführen", heißt es in einem in Karlsruhe veröffentlichten Brief an Dyba. Der Erzbischof hatte in der Fuldaer Kirchenzeitung "Bonifatiusbote" den Veranstaltern des Katholikentages eine "Flucht in die Vielheit" vorgehalten und für das nächste Treffen 1994 in Dresden die Streichung von 1000 Veranstaltungen vorgeschlagen, um die so einzusparenden zehn Millionen Mark den armen Kirchen im Osten zur Verfügung zu stellen.
In ihrem offenen Brief fragen die Mitarbeiter, ob Dyba nicht gewußt habe, daß die Gelder zur Finanzierung von Katholikentagen zweckgebunden seien und deshalb auch bei Einsparungen nicht dem Aufbau der Kirchen im Osten zur Verfügung stünden. Die von Dyba anerkannten "wertvollen Begegnungen" mit den Christen aus dem Osten Europas seien in Karlsruhe nur deshalb möglich geworden, weil der Katholikentag nahezu sämtliche Kosten für deren Reise, Unterkunft und Verpflegung übernommen habe.
In der Reihe "Hessen macht Schule" ist die Broschüre "Grundschulen mit besonderem Profil" erschienen. Sie ist ab sofort kostenlos über das Kultusministerium (Pressestelle) in Wiesbaden, Luisenplatz 10, erhältlich. Sieben Grundschulen aus Nord-, Mittel- und Südhessen kommen zu Wort.
BERLIN, 17. Juli (epd). Die "rückhaltlose" Öffnung der ostdeutschen Kirchenarchive hat der Berliner Kirchenhistoriker Gerhard Besier gefordert. Neben den Berichten des Staatssicherheitsdienstes seien auch diese Archive für die Beurteilung von Stasi-Kontakten notwendig, heißt es in einer Antwort Besiers auf einen offenen Brief des Greifswalder Konsistorialpräsidenten Hans-Martin Harder.
In dem Schreiben wird Harder, den der Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe Anfang Mai als einen seiner acht kirchlichen "Mitstreiter" vorgestellt hatte, von Besier aufgefordert, sein Verhalten zu erklären. "Es ist an Ihnen, die eingegangenen Kompromisse darzulegen und dafür die Verantwortung zu übernehmen", schreibt Besier. Er solle dabei ein "aufmerksamer Zuhörer" sein, der seine Urteile "gegebenenfalls" auch revidiere. Harder hatte Besier unter anderem vorgeworfen, dem Mißbrauch seines Buches "Pfarrer, Christen und Katholiken" über die Stasi-Kontakte kirchlicher Mitarbeiter nicht energisch genug entgegengetreten zu sein.
HOCHTAUNUSKREIS. Zu den botanischen Besonderheiten des Vordertaunus gehört die Eß- oder Edelkastanie. In einem weiten Bogen spannt sich ihr Verbreitungsgebiet entlang dem südlichen Taunushang vom Rheingau über Bad Homburg bis Bad Nauheim. Interessant sind dabei vor allem die Kastanienhaine im Kronberger Raum. Sie sind die nördlichsten geschlossenen Vorkommen.
Daß der Baum im Vordertaunus so gut gedeiht, liegt an den natürlichen Gegebenheiten. Ihr moderner Erforscher, Professor Heinrich Dapper, hat sie als "Charakterbaum" des Kronberger Raums bezeichnet. Möglich machten dies verschiedene klimabegünstigende Faktoren: die Lage an der Grenze von kontinentalem und Seeklima, die jährlichen Niederschläge von 600 bis 700 Millimeter, die den Boden trockener als üblich, aber feuchter als in der Ebene um Frankfurt halten, und die Taunusberge mit Feldberg und Altkönig, die die regenreichen Nordwestwinde abhalten.
Doch wie kommt der Baum überhaupt in unseren Breitengrad? "Den hat ein Kronberger Ritter zur Zeit der Kreuzzüge aus Kleinasien mitgebracht", gibt Hanna Feldmann, die Vorsitzende des Kronberger Heimat- und Geschichtsvereins, eine alte Sage wieder. Vielleicht hat sie recht. Es würde zumindest das große Interesse der bei uns lebenden Türken an den Kronberger Früchten erklären. Wie andere Arbeitsemigranten eilen sie in Scharen herbei, wenn im Herbst die Edelkastanien reif werden.
Es gibt verschiedene Meinungen, seit wann die "Keste" oder "Käste" genannte Eßkastanie im Taunus gedeiht und wer sie aus dem Mittelmeer hierhergebracht und eingebürgert hat. Etwa die Römer? Bäume im Taunus Bei ihren Legionären waren die Früchte Bestandteil der Nahrungsmittelration. Und schließlich haben sie ja auch Wein, Mandel- und Walnußbaum mit in den kalten Norden genommen.
Auf jeden Fall scheint der Baum, dessen ursprüngliche Heimat wohl Kleinasien gewesen ist, bereits vor 1389 eine wichtige Rolle in Kronberg gespielt zu haben: In den Berichten über die Schlacht zwischen den Frankfurtern und der Kronberger Ritterschaft heißt es, daß die Frankfurter dem Gegner die Fruchtbäume geschält hätten, um sie wirtschaftlich zu schädigen. Bis in das 19. Jahrhundert zählte die Kastanie zu den "Volksnahrungsmitteln". Auch in den Hungerzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg spielten die Kastanien eine wichtige Rolle.
Geschätzt werden die Eßkastanien bis heute. Die Kronberger mögen sie am liebsten als Eintopfgericht mit Schweinebauch oder kleinen Klößen aus Bratwurstteig; die Frankfurter schwören auf mit Eßkastanien gefüllten Gänsebraten. Goethe wollte auch in seiner Weimarer Zeit nicht auf sie verzichten und bezog sie durch die Vermittlung seiner Mutter von den Kronbergern Johann Ludwig Christ und Johann Isaak Gerning.
Abwärts ging es mit den Kronberger Eßkastanien, als nach dem Bau der Gotthard-Bahn (1882) italienische "Maroni" als billige Konkurrenz auf den hiesigen Markt kamen. Erst in jüngster Zeit werden die weißen stärkereichen, ölhaltigen und süßlich schmeckenden Kerne wieder als Delikatesse gefragt.
Auch das hat das Wegsterben der biologischen Rarität verhindert: 1878 standen in der Kronberger Gemarkung 5200 ertragsfähige Bäume. "Heute", schätzt Feldmann, "dürften es noch etwas über 2000 sein." Zu den schönsten gehören etliche der 170 Einzelbäume in Parks und Grünanlagen. Ein Alter von 200 Jahren ist bei ihnen keine Seltenheit. Das dickste Exemplar mit 5,7 Meter Stammumfang können Baumfreunde in der Nähe des Opelzoos bewundern.
Das Holz der Eßkastanie ist dauerhaft und läßt sich ähnlich wie Eichenholz verwenden. In Kronberg spricht man deshalb von der Kastanie auch als der "Kronberger Eiche". Vielen Häusern gab sie das Stützkorsett. Feldmann: "Für die Fachwerkkonstruktionen ist früher gerne die Kastanie genommen worden."
Kastanien sind stattliche Bäume, die bis zu 500 Jahre alt werden können. Dabei erreichen sie eine Höhe von 35 Meter und einen Stammesumfang von 13 (!) Meter. Charakteristisch sind die schmalen, gezackten Blätter, die bis zu 20 Zentimeter lang sind. Zur Zeit geben die Kastanien ein besonders tolles Bild ab: "Wenn die Sonne draufscheint, sehen sie wie explodierende Wunderkerzen aus", findet Feldmann. Ursache sind die gelben Blütenähren, mit denen sich das Buchengewächs jetzt schmückt. Sie wurden früher gerne als Strohersatz genommen.
Weil die Blütezeit mit der Kerb zusammenfällt, sagen alteingessene Kronberger auch: "Es riecht nach Kerb!", wenn der süßlich-herbe Duft wieder die Stadt durchströmt.
Üppige Obsternte sorgt in diesem Jahr für Comeback einer klassischen Vorratsmethode Jetzt geht's wieder ans Eingemachte Freude an vollen Gläsern Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter
etzt geht es wieder "ans Einge machte". Wo die Bäume und Sträu cher in diesem guten Jahr prallvoll
Auch jüngere Hausfrauen oder -männer entdecken wieder den Wert des eigenen Vorrats. Wie zu Großmutters Zeiten stehen sie am Herd, die "Meßlatte" des Thermometers genau beobachtend, bis die 100 Grad fürs Steinobst erreicht sind. Es macht einfach Spaß, wenn dann die vollen Gläser im Kellerregal stehen. Und das erste Brötchen mit hausgemachter Sauerkirsch-Marmelade (ein Schuß Portwein ist drin!) ist ein naturreines Geschmackserlebnis. "Der Umsatz an Einkochtöpfen und Kesseln samt Zubehör und Einkochgläsern ist sprunghaft gestiegen", berichten die Verkäuferinnen in den Haushaltsabteilungen der Kaufhäuser. Kleine Einkochgläser sind da und dort ausgegangen. Ansonsten aber gibt es die ganze Palette wie zu Großmutters Zeiten. Nur, daß die teuren Einkochtöpfe heute aus Stahl sind, mit Plastik-Einsätzen zum Früchte-Entsaften. Und weil sie auch nicht so recht auf die zu kleinen Kochplatten moderner Herde passen, werden sie im Boden elektrisch beheizt. Für so einen "Selbstkocher" muß man schon 300 Mark und mehr berappen. Doch gibt es auch noch die preiswerteren Emaille- oder Zink-Einmachtöpfe mit dem Loch im Deckel, in dem das lange Thermometer steckte. Darauf konnte - je nach Rezept und Obst- oder Gemüsesorte waren die roten Striche angegeben - der Zeitpunkt abgewartet werden, bei dem die Gläser mit den Gummiringen so dicht waren, daß sie jahrelang stehen konnten.
Ursula G. erinnert sich noch an ihre Jugend bei der Mutter und an ihre späteren Einkochkünste für die eigene Familie nach dem Krieg: "Da gab es noch den holzbetriebenen Herd mit der großen Heizfläche und den herausnehmbaren Eisenringen." Integriert im Herd war der Vorratsbehälter mit Heißwasser, der Durchlauferhitzer von anno dazumal. "Ob Kirschen oder Stachelbeeren, Äpfel, Birnen, auch Sauerkirschen, ob die selbstgepflückten Heidel- und Preiselbeeren aus dem Wald: Da wurden bis zu 100 Gläser für den Winter ins Regal gestellt." Zum Apfelmus, mit Zimt verfeinert, schmeckten vor allem die Reibekuchen.
"Das Putzen der Stachelbeeren war eine Heidenarbeit", erinnert sich Ursula G. Da mußten schließlich die spitzen, kleinen Stacheln abgezwackt werden. Und einen Eimer Sauerkirschen "von Hand" zu entkernen, Stück für Stück, "da geht heute ein Fernsehabend drauf", erinnert sich die 56jährige. Und auch die Hagebuttenmarmelade sei stets "ein Akt gewesen, weil die Dinger so jucken".
Schnittbohnen, saure Gurken, Kohlrabi, auch Spargel oder die seinerzeit noch nicht verseuchten Waldpilze waren ebenfalls gefragt. Es war der Stolz jeder Hausfrau, gerade unter armen Leuten, sich solche Vorräte zu schaffen.
Für manch einen, der anno '92 einmacht, ist das Thema Umwelt, auch die Angst vor einem zweiten Tschernobyl, durchaus auch eine Motivation, sich derart zu versorgen. Und noch eine Gewiß- heit haben diese Leute: Konservierungs- und andere Fremdstoffe sind nicht im Glas, wenn die Ernte "ungespritzt" war.
Der Umgang mit Gläsern, Gummiringen und Klammern ist schnell gelernt. Recht beliebt sind die Einmachgläser mit zudrehbaren Deckeln, wobei der eigentliche Innendeckel vom Schraubrand getrennt ist. Kocht man in diese "Dosengläser" ein, so erläutert es die Verkäuferin, "muß man sie allerdings nach dem Kochen zehn Minuten auf den Kopf stellen". Danach ist das Vakuum erreicht.
Anna Z. beispielsweise, 71 Jahre alt und in Preungesheim zu Hause, macht heute noch ihre "Zwetsche-Marmelade" wie im Elternhaus früher auch: Auf fünf Pfund dieser Früchte kommen anderthalb "bis höchstens zwei Pfund Zucker". Sie entsteint die Zwetsche am Vorabend, "dann zieht der Zucker die Nacht über gut rein, es bildet sich eine dicke Brühe". Am nächsten Tag kochen.
"Ich mach' es mir beim Gemüse-Einkochen noch einfacher", sagte uns eine andere Hausfrau. "Es braucht gar keinen Einmachtopf. Ich stell die Gläser in die Backröhre, die Bratensaftpfanne mit Wasser gefüllt. Das geht genauso gut wie mit teurem Einkochgerät."
(Siehe auch Beiträge "Latwerge . . . " und "Gelee, Mus . . . ")
30 Dozenten auf Honorarbasis, ein Dutzend ehrenamtlicher Helfer und kein Büro - so läßt sich die "Akademie für Weiterbildung" beschreiben.
Seit drei Jahren bietet der Verein Bildungsurlaube in sechs europäischen Ländern an - Tendenz steigend. Inzwischen stehen 159 Kurse und Seminare auf dem Programm.
Informationen erteilt die Akademie in Hattersheim unter der Rufnummer 06190 / 71823 täglich ab 15 Uhr. Außerdem gibt es ein Servicetelefon, an dem sich die Mitarbeiter abwechseln. Dieser Bereitschaftsdienst ist unter Tel. 0161 / 361-8787 zu erreichen. kkü
Trotz aller Appelle aus den Ministerien, gutgemeinter Empfehlungen und ungezählter Broschüren: Bildungsurlaub ist für viele Arbeitnehmer ein Fremdwort. Gerade mal 1,5 Prozent der Beschäftigten machten 1990 von diesem Recht Gebrauch. Dabei stehen jedem Arbeitnehmer, Mann oder Frau, unabhängig vom Alter fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr zu. Möglich ist zudem, den Anspruch aus dem vergangenen Jahr übertragen zu lassen. Mehr als zehn Tage gibt es allerdings nicht.
Wer einen Bildungsurlaub machen möchte, legt dem Arbeitgeber den Anmeldeschein eines anerkannten Anbieters vor. Lediglich aus "dringenden betrieblichen Erfordernissen" kann die Teilnahme verweigert werden. Allerdings besteht dann die Möglichkeit, auf einen anderen Termin auszuweichen. Die Kosten für den Bildungsurlaub zahlt der Arbeitnehmer aus eigener Tasche; das Gehalt jedoch läuft weiter.
In Hessen sind mehr als 200 Träger von Bildungsurlauben anerkannt, darunter Kirchen, Gewerkschaften, Verbände und gemeinnützige Vereine. Sie haben 1990, so die Statistik des Sozialministeriums, knapp 3000 Seminare angeboten, an denen knapp 30 000 Frauen und Männer teilnahmen.
Zum Thema "Bildungsurlaub in Hessen" hat das Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung eine Broschüre herausgegeben. Sie informiert über die rechtlichen Grundlagen, listet zudem sämtliche anerkannten Träger auf. Angefordert werden kann das Heftchen beim Sozialministerium (Dostojewskistraße 4 in 6200 Wiesbaden, Telefon 0611 / 8171). kkü
Die Gruppe "Kalina Krasnaja" spielt zu Hause Rock und in Deutschland Folklore
Riesen-Balalaika aus St. Petersburg
Nicht nur Andenflöten, Gitarren und Geigen erklingen auf der Zeil - zur Zeit sorgen Balalaikaklänge für musikalische Verstärkung in der Einkaufsstraße. Die Gruppe "Kalina Krasnaja" aus St. Petersburg ist mit ihrer modern verpackten Folklore nicht zu überhören, aber auch nicht zu übersehen - ihr "Vorzeigeinstrument" ist eine Riesenbalalaika von fast zwei Meter Höhe.
Die fünf Hobby-Musiker spielten bereits 1991 einen Tag auf Frankfurts Straßen. Diesmal haben sie eine Woche eingeplant. "Danach geht es weiter nach Dortmund, Hannover und Berlin", erzählte Wassili R., der als einziger ein bißchen deutsch spricht, zwischen zwei Liedern.
Russische Volksmusik spielen die fünf jungen Männer nur in Deutschland - zu Hause, in St. Petersburg, sei eher Rockmusik gefragt. Dazu fehle ihnen allerdings die Zeit, denn normalerweise arbeiten Wassili und zwei seiner Freunde als Schauspieler. Mit Straßentheater hatten sie vor drei Jahren zu dritt ihr erstes Gastspiel. Mit der Erkenntnis, daß deutsche Zuschauer russische Musik leichter verstehen als russisches Theater, kam die Idee, sich als Musiker zu versuchen. Ausgerüstet mit Balalaikas, Akkordeon und Geige und um den Bauarbeiter Andrej G. und den Busfahrer Alexej L. verstärkt, schlug so die Geburtsstunde von "Kalina Krasnaja".
Mit dem Resultat ihres "Arbeitsurlaubs" sind die Musiker einigermaßen zufrieden: Da sie in allen Städten bei deutschen Freunden wohnen können, kann das erspielte Geld größtenteils gespart werden. Trotzdem "könnte es besser sein", meinten die Peters- burger.
Am 15. September soll es zurück nach Rußland gehen. Trotz aller wirtschaftlichen Probleme in ihrer Heimat können sich Wassili und seine Freunde auf Dauer ein Leben in der Bundesrepublik nicht vorstellen: "Wir haben doch alle unsere Familien in Rußland. Aber wir wollen gerne noch viele Male wiederkommen." ek
FLÖRSHEIM. Die Ansichtskarte lügt. Die Landschaft ist schön und weit. Und das Panorama ist die Wucht: Hinter der Bad Weilbacher Schwefelquelle ragen die Gipfel des Taunus empor, als sei der Feldberg der Watzmann. Willy Hochheimer, Heimatforscher aus Passion, grinst: Tja, die Postkarten-Idylle!
150 Jahre ist das her, daß ein flotter Zeichner Phantasie und Feder freien Lauf ließ. Damals, da war Bad Weilbach ein Kurort, reisten Menschen an, ihre Leiden zu lindern, sich an der Quelle zu laben, flanierte man im Gehrock und Hemdkragen um den Brunnen. Heute trägt Leggings oder Shorts, wer sich an der Schwefelquelle die Flaschen füllt. Die sprudelt unermüdlich seit mehr als 200 Jahren. Ihr Wasser stinkt wie eh und je, wer jedoch einmal auf den Geschmack kam, der stört sich wenig am Geruch.
"Wisse Se, wir komme schon seit zig Jahrn her." Acht Flaschen im Korb, füllt sich das Flörsheimer Ehepaar die nächste Ration ab. Und wie lange reicht das? "Vier, fünf Tage, mehr aber net." Die Quelle ist Treffpunkt, aber kein Tempel für Heilwasser-Gurus. "Es gibt doch nix besseres fürn Dorscht", wischt der Mann jedewede medizinsche Begründung wie die Tropfen von der Flasche.
Freilich, es muß was dran sein am Weilbacher Wasser. Oder besser drin. Schwefel ist's, gebunden in verschiedenen Formen. Und der gibt dem Wasser den Geruch. Ein Aroma, das dereinst Arbeiter schreiend davonrennen ließ.
Als nämlich, erzählt Willy Hochheimer, vor weit mehr als 200 Jahren bei Bad Weilbach nach Kohle gebohrt wurde, da trafen die Leute in einer Tiefe von etwa neun Metern auf die Schwefelquelle. Frisch angezapft, sprudelte das Wasser im hohen Bogen aus dem Bohrloch, besudelte die Arbeiter. Und die, den Schwefel in der Nase, ergriffen die Flucht, kehrten nie mehr zurück: "Die glaubten, sie hätten dem Teufel das Hirn angestochen."
Der Aberglaube war bald dem Glauben an die Heilkraft des Wassers gewichen. In einem Schreiben vom 4. Juli 1783 bat Hofkammerrat Koenig "seine kurfürstlichen Gnaden gnädigst um Entschließung". Es solle "die Schwefelquelle bey Wickert gefasset und mit einem leichten Strohdache verwahrt werden, sobald das Gutachten der Medizinischen Fakultät über die Bestandteile dieses Wassers eingegangen sein wird. Das Graben auf Steinkohlen in dasiger Gegend bleibet dann noch bishin September ausgesetzt."
Die Schwefelquelle in Weilbach war erstmals erwähnt. Hochheimer indes hat Indizien früheren Datums: In einem "Beethbuch" aus dem Jahre 1650 ist vom Faulborn die Rede, gibt es Berichte von heilendem Wasser. "Mit Aussatz oder faulen Geschwüren behaftete seyen an diesem Faulbrunnen, wenn sie dessen Wasser tranken, und sich öfters mit demselben ihre Schäden wuschen, genesen." 1783 stimmte der Kurfürst zu: Die Quelle wurde gefaßt, Bad Weilbach war entsprungen. 50 Jahre später bekam der Brunnenverwalter ein Haus, weitere fünf Jahre darauf entstand das Kurhaus, das 150 Gästen Platz bot.
Zu spät für einen prominenten Zeitgenossen: Goethe hatte 1814 einen kräftigen Schluck genommen, den Quell für gut befunden. Jedoch, ihm fehlte es am Bade, er mißte Wannen und andere Annehmlichkeiten. Bad Weilbach konnte so anderen Bädern nie das Wasser reichen: 402 Gäste im Jahre 1875 waren Rekord. Trotz Bade- und Inhalierhaus (gebaut 1874) kamen immer weniger - der Ort war aus der Mode gekommen. Und mit ihm auch das Wasser: Wurden um 1875 noch 200 000 Krüge abgefüllt und verschickt, ging der Versand zum Ende des Jahrhunderts ebenso in die Knie.
Wie weit der Ruhm einst drang? Willy Hochheimer greift ins Archiv, zückt ein Exemplar einer Schrift über die kalte Schwefelquelle zu Weilbach. Das Heftchen aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts trägt den Stempel einer Bibliothek in Helsingförs. Eine Bekannte hat ihm das aus Finnland mitgebracht. "Es ist eben die stärkste kalte Schwefelquelle in Europa."
Zurück zum Brunnen. Ein alter Mann schnuppert kräftig. "Ich weiß nicht, früher war noch mehr Saft und Kraft drin." Aber vielleicht trügen auch die Sinne. Seit 30 Jahren holt er sich seine Ration, berichtet von Menschen, die aus Köln, Limburg, Gießen und Aschaffenburg mit Kanistern anreisen. Damals, da hat ihm sein Arzt das empfohlen: Im Magen hatte er's. Doch das ist vorbei und vergessen. Dem Wasser aber ist er treu geblieben.
Die Frau mit dem Plastikkanister hat ihre eigene Indikation: "Ich nehm's zum Kochen, besonders für Eintöpfe." Das Gemüse wird weich und zart. Und auch der Kaffee bekommt ein tolles Aroma, schwärmt sie. Außerdem sei's gesund.
"Ja, stimmt", bestätigt der Mann und erinnert sich an den Schwefelwasserdoktor in Flörsheim. Der soll seine Patienten zur Quelle geschickt haben. Ob sie's an Magen, Leber oder Galle hatten: "Trinkt das Wasser, hat er gesagt." Und wenn einer Ausschlag oder Eiterpickel hatte, sollte er sich an der Quelle waschen, die Salze abkratzen und auf die Haut schmieren. "Ich kenne viele, denen es geholfen hat", sagt der Alte. "Doch die" "sind auch schon tot." Er spricht's, nimmt einen Schluck und zieht dahin.
Immer wenn die Ampel auf Rot springt, ist der Pfiff zu hören. Früher Abend am Eschenheimer Tor, die Jungs sind wieder unterwegs. Ein Pfiff, und der Blick in die Autos sortiert, wer als Kunde in Frage kommt und wer nicht: für ein paar Gramm, gut abgepackt, durch die Scheibe gereicht, das Geld möglichst passend. Das Geschäft mit der Droge ist flugs abgewickelt. Die Ampel springt auf grün, weiter geht's.
"Ein Drogen-Drive-in" sei die Große Eschenheimer geworden, findet ein Ladeninhaber. Seit sechs Wochen beobachte er die Szenerie, Abend für Abend, "immer so ab 17.30 Uhr": Drei junge Männer warten am Rande der Fahrbahn auf die Rotphase der Ampel, auf die Sekunden für den schnellen Deal. Der Geschäftsmann befürchtet, daß "sich das ausdehnen könnte". Und daß seine Kunden Anstoß nehmen werden.
"Das Problem", berichtet Polizeisprecher Peter Borchardt, "ist für uns nicht neu." Schließlich gebe es die Dealer-Szene in der Innenstadt schon lange. Früher sei ein Café an der Lorey-Passage für die Haschisch-Händler der Treffpunkt gewesen. Seitdem es dieses Lokal nicht mehr gebe, seien die Händler nach den Erkenntnissen der Polizei auf der Suche nach einem neuen Treffpunkt in unmittelbarer Nachbarschaft.
Ähnlich wie nun an der Großen Eschenheimer Straße hat es einen "Drogen-Drive-in" vor einiger Zeit an der Konstablerwache gegeben, erklärt Borchardt. "Mit der Verdrängung" der Süchtigen und Dealer aus der B-Ebene des Hauptbahnhofes und der Taunusanlage habe das aber "gar nichts zu tun". Die Szene ist eine andere. ing
Erfreulich war die Meldung, daß endlich auch in Deutschland ab 1. Oktober ein Halbpreis-Abonnement fürs Bahnfahren eingeführt werden soll (FR vom 1. 7. 1992 "Bahnfahren zum halben Preis"). Ich werde bestimmt zu den ersten Käufern gehören.
Allerdings habe ich die Befürchtung, daß die Bahn bei der Vereinfachung der bisherigen Tarife das Kind mit dem Bade ausschütten wird. Bei der Rosaroten Streckenkarte (zehn Fahrten) zum Beispiel: Diese gewährt nicht nur eine Ermäßigung (was durch die Bahncard aufgewogen wird), sondern erspart den Vielfahrern auch das minutenlange Schlangestehen am Schalter, da Mann oder Frau die Fahrt vor dem Einsteigen selbst einträgt.
Daher mein Tip an die Bahn: Rechtzeitig mehr Personal an die Schalter - oder Umwandlung der Rosaroten Streckenkarte in eine Halbpreis-Zehnerkarte. (Beim Auto muß ich ja auch nicht immer erst den Tankwart aufsuchen, bevor ich losfahren darf.)
Hans Müller, Frankfurt am Main
Als Virologe freue ich mich, in einer Tageszeitung einen so informierten Artikel über die Gefahr HIV-Aids zu lesen wie "Wo Aids verdrängt wird und die Gefahr wächst" (FR vom 1. 7. 1992). Allerdings sind im Text einige Akzente falsch gesetzt:
Wegen der langen Inkubationszeit sind die allermeisten Aids-Betroffenen "HIV- Infizierte", also Patienten, die (noch!) keine Symptome zeigen und von ihrer Krankheit gar nichts wissen. Ihnen allen steht aber das Vollbild Aids bevor, wenn nicht gerade ein pharmazeutisches Wunder eintritt. Eingermaßen verläßliche Zahlen gibt es in Deutschland aber nur für die bereits Erkrankten ("Aids-Fälle"). Die Zahl der symptomlosen, zumeist ahnungslosen HIV-Inifizierten ist dem Bundesgesundheitsamt (BGA) vollkommen unbekannt, es gibt nur vage Schätzungen.
Bekannt ist lediglich die Zahl jener wenigen Infizierten, die freiwillig einen Test machen und deren Testergebnis dann auch tatsächlich weitergemeldet wird. Die Gesamtzahl der HIV-Infizierten müßte (nach dem Dreisatz) erst auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet werden.
Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Geschlechtskrankheit Aids auch bei uns zunehmend heterosexuell übertragen wird: Die meisten Angehörigen der "alten" Risikogruppen stellen nämlich ein Infektionsrisiko für die Normalbevölkerung dar (sogenannte "Gefährdungsgruppen"): Nicht nur infizierte Bisexuelle, Drogenabhän- gige, Bluter und Transfusionsempfänger tragen den Erreger in die heterosexuelle Bevölkerung, sondern auch Infizierte, die aus Endemiegebieten (unter anderem Schwarzafrika, Karibik, SO-Asien, Südamerika) zu uns kommen, nicht zu vergessen die europäischen Sex-Urlauber in Bangkok, Kenia oder der Karibik.
In Staaten wie Italien, Spanien, Belgien, Österreich, Irland, Jugoslawien gehören aber schon seit mehr als 10 Jahren 75 bis 90 Prozent der HIV-Infizierten diesen "Gefährdungsgruppen" an, in Deutschland etwa 50 bis 60 Prozent. Dies geht aus der Einteilung der heute Erkrankten, vor etwa 10 Jahren aber bereits Infizierten, in "Risikogruppen" hervor.
Es konnte deshalb niemand ernstlich die Hoffnung hegen, die HIV-Epidemie würde sich irgendwie "von selbst" auf die Schwulen und Junkies beschränken.
Das Verhältnis infizierter Männer zu infizierten Frauen gilt als Indiz für den Anteil heterosexuell Infizierter. In Deutschland sank es im Laufe der letzten 8 Jahre kontinuierlich von 50:1 (Aids-Fälle vor 1984) auf 2,6:1 (neuinfizierte Twens 1988)! In New York übersteigt die Zahl neuinfizierter jungen Frauen seit langem die der Männer.
Die Zahl der (nach freiwilligen Tests) monatlich neu diagnostizierten Fälle von HIV-Infektionen in Deutschland nimmt keineswegs ab, der Anteil der heterosexuell Infizierten unter ihnen nimmt massiv zu. Es ist abzusehen, daß binnen weniger Jahre die meisten Neuinfizierten (auch in Deutschland) "Menschen wie du und ich" sein werden.
Dr. Gunther Kümel, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
"Gehören die Nachbarn des Zentrums zu den Verlierern?", fragt Martin Krauß in der FR vom 4. 7. 1992 "am Beispiel Süd- und Mittelhessens" und stellt fest: "Mittelhessen hat gemäß dem Regionalen Raumordnungsplan eine Entlastungsfunktion für Südhessen zu erfüllen. Diese konnte in Mittelhessen in bezug auf die Arbeitsplatzentwicklung bisher nicht realisiert werden. . . . Das bisherige Angebot raumordnerisch abgestimmter preisgünstiger Flächenreserven in Mittelhessen hat nicht dazu geführt, daß der erwartete, sogenannte Überschwappeffekt von Betrieben von Süd- nach Mittelhessen stattfindet, mit Ausnahme des Raums Limburg."
Dieser Einschätzung kann nicht zugestimmt werden: Gerade in der letzten Boom-Phase ist der "Überschwappeffekt" deutlich erkennbar:
Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigen Arbeitnehmer von Ende 1984 bis 1990 in der Metropole Frankfurt a. M. um 12,8 Prozent gestiegen ist und im gesamten Regierungsbezirk Darmstadt um 13,9 Prozent, lag der Beschäftigtenanstieg im Regierungsbezirk Gießen mit 14,6 Prozent deutlich höher.
Und es ist beileibe nicht nur der "Raum Limburg", der boomt:
Nur der Landkreis Marburg-Biedenkopf hatte mit 12,6 Prozent eine (leicht) geringere Beschäftigtenzunahme als die Stadt Frankfurt a. M., in allen anderen Landkreisen Mittelhessens war das Beschäftigtenwachstum höher als in der "Metropole Frankfurt".
Bernd Hausmann, Hofheim-Lorsbach
Da gibt es einen Landrat im Landkreis Fulda, der permanent seine "grünen" Wohltaten im Kreis medienwirksam verbreiten und sich gerne als obersten Umweltschützer feiern läßt. Gleichzeitig duldet er die Betreibung einer illegalen Deponie im Biosphärenreservat (FR vom 4. Juli 1992 "Strafanzeige gegen den Landrat"). Vorne den Mund voll "grüner" Sauce und hinten (heimlich) den Dreck rauslassen.
Dieser Landrat gehört abgesetzt - auf die illegale Deponie; und der HGON gebührt der Umweltschutzpreis des Kreises Fulda, dann wäre im Kreis Fulda zumindest die Welt wieder in Ordnung.
Diethelm Schäfer, Künzell
Die Auseinandersetzung von Wolfram Schütte mit Salman Rushdie haben wir mit Interesse gelesen (FR vom 4. Juli 1992 "Verteidigung der Bastarde"). Salman Rushdie ist leider kein Einzelfall.
Iranische Schriftsteller im Ausland haben unterdessen in einem Flugblatt ebenfalls ihre Solidarität mit Salman Rushdie ausgedrückt.
Das hat die iranische Zeitung Kayhan am 1. Juni 1992 zum Anlaß genommen, ihre Angriffe gegen die Intellektuellen in einem Artikel mit "Iranische Verteidiger von Salman Rushdie sind Anhänger des moralischen Verfalls" zu titulieren.
Die iranischen Schriftsteller, die westliche Werte verträten, verbinde nichts anderes als die Gegnerschaft zum Islam und zur Islamischen Republik Iran. U. a. heißt es:
"Es soll keinesfalls der Eindruck entstehen, wir seien für Unterdrückung von Kultur und Gedankenfreiheit - niemals! Aber hatte Salman Rushdie mit seinen 'Satanischen Versen' je vor, eine Meinung - und sei sie auch gottlos - zu äußern?
Sein Buch ist weder eine Erzählung gottloser Gedanken, noch bringt es Argumente gegen die Religion, . . . sondern es handelt sich um eine politische und kulturelle Meinungsäußerung gegen die Islamische Revolution im Rahmen eines Romans. Es stellt die Mißachtung des Glaubens einer Milliarde Moslems auf der Welt dar.
Dieses Buch läßt sich nie als künstlerisch bezeichnen oder mit künstlerischen Maßstäben bewerten - . . ."
M. Rati (Vorstandsmitglied Liga zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran), Berlin
Mein Tip: überlassen Sie den Streß ganz einfach den Kassiererinnen oder Marktleitern, die lieben Kleinen davon zu überzeugen, daß Mama / Papa die Ware nicht kaufen will und sie deshalb die Ware nicht mitnehmen dürfen (FR vom 23. 6. 1992 "Quengelware an den Kassen - Handel enttäuscht Verbraucher"). Ich wette, innerhalb von 3 Wochen ist die Quengelware verschwunden. Ich jedenfalls hatte damit hervorragenden Erfolg.
Wolf-Henrik, Nückell, Frankfurt/M.
Das ist es, was einen so mutlos macht, daß es immer wieder Menschen gibt, die so selbstherrlich, egozentrisch und eindimensional urteilen, wie der "Philosoph" Dr. Werner Rügemer in dem Artikel der FR vom 2. 7. 1992 "Im Indianer-,Paradies' herrschten Diktatur und Kannibalismus" über "linke Mythen" aus dem vorkolumbischen Amerika.
Es gibt keinen ernstzunehmenden Historiker, der an "Vorstellungen vom paradiesischen vorspanischen Amerika" festhält.
Vielmehr lassen sich Dutzende von Publikationen nachweisen, deren Autoren durch differenzierte Analysen der vielschichtigsten Phänomene versuchen, auf die Frage zu antworten, wie es möglich war, daß die Europäer mit geringem Einsatz an Menschen und Waffen hochentwickelte und gut bewaffnete Reiche in wenigen Jahren besiegen und zerstören konnten.
Wenn jemand den Genozid damit rechtfertigt, daß die zerstörten Kulturen sowieso dekadent waren, dann liegt der Gedanke nahe, denjenigen zu fragen, ob nicht vielleicht auch die europäischen Juden am Holocaust selbst schuld waren.
Brigitte Lemke, Frankfurt am Main
DÜSSELDORF. Fast schon schmachtend machen zwei Frauen ein fernes Grollen als Beethovenmusik aus. Beim Näherkommen entpuppt es sich keineswegs als Freude schöner Götterfunken. Vielmehr entlädt ein deutscher Zeppelin - wir befinden uns im Kriegsjahr 1916 - seine Bombenladung nicht weit von jenem einem Schiff nachgebauten Landhaus, das sich der ehemalige Kapitän Shotover in Sussex erbaut hat. Und da er selbst schon längere Zeit an einer Art Overkill für die Menschheit gebastelt und einige Stangen Dynamit in einem Nebenhaus gestapelt hat, löst die dort explodierende Bombe eine kleine Apokalypse aus.
Doch die Gesellschaft, die sich in lauer Sommernacht in dem Schiffsbau versammelt hat, überlebt die insgeheim herbeigesehnte Katastrophe. Nur die beiden vor dem Zeppelin in die Kiesgrube Geflohenen finden dort den Tod. Sie markieren die Extreme des Erwerbstriebs inmitten einer Gesellschaft von privilegierten Müßiggängern: der knallharte Kapitalist und der ertappte Einbrecher, der die Angst der Gesellschaft vor einem Skandal in eine Bettelrunde zu seinen Gunsten umzusetzen verstanden hatte.
Mit dieser Pointe endet George Bernard Shaws 1920 uraufgeführte sarkastische Komödie "Haus Herzenstod". Ihr Titel bezieht sich zunächst auf das Schiffhaus des Captain Shotover, dem die junge Ellie diesen Namen gibt, weil dort einige Lebenslügen platzen. Er bezieht sich aber auch auf einen Ausdruck des schottischen Historikers Thomas Carlyle, der die Auswüchse des kapitalistischen Wirtschaftsliberalismus im 19. Jahrhundert als "heartbreaking nonsense" bezeichnet hatte. Ihm folgend, schrieb der spöttelnde Sozialist Shaw sein Stück als Spiegel einer gesamtgesellschaftlichen, in die abendländische Bewußtseinskatastrophe des Ersten Weltkriegs mündenden Entwicklung: Haus Herzenstod ist eine Chiffre für den Sinnverlust.
Den gestaltet Shaw frei nach dem Vorbild von Tschechows "Kirschgarten". Wie dort am Ende die Fällaktion im Kirschgarten das Ende einer Gesellschaft signalisiert, ist es hier die Explosion der Bombe - bezeichnenderweise versagt sich Shaw jeden Hinweis auf die nationale Identität der Angreifer aus der Luft, von negativer Wertzuordnung ganz zu schweigen. Ihm ging es um die Innenansicht einer morsch gewordenen britischen Gesellschaft.
Was der alte Captain als seine Suche nach dem siebten Grad der Konzentration bezeichnet, ist eine Flucht in den Alkohol. Die junge Ellie, von Shotovers Tochter Hesione auf das Schiff geladen, muß erkennen, daß der Mann, der sie mit seiner mirakulösen Lebensgeschichte fasziniert hat, Hesiones verlogener Gatte Hector ist. Shotovers zweite Tochter Ariadne kommt nach mehr als zwanzigjähriger Abwesenheit in Indien in die Heimat zurück und wird von Vater und Schwester nicht erkannt. Dafür hat sie als Schoßhündchen ihren Schwager Randall mitgebracht, was sie nicht daran hindert, mit Hector anzubändeln. Hesione wiederum macht sich über den Kapitalisten Mangan her, der die junge Ellie heiraten will. Selbst ihm, der kein Herz besitzt, widerfährt ein Herzenstod, als er von dem jungen Mädchen mit seinen eigenen Waffen der Menschenverachtung geschlagen wird. Da läßt er buchstäblich die Hosen runter.
Im übertragenen Sinn sind in Düsseldorf die Hosen von vornherein runter. Fred Berndt hat für seine Inszenierung die Bühne selbst entworfen. Statt eines Landhauses in Schiffsform sehen wir ein veritables, in die See ragendes Schiff: mit dem Bug - oder ist es das Heck? - weit ins Parkett gebaut. Vor einer der Luken, aus denen die meisten Personen ans Spieldeck kommen, steht ein großer Spiegel, in dem sich jeder in Pose wirft. So wird von Anfang an posiert, chargiert. Gunther Malzacher, nach zwei Jahrzehnten wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt, zerbrüllt den alten Captain über weite Strecken, Christiane Lemm als Ariadne muß die Salonlöwin mimen, Petra Redinger als Hesione die schlampige Sexschlange, Giulietta S. Odermatt als Ellie die Unschuld vom Lande, die später in den Zynismus und dann in den Mystizismus umsteigt. Ernst Alisch als Protokapitalist eifert ungeniert als Knallcharge daher, ein paar leisere Töne kommen von Wolfgang Rüters Hector und von Hans-Günther Müller als Ellies Vater. Statt Flöte spielt der vom Deutschen Theater Berlin kurzfristig eingesprungene Michael Schweighöfer als Randall Saxophon: ein bezeichnendes Symptom für diese Aufführung, der es an Geheimnis, Atmosphäre und erspielten Spannungsbezügen gleichermaßen fehlt. Mit ihrem boulevardesken Hang zur anschmeißerischen Vergröberung macht sie aus dem Düsseldorfer Schauspiel theaterästhetisch ein Haus Herzenstod. ULRICH SCHREIBER (Wiederaufnahme in der nächsten Spielzeit)
SAARBRÜCKEN, 12. Juli (AP). Die Forderung des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) nach einer Finanzspritze für sein Land in Höhe von 7,6 Milliarden Mark bis 1997 ist in Bonn auf Ablehnung gestoßen. Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen Borchert, bezeichnete Lafontaines Forderung im Saarländischen Rundfunk als unrealistisch.
"Das kann Bonn nicht leisten. Der Bund hat jetzt schon die Hauptlast beim Aufbau der neuen Bundesländer. Er kann nicht noch zusätzliche Lasten für das Saarland oder Bremen übernehmen", sagte Borchert. Das Haushaltsproblem des Saarlandes lasse sich nur über eine Neuordnung des Länderfinanzausgleichs und eigene Anstrengungen des Landes regeln. Vorrangig müsse der Bund in den neuen Bundesländern helfen.
Die SPD will die für den Straßenbau vorgesehenen Mittel in ein Programm zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fließen lassen. Um einen Verkehrskollaps vor allem in den Ballungsgebieten abzuwenden, müßten die Taktzeiten energisch verkürzt und Überfüllungen von Zügen vermieden werden, forderte Präsidiumsmitglied Christoph Zöpel jetzt in Bonn. Schon mit zwei Milliarden Mark, die im Bundesverkehrswegeplan für den Bau und Erhalt von Straßen vorgesehen seien, ließe sich der öffentliche Nahverkehr um bis zu 40 Prozent erweitern.
Ausdrücklich trat Zöpel für eine "autounfreundliche" Stadt ein. Tempo 30 solle flächendeckend innerhalb von Städten und Gemeinden eingeführt werden. Dies habe in den Versuchszonen die Verkehrsunfälle um bis zu 80 Prozent reduziert. Zwei Drittel aller Straßen in den Kommunen könnten fußgänger- und radfahrerfreundlich gestaltet werden, da sie nicht für den Durchgangsverkehr benötigt würden.
FRANKFURT A. M., 12. Juli (AP). Der Schwulenverband in Deutschland und die kirchliche Ordensgesellschaft "Societas Verbi Divini" streiten um das Namenskürzel SVD. Wie der Schwulenverband in Frankfurt am Main berichtete, ist er von der katholischen "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" aufgefordert worden, auf die Abkürzung zu verzichten, da diese sie für sich in Anspruch nimmt.
Der Sprecher des Schwulenverbands, Manfred Bruns, sieht aber keine Verwechslungsgefahr: Es sei "inhaltlich ausgeschlossen, daß unsere Veröffentlichungen mit Äußerungen der 'Gesellschaft des Göttlichen Wortes' verwechselt werden könnten. Wir sagen zwar immer die Wahrheit über die rechtliche und gesellschaftliche Situation der Schwulen, das göttliche Wort verkündigen wir aber wirklich nicht."
DÜSSELDORF, 13. Juli (dpa). Einen "Hungermarsch" aus der Dritten Welt in die reichen Industrieländer befürchtet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Zwischen den Entwicklungsländern und Industrienationen gebe es derzeit "Spannungen mit Explosivkraft", sagte DGB- Vorstandsmitglied Jochen Richert in Düsseldorf bei der Vorstellung der Zwischenbilanz "Fünf Jahre Nord-Süd-Netz" des DGB-Bildungswerks. Allein in den armen Ländern lebe eine Milliarde Menschen unterhalb des Existenzminimums.
Zur Überwindung der Spannungen seien "großzügige" Schuldenerlasse, eine zeitliche Streckung der Rückzahlungen sowie eine Verhinderung der Kapitalflucht erforderlich. Zudem müsse die demokratische Entwicklung in den armen Ländern gestärkt und die Korruption bekämpft werden.
ESSEN, 12. Juli (AFP). Der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) soll seit November 1951 von der Absicht der Alliierten gewußt haben, daß sie die ehemaligen deutschen Gebiete jenseits von Oder und Neiße niemals wieder zum Bestandteil eines vereinigten Deutschland machen wollten. Dies sagte der frühere nordrhein-westfälische Justizminister Diether Posser (SPD) dem sozialdemokratischen Pressedienst ppp im Gespräch über sein Buch "Anwalt im kalten Krieg". Adenauer und zwei seiner nächsten Mitarbeiter hätten über die Festlegung der Siegermächte geschwiegen und es damit zugelassen, daß die auf Ausgleich gerichtete Ostpolitik von Ex-Kanzler Willy Brandt (SPD) und des früheren Außenministers Walter Scheel (FDP) in den frühen siebziger Jahren "maßlosen Angriffen" ausgesetzt worden sei.
Nach Darstellung Possers haben die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs die deutschen Ostgebiete bereits bei der Potsdamer Konferenz 1945 aus der sowjetischen Besatzungszone ausgegliedert und unter polnische Verwaltung gestellt. Dies sei "immer unterschlagen worden". Im Vorfeld der Verhandlungen über den 1952 unterzeichneten Deutschlandvertrag sei es am 14. November 1951 zu einer entscheidenden Unterredung zwischen den drei westlichen Hohen Kommissaren und Adenauer gekommen. Dabei hätten die Westmächte eindeutig erklärt, daß sich der Begriff Deutschland nur auf die Bundesrepublik, die DDR und beide Teile Berlins beziehe.
Dies gehe aus Berichten über die Unterredung hervor, die deutsche Historiker nach der teilweisen Öffnung britischer und US-amerikanischer Archive Mitte der achtziger Jahre gefunden hätten. Erst im September 1989 sei in einem vom Auswärtigen Amt herausgegeben Band die von einem Mitarbeiter Adenauers verfaßte Niederschrift des Gesprächs von 1951 veröffentlicht worden.
Eine neue Lesefutterart ist anzuzeigen: das Sommerbüchlein. Gleichzeitig die Strand-, Sand-, Ferienanthologie, in der Verlage zusammenkratzen, was sie aus ihren Vorräten für hitzebeständig und irgendwie sommerlich halten.
Davon soll hier überhaupt nicht die Rede sein, das liest sich weg oder rutscht, fettig vom Sonnenöl, neben den Liegestuhl. Sommerbüchlein also. Es handelt sich dabei um eine kleine Literatur, die mit der größten verbliebenen saisonalen Utopie umspringt: dem Urlaubswahn. Dieser schüttelt die Menschen akut von ungefähr März bis September eines jeden Jahres. Ab März werden die Wünsche sortiert und der Inszenierung des Sommerurlaubs zugeführt. Nach der Wunscherfüllung zieht sich das dann "videomäßig" bis in den Winter, bis die Latenzphase im nächsten März dann mit neuen Urlaubshalluzinationen zu Ende geht.
Was sommerliterarisch bislang fehlte, liegt nun in der Form einer weiblichen Dreiecksferiengroteske vor. Die einschlägig von der Titanic her versierte Simone Borowiak begleitet als Ich-Satirikerin Frau Rettich und die Czerni nach Spanien, wo es der Verlobung der schönen Frau Rettich mit einem Originalspanier entgegengehen soll. Die Fast-Verlobte spricht famos Spanisch und verfügt über einen immensen Schatz landeskundlicher Einsichten. Das versetzt sie dann auch gleich in die Lage, auf das zu durchfahrende Frankreich in ungebremstem Chauvinismus einzudreschen. Der Franzose ist eine "echte Nationalistensau", klaut aus Kofferräumen und verfügt generell über den Mangel, kein Spanier zu sein. Das sich hier schon deutlich manifestierende Schöne an der "Sommerverlobung" ist der dreckige Diskurs der drei Reisenden.
Herrlich triumphiert wie bei Polts Italienreise die durch und durch stabile Ausrüstung mit knallharten Vorurteilen, tausendfach erprobtem Gequatsche über die fremde Umgebung. Im Licht solcher Gewißheiten erscheint die Sorge um ein echt zusammengewachsenes Europa vollkommen unbegründet. Und multipliziert man Simone Borowiaks Einsichten in die Souveränität der gemeinen Klischees, so muß einem vor dem Europa millionenfacher Urlaubserkenntnisse nicht bange werden.
Dann aber erst in Spanien. Da legt das ewig nörgelnde, von unzähligen Marotten heimgesuchte Dreigestirn erst richtig los. Der fiktiv Verlobte löst sich in eine Armada bemerkenswerter Strandtoreros auf. Und immer prallt die ausgeprägte Spaniendummheit der Czerni und der Protokollantin am Erfahrungsvorsprung der Rettich ab. Sie kennt das nette kleine Café in Barcelona, sie weiß über den ideellen Gesamtspanier Bescheid und kann auch erklären, daß man in Katalonien Katalanisch spricht. Ein bißchen postsozialistisches Marschgepäck tragen die drei auch noch mit sich herum, das macht aber nichts, sie sind sowieso auf ganz normale Weise unfähig, ihre Wahrnehmungen auf etwas anderes zu richten als auf ihren Reiselustgewinn, dem sie auf vergnüglich zu lesende Weise im Wege stehen.
Aber Vorsicht! Genau diese entfesselte, nervige Vorbeireise an Spaniens Schönheiten macht den gesuchten Ferienspaß der drei Damen aus. Wer sich in dieser "Sommerverlobung" kein bißchen wiedererkennt, der wird das Buch beschränkt finden. Allen anderen mag es als Trostbrevier dienen, jedenfalls spricht aus keiner Zeile die Aufforderung, nicht zu verreisen, erst recht nicht nach Spanien.
HEINER BOEHNKKE
Simone Borowiak: Frau Rettich, die Czerni und ich. Eine Sommerverlobung. Eichborn-Verlag, 128 Seiten, Frankfurt am Main 1992, 22 DM.
RÖDERMARK. Der Jazzclub Rödermark, der jetzt sein neues Halbjahresprogramm vorgelegt hat, klagt über Probleme - "und zwar im Zusammenhang mit der telefonischen Kartenvorbestellung". Erster Vorsitzender Clemens Dettmar: "Naturgemäß nimmt die Anzahl der Vorbestellungen zu, wenn die angekündigte Band eine ausverkaufte Veranstaltung erwarten läßt." Leider, so der Vorsitzende weiter, "nimmt damit aber auch überproportional die Anzahl der Vorbestellungen ,auf Verdacht' zu. Man hat auch zunächst vor, diesen Abend im Jazzkeller zu verbringen. Ändern sich aber die Pläne, so wird der Club schon merken, daß die Karten nicht abgeholt werden." Davon gehen laut Dettmar viele Jazzfans aus.
"Diese, zumindests unüberlegte Grundeinstellung hat die fatale Folge, daß aufgrund der hohen Anzahl von Vorbestellungen inzwischen andere Besteller abgewiesen werden müssen", berichtet der Clubchef. "Besonders auswärtige Interessenten werden fälschlich mit dem Hinweis auf eine ausverkaufte Veranstaltung davon abgeschreckt, es auf gut Glück an der Abendkasse zu versuchen." Das Ergebnis sei "allgemeiner Frust durch nutzlose Arbeit, Ärger bei den Abgewiesenen und die Tatsache, daß der Club auf begehrten Karten sitzenbleibt". Denn: "Wenn, wie geschehen, bei einem ausverkaufsverdächtigen Konzert fast 30 vorbestellte Karten kommentarlos nicht abgeholt werden, dann ist hier eine Unsitte eingerissen, die dem Club beträchtlichen Schaden zufügt."
In der Hoffnung, daß es künftig besser wird, soll's am Samstag, 15. August, 20.30 Uhr, mit dem nächsten Konzert losgehen. Die Steamboat Stompers aus Prag werden im Keller an der Friedrich-Ebert-Straße im Ortsteil Ober-Roden Oldtime-Jazz spielen. "Happy Birthday" feiert die Leathertown Jazzband am Samstag, 29. August, 20.30 Uhr, ebenfalls im Basement unter der Turnhalle. Die Kapelle, die in Offenbach gegründet wurde und heute ihren Sitz in Rödermark hat, besteht zehn Jahre.
Am Samstag, 12. September, gibt's eine Riverboat-Shuffle auf dem Main, die in Offenbach beginnt. Mit von der Partie: die Maryland-Jazzband aus Köln und "Roger And The Evolution" aus Berlin. Wann das Schiff "Nautilus" lostuckert, steht noch nicht fest.
Mighty Flea Gene Conners packt am Samstag, 26. September, um 20.30 Uhr seine Posaune im Jazzkeller aus, um ins Horn zu stoßen. Er bringt Jazz mit vielen Rhythm-and-Blues-Einflüssen. Im Rahmen des Programms "Kunst für Rödermark" unterstützt die Stadt Rödermark am Samstag, 17. Oktober, ein "Highlight" des Clubs: "The Young Generation Of Swing". In der Band stehen der Klarinettist Peanuts Hucko und der Posaunist Dan Barrett im Vordergrund.
Aus Hamburg kommen am Samstag, 31. Oktober, die "Blackbirds Of Paradise" angereist, um im Keller für Ballroom-Atmosphäre zu sorgen. Die Blue-Wonder-Jazzband aus Dresden gastiert am Samstag, 14. November, in Rödermark. Ihr Repertoire besteht aus schönen Dixieland-Stücken. "Liebe alte Bekannte", so der Jazzclub, treten am Samstag, 28. November, im Domizil des Vereins auf: die JoJo- Swingband aus den Niederlanden. Für Freitag, 11. Dezember, ist zum Jahresabschluß ein Konzert mit Dorothy Wilson & The Gospel Express geplant: "Merry swinging Christmas".
• Telefonische Kartenvorbestellungen nimmt der Vize des Vereinsvorstands, Raimund Schultz, nach wie vor unter Telefon 0 60 74 / 6 72 81 entgegen. fin
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BAD VILBEL. Das Naturprodukt Kork ist in den Strudel EG-weiter wirtschaftlicher Ausnutzung geraten, mit der Folge, daß eine weite Kulturlandschaft in Spanien und Portugal zerstört wird. Daher fordert der BUND eine Änderung der EG- Politik. Zugleich sammeln die Umweltschützer gebrauchte Korken. Außer an private Haushalte wendet sich der BUND nun auch an die Gastronomie in Bad Vilbel mit der Bitte um Korksammlung. Die gesammelten Flaschenverschlüsse aus dem Naturprodukt können nach Vereinbarung von BUND abgeholt werden, oder die Wirte können sie zu den Sammelstellen des BUND bringen.
Für den BUND-Ortsverband Bad Vilbel weist die Vorsitzende Monika Mischke darauf hin, daß sich schon einige Großhotels im Rhein-Main-Gebiet im Zuge der Aktion "Umweltschutz in Hotels" entschlossen hätten, Korken zu sammeln und an die Bad Vibleler Ortsgruppe des BUND weiterzugeben. Von hier aus werden die gesammelten Korken nach Kehl am Rhein zu einem Epilepsie-Zentrum geschickt, wo sie zu Wärmedämmstoff von Häusern verarbeitet werden.
Ziel der Aktion ist der sparsame Umgang mit dem Rohstoff Kork, damit die bestehenden Korkeichen nicht überstrapaziert werden und nicht eingehen. Ohnehin sind schon große Flächen in Spanien gerodet worden, nachdem das Land der EG beigetreten ist. Es wurden viele Korkeichenbestände vernichtet, damit zuschußreiche Großlandwirtschaften dort Getreide anbauen können, so der BUND.
Korkeichen (Quercus suber) wachsen im westlichen Mittelmeerraum zusammen mit Steineichen. Die Wälder in der spanischen Extremadura sind extrem gefährdert. Diese Region ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Zugvögel aus den nördlichen Breiten. Tausende Tiere ziehen jedes Jahr dorthin. Dort finden sie im Winterhalbjahr reiche Nahrung an Eicheln. "Über viele Jahrhunderte hat sich dabei ein ausgewogenes Miteinander von Mensch, Nutztieren und Natur eingespielt", schildert Frau Mischke. Doch seit 1986 Spanien der EG beigetreten ist, sind viele der 1000jährigen Bäume gefällt worden, die Weiden werden zu Getreideäkkern umgebrochen, Feuchtgebiete werden trockengelegt, Straßen versiegeln und zerschneiden das Land, Kunstdünger und Pestizide halten belastenden Einzug. Viele Kleinbauern verlieren ihre Existenz, industriell betriebene Landwirtschaft gibt den Ton an.
Die Korkeichen bilden den Kork zum Schutz der belebten Rinde. Jedes Jahr wächst die Korkrinde nur wenige Millimeter. Nach 25 Jahren darf der Baum zum erstenmal geschält werden, dann erst wieder nach neun Jahren. Die Qualität des Naturproduktes liegt nach den Worten von Frau Mischke in seinen vielen Fähigkeiten: Kork ist elastisch, leicht, schwimmfähig, fault nicht, ist schall- und lärmdämmend, bakterienfeindlich und hat geringe Durchlässigkeit für Gase und Flüssigkeiten. Hauptsächlich wird Kork heute für Bodenbeläge, Flaschenkorken und Isoliermaterial verarbeitet.
Durch diese Nutzung ergibt sich heute ein Teufelskreis: Zum einen nimmt die Nachfrage auch durch den Bio-Boom stark zu. Das führt bei einer schwindenden Zahl der Bäume häufig zu einer Übernutzung, das heißt, die Bäume werden zu früh geschält und damit geschädigt. Zum anderen muß aber eine Nachfrage bestehen, damit die Bäume überhaupt noch gepflegt und neu angepflanzt werden.
"Dabei kann nur eine neue EG-Politik helfen, die erkennt, wie bedeutsam europaweit die Erhaltung alter Kulturlandschaften ist", betont der BUND - nicht nur für die Tiere und Pflanzen, sondern gerade auch für Menschen.
Korken können in Bad Vilbel an verschiedenen Stellen abgegeben werden: In der Kernstadt beim Bauhof in der Friedberger Straße; beim Naturladen, Schützenstraße 2 a; Naturkostladen, Frankfurter Straße 10, und Drogerie Hess, Frankfurter Straße 67.
Auf dem Heilsberg nimmt die BUNDVorsitzende Monika Mischke, Alte Frankfurter Straße 60, gesammelte Korken an, in Massenheim Peter Paul, Im Mühlengrund 17 a, in Dortelweil Claudia Möller, Oberurseler Straße 10, in Gronau Hans- Ludwig Laupus, Tränke 2 a. de
EHRENBERG/POPPENHAUSEN. Ein bißchen zögert Josef Henkel, der Ortslandwirt aus dem Rhöndorf Thaiden, doch dann, nach einem kräftigen Schluck Bier (den hausgekelterten Apfelwein mag er nicht), sagt der 44jährige bestimmt: Ja, er könne sich inzwischen vorstellen, eines Tages sogar ein "richtiger Bio- Landwirt" zu sein. Doch das will gut durchdacht sein: "Bei uns Rhönern dauert das alles ein bißchen", sagt er. Das traditionelle Denken läßt Neues nur allmählich zu. So war es noch vor Wochen kaum vorstellbar, daß der Thaidener auch nur den Funken eines Gedankens an diese Überlegung verschwendet hätte. "Diese Bios", das haben sie an der Wasserkuppe immer nur verächtlich gemeint.
Oder ist es nur die ungemein günstige Witterung in diesem Jahr, die es den Rhöner Bauern aus den Dörfern Ehrenbergs, mitten im Biosphärenreservat, heuer so leicht macht, freiwillig auf die "Errungenschaften" der Agrochemie weitgehend zu verzichten? Schwingen vielleicht die Erzählungen der Väter und Vorväter doch noch latent mit? Sie kamen ja auch ohne die Mittelchen aus den Laborküchen von Bayer und BASF aus und haben in der Rhön eine auch heute noch artenreiche Kulturlandschaft geschaffen.
Henkel und die meisten anderen Bauern der Gegend, von denen nur wenige wie er noch im Hauptberuf Landwirt sind, sie jedenfalls haben sich in diesem Jahr zum Experiment entschlossen, das ein wenig an die Arbeit der Ahnen anknüpft, ohne nostalgisch oder gar museal wirken zu wollen. Freilich handelt es sich um einen Versuch, den der Staat zumindest in den nächsten fünf Jahren ordentlich honoriert. Zum Experimentieren wurden die Rhöner Bauern durch jene Leute gebracht, die zwischen Rasdorf und Poppenhausen, Tann und Hofbieber den hessischen Teil des Biosphärenreservats aufbauen sollen.
Die EG, der Bund und das Land zahlen einen Ausgleich, wenn die Bauern sich entschließen, aus der Intensivlandwirtschaft auszusteigen. Was landesweit nur drei oder vier Prozent der Bauern mitmachen, das stieß, nachdem die Reservatsverwaltung und der vom Land gegründete "Verein Natur- und Lebensraum Rhön" ein wenig nachgeholfen hatten, im Dreiländereck zu Bayern und Thüringen auf stärkeres Interesse. 20 Prozent Beteiligung meldet die hessische Rhön, und in Ehrenberg haben die Bauern sogar mehr als drei Viertel der Gemarkungen zum Extensivierungsprogramm angemeldet.
Nur noch wenige Hektar Land werden dort konventionell beackert oder wurden, und das wäre die Alternative zur Extensivierung, stillgelegt. Was ursprünglich als Beitrag zur Drosselung der Überproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse gedacht war, hat im Biosphärenreservat Rhön eine andere Bedeutung: "Ohne das Programm", bilanziert der Ortslandwirt, "hätten zehn von uns aufgehört." Nun haben sie nochmals fünf Jahre Luft. "Gibt es dann kein Geld", sagt Thomas Keidel, Bauer in Wüstensachsen, "kommt der Bruch." Denn ohne Zuschuß aus Brüssel, Bonn und Wiesbaden kann kein Rhön- Bauer mehr leben. "Der Strukturwandel ist gebremst" durch die Instrumente, sagt Eugen Sauer von der Reservatsverwaltung, "nicht aber gestoppt."
Sauer tüftelt inzwischen an einem Nachfolgeprogramm speziell für die anderen, noch herkömmmlich verfahrenden Rhön-Bauern, das dann auch nach dem Ablauf der Fünfjahresfrist noch arbeiten soll. Mehr noch: Ein Modell Rhön soll entstehen, das übertragbar ist auf andere sensible Landschaften und ihre Bewohner. Der Argarwissenschaftler aber hat natürlich auch die Natur im Sinn, wenn er den Bauern ökologischen Landbau empfiehlt. Denn ob Extensivierung oder Grünlandbewirtschaftungsprogramm, wie es dann, EG-gefördert, wieder heißen soll - nur die schonende Bewirtschaftung des Landes garantiert eine artenreiche Flora und Fauna.
Doch spielt die Gesellschaft da auf Dauer mit? Zweifel werden in der Runde der Ehrenberger Bauern laut, die an einem sonnigen Tag im Juli ihren Großversuch demonstrieren. 2,2 Millionen Mark fließen allein aus dem Extensivierungstopf in diesem Jahr in die hessische Rhön. Würden alle 1600 Höfe mitmachen, wären es elf Millionen Mark. Das ist ein Batzen.
Seit dem Frühjahr lassen die Landwirte aus Ehrenberg fast alle die Unkraut- Spritze in der Garage (in Melperts soll die letzte sogar gerade verkauft worden sein) und den leichtlöslichen Mineral- Dünger beim Landhandel. Sie dürfen Kraftfutter nur noch vom Nachbarn zukaufen (der es jedoch meist selbst behält), nicht aber auf dem freien Markt, und sie schicken das Vieh nicht mehr in dichten Pulks auf die Rhön-Weiden, um die Wiesen zu schonen. Statt dessen hat die Dorfgemeinschaft von Thaiden, und das ist in den Flecken rundherum ähnlich, zum Beispiel für einige Tausender einen Striegel gekauft, den man auch mit dem Zusatz "Bio-Striegel" kennt. Mit diesem Ackergerät aus dem Sortiment der "Öko-Bauern", die ein gestandener Rhöner sonst eher belächelt, läßt sich Unkraut mechanisch bekämpfen, was in diesem Jahr wegen des guten Wetters problemlos gelang.
Daß dieses Werkzeug keineswegs nur halbe Arbeit macht, dafür hat Henkel in diesem Frühsommer den (vorläufigen) Beweis entdeckt. Auf den Hängen und Höhen oberhalb des Dorfes stehen Hafer- Gemenge, Weizen und Kartoffeln blendend da, nur hier und da stören Windhalm oder Kamille ("Dreckszeug") das Auge des auf guten Ertrag erpichten Bauern. Es ist, wieder so ein Experiment, Henkel sogar gelungen, ohne Herbizide (Unkrautvernichter) den gegen Konkurrenten so sensiblen Mais hochzukriegen. Nur der Kartoffelkäfer, den die Landwirte sonst mit Hoechst-Druck vom Acker spritzen, macht den Ehrenbergern Mühe. Seine Larven müssen sie von Hand absammeln, was, so ist's auf dem Land, meistens die Frauen machen.
Doch wird es auch im zweiten Jahr so zufriedenstellend laufen? "Wir sind nicht erfahren genug in diesen Methoden", gesteht Henkel ein, von Kleeuntersaaten im Getreide zur Unkrautunterdrückung und zur Stickstoffanreicherung im Boden hat er allenfalls etwas gehört, gemacht hat er es noch nie. Das, was in der Landwirtschaftsschule heute zum Thema Öko-Landbau gelehrt werde, sagt Sauer, "reicht bei weitem nicht aus". Und die Bauern im Nebenjob, das Gros der Rhöner Landwirte, haben dort eh nie die Schulbank gedrückt. Dieter Popp, Geschäftsführer des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön, bastelt deshalb an einer Idee, mit Hilfe zugesagter EG-Gelder eine individuelle Beratung für die Betriebe aufzubauen. "So etwas kann man nicht lernen in Abendveranstaltungen, wenn einer 40 Bauern ein paar Dinge erzählt."
Bei der "Einstiegsdroge" zum ökologischen Landbau (Popp) soll es nicht bleiben. Denn um den Bauern nicht völlig zum einfachen Landschaftspfleger abdriften zu lassen, der 80 Prozent seines Einkommens vom Staat kassiert, sind neue Ideen bei der Direktvermarktung und bei der Produktpalette nötig. In Poppenhausen-Steinwand haben sich die Bauern, die an der Extensivierung teilnehmen, deshalb zur Gruppe "Bauernspezialitäten" zusammengetan und wollen Haushalte und Gasthöfe beliefern.
Umfragen bei den Wirtshäusern haben laut Popp ein starkes Interesse an einheimischen, frischen Produkten gezeigt, nur bekommen haben die Küchenchefs kaum etwas von ihren die Felder beackernden Nachbarn. Ob Gänse, Eier, Möhren, Kartoffeln, Kohl, Fleisch, Salat oder auch Wild: All das wurde entweder bisher in der Rhön gar nicht angebaut, wurde nur ungeputzt, ungeschält oder als ganzes Tier angeboten oder ging, wie fast immer, über die Großvermarkter weg. Die Landwirte, meint Dieter Popp, müßten sich mehr auf die Ansprüche ihrer örtlichen Kunden einstellen, wenn sie Erfolg haben wollen.
Da stimmt Josef Henkel zu: "Wir müssen es probieren", sagt der Bauer, "bisher aber hatten wir den Mut nicht", und es folgt ein Bekenntnis: "Ohne Anstoß von außen macht der Rhöner weiter wie eh und je." STEPHAN BÖRNECKE
Briefe an die Redaktion
"Augen nicht vor den Problemen verschließen" Der Verein "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" will in der Höchster Altstadt im leerstehenden Weinkeller Im Wed 13 ein Restaurant mit günstigen Preisen eröffnen. Das Projekt stößt in Kreisen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt allerdings auf Widerstand. Wir berichteten über die Pläne des Vereins in der Lokalrundschau vom 4. Juli unter der Überschrift "Restaurant für Obdachlose und Arme". Zu diesem Thema erreichte uns jetzt folgender Leserbrief:
Mit großer Begeisterung begann ich den Artikel zu lesen, daß die Lobby für Wohnsitzlose in Höchst beabsichtigt, einen sozialen Meilenstein zu setzen, indem sie zu dem bestehenden Angebot für sozial Schwache - unter anderem Frühstück in Sankt Josef, Kleiderkammer der Caritas, Obdachlosen-Container in der kalten Jahreszeit in Alt-Höchst - eine Möglichkeit schaffen möchte, diesen zu einer täglichen warmen Mahlzeit zu verhelfen, was für die meisten von uns ja eine Selbstverständlichkeit ist.
Es befremdet mich zu lesen, wenn Herr Wilhelm Grossbach feststellt, daß "dieses Stadtquartier bis zur Grenze des Erträglichen mit sozialen Problemen belastet ist"; handelt es sich doch hier um die Betreuung und Versorgung unserer Höchster Obdachlosen, wie ich aus eigener Erfahrung als Mitarbeiter des in Ihrem Artikel erwähnten Obdachlosen-Container- Projektes der Evangelischen Gemeinde Alt-Höchst bestätigen kann.
Jeder, der mit offenen Augen durch unseren Stadtteil geht, wird feststellen, daß es sich immer um die gleichen Menschen handelt, die im Bahnhof, in den Anlagen und auf dem Marktplatz anzutreffen sind: alte Menschen, zum Teil gebürtige Höchster, die trotz Obdachlosigkeit und Bedürftigkeit ihre gewohnte Umgebung und ihre letzten persönlichen Kontakte nicht aufgeben möchten.
Da auch ich Mitglied in der Bürgervereinigung Höchster Altstadt bin, fällt es mir sehr schwer anzunehmen, daß diese Herrn Wilhelm Grossbach zu dieser Darstellung des Problems aufgefordert hat.
Wir haben uns erst kürzlich nach Beendigung des Container-Projektes in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes bei den Anwohnern, den Mitarbeitern des Hallenbades und den Marktbeschickern schriftlich und mündlich bedankt, für die uns, den Betreuern und Betreuten, entgegengebrachte Sympathie und Toleranz.
Jetzt drängt sich mir jedoch der Verdacht auf, daß einige wenige, die hier ihre Ansichten an die Öffentlichkeit bringen, lieber ihre Augen vor den bestehenden Problemen der Menschen verschließen als sich der Herausforderung zu stellen, diese zu lösen. Wir sollten es gemeinsam versuchen.
Wilfried Vetter
Hostatostraße 41
6230 Frankfurt 80
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Der Gelehrte und Schriftsteller Walter Jens als Stiftungsgastdozent für Poetik: Wer von jenem universalen und engagierten Kopf - der Literatur- und Zeitkritik so oft mit kontroverser und radikaldemokratischer Parteinahme zu verbinden wußte - eine Stellungnahme zur geistigen Lage der Nation erwartete, sah sich enttäuscht. Mehr als die meisten seiner "Lehrstuhl"-Vorgänger hat Jens die Vorlesungen an der Universität streng literaturwissenschaftlich ausgerichtet: "Arbeit mit Mythen" lautet sein Thema.
Die Vielfalt der Variationen, mit der die mythischen Gestalten der europäischen Literatur in Vergangenheit und Gegenwart, von Homer bis Heiner Müller, gestaltet worden sind, will Jens darstellen. Damit bewegt sich der studierte Altphilologe und emeritierte Rhetorik-Professor nicht nur in der Tradition des eigenen Bemühens, die Beziehungen zwischen antikem und modernem Bewußtsein aufzuzeigen: Die Reflexion über jenes Spannungsfeld literarischer Ur- und Abbilder von Mythen, über die Metamorphose der Mythen also, versteht Jens auch als Annäherung an den Prozeß schriftstellerischen Schaffens überhaupt, als Einblick in die poetische Praxis.
An der Odysseus-Figur verfolgte er dies in der ersten Vorlesung. Den "Unersättlichen in Listen" und "Gedankenbunten" sah Jens als Prototyp einer "Zweideutigkeit der Intelligenz": Auch wenn Odysseus nur widerwillig in den Krieg ziehe und als Anwalt einer zivilen Gesellschaft gelte, bleibe er zwitterhaftes Wesen - und sei als Machiavellist, intriganter Funktionär und demagogischer Politiker denkbar. Doch des Helden Polymorphie erst, seine "Unentschiedenheit im Ethischen", reize spätere Schriftsteller-Generationen zur Rekreation.
Gleich einer fiktiven Verhandlung ließ Jens die Größen der Weltliteratur über den "Fall Odysseus" Gericht sitzen und zeigte den Wandel der Urteile auf: Neben den Kritikern Euripides, Vergil und Seneca, den verhaltenen Fürsprechern Sophokles, Dante und Shakespeare habe es schließlich den Apologeten James Joyce gegeben, der mit dem "Ulysses"-Protagonisten Leopold Bloom die Antinomien der Odysseus-Figur auflöste.
Jene implizite Sympathie, die er dem Weltenfahrer aus Ithaka entgegenbrachte, ließ Jens in der zweiten Vorlesung dann den Frauengestalten Antigone und Elektra bei der Betrachtung ihres literarischen Werdegangs zukommen. Denn in der martialischen und patriarchalischen Gesellschaft der Antike sei der Frauen Widerstand gegen den Pragmatimus der Mächtigen - etwa Antigones Widerspruch gegen Kreons Prinzip angeblich "staatlicher Vernunft" - der des Humanen gegen die Tyrannei gewesen: In dieser weiblichen, selbst dem Tode geweihten Unbedingtheit des Menschlichen seien sich auch Anouilh, Giraudoux und Hoffmannsthal bei ihrer Neu-Interpretation einig gewesen.
Mit den Variationen der Don-Juan-Figur, allesamt zwischen "Dämon und Hallodri" angesiedelt, beschritt Jens in der dritten Vorlesung dann die literarische Neuzeit. Wurde Don Juans Rolle als forscher Weiberheld mit Mantel-und-Degen-titüde vom Spanier Tirso de Molina im 16. Jahrhundert angelegt, blieb der Draufgänger zunächst der Kömodie verhaftet und ohne die Transzendenz des Tragischen. Erst durch Mozarts "Don Giovanni" und dessen Exegese durch E.T.A Hoffmann sei im 19. Jahrhundert mit iberisch-katholischer Provenienz und historischer Lächerlichkeit der Figur gebrochen worden und sie selbst unsterblich geworden: Von nun an dominiere der Zyniker und erotische Stratege; ein "Macho, der zu denken versteht". In der Gegenwart schließlich hätten die Schriftsteller, so Jens unisono mit Ernst Bloch, gar den "gesprenkelten Titanismus" der Figur überwunden. In Max Frischs "Don Juan oder die Liebe zur Geometrie" wurde aus dem Eroberer ein scheuer Jüngling, aus dem Illiteraten ein Genius, der die eigene Rolle als verführter Verführer in Frage stellt und die Beliebigkeit von Liebe und sozialen Konventionen entlarvt, dann aber resigniert in seine helvetische Höllenfahrt einwilligt: "Mahlzeit!" war sein letztes Wort. Die Don-Juan-Figur, so Jens' Fazit, trage weder "Happy-End" noch heiter-gelassenes Älterwerden.
Der fast 70jährige Wahl-Tübinger Jens, der den Hörsaal VI bis in die Gänge zu füllen vermag (und auch im zweiten Hörsaal, mit Video-Übertragung, bleiben nur wenige Plätze frei), trägt "Arbeit mit Mythen" mit ungeheurer Detailkenntnis vor und wahrt dabei stets die Balance zwischen professoraler Belesenheit und anekdotenhaftem Erzählduktus. Seine Rhetorik in ihrer kunstvollen Dialektik von Überzeugung und Überredung, präziser Sachkenntnis und leidenschaftlicher Emphase, weiß zu fesseln: Nicht zuletzt deswegen, weil es sich - wie Jens immer wieder betont - bei den Variationen der mythischen Figuren nicht nur um philologische Penibilitäten handelt, sondern auch um eine Möglichkeit, Literatur und Theater mit größerer Tiefenschärfe denken und begreifen zu können.
Ein wenig widersprüchlich bleibt trotz der Unterschiede der behandelten Charaktere aber, daß Jens bei der literarischen Spurensuche der antiken Mythen mehr Wert auf deren mögliche politische Brisanz legte als bei der neuzeitlichen Don-Juan-Figur. Lehnte er sich etwa in der zweiten Vorlesung mit dem Beharren auf Antigones Resistance-Haltung etwas weiter als sonst aus dem Elfenbeinturm des vorgetragenen poetisch-mythologischen Universums, so flammt in der dritten Vorlesung nur gegen Ende eine Vision aktuellen Zeitbezugs auf: Albert Camus habe den Juan die tragische Würde eines Rebellen geben wollen - "wie aber sähe Don Juan aus, wenn Frauen im Zeitalter der Emanzipation sich seiner annähmen?". "Welche Aufgabe!", so Jens schwärmerisch: Die Metamorphose der Mythen sei letztlich so grenzenlos wie die Imagination der Literaten, jener "unberechenbaren Gesellen".
(Letzte Vorlesung am 14. Juli: "Hamlet oder Das Kainsmal der Melancholie".)
STEPHAN HOLLENSTEINER
Vom Test soll sich keiner ins Bockshorn jagen lassen Noch freie Lehrstellen / Aber wer will Maurer werden? Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Jugendliche, die noch keine Lehrstelle haben, brauchen nicht zu verzagen: "Wir haben noch eine ganze Zahl offener Stellen", sagt Berufsberater Karl Heinz Föller vom Arbeitsamt Bad Homburg. Weil die Schere zwischen Angebot und Nachfrage - die geburtsschwachen Jahrgänge schlagen nun voll durch - immer weiter auseinanderklafft, prophezeit Föller schon jetzt: "Am Ende bleiben sicher noch Lehrstellen übrig." Wie es draußen im Land ausschaut, zeigen zwei Zahlen: "Wir haben in unserem Bezirk über 10 000 Lehrstellen. Auf sie entfallen weniger als 3000 Bewerber", erläutert Hans-Jürgen Podzun von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Ihr sind auch die Betriebe im Hochtaunuskreis angeschlossen. "Für Jugendliche ist die Situation ausgezeichnet. Sie können auswählen", urteilt Podzun.
Und das hat Folgen. Auch für jene, die junge Menschen heute vor dem Schritt ins Berufsleben beraten: "Früher haben wir ihnen gesagt: Eine Lehre ist besser als gar keine. Heute müssen wir ihnen raten, sich den Beruf auszusuchen, der ihnen am meisten Spaß und Freude machen könnte." Welche Berufe am zukunftsträchtigsten sind, auf das Orakel will er sich nicht einlassen: "Jeder Beruf bietet heute Chancen, wenn man sich dahinterklemmt. Denn alles ist im Wandel."
Daß dem Dienstleistungsbereich generell die Zukunft gehöre, möge zwar stimmen, aber auch das Handwerk könne "goldenen Boden" haben: "Das merkt jeder, der einen Handwerker braucht. Und was haben wir von der wachsenden Freizeit, wenn immer weniger Leute in der Gastronomie arbeiten wollen?"
Seit Beginn des Berichtsjahres - für die Berufsberater des Arbeitsamtes ist das der 1. September - haben sich beim Arbeitsamt in Bad Homburg 624 Jugendliche vorgestellt. Davon sind offiziell 141 noch nicht vermittelt. Weil aber nicht alle Jugendliche von sich aus die Antwortkarte des Arbeitsamtes zurückschicken, kann der eine oder andere gleichwohl längst eine Lehrstelle haben. Die gemeldeten Ausbildungsstellen belaufen sich auf 1501. Bei 545 ist nicht bekannt, ob sie schon besetzt sind.
Überlaufen sind nach wie vor typische kaufmännische Berufe: bei Banken, Versicherungen, Verlagen, Reiseunternehmen und Werbung. "Dort kann deshalb auch nicht jeder Bewerber mit einem Platz rechnen", sagt Föller. Schon etwas anders sieht es bei den Steuer-Fachgehilfen, Rechtsanwaltsgehilfen oder Einzelhandelskaufleuten aus. Die besten Chancen auf einen Lehrstellenplatz gibt es im Gewerbe: "Wir haben noch massenweise Lehrstellen", sagt Föller, "und bekommen jetzt Prügel von den Firmen, weil wir nicht genügend Leute schicken." Wer eine Lehre im Elektro- oder Metallbereich oder auf dem Bau machen will - kein Problem. "Doch", so Föller, "Metallbauer, Elektroinstallateur, Maurer, Maler und Lackierer will niemand mehr lernen." Ebenso sei kaum noch jemand zu überzeugen, doch das Fleischer- oder Bäckerhandwerk zu lernen oder dort hinter dem Tresen zu stehen.
Gebessert haben sich dadurch auch die Chancen für ausländische Jugendliche: "Sie haben die gleichen Chancen wie deutsche Jugendliche", sagt Föller. "Allerdings müssen die Voraussetzungen stimmen." Gutes Deutsch etwa sei in bestimmten Berufen Voraussetzung. Und ohne Hauptschulabschluß lasse sich oftmals nichts machen.
Zwei von drei Jugendlichen zieht es Föller zufolge heute in kaufmännische Berufe. Doch auch dort bekommen die Firmen bereits die geringere Nachfrage zu spüren. Viele Unternehmen haben deshalb ihre Anforderungen an künftige Azubis gesenkt. Gleichzeitig versuchen sie mit ausbildungsbegleitenden Programmen, Jugendlichen unter die Arme zu greifen. Was nicht immer gelingt, wie die relativ hohe Zahl der Durchfaller zeigt: 20 Prozent der Jugendlichen schaffen die Abschlußprüfung nicht.
Jugendliche, die bis jetzt noch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, bittet Föller, sich auf jeden Fall beim Arbeitsamt zu melden. Sich von Firmentests erschreckt resignierend zurückzuziehen, das sei in jedem Fall der falsche Weg: "Mit Hilfe des Berufsbildungszentrums in Frankfurt läßt sich vielleicht doch noch ein Beruf finden, der Spaß macht."
Die unterzeichnenden Mitglieder der internationalen Wissenschafts- und Geistesgemeinschaft teilen die Ziele des Erdgipfels, der in Rio unter der Verantwortung der UN abgehalten werden soll, und unterstützen die Prinzipien der folgenden Deklaration.
Wir wollen unseren vollständigen Beitrag zur Erhaltung unseres gemeinsamen Erbes, der Erde, leisten.
Wir sind am Beginn des 21. Jahrhunderts über das Auftauchen einer irrationalen Ideologie beunruhigt, die sich dem wissenschaftlichen und industriellen Fort schritt entgegenstellt und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung behindert.
Wir sind davon überzeugt, daß ein "Naturzustand", wie er manchmal von Bewegungen idealisiert wird, die eher in die Vergangenheit schauen, nicht existiert und daß er womöglich zu keinem Zeitpunkt seit dem Auftauchen des Menschen in der Biosphäre existiert hat, weil die Menschheit sich immer dadurch fortentwickelte, daß sie die Natur für ihre Bedürfnisse in Anspruch nahm und nicht umgekehrt.
Wir unterstützen die Ziele einer wisenschaftlichen Ökologie für ein Universum, dessen Ressourcen erfaßt, beobachtet und geschützt werden müssen.
Aber wir fordern, daß Erfassung, Beobachtung und Schutz auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf irrationalen Vorurteilen aufbauen.
Wir unterstreichen, daß viele wichtige menschliche Aktivitäten im Umgang mit gefährlichen Substanzen oder in ihrer Nachbarschaft stattfinden, und daß Fortschritt und Entwicklung - zum Segen der Menschheit - immer die wachsende Kontrolle über feindliche Mächte eingeschlossen hat.
Deshalb betrachten wir die wissenschaftliche Ökologie als eine Ausweitung dieses kontinuierlichen Fortschritts mit Blick auf ein besseres Leben für künftigen Generationen.
Wir machen die Verantwortung und Verpflichtungen der Wissenschaft für die Gesellschaft als Ganzes geltend.
Deshalb warnen die für das Schicksal des Planeten verantwortlichen Institutionen vor Entscheidungen, die auf pseudowissenschaftlichen Argumenten oder falschen und unwichtigen Daten aufbauen.
Wir wollen die Aufmerksamkeit aller auf die absolute Notwendigkeit einer Hilfe für die armen Länder gerichtet sehen, die ihnen ein Maß an angepaßter Entwicklung ermöglicht, das mit dem Rest des Planeten im Einklang steht und sie von Störungen und Gefahren, die von den entwickelten Ländern ausgehen, schützt und verhindert, daß sie sich in einem Netz unrealistischer Verpflichtungen verstricken, das sowohl ihre Unabhängigkeit wie ihre Würde beeinträchtigt.
Die größten Bedrohungen unserer Erde sind Ignoranz und Unterdrükkung und nicht Wissenschaft, Technologie und Industrie, deren angemessen angewandte Instrumente unabdingbare Werkzeuge für eine Zukunft sind, die von und für die Menschheit gestaltet wird, um die großen Probleme wie Überbevölkerung, Hunger und weltweite Krankheiten zu überwinden. Übersetzung: FR
Es ist schon ein Phänomen: Da strömen die Menschen, die ein Stück Natur in der Großstadt suchen, in den Palmengarten und in den Grüneburgpark, doch den Botanischen Garten der Universität Frankfurt, den beiden Publikumsmagneten benachbart, kennen nur wenige. Dabei versichern alle, die die acht Hektar große Anlage kennen, daß es sich um ein botanisches Kleinod, um einen wirklich besonderen Garten handelt. FR-Leser können das überprüfen: Das Botanische Institut bietet morgen, Donnerstag nachmittag, eine fachkundige Führung an.
Treffpunkt dafür ist um 14.30 Uhr am Eingang zum Garten, gleich hinter dem Uni-Institut am Ende der Siesmayerstraße. Hans Grasmück wird dort die Interessenten in Empfang nehmen und mit dem Rundgang beginnen. 25 bis 30 Teilnehmer wären die ideale Gruppengröße. Bei wesentlich mehr Leuten könnte es Verständigungs- und Platzprobleme geben; letzteres, weil gerade da, wo es besonders interessant wird, die Wege eng sind.
Der Botanische Garten ist viel älter als die Frankfurter Uni: Als Johann Christian Senckenberg, Arzt und Botaniker, 1763 eine Stiftung zum Bau des Bürgerhospitals gründete, gehörte dazu auch ein medizinischer Kräutergarten. Der Vorläufer der heutigen Einrichtung lag in der Nähe des Eschenheimer Turms. Anfang des 20. Jahrhunderts zog er Richtung Palmengarten, und 1936 fand er seinen heutigen Platz.
Geht es im Palmengarten um Pflanzen- Exoten, so repräsentiert der Botanische Garten das, was in Mitteleuropa und in ähnlichen Klimazonen, etwa Nordamerika und Ostasien, wächst. So gesehen ergänzen sich die beiden Anlagen auf das Beste. 20 bis 30 Leute pflegen den Garten. Sein Leiter ist Prof. Rüdiger Wittig, seit drei Jahren am Fachbereich Biologie.
"Hier kann man die Pflanzengesellschaften der Natur- und der Kulturlandschaft nebeneinander sehen", beschreibt Wittig das Angebot. Mehr als die Hälfte der Fläche ist nach vegetationskundigen Gesichtspunkten gestaltet; hier wächst, was ökologisch-pflanzensoziologisch zusammengehört. Auf drei Bereiche sind die Biologen besonders stolz: auf den Kalkbuchenwald, auf die atlantische Heide (Bewuchs wie an der Nordsee) und auf den trockenen Kalkhang (Weinberge am Kaiserstuhl oder Main).
Ein Teich mit Bachlauf, verschiedene kleine Wälder, ein Alpinum, die Flora von Binnendünen und Sandfeldern, Macchia und Felsheide, die nordamerikanische und die ostasiatische Flora, heimische Arzneipflanzen sowie Nutz- und Zierpflanzen bilden die Schwerpunkte der Anlage. So einträchtig, wie die Pflanzen beieinander gedeihen, gehen auch die beiden Arten von Besuchern durch die Anlage: Studentengruppen, die im Rahmen ihrer Ausbildung Führungen mitmachen, und die normalen Spaziergänger. Wer offene Sinne für Formen, Farben und Düfte hat, kann hier auf Entdekkungsreise gehen.
Der Botanische Garten ist montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr, sonntags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Offizielle Adresse des Instituts und des Gartens: Siesmayerstraße 72. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln bieten sich drei Möglichkeiten: mit der U 6 und U 7 zur Station Westend, von da zu Fuß die Siesmayerstraße am Palmengarten entlang bis zum Ende gehen; mit dem Bus 36 zu den Haltestellen Palmengarten / Siesmayerstraße oder Myliusstraße, von dort fünf Minuten Fußweg; oder mit dem Bus 32, der auf dem Alleenring verkehrt, zur Haltestelle Ditmarstraße, von dort den schmalen Fußweg Richtung Siesmayerstraße durchgehen. tom
Einen höchst rührigen Luftsportclub gibt es in Babenhausen südöstlich von Rodgau / Dietzenbach. Auf dessen Flugplatz treffen sich Anhänger dieses Hobbys zu einem Fliegerlager. Am Samstag, 18. Juli, können sich FR-Leser den Verein, den Flugbetrieb und das Lager ansehen - und 30 können zu einem kostenlosen Rundflug mit Motorflugzeug, Motorsegler und Segelflieger starten. Wer auf dieses Angebot anspringt, sollte die morgige Folge der Serie nicht verpassen.Römer-Koalition diskutiert eine neue Lösung für die Verbindung von A 661 und A 66 Ein Bogen um den Riederwald Weder Tunnel noch Stelzen? Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Riederwald-Tunnel oder eine Schnellstraße auf Stelzen über der Hanauer Landstraße - seit 1990 streiten SPD und Grüne ergebnislos über die Möglichkeiten, endlich die Autobahnen A 661 und A 66 im Frankfurter Osten zu verbinden. Der 670 Meter lange Tunnel von der Borsigallee bis zum Eintracht-Sportplatz ist mit den Grünen wegen der ökologischen Folgen nicht zu machen, die teure Stelzenstraße verschreckt als rücksichtloses "Bauwerk der 60er Jahre" auch die Sozialdemokraten. Seit kurzem diskutiert die rot-grüne Führungsspitze intern eine dritte Variante als Lösung: Die sogenannte "Südumgehung Riederwald". Vom Ende der A 66 führte sie parallel zur Borsigallee und zur S-Bahn nach Süden, um dann westlich der Lahmeyerbrücke in den Forst ums Licht- und Luftbad Riederwald einzuschneiden und auf die A 661 einzuschwenken. SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik: "Wir wollen eine Trasse, die möglichst wenig in die Substanz eingreift." Pawlik durchkreuzt damit die vereinbarte rot-grüne Taktik, vor der Kommunalwahl im März 1993 mit der neuen Lösung möglichst hinterm Berg zu halten. Lieber möchten Sozialdemokraten und Grüne öffentlich sogar die anhaltende Kritik von CDU und FDP ertragen, die Koalition verschleppe die langerwartete Schließung des Autobahnrings im Frankfurter Osten. Die Koalitionspartner wissen wohl, daß auch die "Südumgehung" für die Basis beider Parteien eine "sehr sensible Geschichte" (Pawlik) darstellt - gerade für die Grünen wäre der Eingriff in den Forst beim Licht- und Luftbad Riederwald schwer hinnehmbar.
Die Koalition setzt dabei darauf, daß das Planfeststellungsverfahren für die Verbindung beider Autobahnen sich ohnehin über den Wahltermin im nächsten Frühjahr hinziehen wird - aber SPD und Grüne könnten sich verkalkulieren. Zwar läßt sich die öffentliche Erörterung des Projektes nicht mehr im Sommer organisieren, wie das Hessische Straßenbauamt in Frankfurt einst glaubte. Aber bis zum Ende des Jahres 1992 möchten die Fachleute das Ergebnis ihrer Prüfung doch der Bevölkerung präsentieren - das erklärt Reinhard Rupprecht, der stellvertretende Abteilungsleiter Planung der Behörde.
Wenn die Meinungsbildung der Straßenbauer abgeschlossen ist, kann das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt einen Termin für die öffentliche Anhörung ansetzen - dann bekommen die Bürger endlich Gelegenheit, sich zu äußern. Bisher, so RP-Sprecher Dieter Ohl, lagen nur die Entwürfe für den umstrittenen Riederwald-Tunnel als einziger offizieller Variante öffentlich aus. Und die "Südumgehung Riederwald" ist im Hessischen Straßenbauamt offiziell noch gar nicht Gegenstand der Prüfung. Wie Planer Rupprecht sagt, wägen er und seine Kollegen derzeit nur die Kosten und die Umweltverträglichkeit von Riederwald-Tunnel und Stelzenstraße gegeneinander ab. Beide Trassen sollen in der Lage sein, bis zu 80 000 Fahrzeuge am Tag aufzunehmen. Die Fernstraße auf Pfeilern über der Hanauer käme laut Rupprecht "mit Abstand" am teuersten - aber das hatten sich SPD und Grüne ohnehin gedacht. Auch wenn Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), es so nicht sagen will: In Wahrheit war die Variante mit der Stelzenstraße nie mehr als taktisches Spielmaterial. Es ging in der rot-grünen Koalition darum, den ökologischen Bedenken zu begegnen, die vor allem die Grünen gegen das unterirdische Bauwerk hegen. Ihr Haupteinwand: Der 190 Millionen Mark teure Tunnel unterbreche die für das Grün lebensnotwendigen Grundwasserströme. Die Fachleute des Hessischen Straßenbauamtes konterten diese Zweifel im Frühjahr 1991 mit einem Gutachten: Danach läßt sich das Grundwasser, ohne Schaden zu nehmen, unter dem Tunnel durchleiten.
Zumindest ein Teil der Frankfurter Sozialdemokraten wäre derzeit bereit, das Tunnel-Projekt politisch zu tragen. So äußerte sich etwa die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Römer, Isa Petersohn, zuletzt nicht mehr ablehnend. Sie argumentierte mit der normativen Kraft des Faktischen - die Planungen für den Tunnel seien rechtlich schon so weit fortgeschritten, "daß wir ihn nicht mehr aufhalten können".
Die Variante "Südumgehung" unternimmt genau diesen Versuch dennoch. Denn eines blieb klar: Der Tunnel wäre gegenüber den Wählern von SPD und Grünen noch immer kaum zu rechtfertigen - in einer Zeit, da Eingriffe in die bedrohte Natur immer problematischer geraten. In den Worten des SPD-Unterbezirksvorsitzenden Pawlik: "Es tut uns weh, wenn wir über Straßenbau-Projekte reden müssen." Und Pawlik vergißt auch nicht den Hinweis, die Ostumgehung sei nun mal für die rot-grüne Koalition juristisch nicht mehr abzuwenden gewesen.
In dieser politischen Ausgangslage wurde in einigen Köpfen die "Südumgehung Riederwald" geboren. Auch sie würde zwar am heutigen Ende der A 66 ein Stück weit in den Wald hineingreifen. Hinter den Häusern östlich der Borsigallee entlang verliefe die Trasse dann parallel zum heutigen Schienenstrang über die Wächtersbacher Straße nach Süden. Wo die Schienen an der Lahmeyerbrücke heute nach Osten abbiegen, schwenkte die künftige Autobahn nach Westen. Es beginnt das Teilstück, das von den Erfindern der "Südumgehung" einzig als problematisch angesehen wird: Die Strecke durch den Wald parallel zu den Bahnschienen, am Licht- und Luftbad vorbei. Die Befürworter der "Südumgehung" halten die Bäume, die hier der Säge zum Opfer fallen müßten, für verschmerzbar - immer im Vergleich zu den Folgen von Stelzenstraße und Tunnel.
ROSBACH. "Praktisch ungehört scheinen die Appelle verhallt zu sein", bedauert Rosbachs Bürgermeiser Reinhold Medebach: Wegen der Trockenheit, bedingt durch geringen Niederschlag, soll Trinkwasser nur dort verbraucht werden, wo es auch wirklich nötig ist. Medebach erinnert an die Hinweise verschiedener Umweltorganisationen, des Landes sowie von Städten und Gemeinden. "Noch liefern die Rosbacher Tiefbrunnen ausreichend Wasser, doch die oberflächennahen Quellen sprudeln schon deutlich schwächer", mahnt der Bürgermeister. Als weiteres Indiz für die drohende Trockenheit führt er an, daß der Harbsumpf, ein geschützter Landschaftsbestandteil in Rosbach, schon jetzt deutliche Trockenschäden zeigt.
Angesichts dieser gravierenden Anzeichen appelliert der Bürgermeister an die Bürger/-innen der Stadt Rosbach, den Trinkwasserverbrauch auf das Nötigste zu beschränken. Daher sollte auch das Waschen von Autos, das Besprengen von Hausgärten oder Parkflächen oder das mehrmalige Duschen am Tag in der derzeitigen Situation vermieden werden.
"Die Stadt Rosbach geht mit gutem Beispiel voran und verzichtet in diesen heißen Sommermonaten auf das Waschen ihres Fuhrparks", kündigt Mede- Schon Kinder lernen zu sparen bach an. Sollten diese Sparappelle nicht greifen, sieht er einen Wassernotstand drohen. Als Folge davon wären das Autowaschen und Rasensprengen bei Strafe verboten. In der Stadt wurden bereits erste Vorbereitungen getroffen, um den Wasserverbrauch künftig einzuschränken. So wurde nach den Worten Medebachs ein Programm zur Förderung von Regenwasser-Nutzungsanlagen aufgelegt, das die Installation der notwendigen Zisternen und Hauswasseranlagen bezuschußt.
Auch spielerisch näherten sich vor allem junge Rosbacher dem Thema. Kürzlich führte das "Wassertheater" des Naturschutz-Zentrums Hessen den Kindern anschaulich vor: "Alle müssen mithelfen, unser kostbares Wasser zu sparen." Mit Begeisterung verfolgten die kleinen Buben und Mädchen das muntere Spiel der Klappmaulpuppen.
Auch die Betreuerinnen wurden ausführlich mit der gesamten Problematik vertraut gemacht. Die Funktion einer Quelle, die Verschmutzung des Wassers, das Anlegen von Teichen und Biotopen gehört ebenso zum Seminarstoff wie die vielfältige Tierwelt und der Kreislauf des Wassers. Aus Reaktionen von Eltern ist erkennbar, daß der Aufruf zur Sparsamkeit auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
Weitere Informationen zur Wasserproblematik und Tips können vom Umweltberater der Stadt Rosbach, Bernhard Hertel, Telefon 0 60 03 / 8 22 52, bezogen werden. de
Amerikaner wollen es schnellstmöglich loswerden, doch die Sanierungskosten sind unklar Das Kransberger Schloß sucht eine neue Zukunft Görings und Himmlers Kriegsquartier ist "for sale" Von Claudia Nenninger USINGEN. Wo unter den Nazis das Hakenkreuz flatterte, ist heute auf Schloß Kransberg gelegentlich ein dreieckiger Wimpel mit einem Kreuz aufgezogen. Das christliche Zeichen signalisiert, daß Militär-Pfarrer mit einer Soldatengruppe eine Freizeit veranstalten. Außer dieser sporadischen Nutzung hat das V. Corps der US-Armee, das seit 1977 das Schloß "zur befriedigenden Erfüllung seiner Verteidigungspflichten" besitzt, dafür keine Verwendung mehr. Die Amerikaner wollten es daher längst an die deutschen Dienststellen zurückgeben. Doch die verweigern bisher die Annahme. "Wir möchten die Liegenschaft nicht in diesem Zustand übernehmen", nennt der Leiter des Bundesvermögensamtes in Frankfurt, Karl-Ludwig Brückmann, als Grund. Das Amt vertritt den Eigentümer, die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin des Dritten Reiches. In welchem Zustand sich das Schloß heute befindet, das als militärisches Sperrgebiet einen Einblick verwehrt, will der Amtsleiter nicht konkret beschreiben: "Nach dem NATO-Truppenstatut müssen die Amerikaner die Bausubstanz erhalten und die Verkehrssicherheit herstellen. Beides ist offenkundig nicht der Fall", weicht Brückmann aus.
Zuletzt hatte das historische Gemäuer Anfang des Jahres wegen einer abbrökkelnden Stützmauer die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mehrfach waren Teile der Mauer abgerutscht, und die unterhalb liegende Fahrbahn hatte sich gesenkt. Die Sanierung ist nach Auskunft der Amerikaner abgeschlossen. "Die Armee hat die Stützmauer wieder gesichert", lautet der knappe Bescheid von Pressesprecher Manfred Pohl beim zuständigen US-Standort Gießen.
Dem Bad Homburger Heimatforscher und Gewerkschaftssekretär des DGB-Kreises Frankfurt, Bernd Vorlaeufer-Germer, der die Geschichte Kransbergs während des Zweiten Weltkrieges erforscht hat, sträubten sich schon vor zwei Jahren die Haare, als er das Gelände erstmals besichtigen konnte. Der bisher einzige Tag der offenen Tür bot dazu die Gelegenheit. "Da lagen Leitungen offen über dem Putz", beobachtete Vorlaeufer-Germer; er wundert sich seitdem nicht mehr über den spektakulären Dachstuhlbrand vor einigen Jahren.
Die Übernahme in den Besitz des Bundes ist für das Bundesvermögensamt eine finanzielle Frage. Die Verhandlungen mit den Amerikanern haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. Um welche Summen es geht, legt der Amtsleiter nicht offen: "Die Amerikaner müssen einen Kostenvoranschlag machen." Das Amt hat die Angelegenheit inzwischen an den Bundesfinanzminister weitergeleitet. Eine Prognose, wann mit der Übergabe zu rechnen ist, wagt Brückmann nicht.
Bei den Amerikanern steht hingegen ein Termin fest. Nach Auskunft von Pressesprecher Pohl soll die Rückgabe "nicht später als 30. September" erfolgen. Pohl hatte eigentlich schon Anfang Mai mit der Übergabe gerechnet. Zu den Verhandlungen über die Kosten stellte er nur fest: "Wir haben uns bis jetzt immer geeinigt." Inoffizielle US-Quellen sprechen von rund 200 000 Dollar.
Die Zukunft des Kransberger Schlosses nach dem Abzug der Amerikaner ist offen. Die Aufgabe des Bundesvermögensamtes: "Wir haben die Liegenschaft wirtschaftlich zu verwerten. Das heißt, zu vermieten oder noch besser zu verkaufen, und zwar so schnell wie möglich", teilte Brückmann mit. Ein Bedarf des Bundes ist beim Vermögensamt bisher nicht bekannt. Auch vom Land Hessen oder der Stadt Usingen liegt den Aussagen Brückmanns zufolge noch keine Meldung vor, ebensowenig wie Vorschläge von privaten Interessenten.
Spekulationen über ein Hotel waren hingegen schon in Usingen zu hören. Als weiterer Verwendungszweck ist die Einrichtung einer Bildungsstätte im Gespräch. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte diese Idee der Jungdemokraten aufgegriffen. "Wir fordern, daß das Land Hessen die historische Stätte für eine öffentliche Nutzung bereitstellt. Die Geheimniskrämerei seit über 50 Jahren auf dem Schloß sollte ein Ende finden", meint Vorlaeufer-Germer. "Der Ort bietet sich ideal an, Jüngere und Ältere an die Vergangenheit zu erinnern, um daraus für die Zukunft zu lernen."
FRIEDBERG. Hubertus Ellerhusen, Vorsitzender der Friedberger SPD, ist überrascht über den Vorstoß des Wetterauer FDP-Vorsitzenden Jörg-Uwe Hahn für ein Wahlkampfabkommen zur Kommunalwahl im kommenden Jahr. Der SPD-Vorsitzende hat nämlich für Friedberg die Initiative für ein solches Abkommen ergriffen - und keine Antwort von der örtlichen FDP erhalten. Ellerhusen: "Es stellt sich die Frage, ob bei der FDP die eine Hand nicht weiß, was die andere schreibt - und das bei einer so kleinen Partei."
Die Friedberger SPD hat eine Kommission aus Mitgliedern des Magistrates, der Fraktion, des Vorstandes und der Ortsbezirke eingesetzt, die für eine Mitgliederversammlung Ende September ein Wahlprogramm ausarbeiten soll.
Wenn die Sachthemen für den Wahlkampf feststehen, soll die Kandidatenliste aufgestellt werden. Das soll in einer Mitgliederversammlung in der ersten Hälfte des Novembers geschehen.
Ihren Wahlkampf eröffnen die Friedberger Sozialdemokraten aber schon vorher. Für Ende August ist eine öffentliche Veranstaltung zu den Themen Pflegeversicherung und Gesundheitsreform geplant mit Staatssekretär Dietmar Glaßer aus Wiesbaden als Referenten. Zu einer Veranstaltung Anfang November wurde des Hessische Ministerpräsident Hans Eichel eingeladen.
Der Vorstand der Friedberger SPD hat die Gründung eines Senioren-Arbeitskreises beschlossen. Die Betreuung des Arbeitskreises hat Bruno Eckert übernommen. ieb
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Theater / Musik / Literatur Kelsterbach. Das Offenbacher Figurentheater spielt beim Spielmobil, 15 Uhr, Gelände der Rudolf-Stein-Schule, Berliner Straße. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Cinema: Peter Pan (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Eiskalte Leidenschaft (19.30 Uhr); Mau Mau (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Werkstattgespräch mit dem Maler Hans Diebschlag, 16 bis 18 Uhr, Turnhalle der Parkschule, Frankfurter Straße 54. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Rentner-Gemeinschaft Sonnenschein 1972: Grill-Nachmittag, 15 Uhr, auf dem Minigolfplatz.
Rüsselsheim. Sitzung der PSAG-Groß- Gerau: Wie es Euch gefällt, 19.30 Uhr, im Hof der Tagesstätte, Georg-Treber-Str.59.
Kelsterbach. VdK-Frauennachmittag, 15 Uhr, Altenwohnheim, Moselstraße.
Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: geschlossen bis 15. August.
Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Alles über Dinosaurier, vom Bilderbuch zum Sachbuch, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.
Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Opel-Forum, Bahnhofsplatz 1: Holzzeichen - Lebenszeichen, von Birgid Vietz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 31.Juli.
Groß-Gerau. Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Linolschnitte von Andreas W. Schmitt (bis 31. Juli); sowie: Ausstellung der Vereinigung der Tierversuchsgegner (bis 18. Juli), zu den Café-Öffnungszeiten. Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Deutscher Diabetiker-Bund: Treffen, ab 20 Uhr, AOK-Gebäude.
Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Ausstellungen
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Offene Zweierbeziehung, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain.Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Wayne's World (17.30, 20 Uhr). - Fantasia: Ein Fall für TKKG-Drachenauge (10 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr).
Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Parteien / Parlamente Langen. CDU-Babbelrund, 20 Uhr, Hotel Deutsches Haus. Vereine / Organisationen Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, Treffen 14.15 Uhr, am Friedhof. Ausstellungen Neu-Isenburg. Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Ausstellung der Verbraucherberatung: Obst und Gemüse haltbar machen, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 1. August.
Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Malerei von Anneliese Müller-Nisi, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 30. August.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Fächer - Galante Waffen der Damen (bis 19. Juli); Hexenausstellung: Die Hexe vom Hayn (bis 31. Juli); sowie: Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit (bis 9. August), dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.
Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Werke von Angelika Schwindt, montags bis samstags 17 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr, bis 31. Juli.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Ölbilder und Antiquitäten von Romana Swrschek, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm-Leuschner-Platz: Sommerpause bis 2. August.
Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechtunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Baby-Treff für Babys ab vier Monate und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Frauenhaus des Kreises Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: sonntags 10 bis 12 Uhr.
Bürgerhaus, Offenbacher Straße: "Aqui está Masaya" - Eine Partnerstadt stellt sich vor, montags, mittwochs, freitags 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags 15 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 11 bis 20 Uhr, bis 15. August.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: In den Sommerferien nur von 9.30 bis 11.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.
Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.
Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.
Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, täglich 8 bis 19 Uhr, bis 6. September. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den Öffnungszeiten.
Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 27. September. Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.
Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Kindertagesstätte Martinstraße, Steinberg.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Offenbach. CDU-Senioren-Union zum Thema: Die kommunalpolitische Situation in Offenbach, 15 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 70 Drucke der Edition Wolfgang Tiessen (bis 23. August); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen, zusammengestellt von Peter Bänkle (bis 25. Oktober). - Sonderausstellung Elfenbeinschnitzereien (bis auf weiteres). Geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.
Rathaus, Stadthof 15: Ausstellung von Keramik-Objekten in Raku-Technik der Volkshochschule Offenbach, täglich 8 bis 17 Uhr, bis Ende Juli.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler;Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Esoterische Räume von Horst Kolbinger, Dienstag und Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr, bis 20. Juli.
Restaurant Dino, Luisenstr. 63: Karikaturen von Klaus M. Puth, zu den Restaurant-Öffnungszeiten, bis Ende August.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, jeweils sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).
Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle für Familien, Erzieher und Jugendliche des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9-12 Uhr, 14-16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
HANAU. Angesichts der gut erhaltenen historischen Bausubstanz zählt die Gegend rund um die Verwaltungsstelle und der Polizeistation zu den geschichtsträchtigsten Flecken in Großauheim. Der Verein für Heimatkunde und Naturschutz Großauheim sowie der Denkmalbeirat der Stadt Hanau befürchten jetzt, daß ein Bauherr dieses Bild verhunzt: Zwischen zwei denkmalgeschützten Fachwerkgebäuden soll auf dem als "Anwesen Ott" bekannten Areal, an der Mittleren Haggasse / Ecke Hintergasse, ein Neubau entstehen. In ihm sollen zwölf "komfortable Eigentumswohnungen und zwei Büroeinheiten" Platz finden, teilt der Investor auf einem großen Schild möglichen Interessenten mit.
Nicht etwa die Tatsache, daß dort ein modernes Gebäude errichtet werden soll, bereitet dem Verein und dem Denkmalbeirat Sorge. Der Knackpunkt sei vielmehr das Volumen des Projekts und die "Besonderheit seines Grundrisses", teilen sie in einem gemeinsamen, von Bertold Picard unterzeichneten Schreiben mit. Deshalb liege der Hanauer Denkmalbeirat mit der Stadtverwaltung "verschärft im Streit".
Eine Länge von 14 Metern und eine Höhe von acht Metern sei für den Neubau geplant, den der Bauherr zwischen Scheune und Wohnhaus plazieren will. Diese beiden denkmalgeschützten Fachwerkgebäude weisen jedoch nur eine Länge von zehn Metern und eine Höhe von sechseinhalb Metern auf, heißt es in dem Schreiben Picards. "Die Ausmaße des Projekts nehmen somit keine Rücksicht auf den kleinteiligen Charakter des Dorfkerns und verstoßen gegen entsprechende Bestimmungen des Hessischen Denkmalschutzes", heißt es in dem Brief aus Großauheim weiter.
Nach dem Grund für ihr Einverständnis befragt, hätten sich die Zuständigen im Rathaus und die Untere Denkmalschutzbehörde auf bereits vorhandene Großbauten im Ortskern des Stadtteils berufen. Dieses Argument läßt der Denkmalbeirat aber nicht gelten: Das sogenannte Alte Rathaus schräg gegenüber sowie die Alte Schule würden sich "ganz bewußt über die Bauernhäuser" erheben. Und die um 1900 verbrochenen "Bausünden" an manchen Wohnhäusern seien keine Argumente "für neue, unpassende Komplexe".
Besonders mißfällt dem Denkmalbeirat aber der "rechtwinklige Grundriß" des geplanten Gebäudes. Die Rundung an der jetzigen Grundstücksgrenze sei historisch: Ein Ortsplan aus dem Jahr 1855 belege dies. Diese Rundung, so Picard, "antwortet auf das ehemals gegenüberliegende Dorfrathaus" und erweitere die Freifläche davor "platzartig". Dieser orts- und siedlungsgeschichtliche Hintergrund sei der Unteren Denkmalschutzbehörde unbekannt gewesen. Dennoch bleibe sie bei ihrer Auffassung, "diese Grenze sei kein ortsgeschichtliches Zeugnis".
Statt dessen setzte das Amt "noch eins drauf", indem es die rechtwinkelige Begradigung der Ecke als Möglichkeit werte, "den Platz am Eingang zum alten Großauheim klarer zu fassen", heißt es in dem Schreiben. Für den Denkmalbeirat sei dies eine "langweilig-schematische Lösung". Er wundert sich, daß sowohl das Stadtplanungsamt als auch der Investor nicht den architektonischen Wert der runden Grundstücksgrenzen erkennen können.
Laut Heimatverein und Denkmalbeirat könnte die geplante "Bausünde" sogar zu einem Politikum werden. Als Vorgesetzter des zuständigen Bezirkskonservators, der bereits sein Einverständnis erklärt habe, könnte der Landeskonservator nach "Erichtung des voluminösen und rechtwinkligen Neubaus" in einer Parteiversammlung "den Komplex als Beispiel der Rücksichtslosigkeit gegenüber kleinteiliger dörflicher Bebauung" anprangern. In Steinheim sei dergleichen ja in der Vergangenheit schon geschehen.
Da der Denkmalbeirat lediglich Empfehlungen aussprechen kann, will der Großauheimer Heimatverein nun den Ortsbeirat einschalten. "Im Interesse des Stadtteils" hofft er auf die Unterstützung des Gremiums. Wenn "in der Kernstadt Hanau die Straßenzüge der Alt- und Neustadt als historische Merkmale durchaus respektiert werden, sollte dies auch in Großauheim möglich sein". jur
BAD HOMBURG. Alles Wissenswerte über Altersforschung (Gerontologie) und Senioren-Akademien sammelt der Inder Pritam Lal Aneja drei Monate lang in Deutschland. Zur Zeit wohnt der promovierte Indologe in Bad Homburg und besucht die "Universität des dritten Lebensalters" in Frankfurt sowie verschiedene Einrichtungen für alte Menschen. Der Germanistik-Dozent am Goethe-Institut in Neu-Delhi will mit seinen Erfahrungen in der indischen Hauptstadt ebenfalls eine Bildungseinrichtung für Senioren gründen.
Probleme alter Menschen sind in Indien eigentlich kein Thema. Die meisten Senioren leben im Rahmen der Großfamilie, werden dort versorgt und auch gepflegt. Sie nehmen am sozialen Leben teil, Schwierigkeiten mit Alterseinsamkeit sind nur wenig unbekannt. "Durch die Industrialisierung werden die Familien jedoch kleiner. In den Großstädten lebt bereits eine größere Zahl älterer Menschen allein, und es werden immer mehr", berichtet Aneja, der 1959 bis 1962 in Marburg seinen Doktortitel erworb und Anfang der 70er Jahre bei der Deutschen Welle in Köln arbeitete. Seitdem reist er jedes Jahr einige Wochen in die Bundesrepublik. Aneja besuchte jetzt die Senioren-Akademien der Universitäten in Dortmund, Marburg und Heidelberg, traf sich mit Professoren - darunter auch die ehemalige Familienministerin Ursula Lehr - und besichtigte Altenheime wie auch Fürsorgeeinrichtungen. In den nächsten sechs Monaten will er in der indischen Hauptstadt mit einer Gruppe von älteren Erwachsenen ein Programm aus Vorträgen zu verschiedenen Themen auf die Beine stellen. Längerfristig soll eine richtige Senioren-Akademie entstehen. "Ich habe in Deutschland, auch hier in Frankfurt, viele Anregungen bekommen", berichtet Aneja Indien. "Wenn die Möglichkeit besteht, will ich in Neu-Delhi auch gemeinsam mit dem Goethe-Institut ranstaltungen organisieren."
Über Bad Homburg weiß der Gast aus Indien natürlich nur Gutes zu berichten. Er lobt den "schönen Kurpark und das Schloß". Untergebracht ist er im Haus einer Studentin der "Frankfurter Universität des dritten Lebensalters". Selbstverständlich will er wiederkommen. "Vielleicht für ein kleines Forschungspojekt", hofft er. jom
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sonnen- Apotheke, Bad Homburg, Höhestr. 13.
Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
Usinger-Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2, und Falkenstein- Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt Falkenstein 47.
Im Blickpunkt: Umweltstudie
Kein Vertrauen in Politiker
Der drohende Treibhauseffekt, die Gewässer- und Luftverschmutzung sowie die Belastung durch Abfälle werden von den führenden Umweltexperten der Bundesrepublik als die größten ökologischen Probleme angesehen. Als Hauptbedrohung für den Planeten sehen die Experten aber das ungebremste Bevölkerungswachstum. Im mittleren Problembereich liegen ihrer Meinung nach die Belastung der Biosphäre durch giftige Stoffe und Radioaktivität, das Artensterben und die wachsende UV-Belastung durch das Ozonloch. Das ist das erste Zwischenergebnis einer Befragung von 407 Experten aus den Bereichen Industrie, Wissenschaft, Justiz, Verwaltung, Politik, Medien sowie Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden. Es wurde jetzt von der Forschungsstelle für gesellschaftliche Entwicklungen (FGE) der Universität Mannheim vorgelegt. Die schlechtesten Noten im Hinblick auf den Umweltschutz bekamen der Deutsche Bauernverband, die Arbeitgeberverbände und die FDP. Wenig erfreut dürften aber alle Parteien über die Ergebnisse der Umfrage sein. Durch die Experten der Industrie werden zwar die wichtigsten ökologischen Verbände wie Greenpeace, der World Wide Fund for Nature (WWF) oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) durchweg positiv eingeschätzt, dagegen erhielten alle Parteien, auch die Grünen, nur mäßig positive Noten. Allerdings können die Grünen bei den anderen Expertengruppen Punkte sammeln, gefolgt von SPD, CDU und FDP.
"Über 80 Prozent der Umweltexperten gehen von einem wenig sachorientierten, primär an der Wiederwahl orientierten Verhalten der Politiker im Umweltbereich aus, während nur knapp 60 Prozent die Vermittlungsfunktion von Parteien bei ökologischen Fragen bejahen", heißt es im Projektbericht der Mannheimer Forscher. Interessant sei, daß die Experten der Verwaltung den Sachverständigenrat Umwelt am besten bewerteten.
Ein psychologisch bemerkenswertes Ergebnis der Studie: Die Experten hatten immer eine besonders gute Meinung vom umweltbewußten Handeln ihrer eigenen Gruppe. Die Aussage "Politiker handeln sachorientiert" wurde zwar von 50 Prozent der Experten aus der Politik bestätigt, aber nur von rund sechs Prozent der Experten aus Verbänden, Medien und Wissenschaft. An eine "langfristige Zielumorientierung der Wirtschaft" glauben zwar 93 Prozent der Industrie-Experten; aber nur zwischen 31 (Medien) und 61 Prozent (Verwaltung) der anderen Expertengruppen haben Hoffnung auf den freiwilligen ökologischen Umschwung in diesem Bereich.
Eine hohe Dringlichkeitsstufe haben bei allen Experten der Verzicht auf die Nutzung der Atomkraft, Verzicht auf biologisch problematische Chemikalien und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Müllvermeidung, Einschränkung des Straßenverkehrs, Konsumeinschränkung und die Erschließung neuer Energiequellen. Beispielsweise gilt die Atomkraft bei der Behebung des Treibhauseffektes nur für 13 Prozent der Befragten als Mittel der Wahl, 41 Prozent halten den Ausbau der Atommeiler hingegen für schädlich. Mehr als 90 Prozent der Befragten halten die Entwicklung neuer Technologien und neuer Energiequellen für unerläßlich oder wichtig.
Bei der Frage, wie die Umweltprobleme gelöst werden könnten, gibt es unterschiedliche Einschätzungen der Experten. Es sei auffällig, schreiben die Mannheimer Wissenschaftler, daß Verbände, Politik und Medien harte ordnungsrechtliche Maßnahmen und Gesetze an die erste Stelle setzten, Verwaltung und Industrie dagegen die Bewußtseinsänderung des einzelnen.
Bei der Einordnung der ökologischen Problematik zeigt sich allerdings, daß nicht die Umweltzerstörung, sondern die Bevölkerungsexplosion als das größte Problem von den Experten (55 Prozent) angesehen wird. Nur 21 Prozent nannten Umweltprobleme als bedeutendstes Weltproblem, Hunger, Krieg, Diktaturen und Neue Technologien wurden jeweils von unter zehn Prozent genannt.
Als "Stimmungslage" bei den Experten fanden die Mannheimer Forscher heraus, daß die meisten Befragten "skeptisch bis verhalten optimistisch" sind.
KARL-HEINZ KARISCH
HANAU. Sonderabfall holt das Stadtreinigungs- und Fuhramt am Mittwoch, 15. Juli, in Klein-Auheim, Steinheim und Kesselstadt ab. Wie der zuständige Dezernent Norbert Kress weiter mitteilt, nimmt das Mobil auch alte Arzneimittel und Fieberthermometer entgegen. Dieser Müll könne aber auch in Apotheken abgegeben werden.
Von 11 bis 12.30 Uhr steht das Sammelfahrzeug in der Fasaneriestraße in Klein-Auheim, zwischen 13 und 14.30 Uhr an der Verwaltungsstelle Steinheim und von 15 bis 16.30 Uhr am Kurt-Schumacher-Platz in der Weststadt. jur
Georg Koflers "Herzenswunsch" ist eine terrestrische Frequenz für Pro 7 in Berlin, um in der Hauptstadt nicht nur im Kabel, sondern auch via Antenne präsent zu sein. Ansonsten ist der Pro 7-Geschäftsführer mit der Entwicklung des Senders im vierten Jahr seines Bestehens recht zufrieden, sowohl was die Zuschauerakzeptanz als auch was die Kostenentwicklung betrifft, wie er bei der diesjährigen Bilanz- und Programm-Pressekonferenz jetzt in München erklärte.
So standen 270 Millionen Mark Kosten Erlöse von 165 Millionen Mark im Jahr 1991 gegenüber. Für 1992 werden statt ursprünglich veranschlagter 250 Millionen Mark Einnahmen in Höhe von 400 Millionen Mark erwartet, bei Programmkosten von 450 Millionen Mark. Für 1993 rechnet Kofler erstmals mit einem ausgeglichenen Ergebnis von plus-minus 500 Millionen Mark. Dann könne man daran gehen, die Anlaufverluste von rund 500 Millionen Mark inklusive Zinsen zu tilgen.
Kofler kündigte verstärkte Investitionen im Bereich der Eigen- und Auftragsproduktionen an. Dafür sollen bis 1995 200 Millionen Mark für die Produktion von 250 Serien-Stunden ausgegeben werden, "die den Vorabendserien von ARD und ZDF mindestens gleichwertig" sein sollen, wie Kofler versprach. Fortgesetzt wird "Glückliche Reise", als neue Ideen wird es unter anderem eine Serie rund ums Skifahren geben - den "Gletscher-Clan" -, oder als weibliche Starmedizinerin "Dr. Christiane B. - Notärztin im Einsatz". Daneben setzt man auf bewährte US-Serien wie die "Bill Cosby Show", die "Straßen von San Francisco", "Mike Hammer" oder den "Nachtfalken".
Im Informationssektor ist ab Oktober ein eigenes Magazin aus Politik, Wirtschaft und Kultur geplant - an Konzept und Titel wird noch gearbeitet. Die Akzeptanz der im Herbst vergangenen Jahres eingeführten eigenen 20-Uhr-Nachrichtensendung ist laut Kofler zufriedenstellend - auch wenn der ursprüngliche Name "Tagesbild" nach Klagen seitens des NDR nicht Bestand hatte. Die Zuschauerschaft von Pro 7 hat sich innerhalb eines Jahres im Hauptabendprogramm auf durchschnittlich 1,4 Millionen mehr als verdoppelt. In allen Fernseh- Haushalten erreicht der Sender einen Marktanteil von 6,4 Prozent, auf die Kabel- und Satellitenhaushalte bezogen von 10,1 Prozent. Für 1993 erwartet Kofler eine Steigerung auf 13 bis 14 Prozent. Besonders hoch sei die Akzeptanz im jüngeren Zuschauersegment und in den neuen Bundesländern, wofür auch die täglich zweistündige Zeichentrickshow "Trick 7" verantwortlich zeichnet.
Die technische Empfangbarkeit des Senders hat sich im vergangenen Jahr auf 51 Prozent, das sind rund 16 Millionen Haushalte, gesteigert. Bis Ende 1994 rechnet Kofler mit einer Reichweite von 70 Prozent. Zwei Drittel davon werden via Kabel erreicht, rund 20 Prozent über Satellitendirektempfang und lediglich 10 Prozent über die ursprünglich so umkämpften terrestrischen Frequenzen.
Der Film- und Seriensender Pro 7, an dem Thomas Kirch mit 49 Prozent, der Kaufmann Gerhard Ackermanns ebenfalls mit 49 Prozent und Geschäftsführer Kofler selbst mit zwei Prozent beteiligt sind, hat zwei Bereiche ausgelagert, die nicht direkt mit der Programmherstellung befaßt sind: die MGM MediaGruppe München zur Werbezeitenvermarktung sowie die SZM Sendezentrum München, die als Dienstleister Sendeabwicklung und Produktion übernommen hat. Wichtigster Kunde ist neben Pro 7 derzeit der Kabelkanal, an dem Pro 7 mit 45 Proeznt beteiligt ist.
Künftig wird auch Tele 5von MGM und SZM betreut werden (Siehe obenstehenden Bericht). Kofler nannte die neue Gesellschafter- und Programmstruktur des bisherigen Konkurrenten eine "natürliche Marktbereinigung". Ob er sich zusätzliche Zuschauer und Werbeeinnahmen aus dem Potential des ehemaligen Konkurrenzprogramms erwartet, wollte Kofler nicht sagen. sip
Strange Ways-Parade Drei Jahre Strange Ways Records - das feiern die Bremer mit einer schönen Kopplung namens "The Ship" (Efa) und mehr als 60 Minuten Musik zum Preis einer Maxi-CD. Mit dabei sind alle Strange Ways-Künstler, darunter die Paradepferde The Perc Meets The Hidden Gentleman, The Pachinko Fake, Heroina und Tex Morton, wohlklingende Namen nicht nur in Indie-Kreisen. Zu den Entdeckungen gehört Barbara Gosza. Ihr Debüt "Beckett & Buddha", produziert von Element Of Crime-Sänger und Trompeter Sven Regener, gehört zu den poetischsten Platten, die je in Deutschland veröffentlicht wurden. Ein Fall für Fans von Leonard Cohen und Lou Reed. dk
"Weltmusik"-Paket CMP Records kennt man eigentlich als engagiertes Label für Jazz-Fusion-Projekte. Mit ihrer "Reihe 3000" stiegen sie im vergangenen Jahr auch in die Weltmusik-Konkurrenz ein und überraschten mit kompetenten Veröffentlichungen von sehr ursprünglicher, traditioneller Musik aus dem arabischen, asiatischen und afrikanischen Kulturkreis. Nun ist das zweite Paket mit fünf weiteren CDs auf dem Markt. Vorgestellt wird das Erköse Ensemble mit türkischer Zigeunermusik, türkische Liebeslieder mit Nesrin Sipahi, Musik aus dem Mittleren Osten mit dem Oud-Virtuosen Simon Shaheen und höchst unterschiedliche Gamelanmusik aus Java (Gamelan Sekar Tunjung) und Bali (Heavenly Orchestra). dk
FRANKFURT-NORDWEST. Die Titus- Thermen im Nordwestzentrum am Walter-Möller-Platz 2 bieten den ganzen Juli über eine Sommeraktion. Das Bürgerhaus Nordweststadt etwa lädt jeden Mittwoch um 20 Uhr zur Salsa-Disco ein.
Donnerstags und samstags wird auf dem Sauna-Dachgarten gegrillt (19 Uhr).
Im Eingang der Thermen zeigt der Koblenzer Photograph Werner Koch den ganzen Monat über Aufnahmen von Strandmotiven der Inseln Mahe, La Dique und Fregate (Seychellen).
Am Samstag, 18. Juli, gibt's eine "Hot Disco Night" in den Thermen mit einer Musikzusammenstellung von Discjockey Heinz Günther Heygen.
Ein Spielnachmittag für Kinder im Schwimmbad: Dienstag, 21. Juli, 14 Uhr.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen im Schwimmbad: Kinder 5,50 Mark, Erwachsene zehn Mark. Informationen gibt der "Info-Point" der Titus-Thermen unter der Rufnummer 95 80 50. *orf
Kleine FR
CDU besichtigt Baustelle OBERURSEL. Die CDU-Stadtverordneten-Fraktion will sich am Dienstag, 14. Juli, vor Ort "ein Bild über den Fortschritt der Bauarbeiten" an der Asphaltpiste Ludwig-Erhard-Straße / Gablonzer Straße machen. Die Politiker treffen sich um 17 Uhr an der Kreuzung Oberurseler / Ludwig-Erhard-Straße. Mittwochs im Park KÖNIGSTEIN. In der Reihe "Mittwochs im Park" jazzt am 15. Juli ab 19.30 Uhr die Black-Forest-Jazz-Band im Kurpark.Ständestaat KRONBERG. Um Kulturgeschichte kreisen Mitglieder des Frauenrings am Donnerstag, 16. Juli, ab 15 Uhr im Ernst- Winterberg-Haus. Ihr Thema an diesem Nachmittag: Vom Ständestaat zum fürstlichen Absolutismus. Weitere Informationen über die kulturgeschichtlichen Veranstaltungen des Frauenrings Kronberg bei Ricardis von Recum, Tel. 6 83 30.
Opel-Werke besichtigen KRONBERG. Wer mit dem örtlichen Frauenring am Mittwoch, 12. August, vormittags die Opel-Werke in Rüsselsheim besuchen will, sollte sich bei Ursula Maurer-Hellenthal, Tel. 64 04 95, anmelden. Verkehrsbehinderung BAD HOMBURG. Der Straßenbelag in der Siemensstraße zwischen Daimler- und Benzstraße soll ausgebessert werden. Deswegen haben Autofahrer am Mittwoch, 15. Juli, in der Zeit von 9 bis 15.30 Uhr mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen.Spielmobil BAD HOMBURG. Das Spielmobil zieht um. Von Montag, 20. Juli, bis Freitag, 31. Juli, steht es während des "Bad Homburger Sommers" im Kurhausgarten. Kinder können dort spielen, basteln und herumtollen. Das Spielmobil ist von Montag bis Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr und während der Schulferien zusätzlich vormittags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
LANGENSELBOLD. Vier Tage lang wird der Schloßpark der Stadt Langenselbold zum Festplatz umfunktioniert. Vom 28. bis 31. August veranstalten dann auf diesem Areal die insgesamt 17 örtlichen Vereine sowie die beiden Kirchengemeinden in Zusammenarbeit mit der Kommune Langenselbold ihr traditionelles Stadtfest.
Die Eröffnung wird wie in den Jahren zuvor mit einem Festzug durch die Stadt am Abend des 28. August gefeiert. Die gastgebenden Vereine, darunter der Aero-Club, der Angelsportverein, der Gesangverein "Sängerlust" oder auch der Volkschor und der Turnverein, werden mit Motivwagen durch die Straßen ziehen.
Hinzu kommen der prächtige Sechser- Zug einer Brauerei. Auch der Musikverein Langenselbold sowie der Spielmanns- und Fanfarenzug Roth mit ihren Kapellen marschieren mit.
Der Zug stellt sich auf dem Festplatz Brühl auf und nimmt dann seinen Weg über die Wiesgasse, die Ringstraße zum Marktplatz und von dort über die Schießhütte und die Hanauer Straße zum Schloßpark.
Entlang des Weges, so hoffen die Langenselbolder Vereine, sollen nicht nur viele Zuschauer stehen und sich dem Festzug anschließen. Die Langenselbolder Bürgerinnen und Bürger sollen auch ihre Häuser mit frischem Grün und Fahnen schmücken.
Die Großveranstaltung im Schloßpark bietet nach Angaben der Veranstalter für jeden Geschmack etwas. Neben Aufführungen eines Kindertheaters und einer Discoveranstaltung des Hessischen Rundfunks (HR 3) sind Musikabende mit volkstümlicher Musik geplant.
Die diversen Vereine werden außerdem die Besucher über ihre Arbeit informieren. Sie bieten ferner Frühschoppen und dazu reichlich Kulinarisches an.
Die beiden Kirchengemeinden werden das Programm der Festtage durch einen gemeinsamen Gottesdienst begleiten. Der Kreativ-Treff plant im Stucksaal die Präsentation seiner vielfältigen kunsthandwerklichen Arbeiten. Und auch der Langenselbolder Heimat- und Geschichtsverein wird an allen vier Tagen die Türen seines Museums am Schloßpark geöffnet halten. alu
Die Stadt Lwow (Lemberg) in der Ukraine hat beschlossen, dem Öko-Institut Freiburg/Darmstadt beizutreten. Wie das Institut mitteilte, verzichte es angesichts der schwierigen Finanzlage Lembergs auf den üblichen Jahresbeitrag, den die anderen 77 Mitgliedskommunen zahlen müssen. Die 800 000 Einwohner zählende Partnerstadt Freiburgs ist nach einer luxemburgischen Stadt die zweite ausländische Kommune, die die alternative Forschungsstätte mitträgt.
Das Öko-Institut will Lemberg hauptsächlich bei der Verbesserung der "desolaten Energie- und Wärmeversorgung" beraten. Den Energieversorgungsunternehmen soll vorgerechnet werden, daß mit umweltfreundlichen kleinen Blockheizkraftwerken und gleichzeitiger Wärmedämmung der Gebäude der Bau von Großkraftwerken vermieden werden kann.
Bisher bezieht die nur wenige hundert Kilometer von Tschernobyl entfernte Stadt ihre Energie aus drei Großkraftwerken, darunter ein Atomkraftwerk. Das Institut setzt auch große Hoffnungen in erneuerbare Energiequellen. Erste Untersuchungen hätten gezeigt, daß vermutlich Erdwärme in der Größenordnung eines Atomkraftwerks genutzt werden könnte. epd
Stimme und Cello als ganz besondere Liaison haben wir zuletzt auf "Hush", der gemeinsamen Platte von Jazzer Bobby McFerrin und "Klassiker" Yo-Yo Ma kennen und lieben gelernt. Aber nicht nur bei diesem Brückenschlag zwischen den Genres kann man den ganz speziellen Zusammenklang genießen. Auch in der Popmusik werden diese Farben immer öfter kombiniert. Auffälligstes Beispiel: die Platten des New Yorkers Richard Barone, dessen drei CDs "Cool Blue Halo", "Primal Dream" und "Clouds Over Eden" (Line Records) die Kritiker zu Lobeshymnen hingerissen haben.
"Viele denken, da stecke ein von langer Hand geplantes Konzept dahinter", lacht der sympathische Amerikaner mit dem lausbübischen Charme eines Paul McCartney. "Dabei saß ich nur mit Jane Scarpantoni, der Cellistin, in meinem Haus zusammen, und wir haben alte Bowie-Songs gespielt." Dazu gesellten sich - unter Mithilfe eines zweiten Gitarristen und einer Percussionistin - Marc Bolan- und Beatles-Klassiker, und viele Eigenkompositionen. "Das entwickelte sich ganz natürlich aus dem Spaß am Spielen heraus."
Bald buchte Barone einige Clubauftritte in New York und New Jersey, um seine poppige Kammermusik auch auf die Bühne zu bringen und vor Publikum zu testen. So, wie es zwischen den Musikern gefunkt hatte, so sprang bei der leisen, dennoch dynamischen Musik auch gleich der Funken zum Publikum über. Da bot es sich an, die längst beschlossene Platte live einzuspielen: im legendären Bottom Line Club in New York. Was als Flirt, als Nebenbeiprojekt des ehemaligen Bongos-Musikers Richard Barone angefangen hatte, wurde schnell zu seiner großen Leidenschaft mit regelmäßigen Tourneen und Plattenaufnahmen.
Barone verfeinerte sein Songwriting und suchte sich Kompositionspartner wie Jill Sobule und Jules Shear. Er arbeitete konsequent an seiner Idee weiter, Musik jenseits vermarktbarer Klischees zu machen und komplexe Geschichten in möglichst simple, schöne Songs zu verpacken. Nachdem "Primal Dream", seine zweite Platte mit der kompletten Band, "im Halbkreis um ein Mikrophon herum" eingespielt worden war, ging Barone "Clouds Over Eden" wieder völlig anders an.
"Die neuen Stücke sollten auch schlicht mit der akustischen Gitarre funktionieren", beschreibt Richard seine Absicht. "Ich wollte sie zu jeder Zeit an jedem Ort einfach so spielen können." Im Studio galt es, die einzelnen Lieder nach Aussage und Stimmung zu instrumentieren: einfach mit Stimme und Gitarre, mit rokkiger Rhythmussektion unterlegt oder mit einem Streichquartett inszeniert. Es war ein assoziativer, atmosphärisch orientierter Arbeitsprozeß, bei dem Texte, Musik und Klangfarben sich wie bei einem Mosaik organisch zusammenfanden.
"Ein gutes Lied sollte dich etwas fühlen lassen", betont Barone, "ganz egal was, ob Freude oder Leid. Bei den meisten Liedern heute im Radio kommt doch gar nichts rüber, die lassen dich doch völlig kalt." Er aber glaubt an die "heilende Kraft" von Musik. So singt er zwar über Einsamkeit und Isolation, über Gewalt, das Gesetz des Dschungels am Beispiel des Molochs New York. Aber er tut es ohne Lamento und Selbstmitleid. Sich der Realität stellen, mit all dem Negativen auseinandersetzen und dabei die Musik noch Optimismus ausstrahlen zu lassen - Barone hat diese denkbar schwere Aufgabenstellung gemeistert. dk
Wiebke Schroeder Zwei Deutschlandtourneen mit der berufsjugendlichen Kodderschnauze Udo Lindenberg als Backgroundsängerin, dann hatte die Berlinerin die Nase voll vom Hintergrund-Dasein. Wiebke Schroeder wollte nicht im zweiten Glied versauern und strebte konsequent eine Solokarriere an. Am Donnerstag, 23. Juli, debütiert die hübsche 23jährige mit ihrer ersten Single "Hände weg von meiner Seele" gleich vor Millionenpublikum in der ZDF-Familiensendung "Der Große Preis", ihr Album erscheint kurz darauf. Der Aufstieg in die Charts scheint programmiert, funktionierte diese Mischung aus Pop, Schlager und Mainstream-Rock mit deutschen Texten doch auch schon bei Jule Neigel. Die muß sich jetzt was einfallen lassen, denn Wiebke klingt frischer, lebendiger, unverbrauchter, ihre Texte sind persönlicher, privater und gefühlvoller und sie kann vor allem ihre Stimme in leisen Momenten auch einmal zurücknehmen, muß sich nicht ständig beweisen, wie gut sie technisch singen kann, obwohl sie Gesang studiert hat. dk
Kitaro Der japanische Klangzauberer und Synthesizerpionier Kitaro tut es seinem griechischen Kollegen Vangelis gleich: Auf seinem aktuellen Album "Dream" (Geffen/BMG) läßt der Meister der opulenten Klänge das zerbrechliche Falsett des Yes- Sängers Jon Anderson erklingen. Drei Titel, "Lady Of Dreams", "Agreement" und "Island Of Life", entstanden gemeinsam und präsentieren Kitaro in einer ungewohnten Rolle als Songschreiber. Strebt der Mann, der beispielsweise auch den Soundtrack für "Die Seidenstraße" schrieb, nun ganz profan den Einstieg in die Singlecharts an? dk
Willkommen im Panoptikum: Fleischgewordene Barbie-Puppen mit hochgesteckten Frisuren wirbeln mit Männern in schlotternden Second-Hand-Anzügen über die Bühne und bringen die Masse mit stakkatohaften Beats ins Schwitzen. Was wie eine Tanz-Revue aus den 60er Jahren aussieht, ist ein Rock-Konzert in den frühen 90ern, besser gesagt, eine aus den Fugen geratene Party mit mehreren tausend Gästen. Und mittendrin die B 52's, schrille Querköpfe, denen 1977 nichts Besseres einfiel, als sich nach einer Frisur zu benennen.
Als nostalgische Kitsch-Kombo waren sie anfangs trotz Punk-Welle erfolgreich. In den 80ern segelten die Musiker aus Athens in Georgia allerdings in eine Flaute. Erst seit drei Jahren spüren sie wieder Rückenwind: Die LP "Cosmic Thing" wurde in den Discos von Timbuktu bis Buxtehude rauf und runter gespielt - auf einmal waren sie wieder wer. "Den Aufschwung hatten wir bitter nötig. Nach der Anfangseuphorie hatte man uns jahrelang völlig unterbewertet und letztlich ganz übersehen", erinnert sich Sänger Fred Schneider, "Cosmic Thing war sozusagen unsere letzte Hoffnung. Wäre der Erfolg ausgeblieben, hätten wir uns wohl aufgelöst."
Statt dessen können sie nun wieder souverän loslegen: "Good Stuff" kündigen sie auf der neuen LP an - und das ist nicht zu viel versprochen. Die schnellen, abgehackten Rock-Rhythmen gehen sofort in die Beine, Kate Pierson jauchzt und kreischt dazu wie eine 14jährige Göre, die zum erstenmal auf dem Motorroller mitfahren darf, und Fred klingt immer noch wie ein Ochsenfrosch. Aus dem liebenswerten Dilettantismus von einst ist aber heute längst ein lukrativer Kult geworden.
"Ich konnte nie singen, aber das ist ja kein Geheimnis", flachst Fred, "es ist eher eine Art Rezitation, das ist mein Stil geworden. Den haben mittlerweile ja viele nachgeäfft. Was soll's - ich erzähle meine Geschichten immer noch besser als jeder andere." Früher waren es Geschichten vom "Rock Lobster" und "Planet Claire", und auch heute haben sie noch ein Faible für alles Außerirdische, lassen in einem Song "interdimensional beings" in UFOs heranschwirren.
Eine Reminiszenz an die eigene Vergangenheit: Ansonsten haben die B 52's heute andere Themen im Kopf. Leben und leben lassen, den Politikern die Meinung sagen und endlich die Umweltzerstörung stoppen, bevor es zu spät ist - mit diesen Botschaften liegen sie gut im Trend. Infotainment nennt man das heute, gut verpackt von erwachsen gewordenen Kindsköpfen, global verständlich und ohne viel Tiefgang. "Wir waren nie eine Polit-Band, und das sind wir auch heute nicht", stellt Fred klar, "wir sind bestenfalls Katalysatoren, die ein paar Dinge anreißen können. Wir geben den Leuten gute Beats und eine Message dazu."
Richtig gute Rock-Stars schreiben nicht nur kritische Songs, sie geben auch ihren Namen für die gute Sache her. Die B 52's hielten sich damit nicht zurück, warben in den vergangenen Jahren für Greenpeace, amnesty international, diverse Tierschutz-Organisationen, und gaben Benefiz-Konzerte für die Aids-Hilfe. 1986 war B 52's-Gitarrist Ricky Wilson an den Folgen seiner Aids-Infektion gestorben.
"Wir hatten das anfangs nicht an die große Glocke gehängt, aus Rücksicht auf seine Familie", erinnert sich Fred. "Nachdem wir damit dann doch an die Öffentlichkeit gegangen waren, wußten wir alle: Wir müssen etwas unternehmen. Es ist doch überall die gleiche Misere, die Regierungen streichen den Aids-Hilfen das Geld, und die Presse ist nur an den Skandalen interessiert." Einnahmen von 250 000 Dollar aus einer Benefiz-Show seien zwar auch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, weiß er, "aber es ist immerhin etwas".
Nach dem Tod von Ricky Wilson mußten die zum Quartett geschrumpften B 52's bei den Aufnahmen von "Good Stuff" mit noch kleinerer Besetzung arbeiten: Rickys Schwester Cindy, die zweite Sängerin der Band, hatte vom ewigen Streß die Nase voll und stieg aus.
"Sie wußte, daß nach einer neuen LP wieder eine Tour folgen würde, und darauf hatte sie keine Lust", erklärt Fred, "wir sind nicht im Streit auseinandergegangen. Sie wollte einfach wieder zurück nach Georgia zu ihrer Familie." Er selbst hat mit der ländlichen Idylle nichts am Hut. Daß die Kleinstadt Athens seit den weltweiten Erfolgen ihrer Lokalmatadore B 52's und R.E.M. nun als neues kreatives Zentrum der USA gehandelt wird, kann der Musiker gar nicht verstehen. "Mag sein, daß sich dort mittlerweile einiges verändert hat. Aber als wir und R.E.M. dort anfingen, gab es dort weder Clubs noch lokale Radio-Stationen, die uns unterstützten", schimpft er, "also sind wir nach New York gegangen. Das habe ich bis heute nicht bereut."
Dort werden sie im August auch ihre Welt-Tournee starten. Im Herbst wollen die B 52's dann wieder nach Deutschland kommen. MARTIN SCHOLZ
BAD HOMBURG. Die nächsten Kommunalwahlen stehen vor der Tür. Im März kommenden Jahres entscheiden die Bürger und Bürgerinnen neu über die Machtverhältnisse in den Städten und Gemeinden. In den Parteien laufen die Vorbereitungen auf den Stimmenkampf, in Bad Homburg hat die Diskussion um Personen und Programme bereits begonnen. Die SPD hat ihre Kandidaten schon gekürt, die Grünen nominieren ihre Bewerber für das Stadtparlament Anfang September. CDU und FDP lassen sich mehr Zeit, die Mitglieder der beiden Koalitionsparteien werden erst im Herbst über ihre Listen abstimmen.
Die SPD bestimmte schon vor der politischen Sommerpause ihre Kandidaten für die Stadtverordnetenversammlung. Zwei Jahre nach dem nicht unumstrittenen Wechsel an der Spitze des Ortsvereins und der Fraktion wurde ein Generationswechsel vollzogen. Eine Reihe langjähriger Mandatsträger war nicht wieder angetreten, der Anteil der Frauen wurde auf 40 Prozent erhöht. Als Spitzentrio wählten die Mitglieder die derzeitige Fraktionsvorsitzende Beate Fleige, Ortsvereinsvorsitzenden Udo Fröhlich und Stadträtin Ursula Oesterling.
Das Wahlziel der Sozialdemokraten hat Udo Fröhlich klar definiert: "Wir müssen die Koalition von CDU und FDP brechen." Eine eigene Koalitionsaussage will die SPD vor dem Urnengang nicht treffen, nach der Entscheidung der Wähler sollen alle Optionen offenstehen. Wohnungsnot und hohe Mieten wollen die Sozialdemokraten zum Hauptthema des Wahlkampfs machen. Über die Chancen für eine rechtsradikale Partei, sollten beispielsweise die Republikaner antreten, will Ortsvereinsvorsitzender Fröhlich nicht spekulieren: "Da kann man nur raten, und das will ich nicht."
Der Wahlvorbereitungsausschuß der CDU, der sogenannte Siebenerausschuß, arbeitet bereits an der Wahlliste. In der Hauptversammlung am 17. November wird sie den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt. Über Stadtverordnete, die nicht mehr kandidieren wollen, weiß Franz Kaunzner, der Fraktionsvorsitzende, nichts zu berichten. "Fluktuation gibt es jedoch immer", betont er. Er selbst will auf jeden Fall weitermachen. Die Frage, ob er wieder mit dem Fraktionsvorsitz rechnet, läßt er offen: "Das entscheiden wir nach der Wahl." Das Ergebnis der CDU bei der letzten Wahl zu halten oder auszubauen, lautet sein Ziel. Sollte das der Fall sein, will er wieder eine "bürgerliche Koalition anstreben".
Auf der Liste der Grünen werden sich wahrscheinlich wie beim letzten Mal auch Bewerber finden, die kein Parteibuch besitzen. "Die Parteilosen haben sich bewährt. Die Diskussion mit ihnen ist befruchtend", erklärt Michael Korwisi, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, und verweist auf die Mitarbeit von Daniela Kraft. Die derzeitige sozialpolitische Sprecherin der Fraktion ist nämlich kein Parteimitglied.
Aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen werden bei der Wahl im März die Stadtverordneten Angela Korwisi und Mathias Müller (Vorsitzender des Verkehrsausschusses). Alle anderen Mandatsträger wollen sich am 3. September der grünen Basis zur Abstimmung stellen. Auf jeden Fall soll die Liste der Öko-Partei wieder paritätisch mit Männern und Frauen besetzt sein. Auf das Wahlziel angesprochen, sagt Michael Korwisi: "Neun oder zehn Sitze statt bisher acht würden wir schon gerne haben."
"Bei der FDP ist noch alles offen", verkündet die liberale Stadtverordnete Karin Volhard. Über die Aufstellung entscheidet die Partei im Oktober. "Bisher sehe ich allerdings nicht, daß sich viel ändert", sagt die frühere Ortsvereinsvorsitzende. Ein Platz auf der Liste wird grundsätzlich für den Ortsvereinsvorsitzenden und einer für die Jungen Liberalen, die Jugendorganisation der FDP, freigehalten. Insgesamt hat die Fraktion der FDP zur Zeit sechs Mitglieder.
"Bei geringer Wahlbeteiligung verlieren wir vielleicht noch einen Sitz", gibt Karin Volhard zu bedenken. Wie die Vertreter der anderen Parteien fürchtet auch sie ein mögliches Antreten der rechtsradikalen Republikaner bei der Kommunalwahl. "Mancher würde die Reps sicherlich rein aus Protest wählen", sorgt sich die liberale Kommunalpolitikerin. jom
Hört, hört: Daheim in Kanada soll er derzeit höher im Kurs stehen als Landsmann Bryan Adams. Der nämlich ging bei den Juno-Awards-Verleihungen leer aus, Tom Cochrane aber heimste für seine aktuelle LP "Mad Mad World" gleich vier Trophäen ein. Schön für ihn. Nur ist der Juno kein Grammy und hierzulande etwa so bekannt wie der deutsche Schallplattenpreis in Kanada. Die PR-Strategen hinter Cochrane bauschten das Spektakel dennoch zum Kampf der Holzfäller auf.
Ein Detail ist ihnen dabei entgangen: Bryan Adams kam nur deshalb zu kurz, weil bei seinem letzten Album der englische Produzent Mutt Lange mitgemischt hatte. Die Songs entsprächen deshalb nicht mehr dem Gütesiegel "Made in Canada", meinten die Juroren und verbannten Adams zum Zuschauen.
Es ist auch egal, wer von den beiden in Kanada vorne liegt - im Ausland konnte Cochrane von seinen Erfolgen in der Heimat bisher nicht profitieren. Vor drei Jahren spielte er mit seiner Band Red Rider unter "ferner liefen" im Vorprogramm der Grönemeyer-Open airs, und der Herbert aus Bochum war einige Monate später bei Cochranes Konzerten in Kanada der Anheizer. "Hörbört" sei ein "guter Freund", das "Bockuum"-Album gefalle ihm besonders gut, lobt Cochrane den deutschen Kollegen, wohl wissend, daß so was immer gut ankommt. "Aber die gemeinsamen Konzerte waren eher ein symbolischer Akt", fügt er hinzu, "keiner von uns hat im Land des anderen danach den Durchbruch geschafft."
Doch das bleibt sein erklärtes Fernziel. Nach zehn erfolgreichen Jahren in Kanada - zuerst mit der Red Rider Band, dann unter eigenem Namen - will der Mainstream-Rocker endlich mehr Anerkennung. Nur wird er es schwer haben, Bryan Adams auch außerhalb der kanadischen Heimat zu überholen. Wo Adams zu kraftstrotzendem Rock mit einfachen, aber rührenden Liebesbotschaften überzeugt, hat Cochrane nur banales Allerwelts-Geschwätz zu bieten.
Wir leben nun mal in einer "Mad Mad World", röhrt er im Titel-Song - und beläßt es dann bei dieser scharfsinnigen Feststellung. Vor einem Jahr, so erzählt er, habe er sich mit einer Kinderhilfe-Organisation nach Afrika aufgemacht, um mit dieser Aktion auf die Hungersnöte aufmerksam zu machen. Die Reise hatte ihre guten Seiten (eine Million Dollar Spendeneinnahmen für die Hungernden) und ihre schlechten Seiten: Tom Cochrane mußte seine Erlebnisse in dem Song "Life Is A Highway" irgendwie verwerten. Sein Resümee: Das Leben ist wie eine Autobahn, genieße es, solange du kannst.
Was, bitte schön, hat das mit Hungersnöten in Afrika zu tun? "Ich hatte immense Schuldgefühle nach dem Afrikatrip. Aber so was ist nicht gut. Wir müssen positiv denken. Es ist wichtig, daß man sich gut fühlt." Mit etwas Glück bleibt diese beispiellose Einfalt dem Rest der Welt auch weiterhin erspart. art
Mit zuckenden Ulk-Songs wie "Rock Lobster" und ihrem schrägen Outfit waren sie Ende der 70er die amüsante Alternative zum Punk. Doch in den 80ern schlitterten die B 52's mit nichtssagen- den Alben in eine Krise und fanden erst vor drei Jahren einen Ausweg aus der Krise. Die LP "Cosmic Thing" brachte sie wieder nach oben. Und der neue Esprit ist nicht verpufft: Ihre aktuelle LP "Good Stuff" bietet genau das, was der Titel verspricht. Im Herbst haben die B 52's auch wieder eine Deutschland-Tour geplant.
LANGENSELBOLD. Die "Fab-Fours" werden am Sonntag, 19. Juli, die Besucher der Langenselbolder Herrenscheune mit Oldies unterhalten. Die vier Musiker aus Dreieich-Sprendlingen und ihr englischer Kollege treten ab 11 Uhr beim zweiten Sommer-Matinee der Stadt Langenselbold in diesem Jahr auf.
Das Quintett sind überzeugte Beatles- Fans. Es beherrscht eine Vielzahl ihrer Hits. Das Programm umfaßt jedoch auch Stücke der Seachers, Rolling Stones oder der Dave Clark Five. Als Vorgruppe der Seachers sind sie früher bereits aufgetretenund gehören heute zu den erfolgreichen Bands der Frankfurter Oldie- Szene.
Der Eintritt zum Oldie-Matinee kostet an der Tageskasse fünf Mark. alu
"Hier können alle herkommen, aber sie müssen sich benehmen", heißt des Wirts Devise Gemütlich unter der Freiheitslinde Gast im "Homburger Hof" Von Constanze Angermann BAD HOMBURG. Man kann auch den Haupteingang benutzen. Doch für diejenigen, die schon wild zum Ebbelwoi unter freiem Himmel entschlossen sind, gibt es auch einen separaten Eingang. Nur ein kleines Stück nach rechts um das Haus herum: Dann kommt der Durstige zu einer Linde, einem kleinen Tor und einem Schild: Gartenlokal. Das Stimmengewirr ist auch draußen auf dem Platz zu hören. Doch erst beim Hineingehen, hinter der wuchtigen Linde öffnet sich der Blick auf die Menschen, die den fröhlichen Lärm verursachen. An manchen Tagen ist dort kaum noch ein Platz zu finden. Der Homburger Hof ist das, was man gemeinhin als alteingesessen bezeichnet. Er ist bekannt und rege besucht. Und wenn es nach dem Willen des Inhabers, Helmut Knoll, geht, dann soll das auch so bleiben.
"Hier können alle herkommen. Aber sie müssen sich benehmen", betont der Pächter, der vor vier Jahren den Homburger Hof übernahm. Es scheint, als hät- Gartenlokale im Taunus te der Damen-Club am Nachbartisch seine Worte gehört. Folgsam setzen sich die von einer Radtour erhitzten Frauen an drei aneinander gestellte Tische und debattieren erst mal in Ruhe über die Frage, wer von ihnen nun den süß- und wer den sauergespritzten Ebbelwoi vorzieht. Doch der Durst drängt, die Bedienung auch (ein bißchen), und so sind die 20 Frauen schnell entschieden, verstummen jedoch erst, als die Gläser schließlich auf dem Tisch stehen.
Das Glas Ebbelwoi gibt es im Homburger Hof für 2,20 Mark. Die alkoholfreien Getränke sind dagegen teurer. Und wer in diesen Tagen noch nicht genug schwitzt, kann auch einen Kaffee für 2,70 Mark bekommen. Die Frauen jedoch haben sich alle für das Frankfurter Nationalgetränk entschieden.
Die zweite Diskussionsrunde der Damen ist der Speisekarte gewidmet. Als "gut bürgerlich" bezeichnet der Inhaber die Küche seines Lokals und weist darauf hin, daß sein Sohn, der die Küche führt, auch Menüs für größere Gruppen und Gelegenheiten zusammenstellt. Für den Garten gibt es eine eigene Karte, die von der Rinderkraftbrühe bis zum Rinderfilet reicht. Für Leute, die lieber Fisch mögen, steht auch der Matjes auf der "Gartenkarte". Der hat inzwischen sogar eine Variation erfahren. Es gibt ihn nach Hausfrauenart oder mit Sahne-Dill-Sauce. Einfach und gut die Küche. Einfach und gemütlich die Umgebung. Im Garten des Homburger Hofes können alle zusammenkommen. Junge Leute sitzen neben Paaren mittleren Alters, auch einige Kinder laufen zwischen den Tischen herum. Sie können in einer Ecke des Hofes sogar eine Rutschbahn finden und im Sandkasten spielen. In der gegenüberliegenden Ecke steht die "am 30. Mai 1848 von dem Gastwirt Peter Bruder gepflanzte Freiheitslinde", die 1938 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Sie ist für Helmut Knoll auch ein Indiz dafür, daß es den Garten des Homburger Hofes schon länger gibt. Auf jeden Fall aber, das bestätigen Unterlagen aus dem Archiv, gibt es seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Homburger Hof eine Gartenwirtschaft. Sicher war es damals unter den Linden etwas leiser, doch auch heute dringt der Lärm der Frankfurter Landstraße nur mäßig in den Hof. Die umliegenden Wohnhäuser halten ihn ab. Sie sind aber auch der Grund dafür, daß abends um 22 Uhr Ruhe im Hof einkehren muß. Das gilt auch für die Frauen, die mittlerweile beim Essen angelangt sind. Dabei haben sie ihre Fahrräder fest im Blick, die sie fein säuberlich zwischen den Bäumen aufgereiht haben. Platz für Fahrräder ist vorhanden. Sollte es im Garten zu eng werden, bietet der Platz vor dem Tor ausreichend Stellfläche. Und da läßt sich bekanntermaßen mehr unterbringen, wenn man sich statt für das Auto für den Drahtesel entscheidet. Das haben sich auch die Frauen gesagt, die jetzt gestärkt und etwas leiser als beim Eintreten das Gartenlokal verlassen.
HANAU. 95 Pendel-Kandelaber sollen künftig nachts die Philippsruher Allee erhellen. Den Auftrag für die Anschaffung der Lampen hat der Hanauer Magistrat in seiner jüngsten Sitzung erteilt. Die Kosten hierfür liegen bei rund 400 000 Mark, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.
Nach dem Willen der Stadtverordnetenversammlung soll die Philippsruher Allee wieder ihr ursprüngliches Gesicht erhalten.
Dazu gehört neben der Pflanzung von Bäumen auch die Ausstattung mit den antrazitfarbenen Pendel-Kandelabern.
Ähnliche Lampen finden sich bereits in der Gustav-Hoch-Straße. Die Verwaltung will im Stadtgebiet allmählich ein "durchgängiges Bild" schaffen, teilt die Rathausspitze mit. alu
FR-Streitgespräch über die Umgehung Ober-Mörlens: Bürgermeisterin Schäfer und Stadtrat Keller werfen sich gegenseitig Egoismus vor
Über Abgase, neues
Denken, Biotope und
"geheime" Studien
FR: Herr Keller, sind Sie jetzt erst zum Gegner der B 275 a geworden?
Keller: Ich war nie überzeugt davon. Ich bin nicht gegen Umgehungsstraßen an sich. Ich bin für die B 3 a-Umgehung Bad Nauheims. Ich wäre auch froh, wenn die B 3 a bald in Richtung Friedberg weitergeführt werden könnte, weil wir sonst riesige Probleme in der Schwalheimer und in der Homburger Straße bekommen. In der Bad Nauheimer Stadtverordnetenversammlung gibt es derzeit eine Mehrheit für die B 275 a. Ich sehe allerdings, daß sich diese Mehrheit in der nächsten Legislaturperiode ändern wird.
FR: Wieso?
Keller: Die Diskussion ist jetzt wieder aufgelebt. Aus Bad Nauheimer Sicht wird im Zusammenhang mit dem Bau der B 3 a ein entscheidender Schritt durchgeführt, und zwar verschwinden die Bundesstraßen total aus der Bad Nauheimer Ortslage. Es ist ein Umwidmungsverfahren in Gang gesetzt worden, daß die B 3 und die B 275 aus der Ortslage Bad Nauheims herausgenommen werden. Diese Straßen in der Ortslage werden als Gemeindestraßen ausgewiesen. Damit können sie zurückgebaut und der Durchgangsverkehr herausgehalten werden. Wir haben dann noch die westlichen Wohngebiete, die durch den Schleichverkehr aus Ober-Mörlen tangiert werden. Das kriegen wir aber auch in den Griff. Wenn die B 3 a da ist, kann man diesen Verkehr durch verkehrsberuhigende Maßnahmen dort raushalten.
Mir ist jetzt erst offenbar geworden, daß seit Mai 1989 eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die B 275 a vorliegt, die der Magistrat nicht kennt, die die Fraktionsvorsitzenden nicht kennen und der Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses der Stadt Bad Nauheim nicht kennt. Diese Umweltverträglichkeitsprüfung ist mir von außerhalb Bad Nauheims zugekommen. In dieser Studie sind alleine 13 Biotope auf der Strecke zwischen Bad Nauheim und Ober-Mörlen ausgewiesen, die von der B 275 a tangiert werden. Das Erlebnis- und Erholungspotential und das Naturschutzpotential im Stadtwald sind schwerwiegend betroffen. Das ist keine Studie, die von irgendwelchen Grünen in Auftrag gegeben wurde, sondern vom Straßenbauamt selbst. Zum Ausgleich des Eingriffes in das Erholungs- und Naturschutzpotential heißt es: "Ausgleichbarkeit fraglich." Es ist die Frage, ob Bad Nauheim als Kur- und Erholungsstadt auf das Erholungsterrain im Stadtwald verzichten kann.
FR: Frau Schäfer, ist Ihnen dieses Umweltverträglichkeitsgutachten bekannt?
Schäfer: Das Gutachten ist mir nicht bekannt. Ich höre das zum ersten Mal. Die Gemeinde Ober-Mörlen hält an dem festgelegten Trassenverlauf fest. Ich bin überrascht, daß Teile der SPD Bad Nauheim und auch Peter Keller von den gemeinsamen Planungen abweichen wollen.
Baar: Das muß ich unterstreichen. Die Planungen sind vor Jahren durchgeführt und verabschiedet worden. Mich überrascht, daß jetzt plötzlich derartige Probleme hochgegoren werden, die bei sorgfältiger Prüfung schon damals hätten diskutiert werden können.
Keller: Wurden!
Baar: Die sind damals aber nicht als so bedenklich eingestuft worden. Mich überrascht, daß, nachdem die Stadt Bad Nauheim mit ihrem Teil befriedigt wurde, plötzlich die Anbindung 275 a als großer Problemfall dargestellt wird.
Schäfer: Zwischen Bad Nauheim und Ober-Mörlen gab es eine Absprache wegen der Realisierung der B 3 a. Ober-Mörlen ist Bad Nauheim entgegengekommen und hatte einem anderen Trassenverlauf zugestimmt. Und jetzt verkündet Peter Keller ganz stolz, daß die B 275 und die B 3 aus der Bad Nauheimer Ortslage rausgenommen werden. Das ist aus Bad Nauheimer Sicht ein egoistisches Denken. Die Interessen von Ober-Mörlen werden vernachlässigt. Ich weiß nicht, wo die in dem Umweltverträglichkeitsgutachten genannten Biotope liegen. Ich weiß nur, daß die Trasse der B 275 a gar nicht auf dem Gebiet von Bad Nauheim verläuft. Wir Ober-Mörler können wegen der Verkehrsbelastung unseres Ortes auf die B 275 a nicht verzichten.
FR: Herr Kronich, ist das Umweltverträglichkeitsgutachten eine Geheimsache? Kronich: Bei der 275 a befinden wir uns zur Zeit in einer Warteschleife und in keiner heißen Planungsphase. Das ist ein Grund dafür, daß einige die Unterlagen haben, die anderen nicht. Der Vorschlag der hohen Dringlichkeitsstufe "vordringlicher Bedarf" liegt auf dem Tisch. Wird er bestätigt, hat diese Maßnahme für uns einen hohen Stellenwert.
FR: Bestätigt von wem?
Kronich: Die Bundesregierung hat den "vordringlichen Bedarf" vorgeschlagen. Die Hessische Landesregierung berät nun darüber und gibt ihre Stellungnahme zurück an den Bund. Der Bundestag entscheidet letzlich. Kommt die B 275 a in eine hohe Dringlichkeit, ist das für uns die Legitimation, daran weiter zu arbeiten. Der zweite Punkt ist allerdings der, daß wir einen gesicherten Verfahrensstand bei der B 3 a Umgehung Friedberg brauchen, denn die Umgehung Ober-Mörlen wird ja mit der Umgehung Friedberg verknüpft. Zunächst muß es einmal eine gesicherte Aussage zur Westumfahrung Friedbergs geben, dann kann - wenn die B 275 a im vordringlichen Bedarf ist - diese weiter geplant werden. Das ist für Ober-Mörlen keine so angenehme Aussage. Hausmann: Die B 275 a setzt aber auch Zwangspunkte für die B 3 a-Umgehung Friedberg. Es gibt einen Alternativvorschlag für eine Ostumgehung Friedberg. Das einzig stichhaltige Argument dagegen ist die Anbindung an die B 275 a.
Kronich: Sie müssen akzeptieren, was ich gesagt habe: zeitliche Zurückstellung der B 275 a, damit freie Entscheidung für die Umgehung Friedbergs. Wenn diese Entscheidung getroffen ist, dann kommt die Entscheidung 275 a. Und je nachdem, wie es dann für Friedberg aussieht, wird auch das östliche Ende der 275 a aussehen. Schäfer: Wo liegt das Problem bei Friedberg? Ich habe ein Schreiben des Friedberger Magistrates aus dem Jahre 1988, in dem er mitteilt, daß sie im Planfeststellungsverfahren für die B 3 a sind.
FR: Das Feststellungsverfahren ist aber immer noch nicht abgeschlossen.
Kronich: Wir befinden uns in einem laufenden Planfeststellungsverfahren. Wir haben eine Änderung durch die Freigabe des Flugplatzes Ockstadt. Wir werden das Auftauchen der Trasse neu diskutieren. Die Beschlußlage ist eindeutig, muß aber im Verfahren noch einmal festgeklopft werden. Sie haben ja gerade gehört, daß es andere Stimmen gibt. Aber ich glaube, es führt jetzt zu weit, wenn wir die Probleme Friedbergs hier diskutieren. Das Straßenbauamt Gießen ergießt sich nicht in "Asphaltorgien", wie es uns immer wieder vorgeworfen wird, sondern wir haben einen gesellschafts- und verkehrspolitischen Auftrag, den wir respektieren. Wenn die Bundesregierung die Umgehung Ober-Mörlen nach hinten stellt, stellen wir die Planung ein.
Baar: Mir liegt ein Schreiben von Bundestagsabgeordneten vor, in dem es heißt, daß im September im Bundestag der vordringliche Bedarf für die B 275 a bestätigt werden soll. Wie geht es dann weiter, Herr Kronich? Spielt dann die Friedberger Hemmschwelle noch eine Rolle?
Kronich: Die ist dann relevant. Wenn der Bundestag dieser Dringlichkeitsstufe zustimmt, wird damit der gesellschaftspolitische Auftrag bestätigt. Dann kommt die nächste Schwelle: Wie läuft das Planfeststellungsverfahren Friedberg? Nehmen wir mal an - was nicht Wille der Verwaltung und nicht Beschlußlage der Träger öffentlicher Belange ist - es käme aus irgendwelchen Gründen zu einer Ostumfahrung Friedbergs. Dann würde letzten Endes der Verlauf der B 275 a im Bereich Bad Nauheim ein anderer sein. Wir brauchen eine gesicherte Aussage für die Umgehung Friedbergs. Das heißt, wir warten den Erörterungstermin ab.
Baar: Daß der Herr Keller gegen die B 275 a ist, ist relativ neu.
Keller: Das stimmt nicht. Fragen Sie mal den neuen Ober-Mörler Ortsvereinsvorsitzenden Herbert Rüfer, der sich nun in Aktivitäten stürzt, die ich früher nie gewohnt war. Als Landrat hätte er da mal was machen müssen.
Schäfer: Als Landrat hatte er nicht genügend Zeit.
Keller: Herr Rüfer weiß genau, daß ich bei einer Jahreshauptversammlung einen Antrag gegen die B 275 a gestellt hatte. Den hatte ich damals auf Bitten Ober- Mörler Bürger - damals war ich noch etwas zurückhaltend - zurückgezogen.
FR: Es wird allgemein in Sachen Straßenbau umgedacht.
Kronich: Nach einer Untersuchung von Sukopp gehört jedoch der Straßenbau nicht zu den großen Verursachern des Artenrückgangs. Transport und Verkehr rangieren ganz am Schluß der Verursacherkette. Ergänzend haben wissenschaftliche Untersuchungen von Ellenberg aufgezeigt, daß Straßenbegrünungen und landespflegerische Ausgleichsmaßnahmen in einer ausgeräumten Landschaft eine ganz erhebliche Bereicherung der Artenvielfalt darstellen können.
Hausmann: Das mag zwar für ausgeräumte Landschaften richtig sein, nicht jedoch für die intakten Biotope zwischen Bad Nauheim und Ober-Mörlen, die durch den Bau der B 275 a zerstört würden. Baar: Ich bin der Auffassung, daß man Landschafts- und Artenschutz berücksichtigen muß. Aber jedes Menschenleben, das auf den Ober-Mörler Straßen geblieben ist, ist zuviel. Ich lade Sie gerne ein, an den engsten Stellen der Ober-Mörler Straßen spazierenzugehen. Da wird nicht einmal der in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Mindestabstand eingehalten. In der Natur steht der Mensch für mich an erster Stelle.
Schäfer: Ich befürworte zwar die B 275 a, bin jedoch nicht für eine Straßenbaupolitik auf Teufel komm raus. Als Kreistagsabgeordnete in Limburg-Weilburg habe ich mich vehement gegen den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 49 ausgesprochen. Ich möchte von Peter Keller gerne wissen, wie er denken würde, wenn er in Ober-Mörlen wohnen würde. Keller: Der Peter Keller wohnt an der Hauptstraße in Bad Nauheim, und die ist derzeit eine Ausfallstraße in Richtung Ober-Mörlen. Da ist in der Proportion sicher genausoviel Verkehr wie in der Ober-Mörler Hauptstraße, weil hier alles noch enger ist als in Ober-Mörlen. Ich bin nicht gegen Umgehungsstraßen an sich. Ich meine nur, Ober-Mörlen will seine Probleme auf Bad Nauheimer Kosten lösen. Diese Trasse wurde schon in der Flurbereinigung ausgesteint. Da haben die Ober-Mörler gemeint, das gilt auf ewig. Es wurden nie Alternativen dazu gesucht. Diese Ortsumgehung Ober-Mörlen ist keine ortsnahe Trasse, sondern eine weitläufige Trassenführung um Ober-Mörlen und Bad Nauheim herum, die meines Erachtens sogar den Autobahnverkehr aus Richtung Limburg anzieht. Herbert Rüfer hat das Koalitionspapier mit den Grünen im Wetteraukreis 1989 unterschrieben, in dem es heißt: "Umgehungsstraßen dürfen nur dann gebaut werden, wenn es sich hierbei um eine tatsächliche Umgehung handelt, also vom bestehenden Straßennetz um einen Ort herum wieder ins bestehende Straßennetz eine Straße gebaut wird."
Baar: Es gibt eine ganze Menge besorgter Eltern von Schul- und Kindergartenkindern. Hunderte Kinder müssen täglich die enorm belastete Bundesstraße 275 in Ober-Mörlen überqueren.
Schäfer: Es gibt keine Alternative zur B 275 a.
Keller: Doch. Durch die jetzt geplante Trasse werden Bad Nauheims Stadtwald und die Waldteiche nachhaltig tangiert, ebenso der Seniorenwohnpark Aeskulap. Und wir haben Siedlungserweiterungsvorhaben südlich des Deutergrabens in Richtung Friedberg.
Hausmann: Wir Naturschützer werden immer in die Ecke gestellt, wir würden nicht an die Menschen denken, sondern nur an die Natur.
Baar: Ich bin sehr wohl dafür, daß Natur geschützt wird, aber der Mensch an erster Stelle.
Hausmann: Ich wohne selbst an einer Straße, der Schleichweg nach Ober-Mörlen ist. Ich habe selber Angst um meine Kinder, die diese Straße betreten. Ich bin auch dafür, daß die Verkehrsprobleme von Ober-Mörlen gelöst werden. Aber bei der jetzt geplanten B 275 a würden wir in Bad Nauheim ein Gebiet verlieren, das aus Gründen des Naturschutzes ein großes Gewicht hat, aber eben auch als Erholungsgebiet. Dieses Gebiet würde zerschnitten werden. Beim Linienbestimmungsverfahren ist festgestellt worden, daß das eine Landschaftszerstörung wäre, die nicht ausgleichbar ist. Es gibt Alternativen. Bei der Entwicklung des Landschaftsplanes für Ober-Mörlen wurde diese Trasse übrigens als bessere gegenüber der Nordumgehung eingestuft, weil lediglich die Strecke bis zur Autobahn zu beurteilen war. Für den darüber hinausgehenden Teil gab es bereits damals und auch im Linienbestimmungsverfahren für die gesamte Strecke reihenweise Bedenken.
Schäfer: Die Nordumgehung mag in den 60er Jahren im Gespräch gewesen sein. Sie jetzt wieder ins Gespräch zu bringen, ist absoluter Unsinn.
Hausmann: Ich denke bei Alternativen weniger an die Nordumgehung, für die ich einräume, daß sie für Ober-Mörlen nicht attraktiv ist.
Schäfer: Sie ist überhaupt nicht durchführbar. Damals war die Siedlung Maiberg noch nicht als Wohngebiet erschlossen. Vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof sind wir verurteilt worden, dieses Gebiet, das früher Wochenendgebiet war, als Wohngebiet auszuweisen. Außerdem wäre von der Nordumgehung die Talaue der Usa betroffen. Wir haben dort auch das Sportgelände und die Tennisplätze. Kronich: Es würden auch bei der Nordumgehung wertvolle Biotope beeinträchtigt. Hausmann: Zum Beispiel das Naturschutzgebiet "Magerdriften".
Kronich: Wenn wir die Planfeststellung für die Umgehung Ober-Mörlen aufnehmen werden, werden wir selbstverständlich alles das, was wir an Material haben, in diesen Entscheidungsprozeß einbringen und offenlegen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung hat gerade die Aufgabe, Korridore für Trassenverläufe festzustellen, die gegebenenfalls einen geringeren Eingriff ermöglichen. Für die Nordumgehung kommt die Umweltverträglichkeitsprüfung bereits in einer ganz frühen Stufe zu dem Schluß, daß sie aus Naturschutzgründen nicht geeignet ist. Der Prozeß der Umweltverträglichkeitsprüfung ist für die Umgehung Ober-Mörlen noch nicht abgeschlossen. Als wir die Linienbestimmung 1986 durchführten, war das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz noch nicht da. Wir haben im Zusammenhang mit der Prüfung der Umgehung Friedberg dieses entsprechende Material für die Ortsumgehung Ober-Mörlen nachgeschoben. FR: Wie wird sich die geplante Bundesstraße 275 a auf die Verkehrsströme auswirken? Es ist immer von Umgehungsstraße die Rede, aber verkehrspolitisch hat sie doch eine weitreichendere Bedeutung mit ihrem Anschluß an die Autobahn Frankfurt-Kassel. Wird die neue Bundesstraße von dort nicht Verkehr auf die Straßen der Region verlagern, also ganz neue Verkehrsströme schaffen?
Keller: Der Verkehr wird dann nach Bad Nauheim hineinfließen.
Kronich: Die Ströme sind berechnet worden. Die Straße heißt Umgehung Ober-Mörlen und Bad Nauheim, denn sowohl Ober-Mörlen als auch Bad Nauheim werden entlastet. Verkehr aus dem Usinger Land nach Friedberg ist Durchgangsverkehr für Bad Nauheim.
Keller: Ich kann ihn außen rum über die B 3 a führen.
Kronich: Aber die B 275 a ist erheblich kürzer. Wir haben ganz erhebliche Belastungen auf der Wintersteinstraße. Das ist doch ein Indiz, daß der Verkehr sich schon diesen Weg sucht.
Keller: Den sperre ich.
Kronich: Das ist bisher nicht gelungen.
Keller: . . weil es nicht ernsthaft versucht wurde.
Kronich: Mit dem neuen Straßenzug können sie Biotopen so weit wie möglich ausweichen. Sie können sogar die bisherige Durchschneidung des Stadtwaldes durch den vorhandenen Schleichverkehr auffangen und zu einer verbesserten Situation gegenüber dem Status quo kommen. Es muß im Interesse des Allgemeinwohls eine Entscheidung getroffen werden. FR: Wie groß ist die Verkehrsbelastung Ober-Mörlens?
Kronich: Wir haben eine Belastung von etwa 10 000 Kraftfahrzeugen täglich. Durch die Umgehungsstraße rechnen wir mit einer Entlastung von 55 bis 65 Prozent. Schäfer: 10 000 ist die Zahl von 1990. Das Verkehrsaufkommen ist gestiegen.
Keller: Dieses Verkehrsaufkommen haben wir in Bad Nauheim in zig Straßen. Der Schleichweg von Ober-Mörlen nach Bad Nauheim ist eine vorweggenommene B 275 a, das sehe ich auch. Wir sperren diese Zufahrt dort durch intelligente verkehrslenkende Maßnahmen.
Schäfer: Wohin?
Keller: Auf die B 3 a-Ortsumgehung.
Schäfer: Dann haben wir noch mehr Verkehr in Ober-Mörlen.
Baar: Es geht doch nicht, daß Sie jetzt auf einmal alle Belastungen von Bad Nauheim den Ober-Mörlern zuschieben wollen. Wenn Sie dort oben zumachen, dann ist die ganze Belastung in Ober-Mörlen.
Kronich: Die durchschnittlich 10 000 Fahrzeuge täglich machen noch nicht die Belastung deutlich, die die Menschen in Ober-Mörlen erfahren. Wir haben Monate mit hohen Belastungen, beispielsweise den Oktober, oder geringen Belastungen in der Winterzeit. Es treten in bestimmten Monaten Spitzen auf von 14 000 Fahrzeugen. Man muß die Smog-Belastung betrachten. Die Herbst-Inversionswetterlagen fallen mit diesen hohen Belastungsspitzen zusammen.
FR: Vorausgesetzt, der Verkehr nimmt nicht zu. Stockenden Verkehr an der Autobahnanbindung werden Sie nicht ausschließen können.
Kronich: Das glaube ich sicherlich.
Hausmann: Jede Straße, die gebaut wird, ist letztlich eine Investition in das Verkehrsmittel Auto und eine Investition gegen die alternativen Verkehrsmittel. Es ist auch klar, daß neue Straßen neuen Verkehr anziehen.
Keller: Wenn die Staus auf der Autobahn noch mehr werden, und alle Prognosen sprechen dafür, dann haben wir mit der B 275 a eine Autobahnentlastungsstraße ohnegleichen. Das will ich nicht, weil ein Gebiet zerschnitten wird, das ich frei haben möchte.
An euphorische Kritiken hat er sich längst gewöhnt: Mit 14 Jahren "Wunderkind" an der Trompete, mit 20 bereits als "Prophet des neuen Jazz" auf dem Titel des "Time"-Magazins. Und heute, mit 30, wird Wynton Marsalis in einem Atemzug mit Louis Armstrong und Charlie Parker genannt. Eine steile Karriere. Mit den Überfliegern aus der Pop-Branche hat der eigenwillige Trompeter aus New Orleans indes nur wenig gemeinsam.
Auf seiner aktuellen LP "Blue Interlude" (Sony Music) zeigt Marsalis einmal mehr, daß frenetischer Jubel nicht zwangsläufig den künstlerischen Absturz nach sich ziehen muß. Sein Jazz ist lebendig, hat Atmosphäre: Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er mit seinem Septett durch die Gassen seiner Heimatstadt streift, hier einen temperamentvollen Swing aufschnappt, um gleich darauf in einen trägen, manchmal lasziven Trauermarsch hineinzugleiten. Wynton Marsalis zwischen gestern und heute, Restaurator und Neuerer in einer Person.
Mit diesem Spagat hatte er schon vor zehn Jahren, nach der Fusion-Rock-Überdosis der 70er, für frischen Wind gesorgt. "Jazz beschäftigt sich mit Dingen, die zwischen Mann und Frau passieren. Aber Jazz geht im Unterschied zur Pop-Musik mehr in die Tiefe", meint er, "Pop beschreibt Liebe nur aus der Sicht der Teenager." Aber auch er hat zahlreiche Teenager für sich begeistern können. Mit seinen satten, fast menschlichen Trompetentönen hat er das Alte neu definiert und dem Jazz wieder ein junges, unvoreingenommenes Publikum erspielt.
Und er ist nicht der einzige, der davon profitiert. Seine Brüder Branford (sorgte zeitweise als Saxophonist bei Sting für mehr Niveau) und Delfeayo (Jazz-Produzent) gelten heute ebenso als Garanten für aufregenden Jazz, wie beispielsweise Harry Connick Junior. Für den betont coolen Wynton dennoch kein Grund, jetzt abzuheben: "Ein paar alte Musiker aus New Orleans haben mir mal gesagt: ,Bleib immer nah bei deinem Publikum, dort sind deine besten Freunde'."
Am Donnerstag, 23. Juli, spielt Wynton Marsalis mit seinem Septett wieder vor einigen seiner "Freunde" im Mainzer Kulturzentrum. art
Kokain erlebt nach Angaben der Polizei einen "unglaublichen Boom". Während der Konsum von Heroin seit Jahren stagniere, breite sich Kokain "lawinenartig" aus, erklärte der Chef des Rauschgiftkommissariats, Norbert Ditt. "Es wird ein Massenproblem werden." Ditt stützt sich bei seiner Einschätzung auf Aussagen festgenommener Händler und verdeckter Ermittler sowie auf die sichergestellten Mengen. Seit etwa drei Jahren finden die Beamten bei Dealern und Kurieren mehr Kokain als Heroin. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres waren es 30 Kilo Kokain und 13 Kilo Heroin.
Während Heroin, das fast ausschließlich gespritzt wird, nicht zuletzt wegen der Verelendung der offenen Drogenszene, mehr und mehr als "Schmuddel-Droge" betrachtet werde, sei Kokain auch jenseits der "Schicki-Micki-Kreise" "in". "Der eine trinkt mit seiner Freundin am Wochenende Champagner, der andere kokst." Auch Ältere würden an der aufputschenden Wirkung dieser Droge, die meistens geschnupft wird, Gefallen finden. "Wer das Geld hat, kauft."
Kokain-Konsumenten bleiben, so Ditt weiter, in der Regel unauffällig. Vielen gelinge es, ihre Sucht im Griff zu behalten und nur an den Wochenenden "und vielleicht auch noch am Mittwochabend" zu schnupfen. Sie gingen ihrer Arbeit weiter nach, so daß die sogenannte Beschaffungskriminalität entfalle.
Anders als derzeit noch für Heroin gebe es für Kokain keinen offenen Markt. Als Umschlagsplätze gelten Diskotheken, der größte Teil der "Unmengen", die Frankfurt erreichen, werde über Privatleute vertrieben. Über welche Stationen die Droge in diese "privaten Kreise" gelange, sei weitgehend unbekannt. ft
Das Filmsortiment fürs Heimkino ist noch immer meist den Erwachsenen vorbehalten Videotheken sorgen für ihr Image Kräftige Zuwachsraten Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Um 23.30 Uhr verläßt die grauhaarige Frau im geblümten Sommerkleid die Videothek an der Berger Straße. Sie ärmelt sich bei ihrem Begleiter ein. "Der ist wirklich unvergessen, der war einmalig, der James Dean", sagt sie und kramt aus dem Einkaufsbeutel die Kassette mit dem eben ausgeliehenen "Jenseits von Eden"-Film aus dem Jahre 1954 raus. Der Mann, ein rüstiger Senior, schaut aufs das Etikett, nickt und drängt zum Heimweg: "Den gucken wir uns gleich an." Der 36jährige Uli Born mag solche Kundschaft. "Früher hatten wir nur die Altersgruppe von 18 bis Anfang 40", erinnert sich der Geschäftsführer der Tomin- Videothekenkette, die mit zehn Niederlassungen, 40 000 Filmen und 20 000 CDs in Frankfurt Marktführer ist, "daß jetzt auch Rentner kommen, zeigt mir, daß unser Konzept aufgeht, eine neue Klientel zu gewinnen."
Dafür hat die Firma "einige Millionen Mark" investiert und damit die Videotheken "völlig neu gestylt". Ähnlich verfuhr die Konkurrenz: Hinterhof-Lagen wurden aufgegeben, man modelte Tankstellen in Video-Glaspaläste (Berger Straße) um. Einstmals enge trist-schummrige Läden wie in der Walter-Kolb-Straße wurden vergrößert und/oder aufgestockt.
Geöffnet ist zumeist durchgängig von 10 bis 24 Uhr. Ständig werden die Kunden mit Musik berieselt, Innenarchitekten haben - Beispiel "Video-Traumland" in der Ostzeil - die Räume mit Säulen und Skulpturen bestückt, mit Seidenfahnen, Schleifen und Glitter-Blumen drapiert und auch Solarium und Bistro eingebaut.
Man ließ dutzendweise neue große Schaufenster setzen, installierte helle Beleuchtung, verlegte farbigen Teppichboden. Wände und Decken bekamen einen Anstrich "ganz in Weiß".
"Es war unsere einzige Chance: Um im Geschäft zu bleiben, mußten wir weg vom Schmuddel-Image", sagt Born, "und vor allem auch das Sortiment verbreitern und neu strukturieren." Standen in den 80er Jahren nahezu ausschließlich Videotapes mit Sex, Crime, Horror und Action in den Regalen, so offeriert man nun - und das gilt beileibe nicht nur für die Tomin-Kette - ein Sparten-Verleihprogramm: Vorneweg stets "Aktuelle Kino-Neuheiten", die sechs Monate nach ihrer Vermarktung in den Lichtspieltheatern dem Video-Publikum angeboten werden; neu eingerichtet wurden zudem Ekken für "Teeniefilme", "Komödie", "Frauenfilme", "Drama", "Thriller", "Hollywood-Klassiker". Bernd Puschmann, Chef von "Video-City" im Sandweg, Frankfurts größter Videothek, tat noch mehr: "Ich habe die Pornos rausgeschmissen und die Totschläger-Filme." Und an die Glasfront klebte er die Botschaft "Kinder sind willkommen!" Das ist selten in der Stadt: Alle anderen Frankfurter Videothekare lassen nur Leute "über 18" ins Geschäft. Gewerberechtlich gelten deren Etablissements dann als "Erwachsenenvideotheken", Puschmann indes kann für "Video-City" das Etikett "Familienvideothek" reklamieren.
Deren Angebot faßt 8000 Filme und 3500 CDs und Computerspiele, auf unterschiedlichste Interessen gemünzt: "Die Wünsche werden spezifischer. Der Kunde, der aus dem Sessel aufsteht und seine 22 Kabelprogramme verschmäht, will was Besonderes."
In "Video-City" können Kinder wählen zwischen den Werken der "Augsburger Puppenkiste", Märchen à la "König Drosselbart" und Cartoons nicht nur vom Entenhausen-Clan. Es gibt Produktionen in englischer und französischer Sprache. Man findet Musikfilme von "Oper" bis "Elvis" und "Genesis". Und neben der "Wissenschafts"-Ecke mit Ratgeber-Videos für gesunden Schlaf, schlanken Leib und nikotinfreies Dasein können sich Interessenten mit Militaria versorgen: "Deutsche Kriegswochenschauen", "Feuersturm über Dresden".
Die Konkurrenz hat hingegen weiterhin "Rambo/Rocky/Nightmare" als Programm-Schwerpunkt und hält rein gar nichts von der Puschmannschen Porno- Abstinenz. "Wir wollen nicht auf Sexfilme verzichten", sagt Geschäftsführer Born, "denn die machen zwischen 25 und 35 Prozent unseres Umsatzes aus." Ohne die Stöhn- und Paarungsvideos hätte man - das weiß der Tomin-Manager - nicht solch glänzende Steigerungsraten: "Wir legen von Jahr zu Jahr jeweils 20 Prozent zu." An "neuen Kundenschichten" wurden - das bestätigen Frankfurts Videothekare übereinstimmend - durch aufgemöbeltes Outfit und reformiertes Programm vor allem "Frauen", "Intellektuelle" sowie "mittlere und höhere Einkommensgruppen" gewonnen. Die leisten sich im übrigen auch die paar Mark Leihgebühr für "Anale Gier" oder "Drei Schwedinnen in Oberbayern". Born: "Porno hat eine sehr breite Akzeptanz in der Bevölkerung und bei unseren 70 000 Kunden in Frankfurt."
Bestes Beispiel ist ihm die Neukundschaft aus dem Bankenviertel, die ihren Video-Bedarf bevorzugt in der Tomin-Filiale Reuterweg decke. Die Klientel pflege im Viererpack zu leihen: "Drei Pornos und eine Komödie" - das sei der Video-Weekend-Vorrat der Finanzleute.
Profitieren können von den neuen Heimkino-Fans in Frankfurt nur noch 40 Videotheken mittleren und größeren Betriebszuschnitts. Genausoviel haben in den zurückliegenden fünf Jahren pleite gemacht oder aufgegeben. Ludwig Schultz vom Jugendamt, der die städtische Liste führt, muß ständig Namen ausstreichen und neu notieren: "Große Fluktuation. Die Betriebe werden weniger, dafür sind sie aber größer." Anfang der 80er Jahre, so erinnert er sich, hatte es noch 140 Videotheken in der Stadt gegeben.
Ums Jahr 2000 herum werden es, so schätzt Marktführer Born, vielleicht nur noch ein Dutzend sein. "Und die haben mit der jetzigen Videothek nichts mehr gemein", prophezeit er, "das sind dann Medienfachgeschäfte, die alles anbieten, was es an Waren im Kommunikationssektor und an Bild- und Tonträgern gibt." Kassetten im VHS-System seien dann völlig vom Markt: "Das ist wie mit den Langspielplatten."
(Siehe auch Kasten rechts)
BAD ORB / JOSSGRUND. Knapp 120 000 Mark wird die Reparatur der Kreisstraße 890 zwischen Bad Orb und Jossgrund kosten. Diese war durch das Unwetter vor drei Wochen auf einer Länge von zwei Kilometern durch Unterspülung so stark beschädigt worden, daß sie seitdem komplett gesperrt ist. Lediglich bis zu den Ausflugscafés ist die Durchfahrt möglich. Die Umleitung erfolgt über die Wegscheide.
Den Auftrag hat der Kreisausschuß am Dienstag nachmittag an die günstigste von vier Firmen vergeben, die sich an einem beschränkten Ausschreibungsverfahren des Straßenbauamtes Hanau beteiligt hatten. Die Reparaturen sollen umgehend beginnen. jan
Reitturniere haben Hochkonjunktur. Dabei werden nicht nur große Turniere in Aachen oder in Wiesbaden ausgetragen. Oftmals ist die familiäre Atmosphäre bei Veranstaltungen wie in Neu-Isenburg, wo der örtliche Pferde-Sport-Verein nach langer Pause wieder ein Turnier wagte und für sein Risiko prompt belohnt wurde, wichtiger als große Namen und spektakuläre Erfolge. Insgesamt standen 16 Prüfungen auf dem Terminplan, wobei zehnmal die Katgeorie B und sechsmal C-Konkurrenzen absolviert wurden.
In der höchsten Dressur-Prüfung (Klasse L/Trense) setzte sich der Frankfurter Volker Lukas auf Pik Flash mit der Wertnote 6,5 knapp gegenüber Yvonne Letzner (Ruppertshain), die im Sattel von Safran eine 6,4 erhielt, durch. In der zweiten Abteilung dieses Wettbewerbs erzielte Michaela Blam auf Webster eine 6,8, die Rumpenheimerin Birgit Salzmann und Anubis kamen auf eine 6,5. Nicole Wentz (Egelsbach) und Reine Davril (6,4) belegten Rang drei. In der Klasse A siegte der Bierstädter Holger Kilian auf Warlander mit der Wertnote 8,0, während die Lokalmatadorin Alexandra Stark (PSV Neu-Isenburg) mit Rescant (7,0) Zweite wurde und die Götzenhainerin Annemarie Stolle auf Grafitti (6,8) knapp auf Distanz halten konnte.
In der zweiten Abteilung holte Erhard Stolle (Götzenhain) mit Barinja (6,9) eine Silbermedaille, Julia Hradetzky (Darmstadt) war auf Doreen (7,5) nicht zu bezwingen. In einer weiteren A-Prüfung (LK 5/6) setzten sich die Jügesheimerin Bettina Eberhardt und Mariano (7,2) in der zweiten Abteilung glatt durch, während Heike Souard vom Veranstalter in der dritten Abteilung auf Franky Boy (6,1) Dritte wurde. Bei den Springprüfungen erstickte Volker Keim (Langen) die Hoffnungen der Konkurrenten im Keim: Ihm gelang in der Klasse L mit Stechen gleich ein zweifacher Triumph, denn auf El Capitano benötigte er fehlerfrei 39,7 Sekunden und mit Display waren es 40,1. Die zweite Stilspringprüfung der Klasse L sah Markus Sitzer (Klein-Krotzenburg) am besten im Sattel. Er gewann auf Geraldine mit einer herausragenden 7,5 und verwies dabei Volker Keim und El Capitano (6,5) deutlich auf Rang zwei. Eva- Maria Brohlburg (Sprendlingen) und Winnetou wurden mit einer 6,4 bewertet.
In der Springprüfung der Klasse A schob sich die Sprendlingerin auf Winnetopu fehlerfrei in 49,9 Sekunden auf Rang zwei vor, konnte aber den Sieger Michael Knapp (Urberach), der mit Mungo in 47,1 Sekunden über den Parcours huschte, nicht gefährden. Im interessanten Paarklassen-Wettbewerb (Kür mit Musik) setzten sich Regina Hanel und Beate Kopf vom Gastgeber Neu-Isenburg auf Lady Grazy beziehungsweise Black Sharown mit 15,8 Punkten sicher gegenüber den Sprendlingerinnen Sandra Lappe (mit Tamm Tam) und Eva Rossbach (Ziober), die 14,0 Zähler erreichten, durch. Mit jeweils 13,8 Punkten durften Nicole Freund (auf Biene) und Heike Souard (Franky Boy) vom Ausrichter sowie Kirstin Opitz (Pimpam) und Tanja Braut (Strolch) vom RV Gravenbruch auf das dritthöchste Siegertreppchen steigen.
Der erst 1977 gegründete und rund 50 Mitglieder zählende Verein bestand diese Bewährungsprobe ohne Schrammen, wobei er von den Nachbarklubs gerne Hilfestellung in Anspruch nahm. jbp
SCHMITTEN. Die Freiwillige Feuerwehr Arnoldshain wird 60 Jahre alt und richtet aus diesem Anlaß ein dreitägiges Fest aus. Die Arnoldshainer Hattsteinhalle ist von Freitag, 31. Juli, bis Sonntag, 2. August, das Zentrum des Geschehens. Ein Festkommers eröffnet am Freitag um 20 Uhr die Jubiläumsfeierlichkeiten. Verschiedene örtliche Vereine, der Fanfarenzug Hundstadt und eine Tanzkapelle tragen zum Unterhaltungsprogramm bei.
Höhepunkt der Festtage ist der große "Bunte Abend" am Samstag mit den Künstlern und Entertainern Andy Borg, Tina York, Gert Wendel & Barbara und Frank Raimond.
Am Sonntag geht es mit einem Frühschoppen ab 10.30 Uhr weiter. Um 14 Uhr zieht der Festzug durch Arnoldshain zur Festhalle, wo die Musikzüge ein Bühnenstück aufführen werden.
Der Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen hat schon begonnen. cn
Informationen über Mietrecht MAIN-KINZIG-KREIS. Auf eine wichtige Informationsbroschüre zum Mietrecht hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Richard Bayha hingewiesen. Die Schrift informiert über Rechte und Pflichten von Mietern, über Mieterschutz, Modernisierung und Umlagen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Postfach, 5300 Bonn 1.
Mit wippendem Kühler kommt das weiße Cabrio aus Hanau in letzter Sekunde zum Stehen. Eine Faust droht hinter der Windschutzscheibe. Schimpfworte verwehen im abendlichen Verkehrslärm. Der Mann auf dem Fahrrad nur Zentimeter vor der Autostoßstange tritt in die Pedale, als wolle er die Flucht ergreifen.
Wieder einmal eine gefährliche Begegnung auf der Großen Eschenheimer Straße in Höhe des Rundschau-Hauses - zum Glück ohne Blessuren. Aber seit Arbeiter vor wenigen Tagen den Automobilen eine Fahrspur weggenommen und dafür den Fahrrädern einen Weg eröffnet haben, mehren sich die Beinahe-Unfälle.
Die Quelle des Übels: Autofahrer, die von der Großen Eschenheimer nach rechts in die Stiftstraße abbiegen wollen, kreuzen den Radweg. Ulrich Schöttler von der Abteilung Verkehrsregelung im Ordnungsamt verteidigt dennoch, was seinen Fachleuten einfiel: "Diese Art Radfahrstreifen ist allgemein üblich - und wird sogar vom Bundesverkehrsministerium empfohlen!" Mutwillig gefährliche Situationen heraufzubeschwören - diesen Vorwurf weist Schöttler weit von sich. Er betont, was vielleicht die wenigsten wissen: "Der Radler auf seiner Spur hat Vorfahrt gegenüber dem Autofahrer!"
Und verschiedene Untersuchungen über Unfallsituationen belegten eindeutig, daß diese Form des Radweges nicht zu gefährlichen Situationen führe. In Darmstadt etwa, beteuert Schöttler, lebten Autofahrer und Radler Fahrspur an Radweg friedlich nebeneinander.
Und Peter Blöcher, Frankfurts offizieller Fahrrad-Beauftragter, wähnt gar nicht die Radler verunsichert, sondern eher die Damen und Herren hinter dem Autolenkrad. "Die Radfahrer", das haben ihm angeblich schon viele Pedaleure bestätigt, "fühlen sich überhaupt nicht unsicher!" Jeder könne von jedem Autofahrer gesehen werden, in anderen Situationen in der Stadt bestehe auch nicht mehr Schutz für das Zweirad.
Dennoch: Die Kommune will noch ein übriges tun und auf dem abmarkierten Fahrradstreifen zwei zusätzliche Piktogramme aufbringen. Das sind die Symbole auf der Fahrbahn, die weiß auf schwarz ein stilisiertes Zweirad zeigen. Und Blöcher wird, was die Erfahrungen in der Großen Eschenheimer anbelangt, in den nächsten Wochen Augen und Ohren "offenhalten". Bleibt zu hoffen, daß das Piktogramm dann im entscheidenden Moment der gefährlichen Begegnung nicht gerade von einem Automobil verdeckt wird. jg
KARBEN. Viel vorgenommen hat sich der Fotoclub Karben, der regelmäßig montags in der Klein-Karbener Straße 25 in Rendel zusammenkommt. Dort sind übrigens nicht nur die Mitglieder des Clubs willkommen, sondern immer auch die Familienangehörigen und weitere Interessierte.
Nach der Sommerpause wird am Montag, 3. August, die Terminplanung absolviert, um dann jedem die Möglichkeit zu bieten, seine Dias und Fotos vorzuzeigen. Das werden sicher nicht die Urlaubsschnappschüsse sein, sondern die ehrgeizig mit künstlerischem Anspruch hergestellten Aufnahmen.
Über die Technik von Farbvergrößerungen wird am 10. August informiert. An dem Abend wird auch eine Diaschau für die französische Partnerstadt Ramonville zusammengestellt.
Weitere Höhepunkte bis zu den Herbstferien sind das Programmieren einer Überblendschau (31. August) und ein Fotospaziergang (14. September). Nach einer kurzen Verschnaufpause wird dann Ende Oktober das zwanzigjährige Bestehen des Clubs im Rendeler Hof gefeiert.
Danach geht die regelmäßige Clubarbeit weiter. Ehrgeizigstes Vorhaben ist eine öffentliche Dia-Überblendschau am Mittwoch, 18. November, um 16.30 Uhr im Rendeler Hof. Die Bewertung des Jahresthemas "Handwerk in Karben" ist am Montag, 30. November, vorgesehen. Ingeborg Klump kündigt einen Autorinnenabend "Bretonische Impressionen" für Montag, 7. Dezember, an. hm
HOCHTAUNUSKREIS. Mit der Eßkastanie weder verwandt noch verschwägert ist die Roßkastanie. Ähnlich sind sich die beiden Bäume lediglich hinsichtlich der braunen, kugeligen Früchte.
Im Winter, wenn die umgebende Natur noch schläft, präsentiert sich die Roßkastanie bereits mit prall gefüllten Knospen. Ganz so, als erwarte sie jeden Augenblick den Frühling. Vor Kraft strotzend, steht der mächtige Stamm mit den optimistisch nach oben geschwungenen Ästen auch dann noch zuversichtlich, wenn die Winterstürme durch seine Zweige fegen.
Da wundert es nicht, wenn die Kastanie in der Astrologie dem Jupiter zugeordnet wird, dem Planeten der Fülle, der Gesundheit und des Reichtums.
Im Frühjahr gehört die Roßkastanie zu den ersten, die ihre Blätter in die Sonne strecken. Besonders imposant sieht der Baum im Mai aus. Dann ist er über und über mit handgroßen, aufrechten Blütendolden in Weiß und Rot bedeckt.
Auch deshalb eignet sich die Roßkastanie hervorragend zum Repräsentieren. Das fand auch Frankreichs Sonnenkönig: Ludwig XIV. ließ mit ihr seine Gärten und Alleen bepflanzen - und viele kleinere Feudalherren ahmten ihn nach.
Heute ist auch der Baum bürgerlich geworden: Besucher von Biergärten wissen das zu schätzen: Sie erfreut er nicht nur mit frischem Grün im Frühling. Kein anderer Baum sorgt auch im Sommer für einen ähnlich dichten Schatten. Auch wenn drumherum die Sonne vom Himmel knallt, kann man Baum des Biergartens es sich unter der mächtigen Krone des bis zu 40 Meter hohen Baumes gutgehen lassen.
Obwohl heute vielerorts anzutreffen, ist die Roßkastanie in unseren Breiten ein noch relativ junger Baum. In Mitteleuropa soll sie erstmals 1576 aus einem Samen gezogen worden sein.
Inzwischen ist sie fast in ganz Europa verbreitet. Nach den Erkenntnissen der Botaniker ist die Heimat des Baumes Albanien und Nordgriechenland.
An dieser Stelle lüftet sich nun auch der Schleier über die Herkunft des Namens: Die Kastanien sind ein gutes Heilmittel für Pferde, die an Husten und Dämpfigkeit leiden. Deshalb wurden ihnen im osmanischen Reich die Früchte und Samen unter das Futter gemischt. Aber auch sonst sind sie wegen ihrer Stärke ein nahrhaftes Vieh- und Wildfutter.
Für den Menschen ist die Roßkastanie wegen ihrer Bitter- und Gerbstoffe ungenießbar. Nordamerikanische Indianer machten sich die Frucht als Nahrungsmittel durch ein Aufbereitungsverfahren nutzbar. NORBERT GLASER
HÖCHST. Der Magistrat hat jetzt sein Verkehrskonzept für das südliche Höchst vorgelegt. Demnach soll die Bolongarostraße zwischen den Einmündungen Mainberg und Königsteiner Straße für den Verkehr in Richtung Nied gesperrt werden. Fahren dürfen dann dort nur noch Linienbusse und Radler. Um Durchgangsverkehr von der Bolongarostraße abzuhalten, plant der Magistrat, die Einbahnrichtung in der Kranengasse umzukehren. Fahrern, die Richtung Osten wollen, bleibt dann nur noch der Weg über Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse.
Für kurzfristig realisierbar hält der Magistrat auch die Schließung der Straße Wed zum Marktplatz hin. Außerdem soll man in der Zuckschwerdtstraße zwischen Kurmainzer und Auerstraße wieder in beiden Richtungen fahren können. In der Emmerich-Josef-Straße könnte es eine eigene Spur für Busse geben, damit die schneller vorankommen.
Die meisten Ideen zur Verkehrsführung stammen aus dem Ortsbeirat 6. Der hatte im März vergangenen Jahres seine Anregungen in den Römer geschickt. Was jetzt von dort zurückkommt, wird nach Einschätzung Norbert Wildhirts, SPD-Chef im "Sechser", die Zustimmung aller Fraktionen im Höchster Bolongaropalast finden.
Außer den kurzfristig machbaren Eingriffen nennt der Magistrat auch mittel- bis langfristige Veränderungen. In Dalberg- und Adolf-Häuser-Straße soll zum Beispiel die Einbahn-Regelung aufgehoben werden. Am Dalbergplatz könnte dann eine Möglichkeit zum Linksabbiegen in die Königsteiner Straße geschaffen werden. Beides ist aber nur zu realisieren, wenn einiges umgebaut wird.
Umgestaltet werden muß auch der Knotenpunkt Dalbergstraße/Leverkuser Straße/Adolf-Häuser-Straße. Erst dann nämlich können Dalberg- und Leverkuser Straße für den Gegenverkehr freigegeben werden.
Schließen will der Magistrat die Einfahrt von Osten in die Hostatostraße. Voraussetzung hierfür: Umbau des Dalbergplatzes mit einer Einfahrt von der Kasinostraße in die Dalbergstraße.
Ganze vier Zeilen enthält das Konzept zum Thema öffentlicher Nahverkehr in Höchst. Zwischen Magistrat und FVV sei eine gemeinsame Untersuchung zur Busroutenführung vereinbart. Geprüft werden solle dabei auch die Einführung eines Ringbuskonzeptes.
Nicht möglich ist nach Meinung des Magistrats die vom Ortsbeirat angeregte Verlegung der Parkhaus-Zufahrt in der Konrad-Glatt-Straße. Begründung: kein Platz. Um das im Schnitt nur zur Hälfte belegte Parkhaus attraktiver zu machen, wollte der Ortsbeirat die Einfahrt an die "Königsteiner" verlegen.
Für nicht notwendig halten die Verkehrsplaner im Römer den Vorschlag, die Batterie am Mainufer in der Mitte zu schließen. Die Gefahr eines Schleichverkehrs über die Uferstraße sei gering, heißt es im Magistratsbericht. tos
Wie war das doch Ende vergangenen Jahres gewesen, als eine Woge ausländerfeindlicher Exzesse die bundesdeutsche Öffentlichkeit aufschreckte? Presseerklärungen und Statements der Politiker aller Parteien mahnten zu Besonnenheit. Es gab ein paar Solidaritätsumzüge für die bedrohten Ausländer - und in Nordrhein-Westfalen einen "Runden Tisch gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft". Der tagte unter Leitung des Düsseldorfer Innenministers Herbert Schnoor zwar hinter verschlossenen Türen. Aber am nächsten Tag konnte Schnoor diejenigen, die es interessierte, per Pressemitteilung darüber informieren, daß sich die Teilnehmer (Vertreter der Kirchen und Gewerkschaften, Kommunen, Arbeitgeberverbände, Sportler, Künstler und Pädagogen) darüber verständigt hätten, künftig als "Lobby" für die Menschen zu wirken, "die, aus welchen Gründen auch immer, aus fremden Ländern zu uns gekommen seien". Die Initiative sollte keine einmalige Sache bleiben, sondern sich ausbreiten auf möglichst viele Städte und Gemeinden. Mit schönen Worten allein, so die Teilnehmer, könne der Fremdenfeindlichkeit und Gewalt nicht begegnet werden. Schnoor: "Entscheidend ist die im Alltag gelebte Solidarität."
Das waren klare Worte, die von den Medien des Landes gebührend verbreitet und mit wohlwollenden Kommentaren geschmückt wurden.
Einer der wenigen, die sich darüber nicht freuten, war Schnoors Kabinettskollege Hermann Heinemann. Der Arbeits- und Sozialminister im Kabinett Rau hatte wohl Angst, daß ihm der Kollege Schnoor die Butter vom Brot nehmen könnte. In der nächsten Kabinettssitzung haute er deshalb auf den Tisch, erinnerte Schnoor daran, daß für Ausländer und deren Betreuung nicht der Innenminister, sondern er, der Arbeits- und Sozialminister, zuständig sei. Runde Tische zur Ausländerfreundlichkeit habe folglich nicht der geschätzte Kollege Schnoor, sondern er, Heinemann, zu veranstalten. In der Ministerrunde ging es noch längere Zeit hin und her, bis dann ein typisch nordrhein-westfälischer Beschluß gefaßt wurde: Nicht Schnoor und nicht Heinemann, sondern der Ministerpräsident höchstpersönlich sollte die Moderation der künftigen Runden Tische gegen Ausländerfeindlichkeit auf Landesebene übernehmen. Für Heinemann blieb die Geschäftsführung dieser Veranstaltungen, Schnoor ging leer aus.
Das war im Januar. Der Winter ging ins Land. Der Frühling kam und verblühte in den Sommer. Vom Ende der Ausländerfeindlichkeit war nichts zu bemerken zwischen Rhein und Ruhr. Im Gegenteil: Die rechtsextremistische NPD versucht zu einem Volksbegehren für ein "Gesetz zur Rückführung von Asyl mißbrauchenden Ausländern" zu mobilisieren. Der Runde Tisch? Auf dem sammelte sich der Staub, weil niemand seine Ellenbogen auf ihm wetzte.
Hartmut von Hentig, Teilnehmer der Schnoor-Runde, mochte nun nicht länger warten. Was denn aus dem Versprechen geworden sei, die damalige demonstrative Aktion in eine Art Regelveranstaltung mit Ausstrahlung ins ganze Land hinein zu verbreitern, wollte der streitbare Pädagoge in einem besorgten Schreiben von Schnoor wissen. Seit Ende vergangenen Jahres sei die Lage doch nicht besser, sondern schlimmer geworden, argumentierte von Hentig und schloß mit der Frage: "Wenn wir republikanische Vernunft nicht jetzt durch klare Worte und klare Handlungsperspektiven ins Spiel bringen - wann sonst?"
Was sollte Schnoor antworten? Er sei völlig seiner Meinung, ließ der Innenminister seinen Mitstreiter für die Rechte und den Frieden der Ausländer in Deutschland wissen - nur, leider, in dieser Sache nicht mehr zuständig. Er habe den Brief deshalb zuständigkeitshalber an Hermann Heinemann weitergeleitet.
Da liegt er nun, mit einem mahnenden Beischreiben des Innenministers an den Kollegen Sozialminister. Da es sich um dienstliche Post handelt, verkehrt der Sozialdemokrat Schnoor dabei mit dem Sozialdemokraten Heinemann ganz förmlich auf der Ebene "Sehr geehrter Herr Kollege" und "Sie" und gibt höflich "zu erwägen", den Runden Tisch neu zu beleben. Er wisse zwar, schreibt der Minister Schnoor dem Minister Heinemann, daß der verehrte Kollege erst noch ein "besonderes Gremium für die Belange der Ausländer" gründen wolle, ehe der Runde Tisch wieder zusammengerufen werden soll. Aber, mahnt Schnoor (das Ministerdeutsch in die Alltagssprache übersetzt), die Gründung dieses besonderen Gremiums verzögere sich ja anscheinend auf den St.-Nimmerleinstag, und Heinemann solle nun mal in die Pötte kommen. Lapidar belehrt er den zögerlichen Kollegen: "Dies dient auch der Glaubwürdigkeit der Landesregierung." Eine Antwort von Heinemann, der nur zwei Steinwurf-Weiten vom Innenministerium residiert, hat Schnoor noch nicht bekommen. Hartmut von Hentig auch nicht.
SCHMITTEN. Rund 40 Mitglieder der Kirchengemeinde Arnoldshain, darunter der Posaunen- und Kirchenchor, Kirchenvorsteher und Pfarrer, haben jüngst ihre Partnergemeinde in Erfurt-Marbach besucht. Sie erwiderten damit den Besuch der Marbacher, die vor zwei Jahren nach der Öffnung der Grenzen nach Arnoldshain gekommen waren. Die Verbindungen zu Marbach reichen bis in die 60er Jahre zurück, als die Arnoldshainer die ersten Briefe und Pakete losschickten. cn
Namen + Notizen
BIRGIT MARKWAT feiert ein Dienstjubiläum: Seit 25 Jahren ist sie bei der Kaufmännischen Krankenkasse tätig. Die Jubilarin arbeitet schon seit langem als Schaltergruppenleiterin für die KKH-Geschäftsstelle in der Brönnerstraße 15 in der Frankfurter Inennstadt. "Engagement in ihrem Beruf ist eine ihrer großen Stärken", lobte sie Geschäftsstellenleiter Wolfgang Storminger. ml
GRÄVENWIESBACH. In den Sommermonaten verbrennen die Landwirte verstärkt Stroh. Wer solches plant, muß sein Vorhaben allerdings vorab beim Ordnungsamt anmelden.
Die Gemeindeverwaltung stellte in jüngster Zeit fest, daß Genehmigungen nicht eingeholt und die Verfahrensregeln bei der Verbrennung nicht eingehalten wurden.
Geplante Strohverbrennungen müssen zwei Kalendertage vorher angemeldet werden. Zwei Aufsichtspersonen müssen während der Aktion anwesend sein, bis die Glut erloschen ist. Verbrannt werden darf nur von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr und an Samstagen von 8 bis 12 Uhr. Die Genehmigung wird in der Regel jederzeit erteilt, ausgenommen bei langandauernden Trockenperioden. cn
Niemand hatte mehr damit gerechnet, zuallerletzt die Anwohner. Vor 29 Jahren, als die Nordweststadt aus dem Boden gestampft wurde, wurde auch eine Tiefgarage für den Gerhart-Hauptmann-Ring im Bebauungsplan festgehalten. Gebaut wurde der unterirdische Parkplatz allerdings nicht, statt dessen eine Wiese angelegt. Jetzt fehlen Einstellplätze im Stadtteil. Die Frankfurter Aufbau AG (FAAG), hat beschlossen, die Garage in diesem Herbst zu errichten.
Die Anwohner sind geteilter Meinung: Einige begrüßen die Pläne aus der Mottenkiste. "Abends und am Wochenende ist hier doch alles mit Autos vollgestellt", wettert Hauswart Robert L. Vor 29 Jahren sei das völlig anders gewesen: "Da hatten ja nur zwei Leute in der Straße ein Auto."
Viele seiner Nachbarn haben unterdessen Unterschriften gesammelt und sich an das Gesundheitsamt gewandt. Ernst H. faßt ihren Zorn zusammen: "In dieser Straße wohnen fast nur ältere Menschen und junge Familien mit Kindern. Die bekommen den Lärm und die Abgase direkt in die Küche und auf den Balkon."
"Damals haben wir mit dem Auto-Boom noch nicht gerechnet", meint FAAG-Chef Wolfgang Wolff. Seine Gesellschaft verfügt in der Nordweststadt über 39 Tiefgaragen mit 2700 Einstellplätzen. "Doch jetzt haben 35 der Garagen Wartelisten, da ist uns der alte Bebauungsplan von 1963 wieder eingefallen", erinnert sich Wolff. "Rechtlich ist das kein Problem, der Bebauungsplan verfällt ja nicht."
Die Baugenehmigung ist laut Wolff nur noch Formsache: "Im September wollen wir anfangen, nächstes Jahr ist die Tiefgarage fertig."
"Einen vergleichbaren Fall hat es meines Wissens noch nicht gegeben", meint Jürgen Häußler vom Planungsdezernat, bestätigt aber den Rechtsanspruch der FAAG. Vielleicht muß er den alten Bebauungsplan bald erneut hervorkramen: "In der Nordweststadt gibt's noch mehr Tiefgaragen, die geplant, aber nicht gebaut wurden." ert
Bis hierher kommt der Fußgänger - und nicht weiter. Wer versucht, vom Reineck-Platz hinter der Zeil zur Konstablerwache zu gelangen, stößt im Haus von Peek & Cloppenburg bald auf eine Kette und ein Schild: "Kein Durchgang". Das dürfte, finden Bürger, eigentlich nicht so sein. Und tatsächlich: Als das Kaufhaus P&C vor Jahren seine Baugenehmigung erhielt, war sie an die Bedingung geknüpft, eine öffentliche Passage vom Reineck-Platz zur Konstabler zu gewährleisten. Sagt Dieter Hasselbach, der stellvertretende Leiter der Bauaufsichtsbehörde. Schließlich bekam P&C im Gegenzug die Erlaubnis, die frühere Reineckstraße komplett in sein Kaufhaus einzubeziehen.
Aber schon bald nach der Eröffnung des Kaufhauses standen die Passanten vor verschlossenem Durchgang. Die Bauaufsichtsbehörde wies P&C an, "die Tür aufzumachen" (Hasselbach). Die Geschäftsführung des Kaufhauses indes argumentierte mit Sicherheitsbedenken. Am nördlichen Ende der Reineckstraße, so ein P&C- Sprecher, finde sich ein Treff von Dealern und Drogenabhängigen, und man möchte nicht, daß Drogenkranke zwischen den Ständern mit den Freizeithemden umhertaumeln.
In der Bauaufsichtsbehörde hat man sich, so Hasselbach, "dieser Argumentation gebeugt". Und deshalb müssen die Bürger jetzt den Umweg über die Zeil machen. jg
HOFHEIM. Nachtwanderungen, Ausflüge und vieles mehr bietet die Stadt Hofheim allen sechs- bis zwölfjährigen Kindern bei den diesjährigen Ferienspielen, die heute beginnen. Höhepunkt der dreiwöchigen Kinderbetreuung wird ein Kindertheater am Freitag, 17. Juli, auf dem Sportplatz Heide mit dem Titel "Hexenzauber" sein, daß sich in das Ferienspielmotto "Phantasia" einreihen läßt.
In der Woche vom 27. bis 30. Juli kommt die "Werkstatt für kreative Pädagogik" aus Dortmund in die Kreisstadt. Zusammen mit den Kindern basteln die Dortmunder im Rahmen des Projekts "Eine Oase in der Wüste" verschiedene Objekte. Die werden dann in einer begehbaren, pyramidenförmigen Folienplastik aufgebaut und mit Schwarzlicht angestrahlt. Im Inneren dieser Pyramide sollen sich die Kinder wie in einem Raumschiff fühlen. Auf dem Gelände des Sportparks Heide werden die Schulkinder auch einmal im Zelt übernachten. Dann wird der Märchenerzähler Ernst-Otto Martin kommen und für Unterhaltung am knisternden Lagerfeuer sorgen.
Ausflüge zum Opelzoo und zum Frankfurter Zoo stehen ebenso auf dem Programm wie Bastel-Workshops, bei denen die Kleinen Batiken, Töpfern und Schminken lernen können.
Die Stadtverwaltung erwartet etwa 250 Kinder. Bereits seit dem vergangenen Jahr sind die Ferienspiele in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die in einzelnen Stadtteilen stattfinden. Behinderte Kinder werden in integrativen Gruppen aufgenommen.
Die geschulten Betreuerinnen sind für die Kleinen montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr da. gre
Kinder, die in Dieburg bei der Verkehrswacht die Radfahrerprüfung absolvieren, kennen den Luftsport-Club (LSC) Babenhausen: Denn die zehn Besten werden alljährlich mit einem Freiflug belohnt. Der Verein, einer der größten seiner Zunft in Hessen, ist rührig. In diesem Jahr zählt er zu den Gastgebern, die im Rahmen der FR-Ferienserie Besuchern zeigen, was sie so treiben. Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich am Samstag, 18. Juli, wenn Hobby-Freunde aus anderen Vereinen zu Gast sind. Der LSC wird sich, seine Anlagen und Fluggeräte interessierten FR-Lesern vorstellen und - als besonderes Bonbon - 30 Personen zu einem Freiflug mit in die Lüfte nehmen.
Wer bei der Aktion mitmachen möchte, sollte sich um 11 Uhr auf dem Flugplatz einfinden (Zufahrt siehe Artikel-Ende). Treffpunkt ist das Clubheim. Wolfgang Fuchs, Fluglehrer beim LSC, steht dort bereit - mit seinen 1,95 Meter Größe kaum zu übersehen. Nach einigen Informationen über den Verein, seine Geschichte und Ausstattung werden zwei kurze Filme gezeigt: einer über die Schulung und einer über den Kunstflug.
Fuchs bildet Mitglieder für das Fliegen im Motorsegler und im Segel-Kunstflug aus. Daneben hat der Verein auch Motorflugzeuge und einige Modellflieger. Stationiert sind 18 Segel-, neun Motorsegel- und neun Motorflugzeuge. Rund 250 Mitglieder sind eingeschrieben, 150 davon sind aktive Luftsportler.
Auch ein Blick in die Hangars und Werkstätten, wo die Flugmaschinen gewartet werden, ist eingeplant. Und schließlich - großzügiges Angebot des Vereins - die Chance zum 15-Minuten- Rundflug für 30 Teilnehmer: Für den Fall, daß die Nachfrage größer ist als das Angebot, hat die FR Lose vorbereitet, unter denen 30 "Treffer" sind; wer einen solchen zieht, kann anschließend zum Start rollen. Und sich Babenhausen samt Umgebung von oben ansehen. Sollte es am Samstag regnen oder stürmen, ist zumindest kein Segelflug möglich.
Wer zum Flugplatz kommt, darf sich nicht über Zelte, Kochstellen und zusätzliche Maschinen wundern. Denn die Babenhäuser haben wie jedes Jahr in den letzten beiden Ferienwochen Flieger aus befreundeten Vereinen zu Gast. Sie kommen an diesem Wochenende und bleiben bis Ende Juli. Rund 30 Hobby-Kollegen erwartet der LSC allein aus Auerbach im sächsischen Vogtland. Mit dem dortigen Verein pflegt der Club eine partnerschaftliche Verbindung. Mit dabei haben die Besucher für hiesige Verhältnisse manch historisches Flugzeug. Man sitzt und fliegt zusammen, pflegt den Erfahrungsaustausch, ißt und übernachtet auf dem Gelände, schult den Nachwuchs, hilft sich mit Tips und Tricks.
Eigentlich besteht der Verein schon 70 Jahre. Dabei handelt es sich aber um einen Vorgänger des LSC, der 1951 neu gegründet wurde. Wegen der Beschränkungen der Nachkriegszeit war damals allerdings das "richtige" Fliegen noch nicht erlaubt. Erst im April 1959 kam die Genehmigung. Seither leben die LSCler in guter Nachbarschaft mit der US-Army, die ebenfalls auf dem weitläufigen Areal stationiert ist.
Die Start- und Landebahn ist 700 Meter lang, die Schleppstrecke ein Stück daneben für den Segelflugbetrieb noch 300 Meter länger. Das Fluggerät harrt in zwei Hallen und verschiedenen Boxen des Einsatzes. Durch zweierlei trägt der LSC den Namen der Kommune in alle Welt: Der "Babenhäuser Knoten", ein besonderer Spleiß (Verknotung) von Schleppseilen, ist bei Fliegern wohlbekannt, und im Segel- wie im Modellflug sind LSC-Aktive sehr erfolgreich.
Gerade das Segelfliegen, so betont der Pressereferent des Clubs, Eike Staudt, "ist kein Sport für Begüterte, sondern für Begeisterte". Wer "einen Bart kurbelt" (in einer Thermik immer höher aufsteigt), wer lautlos durch die Lüfte gleitet, wer mit der Kraft der Natur und dank eigenen Könnens eine Strecke von 500 oder mehr Kilometern überbrückt, der wird - da ist Staudt überzeugt - "der Fliegerei für immer die Treue halten".
Wer sich bei dem Besuch am Samstag stärken möchte, findet im Clublokal alles, was dazu nötig ist. Nach Babenhausen kann man zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln gelangen, aber von dort gibt es keinen Bus. Deshalb wird man - ausgenommen, man baut den Besuch in eine Radtour ein - um das Auto nicht herumkommen. Der Flugplatz ist von Babenhausen aus beschildert. Um Babenhausen aus Richtung Frankfurt anzusteuern, nimmt man die A 3 Richtung Würzburg bis Abfahrt Stockstadt, dann die B 26 Richtung Darmstadt. Mit dem Fahrrad empfiehlt sich die Anfahrt über Nieder-Roden und durch den Dudenhofener Wald. tom
Brände vermeiden oder, wenn sie ausgebrochen sind, sich richtig verhalten - das können Frankfurter Kinder bei der Berufsfeuerwehr lernen. Auf drei Feuerwachen - im Ostend, im Gallus und in Nied - können Sechs- bis Zehnjährige am kommenden Montag den Wehrmännern einen Besuch abstatten und sich in Theorie und Praxis mit dem spannenden Thema befassen. Ausführlich wird die Aktion morgen hier angekündigt.
GALLUS. Der Vereinsring Gallus will die im vergangenen Jahr zum Stadtverband der Leipziger Kleingärtner geknüpften Kontakte weiter vertiefen. Dies kündigte der Vereinsringsvorsitzende, Josef Häfner, bei der jüngsten Mitgliederversammlung an.
Das Verkehrsamt der Stadt Frankfurt hatte das erste Treffen einer Gallus-Delegation im April 1991 in Leipzig vermittelt. Sechs Monate danach besuchten Vertreter der Leipziger Dachorganisation die Mainstadt (wir berichteten).
Jetzt kommt es zu einer weiteren Begegnung: Am 29. August wollen zwei Fußballmannschaften aus Sachsen bei einem von Günter Wölfel (FFV 04 Sportfreunde) organisierten Fußballturnier des Vereinsrings mitspielen (Sportplatz der SG Westend, Sondershausenstraße). Das Turnier ist Teil der Gallus-Kulturwochen.
An diesem Tag wird auch eine neue "Kameruner"-Apfelweinkönigin gekürt und die derzeit noch amtierende Majestät, Sabine I. (Platz), verabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wird Sabine I. einem Vertreter der Hans-Rosenthal-Stifung die von ihr während ihrer Amtszeit gesammelten Spendengelder übergeben.
Die Mitglieder des Vereinsrings diskutierten auch über das ursprünglich für den 27. September 1992 geplante große Gallusfest auf der Mainzer Landstraße (zwischen Galluswarte und Rebstöcker Straße).Die Vorlaufzeit sei zu kurz, erläuterte Emanuel Bohn vom "Gremium Kulturwoche - Arbeitsgruppe Mainzer Landstraße". Er organisiert das Fest im Auftrag des Kulturdezernats. Bohn schlug dem Vereinsring den 23. Mai 1993 als neuen Termin vor. Die Vereinsdelegierten stimmten dem zu. Bis dahin lasse sich nach Auffassung Bohns auch die Finanzierung des Festes sichern.
"Über die Entscheidung der Terminverlegung zeigte sich unsere Kultur- und Freizeitdezernentin Linda Reisch recht enttäuscht", berichtete Häfner. Provokativ habe sie den Silvestertag als Termin ins Gespräch gebracht. "Ein solches Straßenfest in der Wintersaison ist völlig abwegig, ganz abgesehen davon, daß unsere Vereine da wohl nicht mitziehen."
Der Vereinsring habe um eine Verlegung des Festes gebeten, erklärte Linda Reisch auf Anfrage. Zum Vorschlag Silvester meinte die Stadträtin: Darüber würde sie jetzt ungern philosophieren. "Wir haben die unterschiedlichsten Ideen miteinander gewälzt, einen neuen Termin gibt es noch nicht." Es werde verhandelt. Ein Tag im Mai 1993 als neuen Termin stellt die Dezernentin jedoch in Frage.
Ein weiteres Thema der Mitgliederversammlung waren die kommenden Jubiläumsveranstaltungen des Frankfurter Ensembles (40 Jahre) und des Geflügelzuchtvereins Rebstock (80 Jahre). Diskutiert wurde außerdem über die Nominierung einer Rudermannschaft für einen Wettbewerb auf dem Main (29. August), ein Seniorennachmittag im "Haus Gallus", ein Skat- und Romméturnier (beide Veranstaltungen im November), Weihnachtsbasar (erstmals im Rahmen der Kulturwochen auf dem Hof der Günderrodeschule) sowie das Vereinsringjubiläum 1993 (25 Jahre). Dieses Ereignis soll Ende Mai gefeiert werden. Geplant sind ein "Ball der Vereine", ein Festkommers sowie ein Festzug.
Die Delegierten debattierten schließlich noch über einen möglichen Ausschluß des Fußballball-Clubs "Gencler Birligi" Der Grund: mangelnde Mitarbeit im Vereinsring. Die endgültige Entscheidung wird bei der nächsten Mitgliederversammlung (18. August) getroffen.
Dem Vereinsring Gallus gehören 37 Vereine (etwa 20 000 Mitglieder) an. Neu in die Gemeinschaft aufgenommen wurde der Karneval-Club "Silberfunken '92" (Vorsitzende: Heike Spielberg). dixi
GRIESHEIM. Eine Menge gute Luft, frische Kuhmilch und viel Spaß gab es bei der traditionellen Kinderfreizeit, zu der die Griesheimer katholischen Gemeinden Sankt Hedwig und Mariä Himmelfahrt eingeladen hatten. Die 41 Landurlauber waren mit neun Betreuern auf einen ehemaligen Bauernhof in der Nähe von Erbach im Odenwald gefahren. Mit von der Partie zwei "Küchenfeen", die bestens für das leibliche Wohl der Frankfurter Kinder sorgten.
Die vergnügte Gruppe richtete sich in den einstigen Kuh- und Schweineställen häuslich ein. Jeden Morgen gab's für die Kinder euterwarme Milch zum Frühstück - das alles verstärkte eindrucksvoll die ländliche Atmosphäre.
Auch die Ausflüge in die herrliche Umgebung brachten den jungen Städtern viele bleibende Erinnerungen. So hatten die Gruppenleiter unter anderem einen Aktionstag im Zeichen der Gallier Asterix und Obelix vorbereitet. Die Kinder rollten Hinkelsteine und suchten im Wald nach Druiden. Anschließend wurden die müden Akteure mit dem "Hinkelstein am Band" geehrt.
Aufregend ging es auch auf einer Burg zu, in der die Kinder eine Vogelflugschau bestaunten. Über ihren Köpfen zogen Adler, Falken und Geier weite Kreise. Den krönenden Abschluß bildete der bunte Abend auf dem Platz des ehemaligen Misthaufens, auf dem einst die Hühner gackerten und scharrten, die Hähne krähten. Jetzt sangen hier die Kinder, spielten und feierten ausgelassen.
Für die Teilnehmer ist das schon wieder Vergangenheit; ihnen bleibt aber die Vorfreude auf das nächste Jahr. sil
Dauertest gut bestanden: Das Lehmhaus Marke Eigenbau auf dem Heilsberg hat mehr als 40 Jahren überlebt Im Sommer kühl und im Winter schön warm
Nachkriegszeit zwang zur Improvisation beim Bau Von Hannes Mathias BAD VILBEL. Es geht doch nichts über die guten alten Lehmhäuser auf dem Heilsberg. Während die Mitte der 50er Jahre entstandenen Reihenhäuser in der Otto-Fricke-Straße 10 bis 16 wegen Baufälligkeit abgerissen werden müssen, erfreuen sich die zehn Jahre früher, ebenfalls auf dem Heilsberg gebauten Lehmhäuser Marke Eigenbau "bester Gesundheit". Zwar sind einige der ersten Lehmgebäude in der größten westdeutschen Flüchtlingssiedlung inzwischen auch abgerissen worden. An den Lehmbausteinen lag das aber nicht, sondern an den veralteten Grundrissen und dem modernen Bedürfnis nach Bädern, Wasserklos und Kinderzimmern. Statt Umbau erschien den Eigentümern ein völliger Neubau geraten zu sein. Im Jahr 1947 war auf dem Heilsberg die Baugrube für das erste Siedlungshaus ausgehoben - mit Hacke und Spaten, versteht sich. Bagger standen für die Flüchtlinge und Evakuierten erst später zur Verfügung. Schwerer Lehm und Ton kam wenige Zentimeter unter der Oberfläche des ehemaligen Exerzierplatzes "auf der Vilbeler Höhe" zum Vorschein. Die bittere Armut der Flüchtlinge, ihre Not machte erfinderisch. Es wurden an Ort und Stelle Lehmziegel hergestellt.
Der ausgeschachtete Lehm, Wasser und geschnittenes Stroh, eventuell Sand, wenn der Lehm zu fett war, wurden zusammengemixt und dann in Holzformen gepreßt. Diese Formen hatte die Versehrtenwerkstatt auf dem Heilsberg hergestellt. Unter einem Holzgerüst mit Ziegeldach trockneten die Lehmsteine an der Luft. Sie wurden "Grünlinge" genannt und wurden anschließend ohne Brand verbaut.
Herta Reidt wohnt seit über 40 Jahren in dem ersten, damals aus diesen Lehmsteinen gebauten Einfamilienhaus. Das Haus Am Hang 20, so hat man damals bei der Fertigstellung im Jahr 1948 vorausgesagt: "Das steht hundert Jahre". An dieser Prognose ist nicht zu zweifeln. Das massive, etwa 50 Zentimeter breite Mauerwerk der Außenwände hält. Als auf dem Nachbargrundstück eine Baugrube ausgehoben wurde, hatte sich im Haus Reidt ein Mauerriß gezeigt, wohl weil dem Erdreich Wasser entzogen wurde, aber der Riß ist längst wieder verputzt und "steht still".
Als Vorbild für ökologisches Bauen, als Beispiel dafür, daß es auch ohne Beton oder Zement geht, ist das Haus am Hang kürzlich in einer Fachzeitschrift gepriesen worden. "Dauertest bestanden", hieß das Urteil des Ökoblattes. Herta Reidt weiß zu schätzen, daß das Haus im Sommer schön kühl bleibt. Im Winter genügt ein kleiner Ölofen, um Wohnzimmer und Küche gleichzeitig warm zu halten. Seit sie nicht mehr mit Kohle heizt, hat sich in den Ecken einer Außenwand auch keine Feuchtigkeit mehr gezeigt. Das Vorurteil, daß Lehmhäuser "muffeln", kann Frau Reidt nicht bestätigen.
Ökologische Motive waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit sicher nicht bedacht worden, als man mit dem Bau von Lehmhäusern begann. Lehm wurde vielmehr als ein reichlich vorhandener und billiger Baustoff geschätzt.
Herta Reidt und ihr vor zwölf Jahren gestorbener Mann August waren in Frankfurt ausgebombt worden. In Rodheim bei Nidda zog Herta Reidt ihre vier zwischen 1936 und 1943 geborenen Kinder groß. Als ihr Mann die Familie wiedergefunden und beim Bauern Arbeit gefunden hatte, da hatte der Schäfer des Ortes im Kirchenblättchen gelesen, daß für Ausgebombte und Flüchtlinge Arbeit und Wohnung auf der Vilbeler Höhe geboten werden. Der damals 37jährige August Reidt und seine vier Jahre jüngere Frau zogen mit ihren Kindern in die Steinbaracke, die in der Nähe der heutigen Gaststätte "Sonne" stand. Vater Reidt gehörte zu einer Baukolonne, die auf dem ganzen Heilsberg tätig war. "Vielleicht", meint Frau Reidt, "hat er auch an unserem Haus mitgebaut." In den Hang 20 zog die Familie zunächst zur Miete ein, anschließend kauften sie Haus und Grundstück. Das Lehmhaus war nicht nur gut, sondern auch für den mittlerweile bei der Post beschäftigten August Reidt erschwinglich.
"Wer 'Republikaner' wählt, schaufelt der zweiten deutschen Demokratie das Grab", lautet einer der Kernsätze des vom Hauptgeschäftsführer der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Franz Dormann, verfaßten Papiers "Die 'Republikaner' - Brandstifter gegen Deutschland". Die CDA beobachte mit Sorge, wie sich zum Beispiel in Hessen und Baden-Württemberg "konservative Kreise" mit fehlender Distanz zu den Rechtsextremen bilden. In den Köpfen vieler Funktionsträger sei außerdem der Bremer Beschluß von 1989, keine Zusammenarbeit mit extremen Parteien einzugehen, nicht mehr präsent. CDA und Junge Union wollen deshalb zum Berliner CDU- Parteitag (12.-14. September) einen Antrag mit dem Ziel stellen, die Kooperation der CDU mit Rechtsextremen auf allen politischen Ebenen zu untersagen. Wir dokumentieren die CDA-Thesen im Wortlaut.
FRANKFURT A. M. Das Jugend-Tennis-Turnier "BMW-Cup" richtet der Sport- Club (SC) "Frankfurt 1880" von Montag, 20., bis Freitag, 24. Juli, in der Feldgerichtstraße 29 (Eckenheim) aus. Bei dem Einzel- und Doppelturnier für Junioren und Juniorinnen sind folgende Altersklassen zugelassen: Jahrgang 1974 und 1975 (Altersklasse 1), Jahrgang 1976 und 1977 (Altersklasse 2), Jahrgang 1978 und jünger (Altersklasse 3).
Am Montag wird das Qualifikationsturnier für alle Altersklassen ausgetragen, von Dienstag bis Freitag läuft die Hauptrunde für alle Altersklassen.
Gäste aus Schweden, England und Frankreich werden neben aktuellen Hessenmeistern und deutschen Ranglistenspielern der Top 20 am Turnier teilnehmen. Die Preise und Pokale werden von BMW und dem SC 1880 gestiftet.
Vor dem Turnier gibt es Informationen unter Tel. 1 56 02 53, während der Turniertage unter Tel. 55 02 62 oder Tel. 55 02 63. orf
Kleine FR
Kein "Sommernachtsmärchen" Das "Sommernachtsmärchen", das im Ferienprogramm an diesem Wochenende stattfinden sollte, muß ausfallen. Grund: Der Zeltplatz im Schloßpark Freudenberg ist ebenso wie alle anderen Freizeitgelände belegt. Bereits gekaufte Eintrittskarten werden im Jugendamt, Dotzheimer Straße 97, Zimmer 229, zurückgenommen. Ausstellung über Adolph von Nassau In der Hessischen Landesbibliothek, Rheinstraße 55, wird vom 24. Juli bis zum 31. Oktober eine Ausstellung gezeigt, die zum 175. Geburtstag des nassauischen Herzogs Adolph zusammengestellt wurde. Sie ist montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags in der Zeit von 9 bis 16.30 Uhr sowie an Samstagen von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet.Sprechstunde fällt aus Die Sprechstunden des Ortsgerichts Rambach fallen von heute, 18. Juli, bis zum 31. Juli aus. In dringenden Fällen können sich die Rambacher dienstags zwischen 17 und 18.30 Uhr an den Sonnenberger Ortsgerichtsvorsteher Ernst Hoffmann, Kreuzbergstraße 6, wenden.
Das Gebäude Berliner Straße 27 wäre von der Stadt nicht für weniger als 11,5 Millionen Mark zu erwerben gewesen. Das versicherte Frank Junker, der Referent von Kämmerer Martin Grüber (SPD). Die CDU-Opposition hatte zuvor in einer Anfrage an den Magistrat die Vermutung geäußert, die Kommune habe einen überzogenen Preis bezahlt, um das Haus unbedingt in die Hand zu bekommen.
Junker sagte am Donnerstag, daß die gewerblichen Mieter in dem Gebäude von der Stadt "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" gekündigt werden. Das gelte nicht für die Hessische Verbraucherzentrale - sie darf bleiben. Es handele sich um "ein reines Bürohaus mit nur ein oder zwei Wohnungen".
Wie Frank Junker erklärte, sollen in das Haus dann Teile des städtischen Sozialdezernats, aber auch andere Ämter einziehen, die jetzt noch an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet untergebracht sind. Wichtigster Grund der Aktion: Die Stadt will Miete, also Steuergeld, einsparen.
Die Ausgaben für die Mieten und Pachten städtischer Gebäude sind seit 1989 sprunghaft gestiegen. Das Sozialdezernat mit Stadtrat Martin Berg (SPD) an der Spitze ist derzeit schon unmittelbar neben dem Haus mit der Nummer 27 untergebracht.
Wie Junker erläuterte, habe die Stadt beim Erwerb der Erbbauliegenschaft Berliner Straße 27 im April diesen Jahres ein altes Vorkaufsrecht ausgeübt: "Wir zahlten nur den Preis des notariellen Kaufvertrages."
Der Referent beteuerte, nur wenige Meter weiter in der Berliner Straße habe ein kleineres Gebäude vor kurzem für 14,5 Millionen Mark den Besitzer gewechselt - diese Beispiel zeige, daß die Stadt nicht einfach das Geld der Steuerzahler vergeude.
Junker wies den Vorwurf zurück, die Kommune habe das Gebäude gekauft, ohne es vorher zu besichtigen. Daran hatte sich die Vermutung geknüpft, es handele sich um ein "zweites Möbelhaus Hess" - dieses Objekt an der Konstablerwache hatte die Stadt erworben, um erst hinterher festzustellen, daß eine millionenteure Sanierung notwendig war. jg
Die Universität Frankfurt hat einen neuen Ehrenbürger: Klaus-Dieter Geiger wurde die Auszeichnung zuteil. Der 65jährige Geiger war seit 1984 Geschäftsführer der Freundes- und Fördervereinigung der Universität. Jetzt wurde er aus seinem Amt verabschiedet.
Während seiner Geschäftsführung konnten die Fördersummen wesentlich erhöht werden, die von Firmen und Privatleuten gespendet werden. Mit diesen Geldern werden Nachwuchswissenschaftler und Forschungsprojekte gefördert.
Der ehemalige Jurist und Bankdirektor Geiger ist der sechste noch lebende Ehrenbürger der Universität. ert
Kleine Lokalrundschau
Beratung in Rentenfragen RODGAU. Über Versicherungsangelegenheiten informiert die Landesversicherungsanstalt heute, Mittwoch, 15. Juli, von 8.30 bis 12 Uhr in Zimmer 043 des Jügesheimer Rathauses. Wer sich mit Personalausweis und Rentenversicherungsnummer legitimiert, kann auch den aktuellen Stand seines Versicherungskontos erfahren. Straßensperrung wegen Polterabend RÖDERMARK. Eines Polterabends wegen wird die Rathausstraße in Ober-Roden vom 16. zum 17. Juli zur Sackgasse erklärt. Anwohner können passieren. "Dieburg zu Wilhelminischer Zeit" DIEBURG. Eine Dokumentation "Dieburg zu Wilhelminischer Zeit" ist gegenwärtig im Dieburger Rathausfoyer zu sehen. Zusammengestellt hat die Ausstellung Franziska Buttenschön aus dem Nachlaß des 1986 verstorbenen Lokalhistorikers Georg Schmidt. Lebensrettende Sofortmaßnahmen DIEBURG. Einen für Führerscheinbewerber obligatorischen Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" bietet der DRK-Kreisverband Dieburg am Samstag, 18. Juli, von 8 bis 17 Uhr im DRK-Zentrum Am Altstädter See 7 an. Die Teilnehmergebühr beträgt 35 Mark, Anmeldungen unter der Rufnummer 0 60 71 / 9 63 70. DRK-Blutspendetermin
RODGAU. Zu einem Blutspendetermin bittet die DRK-Ortsvereinigung Dudenhofen Freiwillige am Donnerstag, 23. Juli, um 17 Uhr ins Bürgerhaus. Straßenfest der Feuerwehr
RODGAU. Ein zweitägiges Straßenfest feiert die Freiwillige Feuerwehr Dudenhofen am Wochenende, 18./19. Juli, vor ihrem Gerätehaus. Drei Waldfeste am Sonntag RODGAU. Zu Waldfesten laden die Kolpingfamilie Jügesheim am Sonntag, 19. Juli, um 10 Uhr an die Heinrich-Roßbach-Anlage, der Obst- und Gartenbauverein Hainhausen an den Festplatz am verlängerten Wingertsgrund und die Turngemeinde Weiskirchen an den Waldrand am Ende der Schillerstraße ein. Senioren-Nachmittag RODGAU. Der nächste Senioren-Nachmittag findet am Donnerstag, 23. Juli, um 15 Uhr im Bürgerhaus Weiskirchen statt.
"Wenn wir heute Streife fahren, sind wir immer nur von einem Einsatzort zum nächsten unterwegs."
NIED. In Sachen Kunst ist der Kulturkreis Georg Heck unterwegs. Die dritte Kunstfahrt führt am Samstag, 18. Juli, nach Balingen am Fuße der Schwäbischen Alb. Dort werden in der Stadthalle Ölgemälde von Claude Monet gezeigt. Unter anderem sind erstmals Bilder aus Privatbesitz zu sehen.
Auf der Fahrt nach Balingen wird in Tiefenbronn Station gemacht. Die Nieder wollen dort die Kirche mit den wertvollen Schnitzaltären besichtigen.
Die Tour, zu der auch Gäste eingeladen sind, kostet 28 Mark. Hinzu kommt der Eintritt für die Ausstellung in Balingen. Anmeldungen nimmt Frau Denk unter der Rufnummer 39 83 78 entgegen. tos
OFFENBACH. Sechs Prozesse mit schweren Anklagen beschäftigen in den nächsten Wochen und Monaten die Straf- kammer des Landgerichts Darmstadt.
Wie ernst die Polizei den Südländer nahm, beweist das Spezialkommando aus Kaiserslautern, das Ende Juni 1990 eigens angefordert worden war, um den Mann dingfest zu machen. Wie berechtigt die Befürchtungen waren, beweisen die gezielten Schüsse, die der Gesuchte damals auf die Beamten abgab.
Die Hintergründe der zwei Taten liegen im dunkeln. Der 32jährige, der bei seiner Einreise 1988 einen Asylantrag gestellt und seine Anerkennung als Volksdeutscher zu erlangen versucht hatte, muß sich vom 15. September an vor der elften Strafkammer des Landgerichts Darmstadt verantworten. Bisher schweigt er zu den ihm gemachten Vorwürfen.
Das Schwurgericht wird vom 30. Juli an die Ungereimtheiten auszuräumen haben, die darin gipfeln, daß die Angeklagte den Mann ihrer Tochter bezichtigt, sie - und nicht umgekehrt - angegriffen zu haben. Eine entscheidende Rolle wird die Hausbewohnerin und Zeugin spielen, die sich damals zwischen die Streitenden geworfen und selbst Verletzungen davongetragen hatte.
Mit einer zehn Zentimeter langen Messerklinge brachte er ihm einen langen Schnitt am Hals bei, außerdem stach er ihm in den Bauch und durchtrennte die Sehne des linken Mittelfingers seines Gegenübers. Der Mann konnte nur in einer Notoperation gerettet werden, eine Lähmung der linken Zungenseite und die damit verbundene Sprachbehinderung wird das Opfer zeitlebens ertragen müssen.
• Vor dem historischen Hintergrund griechisch-türkischer Feindschaft spielt der am 18. August in Darmstadt beginnende Prozeß gegen einen 57jährigen, seit 1969 in Offenbach lebenden Griechen, der zu seinen Hausnachbarn fast ausschließlich Türken zählt. Nach einer zunächst verbalen Auseinandersetzung kam es am 4. Mai 1991 zu der verhängnisvollen Tat, bei der der seit sechs Jahren Frührente beziehende Hellene seinem verhaßten Nachbarn ohne weitere Warnung mit einem Küchenmesser schwere Bauchverletzungen beigebracht haben soll. Der Staatsanwalt will auch in diesem Fall den Griechen wegen versuchten Totschlags belangt wissen.
• Bereits am Mittwoch, 15. Juli, beginnt vor der 15. Strafkammer des Landgerichts der Prozeß gegen den mehrfach - darunter wegen Beihilfe zum Mord - vorbestraften 47 Jahre alten Herbert L. aus Offenbach, dem angelastet wird, Ende Januar 1991 innerhalb von drei Tagen zweimal seine frühere Freundin vergewaltigt zu haben. Er soll die im vierten Monat schwangere Frau, mit der er bis kurz vor den Taten zusammengelebt hatte, mit einem Messer bedroht und zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.
• Wegen des gleichen Delikts muß sich ein 25 Jahre alter, seit 1984 in Deutschland lebender und in Offenbach als Lagerarbeiter beschäftigter Marokkaner ebenfalls vom 15. Juli an vor der zwölften Strafkammer verantworten. Laut Anklageschrift hatte er sich heimlich die Wohnungsschlüssel seiner ehemaligen, längst aber von ihm getrennter Lebensgefährtin und Mutter zweier gemeinsamer Töchter besorgt, soll im März dieses Jahres in deren Wohnung eingedrungen, sie mit einem 55 Zentimeter langen Fleischermesser und einer Gas-Sprühflasche bedroht und dann zweimal vergewaltigt haben. Zumal das Opfer inzwischen seine Aussage abgeschwächt und angegeben hat, mit dem 25jährigen freiwillig geschlafen zu haben, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, daß die Frau von dem "Clan" des Mannes massiv unter Druck gesetzt worden ist. ttt
Gutes Zeugnis für die Branche Jugendschutz wird in Videotheken relativ gut eingehalten
Oberstaatsanwalt Peter Köhler ist mit Frankfurts Videothekaren zufrieden: "Die Herde der schwarzen Schafe hat sich erheblich gelichtet. Früher war es schlimmer, jetzt hat es sich fast normalisiert." Und auch Sachgebietsleiter Ludwig Schultz im Jugendamt mag nicht klagen: "Global kann man sagen, daß die sich an die Jugendschutzbestimmungen halten."
Die gelten in ihrer verschärften Form seit April 1985 und besagen: Jugendlichen unter 18 Jahren dürfen keine Videokassetten - und das ist wörtlich gemeint - "vor Augen kommen", die auf dem Index der Bundesprüfstelle stehen oder von der "Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" (FSK) erst "ab 18" freigegeben wurden. Solche Pornos und Gewaltvideos dürfen nur noch in Erwachsenen-Videotheken geführt werden, bei denen die Türen für Menschen "unter 18" geschlossen bleiben. Für die genannten Streifen gilt auch ein Verbot öffentlicher Plakatwerbung. Vor 1985 wurde das lockerer gehandhabt. Zwar galten bereits die Altersbeschränkungen bei Präsentation und Verleih der indizierten Videos, aber der jugendschützerische Effekt war gleich Null. Grund: Kinder und Teenies durften nämlich damals noch in die Geschäfte rein. Die "heiße Ware" suchte man nur in Giftschränken oder "shop in the shop"-Abteilen vor ihnen zu verbergen. Doch die waren kinderleicht zugänglich, jeder "unter 18" kam ohne Schwierigkeiten an die verbotenen Magnetbänder ran.
Die Gesetzesnovellierung beendete die Séparée-Praxis. Viodeothekaren bleibt seitdem nur die Wahl: Entweder sie nehmen Porno und Brutalo aus dem Sortiment - dann dürfen Kunden jeglichen Alters in den Laden; oder sie montieren das Schild "Zutritt verboten für Jugendliche unter 18 Jahren" an die Tür und machen bei den Erwachsenen kräftig weiter Kasse mit Horror, Action, Gewalt und Sex.
Frankfurts Verleiher entschieden sich fast alle für letzteres. Die damit gekoppelten Auflagen - Zugangskontrolle, Sichtschutz, keine Reklame für indizierte Videos - scheinen sie zu erfüllen. Oberstaatsanwalt Köhler verfolgt "pro Monat ein Verfahren - früher war es das sechsfache". Auch Jugendschützer Schultz stellt der Branche gute Noten aus: In "nur noch fünf bis acht Fällen im Monat" müsse er einschreiten. In der Regel reiche eine mündliche Mahnung - etwa wenn in der Videothek Kunden "unter 18" gesichtet wurden. Auch läßt er - das gilt aber schon als "schwerere Fälle" - Werbeplakate für harte Pornos abhängen und holt auch schon mal bundesweit beschlagnahmte Lehrstreifen über "Karate-Tötungstechniken" oder "Metzelfilme, in denen Frauenleiber zerstückelt werden", aus dem Regal.
Daß dennoch Jugendliche zuhauf an von Erwachsenen (Eltern, Bekannte) ausgeliehene Sex- und Gewaltvideos rankommen und ein schwunghafter Tauschhandel auf den Schulhöfen herrscht, weiß Schultz. "Das können und wollen wir nicht kontrollieren", sagt er, "denn was innerhalb der vier Wände geschieht geht uns nichts an. Wir haben keine Schnüffelpraxis und ermitteln auch nicht verdeckt." peh
Maurice Rajsfus war damals 14 Jahre alt. Aber den einen kurzen Befehl der beiden Polizisten, die an jenem heißen Julitag in aller Herrgottsfrühe gegen die Tür der elterlichen Wohnung in Paris donnerten, hat er auch nach fünfzig Jahren nicht vergessen. "Sie haben fünf Minuten Zeit, sich fertig zu machen. Nicht mehr als fünf Kilo Gepäck pro Person!" Daß ihn die Erinnerung an die brutale Szene bis heute nicht verlassen hat, erklärt sich der 64jährige Rajsfus auch damit, daß einer der beiden Uniformierten niemand anderes war als der Nachbar, der als freundlicher Familienvater auf derselben Etage wohnte und als jovialer Flic auf dem nahen Kommissariat des Quartiers seinen Dienst versah.
Auch Anna Radochitzky erinnert sich noch an jede Einzelheit dessen, was sie als elfjähriges Mädchen an jenem Donnerstag im Sommer 1942 erlebte. "Zehn der zwölf Familien in unserem Haus waren Juden", berichtet sie. "Die Polizisten kamen um vier Uhr morgens, weckten die Concièrge, dann gingen sie von Tür zu Tür und befahlen zu öffnen, sich anzuziehen und in den Hof hinunterzugehen." Da die Beamten nicht über genug Fahrzeuge verfügten, um all ihre Opfer auf einmal mitzunehmen, mußten einige, darunter die heute 61jährige Frau mit ihrer Mutter, den Weg zur Sammelstelle in einem Gymnasium zu Fuß antreten. "Obwohl es noch früh war, waren schon viele Leute unterwegs. Sie sahen uns, bewacht von den Polizisten. Sie kannten uns alle, sie waren ja aus unserem Quartier, aber sie reagierten nicht."
Nach langem Warten in der abgeriegelten Schule wurden sie am Nachmittag ins "Vélodrom d'Hiver", einen großen Radsportpalast im 15. Arrondissement, abtransportiert. Dort waren schon andere Leidensgenossen vor ihnen eingetroffen, weitere sollten folgen. Ein Detail hat sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben: "Überall waren Gendarmen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einen einzigen Deutschen gesehen zu haben."
Anna Radochitzky und Maurice Rajsfus sind zwei Überlebende der "Operation Frühlingssturm", der ersten von den deutschen Besatzern angeordneten Razzia auf in Frankreich lebende Juden, am 16. Juli 1942. 12 884 Menschen - 3031 Männer, 5802 Frauen und 4051 Kinder - waren bei dieser "Rafle du Vél' d'Hiv", wie es heute kurz heißt, zusammengetrieben worden. Sie wurden nach Auschwitz in den Tod geschickt. Nur wenige sind diesem Schicksal wie durch ein Wunder entkommen.
Die Aktion war minutiös vorbereitet worden. Als Grundlage diente die Tulard- Kartei, ein Judenregister, das die Pariser Polizei auf Anweisung der Regierung in Vichy seit 1940 mit akribischer Genauigkeit führte. Diese nach dem Leiter des Juden-Referats bei der Präfektur, Tulard, benannte Kartei mit Namen und Adressen von etwa 150 000 Personen jüdischer Herkunft war nach dem Krieg spurlos verschwunden. Erst Anfang dieses Jahres ist das Register, dessen Existenz nach dem Krieg bestritten wurde, von Serge Klarsfeld, dem als Verfolger von Nazi- Verbrechern bekannt gewordenen Pariser Rechtsanwalt, in den Archiven des Ministeriums für Kriegsteilnehmer und Kriegsopfer wiedergefunden worden.
Ausgerüstet mit den aus dem Register entnommenen Adressen wurden 4500 Polizisten, Gendarmen, Beamte der Gardes mobiles, Angehörige der Kripo und des Nachrichtendienstes Renseignements Généraux, in 900 Greifkommandos eingeteilt und in Paris und den Vorortgemeinden auf die Judenhatz angesetzt. "Mit größtmöglicher Schnelligkeit", war ihnen befohlen, sollten sie die Verhaftungen vornehmen, "ohne unnütze Worte und ohne Kommentar". Die Begründung oder Nichtbegründung einer Verhaftung seien nicht zu diskutieren. Busse der Pariser Nahverkehrsgesellschaft waren requiriert worden. Familien mit Kindern unter 16 Jahren wurden ins "Vél' d'Hiv" gebracht, die anderen kamen direkt nach Drancy, dem Lager im Pariser Norden, von wo die Transporte nach Auschwitz abgingen.
"Um uns herum herrschte große Gleichgültigkeit", erinnert sich Annette Monod. Als freiwillige Helferin des Roten Kreuzes war die heute 81jährige zum "Vél' d'Hiv" gefahren, um den Familien mit kleinen Kindern beizustehen. "Es war schrecklich - das Durcheinander, der Lärm, das Weinen und Schluchzen. Da waren Frauen mit Babys, Kranke. Sie lagen auf dem blanken Boden. Zwei Tage mußten die Gefangenen in Hitze, Dreck und Gestank ausharren. Dann wurden sie in die Lager Pithivier und Beaune-la-Rolande südlich von Paris gebracht, von wo sie später ebenfalls den Weg in den Tod antraten." Die Kommandanten dieser Lager waren Franzosen, Hauptleute der Gendarmerie. Die Wachen wurden von Gendarmen gestellt. "Einige schienen sich zu genieren", beobachtete die Rot- Kreuz-Mitarbeiterin, aber alle hätten ihren Dienst "mit größter Ruhe" versehen.
Befohlen von den Deutschen, ausgeführt von französischer Polizei - so hat im Juli 1942 mit der "Rafle du Vél' d'Hiv" eines der, nach den Worten der Wochenzeitschrift Le nouvel observateur , "schmutzigsten Kapitel unserer Geschichte" begonnen: die Verfolgung und Deportation der Juden aus Frankreich. Die aktive Teilnahme des "Etat français", des französischen Staates, wie sich das Kollaborationsregime des Marschall Philippe Pétain in Vichy nannte, ist in diesem Kapitel zugleich auch ein Blatt, das nach dem Krieg verdrängt, später in einem "nationalen Gedächtnisschwund", wie es die Zeitung Libération vor Jahren nannte, vergessen wurde.
Noch heute leide die kollektive Erinnerung der Franzosen an der Weigerung, sich zu diesem Kapitel zu bekennen, hieß es kürzlich in einem Appell, den der Essayist Jean-Pierre Le Dantec aus Anlaß des 50. Jahrestages der "Rafle du Vél' d'Hiv" an den französischen Staatspräsidenten François Mitterrand richtete. In dem Aufruf, den bereits mehr als hundert Intellektuelle, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler unterzeichneten, wird Mitterrand aufgefordert, "als Präsident der Republik und Staatschef offiziell anzuerkennen und zu proklamieren, daß der Etat français von Vichy für die Verfolgung der Juden Frankreichs und die an ihnen begangenen Verbrechen verantwortlich ist".
Wie nötig ein symbolischer Akt des Staatsoberhauptes gegenüber den Juden Frankreichs wäre, zeigt die Erneuerung des Pétainismus, der von Schlagwörtern wie "Arbeit, Familie, Vaterland" geprägten Ideologie des Vichy-Staates. Nicht nur in rechtsradikalen Bewegungen wie der ausländerfeindlichen Nationalen Front, sondern neuerdings auch in Bürgerkomitees, wie sie der ultraliberale Deputierte Philippe de Villiers gegen Maastricht ins Leben gerufen hat, erfahren Werte der Vichy-Ideologie eine unerwartete Rehabilitierung. In einem aufsehenerregenden Urteil im Fall Paul Touvier, eines ehemaligen Miliz-Angehörigen, gegen den ein Untersuchungsverfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anhängig ist, schrieben Pariser Richter sogar die jüngste Geschichte um. Der Vichy-Staat sei gar nicht antisemitisch gewesen, erklärten sie unter anderem.
Tatsächlich wurden 75 000 Juden von 1942 bis 1944 aus Frankreich in die Vernichtungslager der Nazis deportiert. Nur 2800 von ihnen kehrten zurück. Dabei beschränkte sich, wie der Harvard-Politologe Robert O. Paxton 1972 in einer Untersuchung nachwies, die Verantwortung des Vichy-Regimes für die Verfolgung der Juden nicht allein auf die von den Besatzern geforderte Zusammenarbeit. Auf eigene Initiative, ohne daß die Deutschen dies verlangt hätten, führte das Vichy-Regime am 3. Oktober 1940, unterzeichnet und in Kraft gesetzt von Pétain, das Judenstatut ein. Das Statut war die Grundlage für die systematische Diskriminierung, der die Juden im besetzten Gebiet wie in der freien Zone Frankreichs zum Opfer fielen. Auch als die Nazis 1942 die massiven Razzien befahlen, bestand das Vichy-Regime darauf, selbst zu handeln. In der irrigen Annahme, damit die eigene administrative Autorität gegenüber den Besatzern wahren zu können, ließ Ministerpräsident Pierre Laval die Juden den Deutschen durch französische Polizei zur Deportation zutreiben, darunter auch Kinder unter 16 Jahren, was die Mörder in Berlin gar nicht verlangt hatten.
Daß Mitterrand sich, wie der spanische König Juan Carlos anläßlich des 500. Jahrestages der Vertreibung der Juden aus Spanien, zu einer ähnlichen symbolischen Geste gegenüber der jüdischen Gemeinschaft Frankreichs bereitfinden könnte, hält der Publizist Henri Amouroux, Autor einer mehrbändigen Geschichte Frankreichs unter der deutschen Besatzung, für nicht sehr wahrscheinlich. "Er ist dazu nicht der Mann", sagt er. Die Polemik, die ein solcher Akt unvermeidlich provozieren würde, könnte dem Werben des Präsidenten um die "Einheit der Franzosen" bei dem bevorstehenden Europa-Referendum sowie den im Frühjahr 1993 fälligen Parlamentswahlen schaden. Schon vor zwei Jahren hatte der delegierte Minister im Außenministerium, Georges Keijman, ein enger Freund Mitterrands, der damals zweiter Mann im Justizministerium war, zu der Verschleppung von Verfahren gegen ehemalige hohe Vichy-Funktionäre wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter den für die "Rafle du Vél' d'Hiv" verantwortlichen Generalsekretär der Vichy-Polizei, René Bousquet, erklärt, das Land bedürfe des "bürgerlichen Friedens".
Wie zwiespältig der geschichtsbewußte Präsident offenbar die jüngste Vergangenheit Frankreichs empfindet, erlebte Serge Klarsfeld, als er Mitterrand auf einer Reise nach Israel begleitete. "In einer Rede am Mahnmal von Yad Vaschem ehrte er die Opfer des Holocaust, doch das Wort Vichy habe ich kein einziges Mal gehört", erinnert er sich. Stattdessen hat der Präsident, wie jeder seiner Vorgänger de Gaulle, Pompidou und Giscard, es nicht versäumt, einen Kranz am Grab Pétains niederlegen lassen - um den Sieger von Verdun zu ehren.
Deutlicher kann man pflegebedürftigen Menschen in der Bundesrepublik wohl nicht mehr demonstrieren, welchen politischen Stellenwert sie in diesem reichen Lande haben (FR vom 1. 7. 1992 "Koalition schreibt den Karenztag fest"). Seit fast zwei Jahrzehnten werden Tonnen von Papier mit Vorschlägen, Konzeptionen und Gesetzentwürfen beschrieben, politische Absichtserklärungen und Wahlversprechen abgegeben. Mit einer Dreistigkeit werden nun auch noch pflegebedürftige Menschen gegen kranke ausgespielt . . . und irgendwann soll dann so etwas wie eine Pflegekostenversicherung - wahrscheinlich als zweite Einstiegslösung - versucht werden.
Dieses unwürdige politische Trauerspiel kann man nur noch als sozialpolitische Bankrotterklärung bezeichnen, als Verhöhnung der pflegebedürftigen Menschen. Seit Jahren wird den "Pflegefällen", "Sozialfällen" ständig signalisiert, daß die "wachsende Alterslast" und die "Alterspyramide" eigentlich nicht mehr zu finanzieren sind, daß sie dieses Land und seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit ihrer Existenz belasten und ihr Vorhandensein als Zumutung empfunden wird.
Bei dieser grotesken Auseinandersetzung ging es nur um eines: Geld. Der katastrophale Pflegenotstand in Pflegeheimen und bei ambulanten Diensten interessiert dabei die verantwortlichen Politiker ebenso wenig, wie die Verbesserung der Lebensqualität und Sicherstellung der Menschenwürde pflegebedürftiger Menschen und deren überlasteten Angehörigen.
Kaum einer registriert die entwürdigenden Zustände in zahlreichen Pflegeheimen, den Kollaps bei vielen ambulanten Diensten, die immer häufiger "Wartelisten" und "Aufnahmestopp" signalisieren, da sie selbst die elementarste Grundversorgung nicht mehr leisten können. Die "Pflegekostenversicherung" war und ist eigentlich nur als reiner Verschiebebahnhof für die Finanzen geplant, zur Entlastung der unter den "anwachsenden Pflegelasten" stöhnenden Kommunen.
Die Pflegekostenversicherung, um es deutlich zu sagen: die Pflege behinderter und alter Menschen ist angeblich nicht zu finanzieren. Eine unglaubliche und menschenverachtende Behauptung angesichts der Milliarden Mark, die täglich für Autobahnen, Militär, Weltraumforschung usw. usw. ausgegeben werden. Vor einigen Tagen ging eine Meldung durch die Medien: Weil in den Finanzämtern 40 000 Mitarbeiter fehlen, gehen dem Staat jährlich 120 Milliarden Mark an Steuereinnahmen verloren. Pflege nicht finanzierbar?
Pflegebedürftigen Menschen fehlt leider eine durchsetzungsfähige Interessenvertretung. Diese Menschen haben keine Traktoren . . . sie haben meist resigniert, üben vereinzelt moralischen, aber kaum politischen Druck aus.
Ist es ein Zufall, daß seit einiger Zeit wieder offen über das Lebensrecht behinderter Menschen diskutiert wird, daß "Kosten-Nutzen"-Rechnungen aufgestellt werden und der Präsident der "Gesellschaft für humanes Sterben" stolz verkündet, daß seine Organisation bereits weit mehr als 60 000 Mitglieder hat - Tendenz steigend?
Ein pflegebedürftiger Mann, der täglich um die Sicherstellung seiner Betreuung bangt, kommentierte diese diskriminierende Debatte sarkastisch: "Die biologische Lösung wäre wohl die kostengünstigste . . .!"
Claus Fussek (Vorstandsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Landesverband Bayern), München
Ich danke der FR sehr herzlich für den Leitartikel von Ferdos Forudastan "Billiger Umgang mit den Opfern" (FR vom 3. 7. 1992), der mir ganz aus dem Herzen spricht. In jungen Jahren war ich selbst fast zwei Jahre in politischer Haft in der damaligen DDR. Schon damals existierte ein sog. Häftlingshilfegesetz (HHG), auf dessen Grundlage mir seinerzeit insgesamt 660 Mark "Entschädigung" ausbezahlt wurden.
Auch damals schon (1962/63) waren politische Gefangene in der DDR für die Bundesregierung propagandistisch wichtiger, als die Schicksale einzelner Menschen. Der damalige Gesamtsdeutsche Minister schrieb meinen besorgten Eltern, daß "die Bundesregierung nichts für Ihren Sohn unternehmen kann, da wir keine diplomatischen Beziehungen zur SBZ unterhalten". Im Gegenteil: Anwaltskosten für den Ostberliner Verteidiger Prof. Kaul mußten in DM-West ohne Kompensation gezahlt werden und mein Kindergeldzuschlag wurde gestrichen, da ich mich nicht im Geltungsbereich bundesdeutscher Gesetzgebung aufhielt.
Einmal ganz abgesehen von den seelischen Belastungen für meine Eltern und die physisch-psychische Bedrückung von monatelanger Einzelhaft für mich selbst. Ein durch erzwungenen Arbeitseinsatz im Zuchthaus Waldheim zugezogenes Rückenleiden wurde vom Versorgungsamt nicht anerkannt, und erst 30 Jahre später kam ich in den Genuß einer Kur. Hinsichtlich meiner strafrechtlichen Rehabilitierung stellte ich noch im September 1990 einen Antrag beim Justizminister der freigewählten letzten DDR-Regierung. Seitdem erhalte ich laufend vervielfältigte Schreiben der bundesdeutschen Justizverwaltung mit immer neuen Aktenzeichen und der Bitte, von weiteren Anfragen abzusehen. Ein Antrag auf Akteneinsicht bei der Gauck-Behörde von Januar 1992 hat außer einem Aktenzeichen bisher zu nichts geführt, obwohl ich als Betroffener angeblich bevorzugt berücksichtigt werden sollte.
Die Zeit der politischen Haft ist materiell überhaupt nicht zu "entschädigen" und das Unrecht schon gar nicht zu "bereinigen", aber daß sich die jetzige Bundesregierung so schäbig aus der Affäre zieht, daß jeder widerrechtlich inhaftierte Kriminelle mindestens das Doppelte an Entschädigung erhält, ist eine menschenverachtende Haltung.
Aber warum beschließt der Bundestag nicht einfach die Aufhebung aller Unrechtsurteile? Warum laufen steuerliche Vergünstigungen nach 3 Jahren aus? Warum gibt es keine beruflichen Förderungsprogramme für politisch Verfolgte? Warum kann ich meinen verhörenden Peinigern nicht Auge in Auge gegenübersitzen? Warum werden Denunzianten nicht belangt?
Dr. Rolf Niemann, Bonn
Für die Junge Union gilt: Gib Reps keine Chance. Daher ist für uns klar, daß eine Zusammenarbeit von Christdemokraten mit Rechtsradikalen wie den "Republikanern" auf keiner Ebene und in keiner Weise auch in Hessen in Frage kommen darf (FR vom 8. 7. 1992 "Der Chef schweigt und will nichts wissen").
Im übrigen: In einer Demokratie werden Koalitionen in erster Linie geschmiedet, um Probleme zu lösen. Koalitionswünsche mit den Reps von seiten Unionspolitikern sind daher von vorneherein absurd, da Rechtsradikale nur von ungelösten Problemen profitieren.
Fazit: Wer mit den Reps zusammenarbeiten will, für den kann in der Union kein Platz sein.
Holger Doetsch (Bundesverband der Jungen Union Deutschlands), Bonn
Zur Person:
MARKUS WEGNER, als "CDU-Rebell" bekanntgewordener Hamburger Verleger, hat nach eigenen Angaben einen Sieg vor dem Bundesparteigericht erzielt. Die Aufstellung des CDU-Bundestagskandidaten im Wahlkreis Hamburg-Altona 1990 habe den Spielregeln innerparteilicher Demokratie und dem Prinzip des fairen Verfahrens widersprochen, rügte das Parteigericht laut Wegner. Er habe als Gegenkandidat des damaligen CDU-Landesvorsitzenden Jürgen Echternach nur drei Minuten Redezeit in einer Parteiversammlung bekommen, um sich vorzustellen. Einer von Wegners Rechtsanwälten ist Trutz Graf Kerssenbrock, der während der Barschel-Affäre in Schleswig- Holstein zur kritischen Minderheit in der CDU gehörte. Das CDU-Bundesparteigericht schrieb über die Kandidatenaufstellung: "Nach Sachlage sollte also das Wahlverfahren mit Hilfe von Förmlichkeiten zugunsten der Mehrheit manipuliert werden, indem eine durch keine sachlichen Gesichtspunkte begründete Redezeitbegrenzung vorgenommen wurde. Diese war daher willkürlich." (AP)
ANKARA, 12. Juli (AP). Der Oberste Gerichtshof der Türkei hat die 1988 gegründete Sozialistische Partei verboten, wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia meldete. Programm und Arbeit der Partei seien gegen die Einheit des Landes gerichtet, hieß es zur Begründung.
Die Sozialistische Partei hatte sich für die Rechte der Kurden und die Selbstverwaltung der kurdischen Gebiete der Türkei stark gemacht. Bei der letzten Parlamentswahl im Oktober hatte sie rund 100 000 Stimmen errungen.
Pause im Sommertheater des NDR- Funkhauses Hannover: Wunden werden geleckt, neue Pläne für Programme und Personen geschmiedet und vielleicht auch das Drehbuch für die eine oder andere Intrige vorbereitet. Lea Rosh, die Anfang 1991 als erste Frau auf den Chefsessel eines Landesfunkhaus wechselte, gibt sich ungebrochen kämpferisch. Ein vorzeitiger Abgang steht für die streitbare Direktorin "überhaupt nicht zur Diskussion". Da hätten sich manche verfrüht "Hoffnungen" gemacht.
Ihr ist die Regie im Funkhaus am Maschsee in den vergangenen Wochen ein wenig aus den Händen geraten. Ihre Gegner lüfteten den seit längerem schwelenden Streit um ihre Amtsführung. Als Rosh, flugs mit der negativen Hauptrolle bedacht, gerade in Italien ist, tritt Jürgen Köster als Hörfunkchef zurück und schiebt ihr die Schuld für Hörerverluste zu. Rosh-Vorgänger Thomas Bernd Stehling (CDU), zum stellvertretenden NDR-Indendanten aufgerückt, wirft ihr zudem "Selbstgerechtigkeit" vor.
Die Parteien, beim NDR immer in der erste Reihe zu finden, schalten sich mit Zwischenrufen ein. CDU und FDP, nach der Wahlniederlage 1990 von manchen Drähten ins Funkhaus abgeklemmt, spenden Szenenapplaus für die Attacken. Die Grünen, die wesentlich an Roshs Wechsel an die Leine mitgewirkt haben, kontern mit einem Griff ins Funkhausarchiv und erinnern an NDR-Dienste für die CDU/FDP-Regierung zu Stehlings Zeiten. Die SPD schweigt, aber nicht nur aus vornehmer Zurückhaltung, wie es heißt. Einige hätten Schwierigkeiten mit der eigenwilligen Genossin. Die sommerlichen Ränkespiele um die Direktorin und ihre Widersacher fanden in einigen Medien schnell Aufmerksamkeit. Haben doch viele "Beobachter" schon vorher gewußt: diese Frau, politisch links zudem, zwar preisgekrönt für journalistische Leistungen, könne doch niemals erfolgreich ein Funkhaus leiten. Und CDU-Fraktionschef Jürgen Gansäuer drohte früh: "Wenn sich die CDU im NDR-Programm nicht mehr wiederfindet, gibt es Krieg um das Landesfunkhaus".
Es gab auch große Erwartungen an Lea Rosh. Nach 14 Jahren CDU-Einfluß dürsteten viele im Funkhaus nach Erneuerung. Rosh weckte zusätzliche Hoffnungen durch Kritik am Programm. Ernüchterung hat sich breit gemacht. Trotz eines liberaleren Arbeitsklimas fehlten Konzepte für Veränderungen, klagen Mitarbeiter.
Nach der Sommerpause müssen wichtige Posten neu besetzt werden: Stoff für neue Funkhausszenen. Neben Köster ist auch Peter Staisch, der als Funkhausvize CDU-Kontrapunkt zur SPD-Frau Rosh sein sollte, gegangen. Intendant Jobst Plog, Sozialdemokrat wie Rosh, hat sich öffentlich vor seine angegriffene Kollegin gestellt. Etwas spät, wie NDR-Kenner aus den Reihen der SPD meinen. dpa
VADUZ, 13. Juli (dpa). Nach Schätzungen der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA mit Sitz in Vaduz/Liechtenstein werden im Alpenraum jährlich zwischen 3000 und 5000 Kilometer neue Forststraßen und Güterwege gebaut. Die fortschreitende Erschließung der Alpen mit land- und forstwirtschaftlichen Straßen führe zunehmend zu Konflikten mit Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes, heißt es jetzt in einer Mitteilung der CIPRA.
Auf der Alpensüdseite sei ein "enormer Bedarf an Straßenprojekten zur Erschließung von Wäldern, Höfen und landwirtschaftlichen Nutzflächen zu beobachten". In vielen Regionen ist in den nächsten Jahren eine Verdoppelung bis Verdreifachung des Forststraßennetzes zu erwarten, so die Alpenschutzkommission.
BERLIN, 12. Juli (dpa). Etwa 50 Pfarrerinnen und Pfarrer im Westteil Berlins sind in den letzten 20 Jahren vom Verfassungsschutz im Rahmen der Extremismus-Beobachtung observiert worden. Das berichtete die evangelische Wochenzeitung "Berlin-brandenburgisches Sonntagsblatt" in ihrer neuesten Ausgabe. Die Behörde habe auch Daten gespeichert, ebenso solche von einer Reihe kirchlicher Mitarbeiter, heißt es in dem Bericht. Den meisten Betroffenen sei inzwischen auf Intervention der Kirchenleitung vom Verfassungsschutz Einsicht in ihre Akten gewährt worden. Die Kirchenleitung habe um Löschung der Daten gebeten.
Gleichzeitig hat sie eine Arbeitsgruppe eingesetzt, in der zusammen mit den Betroffenen die Vorgänge geprüft und geklärt werden sollen. Außerdem ist ein Treffen von Betroffenen, Kirchenleitung und Verfassungsschutz geplant.
14 Pfarrern sei die Akteneinsicht von der Verfassungsschutzbehörde verweigert worden, heißt es weiter. Für den Verfassungsschutz seien Pfarrer verdächtig gewesen, die als "linksextremistisch" eingestuft worden oder Mitglied in der damaligen SEW, dem Westberliner Ableger der SED aus der Ex-DDR, gewesen seien.
Lobron unterlag im Finale
Großmeister Eric Lobron (Wiesbaden) hat das Finale des Schnellschach-Turniers in Brüssel gegen den Briten Michael Adams nach einem 1:1 in den regulären Partien mit 0:2 im Tiebreak verloren.Basketball-WM nicht in Jugoslawien Der Basketball-Weltverband hat den Jugoslawen die Ausrichtung der WM 1994 entzogen. Bis zum 1. Oktober können sich andere Länder um die Titelkämpfe bewerben.Kürzere Sätze beim Tischtennis-Masters Mit einer neuen Zählweise soll der European Masters Cup der Tischtennisspieler in Karlsruhe attraktiver gemacht werden. Der Deutsche Tischtennis-Bund beschloß eine Verkürzung der Sätze, in denen jeweils bei 5:5 begonnen wird.
STOCKHOLM, 12. Juli (dpa). Nach dem Waldbrand auf der schwedischen Insel Gotland ist am Wochenende ein weiteres Feuer in der südschwedischen Landschaft Schonen ausgebrochen. Der neue Brand habe eine zwei Kilometer breite Front, meldete die schwedische Nachrichtenagentur TT.
Nachdem fünf Feuerwehren das bei Hökön nördlich von Kristianstad entstandene Feuer nicht unter Kontrolle bekommen konnten, ordnete die Flugwacht den Einsatz von Militärhubschraubern an, die Wasserbomben abwarfen, ohne allerdings den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Zusätzlich wurden über 200 Soldaten zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Der letzte Woche auf Gotland ausgebrochene Waldbrand war auch am Wochenende noch nicht unter Kontrolle. Feuerwehr und Polizei mußten etliche Menschen aus ihren Häusern evakuieren, nachdem der Wind gedreht hatte und sich das Feuer in östlicher Richtung ausbreitete.
Gleichzeitig brach auf der mit 3140 Quadratkilometern größten Ostsee-Insel ein weiterer Waldbrand nahe dem Hauptort Visby aus.
Wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, sind sämtliche 70 Feuerwehrleute der Insel sowie 200 Soldaten und freiwillige Helfer im Einsatz. Weitere 100 Wehrpflichtige stünden in Bereitschaft. Mehrere Hubschrauber der Marine versuchen, mit Wasserbomben den Brand einzudämmen.
Das Feuer war in der Nacht zum Donnerstag nahe der mitten im Wald gelegenen, ältesten vorgeschichtlichen Befestigungsanlage Gotlands, der Torsburg, im östlichen Teil der Insel ausgebrochen. Als Ursache gilt Selbstentzündung wegen der wochenlangen Dürre.
HANNOVER, 12. Juli (AFP). Das niedersächsische Sozialministerium hat Hinweise, daß Menschen, die in der Nähe von Atomkraftwerken leben, möglicherweise doch unter einem höheren gesundheitlichen Risiko stehen. Wie das Ministerium jetzt in Hannover mitteilte, wurden bei Eltern von an Leukämie erkrankten Kindern in der Samtgemeinde Elbmarsch Erbgut-Veränderungen festgestellt. In der Elbmarsch liegen das Atomkraftwerk Krümmel und die kerntechnischen Anlagen des GKSS-Forschungszentrums. Bisherige Untersuchungen hatten keinen Zusammenhang zwischen Erkrankungen und der Nähe eines Atomkraftwerks nachweisen können.
Die Bremer Kernphysikerin Inge Schmitz-Feuerhake hat nach Angaben des Ministeriums bei vier von fünf untersuchten Erwachsenen Abweichungen von der normalen Chromosomengestalt festgestellt. Die Chromosomenanalysen seien von der Arbeitsgruppe Medizinische Physik an der Universität Bremen erstellt worden. "Bei vier Personen wurden Chromosomenaberrationen (Veränderungen) gefunden, die auf eine Strahlenexposition hindeuten", heißt es in einer Erklärung der Arbeitsgruppe. Es wurde jedoch gleichzeitig darauf verwiesen, daß "die Anzahl der untersuchten Personen und die Frequenzen der gefundenen Aberrationen" für eine "statistisch gesicherte Aussage nicht hoch genug" seien.
Die sogenannten dizentrischen Chromosomen werden nach Auskunft des Ministeriums nicht vererbt, sondern durch eine Einwirkung von Strahlen oder durch Chemikalien verursacht. "Dizentrische Chromosomen geben eine Belastung an, sie bedeuten keine Erkrankung", sagte der Sprecher des Ministeriums. Nicht jeder Chromosomenschaden führe zwangsläufig zu einer Erkrankung.
Zwischen 1989 und 1991 waren in der Samtgemeinde Elbmarsch sieben Leukämiefälle bei Kindern aufgetreten. Da das eine ungewöhnliche Häufung darstellte, hatte die Landesregierung eine Expertenkommission eingesetzt. Im vergangenen März hatte die Kommission einen vorläufigen Untersuchungsbericht vorgelegt. Darin hieß es, ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Atomanlagen und den häufigen Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch könne nicht bewiesen werden.
Dagegen hatte Schmitz-Feuerhake bei Geschwistern der erkrankten Kinder die dizentrischen Chromosomen in einer erhöhten Rate festgestellt.
PALERMO, 12. Juli (AFP). Nach einer Serie von Morddrohungen der Mafia gegen den früheren Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, sind die Maßnahmen zum Schutz des sizilianischen Politikers deutlich verschärft worden. Wie die Polizei am Wochenende berichtete, übernachtet Orlando stets in Kasernen, wenn er sich außerhalb von Palermo aufhält. Sein gepanzerter Wagen wird von gepanzerten Jeeps begleitet. Auch seine Leibwache wurde verstärkt. Wie es hieß, hatten anonyme Anrufer in jüngster Zeit mehrfach gegenüber Zeitungen gedroht, Orlando befinde sich auf der Todesliste der Mafia. Zudem sei ein gestohlener Dienstwagen mit brennenden Scheinwerfern als Zeichen der Warnung vor seinem Haus abgestellt worden.
Ähnlich wie der am 12. März ermordete christdemokratische Abgeordnete Salvo Lima und der am 23. Mai getötete Richter Giovanni Falcone gilt Orlando in Italien als Symbol des Kampfes gegen die Mafia. Er ist Chef der Partei "Das Netz".
Jeder zweite der 370 Ausländer, die sich während des Sommersemesters 1992 an einem der vier hessischen Studienkollegs auf ein Studium an einer Hochschule des Landes vorbereiten, stammt aus einem asiatischen Land. 20 Prozent der Studienkollegiaten kämen aus dem europäischen Ausland und 19 Prozent aus Afrika, berichtete das Statistische Landesamt in Wiesbaden. Die amerikanischen Staaten stellten acht Prozent, drei Prozent der Kollegiaten seien staatenlos.
WIESBADEN. Sammellager und die vom schleswig-holsteinischen Sozialminister Günther Jansen (SPD) geforderten Leibesvisitationen für Asylbewerber hat die Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit, Brigitte Sellach (Grüne), jetzt abgelehnt. Sie sagte zu Vorschlägen von SPD und FDP zum Umgang mit Asylbewerbern, dies sei "Stimmungsmache, die der Diskussion um Flüchtlinge völlig abträglich ist".
Wichtiger ist es nach den Worten der Staatssekretärin, die etwa 300 000 nicht entschiedenen "Altfälle" beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf aufzuarbeiten. Zu der Anregung aus Reihen der hessischen FDP, abgeschlossene Großlager für Asylbewerber einzurichten, sagte Sellach, das überrasche sie. lhe
Die schnelle Erfüllung der Auflagen des Bundesverfassungsgerichtes zur Verbesserung der Renten kindererziehender Frauen hat der Reichsbund der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen gefordert.
Wer bei der Diskussion um die Neuregelung des Paragraphen 218 von Frauen ein klares "Ja" zum Kind gefordert habe, müsse beweisen, daß er die Kindererziehung auch bei der Rentenberechnung gerechter gestalten wolle, sagte die Sprecherin der Frauen im hessischen Reichsbund, Cornelia Martin, in Frankfurt.
Sie appellierte an die hessische Landesregierung, mit Hilfe anderer sozialdemokratisch regierter Länder im Bundesrat einen Gesetzesentwurf entsprechend den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes einzubringen. lhe
Umschulungen zum Textilreiniger bietet das Arbeitsamt in Frankfurt zusammen mit dem Internationalen Bund für Sozialarbeit, Jugendsozialwerk (IB), an. Die Schulungsmaßnahmen beginnen im August und dauern ein und zwei Jahre, heißt es in einer Mitteilung des Arbeitsamtes.
Frauen und Männer, die Interesse am Bedienen technischer Anlagen und an den chemisch-physikalischen Grundlagen der unterschiedlichen Reinigungs- und Waschverfahren haben, können sich beim Arbeitsamt oder beim IB melden.
Im Textilreinigungsgewerbe bestehen laut Arbeitsamt gute Beschäftigungsmöglichkeiten, außerdem werde oft Teilzeitarbeit angeboten. lhe
Das Deutsche Goldschmiedehaus in Hanau zieht aus Anlaß des 80. Geburtstages des Schmuckgestalters Siegfried Männle an eine künstlerische Lebensbilanz. Männle, der Ende der 20er Jahre seine Ausbildung an der staatlichen Zeichenakademie in Hanau absolvierte, war dort von 1952 bis 1976 Dozent.
Als einer der ersten Schmuckkünstler verwandte er Werkstoffe wie Nirosta, Beryllium oder vergoldeten Edelstahl in der Schmuckgestaltung. Die Ausstellung mit mehr als 300 Exponaten ist bis zum 6. September täglich außer montags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr zu sehen . lhe
Die Hanauer Brüder-Grimm-Märchenfestspiele sind mit einem neuen Besucherrekord zu Ende gegangen. Wie Festspielleiter Dieter Stegmann in Hanau mitteilte, wurden mit knapp 30 000 Zuschauern die Erwartungen der Veranstalter deutlich übertroffen.
Die zum achten Mal veranstalteten Festspiele im Park von Schloß Philippsruhe hatten dieses Jahr die Grimm-Märchen "Aschenputtel" und "Die sieben Raben" auf dem Programm. lhe
Auf der Burg Breuberg im Odenwaldkreis ist am Freitag eine Ausstellung über den römischen Limes eröffnet worden. Evelies Mayer, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, bedauerte aus diesem Anlaß, daß Hessens längstes Kulturdenkmal in einem schlechten Zustand sei.
Die Ausstellung befaßt sich mit dem im ersten Jahrhundert nach Christus errichteten Verteidigungsbauwerk und der Arbeit der "Reichslimeskommission", die vor 100 Jahren eingesetzt worden war, um das Denkmal wissenschaftlich zu erfassen.
Frau Mayer sagte, leider sei ein Teil der Dinge, die von der Kommission beschrieben wurden, heute nicht mehr existent oder stark beschädigt. Auch heute noch werde der Limes mutwillig oder als Ergebnis sträflicher Nachlässigkeit beschädigt. Es sei notwendig, rücksichtsvoller mit allen Denkmälern umzugehen.
Der Limes, mit dem sich die Römer vor den Germanen schützten, war rund 550 Kilometer lang, 180 Kilometer davon waren auf hessischem Boden. lhe
Wenn die Spitze der Bundesbank am Donnerstag in Klausur geht, um wie jedes Jahr zu dieser Zeit ihr Geldmengenziel zu überprüfen, steht sie vor einem Dilemma. Zum einen wächst die umfassende Geldmenge M 3 (Bargeldumlauf, Sichteinlagen, Termingelder unter vier Jahren Laufzeit und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist) zu schnell und steigen die Preise zu stark. Zum anderen lassen die anfällige Inlandskonjunktur und die beim Münchner Wirtschaftsgipfel erneuerten Forderungen des Auslands nach Zinssenkungen den Frankfurter Währungshütern aber kaum Spielraum für einen noch restriktiveren Kurs. "Der Bundesbank bleibt nur zu erklären, wie dieses Dilemma entstanden ist", meint Klaus Friedrich, Volkswirt der Dresdner Bank.
Neunmal habe die Bundesbank in den vergangenen 17 Jahren ihr Geldmengenziel verfehlt, rechnete Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank nach. Aus dem Rahmen fällt diesmal aber das Ausmaß der Abweichung. Statt entsprechend dem sogenannten Zielkorridor für 1992 von 3,5 bis 5,5 Prozent wuchs M 3 zuletzt um neun Prozent. "In diesem Jahr gibt es auch keine Möglichkeit mehr, den Zielkorridor zu erreichen", weiß Commerzbank-Ökonom Peter Pietsch.
Am Finanzmarkt wird der Bundesbank vorgeworfen, sie habe selbst maßgeblich zu ihrem Mißerfolg beigetragen. Mit zwei Prozent sei die "normative" oder unvermeidliche Preissteigerungsrate - neben der erwarteten Ausweitung des Produktionspotentials der zweite wesentliche Ansatzpunkt bei der Ableitung des Geldmengenziels - zu niedrig angesetzt worden, heißt es. Ferner sei absehbar gewesen, daß der Subventionsabbau in Ostdeutschland die Inflationsrate dort über zehn Prozent treiben würde.
Durch drei Leitzins-Erhöhungen im vorigen Jahr, wird weiter kritisiert, habe die Bundesbank M 3 selbst aufgebläht. Tatsächlich liegen die von der Notenbank direkt beeinflußten Zinsen für Termingeld mit 9,60 Prozent um gut 1,5 Punkte über der Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. Diese inverse Struktur sorgte dafür, daß viel Geld aus den nicht zu M 3 gehörenden Anleihen in die kurzfristigen Termineinlagen verlagert wurde. Damit zählen diese Mittel - obwohl sie nach Ansicht vieler Experten hier nur für spätere längere Anlagen "geparkt" sind - zur Geldmenge. Die Annahme, eine Leitzins-Senkung reiche aus, um M 3 unter Kontrolle zu bringen, sei aber ein falsches "Patentrezept", warnt DresdnerBanker Friedrich. "Die Inflationserwartung muß niedrig bleiben. Eine Zinssenkung oder eine Anhebung des M 3-Korridors wäre ein falsches Signal."
Da Zinssenkungen stabilitätspolitisch falsch, Erhöhungen aber nicht durchsetzbar seien, rufen die Volkswirte die Bundesbank auf, statt geldpolitischer Aktion Argumente zu liefern. Schließlich habe eine Reihe von Sonderfaktoren die monetäre Entwicklung gestört. Zinssubventionen für die neuen Bundesländer machten es den Währungshütern schwer, die Kreditnachfrage zu bremsen. Die ostdeutsche Bevölkerung halte aus Angst um die persönliche Zukunft immer noch überproportional viel Liquidität. Ähnliche Tendenzen habe es im Westen wegen der langen Diskussion über die Zinsbesteuerung gegeben. Und schließlich werde die Mark in Osteuropa als Parallelwährung eingesetzt oder gehortet.
Die BHF-Bank kommt zu dem Schluß, daß "der weit überwiegende Teil der auf die Geldmenge expansiv wirkenden Faktoren als zeitlich begrenzt angesehen werden sollte". Die Bundesbank selbst tue sich aber schwer, das Gewicht der einzelnen Elemente des M 3-Wachstums zu beziffern. In der Tat hatte ihr Vizepräsident Hans Tietmeyer im Juni einräumen müssen, daß sein Haus hinsichtlich dieser Sonderentwicklungen noch mehr oder weniger im dunkeln tappt. An dieser "quantitativen Lücke", so die BHF-Bank, kranke die Diskussion darüber, ob eine Verfehlung des M 3-Ziels tolerierbar sei. "Eine diesbezügliche stärkere Aufklärung seitens der Zentralbank am 16. Juli wäre sicherlich zu begrüßen."
Für die Bundesbank steht an diesem Tag nicht nur das Geldmengenziel 1992 zur Debatte. Das seit Beginn der deutschen Währungsunion veränderte Liquiditätsverhalten, aber auch das Vordringen der immer mehr Geld aufsaugenden neuen Finanzinstrumente wie Commercial Papers (kurzfristige Schuldverschreibungen) lassen Zweifel aufkommen, ob M 3 in der alten Abgrenzung überhaupt noch geldpolitisch kontrollierbar und wirtschaftlich relevant ist. Zwar sei es für eine neue Definition der Geldmenge jetzt wohl zu früh, meint Deutsch-Banker Beckmann. "In einigen Jahren muß man aber prüfen, welchen Umfang die Finanzinnovationen erreicht haben." rtr/FR
WIEN, 17. Juli (Reuter). Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) will in einem großangelegten Projekt alle österreichischen Holocaustopfer namentlich erfassen. Damit solle gezeigt werden, daß die österreichischen Juden keine anonyme Masse, keine rein statistische Zahl gewesen seien, sagte DÖW-Leiter Wolfgang Neugebauer jetzt in Wien. Gleichzeitig hoffe man, mit dem Projekt erstmals exakte Angaben über die tatsächliche Zahl der österreichischen Opfer der NS-Massenvernichtung machen zu können. Bisherige Schätzungen der Opferzahl schwanken nach Angaben des DÖW zwischen 50 000 und 66 600.
Da fast alle Personen auf Transportlisten und ähnlichen Dokumenten verzeichnet seien, werde es möglich sein, nicht nur die Opferzahl zu bestimmen, sondern auch Einzelschicksale zu recherchieren, sagte Neugebauer. Damit könne auch die Argumentation von Neonazis entkräftet werden, die seit Jahren die Unmöglichkeit der exakten Bestimmung der Opferzahl als Beweis dafür nehmen, daß es keinen systematischen Massenmord an Juden gegeben habe.
BOCHUM (rtr). Sanierungskosten und eine "deutlich" schwächere Nachfrage haben beim Elektronik-Handelshaus Hako im laufenden Jahr zu hohen Verlusten geführt, die die Hälfte des Grundkapitals von 30 Millionen Mark aufgezehrt haben. Eine entsprechende Verlustanzeige gemäß Aktiengesetz machte das Unternehmen jetzt. Der Vorstand habe Schritte zur Kostensenkung eingeleitet und rechne für das zweite Halbjahr mit einer Umsatzbelebung und außerordentlichen Erträgen. Man gehe daher davon aus, daß der am Jahresende auszuweisende Verlust nicht über dem des ersten Semesters liege, hieß es. Für 1991 nennt Hako den Bilanzverlust der AG mit 5,3 Millionen Mark. Da zuvor Rücklagen über 79 Millionen aufgelöst wurden, dürfte die tatsächliche Situation noch weit prekärer sein, als es durch den veröffentlichten Fehlbetrag zum Ausdruck kommt. Zudem verzichteten verschiedene Banken gegen Besserungsschein auf Forderungen von 40 Millionen Mark.
Die negative Entwicklung im vorigen Geschäftsjahr wird aus der Entwicklung des Warengeschäfts deutlich. Es schloß laut Hako-Angaben bei Konzern-Umsätzen von 615 Millionen Mark (minus 13 Prozent) mit einem Rohverlust von 2,5 Millionen. Ein Umsatzeinbruch auf den osteuropäischen Märkten wird als Hauptgrund dafür genannt.
METZ, 12. Juli (Reuter). Im Rhein schwimmen zum ersten Mal seit rund 30 Jahren wieder Lachse. Kürzlich seien drei Exemplare bei Köln gefangen worden, teilte die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins am Wochenende bei einem Treffen in Metz mit. In Frankreich seien dieses Jahr bereits 80 000 Lachseier im Rhein ausgesetzt worden. Das Ziel dort wie im deutschen Teil des Stroms sei es, in den nächsten vier Jahren jeweils eine Million Eier auszusetzen, sagte Vorsitzender Manfred Caspari.
NEW YORK, 13. Juli (Reuter). Ein amerikanisches Gericht hat die US-Fluggesellschaft Pan Am des "wissentlichen Fehlverhaltens" für die zu laschen Sicherheitsbestimmungen vor dem Lockerbie-Attentat von 1988 für schuldig befunden. Die Jury gab damit nach dreitägigen Beratungen der Klage von Verwandten der bei dem Absturz des Pan-Am-Jumbos über der schottischen Ortschaft ums Leben gekommenen Personen recht. Die Anwälte der Kläger hatten angeführt, Terroristen hätten trotz Kontrollen eine in einem Kassettenrecorder versteckte Bombe an Bord des Flugzeugs schmuggeln können.
Beim Absturz am 21. Dezember 1988 waren 270 Menschen ums Leben gekommen, darunter 189 US-Bürger. Die Höhe des Schadensersatzes soll in einem anderen Verfahren ermittelt werden.
LONDON, 12. Juli (Reuter). In Lettland wurde nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation ein dreiköpfiges schwedisches Fernsehteam von russischen Soldaten festgenommen. Die in London ansässige Gruppe "Index über Zensur" berichtete, das Team habe auf dem Ostsee-Marinestützpunkt Mangalusala versucht, eine zerstörte Radarstation sowie ein Munitionslager zu filmen.
RIO DE JANEIRO (rtr/FR). Eine Gruppe deutscher Banken gewährt Brasilien 860 Millionen Dollar als Teil der für die Fertigstellung des Atomkraftwerkes "Angra II" benötigten Gelder. Brasiliens Bergbau- und Energieministerium teilte jetzt mit, um die Arbeiten an Angra II abzuschließen, seien rund 1,5 Milliarden Dollar erforderlich. Der zuständige Minister Marcos Vinicius Pratini, der sich gegenwärtig in Deutschland aufhält, hatte zuvor angekündigt, die Arbeiten an dem Kraftwerk würden aufgenommen, sobald das Geld zur Verfügung stehe.
Die Kredite der deutschen Banken sollen an den Siemens-Konzern fließen, der seinerseits die Ausrüstung für das Kernkraftwerk nach Brasilien liefert. Einzelheiten und die an der Gruppe beteiligten Banken nennt das Ministerium nicht.
Das schon seit den siebziger Jahren geplante Kraftwerk soll wie schon sein Vorgänger Angra I im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro entstehen. Es wird von zahlreichen Gruppen des Landes wegen der damit verbundenen Verschuldung und der erheblichen Risiken heftig kritisiert.
Die französische Berufsradrennfahrerin Jeannie Longo hat sich bereit erklärt, die Reifen des Teamsponsors bei den Olympischen Radrennen in Barcelona zu fahren. Damit beugte sich die mehrfache Tour de France-Siegerin und Stunden-Weltrekordlerin dem Druck ihres Radverbandes, der angedroht hatte, sie nicht in Barcelona starten zu lassen, wenn sie nicht die offiziellen Team- Reifen benutzt.
MARBURG. Eine Patenschaft für die kürzlich als erster polnischer Wohlfahrtsverband gegründete "Polnische Gesellschaft der Samariter" (Polskiego Towarzystwa Samarytanskiego/PTS) will die Marburger Ortsgruppe des Arbeiter-Samariter-Bundes gemeinsam mit ihren Kollegen in Stuttgart übernehmen. Vom ASB-Bundesvorstand in Köln erhielt eine Delegation der PTS dieser Tage außerdem die Zusage, bei der Schaffung einer funktionsfähigen Geschäftsstelle in Lodz zu helfen.
In der zweitgrößten polnischen Stadt war im April nach fast zweijährigen Bemühungen der ASB-Ortsverbände Marburg und Stuttgart die PTS nach dem Vorbild des Arbeiter-Samariter-Bundes gegründet worden. Das Ziel des derzeit 200 Mitglieder starken polnischen Verbandes ist es, Hilfen für Menschen in problematischen Lebenssituationen etwa für Arme, Behinderte und Arbeitslose (deren Quote allein in Lodz 30 Prozent betragen soll), zu leisten und über staatliche Hilfeleistungen zu informieren.
Bis zum politischen Umbruch waren in Osteuropa derartige unabhängig von Staat und Kirche als Verein organisierte Wohlfahrtsverbände verboten. In Hinblick auf das größer gewordene Europa mit seinem "ungeheuren Wohlstandsgefälle" sei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Wohlfahrtsverbände von großer Bedeutung, heißt es beim ASB. Der in Deutschland seit mehr als 100 Jahren aktive Verein sei mit der polnischen Neugründung seinem Ziel ein Stück näher gekommen, sich europaweit zu organisieren.
Auch in Litauen, der CSFR und zuletzt in Rußland habe der deutsche Arbeiter- Samariter-Bund bereits Geburtshilfe bei der Schaffung ähnlicher Verbände geleistet. Gemeinsam mit dem österreichischen ASB und den osteuropäischen Partnerorganisationen soll im Frühjahr 1993 ein europäischer Dachverband gegründet werden, nicht zuletzt um EG-Gelder erhalten zu können. tap
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Delicatessen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03, (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstaustellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May" - von Klaus Dill, 9 bis 12 Uhr (bis 19. 7.).
AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "So- fortmaßnahmen am Unfallort", 19-22 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 /55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 2 54 83.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hattersheim. Stillgruppe: Treffen, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr.
Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Räume der Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Kolpingstraße 2: Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englisch-Gesprächskreis, 15.15 Uhr . Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Str. 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Jahrhunderthalle Hoechst: "1100 Jahre Prager Architektur", 11.30 bis 18 Uhr (letzter Tag).
Volksbank, Hostatostraße 13: "Mosaik-Glaskunst", Bleiglaserei von Martin Jirikka, zu den Schalterstunden (letzter Tag).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", 10 bis 16 Uhr (letzter Tag).
Frankfurter Sparkasse, Marktplatz: "Otto Schamschula - ein Frankfurter Künstler aus Prag", zu den Schalterstunden (letzter Tag). Parteien / Parlamente Höchst. Frauenreferat: Vorbereitungstreffen für die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt", Gemeindehaus der Evangelischen Kirche, Leverkuserstraße 7, 19 bis 21 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Caritas: Sozialdienste für Spanier und Italiener, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 9 bis 15 Uhr.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße.Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11. Sonstiges Höchst. 36. Höchster Schloßfest: Großer Frühschoppen mit Karel Gott und "Die Valendras", Festzelt, 10 Uhr; Abschlußkonzert auf dem Schloßplatz mit dem Blasorchester Höchst und dem Drum-Corps der Höchster Schloßgarde, 19.30 Uhr; Tanz im Festzelt, 20.30 Uhr; Großes Abschlußfeuerwerk auf dem linken Mainufer, 22.30 Uhr; Großer Vergnügungspark am Mainufer, ganztägig. WIESBADEN
Theater / Konzerte "Kurhaus-Klassik": Konzert mit José Carreras, Bowling Green, 21 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Der Stadtneurotiker (15.30,18, 20.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Die fähigen Weiber von Dresden, 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.).
Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Dotzheimer Straße 107, 19.30 Uhr. Sonstiges Schiersteiner Hafenfest, Wiesbaden-Schierstein, ganztägig.
Hilfer Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig.(Ohne Gewähr)
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Delicatessen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Nachtblende (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr).
Schwalbach. Kino im Bürgerhaus: Grand Canyon (20 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - eine Stadt", Dokumentation über die Entwicklung der Stadt seit dem Zusammenschluß vor 20 Jahren, 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstausstellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 19. 7.).
AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene, AOK Bad Soden, Kronberger Straße 2, 15 bis 17 Uhr.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
DAK, Kirschgartenstraße: Ernährungsberatung, 9.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 26.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße, 19 Uhr, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr.
Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia": Frühstückstreff, Räume der Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: "Spanische Impressionen", Autorenlesung mit Anna Maria Wolfes, Vortragsraum, 18.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Café, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Hattersheim. LVA und BfA: Gemeinsame Sprechstunde zu Fragen der Rentenversicherung, Rathaus, Sitzungszimmer, erster Stock, 16 bis 17.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.
DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. WIESBADEN
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (13.15, 15.30, 17.45, 22.15 Uhr); Vorpremiere: Batman's Rückkehr (20 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Stranger than Paradise (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).
Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang), 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstr. 109: Unterstützung junger Arbeitsloser, 15-18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr. - ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Die Commitments (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Delicatessen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Grand Canyon (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, 16 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstaustellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, 9 bis 12 Uhr (bis 19. 7.).
AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.). Parteien / Parlamente Hattersheim. SPD-Kreistagsfraktion: Radrundfahrt "SPD-Kreistagsfraktion testet geplantes Radverkehrsnetz im Main- Taunus-Kreis", Treffpunkt: S-Bahnhof Hattersheim vor dem Bahnhofsgebäude, 16.30 Uhr; Grillabend, Grillplatz am Braubachweiher, Kelkheim, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.
Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: VdK-Sozialberatung, Malatelier, 16 bis 17 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab acht Jahren, "Katzengeschichten", 15 Uhr.
Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 48: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechzeiten, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.
Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.
Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Nied. Selbsthilfegruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige: Treffen, Gemeindehaus, Dürkheimer Straße 35, 20 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck).
Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13. Senioren Nied. Taunusklub Nied: Wanderung von der Hohemark nach Oberursel, Treffpunkte zur Abfahrt: S-Bahn-Station Höchst (S 2), 12.29 Uhr; Linie 11 ab Zuckschwerdtstraße, 12.18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Das Bildnis des Dorian Gray (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: L.A. Story (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Open-air-Kino, Altes Wasserschloß, Kellereiplatz: Bonnie and Clyde (22 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne's World (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstaustellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, 9 bis 12 Uhr (bis 19. 7.).
AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).
Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Vorträge / Kurse Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien / Parlamente Sulzbach. Gemeindevertretung: Öffentliche Sondersitzung, Bürgerhaus (Saal), Platz an der Linde, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).
Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe, 9 bis 12 Uhr; Kontakt Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Nachmittagsfahrt nach Erbach und Michelstadt, Abfahrt: 14.15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Kinder / Jugendliche Eschborn. Summertime-Programm: Kinderspaß mit den "Pico-Bello-Clowns", Spielplatz am Bach Niederhöchstadt (Bürgerzentrum), 15 Uhr.
Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.
Hochheim. Hallenbad, Breslauer Ring 54: Spielnachmittag für Kinder von sieben bis zwölf Jahren (nur für Schwimmer), 15 bis 17.30 Uhr. Sonstiges Hofheim. Mütterzentrum Hofheim/Familientreff: Wanderausflug mit Picknick, Treffpunkt: Gemeindezentrum der Johannes-Gemeinde, Kurhausstraße 24, 9 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. Kreis für alleinerziehende Mütter / Väter mit Kindern: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt-Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).
Beta: Unter Verdacht (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Diva (14.15, 17, 19.45, 22.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: Geschiedenen-Stammtisch, "Königlich-Bayrisches Amtsgericht", gerichtsstraße 5, 19 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. - Ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Eschborn. Freilicht-Theater: Lustspiel "Die Schuhmacher Lilli" mit dem Alpenländischen Volkstheater München, Hof der Hauptstraße 295 (bei schlechtem Wetter im Bürgerzentrum), 20.30 Uhr.
Schwalbach. Sommertreff: "Geschichten aus dem Wienerwald", Melodien aus Wien mit dem "Johann Strauß Ensemble Frankfurt", hinter dem Jugendzentrum (bei Regen im Bürgerhaus), 20 Uhr.
Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Only you (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne's World (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstausstellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, 9 bis 12 Uhr (bis 19. 7.).
AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).
Katholisches Pfarrheim Marxheim, Klarastraße: "Marxheim in historischen Bildern", 17 bis 19 Uhr (bis 19. 7.).
Sulzbach. Rathaus: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (bis 7. 8.).
Parteien / Parlamente Hattersheim. CDU Hattersheim: Dämmerschoppen, Gaststube Mönchhof, Mönchhofstraße 5, Eddersheim, 19.30 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hess. Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstr. 2, 9-12 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 22 Uhr.
Jugendtreff Eddersheim: Open-air-Disco, Mainufer, 19 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Vorträge / Kurse Höchst. Christliche Universelle Gnostische Bewegung: Vortrag "Techniken für die Auflösung des Ich", Kulturtreff der Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr.
Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.
WIESBADEN
Theater / Konzerte Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr.
Café Cicero, City-Passage, Kirchgasse: Memorial-Konzert zum 25. Todestag des Jazzers John Coltrane, 20.30 Uhr.
Rod & Gun Club, Dotzheim: Country und Oldies mit "Pickup", 21 Uhr. Filmspiegel Wiesbadener Open-air-Filmnächte: Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof (22 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15, 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30, 22).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30, 22.45 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20, 22.45 Uhr).
Beta: Unter Verdacht (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20, 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstr. 49: Hair (17, 19.45, 22.30). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (letzter Tag).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Vorträge / Kurse Christliche Universelle Gnostische Bewegung: Vortrag "Techniken für die Auflösung des Ich", Hotel Fürstenhof - Esplanade, Sonnenberger Straße 32, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Sonstiges Wiesbadener Waldfest, Schloßpark Freudenberg: Bieranstich, Biergarten Glöckner, 16.30 Uhr, dann Tanz mit "Dizzy Lizzy"; Höhenfeuerwerk, Hubschrauberlandeplatz des Camp Pieri, 22.15 Uhr.
- Ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Bad Soden. Reihe "Jazz am Heimatmuseum": Konzert mit Speigle Willcox (USA) und Graduates of Swing (Holland), Zum Quellenpark, 11 Uhr.
Hattersheim. Reihe "Open Ohr Selection": Pop-Musik-Festival mit "Die Crakkers" und "Starfucker", Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße, 20 Uhr.
Hofheim. KreisStadtSommer: "Die Schuhmacher Lilli", Lustspiel des Alpenländischen Volkstheaters München, Altes Wasserschloß, Kellereiplatz, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Eschborn. Flohmarkt, Eschenplatz, 8 bis 14 Uhr.
Hattersheim. Freibad: "In unserem Schwimmbad ist was los", großes Schwimmbadfest mit Musik, Attraktionen und dem Mitmachtheater "Hase und Igel", 14 Uhr.
Sonntag
Theater / Konzerte Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48: Volkstümliche Musik mit den "Original Taunusmusikanten", Innenhof, 18 Uhr; "Die Schuhmacher-Lilli", Lustspiel des Alpenländischen Volkstheaters, 19 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Radsportclub Radsportfreunde: "Radwandertreff für jedermann", Treffpunkt: Stadthalle Hattersheim, 10 Uhr.
Kelkheim. Taunusklub Fischbach: Nachmittagswanderung im Hofheimer Wald, Treffpunkt: Bürgerhausplatz Fischbach, 13.30 Uhr.
Taunusclub Münster: Busfahrt mit Wanderung in Wertheim am Main, Treffpunkt: Kirchplatz Münster, 8 Uhr. Sonstiges Kelkheim. Familien-Kulturtage: "Pop und Rock", Bahnstraße / Großer Haingraben, 15 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (Sa., So.: 17.30, 20 Uhr).
Eschborn. Eschborn K, Jahnstraße 3, Hintergebäude: Open-air-Saison 92: Pretty Woman (Sa.: 22.15 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Only You (Sa., So.: 16, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Open-air-Kino, Altes Wasserschloß, Kellereiplatz: Bonnie and Clyde (Sa.: 22 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (Sa., So.: 17, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne's World (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr; So.: 15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", Sa.: 9.30 bis 13 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", Sa., So.: 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, Sa.: 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Kunstausstellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, Sa.: 14 bis 18 Uhr; So.: 11 bis 18 Uhr (letzter Tag).
Katholisches Pfarrheim, Klarastraße: "Marxheim in historischen Bildern", Ausstellung des Vereins für Heimatgeschichte Marxheim, Sa.: 14 bis 19 Uhr; So.: 10 bis 19 Uhr (letzter Tag). WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Vereine / Organisationen Höchst. Bowling-Sport-Verein Höchst: Schnupperspiele unter fachkundiger Leitung, Rebstock Bowling-Center, Am Römerhof 18, 15 bis 17.30 Uhr. Ausstellungen
Wochenende Nied. Heimatmuseum: "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", Dok. des Heimatvereins mit 107 Schwarz-Weiß-Fotos, So.: 10-12 h u. auf Anfrage (bis Oktober). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Rheingau-Musik-Festival: Orgelmatinee, Kurhaus, 10 Uhr.
Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr. Sonstiges Kurbetriebe: Stadtrundgang "Wiesbaden erleben zu Fuß", Treffpunkt: Theaterkolonnade, 15 Uhr.
Wiesbadener Waldfest, Schloßpark Freudenberg: Eröffnung, 12 Uhr; Festabend mit "Dizzy Lizzy", 18 bis 22 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Jazzfrühschoppen mit der "Wiesbadener Juristenband", Kurpark, 11 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Wiesbadener Waldfest, Schloßpark Freudenberg: Frühschoppen, 10 Uhr; Country-Musik mit "Johnny Reb and the Rebbels", 11 bis 14 Uhr; Tanzmusik mit "Dizzy Lizzy", 18 bis 22 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Wiesbadener Open-air-Filmnächte: Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof (22 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 14, 17, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (Sa., So.: 14.15, 17.15, 20.15 Uhr; Sa.: 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (Sa., So.: 14.30, 17, 19.30 Uhr; Sa.: 22 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (Sa., So: 13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (Sa., So.: 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 13, 15 Uhr); The Player (Sa., So.: 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Beta: Unter Verdacht (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Allein mit Onkel Buck (Sa., So.: 14.30 Uhr; Sa. 17 Uhr); Star Trek - Teile II bis VI (Sa.: 19.30 bis gegen 6.30 Uhr); Zeit des Erwachens (So.: 17, 19.45, 22.30 Uhr); Ausstellungen
Wochenende Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", Sa., So.: 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.).
- ohne Gewähr -
Das vereinte Deutschland steht vor einer Grundsatzentscheidung: Soll sein Grundgesetz so geändert werden, daß deutsche Soldaten künftig in Kampfeinsätze in aller Welt geschickt werden können, oder soll das Land wie bisher militärische Gewaltanwendung auf die Verteidigung seines Territoriums und das seiner (NATO-)Bündnispartner gegen Angriffe von außen beschränken?
Ein Blick zurück: Zur Hochstimmung nach der Wiedervereinigung trug das Von Edgar Auth und Werner Neumann Gefühl bei, der Gefahr eines vernichtenden Krieges an einer Frontlinie der Blökke entronnen zu sein. Eine Periode des Friedens winkte, die Tage der hochgerüsteten Militärbündnisse schienen gezählt. Unglücklich darüber zeigten sich nur manche in den Chefetagen der bewaffneten Abteilungen, um deren Existenzberechtigung sie bangen mußten, und in der Rüstungsindustrie. Sogleich begann ihre Schanzarbeit für eine neue Legitimation. Zuerst mußte eine mögliche Bedrohung der globalen Stabilität, des Welthandels und der Rohstoffversorgung der westlichen Industriestaaten durch machtgierige südliche Potentaten à la Saddam Hussein als Begründung für weitere Rüstungsanstrengungen herhalten. Nun sollen die teilweise blutig ausgetragenen sozialen, ethnischen, nationalen und religiösen Konflikte in Südosteuropa und der früheren Sowjetunion Anlaß werden, Bundeswehr-Soldaten in Einsätze zu schicken, die das Grundgesetz bisher verbietet - denn weder liegen diese Einsatzorte im NATO-Gebiet, noch ist dieses Gebiet selbst von außen angegriffen. Weder die Nord-Süd-Spannung noch kriegerische regionale Konflikte oder die Gefahr der Weiterverbreitung von Atomwaffen (Proliferation) sind etwas Neues. Sie werden nur nach dem Ende der Blockkonfrontation vor allem von Militärs in ihrem Sinne neu gedeutet. Die NATO beschloß die Aufstellung schneller Eingreiftruppen, bevor politische Antworten auf die brennenden Fragen gefunden wurden.
Statt aber eine neue "Weltinnenpolitik" nach dem Ende der machtpolitischen Zweiteilung wieder auf Abschreckung und Waffengewalt zu begründen, statt eine "neue Weltordnung" (George Bush) mit dem militärischen Arm der wirtschaftlich Mächtigen (inklusive Deutschland) gemäß deren Interessen durchzusetzen, gilt es die Chance zu nutzen und zivile Umgangsformen zwischen den Nationen einzuführen. Waffengewalt darf kein Mittel internationaler Auseinandersetzungen sein (wo hätte sie denn auch wirklich Frieden geschaffen?) - sie muß auf tatsächliche Notwehr gegen einen kriegerischen Angriff beschränkt bleiben. Das ist der aus schlimmer deutscher Vergangenheit erwachsene Gedanke im Grundgesetz, der alles andere als veraltet ist. Zu entwickeln sind friedliche Wege zum Frieden, die auf einem Ausgleich der Interessen beruhen. Statt die bestehende Weltordnung mit ihren Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen auf Waffengewalt begründet festzuschreiben, sollten die Völker miteinander die Ursachen aufarbeiten. Und die liegen meist im Gegensatz von Arm und Reich, von Macht und Ohnmacht.
Wer sich militärische Gewaltanwendung auf fremdem Territorium als Ultima ratio selbst erlaubt, ist nur zu leicht geneigt, nichtmilitärische Wege der Konfliktbeilegung zu meiden und sich der Mühe zu entziehen, politische Phantasie für Friedensarbeit zu entwickeln.
Die Wirtschafts-Großmacht Deutschland, so wird eine Erweiterung des Bundeswehr-Auftrags begründet, dürfe sich nicht länger hinter unserem defensiven Grundgesetz verstecken. Wenn aber Deutschland an seinem Bekenntnis festhält, daß von ihm nie wieder Krieg ausgehen darf, versteckt es sich damit vor niemandem, sondern zeigt, daß es etwas aus der eigenen Geschichte gelernt hat. Wirtschaftliche Macht eben nicht - quasi selbstverständlich - in militärische zu übersetzen, das stünde der deutschen Außenpolitik gut an. Die Verlängerung ökonomischer Stärke in militärische Aktionen hingegen ist geeignet, den Nord- Süd-Konflikt auf eine Weise zu verschärfen, die in offenen Kolonialismus umschlagen kann. Das Argument, solche Aktionen sollten im Auftrag der UN geschehen, ist von schlechten Eltern: Die Aufträge kämen vom Sicherheitsrat, und der ist kraft Konstruktion eine Interessenvertretung des Nordens (USA, Großbritannien, Frankreich) und Abhängiger (Rußland) bei Opportunismus des fünften Veto-Inhabers China.
Nun verstören die allabendlichen Fernsehbilder, die täglichen Zeitungsberichte von den Gemetzeln in Sarajewo oder Stepanakert die Nation. Dieser Druck scheint beispielsweise bei Außenminister Klaus Kinkel den Wunsch zu wecken, man müßte endlich aufräumend dreinschlagen. Doch wer etwa in Ex-Jugoslawien mit Waffengewalt eingreift, muß Kriegspartei ergreifen: Auf wessen Seite? Wissen wir denn wirklich, wer gerade der Aggressor ist, serbische Tschetniks, kroatische Ustascha-Schwarzhemden oder wessen Armee? Die Expertenschätzungen, wieviel Soldaten nötig wären, um den Kampfparteien dort die Waffen abzunehmen, beginnen bei 30 000 und sind über 100 000 nach oben offen.
Nicht von ungefähr ließ die Westeuropäische Union, nachdem sie die Optionen für einen Bodenkrieg dort kürzlich ausgelotet hatte, die Finger davon. Und einen "friedenschaffenden" Krieg aus der Luft, wer soll den wollen - Flächenbombardements mit noch mehr Menschenopfern als jetzt? Nein, eine militärische Patentlösung ist für das zerborstene Jugoslawien nicht zu sehen. Eine nachhaltige Unterstützung der Friedensbewegung im Lande dient dauerhaftem Frieden mehr als eine Aktion "Balkansturm". Und in den anderen Konflikten der Welt ist das ähnlich. Gewaltlos miteinander auskommen, das geht nur von innen.
Kampfeinsätze der Bundeswehr also: Nein. Krieg stiftet keinen Frieden. Wenn denn Soldaten überhaupt in die Welt hinaus sollen, um Deutschlands weltpolitische Präsenz zu beweisen, dann allenfalls zum "Friedenbewahren" (ein zu großes Wort; das Schweigen der Waffen ist noch kein Frieden) - als Blauhelme ohne Kampfauftrag. Das heißt, es muß auch ein Wille zum Frieden da sein, der bewahrt werden kann. Die Konfliktparteien selbst müssen zu der Einsicht gekommen sein, einander nicht länger zu bekriegen. Sie müssen um Hilfe zur Bewahrung dieser Waffenruhe selbst gebeten haben - siehe Kambodscha. Auch solche Einsätze sind lebensgefährlich, jeder einzelne Blauhelm dürfte nur freiwillig gehen. Ebenso freiwillig und von breitem Konsens getragen sein müßte jeder Blauhelm-Einsatz für die Bundesrepublik als Staat bleiben, jeder einzelne wäre an eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag zu binden.
Sollte eine klare Trennung solcher "friedenerhaltenden" Blauhelm-Einsätze von militärischen Kampfeinsätzen im Grundgesetz nicht eindeutig formuliert und abgesichert werden können, dann: Finger weg von der Verfassung. Das Grundgesetz hat seit fast einem halben Jahrhundert auch deshalb Frieden bewahrt, weil es die Bundesrepublik vor militärischen Abenteuern schützte. So soll es bleiben.
BAD VILBEL. Der Magistrat der Stadt Bad Vilbel habe seit langem gewußt, daß die Kreisbehörden die Planung zum Bau einer weiteren Straßenbrücke über die Nidda in Höhe der Kläranlage in der vorliegenden Form nicht zustimmen werde. Dennoch habe er weder eine alternative Lösung gesucht noch einen Gegenvorschlag der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) berücksichtigt. Diese Kritik übt der der ehrenamtliche Stadtrat Helmut Lehr (SPD).
Die Stadt habe somit in vollem Wissen, daß sie für diese Maßnahme keine Genehmigung erhalten werde, die Pappeln und Linden an der Nidda wegen des Brückenprojekts fällen lassen.
Lehr hat sich nach eigenen Worten bei den Kreisbehörden kundig gemacht, weil Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) in der Parlamentssitzung vor der Sommerpause hervorgehoben habe, daß nicht er die Verantwortung für die widerrechtliche Aktion trage. Wie berichtet, hatte Minkel, unterstützt von der CDU-Fraktion, in dieser Sitzung den SPD-Fraktionsvorsitzenden Johannes Frank aufgefordert zu beweisen, daß er, Minkel, die Fällaktion veranlaßt habe. Schon damals hatten Sprecher der SPD jedoch betont, daß der Magistrat grundsätzlich die politische Verantwortung trage für das, was in seinem Aufgabenbereich geschehe.
Stadtrat Lehr stellt sich mit den Ergebnissen seiner Nachforschungen eindeutig hinter den SPD-Fraktionsvorsitzenden. Mit der von der Stadt eigenmächtig und ohne Genehmigung der Naturschutzbehörde durchgeführten Baumfällaktion habe Minkel schlicht Fakten schaffen wollen. Zum Zeitpunkt der Fällaktion habe Minkel nachweislich nicht erwarten können, daß die Brücke genehmigt werde. Er habe vielmehr vom Gegenteil ausgehen müssen. Insofern sind für Lehr Presseerklärungen des Ersten Stadtrates, die vorgreifliche Baumfällung sei darauf zurückzuführen, daß die Naturschutzbehörde selbst nicht wisse, was sie wolle, "reine Demagogie".
Denn bereits frühzeitig am 26. Juli 1991, also etwa vor einem Jahr, habe die Untere Naturschutzbehörde (UNB) an die Untere Wasserbehörde in einer Stellungnahme zum geplanten Brückenbau festgestellt, daß der geplante Straßen- und Brückenbau sowie der spätere Betrieb darüber erhebliche zusätzliche Belastungen des Naturhaushaltes in der NiddaAue mit sich bringen werde.
Da aus dem Genehmigungsantrag der Stadt nicht hervorgegangen sei, ob überhaupt Alternativen zu der Planung geprüft wurden, habe die UNB eine Zufahrtsvariante für die Lastwagen zur Kläranlage vorgeschlagen, die nahezu ganz auf den vorhandenen Straßen mit ausreichender Ausbaubreite verlaufe. So sei die Verlängerung der Straße "Am Sportfeld" vorgeschlagen, für diese Variante also die Zustimmung der Behörde in Aussicht gestellt worden.
Diese Variante (bei der die vorhandene, auch für Lastwagenverkehr geeignete Brücke in Höhe des Freibades genutzt würde, Anm. d. Red.) sei auch im Hinblick auf die begonnene Nidda-Renaturierung wesentlich günstiger und würde keine zusätzlichen Hindernisse für naturschutzfachliche Entwicklungsmaßnahmen im Auenbereich der Nidda darstellen, so die Argumentation der UNB. Obwohl die Stadt von der Unteren Wasserbehörde auf die schwerwiegenden Bedenken der UNB aufmerksam gemacht worden sei, habe sie an ihrer Planung (Brückenbau in Höhe der Kläranlage und Anbindung an die Huizener Straße) festgehalten, anstatt die vorgeschlagene Alternative zu überdenken. Dadurch, so Helmut Lehr, habe die Stadt selbst viel Zeit verloren, was der Magistrat nun aber dem Wetteraukreis anlaste.
Noch im März habe die Untere Naturschutzbehörde in einer weiteren Stellungnahme der Stadt Bad Vilbel zu bedenken gegeben, daß bei einer Umsetzung der Vilbeler Planung ein Großteil des Anliegerverkehrs nördlich der Nidda (Reha- Zentrum, Hochhäuser Im Niddablick und mehrere Ein- und Zweifamilienhäuser) über die geplante Brücke zur Innenstadt geführt werde. Lehr fügt noch hinzu, daß sich dann auch leicht ein Schleichweg nach Massenheim entwickeln könnte, weil die Autofahrer versuchen könnten, die vielbenutzte Homburger Straße zu umgehen.
Statt sich mit den Bedenken auseinanderzusetzen, habe Minkel im März eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Untere Naturschutzbehörde beantragt. "Das sehe ich als Entlastungsangriff, weil sich für Minkel in der Sache eine Niederlage abzeichnet und ihn die Öffentlichkeit anschließend fragen könnte, warum er so viel Zeit und Geld in eine hoffnungslose Sache verwandt hat", argumentiert Lehr.
Erster Stadtrat Minkel befindet sich zur Zeit im Urlaub. Bürgermeister Günther Biwer mochte sich auf Anfrage der FR zu den von Helmut Lehr erhobenen Vorwürfen nicht äußern. Wegen der illegalen Fällaktion von rund einem Dutzend Pappeln und Linden läuft ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Am 4. Juli hat die Obere Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Darmstadt) die Stadt Bad Vilbel aufgefordert, sich zu dem Vorgang zu äußern, bislang aber noch keine Antwort erhalten. de/mu
Lichtschranken werden Rasern auch in Friedrichsdorf zur Falle Mit Infrarot Jagd auf Temposünder In zehn Minuten 17 Blitze Von Heitken Schwarzenau FRIEDRICHSDORF. Innerhalb von zehn Minuten blitzt es 17mal, 17 Autofahrer sind die Höhenstraße Richtung Seulberg mit mindestens 59,9 Kilometer pro Stunde hinuntergerauscht, 50 km/h sind nur erlaubt. Das neue Geschwindigkeitsmeßgerät, das die Stadt in Dienst gestellt hat, registriert die Kennzeichen der Autos, fotografiert die Schnellfahrer. Sie werden nicht ungeschoren davonkommen, der Bußgeldkatalog greift schon bei 56 km/h: 20 Mark sind fällig. Damit die "mikroprozessorgesteuerte Geschwindigkeitsmessung" minuziös funktioniert, müssen Karin Both und Michael Abt vom Ordnungsamt, die an diesem Nachmittag auf der Höhenstraße mit dem Gerät im Einsatz sind, genaue Vorarbeit leisten. Ihr Auto stellen sie in einen Seitenweg, die Kamera wird, nur leicht verdeckt von Büschen, mit dem Objektiv Richtung B 455 eingerichtet. Zwei Metallgeräte mit je drei "Rohren" werden auf beiden Seiten der Straße parallel zur Straßenoberfläche aufgestellt: Das sind Lichtwerfer und -empfänger, zwischen denen sich der unsichtbare Infrarotstrahl bewegt, den alle Autos durchfahren. Die beiden Geräte müssen exakt aufeinander abgestimmt sein. Michael Abt: "Hier in der Höhenstraße sind drei Prozent Gefälle, das muß ich mit dem Winkelmesser genau einrechnen, sonst blitzt es zwar, aber es wird nichts gemessen." Ist die Einstellung perfekt, wird die Kamera programmiert, so daß auf jedem Foto neben Autokennzeichen und Fahrer die gemessene Geschwindigkeit erkennbar ist.
Die erscheint für die beiden Gerätebetreuer auch auf einem Display im Einsatzwagen, das sie ebenfalls programmieren müssen. Die Vorbereitungen dauern 20 Minuten, ehe sich Michael Abt als "Modell" auf die Straße stellt, eingerahmt von zwei rot-weißen Markierungshütchen: Kamera ab . . .
Minuten später wird es ernst: der erste Blitz zuckt, dem Autofahrer nutzt auch der instinktive Tritt auf die Bremse nichts mehr. Karin Both und Michael Abt ziehen sich in den Einsatzwagen zurück und beobachten das Geschehen auf ihrem Display. Dreimal mißt das ESO-Gerät die Zeit, die das angepeilte Fahrzeug benötigt, um einen halben Meter Strecke zurückzulegen. Aus diesen Daten errechnet der Computer die Geschwindigkeit des Fahrzeugs - weitaus schneller als der schnellste Raser.
Ist, wie in der Höhenstraße Tempo 50 vorgeschrieben, blitzt die Kamera erst bei 59,9 km/h. Fünf Kilometer schneller als erlaubt bleibt ohne Bußgeld. Das sei die normale Toleranzgrenze, erklärt Abt. Dem Gerät wird zusätzlich ein Fehler-Bonus von drei km/h zugestanden: Wer aber mit 60 km/h über die Straße braust, ist unter Berücksichtigung aller Abzüge zwei Kilometer zu schnell gefahren, das kostet immerhin 20 Mark.
Seit Anfang Juli ist das Meßgerät im Einsatz, ein paar Erfahrungen geben Karin Both und Michael Abt schon preis. Wenn ein Autofahrer die Lichtwerfer am Straßenrand erkennt und mit Macht auf die Bremse tritt, kann er Glück haben (aber auch einen folgenschweren Auffahrunfall verschulden). Glück hat er unter Umständen auch, wenn er in einem "schwankenden Fahrzeug" sitzt, weil die Stoßdämpfer nicht funktionieren: Dann erscheint auf dem Display OEE, was bedeutet, daß nichts gemessen werden konnte.
Fahrer, die ihren Wagen provozierend langsam durch den Infrarotstrahl lenken, weil sie die Kontrolleure rechtzeitig entdeckt haben, gibt es auch: "In der Stadt ist das ja okay, aber wenn einer im Köpperner Tal, wo 100 km/h erlaubt sind, mit 20 km/h durch die Lichtschranke zockelt, müßten wir ihn eigentlich manuell messen - das ist ja fast ein Verkehrshindernis." Die Haupteinsatzorte des neuen Geschwindigkeitmeßgerätes sollen neben der Höhenstraße, die Tal-, Taunus-, Saalburg- und Färberstraße, die Straße "Zum Köpperner Tal", das Tal selbst (L 3 041), der Ortseingang Burgholzhausen (L 3 415), die Rodheimer und die Mainzer Straße sein. Es wird auch in der Gemeinde Wehrheim eingesetzt: Die Stadt Friedrichsdorf hat mit Wehrheim einen Leih- Vertrag abgeschlossen.
Die S-Bahn-Station Messe, für die Stadt und Messegesellschaft seit zehn Jahren kämpfen, ist in weite Ferne gerückt: Der Bund wird für das Millionen- Projekt keine Mark mehr geben. Bisher hatte die CDU/FDP-Bundesregierung stets versichert, sie wolle 60 Prozent der Kosten von 45 Millionen Mark tragen. Magistrat und Messe nahmen die Nachricht mit Betroffenheit auf. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird in einem Brief an Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) gegen den Entscheid protestieren - "der Bund kann sich nicht einfach aus der Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs zurückziehen", sagte OB-Referent Andreas Helfer. Die Messegesellschaft möchte versuchen, "zu retten, was möglich ist" (Sprecher Wolf Hardy Pulina) - nach der Sommerpause soll es Gespräche zwischen Landesregierung, Stadt und Messe mit dem Ziel geben, die Station ohne den Bund zu finanzieren.
Fachleute stufen die Chancen zur Zeit als gering ein - auch Land und Stadt fehlt es allenthalben an Geld. Mit der neuen S-Bahn-Station verknüpfte sich die Hoffnung, daß mehr Messegäste vom Auto auf die Bahn umsteigen und die Straßen rund um das Messegelände endlich entlastet werden.
Wilhelm Knittel, Staatssekretär von Bundesverkehrsminister Krause, hatte noch am 12. September 1991 gegenüber der FR versichert, das Geld aus Bonn für den S-Bahnhof sei bewilligt. Knittel erklärte damals, er habe den Vorstand der Deutschen Bundesbahn (DB) gebeten, "die Planungen und Verhandlungen über die Sicherstellung der Finanzierung zu veranlassen". Am 9. September 1991, so der Staatssekretär, sei über die Höhe der Bonner Zuschüsse "Einvernehmen erzielt" worden.
Den Äußerungen Knittels vorausgegangen war seinerzeit eine scharfe Kritik von OB von Schoeler an der Verkehrspolitik des Bundes - die Bundesregierung, so der OB 1991, vernachlässige den öffentlichen Personennahverkehr. CDU-Politiker wie etwa der Bundestagsabgeordnete Joachim Gres hatten stets beteuert, der Bau des S-Bahnhofs sei gesichert.
Was dann tatsächlich geschah, berichtete der Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, Walter Henss: Bereits bei der Einweihung der Frankfurter S-Bahn- Station Mühlberg am 30. Mai 1992 habe Knittel intern wissen lassen, daß mit Geld aus Bonn nicht zu rechnen sei. Henss verwies auf die Verordnung Nummer 1893 der Europäischen Gemeinschaft aus dem Jahre 1991: Damals kamen die EG-Mitgliedsstaaten überein, daß die Finanzierung des regionalen Nahverkehrs fortan Sache der Regionen sein müsse. Eine Entscheidung mit Folgen weit über die S-Bahn-Station Messe hinaus: Wie Henss sagte, hat auch die Stadt Oberursel im Taunus eine S-Bahn-Station Stierstadt beantragt. Auch sie müßte jetzt samt der Folgekosten von Land und Kommune allein getragen werden.
Ob Staatssekretär Knittel im September 1991 den EG-Beschluß kannte, blieb offen. Messesprecher Pulina sagte, durch den Aufbau in den neuen Bundesländern entstünden "Finanzlöcher" in den alten. Für Frankfurt als wichtigstem Messeplatz Deutschlands sei aber im internationalen Konkurrenzkampf die Infrastruktur entscheidend. Der Messe bleibt jetzt die Hoffung, über die U-Bahn-Station Messe an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen zu werden. Für die Fertigstellung der U-Bahn-Strecke werden ständig neue Termine genannt - Pulina ging gestern von einem Betriebsbeginn im Jahre 1997 aus. jg (Siehe Kommentar: "Die falsche . . .")
KELSTERBACH. Für das Festival "Rock im Schnaakeloch" am 17. Juni nächsten Jahres sucht das Kulturamt gute Nachwuchs-Bands zur Mitwirkung. Demokassetten und Info-Material müssen bis 11. September ans Kulturamt der Stadt, Mörfelder Straße 33, 6092 Kelsterbach, geschickt werden. Infos gibts telefonisch: Tel. 0 61 07 /773-357. cas
"Haste mal 'ne Mark für mich?" Die Frage ist an mich gerichtet. Prüfend schaue ich den Bittsteller an - nicht daß der mein sauer verdientes Geld einfach vertrinkt. Nach einigem Zögern entschließe ich mich, zücke meinen Geldbeutel und überreiche das verlangte Geld - man muß ja auch mal großzügig sein. Leider ist den anderen Notleidenden meine Tat noch nicht zu Ohren gedrungen. Auf dem Weg zum Bahnhof soll ich noch fünfmal eine Mark spenden, doch ich bleibe hart. Schließlich heißt die goldene Pfadfinderregel "jeden Tag eine gute Tat" und nicht gleich fünfmal.
Unglücklicherweise kommt dann auch noch der Mann mit dieser sensationell niedrigen Bitte: "Ich brauch' nur 20 Pfennig!" So bescheidene Forderungen dürfen einfach nicht abgeschlagen werden. Endlich stehe ich vor dem Fahrkartenautomaten, irgendwie ist mir das Kleingeld für die Fahrkarte abhanden gekommen.
Und wer hat jetzt mal 'ne Mark für mich? Ihr Bastian
KREIS OFFENBACH. Nach Moskau, St. Petersburg, Wladimir und Susdal führt eine Studienreise der Kreisvolkshochschule vom 3. bis 14. Oktober. Neben dem üblichen touristischen Programm in den genannten Städten liegt der Schwerpunkt darin, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch und in Kontakt zu kommen.
Geplant sind ein Treffen mit Studenten der deutschen Fakultät in der Pädagogischen Hochschule, Familienbesuche und ein Abstecher in ein russisches Dorf, um die Lebenbedingungen im heutigen Rußland gewissermaßen hautnah zu erleben. Geleitet wird die Studienreise von Anna und Lothar Elsner, die durch ihre Kontakte und Beziehungen ein solches Programm mit intensiven Begegnungen der Menschen ermöglichen.
Im Preis von 1540 Mark sind Flug, Unterbringung mit Vollpension, Besichtigungsprogramm, Dolmetscher, Transferleistungen sowie ein Vorbereitungsseminar enthalten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Voranmeldungen und Auskunft sind unter Tel. 0 69 / 8 06 85 66 möglich. ttt
"Die Perle in der Kunst Afrikas" ist das Thema einer Ausstellung, die die Galerie von Miller in der Braubachstraße 33 derzeit zeigt. Was sind Perlen und was bedeuten sie den afrikanischen Völkern? Perlen entstehen zum Beispiel in Muscheln und muschelähnlichen Tieren (zum Beispiel auch in Schnecken), die sich gegen eingedrungene Fremdkörper wie Sandkörner wehren, indem sie sie mit Kalk, eben dem der Muschelwand entnommenen Perlmutt, überziehen und so die Verunreinigung "isolieren".
Dabei können diese Implantate, die heute den Muscheln auch absichtlich (zur Perlenbildung) eingeimpft werden, als "Perlen" verschiedene Formen und Farben annehmen, also etwa tropfen- oder birnenförmig, oval, flach oder einfach unregelmäßig sein. Für viele Naturvölker, vor allem aber die afrikanischen, waren Perlen schon vor Jahrtausenden teils begehrter Schmuck, teils aber auch Zahlungsmittel, also Geld (was auch in einer gegenwärtig laufenden Ausstellung des Frankfurter Museums für Völkerkunde, "Fremdes Geld", gezeigt wird).
Zum andern haben die Perlen oft individuelle, auch rituelle und spirituelle Bedeutung gehabt. Und dann hat man allmählich Schmuckperlen "erfunden", die zwar Perlen ähnlich sehen, aber eigentlich keine sind. Zum Beispiel hat man Schmuckstücke aus bunten Samenkörnern hergestellt, "Perlen" aus Metall, aus Zinn, Silber und Gold, aber auch aus Elfenbein, Knochen, Holz und aus Zähnen.
Während des Barock, als Perlen noch wichtige internationale Handelsware waren, haben Glasbläsereien in Holland, Böhmen und Venedig Perlen - bekannt sind vor allem die Millefiori und die Chevronperlen - unter anderem für den Handel in Afrika hergestellt. Europäische Kolonialisten und Eroberer nutzten es aus, daß man auch mit billigsten Glasperlen quasi den halben Kontinent (einschließlich der Sklaven) "kaufen" konnte. Afrikanische Künstler haben nicht selten europäische Serienprodukte wie zum Beispiel Hemdenknöpfe für ihre Objekte verwendet.
Die Verkaufsausstellung der Galerie von Miller zeigt eine Fülle von interessanten Gegenständen afrikanischer Handwerkskunst: verschwenderisch mit Perlen und Federn ausgestattete Königsmasken aus Zaire, einen kostbaren Perlenhocker, der einem König der Kameruner Bamum zum Geschenk gemacht worden war, eine Reihe von Perlenmasken der Tabwa aus Ostzaire.
Daneben ist eine kleine Sammlung von sogenannten "Cache sex", Scham-Schürzen der Mbole-Mädchen, zu sehen sowie "Spirit hats", wie sie die Medizinmänner tragen, darunter ein Hut, der ganz und gar aus dem (perlenverzierten) Panzer eines Gürteltieres besteht, Stirnbänder und Gürtel und viele Dinge, die heute noch manche Frau als geschmackvollen Schmuck tragen könnte. (Braubachstraße 33, bis zum 1. August). wp
NIEDER-ERLENBACH. "Großes Kindertheater" heißt das Motto der Ferienspiele, die von Montag, 20., bis Mittwoch, 29. Juli, laufen. Die evangelische Kirchengemeinde bietet täglich von 10 bis 15 Uhr eine Reihe von Spielen, die den Kindern das Leben von Schauspielern und Zirkusleuten nahebringen soll.
Am Dienstag, 28. Juli, gibt's die Abschlußfeier, die die Kinder selbst vorbereiten - doch vorher planen die Betreuer eine Nachtwanderung; anschließend können die Kinder in Zelten oder im Gemeindehaus übernachten. Am Mittwoch enden die Spiele mit einem gemeinsamen Frühstück - und Aufräumen.
Mitmachen können alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Die Teilnahmegebühr beträgt 60 Mark (100 Mark für Geschwister, bei drei Geschwistern ein Kind frei).
Auskunft über die Spiele gibt es unter Tel. 0 61 01 / 4 11 34 oder Tel. 4 28 59 (montags bis donnerstags, 8.15 bis 12.15 Uhr). sil
BAD VILBEL. Beschwingt von einem trockenen Wein und gestärkt von einer Fischsuppe setze ich mich in Sichtweite des Tisches der Farmer- Familie Curry. Dieser steht auf der Bühne in der Bad Vilbeler Burg.
Dürre ist angesagt, grau und hart der Alltag. Die Männer in ihren Rollen erstarrt. Vor allem Lizzie (Elisabeth Rass), ihre Schwester, das arme Ding, wollen sie unbedingt unter die Haube bringen.
Da kommt der "Regenmacher", ein Spinner und Phantast, und verspricht, den lang ersehnten Regen zu zaubern. Vor allem aber erkennt er sofort, in welche Selbstbilder sich die (im Grunde) Mitglieder der Farmerfamilie gefangen haben. So spielt Jörg Reichlin den Regenmacher zwischen prahlerischem Aufschneider und sensibel- entschlossenem Freund.
Es kommt Bewegung in die Menschen. Der kleine Bruder Jim (Jürgen Melzer) wagt es, gegen den treu sorgenden, aber auch lähmend dominierenden älteren Bruder (Jenke von Wilmsdorff) aufzumucken. Klar: Die Männer des "mittleren Westens" sind sehr in ihrer Erfahrungswelt versunken. So bietet der junge Jim im Überschwang seiner Freude Schwester Lizzie eine echte Havanna-Zigarre an. Die hat er sich zuvor als Zeichen seiner erwachten Selbständigkeit gegenüber dem Bruder erstmals selbst gegönnt. Doch zeigt sich in solchen Szenen auch die ursprüngliche Herzlichkeit der Menschen in diesem Theaterstück.
"Mitten ins Herz" könnte man die Wirkung dieser "romantischen Komödie" beschreiben. Und die Lacher blieben den Zuschauer/-innen nicht im Halse stecken, obwohl mir klar wird, daß ich auch über mich lache.
Es ist gut, daß der Regenmacher nach Bad Vilbel gekommen ist. Schauen Sie sich ihn an. Kartenbestellungen für die Vorstellungen während der Burgfestspiele - die nächste am Freitag, 17. Juli - sind unter der Telefonnummer 0 61 01 / 60 23 33 möglich.
GEORG LINDE
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit der Übergabe der Arbeitsverträge durch Landrat Karl Eyerkaufer endete für 18 Lehrlinge des Kreises die dreijährige Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Eyerkaufer gratulierte den neuen Mitarbeitern zu den hervorragenden Leistungen, die sich im Notendurchschnitt von 1,89 ausdrückten. Mit diesem Ergebnis werde die qualitativ hochstehende Ausbildungskonzeption der Kreisverwaltung erneut bestätigt.
Die Abschlußprüfung haben alle Auszubildenden bestanden. Viermal gab es die Note 1, zwölfmal die Note 2 und lediglich zweimal die Note 3. Einige Ausbildende werden wegen ihrer hervorragenden Leistungen zum Besuch der Fachoberschule für Wirtschaft und Verwaltung beurlaubt. Den anderen bietet der Kreis ein breites internes Fortbildungsangebot für die ständige Weiterqualifizierung.
Eingesetzt werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen der Kreisverwaltung. are
Treten die Prognosen ein, kann sich der Fußball-Fan auf eine spannende Bezirksoberliga-Saison Ost freuen Eine Logik in der Ost-West-Regelung war nicht feststellbar Gäste in Bieber müssen an ein zweites Paar Schuhe denken / Erstmals Entscheidungsspiele / Runden-Start ist am 8. August
Die Prognosen der Vereinsfunktionäre lassen in der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost auf eine spannende Saison schließen. Die Seligenstädter Sportfreunde haben hiernach die Nase leicht vorne. Im Schlepptau folgen gleichrangig der FC Hanau 93, Germania Niederrodenbach und die SG Bruchköbel. Damit sollen drei Hanauer Kreisvertreter die Kastanien 92/93 für diese Region aus dem Feuer holen, während die Gelnhäuser Klubs - bis auf den VfB Oberndorf - nicht auftauchen. Mit der SG Nieder-Roden, dem TSV Lämmerspiel und überraschend auch der Spvgg. Seligenstadt werden drei weitere Offenbacher Kreisklubs hoch vorgewettet. Bei der Vorrunden-/Terminbesprechung in Seligenstadt (Vereinsheim der Sportfreunde) ging es jedoch weniger um sportliche, als um organisatorische, terminliche und finanzielle Belange. In puncto Organisation gab es keine Veränderungen, denn auch der Klassenleiter (Gerd Bauscher/Windecken) blieb trotz des Aufstiegs des von ihm als Vorsitzendem geführten SC Eintracht-Sportfreunde Windecken Klassenleiter. "Bei Platzverweisen etc. werden die Bestrafungen durch Bezirksfußballwart Richard Storck vorgenommen. Windecken wird keinerlei Vorteile genießen", beruhigte er die Gemüter. In Sachen Terminen gab es eine Korrektur, denn die Versammlung beschloß einhellig, daß der letzte Spieltag von Pfingsten (29. Mai) weggenommen und damit die Runde am 23. Mai beendet werden soll. Hierdurch bleibt mehr Raum für eventuelle Entscheidungsspiele (-Runden), die 1993 letztmals durchgeführt werden müssen. Danach soll die Tordifferenz zählen.
Der Startschuß fällt am 8. August mit drei Begegnungen. Der viergeteilte erste Spieltag soll am 13. August mit dem Derby FSV Ravolzhausen gegen FC Hanau 93 abgeschlossen werden. Am zuschauerträchtigen Samstag wollen Aufsteiger KSG Ober-Seemen (gegen Hausen) sowie der VfB Oberndorf (gegen Spvgg. Seligenstadt) und der FSV Bad Orb (bei den Seligenstädter Sportfreunden) starten. Nach einigen Verlegungen in den Sommermonaten August und September beruhigt sich die Szene, wird bis auf wenige Ausnahmen am Sonntag gespielt. Am Vorrundenabschluß (29. November) kann nur das Wetter etwas ändern, ebenso am Rückrundenauftakt (6. Dezember). Ferner muß der Wettergott wissen, daß die Bezirksoberliga ab dem 14. Dezember bis zum 28. Februar '93 eine Winterpause machen will. Die Rückrundenbesprechung wurde übrigens für 2. Dezember (19 Uhr) nach Bruchköbel vergeben.
Auf dem finanziellen Sektor ging es nur um Formsachen, denn die Erhöhung auf sechs Mark (Männer) sowie vier Mark (Frauen, Rentner, Jugendliche etc.) war bereits vorher in der West-Gruppe beschlossen worden. Dort blieben jedoch Frauen, Jugendliche etc. auf dem alten Satz von drei Mark. Bezirks-Schiedsrichterobmann Albert Walz (Wöllstadt) bezifferte die Schiedsrichterkosten auf rund 100 Mark pro Spiel, was manche Akteure bereits als Siegprämie kassieren dürften. Etats unter 100 000 Mark gehören im Regelfall in der dritten Amateurklasse lange der Vergangenheit an. Fast bereits widersinnig daher die Debatten um fünf oder sechs Freikarten für die Gastmannschaften sowie freien Eintritt für die Trainer (bei neutraler Spielbeobachtung).
Die Frage nach den Beweggründen dieser Gruppeneinteilung - von Gerhard Wünsch (FSV Ravolzhausen) in die Debatte gebracht - wurde unzureichend beantwortet, denn die Logik der jetzigen Ost-West-Regelung ist nicht feststellbar. Eine klare Trennung in Nord- und Süd- Gruppe könnte an der Tatsache von sieben Fußballkreisen (Probleme bei der Auf- und Abstiegs-Regelung) scheitern. Die Lösung hierzu: Zusammenlegung zweier Fußballkreise (Frankfurt/Hochtaunus oder Hanau/Gelnhausen), wodurch es jeweils drei feste Auf- und Absteiger geben könnte. Ebenfalls möglich: Bildung eines achten Fußballkreises in diesem Bezirk.
Im vergangenen Spieljahr bildeten die Kreise Hanau, Gelnhausen, Offenbach und Büdingen die Ost-Gruppe, vertrugen sich dabei nicht immer. Zumindest auf dem grünen Rasen, was durch 50 Platzverweise und drei Funktionärs-Bestrafungen belegt wird. In einigen Extremfällen mußte sogar der Bezirks- und Verbands-Rechtsausschuß herangezogen werden. Bei 19 roten Karten schlug eine Unsportlichkeit zu Buche, 14mal gingen Schiedsrichter-Beleidigungen voraus, jeweils viermal eine Tätlichkeit, Nachtreten oder rohes Spiel.
Hanau 93 ging im Falle der (Nicht-) Spielberechtigung von Roger Adelsbach bis vor den Verbandsvorstand und mußte sich dennoch mit einem Wiederholungsspiel gegen Tempelsee bescheiden. Apropos Hanau 93: Der älteste hessische Fußballklub bringt auch 92/93 keine Reserve- Mannschaft zustande, schickt jedoch ein Junioren-Team ins Rennen. Die Reserven dürfen übrigens ab sofort vier Spieler auswechseln. "Umsiedler" FV Germania Bieber hat als einziger Klub einen Kunstrasenplatz als Ausweichmöglichkeit. Hieran müssen die Gastvereine im Notfall wegen eines anderen Schuhwerks denken. An vier feste Absteiger und den Fünftletzten als Relegationsrunden-Teilnehmer (mit den vier Bezirksliga-Zweiten der Kreise Büdingen, Friedberg, Gelnhausen und Hochtaunus) mag jetzt noch niemand denken. Eher schon an die Meisterschaft und den zweiten Platz (Relegation mit dem Landesliga-Viertletzten sowie den Rangzweiten der BOL Frankfurt-West und Darmstadt). Diesesmal gehört jedoch mit Sicherheit nur der Relegationssieger der Landesliga 93/94 an . . . HANS-DIETER PUTH
Die möglichen Veränderungen im Pokalgeschehen tangieren den Fußballkreis Büdingen nicht, denn der geplante Oberliga-Einstieg ab Bezirksebene ist für diese Region kein Thema. Einen Oberligisten gab es nach dem Krieg noch nie, einen Landesligisten (damals noch Gruppenliga genannt) lediglich zwischen 1965 und 1970, als der SV Phönix Düdelsheim insgesamt fünf Jahre sowie die SG Büdingen eine Saison lang dieser Klasse angehörte. Die Bezirksoberliga gilt als Schallmauer und wird nur durch den festgeschriebenen Aufstieg des Bezirksliga-Meisters garantiert.
Dieses Mal ist die KSG Ober-Seemen (erstmals auf dieser Ebene aktiv) die Nummer eins im Pool von 66 Kreisvereinen. Hiervon haben bis auf die SG Eichelsachsen/Wingershausen, SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen sowie Gencler Birligi Nidda alle für die neue Pokalrunde gemeldet. 63 Vereine bescherten 31 Begegnungen und ein Freilos (SG Büdingen) in der ersten Runde, die mit einer Ausnahme am 2. September ausgetragen werden soll. Aushängeschild KSG 1921 Ober-Seemen muß zum SV Olympia Bergheim, Cupverteidiger SC Viktoria Nidda hat eine ebenso leichte Aufgabe bei der SG Wolf/Aulendiebach zu bewältigen. Finalist SG Bindsachsen muß nach Glauberg, Bezirksliga-Favorit SV 1926 Calbach trifft zu Hause auf seinen neuen Klassenrivalen SG Steinberg/ Glashütten. Der reaktivierte SV Eintracht Altwiedermus muß in der ersten Runde zum KSV Effolderbach. KREISPOKAL BÜDINGEN, 1. Runde: SV Burgbracht/Bösgesäß - VfR Ulfa, SG Unterschmitten - Sportfr. Oberau, KSG Usenborn - FC Viktoria Ober-Widdersheim (in Gelnhaar), SV Rainrod - SG Selters/Wippenbach, KTSV Borsdorf/Harb - SC Rotweiß Gelnhaar, KSV Effolderbach - SV Eintracht Altwiedermus, BV Rinderbügen - FC Alm. Gedern, SG Wolferborn/Michelau - SV Orleshausen, SG Eintr. Ober-Mockstadt - SV Merkenfritz, FSV Glauberg - SG Bindsachsen, VfB Ober- Schmitten - VfB Höchst, Germ. Ortenberg - VfR Hainchen, SG Himbach - FSV Heegheim/ Rodenbach, TSG Bleichenbach - SC Germania Nieder-Mockstadt, Teutonia Kohden - SV Phönix Düdelsheim, FC Wallernhausen - 1. FC Lorbach, SV Calbach - SG Steinberg/Glashütten, SV Ranstadt - VfR Hirzenhain, SV Ober- Lais - SV Blau-Weiß Schotten, FSV Waldsiedlung Altenstadt - FC Rommelhausen, FSV Dauernheim - VfR Wenings (alle 2. September, 18.30 Uhr); TSV Stockheim - KSV Eschenrod, SKG Eintr. Fauerbach - 1. FC Vikt. Eckartshausen, SG Wolf/Aulendiebach - SC Vikt. Nidda, SSG Vikt. Eckartsborn - SV Mittel-/ Nieder-Seemen, SV Olympia Bergheim - KSG Ober-Seemen (alle 2. September, 19 Uhr), SV Eichelsdorf - SV Büches, SV Lißberg - TSV Vonhausen, FSG Altenstadt - Rohrbacher SV, TSV Geiß-Nidda - SSV Lindheim (alle 2. September, 19.30 Uhr); KSV Bobenhausen - TV Kefenrod (9. September, 18.30 Uhr). hdp
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Kreiskrankenhaus Schlüchtern des Main-Kinzig- Kreises wurde jetzt als praktische Ausbildungsstätte für die Bereiche Anästhesie und Intensivmedizin anerkannt. Laut dem Krankenhaus-Dezernenten Erich Pipa erfolgt die Ausbildung im Verbund mit dem städtischen Klinikum in Fulda. Die Anerkennung wurde vom Regierungspräsidium Kassel ausgesprochen.
Der Ausbildungsgang dauert zwei Jahre, ausgebildete Pflegekräfte können das Fortbildungsangebot erst nach entsprechender Berufserfahrung wahrnehmen. Der praktische Teil des Ausbildungsgangs erfolgt weitgehend in Schlüchtern, die theoretische Ausbildung und spezielle praktische Ausbildungsteile müssen in Fulda wahrgenommen werden. are
HANAU. Die neue gesetzliche Regelung zum Schwangerschaftsabbruch hat die Lager tief gespalten. Die Fristenlösung mit Zwangsberatung wird als Kompromiß, als kleiner Erfolg für die Frauen angenommen oder als lebenszerstörend abgelehnt. Die CSU will gegen die neue Regelung des Paragraphen 218 vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.
Zur gleichen Zeit hat die katholische Kirche angekündigt, sich aus der staatlich anerkannten Beratung zurückzuziehen, sollte das neue Gesetz gültig werden. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), der sich seit Jahrzehnten bundesweit um Frauen in Not- und Konfliktsituationen bemüht, wäre von dieser Ankündigung in erster Linie betroffen. In Hanau, in der Friedrichstraße, und in Bad Soden-Salmünster unterhält der SKF Beratungsstellen, die sich seit rund zehn Jahren vorwiegend der Schwangerschafts- und Konfliktberatung von Frauen aus dem Main-Kinzig- Kreis annehmen.
Sollte der angedrohte Rückzug wahrgemacht werden, dürften die vier Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen der Hanauer Stelle und ihre Kollegin im Ostkreis nicht länger bescheinigen, daß sie Frauen im Schwangerschaftskonflikt beraten haben. Als Institution für die gesetzlich festgelegte Zwangsberatung kämen sie nicht länger in Frage. Allein im vergangenen Jahr suchten den Sozialdienst jedoch 75 Schwangere auf, die sich nicht sicher waren, ob sie das Kind zur Welt bringen wollen oder nicht. Sie hatten eine Abtreibung erwogen und sich von den Mitarbeiterinnen beraten lassen. Für Carola Jantos, Sozialarbeiterin des SKF, ist die Konfliktberatung notwendig: "Wir können und wollen die Frauen in dieser Situation nicht alleine lassen."
Ob die 75 Frauen nach dem Gespräch ihre Meinung änderten und nicht in die Klinik oder zum Arzt gingen, erfahren Carola Jantos oder ihren Kolleginnen meist nicht. "Das ist die alleinige Entscheidung der Frau. Ich halte es zwar für wert, das Kind zu bekommen, aber es ist nicht meine Aufgabe, der Frau diesen Standpunkt aufzudrücken", betont Carola Jantos.
Der Sozialdienst katholischer Frauen ist als Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte weniger bekannt als die Anlaufstellen der pro familia. "Viele Ärzte kennen uns überhaupt gar nicht", weiß Carola Jantos. Der überwiegende Teil der Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft unterbrechen wollen, geht im Kreis zur pro familia. Allein 637 Frauen waren es 1991.
Daß viele Frauen Vorbehalte haben, bei einem erwogenen Abbruch der Schwangerschaft zu einer Institution der katholischen Kirche zu gehen, hält die Sozialarbeiterin für eines der Vorurteile, dem sie begegnen möchte. "Ich sehe mich zwar als Sprachrohr des ungeborenen Lebens. Ich will die Frauen jedoch nicht überreden." Sie möchte den Schwangeren helfen, ihre Situation transparent zu machen. "Meine Beratung ist auch ein Stück weit ein therapeutisches Gespräch. Es ist ein so existenzieller Schritt für die Frauen. Sie sind verzweifelt und vor Angst geradezu verengt."
Die jetzt beschlossene Fristenregelung hält Carola Jantos eher für lebenszerstörend als bewahrend. Der Druck auf die Frauen von Seiten der Männer, glaubt sie, wird mit der Legalisierung der Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Wochen zunehmen. "Die Männer können sich aus der Schlinge ziehen und die Frauen werden noch mehr alleingelassen."
Daß Familien und oftmals Männer Druck auf ihre Freundinnen und Frauen ausüben, diese Erfahrung machen die Sozialarbeiterinnen auch bei der Schwangerschaftsberatung. Diese macht den überwiegenden Teil der Beratungstätigkeit des Hanauer Sozialdienstes aus. Dorthin gehen Frauen - im vergangenen Jahr allein rund 830 - die das Kind zwar behalten möchten, aber in finanzieller oder familiärer Not sind.
Carola Jantos und ihre Kollegin Christina Kiefl führen auch hier Beratungsgespräche, vermitteln therapeutischen oder juristischen Beistand und helfen bei der Beantragung finanzieller Hilfen. Die gibt es bei der Mutter- und Kind-Bundesstiftung oder vom bischöflichen Fonds. Im vergangenen Jahr wurden von der Hanauer Stelle rund 630 000 Mark aus der Bundesstiftung, rund 54 000 Mark aus dem Fonds des Bistums Fulda und 42 000 Mark aus Spenden und Bußgeldern als Unterstützung an Schwangere aus dem Kreis gezahlt. Gewährt werden Hilfen unter anderem für die Baby-Erstausstattung, die Wohnungsbeschaffung oder Zuschüsse für Alleinerziehende für die Kinderbetreuung.
Viele der Frauen und Paare, die in die Friedrichstraße kommen, sind in Schwierigkeiten beispielsweise durch hohe Schulden. "Aber finanzielle Probleme", sagt Carola Jantos, "sind nur eines von komplexen Schwierigkeiten".
Viele Schwangere geben Konflikte in der Partnerschaft, ihre Situation als Alleinerziehende oder psychische Belastung als Grund für ihr Kommen an. Andere sind noch in der Ausbildung und haben wegen der Schwangerschaft Probleme mit ihrer Familie. "Wir bieten, wenn die Gesprächsbereitschaft besteht, auch eine gemeinsame Beratung mit Partner oder Familie an", erzählen Carola Jantos und Christina Kiefl. Erstaunlich hoch ist der Anteil an ausländischen, vor allem türkischen Frauen, die die Beratungsstelle aufsuchen.
Da das Wohnungsproblem in den vergangenen Jahren immer drängender wird, unterhält der Sozialdienst katholischer Frauen auch drei Wohnungen in Hanau und Bruchköbel. Sie werden auf Zeit an schwangere Frauen vermietet, die auf der Wohnungssuche sind oder Zuhause rausgeworfen wurden. ASTRID LUDWIG
Karl Eyerkaufer, heutiger Landrat im Main-Kinzig-Kreis, hat den 1. FC 1911 Hochstadt Mitte der sechziger Jahre als Konditionstrainer (Eyerkaufer war vielfacher DLV-Meister über die Mittelstrekke) sportlich aus Kreisliga-Gefilden bis in die Hessenliga (1969) geführt und ist als Ehrenvorsitzender weiterhin eng mit den "Lila-Weißen" verbunden. Falls es sein Terminkalender zuläßt, ist der weiterhin in Hochstadt wohnhafte Landrat unter den Zuschauern auf dem Waldsportplatz zu finden. In der später in Oberliga Hessen umbenannten höchsten Amateurklasse hielten sich die Maintaler exakt zwölf Jahre lang auf, um dann wieder zum Sturzflug in die Kreisliga A Hanau anzusetzen.
Von dort aus soll jetzt ein neuer Höhenflug gestartet werden. Allerdings ist die erste Kreisliga inzwischen in Bezirksliga Hanau umbenannt. Folglich avancierten die Hochstädter in die Bezirksoberliga Frankfurt, wo sie - wie berichtet - in der ungeliebten West-Staffel ihr Glück versuchen müssen. Am Sonntag wurde die neue Mannschaft auf dem Waldsportplatz präsentiert, am Freitag steht der erste Test gegen Viktoria Nidda (19 Uhr in Langenbergheim) auf dem Plan, am Samstag trifft die Mannschaft um den neuen Spielertrainer Joachim Keilholz auf die Spvgg. Neu-Isenburg (16 Uhr). Er löste den erfolgreichen Wegbegleiter von Eyerkaufer, den "alten Hochstädter" Philipp Eibelshäuser, am Regiepult ab. Eibelshäuser ist inzwischen stellvertretender Vorsitzender des Traditionsvereins.
Bis auf Dirk Ruhnau und Ralf Hamburger (beide Eintracht Oberrodenbach) sowie Chrisanthos Konstantinidis und Thomas Stoever (beide Germania Dörnigheim) gab es keine Abmeldungen. Dieses Quartett gehörte nur bedingt zur ersten Wahl. Mit dem neuen Quartett Detlef Schwäbig (FC Germania 94 Frankfurt), Joachim Keilholz (SV Kilianstädten), Thorsten Lohberger (Germania Dörnigheim) und Holger Schmidt (KSV Langenbergheim) dürfte die Mannschaft um einiges stärker sein. Vor allem dürften die neuralgischen Positionen des Torwartes (Schwäbig) und Liberos (Keilholz) beseitigt sein.
Die erste Pflichtübung folgt am 23. Juli im Kreispokalspiel beim Stadtrivalen Dörnigheimer SV (19 Uhr), am 26. Juli gibt Oberliga-Absteiger SG 01 Höchst (16.30 Uhr) seine Visitenkarte beim FCH ab.
Als einer der Höhepunkte gilt die Ausrichtung der Stadtmeisterschaften vom 30. Juli bis 2. August auf dem Waldsportplatz. Mit dem Turnier in Heldenbergen (8./9.August) werden die Vorbereitungen abgeschlossen, am 12. August (18.30 Uhr) folgt der Bezirksoberligastart beim FV Bad Vilbel II. Die Maintaler setzen weiterhin auf den rumänischen Fußball- Künstler Nicolae Soare (mit 22 Saisontreffern Nummer eins beim FCH) sowie ihre Eigengewächse Alexander Krapf (17 Tore) und Gert Kraft sowie Andreas Rothmeier (je 12). Kraft ließ besonders in der Relegation (sieben Tore) sein Können aufblitzen, avancierte zum überragenden Mann.
Dem Sohn des früheren Hochstädter und Offenbacher (Kickers) Torschützenkönigs Gerhard Kraft ist endgültig der Durchbruch gelungen. Für ihn dürfte selbst die Bezirksoberliga nicht die Grenze sein. Andreas Krämer (9) wartet noch auf den großen Durchbruch. Er hat seine Möglichkeiten längst nicht ausgereizt. Nach nur 19:13-Vorrundenpunkten (Trainer Willi Nitschke hatte nach wenigen Spielen das Handtuch geworfen) schlugen am Ende 48:16-Zähler zu Buche - der Hochstädter Expreß war nicht mehr zu bremsen. Erinnerungern an den großen Durchmarsch unter Eyerkaufer ab Mitte der sechziger Jahre wurden wach.
Plötzlich kamen auch die Fans wieder, sorgten bei den Relegationsspielen (jeweils 600) für den entsprechenden Rückhalt. Als Rückhalt im Verein gilt seit Jahren auch Vorsitzender Gert Bechert (43 Jahre), der sich mit seiner Vorstandsmannschaft bei der Jahreshauptversammlung vor einem knappen Vierteljahr bereits in toller Form präsentierte. Diese neue Zusammensetzung ermöglichte in der Endphase das Tüpfelchen auf das "i".
Neben Gert Bechert (Vorsitzender) und "Meistermacher" Philipp Eibelshäuser (zweiter Vorsitzender) bilden Ernst Meggle (dritter Vorsitzender und "Wirtschafts-Boß"), Karl-Heinz Eibelshäuser (Kassierer), Fritz Götsch (Spielausschuß- Vorsitzender), Dietmar Miedeck (Geschäftsführer) und Manfred Maier (Jugendleiter) den geschäftsführenden Vorstand des exakt 374 Mitglieder zählenden Vereins, der nie rote Zahlen geschrieben hat und neben Hanau 93 erfolgreichster Kreisverein in der Nachkriegszeit ist.
HANS-DIETER PUTH
Zwar hat das Gesetz zum Kampf gegen das organisierte Verbrechen kürzlich Bundestag und Bundesrat passiert, doch bestehen beispielsweise CSU und auch der Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, auf dem "großen Lauschangriff". Auch wenn das Gesetz den Einsatz technischer Überwachungsmittel innerhalb einer Wohnung nicht erlaubt, wird das Thema womöglich nach der Sommerpause erneut zur Debatte stehen. Martin Kutscha sieht in seiner Analyse einen derartigen Eingriff in die Privatsphäre mittels eines "Lauschangriffs" nicht vom Grundgesetz gedeckt. Der Autor ist Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Berlin. Wir dokumentieren seinen Beitrag, der demnächst in Heft 3 der Zeitschrift "Demokratie und Recht" erscheint, leicht gekürzt und ohne Fußnoten.
Gebhard H. aus Mühlheim/M. ist sauer. Über eine Woche mußte er warten, bis sein bei Anschlußarbeiten von Telekom selbst lahmgelegtes Telefon wieder funktionstüchtig war. Das Aderpaar zu seinem Telefonanschluß war, so lautete die Auskunft eines Telekom-Mitarbeiters,
"Ich halte es für skandalös", erboste sich Gebhard Hofner, "wenn über eine Woche vergeht, bis die Störung beseitigt ist." Außerdem habe er von den Telekom-Mitarbeitern fast immer unzutreffende Auskünfte über die angebliche Störungsursache und den Zeitpunkt ihrer Beseitigung erhalten. "Das spricht für den organisatorischen Zustand der Telekom und ihrer Vertragsfirmen", meint Gebhard H.
Auch der Frankfurter Hans Stützer ist unzufrieden. Nachdem er einen seiner zwei Telefonanschlüsse ordnungsgemäß abgemeldet hatte, wollte man ihm bei der nächsten Fernmelderechnung die Grundgebühr für beide Anschlüsse abknöpfen, nämlich 59,95 Mark. Innerhalb einer Woche versuchte Stützer eigener Zählung zufolge 28mal telefonisch bei Telekom eine Auskunft zu erhalten. Vergeblich. "Auch zu den angekündigten Dienstzeiten konnte ich niemanden erreichen", ärgert er sich immer noch.
"Unsere Mitarbeiter sind oft im Außendienst", erläutert Uwe Stavostzik vom Telekom-Pressereferat in Frankfurt. Doch seit etwa einem Jahr gebe es Anrufbeantworter, die täglich abgehört würden. Wer auf dem Band seine Rufnummer hinterlasse, werde auch zurückgerufen. "Wir gehen jeder Beschwerde nach", versichert das Pressereferat. Wer nachweislich eine falsche, bzw. zu hohe Telefonrechnung erhalten habe, dem werde der entsprechende Betrag bei der nächsten oder übernächsten Rechnung gutgeschrieben.
Warum ein Kunde über eine Woche auf die Reparatur seines Telefons hatte warten müssen, konnte sich die Presseabteilung jedoch nicht erklären. "Normalerweise werden Störungen, die morgens gemeldet werden, noch am gleichen, spätestens am nächsten Tag beseitigt", so Starostzik. Nur bei Kabelfehlern, die nicht sofort zu lokalisieren seien, könne es vielleicht etwas länger dauern. Denn dann müßten die Mitarbeiter sogar das Erdreich abtragen, um der Störung auf die Schliche zu kommen. ki
Die "Universität des 3. Lebensalters" hat gute Chancen, in Indien nachgeahmt zu werden. Zur Zeit ist bei der Senioren-Uni in Frankfurt ein Abteilungsleiter des Goethe-Instituts in Neu-Delhi, Pritam Lal Aneja, zu Gast, der sich sechs Wochen lang die Einrichtung ansieht. Aneja, ein Mittfünfziger, will mit 60 seinen Beruf aufgeben und in seiner Heimatstadt eine "Academy für Senior Citizens" gründen.
In Frankfurt studieren rund 1500 Menschen an der "Universität des 3. Lebensalters". Sie sind im Gros zwischen 60 und 70 Jahre alt, überwiegend Frauen, und sind in den Hörsälen für Kunst- und Literaturwissenschaft, Psychologie und Geschichte anzutreffen. Daneben gibt es als "Herzstück" die "Soziale Gerontologie", die jüngeren wie älteren Interessierten Kurzstudiengänge bietet. Mit diesem Diplom in der Tasche, können sie in die Alten-Sozialarbeit gehen.
Gerade dieser Punkt sei, so erklärte Silvia Dabro-Cruz von der gastgebenden Senioren-Uni, für den Besucher aus Indien interessant. In den Großstädten fielen die Großfamilien allmählich auseinander, und Altenarbeit fände so gut wie nicht statt. Allenfalls einige Wohlfahrtsorganisationen kümmerten sich um bedürftige Senioren.
Aneja will seine "Academy" nach Frankfurter Vorbild auf indische Verhältnisse übertragen und eine Verbindung schaffen zwischen der Möglichkeit zu geistiger Weiterbildung und dem Leben indischer Tradition, außerdem will er jungen Menschen die Chance geben, sich mit Hilfe der Studiengänge der "Sozialen Gerontologie" auf wachsende gesellschaftlichen Bedarf an Altenhilfe zu qualifizieren.
In Indien gebe es eine "Lehre von den Lebensaltern". Sie zu verwirklichen, will die künftige "Academy" helfen. "Darüber gibt es für Ältere heute keinerlei Austausch", berichtet Dabo-Cruz.
Für die sechs Wochen seines Aufenthalts in Frankfurt wird Aneja vom Vorsitzenden der Senioren-Uni, Günther Böhme, betreut, aber auch mit den Dozenten und Studierenden bestehe ein reger Austausch. Bei den Frankfurter Senioren herrscht reges Interesse dafür, wie es den Gleichaltrigen in Indien ergeht. abi
"Wenn bei Capri die rote Dose im Meer versinkt" - Zu diesem Refrain steigt im Frankfurter Hauptbahnhof am Dienstag, 14. Juli, 11 Uhr, die dritte "humorvolle Performance" des Umlandverbands Frankfurt (UVF), bei der "Tips für die müllvermeidende Gestaltung von Ferienreisen" und eine "abfallbewußte und umweltschonende Reiseplanung" gegeben werden. Der UVF: "Beim Start in die Sommerferien lassen wir allzu gerne unser Abfall- und Umweltbewußtsein daheim. Davon zeugen überquellende Mülltonnen und Picknickreste an Stränden und am Ferienort."
Hauptdarsteller und Bösewicht bei der szenischen Infoschau ist der "Einwegtourist", seinen Auftritt hat er im zentralen Bahnhofsbereich zwischen den Gleisen 3 und 4 in der Nähe des Südausgangs. peh
BORKEN/CÖRLE. Seit fast zehn Tagen schlafen ein paar tausend Männer, Frauen und Kinder in Hessen wieder ruhiger. Es sind jene, die direkt an der Bundesstraße 3 zwischen Borken und Cölbe wohnen und die durch den Lkw-Verkehr nicht einmal nachts zur Ruhe kamen. Dem Himmel und vor allem auch dem hessischen Wirtschaftsminister haben sie gedankt, als das Nachtfahrverbot für Brummis am 1. Juli in Kraft trat und damit die Lastwagen von 20 Uhr bis 6 Uhr aus den Dörfern verbannte. Da wurde in der ersten ruhigen Nacht gejubelt und gefeiert.
Der gewaltigen Euphorie ist inzwischen freilich eine gewisse Ernüchterung gefolgt. Denn derweil hat sich gezeigt, daß morgens um sechs, wenn auch die über vier Tonnen schweren Brummis wieder grünes Licht haben, zwischen Borken (Schwalm-Eder-Kreis) und Cölbe (Kreis Marburg-Biedenkopf) ein bisher ungekannter Sturm losbricht. Die Forderung nach einem Weiterbau der A 49 wird deshalb auch von den Anliegern der B 3 nach wie vor vehement hochgehalten.
Rückenstärkung werden die Autobahnbefürworter gewiß von jenen bekommen, zu deren Lasten das Nachtfahrverbot zumindest teilweise geht. Denn viele Lkw- Fahrer, die auch spät abends fahren wollen oder müssen, haben die dringende Bitte, die Autobahnen zu nutzen, in den Wind geschlagen und sich andere "Schleichwege" und Abkürzungen gesucht.
Jene, die zum Beispiel aus Ostwestfalen (etwa Detmold oder Paderborn) in Richtung Süden lenken müssen, fuhren bisher die A 44 bis Kassel, von dort aus die A 49 bis Borken und dann über die B 3 in Richtung Marburg/Gießen. Jetzt, da auf dieser Bundesstraße das Nachtfahrverbot gilt, brausen sie zumindest nachts über die B 252 (siehe Skizze) und rauben den Bewohnern dort die Nachtruhe.
"Ganz erheblich" habe der Nachtverkehr auf dieser Bundesstraße zugenommen, bestätigt die zuständige Polizeistation in Korbach. Dort haben sich schon erboste oder genervte B 252-Anlieger gemeldet und sich über den neuen, zusätzlichen Lärm beklagt. "Die haben jetzt das, was die an der B 3 hatten", sagt ein Polizeibeamter getreu dem Motto: Des einen Freud, des andern Leid. Daß aufgrund dessen schon Forderungen laut geworden sind, ein Nachtfahrverbot auch für die von den Lastwagen-Chauffeuren nunmehr benutzten Schleichwege zu erlassen, versteht sich von selbst.
Mit ganz anderen Forderungen hat sich mittlerweile unter anderem der ADAC zu Wort gemeldet. Er will als "Ausgleich" für das Nachtfahrverbot auf der B 3 die Aufhebung des Überholverbotes für Lastwagen auf der parallel verlaufenden Autobahn in den "Kasseler Bergen". Dort sei der Schwerverkehr massiv angewachsen mit der Folge, daß dort endlose Lkw-Schlangen den Verkehr gefährdeten, sagt der ADAC. "Damit die Autobahnen von den Lkw-Fahrern angenommen werden", müsse an den Steigungen das Überholverbot aufgehoben werden, meinen inzwischen auch die hessischen Grünen.
Sie wollen zudem ein weiteres Lkw- Nachtfahrverbot nicht nur auf der B 252, sondern auch auf der B 7 von Kassel in Richtung Osten verhängt sehen. Nicht "semantische Abhandlungen" über Koalitionsvereinbarungen, sondern ein Fahrverbot bringe den betroffenen Bürgern die wohlverdiente Nachtruhe, heißt es in einer Mitteilung der Grünen.
Von derartigen "Abhandlungen", Erklärungen und Versprechungen können auch die B 3-Anlieger erzählen. Mehr als zwei Jahre haben Bürgerinitiativen für das Nachtfahrverbot (wie es auf der B 254 zwischen Alsfeld und Homberg schon seit rund zehn Jahren besteht) gekämpft. Dabei wurde nie bestritten, daß die Verkehrsbelastung vor allem in jenen Orten, die durch die B 3 regelrecht geteilt werden, immense Probleme verursacht. Wie zum Beispiel in Jesberg, südlich von Borken. Bis zu 5000 Autos wurden dort täglich gezählt, davon durchschnittlich 600 Lastwagen.
Bei Kontrollen registrierte die Homberger Polizei schon Mitte der achtziger Jahre allein zwischen 20 Uhr und 4 Uhr weit über 400 Brummis. Dieser ruhestörende Verkehr, so die Schätzung der Ordnungshüter, ist durch das neue Nachtfahrverbot um mindestens zwei Drittel zurückgegangen. Andere glauben, daßsich der nächtliche Lkw-Verkehr gar um 90 Prozent verringert habe.
In den ersten Tagen gab es Polizeikontrollen. Da wurden etliche Lkw-Fahrer, die vom Nachtfahrverbot noch nichts wußten oder es ignorierten, zurückgeschickt. Passieren durften nur die heimi Umstellungsprobleme schen Brummis (mit Homberger oder Marburger Kennzeichen) und jene, die eine Ausnahmegenehmigung vorweisen konnten.
Inzwischen hat sich die Sache eingespielt. Auf einen kleinen Parkplatz bei Zwesten fuhr in diesen Tagen gegen 20 Uhr zum Beispiel ein Lkw aus Nordhausen (Thüringen). Am nächsten Vormittag mußte er im Kreis Marburg-Biedenkopf sein. Die B 3, so hatte der Fahrer herausgefunden, ist für ihn die kürzeste Verbindung. Wissend, daß er dort zwischen 20 Uhr und 6 Uhr nicht fahren darf, hatte er die Fahrt entsprechend mit einer nächtlichen Unterbrechung an der nunmehr ruhigeren B 3 geplant.
Die noch ungewohnte Ruhe in den Nachtstunden wird in allen betroffenen Ortschaften dankbar registriert. Selbst Leute, die ein paar hundert Meter von der Straße entfernt wohnen, können besser schlafen. Da gab es allerdings gewisse Umstellungsprobleme: Einen hohen Geräuschpegel gewohnt, schreckten einige nachts hoch, weil es plötzlich so ruhig war. "Da habe ich überlegt, was wohl los ist", sagt einer.
Zufrieden sind auch die Geschäftsleute. Denn Dreck und Lärm sind schlecht fürs Geschäft. Und es sei auch gut, so sagt ein Schnellimbiß-Inhaber aus Jesberg, "daß überhaupt etwas getan wurde, daß man an uns gedacht hat, wir nicht vergessen wurden". Er hat zwar früher mehr hungrige Fernfahrer gesichtet. Inzwischen aber kommen häufiger die Einheimischen, die jetzt sogar an den Tischen vor dem Lokal Platz nehmen. "Hinsetzen konnte man sich hier früher auch schon", sagt einer der Gäste, "nur unterhalten konnte man sich nicht." Ja - und die Luft, die sei halt auch viel besser geworden, weiß der Wirt.
Es gibt indes auch heute noch Zeiten, da ist die Luft zum Schneiden dick. Vor allem freitags, wenn die Berufstätigen und Bundeswehrangehörigen das Wochenende einläuten und heimfahren. Dazu kommen die Brummi-Chauffeure, die in ihre Firmen zurückfahren. Freitags um 14 Uhr, so sagt ein Anlieger, "muß man hier 'ne Gasmaske aufsetzen".
Lärm und Gestank dringen indes auch an den Werktagen, vor allem in den Morgenstunden, durch die Ortschaften. Dafür sorgen auch die Pkw-Fahrer, die zur Arbeit fahren. Ab 6 Uhr morgens rollt im übrigen die bis dahin aufgehaltene Brummi-Lawine durch die Dörfer an der B 3. "Für die Kinder", so hat es ein Anlieger beobachtet, "ist der Schulweg jetzt noch gefährlicher." Zumal viele Brummis in halsbrecherischem Tempo durch die Orte rollten. "Da muß wohl erst ein Kind überfahren werden, damit etwas passiert", sagt einer.
Fazit: Am liebsten wäre den Anliegern der Weiterbau der A 49: eines der Projekte, an denen sich auch innerparteilich die Geister scheiden. Den derzeitigen Willen der rot-grünen Landesregierung, wonach diese bei Borken endende Autobahn nicht weiter in Richtung Süden gebaut werden soll, haben viele B 3-Anlieger nicht akzeptiert. "Vernünftig" müsse diese Autobahn weiter gebaut werden, etwa "bis zum Gießener Ring oder bis zur A 5 bei Alsfeld", schlägt einer vor. Zumindest die alten Planungen, die einen Weiterbau bis Schwalmstadt vorsahen, wollen die Autobahnbefürworter verwirklicht sehen.
Ein wenig zwischen den Stühlen sitzen dabei jene Geschäftsleute, die vom hohen Verkehrsaufkommen profitieren. "Wir würden", so sagt der Imbiß-Wirt aus Jesberg, "die A 49 mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen." Diesem Zwiespalt wird er vermutlich in absehbarer Zeit nicht ausgesetzt. jbk/ari
Menschen, die ihre kranken Angehörigen pflegen, haben oft nur wenig Ahnung, welche Service-Angebote ihnen in Frankfurt gemacht werden. Das jedenfalls ist die Erfahrung des "Instituts für Sozialarbeit" (IfS). Beim nächsten IfS-Forum "Älterwerden in der Stadt" am Donnerstag, 23. Juli, 17.30 Uhr, im "Treffpunkt Rothschildpark", Oberlindau 20, soll es deshalb um "Hilfen für pflegende Angehörige" gehen: Welche Beratungsstellen und ambulanten Dienste gibt es in Frankfurt? Welche technischen Hilfsmittel können die Pflege erleichtern? "Urlaub von der Pflege" - wer nimmt in den Ferien vorübergehend pflegebedürftige Menschen auf? Wer zahlt all diese Leistungen?
Antworten geben Dagmar Schleinig (Sozialamt), Renate Uhl (Hufeland-Haus), Maria Mayr (Reha-Zentrum West), ein Internist und Peter Leiszner von der AOK-Leistungsabteilung. peh
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 13. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) -,-- (-,--) NO2 (0,20) -,-- (-,--) Ozon (0,12) 0,08 (-,--) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen.
Für heute, Dienstag, werden Ozon-Werte zwischen 0,08 und 0,11 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen wurden gestern nichtgemessen.
Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Die Kurzzüge der U-Bahnlinie 2 werden vom Südbahnhof aus von Montag, 13. Juli, an wieder nur bis Nieder-Eschbach fahren. Die Vollzüge steuern Gonzenheim an. Beide Zug-Varianten werden wie vor dem Beginn der Arbeiten an der Zugsicherungsanlage fahrplanmäßig wieder abwechselnd auf die Schiene gesetzt. Über das Fahrtende wird an den Stationen informiert.
Wegen Bauarbeiten war die Wendeanlage für die U-Bahnen in Nieder-Eschbach eine Zeitlang gesperrt worden. Umgebaut wurde die Zugsicherungsanlage, mit der auch die Signale für die Fahrten der U-Bahnen gestellt werden: War dafür bislang der vor Ort ansässige Fahrdienstleiter zuständig, wird die Zugsicherung künftig von der Leitstelle der Stadtwerke aus gesteuert. ing
Ein Fest für die Teams des Federation-Cups vor dem Römer / Kleider werden prämiert Warten auf Steffi
Der Oberbürgermeister setzt auf Mexiko. Nicht, daß das Team beim Federation- Cup das Finale erreichen wird. Nein, findet zumindest Andreas von Schoeler, er favorisiert die Damen der mexikanischen Mannschaft für den Wettkampf unter 32 Teams am Rande des Centre-Courts im Waldstadion. Für den Wettbewerb um die eleganteste, schönste, flotteste oder wie auch immer gestylte Team-Kleidung der Tennisdamen, die bei den morgen in Frankfurt beginnenden Mannschaftweltmeisterschaften eher so nebenbei prämiert wird.
Aber ausgerechnet die Kluft der Mexikanerinnen?. Erst einmal abwarten. Später Sonntag nachmittag, 17.30 Uhr, die Eröffnungsfeier, der Einzug der Gladiatorinnen. 18 Stunden vor dem ersten Ballwechsel. Applaus von denen, die sich schon lange vor den Absperrgittern rund um die provisorische Bühne vor dem Rathaus drängen. Geduldiges Ausharren. Eine Band versucht sich noch an der Al Jarreau-Kopie. Dann, endlich. Sie kommt. Ohne viel Tam-tam, ein freundliches Lächeln, fertig. Richtig bescheiden, unsere Steffi. Die Haare trägt sie offen. Und ganz ohne ungekochte Nudeln drin.
Zugegeben, die neue Schlichtheit der deutschen Damen - dunkler Blazer, laberige Jeans - ist nicht dazu angetan, einen neuen Trend zu setzen. Auch das Team aus Großbritannien, das im Jahr zuvor noch für die Extravaganz seiner Kleidung ausgezeichnet worden war, gleicht bei der Eröffnungsfeier eher der Crew einer Fluggesellschaft. Vielleicht also die Mannschaft aus Paraguay? Kommt auch nicht in Frage: Die Damen waren vielmehr für den Einsatz auf hoher See ausgestattet, weniger so, als würden sie energisch nach einem Stoppball sprinten wollen.
Also wieder nichts. Aber vielleicht die Damen aus Dänemark. Ganz in weiß, wie es sich für Tennisspielerinnen nun mal gehört. Noch dazu mit bunten, blumigen Stirnbändern - ein Bild wie von der Hochzeit auf dem Lande, nichts aber für die Mode von übermorgen. Doch ausgerechnet die engen, seitlich mit einer Art Lametta behängten Leggings der Mexikanerinnen mit diesen geradezu kitschig bestickten samtigen Jacken drüber - das sollte es nun sein? ing
HEINZ ROOS aus der Carl-Ulrich- Straße 49 in Neu-Isenburg feiert am 16. Juli sein 40jähriges Betriebsjubiläum in der Frankfurter Firma Luwa. Als Ingenieur war er anfangs für Klimaanlagen zuständig. Später profilierte er sich in der Abteilung Geräteverkauf. Seit 1984 leitet Roos im Luwa-Service die Gruppe Umbauten und Kleinanlagen. Als kompetenter Ratgeber wird er von vielen Mitarbeitern geschätzt. fra
Zeraldas Riese heißt die Geschichte von Tomi Ungerer, die am kommenden Mittwoch, 22. Juli, im Bilderbuchkino gezeigt wird. Die Nordweststadtbücherei lädt wieder Rahmen ihres "Äktschen-Ferienprogramms" alle Kinder ab fünf Jahren dazu ein. Anschließend können die Kleinen nach dem Gehörten eigene Bilder malen. Weitere Informationen dazu gibt's bei der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6, unter Tel. 2 12-3 22 19. Die Öffnungszeiten sind: jeweils dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr sowie jeweils samstags von 10 bis 13 Uhr. sm/28
Die CDU-Frauen am Dornbusch treffen sich wieder am heutigen Donnerstag, 16. Juli, zwischen 15 und 18 Uhr, im "Jägerstübchen" des Bürgerhauses Dornbusch an der Eschersheimer Landstraße 248 im Stadtteil Dornbusch. Nähere Informationen dazu gibt Gisela Zalewski unter Tel. 06 11 / 47 38 08. Das nächste Treffen ist am Donnerstag, 20. August. sm/28
MAIN-KINZIG-KREIS. Fahrer von Mountainbikes stehen bei umweltbewußten Mitbürger häufig in der Kritik. "Helm aufsetzen, Gehirn ausschalten und dann in die Pedale treten, bis sich der Geschwindigkeitsrausch einstellt" - diese Maxime bringt die Gelände-Radler gelegentlich in Verruf.
Wie Mountainbiking dagegen ein tolles und uwmeltfreundliches Erlebnis werden kann, zeigt das AOK-Magazin "Bleib gesund" in seiner jüngsten Ausgabe. So bieten immer mehr Reiseveranstalter organisierte Radausflüge an. Ob Touren zum Kennenlernen der Umgebung oder die rasante Bergabfahrt beim sogenannten Downhill-Biking - die Umwelt leidet auf den ausgewählten Routen nicht. So ist auch der Tip der AOK zu verstehen, sich auch beim privaten Ausflug per Mountainbike nur auf den Pisten und Straßen zu bewegen, die ausdrücklich dafür ausgewiesen sind. are
SELIGENSTADT. In unmittelbarer Nähe der Altstadt sollen weitere Parkplätze entstehen. Nach Angaben des Magistrats werde durch den Abbruch des Schlachthofs vorübergehend eine große Freifläche geschaffen. Ebenso gebe es am Bahnhof noch Möglichkeiten, zusätzlich Autos abzustellen. Die Stadt will darüber mit der Bundesbahn verhandeln.
Der Magistrat hofft, daß mit einem zusätzlichen Parkplatzangebot weniger Autos in die City fahren. Sie soll somit ruhiger und attraktiver werden. Alle Parkplätze Seligenstadts werden demnächst übersichtlich ausgeschildert. Wenn ein Parkplatz belegt sein wird, soll angezeigt werden, wo die nächste Möglichkeit besteht, das Auto abzustellen. Das Hessische Straßenbauamt hat gegen die Pläne der Stadt keine Bedenken. fin
MAIN-KINZIG-KREIS. Der "Ring politischer Jugend" (RPJ) erhält vom Main- Kinzig-Kreis 8500 Mark als Beihilfe.
Das hat nun der Kreisausschuß beschlossen. Zur Höhe des Betrags erklärte Landrat Karl Eyerkaufer, daß die vom Darmstädter Regierungspräsidenten verordnete 15prozentige haushaltswirtschaftliche Sperre dabei habe berücksichtigt werden müssen.
Im Haushalt waren ursprünglich 10 000 Mark für den RPJ etatisiert.
Der RPJ, im Jahre 1985 gebildet, setzt sich aus der Jungen Union, den Jungsozialisten und den Jungen Liberalen zusammen.
Er verfolgt das Ziel, die Belange der parteipolitischen Jugendverbände zu vertreten und darauf hinzuarbeiten, junge Menschen verstärkt in die aktive politische Arbeit einzubeziehen. hok
Eine Auszeichnung ist nicht immer ein gutes Zeichen. Besonders dann, wenn diese eine heimische Tier- oder Pflanzenarttrift. Dies gilt auch für den Baum des Jahres 1992: die Ulme. Einst in den Auwäldern der Flußtäler wie im Bergland europaweit verbreitet und hierzulande als Alleenbaum ebenso beliebt wie die Linde, sind Berg-, Feld- und Flatterulme seit langem "auf dem absterbenden Ast", wie ein Ulmen-Spezialist sagt. Doch was stirbt, sind mehr als Äste, mehr als Solitäre in Parkanlagen und Vorgärten. Hier stirbt, so rauscht es düster durch den Blätterwald, eine ganze Art. Schuld an diesem Massenexitus ist die todbringende Allianz zwischen einem Käfer und einem Pilz. Doch noch ist nicht die Axt an die letzte Ulme gelegt. Im Gegenteil: Seitdem Wissenschaftler resistente Ulmenarten entwickelten, sind die Stadtgärtner hierzulande verhalten optimistisch. Es wird, auch in Frankfurt, wieder aufgeforstet.
In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts war die Ulmenkrankheit erstmals diagnostiziert worden. Als Erreger gilt der Ulmenschlauchpilz, der sich unter Mithilfe des Ulmensplintkäfers rasch in den Ulmenhainen ausbreitet. Beim Blattfraß trägt das Insekt Pilzsporen in die vom ihn verursachte Wunde, die klebrigen Sporen verstopften die Leitungssysteme des Baumes. Für den ist das, wie der Fachmann die Todesart drastisch erläutert, "eine Art Embolie".
Immer wieder zwang die wellenartig auftretende Ulmenkrankheit Privatgärtner und Hüter städtischer Parkanlagen, die Bäume nit den verdorrten Blättern zu fällen, bis einem US-amerikanischen Wissenschaftler nach bald dreißig Jahre währenden Experimenten im Treibhaus eine erste Resistenzzüchtung gelang. Die Neuzüchtung, eine Kreuzung aus widerstandsfähigen asiatischen Ulmen und heimischen Arten, erhielt den warenrechtlich geschützten Namen "Resista". Deutscher Lizenznehmer ist die in Darmstadt ansässige Baumschule Konrad Appel, die vorwiegend die drei Resista-Sorten Recerta, die schlankwüchsige Regal und die wegen ihrer gelben Herbstfärbung Sapporo/Autumn Gold genannte Sorte vertreibt - mit einer Zehn-Jahre-Garantie. Die Neuzüchtung, so Heinz Grönlund, Leiter der Darmstädter Baumschule, habe sich problemlos in den Lebensprozeß der heimischen Landschaft eingepaßt. Der Ulmenspezialist, der die Resistenz seiner Resista-Sorten in jährlichen Testreihen überprüft, feiert die Kreuzung inzwischen als "Rettung der Ulmenart".
Gleichwohl dämpft der stellvertretende Leiter des Frankfurter Gartenamtes, Walter Löw, übertriebene Erwartungen. Rund 250 Ulmen in Parkanlagen und 200 dieser traditionsreichen Bäume an Straßen und auf Plätzen sind derzeit amtlich registriert - die Hälfte von ihnen sind Jungpflanzungen der Sorte Resista. In der Stadt am Main, deren Baumbestand nur noch zu knapp einem Prozent von Ulmen gestellt wird, wird - vorsichtig - aufgeforstet: Ein Teil der in den städtischen Gewächshäusern nachgezogenen Ulmenart "Autumn Gold" soll im Herbst gepflanzt werden. Den Nachweis ihrer tatsächlichen Resistenz müssen dann die Pflanzen erst einmal im Laufe ihres langen Lebens erbringen : Ulmen können - rein theoretisch - bis zu 400 Jahre alt werden. sar
HANAU. Die Reinigung des mit chlorierten Kohlenwasserstoffen belasteten Grundwassers in der Hanauer Kleingartenanlage am Klausenweg hat zwar begonnen, für die betroffenen Anwohner ist das Nutzungsverbot fürs Grundwasser damit aber noch lange nicht aufgehoben. Darauf macht die Untere Wasserbehörde des Main-Kinzig-Kreises aus gegebenem Anlaß aufmerksam.
Die Schadstoffbelastung liegt im Osten zwischen Bruchköbeler Landstraße und der Kinzig von der Kinzigbrücke an der Vorstadt bis zur Mündung, im Westen zwischen Hausmannstraße, Salisweg und Danziger Straße. Innerhalb dieses Gebiets darf Grundwasser aus Gartenpumpen nicht zum Baden und schon gar nicht als Trinkwasser genutzt werden, warnt die Behörde. Chlorierte Kohlenwasserstoffe sind wassergefährdend und gelten als krebserregend.
Die eingeleiteten Sanierungsschritte griffen zwar bereits, wie neuere Proben belegten. Das Nutzungsverbot könne aber erst wieder aufgehoben werden, wenn keine Belastungen mehr nachweisbar seien. him
wenn man den Meinungsumfragen glauben darf, die kürzlich einmal auf dieser Seite zu lesen standen, haben viele Autofahrer zu Staus auf Deutschlands Straßen ein ähnlich erotisches Verhältnis wie Dagobert Duck zu seinen gesammelten Trilliarden: Sich mitten hineinzustürzen und sich im aufgestauten Strom blinkenden Metalls zu aalen, scheint diesem Teil der Bevölkerung ein ebenso erregendes Vergnügen wie dem alten Duck das tägliche Bad im Talerglanz seines Entenhausener Geldspeichers.
Für uns Londoner ist das Gefühl nichts Neues. Wir kosten es schon seit vielen Jahren aus, nicht mehr voranzukommen. Wir genießen es, im Häusermeer der Hauptstadt in unseren Blechkisten festzusitzen, zwischen den anderen dampfenden Karossen, jenseits der eitlen Hoffnung auf Fortbewegung, auf der Schnellstraße des Reifungsprozesses zu gesunder Resignation. Wir haben uns akzeptieren gelernt als kleine, bunte, festgefahrene Rädchen eines Verkehrsgetriebes, das nichts anderem mehr entgegentreibt als dem totalen Stillstand - und das uns die Chance gibt, hinterm Steuer endlich all die Romane zu lesen, für die wir sonst nie Zeit haben, die Konzerte zu hören, deren Existenz wir schon vergessen hatten, die Telefongespräche zu führen, die längst überfällig waren, oder auch einfach bloß unseren Gedanken über eine Welt nachzuhängen, an der wir sonst doch nur achtlos vorüberrasen würden, wenn wir uns nicht selbst, klugerweise, an diesem Rasen gegenseitig hinderten.
Kein Wunder, daß vielen Leuten hier in London das Auto quasi zum Erstwohnsitz geworden ist. Zwischen kurzen, unvermeidlichen Perioden zu Hause und am Arbeitsplatz leben immer mehr Londoner heute praktisch auf den Straßen der Hauptstadt, in immer eleganteren Modellen, auf immer komfortableren Polstern, in immer raffinierterer Inneneinrichtung, mit immer mehr Zeit für ihre bislang zu kurz gekommenen persönlichen Interessen.
Vor allem auf der Londoner Ringautobahn, der M 25, im Volksmund "Der magische Kreisverkehr" genannt, trifft man jene Mitbürger wieder, die mittlerweile die Existenz auf Rädern dem Leben in vier Wänden vorziehen: Auf dem garantiert immer verstopften Riesenring rund um London können sie ihrer Leidenschaft sorglos und in unbegrenztem Maße frönen.
Bisher gab es für diese Stausüchtigen nur ein Problem: Was tun, wenn die Urlaubszeit nahte und der Schrekken einer dreiwöchigen Ferienhaus-Existenz am Meer oder in den Bergen drohte, ganz ohne Aussicht auf das tägliche Bad im wohligen Gestank eines Staus? Der Anreiseweg mochte ja noch ein oder zwei exzessive Stautage bieten - aber dann?
Nun, den Leuten kann neuerdings geholfen werden. Erstmals in diesem Sommer offerieren Touristikunternehmen in England nämlich Urlaub auf der Straße: Und zwar, richtig geraten, auf der M 25. Für alle Londoner leicht zu erreichen, eignet sich die Ringautobahn nämlich für ein derartiges Unternehmen in idealer Weise; bei gegenwärtiger Schleichgeschwindigkeit ist sie in drei Wochen gerade einmal zu umrunden. Genauer gesagt, war die M 25 prädestiniert für eine Zukunft als attraktiver Urlaubsort. Es war nur eine Frage der Zeit, wann findige Geschäftsleute ihren Finger auf diesen noch ganz unvermarkteten Teil der Landkarte legen würden.
Propagiert wird das Projekt "Sommerferien auf der M 25" von rund dreißig Herbergen, die die Ringautobahn säumen; die Hoteliers und Moteliers wollen passionierten Autofahrern Gelegenheit geben, ihre Freizeit den Alltagsbedürfnissen anzupassen und sich zwischen zwei tollen Tagestouren im Schneckentempo auf der M 25 bei einem Sardinen-Sandwich im Hotel für die Vergnügungen des nächsten Tages auf dem heißen Asphalt zu stärken. Das landschaftliche Panorama, an dem die Autofahrer vorüberkröchen, sei schließlich "äußerst beautiful", erklärte jüngst ein Sprecher der Urlaubsinitiative hiesigen Reportern: "Das Wichtige ist doch, daß die Autobahn den Leuten direkte Zufahrt zu allen Sehenswürdigkeiten bietet."
Dabei sind die Sehenswürdigkeiten rekordlanger Autoschlangen, massenhafter Baustellen und total verstopfter Zu- und Ausfahrten noch lange nicht alles. Zusätzlich warten die M 25-Sommerferien mit interessanten Sonderangeboten der Hoteliers, wie "Überlebens-Picknicks" für die ganze Familie oder einem Gratis-Tank Benzin zwecks froher Weiterreise, auf. Wer außerdem hier und da die Fahrt unterbrechen möchte, um den Reiz des anschließenden Wiedereintauchens in den Stau voll auszukosten, dem wird zu diesem Zwecke ein Kurzbesuch der diversen an die M 25 angegliederten "Themenparks" empfohlen - wie Heathrow Airport beispielsweise oder Windsor Castle.
Eine geniale Idee, nicht wahr? Ich dacht' mir schon, daß Euch das, drüben in Deutschland, interessieren würde. In einem Staat, der randvoll ist mit Kraftfahrzeugen und Stausüchtigen und der vom Rest Europas für sein Autobahnnetz beneidet wird, bieten sich schließlich unbegrenzte Möglichkeiten für Urlaub auf der Straße.
So long . . . und guten Stau!
PETER NONNENMACHER)
Gemeinde erhebt Klärbeitrag, Einwohner laufen Sturm Bürgerinitiative mit 900 Mitgliedern strebt Musterprozeß an / Am Freitag Sondersitzung des Parlaments Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber NAUHEIM. Enorme Ausmaße hat der Krach um den von der Kommune erhobenen "Klärbeitrag" der Bürger für die millionenträchtige Renovierung der Kläranlage angenommen. Dagegen streitet die bei einer von etwa 500 Einwohnern besuchte Veranstaltung der Grünen gegründete "Bürgerinitiative Klärbeitrag" (BIK). Die wird nach Auskunft von BI-Mitglied Dietrich Ott (Grüne) inzwischen von 900 Bürgern getragen und unterstützt juristische Schritte für einen Musterprozeß gegen die Gemeinde. Die Kommune will zur Finanzierung des Kläranlagenprojektes die Bürger durch einen einmaligen Beitrag - teilweise mehrere tausend Mark - und nicht durch höhere monatliche Abrechnungskosten zur Kasse bitten. Was die BIK energisch bekämpft, verteidigt die SPD-geführte Gemeindespitze um Bürgermeister Rudolf Zaich als rechtens und im Interesse der kommunalen Finanzlage geboten. Vorläufiger Höhepunkt des Krachs: Eine Sondersitzung der Gemeindevertretung am Freitag, 17. Juli, 19.30 Uhr, im SKV-Saal. Nauheim ist damit fast Modellfall für die Schwierigkeiten vieler Kommunen, die in den nächsten Jahren aus zwar löblichen Gründen des Umweltschutzes, aber mit finanziell gewaltigen Ausgaben ihre Kläranlagen auf Vordermann bringen müssen, damit Bäche und Flüsse sauberer werden. Andererseits aber wachsen die finanziellen Belastungen der Bürger nach Einschätzung vieler ins Unerträgliche, sowohl durch die große Politik als auch allgemeine wirtschaftliche Politik.
Im überschaubaren kommunalen Bereich brachte diese Stimmung jetzt offenbar viele Nauheimer in Wallung, führte zu einer Protestbewegung, wie sie seit Jahren nicht mehr im Kreis Groß-Gerau zu erleben war. Dafür steht das gewaltige Echo der BIK bei den Einwohnern. Inzwischen wurden laut Dietrich Ott rund 1500 Widerspruchsbescheide gegen die Absichten des Rathauses verteilt.
Im Hintergrund des Krachs stehen in Nauheim Auflagen des hessischen Umweltministeriums und Regierungspräsidiums aus dem Jahr 1984, die örtliche Kläranlage so herzurichten, daß die vorhandene Verschmutzung im als Vorfluter genutzten Schwarzbach reduziert und dort künftig die bessere Gewässergüteklasse II erreicht werden kann. Ähnliche Probleme gibt es übrigens in Riedstadt, wo vor geraumer Zeit als erster Kommune im Kreis ein spezieller Klärbeitrag nach dem hessischen Kommunalen Abgabegesetz ins Gespräch gebracht wurde, aber auch in Büttelborn und Groß-Gerau.
Solche Beiträge orientieren sich differenziert nach den Geschoßflächen der Häuser und Grundstücksgrößen. Die Nauheimer BIK hat laut Ott errechnet, daß im Schnitt jeder etwa 900 Mark Klärbeitrag bezahlen müßte. Bürgermeister Zaich erklärte gegenüber der FR, die Beiträge fielen sehr unterschiedlich aus: Beispielsweise müsse für ein 500 Quadrat- "Wir wären pleite" meter großes Grundstück mit Häuschen und einer Geschoßfläche von 0,8 (was 400 Quadratmeter entspreche), rund 2600 Mark bezahlt werden. Dabei stütze sich die Gemeinde auf das Kommunale Abgabengesetz. Dieser Beitrag könne - so höchstrichterliche Urteile - nicht nur bei Neubaumaßnahmen, sondern auch zur Erweiterung bestehender Anlagen erhoben werden.
Auslösendes Moment der aktuellen Auseinandersetzung sind laut Zaich die notwendigen Investitionen von 17,7 Millionen Mark für die Modernisierung der Kläranlage. Vom Land seien 8,6 Millionen Mark Zuschüsse zu erwarten. Die für den Gemeindesäckel verbleibenden rund neun Millionen Mark sollten durch den speziellen Klärbeitrag finanziert werden. Aus den regulären Einnahmen sei das nicht möglich, weil sonst die bei knapp einer Million Mark rangierenden jährlichen freien Finanzmittel Nauheims für den Schuldendienst nahezu aufgezehrt würden: "Wir wären pleite."
Die Nauheimer Bürgerinitiative aber will verhindern, daß die Kommune mit solch einem Klärbeitrag die Finanzierungsprobleme bei dem Projekt klärt und Bürgern in die Tasche greift. Nach ihrer Einschätzung ist dieser Finanzierungsmodus keineswegs zwingend gesetzlich vorgeschrieben. Es könnten laut Ott andere Wege der Finanzierung gefunden werden. Auch sei die Finanzlage der Genmeinde nicht so schlecht, wie jetzt gesagt werde. Die Grünen stünden zur aus Umweltgründen sinnvollen Sanierung der Kläranlage. Denkbar sei zur Finanzierung eine maßvolle Anhebung der Gebühren. Dies treffe die Bürger weniger hart als die geplanten Klärbeiträge.
Über all dies hat sich in Nauheim im Vorfeld der freitäglichen Parlamentssitzung eine ziemlich geräuschvolle und wortgewaltige Diskussion übers Pro und Kontra entsponnen. In einem vierseitigen Informationsblatt wandte sich Bürgermeister Zaich an alle Nauheimer: Er spricht von einer Kampagne, die von einigen mit Unterstützung der Presse inszeniert worden sei. Zaich kritisiert, daß jetzt, wenns ans Bezahlen gehe, offensichtlich einige Gemeindevertreter von früher mitgetragenen Beschlüssen zu Ausschreibungen und auch Kostensteigerungen abrückten. Vergeblich habe sich die Kommune gegen die erneute Sanierung der aus dem Jahr 1971 stammenden Kläranlage gewehrt. Am Ende habe sie sich den Auflagen des Ministeriums und Regierungspräsidiums fügen müssen.
Die Verwaltung habe 4500 Bescheide für eine Vorauszahlung auf Klärbeiträge verschickt und alle Bescheide detailliert aufgegliedert. Die endgültige Abrechnung sei erst nach Fertigstellung des neuen Regenüberlaufbeckens möglich. Er gehe davon aus, daß der Kostenrahmen gehalten werde.
Mit diesen Erklärungen ist die BIK nach Auskunft von Dietrich Ott keineswegs zufrieden. Diese Darstellung beinhalte sogar "unverschämte Unwahrheiten". Dazu würden sich sowohl die Bürgerinitiative als auch die Grünen in den kommenden Tagen noch äußern.
BUTZBACH. Kritik übt der Butzbacher Stadtrat und Landtagsabgeordnete Norbert Kartmann (CDU) an dem nach den Sommerferien beginnenden Betreuungsangebot an der Degerfeldschule. Zwei Erzieherinnen sollen ab nächstem Schuljahr die Kinder berufstätiger oder alleinerziehender Eltern in der unterrichtsfreien Zeit beschäftigen. Der Kreis habe dazu nichts beigetragen. "Es ist geradezu unverschämt vom Kreis, die Gestellung von Räumlichkeiten an der Schule als Leistung darzustellen. Die einzigen, die etwas leisten, sind die Stadt Butzbach und die Schule", erklärte Kartmann. Nachdem der Kreis aus finanziellen Gründen ein Betreuungsangebot erst abgelehnt habe, sei nur durch das Einspringen der Stadt die Betreuung ermöglicht worden: Diese wird die zwei Erzieherinnen bezahlen.
Das Land habe außerdem keine Wahl bei dem gewählten Modell der Betreuung gelassen. In Degerfeld beginnt die Betreuung erst um 11.10 Uhr, was auf die Bemühungen der Landesregierungen um eine Ganztags-Grundschule zurückzuführen sei. Das andere Modell der Betreuung von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr sei dagegen als Regelfall bei der Einführung der ersten Betreuungsschulen in Hessen zu Zeiten der CDU/FDP Landesregierung vorgesehen gewesen. Kartmann: "Die Degerfelder Lösung wird aus dem Modell ,Schule mit festen Öffnungszeiten' herausgenommen, von der Stadt bezahlt und nicht von Lehrern betreut." ub
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenbeauftragte: Beratung, 8.30- 12.30 Uhr, Frauengleichstellungsstelle, Burg 8.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau e.V.: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Mitmachen - fit bleiben; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Brot contra Zucker; 16.10 Uhr Kurseelsorge: "Womit habe ich das verdient", Betrachtungen über Hiob.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive - Treffen der Selbsthilfe-Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Vilbel. Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
Freiwillige Feuerwehr: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub - Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.
Schützengesellschaft 1410 e.V.: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle.
VdK Ortsgruppe: Stammtisch, 14 Uhr, Gasthaus Sommerlad.
Karben. Mütterzentrum e.V.: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen.
Nidda. KZVH Unter-Schmitten: Versammlung.Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. TV Massenheim 1905: Training während der Sommerferien: 14.30-16 Uhr F. Jungen ab 8 Jahren, 16-17.30 Uhr f. Mädchen ab 9 Jahren; 17.30-21.30 Uhr Leistungsgruppe I u. Aufbaugruppen I+II, 19.30-21.30 Uhr Sport u. Spiel für Männer ab 18 J. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Mit dem Förster durch den Wald, Treffpunkt 15 Uhr, Forstamt (beschildert ab Kurhaus).
Verschiedenes Bad Nauheim. Sing mit - Kurgastsingen mit K. Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage. Internationale Modenschau Heinrich, 15.30 Uhr, Kurhaus.
Büdingen. Kirchweih in Lorbach. Abfallsammlung Friedberg. Gartenabfallsammlung in Dorheim und Ossenheim.
Butzbach. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk I. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Keller: Schlafwandler (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Basic Instinct (19 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Im Rausch der Tiefe, Original-Version (20 Uhr). (Ohne Gewähr)
"Die Jagd", räumt ein Sprecher
des Landwirtschaftsministeriums
in München ein,
"hat mächtige Fürsprecher."
BAD HOMBURG. "Johann Strauß und der Makel der Popularität" heißt das Thema eines Vortrags, den Professor Albrecht Riethmüller (Berlin) am Donnerstag, 16. Juli, um 19.30 Uhr im Konzertsaal im Kurzentrum am Elisabethenbrunnen hält. Riethmüller will die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Popularität des "Walzerkönigs" beleuchten und aus der Sicht des Musikwissenschaftlers darüber sprechen, was "populäre Musik" eigentlich ist.
Der Vortrag findet anläßlich einer interdisziplinären Tagung über Johann Strauß statt, die in diesen Tagen in der Werner-Reimers-Stiftung stattfindet. Die Stiftung will auf diese Weise interessierten Bad Homburgern Einsicht in ihre Arbeit anbieten. che
SELIGENSTADT. Zusammen mit dem Hessischen Straßenbauamt Frankfurt will der Magistrat prüfen, ob unweit der Autobahn 3 nördlich der Dudenhöfer Straße ein Parkplatz für Fahrgemeinschaften gebaut werden kann. Die Fachbehörde begrüßt grundsätzlich diese Pläne, um damit ein wenig dazu beizutragen, den Verkehr zu reduzieren. Zunächst muß die Stadt aber die Eigentumsverhältnisse klären.
Das Vorhaben, auf der gegenüberliegenden Seite der Dudenhöfer Straße einen Parkplatz anzulegen, ist gescheitert. Ein Feldweg, auf dem bereits Autos abgestellt werden, sollte ordnungsgemäß hergerichtet werden. Doch die Forstbehörde legte dagegen ihr Veto ein. fin
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Oliver & Olivia - Zwei freche Spatzen (15 Uhr); Der Schlafwandler (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Roter Drache (15, 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (15.30 Uhr); Vater der Braut (18 u. 20.30).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr). Theater/Musik Königstein. "Krach in Chiozza" - Theatergastspiel auf der Burg, 19.30 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstr. 16, 16 bis 18 Uhr,
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr,
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr,
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Ein Tag in der Taunustherme, Treffpunkt: Haupteingang, 9.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz, 19.30 bis 22 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Basteln, 14 bis 16 Uhr. Kinder/Jugendliche
Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Wanderung für Jugendliche ab 12 Jahre mit der Musisch-Bildnerischen Werkstatt, ab Rathaus, 10 Uhr.
Oberursel. Straßencafé "Durchblick" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Adenauerallee, ab 17.30 Uhr. Sonstiges
Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.
Oberursel. Stierstädter Zeltkerb: Frühschoppen ab 10 Uhr; Höhenfeuerwerk ab 22.30 Uhr.
Kronberg. Kerb in der Altstadt: Familientag, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Treffpunkt zum Stadtrundgang: Kurverwaltung, 14.30 Uhr.
BAD NAUHEIM/OBER-MÖRLEN. Über die geplante Bundesstraße 275a, die Ober-Mörlen und Bad Nauheim weiträumig umgehen soll, wird wieder heftig diskutiert. In der Bad Nauheimer SPD ist die seit Jahrzehnten projektierte Umgehungsstraße umstrittener denn je - zum Ärger der Ober-Mörler Genossen und Genossinnen, die vehement für die neue Straße kämpfen. Die FR lud aus diesem Anlaß zu einem Streitgespäch über Sinn und Unsinn dieses Straßenbauprojektes. In der Friedberger FR-Redaktion stritten über dieses Thema: Peter Keller (SPD), hauptamtlicher zweiter Stadtrat in Bad Nauheim; Erika Schäfer (SPD), Bürgermeisterin von Ober-Mörlen; Walter Baar, Sprecher der Bürgerinitiative für die B 275a in Ober-Mörlen; Prof. Dr. Wilfried Hausmann, Vorsitzender der Naturschutzgruppe Bad Nauheim, und Ernst Kronich, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes in Gießen. Das Streitgespräch wurden von den FR-Redakteuren Reiner Strack und Bruno Rieb moderiert.
WESTKREIS OFFENBACH. Wurde der Hund vergessen, verloren, ausgesetzt? Oder ist er von zu Hause ausgebüxt? Die Mitarbeiter/innen im Egelsbacher Fundbüro stehen vor einem Rätsel. Der Bernhardiner wartet, bis sich das rechtmäßige Herrchen oder Frauchen findet, im Tierheim Dreieich.
Doch der Hund ist nicht das einzige Fundstück, das die Egelsbacher in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni verloren haben, nämlich Fahrräder, Schlüssel, Geldbeutel (zum Teil auch noch mit Geld darin), Schmuck, Kleidungsstücke, Autotelefone und dergleichen mehr.
Auch in Neu-Isenburg gingen im selben Zeitraum eine beträchtliche Anzahl ähnlicher Gegenstände beim Fundbüro ein. Stadt und Gemeinde machen darauf aufmerksam, daß der Besitzanspruch auf die verlorenen Gegenstände nach einer Frist von einem halben Jahr nach Fund erlischt. fra
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Schulen im Main-Kinzig-Kreis können seit kurzem auf Videokassetten zurückgreifen, die Eindrücke vom Landheim Bernau im südlichen Schwarzwald vermitteln. Die Lehrer Klaus Gebhardt und Gernot Bohlender, im Nebenamt für die Kreisbildstelle in Gelnhausen tätig, haben einen 32-Minuten-Film anläßlich des Besuchs einer Schulklasse gedreht.
50 der größeren Schulen im Kreisgebiet erhielten je eine Kassette. Die kleineren Schulen können Exemplare jederzeit in den Bildstellen des Kreises ausleihen. Landrat Karl Eyerkaufer hofft, "daß diese wertvolle Anregung das Interesse bei Schülern und Lehrern neu belebt".
In dem Film wird festgehalten, wie die Schüler das Haus mit all seinen Sport- und Freizeitmöglichkeiten kennenlernen. Die jungen Leute erkunden das Hochschwarzwaldtal und die nähere Umgebung der Herberge, die unweit des Feldbergs liegt. Auf ihren Ausflügen entdekken sie alte Schwarzwaldhäuser, besichtigen verschiedene Handwerksbetriebe, besuchen Museen, erklimmen den Feldberg. Abschluß und Höhepunkt des Aufenthalts sind eine Fahrt zum Bodensee und zum Rheinfall bei Schaffhausen.
Der Videofilm soll die bisherigen Bemühungen unterstützen, den Aufenthalt im Schullandheim Bernau als festen Programmpunkt im Schulalltag zu etablieren. Den Schulen steht bereits ein Leitfaden zur pädagogischen Vorbereitung einer Klassenfahrt zur Verfügung. Dieser umfangreiche Bernau-Ordner mit vielen methodischen und didaktischen Hilfen kann ebenfalls bei den drei Kreisbildstellen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern ausgeliehen werden. Der Ordner wurde von einer Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des Hessischen Instituts für Lehrerfortbildung und der Kreisverwaltung zusammengestellt.
Der nun gedrehte Streifen über Bernau soll nicht der letzte sein. So steckt das Thema "Bernau im Winter" schon als Idee in den Köpfen der Filmemacher. Auch schweben dem Team Kurzfilme über spezielle Themen rund um das Schullandheim und seine Umgebung vor.
Ungeachtet dessen stehen im Schullandheim umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten an. Im Doppelhaushalt des Kreises sind dafür rund 530 000 Mark eingesetzt. Weiter hat der Main-Kinzig-Kreis erst kürzlich beschlossen, ab sofort zwei Freiplätze für Lehrer pro Klasse bereitzustellen. hok
CDU: Drogenfreigabe bringt vielen den Tod
KREIS GROSS-GERAU. Die landesweite Diskussion über Freigabe sogenannter weicher Drogen hat auch im Kreis Groß-Gerau zu einer bewegten Debatte geführt. Dabei werden die kontroversen Positionen verbal teilweise sehr akzentuiert verfochten.
Gegen aktuelle Überlegungen der rot-grünen Landesregierung hat der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Gerald Weiß (Rüsselsheim) Stellung bezogen: "Eine Drogenfreigabe kommt einer Kapitulation gleich." Die Freigabe führt nach Auffassung des CDU-Politikers "zur Abhängigkeit und würde vielen jungen Menschen das Leben kosten".
Die Union mühe sich darum, "vernünftige SPD-Abgeordnete" zu gewinnen, um mit ihnen gemeinsam eine Freigabe zu verhindern. Als besonders traurig empfindet Weiß die von ihm erkannte Konfrontation zwischen SPD und Eltern: Während die Eltern sich Gedanken machten, wie ihre Kinder von Drogen ferngehalten werden könnten, überlege die SPD wie Drogen legalisiert werden könnten.
Die Diskussion sei ihm unverständlich, da sowohl die Schweiz als auch das liberale Schweden die Drogenfreigabe als gescheitert ansähen. Die zunehmende Drogenproblematik und die damit einhergehende Drogenkriminalität könnten nur durch eine entschlossene Vorgehensweise bekämpft werden. Was Weiß damit meint: Sowohl die Polizei als die vorbeugende Aufklärung an Schulen müßten mehr Unterstützung der Landesregierung erhalten. Gemeinsam mit dem Ausbau der Therapiemöglichkeiten müsse das Drogenproblem angegangen werden.
Demgegenüber erklärte Dirk Langolf für die Grün-Alternative Jugend (GAJ) Groß-Gerau, es sei eine "selbstverständliche Entwicklung" der Drogenpolitik, daß weiche Drogen an Personen ab 16 Jahren freigegeben werden dürfen. Mit dem freien Verkauf beispielsweise von Marihuana und Haschisch in Lebensmittel- und Tabakgeschäften würden die weichen Drogen an Bedeutung bei dem umstrittenen Einstieg in den harten Drogenkonsum verlieren.
Weiß spreche mit seiner Stellungnahme letztlich mündigen Bürgern die Verantwortung ab, für sich selbst zu entscheiden, welchen Rausch sie wollten. Auch habe der CDU-Politiker Drogen einseitig definiert als Haschisch oder Marihuana - von Alkohol habe er dagegen nichts gesagt.
Die GAJ kapituliere keinesfalls vor der Drogenproblematik. Aber nur Prävention und Repression könnten nicht die einzige Instrumente im Kampf gegen Drogenmißbrauch seien.
Die Legalisierung weicher Drogen könne aber nur unter Einbindung aller betroffenen und inhaltlich damit befaßten Gruppierungen geschehen. Außerdem verlangte Karin Runkel für die GAJ eine bessere ausgestattete und geförderte Struktur in der bestehenden Präventionsarbeit, damit Jugendliche den bewußten und aufgeklärten Umgang mit Drogen lernen könnten. cas
Meine Nachbarn halten mich wahrscheinlich jetzt endgültig für meschugge. Zumindest diejenigen, die mich gestern gegen Mitternacht dabei beobachtet haben, wie ich vor einem Auto in die Hocke ging und mit selbigem redete. So mochte es scheinen; tatsächlich habe ich aber mit dem geredet, der da drunter saß. Der nämlich, ein ausgewachsener Steinmarder, war mitten im Frankfurter Westend vor mir hergehüpft und schließlich unter einem geparkten Wagen verschwunden.
"Laß dich nicht im Motorraum erwischen", sagte ich zu ihm, während er mich mit seinen großen Knopfaugen anguckte. Denn putzig sind sie ja schon, die Kerlchen. Seit mir aber einer unlängst im Hintertaunus mein Zündkabel durchgebissen hat (die FR berichtete), habe ich ein etwas gestörtes Verhältnis zu den Tierchen.
Vielleicht hat er das gespürt; er verzog sich nämlich schmollend in Richtung Grüneburgpark. Aber auch heute wird es ja wieder Nacht . . . Ihr Bastian
Mit Verschwörermiene sitzt das Pärchen im S-Bahnabteil der Linie 6. Schweigend kontrollieren zwei Augenpaare, ob sich unter den Mifahrern mögliche Beobachter befinden. Mit einem raschen Seitenblick erhasche ich nur noch, wie ein Gegenstand von IHR zu IHM wandert, verborgen in der geschlossenen Hand.
Waffen, Drogen, Geld? Die Polizeiberichte hinterlassen ihre Spuren, Mißtrauen und Vorsicht scheinen geboten. Das Pärchen rührt sich nicht. Mein weiterer verstohlener Blick zur Seite wird sofort mit einem drohenden Zurückstarren für diesen Eingriff in die Intimsphäre bestraft. Schnell den Kopf wieder nach links drehen - da bietet die das Gegenüber spiegelnde Fensterscheibe ungeahnte Möglichkeiten zur Befriedigung der Neugier. Mit der Tarnung des Aus-dem-Fenster-ich-betrachte-meine-Umgebung-Schauens wird die Beobachtung fortgesetzt. In der Gewißheit, endlich ungestört zu sein, beschaut ER sich den Gegenstand in seiner Hand, öffnet ihn und - pudert sich schnell das Gesicht! Keinerlei kriminelle Aktivitäten, nur die verschämten Verschönerungen eines Mannes, der diese "typisch weiblichen" Hilfsutensilien wohl als unvereinbar mit seiner männlichen Naturpracht erachtet.
Eine gewisse Enttäuschung macht sich bei mir breit und Lust an der Enttarnung. Doch rascher, als der Kopf provozierend wieder nach rechts gewendet werden kann, ist die Hand Zufrieden dank glanzloser Pracht
Ein Blick in die Spiegelung der Fensterscheibe offenbart die Rückgabe der Puderdose, die sie eiligst in ihrer Handtasche verschwinden läßt. Zufrieden verzieht sich sein Gesicht in glanzloser Pracht zu einem dankbaren Lächeln an sein Gegenüber. ULRIKE BAUER
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45).
Nauheim. Ried-Casino: Die Abenteuer von Pico & Columbus (15 Uhr); van Gogh (19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: JFK - Tatort Dallas (20 Uhr). Vereine / Organisationen Kelsterbach. Skatclub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, im Treffpunkt. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Verschiedenes Dreieich. Bingo-Nachmittag für Senioren, 15 Uhr, August-Wienand-Haus, Sprendlingen. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr; Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Bürgersprechstunde der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr. 2.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler-Gemeinschaft, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Frauenhaus des Kreises Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).
Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr).
Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, telefonisch erreichbar unter 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.
Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Telefonnummer 0 61 06 / 6 21 86.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 60 74 / 9 40 11.
Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefonnummer 0 61 82 / 12 11.
Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung: Tel. 0 61 06 / 7 40 99.
Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefonnummer 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Oliver und Olivia (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (15.45, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Telefon 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.
Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.
Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.
Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
Frau Ilse Wolburg, Klein-Karben, zum 81. Geburtstag.
Herrn Helmut Barowski, Okarben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Willi Götz, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
Frau Agnes Gänger, Assenheim, zum 81. Geburtstag.
Frau Dina Giese, Assenheim, zum 73. Geburtstag.
Herrn Karl-Heinz Schmidt, Assenheim, zum 70. Geburtstag.
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Die House-Band, 20 Uhr, im Goldenen Apfel.
Rüsselsheim. Sommercafé: Irmels Puppentheater, ab 14 Uhr; St. Petersburg Clown Corporation, 20 Uhr; GOJ T-A-TR, 22 Uhr, Ostpark-Wiese. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15, 23 Uhr).
Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30, 22.30 Uhr).
Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45, 23 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: van Gogh (19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr).
Grundschule Nauheim, Open-Air-Film: Little Big Man (21.30 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. JFK - Tatort Dallas (20 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefonnummer 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, Telefonnummer. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Telefonnummer 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Ducktales - Jäger der verlorenen Lampe (10 Uhr); Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Mobiler sozialer Hilfsdienst, AW, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises, Sprendl., Eisenbahnstr. 8, 9-12 und 14-16 Uhr, Anmeldung: 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde, 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.
Beratung für Wohnungslose Menschen (Parität. Wohlfahrtsverband) 10 bis 13.30 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 100.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2, 15 bis 17 Uhr, Termine: 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dieburg. Monsters of Comedy mit Badesalz, Georg Rindswandl, Paddy goes to Holyhead, Helge Schneider & Hardcore und Mathias Beltz, ab 18 Uhr, Sportfeld am Schloßgraben. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Stop, oder meine Mami schießt ! (20.30 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Tel. 0 61 06 / 7 40 99.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Broadway: Oliver und Olivia (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (15.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung, 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 67, Tel. 80 064 - 230/231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 9 bis 17 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.
Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende, 20 Uhr, Ludwigstr. 180 A.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie), 17 bis 18.30 Uhr.
Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises, Paulstr. 49, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
Was tun, wenn die Kiste nicht anspringt? Anschieben? Batterie aufladen und hoffen, daß der Anlasser nicht defekt ist? Musikern ergeht es nicht anders: Zuweilen haben sie Startprobleme. Steve Colemans Jazzfunk-Quintett "Five Elements" kam im Mainzer Kulturzentrum erst nach einer Stunde überhaupt in die Gänge. Vorher klang Colemans Saxophon arg dünn und unsauber.
Aber auch nachdem der Band-Motor einigermaßen läuft, will keine Spielfreude aufkommen. Entweder sind die Jungs schlecht drauf oder es ist ihnen in der KUZ-Sauna einfach zu heiß. Genau wie den Besuchern.
Colemans Musik, die irgendwo im öden Niemandsland zwischen Jazz und Funk anzutreffen ist, eignet sich noch am besten zum Nebenbeihören: vom Biergarten des Kulturzentrums aus.
Wer dennoch in der Sauna bleibt, wird zumindest mit einem hervorragenden Sound verwöhnt. Die Musik jedoch hält Vergleichen mit anderen Vertretern des New Yorker Jazz-Erneuerungsstils namens New-Thing nicht stand: Tenorsaxophonist Gary Thomas und dessen "Seventh Quadrant" spielt vielschichtiger, cooler und einfach besser.
Dagegen fehlt bei Coleman und seinen Fünf Elementen die Spannung. Die Arrangements sind zwar dicht und homogen, aber letztlich emotionslos. Ein Lichtblick ist das Solo von Bassist Reggie Washington. Schlagzeuger Marvin Smith ist in seine Crash-Becken verliebt, die er ständig anschlägt.
Als Steve Coleman bei der Zugabe auch noch mit Rap anfängt, wird es Zeit, den eigenen Anlasser zu starten. Der Zündfunke hat bei diesem Konzert im Mainzer Kulturzentrum leider gefehlt.
STEFAN MÜLLER
Auch nach insgesamt acht Vorstrafen wegen Trunkenheit im Straßenverkehr ist der gegen einen 50 Jahre alten Autofahrer verhängte Freiheitsentzug von zwölf Monaten in Frankfurt zur Bewährung ausgesetzt worden. Für den Fall, daß der Angeklagte erneut mit Alkohol am Steuer erwischt wird, beabsichtigt das Amtsgericht jedoch, ihm auf Lebenszeit den Führerschein zu entziehen.
Mit 1,5 Promille Alkohol im Blut war der Autofahrer, ein gelernter Kfz-Meister, in der Nacht zum 19. Januar dieses Jahres in seinem Wagen an der Autobahnabfahrt zur Friedberger Landstraße gegen die Leitplanke gefahren. Um sich wegen seiner Alkoholisierung keinen Ärger einzuhandeln, kümmerte er sich nicht weiter um den Schaden, sondern fuhr nach Hause. Als er tags darauf von Polizeibeamten ermittelt wurde, stellten sie zugleich fest, daß der Mann auch keinen Führerschein mehr besaß.
Nach Angaben des Angeklagten hatte er ursprünglich gar nicht vor, selber Auto zu fahren. Unterwegs mit zwei Freundinnen in Bad Homburg, hätten sich ihre Wege abends getrennt: Die beiden Damen seien ins Spielkasino gegangen und hätten ihn - "Ich war nicht richtig angezogen" - in einem Lokal sitzengelassen. Um wieder nach Hause zu kommen, habe er sich - trotz aller guten Vorsätze - doch wieder ans Steuer setzen müssen.
Wie das Vorstrafenregister ergab, hat der Angeklagte bereits seit mehr als 20 Jahren erhebliche Probleme mit dem Alkohol.
Bis 1986 ist er achtmal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt worden, und zwar auch zu Freiheitsstrafen, die nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt wurden. In diesem Zusammenhang war gegen ihn auch schon ein Führerscheinentzug von fünf Jahren verhängt worden.
"Was soll man Ihnen noch raten?" fragte Richter Jürgen Biba. Selbst Gefängnisstrafen beeindruckten den Angeklagten nicht, und obwohl er keinen Führerschein mehr besitzt, kaufe er sich neue Autos. Der Richter, der mit dem Urteil erneut eine Führerscheinsperre von fünf Jahren aussprach, kündigte an, daß bei der zehnten Trunkenheitsfahrt die lebenslange Sperre fällig sei.
Trotz der erheblichen Vorstrafen hatte sich bereits der Vertreter der Anklagebehörde in seinem Plädoyer dafür ausgesprochen, daß die zwölf Monate Freiheitsstrafe noch einmal zur Bewährung ausgesetzt werden sollten. Begründet wurde dies damit, daß sich der Angeklagte "immerhin" seit 1986 straffrei gehalten hatte. Dies sei allerdings auch "seine letzte Chance".
Der Angeklagte nahm das Urteil sofort an.
MAIN-KINZIG-KREIS. Landrat Karl Eyerkaufer hat eigens den Kreisausschuß zur Ferienzeit einberufen, um Aufträge im Gesamtwert von 346 000 Mark für die Schulsanierung vergeben zu können. Damit soll gewährleistet sein, daß die anstehenden Arbeiten noch vor Schuljahresbeginn beendet werden.
Mit mehr als 200 000 Mark geht der dickste Batzen nach Langenselbold zur Käthe-Kollwitz-Schule (Dachsanierung an der Großsporthalle). Mit knapp 60 000 Mark wird die Anschaffung von Möbeln für den Organisationsbereich der Grund- und Hauptschule Linsengericht-Eidengesäß unterstützt. Rund 45 000 Mark kostet es, die Fenster der Grund- und Hauptschule Steinau-Ulmbach zu erneuern. Für 37 000 Mark werden in der Haupt- und Realschule Schlüchtern die veralteten Lampen gegen neue Energiesparlampen ausgetauscht.
Ferner hat der Kreisausschuß den Planungsauftrag zur Sanierung der Heizungs- und Lüftungsanlage der Turnhalle des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums in Schlüchtern vergeben. hok
"Und dann gibt es noch die, die ihr Geld mit gnadenlosen Reportagen über die Wohnungsnot in Deutschland verdienen. ( . . . ) Das Team - zumeist drei bis fünf freischaffende Künstler - reist dann gegen einen Spitzen- Spesensatz durch Deutschland und dreht kilometerlange Filmschnitte von Mietern, die mediengerecht Tränen vergießen, weil sie keine preiswerte Vier-Zimmer-Wohnung in der City von Frankfurt oder Stuttgart erhalten. Möglichst fünf Minuten zu Fuß vom neuen Arbeitsplatz, der natürlich unter Zusage massiver Gehaltsverbesserungen angenommen wurde. ( . . . ) So, und schon haben wir eine rührende Sendung über die Wohnungsnot: Prügelei um Wohnungsannoncen, Schlangen vor dem Wohnungsamt, ( . . . ) Tränen wohlbestallter Mieter (die allesamt nicht unter Brücken schlafen) und ein mit brechender Stimme kommentierender Reporter, der bitter die untragbaren Zustände auf dem Wohnungsmarkt beklagt und anschließend eine Riesenfete in seiner 200-Quadratmeter-Eigentumswohnungen steigen läßt - ohne Kameras. Millionen Zuschauer sind beeindruckt ( . . . ) und glauben an das, was ihnen als Realität vermittelt wird".
Volker Gierth, Generalsekretär des Zentralverbandes der Haus- und Grundeigentümer, im hessischen Nachrichtenblatt der Organisation zu Fernsehberichten über die Wohnungsnot.
BAD VILBEL. Mit feuchtem Gruß von den regennassen Blättern der Büsche im Kurpark verlassen manche Gäste aus dem nahen Hotel die Brunnenstadt: Bei der Planung des Parkstreifens für Autos auf der linken Seite der Parkstraße haben die vielgelobten Planer offenbar vergessen, daß die Fahrertür ebenfalls links liegt. Um in das abgestellte Auto einsteigen zu können, muß man sich in die Büsche quetschen. Vilbeler, die das Dilemma schon kennen, behelfen sich, indem sie halb auf der Straße parken.
Die Stadtverwaltung wird wohl nicht umhinkommen, den Parkstreifen zu verbreitern, so daß man nicht halbwegs durch die Büsche in den Wagen steigen muß. Daran, einen Streifen der Bäumne am Rand des Kurparks abzuholzen, ist hoffentlich nicht gedacht.
Ein Anwohner wies außerdem darauf hin, daß in der Parkstraße trotz Umgestaltung immer noch zu schnell gefahren werde. Außerdem habe sich gezeigt, daß Fußgängern, vor allem Kindern, die in Höhe des Hotels aus dem Kurpark kommen und die Straße überqueren wollen, die Sicht durch die schräg geparkten Autos verdeckt wird.
Den Vogel abgeschossen zu haben aber scheinen die Planer mit der Gestaltung der Einmündung der Parkstraße in die Niddastraße. Genau an der linken Ecke der Einmündung wurde ein Bäumchen auf den Bürgersteig gepflanzt. Dieser junge Baum verengt den Raum für Fußgänger und Frauen mit Kinderwagen oder Kleinkindern an der Hand, daß diese sich am äußersten Fahrbahnrand vorbeidrücken müssen, also durch vorbeifahrende Autos gefährdet werden. Warum, trotz vielleicht rein optisch-symmetrischer Gründe, hier nicht auf das Pflanzen eines Stämmchen verzichtet wurde, wo doch in unmittelbarer Nähe einzigartiger alter Baumbestand für Schatten und gefilterte Stadtluft sorgt, ist nicht zu begreifen. de
Frau Mathilde Schmidt aus Nidderau- Windecken zum 85. Geburtstag am Montag, 13. Juli.
Herrn Franz Seifried aus Nidderau zum 80. Geburtstag am Montag, 13. Juli.
Frau Ella Hoyer aus Nidderau- Windecken, zum 93. Geburtstag, am Dienstag, 14. Juli.
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Kinos Gelnhausen. Pali: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).
Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: Open-Air-Classic mit dem Bläserquintett der Kammervereinigung Berlin, 20.30 Uhr Fronhof.
Ronneburg. Ausstellungsreihe Kunst & Kemenatensaal "Zeitraum - Arbeitsraum" von Dagmar Hirsch-Post, 14 bis 17 Uhr in der Burg. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr Telefon 1 58 56.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11,Telefon 25 66 02.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr Erlenhalle Langendiebach.
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 7 14 14.
Vereine/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp Straße 10.
Rodenbach. Hanauer Single Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, (Gaststätte "Da Raffaele"). Verschiedenes Maintal. Seniorengymnastik, 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.
Hammersbach. Treffen der Stillgruppe der Elterninitiative 9.30 Uhr, Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Langenbergheim.
Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15-22 Uhr.
Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse, 14 bis 18 Uhr in der SEKOS Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Sondermüll Hanau. Sonderabfallsammlung, 11 bis 12.30 Uhr Fasaneriestraße Klein-Auheim, 13 bis 14.30 Uhr Verwaltungsstelle Steinheim, 15 bis 16.30 Uhr Kurt-Schumacher- Platz in der Weststadt.
Der neue Park & Ride-Parkplatz am Hessen-Center soll zum 30. August fertigwerden. Zur Zeit müssen Autofahrer, die dort in die U 7 umsteigen wollen, mit einem kleineren Behelfsparkplatz vorliebnehmen. Doch der vom Hessen- Center zur Verfügung gestellte Platz bietet nur 270 Autos Raum und ist ständig überfüllt. Jeden Morgen su- chen sich zahlreiche Pendler an der Borsigalle einen Parkplatz. Die neue Fläche mit 450 Stellplätzen soll für Entlastung sorgen.
Der P&R-Platz an der Borsigallee sollte schon zur Eröffnung der U 7-Erweiterung Ende Mai fertig sein. Doch da dieser Termin nicht eingehalten werden konnte, stellte das Hessen-Center den Kundenparkplatz an der ehemaligen Tankstelle vor dem Einkaufszentrum zur Verfügung. Doch die Lösung ist unbefriedigend. "Die Pendler parken das Provisorium und die übrigen Kundenparkplätze zu", klagt Hessen-Center-Manager Horst Ande. "Unsere Kunden können nicht parken."
Auch wer abends auf dem P&R-Gelände parkt, ärgert sich: Um 22 Uhr wird die Beleuchtung abgeschaltet. Vor allem Frauen fühlen sich unsicher. "Der Platz hängt an der Hessen-Center-Beleuchtung", erklärt Ande. "Und um 22 Uhr schalten wir die ab. Mehr Licht ist auf einem Kundenparkplatz - und das ist die Anlage eigentlich - nicht erforderlich." Der FVV hat ebenfalls eine großen Parkplatz-Bedarf festgestellt: "Die Straßen sind verstopft", meint Pressesprecherin Claudia Planz. "Je größer der Platz wird, desto besser." Ob die kalkulierten 450 Einstellplätze ausreichen werden, kann sie nicht sagen. "Eine Fahrgastzählung liegt erst Mitte August vor."
Das Baudezernat begegnet dem Parkplatzchaos mit verstärktem Eifer: "Wir setzen zur Zeit unsere letzte Reserve ein", betont Gabriele Dehmer. "Zum 30. August wird der neue Park & Ride-Platz fertig." Das muß er auch, denn von diesem Zeitpunkt an will das Hessen-Center nicht mehr auf seinen Kundenparkplatz verzichten. Ande: "Da kommt wieder eine Schranke vor."
Der neue Parkplatz ist auch nicht von Dauer. Er wird wieder verschwinden, sobald das neue Parkhaus an der Autobahntrasse gebaut ist. "Das Planverfahren läuft", erläutert Referent Jürgen Häußler. "Wir hoffen, daß nächstes Jahr gebaut werden kann." Höchste Zeit, meint Wolfgang Wolff, Chef der Aufbau AG (FAAG).
Seine Gesellschaft soll das 1000 Wagen Platz bietende Parkhaus für 30 Millionen Mark errichten. "Die Idee stammt aus dem Jahr 1986. Wir haben schon eine Million an Planungskosten ausgegeben", rechnet Wolff vor. "Das Parkhaus sollte ursprünglich mit der U 7-Verlängerung im Mai fertig sein." ert
MAIN-KINZIG-KREIS. Scharfe Kritik am von der rot-grünen Mehrheit vorgelegten Schulgesetz wird nicht nur aus den Reihen der CDU, sondern inzwischen auch von vielen Eltern geübt. Das "189- Paragraphen-Werk" wird nach Auffassung des CDU-landtagsabgeordneten Walter Korn (Maintal) mit seinen "schlimmen Folgen" auch bald für Schüler, Eltern und Lehrer im Main- Kinzig-Kreis spürbar sein.
Bestätigt sieht sich der Unions-Politiker durch die Elternproteste in seinem Wahlkreis, wie beispieslweise an der Additiven Gesamtschule in Freigericht. Dort protestierte, wie berichtet, der Schulelternbeirat gegen die Kürzung der Stundentafeln und Verabschiedung des Schulgesetzes. Der hessische Kultusminister habe 600 Protestbriefe von Eltern erhalten. Korn sieht vor allem "eine Rückkehr zur Gesamtschulideologie und eine Zerschlagung des gegliederten Schulwesens". "Das Privileg der Gesamtschulen wird wieder eingeführt und Stundentafeln und Lehrpläne werden schulstufenbezogen aufgestellt. Darüber hinaus will die rot-grüne Mehrheit Haupt- und Realschulen als eigenständige Schulformen zerschlagen und für alle Schüler außer den Gymnasiasten die Förderstufe einführen." Eine Kampfansage an das Leistungsprinzip stellt für den Maintaler die Abschaffung der Ziffernbenotung bis zur dritten Klasse dar. Auf Kosten der bewährten Einzelfächer plane die rot-grüne Landesregierung die Einrichtung von Lernfächern Gesellschaftslehre und Naturwissenschaften, wobei durch Einzelregelungen der Verfassungsrang des Faches Geschichte verletzt werde.
Heftig umstritten ist aus Sicht Korns auch die Einrichtung von sogenannten Schulkonferenzen. Dieses "basisdemokratische Modell rot-grüner Ideologen" werde die hessische Schullandschaft durch individuelle Entscheidungen über die Bildungsinhalte "balkanisieren". Kompetenzkonflikte zwischen Schulkonferenz, Elternrecht, Konferenzrecht sowie dem Personalvertretungsrecht werden nach Korns Prognose einen dauerhaften Schulkonflikt in Hessen und im Main- Kinzig-Kreis verursachen. are
Im Wortlaut: Bitte um Begnadigung Rössner schwer gezeichnet
Pfarrer Hubertus Janssen (Limburg), katholischer Gefängnisseelsorger von 1973 bis 1990 und Vorstandsmitglied des Komitees für Grundrechte und Demokratie, hat sich in gleichlautenden Schreiben an Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger für eine schnelle Begnadigung oder Entlassung des als RAF-Terrorist inhaftierten Bernd Rössner eingesetzt. Rössner war im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die bundesdeutsche Botschaft in Stockholm im April 1975 verletzt festgenommen und verurteilt worden und seitdem in Haft. Wir bringen das Schreiben an den Bundespräsidenten leicht gekürzt im Wortlaut: Seit Februar 1979 habe ich Menschen, die wegen Terrorismus verurteilt wurden, auf ihren Wegen begleitet. Ich war und bin im Gespräch mit Gefangenen und ihren Angehörigen. Ich bin immer wieder dafür eingetreten, den Gefangenen gegenüber Menschlichkeit walten zu lassen. Als Seelsorger im Strafvollzug von März 1973 bis Mai 1990 habe ich die Erfahrung gemacht, daß Härte der falsche Weg ist. (. . .)
Seit Oktober 1991 bin ich auch Vorstandsmitglied des Komitees für Grundrechte und Demokratie e. V. und arbeite in dessen Projektgruppe "Wider die lebenslange Freiheits- strafe" mit. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hat nie Zweifel daran gelassen, daß die Gesellschaft sich vor Terrorismus schützen muß. Genauso wenig lassen wir Zweifel daran, daß Menschenrechte auch für Gefangene gelten. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V. tritt gemäß seinen Zielen dafür ein, die Grundrechte unverkürzt zu erhalten und zu verwirklichen. Das entspricht voll und ganz meiner theologischen und christlichen Überzeugung als Seelsorger.
Der "Versöhnungsvorschlag" des damaligen Bundesjustizministers Klaus Kinkel und der RAF-Brief vom 10. April 1992 bieten eine so noch nicht dagewesene Möglichkeit, Wege aus dem "Gewalt-System" zu finden. Der RAF-Brief, den ich sehr sorgfältig studiert habe, bringt wichtige Erkenntnisse und Einsichten zum Ausdruck. Ich zweifle aufgrund meiner Erfahrung und der vielen Gespräche, die ich bereits geführt habe, nicht daran, daß die RAF-Gefangenen keine Gewalt mehr anwenden wollen.
Mit diesem Brief an Sie, verehrter Herr Bundespräsident, den ich sinngemäß auch an die Frau Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger schreibe, verwende ich mich heute - auch namens des Komitees für Grundrechte und Demokratie - ganz besonders für den RAF-Gefangenen Bernd Rössner. Herr Rössner wurde im April 1975 verletzt festgenommen und ist seitdem in Haft. Das sind nun mehr als 17 Jahre. Die Jahre der Isolation, er hat 10 Jahre in Isolationshaft verbracht, und ich weiß, was das bedeutet, sowie neun Hungerstreiks und sein Durst- und Schmutzstreik haben ihn körperlich und seelisch gezeichnet. Als ehemaliger Gefängnisseelsorger sind mir die psychischen Beschwerden als Folgen der Haft sehr wohl bekannt. Hinzu kommt die fast unerträgliche Situation, für seine Zukunft keine Perspektive entwickeln zu können. Meine langjährige Erfahrung hat mir deutlich gemacht, daß die "Rechtsregeln", mit denen die Gefangenen im Strafvollzug leben müssen, nicht dazu beitragen, ihr Leben positiv einzurichten und auch keine Hilfe sind bei der Verbesserung der zwischenmenschlichen Kontakte, die für ein sinnvolles und somit für ein straffreies Leben erforderlich sind.
Ich habe lernen müssen, daß in unserem Strafrechtssystem etwas Wesentliches falsch ist, weil es bei der Strafe immer um Zufügung von Leid geht. Es besteht leider in der Tradition unserer Kultur die Auffassung, daß das Leid, das viele Menschen erfahren, ihre Seele läutere und heilsam sei für die schmerzliche Gesundung der Persönlichkeit. Es ist aber nur eine Theorie, die Wirklichkeit ist eine andere. Kardinal Carlo M. Martini, Erzbischof von Mailand, sagt dazu: "Einen Beschuldigten leiden zu lassen, auch durch legale Methoden, ist kein soziales Mittel der Abschreckung. Wir haben es nicht nötig, alternative Wege der Bestrafung zu suchen, sondern Alternativen zur Bestrafung." Mir erscheint die Zeit gekommen, Neues zu erproben, und mir erscheint es mehr als sinnvoll, den Begriff Versöhnung bewußt aufzugreifen im Sinne jener Änderung, die Unfrieden, Feindschaft, Entzweiung, Entfremdung überwindet.
Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, haben in der Vergangenheit schon mehrere Zeichen der Versöhnung gesetzt, die für das gesellschaftliche Zusammenleben von großer Wichtigkeit gewesen sind und immer noch sind. Die Begnadigung von Bernd Rössner könnte erneut zum Dialog und zur gewaltfreien Konfliktlösung beitragen. Sie wäre vor allem auch ein Zeichen der Humanität und Souveränität und würde die längst fällige Konsequenz aus dem extrem schlechten Gesundheitszustand, in dem sich Herr Rössner seit Jahren befindet, ziehen.
Ich bitte Sie, Ihre Möglichkeiten zu nutzen und mitzuwirken, daß dem Gefangenen nicht der letzte Rest an Würde genommen wird.
Die Sozialdemokraten in Preungesheim baten Oberbürgermeister Andreas von Schoeler "eindringlich", weiter für die Schranken im Frankfurter Osten zu streiten. Der OB soll beim Regierungspräsidium Darmstadt Widerspruch gegen die Verfügung einlegen, mit der die Stadt gezwungen worden war, die Barrieren zu öffnen. Eine vernünftige Verkehrsberuhigung, so die SPD, sei nur durch Verminderung des Verkehrs zu erreichen. Beschämend nannten die Sozialdemokraten, daß die CDU die Schranken über die Schleichwege für Autofahrer mit der Berliner Mauer vergleiche.
"Mit Genugtuung" nahm dagegen die CDU-Opposition im Römer die Verfügung aus Darmstadt zur Kenntnis. Die CDU- Stadtverordnete Gudrun Osterburg sprach von einem "überfälligen Machtwort". Der Magistrat hatte mit den Barrieren Verkehr von Wohngebieten fernhalten wollen. Nach Einschätzung Osterburgs zeigt der Konflikt, "daß gegen die Mehrheit der Bürger nicht erfolgreich politisch agiert werden kann".
Von Anfang an hätten Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) mit den Schranken die Anwohner verärgert - schon dadurch, daß Anlieger zunächst keine Schlüssel für die Barriere über den Heiligenstockweg erhalten hätten.
Die CDU, so Osterburg, werde nach der Kommunalwahl im März 1993 dafür sorgen, "daß auch andere Schikanen beseitigt werden" - Details nannte die Stadtverordnete nicht. jg
ALFRED HERBEL, früherer Bürgermeister der Landeshauptstadt, feiert am morgigen Mittwoch, 15. Juli, seinen 80. Geburtstag. Elf Jahre lang war der Jubilar im Wiesbadener Rathaus verantwortlich für die Bereiche Wirtschaftsförderung, Kur, Kongresse und Fremdenverkehr sowie die Stadtwerke. Der gebürtige Ludwigshafener kam bereits 1966 nach Wiesbaden und ist seitdem seiner Wahlheimat treu geblieben. Seit Alfred Herbel pensioniert ist, nutzt er seine Zeit für Studien, die ihn oft auch ins Ausland führen.
Schadenfreiheitsrabatt ist nicht konservierbar Car Sharing-Teilnehmer verlieren ihre Prozente Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Die vor einigen Monaten in Frankfurt gegründete Car Sharing Genossenschaft hat laut ihrem Geschäftsführer Jens Matthaes vergeblich versucht, mit Haftpflichtversicherern zu vereinbaren, die Schadenfreiheitsrabatte der früheren Autobesitzer und jetzigen Autoteiler übernehmen zu können. Dennoch halten sich die Verluste der Autoteiler in Grenzen, wenn sie sich nach einiger Zeit entschließen, wieder ein eigenes Auto anzuschaffen: Erst sieben Jahre nach der Kündigung des Vertrages mit einer Haftpflichtversicherung muß der Versicherte erneut in der niedrigsten Schadenfreiheitsklasse anfangen.
Liegt die Kündigung der Haftpflichtversicherung nicht länger als sechs Monate zurück, "dann wird das so behandelt, als wäre nichts passiert", erklärt Uwe Schmidt-Kasparek, Pressesprecher des HUK-Verbandes in Bonn. Nach sechs bis zwölf Monaten bleibe der Versicherte in seiner Schadenfreiheitsklasse, werde aber im nächsten Jahr auf dem Weg zu den ersehnten 35 Prozent nicht hochgesetzt. Erst nach einem Jahr wird er zurückgestuft: Für jedes Jahr ohne Versicherungsvertrag eine Klasse.
"Anders", betont der Verbandssprecher, "kann das nicht geregelt werden", denn bei den Autoteilern lasse sich ja nicht nachweisen, ob jemand unfallfrei gefahren ist. In Frankfurt wechseln sich inzwischen 52 Fahrer ab, wenn sie mit einem der vier Wagen unterwegs sein wollen.
250 Mark haben sie als Eintritt bezahlt, um in die Gemeinschaft der Autoteiler zu kommen. Zudem mußten sie für 1100 Mark Anteile an der Genossenschaft erwerben, die ihnen beim Austritt ohne Zinsen wieder zurückgezahlt werden. Setzen sie sich entweder mit einem der beiden Kleinwagen und einem von zwei Kombis in Bewegung, kostet sie der Kilometer 35 beziehungsweise 40 Pfennig, Benzin und Haftpflichtversicherung inclusive. "Hinzu kommt der Zeittarif", sagt Geschäftsführer Matthaes: Für die Kleinwagen werden tagsüber drei Mark, für die Kombis vier Mark berechnet. Schließlich, fügt Matthaes hinzu, "soll Car-sharing ja kein billiger Ersatz zum Privatwagen sein". Daher seien Fahrten auf langen Strecken "bewußt teuer". Bis nächstes Jahr soll die Car Sharing Genossenschaft mit Sitz in der Münchener Straße 27 weiter wachsen: In Frankfurt sollen dann zehn Autos angeschafft sein.
ROSBACH. "Ich bin von meiner Mentalität ein Mensch, den es in die Gemeinschaft zieht", bekennt Heinrich Blecher (72). Gemeinschaft ist für den Nieder- Rosbacher jedoch keine Floskel, wie sie von Politikern gern benutzt wird, Blecher vermittelt die Erfahrung, wie Geborgenheit und Wohlbefinden durch aktiven Einstz für die Gemeinschaft entstehen: In der bemerkenswerten Altenarbeit der Stadt, beim Gesangverein, in der Kirchengemeinde und bei der Organisation des Burgfestes. Obwohl seit wenigen Jahren im Ruhestand, ist der Rosbacher, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Ilse, besonders in der Seniorenbetreuung aktiv.
Da die Kirschenernte unter dem Regen regelrecht zerplatzt ist, hat Blecher Zeit zu einem Gespräch. Den Obstbau haben die Blechers wie auch früher das Lebensmittelgeschäft von den Eltern, der Familie Stengel in Nieder-Rosbach, übernommen. "Heute ist es schwer, das Obst zu verkaufen", berichtet Blecher. Die Verbraucher bekämen durch die Öffnung der Märkte Obst aus dem Ausland schon früher, so daß die freudige Erwartung frischen Obstes schon gestillt sei, wenn die heimischen Kirschen oder Äpfel reifen. Darüber können sich die Konsumenten freuen, für die Rosbacher Obstbauern war das keine förderliche Entwicklung. Der Obstbau ist daher immer mehr zurückgegangen. Baugebiete wie am Kirschenberg künden davon, daß Obstbäume dem Wohnungsbau zum Opfer fielen.
Ähnliche Entwicklungen mußte der Einzelhandel in den kleinen Städten und Gemeinden der Wetterau hinnehmen. Die Blechers haben das am eigenen Leib verspürt.
Die kleinen Geschäfte mußten dem Druck der Großmärkte "auf der grünen Wiese" weichen. Heute müssen sich schon die Städte für eine ortsnahe Versorgung einsetzen, weist er mit Blick auf die Diskussion um die Erhaltung von Läden in Karben und Rodheim hin.
"Neben dem Einzelhandel war ich 43 Jahre lang - bis 1991 - als Vorsitzender des Gesangvereins Germania Nieder-Rosbach tätig", kommt Blecher zu einem seiner Hobbys. Zielstrebig führte er den Chor zusammen mit dem neuen Chorleiter Norbert Abel von kleinen Anfängen aus alten Zeiten zu einem zeitgemäßen Chor, der zugleich helfen wollte, die Spannungen durch die Gebietsreform und Reibungen der Menschen beim Zusammenschluß auch in Rosbach zu mildern und eine kulturelle Basis zu bieten.
Mit dem Ruhestand konnten sich Blecher und seine Frau dann verstärkt dem Engagement in der Kirchengemeinde und in der Altenarbeit in (Nieder-)Rosbach widmen. "Die Erziehung im Elternhaus, in der Schule und der Kirche zum Gemeinschaftssinn ist für mich bis heute lebendig", bekräftigt er. Vor fast genau zehn Jahren, kurz nach dem Beginn des Ruhestandes, wurde dann mit dem Rosbacher Altenplan unter dem früheren Bürgermeister Brechtel eine Entwicklung in der Seniorenarbeit in Gang gesetzt, die Blecher bis heute noch beispielhaft in der Wetterau findet. Aus Überzeugung engagiert er sich dabei ehrenamtlich über das sonst übliche Maß hinaus. Für seine Arbeit wurde er daher vor einem Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
"Wir brauchen Menchen, die bereit sind, sich für die einzusetzen, die das Wirtschaftswunder vergessen hat", fordert Blecher. Besonders ältere und behinderte Menschen, die oft mit nur einer kleinen Rente auskommen müssen, brauchen sich in Rosbach nicht alleingelassen zu fühlen. Zusammen mit den städtischen Gremien, Vereinen und Kirchengemeinde schuf der Altenplan die Voraussetzung zu einer Selbsthilfe-Organsiation, dem Arbeitskreis für Altenfragen und dem Seniorenbeirat. Die haben einen Kreis von Kontaktpersonen aufgebaut, die sich regelmäßig um ältere und behinderte Rosbacher kümmern und deren Bedürfnisse im Zweifelsfall an die Stadt oder die Sozialstation weiterleiten. "Wichtig ist aber das Gefühl, daß jemand da ist", weiß Blecher. Dankbar erinnert er sich an den verstorbenen Georg Welter, der diese Arbeit mit aufbauen half. Außerdem dankt er denen, die im Kontaktkreis mitarbeiten. In einer Telefonkette sind außerdem oft junge Rosbacher bereit, täglich ältere Bürger anzurufen und nach dem Befinden und den Bedürfnissen zu fragen. Blecher: "Das vermittelt ihnen Sicherheit und das Gefühl, nicht vergessen zu sein."
Unter dem neuen Bürgermeister Reinhold Medebach sind gezielte Freizeiten für Senioren hinzugekommen, Ausflüge und Führungen im Wald, im Winterhalbjahr zu Sehenwürdigkeiten in der Umgebung. Die Senioren selbst haben in der zehnjährigen Altenarbeit durch ihre Spenden ermöglicht, Rollstühle, Nachtstühle oder Krankenbetten für die gemeinsame Sozialstation anzuschaffen. "Sonst ist Altenarbeit meist in kleineren Clubs organisiert. Eine Gemeinschaft wie bei uns in Rosbach habe ich sonst nicht kennengelernt", meint Blecher ein wenig stolz. Der Altenbeirat gibt auch vierteljährlich die eigene Seniorenzeitschrift "Wir" mit Themen für ältere Leser heraus. Neben sozialen Fragen entführt ein Beitrag stets in die Geschichte Rosbachs.
"Die Arbeit im Geschäft hat mir keine Zeit gelassen, mich politisch zu betätigen", meint Blecher auf eine entsprechende Frage. Obwohl kein Politiker, wird sein Wort doch gehört. Die gemeinsame Arbeit im Altenbeirat habe immerhin dazu geführt, daß die Mittel für diese Aufgaben von der Politik bereitgestellt werden. "Darüber hinaus sehe ich meine Aufgabe, neben der Politik den Menschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen und Gemeinschaft zu fördern. Auf dieser Basis können die politischen Gremien dann wirkungsvoller arbeiten."
GEORG LINDE
Die befürchteten Konsequenzen aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vom 30. Juni, mit dem die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert worden ist, zeichnen sich jetzt bereits deutlich ab. Während etwa in München in nur fünf Tagen 1289 Anträge für eine erforderliche Abgeschlossenheitserklärung bei der Umwandlung von Altbauwohnungen gestellt worden sind, steht auch für Dieter Hasselbach, den stellvertretenden Leiter der Frankfurter Bauaufsichtsbehörde, fest: "Das wird Auswirkungen haben."
Wie viele Anträge in den vergangenen zehn Tagen bei der Genehmigungsbehörde in Frankfurt gestellt worden seien, lasse sich noch nicht sagen. Derzeit würden die Anträge allerdings noch nicht bearbeitet: Abgewartet werden soll zunächst ein Gutachten aus dem städtischen Rechtsamt.
Mit der Entscheidung der Richter in Karlsruhe war dem rot-grünen Magistrat das Instrument aus der Hand genommen worden, mit dem die Zahl umgewandelter Wohnungen in den vergangenen drei Jahren erheblich verringert worden war: Verlangt wurde von der Bauaufsichtsbehörde, daß die neuesten Bauvorschriften für den Brand-, Schall- und Wärmeschutz eingehalten wurden.
Durch diese Auflage war die Zahl der Anträge für die Abgeschlossenheitserklärung 1991 auf 663 Wohnungen zurückgegangen. Zwei Jahre zuvor waren es noch 1913.
Durch diese Praxis des Magistrats, vermutet Gustav Teitge, "ist ein gewisses Maß an Stau eingetreten". Daher sei sicherlich zu erwarten, schätzt der Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins, daß in nächster Zeit "etwa 200 Anträge in Frankfurt gestellt werden".
"Nicht in dem Maße wie in München", berichtet Bauaufseher Hasselbach, seien in den vergangenen Tagen neue Anträge in seiner Behörde eingetroffen. Sie werden mit dem Vermerk versehen: "Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz fehlen", aber dann nicht wie bisher zurückgeschickt. Sondern liegengelassen. Bis das Gutachten aus dem Rechtsamt zu dem Urteil aus Karlsruhe vorliegt: "Damit müssen wir abwarten", erklärt der zuständige Jurist Eberhard Bartholomäi, "bis wir den Beschluß des Gerichts vorliegen haben."
Ausgeharrt wird auch etwa beim Mieterverein: Noch, erzählt ein Mitarbeiter, seien keine Fälle von "Vernichtung billigen Wohnraums" seit dem Urteil bekanntgeworden. Bis vor drei Jahren aber, erinnert er sich, "das war eine heiße Zeit": Bis dahin kam es oft vor, "daß eine Vielzahl von Mietern durch wenige Eigentümer vertrieben wurde". ing
Nach dem jüngsten Unfall an der Kreuzung Eschersheimer Landstraße/Miquel-/Adickesallee, bei dem acht Menschen verletzt wurden, meldet sich die FDP-Nordend zu Wort: Der Unfall zeige, wie gefährlich die Kreuzungen des Alleenrings seien. Die FDP fordert deshalb den Bau des "Alleentunnels", er sei "weitgehend die überzeugendste Lösung". Zumindest müsse der Alleenring im Bereich der erwähnten Kreuzungen eine "Tief- Trasse" werden.
Vorwürfe macht die FDP den Stadtplanern, das Verkehrsaufkommen lasse sich eben nicht "wegideologisieren". Nur "durch überzeugende Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs muß und kann die Zunahme des Individualverkehrs eingedämmt werden." wob
Wer seinen Privathaushalt umweltfreundlicher organisieren und vor allem weniger Müll erzeugen will, findet fachkundige Hilfe bei den Abfallberatern der Kommunen. Wenn allerdings Firmen nach Methoden suchen, die bei der Produktion entstehenden Abfälle und Schadstoffe zu reduzieren, sind sie bislang weitgehend auf sich selbst gestellt. Eigene Umweltabteilungen können sich meist nur größere Unternehmen leisten. Die anderen holen sich zwar häufig Tips bei den zuständigen Industrie- und Handelskammern. Aber auch dort ist die Zahl der Fachkräfte begrenzt. Maßgeschneiderte Müllvermeidungskonzepte können sie nicht liefern.
Neue Wege beschreitet der westfälische Kreis Unna. Gemeinsam mit drei Entsorgungsunternehmen hat er die AVA - Abfallvermeidungsagentur - gegründet. Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung soll kleine und mittlere Unternehmen der Region über die technischen und finanziellen Möglichkeiten der Abfallminimierung informieren. Die Mehrheit der Anteile liegt zwar beim Landkreis, "aber beraten wird völlig unabhängig von den Gesellschaftern," betont Geschäftsführer Alfons Hufnagel.
Diese Zusicherung kommt nicht von ungefähr. Denn der Kreis hat als untere Abfallbehörde in Nordrhein-Westfalen nicht nur Beratungspflicht, er überwacht auch die vorschriftsgemäße Entsorgung des Gewerbemülls. Deshalb war die Verwaltung in Sachen Müllvermeidung von den Betrieben bislang kaum gefragt. "Wenn wir Daten an den Kreis weiterleiten würden, wäre das der Tod der AVA," sichert Hufnagel absolute Diskretion zu. Und Umweltdezernent Reinhold Weber freut sich, dieses "ganz neue Instrument" in der Hand zu haben. "Es ist so schwierig, mit dem behördlichen Apparat an die Unternehmen heranzukommen", weiß er aus Erfahrung, "und in den Betrieben steckt schließlich ein enormes Vermeidungspotential; man kann doch nicht nur in die Hausmülltonnen gucken."
Sechs Fachleute - Naturwissenschaftler, Bergbau-Ingenieure, Verfahrens- und Entsorgungstechniker - sollen die Wirtschaft im Kreisgebiet darüber aufklären, wie, zu welchen Kosten und eventuell auch mit welcher finanziellen Förderung Müll und Schadstoffe verringert werden können. An erster Stelle stehen neue Produktions- und Verfahrenstechniken zur Müllvermeidung; wenn etwa in der Hydraulik auf Öle auf pflanzlicher Basis umgestellt wird. In zweiter Linie steuern die Berater ihr Know-how über den Einsatz von Reststoffen bei; so kann Steinmehl, das bei der Steinbearbeitung anfällt, in der Betonproduktion Wiederverwendung finden. Auch lassen sich Sonderabfälle und damit Kosten vermeiden, wenn zum Beispiel ölverschmierte Betriebsmittel getrennt gesammelt werden.
Vor allem die in und um Unna vertretene metallverarbeitende Industrie, aber auch Handwerker und Firmen der Branche Steine und Erden gehören zur potentiellen Klientel der Agentur, die freilich auf lange Sicht ihr Arbeitsfeld ausdehnen will und dabei sogar Krankenhäuser ins Visier nimmt. Zum Teil sollen auch branchentypische Konzepte, etwa für das Handwerk, entwickelt werden. Als Grundlage dient der Agentur ein Abfallkataster, das Angaben über 90 Prozent der im Kreisgebiet anfallenden Schadstoffe enthält. Im Jahr kommen durchschnittlich 1,5 Millionen Tonnen Gewerbe- und Industrieabfälle in der Region des östlichen Ruhrgebietes zusammen. Das errechnete das Öko-Institut Darmstadt in einer vorbereitenden Studie.
Seit April haben die sechs Berater 40 Unternehmen besucht, Daten gesammelt und Gespräche geführt. Für drei Betriebe bereits werden Abfallvermeidungskonzepte erstellt. "Allein schon angesichts der steigenden Deponiekosten lohnt sich die Umstellung auf umweltfreundliche, schadstoffreduzierte Produktionstechniken", meint Geschäftsführer Hufnagel. "Mittel- bis langfristig sinken die Betriebskosten erheblich." Derzeit müssen Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Dortmund zwischen 150 Mark pro Tonne für hausmüllähnliche Gewerbeabfälle und mehr als das Zehnfache für Schadstoffe berappen, die in Verbrennungsöfen wandern. Eine Verdreifachung dieser Gebühren innerhalb von nur zwei Jahren hält Hufnagel nicht für ausgeschlossen.
Unerwartete Hilfe hat die AVA zwischenzeitlich von der Regierung in Düsseldorf bekommen. Nach den Bestimmungen des neuen Landesabfallgesetzes müssen Betriebe, die im Jahr mehr als 500 Kilo Sonder- oder mehr als 2000 Tonnen Massenabfälle produzieren, Abfallwirtschaftskonzepte vorlegen. Dabei ist nicht nur die Entsorgung sicherzustellen, sondern es müssen auch Müllvermeidungsstrategien entwickelt werden. Im Kreisgebiet Unna betrifft diese Vorschrift mindestens 3000 der insgesamt 12 000 Unternehmen. Das Gesetz paßt Hufnagel gut in den Kram: "So bekommen wir wenigstens einen Fuß in die Tür."
Die AVA läßt sich ihre Beratung in barer Münze bezahlen. 1050 Mark stellt sie den um mehr Umweltschutz bemühten Firmen pro Mann und Tag in Rechnung. Immerhin soll sie einmal gewinnbringend arbeiten. Vorerst fördert jedoch Umweltminister Klaus Matthiesen die Initiative mit einer Anschubfinanzierung von 1,8 Millionen Mark.
ANGELA HILSMANN
Die Bundesregierung läßt Land und Stadt bei der Finanzierung des S-Bahnhofs Messe im Stich - eigentlich überrascht die Nachricht kaum noch. Das an Investitionen eher bescheidene Projekt wird nicht das letzte im Rhein-Main-Gebiet sein, aus dem sich Bonn zurückzieht. Zu tiefgreifend ist die Finanzkrise des Bundes, zu sehr hat sich das CDU/ FDP-Kabinett bei den Kosten der deutschen Einheit verkalkuliert.
Im verzweifelten Bemühen, Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen, fallen jetzt in Bonn Entscheidungen mit fatalen Folgen. So verlagert im Zuge des europäischen Einigungsprozesses die Bundesregierung Investitionen im öffentlichen Regionalverkehr nach und nach zu Ländern und Kommunen.
Als ob nicht offensichtlich ist, daß Die falsche Richtung beide mit dieser Aufgabe überfordert sind. Selbst bis ans Äußerste ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit beansprucht, können Gemeinden und Länder a l l e i n ein attraktives Nahverkehrsnetz nicht aufbauen. Ohne diese Alternative aber wird es kaum gelingen, Autofahrer in nennenswerter Zahl zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen. Was das heißt, läßt sich in Frankfurt mit Hunderttausenden von Pendlern täglich erfahren - der Stau ist Alltag, mit allen Folgen für die Umwelt. Bei jeder großen Schau auf dem Messegelände verschärft sich die Situation noch.
Nötig wäre entschlossenes Umschichten von Milliarden, das öffentliche Verkehrsmittel stärkt. Der Ausstieg aus der Station Messe ist ein verzagter Schritt in die falsche Richtung. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
Kaum ist Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) aus dem Haus und in die Ferien gefahren, melden sich ihr Drogenreferent und die Grünen im Römer zu Wort. Nach vier Wochen Schweigen sind die Grünen plötzlich nicht mehr mit allem einverstanden, was die Polizei mit der offenen Drogenszene macht.
Als der OB zusammen mit der Polizei das Konzept zur "schrittweisen Auflösung" der Szene vorstellte, war die Dezernentin nicht dabei. Nimsch, die sich das Prinzip "mit Drogenabhängigen leben" zur Maxime gemacht hatte, setzte sich gegen die starke ordnungspolitische Komponente des OB-Konzepts weder zur Wehr, noch mochte sie es öffentlich mittragen: Also ging sie auf Tauchstation, was ihr Grüner Eiertanz mancher in der Partei verübelte.
Doch auch die Fraktion hat bislang gekniffen. Der vorhandene Klärungsbedarf konnte bisher nicht zufriedengestellt werden. In welchem Umfang die Grünen und ihre Gesundheitdezernentin künftig repressive Maßnahmen auf der Szene akzeptieren werden, bleibt ungewiß. Zu diesem Punkt gab es nur Widersprüchliches zu hören.
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, daß sich die wie immer geartete "Auflösung" nicht mit dem Grundsatz grüner Drogenpolitik vereinbaren läßt, derzufolge repressive Maßnahmen nicht fruchten würden. Ein Krach mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner soll jedoch vermieden werden. Die Basis wird diesen Eiertanz kaum verstehen.
FRIEDERIKE TINNAPPEL
FREIGERICHT. Wegen Brückenbauarbeiten kommt es nach Angaben der Gemeindeverwaltung an der Zufahrt zum Supermarkt und zur Firma Brönner bis zum 30. September zu Verkehrsbehinderungen. Dieser Bereich wird für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Die Zufahrt zur Firma Brönner erfolgt über die Ziegelstraße und die Raiffeisenstraße. Die Zufahrt zum Supermarkt bleibt auch weiterhin gewährleistet.
Die Gemeindeverwaltung bittet die Verkehrsteilnehmer um Verständnis und um die Bebachtung der aufgestellten Verkehrszeichen, die auf die geänderten Wege aufmerksam machen. schu
Auch die optimistischsten Touristiker werden heutzutage nicht mehr mit dem Satz argumentieren, daß der Fremdenverkehr zur Völkerverständigung beitrage. Längst hat nämlich die Praxis gezeigt, daß im Urlaubsgeschäft von heute eher das Gegenteil zutrifft. Wer am Palmenstrand von Sri Lanka sonnenbadet, interessiert sich für die Rassenprobleme des Landes wahrscheinlich nur insofern, als er darauf bedacht ist, nicht selbst Schaden zu nehmen bei den Auseinandersetzungen zwischen Tamilen und Singhalesen. Wer in Bangkok "Junggesellen- Urlaub" gemacht hat, ist noch allemal mit dem Spruch von der "Kultur" gekommen, in der Sexualität ja einen ganz anderen Stellenwert habe als in Europa. Völkerverständigung? Viel erlebt und nichts begriffen!
Dennoch taucht das Wort, nun in kleinerem Rahmen, in letzter Zeit immer dann auf, wenn es um Europa geht. Kulturtourismus, so heißt es, sei für ein tieferes Verständnis der Nachbarn untereinander geradezu lebensnotwendig. Den Deutschen und Franzosen, den Italienern und Spaniern ist das offensichtlich aus der Seele gesprochen, haben sie doch tatsächlich - wenigstens für die "kostbarsten Wochen des Jahres" - ihre Nachbarn und deren Kulturgüter entdeckt.
Kulturtourismus (und das heißt vor allem Städtetourismus) boomt, weil, das weiß die Statistik, immer mehr Menschen mehrmals im Jahr einen Kurzurlaub machen, weil das allgemeine Bildungsniveau gestiegen ist, weil Kultur einen hohen Prestigewert hat und weil der Sonnen- und Badeurlaub durch Ozonloch und Algenpest allmählich in Verruf gerät. Laut Reiseanalyse des Studienkreises für Tourismus in Starnberg gaben im Jahr 1990 3,8 Millionen Deutsche in den alten Bundesländern an, ihre Urlaubsreise sei eine Studienreise, ein Studienurlaub gewesen. Weitere zwei Millionen erklärten, sie hätten einen Bildungsurlaub unternommen. Zusammen sind das 17,5 Prozent aller Reisenden. Wenn noch berücksichtigt wird, daß in der Reiseanalyse nur nach der Haupt-Urlaubsreise gefragt wurde, dann wird klar, daß der Markt des Kulturtourismus in erstaunlichem Tempo expandiert.
Grund genug für das Europäische Tourismus Institut, ein privatwirtschaftlich mit der Universität Trier kooperierendes Unternehmen, das sich auch um Forschungsaufträge aus den Tourismusprogrammen der Europäischen Gemeinschaft bemüht, einmal zur Bestandsaufnahme zu bitten: "Kulturtourismus in Europa: Wachstum ohne Grenzen?" hieß, durchaus doppeldeutig, das Motto des zweitägigen Symposiums, zu dem Fachleute aus fünf Ländern geladen waren, um Begriffe zu klären, aus der Praxis zu berichten, neue Wege zu weisen.
Das Wort von der Völkerverständigung wurde auch hier bemüht, aber wie soll die funktionieren, wenn die Praxis auch in Europa so aussieht wie sie Dr. Horst- Martin Müllenmeister vom Reise-Riesen Touristik Union International ausmalte: Da hasten die Menschen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, wobei Kulturtouristen dazu neigen, die Welt in wenige besichtigungswerte und eine Vielzahl belangloser, also nicht besichtigungswerte Objekte einzuteilen. So ballen sich an bestimmten Stellen dieser Welt die Touristen, und die "Bereisten" fangen an, sich zu wehren. So hat man schon die Sperrung Venedigs und der Altstadt von Florenz erwogen, so denkt Dinkelsbühl an der Romantischen Straße über ein Bus-Verbot nach, weil Busse mehr Unruhe als Umsatz bedeuten. Es wäre deshalb wichtig, sich grundsätzliche Gedanken über das "Sehenswerte" zu machen, um Touristenströme zu entzerren, aber auch, um ein besseres gegenseitiges Verständnis in Europa über den Kulturtourismus überhaupt erst zu ermöglichen. Denn es reicht nicht, daß Urlauber, etwa in Andalusien unterwegs, zwar Säulenhöfen und maurische Gärten besichtigen, aber nicht informiert werden über moderne Industrie und arbeitslose Landarbeiter.
Die Mehrzahl der Urlauber, so war in Trier zu erfahren, verraten durchaus keine Vorliebe für speziell kunsthistorische Exkursionen. Ihr Interesse sei sehr viel offener und vielfältiger, variabler und diffuser. "Sie wollen eine Kultur kennenlernen und nicht nur den Teilbereich einer Kultur."
Hier hat sich, sozusagen in der "wissenschaftlichen Aufbereitung" eines Landes, einer Landschaft, einer Stadt für touristische Zwecke, in den letzten Jahren auch einiges geändert, was in Trier ebenfalls ausführlich zur Sprache kam. Da wäre einmal, wie von Bernd Hey, Professor für Geschichte an der Universität Bielefeld, dargestellt, die Belebung der historischen Szene durch sogenannte Basishistoriker, die Geschichte nicht mehr als Herrschaftsgeschichte, sondern als Beschreibung des Alltags mit sozialen Zusammenhängen begriffen wissen wollen. Sie trugen dazu bei, daß sich die Thematik im Kulturtourismus geändert, ausgeweitet hat; nicht mehr nur Kirchen und Schlösser stehen im Mittelpunkt, sondern auch die "bisher verschmähten Niederungen der materialistischen Alltagswelt" (Müllenmeister). Touristen sollten auf "Spurensuche" geschickt werden, und Spuren finde man im Flächenplan eines Dorfes ebenso wie in der Stadt. Spuren seien stillgelegte Gleise, umfunktionierte Gebäude, landwirtschaftliche Geräte, verlassene Häuser, protzige Neubauten.
Auf diesem Hintergrund wird in verschiedenen Teilen Deutschlands, auch grenzübergreifend, und in manchen Städten an "historischen Landschaften" gebastelt, die sich der "mündige" Reisende, ausgestattet mit wissenschaftlich ausgearbeitetem Informationsmaterial, auf Lehrpfaden und Geschichtsstraßen allein erschließen kann.
Daß manche Fremdenverkehrsfachleute solche Bestrebungen aber eher mißtrauisch beobachten, weiß Bernd Hey aus Erfahrung. Als er sich im Rahmen "geschichtsnaher Erholung im und am Teutoburger Wald" mit dem Nationalsozialismus befassen und eine Broschüre für Touristen herausgeben wollte, ging das dem Verkehrsamt zu weit. Geschichte, so Hey, würde von den meisten Touristikern immer noch am liebsten zum unterhaltsamen, exotisch-bunten Konsummaterial reduziert, wobei Greuel und Katastrophen in ferner Vergangenheit als Nervenkitzel noch akzeptiert würden, während Themen der Zeitgeschichte, die dank mangelnder zeitlicher Distanz so viel näher sind, dem Verdikt einer umsatzorientierten Branche zum Opfer fielen.
Ähnliche Erfahrung hat auch Dietrich Soyez, Professor für Geographie an der Universität Saarbrücken, gemacht, dem Kulturtourismus in Industrielandschaften am Herzen liegt. Hochöfen und Arbeiterwohnungen gehören normalerweise nicht zum Kulturbegriff von Touristen, und ein Picknick vor einer Kohlenhalde ist auch kaum vorstellbar. Dennoch habe, so Soyez, jeder Industrieraum ein hohes touristisches Anziehungspotential, das auf seiner Geschichtlichkeit und auf seinem Wert als Informationsträger für vergangene und für aktuelle Lebens- und Arbeitsverhältnisse sowie für die damit verbundenen Wirtschaftsweisen beruhe. Fremdenverkehrsfachleute wie etwa im Saarland haben sich trotzdem über die Jahre hinweg bemüht, die Industrie in ihrer Region vergessen zu machen und lieber auf die auch vorhandenen landschaftlichen Schönheiten verwiesen.
Daß sich aber ein so erweiterter und durchaus angemessener Begriff von Kultur auch touristisch vermarkten läßt, bewies in Trier ein Praktiker am Beispiel Ostbayern. 1988 lud der Fremdenverkehrsverband in den "gläsernen Wald" ein, wobei Ostbayern als eines der bedeutendsten Glaszentren Europas dargestellt und touristisch verkauft werden sollte. Diese Aktion entwickelte, berichtet Klemens Unger vom Fremdenverkehrsamt, so viel Eigendynamik, daß in den Folgejahren eigene Glasprogramme (Feste, Betriebsbesichtigungen, internationale Glassymposien) veranstaltet wurden. Der Prospekt mit aufgezeigten Glasrouten durch den Bayerischen und den Oberpfälzer Wald erscheint bereits in vierter Auflage. Er ist ins Englische übersetzt worden und wird derzeit in Italienisch vorbereitet. Das Thema entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Projekt von europäischer Dimension. Inzwischen hat die Glasfachschule Zwiesel Kontakte zu Italien und Schweden aufgebaut.
Hier können die Bayern als vorbildlich gelten. In der internationalen Arbeitsgemeinschaft "das grüne Dach Europas" soll jetzt die gemeinsame Kultur Bayerns, Böhmens und Österreichs touristisch genutzt werden und zu Reisen zu den Nachbarn anregen. Die Bayern unterstützen die Tschechoslowaken, indem sie deren historische Bauten in ihren Werbebroschüren gleich mit bekanntmachen. "Der Tourismus kann", da war sich Unger sicher, "wenn er qualitätsvoll mit Wissenschaftlern und anderen Fachleuten abgestimmt ist, durchaus zur Völkerverständigung in Europa beitragen." Und er könne bewirken, daß sich die Einheimischen mit ihren Traditionen, Werten und Kunstschätzen wieder neu auseinandersetzten, "was ohne diese touristischen Aktivitäten absolut nicht selbstverständlich ist". Tourismus als Mittel zum besseren Selbstverständnis? Das wäre ein Thema für eine weitere Tagung.
ULLA SCHICKLING
AUSKUNFT: Europäisches Tourismus Institut, Bruchhausenstraße 1, 5500 Trier, Telefon 06 51 / 4 48 32.
Einen katholischen "Kirchenladen" wird es ab Mitte September an der Südwand der Liebfrauenkirche geben. Die Informations- und Kontaktstelle soll den Frankfurter Bürgern, auswärtigen Pendlern und Touristen Auskunft über das kirchliche Leben in den verschiedenen Gemeinden, Institutionen und Einrichtungen der Main-Metropole geben. Darüber hinaus ist jeder willkommen, der irgend etwas über die katholische Kirche wissen möchte. "Welche Beratungsstellen kann ich aufsuchen", "Warum zahle ich eigentlich Kirchensteuern?" - Solche und ähnliche Fragen wolle der "Kirchenladen" auch beantworten, versichert Lydia Rothacker von der Informations- und Öffentlichkeitsstelle im katholischen Bezirksamt Frankfurt.
In anderen Städten, etwa in Mainz, hätte man bereits gute Erfahrungen mit diesen "Kirchenläden" gemacht. ki
Die Mainzer Straße führt aus der Kurstadt Wiesbaden hinaus und mitten durch ein Gewerbegebiet mit der üblichen Stadtrand-Tristesse. Zwischen Video-Händler, Pizza-Schnellimbiß und Stadtreinigungsamt findet sich in einem Innenhof das Haus Nr. 87, ein schäbiger, mehrstöckiger Backsteinbau mit Lagerhallen: Aus spärlich verglasten Fensterhöhlen blickt man auf Bahngleise und den Parkplatz einer Möbelspedition.
Hier, am Rande Wiesbadens, macht sich unversehens so etwas wie Bohème- Atmosphäre breit. Einige der Hallen dienen als Künstlerwerkstätten: Unter dem gemeinsamen Markenzeichen "artefacto" arbeiten hier Amador Vallina, Rick Scheppat und Karim Teufel an Raumkunstobjekten.
Funktionale Möbelobjekte, aus Eisen und Glas gefertigt, werden hier ebenso hergestellt wie Glaskunstwerke oder skulpturale Objekte. Kunst oder Kunsthandwerk? "Kunst", sagt Amador Vallina - eine Kunst allerdings, die durchaus auch Gebrauchskunst sein könne. Da man die Objekte meist in gemeinsamer Arbeit herstelle, verzichte man auf die individuelle Signatur der einzelnen Werke. Eine Ausstellung mit "artefacto"-Objekten außerhalb der Atelierräume wird vom 1. August an im Frankfurter Antiquariat "Zeitweise" zu sehen sein.
Im höhergelegenen Stockwerk des Hauses hat Markus Zerres sein Atelier eingerichtet. Flächenbetonte Malerei, die per Acrylfarbmischung entsteht, ist Charakteristikum seiner großformatigen Bilder. Markus Zerres hat seine Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie erhalten, bevor er vor zwei Jahren nach Wiesbaden umsiedelte. Als "ideal" rühmt er seinen Atelierraum und wird - ebenso wie die "artefacto"-Künstler und Wanderkino-Betreiber Uwe Schriefer, der im unteren Stockwerk seine Geräte lagert, - nicht müde, die Vorzüge des von einer Grußkartenfirma als Lager genutzten Hauses zu preisen.
Als Haupt- oder Untermieter haben die Künstler ihre Arbeitsräume "bis auf Abriß" gemietet - in der Hoffnung, daß der möglichst lange auf sich warten läßt. Inzwischen ist hier ein "Künstler-Biotop" entstanden, wie Uwe Schriefer sagt, ein Biotop, das sich - bemerkenswert - öffentlicher Förderung entzieht. Im Gespräch wird eine gewisse Skepsis gegenüber den gutgemeinten Bestrebungen kommunaler Kulturförderung spürbar.
Tatsächlich hat es an geförderten Projekten hier bisher keineswegs gemangelt: ob Kunsthaus oder Stadtteilkultur, ob Preisvergabe oder Initiierung von Ausstellungen - man hat sich redlich bemüht. Ob Kreativität und Spontaneität allerdings auf solch steril bereitetem Boden gedeihen, fragen sich die Bewohner des Lagerhauses an der Mainzer Straße.
Sie begreifen ihren Arbeitsplatz anders: "Die Ateliers sind keine Kommunikationszentren für die Öffentlichkeit", äußert Uwe Schriefer. "Es sind Arbeitsräume und wir alle sind froh, daß uns diese Räume zur Miete überlassen wurden." DAGMAR LORENZ
&blt; 'Dream Man' aus Hollywood
Im Rahmen der Lesbisch-Schwulen-Kulturtage präsentiert Michael Kearns am Montag, 13. Juli, um 20.30 Uhr und am Dienstag, 14. Juli, um 22.30 Uhr das Theaterstück "Dream Man" von Caroll Picket. Aufführungsort ist das Öko- Haus, Kasseler Straße/Westbahnhof. &blt; Technohouse im Cooky's Unter dem Motto "Dance Ecstasy 2001" sind am heutigen Montag ab 22 Uhr drei Acts im Cooky's, Am Salzhaus 4, zu hören. Es treten auf: Resistance D., 303 Nation und Ramin. &blt; Sommer-Accrochage In der Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstraße 269, wird am heutigen Montag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Zeichnungen, Graphiken und Arbeiten auf Papier von Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz und Elke Ulrich eröffnet. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr. &blt; Komödie von F. Rame & Dario Fo In Dreieichenhain wird am Montag, 13. Juli, und Dienstag, 14. Juli, das Stück "Offene Zweierbeziehung" aufgeführt. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 20.15 Uhr. Kartenreservierungen unter der Rufnummer 0 61 03 / 37 80 37. &blt; Graphik und Malerei Das Wiesbadener Atelier Moering, Martinstraße 6, zeigt jetzt eine Ausstellung mit Arbeiten von Heike Wolf, von Goddenthow und "Matias" Aguilar mit Graphik und Malerei. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr.
Aufgespießt
"Ich glaube, daß das Problem der deutschen Einheit ein psychologisches Problem ist, oder man kann auch sagen: im mentalen Bereich liegt, nicht im ökonomischen. Wir werden - und ich nehme keinen Satz, kein Wort von meiner These aus der Zeit des Jahres 1990 zurück - in drei, vier, fünf Jahren die frühere DDR, die jetzigen neuen Bundesländer, zu blühenden Landschaften gemacht haben." Bundeskanzler Helmut Kohl am 12. August 1991 aus seinem Urlaubsort am Wolfgangsee im ZDF.
"Sowas ist immer ein zweiseitiges Schwert. Aber der Denkmalschutz war nicht Auslöser dieser Maßnahme, sondern die Verwitterung der Steine hat dazu gezwungen, den Nord-Brückenkopf ganz abzureißen." Damit trifft Heinz Schomann, Leiter des Denkmalamtes der Stadt, gewiß die Gefühle vieler Bürger, die in den vergangenen Tagen zusehen konnten, wie sich der Bagger in den Rotsandstein fraß.
"Warum haben die die Steine nicht numeriert und, wie bei der Hauptwache während des U-Bahn-Baues, ausgelagert, um sie originalgetreu wieder einzusetzen?" fragen manche. Doch das wäre für die wenigen noch guten Steine den Aufwand nicht wert. Denn, so Schomann: Feuchtigkeit, Ablagerungen von Salz und Salpeter und andere Umwelteinflüsse haben ihr "Werk" an dem historischen Sokkel ebenso vollbracht wie an den verrosteten Brückenteilen.
Zudem muß bei einer solchen Sanierung ja auch an die Belange der Behinderten, der Eltern mit Kinderwagen und der Hunderte Radfahrer gedacht werden, die ab Mitte Oktober wieder den Eisernen Steg überqueren wollen. Bisher wurden Kinderwagen über zwei Stahlschienen hochgewuchtet, Rollstuhlfahrer hatten ohne fremde Hilfe gar keine Chance.
Beim Neuaufbau des Sockels, der dann im Kern aus Beton besteht und nur außen mit Buntsandstein verkleidet wird, will man direkt in die Mitte, zwischen den Auf- und Abgangstreppen, einen Fahrstuhl einbauen.
Auf der Sachsenhäuser Seite ist ein Gesamtabriß nicht geplant, dort wird der Fahrstuhl seitlich angebracht. Dennoch müssen auch dort große Teile des Brükkenkopfes erneuert werden. "An manchen Stellen wurde nur etwas ausgebessert und zugeschmiert", berichtet Schomann.
Mit den Reparaturarbeiten an dem auf einer Pfeiler-Plattform im Fluß liegenden Eisernen Steg geht es gut voran. Diplom-Ingenieur Josef Ochs von der Bauüberwachung sagt, daß die Montage der sogenannten Untergrund-Ebene fast fertig ist. Auf diese Ebene wird dann der eigentliche Gehsteig aufgebracht. Das stählerne Fachwerk muß fast zur Hälfte erneuert werden. Diese Stücke erkennt man an ihrer Gelbfärbung. In den letzten Tagen wurde damit begonnen, die 3000 Nieten, schwere stählerne Bolzen, einzuschlagen, auch dies eine Auflage des Denkmalschutzes. Verschraubungen und Schweißverbindungen sind nur an den nicht sichtbaren Partien erlaubt.
Bis Mitte Oktober, so hofft Ochs, werden dann die beiden getrennten Brückenteile, 200 und 210 Tonnen schwer, wieder vom Kran auf die Pfeiler gesetzt. Dann muß auch der Nord-Brückenkopf zumindest im Rohbau fertig sein. Gesamtkosten der Sanierung: 13 Millionen. -vau
FREIGERICHT. Um die Dienste der Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung bürgerfreundlich und ortsnah erfüllen zu können, bietet das Arbeitsamt Hanau seit geraumer Zeit auch Sprechstunden in den Rathäusern der Städte und Gemeinden an. Im Zuge der Beratungsbesuche werden Mitarbeiter der Arbeitsvermittler am Dienstag, 14. Juli, in der Zeit von neun bis elf Uhr erstmals in der Gemeindeverwaltung Somborn zu Gast sein.
Nach Angaben des Hanauer Arbeitsamtes sei es Absicht des ortsnahen Beratungsservices, neue Marktanteile auf der Bewerber- und Stellenangebotsseite zu gewinnen. Die Vermittlung von Zeitpersonal mache es erforderlich, einen "Bewerberpool regional" zu rekrutieren, um bei Bedarf zeitlich befristete Stellen schnell und unbürokratisch bei Arbeitsspitzen, Urlaubsvertretungen oder Krankheitsfällen besetzen zu können.
Die Arbeitsvermittler sind bemüht, bei den Sprechstunden in erster Linie "rückkehrwillige" Hausfrauen, Rentner, Schüler und Studenten oder andere Personen zu erreichen, die sich für eine Vermittlung in zeitlich befristete Arbeit vormerken lassen wollen. Die Mitarbeiter des Arbeitsamtes machen darauf aufmerksam, daß es sich bei der Sprechstunde um eine Informationsveranstaltung handelt. Arbeitslosenmeldungen oder Anträge auf Lohnersatzleistungen können während dieser Sprechstunde nicht angenommen oder bearbeitet werden. schu
WETTERAUKREIS. "Tourismus und Naturschutz" - ein Widerspruch? Einer Frage, der die Lokalrundschau mit ihrer Aktion FR mobil heute, Montag, 13. Juli, auf dem Hoherodskopf im Vogelsberg nachgehen will. Ab 10 Uhr führt Diplom-Ingenieur Dirk Raven vom Vogelsberger Höhenclub Interessierte in einer etwa zweieinhalbstündigen Wanderung über das Höhenplateau. Treffpunkt ist am Berggasthof.
An gleicher Stelle heißt es dann ab 14 Uhr pro und contra. Mit Dirk Raven streitet Roland Heinrich, Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Vogelsberg/Wetterau - und, so hoffen wir, viele FR-Leserinnen und Leser. Wer an dem Spaziergang nicht teilnehmen kann, erfährt in einem Bericht am Mittwoch, ob sich Tourismus und Naturschutz im Vogelsberg in Einklang bringen lassen.
Über die geplante Umgehungsstraße B 275 a diskutierten die Experten bereits in der Redaktion, am Dienstag, 14. Juli, will die FR-Lokalredaktion wissen, was die Bürgerinnen und Bürger in Ober-Mörlen von dem Projekt halten. FR-Redakteur Reiner Strack ist in dem Bad Nauheimer Stadtteil mit dem FR mobil unterwegs, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Bürgerurteil wie Expertenmeinung können Sie am Donnerstag in der Lokal- Rundschau lesen. cor
Der Countdown läuft. Sechs Wochen nach dem Start des Sommertrainings gehen die Cracks des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim (zusammen mit dem EC Kassel der ranghöchste hessische Vertreter im Bundesgebiet) am 1. August in Nita (CSFR) erstmals aufs Eis.
Im Rahmen des einwöchigen Trainingslagers trägt Trainer Rudolf Sindelar zwei Spiele gegen einheimische Teams aus. Insbesondere Nita dürfte ein (noch zu harter?) Prüfstein im Auftaktspiel nach nur wenigen Eis-Einheiten darstellen. Wegen der relativ späten Öffnung des Bad Nauheimer Eisstadions muß der Konkurs-Klub den nicht billigen Trip in die Fremde in Kauf nehmen. Da haben einige andere Kontrahenten bessere Möglichkeiten am "heimischen Herd".
Immerhin geht es diese Saison schon etwas früher los. Am 10. August laufen die "Roten Teufel" erstmals im Eisstadion am Kurparkteich auf. Erfreulich für den EC: Nach den "Schwanengesängen" von Gordon Whitaker und Kapitän Ricki Jarocki nach Berlin bleibt ein Ex-Berliner den Nauheimer erhalten. Der lange Zeit auf "Tauchstation" gegangene und offensichtlich mit einigen anderen Vereinen liebäugelnde Verteidiger Lars Tabert wird bleiben. Tabert wäre aber erst der fünfte(!) Verteidiger nach Michel, Wolf, dem nun endgültig zum EC-Stamm gehörenden Trainersohn Roman Sindelar (zuletzt Ravensburg, Unterschrift liegt vor) und dem Füssener Neuzugang Volker Lindenzweig.
Durch die Bank relativ junge und unerfahrene Defensivspieler, von denen Lindenzweig übrigens ebenso wie der neue Stürmer Ralph Kühnl und Sven Paschek (Peißenberg) gemeinsam als Stammverein dem Mannheimer ERC angehören. Und das, obwohl es noch immer keinen offiziellen "Farmteam-Vertrag" mit dem Erstligisten gibt. "Die Leihgebühren für Lindenzweig, Kühnl und Paschek gehen an den MERC", teilte EC-Vorstandssprecher Raymond Schüttke mit. Fast Ehrensache, daß auch die Heimspielpremiere am 16. August gegen den Meisterschafts-Mitfavoriten Mannheimer ERC (mit den attraktiven Nationalmannschafts-Neuzugängen Heidt, Sebek und Draisaitl) über die Bühne geht.
Außerdem sind noch vier Test-Heimspiele gegen je zwei Zweit- und Oberligisten (Iserlohn und Herne stehen fest) im August terminiert. Bis dahin soll auch die Verteidigung auf sieben Spieler aufgestockt werden. "Wir haben drei Kandidaten fest an der Angel, außerdem zwei Stürmer aus der Ersten Liga. Wenn die vier oder fünf Unterschriften vorliegen, rollt hoffentlich die Dauerkarten-Welle auf noch höheren Touren", kann sich Raymond Schüttke bereits über 300 Vorbestellungen aus dem "ganzen mittelhessischen Raum" freuen.
Die Wunschspieler stehen "Gewehr bei Fuß". Laut Schüttke müssen aber noch mit den (nicht so zahlreichen) Sponsoren die finanziellen Details abgekärt werden. "Bekommen wir noch unsere fünf Wunschkandidaten, sind wir mit Sicherheit kein Kanonen-Futter in der hochkarätigen eingleisigen Liga. Dann ist auch Platz acht und die damit verbundene Aufstiegsrunde zur Ersten Liga keine Fata Morgana", meinte Schüttke. jo
Als "unsinnigen Vorschlag" und "untaugliche Alternative" hat am Freitag die CDU-Opposition rot-grüne Überlegungen für eine "Südumgehung Riederwald" abgetan. In der Führungsspitze von SPD und Grünen wird diese Südumgehung diskutiert - als Ersatz für den Riederwaldtunnel oder die Stelzenstraße über der Hanauer Landstraße. Der planungspolitische Sprecher der CDU, Edwin Schwarz, nannte die Umgehung einen "alten Hut" - bereits Anfang der 80er Jahre sei sie geprüft und wegen technischer Probleme verworfen worden. Die Riederwälder hätten der SPD dafür bei der Kommunalwahl 1981 eine eindeutige Abfuhr erteilt.
Abgesehen von den technischen Problemen würde die Südumgehung die Riederwälder unerträglich belasten. Die Anwohner der Lahmeyer- und der Harkortstraße hätten den Verkehr vor ihrer Haustür. Der Trasse fielen außerdem Kleingärten sowie das Licht- und Luftbad zum Opfer. Schwarz verlangte auch "parlamentarische Aufklärung" darüber, inwieweit die Variante der Stelzenstraße immer nur "taktisches Spielmaterial" des Planungsdezernenten gewesen sei. Die Steuerzahler besäßen ein Recht zu erfahren, wieviel Geld für eine nicht ernst gemeinte Planung ausgegeben worden sei.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Stammler, erklärte den Anschluß einer Südumgehung Riederwald an die A 661 für technisch nicht bewältigbar. Es entstünde ein überdimensioniertes Verkehrsbauwerk. Stammler: "Ich sehe keine Alternative zum Riederwald-Tunnel." Der CDU-Politiker forderte SPD und Grüne auf, eine Lösung nicht länger durch taktische Varianten zu verzögern. jg
FREIGERICHT. Der Vorsitzende der Tischtennisgemeinschaft Horbach, Peter Hagel, hat kürzlich im Namen des Vereines den Kindern und Betreuerinnen des Kindergartens im Freigerichter Ortsteil Spiele und Geräte im Gesamtwert von 700 Mark überreicht. Zu den Geschenken zählen unter anderem ein großer Hüpfball und ein Trampolin.
Das Geld haben die Meister des kleinen weißen Balles bei einem Ortsturnier eingenommen, das alljährlich von der Tischtennisgemeinschaft organisiert wird.
Nach Worten Hagels haben die Kleinen die Geschenke dankbar angenommen und umgehend getestet. schu
"Hallo, entschuldigen Sie, ich . . .", mißtrauisch blickt mich die alte Dame aus sicherer Entfernung an, umklammert ihre Handtasche noch etwas fester und verschwindet mit trippelnden Schritten um die nächste Ecke. Hm, hab' ich vielleicht was falsch gemacht? Nur nicht entmutigen lassen. "Entschuldigen Sie bitte", wende ich mich hoffnungsvoll an die Dame mit Hut und Hund. "Was wollen Sie denn?" fragt sie unfreundlich, und schon dreht sie mir den Rücken zu, klemmt ihre schwarze Handtasche unter den Arm und zieht den protestierenden Fifi eilig hinter sich her. Meine Wirkung als "Alteleute-Schreck" scheint überzeugend zu sein.
Aber aller guten Dinge sind drei. Bei dem älteren Herrn da drüben versuche ich es nochmals, ein letztes Mal. "Wo ist denn bitte die Hügelstraße", komme ich gleich zur Sache. "Ganz einfach", sagt er und macht keinerlei Anstalten, einen Fluchtweg zu suchen, "die nächste Straße rechts, dann wieder links und schon sind Sie da."
Wen wundert's, schließlich hat er auch keine Handtasche, auf die er aufpassen muß. Ihre Bastienne
Die Ankündigung der Polizei, ab Spätsommer oder Frühherbst keine offene Drogenszene mehr zu dulden, hat im Drogenreferat und bei den Grünen im Römer Bestürzung ausgelöst. Während Drogenreferent Werner Schneider die tägliche Räumung der Taunusanlage, wie sie derzeit stattfindet, als "noch sozialverträglich" verteidigte, appellierte der Grüne-Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski an die Polizei, die Maßnahmen wieder "zurückzufahren" bis die Ersatzdroge Methadon und Übernachtungsplätze in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen.
Damit hat sich die Grüne Rathausfraktion erstmals zu dem Konzept von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) geäußert, die Szene "schrittweise aufzulösen", das vor über einem Monat vorgestellt worden war.
Kernpunkt dieses Konzeptes ist es, den Frankfurter Suchtkranken statt eines offenen Treffpunktes Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie die Ersatzdroge Methadon anzubieten. Die auswärtigen Drogenabhängigen sollen jedoch in ihren Heimatgemeinden versorgt werden.
Mittlerweile hat von Schoeler an 32 Oberbürgermeister und Landräte in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen Hilferuf geschickt und sie gebeten, "in ihrem Verantwortungsbereich Einrichtungen und Angebote der Drogenhilfe - einschließlich Methadon - bereitzuhalten." Eine akute Nothilfe werde selbstverständlich auch in Zukunft geleistet. Als "Frankfurter" gelten dem Schreiben zufolge alle Drogenabhängigen, die entweder in der Stadt mit dem ersten Wohnsitz gemeldet oder aber seit über einem Jahr als Sozialhilfeempfänger bekannt sind. Ein "entsprechendes Ausweispapier" wird sie zur Teilnahme an dem erweiterten Hilfsprogramm berechtigen.
Nach Einschätzung des Drogenreferenten, Werner Schneider, wird es "Oktober oder November", bis Methadon in den drei Krisenzentren und einer weiteren Einrichtung unbürokratisch ausgegeben werden kann. Weil sich, so Schneider, alle beteiligten Ämter fieberhaft bemühen, werde es vermutlich auch gelingen, die benötigten 200 bis 300 Übernachtungsplätze bis dahin einzurichten. "Aber bis zum Spätsommer oder Frühherbst schaffen wir das nicht." Vorher dürfe mit der "Auflösung" der Szene nicht begonnen werden.
Jeden Montag habe er mit der Polizei zusammengesessen, gemeinsam habe man das vorhandene Netz an Hilfsangeboten und den Rahmenplan zu Drogenpolitik erarbeitet. Immer sei es Konsens gewesen, daß Sozial- und Gesundheitspolitik Vorrang hätten. Wenn die Polizei jetzt "an einem Stichtag die Szene plattmacht", sprenge das diesen Konsens: "So kann die Auflösung nicht funktionieren."
Schneider befürchtet, daß bei der angekündigten Strategie - 24-Stunden-Präsenz und "Nachsetzen" bis in die Wohngebiete - die oft schwerkranken Süchtigen "auf der Strecke bleiben". Die Polizei müsse "flexibel" sein, "Verschnaufpausen" zulassen und kleinere Gruppen dulden. Sollte sich herausstellen, daß die Hilfsangebote nicht angenommen werden, müsse auch darauf eingegangen werden.
Die Grünen im Römer wollen, daß die Polizei schon jetzt, bevor mit der eigentlichen "Auflösung" begonnen wird, den Druck auf die Szene "zurückzuschraubt" bis die städtischen Hilfsangebote stehen. Fünf Wochen lang habe man beobachtet, wie die Polizei die Szene "in Bewegung hält". Das Ergebnis sei, daß eine Verdrängung von Gruppen und Grüppchen eingesetzt habe, die über den Opernplatz in den Rothschildpark überlappe, wie der drogenpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Popp, erklärte. Die Polizei sei nicht in der Lage, "die Junkies aus den Wohngebieten herauszuhalten". Ebenso wie Drogenreferent Schneider fordern die Grünen eine kontrollierte Heroinvergabe für solche Süchtige, die durch Methadon nicht erreicht werden können. Die Grünen bezweifeln, daß die Umlandgemeinden neun Monate vor der Kommunalwahl zur Mitarbeit bereit sein werden. Wenn sie damit auch einen wesentlichen Teil des Gesamtkonzeptes in Frage stellen, wollen sie keinen "rot-grünen Clinch", sondern fordern eine "offene Diskussion ohne parteipolitische Scheuklappen".
Zum Vorwurf der Frankfurter Sozialdemokraten, Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), hätte die Ausweitung des Hilfsprogramms schneller betreiben müssen, wollte Sikorski nicht Stellung beziehen.
Die OB-Kandidatin der Frankfurter CDU, Petra Roth, hat der Stadt vorgeworfen, bei der Realisierung gesundheits- und sozialpolitischer Maßnahmen für die Süchtigen "bis heute eklatant versagt zu haben". Die Polizeiführung operiere unter der "politischen Käseglocke von Rot-Grün", erklärte Roth. Sie fürchte, daß deshalb "unter Verleugnung der eigenen Überzeugung doch nur halbherzig" gehandelt werde. ft
(Siehe Kommentar: "Grüner Eiertanz")
Die Lage der ehemaligen Schmiede im Herzen Petterweils macht die Reproduktion eines Luftbildes klar: In dem Gebäude vorn mit Schornstein war zuletzt die Schmiede, nachdem sie aus dem rechten, langgestreckten Teil verlegt wurde. Links vom Haus ist die Petterweiler evangelische Kirche zu erkennen und links davon noch ein Stück der alten Schule. Davor war die Schule in einem Haus untergebraucht, das anstelle des Hauses stand, vor dem das Auto geparkt ist. Das Fackwerkhaus dahinter ist allein vom ehemaligen Petterweiler Fronhof übriggeblieben. Es ist das Wohnhaus des historischen Hofes. Anstelle der Wirtschaftsgebäude entstehen gerade Neubauten. (de/ FR-Bilder: Eberhardt)
FREIGERICHT. Der Freundes- und Förderkreis der Gesamtschule Freigericht in Somborn hat aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden eine Videokamera im Wert von 2700 Mark finanziert und der Schule übergeben. Anna Maria Dörr, pädagogische Leiterin an der Ausbildungsstätte, erläuterte bei der Übergabe die vielfältigen Projekte, bei denen die Kamera als notwendiges und pädagogisch zeitgemäßes Medium eingesetzt werden soll.
Das Einsatzspektrum reiche von der Aufnahme und Analyse gemeinsamer Sitzungen der Lerngruppen bei Gastbesuchen von internationalen Austauschschülerinnen und -schülern bis hin zur Verwendung des elektronischen Hochleistungsgerätes bei besonderen Vorhaben des Fachbereiches Sport. schu
GRÜNDAU. Der Schützenverein "Hubertus" feiert am Samstag, 1. August, sein Waldfest.
Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr im Hüttengrund in der Gemarkung Gründau. Die Organisatoren bitten die Gäste, die an diesem Nachmittag grillen möchten, Fleisch und Würste mitzubringen. Getränke stellen dagegen die Organisatoren. Das Schützenfest wird nach Angaben der Vereinsmitglieder bei jedem Wetter gefeiert. schu
Im Senckenberg-Museum können Jungen und Mädchen ihren eigenen Dinosaurier aus Ton modellieren. Am Freitag, 17. Juli, lädt das Museum für 14 bis 17 Uhr zum Basteln und Texten ins Haus an der Senckenberganlage 25 ein. Während jüngere Kinder ihre Dinosaurier modellieren, schreiben ältere Jungen und Mädchen dazu ihre Texte. Die Aktion läuft unter dem Motto "Wir gestalten unser eigenes Museum".
Wer einen Dino töpfern will, sollte einen Schuhkarton mitbringen, Schere, Zeichenblock, Klebstoff und Papier. Gips, Ton und Pappmaché werden gestellt.
Auch für Erwachsene bietet das Museum etwas zum Thema Dinosaurier an. "Ausgerottet - Ausgestorben" heißt die Abendführung am Mittwoch, 15. Juli. Treffpunkt ist um 18 Uhr im ersten Museumslichthof. ert
Fliegender Wechsel bei neuer und alter Brücke Gewerkschaft Bau-Steine-Erden besichtigte "komplizierteste Baustelle Thüringens" in Gotha
Das Viadukt besteht aus Sandstein und wird als derart baufällig erachtet, daß nur noch ein Abriß in Frage kommt, wie BSE-Geschäftsführer Horst Hermann in seinem Bericht von der Partnerschaftsreise erläutert. Um die Bahnstrecke nicht länger zu unterbrechen, wird neben dem Viadukt eine neue Brücke auf Stelzen gebaut. Hermann über das Besondere an dem Projekt: "Am Tage X wird das alte Viadukt gesprengt und die neue Brücke wird hydraulisch in die Position des Viadukts geschoben, so daß nach wenigen Stunden der Bahnverkehr wieder aufgenommen werden kann."
Gotha ist der größte BSE-Bezirksverband Thüringens und beherbergt viele Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten. Einige dieser Attraktionen standen auf dem Reiseplan der BSE-Gruppe. Beim Erfahrungsaustausch erfuhren die Hessen, daß die Kollegen in Gotha mit einer auf 50 Prozent gewachsenen Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben. Damit der Kontakt nicht abreißt und die Freundschaft der beiden BSE-Verbände gefestigt wird, hat der Gelnhäuser BSE- Vorsitzende Alfred Schneider die Vorständler aus Gotha in den Main-Kinzig- Kreis eingeladen. lex
Alleinerziehend, aber nicht allein mit den Problemen Frauen unterstützen sich in einer Langener Gruppe gegenseitig / Auch Männer sind willkommen Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz LANGEN. Wenn zwei Leute sich eine Arbeit teilen, ist die Belastung für den einzelnen halb so groß. "Geteilte Freude ist doppelte Freude" lautet eine ähnliche Weisheit. Für Bettina K. gilt keiner dieser beiden Sprüche. In ihrer Familie ist sie ganz allein tonangebend. Einen gleichberechtigten Partner, mit dem sie sich Aufgaben wie Erziehung oder Haushaltsarbeit teilen oder Freude doppelt erleben könnte, hat sie nicht. Bettina K. ist eine alleinerziehende Frau. Doch wenigstens mit ihren Problemen ist sie nicht allein. Da fühlt sie sich geborgen in einer Gruppe, die sich seit zwei Jahren trifft. Im Haus der Liebfrauengemeinde wollen die Mütter Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig helfen, denn Hürden gibt es im Alltag genügend. Ein großes Problem nach der Trennung vom Partner ist nach Auskunft von Christel Roth, die die Gruppe ins Leben gerufen hat, zunächst einmal die Wohnungssuche. Dabei haben es alleinerziehende Frauen besonders schwer, denn sie stehen finanziell meist nicht auf einem gesicherten Boden. Wenn der Mietvertrag schließlich doch unterschrieben ist, gehen die organisatorischen Dinge los.
Je nach Alter der Kinder muß am neuen Wohnort erst einmal eine Betreuungsmöglichkeit für die Kids gefunden werden. "Die meisten Frauen wollen arbeiten gehen", sagt Christel Roth, da können sie eben nicht gleichzeitig auf die Kinder aufpassen. Wer kaum Freunde hat, wessen Verwandte oder Bekannte nicht in der Nähe wohnen, ist besonders schlimm dran. Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen, gestaltet sich daher für die meisten Betroffenen äußerst schwierig, zumal die Plätze in den Kindergärten oder im Hort sehr begehrt sind.
Wer keine Arbeit hat und mit den Kindern allein ist, lebt meist von Sozialhilfe und eben das baue das Selbstbewußtsein vor allem nach einer Trennung nicht gerade wieder auf, erklärt die 37jährige.
Sie kennt die stressigen Situationen nur zu gut, schließlich war sie selbst einmal betroffen und hat deshalb die Gruppe gegründet. Beim ersten Treffen, auf das sie damals mit Handzetteln aufmerksam gemacht hat, kamen gleich 13 Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und über ihre Probleme reden wollten. Daß es am Ort schon eine Gruppe des Mütterzentrums gab, wußte Christel Roth seinerzeit nicht. Eine Konkurrenz dazu wollte sie keinesfalls schaffen. Doch die Resonanz auf den Aufruf bestätigte ihre Vermutung, daß solche Initiativen gebraucht werden.
Die anfänglichen Treffen wurden nach und nach ausgebaut und heute gibt es ein richtiges Programm. Zu Vorträgen werden Fachfrauen zu Themen, die sich mit Erziehung und Sozialem beschäftigen wie Träume, Reifungsschritte, Märchen oder Pubertät. Zwischendurch sind immer wieder offene Gesprächsrunden angesagt, bei denen sich die Frauen die Probleme von der Seele reden.
Die Diskussionen im kleinen Kreis werden sehr persönlich. Das liege daran, daß "bei uns nichts nach außen dringt", sagt Christel Roth. Toll dabei sei, daß die Aussagen nicht bewertet würden, in der Runde spielt keine die Richterin über die andere. Letztendlich sitzen alle in einem Boot und wollen sich gegenseitig helfen. Doch das Fahrwasser ist tief und manchmal laufen einige auch auf Grund.
Da ist zum Beispiel die Beziehung zu den Nachbarn im Haus. Alleinerziehende Frauen, Christel Roth spricht da lieber von "Ein-Eltern-Familien", werden oft schief angeguckt. Kommt mal ein Freund zu Besuch, ist noch Ruhe im Treppenhaus, doch beim nächsten Mann wird alles anders - der Tratsch geht los. Nicht gerade gut behandelt fühlen sich die Frauen auch von den Mitarbeitern der Verwaltung. An den entscheidenden Stellen sollten doch besser Leute sitzen, die auch von Situation betroffen sind, wünscht sich Christel Roth.
In der Gruppe, die von der katholischen Kirche unterstützt wird, sind auch Männer willkommen. "Wir hatten mal drei alleinerziehende Väter dabei", sagt die Initiatorin. Wer Interesse hat zum zwanglosen Gespräch, kann sich bei Christel Roth 0 61 03 / 28 338 melden oder zum nächsten Treffen am 15. August (15 Uhr) in die Frankfurter Straße 36 kommen.
In der Sackgasse der Gewalt
Der Bedarf an Friedenstiftern wächst mit den sich rasch ausbreitenden Konfliktherden auf der Erde. Jetzt leuchtet auch die Warnlampe am Kap wieder rot, nachdem viele schon voreilig an Entwarnung glaubten. Südafrika war so gut wie abgehakt und ist doch ein neuer Fall für die UN, der am Mittwoch auf der Tagesordnung des Sicherheitsrates steht. In der Sackgasse der Gewalt endete die Hoffnung auf Versöhnung aus eigener Kraft. Sie hatte zuletzt im März durch das deutliche Ja der Weißen zum Ende der Apartheid Nahrung erhalten.
Aber der Glaube, ein Konflikt, der zu den schwierigsten in einer mit politischem Zündstoff randvollen Welt gehört, werde sich mit etwas gutem Willen in Nichts auflösen, war allzu naiv. Mehr als 40 Jahre rigorose weiße Unterdrückung haben nicht nur eine Halde an strukturellem Müll in Staat und Verwaltung hinterlassen, die durch Verhandlungen nicht einfach hinweggefegt werden kann. Sie haben dafür gesorgt, daß sich Unrecht und Gewalt im Dunstkreis der weißen Machtzentrale fest eingenistet haben.
Es hat nicht an Warnungen gefehlt, daß die Einserschüler der Apartheid in Polizei und Sicherheitskräften den Weg zu einem "neuen Südafrika" mit allen Mitteln zu blockieren suchen würden. Doch Mandela und sein ANC gaben Präsident de Klerk immer wieder politischen Kredit. So konnte er, nur leicht beschädigt, sogar "Inkathagate" überleben, wie Südafrikas Presse die Enthüllungen über die schmutzige Kumpanei zwischen den Parteigängern des Zulu- Chefs Buthelezi und dem Sicherheitsapparat nannte.
Erstaunlich ist nicht, daß der Dialog am Runden Tisch, dem Konvent für ein demokratisches Südafrika (Codesa), jetzt abrupt verstummte. Erstaunlich ist, daß er so lange weiterging. Während ANC und Regierung sich über die Grundzüge einer neuen Verfassung weitgehend einigten, floß Blut in den Townships. 7000 Tote lasten inzwischen als schwere Hypothek auf der zweijährigen Amtszeit de Klerks. Der wortreich beschworene Wandel, das schöne apartheidfreie Leben zog in den Alltag der Schwarzen nicht ein. Sie haben auch 1992 nichts zu sagen, nichts zu wählen. Während weitergeredet, weiterverhandelt wurde, lebten sie, starben sie weiter wie bisher. Erst die 42 Toten von Boipatong machten dem Dialog ein Ende. Keine schönen Worte können seit dem Gemetzel die Erkenntnis einnebeln, daß dem sogenannten Friedensprozeß am Kap die wichtigste Basis fehlt: das Vertrauen in Polizei und Justiz. Wie kann es Frieden geben in einem Land, in dem Tote mit schwarzer Hautfarbe nicht zur Kenntnis genommen werden, weil das Morden in den Townships Alltag, die Rechtlosigkeit das einzige Gesetz ist?
Solange die weiße Regierung Mitspieler am Verhandlungstisch und Schiedsrichter zugleich sein will, solange sie allein Polizei und Armee kontrolliert, können staatliche Ordnungskräfte am Kap nicht glaubwürdig agieren. Der ANC will endlich in einem Übergangskabinett mitregieren, weil er ohne konkrete Macht zum hilflosen Zuschauer verdammt ist. Nur durch Mitkontrolle glaubt er ein neues Boipatong (vielleicht) verhindern zu können, und die will er sich erstreiken. Das ist wenig genug, denn bloße Machtbeteiligung garantiert noch keinen ökonomischen Wandel, keine wirkliche Gleichberechtigung und damit kein Ende der Gewalt. Doch der Bewegung Mandelas, die wegen des Pokers mit de Klerk bei vielen Anhängern in den Geruch der Mauschelei kam, ist breite Unterstützung sicher (wie lange nicht mehr), wenn sie nun ihr Recht auf der Straße sucht und dort den Machtkampf probt. Enttäuschung und Wut auf der schwarzen Seite der Barrikaden, Angst und das Festklammern an der Macht auf der weißen: Das signalisiert Explosionsgefahr für das Pulverfaß, das am Kap noch immer herumsteht, auch wenn eine Zeitlang die Zündschnüre naß gehalten wurden.
Vor diesem Hintergrund wird der Ruf nach einem Schiedsrichter von außen zum Akt der Notwehr. Mandela ist die UN um Hilfe angegangen, die in Namibia vorexerzierten, wie Gewalt bei einem schwarz-weißen Machtwechsel weitgehend ausgeschaltet werden kann. Auch de Klerk kann sich gegen internationale Vermittlung nicht mehr sperren. Im Gespräch ist der Jugoslawien-erprobte UN-Sondergesandte Cyrus Vance, der den Einsatz von Friedenstruppen in Kroatien aushandelte. Daß Blauhelme ans Kap geschickt werden, ist unwahrscheinlich. Und ein Vance allein kann kaum sicherstellen, daß dort ab morgen Menschenrechte von allen für alle respektiert werden. Auch der rührende Vorschlag der EG, der Polizei am Kap Nachhilfe im demokratischen Dienst am Bürger zu erteilen, löst jetzt und hier kein Problem. Sinnvoll wäre die Entsendung internationaler Beobachter- und Untersuchungsgruppen, denen neben UN- und OAU-Vertretern vor allem Juristen und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen angehören müßten.
Mit ihrer Hilfe könnte der Glaube an Gerechtigkeit, ein Mindestmaß an Vertrauen und Stabilität wiederhergestellt werden.
Das sind die wichtigsten Voraussetzungen dafür, daß Südafrika überhaupt noch einen friedlichen Weg aus der Sackgasse der Gewalt findet.
Nicht erst seit dem Struwwelpeter ist klar, daß "Feuer, Wasser, Schere, Licht" nichts für kleine Kinder sind. Jochen Heil, als Mitglied der Berufsfeuerwehr Frankfurt ein Praktiker, weiß: "Kinder zündeln gern", und das hat manchmal ungeahnt böse Folgen. Deshalb hält die Feuerwehr mit Brandschutzerziehung dagegen. Sie tut es mit großem Erfolg: Kindergruppen kommen zu den Feuerwachen und lernen, wie man Brände verhindert und mit Feuer umgeht. Dabei bleibt die Information nicht trocken und theoretisch, sondern ist von praktischen Demonstrationen begleitet. Kinder aus dem Kreis der FR-Leser können das am kommenden Montag überprüfen; die Feuerwehr lädt sie auf drei Frankfurter Wachen ein.
Dies sind die drei Schauplätze der Aktion: die Feuerwache 1 im Ostend (die Zentrale der Berufsfeuerwehr), die Wache 3 im Gallus und die Wache 5 in Nied. Und als "Instruktoren" treten auf: Alexander Haas (1), Joachim Heil und Uwe Lelke (3), Manfred Ehret (5). Der Zeitpunkt ist jeweils derselbe: am Montag, 20. Juli, von 9.30 bis 11.30. Angesprochen sind Jungen und Mädchen, die etwa sechs bis zehn Jahre alt sind. Jede Gruppe kann bis zu 20 Kinder umfassen. Eltern können dem Geschehen als Zuschauer folgen.
Bereits im Kindergarten setzt die Brandschutzerziehung der Feuerwehr an. Die Jüngsten erhalten dort eine kleine Einweisung. Sind sie dann im dritten oder vierten Schuljahr, kümmert sich die Wehr erneut und ausführlich um sie; in der Schule werden zwei Stunden Theorie, auf der Feuerwache zwei Stunden Praxis absolviert. Jochen Heil: "Ein Großteil der Kinder kommt dran." Und wenn etwas hängen bleibt, dann ist anzunehmen, daß sich die Teilnehmer später, bei einem eventuellen Ernstfall, besser verhalten als Uninformierte.
Im theoretischen Teil werden die folgenden Bereiche behandelt: Erkennen und Beurteilen von Brandgefahren, Beurteilung der Wirkung von Feuer und Raum, Kenntnisse der Brandschutzeinrichtungen, geeignete Verhaltensweisen bei Bränden, verschiedene Löschverfahren und richtige Alarmierung des Notrufs.
Auf der Wache geht es dann um den "zweiten Rettungsweg", also die Befreiung über eine Feuerwehrleiter, wenn das Treppenhaus durch Feuer versperrt ist. Vorgeführt wird die Ausrüstung des Feuerwehrmannes, auch sein Atemschutzgerät oder die "Fluchthaube", die mit einem Filter ausgestattet ist und die man in einem verrauchten Bereich über den Kopf ziehen kann. Dann wird Fett zur Explosion gebracht, wie es im Haushalt passieren kann, wenn der heiße Pommes- frites-Topf unters Wasser gerät. Und "natürlich" entzünden die Wehrleute ein kleines Feuer, an dem die Kinder ihre Löschkünste ausprobieren können. Dabei gilt auch der Frage, woher das Löschwasser kommt, einige Aufmerksamkeit.
Das Seminarprogramm ist zwar andernorts entwickelt worden, wird aber in Frankfurt konsequent und mit großem Erfolg angewendet. Auch Arbeitsbögen, die die Teilnehmer ausfüllen müssen, gehören dazu. Jochen Heil, der schon viele derartige Aktionen geleitet hat, berichtet: "Die Schüler nehmen es sehr gut auf. Sie hören intensiv zu und machen mit."
Die Feuerwache 1 liegt in der Hanauer Landstraße 77. Am Ostbahnhof in der Nähe halten der 32er Bus, die Straßenbahn 11 und die S 7, am Zoo die U 6 und U 7. Die Wache 3 im Gallus hat die Adresse Heinrichstraße 8, zu erreichen mit den Straßenbahnen 10 und 21, Haltestelle Speyerer Straße. Die Feuerwache 5 schließlich in Nied nimmt die Dürkheimer Straße 1 bis 5 ein. Hier stoppen die Busse 53 und 70 sowie die Straßenbahnen 10 und 11, jeweils an der Haltestelle Nied Kirche. tom
Bad Vilbel, die Stadt des Sprudels, hat in diesen Wochen in der Wasserburg zwei Attraktionen zu bieten: das Brunnen- und Heimatmuseum, in dem die Abteilung über Vilbels Industrie "Nr. 1", das Mineralwasser, neugestaltet worden ist, und die Burgfestspiele, die mit zwei Eigenproduktionen und diversen Gastspielen Theaterfreunde ins alte Gemäuer locken. Darüber berichtet die FR morgen.
Die Bürger in Nieder-Eschbach können in einem Wettbewerb mitentscheiden, wie ihr zukünftiger Stadtpark aussehen wird. Der Bürgerwettbewerb des Umweltdezernats dauert noch bis zum 20. September. Die Teilnehmer können beispielsweise vorschlagen, welche Pflanzen dort wachsen sollen und was das Erholungsgebiet für Unternehmungslustige alles bieten könnte. Alle Darstellungsformen bei den Vorschlägen sind erwünscht: Fotografieren, Schreiben, Zeichnen oder Basteln.
Der Stadtpark soll auf einem bis zu 150 Hektar großen Gelände entstehen, das im Nordwesten an die Autobahnen A 5 und A 661 grenzt und sich bis zum Harheimer Weg bei Bonames erstreckt.
Weitere Informationen sind erhältlich beim Umweltamt, Abteilung Umweltplanung, Philipp-Reis-Straße 84, Stichwort "Stadtpark Nieder-Eschbach". wob
Bosnier auf dem steinigen Weg durch die Bürokratie Verwandte verhalf schließlich zu Aufenthalt in Hanau Von Jutta Rippegather HANAU. Würde Zarkos Cousine nicht seit Jahren in Deutschland arbeiten, könnten der 36jährige und seine drei Freunde jetzt nicht hier sitzen. Die Verwandte verpflichtete sich in den vergangenen Tagen, für Lebensunterhalt, ausreichenden Wohnraum sowie eventuelle Kosten im Krankheitsfall aufzukommen. Hinter den vier Menschen aus Sarajewo liegt eine Flucht und ein langer steiniger Weg durch die Bürokratie. Jetzt dürfen sie sich nur in Hessen aufhalten. Den Sinn dieser Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit verstehen sie nicht: "Das ist doch wie im Getto", meint Ninela. Eine Woche nach Kriegsbeginn in ihrer Heimatstadt hatte sich Halid, der 41 Jahre alte Mann von Ninela, einer schweren Magenoperation unterziehen müssen. Die medizinische Versorgung sei sehr schlecht gewesen. Deshalb hätten sie sich für ein Krankenhaus in Belgrad entschieden, erzählt die studierte Betriebswirtin. Zu viert fuhren sie in die einstige jugoslawische Hauptstadt. Nach dem Eingriff konnten sie nicht mehr zurück: Sarajewo war belagert.
"Wir haben uns plötzlich unsicher gefühlt. Wir hatten Angst vor Krieg, vor Bürgerkrieg", berichtet die Frau. "Wir sind keine Serben." Weil sie "jetzt wohl Bosnier" sind, entschieden sich die Freunde für die Flucht nach Deutschland, das sie schon häufiger als Touristen besucht hatten.
Angesichts der widersprüchlichen Informationen wußten die vier nicht genau, ob sie ein Visum benötigen. Auf Einladung eines in Deutschland lebenden Ver- Überall Unsicherheit wandten dürften sie sich acht Wochen in der Bundesrepublik aufhalten, hörten sie. Aber auch, daß Bosnier generell ein Visum benötigen. Die deutsche Vertretung in Belgrad stelle keine Visa aus, erfuhr Halid in der Botschaft.
Selbst deutsche Behörden räumen in dieser Frage Unsicherheit ein: "Das ist so undurchschaubar, daß wir das nicht wissen", so ein Sprecher des hessischen Innenministeriums. Die seit 7. Mai beschlossene Visumspflicht für Bosnier gelte "nur in Ausnahmefällen" nicht, heißt es im Bonner Innenministerium. Dies betreffe Verwundete und Kranke, Flüchtlinge, deren Verwandte für Unterkunft und Verpflegung garantieren, sowie Mütter mit minderjährigen Kinder, deren Vater schon längerer Zeit in Deutschland arbeitet. Demnach hätte wenigstens Zarko Glück gehabt. Doch wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, warten viele Bosnier mit den gleichen Voraussetzungen wie er in Salzburg auf den begehrten Stempel im Paß.
Weil wegen des Boykotts von Belgrad aus kein Flugzeug mehr nach Deutschland startete, kauften die vier Flüchtlinge schließlich Tickets nach Maastricht in den Niederlanden; inklusive Busfahrschein nach Düsseldorf, den ihnen der Zollbeamte in Belgrad jedoch wegnahm: "Ihr habt kein Visa. Ihr werdet nie Deutschland sehen", sagte ihnen der Uniformierte ins Gesicht, berichtet Ninela.
Daß er nicht Recht behielt, hat das Quartett einer Freundin aus Mönchengladbach zu verdanken. Die holte sie am Flughafen ab. Ohne Kontrolle passierten sie Anfang Juni die Grenze. Doch die Helferin hatte nicht genug Platz: Nach mehr als zwei Wochen, die sechs Erwachsene und ein Kind in der 70 Quadratmeter großen Wohnung ausharrten, entschieden sich deshalb die vier, zu Anna überzusiedeln.
Das Problem dabei: Sie besaßen eine auf Nordrhein-Westphalen beschränkte Duldung, durften sich also nicht in Hessen aufhalten. Sie seien illegal hier, erfuhren die vier bei der Hanauer Ordnungsbehörde. Doch diese verhielt sich diesmal relativ unbürokratisch. Nicht zuletzt, weil ein deutscher Bekannter sich hartnäckig für die Flüchtlinge einsetzte. Nach einem Anruf und einigen Tagen Wartezeit war das Agreement komplett: Nordrhein-Westfalen "verzichtete" auf die vier, und Hessen setzte die Duldungsstempel in die Pässe, die die "serbische Polizei" in Belgrad ausgestellt hatte.
"Weil jemand da war, dessen Wohnung groß genug ist, eine Garantie auf den Unterhalt abgegeben hat und ein Verwandter ist", begründet Ordnungsamtsleiter Hans von Arnim diese Vorgehensweise seiner Behörde.
Doch auf Kosten ihrer Verwandtschaft möchten die vier "Bosnier" nicht leben. Ihr Tatendrang ist offensichtlich. Da sie zwei Kunstgewerbe-Galerien in Sarajewo betrieben, pflegten sie seit Jahren Kontakte zu Künstlern in Deutschland. So erreichte sie jetzt eine Einladung nach Freiburg: "Da können wir nicht hin", bedauert Ninela mit Hinweis auf die eingeschränkte Bewegungsfreiheit.
Mit ihren Freunden würde sie gerne als Verbindungsglied zwischen Künstlern hier und in ihrer Heimat - seien es nun Kroaten, Serben oder Bosnier - fungieren. "Wir möchten auch gerne Geld verdienen, um unseren Familien und Freunden helfen. In Sarajewo ist es hart zu leben", ergänzt ihre 29jährige Schwester Mirela. Was Ninela als "Nonsens" bezeichnet, stellt für Wiesbaden "keine unbillige Härte" dar. Die Duldung sei Ländersache, und immerhin hätten die Bosnier gegenüber Asylbewerbern einen breiteren Aktionradius, meint Gert-Uwe Mende vom hessischen Innenministerium: "Die dürfen sich nur im Regierungsbezirk aufhalten; früher galt das sogar nur für den Landkreis oder die jeweilige kreisfreie Stadt."
MAIN-KINZIG-KREIS. Als "altes Gesetz" bezeichnet Hanaus Ordnungsamtsleiter Hans von Arnim die Regelung für Bürgerkriegsflüchtlinge gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. Nach seiner Auffassung reichen die bisherigen "Kriegsgebietserlasse" jedoch nicht. Weitere Gebiete müßten aufgenommen werden. Etwa Marokko, wo in der Wüste die Polisario kämpft.
Rund 200 Bosniern sprach die Ausländerbehörde des Main-Kinzig-Kreises in den vergangenen Wochen eine Duldung aus.
Die meisten wohnen bei Freunden oder Bekannten. Wie Kreispressesprecher Heinrich Sülzer weiter informiert, haben vermutlich einige Flüchtlinge aus der Region auch einen Antrag auf Asyl gestellt.
Die Statistik aus Wiesbaden kenne nach wie vor nur den Gesamtbegriff "Jugoslawen". Mehr als die Hälfte der monatlichen Zuweisungen an Asylbewerbern stamme inzwischen aus den vom Bürgerkrieg umkämpften Gebieten jenseits der Alpen.
Hinzu kommen die in Hanau lebenden Flüchtlinge aus dem zerrissenen Jugoslawien. Der Leiter des Ausländeramts, Axel Rudzinsky, schätzt ihre Zahl auf 800 bis 900.
Darunter seien sehr viele Kroaten. Wie für Serben gilt für sie keine Visumspflicht. Auch Rudzinsky vermutet, daß einige Flüchtlinge aus der Region mangels Unterkunft Asyl beantragen.
Die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern wies die kommunalen Ausländerbehördern Ende Mai an, Bosniern generell eine Duldung auszusprechen. Diese gilt nur für sechs Monate. Weil nach einem halben Jahr der "Papierkrieg" erneut beginnt, hat Hessen angeregt, den Status dieser Personengruppe zu verändern, sagt ein Sprecher des Innenministeriums in Wiesbaden.
Doch Bonn sieht keine Notwendigkeit, die Situation für die Menschen aus Bosnien zu erleichtern: Sechs Monate könnten die Länder selbständig Duldungen aussprechen, "danach entscheidet Bonn", sagt ein Sprecher im Bundesinnenministerium.
Den Zwang zu einer "bundeseinheitliche Regelung" nennt er als Grund. Und versichert abschließend: "Die rechtlichen Möglichkeiten reichen aus." jur
STEINBACH. Aegilops Speltvides und -Squarrosa, Triticum Boeoticum und -Dicoccoides sowie Triticum Monococcum und -Dicoccum wiegen sich sanft im Wind. Neben den wirr umherliegenden Halmen des seinem Namen alle Ehre machenden Wildgrases, recken sich Einkorn und Emmer in dünnen, fast mannshohen Halmen gen Himmel. Der Kulturweizen steht wie eine Eins im Feld nebenan.
Ernährungswissenschaftlerin Ursula Heimes will es wissen: Zusammen mit ihrem Mann Karl-Heinz bewirtschaftet sie seit vergangenen Herbst am Steinbacher Aussiedlerhof Stamm im Hochtaunuskreis eine Versuchsparzelle mit Feldfrüchten, von denen sich unsere Vorfahren wohl schon vor mehreren tausend Jahren ernährt haben.
Dazu angeregt haben sie die letztjährigen Grabungsarbeiten mit dem Verein für Geschichte und Heimatkunde an der bandkeramischen Siedlung auf dem Baugelände der IG-Bau-Steine-Erden-Schule neben dem Steinbacher Sportzentrum. Die Schürfer schickten Bodenproben ans landesarchäologische Institut in Büdingen. Die Untersuchungen dort sollen aufklären helfen, wie die Menschen in der vor etwa 7000 Jahren entstandenen, jungsteinzeitlichen Siedlung gelebt haben.
Erst wenn die archäobotanischen Befunde vorliegen, wissen die Heimes, ob sie mit Einkorn und Emmer, Gerste und Flachs tatsächlich Pflanzen wachsen sehen, die auch schon vor Tausenden von Jahren in der Gegend von Steinbach groß wurden.
Inzwischen hat Ursula Heimes die Geschichte der Frühformen des Kulturweizens studiert und kann wie ein Buch darüber sprechen: Die Vorformen stammten aus dem Orient, dem "fruchtbaren Halbmond". Vermutlich hätten Sammler zunächst die Wildformen von Emmer und Einkorn entdeckt, die allerdings einen großen Nachteil haben: Sie sind spindelbrüchig, das heißt, die Körner fallen von dem Fruchtstand ab und müssen aufgelesen werden. Außerdem werden sie ungleichmäßig reif. Mit den ersten Siedlungen hätte dann eine Auslese und gezielte Pflanzung eingesetzt. Durch natürliche Kreuzung von Wildgräsern und Wildformen des Getreides seien Kultureinkorn und -emmer entstanden, aus denen später Kulturweizen mit abnehmender Halmlänge gezüchtet wurde.
Der Vorteil von Weizen: Die Körner bleiben an der Spindel hängen. Die störrischen Spelzen, die bei Emmer und Einkorn noch jedes Körnchen umhüllen, sind weichen Hülsen gewichen, die beim Drechseln abfallen. Die harten Hüllen mußten früher per Mörser entfernt werden. Einen Vorteil jedoch hatten sie: Sie schützten die Nahrung vor Schädlingen.
Neben den Weizenformen haben die Heimes auch Linsenfrüchte angebaut, ebenso den blaublühenden Flachs: Ob daraus in der Bandkeramik bereits Leinen gewonnen wurde oder die Kapseln am zartgrünen Halm bloß der Ernährung dienten, weiß Ursula Heimes nicht.
Ist die Ernte gekommen, will die Ernährungswissenschaftlerin einige Früchte beiseite legen, um sie später im neuen Heimatmuseum zusammen mit den Funden der bandkeramischen Siedlung ausstellen zu können. Aus den übrigen Körnern will sie "das ein oder andere Brot backen". Doch vorher heißt es zum Teil abspelzen und mahlen nach altem Brauch. "Es ist doch ungeheur spannend nachzumessen, wie lange man seinerzeit brauchte, eine fünfköpfige Familie zu ernähren", begeistert sich Ursula Heimes. Überhaupt freut sie sich, daß sie "die Eltern und Großeltern heutiger Kulturformen einmal greifen und nicht nur in Büchern ansehen kann". MONIKA KAPPUS
FRANKFURT A. M. Herausgeber des "Frankfurter Lesebuchs" mit literarischen Streifzügen durch die Stadt von ihrer Gründung bis 1933 (siehe Artikel "Nicht nur Goethe ist in Frankfurt geboren") ist der Literaturwissenschaftler Herbert Heckmann.
Der bibliophile Frankfurter, der in seinem Buch rund hundert Beiträge berühmter Männer und Frauen über seine Geburtsstadt sammelte, ist Schriftsteller, Wissenschaftler und Präsident der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung in Personalunion - von Kopf bis Fuß ein Mann der Literatur.
1930 in Frankfurt geboren, promovierte der studierte Literaturwissenschaftler 1957 über "Elemente des barocken Trauerspiels". In der Folgezeit arbeitete er als Assistent an den Deutschen Seminaren der Universitäten Münster und Heidelberg, war Gastdozent für deutsche Literatur in den USA und trat 1982 eine Professur an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung an.
Als Schriftsteller debütierte Herbert Heckmann gegen Ende der fünfziger Jahre mit der Erzählung "Das Porträt" und dem Roman "Benjamin und seine Väter".
In den vergangenen 13 Jahren veröffentlichte der leidenschaftliche Freund üppiger Gaumenfreuden viel beachtete kulturgeschichtliche Lesebücher wie "Die Freude des Essens" (1979), "Wenn der Wein niedersitzt, schwimmen die Worte empor - Sieben Weinpredigten" (1987) und "Die andere Schöpfung - Geschichte der frühen Automaten in Wirklichkeit und Dichtung" (1982).
Das "Frankfurter Lesebuch" ist erschienen im Umschau Verlag. orf
Durch die Mithilfe eines Zeugen sind zwei Männer festgenommen worden, die eine 70jährige Frau überfallen und ihr die Handtasche mit 500 Mark geraubt hatten. Der Zeuge hatte nach dem Überfall gemeinsam mit der Frau versucht, den Männern zu folgen - ohne Erfolg.
In seiner Mittagspause machte sich der 39jährige nächsten Tag erneut auf die Suche und entdeckte die beiden in der Innenstadt. Über sein Autotelefon alarmierte er die Polizei und beobachtete die beiden Männer bis zum Eintreffen einer Streife. ing
Der Direktor des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), Rembert Behrendt (SPD), will sich in einem Brief an Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) für den Fernbahntunnel unter der Frankfurter City einsetzen. Das Milliarden-Vorhaben des vier Kilometer langen Tunnels steht am kommenden Mittwoch im Bonner Bundeskabinett auf der Tagesordnung. Fachleute erwarten freilich nicht, daß die Ministerrunde das Projekt als dringlich einstuft - zu groß ist die Finanznot des Bundes.
UVF-Sprecher Bernd Röttger erinnerte am Freitag an den Beschluß des UVF- Parlaments für den Tunnel. Das Bauwerk besitze Bedeutung auch für den Nahverkehr. Direktor Behrendt werde Riesenhuber als Vertreter der Region bitten, sich besonders für den Tunnel stark zu machen. jg
LANGEN. Ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm für die ältere Generation hat die Stadt für die zweite Jahreshälfte zusammengestellt. Die Termine stehen in einer Broschüre, die in den Seniorentreffpunkten und im Rathaus erhältlich ist.
Den Auftakt bildet neben einer Fahrt zur Ausstellung "Hessen und Thüringen" in Marburg, am Donnerstag, 23. Juli, eine Fahrt zu den Bad Hersfelder Festspielen, wo "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare aufgeführt wird: am Donnerstag, 30. Juli.
Außerdem stehen Ausflüge in die Umgebung, zum Vogelsberg, in den Taunus und nach Walldürn auf dem Programm. In Langen selbst werden Führungen durch die Postkarten-Ausstellung (3. August) und das Glaskunstmuseum (20. August) angeboten. Neben Dia-Vorträgen zu verschiedenen Themen, dem traditionellen Herbst-Tanz können die Interessierte etwa am 26. November den Hessischen Rundfunk besichtigen und sich an einer Mehrtagesfahrt nach Malente-Gremsmühlen (7. bis 11. September) beteiligen. Auch Anleitungen zur Selbstverteidigung für Frauen (Oktober/November) fehlen nicht im Angebot.
Für die meisten Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich: im Rathaus, Südliche Ringstraße 80, Zimmer 318 oder unter Telefon 203-213. fra
Je acht Jahre Gefängnis - so lautete die Strafe für die zwei 35 und 31 Jahre alten Geiselnehmer aus Usingen, die zusammen mit dem 23 Jahre alten Bruder eines der Angeklagten am 22. März dieses Jahres einen Usinger Antiquitätenhändler überfallen und seine Frau als Geisel genommen hatten. Als der Coup mißglückte und die Polizei das Haus des Händlers umstellte, hatte sich der jüngere Bruder selbst erschossen. Dieser Umstand brachte seinem Bruder nun eine gewisse Strafmilderung, da er sich, so Vorsitzender Richter Heinz Fischer, wegen der Schuldfrage am Tod des Bruders auch mit seiner Mutter noch auseinandersetzen müsse. Ansonsten wäre bei seinen Vorstrafen das Urteil härter ausgefallen.
Die drei waren in das Haus des Händlers eingebrochen und hatten es nach Geld und Schmuck durchsucht, ohne jedoch die erhoffte große Beute zu finden. Deshalb lauerten sie, maskiert und bewaffnet, dem Antiquitätenhändler und seiner Frau gegen 22.30 Uhr im Haus auf, fesselten sie und nahmen ihnen die Tageseinnahmen von 15 000 Mark sowie Schmuck ab. Doch damit nicht genug, der Tresor im Laden des Händlers war ihr eigentliches Ziel. Dazu nahmen die zwei Brüder die Frau als Geisel, während ihr Mann mit dem dritten Angeklagten in die Altstadt zu seinem Geschäft fuhr, um die Alarmanlage auszuschalten.
Dort schloß der Händler den Angeklagten jedoch geistesgegenwärtig aus, ließ ihn vor der Tür stehen und alarmierte die Polizei. Der Täter versuchte daraufhin, mit dem Wagen des Antiquitätenhändlers zu fliehen, landete jedoch wegen seiner Ortsunkenntnis in einer Sackgasse und mußte zu Fuß das Weite suchen.
"Das war nicht nur e i n e Nummer, das war mehrere Nummern zu groß für die Täter", drückte ein Verteidiger die Situation aus. "Von der Eskalation der Ereignisse waren sie völlig überfordert". Nur so erkläre sich, was dann geschah. Als nämlich die Polizei kurz darauf das Haus umstellte und die beiden Brüder aufforderte, sich zu ergeben, erschoß sich der Jüngere vor den Augen der Frau. Sein Bruder, der bereits in den Garten geflüchtet war, hörte dies über den Sprechfunk der Polizei und ergab sich daraufhin. Auch der dritte im Bunde stellte sich am nächsten Tag.
Dieser überraschende Selbstmord allein spreche schon gegen die Behauptung der beiden Angeklagten, die Idee zu Raub und Geiselnahme sei allein von ihm gekommen, erklärte die Staatsanwältin in ihrem Schlußvortrag. Dieses Verhalten zeuge doch von einer gewissen Labilität des Jüngeren. Der tote Bruder mußte auch in den Plädoyers der Verteidigung zu Gunsten der Angeklagten herhalten. Sie seien schon hart genug bestraft durch den Tod des Bruders und Freundes. Da zudem den Opfern nichts passiert sei, so die Verteidigung, und sie auch gut behandelt worden seien. sollte dies zu einem minderschweren Fall führen "als Anreiz für andere Täter, mit ihren Opfern sanft umzugehen". sol
Kleine FR
Waldfest am Weißen Tempel LANGEN. Das Hessische Forstamt Langen feiert am Samstag, 18. Juli, von 14.30 Uhr an, Waldfest am Weißen Tempel im Langener Koberstadt-Forst am Ernst-Ludwig-Platz. Der Kirmesburschen-Verein kümmert sich um Speisen und Getränke. Das Blasorchester Langen-Egelsbach will für Stimmung sorgen. Das Forstamt bittet, daß nur Schwerbeschädigte bis zum Weißen Tempel fahren. Alle anderen können am Albanusberg und an der Brandschneise parken. Zeppelinheimer wandern NEU-ISENBURG. Die Juli-Wanderung der Turn- und Sportgemeinde Zeppelinheim führt am Sonntag, 19. Juli, zur Salmshütte im Odenwald. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Sportplatz Zeppelinheim oder um 10.15 Uhr am Parkplatz Krähberg/Odenwald. Rückfragen unter Telefon 0 61 01 / 8 64 92. Pfarrfest in Egelsbach EGELSBACH. Anläßlich des 25jährigen Priesterjubiläums von Pfarrer Karl-Heinz Novotny findet am Sonntag, 2. August, in der katholischen Kirchengemeinde St. Josef Egelsbach/Erzhausen ein Pfarrfest statt. Beginn ist nach dem Festgottesdienst um 11 Uhr mit einem Sektempfang im Bürgerhaus.
Man kann ihn getrost als "frühen Grünen" bezeichnen: Professor Johannes Sallmann, der von 1957 bis 1977 Leiter des Frankfurter Gartenamtes war. Am Dienstag, 14. Juli, wird er 80 Jahre alt. Der gebürtige Breslauer studierte an der Technischen Hochschule Berlin Landschafts- und Gartengestaltung. Von den Siedlungs- und landschaftsgestalterischen Plänen eines Stadtbaumeisters Ernst May war er schon immer angetan. Und so zog es ihn bald nach Frankfurt, wo er als Diplomgärtner begann.
In Sallmanns Amtszeit fielen die Jahre des Wiederaufbaus. Er galt bei allen Parteien als rigoroser Kämpfer für die Erhaltung der Grünflächen. Die städtischen Anlagen, stark in Mitleidenschaft gezogen, waren sein großes Anliegen, "Natur in der Stadt" zu bewahren und zu pflegen Inhalt seiner Arbeit.
Damals war das öffentliche Bewußtsein in Sachen Grün noch längst nicht so entwickelt wie heute. Und manche Begierde, etwa den Anlagenring da und dort für Bauwerke anzuknapsen, hat er vereitelt.
25 Jahre lang war Sallmann auch Naturschutzbeauftragter der Stadt. Noch heute ist sein Rat gefragt, zählt er doch zu den führenden Grün- und Landschaftsplanern im Bundesgebiet. Er war in vielen öffentlichen Verbänden ehrenamtlich tätig. Wenige werden wissen, daß er in seiner Berliner Studienzeit bereits den Plan eines Frankfurter Weihnachtsmarktes auf dem Römer entwarf. Und auch die noch bestehenden jährlichen Aktionen "Frankfurt in Blumen" mit den Preisverleihungen gehörten zu seinen Tätigkeiten. -vau
" . . . komm gut heim!" Gerade eben hatte man sich noch über den viel zu langsamen "sturen Linksfahrer" auf der weitgehend freien Autobahn geärgert, den aggressiven Drängler hinter sich auf sichere Distanz gewünscht und derweil gehetzt, weil selbst schon etwas zu spät dran, das Gaspedal durchgetreten.
" . . . komm gut heim!" - Da drehen sich die Gedanken plötzlich in eine ganz andere Richtung; da wird bewußt, was eigentlich wichtig ist.
" . . . komm gut heim!" stand riesengroß auf der Plane eines Lastwagens. Und der war noch nicht mal zu schnell. Wäre zu erkennen gewesen, für welches Unternehmen der Laster unterwegs ist, die Firma hätte jetzt vielleicht einen Kunden gewonnen. Ihr Bastian
HOFHEIM. Der großkotzige Bauer Hirnagl bedroht den liebenswerten Schuhmachermeister, der in Existenznöten steckt. Da bleibt dem Lehrmädchen Lilli nur noch, ein Geheimnis preiszugeben, um ihre Lehrstelle zu behalten und den Meister zu retten.
Das ist der Inhalt des Schwanks "Die Schuhmacher-Lilli", das das "Münchner Alpenländische Volkstheater" am Samstag, 18. Juli, um 20 Uhr im Alten Wasserschloß aufführen wird. Schon seit mehreren Jahren gastiert die Theatergruppe unter der Leitung von Friedrich Wiedmer im Hofheimer Sommerprogramm.
Das Stück in drei Akten läuft bei Regen in der Stadthalle. Karten gibt's ab sofort für fünf Mark beim städtischen Kulturamt (Elisabethenstraße 3) und an der Abendkasse. gre
Kaum ist Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) aus dem Haus und in die Ferien gefahren, melden sich ihr Drogenreferent und die Grünen im Römer zu Wort. Nach vier Wochen Schweigen sind die Grünen plötzlich nicht mehr mit allem einverstanden, was die Polizei mit der offenen Drogenszene macht.
Als der OB zusammen mit der Polizei das Konzept zur "schrittweisen Auflösung" der Szene vorstellte, war die Dezernentin nicht dabei. Nimsch, die sich das Prinzip "mit Drogenabhängigen leben" zur Maxime gemacht hatte, setzte sich gegen die starke ordnungspolitische Komponente des OB- Konzepts weder zur Wehr, noch mochte sie es öffentlich mittragen: Also ging sie auf Tauchstation, was ihr Grüner Eiertanz mancher in der Partei verübelte.
Doch auch die Fraktion hat bislang gekniffen. Der vorhandene Klärungsbedarf konnte bisher nicht zufriedengestellt werden. In welchem Umfang die Grünen und ihre Gesundheitdezernentin künftig repressive Maßnahmen auf der Szene akzeptieren werden, bleibt ungewiß. Zu diesem Punkt gab es nur Widersprüchliches zu hören.
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, daß sich die wie immer geartete "Auflösung" nicht mit dem Grundsatz grüner Drogenpolitik vereinbaren läßt, derzufolge repressive Maßnahmen nicht fruchten würden. Ein Krach mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner soll jedoch vermieden werden. Die Basis wird diesen Eiertanz kaum verstehen.
FRIEDERIKE TINNAPPEL
HOFHEIM. Um "die geliebte Glotze" wird es am Freitag, 24. Juli, um 20 Uhr gehen, wenn die "musikalische Kabavue Panoptikum" im Alten Wasserschloß die Zwerchfelle strapaziert. In glitzernden Kostümen präsentieren Petra Tiede, Wolfgang Judith und Hans-Jürgen Mock kabarettistische Sketche. Songs mit revueartigem Einschlag wechseln sich mit politischen Witzen in dem Programm "Teleflax" ab.
Alle Texte entstammen der Feder Hans-Jürgen Mocks. Das Trio wird an diesem Abend nicht nur sein schauspielerisches, sondern auch sein musikalisches Talent unter Beweis stellen.
Karten gibt es ab sofort beim städtischen Kulturamt, Elisabethenstraße 3 oder an der Abendkasse. Sie kosten acht Mark, ermäßigt fünf Mark. gre
Stadtteil-Fenster
Die Stadtteilbücherei Bornheim in der Arnsburger Straße 24 bereitet am Mittwoch, 22. Juli, um 15 Uhr die Sommerferienaktion "Bücher im Park" unter dem Motto "Erde, Wasser, Luft und Feuer" vor. Anmeldung unter Tel. 21 23 36 31. ml/28 Die SPD Riederwald lädt ein am Freitag, 17. Juli, ab 18 Uhr in die Kleingartenanlage "Am Graben" (Festplatz / Ratsweg) zum Diskussionsabend mit dem Thema "Kommunalpolitik zum Anfassen". Personaldezernent Joachim Vandreike wird zu aktuellen kommunalpolitischen Problemen sprechen. Auch der Stadtverordnete Heinz Lietz und die Ortsbeiratsmitglieder Heinrich Breitenbach, Adam Ohl und Vera Hornung nehmen Stellung. Der KGV Riederwald ist über die Straße "Am Riederbruch" zu erreichen. ml/28 Sängervereinigung 1875 Seckbach: Der Übungsbetrieb des Vereins ruht in der Ferienzeit bis einschließlich Dienstag, 21. Juli. Erste Singstunde danach ist am Mittwoch, 22. Juli (20.30 Uhr), im Saal der evangelischen Mariengemeinde, Zentgrafenstraße 23. od/28
Alle Briefmarkensammler, die ihre Sammlung erweitern und Marken tauschen wollen, sind am morgigen Freitag, 17. Juli, 19 Uhr, beim Briefmarkensammlerverein Bergen-Enkheim willkommen - im Clubraum des Volkshauses Enkheim, Borsigallee 40 (Tel. 45 99 65). sm/28
Verkehrsverein Bergen-Enkheim: Der Verein lädt ein zum "Sommerfest für Daheimgebliebene" am Samstag, 18. Juli (ab 15 Uhr), in der Kleingartenanlage Dorfelder Weg. od/28
Eine kostenlose Krebsberatung bietet die evangelische Epiphaniasgemeinde im Nordend ab sofort an. Jeden Dienstag, von 18 bis 19 Uhr, informiert die Diplompädagogin Evelyn Fomm im Kirchenladen in der Lenaustraße 72 (Tel. 5 97 20 56) Betroffene und Angehörige. fo
LANGEN. In der Berliner Allee soll die Fahrbahn im Bereich der Händelstraße und dem Schuleingang gepflastert werden, damit der Verkehr dort künftig langsamer rollt. Das hat der Magistrat jetzt beschlossen. Dafür muß die Stadt rund 20 000 Mark auf den Tisch legen.
Das Verkehrsaufkommen ist nach Darstellung von Bürgermeister Dieter Pitthan dort zwar gering, doch die Höchstgeschwindigkeit werde in dieser Tempo-30-Zone allzuoft überschritten. Durch die Aufpflasterung könne man zusätzlich die Rechts-vor-links-Regelung betonen, hofft der Verwaltungschef. Speziell für Radfahrer soll ein ein Meter breiter Streifen ohne Erhebung für einen bequeme Durchfahrt sorgen. aim
LANGEN. Für knapp 50 000 Mark soll auf dem Spielfeld des FC Langen eine automatische Beregnungsanlage gebaut werden. Der Rasen kann nach Darstellung von Bürgermeister Dieter Pitthan dann nachts gegossen werden. Das Ganze wird von einer Zeitschaltuhr gesteuert. Die Verdunstung sei somit wesentlich geringer als am Tag, wodurch die Stadt viel Wasser einsparen werde. Bisher wurden jährlich rund 3000 Kubikmeter Wasser auf das Spielfeld gesprengt. Künftig soll das nur die Hälfte sein. aim
KELKHEIM. Wo früher Herd und Spüle standen, fand ein Mieter in seiner Wohnung in der Johann-Strauß-Straße nur noch Schutt und Asche vor.
Wie die Polizei mitteilte, löste ein Defekt an der Spülmaschine einen Brand in der Küche aus, der ersten Schätzungen zufolge einen Schaden von 10 000 Mark verursachte. Die Freiwillige Feuerwehr hatte den Brand schnell unter Kontrolle, Personen wurden nicht verletzt. ana
Wer hat denn nun die offenen Rechnungen von Mitwirkenden bei der letzten Silvester-Show "Wir feiern Europa" in der ARD zu bezahlen? Die Firma Star- Trust oder der Hessische Rundfunk (HR)? Diese Frage läßt sich nicht beantworten. Star-Trust sagt, der HR müsse zahlen. Umgekehrt erklärt der HR, das Hamburger Unternehmen habe die Kasse zu öffnen. (Siehe FR-Bericht vom Donnerstag auf der Fernsehseite). Fest steht nur, daß laut "Stern" etwa Moderator Gerhard Schmitt-Thiel auf 37 000, Justus Frantz auf 57 000, Thomas Freitag auf 20 500 und das Warschauer Sinfonie-Orchester sogar auf 100 000 Mark an Honoraren warten.
Der HR erklärte in einer Stellungnahme, nach den vertraglich getroffenen Vereinbarungen sollte Star-Trust nicht nur Sponsoren besorgen, sondern auch die Honorare der beteiligten Künstler bezahlen. Soweit im Zusammenhang mit dieser Sendung noch Rechnungen offen seien, beträfen diese im wesentlichen Verträge der Firma Star-Trust mit Dritten (Musiker, Interpreten, Moderatoren). Weiter der HR: "Über die Höhe dieser Forderungen kann nur die Firma Star-Trust vollständig Auskunft geben."
Star-Trust wiederum, hinter dem sich der Hamburger Unternehmer Karl Jobig verbirgt, bestreitet dies. Verantwortlich für diesen Vorgang sei nur der HR, sagte Jobig dpa. Er habe sich zwar zusammen mit zwei Vermarktungsagenturen vertraglich dazu verpflichtet, sich nach besten Kräften für die Finanzierung der Silvester-Sendung einzusetzen. Eine vertraglicheVerpflichtung zur Finanzierung habe er "aber nie und nimmer übernommen". Die liege allein beim HR.
Nun sollen hausinterne Untersuchungen über das Zustandekommen der vertraglichen Vereinbarungen mit Jobig, zu denen HR-Intendant Hartwig Kelm die für die Silvester-Show veranwtortlichen HR-Mitarbeiter aufgefordert hat, Klarheit über die offenen Rechnungen bringen. Oder müssen am Ende wieder Gerichte bemüht werden?
Ohne den HR-internen Prüfungen vorgreifen zu wollen und auch eingedenk der Tatsache, daß ARD und ZDF seit Jahresbeginn nach geändertem Rundfunkrecht Sponsoring betreiben dürfen - unverständlich bleibt, wie man im HR beschließen konnte, eine mehrstündige, aufwendige Silvester-Show größtenteils nur über Sponsoren-Gelder zu finanzieren. (Die HR-Mittel in Höhe von 500 000 Mark sollen fast ausschließlich für die Vorbereitungen der Sendung ausgegeben worden sein.)
Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses mit der Firma Star-Trust war doch völlig unklar, wie viele Sponsoren aufzutreiben sein und welche Gelder durch sie zusammenkommen werden. Anders formuliert: Kann man eigentlich ruhigen Gewissens Mitwirkende verpflichten lassen, ohne zu wissen, ob sie überhaupt zu bezahlen sind? Gespannt darf man sein, welchen Ausgang die Auseinandersetzung HR/Star-Trust nimmt. Leichtfertiges Handeln kann man wohl schon jetzt dem HR bei der Silvester-Show vorwerfen. Oder sogar mehr? K. M.
Kleine FR
Sieben Autos geknackt OBERURSEL. Gleich sieben Autos haben Diebe in der Nacht zum Montag bei einem Oberurseler Autohaus an der Homburger Landstraße aufgebrochen. Sie stahlen Autoradios und CB-Funkgeräte. Versuche, drei Autos kurzzuschließen, sind laut der Kriminalpolizei Bad Homburg jedoch mißlungen. Diebe stahlen Futter und Mützen KRONBERG. Eine Sammlung Sportmützen und einen Futterautomaten samt Inhalt haben Diebe in Kronberg erbeutet. Den Futterautomaten schraubten sie am Opel-Zoo ab, teilt die Königsteiner Polizei weiter mit, die Mützensammlung stahl ein Einbrecher in der Nacht zum Montag aus einem aufgebrochenen Auto in der Schönberger Straße Mainblick. Einige Häuser weiter schlug der Automarder nochmals zu und knackte einen Kombi auf. Taunusrundfahrt KÖNIGSTEIN. Eine Taunusrundfahrt steht für Mittwoch, 15. Juli, auf dem Fahrplan der Kurverwaltung. Die Teilnehmer werden abgeholt: 12.50 Uhr, Klinik Hainerberg; 13 Uhr, KVB-Klinik; 13.15 Uhr, Parkplatz. SPD auf der Kerb OBERURSEL. Mitglieder der SPD- Oberstedten sowie der SPD-Fraktion im Stadtparlament treffen sich am Freitag, 17. Juli, um 17 Uhr an der Bushaltestelle Bergweg: Sie wollen gemeinsam den Festzug zur Stedter Kerb sehen und anschließend mit den Bürgerinnen und Bürgern Kichhweih feiern.
Lauf-Treff KÖNIGSTEIN. Der Lauf-Treff der TSG Falkenstein für jedermann startet am Samstag, 18. Juli, wieder durch. Die Jogger kommen um 15 Uhr auf dem Parkplatz am Falkensteiner Friedhof zusammen.Per Bus zum Eselseck KÖNIGSTEIN. Der Taunusklub Königstein fährt am Sonntag, 19. Juli, um 9.50 Uhr mit dem Bus ab Parkplatz Stadtmitte zum Eselseck. Über Glashütten, Kröftel, Dattenbachtal und Schloßborn geht's per pedes zurück nach Königstein. Gäste sind willkommen. Stadtrundgang KÖNIGSTEIN. Die Kurverwaltung bietet am Montag, 20. Juli, wieder einen Stadtrundgang an. Wer mitlaufen will, sollte spätestens um 14.30 Uhr an der Kurverwaltung sein. Behindertensport KÖNIGSTEIN. Behinderte, Kranke und Gesundheitsgefährdete sind für Montag, 20. Juli, um 20 Uhr in die Turnhalle der Taunusschule zum Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft eingeladen. Frauen-Gesprächsrunde KRONBERG. Gisela Barths nächste Gesprächsrunde im Frauenring Kronberg ist für Montag, 20. Juli geplant. Die Teilnehmerinnen treffen sich um 15.30 Uhr im Nebenraum des Oberhöchstädter Altkönigstift-Cafés.Stadtbad Mitte wegen Reparaturen geschlossen
Die Schwimmhalle des Stadtbades Mitte muß vom 15. Juli bis voraussichtlich 31. Juli wegen dringend erforderlicher Reparaturarbeiten für den gesamten Badebetrieb geschlossen werden. Mit den Arbeiten will das Sport- und Badeamt die wegen baulicher Mängel aufgetretenen Unfallgefahren beseitigen.
Das Bezirksbad Sachsenhausen wird während dieser Zeit montags von 14 bis 20 Uhr, dienstags bis samstags von 6.30 bis 20 Uhr (an allen Werktagen ist um 19 Uhr Kassenschluß) und sonntags von 7 bis 13 Uhr (12 Uhr Kassenschluß) für die Badegäste geöffnet. pia
Dien Die beiden weiblichen Schützlinge des in Hofheim lebenden Judotrainers Werner Wagner mußten Barcelona wegen Verletzungspeches sausen lassen, "nur" Weltmeister Daniel Lascau (ein gebürtiger Rumäne) überstand die Qualifikations-Tretmühle aus dem Wagner-Olympia-Trio. "Lascau war aber von Beginn an das heißeste Eisen im Feuer. Leid tut es mir neben Petra Wahnsiedel in erster Linie für die fast ein Jahrzehnt lang in der absoluten Weltspitze vertretende Gabi Ritschel, die ausgerechnet Ende des letzten Jahres durch ihre schwere Knieverletzungen und den folgenden Operationen keine echte Qualifikationschance gegen Weltmeisterin Frauke Eickhoff besaß", dachte der in Frankfurt ein Fitness- und Judocenter leidende Heimtrainer noch vor seinem Start in die katalonische Metropole am 23.Juli an die "ewige Pechmarie" des Deutschen Judo-Bundes.
Immer wieder hatten Verletzungen die inzwischen 30-jährige Judodame aus Flörsheim in entscheidenden Momenten zurückgeworfen. "In Barcelona steht Frauen-Judo erstmals auf dem offiziellen Programm, da kompensiee ich mein ganzes Pech mit den unzähligen zweiten und dritten Plätzen bei Welt-und Europameisterschaften", hatte die einstige Zahnarzthelferin - seit ihrer schweren Verletzung in Ausbildung bei einem großen Autokonzern - auf "Wiedergutmachung" gehofft.
Es blieb bei der Hoffnung, am 30. Juli werden die Medaillen in der Barcelonaer Blaugrana-Halle ohne Gabi Ritschel vergeben. Die Flörsheimerin, seit zwei Monaten wieder voll im Training und weiterhin für den Bundesligisten JC Rüsselsheim (diese Saison Dritter der Deutschen Meisterschaften) gibt jedoch nicht auf. "Lange Zeit war ich am Rätseln, aber es läuft wieder gut und im nächsten Jahr stehen Welt-und Europameisterschaften an", denkt die hübsche Kämpferin noch einmal "in Ruhe darüber nach", doch noch bei weiterer Aufwärstendenz bei großen Turnieren aufzulaufen. Und so ganz "nebenbei" soll mit dem JC Rüsselsheim etwas mehr als der dritte Platz realisiert werden. "In der letzten Saison waren wir mit PLatz drei zufrieden, jetzt sollte es Platz eins bis schlechtenfalls drei werden", hat Wagner den Brotkorb für die Opelstädterinnen bereits höher gehängt.
Derzeit gilt Wagners volle Konzentration jedoch dem amtierenden Weltmeister Daniel Lascau. Seit Mai wollte der seit vier Jahren in Deutschland lebende und aus Rumänien geflohene 78-Kilogramm-Kämpfer bereits nach Frankfurt umziehen, die Wohnung ist längst gemietet. "Bisher blieb einfach keine Zeit", schaut der im vorigen Jahr als kurzfristiger Wieneke-Ersatz eingesprungene Sensations-Weltmeister auf die letzten, schweißtreibenden Wochen zurück. Der JCR-Kämpfer gewann den Titel in Barcelona, folgt nun an gleicher Stelle der zweite Gold-Sprung? "Daniel hatte viel Pech nach dem Titelgewinn mit einer Knieverletzung, sogar seine Qlympia-Qualifikation stand lange Zeit in Frage. Deswegen bin ich erst einmal froh, daß ihm Bundestrainer Han Ho-San das Vertrauen geschenkt hat", sieht Wagner seinen Schützling "keineswegs in der Favoritenrolle". Die Vorbereitung mit einem vierwöchigen Trainingslager im japanischen Tokai (einer Universitätsstadt in der Nähe von Tokio) verlief ausgezeichnet. Dabei lautete vorher die bange Frage: Hält das lädierte Knie des stets mit einem lausbübischen Lächeln aufwartenden Lascau?
" Ich hatte ein leuchtendes Vorbild im japanischen Olympiasieger Yamashita, der trotz einer ähnlichen Verletzung in Seoul siegte. Ich nehme keine Rücksicht auf das Knie, will in Barcelona alles geben und mir nichts vorwerfen", geht der Champion ohne große Vorbereitungsturniere nach Olympia, wo er am 30. Juli um 22.23 Uhr zum Finalkampf anzutreten hofft. "Die Zeiten stehen genau fest, innerhalb von knapp sieben Stunden ist alles entschieden. Aber die Pool-Gegner noch nicht, es sind zahlreiche Exoten in Daniels Klasse am Start", rechnet WAgner mit mindestens sieben Kämpfen bis zum Endkampf. "Aber bei etwas Lospech kann du auch als Weltmeister bereits in der ersten oder zweiten Runde verlieren, dann ist bestenfalls bei einem Vordringen deines Bezwingers noch die Bronzemedaille zu holen", beschreibt Wagner den Ko-Modus.
"Daniel Lascau ist unbestritten einer der besten, wenn nicht der perfekteste Techniker in seiner Klasse. Aber die lange Verletzungspause stempelt ihn nur zu einem von sechs oder sieben Favoriten", nimmt Werner Wagner dem stets hart mit der 78-Kilogramm-Grenze kämpfenden Ex-Rumänen die Favoritenbürde ab. Für Wagner bilden Lascaus WM-Vorgänger Kim (Südkorea) und der Schweizer Europameister Schaffter sowie Ex-Europameister Wurth (Niederlande) das Favoriten-Trio. "Auch Daniels letztjähriger Finalpartner Lauth aus Belgien und der Japaner Joshita sowie die Boys aus USA und Kanada sind zu beachten, es hängt sehr viel von der Auslosung ab".
Mit 23 Jahren könnte Lascau selbst bei einem Scheitern noch einmal einen neuen Anlauf 1996 in Atlanta nehmen. Ein ganz anderes Problem plagt Werner Wagner: Mehrere Stunden verbringt er täglich in Hofheim und Frankfurt am Telefon, um noch eine Trainer-Akkreditierung für den Kampftag zu bekommen. "Wenigstens habe ich eine Eintrittskarte, die Trainingsvorbereitungen mache ich gemeinsam mit den Bundestrainern. Und nach der Auslosung am 22. Juli werde ich speziell die Taktiken mit Daniel abstimmen, Videos über die potentiellen Gegner besorgen. Die meisten Kandidaten habe ich bereits im Kasten", geht Wagner mindestens ebenso gut vorbereitet wie sein Schützling nach Katalonien. jo. oder Hans Ecke
(ggf. zwei Geschichten bei Ritschel-Ende?)
BIELEFELD, 12. Juli (AP). Für eine freie Abgabe harter Drogen an langjährige Abhängige hat sich die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Herta Däubler-Gmelin, ausgesprochen. In einem Interview der Bielefelder Tageszeitung "Neue Westfälische" kritisierte sie außerdem die Bundesregierung, die nicht bereit sei, zur Bekämpfung des Drogenhandels das Bankgeheimnis zu lockern.
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende sagte, denjenigen Rauschgiftsüchtigen, für die ein Ausstieg nicht mehr in Betracht komme, müsse man helfen. "Dabei handelt es sich in der Tat um Verlorene, um Kranke. Bei denen muß Hilfe vor Strafe stehen."
Zur Person:
SABINE CSAMPAI, dritte Bürgermeisterin von München (Die Grünen), soll wegen ihrer Rolle bei den Demonstrationen gegen den Weltwirtschaftsgipfel unter die Lupe genommen werden. Die CSU-Fraktion im Rathaus will wissen, ob Frau Csampai an der Vorbereitung der Anti- Gipfeldemonstrationen beteiligt gewesen sei und an welchen Gesprächen sie teilgenommen habe. Weiter fragt die CSU, ob der Bürgermeisterin bekannt gewesen sei, daß ein gewaltsames Auftreten der Demonstranten erörtert wurde, und ob sie Kenntnisse darüber den Sicherheitsbehörden weitergegeben habe. Schließlich wird gefragt, ob die Bürgermeisterin auf einer Veranstaltung mit einer Sprecherin aufgetreten sei, die Grüße von den RAF-Gefangenen übermittelt habe. (AP)
FRANKFURT A. M., 12. Juli (AP). Künftig sollen weniger junge Männer vom Wehr- oder Zivildienst verschont bleiben. Bisher würden regelmäßig drei Prozent der Angehörigen eines Jahrganges nicht zu ihrer Dienstpflicht herangezogen, sagte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Diese Quote werde sich wegen der sinkenden Jahrgangsstärken erheblich vermindern. Unterdessen kritisierte die Zentralstelle für den Schutz von Kriegsdienstverweigerern, daß Verweigerer deutlich stärker herangezogen würden als Leute, die zu Bundeswehr wollten.
Rühe kündigte in dem Interview weiter an, daß die Bundeswehr in den nächsten Jahren 16,5 Milliarden Mark für die Renovierung von ostdeutschen Kasernen ausgeben wolle. Dafür würden im Westen Projekte gestoppt. Nach Rühes Worten müssen an ostdeutschen Standorten dringend Wohnungen gebaut werden.
JERUSALEM, 13. Juli (AP). Über einen Mangel an Disziplin in allen Rängen der Streitkräfte Israels hat der scheidende Verteidigungsminister Mosche Arens geklagt. In einem Rundfunkinterview kritisierte er erstmals auch öffentlich den Generalstabschef Ehud Barak. Auf eine Frage nach Todesfällen in der Armee, die jeweils auf Nachlässigkeit und Mißachtung von Vorschriften zurückgeführt werden, sagte Arens: "Ich denke, es gibt ein Disziplinarproblem in den israelischen Verteidigungsstreitkräften." Die Armee müsse sich in diesem Bereich "vom Generalstabschef bis zum einfachen Soldaten" selbst in den Griff bekommen.
Der Minister räumte ein, daß er Differenzen mit Barak gehabt habe. Er rügte, es habe zu viele Fälle gegeben, in denen hohe Offiziere mit Medienvertretern über Themen gesprochen hätten, über die sich Militärs öffentlich nicht äußern sollten.
BOGOTÁ, 13. Juli (dpa). Der kolumbianische Präsident Cesar Gaviria hat den Ausnahmezustand über das Land verhängt, um die nach bisher geltendem Recht vorgesehene Freilassung von mehr als tausend Untersuchungshäftlingen zu verhindern. Die Gefangenen, die des Drogenhandels und Terrorismus beschuldigt werden, warten seit mehr als sechs Monaten auf ihren Prozeß. Nach geltendem Recht hätten sie auf freien Fuß gesetzt werden müssen, da 180 Tage nach ihrer Festnahme keine Gerichtsverhandlung gegen sie eröffnet worden ist.
Der Staatschef führte zur Begründung des Ausnahmezustandes in einer landesweit ausgestrahlten Rundfunk- und Fernsehansprache an, die Maßnahme ziele nur darauf ab, die Freilassung "von Kriminellen" zu verhindern. Persönliche und politische Freiheiten würden von der bis zum kommenden Donnerstag gültigen Maßnahme nicht berührt.
HAMBURG, 13. Juli (dpa). Als "hohe Schule der Heuchelei" hat der frühere EG-Umweltkommissar und jetzige italienische Umweltminister Carlo Ripa di Meana das Verhalten der europäischen Regierungschefs beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro bezeichnet. In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte er, die EG habe in Rio nichts zu bieten gehabt, der Kaiser sei ohne Kleider gewesen. Ripa di Meana war dem Gipfel demonstrativ ferngeblieben und dafür unter anderem von Bundeskanzler Helmut Kohl hart kritisiert worden.
Die Haltung der Bundesregierung in Rio bezeichnet Ripa di Meana als "sehr diffus". Schon bei den Vorverhandlungen in New York seien die Deutschen auf dem Rückzug gewesen. Besonders hart kritisiert der italienische Umweltminister US-Präsident George Bush. Der habe gesagt, der amerikanische Lebensstil könne kein Verhandlungsgegenstand sein. Dahinter stecke eine "absolut archaische Einstellung".
KÖLN, 13. Juli (dpa). In den deutschen Kommunen ist mittlerweile jeder fünfte "Ratsherr" eine Frau. Von den insgesamt 51 900 Ratsmandaten in Städten und Gemeinden mit 10 000 und mehr Einwohnern werden derzeit 10 430 von Frauen wahrgenommen, ergab eine in Köln veröffentlichte Umfrage des Deutschen Städtetages. Damit sei der Frauenanteil erneut leicht angestiegen - auf nunmehr 20,1 Prozent.
In den Räten der Großstädte mit 100 000 und mehr Einwohnern sind die Frauen durchschnittlich sogar mit 26,7 Prozent vertreten. Den höchsten Anteil weiblicher Ratsmitglieder verzeichnet Freiburg im Breisgau mit 41,7 Prozent, gefolgt von Potsdam (40,9), Mainz (40,7) und München (40,0). Mit abnehmender Gemeindegröße verringert sich dagegen auch die Repräsentanz der Frauen in den Räten, und zwar auf durchschnittlich 23,3 Prozent in den Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern, 20,1 Prozent (20 000 bis 50 000 Einwohner) und 17,7 Prozent (10 000 bis 20 000 Einwohnern).
AUGSBURG (dpa/rtr/FR). Das Defizit in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird im laufenden Jahr vermutlich höher ausfallen als bislang angenommen. Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) sprach am Samstag von einem zu erwartenden Fehlbetrag in Höhe von 15 Milliarden Mark, das ist dreimal soviel wie 1991. Allerdings liegen die Zahlen für das zweite Quartal noch nicht im einzelnen vor. Bislang war überwiegend von einer Lücke von etwa zehn Milliarden ausgegangen worden. Im vergangenen Jahr gab die GKV insgesamt 151 Milliarden Mark aus, ein Anstieg um 12,7 Prozent.
Auf einem Fachkongreß der CSU in Augsburg zum Thema "Ist Gesundheit unbezahlbar?" erklärte der Minister, angesichts dieser Entwicklung werde er nicht zulassen, daß auch nur ein Stein aus seinem Reformpaket herausgebrochen werde. Mit diesem Gesetz verknüpfe er seine politische Zukunft. Werde die Kostenexplosion nicht gestoppt, sei auch die geplante Pflegeversicherung in Gefahr. Das Gesetz mache es außerdem möglich, 13 000 neue Stellen für Pflegepersonal in Kliniken zu schaffen.
Rigorose Sparsamkeit forderte Seehofer insbesondere von Ärzten, Krankenhäusern und der Pharmabranche. Die Zahl der Ärzte müsse in der Bundesrepublik schneller begrenzt werden als ursprünglich geplant. Für den Sozialpolitiker gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen steigenden Medizinerzahlen und wachsenden Ausgaben im Gesundheitswesen. Angesichts von Streikdrohungen aus der Ärzteschaft kritisierte Seehofer, mit solchen Boykottdrohungen sollten Gruppeninteressen auf dem Rücken der Versicherten durchgesetzt werden.
Notwendige Bedingung einer Gesundheitsreform sei, daß sie alle Beteiligten in die Pflicht nimmt und die Lasten gerecht verteilt, betonte der Minister. Es dürfe auf keinen Fall eine Kostenverschiebung einseitig zu Lasten der Versicherten geben. Seehofer gab zu, daß die Gesundheitsreform von 1989 fast ausschließlich auf deren Kosten gegangen war. Er bezeichnete die Situation der gesetzlichen Krankenversicherung als dramatisch. Die Ausgaben legten doppelt so schnell zu wie die Einnahmen. Unter steigenden Beitragssätzen hätten besonders Rentner und Bezieher kleinerer Einkommen zu leiden.
Seehofer kritisierte die Verschreibungspraxis mancher Ärzte. Die unbegründete Mengenausweitung bei Medikamenten ist für ihn "Kostentreiber Nummer eins". Jedes Jahr würden Arzneimittel in Milliardenhöhe verordnet, "die nur teilweise oder gar nicht gebraucht werden und dann auf dem Müll landen". Er stellte klar, daß im Gesundheitsreformgesetz weder zehn Mark Patientenbeteiligung für den Arztbesuch noch eine Senkung des Zuschusses bei Zahnersatz oder eine Anrechnung des Urlaubs auf die Kur vorgesehen seien. "Die Transplantationsmedizin soll für den Sozialhilfeempfänger genauso zugänglich sein wie für die Bezieher höherer Einkommen. Die gute deutsche Krankenversicherung soll mit gleicher Qualität für jedermann zur Verfügung stehen." Dies müsse die Zielsetzung künftiger Gesundheitspolitik sein, betonte Seehofer.
"Kein Verständnis" zeigte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen, Willi Heitzer, "für den Aufstand bei den Zahnärzten". Die Androhung eines Streiks richte sich gegen den Staat und sprenge das Maß der Diskussion. Auch Peter Keller, Landesvorsitzender der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA), meinte zur Streikdrohung, wer weiterhin so argumentiere, lasse das Vertrauensgewölbe im Gesundheitswesen zusammenbrechen.
Zuvor hatte Wolfgang Heubisch von der Bayerischen Zahnärztekammer gefordert, das Reformpaket müsse total neu verhandelt werden. Andernfalls müßten die Zahnärzte als letzte Möglichkeit auch über eine Aufkündigung ihrer Verträge mit der gesetzlichen Krankenversicherung nachdenken. Von allen Betroffenen hätten die Dentisten die härtesten Einschnitte zu erwarten.
KÖLN, 12. Juli (dpa). Obdachlose haben nicht nur nachts, sondern auch tagsüber grundsätzlich Anspruch auf ein menschenwürdiges Dach über dem Kopf. Diese Zuweisung einer Unterkunft sei allerdings grundsätzlich zeitlich zu begrenzen, heißt es in einem rechtskräftigen Beschluß des nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgerichts, der vom Städtetag NRW veröffentlicht wurde (AZ: 9 B 3839/91).
Im vorliegenden Fall hatte ein Obdachloser bei der Kommune einen Antrag auf Unterbringung gestellt, aber nur die Möglichkeit zur Übernachtung erhalten. Die Gemeinde argumentierte, der Obdachlose könne sich ja tagsüber im Bahnhof, in einer Bibliothek oder anderen öffentlich zugänglichen Räumen aufhalten. Die von dem Obdachlosen daraufhin beantragte einstweilige Anordnung gegen die Kommune hatte sowohl beim Verwaltungsgericht als auch letztendlich beim Oberverwaltungsgericht Erfolg. Die Richter urteilten, eine menschenwürdige Unterkunft müsse auch tagsüber Schutz vor der Witterung bieten. Aber auch ungeachtet der Witterungsverhältnisse müsse dem Obdachlosen nicht nur zeitweise, sondern den ganzen Tag über eine geschützte Sphäre geboten werden.
Im Wortlaut: Gerechtigkeits-Komitees Ost-Interessen wahrnehmen
Der am Samstag in Berlin vorgestellte Appell zur Gründung der "Komitees für Gerechtigkeit" hat folgenden Wortlaut: Wir, Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Appells, haben verschiedene Biographien. Unterschiedlich sind unsere soziale Herkunft, unsere politische Haltung, unser Verhältnis zur Religion. Wir sind oder sind nicht an Parteien gebunden. Unterschiedlich war der Grad unserer Verantwortung für die Deutsche Demokratische Republik oder die Bundesrepublik Deutschland, vor allem aber für die deutsche Einheit. Von einigen von uns wurde sie verantwortlich mitgestaltet, von anderen skeptisch besonders hinsichtlich ihrer Folgen betrachtet.
Gerade weil wir uns selbst und einander durchaus kritisch sehen und uns nicht einbilden, auf alle Fragen eine Antwort und für alle Probleme eine Lösung zu haben, sind wir sicher, daß in der gegenwärtigen Situation im Osten und im Westen Deutschlands, die die Menschen so beunruhigt, von diesen selbst etwas getan werden kann und muß.
Viele Menschen in den neuen Bundesländern fühlen sich nach ihrer Hochstimmung im Jahr 1990 als Menschen zweiter Klasse, politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell ausgegrenzt. Viele Menschen in den alten Bundesländern, die die deutsche Einheit ebenfalls begrüßt hatten, befürchten nun, daß sie diese zu teuer bezahlen müssen, daß der Druck auf ihre Arbeitsplätze zunimmt, daß Sozial- und Rechtsabbau wegen der Vereinigung stattfindet, und sie entwickeln deshalb immer stärkere Vorbehalte gegen die Ostdeutschen.
In der Bundesrepublik Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa nehmen Ängste vor dem europäischen Einigungsprozeß zu, weil die deutsche Vereinigung als besorgniserregendes Beispiel angesehen wird.
Rechtsradikale und rassistische Stimmungen gewinnen in dieser Situation gefährlich an Boden.
Deindustrialisierung, Zerstörung der Landwirtschaft, Massenarbeitslosigkeit, sozial unverträgliche Mietsteigerungen, mindere und ungerechte Bezahlung, Schließung sozialer, wissenschaftlicher, kultureller und sportlicher Einrichtungen, Verschleuderung des ehemaligen ,Volkseigentums', Entzug von Rechten an Wohnungen, Häusern und Grundstücken, Benachteiligungen und Demütigungen der Menschen, besonders der Frauen, im Osten - geistige, moralische und wirtschaftliche Krisen im Westen - haben viele Hoffnungen zerstört, die mit der deutschen Einheit verknüpft waren und zwingen zu neuen Überlegungen. Die Ostdeutschen müssen ihre Interessen selber aussprechen und wahrnehmen. Dazu rufen wir auf, in den Gemeinden, Dörfern, Stadtbezirken und Städten ,Komitees für Gerechtigkeit' zu bilden, die überparteilich sind und zu denen jede und jeder Zutritt hat. Diese Komitees vertreten die Interessen der Bürgerinnen und Bürger und üben Einfluß auf die Parlamentarier aus.
Es gibt einen Einigungsvertrag, aber es fehlt seit dem 3. Oktober 1990 ein Partner des Vertrages, der auf Einhaltung bestehen, Weitergehendes vereinbaren und sich gegen benachteiligende Interpretationen wenden könnte. Deshalb werden die Komitees auch die Aufgabe haben, dafür einzutreten, daß eine besondere Körperschaft für die neuen Bundesländer geschaffen wird, in welche einzelne Persönlichkeiten (nicht aber Parteien) gewählt werden und die die Befugnis eines Kontroll- und Initiativorgans erhält. Die Komitees sollten - sobald sie gebildet sind - Delegierte zu Kongressen auf Stadt- und Landesebene und zu einem Kongreß für die neuen Bundesländer wählen. Auf diesem Kongreß wird über eine permanente Struktur der Komitees und deren weitere Funktion entschieden werden.
Mit diesem Anliegen stellen wir uns keinesfalls gegen die Menschen in den alten Bundesländern, weil auch ihre Zukunft nicht unwesentlich von der Lösung ostdeutscher Probleme abhängt. Wir hoffen, daß es auch in den alten Bundesländern zur Bildung solcher Komitees kommen wird. Dieses Anliegen bedeutet auch keine Unterschätzung der globalen Probleme, die immer drängender die Existenz der Menschheit überhaupt in Frage stellen. Aber die Bereitschaft der Menschen in den neuen Bundesländern, global zu denken und zu handeln, wird auch davon abhängen, ob und wie ihnen Gerechtigkeit in der Bundesrepublik Deutschland widerfährt.
DUISBURG, 12. Juli (dpa). Eine private Party unter Geschäftsfreunden auf der eigens dafür gecharterten Barkasse "Passat" endete am Wochenende in Duisburg für vier Gäste und den Kapitän mit dem Tod. Das Ausflugsschiff war aufgrund eines Navigationsfehlers von einem Tanker auf dem Rhein bei Ruhrort gerammt und versenkt worden.
Das mit insgesamt 13 Passagieren und dem Schiffsführer besetzte 20 Meter lange Motorschiff war bei der Kollision mit dem 104 Meter langen holländischen Tankmotorschiff "Dordrecht 26" um 21.29 Uhr sofort unter Wasser gedrückt worden und gesunken. "Das muß alles blitzschnell gegangen sein", so ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. Beim Eintreffen der Rettungsmannschaften zehn Minuten nach dem Unglück war von dem kleinen Schiff nichts mehr zu sehen.
Nach dem vorläufigen Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft war der Schiffsführer der Barkasse, der einem entgegenkommenden Tanker ausweichen wollte, in das Fahrwasser des ihn gerade von hinten überholenden Tankschiffes "Dordrecht 26" geraten. Die Besatzung des niederländischen Unglückstankers treffe an der folgenschweren Kollision keine Schuld, betonte Staatsanwalt Gerd Unterberg. Vermutlich handele es sich um menschliches Versagen des Kapitäns. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Überprüfung des Blutalkoholwerts des toten Schiffers an.
Neun Menschen konnten von den Rettern teilweise mit Schocks und Unterkühlungen, jedoch weitgehend unverletzt aus dem Wasser gezogen werden.
An der Feier auf dem Schiff hatten Mitarbeiter einer Duisburger Reederei und einer Recklinghausener Metallhandelsfirma teilgenommen.
Die Engländerin Trish Johnson übernahm bei dem zur Europa-Tour der Profi- Golferinnen zählenden "Ladies Cup" auf der Refrather Anlage des Golf- und Land- Club Köln mit 200 Schlägen die Führung nach der dritten der vier Runden. Die 26jährige begeisterte mit drei konstant gespielten Runden von 67 + 66 + 67 bei Par 72.
Sie hat diesen "Ladies Cup" bereits 1990 in Paris-St. Germain gewonnen und führt derzeit mit in dieser Saison gewonnenen rund 90 000 Mark auch überlegen die Geldgewinner-Rangliste an.
Im Kampf um den Cup und 54 000 Mark-Siegerscheck der insgesamt 360 000 Mark Preisgelder folgt vor der letzten Runde die Schwedin Liselotte Neumann mit 204 (66 + 72 + 66) Schlägen. Mit je 205 Schlägen sind gemeinsam dritte die schwedische Titelverteidigerin Helen Alfredsson (68 + 70 + 67), die Engländerin Laura Davies (66 + 66 + 73) und die Belgierin Florence Descampe (70 + 69 +66).
Die Nürnbergerin Stefana Lehmeier hält sich als nur unterrichtende und kaum Turniere spielende Golf-Lehrerin weiterhin ausgezeichnet mit 216 (69 + 71 + 76) Schlägen an 18. Stelle in dem internationalen Klassefeld. Die Ulmerin Bettina Herrmann, die als zweite deutsche Teilnehmerin ebenfalls nur mit einer "Wildcard" zu den derzeit besten 64 Profis der Europa-Tour eingeladen wurde, rangierte mit 239 Schlägen (75 + 79 + 85) allerdings an 66. und letzter Stelle. dpa
Diego Maradona drohen neue Schwierigkeiten: Nachdem der 32jährige Argentinier seine weltweit gültige 15monatige FIFA-Sperre wegen Drogenmißbrauchs abgesessen hat, soll er nun durch eine neue Strafe des italienischen Verbandes zumindest in der italienischen Liga vom Spielbetrieb suspendiert werden, da er in einem TV-Interview den Verbandspräsidenten Matarrese angegriffen haben soll.
Gerd Dörich (Sindelfingen) gewann am Samstag die neunte und letzte Etappe der Internationalen Rad-Rundfahrt. Auf der 88 km langen Rundstrecke in Reutlingen setzte sich Dörich in 1:54:45 Stunden im Schlußspurt gegen Hartmut Bölts (Heltersberg) durch.
Als Gesamtsieger stand der Dortmunder Rajmund Lehnert bereits vorzeitig fest. Er punktete bei allen Etappen und erreichte in Reutlingen Platz 10.
Dörich und Bölts setzten sich gleich zu Beginn vom Feld der 40 Profis ab und fuhren einen Zwei-Minuten-Vorsprung heraus. Platz drei der Tageswertung ging an den Australier Dean Woods vor Christian Henn (Heidelberg).
Das Mannschafts-Zeitfahren am Nachmittag über 2200 m gewann das italienische Team ZG Bottecchia mit Gianluca Pierobon und Guiseppe Citterio, die auch die Gesamtwertung für sich entschieden. Den Ehrenpreis der Sprint-Wertung holte Henn mit einem Punkt Vorsprung vor Pierobon. dpa
TAIPEH, 12. Juli (dpa). Taiwan hat sich vorgenommen, nach rund vierzigjähriger Trennung vom Festland-China die chinesische Sprache wiederzuvereinen. Das Vokabular hat sich mit den Jahren so voneinander entfernt, daß beispielsweise ein Bürger der Volksrepublik China unter dem Wort "gan" Arbeit versteht, auf Taiwan aber jeder sofort an Geschlechtsverkehr denken würde.
So haben Regierungsbeamte am Samstag in der Hauptstadt der Republik China, Taipeh, ein Institut für chinesische Sprachforschung gegründet. Ziel sei es, die Unterschiede in geschriebenem Chinesisch, wie es in China und Taiwan gebraucht wird, abzubauen. Beide Seiten sollen sich einmal chinesischer Sprachcomputer mit derselben Software bedienen können.
GRUGNY, 12. Juli (AFP). Ein Kater, der vor einem Jahr auf einem Campingplatz in Mimizan an der französischen Atlantikküste verschwunden war, ist jetzt wieder bei seinen Besitzern im nahezu 1000 Kilometer entfernten Grugny in der Normandie aufgetaucht. Völlig abgemagert und ohne Schwanz miaute Picsou an der Haustür und vollführte wahre Freudensprünge über das Wiedersehen. "Jetzt schläft er pausenlos auf dem Sofa", berichtete die Familie Assemat.
TIRANA, 12. Juli (AFP). Mindestens 250 Kinder sind in den vergangenen zwölf Monaten in Albanien unter fragwürdigen Umständen an Ausländer zur Adoption vermittelt worden. In den meisten Fällen seien gefälschte Papiere im Spiel gewesen, berichtete jetzt eine Sonderkommission der Regierung, die nach Presseberichten über Kinderhandel in Albanien eingesetzt worden war. Mindestens 150 der Kinder seien ohne Zustimmung der Eltern weggegeben worden.
Die Kommission fand zudem heraus, daß etwa 15 behinderte Kinder verkauft worden seien, offenbar als Organspender.
Aufgeschreckt von den Berichten über Kinderhandel, wollten Anfang der Woche mehrere Mütter ihre Kinder, die sie in den Städten Vlora und Shkoder ins Waisenhaus gegeben hatten, zurückholen. Einige waren jedoch verschwunden.
Erste Berichte über illegale Adoptionen in Albanien waren bereits vor einem Jahr erschienen. Mehrere italienische Richter hatten sich daraufhin dafür verbürgt, daß zumindest bei Adoptionen albanischer Kinder durch italienische Paare "alles seine Ordnung hatte". Die albanischen Behörden versuchten zunächst, die ganze Angelegenheit herunterzuspielen. In den vergangenen Monaten verschwanden jedoch immer wieder Kinder unter rätselhaften Umständen.
Die Regierung sah erst Handlungsbedarf, als sich vor zwei Monaten ein Skandal ereignete. Ein zweijähriges Kind, das verschwunden war, tauchte nach kurzer Zeit wieder bei den Eltern auf. Es hatte eine Narbe am Oberkörper. Ein Arzt stellte fest, daß dem Kind eine Niere herausgenommen und vermutlich an Organhändler verkauft worden war.
ERIWAN, 12. Juli (AFP). Bei Zusammenstößen zwischen Armeniern und Russen sind am Wochenende in Armenien mindestens 16 Menschen getötet worden. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium berichtete, griffen armenische Kämpfer eine Kolonne der 7. Russischen Armee an und töteten fünf Soldaten. Nach armenischer Darstellung weigerte sich die Kolonne, die Kommunikationsgeräte transportierte, an einer armenischen Grenzstation Dokumente vorzuweisen. Die Soldaten hätten ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet und drei Polizisten und drei Passanten getötet, hieß es weiter.
Wie das armenische Verteidigungsministerium berichtete, wurden darüber hinaus an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze fünf russische und ukrainische Milizionäre getötet, die auf seiten der Aserbaidschaner kämpften.
NAANTALI, 12. Juli (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin und sein finnischer Kollege Mauno Koivisto haben am Samstag in der Nähe der finnischen Stadt Naantali drei Abkommen unterzeichnet, die die Grundlage für intensivere bilaterale Beziehungen bilden sollen. Jelzin sagte, Finnland und Rußland wollten gemeinsam energisch ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken.
Der russische Präsident bedauerte, daß der Handel zwischen beiden Staaten erheblich zurückgegangen sei. Finnische Regierungsmitglieder erläuterten, auf den einstmals wichtigsten Handelspartner Finnlands entfielen heute nicht einmal mehr zehn Prozent des gesamten finnischen Außenhandels.
Jelzin und Koivisto sprachen zudem über die chemischen Waffen, die Berichten zufolge von den deutschen Nationalsozialisten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Baltischen Meer versenkt wurden. Jelzin sagte, daß diese Waffen sich auf dem Meeresgrund zersetzten und eine Umweltbedrohung darstellten, die die Größenordnung der Katastrophe von Tschernobyl annehmen könnte.
MICHAEL JUNG, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Limburg, hat gefordert, die Arbeitserlaubnis für Saisonarbeitskräfte aus Nicht-EG-Ländern von drei auf sechs Monate zu verlängern. Er meinte, damit könne im Gastgewerbe die angespannte Personalsituation entschärft werden. Bei der geltenden Regelung müßten die Arbeitskräfte Deutschland schon wieder verlassen, wenn sie gerade eingearbeitet seien. Allerdings, so räumte Jung ein, sei die Saisonarbeitnehmer-Regelung nicht das Allheilmittel für die Personalprobleme im Hotel- und Gaststättenbereich. Vielmehr müsse die Branche auch Wege finden, ihre Arbeitplätze attraktiver zu gestalten.
PEKING, 13. Juli (Reuter). In China sind nach einer Meldung der Volkszeitung 15 Personen nach Schauprozessen zum Tode verurteilt worden. Die Urteile seien unmittelbar nach der Urteilsverkündung vollstreckt worden. In Jinan in der Provinz Shandong seien neun Personen hingerichtet worden, die wegen mehr als 20 Zugüberfällen verurteilt worden seien. Die Pekinger Behörden hätten sechsmal die Todesstrafe gegen Vergewaltiger und Kindsmörder verhängt. In China werden zahlreiche Delikte mit der Todesstrafe geahndet. Die Liste reicht von Mord bis zur Wilderei an Panda-Bären.Prinzenpaar trat zurück
DÜSSELDORF, 12. Juli (Reuter). Nach nur dreitägiger Amtszeit ist der Düsseldorfer Karnevalsprinz Rolf III. zurückgetreten. Vor Journalisten begründete Rolf Kauke seine Entscheidung am Wochenende "mit der ungeheuren Bedeutung, die mein Privatleben auf einmal bekommen hat". Kauke hatte einem Reporter am Donnerstag anvertraut, er sei bisexuell. Dies hatte in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt für Schlagzeilen gesorgt. Prinzessin Gabriele Blind trat aus Solidarität mit Kauke ebenfalls von ihrem Ehrenamt im rheinischen Karneval zurück.
SAARBRÜCKEN, 12. Juli (AP/Reuter). Gut drei Wochen nach der Freilassung der beiden deutschen Geiseln Thomas Strübig und Heinrich Kemptner in Libanon sollen die wegen Mordes und Entführung verurteilten Hamadi-Brüder am heutigen Montag in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken zusammengelegt werden. Die Sprecherin des saarländischen Justizministeriums, Monika Hermanns, bestätigte am Samstag entsprechende Berichte. Der Hamadi-Clan hatte die beiden Deutschen entführt, um die Freilassung der Brüder Mohammed Ali und Abbas Hamadi zu erpressen.
Nach Angaben der Sprecherin hat sich das Saarland auf Bitten der Bundesregierung bereit erklärt, die Hamadi-Brüder im Saarbrücker Gefängnis unterzubringen. Dort seien die Häftlinge grundsätzlich in Einzelzellen untergebracht. Auch die Hamadi-Brüder kämen nicht in eine gemeinsame Zelle, hätten jedoch Gelegenheit, sich in der Haftanstalt zu sehen.
Der bereits in Saarbrücken inhaftierte Abbas Hamadi ist bislang nicht im Hochsicherheitstrakt der Anstalt untergebracht. Er verbüßt im Normalvollzug eine 13jährige Haftstrafe wegen Geiselnahme und Sprengstoffbesitzes, zu der ihn im April 1988 ein Düsseldorfer Gericht verurteilt hatte.
Mohamed Hamadi war wegen Entführung einer US-amerikanischen Verkehrsmaschine und Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er sitzt bislang im hessischen Schwalmstadt in Haft.
Die Bundesregierung hatte die Freilassung der beiden Hamadi-Brüder gegen die Freilassung der Libanon-Geiseln Strübig und Kemptner immer abgelehnt, aber humanitäre Gesten für den Fall der Freilassung in Aussicht gestellt. Die beiden Deutschen waren am 17. Juni freigelassen worden.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuesten Ausgabe, daß Strübing und Kemptner schneller freigekommen seien, weil im Mai ein mutmaßlicher iranischer Spion im Bundespresseamt enttarnt worden sei. Die Bundesregierung habe sich wegen des Agenten bei Iran heftig beschwert. Danach habe sich Iran stärker für die Freilassung der Geiseln engagiert.
Zur Person:
PETER-MICHAEL DIESTEL, brandenburgischer CDU-Politiker und letzter Innenminister der DDR, sieht sich mit einer Strafanzeige konfrontiert. Der frühere DDR-Bürgerrechtler Uwe Bastian wirft ihm vor, daß unter seiner Verantwortung als DDR-Minister wichtige Unterlagen und Dokumente der Stasi "vernichtet oder beiseite geschafft" worden seien. Ziel sei gewesen, die Stasi- und SED-Kriminalität zu verdunkeln und Beweismaterial zu vernichten. Der Kläger macht Diestel auch dafür verantwortlich, daß Grundstücke und Vermögenswerte aus dem Staatsbesitz der DDR an "Staatsangestellte und Würdenträger des untergegangenen Staates" veruntreut worden seien. Damit sei öffentliches Eigentum geschädigt worden. (Reuter)
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in London, Männer, 100 m: 1. Christie (Großbritannien) 10,20 Sekunden (handgestoppt), 2. da Silva (Brasilien) 10,20, 3. Adam (Großbritannien) 10,30.
200 m: 1. Regis (Großbritannien) 20,29 Sekunden, 2. Everett (USA) 20,47, 3. Little (USA) 20,54, 4. Heard (USA) 20,56, 5. da Silva (Brasilien) 20,64.
400 m: 1. Johnson (USA) 43,98 Sekunden, 2. S. Lewis (USA) 44,55, 3. Valmon (USA) 44,69, 4. Black (Großbritannien) 45,19.
800 m: 1. Kiprotich (Kenia) 1:44,94 Minuten, 2. Tom (Großbritannien) 1:45,24, 3. Sharpe (Großbritannien) 1:45,25, 4. Heard (Großbritannien) 1:45,54.
1.500 m: 1. Chesire (Kenia) 3:36,55, 2. Kibet (Kenia) 3:36,92, 3. Crabb (Großbritannien) 3:36,94.
3.000 m: 1. Buckner (Großbritannien) 7:50,90 Minuten, 2. Bitok (Kenia) 7:51,23, 3. Hanlon (Großbritannien) 7:51,31.
5.000 m: 1. Bitok 13:13,93 Minuten, 2. Kirui (Kenia) 13:15,67, 3. Denmark (Großbritannien) 13:15,97.
110-m-Hürden: 1. Jackson (Großbritannien) 13,06 Sekunden (Europarekord), 2. Dees (USA) 13,08, 3. Jarrett (Großbritannien) 13,17, 4. Foster (USA) 13,32, 5. Pierce (USA) 13,54, 6. Blake (USA) 13,57.
400-m-Hürden: 1. Patrick (USA) 48,16 Sekunden, 2. Akabusi (Großbritannien) 48,26, 3. Nylander (Schweden) 48,80, 4. Page (USA) 48,93, 5. Wallenlind (Schweden) 49,17.
Hochsprung: 1. Forsyth (Australien) 2,34 m, 2. Conway (USA) 2,31, 3. Grant (Großbritannien) 2,25.
Stabhochsprung: 1. Tarpenning (USA) 5,71 m, 2. Jegorow (GUS) 5,71, 3. Bright (USA) 5,60.
Weitsprung: 1. Koukodimos (Griechenland) 7,99 m, 2. Forsythe (Großbritannien) 7,91, 3. Culbert (Australien) 7,73.
Dreisprung: 1. Edwards (Großbritannien) 17,22 m, 2. Golley (Großbritannien) 16,95, 3. Herbert (Großbritannien) 16,73.
Diskuswurf: 1. Reiterer (Australien) 60,86 m.
Speerwurf: 1. Backley (Großbritannien) 87,72 m, 2. Zaitsew (GUS) 85,64, 3. Petranoff (Südafrika) 84,04.
Frauen, 100 m: 1. Jones (USA) 11,37 Sekunden, 2. Ashford (USA) 11,38, 3. Neighbors (USA) 11,42.
200 m: 1. Onyali (Nigeria) 22,83 Sekunden, 2. Jackson (Jamaika) 23,03, 3. Webber (USA) 23,09.
400 m: 1. Torrence (USA) 50,31 Sekunden, 2. Richardson (Kanada) 50,83, 3. Smith (Großbritannien) 50,99.
800 m: 1. Jewsejewa (GUS) 1:58,78 Minuten, 2. Halliday (USA) 2:00,71, 3. Hamilton (USA) 2:01,03.
3.000 m: 1. Plummer (USA) 8:42,52 Minuten, 2. O'Sullivan (Irland) 8:42,58, 3. McColgan (Großbritannien) 8:43,81.
100-m-Hürden: 1. Tolbert (USA) 12,92 Sekunden, 2. Freeman (Jamaika) 13,08, 3. Agyepong (Großbritannien) 13,22.
400-m-Hürden: 1. Gunnell (Großbritannien) 54,40 Sekunden, 2. Batten (USA) 54,90, 3. Bothma (Südafrika) 55,16.
Hochsprung: 1. Inverarity (Australien) 1,95 m, 2. Marti (Großbritannien) 1,85, 3. Haggett (Großbritannien) 1,85.
Weitsprung: 1. Boegman (Australien) 6,51 m, 2. May (Großbritannien) 6,49, 3. Idowa (Großritannien) 6,34.
Speerwurf: 1. Hattestad (Norwegen) 68,48 m, 2. Sanderson (Großbritannien) 64,88, 3. McPaul (Australien) 62,62.
Zwei Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land wurde der Spielbetrieb der Major Soccer League (MSL), der einzigen landesweiten Profi- Liga in den USA, eingestellt. Nach dem Rückzug von St. Louis Storm und Tacoma blieben lediglich fünf Mannschaften für die kommende Saison übrig. Erst nach der WM soll eine landesweite Meisterschaft wieder durchgeführt werden.
Für umgerechnet 15 Millionen Mark hat am Freitag ein Architekten-Konsortium den Zuschlag für einen Entwurf des Olympiastadions für die Spiele 1996 in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia vom Organisationskomitee Atlantas (ACOG) erhalten. Die Arena soll für 85 000 Zuschauer konzipiert werden. Der Bau des Stadions wird voraussichtlich umgerechnet rund 314,7 Millionen Mark verschlingen. Der Entwurf muß innerhalb des nächsten Jahres fertig werden, da der Bau des Olympia-Stadions bis 1995 abgeschlossen sein soll. Die Haupt-Wettkampfstätte wird einen für amerikanische Stadien unüblichen Natur-Rasen erhalten.
Nach Beendigung der Sommerspiele 1996 wird der Neubau zu einem Baseball- Stadion mit 45 000 Plätzen umgebaut. Außer der Eröffnungs- und Schlußfeier, nach Leichtathletik und Fußball sollen auch Entscheidungen im Reitsport im Olympiastadion stattfinden. sid
Den ersten neuseeländischen Etappensieg bei einer Rheinland-Pfalz-Rundfahrt für Radamateure gab es Samstag auf dem vierten Teilstück über 145 Kilometer von Bad Marienberg nach Lahnstein. Brian Andrew Fowler gewann nach 3:35:22 Stunden den Sprint eines Ausreißerduos gegen den Niederländer Martin Kras.
Die beiden hatten eine 135 Kilometer lange Alleinfahrt hinter sich. Der Abstand zum Hauptfeld betrug zwischenzeitlich über acht Minuten.
Den Spurt des Pelotons, das 1:10 Minute später das Ziel erreichte, entschied Steffen Wesemann aus Frankfurt/Oder zu seinen Gunsten. Vierter wurde Erik Zabel aus Dortmund.
Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters konnte der Nürnberger Gerd Audehm erfolgreich verteidigen. Er führt nun mit einer Gesamtzeit von 13:23:50 Stunden vor dem Österreicher Peter Luthenberger, der einen Rückstand von 2:49 aufweist. sid
KUNSTTURNEN
LÄNDERKAMPF der Männer in Ludwigshafen, Endstand: 1. Deutschland 572,85 Punkte, 2. Rumänien 568,25, 3. Schweiz 556,25. - Einzelwertungen: 1. Wecker (Berlin) 116,30 Punkte, 2. Kroll (Cottbus) 114,65, 3. Gherman 114,55, 4. Rizan (beide Rumänien) 113,75, 5. Walther (Halle) 113,40, 6. Tippelt (Deilinghofen) 113,10, 7. Sandu (Rumänien) 112,95, 8. Engeler (Schweiz) 112,80, 9. Bejenaru (Rumänien) und Büchner (Hannover) beide 112,45, 11. Gal 112,40, 12. Ciuca (beide Rumänien) 112,35, 13. Giubellini (Schweiz) 112,30, 14. Franke (Halle) 111,80, 15. Grimm 110,45, 16. Wanner (beide Schweiz) 108,35.
Gelungener Einstand Zwei Tore von Tönnies
Nach 13 Jahren Abwesenheit im bezahlten Fußball feierte Aufsteiger Wuppertaler SV zum Auftakt der Saison 1992/93 in der Zweiten Bundesliga ein überaus gelungenes Comeback. Mit 3:1 (3:0) besiegte die Mannschaft unter der Regie ihres neuen Trainers Gerd vom Bruch den FSV Mainz 05. Der Gegentreffer für Mainz fiel in der Schlußminute durch Klopp.
Einen gelungen Einstand feierte der vom Bundesliga-Absteiger MSV Duisburg als Torjäger geholte 32jährige Michael Tönnies, der mit einem Doppelschlag in der 32. und 34. Minute für die Vorentscheidung sorgte. Bereits in der fünften Minute hatte mit Sun-Hong Hwang ein weiterer Zugang die 1:0-Führung per Kopf erzielt. Neben den Torschützen zeigte Ksienzyk eine gute Leistung im Gastgeber-Team.
Insgesamt ging der Sieg der Wuppertaler, deren Abwehr auch einige Lücken offenbarte, in Ordnung. Die Mainzer, die lange Zeit feldüberlegen waren, versagten jedoch im Abschluß. Beste Spieler in der Elf von Trainer Hermann Hummels waren Schuhmacher und Herzberger. sid
Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka, Balewski - Glawas, Ksienzyk, Kober, Müller, Pröpper - Hwang (78. Zilles), Tönnies.
Mainz: Kuhnert- Kasalo - Lopez, Janz - Herzberger, Schäfer, Schuhmacher, Bwecker (61. Ruof), Hayer (70. Diether) - Buvac, Klopp.
Schiedsrichter: Kasper (Katlenburg).
Tore: 1:0 Hwang (5.), 2:0 Tönnies (32.), 3:0 Tönnies (34.), 3:1 Klopp (90.).
Gelbe Karten: Tönnies - Kasalo, Ruof.
TRIATHLON
"IRONMAN EUROPE" in Roth (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen), Männer: 1. Everts (Niederlande) 8:06,12 Stunden, 2. Browning (USA) 8:11,38, 3. Kropko (Ungarn) 8:20,37, 4. Ronsmans (Belgien) 8:22,30, 5. Lindberg (Finnland) 8:23,31, 6. Koks (Niederlande) 8:25,17, 7. Basting, 8. Leder (beide Darmstadt) beide 8:26,28, 9. Sabatschus (Köln) 8:27,02.
Frauen: 1. Newby-Fraser (Simbabwe) 8:55,00 Stunden, 2. Sybesmy (Niederlande) 8:57,37, 3. Whelan 9:00,00, 4. Schneider-Egger (beide USA) 9:09,18, 5. Wiltenburg (Niederlande) 9:11,16, 6. White (Kanada) 9:12,23, 7. Estedt (Berlin) 9:18,48.
SCHEMATA
Unterhaching - Carl Zeiss Jena 1:2 (0:0) Unterhaching: Häfele - Pfluger - Braun, Bucher - Zwingel, Bergen (57. Garcia), Emig, Leitl, Niklaus - Löbe, Lemberger (75. Urosevic).
Jena: Bräutigam - Szangolies - Wentzel, Bliss - Molata, Celic, Raab, Holetschek, Fankhänel - Akpoborie (78. Löhnert), Schreiber (90. Wittke).
Schiedsrichter: Boos (Eschborn).
Tore: 0:1 Raab (51.), 0:2 Holetschek (53.), 1:2 Garcia (68.).
Zuschauer: 3500.
Beste Spieler: Pfluger, Emig - Szangolies, Bräutigam, Schreiber.
Gelbe Karte: - Molata.
Fortuna Köln - Mannheim 0:1 (0:0) Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Brandts, Seufert, Köhler, Pasulko, Lottner - Deffke (65. Röhrich), Präger.
Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Lasser, Schanda, Hecker, Hofmann, Stohn - Kirsten (74. Schnalke), Freiler (82. Schmäler).
Schiedsrichter: Berg (Konz).
Tor: 0:1 Stohn (75.).
Zuschauer: 4000.
Beste Spieler: Hupe, Köhler - Dickgießer, Hecker, Lasser
Gelbe Karten: Schneider - Schmäler.
Osnabrück - Wolfsburg 3:5 (1:3) Osnabrück: Dreszer - Wijas - Hofmann (65. Sievers), Hetmanski - Marquardt (46. Meinke), da Palma, Balzis, Kisslinger, Wollitz - Grether, Klaus.
Wolfsburg: Kick - Ballwanz - Kleeschätzky, Trautmann - Geiger, Kohn (62. Ewen), Akrapovic, Holze (77. Koschinat), Dammeier - Frackiewicz, Reich.
Schiedsrichter: Strigel (Horb).
Tore: 0:1 Holze (6.), 1:1 da Palma (7.), 1:2 Geiger (11.), 1:3 Holze (42.), 2:3 Meinke (67.), 3:3 Meinke (69.), 3:4 Dammeier (76.), 3:5 Reich (80.).
Zuschauer: 7500.
Beste Spieler: Wollitz, Meinke - Holze, Frakkiewicz. Gelbe Karten: Marquardt, Hofmann, Wollitz - Ballwanz, Dammeier.
VfB Oldenburg - SC Freiburg 2:2 (1:1) Oldenburg: Nofz - Wawrzyniak - Zajac, Linke - Gerstner, Malchow, Steinbach, Machala, Schnell (72. Wuckel) - Drulak, Claaßen.
Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Seeliger, Kohl (67. Ruoff) - Braun, Todt, Heidenreich (78. Schweizer), Buric, Zeyer, Freund - Fincke.
Schiedsrichter: Assenmacher (Fischenich).
Tore: 1:0 Steinbach (7., Foulelfmeter), 1:1 Seeliger (39.), 2:1 Linke (48.), 2:2 Zeyer (62.)
Zuschauer: 7408.
Beste Spieler: Zeyer, Claaßen - Fincke, Schmidt.
Gelbe Karten: Gerstner, Malchow - Buric, Schmidt, Seeliger, Heidenreich, Zeyer.
Fortuna Düsseldorf - Chemnitz 1:1 (0:0) Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Quallo, Huschbeck, Drazic (55. Albertz) - Stefes, Hutwelker, Gärtner - Breitzke, Winter, Degen (64. Strerath).
Chemnitz: Hiemann - Illing - Seifert, Laudeley - Bittermann, Keller, Köhler (77. Renn), Heidrich, Mehlhorn - Vollmar (75. Zweigler), Boer.
Schiedsrichter: Dr. Merk (Kaiserslautern).
Tore: 1:0 Strerath (73.), 1:1 Heidrich (80.).
Zuschauer: 8000.
Beste Spieler: Loose - Seifert, Mehlhorn.
Gelbe Karten: Breitzke, Gärtner, Huschbeck - Mehlhorn.
VfB Leipzig - MSV Duisburg 0:0 Leipzig: Kischko - Liebers (19. Trommer) - Kracht, Edmond - Heidenreich, Bredow, Hekking, Lindner, Däbritz (74. Rische) - Anders, Hobsch.
Duisburg: Rollmann - Notthoff - Gielchen, Tarnat - Nijhuis, Minkwitz, Harforth, Steininger, Westerbeek (58. Tebeck) - Preetz, Sailer (81. Papic).
Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).
Zuschauer: 5100.
Beste Spieler: Heidenreich, Hecking - Sailer, Harforth.
Gelbe Karten: Hobsch, Edmond, Kracht - Sailer.Eintr. Braunschweig - Meppen 1:0 (1:0) Braunschweig: Lerch - Köpper - Möller, Probst - Lux (67. Geilenkirchen), Löchelt (67. Cirocca), Mahjoubi, Metschies, Butrej - Kretschmer, Buchheister.
Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Heuermann (13. Deters) - Gartmann, Marell, Helmer (66. Bujan), Vorholt, Menke - Thoben, Rauffmann. Schiedsrichter: Löwer (Unna).
Tor: 1:0 Butrej (24.).
Zuschauer: 6000.
Beste Spieler: Lerch, Buchheister - Menke, Rauffmann.
Gelbe Karten: Mahjoubi, Metschies - Vorholt, Böttche, Gartmann.
Hertha Berlin - St. Pauli 2:2 (2:1) Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Scheinhardt, Seckler - Winkhold, Feinbier, Basler, Gries, Zernicke - Lünsmann, Demandt.
St. Pauli: Thomforde - Kocian - Dammann, Schwinkendorf - Olck, Surmann, Knäbel, Gronau, Belarbi (53. Jeschke) - Philipkowski, Manzi (71. Aertken).
Schiedsrichter: Amerell (München).
Tore: 1:0 Zernicke (37.), 2:0 Gries (40.), 2:1 Manzi (45.), 2:2 Knäbel (86., Foulelfmeter).
Zuschauer: 11 300.
Beste Spieler: Zernicke, Basler - Schwinkendorf, Knäbel.
Gelb-Rote Karten: Feinbier wegen wiederholten Foulspiels (72.).
Gelbe Karten: Demandt, Zernicke - Philipkowski, Schwinkendorf, Knäbel, Manzi.
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, siebte Etappe von Brüssel nach Valkenburg (196,5 km): 1. Delion (Frankreich) 4:21:47 Stunden, 2. Roche (Irland) gleiche Zeit, 3. Jaermann (Schweiz) 0:04 Minuten zurück, 4. Tebaldi 0:08, 5. Ghirotto (Italien) 1:00, 6. Konyshew (GUS), 7. Holm (Dänemark), 8. Theunisse (Niederlande) alle gleiche Zeit, 9. Ludwig (Gera) 1:05, 10. Jalabert (Frankreich), 11. Durand (Frankreich), 12. Kelly (Irland), 13. Museeuw (Belgien), 14. Fondriest (Italien), 15. Skibby (Dänemark), 16. Chiappucci (Italien), ... 24. LeMond (USA), 25. Maier (Österreich), 26. Dufaux (Schweiz), ... 30. Indurain (Spanien), ... 32. Ampler (Leipzig), 33. Heppner (Gera), ... 37. Bugno (Italien) alle gleiche Zeit, ... 76. Jeker (Schweiz) 1:34, 77. Stumpf (Dittelbrunn), ... 79. Bölts (Heltersberg), ... 82. Gianetti (Schweiz), ... 87. Krieger (Karlsruhe), ... 89. Müller, ... 102. Zülle (beide Schweiz), ... 110. Kummer (Erfurt), ... 116. Jentzsch (Cottbus) alle gleiche Zeit, ... 146. Gölz (Bad Schussenried) 1:57, ... 163. Kappes (Kirchzarten) 8:04, .... 170. (Schweiz) gleiche Zeit, ... 184. Aldag (Ahlen) 27:50.
Die Erwartungen der deutschen Degen- Fechterinnen wurden in Havanna nicht erfüllt. Keine aus dem Quintett von Bundestrainer Manfred Kaspar erreichte in der kubanischen Hauptstadt das Finale der besten Acht.
Besonders enttäuschend war das Abschneiden der Vorjahreszweiten Eva-Maria Ittner (Offenbach), die im 64er Tableau ohne Hoffnungslauf gegen Youlia Caraeva (GUS) mit 5:2, 5:2 das Nachsehen hatte. Imke Duplitzer (Heidenheim) ereilte das gleiche Schicksal gegen die starke Französin Brigitte Benon (5:2, 1:5, 6:5).
Dagmar Ophardt, Katja Nass und Renate Kaspar überstanden diese Ausscheidung zwar, mußten aber im Laufe der weiteren Gefechte in den Hoffnungslauf und schieden alle vorzeitig aus.
Das Finale war eine hochklassige Angelegenheit, dessen Höhepunkt der Endkampf zwischen Titelverteidigerin Marianna Horvath (Ungarn) und der Französin Sophie Moressee bildete.
6:4, 2:5 und 5:3 lautete das Ergebnis für die alte und neue Weltmeisterin Marianna Horvath.
Überraschend ging die Bronzemedaille an die Niederländerin Pernette Osinga, die nur der Weltmeisterin aus Ungarn mit 5:2 und 5:3 unterlag. sid
LEICHTATHLETIK
DEUTSCHE JUGEND-MEISTERSCHAFT in Mönchengladbach, zweiter Tag, Männliche A- Jugend, 110 m Hürden: 1. Göhler (Potsdam) 13,81 Sekunden, 2. Grass (Lage-Detmold) 13,97, 3. Balzer (Chemnitz) 13,99.
2000 m Hindernis: 1. Kallabis ( Oberndorf) 5:39:64 Minuten, 2. Brandis (Darmstadt) 5:41:10, 3. Elferich (Coesfeld) 5:49,16.
Dreisprung: 1. Müller (Schwerin) 15,65 Metern, 2. Rietscher (Leipzig) 15,41, 3. Pohl (Oberhausen) 14,99.
Diskus: 1. Rink (Wattenscheid) 56,00 Meter, 2. Kales (Mannheim) 55,92, 3. Jakobs (Unna) 54,34. Weibliche A-Jugend, 3.000 m: 1. Karhoff (Köln) 9:25,92 Minuten, 2. Köster (Rostock) 9:26,44, 3. Effler (Berlin) 9:31,16.
100 m Hürden: 1. Boll (Scheeßel-Eichenschule) 13,42 Sekunden, 2. Fust (Dormagen) 13,84, 3. Koslowski (Gladbeck) 14,06.
400 m Hürden: 1. Hocke (Erfurt) 57,53 Sekunden, 2. Oppong (Kiel) 58,73, 3. Faulhaber (Dresden) 59:53.
Hochsprung: 1. Aigner (Leipzig) 1,89 Meter, 2. Schwart (Rostock) 1,86, 3. Fehrig (Magdeburg) 1,83).
Weitsprung: 1. Vokuhl (Magdeburg) 6,21 Meter, 2. Bolm (Scheeßel-Eichenschule) 6,13, 3. Arnold (Jena) 6,07.
Kugelstoßen: 1. Mues (Halstenbeck) 15,77 Meter, 2. Kleinert (Magdeburg) 15,37, 3. Fuchs (Leverkusen) 14,88.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft "unter 18 Jahren" (U 18) gewann ein Länderspiel gegen Bulgarien mit 3:1 (0:0). Vor 1200 Zuschauern erzielten in Olpe Nowotny (Karlsruher SC), Ziegler (VfB Stuttgart) und Ramelow Ramelow (Hertha BSC Berlin) die Tore für die DFB-Auswahl.
Dem Rekordversuch folgten Buhrufe: Ein gigantischer Werbe-Gag des australischen Basketball-Erstligisten Brisbane Bullets ist am Samstag fehlgeschlagen.
Der Verein hatte versprochen, allen Zuschauern des Heimspiels gegen Liga-Konkurrent Adelaide 36ers eine dreitägige Reise zum Great Barrier Riff zu spendieren, falls die einheimischen Korbjäger in dieser Partie mehr als 100 Punkte erzielen sollten.
In den bisherigen 16 Ligaspielen hatten die Spieler aus Brisbane die magische Marke nur ein einziges Mal verfehlt.
Die Verantwortlichen der Bullets hatten mit 13 000 Zuschauern kalkuliert, die Reisen hätten einen Gesamtwert von mehr als 1,7 Millionen australischer Dollar, umgerechnet etwa zwei Millionen Mark, gehabt.
Damit wäre der Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde gesichert gewesen.
Aus dem Gag wurde letztlich ein Flop. Lediglich 8950 Besucher kamen und buhten, als Brisbane mit 86:122 die höchste Niederlage in der 14jährigen Vereinsgeschichte bezog.
Zudem sind die Chancen der Brisbane Bullets, noch die Play-Offs in der australischen Meisterschaft zu erreichen, rapide gesunken. sid
MIAMI, 12. Juli (AP). Ein Gericht in Miami hat den früheren Machthaber Panamas, General Manuel Noriega, wegen Drogenschmuggels und der Beteiligung am organisierten Verbrechen zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Der 58jährige war bereits im April in acht von zehn Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Noriegas Anwalt kündigte an, er werde Berufung einlegen.
Im Mittelpunkt des Verfahrens stand der Vorwurf, Noriega habe Panama dem kolumbianischen Medellin-Drogenkartell geöffnet und ermöglicht, es zur Drehscheibe des Rauschgiftschmuggels nach Nordamerika zu machen. Die Anklage gegen ihn war im Februar 1988 erhoben worden. Der General war damals noch Machthaber in Panama und lehnte die Forderung der USA nach seinem Rücktritt ab.
Ende 1989 drangen dann US-Truppen in Panama-Stadt ein und verlangten die Auslieferung Noriegas, der zunächst in die Botschaft des Vatikan flüchtete, sich dann aber ergab.
Während des siebenmonatigen Prozesses hatte die Verteidigung den ehemaligen Diktator als Opfer einer politischen Kampagne dargestellt. Vor der Urteilsverkündung verlas der in Generalsuniform erschienene Noriega eine fast dreistündige Erklärung. Darin beteuerte er erneut seine Unschuld und warf den USA vor, ihm aus politischen Gründen den Prozeß gemacht zu haben. Washington habe eine Terrorkampagne in Panama angezettelt und sei für den Tod von Staatschef General Omar Torrijos verantwortlich. Torrijos war 1981 bei einem nie geklärten Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
US-Präsident George Bush bezeichnete das Urteil gegen Noriega als richtige Strafe für ein Verbrechen, das allen Amerikanern geschadet habe. Panama sei durch die Invasion der USA von einem Drogenhändler befreit worden. In Panama selbst, wo die Invasion mehrere hundert Todesopfer gefordert hatte, wurde das Urteil zum Teil mit Jubel aufgenommen. (Siehe auch Seite 3)
HANNOVER, 12. Juli (AP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat ihre Politikerkollegen aufgefordert, neue Wege im Dialog mit der jungen Generation zu gehen. So sollten sie mit jungen Menschen auch bei nicht-politischen Großveranstaltungen ins Gespräch kommen, sagte Süssmuth am Wochenende in Hannover bei einem Konzert der Popgruppe Genesis. Ihre von der Volkswagen AG präsentierte Europatournee führt die Band bis zum 2. August in 14 Länder.
"Wir dürfen nicht warten, bis die Jugend zu uns kommt, sondern wir müssen auf sie zugehen", ermutigte Frau Süssmuth die Politiker. Sie sei daher bewußt zum Konzert gekommen, um am Erlebnis junger Menschen bei einer Mammutveranstaltung teilzunehmen, betonte die Politikerin. Die Förderung solcher Kommunikationschancen sollte nicht der Wirtschaft überlassen bleiben. Auch Politiker könnten sich engagieren.
Die Jugendlichen in der Bundesrepublik forderte die Bundestagspräsidentin auf, keine Scheu vor Politikern zu haben. "Es gibt keinen Grund zur Politikverdrossenheit", sagte sie. Jungwähler sollten ihre Abgeordneten im Wahlkreis ansprechen und dabei Probleme vortragen. Auch Briefe an Politiker seien sinnvoll. Nicht nur Kritik, sondern vor allem auch Mitarbeit sei erwünscht. "Wenn wir Mißstände abschaffen wollen, dann müssen wir auch gemeinsam handeln."
Sie habe in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche mit Lehrlingen, Berufstätigen und Studenten in Universitäten geführt. "Tatsächlich ist die Jugend sehr viel besser, als allgemein verbreitet wird." Es sei wichtig, zeitgemäße Wege der Kommunikation zu finden.
MANAMA, 12. Juli (AP). Die Leiterin des Inspektorenteams, das von den UN mit der Vernichtung chemischer Waffen in Irak beauftragt wurde, hat die Erwartung geäußert, daß der Weltsicherheitsrat einschreitet, falls ihre Kollegen nicht bald das irakische Landwirtschaftsministerium betreten dürfen. Die US-Majorin Karen Jansen sagte am Samstag nach ihrer Ankunft in Bahrein, sie könne sich nicht vorstellen, daß die zwölf Inspektoren für immer vor dem Gebäude in Bagdad ausharrten. Die "Belagerung" hat am vergangenen Sonntag begonnen.
Der Weltsicherheitsrat habe eine Reihe von Möglichkeiten, das Problem zu lösen, sagte Jansen. "Es wäre im Interesse Iraks, den Inspektoren Zutritt zum Gebäude zu gewähren", fügte sie hinzu. Die UN wollten die irakische Regierung nicht demütigen. Aber es gehe ums Prinzip. Darüber könne nicht verhandelt werden.
NEW YORK, 12. Juli (AP). Auf die Versicherungen der inzwischen in Konkurs gegangenen US-Fluggesellschaft Pan Am kommen im Zusammenhang mit dem Lockerbie-Anschlag möglicherweise Schadensersatzklagen in Höhe von 300 Millionen Dollar (450 Millionen Mark) zu. Die Geschworenen an einem New Yorker Bundesgericht kamen jetzt zu dem Schluß, daß Pan Am den Bombenanschlag auf einen ihrer Jumbo-Jets über der schottischen Ortschaft Lockerbie grob fahrlässig verschuldet habe.
Bei dem Absturz am 12. Dezember 1988 waren 270 Menschen ums Leben gekommen. Die Anwälte der Kläger hatten geltend gemacht, daß Pan Am angesichts des drohenden Konkurses finanzielle Erwägungen über Fragen der Sicherheit gestellt habe. Eine gewissenhafte Überprüfung hätte ergeben müssen, daß das Gepäckstück mit der Bombe keinen Besitzer gehabt habe. Über Einzelheiten der Entschädigung muß noch entschieden werden. Sie ist trotz des Konkurses von Pan Am möglich, da dafür die Versicherungen zuständig sind.
BONN, 13. Juli (AP / AFP/Reuter). Die von der Bundesregierung geplante Einführung einer Autobahngebühr sowie Erhöhung der Mineralölsteuer hat am Montag sowohl Zustimmung als auch heftige Kritik ausgelöst. Während die Befürworter einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Sanierung der Bahn sehen, sind die angekündigten Maßnahmen in den Augen der Gegner völlig unzureichend und sozial ungerecht.
Bundesverkehrsminister Günther Krau- se (CDU) will spätestens 1995/96 in Deutschland über eine Vignette eine Autobahngebühr für Personenwagen einführen. In- und ausländische Lastwagen sollen bereits ab Mitte 1993 zur Kasse gebeten werden. Voraussetzung sei, daß sich die EG auf ein solches Konzept einige, sagte Krause dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". 200 bis 400 Mark im Jahr müsse der Pkw-Halter an Autobahngebühr zahlen, berichtete das Blatt. "Bild am Sonntag" erwartet im Herbst eine Mineralölsteuererhöhung.
Krause sagte in dem "Spiegel"-Interview, ab Mitte kommenden Jahres werde ein 40-Tonnen-Lkw maximal 9000 Mark jährlich an Straßenbenutzungsgebühren zahlen. "Selbstverständlich soll es Entlastungen bei der Kfz-Steuer geben, um so höher, je umweltschonender ein Fahrzeug ist." Er rechne bei den Lastwagen mit Mehreinnahmen von 200 bis 300 Millionen Mark. "Bei den Pkw könnte es ein Vielfaches dessen sein."
Der Verkehrsminister will mit den Autobahngebühren die Bahnreform finanzieren, die am kommenden Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden soll. Zu einer möglichen Erhöhung der Mineralölsteuer sagte Krause: "Dafür mag es gute finanzpolitische Gründe geben. Für die Bahnreform ist dies jedoch nicht zwingend."
Der CDU-Politiker erklärte, aufgrund der umwelt- und verkehrspolitischen Maßnahmen werde der durchschnittliche Benzinverbrauch im Jahr 2005 bei vier bis fünf Liter liegen. "Das Mineralölsteueraufkommen wird dann trotz steigender Benzinpreise geringer sein, wenn der Mineralölsteuersatz unverändert bliebe, weil der Verbrauch insgesamt zurückgeht. Die Mehrbelastung für den einzelnen Bürger wird sich also in Grenzen halten", sagte Krause.
Nach Informationen von "Bild am Sonntag" soll die Mineralölsteuer im Herbst erhöht und damit der Liter Benzin zehn Pfennig teurer werden. Das Geld werde für die Bahnreform benötigt.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Matthäus-Maier kritisierte in Bonn die geplante Autobahngebühr als "reines Abkassieren bei den Autofahrern". Für die Umwelt bringe sie nichts. Es fehle der Anreiz, weniger zu fahren. Außerdem würden keine sparsameren Autos geschaffen. "Die Autobahngebühr soll nur dazu dienen, die Haushaltslöcher des Bundesfinanzministers zu stopfen."
Falls die Bundesregierung die Mineralölsteuer erhöhe, müsse sie das Geld wieder an die Bürger zurückgeben, verlangte die SPD-Finanzexpertin. Dies sei möglich durch die Abschaffung der Kraftfahrzeugsteuer und die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer durch eine Verbesserung des Grundfreibetrags. Als völlig unzureichend bezeichnete auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Pläne Krauses. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weinzierl sagte in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagausgabe), grundsätzlich sei es zu begrüßen, wenn die Bahn durch Verteuerung des Autofahrens saniert werden solle. Die Vignette müsse aber mindestens 500 Mark kosten und sofort eingeführt werden.
Auch sei eine Erhöhung der Mineralölsteuer um mindestens 20 statt zehn Pfennig nötig. Bei den Autofahrern sei die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. Um zum Umstieg auf die Bahn zu reizen, solle ein Benzinpreis von drei bis vier Mark pro Liter angestrebt werden.
Der bayerische Umweltminister Peter Gauweiler forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" die Bundesregierung auf, das Bonner Hin und Her beim Thema Mineralölsteuererhöhung zu beenden: "Die sollen klar sagen, was sie wollen." Gauweiler sprach sich für Vignetten aus. "Das darf nicht bedeuten, daß die Deutschen neben ihren Steuern also zweimal zahlen müssen, sondern daß die anderen einen entsprechenden Vignetten-Beitrag leisten müssen. Wir hätten damit zweistellige Milliardeneinnahmen", sagte der CSU-Politiker.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Dionys Jobst (CSU), sagte im Hessischen Runkfunk, zwar wäre eine Finanzierung der Bahnreform durch eine Straßenbenutzungsgebühr zu erhoffen, doch müsse man notfalls auch die Mineralölsteuer erhöhen.
Der bahnpolitische Sprecher der FDP, Roland Kohn, geht davon aus, daß sowohl eine Straßenbenutzungsgebühr als auch eine Mineralölsteuererhöhung kommen wird. Im selben Sender sagte er, besonders auch im Hinblick auf die ausländischen Verkehrsteilnehmer, die deutsche Straßen intensiv nutzen, sei eine solche Gebühr wünschenswert.
Der Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, Franz Dormann, forderte ebenfalls im HR für den Fall einer Mineralölsteuererhöhung soziale Ausgleichsmaßnahmen für Arbeitnehmer.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss, nannte eine Straßenbenutzungsgebühr "unsozial". Ein Rentner, der im Jahr nur wenige Kilometer fährt, werde dadurch ebenso stark belastet wie ein Vielfahrer, sagte Weiss der Kölner Zeitung "Express". Statt dessen sollten Autofahrer nach der Verkehrsleistung, also beispielweise über eine höhere Mineralölsteuer, belastet werden. Dies sei aber auch nur das "kleinere Übel". Im Grunde müsse die Bundesregierung "eisern sparen", statt ihre Haushaltsprobleme durch einen weiteren Griff in den Geldbeutel der Autofahrer zu lösen. Massive Steuer- und Abgabenerhöhungen könnten darüber hinaus große Gefahren für die Autoindustrie heraufbeschwören.
JERUSALEM, 12. Juli (AP). Knapp drei Wochen nach dem Sieg seiner Arbeitspartei hat der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin sein Kabinett am Wochenende weitgehend fertiggestellt. Doch ist es ihm trotz seiner Bemühungen um eine sehr breite Koalition nicht gelungen, die rechtsgerichtete Tsomet-Partei einzubinden. Ihr Chef Rafael Eitan sagte am Samstag der AP, er werde am heutigen Montag im Parlament gegen das Kabinett Rabin stimmen, denn "diese Regierung wird zur Schaffung eines palästinensischen Staates, einem Stopp der Siedlungen und territorialen Kompromissen führen. Dies wird die Zerstörung Israels zur Folge haben."".
Rabins Arbeitspartei wird mit dem linken Meretz-Block und der streng religiösen Schas-Partei koalieren. Die drei Fraktionen haben 62 der 120 Parlamentssitze inne. Die Meretz-Vorsitzende Schulamit Aloni wird Bildungsministerin, was aufgrund ihrer weltlichen Einstellung zu Konflikten mit der Schas-Partei führen dürfte. Rabins innerparteilicher Rivale Schimon Peres wird neuer Außenminister und stellvertretender Regierungschef. Er erhält auch eine Mitsprache bei den Autonomiegesprächen mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten.
Der Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, der die Wahlniederlage des bisherigen Ministerpräsidenten Yitzhak Schamir als Absage des israelischen Volkes an den "von Schamir in den besetzten Gebieten ausgeübten Terror" begrüßt hatte, bezeichnete Rabin als eine Art "Schamir mit Samthandschuhen". Als Generalstabschef und später als Verteidigungsminister habe Rabin wesentlichen Anteil an der Annexion Ost-Jerusalems und an der "Knochenbrecherei" der Besatzungsmacht als Reaktion auf die Erhebung des palästinensischen Volkes.
Trotz eines am Freitag vereinbarten Waffenstillstandes sind Anhänger der größten PLO-Gruppierung Al Fatah und der islamisch-fundamentalistischen Hamas-Gruppe am Wochenende im Gaza- Streifen wieder mit Gewalt gegeneinander vorgegangen. Im Gegensatz zu der von Arafat geführten Fatah lehnt Hamas Verhandlungen mit Israel über Autonomie für die besetzten Gebiete ab.
DRESDEN, 12. Juli (dpa). Der Erste Vize-Vorsitzende der CDU in Sachsen, Fritz Hähle, hat eingeräumt, daß seine Partei an Vertrauen eingebüßt hat. Der Deutschen Presseagentur sagte er in Dresden, die Landespartei habe 1991 mehr als 5000 Mitglieder verloren. Neben Kritik am politischen Kurs der CDU seien häufig soziale und persönliche Gründe beim Austritt geltend gemacht worden. Zur Zeit zähle sie 30 300 Mitglieder.
Die Politikverdrossenheit, die laut Hähle alle großen Parteien trifft, komme "eigentlich aus dem Westen". Vor diesem Hintergrund sei es "ärgerlich, daß wir als Anfänger beim Aufbau eines Vielparteiensystems nun schon wieder in Verruf geraten", meinte der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende.
Zehn Monate vor dem Start der geplanten Profi-Liga hat der japanische Fußball seinen ersten Finanzskandal. Nach Presseberichten vom Sonntag gestand einer der führenden Funktionäre, 8,7 Millionen Yen (105 000 Mark) aus Verbandsgeldern veruntreut und für Börsenspekulationen benutzt zu haben.
Tetsuji Hotta (56), Geschäftsführer des neuen Profi-Klubs Shimizu FC S-Pulse und Vorsitzender des Bezirksverbandes der zentraljapanischen Präfektur Shizuoka, wurde festgenommen und trat von seinen Ämtern zurück. "Ich bin völlig überrascht. Dieser Vorfall wird beträchtliche Auswirkungen auf den japanischen Fußball haben", kommentierte der Geschäftsführer des nationalen Fußballverbandes von Japan, Junji Ogura, die Affäre.
Hotta war einer der führenden Organisatoren der neuen Liga, die im Mai 1993 mit zehn Mannschaften den Spielbetrieb aufnehmen soll. Dabei gelang es ihm, auch dem Verein seines Heimatorts Shimizu eine der zehn Profi-Lizenzen zu verschaffen. Um eine schlagkräftige Elf aufzubauen, nahm er unter anderem den früheren brasilianischen Nationalspieler Mirandinha unter Vertrag. Mehrere Vereine fordern nun, Shimizu aus der neuen Liga zu verbannen und einen anderen Klub aufzunehmen. dpa
Am zehnten Jahrestag des WM-Finals von 1982 glückte Deutschlands Fußball-Oldies in Bologna ein 4:3-Sieg gegen den einstigen Weltmeister Italien. Die deutschen Treffer erzielten Hans-Peter Briegel, Hansi Müller, Horst Hrubesch und Karl-Heinz Rummenigge. Einziger heute noch aktiver Spieler war Pierre Littbarski. Für Italien, das 1982 in Spanien das Finale mit 3:1 gewann, waren Francesco Graziani (2) und der damaloge WM-Torschützenkönig Paolo Rossi erfolgreich."Lebenslang" wird überprüft
HAMBURG, 12. Juli (dpa). Generalbundesanwalt Alexander von Stahl hat sich dafür ausgesprochen, die obligatorische Strafandrohung "Lebenslang" bei Mord zu überprüfen. Die Strafandrohung sei für ihn "kein heiliges Gut, an dem nicht gerüttelt werden darf", sagte er dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Zudem sprach sich von Stahl für eine Verlängerung der umstrittenen Kronzeugenregelung, die Ende 1992 ausläuft, um "höchstens zwei weitere Jahre" aus. Optimistisch äußerte er sich zur Freilassung von RAF-Langzeithäftlingen wie dem seit 1975 einsitzenden Attentäter auf die Stockholmer OPEC-Konferenz, Bernd Rößner. Er hoffe, daß die gemeinsamen Bemühungen von Bundesanwaltschaft und Verteidigung "in sehr überschaubarer Zeit zu einer Freiheitsperspektive" für Rößner führen würden. Allerdings müsse der Gefangene, für den es keine günstige Sozialprognose gebe, noch "durch eine Therapie auf das Leben in Freiheit" vorbereitet werden. Auch bei weiteren RAF-Häftlingen habe er "die Prüfung einer bedingten Entlassung" eingeleitet.Pflegefinanzierung weiter unklar CDU-Vorschlag: Mit Unternehmensbesteuerung koppeln
MAINZ, 12. Juli (dpa). Eine Koppelung der geplanten Reform der Unternehmensbesteuerung mit der Einführung der Pflegeversicherung hat der rheinland- pfälzische CDU-Landeschef Werner Langen vorgeschlagen. "Die Kompensation der Kosten kann nur über eine spürbare Entlastung im Rahmen der Unternehmenssteuerreform erreicht werden", sagte Langen in einem dpa-Gespräch. Für Betriebe müsse die Steuerentlastung zeitgleich mit dem für 1996 geplanten Start der Pflegeversicherung in Kraft treten.
Langen zeigte sich überzeugt, daß das Volumen der Unternehmenssteuersenkung "spielend ausreicht" sowohl für die Finanzierung der Pflegeversicherung - der Arbeitgeberanteil soll jährlich rund 10,9 Milliarden Mark betragen - als auch für eine generelle Entlastung der Betriebe. Auf diese Weise werde der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt. Einen Karenztag zur Pflegefinanzierung hält der CDU-Landesvorsitzende "weder rechtlich noch politisch durchsetzbar".
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) betonte dagegen, daß die Einführung eines Karenztages, der vom Gehalt oder vom Urlaub abgezogen wird, verfassungsrechtlich vertretbar sei. Dies hätten Abstimmungsgespräche zwischen dem Justiz- und Arbeitsministerium ergeben, schrieb Blüm nach Angaben der "Westdeutschen Zeitung" an Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Er kritisierte zugleich deren Äußerungen über bestehende Verfassungsbedenken als "nicht hilfreich".
Eine Beteiligung aller Erwerbstätigen an den Kosten der Pflegeversicherung - also auch der Beamten und Freiberufler - forderte der Präsident des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen (VdK), Walter Hirrlinger. Nach Auffassung des VdK sei eine Beteiligung der Arbeitgeber an den Kosten überhaupt nicht notwendig, die derzeitige Diskussion deshalb auch überflüssig, sagte Hirrlinger dem Kölner "Express".
Zur Person:
HANS-DIETRICH GENSCHER, früherer Bundesaußenminister (FDP), ist vom früheren DDR-Ministerium für Staatssicherheit unter dem Decknamen "Tulpe" in einer Akte als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) geführt worden. Damit sollte er bei Bedarf als Stasi-Mitarbeiter diskreditiert werden, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe. Die Stasi habe biographische Daten eines DDR-Bürgers benutzt und auf den 1927 in der Nähe von Halle geborenen Genscher zugeschnitten. Die Akte wurde laut "Spiegel" Anfang der 80er Jahre vernichtet, nachdem die Stasi befunden habe, daß die Politik Genschers nicht den Interessen der DDR zuwiderlaufe. Seitens der Berliner Gauck-Behörde hieß es, zu der angeblichen Akte lägen "überhaupt keine Erkenntnisse" vor. Behördensprecher David Gill sagte der Zeitung "B.Z. am Sonntag", es komme ihm eigenartig vor, daß die Stasi eine Akte angelegt haben sollte, um Genscher möglicherweise bloßzustellen. (dpa)
MOSKAU, 12. Juli (dpa). Prominente KPdSU-Mitglieder haben parallel zum laufenden Prozeß gegen das Verbot ihrer Partei vor dem Moskauer Verfassungsgericht die Angriffe auf die jetzige Führung Rußlands verstärkt. Außerdem verteidigen sie ausdrücklich den Putschversuch vom August 1991. Der russische Präsident Boris Jelzin hatte die Tätigkeit der Kommunistischen Partei direkt nach dem Putsch verboten.
Der ehemalige KGB-Chef und Verschwörer des Putschversuchs vom August 1991, Wladimir Krjutschkow, gab Jelzin die Schuld am Zerfall der Sowjetunion. In einem "Offenen Brief an Jelzin", der am Wochenende in der "Prawda" veröffentlicht wurde, rechtfertigte der jetzige Untersuchungshäftling seine Beteiligung an dem Umsturzversuch: "Das Notstandskomitee war ein Aufschrei der Seele, ein verzweifelter Versuch, die Union zu retten."
Krjutschkow warf Jelzin vor, durch die Auflösung der Sowjetunion Rußland schutzlos gemacht zu haben: "Im sogenannten ,nahen Ausland', das unsere Generation als ,entfernte Grenzgebiete' zu betrachten gewohnt war, entsteht ein Gürtel von Rußland feindlich gesonnenen Regimen." Dort würden jetzt Tausende von Menschen ums Leben kommen.
In seinem Angriff auf Jelzin stritt der Ex-Geheimdienstchef einen "Sturm aufs Weiße Haus" während des Putsches ab: "Diesen Sturm brauchen offenbar nur Sie, um den Mythos Ihres persönlichen Heroismus aufrechtzuerhalten."
Ebenfalls zu Wort meldete sich die wegen ihrer stalinistischen Kritik an der Perestroika des damaligen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow berüchtigte St. Petersburger Dozentin Nina Andrejewa. Sie erklärte gegenüber der Russischen Informationsagentur (RIA): "Was immer das Verfassungsgericht entscheidet, es kann die kommunistische Idee nicht abschaffen und Millionen Menschen für nicht vorhanden erklären, die dieser Idee folgen." Die Verhandlungen vor dem Verfassungsgericht sollen am heutigen Montag fortgesetzt werden.
MÜNCHEN/BONN (dpa/vwd). Die Bundesregierung wird sich innerhalb der nächsten drei Monate von ihrem 20-Prozent-Anteil an der MBB-Tochter Deutsche Airbus (Hamburg) trennen und diesen kostenlos an den Stuttgarter Daimler-Benz-Konzern übertragen. Die größte Industriegruppe hierzulande wird damit vier Jahre früher als geplant Alleingesellschafter bei der deutschen Produktionsgesellschaft des europäischen Airbus- Konsortiums.
Nach Angaben des Bonner Koordinators für die Luft- und Raumfahrt, Staatssekretär Erich Riedl, verzichtet Daimler als Gegenleistung auf seine Ansprüche aus dem Vertrag zur Airbus-Wechselkursabsicherung rückwirkend von Januar 1992 an. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann hatte 1989 den Mehrheitseinstieg des Auto- Herstellers beim Luft- und Raumfahrtkonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) mit Auflagen verknüpft. Spätestens 1996 sollten die Stuttgarter danach auch einen zunächst bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt geparkten 20-Prozent-Bundesanteil an der Deutschen Airbus übernehmen.
Nach Darstellung Riedls kann der zwischen Bund und Daimler bereits im Grundsatz vereinbarte Übernahmevertrag bis spätestens Ende September unterschrieben werden. Die Vollprivatisierung stehe auch im Zusammenhang mit der negativen Stellungnahme der Welthandelsorganisation Gatt zum Wechselkurs-Absicherungsvertrag zwischen dem Bund und Daimler. Darin hatte sich Bonn verpflichtet, für Währungsverluste aus den in Dollar abgewickelten Airbus-Geschäften bis zu einem Kurs von 1,60 Mark aufzukommen. Unter dieser Grenze lag das Risiko bei Daimler. Gegen eine solche Subventionierung waren vor allem die Amerikaner Sturm gelaufen.
Daß Daimler trotz des momentan niedrigen Dollar-Kurses bereit ist, auf seine Ansprüche aus der Wechselkurs-Absicherung zu verzichten, spiegelt nach Riedls Einschätzung den Erfolg der Neustrukturierung und die guten Geschäftsaussichten für den Airbus wider. Auf die Bonner Hilfe in Form rückzahlbarer Entwicklungszuschüsse werde die Firma aber auch künftig nicht verzichten können.
Der Vorstand der Daimler-Tochter Deutsche Aerospace (Dasa/München) hatte noch im Juni eine vorzeitige Vollübernahme der inzwischen mit hohen Überschüssen arbeitenden Flugzeug-Firma dementiert.
ERFURT, 12. Juli (dpa). Die Affäre um die Verpachtung des Erfurter 160-Betten- Hotels "Thüringen" weitet sich aus: Der unter Verdacht der Stasi-Mitarbeit stehende Pächter des Hauses, Jürgen Homann, war vom früheren Thüringer Ministerpräsident Josef Duchac (CDU) als Bevollmächtigter der Erfurter Landesregierung für die Zusammenarbeit zwischen dem Land und der Treuhandanstalt vorgesehen. Dies bestätigten am Wochenende Homann und Duchac der dpa.
In Landtagskreisen war spekuliert worden, führende Thüringer CDU-Politiker hätten den offenbar für mehrere Posten der Landesregierung vorgesehenen, aber letztlich stets zurückgewiesenen Homann mit dem Zuschlag für das Hotel "ruhigstellen" wollen. Der "Spiegel" hatte berichtet, Homann sei das Hotel zu außergewöhnlich günstigen Konditionen "zugeschanzt" worden. Nach Ansicht der SPD-Landtagsopposition sollen Land und Stadt als Eigentümer des 160-Betten-Hotels durch den ungewöhnlich niedrigen Pachtzins von 400 000 Mark pro Jahr jährlich Einnahmeverluste in Höhe von mehreren Millionen Mark entstehen.
Wegen der umstrittenen Hotelverpachtung, die nach Angaben Homanns eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren haben soll, hat die Erfurter Staatsanwaltschaft bereits mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wegen des Verdachts der Untreue wird unter anderem gegen Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) und den CDU-Fraktionschef im Erfurter Stadtrat, Andreas Theis, ermittelt.
Der deutsche Rekord-Meister FC Bayern München gewann ein Freundschaftsspiel gegen die Olympia-Auswahl von Marokko mit 3:1 (1:1). Im schwäbischen Donauwörth trafen Bruno Labbadia (9./69.) und Olaf Thon (52./Foulelfmeter) für die Bayern.
BONN, 12. Juli (dpa/AP). Die von der internationalen Gemeinschaft beschlossenen Militäraktionen zur Durchsetzung der Sanktionen gegen Jugoslawien haben den Streit um eine deutsche Beteiligung an solchen Einsätzen neu entfacht. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner, Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Unionspolitiker befürworteten am Wochenende die Entsendung deutscher Soldaten in eine internationale Truppe zur Überwachung des UN-Embargos. Die SPD kündigte entschiedenen Widerstand an. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) sprach von der Aufstellung spezieller Bundeswehr-Bataillone für den Einsatz als UN-Blauhelme.
Im Deutschlandfunk kündigte Rühe am Sonntag an, die Bundeswehr bereite sich bereits jetzt technisch für Blauhelm-Aufgaben vor, da die Vereinten Nationen die Teilnahme deutscher Soldaten an weiteren Missionen wünschten; es würden spezielle Bataillone für Blauhelm-Einsätze eingerichtet. Nach Auskunft informierter Kreise hat die Bundeswehr ungeachtet der rechtlichen Probleme bereits Verabredungen über eine spezielle Ausbildung mit dem österreichischen Bundesheer getroffen, das über vielfältige Erfahrungen bei UN-Einsätzen verfügt.
Der Minister äußerte erneut Bedenken gegen den von der SPD im Bundestag eingebrachten Antrag, Blauhelm-Einsätze durch eine Änderung des Grundgesetzes zu ermöglichen, sie aber von der Zustimmung des Parlaments abhängig zu machen. Es bestehe die Gefahr einer Blockade im Bundestag, sagte der Minister. Er denke daher über ein "Aufgabengesetz" für die Bundeswehr nach, in dem auch Blauhelm-Einsätze geregelt werden sollten. Am Abend sagte Rühe in der ZDF- Sendung "Bonn direkt": "Alles, was wir machen, sind humanitäre Aktionen beziehungsweise Maßnahmen, um den Vereinten Nationen zu helfen, das Embargo (gegen Rest-Jugoslawien) durchzusetzen." Er stellte klar, niemand wolle Kampfeinsätze der Bundeswehr.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans- Ulrich Klose sagte: "Wenn die Bundesregierung wie bisher schleichend an der Verfassung vorbei neue Sachverhalte schaffen will, dann bleibt der Opposition am Ende nichts anderes übrig, dann müssen wir vors Verfassungsgericht gehen." Die Bundesregierung will Anfang der Woche über ihr Vorgehen entscheiden.
Nach Darstellung Wörners gibt es international "eine große Erwartungshaltung", daß sich die Bundesrepublik an den Blockade-Aktionen im Rahmen der Westeuropäischen Union (WEU) und der NATO beteiligt. Die Deutschen könnten sich "auf Dauer nicht vor der Aufgabe drücken, Hilfe zu leisten und den Frieden zu sichern und notfalls wiederherzustellen", sagte Wörner im Rundfunk.
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Karl Lamers, forderte die Entsendung deutscher Marineflieger. Allerdings dürften Bundeswehr-Soldaten nicht in Kämpfe verwickelt werden.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Paul Breuer, bezeichnete eine Beschränkung der Bundeswehr auf Blauhelm-Einsätze als nicht praxisorientiert. Die Lage im ehemaligen Jugoslawien zeige, daß die Grenze zwischen Blauhelm- und Kampfeinsätzen fließend sei. Außenminister Kinkel deutete dagegen die Bereitschaft an, lieber im Konsens mit der SPD eine einschränkende Grundgesetzänderung hinzunehmen, als überhaupt keinen Fortschritt zu erzielen. (Siehe auch Seite 3)
PARIS/LONDON (dpa/VWD). Die britische Fluggesellschaft British Airways (BA) wird nach Informationen der Pariser Zeitung Liberation die Kontrolle über die beiden US-Gesellschaften USAir und TWA übernehmen. Damit würde die neue anglo-amerikanische Gruppe mit 856 Flugzeugen die mit Abstand größte Fluglinie der Welt. Der Pressesprecher der BA erklärte dazu, die Gesellschaft gebe zu solchen Spekulationen keine Stellungnahme ab. Die Briten hatten aber nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie im amerikanischen Markt gerne einen Fuß in der Tür hätten. Vor drei Jahren haben sie vergeblich versucht, United Airlines zu gewinnen. Am Dienstag findet die Hauptversammlung der BA statt.
Laut Liberation werde USAir zunächst die 194 Flugzeuge und fast das ganze Netz des unter Gläubigerschutz gestellten Konkurrenten TWA übernehmen. Anschließend werde BA so viel Anteile der neuen Gruppe erwerben, wie nach US-Recht zulässig ist. Derzeit sind das 49 Prozent. BA werde für die Akquisition 1,1 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Mark) zahlen. Für die Finanzierung könne die Gesellschaft auf ihre guten Erträge und die in den USA angesammelten Finanzmittel für die gescheiterte Übernahme der United Airlines zurückgreifen. TWA ist mit 1,6 Milliarden Dollar und USAir mit 260 Millionen verschuldet.
ERFURT, 12. Juli (dpa). Das Thüringer Justizministerium soll versucht haben, die Wiederwahl des in die Raststättenaffäre verwickelten Innenministers und CDU-Landesvorsitzenden Willibald Böck beim Landesparteitag in Suhl im Juni zu beeinflussen. Zu entsprechenden Informationen lehnte Thüringens Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) am Sonntag auf dpa-Anfrage aber jede Stellungnahme ab.
Der Hintergrund: Thüringens Generalstaatsanwalt Thomas Hutt hatte drei Tage vor dem Wahlparteitag der CDU mitgeteilt, daß die Ermittlungen gegen Böck bis zu diesem Zeitpunkt keinen hinreichenden Tatverdacht für eine mögliche Anklageerhebung ergeben hätten, obwohl das Verfahren formal noch nicht abgeschlossen war. Böck, gegen den seit mehr als sechs Wochen wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit ermittelt wird - er soll 20 000 Mark von einem Unternehmer angenommen haben, der sich um Raststätten-Konzessionen beworben hatte -, war von den Delegierten des Parteitages in Suhl mit knapper Mehrheit als Landesvorsitzender bestätigt worden.
Zuverlässige Kreise der Thüringer Justiz bestätigten dpa am Sonntag, daß es im Zusammenhang mit dieser als Entlastung für Böck gewerteten Mitteilung eine Abstimmung zwischen der Erfurter Staatsanwaltschaft, dem Thüringer Generalstaatsanwalt Thomas Hutt sowie einem Vertreter des Thüringer Justizministeriums gegeben hat.
An dem Gespräch am 16. Juni, in dem das weitere Vorgehen der Ermittlungsbehörden aufeinander abgestimmt worden sein soll, habe Jentsch allerdings nicht teilgenommen. "Bild am Sonntag" zitierte Hutt jedoch mit den Worten, er habe mit seiner drei Tage vor dem Parteitag erfolgten Mitteilung "keinen Alleingang gemacht".
Hutt war auf dem Landesparteitag der CDU in Suhl als ehrenamtliches Mitglied in ein Parteigericht gewählt worden.
Der deutsche Fußball-Nationalspieler Andreas Brehme wird in den nächsten zwei Jahren bei Real Saragossa spielen. Wie aus Vereinskreisen verlautete, sind die Verhandlungen mit dem deutschen Verteidiger, der bislang bei Inter Mailand spielte, erfolgreich abgeschlossen worden.
TIRASPOL, 12. Juli (dpa). Am Dnjestr haben sich moldawische Polizei und Gardisten der separatistischen "Dnjestr-Republik" in der Nacht zum Sonntag erneut Feuergefechte geliefert. Nach Angaben aus Tiraspol, dem Hauptort der Dnjestr- Region, griff ein moldawisches Spezialkommando Stellungen bei dem Dorf Kizkana am Rande von Tiraspol an. Dabei seien auf Dnjestr-Seite zwei, auf seiten der Angreifer vier Menschen getötet worden. Das moldawische Verteidigungsministerium sprach von nur einem Toten.
Die Opposition in Moldawien lehnte am Sonntag den Plan von Parlament und Regierung ab, Eingreiftruppen der GUS, Rumäniens und Bulgariens in dem Konfliktgebiet zu stationieren. Wie die Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldete, ist sie auch gegen eine Ratifizierung der GUS-Verträge durch Moldawien.
Auch in Südossetien wird wieder geschossen. Agenturberichten zufolge nahmen Georgier die südossetische Hauptstadt Zchinwali und die Stadt Znaur mit Artillerie unter Feuer. Gleichzeitig machten sich in Nordossetien, wie zwischen den kriegführenden Parteien vereinbart, gemischte Eingreiftruppen auf ihr Einrücken in Südossetien bereit. Ihnen gehören Georgier, Russen und Osseten beider Teile an.
HAMBURG, 12. Juli (dpa). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat dazu aufgerufen, Aids-Kranke und HIV-Infizierte nicht allein zu lassen. "Man muß die Krankheit bekämpfen und nicht die Menschen", sagte die Politikerin am Sonntag abend in einem ökumenischen Gottesdienst in Hamburg. Schuldzuweisungen gegen Menschen mit HIV und Aids seien ungerecht und führten dazu, daß zahlreiche Betroffene versuchten, ihre Krankheit geheimzuhalten.
Die Bundestagpräsidentin wies auf Schwachstellen in der Versorgung Aids- Kranker hin: Das Versorgungsystem der Bundesrepublik sei weitgehend von der Notwendigkeit der Sicherung im Alter geprägt, über 90 Prozent der von Aids Betroffenen sei aber unter 40 Jahre alt. Sie seien finanziell in den seltesten Fällen abgesichert. Wer dann keine Bindung zu Eltern und Familie mehr habe, den könne auch das erste soziale Netz nicht halten. "Vor diesem Hintergrund wird die Hilfe, werden die Spenden und der Zuspruch von uns allen besonders wichtig", betonte die CDU-Politikerin.
Einen Tag nach der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Rest-Jugoslawien an den Sommerspielen teilnehmen zu lassen, war der Olympia-Start von Sportlern aus Serbien und Montenegro am Sonntag noch nicht endgültig sicher. Die spanische Regierung erklärte, sie mache ihre endgültige Zustimmung von einem entsprechenden UN-Beschluß abhängig. Gleichzeitig sah sich das IOC heftiger Proteste aus der vom Krieg gezeichneten Olympia-Stadt Sarajewo ausgesetzt. "Wenn Sie die Teilnahme der Aggressoren aus Serbien zulassen, dann wird die olympische Fahne mit Blut beschmiert", heißt es in einem Brief des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von Bosnien-Herzegowina an IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch.
Nach vorheriger Abstimmung mit führenden Regierungschefs und nach Eintreffen der Zustimmung des jugoslawischen NOK hatte das IOC am Samstag in Lausanne seinen Beschluß veröffentlicht, Sportler aus Rest-Jugoslawien unter der Bezeichnung "Unabhängiges Team (EIN)" an den Barcelona-Spielen teilnehmen zu lassen. Die unter der Schirmherrschaft des IOC stehende, ganz in Weiß gekleidete Mannschaft tritt unter der olympischen Flagge an. Im Falle eines Olympia-Sieges wird die Olympia-Hymne gespielt. Belgrader Medien feierten den IOC-Beschluß als "Durchbrechen des UN- Boykotts".
Entgegen der bisherigen Absicht des IOC soll unter der Olympia-Fahne nun auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien die Teilnahme in Barcelona ermöglicht werden. Das vor einem Monat gegründete NOK von Bosnien-Herzegowina hat vom IOC bisher ebensowenig Anerkennung gefunden wie das NOK von Mazedonien. Im Gegensatz zu Mazedonien ist der Staat Bosnien-Herzegowina inzwischen international weitgehend anerkannt. Mit Ausnahme einiger Ringer verfügen beide ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken über keine international herausragenden Sportler. Ihre Teilnahme in Barcelona dürfte deshalb vor allem symbolischen Charakter haben.
Da Kroatien und Slowenien mit eigenen Mannschaften für Olympische Spiele zugelassen sind, wird sich das auseinandergefallene Jugoslawien in Barcelona in fünf Teilen darbieten. Serbien/Montenegro wollen 110 Sportler zu den Sommerspielen schicken, Kroatien wird mit 35 und Slowenien mit 30 Athleten vertreten sein. Der Präsident des Olympischen Organisationskomitees (COOB), Josep Miguel Abad, äußerte in Barcelona Sicherheitsbedenken. Es werde sehr schwer sein, so Abad, zwischen Serben sowie Kroaten und Bosniern "Zusammenstöße zu vermeiden". dpa
RIGA/HELSINKI, 12. Juli (dpa). Waldbrände in Lettland haben sich am Sonntag bedrohlich russischen Militäranlagen mit Atomwaffen genähert. Entsprechende Informationen, die durch westliche und finnische Militärstellen in Helsinki bekannt wurden, gab der lettische Verteidigungsminister Talavs Jundzis in Riga weiter. Er schränkte nach Angaben des schwedischen Rundfunks allerdings ein, man habe keine offizielle russische Bestätigung über die Lagerung von Atomwaffen aus Beständen der ehemaligen sowjetischen Armee in der betroffenen Garnison Jurmale.
Als zusätzliche akute Gefahr bezeichnete der Minister ein riesiges Munitionsdepot im Brandgebiet bei Jurmala. Die Regierung in Riga hatte in der Nacht zum Sonntag Expertenbeistand aus den skandinavischen Ländern erbeten und darauf umgehende Zusagen von Finnland und Schweden erhalten.
Zwei Wochen vor Beginn der Sommerspiele haben in Barcelona in ihrem Ausmaß bei Olympia bisher nicht gekannte Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt. Die ersten 200 Sportler und Journalisten, die am Wochenende zur Eröffnung des Olympischen Dorfes und des Hauptpressezentrums eintrafen, mußten nahezu einen "Spießrutenlauf" zwischen Sicherheitsbeamten und Spürhunden sowie Kontrolleuren aller Art über sich ergehen lassen. Das Olympische Dorf umgibt eine Art "Sicherheitsstreifen" wie an einer Staatsgrenze. Autos dürfen aus Sicherheitsgründen in der Nähe von Olympia-Gebäuden nicht geparkt werden.
Sportler und ihre Betreuer, Journalisten und Techniker klagten über Behinderungen und ein "Chaos" bei der Auslieferung ihrer Geräte in den Frachthallen am Flughafen El Prats. Dort stellte die spanische Fluggesellschaft Iberia am Samstag die Annahme und Ausgabe von Luftfracht wegen Überlastung zunächst ein. "Wegen des Fernfahrerstreiks in Frankreich hat sich die Luftfracht in den letzten Tagen von normalerweise 80 Tonnen auf 350 Tonnen pro Tag mehr als vervierfacht", versuchte ein Iberia-Sprecher das Durcheinander zu entschuldigen. Die Betroffenen mußten ihre Geräte zum Teil selbst im Lager suchen und auf Lkw verladen. Zu den äußerst genauen und zeitaufwendigen Sicherheitskontrollen im Schatten von mit automatischen Feuerwaffen ausgerüsteten Polizeikräften erklärten Beobachter anderer Olympischer Spiele übereinstimmend: "Was hier in Barcelona los ist, stellt alles früher Gesehene in den Schatten." Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Juan Antonio Samaranch, der am Samstag das Olympische Dorf für rund 14 000 Athleten und Betreuer eröffnete, erklärte zu einer am Freitag von der baskischen ETA angebotenen zweimonatigen "Feuerpause" als Gegenleistung für die Einleitung von Verhandlungen mit der spanischen Regierung: "Wir werden uns über die Sicherheit (der Spiele) bis zum letzten Tag Sorgen machen, aber die Waffenruhe ist eine Angelegenheit, die allein die spanische Regierung behandeln und bewerten muß."
In den letzten Tagen hatte die spanische Polizei in Katalonien und Barcelona 36 mutmaßliche katalanische Separatisten und Mitglieder der kleinen Terroristenorganisation "Terra Lliure" (Freies Land) festgenommen, nachdem in Barcelona und Gerona zwei kleine Bombenexplosionen an Filialen der Olympia-Bank Banesto Sachschäden angerichtet hatten. "Terra Lliure" gilt jetzt als endgültig zerschlagen. Die Festnahmen haben jedoch in katalanischen Nationalistenkreisen großen Unmut hervorgerufen und bei Olympia-Offiziellen Sorge vor Racheakten aufkommen lassen.
Zu den ersten Sportlern im Olympischen Dorf zählten die deutschen Segler. Sie äußerten sich angetan von den Wohnungen, die unmittelbar am Segelhafen liegen. "Hier kann man es ganz gut aushalten", erklärten Peggy Hardwiger und Christina Pinnow. Unmittelbar vor den Spielen werden die beiden Seglerinnen prominente Mitbewohnerinnen bekommen, wenn Wimbledonsiegerin Steffi Graf und die anderen Tennisspielerinnen in das Appartement mit einziehen. Die deutschen Segelasse nutzten den Sonntag, um sich mit dem olympischen Revier vertraut zu machen. dpa
HAMBURG, 12. Juli (dpa). Zehntausende von Unterlagen, mit denen Sozialhilfe- Betrüger unter den Asylbewerbern überführt werden sollten, sollen auf Anordnung des Bundesinnenministeriums im Reißwolf gelandet sein. Nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" handelt es sich bei dem Material um Fingerabdruck-Blätter. Mit deren Hilfe sollten Mehrfachidentitäten aufgedeckt werden, um so zu verhindern, daß Asylbewerber von verschiedenen Stellen Sozialhilfe beziehen.
Aus Personalmangel seien die Fingerabdrücke zunächst etwa ein Jahr lang unbearbeitet beim Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Pappkartons gelagert worden. Schließlich seien sie auf Weisung des Bonner Innenministeriums Anfang April vernichtet worden. Seit Inkrafttreten des neuen Asylverfahrens-Beschleunigungsgesetzes Anfang diesen Monats ist das Zirndorfer Bundesamt allein für die Sammlung und Bearbeitung von Asylanträgen verantwortlich. Fingerabdrücke werden seitdem von jedem Asylbewerber über 14 Jahren genommen.
Die Vernichtung der Unterlagen habe "Empörung" bei den Ausländerbehörden hervorgerufen. Bei dem Versuch, Sozialhilfebetrüger zu entlarven, habe man nicht monatelang "für den Papierkorb der Zirndorfer" gearbeitet, sagte der Leiter des Hamburger Einwohnerzentralamts, Ralph Bornhöft.
Der Kurssturz des Dollars bringt für die Exportwirtschaft trübe Aussichten. Freuen können sich dagegen deutsche Touristen, die in den USA Urlaub machen wollen. Bei einem Wechselkurs um die 1,50 Mark kann der Urlauber in diesem Sommer dort rund ein Drittel mehr Waren und Dienstleistungen für seine D-Mark erwerben als daheim. Vor einem Jahr hatte die Mark in den USA nur einen um 14 Prozent höheren Kaufkraft-Gegenwert. Dank ihres festeren Kurses ist der Auslandsurlaub aber auch in anderen Ländern wieder billiger geworden. So beträgt nach einem Commerzbank-Vergleich der Kaufkraftparitäten in Tunesien der Einkaufsvorteil noch 29 Prozent. In Österreich, dem beliebtesten Urlaubsland der Deutschen, wird für eine Mark dagegen nur der Gegenwert von 90 Pfennig geboten. Die meisten europäischen Mittelmeer-Länder haben ein vergleichbares Preisniveau. Den geringsten Gegenwert für die Urlaubsmark bieten Norwegen (70 Pfennig) und die Schweiz (0,74). dpa
BERLIN, 12. Juli (dpa/AP). Die Gründung der Sammlungsbewegung "Komitees für Gerechtigkeit" am Samstag in Berlin löste quer durch alle Parteien und Bürgerbewegungen heftige Kritik aus, wurde aber auch als Warnsignal gewertet, die Sorgen und Nöte der Ostdeutschen stärker zu berücksichtigen. Ungeachtet der massiven Ablehnung durch die Bonner Parteien wollen die Komitees in dieser Woche ihre Arbeit aufnehmen.
Die stellvertretende CDU-Vorsitzende, Bundesfrauenministerin Angela Merkel, bezeichnete die Komitees als "ostdeutsche Restaurationsbewegung", die als "Trotzreaktion" auf teilweise mangelndes westdeutsches Problembewußtsein möglicherweise Erfolg haben könnte. Das Komitee werde die Probleme des vereinten Deutschland jedoch nicht lösen. Sie forderte den Co-Initiator der Sammlungsbewegung, den brandenburgischen CDU-Politiker Peter-Michael Diestel, zum Verlassen der CDU auf. "Nachfolge der Unterdrücker" Berndt Seite (CDU), Bundesratspräsident und Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, meinte, die Gefahr der Sammlungsbewegung liege darin, daß sie "Gräben aufreißt und neue Grenzen aufbaut". Auch der aus dem Osten stammende Verkehrsminister Günther Krause (CDU) hält die Komitees für einen "untauglichen Versuch", die Probleme durch Konfrontation zu lösen. Krause räumte auch Fehler der Bundesregierung ein, die die Dauer des wirtschaftlichen Umstrukturierungsprozesses in Ostdeutschland zu optimistisch eingeschätzt habe. CDU-Generalsekretär Peter Hintze bezeichnete die Komitees als "Nachfolgeorganisationen der Unterdrücker von gestern". Das Neue Forum sprach von einer "Bonzenbewegung à la DDR", in der sich Teile der "privilegierten Intellektuellen des Ostens, die der alten DDR hinterherheulen", und "der Westlinken, die ihrem falschen Sozialismusbild nachtrauern", zusammengetan hätten. "Letzte Warnung" Die SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag warnte vor einer Überschätzung der Ost- Komitees. Wenn diese Zulauf erhielten, "verdanken sie ihn der Bundesregierung, die mit ihrer Politik nichtgehaltener Versprechen, falscher Rezepte und unsozialer Lastenverteilung" die Menschen im Osten verbittert habe. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) rief die politisch Verantwortlichen in Bonn dazu auf, die Komitees als "eine letzte Warnung zu werten".
Ähnlich bewertete der Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, Lorenz Schwegler, die Sammlungsbewegung. Sie sei eine "weitere Abmahnung" für die Bonner Politik. Die Bundesregierung sei dringend aufgefordert, sensibler mit den Erwartungen und Gefühlen der Menschen in Ostdeutschland umzugehen.
Beim Start in die Fußball-Saison 1992/93 saß der ARD-Zuschauer in der letzten Reihe. Weil der Vertrag mit dem Rechteinhaber ISPR immer noch nicht unterzeichnet ist, flimmerten die zehn Zweitliga-Spiele nur bei SAT 1 und im ZDF über den Bildschirm."Die Rechtslage ließ nichts anderes zu. Ich hoffe, daß sich in der nächsten Woche die Situation bessert", meinte der ziemlich hilflos wirkende Sportschau-Chef Heribert Faßbender zum totalen "Fußball-Ausschluß" in seiner Samstag-Sendung.
Der öffentlich-rechtliche Partner ZDF, der noch rechtzeitig den Vertrag als Zweitverwerter mit der ISPR für geschätzte 25 Millionen Mark unterzeichnet hatte, war am Samstag abend im "Aktuellen Sportstudio" und am Sonntag in der "Sportreportage" am Ball. Nach dem sogenannten Zugriffsrecht durfte das ZDF als erste TV-Anstalt Bilder von den Spielen aus Leipzig und Rostock zeigen. Das Mainzer Verleger-Fernsehen SAT 1 brachte in seinen Nachrichtensendungen Ausschnitte von acht der zehn Begegnungen. Eine eigene Fußball-Sendung plant SAT 1 erst zum Bundesliga-Start am 14. August.
Die ARD wollte am Samstag abend die Begegnungen aus Unterhaching und Osnabrück übertragen. Allerdings wurden die Kameraleute und Reporter ausgesperrt. "Der Deutsche Fußball-Bund", so SAT 1-Sprecher Michael Novak am Sonntag, "hatte seinen Vereinen entsprechende Anweisungen gegeben."
Die Verhandlungstaktik der ARD - die Verantwortung liegt bei Intendant Albert Scharf vom Bayerischen Rundfunk - verärgerte nicht nur die Zuschauer, sondern führt zunehmend in die Isolation. So kritisierten SPD-Politiker wie der nordrhein-westfälische Innnenminister Herbert Schnoor den Verzicht auf die Kurzberichterstattung beim Zweitliga-Beginn.
Doch auf die juristisch umstrittene 90-Sekunden-Regelung will sich Scharf nicht einlassen. "So oder so, ich kann Ihnen versprechen, daß es zum Bundesliga- Start die Sportschau mit Fußball im ,Ersten' gibt", erklärte Faßbender den TV- Zuschauern, die am Samstag mit Surfen und Triathlon vertröstet wurden. Die Lösung für die Bundesliga - SAT 1 sendet samstags von 18.10 bis 19.15 Uhr, die ARD von 19.15 bis 19.50 Uhr in den elf Regionalprogrammen des "Ersten" - scheint klar zu sein. Offensichtlich fehlt nur noch die Einigung über den Preis der Zwischenrechte, der bei rund 30 Millionen Mark liegen soll. dpa
Selbstgemalte Transparente, Picknick am Straßenrand, allerdings als deutsche Variante mit Blasmusik und Kölsch-Bier statt mit Rotwein: Die Tour de France war am Sonntag auch auf dem deutschen Teilstück zwischen Aachen und Koblenz ein Exportschlager, der für Volksfeststimmung sorgte. Und die deutschen Polizisten verstanden die Welt nicht mehr wegen der rigorosen Verletzungen der Straßenverkehrsordnung, deren Regeln die rund 4000 Personen mit 1200 Fahrzeugen im rollenden Tour-Troß zeitweise außer Kraft setzten. Die Polizei schätzte insgesamt rund 500 000 Zuschauer im Tour- Fieber.
Koblenz ließ sich die Ehre, anläßlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Zielort der achten Etappe zu sein, allein an Gebühren 270 000 Mark kosten. Dazu kamen noch einmal genauso viel an Organisationskosten. Eine Viertelmillion steuerte das Postunternehmen "Telekom" bei, dessen Profimannschaft als erstes eigenständiges deutsches Team nach 19jähriger Pause im Peleton mitradelt.
In Rheinbach, wo zu Ehren des Tour- Favoriten Miguel Indurain sogar Fahnen in den baskischen Farben flatterten, waren historische Postkutschen an die Straße geschoben worden. Ob als Ansporn für die "Telekom"-Fahrer oder als dezenter Hinweis auf die bisher mit Ausnahme Jens Heppners eher moderate Fahrweise des Teams, das pro Saison immerhin mit knapp sechs Millionen Mark operieren kann, blieb im dunkeln. Mit ihrem Finanzetat gehört "Telekom" zum oberen Drittel der insgesamt 22 Tour-Mannschaften. dpa
Die internationale deutsche Formel-3-Meisterschaft wurde beim 15. und 16. Lauf in Brünn zu einer rein portugiesischen Angelegenheit: Pedro Lamy gewann in einem Reynard-Opel jeweils beide Rennen am Samstag und Sonntag vor seinem Freund und Landsmann Diogo Castro Santos im Ralt-VW.
Lamy übernahm mit seinem 17. Saisonsieg auch die Spitze der Wertung mit 193 Punkten vor Santos, der 179 Punkte auf seinem Konto hat. Marco Werner (Reddinghausen), der bisherige Tabellenführer, fiel auf Rang drei mit 175 Zählern zurück.
"Wir fahren zwar in verschiedenen Teams, aber wir ziehen uns gegenseitig nach oben", versucht der 22jährige Pedro Lamy das portugiesische Wunder im Rennsport zu erklären.
Auf dem 5,394 Kilometer langen Kurs haben die Südländer endgültig das Kommando in der höchsten deutschen Monoposto-Klasse übernommen.
Für den Monaco-Sieger Marco Werner verlief das Wochenende enttäuschend. Mit einem fünften und zehnten Rang verlor er erstmals seit Saisonbeginn die Tabellenspitze. dpa
KANU
INT. REGATTA von Roudnice/CSFR, 500 m, Frauen, Kajak-Einer: 1. Idem (Italien) 1:53,70 Minuten, 2. Borchert (Essen) 1:54,30, 3. Geist (Essen) 1:56,66.
Kajak-Zweier: 1. Portwich/von Seck (Hannover/Rostock) 1:43,26, 2. Geist/Borchert (Essen) 1:45,51, 3. Janickova/Jobankova (CSFR) 1:48,53.
Männer, Kajak-Einer: 1. Bluhm (Potsdam) 1:44,30, 2. Krznaric (Kroatien) 1:45,23, 3. Apostol (Kanada) 1:45,23, 4. Stegemann (Berlin) 1:46,33.
Kajak-Zweier: 1. Bluhm/Gutsche (Potsdam) 1:31,34, 2. von Appen/Kegel (Essen/Berlin) 1:32,05, 3. Kadnar/Erban (CSFR) 1:34,69.
Canadier-Einer: 1. Zereske (Neubrandenburg) 1:56,05, 2. Knazovicky (CSFR) 1:57,10, 3. Prochazka (CSFR) 1:58,75.
Canadier-Zweier: 1. Papke/Spelly (Magdeburg) 1:42,32, 2. Bartunek/Fibigr (CSFR) 1:42,87, 3. Knazovicky/Orosz (CSFR) 1:45,18.
NEW YORK, 12. Juli (dpa). Der Gouverneur von Arkansas, Bill Clinton, geht mit neuem Rückenwind in den Parteitag der Demokraten, der am heutigen Montag in New York beginnt und auf dem er offiziell zum Herausforderer des republikanischen Präsidenten George Bush bei den Präsidentschaftswahlen am 3. November gekürt werden soll.
Wenn heute gewählt würde, würde Clinton nach einer am Samstag von CNN/Time veröffentlichten Umfrage 28 Prozent der Stimmen bekommen. Für Bush und den unabhängigen Bewerber Ross Perot aus Texas stimmten in der Umfrage, die eine Fehlerquote von drei Prozent hat, jeweils 26 Prozent.
Die Nominierung von Senator Albert Gore aus Tennessee als Vizepräsidenten hat Clinton erkennbar geholfen, sein Ansehen bei den Wählern zu heben. Ein Drittel der Befragten sagte, sie seien jetzt mehr geneigt, Clinton zu wählen. 48 Prozent sagten, sie hätten einen positiven Eindruck von ihm. Im April lag dieser Wert nur bei 37 Prozent. Gore wird der Umfrage zufolge für eindeutig qualifizierter gehalten als der amtierende Vizepräsident Dan Quayle. (Siehe auch Seite 3)
SEGELN
INT. DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Tempest-Boote, Endstand: 1. Schäfer/Hojau (München) 22,7 Punkte, 2. Hoess/Klarmann (Rottach-Egern) 26,0, 3. Philipp/Greif (Rostock/ München) 30,4, 4. K. Rösch/Reichert (München) 34,0, 5. Eckert/Wende (Nürnberg) 44,7, 6. H. Rösch/T. Rösch (Waging) 48,7.
Die Hamburger Yacht "Saudade" belegte bei der Segel-Weltmeisterschaft der Eintonner im Schlußklassement den dritten Platz. Mit einem vierten Rang in der siebten und letzten Wettfahrt verpaßte das von Jens-Peter Wrede (Wedel) gesteuerte Schiff des Hamburger Immobilien- Kaufmannes Albert Büll ein besseres Ergebnis. Den WM-Titel holte die italienische "Brava" von Frederico de Angelis. Der Neubau lag mit 118,57 Punkten vor der niederländischen "Katei" (107,00) und der vier Jahre alten "Saudade" (105,75).
Die in diesem Jahr vom Stapel gelaufene "Pinta" von Willi Illbruck (Leverkusen) enttäuschte mit 89,75 Zählern auf dem siebten Platz. An neunter Stelle lag die "Abap-4" (Hasso Plattner/ Plettenberg), 13. wurde die "Thomas-I- Punkt" (Thomas Friese/Hamburg).
HAVANNA, 12. Juli (dpa). Kuba hat angesichts seiner schweren Wirtschaftskrise mit einigen Grundsätzen des orthodoxen Kommunismus gebrochen. Nach umfangreichen Verfassungsänderungen durch den Volkskongreß in Havanna wird das sozialistische Prinzip vom Volkseigentum künftig nicht mehr "unumkehrbar" sein. Die Kommunistische Partei versteht sich auch nicht mehr an erster Stelle als marxistisch-leninistisch, sondern sieht sich in der Tradition des kubanischen Freiheitshelden José Marti. Die neue Verfassung schreibt direkte Wahlen zum Kongreß fest und garantiert zum ersten Mal seit der Revolution 1959 die Religionsfreiheit.
Dennoch ließ Staats- und Parteichef Fidel Castro während der Beratungen des Volkskongresses keinen Zweifel daran, daß Kuba weiter dem Sozialismus verpflichtet bleibt und die Reformen nicht den Weg zu einer kapitalistischen Gesellschaft oder umfangreichen Privatisierungen öffnen. Castros Machtfülle wurde gestärkt: Er kann als Regierungschef im Falle äußerer Bedrohungen oder innerer Unruhen den Notstand verhängen.
In der abgeänderten Verfassung heißt es jetzt, Volkseigentum könne "privaten oder juristischen Personen übergeben werden". Voraussetzung für eine solche Umverteilung seien die Zustimmung des Ministerrates und der Nutzen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes.
Im Rahmen der seit Freitag beratenen Änderungen wurde auch der Besitz an Produktionsmitteln neu geregelt. Das Prinzip des Volkseigentums wird in Zukunft nur noch für die "grundlegenden" Produktionsmittel gelten. Die geänderte Verfassung erkennt den Besitz ausländischer Investoren im Rahmen von "Joint- ventures" an und gibt das Exklusivrecht des Staates im Außenhandel auf.
Die Einzelheiten der Einführung direkter und geheimer Wahlen zum Volkskongreß müssen noch in einem neuen Gesetz geregelt werden, das im Oktober fertiggestellt sein soll. Die Präambel der Verfassung wird nicht mehr die Passagen über die "brüderliche Freundschaft" mit der ehemaligen UdSSR und über Kuba als "Teil der sozialistischen Weltgemeinschaft" enthalten.
Bei Bewerbungsgesprächen gibt es für Arbeitnehmer ein "Recht auf Lüge": Bei unzulässigen Fragen etwa zur Religions-, Partei- oder Gewerkschaftszugehörigkeit sowie zur Lebensführung darf der Bewerber die Unwahrheit sagen, ohne daß der Arbeitsvertrag später angefochten werden kann. Darauf weist die Rechtsanwaltskammer Stuttgart jetzt hin.
Grundsätzlich müssen sich die Fragen direkt auf das künftige oder bestehende Arbeitsverhältnis beziehen. Überschreitet eine Frage den Rahmen des Zulässigen, kann der Arbeitgeber sogar schadensersatzpflichtig werden. Persönlichkeitstests und bestimmte Intelligenztests sind ebenfalls unzulässig. Ärztliche Einstellungsuntersuchungen sowie psychologische und graphologische Tests sind nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Bewerbers erlaubt. Über die eigenen Vermögensverhältnisse müssen nur leitende Angestellte oder solche in Vertrauenspositionen Auskunft geben.
Auch die immer wieder diskutierte Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft ist nach geltender Rechtsprechung nur dann erlaubt, wenn sich ausschließlich Frauen um die Stelle bewerben. dpa
Der "Deutsche Tag" bei der 79. Tour de France mit bis zu einer halben Million Zuschauern ging zwar ohne einheimischen Hauptdarsteller als Etappensieger über die Bühne, doch erlebte Jens Heppner (Gera) ein erneutes Hoch und rutsche im Gesamtklassement auf den zweiten Platz vor.
"Das war Wahnsinn heute. So viele Zuschauer habe ich noch nie bei einem Radrennen gesehen. Für das weitere Abschneiden gebe ich keine Prognose", erklärte "Überraschungsmann" Heppner im Ziel in Koblenz.
Sieger der achten Etappe, die in Valkenburg/Niederlande gestartet wurde, nach 206,5 km endete und 183 km durch Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen führte, wurde am Sonntag Jan Nevens in 4:45:23 Stunden.
Der 33jährige Belgier hatte sich kurz vor dem Ziel von einer zuletzt vier Fahrer starken Spitzengruppe, die sich 78 km vor dem Ziel in Niederzissen zusammengefunden hatte, abgesetzt.
Bester Deutscher auf der achten Etappe war Olympiasieger Olaf Ludwig (Gera) auf Rang acht. Ihn stellte allerdings der 27jährige Heppner in den Schatten.
Als Etappenzehnter fuhr er 1:47 Minuten auf die Favoriten und im Gesamtklassment vor ihm plazierten Fahrer heraus. Das brachte dem als "Exklusiv-Helfer" für seinen früheren DDR- Mannschaftskameraden Uwe Ampler bei der Tour gestarteten Thüringer vorläufig mit 2:51 Minuten Rückstand auf Gelb- Träger Pascal Lino (Frankreich) auf Rang zwei.
Auf dieser Position stand bei der Tour 1987 zuletzt der Frankfurter Dietrich Thurau. Aber schon beim Einzelzeitfahren am heutigen Montag droht dem tapferen Heppner der Absturz im Gesamtklassement.
Auch am Samstag war ein Fahrer-Quartett am Ende vorne gewesen. Als Etappenzweiter hinter dem Tagessieger Gilles Delion (Frankreich) feierte Stephen Roche (Irland), der seinen starken Tour-Auftritt damit vorläufig krönte, eine kleine sportliche Wiedergeburt.
Lino überstand auch das Wochenende im Gelben Trikot des Spitzenreiters. Der 25jährige Franzose führt jetzt schon den sechsten Tag das Feld der noch 183 Fahrer an.
Die bisher bis auf Heppner enttäuschenden deutschen Fahrer hatten sich in den Kopf gesetzt, auf Etappe in ihrem Heimatland endlich von sich reden zu machen. Doch die wenigen Versuche, einen Etappenerfolg herauszufahren, scheiterten. Ludwig trat nach dem ersten Bonifikationssprint bei Kilometer 27,5 in Haaren an, doch nach kurzer Zeit hatte ihn das Peloton wieder gestellt.
78 km vor dem Ziel in Bad Neuenahr versuchte Ampler sein Glück auf eigene Faust, doch sein Alleingang dauerte nicht länger als vier Minuten. Ludwig und Ampler starteten noch einmal als "Tandem", doch der Versuch blieb ebenfalls vergeblich.
Unterdessen schleppt sich Rolf Aldag mit hohem Fieber über die Asphaltkilometer. Der Ahlener, der für das schweizer Helvetia-Team fährt, hatte bereits auf der sechsten Etappe mit mehr als 38 Grad Fieber rumgequält, war um über 27 Minuten zurückgefallen und ist Letzter im Gesamtklassement. Von den 14 in San Sebastian gestarteten Deutschen sind noch elf im Rennen.
Die erste große Feuerprobe haben die Top-Favoriten am (morgigen) Montag bei 65-Kilometer-Zeitfahren in Luxemburg zu bestehen. Vorjahressieger Miguel Indurain (Spanien) gilt spätestens nach seinem beeindruckenden Giro-Auftritt im Kampf gegen die Uhr als der Konkurrenz weit überlegen.
Diesen Beweis muß der 27jährige bei der Tour allerdings noch antreten, bisher ließ Indurain die "Große Schleife" ruhig angehen und belegte vor der achten Etappe im Gesamtklassment Platz zehn. Die Tour-Karawane zog am Sonntag im Eiltempo weiter Richtung Luxemburg. dpa
Die niederländischen Geschwister Björn und Britt Dunkerbeck steuern im diesjährigen Weltcup der Profi-Surfer weiter unangefochten auf dem schon gewohnten Erfolgskurs.
Zum Auftakt der mit 180 000 Dollar Preisgeld dotierten Grand Slam-Veranstaltung in El Medano/Teneriffa gewann das Duo am Sonnabend und Sonntag jeweils alle vier Kurs- und zwei Slalom-Rennen.
Weltmeisterin Jutta Müller (Roxheim) wird ihren Titel mit zunehmender Gewißheit an ihre wie ihr Bruder auf Gran Canaria lebende und für Spanien startende Rivalin Britt Dunkerbeck abgeben müssen. Sie ist im Profizirkus dieser Saison allerdings immerhin noch die Nummer zwei.
Die Überraschung lieferte bei den Männern Robby Seeger (Preetz) mit einem dritten und einem vierten Platz im Slalom, was ihn am Sonntag hinter Weltmeister Dunkerbeck an die zweite Position hievte. dpa
DORTMUND, 12. Juli (dpa). Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat für die neuen Bundesländer im nächsten Jahr als "schrittweisen Einstieg in den Länderfinanzausgleich" zusätzlich 14 Milliarden Mark gefordert. Wenn die neuen Bundesländer über die bereits beschlossenen Zahlungen hinaus diese Summe erhielten, sei ein "kräftiger Schub nach vorn" möglich, sagte der SPD-Politiker am Sonntag bei einer Veranstaltung der Handwerkskammer Dortmund. Diese zusätzlichen Zahlungen sollten nach Ansicht Stolpes von den Westländern und dem Bund gemeinsam aufgebracht werden. Bisher hatte Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) 15 Milliarden Mark im Vorgriff auf den Länderfinanzausgleich bereitgestellt.
Der Betrag von zusätzlich 14 Milliarden Mark ist nach Stolpes Angaben von den Ostländern gemeinsam errechnet worden. Das Geld solle für Investitionszulagen, Zuschüsse bei der regionalen Wirtschaftsförderung und den Wohnungsbau genutzt werden. Es müsse damit gezeigt werden, daß der Osten "kein großes Faß ohne Boden" ist.
Die für den TC Neufahrn bei München spielende Norddeutsche Sabine Haas und der für die TG Bochum 49 startende Rumäne Dinu Pescariu gewannen die Einzeltitel bei den 16. Internationalen Deutschen Tennis-Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach.
Das olympische Halbfinale mit einer Medaille ist das Traumziel - Platz fünf ist Pflicht für Handball-Bundestrainer Horst Bredemeier beim olympischen Turnier in Barcelona. Zwei Wochen vor dem ersten Spiel am 27. Juli gegen die GUS als Nachfolger von Titelverteidiger UdSSR klaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit der deutschen Handball Nationalmannschaft noch erhebliche Lücken, die das Vorbereitungs-Turnier in Menden (dort gewannen sie 22:15 gegen Deutschland B), Duisburg (ein 24:24-Remis gegen Kroatien) und am Sonntag in Bergisch-Gladbach mit dem 21:17 (8:7) gegen Island schonungslos aufgedeckt hat.
Der Maßanzug für Olympia hat noch Falten, die es, wie Bredemeier betont, in der Kürze der Zeit mit spielerischer Eleganz und Intuition glattzubügeln gilt. Der Test gegen die eigene B-Auswahl war kein Maßstab für internationale Bewährung. Kroatien spielte mit der Kernmannschaft von Europacup-Sieger Chromos Zagreb und brachte den gewünschten Effekt, nämlich gegen eine technisch brillante und offensive Auswahl den Ernstfall für die Sommerspiele zu proben.
Island war ursprünglich als Ersatz-Team für Jugoslawien in Barcelona vorgesehen und bot nach der am Samstag verkündeten olympischen Zulassung Rest-Jugoslawiens durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine vom Frust geprägte Partie, in der die Mannschaft auf Biegen und Brechen kämpfte, Ehrgeiz und Kampfgeist demonstrierte und über weite Strecken dem deutschen Team ebenbürtig war.
"Wir brauchen in dieser Phase der Vorbereitung keine Ergebnisse mehr, die etwas vortäuschen. Das Problem des Teams ist es, daß wir nicht 60 Minuten konstant spielen und unsere Chancen konsequent nutzen." Vier Spiele en bloc morgens und abends gegen Weltmeister Schweden am 16./17. Juli in Südskandinavien bleiben dem 39jährigen Coach noch, um das Vertrauen zum eigenen Können zu finden. Das Torwart-Trio mit Thiel (Dormagen), Krieter (Kiel) und Holpert (Milbertshofen) hat wie die kompakte Abwehr bis auf kleine Mängel bislang die Erwartungen bisher erfüllt.
Bis auf die latente Problemposition auf Halblinks mit dem fast 36 Jahre alten Rekordnationalspieler Frank Michael Wahl (335 Länderspiele/1404 Tore) aus Hameln gibt es über die erste Formation keine Personaldiskussionen mehr. Gegen Kroatien hat sich gezeigt, daß nach einem zweitweiligen Vorsprung von sechs Toren bei nachlassender Konzentration in der Schlußphase - so Bredemeier - auch von den Spielern im zweiten Glied wie Klemm (Dormagen) auf der Rückraum-Mitte-Position oder von Rechtsaußen Roos (Großwallstadt) keine Impulse kamen.
Und von dem gebürtigen Rostocker Wahl schon gar nicht. Seine einstige Torgefährlichkeit ist nach einer viel zu spät erkannten Schulterverletzung im Frühjahr auf der Strecke geblieben. Ursprünglich hatte er seine Qualitäten als Anspieler für seine schon seit DDR-Zeiten auf ihn fixierten Vereinskollegen Stephan Hauck und Matthias Hahn sowie Linksaußen Holger Schneider zur Geltung bringen sollen.
Bereits nach acht Minuten hatte er sich mit zwei Fehlern aus dem Team gespielt und wurde, wie von Bundestrainer Bredemeier geplant, durch den Essener Allrounder Jochen Fraatz auf Halblinks abgelöst. Das Duo Fraatz/Schneider ist dort erste Wahl.
Erfreuliche Fortschritte macht der Lemgoer 2,11-m-Riese Volker Zerbe. Nach 80 Länderspielen hat er bereits die Zügel in der Hand und gilt als Kopf dieser und der künftigen Mannschaft. Ihm fehlt aber noch das letzte Quentchen Kraft, um seine Qualitäten als Torjäger und Anspieler im rechten Rückraum voll umsetzen zu können. "Es ist das alte Lied, daß wir gegen offensiv deckende Gegner unsere Probleme im Rückraum haben. Experimente gibt es aber nicht mehr."
Bredemeier und sein Co-Trainer Dietrich Späte ("Fortschritte bei spielerischen und taktischen Varianten sind nicht zu übersehen") sind nun vor dem Olympischen Spielen inm Barcelona gezwungen, das Nützliche mit dem Praktischen verbinden: "Deutschland kann nur Handball arbeiten und nicht spielen." dpa
ANKARA, 12. Juli (dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) ist am Sonntag zu Gesprächen mit der türkischen Staatsführung in Ankara eingetroffen. Im Verlauf seines rund 25stündigen Aufenthaltes in der türkischen Hauptstadt will Kinkel mit seinem Amtskollegen Hikmet Cetin, mit Ministerpräsident Süleyman Demirel und mit Staatspräsident Turgut Özal die Beziehungen des NATO-Mitgliedes Türkei zu Deutschland, den Wunsch Ankaras nach EG-Vollmitgliedschaft und das Thema Menschenrechte erörtern.
Bei der Endrunde um die deutsche Wasserball-Meisterschaft der Frauen holte sich SSF Delphin Wuppertal am Sonntag vor eigenem Anhang erstmals den Titel. Die Wuppertalerinnen gewannen das entscheidende Spiel gegen SUN Berlin mit 10:9 und belegten mit diesem Erfolg im direkten Vergleich bei Punktgleichheit mit den Berlinerinnen trotz der schlechteren Tordifferenz nach den drei Spielen den ersten Platz.
Die deutschen Kanuten gaben in Roudnice/CSFR eine gelungene Generalprobe für die Olympischen Spiele. Elf Siege erkämpfte das Team des Deutschen Kanu- Verbandes (DKV) bei der letzten internationalen Regatta vor Barcelona.
Die Resultate müssen jedoch relativiert werden, weil das Gros der ausländischen Konkurrenz diesmal auf einen Start in Roudnice verzichtete. "Uns hat nicht gestört, daß uns hier die Klasseleute aus dem Weg gingen. Wir brauchten aber die Regatta als nochmaligen Wettkampftest und haben hier demonstriert, was wir können", zeigte sich Bundestrainer Josef Capousek von den Resultaten angetan.
Gleich jeweils drei Siege erkämpften auf dem Kanal in der Nähe von Prag die beiden Potsdamer Weltmeister Kay Bluhm und Torsten Gutsche. Beide gewannen zusammen die Kajak-Zweier über 500 und 1000 Meter und teilten sich in den Einer-Konkurrenzen die Siege redlich: Bluhm siegte am Samstag über 500, Gutsche am Sonntag über 1000 Meter. Den Durchmarsch der deutschen Kajaks vollendete der Vierer mit dem Erfolg auf der 1000-m-Strecke.
In Abwesenheit der über eine Wirbelsäulen-Blockierung klagenden Birgit Schmidt (Potsdam) mußten die deutschen Frauen im Einer gegen die Ex-Deutsche Josefa Idem (Italien) die einzige Niederlage quittieren. Der Rückstand von Weltmeisterin Katrin Borchert auf Idem war aber so gering wie noch nie in dieser Saison. "Ich gebe keinen Kommentar zu Birgits Pause. Sie ist alt genug und weiß am besten, wie sie sich auf den Höhepunkt vorbereitet", so Capousek, der damit nicht auf Spekulationen einging, nach denen Birgit Schmidt bei der letzten Regatta Katrin Borchert aus dem Weg gehen wollte, um ihren Startplatz im Einer nicht mehr zu gefährden.
Im Vierer aber machten die deutschen Frauen auch ohne Birgit Schmidt Dampf: In 1:33,27 Minuten erzielten sie eine Saison-Bestzeit. Auch im Zweier waren Ramona Portwich/Anke von Seck (Hannover/Rostock) ungefährdet. In allen vier Canadier-Entscheidungen gaben gleichfalls die deutschen Boote den Ton an. Die beiden Zweier wurden sichere Beute der Weltmeister Ulrich Papke/Ingo Spelly (Magdeburg), die Einer gewannen Thomas Zereske (Neubrandenburg/500 m) in Abwesenheit des Magdeburgers Olaf Heukrodt und Matthias Röder (Wolfburg/1000 Meter). dpa
MOTORSPORT
500-ccm-Klasse: 1. Lawson (USA) Cagiva 58:21,786 Min., 2. Chandler (USA) Suzuki 14,194 Sek. zurück, 3. Mamola (Australien) Yamaha 37,730, 4. Schwantz (USA) Suzuki 1:03,608 Min., 5. Rainey (USA) Yamaha 1:07,862, 6. Gardner (Australien) Honda 1:35,352. - WM-Stand nach neun Rennen: 1. Doohan (Australien) Honda 130 Pkt., 2. Schwantz (USA) Suzuki 87, 3. Rainey (USA) Yamaha 73, 4. Chandler (USA) Suzuki 72, 5. Kocinski (USA) Yamaha 55, 6. Criville (Spanien) Honda 49.
PASEWALK, 13. Juli (dpa). Deutsche Autofahrer ohne grüne Versicherungskarte für ihren Pkw werden von dem polnischen Zoll seit dem Wochenende kräftig zur Kasse gebeten - Minimum sind 530 Mark.
Bargeld- und schecklose Autofahrer müßten notfalls ihre Wagen als Pfand zurücklassen, oder eine entsprechende Schuldabtretung für die polnischen Staatskassen unterschreiben, bestätigten Beamte des deutschen Zollamtes Linken (Kreis Pasewalk) am Sonntag. Es habe mittlerweile etliche Beschwerden gegeben. Bei Reisen nach Polen soll die grüne Versicherungskarte mitgeführt werden. Das Vorhandensein der Karte werde jedoch von den polnischen Zöllnern bei Grenzübertritt nicht kontrolliert, dafür jedoch bei der Ausreise. Autofahrer, denen die Karte fehlt, müssen dann ein Bußgeld zahlen.
Der für den Hamburger Stall Cicero startende sechsjährige Hengst Sea Cove mit dem Belgier Joseph Verbeeck im Sulky gewann auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen das mit 200 000 Mark dotierte und zur Europagruppe 1 zählende internationale Elite-Rennen. Den zweiten Platz sicherte sich wie im Vorjahr Brendy, den Thomas Panschow für den erkrankten Willi Rode steuerte. Platz drei ging an den fünfjährigen belgischen Hengst Super Darby, den der Dorstener Wilhelm Paal an den Ablauf brachte, vor dem von Champion Heinz Wewering gesteuerten Scoring Light und dem dänischen Gast New Quick (Steen Juul).
AMERICAN FOOTBALL
BUNDESLIGA, Gruppe Süd: Noris Rams - Stuttgart Scorpions 20:17, Badener Greifs - Bad Homburg Falken 34:45, Kempten Comets - Darmstadt Diamonds 42:06, Regensburg Royals - Munich Cowboys 26:48.
BUNDESLIGA, Gruppe Nord: Cologne Bears - Monheim Sharks 14:21, Berlin Adler - Dortmund Giants 53:28.
Nach einem sehr guten Ritt des 18jährigen Lehrlings Andrasch Starke gewann der vierjährige deutsche Hengst Irish Stew auf der Galopprennbahn in Hoppegarten vor 30 000 Zuschauern die mit 400 000 Mark dotierte "Berlin-Brandenburg-Trophy" der Landesbank Berlin.
Das erste von vier Gruppe-III-Rennen auf der Parkbahn brachte somit ein überraschendes Ergebnis, denn die Favoriten Audio (Frankreich) und Enharmonic (England) konnten nicht ins Finale eingreifen. Ihre Reiter, Weltklasse-Jockey Steve Cauthen und Willy Ryan, hielten ihre Pferde viel zu lange hinten. An der Spitze diktierte der Vorjahressieger Flying Brawe (England) sofort scharfes Tempo. Nur Irish Stew ging mit. In einem hartnäckigen Kampf auf der 550 m langen Zielgeraden verfügte Irish Stew schließlich über die größeren Reserven und war auf der Ziellinie in der sehr guten Zeit von 1:36,6 Minuten eine halbe Länge vor Flying Brawe.
Der Sieger Irish Stew gehört Gestüt Schlenderhan und verdiente die stolze Siegprämie von 220 000 Mark. Er wird von Hans Blume in Neuss trainiert. Für seinen jungen Reiter Andrasch Starke, der sich im letzten seiner vier Ausbildungsjahre befindet, war es der bisher größte Sieg in seiner Laufbahn. Inmitten von drei Tageserfolgen gelang ihm auch der 100. Sieg, und zwar unmittelbar vor dem Hauptereignis mit der vierjährigen Stute Golden Flair, ebenfalls für Trainer Hans Blume. dpa
LONDON, 12. Juli (AFP/dpa). Adolf Hitler war offenbar bereits im Sommer 1938 zu einem Krieg bereit. Dies geht aus den Tagebüchern des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels hervor, die die Londoner Zeitung "Sunday Times" am Sonntag in Auszügen veröffentlichte. Die Tagebücher waren vor kurzem in Moskau gefunden worden.
Nachdem der britische Premierminister Neville Chamberlain mit Hitlers Friedensversprechen aus München abgereist war, "hieß das Motto nur noch: Aufrüsten, aufrüsten, aufrüsten", schrieb Goebbels. Die Aufzeichnungen belegten auch, daß Hitler an der Organisation der "Reichskristallnacht" im Jahre 1938 in jeder Phase beteiligt war, berichtete die "Sunday Times" weiter.
Große Teile der Tagebücher Goebbels' aus den Jahren 1924 bis 1941 waren schon Mitte der achtziger Jahre publiziert worden. Mit den jetzt gefundenen Dokumenten würden jedoch Lücken geschlossen, schrieb das Magazin. Norman Stone, Professor für moderne Geschichte in Oxford, bezeichnete die Tagebuch-Aufzeichnungen als das "letzte wichtige Dokument" zum "Dritten Reich", das noch entdeckt werden konnte. Trotzdem stellt er in der "Sunday Times" die Frage, ob Goebbels, der die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen von vornherein geplant hatte, die Wahrheit nicht absichtlich verfälscht dargestellt habe.
Die Veröffentlichung der Tagebücher hatten in den vergangenen Wochen für eine Kontroverse in Großbritannien gesorgt, nachdem die "Sunday Times" den umstrittenen Historiker David Irving als Übersetzer verpflichtete.
Irving leugnet die planmäßige Vergasung von Millionen Juden im Vernichtungslager Auschwitz. Kritiker werfen ihm zudem vor, in der Vergangenheit Dokumente aus der NS-Zeit selektiv Hitler- freundlich zitiert zu haben.
PARIS, 12. Juli (AFP). Der belgische Außenminister und stellvertretende Ministerpräsident Willy Claes ist am Samstag in Bordeaux zum Vorsitzenden der Union der Sozialistischen und Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft (USPEG) gewählt worden. Der 53jährige Flame, dessen Wahl am Rande des Parteitags der französischen Sozialisten erfolgte, wurde Nachfolger seines Landsmannes Guy Spitaels. Claes ist seit März Außenminister Belgiens und hatte in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere Ministerämter inne.
Die USPEG ist vornehmlich ein Diskussionsforum der europäischen Sozialisten. Mehrere Mitglieder, darunter Frankreich, wollen sie jedoch straffer organisieren und zu einem politischen Instrument auf europäischer Ebene machen.Lohndumping am Bau beklagt
RHEINE, 12. Juli (AFP). Die IG Bau- Steine-Erden hat die Bau-Arbeitgeber aufgefordert, in Tarifverträgen Sicherungen gegen Lohndumping, also Beschäftigung zu Niedriglöhnen, auf Baustellen einzubauen. "Wenn es den Arbeitgeberverbänden wirklich ernst ist mit ihrem Appell zur Eindämmung des Werkvertrags- und Subunternehmerunwesens, dann müßten sie ja eigentlich auch bereit sein, mit uns darüber tarifvertraglich Abmachungen zu treffen", sagte der Vizevorsitzende der Gewerkschaft, Erst-Ludwig Laux, am Sonntag vor Betriebsräten in Rheine. Die IG Bau werde bald konkrete Vorschläge machen, wie illegale und halbillegale Beschäftigung bekämpft werden könne.
Laux forderte, zunächst solle per Tarifvertrag geregelt werden, daß jeder Arbeitnehmer unabhängig von seiner Nationalität auf deutschen Baustellen Anspruch auf den dort geltenden Tariflohn haben soll. Eine entsprechende Vereinbarung gebe es bislang für ostdeutsche Beschäftigte.Wieder Touristen überfallen
BASTIA, 12. Juli (AFP). Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika sind am Wochenende wieder deutsche und österreichische Touristen überfallen worden. Eine Urlauberfamilie mit vier Kindern aus Halle bei Innsbruck, die in ihrem Campingbus in Poggio d'Oletta, 20 Kilometer von Bastia entfernt, am Straßenrand schlief, wurde von bewaffneten und maskierten Männern aus dem Schlaf gerissen, die sich nach Angaben der Polizei die Barschaft von rund 5000 Mark aushändigen ließen, bevor sie flüchteten.
In nur fünf Kilometern Entfernung, in Barbaggio, griffen mehrere Unbekannte das Fahrzeug eines schlafenden deutschen Ehepaares an, das jedoch mit dem Auto entkommen konnte. Seit Anfang Juni wurden mehrere Deutsche, Iren und Engländer auf Korsika Opfer ähnlicher Überfälle.
ANKARA, 12. Juli (AFP). Drei Bombenanschläge sind in der Nacht zum Sonntag gegen US-amerikanische Einrichtungen in der Türkei verübt worden. Menschen wurden nicht verletzt, teilte die Polizei am Sonntag mit. Zu den Anschlägen bekannte sich die linksgerichtete Terrororganisation Dev-Sol.
Nach Polizeiangaben wurde am Samstag abend auf das Gelände des US-Konsulats in Istanbul von einem benachbarten Schulhof aus eine Rakete gefeuert. Wenig später wurde unter dem Wagen eines US-Armeeoffiziers eine Bombe entdeckt. Die Polizei entschärfte den Sprengsatz. In Izmir sei ein Bombenanschlag gegen eine Opel-Werkstatt von General Motors verübt worden. 30 Autos seien zerstört oder beschädigt worden. Dev-Sol begründete die Anschläge in Bekenneranrufen damit, an den 12. Juli vergangenen Jahres erinnern zu wollen, als am Vorabend eines Besuchs von US-Präsident George Bush in Istanbul und Ankara zwölf Dev-Sol-Mitglieder von der Polizei erschossen worden waren.
BRÜSSEL/MOSKAU (dpa/rtr/afp). Rußland und die übrigen Staaten der GUS werden im kommenden Jahr eine ähnlich hohe finanzielle Unterstützung aus dem Ausland benötigen wie 1992. Dies zeichne sich bereits jetzt ab, erklärte in Washington ein Top-Manager des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die GUS, die bereits in laufenden Jahr eine Hilfe von insgesamt 24 Milliarden Dollar vom Westen erhalten soll, benötige auch 1993 Finanzmittel in dieser Höhe. Der IWF ist an diesem Paket mit insgesamt 4,5 Milliarden beteiligt.
"Vorsichtig optimistisch" sei der IWF, ob Rußland seine Reform-Zusagen erfüllt. Der Fonds hat mit Moskau vereinbart, das Haushaltsdefizit bis Ende dieses Jahres von derzeit 17 auf fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes und die Inflation von monatlich 15 bis 20 Prozent auf unter zehn Prozent zu senken. Zur Umsetzung gehört der Beschluß der russischen Regierung, im Renten-, Gesundheits- und Bildungswesen nur noch eine Minimalversorgung zu garantieren und die staatlichen Systeme durch private Angebote zu ergänzen. Dadurch sollen in den kommenden drei Jahren die Sozialausgaben radikal reduziert werden, erklärte der Wirtschaftsexperte Jewgeni Jasin.
Uneinigkeit herrsche über die zeitliche Abfolge der Kreditgewährung, berichtet der IWF-Manager weiter. So wolle der russische Ministerpräsident Jegor Gajdar zunächst die Frage einer "Rubel-Zone" klären, bevor über die Fonds-Mittel entschieden werden soll. Für den IWF hätten aber der Beistandskredit und die damit verbundene Verpflichtung zur Neuordnung der russsischen Wirtschaft Vorrang. Die Schwierigkeit bei der Gründung einer "Rubel-Zone" liegt darin, genaue Regelungen unter allen betroffenen Staaten der Ex-UdSSR zu finden.
Die Finanzminister der EG wollen heute knapp die Hälfte des seit langem geplanten Nahrungsmittelkredites von 2,5 Milliarden Mark für die GUS freigeben. Rußland soll aber nur rund 300 Millionen Mark für Medikamente und medizinische Geräte erhalten. Eine weitere Milliarde zum Kauf von Lebensmitteln bleibe blokkiert, weil Moskau nicht bereit ist, mit seinem Staatsbesitz dafür einzustehen.
Dagegen will Japan erstmals einen Exportkredit von insgesamt 100 Millionen Dollar zur Verfügung stellen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf offizielle Quellen. Rußland kann das Geld für den Kauf von Nahrungsmitteln und Medizin verwenden.
ARUSHA, 12. Juli (AFP). Die Regierung Ruandas hat sich mit der Rebellenorganisation RPF auf einen Waffenstillstand geeinigt. Das teilten Delegierte der Friedensgespräche am Sonntag in Arusha in Tansania mit. Die Waffenruhe soll am kommenden Sonntag in Kraft treten.
JERUSALEM, 13. Juli (AFP). Die Sprecherin der Palästinenserdelegation bei den Nahostverhandlungen, Chanan Aschrawi, ist wegen ihres Treffens mit dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat, von der israelischen Polizei vorgeladen worden. Aschrawi muß nach Angaben eines Polizeisprechers in der kommenden Woche bei der Polizei erscheinen, um über ihr Treffen mit Arafat in Jordanien Rechenschaft abzulegen. Kontakte mit der PLO, die in Israel als "terroristische Organisation" bezeichnet wird, können mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft werden. Die Polizei wolle die Palästinenser nicht festnehmen, sagte der Polizeisprecher. Eine Untersuchung solle zeigen, ob ein Verstoß gegen die Gesetze vorliege.
PESHAWAR, 13. Juli (AFP). Anläßlich der jährlichen schiitischen Prozessionen zu Ehren des Enkels von Prophet Mohammed, Imam Hussein, ist es in zahlreichen pakistanischen Städten zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten gekommen. Nach Polizeiangaben wurden dabei mindestens neun Menschen getötet.
In Peshawar starben den Angaben zufolge sieben Menschen, als Schiiten und Sunniten mit automatischen Waffen aufeinander schossen. 13 weitere Menschen wurden verletzt. Wie es hieß, kam es zu dem Zusammenstoß, als der Zug sich durch ein sunnitisches Wohnviertel bewegte. "Ungläubige" sollen sich in die Prozession eingeschlichen und dort religiöse Literatur verbrannt haben. Sie hätten auch Schmähungen gerufen, als sie gerade an einer sunnitischen Moschee vorbeizogen. In der Nähe dieser Moschee habe die radikale sunnitische Anjuman Sipah-e-Sahaba (ASSP) ihr Hauptquartier. ASSP-Mitglieder hätten das Feuer auf die Schiiten eröffnet, die daraufhin zurückgeschossen hätten. Dabei seien drei Schiiten und drei Sunniten getötet worden. Das siebte Opfer konnte zunächst nicht identifiziert werden.
Zwei weitere ASSP-Mitglieder seien in Uchh Sharif in der pakistanischen Provinz Punjab ums Leben gekommen. Auch dort sei es zu Schußwechseln zwischen rivalisierenden Moslemgruppen gekommen, wobei weitere sieben Menschen verletzt worden seien. In zahlreichen weiteren Städten habe es gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben.
In nahezu allen Städten Pakistans nahmen Tausende Schiiten an den Prozessionen teil. Bei diesen Umzügen kommt es meist zu Zusammenstößen mit der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Wegen der Gerüchte über die "Infiltration fremder Agenten", die die Gewalt schüren sollten, waren in diesem Jahr die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Allein in den vergangenen zwei Monaten wurden sechs Führer rivalisierender moslemischer Sekten umgebracht. Insbesondere die Sunniten werfen den Schiiten vor, "Ungläubige" zu sein.
HANAU. Beim Zusammenstoß zweier Personenwagen ist in der Nacht zum Sonntag im Main-Kinzig-Kreis ein 31jähriger Autofahrer ums Leben gekommen, drei andere Personen wurden schwer verletzt.
Wie die Polizei in Hanau berichtete, war der 31jährige mit seinem Wagen auf der Bundesstraße 43 zwischen Hasselroth und Langenselbold in einer Linkskurve von der Spur abgekommen und auf die Gegenfahrbahn geraten. Dort prallte er frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammen, in dem drei Menschen saßen.
Während der 31jährige nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden konnte, mußten ein Mann und eine Frau im Alter von 21 Jahren mit schweren Verletzungen in Hanauer Krankenhäuser gebracht werden. Ein weiterer 21jähriger Beifahrer, der lebensgefährliche Verletzungen erlitten hatte, wurde am Unfallort rund eine Stunde in einem Notarztwagen behandelt, weil im Rhein-Main-Gebiet kein Platz auf einer Intensivstation frei war.
Er wurde schließlich in eine Fuldaer Klinik gefahren. Für die Unfallaufnahme war die Bundesstraße mehr als zwei Stunden gesperrt. lhe
Der hessische Fußball-Oberligist KSV Hessen Kassel hat Defensivspieler Frank Schön vom Ex-Zweitligisten Hallescher FC unter Vertrag genommen. Der 21jährige Schön leistet zur Zeit in Kassel seine Wehrdienstzeit ab.
An den vor 100 Jahren in Diez bei Limburg geborenen Rudolf Fuchs erinnern Ausstellungen in beiden Städten. Gezeigt werden Gemälde, Originalgrafiken, Dokumente und Fotografien.
Rudolf Fuchs wirkte in den Jahren 1934/35 maßgeblich an der Renovierung des Limburger Doms mit, von 1938 bis 1944 lebte und arbeitete er in Bonn und kehrte dann in seine Heimatstadt Diez zurück, wo er 1985 im 93. Lebensjahr starb.
(Die Ausstellung in Limburg ist bis 23. August montags bis freitags von 8.30 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. In Diez endet die Ausstellung bei gleichen Öffnungszeiten im Haus Eberhard am 9. August.) lhe
BONN/WIESBADEN. Die "Republikaner" wollen sich an der hessischen Kommunalwahl im Frühjahr 1993 beteiligen. Ziel sei es, den "multikulturellen rot-grünen Zug" zu stoppen, teilte die rechtsextreme Partei am Sonntag nach einer Sitzung ihres Bundesvorstandes in Bonn mit. lhe
Die Ausbildung blinder und sehbehinderter Kinder aus Ungarn zu Bildhauern und in anderen kunsthandwerklichen Berufen will die Stiftung Blindenanstalt aus Frankfurt auf breiterer Basis vorantreiben. Wie die Stiftung am Sonntag mitteilte, will sie nach den guten Erfahrungen mit der Ausbildung dreier blinder Kinder aus Ungarn zu Bildhauern jetzt mit Hilfe der ungarischen Stiftung "Licht der Welt" eine größere Ausbildungspalette in kunsthandwerklichen Berufen für blinde Kinder in Ungarn anbieten.
Dabei sollen Blinde und sehende Künstler der Frankfurter Stiftung in der ungarischen Stadt Pecs blinde Kinder unterrichten. Außerdem werde die Künstlergruppe der Frankfurter Stiftung den Verkaufserlös einer Ausstellung zum Kauf eines Grundstücks in Pecs zur Verfügung stellen.
Eine Elektronikfirma aus Frankfurt hat der Stiftung Blindenansalt zweckgebunden 1000 Kilo Specksteine gespendet, die den ungarischen Kindern als Grundmaterial zur Verfügung gestellt werden sollen. lhe
Mit einem Sieg der von Erika Mäder in Krefeld trainierten Stute Aminata endete auf der Galopprennbahn in Frankfurt- Niederrad der Höhepunkt des ersten Juli- Renntages. Jockey Gregor Axler steuerte die vier Jahre alte Mitfavoritin, im Besitz des Gestüts Zoppenbroich, in dem mit 25 000 Mark dortierten Ausgleich II über 1300 Meter weisungsgemäß erst auf der Zielgeraden in Front. In Führung liegend gewann die Stute des Gestüts Zoppenbroich dann leicht und locker vor Easy Beam unter Reiterin Thomas und King Attila mit Jockey Roberts. lhe
TURF
RENNTAG in Frankfurt-Niederrad, 1. Rennen: Novalis, Karina Mia, Feuer. - Wetten, Sieg: 13, Plätze: 11- 11 - 14, Zweierwette: 42, Dreierwette: 171. - 2. Rennen: Romak, Wüstenwind, Pacco. - Sieg: 41, Plätze: 11, 11, 11, ZW: 95, DW: 258. - 3. Rennen: Strong and Fast, Be my Dancer, Gorby. - Sieg: 53, Plätze: 14, 16, 12, ZW: 488, DW: 2 104. - 4. Rennen: Tout a Tour, Foriano, Wunschtaler. - Sieg: 74, Plätze: 22, 23, 14, ZW: 788, DW: 1 991. - 5. Rennen: Aminata, Easy Beam, King Attila. - Sieg: 53, Plätze: 20, 22, 20, ZW: 371, DW: 1 596. - 6. Rennen: Pearl Girl, Kokain, Nattina. - Sieg: 91, Plätze: 24, 16, 31, ZW: 415, DW: 6 121. - 7. Rennen: Orloff, Perlas, Berkeley. - Sieg: 31, Plätze: 16, 19, 22, ZW: 247, DW: 1 812. - 8. Rennen: Kamperico, Trust, Fridolin. - Sieg: 43, Plätze: 17, 20, 22, ZW: 248, DW: 2 085. - 9. Rennen: Asalto, Bergwind, Löns. - Sieg: 29, Plätze: 18, 45, 32, ZW: 414, DW: 4 518.
LONDON, 12. Juli (Reuter). Großbritanniens berühmtester Henker ist tot. Albert Pierrepoint starb am Wochenende im Alter von 87 Jahren in einem Altersheim in Nordengland. Dies teilte die Heimleitung mit. Pierrepoint hatte in seiner 25jährigen Laufbahn 433 Männer und 17 Frauen am Galgen hingerichtet. Nach seiner Pensionierung 1956 wurde er zu einem erklärten Gegner der Todesstrafe, die dann 1969 in Großbritannien abgeschafft wurde. Pierrepoints Vater und Onkel waren ebenfalls Henker. Schon als Kind äußerte er den Wunsch, in ihre Fußstapfen zu treten.
NEW YORK, 13. Juli (Reuter). Der amerikanische schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson hat Partei für Bill Clinton ergriffen, den designierten Spitzenkandidaten der Demokraten für das Amt des US-Präsidenten. Jackson sagte am Samstag im Fernsehsender CNN, bei der Wahl im November werde er für Clinton und dessen Vizepräsidentschaftskandidaten Albert Gore stimmen. Jackson steht in hohem Ansehen bei der schwarzen Bevölkerung der USA. Seine Parteinahme für den Gouverneur von Arkansas wird diesem voraussichtlich wichtige Stimmengewinne einbringen.
ALGIER, 12. Juli (Reuter). Der Prozeß gegen die wichtigsten Führer der verbotenen algerischen Islamischen Heilsfront ist am Sonntag vor einem Militärgericht in Blida nahe Algier fortgesetzt worden. Weil die Angeklagten, unter ihnen der "Heilsfront"-Führer Abassi Madani, und ihre Verteidiger nicht erschienen, zog sich das Gericht zu Beratungen zurück.
Abassi Madani und sein mitangeklagter Stellvertreter Ali Benhadj könnten zum Tode verurteilt werden, wenn die Richter sie der Verschwörung gegen den Staat für schuldig befinden sollten. Zum Tribunal werden ausländische Beobachter und Journalisten nicht zugelassen.
Diplomaten betrachten den Prozeß als entscheidend für die Zukunft des Landes, das seit einem Jahr von Unruhen erschüttert wird, die in der Ermordung von Staatschef Mohamed Boudiaf Ende Juni gipfelten. Die Anklage gegen den mutmaßlichen Attentäter, Leutnant Lembarek Boumaaraf, ist vor einem Strafgericht in der ostalgerischen Stadt Annaba jetzt formell erhoben worden. Die Militärjustiz hatte - anders als im Verfahren gegen die "Heilsfront"-Führer - die Übernahme des Verfahrens abgelehnt.
PEKING, 13. Juli (Reuter). In China haben mehrere Erzkommunisten nach Angaben aus chinesischen Kreisen die Aufnahme in einen entscheidenden Parteitag verpaßt. Die für Propaganda in der kommunistischen Partei zuständigen Deng Liqun und drei seiner Günstlinge seien nicht als Kandidaten für den 14. Parteitag Ende dieses Jahres aufgestellt worden. Die vier waren den Angaben zufolge nach dem Massaker an Demokratie-Befürwortern auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Juni 1989 für eine scharfe Zensur der Presse, Literatur und Künste verantwortlich.
Auf dem Parteitag wird das Zentralkomitee gewählt, das wiederum das Politbüro wählt. Beobachtern zufolge ist Chinas Staatschef Deng Xiaoping bemüht, den Kongreß mit liberalen Anhängern zu besetzen, die seinen Kurs in Richtung marktwirtschaftlicher Reformen mittragen.
KIEW, 12. Juli (Reuter/dpa). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat den Chefarchitekten der Wirtschaftsreformen, Wladimir Lanowoj, als Vize-Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister entlassen. Zum Nachfolger ernannte er nach einem Bericht des ukrainischen Fernsehens vom Wochenende den früheren KPdSU-Funktionär Valentin Simonenko aus Odessa.
Der 39jährige Lanowoj war einer der am konsequentesten marktwirtschaftlich orientierten Politiker der Ukraine, womit er sich unter den Konservativen in der Regierung Feinde gemacht hat. Sein Reformprogramm hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) gebilligt und somit den Weg für westliche Kredite geebnet.
Krawtschuk sagte, Lanowoj habe sich durch sein Eintreten für die Bewegung "Neue Ukraine" selbst disqualifiziert. Diese ist ein Zusammenschluß liberaler Politiker und Geschäftsleute, die der Regierung kritisch gegenüberstehen. Krawtschuk sagte, es sei Unsinn, wenn eine Person in der Regierung sitze und diese gleichzeitig kritisiere. Der Opposition warf er vor, die Menschen mit Übertreibungen der Krise zu verschrecken. Den Nationalisten warf er einen Konfrontationskurs mit Rußland vor, der niemandem nutze.
Die beiden größten Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) liegen unter anderem wegen der Schwarzmeerflotte im Streit, der sich am Wochenende zuspitzte, als russische Marineinfanteristen die Militärkommandantur der Garnison von Sewastopol, des Heimathafens der Flotte, besetzten. Sie vertrieben nach Angaben aus ukrainischen Militärkreisen das Personal, das vor einigen Tagen den Eid auf die Ukraine abgelegt hatte. Obwohl beide Seiten bewaffnet waren, kam es nicht zu Schießereien.
Im Streit um die Schwarzmeerflotte hatten sich Rußland und die Ukraine Ende Juni geeinigt, die Flotte nicht aufzuteilen. Doch innerhalb des Offizierskorps tobt ein Kampf um die Loyalität gegenüber der einen oder anderen Republik.
BERLIN, 14. Juli (Reuter). Der Betriebsrat eines Atomkraftwerkes muß amtliche Sicherheitsauflagen widerspruchslos hinnehmen. Das entschied das Bundesverwaltungsgericht (BVG) Berlin. Damit wies das Gericht eine Klage des Betriebsrates des Jülicher Kernforschungszentrums ab. Die Arbeitnehmervertretung hatte sich mit der Klage gegen eine Anordnung der Atomaufsichtsbehörde gewehrt, nach der die Mitarbeiter des Werkschutzes zum Tragen von Gaspistolen verpflichtet wurden. Der Betriebsrat habe in dieser Frage aber kein Mitwirkungsrecht, entschied das BVG (AZ: BVerwG 7 C 32.91).
Die Anordnung zum Tragen von Gaspistolen war mit eventuellen Terror- Anschlägen von außen auf die Forschungsanlage begründet worden. Der Betriebsrat hatte die Anordnung jedoch weder für erforderlich noch für geeignet gehalten, um die Sicherheit des Betriebs zu erhöhen. Das BVG räumte dem Betriebsrat zwar eine "wichtige Funktion bei der Regelung von Fragen der Ordnung des Betriebs und des Verhaltens der Arbeitnehmer" ein. Hoheitliche Anordnungen gegenüber dem Betreiber jedoch lägen nicht im Verantwortungsbereich der Arbeitnehmervertretung.
SARAJEWO, 12. Juli (Reuter/AFP/dpa/AP). Die Regierung Bosnien-Herzegowinas hat eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in der von den Serben eingeschlossenen, mehrheitlich von Moslems bewohnten Stadt Gorazde verlangt. Kroatien schloß sich dieser Forderung an. Die Vereinten Nationen sollen die Serben zur Beendigung ihrer Offensive gegen die 70 Kilometer südöstlich von Sarajewo gelegene Stadt zwingen, wo sich außer 40 000 Einwohnern etwa 30 000 Flüchtlinge aufhalten.
In dem Appell Bosniens an die Vereinten Nationen ist von einem "Massaker" der Serben an der Bevölkerung von Gorazde die Rede, das die UN beenden müßten. Bosniens Verteidigungsminister Jerko Doko rief die USA auf, militärisch in den Konflikt einzugreifen. Am Samstag hatten die Serben ihren Belagerungsring immer enger gezogen und die Stadt mit schwerem Artillerie- und Panzerbeschuß belegt. Ein Regierungssprecher in Sarajewo sprach vom "schrecklichsten Schlachthaus der Weltgeschichte". Außer bei Gorazde haben die Serben auch in anderen Teilen der Bürgerkriegsrepublik eine großangelegte Offensive gestartet, die offensichtlich zur Verbindung aller Serben-Gebiete in Kroatien und Bosnien- Herzegoowina führen soll.
Der designierte jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic forderte die serbische Führung in Bosnien-Herzegowina auf, den Angriff auf Gorazde abzubrechen. Tanjug meldete, Panic habe den Vorsitzenden der Serbenpartei Bosniens, Radovan Karadzic, am Telefon ersucht, den Befehl zur Feuereinstellung zu geben.
In Sarajewo hielten nach einer relativ ruhigen Nacht die moslemisch-kroatischen Verteidiger der Stadt und die Serben am Sonntag morgen eine befristete Feuerpause ein, um die Versorgung des seit Wochen schwer umkämpften Stadtteils Dobrinja in der Nähe des Flughafens mit Hilfsgütern zu ermöglichen. Soldaten und Hilfskräfte der UN brachten über 100 Tonnen Lebensmittel undandere Hilfsgüter nach Dobrinja.
Am Samstag liefen zwei Zerstörer und fünf Fregatten der NATO-Streitkräfte aus dem Hafen von Lissabon aus und nahmen Kurs auf die Adria. Die Schiffe sollen die von den UN gegen Belgrad verhängten Sanktionen überwachen.
Am Wochenende wurden auch aus den bosnischen Städten Gradacac, Svilaj und Bihac sowie aus der kroatischen Küstenstadt Dubrovnik Kämpfe gemeldet.
(Siehe auch Seite 3)
ROM, 12. Juli (Reuter). Papst Johannes Paul II. ist am Sonntag in die Chirurgische Abteilung der Gemelli-Klinik in Rom eingewiesen worden. Der Vatikan teilte am Sonntag mit, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche leide an einer Darminfektion. In der Klinik würden Untersuchungen fortgesetzt, die bereits im Vatikan begonnen hätten. Der Chefsprecher des Papstes, Joaquin Navarro-Valls, sagte, es handele sich voraussichtlich um eine Angelegenheit von einigen Tagen.
Die Nachricht von der Einweisung ins Krankenhaus kam vom Papst selbst. Beim sonntäglichen Angelus-Gebet sagte er vor Hunderten Gläubigen und Touristen: "Ich möchte euch ein Geheimnis anvertrauen. Ich begebe mich heute nachmittag zu einigen Untersuchungen in die Gemelli-Klinik. Ich bitte euch, betet für mich."
JERUSALEM, 14. Juli (Reuter). Das Bezirksgericht von Tel Aviv hat einen 19jährigen Palästinenser aus dem besetzten Gaza-Streifen wegen der Ermordung eines israelischen Mädchens zu lebenslanger Haft verurteilt. Die israelische Nachrichtenagentur Itim meldete, der Palästinenser habe gestanden, die 15jährige Schülerin Helena Rapp Ende Mai erstochen zu haben. Die Tat hatte tagelange anti-palästinensische Proteste in Tel Aviv nach sich gezogen, in deren Verlauf fünf Araber verletzt und mehrere hundert Israelis festgenommen worden waren.
Australiens Fußball-Nationalmannschaft beendete eine Serie von drei Testspielen gegen Kroatien mit einem 0:0 vor 12 700 Zuschauern in Sydney. Die beiden vorherigen Spiele hatten die Australier gewonnen.
Der Anhausener Golf-Profi Bernhard Langer muß weiter auf seinen ersten Sieg bei den "Scottish Open" warten. Den greifbar nahen Erfolg bei den mit 1,14 Millionen Dollar dotierten Titelkämpfen in Gleneagles verspielte der 34jährige Schwabe auf der letzten Runde, die er als einziger Spitzenspieler mit einer mäßigen Par-70-Runde beendete.
Am Ende standen 266 Schläge und der fünfte Platz auf dem Konto des früheren Masterssiegers, der damit vier Schläge hinter dem australischen Überraschungssieger Peter O'Malley lag.
Ein ungutes Gefühl vor der Schlußrunde hatte Langer schon am Freitag, als er mit seiner zweiten 67er-Runde nach den 62 Schlägen zum Auftakt die Führung zurückerobert hatte. "Ich glaube, daß ich morgen besser spielen muß, wenn ich gewinnen will. Ich habe einige gute Schläge gespielt, aber auch viele schlechte", unkte Langer nach der dritten Runde. Als Trost blieb Deutschlands bestem Golfer am Ende aber immerhin noch ein Scheck von umgerechnet rund 60 000 Mark.
Die 192 000-Dollar-Siegprämie und damit auch einen Startplatz für die "British Open" in der kommenden Woche in Muirfield sicherte sich völlig unerwartet der Australier Peter O'Malley, der damit für die zweite Überraschung des Turnierverlaufs sorgte.
Mit einer 62er-Abschlußrunde auf dem Par-70-Kurs kam der 27jährige Neuprofi auf 262 Schläge und verwies den Lokalfavoriten Colin Montgomerie mit 264 Schlägen auf den zweiten Platz. Rang drei mit jeweils 265 Schlägen teilten sich der frühere Masterssieger Nick Faldo aus England und Mark McNulty aus Zimbabwe.
"Mein Adrenalin-Pegel stieg am 16. Loch. Als mir da das Birdie gelang, wußte ich, daß ich gewinnen kann", erklärte der frühere australische Junioren-Meister nach seinem ersten Profisieg. Begonnen hatte der Siegeszug des "Golf-Youngsters" aus Bathurst in New South Wales am Samstag alles andere als verheißungsvoll. Nur ein Birdie am sechsten der insgesamt 13 ersten Löcher gelang dem Neuling, bevor er zur Aufholjagd ansetzte. Eagles am 14. und 18. sowie Birdies am 15., 16. und 17. Loch brachten den australischen Newcomer O'Malley auf die Siegerstraße.
"Ich habe gespielt, so gut ich konnte. Daß ich am Schluß nicht mehr aus dem Bunker kam, war Pech. Bei Turnierbeginn hatte ich mir einen Platz unter den ersten Zehn zum Ziel gesetzt. Jetzt bin ich Zweiter und kann also nicht enttäuscht sein", erklärte Montgomerie, der am Vortag aus Verärgerung über sein schlechtes Spiel nicht zur Pressekonferenz erschienen war.
Weniger als zunächst erhofft sprang auch für den Engländer Paul Curry heraus. Der Brite hatte am Donnerstag mit dem Platzrekord von 60 Schlägen die Führung übernommen, war danach aber mit 71er- und 74er-Runden auf insgesamt 273 Schläge und den 17. Platz zurückgefallen. sid
Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat das zweite Spiel seiner USA- Tournee gegen die San Francisco Bay Blackhawks 1:0 (0:0) gewonnen. Torschütze war acht Minuten vor dem Schlußpfiff der eingewechselte Mittelfeldspieler Marco Haber, der vor 15 000 Zuschauern in San José aus zehn Metern per Kopf traf. Im ersten Spiel hatte der UEFA-Cup-Finalist die Dallas Rockets 5:0 besiegt.
Drei Wochen vor dem Auftakt der olympischen Leichtathletik setzte sich Colin Jackson die Favoritenkrone im Hürdensprint auf. Mit der Europarekordzeit von 13,06 Sekunden übernahm der britische Europameister beim Grand- Prix-Meeting in London die Spitze der Weltrangliste. Als Zweiter war der bisherige Jahresweltbeste Tony Dees (USA) in 13,08 so schnell wie Jackson bei seinem alten Europarekord. Die zuerst aufblitzenden 12,83 Sekunden (Weltrekord 12,92) erwiesen sich zur Enttäuschung der 17 000 Zuschauer als Fehler.
Eine weitere Kostprobe seines überragenden Könnens gab 200-m-Weltmeister Michael Johnson auf der doppelt so langen Distanz. Der Amerikaner gewann die 400 m in glänzenden 43,98 Sekunden und verfehlte die Jahresweltbestzeit seines Landsmannes Danny Everett nur um 17 Hundertstelsekunden. Ohne Chance war Olympiasieger Steve Lewis als Zweiter in 44,55. Wie Johnson versuchte sich auch Vize-Weltmeisterin Gwen Torrence, Jahresweltbeste über 200 m in 22,03, auf der Stadionrunde und siegte in 50,31.
Der britische 400-m-Hürden-Europameister Kriss Akabusi unterlag in 48,26 Sekunden dem Amerikaner David Patrick (48,16). Überraschend verlor im Hochsprung der Olympiazweite Hollis Conway (USA/2,31 m) gegen den Australier Tim Forsyth (2,34). Dagegen gab sich über 5000 m der Kenianer Paul Bitok (13:13,93 Minuten) keine Blöße. Mit guten 87,22 m dominierte Ex-Weltrekordler Steve Backley im Speerwerfen.
Gestört wurde das Meeting durch die Anti-Apartheid-Demonstration von drei Männern und drei Frauen, die auf die Laufbahn stürmten, als das 2000-m-Rennen der Frauen mit der Südafrikanerin Zola Pieterse-Budd im Gange war. Sicherheitskräfte führten die sechs Personen ab, bevor sie den Laufwettbewerb stören konnten. Zola Pieterse gab 250 m vor dem Ziel auf.
Für den Höhepunkt der deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach sorgte Junioren-Europameister Sven Göhler (Potsdam) in 13,81 Sekunden über 110 m Hürden trotz starken Gegenwindes. Bei der weiblichen A-Jugend überzeugte Junioren-Europameisterin Manuela Aigner (Leipzig) mit 1,89 m im Hochsprung. Für die Junioren-Weltmeisterschaften im September in Seoul hatte sich zuvor auch Sprinter Marc Blume (Dortmund) in 10,37 Sekunden mit Nachdruck empfohlen. sid
Die spanische Weltranglisten-Achte Conchita Martinez und der Schwede Magnus Gustafsson, die Nummer 36 der Weltrangliste, beeindruckten am Sonntag als Sieger der internationalen Tennis- Turniere von Kitzbühel und Bastad. Während sich Conchita Martinez im Turnier von Kitzbühel gegen die Schweizerin Manuela Malejewa-Fragniere ins 92 Minuten mit 6:0, 3:6, 6:2 durchsetzte, kam Magnus Gustafsson im schwedischen Bastad zu einem 5:7, 7:5, 6:4-Erfolg über Tomas Carbonell (Spanien).
Conchita Martinez konnte vor 1500 Zuschauern ihren Vorjahreserfolg souverän wiederholen, nachdem sie sich im Halbfinale schon mit 6:1, 6:3 gegen die Südafrikanerin Amanda Coetzer behauptet hatte. Für die in Kitzbühel an Nummer eins gesetzte 20jährige Spanierin war es bereits der elfte Turniersieg ihrer Karriere, allerdings der erste in diesem Jahr. Conchita Martinez stand in diesem Sommer bereits in den Endspielen von Indian Wells, Boca Raton und Hilton Head.
Der Niederländer Richard Krajicek und Helena Sukova aus der CSFR waren die Sieger des Einladungsturnieres in Tokio. Krajicek besiegte im Finale den Japaner Shuzo Matsuoka 6:3 und 6:3. Im Halbfinale hatte Krajicek den Südafrikaner Wayne Ferreira mit 6:2 und 6:4 ausgeschaltet. Matsuoka hatte 7:6 (7:4) und 6:3 gegen Jeff Tarango (USA) gewonnen.
Im Endspiel der Frauen gewann Helena Sukova, Nummer eins der Setzliste, 3:6, 6:3 und 6:2 gegen Gigi Fernandez aus den USA. Die Tschechoslowakin hatte in der Vorschlußrunde Leila Meskhi (Georgien) 6:1, 4:6 und 6:3 bezwungen, Fernandez siegte 5:7, 7:6 (7:5) und 7:6 (7:4) gegen die Bulgarin Katarina Maleewa.
Vorjahressieger Bryan Shelton trifft im Finale des Tennis-Grand-Prix in Newport/Rhode Island auf den Österreicher Alex Antonitsch. sid
Der italienische Erstligist US Cagliari hat den belgischen Nationalspieler Luis Oliveira verpflichtet. Der 23 Jahre alte gebürtige Brasilianer spielte bisher beim RSC Anderlecht und unterschrieb nun in Cagliari einen Drei-Jahre-Vertrag. Die Ablösesumme für den Stürmer beträgt etwa 5,7 Millionen Mark.
Julie Richardson bindet sich die Tennisschuhe, während sie locker plaudert. Der Rest der Mannschaft ist schon beim Training im Frankfurter Waldstadion. "Natürlich hätten wir in der ersten Runde lieber einen anderen Gegner gehabt. Deutschland mit Steffi Graf - wer freut sich darüber, fast 24 Stunden angereist zu sein, um eine Packung zu kassieren?"
Neuseelands Nationalteam, begleitet von der ehemaligen Profi-Spielerin Belinda Cordwell, schob zwei Tage Frust, dann war die Phase überwunden. Das Team startet am Montag beim Federation Cup (ab 11.30 Uhr) locker, gelassen und mit dem Bonus, nichts verlieren zu können, in das Duell mit den an Nummer eins gesetzten Gastgebern.
Steffi Graf, Nummer zwei der Weltrangliste gegen Claudine Toleafoa, Nummer 206. Anke Huber (Nr. 9) gegen Hanna Guy (Nr. 280), die unter ihrem tschechoslowakischen Geburtsnamen Adamkova jahrelang den hessischen Regionalligisten Offenbacher TC als Spitzenspielerin verstärkte und heute noch 15 Kilometer vom Waldstadion entfernt wohnt. So sehen die Einzelbegegnungen nach der Meldeliste aus. Doch Julie Richardson hält sich bedeckt. Möglicherweise werde auch sie, 25 Jahre alt und 210. der Weltrangliste, das zweite Einzel spielen.
Außenseiter hin oder her. Auch wer aus Neuseeland kommt, wird sich nicht den letzten taktischen Joker aus den Karten ziehen lassen. Allemal muß man mit dem Doppel-Einsatz der sommersprossigen, nationalen Squash-Meisterin Richardson rechnen. Mit hörbarem Stolz erzählt diese, 136. im Doppel-Computer, vom größten Erfolg ihrer Kariere: "Es war 1987 im Viertelfinale von Wimbledon, als wir Steffi Graf und Gabriela Sabatini einfach weggeputzt haben."
An ihrer Seite stand seinerzeit Anna-Maria Fernandez, die inzwischen keine Profi-Turniere mehr spielt, mit der Julie Richardson aber sechs Doppel-Titel sammelte. Auch wenn Steffi Graf, wie sie am Samstag sagte, inzwischen Freude am Doppel gefunden hat und das einst verhaßte Spiel zu zweit weit besser als noch vor Jahresfrist beherrscht, gibt so ein verjährter Sieg immer noch Auftrieb. "Wir gehen raus, freuen uns, daß wir dabei sind und kämpfen, bis der letzte Punkt vorbei ist." Und vom Medienrummel sind sie auch völlig unbehelligt, Bonus eines Außenseiters.
Erinnerungen an die erste Pressekonferenz der Deutschen, die am Freitag neben Journalisten auch Hunderte Fans in die verträumte Hofheimer Burkartsmühle gezogen hatte, werden wach. Die viermalige Wimbledonsiegerin Steffi Graf, im schwarzen Wagen angereist, kämpfte sich durch Menschenmengen auf den Parkplatz, ehe sie schließlich etwas erschöpft und genervt mit den anderen auf dem Podium saß. Das Los des Stars, der trotz dieser Rolle während der gesamten Woche mit dem Team in Hofheim wohnen will. sid
Die Doping-Enthüllungen zwei Wochen vor Barcelona reißen nicht ab. So sollen vier südkoreanische Sportler des Dopings überführt worden sein. Das meldet die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Die vier Athleten sollen aus den Disziplinen Handball, Ringen und Gewichtheben kommen. Gleich sechs Sportler aus Nigeria können ihre Olympiaträume begraben. Bei den Leichtathleten mit der Sprint-Hoffnung Abuja Ajunwa, der 400- m-Läuferin Charity Opara, die Läuferin Tina Iheagwan und der Läufer Innocent Asunze wurden positive A-Proben ermittel, wie das nigerianische NOK bekannt gab. Die B-Probe liegt erst in zwei Woche vor, jedoch hat das NOK bereits Ersatzleute für die Sportler benannt.
Nur 24 Stunden zuvor waren Olympia- Mitfavoritinnen Natalja Grigorjewa, WM- Dritte über 100 m Hürden, und 1500-m- Läuferin Natalja Artjomowa (beide GUS) überführt worden. Dazu kam der dritte positive Test für Norwegens Kugelstoß- Vizeweltmeister Lars Arvid Nilsen, der einer lebenslangen Sperre entgegensieht.
Nie mehr starten wird - wenn er seinen Rücktritt wahrmacht - auch Diskuswerfer Kamy Keshmiri. Bei dem 23 Jahre alten Weltranglistenersten aus den USA, der vorletzte Woche seinen Olympiastart wegen einer Bauchmuskelverletzung abgesagt hatte, wurden am 15. Mai bei einem Trainingstest verbotene Substanzen gefunden. Keshmiri behauptet, Opfer einer Verschwörung oder Manipulation zu sein. "Der US-Verband TAC und der Weltverband IAAF wollten mich nicht bei Olympia sehen, weil ich die fehlenden Rechte Doping-Verdächtiger öffentlich gebrandmarkt habe."
Keshmiri, der am 27. Mai im kalifornischen Salinas mit 70,84 m Weltjahresbestweite erzielt hatte, glaubt, daß das Ergebnis der Tests manipuliert wurde. "Sie sind unglaubwürdig. Es war nichts Verbotenes in meiner Probe. Sie wissen es." Nach Angaben des 23jährigen habe man ihm nicht gesagt, was in der A-Probe gefunden wurde. Bei der B-Probe sei ein hochrangiger Toxikologe sein Zeuge gewesen. "Absolut negativ" wäre das Resultat ausgefallen.
Gleich zwei positive Dopingkontrollen vom Juni belasten Cheryl Thibedeau, Kanadas zweitbeste Sprinterin. In einer Stellungnahme erklärte sich die 26jährige allerdings für unschuldig. Nach ihrer Version war die Identifikations-Nummer der Urin-Probe abweichend von jenen auf dem Begleitschreiben.
Die 26jährige hatte vor drei Jahren bei den Untersuchungen gegen Ben Johnson wie zwölf andere kanadische Leichtathleten unter Eid ausgesagt, 1987 und 1988 Steroide genommen zu haben. Dieses Schuldeingeständnis hatte der kanadische Verband auch zum Anlaß für eine zweijährige Sperre gegen sie genommen.
Im Dezember 1990 rückte Cheryl Thibedeau erneut ins Rampenlicht, als ihr früherer Klubkamerad Ben Johnson sie am Genick packte und gegen eine Mauer schleuderte. Der für Barcelona qualifizierte einstige Starsprinter erklärte sich für schuldig, erhielt 16 Monate Bewährung und die Auflage, 75 Stunden Dienst bei einer gemeinnützigen Einrichtung zu versehen.
Cheryl Thibedeau wurde am 11. Juni erstmals positiv getestet - auf Stanozolol, das sich 1988 in Seoul auch in Ben Johnsons Körper gefunden hatte. Zehn Tage später wurde dann Nandrolon bei der 26jährigen nachgewiesen. Dieser zweite Test erfolgte bei den kanadischen Olympia-Ausscheidungen in Montreal, wo sie als Zweite ihre Bestzeit auf 11,48 Sekunden steigerte. Dort qualifizierte sich auch Johnson mit der überraschenden Verbesserung auf 10,16 für Barcelona. sid/dpa
Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Frauen gewann in Braunschweig ihr letztes Länderspiel vor den Olympischen Spielen gegen Neuseeland mit 2:1 (1:0). Vor knapp 1000 Zuschauern war die Braunschweigerin Nadine Ernsting-Krienke (35.) und Franziska Hentschel aus Leverkusen (59.) für Deutschland erfolgreich. Zwischenzeitlich konnte Trudy Kilkolly mit einer Strafecke (46.) ausgleichen.
"Das System bei den Mädchen stimmt", meinte Bundestrainer Rüdiger Hänel nach der Partie. Gegen die Spielerinnen aus Neuseeland, die ebenfalls für Barcelona qualifiziert sind, taten sich die deutschen Damen lange Zeit schwer. Vor allem in der ersten Halbzeit mußte Torfrau Susanne Wollschläger aus Duisburg einige Male gegen die gegnerischen Angreiferinnen retten. Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Deutschen die Partie jedoch in den Griff, so daß der Sieg insgesamt verdient war. sid
Die deutschen Wasserballer feierten am Sonntag beim Sechs-Nationen-Turnier im italienischen Savona ihren zweiten Sieg. Das Team von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten gewann 9:8 (2:3, 2:1, 3:2, 2:2) gegen die zuvor in drei Spielen ungeschlagene Mannschaft der GUS und verließ nach dem 7:4 gegen Griechenland zum zweiten Mal als Sieger das Becken. Zum Auftakt hatte es Niederlagen gegen die Niederlande und Italien gegeben.
Die Auswahl des Deutschen Schwimm- Verbandes (DSV) schien nach den Querelen durch den Rücktritt der Hannoveraner Nationalspieler weiter zur Ruhe gekommen zu sein. Gegen die Russen überzeugte das deutsche Team sowohl in spielerischer als auch in kämpferischer Hinsicht. "Wir lesen nur unwahre Rechtfertigungen der Hannoveraner über ihre unsportliche Handlungsweise. Wir haben darauf eine sportliche Antwort gegeben und den großen Olympiafavoriten GUS geschlagen", meinte ein Spieler, der nicht genannt werden wollte.
Die Tore für das DSV-Team erzielten der Hohenlimburger Jörg Dresel (2), der Cannstätter Frank Otto (1) sowie die Berliner Hagen Stamm (3), Rene Reimann (2) und Guido Reibel (1).
Die Wasserball-Nationalspieler Dirk Schütze, Lars Tomanek und Wolfgang Vogt von Waspo Hannover-Linden sollen sofort für alle nationalen und internationalen Einsätze gesperrt werden, ihre bisher erhaltenen Unterstützungen der Sporthilfe zurückzahlen und von weiteren finanzierten Beihilfen ausgeschlossen werden. Diese massiven Forderungen haben die Bundesligisten ASC Duisburg und Hohenlimburger SV in fast gleichlautenden Schreiben an den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) gestellt und erwarten mit dem Vollzug dieser Maßnahmen durch den zuständigen Fachwart Eckard Bade eine Schadensbegrenzung für den deutschen Wasserballsport.
Die beiden Vereine reagierten damit auf das Vorgehen des Waspo-Trios nach dem Nationen-Turnier vor einer Woche in Lünen, als die Spieler ihren Olympia-Verzicht für Barcelona nur Stunden nach der Nominierung erklärt hatten.
In ihrem Schreiben an den DSV-Wasserballwart argumentieren die beiden Vereine außerdem mit folgenden Punkten: 1. Das Ansehen der Bundesrepublik hat gelitten. 2. Die Nationalmmanschaft wurde zum Gespött der Medien gemacht. 3. Der Imageverlust für den DSV ist erheblich. 4. Alle wasserballtreibenden Vereine haben Schaden genommen. 5. Alle Spieler des erweiterten Nationalkaders sind betroffen. 6. Der finanzielle Schaden bei Vorbereitungsturnieren durch die indirekte Finanzierung durch Vereinsgelder ist erheblich.
DSV-Präsident Klaus Henter hat ebenfalls das Verhalten der Waspo-Spieler scharf kritisiert und kündigte an, daß sich das der DSV in dieser Form nicht gefallen lassen werde. sid/dpa Fünf Erfolge für DSV-Starter
Am ersten Tag des 29. Internationalen Schwimmfestes in Darmstadt verbuchten die Starter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) fünf Erfolge. Michael Heßling von der SG Essen gewann die 200 m Brust in 2:24,22 Minuten, Franz Zahradnik von der SG Rhenania Köln siegte über 100 m Schmetterling in 0:55,85 Minuten und Jens Rüthemann aus Essen entschied das Rennen über 200 m Lagen in 2:08,45 Minuten für sich. Bei den Frauen sicherte sich Annette Unger von der SG Essen den Sieg im Rennen über 200 m Brust in 2:45,30 Minuten und Diana Block vom SC Duisburg siegte über 200 m Lagen in 2:25,16 Minuten. sid
VOLTIGIEREN
WELTMEISTERSCHAFT in Heilbronn, Endstand, Frauen: 1. Strobel (Schwartenau) Note 9,042, 2. Michelberger (Öhringen-Verrenberg) 8,887, 3. Benedetto (Kriftel) 8,663, 4. Küng (Schweiz) 8,596, 5. Preisch (Österreich) 8,303, 6. Breiter (Österreich) 8,196, 7. Tanner (Schweiz) 8,046, 8. Johansson (Schweden) 8,008, 9. Edmunds (USA) 7,885, 10. Johansson (Schweden) 7,885, 11. Diaz (Schweiz) 7,844, 12. Danvers (Holland) 7,807.
Männer: 1. Lensing 9,300, 2. Föcking (beide Rhede) 9,272, 3. Fiskbaek (Dänemark) 9,172, 4. Lehner (Mühlacker, Titelverteidiger) 8,986, 5. Ciroth (Rhede) 8,962, 6. Tarpataki (Ungarn) 8,920, 7. Rosenberger (Österreich) 8,779, 8. Pospisil (CSFR) 8,772, 9. Achermann (Schweiz) 8,734, 10. Zuffelato (Schweiz) 8,568, 11. Stockinger (Schweiz) 8,359, 12. Heuer (Schweiz) 8,318.
Die B-Jugend von Bayer Leverkusen trifft im Halbfinale um die Deutsche Fußball-Meisterschaft auf Schalke 04. Das zweite Halbfinale bestreiten der VfB Stuttgart und der 1. FC Kaiserslautern. Im Viertelfinal-Rückspiel siegten die Leverkusener mit 7:6 Toren nach Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach. Die Schalker gewannen mit 5:3 (2:1) Toren bei Hertha Zehlendorf. Der VfB Stuttgart siegte mit 1:0 (1:0) beim SC Freiburg, während Kaiserslautern durch einen 4:0 (1:0) Erfolg den Karlsruher SC ausschaltete. sid
MOTORSPORT
DEUTSCHE FORMEL-3-MEISTERSCHAFT in Brünn/CSFR, 8. von 13 Läufen, Erstes Rennen (12 Runden = 64,728 km): 1. Lamy (Portugal) Opel-Reynard 23:37,96 Minuten (164,335 km/h), 2. Castro Santos (Portugal) Ralt-VW 23:40,03, 3. Maaßen (Aachen) Ralt-VW 23:43,04, 4. Ingall (Australien) Opel-Dallara 23:46,87, 5. Werner (Reddinghausen) Ralt-Opel 23:47,34, 6. Peter (Österreich) Dallara-Alfa 23:48,11. - Zweites Rennen (12 Runden): 1. Lamy 23:30,61 Minuten, 2. Santos 23:43,33, 3. Vallant (Österreich) Reynard-Alfa 23:47,15, 4. Maaßen 23:47,61, 5. Ingall 23:50,14, 6. Peter 23:50,66. - DM-Stand: 1. Lamy 193 Punkte, 2. Santos 179, 3. Werner 175, 4. Maaßen 142, 5. Krumm (Reutlingen) Ralt-Opel 101, 6. Peter 99.
Ralf Waldmann aus Ennepetal ist auf dem besten Weg als erster deutscher Motorrad-Rennfahrer seit 22 Jahren den Weltmeister-Titel in der 125-ccm-Klasse zu gewinnen. Zwei Tage vor seinem 26. Geburtstag stieg der Honda-Fahrer als Zweiter beim Großen Preis von Ungarn zum sechsten Mal in dieser Saison auf das Treppchen und baute seine auf fünf Zähler geschrumpfte WM-Führung wieder auf 13 Punkte aus. Sieger des neunten von 13 WM-Läufen auf dem Hungaroring bei Budapest wurde der Italiener Alessandro Gramigni (Aprilia).
Vor der Minuskulisse von nur 10 000 Zuschauern hatte Gramigni bei seinem zweiten Saisonsieg nach 26 Runden (103,17 km) eine Zehntelsekunde Vorsprung auf Waldmann. Dritter wurde der Italiener Fausto Gresini (Honda). Dirk Raudies aus Biberach (Honda), der vor zwei Wochen in Assen bei einem Trainingssturz eine Fraktur zweier Mittelhandknochen erlitten hatte, belegte den 15. Platz. Alfred Waibel aus Plüderhausen (Honda) wurde 22.
Waldmann führt in der WM-Wertung mit 101 Punkten vor Gramigni (88) und Gresini (87). Der Italiener Ezio Gianola, vor dem Ungarn-Grand-Prix bis auf fünf Punkte an Waldmann herangekommen, ging als Elfter leer aus und fiel auf Rang vier zurück (81). sid
LEICHTATHLETIK
Dritter Tag, Männliche A-Jugend, 200 m: 1. M.Blume (Dortmund) 21,29 Sekunden, 2. Hillarb (Leverkusen) 21,53, 3. H. Blume (Dortmund) 21,71.
1.500 m: 1. Wöllner (Hof) 4:02,57 Minuten, 2. Löser (Dotag-Wernberg) 4:02,93, 3. Rohrer (Hamburg) 4:03,25.
10.000 m Gehen: 1. Valentin (Berlin) 43:52,15 Minuten, 2. Borsch ( Wollmirstedt) 43:57,45, 3. Trautmann (Gleinar) 44:32,27.
Hammerwurf: 1. Strohschenk (Wolfsburg) 72,72 Meter, 2. Mathes (Kulmbach) 68,84, 3. Bekker (Frankfurt) 68,42.
Weibliche A-Jugend, 200 m: 1. Lichtenhagen (Leverkusen) 23,70 Sekunden, 2. Seidel (Fürth) 23,98, 3. Schynowski (Breisgau) 24,62.
400 m: 1. Kuschmann (Dortmund) 52,40 Sekunden, 2. Köhler (Rönnau) 52,94, 3. Steimle (Offenburg) 53,82.
1.500 m: 1. Wüstenhagen (Berlin) 4:28,53 Minuten, 2. Köster (Rostock) 4:29,09, 3. Beggerow (Rostock) 4:29,99.
5.000 m Gehen: 1. Sellenrieck (Berlin) 23:00,31 Minuten, 2. Vollmann ( Leipzig) 23:19,77, 3. Will (Berlin) 23:27,71.
Dreisprung: 1. Vokuhl (Magdeburg) 13,01 Meter, 2. Gutjahr (Neubrandenburg) 12,90, 3. Schulz (Potsdam) 12,44.
Diskus: 1. Heidelmnann (Erfurt) 50,52 Meter, 2. Mehnert (Rostock) 48,24, 3. Fried (Staufen) 48,20.
Speerwurf: 1. Reichardt ( Saarbrücken) 56,26 Meter, 2. Klanert ( Halle) 54,90, 3. Rahmsdorf (Magdeburg) 51,40.
MOTORSPORT
"GROSSER PREIS VON UNGARN", 9. von 13 Läufen zur Motorrad-Weltmeisterschaft auf dem Hungaroring/Budapest, Klasse bis 125 ccm (26 Runden = 103,17 km): 1. Gramigni (Italien) Aprilia 48:15,620 Minuten, 2. Waldmann (Ennepetal) Honda 0:00,119 Minuten zurück, 3. Gresini (Italien) Honda 0:00,146, 4. Wakai (Japan) Honda 0:00,332, 5. Debbia (Italien) Honda 0:07,176, 6. Spaan (Niederlande) Aprilia 0:07,555, 7. Sakata (Japan) Honda 0:09,082, 8. Ueda (Japan) Honda 0:09,240, 9. Casanova (Italien) Aprilia 0:14,047, 10. Shimizu (Japan) Honda 0:18,391, ... 15. Raudies (Biberach) Honda 0:48,352, ... 22. Waibel (Plüderhausen) Honda 1:27,715, ... 24. Abold (Dillingen) Honda 1:36,429. - WM-Stand: 1. Waldmann 101 Punkte, 2. Gresini 88, 3. Gramigni 87, 4. Gianola (Italien) Honda 81, 5. Casanova 72, 6. Debbia (Italien) Honda 58, 7. Raudies 47.
Natalia Zwerewa, Nummer zwei des GUS-Frauentennis-Teams, hat ihre Teilnahme beim heute beginnenden Federation-Cup im Frankfurter Waldstadion wegen Krankheit abgesagt. Teamkapitän Anatoly Wolkow nominierte statt Zwerewa die Ersatzspielerin Eugenia Maniokowa. Da sich die gesamte Weltranglisten-Plazierung des Teams durch die Absage verschlechtert, setzte der Internationale Tennis-Verband (ITF) Japan statt der GUS auf Platz acht der Setzliste und tauschte die Positionen der Mannschaften. Damit trifft Japan in der ersten Runde auf Indonesien, die GUS dagegen auf Finnland. sid
Einen empfindlichen Dämpfer bekam deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen. Zwei Wochen vor dem Anpfiff des olympischen Handball-Turniers in Barcelona verlor das Team von Bundestrainer Heinz Strauch gegen die zweitklassige Vertretung der Niederlande vor 220 Zuschauern in Venlo überraschend mit 20:21 (16:13) und zeigte dabei eine indiskutable Leistung. Noch am Vortag hatte die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Hengelo den gleichen Gegner mit 29:15 deklassiert. Für Strauch war die Niederlage ein "Schuß vor den Bug zur rechten Zeit".
Den 21. Treffer erzielten die Niederlande zwei Sekunden vor Schluß, nachdem in der ersten Halbzeit trotz der schwachen Vorstellung alles nach einem weiteren Sieg der Strauch-Truppe aussah. "Danach habe ich noch experimentieren wollen. Das aber ist keine Entschuldigung. Meine Spielerinnen waren gar nicht richtig da, die Abwehr war eine einzige Enttäuschung und vier Tore nach der Pause geben ebenfalls genug Grund zur Kritik", resümierte der Nationalcoach, der einigen Leistungsträgerinnen eine Pause gönnte. Für die deutsche Mannschaft trafen Kerstin Mühlner (6/2) und Carola Ciszewski (4) vom SC Leipzig sowie die Leverkusenerin Bianca Urbanke (3) am besten. sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, achte Etappe von Valkenburg nach Koblenz (206,5 km): 1. Nevens (Belgien) 4:45:23 Stunden (43,415 km/h), 2. Skibby (Dänemark) 0:03 Minuten zurück, 3. Ghirotto (Italien), 4. Leanizbarrutia (Spanien) alle gleiche Zeit, 5. Vanzella (Italien) 0:56, 6. Ledanois (Frankreich) gleiche Zeit, 7. Zülle (Schweiz) 2:26, 8. Ludwig (Gera) 2:30, 9. Maassen (Niederlande) gleiche Zeit, 10. Heppner (Gera) 2:32, 11. Jalabert (Frankreich) 4:18, 12. van der Poel (Niederlande), 13. Museeuw (Belgien), 14. Fidanza (Italien), 15. de Clercq (Belgien), ... 24. Krieger (Karlsruhe), ... 27. Chiappucci (Italien), ... 29. Bugno (Italien), ... 40. Jörg Müller, ... 43. Indurain (Spanien), ... 49. Jeker (Schweiz), ... 63. Ampler (Leipzig), ... 70. LeMond (USA), ... 75. Kummer (Erfurt), ... 79. Maier (Österreich), ... 92. Bölts (Heltersberg), ... 124. Kappes (Kirchzarten) alle gleiche Zeit, ... 144. Jentzsch (Cottbus) 9:45, ... 146. Gölz (Bad Schussenried) gleiche Zeit, ... 157. Gianetti 11:09, 158. Maechler (beide Schweiz) gleiche Zeit, ... 163. Stumpf (Dittelbrunn) 11:56, ... 175. Dufaux (Schweiz) 17:36 - aufgegeben: Rolf Aldag (Ahlen). - Gesamtwertung: 1. Lino (Frankreich) 35:35:26 Stunden (42,284 km/h), 2. Heppner 2:51 Minuten zurück, 3. Sibby 2:54, 4. Bauer (Kanada) 3:11, 5. Ledanois 3:23, 6. Chiappucci 3:34, 7. Roche (Irland) 4:11, 8. Virenque (Frankreich) 4:15, 9. Leanizbarrutia 4:24, 10. LeMond 4:29, 11. Bugno 5:04, 12. Indurain 5:33, 13. Perini (Italien) 5:35, 14. Bouwmans (Belgien) 5:40, 15. Fignon (Frankreich) 5:49, ... 35. Ampler 8:32, ... 37. Maier 8:44, ... 56. Zülle 14:31, ... 69. Ludwig 18:49, ... 80. Müller 22:52, 81. Jaermann 23:20, ... 88. Bölts 24:02, ... 93. Krieger 26:40, ... 97. Kummer 28:09, ... 109. Dufaux 29:54, ... 112. Gölz 30:24, ... 124. Gianetti 33:00, ... 134. Jentzsch 37:24, 135. Jeker 37:31, ... 139. Maechler 38:42, ... 143. Stumpf 31:59, ... 171. Kappes 53:06.
LEICHTATHLETIK
Dritter Tag, Männliche A-Jugend, 200 m: 1. M. Blume (Dortmund) 21,29 Sekunden, 2. Hilliard (Leverkusen) 21,53, 3. H. Blume (Dortmund) 21,71.
400 m: 1. Rau (Leverkusen) 46,67 Sekunden, 2. Völkel (Hohenfels) 47,55, 3. Müller (Berlin) 47,71.
800 m: 1. Zeuch (Kornwestheim) 1:50,47 Minuten, 2. Schröder (Isrlohn-Lethmate) 1:51,65, 3. Schmitz (Osterholz) 1:52,83.
1.500 m: 1. Söllner (Hof) 4:02,57 Minuten, 2. Löser (Wernberg) 4:02,93, 3. Rohrer (Hamburg) 4:03,25.
3000 m: 1. Dinges (Wiesbaden) 8:22,79 Minuten, 2. Gronewold (Wilhelmshafen) 8:25,61, 3. Bürklein (Wattenscheid) 8:31,69.
4x100 m: 1. LT 85 Hannover 41,26 Sekunden, 2. SC Cottbus 41,84, 3. LAV Bayer Uerdingen- Dormagen 41,92.
10.000 m Gehen: 1. Valentin (Berlin) 43:52,15 Minuten, 2. Borsch (Wollmirstedt) 43:57,45, 3. Trautmann (Gleinar) 44:32,27.
Hochsprung: 1. Lamos (Frankfurt) 2,15 Meter, 2. Schmälzle (Reutlingen) 2,15, 3. Salzmann (Leverkusen) 2,15.
Weitsprung: 1. Klein (Kindelsberg-Kreuztal) 7,33, 2. Arndt (Weinheim) 7,27, 3. Sylla (Dortmund) 7,11.
Kugelstoßen: 1. Kahles (Mannheim) 19,72 Meter, 2. Pöhn (Zwiesel) 18,70, 3. Hainbach (Frankfurt) 18,16.
Hammerwurf: 1. Strohschenk ( Wolfsburg) 72,72 Meter, 2. Mathes ( Kulmbach) 68,84, 3. Becker (Frankfurt) 68,42.
Speerwurf: 1. Henry (Ludweiler) 75,20 Meter, 2. Hold (Halle) 73,10, 3. Schacke (Leipzig) 67,40.
Weibliche A-Jugend, 200 m: 1. Lichtenhagen (Leverkusen) 23,70 Sekunden, 2. Seidel (Fürth) 23,98, 3. Schynowski (Breisgau) 24,62.
400 m: 1. Kuschmann (Dortmund) 52,40 Sekunden, 2. Köhler (Rönnau) 52,94, 3. Steimle (Offenburg) 53,82.
800 m: 1. Kovacs (Berlin) 2:09,11 Minuten, 2. Bruns (Meppen) 2:10,11, 3. Sasse (Ruhrtal-Sauerland) 2:10,33.
1.500 m: 1. Wüstenhagen (Berlin) 4:28,53 Minuten, 2. Köster (Rostock) 4:29,09, 3. Beggerow (Rostock) 4:29,99.
4x100 m: 1. SC Rönnau 46,67 Sekunden, 2. Bayer Leverkusen 46,85, 3. LAG Mittlere Isar 46,97.
5.000 m Gehen: 1. Sellenrieck (Berlin) 23:00,31 Minuten, 2. Vollmann (Leipzig) 23:19,77, 3. Will (Berlin) 23:27,71.
Stabhochsprung: 1. Lumb (Lerchenberg) und Müller (Zweibrücken) beide 3,35 Meter im Stichkampf, 3. Göbel (Berlin) 3,30.
Dreisprung: 1. Vokuhl (Magdeburg) 13,01 Meter, 2. Gutjahr (Neubrandenburg) 12,90, 3. Schulz (Potsdam) 12,44.
Diskus: 1. Heidelmnann (Erfurt) 50,52 Meter, 2. Mehnert (Rostock) 48,24, 3. Fried (Staufen) 48,20.
Speerwurf: 1. Reichardt (Saarbrücken) 56,26 Meter, 2. Klanert (Halle) 54,90, 3. Rahmsdorf (Magdeburg) 51,40.
"Mansell Mania" in Silverstone: Der britische Formel-1-Seriensieger Nigel Mansell hat mehr als 100 000 Landsleute in einen Freudentaumel gestürzt und am Sonntag zum vierten Mal nach 1986, 1987 und 1991 den Großen Preis von England gewonnen. Nach 59 Runden (308,334 km) verwies der 38jährige im Williams-Renault beim neunten von 16 Läufen zur Weltmeisterschaft seinen italienischen Teamkollegen Riccardo Patrese auf den zweiten Platz.
Der zuletzt wegen seiner ungestümen Fahrweise gescholtene Kerpener Michael Schumacher belegte zwei Wochen vor dem deutschen Grand Prix bei der Generalprobe für Hockenheim (26. Juli) im Benetton-Ford den vierten Rang. Der Deutsche profitierte vom Ausfall des vor ihm fahrenden Österreichers Gerhard Berger, der den McLaren-Honda wenige Meter vor dem Ziel mit qualmendem Motor ausrollen ließ.
Wie schon vor einer Woche in Magny Cours hatte Schumacher erneut eine Rangelei mit dem Italiener Stefano Modena ("Ich muß ein ernstes Wort mit ihm reden), die ihn in der 40. Runde wertvolle Sekunden kostete. Dritter wurde Schumachers britischer Teamkollege Martin Brundle, der damit zum zweiten Mal vor dem Deutschen ins Ziel kam. Titelverteidiger Ayrton Senna aus Brasilien (McLaren-Honda) schied an vierter Stelle liegend in der 53. Runde mit technischem Defekt aus.
Ein Fahnenmeer und stehende Ovationen begleiteten Mansell, der wie ein kleines Kind vor Freude im Auto herumhüpfte, auf der Ehrenrunde. Die Mansell-Anhänger hielt es bei der Zieldurchfahrt ihres Idols nicht länger auf den Plätzen, zu Tausenden stürmten sie über die Absperrung auf die Strecke. "Diesen Sieg schenke ich meiner Familie und meinen Fans, die mich so fantastisch unterstützt haben", jubelte der Schnauzbart von der Isle of Man, der mit Tränen in den Augen seine Frau Rosanne in die Arme schloß. "Ich habe mir den Heimsieg so sehr gewünscht, ich bin der glücklichste Mensch der Welt."
Für Mansell war es der siebte Saisonsieg und der bislang 28. seiner Karriere. Nur ein Wunder kann jetzt noch den ersten WM-Titel des Briten in seinem 13. Jahr als Formel-1-Fahrer verhindern. In der WM-Wertung führt der Brite scheinbar uneinholbar mit 76 Punkten vor Patrese (40), der den sechsten Williams-Doppelsieg dieser Saison perfekt machte. Schumacher behauptet mit 29 Zählern weiterhin den dritten Platz.
Als die Ampel auf Grün umschaltete, sahen die mehr als 100 000 Zuschauer den bislang spannendsten Start des Jahres. Patrese schoß an Mansell vorbei, mußte den Briten aber schon in der nächsten Kurve ziehen lassen. Hinter dem überlegenen Williams-Duo tobten in der Folgezeit wilde Positionskämpfe.
Besonders der packende Zweikampf zwischen Senna und Schumacher weckte natürlich Erinnerungen an das vergangene Wochenende, als Schumacher in Magny Cours Senna in der ersten Kurve von der Strecke drängte und von dem Brasilianer anschließend als dummer Junge beschimpft wurde.
"Ich hoffe, daß ich beim Start besser wegkomme, damit sich das nicht wiederholt", hatte der Kerpener vor dem Rennen zurückhaltend geäußert. Schumacher: "Der Benetton ist das schnellere Auto, da kann ich doch nicht zurückstekken, nur weil der Gegner Ayrton Senna heißt."
An der Spitze spulte Mansell wie ein Uhrwerk seine einsamen Runden ab. Entnervt von den ständigen Niederlagen ließ Senna vor dem Rennen eine Bombe platzen. Gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid) sagte der dreimalige Weltmeister: "Wenn ich für nächstes Jahr nicht die Sicherheit bekomme, wieder ganz vorne mitzufahren, höre ich auf. Es gibt keinen Grund, für einen dritten Platz mein Leben zu riskieren."
Die gegenwärtige Situation bei McLaren-Honda bezeichnete der Titelverteidiger als äußerst frustrierend. Senna: "Das einzige, was mich in der Formel 1 interessiert, ist Rennen zu gewinnen und nicht drei Sekunden hinterherzufahren." Bei einem Rückstand von 58 Punkten auf den führenden Mansell sind Sennas Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung auf den Nullpunkt gesunken. sid
Schema
Hansa Rostock - FC Remscheid 1:0 (0:0) Rostock: Hoffmann - Sänger - Alms, März - Kubala, Schlünz, Wahl, Dowe, Persigehl (75. Lange) - Schmidt (57. Weilandt), Chalaskiewicz.
Remscheid: Stocki - Tilner - Kosanovic, Schiermoch - Vtic (46. Jakubauskus), Pröpper, Bridaitis, Putz, Sturm - Gemein (55. Griehsbach), Kröning.
Schiedsrichter: Habermann (Berlin).
Tore: 1:0 Dowe (78.).
Zuschauer: 5500.
Beste Spieler: Hoffmann, Chalaskiewicz - Pröpper, Kröning.
Rote Karten: Chalaskiewicz wegen Tätlichkeit an Stocki (86.).
Gelbe Karten: Chalaskiewicz - Gemein.
Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann, Sanchez, Täuber, Eichenauer (25. Berry), Simon - Weiß, Trautmann (57. Ouedraogo).
Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke (57. Dudek) - Korell, Landgraf, Wruck, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Maciel.
Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).
Tore: 0:1 Cardoso (22.), 1:1 Täuber (52.).
Zuschauer: 4500.
Gelbe Karten: Heß, Bakalorz, Berry - Marmon, Famulla.
Schema
Stuttgarter Kickers - Hannover 0:2 (0:2) Stuttgart: Reitmaier - Neitzel - Schwinger, Hofacker - Krause, Wörsdorfer, Schwartz, Imhof (56. Fischer), Tattermusch (71. Jovanovic) - Palumbo, Shala.
Hannover: Sievers - Wojcicki - Sirocks, Klütz - Kretzschmar, Sundermann, Schönberg, Kuhlmey, Bicici (65. Barbarez) - Daschner, Koch (78. Groth).
Schiedsrichter: Albrecht (Baisweil).
Tore: 0:1 Koch (18.), 0:2 Sirocks (36.).
Zuschauer: 7000.
Beste Spieler: Reitmaier, Neitzel - Wojcicki, Klütz.
Gelbe Karten: Imhof, Tattermusch, Schwinger - Schönberg, Wojcicki, Kretzschmar.
Der ausgezeichnete Start der Aufsteiger und die neue Rückpaß-Regel sorgten zum Auftakt der längsten und damit vermutlich auch schwersten Saison der Zweiten Fußball-Bundesliga für Verwirrung. Nach dem ersten der 46 Spieltage stehen mit dem VfL Wolfsburg (5:3 bei VfL Osnabrück) und dem Wuppertaler SV (3:1 gegen Mainz 05) gleich zwei Neulinge an der Spitze der ersten Tabelle, die allerdings noch keinerlei ernsthafte Aussagekraft besitzen kann. Pokalsieger Hannover 96 folgt nach seinem 2:0-Sieg bei den Stuttgarter Kickers auf dem dritten Rang.
Bundesliga-Absteiger und Topfavorit MSV Duisburg kam dagegen über ein torloses Unentschieden bei VfB Leipzig nicht hinaus. "In unserem Spiel nach vorne gab es noch zuviel Stückwerk", kommentierte Trainer Uwe Reinders, für den der direkte Wiederaufstieg ein Muß ist, den Duisburger "Fehlstart".
Mit einem Remis mußte auch Ex-Bundesligist Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen Chemnitz) zufrieden sein. Hansa Rostock startete mit einem mageren 1:0 gegen den FC Remscheid.
Die neue Rückpaß-Regel, die es den Torhütern untersagt, einen Ball mit den Händen aufzunehmen, wenn er von einem Mitspieler zurückgespielt wird, brachte Unsicherheit. "In hektischen Phasen wissen die Spieler nicht, wohin sie den Ball spielen sollen", sagte Torhüter Schmadtke von Fortuna Düsseldorf. Für die Torhüter aber, so Schmadtke, stellt die vom Weltverband FIFA verfaßte Neuerung gegen das Zeitschinden kein Problem dar.
Mißverständnis Beim Schlagerspiel zwischen Hertha BSC Berlin und dem FC St. Pauli (2:2) führte die neue Regel jedoch zu einem Mißverständnis zwischen Hertha-Keeper Junghans und Seckler, so daß Manzi den 1:2-Anschlußtreffer erzielen konnte. "Wir haben diesmal von der neuen Regel profitiert. Ohne sie hätten wir keinen Punkt aus Berlin mitgebracht", gab Michael Lorkowski ehrlich zu. Der vom Pokalsieger Hannover 96 gekommene Trainer des FC St. Pauli forderte in einem Interview mit der "NDR-Hamburg-Welle": "Ein Jahr lang sollte diese neue Regel getestet werden. Dann muß man darüber nachdenken, ob sie sich bewährt hat oder nicht."
Neue Tricks ausprobiert Die Abwehrspieler des Wuppertaler SV kreierten bereits einen neuen Rückpaß- Trick. Sie knieten am 16-Meter-Raum nieder und ließen sich vom Torhüter anschießen. Die Ausnahme von der Regel besagt nämlich, daß ein vom Mitspieler abprallender Ball ebenso wie ein nicht per Fuß erfolgtes Zuspiel vom Torwart wie bisher mit den Händen aufgenommen werden darf.
"Ich kann nicht nachvollziehen, warum man die Regel überhaupt geändert hat", kommentierte Jürgen Sundermann die FIFA-Anweisung. Der Trainer des VfB Leipzig sieht darin keinen Vorteil für das Fußballspiel: "Das Zeitschinden wird damit auch nicht unterbunden, weil sich der Torhüter den Ball mit einem Mitspieler mehrfach zuschieben kann." Weitere neue Rückgabe-Varianten werden deshalb bestimmt nicht lange auf sich warten lassen.
"Es läuft nicht rund" " "Es läuft noch nicht alles rund", sagte Trainer Horst Köppel nach dem 1:1 der Düsseldorfer gegen Chemnitz und meinte damit nicht nur den Umgang mit der neuen Rückpaß-Regel. Köppel, der zwölf neue Spieler in die Mannschaft integrieren muß, stand am Ende des ersten Spieltages nicht alleine etwas ratlos da. Sein Chemnitzer Kollege Hans Meyer fügte hinzu: "Keiner weiß vor den ersten drei Spieltagen, wo seine Mannschaft steht." Dem Gros der 24 Zweitliga-Trainer wird es nach dem Auftakt der Mammutsaison kaum anders gehen. sid
BMW-Pilot Johnny Cecotto war lachender Dritter beim Mercedes-Desaster im tschechoslowakischen Brünn. Der dreimalige Motorrad-Weltmeister aus Venezuela feierte beim achten von zwölf Läufen zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) einen Doppelsieg, während Ex-Meister Klaus Ludwig beim Ausfall- Festival von Mercedes mit einem vierten Rang seine Führung in der Gesamtwertung rettete.
Cecotto gewann das erste der beiden Rennen über 19 Runden (102,486 km) vor seinen italienischen Markenkollegen Roberto Ravaglia und Emanuele Pirro. Anschließend siegte er vor Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg aus Finnland sowie Tourenwagen-Welt- und Europameister Ravaglia.
Ludwig, der kurz nach dem Start des ersten Rennens, an zweiter Stelle liegend, auf einer Ölspur ausgerutscht war und im zweiten Durchgang im Ersatzauto aus der letzten Reihe nach vorn stürmte, führt die Gesamtwertung nun mit 136 Punkten an. Mit nur sechs Zählern Rückstand folgt sein Markenkollege Roland Asch (Ammerbuch/130), der zweimal Fünfter wurde. Durch seine ersten beiden Saisonsiege verbesserte sich der 36jährige Cecotto auf den dritten Platz (118).
"Ich bin stocksauer", schnaubte Ludwig, "kein Streckenposten hat auf das Öl hingewiesen." Der Meister von 1988 war nicht der einzige frustrierte Mercedes-Pilot. Sekunden vor Ludwigs Pirouette verlor der Trainingsschnellste Kurt Thiim aus Dänemark nach wenigen Metern seine Führung durch Motorschaden. Thiim ging an dem Wochenende leer aus und büßte seinen zweiten Rang im Klassement ein: "Und ich dachte, meine Pechsträhne wäre endlich gerissen."
Der Ärger von Mercedes-Pilotin Ellen Lohr (Mönchengladbach) richtete sich unterdessen gegen den britischen BMW-Piloten Steve Soper, der Lohr mit einem klassischen "Abschuß" um den dritten Rang brachte: "Ich bin unheimlich wütend. Ich sage besser nichts über ihn." Im zweiten Durchgang war für ihren Kollegen Bernd Schneider (St. Ingbert) das Rennen nach einem Tête-à-tête mit Soper beendet. sid
LEICHTATHLETIK
INT. MEETING in Rhede/Niederrhein, Männer, 100 m (0,9 m Gegenwind): 1. Tufour (Ghana) 10,46 Sekunden, 2. Johnson (Kanada) 10,47, ... 7. Bringmann (Mannheim) 10,65.
800 m: 1. Davis (USA) 1:46,82 Minuten, 2. Eplinius (Berlin) 1:47,88, 3. Knah (USA) 1:47,98, 4. Marai (Kenia) 1:48,38, 5. May (Berlin) 1:48,38.
4x100 m Staffel: 1. Kanada 39,39 Sekunden, 2. LAV Bayer Uerdingen/Dormagen (Nusselen/ Peters/Kutscher/Hünnekes) 40,69, 3. LG Wipperfürth (Umlauf/Maul/Köchling/Wegerhoff) 41,45.
110 m Hürden: 1. Koßewski (Berlin) 13,70 Sekunden, 2. Jett, Anrade (beide USA) beide 13,72.
Speerwurf: 1. Tafelmeier (Leverkusen) 78,20 m, 2. Zschunke (Wipperfürth) 72,56, 3. Fauche (Südafrika) 72,36.
Frauen, 100 m (1,2 m Gegenwind): 1. Vorster (Südafrika) 11,51 Sekunden.
400 m: 1. Kaiser (USA) 52,00 Sekunden, 2. de Klerke (Südafrika) 53,08, 3. Yurchenko (Ukraine) 53,10, 4. Janke (VfL Wolfsburg) 54,46.
800 m: 1. Neljubowa (GUS) 2:01,92 Minuten.
100 m Hürden (1,8 m Gegenwind): 1. Bowles (USA) 13,11 Sekunden, 2. Politika (Ukraine) 13,19, 3. Myricks (USA) 13,29, 4. Roth (Mannheim) 13,33, 5. Jung (Mannheim) 13,49.
MOTORSPORT
GROSSER PREIS VON ENGLAND, 9. von 16 Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft in Silverstone (59 Runden = 308,334 km): 1. Mansell (Großbritannien) Williams-Renault 1:25:42,99 Stunden, 2. Patrese (Italien) Williams-Renault 0:39,09 Minuten zurück, 3. Brundle (Großbritannien) Benetton-Ford 0:48,39, 4.Schumacher (Kerpen) Benetton-Ford 0:53,26, 5. Berger (Österreich) McLaren-Honda 0:55,79, 6. Hakkinen (Finnland) Lotus-Ford 1:20,13, eine Runde zurück: 7. Alboreto (Italien) Footwork-Mugen, 8. Comas (Frankreich) Ligier-Renault, 9. Capelli (Italien) Ferrari, zwei Runden zurück: 10. Boutsen (Belgien) Ligier-Renault, 11. Grouillard (Frankreich) Tyrrell-Ilmor, 12. Suzuki (Japan) Footwork-Mugen, 13. Lehto (Finnland) Dallara-Ferrari, 14. Tarquini (Italien) Fondmetal- Ford, drei Runden zurück: 15. Martini (Italien) Dallara-Ferrari, vier Runden zurück: 16. Hill (Großbritannien) Brabham-Judd, sechs Runden zurück: 17. Morbidelli (Italien) Minardi-Lamborghini.LEICHTATHLETIK INT. MEETING in Rhede/Niederrhein; Männer, 100 m (0,9 m Gegenwind): 1. Tufour (Ghana) 10,46 Sekunden, 2. Johnson (Kanada) 10,47, ... 7. Bringmann (Mannheim) 10,65.
800 m: 1. Davis (USA) 1:46,82 Minuten, 2. Eplinius (Berlin) 1:47,88, 3. Knah (USA) 1:47,98, 4. Marai (Kenia) 1:48,38, 5. May (Berlin) 1:48,38.
4x100 m Staffel: 1. Kanada 39,39 Sekunden, 2. LAV Bayer Uerdingen/Dormagen (Nusselen/ Peters/Kutscher/Hünnekes) 40,69, 3. LG Wipperfürth (Umlauf/Maul/Köchling/Wegerhoff) 41,45.
110 m Hürden: 1. Koßewski (Berlin) 13,70 Sekunden, 2. Jett, Anrade (beide USA) beide 13,72.
Speerwurf: 1. Rybin (GUS) 78,20 m, 2. Fauche (Südafrika) 72,56, 3. Tafelmeier (Leverkusen) 72,36.
Diskus: 1. Reiterer (Australien) 62,96 m, 2. Schmidt (Stuttgart) 61,90, 3. Riedel (Mainz) 61,04.
Frauen, 100 m (1,2 m Gegenwind): 1. Vorster (Südafrika) 11,51 Sekunden.
400 m: 1. Kaiser (USA) 52,00 Sekunden, 2. de Klerke (Südafrika) 53,08, 3. Yurchenko (Ukraine) 53,10, 4. Janke (Wolfsburg) 54,46.
800 m: 1. Neljubowa (GUS) 2:01,92 Minuten.
100-m-Hürden (1,8 m Gegenwind): 1. Bowles (USA) 13,11 Sekunden, 2. Politika (Ukraine) 13,19, 3. Myricks (USA) 13,29, 4. Roth (Mannheim) 13,33, 5. Jung (Mannheim) 13,49.
Der Plettenberger Michael Bartels belegte beim vierten Lauf zur Formel-3.000- Europameisterschaft im italienischen Pergusa einen vierten Rang und feierte damit eine gelungene Generalprobe für das Heimspiel in zwei Wochen in Hokkenheim. Beim Hitze-Rennen in Sizilien über 40 Runden (202,67 km) gelang seinem italienischen Teamkollegen Luca Badoer im Reynard-Cosworth der erste Sieg. Zweiter wurde mit über 21 Sekunden Rückstand dessen Landsmann Emanuele Naspetti, Andrea Montermini komplettierte den italienischen Dreifacherfolg.Wuttke-Debüt bei Saarbrücken
Beim 3:1 (1:1) gegen den schwedischen Fußball-Zweitligisten Hammarby IF feierte Wolfram Wuttke sein Debüt beim Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrücken, der die erste halbe Stunde der ersten Halbzeit seine Form testen konnte. Trotz viermonatiger Spielpause zeigte der 30jährige eine technisch gute Leistung. "Ich bin sehr zufrieden, es macht großen Spaß zu spielen", so Wuttke, der von Español Barcelona kam.
Bei einem Leichtathletik-Sportfest in Rhede/Niederrhein trumpfte Heike Drechsler vier Tage nach ihrem deutschen Rekord (7,48 m) mit hervorragenden 7,20 m auf, sprang zuvor sogar im Regen zweimal über 7,00 m. Der Kanadier Ben Johnson bot in 10,47 Sekunden über 100 Meter wenig Glanz. Ein starkes Kurvenrennen lief der 30jährige dann als Startmann der kanadischen 4x100- m-Staffel (39,39). Johnson war mit den anderen sechs kanadischen Sprintern für insgesamt 10 000 Dollar für das 250 000 Mark teure Sportfest verpflichtet worden. Überraschend nur dritter wurde Diskus- Weltmeister Lars Riedel (Mainz) mit für ihn schwachen 61,04 m noch hinter dem nicht für Olympia nominierten Stuttgarter Wolfgang Schmidt (61,90). sid
Ralf Waldmann aus Ennepetal ist auf dem besten Weg als erster deutscher Motorrad-Rennfahrer seit 22 Jahren den Weltmeister-Titel in der 125-ccm-Klasse zu gewinnen. Zwei Tage vor seinem 26. Geburtstag stieg der Honda-Pilot als Zweiter beim Großen Preis von Ungarn zum sechsten Mal in dieser Saison auf das Treppchen und baute seine auf fünf Zähler geschrumpfte WM-Führung wieder auf 13 Punkte aus. Für seinen Markenkollegen Helmut Bradl aus Zahling bedeutete hingegen ein sechster Platz im 250er Rennen das endgültige Aus aller Titelträume.
Dominiert wurde der neunte von 13 WM-Läufen auf dem Hungaroring bei Budapest erneut von den Italienern. Vor der Minuskulisse von nur 10 000 Zuschauern feierte Alessandro Gramigni (Aprilia) seinen zweiten 125er-Saisonsieg. Sein Landsmann und Titelverteidiger Luca Cadalora (Honda) stand in der 250er- Klasse bereits zum sechsten Mal ganz oben auf dem Siegerpodest.
Bei den Halbliter-Maschinen kam der dreimalige Weltmeister Eddie Lawson zu seinem ersten Erfolg nach dreijähriger Durststrecke. Die WM-Spitze behauptet Australier Michael Doohan (Honda), der verletzt pausieren mußte, mit 130 Punkten vor dem Amerikaner Kevin Schwantz (Suzuki/87), der Vierter wurde.
Nach 26 Runden (103,17 km) hatte Gramigni in einem packenden 125er-Rennen eine Zehntelsekunde Vorsprung auf Waldmann. Dritter wurde der Italiener Fausto Gresini (Honda). Dirk Raudies aus Biberach (Honda), dem vor zwei Wochen in Assen bei einem Trainingssturz zwei Mittelhandknochen gebrochen waren, belegte den 15. Platz. Alfred Waibel aus Plüderhausen (Honda) wurde 22.
Der dreimalige Saisonsieger Waldmann, der seit dem ersten Rennen die Top-Position einnimmt, führt in der WM- Wertung mit 101 Punkten vor Gramigni (88) und Gresini (87). Der Italiener Ezio Gianola, vor dem Ungarn-Grand-Prix bis auf fünf Punkte an Waldmann herangekommen, ging als Elfter leer aus und fiel auf Rang vier zurück (81).
In der 250er Klasse steuert der Italiener Luca Cadalora mit Vollgas einer erfolgreichen Titelverteidigung entgegen. Der Honda-Pilot führt das WM-Klassement mit 155 Punkten überlegen vor seinem Landsmann Loris Reggiani (97) an. Der Aprilia-Fahrer fuhr in Ungarn als Zweiter vor seinem spanischen Markengefährten Alberto Puig über die Ziellinie. Mit einem Rückstand von 88 Punkten belegt Bradl weiterhin den vierten Platz und hat bei vier noch ausstehenden Grand Prix' auch rechnerisch keine Titelchance mehr. Jochen Schmid aus Backnang fuhr mit der Yamaha auf Platz acht, der Wuppertaler Stefan Prein (Honda) wurde 14.
"Ich bin unheimlich froh, daß ich meine Führung ausgebaut habe", strahlte Waldmann, der den letzten vier Rennen nun wieder optimistisch entgegensieht. "Ich halte zwar nichts von voreiligen Prognosen, aber so langsam muß ich mich wohl mit dem Gedanken an den Gewinn der Weltmeisterschaft vertraut machen." Letzter von bislang zwei deutschen Titelträgern in der Achtelliter-Klasse war Dieter Braun aus Hermaringen im Jahr 1970.
Waldmann startete in der letzten Kurve noch einen Überholversuch. "Ich hätte Gramigni noch packen können, aber das wäre zu gefährlich geworden. Ich wollte den zweiten Platz nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", sagte der Deutsche. Dabei hatte er gegen Rennende mit Problemen an seiner Honda zu kämpfen: "Der Motor ist heißgelaufen und kam nicht mehr richtig auf Touren." sid
Mit der Titelverteidigung von Helen Alfredsson endete am Sonntag der mit 360 000 Mark dotierte 9. Ladies Hennessy- Cup auf der Golfanlage in Köln-Refrath. Die Schwedin stellte mit 271 Schlägen den Platzrekord ein und sicherte sich die Siegprämie von 54 000 Mark. Mit einem Schlag Rückstand belegte die Engländerin Trish Johnson Rang zwei. Gemeinsam Dritte wurden die Schwedin Liselotte Neumann und Laura Davis (England) mit jeweile 273 Schlägen.
Der Mainzer Privatfernsehsender SAT 1 erwägt in der kommenden Woche Sondersendungen zur Berichterstattung vom zweiten und dritten Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga. Damit reagiert der Sender auf den vertragsrechtlich bedingten Ausfall der ARD in der Berichterstattung vom Zweitliga-Auftakt am vergangenen Wochenende.
Die eventuell zusätzlichen Sendungen, deren Termine SAT 1 noch nicht bekanntgab, kommen jedoch nur ins Programm, wenn die ARD den Vertrag mit der Rechteverwertungsgesellschaft ISPR auch Anfang der Woche nicht unterzeichnen sollte. Der zweite Spieltag im "Unterhaus" wird am Dienstag und Mittwoch (14./15. Juli) ausgetragen, die dritte Runde am darauffolgenden Wochenende.
Am vergangenen Wochenende hatte die ARD wegen der ausstehenden Vertragsunterzeichnung weder in der "Sportschau" noch in den Regionalprogrammen vom ersten Spieltag der zweiten Liga berichten können. SAT 1 hatte daraufhin am Samstag und Sonntag kurzfristig in den Nachrichtensendungen "SAT 1 News" von insgesamt acht Spielen berichtet, zwei weitere Begegnungen wurden im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF übertragen. Der Kontrakt zwischen der ebenfalls in Mainz ansässigen öffentlich-rechtlichen Anstalt und der ISPR ist bereits unterzeichnet.
"Die Rechtslage ließ nichts anderes zu. Ich hoffe, daß sich in der nächsten Woche die Situation bessert", meinte der ziemlich hilflos wirkende Sportschau-Chef Heribert Faßbender zum "Fußball-Ausschluß" in seiner Samstag-Sendung.
Die ARD wollte am Samstag abend die Begegnungen aus Unterhaching und Osnabrück übertragen. Allerdings wurden die Kameraleute und Reporter ausgesperrt. "Der Deutsche Fußball-Bund", so SAT 1-Sprecher Michael Novak am Sonntag, "hatte seinen Vereinen entsprechende Anweisungen gegeben."
Die Verhandlungstaktik der ARD - die Verantwortung liegt bei Intendant Albert Scharf vom Bayerischen Rundfunk - verärgerte nicht nur die Zuschauer, sondern führt zunehmend in die Isolation. So kritisierten SPD-Politiker wie der nordrhein-westfälische Innnenminister Schnoor den Verzicht auf die Kurzberichterstattung beim Zweitliga-Beginn.
Doch auf die juristisch umstrittene 90- Sekunden-Regelung will sich Scharf nicht einlassen. "So oder so, ich kann versprechen, daß es zum Bundesliga-Start die Sportschau mit Fußball im ,Ersten' gibt", erklärte Faßbender. sid/dpa
Beim 29. Internationalen Schwimmfest in Darmstadt sicherte sich das neuseeländische Olympiateam den Solar-Supercup mit 266 Punkten vor der zweitplazierten Mannschaft New South Wales mit 241 Zählern. Insgesamt 470 Aktive aus 14 Nationen waren bei der traditionsreichen Veranstaltung an den Start gegangen.
Mit einem Sieg des Brasilianers Alvaro Alfonso de Miranda endete der mit insgesamt 20 000 Mark dotierte Große Preis im Rahmen des Reit- und Springturnieres im südbadischen Legelshurst. Zweiter wurde Lokalmatador Gerhard Fuchs (Hanauerland) auf Rio Madeira vor Kurt Maier (Gültstein) auf Loriot.
Einen leichten Auftaktgegner bescherte die Auslosung für die Wettbewerbe im Basketball-Europapokal dem deutschen Männer-Meister Bayer Leverkusen. Er trifft in der ersten Runde der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften (10. und 17. September) auf IBK Keflavik aus Island. Der Frauen-Meister Lotus München muß gegen das polnische Team MRKS Wlokniarz antreten.
Im Europapokal der Pokalsieger zog TTL Bamberg für die erste Runde den Schweizer Vertreter UBM Winterthur. In dem mit dem UEFA-Cup im Fußball vergleichbaren Korac-Pokal der Männer sind der Meisterschafts-Zweite ALBA Berlin, Pokalfinalist BG Stuttgart/Ludwigsburg sowie der SSV Ulm und der TVG Trier für die zweite Runde gesetzt worden. Im Liliana-Ronchetti-Pokal der Frauen trifft Pokalsieger Barmer TV auf Scuola Pitagora Pescara (Italien), während der MTV Wolfenbüttel gegen Karhun Pojat Helsinki antritt. sid
Bei den Eliterennen auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen wurde ein neuer Umsatzrekord für deutsche Trabrennbahnen erzielt. Der Rennverein Gelsenkirchen nannte 2 112 581 Mark. Die bisherige Rekordsumme von 1 852 000 Mark wurde im vergangenen Jahr bei der gleichen Veranstaltung ebenfalls in Gelsenkirchen umgesetzt.
Der deutsche Nationalspieler Andreas Brehme wird in den kommenden zwei Jahren das Trikot des spanischen Fußball-Erstligisten Real Saragossa tragen. Über die Modalitäten des Vertrages, den der 31 Jahre alte bislang in Diensten des italienischen Erstligisten Inter Mailand stehende Weltmeister in der kommenden Woche unterschreiben wird, machte Real keine Angaben. Die Ablösesumme für den früheren Bundesliga-Profi des 1. FC Kaiserslautern und Bayern München beträgt rund 300 000 Mark. Der Transfer Brehmes nach Saragossa in die Heimatstadt seiner Frau Pilar kommt überraschend, denn noch Ende Juni schien der Wechsel wegen der hohen Gehaltsforderungen des Technikers geplatzt zu sein.
Auf dem dritten Platz beendete die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft der Herren das Sechs-Nationen-Turnier im italienischen Savona. Im letzten Spiel des Vorbereitungsturniers für die Olympischen Spiele in Barcelona feierten die Spieler von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten einen klaren 8:3 (3:0, 1:0, 2:2, 2:1)-Sieg über die CSFR. Turniersieger wurde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten vor Gastgeber Italien.
Scholten war zufrieden mit dem Abschneiden seines Teams, das erstmals ohne die zurückgetretenen Nationalspieler aus Hannover an den Start gegangen war. "Die Mannschaft hat sich wieder gefangen", erklärte Scholten nach dem guten Abschneiden der DSV-Mannschaft.
Bester Spieler im deutschen Team war der reaktivierte Torwart Peter Röhle, der in allen fünf Gruppenspielen zu überzeugen wußte. sid
KASSEL. In fast achtzig Ländern der Erde haben sie sich bereits in rund 2550 Clubs zusammengeschlossen; seit dem Wochenende gibt es die "Soroptimisten" offiziell auch in Nordhessen. Der Name dieser internationalen Vereinigung berufstätiger Frauen ist abgeleitet vom lateinischen sorores optimae - "die besten Schwestern". Die Mitglieder, so heißt es in einem Papier der Soroptimist International (SI), "haben sich in ihrem Beruf und durch ihre Persönlichkeit profiliert".
Erklärtes Ziel der SI ist unter anderem, das Berufsethos zu wahren, sich für die Menschenrechte und vor allem für die Verbesserung der Stellung der Frau einzusetzen, Hilfsbereitschaft und menschliches Verstehen zu fördern sowie zur internationalen Verständigung beizutragen.
In den Clubs ist jeder Beruf nur einmal vertreten. Die Liste der 22 Gründungsmitglieder des neuen Clubs "Kassel-Kurhessen-Waldeck" ist entsprechend vielfältig: da gibt es unter anderem eine Architektin, eine Bundesrichterin, eine Landwirtin, eine Altistin, eine Theologin, eine Lehrerin, eine Hausfrau und auch eine Neuphilologin. Gründungspräsidentin ist Ulrike Schnell, eine Anästhesistin.
Als "Gründungsgeschenk" will sich der nordhessische SI-Club um 40 Kinder aus der Region Tschernobyl kümmern. Diese Kinder werden im September am Edersee einen vierwöchigen Urlaub verbringen. ari
KASSEL. Die Kasseler Künstlerin Ute Schrage hat jüngst ein Problem im wahrsten Sinne des Wortes versüßt: Sie verteilte Bonbons im Wert von rund 1000 Mark auf den mit Kieselrot belasteten Wegen des Kasseler Friedrichsplatzes. Gesponsert wurde die Performance von den Grünen in Kassel.
Die künstlerisch "versüßten" Wege waren vor einiger Zeit von der Stadt Kassel wegen des dioxinhaltigen Kieselrot-Belages vorübergehend gesperrt worden. Rechtzeitig vor der documenta wurde der Platz vor dem altehrwürdigen Fridericianum - einer der Hauptstandorte der Kunstausstellung - wieder freigegeben. Die Gehwege wurden, so die Künstlerin, "einfach mit Folie überzogen, auf der nun ganz unauffälliger Schotter liegt".
Ob das Ziel der "süßen" Performance, die Bürger und Besucher der Stadt mit dem Altlasten-Problem zu konfrontieren, gelungen ist, steht dahin: Dutzende stürzten sich zwar auf die verpackten Bonbons, ignorierten jedoch die dazwischen liegenden Informationsblätter. jbk
Henkel an Nachrichtenredaktionen/Politik and to whom it may concern
Stuttgart, den 11.Juli
Liebe KollegInnen,
dieses ist meine Abmeldung in einen noch mehr als sonst hochverdienten Urlaub. Er währet diesmal volle drei Wochen. Für die Zeit bis Montag, den 3.August, vertritt mich wie gewohnt das Büro des Mannheimer Morgen in Stuttgart. Es ist mittlerweile mit zwei Kollegen besetzt, nämlich außer Peter Reinhardt neuerdings auch Thomas Schwara. Telefon 0711 / 29 39 35 Fax 22 15 07.
Ich wünsche Euch in Euren Schreibstuben eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ansprechende Leistungen im Dienste der gemeinsamen Sache.
gruß p.h.
Was haben die Turngemeinde und die Turnerschaft Ober-Roden gemeinsam? Sie warten seit 15 Jahren vergeblich auf einen Erfolg im Rödermark-Fußballturnier (die 16. Auflage steigt vom 18. bis 26. Juli auf dem Sportplatz des 1. FC Germania Ober- Roden, Frankfurter Straße) und stehen fast immer im Schatten des direkten Ortsrivalen 1. FC Germania 08 Ober-Roden. Und gerade bei der 16. Veranstaltung gilt der Ausrichter und Landesliga-Aufsteiger 1. FC Germania erst recht als turmhoher Favorit. Von den 15 Turnieren gewannen die "Germanen" acht, fünfmal war der KSV 1888 Urberach, zweimal Viktoria Urberach erfolgreich.
Dabei ist die Turnerschaft - wie auch 92/93 - als Bezirksoberligist in der Hierarchie direkt unter dem FC Germania angesiedelt. Der KSV 1888 stieg aus der dritten Amnateurklasse ab, womit sich die beiden Urberachern Klubs sowie die Turngemeinde in der Bezirksliga Darmstadt-Ost gegenüberstehen. Dort wurde die Turnerschaft 91/92 mit 49:15-Zählern (ein Punkt vor dem FV Eppertshausen) genauso knapp Meister wie der 1. FC Germania in der Bezirksoberliga Darmstadt gegenüber der SG Riedrode, die sogar erst in einem Entscheidungsspiel 2:1 bezwungen werden konnte. Der KSV Urberach stieg gänzlich knapp ab, Viktoria Urberach belegte mit 33:31-Punkten Rang 8 in der Bezirksliga. Beide streben den Titelgewinn, somit wiederum die Bezirksoberliga an.
Was erwartet die Fans an der Frankfurter Straße? Das Hauptaugenmerk beim Rödermark-Pokalturnier liegt immer auf den Neuzugängen, sorgt für ein starken Zuschauerzustrom. Im Vorjahr vermeldete Ausrichter Viktoria Urberach rund 2500 Zuschauer, setzte sich der FC Germania mit 7:1-Punkten vor dem KSV Urberach (6:2) durch. Beim Gastgeber soll die Landesliga keinen Kurzzeit-Aufenthalt bescheren. Trainer Jürgen Rödler baut insgesamt auf ein halbes Dutzend Neuzugänge, von denen Hartfiel (Rotweiß Frankfurt), Iser (FC Germania 94 Frankfurt) und Erber (Spvgg. Weiskirchen) am bekanntesten sind. In Ober-Roden selbst ist auch Kiehl (Turngemeinde) eine feste Größe. Vom Darmstädter Böllenfalltor wurden Baumert und Lippusch verpflichtet. Mit Weyland (TSG Messel) und Hitzel (TG Ober-Roden) gab es zwei Abmeldungen, die zu verkraften sein müßten.
"Das Rödermark-Turnier dient den Vereinen als Vorbereitung und einem echten Härtetest für die neue Saison, wo man die Spieler testen und finanziell etwas auf die hohe Kante legen kann", zeigt Gremania-Geschäftsführer Wolfgang Hitzel die Vorzüge dieser Veranstaltung auf.
Bisher haben alle fünf Rödermarker Vereine dreimal dieses Turnier veranstaltet. An der Frankfurter Straße beginnt damit die vierte Serie dieses Evergreens. Der Vergleich der in drei Klassen vertreteten Lokalteams reizt heute genau noch so stark wie vor 15 Jahren. "Am Anfang gab es verbissene, teilweise fanatische Auseinandersetzungen. Von Freundschaft in den sogenannten Freundschaftsspielen war keine Rede", erinnert sich Gründer Wolfgang Hitzel. Er holte 1976 die Vertreter aller Klubs an einen Tisch, wodurch das Rödermark-Turnier geboren war. Es wurde festgelegt, daß es keine hohen Geld- oder Sachpreise geben soll. Auch anno 1992 fließen dem Sieger "nur" 200 Mark zu, der Rangzweite erhält einen Ball. "Wir wollen den freundschaftlichen Charakter nicht durch hohe Geldpreise anheizen", erläutert Hitzel diesen Komplex.
Die Stadt Rödermark unterstützt diese Werbemaßnahme lediglich mit dem Siegerpokal sowie einem Ball für das fairste Team. Als Eintrittspreis - so wurde 1976 beschlossen - gilt immer derjenige des klassenhöchsten Vereins. Damit sind für die Fans dieses Mal Landesliga-Sätze zu entrichten. Sportlicher Erfolg hat eben doch seinen Preis. Auch der Austragungsmodus - pro Abend ein Spiel, zwei Wochenenden mit einzubeziehen - blieb bis dato unverändert. Das Motto lautet daher "jeder gegen jeden". Der Nachteil: Theoretisch kann der Stadtmeister vorzeitig feststehen, der Abschlußtag Makulatur sein. Spektakuläre Halbfinals, ein richtiges Endspiel gibt es bei diesem Schema nicht.
Fest steht: Das 1962 erbaute Vereinsheim an der Frankfurter Straße, in welches eine Tribüne integriert wurde, wird neun Tage lang mit viel Leben erfüllt sein. Rund 300 Zuschauer pro Tag werden erwartet, am Finaltag (26. Juli) soll es mit FC Germania 08 gegen die Turnerschaft Ober-Roden (16.15 Uhr) möglichst doch noch eine Art Endspiel, zumindest jedoch das entscheidende Match und damit eine 500er-Kulisse geben.
16. RÖDERMARK-FUSSBALLMEISTERSCHAFTEN, Spielplan - Samstag, 18. Juli, 16 Uhr: FC Germania 08 Ober-Roden - Turngemeinde Ober- Roden.
Sonntag, 19. Juli, 16 Uhr: Viktoria Urberach - KSV Urberach.
Montag, 20. Juli, 18.30 Uhr: Turnerschaft Ober-Roden - Turngemeinde. Dienstag, 21. Juli, 18.30 Uhr: FC Germania - FC Viktoria.
Mittwoch, 22. Juli, 18.30 Uhr: KSV Urberach - Turnerschaft.
Donnerstag, 23. Juli: Turngemeinde - FC Viktoria.
Freitag, 24. Juli, 18.30 Uhr: FC Germania - KSV Urberach.
Samstag, 25. Juli, 16 Uhr: FC Viktoria - Turnerschaft.
Sonntag, 26. Juli, 14.30 Uhr: KSV Urberach - Turngemeinde, 16.15 Uhr: FC Germania - Turnerschaft. - 18 Uhr: Siegerehrung. HANS-DIETER PUTH
Beim rund 550 Mitglieder starken Tennisclub Rot-Weiß Groß-Gerau sorgten die Seniorinnen in der Medenrunde für Furore. Die Mannschaft von der Dornberger Pforte überwand die Hürde Gruppenliga im Husarenstil und stieg mit einer atemberaubenden Siegesserie in die Verbandsliga auf. Damit sind sie das mit Abstand ranghöchste Team in der breitgefächerten Mannschaftspalette (zehn Mannschaften im Erwachsenenbereich) der Rot-Weißen.
"Des einen Brot, des anderen Tod" lautet ein bekanntes Sprichwort. In gewissem Umfang ist es auf das Groß-Gerauer Frauen-Tennis umzumünzen. Während die erste Frauen-Mannschaft nach dem Weggang von Gabi Kuhn und Barbara Zips-Schuster auf die Verliererstraße geriet und sogar aus der Bezirksliga B in die Kreisliga A absteigen mußte, eilten die Seniorinnen von Sieg zu Sieg. Am Ende schlugen 6:0-Siege und 45:9-Spiele zu Buche. Gabi Kuhn avancierte als Spitzenspielerin zum Star dieser Mannschaft, gewann alle sechs Einzel in souveräner Manier. Und im Doppel war das Duo Gabi Kuhn/Barbara Zips-Schuster ebenfalls nicht zu bezwingen. Barbara Zips-Schuster kam auf Position vier zu 5:1-Einzelsiegen. Auch Ingrid Möbus, Brigitte Richter-Bickel und Ute Janke blieben in ihren Einzelspielen ohne Niederlage. Ute Janke ersetzte ab dem dritten Spiel (7:2 gegen Bad Vilbel) Ursula Pleyer. Ursula Manges steuerte vier Siege bei, während Marita Weber aus Krankheitsgründen nur in zwei Doppeln (erfolgreich) eingesetzt werden konnte.
Die Seligenstädter Sportfreunde (6:3) und Blau-Weiß Bad Soden (7:2) wurden zum Auftakt bezwungen. Nach der kleinen Umstellung gab es gegen Bad Vilbel einen Erfolg in gleicher Höhe, während der TC Steinbach II, TV Marburg II (jeweils 8:1) und der TC Jügesheim (9:0) noch deutlicher abgekanzelt wurden.
Bei den Bezirksmeisterschaften zeigte die 43 Jahre alte Brigitte Richter-Bickel, was sie drauf hat und wurde bei den Seniorinnen (ab 40 Jahre) unangefochten Titelträgerin. Bei den Jungseniorinnen (ab 35 Jahre) setzte sich mit Gabi Kuhn (39) die Groß-Gerauer Seniorinnen-Spitzenspielerin auf Bezirksebene ebenfalls glatt durch. "Die Termingestaltung war nicht optimal, denn Medenspiele und Bezirksmeisterschaften im gleichen Zeitraum spielen zu müssen, ging fast bereits über unsere Kräfte", erklärten die beiden Rot-Weiß-Meisterspielerinnen unisono. Aus Zeitgründen verzichten beide darauf, an Ranglistenturnieren teilzunehmen. Lediglich bei den Hessenmeisterschaften werden sie in ihren Altersklassen starten. "Wir können hierdurch unsere Möglichkeiten auf einem großen Turnier nicht ausloten. Zudem wäre es eine optimale Vorbereitung für die Medenrunde", hadert Gabi Kuhn mit der fehlenden Zeit. Nicht nur ihr Beruf (Pädagogin), sondern auch ihre zehnjährige Tochter nimmt sie zeitlich voll in Beschlag. Brigitte Richter- Bickel, die ebenfalls beruflich (Büro-Service) stark angespannt und Mutter ist, hält die Entfernungen zu den Spielorten für unzumutbar. "Damit ist auch die geringe Beteiligung an den Bezirksmeisterschaften erklärbar, denn nicht jede Spielerin ist bereit, ihre kostbare Freizeit nur für den Sport zu opfern."
Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Eilerts freut sich zwar über die tollen Erfolge dieser Spielerinnen ("sie haben die Farben unseres Vereins würdig vertreten"), kann jedoch nicht die erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellen. "Wir können vom Verein keine Unterstützung erwarten, aber wir hoffen, durch unsere Einzel- und Mannschaftserfolge einige Sponsoren auf uns aufmerksam gemacht haben", ergänzt Gabi Kuhn.
Die zweimal wöchentlich anfallenden Trainingseinheiten müssen sie kostenmäßig weiterhin mit ihren Kameradinnen teilen. "Der Applaus ist das Brot des Künstlers" lautet ein Sprichwort, "der Erfolg ist der Lohn für die Rot-Weiß-Spielerinnen" lautet das Motto beim TC Groß- Gerau.
Die Jungseniorinnen, im vergangenen Jahr noch Bezirksliga-Dritte, hatten mit 2:4-Punkten dieses Mal Mühe, die höchste Ebene im Bezirk zu verteidigen. Pech für das Rot-Weiß-Aufgebot: zwei Gruppenliga- Absteiger und zwei ambitionierte Aufsteiger machten das Leben schwer. Gegen den BSC Urberach (8:1) und den TK Mörfelden (7:2) lief es wie geschmiert, gegen die TG 75 Darmstadt (3:6) war mehr drin, gegen den TC Bickenbach (2:7) sowie vor allem gegen den TC Rodgau Dudenhofen und den TC Griesheim (je 1:8) blieb das Rot-Weiß-Team chancenlos. Die Frauen hatten gegen Blau-Gelb Darmstadt (5:4) ihr einziges Erfolgserlebnis, mußten am Ende zusammen mit diesem Kontrahenten die Bezirksliga verlassen. Entscheidend war das 4:5 gegen Bürstadt. Auch gegen den TC Groß-Bieberau (3:6) war durchaus ein Erfolg möglich. Bobstadt (2:7), Raunheim (1:8) und die TGB Darmstadt (0:9) steckten den Groß- Gerauer Frauen jedoch die Grenzen ab. Die Seniorinnen II konnten mit 2:5-Zählern die Kreisliga A gerade noch erhalten.
Leistungsmäßig stehen die Seniorinnen damit im Frauenbereich des TC Rot-Weiß Groß-Gerau allein auf weiter Flur. In der ersten Mannschaft gilt derzeit Natalie Wolf, die in allen Einzelspielen siegte, als größtes Talent. Sie soll maßgeblich dazu beitragen, daß auch in den jüngeren Altersbereichen die Erfolgslatte 1993 etwas höher gelegt werden kann. HANS-DIETER PUTH
Während die Frauen der Sportgemeinschaft 1945 Dietzenbach in souveräner Manier Meister der Handball-Bezirksliga Frankfurt II wurden und den Sprung in die höchste Bezirksliga packten, war bei den Männern in der gleichen Ebene der Klassenerhalt relevant. Beim Ex-Bundesligisten wurden mit 19:25-Punkten (neunter Platz) weiterhin kleine Brötchen gebacken. Und im Spieljahr 92/93? An der Vorbereitung soll es nicht liegen, am 31. Juli die heiße Trainingsphase eingeleitet werden. Mit drei Einheiten pro Woche auf dem Gelände des Waldstadions beziehungsweise auf dem Trimm-Dich-Pfad sowie ein oder zwei Freundschaftsspielen hoffen die Verantwortlichen, daß das Aufgebot entsprechend gerüstet sein wird.
Die (wenigen) treuen Fans können die SGD erstmals am 1. August (18.30 Uhr, Sporthalle der Heinrich-Mann-Schule) gegen die TG Ober-Roden beobachten. Genau eine Woche später gastiert der BSC 47 Urberach an gleicher Stätte. Weitere Tests sind am 9. August (17 Uhr) beim TV Neu-Isenburg sowie am 15. August geplant. Dabei soll es in der Ernst- Reuter-Halle zum lokalen Vergleich zwischen der SGD und der TG Dietzenbach (19.30 Uhr) kommen. Da beide in der Punktrunde nicht zusammentreffen, rechnet SGD-Pressewart Geo Lehr mit einem größeren Publikums-Zuspruch. Als weiteren Höhepunkt betrachtet er das Spiel gegen die Bundesliga-Reserve vom TV Großwallstadt (Oberliga Hessen), das am 22. August (19.30 Uhr) in der Heinrich-Mann-Schulsporthalle steigen soll. Es folgen Spiele gegen den TV Groß-Zimmern (23. August) und bei der SG Nieder- Roden (30. August). Das Trainingslager vom 4. bis 6. September in Tauberbischofsheim soll bereits dem Feinschliff dienen. Dort werden die Dietzenbacher Handballer im Fechter-Leistungszentrum mit Sicherheit optimale Bedingungen vorfinden.
Bei der TGS Niederrodenbach ist für 12. September (19.30 Uhr) der letzte Test vorgesehen, gegen Eintracht Frankfurt soll dann am 19. September (19.30 Uhr, Ernst-Reuter-Halle) die Punktrunde 92/93 gestartet werden.
Was bietet die Handballszene im Kreis Offenbach 92/93 insgesamt? Erste und Zweite Bundesliga und Regionalliga Südwest: Fehlanzeige. Oberliga Hessen: TSG 1847 Bürgel und TG Nieder Roden. Bezirksliga I: HSV Götzenhain, Bezirksliga II: TuS Zeppelinheim, TG Hainhausen und SG Dietzenbach. In der Kreisliga A Offenbach-Hanau sind die Kreisvereine SV Dreieichenhain, TG Obertshausen, TG Dietzenbach, PSV Heusenstamm, TSV Klein-Auheim und TS Steinheim vertreten. Nostalgische Bundesliga-Tage in Dietzenbach (Halle/Feld) und Steinheim (Feld) sind längst vorbei, die drei oberen Spielklassen für die hiesigen Klubs derzeit kein Thema. Die Oberliga Hessen ist derzeit die absolute Schallmauer, selbst die Bezirksliga I für die Mehrzahl aus finanziellen Gründen unerreichbar.
Warum? Die Konkurrenten in Ober- und Bezirksliga langen auf dem (ausländischen) Spielermarkt kräftig hin, fast jede Mannschaft hat ihren "internationalen Star", teilweise als Spieler, mancherorts als Spielertrainer. Da die Dietzenbacher SG von diesen Dingen längst geheilt ist, bleibt sie auf dem Personalsektor eher bescheiden und muß damit auch mit der sechsten Klasse vorliebnehmen. Turmhoher Favorit ist der HC Friedrichsdorf. Auch die anderen Hochtaunus-Klubs (TSG Oberursel, SG Wehrheim/Obernhain) werden höher als die SGD gehandelt. Neben diesem Hochtaunus-Trio und dem Offenbacher Kreis-Trio werden Altmeister TG 1837 Hanau, TV Kesselstadt, TV Langenselbold, SV Seulberg, TG 1847 Frankfurt und Eintracht Frankfurt ihre Visitenkarte in der Ernst-Reuter-Halle abgeben. Nur bei Spitzenleistungen oder Derbys kann eine 100er-Kulisse erwartet werden. Ansonsten sind es 30 bis 50 Handballfreunde, die den Ex-Bundesligisten unterstützen wollen.
Die Dietzenbacher Frauen haben von der Klassifizierung her ihre männlichen Pendants überholt und sind in eine interessante Klasse gekommen: Mit der TSG Neu-Isenburg, dem HSV Götzenhain, SV Dreieichenhain und der SG Dietesheim/Mühlheim sind zusammen fünf Offenbacher Klubs vertreten.
Dazu gesellen sich die benachbarten Frankfurter Teams Artemis Sport, TV Eschersheim, TG 1847 Frankfurt und TuS Nieder-Eschbach sowie die FT Dörnigheim (Hanau), SG Wehrheim/Obernhain (Hochtaunus) und Oberliga-Absteiger TV Niedermittlau (Gelnhausen). Die Fahrtbelastungen halten sich damit für die erfolgsorientierten Dietzenbacherinnen in engen Grenzen. Im Frauen-Handball wird die SGD in dieser Region einzig vom BSC 47 Urberach (Regionalliga) sowie den Oberliga-Vertretern TSG 1847 Bürgel und Sport-Union Mühlheim übertroffen. Die Bezirksliga I soll jedoch nicht das letzte Wort gewesen sein. HANS-DIETER PUTH
Die Schützengesellschaft 1961 Neu- Isenburg, die mit Dietmar Zimmermann bei den Hessenmeisterschaften in der Disziplin "KK-Freie Waffe/100m stehend" ihren überragenden Teilnehmer (Bronzemedaillengewinner) hatte, richtet in diesem Jahr die 29. Stadtmeisterschaften im Kleinkaliber-Gewehrschießen aus. Die Eröffnungsveranstaltung im Schützenhaus an der B 46 ist für 22. August vorgesehen.
Dabei erwartet die SG 1961 nicht nur eine wiederum stattliche Zahl an Hobby-Schützen, sondern auch prominente Persönlichkeiten aus der Kommunal- und Kreispolitik. Im Zeitraum vom 22. August bis 20. September (jeweils samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr sind die Stände für die schießinteressierten Bürger geöffnet. Ein eventuelles Stechen ist für 26. September (14 Uhr) terminiert. Die Regularien: 7 Schuß pro Scheibe, Kleinkaliber-Gewher liegend aufgelegt, die besten fünf Treffer kommen in die Wertung. Jede Serie kostet die Hobbbyschützen zwei Mark. Die Jugendlichen (12 bis 14 Jahre) schießen mit dem Luftgewehr "stehend aufgelegt"; sie müssen 50 Pfennig pro Serie berappen. Waffen, Munition und Scheiben stellt die ausrichtende Schützengesellschaft. Wer zehnmal 50 Ringe schießt, erhält eine Goldmedaille. Prinzipiell bekommt jeder 50 Ringe-Schütze eine Silbermedaille. Pokale werden für den Einzelsieger, den Mannschafts-Ersten, den erfolgreichsten Jugendlichen sowie den Familien-Gewinner bereitgestellt.
Unter den Pokalspendern sind Persönlichkeiten wie Hessens Ministerpräsident Hans Eichel, der Offenbacher Landrat Josef Lach, Neu-Isenburgs Bürgermeister Robert Maier, der Erste Stadtrat Berthold Depper und die Sportdezernentin Adelheid Tröscher zu finden. jbp
"Wir vom Fußballverein Alemannia Nied sind ein kleiner Sportverein mit rund 320 Mitgliedern. Finanziell kommen wir über die Runden. Drahtseilakte aber können wir uns nicht erlauben, müssen wahrlich jede Mark zweimal herumdrehen, bevor wir sie ausgeben", leitet Jugendleiter Harald Müller seine "Pressemeldung" ein.
Eine Mitteilung, die nicht nur an den Verbandsvorsitzenden Hans-Hermann Eckert, den Verbandsfußballwart Adam Schade und den dortigen Jugendwart Wolfgang Schlosser, sondern auch an diverse Personen im Fußballbezirk Wiesbaden beziehungsweise Main-Taunus-Kreis sowie an die Presse gerichtet wurde.
Was stellt den Hintergrund dieses Ganges in die Öffentlichkeit dar? Es geht um Abwerbungen im Jugendbereich, in diesem Fall um die Kriterien in der Ober- und Landesliga, wonach nur noch Klubs in den beiden Eliteklassen des Landes spielen können, die eine zweite Mannschaft sowie zwei Jugendmannschaften in die Punktrunde schicken.
Was hat das mit dem Main-Taunus-Bezirksliga-Vertreter Alemannia Nied zu tun? Im Bereich der ersten und zweiten Mannschaft nichts. Dafür wurde jedoch die rührige Jugendabteilung in ihren Grundfesten erschüttert. "Wir hätten für die neue Saison das Optimum erreicht: Eine A-Jugend (wenn auch als Spielgemeinschaft mit Germania Schwanheim) sowie B-, C-, D-, E- (30 Spieler) und F-Jugend (25 Aktive) hätten bereitgestanden. Wenn nicht ein Stadtrivale ohne Jugendarbeit, der FC Italia Frankfurt, uns die komplette C-Jugend abgeluchst hätte", klagt Müller den Landesligisten an.
"Ein Betreuer aus dem Nieder Kinderhaus (selbst beim FC Italia aktiv) hat offenbar als Vermittler gedient und die dort verkehrenden Fußball-Jugendlichen aus Nied weggelotst. Einer wechselte zum FSV Frankfurt", legt Müller die Hand auf die Wunde.
Die Folge dieser Entwicklung: die übrigen acht Spieler wollten ohne ihre spielstärksten sechs Kameraden nicht mehr beim FV Alemannia weitermachen, veränderten sich ebenfalls zu Nachbarklubs oder stellten ihre Schuhe in die Ecke. Hierdurch mußte die B-Jugend zurückgezogen werden, die C-Jugend stand mit acht Akteuren auf wackligen Beinen und konnte gerade noch durch eine Spielgemeinschaft mit Schwanheim "gerettet" werden. "Durch diese rücksichtslose Abwerbung entstehen uns über Jahre hin Lücken, die vom FV Alemannia nicht mehr geschlossen werden können", ist Harald Müller nicht gut auf den Stadtrivalen zu sprechen.
Er klagt aber auch den Verband an: "Hätten die Herren (und Damen?) vom Verband die Cleverneß besessen, die Regelung so zu treffen, daß nur Neuanmeldungen (grüne Scheine) gelten, wäre die Auflage für die Ober- und Landesligisten noch einigermaßen sinnvoll gewesen", bedauerte er. "Man übernehme eine komplette Mannschaft von einem anderen Verein und hat damit die Vorgaben erfüllt", lautet offenbar das Motto bei höherklassigen Klubs ohne Jugendarbeit.
Ab Freitag (17. Juli) findet das Wanderpokalturnier des FV Alemannia Nied statt. Folgende zehn Mannschaften streiten um den Sieg: SV 07 Kriftel, Alem. Nied II, SV 19 Zeilsheim, VfB Unterliederbach II, BSC 47 Kelsterbach (Gruppe 1) sowie Sportfreunde Frankfurt, Olympia Frankfurt, Alem. Nied II, Germania Schwanheim und DJK-SG Rotweiß Zeilsheim (Gruppe 2). Cupverteidiger ist Bezirksoberligist SV Kriftel, der im Vorjahr den Veranstalter im Finale mit 2:1 Toren besiegte. Das Turnier läuft über neun Tage, die Endspiele sind für Sonntag, 26. Juli (ab 14.30 Uhr), terminiert. Gespielt wird über zweimal 35 Minuten, in den Endspielen steht bei unentschiedenem Ausgang sofort ein Penalty-Schießen auf dem Plan.
FV ALEMANNIA 08 NIED, Turnierspielplan - Freitag, 17. Juli: SV Kriftel - Alem. Nied II (18 Uhr), SV Zeilsheim - VfB Unterliederbach II (19.15 Uhr).
Samstag, 18. Juli: Sportfr. Frankfurt - Olympia Frankfurt (14.30 Uhr), Alem. Nied I - Germ. Schwanheim (15.45 Uhr), Einlagespiel Prominenten-Mannschaften (17 Uhr), Alem. Nied II - BSC Kelsterbach (18.15 Uhr).
Sonntag, 19. Juli: Sportfr. Frankfurt - Germ. Schwanheim (14 Uhr), Olympia Frankfurt - DJK Zeilsheim (15.15 Uhr), Einlagespiel Gehörlosen-Mannschaften (16.30 Uhr), Alem, Nied II - Unterliederbach II (17.45), SV Zeilsheim - BSC Kelsterbach (19 Uhr).
Dienstag, 21. Juli: Olympia Frankfurt - Germ. Schwanheim (18 Uhr), BSC Kelsterbach - Unterliederbach II (19.15 Uhr).
Mittwoch, 22. Juli: SV Kriftel - SV Zeilsheim (18 Uhr), BSC Kelsterbach - Unterliederbach II (19.15 Uhr).
Donnerstag, 23. Juli: Sportfr. Frankfurt - Alem. Nied I (18 (Uhr), DJK Zeilsheim - Germ. Schwanheim (19.15 Uhr).
Freitag, 24. Juli: SV Kriftel - BSC Kelsterbach (18 Uhr), Alem. Nied II - SV Zeilsheim (19.15 Uhr).
Samstag, 25. Juli: SV Kriftel - Unterliederbach II (14.30 Uhr), Sportfr. Frankfurt - DJK Zeilsheim (15.45 Uhr), Einlagespiel SOMA Olympia Frankfurt - Alem. Nied (17 Uhr), Olympia Frankfurt - Alem. Nied I (18.15 Uhr).
Sonntag, 26. Juli, 14.30 Uhr: Spiel um Platz 7, 15.45 Uhr: Platz 5, 17 Uhr: Platz 3 und 18:15 Uhr: Endspiel.
Mit einem Trainingslager vom 10. bis 12. Juli in Petershausen (bei München), wo der langjährige Nieder Spieler Detlef Stobrawe seit einem Jahr lebt, wurden die Vorbereitungen im Bereich der ersten und zweiten Mannschaft für die neue Saison aufgenommen. Nach der verkorksten Runde 91/92 wird ein Rang im oberen Drittel anvisiert, wenngleich die Alemannia "wegen fehlender finanzieller Mittel keine großen Sprünge in puncto Neuverpflichtungen machen konnte". Die für den Spielbetrieb einstehenden Michael Hainbach (Spielausschuß) und Manfred Sonntag setzen auf Torwart Torsten Rupsch (kehrte vom Landesligisten VfB Unterliederbach an den Denisweg zurück), Jeffrey Köhler (A-Jugend Rotweiß Frankfurt, bis zur D-Jugend beim FV Alemannia) sowie Spielertrainer Andreas Spier, einen 29 Jahre alten Deutschrumänen, der zuletzt bei der SG 01 Höchst aktiv war. Auf der anderen Seite wanderten Gert Lenz (FC Lorsbach), Ernst Güntner (VfB Unterlieder- bach), Jörg Mundorff (1. FC Naurod), Christian Trupkovic (1. FC Mammolshain) und Thomas Vetter (unbekanntes Ziel) ab. 16 Spieler bilden den Kader, wobei keine sechs Akteure wie im Vorjahr ausfallen dürfen. HANS-DIETER PUTH
Selbst die Sommerurlaubszeit konnte das dritte Tanzturnier des TSV Blau-Gold Steinbach in diesem Jahr nicht negativ beeinflussen. Bei den Senioren C II durfte der Gastgeber im Bürgerhaus-Saal immerhin 27 Tanzpaare begrüßen. In diesem großen Feld setzten sich Susanne und Wulf Held aus Groß-Zimmern vor den Neu-Anspacher Lokalmatadoren Roswitha und Erwin Schmitz sowie ihren Vereinskameraden Edith und Dietmar Huber durch.
Die Steinbacher Helga und Oskar Nikkel, die erst seit Jahresbeginn für den örtlichen Tanzsportverein aktiv sind, verpaßten haarscharf das Halbfinale. Bei den Senioren 1/55, der höchsten Startklasse in der Altersgruppe über 55 Jahre, waren sieben Paare präsent. Paula und Rudi Willer (Offenbach) setzten sich vor den Gießener Paaren Hilde und Walöter Wahgner sowie Christa und Manfred Müller durch. Elfried und Herbert bergmann (TSV Blau-Gold) kamen in dem qualitativ stark besetzten Feld über den fünften Rang nicht hinaus. Die Finalrundenpaare erhielten jeweils Ehrenpreise, die von der Alten Leipziger Versicherung gestiftet wurden. jbp
NIDDERAU. Vor 20 Jahren herrschten in Schwimmbädern noch ein strenges Regiment. Mit heftigem Trillergepfeife wiesdas Aufsichtspersonal tobende Jugendliche in die engen Schranken zurück. "Sogar das Querschwimmen war verboten", erinnert sich Badbetriebsleiter Klaus Mack. Und gar mancher temperamentvolle Charakter erhielt deshalb Hausverbot.
Die Zeiten haben sich verändert: Nicht nur im Mittelpunktschwimmbad zwischen Heldenbergen und Nidderau, das jetzt zum vierten Mal zum Spielfest einlud. Und wo die DLRG anschließend am Abend bei ihrer Beachparty eine Transvestitenshow präsentierte.
"Heute wird nicht mehr geschwommen, sondern gebadet." Badbetriebsleiter Mack muß es wissen. Seit Eröffnung der Freizeiteinrichtung vom Zweckverband Nord - in dem derzeit die Kommunen Hammersbach, Niederdorfelden, Schöneck, Nidderau sowie der Landkreis als Träger verantwortlich zeichnen - führt er hier Regie. Die Bedürfnisse der Bevölkerung hätten sich verändert. "Früher wurde im Bad nur Sport getrieben."
Entsprechend sei auch das Mittelpunktschwimmbad gebaut, das vor 20 Jahren eröffnet wurde. Inzwischen aber möchte das Gros der Besucher nicht nur mehr ruhig seine Bahnen ziehen. Bereits vor sechs Jahren schaffte der Zweckverband deshalb stabiles schwimmendes Spielgerät aus Kork für die Kleinen an. Seit drei Jahren planscht der Nachwuchs in dem neuen runden, nur 40 Zentimeter tiefen Kinderbecken mit Wasserfall, Rutsche und Wasserpilz. Diese Investition "war ein Volltreffer", meint Mack.
Badekappenpflicht gehören in Nidderau selbstverständlich ebenfalls der Vergangenheit an. Dank Einzug der neuen Filter- technik Ende der 70er Jahre muß keiner mehr sein Haupt mit dem störenden Gummi überziehen. Das spätestens beim Sprung von Drei-Meter-Brett ohnehin herunterrutscht. "Das war schon eine gewisse Reglementierung", erinnert sich Mack.
Vor allem die starke Konkurrenz habe die Schwimmbäder gezwungen, sich stärker an den neuen Bedürfnissen der Erholungssuchenden zu orientieren: Nach Eröffnung der großen Freizeitthermen mit Bodybuildingräumen, Whirlpools, Sportangeboten und anderem Pipapo waren ihnen die Leute weggelaufen. Mitte der 70er begann dann auch noch das, was Mack "die große Seenpsychose" nennt. Viele Strandbäder wurden eröffnet, in denen die Bevölkerung nach Lust und Laune ihre Grills und Schlauchboote benutzen durfte. "Ende der 70er, Anfang der 80er hätten diese Trends in Nidderau zu "einem gewaltigen Tiefpunkt" geführt, erinnert sich der Badbetriebsmeister. Zunächst in kleinen Schritten habe der Zweckverband deshalb versucht, die Einrichtung attraktiver zu machen.
Er ersetzte die harten Holzbänke in der Halle durch Liegestühle, gestaltete das Ambiente mit Pflanzen freundlicher. Inzwischen stehen auf dem Freigelände auch Tisch-Tennis-Platten. Und solange "sich das eine mit dem anderen verträgt" steht auch Fußball- oder Federballspielen nicht mehr auf dem Index, sogar die Frisbeescheiben dürfen fliegen.
Dennoch kämen auch rein sportlich Ambitionierte auf ihre Kosten. Zweimal pro Woche bietet das Rote Kreuz Nidderau Wassergymnastik an, die insbesondere Rentner gerne besuchen. Wenn morgens Schulklassen im Hallenbad toben, bleibt eine abgetrennte Bahn Streckenschwimmern vorenthalten.
Gerade die agilen Rentner kennen schon die Zeiten, zu denen sie sich ungestört im Mittelpunktschwimmbad bewegen können, meint der Badbetriebsleiter: Morgen stünden sie oftmals vor der Öffnung schon am Eingang. Zwischen 12 und 14 Uhr gelte ebenfalls als publikumsarme Zeit. Und samstags und sonntags ziehen zwischen 8 und 9 Uhr diejenigen ihre Bahnen, die nicht nur baden wollen.
Zu den anderen Zeiten müssen sich jung und alt arrangieren. Beim Spielfest allerdings beherrschten die Kinder das Schwimmerbecken. Bis die Lippen blau waren tobten sie auf dem großen Luftkissen, balancierten auf dem rutschigen Steg oder versuchten die Wasserschlange zu bezwingen. Daß gerade mal rund 170 kleine Gäste am Spielfest teilnahmen, erklärt sich Mack mit dem Wetter. Und damit, daß wohl viele Familien jetzt, acht Tage nach Ende der Ferienspiele, im Urlaub sind.
Noch grimmmiger zum Himmel hinauf schaute am Wochenende Rainer Uhl, Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Nidderau: Seit langem bereite sein Verein mit Hilfe der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr die dritte Beach-Party, die alle zwei Jahre stattfindet, vor. Sowohl die Bühne mit großer Light-Show und Nebelanlage konnte sich sehen lassen. Ein Imitator von Peter Maffay sorgte für Stimmung. Der TV-Windecken präsentierte Jazz-Gymnastik, die DLRG ein Fackelschwimmen sowie ein Schlauchbootrennen.
Auch das Schwimmbadpersonal hatte dem Verein bei den Vorbereitungen geholfen. Legte Samstag ohne Murren eine Nachtschicht ein. Mack begrüßt die Belebung des Bades. Und deshalb hofft er, daß die Zuständigen im Zweckverband weiterhin auf Attraktivierung setzen: Pläne für eine große Wasserrutsche liegen bereits in der Schublade. jur
KELKHEIM. Er ist endgültig zurückgekommen. Jener knapp über 30 Zentimeter große Jäger, der flügelschlagend aufrecht in der Luft "steht", um Feld- und Wühlmäuse aufzuspüren: Falco tinniculus - den schallenden Falken - nannten ihn die alten Römer wegen seiner durchdringenden Ruflaute. Die Deutschen ließen sich mehr von seinen Brutorten in Felsnischen und Türmen inspirieren und dachten sich den Namen "Turmfalken" für den pfeilschnellen Greifer aus. Obwohl der für gewöhnlich das Landleben auf offener Flur bevorzugt.
Daß er dazu den Kelkheimer Raum wieder zum Jagdgrund erwählte, ist dem selbstberufenen Falkenvater Willi Westenberger zu verdanken. Der Kelkheimer hat sich zur Aufgabe gemacht, selten gewordene Greifvögel und Eulen wieder heimisch werden zu lassen und führt seit Jahren Statistiken über Bestand, Vermehrung oder Rückgang der Vögel. Vor drei Jahren entwickelte der Amateur-Ornithologe schließlich eine "falkenspezifische Komfort-Absteige" und brachte den Nistkasten am Turm einer Schreinerei in Kelkheim an.
Mit Erfolg: Gleich im ersten Jahr nistete ein Turmfalkenpaar und zog sechs Junge groß. 1991 schlüpften gar neun Falkenküken aus den Eiern, und vor kurzem nun sind wieder sechs Jungtiere im Horst auszumachen - kurz davor, die ersten Flugversuche zu starten, während ihre gestreßten Eltern kaum schnell genug Futter für all die unersättlichen Schnäbel herbeischaffen können.
Genau darüber aber können sich Gärtner und Bauern freuen, sagt Willi Westenberger, sei ein billigeres und ähnlich zuverlässiges Mäusebekämpfungsmittel doch nicht zu bekommen. Jahrelang hatten sie darauf verzichten müssen. Der rotbraune Vogel, ehemals bei Fürsten und heutzutage noch bei "jagdgeilen" Scheichen als Jagdtier beliebt, war nur noch selten am Himmel über Kelkheim zu erspähen. Makellose Neubauten ohne Nischen und Löcher im Mauerwerk boten dem Raubvogel kein Quartier, Schädlingsbekämpfungsmittel auf den leergeräumten Ackerfluren ließen zudem die Nahrung knapp werden.
Ersteres war denn auch der Ansatzpunkt für Willi Westenberger: Akribisch erforschte er die Brutgewohnheiten seiner gefiederten Schützlinge, spürte sorgsam all ihre Bedürfnisse auf und entwikkelte seinen "Komfort-Kunsthorst", der sich wie ein zweigeschossiges Drei-Zimmer-Luxus-Appartement ausnimmt. Und, wie er sagt, allen "brutbiologischen Ansprüchen" Rechnung trägt.
Die eigentliche Brutnische ist gut geschützt im Erdgeschoß eingerichtet. Im ersten Stock liegen links und rechts zwei nach vorne offene "Multifunktions-Kammern". Zu Beginn der Brutzeit dienen sie dem Falkenvater als Unterstand und Futterkammer - wodurch Parasiten, Maden und Würmer erst gar nicht ins kuschelige Nest des Nachwuches gelangen.
Sobald die Jungen beginnen, flügge zu werden, bieten die beiden Freiluft-Zimmer genügend Platz für ihren Bewegungsdrang - ohne daß spätgeborene, schwächere Tiere Gefahr laufen, von ihren Geschwistern aus dem Nest geworfen zu werden. Last not least garantiert der Westenberger-Horst auch eine gerechtere Futterverteilung: Die Elterntiere können jedes "Kind" direkt anfliegen. In der Luxus-Absteige ist es nicht so eng, daß die Schwächeren im großen Flaum-Feder-Knäuel untergehen und nur die Schnäbel der Stärksten nach dem Futter schnappen.
Wer Interesse an einem Nistkasten hat, mit dem sich Falken selbst in Stadtgebieten wieder ansiedeln lassen, kann sich an Willi Westenberger, Tel. 061 95 / 80 23 69, wenden. Der Brutkasten ist auch für Eulen geeignet. ana
HOFHEIM. Das "Börnchen" sprudelt wie eh und je. Inmitten weißrot blühender Fleißiger Lieschen. Aber so scheint es nur. Tatsächlich plätschert's erst wieder seit ein paar Jahren an der Kassern-/ Ecke Schloßstraße in Marxheim. "Irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg war der Brunnen nämlich versiegt", sagt Heimatforscher Josef Noll.
Daran, wie das kleine Wasserbecken einst ausgesehen hat, erinnern sich nur noch ältere Marxheimer. Etwa die drei, die vor 45 Jahren als Kinder darin herumplantschten und von einem Fotografen ins Bild genommen wurden. Sie sind auf einem der 300 Fotos zu sehen, die der Verein für Heimatgeschichte in der St.-Georg-Gemeinde in der Klarastraße zeigt.
"Wie hieß der denn nochmal?" fragt der weißhaarige Mann, weit über ein Bild gebeugt, auf das er mit dem Finger zeigt. "Ich weiß nur noch, daß des dem Hermann sein Vadder war." Sein etwa gleichalter Nachbar geht kurz in sich. Nach ein paar Sekunden schnippt er mit dem Finger: "Ich hab's. Josef hat der geheißen."
In Erinnerungen schwelgen viele Besucher der historischen Bilderschau. Der Bilderreigen gibt auch allen Anlaß dazu. Ein Kuhgespann zieht mühselig den Futterkarren durch eine karge Marxheimer Gasse, der Bauer hoch auf seinem Gaul wird wohl bald auf den Acker reiten: Mancher denkt da an schwere Arbeit und harte Jahre in seiner Jugend. Beim Anblick von Bäcker Heislitz, dem Gründer des Backhauses, kitzelt dagegen möglicherweise der Duft frischen Brotes in der Nase.
Altbekannte Gesichter schauen die Marxheimer aus zahlreichen Klassenfotos, Vereinsaufnahmen und Portraits an. Blicke streifen durch enge Straßen, vorbei an schiefen Häusern und dem ehemaligen Gasthaus "Zum Adler", das heute Marxheimer Bierbrunnen heißt. Hinweg über Apfelbäume und Kartoffelfelder, die seinerzeit das Dorf noch von Hofheim trennten, hinauf ans Kloster "Zum guten Hirten". Und von dort sieht man das frühere Marxheim, dessen Ortsgrenze in etwa an der Stelle verlief, wo heute die historischen Bilder hängen.
Vereinzelt sind Zettel unter Glasrahmen geschoben. Betrachter schreiben Namen und Jahreszahlen auf und an was sie sich sonst noch erinnern. "Das sollen sie auch", betont Josef Noll. Denn viele Wissenslücken hat der Verein noch nicht schließen können. "Von zahlreichen Bildern wissen wir weder alle Namen, noch wann sie aufgenommen wurden." Ohne die Mitarbeit der Alteingesessenen wird das auch so bleiben. Papier und Stift liegen denn stets für sie bereit.
Daß die Marxheimer die besten Ratgeber sind, ist nicht verwunderlich: Die Bilder sind schließlich von ihnen. Der Verein hat sie gebeten, in Kisten und Regalen zu stöbern, Alben durchzublättern und in Schubladen nach Postkarten zu suchen. Von den Originalen fertigte Noll anschließend Kopien an, die ins Vereinsarchiv wanderten. Mehr als 500 sind es inzwischen.
Die Fotoschau ist schon die sechste seit 1983. An Stellwänden hingen schon Bilderreigen über das Soldaten-Ehrenmal und das Marxheimer Kloster. Aber bei Ausstellungen will es der Verein künftig nicht belassen. "Unser großes Ziel ist eine Heimatchronik", sagt Noll. Denn das letzte Buch über die Ortsgeschichte ist selbst schon Geschichte: Es stammt von 1928. "Was danach passierte, ist nirgends aufgeschrieben."
Diese Lücke zu schließen, dürfte allerdings nicht leichtfallen - das verrät auch die Ausstellung: Nur zwei Aufnahmen zeigen Hakenkreuzfahnen in Marxheim; ein einziges Mal steht "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" auf einem Transparent, zu dessen Füßen der Gesangverein "Sängerlust" fröhlich prostend Ebbelwei trinkt.
Die historische Lücke offenbart sich auch im Vereinsarchiv. Dort sind nur ein Prozent aller Bilder aus der Zeit zwischen 1933 und 1945. "Es ist sehr schwierig, solche Fotos zu bekommen. Ich glaube, es ist noch zu früh. Die Erinnerungen sind noch zu frisch", sagt Noll.
So beschränkt sich die Ausstellung hauptsächlich auf Bilder ab der Jahrhundertwende bis 1933 und von 1945 bis 1960. Aber auch das lohnt sich zu sehen. Wen's interessiert, muß sich allerdings sputen: Die Bilderschau ist nur noch kommenden Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag von 14 bis 19 Uhr und Sonntag von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
HOCHHEIM. Einen Geburtsvorbereitungskurs in Theorie und Praxis bietet die Elternschule Taunus ab Montag, 31. August, um 19 Uhr im Kindergarten (Claßmannstraße 7) an.
Kursleiterin Gerti Schlosser übt mit schwangeren Frauen samt ihren Partnern dabei auch Schwangerschaftsgymnastik, geburtsgerechte Atmung und Entspannungsübungen. Anmeldungen sind ab sofort unter der Telefonnummer 06146 / 5628 möglich. ana
HÖCHST. "Mensch, wir wollen Tore sehen!" Mit der Bierflasche in der Hand läßt sich's gut reden. Samstag mittag lässig an der Bande stehen und flachsen, während sich andere die Lunge aus dem Leib rennen. Und dann noch schräge Witze über die Schloßfestkicker machen, die sich gegen die Mannschaft von der Frankfurter Sportpresse abmühen: Warum zwei Krankenwagen an der Außenlinie stehen? "Weil einer für die alten Herren nicht ausreicht." Hahaha.
22 schwitzende Herren auf dem Fußballrasen im Stadtpark. Sie rennen, trippeln, schießen - gehen selbst in harte Zweikämpfe. Doch das Pech klebt ihnen an den Füßen: Vor dem Tor landen Doppelpässe beim Gegner, Steilpässe an der Eckfahne und Hakentricks im Aus. Ganz schön schwer, für einen sportlichen Höhepunkt beim Schloßfest zu sorgen.
Fritz Antony steht draußen. Verletzt. "Vor drei Wochen beim Vorbereitungsspiel", sagt er. Zehn Jahre lang hütet er schon den Kasten beim Traditionsspiel gegen den Schloßfestpartner. Seine Reflexe brachten schon Uwe Seeler aus der Schleswig-Holstein'schen Auswahl und Helmut Haller mit seinen bayrischen Kickern zur Verzweiflung. Und nun schaut er enttäuscht zu.
Schwacher Trost, daß die Prager als erster Schloßfestpartner überhaupt keine Promi-Mannschaft stellen und es ersatzweise "nur" gegen heimische Sportjournalisten geht. Der Routinier will immer dabei sein und sein Team von hinten heraus dirigieren.
Das Höchster Team ist nicht mehr das, was es mal war. "Bürgermeister" Alfons Kaiser hat die Schuhe an den Nagel gehängt, Rudi Arndt läßt sich auch nicht mehr blicken. Und die Vorstandsmitglieder der Hoechst AG schauen offenbar auch lieber zu. Statt lokaler Prominenz sind ehemals professionelle Balltreter ins Festteam nachgerückt, so der Ex-Eintrachtler Jürgen Kalb. Nur noch wenige "reife" Männer, wie der Mitfünfziger Fritz Schuckmann, rennen der "Pille" hinterher. Früher, das waren noch Zeiten. 2000 Zuschauer kamen damals, und machten 'was los. Sogar der Schieri pfiff schon 'mal mittendrin ab und ließ den Spielern einen randvollen Bembel auf den Platz bringen. Griff der Torwart nur ins Leere, bekam er einfach einen Kollegen in den "Kasten" gestellt. Trotzdem hat's früher "gerappelt", daran läßt der verletzte Keeper keinen Zweifel: "In all den Jahren verlor die Schloßfestmannschaft nur zweimal." Heute ist alles ernster. Die Balltreter machen keine Späßchen und Kapriolen mehr. Sportlich scheint sich das aber nicht auszuzahlen: Grad haben die Journalisten das 1:0 geschossen. Nur mit "Dusel" kommt's nicht noch dicker.
"Rainer mach ihn rein . . .!" Jetzt kann allein der Höchster Goalgetter noch helfen. Tschersig gibt Gas, das 1:1 fällt. Das war die Initialzündung: Den Schloßfestkickern scheinen Flügel zu wachsen. Hingegen werden die Beine der Schnellschreiber zusehends lahmer. Den Rainer freut's - knapp vor dem Schlußpfiff macht er das 2:1.
DIETER SCHWÖBEL
BAD SODEN. Den Samstag, 15. August, sollten sich nicht nur Bad Sodener dick- rot im Kalender anstreichen. Stichtag für den Start zum zweitägigen Sommernachtsfest im Alten Kurpark - dem größten Freiluft-Ereignis im Bad Sodener Jahreslauf. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. 70 Stände der Vereine werden die unterschiedlichsten Angebote unterbreiten. Musikkapellen, Folkloregruppen, Spielmannszüge, Gaukler und ein Straßentheater-Ensemble sind auch schon engagiert. Und natürlich lassen sich die Kurstädter auch in Sachen Rummelplatz nicht lumpen. Denn, wenn's ans Feiern geht, gilt in Bad Soden: Nicht kleckern, sondern klotzen.
Das Fest beginnt am Samstag um 10 Uhr mit einem Festumzug durch die Stadt, der spätestens dann die letzten Morgenmuffel aus ihren Wohnungen auf die Straße lockt. Die ersten Biere und Bratwürste dürften den Gang durch die Verdauungsinstanzen der Festgänger bereits hinter sich gebracht haben, wenn Bürgermeister Kurt Bender (CDU) um 16 Uhr aus der Konzertmuschel die offiziellen Eröffnungsworte über den Kurpark schallen läßt. Wer dann bis Einbruch der Dunkelheit ausharrt, kann ab 23 Uhr das Feuerwerk bestaunen.
Heimgehen lohnt sich dann nicht mehr, denn um 10 Uhr geht der Festbetrieb bereits wieder mit einem Frühschoppen mit Musik an der Altstadtschirn weiter und dauert - mit wechselnden Programmpunkten - bis in die Nacht. ana
BAD SODEN. Die Quecksilbersäulen pendeln zwar um Temperaturen um 20 Grad Celsius, doch der besorgte Mensch baut schließlich vor, und so verkauft die Stadtverwaltung auch während der warmen Jahreszeit Kaminholz an ihre Bürger. Die Preise liegen je nach Holzart im Durchschnitt bei 65 Mark pro Raummeter. Interessenten können ihre Bestellung schriftlich beim Bauverwaltungs- und Liegenschaftsamt, Hauptstraße 45, oder telefonisch unter der Nummer 061 96 / 208-326, angeben. ana
KELKHEIM. Erlkönigs Spruch: "und bis du nicht willig, so brauch ich Gewalt", ist für die Hilfspolizeibeamtin Helga Küppers zumindest für die nächsten Wochen außer Kraft gesetzt.
"Nicht strafen, sondern an die Vernunft appellieren" lautet die neue Masche, mit der rücksichtslose Autofahrer künftig von Angesicht zu Angesicht zur Räson gerufen werden sollen. Wer seine Karosse etwa ohne Rücksicht aufs Fußvolk mitten auf den Gehweg stellt, muß mit einem leisen Klopfen am Seitenfenster und anschließendem Gespräch mit der Hilfspolizistin rechnen. ana
KELKHEIM. In die Fachwerkidylle der Mainstadt Wertheim führt in diesem Jahr der Seniorenausflug der Stadt Kelkheim am Donnerstag, 16. Juli. Sieben Sonderbusse stehen bereit, um alle unternehmungslustigen Rentner der Stadt mit auf Tour zu nehmen. Alle Busse sind von eins bis sieben numeriert.
Bus 1 hält um 8.35 Uhr an der Haltestelle Eppenhain, um 8.40 Uhr am Alten Rathaus in Ruppertshain, fünf Minuten später an der Hornauer Alten Schule und um 8.50 Uhr am Bahnhof Kelkheim-Mitte. Bus 2 steht um 8.45 Uhr vor dem Bürgerhaus Fischbach; zur gleichen Zeit stehen Bus 3 vor der Alten Schule in Hornau, die Busse 4 und am Bahnhof Kelkheim-Mitte. Letzterer fährt von dort weiter zur Alten Schule in Hornau. Bus 6 steht um 8.45 Uhr vor dem Alten Rathaus in Münster, und Bus 7 schließlich holt die Ausflügler um 8.40 Uhr vor der Seniorenwohnanlage Görlitzer Straße 2 ab, um 8.45 Uhr in Münster vor dem Kelkheimer Kübeldienst, Königsteiner Straße 24, und um 8.50 Uhr vor dem Alten Rathaus in Münster.
Weitere Infos unter Tel. 061 95 / 803-0. ana
MAIN-TAUNUS-KREIS. Bis zum morgigen Mittwoch sollten die Drahtesel "tretbereit" vor der Tür stehen, denn um 16.30 Uhr startet die SPD-Kreistagsfraktion am S-Bahnhof in Hattersheim eine Tour, um das geplante Radwegenetz im Kreis zu testen. Alle Bürger, die Lust haben, dürfen sich anschließen.
Hoch- und Flörsheimer können mit der S 1 bis Hattersheim fahren, Eppsteiner mit der S 2 bis Kriftel und gegen 16.50 Uhr zur Gruppe stoßen. Über Liederbach und Kelkheim-Hornau wird der Rastplatz am Braubachweiher erreicht. Dort hält der Kelkheimer SPD-Ortsverein Grill- Köstlichkeiten und flüssige Nahrung für dehydrierte Pedalritter bereit.
Bei Dauerregen fällt die Tour aus, gegrillt wird jedoch in jedem Fall. Autofahrern empfiehlt sich, dann vor der Gagernschule zu parken. ana
KELKHEIM. Der Malteser Hilfsdienst gründet eine neue Jugendgruppe und lädt deshalb alle Kinder "um die zehn Jahre" samt ihren Eltern für den Freitag, 7. August, ab 17 Uhr in die Malteserstation am Fischbacher Rathausplatz ein.
Dort erwartet die Gäste nicht nur Speis und Trank: Kinder können sich bei Spielen und Bastelaktionen vergnügen, für die Großen gibt's ab 18.30 Uhr einen Diavortrag mit Informationen über die Arbeit der Malteser.
Wer bereits vorab Näheres über diese Rettungsorganisation wissen will, kann sich bei Armin Latsch (Telefon: 0 61 98 / 3 33 99) informieren. ana
BAD SODEN. Musik gibt's im Sodener Stiftstheater trotz Sommerpause: Das Orchester des Schönborngymnasiums Würzburg spielt am Donnerstag, 24. Juli, um 20 Uhr Streicher-Kompositionen von Mendelssohn-Bartholdy, Vivaldi und Haydn. Der Eintritt ist frei. ana
KELKHEIM. Um die Wette (und attraktive Preise) sollen Pflanzen an Fensterbänken, Hausfassaden, auf Balkonen, Terrassen, in den Vorgärten sowie den Anlagen vor Betrieben grünen und blühen, damit auch das Stadtbild gewinnt.
Anmeldungen zum Blumenschmuck- Wettbewerb nimmt das Stadtbauamt (Gagernring 6) bis 12. August entgegen. Ein Preisgericht wird die Gewinner nach einem Rundgang voraussichtlich in der 35. Kalenderwoche ermitteln. ana
Das Szenario könnte aus einem Science-fiction-Film stammen: Der gigantische Komet, der mit 70 Kilometer pro Sekunde durch den Weltraum rast, knallt mit zerstörerischer Wucht auf den Erdball und durchschlägt die Erdkruste. Die gewaltige Kollision hat immense Folgen. Nicht nur wird der Komet total in Staub aufgelöst, riesige Steine fliegen durch die Luft und regnen auf Hunderten von Kilometern nieder, auch steigt ein gigantischer Feuerball auf, und eine feine Staubwolke verdunkelt die Erde für Monate. Im Dunkeln und Kalten schließlich gehen Tiere und Pflanzen ein.
Was sich wie Phantasie anhört, ist in Wirklichkeit jedoch eine gewagte Erklärung für das Verschwinden der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Zum ersten Mal 1980 von Nobelpreisträger Luis Alvarez und seinem Sohn Walter vertreten, löste sie Erstaunen in der Fachwelt aus, die sich seitdem mit der Frage herumschlägt, ob tatsächlich ein Asteroid, eine Klimaveränderung oder andere Ursachen den Tod der Urviecher verursachten.
Alvarez' Argument basiert auf dem Metall Iridium, das sich auf Steinen fand, deren Entstehung 65 Millionen Jahre zurückreicht. Dieses sehr seltene Metall wurde häufig auf Asteroiden entdeckt. Neues Beweismaterial für die Alvarez-These buddelten nun Arbeiter der mexikanischen Erdölgesellschaft Pemex aus. Die chemische Analyse eines daumengroßen Steins, rund einen Kilometer unter der Yucatan-Halbinsel im Osten des Landes gefunden, stützt die These, daß dort tatsächlich ein Komet abstürzte - etwa zur gleichen Zeit als die Dinosaurier sich für immer verabschiedeten.
Bereits Mitte der 80er Jahre hatten Wissenschaftler der nordamerikanischen Raumfahrtbehörde NASA mehrere halbrunde Löcher auf der mexikanischen Halbinsel entdeckt, die auf einen Kessel hindeuteten. Vor zwei Jahren schließlich stießen Wissenschaftler auf den Krater, der unter einer rund 1100 Meter dicken Kalkstein-Schicht nahe dem Ort Chicxulub begraben ist und sich in den Golf von Mexiko ausstreckt. Mit einem Durchmesser von rund 180 Kilometer ist er der größte bislang entdeckte Krater.
Im gleichen Jahr fanden Wissenschaftler der Arizona-Universität Glas in Form von Tränen auf Haiti, das entsteht, wenn geschmolzener Stein in die Atmosphäre geschleudert wird und sich beim Rückfall verdichtet. Die Professoren schlossen daraus, daß der Aufprall rund 1000 Kilometer entfernt stattfand - auf der Yucatan-Halbinsel.
Doch nicht alle Wissenschaftler sind von einem Killer-Kometen von zehn Kilometer Durchmesser überzeugt. Sie führen das Verschwinden der Dinosaurier auf Vulkan-Aktivitäten zurück, die das Klima dramatisch veränderten. Wieder andere vertreten die These, daß weder Komet noch Vulkane Schuld tragen, sondern die Evolution. Danach hielten die Riesenviecher schlichtweg nicht mit der Entwicklung Schritt. Ihre Muskeln verkümmerten, und sie fanden sich in einer evolutionsbedingten Sackgasse wieder, der sie schließlich zum Opfer fielen.
RITA NEUBAUER (Mexiko-Stadt)
Im Blickpunkt: Echo auf Noriega-Urteil Panamas Sorgen bleiben
Mit Genugtuung und Freude haben viele Bürger Panamas auf die Verurteilung des einstigen starken Mannes, General Manuel Antonio Noriega, reagiert. Er war am Freitag von einem US-Gericht wegen Drogenschmuggels zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach Bekanntwerden des Urteils kurvten Autofahrer hupend durch die Straßen, Rundfunksender unterbrachen ihr Programm, und eine kleine Gruppe von Personen fand sich in der 50. Straße ein, die sich vor dem Sturz Noriegas im Dezember 1989 in eine Proteststraße verwandelt hatte. Sie schwenkten weiße Taschentücher, Symbole des bürgerlichen Widerstandes gegen Noriega, und feierten den Schuldspruch des Richters William Hoeveler in Miami. "Ich hätte ihm mehr Jahre gegönnt", lautete der Kommentar eines Rundfunkreporters, "aber auch so wird er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen."
Obwohl der 58jährige General in Panama des Mordes und der Korruption angeklagt ist, wird dort seine Rückkehr kaum erwartet. Vielmehr haben viele Panamesen das Kapitel Noriega, der jahrelang im Dienste des US-Geheimdienstes CIA stand, sich dann in den Feind Nummer eins Washingtons verwandelte und schließlich gar eine Invasion provozierte, für sich abgeschlossen. Wichtigere Probleme als die Frage, was mit "Ananasgesicht", wie der General wegen seiner pockennarbigen Haut genannt wurde, geschieht, beschäftigen heute die 2,4 Millionen Einwohner.
Da ist zum einen die anhaltende Wirtschaftskrise, die mit hoher Arbeitslosigkeit, mit sozialen Unruhen und steigender Kriminalität einhergeht. Viele Panamesen haben in den vergangenen Jahren auch ihr Vertrauen in die Regierung von Präsident Guillermo Endara verloren, der in der Nacht der Invasion auf einer US-Militärbasis eingeschworen wurde. "Zuerst die Euphorie, dann die Desillusion, und nun denke ich, daß wir kaum noch viel von der Regierung erwarten", erklärte Roberto Eisenmann, Herausgeber der Zeitung "La Prensa", der unter Noriega im Exil lebte.
So beschuldigen einstige Endara-Anhänger die Regierung, zu wenig für eine Wiederbelebung der Wirtschaft zu tun, die zwei Jahre lang unter einem US-Embargo gegen Noriega litt. Auch die US-Hilfe hat bislang weniger bewirkt als erwartet. Denn nur rund 300 Millionen der zugesagten eine Milliarde Dollar kamen bislang der Wirtschaft zugute. Der Rest ist an Projekte gebunden, die mangels Effizienz und durch die Bürokratie verzögert wurden. Ausländische Investitionen kehrten dagegen ebenso zögerlich zurück wie die Gelder, die aus dem einstigen Finanzzentrum in den Krisenjahren abgeflossen sind.
Auch fühlen sich viele Bewohner des bei der Invasion ausgebombten Stadtviertels "El Chorrillo" im Stich gelassen. Offiziell verloren 250 Menschen ihr Leben, mehrere tausend Personen wurden obdachlos. Den Frust der Bevölkerung bekam auch kürzlich US-Präsident George Bush zu spüren, der während einer Stippvisite voll eine Tränengas-Dusche der Sicherheitskräfte abbekam, die Demonstranten vertreiben wollten.
Als bislang größten Pluspunkt in den Augen vieler Panamesen kann der schwergewichtige Präsident die Abschaffung der 15 000 Mann starken Armee verbuchen. Diese wurde nach einer Säuberung in eine rund 10 000 Mann starke Polizei umgewandelt.
Bei der Frage des Drogenhandels dagegen scheiden sich die Geister. Obwohl Beobachter anerkennen, daß die Regierung eine Menge tue, um den Drogenfluß und das Waschen von Drogengeldern zu unterbinden, hatte Noriegas illegale Gefangennahme und seine Verurteilung keinen Einfluß auf die Rauschgiftproduktion in Peru, Kolumbien oder Bolivien.
Im Gegenteil. In Panama verdoppelte sich die Beschlagnahmung von Kokain, was eher auf eine Zunahme des Drogenhandels schließen läßt. Auch geriet der Präsident selbst ins schiefe Licht, da er jahrelang einer Bank vorstand, die vom kolombianischen Drogenkartell in Medellin kontrolliert wurde, und von diesem Posten erst nach Zeitungsberichten zurücktrat.
RITA NEUBAUER (Mexiko-Stadt)
whp NEW YORK. Der ins Schwanken geratenene kanadische Immobilienriese Olympia & York (O&Y) rutscht immer tiefer in die rote Zahlen. Für das am 31. Januar beendete Geschäftsjahr 1991/92 weist der von der Reichmann-Familie kontrollierte Konzern fast 1,8 Milliarden US-Dollar Verlust aus. Das Defizit ist damit fünfmal höher als in der Vorperiode. O & Y schuldet einem internationalen Bankenkonsortium insgesamt zwölf Milliarden Dollar.
Das führende Unternehmen der Branche weltweit hat sich vor allem mit dem Büro-Projekt Canary Wharf im Londoner Hafengelände verhoben. Die Bauarbeiten mußten im Juni eingestellt werden, nachdem das Vorhaben der Aufsicht eines britischen Konkursgerichts unterstellt worden war. Auch in Kanada ist der Kadi bei O & Y zugange. Das Unternehmen sollte eigentlich gestern einen Umschuldungsplan vorlegen, doch das Gericht gewährte ihm am vergangenen Donnerstag noch einen sechswöchigen Aufschub.
Die Rechnungsprüfer des Konzerns haben den jüngsten Abschluß beanstandet, da die Wertminderung von Canary Wharf nicht angesetzt sei. Unter Berücksichtigung dieses Postens würde sich nach ihren Berechnungen ein Minus von fast vier Milliarden Dollar für das abgelaufene Geschäftsjahr ergeben.
Die US-Tochter von O & Y konnte die Zwangsverwaltung bisher abwenden, obwohl auch sie mit fast allen Zahlungen im Rückstand ist. Versucht wird derzeit, sich mit den Gläubigern zu einigen.
HATTERSHEIM. Auch wenn sich die Gäste köstlich amüsierten, Gerhard Slotta, Betreiber des Programmkinos in Okriftel, wird sich wohl ungern an die vierte Hattersheimer Filmnacht erinnern. Denn am Samstag abend im Innenhof des Posthofkeller passierte so ziemlich alles, was sich der Organisator einer langen Cineastennacht unter freiem Himmel an unwägbaren Mißgeschicken ausmalen kann. Erste Hiobsbotschaft: In letzter Sekunde sagte der Countrysänger Klaus Hartmann ab, der im Wechsel mit dem Frankfurter Slapstick-Jonglier-Duo "Flying Tomatoes" die Zeit bis Einbruch der Dunkelheit überbrücken sollte. Ersatz war natürlich auf die schnelle nicht zu finden. Die Zuschauer nahmen's gelassen, schließlich sitzt es sich im lauschigen Innenhof des Posthofkellers bei Äppler und Bretzel ja auch ohne Rahmenprogramm ganz nett. Und Insider in Sachen Open-air-Kino kommen ohnehin erst nach der Dämmerung.
Doch der Abend war noch nicht alt, da setzte der zweite Schlag wider die Freiluft-Cineasten ein. Diesmal von oben. Das anfänglich feine Nieseln regnete sich in ein hartnäckiges Prasseln ein. Riesige Schirme sorgten zwar im Nu für Trokkenheit an den Holztischen und -bänken. Bloß kreuzten die den Projektorstrahl auf dem Weg zur Leinwand - die Action- Szenen von Hot Shots hätten sich unweigerlich im orangen Tuch der Regendächer verfangen.
Während die "Fliegenden Tomaten" auf der Bühne Bälle, Keulen, Fackeln und flotte Sprüche durch die Luft wirbelten, wirbelten Gerhard Slotta und seine Helfer, um mit Projektor und Leinwand schleunigst in die Posthofscheune umzuziehen. Dort offenbarte sich für den Mittfünfziger schließlich das Finale des Schreckens, das im Wortsinn auch für ein frühes Ende der filmischen Geschichte werden sollte: Der Verleih hatte Schtonk, den zweiten Film des Nachtprogramms im Breitfilm-Format geliefert, das nur mit ganz speziellem Projektions-Objektiv abgespielt werden kann. Aus der langen Filmnacht wurde somit eine kurze.
Doch die Hattersheimer Filmnacht-Besucher als Inkarnation von Nachsicht und Gelassenheit ließen sich von Pech und Pannen nicht erschüttern. Ach ja, schade ist es schon, meinte eine Besucherin. "Aber wer weiß, vielleicht hätten wir nach dem ersten Film sowieso kein Sitzfleisch mehr gehabt." Und schließlich kommt es beim Open-air-Kino ja nicht nur auf die Filme an: Anke Dannesberger, Kinobesucherin aus Hattersheim, findet das Freiluft-Programm vor allem wegen dem "Drumrum" und der Atmosphäre unter nachtblauem Himmel toll. Fürs Drumherum bewies Allein-Organisator Gerhard Slotta, der das Projekt nun im vierten Jahr für den Verein zur Förderung der Kleinkunst in Eigenregie auf die Beine stellt, wie immer ein glückliches Händchen: Stapelweise lagen alte Filmplakate und Szenenfotos in Wühlkisten bereit, die für einen gemeinnützigen Zweck verkauft wurden, beim Preisausschreiben konnten die Besucher außerdem Fachwissen in Sachen Film beweisen, und dazu wurden sie noch mit ofenfrischen Laugenbrezeln, Rindswürsten und Getränken versorgt. Das vielzitierte "Drumherum" lockte denn auch nicht nur eingefleischte Cineasten auf den Plan: So auch Christel Vogt, die schon seit Jahren kein Kino mehr von innen gesehen hat und allenfalls ihre Tochter zu den Häusern der bewegten Bilder chauffiert. "Ich war einfach mal gespannt, was bei einer Filmnacht so geboten wird." Die Hattersheimerin war am Samstag keine Ausnahme. Aber als Angebot für jedermann ist das Filmnachtprojekt auch gedacht, sagt Slotta. Vor vier Jahren wurde die Idee zur Filmnacht im Hattersheimer Verein "zur Förderung der Kleinkunst" geboren. Als "attraktives Freizeitangebot", eine Mischung aus Film und Kleinkunst, soll es das ausgedünnte Kulturprogramm während der Sommerferien anspecken. Entsprechend beteiligt sich die Stadt mit einem Zuschuß, der Rest wird über Einnahmen finanziert.
Die Idee machte Furore, mittlerweile gibt es Open-air-Kinonächte auch in Flörsheim und Hochheim. "Eingefleischte Cineasten kann man damit nicht besonders beeindrucken", sagt Slotta, zumal in der Regel Filme gezeigt würden, die längst schon in den Kinos gelaufen sind. Die man sich aber eben gerne bei Mondschein noch einmal ansieht . . .
sir Rom. Drastische Einschnitte hat die Regierung des neuen italienischen Ministerpräsidenten, Giuliano Amato, jetzt beschlossen. Damit soll das enorme Staatsdefizit, das zuletzt für 1992 auf rund 200 Milliarden Mark geschätzt wurde, um etwa 40 Milliarden Mark schrumpfen. Erster Kommentar des sozialistischen Regierungschefs: "Eine unerläßliche Maßnahme für ein Land, das vor dem Abgrund steht."
Nach stundenlangem Tauziehen zwischen den vier Parteien der Regierungskoalition und dem Protest der Gewerkschaften verzichtete das Kabinett auf eine Erhöhung der Einkommensteuer, die vor allem die Angestellten und Arbeiter betroffen hätte, und führte eine Sonderabgabe auf Vermögen ein. Hausbesitzer müssen künftig ohne Ausnahme eine zusätzliche Abgabe von zwei Promille des Grundwertes entrichten. Wertpapiere und Konten sollen um sechs Promille erleichtert werden. Diese Summe wird von den Banken selbst einbehalten und an den Fiskus abgeführt.
Gespart werden soll auch durch die Erhöhung gewisser Gebühren. Für einen Reisepaß oder Führerschein verdoppeln sich die Kosten. Fernsehbenutzer und Kunden der Elektrizitätswerke werden strenger als bisher auf korrekte Zahlung hin überprüft. Auf der Stromrechnung muß man künftig die persönliche Steuernummer notieren. Dadurch will der Staat erfahren, ob der Bürger bei der Steuererklärung seinen Immobilienbesitz angegeben hat oder nicht.
Ziel der Regierung ist es, das Rentenalter künftig auf 65 Jahre heraufzusetzen. Frauen gingen bisher mit 55, Männer mit 60 Jahren in Pension; allerdings soll die Entscheidung für eine längere Lebensarbeitszeit freiwillig sein und durch den Anreiz eines höheren Ruhegeldes bei steigendem Alter gefördert werden. Gestiegen sind auch die Beiträge zur Rentenversicherung.
Die vom Staat vorgeschriebene "Gerechte Miete", bisher eine Bremse für den Wohnungsbau, darf künftig nur noch von Mietern in Anspruch genommen werden, die jährlich nicht mehr als 66 000 Mark verdienen. Für alle Neubauten und neuen Verträge werden die Mieten freigegeben.
Weitere Einnahmen in Höhe von zehn Milliarden Mark will sich Rom durch die Privatisierung eines Teils der in staatlichem Besitz befindlichen Holdings, allen voran IRI (Industrie), ENI (Erdöl) und ENEL (Elektrizität), verschaffen. Gekürzt werden soll auch im Verteidigungshaushalt.Neue polnische Ministerpräsidentin setzt ihr Kabinett durch Hanna Suchocka kündigt Ausbau des Rechtsstaats und der sozialen Marktwirtschaft an / Skubiszewski bleibt Außenminister Von unserer Korrespondentin Edith Heller
WARSCHAU, 12. Juli. "Polen kann und Polen wird ein starker Staat sein", lautete eine der zentralen Thesen der neuen polnischen Ministerpräsidentin Hanna Suchocka (dpa- Bild) in ihrer Regierungserklärung.
Die Schlüsselressorts in ihrem Kabinett hat die neue Ministerpräsidentin an Politiker ihrer eigenen Partei sowie an Vertreter zweier christdemokratischer Parteien und des Liberal-Demokratischen Kongresses von Ex-Regierungschef Jan Bielecki vergeben. Außenminister bleibt weiterhin der parteilose Politiker Krzysztof Skubiszewski, der dieses Amt bereits seit 1989 innehat. Insgesamt gehören der Regierung außer der Ministerpräsidentin 23 Minister an.
Für Suchocka hatten neben den sieben aus der Solidarnosc hervorgegangenen Koalitionsparteien auch die Gewerkschaft Solidarnosc und die deutsche Minderheit gestimmt. Gegen sie votierten die Fraktionen ihrer beiden Amtsvorgänger, die Bauernpartei PSL und Jan Olszewskis patriotische "Bewegung für die Republik". Die Zentrumsallianz, der postkommunistische Linksblock und die rechtsnationale Konföderation Unabhängiges Polen enthielten sich der Stimme.
Der Hauptakzent in der Regierungserklärung der gelernten Juristin und Verfassungsrechtlerin lag auf dem Ausbau des Rechtsstaats in Polen. "Unter meiner Regierung können die Bürger Gerechtigkeit und Genugtuung für erlittenes Unrecht erwarten.
Aber alle müssen den Staat und das Recht respektieren - ich werde nicht zulassen, daß das Recht erniedrigt wird", kündigte Suchocka mit Entschiedenheit an. Anders als die bisherigen Regierungschefs verzichtete sie auf Kritik an ihren Amtsvorgängern und hob vielmehr deren Errungenschaften hervor.
An erster Stelle der zahlreichen Aufgaben, vor denen die Regierung stehe, nannte Suchocka die Fortsetzung der Reform der Regionalverwaltung: "Meine Regierung will, daß die Stärke Polens die Stärke seiner lokalen Gemeinschaften ist." Das außenpolitische Hauptziel Polens sei die Integration in die EG. In der Verteidigungspolitik strebe Polen langfristig die Aufnahme in die NATO an. Die Armee soll um 50 000 Zeitsoldaten auf 250 000 reduziert und nicht mehr im Westen des Landes konzentriert, sondern gleichmäßig verteilt werden.
Suchocka kündigte die Vorlage detaillierter Reformvorhaben im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialversicherungswesen an, die zu Einsparungen und gerechterer Verteilung der Mittel führen sollen. Im wirtschaftlichen Bereich sprach sich Suchocka prinzipiell für die soziale Marktwirtschaft aus.
Die Ministerpräsidentin versicherte, sie habe sich überzeugt, daß auf ihrer Kabinettsliste keine Mitarbeiter des ehemaligen Geheimdienstes stünden. Einige Kandidaten wurden allerdings nach der Befragung von den zuständigen Parlamentsausschüssen nicht akzeptiert. Dem neuen Umweltminister Zygmunt Hortmanowicz warf der zuständige Ausschuß Unkenntnis umweltpolitischer Problematik vor, und Transportminister Zbigniew Jaworski mußte sich neben fachlicher Inkompetenz gar ein "niedriges intellektuelles Niveau" bescheinigen lassen.
BAD HOMBURG. "Ich mußte noch etwas rumschrauben. Aber jetzt läuft die Maschine", sagt Alex, der zu spät kommt, und schüttelt seine zum Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare.
Breitbeinig sitzen 13 Männer und zwei Frauen im Foyer vom Jugendhaus E- Werk. Die meisten tragen unförmige schwarze Lederklamotten, Motorradschuhe oder alte Armeestiefel. Handschuhe, Sturzhelme und Halstücher liegen griffbereit neben ihnen. Auf dem Hof steht der Stolz jedes einzelnen: 14 schwere Motorräder - glänzende Straßenmaschinen mit windschlüpfrigem Tankrucksack und neuster Technik genauso wie abenteuerlich beladene Enduro-Maschinen mit einem über den Sattel gespannten Schafsfell. "Richtung Stuttgart und über Ulm zum Bodensee", lautet das Kommando. "Und dann nur noch genießen."
Am Samstag morgen startete im Jugendhaus E-Werk die Ferienveranstaltung - eine Motorradfreizeit. Neun Tage sind die jungen Motorrad-Freaks unter der Leitung von Sozialarbeiter Otto Mayr auf der Piste. Die Fahrt geht vom Bodensee der Deutschen Alpenstraße folgend nach Berchtesgaden: Die Bergwelt mit dem Motorrad erleben. Übernachtet wird in Jugendherbergen und auf Campingplätzen, gekocht wird nach Möglichkeit selbst. Bezahlbar ist die Freizeit auch - gerade mal 135 Mark müssen die Motorradfans berappen.
"Die kennen sich alle von unserer Motorradwerkstatt", sagt Otto Mayr, "das sind Stammkunden." Seit drei Jahren kann jeder am Dienstag zwischen 18 und 22 Uhr in einem Schuppen neben dem Jugendhaus kostenlos an seiner Maschine basteln. Werkzeug ist vorhanden, Axel Butterweg, ein erfahrener Motorradspezialist, gibt die nötigen technischen Tips. "Meine eigene Maschine habe ich dort schon in über 600 Teile zerlegt", erzählt Mayr. Für den Fall, daß einer liegenbleibt, haben sie auf der Tour mit dem Transporter "Lumpensammler" eine kleine Werkstatt dabei; mit "Flutlicht", um auch nachts "schrauben" zu können.
Beteiligt an der Freizeit ist das Institut für Zweiradsicherheit e. V. aus Bochum, das von den großen Motorradherstellern und Importeuren getragen wird. Neben dem Fahrgenuß auf den kurvigen Bergstrecken sollen die Teilnehmer auch ihr Können beim Motorradfahren verbessern. In den nächsten Tagen steht Sicherheitstraining auf dem Programm.
Die Anweisungen vor Beginn der Fahrt sind eindeutig. "Ihr fahrt immer hintereinander und zwar leicht versetzt, damit auch jeder was sieht. Überholt in der Kolonne wird nicht. Jeder muß seinen Hintermann im Rückspiegel beobachten, fällt der zurück, fahrt ihr langsamer", betont ein Mitarbeiter des Instituts. "Klar, der schnellste Bock fährt immer hinten", antwortet einer aus der Gruppe. Und die Verkehrsregeln sollen natürlich auch eingehalten werden.
Vor der Abfahrt wird noch ein wenig über die Autofahrer aus der ehemaligen DDR hergezogen: "Die Ossis haben überhaupt keine Ahnung, die geben dir keinen Platz auf der Straße." Dann wird gefachsimpelt: wann Aquaplaning beim Motorrad auftritt, welche Maschine welchen "Sound" hat und was wieviel kostet. Denn billig ist das Hobby für die jungen Leute nicht. "Das geht echt ins Geld", sagt Axel, der gerade für 2200 Mark "Teile" für seine alte Yamaha-Enduro gekauft hat. Eine Alternative gibt es für den 24jährigen keine. "Ich könnte mein Motorrad nie hergeben. Das Fahren ist einfach ein total tolles Gefühl."
Der erste Tankstopp wird vereinbart: "Die Raststätte direkt hinter Heilbronn." Für die Möglichkeit, daß "Wasser vom Himmel fällt", wird festgelegt: "Wenn's regnet, halten wir am nächsten Park- platz an, nicht unter der nächsten Brücke, sonst knallen wir noch ineinander rein." Um 11 Uhr stellen sie sich vor dem E-Werk hintereinander auf.
Otto Mayr an der Spitze gibt ein Zeichen und der Troß setzt sich brummend in Bewegung.
Ostdeutscher Unmut organisiert sich Aufruf zur Gründung von Bürgerkomitees Von unserem Korrespondenten Axel Vornbäumen BERLIN, 12. Juli. Zweieinhalb Jahre nach der "friedlichen Revolution" in der DDR soll im Osten Deutschlands eine neue außerparlamentarische Bewegung entstehen. 69 Intellektuelle, Künstler, Wissenschaftler und Politiker aus Ost und West riefen am Wochenende in Berlin dazu auf, vom heutigen Montag an in den neuen Bundesländern überparteiliche "Komitees für Gerechtigkeit" zu gründen. Mit ihnen sollen die Interessen der Ostdeutschen besser vertreten werden. Der Aufruf geht auf eine Initiative des brandenburgischen CDU-Abgeordneten Peter-Michael Diestel und des PDS-Chefs Gregor Gysi zurück. Er stieß im Lager der etablierten Parteien, aber auch bei der Bürgerbewegung Bündnis 90 auf erhebliche Kritik.
Als Erstunterzeichner konnten Diestel und Gysi zahlreiche Prominente gewinnen, unter ihnen die Schriftsteller Stephan Hermlin, Stefan Heym, Walter Janka, Heiner Müller und Gerhard Zwerenz; den ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz; den Kirchenkritiker Eugen Drewermann; den ehemaligen Rektor der Humboldt-Universität, Heinrich Fink; den Altbischof der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Gottfried Forck; die Theologen Norbert Greinacher und Dorothee Sölle. Aus der Künstlerszene unterschrieben die Kabarettisten Dieter Hildebrandt und Stefan Wald, die Liedermacherinnen Barbara Thalheim und Bettina Wegener, die Rocksänger Tamara Danz und Rio Reiser sowie die Schauspielerinnen Käthe Reichel und Steffi Spira. Nur wenige Politiker sind als Erstunterzeichner dabei. Lediglich der brandenburgische PDS-Abgeordnete Lothar Bisky, Ex-Volkskammerpräsident Günter Maleuda und die Bündnis-90-Bundestagsabgeordnete Christina Schenk setzten ihre Unterschrift unter den Appell.
Gysi bezeichnete die Komitees als "eine Art Minderheitenschutz" für die Ostdeutschen. Aus ihnen soll einmal "eine besondere Körperschaft für die neuen Bundesländer" hervorgehen, "die die Befugnis eines Kontroll- und Initiativorgans erhält".
(Siehe auch Seiten 3 und 5)
Es scheint wirklich in Mode gekommen zu sein, die Linke für die gegenwärtigen Krisen des politischen und wirtschaftlichen Systems verantwortlich zu machen. Selbst die Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) geht das Problem des neuen Faschismus mit einer Kritik antifaschistischer Gruppen an (FR vom 30. 6. 1992 "Konfliktforscher lehnen Aktionen antifaschistischer Gruppen ab").
Unbestreitbar gibt es bei den Antifaschisten und Antifaschistinnen Menschen, deren Gewaltpotential erschrekkend groß ist. Aber dennoch stellen sie sich wenigstens vor ein Flüchtlingswohnheim und versuchen das Leben von Menschen zu schützen, die vom Staat mit Abschiebung und bürokratischer Repression und von den Faschisten mit physischer Gewalt bedroht werden. Und einen solchen Einsatz finde ich in erster Linie ehrenwert.
Wenn Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, zumal solche, die sich Friedensforscher nennen, die Verteidigungsaktionen solcher Gruppen ablehnen und gleichzeitig noch Verständnis für die "Ausgegrenzten und Stigmatisierten" (gemeint sind tatsächlich die neonazistischen Schläger) wecken, passen sie sich wirklich hervorragend der politischen Atmosphäre in Deutschland an.
Der Gipfel der Unverschämtheit ist aber die Unterstellung, die Linke hätte als Feindbild die Aussiedler und Aussiedlerinnen, so wie die Rechten die Asylbewerber und Asylbewerberinnen.
Ich glaube nicht, daß nur ein einziger Linker oder eine einzige Linke jemals einen Aussiedler oder eine Aussiedlerin physisch bedroht oder sonstwie belästigt hat. Hier wird die Realität einfach vernebelt.
So ist es denn auch nicht weiter verwunderlich, wenn die HSFK zu dem Schluß gelangt, daß wir eine Quotierung brauchen, um uns vor der Überfremdung retten zu können. Nebenbei wird der Linken noch kurz eine "Multikulti-Verherrlichung" untergeschoben, weil ihre Vorstellungen die realen Probleme übersehen würden, was dann die "Fremdenfeindlichkeit der Linken" genannt wird.
Ich möchte mal bitte wissen, was daran fremdenfeindlich sein soll, wenn ich sage, daß jeder und jede im dem Land leben soll, in dem er oder sie leben will. Sicher ist diese Forderung unrealistisch, aber was kann ich denn für eine solch schlechte Realität, in der die einfachsten humanen Forderungen und Aktionen ins Gegenteil verkehrt werden?
Es ist nicht die Aufgabe der Linken, den Dreck mit Sahne zu verzieren. Aber vielleicht sollten wir uns mit diesem Unsinn nicht weiter befassen, sondern lieber wieder Menschenleben gegen Neonazis verteidigen.
Thorsten Bonacker, Rauschenberg
Der Debatte über künftige Aufgaben der Bundeswehr tut es nur gut, wenn sich auch unsere Kolleginnen und Kollegen dafür interessieren. Aber mit ihrer "Gegenrede" können sie das Friedensgutachten der drei Forschungsinstitute schwerlich gemeint haben (FR vom 8. 7. 1992 "Im Wortlaut: Friedensforscher für gewaltfreie Lösungen"). Denn jeder, der daran mitgearbeitet hat, würde die Forderung, "internationale und innergesellschaftliche Konflikte gewaltfreien und damit wirklich friedensstiftenden Lösungen zuzuführen", unterschreiben.
Aber die "Gegenrede" geht ins Leere, denn der Versuch, "militärische Aktionen zu rechtfertigen und militärischem Denken Vorschub zu leisten", findet sich dort ebensowenig wie der Vorschlag, "auf dem Balkan Gewalt mit Gegengewalt" zu begegnen.
Das kommt davon, wenn man sich mit einem Agenturtext begnügt, ohne das Buch zu kennen. Ob alle Unterzeichnerinnen und Unterzeichner daran gedacht haben?
Prof. Egon Bahr (Institut für Friedensfor schung und Sicherheitspolitik), Hamburg
Über die Befreiung des kleinen Farouk Kassam komme ich gegen 14 Uhr: 1) mit einer knappen Zusammenfassung von 30 Manu-Zeilen für Seite 1, 2) mit einem Feature von 70 Manu-Zeilen für Seite "Aus aller Welt".
sir (Rom)
Wer ist die dritte Kraft - nach dem Oberligisten Spielvereinigung 05 und dem Landesligisten SGK 1890 - in der Bad Homburger Fußballszene? Darum buhlen in der bevorstehenden Runde Neuling TSV Vatanspor Bad Homburg und die alteingessene SG Ober-Erlenbach in der Bezirksoberliga Frankfurt-West. Während die SGO einen "guten Mittelfelplatz" als Parole ausgibt, sprechen die Verantwortlichen des Türkischen Vereins bescheiden von Klassenerhalt. Andererseits kalkulieren die Erlenbacher bescheiden mit 100 Zuschauern pro Heimspiel, wohingegen Vatanspor mit 300 bis 400 Fans pro Begegnung im Nordweststadion am Usinger Weg rechnet. Damit wären sie fast bereits bis an die Oberligaquoten der "Null-Fünfer" (etwa 600 pro Begegnung) vorgeprescht, hätten zumindest die Kirdorfer in der Landesliga (etwa 150 bis 200) deutlich überflügelt.
Geht es den Vorstellungen der Vereinsvertreter nach, spielen die beiden Hochtaunusklubs im Meisterschaftsrennen keine Rolle. Sie wurden von keinem als Meisterschaftsfavorit genannt. Klarer Favorit ist der FC Germania 94 Frankfurt mit 14 Nennungen, gefolgt von der SG Rodheim (10) sowie Rotweiß Frankfurt II, der Spvgg. Oberrad und der Spvgg. Fechenheim (je viermal). Bei dieser FR-Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich. Offenbar sind die Frankfurter Teams der Konkurrenz klar überlegen, kann nur die Czech-Elf aus Rodheim in diese Phalanx eindringen.
Die Spieler des erst 1983 gegründeten Türkischen Sportverein "Vatanspor", die mit dem früheren Frankfurter Eintrachtspieler Jürgen Kesper einen ebenso erfahrenen Coach verpflichtet haben, empfangen nach sieben Vorbereitungsspielen mit dem Ex- Landesligisten Spvgg. 05 Oberrad (9. August, 15 Uhr, Stadion Nordwest) gleich einen der Mitfavoriten. Vorsitzender Taki Petrido hofft dabei auf alle türkischen Fans aus dem Raum Bad Homburg, somit eine knallige Kulisse von über 500 Besuchern.
Die SG Ober-Erlenbach hat in Bernd Witzenrath einen kaum weniger erfolgreichen Trainer (nach dem "Dauerbrenner" Harald Faust, jetzt Spielvereinigung 05), der sich auch bereits Meriten am Riederwald verdient hat, verpflichtet. Die Elf von der Sportanlage "Am Wingert" hat zunächst einmal fünf Testspiele geplant, um ebenfalls am 9. August (in Ockstadt) fit zu sein.
Wie sieht es in beiden Homburger Klubs mit Neuverpflichtungen aus? Bezirksliga-Meister TSV Vatan Spor langte kräftig auf dem Spielermarkt zu. Einige Akteure haben bereits in der höheren Ebene Erfahrungen gesammelt. Achim Mackensen und Robert Schmidt stiegen allerdings mit der DJK Helvetia Bad Homburg aus der dritten Amateurebene ab, Birkant Görün mit der SG 01 Höchst II nicht. Mit Jonny Baez und Pablo Rodruiguez siedelten zwei Talente von der Sandelmühle ins Nordweststadion um. Die anderen Spieler müssen ihre Tauglichkeit noch nachweisen. Salim Oezkan (Inter Oberursel) verließ als wichtigster Spieler den Neuling, der am Sonntag (19.Juli, 10 Uhr) gegen den SV 12 Bommersheim seinen ersten Test absolvieren will. Am 22. Juli (20 Uhr) folgt auf eigener Anlage das Kreispokalspiel gegen die SG 05 Hausen. Weitere Vorbereitungsspiele sind für 23. Juli (20 Uhr) gegen den FC Oberstedten, 26. Juli (15 Uhr) - Gegner noch offen -, 29. Juli (20.30 Uhr) beim VfR Ilbenstadt, 1. August (15 Uhr) bei der SGK Bad Homburg und tags darauf zur gleichen Stunde bei Emekspor Rosbach vorgesehen.
Ebenfalls am 19. Juli (17.15 Uhr) beginnt die Testserie der SG Ober-Erlenbach. Erster Gegner ist der SV Nieder-Wöllstadt. Am 25. Juli (16 Uhr) wird der SV Seulberg erwartet, am 28. Juli (19 Uhr) der KSV Klein-Karben II, am 30. Juli (19 Uhr) will die Witzenrath-Elf bei der SG Oberliederbach antreten, und zum Abschluß emfpangen sie am 2. August (16 Uhr) den FSV Frankfurt II.
Was erwartet Witzenrath im Wintert-Sportpark? Ein halbes Dutzend Abmeldungen, darunter fünf wichtige Kräfte, müssen kompensiert werden. Thomas Richter (Spvgg. 05) versucht es in der Oberliga Hessen, Robert Heide beim Klassenrivalen Spvgg. Fechenheim, Bernd Fieres beim FV 09 Eschersheim, während es Christian Fuhrmann ( Sportfreunde) und Heinz Zimmermann (FSV) jeweils nach Friedrichsdorf verschlagen hat. Jose Luis Quintela (Viktoria Sindlignen) gilt als wichtigste Verstärkung, auch Joachim Zahradnik (DJK Helvetia Bad Homburg) ist kein Unbekannter. Hafid Mitak (FC Maroc) oder Markus Hau (KSV Klein-Karben II) müssen erst beweisen, ob sie in dieser Klasse einschlagen werden.
TSV VATAN SPOR BAD HOMBURG, Abgänge: Salim Oezkan (Inter Oberursel), Oezay und Günay Akkus (beide unbekanntes Ziel). - Zugänge: Heiko Schneider (TuS Makkabi Frankfurt), Nico Petrido, Ismail Ozyalciu (beide Emekspor Rosbach), Birkant Görün (SG 01 Höchst II), Achim Mackensen, Robert Schmidt (beide DJK Helvetia Bad Homburg), Darko Tolic (Rotweiß Frankfurt /A I), Jonny Baez, Pablo Rodriguez (beide Spvgg. 05 Bad Homburg II).
TRAINER: Jürgen Kesper (für Bülent Güven) - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUER-ERWARTUNG: 300 bis 400 pro Heimspiel.
SG OBER-ERLENBACH, Abgänge: Thomas Richter (Spvgg. 05 Bad Homburg), Robert Heide (Spvgg. 03 Fechenheim), Christian Fuhrmann (Sportfr. Friedrichsdorf), Heinz Zimmermann (FSV Friedrichsdorf), Bernd Fieres (FV 09 Eschersheim), Heinz Nähring (unbekanntes Ziel). - ZUGÄNGE: José Luis Quintela (Viktoria Sindlingen), Hafid Mitak (FC Maroc Frankfurt), Joachim Zahradnik (DJK Helvetia Bad Homburg), Markus Hau (KSV Klein-Karben II), Martin Rämer (Oberrad), Ivan Becvar (Spvgg. 05 II), Albert Sic (Spvgg. 05/A-Jugend).
TRAINER: Bernd Witzenrath (für Harald Faust). - SAISONZIEL: "guter Mittelfeldplatz". - ZUSCHAUERERWARTUNG: 100 pro Heimspiel.
HANS-DIETER PUTH
Lieber Herr Bresser, es hilft der Wahrheit auch nicht weiter, aber es war "Die Pest" und nicht "Der Fremde" (FR vom 8. 7. 1992 "Die Worttäuscher haben die Roßtäuscher abgelöst"). Doch gestehen Sie ein: Auch Sie wüßten gern um das Ziel der eleganten Amazone auf ihrer wunderbaren Fuchsstute . . .
Frank Selig, Berlin
SV Wiesbaden, Fußball-Oberliga
Platz unter den ersten acht?
Ein verstohlener Blick auf die andere Rheinseite, wo Nachbar FSV Mainz 05 das erreicht hat, was dem Sportverein 1899 Wiesbaden seit Jahren vorschwebt: Fußball höherer Güteklasse zu spielen, etwa 3000 bis 4000 Fans in Stadion zu locken. In der Viertelmillionenstadt Wiesbaden sorgten in den letzten Jahren oftmals unterkühlte Leistungen für ein Zehntel dieser Quote, im renovierten Stadion an der Berliner Straße herrscht bei den Oberligaspielen (mit 300 bis 400 Anhängern) tote Hose.
Das wollen Präsident Klaus Peter Will und Manager Hermann Becker abstellen, wobei die beiden "Neulinge" beim Traditionsverein längst erkannt haben, wie schwer es ist, für Bewegung in der hiesigen Fußballszene zu sorgen. Beide investieren nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld, um aus der "grauen Maus" einen Paradiesvogel zu machen.
Mit fünf US-Boys hoffen die Landeshauptstädter, ihr Team interessanter gemacht zu haben und vor allem sportlich einige Tabellenränge wettzumachen. "Unter die ersten acht wollen wir schon kommen", sagt Spielausschußvorsitzender Norbert Kern, dem nach den ersten Tests sowie dem Trainingslager in den letzten Tagen im Hunsrückort Ehr vor allem auch die Neuzugänge aus dieser Region angenehm auffielen: "Ronny Weimer (Rotweiß Frankfurt), Oliver Kirn (Mainz 05) und Torjäger Markus Weidner (Rotweiß Walldorf) dürften unser Offensivspiel ebenso wie die Zwillinge Carlos und Gabe Garcia neu beleben".
Die guten Kontakte von Trainer Max Reichenberger, aber auch die direkte Vermittlung des ehemaligen SVW-Kikkers Todd Brockmann führten zur Verpflichtung der "College-Fußballer". Sie gelten im Amateur-Oberhaus als "große Unbekannte", womit die Wiesbadener schwer auszurechnen sein dürften und mit verstärkter Beobachtung in den Testspielen rechnen müssen. Mit Peter Woodring (Hamburger SV) wanderte einer der erfolgreichsten US-Boys zum Bundesligisten weiter, auch Tobias Finger (SV Flörsheim) gilt unter den vier Abmeldungen als Verlust.
Aus der Flut von 17(!) Neuzugängen muß Reichenberger versuchen, die richtige Auswahl zu treffen. Weidner, Marthinsen (RSV Würges) und Weimer sind bekannte Oberliga-Größen, Kirn und Schloßstein rochen beim FSV Mainz 05 in die Zweite Bundesliga hinein, Schott siedelte vom Darmstädter Böllenfalltor über, während Sohler und Dries (Eintr. Bad Kreuznach) sowie Ebling (Rotweiß Alzey) aus dem Südwestbereich nach Wiesbaden kamen.
Neben den Garcia-Zwillingen steht mit Anthony Richardson ein weiterer offensiver Mittelfeldspieler aus den USA bereit. Zudem kamen die Schlußmänner Aiden Heaney und Andrew Gloskowski über den großen Teich an den Rhein.
Nach dem müden 2:2 in Rödelheim folgt an diesem Mittwoch (15. Juli, 19 Uhr, Berliner Straße) gegen den Südwest-Oberliga-Aufsteiger TSG Pfeddersheim der erste ernsthafte Test. Nach der Partie am Freitag (17. Juli, 18.30 Uhr) beim FV Rockenhausen folgt am Samstag (17 Uhr) gegen den SC Viktoria Griesheim die offizielle Saisoneröffnung. Weitere Spiele sind beim TSV Wolfskehlen (21. Juli, 19 Uhr) und gegen den TSV Pfungstadt (22. Juli, 18.30 Uhr) anberaumt. Dazu kommt die Teilnahme am Turnier in Waldalgesheim (19./21. und 24. Juli).
Das Gespann Will/Becker konnte die Altlasten (im unteren sechsstelligen Bereich angesiedelt) bisher nicht beseitigen. Ein systematischer Abbau der Verbindlichkeiten ist jedoch im Gange. Darüber hinaus ist attraktiver Fußball angesagt, um den Alltagswert auf 500 bis 600 Zuschauer zu erhöhen.
"Bei einem guten Start ist in Wiesbaden viel zu bewegen, aber der Auftakt beschert uns gleich das Derby in Wehen (25. Juli, 15.30 Uhr), das Heimspiel gegen Kikkers Offenbach (28. Juli, 19.30 Uhr) und die Partie bei Rotweiß Frankfurt (2. August, 15 Uhr)", verweist Kern auf ein Programm, das durchaus einen Fehlstart nach sich ziehen kann. Und dann ist sofort wieder Schmalhans an der Berliner Straße Küchenmeister.
HANS-DIETER PUTH
Polizisten, die auf Bürger einprügeln, die friedlich gegen Staats- und Parteifunktionäre demonstrieren, das haben wir noch gut von den letzten Tagen des SED-Regimes in Erinnerung. Es ist Bayern nur zu wünschen, daß die geistigen Urheber dieser Prügelorgie auch bald vom Leben bestraft werden (FR vom 8. 7. 1992 "Kohl verteidigt Münchner Kessel").
"Hartes Hinlangen ist bayerische Art" - diese Charakterisierung Bayerns durch den derzeitigen CSU-Ministerpräsidenten Maximilian Streibl entspricht sicher nicht dem Mehrheitswillen der bayerischen Bürger.
Dem Ansehen Deutschlands als zivilisierter Demokratie hat diese Einstellung der bayerischen Staats- und Parteiführung freilich schwer genug geschadet.
Werner Notz, Berlin
NEU-ISENBURG. "Das ist erstmal ein Probelauf", sagt der städtische Kulturamtsleiter Thomas Leber zu dem von ihm dieses Jahr ins Leben gerufenen dreitägigen Open-Air-Festival, das am Wochenende unter dem Motto "Back to the Sixties" das Publikum anzog. Blumenkinder waren im Waldschwimmbad zwar keine zu sehen, doch der zeitgeistige Trend zur Neuauflage der Flower-Power- bewegten sechziger Jahre war bei Teilen des Publikums äußerlich, sprich an der Kleidung, durchaus festzustellen.
Dabei war jedoch keineswegs alles nachgemacht: In Anlehnung an äußere Attitüden ihrer Vorgänger haben die Sixties-Anhänger heute durchaus eigenen Stil entwickelt. So dominiert - basierend auf den Wave- und Punk-Erfahrungen der vergangenen Jahre - auch bei den neuen Freaks die Farbe Schwarz. Ansonsten lange Haare, ästhetisch zerrissene Jeans, Schlapphüte, Tücher und eine auffallende, mitreißende Tendenz zur Clique zeigten die Neu-Isenburger Neu-Hippies am Freitagabend.
"Pia, ich fand dich schon immer ganz toll", ruft ein auf dem Rücken kunstvoll im Stil von Tätowierungen bemalter langhaariger Blonder, als dieselbe mit zwei Wolldecken daherkommt. Alle fünfzehn aus der Gruppe schaffen es dann irgendwie, sich auf den beiden Decken zusammen niederzulassen.
Das Wetter war nicht gerade ideal für ein Open-Air-Vergnügen. Doch vom immer wieder einsetzenden Nieselregen ließen sich weder die jungen noch die alten Sixties-Anhänger (die im Waldschwimmbad eindeutig in der Übermacht waren) die Reminiszenz an alte Zeiten vermiesen. "The Barons" aus Weinheim strengten sich mächtig an. Zwar ließen sie über eine halbe Stunde auf sich warten, was bei dem Sauwetter keine reine Freude war - dafür spielten sie auch bis halb zwölf. Nach drei Beschwerden von Anwohnern war kurz vor Mitternacht Ende.
Hach, wenn das Wetter doch nur ein bißchen besser gewesen wäre. In Woodstock-Erinnerungen hätte man schwelgen können, wiewohl der Vergleich natürlich hinkt, da Beatmusik der Searchers, Byrds und Everly Brothers eher in den Hamburger Starclub gehört als auf die grünen Hügel des amerikanischen Kleinstädtchens. Doch keine Frage: Das Waldschwimmbad ist mit dieser Veranstaltung entdeckt als ideal romantische Landschaft für Open-Air-Konzerte. Wäre der Boden weniger naß, die Luft weniger kühl gewesen: Wie wohlig hätte man sich auf der weichen Rasenfläche ausstrekken, dabei die alten Songs mitsummen und von schönen Zeiten träumen können.
Am Samstagabend dann, als die "Metropolitan Jazz Band" aus Prag aufspielte, hatte es sich richtig eingeregnet im Waldschwimmbad. Doch was ein richtiger Jazzer ist, der erscheint bei jedem Wetter. Ungefähr 150 waren's. Beträchtlich weniger als am Vorabend, als 400 Beatfans eintrudelten, aber doch genug, um sieben Jazzmusiker nicht ganz zu enttäuschen.
Wer "nicht aus Zucker" war und sich auf den Weg ins Waldschwimmbad machte, konnte sich bei der eher zu drückend- schwüler-New-Orleans-Hitze passenden Dixieland-Musik am wunderschönen Regenschirm-Stilleben erfreuen. Eine Szene aus dem stets verregneten England hätte es sein können, wie da die Jazzbegeisterten Neu-Isenburger/innen stoisch und mit Lust bis gegen 23 Uhr unter ihren Schirmen dem Musikvergnügen auf den grünen Hügeln frönten.
Zum Abschluß am immer noch verregneten Sonntagmorgen gab sich das "Duett" alle Mühe, die Stubenhocker hinterm warmen Ofen hervorzulocken. Dem Motto "Back to the Sixties" wurden sie gerecht, auch wenn sich eine gehörige Portion Fifties in die Matinee schmuggelten: Songs der Beatles, Everly Brothers, von Buddy Holly, Bill Haley und Elvis Presley sang das Duo zu Kontrobaß und Gitarre.
Kulturamtsleiter Leber war zufrieden. "Nächsten Sommer probieren wir's mal mit Reggae", kündigte er an. Ob's beim Reggae 1993 wohl auch wieder soviel regnet? FRAUKE HAß
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auf das Konto derselben Täter bucht die Kriminalpolizei drei Wohnungseinbrüche am Freitag in der Bamberger Straße und der Händelstraße. Wie die Kripo mitteilte, wurden die beiden Einbrüche in der Bamberger Straße vermutlich zwischen 16.15 und 17.30 Uhr, der in der Händelstraße zwischen 8 und 20 Uhr begangen.
Die Täter gelangten in die Wohnungen, indem sie die Schließzylinder abschraubten. Die Beute bestand in der Bamberger Straße vorwiegend aus Schmuck. In der Händelstraße wurden zwei Videorecorder, verschiedene Kleidungsstücke und acht Euroschecks gestohlen.
Am Tatort Bamberger Straße kamen einem Einbruchsopfer zwei Männer und eine Frau entgegen, von denen die Polizei annimmt, daß sie die Täter sind. Die Männer sollen etwa 30 bis 40 Jahre alt und schlank sein, mit dunklem, glattem und kurzem Haar. Die Frau war kleiner, dunkelhaarig, sehr kräftig und trug bunte Kleidung. Es soll sich um Sinti oder Roma handeln. Hinweise erbittet die Kripo Rüsselsheim, Tel. 0 61 42 / 69 60. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Tempo 30" kommt jetzt in die Gänge. Das von Bürgermeister Bernhard Brehl während der Bürgerversammlung im Frühjahr angekündigte Gesamtkonzept zur flächendeckenden Einführung von städtischen Tempo-30-Zonen liegt inzwischen vor. Unmittelbar nach der Sommerpause, so der Rathauschef, werden sich Magistrat, Stadtverordnete und die städtische Verkehrskommission intensiv damit befassen.
In Walldorf, wo die Planungen schon etwas weiter gediehen sind und es auch schon einige Tempo-30-Zonen gibt, hat der Verkehrsplaner Jörg von Mörner sechs weitere Bereiche für ein Tempo-Limit im Visier, in Mörfelden sollen zehn 30er-Zonen kommen. Im Rahmen der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen werde aber auch das Radwegesystem berücksichtigt, erklärte Brehl. Auch in den Planungen drin: die Buslinienführung inklusive der Einrichtung entsprechender Haltestellen für den öffentlichen Personennahverkehr.
Daß all diese Vorhaben nicht von heute auf morgen, sondern nur schrittweise umgesetzt werden können, ist für den Bürgermeister völlig klar. "Ich gedenke, den städtischen Beschlußgremien eine Rang- und Reihenfolge der Realisierung vorzuschlagen", kündigte er an und machte gleichzeitig deutlich, daß alle Wünsche und Vorhaben zusammengenommen "nach gegenwärtiger Beurteilung ein Drei- bis Fünfjahresprogramm gibt". So bestehe die Zone 1 in Walldorf aus dem gesamten weiteren Kernbereich des Stadtteils zwischen Aschaffenburger-, Okrifteler- und Farmstraße. Allein das zeige, daß "eine sukzessive Erweiterung der bereits bestehenden kleineren Tempo-30-Zone im eigentlichen Kernbereich notwendig ist".
In Mörfelden stehen die Planer vor anderen Problemen. Hier geben die das Stadtgebiet kreuzenden Bundesstraßen immer noch größtenteils die Grenzen der Tempo-30-Zonen vor. Abhilfe könnte zwar die seit nahezu zwei Jahrzehnten diskutierte Ortsumgehung schaffen, doch die ist, obgleich inzwischen als "vordringlicher Bedarf" im Bundesverkehrswegeplan aufgenommen, für die nahe Zukunft noch nicht in Sicht.
Damit es trotzdem vorwärts geht, wird es auch in Mörfelden eine Hitliste der Maßnahmen geben. Schließlich, so Brehl, sei es kaum möglich, Bereiche wie den unter dem Stichwort "Zone VIII" zusammengefaßten Wohnbereich westlich der Bahnlinie und nördlich der Rüsselsheimer Straße geschlossen auszuweisen. Trotzdem will Brehl am Ball bleiben, denn "aus meiner Sicht ist die flächendeckende Einführung der Tempo-30-Zonen eine der wichtigsten und vordringlichsten kommunalpolitischen Aufgaben für die nächste Zeit". wal
Einen Konsens scheint es in unserem Lande von linksliberal bis rechts noch zu geben: Antifaschismus ist abzulehnen - Was die "Rundschau" dadurch dokumentiert, daß sie das Wort antifaschistisch in Anführungszeichen setzt (FR vom 30. 6. 1992 "Konfliktforscher lehnen Aktionen ,antifaschistischer' Gruppen ab").
Mögen auch Flüchtlinge ermordet werden, ihre Unterkünfte angegriffen, mag das rassistische Potential auch der Normalbürger in diesem Land noch so sehr angewachsen sein: Die "Wissenschaftlerin" Änne Ostermann und das Hessische Institut für Friedens- und Konfliktforschung wollen die "Ängste der Menschen (gemeint sind die Täter; sw) ernst nehmen".Von den Ängsten der Opfer natürlich keine Rede.
Dafür ist zu warnen vor "antifaschistischen Gruppen und Aktionen", die ihre "Ängste und Aggressionen in der gleichen stereotypen Form" austrügen, wie die Rechtsextremisten. Das ist nicht nur dumm, sondern auch infam; oder haben Antifaschisten die Brandbomben zum Beispiel von Hünxe geworfen?
Damit diffamiert sie und ihr Institut alle Bürger-Aktivitäten, die dem Schutz von Flüchtlingen und dem Protest gegen den Rechtsradikalismus dienen. Am Beispiel Mannheims ganz konkret: Im Einklang mit den Knüppelkommandos der Polizei und dem Polizeibericht gegen diejenigen, die immer noch meinen, daß Flüchtlinge vor deutschem Pöbel zu schützen seien.
Statt dessen sieht sie Politik, Polizei und Justiz gefordert; Institutionen, denen gerade wenn es sich um Nichtdeutsche handelt, durchaus etwa Mißtrauen entgegengebracht werden sollte: Schließlich wird in der Politik die unsägliche Asyldiskussion geführt und werden dort die Ausländer zu einem "Ausländerproblem" stilisiert. Schließlich ist es die Polizei, der oft genug Passivität gegenüber Rechtsradikalen und Übereifer gegen Antifaschisten vorgehalten werden muß. Schließlich ist es die Justiz, die die Anschlagswelle des letzten Jahres bisher nur mit einigen wenigen Urteilen "bewältigt" hat.
Besonders pikant wird Frau Ostermann, wenn sie geänderte Umgangsformen gegenüber jugendlichen Gewalttätern aus dem rechtsextremen Spektrum fordert: Diese seien bei "Akzeptanz der Person und Widerspruch zur Meinung in die Diskussion" einzubeziehen, sie dürften nicht ausgegrenzt und stigmatisiert werden. (Eine Umgangsform, von der Flüchtlnge in diesem Lande nur träumen können.)
Womit endgültig die Linken, die Antifaschisten als die wahren Schuldigen entlarvt sind: Diese bösen Menschen grenzen die verängstigten Nazis aus, stigmatisieren sie als solche und deshalb müssen diese dann Ausländer überfallen.
Der Wissenschaftler Krell vom selben Institut entdeckt dazu bei Rechtsradikalen wie bei Antifaschisten eine unbewältigte Vergangenheit, die beide Seiten zu "einschnappenden Reflexen" verleite. Wahrlich eine spannende (Pseudo)Wissenschaft, die hier betrieben wird: Ein konfuses Konglomerat aus Psychologisierung gesellschaftlicher Entwicklungen und freundlicher Geschichtsrevision. Fröhlich nach dem Motto: Faschismus/ Antifaschismus - ist doch eh alles eins.
Es muß schon ein abgrundtiefer Haß gegenüber dem Antifaschismus (immerhin, wenn auch anders formuliert, eine der geistigen Grundlagen der BRD) vorliegen, daß derart abstruse Gedankengänge ihren Weg in die Soziologen-/Politologen-Zunft finden können. Vielleicht sollten die Wissenschaftler des HSFK in einer großangelegten Supervision sich zuerst ihren persönlichen Problemen widmen und erst anschließend wieder einen Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Realitäten werfen. Was sie zur Zeit erzeugen ist gehässig, infam und für die Diffamierten gefährlich.
Sebastian Wertmüller, Wiesbaden
BAD HOMBURG. Eine große Suchaktion löste die Bad Homburger Polizei am Samstag nachmittag aus. Eine Frankfurterin vermißte ihren 64 Jahre alten Mann, der mit seinem Auto zum Herzberg gefahren war, um dort Heidelbeeren zu sammeln. Beide hatten sich auf den Zeitpunkt seiner Rückkehr verständigt, doch wer nicht kam, war der Ehemann.
Die Polizei entdeckte schnell den Wagen des Beerensammlers, von dem Mann aber war weit und breit im Umkreis des Autos nichts zu sehen. Darauf wurde die Suche mit einem Hubschrauber eingeleitet, und Hilfskräfte sollten das Gelände zu Fuß durchkämmen.
Bevor diese jedoch zum Einsatz kamen, meldete sich der Gesuchte zu Hause. Er hatte über seine Sammelleidenschaft "die Zeit vergessen". jom
BAD HOMBURG. Aufsehen erregte am Samstag ein großes Polizeiaufgebot auch in der Louisenstraße. Ein Unbekannter hatte sich nach Geschäftsschluß in ein Kaufhaus einschließen lassen, um in Ruhe aus dem großen Angebot auswählen zu können. Bei seinem kriminellen Einkaufsbummel löste er jedoch die Alarmanlage aus. Der Täter konnte verschwinden, bevor die Polizei eintraf. Nach Angaben der Beamten wurde nichts gestohlen.
BAD HOMBURG. Zwei Einbrüche wurden am Samstag in Bad Homburg von der Polizei registriert. Am frühen Morgen stiegen unbekannte Täter in eine Tankstelle an der A 661 (Taunus-Schnellweg) zwischen dem Bad Homburger Kreuz und Oberursel ein, lösten dabei jedoch die Alarmanlage aus und flohen ohne Diebesgut. In der Cabourg-Straße zerstörten zwei oder mehrere Einbrecher an einem Wohnhaus einen Rolladen und brachen die Terrassentür auf. Sie durchsuchten die gesamte Wohnung. Die Polizei weiß noch nicht, was gestohlen wurde, da der Geschädigte zur Zeit im Urlaub ist. jom
GROSS-GERAU. Ein Hauch vom Duft der großen weiten Welt liegt seit Freitag abend über der Kreisstadt. Da trudelten sie samt ihren Betreuern nach und nach in Groß-Gerau ein: 14- bis 18jährige Jugendliche aus Szamotuly (Polen), Bruneck (Italien), Tielt (Belgien) und Brignoles (Frankreich), die gemeinsam mit gleichaltrigen Groß-Gerauern in einem internationalen Jugendlager für zehn Tage in der Grundschule im Stadtteil "Auf Esch" campieren und dort die europäische Verständigung proben.
Dafür wurden die in den Ferien verwaisten Klassenräume extra zu Schlafräumen umgemodelt. Am Donnerstag, als das siebenköpfige Groß-Gerauer Betreuerteam letzten Vorbereitungen nachging, stand auf einmal die Polizei vor der Tür: Besorgte Nachbarn hatten die Pausenglocke der Schule gehört und gebeten, dort mal nach nach dem rechten zu schauen. Ansonsten gab's ob der fast hundertköpfigen Jugendinvasion, die sich nach der Abschiedsgala am Montag, 20. Juli, wieder zur Heimreise anschickt, keine Klagen seitens der Anwohner.
Eigentlich sollte es ja ein richtiges Zeltlager sein, doch "da gibt's in Groß- Gerau nicht so viele Möglichkeiten, und der Wildpark ist doch etwas abgelegen", sagt Detlev Volk, Chef des kreisstädtischen Betreuerteams. Deshalb - auch wegen der räumlichen Möglichkeiten - entschied man sich für die Schule als Basislager für die Jugendliche aus den fünf Partnerstädten.
Das Jugendlager hat Tradition. Seit mindestens fünfzehn Jahren - so genau weiß das inzwischen selbst Groß-Geraus Bürgermeister Manfred Hohl nicht mehr - treffen sich die Teenager aus den in einer Ringpartnerschaft verbundenen Schwesterstädten. Jedes Jahr ist eine andere Kommune der Gastgeber, so kommt Groß-Gerau alle vier Jahre dran. Entsprechend ist die Altersspanne ausgewählt: "Theoretisch kann jeder viermal, also in jeder Partnerstadt, dabei sein", sagt Volk. Inzwischen hat die polnische Stadt Szamotuly aus dem Partnerschafts-Quartett ein Quintett gemacht, doch der Vierjahresrhythmus bleibt fürs erste bestehen, wenngleich natürlich angepeilt ist, das Jugendlager irgendwann einmal auch in Szamotuly anzubieten. Denn gerade bei den polnischen Jugendlichen ist das Interesse am Treffen mit den Partnerstädten groß: Im letzten Jahr, erzählt Volk, ließen die Organisatoren vor Ort sogar Deutschtests schreiben, um der Bewerberflut Herr werden zu können. Die 20 Besten durften mit. Soviel Plätze stehen für jede der Städte zur Verfügung.
Doch nicht immer wird das Kontingent ausgeschöpft. Besonders die gastgebende Stadt hat manchmal Probleme, die Teens zu motivieren. Es sei nun mal kein besonderer Anreiz, in der Heimatstadt Urlaub zu machen und dafür noch 150 Mark zu bezahlen, schmunzelt Bürgermeister Hohl, der die Jugendlichen am Samstag im Historischen Rathaus empfing. Preiswerter ist die Teilnahme nur für die jungen Polen. Sie zahlen 50 Mark, den Rest legen die vier anderen Partnerstädte gemeinsam drauf. Gut angelegtes Geld, wie Groß-Geraus Verwaltungschef findet, denn auf diese Weise lerne man die Mentalität anderer nicht nur kennen, sondern auch respektieren.
Das sei ja nicht immer so gewesen, meinte Hohl und erinnerte daran, daß es noch nicht solange zurückliege, daß sich Väter und Großväter der heutigen Generation mit der Waffe in der Hand gegenüberstanden. Und in Anspielung auf den blutigen Bürgerkrieg in Jugoslawien: "Die Jugendcamps tragen dazu bei, daß ein derart aggressiver Nationalismus erst gar nicht aufkommt."
Dafür ist was anderes aufgekommen. Die Idee, das Jugendlager - zum ersten Mal überhaupt - unter ein Motto zu stellen. Grund: An touristischen Attraktionen hat Groß-Gerau nicht sehr viel zu bieten. Ausflüge in die nähere Umgebung stehen somit ohnehin an, und weil es am Rhein jede Menge Burgruinen gibt, lag es nahe, das Camp unter das Motto "Ritterspiele" zu stellen.
Auf dem Programm steht neben den traditionellen Trips zum Flughafen und nach Frankfurt auch ein Ausflug zur Burg Frankenstein und eine große Rheintour. Und die Spielangebote "zu Hause" sind dem Motto natürlich auch angepaßt.
Doch bei aller Ritterromantik soll auch die Ortskunde nicht zu kurz kommen: Am Samstag, nach dem mit Cola, Limo und belegten Brötchen ergänzten Empfang, zogen die Jugendlichen los zur Stadtrallye. Ausgerüstet mit einem Stadtplan und einem von den Betreuern ausgearbeiteten Aufgabenzettel, wurden die 14- bis 18jährigen in kleinen Grüppchen losgeschickt, um Groß-Gerau und seine markanten Punkte spielerisch kennenzulernen. CHRISTINA WALLENDA
BERLIN. Möglich, daß "Wunderworte (Divinas palabras)" von Ramón del Valle-Inclán, geschrieben 1920, uraufgeführt 1933 in Madrid, einmal eine harsche Provokation bedeuteten. 1971 besorgte Hans Neuenfels die deutsche Erstaufführung in Stuttgart. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin wurde die "dörfliche Tragikomödie" in der Übersetzung Fritz Vogelgsangs inszeniert von Armin Holz, einem neuen jungen Mann an diesem Haus. Grell geht es zu, grotesk und durchweg laut draufzu.
Der Autor, 1869 in der nordwestspanischen Provinz Galicien geboren, war ein Ungebärdiger: Student des Kanonischen Rechts, Laienbruder in einem Kartäuserkloster, Soldat in Mexiko, Bohemien in Madrid, wo ihm nach einem Caféhausstreit der linke Arm amputiert wurde. Es heißt, er habe die Operation ohne Narkose über sich ergehen lassen. Er wurde Romancier und Dramatiker, Verfasser psychologiefreier "barbarischer Komödien": "Der tragische Sinn des spanischen Lebens kann nur mit einer systematisch deformierten Ästhetik erfaßt werden." Als Royalist saß er im Gefängnis, später kämpfte er für die Republik. Er starb 1936, kurz vor der Revolte Francos.
"Wunderworte" begeben sich auf kahler Bühne mit einem neben Plastikvorhängen weit ins Parkett vorgezogenen Steg. Ein vagabundierendes Ehepaar mit einer Puppe als Baby schreit und keift sich an. Der Mann will das Kind "in irgendeinem Kaff liegen lassen". "Rabenvater" schimpft die Frau und droht, ihm das Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Sie stirbt. Miteins ist das Baby ausgewachsen, ein Krüppel und noch dazu irr: Laureano (Horst Lebinsky, in einer Karre hockend). Trotzdem reißen sich zwei Frauen um die Pflegeschaft, die vornehm tuende Küstergattin (Corinna Harchfouch) und die dörflich-dralle Marica (Elsa Grube-Deister): Auf Jahrmärkten ausgestellt, ist der Krüppel eine lohnende Einnahmequelle, besonders wenn man seine Geschlechtsteile sehen läßt.
Allerlei verschrobene Gestalten bevölkern die Szene: der Küster "Singsanglateiner" genannt, mit langem Bart, den ihm eine der Frauen abreißt (Bernd Strempel), eine quatschtüchtige Tante (Margit Bendokat), eine keusche Kindfrau, die sich vom Küster verführen läßt, ihrem Vater (Ulrike Krumbiegel), der Mann Miau mit Augenklappe (Ulrich Haß), der die Küstersfrau verführt, die deshalb von den Dorfleuten fast zu Tode gehetzt wird. Im Schnaps ertränkt, verreckt der irre Krüppel, wer soll das Begräbnis bezahlen? Die konkurrierenden Pflegemütter schieben den Toten wechselweise vor die Tür - die Lösung: den Leichnam, mit Lilien geschmückt, so lange vor der Kirche aufzubahren, bis das Geld für die Beerdigung beisammen ist.
Eigentlich wollte sich der Küster, seiner ungetreuen Gattin wegen, ja umbringen. Er klettert das Glockenseil in der Kirche hinauf. Licht aus. Es tut einen gewaltigen Rumms. Licht an. Da liegt der Küster am Boden. Tot? Mitnichten! Er erhebt sich, legt seiner Frau den Arm um die Schulter: "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein." Dies sind die im Originaltitel gemeinten "Göttlichen Worte". Sie bewirken ein halbes Happy-end der unfrommen Ereignisfolge.
Die laute, grelle, zuweilen ungelenke Inszenierung - man konnte sie als reichlich nervend empfinden und zu dem Schluß gelangen: eine Ausgrabung, die nicht lohnt. Aus dem dereinst womöglich provokanten Stück ist die Luft 'raus. Überraschenderweise reagierte das Publikum nach zweieinviertel Stunden ohne Pause mit langem Beifall, Bravorufen sogar, einigen Buhs für den Regisseur. Die hatte er auch verdient. Ein Premieren- erfolg doch immerhin. Daß er zum Dauererfolg wird, erscheint mir unwahrscheinlich. JÜRGEN BECKELMANN
Der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), Hartwig Kelm, wußte auf der öffentlichen Hauptversammlung des HR- Rundfunkrates Ende Juni zu berichten, es gebe, wie man höre, bei der Aufsichtsbehörde für den privaten Rundfunk der LPR "Zweifel daran, oder unser Konkurrent Radio FFH genügend journalistisches Profil gerade auch im Regionalen zeigt, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden".
Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) möchte diese Aussage auf Nachfrage "so dezidiert" zwar nicht bestätigen, räumte aber ein, daß sie vor kurzem an die Geschäftsführung des hessischen Privatradios FFH mit der Erwartung herangetreten sei, die Informationsangebote des Senders sollten verbessert werden. Dies sei von Radio FFH dann auch zugesichert worden. Gerade die Frage nach der Regionalberichterstattung des Senders, so LPR-Direktor Wolfgang Thaenert, werde sich verschärft stellen, nachdem Radio FFH neue Frequenzen - Feldberg, Hoher Meißner - zur Verfügung stünden (die FR berichtete darüber) und mehr als drei große regionale Fenster hätten geöffnet werden können.
Die von der LPR vorgetragenen Wünsche resultierten vor allem aus einer Programmanalyse, welche die LPR-Verwaltung im vergangenen Jahr im Auftrag des Programmausschusses der LPR-Versammlung erstellt hatte. Grundlage dieser Analyse war eine künstliche (aus Wochentagen unterschiedlicher Wochen zusammengesetzte) Programmwoche des Senders im Frühjahr 1991. Die Analyse erbrachte einen Wortanteil von 20,74 Prozent und einen Musikanteil von 79,26 Prozent. In dem ermittelten Wortprogramm war (einschließlich Moderation) auch die Werbung enthalten. Auf sie entfielen 4,46 Prozent des Gesamtprogramms. Die Information kam auf 9,39, der Bereich Bildung auf 0,11, die Unterhaltung auf 3,86 und der Bereich Beratung auf 2,9 Prozent. Der Anteil des redaktionell gestalteten Wortprogramms wurde mithin auf rund 16 Prozent des Gesamtprogramms beziffert, das waren knapp vier Fünftel des Wortprogramms.
Die Informationsbeiträge - die mehr als die Hälfte des redaktionell gestalteten Wortprogramms ausmachten - setzten sich, so heißt es in dem Bericht, zu 59 Prozent aus Nachrichten und zu 41 Prozent aus "Beiträgen" zusammen. Als durchschnittliche Länge der Nachrichtenblöcke wurden, bei in der Regel sechs unterschiedlichen Meldungen, drei Minuten gemessen. Die Nachrichtensendungen werden in diesem Zusammenhang als "Häufung kurzer Einzelnachrichten mit teilweise Schlagzeilencharakter" beschrieben. Die regionale Information füllte im Frühjahr 1991 den Untersuchungsbefunden zufolge 15,7 Prozent des redaktionell gestalteten Programms beziehungsweise ein gutes Viertel der "Kategorie Information".
Im Ergebnis halten die Autoren der Studie fest, Radio FFH sei den Bestimmungen für ein Vollprogramm im Gesetz über den privaten Rundfunk in Hessen gerecht geworden. Zugleich werden jedoch Defizite angeführt: Die "Kategorie Bildung" habe sich nur zu einem geringen Anteil in der (von den Kirchen veranstalteten) Sendung "Kreuz und Quer" feststellen lassen. Vom redaktionell gestalteten Wortprogramm entfalle ein großer Anteil auf die Bereiche Unterhaltung und Beratung, "wobei wenig journalistisches Profil entwickelt wird". Die Information finde zu durchschnittlich 59 Prozent im Rahmen der Nachrichtenblöcke statt, die aufgrund ihrer Struktur auf schlagzeilenartige Beleuchtungen des Geschehens beschränkt bleiben. Der Programmausschuß der LPR-Versammlung zog im Herbst 1991 aus der Programmanalyse den Schluß, die Ergebnisse ließen "erhebliche Zweifel aufkommen, ob das Programm von Radio FFH den gesetzlichen Anforderungen gerecht wird" (Beschlußempfehlung an die Versammlung).
Hans-Dieter Hillmoth, Programmdirektor und Geschäftsführer bei Radio FFH, bestätigte auf Nachfrage, daß sein Sender an der Verbesserung des Informationsprogramms arbeite. Im November 1992 werde ein viertes Regionalprogramm für Südhessen aus Darmstadt aufgeschaltet (zusätzlich zu Nord-/Ost-Hessen, Mittel-Hessen, Rhein-Main). Zudem sei seit Beginn des Jahres mittags die neue Sendung "Hessen regional" um 13.25 Uhr im Programm. Von 81 Mitarbeitern seien 29 in den Regionalstudios des Privatradios tätig. FFH unterhält für Westdeutschland Studios in Kassel, Fulda, Gießen, Wiesbaden, Darmstadt, Frankfurt/Main. Seit dem Jahreswechsel gibt es ein ostdeutsches Studio in Thüringens Hauptstadt Erfurt. Radio FFH, sagt Hillmoth, sei der landesweite Privatsender mit dem höchsten Wortanteil. Zudem belegt seiner Meinung nach der Aufstieg des hessischen Privatradios zum erfolgreichsten Hörfunkprogramm bei den hessischen Hörern, daß diese mit der gebotenen Information recht zufrieden seien. Im übrigen, so der FFH-Vertreter, weise auch das öffentlich-rechtliche Konkurrenzprogramm HR 3 keinen besonders hohen Wortanteil auf. Der wurde von Intendant Kelm auf der Sitzung des Rundfunkrates auf 14 Prozent beziffert. FK
BAD HOMBURG. 10 000 Mark Schaden gab es bei einem Verkehrsunfall in Kirdorf. Ein Autofahrer wollte von der Hauptstraße nach links in die Bachstraße einbiegen, mißachtete jedoch - so die Polizei - die Vorfahrtsregelung und prallte mit einem Fahrzeug zusammen. jom
Intendant Albert Scharf hat die Einführung eines Redaktionsstatuts für den Bayerischen Rundfunk (BR) abgelehnt. Er sehe darin eine Art Nebengremium zum Rundfunkrat. Das sei nach dem Bayerischen Rundfunkgesetz unzulässig, teilte BR-Sprecher Thomas Gruber auf epd-Anfrage mit. Aus diesem Grund habe sich Scharf entschlossen, das von der Redaktionsversammlung im Oktober vorigen Jahres verabschiedete Statut nicht zu unterschreiben.
Allerdings trifft der BR-Intendant im Juli noch einmal mit Vertretern des Redaktionsausschusses zusammen, um über die Angelegenheit zu sprechen.
Die Sprecherin des Redaktionsausschusses, Corinna Spieß, glaubt allerdings nicht, daß Scharf in dieser Frage noch einlenken wird. "Unser Optimismus ist gering", so Spieß. Immerhin habe der BR-Intendant aber eine "praktische Zusammenarbeit" mit dem Redakteursausschuß angeboten. Dazu gehöre auch die Zusage, miteinander im Gespräch zu bleiben und auf Probleme und Anregungen der Redaktionsversammlung verstärkt einzugehen.
Das Statut wollte den BR-Redakteuren und -Programmitarbeitern die Möglichkeit der Anhörung und Mitentscheidung bei Programmkonflikten und Personalentscheidungen einräumen. Dazu sollte der Redakteursausschuß als von dem Intendanten legitimierte Schlichtungsinstanz in Aktion treten. Der Ausschuß sollte ferner bei Personalentscheidungen ein Anhörungsrecht haben und Mitteilungen über die BR-Pressestelle verbreiten können. epd
Der neue Werbeslogan prangt mit blauen Lettern auf weißem Grund auf einer überdimensionalen Leinwand. Weithin sichtbar zu lesen. "Der FSV setzt neue Akzente." Der Traditionsverein aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim scheint aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, will aus dem Schatten des übermächtigen Nachbarn Eintracht Frankfurt heraustreten. Die Amateure vom Bornheimer Hang bewiesen dabei viel Mut zum Risiko. Nicht auf dem Bornheimer Marktplatz, sondern in der Frankfurter Innenstadt, auf dem Vorplatz der Alten Oper, präsentierte sich der hessische Oberligist dem Frankfurter Publikum. Erstem Naserümpfen folgte bei vielen Passanten schnell Begeisterung. Denn der FSV hatte sich einiges einfallen lassen. Und warum soll nicht auch ein vermeintlich "Kleiner" einmal ganz groß feiern?
Nach dem obligatorischen Foto-Termin zapften die Schwarz-Blauen kräftig Freibier. Während einer ihrer Sponsoren die vorbeischlendernden, ahnungslosen Spaziergänger mit Pasta verköstigte, fungierte der US-amerikanische Musical-Sänger Jonathan Price mit seinen Songs als "Eisbrecher". Zumal er allen FSV-Anhängern aus dem Herzen sprach, als er auf die Frage des Moderators, ob er sich den im Fußball auskennen würde, blitzschnell antwortete: "Ja, natürlich, ich kenne die kleine Eintracht und den großen FSV." Zufrieden zeigten sich denn auch die Verantwortlichen des FSV, denen das Bad in der Menge sichtliche Freude bereitete. Wann hatten sie zuletzt schon solchen Zuspruch erfahren ? Am Bornheimer Hang zweifellos nicht.
Einen Tag vor der Abfahrt der Oberliga-Mannschaft ins einwöchige Trainingslager nach Brücken am Niederrhein versprühten die Bornheimer allenthalben Zuversicht. Der Mitfavorit um die Meisterschaft hat sich gezielt für die neue Spielzeit verstärkt. Die Hoffnungen sind groß. Das Fernziel heißt wieder einmal Zweite Bundesliga. Allerdings müssen die FSV-Spieler noch kräftig üben. Beim Torwandschießen blieb ihnen das Erfolgserlebnis noch versagt.
Keine Selbstdarstellung ohne politischen Glanz. Sogar Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), der eigens wegen des Höchster Schloßfestes, des Federation-Cups und natürlich des FSV Frankfurt seinen Urlaub auf Elba unterbrach, eilte vom Römer zu Frankfurts teuerstem Prachtbau. Und auch Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) weilte kurzzeitig im Kreise der FSV-Honorationen.
Neue Akzente im Frankfurter Sportgeschehen zu setzen, hat der FSV Frankfurt in seiner fast einhundertjährigen Vereinsgeschichte schon oft probiert - der neueste Versuch scheint wieder einmal vielversprechend. hu
BUND-Ortsverband trifft sich heute GELNHAUSEN. Der Ortsverband Gelnhausen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) trifft sich am heutigen Montag um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Kaiserpfalz" in der Philipp- Reis-Straße.
Der neue Kölner Fernsehsender VOX will ab Januar nächsten Jahres ein klares Informationsprogramm ausstrahlen. VOX-Sprecher Bernd Samland trat damit Berichten entgegen, wonach die Gesellschafter ihren neuen Nachrichtenkanal noch vor Sendestart mit dem geplanten RTL 2-Programm fusionieren wollten. Während RTL 2 bislang nur aus einer Projektgruppe bestehe, sei VOX ein "Sender mit bereits 100 Leuten an Bord". 150 Mitarbeiter seien fest unter Vertrag, die ersten bezögen in diesen Tagen das neue Sendegebäude in Köln-Ossendorf. Bei der Vorbereitung des Programmstarts sei VOX "voll im Plan", versicherte Samland.
Auch der Ausstieg des US-Medienkonzerns Time-Warner aus dem Gesellschafterkreis Anfang Juli sei "für keinen der Beteiligten überraschend" gekommen und keinesfalls ein Krisensymptom, sagte der VOX-Sprecher. Time-Warner ist jetzt mit 28 Prozent beim Berliner Konkurrenzkanal n-tv (news-television) beteiligt. Für die freigewordenen 14,5 Prozent VOX-Anteile gebe es mehrere "ernsthafte Interessenten", so Samland. epd
COLOMBO, 12. Juli (AP). Bei einem Überraschungsangriff auf ein Lager der Regierungstruppen im Norden Sri Lankas haben tamilische Separatisten am Samstag mindestens 46 Soldaten getötet und weitere elf verletzt. Regierungstruppen hatten vor zwei Wochen mit einer Offensive begonnen, in deren Verlauf bisher 440 Tamilen getötet wurden.
KÖNIGSTEIN. "Die hauen alle ab, die Verräter!" Mit gespielter Empörung beobachtet die Königsteiner Flohmarkthändlerin, wie neben ihr schon wieder ein Kollege einpackt. Nach einer Stunde hat er schon genug - nicht verkauft, sondern vom Wasser.
Regen stutzte gestern den alljährlichen "Großen Flohmarkt" in der Königsteiner Fußgängerzone. Das sonst dichte Publikumsgedränge blieb aus. Händler, die sich in aller Frühe die besten Plätze gesichert hatten, waren dieses Jahr umsonst so früh aufgestanden. Viele Plätze blieben frei, in der Hauptstraße klafften große Lücken, und im sonst überfüllten Kurpark verloren sich vereinzelte Stände.
Kommerzielle Händler mit Antiquitäten und Werkzeug, Mütter mit Kinderkleidung und Schüler mit David-Hasselhoff-Platte und Homecomputer - das Angebot war dennoch wieder breit gefächert. Schirme verdeckten allerdings meist die Sicht darauf. Die ausharrenden Händler hüllten Plastikplanen über Kostbarkeiten und Trödel oder zogen sich unter Markisen und in Hauseingänge zurück. "Vielleicht wird's bald besser", redeten sich einige zwar selbst Hoffnung zu, doch diese schwand bald. Und mit ihr sank an vielen Ständen die Lust zum Feilschen und die Preise. Flohmarktbesucher konnten Schnäppchen machen.
Auch das Thermometer war gesunken, auf 16 Grad. So machte wenigstens die Feuerwehr mit heißen Würstchen ein gutes Geschäft.
Glühwein für durchnäßte Besucher war leider nicht im Angebot. Mißmutig schaute ein Königsteiner aus der schützenden Kurparkpassage auf das traurige Treiben, sich vergangener Flohmarkt-Freuden erinnernd: "Schade um den schönen Markt." stk
RIEDSTADT. Von Sirenengeheul wurde die Riedstädter Bevölkerung am Samstag morgen aufgeschreckt. Schon in der Nacht war in einem Clubheim auf dem Gelände einer Reifenfirma in der Goddelauer Stahlbaustraße ein Schwelbrand ausgebrochen, der allerdings erst am Morgen kurz nach acht Uhr bemerkt wurde.
Da hatte sich das Feuer bereits durch die Mauer zu dem angrenzenden Reifenlager gefressen. 30 Reifen verbrannten. Die Feuerwehren Goddelaus und Erfeldens hatten reichlich zu tun, bis der Brand gegen 9 Uhr unter Kontrolle und die Gefahr eines Übergreifens des Feuers auf das übrige Reifenlager gebannt war.
Die Polizei vermutet, daß das Feuer durch einen Kurzschluß im Tresenbereich des durch den Brand völlig zerstörten Clubheims ausbrach. Die Gesamtschadenshöhe steht noch nicht fest. wal
Die Olympiariege des Deutschen Turnerbundes (DTB) ist eine altersmäßig gut durchmischte Mannschaft. Drei Familienväter, Ralf Büchner sowie die 27jährigen "Veteranen" Sylvio Kroll (Cottbus) und der Ex-Leipziger und Neu-Westfale Sven Tippelt und Starturner Andreas Wecker bilden das Gerüst dieses Teams. Doch auch der 19jährige Benjamin der Sechserriege Oliver Walther wird immer besser. Der hallensische Schüler trug maßgeblich zum Erfolg der letzten Generalprobe für Olympia in Ludwigshafen bei. Die deutschen Turner gewannen mit 572,82 Punkten souverän den Länderkampf gegen Rumänien (568,25) und die Schweiz (556,25).
Oliver Walther ("momentan das größte deutsche Turntalent", so Cheftrainer Franz Heinlein) turnte sich am Wochenende an die dritte Stelle im deutschen Team, obwohl ihm der Abgang von seinem Paradegerät, dem Reck, an dem er als einziger vier Flugteile turnte, mißlang. "Mir fehlte am Ende die Kraft", meinte der Vizejunioren-Europameister von 1989 an diesem Gerät nach dem Wettkampf. Oliver Walther gilt als sehr zuverlässiger Turner, der immer seine optimale Leistung bringt, wie sein Trainer, Uwe Ronneburg, bekräftigt.
Der ruhige, 1,63 Meter kleine und nur 53 Kilogramm leichte Mann ist ein zurückhaltender, reservierter Typ, der sich selbst als "nervenstark" charakterisiert. Franz Heinlein rühmt insbesondere die technischen Qualitäten von Oliver Walther, der mit fünf Jahren zu turnen begann und mit zehn Jahrn in die Kinder- und Jugendsportschule in Halle kam. "Sein Kovasz-Salto am Reck ist technisch der weltbeste", meint der Cheftrainer. Nach einer Knieverletzung ist der Hallenser dabei, am Boden und am Sprung aufzuholen.
Obwohl die Rumänen und die Schweizer in Ludwigshafen kein Prüfstein für die Edelmetallvergabe in drei Wochen waren, weiß Franz Heinlein, daß die Medaillenträume natürlich zu blühen beginnen. Doch die Meßlatte für Olympia hängt sehr hoch, schließlich turnten die DDR-Männer vor vier Jahren auf den Silberplatz. Dazu gab es damals für Jörg Behrend Gold an den Ringen und vier weitere Plaketten in den Gerätefinals.
Franz Heinlein ist deshalb bemüht, die Euphorie etwas zu dämpfen: "Unsere Wunschvorstellung ist eine Medaille", bekräftigt er und dazu gehöre "genügend Glück" und "wohlgesonnene Kampfrichter". Die benötigt die DTB-Riege vor allem am Sprung, an dem insbesondere in der Pflicht viel danebenging. Selbst die zweit- und drittklassigen Gegner holten am Wochenende hier mehr Punkte. Einmal ist die Schwierigkeit der Sprünge generell nicht sehr hoch, dazu kommen Standprobleme aller Turner. DTB-Sportdirektor Edi Friedrich sieht "keinen Grund zur Panik". Und Franz Heinlein gibt zu bedenken, daß der Länderkampf aus einer Hochbelastungsphase im Training heraus "ohne spezielle Vorbereitung" erfolgt ist.
Einer, für den es ganz wichtig sein wird, daß es in drei Wochen in Barcelona keinen Einbruch im Sprung gibt, der die Mannschaft aus den Medaillenrängen fallen läßt, ist Andreas Wecker, der in Ludwigshafen Weltklasseleistungen am laufenden Band zeigte und souverän die Einzelwertung mit 116,30 Punkten vor Sylvio Kroll (114,65) gewann. "Wenn wir mit dem Team nur fünfte werden, wird es auch für Andreas schwerer, an einem Gerät ganz nach vorne zu kommen", meint sein Trainer, Lutz Landgraf, die Mentalität der Kampfrichter zu kennen.
"Die Mannschaft wird auf den Punkt fit sein. Ich denke gar nicht daran, daß wir keine Medaille gewinnen", machte sich Andreas Wecker Mut. Der 22jährige Berliner wirkt gelassen wie selten und scheint in der Form seines Lebens zu sein. Der Reck-Europameister ("Ich lebe vom und mit dem Turnen."), dem noch der ganz große Titel fehlt, ist durchaus für Medaillen am Seitpferd, an den Ringen und am Reck gut. Franz Heinlein traunt Wecker eine Mehrkampf-Medaille zu, allerdings müsse es "optimal laufen". Bekanntlich ist auch ein Sieger Andreas Wecker für einen Trainer viel angenehmer. KARL-WILHELM GÖTTE
ROM, 12. Juli. Ohne Lösegeldzahlung ist am Wochenende der achtjährige Farouk Kassam nach einem halben Jahr Gefangenschaft von seinen sardischen Entführern freigelassen worden. 300 Polizisten und Carabinieri hatten die Banditen in die Enge getrieben.
Elf Millionen Italiener erlebten in der Nacht zum Samstag eine Serie von Sondermeldungen und Dementis, ehe Polizeichef Vincenzo Parisi die Freilassung des Jungen bestätigte. Um die Eltern unter Druck zu setzen, hatten die Kidnapper dem Kind vor wenigen Wochen vom Knorpelteil des linken Ohres ein Stück abgeschnitten und den Angehörigen zugeschickt.
Innenminister Nicola Mancino feierte Farouks Befreiung als einen "Sieg des Staates und der Regierung". Nach wenigen Stunden schon reisten Kind und Eltern nach Paris, wo die Eltern der Mutter wohnen. Die Banditen hatten ein enormes Lösegeld verlangt unter Hinweis darauf, Farouk sei mit dem steinreichen Oberhaupt der Ismailiten-Sekte verwandt, was von Karim Aga Khan stets abgestritten wurde. In einer Pressekonferenz am Samstagmorgen dankte Vater Fateh Kassam Polizei und Bevölkerung für Hilfe und Anteilnahme, richtete aber zugleich scharfe Angriffe gegen Zeitungen und Fernsehen: Durch ihre Veröffentlichungen sei eine mögliche frühere Freilassung des Kindes verhindert worden.
Aus der sardischen Bevölkerung waren in jüngster Zeit wiederholt Proteste gegen die Entführung laut geworden. Während einer Ostermesse hatte Farouks Mutter die Frauen der Insel aufgerufen, sich öffentlich für eine Rückkehr ihres Sohnes einzusetzen.
(Siehe auch "Aus aller Welt", Seite 20)
SCHLUSSWORT
"Vor 25 Jahren starb der Engländer Tom Simpson bei der Tour de France wegen unsachgemäßen Dopings. Heute, so Professor Donike, könne so etwas nicht mehr passieren." Aus einer Ankündigung des Sport-Informations-Dienstes (sid) zu einem Artikel über die Tour de France.
HEUSENSTAMM. Wohnraum für mindestens drei- bis viertausend Menschen können nach Schätzung von Bauamtsleiter Lothar Schmitz in den kommenden 50 Jahren noch in der Stadt geschaffen werden. Zwar gibt es in Heusenstamm außer an der Hohebergstraße kaum noch ausgedehnte Neubaugebiete. Die Stadt möchte jedoch alle Chancen der sogenannten Verdichtung nutzen und die Bürger/innen animieren, im gesamten Stadtgebiet neue Wohnungen zu errichten.
Auch den sozialen Wohnungsbau möchte man ankurbeln: Baugesellschaften sollen künftig durch städtische Zuschüsse und Subventionen zusätzliche Anreize erhalten. Nach dem Vorbild der Nachbargemeinde Obertshausen will damit die Stadt Eigentümerin von Sozialwohnungen werden, ohne selbst zu bauen. Bisher gehören ihr 170 Wohnungen.
"Heusenstamm hat noch ausreichend Reserven für den Bau von Wohnungen", meint Bürgermeister Josef Eckstein (CDU). 1987 hatte der Umlandverband Frankfurt in seinem Flächennutzungsplan für Heusenstamm insgesamt 15 Hektar als Baugebiete ausgewiesen. Dazu gehörten Flächen beiderseits der Hohebergstraße und die Felder zwischen Heusenstammer Straße und Hubertussiedlung in Rembrücken.
Diese Neubaugebiete sollten in drei Phasen für eine Bebauung freigegeben werden. Angesichts der Wohnraumknappheit ist der Stufenplan inzwischen hinfällig. "Da soll möglichst bald gebaut werden", sagt Eckstein. Dennoch werden Monate und Jahre vergehen, bis die Bebauungspläne Rechtskraft erlangt haben und die ersten Baugruben ausgehoben werden.
Deshalb fördert die Stadt die Verdichtung - nicht nur in Rembrücken, wo (wie angekündigt) demnächst bei einer Bürgerversammlung über die Möglichkeiten des Wohnungsbaus auf bereits erschlossenen Grundstücken informiert wird. Schon jetzt erteilt ja Heusenstamm jährlich rund 120 Baugenehmigungen. Nach den Vorstellungen von Eckstein und Schmitz soll diese Zahl beträchtlich gesteigert werden. Das betrifft dann auch den Ausbau von Dächern und die Anbauten an bereits existierende Wohnhäuser. "Wir können keinen Bürger zum Wohnungsbau zwingen, sondern nur darum werben, daß was geschieht", erläutert Lothar Schmitz. Selbst gegenüber Eigentümern, die baureife Grundstücke brachliegen lassen, verfügt die Kommune kaum über Druckmittel. Ein gerichtlich verhängtes "Baugebot" läßt sich allemal mit der Ausrede umgehen, man habe zur Zeit nicht genügend Geld fürs Bauen.
Heusenstamm will seine Bürgerinnen und Bürger durch sanfte Überredung zum Neubau von Wohnungen bringen. Dabei braucht in einigen Gebieten nicht mal der Bebauungsplan geändert zu werden - beispielsweise in der Altstadt zu beiden Seiten der Bahnlinie oder in der "Neuen Wohnstadt" rund um die Adolf-Reichwein-Schule. Kriterien für die Baugenehmigung: Der Entwurf muß den gesetzlichen Richtlinien entsprechen und in die Umgebung passen.
Die Stadt will sich bemühen, daß künftig mehr Mietwohnungen als bisher gebaut werden. Dabei sollen die Häuser nicht mehr als drei Geschosse haben. hf
RÜSSELSHEIM. Ohne Einzäunung und Eintrittsgeld, wie im vergangenen Jahr, dafür unter Einsatz des städtischen Geschirrmobils, ging am Wochenende der "Sommergarten" der Rüsselsheimer Gastronomie über die Bühne. Auch wenn Petrus mit den Wirten schmollte und nach einem nicht nur wettermäßig hervorragenden Start am Donnerstag vor allem am Samstag und Sonntag immer mal wieder einen kleinen Guß von oben schickte - die Festbesucher ließen sich die Laune nicht verderben und probierten sich bei einem Rundgang über den Marktplatz quer durch die angebotenen Köstlichkeiten.
Egal, ob es den Gaumen nach einer simplen Bratwurst, knusprigen Kartoffelpuffern oder einem edlen Crevettenspieß gelüstete, ob der Sinn nach Sekt, Selters oder einem frischgezapften Pils stand - alles war vorhanden, sofern die richtigen Stände angelaufen wurden.
Die Wirte, deren viertägiges Fest inzwischen zum festen Bestandteil im frühsommerlichen Veranstaltungskalender der Stadt geworden ist, hatten auch diesmal ein Programm zusammengestellt, das sich sehen lassen konnte. Im hinteren Bereich des Platzes sorgten das für den Nachwuchs aufgestellte Kinderkarrussell und eine Schießbude für ein bißchen Jahrmarktsflair, auf der großen Bühne an zentraler Stelle des Platzes hinter dem Rathaus kamen alle Altersgruppen musikalisch auf ihre Kosten.
Von Countrymusik und Oldie-Klängen bis hin zur Volksmusik wurden im Laufe des viertägigen Festes, das am Sonntag zu Ende ging, fast alle Geschmäcker bedient. Daß sich der Himmel immer wieder verdüsterte, hielt keinen ab, sich an den auf der Platzmitte aufgestellten Bänken niederzulassen. Schließlich gab's genügend Schirme, die zwar eigentlich als Sonnenschutz gedacht waren, sich aber auch als Zuflucht vor dem Regen als äußerst brauchbar erwiesen.
Gebraucht wurde auch das städtische Geschirrmobil, das lief auf Hochtouren, nachdem die Gastwirte auf Pappteller und -becher verzichteten. Das sei umweltfreundlich und "schmeckt ganz einfach auch besser", so die oft gehörte Meinung der Gastronomen, die die Besucher teilten. Daß pro Gedeck drei Mark Pfand erhoben wurde, störte keinen. Schließlich gab's das Geld zurück, sobald Teller und Bestecke an der zentralen Rückgabestelle abgeliefert wurden. wal
RÜSSELSHEIM. Weil sie in einer Garage im Europaring Kratzgeräusche hörten, die Hausbewohner aber nicht zu Hause waren, alarmierten Anwohner am Freitag die Polizei, die dann mit Hilfe der Feuerwehr die Garage öffnete. Doch statt der vermuteten eingesperrten Katze kam ein Igel zum Vorschein, der "dann wohlauf seines Weges zog, nachdem er vom Nachbarn noch eine Wegzehrung bekam", heißt es im Polizeibericht. wal
FLORENZ. Im April 1492 ist Lorenzo de' Medici, il Magnifico, der Prächtige in Florenz gestorben, der Freund der Musen und der Händler, dem die Stadt am Arno ihre größte Blüte verdankt und dem zu Ehren sie jeden Anlaß zum Feiern nutzt, den sie finden kann. Gerade erst hat in den Uffizien eine eminente Ausstellung von Renaissance-Zeichnungen ihre Pforten geschlossen, weil man die aus vielen Instituten entliehenen Feder- und Kreidezeichnungen nicht über den ganzen Sommer dem Licht aussetzen konnte. Die kostbaren Blätter, teils Skizzen, die vom unersättlichen Wissensdurst der Renaissance-Maler zeugen, teils Kunstwerke eigenen Rangs (Michelangelo, Lorenzo di Credi, Leonardo da Vinci, Ghirlandaio, Botticelli) wird man in dieser Zusammenstellung kaum wieder zu Gesicht bekommen.
Doch auf den Spuren Lorenzos wandeln auch andere Häuser, so die Casa Buonaroti in der Via Ghibellina, Michelangelos Florentiner Haus, das bis ins 19. Jahrhundert im Besitz der Familie geblieben und heute ein kleines städtisches Museum ist. Ein bißchen angestaubt wirkte das Haus in den letzten Jahren, Charles Tolnay, der große Michelangelo- Forscher, der ihm lange vorstand, ist schließlich schon über ein Jahrzehnt tot, und außer den schönen Sälen zwei Plastiken und ein paar Zeichnungen des Meisters gibt es normalerweise darin nicht viel zu sehen. (Die meisten Zeichungen hatte die Familie im Lauf der Zeit verkauft, einige auch jener Buonaroti, der als Revolutionär in Paris Furore machte . . .)
Doch seit man dort vor zwei Jahren "Malerei des Lichts" zeigte, ist das Haus wieder lebendig geworden, im Erdgeschoß gibt es einige gut hergerichtete und beleuchtete Räume, die sich hervorragend für Kabinett-Ausstellungen eignen wie "Der Garten von San Marco - Meister und Genossen des jungen Michelangelo". Diesen Garten hatten die Medici um 1470 anlegen lassen, nicht um dort Küchenkräuter zu ziehen, sondern als eine Freiluft-Werkstatt und Atelierlandschaft, in der die jungen Talente sich an den dort aufgestellten antiken Skulpturen-Fragmenten (die wertvollen Stücke standen im Palast der regierenden Familie) unter Anleitung von Meister Bertoldo im Zeichnen üben konnten.
Die mäzenatische Geste haben viele genutzt, unter anderem der junge Michelangelo, der dort, der Fama nach, viel lieber arbeitete, als bei seinem eigentlichen Lehrmeister. Vasari berichtet, daß im Garten von San Marco auch Zeitgenossen Entwürfe, Plastiken und dergleichen ausstellten: es gab viel zu sehen für den Fünfzehnjährigen, der um 1490 dort sein Relief von der "Centaurenschlacht" aus dem Marmor schlug, ein wildes Geschlinge vieler im Ringkampf befindlicher Figuren, das den Einfluß der römischen Skulpturen ebenso verrät, wie Michelangelos Interesse an einer bewegten Szene. Die bräunliche Marmorplatte, sonst im ersten Stock der Casa Buonaroti plaziert, bezeichnet das Thema des ersten Ausstellungssaals, der ansonsten einige Kleinplastiken aus der Zeit, ein paar schöne Zeichnungen und den Abzug eines Kupferstichs von Pollaiuolo "Kampf der zehn Nackten" präsentiert, junger Männer, die mit angespitzten Krummschwertern herumfuchteln und des Künstlers genaue Kenntnis vom Muskelspiel männlicher Körper verraten.
Inmitten von so viel Anatomie nimmt sich eine kleine Bildtafel (30x18 cm) ein bißchen verloren aus und ist doch das geheime Zentrum des Saals: eine "Judith" von Andrea Mantegna, um 1480 entstanden und mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch mit einem Bild, das 1492 in einem Verzeichnis von Lorenzos Kunstbesitz auftaucht, auch wenn es dort einem Andrea Squarcione zugeschrieben wird, weiß man doch, daß Mantegna zuweilen so genannt wurde. Mit 15 Golddukaten wurde das Bild im Verzeichnis bewertet - Lorenzo muß es sehr geschätzt haben.
Auch wenn es also nie im "Garten" war, es aus Washington nach Florenz zu holen, lag gleichwohl nahe. In seinem raffinierten Aufbau, seiner plastischen Statuarik "paßt" es nur zu gut ins Ambiente. Mantegnas Judith, die mit der Linken Holofernes abgeschlagenen Kopf über dem Sack hält, den die Dienerin dafür öffnet, in der Rechten noch das Schwert, das einem Schlachtermesser ähnlicher sieht als einer Waffe, wendet den Kopf ab von ihren Händen, blickt ins Leere, nur im Gesicht der Magd ist eine Spur von Erregung, und hinten rechts erkennt man die Fußsohle des Gemeuchelten. Delikates Rosé, ins Gelbliche spielend, für den Baldachin, ein zartes Grau für Judiths Nachtgewand, ein strahlendes Blau für ihren Überwurf und ein klares Gelb fürs rot gefütterte Gewand der Dienerin, diese Farben machen die in der Bewegung erstarrte Szene lebendig: ein Wunderwerk an Ökonomie und sensuellem Reiz. Genau diese Farben tauchen auf Michelangelos Bildern später immer wieder auf. So also muß man sich die Vorbilder denken, die der junge Außenseiter im Garten der Medici suchte.
Oder so: in einem Flachrelief (33,9x32,8 cm, heute in Boston), das, ursprünglich ein Teil eines Tabernakels, eine Madonna mit Kind und Engeln zeigt. Kaum daß das nachdenklich, klassisch profilierte Gesicht der Mutter sich entschieden vom Hintergrund löst, alles andere bleibt in den sehr flachen Kurvaturen der Marmortafel, die beiden Baby-Engel und das Kind, das, zärtlich gehalten, zwischen den weit auseinandergestellten Beinen der Mutter liegt. Es ist eine unglaublich intime, sehr private Szene, die ihren heiligen "Gehalt" nur vorzuschützen scheint, entstanden zwischen 1425 und 1430, da war Donatello auf der Höhe seines Könnens. Diese wunderbare Plastik bringt die Ausstellung in einen direkten Zusammenhang mit Michelangelos "Madonna della Scale", noch einer Arbeit des Fünfzehnjährigen, die in der Casa Buonaroti "zu Hause" ist. Der junge Bildhauer setzt sich ab vom Meister, geht viel mehr in die Tiefe des Marmors, dreht die Madonna (bei ihm sitzt sie rechts, blickt nach links) und wagt es, das Jesuskind nur in der Rückenansicht zu zeigen, den Kopf unter einem Tuch verborgen, offenbar an der Mutterbrust hängend. Beiden gemeinsam ist die "gesehene" Privatheit, beiden sind die unvermeidlichen Engel Dekor - das verbindet, auch wenn der ungestüme Junge die Zartheit des großen Vorbilds sichtlich nicht will.
Neben diesen Meisterwerken vieles dazu Passende, Gegenstand der Kunstgeschichte, einige Gemälde und Zeichnungen, reizvoll realistische Porträtbüsten, ein stark farbiges Tempera-Porträt des Piero di Lorenzo de' Medici aus einem Homer-Druck - eine kleine und größere Kostbarkeiten und im letzten der vier Säle, der den "Mythen" gewidmet ist, eine bezaubernde Allegorie der Medici von Filippino Lippi, deren Inschrift vor Familienzwist warnt.
1494, nach der temporären Vertreibung der Medici, wurde auch der Garten geschlossen, den man anderthalb Jahrzehnte früher reisenden Fremden als Attraktion im kunstliebenden Florenz gezeigt hatte.
Die kleine, gut gehängte und postierte, im Katalog hervorragend beschriebene und abgebildete Ausstellung ist ein Musterbeispiel kunstgeschichtlicher Intelligenz: sie läßt Fragen zu, sucht sie zu beantworten und ist vor allem: schön.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
("Il Giardino di San Marco, Maestri e Compagni del giovane Michelangelo", Casa Buonaroti, Florenz, bis 19. 10. 1992, Di.-So., 10-17 Uhr, Eintritt 6000 Lire, Katalog 45 000 Lire.)
Es ist schon so: Wir haben in Deutschland traditionell einen gut organisierten und leistungsfähigen öffentlichen Dienst, um den uns manch anderes Land beneidet. Aber wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie an der falschen Stelle. Wir müssen uns fragen, was wir dagegen tun, daß die Schere zwischen wachsenden staatlichen Aufgaben einerseits und knapperen finanziellen und personellen Ressourcen andererseits immer weiter auseinanderklafft. Steigende Erwartungen bei vermehrten Aufgaben und zunehmender Enge der öffentlichen Haushalte müßten uns eigentlich zu neuen Lösungen bei der Erfüllung staatlicher Aufgaben zwingen. Also sollten wir bereit sein, traditionelle Denkmuster und hergebrachte Organisationsformen in Frage zu stellen.
Eine OECD-Studie über "Public Management Development" hat es kürzlich wieder bestätigt: Die Bundesrepublik ist ein Modernisierungsmuffel. Alle Industrieländer unternehmen verstärkte Anstrengungen zu einer Leistungssteigerung des öffentlichen Sektors, und überall gehen die Bemühungen in die gleiche Richtung - es gilt, zu einer stärkeren Dezentralisierung, zu einer ergebnisorientierteren Finanzpolitik, zur verstärkten Nutzung moderner Informationstechniken und zu einer flexibleren Personalpolitik zu kommen. Die Bundesrepublik wird in dem OECD-Bericht an keiner Stelle mit einem positiven Beispiel erwähnt.
Um Mißverständnissen gleich vorzubeugen: Es geht nicht um simple Privatisierung. Der öffentliche Sektor ist nicht ohne Grund anders organisiert als die Privatwirtschaft. Öffentliche Sicherheit, saubere Luft oder modernste Infrastruktur produziert der Markt nicht von allein, aber sie sind für eine lebenswerte und leistungsfähige Industriegesellschaft lebensnotwendig.Die volkswirtschaftliche Potenz eines Staates oder einer Region resultiert nun einmal aus der Leistungsfähigkeit des privaten und des öffentlichen Sektors. Das heißt, die Qualität staatlicher Leistung und die volkswirtschaftliche Gesamtleistung bedingen einander.
Die Entwicklung in den neuen Bundesländern zeigt sehr deutlich, daß Privatinvestitionen ohne Vorleistung des Staates nicht in Gang kommen. Ohne funktionsfähige Verwaltung und Infrastruktur, ohne ein breitgefächertes Angebot öffentlicher Dienstleistungen ist eine soziale und ökologische Erneuerung der Volkswirtschaft nicht möglich.
Zu einem modernen und konkurrenzfähigen Standort Deutschland gehört daher nicht nur eine Wirtschafts- und Technologiepolitik, die sich auf die neuen Herausforderungen einstellt, sondern dazu gehört nicht minder ein moderner und effektiver öffentlicher Sektor. Deshalb sollten wir die unsägliche "Privatisierungs"-Diskussion überwinden und uns statt dessen der Frage zuwenden, wie der öffentliche Sektor der Zukunft konkret organisiert sein soll.
Die Diskussion über Privatisierung wird bei uns seit langer Zeit reichlich emotional und auch recht ideologisch geführt. Für die einen ist Privatisierung ein marktwirtschaftliches Allheilmittel zur Lösung sämtlicher öffentlicher Aufgaben, für andere ein reaktionärer Kampfbegriff zur Zerschlagung des Sozialstaates. Dies sind Schlachten von gestern. De facto werden schon heute erheblich mehr öffentliche Aufgaben mit Hilfe Privater wahrgenommen, als allgemein bekannt ist. Bereits 1983 hat etwa die Landesregierung Nordrhein-Westfalen Zahlen vorgelegt, nach denen der landesweite Privatisierungsgrad im Bereich der Abfallbeseitigung bei 82,5 Prozent, der Kanalreinigung bei 45,5 Prozent und der Straßenreinigung bei 20 Prozent lagen. Diese Zahlen sind inzwischen noch erheblich gestiegen. Und die schleswig-holsteinische Landesregierung vergibt zum Beispiel 60 Prozent der Hochbauplanungen an freiberufliche Architekten und Ingenieure.
Aber die Privatisierungsdiskussion geht am Kern des Problems vorbei. Die Rechtsform der Wahrnehmung einer öffentlichen Aufgabe ist nachrangig. Worauf es ankommt, ist, daß sie zuverlässig und effizent wahrgenommen wird. Den Bürgerinnen und Bürger ist es egal, mit Hilfe welcher rechtlichen Konstruktionen Vorsorge getroffen wird für Industriegebiete, Abwasserreinigung, Müllabfuhr, öffentlichen Personennahverkehr, Grünanlagen, Kindergärten oder auch Straßen - wichtig ist, daß dies effektiv und wirtschaftlich geschieht, und daß die öffentliche Kontrolle funktioniert.
Wir werden künftig vermehrt öffentliche Aufgaben durch Zusammenarbeit mit privaten Stellen wahrnehmen müssen. Hier gibt es im Kern auch keinen Dissens mit den Gewerkschaften. Ob die Voraussetzungen für eine öffentlich-private Partnerschaft vorliegen, muß in jedem Einzelfall entschieden werden. Unabdingbare Kriterien sind dabei die Qualität, die Sicherstellung einer dauerhaften, gleichmäßigen und flächendeckenden Leistung, eine zumutbare Kostenbelastung für die Bürgerinnen und Bürger, die Vermeidung von Monopolen bei Privatunternehmen und die Sozialverträglichkeit bei den Beschäftigten.
Das bei uns vorherrschende System der bürokratischen Steuerung und der kameralistischen Haushaltsführung wird auch als System der "organisierten Unverantwortlichkeit" bezeichnet. Kompetenz und Verantwortung stimmen nicht überein. Zum Beispiel sind die fachlich Zuständigen für eine öffentliche Dienstleistung in der Regel nicht zugleich verantwortlich für den Mittel- und Personaleinsatz. Wer sich wirtschaftlich verhält, wird vom System bestraft: Was an einer Stelle eingespart wird, darf nicht an anderer Stelle sinnvoller verwendet werden, sondern geht in den allgemeinen Haushaltstopf zurück. Für die Mittelknappheit sind auf diese Weise immer andere verantwortlich. Auf den Arbeitsplätzen selbst höherer Vorgesetzter wird, da die Ressourcenveranwortung fehlt, mehr verwaltet und beantragt als geführt und verantwortet.
Im Grunde genommen gibt es in diesem System der "organisierten Unverantwortlichkeit" für echte Führungskräfte keine Verwendung. Die Modernisierung des öffentlichen Sektors jedenfalls muß vor allem an den Steuerungs- und Organisationsprinzipien ansetzen, nicht an der - privaten oder öffentlichen - Rechtsform. Ein Patentrezept gibt es nicht, aber die Richtung der Entwicklung ist deutlich. Genauso wenig wie der private Sektor zentral geplant und gelenkt werden kann, gilt dies heute für den öffentlichen Sektor. Auch hier müssen moderne Management- und Steuerungsmethoden Einzug halten. Das heißt:
• Eigenverantwortung statt Zentralismus: Öffentliche Aufgaben müssen in eigenständige Einheiten zusammengefaßt werden - mit eigenem Ergebnis und eigener Ressourcen- und Mitarbeiterverantwortung arbeiten.
• Ergebnis- statt Verfahrenskontrolle: Die Höhe der Tische in den Kindergärten muß nicht zentral geregelt sein - also weg von detaillierten Vorschriften und minutiöser Überwachung hin zu größerem Ermessen und mehr Initiative der Entscheidungsträger.
• Kostenrechnung statt Kameralistik: Was die Leistungen einer Behörde einschließlich Personal, Abschreibungen usw. wirklich kosten, muß offengelegt werden. Größere Transparenz erhöht den Einfluß der Bürgerinnen und Bürger - und der Politiker. Erst wenn wir wissen, was die Erteilung einer Baugenehmigung, die Ausgabe eines Passes oder die Ausleihe eines Buches wirklich kosten, können wir sinnvoll über Einsparungsmöglichkeiten diskutieren. Wichtig ist etwa der "interkommunale Betriebsvergleich" - warum ist die gleiche Dienstleistung in Kommune A teurer als in Kommune B?
Motivation statt Alimentation: Das öffentliche Dienstrecht und das Beamtenrecht müssen geschmeidiger, anpassungsfähiger, leistungsorientierter und durchlässiger werden. Es müssen neue Leistungsanreize für die Beschäftigten geschaffen werden. Schon heute sind für zahlreiche Positionen kaum noch Bewerber zu gewinnen. So gelang es zum Beispiel einem Landkreis in Schleswig-Holstein trotz viermaliger Ausschreibung nicht, die Stelle eines Hochbauingenieurs zu besetzen, weil die Aufstiegschancen und die Besoldung zu unattraktiv sind.
In Schleswig-Holstein gehen wir jetzt erste Schritte zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung. Sämtliche Förder- aktivitäten der Wirtschaft wurden aus dem Ministerium ausgelagert und ein iner Investitionsbank gebündelt. Ebenso haben wir eine Technologiestiftung gegründet, in der Technologieförderung und -transfer unabhängig von der klassischen Ministerialbürokratie koordiniert und umgesetzt werden. Auch im Bereich der öffentlichen Krankenhäuser und bei Einrichtungen der Ver- und Entsorgung werden in Zukunft neben den klassischen staatlichen auch andere Formen des Managements erprobt und Modellprojekte zur finanziellen, technischen und organisatorischen Optimierung, zum Beispiel von Abwasseranlagen, in Angriff genommen werden.
Auf Bundesebene gibt es dieselben Möglichkeiten. Warum richtet man nicht eine zentrale "Entwicklungsagentur Neue Länder" ein, in der die sehr unübersichtlichen Förderungsmöglichkeiten der verschiedensten Ministerien gebündelt werden, und die dann als Partner regionaler Entwicklungsagenturen zur Verfügung steht?
Auch die Bundesministerien könnten abspecken: Dort sollen vorrangig Ziele definiert, Mittel verteilt und Ergebnisse kontrolliert werden - die Umsetzung muß dezentraler und problemnäher erfolgen. Praktische Umsetzung von politischen Entscheidungen gehört nicht ins Ministerium, genauso wenig wie in eine Konzernspitze. Muß denn die Ausschreibung zu den Sportwettbewerben der Bundesjugendspiele im Bonner Ministerium für Frauen und Jugend erarbeitet und im Gemeinsamen Minsterialblatt der Bundesregierung publiziert werden? Müssen hier beinahe 30 Seiten über Geräteturnen, Leichtathletik und Schwimmen auf amtliches Papier gedruckt werden? Die Verlagerung des "Kernbereichs" der Regierung nach Berlin ist meines Erachtens ein guter Anlaß, über eine Verschlankung von Bundesministerien noch einmal ernsthaft nachzudenken.
Eines sollte deutlich sein: Wir brauchen heute einen effizienten öffentlichen Sektor dringender denn je. Gleichzeitig besteht überhaupt kein Anlaß, in die ständig wiederkehrenden, wohlfeilen Beschimpfungen des öffentlichen Dienstes und der Beamten einzustimmen. Es ist absurd, die private Wirtschaft, die uns mit 45 verschiednen Zahnpastasorten und einer wahren Orgie von Verpakkungsmüll beglückt, als den allein produktiven Sektor anzusehen, während der Bereich, der unter anderem dafür sorgt, daß unsere Kinder Lesen und Schreiben lernen, daß Straßen und Schienen gebaut, daß Wasser, Luft und Landschaft lebenswert bleiben und daß der Verpackungsmüll auch wieder verschwindet, als unproduktiv bezeichnet wird.
Ich bin sicher, die Beschäftigten des öffentlichen Sektors wären, nicht nur ihres Images wegen, heilfroh, wenn in die veralteten Strukturen unserer öffentlichen Dienste neue Schneisen geschlagen würden für Verantwortlichkeit, Initiative und Kreativität. Reformen in diesem Sinne wären nicht zuletzt ein Beitrag zur Humanisierung des Arbeitslebens.
Einjähriges Kind starb auf der Autobahn Am Wochenende Auffahrunfälle wegen des Regens Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Tödlich verunglückt ist am Samstag nachmittag bei einem Unfall auf der Autobahn A 5 Frankfurt in Richtung Darmstadt ein einjähriges Kind. Mit seiner Familie war es auf dem Weg in den Urlaub. Wie viele andere am vergangenen Wochenende: Doch während etwa von den bayerischen Autobahnen kilometerlange Staus gemeldet wurden, registrierte die Autobahnpolizei an verschiedenen Stationen in Hessen zwar verstärkten Reiseverkehr, aber nur "wenige Unfälle". Sie ereigneten sich meist am Sonntagvormittag bei anhaltenden Regenfällen. Kurz hinter der Raststätte Gräfenhausen war am Samstag nachmittag der Wagen einer Familie aus Dortmund auf der Fahrt in den Urlaub gegen 15.25 Uhr ins Schleudern geraten: Ein Reifen war geplatzt, der Kombi 120 Meter weit über die Autobahn gerutscht und umgestürzt. Dabei erlitt das einjährige Kind so schwere Verletzungen am Kopf, daß es noch an der Unfallstelle verstarb. Die anderen sieben Insassen des Wagens erlitten leichte Verletzungen und Schocks. Von der Polizei wird vermutet, daß der Unfall verursacht wurde, weil der Wagen der Familie überladen war.
Während die Polizeistationen in Neu- Isenburg und in Wiesbaden gerademal "etwas stärkeren Verkehr" seit Freitag nachmittag beobachteten, wurden von der Autobahnpolizei in Butzbach "relativ wenige Unfälle" gemeldet: Obwohl wie erwartet ein verstärkter Reiseverkehr aus Norddeutschland, Mecklenburg-Vorpommern, Skandinavien und den Niederlanden eingesetzt habe, sei es nicht vermehrt zu Kollisionen gekommen.
Nur Auffahrunfälle habe es gegeben, wurde von der Butzbacher Station berichtet. Allesamt am Sonntag, "das kommt durch den Regen": vier Kollisionen zwischen dem Bad Homburger Kreuz in Richtung Friedberg sowie in Richtung Frankfurter Nordwestkreuz auf nasser Fahrbahn.
Doch mit den düsteren Regenwolken vom Wochenende soll es nach dem Bericht der Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes bereits am Dienstag wieder vorbei sein: Ein Azorenhoch werde sich dann nähern und die Temperaturen auf bis zu 25 Grad Celsius ansteigen lassen (Wetterbericht auf Seite 16).
ROSBACH. Ein Jahr lang war die Landesstraße 3352 zwischen Rodheim und Nieder-Rosbach wegen Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt. Am Mittwoch, 15. Juli, ist die Plage für die zu Umwegen genötigten Autofahrer zu Ende. Das hessische Straßenbauamt Gießen gibt dann die auf sechs Meter verbreiterte Straße und den neuen kombinierten Rad- und Gehweg auf der westlichen Seite frei.
Die Strecke ist insgesamt 3,4 Kilometer lang, beginnt am Wirrweg in Rodheim und endet an der Kreisstraße 11 Nieder- Rosbach. Der zwei Meter breite Rad- und Gehweg beginnt am Rodheimer Friedhof und reicht bis in die Ortslage Nieder-Rosbach. Vor den Autos auf der komfortabel auf sechs Meter breiten Fahrbahn werden die Fußgänger und Radfahrer durch Mulden und Bepflanzungen geschützt.
Die Überflutungsgefahr im Bereich des Beunbachs wurde gebannt, indem die Fahrbahn 50 Zentimeter höher als früher gelegt wurde. Es wurden in diesen Bereich acht Querdurchlässe gelassen, so daß die Kröten auf ihrem alljährlichen Weg zu den Laichgewässern einen Durchschlupf haben. In der Vergangenheit bedeutete für viele Kröten der Weg über die Straße den Tod, auch wenn Schilder auf die Krötenwanderung hinwiesen. Die Errichtung von Fangzäunen und das Bergen der Kröten hatten in der Vergangenheit erhebliche Finanzmittel und ehrenamtlichen Arbeitsaufwand bedeutet, der nun wegfallen dürften.
Für die Einfügung des nun endlich nach jahrzehntelangen Bemühungen der kommunalen Gremien verwirklichten Rad- und Gehwegs in die Landschaft mit Baumgruppen und Sträuchern stehen laut Straßenbauamt allein 300 000 Mark aus Landesmitteln bereit, die im kommenden Frühjahr vollendet werden.
Das Land Hessen hat für den Ausbau der Straße 3,4 Millinen Mark bezahlt. Da der Gehweg in Rodheim östlich der Landesstraße erneuert und eine Linksabbiegerspur für die Baugebiete Obergärten und Hessenring in Nieder-Rosbach geschaffen wurde, wendete die Stadt aus ihren Mitteln 160 000 Mark auf. hm
Fußball-Oberligist Viktoria Aschaffenburg bastelt nach dem verpaßten Zweitligaaufstieg weiter an einer neuen Mannschaft. Als weiteren Neuzugang darf Trainer Jürgen Strack auf Jean-Paul Parizon vertrauen. Der 22 Jahre alte Parizon kommt vom Ligakonkurrenten VfR Bürstadt an den Schönbusch. Während die Viktoria nach wie vor gegen den gewaltigen Aderlaß kämpft, deutet sich auch auf administrativer Ebene ein Rückzug an: Geschäftsführer Horst Reuscher wird seinen Posten in den nächsten Tagen wohl räumen müssen, da die finanziellen Mittel für eine hauptamtliche Tätigkeit Reuschers fehlen. Eine Entscheidung ist für Mittwoch vorgesehen. fro
Mit dem Rückzug des bisherigen Vorsitzenden Gerhard Techet und der Rückkehr des ehemaligen Präsidenten Heinrich Hiltl ist die einjährige Führungskrise beim hessischen Fußball-Oberligisten VfR Bürstadt beendet. Paul Schader lenkt als erster Vorsitzender künftig die Geschicke des früheren Zweitligisten. Ihm zur Seite steht als zweiter Vorsitzender Heinrich Hiltl, der damit wieder in die Vereinsarbeit involviert ist und den 77 Jahre alten Mäzen Robert Kölsch ablöst. Als Nachfolger von Otmar Schork wählte die Mitgliederversammlung den ehemaligen aktiven Bürstädter Spieler Christian Schopen (zuletzt SG Egelsbach) als neuen Spielausschußvorsitzenden. fro
GRIESHEIM. Mit einer Videokamera schwer bepackt zieht ein neunjähriges Mädchen über den Griesheimer Abenteuerspielplatz. Ab und zu brüllt sie laut "Klaus", der Sozialarbeiter soll ihr mit technischen Tips beistehen. "Die Kinder sind ganz unterschiedlich drauf", sagte Klaus Wyruszynski.
Das zeigte sich auch auf dem jährlich veranstalteten Jahrmarkt des "Internationalen Bundes für Sozialarbeit - Jugendsozialwerk" (IB) auf dem Abenteuerspielplatz in der Kiefernstraße. Einige "Knirpse" standen den Organisatoren tatkräftig zur Seite. Andere tobten fröhlich über den Platz.
"Das ist einer der wenigen Abenteuerspielplätze, zu dem auch Eltern Zutritt haben", erklärte Wyruszynski nicht ohne Stolz. Einen "Anwohnertreff" wolle man anbieten. Und das mitten in einem Stadtteil, den der Sozialarbeiter als "relativ vernachlässigt" bezeichnete.
In den Sommermonaten "tummeln sich Griesheimer im Alter von vier bis 75 Jahren auf dem Platz", sagte Wyruszynski. Und so war es für viele Mütter und Väter selbstverständlich, bei der Organisation zu helfen. Kaffee, Kuchen, Waffeln, Pizza wurden angeboten. Die Kinder vergnügten sich am Schminktisch oder an der Wurfbude. Aus Plastikeimern wurden Kindertrommeln gebastelt, aus Speckstein Schmuckstücke hergestellt, die Kinder amüsierten sich köstlich im Mitmach-Zirkus.
Wie schon auf dem Eröffnungsfest der Griesheimer Ferienspiele schaute der Musiker Alfred Mehnert vorbei, ehemals Mitglied der "Sunshine Steel Band", und bot den Kids einen Percussion-Workshop an. "Wir haben einige Talente hier", sagte Klaus Wyruszynski.
Zwei Höhepunkte gab es auf dem dreitägigen Fest: der Auftritt der Donaldisten-Vereinigung "Frankfurt goes to Gumpenbach" und eine "Mini-play- back-Show": Getreu dem Motto "Mein Herz ist rein, da paßt nur Michael Jackson hinein" imitierten die Nachwuchssänger den amerikanischen Star gleich mehrmals.
Die Musiker von "Frankfurt goes to Gumpenbach (FGTG) hatten ein kindgerechtes Programm zusammengestellt: Daisy, Donald, Tick, Trick und Track, Gustav Gans, die Panzerknacker - keine unbekannten Persönlichkeiten für die Kleinen und die Großen. Um Dagoberts Geldspeicher drehte sich alles: Inbegriff des Traums, berühmt, reich und begehrt zu sein. In einem Malwettbewerb bewiesen die Kids dann, wen sie in ihr Herz geschlossen hatten: den ewigen Verlierer Donald. Den Einstieg ins "Ducksche Universum" untermalten die zehn Musiker mit Pop, Rap und Rock 'n' Roll und eigenen Texten. Für ihre Kinder- und Jugendkulturarbeit suchen die Sozialarbeiter Sponsoren. Von der Stadt sei kein Geld zu erwarten, meinte Wyruszynski. Und auch der IB zeigt sich zurückhaltend. So mußte der Jahrmarkt weitgehend über die Einnahmen für Speisen und Getränke finanziert werden. Einen Teil der Kosten "übernimmt das Jugendbüro Griesheim", so Wyruszynski.
Wenn der "Internationale Bund für Sozialarbeit - Jugendsozialwerk" (IB) Geld zur Verfügung stelle, meinte der Sozialarbeiter, könne ein Bildhauerworkshop mit der Künstlerin Layla Haddad fortgesetzt werden. An regelmäßigen Percussionunterricht wird derzeit gedacht. Ein weiteres Projekt: ein "Austauschprogramm" (Wyruszynski) mit Kindern aus den Partnerstädten. Ärger mit den Anliegern des Abenteuerspielplatzes gab es in diesem Sommer nicht, denn die Kinder hatten Tage zuvor zahlreiche Handzettel an die Haushalte in der Nachbarschaft verteilt. Und so mancher schaute denn auch neugierig durch die Büsche. tin
Auftaktveranstaltung des Hanauer Kultursommers: Musik aus Argentinien auf ungewöhnlichen Instrumenten Spektakel auf Stelzen Höhepunkt
Von Jutta Rippegather
HANAU. Bis die Besucher warm wurden, dauerte es seine Zeit. Nicht etwa wegen der feuchten Witterung oder dem Programm, das zum Auftakt des Hanauer Kultursommers gleich einen Höhepunkt bot. Die Musik von "Nahual" aus Südamerika packte die zurückhaltenden Zuschauer erst, als die fünfköpfige Band aus Argentinien ihre Zugabe präsentierte. Da begannen die ersten zu tanzen. Flexible Zuschauer forderte dagegen das "Stalker Stilt Theatre". Großzügig dehnten die Australier ihre Spielfläche aus. Wer alle Szenen ihres faszinierenden Spektakels miterleben wollte, mußte seinen mühsam ergatterten Sitzplatz verlassen. Trommelschläge und avantgardistische Saxophonklänge kündigen die grotesken Gestalten an. Ein verknöchertes, verbiestertes greises Majestätspaar auf meterlangen Stelzen zieht den Wagen, den die darin sitzende Herrscherin mit Schlaginstrumenten dirigiert. Objektiviert wirken auch der Trommler, der das Gespann begleitet. Und der Saxophonspieler, der wie ein Hund mit einem Seil an das obskure Gefährt gebunden ist. Rücksichtlos bahnen sich die weißgeschminkten Wesen einen Weg durch die Menge. Sie erzählen eine Geschichte von Macht und Entmachtung. Nach ihrem jämmerlichen, tragikomischen Triumphzug durch das begeisterte Publikum rollt die Truppe auf die abgezirkelte Spielstätte. Das Paar auf Stelzen versucht auszubrechen. Raubt dem aus diversen Klangkörpern bestehenden Wagen die Krone und lange metallene Blashörner, denen es Töne entlockt. Der Artikulationsversuch scheitert kläglich. An dem scharfen Aufpasser, der sie mit seinem Saxophon in ihre alten Positionen drängt. Aber auch an ihrem eigenen Egoismus. Sie erinnern an die verdinglichten Gestalten eines Samuel Beckett. Wenn die Stelzenwesen tanzen, sich mit akrobatischen Höchstleistungen wie Tiere auf dem Boden wälzen, haben sie die Grenze überschritten, die sie als menschliche Wesen auszeichnet: Die Sinnlosigkeit ist ihnen als einzige Sinn geblieben.
Wie das "Stalker Stilt Theatre" präsentierte sich auch die Gruppe "Nahual" erstmals in Hanau. Die fünf Argentinier wollen ihr Publikum nicht nur mit ihrer teils sentimentalen, teils sehr temperamentvollen Musik unterhalten. Vor jedem Stück erläutert der des Deutschen mächtige Alejandro Fath den Ursprung der Lieder und zum Teil sehr ungewöhnlichen Instrumente: etwa des Pferdekiefer, einem Rhythmusinstrument aus Peru. Das winzige Saiteninstrument Charando dagegen wird längst nicht mehr aus Gürteltieren, sondern aus Holz hergestellt, erläutert der Argentinier. Und fügt trocken hinzu: "Da freuen sich die Tierschützer."
Neben Eigenkompositionen zählen Volkslieder zu dem Repertoire des Ensembles, das sich derzeit auf einer viermonatigen Europatournee befindet. Vor allem im Kontakt mit anderen Gruppen entwickelten sie ihren eigenen Stil, der die Zuhörer quer durch Lateinamerika führt; ausgenommen Brasilien. Weil dort Portugiesisch gesprochen wird und auch ein anderer Rhythmus in der Musik vorherrscht, so Alejandro Fath, dessen Mutter aus Deutschland stammt. "Nahual" trägt auch den aktuellen Entwicklungen Rechnung. Das Schlagzeug auf der Bühne oder der elektrische Baß zeugen von dem westlichen Einfluß, dem sich moderne Musiker auch in Lateinamerika nicht entziehen können und wollen.
Obgleich die Klänge durchaus tanzbar sind, blieb das Publikum auf den Bänken vor der Bühne die ganze Zeit sitzen. Eine höhere Lautstärke hätte vielleicht auch die weiter wegstehenden Zuschauer dazu animiert, sich stärker auf das Konzert zu konzentrieren.
Mit Blick auf die rund 350 Gäste zeigte sich Dieter Jäger vom Kulturamt mit dem Zuspruch zufrieden. Auch das Echo auf die Kultursommer-Vorstellungen im Comoedienhaus sei sehr gut: Von den acht Veranstaltungen seien bereits vier ausverkauft.
OBERURSEL. Sonntagsruhe liegt über Stierstadt. Die Straßen sind leer, nichts rührt sich. Da beginnen die Kirchenglokken zu läuten, ein Paar tritt aus einem Hauseingang - doch es geht nicht gen Kirche, sondern zur Gesamtschule. Dort traben Männer bereits auf der Straße, ziehen sich andere neben ihren Autos um. Jogging- statt Sonntagsanzüge waren gestern morgen rund um die Schulsportanlagen angesagt. Rund 400 Läuferinnen und Läufer aus der ganzen Region machten sich beim 8. Internationalen Kerbe- Lauf auf die Laufschuhe.
"Ich bin in den Umkleideraum rein - mir hat's fast die Augen weggerissen, so haben die sich eingeschmiert", bekommt ein Läufer zu spüren. Und die Augen tränen. Massage und Mittelchen zuhauf gehören bei ehrgeizigen Startern in die Sporttasche. Spaß soll das Laufen machen, sie sorgen dafür mit ordentlichem Ernst. Streckenschemata, Skizzen mit Höhendifferenzen, Stadtpläne und Wegbeschreibungen werden genauestens studiert - inklusiv der Zusicherung, daß die Streckenlängen geeicht sind.
Exakt 21,1 Kilometer, einen halben Marathonlauf durch die Felder rund um Stierstadt, haben 150 Männer und 16 Frauen vor sich. 203 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen auf die Zehn-Kilometer-Strecke. "Bis in 'ner halben Stunde" verabschieden sie sich um neun Uhr von ihren Familien - manche der 25 Starter beim Jedermannslauf können da nur müde lächeln. Sie müssen mit der gleichen Zeit über die halbe Distanz rechnen. 25 Minuten veranschlagen Experten bei den Gelegenheitssportlern als Richtzeit für den fünf Kilometer langen Jedermannslauf.
Und dann müssen sie von ihren Frauen und Kindern auch noch Spott erdulden. "Den Rest schaffst du auch noch, Papa", schickt eine Familie dem Vater hinterher, kaum hat er die ersten Meter hinter sich. Und eine Mutter versetzt dem Selbstbewußtsein ihres muskelbepackten Mannes einen herben Dämpfer. Zum ersten Mal geht der mit seinem schmächtigen, vielleicht 15jährigen Sohn an den Start, und da prophezeit die Mutter gleich: "Dem kannst du hinterhergucken."
Tatsächlich zeigen manche Jungen den Älteren die Fersen. So schafft Roman Gold, Jahrgang 1981, aus Steinbach im Jedermannslauf mit einer Zeit von nicht einmal 22 Minuten hinter Heiko Herbert Belzer den zweiten Platz. Aber auch weit über 80 muß für Läufer nicht Schluß sein. Fritz Manthey aus Kelkheim hat das gestern auf zehn Kilometern bewiesen, "Jahrgang 1908" meldet die Ergebnisliste.
"An dir hängt alles, du bist unser Aushängeschild", baut eine Laufgruppe ihre Spitzenläuferin auf. Trikots verraten die Herkunftsorte von Gruppen und Sportlern. Usingen, Kronberg, Friedrichsdorf sind vertreten - aber auch Leipzig und St. Petersburg. Die angereisten Läufer vermissen die "herrlichen Blicke auf die Skyline der Großstadt und den Taunus", die ihnen die Ankündigung verheißen hat. Feiner Nieselregen hüllt alles ein.
"Sind viele nicht gekommen?" fragt ein Läufer nach seinen 19 gemeldeten Vereinskameraden und wird beruhigt, "nur einer fehlt noch". Vom Start hält der Regen niemanden ab. Manche laufen jedoch im Ziel gleich weiter - schnell ins Trokkene. Für die Zeiten scheinen Nässe und Kühle sowieso gut gewesen zu sein, in vielen Altersklassen fielen die Streckenrekorde. So setzten auch die Gesamtsieger bei Halbmarathon und 10 000 Meter, Eckart Baier aus Frankfurt und Hendrik Heisch aus Greiz, neue Maßstäbe.
Die mehr als 60 Pokale und Preise holen sich die Siegerinnen und Sieger später im Festzelt ab. Die meisten Kerb- Besucher liegen zu der Zeit vermutlich noch in den Betten. Schließlich ging es in der Nacht zuvor bis weit nach Mitternacht so hoch her, daß die Besucher schier auf den Tischen tanzten. Nun ist es sonntäglich ruhig - wenigstens morgens.
Am heutigen Montag ist es mit Sonntagsruhe eh vorbei, aber auch mit der Kerb. Um 22.30 Uhr geht sie nach morgendlichem Frühschoppen und abendlichem Tanz mit einem Höhenfeuerwerk zu Ende. Wer noch hin will, muß also schnell laufen. stk
HANDBALL
OLYMPIA-VORBEREITUNGSTURNIER der Männer: Island - Litauen 25:25 (11:13), Deutschland A - Deutschland B 22:15 (11:9), Deutschland A - Kroatien 24:24 (14:10), Deutschland B - Island 22:29 (11:14), Deutschland B - Kroatien 25:33 (12:17), Deutschland A - Island 21:17 (8:7). - Damit ist Deutschland A mit 5:1 Punkten Turniersieger.
LÄNDERSPIELE der Frauen in Hengelo und Venlo/Niederlande: Niederlande - Deutschland 15:29 (7:15), Niederlande - Deutschland 21:20 (13:16).
Durch einen Messerstich in die Hand ist am Freitag abend eine Frau nach Angaben der Polizei erheblich verletzt worden. Sie hatte den Dieb ihres Wagens, Typ Opel Kadett, festhalten wollen.
Gegen 22 Uhr bemerkte die 33jährige, die mit ihrem Dienstwagen auf dem Ratsweg unterwegs war, daß das vor ihr fahrende Auto ihr eigenes war: Der Wagen war in der Nacht zum Freitag gestohlen worden. Die Frau folgte dem Auto bis zur Friedberger Landstraße: Als dort eine Ampel Rot zeigte, verließ sie ihren Dienstwagen und sprach den Fahrer ihres Privatwagens an: Der bislang Unbekannte stach zu und floh zu Fuß.
Beschrieben wird er von der Polizei als zwischen 22 und 25 Jahren alter, etwa 1,75 Meter großer Mann mit dunklem, schulterlangem Haar. Bekleidet war der Mann mit einem hellen T-Shirt, einem dunklen Sweat-Shirt und einer dunkelgrauen Hose. Er hatte eine Bauchtasche dabei. ing
GRUPPE 1, sechster Spieltag: Grasshopper Zürich - FC Kopenhagen 0:3 (0:1), Sigma Olmütz - Admira/Wacker Wien 3:1 (2:1).
GRUPPE 2, fünfter Spieltag: Lausanne Sports - Banyasz Siofok 0:1 (0:1), Vorwärts Steyr - Sparta Prag 2:0 (2:0).
GRUPPE 3, vierter Spieltag: Stahl Linz - FC St. Gallen 0:3 (0:0), Häcken Göteborg - Bayer Uerdingen 1:2 (1:0).
GRUPPE 4, fünfter Spieltag: Austria Salzburg - Young Boys Bern 4:2 (0:1).
GRUPPE 5, vierter Spieltag: Rapid Wien - Bröndby Kopenhagen 3:1 (1:1).
GRUPPE 6, dritter Spieltag: Schalke 04 - Lyngby Kopenhagen 1:2 (1:1).
GRUPPE 7, dritter Spieltag: Kiruna FF - FC Vac 0:2 (0:1), Slovan Preßburg - Aarhus GF 2:2 (1:1).
GRUPPE 8, dritter Spieltag: SVV Dordrecht 90 - Aalborg BK 1:1 (0:1), Saarbrücken - Hammarby IF 3:1 (1:1)
GRUPPE 9, zweiter Spieltag: Maccabi Nathanya - Slavia Prag 1:4 (0:1), Maccabi Petah Tickva - Bayer Leverkusen 3:2 (0:1).
GRUPPE 10, dritter Spieltag: FC Lok Sofia - FC Corna Oresti 0:0, Rapid Bukarest - FC Arges Pitesti 0:1 (0:0).
1. FC Lok Sofia 3 1 2 0 4:2 4:2 2. Rapid Bukarest 3 1 2 0 3:2 4:2 3. FC Lok Corna Oresti 2 0 0 2 1:1 2:2 4. FC Arges Pitesti 2 0 0 2 1:4 0:4
Die nächsten Spiele: FSV Mainz - Fort. Köln, Waldhof Mannheim - Unterhaching, Wolfsburg - Oldenburg (alle Di., 19,00 Uhr), Duisburg - Wuppertal (Di., 19,30 Uhr), Chemnitz - Osnabrück (Mi., 18,00 Uhr), Meppen - VfB Leipzig, Remscheid - Fort. Düsseldorf, SC Freiburg - Stuttgarter Kickers (alle Mi., 19,00 Uhr), Homburg - Braunschweig, Carl Zeiss Jena - Hansa Rostock, St. Pauli - Darmstadt (Mi., 20,00 Uhr), Hannover - Hertha BSC (Do., 20.00 Uhr).
VOLLEYBALL
LÄNDERSPIEL der Frauen in Balingen: Deutschland - Schweiz 3:2 (13:15, 15:13, 5:15, 15:1, 15:13).
WASSERBALL
SECHS-NATIONEN-TURNIER der Männer in Savona/Italien: Deutschland - CSFR 8:3 (3:0, 1:0, 2:2, 2:1).
Der amtierende Oberliga-Meister Viktoria Aschaffenburg kam in einem Doppeltest zuerst gegen die gleichklassigen Amateure des FC Bayern München zu einem 3:3 und bezwang tags darauf den Landesligisten Kickers Würzburg mit 1:0 Toren. Gegen die Bayern-Amateure erzielten die Neuzugänge Kloss (48.) und Parizon (63.) eine 2:0-Führung, bevor die Kräfte nachließen. Erst zum Ende gelang Zürlein (89.), einer weiteren Neuverpflichtung, vor 300 Zuschauern (in Nilkheim) der 3:3-Endstand. Gegen Würzburg markierte Kilian (78.) gegen seine ehemaligen Kameraden nach müden Darbietungen in Ebersbach den einzigen Treffer.
Der FV Bad Vilbel mußte beim Oberliga-Absteiger SG 01 Höchst eine 0:1 (0:1)- Niederlage quittieren. Sebastian (30.) gelang das einzige Tor für die Höchster, die sich in Top-Form präsentierten. Trainer Schroda brachte acht Neuzugänge.
Die Amateure der Frankfurt setzten sich am Samstag mit 8:0 (4:0) beim A- Klassisten Germania Gustavsburg und am Sonntag mit 3:0 (1:0) beim Bezirksoberligisten Spvgg. Weiskirchen durch.
Im ersten Spiel unterstrich der Nigerianer J.Jay Okocha, der vor einem halben Jahr von Borussia Neunkirchen an den Riederwald gekommen, aber lange verletzt ausgefallen war, mit fünf Treffern (darunter zwei Strafstöße) seine Treffsicherheit, auch Balzer (83.) überzeugte. Komljenovic (31.) sowie Brandl (59./68.) erzielten die Tore in Weiskirchen. Dort vergab Okocha (27.) einen Elfmeter.
Der SV Wehen gewann das mit 2000 Mark dotierte Fußball-Turnier der SKV Mörfelden. Die Taunussteiner benötigten im Finale allerdings ein Elfmeterschießen, um den gleichwertigen Klassenkonkurrenten SV Rotweiß Walldorf nach torlosem Ergebnis noch mit 4:1 Toren zu bezwingen. Sauer, Raab, Kornhuber und Massali verwandelten vor 400 Zuschauern die Elfmeter für den SVW, Plagentz traf als einziger Walldorfer. In der regulären Zeit spielten beide Teams destruktiv, Brümmer (27.) vergab für den späteren Turniersieger einen Foulelfmeter.
Im Spiel um Platz drei besiegte Oberligist SG Egelsbach den Gastgeber SKV Mörfelden (Bezirksoberliga) knapp mit 2:1 (1:0). Die beiden Ex-Offenbacher Michel (12.) und Cyrys (86.) trafen für die SGE, Creter (61.) für die Platzherren. Schrimpf und Hirschl scheiterten bei der SKV am Pfosten. In den ersten Begegnungen hatte Walldorf am Samstag Egelsbach durch Kapetanovic (20.) sowie durch zwei Zwilling-Elfmeter (62./81.) glatt mit 3:0 besiegt, während sich Wehen durch Kornhuber (8.) und Süß (27.) mit 2:0 (2:0) gegen Mörfelden behauptete.
Der FV Bad Vilbel zeigte sich am Sonntag beim Landesligisten Sportvereinigung Dietesheim prächtig erholt und siegte deutlich mit 6:0 (2:0) Toren. Die wesentlich lockerer agierenden Gäste machten durch Erk (3.), Philipp (42./ET), Weber (47./52.), Pross (65.) und Pfaff (76.) das halbe Dutzend voll.
Die Spvgg. Bad Homburg setzte sich beim Bezirksoberligisten SG Rodheim standesgemäß mit 5:2 (2:0) durch. Die Homburger kamen durch Liebe (25.), Kall (45./55.), Richter (80.) und Haub (85.) zu ihren Treffern. Schäfer (48.) und Hoffmann (57.) verkürzten für die Rodheimer.
Der FSV Frankfurt zeigte sich im Rahmen seines Trainingslagers in Bracht (Niederrhein) dem Bezirksoberligisten TSV Bracht beim 8:0 (4:0) in allen Belangen deutlich überlegen. Neuzugang Crasten Lakies überzeugte mit vier Treffern. Matthaei, Haupt (FE), Fischer und Schäfer steuerten den Rest bei.
Ein hartes Stück Arbeit hatte der OFC Kickers beim Landesliga-Aufsteiger Germania Klein-Krotzenburg zu erledigen, um 3:0 zu gewinnen. Vor 300 Besuchern schossen Albert (27.), Zekmanov (45.) und Peter Kriegsch (48.) die OFC-Tore. hdp
FAUSTBALL
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Endrunde in Nürnberg, Finale: Post SV Köln - TV Scheidt 32:28 (15:14). - Spiel um Platz 3: SV Düdenbüttel - Berliner Turnerschaft 24:22 (13:10). - Halbfinale: Post SV Köln - SV Düdenbüttel 27:21 (15:10), TV Scheidt - Berliner Turnerschaft 35:22 (19:9).
BOCKENHEIM. Klein-Asien liegt in Bockenheim: Jeden Donnerstag erinnert der weiße Turm der Bockenheimer Warte an ein Minarett, in dessen Schatten buntes Basar-Gewimmel herrscht. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt: Modeschmuck und exotische Früchte, der Duft von Blumen vermengt sich mit dem Aroma ätherischer Öle, gleich hinter der Käsetheke kann man Klamotten kaufen. Wer ein einfaches Grillhähnchen liebt, der kommt ebenso her wie der Fan ausländischer Delikatessen, und auch für ausgefallene Wünsche liegen immer einige Überraschungen parat: Darf es eine Buddha-Statue sein oder vielleicht ein Samurai-Schwert?
Diese in Frankfurt einzigartige Mischung zwischen Lebensmitteln und Krims-Krams prägt die Atmosphäre des Bockenheimer Marktes, der längst eine Institution im Stadtteil geworden ist. Von den Anlaufschwierigkeiten, mit denen die Marktbeschicker im ersten Jahr zu kämpfen hatten, ist nichts mehr zu bemerken. Der Wochentag brachte anfangs Probleme mit sich: Die Kunden wollten nicht schon donnerstags für das Wochenende einkaufen, erklärte Hans Kress, Vorsitzender der Frankfurter Wochenmarkt-Händler. Schließlich konnten aber Qualität und Auswahl doch überzeugen, und der Trend der letzten Jahre, lieber frische Ware einzukaufen, tat ein übriges, um den Markt zu etablieren.
Das Geheimnis seines Erfolges ist vielfältig. Da wäre beispielsweise das Stichwort "Bummeln": Hier kann man gemütlich schlendern, in aller Ruhe Waren und Preise vergleichen. Die Kunden schwören auf das vielfältige Sortiment: "Man bekommt hier Sachen, die es sonst nur in Delikatessen-Läden gibt", so Saphir Robert. Es werden Oliven in allen Farben und mit allen Füllungen verkauft, daneben bietet der Bio-Bäcker Vollkorn-Kuchen an, und der handgeschöpfte Ziegenkäse konkurriert mit dem frisch geschlachteten "Hinkel", das auf Wunsch auch gleich gegrillt wird. Dieses Angebot wird vor allem von Studenten hoch geschätzt: Bratwürstchen oder Pfannkuchen, Rohmilch oder "Schoppen" können an einem der zahlreichen Tische auf dem Markt verzehrt werden und sind eine willkommene Abwechselung zum Mensa-Essen.
Die besondere Spezialität in Bockenheim ist jedoch der Teil, der den Markt in einen Basar verwandelt, wie er sonst in orientalischen oder asiatischen Ländern üblich ist. So kann man hinter einem Vorhang, der an zwei Alu-Stangen befestigt ist, Jeans anprobieren, die für knapp 50 Mark zu haben sind. An den Ständen werden Bongo-Trommeln und Türkisschmuck feilgeboten, klingelnde Mobiles pendeln neben Patchwork-Taschen, und unter zwei zierlich bemalten Wandfächern glitzern allerlei Halbedelsteine.
Und wie es sich für einen Basar gehört, läßt sich auch über den Preis reden: Bei gutem Verhandlungsgeschick und entsprechender Laune des Verkäufers ist es schon möglich, zwei Paar Ohrringe zum Preis von einem mitzunehmen. Ähnliches gilt übrigens auch für den Lebensmittel-Markt. Echte "Profis" kommen am Abend, kurz bevor abgeräumt wird: Dann bringen die Händler Obst und Gemüse zu Spottpreisen unters Volk. rea
Montag, 13. Juli
Theater Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Michael Kearns - "Dream Man"; Öko-Haus, Kasseler Str./Westbahnhof.
Musik Oper Frankfurt, am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Nixon in China".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 h, Basil.
Werkstatt, Gr. Ritterg. 106: 19h, Third Man Lost.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Resitance D/303 Nation Ramin.
Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 9 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstraße 72-74, Tel. 72 76 13; Apotheke am Rebstock, Ackermannstraße 82, Tel. 73 42 62; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstraße/Ekke Antoniterstraße, Tel. 30 10 54; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstraße 78, Tel. 62 16 17; Fraunhof-Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstraße 29, Tel. 67 23 65; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Kronprinzen-Apotheke, Münchener Straße 24, Tel. 23 31 72; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstraße 77, Tel. 41 37 17; Rundschau-Apotheke, Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16, Tel. 28 40 20. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr: Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 11103. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110 Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
HOCKEY
LÄNDERSPIEL der Frauen in Braunschweig: Deutschland - Neuseeland 2:1 (1:0).
Die drei korrekt gekleideten Geschäftsleute aus Japan ziehen ihre Regenschirme dicht über den Kopf, als könnten sie so Schutz vor den Tönen finden. Und wenn die Trompete auf der Bühne wieder in Lagen emporkreischt, die an einen Zahnarztbohrer denken lassen, wirkt ihr fassungsloses Lächeln schmerzverzerrt. Soll man sich das antun, bloß weil bei "Jazz im Hof des Historischen Museums" diesmal Landsleute auf der Bühne stehen? Zwei Minuten Zuhören reichen für die Entscheidung. Mit höflichen Bitten bahnen sie sich eine Gasse heraus aus dem Regenschirm-Wald im Museumshof. Später wird man sie erleichtert und fröhlich scherzend bei Dixieland und Ebbelwei auf dem Römerberg sitzen sehen.
Sind sie denn wirklich so schlimm, die fünf Söhne Nippons mit dem Gruppennamen "Kondo Ima", daß die Geschäftsleute aus ihrer Heimat nichts von ihnen hören wollen? "Kondo Ima ist Großstadtmusik, ist Tokyo, der Lärm, das Chaos, das High- Tech-Image", warnt das Programmheft des Summertime-Festivals, in dessen Rahmen sie auftreten. In Wirklichkeit ist es Punk. Der gute, alte Punk, so wie man ihn Ende der 70er bis zum Hörsturz zu spielen pflegte: geradlinig, schnell und - vor allem - laut.
Bloß die Besetzung stimmt nicht ganz mit den Originalen aus den Londoner Suburbs überein. Denn zwischen Gitarre (Taizo Sakai), Keyboards (Haruo Togashi), Baß (Reck) und Drums (Hido Yamaki) hat sich eine Trompete geschmuggelt: Toshinori Kondo, Kopf und Star der Band. Der Sound des wüsten Quintetts erfährt dadurch freilich keine Sublimierung: Die Trompete klingt nicht anders als die Gitarre - elektrisch, kreischend, körperlos, kalt.
Meist singt Kondo jedoch: einen Prä- Rap-Sprechgesang, der sich melodisch ungefähr an den wummernden Baßlinien orientiert, die Bassist Reck, das Gesicht verschanzt hinter dunkler Sonnenbrille, auf einer Saite absolviert.
Genauso Punk- puristisch bedient Togashi seine beiden Tastenbretter: Meist dem schieren Geräusch verpflichtet, versteigt er sich höchst selten zu einem Solo, dessen Virtuosität er auch dann bescheiden auf Flohwalzer-Niveau hält.
Also sorgen Gitarre und Trompete, diese Klangzwillinge höchst unterschiedlichen Aussehens, für die musikalischen Höhepunkte. Die gibt es immerhin in physikalischem Sinne. Denn Kondos und Sakais solistische Aktivitäten streben - wahrscheinlich schon, um sich aus dem wabernden Klangbrei von Keyboard/Baß/Drums freizustrampeln - stets in höchste Tonlagen. Wuseln dort etwas in höchst ungeordneter Tonfolge herum, um schließlich (auf ein Handzeichen) hinab in den gemeinsamen Schlußakkord zu platschen.
Als der herausragende Eindruck ihres musikalischen Strebens bleibt dieses schrille Pfeifen im Ohr, das auch nach Stunden nicht vergehen will.
MARCEL KEIFFENHEIM
STADT UND KREIS OFFENBACH. Ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Fleiß bewiesen neun Männer und Frauen, die jetzt nach einjährigem Abendunterricht an der Volkshochschule ihre Hauptschul-Abschlußzeugnisse erhielten. Zusätzlich zu ihrer Berufstätigkeit hatten die zwischen 18 und 42 Jahre alten Kursusteilnehmer/innen dreimal wöchentlich von 18.30 bis 21 Uhr die Schulbank gedrückt. Auf dem Lehrplan standen Deutsch, Mathematik, Sozialkunde und Arbeitslehre.
Begonnen hatten diesen Lehrgang vor einem Jahr 20 Teilnehmer/innen. Die Prüfung vor einem staatlichen Ausschuß bestanden schließlich neun.
Auf Anregung des Arbeitsamtes hatte die Volkshochschule in den siebziger Jahren den Kursus eingerichtet. Bei der Vermittlung von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen hatte sich ein fehlender Hauptschulabschluß als schweres Handikap erwiesen, denn für immer mehr Interessenten gab's immer weniger Plätze.
Im Sommer 1976 hatten die ersten Kursusteilnehmer ihren Hauptschulabschluß nachgeholt. Inzwischen ist die Zahl der erfolgreichen Absolventen auf rund 180 gestiegen - jeweils zur Hälfte kommen sie aus Stadt und Kreis Offenbach. hf
FECHTEN
WELTMEISTERSCHAFTEN der Degenfechterinnen in Havanna/Kuba, Finale: Horvath (Ungarn) - Moresse (Frankreich) 6:4, 2:5, 5:3. - Halbfinale: Morvath - Osinga (Niederlande) 5:2, 4:6, 5:1, Moresse - Masina (GUS) 5:3, 5:3. - Viertelfinale: Horvath - Varkonyi (Ungarn 5:3, 5:2, Osinga - Chiesa (Italien) 5:2, 4:6, 5:1, Masina - Pentucci (Schweiz) 5:3, 5:3, Moresse - Barlois (Frankreich) 6:4, 5:6, 5:2.
LINSENGERICHT. An ein Karussell erinnernd, sticht der Rundbau mit seinen weißgetünchten Säulen am Ortsrand von Altenhaßlau hervor. In einer Umgebung, die von alters her eine schlichte zweckbestimmte, dem Gebot der Sparsamkeit folgende Architektur aufweist, kommt die filigrane Erscheinung gänzlich unerwartet ins Blickfeld. Von Experten als erstrangiges Baudenkmal klassifiziert, wäre der sogenannte Jussow-Tempel nach jahrzehntelanger Vernachlässigung dennoch fast zusammengefallen. Wäre da nicht Volker Hohmann gewesen, der zwei Jahre lang viel Geld und Mühe in die perfekte Restaurierung gesteckt hat. Der Main-Kinzig-Kreis schlägt den Unternehmer deshalb für den Hessischen Denkmalschutzpreis vor.
"Chinesisches Haus" nennen die Einheimischen den Pavillon wegen seiner exotischen Gestalt. Und seit der renommierte Baumeister Heinrich Christoph Jussow dieses eigenartige Ding im Jahr 1806 in den Garten der Gutsbesitzer von Carlshausen gestellt hat, ist es niemals ganz als dem Ort zugehörig begriffen worden. Vielleicht auch deshalb, weil es als Ausdruck unermeßlichen Reichtums, als Spielerei von Wohlhabenden eine dauernde Provokation darstellte.
Begütert war der Bauherr in der Tat nicht wenig, wenngleich das nicht die wichtigste Erkenntnis über Carl-Friedrich Buderus von Carlshausen darstellt. Als er sich im Alter von 47 Jahren den Tempel mit Blick auf die Auenlandschaft des Kinzigtales gönnte, stand der Sohn armer bürgerlicher Eltern in Büdingen auf dem Höhepunkt einer steilen Karriere, die ihn zu einem der einflußreichsten Männer im Hessenland werden ließ.
Vom Haus- und Musiklehrer brachte er es zum engsten Berater des Kurfürsten Wilhelm I. In dieser Position schuf er die Voraussetzungen für die Entwicklung des Bankhauses Rothschild.
Der Finanzexperte Buderus brachte den Frankfurter Münzhändelt Meyer Amschel Rothschild in geldgeschäftliche Beziehungen zum Landgrafen, die zur Basis für den Aufstieg Rothschilds wurden. Einen bemerkenswerten Erfolg erzielte Buderus aber auch bei einer diplomatischen Mission im Jahr 1815. Mit Unterstützung von Jakob Grimm konnte er aus Paris die von der französischen Besatzungsmacht erbeuteten Bilder und Kunstgegenstände nach Kassel zurückbringen. In Altenhaßlau kaufte Buderus im Jahr 1804 ein Hofgut mit ausgedehnten Ländereien. Wenn auch Belege fehlen, erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß er auf seinem Landsitz die hessische Prominenz empfing.
So mag im Jussow-Tempel beim Tee zur blauen Stunde manch entscheidende Transaktion verabredet worden sein. Und vielleicht lieferte das chinesische Haus auch die Vorlage für einen weiteren Jussow-Tempel, den der Landgraf in ähnlicher Form elf Jahre später im Kasseler Schloßpark Wilhelmshöhe bauen ließ. Das Kasseler Pendant schätzt und pflegt man als eines jener charkteristischen Bauwerke in dem Landschaftspark, die als Ausdruck der romantischen und klassizistischen Gesinnung entstanden und die "Sehnsucht nach Arkadien" verwirklichten.
Der Altenhaßlauer Jussow-Bau hingegen führte ein Schattendasein. Der Verfall setzte ein, nachdem die Familie von Carlshausen den Garten nebst Pavillon an einen Frankfurter Bauunternehmer veräußert hatte. Gar eine Reihenhausbebauung des als Ensemble unter Denkmalschutz gestellten Areals war einmal konkret in Planung.
Ende der achtziger Jahre drohten umstürzende Bäume das Denkmal zu zerschmettern. Es ist das Verdienst eines Nachbarn, daß dies verhindert wurde und die Weichen für die Restaurierung gestellt werden konnten. Die Denkmalbehörde, die längst hätte einschreiten müssen, hatte aus unerfindlichen Gründen lange Zeit tatenlos dem Verfall zugesehen. Der Polizeibeamte Richard Arnoldi, der neben dem Großen Garten wohnt, mobilisierte Freunde und Bekannte, um den Tempel zu retten. Das engagierte Grüppchen formierte sich als Verein mit Arnoldi an der Spitze und machte mit Ausstellungen und Pressekonferenzen die Öffentlichkeit auf das bedrohte Denkmal aufmerksam. Mit Spenden wurden Sicherungsarbeiten finanziert, um wenigstens die übrige Substanz zu konservieren.
Eine glückliche Fügung war es für Arnoldi, daß die Presseberichte endlich einen Mann auf den Plan treten ließen, der sowohl die Mittel als auch das Interesse und Gespür hatte, dem Gartenhaus Standfestigkeit und Pracht zurückzugeben. Volker Hohmann war gerade 26 Jahre alt, als er den Söhnen des Bauunternehmers den Garten abkaufte. Ob die Parallelen zu Buderus nur Zufall sind?
Hohmann gilt mit seiner Blitzkarriere als Ausnahme-Unternehmer. Seine Firma "Monte Carlo" hat den Autositz-Schonbezügen mit farbenfrohen Mickey-Mäusen und Mustern das miefige Hut- und Häkelkissen-Image ausgetrieben. Die Baumwollüberzieher bringen zweistellige Millionenumsätze und versetzten den Mann mit dem Hang zum Traditionellen in die Lage, den Tempel kompromißlos zu restaurieren. Obwohl sein Vater Ernst Hohmann Handwerker ist und viele Arbeiten selbst ausführen konnte, kostete die Liebhaberei den Unternehmer noch 350 000 Mark. Nach Auffassung der Kreisverwaltung ist dies um so mehr einer Würdigung wert, als aus dem Tempel und dem Garten kein wirtschaftlicher Nutzen gezogen werden soll. Ein Lob, das Vereinschef Arnoldi nur bekräftigen kann. Aber auch er selbst hat nach Meinung von Beobachtern und Freunden längst eine Auszeichnung verdient. Denn es ist höchst fraglich, ob ohne sein Eingreifen und seinen Optimismus, der Mitstreiter zu begeistern vermochte, heute überhaupt noch ein Jussow-Tempel in Altenhaßlau stünde. ALEXANDER POLASCHEK
"Ich habe meinen Lebensunterhalt immer auf anständige Weise verdient." Mehrmals muß Henri Emmannuelli schlucken, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Doch der Parlamentspräsident und langjährige zweite Mann der Sozialistischen Partei Frankreichs fängt sich wieder, als er die Delegierten des außerordentlichen Partei-Kongresses in Bordeaux um ihre "Freundschaft, Ihren Respekt und Ihre Solidarität" bittet: "Denn indem man auf mich zielt, hat man es auf uns alle abgesehen." Die letzten Worte gehen in minutenlangem rhythmischem Händeklatschen unter.
Wie eine "Vor-Verurteilung mit Hilfe der Presse" hat Emmannuelli die von einer großen Pariser Zeitung verbreitete Ankündigung empfunden, daß nun auch ihm, dem früheren Schatzmeister der Partei, eine "Inkulpation" drohe, eine auf hinreichende Verdachtsmomente gegründete Anschuldigung des Untersuchungsrichters im Zusammenhang mit der sogenannten Urba-Affäre. Dieser Skandal um illegale Finanztransaktionen der Sozialistischen Partei, den die vorige sozialistische Regierung mit sanftem Druck auf die Justiz zu ersticken suchte, sorgt seit einiger Zeit für immer neue Überraschungen. Etwa dadurch, daß der mit der Aufklärung der Affäre beauftragte Untersuchungsrichter Renaud Van Ruymbeke im Januar ausgerechnet an dem Tag, an dem der neue Parteichef Laurent Fabius sein Amt antrat, die Buchhaltung der Sozialistischen Partei durchsuchte und zahlreiche Akten beschlagnahmte. Diesmal war der neueste Coup des Richters, nämlich seine Absicht, den früheren Schatzmeister zu beschuldigen, ausgerechnet am Vorabend des Parteitages bekannt geworden.
Wer auch immer die Indiskretion beging, dem außerordentlichen Parteitag der Sozialisten konnte er keinen besseren Dienst erweisen. Mit Emmannuelli hatten die in Bordeaux versammelten Sozialisten einen Märtyrer, der der Partei die verlorene Einheit zurückgab - für den kurzen Augenblick eines Kongresses jedenfalls. Der Erste Sekretär Fabius holte seine beiden Vorgänger Pierre Mauroy und Lionel Jospin zu Emmannuelli auf die Bühne, und alle drei bezeugten dem "Inkulpierten" mit einer Umarmung ihre Solidarität. Das wird keiner so schnell vergessen, auch wenn sich da Leute den mediterranen Bruderkuß gaben, die auf dem letzten Kongreß vor zwei Jahren mit gewetzten Messern aufeinander losgingen.
Wie kurz diese Bruderkämpfe, aus denen Fabius schließlich als Sieger hervorging, erst zurückliegen, konnten aufmerksame Zuhörer zum Beispiel registrieren, als Jospin Zweifel an der Nützlichkeit dieses Parteitages anklingen ließ. Das war eine unüberhörbare Anspielung darauf, daß Fabius "seinen Kongreß" vor allem deshalb gewollt habe, um seine Position in der Parteiführung weiter auszubauen. Wie ausgeprägt der Wille des neuen Ersten Sekretärs ist, der in zehn Jahren Regierungszeit ausgezehrten, durch ihre zahlreichen Skandale angeschlagenen und durch endlose Richtungskämpfe zerschlissenen Partei vor den Parlamentswahlen im Frühjahr 1993 ein neues Image zu geben, konnten erstaunte Kongreßteilnehmer an dem modernisierten Parteisymbol erkennen. Statt der stilisierten Faust mit der Rose prankte über der Tribüne eine Vielzahl von Fotopostern von voll aufgeblühten Rosen, gehalten von Händen, weißen, braunen, schwarzen, die manikürten Finger, teils mit gelackten Nägeln, leicht zur Faust zusammengelegt: Symbol der "erneuerten Partei", die sich mit dem in Bordeaux verabschiedeten "Programm für eine Partnerschaft" erstmals anschickt, anderen Parteien Allianzen anzubieten. Der Zwang, die Macht, falls sie ihnen 1993 nicht endgültig entgleitet, künftig mit Grünen oder Zentristen teilen zu müssen, ergibt sich für die Sozialisten aus einem einfachen Zahlenvergleich. In zehn Jahren hat die Partei die Hälfte ihrer Wähler und die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. "Unser Programm ist gut", erklärte Premierminister Pierre Bérégovoy, "und wir werden auch Verbündete haben." Doch so sicher wie der Regierungschef waren sich da manche Delegierte nicht. Denn Wahlbündnisse können auf Grund des geltenden Mehrheitswahlrechts nur bedeuten, daß sich sozialistische Kandidaten aus Wahlkreisen zugunsten von Bewerbern der Grünen oder der Zentristen zurückziehen. Wer wäre dazu schon bereit? Jean-Pierre Chevenement, der frühere Verteidigungsminister und Wortführer des linken Parteiflügels, auf keinen Fall. Er fürchtet bei Koalitionsangeboten die Versuchung, "zum Liberalismus überzulaufen".
Chevenement, der vom Parteitag wiederholt ausgebuht wurde, repräsentiert heute die Vergangenheit der Sozialisten. "Wir sind keine Klassenpartei mehr", sagte Fabius. Der neue Hoffnungsträger ist Michel Rocard, der frühere Premierminister. Ihm jubelten sie lange zu und bestätigten damit seinen Anspruch, 1995 Kandidat für die Präsidentschaftswahl zu sein. Doch ob die Zukunft der Partei nicht doch in der Opposition liegt, kann auch Rocard nicht völlig ausschließen. "Aus welchen Gründen sollten ein junger Mann oder eine junge Frau von 20 Jahren für uns stimmen?" fragte er.
HANS-HAGEN BREMER (Bordeaux)
Der Ortsbeirat 4 (Bornheim) hat die beiden Bushaltestellen der Linie 43 in Höhe der Häuser Kettelerallee 69 und 39 aufgehoben und dafür eine Haltestelle in der Löwengasse eingerichtet - sehr zum Ärger einiger Anwohner. Vor allem ältere und gehbehinderte Bürger fühlen sich stark benachteiligt. In der Stadtteil-Rundschau Ost, vom 2. Juli, haben wir in unserem Artikel "Langer Marsch zum FVV" bereits darüber berichtet. Auch Maria Fritz, Anwohnerin in der Kettelerallee, kritisert in ihrem Leserbrief (von der Redaktion gekürzt) die neue Lösung:
Die Einrichtung der Haltestellen Kettelerallee 69 sowie Kettelerallee 39 mit Beginn des Sommerfahrplans 1991 wurden sehr positiv aufgenommen, zumal die Wege zu diesen beiden Haltestellen kurz, schnell erreichbar, abschüssig und gut begehbar waren. Besonders ältere Bürger, die dazu noch gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe sind, konnten mit einem Kurzstreckenfahrschein (1,40 Mark) ihren beliebten Einkaufspunkt Bornheim-Mitte kostengünstig erreichen. Ältere Menschen, Rentner oder Pensionäre, mit einer kleineren Rente, müssen in der heutigen teuren Zeit sehr haushalten und rechnen.
Die Haltestelle Kettelerallee 69 wurde vor allem von den Bürgern der Justizwohnungen, der oberen Ortenberger-, Buchwaldstraße und Kettelerallee frequentiert, wie bekannt: von einem dichtbesiedelten Wohngebiet. Die Haltestelle Kettelerallee 39 fand vor allem bei den Bewohnern des Altenwohnheims in der Karl-Flesch-Straße großen Anklang. Die Verkehrsverbindung U 7 wird schon wegen der Rolltreppen von älteren Bürgern gemieden. Zudem bringt diese Linie sie nicht nach Bornheim-Mitte.
Wo immer Menschen zusammen leben, gibt es unterschiedliche Meinungen. So auch hier: Vor allem die jüngere Generation - und hier sind besonders Autofahrer und Familien mit einem oder zwei Wagen angesprochen - bedauerten aufgrund dieser Haltestellen den Wegfall der Parkplätze. Die Länge der Haltestellen entspricht zwei Parkplätzen.
Der Aussage, der Bus verursache beim An- und Abfahren viel Lärm, kann man heute entgegnen, daß der Lärm sehr viel stärker geworden ist, da der Omnibus mit Tempo die Kettelerallee durchfährt. Vorher, wenn er die Haltestellen ansteuerte, nahm er das Gas weg und fuhr dezent wieder an.
Einige Leute haben sich für die Aufhebung der Haltestelle eingesetzt und der Ortsbeirat, Herr Manfred Holler (CDU), unterstützte sie in ihrer Meinung, ohne die echten Fakten zu berücksichtigen beziehungsweise zu kennen.
Ferner wurde als Argument für die Zusammenlegung der Gottesdienstbesuch der Gläubigen an Sonn- und Feiertagen gebracht. Dazu kann man nur den Kopf schütteln. Die meisten Gottesdienstbesucher wohnen im näheren Umkreis, sie gehen zu Fuß.
Die etwas weiter Wohnenden fahren wie gewohnt mit dem eigenen Auto zur Kirche (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist die Heilig-Kreuz-Kirche). Diese Argumentation ist vollkommen aus der Luft gegriffen und entbehrt jeder Grundlage. Die beiden Haltestellen wurden aufgehoben - ohne Rücksicht auf ältere Bürger, die nicht mehr in der Lage sind, sich zu wehren. Hier hatte das Auto Vorrang! Die neue Haltestelle Löwengasse wird überhaupt nicht angenommen. Auch wohnen im Bereich Löwengasse / Kettelerallee viel weniger Bürger. Die beiden alten Haltestellen lagen im Schutz der Wohngebäude, die neue Haltestelle Löwengasse ist durch keine Wohneinheit geschützt. Die heute jüngere Genration wird auch mal älter und gebrechlich. Sie wird dann die Fahrt mit dem Wagen nicht mehr bewältigen und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sein. Jeder Schritt wird dann beschwerlich sein - und dies mit einer gefüllten Einkaufstasche. Erst dann wird sie ermessen können, welche Fehlentscheidung hier getroffen wurde.
Die Serie von Überfällen auf Tankstellen setzt sich fort: Am Samstag abend wurde eine Zapfstation an der Darmstädter Landstraße beraubt. Der bislang unbekannte Täter erbeutete nach Angaben der Polizei 3500 Mark.
Kurz nach 19 Uhr hatte der Mann die Tankstelle in Sachsenhausen betreten und einen Schoko-Riegel kaufen wollen. Der 19 Jahre alte Tankwart öffnete die Kasse. In diesem Moment wurde er mit einer Pistole bedroht. Durch einen Schlag an die Schläfe wurde er verletzt und mußte in einem Krankenhaus behandelt werden. Der Täter floh mit dem Geld. Er soll etwa 30 Jahre alt und rund 1,80 Meter groß sein. Er trug einen Drei-Tage- Bart. Bekleidet war er mit einem roten Polohemd der Marke "Lacoste" und hellen Jeans.
Allein in Frankfurt sind in den ersten sechs Monaten diesen Jahres zehn Tankstellen überfallen worden, hessenweit waren es 59. ing
LOS ANGELES, 12. Juli (dpa). Ein neuer Skandal beginnt die wegen Brutalität und Rassismus weltweit in die Schlagzeilen geratene Polizei von Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien) zu erschüttern. Der neue Polizeichef Willie Williams, erst seit zwei Wochen im Amt, schloß am Wochenende eine nachrichtendienstliche Abteilung der Polizei und ließ die Büroräume versiegeln. Zuvor waren Teile eines von einem früheren Angehörigen der Spezialeinheit mitverfaßten Buches bekanntgeworden, demzufolge die Abteilung jahrelang Politiker, Filmstars und Privatleute überwacht und ausgespäht hat.
Unter anderem sollen Informationen über das Sexualleben von Prominenten wie Frank Sinatra, Barbara Streisand, Rock Hudson und Robert Redford gesammelt worden sein. Außerdem seien dem damaligen Polizeichef Daryl Gates nicht genehme Kongreßabgeordnete, Stadträte und sogar Bürgermeister Tom Bradley ausspioniert worden, wie der frühere Polizeiangehörige Mike Rothmiller auf einer Pressekonferenz erläuterte. Die Mitglieder der Abteilung hätten Gates direkt Bericht erstattet.
Rothmiller war nach jahrelanger Arbeit in der seit 1957 bestehenden Spezialeinheit wegen des Vorwurfs der Körperverletzung von Gates entlassen und nach einer richterlichen Entscheidung wieder eingestellt worden. Er quittierte seinen Posten dann jedoch.
Nach seinen Angaben dauerte die "Spionagetätigkeit praktisch bis gestern". Der Mitautor des Buches und Journalist Ivan Goldman sagte, nach den vorliegenden Erkenntnissen seien die Informationen über mißliebige Politiker dazu verwendet worden, Druck bei der Durchsetzung von Entscheidungen auszuüben. So seien Versuche der Polizeikommission vereitelt worden, Gates unmittelbar nach den Attacken von vier Polizisten auf den Schwarzen Rodney King 1991 zu entlassen. Der Polizeichef hatte schließlich doch wegen anhaltender massiver öffentlicher Kritik vor 14 Tagen sein Amt abgegeben.
Schon in den vergangenen Jahren war Gates illegale Spionagetätigkeit der Spezialabteilung vorgeworfen worden. Er hatte dies jedoch mit dem Hinweis entkräftet, die Elite-Einheit diene dem Kampf gegen die Mafia. Sein Nachfolger Williams und Bürgermeister Bradley kündigten eine rasche Untersuchung an. Um das Verschwinden von Unterlagen zu verhindern, werden die Büros der Sonderabteilung rund um die Uhr bewacht.
KARBEN. Ein Wagnis war es schon, mitten in den hessischen Sommerferien ein Jubiläum zu feiern. Doch der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Peter Peppel hat nicht nur Ordnung in den Verein gebracht und so nebenbei entdeckt, daß der Zusammenschluß der Okärber Obstbauer schon 1989 hundert Jahre alt geworden ist, Peter Peppel hat bei der um drei Jahre verspäteten Jubiläumsfeier auch Spürsinn bewiesen. Eine Chance für das Zeltvergnügen mitten im Sommerloch sah er darin, daß weit und breit - natürlich - kein anderer Verein etwas vorhatte. Und Peppel wurde mit seiner Hoffnung auf eine gutbesuchte Veranstaltungsreihe mehr als bestätigt.
Das Zelt am Okärber Sportplatz war vor allem am Samstag abend bei einer geselligen Veranstaltung mit Musik und den "Tanzmäusen" nicht nur voll, sondern wie Peppel sagte: "Proppenvoll". Im Grunde genommen war das Zelt viel zu klein.
So dürften die Obst- und Gartenbauer denn aus dem Speise- und Getränkeverkauf ein sattes Sümmchen erlöst haben und der Realisierung ihres Traumes, dem Bau einer Toilettenanlage - geschätzte Kosten immerhin 80 000 Mark - ein Stück nähergekommen sein. Von Bürgermeister Detlev Engel kam ja bei der akademischen Feier am Freitag abend außerdem noch die Zusage, daß die Stadt nun endlich einen Kanal zur Anlage am Ostufer der Nidda bauen werde, auf daß die schon 1981 beantragte Baugenehmigung nunmehr vom Kreisbauamt Brief und Siegel bekommen dürfte.
Der Vorstand unter dem 1983 aus Wöllstadt zugezogenen Peter Peppel hat das Jubiläum außerdem genutzt, eine viele Jahre vernachlässigte ehrenvolle Aufgabe wahrzunehmen, nämlich die langjährigen Mitglieder zu ehren. Da so etwas lange nicht mehr gemacht worden war, mußten nicht weniger als 60 Frauen und Männer auf die dafür viel zu kleine Bühne gerufen werden.
Gleich nach dem Krieg waren unter anderem Irma Burkert, Albert Bergbauer, Alfred Döll, Wilhelm Jörg, Wilhelm Kern, Georg Schichtel und Johann Steinbrecher eingetreten, die teils auch heute noch wie in der Nachkriegszeit ihr Gärtchen an der Nidda nutzen, um Obst und Gemüse zu hegen und zu pflegen und abzuernten.
Der Verein hat im übrigens schon vor der eigentlichen Ernte im Garten auf seine Weise während des Jubiläums ernten können. Als Conférencier Alfred Thelen in der akademischen Feier in bescheidenem Ton nachfragte, ob denn irgend jemand das Bedürfnis verspüre, dem Jubiläumsverein ein paar warme Grußworte angedeihen zu lassen, da war die Schlange der Grußredner fast endlos. Alle Vereine aus der Nachbarschaft wollten etwas sagen, sogar aus Münzenberg war ein Vereinsvorsitzender gekommen. Alle wußten aber von dem drängenden Problem des Vereins mit der Toilettenanlage, und alle - genauer fast alle - hatten einen Scheck dabei. Nur Vertreter der Obstanlage Klein-Karben überreichte keinen Scheck, sondern einen wunderschönen Teller, und die FDP begnügte sich mit einem - nicht minder wunderschönen - Blumenstrauß. Peter Peppels Brusttasche, in der er die Couverts versteckte, wurde immer praller, und die Miene des Vorsitzenden erhellte sich sichtlich.
Das Jubiläum dürfte sich gelohnt haben. hm
In Saul Bellows Roman Der Regenkönig sagt eine Frau zu ihrer Freundin: "Im letzten Jahr haben wir eine Weltreise gemacht, dieses Jahr werden wir wahrscheinlich woanders hinfahren." Dieser Wunsch ist schwer erfüllbar.
Etwas ganz Einfaches dagegen wünscht sich Harry Fonstein in Bellows Novelle Bellaros Cennection. Er möchte dem Mann danken, der ihm das Leben gerettet hat, doch gerade das wird ihm schroff verweigert. Es widerspricht jeder Lebenserfahrung. Die meisten Leute beklagen sich darüber, daß ihnen gute Taten von den Empfängern nicht gebührend vergolten werden; aber der amerikanische Nobelpreisträger Bellow zieht aus dieser Grundkonstellation seines Buches seine ganz besonderen Wirkungen.
Bellarosas Connection ist ein Beziehungsgeflecht, das in den II. Weltkrieg zurückreicht, geknüpft von einem jüdischen Amerikaner zur Rettung europäischer Juden. Der Mann heißt Billy Rose, für seine Aktivitäten auf italienischem Boden wird daraus Bellarosa. Der Wohltäter ist ein Multi-Millionär im hohen Show-Biz-Rang", er hat "sich aus der Gosse hochgearbeitet". Rose bewahrt viele Juden vor dem Tod im deutschen Konzentrationslager, einer davon ist der in Lemberg geborene Harry Fonstein - fürs Flüchten schlecht ausgestattet, weil er einen verkrüppelten Fuß hat. Desto beweglicher ist er im Geiste, in ganz kurzer Zeit lernt er sechs Sprachen, findet eine tüchtige Frau, gründet mit ihrer Hilfe einen florierenden Betrieb, der Immigrant in Amerika ist bald ein gemachter Mann. Um so weniger begreift er, daß Billy Rose es ihm verwehrt, sich zum Dank die Hand schütteln zu lassen.
Aufgeschrieben wird Harrys und Billys Story von einem Spezialisten für Erinnerungen, der in Philadelphia ein "Mnemosyne Institut" betreibt, um sieben Ecken herum ist er verwandt mit Harry Fonstein. Bellow schreibt suggestiv, die reale Zeit der Novelle umfaßt drei Jahrzehnte und zugleich zweitausend Jahre jüdischer Geschichte. Bellows alter-ego, der Professor für Erinnerung, erfreut sich an der amerikanischen Demokratie und merkt an: "Bis Ende des letzten Jahrhunderts wurden die Juden in Rom nachts noch eingesperrt, der Papst betrat einmal im Jahr das Getto und spie feierlich die Gewänder des Hauptrabbiners an."
Das elegante Verknüpfen des Gestern mit dem Heute machte schon der Zauber von Bellows 800-Seiten-Werk Die Abenteuer des Augie March aus. Darin ist er ein Meister, ebenso im Brückenschlag der Kultur zwischen beiden Kontinenten. Die Frau des Wissenschaftlers, Kunstexpertin schleppte aus Europa einen Schatz herbei, den "Französischen Apparat mit einer Sprechmuskel aus Porzellan - blauweißes Quimper." Umwarb damit, sinniert der Autor, vielleicht "Baron Charlus seine Freunde?" Selbstverständlich kennt sich der Erinnerungs-Profi in Philadelphia bei dem in Paris aus.
Bleibt die offene Frage Rose-Fonstein. Harry resigniert nach jahrelangen vergeblichen Versuchen; seine Frau Sorella explodiert in einem Wutanfall über den Dankesgesprächsverweigerer Billy. "Die Löwin" stellt ihn in Jerusalem, wo sie zu Gast sind, und schüttelt den Kerl aus seinem eleganten Maßanzug. Danach ist Sorella mit ihm fertig, ihr Fazit: Billy verdient es nicht, daß sich ein anständiger Mensch bei ihm bedankt.
Bellows misanthropischer Philanthrop ist in mehrfacher Hinsicht eine dialektische Figur - der Mann ist sowohl real wie gedichtet. Der Autor betont, daß im Buch "teilweise wahre Ereignisse" und "frei erfundene Charaktere" verarbeitet wurden. Billy Rose jedoch wird genannt in David S. Wymans Sachbuch Das unerwünschte Volk. Dieser Rose gehörte zu den Mitstreitern von Ben Hecht, einem berühmten Bühnen- und Drehbuchautor, der all seine Überzeugungskraft nutzte, um auf Regierung und Öffentlichkeit in den USA einzuwirken, damit klar würde: Die Deutschen unter Hitler ermorden systematisch die Juden in Europa.
Ben Hecht und seine Aktionen fand ich beeindruckend, es fiel mir nicht leicht, Bellows sarkastische Sicht zu akzeptieren, er mokiert sich über die "Rettung, à lá Hollywood", sein Billy Rose wird so gekennzeichnet: "miserabel, schwach, billig, pervers (. . .) mieser, kleiner Gauner-Itzig, dessen Lebensgeschichte aus einer Kette von Schändlichkeiten bestand (. . .) menschlich sei Billy Pfusch gewesen." Jetzt scheint mir, Saul Bellow hat sich in diesem "Show-Biz-Star" Rose einen Popanz geschaffen, an dem er seinen Zorn und seine Trauer darüber abreagiert, daß Amerika versagte, als Europas Juden Solidarität brauchten. Es wurde zu wenig geholfen und zu spät. Trotz dieser rigorosen Bilanz deprimiert das Buch nicht; etwas Vollkommenes wie Bellows Novelle trägt ihren ganz eigenen Optimismus in sich. Im Ernst wie in der Komik ist der 1915 geborene Autor ein Jahrhundert-Erzähler, für Amerika so wichtig wie für Europa. INGRID ZWERENZ
Saul Bellow: Bellarosa Connection. Novelle. Aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 1992, 144 Seiten, 28 DM.
HOFHEIM. Winnetou ist ins Rathaus eingezogen. Sein wehendes Haar, das kantige Gesicht und die schlanke Gestalt sind im Foyer der Stadtverwaltung allgegenwärtig. Hoch zu Roß beobachtet sein scharfes Auge die Hofheimer. Aber trotz Messer und Silberbüchse: Der Apache ist weder als Bodyguard für die Politprominenz engagiert worden, noch will er Bürgermeister Rolf Felix aus dem Sattel heben. Einfach erfreuen möchte er, wer in dieser Woche am Chinonplatz ein und aus geht: Als Gemälde, Bleistiftskizze oder Buchtitel.
Rauchende Colts und geschwungene Tomahawks, Fallensteller und friedlich grasende Büffelherden, über der Prärie tiefblauer Himmel: Seine Heimat hat Winnetou gleich mitgebracht. Wilder Westen in Hofheim. In kräftigen, fast poppigen Farben, gemalt von Klaus Dill.
Der gebürtige Pfälzer, der am Frankfurter Städel und der Offenbacher Kunsthochschule studierte und jetzt in Glashütten im Hintertaunus wohnt, malt seit 40 Jahren Filmplakate. Die Poster für "12 Uhr mittags" oder "Dick und Doof" sowie von 600 weiteren Storys stammen aus seiner Feder.
Obwohl er Plakate für fast alle Filmgenres zeichnet - dem Wilden Westen gehört seine Zuneigung. Und da sind Karl Mays Figuren Favoriten. Als Titelhelden für "Bessy"-Comics, Groschen-Western - oder als Illustrationen für alle möglichen Abenteuer zwischen Bagdad und Istanbul, Rio de la Plata oder dem Reich der Inkas.
Eberhard Urban vom Frankfurter Brönner Verlag, der die Zeichnungen als Kalender herausgibt, sagte bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag, Dill male Winnetou so, wie ihn Karl May beschrieben habe: als "roten Gentleman". Was er damit meinte, blieb allerdings sein Geheimnis. Auf den wenigsten der 30 Farbgemälden entpuppt sich der Häuptling als Kavalier.
Hingegen langt er meist ordentlich hin: unerbittlich geht's allen möglichen Bösewichten an den Kragen. An diesem Winnetou-Bild ist allerdings ganz und gar nichts Besonderes. So kennen wir den obersten Apachen noch aus den Zeiten, als wir seine Abenteuer nachts heimlich unter der Bettdecke lesen mußten.
Winnetou und die anderen May-Figuren haben einen einzigartigen Siegeszug hinter sich: Ihre Abenteuer wurden in 28 Sprachen übersetzt und 80 Millionen mal verkauft. Zu den größten Fans gehören so prominente Köpfe wie Albert Einstein, Hermann Hesse und Ernst Bloch. Sie waren fasziniert vom Einfallsreichtum des vor 150 Jahren in Hohenstein geborenen Autors.
May sah das Indianerland erst kurz vor seinem Tod. Seine Beschreibungen sind allesamt Fantasieprodukte. Bis zum fünften Lebensjahr blind, verbrachte er später acht weitere Jahre in Dunkelheit - weil er wegen Hochstapelei und Betrugs im Zuchthaus saß. Vielleicht war es gerade das, was seine inneren Bilder so auf Trab brachte.
Jedenfalls haben May's opulent ausgeschmückte Abenteuer Dill zu seinen Malereien angeregt. Ob die Pinselstriche ähnlich gelungen sind, muß jeder selbst entscheiden. Gelegenheit dazu gibt es aber nur in dieser Woche und zwar werktags von 9 bis 12 Uhr, am Samstag von 14 bis 18 und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Heute ist die Bilderschau außerdem noch von 18 bis 18 Uhr zu sehen. dis
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Gstaad, Einzel, Finale: Bruguera (Spanien) - Clavet (Spanien) 6:1, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Bastad/Schweden, Einzel, Finale: Gustafsson (Schweden) - Carbonell (Spanien) 5:7, 7:5, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Newport/Rhode Island, Einzel, Finale: Shelton (USA) - Antonitsch (Österreich) 6:4, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Newport/Rhode Island, Einzel, Finale: M.J. Fernadez (USA) - Garrison (USA) 6:4, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Palermo/Sizilien, Einzel, Finale: Pierce (Frankreich) - Schultz (Niederlande) 6:1, 6:7 (3:7), 6:1.
Aus bislang ungeklärter Ursache hat es am frühen Samstag morgen im Hinterhof eines Anwesens im Oeder Weg gebrannt. Gegen 4.50 Uhr standen dort eine Plakatwand, abgestellter Sperrmüll, ein Kühlaggregat und Dachpappe in Flammen.
Es enstand ein Sachschaden in Höhe von 10 000 Mark. Verletzt wurde niemand. ing
BONN, 12. Juli (rds/dpa). Das Autofahren in Deutschland wird bis zu 30 Prozent teurer werden. Schon von Mitte nächsten Jahres an soll, wie Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ankündigte, eine Straßenbenutzungsgebühr für in- und ausländische Lastwagen erhoben werden. "Sehr schnell" wird es dann laut Krause eine solche Autobahngebühr ("Vignette") auch für Personenwagen geben, wobei die Bundesregierung wegen der Abstimmung der Verkehrspolitik innerhalb der EG den Zeitpunkt des Beitritts der Schweiz mit ihrer Vignettenlösung 1995/96 abwarten könnte. Über eine zusätzliche Erhöhung der Mineralölsteuer um zehn Pfennig pro Liter Benzin, die nach Informationen von "Bild am Sonntag" schon im Herbst zu erwarten sei, wollte sich der Minister nicht äußern.
Nach Angaben Krauses dürfte sich die Straßenbenutzungsgebühr bei einem 40- Tonnen-Lkw in einer Größenordnung von 9000 Mark jährlich bewegen. Je nach Umweltbelastung eines Motors solle die Kfz- Steuer entsprechend gesenkt werden. Unter dem Strich rechnet der Verkehrsminister mit zusätzlichen Einnahmen allein aus den Lkw-Gebühren von 200 bis 300 Millionen Mark, "bei den Pkw könnte es ein Vielfaches dessen sein".
Nach Informationen des "Spiegel" könnte die Vignette für Personenwagen 200 bis 400 Mark im Jahr kosten. Dafür soll es bei der Kraftfahrzeugsteuer Entlastungen geben je nach Umweltverträglichkeit der Motoren.
Krause warnte davor, die zu erwartenden Mehreinnahmen aus den Straßengebühren mit den zusätzlichen Belastungen für die deutsche Einheit in Verbindung zu bringen. Die Mittel dienten vielmehr Infrastruktur-Investitionen der Eisenbahn. Die Bonner Koalition hatte am 1. Juli beschlossen, daß die Sanierungskosten der Bundesbahn nicht allein vom normalen Bundeshaushalt getragen werden, sondern daß vor allem Einnahmen aus der Straßenbenutzungsgebühr dazu herangezogen werden sollen. Für die am kommenden Mittwoch im Bonner Kabinett anstehenden Beschlüsse zur Bahnreform hält der Verkehrsminister eine zusätzliche Mineralölsteuererhöhung - "für die es gute finanzpolitische Gründe geben mag" - nicht für zwingend erforderlich.Die 79. "Tour der Leiden" ist aus dem Schema herausgebrochen Unbeachtete Radprofis stehlen plötzlich den Stars die Schau und das begehrte Gelbe Trikot Beim deutschen Team wechseln sich viele Hiobsbotschaften mit einigen Erfolgsmeldungen ab Von der Tour de France berichtet unser Mitarbeiter Helmer Boelsen
"Die Tour ist eben nicht mein Rennen", sagte Falk Boden mit einem Anflug von Galgenhumur und starrte mit traurigen Blick auf die eingegipste Hand. Bei einem Massensturz waren zwei Mittelhandknochen zu Bruch gegangen. Er erreichte zwar noch das Etappenziel Brüssel, aber da war schon klar, daß sein nächtes Ziel nicht Valkenburg oder Koblenz heißen würde, sondern Frankfurt an der Oder. Boden am Boden.
"Es wird mindestens 25 bis 30 Tage dauern, ehe ich wieder fahren kann", wußte er schon. "Und dann fahre ich bestimmt nicht gleich Paris-Roubaix", scherzte er. Den schwierigen Teil der Tour de France hat er unnötigerweise schon einmal studiert. "Wir haben vor der Tour de Suisse die Etappen nach Sestriere und Alpe d'Huez trainiert. Ich war fix und alle."
Dann schlich sich ein Virus in den Magen- und Darmtrakt des baumlangen Bernd Gröne aus Recklinghausen. Ausgemergelt und ausgelaugt verabschiedete er sich aus dem bunten Feld. Dabei hatte der Olympia-Zweite von Seoul vor der Saison beim ersten Treffen der neuen deutschen Mannschaft Telekom im Schwarzwald jubiliert: "Jetzt kann ich wohl endlich einmal die Tour de France fahren. Das ist ein Jugendtraum von mir." Er dauerte nicht lange, und ob er sich ihm noch einmal eröffnet, ist ebenso fraglich.
Und ausgelaugt und ausgemergelt kam auch Rolf Aldag aus Ahlen in Valkenburg an. "Diesen Tag werde ich nie vergessen", stöhnte der von Fieber-, Kopfschmerzen und Magenproblemen geplagte Westfale. Er war völlig entkräftet aus dem Feld der Radfahrer herausgefallen, wo er sowieso nur in den hinteren Positionen mithalten konnte und stapfte schließlich als letzter Mann vor dem Besenwagen durch die von unglaublichen Menschenmassen umsäumten Straßenränder in Belgien und Holland.
"Die Leute haben mich angefeuert, geschubst und geschoben, wollten mir zu essen und zu trinken geben. Das war das Schöne an diesem Erlebnis, und ich weiß nicht, ob es in Deutschland genau so wäre, oder ob man da als Letzter ausgepfiffen wird."
Mit 27 Minuten Rückstand auf den Etappensieger Gilles Delion (Frankreich), der in seinem Rennstall Helvetia-Sachs fährt, kam er ins Ziel, blaß und bleich. Und am anderen Morgen vor dem Start in Valkenburg stand es nicht besser um ihn. "Ich versuche zu fahren, aber ich fahre mich nicht kaputt, daß ich dann hinterher acht Wochen auf der Nase liege."
Rolf Aldag hatte in dieser Saison eine gute USA-Rundfahrt mit Etappensieg hinter sich gebracht, eine gute Tour de Suisse mit etlichen respektablen Plazierungen und er war Zweiter der Deutschen Meisterschaft und ist dadurch für die Weltmeisterschaft am 6. September in Benidorm qualifiziert. Bis dahin will er gesund sein.
Udo Bölts aus der Pfalz, Etappensieger im Giro d'Italia und Tour-de-France-Neuling, brachte es auf den Punkt: "Unglaublich dieses Tempo! Du hast keine Zeit zum Pinkeln oder zum Essen. Fährst jeden Tag bis zum Anschlag. Ich bin sehr beeindruckt."
Als Uwe Ampler während der siebten Etappe zwischen Brüssel und Valkenburg die langen Ärmel abstreifte, weil es warm geworden war und sie beim Mannschaftswagen deponieren wollte, fiel er plötzlich in eine prekäre Lage. Das Feld war auf einmal in zwei Hälften gespalten, er war hinten, und es dauerte endlos lange, bis die Verfolgungsjagd erfolgreich abgeschlossen war.
Diese 79. Tour de France ist aus dem Schema herausgebrochen, das Experten wie Fahrer oder Teamleiter vorher gezeichnet hatten. Man rechnete auf diesen ersten Etappen mit Massenspurts, mit einem sanften Herantasten der Favoriten an das erste große Zeitfahren am Montag in Luxemburg. Vielleicht, so glaubte man, dürften ab und zu ein paar Außenseiter in Ausreißergruppen enteilen. Man irrte. Vielleicht weil auch viel Existenzangst mitfährt, weil sich viele, deren Firmenteams zumachen, neu profilieren und anderen empfehlen wollen.
Täglich gab es neue Überraschungen. Und das nicht nur, wenn Unbeachtete, wie die zwei Franzosen Richard Virenque und Pascal Lino dem hohen Favoriten Miguel Indurain das Gelbe Trikot abjagten, dem Spanier mit dem unaussprechlichen Namen Murguialday, dem alten Haudegen Guido Bontempi, der seine stattliche Zahl an Etappensiegen ausweitete, dem Niederländer Harmeling, nein, auch die Asse explodierten. Als Greg Lemond, der dreimalige Tour-Sieger, am einzigen Pyrenäenberg in Schwierigkeiten war, rasten Indurain, Weltmeister Gianni Bugno, Claudio Chiapucci und Charly Mottet davon, und strapazierten sich in einer langen Fahrt bis ins Ziel, die letztlich aber nur eine Minute Vorsprung einbrachte.
Ein paar Tage später schlug Greg Lemond zurück, enteilte zwischen Rubaix und Brüssel mit dem kampfbesessenen Claudio Chiapucci, dem Dänen Holm und dem Franzosen Jalabert, der die ereignisreiche Etappe gewann. Sie nahmen dem Vorderfeld 1:22 Minuten, nicht viel zwar, aber prestigeträchtig war es allemal, wie auch anderentags die Leistung des wiedergeborenen Stephen Roche aus Irland - er schaffte 1987 als zweiter Fahrer nach Eddy Merckx einen Grand Slam im Profiradsport mit Siegen im Giro d'Italia, der Tour de France und der Weltmeisterschaft, wurde aber seitdem von Verletzungen geplagt und zum Dauerpatienten bei Bayer Münchens Arzt Dr. Müller- Wohlfahrth. Roche holte bei seiner Attakke auch nur eine Minute.
Bernard Hinault, fünfmaliger Toursieger und jetzt als Technischer Berater im Direktorium der Tour-Organisation, teilte Schelte aus: "Das darf Indurain und Bugno nicht passieren, daß ihnen so wichtige Konkurrenten enteilen." Hinault war es zu seiner Zeit gewohnt, so eine Tour de France mit fester Hand als Souverän stets im Griff zu haben. Das gilt auch für Eddy Merckx, aber er sah die Situation anders: "Die Favoriten brauchen nicht nervös zu werden. In den Zeitfahren können sie alles wieder zurückholen." Das erste 65 Kilometer lang findet am heutigen Montag in Luxemburg statt.
Bis die Tour am Sonntag nach Deutschland kam, wo die Menschenmassen so dicht die Straßen säumten, wie in den vier anderen europäischen Ländern vorher (Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlange) hatte man von den deutschen Fahrern mehr Hiobsbotschaften als Erfolgsmeldungen verteilen müssen. Aber die beiden Geraer, Olaf Ludwig und Jens Heppner, waren in Wasquehel unter zehn Ausreißern. Ludwig, der ja als ein Favorit für Etappensiege und auch das Grüne Trikot des Punktbesten eingestuft war, wurde Dritter, ärgerte sich aber im allgemeinen: "Dieses Rennen ist völlig unberechenbar. Und wenn ich nur um Platz fünf oder neun spurten muß, dann nehme ich nicht das ganze Risiko auf mich."
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Funk und Jazz hatte Uwe Gehring mit seinem Quartett für seinen Auftritt im Frankfurter Jazzkeller angekündigt, und Derrick James am Saxophon versprochen. Auf Derrick James wartet das Publikum vergebens - er hatte kurzfristig abgesagt, wurde ersetzt durch den Gitarristen Tom Woll. Auf der Strecke blieb der Funk und alles, was nicht zu den Basics im Jazz gehört.
Wann immer Uwe Gehring mit seiner Truppe bei diesem Jazzkeller-Auftritt irgendwelchen Ehrgeiz entwickelte - etwa bei der Adaption von Miles Davis "Four- Four-Four", wurden die Schwächen der einzelnen Musiker offenbar: Über die handwerkliche Beherrschung ihrer Instrumente hinaus hatten sie wenig zu bieten.
Earl Hassan am Schlagzeug klopfte brav den Takt, legte dabei aber oft die Leichtfüßigkeit einer marschierenden Kompanie an den Tag; Kevin Douveney am E-Bass dröhnte überlaut und nervös seine Kollegen aus dem Saal. Als er ein Solo versucht, rutscht er irgendwann ab - um einen halben Ton, das tut weh. Auch John Byl (Percussion) konnte in solchen Mischmasch aus lauten Tönen keine Feinheiten setzen.
Uwe Gehring und - stellenweise - Ersatzmann Tom Woll ragten heraus, weil sie ihre Gitarren präzise und überlegt einsetzten: Gehring erkannte die Mängel seiner Band an diesem Abend recht schnell und schwenkte um auf den Blues - damit bekam er das Publikum in den Griff.
Gute-Laune-Musik war dann für den Rest des Abends geboten: Da macht es dann auch nichts aus, daß die Improvisationen vorhersagbar sind, daß Überraschungen ausbleiben.
Fazit: Jazz und Funk wurden versprochen, mit Blues wurde das Publikum gewonnen. Spaß gemacht hat der Abend.
hge
SACHSENHAUSEN. Obwohl das Wetter nicht ganz so sommerlich war - die Stimmung war ausgezeichnet beim traditionellen Sommerfest des Kleintierzuchtvereins Sachsenhausen. Etwa 60 Mitglieder und Freunde waren der Einladung der Züchter gefolgt und feierten auf dem Vereinsgelände in Oberrad.
"Es ist nun bestimmt schon elf oder zwölf Jahre her, daß wir zum ersten Mal das Sommerfest organisiert haben und es ist mittlerweile zu einem festen Termin im Vereinskalender geworden", erzählte Gerd Gutermann, der Erste Vorsitzende der Züchter. Schließlich sei das Fest auch für jedermann offen.
Spezialitäten vom Holzkohlengrill, selbstgemachte Köstlichkeiten sowie Kaffee und Kuchen standen zu günstigen Preisen bereit. Die Besucher konnten sich auch auf dem Gelände umsehen und die Tiere in den Käfigen begutachten.
"Das Fest ist eine der wenigen Einnahmequellen für uns", berichtete Gutermann, "wir haben nur 70 Mitglieder, wovon nur 12 aktive Züchter sind: da ist das Geld zumeist knapp. Die Getränke und die Speisen werden aus der Vereinskasse bezahlt, und wenn am Schluß 1000 Mark für uns übrig bleiben, können wir froh sein." Die Gewinne der Tombola wurden von den Vereinsmitgliedern gespendet und als Hauptpreis winkte diesmal gar ein wertvoller Schlafsessel. Am Abend sorgte dann das Musik-Duo Willi & Gerhardt bis Mitternacht für gute Stimmung.
Ein etwas größeres Fest steht den Kleintierzüchtern, die sich hauptsächlich auf Geflügel spezialisiert haben, in zwei Jahren ins Haus. Denn dann wird der 1894 gegründete Verein sein 100jähriges Bestehen feiern. Dazu will Gerd Gutermann unter anderem eine Festschrift gestalten, die mit Bildern und Berichten an die Gründungszeit erinnern soll.
Sorgen bereitet dem Vorsitzenden allerdings der Nachwuchsmangel: "Unsere jüngsten Züchter sind 20 oder 30 Jahre alt, und ich würde mich freuen, auch einmal jüngere Menschen an die Zucht heranführen zu können."
Interessierte können sich bei Gerd Gutermann informieren. Er hat die Telefonnummer 46 59 78. jan
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr, Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.):
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstraße 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Saamstag, 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11-14 h; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e. V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Videotheken sorgen für ihr . . .
(Fortsetzung von Seite 15)
Bestes Beispiel ist ihm die Neukundschaft aus dem Bankenviertel, die ihren Video-Bedarf bevorzugt in der Tomin-Filiale Reuterweg decke. Die Klientel pflege im Viererpack zu leihen: "Drei Pornos und eine Komödie" - das sei der Video-Weekend-Vorrat der Finanzleute.
Profitieren können von den neuen Heimkino-Fans in Frankfurt nur noch 40 Videotheken mittleren und größeren Betriebszuschnitts. Genausoviel haben in den zurückliegenden fünf Jahren pleite gemacht oder aufgegeben. Ludwig Schultz vom Jugendamt, der die städtische Liste führt, muß ständig Namen ausstreichen und neu notieren: "Große Fluktuation. Die Betriebe werden weniger, dafür sind sie aber größer." Anfang der 80er Jahre, so erinnert er sich, hatte es noch 140 Videotheken in der Stadt gegeben.
Ums Jahr 2000 herum werden es, so schätzt Marktführer Born, vielleicht nur noch ein Dutzend sein. "Und die haben mit der jetzigen Videothek nichts mehr gemein", prophezeit er, "das sind dann Medienfachgeschäfte, die alles anbieten, was es an Waren im Kommunikationssektor und an Bild- und Tonträgern gibt." Kassetten im VHS-System seien dann völlig vom Markt: "Das ist wie mit den Langspielplatten."
Theater Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Michael Kearns - "Dream Man"; Öko-Haus, Kasseler Str./Westbahnhof. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Basil.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Resitance D/303 Nation Ramin.
Ein Kastenwagen der Deutschen Bundespost, der in der Praunheimer Ludwig- Landmann-Straße vor dem Haus Nummer 88 abgestellt worden war, ist am frühen Sonntagmorgen in Brand geraten. Eine Zeugin hatte gegen 3.25 Uhr die Feuerwehr alarmiert.
Bei den Löscharbeiten stellten die Brandschützer fest, daß ein Fenster des Wagens eingeschlagen worden war, um die Verriegelung der Tür öffnen zu können. Aus dem Fahrzeug waren verschiedene Werkzeuge und Geräte gestohlen worden. Die Polizei vermutet, daß die Diebe den Wagen auch in Brand gesetzt haben. Verletzt wurde niemand, der gesamte Sachschaden wird auf rund 20 000 Mark beziffert. ing
Entspannung durch Spannung - so könnte die Grundidee beim Pferderennsport lauten. Die Idee hat sich weltweit durchgesetzt, Pferderennen liegen in der Publikumsgunst ganz oben. Mit der Rennbahn in Niederrad hat Frankfurt eine namhafte Sportstätte und eine traditionsreiche zudem: Der Renn-Klub Frankfurt beging 1988 mit großem Aufwand sein 125jähriges Bestehen, und das Niederräder Geläuf ist nur zwei Jahre jünger. All dies ist Grund genug, im Rahmen der FR-Ferienserie das Augenmerk einmal auf das grüne Oval zu richten: Leser können morgen, also am Dienstag, 14. Juli, in Niederrad einen informativen Blick hinter die Kulissen werfen.
Die nächsten Rennen werden am Sonntag, 19. Juli, gelaufen. Verständlich, daß kurz vorher Hektik in den Stallungen und auf der Bahn ausbricht. Deshalb muß der Besichtigungstermin ein bißchen zeitlichen Abstand halten; andernfalls würden die Gäste von den Experten nur als "Störer" angesehen.
30 FR-Leser können sich morgen in Niederrad umschauen. Der Besuch beginnt um 10 Uhr. Gastgeberin ist Birgit Gutermann, Mitarbeiterin des Renn- Klubs. Sie wird etwas über die Geschichte der Einrichtung und über die Statistik der jährlichen Aktivitäten erzählen. Besichtigt werden die Rennbahn selbst, außerdem die Tribüne, die Waage, wo Jockeys und Sattelzeug vor und nach jedem Rennen gewogen werden, der Führring, der Wettern wie Experten Aufschluß über die Tagesform der Pferde gibt, und der Absattelring, wo sich nach der Konkurrenz die sechs Bestplazierten einer erneuten Identifikation stellen. Birgit Gutermann wird sich bemühen, alle Fragen zu beantworten. Außerdem hat sie an Interessenten zehn Freikarten für den nächsten Renntag zu vergeben.
15 Personen haben nach dem Rundgang die Chance, mit einem Trainer zu sprechen und sich im Stall davon zu überzeugen, wie die edlen Rennpferde untergebracht sind. Rund eine Stunde ist für den Besuch vorgesehen. Zur Begrenzung auf 30 bzw. 15 Besucher: Renn-Klub und FR haben davon Abstand genommen, eine telefonische Anmeldung einzubauen, und hoffen, daß sich Angebot und Nachfrage in etwa die Waage halten. Kommen wesentlich mehr Interessenten, würde das Sprichwort "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" gelten. Die Rennbahn in Niederrad wurde 1865 - damals mitten im Stadtwald - mit viel Pomp eröffnet. Zeitgenossen bescheinigten ihr "idyllische Traulichkeit" und die denkbar schönste Lage. Das erste Frankfurter Galopprennen war zwei Jahre zuvor gelaufen worden, auf der anderen Mainseite, zwischen dem Fluß und der heutigen Mainzer Landstraße. An diesem Tag war auch der Rheinische Rennverein gegründet worden. 1889 kam der "Verein für Trab- und Hindernis-Rennen" hinzu. Sieben Jahre später besiegelten die beiden Clubs das Nebeneinander und gingen im heutigen Frankfurter Renn-Klub auf.
Es folgten Jahre des Auf- und des kriegsbedingten Abschwungs, Hunderte von Rennen, Preise, Wunder-Pferde, Aus- und Umbauten. Im Forsthausbogen wurde der 1600-Meter-Start angelegt; so entstand die "Niederräder Meile". Ställe, Umkleiden, Gästezimmer und neue Tribünen wurden eingebaut. Damit stieg die Attraktivität ständig: Rund 20 Renntage (je acht bis zehn Rennen) und 110 000 Besucher nennt die Jahres-Statistik - eine gute Marke in der Sportstadt. An zahlungskräftigen Sponsoren herrscht kein Mangel. Und gemessen am Wett-Umsatz liegt Niederrad in Deutschland an dritter Stelle. 1987 wurden am Totalisator fast 19 Millionen Mark umgeschlagen.
"Zeitlose Attraktivität" sieht Walter Scheel, der Vorsitzende des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, im Galoppsport. Der Renn-Klub Frankfurt, so sein Lob zur 125-Jahr-Feier, sei "seit mehreren Jahren eine Art Musterknabe". Als Präsident steht dem 120 Mitglieder zählenden Verein Hans Gotthard Lasch vor. Er bezeichnet es als erklärtes Ziel, "Frankfurt als Trainingszentrale auszubauen, wo gute und beste Pferde vorbereitet werden - bis hin zu ,Lokalmatadoren', die bei unseren Besuchern emotionell neue und zusätzliche Akzente zu setzen vermögen".
Die Rennbahn hat die offizielle Adresse Schwarzwaldstraße 125. Die Straßenbahnlinie 19 von der Messe/Hauptbahnhof hält direkt vor dem Tor, die Linie 21 nicht weit entfernt in der Triftstraße. Wer mit der S-Bahn (13, 14, 15) bis Niederrad fährt, muß 15 Minuten zu Fuß gehen. Treffpunkt um 10 Uhr ist die Treppe zur Gaststätte "Wienerwald", die im Tribünengebäude untergebracht ist. Dort wird Birgit Gutermann die Gruppe in Empfang nehmen. tom
Leben wie die Indianer: Im Kelkheimer Ortsteil Fischbach stehen Indianer-Zelte, und Marianne Arnold empfängt dort am Mittwoch, 15. Juli, um 14 Uhr Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren zu einem informativen Nachmittag. Mehr darüber morgen.
PEKING, 12. Juli (AFP). Die Witwe des ehemaligen chinesischen Regierungschefs
In den zwanziger Jahren hatte Deng die kommunistische Jugendbewegung geleitet. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China 1949 wurde sie Mitglied des Politbüros und war bis 1988 Vorsitzende der Chinesischen Politischen Volksbefragungskonferenz. Ihr Mann, Tschou En- lai, war von 1949 bis 1976 chinesischer Ministerpräsident. In den siebziger Jahren regelte Deng zahlreiche Angelegenheiten Tschou En-lais und erlangte so starken Einfluß.
FREUNDSCHAFTSSPIELE: San Francisco Bay Blackhaws - 1. FC Kaiserlautern 0:1, SV Rotthausen - Borussia Mönchengladbach 1:4, PFV Bergmann-Borsig - Dynamo Dresden 2:2, Bayern München - Olympiaauswahl Marokko 3:1, FC Zürich - Borussia Dortmund 2:6, Bonner SC - 1. FC Köln 0:0, Spvgg. Ludwigsburg - VfB Stuttgart 0:3.
LÄNDERSPIELE: Südafrika - Kamerun 2:2, Australien - Kroatien 0:0.,
"Farouk ist noch etwas schwach, aber es geht ihm wieder gut", mit dieser Information von Vater Fateh Kassam über seinen gerade erst von Polizei und Carabinieri befreiten achtjährigen Sohn mußten die Journalisten an der Costa Smeralda sich zunächst zufriedengeben. Das Kind selbst, das ein halbes Jahr lang in den Händen sardischer Kidnapper lebte und dann, nach offiziellen Angaben, ohne Lösegeldzahlung freigelassen wurde, bekamen sie nicht zu sehen.
Wie ein Krimi waren die entscheidenden Stunden abgelaufen, ehe Farouk wieder in sein Elternhaus zurückkehren konnte. Polizeichef Vincenzo Parisi beklagte Vorabmeldungen der Medien: "Wären die Indiskretionen nicht veröffentlicht worden, wir hätten auch die Entführer festnehmen können."
Völlige Unklarheit herrscht auch über die Rolle, die der ehemalige sardische Bandit Graziano Mesina bei den Verhandlungen vor Farouks Befreiung gespielt hat. Der in den 60er Jahren zu lebenslangem Zuchthaus verurteilte "Grazianeddu", wie die Insulaner ihn liebevoll nennen, genießt seit einiger Zeit Hafterleichterung und hielt sich wiederholt in Sardinien auf. Zwar widerspricht er nicht der offiziellen Version, sein Mitwirken sei "unbedeutend, verworren, eher schädlich" gewesen, doch die Bevölkerung ist überzeugt, daß er wieder einmal die Weichen gestellt hat. "Grazie Graziano" haben Unbekannte auf Häuserwände in der Nähe des Entführungsorts gesprayt.
Eingekreist von über 300 Polizisten und Carabinieri, machten sich die Entführer nach monatelangem Versteckspiel aus dem Staub. Zwischen Dorgali und Oliena im Osten Sardiniens, einem der vielen Schlupfwinkel der "Entführungs- AG", ließen sie den übermüdeten, durchfrorenen Farouk zurück. Während der vergangenen Wochen hatten sie versucht, die Familie brutal zur Zahlung eines enormen Lösegeldes zu zwingen: Sie schnitten dem Kind ein Stück des linken Ohres ab und schickten es den Eltern. Jetzt soll ein Schönheits-Chirurg in Paris den Schaden beheben.
Wie einen Orden heftet sich die römische Regierung die Befreiung des Jungen an die eigene Brust, doch außer "Grazianeddu" bildeten vor allem Geistliche die Schaltstelle zwischen den Banditen und den Angehörigen Farouks. "Ich verstehe nicht ganz, warum die Entführer gerade uns suchen", meint Don Francesco aus Arzachena kopfschüttelnd, "wir vertreten doch eine Kultur der Gewaltlosigkeit. Aber wir müssen oft dort eingreifen, wo der Staat versagt."
Nach Monaten bangen Wartens war dieses Wochenende für Sardinien ein Fest. Schon in der Nacht hatten sich die Menschen an den Rand der Straße zwischen Nuoro und Porto Cervo aufgestellt und Farouk zugejubelt. Vom Staat erwarten sie mehr als nur schöne Reden, wie sie jetzt der für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zuständige Staatsanwalt Franco Melis ertönen ließ: "Fahre nicht für immer fort, Farouk. Du bist für uns alle das Symbol geworden für Güte im Kampf gegen die nackte Gewalt."
HORST SCHLITTER (Rom)
Gewissermaßen in einer "Nische" ist beim Rheingau Musik Festival die Neue Musik aufgehoben. Das Festival, in dem neben klingenden Namen großer Interpreten (Maazel) auch so vergleichsweise triviale "Events" wie - erstmals in diesem Jahr - Riverboatshuffles auf dem Rhein zu Buche schlagen, hat stets auch Neue Musik in Komponistenporträts gepflegt. So gab es vor Jahren ein Ligeti-Seminar und im Vorjahr einen Workshop mit Maurizio Kagel.
Diesmal trat man kürzer und präsentierte - an nur einem Abend - Werke des aus Mainz stammenden David Volker Kirchner, einst Bratschist am Radio Sinfonie Orchester Frankfurt, der 1975 den Durchbruch zur Deutschen Komponistenriege mit seiner Oper "Trauung" erlebte. Ein "Rheingau-Nachbar" gewissermaßen, doch sollte nicht vergessen werden, daß Kirchner auch über die nur regionale Ebene hinaus Erfolg beschieden war. So wurde die "Trauung" 1977 auch in München gespielt, nachdem sie in einem Gastspiel des Wiesbadener Staatstheaters schon in Hamburg erfolgreich aufgeführt worden war.
Kirchner, 1942 in Mainz geboren, studierte Geige und Bratsche bei Günter Kehr, hatte Kompositionsunterricht bei einem so gewissenhaften Musiktheoretiker und Komponisten wie Günther Raphael, pflegte später Kontakte zu Karl-Heinz Stockhausen und Bernd-Alois Zimmermann, ehe er, selbstbewußt schon früh, eigene Wege einschlug.
Kirchner, der stets für die Unmittelbarkeit musikalischer Artikulation und Kommunikation eintrat, nennt die Intellektualisierung von Musik, den "musikalischen Intellekt" ein Werkzeug künstlerischer "Verlogenheit". Das Publikum, postulierte er in einem Interview 1977, dürfe nicht mit der Distanz einer Komposition konfrontiert werden. Das Emotionelle müsse wieder in den Vordergrrund rücken und müsse dem Rezipienten die Chance einer Identifizierung lassen.
Im Rheingauer Schloß Johannisberg gab es nun dreierlei von Kirchner. Erstens das 1985 entstandene "Mysterion", für Altblockflöte, Horn, Viola d'amore, Violoncello und Klavier, eine Besetzung, die dunklere Klangfarben prädisponiert. Widmungsträger dieser programmatischen Komposition ist der Dirigent Eliahu Inbal. Der erste Satz, assoziationsreich "Alles fließt" überschrieben, schafft einen sensitiven Einstieg. In solch elegischer Musik scheint alles aus dem Piano heraus sich zu beziehen, sich zu entwikkeln. Mit grad zwei, drei Tönen einsteigend versteht es Kirchner, Stimmungen in selbstverzauberte Aura einzubinden, irisierende Klangschwebe, substantiell allerdings, zu umreißen. Freilich, das auf Glätte sich immer wieder zurückstellende "Arrangement" dieses letztlich genrehaften Stücks aus den 80er Jahren, verzichtet allzu bereitwillig auf Widerhaken am Inhaltsstrang wie am Tonalitätsstand. Auch intensiv "gestammelte" Cello-Repliken bis hin zum souverän sich dann und wann sich energisch einblendenden Horn bleiben defensiv. Die Grautöne überwiegen, konsequent, ausgleichend, als habe man es mit (konzentrativer) Leere, schmal bewegter Kontur zu tun.
Über emotional verbindlicheres Gewicht verfügt da schon die "Klaviersonate" (1985/86), die die Widmungsträgerin, Nina Tichman, eruptiv in sinnlich sich steigernder, herb dissonantischer Schärfe nachhaltig in ihrer Plastizität unterstrich. Das gilt besonders für ihr konsequent pianistisches Eintreten für schlüssig angebahnte, obschon rasch wieder "versandende" Klang- und Bewegungsparameter. Antrieb wie Tumult stehen hart neben stockender Linie, neben gleichsam selbstverlorenen Klangdämmerungen. Obwohl das Stück über eine gewisse bei Kirchner typische Diktion verfügt, assoziiert der Hörer auch Stilismen etwa Bartóks (Suite op. 14) oder Ligetis und horcht besonders an jener Coda-Stelle im Finale auf, wo Kirchner den Schlußteil aus Chopins b-Moll-Sonate paraphrasiert, jene Stelle, über die einst Robert Schumann schrieb, dies sei bereits keine Musik mehr.
Der Abend ging - wieder kontemplativ - mit "Orfeo" (1986/87) zu Ende. Nina Tichman, die Hornistin Marie-Luise Neunecker und der Bassist Marek Gasztecki übermittelten, intensiv in Diktion wie Geste, ein diffizil sich bewegendes Stück gestauchter Tonalität, müde in der Linie, intensiv im dann und wann unmißverständlich direkten Affekt.
ALEXANDER ULLMANN
BÜDINGEN. Dudenrod ist ein Dorf mit vier Straßen und vier Polizisten, das sich merkwürdigerweise Stadt nennen muß. Doch das hat mit der Gebietsreform zu tun und ist eine andere Geschichte. Einer der vier Polizisten heißt Nowak und ist der Ortsvorsteher. Das ist er, läßt sich vermuten, weil er als freundlicher Mensch gilt und als Ordnungshüter schon von Berufs wegen Gründlichkeit garantiert. Die stellt er immer wieder unter Beweis, deshalb ist er es schon fast seit undenklichen Zeiten. Zwischendurch war Walter Nowak sogar mal für vier Jahre Bürgermeister, seine Amtszeit endete mit der Gebietsreform, doch das ist, na ja, Sie wissen schon.
Als Treffpunkt ist der Dorfplatz vereinbart, dort feiert die Freiwillige Feuerwehr ihr Sommernachtsfest, und wenn die Freiwillige Feuerwehr feiert, dann feiert fast ganz Dudenrod. Ortsvorsteher Nowak, den immer alle herzlich grüßen, ist, wie für ihn selbstverständlich, gut vorbereitet. Zwei Blatt Papier sind eng beschriftet mit Daten und Fakten. Wir erfahren, daß 205 Menschen in Dudenrod leben, daß "arbeitende Volk", wie er mehrmals die Schaffer, Handwerker und Angestellten bezeichnet, ihr Brot jedoch nicht am Ort verdienen können. Selbst die Bauern ernten zu wenig, um alle Mäuler in ihren Familien stopfen zu können. Gerade soviele Bauern wie Polizisten und Straßen gibt es noch im Ort - und das "noch" will der Ortsvorsteher betont wissen. Lediglich Nebenerwerbsbetriebe unterhalten sie noch, vielleicht selbst die nicht mehr lange. Eine dramatische Veränderung in dem zwischen Büdingen und Kefenrod, im östlichen Zipfel des Kreises gelegenen Dorfes.
Überwiegend die Männer sind es, die jeden Tag zwischen ihrer idyllischen Heimat, umgeben von bewaldeten Landschaftsschutzgebieten, und den Kleinstädten der Umgebung oder dem Moloch Rhein-Main pendeln. Wer kein Auto besitzt, braucht zumindest viel Zeit. Der Feinschleifer etwa, der jeden Tag einen der beiden Frühbusse benutzt, um nach Büdingen zum Bahnhof zu gelangen, dort den Zug nach Gelnhausen besteigt, um schließlich zu Fuß sein Geschäft im historischen Kern der Barbarossa-Stadt zu erreichen. Manch einer aus Dudenrod zollt ihm für soviel Stehvermögen Hochachtung, nicht zuletzt, wie einer aus der fröhlichen Runde im Festzelt beizusteuern weiß, weil er nun auch noch von der Deutschen Bundesbahn ausgezeichnet wurde.
Was andernorts vermutlich unterginge, in Dudenrod wird so etwas genau registriert. Man kennt sich, nimmt Anteil, hilft sich. In einem Kraftakt putzten die Einwohner ihr Dorfgemeinschaftshaus heraus, ein traditionsreiches Gebäude, in dem einst die Kinder Abc und Einmaleins büffelten. Nowak nennt das Resultat unermüdlicher Feierabendarbeit andächtig "unser Allerheiligstes" und erwähnt stolz die besondere Qualität des Bürgerhauses im Fachwerkstil: "Das sind eben nicht nur vier Wände und ein Dach drauf."
Wahrlich nicht. Eigentlich gleicht der Saal einem etwas zu groß geratenen Wohnzimmer, genau das richtige für silberne und goldene Hochzeiten oder einen "runden Geburtstag".
Eng beieinander geht es rasch feucht- fröhlich zu in Dudenrod. Obwohl es regnet am zweiten Tag des Sommernachtsfestes, die Außentemperatur einen Spaziergang ohne Strickjacke nicht ratsam erscheinen läßt, drängen sich die Menschen im Festzelt, können die Grillwürste um die Mittagszeit nicht schnell genug eine krustige Pelle bekommen. Von den 400 Würsten, 300 Schnitzel und 800 Liter Bier, die Feuerwehrleute bei Metzgern und Getränkelieferanten vorsorglich geordert hatten, blieb wohl kaum etwas übrig. Nowak: "Wir sind ein geselliges Völkchen."
Wer solch ansehnliche Mengen verzehrt und dann kräftig nachspült, der trifft sich gerne auch im Gasthaus mit Freunden und Bekannten. In Dudenrod, einem Dorf mit Nachwuchssorgen, ist das jedoch schon länger nicht mehr möglich. Vor 15 Jahren schloß das einzige Wirtshaus am Ort, es trug den programmatischen Namen "Zur Erholung" und wird seither bitter vermißt. Das Dorfgemeinschaftshaus soll es baldmöglichst ersetzen. Doch St. Bürokratius hat bislang kein Einsehen mit den Dudenrodern. Zwar prangt an einer Tür im "Allerheiligsten" bereits ein Schild mit der Aufschrift "Gaststube", doch durch die längst installierte Zapfanlage darf noch kein Tropfen Bier fließen. Die Schankerlaubnis liegt noch nicht vor, weil ein Pachtvertrag noch nicht unter Dach und Fach ist. Da muß zunächst, in gewohnter Manier, improvisiert werden, der Früh- und Dämmerschoppen in privaten Kellern und ausgebauten Garagen eingenommen werden. Die Dudenroder verkraften das, sind sie doch nicht bloß edel und gut, sondern auch, so sagt zumindest ihr Ortsvorsteher Nowak, "bescheiden".
Mag diese umstrittene Tugend auch noch so verbreitet sein in Dudenrod, jedermanns Sache ist sie nicht. Selbst der Ortsvorsteher vermißt den Tante-Emma- Laden, den es zumindest phasenweise einmal nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat. Wo vom Schnürsenkel bis zur Hartwurst alles zu haben war. Die KfzWerkstätte ist mittlerweile auch Geschichte. Wie will einer auch Leben mit gerade einmal 205 potentiellen Kunden. Die Jungen sind die, die am Ungeduldigsten wirken. Manche packt die Sehnsucht und läßt sie nicht mehr los. Die grellen Lichter der Großstadt locken, nicht nur am Wochenende, wo zumindest eine Disco-Nacht in Radmühl oder Rinderbügen zeitlich befristet Fluchtpunkte bietet. Auch die Feuerwehr spürt den Aderlaß. Obwohl versucht wird, Schritt zu halten mit der technischen Entwicklung, gerade um auch den Knaben aus dem Dorf etwas zu bieten, den Umgang mit Atemschutzmasken und Funkgeräten etwa, plagt Wehrführer Werner Pipp schon häufiger einmal die Sorge um den Nachwuchs. Zwar ist die Altersstruktur der Wehr noch in Ordnung, doch die Jugendabteilung besteht derzeit gerade einmal aus vier Zehnjährigen.
Manche jungen Paare spüren freilich auch, daß sie viel zu verlieren haben, würden gerne in Dudenrod bleiben: Doch die Idee von einem Baugebiet, populär zu Nowaks Zeiten als Bürgermeister, ist gestorben. Diejenigen unter den Einheimischen, die damals gerne gebaut hätten, sind mittlerweile anderswo fündig geworden. Nun existiert kein Eigenbedarf mehr, und die Regionalplaner in der fernen Großstadt sind zu dem Resultat gelangt, daß Dudenrod dann besser bleiben soll, wie es ist.
So verirrt sich auch kaum einmal ein Fremder in das Dorf. Die Familien, die in den vergangenen zehn Jahren dorthin gezogen sind, kann Nowak an einer Hand abzählen. Der Heilpraktiker gehört dazu, der es sich hübsch gemacht hat im Ort, von dem viele aber nicht wissen, was sie zu halten haben von ihm. Den "Köhnlechner" nennt ihn einer spöttisch, der gerade frisches Bier an den Tisch bringt. Die Dudenroder sind vorsichtig, wenn Neulinge zur scheinbar intakten Dorfgemeinschaft stoßen. Man müsse schon als Fremder "den ersten Schritt tun", gesteht Nowak, dann freilich, fügt der 52jährige hinzu, gehöre man schnell zur Familie. Sein Tip: "Wenn einer hierher kommt, dann sage ich, geh zur Feuerwehr, dann findest Du Anschluß."
Wer sein Leben anders regeln will als mit den Kameraden von der Feuerwehr, die zuletzt 1984 einen größeren Brand zu löschen hatte und eine verdammt ordentliche Arbeit leistete, nämlich Menschen, Vieh und Wohnhaus rettete, muß sich doppelt Mühe geben auf dem abgesteckten Terrain mit seinen eigenen Gesetzen. Die Eigenwilligkeit der Dudenroder offenbart sich auch bei einem Blick hinter die politischen Kulissen. Zwar lassen sich die großen Parteien auch im kleinen Dudenrod wiederfinden, und als "Randerscheinung Rep und DVU" (Nowak), doch im Ortsbeirat spielt Parteipolitik nur eine untergeordnete Rolle. Nowak ist "ein Roter", doch für den Ortsbeirat kandidiert der Oberkommissar, der unter der Woche seinen Dienst bei der Büdinger Polizei schiebt, gemeinsam mit Gleichgesinnten und politisch Andersdenkenden auf einer Bürgerliste. Die Persönlichkeitswahl sei im Ort schon fast eine Art ehernes Prinzip, heißt es traditionsbewußt.
Offenbar muß man enger als anderswo zusammenrücken in einem Dorf, das nur 205 Einwohner zählt. Wer sich in solch einer Situation noch in Interessengruppen spaltet, richtet gar nichts mehr aus. Und da müssen wir doch noch einmal auf die Gebietsreform zu sprechen kommen, was den Dudenrodern nicht so paßt, weil sie es sich mit den Büdingern nicht verderben wollen. Ganz so deutlich will es keiner sagen am Biertisch, höchstens hinter vorgehaltener Hand und dann ganz leise: So richtig zusammen gewachsen ist da nicht, was nicht zusammen gehört. Mag es am Dünkel der Büdinger gelegen haben oder womöglich an einer gewissen Wagenburgmentalität der Dudenroder. Unter der Regie der Stadtverwaltungs- Zentrale in Büdingen ist der Einfluß des einzelnen geschrumpft, gerade ein Stadtrat und ein Stadtverordneter repräsentieren die Dudenroder Belange im alten Residenzstädtchen. Wäre es damals, zu Zeiten der Gebietesreform, nach den Dudenrodern gegangen, wäre höchstens gemeinsam mit Wolf, Aulendiebach und Büches, eventuell noch mit Rohrbach, eine neue Gemeinde entstanden. Nur Büdingen, sagt einer, und alle nicken zustimmend, sei damals "nie im Gespräch" gewesen. BERND SALZMANNN
Bei Unfällen sind in Heddernheim und Praunheim in den vergangenen drei Tagen zwei Menschen verletzt worden: Ein 79 Jahre alter Mann, der mit seinem Fahrrad auf einem Fußgängerüberweg unterwegs war und mit einem Auto zusammenstieß, sowie ein vierjähriger Junge, der auf dem Trottoir angefahren worden war, mußten zur stationären Behandlung in Krankenhäuser gebracht werden.
Der Junge wurde nach Angaben der Polizei bereits am Freitagmittag verletzt. Ein Autofahrer wollte gegen 12.45 Uhr in der Antoninusstraße vor dem Haus mit der Nummer 107 einparken: Doch er setzte seinen Wagen zurück, fuhr plötzlich auf den Gehweg und verletzte dabei den Vierjährigen leicht.
Bei der Rückwärtsfahrt prallte der Wagen des 34 Jahre alten Fahrers auch noch gegen ein Betonstück. Durch den Aufprall entstand nach Berichten der Polizei an seinem Wagen ein Sachschaden in Höhe von 3000 Mark.
Der zweite Unfall ereignete sich am Samstagnachmittag in Praunheim. Der Neunundsiebzigjährige, der vom Opel-Rondell aus unterwegs war, wollte gegen 14.45 Uhr mit seinem Fahrrad die Ludwig-Landmann-Straße vor dem Haus mit der Nummer 405 überqueren - an einem Überweg für Fußgänger, an dem er eigentlich hätte warten müssen. Denn die Ampel zeigte Rot.
Beim Überqueren kam es dann zu der Kollision: Der 79jährige prallte mit einem Wagen zusammen, der von einem 35jährigen Mann aus der Taunusgemeinde Eppstein gesteuert wurde. Der Radfahrer wurde nach Angaben der Polizei dabei erheblich verletzt. ing
Wahlsieger Rabin tritt mit Wackel-Koalition an
Israels neuer Regierungschef muß von Beginn an um die Stimmen der Religiösen bangen
Eine große Multiparteienkoalition wollte er, ein kleines, fragiles Regierungsbündnis brachte er schließlich zustande. 44 Abgeordnete stellt seine eigene Arbeitspartei, zwölf das linke Parteienbündnis Meretz und sechs die orthodoxe Partei der "Sephardischen Torah-Hüter" (Schas). Zusammen mit den fünf arabischen Parlamentariern, die zwar nicht in die Regierung eintraten, ihr jedoch ihre Unterstützung zusicherten, verfügt Yitzhak Rabins Regierungskoalition zwar über eine klare numerische Mehrheit in Israels 120 Mitglieder zählender Knesset (Parlament). Doch die ist wackelig.
Bei der konstituierenden Parlamentssitzung am Montagnachmittag, die von Präsident Chaim Herzog eröffnet wurde, gab der designierte Ministerpräsident Yitzhak Rabin eine Regierungserklärung ab und legte seine Kabinettsliste, die 16 Minister umfaßt, zur Abstimmung vor. Rabin bot Reisen in die arabischen Nachbarländer an und lud deren Regierungschefs zu Besuchen nach Jerusalem ein.
Darüber, ob die Knesset-Abgeordneten die Regierung des neuen israelischen Ministerpräsidenten bestätigen würden, hatte es bis zuletzt Spekulationen gegeben. Zwei Abgeordnete aus Rabins Parteienkoalition hatten unter dem Druck ihres geistigen Mentors, des Rabbis Eliezer Schach, angekündigt, sie wollten sich der Stimme enthalten. Seine Anhänger, so hatte der Rabbi in der Zeitung Jated Neeman gemahnt, sollten sich nicht an einer Regierung beteiligen, in der die Meretz-Chefin Schulamit Aloni Erziehungsministerin sein wird. Aloni, so der Rabbi, habe ihr ganzes Leben der Zerstörung des Judentums gewidmet. Auch Alonis Versicherung, sie habe "nichts gegen Religion und religiöse Menschen" und darum habe das Haredi-Erziehungsystem "nichts zu befürchten", konnte den Rabbi nicht gewogener stimmen.
Zuvor schon hatte das für den Wahlsieger notwendige Bündnis mit Meretz die rechte Tsomet-Partei verprellt, deren acht Knesset-Abgeordnete Rabin so gerne in der Regierung gehabt hätte. Rabin hofft zwar noch immer, Tsomets Anti- Araber wenigstens später auf seine Seite ziehen zu können. "Warum aber sollten wir eine so linke Koalition schmücken", lehnte Tsomets Parteichef aber bisher ab, "wo unsere Minister im Kabinett doch ohnehin in allen Schlüsselfragen wie Verteidigung, Autonomie, Aufgabe von Territorien und Siedlungen sowie Außenpolitik überstimmt würden, wir also nur das Feigenblatt wären."
Zumal die Außenpolitik an den als Taube angesehenen Schimon Peres fiel. Nur widerwillig und um größeren Zwist in der eigenen Partei wenigstens vorläufig zu vermeiden, gab Rabin seinem alten Erzrivalen das Außenministerium - legte damit aber die Lunte für spätere Konflikte. Nicht nur, daß Peres somit nicht das gewünschte Finanz- oder Verteidigungsministerium (das Rabin, ebenso wie das Religionsministerium bei sich behielt) erhalten hatte, Rabin überließ ihm letztlich nur ein halbes Portfolio. Die Autonomiegespräche mit den Palästinensern nämlich, das behielt sich Rabin vor, laufen unter der Regie seines Büros. Zwar fand Rabin doch noch eine freundlichere Sprachregelung und verkündete, er werde keine spezielle "Friedens-Administration" einrichten, und Entscheidungen zu Fragen der Autonomiegespräche würden gemeinsam beschlossen. Doch Funktionäre der Arbeitspartei stellten sofort klar, daß "Rabin als Regierungschef die Entscheidungen fällt".
Noch weist Peres den Hinweis zurück, einem Außenministerium, das nicht auch für die Autonomiegespräche verantwortlich zeichne, seien "die Flügel gestutzt". Die Fragen der besetzten Gebiete, der Westbank sowie des Gazastreifens, berührten weniger die Außen- als die Sicherheits- oder Verteidigungspolitik, erklärte er. Die multilateralen Friedensverhandlungen hingegen sowie die Beziehungen zu den USA fielen völlig in sein Ressort. Doch den multilateralen Gesprächen wie auch den bilateralen Verhandlungen mit den arabischen Nachbarstaaten, das machte er bereits vor den Wahlen klar, mißt Rabin vorläufig zweitrangige Bedeutung bei. Er folgt dem Alon-Plan der 70er Jahre, so benannt nach seinem Autoren, General Yigal Alon, der der palästinensischen Frage Priorität einräumte: Zuerst müsse dieses Problem gelöst werden und erst danach der Rest. Nur so sei vielleicht Frieden zu erreichen.
Dennoch kam das israelische Wahlergebnis bei den Arabern bisher gut an. Israel habe "für den Frieden gestimmt", sagte PLO-Chef Yassir Arafat in Tunis. Ägyptens Hosni Mubarak, der sich neun Jahre lang hartnäckig geweigert hatte, Rabins Amtsvorgänger Yitzhak Schamir zu sehen, lud den Wahlsieger zu einem Treffen im Grenzort Taba ein. Jordaniens König Hussein schlug die jordanische Hafenstadt Aqaba oder das israelische Eilat als Treffpunkt vor, und auch Marokkos König Hassan sandte eine Einladung.
Da bleibt nur zu hoffen, daß sich Rabins Koalition doch als fester erweist, als sie erscheint. Denn ob sein Kalkül aufgeht, ist doch sehr fraglich. Die Schas- Partei, die Friedensverhandlungen mit den Arabern nicht gerade begrüßt, sei "der gefügigste Partner" in der Regierung, meinen Koalitionsunterhändler der Arbeitspartei. Das Damoklesschwert der Polizeiuntersuchung wegen Korruption und Mord, das über dem Schas-Chef und alten sowie neuen Innenminister Aryeh Deri sowie anderen Mitgliedern der orthodoxen Partei hängt, mache diese beinahe bewegungsunfähig. Gleichzeitig bildeten die Orthodoxen ein Gegengewicht, um die linke Meretz im Zaume zu halten.
Erschreckt von den offenbar harten Ermittlungsergebnissen der Polizei gegen die Religiösen, zwang Rabin seinen zukünftigen Innenminister zwar, eine Erklärung zu unterschreiben, daß er zurücktrete, wenn tatsächlich Anklage erhoben würde, bereitete damit jedoch schon vor Amtsantritt die potentiell erste Krise seiner Regierung vor. "Er hat behauptet, eine saubere Regierung führen zu wollen", gab ein Mitglied der Arbeitspartei die Stimmung vieler Israelis wieder, "da hätte er von vorneherein auf Deri verzichten müssen, der sich in dem Brief auch noch eine Tür offenhielt." Denn Anklage könnte gegen den Beschuldigten erst erhoben werden, wenn seine parlamentarische Immunität aufgehoben wäre - und das will Justizminister Josef Harisch bald beantragen.
"Keine Sammlungsbewegung Ost. Keine Ost-Partei. Kein Gespenst, das andere zwingt, brüllen zu müssen. Keine Diestel- Partei. Kein Diestel-Politbüro." Mit Verlaub - das könnten einmal historische Worte sein, die der Mann im grünen Sommersakko da an diesem Samstag im Berliner Congress Center gelassen ausspricht. Der Anfang einer wunderbaren Freundschaft aller Ostdeutschen sozusagen, die in großer Gemeinsamkeit (nach bereits erlangter Freiheit) demnächst zu Gleichheit und Brüderlichkeit mit ihren West-Verwandten aufbrechen. Oder, um es mit den Worten des Bundespräsidenten zu sagen: Die Deutschen in Ost und West müssen "zusammenwachsen, nicht zusammenwuchern".
Weil das bekanntlich nicht so ist und seit längerem schon darüber räsoniert wird, wie man Sonntagsreden mit dem Alltagshandeln in Einklang bringt, kurz, wie im "einig Vaterland" auch ein "einig Volk" lebt, haben Leute mit vermeintlich revolutionären Gedanken dieser Tage ihre Plattform. Der Mann mit dem grünen Sakko spricht folglich zu den Massen, die ihre Medien geschickt haben. Wäre sein Name Jelzin oder Bush, mehr wären auch nicht erschienen.
Der Mann aber heißt Peter-Michael Diestel und hat, insbesondere dann, wenn er mit seinem Tandem-Partner Gregor Gysi auftritt, in diesem ostdeutschen Unmuts-Sommer seine Zuhörerschaft. Das liegt weniger an den eher bescheidenen rhetorischen Fähigkeiten des Potsdamer CDU-Dissidenten, als vielmehr an der Aura, die sich Diestel im Stile eines Volkstribuns zugelegt hat. Und es liegt am Erklärungsbedarf: Wochenlanges rhetorisches Sperrfeuer aus dem Lager der etablierten Parteien hat ihm gutgetan. Es hat ihn nicht umgeworfen. Es hat ihn stärker gemacht. Also - wie ist das nun mit dem Aufruf? Nein, Diestel und Gysi sind nicht die neuen Gründer einer Ostpartei, das war schon vorher lange klar. Doch nun ist es offiziell und verdient noch einmal mit Nachdruck festgehalten zu werden: "Keine Ostpartei. Keine Sammlungsbewegung Ost". Zur Beruhigung vielleicht?
Was aber ist es dann? Das revolutionäre Kind heißt "Komitee für Gerechtigkeit". Noch Kopfgeburt, doch schon von diesem Montag an soll es Tausende ostdeutscher Ammen bekommen und schon bald als respektable und respektierte Persönlichkeit im politischen Leben wirken. Man hätte es auch "Bürgerbewegung" nennen können, doch die gab es - verdammt lang her - ja schon einmal, damals, als der Osten noch DDR hieß, und die sitzt jetzt, reichlich desillusioniert, im Bonner Wasserwerk herum.
Nein, der Weg in die Instanzen soll nicht noch einmal beschritten werden. Das hat man erkannt, das bringt nichts. Nicht einmal zwei Jahre hat es gedauert bis die West-Dominanz im Denken und Handeln dem Osten immer öfter und immer bitterer aufgestoßen ist. Bärbel Bohley, die Mutter der Bürgerbewegung aus dem 89er Herbst, hat dafür früh das geflügelte Wort geprägt: "Wir wollten Gerechtigkeit und haben den Rechtsstaat bekommen." So sollen neue Instanzen, der Name ist Programm, die vermißte "Gerechtigkeit" verspätet nachholen. Sie sollen den "Minderheitenschutz" garantieren, wie es Gysi für die 16 Millionen Ostdeutschen einfordert, die den über 60 Millionen Westdeutschen angeschlossen wurden: Zunächst im kleinen, später als "besondere Körperschaft für die neuen Bundesländer . . ., in welche einzelne Persönlichkeiten (nicht aber Parteien) gewählt werden und die die Befugnis eines Kontroll- und Initiativorgans erhält".
Der Osten als Lobby in eigener Sache, als Aufpasser, daß er vom Westen nicht überrollt wird. Grund zum Fürchten? "Wenn die Komitees wirklich funktionieren", sagt der Schriftsteller Stefan Heym, der den Gründungsappell mitformuliert hat, "dann werden die Parteien sich ändern müssen". Dann, so Heym hoffnungsfroh, entstehe "eine demokratischere Art von Demokratie". Der Mann ist Optimist.
Wenn die Komitees funktionieren. Irgendwie und überall sollen sie in den nächsten Wochen im deutschen Osten entstehen und "Einfluß" ausüben auf die Parlamentarier. Ein Netzwerk der Nörgler, das sein Selbstbewußtsein aus dem eigenen, immer lauter werdenden Lamento beziehen soll.
Gysi und Diestel haben dazu den Impetus geliefert, weit stärker, als ihnen das im Vorfeld zugetraut worden wäre. Die Liste der Intellektuellen, Künstler und Wissenschaftler ist lang, die den Gründungsaufruf unterzeichnet haben. Das wochenlange ziemlich konspirative head- hunting hat sich gelohnt. Der Unterschriften-Markt war eigentlich eher dünn, nachdem in den Parteizentralen samt und sonders die Parole "Nicht anfassen" ausgegeben worden war. Siehe da, ein paar bislang unentdeckte Paten für den Osten gibt es noch; Beispiele: Heinrich Albertz, Eugen Drewermann, Gottfried Forck, Dieter Hildebrandt, Alfred Hrdlicka, Heiner Müller, Dorothee Sölle - allesamt nicht unbedingt "Altlasten" aus dem SED-Nachlaß.
Wenn demnächst tatsächlich allerorten die "Bilanzen der Ungerechtigkeit" erstellt werden, dann tut es den "normalen Bürgern" gut, prominente Persönlichkeiten hinter sich zu wissen. Doch im Initiatorenkreis weiß man auch, daß dies allein nicht ausreichen wird. So taucht in dem "Brief an Bürgerinnen und Bürger, die ihre Bereitschaft erklärt haben, im Komitee für Gerechtigkeit mitzuarbeiten" mit geradezu logischer Konsequenz der Verweis auf den 89er Herbst auf: "Wenn Tausende Menschen selbstbestimmt vor Ort handeln, kann Neues entstehen und Unrechtes überwunden werden."
FRANKFURT A. M., 12. Juli (FR). Wechselnde Bewölkung, im Süden auch längere sonnige Abschnitte und weitgehend trocken, im Norden und Osten noch einzelne Schauer sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 23 Grad, die Tiefstwerte zwischen 11 und 16 Grad. Weitere Aussichten: Im Süden meist Sonnenschein, trocken und warm, sonst wolkig bis bedeckt.
(Siehe auch Lokalteil)
BÜDINGEN-DÜDELSHEIM. So etwa jede/r, die/der im Kreis Rang und Namen hat, gab sich Samstag abend wenigstens vorübergehend die Ehre. Da braucht der Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Wetterau, Otto Geyer, nur zu rufen, und da kamen sie: die Bundestagsabgeordnete Dorle Marx, Kassenwart Addi Jäger, ein Polizeichef, Sparkassenboß Werner Vornholt mit Ko-Direktor Ernst Braun, Büdingens Bürgermeister Eberhard Bauner mit Frau und viele, viele andere. Wozu sich die Gäste mehr hingezogen fühlten - zu Otto Geyer oder zu dem veranstaltenden Düdelsheimer Lügenstammtisch - blieb offen.
"Gelogen" wurde bei diesem Fest in der von Geyer geerbten alten Schmiede in der Düdelsheimer Hofreite nicht mehr als unter Politikern gemeinhin üblich. Geyer bemühte sich jedenfalls - in diesem Zusammenhang ausnahmsweise - der Wahrheit die Ehre zu geben. Die Anzahl der Stammtischgenossen, die jeden Montag abend im Lindenhof nur um den Preis einer "Runde" die Wahrheit sagen dürfen, bezifferte Geyer auf sieben, ein Kollege auf acht. Beide Zahlen sollten die Wahrheit sein - die Katze läßt das Mausen nicht, der Politiker bewährt sich im Verunklaren, und sei's nur bei einer einfachen Zahlenangabe.
Erwährenswert sind zwei Personen, die Samstag abend nicht gekommen waren. Das war einmal der Künstler Loriot, der sich des Düdelns wegen mehrfach mit Geyers Düdelsheim befassen mußte - die FR berichtete im Detail vom Düdel- beziehungsweise Dödel-Streit - und Bundessozialminister Norbert Blüm, der zwar herzlich von Dorle Marx eingeladen war, sein Erscheinen aber nicht für angebracht und nicht einmal einer Absage für würdig befunden hatte.
Geboren wurde das Hoffest im vorigen Jahr, als Geyers Freund Helmut Antosch Geburtstag hatte. Die Feier wurde groß aufgezogen, um Spenden für die Behindertenhilfe Wetterau einzusammeln. Auch in diesem Jahr wartete ein stattliches Sparschein auf Spendenbeträge für die Behindertenhilfe. Nur die Schnorrer unter der Prominenz konsumierten die durstmachende Gulaschsuppe und das unerschöpfliche Angebot an harten und weichen Getränken, ohne einen Obolus zu hinterlassen. Am Sonntag, nach einer anstrengenden Nacht, wußte der FR noch niemand zu sagen, wieviel dennoch erlöst worden waren. hm
"Miss Triathlon" gab zum erstenmal dem Ironman-Europe in Roth bei Nürnberg die Ehre und unterstrich dabei vor mehr als 100 000 Zuschauern ihre Spitzenstellung in der Welt. Paula Newby- Fraser, die gebürtige Afrikanerin aus Kalifornien, hatte nach ihrem Triumph in Wolfgang Dittrich ihren größten Bewunderer. "Im Zwei-Wochen-Rhythmus Zofingen, Nizza, Japan und Roth zu absolvieren und dabei bis auf den Wettkampf in der Schweiz auch noch alles zu gewinnen, das macht ihr keiner nach", so der Triathlon-Profi aus Neuss, der nach Aschmoneit (Autounfall) und Zäck (Magenerkrankung) als letzter der sogenannten "großen Drei" der Bundesrepublik seine Zusage für Roth zurückgezogen hatte.
Drei Tage vor den 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen in Roth hatte das Veranstalter-Team unter Detlef Kühnel erst der Anruf mit der Zusage von Paula Newby-Fraser erreicht. "Leicht geschockt" sei sie davon schon gewesen, gab Thea Sybesma, die Holländerin, offen zu. "Natürlich war ich nach Roth gekommen, um Theas Bestzeit zu brechen", so die in Zimbabwe geborene Paul Newby- Fraser selbstbewußt, die ihrem Hawaii- Rekord (viermal Siegerin beim dortigen Ironman) noch die Weltbestzeit über die Ultra-Distanz anfügen wollte. Diese hatte Thea Sybesma vor einem Jahr in Roth aufgestellt (8:55:29 Std.).
Das Duell weltbeste Triathletin gegen die Nummer eins von Europa ging ganz klar an Paula Newby-Fraser in der neuen Rekordzeit von 8:55:00 Stunden. Was die 30jährige, die seit 1983 ihren Sport professionell betreibt, überhaupt drauf hat, zeigte sie auf der Radstrecke, wo sie durch einen Plattfuß runde vier Minuten verlor und im Ziel dennoch einen Vorsprung von zweieinhalb Minuten vor der Holländerin und rund fünf Minuten vor Krista Whelan (USA) hatte. Thea Sybesma, vor einem Monat in Frankfurt am Main Gewinnerin der Bronzemedaille bei der Duathlon-Weltmeisterschaft, tröstete sich nach der Niederlage in strömendem Regen mit der Feststellung, ihr könne niemand die Genugtuung nehmen, die erste Frau unter neun Stunden gewesen zu sein.
Fast etwas untergegangen durch die Faszination des Kampfes an der Spitze ist der hervorragende siebente Platz von Ines Estedt aus Berlin. Die 9:18:48 Stunden bedeuten deutsche Bestzeit und hätten vor zwei Jahren in Roth noch zum Sieg bei den Frauen gereicht.
Das Rennen der Männer in Roth - 49 von ihnen kamen vor Paula Newby-Fraser ins Ziel - litt darunter, daß ein absoluter Spitzenmann aus Übersee nicht am Start war und die besten deutschen "Eisenmänner" ihre Zusagen zurückziehen mußten. So sicherte sich der Niederländer Jos Everts mit der besten Schwimm- und Laufleistung die Siegprämie von 8500 Dollar vor Ray Browning, der knappe fünf Minuten zurücklag. Der 30jährige Profi aus Amerika hatte mit 4:26:03 Stunden auf den 180 Kilometern mit dem Rad für die beste Zeit gesorgt, obwohl er gegen einen abbiegenden Pkw gefahren war und sich überschlagen hatte. Nach kurzer Benommenheit richtete Browning jedoch seinen Lenker gerade und nahm das Rennen wieder auf. Im Ziel des Marathonlaufes klagte er jedoch über starke Kopfschmerzen. Organisator Detlef Kühnel: "Ich war Augenzeuge des Sturzes und bin im nachhinein froh, daß im Triathlon Helmpflicht herrscht."
Beste Deutsche waren die für das Nike Team Darmstadt startenden Jochen Basting und Lothar Leder, die gemeinsam als Siebente über die Ziellinie liefen (siehe auch gesonderten Bericht).
HANS-GÜNTER SCHMIDT
Bei der bayerischen Staatsregierung bahnt sich ein weiterer Medienskandal an. Kaum ist Wolfgang Krach, bis vor kurzem landespolitischer Korrespondent der Ingolstädter Tageszeitung "Donau- Kurier", nach Interventionen von Ministerpräsident Max Streibl beim Verleger des "Donau-Kurier" von diesem fristlos entlassen worden (die FR berichtete), da hat die Regierungspartei erneut einen ihr unangenehm aufgefallenen Journalisten ins Visier genommen. Die Attacken gelten dieses Mal dem Radio-Polizeireporter des Bayerischen Rundfunks (BR), Oliver Bendixen. Der Radioreporter habe Polizeiaktionen beim jüngsten Weltwirtschaftsgipfel in München wie ein "Kriegsberichterstatter" geschildert, beschwerte sich jetzt der CSU-Landtagsab- geordnete Eugen von Redwitz im Rundfunkrat des BR offiziell über Bendixen.
Der Beschwerde des CSU-Abgeordneten war ein persönlicher Vorstoß von Ministerpräsident Max Streibl direkt beim BR-Intendanten Albert Scharf vorausgegangen. Scharf bestätigte Streibls Vorgehen auf diplomatische Art und Weise mit den Worten, es könne nicht die Rede sein von einer "wilden Beschwerde über eine zu kritische Berichterstattung". Im CSU-Freundeskreis des Rundfunkrats hatte sich außerdem Innenminister Edmund Stoiber über die Hörfunkberichterstattung vom Weltwirtschaftsgipfel im BR-Informationskanal Bayern 5 erregt. Als Polizeireporter des BR war Bendixen auch für die Berichterstattung über den sogenannten "Münchner Kessel" zuständig gewesen. Dabei waren am vergangenen Montag mehrere hundert lärmende Gegendemonstranten von einem großen Polizeiaufgebot umzingelt und stundenlang festgehalten worden. Im Rahmen seiner Berichterstattung ließ Bendixen dann auch mehrmals die Aussage von Ministerpräsident Streibl über den Sender laufen, wenn einer glaube, sich mit Bayern anlegen zu müssen, müsse er wissen, "das hartes Hinlangen bayerische Art ist".
Diese Aussage von Streibl stieß weit über den Freistaat hinaus auf Empörung. Daß die anstößige Aussage gleich mehrmals über den Sender lief - in Bayern 5 werden alle wichtigen Beiträge regelmäßig wiederholt -, schien dem Regierungschef besonders sauer aufzustoßen. Verbürgt ist jedenfalls Streibls mündlicher Vorstoß bei Scharf wegen der Gipfelberichterstattung. Über den Inhalt des Gesprächs teilte die Staatskanzlei von Ministerpräsident Streibl nichts mit.
Ende letzter Woche spitzte sich die Situation dann zu. Nach einer Pressekonferenz, bei der Innenminister Stoiber in Gegenwart auch des BR-Polizeireporters Bendixen den "Münchner Kessel" vergeblich zu rechtfertigen versucht hatte, eilte Stoiber in den CSU-Freundeskreis des Rundfunkrats. Dort zeigte er sich hinter verschlossenen Türen äußerst ungehalten über die Gipfel-Berichterstattung in Bayern 5. Das führte bei etlichen Mitgliedern des Freundeskreises zu der Erwartung, Stoiber werde seine Kritik in der anschließenden öffentlichen Rundfunkratsitzung wiederholen. Der Innenminister verließ dann vorzeitig diese Sitzung, besprach sich aber im Weggehen mit seinem Parteifreund und Landtagskollegen Eugen von Redwitz, der dann Anstoß an Bayern 5 und an BR-Polizeireporter Bendixen nahm. Bayern 5 sei in einem unverhältnismäßig großen Umfang auf den "Münchner Kessel" eingegangen, kritisierte der Abgeordnete und warf die Frage auf, warum Bayern 5 vor einem Jahr überhaupt als Informationskanal installiert worden sei, wenn nun ein derartiges Ergebnis herauskomme.
BR-Hörfunkdirektor Ernst Emmrich ließ die Kritik nicht gelten. 82 Beiträge in Bayern 5 seien auf Berichte vom Gipfel über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen entfallen. In 45 Beiträgen habe sich B 5 mit dem Gegengipfel, den Demonstrationen und den Polizeieinsätzen beschäftigt. Dabei seien auch Innenminister Stoiber und der Münchner Polizeipräsident Koller zu Wort gekommen, zeigte sich Emmrich auf die CSU-Attacke gut vorbereitet. K. O.
NIEDER-ERLENBACH. "Man sieht, was man verkehrt macht", beschrieb der Erste Vorsitzende und Wehrführer die Vorzüge der Videokamera. Auf den Übungen wird seit einem Jahr ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zum Filmen abkommandiert. 1991 schafften sich die Nieder-Erlenbacher Blauröcke endlich ihren vereinsgeigenen Fernseher und ein Videogerät an. "Jetzt lassen wir uns auch Unterrichtsmaterial von der Stadt zuschicken", erklärte Gerd Cerny. Das Geld für die Neuanschaffung kam auf dem Sommerfest '91 zusammen.
"Das Geld vom Sommerfest in diesem Jahr haben wir noch nicht verplant", sagte der Vorsitzende, man warte auf eine spontane Idee. Vor dem Gerätehaus Zur Obermühle 8 wurde jetzt wieder ein Festzelt aufgeschlagen, der Grill "angeworfen" und die Zapfhähne montiert. Am Abend spielten "Die lustigen Lahntaler" Blasmusik. Die Gießener Band war zum zweiten Mal eingeladen. Bis vier Uhr früh tanzten die etwa 300 Gäste. "Das Festzelt und das Gerätehaus war voll", freute sich Wehrführer Cerny.
Die kühlen Temperaturen hielten die Nieder-Erlenbacher nicht ab, der gemütlichen Geselligkeit zu frönen. Sie kamen auch zum feucht-fröhlichen Festausklang am Sonntagmorgen.
Ihren Dienst hatten die Nieder-Erlenbacher Blauröcke derweil an die Kollegen aus Nieder-Eschbach abgegeben. Kommendes Wochenende feiert die Freiwillige Feuerwehr im Nachbarort ihr Sommerfest. "Dann schieben wir deren Dienst", lachte Cerny.
An seinen letzten Einsatz kann sich der Wehrführer kaum noch erinnern. Das sei im Jahr 1990 gewesen: Windbruch im gesamten Stadtgebiet. "Unsere Präventivarbeit fruchtet", meinte er. Regelmäßig verteilt die Freiwillige Feuerwehr Infozettel an die Haushalte. Und alle zwei Jahre "können interessierte Bürger eine Feuerlöscher-Prüfung ablegen". An den Kursen würden vorwiegend Hausfrauen teilnehmen, ergänzte der Vorsitzende.
Etwa 100 passive Mitglieder hat der Verein, 21 aktive Feuerwehrleute (darunter eine Frau) und sechs Jugend-Feuerwehrmänner. Die Jugendfeuerwehr trifft sich jeweils montags von 18.30 bis 20 Uhr im Gerätehaus. Dann wird Tischtennis gespielt, geklönt und in den Wintermonaten Siebdruck gelernt. "Dafür haben wir eine eigene Siebdruckmaschine gekauft", erläuterte Cerny.
Die Erwachsenen treffen sich alle zwei Wochen donnerstags von 19 bis 21 Uhr und einmal im Monat sonntags von 9 bis 11 Uhr. Neben dem geselligen Beisammensein stehen Übungen auf dem Programm. Lehrbücher wie "Der Feuerwehrmann auf der Schulbank" oder Planspiele werden gemeinsam besprochen.
"Ausflüge unternehmen wir zusammen mit den passiven Mitgliedern", erklärte der Vorsitzende. Im Mai machten rund 50 Personen einen Tagesausflug an den Bigge-See (Österreich).
Ein Problem ist bis heute ungelöst: "Wer in Nieder-Erlenbach die Notrufnummer 112 wählt", so Wehrführer Cerny, ist zunächst mit den Blauröcken aus Friedberg verbunden. Die geben den Notruf an die Frankfurter Feuerwehr weiter, die wiederum ihre Nieder-Erlenbacher Kollegen benachrichtigen müssen. Die Post könne das Problem angeblich nicht beheben, monierte Cerny. Was ein Risiko darstelle, sagte er, "denn so können wertvolle Minuten verlorengehen". tin
Eintracht-Sieg in Malsch Nicht gerade mit Ruhm bekleckert
Eintracht Frankfurt bekleckerte sich vor 2000 Anhänger des FV Malsch am Samstag beim 5:1 (2:0)-Sieg nicht eben mit Ruhm. Immerhin: nach der 0:4-Startschlappe gegen Mainz 05 spielte der hessische Bundesligist nicht nur ein weiteres Monatsgehalt eines seiner Angestellten ein, sondern feierte auch den ersten Sieg der Saison. Daß das Ergebnis nicht deutlicher ausfiel, lag an dem aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber und, wie der anstelle von Dragoslav Stepanovic als Coach fungierende Assistenztrainer Karl Heinz Körbel hernach entschuldigend feststellte, an der "mangelnden geistigen Frische" der Frankfurter nach einer Wochen intensiven Konditionstrainings.
Vor allem in der ersten Halbzeit tat sich der Bundesligist gegen die tiefgestaffelte Abwehr der Amateure schwer. Daß der Eintracht-Motor nicht so ins Laufen kam, hatte sicher auch einen Grund darin, daß Ralf Falkenmayer wegen einer am Freitag erlittenen Leistenzerrung kurzfristig ausfiel, Antony Yeboah noch an einer Bänderdehnung aus dem Spiel gegen Mainz laborierte, Nationalspieler Manfred Binz nach verlängertem Urlaub noch pausieren durfte und Frank Möller mit Wadenbeinbruch ohnehin noch länger ausfallen wird. Akzente setzten vor allem Uwe Bein vor und Heinz Gründel nach der Pause. Gründel baute auch die Führung der Eintracht, die nach 34 Minuten Edgar Schmitt erzielt hatte, in der 43. Minute zum 2:0 aus. Uwe Rahn traf kurz nach Wiederbeginn erstmals für seinen neuen Arbeitgeber. Wiederum Schmitt erzielte das 4:1 (71.) und Klein (73.) setzte den Schlußpunkt in einer Begegnung, in der laut Körbel die Ausführung von Standardsituationen noch "katastrophal" war. rs
GLASHÜTTEN. An der Landstraße zwischen Glashütten und Schloßborn sollen sogenannte Wildbahnreflektoren angebracht werden, um die Zahl der Unfälle mit Rehen und Hasen zu verringern.
Sechs Unfälle haben sich im letzten Jahr auf der Strecke ereignet, alle unter Beteiligung von Wild. Ein Antrag der Gemeinde, eine Geschwindigkeitsbeschränkung einzuführen, wurde von der Straßenverkehrsbehöre abgelehnt. Die Autofahrer seien durch das Verkehrsschild Wildwechsel auf die Gefahr hingewiesen.
Jetzt soll die Strecke in einen Modellversuch des Kreises aufgenommen werden, am Fahrbahnrand Wildbahnreflektoren anzubringen. jom
BAD VILBEL. Zweieinhalb Stunden lang haben sich die Redakteure des Satiremagazins "Titanic" Hans Zippert und Christian Schmidt am Sonntag lästerlich über die Dinge des Lebens ausgelassen. In der Veranstaltung, die wegen Regens nicht in der Vilbeler Burg, sondern im Kurhaus stattfand, äußerte sich das gut eingespielte Duo erschöpfend über Jelzin und den Wodka, Sex im Alter und schilderte den vergeblichen Versuch des Klaus Kinski, in den Himmel zu kommen. Unter anderem. Nun stand die große Frage im Raum: Was sind das für Menschen, die vor keinem Thema - und sei es noch so ernst - zurückschrecken und sich nicht scheuen, über alles und jedes endlich die Wahrheit zu sagen? FR- Redakteur Hannes Mathias ging mit Zippert und Schmidt der Sache auf den Grund.
FR: Herr Zippert, was ist Ihr eigentliches Anliegen als Satiriker?
Zippert: Mein eigentliches Anliegen ist es natürlich, reich und berühmt zu werden und die Welt zu verbessern.
FR: Reich sind Sie noch nicht.
Zippert: Noch nicht ganz.
FR: Ist es denn der richtige Weg zum Reichtum, daß Sie ausgekochten Blödsinn verzapfen?
Zippert: Ich denke, das ist der einzige Weg.
FR: Haben Sie Vorbilder, in der Politik zum Beispiel?
Zippert: Nicht unbedingt, obwohl ich schon den Weg von Herrn Krause, dem Bundesverkehrsminister, beispielsweise aufmerksam verfolge und ihn auch sehr bewundere.
FR: Ist der Erfolg von Bundeskanzler Kohl denn nicht mit ausgekochtem Blödsinn erreicht worden?
Zippert: Kohl ist eine Ausnahmegestalt, die man nicht kopieren kann. Wir haben übrigens lange überlegt, ob wir Titanic eines Tages nicht einfach mal in "Helmut Kohl" umbenennen sollten, weil dieser Name so für Satire steht und jeder gleich weiß, was gemeint ist.
FR: Können Sie denn gar nichts ernst nehmen? Haben Sie wenigstens was Richtiges gelernt?
Zippert: Leider nicht. Das ist mein großes Problem. Ich habe tatsächlich nichts gelernt.
FR: Wann haben Sie gemerkt, daß Sie Satiriker sind?
Zippert: Ich habe das irgendwann mal ausprobiert. Mit Christian Schmidt zusammen haben wir schon in alten Bielefelder Zeiten eine Zeitung herausgegeben, die hieß "Das Dreckmagazin". Dann sind wir irgendwann mal mit den Titanic-Leuten in Kontakt gekommen Mitte der 80er Jahre.
FR: Sind Sie wenigstens verheiratet?
Zippert: Natürlich. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und einen Schrebergarten. FR: Nehmen Sie das wenigstens ernst?
Zippert: Ja natürlich, wenn es um Fragen der Kindererziehung geht, um Kindergarten, dann ist auf einmal alles furchtbar ernst.
FR: Im Gärtchen pflegen Sie den Kohl?
Zippert: Wir haben wohl keinen Kohl, aber Kohlrabi.
FR: Was zwingt Sie dazu, auf die Dörfer zu gehen. Zahlt Titanic nicht genug?
Zippert: Irgendwelche Kulturamtsbeschäftigten, die einen anrufen und fragen, ob man nicht lesen möchte.
FR: Dann können Sie nicht nein sagen.
Zippert: Kaum. Jedenfalls nicht bei dem Honorar, das hier gezahlt wird.
FR: Was fällt Ihnen zu Bad Vilbel ein?
Zippert: Bad Vilbeler Urquell . . .
FR: Nun an Sie, Herr Schmidt. Haben wenigstens Sie was Richtiges gelernt?
Schmidt: . . . und Sie?
FR: Nee.
Schmidt: Ich habe Literaturwissenschaft studiert und Magisterabschluß.
FR: Hut ab!
Schmidt: Danke.
FR: Aber Ihr Studium hat wenig genutzt. Machen Sie immer soviel Blödsinn? Schmidt: Was heißt Blödsinn? Das sind hochernste Texte, wenn ich den Umweltkommentar überdenke oder die Büroklammerproblematik.
Zippert: Wir machen eigentlich viel zu selten Blödsinn. Wir sind ganz normale Redakteure, die den Großteil ihrer Zeit mit der blödsinnigen Redaktionsarbeit verbringen.
FR: Was ist Ihr Anliegen als Satiriker, Herr Schmidt?
Schmidt: Die Aufklärung natürlich.
FR: Mit welcher wichtigen Persönlichkeit setzen Sie sich zur Zeit auseinander? Schmidt: Mit der Affäre der Lady Di, mit Prinz Charles und Camilla Parker-Bowles. Wir haben Fotos zugespielt bekommen, die dokumentieren, daß alles noch viel, viel schlimmer ist. Wir beweisen, daß Charles keine Liaison mit Camilla hat, und prangern die Demütigung von Lady Di an.
FR: Da treiben Sie echten Enthüllungsjournalismus. Schmidt: Ja, im Stil der Bunten, die uns sehr gut gefällt und uns ein Quell der Inspiration ist.
FR: Und was fällt Ihnen zu Bad Vilbel ein?
Schmidt: Bad Vilbeler Urquell.
LANGENSELBOLD. Mit einer Einbruchserie ist die Polizei in der Nacht zum Samstag in Langenselbold konfrontiert worden. Dabei drangen Unbekannte in die Gaststätte am Kinzigsee ein und knackten einen Geldautomaten.
Wie die Polizei weiter berichtet, wurde in der gleichen Nacht ein Einbruch in eine Gaststätte in der Hanauer Straße verübt.
Dort entdeckten die Täter einen deponierten Pkw-Schlüssel, der zu einem abgestellten grauen Ford mit dem Kennzeichen HU - PE 715 paßte. Die Einbrecher machten sich mit diesem Auto davon.
Schließlich meldet die Polizei noch einen Einbruch in den "Dragonerbau" an der Langenselbolder Klosterberghalle. Der Schaden sei "noch nicht festgestellt", heißt es im Polizeibericht weiter. hok
Die neue "BahnCard" der Bundes- und Reichsbahn, die ab dem 1. Oktober verkauft werden soll, ist nicht immer so lohnend, wie es auf den ersten Blick aussieht. Vorteil: Das 220 Mark teure Plastikteil ermöglicht sämtliche 2. Klasse-Bahnfahrten in Deutschland innerhalb eines Jahres zum halben Preis und erleichtert zudem den Durchblick im Tarifdschungel. Nachteil: Viele soziale Gruppen zahlen drauf, denn mit der Einführung der BahnCard bleiben eine ganze Reihe von Sondertarifen auf der Stecke. Mit dem Wegfall der Senioren-, Junioren-, Familien- und Taschengeldpässe, der B&S Karte sowie der Rosaroten Streckenkarte gibt es auch deren lukrative Vergünstigungen nicht mehr. 1991 wurden diese Sondertarife von insgesamt 1,5 Millionen Kunden, darunter fast 750 000 Senioren, in Anspruch genommen. Menschen ab 60 Jahren, Behinderte und Frührentner zahlen für die "Bahncard" zwar nur 110 Mark, aber immer noch 35 Mark mehr als für den Seniorenpaß A, der 1991 über 200 000 mal erworben wurde und für die Fahrt zum halben Preis außer an Freitagen und Sonntagen für beide Klassen anbietet. Jugendliche von 12 bis 17 Jahren sollen für die Karte künftig 50 statt bisher 40 Mark für den Taschengeldpaß zahlen. Noch schmerzlicher fällt die neue Regelung für die 31 000 Kleinfamilien aus, die statt für den Familienpaß jetzt 380 oder sogar 430 Mark hinlegen sollen: 220 Mark für das erste Familienmitglied, 110 Mark für das zweite und je 50 Mark für die ersten beiden Kinder. Auf den bisherigen, kostenlosen Familienpaß haben nach wie vor nur kinderreiche Familien Anspruch. Das Bahn-Angebot liegt zwar noch in der Schublade, die Genehmigung von Bundesverkehrsminister Krause wird allerdings demnächst erwartet. faf
Insgesamt 45 Anteilseigner umfaßt die Antenne Thüringen, die vom Aufsichtsgremium der Thüringer Landesanstalt für privaten Rundfunk fast einstimmig den Zuschlag für die Hörfunklizenz bekam. Größter Gesellschaf- ter ist die Suhler Verlagsanstalt mit 13 Prozent. Der Suhler Verlag wird zu 70 Prozent von der Süddeutschen Zeitung und zu 30 Prozent von einem SPD- Unternehmen getragen. Zweitgrößter Anteilseigner der Antenne ist der Holtzbrinck-Konzern mit 11,25 Prozent, gefolgt von der Rheinischen Post aus Düsseldorf mit 10 Prozent. Die Mitteldeutsche Allgemeine, Tochterblatt der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen, kommt auf 5,25 Prozent.
Über die Radio Tele Thüringen GmbH halten Gebhard Ohnesorge und Hans-Dieter Hillmoth vom Privatradio FFH sowie Verleger Wilhelm Bing gemeinsam drei Prozent. Ferner sind unter anderem beteiligt: Das von Holtzbrinck initiierte Journalisten-Bildungsinstitut Thüringen, mehrere Vorstandsmitglieder dieses Instituts, die Betriebsräte von Jenoptik und Opel Eisenach, das Altenheim Bethesda in Eisenberg, und noch die FAZ über ihr ostdeutsches Tochterblatt Neue Zeit. Unterlegen gegen die Antenne Thüringen ist beim Lizenzentscheid u. a. eine Gruppierung, die sich aus den Konzernen Burda und Bauer, dem Gong-Verlag, dem Top-Radio (mit Radio 100,6 aus Berlin dahinter), Katholischen Bistümern sowie der Suhler Verlag und der Düsseldorfer Rheinischen Post zusammengesetzt hatte. Die beiden letzteren wechselten kurzfristig zur Antenne Thüringen. K. O.
Die Zahl der Cholera-Infektionsgebiete ist auf 50 angewachsen. Neu hinzugekommen sind Kenia, Costa Rica und Französisch-Guayana. Das Bundesgesundheitsamt empfiehlt, dort auf "äußerste Hygiene" zu achten, da die Krankheitserreger vor allem durch unsauberes Wasser übertragen werden. In Mittelamerika und Südamerika sind nun - bis auf El Salvador, Paraguay, Uruguay und Guayana - alle Länder von der Cholera heimgesucht, während auf dem Schwarzen Kontinent 25 Länder - oder mehr als die Hälfte aller afrikanischen Staaten - betroffen sind. tdt
Begegnung steht im Mittelpunkt der Studienreisen des Spezialveranstalters Reisen & Frauen, Niederrheinstr. 290, 4000 Düsseldorf 31, Tel. 0211/4089676. Kommunikationsseminare während der Reisen sollen helfen, die eigene Individualität zu erkennen sowie Kontakte zu Frauen in der Gruppe und im Gastland fördern. Auf dem Programm stehen Studienreisen nach Sikkim/Nepal und Rajastan, durch Südindien, nach Jordanien und Oman sowie eine Mississippi- Stream-Boat-Tour in den USA. FR
Die Kurische Nehrung mit ihren Stränden, Dünen, Wäldern und kleinen Dörfern zählt zu den wiederentdeckten Urlaubsgebieten an der litauischen Ostseeküste. Das Haus von Thomas Mann in Nidden steht unverändert da; Spaziergänger finden auch heute noch Bernstein an der Küste . . . Der Veranstalter Bernstein- Reisen, Rombachweg 11, 6900 Heidelberg, Tel. 06221/809028, offeriert jetzt Pauschalreisen von mehreren deutschen Flughäfen an die Bernsteinküste sowie wöchentliche Schiffsreisen von Kiel nach Memel. Die Gäste wohnen in den Orten Juodkrante (Schwarzort), Nida (Nidden) und Palanga (Polangen). FR
Auf ins Kraut, unter diesem Motto stehen naturkundliche Wanderungen in den Kärntener Bergen, die von der Natur- und Kräuterschule Irschen veranstaltet werden. Die Bergbauerngemeinde offeriert auch Ferien auf dem Bauernhof. Informationen über Pauschalaufenthalte und Veranstaltungen: Natur und Kräuterschule Irschen c/o Fremdenverkehrsamt, A-9773 Irschen, Tel. 0043/4710/2477. FR
Über Feste in Frankreich 1992 informiert eine neue Broschüre, die das Französische Fremdenverkehrsamt herausgegeben hat. Auf 70 Seiten sind rund 700 Feste, Festivals, Ausstellungen und Messen aufgeführt. Wer wissen will, was er an seinem Urlaubsort in Frankreich alles erleben kann, findet alle Veranstaltungen übersichtlich nach Regionen und Monaten gegliedert in dem handlichen Informationsheft aufgeführt. Der Festivalkalender kann angefordert werden beim Maison de la France, Postfach 100128, 6000 Frankfurt am Main, Tel. 069/7560830. FR
Reisen in südafrikanische Länder in allen Variationen enthält der umfassende Katalog "Best of Africa '92", ein Gemeinschaftsprodukt von 20 Reiseveranstaltern, Fluglinien, Fremdenverkehrsämtern und Agenturen vor Ort. Er informiert auf 180 Seiten über die vielfältigen Reisemöglichkeiten in acht Länder im Süden des afrikanischen Kontinents und auf die Inseln im Indischen Ozean. Das Angebot umfaßt beispielsweise Gruppen- und Individualreisen, Farmaufenthalte, Camping- und Flug-Safaris, Exkursionen und Fotoreisen in Namibia, Botswana, Zimbabwe, Malawi, Swaziland, Lesotho, Bophuthatswana und Südafrika. Den Kataloge gibt es u. a. im Reisebüro oder bei Tourismus Marketing, Postfach 909, 7140 Ludwigsburg. FR
Malaysia für Individualisten offeriert der Asien-Veranstalter Mister Klaudia, International Bureau of Travel, Schillerstr. 18-20, 6000 Frankfurt am Main 1, Tel. 069/287939. Je nach Wunsch kann Badeurlaub auf den Inseln oder dem Festland kombiniert werden mit Entdekkertouren, Stadtaufenthalten oder Dschungelsafaris auf Borneo. Preis für eine 14tägige Badereise an die Ostküste mit Flug ab Frankfurt oder München: ab 2539 Mark, für eine 15tägige Rundreise entlang der "Batikstraße" ab 4457 Mark. FR
Flugreisen nach Martinique für Genießer, Abenteurer oder Erholungssuchende bietet ganzjährig und ab allen deutschen Flughäfen Martinique Reisen, Mattseestr. 20a, 8000 München 82, Tel. 089/4301616. Je nach Geldbeutel wohnt man auf der Karibikinsel im komfortablen Vier-Sterne-Hotel, Bungalow, Clubhotel oder im kleinen Familienhotel aus der Kolonialzeit. Preis für eine Woche mit Flug, Übernachtung und Frühstück im einfachen Strandhotel ab 2100 Mark. FR
Eine Trauung unter Palmen am berühmten Waikiki Beach von Hawaii oder in einer kleinen Kapelle auf den Nachbarinseln Kauai und Maui, diesen Wunsch realisiert Canusa Touristik, Bahnhofstr. 110 in 8032 München-Gräfelfing, Tel. 089/851043. Im neuen Katalog sind erstmals auch Golfreisen zu den Greens auf der Hauptinsel sowie auf Kauai, Maui, Lanai, Molokai und Dahu zu finden. Gebucht werden können insgesamt zwölf verschiedene Inselkombinationen, Badeurlaub und Rundreisen im Mietwagen oder Flugzeug. Preis für eine 14tägige Pkw- und Flugrundreise innerhalb des Archipels mit Aufenthalt in Privatunterkünften (Bed & Breakfast, 13 Nächte auf vier Inseln) plus Mietwagen ab 1868 Mark, für eine 14tägige Golfreise mit Unterkunft im First-Class-Hotel und Pkw ab 3482 Mark. FR
Wieviele Wälder in Zukunft weniger abgeholzt werden müssen, weiß keiner zu sagen. Dazu ist "Eurotop", der elektronische Reisekatalog, noch zu neu. Aber durch das Computer-System, das die Touristik Union International in Hannover jetzt beim Start der Pilotphase der Fachwelt vorstellte, könnten Millionen von Papier-Prospekten überflüssig werden. Denn "Eurotop", da sind sich die Macher sicher, kannn mehr als der klassische Reise-Katalog mit seinen knappen Texten und den wenigen bunten Bildern. Nahezu unbegrenzt können Hotelfotos, Rundreisebeschreibungen oder Visabestimmungen in "Eurotop" eingelesen und am Bildschirm sekundenschnell dem Reisekunden vorgeführt werden.
21 Reisebüros von Hamburg bis München beteiligen sich am "Eurotop"-Test, zwei Reiseveranstalter, Kreutzer in München und seetours international, Frankfurt, haben ihre Programme des Sommers 1992 für den Probebetrieb eingespeist. Ein Großrechner in Paris und vor allem das europäische ISDN-Netz, die blitzschnelle digitale Daten-Übertragung, machen die Verbindung von den Reiseveranstaltern zu den Reisebüros möglich. Beteiligt am "Eurotop"-Versuch sind neben den deutschen auch 40 britische und französische Reisebüros sowie fünf bedeutende europäische Reiseveranstalter, unter ihnen der britische Marktführer Thomson und der französische Club Med.
Hinter dem Projekt stehen als Eigentümer die France Telecom, die Telekom der Deutschen Bundespost, die französische Tochter des Computer-Giganten IBM und ein französisches Software-Haus. Beteiligt als Partner ist unter anderem die TUI, Deutschlands größter Reisekonzern, die das Projekt in Deutschland in der Pilotphase betreut und maßgeblich an der Software-Entwicklung beteiligt war.
Der Clou von "Eurotop" ist die Möglichkeit der Aktualisierung. Wenn sich zum Beispiel Zollbestimmungen ändern, werden diese Änderungen vom Verlag Fink- Kümmerly und Frey in Ostfildern, einem weiteren Partner, nachts eingespeist. Wenn ein Hotel seine Bar umgebaut hat, wird ein aktuelles Foto mit einer speziellen Video-Kamera oder einem "Scanner" eingelesen und das veraltete Bild gelöscht. Der Hinweis auf Lärm durch einen Neubau nebenan kann in den Text eingefügt werden, um Ärger mit den Kunden zu vermeiden. Das Reisebüro ist so in der Kundenberatung immer auf dem akutellsten Stand - vorausgesetzt, der Anbieter ist auf Draht.
Bis zum Ende dieses Jahres wird der Probebetrieb laufen. Danach soll das von der EG finanziell geförderte "Eurotop" vermarktet werden. Welche Kosten dann auf Reisebüros und Reiseveranstalter zukommen, weiß noch keiner zu sagen. Welche Reiseveranstalter sich beteiligen, ist deshalb völlig offen und vermutlich auch eine Frage des an "Eurotop" zu zahlenden Entgelts - selbst die TUI möchte noch nicht sagen, ob sie als Anbieter mitmacht und welche Produkte sie eventuell einspeisen wird.
Bis die elektronische Katalog-Zukunft an Multi-Media-Terminals und eventuell sogar mit Selbstbedienung im kommenden Jahr beginnt, werden die beteiligten Reisebüros regelmäßig befragt. Ein automatisches Zählsystem hält ferner fest, welche Elemente stark und welche gar nicht genutzt werden. Denn "Eurotop" soll nicht das Schicksal von BTX oder der Bildplatte erleiden, die vor Jahren als EDV-Revolution im Reisebüro gefeiert wurden, aber bald nach der Vorstellung wieder sang- und klanglos in der Versenkung verschwanden.
JACKO A. HASSENMEIER
Mit seinem grotesken Spiel lieferte das "Stalker Silt Theatre" (links) bei der Auftaktveranstaltung des Kultur-Sommers gleich einen Höhepunkt bei der vierwöchigen Veranstaltungsreihe. - Ungewöhnlich muten dem Europäer auch manche Musikinstrumente der Gruppe "Nahual" aus Argentinien an: etwa der Pferdekiefer oder die "peruanische Kiste". (FR-Bilder: Grieshaber)
Heute gehört die Stadt den Finnen. Morgen sind es vielleicht die Schweden oder die Dänen, je nachdem, welche Fähre gerade angelegt hat.
Die Stadt ist anders, wenn die Touristen wieder da sind, bunter, sommerlicher. Kurzärmelige Hemden bestimmen das Bild, helle Hosen, Sommerkleider und Sonnenbrillen. In den Schaufenstern der Buchläden liegen Reiseführer und Bildbände über die Stadt. Die Straßencafés sind voll, und es wird viel fotografiert. Die Einwohner der Stadt sind in Fotoalben rund um die Welt zu Hause.
Auf dem Marktplatz wird es eng. In Grüppchen stehen die Touristen um die Stadtführer, die beim Weitergehen eine Zeitung oder einen Regenschirm heben, um "ihre Leute" hinter sich zu scharen. Touristen wühlen in den Grabbeltischen der Kaufhäuser, Touristen stehen an den Straßenecken und studieren angestrengt Stadtpläne, Touristen umringen in der Fußgängerzone die peruanischen Straßenmusiker aus Hamburg.
Ich mag sie, die Touristen. Es macht mir nichts aus, schnell einen Haken zu schlagen, wenn sie plötzlich vor mir stehenbleiben, weil sie gerade wieder einmal einen sehenswerten Winkel entdeckt haben. Ich gehe im Zickzack, wenn sie den Markt bevölkern, und ich warte geduldig hinter ihnen an der Würstchenbude, an der man sich in der anderen, der touristenlosen Zeit nie anstellen muß. Schön, daß sie da sind. Wir sind früh genug wieder unter uns.
Manchmal bin ich ein bißchen stolz, ein bißchen geschmeichelt. Manchmal möchte ich ihnen sagen: "Wissen Sie, ich lebe hier. Ich arbeite in dieser Stadt, in die Sie extra gekommen sind. Ich kann, wenn ich will, von meinem Schreibtisch aus das ganze Jahr auf die Türme der Marienkirche blicken."
Fast durchweg nette Leute, die Finnen. Die Schweden und Dänen übrigens auch. Selbst manche Schwaben. Manchmal überkommt mich der Wunsch, den Besuchern zu zeigen, daß ich für sie da bin. Dann setze ich mich auf eine Bank vor dem Heiligen-Geist-Hospital, möglichst mit Einkaufskorb, denn daran erkennt man überall den Einheimischen. Vielleicht will jemand wissen, wo das Geschäft mit dem berühmten Marzipan ist, in das wir uns in dieser Zeit natürlich nicht wagen. Oder einer fragt nach einem netten Restaurant. Oder möchte zu den Buddenbrooks.
Kommt einer, ein Finne, man sieht es ihm an der Nasenspitze an. Setzt sich zu mir. "Sie sind von hier?" In beinahe akzentfreiem Deutsch. Ich nicke gelassen. "Wunderbar. Dann können Sie mir sicher sagen, aus welchem Jahr das Gestühl in der Diele der Schiffergesellschaft stammt und wer es geschnitzt hat. In keinem meiner Reiseführer finde ich etwas darüber."
Touristen. Manchmal sind sie doch eine Plage. KARL ANTON & VORORTH
Die Luxushotels in der Schweiz haben womöglich weniger Klasse als vielfach vermutet. Zwar wimmelt es im Land der Eidgenossen geradezu von Fünf-Sterne- Häusern, verdient haben diese Klassifizierung offenbar jedoch "nur sehr wenige". Dies zumindest meinen Inspektoren eines deutschen Hotel- und Restaurantführers - es handelt sich um den "Varta- Führer" - nach einer Visite von 40 Betrieben in fünf Schweizer Städten. Der "Pflegezustand der sogenannten Spitzenbetriebe" sei im Vergleich zu deutschen Hotels eher mager, das Interieur etlicher - der meist ausgangs des 19. Jahrhunderts entstandenen - Grand-Hotels komme dem Erhaltungszustand von Sperrmüll bedenklich nahe. "Aber auch wenige Jahrzehnte alte Bauten", so heißt es in einem dazu verfaßten Papier weiter, "sind beklagenswert abgewohnt und schlicht runderneuerungsbedürftig." Auch seien die Zimmer nicht selten klein und winzig und deren Ausstattung im Vergleich zum Anspruch der Häuser "eher bescheiden, bisweilen gar dürftig und zudem häufig erstaunlich unpraktisch".
Anderer Meinung ist das Schweizer Verkehrsbüro (SVB): Von den 2600 vom Schweizer Hoteliersverein kontrollierten Häusern seien 2300 inspiziert und ihrer Klasse gemäß mit den entsprechenden Sternen versehen. "Im übrigen ist das alles ziemlich kraß formuliert", so der Deutschland-Direktor des SVB, Peter Michel, weiter, "zu Sperrmüll sagen andere Antiquität." tdt
NIEDER-ESCHBACH. Die Gestaltung des künftigen Stadtparks Nieder-Eschbach ist das Thema eines Bürgerwettbewerbs, zu dem jetzt die Stadt Frankfurt aufruft. Ein bis zu 150 Hektar großer Stadtpark (die Stadtteil-Rundschau berichtete) soll in den nächsten Jahren direkt am nördlichsten Stadtteil Frankfurts entstehen, hebt Stadtrat Tom Koenigs (Grüne) in einer Wettbewerbsbroschüre hervor.
Für den Park ist ein Gelände vorgesehen, das im Nordwesten an die Autobahn A 5 und A 661 grenzt und sich im Südosten bis zum Harheimer Weg bei Bonames erstreckt. Die östliche Grenze soll der Eschbach zwischen Harheim und Nieder-Eschbach bilden.
Besonderes Gewicht mißt Koenigs der Meinung und der Planungsbeteiligung der Bürger bei: "Die Ergebnisse dieses Wettstreits bilden eine wichtige Grundlage für die Arbeit von ausgewählten Fachleuten, die im Oktober in einem Entwurfsseminar Gestaltungsideen für den Park entwickeln."
Der Wettbewerb des Umweltdezernats dauert noch bis 20. September. Bis dahin können Arbeiten eingereicht werden. Die Teilnehmer können fotografieren, schreiben, zeichnen, malen oder basteln und so ihre Ideen einbringen, wie der "Stadtpark Nieder-Eschbach" einmal aussehen soll. Auch Vorschläge, wie die Beflanzung gestaltet werden, was das Erholungsgebiet für Unternehmungslustige bieten und welche Freizeiteinrichtungen im Park entstehen könnten, sind gefragt. Wichtig für die Planung ist auch, wie die Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe in den neuen Stadtpark einbezogen werden können.
Der Phantasie der Bürgerinnen und Bürger sind keine Grenzen gesetzt. Die Mühe soll auch belohnt werden: Für die besten Ideen und Vorschläge gibt es zahlreiche Preise zu gewinnen. Ein Hauptgewinn ist eine Reise nach London zum "Hyde Park".
Weitere Informationen gibt es im Umweltamt, Abteilung Umweltplanung, Philipp-Reis-Straße 84, unter dem Stichwort "Stadtpark Nieder-Eschbach". jan
Die "Blaue Flagge" streift in Norddeutschland derzeit nur ein flaues Lüftchen: Weil das europäische Gütezeichen für saubere Strände kein "anerkanntes Umweltzeichen" sei, hat der schleswig-holsteinische Fremdenverkehrsverband dagegen erfolgreich Stimmung gemacht: von 50 Gemeinden mit Badestellen an Nord- und Ostsee haben sich in diesem Jahr nur sechs Gemeinden - 1991 waren es zehn gewesen - um die "Blaue Flagge" beworben. Erfolge hingegen feiert in dieser Saison die "blaue Tafel für gesundes Baden im Meer" des Umweltministeriums von Schleswig-Holstein: sie ziert 1992 die Gestade von 20 Seebädern. Die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung, die die "Blauen Flaggen" verleiht, kann diesen Schritt nicht nachvollziehen: die von dem Kieler Ministerium bevorzugten Tafeln seien "bloße Schilder ohne Qualitätsmerkmal".
Eingegriffen in die Diskussion hat inzwischen auch die internationale Umweltorganisation Greenpeace. Die "Blauen Flaggen" seien eine "reine Augenwischerei": zugrunde lägen im wesentlichen nur die mangelhaften Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft für die Qualität von Badegewässern, die wiederum lediglich "nach hygienischen und nicht nach ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden." "Das heißt nichts anderes", so Greenpeace-Sprecher Wolf Wichmann, "daß die Blaue Flagge auch an Badestränden wehen kann, deren Wasser beispielsweise mit für die Umwelt gefährlichen Schwermetallen oder chlorierten Kohlenwasserstoffen belastet ist." tdt
Seitdem Jugoslawien dicht ist, hat sich der gesamte Verkehr zwischen Griechenland und Westeuropa auf die Fährschiffe verlagert, die Italien mit Hellas verbinden. Als wir an einem Samstagmittag mit dem Wohnwagengespann im Hafen Ancona eintreffen, warten bereits 63 Thermolaster an der Pier vor der "Erotokritos". Drei Stunden dauert es, bis sie die Fahrer rückwärts die Rampe hoch in die Schiffsgarage hineinmanövriert haben. Dann erst konnten die 69 Campingfahrzeuge, die Autos und die Busse in den voluminösen Bauch der Fähre. Sie werden sämtlich zur oberen Stellfläche dirigiert. hier auf dem Campingdeck - und das ist die Neuerung der "Erotokritos" - dürfen die Freiluftfreunde sich in ihren Wohnwagen und Wohnmobilen sowohl tagsüber aufhalten als auch nachts schlafen.
Schon vor Beginn des jugoslawischen Bürgerkriegs Mitte 1991 hatte sich im Fährverkehr Richtung Griechenland und Türkei eine alljährliche stark wachsende Touristen-Nachfrage abgezeichnet. Die Reederei Minoan Lines suchte weltweit nach einem Second-Hand-Schiff zum sofortigen Einsatz. Dabei war sie in Japan fündig geworden: Hier stand eine Kabinenfähre zum Verkauf, die nicht nur dank starker Maschinen ein Tempo von 23 Knoten erreicht, sondern auch Massen transportieren kann: bis zu 1000 Personen Passagiere und 400 Wohnmobile oder 800 Autos, die sich auf drei Decks verteilen.
Bei der Besichtigung des gebrauchten Schiffs entdeckten die Agenten der Reederei, daß das obere Auto-Deck mit Lkw-Höhe an den Seiten und am Heck völlig offen ist. Das brachte sie auf die Idee, diese Fläche Campern zum Übernachten in ihren Fahrzeugen anzubieten, während sich sonst bekanntlich nach dem Ablegen niemand mehr in der Schiffs-Garage aufhalten darf.
Die "Erotokritos" ist natürlich kein neues Schiff. Das merkt man ihr an. Aber die Camper zahlen auch nur den Preis der Deckpassage: 88 Mark in der Vor- und Nachsaison, 110 Mark in der Hauptsaison pro Person und Fahrt (Rückfahrtermäßigung zehn Prozent), während sie sonst auf der Strecke Ancona-Patras für das Bett in der billigsten Innenkabine nicht nur auf der "Erotokritos" 188 bzw. 222 Mark hinblättern müßten.
Ein weiterer Vorteil: Das Schiff verzichtet im Gegensatz zur Konkurrenz auf das Anlaufen der Zwischen-Häfen Korfu und Igoumenitsa. So schafft es die Strekke Ancona-Patras nonstop mit nur einer Übernachtung in 24 Stunden.
Ein Mitbewerber auf dem Markt hat sich in diesem Jahr ebenfalls etwas Neues einfallen lassen: Die Anek-Linie hat als erste Mittelmeer-Reederei die Abfahrten Richtung Hellas nach Triest verlegt. Das bedeutet: von der österreichischen Grenze aus nur ein Viertel der Autobahngebühren und der Entfernung gegenüber dem Ausgangshafen Ancona, ganz zu schweigen von den Häfen Bari, Brindisi, Otranto noch weiter südlich.
ARMIN GANSER
AUSKUNFT: Buchungen für die "Erotokritos" bei Seetours und für die Anek-Line bei der IKON-Reiseagentur München - beide über alle Reisebüros.
Zu den legendären Ensembles des deutschsprachigen Nachkriegskabaretts gehörte die namenlose Gruppe um Gerhard Bronner, aus der Helmut Qualtinger über Wien hinaus (mit gutem Grund) am bekanntesten wurde. Das Wiener Kabarett war nach 1945 weniger politisch als das deutsche, weniger aggressiv, in manchen Nummern eher konservativ oder sogar reaktionär als progressiv. (Schon damals kam die provokantere Alternative aus Graz in Gestalt des Studentenkabaretts "Der Würfel", dessen Mitglieder mittlerweile freilich längst den diversen Sektionen des Establishments angehören.)
Aus zwei Programmen der Bronner-Crew aus den Jahren 1960/61, die seinerzeit im eben bezogenen Neuen Theater am Kärntnertor vom Fernsehen aufgezeichnet wurden, liegen nun auf zwei von ORF, Thomas Sessler Verlag und BMG Ariola Wien koproduzierten VHS-Videocassetten Ausschnitte von zusammen mehr als zwei Stunden vor. Manche Nummern, insbesondere auch die Conférencen von Carl Merz, dem Koautor des unvergleichlichen "Herrn Karl", haben in den seither vergangenen drei Jahrzehnten Staub angesetzt, nicht so sehr, weil nicht jede aktuelle Anspielung mehr verständlich ist, sondern vor allem stilistisch, durch den unverbindlichen Plauderton und einen durchgängigen großbürgerlichen Gestus, der einen Bogen zurückschlägt zum Nachtclub-Kabarett der Ersten Republik. Inmitten eines generellen Hangs zur liebenswürdigen Harmlosigkeit genießt man die bis in die Mimik reichende verzweifelte Bösartigkeit Qualtingers, die vorausweist auf das ja nicht ganz zufällige Österreicherbild Thomas Bernhards.
Gerade der Verzicht auf Tagesaktualität in großen Teilen der Programme freilich hat einiges vor dem Veralten gerettet. So etwa die köstlichen Szenen "Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben" oder "Im Striptease-Lokal", die ihr Autor Qualtinger bei Lesungen gerne allein vortrug und die er hier mit Johann Sklenka bzw. mit dem Ensemble spielte, Kabinettstücke der Kleinkunst, die wohl von Moden unabhängig bleiben, oder einer - wenn auch nicht eben der beste - der unvergessenen Travnicek-Dialoge. Das Wiener Kabarett hat der Musik stets größere Bedeutung beigemessen als das deutsche oder das schweizerische, und es ist das hohe Niveau der Arrangements und der Präsentation, das gerade den gesungenen Nummern ihren Unterhaltungswert bewahrt hat - etwa den in der Tradition der Opernpotpourris im Wiener Volksstück stehenden Szenen "Die Opernkavallerie" (mit Musik von Richard Strauss) oder "Einmarsch der Zwinserln" (mit Musik von Verdi).
Das Gerücht, wonach der alles beherrschende Hollywood-Schund das einzige sei, was Erfolg haben könne, wird zum Glück ab und zu widerlegt. Die Karriere eines Jim Jarmusch könnte ermutigen. Daß der ganz und gar unspektakuläre Lakonismus seiner Filme gegen all die überproduzierten, den Zuschauer überrumpelnden Visualorgien der Major Companies ankommen konnte, daß Jarmusch für die Intelligenteren in der heutigen Generation einen ähnlichen Kultstatus erfuhr wie Godard oder Ozu für die vorangegange, zeigt, daß der Sieg Hollywoods nur ein ökonomischer ist - bislang jedenfalls. Gewiß repräsentieren Jarmuschs vier erste Filme, die jetzt - mit dem Kurzfilm "Coffee & Cigarettes" als Zugabe zu "Permanent Vacation" - als Videos vorliegen, eine Subkultur, gewiß erreichen seine sympathisch freakigen Außenseiter nicht all jene, die sich Außerordentliches allenfalls als Gewaltausübung und Supermenschentum (schießende Männer, schöne Frauen) vorzustellen vermögen. Das "andere Amerika" zeigt uns Jarmusch. Er ist der Wahrheitsapostel inmitten all der Lügner. Er ist der Ketzer, der Dissident inmitten all der opportunistischen Dummköpfe, die selbst in Europa, päpstlicher als der Papst, jeden als antiamerikanisch denunzieren, der Hollywood nicht für die Erfüllung aller Sehnsüchte hält.
Freunde der Folklore sind hinzuweisen auf eine CD, die zudem geeignet ist, den Amerikazentrismus in der populären Musik einmal mehr als das auszuweisen, was er ist: als borniert. Die in Wien ansässige Tschuschenkapelle spielt und singt Tänze und Lieder aus den ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens, aus Rußland, Griechenland und der Türkei.
Autourlauber aus Nord- und Ostdeutschland mit Ziel Griechenland oder Türkei müssen nicht unbedingt durch Süddeutschland und Österreich fahren. Der ADAC verwies auf eine alternative Transit-Route über die Tschechoslowakei. Diese Strecke über Dresden, Prag und Bratislava nach Gyoer und weiter nach Budapest und Szeged könne seit der visafreien Einreise in die CSFR und nach Ungarn problemlos passiert werden und sei auch kürzer - für Autofahrer aus dem Raum Hamburg rund 200 Kilometer. Eine Fahrt auf dem Autoput über Zagreb in Kroatien und Belgrad in Serbien ist weiterhin nicht möglich. dpa
Ob es für einen Platz in den Geschichtsbüchern reicht? Das Ziel dazu wäre hehr genug. Den mentalen Vollzug der deutschen Einheit, nicht mehr und nicht weniger, peilen die Initiatoren jener "Komitees für Gerechtigkeit" an, die nun überall im deutschen Osten entstehen sollen. Überdies: die Befähigung zum globalen Denken, wie es im letzten Absatz des Aufrufs heißt. Andere sind an weniger gescheitert.
Gegen das Ziel kann man nichts haben. Was ist mit dem Weg? Das Gespann Diestel-Gysi und mit ihm jener in der Tat unerwartet imposante Troß an Mitunterzeichnern setzt, Gysi läßt grüßen, auf Dialektik: Ohne die vorherige vehemente Artikulation eigener Interessen keine Befriedigung eigener Bedürfnisse - ergo: kein Blick über den Tellerrand.
Ist das logisch? Wie auch immer - es ist wohl so im neuen Deutschland. Das ungleiche Paar hat das erkannt und ist bei der Suche nach einer geeigneten Lobby für den Osten nun fündig geworden - die Ossis selbst. Zu bürgerbewegten Zeiten haben sie schon einmal Mauern fallen lassen. Da liegt die Idee nahe, dies in ähnlicher Form noch einmal zu tun. Die Vernetzung des Widerstandes in "einer Körperschaft für die neuen Bundesländer" ist dabei das einzig neue Angebot. Genau dies wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Und doch haben die Unterzeichner des Gründungsappells damit womöglich einen entscheidenden Anreiz geliefert, den nun seit knapp zwei Jahren stetig wachsenden Unmut auszuleben. Es wäre ein Schritt zu neuem Selbstbewußtsein. vbn (Berlin)
Eine "hessische Komponente" beim künftigen Privatradio im Nachbarlande Thüringen habe man gar nicht zustande bringen wollen, meint Gebhard Ohnesorge, Geschäftsführer des hessischen Privatradios FFH und des hessischen Zeitungs-Verlegerverbandes. Der hesssische Einfluß in der Bewerbergemeinschaft Antenne Thüringen, die die kommerzielle Hörfunklizenz in Thüringen gegen rund zwei Dutzend Mitbewerber zugesprochen bekam (die FR berichtete kurz darüber), ist indes nicht zu übersehen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist über ein ostdeutsches Tochterblatt ebenso mit von der Partie wie die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine aus Kassel. Auch FFH- Programmdirektor Hans-Dieter Hillmoth und Geschäftsführer Ohnesorge, habe ihre Privatfunk-Liebe zu Thüringen entdeckt. Gleiches gilt für Wilhelm Bing (Waldecksche Landeszeitung), den Vorsitzenden des hessischen Verlegerverbandes. Allesamt sind sie, zusammen mit mehr als drei Dutzend weiteren Partnern, Gesellschafter der beim Lizenzentscheid im Nachbarlande siegreichen Bewerbergemeinschaft Antenne Thüringen.
Es sei darum gegangen, erläuterte Ohnesorge den Hintergrund des hessischen Engagements, gegenüber der FR, daß die in Thürigen aktiven Zeitungsverlage dort auch im Privatfunk vertreten seien. Für die FAZ und die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, die in Thürigen mit den Tochterblättern Neue Zeit beziehungsweise Mitteldeutsche Allgemeine (Eisenach) den Pressemarkt bedienen, trifft Ohnesorges Begründung zu. Was aber ist mit Ohnesorge selbst und mit Programmdirektor Hillmoth als weiterem FFH-Verantwortlichen? Deren Mitwirkung am künftigen Thüringer Privatradio könnte durchaus andere Hintergründe haben.
Radio FFH, das natürlich auch in Thüringen zu hören ist, dürfte kaum Interesse an einer auch in Hessen empfangenen Aufbauhilfe Ost starken Konkurrenz aus dem Nachbarlande haben. Zumindest dann nicht, wenn die Zielgruppe die gleiche sein sollte. Sonst würden sich die FFH-Verantwortlichen Hillmoth und Ohnesorge mit ihrer Aufbauhilfe Ost schließlich selbst Konkurrenz machen.
Daß die kommerzielle Hörfunkwelle in Thüringen von Privatradioveranstaltern aus den umliegenden Bundesländern letztlich noch dem Motto "Kooperation statt Konkurrenz" betrieben werden, sprich von zuviel Rücksichtnahme auf bestehende Programme rund um Thüringen geprägt sein könnte, das hatte auch die Thüringer Landesanstalt für privaten Rundfunk befürchtet. Die Sorge der Landesanstalt galt allerdings weniger den Mitveranstaltern aus Hessen als vielmehr dem Georg-von-Holtzbrinck-Konzern. Der Konzern (er hatte die schließlich erfolgreiche Bewerbergemeinschaft Antenne Thüringen initiiert), verfügt nämlich bereits in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen über funktionierende Antennen. Die Antenne Niedersachsen mit Holtzbrinck als größtem Mitveranstalter ist seit rund zwei Jahren auf Sendung, die maßgeblich von dem Konzern mitgetragene Antenne Sachsen-Anhalt bekam vor wenigen Monaten die erste kommerzielle Hörfunklizenz dort zugesprochen. Mit der Entscheidung von Thüringen hat Holtzbrinck seine Stellung in diesem Teil der Bundesrepublik weiter gestärkt.
Um zu verhindern, daß die Thüringer Belange in einem länderübergreifenden Privatfunk untergehen könnten, hat sich die Landesanstalt für privaten Rundfunk nach Worten ihres Direktors Victor Henle von der Antenne Thüringen eine feste Zusage geben lassen: Das Programm wird ausschließlich und rund um die Uhr in Thüringen produziert, eine Programmzulieferung von außerhalb "findet nicht statt", betont Henle. Eine andere Zusicherung wiederum könnte sich als Schutzvorschrift für die Konkurrenzradios in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen erweisen. Bedenken der Versammlung, des Aufsichtsgremiums der Thüringer Landesanstalt, gegen eine "übermäßige Werbung" im künftigen Privatradio, kam Holtzbrinck nach Angaben von Anstaltsdirektor Henle weit entgegen. Für die Antenne Thüringen habe der Konzern erklärt, man werde sich freiwillig auf fünf Minuten Werbung pro Sendestunde beschränken, erläuterte Henle im Gespräch mit der FR. Eine von der Landesanstalt wohl nicht bedachte Konsequenz ist damit unausweichlich: Sind die fünf Minuten ausgebucht, dann muß die werbetreibende Wirtschaft, um das Sendegebiet Thüringen zu erreichen, auf die Privatradios in den umliegenden Bundesländern ausweichen.
Doch damit nicht genug der offenkundigen Schachzüge des Holtzbrinck-Konzerns. Auch eine andere Errungenschaft, die Anstaltsdirektor Henle als "Festsetzung mit Modellcharakter" im Privatfunk hierzulande anpreist, wirkt sich bei näherem Betrachten zugunsten von Holtzbrinck aus. Die Antenne Thüringen bekommt einen laut Henle "unabhängigen Programmbeirat", der sich aus neun Vertretern aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zusammensetzt: Jugend, Frauen, Senioren, Arbeitnehmer, Arbeitgeber und andere (Parteien und die Landesregierung bleiben außen vor). Die Beschlüsse des Programmbeirats können von den Gesellschaftern der Antenne nur mit 75prozentiger Mehrheit überstimmt werden.
Und damit die kleinen Anteilseigner der Antenne nicht von den dort versammelten großen Verlagen dominiert werden, wird in der Gesellschafterversammlung "nach Köpfen" abgestimmt, wie es Henle formuliert. Im Klartext: Jeder Anteilseigner hat unabhängig von der Höhe seiner Beteiligung eine Stimme. Diese Zusage gilt Henle zufolge nicht nur bei Gesellschafterbeschlüssen zum Programm der Antenne Thüringen, sondern darüber hinaus sogar noch bei wirtschaftlichen und finanziellen Entscheidungen. "Wir sind in Thüringen ganz neue Wege gegangen", freut sich Anstaltsdirektor Henle über das Resultat der Lizenzvergabe.
Was Victor Henle, der in Bayern selbst jahrelang in der Privatfunkszene zu Hause war, bevor er über bayerische und thüringische Regierungsdienste zur Landesanstalt für privaten Rundfunk kam, offenbar übersehen hat: Von einer "Abstimmung nach Köpfen" profitiert in der Antenne Thüringen hauptsächlich Holtzbrinck. Der Konzern ist gleich mit fünf Tochtergesellschaften in der Antenne vertreten, das macht bei 45 Anteilseignern gleich fünf von 45 Stimmen, umgerechnet etwas mehr als elf Prozent.
Völlig anders sieht es bei den weiteren Hauptgesellschaftern aus, der Suhler Verlagsanstalt (getragen von der Süddeutschen Zeitung und einem SPD-Unternehmen), der Rheinischen Post aus Düsseldorf, der Mitteldeutschen Allgemeinen und anderen. Ihre Kapitalbeteiligung bewegt sich zwischen fünf und dreizehn Prozent, ihr Mitwirkungsrecht bei der "Abstimmung nach Köpfen" dagegen lediglich auf etwas mehr als zwei Prozent.
Das wäre vielleicht nicht weiter tragisch, gäbe es in der Antenne Thüringen nicht mancherlei Querverbindungen zwischen Holtzbrinck und mehreren kleinen Gesellschaften mit einer Kapitalbeteiligung von meist zwei und weniger Prozent. Die Querverbindungen erstrecken sich vor allem über das von Holtzbrinck initiierte Journalisten-Bildungsinstitut Thüringen (die FR berichtete bereits).
Auf die finanzielle Hilfe des Holtzbrinckkonzerns sei bei der Antenne Thüringen niemand angewiesen, beteuert Verleger-Geschäftsführer Ohnesorge in Frankfurt am Main. Der Thüringisch- Hessische Sparkassenverband, bei der Antenne ebenfalls mit von der Partie, und die Thüringisch-Hessische Landesbank hätten sich bereit erklärt, nicht nur mit Betriebsmittelkrediten einzuspringen, sondern darüber hinaus noch "einzelne Gesellschafter zu finanzieren". Ohnesorge: "Das konnten wir der Landesanstalt glaubhaft machen". KLAUS OTT
NORDWESTSTADT. Eigentlich, sagt Theo Gärtner, Vorsteher des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), eigentlich sei es egal, wie aufwendig ein Schwimmbad geplant und konzipiert sei. "Es sollte selbstverständlich sein, daß überall an genügend Umkleidekabinen für Behinderte gedacht wird." Die Titus-Thermen sind ein aufwendiges und sehr teures Bad.
Ob es ausreichend Platz auch für behinderte Besucher gibt, da sind sich die Mitglieder des zuständigen Ortsbeirats 8 indes nicht sicher. "Bei uns haben sich Leute beschwert, daß Behindertenumkleidekabinen fehlen", sagt Gärtner. Die Politiker wollen darum vom Magistrat wissen, ob die Zahl der Spezial-Kabinen ausreicht.
Klaus Lieberenz, Verwaltungsleiter der Titus-Thermen, sieht hier kein Problem: "Wir haben einen speziellen Bereich für Behinderte." Dort sei alles etwas großzügiger: durch die Türen passen auch Rollstühle, mühelos könne man aus den Kabinen zu den Toiletten und in den Duschbereich fahren. Von 930 Schränken sind 15 für Behinderte reserviert.
Auch die acht großen Kabinen in dem Bereich, der allen Besuchern zugänglich ist, könnten von Behinderten genutzt werden. "Wir haben noch keine Beschwerden bekommen", sagt Lieberenz. Der Ortsbeirat wartet jetzt noch auf die Antwort vom Magistrat. sen
Das Wetter
Wetterlage Die nach Deutschland eingeflossene frische Meeresluft erwärmt sich vor allem über dem Süden unter dem Einfluß des nach Mitteleuropa gerichteten Hochkeils. Der Norden wird von dem rasch von den britischen Inseln heranziehenden Frontensystem erfaßt. Vorhersage bis Dienstag früh Wechselnd wolkig, im Süden auch längere sonnige Abschnitte und weitgehend trocken, im Norden und Osten anfangs noch einzelne Schauer. Am Abend im Norden Eintrübung und nachfolgend zeitweise Regen. Höchsttemperaturen 18 bis 23 Grad. Tiefstwerte 11 bis 16 Grad. Schwacher bis mäßiger, im Küstenbereich frischer bis starker Wind um Südwest. Weitere Aussichten für Dienstag Im Süden meist sonnig, trocken und warm, sonst wolkig bis bedeckt, vor allem im Norden zeitweise Regen und nur mäßig warm. Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, wolkig 19 Ajaccio, leicht bewölkt 25 Algier, leicht bewölkt 30 Amsterdam, stark bewölkt 17 Ankara, leicht bewölkt 27 Antalya, leicht bewölkt 29 Athen, leicht bewölkt 30 Barcelona, leicht bewölkt 25 Belgrad, Gewitter 18 Bordeaux, wolkig 21 Bozen, stark bewölkt 22 Brest, wolkig 18 Brüssel, Regenschauer 17 Budapest, wolkig 20 Bukarest, leicht bewölkt 26 Casablanca, wolkenlos 28 Dublin, leicht bewölkt 18 Hammerfest, Regenschauer 9 Helsinki, leicht bewölkt 25 Innsbruck, Regenschauer 18 Istanbul, leicht bewölkt 27 Kairo, leicht bewölkt 39 Kopenhagen, leicht bewölkt 21 Larnaka, leicht bewölkt 30 Las Palmas, leicht bewölkt 25 Lissabon, leicht bewölkt 29 Locarno, leicht bewölkt 20 London, stark bewölkt 18 Madrid, leicht bewölkt 31 Malaga, wolkenlos 25 Mallorca, leicht bewölkt 26 Moskau, leicht bewölkt 30 Neapel, leicht bewölkt 24 New York, wolkig 24 Nizza, leicht bewölkt 23 Oslo, wolkig 17 Ostende, stark bewölkt 18 Palermo, leicht bewölkt 25 Paris, wolkig 20 Peking, bedeckt 28 Prag, wolkig 20 Reykjavik, leicht bewölkt 13 Rom, leicht bewölkt 24 St. Petersburg, Regenschauer 16 Stockholm, leicht bewölkt 19 Tel Aviv, leicht bewölkt 35 Tokio, leicht bewölkt 29 Tunis, leicht bewölkt 29 Varna, wolkig 24 Venedig, leicht bewölkt 24 Warschau, leicht bewölkt 28 Wien, wolkig 19 Zürich, wolkig 20
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, wolkig 19 Arkona, wolkig 21 Augsburg, bedeckt 17 Berlin, wolkig 22 Bremen, stark bewölkt 19 Brocken, Regenschauer 10 Chemnitz, wolkig 21 Cottbus, stark bewölkt 22 Cuxhaven, wolkig 20 Dresden, stark bewölkt 21 Düsseldorf, wolkig 21 Emden, stark bewölkt 20 Erfurt, Regen 17 Feldberg/Schw., Regenschauer 8 Feldberg/Ts., stark bewölkt 13 Fichtelberg, wolkig 13 Frankfurt/M., stark bewölkt 19 Freiburg, Regenschauer 20 Freudenstadt, Regenschauer 14 Garmisch, bedeckt 17 Görlitz, stark bewölkt 19 Greifswald, wolkig 24 Hamburg, Regen 18 Hannover, Regenschauer 18 Helgoland, wolkig 19 Hof, Regenschauer 17 Karlsruhe, wolkig 19 Kassel, stark bewölkt 16 Kempten, Regen 15 Köln-Bonn, wolkig 19 Konstanz, wolkig 18 Leipzig, stark bewölkt 22 Lübeck, bedeckt 18 Lüchow, stark bewölkt 20 Magdeburg, stark bewölkt 22 Mannheim, stark bewölkt 18 Mühldorf, Regenschauer 21 München, stark bewölkt 18 Münster/Osnabrück, stark bewölkt 19 Neubrandenburg, wolkig 23 Norderney, stark bewölkt 20 Nürnberg, stark bewölkt 17 Oberstdorf, Regen 15 Öhringen, stark bewölkt 16 Passau, wolkig 19 Regensburg, stark bewölkt 18 Rostock, stark bewölkt 23 Saarbrücken, wolkig 18 Schleswig, Regen 16 Schwerin, bedeckt 21 Stuttgart, wolkig 19 Sylt, stark bewölkt 18 Trier, stark bewölkt 18 Wasserkuppe, Regen 11 Wittenberg, stark bewölkt 23 Würzburg, bedeckt 17 Zugspitze, Schneefall 0
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Die Grenze zwischen Kitsch und einem gelungenen Pop-Song, der zum Ohrwurm wurde, ist oft fließend. Eins der besten Beispiele dafür aus der jüngsten Zeit ist "Another Day In Paradise" von Phil Collins. Der einprägsame Song hatte thematisch wie im musikalischen Gestus einen Vorläufer: "Streets Of London" von Ralph McTell. Der Name dieses Liedermachers ist mit dem Titel dieses Liedes verknüpft, nur Kenner werden andere Arbeiten aus seiner Feder nennen können. Aber Ralph McTell schreibt und singt bereits seit 25 Jahren Lieder, und zu diesem runden Datum hat ein kleines Label eine CD mit sechzehn seiner Songs herausgebracht. Sie sind sich alle ähnlich, der McTell- Touch prägt sie allesamt. Er ist gekennzeichnet durch die Nähe zur englisch- schottisch-irischen Folklore, eine Vorliebe für getragene Balladen mit sentimentalem Einschlag und die samtige Stimme des Sängers, die an den Kanadier Gordon Lightfoot erinnert. Ralph McTells Songs haben das Zeug in sich, tatsächlich zu Volksliedern zu werden, die denn auch gerne von Profis und Laien nachgesungen werden. Mehr noch als für "Streets Of London" gilt das für "From Clare To Here". Ralph McTells Songs sind die musikalische Entsprechung zu dem, was man heute im politischen Bereich als Humanitätsduselei diffamiert. Sie sind aggressionsfrei, und was sie eben doch vom Kitsch unterscheidet, ist ihre unspekulative Schlichtheit. Nicht jedermanns, jeder Frau Sache, aber gewiß nicht weniger ehrenwert als die einst überschwenglich gefeierten Songs eines Leonard Cohen.
Eine Rock-CD, bei der mal wieder alles stimmt: Tim Careys "The Long Road". Das ist erstklassiges und abwechslungsreiches Song-Material, von einer charismatischen, ausdrucksvollen Stimme vor wirkungsvollen Instrumentalarrangements gesungen und transparent produziert. Da hat sich einer Mühe gemacht, das ist nicht hingeschludert, schielt nicht nach billigem Erfolg.
Ein neues Album und eine neue Kompilation gibt es von zwei Altmeistern der Populärmusik, die beweisen, daß Tanzmusik intelligent sein kann und nicht langweilig und rhythmisch eintönig sein muß. David Byrne und Robert Palmer, was man sich von ihnen verspricht. Einer journalistischen Propaganda bedürfen sie nicht.
Gradmesser des Erfolgs und des Marktwerts ist, der Logik des Kapitalismus entsprechend, auch im Rock die Größe der Säle oder Freilichtarenen, in denen Künstler auftreten - unabhängig davon, wie ihre Musik rüberkommt. Das Product Marketing hat längst die Auswahl nach Qualitätskriterien verdrängt. Anders ist es schwer zu erklären, daß manchen Protagonisten des Rock jede erdenkliche Aufmerksamkeit zuteil wird, während andere, nicht weniger gut, über Jahrzehnte im zweiten Glied bleiben. Dazu gehören Southside Johnny mit seinen Ashbury Jukes und Mitch Ryder, um den sich das stets geschmackssichere Line-Label kümmert. Wer noch zu schätzen vermag, was Rock ausmachen sollte, sei auf deren CDs verwiesen.
Der überwiegende Teil der deutschsprachigen Rockliteratur zeichnet sich durch populistischen Infantilismus aus oder durch dröge Faktenhuberei, hinter der sich die Unfähigkeit der Autoren verbirgt, Musik in einem größeren kulturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang zu begreifen und zu analysieren. Davon hebt sich eine aus dem Amerikanischen übersetzte Publikation angenehm ab, die bereits sechzehn Jahre auf dem Buckel hat und für die verspätete deutsche Version nur ein wenig überarbeitet wurde. Greil Marcus versucht gar nicht erst, eine Geschichte der Rockmusik zu schreiben, sondern behandelt in vier exemplarischen Essays den "Traum von Amerika in Liedern der Rockmusik" (so der Untertitel der deutschsprachigen Ausgabe). Die Fallbeispiele liefern die Band, Sly Stone, Randy Newman und Elvis Presley (in dieser Reihenfolge). Voraus gehen zwei kürzere Kapitel über die "Ahnen" Harmonica Frank und Robert Johnson. Die letzten 120 Seiten des Bandes enthalten Plattenkritiken, die freilich auch oft ins Grundsätzliche ausgeweitet werden. Wer mehr über Rockmusik wissen will, als Moderatoren den Pressetexten der Plattenfirmen nachplappern, dem sei dieses Buch empfohlen. THOMAS ROTHSCHILD
Bronner/Merz/Qualtinger: Dachl überm Kopf und Hackl vorm Kreuz, Ariola 791 179 und 791 180 (BMG Ariola Austria, Erlachgasse 134-140, A-1100 Wien).
Jim Jarmusch: Permanent Vacation; Stranger Than Paradise; Down By Law; Mystery Train, Video Edition Atlas Film und Zweitausendeins.
Wiener Tschuschenkapelle: Estraplatte EX 147 092 CD.
Ralph McTell: Silver Celebration, CTE 084 31822.
Toney Carey: The Long Road, East West PM 1123.
David Byrne: uh-oh, Sire 7599-26799-1.
Robert Palmer: "Addictions" Volume 2, Island 212675.
Southside Johnny & the Asbury Jukes: Better Days, Impact CDP 745025-2.
Mitsch Ryder: La Gash, Line LICD 9.01180 0.
Greil Marcus: Mystery Train, Roger & Bernhard bei Zweitausendeins, Bestellnr. 17176, 351 Seiten, 30 DM.
GOLDSTEIN. "Der einfache Mann, der zäh, tapfer und unverdrossen um sein tägliches Brot ringt, der nicht viel Worte macht, der einfach handelt." So idealisierte ein Journalist den "typischen Goldsteiner" nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht erst beim Wiederaufbau der teilweise zerstörten Häuser waren diese Wesenszüge prägnant für die Siedler im Südwesten Frankfurts. Vor 60 Jahren gründeten Frankfurter Familien mit dem Bau der ersten 400 Häuser die Goldsteinsiedlung.
In einer damals völlig neuen Projektarbeit errichteten hauptsächlich Arbeitslose in gemeinschaftlicher Eigenarbeit ihr zukünftiges Heim selbst. Mit der Siedlung entstand Wohnraum für Menschen, die in den alten Frankfurter Stadtteilen keine Existenzgrundlage mehr hatten. Ende der zwanziger Jahre befand sich die Weltwirtschaft in einer heftigen Krise, in Deutschland zählte man sieben Millionen Arbeitslose. Auch an Frankfurt ging diese Krise nicht spurlos vorüber. Arbeitlosigkeit, Mangel an Nahrungsmitteln und schlechte Wohnverhältnisse waren allgegenwärtig.
Im Rahmen eines Beschäftigungsprogrammes stellte die Stadtverordnetenversammlung nach einem Beschluß im September 1931 Mittel für den Bau einer Siedlung zur Verfügung. Jeder der angenommenen Bewerber erhielt ein Darlehen von 3500 Reichsmark und das Bauland, damals noch der Gemarkung Schwanheim zugehörig. Die Siedler sollten nach den Vorstellungen des Reichsfinanzministers den Großteil ihres Lebensunterhaltes durch Gartenbau und Kleintierzucht selbst erarbeiten und dadurch die öffentliche Fürsorge entlasten. Die Regierung erhoffte sich durch Siedlerprojekte im ganzen Land eine Ersparnis von 70 Millionen Reichsmark.
Für das Projekt Goldstein gab es sofort Hunderte von Bewerbern. 1932 mußten aus 2600 Antragstellern 230 ausgesucht werden. Bedingung für die Vergabe einer Siedlerstelle: der Bewerber mußte aus Frankfurt kommen. Kinderreiche Familien und Arbeitslose wurden vorgezogen. Als die Nazis an die Macht kamen, galten dann andere Kriterien. Ab 1933 wurde nach politischer, charakterlicher, gesundheitlicher und "erbbiologischer" Hinsicht ausgewählt.
Im Frühjahr 1932 begannen nach rascher Planung die Bauarbeiten. Unter der Leitung eines Obmannes fanden sich jeweils Gruppen von zehn bis 20 Mann zusammen und halfen den ausführenden Firmen kostenlos als Arbeitskräfte. Dabei mußten sich die zukünftigen Goldsteiner verpflichten, 4000 Arbeitsstunden auf dem Bau zu leisten. Bereits im Oktober desselben Jahres zogen die ersten Familien in die Siedlung Goldstein ein. Die 400 neuerbauten Häuser waren bescheiden geschnitten. Sie boten einer vierköpfigen Familie in etwa Platz. Viel wichtiger als das Häuschen selbst war jedoch der große Garten. Aus ihm sollten sich die Bewohner mit Obst und Gemüse versorgen. Fortan waren die Siedler damit beschäftigt, sich ein Grundwissen in der Kleintierzucht und dem Gemüseanbau anzueignen.
So wurde die Siedlergemeinschaft Goldstein gegründet, die regelmäßig Schulungsabende für die ehemaligen Stadtbewohner anbot. Außerdem war der Zusammenschluß die Lobby der Bürger bei Verhandlungen mit der Stadt. Auch heute noch gibt es die Gemeinschaft, seit 1935 organisiert der Verein die Siedlerkerb. Für die Bewohner des jungen Vororts war es nicht immer leicht, bei der Stadt Verbesserungen der Wohnqualität durchzusetzen. Bis 1946 gab es keinen Anschluß an das öffentliche Wassernetz. Das kostbare Naß mußte aus Brunnen geschöpft werden. Auch die Entwässerung ließ zu wünschen übrig: Das Küchenabwasser versickerte einfach im Boden, die Fäkalien wurden mit Kübeln in eine Dunggrube, die sogenannte "Puddelkaut", geschüttet. So kam Goldstein zu dem scherzhaften Namen "Scheißkübelhausen", der heute wohl seine Gültigkeit verloren haben dürfte.
Nach dem Krieg mauserte sich die Siedlung zu einem echten Stadtteil. Eine Schule wurde gebaut, zwei Kirchengemeinden entstanden, es entwickelte sich ein reges Vereinsleben. 1952 zählte Goldstein bereits 8000 Einwohner.
Ob Goldstein wirklich der "schönste Stadtteil Frankfurts" ist, wie der Festausschuß vor zehn Jahren behauptete, muß jeder selbst entscheiden. Eine gute Gelegenheit dazu bietet das Straßenfest zum 60. Geburtstag der Siedlung am 8. und 9. August in der Straße am Wiesenhof. hen
Tischler oder Spengler, Frisör oder Bäcker, sie alle sucht man in Dudenrod vergeblich. Im kleinsten der 16 Büdinger Stadtteile mit seinen exakt 205 Menschen gibt es keinen Handwerksbetrieb. 37 Prozent der Einwohner sind Arbeitnehmer, 15 Prozent Rentner, 13 Prozent Hausfrauen und 21 Prozent Kinder - so weist es die ganz ohne Computerhilfe erstellte Statistik von Ortsvorsteher Walter Nowak aus. Auch über die Gemarkung gibt das Zahlenwerk Auskunft: 438 Hektar Land gehören zu der kleinen Gemeinde. Den größten Anteil hat das Waldgebiet mit 360 Hektar, auf 78 Hektar Feld wird überwiegend Weizen und Raps angebaut - und das von vier Nebenerwerbslandwirten.
Wer in Dudenrod lebt, muß für die ländliche Idylle manchen Nachteil in Kauf nehmen. Der Büdinger Stadtteil hat weder eine Einkaufsmöglichkeit noch eine Arztpraxis, keine Kirche und keine Kneipe. Der jüngste Nachwuchs wird mit dem Bus nach Büches in den Kindergarten gefahren, und die älteren Jungen und Mädchen mit ebendiesem zum Unterricht nach Büdingen. Pendler ohne Auto sind ebenfalls auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen: Gerade zweimal in der Früh bringt ein Busunternehmen die Dudenroder nach Büdingen - hier haben immerhin 67 Prozent der Arbeitnehmer der kleinen Gemeinde eine Stelle in der Verwaltung, im Büro oder in der Fabrik - zweimal zur Mittagszeit und zweimal zum Feierabend geht es retour.
Wäre da nicht die Freiwillige Feuerwehr, so stünde es auch schlecht um das Vereinsleben. Die 20 aktiven Männer und Frauen um Wehrführer Werner Pipp sorgen seit 1962 nicht nur dafür, daß der Brandschutz gewährleistet ist, sondern kümmern sich auch um die Tradition des kleinen Ortes. Sie organisieren den Maskenball, das Sommernachtsfest, sind, so die einhellige Meinung der Einheimischen, "eine echte Stütze". Die Frauen im Strickkreis, elf an der Zahl, leisten ihren Beitrag zum Gemeinwesen durch Basare, auf denen es dann vom Säuglingsstrampler bis zur Hardanger Strickerei Handgefertigtes zu kaufen gibt. Fußballer gibt es auch in Dudenrod, statistisch nicht erfaßt, sind die Passiven. Die sechs oder sieben aktiven Kicker spielen allerdings beim FSV Wolf 1946, seit zwei Jahren A-Klasse Büdingen. In die Nachbargemeinde zum Männer- und Frauenchor Wolf muß auch, wer sich den Sangesfreuden verschrieben hat. Wer indes längs des Wolf-Baches reiten möchte, kann seit kurzem beim eingetragenen Verein "Pferd und Freizeit" mitmachen. Die Parteien, so weiß es Ortsvorsteher Nowak nach 24jähriger Dienstzeit - davon vier als jüngster Bürgermeister im Regierungsbezirk Darmstadt - spielen in Dudenrod aus örtlicher Sicht keine Rolle. "Der Ortsbeirat war seit eh und je parteilos."
Konfessionslos ist kaum ein Dudenroder, doch eifrige Kirchgänger sind die 205 überwiegend evangelischen Gläubigen nicht - schließlich müßten auch sie zum Gottesdienst entweder in die Peterskirche nach Wolf oder in die Marienkirche nach Büdingen fahren.
Vieles also gibt es in Dudenrod nicht. Nicht in jedem Fall sind die Dudenroder darüber erfreut, in einem aber gewiß: In dem 205-Einwohner-Dorf ist die Kriminalität, so Gesetzeshüter Nowak, "gleich Null". CORINNA WILLFÜHR
WETTERAUKREIS. Erhebliche Verspätungen hatte der Personennahverkehr am Freitag. Der Grund: Ein Linienbus war um 11.35 Uhr in der Friedberger Kaiserstraße beim Ausscheren aus einer Haltestelle mit einem Auto zusammengestoßen. Es war Schaden von 5000 Mark entstanden. Die Zeitverzögerung entstand durch die Unfallaufnahme.
Wie es im Polizeibericht weiter heißt, waren am Freitag um 9.40 Uhr 9000 Mark Schaden entstanden, als ein Auto auf die Zanderstraße in Bad Nauheim einbiegen wollte und mit einem anderen Fahrzeug zusammengestoßen war.
Unfallflucht hatte ein angetrunkener Autofahrer nach Angaben der Polizei in Büdingen am Samstag um 2.30 Uhr begangen, der die Orleshäuser Straße in Büdingen befahren hatte, nach links von der Fahrbahn abgekommen war und drei geparkte Fahrzeuge beschädigt hatte. Es war Schaden von 11 000 Mark entstanden. Der Fahrer wurde ermittelt.
12 000 Mark Schaden waren am Samstag um 5 Uhr an der Autobahnabfahrt bei Altenstadt bei einem Auffahrunfall an der Abbiegespur der B 521 in Richtung Hanau entstanden. Der voranfahrende Autofahrer flüchtete. Das Kennzeichen seines Autos konnte festgestellt werden. Die Polizei ist noch auf der Suche nach dem Flüchtigen.
Alkohol war nach weiteren Angaben der Polizei im Spiel, als am Samstag um 23 Uhr Uhr ein Autofahrer in der Bahnhofstraße 39 von Glauburg-Stockheim mit seinem Auto von der Fahrbahn abgekommen war und ein geparktes Auto gestreift hatte. Der Fahrer war zunächst geflüchtet, war dann aber zur Unfallstelle zurückgekehrt, wo die Polizei dessen "Fahne" bemerkte, eine Blutentnahme und den Entzug des Führerscheins anordnete.
Unfallflucht mußte am Samstag zwischen 6.45 und 14.20 Uhr auch die Polizeistation Vilbel registrieren. Wie es im Polizeibericht heißt, war ein Auto auf dem Parkplatz des toom-Marktes in Karben angefahren worden, wobei Schaden von 3000 Mark entstand. Nach dem Verursacher wird gefahndet.
Ein schwerer Verkehrsunfall hatte sich nach Polizeiangaben am Samstag gegen 12 Uhr auf der Frankfurter Straße von Bad Vilbel ereignet. Eine Radfahrerin war bergabwärts gefahren, als in Höhe Haus Nummer 191 die Tür eines Autos am Straßenrand geöffnet wurde. Die Radlerin versuchte vergeblich auszuweichen und stürzte. Dabei wurde sie schwer verletzt. Das dreijährige Kind auf dem Kindersitz wurde leicht verletzt. hm
"Durchzug eines Regenbandes" hatte der Wetterbericht, schnöde und rücksichtslos in der nüchternen Meteorologen-Sprache, für die Nacht von Freitag auf Samstag angekündigt; und tagsüber schon hingen die grauen Wolken, zuweilen Wasser lassend, schwer über der Stadt: Ende aller Kino- und sonstigen Träume für das erste open air-date in diesem Sommer? Dem Unken der Wetterfrösche zum Trotz war der Freitagabend im Holzhausenpark ein Anfang; kein berauschender, aber doch ein passabler: Iso-Matten und Regencape hatten Konjunktur, der Filmprojektor eine Plastikhaube, und Enterich Donald, good old Goofy und die beiden lustigen Eichhörnchen waren als Einheizer engagiert. Und die Befürchtung von Marta (die derlei Spektakel nur aus tropischeren Gefilden kennt), daß wir die einzigen blieben, erwies sich als völlig unbegründet.
Gegen elf Uhr dann Leinwand frei für 'Schlammbeisser': "Das ist nichts für Kleine", versucht der Alt-68er den noch gar nicht müden Knirps an seiner Hand zu überzeugen und trottet mit ihm - warum bloß sollen Väter den Söhnen ein Vorbild sein? - betrübt davon. Wir dagegen, die Schwärze der Nacht hindert mittlerweile am bangen Blick gen Himmel, tauchen nun hinab, hinein in die dunkel- schummrige Halbwelt des Bahnhofsviertels, lassen uns antörnen von der wie ein angeschlagener Boxer taumelnden Kamera, dem coolen und flirrenden Saxophon, den dahingerotzten philosophischen Fragmenten. Denn die Geschichte vom Schlammbeisser, von Manni aus der Elbestraße 41, der von Bubi & Co. immer wieder einstekken muß und sich doch nicht unterkriegen läßt, ist ein bißchen die von uns allen: Jene unendliche, ewige Geschichte vom Leben, Lieben und Träumen derer, die bei 'manni' (selbst in dieser Stadt) nicht zuerst an das englische Wort für 'Geld' denken.
"And the feeling 's good", haucht die Stimme am Ende von der Leinwand hinab und läßt, programmatisch für die Premiere der Frankfurter Open- air-Saison, eine Mischung aus Lust und Verzweiflung anklingen: Nein, es war keine laue und duftende Sommernacht, die Grillen haben nicht gezirpt - der Mond stand Marta und mir auch nicht Pate für Liebes- und andere Treueschwüre. Eine kühle Morgenbrise bewegt vielmehr das Laub, von unten zieht's nun gar feucht, und das Menschen-Halbrund im Holzhausenpark ist merklich dünner geworden. Der Himmel ist jetzt noch verhangener als drei Stunden zuvor, aber er hat gehalten - und Schlammbeissers Stern, diesen auf so ungerader Bahn torkelnden Kometen, in der Nacht lichterloh aufglühen und dann wieder erlöschen lassen. Open-air-Kino mit 'Schlammbeisser' ist fast so wie richtiges Leben: "no more than a play", wie die Saxophon-Stimme flüstert, "taking a chance to catch your dreams".
STEPHAN HOLLENSTEINER
Die Szene hätte symbolischen Charakter haben können, doch sie trog. Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU), fing im Zielraum Jochen Basting auf, der als bester Deutscher des fünften Ironman in Roth überraschte. "Ich bin zwar Mitglied des Nationalkaders der DTU, aber mich hat noch niemand gefragt, ob ich an internationalen Meisterschaften teilnehmen möchte", ließ der Eltviller nach seinem siebenten Platz von Roth vernehmen.
Bei Martin Engelhardt ruft eine solche Argumentation Kopfschütteln hervor. "Wir können doch nicht jedem Athleten nachlaufen und ihn fragen, möchtest du da oder dort starten. Jochen hätte die Möglichkeit gehabt, seine Saison mit unserem Sportwart abzustimmen. So hat es etwa Jürgen Zäck gemacht."
In der Tat sind Unstimmigkeiten zwischen Verband und den Top-Athleten für die langen Distanzen wie Dirk Aschmoneit, Wolfgang Dittrich oder früher wohl auch Jürgen Zäck an der Tagesordnung. Da macht auch ein Jochen Basting keine Ausnahme. Das Unterfangen, die Intentionen privater Sponsoren mit denen des Verbandes in Einklang zu bringen, ist in der Regel zum Scheitern verurteilt. Martin Engelhardt: "Wäre Jochen vor einer Woche in Lommel bei der Europameisterschaft gestartet, hätte er Roth sausen lassen müssen. Sich jetzt im nachhinein darüber zu beschweren, ist müßig."
Ein Kompliment muß man dem 31jährigen machen: Der frühere Schwimmer kam topfit nach Roth, stieg als Dreizehnter unter den mehr als 1700 Starterinnen und Startern aus 32 Ländern aus seinem Element und lag nach dem Radfahren auf einem hervorragenden fünften Rang. "Da habe ich im Winter am meisten daran gearbeitet, auch Krafttraining gemacht." Und dann verriet der gebürtige Wiesbadener, daß sich eine überragende Kondition auf dem Rad auch noch beim Laufen auswirke: "Man geht dann die letzte Disziplin nicht so kaputt an".
Träume hat er auch noch in einem Alter, wo in anderen Sportarten schon die Seniorenklassen beginnen. "In den nächsten zwei Jahren möchte ich beim Ironman auf Hawaii unter die ersten zehn bis fünfzehn kommen und in Australien oder Neuseeland starten. Da war ich noch nicht."
Der Elektroingenieur (Arbeitgeber: Daimler-Benz) deutete in Roth auch eine berufliche Veränderung an. Wenn der Sponsor mitspiele - da gebe es "hoffnungsvolle Anzeichen" -, möchte Jochen Basting einen sowieso vorgesehenen Wechsel des Arbeitsplatzes dazu nutzen, ein Jahr lang Triathlon als Profi zu betreiben.
Ab April geht es erst einmal wieder für vier Wochen nach Kalifornien, wo Zäck und Dittrich als Trainingskollegen dann schon auf ihn warten. Das gleiche noch einmal fünf Wochen vor Hawaii - und von dort dann gleich ("ohne große Zeitumstellung") auf die Insel der (Triathlon-)Seligen. hgs
BAD VILBEL. Aus Wien erhielt die FR- Redaktion einen Kartengruß der Taufbeckenschwimmer von der Christuskirchengemeinde der Brunnenstadt. Die Gruppe befand sich auf einer 14tägigen Radtour an der Donau, die bis zur Prater- Stadt führte.
SACHSENHAUSEN. "Zum Glück habe ich gute Bremsen, sonst wäre ich wahrscheinlich gestürzt", mutmaßt Radfahrerin Marita U. aus der Oppenheimer Landstraße. Regelmäßig fährt die Stadtteil-Rundschau-Leserin mit ihrem Drahtesel durch den Stadtteil. Dabei fiel ihr eine regelrechte Radlerfalle auf, in die sie beinahe selbst getappt wäre. Der Radweg von der Holbeinstraße in Richtung Mörfelder Landstraße endet hinter den Eisenbahnunterführungen im Nichts. Was die Angelegenheit zusätzlich gefährlich macht: Eine hohe Bordsteinkante sagt dem Radfahrer: "Hier ist Schluß".
"Die einzige Möglichkeit, die Kante zu umgehen, besteht darin, die parallel verlaufende Straße zu benutzen. Die ist aber gerade unter der Eisenbahnbrücke dunkel und gefährlich", meinte Marita U. Die Kante könnte abgesenkt werden, schon sei den Fahrradfahrern geholfen, findet sie.
Peter Blöcher, Fahrradbeauftragter der Stadt Frankfurt, kann die besorgte Frau beruhigen: "Just diese Woche habe ich entsprechende Änderungspläne für diese heikle Ecke fertiggestellt." Nach Blöchers Vorstellungen soll der Radweg von der Tiroler Straße ab bis zur Mörfelder Landstraße durchgehend ausgebaut werden. Alle Bordsteinkanten werden im Rahmen dieser Bauarbeiten abgesenkt. Sobald die Pläne im August den Ortsbeirat passiert und die Baubehörde ihre Zustimmung gegeben hat, könne mit der Entschärfung begonnen werden, sagte Blöcher. hen
BAD VILBEL. Ein Seminar über die Rückübertragung von Eigentum, das in der ehemaligen DDR enteignet wurde, bietet eine Seminargesellschaft in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Erbrechtskunde am Dienstag, 1. September, an. Ort und Zeit werden noch bekanntgegeben. Referent ist der Vorsitzende des Fachausschusses Deutsch-Deutsches Erb- und Erbschaftssteuerrecht der Gesellschaft, der Bad Nauheimer Rechtsanwalt Klaus O. Ruppert.
Das Seminar richtet sich nicht nur an Juristen, sondern an alle Betroffenen, bundesweit eine Million Antragsteller/- innen für 2,5 Millinen Objekte. hm
Natürlich weiß Außenminister Kinkel, daß es zum Verfassungskonflikt kommt, wenn deutsche Soldaten jetzt für UN-Embargo-Einsätze in Jugoslowien abkommandiert werden. Die Opposition gegen Kohl und Co. schaut nach Karlsruhe und nichts spricht für den glänzenden Abgang einer in diplomatischen Kalamitäten steckenden Regierung aus der "Residenz des Rechts", sollte der Gang dorthin tatsächlich unvermeidbar sein. Deshalb wird der mit juristischen Eingriffsmöglichkeiten in die Politik vertraute Liberale vermutlich nichts übers Knie brechen.
Angehörige der Bundeswehr an Fronten irgendwo auf dieser Welt: das ist kein Thema für fixe Beschlüsse unter dem Druck der aktuellen Ereignisse. Eine mit Drohgebärden untermauerte Präsenz der Germanen im Mittelmeer würde zur Zeit am Schicksal ausgehungerter und drangsalierter Menschen auch nichts ändern. Gefragt ist von Wortführern der Völkergemeinschaft im Augenblick weniger die durchschlagende Demonstration deutscher Tüchtigkeit als der Beweis, daß die Bonner Abstinenz in der Außenpolitik zu Ende geht. Aber so, schleichend, die Gunst der Stunde nutzend, darf es nicht ablaufen. Die Republik hat sich nach dem Zusammenbuch des Dritten Reichs die Regeln gesetzt, nach denen verfahren werden soll. Aus der Pflicht, verfassungskonform zu handeln, ist deshalb niemand entlassen. Sollte es wirklich nötig sein, Militär nicht bloß für humanitäre Aufträge einzusetzen, dann muß das Grundgesetz geändert werden. Zwischen Tür und Angel dürfen solche schwerwiegenden Beschlüsse nicht gefällt werden. rr
RADSPORT
14. DEUTSCHE KRITERIUMSSERIE FÜR PROFIS, achte Etappe über 80 km in Heilbronn: 1. Pierobon (Italien) 1:43:27 Stunden, 2. Bodyk (Polen), 3. Guitterio (Italien), 4. Görgen (Bergheim), 5. Lehnert (Dortmund), 6. Kulas (Polen) alle gleiche Zeit.
Mannschaftzeitfahren über 1000 m: 1. ZG Bottecchia (Giutterio/Pierobon) 1:15,56 Minuten, 2. Lampre (Bodyk, Halupzok, Slavomir Kraftzyk/alle Polen) 1:19,29, 3. Europa-Auswahl (Kulas, Tschmile/GUS, Carrara/Dänemark) 1:19,96, 4. "Auto Staiger" (Hess, Dörich/beide Sindelfingen, Haase/Ruhpolding) 1:20,43, 5. Southern Sun I (Engelbrecht, Krüger/beide Südafrika, Woods/Australien) 1:21,80, 6. Deutschland-Team (Dürst/Köln, Hundertmarck/Kelsterbach, Müller/Melle) 1:22,72.
Neunte und letzte Etappe in Reutlingen, Rundstreckenrennen über 88 km: 1. Dörich (Sindelfingen) 1:54:45 Stunden, 2. Bölts (Heltersberg), 3. Woods (Australien), 4. Hundertmarck (Kelsterbach), 5. Nepp (Krefeld), 6. Tschmile (GUS) alle gleiche Zeit. - Abschlußwertung: 1. Lehnert (Dortmund) 54 Punkte, 2. Halupzok 36, 3. Görgen (Bergheim) 36, 4. Henn (Heidelberg) 33, 5. Pierobon (Italien) 33, 6. Woods 31.
Mannschaftzeitfahren über 2200 m: 1. ZG Bottecchia (Giutterio/Pierobon) 2:42,86 Minuten, 2. Hofbräu (Nepp, Görgen, Bolten/Köln) 2:44,48. 3. Deutschland-Team 2:44,61, 4. Union Fröndenberg (Günther/Zwingenberg, Klaus/ Berlin, Rellensmann/Dortmund) 2:46:08, 5. Southern Sun I 2:46,46, 6. Europa-Auswahl 2:47,52. - Gesamtwertung: 1. ZG Bottecchia 18:11,30 Minuten, 2. Lampre 18:49,56, 3. Europa-Auswahl 18:49,62, 4. Varta (van Rijne/Niederlande, Traxel/Österreich, Besaanko/Australien) 19:06,47, 5. Southern Sun I 19:07,24, 6. Hofbräu 19:16,04.
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT, 4. Etappe von Bad Marienberg nach Lahnstein (145 km): 1. Fowler (Neuseeland) 3:35:22 Stunden, 2. Kras (Niederlande) gleiche Zeit, 3. Wesemann (Frankfurt/Oder) 1:10 Minuten zurück, 4. Zabel (Dortmund), 5. Jolidon, 6. Güllers (beide Schweiz), 7. Miller (Neuseeland), 8. Matt (Hannover), 9. Ozers (Lettland), 10. Lawson (Australien). - Gesamtwertung: 1. Audehm (Nürnberg) 13:23:50 Stunden, 2. Luttenberger (Österreich) 2:49 Minuten zurück, 3. Poels (Niederlande) 3:36, 4. Galbois (Frankreich) 3:37, 5. Ozols (Lettland) 3:45, 6. Brozyna (Polen) 3:47, 7. Padrnos (CSFR) 3:48, 8. Jeker (Schweiz) 3:50, 9. Piziks (Lettland) 3:52, 10. Totschnig (Österreich) 3:54.
Kleingärtnerverein Ornberg: Für 18jährige Vorstandstätigkeit wurde Rudolf Rücknagel mit dem silbernen Verbandsabzeichen des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner ausgezeichnet. Rücknagel war zunächst ab 1974 zweiter Rechner und zeichnet seit 1976 für die Kassengeschäfte des Vereins als erster Rechner hauptverantwortlich. Vorgenommen hat die Ehrung der Stadtgruppenvorsitzende Dieter Steinhauer. nd/28
Jugendchor Eschersheim: Der Jugendchor ist Ausrichter eines Malwettbewerbes mit dem Thema: "Unser Eschersheim". Daran teilzunehmen, sind alle Eschersheimer Kinder bis zwölf Jahren aufgerufen. Jedes Kind kann zwei Bilder (DIN A 4) einsenden: an den Jugendchor Eschersheim, Ulrichstraße 89, 6000 Frankfurt am Main 50. Die Ehrung der Sieger hat am Samstag, 15. August (um 18 Uhr) der Frankfurter Maler Ferry Ahrlé übernommen; das alles im Rahmen des "3. Eschersheimer Sommerfestes", das der Schulchor der Peter-Petersen- Schule veranstaltet. nd/28
Club "Fidele Nassauer" Heddernheim: Das hervorragend besuchte Canasta-Turnier 1992 des Vereins gewann Annette Eckert mit Vorsprung. Die beiden nächsten Plätze belegten Resi Scholz und Ursula Löw. nd/28
Turnverein Harheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Schwimmen heute, Freitag, 17. Juli (von 18 bis 20 Uhr), im Bezirksbad Nieder-Eschbach, Heinrich-Becker-Straße. Zuständig für die Abnahme auf dem Platz ist Irmgard Salis (Tel. 0 61 01 / 4 14 28). nd/28
Heddernheimer Kleintierzüchter 1898: Der Verein lädt ein zum Grillfest am kommenden Samstag, 18. Juli (ab 16 Uhr), auf das Farmgelände im Zeilweg. Bei dieser Gelegenheit können sich die Besucher über die Arbeit der Kleintierzüchter und die artgerechte Haltung der ausgestellten Tiere informieren. Im Farmgelände werden derzeit etwa 550 Groß- und Zwerghühner, 120 Rassekaninchen und 20 Rassetauben gehalten. nd/28
Turnverein Harheim: Der Verein bietet am Dienstag, 21. Juli (18 bis 20 Uhr), Interessierten die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik auf der Bezirkssportanlage, Harheimer Weg. Zuständig für die Abnahme auf dem Platz ist Irmgard Salis (Tel. 45 09 / 4 14 28). nd/28
Freiwillige Feuerwehr Heddernheim: Die Mitglieder der Einsatzabteilung treffen sich zur Aus- und Fortbildung am Dienstag, 21. Juli, um 19.30 Uhr, im Gerätehaus, Dillgasse 8. nd/28
Turn- und Sportverein 1894 Nieder-Eschbach: Der Verein bietet am Mittwoch, 22. Juli (von 17.30 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Nieder-Eschbach (Heinrich-Becker-Straße) die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik. nd/28
WETTERAUKREIS. Ein anthrazitfarbenes Motorrad der Marke Yamaha mit dem Kennzeichen FB - XJ 36 ist in der Nacht von Freitag auf Samstag im Büdinger Kastanienring gestohlen worden.
Ein Motorrad, möglicherweise ein anderes Fahrzeug, aber mit dem genannten Kennzeichen, wurde nach Polizeiangaben bei einem versuchten Raub auf das Kaufhaus Joh in der vergangenen Woche verwendet.
Angaben über den Verbleib des Zweirades werden bei der Polizei in Büdingen unter der Telefonnummer 0 60 42 / 515 erbeten. hm
NORDWESTSTADT. Todesmutig stürzte sich der achtjährige Mateo auf das zwei Meter lange Krokodil im Schwimmbecken der Titus Thermen. In seiner Phantasie durchlebte er gerade einen Kampf mit der Bestie wie der Held aus dem Film "Crocodile Dundee". Darüber vergaß der Junge aus Kroatien völlig den Schneidezahn, den er kurz zuvor beim Rutschen eingebüßt hatte, und die unwirkliche Beschaffenheit seines Reptils: nur Luft und Gummi. Zusammen mit Mateo waren noch etwa 200 Kinder auf der Jagd nach den grünen Luftmatratzen im Spaßbecken des Hallenbades.
Diese Krokodiljagd war bereits das zweite Aktions- und Spielangebot der Titus Thermen während der Sommermonate. Damit versuchen die Veranstalter, die Kinder aus den Freibädern in ihre Hallen zu locken. Für das erlebnisreiche Krokodilspiel sorgten die Mitarbeiter des Vereins "Abenteuerspielplatz Riederwald". Sie waren für zwei Nachmittage engagiert worden: erst organisierten sie das Spiel mit 20 Krokodilen und fuhren dann mit dem Spielmobil vor.
Wieviel Spaß den Fünf- bis Zwölfjährigen die Spielideen der Betreuer machten, konnten die Besucher des Hallenbades sehen und vor allem hören. Kaum waren die Gummi-Echsen im Wasser, jauchzten, lachten und schrien die Kinder vor Freude wild durcheinander. Alle stürzten sich auf die gefährlich aussehenden Luftmatratzen, und wer kein grünes Reptil ergattert hatte, der konnte sich auf die Jagd nach unzähligen roten Plastikbällen machen, die im Becken umhertrieben. Einige Kinder sammelten emsig mit bereitgestellten Eimern die kleinen Bälle, gerade so, als ob sie die Fundstücke behalten dürften. Andere warfen wiederum die Bälle ihren Spielkameraden zu, und einige wenige Kinder machten sich, zum Entsetzen der Mütter, einen Spaß daraus, die Schwächeren zu bewerfen.
Wem der ganze Trubel zuviel wurde, der konnte in aller Ruhe im Schwimmerbecken seine Tauchkünste beweisen. Mit Steinen gefüllte Kühlelemente galt es aus 1,80 Meter Tiefe zu bergen - kein Problem für die elfjährige Ina. Schnell tauchte sie auf den Fliesengrund und mit den Elementen wieder nach oben. Jens, ihr Kamerad aus der Nachbarschaft, war darin nicht so gewandt. Der Siebenjährige konnte nicht längere Zeit unter Wasser bleiben, doch führte er immer wieder stolz vor, wie er "gerade stehend" bis auf den Beckenboden hinabsinken konnte.
Eigentlich hatten die Mitarbeiter des "Abenteuerspielplatz Riederwald" noch mehr Spiele geplant, etwa Tauziehen oder Zielspritzen. Aber die Kinder tobten und spielten so ausgelassen, daß Wettbewerbe nicht nötig waren. "Am schönsten ist es, wenn Kinder sich selbst beschäftigen können - und deshalb haben wir auf Wettbewerbe mit Trillerpfeife und Schlangestehen verzichtet", sagte Sozialpädagoge Eberhard Roth.
Die Krokodiljagd im "Spaßbecken" war ein voller Erfolg. Sogar Mütter, Väter und Großeltern, die anfangs nur als stille Beobachter dabei waren, waren beim Spielen eifrig dabei. Mit vereinten Kräften brachten es alle fertig, fünf der 20 Krokodile zu erlegen. Den Reptilien war mit der Zeit die Luft ausgegangen. Sie lagen nur noch schlapp am Beckenrand.
Allmählich lichtete sich das Gewusel im Schwimmbad, denn am späten Nachmittag stand auf dem Walter-Möller-Platz das Spielmobil des Vereins bereit. Hauptattraktion war die 14 Meter lange Rollenrutschbahn. In roten Plastikkisten sausten die Kinder vom 1,50 Meter hohen Turm aus über die Rollen des ehemaligen Industrieförderbandes zu Boden. "Da denkste, du fällst an der Seite runter", berichtete die elfjährige Kathi aufgeregt, und ihre Freundin Sandy fühlte sich sogar "wie auf der Autobahn, weil man so schnell wird".
Auch die anderen Spiele am und ums Mobil nutzten die Kinder und manche Eltern. Sie spielten Basketball, hüpften auf dem sechzehn Quadratmeter großen Luftkissen, malten, tippten auf alten Schreibmaschinen und vieles mehr. Der Platz verwandelte sich in eine bunte Spielwelt, in der sich Kinder verschiedenster Nationalitäten friedlich miteinander vergnügten. Ihr Ziel, "den Kindern einen schönen Tag zu ermöglichen", hatten die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald erreicht. Darüber hinaus sollen die "betreuten Spielangebote zeigen, daß es auch anders geht: "Kinder können sich, anstatt sich auf dem Spielplatz zu hauen, sozial und fair auseinandersetzen", erläuterte Betreuer Eberhard Roth.
Das Spielmobil steht noch bis Ende Juli im Park hinter dem Völkerkundemuseum am Sachsenhäuser Mainufer. Das Abenteuer suchen können dort Kinder beim Hüttenbau, am Lagerfeuer und in Booten auf dem Main montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr. mec
REITEN
NATIONALES REITTURNIER in Legelshurst, 1. Qualifikation zum "Großen Preis", Zeitspringen Klasse S: 1. Simon (Weisenheim) Allez France 56,7 Sekunden, 2. de Miranda (Brasilien/Gastlizenz) Ipiranga Pamcary 58,6, 3. Fuchs (Stall Hanauer Land) Rio Madeira 59,0, 4. Maier (Gültstein) Loriot 59,3, 5. Güss (Villingendorf) Notares G. 60,7, 6. Simon (Weisenheim) Magnum 61,3.
2. Qualifikation zum "Großen Preis", Punktespringprüfung Klasse S: 1. Maier Montana 38 Punkte/51,1 Sekunden, 2. Simon Apricot 31/44,5, 3. Simon Magnum 18/48,3, 4. Kamps (Reiterverein Heiden) Douwenance 11/47,5 (alle im Stechen), 5. de Miranda Ipiranga Pamcary 33,75/ 64,6, 6. Volmer (Legden) Benito 33/52,7 (im Normalumlauf).
Springprüfung, Klasse S, mit Stechen: 1. Simon Magnum 0 Fehlerpunkte/33,6 Sekunden, 2. Simon, Allez France, Wenz (Ausgburg) Furiosa, Dreher (Rheinfelden-Dinkelberg) Flash alle 0/35,8, 5. Kurz (Leingarten) Cäsar 0/36,6, 6. Kraus (Rohr) Pikora 0/39,7.
Dressurprüfung, Klasse S: 1. Böhm (Balingen) Marlandus 767 Punkte, 2. Eulich (Schönaich) Apart 760, 3. Schaudt (Onstmettingen) Elevation und Völker (Metzingen) Golo Z sowie Eulich (Schönaich) Leopard 754, 6. Waldvogel (Baden-Baden) Grandeur und Gohr (Ilsfeld) Flaneur 752.
Kleines Finale, Springprüfung Klasse S, Jagd um Punkte: 1. Simon Magnum 1000 Punkte/52,5 Sekunden, 2. Maier (Gültstein) Montana 900/53,8, 3. Wenz Grenadier 860/53,9.
Dressuerprüfung, Klasse S, Intermediaire I: 1. Schaudt (Onstmettingen) Durgo 771 Punkte, 2. Böhm (Balingen) Marlandus 762, 3. Eulich (Schöaich) Apart 758.
NORDEND. "Veränderungen bringen immer eine gewisse Unruhe mit sich", mahnte Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Römer. Der Ortsbeirat 3 solle sich darauf vorbereiten, daß es Probleme geben könnte. Seit einer Woche gibt es auch im Nordend "Tempo 30": Mit Ebbelwei und Brezeln feierte der Beirat die Eröffnung der ersten Tempo-30-Zone im Ortsbezirk 3. Die Verkehrsberuhigung gilt in dem Karree zwischen Glauburgstraße, Eschenheimer Anlage, Friedberger und Eckenheimer Landstraße, im Gebiet 8.
Bei einem Treffen vor Ort, bei dem Ortsbeiratsmitglieder und Stadtverordnete das Ergebnis der Verkehrsberuhigung besichtigten, warnte Sikorski vor frühzeitiger Euphorie. Erfahrungen in Bornheim hätten gezeigt, daß es bei der Einführung von Tempo-30-Zonen unerwartete Probleme geben könne. Der benachbarte Ortsbeirat 4 hätte ebenfalls eine durchdachte Planung vorgelegt, und dann sei ausgerechnet an der Stelle, wo die Planer mit Problemen gerechnet hatten, nichts passiert, dafür aber andernorts "das pure Chaos" ausgebrochen, erinnerte Sikorski.
Eine Gefahr, die Armin Eikenberg (SPD) für das Nordend nicht sieht. Die geplante Verkehrsberuhigung habe den Vorteil, daß man keine einzige Straße "abgehängt" habe, so Eikenberg. Zwar rechnet auch der Ortsbeirat 3 mit einzelnen Protesten. Es sei jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sich die Autofahrer umgewöhnt hätten. Bis dahin "muß der Ortsbeirat eben einen etwas längeren Atem unter Beweis stellen", sagte Ortsvorsteher Rainer Prewo (SPD).
Als nächstes wird in dem Bereich zwischen Oeder Weg und Eckenheimer Landstraße (Gebiete 4 und 5) Tempo 30 eingeführt, danach in dem Viertel oberhalb der Glauburgstraße (Gebiete 6 und 7). "Spätestens bis zum Ende des Jahres wollen wir die Beruhigung in allen Gebieten umsetzen", betonte Prewo. rea
BAD VILBEL/KARBEN. Eine Tasche mit 200 Mark Inhalt wurde nach Angaben der Polizeistation Bad Vilbel am Samstag gegen 12.40 Uhr in einem Verbrauchermarkt aus einem Einkaufswagen gestohlen. Zehn Minuten später, um 12.50 Uhr, wurde einer Bad Vilbelerin in einem anderen Verbrauchermarkt die Geldbörse entwendet. Der Dieb machte eine Beute von 500 Mark in bar.
Beim Aufbruch von sieben Autos in Bad Vilbel und Karben wurden von Freitag bis Sonntag Radios und Telefonapparate im Gesamtwert von 13 1000 Mark gestohlen, berichtet die Polizei. hm
Ein deutscher Gast in dieser Zeit? Da staunt Mariana. Wo kommt er her, was sucht er hier? Das kann doch nur Gutes bedeuten, auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Kommen denn jetzt die Deutschen wieder nach Slowenien?
Govc heißt der Bauernhof, Vrsnik die Familie; und Mariana, die Schwiegertochter, fragt sich ernstlich, ob sie diesem Gast, der dort drüben in der guten Stube am Kachelofen nahe dem Zitherspieler Platz genommen hat, nicht eine Scheibe Rindsbraten mehr als üblich auf den Teller heben sollte. Auf jeden Fall: reichlich Sauce, drei große Knödel, viel Kürbisgemüse und Salat. Ein Glas Merlot dazu. Und zum Nachtisch Obstsalat - aber gewiß doch "mit Schlag". Vielleicht noch ein Gläschen Enzian?
Der Zitherspieler schaut so glücksbeschwingt herüber und greift - noch virtuoser als sonst? - in die Saiten. Derweil läßt sich der Gast das Abendessen schmecken, und um sich davon abzulenken, daß er Zithermusik beim Essen nicht sonderlich bekömmlich findet, vertieft er sich in die Landkarte und folgt in Gedanken schon der Route, die er am nächsten Tag im Wanderschritt bewältigen will: erst durch das ganze Logartal, dann hinauf zum Wasserfall, schließlich bis zum Frischaufov dom, der Berghütte, und weiter auf die Okreselj-Hochebene.
Also meinetwegen, dann zu guter Letzt auch noch ein Gläschen Enzian. Und nun in der Idylle der guten Stube, das Kruzifix im Winkel an der Wand, eingelullt vom betulichen Ton der Zithermusik, auch vom Enzian, versinkt der Gast auf der Ofenbank in wonnige Gemütlichkeit. Da fragt er sich: Ja aber, Mariana, hat sich denn bei euch hier gar nichts verändert? Draußen werden die Kühe zum Melken getrieben. Es wird dunkel. Düsteres Gewölk verhüllt schon die Felsengipfel über der Savinja. Na, es wird sich schon herausstellen, was sich hier wirklich verändert hat.
Slowenien, das Obere Savinjatal in dieser Zeit. Am nächsten Tag, bei Licht besehen, macht es wohl Sinn, sich zuerst einmal die Geographie der Umgebung vor Augen zu führen und zu begreifen: Irgendwo oben auf der Okreselj-Hochebene nahe der Grenze zu Österreich entspringt die Savinja zwischen Alpenrosen und Trollblumen, stürzt sich dann sehr bald schon 90 Meter tief die Felsen hinab und fließt von nun an durch das Logartal, benannt nach dem größten Bauernhof des Tals, in Richtung Solcava, weiter bis Ruce, Ljubno, Mozirje und Celje, um dann später bei Zidani Most in die Sava zu münden.
Etwa bis zur Ortschaft Ljubno spricht man vom Oberen Savinjatal. Von der Quelle bis nach Ljubno braust, schäumt, sprudelt und gurgelt, windet, schlängelt und zwängt sich die noch blutjunge, ungebärdige Savinja zwischen Felsenwänden hindurch, verliert dabei etwa 1000 Meter Höhe, fließt über gewaltige Felsenblöcke, Findlinge, Stromschnellen und Kieselbänke, wird da und dort von Hängebrücken überspannt. Das schönste Tal Sloweniens - schon oft wurde die dramatische Kinderstube der Savinja mit diesem Prädikat gepriesen. Parallel zum Logartal begleiten zwei kleinere Schwestern die Savinja. Im Matkov kot, einem wilden, von den Gletschermassen der Eiszeit ausgeformten und mit Geröll, bizarrem Felsgestein und großblockigen Findlingen übersäten Tal, entspringt die Jezera. Auf der anderen Seite, im Robanov kot, einem weit weniger wilden, eher lieblichen, von Blumenwiesen und Weideland geprägten Tal, fließt die kleine Bela ihrer großen Schwester zu. Auch das Logartal selbst, etwa sieben Kilometer lang und 250 Meter breit, wo die Savinja für einige Kilometer unterirdisch fließt, ehe sie noch vor der Ortschaft Solcava in den dramatischen Part ihres Oberlaufs stürzt, trägt die Züge eines lieblichen Alpentals. Überragt wird die Szenerie der drei Täler hier in diesem nördlichen Winkel Sloweniens, wo die Straße im Logartal, kaum zwei Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Österreich entfernt, endet, von den dichten Waldungen an den Hängen der Felsengebirge.
Lärchen und Buchen, Kiefern, Tannen, Fichten, seltener Eiben, Eichen und Ahorn. Schon immer bildete der Wald den Reichtum der Region. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die gefällten Stämme auf der Savinja zu Tal geflößt. Noch im Jahr 1941 gab es im Oberen Savinjatal 200 wassergetriebene Sägewerke; einige haben überdauert und sind noch heute in Betrieb. In den Wäldern und auf den Hochalmen oberhalb der drei Täler trifft der wandernde Urlaubsgast auf eine beeindruckend artenreiche Alpenflora: Trollblumen, Edelweiß, Alpenrosen und Alpennelken, Frauenschuh, Hahnenfuß, Aurikel, Primeln und Veilchen, dazu mancherlei endemische Kräuter und Pflanzen.
DLRG Bergen-Enkheim: Die Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft bildet Kinder und Erwachsene im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus. Der nächste Lehrgang beginnt am 7. September. Übungsstunde ist Montag, 20. Juli, 18.15 Uhr, im Hallenbad Bergen- Enkheim (Fritz-Schubert-Ring). od/28
DLRG Bornheim: Die Gruppe Bornheim bietet Jugend- und Rettungsschwimmen sowie Übungsstunden für "Juniorenretter" jeden Mittwoch ab 19 Uhr im "Panoramabad Bornheimer Hang", Inheidener Straße. Ein neuer Lehrgang beginnt am 29. August. Auskunft: Peter Blänkle, Tel. 5 48 78 06. od/28
Karneval-Club "Die Nordendler": Für Mitglieder und Freunde des Vereins veranstatet der KCN am Sonntag, 26. Juli, im Schwanheimer Wald ein Grillfest. Anmeldungen nimmt Peter Straßheimer bis 20. Juli entgegen (Tel. 0 61 52/5 36 66). od/28
Kleingartenbauverein Nord-Ost: Für langjährige Vorstandstätigkeit wurde Paul Burger mit dem silbernen Verbandsabzeichen des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner vom Stadtgruppenvorsitzenden Dieter Steinhauer ausgezeichnet. Burger war Beisitzer im Verein von 1978 an, wurde dann zum ersten Rechner gewählt, und ist seit 1990 Revisor in der Stadtgruppe Frankfurt. od/28
Turn- und Sportgemeinschaft 1860 Fechenheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Freitag, 17. Juli (18 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Fechenheim an der Pfortenstraße. Platzobmann ist Gerhard Götze (Tel. 42 31 82). od/28
DLRG Fechenheim: Die Gruppe Fechenheim bildet Schwimmanfänger und Rettungsschwimmer aus. Der nächste Trainingsabend ist am Montag, 20. Juli, 20 Uhr, im Bezirkshallenbad Fechenheim, Konstanzer Straße 16. od/28
Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Dienstag, 21. Juli (17.30 bis 19.30 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Seckbach-Süd, Hochstädter Straße. Platzobmann: Ernst Degen, Tel. 53 25 52. od/28
Sängervereinigung 1875 Seckbach: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger am Mittwoch, 22. Juli, 20.30 Uhr, im Saal der evangelischen Mariengemeinde, Zentgrafenstraße 23. od/28
BERGEN-ENKHEIM. Seltsame Blüten trieben manche der Hecken und Beete: Rote, blaue und gelbe Luftballons schienen an den Büschen zu wachsen, bunte Fähnchen flatterten zwischen den Zweigen im Wind. Die Kleingärtner des Vereins "Pfingstweide" feierten ihr Sommerfest und hatten ihre Gärten in der Anlage am Jean-Kempf-Weg geschmückt.
Ein Kinderspielfest, eine Tombola und später Musik und Tanz für die Erwachsenen - das war das Programm, das Kunibert Damm organisiert hatte. Die Kinder hatten einen kleinen Spielparcours zu bewältigen, an dessen Ende für jeden eine Belohnung winkte. "Bei uns gewinnen alle", bestätigte der Vereins-Vorsitzende Heinz Schwab. Mit einer Teilnehmerkarte ausgerüstet galt es, verschiedene Spiele zu absolvieren. Dabei spielte es keine Rolle, wie schnell Jungen und Mädchen im Sack hüpften - erlaubt war auch Mamas Hilfe -, oder bei welcher Zahl das Glücksrad stehenblieb. Hauptsache, die Sache machte Spaß.
Den hatten die Kinder besonders beim Ballwerfen. Mit Tennisbällen mußten sie auf Scheiben werfen, auf denen ihnen Batman, Garfield und Alf so lange entgegengrinsten, bis die Filmfiguren nach gezieltem Wurf umkippten. Oder beim Tauziehen mit Opa: "Nein, allein gegen drei, das schaffe ich nicht", lachte das kleine Mädchen. Also half der Großvater aus, und mit vereinten Kräften zogen die zwei ihre drei Widersacher über den Kiesweg.
Spielten die Kinder beim Fest um Süßigkeiten und Comics, würfelten Erwachsene um Freßkorb, Sporttasche und Wanduhr. Jede Menge Preise gab es auch bei der Tombola zu gewinnen. "Die haben Mitglieder oder Freunde des Vereins gestiftet", berichtete Schwab. Ein Los bot alle Möglichkeiten: von der Niete bis zur Flasche Sekt, einem Satz Freizeitgeschirr oder - praktisch für jeden Kleingärtner - eine kleine Handharke oder einen Wasserschlauch.
Zu einem richtigen Fest gehört Musik, und für die sorgte Dietmar Schönberger. Mit Keyboard und Rhythmus-Maschine spielte er zum Tanz im Vereinshaus auf, mit Melodien von Glenn Miller wie "In the Mood", Udo Jürgens "Griechischer Wein" oder bekannten Walzern. "Fünf, sechs Stunden Programm, das ist kein Problem. Man muß sich halt was draufschaffen", meinte Schönberger. big
FECHENHEIM. Der Magistrat hat das Raumprogramm für den Neubau des Umkleidegebäudes der Bezirkssportanlage Birsteiner Straße beschlossen. Damit kann das städtische Hochbauamt jetzt konkrete Bau- und Finanzierungspläne entwickeln. Im Sport- und Badeamt ist man zuversichtlich, im kommenden Frühjahr mit den fertigen Plänen und der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung den Bauantrag stellen zu können. Das derzeitige Umkleidegebäude bietet nicht genug Platz und ist vor allem in einem sehr schlechten baulichen Zustand. "Das ist nicht mehr zu sanieren", bestätigte Willi Baier vom Sportamt.
Der Hockeyclub Schwarz-Orange und die Spielvereinigung Fechenheim 03, die die Sportplätze an der Birsteiner Straße am intensivsten nutzen, waren früh an den Vorgesprächen mit dem Sportamt für den Neubau beteiligt. Folglich konnten sie ihre Vorstellungen für das Projekt einbringen. Das neue Umkleide- und Funktionsgebäude soll über acht Umkleideräume und vier Dusch- und Waschräume verfügen. Hinzu kommen Räume für Schiedsrichter und Platzwart sowie Zu- schauertoiletten. Bei der Planung soll auch auf behindertengerechte Zugänge geachtet werden. Verzichtet wird dagegen auf einen speziellen Vereins- und Jugendraum, denn auf der Bezirkssportanlage befinden sich schon zwei Vereinshäuser.
Spätestens im Frühjahr könnte der Kunstrasenplatz an der Birsteiner Straße angelegt werden. Wie der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Römer, der Fechenheimer Stadtverordnete Lothar Birzer, in einem Schreiben mitteilte, seien die dafür nötigen Pläne so weit fortgeschritten, daß eventuell schon früher mit den Arbeiten begonnen werden könnte. Birzer verwies außerdem auf den Ausbau der Sportanlage Pfortenstraße. Dort entsteht zur Zeit ein neues Umkleidegebäude mit einer Schießanlage im Keller. Bezugsfertig soll es nach Auskunft des Sportamtes im Juni 1993 sein.
Endlich abgesichert ist auch die Hammerwurfanlage an der Pfortenstraße. Der Sicherheitskäfig ist nun so umgebaut, daß die Sportler keine Stahlkugeln mehr auf die Balkone benachbarter Wohnungen schleudern können. big
Gemsen, Hirsche und Rehe halten sich in diesen Wäldern verborgen. In den entlegenen Lärchenwäldern hoch oben an den Hängen der Kroficka, der Ojstrica oder Koroska Rinka soll es noch Auer- und Birkwild geben, im Bereich der Gipfelregionen gar Steinböcke, Murmeltiere und Schneehasen, dazu Habichte, Bussarde, Waldohreulen, Rauhfußkauze, Uhus, Eisvögel, Alpendohlen und Spechte. Gerade im Frühling und Herbst kann der Gast in dieser Alpenwelt Sloweniens durch Wälder und über Höhenzüge wandern, ohne für Stunden einer Menschenseele zu begegnen. Der Slowenische Alpenverein bewirtschaftet einige Hütten in Gipfellagen; dort kann man für eine Mahlzeit einkehren oder übernachten. Die nicht sehr zahlreichen Höfe der Bergbauern liegen verstreut in den Tälern oder nahe den Hochalmen, wo Kühe und einige Schafe grasen. Nicht wenige Höfe, Sägemühlen, Scheunen, Heuharfen, Stallungen sind verfallen; ebenso manche hölzernen Bienenhäuser, ehemals geziert von schönen, bunten Malereien mit satirischen oder religiösen Motiven aus dem Landleben. Dort, wo in den Höhenlagen noch Familien vom Holzeinschlag, von der Milchwirtschaft und etwas Ackerbau für den Eigenbedarf leben, sind die Ängste vor der Zukunft am größten.
Es hat sich durchaus viel verändert, seit sich die Republik Slowenien am 26. Juni 1991 offiziell für unabhängig erklärte und schließlich nach einigen Gefechten mit Teilen der jugoslawischen Armee am 8. Oktober 1991 seine Souveränität erlangte. Seither ist die Grenze mit Kroatien zur Landesgrenze geworden. Warenlieferungen - wenn überhaupt - dürfen nur noch mit offizieller Genehmigung und den entsprechenden Zollformalitäten passieren. Als Slowenien noch Mitglied in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien war, wurde der größte Teil des im Oberen Savinjatal geschlagenen Holzes - schwarz oder offiziell deklariert - an Kunden in Kroatien verkauft. Das ist nun nicht mehr möglich. Slowenisches Holz kauft dort jetzt und in absehbarer Zeit niemand mehr.
Generell sind für den slowenischen Handel, der einst schwunghafte Geschäfte mit den anderen Republiken im einstigen Jugoslawien betrieb, diese Märkte weggebrochen. Slowenien ist nun weitgehend auf die eigenen Ressourcen, die eigenen Märkte und Möglichkeiten zurückgeworfen und stellt sich - langsam und von argen Problemen und Konflikten begleitet - auf die Strukturen der Marktwirtschaft um. Die einst staatlich fixierten Preise sind seit der Selbständigkeit Sloweniens deutlich gestiegen. Die Renten, Löhne und Gehälter (Durchschnittsverdienst derzeit umgerechnet etwa 300 Mark) sind kaum gestiegen, dagegen die Kosten für Wohnungen, Baumaterialien, Importartikel oder Kleidung um ein Vielfaches.
Im Vergleich zu den anderen Republiken auf dem Territorium des einstigen Jugoslawien steht Slowenien noch relativ wohlhabend da. Es herrscht Friede im Land, die politischen Verhältnisse gelten als ziemlich stabil. Außer einigen Straßen- und Panzersperren sowie beschädigten Häuserfronten erinnert heute so gut wie nichts mehr an die bewaffneten Auseinandersetzungen mit Truppenteilen der jugoslawischen Armee. Tausende von Flüchtlingen aus Bosnien und der Hercegowina haben sich nach Slowenien abgesetzt; etwa 50 000 sollen es sein, die derzeit in den Lagern bei Mozirje, Novo Mesto, Jesenice oder Ljubljana versorgt werden und auf eine baldige Rückkehr in die Heimat hoffen.
Auch im Oberen Savinjatal hat die neue Lage nach der politischen Wende eine Menge Verunsicherung und wirtschaftliche Sorgen gebracht. Der Holzeinschlag, die ehemals bedeutendste Erwerbsquelle für die Waldbauern, die auch im sozialistischen Jugoslawien ihren privaten Waldbesitz bis zu einer Größe von rund 80 Hektar hatten behalten dürfen, bringt vorerst kein Geld mehr ein. Und Transportmittel, Arbeitsgeräte und Motorsägen werden von Tag zu Tag teurer. Wer sich einst auf Tourismus umgestellt, sein Bauernhaus ausgebaut und Fremdenzimmer eingerichtet hatte, erlebt nun, daß wegen des Kriegs im benachbarten Kroatien, in Bosnien und der Hercegowina so gut wie keine Urlauber mehr aus Kroatien, Italien, Deutschland oder Österreich herüberkommen. Viele Besitzer von Gasthöfen, Pensionen oder Bauernhöfen mit Fremdenzimmern sind verzweifelt. Bergbauern, die nicht mehr rentabel wirtschaften können und sich auf touristische Dienstleistungen umstellen wollen, erhalten bei der angespannten Wirtschaftslage derzeit vom Staat keine günstigen Kredite. Für Investitionen fehlt das Geld. Neue Erwerbsquellen sind nicht zu erwarten. Und so verwundert es nicht, wenn viele Jugendliche aus dem Oberen Savinjatal in die Städte und Industriezentren abwandern.
Eigentlich passen diese kleinen Pilze aus Rauch und Staub dahinten gar nicht zu dem sonnenhellen Bild der - zwischen den bewaldeten Bergen geborgen erscheinenden - Stadt, deren Aerodrom das schwere Flugzeug gerade ansteuert. Eigentlich hat die beklommene Stimmung, die hinter den Versuchen zu konzentrierter Arbeitsamkeit im Cockpitnicht verborgen werden kann, von Anfang an nicht zu dem Schönwetterflug über ein früher stark frequentiertes Ferienland, über Inseln, Küsten und offenes Meer gepaßt.
Eigentlich paßt hier nichts zusammen: Der Krieg um Sarajewo, dem sich die Transall C 160 des Lufttransportgeschwaders 63 aus Hohn bei Rendsburg im großen Bogen von Zagreb aus über Rijeka und Split mit Medikamenten aus Kuwait an Bord nähert, ist aberwitzig, zugleich mittelalterlich und umfassend wie terroristisch, "modern", jedenfalls so noch nicht erlebt. Er zerstört willkürlich springend fortwährend Leben, läßt aber auch immer ein bißchen Raum fürs Leben.
Läßt er auch Platz, daß das Bundeswehr-Flugzeug in humanitärer Mission landen kann, daß die dringend für Kriegsopfer benötigten Medikamente Von Roman Arens (Sarajewo) verteilt werden können? Oder wird das Landen unmöglich, wenn doch wieder ganz nah beim Flughafen im Stadtteil Dobrinja Mörserbomben und Granaten einschlagen und sich Rauchpilze erheben? Was ist, wenn sich die serbischen Einheiten ganz in der Nähe, aber gut verborgen, durch das Schwarzrotgold am Heck provoziert fühlen könnten, den bundesdeutschen "Lockvogel" zu beschießen?
Die Crew ist sich bewußt, daß es etwa bei Raketenbeschuß "zu Ende mit dem Vogel" sein kann. Warum hat sie sich nicht geweigert, wie angeblich die Besatzung der kuwaitischen Maschine in Zagreb, in die bosnische Hauptstadt weiterzufliegen - angesichts einer sich dramatisch zuspitzenden Lage? Wie schnell kann doch aus einer humanitären Aktion eine militärische werden - und dies außerhalb des Bündnisbereichs bei ungeklärter politischer und rechtlicher Grundlage.
Da die Serben, wenn sie wollten, "in jedem Fall was" machen könnten, hat sich Transall-Kommandant Helmut Kiebert nicht - wie manche seiner Kollegen aus Sicherheitsgründen - für einen Sturzflug, sondern nur für einen steilen Anflug entschieden. Der Oberleutnant, hör- und sichtbar ganz aus Deutschlands Norden, macht aus seinen gemischten Gefühlen kein Hehl; er weiß sich damit nicht allein: "Wer sagt, daß er hier keine komischen Gefühle hat, der lügt. Aber was soll's, es ist schließlich unser Job."
Ist es das wirklich (schon)? Oder versucht Kiebert hier nur, der politischen und rechtlichen Realität in Deutschland vorauseilend, sich etwas Distanz zu verschaffen und so die unguten Gefühle zu beherrschen. Das mit dem Job ist auch die sofort parate und präzise, offensichtlich gut vorüberlegte Antwort von Lademeister Funck. Er weist darauf hin, daß vor dem humanitären Einsatz jedes Besatzungsmitglied einzeln befragt worden sei: Man hätte auch nein sagen können, worauf jemand anders hätte mitfliegen müssen. "Aber wenn dem dann etwas passiert wäre, ich weiß nicht, ob ich damit hätte leben können," sagt Funck.
Die heiße Sommersonne kann die Wirklichkeit nicht hinwegstrahlen: Ein großer Friedhof am Stadtrand, der gerade erweitert wird, breite und kleine Straßen, auf denen sich nur einzelne Fahrzeuge bewegen, öde Bahnstrecken, auf denen kein einziger Zug fährt, die UN-weiß gestrichenen Panzer, die neben der Landebahn eingegraben sind, die zerschossenen, verbrannten, abgedeckten Häuser von Butmir und Dobrinja, die lädierten Flughafengebäude, besonders die "Finger", an denen auf absehbare Zeit wohl kein Flugzeug mehr andockt und unter denen sich der Kriegsschutt häuft, die UNPROFOR-Soldaten, die teils hektisch, teils routiniert die Maschinen entladen oder den Airport sichern.
Wer will, kann sich zu der quasi obligatorischen Splitterschutzweste noch einen blauen Stahlhelm geben lassen und mit dem Fernglas durch eine Sandsackbarriere einen direkten Blick auf Häuserkampf, das unentwegte Wirken eines Heckenschützen oder auf Granateneinschläge werfen. Am Wochenende wurden außer Flughafen und Restaurant mehrere UN-Einrichtungen vom Blauhelme-Hauptquartier bis zum Schwerfahrzeug in Mitleidenschaft gezogen.
Christian Dhers beschreibt mit der Hand einen großen Bogen über seinem Kopf. Der französische Major, seit vier Monaten bei den UN-Protection Forces, sonst im badischen Offenburg ansässig, erklärt, welchen Weg in der Nacht die Artilleriegeschosse über den Flughafen hinweg genommen haben. Dennoch fühlt er, der schon in Libanon und im vergangenen Jahr in Saudi-Arabien war, sich hier sicher: Das sei eine Sache der Gewohnheit. Auch seine Frau und die zwei Kinder hätten keine Angst um ihn. "Viele Franzosen bedauern", so kommt Christian Dhers ziemlich rasch zu einem brisanten politischen Thema, "daß noch keine deutschen Truppen hier sind." Sie seien von zu Hause an die guten Kontakte und die reibungslose Zusammenarbeit mit deutschen Soldaten gewöhnt.
In diesen Tagen, in denen - hierzulande von vielen lange und als Minimum erwartete - militärische Maßnahmen zur Überwachung des Embargos gegen Serbien/Montenegro ins Werk gesetzt werden, ist das deutsche Engagement ein großes Diskussionsthema. Konkret: Was ist, wenn eine Bundeswehr-Maschine mit Lebensmitteln beim Anflug oder auf dem Boden in Sarajewo beschossen werden sollte? Dann wären Fakten geschaffen, auf die die Diskussion daheim noch keine Antworten gefunden hat. Oder sind vielleicht sogar schon mit dem friedlichen humanitären Einsatz in einem Kriegsgebiet gewollt oder als Nebeneffekt Fakten geschaffen worden, jedenfalls Signale nach innen und außen. Für manche Soldaten wie Oberleutnant Kiebert ist eine unumkehrbare Entwicklung eingeleitet: Man könne nicht mehr sagen: "Wenn's brenzlig wird, gehen wir nach Hause. Das ist nicht mehr drin."
Oberstleutnant Wolfram Wick, der den Einsatz vom Flughafen Zagreb (am Wochenende waren dort 24 Bundeswehrangehörige) leitet, meint, daß es keinen Kriseneinsatz von Fall zu Fall geben dürfe, sondern daß eine grundsätzliche Entscheidung notwendig sei: "Die übliche Abstimmung mit der Opposition gibt uns nicht genügend Sicherheit." Wick weist darauf hin, daß jeder damit rechnen müsse, zu der Besatzung zu gehören, die abgeschossen werde. Die fehlende Sicherheit hat auch eine soziale Komponente, nämlich die Absicherung der Soldatenfamilien. Was ist etwa mit den Lebensversicherungen, wenn der Versicherungsfall durch Krieg eintritt? Können sich die Assekuranzen dann auf entsprechende Ausschlußklauseln berufen?
Der Airlift nach Sarajewo findet unter der Ägide des Genfer Hohen Flüchtlingskommissars (UNHCR) statt, der zur Koordination ein kleines Büro bei der Flughafenfeuerwehr von Zagreb hat. "Ein Notfall", so Büroleiter Henrik M. Nordentoft, "da müssen wir eben improvisieren." Und wie. Sechzehn Nationen drängeln sich bei der Luftbrücke, so daß eigentlich für jede höchstens täglich zwei Flüge möglich sind. Aber wegen mancher Ausfälle (siehe Kuwait) konnten am Samstag deutsche, italienische und britische Maschinen je dreimal fliegen. Insgesamt wurden bei fünfzehn Flügen 192 Tonnen Hilfsgüter in die bedrängte Stadt gebracht - ohne besondere Komplikationen.
Diese Mengen sind immer noch unzureichend, um die Versorgung der Stadt, in der die Hungrigen schon zu Löwenzahn und Wurzeln greifen, auch nur annähernd zu gewährleisten. Der unter den gegenwärtigen Umständen alternativlose Lufttransport kann nur allererste Hilfe bringen. Auf dem jetzt unpassierbaren Landweg über 420 Kilometer von Zagreb nach Sarajewo könnten LKWs im Konvoi mehr Güter schneller und für einen Bruchteil der Kosten transportieren.
Die jetzige Aktion hat nach Oberstleutnant Wick, dem stellvertretenden Kommodore des Lufttransportgeschwaders 61 aus Penzing bei Landsberg, auch "einen wichtigen politischen Symbolcharakter": Bei unserer Lage sei eine splendid isolation unmöglich; wir könnten uns nicht "ewig" hinter dem Grundgesetz verstekken - erst recht nicht nach dem Ende des Ost-West-Konflikts.
Mit dem humanitären Einsatz sehen manche deutsche Soldaten auch eine Chance, das seit dem Golfkrieg "ramponierte Ansehen" (Hauptmann Jochen Leistner aus Hohn) wieder herzustellen. Etliche führen heftige Klage darüber, wegen des deutschen Verhaltens damals gerade im Kreise der NATO-Partner als Feiglinge angesehen worden zu sein. "Wenn wir hier ein bißchen ausbügeln können, dann soll es uns recht sein", sagt Leistner, Navigator beim LTG 63. "Jetzt können wir nicht einfach aufhören", meint er mit Blick auf politische Erklärungen für einen Rückzug, wenn die humanitäre Aktion durch Schüsse gefährdet sei. "Wir müssen bei der Stange bleiben."
In Kroatien jedenfalls wird alles andere als ramponiertes Ansehen erkennbar. Als sich etwa eine Fliegercrew wegen Verspätung mit einigem Zögern uniformiert ins Restaurant aufmacht, wird sie von einer strahlenden Chefin mit der Bemerkung empfangen: "Super". Die Flieger aber reagieren ziemlich perplex auf eine zu Hause kaum vorstellbare Begrüßung. Sie stehen noch stark unter dem Eindruck dessen, was sie an diesem Tag gleich zweimal gesehen haben: den Krieg in Sarajewo ganz in der Nähe.
Tips für Slowenien
BESTE REISEZEIT: Mai bis Oktober. Hochsaison im Oberen Savinjatal: Juli und August.
EINREISE: Es genügt ein gültiger Reisepaß.ANREISE: Mit dem Auto aus Österreich über Villach oder Klagenfurt bis Ljubljana, dann auf der E 57 nach Osten in Richtung Celje; etwa zehn Kilometer westlich von Celje nordwärts über Letuc, Mozirje und Jjubno ins Obere Savinjatal.
UNTERKUNFT: Kaum Hotels, dafür zahlreiche Bauernhöfe, die Unterkünfte mit Frühstück oder Vollverpflegung anbieten. Darüber informiert der deutschsprachige Katalog "Ferien auf dem Bauernhof", herausgegeben von der slowenischen Agentur VAS, die auf Bauerntourismus spezialisiert ist. Kontakt: VAS, 61000 Ljubljana, Miklosiceva 4, Slovenija. Im Oberen Savinjatal gibt es derzeit etwa ein halbes Dutzend Bauernhöfe der VAS- Gruppe. Die Bauernhöfe sind je nach Ausstattung in vier Kategorien eingeteilt. Übernachtung mit Vollverpflegung kostet derzeit zwischen 20 und 25 Mark in der Nebensaison, zwischen 30 und 35 Mark in der Hauptsaison. Besonders empfehlenswert im Oberen Savinjatal: der Bauernhof Vrsnik/Govc, Solcava 63335 Robanov kot 34, Tel. 063 / 84 60 92; man spricht Deutsch.
ESSEN UND TRINKEN: Spezialitäten: geräucherte und luftgetrocknete Würste (z. B. Savinjski Zelodec), vorzügliche Milchprodukte (Butter, Sauermilch, Topfen-Quark mit saurer Sahne, Salz und Kümmel etc.), Gerstensuppe, Pilz- und Wildgerichte, Bohnensalat mit Kürbiskernöl, Bohnengemüse mit Grieben.
VERKEHRSMITTEL: Kaum Busverbindungen im Oberen Savinjatal. Empfehlenswert ist ein eigenes Auto. Fahrräder, Kajaks oder Kanus vermietet im Oberen Savinjatal die Agentur EPSI, 63331 Nazarje, Nazarje 22, Tel. 063 / 83 23 63. Die Agentur vermittelt auch Bergführer, Höhlenbesichtigungen, Reitausflüge und diverse Sportgeräte.
GELD: Die Landeswährung der Republik Slowenien heißt Tolar. Derzeit entsprechen 100 Tolar etwa zwei Mark. Der Tolar ist außerhalb Sloweniens noch nicht erhältlich und kann auch dort nicht zurückgetauscht werden.
LITERATUR: So gut wie keine Reiseführer auf aktuellem Stand. Die gehaltvollste Darstellung über das Obere Savinjatal bietet der Bildband Zgornaja Savinjskaja dolina, von Matevz Lenarcic, EPSI-Verlag, 63331 Nazarje; sachkundiger Begleittext in Slowenisch, Englisch und Deutsch. MERIAN Istrien-Slowenien, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1970; veraltet, doch als Komplementärlektüre durchaus noch interessant.
AUSKUNFT: Slowenisches Fremdenverkehrsamt, vertreten durch: Studio Marketing Vision GmbH, Eschersheimer Landstraße 8, 6000 Frankfurt/Main 1, Telefon 069 / 5 96 10 04 bzw. 5 96 10 05, Fax: 069 / 5 96 37 49. Kl
Früher waren Parteitage denkwürdige Ereignisse. Die Schlacht zwischen Eisenhower und Robert A. Taft auf dem republikanischen Nationalkonvent von 1952. Oder die spektakulären Auftritte der Anti-Vietnam-Krieger vor den Toren der demokratischen "Convention" 1968 in Chicago. Doch längst ist das Drama des amerikanischen Parteientreffs zur Wahl des jeweiligen Präsidentschaftskandidaten zu einer Politikshow verkommen, die denzeitgenössischen Broadway-Musicals in ihrem Mißverhältnis von bühnenbildnerischem Aufwand und seelenloser Partitur in nichts mehr nachsteht.
Kein Wunder, daß die Nation - wenn nicht schon von der Politik als solcher, dann vom fünfmonatigen Vorwahlkampf abgestumpft - da abzuschalten droht. Wenn die Demokraten am Montag im New Yorker Madison Square Garden ihren Nationalkonvent eröffnen, muß sich die Parteiführung weniger um Diadochenkämpfe oder querulantige Protestreden sorgen als um die Einschaltziffern. Nicht mehr als eine Stunde allabendlicher Sendezeit ist den großen TV-Networks die Berichterstattung über jenes viertägige Mammutereignis noch wert, bei dem von der Dauer der Eröffnungs- Ovation am Montag bis zur Nominierung des Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton am Mittwoch schon alles feststeht. Einige sehen dies als Zeichen der Reife für eine Partei an, deren Selbstdarstellung in der Vergangenheit im Vergleich zu den Republikanern sehr zu wünschen übrig ließ.
Andere interpretieren es als weiteren Indikator für den Niedergang des US-Parteienwesens. Wenn diese politischen Kreationen des 19. Jahrhunderts nicht einmal mehr als reine Wahlkampforganisationen nötig sind, dann könnte ja demnächst wirklich jeder Präsident der Vereinigten Staaten werden. Ross Perot zum Beispiel, jener dahergelaufene Computer-Milliardär aus Texas, dessen parteilose und noch immer nicht offizielle Kandidatur in den letzten Wochen für mehr Schlagzeilen gesorgt hat, als Präsident Bushs Gipfelstürme in München und Helsinki oder Bill Clintons Multi-Punkte-Programm zur Wiederbelebung der an Herzrhythmusstörungen laborierenden Weltmacht.
Das soll jetzt alles anders werden. Wenn sich die 5000 Delegierten, 8000 Journalisten und Mitglieder der US- Wahlkampfindustrie am Montag im hochsommerlichen New York akklimatisiert haben, wenn die Metropole ihre Obdachlosen und Prostitutierten aus dem Blickfeld geräumt hat, soll er endlich beginnen: der langersehnte Siegeszug eines demokratischen Kandidaten ins Weiße Haus. Keine Fragen mehr zu den angeb- Von Rolf Paasch (New York) lichen Charakterschwächen des Präsidentschaftsbewerbers Bill Clinton; die sind in den Vorwahlen, so hoffen die demokratischen Parteistrategen, hinrei-chend abgehandelt worden. Keine Kuhhändel mehr um die Stimmen der 56 Delegationen aus den Bundesstaaten und Überseeterritorien der USA; selbst der Clinton-kritische Schwarzenführer JesseJackson hat am Samstag als letzte Parteigröße dem Kandidaten seine Unterstützung zugesagt. Und auch keine Spekulationen mehr über den "running mate" für das Amt des Vizepräsidenten; als diesen hatte sich Clinton am Donnerstag endgültig Senator Al Gore aus Tennessee auserkoren. Von nun an sollen nur noch Bilder des jugendlichen Traum-"Tickets" Clinton/Gore - bestätigt von den Eminenzen der Partei, wie dem New Yorker Gouverneur Mario Cuomo, und bejubelt von den Delegierten in ihren bunten Strohhütchen - das Fernsehvolk erreichen. Doch ob die organisierte Begeisterung aus dem Rund des Madison Square Garden nach draußen ins weite Land hinüberschwappen wird, ist zu bezweifeln. Zwar hat Clinton nach der Wahl seines Vize-Kandidaten Gore in den jüngsten Meinungsumfragen mit George Bush und Ross Perot gleichgezogen. Auch sind seine "negative ratings" - die Anzahl derer, die seine Person in Meinungsumfragen mit unrühmlichen Adjektiven beschreiben - zurückgegangen. Doch läßt sich die gegenwärtige politische Stimmung in den USA wohl am ehesten mit einer Zeichnung des Cartoonisten Mike Lukovich beschreiben: da lungert Clinton zusammen mit Präsident Bush und dem unabhängigen Kandidaten Perot auf der unteren Stufe des Siegertreppchens herum, während die beiden erste Plätze unbesetzt bleiben. Und selbst in dem - fast sicheren Fall - daß Clinton am Ende des Parteitages am Freitagmorgen ein Treppchen höher geklettert ist, mag dies in einem so launischen Wahljahr wenig bedeuten. Auch sein Vorgänger Michael Dukakis verlor gegen einen mit Haken und Ösen kämpfenden George Bush 1988 am Ende noch einen Vorsprung von 17 Prozentpunkten. Damals wie auch 1984 waren die Demokraten ihrer traditionellen Strategie gefolgt. Sie stützten sich auf ihre klassischen Wählergruppen in den urbanen Zentren und versuchten diese Koalition aus Arbeitern und ethnischen Minderheiten dann noch in den Vorstädten zu einem rassen- und klassenübergreifenden "Regenbogen" zu erweitern. Doch abgeschreckt von den Bürgerrechts- und Umverteilungsforderungen der Demokraten stimmten die meisten weißen Vorstädtler für die republikanische Konkurrenz von Reagan und Bush. Die Demokratische Partei droht hier zum Opfer von drei strukturellen Trends zu werden; der Suburbanisierung Amerikas, wo 1992 zum ersten Mal eine Mehrheit der Bürger zur Wahlurne gehen wird; der Schrumpfung der traditionellen Arbeiterschaft und eines zunehmenden Konservativismus unter den jugendlichen Wählern. Nach einer Studie des "Times Mirror Center" sind es in den USA heute die über 50jährigen, die mit dem Status Quo unzufrieden sind und politische Veränderung wollen.
Wenn Clinton und Gore diesmal den umgekehrten Weg gehen und mit ihrem moderaten Wahlkampf-Programm die weiße Mittelklasse in den Vorstädten und den Südstaaten hofieren, droht ihnen nun das umgekehrte Problem. Ein Präsidenten- und Stellvertreter-Duo aus weißen Südstaatlern, so spottete Schwarzenführer Jesse Jackson über das von weißen Kommentatoren hochgelobte Führungsgespann, sei ein seltsamer Ansatz zum Bau einer rassenübergreifenden Koalition. Jacksons Grad der Unterstützung für Clinton und sein Enthusiasmus bei der schwarzen Wählerwerbung für die Demokraten ist denn auch die vielleicht einzige Variable in der ansonsten so berechenbaren Parteitagsdramaturgie. George Bush kann auch ohne eine schwarze Stimme wieder ins Weiße Haus einziehen; der unabhängige Kandidat Ross Perot benötigt zumindest einige schwarze Stimmen, wenn er dem Establishment am 3. November eins auswischen will. Doch für Clinton wäre schon eine so schwache Wahlbeteiligung unter den Schwarzen wie bei den Vorwahlen eine Katastrophe. Ihrer "Rainbow Coalition", so befürchten besonders links-liberale Demokraten, könnte diesmal am anderen Ende die entscheidende Farbe fehlen. Dennoch werden auch sie mangels Alternativen für Clinton stimmen. "Ich werde mich im November zur Urne schleppen und ihn wählen", so die prominente linke Autorin Barbara Ehrenreich. "Und dann werde ich nach Hause gehen und mir gründlich die Finger waschen."
Dennoch ist das in New York versammelte demokratische Parteivolk so optimistisch wie lange nicht mehr. Hatte nicht Schnellaufsteiger Ross Perot am Samstag mit einem eher peinlichen Auftritt vor der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP erneut seine politische Unerfahrenheit demonstriert? "You people" hatte er die versammelten Afro-Amerikaner adressiert, so als wären sie keine waschechten US-Bürger, sondern eine andere Spezies aus dem Getto. Und war nicht Präsident Bush gerade von einer an Foto-Gelegenheiten reichen Auslandsreisen zurückgekehrt, ohne dafür in den Meinungsumfragen Punkte zu sammeln? Die letzten Fernsehbilder zeigten ihn am Wochenende auf dem Golfplatz seines Urlaubsortes Kennebunkport. Nicht gerade eine Empfehlung, wo sich die Demokraten zu gleicher Zeit im metropolitanen Dschungel von New York mit den wirklichen Problemen Amerikas beschäftigen. "Bush und Perot werden sich weiter befehden, während Clinton und Gore über die wichtigen Themen reden", so ein hoffnungsvoller demokratischer Delegierter über das Wahlkampfszenario seiner Partei.
Alles, was die Demokraten zu ihrem Wahlglück noch benötigen, scheint eine inspirierende Parteitagsrede ihres Präsidentschaftsbewerbers Bill Clinton zu sein. Kein langatmiges Daherbeten von Allgemeinplätzen wie bei seinem Sermon vor vier Jahren, sondern eine denkwürdige Ansprache wie Abraham Lincolns berühmte "Gettysburg Address": Über den Sinn und Zweck des Demokratischen Experiments in 271 Worten.
Dann klänge auch die traditionelle Parteitagshymne "Happy Days Are Here Again" nach Jahren wieder einmal realistisch.Gute Grundsätze und kluge Regeln ersetzen das Handeln Wie können die Vereinten Nationen bei der Schlichtung von Konflikten ihren Zielen gerecht werden? / Von Michael Hofmann
Die Zukunftsaufgabe, "den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen" - diese Aufgabe der 90er Jahre wurde bereits vor einem halben Jahrhundert als erstrangiges Ziel der Vereinten Nationen in der Charta von 1945 postuliert.
An guten Grundsätzen und klugen Regeln besteht bei der Weltorganisation wahrlich kein Mangel, wohl aber an der Bereitschaft der Mitgliedstaaten, tatsächlich so zu verfahren, wie es die Gründungsväter einst in San Francisco erhofft hatten. Wer die traurige Perfomance der UNO im Golfkonflikt mit einem kopfschüttelnden "so nicht" beklagte, sollte sich vorrangig fragen, was die Mitgliedstaaten tun können, damit die Vereinten Nationen endlich ihren Vorsätzen gerecht werden.
Nun macht es allerdings wenig Sinn, phantastische Reformideen zu entfalten, da die Vereinten Nationen von dieser Welt sind, wo nun einmal - schon Orwell wußte das - unter den gleichen Mitgliedstaaten einige faktisch (und chartarechtlich) gleicher sind. Wer hemdsärmelig die UN-Charta ändern will, sollte seine Muskeln prüfen, da im Art. 108 hohe Hürden aufgebaut wurden, die nur der überwinden kann, der eine Zweidrittelmehrheit aller Mitgliedstaaten und alle fünf Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats hinter sich weiß. Ohne die Zustimmung der "Fünf" geht also gar nichts. Gleichwohl darf natürlich gefragt werden, ob es noch Sinn ergibt, daß die (mehr oder weniger) "Großen" der vierziger auch die Weltorganisation der neunziger Jahre dirigieren?
Aus deutscher und japanischer Warte - aber nicht nur aus diesem Blickwinkel - erscheint es anachronistisch, daß letztlich allein US-Amerikaner, Briten, Franzosen, Chinesen und nunmehr die Russen (statt bis Ende '91 die Sowjets) das Sagen in New York haben. Daß der Wirtschaftsriese Japan - wenn auch asiatisch diskret - mit den Hufen scharrt, ist den "Fünf" mittlerweile ebenso bekannt wie die teils poltrige, teils grübelnde Art der Deutschen, ihre Ansprüche auf ständige Mitsprache im Sicherheitsrat anzumelden. Der UNO als notorisch finanzschwacher Organisation wäre es sicherlich ganz recht, wenn die beiden qua Kooptation als willigere Geldgeber gewonnen werden könnten.
Doch zum einen denken die "Fünf" ganz anders, zum anderen würde eine (nur durch Satzungsänderung mögliche) Aufnahme in den Kreis der Vetomächte eine Pandorabüchse für nicht minder ambitionierte Staaten öffnen. Wer wollte den zwar finanzschwachen, aber allemal bevölkerungsstarken und zumindest regionalpolitisch überaus bedeutenden Staaten des Südens - Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko oder Nigeria (und Ägypten) - ein gleichermaßen herausgehobenes Mitspracherecht verweigern?
Eine Erweiterung der Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats würde jedoch nur Sinn ergeben, wenn gleichzeitig das Vetorecht abgeschafft würde - anderenfalls wäre die UNO in Konfliktfällen noch weniger handlungsfähig als in der Vergangenheit. Es bedarf nämlich wenig realpolitischer Phantasie, um sich vorzustellen, daß an zukünftigen Regionalkonflikten zumindest einer der potentiellen bzw. der jetzigen "Ständigen" wie auch immer beteiligt sein wird, mithin versucht sein könnte, vom Vetorecht Gebrauch zu machen.
An einem Verzicht auf ihr Vetoprivileg haben die "Fünf" natürlich keinerlei Interesse, und selbst eine Herabstufung des Vetorechts nach der KSZE-Formel "X minus 1" kommt ihnen einstweilen nicht in den Sinn. Solange EG-Europa noch nicht mit einer Stimme im Sicherheitsrat auftreten kann - und folglich auch andere Teile der Welt zu einer regionalen Repräsentation motivieren könnte -, sollte das heiße Eisen Sicherheitsrat nur vorsichtig angefaßt werden.
Freilich dürfen die Zusammensetzung und Rechte des Sicherheitsrats kein Tabuthema sein, da sich die meisten Webfehler der UNO auf die Eigenwilligkeit der "Fünf" zurückführen lassen. Gleichwohl macht es - allein aus der pragmatischen Erwägung, zeitraubende internationale Prestigekämpfe zu vermeiden - mehr Sinn, sich vorerst mit UN-Reformen zu begnügen, die unterhalb der Schwelle der Charta-Veränderung bleiben. Ohne ersteres zu scheuen, war letzteres die Orientierung der "Stockholmer Initiative zu globaler Sicherheit und Weltordnung", die unmittelbar nach dem Golfkrieg auch Vorschläge zur Stärkung der Vereinten Nationen unterbreitete. (Da Willy Brandt zu den Initiatoren gehörte und ich in seinem Namen an der Formulierung der Empfehlungen mitgewirkt habe, sei kritischen Lesern die Lektüre des 1991 von der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF) veröffentlichten Stockholmer Manifests empfohlen.)
Bei gutem Willen der "Fünf" - dem durch gelinden Druck von anderen Mitgliedstaaten nachgeholfen werden sollte - ließe sich dreierlei relativ schnell verwirklichen: - erstens eine Verbreiterung des Themenspektrums des Sicherheitsrats
- zweitens eine angehobene Stellung des Generalsekretärs durch praktische Kompetenzerweiterungen,
- und (last but not least) drittens eine Durchsetzung von ohnehin bestehenden Pflichten der Mitgliedstaaten.
Zum ersten hat sich der Sicherheitsrat bereits im Golfkonflikt (anläßlich der Kurdenverfolgung) über sein "klassisches" Aufgabengebiet der zwischenstaatlichen Friedenssicherung hinausbewegt. Zweifellos wird die Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen à la Irak auch zukünftig den Rat beschäftigen müssen; darüber besteht zwischen den "Fünf" auch weitgehend Konsens. Ebenso über die Notwendigkeit, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungsmitteln zu verhindern und Rüstungsexporte offenzulegen. Mit der Libyen-Resolution vom Januar '92 hat der Rat überdies dem internationalen Terrorismus den Kampf angesagt. Gänzlich abstinent war der Sicherheitsrat aber bisher in Wirtschafts- und Umweltfragen, die jedoch beide durch die weltweiten Interdependenzen in wachsendem Maße sicherheitsrelevant geworden sind - zumal massenhafte Migration bereits die Konsequenzen von nationalem und internationalem Fehlverhalten aufzeigt.
Gegen eine solche Themenerweiterung ließe sich einwenden, daß der Sicherheitsrat damit überfordert wäre. Im übrigen fehle den Vereinten Nationen das Instrumentarium, um Fehlverhalten zu ahnden. In der Tat gibt es noch keine adäquaten Sanktionsmittel, auch keine "Grünhelme", um beispielsweise die Tropenwälder gegen Raubbau zu schützen.
Dennoch läßt sich wohl kaum bestreiten, daß eben diese und andere Umweltaufgaben auf die UNO über kurz oder lang zukommen werden. Vielleicht braucht man dafür aber einen anders zusammengesetzten Umweltsicherheitsrat. Was Weltwirtschaftsfragen anbelangt, verweisen die westlichen Industriestaaten seit jeher auf die Bretton-Woods-Organisationen IWF und Weltbank (und das schwach institutionalisierte GATT).
Für Entwicklungsländer allerdings ein unbefriedigender Hinweis, da dort Mitsprache nach Wirtschaftskraft gewichtet wird. Nun wäre es gänzlich weltfremd, eine einlage-(und mithin haftungs-)bedingte Gewichtung grundsätzlich in Frage zu stellen - zumal sich die Frage aufdrängt, warum nicht auch bei der UNO Gewichtungen (nach Bevölkerungszahl etc.) eingeführt werden. Gleichwohl könnte es sicherlich nicht schaden, den UN-Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) so aufzuwerten, daß er in reformierter Form dem Sicherheitsrat in etwa gleichgestellt würde, womit Vertreter der früheren Sowjetunion liebäugelten.
Zum zweiten hat die weltweite Kandidatensuche nach einem kompetenten Nachfolger von Pérez de Cuéllar bereits gezeigt, daß an den neuen Generalsekretär Boutros Ghali von vornherein höhere Ansprüche gestellt wurden als an den Verlegenheitskandidaten der gottlob vergangenen Ära der Ost-West-Konfrontation. Nur werden dem zweifellos intellektuell hochbefähigten "weißen" Afrikaner diese Vorgaben wenig nützen, wenn ihm als Generalsekretär nicht auch intelligente Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden. So braucht er nicht nur unmittelbaren Zugriff auf Satelliteninformationen über Truppenbewegungen in Konfliktregionen, sondern auch direkte Informationen durch UN-Botschafter vor Ort.
Solange dem jetzigen Generalsekretär (in fast allen Weltregionen) beides fehlt, kann er weder den Sicherheitsrat rechtzeitig über Gefahrenherde informieren, noch frühzeitig als Vermittler bzw. Schlichter zwischen Konfliktparteien tätig werden. Freilich kann - wie sein Vorgänger erläuterte - "die Diplomatie keine Wunder vollbringen, wenn eine Konfliktpartei meint, sie gewinne etwas, wenn sie zur Anwendung von Gewalt greift. Trotzdem, ehe eine militärische Aktion begonnen wird oder diese durch jene Konfliktpartei erzwungen wird, kommt ein Stadium, in dem alle Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, des Einflusses, der Überzeugung oder des Drucks mobilisiert werden können und müssen, um einen Krieg zu verhindern. Im Fall der Golfkrise war dieses Stadium die Zeit vor dem 2. August 1990."
Wer also verhindern will, daß sich Kuwait-Abenteuer wiederholen, sollte den UN-Generalsekretär zum "global watch" befähigen. Wenn Boutros Ghali vorbeugend tätig werden soll - was aktives "peace-making" meint -, braucht er zudem erweiterte Kompetenzen gegenüber den UN-Sonderorganisationen, die bisher weitgehend ein Eigenleben ohne nachhaltige Effizienzanforderungen führen konnten. Dabei geht es nicht nur um schnellen Zugriff auf FAO, UNDP- oder UNIDO-Programme, sondern auch und besonders um kurzfristige Anforderungen an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Schließlich, zum dritten, werden die Vereinten Nationen nur dann leistungsstark werden, wenn die Mitgliedstaaten ihre finanziellen, politischen und letztlich auch militärischen Verpflichtungen erfüllen. Daß der Sicherheitsrat in letzter Zeit friedenssichernde Maßnahmen für zahlreiche Krisenregionen beschlossen hat, ist überaus positiv zu bewerten, aber nicht kostenlos zu realisieren. Ganz im Gegenteil sind "peacekeeping forces" teuer; mithin sollten namentlich die USA und Rußland durch (lange ausstehende) Finanzzuweisungen zum Unterhalt der "Blauhelme" beitragen. Im übrigen wird man einen speziellen Finanzfonds für Blauhelm-Einsätze brauchen - und ganz sicherlich ebenfalls einen größeren Pool ansprechbarer Länder für allemal gefährliche Missionen.
UN-Lastenausgleich darf zukünftig nicht (wie bisher) bedeuten, daß die "Großen" beschließen, die "Reichen" zahlen und die "Kleinen" die Blauhelm-Soldaten stellen. Wer angesichts des Blutvergießens in Jugoslawien der Ansicht war, eine UN-Friedensmission nicht erst ex- post zu entsenden, wenn die gewaltsamen Auseinandersetzungen abgeflaut oder beendet sind, sondern unmittelbar zur Unterbindung von Kampfhandlungen, der sollte fairerweise auch die politischen Voraussetzungen schaffen, um die existentiellen Risiken solcher Blauhelm-Einsätze mitzutragen.
Wenn die Vereinten Nationen dem eigenen Anspruch, "künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren", genügen wollen, braucht die UNO wirkliche Muskeln, um potentielle Aggressoren abschrecken zu können. "Global watch" erhält nämlich nur dadurch Zähne, daß die UNO faktisch zum "global watchdog" wird.
Doch bisher hat noch kein Mitgliedsstaat ein - im Art. 43 der Charta vorgesehenes - Sonderabkommen abgeschlossen, das es den Vereinten Nationen erlauben würde, umstandslos auf nationale militärische Verbände zurückgreifen zu können. An konkreten Vorschlägen, wie Bereitschaftstruppen auf einen UN-Einsatz logistisch (und linguistisch) vorbereitet und im Ernstfall durch den UN-Generalstabsausschuß kommandiert werden könnten, besteht wahrlich kein Mangel.
Auch nicht hinsichtlich der Motivation, da längst abzusehen ist, daß zukünftig reichlich Bedarf an UN-Blauhelmen bestehen wird, um Regionalkonflikte und nicht zuletzt ethnisch-nationale Konflikte einzudämmen. Freilich sollten vor jedem militärischen Muskelspiel die wirtschaftlichen Sanktionspotentiale ausgeschöpft werden. Es kann ja keinen Sinn ergeben, zukünftige Konflikte nach dem Muster des in jeder Hinsicht kostenintensiven "Wüstensturms" zu lösen.
Was bedeuten diese UN-Erfordernisse für die deutsche Politik? Zunächst scheinbar wenig, da hierzulande noch so getan wird, als hätten wir mit alledem kaum etwas zu tun. Wäre Deutschland "lediglich" eine Regionalmacht, fest eingebunden in ein funktionierendes europäisches Sicherheitssystem, könnten die UN-Nachfragen vielleicht überhört werden. Da aber beide Prämissen nach 1990/91 - durch den positiven Souveränitätszuwachs der (ohnehin) Weltwirtschaftsmacht und die Negativerfahrung in Jugoslawien - nicht länger stimmen, wird es wohl Zeit, daß Deutschland seiner globalen Mitverantwortung - ohne Vorbehalte - gerecht wird.
GALLUS. Das Wetter hatte es ihnen nicht leicht gemacht. In regelmäßigen Abständen schüttete es vom Himmel, gefolgt von kurzem Sonnenschein und neuerlichem Regen. Doch das störte die Gäste beim Sommerfest des Kleingartenvereins "Gutleut" nicht im geringsten: Ein Zelt und das Vereinshaus machte die Feiernden unabhängig vom wechselhaften Wetter.
Das Festzelt war mit etwa 300 Besuchern am Samstag abend fast überfüllt, als Larry Summers mit seiner Band Rock 'n' Roll und Oldies spielte. Eine Tombola bot allerlei Kleingärtner-Gerät als Gewinn. Hauptpreis: eine komplette Gartenmöbel-Garnitur.
Der rechte Schwung kam Sonntag mittag: Zwar war der musikalische Frühschoppen angesichts des Regens buchstäblich "ins Wasser gefallen". Doch gegen Mittag, als auch das "Kinderfest" des Vereins anstand, machte sich richtige Sommerfest-Stimmung breit: Bei verschiedenen Geschicklichkeitsspielen konnten sich die Kleinen Preise ergattern, die entsprechend ihrem Alter ausgesucht wurden. "Denn", so der Vorsitzende Rolf Huber, "was soll ein Bub, der gerade laufen kann, mit einem Fußball anfangen?" Nicht viel.
Deshalb kam immer zuerst die Frage nach Alter und Interessen, bevor die Gewinne überreicht wurden. Währenddessen stärkten sich die Eltern mit Bratwurst und Bier. Die Musik dazu - von Mike Krüger bis Queen - lieferte die "Open air-Disco" von Andreas Löffel.
Höhepunkt des Kinderfestes war der Puppenspieler "Fridolin" mit seinen "Geschichten aus der Streichholzschachtel". Fridolin schreibt seine Stücke selbst, bastelt die Puppen; und die Kinder konnten bei der Aufführung mitmachen.
Zu dem 1913 gegründeten Verein gehören 180 Gärten. Die sind aber durch die Autobahn A 5 getrennt. Das Brummen der Autos hört man in der gesamten Kleingarten-Anlage. "Seit es die Autobahn gibt", so Vorstandsmitglied Dieter Gottselig, verspreche die Stadt etwas für den Lärmschutz zu tun.
"Tom Koenigs hat versprochen, sich noch dieses Jahr darum zu kümmern", klagt Gottselig. Verschiedene Ideen waren in der Diskussion: Durchsichtige Glaswände wollte die Stadt aufstellen, um die Sicht auf die Frankfurter "Skyline" nicht zu verbauen. Auch an eine natürliche Wand aus Bäumen und Gestrüpp wurde gedacht. Doch bis etwas passiert, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Gottselig: "Die haben doch kein Geld." col
In den beiden Nächten von Dienstag, 14. Juli, zum Mittwoch, 15. Juli, und vom Mittwoch zum Donnerstag, 16. Juli, muß in Sachsenhausen jeweils zwischen 23 Uhr und 5 Uhr vermehrt mit Lärm gerechnet werden: An der Eisenbahnstrekke auf Höhe der Überführung an der Mörfelder Landstraße wird in dieser Zeit gearbeitet. Um die Mitarbeiter dabei nicht zu gefährden, werden Klanghörner eingesetzt, die vor nahenden Zügen warnen, kündigt die zuständige Bahnmeisterei der Deutschen Bundesbahn an. ing
Namen + Notizen
KURT WIEDEMANN ist tot. Er starb nach schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren. Diese Nachricht löste Trauer innerhalb der Turngesellschaft "Vorwärts" 1874 Rödelheim aus. Auf dem Westhausener Friedhof erwiesen ihm viele seiner Freunde die letzte Ehre. Der ehemalige Erste Vereinsvorsitzende Robert Kilian, dessen Stellvertreter im Vorstand der Verstorbene war, hielt die Grabrede und legte im Namen des Vereins einen Kranz nieder. Wiedemann gehörte dem Verein seit 1967 an und widmete einen Großteil seiner Freizeit von Anfang an der Gemeinschaftsarbeit. Zunächst im Festausschuß des Hauptvereins, später als Handball-Abteilungsleiter und dann in zwei Jahrzehnten seiner Tätigkeit als Zweiter Vorsitzender hatte er maßgebenden Anteil an der kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung der Turngesellschaft. Auszeichnungen für seine großen Verdienste konnten nur ein bescheidener Dank sein. Im Verein hinterläßt er eine Lücke, die nur schwer zu schließen sein wird. dixi
Nina Vrsnik, ihr Mann Franc, die Schwiegertochter Mariana und ihr Mann haben schon vor Jahren den Bauernhof Govc im schönen Tal Robanov kot ausgebaut und gemütliche Fremdenzimmer eingerichtet. Kühe, Schweine, Hühner, ein Gemüsegarten, Obstbäume, Weidegründe, eine Sägemühle und einige Hektar Wald gehören der Familie. Man schlachtet und kocht selbst, serviert den Gästen Milchprodukte, Würste, Gemüse und Gebäck aus eigener Herstellung. Vom Haus führen Wald- und Wiesenwege durch das Tal, wo seit 1950 rund 1500 Hektar als Naturreservat ausgewiesen sind.
Der Gasthof Govc, weithin beliebt für seine deftig-schmackhafte Küche und die freundlich-familiäre Atmosphäre, bietet rundweg angenehme Voraussetzungen, um von hier zu Ausflügen in die Umgebung aufzubrechen: hinüber auf die andere Seite des Savinjatals zur über 1000 Meter langen Snezna jama (Schneehöhle), wo man zwischen Tropfsteinen und unterirdischen Karstseen umhergehen kann; hinauf in die Podolseva-Region, wo sich auf 1327 Meter der Bukovnik-Hof, der höchstgelegene Bauernhof Sloweniens, befindet und wo man in der Gaststube bei Willi Useb ein Bier trinken und vorzügliche Salami probieren kann; oder durch das sechs Kilometer lange Gletschertal Matkov kot bis zum Skaf, einem bis zu 40 Meter tiefen, trichterförmigen Krater aus vereistem Schnee, der im Frühling durch herabstürzendes Schmelzwasser gebildet wird.
Es lohnt sich auch, vom Govc-Hof aus auf der Schotterstraße bis zum Bauernhof der Familie Prodnik-Vrsnik (Robanov kot Nr. 37) aufzusteigen und zuzusehen, wie drinnen in der "schwarzen Küche" Würste und Speck geräuchert werden oder wie die Hausfrau Löwenzahnwein sowie Topfen-Quark mit saurer Sahne und Kümmel macht.
Ein letztes Abendessen in der Gaststube auf dem Govc-Hof. Nina Vrsnik hat den Braten mit kleinen Gurkenstiften gespickt und schon die Knödel vorbereitet. Mariana hat Apfelkuchen gebacken. "Erst muß der Krieg im Süden zu Ende gehen, dann kommen auch die deutschen Gäste wieder, vorher nicht", sagt Nina, stellt dem deutschen Gast eine gute Flasche slowenischen Merlot auf den Tisch und legt einen Beutel voller Kräuter hinzu, die sie selbst im Tal gesammelt und getrocknet hat: Minze und Melisse, Löwenzahn, Kamille, Schafgarbe und Johanniskraut. "Davon machst du dir zu Hause einen Tee, wenn es dir schlechtgeht oder du große Sorgen hast", rät mir Nina, "das hilft und macht zufrieden. Man muß zufrieden sein."
Draußen werden die Kühe zum Melken getrieben. Es wird dunkel. Düsteres Gewölk verhüllt schon die Felsengipfel über der Savinja...Als hätte sich nichts verändert. Der Gast auf der Ofenbank schnuppert am Kräutertee, lange, sehr lange, dabei schließt er die Augen, und es will ihm nicht aus dem Kopf, was Nina Vrsnik soeben, gar nicht verbittert, gar nicht resigniert, sondern voller Munterheit, Charme und Überzeugungskraft, gesagt hat: "Man muß zufrieden sein."
WASHINGTON, 12. Juli (AP/dpa). Verglichen mit dem Abfall aus den Berg- und Hüttenwerken der Welt sind die Müllberge der Städte nach Darstellung des Worldwatch-Instituts relativ harmlos. Wie John Young, Autor einer am Wochenende in Washington veröffentlichten und 53 Seiten umfassenden Studie des Umweltinstituts, schreibt, sind die Länder der Dritten Welt besonders hart betroffen.
Die Berg- und Hüttenwerke produzieren dem Bericht zufolge zusammen 2,7 Milliarden Tonnen Abfall pro Jahr. Ein Großteil davon sei giftig, schreibt Young. Dazu kämen rund sechs Millionen Tonnen Schwefeldioxyd aus Hüttenwerken, einer der Hauptverursacher des sauren Regens. Den Müll in Großstädten schätzt Young dagegen auf etwa 1,5 Milliarden Tonnen jährlich.
Jedes Jahr werden nach Angaben des Umweltinstituts weltweit 28 Milliarden Tonnen Material aus der Erde gefördert. Öko-Organisationen hätten es bisher versäumt, die dabei entstehenden Umweltschäden zur Diskussion zu stellen. Für die Energiegewinnung benötigte Rohstoffe wie Uran, Kohle und Öl wurden in der Studie mit dem Titel "Mining The Earth" ("Die Erde abbauen") nicht berücksichtigt. Das Institut beklagt, daß Rohmaterialpreise auf dem Weltmarkt die tatsächlichen Kosten des Abbaus der Mineralien nicht deckten. Unbeachtet bleibe, daß beim Bergbau Wälder abgeholzt, Flüsse kanalisiert und verschmutzt und in vielen Ländern Ureinwohner aus ihren angestammten Lebensräumen vertrieben würden. Als Extrembeispiele nennt es in der Studie Kupferschmelzwerke in Peru und Malaysia, die Flüsse und Ufergebiete verseuchten. Am Amazonas leiteten Goldwäscher jährlich hundert Tonnen Quecksilber in die Flüsse.
Ferner wird auf zwei Nickelhüttenwerke in Rußland, nahe der Grenzen zu Norwegen und Finnland verwiesen, die jährlich 300 000 Tonnen Schwefeldioxyd ausstoßen und in deren Umgebung über 200 000 Hektar Wald zugrunde gegangen seien, sowie eine Kupfermine im US- Staat Utah, für die siebenmal mehr Erde ausgehoben worden sei, als beim Bau des Panamakanals. Außerdem beklagt Young, daß Goldminenarbeiter in Indonesien, auf den Philippinen, in Simbabwe und Brasilien noch mit Hochdruckwasserschläuchen arbeiteten: einer Methode, die in Kalifornien wegen ihres Zerstörungspotentials schon vor 100 Jahren verboten worden sei.
Alles in allem werden die größten Schäden laut Worldwatch in Ländern der Dritten Welt und dabei vor allem in Afrika verursacht, denen internationale Organisationen die Ausbeutung von Rohstoffvorkommen als Einkommensquelle empfehlen. Namentlich aufgeführt sind Botswana, Sambia, Zaire, Liberia und Papua-Neuguinea. Doch während sie die Hauptlast der Schäden zu tragen hätten, verdienten sie am Export ihrer Bodenschätze nur wenig. Sie hätten kaum eine Kontrolle über die in den achtziger Jahren stark gefallenen Preise. Zudem komme in der Regel nur eine "kleine Elite" in den Genuß der Exporteinkommen. Konsumiert würden die meisten Rohstoffe vornehmlich in den Industriestaaten. So verbrauchten die größten acht Industrienationen zwei Drittel des Aluminiums.
Das "Worldwatch-Institut" begrüßt, daß in den Industrieländern immer mehr Metalle wiederverwertet würden. In den USA kämen 73 Prozent des verwendeten Bleis vom Recycling sowie 60 Prozent des Kupfers und 45 Prozent des Aluminiums. Mit Steuerbelastungen für Neumaterial müßten die Regierungen jedoch diese Entwicklung noch verstärken, außerdem verbindliche Umweltrichtlinien für die Gewinnung der Bodenschätze festlegen. Ausgebeutete Bergwerke sollten begrünt werden, wie es die USA bereits mit Kohlebergwerken täten.
In der Studie wird auch davor gewarnt, daß vor allem Entwicklungsländer den Abbau von Bodenschätzen in Zukunft steigern könnten, wenn sie Infrastrukturen wie die Industrienationen aufbauen wollten. Es komme darauf an, die Fehler der Industrieländer zu vermeiden und mit neugeförderten Rohstoffen so sparsam wie möglich umzugehen.
Das war bestimmt ein ganz und gar rechtsstaatlicher Prozeß. 40 Jahre soll Manuel Antonio Noriega brummen, der Drogendealer, CIA-Agent und Herrscher über Panama a. D. Beweise waren da, Zeugen, Ankläger und Verteidiger. Rechtsstaat pur. Wenn da nicht die Sache mit dem Angeklagten gewesen wäre. Den konnten die Zuständigen nicht fassen, als man in Washington auf die Idee kam, daß er ein Verbrecher sei. Er residierte ja in Panama, und da kann selbst ein US- Staatsanwalt nicht einfach festnehmen lassen. Deshalb beschloß die Regierung, daß er die Interessen und die Soldaten der USA bedrohe, und führte einen Krieg. Da hatten sie ihren Angeklagten und einen genehmen Panama-Präsidenten und nebenbei ein paar hundert Tote.
Ein rechtsstaatlicher Prozeß? Ein Staat verhöhnt das internationale Recht, um eines Rechtsbrechers habhaft zu werden, den er Jahre zuvor als Agenten bezahlte. Das verleiht dem Urteil von Miami nicht gerade höhere Legitimität. Es sagt eher etwas aus über das Rechtsverständnis der letzten Supermacht, wenn es um die eigenen Machtinteressen geht.
Die staunende Welt kann derweil applaudieren, daß Washington auch "feinere" Weltpolizei-Methoden kennt als Kriege. Entführung aus dem Ausland zum Beispiel, wie sie jüngst das höchste Gericht in Washington für rechtmäßig erklärte. Wer wundert sich, wenn Dritte- Welt- Diktatoren diese Methoden zu Hause kopieren? bel
Esslinger Wasserballer bleiben oben
Der SSV Esslingen sicherte sich im Qualifikationsturnier in Magdeburg den Verbleib in der Wasserball-Bundesliga. In die höchste Klasse steigen darüber hinaus der SSF Delphin Wuppertal und die Wasserfreunde Hannover auf. Deutsche Voltigierer räumten ab Fünf der sechs Medaillen in den Einzelkonkurrenzen bei der Weltmeisterschaft im Voltigieren in Heilbronn gingen an deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Titel sicherten sich Barbara Strobel (Schwartenau) und Christoph Lensing (Rhede). Saudade segelte auf Rang drei Die Eintonner-Weltmeisterschaft vor dem dänischen Skovshoved gewann die italienische Yacht Brava vor der Katei aus den Niederlanden und der Saudade aus Hamburg. Kölner Faustballerinnen erfolgreich Der Post SV Köln sicherte sich in Nürnberg die Deutsche Faustball-Meisterschaft der Frauen vor dem TV Schiedt und dem SV Düdenbüttel. Tödlicher Unfall bei Wasserski-WM Drei Menschen starben an einem elektrischen Schlag und acht wurden verletzt bei einem Unfall während der Jugend- Wasserski-Weltmeisterschaft im kolumbianischen Medellin. Während des Kursbaus hatte ein Boot der Organisatoren eine herunterhängende Hochspannungsleitung berührt. Heimsieg für Uhlmann Das Dresdner Schachfestival 1992 gewannen der Dresdner Wolfgang Uhlmann und die Bulgarin Margaret Voiska.
DIETZENBACH. Nicht gerade wenige kamen, um es zu sehen: das umstrittene, letztlich viermal zehn Meter große Bild der nicaraguanischen Künstlergruppe "Diriangen", das ursprünglich direkt an der Wand des Dietzenbacher Rathauses gemalt werden sollte, nach erheblichem lokalem Zank jetzt zunächst als Provisorium entsteht. CDU und FDP, der Künstlerkreis und eine Bürgerinitiative hatten wegen angeblicher anti-amerikanischer Inhalte gegen das Gemälde gewettert, das SPD, Grüne und Unabhängige Kommunisten beschlossen hatten.
Weil das Bild nach all den Querelen und der Unterschrift-Aktion politisch nicht durchsetzbar sei, machte die Dreier-Koalition einen Rückzieher, entschied, zunächst ein Provisorium erstellen zu lassen und die Bevölkerung Anfang August in einer Bürgerbefragung über die Heimstatt des Kunstwerkes entscheiden zu lassen. Bis dahin soll für die Kunst aus Masaya geworben werden.
Am Samstagnachmittag waren die Dietzenbacher Bürger/innen aufgefordert, sich bei Kaffee und Kuchen erstmals selbst kundig zu machen. Lohnte die Zankerei? Die Kunstbetrachter/innen ließen sich nicht auf Diskussionen über die jüngsten Streitereien ein. Allenfalls Stellungnahmen zum künstlerischen Aspekt waren ihnen zu entlocken.
Eine Gruppe Jugendlicher, gerade in die Betrachtung des unteren, sehr belebten Bildteils versunken, schaute skeptisch. "Künstlerisch ist es sicherlich beachtlich", meinte einer der Jungs. Und wie gefällt es ihm sonst, so ganz persönlich? "Es geht!"
"Mir gefällt es so viel besser als auf den Plakaten", meinte eine junge Frau, "da sah es mehr aus wie eine Zeichnung, in der richtigen Größe wirkt es doch mehr wie ein Gemälde. Doch, ich mag es." Insgesamt obwogen bei den Besucher/innen die positiven Äußerungen.
Auch Bürgermeister Jürgen Heyer findet das Bild "ganz toll". Sprach's und trank erstmal gemütlich eine Tasse Kaffee. Auf dem Höhepunkt der Kaffeezeit, gegen vier Uhr, waren sonst kaum Kommunalpolitiker/innen am Ausstellungsort zu sehen. Ob sie alle im Urlaub sind?
Klaus Meier vom Verein Monimbò bedauert, daß die Künstler an den Rand der Stadt verdrängt wurden, "so kommen doch wieder nur die Leute, die ohnehin interessiert sind und sich eben die Mühe machen, das Bild selbst in Augenschein zu nehmen." Einziger Vorteil der Lage der Ateliers in der Hessischen Jugendbildungsstätte in der Offenthaler Straße ist die Nähe zu den Tennisplätzen: "So mancher Tennisspieler ist in den vergangenen Tagen kurz herübergekommen und hat sich das Bild angeguckt", erzählt Meier. "Zwei haben gesagt, sie hätten gegen das Bild unterschrieben - aber sie hätten auch nicht gewußt, daß es so harmlos aussehen würde." fra
GALLUS. Wie weggeblasen verschwand der Regen am Samstag pünktlich um 14.30 Uhr; die Sonne lugte vorsichtig hinter den Wolken hervor. Der Zapfhahn war angeschlossen, die Buden geöffnet. Das Vergnügen konnte beginnen. Zwei Tage lang feierte der Gartenbauverein Gneisenau auf seiner Anlage in der Nähe des Rebstockgeländes sein diesjähriges Sommerfest.
Kinder vergnügten sich mit verschiedenen Spielen wie Büchsenwerfen und Wettrennen. Die Tanzkapelle "Happy Sounders" sorgte für musikalische Unterhaltung im Festzelt, das neben dem Klubheim aufgestellt worden war. Und wer Lust hatte, konnte in aller Ruhe die gepflegten Gärten besichtigen.
Hauptattraktion war aber die Tombola: Jeder wollte ein Los kaufen. Gab es doch neben dem Hauptgewinn, einem Fahrrad, weitere schöne Preise zu gewinnen. Gegenüber stillten die Gäste ihren Hunger bei Bratwurst vom Rost, Fischbrötchen und anderen Leckereien; ihren Durst löschten sie mit Faßbier und Apfelwein. Andere plauderten an der Sektbar.
Vierhundert Gäste kamen am Samstag auf die 1,7 Hektar große Anlage. Nicht alle waren Mitglieder, denn der gemeinnützige Verein hat "nur" 280. Karl-Heinz Böhm, Vorsitzender des Kleingartenvereins, erklärt den Sinn des Festes: "Jeder Verein braucht solch ein Fest, um mit den Erträgen Verbesserungen am Klubheim und den Gärten leisten zu können."
Am Sonntag begann das Fest um zehn Uhr mit einem Frühschoppen. Musikalisch begleitete ihn die Preußentruppe des Polizeichores. Böhm: "Es hat wunderbar geklungen. Wir haben die Musiker gleich fürs nächste Jahr verpflichtet." Die Laune im Festzelt war gut. Doch dann kam der große Regen. Der Platz verwandelte sich in ein Pfützenfeld, die Gäste flüchteten ins Zelt. Die "Happy Sounders" nahmen es mit Gleichmut. Sie sangen "Kreuzberger Nächte sind lang", und bald hatten sich alle mit dem Regen abgefunden und feierten munter weiter. jot
FRANKFURT A. M. Ein kurzer Stoß, klack, die weiße Kugel zischt über den grünen Filz, trifft die blaue, springt zur Seite, die blaue Kugel fällt geschmeidig ins Loch, während die weiße sich um die eigene Achse dreht, bevor sie sich beruhigt. An den Nebentischen ist Ruhe; das Training hat noch nicht begonnen. Nur ein Schaukampf. Beweis der Spielstärke eines Bundesligaspielers im 8-Ball. Beifälliges Nicken der Kollegen am Tisch.
Versteckt in einem Hinterhof im dörflichen Bornheim hat der Pool-Billard-Club (PBC) Frankfurt sein bescheidenes Domizil eingerichtet. Lediglich drei Tische stehen in dem kargen Raum, auf Wandregalen türmen sich Pokale, am Eingang befindet sich ein kleines Ecksofa. Kaum zu glauben, daß hier ein Bundesligaklub beheimatet ist. Das leidige Geld: "Wir sind auf der dringenden Suche nach Sponsoren", erklärt Robert Pfeiffer, Bundesligaspieler im Einzel und Mitglied der ersten Mannschaft, die knapp den Aufstieg in die 1. Bundesliga verpaßt hat, dafür aber hesssicher Pokalsieger und deutscher Vizepokalsieger wurde.
Seit 1981 existiert der Verein. Ursprünglich spielten die Billardcracks in Eschersheim für den dortigen PBC; erst vor vier Jahren wurde der Vereinsname umgeändert. Jetzt beklagen sie, daß sie damals nicht ins kalte Wasser gesprungen sind und eine größere Trainings- und Spielstätte angemietet haben - denn die Stadt zahlte die Miete. Jetzt kürzt die Kommune aufgrund der schlechten Haushaltslage an allen Stellen.
Der Teufelskreis: wenig Raum, wenige Mitglieder. Mehr als sechs Personen können in der ehemaligen Halle nicht gleichzeitig spielen, und so beschränkt sich die Mitgliederzahl auf 55, darunter nur vier Frauen. Eine ist Susanne Vorländer, im letzten Jahr hessische Vizemeisterin im 14.1 ( eine der drei Arten des Pools) und Spielerin in der Verbandsligamannschaft. "Frauen, besonders in Frankfurt" , bedauert sie, "haben kaum die Möglichkeit, zum Billardspiel zu kommen, weil es keine Billardcafés gibt. So bleibt der Sport Männerdomäne."
"Poolbillard ist Leistungssport und unterscheidet sich letztlich nicht von Carambolage oder Snooker" , meint Peter Müller, der mit Pfeiffer, Dirk Ullrich und Shervin Rahimi die erste Mannschaft bildet. Man müsse sowohl körperlich als auch geistig topfit sein, um die Konzentration für ein Spiel aufbringen zu können. Doch Laien wissen die Leistungen nicht zu würdigen: genau das beklagen die "Pooler". Die Akzeptanz der Öffentlichkeit für den Sport ist gering. Das möchten sie ändern - aber der Teufelskreis: In der kleinen Halle können laut Bestimmung der deutschen Billardunion, die sich kürzlich konstituiert hat, keine Bundesligaspiele ausgetragen werden, da nicht ausreichend Platz für Zuschauer ist.
Das gleiche Bild in der Jugendarbeit: Nur ein junger Mann ist derzeit aktiv beim Pool-Billard-Club. Der Platzmangel läßt einen kontinuierlichen Aufbau nicht zu. Da muß etwas passieren. Andere Sportarten - und nicht nur der Volkssport Fußball oder Tennis - genießen einen wesentlich höheren Stellenwert als Poolbillard, und das ist ist für Robert Pfeiffer nicht einzusehen.
Schließlich sei Pool ein attraktives Spiel: Als Beweis gibt er eine Demonstration der hohen Kunstfertigkeit im Umgang mit den bunten Kugeln. Ein kurzer Stoß, klick, vier Bälle rauschen schnurstracks hintereinander in die Taschen. Die Kennermiene hellt sich auf. jot
MAN SCHRIEB DAS JAHR 1365, als Agnes Reyprechtin, eliche Hussfrauwe dez strengen Reyprechtes von Büdingen, "verkaufet dem Pfarrer und bey der Kapelle zu Büdingen ein Malter jährlicher Korngülle auf ihrem Hofe zu Dudenrod für zwölf Pfund Heller" und damit das erste Dokument hinterließ, in dem das Dorf erwähnt wird. Der Name des kleinen Dorfes indes mag wohl noch zweihundert Jahre älter sein und soll sich aus Duodo - ob Ritter oder Edelmann ist ungewiß - und "roden" ableiten: im 12. Jahrhundert war ein Teil des Büdinger Marktwaldes gerodet worden.
So fing sie an, die Geschichte von Büdingens kleinstem Stadtteil, doch wie bemerkt der Chronist in der Festschrift zum 625jährigen Bestehen: "Große und bedeutende Dinge geschahen freilich weder in Dudenrod noch in Pferdsbach." Pferdsbach, einst eine Ansiedlung etwa einen Kilometer von Dudenrod entfernt, ist heute ganz von der Landkarte verschwunden, obwohl es noch gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit etwa hundert Einwohnern doppelt so groß war wie Dudenrod.
Gut ging es den beiden Gemeinden nicht: Sie zählten seinerzeit zu den ärmsten des Büdinger Landes. Schon 1625 waren viele Dudenroder und Pferdsbacher durch Einquartierungen und Kontributionszahlungen während des 30jährigen Krieges so verarmt, daß sie ihren Lebensunterhalt erbetteln mußten, und im Jahr 1634, nachdem brandschatzende Soldaten die Grafschaft Büdingen ausgeplündert hatten, notierte ein Chronist: "Pferdsbach und Dudenrod sind zwei arme Dorff, bei denen keine Früchte. Was sie aber an Vieh und sonsten gehabt, ist ihnen weggenommen worden." Mit Egge und Hacke suchten die Dudenroder der Erde ausreichend Früchte abzugewinnen, doch um reiche Ernte einzufahren, fehlten ihnen geeignete Wirtschaftsmethoden, das Zugvieh und gutes Ackergerät. Ein Zubrot bot manchem die Leinweberei in Dudenrod, doch für ein gutes Auskommen reichte für viele auch das nicht. Bedingungen, die sich auch im 19. Jahrhundert nicht änderten. Durch die Realteilung wurden die Grundstücke immer kleiner und unrentabler, bis schließlich die Gemarkung Pferdsbach zu klein für die mittlerweile über 200 Dorfbewohner geworden war.
Immer mehr Menschen mußten als Tagelöhner oder Dienstboten arbeiten. Von den 42 Pferdsbacher Familien konnten sich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gerade einmal zwölf von ihrer Hände Arbeit ernähren. Die Konsequenz: 1845 entschlossen sich die Pferdsbacher zur Auswanderung, und zwei Jahre später im März verließen 171 Männer, Frauen und Kinder ihre Heimat, schifften sich nach Übersee ein und siedelten in Amerika oder Rußland an. Der letzte Pferdsbacher, Karl Jeck, verließ 1905 sein Heimatdorf und zog nach Dudenrod.
Dort sind heute noch Reste der Nachbargemeinde zu finden. So soll das Schulhaus in Pferdsbach abgetragen und in Dudenrod wieder aufgebaut worden sein. Der denkmalgeschützte Bau dient nun als Dorfgemeinschaftshaus. Im alten Schulsaal, wo der letzte Lehrer des Dorfes, Karl Albach, bis 1965 in einer Klasse Kinder aus acht Jahrgangsstufen unterrichtete, stehen nun Tische und Stühle für Familienfeste. Erhalten haben sich die Dudenroder ein Kleinod aus dem Jahr 1858: die Schulglocke. Noch heute kündet sie um elf Uhr wie in bäuerlicher Tagen, daß es Zeit wird, die Feldarbeit einzustellen und zu Tisch zu kommen. Und um fünf Uhr nachmittags läutet sie den Feierabend ein, mittlerweile elektrisch. cor
FRANKFURT-SÜD. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.
Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park.
1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.
St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.
1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.
Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.
Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. jot
BOCKENHEIM. Erzieherinnen fehlen überall in Frankfurt; das gilt auch für den Kindergarten der evangelischen Markusgemeinde in Bockenheim. "Nach den Sommerferien können wir nur noch 53 Kinder anstatt wie bisher 60 betreuen", erklärte Jutta Schäfer, die Leiterin der Einrichtung.
Wenn die Sommerferien Anfang August enden, dann fehlen dem Kindergarten in der Landgrafenstraße eine Erzieherin, eine Praktikantin im Anerkennungsjahr und eine Vorpraktikantin. "Die Arbeit wird zukünftig von einer Vollkraft, zwei Halbtagskräften, einer unausgebildeten Vertretung und mir erledigt werden müssen", erläuterte die Leiterin.
Zu dem Engpaß kommt es, weil kein neues Personal gefunden werden kann. Die Gründe nach Ansicht von Jutta Schäfer: Wohnungsmangel ("Wenn wir zur Stelle eine Wohnung anbieten könnten, dann hätten wir längst das nötige Personal gefunden") und die "Lohnoffensive" der Stadt.
Nach den Worten der Leiterin bezahlt die Stadt besser und lockt dadurch Arbeitskräfte an. Die Stadt biete das Job- Ticket, Wohnungen, Einstufung der Anfängerinnen in eine höhere Gehaltsstufe und die Erweiterung von sozialen Brennpunkten, wodurch die Arbeit in diesen Betreuungseinrichtungen höher entlohnt wird, weil sie im Tarifvertrag als schwieriger gekennzeichnet ist. "Mit all dem können wir nicht konkurrieren, und die Leidtragenden sind unsere Kinder. Alleine in Bockenheim suchen die Eltern von 450 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren nach einem Platz in einem Kindergarten. Wir haben 75 Anmeldungen", kommentierte Frau Schäfer.
Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte Walter Masche, stellvertretender Amtsleiter des Schulamtes: "Die Vorwürfe sind unbegründet. Wir sind bei der Entlohnung an den Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) gebunden, und wenn eine Einrichtung in einem sozialen Brennpunkt liegt, dann muß die Bezahlung den Anforderungen entsprechen." Nach seinen Worten gibt es keine Kopplung von Wohnungen an die zu besetzenden Stellen. Zwar verfüge die Stadt über Wohnraum, aber alle Mitarbeiter können sich darum bewerben. Das Job-Ticket bekämen seit geraumer Zeit alle städtischen Mitarbeiter.
Nach der Statistik des Schulamtes ist Bockenheim relativ gut mit Kindergartenplätzen versorgt. Die Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten, Heide Kern, berichtet aus der Erhebung, die zweimal im Jahr durchgeführt wird: "Der Versorgungsgrad an Kindergartenplätzen für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren beträgt in Bockenheim 82 Prozent.
In absoluten Zahlen gesprochen kommen auf 780 Kinder 640 Plätze in kirchlichen und städtischen Einrichtungen. Für den Hortbereich sind es 20 Prozent oder auf 1413 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren kommen 288 Plätze." Im Kindergartenbereich werde ein Versorgungsgrad von 100 Prozent angestrebt. Im Hortbereich genügen hingegen schon 20 bis 25 Prozent, da die Nachfrage nicht so groß sei. Die hohe Zahl der Anmeldungen komme nach den Worten von Heide Kern durch Mehrfach-Anmeldungen zustande.
Nur in einem Punkt stimmten die städtischen Vertreter der Erzieherin aus Bokkenheim zu: Wohnungen in Verbindung mit Stellen würden einen Teil des Problems lösen. ara
Kleines Kind starb bei Unfall auf der Autobahn Regen verursachte Zusammenstöße im Reiseverkehr Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Bei einem Unfall auf der Autobahn A 5 Frankfurt in Richtung Darmstadt wurde am Samstag nachmittag ein einjähriges Kind tödlich verletzt. Mit seiner Familie war es auf dem Weg in den Urlaub. Wie viele andere am vergangenen Wochenende: Doch während etwa von den bayerischen Autobahnen kilometerlange Staus gemeldet wurden, registrierte die Autobahnpolizei an verschiedenen Stationen in Hessen zwar verstärkten Reiseverkehr, aber nur "wenige Unfälle". Sie ereigneten sich meist am Sonntagvormittag bei anhaltenden Regenfällen. Kurz hinter der Raststätte Gräfenhausen war am Samstag nachmittag der Wagen einer Familie aus Dortmund auf der Fahrt in den Urlaub gegen 15.25 Uhr ins Schleudern geraten: Ein Reifen war geplatzt, der Kombi 120 Meter weit über die Autobahn gerutscht und umgestürzt. Dabei erlitt das einjährige Kind so schwere Verletzungen am Kopf, daß es noch an der Unfallstelle starb. Die anderen sieben Insassen des Wagens erlitten leichte Verletzungen und Schocks. Von der Polizei wird vermutet, daß der Unfall dadurch verursacht wurde, daß der Wagen der Familie überladen war.
Während die Polizeistationen in Neu- Isenburg und in Wiesbaden gerademal "etwas stärkeren Verkehr" seit Freitag nachmittag beobachteten, wurden von der Autobahnpolizei in Butzbach "relativ wenige Unfälle" gemeldet: Obwohl wie erwartet ein verstärkter Reiseverkehr aus Norddeutschland, Mecklenburg-Vorpommern, Skandinavien und den Niederlanden eingesetzt habe, sei es nicht vermehrt zu Kollisionen gekommen. Nur Auffahrunfälle habe es gegeben, wurde von der Butzbacher Station berichtet. Alle am Sonntag, "das kommt durch den Regen": vier Kollisionen zwischen dem Bad Homburger Kreuz in Richtung Friedberg sowie in Richtung Frankfurter Nordwestkreuz auf nasser Fahrbahn.
Doch mit den düsteren Regenwolken vom Wochenende soll es nach dem Bericht der Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes bereits am Dienstag wieder vorbei sein: Ein Azorenhoch werde sich dann nähern und die Temperaturen auf bis zu 25 Grad Celsius ansteigen lassen.(Wetterbericht auf Seite 16)
Firmen-Telegramm
Quelle will Warenhäuser verkaufen Das Großversandhaus Quelle will sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel von seinen 20 Warenhäusern trennen. Interesse zeigten bereits Unternehmen wie Karstadt, Kaufhof sowie verschiedene Textilhandelsketten. Ex-Sparbanken-Chef soll kräftig zahlen Ein Geschworenengericht in Tucson (US-Staat Arizona) hat rund 23 000 geprellten Anlegern der in Konkurs gegangenen Lincoln Savings and Loan (Kalifornien) Entschädigungen zwischen drei und vier Milliarden Dollar zugesprochen. Es ist aber ungewiß, wieviel bei einer der größten Pleiten des seit Jahren anhaltenden US-Sparbanken-Skandals tatsächlich für die Geschädigten übrig bleibt. Der frühere Instituts-Chef Charles Keating, der eine zehnjährige Gefängnisstrafe verbüßt, wurde zur Zahlung von 2,1 Milliarden Dollar verurteilt. BHF-Bank veranlaßt Pleite in Kanada Die kanadische Immobilienfirma Castor Holdings, bei der vor allem Anleger aus Deutschland und der Schweiz ihr Geld untergebracht haben, ist auf Veranlassung der Frankfurter BHF-Bank unter Konkursverwaltung gestellt worden. Nach Zeitungsberichten hat das Institut 800 Millionen Dollar Schulden, einen Großteil davon bei der BHF-Bank.
Im ersten Spiel der erste Punkte: Leistungsgerecht 1:1 trennten sich Darmstadt 98 und der FC Homburg vor 5000 Zuschauern am Böllenfalltor. Es war ein eher mäßiges Spiel, in dem die Homburger die erste und die Platzherren die zweite Halbzeit dominierten. Aufgrund einer klaren Leistungssteigerung im zweiten Durchgang hätten die "Lilien" die Partie sogar noch gewinnen können. Die klareren Chancen zumindest lagen in der Schlußphase bei den Hessen. Die Gastgeber, die im ersten Abschnitt Spiel und Gegner beherrscht hatten, hatten im zweiten Durchgang kaum mehr eine nennenswerte Tormöglichkeit. Bei den "Lilien" ragte Torschütze Täuber sowie Weiß und Sanchez heraus. Bei den Homburgern gefielen die beiden Cardoso und Jürgeleit.
Neuer Trikotsponsor, neue Trikots, aber alte Schwächen: Der SV Darmstadt 98 knüpft mehr oder weniger nahtlos an vergangene ganz und gar nicht erfreuliche Zeiten an. Plan- und ideenloses Gekicke der "Lilien" prägte die erste Halbzeit, in der beide Mannschaften ausgesprochen nervös und indisponiert agierten. Verkrampft, verbissen und drucklos stolperten die Akteure über den Rasen und überboten sich gegenseitig gerade in fußballerischen Unzulänglichkeiten. Viel Gewürge, wenig Durchdachtes boten beide Teams in den ersten 45 Minuten. Gelungene Aktionen, vielleicht mal einen Doppelpaß, mal ein gefährlicher Torschuß waren die Ausnahme.
Sicherlich, den "Lilien" war Engagement und Einsatzwillen wahrlich nicht abzusprechen. Doch war das zu wenig, um die stabilere Homburger Hintermannschaft zunächst ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Und die Mannschaft von der Saar, die sich ja immerhin einige Hoffnungen auf einen der drei zum Aufstieg in die 1. Bundesliga berechtigende Plätze machte, erwies sich zunächst als die reifere, spielerisch bessere Elf. Die Führung zur Pause - Cardoso hatte nach 22 Minuten einen feinen Paß von Jurgeleit zum Tor genutzt - ging denn auch völlig in Ordnung. Von zwei eher schwachen Teams war die Homburger Elf die etwas stärkere, die aus zwei Chancen ein Tor machte. Hübner traf nach 29 Minuten nur die Latte des Darmstädter Tores.
Die Hessen, die ihre größte Chance schon nach vier Minuten hatten, als Trautmann völlig frei vor Torhüter Famulla scheiterte, fehlte einfach ein Mann im Mittelfeld, der die Fäden hätte ziehen können. Simon, nach einem Bänderriß erstmals wieder mit von der Partie, war damit überfordert, Eichenauer, der neue Spielführer, mußte schon nach 25 Minuten verletzt das Feld verlassen. Für ihn kam Darmstadts Neuerwerbung Steven Berry. Zuletzt in Hongkong spielend, bemühte er sich war redlich, ein Spielmacher war er aber auch nicht. So resultierten die wenigen Tormöglichkeiten der "Lilien" vornehmlich aus Zufallsprodukten: Sanches vertändelte nach sieben Minuten aus aussichtsreicher Position, Weiß traf nach 32 Minuten nur den Außenpfosten, und mit gütiger Mithilfe von Homburgs Torhüter Famulla fiel denn auch der schmeichelhafte Ausgleich. Eine weite Flanke von Sanches unterschätzte der Schlußmann Stefan Täuber reckte seinen Schädel hoch und von dort trudelte der Ball zum 1:1 ins Tor. Der Treffer tat dem eher matten Spiel sichtlich gut. Hinter den Aktionen beider Teams war plötzlich mehr Druck, mehr Zielstrebigkeit. Und die Darmstädter gewannen mehr und mehr Oberwasser, bekamen die Partie zusehends in den Griff. Das lag auch an Stefan Täuber, der eminent viel lief und immer wieder Löcher im Mittelfeld zu stopfen in der Lage war. Die Platzherren drückten nun mehr aufs Tempo. Ein Schuß von Bakalorz strich nur um Zentimeter am Tor vorbei, ein weiterer von Simon parierte der eher unsichere Torhüter Famulla mühelos, ein Kopfball von Weiß senkte sich aus aussichtsreicher Position aufs Tordach.
Stefan Täuber hatte drei Minuten vor den Schlußpfiff die größte Chance, zum Darmstädter Siegestor einzuköpfen. Doch seinen Kopfball lenkte Torhüter Famulla aus dem bedrohten Eck zur Ecke. THOMAS KILCHENSTEIN
Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann, Sanchez, Täuber, Eichenauer (25. Berry), Simon - Weiß, Trautmann (57. Ouedraogo).
Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke (57. Dudek) - Korell, Landgraf, Wruck, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Maciel.
Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).
Tore: 0:1 Cardoso (22.), 1:1 Täuber (52.).
Zuschauer: 4500.
Gelbe Karten: Heß, Bakalorz, Berry - Marmon, Famulla.
HEDDERNHEIM. Das Gebäude mit Barockengeln auf dem geschwungenen Dach und dem Flair eines Palastes aus TausendundeinerNacht wartet auf ein Sanierungskonzept des Regierungspräsidenten (RP) aus Darmstadt. Es handelt sich um die Hundertwasser-Kindertagesstätte. 1989, beim Spatenstich des Projekts (die Kosten wurden damals auf insgesamt 7,58 Millionen Mark beziffert) ahnte niemand, daß es mit der avisierten Eröffnung für Sommer 1990 nichts werden würde. Denn das ehemalige Gelände der Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM) in Heddernheim war verseucht.
Weil dort im Boden hohe Dioxinwerte, Chlorkohlenwasserstoff und andere Belastungen entdeckt wurden, hatte Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) die Arbeiten 1989 stoppen lassen. Die Bauarbeiten an dem Gebäude wurden nach Luft-Messungen des Wiesbadener Fresenius-Institutes im Sommer 1990 wieder aufgenommen und stehen jetzt kurz vor dem Abschluß.
"Es gibt leider immer noch keinen Termin für die Inbetriebnahme der neuen KT. Erst wenn wir das Sanierungskonzept (für das verseuchte Außengelände, d. Red.) kennen, kann die Stadt Frankfurt die nötigen Schritte in die Wege leiten. Der Boden darf auf keinen Fall Schadstoffe enthalten. Schließlich sollen auf dem Gelände einmal 100 Jungen und Mädchen gefahrlos spielen", erklärte jetzt Walter Masche, stellvertretender Amtsleiter des Schulamtes, gegenüber der Stadtteil-Rundschau.
Die Fertigstellung des Gebäudes geht allerdings voran. Nach den Worten von Walter Masche soll im September die Übernahme des Bauherrn (Stadtschulamt) erfolgen. Falls dann keine Mängel am Bau gefunden werden, werde mit der Einrichtung begonnen. Möbel, Spiel- und Beschäftigungsmaterial würden dann in das von dem Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfene Gebäude gebracht. Danach könnte die "Phase der Personalgewinnung" beginnen.
Wann das genau sein wird, weiß derzeit niemand - denn das Konzept aus Darmstadt fehlt. "Der Regierungspräsident wartet noch immer auf die notwendige Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes aus Wiesbaden", erklärte ein RP- Sprecher.
Warten heißt also die Devise für die 100 Kinder und deren Eltern in Heddernheim. In dem Öko-Haus werden nach der Eröffnung 60 Kindergartenplätze und 40 Hortplätze untergebracht sein. Diese Plätze werden für den Norden Frankfurts dringend benötigt. Derzeit gibt es in den Stadtteilen Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt und der Siedlung Römerstadt etwa 1100 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die auf einen Kindergartenplatz warten.
Für sie gibt es nach Auskunft von Heide Kern, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten beim Stadtschulamt, nur 773 Plätze in kirchlichen und städtischen Einrichtungen. "Das ist ein Versorgungsgrad von etwa 70 Prozent. Wir streben 100 Prozent an", erklärte Heide Kern.
Bei den Hortkindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren sieht es dagegen etwas besser aus. Auf 1923 Kinder kommen 369 Plätze - das ergibt einen Versorgungsgrad von rund 19 Prozent. Nach den Angaben von Heide Kern gilt stadtweit eine 20- bis 25prozentige Versorgung als ausreichend. ara
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Frankreich Skandal eint Sozialisten Seite 2
Leitartikel Südafrika - Sackgasse der Gewalt Seite 3
Im Wortlaut Gnadenappell für Terroristen Seite 4
Wirtschaft Italien auf Sparkurs Seite 7
Dokumentation Ökologische Ökonomie Seite 8
Medienrundschau Medienskandal in München Seite 11
Feuilleton Gerhard Merz in Hamburg Seite 12
Frankfurt Neues Image für Videotheken Seite 13
Kulturspiegel Kirchner beim Rheingau-Festival Seite 17
Hessen Das Nachtfahrverbot für Lkw Seite 18
Aus aller Welt Albanische Kinder verkauft Seite 20
Fernsehen und Funk Seite 10
Roman Seite 16
Freie Aussprache Seite 17
SPORTRUNDSCHAU Kanu Elf deutsche Siege Seite 22
Tourenwagenmeisterschaft Doppelsieg für Johnny Cecotto Seite 22
Formel 1 Mansell Sieger in England Seite 22
2. Bundesliga Zum Auftakt Darmstädter Remis Seite 24
Nachrichten-Börse
Bis zu 200 000 Auto-Jobs weniger Die deutsche Autoindustrie wird in den nächsten Jahren erheblich Stellen abbauen. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes, Achim Diekmann, schloß in einem Rundfunk-Interview den Verlust von 100 000 bis 200 000 Arbeitsplätzen nicht aus. Gegenwärtig beschäftigt der Zweig rund 780 000 Leute. Grund seien der schärfere internationale Wettbewerb und die fortschreitende Technisierung. Sechs Treuhand-Filialen beenden Arbeit Sechs der insgesamt 15 Niederlassungen der Berliner Treuhand werden voraussichtlich bis zum Jahresende ihre Unternehmen privatisiert haben. Als erste werden zunächst die Filialen in Schwerin, Cottbus und Halle nur noch Aufgaben wie die Überwachung der Vertragseinhaltung übernehmen. Bonn erläßt Nicaragua Schulden Die Bundesregierung wird Nicaragua Schulden in Höhe von 360 Millionen Dollar erlassen, die aus Waffenlieferungen der Ex-DDR an die Sandinisten entstanden. Insgesamt übernahm Bonn 800 Millionen Dollar an Ex-DDR-Forderungen. Wall Street etwas fester Die New Yorker Börse schloß am Freitag etwas fester. Der Dow-Jones-Index stieg um 6,5 Punkte auf 3330,56.
Darmstadt - Homburg - Einleitung: Im ersten Spiel der erste Punkte: Leistungsgerecht 1:1 trennten sich Darmstadt 98 und der FC Homburg vor 5000 Zuschauern am Böllenfalltor. Es war ein eher mäßiges Spiel, in dem dieHomburger die erste und die Platzherren die zweite Halbzeit dominierten. Auf Grund einer klaren Leistungssteigerung im zweiten Durchgang hätten die Lilien die Partie sogar noch gewinnen können. Die klareren Chancen zumindest lagen in der Schlußphase bei den Hessen. Die Gastgeber, dieim ersten Abschnitt Spiel und Gegner beherrscht hatten, hatten im zweiten Durchgang kaum mehr eine nennenswerte Tormöglichkeit. Bei den Lilien ragte Torschütze Täuber sowie Weiß und Sanchez heraus. Bei den Homburgern gefielen die beiden Cardoso und Jürgeleit.
Stefan Täuber hatte drei Minuten vor den Schlußpfiff die größte Chance,zum Darmstädter Siegestor einzuköpfen. Doch seinen Kopfball lenkte TorhüterFamulla aus dem bedrohten Eck zur Ecke.
Olympia-Reiter in Form
Mit ihren Ersatzpferden gewannen die deutschen Olympia-Reiter Franke Sloothaak, Dirk Hafemeister und Sören von Rönne den Preis der Nationen beim Reitturnier im schwedischen Falsterbo vor der Schweiz und Großbritannien. Winning Gold gewinnt Geld 60 000 Mark gab es für Winning Gold für den Sieg in der Winterfavorit-Revanche auf der Kölner Galopprennbahn. Jokkey Lutz Mäder ritt den Hengst vor Savesco und Habib el Arab ins Ziel des mit insgesamt 105 000 Mark dotierten Rennens.Maier vor Simon Die zweite Qualifikation zum Großen Preis auf dem Reitturnier im südbadischen Legelshurst gewann der Gültsteiner Kurt Maier auf Montana vor dem Weisenheimer Hugo Simon auf Apricot. Eine Handvoll Dollar für Knopp Für den 13. Rang bei den Wichita Open der Bowler bekam der Frankfurter Peter Knopp 2200 Dollar. Die 20 000 Dollar für den Sieger gingen an den US-Amerikaner Mike Miller.
Das Wetter
Wetterlage Die nach Deutschland eingeflossene frische Meeresluft erwärmt sich vor allem über dem Süden unter dem Einfluß des nach Mitteleuropa gerichteten Hochkeils. Der Norden wird von dem rasch von den Britischen Inseln heranziehenden Frontensystem erfaßt.Vorhersage bis Dienstag früh Wechselnd wolkig, im Süden auch längere sonnige Abschnitte und weitgehend trocken, im Norden und Osten anfangs noch einzelne Schauer. Am Abend im Norden Eintrübung und nachfolgend zeitweise Regen. Höchsttemperaturen 18 bis 23 Grad. Tiefstwerte 11 bis 16 Grad. Schwacher bis mäßiger, im Küstenbereich frischer bis starker Wind um Südwest. Weitere Aussichten für Dienstag Im Süden meist sonnig, trocken und warm, sonst wolkig bis bedeckt, vor allem im Norden zeitweise Regen und nur mäßig warm. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 30 °ree; Amsterdam
stark bewölkt 17 °ree; Athen
leicht bewölkt 30 °ree; Barcelona
leicht bewölkt 25 °ree; Bordeaux
wolkig 21 °ree; Brüssel
Regenschauer 17 °ree; Budapest
wolkig 20 °ree; Bukarest
leicht bewölkt 26 °ree; Dublin
leicht bewölkt 18 °ree; Helsinki
leicht bewölkt 25 °ree; Innsbruck
Regenschauer 18 °ree; Istanbul
leicht bewölkt 27 °ree; Kairo
leicht bewölkt 39 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 30 °ree; Las Palmas
leicht bewölkt 25 °ree; Lissabon
leicht bewölkt 29 °ree; Locarno
leicht bewölkt 20 °ree; London
stark bewölkt 18 °ree; Madrid
leicht bewölkt 31 °ree; Malaga
wolkenlos 25 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 26 °ree; Moskau
leicht bewölkt 30 °ree; Nizza
leicht bewölkt 23 °ree; Paris
wolkig 20 °ree; Rom
leicht bewölkt 24 °ree; Stockholm
leicht bewölkt 19 °ree; Tunis
leicht bewölkt 29 °ree; Varna
wolkig 24 °ree; Venedig
leicht bewölkt 24 °ree; Warschau
leicht bewölkt 28 °ree; Wien
wolkig 19 °ree; Zürich
wolkig 20 °ree;
Deutschland
Berlin
wolkig 22 °ree; Dresden
stark bewölkt 21 °ree; Feldberg/Schw.
Regenschauer 8 °ree; Feldberg/Ts.
stark bewölkt 13 °ree; Frankfurt/M.
stark bewölkt 19 °ree; Freiburg
Regenschauer 20 °ree; Hamburg
Regen 18 °ree; Köln-Bonn
wolkig 19 °ree; Leipzig
stark bewölkt 22 °ree; München
stark bewölkt 18 °ree; Norderney
stark bewölkt 20 °ree; Rostock
stark bewölkt 23 °ree; Sylt
stark bewölkt 18 °ree; Zugspitze
Schneefall 0 °ree;
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden. Pollenflugvorhersage für Hessen In den nächsten Tagen wird Flug von Nesselpollen und Pilzsporen erwartet.Sonnenaufgang 5.31 Uhr Sonnenuntergang 21.31 Uhr Mondaufgang 20.40 Uhr Monduntergang 4.05 Uhr
Auf einen Blick
Motorrad-Grand-Prix
Waldmann Zweiter S. 22
Kanu
Elf deutsche Siege S. 22
Deutsche Tourenwagenmeisterschaft
Doppelsieg für Johnny Cecotto S. 22
Fomel 1
Mansell Sieger in England S. 22
Turnen
Gelungene Generalprobe S. 23
Handball
Turniersiege mit Problemen S. 23
Hockey
Neuseeland unterlag 2:1 S. 23
2. Bundesliga
Zum Auftakt Darmstädter Remis S. 24
Fußball-Oberliga
FSV vor der Alten Oper S. 25
Triathlon
Ironman in Roth S. 26
Quiroga bleibt Titelträger
Der US-Amerikaner Robert Quiroga hat seinen Titel als Box-Weltmeister im Superfliegengewicht nach IBF-Version gegen den Puertoricaner Jose Ruiz erfolgreich verteidigt. Rosi schlug Dele nach Punkten Der Italiener Gianfranco Rosi bleibt Box-Weltmeister im Superwelter-Gewicht nach IBF-version. Rosi besiegte den französischen Herausforderer Gilbert Dele nach Punkten. Kanadischer Sprinter war gedopt Cheryl Thibedeau ist bei den kanadischen Leichtathletik-Meisterschaften des Dopings überführt worden. Thibedeau war Zweiter über 100 Meter geworden.
og. MADRID, 12. Juli. Zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele haben die baskischen ETA-Terroristen der spanischen Regierung einen Waffenstillstand angeboten. In einem Kommuniqué, das die baskische Zeitung "Egin" am Wochenende abdruckte, erklärt die ETA, sie wolle zwei Monate lang auf Anschläge verzichten und mit der Regierung "politische Verhandlungen" zur Befriedung des Baskenlandes in einem "neutralen Land" aufnehmen.
Als erste Gegenleistung verlangt die Organisation den "physischen Kontakt" eines Vertreters der Regierung mit den ETA-Unterhändlern, die sich nach ihrer Deportation in der Dominikanischen Republik aufhalten. Weiter soll die Regierung während der "Entspannungsphase" Polizeiaktionen gegen sie unterlassen. Die ETA droht, daß andernfalls ihre "Kampffronten" weiter aktiv seien.
Vizepremierminister Narcis Serra entgegnete auf das Angebot lediglich, die ETA müsse "zu töten aufhören". Die Regierung von Ministerpräsident Felipe Gonzalez wiederholte damit ihren Standpunkt, die Terroristen hätten in einer Politik der Annäherung den ersten Schritt zu tun.
Madrid kann das Angebot auch deshalb nicht offen annehmen, weil Premier Gonzalez mitgeteilt hat, "politische Verhandlungen" mit der ETA kämen nicht mehr in Frage. Ein erster Versuch dazu scheiterte 1989. Die Regierung will nur über das Ende der Gewaltpolitik und die Wiedereingliederung von ETA-Häftlingen in die Gesellschaft diskutieren.
Aus Regierungskreisen verlautete, die ETA, die durch Polizeiaktionen stark geschwächt ist, wolle die Olympischen Spiele von Barcelona zu einer Gegenoffensive ausnutzen und dem Volk zu verstehen geben, daß es die Regierung sei, welche mit ihrer zögernden Haltung die Sicherheit der Spiele gefährdet. Es ist zu erwarten, daß diese über Rafael Vera, den Staatssekretär des Innenministeriums, inoffizielle Kontakte zur ETA knüpfen wird.
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Ich war gegen die Beschlußvorlage der CDU zur Südumgehung, weil ich grundsätzlich und eindeutig gegen die Südumgehung bin", begründet Herbert Oswald, parteiloses Mitglied in der DKP-Fraktion, sein Nein in der Sondersitzung zum CDU-Antrag, ein positives Votum für die Ortsumgehung Mörfelden abzugeben. Die FR hatte berichtet, Oswald habe die Dringlichkeit des Antrages nicht gesehen, dem die Stadtverordneten mehrheitlich zustimmten. Dagegen waren Grüne Bürgerliste (GBL) und eben der parteilose Oswald.
Oswald will ebenfalls den Durchgangsverkehr eindämmen, doch könne dies auch mit anderen Mitteln erreicht werden. Er findet, "daß Mörfelden-Walldorf umgeben ist von Autobahnanschlüssen und es nicht weniger Verkehr bringt, wenn neue Straßen gebaut werden, sondern mehr". Es könne auch den Westendsträßern, den Anliegern der Groß-Gerauer Straße und des Gärtnerweges nicht egal sein, "ob die Südumgehung in ihrer nächsten Nähe durch eine betonierte Trasse über Feld, Wiesen und Waldungen weiteres Naherholungsgebiet zerstört".
Es würde den Betroffenen "mehr bringen, sich prinzipiell weiteren Belastungen entgegenzustellen (auch der Südumgehung) und für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sowie mit entsprechenden Aktionen für den Rückbau und die Beruhigung ihrer ,eigenen Straße' einzutreten", meint Oswald und stellt klar: "Meine Ablehnung ist nicht vergleichbar mit den Nein-Stimmen der GBL-Fraktion, die im Gegensatz zu mir Befürworter der Ortsumfahrung/HE 326, also der Südumgehung, ist und aus taktischen Gründen dann mit Nein gestimmt hat." wal
Intertottorunde
Die Mandels aus Wittgenborn sind eine "rasende" Familie Nach Feierabend wird gemeinsam getüftelt Sohn Martin Mandel hat es als Autocross-Fahrer mit eigenem KFZ-Betrieb gut getroffen
Vater Hans Mandel (50) ist immerhin dreifacher Deutscher Auto-Cross-Meister, Martins Schwiegervater holte den Titel eines Europameisters im Bergfahren und selbst seine Frau Monika düste bis vor kurzem im Tourenwagen über die Cross- Piste. Idole und Motivation brauchen die "rasenden Mandels" also nirgendwo anders, als bei sich selbst zu suchen. Demnach sind Beruf und Freizeit untrennbar mit dem "Faszinosum auf vier Rädern" verbunden. Gemeinsam mit sechs technischen Helfern wird jeden Tag nach Feierabend geschraubt und gebastelt. "Das Material", so Mandel Junior, "ist schließlich mindestens genauso wichtig wie die Fahrkunst." Im Falle der erfolgreichen Motorsport-Familie sind da echte Kapazitäten der Fahrzeugkunde am Werk. Sie diagnostizieren, tüfteln und hüten ihre kleinen Mechaniker-Geheimnisse vor dem Zugriff der Konkurrenz.
Trotz all dieser Anstrengungen läuft im Rennen nicht immer alles glatt. Auf 100 Prozent nicht befestigter Strecke, quer über Stock und Stein, müssen die Auto-cross Matadoren immer wieder Unwägbarkeiten in Kauf nehmen. Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 170 Kmh auf der Geraden machen die hohen Anforderungen an Mensch und Material deutlich; das vorzeitige Ausscheiden gehört zum sportlichen Alltag. Was Martin Mandel angeht, so ist er für alle Eventualfälle bestens gerüstet. Im Alter von sieben Jahren begann er als Cart-Fahrer die ersten Erfahrungen zu sammeln und von dieser frühzeitigen Verantwortung am Gaspedal provitiert er bis heute. Reaktionsschnelligkeit und gefühlvolles Lenken müssen von klein auf geschult werden und sind im Tourenwagen und nicht nur dort gefragte Qualitäten.
Der für den 300 Mitglieder starken MSC-Wittgenborn über die Querfeldeinstrecke brausende Cross-Pilot hat jedoch trotz diesem reichem Erfahrungsschatz immer noch seine Schwächen. Vor jedem Start überkomme ihn eine innere Unruhe, die nach Rennbeginn bisweilen zu hektischer Fahrweise mit erhöhter Kollissionsgefahr führe. Da gelte es an der mangelnden Ruhe zu arbeiten, ohne den Biß zu verlieren.
Diese Gefahr scheint im Falle Martin Mandels allerdings gering zu sein. Ehrgeiz ist schließlich seine Stärke. Hat er sich erst mal auf den zweiten Platz vorgekämpft, dann ist er nicht mehr zu bremsen und packt zumeist auch noch den Sieg. Der in seinem Verein für die Jugendarbeit zuständige Auto-Crossfahrer hat sich für die Zukunft einiges vorgenommen. Bei den verbleibenden Läufen um den Schwabenpokal möchte er seine Leistungen bestätigen und unbedingt unter die besten fünf kommen. Fürs nächste Jahr hat er dann die Deutschen Meisterschaften ins Visier genommen. Den Mandelschen Ruf gilt es auch dort hochzuhalten. MARGIT REHN
- Hessische Literatur -
Ferien für Daheimgebliebene (XX): Hinter den Kulissen der Rennbahn Niederrad
In seiner Ausstellungsreihe "Pflanzen und Blumen in der Kunst" zeigt der Palmengarten in der Galerie am Palmenhaus noch bis zum 2. August die Arbeiten der Münchner Künstlerin Petra Levis. Ihr Thema, das sie in kühlen, grün und weiß akzentuierten Bildern abwandelt, heißt "Schatten, Ranken, Blüten", wobei die Schatten, die die zierlichen Ranken des Efeus aufs Gemäuer werfen, einen wichtigen Anteil an der Gestaltung der Bildfläche haben.
Blüten setzt die Malerin farbig, aber ohne sinnliche Ausstrahlung nebeneinander. Insekten werden naturwissenschaftlich korrekt abgebildet. Im Palmengarten fühlt sich Petra Levis mit ihren Bildern wohl und wie zu Hause. E-S
Im Erzählcafé, Treffpunkt Rothschildpark, kam Helly Simons, eine sehr moderne Frau von 83 Jahren, zu Wort. Sie hat wichtige Jugendzeiten in Frankfurt verbracht, hier Denkanstöße erhalten und sich gezielt von 1957 an für die Altenbildung eingesetzt. Seit ihrem 75. Jahr reist sie nicht mehr so viel. Sie blickt nicht wehmütig zurück, sondern bekennt sich positiv zu ihrer Lebensleistung.
Als völlig unterernährtes Kriegskind kam sie im Ersten Weltkrieg in ein holländisches Internat und lernte früh, sich mit Mädchen vieler Nationen abzustimmen. Zwei Belgierinnen waren ihre Freundinnen, deren Eltern von den Deutschen erschossen wurden. Nach dem Zusammenbruch kam sie zurück nach Deutschland in eine Mädchenschule in Wuppertal. Die Schule entwikkelte sich zur Studienanstalt mit modernen Lehrern. "Sie wurde an uns ausprobiert wegen des Abiturs." Als erstrebenswertes Ziel galt die Ehe und nicht das Studium. Aber insgesamt 19 Schülerinnen ihrer Klasse zogen das Studium vor.
Helly Simons studierte in Bonn, Berlin und Paris. In Frankfurt versuchte sie, mit einem Kollegen einen wissenschaftlichen Verlag auf die Beine zu stellen. Die doppelte Buchführung machte ihr am meisten zu schaffen. "Als die Steuerkontrolle kam, wurde ich fast ohnmächtig." Sie arbeitete in einer jüdischen Buchhandlung in Darmstadt, im Feuilleton der Frankfurter Zeitung und bekam ein Angebot nach Weimar als Leiterin des größten Verlags in Thüringen, der für evangelische Literatur zuständig war. Ausgerechnet der Katholikin wurde die große Luther-Ausgabe anvertraut. Sie hatte sich unverdrossen durchzuschlagen, auch dort, wo es hieß: "Hier sind Frauen nicht zugelassen". Sie schaffte es, zugelassen zu werden.
1940 kam sie zurück nach Frankfurt, heiratete einen Jugendfreund. Zwei Kinder wurden geboren. Das Ende des Krieges sah sie allein und völlig ausgebombt mit den Kindern auf der Flucht. In Marburg begann sie noch einmal mit der Verlagsarbeit. Während einer längeren Krankheit entwickelte sie ihre Pläne der Bildungsarbeit für ältere Menschen, die die völlige Zustimmung des späteren Frankfurter Oberbürgermeisters Möller fanden. "Er war mir plein pouvoir."
Immer mehr Gruppen entstanden, begierig nach Bildung und sinnvoller Beschäftigung im Alter. Was fehlte, waren die ausgebildeten Gruppenleiter. Hier galt es, Pionierarbeit zu leisten.
Als sie im Bistum Trier den Vorschlag machte, die geistlichen Herrn auf ihren Ruhestand vorzubereiten, wurde das wohlwollend aufgenommen. Doch als sie die Hausdamen, die ja auch älter werden, mit einbeziehen wollte, war das Projekt gestorben.
"Ich war immer frei", sagt sie noch heute mit Befriedigung, "habe nur auf Honorarbasis gearbeitet. Wenn ich aber gewußt hätte, wie alt ich werde, hätte ich es vielleicht anders gemacht."
Was immer das Erzählcafé mit seinen Veranstaltungen plant, "Historische Hintergründe und die persönliche Einstellung der Betroffenen zu den Umständen", sie waren hier doch mehr als nur ein "Gesprächsstoff". ERIKA ALBERS
NORDEND. Sie sind Brüder, sehen sich zum Verwechseln ähnlich und haben denselben künstlerischen Ausbildungsweg genommen: Derzeit hängen die Bilder von Hans und Peter Mendau in der Galerie Bernauer-Berg aus. Von verblüffender Gemeinsamkeit ist im Werk der beiden Ostberliner Künstler jedoch nicht viel zu spüren: Mag der bisherige Lebensweg der beiden noch so deckungsgleich sein, so sind doch die Arbeiten nicht zu vergleichen: Während der eine eher allerlei Getier wie Langustinen oder einen "großen Fisch" auf Papier bringt, steht beim anderen der Mensch in konkreten Lebenssituationen im Mittelpunkt.
Die Bilder Hans Mendaus benutzen die Motive als Stimmungsträger. So ist seine Wiedergabe der Meerestiere keineswegs ein "Stilleben mit Fisch", sondern die Beschreibung einer Reise nach Frankreich Mitte der 80er Jahre. Dort betreute er eine Ausstellung von Künstlern aus der damaligen DDR. Sein "Herbst des Poeten" ist ebenfalls als Stimmungsbild zu verstehen: In gedeckten Brauntönen manifestieren sich hier Verfall und Erneuerung.
Ganz anders dagegen die Arbeiten, die 1989 während der Umbruchsstimmung des Mauerfalls entstanden: In mutigen, fast grellen Farben thematisiert er den "Sturm und die Wörter"; Bruchstücke von Sätzen und Graffitti an der Berliner Mauer werden von einem Strudel erfaßt, zeigen, wie das Alte fällt, und machen Hoffnung auf ein unbekanntes Neues.
Konkreter sind dagegen die Bilder von Peter Mendau. Sein "Paar", die "Passanten im Regen" oder die "Fußgänger" sind Momentaufnahmen wollen nicht den Eindruck des Entstehungsprozesses von Kunst widerspiegeln, wie es sein Bruder versucht, sondern sind kurze Sequenzen des täglichen Lebens. Auch seine Landschaftsmotive scheinen die Komponente Zeit auszuschließen: Fast statisch erscheinen der "See in Mecklenburg" oder die "Winterlandschaft". Die Arbeiten sind ein interessanter Gegenpol zu den Bildern seines Bruders, der auf ganz andere Weise dieselbe Lebenserfahrung umsetzte.
Die Ausstellung der ungleichen Brüder in der Galerie Bernauer-Berg, Wielandstraße 18, dauert noch bis zum 28. August. Die Öffnungszeiten: montags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter der Rufnummer 59 01 54. amo
In ihrer Zufriedenheit über den gelungenen Start zur "Ochsentour" Zweite Bundesliga (Stadion-Zeitung "Lilien-Kurier") waren sich Schatzmeister und Vize- Präsident nur in einem Punkt noch uneinig. "Das Spiel hat gezeigt", sagte Schatzmeister Uwe Wiesinger, "daß wir keine gute Fee brauchen, um die Saison heil zu überstehen." Kollege Rolf Kaiser, der Vize-Präsident und Oberkirchenrat im Brotberuf, meinte freilich, daß die 98er, angesichts ihrer (vernünftigen) Politik des knappen Geldes, möglicherweise doch noch einmal auf "die gute Fee" zurückgreifen müßten. Konsens indes herrschte auch bei ihm darüber, daß die Elf "einen Schutzengel" nach der Leistung vom gestrigen Sonntag gegen den Mitfavoriten um den Aufstieg ins Fußball-Oberhaus, FC Homburg, wohl nicht mehr benötige. Und Zufriedenheit nach dem leistungsgerechten 1:1 (0:1)-Remis war auch Trainer Rainer Scholz aus dem Gesicht abzulesen: "Die Mannschaft hat gut gespielt - für unsere Verhältnisse."
Die Einschränkung war erforderlich. Denn es war in der Tat nicht gerade berauschend, was die "Lilien" vor knapp 5000 Zuschauern boten. Neue Trikots hatten die Darmstädter Lizenzspieler übergestreift, die alten Schwächen aber blieben. Der Mann im Mittelfeld, kreativ, voller Ideen und mit dem Handwerkszeug ausgerüstet, sie auch in die Tat umzusetzen, einer, der die Fäden spinnt und am Schwungrad zu drehen in der Lage, fehlt dem südhessischen Zweitligisten nach wie vor an allen Ecken und Enden. Stefan Simon war nach mehrmonatiger verletzungsbedingter Zwangspause damit sichtlich überfordert, Henrik Eichenauer, eigentlich einer, der es könnte, mußte nach einem Ellbogen-Check ins Auge ausgewechselt und zur Untersuchung in die Augenklinik gefahren werden, Dirk Bakalorz, der Mann mit dem Blick für die Situation, hatte genug damit zu tun, seine Abwehr zum "italienischen Bollwerk", wie Wiesinger in Anspielung auf die azurblauen Trikots sagte, zu veredeln.
Nach vorne also lief wenig Kunstruktives zusammen. Vieles blieb zunächst beim Versuch, das meiste Stückwerk, Kampf und Krampf waren angesagt, die filigrane Art ist nicht das, was Darmstädter Fußballspielern sonderlich leichtfällt. "Uns fehlte die klare Linie", sollte Scholz hernach vor der Presse sanft tadeln. Und den 98ern fehlte - auch nichts Neues - ein torgefährlicher Mann im Zentrum. Und jener hätte ganz sicher mehr aus den Möglichkeiten gemacht, die sich Trautmann (4.), Sanchez (7.) oder Weiss (32.), der den Außenpfosten traf, boten. Und so lagen die 98er, die nur zu gerne "die Rolle des Hechts im Karpfenteich" ("Lilien-Kurier") übernehmen wollen, zur Pause mit 0:1 zurück. Jurgeleit hatte mit dem schönsten Paß des gesamten Spiels Cardoso so herrlich freigespielt, daß der frühere Nationalspieler Costa Ricas wenig Mühe hatte, Torhüter Huxhorn mit sattem Schuß zu bezwingen. Ein Lattenschuß von Hubner hätte wenig später beinahe schon das 0:2 bedeutet. Kein Wunder also, daß Scholz froh war, als endlich zur Halbzeit gepfiffen wurde.
Erst danach besannen sich die Darmstädter auf ihre Tugenden: Kampf und Einsatzkraft. Vor allem Stefan Täuber, überall auf dem Rasengeviert zu finden, aber auch die Neuerwerbung Steven Berry und Rafael Sanchez, legten noch eine Schippe drauf und hielten endlich dagegen. Und doch benötigten sie die gütige Mithilfe von Torhüter Alexander Famulla, zum Ausgleich eben durch den überragenden Täuber zu gelangen. Eine weite, gleichwohl harmlose Flanke von Sanchez wollte Famulla, in bester Illgner-Manier, lässig abgreifen, Täuber reckte den Schädel hoch und köpfte das Leder aus den fangbereiten Händen zum viel umjubelten Ausgleich ins Netz (52.). Von da an waren die Platzherren dem Sieg näher als die Homburger, doch trotz guter Möglichkeiten - Bakalorz zielte daneben, Weiss köpfte aufs Tordach, Täubers Kopfball (87.) wehrte Famulla prächtig ab - blieb ihnen ein weiterer Treffer versagt. "Im ersten Spiel auswärts einen Punkt zu holen, ist nicht das Schlimmste", faßte später Homburgs Trainer Gerd Schwickert seine Gefühle zusammen.
Und auch im Lager der Darmstädter waren sie nicht unzufrieden. Insbesondere die vielversprechende Leistung von Steven Berry, erst am Donnerstag in Frankfurt gelandet und zuletzt in Hongkonk unter Vertrag, gibt Anlaß zu einiger Hoffnung. An die rauhe Luft in der Zweiten Liga, das sieht auch sein Trainer so, muß er sich freilich erst noch gewöhnen.
"Im letzten Jahr haben uns die Homburger beim 0:3 noch vorgeführt. Heute hätten wir sogar gewinnen können", meinte Gerd Kleppinger, der darauf hofft, aus den nächsten Begegnungen in St. Pauli und zu Hause gegen Hertha BSC Berlin drei Punkte zu holen. Und dies, natürlich, ohne "gute Fee" oder "Schutzengel". So etwas heben sie sich am Böllenfalltor für die wirklich wichtigen Dinge auf. THOMAS KILCHENSTEIN
Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann, Sanchez, Täuber, Eichenauer (25. Berry), Simon - Weiß, Trautmann (57. Ouedraogo).
Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke (57. Dudek) - Korell, Landgraf, Wruck, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Maciel.
Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).
Tore: 0:1 Cardoso (22.), 1:1 Täuber (52.).
Zuschauer: 4500.
Gelbe Karten: Heß, Bakalorz, Berry - Marmon, Famulla.
Der Flörsheimer Skuller Jens Weckbach gewann die inoffiziellen Europameisterschaften für Leichtgewichtsruderer im Doppelzweier ohne Steuermann. Auf der 2000-Meter-Strecke im Glasgower Vorort Strathclyde siegte Weckbach vom Flörsheimer RV 08 zusammen mit seinem Partner Matthias Edeler (Hannover) mit über zwei Längen Vorsprung vor einem englischen und einem niederländischen Boot. Jo
SACHSENHAUSEN. Was lange währt, wird nicht immer gut. Das finden zumindest Kritiker der geplanten Tempo-30-Zone am Sachsenhäuser Berg. Der Versuch, die Verkehrsberuhigung "richtig offensiv" zu gestalten, ist nach Einschätzung des ursprünglich beauftragten Planers gründlich mißlungen. Nach monatelangem Hin und Her zwischen allen Beteiligten wurde ein zweites Planungsbüro mit der Aufgabe betraut; dessen Entwurf scheint nun auch die Zustimmung der städtischen Tempo-30-Kommission - bisher stets der "Bremser" am Sachsenhäuser Berg - gefunden zu haben. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5, Gerhard Kadelbach, sah gegenüber dem ersten Konzept zwar "graduelle Verschiebungen", der Entwurf könne dennoch akzeptiert werden. In vier bis fünf Monaten könnte mit der Beruhigung begonnen werden, schätzt Kadelbach. Solchen "Zahlenspielen" wollte sich Jürgen Häußler, Referent im Planungsdezernat, nicht anschließen.
Zehn Zufahrtsstraßen gibt es zur Zone Sachsenhäuser Berg. Sie wird eingegrenzt von der Darmstädter und der Mörfelder Landstraße, dem Sachsenhäuser Landwehrweg sowie der Bahnlinie, die auf Höhe der Lamboystraße den Ziegelhüttenweg kreuzt. Das vom Ortsbeirat verabschiedete Konzept, nach langen Beratungen mit dem Bürgerforum Verkehr entstanden, sah vor, die Durchfahrt für den ortsfremden Schleichverkehr unmöglich zu machen: Vor allem die langen, geraden Rennstrecken den "Berg" hinunter sollten in gegenläufige Einbahnstraßenstücke "gebrochen" werden.
Gerhard Kadelbach hat die überarbeiteten Planungsunterlagen bereits in Augenschein genommen. Wie er erklärte, sprachen sich in erster Linie Feuerwehr und Müllabfuhr gegen die "rigorose Lösung" aus. Geblieben sind jetzt nur noch Sperrpfosten in der Tucholskystraße vor der Südgemeinde.
Im Grethenweg, einem der Hauptstreitpunkte, ist in Zukunft Zweirichtungsverkehr möglich. Allerdings wird eine Teilstrecke nur zu bestimmten Zeiten - nämlich entgegen den allmorgendlichen und -abendlichen Pendlerströmen - für die Anwohner geöffnet sein. Die ehedem von den Lokalpolitikern vorgeschlagene Einbahnstraßenlösung lehnte die städtische Kommission ab. Sie bevorzugt die "harmlosere" Variante, die die Durchfahrt nur für Anlieger erlaubt; das soll von der Hilfspolizei überwacht werden.
Auch für die von zwei Bürgerinitiativen heiß umstrittene Verkehrsführung im Bereich Ziegelhüttenweg, Letzter Hasenpfad, Oberer Schafhofweg liegt jetzt ein Entwurf vor: Nach wie vor können die Autos (aus Richtung Stadtmitte) entlang der Bahnlinie zum Oberen Schafhofweg gelangen. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück über den - zur Spielstraße ausgebauten - Letzten Hasenpfad zum Landwehrweg und damit zur Darmstädter Landstraße. Der Letzte Hasenpfad als letzter Schleichweg: "Das ist der Schwachpunkt im Konzept", fürchtete Kadelbach. Vor einem endgültigen Urteil wolle er jedoch die Ergebnisse des einjährigen Probelaufs abwarten. Kadelbach betonte, bei Einsprüchen seitens der Betroffenen wolle man gerne nochmals beraten.
Wolf Dietrich vom ursprünglich beauftragten Planungsbüro ABS zweifelte daran, daß "die provisorischen Schilder ausreichen". Tempo 30 müsse "offensiver vertreten werden": Heutzutage würden die Leute sogar schon gegen Einbahnstraßen fahren, um Umwege zu sparen. Als Stadtplaner habe er deshalb seine Aufgabe nicht darin gesehen, lediglich Stellplätze für Schilder und Poller aufzuzeichnen. Die weitreichenden Vorschläge, wie etwa die Freifläche vor der Südgemeinde in einen echten Platz zu verwandeln, seien abgelehnt worden.
Er warf dem Beruhigungs-Gremium mangelnde Flexibilität vor: "Die können nicht aus dem engen Korsett der Verwaltungsvorschriften herauskommen." Die Müllabfuhr beispielsweise sei offensichtlich nicht in der Lage, ihre Fahrpläne einer geänderten Verkehrsführung anzupassen. Sein Verdacht: Um Geld zu sparen habe sich die Planungsgruppe auf die billige "Minimallösung" verständigt.
Das sieht Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz, anders. Er nannte den Sachsenhäuser Berg einen "problematischen Bereich". Nach den teilweise heftigen Protesten, die es in Bornheim gegeben hatte, sei nun versucht worden, die "möglichen Konflikte zu minimieren". Einen Zeitpunkt für die Einrichtung der Zone wollte er nicht angeben.
Demgegenüber hofft Kadelbach auf den Beginn der Arbeiten im November. Mit dann annähernd drei Jahren hält der "Berg" allerdings den Negativrekord in puncto Planungszeit: So lange ist noch an keiner der zur Zeit in der Planung stehenden oder bereits eingerichteten 101 Tempo-30-Zonen in Frankfurt gearbeitet worden. ask
FRANKFURT-NORDWEST. "Wir haben die besten Plätze Frankfurts und die kältesten Duschen." Genutzt hat das den Kickern vom Postsportverein (PSV) Blaugelb jedoch nichts: Sie sind in die Kreisklasse B abgestiegen. Die ironischen Worte von Abteilungsleiter Dieter Schött charakterisieren allerdings auch den Gemütszustand der Blaugelben: Entspannt und mit viel Zuversicht in die neue Saison. Dafür haben sie viele gute Gründe und - einen neuen Trainer.
In der Abschlußtabelle lag der Verein mit 12:44 Punkten und 33:70 Toren nur knapp hinter dem FV Berkersheim, der den rettenden 13. Platz belegte. Zu Anfang der Runde noch gut gestartet, versackten die Postsportler zusehends. Eine richtige Erklärung dafür hat Schött auch heute noch nicht: "Die Spieler haben immer wieder gezeigt, daß viel mehr in der Mannschaft steckt."
Doch irgendwo sei der Wurm drin gewesen. Verärgert zeigte sich der Verantwortliche aber vor allem über das, was die Truppe in der Relegationsrunde ablieferte: "Das Aufraffen hat gefehlt." Gerade einige der jungen Spieler ließen sich (und damit die Mannschaft) "total hängen".
"Wir haben jetzt den großen Schnitt gemacht", erläuterte der stellvertretende Abteilungsleiter, Hans Wittmann, die Neuerungen für die anstehende Saison. 85 Prozent der ersten Mannschaft hören auf. Das sei bei einem Durchschnittsalter von über 30 Jahren auch nur zu verständlich - obwohl die "Oldies" mitnichten am Abstieg schuld waren.
Die hatten sogar, nachdem sie 1989/90 abgestiegen waren, im vergangenen Jahr den sofortigen Wiederaufstieg geschafft. Der bereits damals fällige "Wachwechsel" wurde indes versäumt. Der wird jetzt unter dem neuen Trainer Klaus Graetz eingeläutet. Graetz stammt aus dem Verein und hat deshalb beste Kontakte zu ehemaligen Jugendspielern.
Schött, vor einigen Wochen noch gar nicht so sicher, wie es weitergehen würde, stellte nun erstaunt fest: "Der bringt fast jeden Tag neue Leute mit." Mit der jungen Truppe (Durchschnittsalter 23) wollen die Blaugelben den Weg direkt zurück in die Kreisklasse A antreten. Das, obwohl in den unteren Amateurklassen deutliche Änderungen im Ligasystem für das nächste Jahr anstehen und der Aufstieg schwerer wird.
Um das große Ziel zu erreichen, wollen die Verantwortlichen das Umfeld besser bestellen: Ein Co-Trainer soll kommen; die 600 Mitglieder starke Fußballabteilung - 1926 gegründet und heute die größte beim PSV - soll "familiärer geführt" werden. Mit von der Partie ist dann selbstverständlich Faktotum Günther "Gustl" Gustavus, der "nicht mehr wegzudenken ist".
Mögliches Vorbild für die intensive Zusammenarbeit ist die Jugendabteilung der Fußballer. Leiterin Hanne Dörsam rackert dort unermüdlich - angesichts der 400 Nachwuchskicker im Grundschulalter eine "ganz tolle Leistung", wie Schött und Wittmann betonten.
Unruhe unter die Fußballer brachte in den letzten Monaten die Absicht, eine Spielgemeinschaft mit der Reservemannschaft des Landesligisten FC Italia einzugehen. Der PSV hatte sich von der Fusion sportliche und finanzielle Vorteile erhofft - schließlich ist der Club einer der ganz wenigen in Frankfurt, der ein eigenes Gelände (damit aber auch hohe Unterhaltskosten) hat.
Der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) lehnte die geplanten Spielgemeinschaft jüngst ab (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Übrig geblieben von dem Vorhaben der beiden Clubs ist jetzt noch die Spielgemeinschaft im Bereich der A-, B- und C-Jugend.
Obwohl dem PSV durch die "kleine Lösung" Geld entgeht, die Fußballer sind darüber nicht unglücklich: Mit den Motivationskünsten des neuen Trainers wird - so hoffen alle - eine starke erste Mannschaft plus Reservetruppe heranwachsen, und die Jugendlichen haben die Chance, bei entsprechenden Leistungen ihren Weg zum FC Italia zu machen. ask
SACHSENHAUSEN. Noch knapp drei Wochen lang müssen die Autofahrer mit deutlichen Behinderungen durch eine Baustelle auf dem Deutschherrnufer rechnen. Im Bereich zwischen Walter- Kolb-Straße und dem Haus der Jugend tauschen die Stadtwerke eine Wasserleitung aus. Für die Arbeiten sind zwei Spuren gesperrt worden.
Wie Stadtwerke-Pressesprecherin Monika Salzmann sagte, befindet sich in dem 210 Meter langen Abschnitt eine Versorgungsleitung von "stattlichem Alter": 87 Jahre hat sie auf dem Buckel. Das Durchschnittsalter für solche Rohre betrage 80 Jahre; manch eines in Frankfurt liege aber auch schon über 110 Jahre in der Erde, ohne daß Probleme aufgetreten seien.
Notwendig ist der Austausch geworden, nachdem das Rohr mehrmals geleckt hatte. Die Wasserqualität sei dadurch indes nie gefährdet gewesen. ask
SACHSENHAUSEN. Spätestens Mitte August soll das Geländer der Alten Brücke ausgebessert sein. Das zumindest hofft Gabriele Dehmer. Wie die persönliche Referentin von Baudezernent Hanskarl Protzmann erklärte, ist der beauftragten Firma eine "letzte Lieferfrist für die Ersatzteile bis Ende Juli" eingeräumt worden: "Wir sind schwer am Drängeln. Für Fußgänger sind die provisorischen Absperrungen eine gefährliche Sache."
Das Problem ist: Das Geländer ist eine Sonderanfertigung aus Aluminium, Ersatzstücke hat das Unternehmen nicht mehr. Im Gegensatz zu anderen Metallprofilen sind die Aluminiumkonstruktionen nur sehr schwer nachzubauen. Deshalb konnten die bisher gemachten Terminzusagen nicht eingehalten werden.
An zwei Stellen ist die Schutzvorrichtung demoliert; zuletzt wurde ein großes Stück zerstört als ein Autofahrer vor etwa anderthalb Jahren in das Geländer raste. Kritik kam von der CDU aus dem Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen). Sie bemängelte, die provisorischen Absperrungen mit Sperrholzplatten und Leitplankenstücken seien "in letzter Zeit häufig verschoben". ask
NIEDERRAD. Noch vor dem Ende der Ferien soll die Renovierung des Kinderspielplatzes auf dem Haardtwaldplatz beendet sein. Wie der Stellvertretende Leiter des Garten- und Friedhofamtes, Walter Löw, sagte, werden zur Zeit noch Restarbeiten ausgeführt. Die Kinder könnten jedoch, wie schon im letzten halben Jahr seit Beginn der Bauarbeiten, auf den von der Arbeit unberührten Flächen spielen.
Etwa 600 000 Mark hat der Umbau auf dem Haardtwaldplatz gekostet. Dafür wurde der Spielplatz auf 6000 Quadratmeter erweitert, die Sandfläche umfaßt nunmehr 750 Quadratmeter. Die aus den sechziger Jahren stammenden Geräte wurden gegen ein zeitgemäßes "Mobiliar" ausgetauscht. Hinzu kamen neue Bänke sowie Basketballkörbe. Wie die beiden Niederräder SPD-Ortsbeirätinnen Johanna Hoffmann und Elke Tafel bedauerten, wurde jedoch nicht die von vielen Eltern geforderte "Matschzone" eingerichtet. Die war zu teuer. Begrüßenswert dagegen fand Tafel - sie ist die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) -, daß der Platz nunmehr "für alle Alterstufen ausgelegt ist".
Löw berichtete weiter, der alte Baumbestand sei erhalten geblieben, seine Mitarbeiter hätten sogar zehn weitere Bäume angepflanzt. Ebenfalls erwähnenswert: Die in die Begrenzungsmauer eingelassenen Grabsteine wurden freigelegt - auf jenem Gelände befand sich einmal der alte Niederräder Friedhof.
Die beiden Sozialdemokratinnen nannten die Sanierung "längst überfällig". Schon seit zehn Jahren sei der Ortsbeirat daran, den ehedem "sehr verkommenen Spielplatz" zu einem attraktiven Freizeitangebot umzuwandeln. "Sehr kooperativ" sei in dem Zusammenhang das Verhalten des Garten- und Friedhofamtes gewesen: "Die Behörde hat so weit wie möglich versucht, auf die bei Anhörungen geäußerten Wünsche der Bürger einzugehen."
Schwierigkeiten befürchteten die Politikerinnen jedoch für das Haardtwaldplatz-Fest: Die alljährlich im Herbst vom Niederräder Karnevalverein ausgerichtete Feier müsse sich nun wohl einen neuen Standort suchen. ask
Montag, 13. Juli
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, - Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstraße 72-74, Tel. 72 76 13; Apotheke am Rebstock, Ackermannstraße 82, Tel. 73 42 62; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstraße/Ekke Antoniterstraße, Tel. 30 10 54; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstraße 78, Tel. 62 16 17; Fraunhof-Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstraße 29, Tel. 67 23 65; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Kronprinzen-Apotheke, Münchener Straße 24, Tel. 23 31 72; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstraße 77, Tel. 41 37 17; Rundschau-Apotheke, Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16, Tel. 28 40 20. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgem. Dienstzeit: StOArzt Frank- furt, Tel. 24778-433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 06131/562642. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr: Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
In der Zweiten Football-Bundesliga, Gruppe Mitte, feierte der Meister und Aufsteiger ins Oberhaus auch im letzten Punktspiel einen Sieg. Die Hanau Hawks gewannen beim Rangdritten Ulm Sparrows 36:23 (29:9). Tomas Cobb (14 Punkte), Bernhard Crech, Helmut Wettengel, Martin Krefft (je 6) sowie Tino von Eckhard und Ricardo Carvasco (je 2) holten den elften doppelten Punktgewinn hintereinander. Der Hanauer Manfred Lux wird am kommenden Samstag in der Nationalmannschaft von Österreich in Wien gegen die Amsterdam Crusaders ein Freundschaftsspiel bestreiten.
Die Wiesbaden Phantoms müssen sich in die Drittklassigkeit verabschieden. Beim zuvor sieglosen Schlußlicht Stuttgart Stallions unterlagen die Landeshauptstädter 18:24, wobei drei Touchdowns des Siegers die Defense fabrizierte. Für den Vizemeister Frankfurt Gamblers ist die Saison scheinbar gelaufen. Gegen die Mannheim Redskins reichte es gerade noch zu einem 26:24-Erfolg. hai
Gabriela Mach (Palmengarten Frankfurt) räumt in diesem Sommer auf hessischen Tennisturnieren kräftig ab. Am Wochenende gewann sie die offenen Stadtmeisterschaften von Taunusstein im Finale gegen Andrea Petermann (GR Hildesheim) mit 7:5 und 7:6 und sicherte sich damit einen Siegerscheck in Höhe von 3200 Mark.
Vor zwei Wochen hatte Mach nach langer Abstinenz erstmals wieder auf sich aufmerksam gemacht. Bei den Hessischen Meisterschaften in Fulda begann sie in der Qualifikation und holte sich am Ende den Titel. Als Nummer 112 der hessischen Rangliste hatte sie in Taunsstein eigentlich keine Chance mitzuspielen. Doch Turnierchef Alfons Fratzke war von dem Auftritt der 19jährigen Ungarin in Nordhessen so begeistert, daß er ihr für sein eigenes Turnier eine Wildcard gab.
Bei den Männern verlief alles nach Plan. Mit Damir Buljevic (Rochusclub Düsseldorf), dem deutschen Vizemeister des letzten Jahres, und Sandor Noszaly (TC Bad Homburg), hatten sich erwartungsgemäß die beiden Topgesetzten bis ins Finale geschlagen. Im Endspiel siegte Noszaly 7:5, 6:2. rüb
SACHSENHAUSEN. Mit Zufriedenheit konnte die Leiterin der DRK-Sozialstation Süd, Brigitte Schleicher, die Bilanz der ersten Arbeitsmonate präsentieren. Die Station in der Mörfelder Landstraße 94 hat im November vergangenen Jahres mit sieben Krankenpflegerinnen und ebensovielen Zivildienstleistenden (Zivis) die Tätigkeit aufgenommen. Seitdem werden im Monat durchschnittlich etwa 80 Patienten betreut, 13 davon im ambulanten Bereich. Als bedauerlich bezeichnete die Leiterin im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau, daß viele Anfragen von Hilfebedürftigen abgelehnt werden müssen: "Wir bräuchten mehr Personal, vor allem Zivis."
Hatte die Station zu Beginn deren sieben, so sind es jetzt nur noch fünf: Gerade mal ein Drittel der vom Bundesamt bewilligten Planstellen sind damit besetzt. Und: "Das bröckelt weiter ab", fürchten die Verantwortlichen beim DRK: "Da brauchen wir ganz dringend Nachwuchs".
Auswirkungen hätte das vor allem auf die "leichteren" Arbeiten, die von der Sozialstation angeboten werden: Haushaltshilfen (Kochen, Putzen), Begleit- und Besorgungsdienste. Zehn Mark nimmt das Rote Kreuz für solche Arbeiten, die die Dienstpflichtigen erledigen.
Deutlich höher liegt der Tarif für die pflegerischen Tätigkeiten des Fachpersonals. Da wurde der Satz im Mai sogar von 39 auf 41 Mark erhöht. Dafür erhalten die (oftmals bettlägerigen) Patienten aber auch eine fachmännische Rundum-Versorgung. "Das ist so professionell wie im Krankenhaus - nur können die Leute zu Hause in der vertrauten Umgebung bleiben." Das sei der Vorteil dieser medizinischen Pflege, die in schwierigen Einzelfällen auch über das Wochenende weiterläuft.
Ein weiterer wichtiger Tätigkeitsbereich ist für Brigitte Schleicher die Beratung. Dazu zählt nicht nur die Hilfe im zwischenmenschlichen Bereich, beispielsweise wenn für manche der alten pflegebedürftigen Klienten die Zivis oder Krankenschwestern der einzige soziale Kontakt sind.
Noch wichtiger sei die Beratung - auch der Angehörigen - im "Zettelkrieg" mit Behörden und Krankenkassen. Wie notwendig das ist, sieht die Stationsleiterin an der Unsicherheit von Leuten, die es eigentlich wissen müßten: "Aber wenn selbst Ärzte Probleme mit dem Ausfüllen der Formulare haben, wie soll dann erst der einfache Bürger zwischen Fachbegriffen wie Hauswirtschaftliche Versorgung und Häusliche Krankenpflege unterscheiden?" Ganz schlimm, so die Beobachtung, sei es mit neuen Leistungen, die die Kassen anböten. Die 1992 in Kraft getretene Regelung für einen Pflegesatz über 750 Mark im Monat sorge für größte Verwirrung. Vielen ist noch nicht klar, wann sie das Geld in Anspruch nehmen dürfen und wann nicht.
Das Stichwort Beratung hat für Brigitte Schleicher aber auch einen heiteren Aspekt: "Seitdem wir hier geöffnet haben, kommen ständig Leute herein, die mich nach allen Hilfsleistungen des Roten Kreuzes fragen." Essen auf Rädern wollen die einen bestellen, Sach- und Kleiderspenden wollen andere abgeben. Manche bitten auch um Geld.
Der helle, freundliche Raum mit den großen unverhangenen Fensterscheiben "zieht die Menschen offensichtlich an". Obwohl sie die Fragesteller dann weiterverweisen müßte, sei das dennoch eine gute Sache. Es zeige, wie richtig die Entscheidung des Frankfurter DRK-Verbandes gewesen sei, dezentrale Stationen zu schaffen: "Mit einer Anlaufstelle im Stadtteil können sich die Menschen viel schneller identifizieren." Positiv sei die Einrichtung darüber hinaus auch für die Angestellten. Auf den FVV als Fortbewegungsmittel angewiesen, haben sie jetzt viel günstigere Anfahrtszeiten zu den einzelnen Patienten.
Näheres über die Sozialstation Süd kann per Telefon 61 30 58 erfragt werden; besetzt ist das Büro montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr sowie am Montag- und Mittwochnachmittag (14 bis 16 Uhr). ask
AMERICAN FOOTBALL
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Mitte: Ulm Sparrows - Hanau Hawks 23:36, Frankfurt Gamblers - Mannheim Redskins 26:24, Stuttgart Stallions - Wiesbaden Phantoms 26:18.
Eintracht-Freundschaftsspiele Gründel traf und war der beste Akteur
Von Begegnung zu Begegnung läuft es beim Fußball-Bundesligisten Frankfurter Eintracht in der Vorbereitung auf die Saison besser. Im badischen Schutterwald zeigte die Mannschaft von Trainer Dragoslav Stepanovic jedenfalls gegen Racing Straßburg ihre bisher beste Partie der Testserie, die mit der Niederlage gegen den Zweitligisten Mainz 05 begonnen hatte.
Vor 4000 Zuschauern war im Spiel am Sonntag gegen Straßburg, das nach der abgelaufenen Saison in die erste französische Liga aufgestiegen ist, Heinz Gründel auffälligster Mann auf dem Platz. Der Klub aus dem Elsaß war in der 35. Minute durch einen Treffer des Walisers Mark Hughes in Führung gegangen. Gleich nach dem Wechsel erzielte Axel Kruse den Ausgleich, nur fünf Minuten später schoß Gründel die Eintracht gar in Führung. Nach 65 Minuten markierte schließlich Dyetu den Gleichstand.
In der Partie zog sich Ralf Weber eine Bandscheiben-Verletzung zu, die ihn möglicherweise zu einer zehntägigen Pause zwingt. FR
Eintracht Frankfurt bekleckerte sich vor 2000 Anhänger des FV Malsch am Samstag beim 5:1 (2:0)-Sieg nicht eben mit Ruhm. Immerhin: nach der 0:4-Startschlappe gegen Mainz 05 spielte der hessische Bundesligist nicht nur ein weiteres Monatsgehalt eines seiner Angestellten ein, sondern feierte auch den ersten Sieg der Saison. Daß das Ergebnis nicht noch deutlicher ausfiel, lag an dem aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber und, wie der anstelle von Dragoslav Stepanovic als Coach fungierende Assistenztrainer Karl Heinz Körbel hernach entschuldigend feststellte, an der "mangelnden geistigen Frische" der Frankfurter nach einer Wochen intensiven Konditionstrainings.
Vor allem in der ersten Halbzeit tat sich der Bundesligist gegen die tiefgestaffelte Abwehr der Amateure schwer. Daß der Eintracht-Motor nicht so ins Laufen kam, hatte sicher auch einen Grund darin, daß Ralf Falkenmayer wegen einer am Freitag erlittenen Leistenzerrung kurzfristig ausfiel, Antony Yeboah noch an einer Bänderdehnung aus dem Spiel gegen Mainz laborierte, Nationalspieler Manfred Binz nach verlängertem Urlaub noch pausieren durfte und Frank Möller mit Wadenbeinbruch ohnehin noch länger ausfallen wird.
Akzente setzten vor allem Uwe Bein vor und Heinz Gründel nach der Pause. Gründel baute auch die Führung der Eintracht, die nach 34 Minuten Edgar Schmitt erzielt hatte, in der 43. Minute zum 2:0 aus. Uwe Rahn traf kurz nach Wiederbeginn erstmals für seinen neuen Arbeitgeber.
Wiederum Schmitt erzielte das 4:1 (71.) und Klein (73.) setzte den Schlußpunkt in einer Begegnung, in der laut Körbel die Ausführung von Standardsituationen noch "katastrophal" war. rs
Um die Fahrkarten zur Leichtathletik- Junioren-Weltmeisterschaft von Seoul ging es während der nationalen Jugendtitelkämpfe in Mönchengladbach. Einer der Frankfurter Starter hat es im richtigen Augenblick gepackt. Nach langer Verletzungspause meldete sich LG-Hochspringer Kristofer Lamos mit einem Sieg im Grenzlandstadion zurück. 2,15 Meter überquerte der 18jährige erstmals und scheiterte dann an 2,18 m nur knapp. "Viele dachten, ich könne den Trainingsrückstand nach dem mehrfachen Bänderriß im Absprungfuß nicht mehr aufholen. Aber Talent bleibt eben Talent", lacht der junge Frankfurter selbstbewußt.
Seit drei Monaten erst kann er wieder voll trainiere, begann die Saison mit 1,95 m und 2,06 m. Der Juniorenländerkampf gegen die GUS in Moskau steht in zwei Wochen noch auf dem Programm, bis dann endgültig Kurs auf Seoul genommen wird. Definitiv ist die Nominierung noch nicht, "aber ich gehe mal davon aus, daß das klappt und daß ich bis dahin auch noch etwas draufpacken kann", sagte Lamos.
Zwei Konkurrenten haben in Mönchengladbach die 2,18 Meter ebenfalls überflopt: Jochen Schmälzle (Reutlingen) und Ralf Salzmann (Leverkusen). Die geringere Anzahl an Fehlversuchen brachte die Entscheidung zugunsten des Frankfurters.
Star waren die Sprintleistungen der Leichtathletik-Jugend. Marc Blume (LG Olympia Dortmund) feierte einen Doppelsieg über 100 m in 10,37 sek und 200 m in 21,29 sek. Silke Liechtenhagen (LG Bayer Leverkusen) war in 11,44 sek sowie 23,70 sek nicht einzuholen. Die erst 17jährige Gabriela Becker holte für die LAZ Bruchköbel (11,58 sek) die Vizemeisterschaft über 100 m und wird damit auf alle Fälle in Seoul den Staffelstab weiterreichen. "Beim Länderkampf werde ich im Einzelwettbewerb starten, aber für die WM steht das noch nicht fest", erklärte die Bruchköblerin. Trotz Meistertitel keine Chance auf einen internationalen Start hat Bernhard Dinges vom LAV Wiesbaden, denn seine Disziplin, die 3000 m, wird es in Seoul nicht geben. In 8:22,79 min gewann der Alsfelder in Mönchengladbach. Steffen Brandis vom ASC Darmstadt hat es da mit 2000 m Hindernis als Vizemeister (5:41,10) hinter Damian Kallabis (TV Oberndorf/ 5:39,64) besser getroffen. Bronze gab es zweimal für die heimischen Starter: Claus Peter Hainbach (Eintracht Frankfurt) stieß die Kugel auf gute 18,16 m, Hammerwerfer Jürgen Becker von der LG Frankfurt empfahl sich mit 68,42 m. ih
Jan Weinzierl (TK Ulm) gewann den mit 4000 Mark dotierten Movado-Cup beim Erlenseer Tennis-Turnier. Er besiegte im Finale Arne Kloodt (TC Langenhagen) in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:4. Im Doppel siegten Julien Link/Oliver Trott (Offenbacher TC/Karlsruhe-Rüpurr) glatt mit 6:1, 6:2 gegen die Lokalmatadoren Jahl/Teichmann (TSG Erlensee/1. Hanauer THC). Das erstmals im Rahmen der Warsteiner Grand-Prix-Serie ausgetragene Turnier lockte insgesamt 1500 Zuschauer ins Erlenseer Sportzentrum, wo sich 20 der besten 100 deutschen Spieler eingefunden hatten. hdp
MOTORSPORT
GROSSER PREIS VON UNGARN, 9. von 13 Läufen zur Motorrad-Weltmeisterschaft auf dem Hungaroring/Budapest, Klasse bis 250 ccm (28 Runden = 108,304 km): 1. Cadalora (Italien) Honda 49:29,109 Minuten (131,317 km/h), 2. Reggiani (Italien) Aprilia 49:40,847, 3. Puig (Spanien) Aprilia 49:47,202, 4. Shimizu (Japan) Honda 49:52,483, 5. Zeelenberg (Niederlande) Suzuki 49:52,607, 6. Bradl (Zahling) Honda 49:52,820, 7. Romboni (Italien) Honda 49:55,771, 8. Schmid (Backnang) Yamaha 50:00,401, 9. Lavado (Venezuela) Gilera 50:24,118, 10. Torrontegui (Spanien) Suzuki 50:27,256, . . . 14. Prein (Wuppertal) Honda 50:45,126, 15. Kassner (Karlsfeld) Aprilia 50:45,388, . . . 24. Stadler (Obing) Honda 49:35,031. - WM-Stand: 1. Cadalora 155 Punkte, 2. Reggiani 97, 3. Pierfrancesco Chili (Italien) Aprilia 72, 4. Bradl 67, 5. Puig 62, 6. Shimizu 44, . . . 10. Schmid 28.
Klasse bis 500 ccm (30 Runden = 119,04 km): 1. Lawson (USA) Cagiva 58:21,786 Minuten (119,295 km/h), 2. Chandler (USA) Suzuki 58:35,980, 3. Mamola (USA) Yamaha 58:59,516, 4. Schwantz (USA) Suzuki 59:25,394, 5. Rainey (USA) Yamaha 59:29, 448, 6. Gardner (USA) Honda 59:57,188. - WM-Stand: 1. Doohan (Australien) Honda 130 Punkte, 2. Schwantz 87, 3. Rainey 73, 4. Chandler 72.
DEUTSCHE TOURENWAGEN-MEISTERSCHAFT, 8. von 12 Läufen in Brünn/CSFR: 1. Rennen (19 Runden = 102,486 km): 1. Cecotto (Venezuela) BMW M3 40:54,28 Minuten (150,329 km/h), 2. Ravaglia (Italien) BMW M3 40:55,75, 3. Pirro (Italien) BMW M3 40:56,11, 4. van Ommen (Moers) Mercedes 190E 41:11,42, 5. Asch (Ammerbuch) Mercedes 190E 41:12,15, 6. Engstler (Kempten) BMW M3 41:16,21, 7. Schneider (St. Ingbert) Mercedes 190E 41:18,12, 8. Heger (Essen) BMW M3 41:24,69, 9. Nissen (Dänemark) BMW M3 41:35,53, 10. von Bayern (Berg) BMW M3 42:14,56.
2. Rennen (16 Runden = 86,304 km): 1. Cecotto 34:17,84 Minuten (150,980 km/h), 2. Rosberg (Finnland) Mercedes 190E 34:19,55, 3. Ravaglia 34:22,64, 4. Ludwig (Roisdorf) Mercedes 190E 34:22,99, 5. 34:33,53, 6. Winkelhock (Korb) BMW M3 34:35,38, 7. Lohr (Mönchengladbach) Mercedes 190E 34:36,31, 8. Engstler 34:43,71, 9. Heger 34:44,01, 10. Hahne (Moers) BMW M3 34:48,36.
Gesamtstand: 1. Ludwig 136 Punkte, 2. Asch 130, 3. Cecotto 118, 4. Thiim (Dänemark) Mercedes 190E 117, 5. Schneider 104, 6. Soper 93, 7. Ravaglia 91, 8. Rosberg 84.
Wenn es in der Landesligarunde 92/93 so läuft wie bei der Saisoneröffnung auf dem Günter-Reutzel-Sportfeld, dann dürfte der KSV 1890 Klein-Karben ein gewichtiges Wort im Meisterschaftsrennen mitsprechen. Bei Live-Musik , Freibier, Steaks und Würstchen wurden die beiden Mannschaften (Landes- und Bezirksliga) des KSV in professioneller Manier präsentiert. Mit dabei der frühere Torwart und jetzige Zehnkampf-Star Thorsten Dauth, der bei jeder passenden Gelegenheit den Weg zu seinen früheren Kameraden findet. Mit dabei auch die für KSV- Verhältnisse geradezu sensationelle Zahl von 150 (!) Fans. "Der Wettergott muß ein Kärber sein", begrüßte Abteilungsleiter Conny Heermann die Besucher. Just zur Saisoneröffnung hatte Petrus seine Schleusen geschlossen und strahlenden Sonnenschein präsentiert. Ein gutes Omen für die neue Saison?
"Jeder Verein geht seinen Weg, und nicht nur der SV Bernbach oder der KSV Klein-Karben gelten als Meisterschaftsfavoriten", leitete Trainer Karl-Heinz Volz sein Statement zur neuen Runde ein. Er traut auch Viktoria Griesheim und dem personell verstärkten SV Mörlenbach eine Menge zu, rechnet ferner mit den "aufgerüsteten" FC Italia und FV Progres Frankfurt. "Die Freigerichter sind nach ihren spektakulären Verpflichtungen der große Topfavorit, aber Wunsch und Realität klaffen oft weit auseinander", glaubt er nicht, daß ein Meisterteam mühelos zusammengekauft werden kann. In der südlichen Wetterau setzen die Verantwortlichen vermehrt auf junge, hungrige Talente, ergänzt mit den "Alt-Stars" Josef Sarroca (31 Jahre) und Jürgen Bär (33).
"Wir haben letzte Saison sehr gut abgeschnitten, und es wird schwierig sein, unseren zweiten Platz zu verteidigen, zumal wir uns nicht verstärkten, sondern nur ergänzten", läßt der frühere Frankfurter (FSV und Eintracht) Filigran-Techniker Josef Sarroca leichte Skepsis in Bezug auf einen Oberliga-Aufstieg durchklingen. "Persönlich hoffe ich, endlich einmal wieder ohne größere Verletzungen über die Runden zu kommen, erneut vorne mitmischen und möglichst in zwei oder drei Jahren meine Karriere mit einem Oberliga-Aufstieg hier ausklingen lassen zu können", ergänzt der Spanier.
Ob die Vereinsführung, die Finanzen oder auch der Trainer (Karl-Heinz Volz arbeitet im dritten Jahr beim KSV) - die Spieler finden ein geordnetes Umfeld vor. "Wir werden dennoch neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit gehen, personifiziert durch Jürgen Scholl", zeigt der stellvertretende Fußball-Chef Klaus Buseck ein mögliches Defizit des Landesligisten auf. Neue Ideen sind gefragt, vor allem soll das Zuschauerpotential (bisher 300 pro Spiel) weiter erhöht werden.
Dazu bedarf es nicht nur einer soliden, teilweise eher hausbackenen, sondern modernen Führung. Auch der Dauerkartenverkauf steckt noch in den Kinderschuhen. " Können wir unsere mannschaftliche Geschlossenheit beibehalten, werden wir erneut vorne mitmischen", gibt sich der lange Jahre in der Oberliga erprobte Ex-Hanauer (FC 1893) und Frankfurter (FSV) Jürgen Bär optimistisch. "Da hier alle Zusagen eingehalten werden, nehme ich gerne einen gewissen Fahrtstreß von meinem Wohnort Hanau in Kauf und freue mich tierisch auf die neue Saison", ergänzt der Mittelfeldspieler mit Torinstinkt. Einen Ronny Borchers, Martin Bangert oder Albert Repp konnte der Friedberger Kreisvertreter nicht an Land ziehen, dennoch wird mit diesem Kollektiv stark zu rechnen sein.
Ein zweiter Thorsten Dauth ist allerdings im Aufgebot nicht zu entdecken. "Ich habe bis vor zwei Jahren hier gespielt, kenne den gesamten Vorstand, einen Teil der Mannschaft und drücke weiterhin dem KSV die Daumen", zeigt der Zehnkämpfer seine enge Verbundenheit mit diesem Verein. Für ihn ist der Fußball zunächst kein Thema mehr.
Mit flockigen Sprüchen wartete bei der Saisoneröffnung allerdings Neuzugang Ersen Kacmaz (bisher FSV Bischofsheim) auf, er muß großen Worten nur noch große Taten (sprich: Tore) folgen lassen. Zusammen mit Harald May, Frank Braunwart und Thomas Hess will der türkische Vollblutstürmer fortan in der Wetterau auf Torejagd gehen.
HANS-DIETER PUTH
Movado-Cup: 1500 Zuschauer sahen im Erlenseer Sportzentrum Bundesliga-Tennis Nur im Doppel konnten heimische Tennis-Cracks mithalten
Es muß nicht immer Wimbledon sein. Das Tennis-Turnier der TSG Erlensee, das auch nicht auf Rasen, sondern auf den in Deutschland üblichen Sandplätzen über sechs Tage im Sportzentrum ausgetragen wurde, hatte das mit Abstand höchst Niveau in der zehnjährigen Geschichte. Das hing jedoch nicht mit Zufälligkeiten, sondern mit der Aufstockung der Preisgelder auf insgesamt 20 000 Mark (gespielt wurde um den Movado-Cup) sowie der Aufnahme in die "Warsteiner Grand-Prix-Serie" zusammen.
Erstmals wurde bei dieser Veranstaltung Bundesliga-Tennis offeriert, erstmals gab es mit fast 1500 Zuschauern eine adäquate Zuschauerresonanz. Erstmals mußten allerdings auch die (wenigen) lokalen Tennis-Cracks erkennen, wie weit der Weg zur deutschen Spitze ist. Im Einzelfinale besiegte der Ulmer Jan Weinzierl (DTB-Rangliste Nr. 118) Arne Klodt (TC Langenhagen ), Deutschlands Nummer 139, in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:4. Im allerdings schwächer besetzten Doppel-Wettbewerb durften die Lokalmatadoren fast doch noch einen Erfolg feiern, zumindest kamen die Sieger aus dieser Region: Der Bruchköbeler Julien Link (spielt in der Medenrunde für den Offenbacher TC) und der aus Bad Nauheim stammende Oliver Trott (Karlsruhe-Rüpurr) bezwangen Eduard Jahl (TC Blau-Weiß Gelnhausen) und Thorsten Teichmann (1. Hanauer THC) - beide wohnen jedoch in Erlensee - im Finale mit 6:1 und 6:2. Während Einzelsieger Weinzierl 4000 Mark und den großen Movado-Sieger-Cup in Empfang nehmen durfte (Finalpartner Klodt strich 2300 Mark ein), gab es für das Doppel-Siegerpaar Link/Trott insgesamt 1500 Mark.
Das Endspiel sorgte mit über 350 Zuschauern für einen Platzrekord im Erlenseer Sportzentrum. Der erst 19 Jahre alte Jan Weinzierl dominierte über weite Strecken das Spielgeschehen, sein Schlagrepertoire war größer, seine Retourns präziser. Beim Stande von 4:1 im ersten Satz zogen sich dunkle Wolken über dem Sportzenrtum auf und endluden sich. Binnen weniger Minuten glich der Center-Court einer Seenlandschaft. Fast 80 Minuten lang mußte das Finale unterbrochen werden. Dann wurden die Wolken wieder durch strahlenden Sonnenschein abgelöst. Weinzierl sorgte mit einem Break für das 5:1 und hatte damit bereits die Weichen zum Satzgewinn gestellt. Daran änderte auch der Break seines Rivalen und ein weiterer Spielgewinn Klodts zum 5:3 nichts mehr. Im zweiten und entscheidenden Satz gelang Weinzierl mit dem 4:2 wiederum ein Break, womit die Moral von Arne Klodt (DTB-Nummer 139) gebrochen war.
"Ich hatte das Spiel gut im Griff, und habe mit meinen variablen Schlägen den Gegner ausgeknockt", kommentierte der selbstbewußte Sieger seinen Erfolg. Im Doppel waren Jahl/Teichmann zunächst kampflos und später ohne größeren gegnerischen Einsatz - die Leverksuener Sascha Bandermann/Christian Jessel wurden diesbezüglich vom Schiedsrichter verwarnt - ins Finale vorgedrungen, hatten aber gegen Link/Trott nicht den Hauch einer Chancen. Da Teichmann mit anderem Partner bereits gegen Trott (ebenfalls mit anderem Nebenmann) gewonnen hatte, glaubten die Lokalmatadoren an eine echte Gewinnchance. Das sollte sich als Trugschluß erweisen. Der aus Bad Nauheim stammende und bereits beim Regionalligisten Tennis-Park Rosbach aktive Trott beherrschte dieses Doppel nach Belieben und riß Julien Link zu einer starken Leistung mit. "Unsere Retourns waren sicherer, wir ließen den Gegner nie ins Spiel kommen und knacksten damit ihr Selbstvertrauen an", resümierte Oliver Trott. "Dieses Spiel müssen wir schnell vergessen, denn der Gegner hatte einen guten Lauf und wir kaum einen Ball ins Feld gebracht", übte Eduard Jahl, Vereinstrainer des Ausrichters TSG Erlensee, Selbstkritik.
Turnierdirektor Klaus Krost sowie die Turnierleitung mit Gottfried Wohlmann und Harald Teichmann hatte aufgrund ihrer Routine keine Probleme mit der Abwicklung, zumal der Veranstalter erst beim Endspiel mit dem Wettergott haderten durften. "Wir blieben die ganze Zeit von solchen Dingen verschont, obwohl wir täglich vorsorglich in Rodenbach Hallenzeiten gebucht hatten", freute sich Krost. Das gesamte Umfeld war professionell organisiert, vom Spielplan über die Balljungen bis zur Versorgung und dem Fahrdienst hin klappte alles wie am Schnürchen. Zumindest in gleicher Größenordnung wird auch die 93er-Veranstaltung geplant, denn der nächste Sprung würde eine Verdoppelung der Preisgelder auf 40 000 Mark nach sich ziehen. "Als Schwerpunkt im Sponsorenbereich betrachten wir auch zukünftig die Firma Movado sowie in etwas kleinerem Umfang die Firma Bommersheim", wagte Krost einen Blick nach vorne.
Die Minuspunkte? Die Meldungen im Bereich des Doppel-Wettbewerbs blieben hinter den Erwartungen zurück, ferner wagten sich zu wenige Spieler aus dieser Region in die Qualifikation. Fast bereits sensationell: Die ersten acht gesetzten Spieler waren bis zum Viertelfinale auf der Strecke geblieben, womit die Klasse dieses Turniers bestätigt wird. Schließlich waren 20 Spieler der Deutschen "Top 100" in Erlensee am Start.
Daß letztlich Stargast Pete Sampras nach seinem Ausscheiden in Wimbledon und dem Ablauf der dreitägigen Karenzzeit lieber in seine Heimat USA zurückflog, als noch einmal in Erlensee einen Schaukampf zu absolvieren, stieß auf das Verständnis des Veranstalters sowie der Tennis-Fans. An Wimbledon-Verhältnissen fehlte eigentlich nur noch die Abdeckplane . . .
HANS-DIETER PUTH
Es war aber auch höchste Zeit für Gregor Axler. Der Name des 23jährigen Kölner Jockeys zierte zu Beginn des Niederräder Rennsonntags mit 47 Mißerfolgen hintereinander die Spitze der Frankfurter Verliererliste. "Nur nicht dran denken, nur nicht mit Gewalt", sagte der Angestellte des Rennstalles von Erika Mäder. Just bevor ihm im Hauptrennen ein negatives Jubiläum drohte, brachte er Tout à tout für Trainer Wilfried Kujath als Sieger ins Ziel.
Im Preis der Firma Jean Bratengeier, einem Fliegerrennen über 1300 Meter, hatte Axler denn auch wieder gut reiten mit der von seiner Chefin trainierten Aminata. Ein heftiger Regenguß hatte nicht nur das Vorspiel für den mit 25 000 Mark prämierten Rennhöhepunkt verlängert, sondern auch der Favoritin Lamseh alle Chancen geraubt. Als die Pferde mit Verspätung auf die Reise geschickt wurden, fand die von Uwe Ostmann trainierte Stute den "falschen Boden", so ihr Reiter Michael Trinker. Der Frankfurter Bonus und Datscha aus München hingegen bereiteten der vierjährigen Aminata das gewünscht schnelle Rennen. Die speedstarke Stute des Gestüts Zoppenbroich sicherte sich den Sieg völlig überlegen ganz ohne Peitsche "nur mit den Händen geritten", strahlte Axler über seinen zweiten Erfolg.
Im Kampf um Platz zwei stürmten vier Pferde Kopf an Kopf über die Linie. Das Zielfoto sah schließlich Clemens Zeitz Isybeam auf dem zweiten Platz vor King Attila. Der schwierige Zise-Hengst aus Bayern, zweiter Favorit, mußte von den Helfern mühevoll in die Startbox geschoben werden und sprang einmal mehr mit Verspätung ab.
Zum erfolgreichsten Trainer avancierte diesmal Wilfried Kujath, für den Kamperico den zweiten Treffer landete, neben Hans Georg Thalau mit Asalto und Clemens Zeitz mit Pearl Girl. Dave Richardson, der Engländer, gewann mit dem Favoriten Strong and fast das dem im Vorjahr verstorbenen Trainer Andreas Hekker gewidmete Rennen. Richardson führt seinen Stall seither fort.
Siegesmeriten heimste als Mitbesitzerin schließlich auch Evelyn Steigenberger ein. Novalis brachte das Hürdenrennen für den Stall Steigenberger ganz locker nach Hause, ein kleines Trostpflaster für den entgangenen Derbysieg vom letzten Wochenende. WILFRIED GEIPERT
Türkei bleibt vor der Tür zur EG Folter als Sperr-Riegel
ANKARA, 13. Juli (AP). Bundesaußenminister Klaus Kinkel sieht in der unzureichenden Gewährleistung der Menschenrechte durch die Regierung in Ankara und in der Folterpraxis ein wesentliches Hindernis für eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Gemeinschaft (EG). Wie Kinkel vor Journalisten in Ankara erklärte, hat er in einer ersten Unterredung mit dem türkischen Außenminister Hikmet Cetin die Frage der Menschenrechte als einen "Sperr-Riegel" bezeichnet, der eine EG-Vollmitgliedschaft der Türkei derzeit nicht zulasse.
Er habe Cetin deutsche Zeitungsberichte über den Fall einer schwangeren Hebamme übergeben, die gefoltert worden sei. Ihm sei eine Stellungnahme noch während seines heute abend zu Ende gehenden Besuchs zugesagt worden.
Als weiteren Hinderungsgrund für eine schnelle EG-Vollmitgliedschaft der Türkei nannte Kinkel das Problem der Freizügigkeit in der EG. Die Aussicht einer unbegrenzten Zahl von Türken in Deutschland sei für die Bundesrepublik vor dem Hintergrund der ohnehin schon in Gang befindlichen Diskussion über die Ausländer-, Übersiedler- und Asylproblematik ein gewaltiges innenpolitisches Problem. Bonn wolle aber helfen, die Türkei an die EG anzunähern, und unterstütze daher eine stärkere Assoziierung an die Gemeinschaft.
Kinkel war am Sonntag nachmittag zum ersten offiziellen Besuch eines deutschen Außenministers seit acht Jahren in der Türkei eingetroffen. Wie der Minister vor Journalisten sagte, will er bei dem Besuch vor allem versuchen, die durch das Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte gegen die kurdische Zivilbevölkerung entstandene Belastung der Beziehungen zwischen Bonn und Ankara auszuräumen.18 Aktive Retter im Zeltlager DLRG-Ortsgruppe trainiert "dänisch"
NIEDER-ESCHBACH. Für insgesamt 18 Tage haben Aktive der Ortsgruppe Nieder-Eschbach der Deutschen Lebens- Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ein Ausbildungs- und Ferienzeltlager in Ebeltoft in Dänemark bezogen. Es ist die sechste Aktion dieser Art unter der Leitung des Vorsitzenden Horst Maier. Das Ziel erreichten die Teilnehmer mit zwei Kleinbussen (zwei Boote im Anhänger) nach dreizehn Stunden Fahrt.
Während des Aufenthaltes im von Frankfurt tausend Kilometer entfernten Zeltlager sieht der Ausbildungsplan vor allem die praktische Unterweisung über Gefahrenmomente an der Kattegat-Küste sowie Schnorcheltauchen und "Retten in bewegter See" vor. Anderes Training dient der Vorbereitung auf den Bootsführerschein.
Neben der fachlichen Ausbildung sind weiter vorgesehen: Rundfahrten in Dämemark, Ausflüge zu bedeutenden landschaftlichen und kulturellen Stätten, Dia- Abende (etwa mit dem Thema: "Dänische Vor- und Frühgeschichte"), Angeln im Meer sowie Kontakte mit dänischen Hilfsorganisationen.
Und ddie Verständigung im Gastgeberland auch wirklich klappt, wird eigens ein Einführungskurs in die dänische Sprache angeboten. dixi
LONDON, 13. Juli (AP). Die Vorsitzende des Exekutivkomitees von amnesty international (ai), Anette Fischer, und ihr Ehemann Carl sind bei einem Autounfall in der Nähe von Florenz ums Leben gekommen. Wie die Menschenrechtsorganisation am Sonntag mitteilte, befand sich die 46jährige Dänin (Bild: dpa) auf der Rückreise von einem Ferienaufenthalt in Italien, als ihr Fahrzeug am Samstag bei heftigem Regen mit einem anderen Auto zusammenprallte. Die Bibliothekarin war 1991 zur Vorsitzenden des Exekutivkomitees gewählt worden, dem sie seit 1989 angehörte. Sie hatte sich mehr als zwanzig Jahre lang in der Gefangenenhilfsorganisation engagiert und hatte die dänische Sektion von 1986 bis 1989 geleitet.
HAVANNA, 13. Juli (AP/AFP). Die kubanische Nationalversammlung hat zum Ende ihrer dreitägigen Sitzung am Sonntag wie erwartet die ausgearbeiteten Verfassungsänderungen beschlossen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Prensa Latina mitteilte, sollen die Parlamentarier künftig direkt gewählt und nicht mehr von regionalen Gruppierungen ernannt werden. Religionsfreiheit wird in Zukunft garantiert. Außerdem sollen ausländische Investoren mit dem Versprechen nach Kuba gelockt werden, daß sie ihre Profite exportieren dürfen.
Der "sozialistische" Charakter Kubas bleibt aber ebenso erhalten wie die führende Rolle der Kommunistischen Partei in Staat und Gesellschaft. In seiner Schlußrede sagte Staatschef Fidel Castro, dessen Machtfülle ausgeweitet wurde, sollte die kubanische Revolution eines Tages "verschwinden, wird sie mit uns verschwinden". Zugeständnisse oder eine "Kapitulation aus Angst" werde es keinesfalls geben.
Gleichzeitig verteidigte Castro den Ausbau der Tourismusindustrie. Hotels und Restaurants sind fast ausschließlich ausländischen Besuchern vorbehalten. Dies sei weder ungerecht noch diskriminierend, sondern diene ausschließlich dazu, Devisen ins Land zu bringen.
(Siehe auch Seite 3)
. . . und außerdem Hunsrück-Nest soll Tor zur Welt werden
Stolz führt Colonel Joseph Emma durch das Gelände der US-amerikanischen Airbase im rheinland-pfälzischen Ort Hahn. "1991 wurde Hahn als Fliegerhorst mit dem besten Erscheinungsbild unter allen Flugplätzen der US-Luftwaffe in Europa ausgezeichnet", sagt der Kommandant des im Landkreis Rhein-Hunsrück gelegenen Stützpunkts. Doch über dem in der Tat blitzsauber anmutenden Areal werden nicht mehr lange die Stars and Stripes wehen. "Spätestens zum 30. September 1993 ziehen wir ab. Dann wird Hahn an Deutschland zurückgegeben", betont Emma.
Was tun mit einem verlassenen Militärflugplatz? Während andere Bundesländer freiwerdende Kasernen vor allem für die Unterbringung von Asylbewerbern nutzen wollen, hat sich die Mainzer Landesregierung für das 565 Hektar große Gelände ein gewagtes Mammutprojekt ausgedacht. Nach dem Willen des agilen Wirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) soll in Hahn ein internationaler Fracht- und Charterflughafen entstehen.
Keines der westlichen Bundesländer wird in den nächsten Jahren das Ende des Ost-West-Konflikts so stark zu spüren bekommen wie Rheinland-Pfalz. Nach Angaben des Mainzer Wirtschaftsministeriums gibt es in Deutschland neun Kreise und kreisfreie Städte, in denen die Alliierten mehr als zehn Prozent zur Bruttowertschöpfung beitragen. Davon liegen sieben in Rheinland-Pfalz. 1989 gaben allein die US-Streitkräfte im Land rund 3,1 Milliarden Mark aus, die Franzosen weitere 600 Millionen. Der Abzug der 15 450 französischen Soldaten und die Schließung von 47 US-Stützpunkten bis zur Mitte der 90er Jahre wird Tausende deutscher Zivilbeschäftigter den Job kosten.
Mit Projekten wie der Umwandlung des Flugplatzes Hahn will Rheinland- Pfalz in den kommenden Jahren die Folgen des Truppenabbaus auffangen. Geld und Arbeitsplätze sollen in die wirtschaftlich schwachen Regionen gezogen, Hahn etwa zu einem "Kristallisationskern" für den gesamten Hunsrück werden. In Mainz gilt der Erfolg des Flughafens als so gut wie sicher. Das Wirtschaftsministerium verweist auf Prognosen, nach denen vor allem Luftfrachtdienste bis zum Ende des Jahrzehnts Zuwachsraten von 58 bis 100 Prozent verzeichnen werden. Da der Frankfurter Flughafen bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze arbeite, könne Hahn ihn sinnvoll ergänzen.
Dabei glauben die Mainzer, eine Marktlücke entdeckt zu haben: Fluggesellschaften wie die Deutsche Lufthansa würden ihre Flugzeuge gerne tagsüber als Passagiermaschinen, in der Nacht dagegen als Frachter nutzen, werden daran jedoch vom Nachtflugverbot auf den meisten deutschen Flughäfen gehindert. Aus diesem Grund soll Hahn rund um die Uhr offen bleiben. Um dem steigenden Frachtverkehr auch am Boden gerecht zu werden, will die Landesregierung den Ausbau von Fernstraßen in der Region vorantreiben. Wird das Projekt Frachtflughafen ein Erfolg, soll die Landebahn von derzeit 2700 Meter auf 4000 Meter ausgebaut werden. Dann könnten auf dem Hunsrück auch vollbepackte Jumbo- Jets Richtung USA oder Fernost starten.
Während SPD, CDU und FDP in Rheinland-Pfalz die Umwandlung des Flugplatzes befürworten, haben sich die Grünen und mehrere Naturschutzverbände gegen das Vorhaben ausgesprochen. Sie kritisieren vor allem die zu erwartende Lärmbelästigung durch Nachtflüge und den steigenden Güterverkehr auf den Bundesstraßen 50 und 327, die den Hunsrück mit den Autobahnen 1 und 61 verbinden. "Mehr Lärm, mehr Schmutz, weniger Lebensqualität" sieht die Grünen-Landtagsabgeordnete Erika Fritsche als Folge für die Region. Die Umweltpartei bezweifelt darüber hinaus, ob Hahn sich gegen andere Airports durchsetzen wird, zumal auch der Frankfurter Flughafen den Bau eines neuen Frachtzentrums plant.
Der wirtschaftliche Erfolg des Projekts Hahn dürfte nicht zuletzt davon abhängen, ob die Deutsche Lufthansa einen Teil ihrer Frachtkapazität auf den Hunsrück verlagert. "Hahn ist eine echte Alternative im Hinblick auf den europäischen Verkehr", betont der Fracht-Direktor der Fluggesellschaft, Wilhelm Althen. Doch macht die Lufthansa klar, daß sie den Schritt nach Rheinland-Pfalz nur machen will, wenn neben dem 24-Stunden-Betrieb auch die Allwettertauglichkeit von Hahn sichergestellt ist.
Ansonsten kann sich Frachtchef Althen auch eine Verlagerung ins europäische Ausland vorstellen: "Brüssel wirbt, die haben Platz." Und Brüssels Flughafen ist ebenfalls rund um die Uhr geöffnet.
GUIDO RIJKHOEK (AP)
TOKIO, 13. Juli (AP). Nordkorea hat am Montag einen Vorschlag Südkoreas abgelehnt, verurteilte kommunistische Spione gegen mutmaßlich festgehaltene Kriegsgefangene auszutauschen. Nach Angaben Südkoreas gerieten im Koreakrieg 1950 bis 1953 Tausende von Menschen in Kriegsgefangenschaft.
SAN FERNANDO, 13. Juli (AP). Die Behörden im Norden der Philippinen haben am Montag eine Suchaktion nach 25 Fischern eingeleitet, die am Wochenende in ihren Booten vom Taifun "Eli" überrascht worden waren. Die neun Motorboote waren den Angaben der Provinzregierung zufolge zuletzt am Samstag vor der Küstenstadt Baler gesehen worden. Bei dem Unwetter, das mit Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern über das Südchinesische Meer weiterzog, kamen mindestens drei Menschen ums Leben. Etwa 1600 Bewohner von sechs Orten in der Nähe des Vulkans Pinatubo wurden in Sicherheit gebracht, weil dort neue Schlammlawinen befürchtet wurden.
NEW YORK, 13. Juli (AP). Ein Jahr nach den Krawallen bei einem Konzert der US-amerikanischen Hardrockband "Guns N'Roses" ist ihr Leadsänger Axl Rose in New York vorübergehend festgenommen worden. Der 30jährige Musiker wurde nach offiziellen Angaben am Sonntag auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen festgenommen und später gegen Zahlung von 100 000 Dollar Kaution (rund 150 000 Mark) wieder auf freien Fuß gesetzt.
Rose war aus Paris kommend zusammen mit seiner Freundin Stephanie Seymour, ihrem kleinen Sohn und einem Kindermädchen in die USA zurückgekehrt. Ein Flughafensprecher teilte mit, die Staatsanwaltschaft von St. Louis lege Rose die Störung der öffentlichen Ordnung in vier Fällen und Sachbeschädigung zur Last. Bei den schweren Tumulten in St. Louis waren am 3. Juli vergangenen Jahres 40 Konzertbesucher und 25 Polizisten verletzt worden. Der Sachschaden betrug 200 000 bis 300 000 Dollar.
BONN, 13. Juli (AP). Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hat vor "schwarzen Schafen im Adreßbuchwesen" gewarnt, die für Anzeigen in Büchern kassieren, die letztlich gar nicht oder in Kleinauflagen erscheinen.
Fast zwei Millionen Mark würden durch solch einen Schwindel erlöst, teilte der DIHT am Montag in Bonn mit. Dem stünden Kosten von nur 150 000 bis 200 000 Mark gegenüber. Der DIHT empfahl den Betrieben, sich vor Anzeigenaufgabe mit der Kammer am Ort in Verbindung zu setzen.
Besonders häufig seien junge Unternehmen in den neuen Bundesländern die Opfer, erklärte der DIHT nach einer Analyse der Beschwerden, die bei ihm von der geschädigten Wirtschaft eingegangen sind. Auch werde der Betrug mit Firmenregistern und Gründungsurkunden immer dreister. So erhielten Firmen nach dem Eintrag in das Handelsregister innerhalb kürzester Zeit verschiedenste "Angebote" über die Aufnahme in Register-Rollen, Branchenanzeigen, Firmenverzeichnisse und Zentralregister. Dabei seien die Offerten im Regelfall so aufgemacht, daß der Ausschnitt der Handelsregistereintragung auf eine vorbereitete Rechnung geklebt werde und ohne weitere Erklärung an den Adressaten gehe, der nach dem Willen der Schwindler bloß zu unterzeichnen und zu zahlen braucht.
F R A N K F U R T A. M., 13. Juli (AP). Die Bonner Pläne zur Einführung von Straßenbenutzungsgebühren und höheren Mineralölsteuern sind am Montag auf heftige Kritik aus den verschiedensten Lagern gestoßen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wies Autobahngebühren als "unsozial" zurück. Der Bund der Steuerzahler meinte, bei einer Erhöhung der Mineralölsteuer gehe es nicht um die Umwelt, sondern nur ums "Abkassieren".
Bundesverkehrsminister Günther Krau- se (CDU) hatte angekündigt, spätestens 1995/96 eine Autobahngebühr einzuführen, die nach Informationen des "Spiegels" zwischen 200 und 400 Mark im Jahr läge. Gleichzeitig will er eine Entlastung bei der Kfz-Steuer schaffen.
BDI-Präsident Heinrich Weiss sagte der Kölner Tageszeitung "Express" (Montagausgabe): "Eine Straßenbenutzungsgebühr für die Besitzer von Pkw halte ich für unsozial, weil etwa ein Rentner, der im Jahr auf eine minimale Fahrleistung kommt, ebenso stark belastet wird wie ein Vielfahrer." Gerecht wäre es nach Ansicht von Weiss vielmehr, wenn Autofahrer nach der Verkehrsleistung belastet würden, zum Beispiel über eine höhere Mineralölsteuer. "Das ist zwar auch von Übel, doch das kleinere Übel." Massive Steuer- und Abgabenerhöhungen könnten jedoch große Gefahren für die Autoindustrie heraufbeschwören, fügte der BDI-Präsident hinzu.
Weiss sprach sich entschieden gegen einen Alleingang bei der Lkw-Vignette aus, die Minister Krause im Fall einer Zustimmung der EG bereits ab Mitte 1993 einführen will. Weiss sagte: "Die deutschen Fuhrunternehmer werden bereits heute bedeutend stärker belastet als zum Beispiel Unternehmer in Holland. Eine Vignette wäre daher nur zu akzeptieren, wenn ein Paket aus Vignette, Kfz- Steuer und Dieselkraftstoff-Steuer geschnürt werden würde, das alle Fuhrunternehmen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft gleich belastet." Der Vizepräsident des Bundes der Steuerzahler, Dieter Lau, lehnte eine Straßenbenutzungsgebühr nicht grundsätzlich ab. Im Saarländischen Rundfunk sagte er, dies dürfe jedoch nicht zu Lasten der deutschen Autofahrer gehen. Vielmehr müßten ausländische Fahrer herangezogen werden. Die Umweltargumente für eine Mineralölsteuererhöhung bezeichnete Lau als "fadenscheinig bis schizophren". Denn einerseits solle die höhere Steuer die Menschen vom Autofahren abhalten, was zu weniger Benzinverbrauch und einem geringeren Steueraufkommen führe. Andererseits wolle man über die Steuer 50 Milliarden zur Sanierung der Bahn kassieren.
Für den Fall einer Mineralölsteuererhöhung forderte Lau einen gleichzeitigen Verzicht auf die Kfz-Steuer und eine Anhebung der Kilometerpauschale. Ohne diesen Ausgleich hätte die Steuererhöhung gravierende soziale Auswirkungen, da sie auf die Leistungsfähigkeit des einzelnen überhaupt keine Rücksicht nehme. Für Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz nur mit dem Auto erreichen können, würde eine höhere Mineralölsteuer zur Existenzfrage, sagte Lau.
Dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gehen die Pläne Krauses dagegen nicht weit genug. In einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagausgabe) sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weinzierl, grundsätzlich sei es zwar zu begrüßen, daß die Bundesbahn durch eine Verteuerung des Autofahrens saniert werden solle, die Vignette müsse aber mindestens 500 Mark kosten und umgehend eingeführt werden. Auch sei eine Erhöhung der Mineralölsteuer um mindestens 20 statt zehn Pfennig nötig.
Die Bundesregierung wolle offenbar mit Rücksicht auf die Wahlen erst 1995 oder 1996 diesen Schritt wagen. "Es darf jedoch keine Zeit mehr verlorengehen, um die Bahn in der Fläche zu erhalten und wieder attraktiver zu machen", betonte Weinzierl. Das gelte vor allem für die neuen Bundesländer, wo dringend ein noch vorhandenes dichteres Schienennetz saniert werden müsse. Die Schmerzgrenze für Autofahrer sei ohnehin noch längst nicht erreicht, meinte der BUND- Vorsitzende. Um einen wirksamen Anreiz für den Umstieg von der Straße auf die Schiene zu schaffen, müsse schrittweise ein Benzinpreis von drei bis vier Mark je Liter angestrebt werden.
Das Präsidium des ADAC forderte Bundeskanzler Helmut Kohl auf, auf der Kabinettssitzung am Mittwoch zur Sanierung der Bahn die Pläne für neue Autosteuern oder Straßenbenutzungsgebühren fallenzulassen. In einem offenen Brief an den Kanzler, dessen Inhalt am Montag in München veröffentlicht wurde, hieß es, die finanzielle Belastung der Autofahrer habe nach der letzten Benzinsteuererhöhung vom 1. Juli vorigen Jahres um bis zu 25 Pfennig pro Liter ein so hohes Ausmaß erreicht, daß weitere Steigerungen unzumutbar seien.
Schon heute würden von jedem getankten Liter Benzin je nach Sorte zwischen 98,8 Pfennig und 111,1 Pfennig als Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer in die Staatskasse fließen. Durch dieses Geld der Auto- und Motorradfahrer würden die Bahn und der öffentliche Nahverkehr in erheblichem Umfang mitfinanziert. Über 70 Prozent der Einnahmen aus der Mineralölsteuer würden für den öffentlichen Verkehr und andere allgemeine Staatsaufgaben abgezweigt, hieß es in dem offenen Brief weiter.
Von 1970 bis 1990 hätten Auto- und Motorradfahrer 404,6 Milliarden Mark an Mineralölsteuer aufgebracht und zudem 138,4 Milliarden Mark als Kraftfahrzeugsteuer an die Länder gezahlt. Im gleichen Zeitraum habe der Bund aber nur 153,7 Milliarden Mark für den Bau und den Unterhalt von Autobahnen und Straßen ausgegeben, während die Eisenbahnen 223,4 Milliarden Mark und der öffentliche Nahverkehr 24 Milliarden Mark aus Bundesmitteln erhielten. Nach Ansicht des ADAC lasse sich auch das Ziel, die Straßen zu entlasten und mehr Menschen zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen, durch das Verteuern des Autofahrens nicht erreichen. Die öffentlichen Verkehrsmittel seien oft gar nicht in der Lage, in größerem Umfang zusätzliche Fahrgäste aufzunehmen. Höhere Autokosten würden vor allem die Berufspendler treffen.
ALGIER, 13. Juli (AP). Vor einem algerischen Militärgericht ist der Prozeß gegen die Führer der Islamischen Heilsfront (FIS) am Montag in seine entscheidende Phase getreten. In Abwesenheit der angeklagten Parteichefs Ali Belhadj und Abassi Madani hörte das Tribunal in der südlich von Algier gelegenen Stadt Blida in der Nacht zum Montag rund 50 Zeugen an. Des Hochverrats und der Verschwörung angeklagt, müssen die beiden FIS-Führer mit der Todesstrafe rechnen.
Wie aus Justizkreisen verlautete, sind die Angeklagten von einem Sicherheitsbeamten vom Verlauf des Prozesses unterrichtet worden, der auch ohne ihre Anwälte sowie unter Ausschluß der internationalen Presse stattfindet. Nach Darstellung algerischer Juristen können die Angeklagten keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen, das voraussichtlich am heutigen Dienstag gefällt wird. Die Angeklagten hatten sich nach einer zweiwöchigen Unterbrechung geweigert, weiter an dem Prozeß teilzunehmen. Seit Mai sind insgesamt 26 Fundamentalisten zum Tode verurteilt worden.
Im Mittelpunkt des Prozesses stehen die Unruhen im Sommer des vergangenen Jahres im Gefolge eines von der FIS ausgerufenen Generalstreiks.
BONN, 13. Juli (AP/dpa/ptz). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat sich dagegen ausgesprochen, künftig die Rentenbeiträge nach der Kinderzahl zu staffeln. Blüm sagte am Montag in Bonn, er halte an der lohnbezogenen Rente mit automatischer Anpassung fest. Eine Staffelung nach Kinderzahl hatte der Parlamentarische Staatssekretär im Justizministerium, Reinhard Göhner, vorgeschlagen, Vorsitzender der CDU-Programmkommission.
Die Arbeits- und Sozialminister der Länder haben am Montag mit großer Mehrheit beschlossen, die organisatorisch getrennte Rentenversicherung für Arbeiter und Angestellte (LVA und BfA) bis 1997 zusammenzulegen.
(Siehe auch Wirtschaftsteil)
CHIHUAHUA, 13. Juli (AP). Bei der Gouverneurswahl im mexikanischen Staat Chihuahua ist am Montag nach Auszählung der Stimmen in über der Hälfte der Wahllokale die Oppositionspartei PAN vor der Regierungspartei PRI in Führung gegangen. PAN-Kandidat Francisco Barrio erklärte sich vor jubelnden Anhängern zum Wahlsieger, während der PRI-Vorsitzende von Chihuahua, Mario Tarango Ramirez, einräumte, daß die Ergebnisse für seine Partei unbefriedigend seien. Das amtliche Endergebnis wird für Mittwoch erwartet.
Nach vorangegangenen Hochrechnungen der PAN erzielte Barrio 60 Prozent der Stimmen gegenüber 40 Prozent für den 42jährigen PRI-Kandidaten Jesus Macias. Wahlberechtigt waren 1,2 Millionen Bürger.
Die Wahl wurde als Test für den 1988 gewählten mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari und seine Demokratisierungsversprechen gesehen. Die PRI ist seit 1929 an der Macht und hat seither alle nationalen und fast alle Regionalwahlen gewonnen - häufig mit betrügerischen Methoden.
BONN, 13. Juli (AP). Für große Küchen als Herzstück der Familienwohnungen hat sich Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ausgesprochen. Ein solcher Raum biete Möglichkeit zur Kommunikation zwischen jung und alt. "Eine große Küche, in der Haushaltsarbeit als Familienarbeit erfahren wird und Gespräche nebenbei möglich sind, ist dazu ideal", sagte Süssmuth am Montag in Bonn. Die Kleinküche habe sich nicht bewährt. In der Wohnungspolitik müsse langfristig gedacht und flexibel geplant werden.
Bei der Vorlage eines Berichts "Wie Familien wohnen wollen", den die CDU- Frauenunion erstellt hatte, warnte deren Vorsitzende davor, im ostdeutschen Wohnungsbau die Fehler der alten Bundesrepublik zu begehen. Für alle Bundesländer gelte: "Je vielfältiger die Nutzungsmöglichkeiten sind, die die einzelnen Räume in der Wohnung, das Gebäude, das Wohnumfeld für die Menschen in verschiedensten Lebensphasen und -situationen offenhält, desto attraktiver bleibt diese Wohnumgebung auf lange Sicht." Süssmuth forderte unter anderem Abstellräume für Kinderwagen und Fahrräder sowie Spielräume, die zur Gemeinschaftsbetreuung von Kindern genutzt werden könnten. Um die Vorschläge der Bundestagspräsidentin zu realisieren, müssen nach Ansicht der Hamburger Architektin Ilsemarie Rojan-Sandvoss die geltenden Richtlinien über Wohnungsgrundrisse schnellstens geändert werden. "Im sozialen Wohnungsbau werden Grundrisse verwendet, die vor 25 Jahren entwickelt wurden", kritisierte die Architektin.
NEU-DELHI, 13. Juli (AP). In Indien ist am Montag ein neuer Präsident gewählt worden. Um die Nachfolge von Ramaswamy Venkataram, dessen fünfjährige Amtszeit demnächst abläuft, bewarben sich der 74 Jahre alte Shankar Dayal Sharma, der 68 Jahre alte George Swell und eher symbolisch der Sikh Kaka Joginder Singh. Die besten Chancen wurden Sharma eingeräumt, da er die Unterstüzung der regierenden Kongreßpartei, zweier kommunistischer Parteien und einiger Regionalparteien hat. Wahlberechtigt waren 4748 Mitglieder beider Häuser des Parlaments und Abgeordnete der Landesparlamente. Die Bekanntgabe des Ergebnisses wird nicht vor Mittwoch erwartet.
NEW YORK, 13. Juli (AP). Die Demokratische Partei der USA hat am Montag vor Beginn des Nominierungskongresses im New Yorker Madison Square Garden ihre Anhänger zur Geschlossenheit aufgerufen. Vorsitzender Ronald Brown forderte dazu auf, sich hinter den designierten Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton zu stellen. Clinton selbst hatte sich noch am Sonntag bemüht, seinen schärfsten Widersacher aus dem Vorwahlkampf, den ehemaligen kalifornischen Gouverneur Jerry Brown, auf seine Seite zu bringen.
Der Exgouverneur sagte nach einer Unterredung mit Clinton, er sei noch nicht bereit, diesen zu unterstützen. Zwar bewegten sich die Dinge in die richtige Richtung, doch nicht mit dem Tempo, wie dies einige in der Partei wünschten. Alle anderen Bewerber, die sich zusammen mit Clinton, dem Gouverneur von Arkansas, bei den parteiinternen Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur beworben hatten, sagten ihm inzwischen ihre Unterstützung zu. Auch der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson stellte sich am Wochenende auf Clintons Seite, doch mahnte er zugleich soziale Reformen an.
ANKARA, 13. Juli (AP/AFP). Die Lage der Menschenrechte in der Türkei steht nach Auffassung von Bundesaußenminister Klaus Kinkel einer schnellen Vollmitgliedschaft des Landes in der EG entgegen. Dies sagte der FDP-Politiker am Montag nach Gesprächen mit Ministerpräsident Süleyman Demirel und Außenminister Hikmet Cetin. Kinkel bescheinigte der türkischen Regierung gleichzeitig aber Fortschritte bei der Durchsetzung der Menschenrechte.
Nach einer ersten Begegnung mit Cetin hatte Kinkel die Menschenrechtslage in der Türkei als "Sperr-Riegel" für die EG-Mitgliedschaft bezeichnet. Der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins, Nevzat Helvaci, bestätigte gegenüber Kinkel die Folterpraxis türkischer Sicherheitsorgane. Nach Angaben von Mitgliedern der deutschen Delegation verwies er auf Berichte von Betroffenen über Schläge auf die Fußsohlen, Behandlung mit einem Wasserstrahl und Elektroschocks. Helvaci habe aber von einer Praxis der unteren Ebene der Sicherheitsorgane gesprochen, die nicht etwa die stillschweigende Billigung der Regierung finde.
Als weiteres Hindernis für eine volle EG-Mitgliedschaft nannte Kinkel die damit verbundene Freizügigkeit, die die Gefahr einer Massenwanderung türkischer Arbeitnehmer nach Deutschland in sich berge. Cetin habe für den Fall einer EG- Aufnahme das Einverständnis seiner Regierung mit einer Übergangsregelung erklärt.
Laut Kinkel sagte Cetin zu, deutsches Rüstungsmaterial nur noch für Zwecke der Landesverteidigung im Rahmen des NATO-Vertrages einzusetzen. Auf den Einsatz solchen Materials gegen Kurden hatte Bonn mit einem vorübergehenden Lieferstopp reagiert, was zu erheblicher Verstimmung zwischen beiden Regierungen geführt hatte. (Siehe auch Seite 3)
MOSKAU, 13. Juli (AP). Eine Durchforstung der Akten des ehemaligen sowjetischen Staatssicherheitsdienstes KGB hat entgegen der Ankündigung von Präsident Boris Jelzin keine Beweise dafür erbracht, daß sich noch kriegsgefangene US-Amerikaner aus dem Zweiten Weltkrieg und späteren Konflikten in Rußland befinden. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montag berichtete, haben Fachleute nach dem Verbleib von 3752 Amerikanern gesucht.
Zur Person:
LUCIE VON EHRENWALL, frühere hochrangige DDR-Richterin, soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen Totschlages in mehreren Fällen vor Gericht gebracht werden. Wie ein Justizsprecher mitteilte, wird der Ex-Richterin "SED-Klassenjustiz in hohem Maße" vorgeworfen. Nach den jetzt der Justiz in Cottbus vorliegenden Unterlagen bestehe der dringende Verdacht, daß das frühere Mitglied des obersten DDR-Gerichts in den 50er Jahren zumindest drei Todesurteile aus reiner Willkür ausgesprochen habe. Für die Urteile gegen drei DDR- Bürger wegen angeblicher Spionage für den Westen habe es keine Rechtsgrundlage gegeben. Die Staatsanwaltschaft wirft von Ehrenwall auch die Verhängung von zahlreichen anderen Unrechtsurteilen vor. So soll sie einen Mann für Jahre hinter Gitter gebracht haben, weil dieser angeblich Autokennzeichen sowjetischer Militärfahrzeuge in der DDR an die Alliierten weitergegeben habe, sagte der Sprecher. Die Richterin habe offenkundig für eine "Lappalie" 15 Jahre Zuchthaus verhängt.
KATHMANDU, 13. Juli (dpa). Mehr als 200 Menschen sind in den vergangenen Tagen in Nepal an Magen- und Darminfektionen gestorben, 160 allein im Westen des Landes. Dies berichtete am Montag die offizielle Agentur RSS in Kathmandu. Unter den Toten seien zahlreiche Frauen und Kinder. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte wesentlich höher sein, denn es fehlen laut RSS noch Berichte aus weiteren Gebieten. In jeden Jahr fordern Magen- und Darminfektionen im Sommer Menschenleben. Als Grund nennen die Behörden verschmutztes Wasser, mangelnde medizinische Versorgung und unzureichende hygienische Verhältnisse. Im vergangenen Jahr wurden über 400 Tote registriert.
Der wegen Doping-Verdachts gesperrte Kanu-Weltmeister Detlef Hofmann hat den Kampf um den Nachweis seiner Unschuld noch nicht aufgegeben. Nachdem er aufgrund einer Einstweiligen Verfügung, die seine Sperre zeitweilig außer Kraft setzt, vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) zur Olympia-Nominierung vorgeschlagen worden war, hatte ihn das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) trotzdem nicht nominiert. "Gegen diese Entscheidung kann kein Gericht etwas machen, da sich das NOK eine Satzungs-Autonomie gegeben hat", meinte Hofmann. "Aber die Juristen haben mich ermutigt weiterzukämpfen, denn es geht ja um meine Perspektive", sagte der 28jährige Mannheimer.
Deshalb wird Hofmann nun den vorgeschriebenen Weg einhalten und sich zunächst an die Spruch- und Schlichtungskammer des DKV wenden. "Da diese aber wegen des Urlaubs ihres Vorsitzenden nicht sofort zusammentreten kann, ist Olympia für mich passé. Ich habe keine Illusionen. Aber die Sperre, die will ich aus der Welt haben." Hoffmann, der im April bei verbandsinternen Doping- Tests durch extrem hohe Testosteron- Werte aufgefallen war, ist optimistisch: "Das ist doch kurios: Von allen Seiten, auch von einigen Herren aus der DKV- Spitze, wird mir bestätigt, daß sie von meiner Unschuld überzeugt sind. Und auf der anderen Seite verhängen sie die Höchststrafe, weil sie nicht gegen Donike aufmucken wollen." dpa
LISSABON / BELGRAD / SARAJEWO, 13. Juli (dpa/AP/Reuter). Sieben Kriegsschiffe des NATO-Mittelmeergeschwaders, darunter der deutsche Zerstörer "Bayern", sind am Wochenende vorzeitig von Lissabon in Richtung auf das östliche Mittelmeer ausgelaufen. Das bestätigten portugiesische Marinekreise am Sonntagabend.
Dem Geschwader gehören Kriegsschiffe aus Spanien, Griechenland, der Türkei, Italien, den Niederlanden, den USA und der Bundesrepublik an. Sie sollten eigentlich bis zum morgigen Dienstag in Lissabon bleiben. Nach Meldungen der portugiesischen Presse beteiligen sich die Schiffe vermutlich an der Kontrolle der Adria vor der jugoslawischen Küste, wie es vergangene Woche von der Westeuropäischen Union (WEU) und der NATO beschlossen worden war.
Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hat den Weltsicherheitsrat aufgefordert, eine Militärintervention im ehemaligen Jugoslawien zu beschließen. In einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, erklärte Tudjman am Sonntag, eine schnelle und energische Militärintervention sei "die einzige Möglichkeit, um einem normalen Leben in diesem Teil Europas eine Chance zu geben". Tudjman schloß sich mit seiner Forderung nach einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic an. Tudjman schrieb, während sich die Welt auf Sarajewo konzentriere, verstärkten die Serben ihre Angriffe an allen Fronten in Bosnien-Herzegowina und auch in Teilen Kroatiens. Der Beschuß eines französischen Flugzeuges beim Landeanflug auf Sarajewo hat am Sonntag die Gefahren deutlich gemacht, die der internationalen Luftbrücke durch die Kämpfe in der bosnischen Hauptstadt drohen. Diplomaten erklärten, der Vorfall habe die Sorge bei den Beteiligten wachsen lassen, daß die Flugzeuge mit Hilfsgüter für die rund 380 000 Eingeschlossenen abgeschossen werden könnten. Das Flugzeug war eines von 18, die am Sonntag auf dem Flughafen gelandet waren. Wie ein Vertreter der UN-Truppen in Sarajewo berichtete, wurde das Flugzeug von drei Gewehrschüssen getroffen. Die Maschine sei nicht ernsthaft beschädigt worden.
Kroatischen Medien zufolge sind inzwischen mehr als 300 000 Bewohner Bosniens nach Kroatien geflüchtet. In den vergangenen 24 Stunden sollen es allein 20 000 gewesen sein.
Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Sonntag berichtete, eroberten die serbischen Milizen den Berg Fortica oberhalb Mostars, der Hauptstadt von Herzegowina, von dem Kroaten und Moslems sie vor einem Monat vertrieben hatten. Die beiden Städte Odzak und Gradacac im Norden Bosnien-Herzegowinas seien in die Hände der Serben gefallen. Damit erhalten die Serben Tanjug zufolge die Kontrolle über den Landstreifen Posavina, der serbische Regionen im Nordwesten Bosniens mit Teilen von Kroatien verbindet, in denen Serben wohnen.
Bosnische Behörden dementierten den Bericht, doch das kroatische Fernsehen meldete, daß sich Tausende Moslems auf der Flucht aus Posavina befänden. Der bosnischen Territorialverteidigung zufolge wird die Stadt Gorazde täglich mit 400 Granaten beschossen. Sie schätzt, daß die Verteidiger maximal noch eine Woche durchhalten können. In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo blieb es am Sonntag vergleichsweise ruhig. Ein Lebensmitteltransport begleitet von Panzerwagen der UN konnte erstmals zum Stadtteil Dobrinje in der Nähe des Flughafens durchdringen, der von der Außenwelt abgeschnitten war.
Der Rücktritt des umstrittenen serbischen Republikspräsidenten Slobodan Milosevic ist angeblich beschlossene Sache. Das will die angesehene Belgrader Zeitung Borba einem Bericht vom heutigen Montag zufolge erfahren haben. Danach habe Milosevic zugestimmt, bei den noch für 1992 geplanten Neuwahlen nicht mehr anzutreten.
Milosevic werde als bisheriger starker Mann in Restjugoslawien vor dem neuen jugoslawischen Regierungschef Milan Panic und der internationalen Isolierung Belgrads freiwillig zurückweichen. Als spätesten Zeitpunkt sagt die Zeitung den Oktober voraus.
Naturschutzbund:
Zecken nicht
mit Öl
DÜSSELDORF, 13. Juli (dpa). Vor Zekken, die Überträger der gefährlichen Frühsommer-Hirnhautentzündung sind, hat der Naturschutzbund NRW am Montag gewarnt.
Vor allem in Süd- und Ostdeutschland, in Österreich sowie Teilen der Tschechoslowakei und Osteuropas bestehe wegen der derzeitigen Witterung eine besondere Gefährdung. Urlauber sollten sich bei Fahrten in diese Regionen impfen lassen, die Kosten hierfür übernähmen in der Regel die Krankenkassen.
Der Naturschutzbund warnte vor dem alten Hausmittel, Zecken mit einem Tropfen Öl zu ersticken. Dies könne schwere Entzündungen verursachen. Mit Hilfe von Daumen und Zeigefinger solle das Insekt vielmehr möglichst schnell aus der Wunde herausgehebelt werden, ohne es dabei zu zerquetschen. Zecken sind Parasiten und leben vom Blut ihrer Wirte, Menschen und Tieren. Ihr flacher Körper kann bei Blutaufnahme auf das Mehrfache ihrer eigentlichen Körpergröße anschwellen.
RIGA/MOSKAU, 13. Juli (dpa). Die Verteidigungsministerien Rußlands und Lettlands haben am Montag Berichte dementiert, nach denen in Lettland russische Atomwaffen stationiert sein sollen.
"Wir haben wiederholt erklärt, daß dort keine Atomwaffen stationiert sind. Heute bestätigen wir erneut, in Lettland gibt es keine Atomwaffen, jedenfalls keine russischen", sagte am Montag morgen ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau auf Anfrage. Indessen teilte die lettische Regierung in Riga mit, daß die Wald- und Moorbrände zur Zeit unter Kontrolle seien. Militärstützpunkte und Waffenlager seien nicht mehr in Gefahr. Allerdings sei ein Wiederaufflammen der Brände noch nicht auszuschließen.
Auch der lettische Vize-Verteidigungsminister Dainis Turlais wies die Berichte über angebliche Atomwaffenlager in Lettland als "namenlose Erklärungen" zurück. Er sagte am Montag der Deutschen Presse-Agentur, von den Bränden seien drei große Waffenlager der russischen Streitkräfte bedroht. Eines davon, Adazi, befinde sich in der Nähe von Riga. Es werde zu den strategischen Munitionslagern der früheren Sowjetarmee gerechnet und sei ein riesiges Arsenal konventioneller Munition. "Für Riga besteht deshalb eine große Gefahr", sagte Turlais weiter.
BONN/LISSABON, 13. Juli (dpa/Reuter/AFP). Das Bundeskabinett wird am Mittwoch entscheiden, ob sich Deutschland an Seepatrouillen westlicher Nationen vor der Küste Rest-Jugoslawiens beteiligt. Wie aus Regierungskreisen in Bonn am Montag zu erfahren war, hat der deutsche Zerstörer "Bayern" keinen Einsatzbefehl zur Überwachung des Embargos gegen Serbien und Montenegro. Das Schiff solle bis zu einer Entscheidung im Ionischen Meer (zwischen Süditalien und Griechenland) bleiben. Die Anwendung militärischer Zwangsmittel steht laut Regierungssprecher Dieter Vogel bei einem Einsatz zur Überwachung des UN-Embargos nicht zur Debatte.
Die "Bayern" war gemeinsam mit sechs Kriegsschiffen aus Spanien, Griechenland, der Türkei, Italien, den Niederlanden und den USA am Wochenende von Lissabon in Richtung Adria ausgelaufen. Sie hatten eigentlich bis zum heutigen Dienstag in Lissabon bleiben sollen.
Der CDU/CSU-Fraktionsvize Karl- Heinz Hornhues sagte, die Union würde eine Beteiligung der Bundeswehr begrüßen. Er bezeichnete einen solchen Einsatz als "humanitäre Aktion".
Dagegen warnte der SPD-Abgeordnete Norbert Gansel die Bundesregierung davor, einen deutschen Zerstörer einzusetzen. Er sagte der Nachrichtenagentur Reuter, ein solcher Einsatz, der weder zur Verteidigung notwendig noch humanitär begründet sei, wäre nicht vom Grundgesetz gedeckt. Die SPD müsse dann das Verfassungsgericht anrufen.
Die SPD beantragte eine gemeinsame Sondersitzung der Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung. Die Regierung müsse mitteilen, an welchen Aktionen sie sich beteiligen wolle und welche Vorbereitungen und Zusagen bereits gemacht wurden, forderten die Abgeordneten Karsten Voigt und Walter Kolbow.
Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff meinte nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei, die Liberalen blieben bei ihrer Position, daß für jeden Bundeswehr-Einsatz außerhalb des NATO-Gebietes die Verfassung geändert werden müsse. Dennoch vertrat er die Ansicht, der Einsatz nur eines Schiffes überschreite "eindeutig nicht die Grenzen, die uns verfassungsrechtlich gesetzt sind".
WIEN, 13. Juli (dpa). In Westeuropa lebende jugoslawische Gastarbeiter, die ihre Heimat besuchen wollen, brauchen ab Mittwoch kein Durchreisevisum für Österreich mehr. Wie das Innenministerium am Montag in Wien mitteilte, gilt dies für Inhaber eines jugoslawischen Reisepasses, die in Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Frankreich oder den Beneluxstaaten beschäftigt sind, und die einen mindestens noch drei Monate gültigen Sichtvermerk oder eine gleichwertige Aufenthaltsberechtigung ihres Gastgeberlandes haben. Österreich hatte vor wenigen Wochen die Visapflicht für Inhaber jugoslawischer Pässe eingeführt, um den Zustrom von Flüchtlingen zu stoppen. Daraufhin waren die konsularischen Vertretungen Österreichs in mehreren westeuropäischen Ländern von Gastarbeitern, die durch die Alpenrepublik zu Besuch in ihre Heimat fahren wollten, förmlich überrannt worden.
BIBERACH, 13. Juli (dpa). Zwei 14jährige Jugendliche, die im baden-württembergischen Biberach eine Bank überfallen und dabei 40 000 Mark erbeutet hatten, sind von der Polizei gefaßt worden. Wie die Polizei am Montag berichtete, hatten die Jung-Ganoven am vergangenen Freitag mit einer Gaspistole die Bank überfallen und waren dann auf Fahrrädern geflüchtet. Ein Tip aus der Bevölkerung brachte die Beamten auf die Spur des jungen Deutschen und Türken. Nach ihrem Coup hatten die Jugendlichen der Mutter des Deutschen von dem Überfall erzählt. Diese "zweigte" 2000 Mark von der Beute ab und zahlte sie auf ihr Konto ein. Beide Jugendliche haben die Tat nach Polizeiangaben mittlerweile gestanden. Als bislang "unbeschriebene Blätter" wurden sie wieder freigelassen.
MADRID, 13. Juli (dpa). Die südspanische Hafenstadt Algeciras an der Costa del Sol ist mit 35 000 nordafrikanischen Gastarbeitern überfüllt, die auf ihrer Fahrt in die Ferien mit Fährschiffen die Straße von Gibraltar überqueren wollen. Wie die Behörden von Algeciras am Montag mitteilten, sind die Zugänge zu der Hafenstadt von Cadiz und Malaga aus völlig verstopft.
In Richtung Malaga stauten sich die Fahrzeuge auf zehn Kilometer Länge zurück. Am Hafen und in der Stadt warten etwa 10 000 Fahrzeuge und 35 000 Menschen durchschnittlich 18 Stunden lang auf eine Fähre. Die Polizei rief Autofahrer und Urlauber dazu auf, die N-340 zwischen Cadiz und Algeciras auf jeden Fall zu meiden. Der Stau ist vor allem eine Folge der in der vergangenen Woche durch die Lkw-Fahrerblockaden verstopften Straßen in Frankreich, die die Gastarbeiter zwangen, ihren Ferienbeginn zu verschieben.
ROM, 13. Juli (dpa). Papst Johannes Paul II. wird möglicherweise am Dienstag oder Mittwoch wegen Darmbeschwerden in der römischen Poliklinik Gemelli operiert werden. Der Papst hatte sich am Montag vormittag verschiedenen Untersuchungen unterzogen. Das 72jährige Oberhaupt der Katholischen Kirche leidet an einer Darmfunktionsstörung, deren Ursache noch nicht geklärt ist, hieß es. (Siehe auch Seite 5)
BAD HOMBURG, 13. Juli (dpa). Personen, die nach ihrer Übersiedlung aus der früheren DDR in die Bundesrepublik von Bonn einen Lastenausgleich erhalten hatten, müssen diesen wieder zurückzahlen. Das teilte ein Sprecher des Bundesausgleichsamtes in Bad Homburg am Montag mit. Allerdings müssen nur diejenigen die Ausgleichszahlungen zurückerstatten, die nach der Wiedervereinigung wieder in den Besitz ihres in der früheren DDR beschlagnahmten oder enteigneten Vermögens gekommen sind.
Nicht in allen Fällen müsse die gesamte Summe zurückgezahlt werden, sagte Rainer Frank, Abteilungsleiter im Bundesausgleichsamt. Nach Schätzung des Amtes haben rund 535 000 frühere DDR-Bürger Zahlungen nach dem Bundeslastenausgleichsgesetz erhalten. Das Volumen der Rückforderungen beläuft sich auf über fünf Milliarden Mark. Im Juni war die Neuregelung des Lastenausgleichs verabschiedet worden, die Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt steht noch aus.
Seit März überprüfen die Ausgleichsämter entsprechende Akten. Die Empfänger von Lastenausgleichszahlungen sollen schon in den nächsten Tagen angeschrieben werden. Um die Arbeitsbelastung für die rund 2500 Mitarbeiter der 128 Ausgleichsämter möglichst gering zu halten, sei die Neuregelung "so einfach und transparent wie möglich gehalten", sagte Frank. Die Rückforderung werde "in hohem Maße davon abhängen, wie schnell die Vermögensämter arbeiten". Nach seiner Schätzung wird die Aktion die Ausgleichsämter noch "bis nach dem Jahr 2000" beschäftigen.
Zur Zeit schieben die Mitarbeiter der Ausgleichsämter einen Berg von 140 000 offenen Anträgen zur Zahlung von Lastenausgleich vor sich her, die in den vergangenen Jahren vor allem von Aussiedlern aus den ehemaligen Ostblockstaaten gestellt wurden. Diese Zahl werde sich bis zum Jahresende auf rund 150 000 erhöhen, sagte Frank.
MÜNCHEN, 13. Juli (dpa/AFP). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat den Zahnärzten Maßlosigkeit vorgeworfen. Im Münchner Presse-Club sagte der Politiker am Montag, die Mehrzahl der Zahnärzte wolle sich aus der kassenzahnärztlichen Versorgung verabschieden und strebe Privatabrechnungen mit den Patienten an. Dies würde die Versicherten schutzlos machen, wogegen die Politik einschreiten müsse.
Die in Seehofers Gesetzesplänen zur "Gesundheitsstrukturreform" vorgesehene Regelung beim Zahnersatz, wonach 75 Prozent Regelleistungen und 25 Prozent privat abzurechnende Wahlleistungen werden sollen, gefährde die Existenz der Zahnarztpraxen nicht. Für die Zahnärzte werde sich eine realistische Honorarreduzierung beim Zahnersatz von 7,5 Prozent ergeben.
Um seine Reformpläne im Bundesrat durchzubringen, will der Minister das Gespräch mit der SPD suchen. Der "Augsburger Allgemeinen" sagte Seehofer, es gebe Bemühungen, nach der parlamentarischen Sommerpause mit der SPD zu verhandeln, die in der Ländervertretung die Mehrheit hat.
PARIS, 13. Juli (dpa). Ein europäisches Forscherteam hat eine Bohrung im arktischen Eis auf Grönland bis auf die Rekordtiefe von 3028, 80 Meter vorangetrieben. Wie die Stiftung European Science Foundation (ESF) am Montag in Paris mitteilte, wurden die Arbeiten am Vortag nach dreijähriger Dauer mit dem Erreichen des Gesteinssockels beendet. Die eigentlichen Bohrungen hatten im Sommer 1990 begonnen.
Anhand der Analysen der zutage geförderten Eisstangen aus dem Bohrkern können die Wissenschaftler die Klimaentwicklung der nördlichen Hemisphäre bis auf rund 200 000 Jahre zurückverfolgen.Massenentlassung bei der Bahn? Jeder dritte der 426 000 Beschäftigten soll in acht Jahren gehen
FRANKFURT A. M., 13. Juli (dpa). Bei der Bahn steht ein massiver Personalabbau bevor: Für rund ein Drittel der jetzt 426 000 Arbeitsplätze bei Bundes- und Reichsbahn ist das Signal bereits auf Rot geschaltet. Zwei Tage vor der entscheidenden Bonner Kabinettssitzung am Mittwoch, in der die Bundesregierung die hochverschuldete Bahn auf das Privatisierungsgleis schieben will, konnten die zuständigen Stellen am Montag die Erregung beim Personal nicht beruhigen.
Zeitungsberichte über einen Abbau an Arbeitsplätzen in einer Größenordnung von 145 500 allein innerhalb der nächsten acht Jahre wollte die Bundesbahn-Zentrale in Frankfurt am Montag nicht bestätigen. "Die Tendenz ist aber auf jeden Fall richtig", sagte DB-Sprecher Gerhard Scheuber. Einzelheiten über die Rationalisierungspläne wollte er nicht nennen.
Nach Informationen der Deutschen Presseagentur soll der "große Schnitt" bei der ostdeutschen Reichsbahn angesetzt werden. Mit derzeit 196 000 (Bahn-West: 230 000) Beschäftigten werde ein im Vergleich zum Westen nur halb so großes Schienennetz betrieben, hieß es. Massive Umsatzeinbrüche aufgrund der Transportverlagerung von der Schiene auf die Straße hätten in Ostdeutschland den Personalüberhang erhöht.
Spielräume für Rationalisierungen verspricht sich das Haus von Bundesbahnchef Heinz Dürr vor allem in den zentralen Verwaltungen beider Bahn-Teile. Viele Sachgebiete würden derzeit noch doppelt bearbeitet. Die Einführung moderner Technik auf den ostdeutschen Strecken, Rangierbahnhöfen und Stellwerken spare Personal, hieß es. Auch die neue Lokomotivengeneration werde zudem in den ost- und westdeutschen Werkstätten den Wartungsaufwand verringern.
Der geplante Stellenabbau bei der Bahn wird nicht automatisch zum völligen Wegfall aller Arbeitsplätze führen. Ähnlich wie bei den Reinigungsdiensten, die in Tochterfirmen überführt wurden, ist daran gedacht, auch Teile des Werkstattpersonals nach außen zu verlagern.
(Siehe auch Seite 3)
Das große Saisonziel des Deutschen Basketball-Meisters Bayer Leverkusen, die Semifinal-Runde im Europacup, ist in erreichbare Nähe gerückt. Bei der Auslosung des Internationalen Basketball-Verbandes (FIBA) in München erwischte die Werks-Mannschaft zum Auftakt mit dem isländischen Meister IBK Keflavik ein leichtes Los. Übersteht Leverkusen auch noch die zweite Runde der Europameisterschaft der Vereins-Mannschaften gegen die lettische Mannschaft Broceni- Parair Riga, ist sie wie in der Vorsaison für eine der beiden Semifinal-Gruppen mit je acht Mannschaften qualifiziert. In die Finalgruppe kommen jeweils die vier besten Landesmeister.
Pokalsieger TTL Bamberg spielt zuerst gegen die österreichische Mannschaft UBM Möllersdorf. In Runde zwei wartet der spanische Verein SB Saragossa auf Bamberg. Lotus München muß bei den Frauen ebenfalls zwei Runden weiterkommen, um in die Sechser-Final-Gruppe zu gelangen. Der Landesmeister steht in Runde eins den Polinnen von MRKS Wlokniarz gegenüber, danach dem Sieger aus dem Spiel Forssan Alku/Finnland gegen SCP Ruzomberok/CSFR.
Die Teilnahme der jugoslawischen Vereine bleibt vorerst ungewiß. Der Internationale Basketball-Verband (FIBA) erklärte, daß die UN-Sanktionen bindend seien. Je nach Auslosung gelten für Rest-Jugoslawien zwei Termine, bis zu denen der Boykott-Beschluß aufgehoben sein muß: 17. September und 10. Oktober. Die FIBA hatte allerdings schon am Freitag dem jugoslawischen Verband die Weltmeisterschaft 1994 entzogen. dpa
ZIRNDORF/BONN, 13. Juli (dpa/AP). Nach Informationen aus dem Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge werden dort weiterhin Unterlagen zur Identifizierung von Asylbewerbern "regelmäßig" vernichtet. Pro Tag treffen nach Mitarbeiterangaben 1000 Fingerabdruckblätter aus den deutschen Ausländerbehörden beim Zirndorfer Amt ein.
Das Bundesinnenministerium verteidigte die Vernichtung der Unterlagen. Das Bundeskriminalamt könne nur etwa 12 000 der erkennungsdienstlichen Akten pro Jahr auswerten, erklärte Ministeriumssprecher Roland Bachmeier in Bonn.
Der schleswig-holsteinische Sozialminister Günther Jansen (SPD) wertete die Vernichtung der Fingerabdrücke als "Affront gegen Länder und Kommunen" und sprach von einem "unerhörten Vorgang". Monatelang sei für den Papierkorb gearbeitet worden, kritisierte er. Auch der Hamburger Innensenator Werner Hackmann (SPD) sprach von einem "Skandal".
JOHANNESBURG, 13. Juli (dpa/Reuter). Bei einer Serie von Überfällen in den Schwarzensiedlungen Südafrikas sind am Wochenende mindestens zwölf Menschen getötet worden. Das geht aus dem "Unruhe-Bericht" der Polizei hervor. Die südafrikanische Polizei nahm in der Nacht zum Montag nach Angaben der Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) 60 Mitglieder der Bewegung fest.
Rund 10 000 ANC-Anhänger haben am Montag vor dem Amtssitz von Präsident Präsident Frederik Willem de Klerk in Pretoria demonstriert und dessen Rücktritt gefordert. Redner bezeichneten die Veranstaltung als "Aufwärmen" für die für August geplanten Massenproteste der Schwarzen. Der ANC und die mit ihm verbündeten Organisationen haben für die Zeit vom 3. August an einen Generalstreik und andere Aktionen angekündigt, mit denen sie die weiße Regierung zwingen wollen, die Reformen hin zu einer nichtrassistischen Demokratie zu beschleunigen.Pandas verspeisten Schafe
PEKING, 13. Juli (dpa). Eine Abwechslung in ihren Menüplan brachten Pandas in der chinesischen Provinz Sichuan: Anstatt bei ihrer gewohnten vegetarischen Bambus-Ernährung zu bleiben, riß eine Pandagruppe bei mehreren mitternächtlichen Streifzügen durch zwei Dörfer insgesamt 48 Schafe.
Wieviele Pandas in Sichuan wilderten, ist unbekannt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Ungeachtet eines Schaden von mehr als 5000 Yuan (rund 1300 Mark) haben die Dorfbewohner die als Nationaltiere geltenden Pandas weder angegriffen noch verfolgt. Im letzten Jahr wurde bereits ein Panda, der 26 Schafe getötet und verzehrt hatte, zur Beobachtung in Sichuans Naturschutzgebiet Wolong gebracht. Bisher wissen die Wissenschaftler nicht, wodurch er zum Fleischfresser wurde. Die 1100 bis 1500 Pandas, die in Zentral- und Südwestchina noch in freier Wildbahn leben, ernähren sich normalerweise ausschließlich von Bambus.
DÜSSELDORF, 13. Juli (dpa). Für Fahrverbote oder Einschränkungen des Verkehrs in Städten und Gemeinden, in denen die Luft durch Abgase besonders stark verpestet ist, hat sich Nordrhein-Westfalens Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) ausgesprochen. Nicht nur bei Stickoxiden, auch bei dem als krebserregend geltenden Benzol sei das Auto der Hauptverursacher, erklärte der SPD-Politiker am Montag in Düsseldorf.
Matthiesen wies darauf hin, daß seit der Novellierung des Bundesemissionschutzgesetzes 1990 sogar Fahrverbote ausgesprochen werden können, wenn dadurch schädliche Umwelteinflüsse gemindert würden. Dies sei bisher aber nur bei Smog möglich gewesen, da für andere Stoffe die Beurteilungskriterien noch nicht bundeseinheitlich festgelegt seien.
BREMEN, 13. Juli (dpa). Aus "Wut auf Drogenabhängige" hat ein 32 Jahre alter Arbeiter aus der Nähe von Aachen im Mai dieses Jahres in Bremen zwei 22 Jahre alte drogensüchtige Prostituierte mit einem Stilett ermordet. Wie die Polizei am Montag in der Hansestadt mitteilte, stellte sich der Mann am vorigen Freitag der Kripo in Wesel am Niederrhein und gestand die Morde. Inzwischen sitze er in Bremen in Untersuchungshaft.
Seiner Aussage zufolge war er im Mai nach Bremen gefahren und hatte sich ein Zimmer in einem Hotel gemietet. In der Nacht suchte er eine Prostituierte auf. Als sie ihm erzählte, daß sie drogenabhängig sei, erstach er sie. In der darauffolgenden Nacht geriet er erneut an eine Prostituierte aus der Drogenszene, die er aus demselben Grund umgebracht haben will. Wenige Tage später wurde der Mann in einen Verkehrsunfall verwickelt und verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Nach seiner Entlassung am Freitag stellte er sich der Polizei. Als Grund dafür gab er an, die Ärzte hätten ihm mitgeteilt, er würde nach dem Unfall einen steifen Arm behalten.
Aufgespießt
"Der Hochdruckkeil Kinkel entlud sich über Ankara als reinigendes Gewitter."Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Hanns Schumacher, über den Besuch von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) in der Türkei
BERLIN, 13. Juli (dpa). Im Mordprozeß gegen den früheren Stasi-Chef Erich Mielke (84) hat der Vertreter der Nebenklage am Montag beantragt, einen russischen Zeugen hinzuzuziehen. Er soll drei Lebensläufe sowie die Personalunterlagen Mielkes beim Moskauer Zentralarchiv fotografiert haben.
Die Dokumente könnten beweisen, daß Mielke an der Ermordung der Polizisten Paul Anlauf und Franz Lenck am 9. August 1931 auf dem Berliner Bülowplatz beteiligt gewesen ist, sagte Rechtsanwalt Jürgen Lischewski vor den Berliner Richtern. Lischewski vertritt die Tochter von Anlauf. Der russische Zeuge soll auch eine Karteikarte Mielkes sowie eine Kurzbiographie im Original gesehen haben. Diaaufnahmen dieser Dokumente wurden dem Gericht überreicht.
Das Gericht soll auch die Akte des KPD-Funktionärs Hans Kippenberger aus dem ehemaligen DDR-Archiv in Potsdam im Prozeß verlesen. Aus den Akten soll sich nach Lischewskis Angaben ebenfalls eine Beteiligung Mielkes an dem Doppelmord ergeben.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Stuttgart-Weissenhof, Einzel, 1. Runde: Piolone (Frankreich) - Koslowski (Neuss) 7:6, (9:7), 6:1, Delaitre - Boetsch (beide Frankreich) 6:4, 6:4, Larsson (Schweden) - Camporese (Italien) 5:7, 6:4, 6:3, Medwedew (GUS) - Prpic (Kroatien) 3:6, 7:5, 6:0.
In Rotenburg an der Fulda soll für 70 Millionen die größte europäische Klinik zur Behandlung von Herzkrankheiten (Kardiologie) entstehen. Dafür soll die Rodenberg-Klinik des dortigen Herz- und Kreislaufzentrums erweitert werden, teilte Geschäftsführer Heinz Meise mit.
HAMBURG, 14. Juli (dpa). Hamburg erwägt, Gebühren für Studenten einzuführen, die überdurchschnittlich lange bis zum Examen brauchen. "Bummelstudenten" könnten damit künftig zur Kasse gebeten werden, bestätigte der Sprecher der Hamburger Wissenschaftsbehörde, Jenspeter Rosenfeldt, am Montag. Seine Behörde habe vom Senat einen entsprechenden Auftrag erhalten und soll bis Dezember 1992 Material über Langzeitstudenten vorlegen.
Die Hochschulen der Hansestadt sind mit einer Überlast bis zu mehr als 200 Prozent restlos überfüllt. So studierten nach Angaben Rosenfeldts im Wintersemester 1989/90 von den insgesamt knapp 60 000 Hamburger Studenten mehr als 18 000 länger als 13 Semester, rund 4600 von ihnen länger als 15 Semester.
Der Zweiten Fußball-Bundesliga winkt der erste große Zahltag. Nach dem bescheidenen Auftakt am vergangenen Wochenende mit 78 800 Zuschauern bei zwölf Spielen stehen zwei Knüller im Mittelpunkt des zweiten Spieltages. Bundesliga-Absteiger MSV Duisburg empfängt am Dienstag abend den gut in die Saison gestarteten Aufsteiger Wuppertaler SV. Pokalsieger Hannover 96 trifft am Donnerstag auf den Aufstiegskandidaten Hertha BSC Berlin. Jeweils rund 20 000 Zuschauer sollen die Kassen beim MSV und den Niedersachsen klingeln lassen.
Der SV Darmstadt 98 steht am Mittwoch der schwere Gang zum FC St. Pauli bevor. Hinter dem Einsatz von Stefan Trautmann (Innenbanddehnung im Knie) und Kapitän Henrik Eichenauer (Augapfelprellung) steht noch ein Fragezeichen. Neuzugang Steven Berry, der bei seinem Debut am Sonntag gegen Homburg zu überzeugen wußte, könnte den Part im offensiven Mittelfeld übernehmen. Trainer Rainer Scholz muß weiterhin auf den noch für zwei Spiele gesperrten Routinier Jürgen Baier verzichten. Tags zuvor empfängt Mainz 05 Fortuna Köln. dpa/kil
ROM, 13. Juli (dpa). Das Wasser an etwa zehn Prozent der beliebtesten italienischen Meeresstrände ist offenbar stark verschmutzt. Zu diesem Ergebnis kommt das italienische Umwelt-Institut "Kronos 1991" in einer am Montag in Rom veröffentlichten Studie.
Die Organisation hatte im Juni die Wasserqualität an 100 italienischen Stränden untersucht. Elf davon seien für ein Bad nicht zu empfehlen, weil gesetzliche Grenzwerte zum Teil dramatisch überschritten würden, hieß es. Unter den beanstandeten Stränden sind beliebte süditalienischen Badeorte wie Massa Lubrense bei Neapel und Paestum bei Salerno. "An manchen Stränden hat das Wasser die Qualität von Abwasser", sagte der Sprecher der Umweltschützer, Silvano Vinceti. Vinceti kritisierte scharf das italienische Gesundheitsministerium. Rund 30 Prozent der Badestrände mit einer Länge von rund 1800 Kilometern werden nach seinen Angaben überhaupt nicht überwacht.
Der zweite Spieltag der Zweiten Bundesliga mit einer "Englischen Woche" wird komplett vom Privatsender SAT 1 übertragen. Dagegen bleibt bei ARD und ZDF die Mattscheibe für die zwölf Spiele von Dienstag bis Donnerstag dunkel. SAT 1 kündigte am Montag eine kurzfristige Änderung des Programms mit Fußball-Sondersendungen an, nachdem die ARD den Vertrag mit dem Rechte-Inhaber ISPR noch nicht unterzeichnet hat und das ZDF keinen Sendeplatz für Sport zur Verfügung stellte.
SAARBRÜCKEN, 13. Juli (dpa/AP). Knapp einen Monat nach der Freilassung der deutschen Geiseln Thomas Kemptner und Heinrich Strübig aus den Händen des libanesischen Hamadi-Clans sind die beiden in Deutschland inhaftierten Hamadi-Brüder in Saarbrücken zusammengelegt worden. Die beiden sollen im Gefängnis Lerchesflur keine gemeinsame Zelle erhalten, jedoch häufiger die Möglichkeit haben, sich zu sehen, teilte das Justizministerium am Montag mit.
Der zu lebenslanger Haft verurteilte Mohammed Ali (28) wurde von der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt (Hessen) nach Saarbrücken verlegt, wo sein Bruder Abbas Hamadi (32) wegen Beteiligung an einer Entführung inhaftiert ist.
BRAKE, 13. Juli (dpa). Etwa 5000 Tonnen Zellulose sind bei einem Schwelbrand in einer Lagerhalle im Hafen von Brake an der Unterweser verbrannt. Nach Angaben der Polizei vom Montag war das Feuer am Sonntag abend ausgebrochen. In der 5000 Quadratmeter großen Halle lagerten 10 000 Tonnen Zellulose in Ballen. Knapp die Hälfte fiel dem Feuer zum Opfer. Damit ergäbe sich ein Schaden von rund fünf Millionen Mark.
Zeitweise seien bis zu 100 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen, hieß es. Zum Löschen wurden die schwelenden Ballen teilweise aus der Lagerhalle entfernt. Über die Brandursache ist noch nichts bekannt, teilte die Polizei mit.
Zur Person:
JÜRGEN WETZENSTEIN-OLLENSCHLÄGER, früherer Anwalt des einstigen Chefs der DDR-Staatssicherheit Erich Mielke, ist von der Berliner Justizverwaltung die Anwaltszulassung entzogen worden. Wetzenstein hat nach Auffassung der Justiz seine Residenzpflicht verletzt, nach der er sich als Anwalt dauernd im Bezirk des jeweiligen Oberlandesgerichts aufhalten muß. Wetzenstein ist seit Februar 1992 flüchtig und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Dem 51jährigen wird vorgeworfen, in Wien von einem Konto des KoKo-Imperiums des früheren DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowsi unrechtmäßig mehrere Millionen Mark abgehoben zu haben. (AP)
Ein mutmaßlicher deutscher Betrüger, der seit 1990 in Deutschland unter dem falschen Namen "Dr. Foster" angeblich hochrentable Finanzanlagen angeboten und Dutzende von Klienten um ihr Geld gebracht haben soll, ist von der italienischen Polizei in einer Villa in Basilio bei Mailand festgenommen worden. Nach Angaben der Behörden vom Montag wurde der 46jährige von der Staatsanwaltschaft Frankfurt mit internationalem Haftbefehl gesucht. Manche der geprellten Kunden hätten ihm 500 000 Mark anvertraut.
Nach dem Erlaß des Haftbefehls floh "Dr. Foster" den Angaben zufolge mit seiner Familie nach Italien. Als die Polizei den Mann in der luxuriösen Villa festnehmen wollte, habe er sich in einem Kleiderschrank versteckt, hieß es. dpa
HANNOVER (dpa). Im Dauerstreit um die Fußballrechte im Fernsehen hat die ARD eine Gegenoffensive gestartet. Während der zweite Spieltag der 2. Bundesliga mit einer "Englischen Woche" von Dienstag bis Donnerstag komplett vom Privatsender SAT 1 übertragen wird, sprach der ARD-Vorsitzende und WDR- Intendant Friedrich Nowottny am Montag von einem "Knebelvertrag", den der Rechte-Inhaber ISPR der ARD angeboten habe. Nach Angaben eines ARD-Sprechers will die öffentlich-rechtliche Anstalt zwar weiter verhandeln, aber vorsorglich alle notwendigen Schritte einleiten, "um gegebenenfalls das Rechts auf Kurzberichterstattung wahrzunehmen".
Weil die ARD den Vertrag nicht unterzeichnet hat, und das ZDF keinen Sendeplatz zur Verfügung stellte, überträgt SAT 1 alle zwölf Zweitligaspiele in Ausschnitten am Dienstag (21.55 bis 22.15 Uhr), Mittwoch (22.25 bis 22.50 Uhr) und Donnerstag (ab 22.55 Uhr in der Nachrichtensendung). Für Dienstag und Mittwoch nahm der Mainzer Privatsender, der auch Erstverwerter der Bundesliga ist, deshalb kurzfristig Sportsondersendungen in sein Programm auf.
Der Streit zwischen der ISPR und der ARD war am vergangenen Freitag neu entbrannt. "Die ARD hat in letzter Minute Zusatzforderungen angemeldet. Die widersprachen den ausgehandelten Grundbedingungen wie sie auch für das ZDF gelten und konnten daher nachträglich nicht akzeptiert werden", erklärte ISPR-Geschäftsführer Daniel Beauvois.
Für die ARD fehlen dagegen im Vertragsentwurf wesentliche unverzichtbare Elemente. "Zwar würde die ARD von der Bundesliga und 2. Liga am Samstag abend von 19.21 bis 20.00 Uhr berichten können, dies jedoch nur regional über die Frequenzen des Ersten Programms, nicht über Satellit", sagte der ARD-Sprecher. Auch bei einer Vertragsunterzeichnung hätte der Zweitligastart am vergangenen Samstag nicht in der Sportschau gezeigt werden können.
Während das ZDF den Vertrag mit der ISPR unterzeichnet hat, sind sich die ARD-Intendaten immer noch nicht einig. Aus Köln wurde vor allem kritisiert, daß Informationen in den Nachrichten und eine Nachbewertung am nächsten Tag, etwa im neuen ARD-Morgenmagazin, nach dem ISPR-Angebot nicht möglich sein sollen. Auch die Kurzberichterstattung ist innerhalb der ARD, deren Verhandlungsführer Intendant Albert Scharf vom Bayerischen Rundfunk ist, umstritten. Für den Vertrag über die Fußball- Zweitrechte ist eine Kaufsumme von rund 30 Millionen Mark im Gespräch. Das ZDF soll bereits 25 Millionen Mark gezahlt haben.
Die Internationale Sportrechte-Verwertungs-Gesellschaft (ISPR) will für den Fall, daß die ARD in den nächsten Tagen nicht unterschreibt, mehr Spiele der 2. Bundesliga als vorgesehen übertragen. Ursprünglich war eine sogenannte Drittelregelung vereinbart worden. Nach SAT 1-Informationen hat das ZDF inzwischen Übertragungswünsche für den 3. Spieltag von Freitag bis Sonntag geäußert. dpa oh
Nur knapp haben die deutschen Degenfechterinnen bei der Weltmeisterschaft im kubanischen Havanna den Titel verpaßt. In einem dramatischen Mannschaftsfinale unterlagen Eva-Maria Ittner, Katja Nass, Dagmar Ophardt (alle Offenbach), Renate Kaspar-Riebandt (Bonn) und Imke Duplitzer (Heidenheim) gegen Ungarn mit 7:8.
DUISBURG, 13. Juli (dpa). Drei Tage nach dem schweren Schiffsunglück bei Duisburg, bei dem am Freitag fünf Menschen ums Leben kamen, ist rund 55 Kilometer rheinabwärts das letzte Opfer geborgen worden. Wie Sprecher der Wasserschutzpolizei und der Staatsanwaltschaft berichteten, entdeckte am Montag ein vorbeifahrender Schiffer in Höhe der Ortschaft Rees zwischen Wesel und Emmerich die auf dem Wasser treibende Leiche. Der 42jährige Geschäftsmann aus Recklinghausen war offenbar von der starken Rhein-Strömung mitgerissen worden.
Der bei dem Unglück getötete Kapitän der Barkasse, der nach den bisherigen Ermittlungen die Kollision mit dem rund 104 Meter langen niederländischen Tanker "Dordrecht 26" durch einen Navigationsfehler verursacht hatte, war nicht alkoholisiert. Eine von der Staatsanwaltschaft angeordnete Analyse des Blutalkoholwerts der Leiche verlief "absolut negativ", sagte Staatsanwalt Gerd Unterberg am Montag.
Bereits in der Nacht nach der Kollision mit dem niederländischen Tanker waren vier Tote aus dem Wrack des gesunkenen Partyschiffes "Passat" geborgen worden. Bei der Bergung am Sonntag abend wies das Ausflugsschiff neben den durch den Wasserdruck zerborstenen Scheiben lediglich einige Beulen und Schrammen auf dem Dach auf.
JERUSALEM, 13. Juli (dpa/Reuter/ AFP). Der Vorsitzende der israelischen Arbeitspartei, Yitzhak Rabin, ist am Montag abend zum neuen Ministerpräsidenten seines Landes gewählt worden. Nach einer über sechsstündigen Debatte stimmten 67 Abgeordnete des 120 Sitze umfassenden Parlamentes für die von Rabin vorgelegte Kabinettsliste, 53 dagegen. Der 70jährige Rabin löst Yitzhak Schamir ab, dessen Likud-Block die Wahlen Ende Juni verloren hatte, und steht einer Drei-Parteien-Koalition vor, der außer der Arbeitspartei der linksgerichtete Meretz-Block sowie die religiöse Schas-Partei angehörden.
Die neue Koalition kann sich in der Knesset (Parlament) auf 62 von 120 Abgeordneten stützen, darunter 44 von der Partei der Arbeit, zwölf von Meretz und sechs von Schas. Darüber hinaus wollen fünf Abgeordnete von zwei arabischen Parteien die Koalition unterstützen.
In einer Rede vor der Abstimmung hatte Rabin seine Bereitschaft erklärt, zu Friedensverhandlungen nach Syrien, Libanon und Jordanien zu reisen und den Palästinensern Friedensgespräche in Jerusalem angeboten. "Als einen ersten Schritt, um unsere Aufrichtigkeit und unseren guten Willen zu unterstreichen, lade ich die palästinensisch-jordanische Delegation nach Jerusalem ein", sagte er. Zugleich machte Rabin Israels arabischen Feinden das Angebot, vor dem Parlament in Jerusalem zu sprechen. Rabin rief die Palästinenser auf, während der Gespäche die Gewalttätigkeiten in den besetzten Gebieten einzustellen. Sie sollten nicht länger arabischen Führern folgen, die das Eintreten für die Zerstörung Israels nichts koste.
"Ihr seid diesen Illusionen gefolgt, seid in allen Kriegen geschlagen worden und habt Tausende eurer Söhne verloren", sagte Rabin. "Nehmt euer Schicksal in die eigenen Hände, ergreift die Chance, die vielleicht nicht wiederkehrt. Ihr bekommt nicht alles, was ihr wollt, ebenso wie wir nicht alles bekommen. Laßt uns weiteres Leiden vermeiden und Blutvergießen und Tränen ein Ende machen."
Rabin hatte dem Parlament eine 17 Mitglieder zählende Kabinettsliste vorgelegt, nach der 13 Mitglieder seiner Partei der Arbeit Ministerposten erhalten, drei Minister stellt die linksliberale Meretz, einen die religiöse Schas. Der Regierungschef übernahm zugleich das Amt des Verteidigungsministers und verwaltet zwei andere Ministerien, bis zusätzliche Koalitionsparter in das Regierungsbündnis eintreten. Außenminister soll Rabins innerparteilicher Gegner Schimon Peres werden.
Kurz vor der Abstimmung über das Kabinett in der Knesset hatte sich der Gründer der orthodoxen Schas-Partei, Elieser Schach, gegen die vereinbarte Regierungsbeteiligung dieser Partei ausgesprochen. Die Zeitung Jated Neeman veröffentlichte in ihrer Montagsausgabe eine Anordnung Schachs, in der dieser allen religiösen Juden eine Beteiligung an der Regierung Rabin verbietet. Kritisiert wurde insbesondere die Leitung des Erziehungsministeriums durch die Vorsitzende des linksgerichteten Parteienbündnisses Meretz, Schulamit Aloni. Aloni habe ihr ganzes Leben der Zerstörung des Judentums gewidmet, betonte Schach. Unter der Ministerin drohe einer Million jüdischer Kinder eine heidnische Erziehung. (Siehe auch Seite 5)
BOCHUM, 13. Juli (dpa). Wegen des Verdachts der illegalen Lieferung von Rüstungsteilen nach Irak müssen sich drei Thyssen-Manager vom 20. August an vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bochum verantworten. Dies teilte die Bochumer Staatsanwaltschaft am Montag mit. Die Anklage wirft den beiden Geschäftsführern und dem inzwischen ausgeschiedenen früheren Vertriebsleiter des Ruhrpumpen-Werks Witten der Thyssen Maschinenbau GmbH vor, 1990 zur Erlangung der Ausfuhrgenehmigung für 35 Turbopumpen unvollständige Angaben gemacht zu haben.
Die drei Angeklagten befinden sich auf freiem Fuß. In Berichten hatte es geheißen, die Turbopumpen seien für den Antrieb von Scud-Raketen eingesetzt worden, mit denen Bagdad während des Golf-Krieges Ziele in Israel und Saudi- Arabien beschossen hatte.
Ein Sprecher der Thyssen Industrie AG in Essen bekräftigte am Montag auf Anfrage, man sei sich keiner Schuld bewußt. Für die Ausfuhr der 35 Turbopumpen habe eine Erlaubnis des Bundesamtes für Wirtschaft vorgelegen.
LONDON, 13. Juli (dpa). Britische Wissenschaftler haben am Montag damit begonnen, den größten britischen Süßwassersee, Loch Ness, die Heimat des sagenumwobenen Ungeheuers "Nessie", zu untersuchen. Die Experten des Londoner Naturhistorischen Museums gaben aber zu verstehen, daß nicht die Monsterjagd der Grund für die auf vier Jahre angelegten Forschungen sei.
Vielmehr vermuten die Wissenschaftler in der Tiefe des trüben schottischen Sees bislang noch unentdeckte Lebewesen wie winzige Fadenwürmer, die nur unter dem Mikroskop Monstergröße erreichen. An der ersten derartigen wissenschaftlichen Untersuchung des bis zu 229 Meter tiefen Sees seit 90 Jahren sind 24 Universitäten beteiligt. Unter anderem wird ein Kleinst-U-Boot eingesetzt.
Nessie-Freunde hoffen aber, daß die Experten vielleicht doch einen Existenzbeweis für das Ungeheuer liefern können. Bei den Buchmachern liefen erneut größere Wett-Einsätze ein. Einer setzte 1000 Pfund (fast 3000 Mark) auf Nessie.
Nach zehn Jahren verläßt der 320fache Eishockey-Nationalspieler Udo Kießling (37) nun endgültig den Kölner EC. Am Montag einigten sich der Verteidiger und der KEC über eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Mit sofortiger Wirkung wurde der Rekord-Nationalspieler auf die Transferliste des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gesetzt.
PESHAWAR, 14. Juli (dpa). Bei Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten sind in der pakistanischen Stadt Peshawar in der Nacht zum Montag 14 Menschen ums Leben gekommen. Nach Zeugenaussagen hatten bewaffnete Sunniten Schiiten angegriffen, die Angehörige auf einem Friedhof beerdigen wollten.
HAMBURG. Die Präsidentin der Hamburger Hochschule für Bildende Künste, Adrienne Goehler, hat als Reaktion auf Rücktrittsforderungen ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. "Ich will die Vorwürfe gegen mich klären lassen und so eine Arbeitsgrundlage auf sachlicher Basis wiederherstellen", sagte die bundesweit erste Frau an der Spitze einer staatlichen Kunsthochschule. Am 9. Juli hatte sich das Hochschul-Konzil mehrheitlich den Rücktrittsforderungen von Hochschullehrern angeschlossen. 1989 war die damals 33jährige Psychologin für sechs Jahre zur Präsidentin gewählt worden.
Die aufsichtsführende Behörde für Wissenschaft und Forschung will zunächst prüfen, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet. "Voraussetzung dafür wäre, daß die Vorwürfe gegen Frau Goehler belegen, daß sie ihre Dienstpflichten nicht ordentlich wahrgenommen hat", sagte ein Behörden-Sprecher. 30 Hochschullehrer hatten im April einen offenen Brief unterschrieben, in dem Frau Goehler vorgeworfen wurde, in Fragen der Kunst eingegriffen, Zwietracht gesät, sich Kompetenzen angemaßt und dem Ansehen der Hochschule in der Öffentlichkeit geschadet zu haben. (dpa)
Gesamtklassement: 1. Lino 36:59:03 Stunden; 2. Indurain (Spanien) 1:27 Minuten zurück; 3. Jesper Skibby (Dänemark) 3:47; 4. Roche 4:15; 5. LeMond 4:27; 6. Bugno 4:39; 7. Heppner 4:52; 8. Claudio Chiappucci (Italien) 4:54.
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT für Amateure, 5. Etappe von Mainz nach Wittlich (194,7 km): 1. Wesemann (Frankfurt/Oder) 5:08:01 Stunden, 2. Pratek (Polen) vier Sekunden zurück, 3. Luthenberger (Österreich), 4. Audehm (Nürnberg), 5. Galbois (Frankreich), 6. Tore Eriksen (Norwegen) alle gleiche Zeit
Gesamtwertung: 1. Audehm 18:31:55 Stunden, 2. Luthenberger 2:42 Minuten zurück, 3. Stephane Baldois (Frankreich) 3:37, 4. Wesemann 3:58, 5. Piatek 4:05, 6. Stephan Gottschling (Nürnberg) gleiche Zeit
Mannschaftswertung: 1. Deutschland 55:44:33 Stunden, 2. Österreich 4:36 Minuten zurück, 3. Polen 5:04, 4. Rheinland-Pfalz 5:59, 5. Neuseeland 6:06, 6. Frankreich 6:17.
Mit einem ungefährdeten 6:4-, 6:1-Sieg über den Franzosen Frederic Fontang hat Lokalmatador Carl-Uwe Steeb am Montag seine Negativserie auf dem Stuttgarter Weissenhof beendet. Es war der erste Sieg des 24 Jahre alte Weltranglisten-34. bei seinem Heimat-Turnier seit fünf Jahren. Damals war er erst im Halbfinale gescheitert, danach nie mehr über das Auftaktmatch hinausgekommen.
Der Neusser Lars Koslowski hingegen mußte den Traum von einer erneuten Überraschung bereits im Eröffnungsspiel begraben. Der 21 Jahre alte Halbfinalist von 1991 unterlag dem Franzosen Cedric Pioline mit 6:7 (7:9), 1:6. Als Trostpflaster blieben ihm wie auch dem ebenfalls ausgeschiedenen Markus Naewie (Mannheim) immerhin 3250 Dollar aus dem 1,04 Millionen Dollar schweren Preisgeldtopf.
Zuvor hatte Steeb eine solide Leistung zum Erfolg über den Weltranglisten-69. gereicht. Fontang war dem Druck, den Steeb von der Grundlinie aus machte, nicht gewachsen und schlug zahlreiche Bälle unnötig ins Netz. Zudem lief er den gekonnten Rückhand-Stopps des Stuttgarters ein ums andere Mal vergeblich hinterher. In beiden Sätzen ging Steeb mit zwei frühen Breaks 3:0 in Führung, ließ sich danach auch von je einem Aufschlagverlust nicht aus der Ruhe bringen und nutzte nach 83 Minuten den dritten Matchball zum Sieg.
Sein nächster Gegner dürfte ihm voraussichtlich mehr Schwierigkeiten machen: Er trifft auf den spanischen Weltranglisten-18. Francisco Clavet, der im vergangenen Jahr bis ins Halbfinale vorgedrungen war und erst von Stich gestoppt werden konnte.
Lars Koslowski war seinem Gegner Pioline auf dem Centre Court nur einen Satz lang halbwegs gewachsen. Nachdem er im Tie-Break des ersten Durchgangs einen Satzball vergeben hatte, ging er fast widerstandslos unter. Auch ein Wutausbruch, bei dem er seinen Schläger zertrümmerte, konnte daran nichts ändern. Der 22jährige Markus Naewie mußte sich im letzten Match des Tages dem gleichaltrigen Italiener Renzo Furlan überraschend klar mit 2:6, 3:6 beugen.
Der dreimalige Wimbledon-Sieger Bekker muß sich in seinem Auftakt-Match am Dienstag mit dem 25 Jahre alten Franzosen Olivier Delaitre auseinandersetzen. Der Weltranglisten-45. besiegte seinen Landsmann Arnaud Boetsch glatt mit 6:4, 6:4. Für die erste Überraschung des Turniers sorgte der Russe Andrej Medwedew: Er warf den kroatischen Sandplatz-Könner Goran Prpic mit einem 3:6, 7:5, 6:0-Sieg aus dem Wettbewerb. dpa
MICHAIL GORBATSCHOW, ehemaliger sowjetischer Partei- und Staatschef, wird Ehrenbürger von Berlin. Das teilte der Berliner SPD-Fraktionsvorsitzende Ditmar Staffelt mit. Der Senat und das Abgeordnetenhaus wollen den Ehrentitel am 9. November, dem Jahrestag des Mauerfalls, verleihen. Eine Antwort Gorbatschows liegt noch nicht vor. (dpa)
ERFURT, 13. Juli (dpa). Das Ermittlungsverfahren gegen Thüringens Innenminister Willibald Böck (CDU) in der Raststättenaffäre ist eingestellt worden. Auch gegen die übrigen Beschuldigten werde nicht mehr ermittelt, sagte der Abteilungsleiter des Thüringer Innenministeriums, Hans-Peter Huber, am Montag abend. Er kündigte eine ausführliche Stellungnahme der Staatsanwaltschaft für den heutigen Dienstag an.
Böcks Anwalt Hans-Peter Menge sagte, in der 23 Seiten starken Begründung der Staatsanwaltschaft werde erklärt, daß es keinen hinreichenden Tatverdacht für eine Anklage gebe. Böck war vom Beichlinger Pfarrer Hans-Werner Kohlmann die Annahme von 45 000 Mark Schmiergeld der hessischen Stutz-Gruppe vorgeworfen worden. Die Stutz-Gruppe wollte Raststätten an Thüringer Autobahnen bauen.
Böck, der von der Einstellung Montag abend erfuhr, sagte: "Ich habe von Anfang an gewußt, daß die Vorwürfe unbegründet waren." Es sei bedauerlich, daß die Einstellung erst jetzt erfolgt sei.
Die Ermittlungen hatten am 2. Juni begonnen und sich über den Landesparteitag der Thüringer CDU am 20. Juni hinweg hingezogen. Dort war Böck nur mit einer knappen Mehrheit der Stimmen als Vorsitzender wiedergewählt worden.
Im Streit über die Ermittlungen gegen Böck räumte das Erfurter Justizministerium eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft ein, wies aber Vorwürfe der Manipulation zurück. Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) sagte am Montag, bei einer Beratung zwischen seinem Ministerium und der Staatsanwaltschaft sei es nicht um Inhalte des Böck- Verfahrens gegangen. Man habe lediglich beschlossen, vor dem CDU-Landesparteitag Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen. Generalstaatsanwalt Thomas Hutt hatte nach dem Treffen im Ministerium, doch noch vor dem Parteitag den Innenminister entlastet. Mit diesem Zwischenbescheid seien keine Fehler gemacht worden, sagte Jentsch.
Jentsch sagte, er selbst sei bei der Beratung nicht anwesend gewesen. Er habe später zwar Bedenken gegen den Zwischenbescheid "wegen möglicher Mißverständnisse aufgrund des bevorstehenden Parteitags" geäußert. Doch habe er die Verantwortung dafür übernommen, weil die Erklärung auch nach dem Parteitag hätte falsch verstanden werden können.
WASHINGTON, 14. Juli (dpa/D). Die USA haben sich dazu verpflichtet, kein Plutonium und angereichertes Uran für die Herstellung von Atomwaffen mehr herzustellen. Präsident George Bush, der diese Entscheidung bekanntgab, erklärte dazu, sie sei ein Vorstoß, um die Weiterverbreitung dieser Stoffe zu unterbinden. Außerdem kündigte er neue Initiativen gegen die weitere Verbreitung von Massenvernichtungswaffen an. Ein hoher Beamter des US-Außenministeriums teilte mit, Washington wolle jedoch nicht auf unterirdische Nuklearversuche verzichten, weil diese für die Erprobung der Sicherheit und Wirksamkeit gelagerter Nuklearwaffen erforderlich seien.
Plutonium und angereichertes Uran werden in den USA schon seit 1988 nicht mehr für Waffen hergestellt. Diese Praxis wird jetzt politisch verbindlich. Beide Materialien werden auch künftig ausreichend vorhanden sein, da die Nuklearsprengköpfe, die abgerüstet werden, wiederverwendet werden können.
Zu den angekündigten Initiativen gehören Schritte zur Eindämmung des Handels mit chemischen Grundstoffen für die Herstellung chemischer Waffen, eine erweiterte Informationssammlung, multilaterale Inspektionen und Strafandrohungen sowie eine Vereinheitlichung der Exportkontrollen für Waffentechnologie.
BONN, 13. Juli (dpa). Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat nach Ansicht der Sozialdemokraten die ersten 100 Tage seiner Amtszeit als Bundeswehrchef aus der Sicht der Opposition "überraschend gut überstanden". Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Walter Kolbow, sagte am Montag in Bonn, die Kritik aus der CDU/CSU an Rühe sei "dagegen deutlich". Kolbow lobte den Ausstieg aus dem "Jäger 90"-Projekt. Der von Rühe in Aussicht gestellte Verzicht auf den Panzerabwehrhubschrauber zwei und das U-Boot 212 ergebe mit dem Ausstieg aus dem Jäger-Programm ein Kürzungsvolumen von mindestens 20 Milliarden Mark.
Kolbow forderte erneut eine Neukonzeption für die Bundeswehr und deren Ausrüstung. Beim Verteidigungsumfang der Bundeswehr und bei den Wehrübungen könne wesentlich gespart werden. Das vorgelegte Konzept für die Truppenübungsplätze sei in der jetzigen Form nicht akzeptabel. In den Streitkräften gebe es Unruhe, weil das Stationierungskonzept der Bundeswehr in wesentlichen Teilen geändert werden solle.
Aufgespießt
"Damit keine Spekulationen aufkommen: Ich bin jetzt für einige Tage nicht da, weil ich mir die Nasenscheidewand operieren lassen muß. Mir geht es wie Steffi Graf, ich kriege nicht genug Luft - aber wehe, wenn ich wiederkomme." FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff nach der Präsidiumssitzung seiner Partei am Montag in Bonn.
BONN, 15. Juli (dpa). Eine Entschädigung für Tötung oder Freiheitsentzug aus politischen Gründen können in Deutschland lebende Ungarn bei den diplomatischen und konsularischen Vertretungen der Republik Ungarn in der Bundesrepublik beantragen. Wie das Auswärtige Amt in Bonn mitteilte, sind durch ein Anfang Juli in Kraft getretenes Gesetz Personen entschädigungsberechtigt, die durch widerrechtliche Maßnahmen ungarischer und sowjetischer Behörden zwischen dem 11. März 1939 und dem 23. Oktober 1989 getroffen wurden. Noch bis zum November können nahe Angehörige und Verwandte von gesetzeswidrig zum Tode Verurteilten eine Entschädigung von umgerechnet 20 500 Mark bekommen, heißt es in den Angaben des Auswärtigen Amtes. Reformen auf Kuba Castro noch mächtiger
HAVANNA, 13. Juli (AFP). Die kubanische Volksversammlung hat gestern abend wie erwartet mehrere Verfassungsänderungen angenommen. Mit der Reform wird die Stellung des Staatschefs gestärkt und gleichzeitig die wirtschaftliche Öffnung des Landes für ausländische Investitionen ermöglicht. Außerdem wird zum ersten Mal seit der Revolution von 1959 die Religionsfreiheit garantiert.
Vor Verabschiedung der Verfassungsartikel stellte Präsident Fidel Castro klar, daß er den Sozialismus in seinem Land notfalls "bis zum Tod" verteidigen werde. Allerdings wurde dieser Sozialismus durch die Änderung der 76 von 141 Verfassungsartikeln weniger dogmatisch.
Zunächst wird der Staatschef ermächtigt, den Ausnahmezustand zu verhängen, wenn die "innere Ordnung, die Sicherheit und die Stabilität des Staates" gefährdet werden. Außerdem wurde ihm die "oberste Leitung über alle Armee-Einrichtungen" übertragen.
Der "sozialistische" Charakter Kubas blieb ebenso erhalten wie die führende Rolle der Kommunistischen Partei. Erstmals soll aber die Volksversammlung künftig direkt vom Volk gewählt, statt von den Deputierten der Stadträte bestimmt werden. Ferner wird erstmals Religionsfreiheit gewährt. Im wirtschaftlichen Bereich wurde der Weg für ausländische Investitionen freigemacht. Verfassungsmäßig anerkannt wurden Unternehmen mit mehreren Eigentümern. Der Grundsatz des Volkseigentums sei nicht mehr "unumkehrbar". In seiner Rede vor der Volksversammlung rechtfertigte Castro den Ausbau der Tourismusindustrie in Kuba. Hotels und Restaurants sind dort fast ausschließlich ausländischen Besuchern vorbehalten. Dies sei weder ungerecht noch diskriminierend, sondern diene ausschließlich dazu, Devisen ins Land zu bringen.
TEHERAN, 13. Juli (AFP). Scheinbar unaufhaltsam erscheint seit einigen Monaten der Preisauftrieb bei den wichtigsten Verbrauchsgütern in Iran. Nicht nur die ärmsten Schichten der Bevölkerung sind von der galoppierenden Inflation hart getroffen, auch die Mittelklasse spürt immer mehr die Folgen der Rezession. Grundnahrungsmittel wie Reis sind innerhalb weniger Monate bis zu hundert Prozent teurer geworden. In Iran wächst daher in breiten Bevölkerungsschichten die Unzufriedenheit.
Seit Beginn des neuen iranischen Jahres vor vier Monaten ist gerade bei Lebensmitteln ein Preisschub verzeichnet worden, durch den wichtige Produkte für weite Teile der Bevölkerung fast unerschwinglich wurden. So stieg der Kilopreis für Reis, dem Hauptnahrungsmittel des Landes, von 1200 Rial (rund 1,50 Mark) auf 2400 Rial. Käse und Obst wurden um 30 Prozent teurer, Fleisch um 20 Prozent. Für Kleidung mußten die Iraner innerhalb weniger Monate bis zu 30 Prozent mehr bezahlen, für Taxifahrten sogar bis zu hundert Prozent. Dem steht der Tageslohn eines ungelernten Arbeiters gegenüber, der bei rund 10 000 Rial (13 Mark) liegt, oder der Monatslohn eines unteren Beamten von rund 150 000 Rial (190 Mark). Die offizielle Sprachregelung des Teheraner Regimes nennt denn auch die Mittelklasse inzwischen "die benachteiligte und verwundbare Schicht". Auf ähnliche Weise wurden bislang nur die Ärmsten des Landes bezeichnet.
Für einen Beamten ist es in dieser Situation lebensnotwendig geworden, mehrere Jobs zu haben, um seine Familie ernähren zu können. Manch ein Staatsdiener geht drei Beschäftigungen gleichzeitig nach. Fast schon zwangsläufig nimmt die Korruption in den Verwaltungen zu, wird doch ein "Trinkgeld" häufig genug zur Existenzfrage für einen Angestellten. Mit anhaltender Rezession wächst die Unzufriedenheit im Lande. Auf öffentlichen Plätzen oder in den Geschäften wagen es die Menschen erstmals seit langem wieder, ihre Kritik an den Herrschenden zu äußern. Die Fähigkeit der Regierung, die Situation in den Griff zu bekommen, wird offen angezweifelt. Die amtlich angeordneten Preiserhöhungen bei der Post und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Strom und Wasser bezeichnen die meisten als ungerechtfertigt.
Die Krise, die Iran erfaßt hat, ist die Folge einer wirtschaftlichen Liberalisierungspolitik, die Präsident Haschemi Rafsandschani dem Land verordnete. Schon vor mehreren Monaten hatte Rafsandschani angekündigt, daß der Übergang von der subventionierten Staatswirtschaft der Revolutionsjahre hin zu einer Ökonomie des Marktes "sehr schmerzhaft" sein werde. Auch wenn die Regierung in Teheran versprach, eine ausgeglichene Politik zwischen Subventionsabbau bei Konsumgütern des täglichen Bedarfs und Inflationsbegrenzung zu betreiben, so lag schon 1991 nach Angaben von Finanzexperten die Inflationsrate in Iran zwischen vierzig und sechzig Prozent.
Die Liberalisierung der Preise trifft die 60 Millionen Iraner um so härter, als viele Erzeugnisse und Lebensmittel wie Fleisch oder Butter importiert werden müssen und selbst kleinere Händler ihre Preise nicht mehr in Rial, sondern auf Dollar-Basis kalkulieren. Die Versorgungssituation mit einheimischen Lebensmitteln hatte sich verschärft, als die Regierung vor einem Jahr dazu überging, soviel Produkte wie möglich in die Golf- Staaten oder nach Europa zu exportieren, um sich neben den Ölausfuhren eine weitere Devisenquelle zu erschließen.
HALLE, 13. Juli (AFP). Der Vorschlag von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU), einen Ostdeutschen zum nächsten Bundespräsidenten zu wählen, hat unter ostdeutschen Politikern verschiedener Parteien Zustimmung gefunden. In einer Umfrage des "Mitteldeutschen Express" in Halle sagte FDP-Generalsekretär Uwe Lühr, auch ein Ostdeutscher könne der beste Kandidat für dieses Amt sein. Der SPD-Bildungspolitiker Stefan Hilsberg meinte, der neue Bundespräsident dürfe sich keinesfalls nur für die Interessen Westdeutschlands einsetzen. Auch der sächsische CDU-Landesgruppenchef Joachim Schmidt begrüßte Krauses Vorschlag. Der neue Bundespräsident müsse ebenso wie Richard von Weizsäcker alles daransetzen, den Graben zwischen Ost und West zu verkleinern. Ein qualifizierter Bundespräsident aus den neuen Ländern könnte dazu beitragen.
TOKIO, 13. Juli (AFP). Japans Kaiser Akihito soll im Oktober erstmals nach China reisen, um den 20. Jahrestag der Normalisisierung der Beziehungen beider Länder zu würdigen. Wie die Zeitung "Shimbun" berichtete, wies Ministerpräsident Kiichi Miyazawa das Außenministerium an, den Besuch vorzubereiten.
Der Sänger der amerikanischen Hardrock-Gruppe Guns N' Roses, Axl Rose, ist am Sonntag bei seiner Rückkehr aus Paris im New Yorker Kennedy-Flughafen festgenommen worden (unser AP-Bild). Ihm werden Handgreiflichkeiten bei einem Konzert in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) vor einem Jahr zur Last gelegt. Gegen eine Kaution von 100 000 Dollar wurde Rose zunächst wieder freigelassen. Bei dem Konzert am 2. Juli 1991 hatte sich der 30jährige Musiker im Riverport-Stadion von der Bühne in die Menge gestürzt, um einem Fan die Kamera zu entreißen. Dabei soll er vier Personen verletzt und Sachschaden verursacht haben. Das Konzert war nach dem Zwischenfall abgebrochen worden. Bei den anschließenden Schlägereien waren etwa 40 Konzertbesucher und 25 Polizisten verletzt worden.
MOSKAU, 13. Juli (AFP/dpa). Der Rechtsvertreter der russischen Regierung, Andrej Makarow, hat am Montag vor dem Verfassungsgericht in Moskau mit der Mitteilung Aufsehen erregt, die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) habe 1991 insgesamt 25 Millionen Akten vernichtet. Er berief sich dabei auf ein vom früheren Vize-Chef der KPdSU, Wladimir Iwaschko, unterzeichnetes Dokument vom 29. März 1991, das er jedoch nicht vorlegte. Darin sei auch angeordnet worden, den Zugang zu anderen Archiven zu verwehren und einen Teil des Archivmaterials zu verlegen. Das Dokument sei Beweis dafür, daß die KPdSU auch 1991 unter Michail Gorbatschow ihr Verhalten noch nicht wesentlich geändert habe, sagte Makarow.
Verfassungsgerichtspräsident Waleri Sorkin bemerkte dazu, die Arbeit der Richter könnte wesentlich erleichtert werden, wenn die zitierten Dokumente vorgelegt würden.
Iwaschko erklärte laut Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zu den Vorwürfen, daß nur Papiere vernichtet worden seien, die zur zeitweiligen Aufbewahrung im Parteiarchiv gelagert hätten. Er warnte davor, Dokumente aus "Sonderordnern" vor Gericht zu verwenden, weil viele von ihnen nicht nur die Partei, sondern auch nationale Interessen Rußlands und anderer GUS-Staaten berührten.
Vertreter der KPdSU forderten am Montag vor dem Gericht eine Beurteilung der Tätigkeit des heutigen russischen Präsidenten Boris Jelzin in der Führungsspitze der KPdSU. Jelzin war bis Februar 1988 stellvertretendes Mitglied des Politbüros. Erst im Juli 1990 verließ er die Partei. "Wir alle hatten Anteil an diesem Verfassungsbruch", erklärte Jelzin-Vertreter Makarow dazu.
Der KPdSU-Prozeß hatte am vergangenen Dienstag in Moskau begonnen. Ursprünglich hatten Kommunisten das Verfahren angestrengt, um das Verbot der Partei durch Jelzin überprüfen zu lassen. Reformer, die Jelzin nahestehen, hatten zusätzlich den Antrag gestellt, die Verfassungsmäßigkeit der KPdSU zu prüfen. Ein Antrag von KPdSU-Vertretern, nur über das Parteiverbot zu entscheiden, war am Donnerstag von den 13 Richtern des Gerichtes abgewiesen worden.
HAMBURG, 13. Juli (AFP/FR). In der Bundesrepublik werden nach einem Bericht des NDR-Fernsehmagazins "Panorama" jährlich Hunderte von Kapitalverbrechen nicht aufgedeckt, weil die Leichenschau schlampig vorgenommen wird. "Wir alle sind überzeugt, daß das Dunkelfeld nicht entdeckter Tötungsdelikte gewaltig ist", sagt der Institutsleiter für Rechtsmedizin an der Universität Münster, Bernd Brinkmann. Der Leichenschau-Experte rechnet mit einer Dunkelziffer, die die Zahl der bekanntgewordenen Fälle um das Dreifache übersteigt. Dies bedeute, daß jährlich rund 2400 Tötungsdelikte unentdeckt blieben.
Der Leiter der Rechtsmedizin der Universität Hamburg, Klaus Püschel, hält laut "Panorama" wegen mangelhafter Sorgfalt bei der Leichenschau sogar den perfekten Mord für möglich. Der Täter müsse sich nur einer Methode bedienen, die bei der äußeren Leichenschau schwer erkennbar sei. Als besonders kritisch erweise sich die mangelhafte Leichenschau bei ärztlichen Kunstfehlern im Krankenhaus.
Püschel fand in einer empirischen Untersuchung heraus, daß bei Todesfällen während und nach einer Operation 95 Prozent aller Totenscheine auf "natürlichen Tod" lauteten und damit falsch ausgestellt worden seien. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge fehlt vielen Ärzten die fachliche Kompetenz zur Feststellung der Todesart.
HANNOVER, 13. Juli (AFP). Das niedersächsische Umweltministerium hat an die in der Lüneburger Heide stationierten britischen Panzereinheiten appelliert, ihre Übungen bis zum Ende der Trockenperiode auszusetzen. Die Panzer verursachten derzeit besonders viel Staub, teilte das Ministerium am Montag in Hannover mit. Dadurch müßten gesundheitliche Schäden der Bevölkerung durch aufgewirbelte Schwermetalle und Dieselrußpartikel befürchtet werden.
Im Interesse der betroffenen Bürger, insbesondere auch des Luftkurortes Schneverdingen, sollten die Panzerübungen ausgesetzt werden, zumal aufgrund der politischen Lage kein Grund bestehe, ständig intensiv in der Lüneburger Heide zu üben, heißt es nach Angaben des Ministeriums in einem Schreiben an den Leiter des Britischen Verbindungsamtes für Niedersachsen.
JERUSALEM, 13. Juli (AFP). Ein Mitglied der fundamentalistischen Widerstandsbewegung Hamas ist in der Nacht zum Montag im besetzten Gaza-Streifen getötet worden. Nach Darstellung der israelischen Armee griff eine Gruppe Palästinenser den 19jährigen Rami el Mathlum in der Stadt Gaza an, weil sie ihn für ein Mitglied der in arabischer Kleidung operierenden israelischen Spezialeinheiten hielt. Demgegenüber teilten Palästinenser mit, Mathlum sei von israelischen Soldaten erschossen worden. Am späten Sonntag abend sei es in Gaza zu Zusammenstößen zwischen 200 Hamas-Demonstranten und Mitgliedern einer israelischen Spezialeinheit gekommen, die die Hamas-Leute irrtümlich für Anhänger der Fatah von Yassir Arafat hielten. Israelische Soldaten hätten das Feuer auf die Hamas-Demonstranten eröffnet und dabei den 19jährigen Mathlum erschossen, hieß es.
Hamas und die Fatah sind verfeindet. Hauptstreitpunkt ist die Fortsetzung der Friedensgespräche mit Israel, die die Hamas ablehnt.
BONN, 13. Juli (AFP). In der Bundesrepublik soll es nach dem Willen des FDP- Präsidiums in Zukunft zwei feste Wahltermine pro Jahr geben. Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff stellte am Montag in Bonn einen entsprechenden Entwurf zur Änderung des Grundgesetzes vor. Der neue Artikel 28a soll festlegen, daß künftig die Wahlen zu Landes- und Gemeindeparlamenten am dritten Sonntag nach Ostern und am ersten Sonntag im Oktober stattfinden.
Falls eine Volksvertretung vorzeitig aufgelöst wird, soll der Wahltag abweichend festgelegt werden können. Die darauffolgende Legislaturperiode müsse dann aber so verkürzt oder verlängert werden, daß wieder an einem der beiden Termine gewählt werden kann. Lambsdorff richtete an die Verfassungskommission von Bund und Ländern die Aufforderung, diesen Vorschlag ernsthaft zu prüfen. Die erste Iniative der FDP zur Bündelung von Wahlterminen war vom Kommissionsvorsitzenden Rupert Scholz (CDU) abgelehnt worden.
TOKIO, 13. Juli (AFP). Japanische Firmen müssen nach dem Willen der Regierung in Tokio künftig nachweisen, daß sie sich auch im Ausland umweltfreundlich verhalten. Der stellvertretende Industrie- und Handelsminister Yuji Tanahashi warnte die Firmen am Montag davor, die Umwelt anderer Länder zu gefährden. Wenige Tage zuvor hatte ein malaysisches Gericht die Schließung einer japanischen Chemiefabrik angeordnet, die in Malaysia radioaktiven Müll produziert und nicht entsorgt haben soll.
Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, will das japanische Industrie- und Handelsministerium nach Prüfung des Gerichtsurteils spezielle Maßnahmen gegen die Mitsubishi-Kasei-Gruppe ergreifen, der die Fabrik in der malaysischen Provinzhauptstadt Ipoh gehört. Zeugen hatten vor dem Gericht in Ipoh ausgesagt, daß die Mitsubishi-Tochter ARE von 1982 bis 1985 große Mengen des bei der Produktion von seltenen Mineralien entstandenen radioaktiven Thoriumhydroxides wild deponiert habe. Gegenüber Bauern in der Umgebung der Fabrik habe ARE vorgegeben, es handele sich um Düngemittel.
Nach Ansicht von Richter Peh Swee Chin lagen ausreichend Beweise dafür vor, daß die Gesundheit der Anwohner durch das Gift erheblich bedroht wurde. In der Umgebung der Fabrik waren zunehmend Menschen an Leukämie erkrankt. Zudem starben vermehrt Kinder kurz nach der Geburt oder kamen mit Geburtsfehlern zur Welt.
Naoki Ohara, Sprecher der japanischen Sektion der Umweltorganisation Greenpeace, sagte, immer mehr Firmen wichen in andere Länder aus, um den seit den 70er Jahren in Japan geltenden strengen Umweltauflagen zu entgehen. Greenpeace zufolge sind japanische Firmen in Umweltskandale in Indonesien, Brasilien und auf den Philippinen verwickelt.
Ein Vertreter von Mitsubishi-Kasei sagte, die Fabrik in Ipoh sei in Abstimmung mit malaysischen Gesetzen und den örtlichen Behörden betrieben worden.
BONN, 13. Juli (AFP/dpa). Die Pläne von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) für eine höhere finanzielle Belastung der Auto- und Motorradfahrer sind am Montag auf massiven Protest gestoßen. Die Kritik von Industrie, Verkehrsverbänden, Steuerzahlerbund und Umweltschützern richtete sich vor allem gegen die von Krause bis spätestens 1996 angekündigte Autobahngebühr für Pkw. Dagegen waren die Meinungen über eine Mineralölsteuer-Erhöhung geteilt. Regierungssprecher Dieter Vogel versicherte, es gebe dafür keine Pläne.
Krause selbst lehnte in München im Gegensatz zu einem früheren Interview eine höhere Mineralölsteuer ab. Angesichts der schon bestehenden Bevorzugung ausländischer Spediteure wäre dies "absurd" und käme einer weiteren Subventionierung der holländischen Spediteure gleich. Allerdings verteidigte er die Straßenbenutzungsgebühr als unabdingbar, um mehr Kostenwahrheit und Kostengerechtigkeit im Straßenverkehr zu erreichen. Auch Bundesfinanzminister Theo Waigel hält eine Straßenbenutzungsgebühr für durchaus vertretbar. Diese "Lenkungsabgabe" dürfe die Autofahrer jedoch nicht zu "Melkkühen der Nationen" machen, sagte er in Nürnberg.
Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff bescheinigte Minister Krause dagegen "Mund-Diarrhö" (Durchfall) und forderte Kanzler Helmut Kohl (CDU) auf, die Diskussion zu beenden. Die SPD warnte vor einer Konjunkturabschwächung. Unter dem Deckmantel des Umweltschutzes käme eine "Steuererhöhung zum konjunkturpolitisch falschen Zeitpunkt", sagte ihr Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth.
Regierungssprecher Dieter Vogel sagte, es gebe keine Pläne für Steuererhöhungen. Auch dem Finanzministerium zufolge werden im Zusammenhang mit der anstehenden Bahnreform keine Steuererhöhungen geprüft.
Das Präsidium des Automobilklubs ADAC forderte den Bundeskanzler auf, Krauses Pläne sofort aufzugeben. Die finanzielle Belastung der Autofahrer habe "ein so hohes Ausmaß erreicht, daß weitere Steigerungen unzumutbar sind".
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Deutsche Naturschutzring, der Naturschutzbund und der Verkehrsclub (VCD) forderten gemeinsam den Rücktritt von Krause. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weinzierl kritisierte dessen Überlegungen als völlig unzureichend: Die Autobahnvignette müsse mindestens 500 Mark kosten und umgehend eingeführt, die Mineralölsteuer um mindestens 20 statt 10 Pfennig erhöht werden. Die Bundesregierung wolle diesen Schritt aber offenbar mit Rücksicht auf die Wahlen erst 1995 oder 1996 wagen.
Der Verkehrsclub lehnte die "Vignettenlösung" ab, signalisierte aber Zustimmung zu einer höheren Mineralölsteuer. Nur so sei das überbordende Verkehrswachstum zu bremsen. Der Naturschutzbund will einer höheren Mineralölsteuer nur zustimmen, wenn die Mehreinnahmen zweckgebunden in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gehen.
Auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss, bezeichnete eine Autobahngebühr als "unsozial". Statt dessen sollten Autofahrer nach der Verkehrsleistung belastet werden, also beispielsweise über eine höhere Mineralölsteuer. Dies sei aber auch nur das "kleinere Übel".
Der Bund der Steuerzahler nannte Umweltschutzargumente in der Steuerdebatte "fadenscheinig bis schizophren". Dabei gehe es "nur um das Abkassieren", sagte sein Vizepräsident Dieter Lau.
Im EG-Vergleich liegt Deutschland mit seinen Mineralölsteuern an fünfter Stelle. Für 1000 Liter Diesel zahlen die Deutschen rund 543 Mark, für 1000 Liter bleifreies Benzin rund 820 Mark an den Staat. An der Spitze liegt Italien mit 830 Mark für Diesel und 1124 Mark für bleifreies Benzin.
Die EG-Kommission will bis September detaillierte Vorschläge machen, die Deutschland die Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr ermöglichen sollen. Bonn war im vergangenen Mai mit seinen Plänen einer Straßenbenutzungsgebühr für schwere Lkw gescheitert, da gleichzeitig die Kfz-Steuern gesenkt werden sollten. Dies läßt das EG-Recht nicht zu, da dadurch EG-Ausländer diskriminiert würden. (Siehe auch Seite 3)
KÖLN, 13. Juli (AFP). Die in Iran verbotenen oppositionellen Volksmudschaheddin haben anläßlich des am Dienstag beginnenden Deutschland-Besuchs des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati zu Protestkundgebungen in mehreren Städten aufgerufen. Die iranische Regierung exportiere weiterhin Terrorismus und Fundamentalismus, erklärten die Volksmudschaheddin am Montag in Köln. Jede Annäherung an das Teheraner Regime laufe den Interessen der iranischen Bevölkerung zuwider. Die Mullahs würden nur zu weiteren Morden und Folterungen ermutigt, "wenn man den Führern dieses menschenfeindlichen Regimes die Hand reicht".
Welajati trifft in Bonn unter anderem mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Außenminister Klaus Kinkel (FDP), Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP), dem Staatsminister im Kanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), und SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose zusammen.
WARSCHAU, 14. Juli (AFP). Im Südosten Polens ist ein Massengrab mit den Leichen von 20 Menschen gefunden worden, die 1947 von der Politischen Polizei Polens (UB) hingerichtet wurden. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete, handelt es sich bei den Hingerichteten um ehemalige Insassen des Gefängnisses in Sanok, in dem das damalige kommunistische Regime Gegner des Systems und angebliche Oppositionelle inhaftierte. Bis heute wissen viele Familien von Opfern der UB nicht, wo die Leichen ihrer Angehörigen verscharrt worden sind.
ANTIBES, 14. Juli (AFP). Vier Fischfabrikschiffe unter koreanischer Flagge mit über 110 Kilometer langen Schleppnetzen sollen im Mittelmeer in 180 Kilometer Entfernung von der französischen Küsten gesichtet worden sein. Das wurde am Montag im Seeaquarium "Marineland" von Antibes bekannt, dessen Direktor Mike Ridell empört gegen diese Praktiken protestierte, die die Delphine dezimieren.
Die Europäische Gemeinschaft (EG), die den italienischen Fischern Subventionen für Schleppnetze zum Schwertfischfang gewährt hatte, hat ihre Haltung inzwischen revidiert und empfohlen, wegen ihrer Gefahr für die Delphine auf diese Fangtechnik zu verzichten. Die Wassersäugetiere, die sich in diesen Netzen verfangen, ersticken und wurden in den letzten Jahren zu Dutzenden tot an den Küsten der französischen Riviera angeschwemmt. Nach Angaben von Mike Ridell, Spezialist für den Schutz der Delphine, kreuzen die vier Fabrikschiffe außerhalb der auf zwölf Meilen begrenzten französischen und italienischen Küstengewässer, aber innerhalb der Wirtschaftszone."Kurdische Regierung illegal"
BAGDAD, 15. Juli (AFP). Irak hat die Regierung, die von den kurdischen Oppositionsparteien im Norden des Landes gebildet wurde, für illegal erklärt. Wie die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA meldete, besitzt die am 4. Juli gebildete kurdische Regierung nach Ansicht der Führung in Bagdad keine legale Grundlage. Ihre Entscheidungen seien nichtig, weil die Ernennung ihrer Mitglieder ohne gesetzliche oder verfassungsrechtliche Grundlage erfolgt sei, meldete INA. Das 1974 ausgehandelte Gesetz über die Autonomie Kurdistans bestimme, daß die Autonomie des nördlichen Landesteils innerhalb der juristischen, politischen und wirtschaftlichen Einheit von Irak zu verwirklichen sei.
Die oppositionellen kurdischen Parteien, die die Regierung im irakischen Teil Kurdistans stellen, verlangen ein neues Autonomiestatut. Die Verhandlungen mit Bagdad führten bislang zu keinem Ergebnis.Blutige Scheidung im Gerichtssaal
BERN, 14. Juli (AFP). Ein 33 Jahre alter Mann hat am Montag seine Frau während des Scheidungsprozesses vor einem Zivilgericht in Bern mit mehreren Schüssen aus einer Pistole niedergestreckt. Die 27jährige Frau starb noch im Gerichtssaal. Wie die Justiz in Bern mitteilte, hatte der Mann offenbar befürchtet, daß das Scheidungsurteil zu seinen Ungunsten ausfallen und das siebenjährige Kind aus der Ehe der Mutter zugesprochen würde. Nach den Schüssen ergab er sich widerstandslos.
LONDON, 14. Juli (AFP). Ein Golfschläger aus dem 18. Jahrhundert ist am Montag auf einer Auktion von Sotheby's in der schottischen Hauptstadt Edinburgh für 92 400 Pfund (277 200 Mark) versteigert worden. Der erzielte Preis lag doppelt so hoch wie das Eingangsgebot. Spielende Kinder hatten das wertvolle Stück in einer Gartenlaube entdeckt. Der Käufer der Rarität blieb anonym.
ROM/SARAJEWO, 14. Juli (AFP). Ein schwer herzkrankes Baby ist am Montag mit einem Großraumflugzeug der italienischen Luftwaffe aus der umkämpften bosnischen Hauptstadt Sarajewo ausgeflogen worden. Dies berichtete das italienische Verteidigungsministerium in Rom. Auf Bitten der Vereinten Nationen sei das Kind in die slowenische Hauptstadt Ljubljana zur Behandlung gebracht worden. An Bord des Flugzeuges befand sich den Berichten zufolge ein Krankenwagen des italienischen Roten Kreuzes, der mit einem Spezial-Brutkasten zum Transport der kleinen Zinai Agiv ausgestattet war. Das Baby wurde in Ljubljana sofort in ein Krankenhaus eingeliefert.
Ankündigung von Bush US-Verzicht auf Plutonium
KENNEBUNKPORT, 14. Juli (AFP/Reuter). Die Vereinigten Staaten wollen die für militärische Zwecke vorgesehene Produktion von Plutonium und angereichertem Uran einstellen, ohne die Atomwaffen nicht gebaut werden können. Das teilte US-Präsident George Bush am Montag der Presse in seinem Ferienwohnsitz in Kennebunkport (Maine) mit. Die Entscheidung sei im Rahmen der atomaren Abrüstungsanstrengungen gefallen, hieß es. Ferner kündigte Bush Maßnahmen gegen Staaten an, die sich an der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen beteiligten. Nach Angaben von Militärexperten produzieren die USA ohnehin bereits seit 1988 kein spaltbares Material mehr für militärische Zwecke. In Lagern sei zudem ausreichend viel Spaltmaterial vorhanden. Nun aber sei der Herstellungsstopp offizielle Politik.
Das Präsidialamt erklärte hierzu, die Regierung wolle mit ihrem Schritt Staaten in Spannungsgebieten ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen. Man wolle sich zugleich um internationale Unterstützung bemühen, um von der Herstellung und dem Erwerb nuklearen Materials abzuhalten. Bush sagte, mit der Initiative wolle er die Verbreitung der "schrecklichen Waffen" verhindern.
Die Ankündigung fiel mit dem Beginn des Parteitages der Demokratischen Partei zusammen. Beobachter sprachen von einem Versuch des Präsidenten, mit seinem Vorstoß in die Schlagzeilen zu geraten. Der Rüstungsexperte Stan Norris nannte es eine "leere Geste". Lee Feinstein von der privaten Vereinigung für Rüstungskontrolle würdigte die Entscheidung jedoch als "wirklich wichtig". Abrüstungsprogramme hätten bislang auf die Abschaffung von Raketen gezielt. Worum es wirklich gehe, sei jedoch die Verhinderung der Produktion.
FULDA. Eine 23jährige Frau aus Fulda ist am Montag morgen bei einem Unfall in der Fuldaer Innenstadt tödlich verletzt worden.
Nach Polizeiangaben war ein 26jähriger Autofahrer vermutlich unter Alkoholeinfluß von der Fahrbahn abgekommen und mit dem Wagen gegen eine Straßenlampe und einen Baum geprallt. Die Frau, die auf der Beifahrerseite saß, erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen, ein weiterer Wageninsasse wurde leicht verletzt.
Der Führerschein des Autofahrers wurde sichergestellt. lhe
Die 36. Internationalen Ferienkurse für Neue Musik haben am Montag in Darmstadt begonnen.
Schwerpunkt der Veranstaltung des Darmstädter Internationalen Musikinstituts wird bis zum 29. Juli die erstmalige Zusammenarbeit mit dem italienischen Musikforschungszentrum CERM aus Sassari (Sardinien) sein, das sich alten Musikkulturen des Mittelmeerraums widmet. Daneben soll Computermusik präsentiert werden.
Auf der international besetzten Dozentenliste steht unter anderem der Primarius des Londoner Arditti-Quartetts, Pierre-Yves Artaud, der britische Schlagzeug-Experte James Wood als Leiter des Darmstadt Percussion Ensembles und der deutsche Pianist Bernhard Wambach. Konzertschwerpunkte werden die Auftritte des Arditti-Quartetts sein sowie die Musik von Steve Reich. lhe
Die eigenmächtige Sicherstellung eines umstrittenen Objekts vor der Klärung der Eigentumsfrage ist nicht zulässig. In einem kürzlich veröffentlichten Urteil entschied das Amtsgericht Frankfurt, daß die umstrittene Sache bis zur endgültigen Klärung der Eigentumsfrage von einem Gerichtsvollzieher in Verwahrung zu nehmen ist (Az.: 32 C 778/992-72).
Im vorliegenden Fall ging es um ein Auto im Wert von 6000 Mark. Eine Frankfurter Firma hatte die Anschaffung des Fahrzeugs für eine ihrer Beschaftigten finanziert. Als die Frau entlassen wurde, machte die Firma Eigentumsvorbehalt geltend und nahm ihr das Fahrzeug weg, nachdem die Frau die Herausgabe des Wagens verweigert hatte.
Die Richter werteten dies als "verbotene Eigenmacht" und erließen eine einstweilige Verfügung. Danach muß das Fahrzeug an den Gerichtsvollzieher herausgegeben werden, bis durch ein rechtskräftiges Urteil geklärt ist, wem der Wagen gehört. lhe
Die fünften Rheingauer Weintage finden vom 23. bis 26. Juli in Limburg statt. 31 Winzer werden ihren Rebensaft auf den Straßen und Plätzen der Stadt servieren. Aus Platzmangel werden nicht mehr Weinbauern zugelassen. Im Vorjahr hatten mehr als 50 000 Gäste die Weintage besucht. Für dieses Jahr rechnen die Veranstalter mit einem größeren Besucheransturm, da das traditionelle Limburger Altstadtfest ausgefallen war.
Die Autobahn 4 wird am Samstag, 18. Juli, in Nordhessen zwischen den Anschlußstellen Wommen (Werra-Meißner- Kreis) und Obersuhl (Kreis Hersfeld-Rotenburg) gegen 16 Uhr für rund zehn Minuten in beide Richtungen gesperrt. Das Autobahnamt in Frankfurt forderte die Autofahrer auf, diese Strecke dann zu meiden. - Ursache der Sperrung ist die geplante Sprengung von fünf Stützpfeilern der Richelsdorfer Talbrücke. Mit dieser Methode sollen die Betonkerne und Sandsteine der Pfeiler für den Neubau der Brücke wiederverwendbar gemacht werden.
DARMSTADT. Der Kreis Darmstadt- Dieburg will mit den US-Streitkräften ein Katastrophenschutz-Abkommen für die militärischen Einrichtungen der Amerikaner im Kreis schließen. Anlaß sei der Abzug von rund 120 US-Militärpolizisten, der ein erhöhtes Sicherheitsrisiko befürchten lasse, teilte der Kreis mit.
Das Abkommen über die "gegenseitige Hilfeleistung im Brandfalle" solle Grundlage sein für gemeinsame Alarm- und Einsatzpläne und Übungen sowie eine gegenseitige Informationspflicht. Nach Darstellung des Kreises ist zu bezweifeln, ob das nach dem Abzug verbleibende Militär-Personal in der Lage sein werde, Waffenlager und -transporte im Kreis ausreichend zu bewachen. lhe
DARMSTADT. Wegen des Verdachts auf sexuellen Mißbrauch von Kindern hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt Ermittlungen gegen einen katholischen Pfarrer aus dem Kreis Bergstraße aufgenommen. Der Geistliche soll in den vergangenen Jahren an mehreren Mädchen unter 16 Jahren "sexuelle Handlungen" vorgenommen haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit.
Gegen den Geistlichen erging Haftbefehl, der aber außer Vollzug gesetzt wurde. lhe
Im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß hat die Verteidigung erneut die Aussetzung des Verfahrens verlangt, weil die Anklage einen neuen Fall präsentierte. Bei Aussetzungsanträgen mit ähnlicher Begründung waren die Anwälte der beiden im größten deutschen Umweltschutz- Prozeß angeklagten Chemie-Manager schon mehrfach gescheitert. Über den neuen Antrag will das Gericht am Mittwoch nächster Woche entscheiden.
Das Richter setzten die Serie von Zeugenanhörungen mit der Befragung einer 45jährigen Hausfrau aus Arnsberg (Rheinland) und ihrer 21jährige Tochter zu gesundheitlichen Schädigungen fort. Die Richter befragten die Tochter zu mehreren Selbstmordversuchen, die sie als 16jährige unternommen hatte. Inzwischen könne sie sich ihr damaliges Verhalten nicht mehr erklären, sagte die junge Frau. Das Gericht verzichtete daraufhin auf weitere Aussagen. lhe
DARMSTADT. Bei einer Explosion in der Darmstädter Chemiefirma Merck sind am Montag fünf Mitarbeiterinnen verletzt worden. Die in der Verwaltung beschäftigten Frauen erlitten Verätzungen der Atemwege, nachdem eine Wolke aus hochgiftigen Phosphin-Dämpfen entstanden war.
Wie das Unternehmen weiter berichtete, wurde in dem Betriebsteil, in dem sich das Unglück ereignet hatte, niemand verletzt. Der Sachschaden sei gering - es gingen einige Fenster zu Bruch, außerdem wurden Geräte beschädigt. Sekunden später gab es im Kanalnetz eine zweite Detonation, dabei flog ein Kanaldeckel aus seiner Verankerung.
Die Explosion ereignete sich nach Auskunft der Werksleitung in einem anorganischen Produktionsbetrieb. In dem beschädigten Metallbehälter wurde Phosphorpentoxid hergestellt: eine Substanz, die in Laboratorien für chemische Reaktionen verwendet wird.
Nach Einschätzung der Feuerwehr war möglicherweise eine Armatur für das Unglück verantwortlich. In den Abendstunden wurde die Werksfeuerwehr, die das Gefäß mit Wasser gekühlt hatte, abgezogen, da offenbar keine Gefahr mehr bestand, daß sich weitere Explosionen ereignen könnten. lhe
Einen geradezu "königlichen" Service erwartet den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, während der Olympischen Spiele in seiner Heimatstadt Barcelona. Samaranch, der am Freitag 72 Jahre alt wird, bewohnt die 250 Quadratmeter große Sonder-Luxussuite 1715 im 17. Stock des Fünf Sterne-Hotels "Princesa Sofia" mit Ausblick auf die ganze Stadt und das nahegelegene Mittelmeer. Die Suite wurde extra für den IOC-Präsidenten Samaranch aus vier kleineren Suites gebaut und von seiner Frau Salisachs dekoriert.
Der nicht sehr groß gewachsene Textilindustrielle und Bankier verfügt über ein zwei Meter mal 2,10 Meter großes Kingsize-Bett, einen Gymnastikraum, Sauna, Büro, einen 75 Quadratmeter großen Salon und ein großes Bad mit runder Badewanne. Damit ihm nichts entgeht, kann Samaranch die Olympischen Spiele und Nachrichten aus aller Welt auf zehn Fernseh-Geräten verfolgen.
Zu der Suite gehört auch ein Doppelzimmer für die Sekretärin des IOC- Chefs und ein kleiner Empfangsraum. Ingesamt ließ sich das Hotel die Unterbringung des gesamten Internationalen Olympischen Komitees 800 Millionen Peseten (12,7 Millionen Mark) kosten, die dem IOC jedoch nicht berechnet werden. dpa
LONDON, 13. Juli (Reuter). Annette Fischer, Chefin der Menschenrechtsorganisation amnesty international, ist am Samstag zusammen mit ihrem Mann bei einem Autounfall in Italien getötet worden. Das teilte die Organisation am Sonntag in London mit. Fischer und ihr Mann Carl Eli seien bei strömendem Regen in Florenz mit einem anderen Wagen frontal zusammengestoßen. Sie waren auf der Heimfahrt nach Dänemark von einem Urlaub. Die 46jährige Dänin war 1991 zur Vorsitzenden des Internationalen Exekutiv-Komitees gewählt worden. Zwischen 1986 und 1989 war sie Vorsitzende der dänischen amnesty-Sektion.
NEU-DELHI, 13. Juli (Reuter). Bei den Wahlen zum indischen Staatspräsidenten am heutigen Montag geht der Kandidat Kaka Joginder Singh nicht ganz ernsthaft ins Rennen. Er möchte ins "Guinness-Buch der Rekorde". Rund 150mal hat sich Singh bei Präsidenten-, Bundes- und Länderwahlen aufstellen lassen und es nie geschafft. Der Zeitung Pioneer vertraute er an: "Ich möchte nur in das Guinness-Buch als Mann, der die meisten Wahlen verloren hat." Als aussichtsreichster Anwärter auf das Präsidentenamt gilt Vizepräsident Shankar Dayal Sharma, dem von der regierenden Kongreß-Partei Unterstützung zugesagt wurde.
NEW YORK, 13. Juli (Reuter). Hillary Clinton, Frau des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, Bill Clinton, hat offenbar seit langem mit Vorbereitungen für die Übernahme des Weißen Hauses begonnen. Sie versicherte sich dabei der Ratschläge einer Frau, die mit der Macht umzugehen wußte: Margaret Thatcher. Das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" berichtete, warum die ehemals brünette Frau Clinton überraschend erblondete. Der Autobiographie der früheren britischen Premierministerin habe sie den Rat entnommen, daß eine Frau von einem bestimmten Alter ab ihr Haar aufhellen solle.
MOSKAU, 13. Juli (Reuter). Die Arbeiter eines der größten Atomkraftwerke Rußlands drohen wegen ausbleibender Lohnzahlungen mit Streik. Wie die Nachrichtenagentur Interfax jetzt meldete, haben die örtlichen Behörden in Telegrammen die Moskauer Regierung davor gewarnt, die Anlage in Krasnojarsk in Sibirien könne bei einem Streik der Beschäftigten in einen unstabilen Zustand geraten. Präsident Boris Jelzin teilten sie laut Interfax mit, die Arbeiter seien seit drei Monaten nicht entlohnt worden. Einer der beiden Reaktoren der Anlage produziere Plutonium für Atomwaffen.
TRUJILLO, 13. Juli (Reuter). In Peru haben maoistische Rebellen am Sonntag bei verschiedenen Aktionen 13 Menschen getötet, sechs Bauern und sieben Polizisten. Die meisten Opfer gab es, als fünf Polizisten mit ihrem Jeep auf eine Mine fuhren.
LONDON, 13. Juli (Reuter). Rußland hat seine Truppen in Armenien nach einem Bericht von Radio Moskau in erhöhte Bereitschaft versetzt. Anlaß sei eine Schießerei zwischen russischen Soldaten und armenischen Sicherheitskräften am Freitag gewesen, bei der fünf Russen getötet worden seien, meldete der Sender. Die Truppen stünden in Bereitschaft, um neue Angriffe zu verhindern. Das russische Verteidigungsministerium protestierte wegen des Vorfalls bei der Regierung Armeniens. Armenische "Banditen" hätten einen russischen Konvoi überfallen, um Waffen zu erbeuten. Die armenische Regierung drückte Radio Moskau zufolge ihr tiefes Bedauern und ihre Besorgnis über den Zwischenfall mit den irregulären Einheiten aus.
JAKARTA, 17. Juli (Reuter). Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat Indonesien aufgefordert, Massenhinrichtungen und Folterungen gesetzlich zu verbieten. Wenn Menschenrechtsverletzungen begangen würden, ohne daß die Verantwortlichen dafür bestraft würden, kämen sie unweigerlich zu der Auffassung, daß sie auf dem Boden des Gesetzes stünden, erklärte die Organisation. Indonesien hat die von Menschenrechtsgruppen und ausländischen Regierungen erhobenen Vorwürfe über Verletzungen der Menschenrechte wiederholt bestritten. Laut ai gibt es jedoch Beweise für ein "klares und durchgängiges Muster von Menschenrechtsverletzungen durch die indonesische Regierung zur Unterdrückung von Opposition".
JOHANNESBURG, 13. Juli (Reuter). Die südafrikanische Polizei hat nach Angaben der Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) in der Nacht zum Montag 60 Mitglieder der Organisation festgenommen. ANC-Vertreter teilten mit, die Polizei habe bei einer Razzia das Haus eines vergangene Woche verstorbenen Mitglieds des militärischen Flügels verwüstet und dabei überwiegend Mitglieder der ANC-Jugendorganisation festgenommen. Fünf Menschen seien bei der Operation verletzt worden. ANC-Sprecher Ronnie Mamoepa verlangte eine Erklärung für die Operation. Eine internationale Expertenkommission, die die Regierung im Zusammenhang mit Demonstrationen beraten soll, hatte in der vergangenen Woche größere Toleranz gegenüber schwarzen Demonstranten angemahnt.
SARAJEWO / BELGRAD / NEW YORK, 13. Juli (Reuter/AP/AFP/dap). Die Islamische Weltorganisation (OIC) unterstützt die Forderung Bosniens nach einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in der umkämpften Republik. Die saudiarabische Nachrichtenagentur SPA meldete am Montag, OIC-Generalsekretär Hamid el Gabid habe die Vertretung der Organisation am Sitz der Vereinten Nationen (UN) in New York angewiesen, die Forderung zu übernehmen. Am Samstag hatte der bosnische Präsidialrat die Dringlichkeitssitzung wegen der serbischen Belagerung der Stadt Gorazde verlangt, in der 70 000 Menschen eingeschlossen sein sollen.
Der kroatische Präsident Franjo Tudjman forderte den UN-Sicherheitsrat auf, eine Militärintervention im ehemaligen Jugoslawien zu beschließen. In einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali schrieb Tudjman am Sonntag, eine schnelle und energische Militärintervention sei "die einzige Möglichkeit, um einem normalen Leben in diesem Teil Europas eine Chance zu geben".
Kroatien wird Angaben seiner Regirung zufolge keine Flüchtlinge aus Bosnien mehr aufnehmen. Es gebe "absolut keine Möglichkeit", auch nur einen einzigen Flüchtling unterzubringen, hieß es am Montag. Neuankömmlinge würden direkt an die Grenzen zu Slowenien, Österreich und Italien gebracht.
Der Weltsicherheitsrat beschloß etwa 1600 zusätzliche UN-Soldaten und Zivilbewacher nach Sarajewo zu entsenden - 500 mehr als zunächst geplant. Der Rat billigte damit die jüngsten Vorschläge von Ghali: Das jetzt vorübergehend in Sarajewo stationierte kanadische Bataillon mit zusätzlichen Einheiten sowie Polizeikräften und Zivilisten in einer Gesamtstärke von 1100 Mann soll durch drei Bataillone ersetzt werden, die aus der Ukraine, Ägypten und Frankreich kommen. Für die ersten vier Monate bezifferte Ghali die Kosten der Aktion auf 22,7 Millionen Dollar (34 Millionen Mark).
Am Sonntag abend war erstmals ein Hilfsflugzeug beim Anflug auf Sarajewo beschossen und leicht beschädigt worden. Ein neuseeländischer Major der UN- Friedenstruppen in Kroatien ist durch eine Mine schwer verwundet worden. Ein UN-Sprecher teilte am Montag mit, der 39jährige sei am Sonntag mit schweren Bein- und Fußwunden ins Krankenhaus nach Karlovac eingeliefert worden. Er war in serbischem Besatzungsgebiet mit seinem Jeep auf eine Mine gefahren.
Beim Großangriff serbischer Truppen auf die bosnische Stadt Gorazde geriet am Sonntag ein Teil einer Chemiefabrik in Brand. In der Fabrik sei salpetrige Säure produziert worden, meldete die bosnische Nachrichtenagentur BH Press. Der Chef der serbischen Truppen in Bosnien, General Ratko Mladic, gab den Moslems laut der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug die Schuld für den Brand. Bosniens Präsident Alija Izetbegovic habe den Befehl gegeben, das Fabrikgelände zu verminen.
In Sarajewo brachen einem AFP-Korrespondenten zufolge am Montag nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht wieder heftige Artilleriegefechte aus. Tanjug meldete, Serben hätten das mehrheitlich von Moslems und Kroaten bewohnte Odzak im Norden Bosnien-Herzegowinas eingenommen.
ROM, 13. Juli (Reuter). In der Gemelli-Klinik in Rom unterzieht sich Papst Johannes Paul II. (72) seit heute morgen einer Serie von Untersuchungen seines Darmtraktes. Er war am Sonntag abend mit einer Darmentzündung in die Klinik der Katholischen Heiligherz-Universität eingeliefert worden. Sein Sprecher Joaquin Navarro-Valls schließt einen chirurgischen Eingriff nicht aus, glaubt aber, daß sich der Papst nur einige Tage im Krankenhaus aufhalten wird.
TOKIO, 13. Juli (Reuter). Die Polizistinnen der Streifenwagen-Besatzungen in Tokio werden bewaffnet. Die Polizei der japanischen Hauptstadt teilte am Montag mit, die 16 Beamtinnen im Alter zwischen 25 und 36 Jahren erhielten automatische Pistolen des Typs Browning. Bislang trugen nur die Beamtinnen der Kriminalpolizei und beim Personenschutz der Polizei Waffen. Die Polizei Tokios reagierte damit auf die zunehmende Gewaltkriminalität. Vergangenen Donnerstag waren bei einem Festnahmeversuch ein Polizist erschossen und sein Streifenkollege schwer verletzt worden.
BELFAST, 13. Juli (Reuter). Bei Unruhen in Nordirland sind am Montag nach amtlichen Angaben elf Polizisten und ein britischer Soldat verletzt worden.
Zur Person:
EDMUND STOIBER, stellvertretender CSU-Vorsitzender, hat sich für eine "Verantwortungsgemeinschaft" zwischen der Koalition und der SPD-Opposition in Bonn ausgesprochen. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Stoiber, die Lösung der "schwierigen Zukunftsfragen" erfordere einen "größtmöglichen Konsens in der Politik und in der Bevölkerung". Der bayerische Innenminister möchte daher auch den Bundesrat in eine "große Zusammenarbeit zur Findung des Gemeinwohls" einbinden. Dies bedeute aber keine Forderung nach einer großen Koalition in Bonn. Weite Teile der Bevölkerung könnten "das Gezerre in der Politik" immer weniger verstehen. So führe es zu Akzeptanzproblemen, daß die Lösung nationaler Fragen immer wieder an einem "übermäßigen Vetorecht des kleineren Koalitionspartners FDP" scheitere. "Die Bevölkerung will das nicht", sagte der CSU-Politiker. (Reuter)
Auf den Straßen liegen Geschoßhülsen und abgerissene Stromkabel. Kein einziges Haus entlang der Straße hat noch ein intaktes Dach. Frauen und Kinder blicken uns aus ihren Häusern durch zerschossene und zerbombte Fenster an. Sie sind verängstigt und bleich. Seit 71 Tagen halten sie sich verschanzt vor dem unablässigen Beschuß durch serbische Artillerie und Heckenschützen. Am Sonntag wurden die rund 45 000 Bewohner von Dobrinja, einem Vorort der bosnischen Hauptstadt Sarajewo, zum ersten Mal wieder mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt.
Zwölf Lastwagen bringen den Hungernden - es sind Moslems, Kroaten, aber auch Serben - 120 Tonnen Hilfsgüter. Sie fahren unter dem Schutz einer kurzen Feuerpause und eskortiert von acht gepanzerten Mannschaftstransportern mit Soldaten der Vereinten Nationen (UN) sowie acht Fahrzeugen mit Presseleuten.
In Dobrinja, das 1984 Teil des olympischen Dorfes war, liegen nach wochenlangem Dauerbeschuß Schulen, Geschäfte, die Poststelle, ja sogar Kinderspielplätze in Schutt und Asche.
"Es läuft gut", sagt Fabrizio Hochschild, der den Versorgungseinsatz der Vereinten Nationen (UN) leitet. Er trägt eine schußsichere Weste. Milch, Zucker, Konservenfleisch, Fertigmahlzeiten und Pakete mit anderen Nahrungsmitteln werden von den Lastwagen abgeladen. Kanadische UN-Soldaten behalten die umliegenden Berge im Auge. Dort liegen die serbischen Verbände in Stellung und beschießen aus sicherer Distanz die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas.
Man könne klar sehen, daß die Menschen in Dobrinja unterernährt seien, diagnostiziert Hochschild. Vor allem bei den Kindern sei das offensichtlich. Mit Blick auf den Hilfskonvoi fügt der UN-Vertreter hinzu: "Laßt uns hoffen, daß dies der erste von vielen ist."
Ein Kommandeur der Verteidiger Dobrinjas drängt auf militärische Hilfe. "Food o.k.", sagt er, "aber wir brauchen mehr Bumm-bumm. Die Tschetniks haben schwere Waffen. Und die brauchen wir auch."
In der Ortsmitte betrauern die Menschen in einem katholischen Requiem die Toten - alle, die bislang gestorben sind. Es sind 70. Angesichts des Dauerfeuers erscheint die Zahl niedrig. Aber mindestens 1500 Menschen wurden verletzt. Die meisten sind durch Schrapnelle verwundet worden oder waren Ziele für Heckenschützen.
Die meisten Verletzten hat der Arzt Youssef Hagir behandelt. Der 46jährige, den wir an diesem Tag in Dobrinja treffen, war bis vergangene Woche der einzige Chirurg in dem eingekesselten Ort. "Ich habe hier seit dem 1. Mai 1500 Operationen gemacht, die meisten nur unter örtlicher Betäubung", sagt Hagir. Den Bosnier syrisch-palästinensischer Herkunft hatte ein Zufall nach Dobrinja verschlagen. Ein Freund hatte ihn und seine Familie in den für sicher gehaltenen Vorort eingeladen, nachdem der Stadtteil Vrace, in dem die Hagirs wohnten, unter Beschuß gekommen war. Dieser Umstand hat vermutlich zahlreichen Menschen das Leben gerettet. Lediglich ein Patient ist dem Arzt auf seinem behelfsmäßigen Operationstisch gestorben.
"Gegen Anfang der Belagerung wurden ein Mann mit einem Brand am Fuß hierher gebracht", erzählt der Arzt. "Ich habe zwei Tage gezögert, weil ich keine Narkosemittel hatte. Aber ich mußte operieren, um ihn am Leben zu halten. Vier Männer haben ihn dann festgehalten, und ich habe den Fuß amputiert." Der Patient überlebte.
Ist es Ironie oder ein makabrer Treppenwitz, daß ein Kommilitone Hagirs während des Medizinstudiums der serbische Militärführer in Bosnien, Radovan Karadzic, war? Hagir arbeitete auch gemeinsam mit Karadzic im zentralen Krankenhaus in Sarajewo. Heute steht Karadzic auf der anderen Seite als Hagir.
Die Lastwagen sind inzwischen entladen. Das Ende der vereinbarten Feuerpause nähert sich. Die Menschen strömen wieder dem Schutz ihrer Häuser zu und verlassen die Hauptstraße. Zwei Minuten vor 13.30 Uhr, dem vereinbarten Ende der Feuerpause, fallen die ersten Schüsse aus den Gewehren der Heckenschützen. Die Lastwagen verlassen Dobrinja. HUGH PAIN (Reuter)
LOS ANGELES, 14. Juli (Reuter). China deckt sich nach Informationen der "Los Angeles Times" in Rußland zu günstigen Preisen mit modernsten Waffen, neuester Rüstungstechnologie und hochqualifizierten Fachleuten ein. Beim Kauf wende sich China direkt an die Hersteller und nicht erst an die russische Regierung. Der Rüstungsindustrie in der früheren Sowjetunion gehe es schlecht, und deshalb kaufe China zu Ausverkaufspreisen ein, zitierte die Zeitung US-Gewährsleute. Zu den Einkäufen gehörten 24 Kampfflugzeuge des Typs Suchoi-27.
Die Suchois zum Preise von umgerechnet über 1,5 Milliarden Mark seien moderner als alles, was die chinesische Luftwaffe sonst besitze, berichtete die "Los Angeles Times". Nun interessiere sich China für die MiG-31. Mit dem Suchoi-Kauf habe ein Zustrom russischer Ingenieure und Wissenschaftler eingesetzt.ÖTV klagt gegen Sonderrecht
STUTTGART, 13. Juli (Reuter). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) will Verfassungsklage gegen ein vom Bundesrat verabschiedetes Gesetz einlegen, das die Möglichkeit für Sonderkündigungsregelungen im öffentlichen Dienst Ostdeutschlands weiterhin erlaubt. Der Beschluß werde rund 1,3 Millionen Beschäftigte in den neuen Ländern bis Ende 1993 "willkürlichen und einseitigen Kündigungen" aussetzen, sagte die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies am Montag in Stuttgart. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will gegen das Gesetz klagen.
Die Gewerkschaft werde nicht hinnehmen, daß die Beschäftigten im öffentlichen Dienst Ostdeutschlands zu Menschen zweiter Klasse degradiert würden, sagte Wulf-Mathies. Kündigungsschutz und Mitbestimmungsrechte müßten ungeschmälert in West und Ost gelten. Sie forderte die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg auf, trotz ihrer Zustimmung im Bundesrat von den Sonderrechten keinen Gebrauch zu machen.
FRANKFURT A. M. (FR). Der schwache Dollar und Befürchtungen, die Bundesbank werde am Donnerstag die Geldpolitik verschärfen, haben die Aktien zum Wochenauftakt gedrückt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel um 17,98 auf 1736,50 Punkte. Allerdings lag das Kursbarometer damit über seinem Tagestief von 1734,96. "In der Summe hatten wir heute nicht mehr Verkaufsvolumen als sonst", sagte ein Händler, "aber es gab einfach keine Kauforders." Leidtragende waren besonders die Automobilwerte.
Daimler verloren 11,50 Mark, VW 8,20 und 9,50 Mark. Porsche sackten um 14,50 Mark ab. Die Karossen-Papiere litten zusätzlich unter den Plänen des Verkehrsministeriums für eine Autobahn-Vignette und eine Mineralölsteuer-Erhöhung. "Negativ war auch die VDA-Erklärung, in der Branche müßten bis zu 200 000 Arbeitsplätze abgebaut werden", sagte ein Händler.
Deutliche Kurseinbußen mußten auch Finanztitel verkraften. So verloren Deutsche Bank acht und Allianz 28 Mark. Im insgesamt schwächeren Handelssektor verloren Massa neun Mark. Das Unternehmen hatte eine Halbierung der Dividende angekündigt. Massa-Großaktionär Asko fielen zwar nur 0,50 Mark, schlossen aber 22,50 Mark unter ihrem vor Bekanntgabe der Massa-Dividende erreichten Tageshoch.
Ängste vor einem Anziehen der geldpolitischen Zügel durch die Bundesbank führten auch bei öffentlichen Anleihen zu Kursverlusten bis zu 50 Pfennig. Die durchschnittliche Umlaufrendite erhöhte sich deutlich auf 8,33 (8,26) Prozent.
BONN (rtr/dpa/vwd). Die öffentlich- rechtliche Kreditwirtschaft weist Forderungen nach ihrer Privatisierung zurück. Die derzeit von den privaten Instituten bis zur Monopolkommission geführte Debatte darüber sei bedauerlich und unverständlich, meint der Vorsitzende des Verbandes öffentlicher Banken, WestLB- Chef Friedel Neuber. Die drei Säulen der Geldbranche mit öffentlichen Instituten (unter anderem Sparkassen und Landesbanken), genossenschaftlichen und privaten Banken sorgten für ausreichenden Wettbewerb. Es sei "töricht", die regional verankerten und im "föderativen Geist tätigen öffentlichen Banken in Frage zu stellen". Mit seiner derzeit anhängigen Zivilklage gegen die staatliche Postbank wolle das private Kreditgewerbe das Gleichgewicht zwischen den drei Gruppen aufheben. Neuber warnt vor einer damit einhergehenden "Reduzierung der Wettbewerbsintensität".
Was die Realisierung des einheitlichen europäischen Bankenmarktes in einem knappen halben Jahr angeht, wendet sich Neuber gegen eine technische Überlastung der Branche. Die noch in deutsches Recht zu überführenden EG-Richtlinien sollten nicht überhastet und möglichst in einer einzigen Novelle des Kreditwesengesetzes (KWG) zusammengefaßt werden. Es gebe erhebliche Probleme bei der Umsetzung der Normen. Auch die zum 1. Januar 1993 vorgesehene neue Form der Zinsbesteuerung müsse vorbereitet werden. Die absehbaren gesetzlichen Anforderungen an die Kreditwirtschaft überschritten in diesem Jahr zum Teil "die Grenze des personell und technisch Machbaren". Besonders schwierig und noch ungelöst sei die von 1994 an geplante Besteuerung der Stückzinsen.
Der Zentralbankrat wird nach Einschätzung des WestLB-Chefs auf seiner Sitzung am Donnerstag keine Zinsentscheidung treffen. Die relativ hohe Preissteigerung hierzulande liefere der Bundesbank kaum Gründe für eine Zinssenkung, zu deren Verfechtern er selbst stärker tendiere (spekuliert wird freilich eher über eine Erhöhung). Es wäre für Neuber jetzt das kleinere Übel, "nicht zu entscheiden". Schritte, die zu einer weiteren Verteuerung des Geldes führten, "wären sicherlich bedenklich".
Neuber fordert jedenfalls eine klare Äußerung des Hauses Schlesinger zu Zinsen und Geldmenge. "Dazu zähle ich auch eine Erklärung, wonach der Zentralbankrat angesichts der derzeit hohen Zinsen keinen weiteren Handlungsbedarf sieht." (Siehe auch die untenstehenden Berichte.)
ERFURT, 13. Juli (Reuter/dpa). Im Streit über die Ermittlungen gegen Thüringens Innenminister Willibald Böck (CDU) hat das Erfurter Justizministerium eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft eingeräumt, aber Vorwürfe der Manipulation zurückgewiesen. Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) sagte am Montag, bei einer Beratung zwischen seinem Ministerium und der Staatsanwaltschaft sei es nicht um Inhalte des Böck-Verfahrens gegangen. Man habe lediglich beschlossen, vor dem CDU- Landesparteitag am 20. Juni, bei dem Böck knapp im Amt des CDU-Landesvorsitzenden bestätigt wurde, Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen.
Generalstaatsanwalt Thomas Hutt hatte nach dem Treffen im Ministerium, doch noch vor dem Parteitag den wegen angeblicher Schmiergeld-Annahme kritisierten Innenminister entlastet. Mit diesem Zwischenbescheid seien keine Fehler gemacht worden, sagte Jentsch. "Die Thüringer Justiz läßt sich nicht manipulieren."
Jentsch sagte, er selbst sei bei der Beratung nicht anwesend gewesen. Er habe später zwar Bedenken gegen den Zwischenbescheid "wegen möglicher Mißverständnisse aufgrund des bevorstehenden Parteitags" geäußert. Doch habe er die Verantwortung dafür übernommen, weil die Erklärung auch nach dem Parteitag hätte falsch verstanden werden können. Jentsch begründete den Zwischenbescheid mit immer drängenderen Nachfragen zum Stand der Ermittlungen.
Inzwischen wurde das Ermittlungsverfahren gegen Böck endgültig eingestestellt. Ein entsprechender Bescheid sei am Montag von der Staatsanwaltschaft ausgestellt worden, sagte Böcks Anwalt Hans-Peter Menge. Das Justizministerium bestätigte dies auf Anfrage. Auch gegen die anderen Beteiligten in der Raststättenaffäre seien die Ermittlungen eingestellt worden, hieß es.
STUTTGART (rtr). Beschäftigte des Daimler-Benz-Konzerns können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig für ein Jahr unbezahlt beurlauben lassen, um einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause zu betreuen. Voraussetzung dafür ist eine Firmenzugehörigkeit von mindestens fünf Jahren, erläutert das Unternehmen die neue Betriebsvereinbarung. Sie gelte für mehr als 90 Prozent der insgesamt 305 295 in der Holding und den inländischen Töchtern beschäftigten Arbeitnehmer.
Falls ein Jahr Freistellung nicht ausreiche, könnten die Beschäftigten das Arbeitsverhältnis beenden, hätten dann aber während eines Zeitraums von bis zu drei Jahren das Recht, auf eine vergleichbare Stelle zurückzukehren. Auf Wunsch der Mitarbeiter werde aber auch geprüft, ob statt des Sonderurlaubs die Pflege nicht durch den Wechsel auf einen Teilzeit-Job ermöglicht werden kann. Während der Ausstiegszeit bietet das Unternehmen Gelegenheit, weiter den Kontakt zur praktischen Arbeit zu halten - etwa durch Urlaubsvertretungen.
Daimler-Benz wolle damit unabhängig von der Bonner Entscheidung über die Einführung einer Pflegeversicherung "personalpolitisch ein Zeichen" setzen, meint Hans-Wolfgang Hirschbrunn, Personalvorstand des Konzerns. Die Stuttgarter bieten seit 1989 bereits eine befristete Freistellung zur Kindererziehung an.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat sich am Montag im frühen Sitzungsverlauf behauptet präsentiert. Anderthalb Stunden nach Geschäftsbeginn lag der Dow-Jones-Index mit 3331,64 Punkten um einen Zähler über dem Freitagsschluß.
In Japan stieg der Nikkei-Index am Montag um 418 Punkte auf einen Schlußstand von 17 201,73.
BERLIN, 13. Juli (Reuter). Bei der Berliner Polizei ist nach Informationen des ARD-Fernsehmagazins "Panorama" eine mafia-ähnliche Vereinigung von Beamten aufgedeckt worden. Wie "Panorama" am Montag berichtete, sollen insgesamt 13 Beamte der Ost-Direktion Hohenschönhausen sichergestellte Schwarzmarkt-Zigaretten auf eigene Kasse weiterverkauft oder privat verbraucht haben.
Den Beamten werde nun Strafvereitelung im Amt, Unterschlagung, Bestechlichkeit, Steuerhehlerei und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Beamten waren bereits im Mai verhaftet worden; über die Vorwürfe war damals jedoch wenig bekannt geworden. Die Polizisten, die inzwischen alle suspendiert seien, sollen den Angaben zufolge seit Frühjahr 1991 Schwarzmarkthändlern aus Vietnam die Zigaretten abgenommen haben. Statt sie jedoch auf dem Revier abzuliefern, hätten sie sie selbst verbraucht oder weiter veräußert. Ein Beamter will dadurch in einem Monat bis zu 120 000 Mark verdient haben.
KENNEBUNKPORT, 13. Juli (Reuter). Die USA stellen nach den Worten von Präsident George Bush die Produktion von Plutonium und hochangereichertem Uran ein. An seinem Ferienort in Kennebunkport sagte Bush am Montag, der Herstellungsstopp für die beim Bau von Atomwaffen wichtigen Stoffe solle der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen entgegengewirken.
ISTANBUL, 14. Juli (Reuter). In Istanbul sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Montag abend zwei linksgerichtete Rebellen der Organisation Dev-Sol von Polizisten erschossen worden. Kurz danach wurden auf drei Banken in Istanbul Anschläge mit Benzinbomben verübt, bei denen Sachschaden entstand.
Nach dem verpaßten Meistertitel mit Frankfurt und der verkorksten Fußball- EM mit Deutschland droht Andy Möller nun auch ein verpatzter Wechsel nach Juventus Turin. Nach Meinung der italienischen Sportgazetten wird sich der Ex-Frankfurter zumindest in der Anfangsphase der Saison mit einem Tribünenplatz begnügen müssen. Da nur drei Ausländer spielberechtigt sind, die "Juve" aber neben den Deutschen Jürgen Kohler und Andreas Möller auch den Brasilianer Julio Cesar und den Engländer David Platt unter Vertrag hat, muß einer draußen bleiben. Möller käme als vierter Ausländer laut Reglement nicht einmal für die Ersatzbank in Frage.
Überhaupt ist der Transfer in den italienischen Medien kaum zur Kenntnis genommen worden. Für die Sportzeitschrift "Guerin sportivo" ist Möller "ein bißchen Mozart und ein bißchen Pinocchio". Mittlerweile wahrscheinlich mehr Pinocchio als Mozart.
Mit dem über ein Jahr andauernden Hickhack um seine sportliche Zukunft hat sich Möller nicht nur eine Geldstrafe (die FIFA hat ihn inzwischen begnadigt), sondern auch in Italien einen schweren Imageverlust eingehandelt. Daß Möller seinerzeit sogar behauptete, die "wahren Betrüger" säßen in Italien, hat ihm auf dem Apennin sicherlich nicht zu mehr Ansehen verholfen.
Obendrein liegt der einstige "Wunderknabe" noch immer mit Frankfurt wegen angeblich fälliger Nachzahlungen im Clinch. Die Eintracht hat Möller einen Zahlungsbescheid über fünf Millionen Mark zugesandt.
Nach Meinung der Zeitung "Il Messaggero" hat der einstige "Wunderknabe" bei Juventus nur dann eine Chance, wenn sich einer der drei anderen Ausländer (Kohler, Cesar oder Platt) verletzt oder wenn sich Trainer Giovanni Trapattoni für eine offensivere Mittelfeldreihe entscheidet und deswegen Cesar anstelle von Möller auf die Tribüne verweist. Aber Risiko und Offensive sind dem übervorsichtigen "Trap" bekanntlich fremd.
Auch die "Gazzetta dello Sport" ist überzeugt, daß Möller nicht zur Stammformation gehören wird. Für die auflagenstärkste Sportzeitung steht der 24jährige lediglich "a disposizione", zur Verfügung. Inzwischen wird nicht einmal mehr eine vorzeitige Rückkehr in die Bundesliga ausgeschlossen. sid
Zwei Wochen vor dem deutschen Grand Prix herrscht in Hockenheim der Formel-1-Ausnahmezustand. Bilder wie in Silverstone, als die Zuschauer zu Tausenden noch während des Rennens auf die Strecke stürmten und damit fast eine Katastrophe herbeigeführt hätten, sollen sich beim Großen Preis von Deutschland am 26. Juli nicht wiederholen. "Auch wenn Michael Schumacher gewinnt, wird bei uns mit Sicherheit kein Zuschauer vor dem Rennende auf der Strecke sein", sagte Hartmut Tesseraux, Pressesprecher der Hockenheimring GmbH.
In Silverstone appellierten die hilflosen und sichtlich überforderten Veranstalter vergeblich an die Vernunft der Zuschauer. Die Aufforderung über die Streckenlautsprecher, die Fahrbahn zu räumen, ging im Freudentaumel über den Sieg ihres "Helden" Nigel Mansell völlig unter.
Während hinter Mansell noch wild um Plätze und Punkte gekämpft wurde und die Fahrer mit Tempo 200 um die letzte Kurve schossen, standen übermütige Fans in Bierlaune fahnenschwingend mitten auf der Rennstrecke. "Wir alle sind zutiefst erschüttert über den bodenlosen Leichtsinn der Leute. Damit haben wir nicht gerechnet", sagte Silverstone- Sprecherin Karina Phillips.
"So etwas habe ich in meiner 13jährigen Karriere noch nie erlebt. Ich habe mir große Sorgen gemacht", meinte Mansell, der nach seinem siebten Saisonsieg von seinen begeisterten Anhängern aus dem Auto gehoben und auf Schultern davongetragen wurde. Mansell, der bei einem Vorsprung von 36 Punkten die WM-Krone schon vor Augen hat, wurde bei der Zieldurchfahrt mit 208 km/h gestoppt - und das, obwohl die Fans von allen Seiten auf ihn zustürmten.
Max Mosley, Präsident des Automobilsport-Weltverbandes (FISA), beobachtete das chaotische Treiben mit versteinerter Miene. Der Brite zeigte zwar Verständnis für die Freude seiner Landsleute, drohte den Veranstaltern allerdings mit einem Nachspiel: "Ich warte auf den offiziellen Bericht, dann wird man sehen, ob möglicherweise fahrlässig gehandelt wurde."
Wie Hockenheim-Pressesprecher Tesseraux am Montag betonte, werde man die Ereignisse von Silverstone zum Anlaß nehmen, die Sicherheitsvorkehrungen für den anstehenden deutschen Grand Prix zu überprüfen. "Wir werden alles für einen reibungslosen Ablauf in die Wege leiten. Bei uns stehen an jedem Tribünenaufgang Ordner. Wir werden unser Personal jetzt noch einmal strikt darauf hinweisen, niemanden durchzulassen, bevor nicht alle Autos im Ziel sind."
Eine Fan-Invasion wie in England ist allein aus baulichen Gegebenheiten in Hockenheim nicht möglich: "Unsere Zäune und Absperrungen sind wesentlich höher." Ausnahmen schließt Tesseraux aber nicht aus: "Rein organisatorisch kann man im Ernstfall nicht jeden Zuschauer kontrollieren, das sieht man ja in den Fußball-Stadien." Nach dem Grand Prix sollen jedoch wie immer alle Tore geöffnet werden, "damit die Fans die Siegerehrung hautnah miterleben können". sid
Das Verwirrspiel um die Zukunft von Andreas Brehme hat ein Ende. Der deutsche Fußball-Nationalspieler wechselt von Inter Mailand zum spanischen Erstligisten Real Saragossa und wird am Mittwoch einen Zweijahres-Vertrag unterzeichnen. Nach Angaben von Klub- Manager Francisco Checa bezahlt Saragossa eine Ablösesumme von nur 30 Millionen Peseten (rund 480 000 Mark). Dafür soll Brehme, dessen Vertrag in Mailand ausgelaufen war, ein Jahresgehalt von 1,12 Millionen Mark netto erhalten.
Nach einer letzten medizinischen Generaluntersuchung will der spanische Traditionsverein seinen neuen Star schon am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentieren. Während für den Rest der Mannschaft ab 19. Juli mit dem Trainingslager in Biescas in den Pyrenäen bereits der Ernst des Lebens beginnt, darf Brehme seinen Urlaub noch bis zum 27. Juli fortsetzen.
Brehmes Wechsel zum Provinz-Klub Saragossa, der sich mit einem sechsten Platz in der abgelaufenen Meisterschafts-Saion gerade noch für den UEFA- Pokal qualifizieren konnte, kam überraschend. Erst vor zwei Wochen hatten spanische Zeitungen berichtet, der Transfer sei wegen zu hoher Gehaltsforderungen endgültig geplatzt. Angeblich forderte Brehme eine Jahresgage von zwei Millionen Mark.
Noch während der Fußball-Europameisterschaft drehten sich alle Gespräche ausschließlich um einen Wechsel zum spanischen Meister und Europapokalsieger FC Barcelona. Die Pläne zerschlugen sich, weil Trainer Johan Cruyff auf der Weiterverpflichtung des holländischen Nationalspielers Rob Witschge bestand und deshalb für einen zusätzlichen Ausländer kein Platz mehr war.
Saragossa, Heimatstadt von Brehmes Ehefrau Pilar, zählt zwar nicht gerade zu den ersten Adressen des internationalen Fußballs, dennoch gilt der dreimalige spanische Pokalsieger als einer der bestgeführten Vereine auf der iberischen Halbinsel.
Der 31jährige Verteidiger war in Mailand nur noch zweite Wahl, weil bei Inter in der kommenden Saison bereits fünf Ausländer (unter anderem Matthias Sammer und Lothar Matthäus) unter Vertrag stehen. sid
Erste Runde, Deutschland (Nr. 1) - Neuseeland 3:0. - Einzel: Anke Huber (Heidelberg) - Hana Guy 6:1, 6:0, Steffi Graf (Brühl) - Claudine Toleafoa 6:2, 6:1, Doppel: Barbara Rittner/Sabine Hack - Julie Richardson/Amanda Trail 5:7, 6:3, 6:2.
USA (Nr. 6) - Großbritannien 2:0. - Einzel: Gigi Fernandez - Monique Javer 6:4, 6:1, Lori McNeil - Jo Durie 7:5, 6:3.
Japan (Nr. 8) - Indonesien 2:0. - Einzel: Mana Endo - Romana Tedjakusuma 6:2, 7:6 (8:6), Kimiko Date - Yayuk Basuki 7:6, 5:7, 6:3.
Paraguay - Niederlande 1:2. - Einzel: Larissa Schaerer - Nicole Jagerman 1:6, 6:4, 6:2, Rossana de Los Rios - Manon Bollegraf 2:6, 2:6, 6:1, 4:6, 2:6, Doppel: Bollegraf/ Jagerman - Schaerer/De Los Rios 6:1, 7:5.
Polen - Israel 1:0. - Einzel: Magdalena Mroz - Yael Segal 4:6, 6:0, 6:2.
Dänemark - Chile 2:1. - Einzel: Karin Ptasek - Paulina Sepulveda 6:1, 6:0, Sofie Albinus - Paula Cabezas 3:6, 6:0, 0:6, Doppel: Jana Nilsen/Ptasek - Cabezas/Macarena Miranda 6:3, 6:2.
Das neue Präsidium des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ernannte den 37jährigen Ex-Nationalspieler und Bronzemedaillengewinner von 1976, Franz Reindl aus Garmisch-Partenkirchen, mit sofortiger Wirkung zum Sportdirektor. Reindl übernimmt das Amt von Helmut Bauer, der nach sieben Jahren Verbandsarbeit wieder als Manager zum Bundesligisten Kölner EC zurückkehrt.
Der Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat vier Wochen nach dem Rücktritt von Günter Emig (Mainz) im Zusammenhang mit dem "Fall Krabbe" wieder einen Vorsitzenden. Zumindest kommissarisch wurde der Ansbacher Anwalt Wolfgang Schoeppe (44) vom DLV-Verbandsrat bis zum Verbandstag im April 1993 in Duisburg in dieses Amt berufen.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Einzel, erste Runde: Steeb (Stuttgart) - Fontang (Frankreich) 6:4, 6:1, Pioline (Frankreich) - Koslowski (Neuss) 7:6 (9.7), 6:1, Furlan (Italien) - Naewie (Mannheim) 6:2, 6:3, Larsson (Schweden) - Camporese (Italien) 5:7, 6:4, 6:3, Tschesnokow (GUS) - Burillo (Spanien) 7:6 (7:0), 7:6 (8:6), Rosset (Schweiz) - Santoro (Frankreich) 6:1, 6:4, Medwedew (GUS) - Prpic (Kroatien) 3:6, 7.5, 6:0, Delaitre (Frankreich) - Boetsch (Frankreich) 6:4, 6:4, Berasategui (Spanien) - Jarryd (Schweden) 6:4, 6:3, Davin (Argentinien) - Champion (Frankreich) 6:4, 6:4.
Erste Runde: Spanien (Nr. 2) - Belgien 2:1, Martinez - Monami 6:1, 6:4, Sanchez - Appelmans 6:1, 6:2, Sanchez/Perez - Wasserman 5:7, 4:6.
Bulgarien (Nr. 5) - Australien 1:2, Maleewa - McQuillan 7:6 (7:4), 6:2, Maleewa - Provis 6:3, 4:6, 0:6, Maleewa/Maleewa - Provis/Stubbs 2:6, 1:6.
CSFR (Nr. 3) - Ungarn 3:0, Zrubakova - Foldenye 5:7, 6:2, 6:1, Novotna - Temesvari 6:2, 6:1, Novotna/Strnadova - Csurgo/Temesvari 1:6, 7:5, 7:5.
Schweden - Schweiz (Nr. 7) 2:1, Dahlman - Zardo 6:2, 6:3, Lindqvist - Maleewa- Fragniere 0:6, 2:6, Lindstroem/Strandlund - Maleewa/Strebel 6:4, 5:7, 6:4.
Rumänien - Österreich 1:2, Dragomir - Ritter 6:4, 6:1, Spirlea - Wiesner 0:6, 3:6, Spirlea/Dragomir - Wiesner/Ritter 5:7, 3:6
Kanada - Südafrika 2:1, Simpson-Alter - de Swardt 2:6, 6:2, 6:2, Hy - Coetzer 2:6, 6:2, 6:2, Hetherington/ Kelesi - Reinach/ Swardt 4:6, 3:6.
Korea - Italien 2:1, Kim - Ferrando 4:6, 6:3, 6:4, Park - Cecchini 4:6, 0:6, Lee/Kim - Ferrando/Cecchini 2:6, 7:6 (9:7), 6:3.
Frankreich (Nr. 4) - China 2:1, Pierce - Li 6:2, 6:2, Tauziat - Fang 1:6, 7:6 (7:5), 3:6, Tauziat/Demongeot - Fang/Ming 6:3, 7:6 (7:4).
GUS - Finnland 2:1, Makarowa - Dahlman 7:6 (7:2), 6:4, Maoikowa - Thoren 7:5, 4:6, 5:7, Makarowa/Maniokowa - Dahlman/ Thoren 6:3, 6:2
Argentinien - Mexico 3:0, Labat - Novelo 6:2, 6:1, Paz - Gavaldon 6:3, 5:7, 6:2, Paz/ Tarabini - Novelo/Gavaldon 4:6, 6:4, 6:1.
Die Affäre um den Rücktritt der Hannoveraner Wasserball-Nationalspieler Dirk Schütze, Lars Tomanek und Wolfgang Vogt schlägt immer höhere Wellen. Nun tritt auch der Deutsche Schwimm- Verband (DSV) in Aktion. DSV-Wasserballwart Eckhard Bade (Isernhagen) zog Konsequenzen: die Sporthilfe für Tomanek, Schütze und Vogt wurde mit sofortiger Wirkung gestrichen, jegliche Förderung eingestellt.
Dem Schweizer Fußball-Verband steht ein Streit mit dem Weltverband FIFA ins Haus. Entgegen einer allgemeinen FIFA- Anordnung sollen die eidgnössischen Schiedsrichter beim Saisonbeginn der Nationalliga auf ihren Trikots Werbeschriftzüge tragen. Die Schweizer wollen mit den Sponsorgeldern in Höhe von umgerechnet 320 000 Mark ihre Schiedsrichterlehrgänge finanzieren.
Das Verbot des Dachverbandes wurde von FIFA-Sprecher Guido Tognoni erneut unterstrichen: "Das Exekutivkomitee hat einen entsprechenden Vorschlag abgewiesen und es wäre besser, wenn sich die Schweiz an diese Entscheidung hält." sid
Elf Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Barcelona ließ die Sprinterin Merlene Ottey aus Jamaica mit einer neuen Welt-Jahresbestzeit aufhorchen. Über 100 m benötigte sie beim Leichtathletik-Sportfest im spanischen Salamanca 10,80 Sekunden und blieb damit genau eine Hundertstelsekunde unter der bisherigen Bestmarke von Hallen-Weltmeisterin Irina Priwalowa aus der GUS.
Unterdessen gab Florian Schwarthoff (Heppenheim) den deutschen Hoffnungen auf eine Medaille über 110 m Hürden mit ausgezeichneten 13,16 Sekunden neue Nahrung. Der Schwabe gewann überlegen den Wettbewerb vor dem Kubaner Emilio Valle (13,39) und verfehlte nur um drei Hundertstelsekunden den von ihm gehaltenen Deutschen Rekord (13,13).
In Olympiaform präsentierten sich auch die Weltmeister Michael Johnson und Samuel Matete. US-Boy Johnson unterstrich mit 19,91 Sekunden über 200 m seine vollmundige Ankündigung, er werde über diese Distanz in Barcelona Gold gewinnen. 400-m-Hürdensprinter Matete aus Sambia gewann in beachtlichen 48,32 Sekunden vor dem WM-Zweiten Jamaikaner Winthrop Graham (48,71).
Johnson blieb gut eine Zehntelsekunde unter seiner eigenen Jahres-Weltbestleistung von den US-Trails für Barcelona vor wenigen Wochen in New Orleans (19,79).
Den Hochsprung-Wettbewerb der Männer gewann Kubas WM-Zweiter Javier Sotomayor mit 2,30 m. Bei den Frauen setzte sich Heike Henkels große Olympia-Rivalin Stefka Kostadinowa aus Bulgarien mit übersprungenen 2,00 m durch. Mit der Höhe von 2,01 m hatte sie vor fünf Tagen in Lausanne die Weltmeisterin aus Leverkusen (1,98 m) bezwungen.
Mit der viertschnellsten Zeit des Jahres war der Kanadier Bruny Surin in 10,05 Sekunden der Sieger des 100-m- Sprints. sid
Kubas Präsident Fidel Castro, bereits Staatsratsvorsitzender, Ministerpräsident sowie Generalsekretär der kommunistischen Partei, erweiterte vergangenes Wochenende seine Macht. Nach einem Beschluß der Nationalversammlung kann der "Chef-Kommandeur der Revolution" zukünftig auch den Notstand ausrufen, er steht einem neugegründeten Verteidigungsrat vor, und er kann die Streitkräfte reorganisieren. Diese Entscheidungen sind Teil der Verfassungsreform, über die die rund 500 Delegierten in ihrer dreitägigen Sitzung abstimmten.
Nach den Änderungen, die rund die Hälfte der Verfassung von 1976 reformieren, kann Castro den Notstand im "Fall eines Angriffs, einer Naturkatastrophe oder eines Desasters, das die innere Ordnung, Sicherheit oder Stabilität des Landes gefährdet", ausrufen. Im Fall eines Notstands, einer Generalmobilisierung Von Rita Neubauer oder eines Krieges wird die Zuckerinsel, so die Verfassungsreform, vom Nationalen Verteidigungsrat dirigiert.
All diese Reformen geben Castro, der seit dem Sturz von Diktator Fulgencio Batista 1959 Kuba unangefochten regiert, noch größere Kontrolle über die rund 300 000 Mann starke Armee und die über eine Million Mitglieder zählenden paramilitärischen Milizen.
"Es handelt sich nicht um eine neue Verfassung, denn das wäre nicht logisch angesichts des schwierigsten Jahres in der Spezialperiode", erklärte Juan Escalona, Präsident der Nationalversammlung und einstiger Richter im Verfahren gegen den Kriegshelden Arnaldo Ochoa, der 1989 wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt wurde.
Für Regierungsgegner handelt es sich nicht einmal um eine Verfassungsreform. Sie denunzieren die Reformen als "Kosmetik", damit Castro beim zweiten iberoamerikanischen Gipfel Ende des Monats in Spanien nicht mit leeren Händen dastehe. Auf dem Gipfel werden voraussichtlich einige Staatschefs - zumindestens hinter geschlossenen Türen - dem Revolutionsführer politische und wirtschaftliche Veränderungen nahelegen.
Vorbeugend hat der 65jährige Castro, der wie immer in seiner olivgrünen Uniform die Sitzung überwachte, schon seine Gegner in Lateinamerika und Europa attackiert. "Wer hat die Moral, uns zu kritisieren", fragte er am Sonntag ernst, um hinzuzufügen, "sollen sie doch in die USA gehen und denen sagen, daß sie das Handelsembargo gegen uns aufheben."
Gleichzeitig wollte er am Ein-Parteien-System der Karibikinsel nicht rütteln lassen: "Die kubanische Revolution existiert, weil wir keine Konzessionen gemacht haben", meinte er in Anlehnung an die Auflösung der ehemaligen Sowjetunion, deren Perestroika-Politik er von Beginn an ablehnte.
Wie häufig in den vergangenen Reden verfiel Castro auch dieses Mal in einen apokalyptischen Ton, als er festklopfte: "Wenn sie eines Tages die kubanische Revolution zerstören sollten, dann können sie sie mit uns zerstören. Wenn sie eines Tages verschwinden sollte, dann verschwindet sie mit uns." Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa befindet sich Kuba in der tiefsten Wirtschaftskrise in der 33jährigen Geschichte der Revolution.
An weiteren Reformen ratifizierte die Nationalversammlung den Vorschlag vom vergangenen Parteikongreß, zukünftig die Mitglieder der Nationalversammlung direkt und nicht mehr durch Delegierte zu wählen.
Dies ermögliche, so Regierungsfunktionäre, auch die Wahl eines unabhängigen Kandidaten oder sogar eines Regimegegners. Angesichts der Tatsache, daß weder Oppositionsparteien noch Versammlungen von Dissidenten möglich sind, räumen Beobachter dieser Möglichkeit jedoch nur minimale Chancen ein. "Nur wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen", scherzte ein europäischer Beobachter.Mit Mängelliste aus der Beratungsstelle
OBERURSEL. Die SPD-Fraktion will sich dafür einsetzen, daß die Filiale der städtischen Elternberatungsstelle in der Dornbachstraße attraktiver wird. Das teilte Sandra Müllrich nach einem Ortstermin der SPD-Ferienfraktion im Oberurseler Norden mit.
Unterwegs hatten die Kommunalpolitiker auch der Elternberatungsstelle einen Besuch abgestattet und dabei von diversen Mängeln erfahren. So müßten Informationsbroschüren zur Zeit noch von Hand angemalt werden, weil für einen Vier-Farbdruck das Geld nicht ausreicht. Und die Hausdruckerei verkrafte die hohe Auflagenzahl nicht. Auch die Einrichtung wird als unzureichend empfunden. Auf den Stühlen ohne Armstützen sei es nicht möglich, ein Kind zu stillen.
Zudem sei die Beratungsstelle von außen einsehbar; nicht jeder Besucher aber wolle gesehen werden. Einzelberatungen fänden daher häufig in der ohnedies gemütlicheren Elternberatungsstelle im Alten Hospital statt. Für Leute ohne Auto sei diese aber schwer zu erreichen. mk
RÜSSELSHEIM. Auf besseres Wetter hoffen die Macher der städtischen Veranstaltungsreihe "Kultur im Sommer", denn der Regen führte bisher mehrfach zu Absagen von Programmpunkten. Nächstes Angebot ist das Open-air-Kino am Mittwoch, 15. Juli. Auf der Wiese am Amtsgericht läuft der Musikfilm "The Doors". Die Geschichte um Jim Morrison und seine legendäre Band beginnt, sobald es dunkel ist, hinkommen kann man schon um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
Auch für kleine Leute gibt's etwas im Kultursommer. Am Freitag, 17. Juli, gastiert im ab 14 Uhr geöffneten Sommercafé auf der Ostparkwiese Irmels Puppentheater. Vorstellungsbeginn 16 Uhr, Eintritt frei.
Abends beginnt auf der Ostparkwiese das dreitägige Festival "Theater im Zelt". Den Anfang macht am Freitag, 17. Juli, 20 Uhr, die "St. Petersburg Clown Corporation". Geboten wird ein Revueprogramm, gemixt aus Komik, Witz und Akrobatik. Eintritt: zehn und zwölf Mark.
"Puschkins schwachsinnige Söhne", eine vom Wiesbadener Goj-Theater nach Texten von Danill Charms inszenierte Revue, steht amselben Abend um 22 Uhr auf dem Ostpark-Programm. Zu sehen ist eine interessante Verbindung vom bourgeoisen Charme des vorrevolutionären Rußlands und der schrillen Sinnesattacke des Surrealismus. Eintritt: acht und zehn Mark.
Der Nachwuchs ist gefragt am Samstag, 18. Juli. Ab 10 Uhr geht es am evangelischen Gemeindehaus in der Marktstraße rund, wenn das Kindertheater Töfte aus Datteln Kindern ab vier Jahren die nicht eben offensichtlichen Gemeinsamkeiten zwischen einem Nilpferd, einem Nashorn, zwei Pinguinen, einem Löwen, einem Elefanten und zwei Menschen beizubiegen versucht. Eintritt frei.
Abends geht es mit dem Festival im Zelt auf der Ostparkwiese weiter. Zwar gibt es um 16 Uhr ein Platzkonzert, doch richtig los geht es an diesem Samstag, 18. Juli, erst um 20 Uhr, wenn die Crew von "Artristras" auftritt. Dann wollen die Spanier mit ihrem surrealistischen Straßenspektakel "Homotherm" das Publikum in eine fantastische Fabelwelt entführen, in der zum Beispiel Drachen mit Riesenfischen um die Herrschaft kämpfen. Der Besuch der Inszenierung einer wundersamen Welt ist frei.
Nach der Fabel folgt die Sinfonie. Um 22 Uhr ist im Zelt auf der Ostparkwiese das Züricher Musiker- Schauspieler-Projekt "Berlin - Die Sinfonie der Großstadt" zu sehen. Zentrales Motiv ist eine Stummfilmdokumentation der Weimarer Zeit, die in Verbindung mit Musik von Posaune, Piano und Kontrabaß sowie Texten von Arno Holz, Walter Mehring, Erich Kästner und Bernard von Brentano Visionen einer Zeit vorführt, in der Menschen noch nicht einer permanenten Bilderflut ausgesetzt waren. Eintritt: zehn und zwölf Mark.
Mit Jazz und Swing von Duke Ellington über Glenn Miller bis hin zu Benny Goodman sorgt die über Rüsselsheim hinaus bekannte Bigband der örtlichen Immanuel-Kant-Schule am Sonntag, 19. Juli, für den richtigen Appetit beim "Frühstück im Park", das um 10 Uhr auf der Ostparkwiese beginnt. Wer lange genug ausharrt, kann den Nachwuchs um 15 Uhr gleich zum speziell für die Kleinen gedachten Theater Eggs Press schicken, die im Rahmen des dreitägigen Zelttheaterfestivals die Geschichte von "Pinocchio" erzählen. Der Eintritt:vier und sechs Mark.
Für die Erwachsenen wird um 16 Uhr ein Platzkonzert angeboten, bevor es am Abend ab 20 Uhr im Zelt weitergeht. Dort wartet Philippe Minella mit einem tragikkomischen Programm, gemischt aus Sentimentalität und Sarkasmus auf das Publikum.
Musikalisch geht es am Montag, 20. Juli, weiter, wenn um 18.30 Uhr nahezu 100 amerikanische Musikstudenten als "American Musical Ambassadors" am evangelischen Gemeindehaus in der Marktstraße zeigen, was sie alles drauf haben und Interpretationen quer durch die Musikgeschichte offerieren. Eintritt ist frei. wal
FRIEDRICHSDORF. Die Seniorengymnastik-Gruppe trifft sich ab heute, Dienstag, 14. Juli, wieder um 9 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in der Taunusstraße.
Die Gymnastik findet jede Woche statt.
FRIEDRICHSDORF. Aus dem Stadtteil Seulberg soll ein neues Mitglied in den Friedrichsdorfer Seniorenbeirat gewählt werden. Wählbar sind alle Frauen und Männer, die das 60. Lebensjahr vollendet haben und in Seulberg wohnen. Wer interessiert ist, kann sich bei der Geschäftsstelle des Beirates im Rathaus, Zimmer 110, Tel. 0 61 72 / 731 - 284, melden.
OBERURSEL / KRONBERG. Unbekannte legten Sonntag gegen 22.30 Uhr Kantholzstücke auf die B 455 zwischen Kronberg und Oberursel. Laut Polizei überfuhr eine Autofahrerin die Hindernisse, ihr Fahrzeug wurde an der Vorderachse beschädigt.
Ulrich Wiewrodt, Chef der Oberurseler Polizeistation, auf Nachfrage: "Mit Sicherheit" seien die Täter nicht aus dem Kreis der Feldbergzubringer-Gegner. Eher dürfte es sich um Betrunkene gehandelt haben. Die Hölzer stammten vom Lager der Baufirma. mk
Im Blickpunkt: US-Betriebe in Mexiko Der Widerstand wächst
"Die Beschäftigten werden mit schriftlichen Informationen darüber versorgt, welche Gefahren beim Umgang mit giftigen Stoffen entstehen." Der Satz klingt wie eine simple Selbstverständlichkeit - und bedeutet an der Grenze zwischen Mexiko und den USA doch schon einen Schritt nach vorn. In grenznahen US-Zweigbetrieben, sogenannten Maquiladoras, werden mexikanische Arbeiter zu billigsten Löhnen und schlechtesten Arbeitsbedingungen gnadenlos ausgebeutet. Doch der Widerstand wächst. "Abends um 21.30 Uhr verläßt die 21jährige Candy ihre Hütte in der Colonia Roma im Randbezirk von Reynosa, um eine halbe Stunde nach Mitternacht in einem Zweigbetrieb von General Electric anzufangen. Drei Stunden nutzlose Fahr- und Wartezeit, doch eine andere Möglichkeit gibt es nicht." So schildert Rudolf Welzmüller, Mitarbeiter bei der Vorstandsverwaltung der IG Metall, den Arbeitsalltag einer mexikanischen Arbeiterin, die in einer "Maquiladora" beschäftigt ist. Candy kommt viel zu früh bei der Fabrik an, darf jedoch den Aufenthaltsraum nicht benutzen. So muß sie nachts vor den Toren herumtrödeln. Candys Wochenverdienst liegt bei umgerechnet 80 Mark - wovon ein Viertel abgezogen wird, sobald sie eine Schicht verpaßt.
Welzmüller hat einige der rund 2000 Maquiladora-Betriebe entlang der 3200 Kilometer langen Grenze besucht, in denen rund eine halbe Million Menschen arbeiten. In einem Bericht schildert er, was Unternehmen in die Region lockt: "Es sind nicht nur die niedrigen Löhne, die geringen Steuern . . . Es ist vor allem auch die Tatsache, daß Gesundheit der Arbeitskräfte und Umwelt sehr billig, häufig zum Nulltarif geschädigt werden können."
Gesundheit und menschliches Leben seien in Mexiko nicht so kostspielig wie in den USA oder Europa, schreibt Welzmüller. So erhielt die Witwe eines Arbeiters, der bei einem Elektrokurzschluß getötet worden war, 1650 US-Dollar als Entschädigung. Der Mann hatte vor seinem Tod auf das schadhafte Dach hingewiesen, das ihn später das Leben kostete. Aber: "Entschädigungszahlungen an die Witwe sind anscheinend billiger als Dachreparaturen."
Welzmüller berichtet von einem Schwelbrand bei "General Motors, Electronicos", bei dem mehr als 200 Beschäftigte Vergiftungserscheinungen erlitten. Der Brandschutz wurde nicht verbessert.
Er berichtet davon, daß Warnhinweise in englisch abgefaßt sind, zudem selbst Frauen, die mit Blei umgehen, keine Schutzmittel erhalten. Seine Fotos zeigen, daß Abwässer am Zaun von Unternehmen einfach in den Boden geleitet werden. Nach Welzmüllers Angaben ergab eine Stichprobe in den Abwässern von General Motors, daß der Anteil von Xylen (aus Steinkohlenteer gewonnene Chemikalie) 6000mal höher war, als es der amtliche Grenzwert erlaubt.
Von den mexikanischen Gewerkschaften werden die Beschäftigten im Stich gelassen. Diese Organisationen seien "hörige Dienerinnen offizieller Regierungspolitik", kritisiert Welzmüller. An ihrer Stelle handeln eine Initiative der Quäker (American Friends Service Commitee, ASFC) sowie eine Gruppe, die sich "Coalition for Justice in the Maquiladoras" nennt. Es handelt sich dabei um eine binationale Organisation aus Umweltinitiativen, Gewerkschaftern, dem US-Dachverband der Gewerkschaften, religiösen Gruppen und Kirchen, Frauengruppen und Arbeitsschutzinitiativen. Sie verabschiedeten jüngst einen Verhaltenskodex für transnationale Unternehmen, in dem sie Mindeststandards festlegen.
Fußend auf Normen der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf sowie auf der US-Umweltgesetzgebung, fordern sie darin die US-Unternehmen auf, die Arbeitsbedingungen in den Maquiladores zu verbessern. Die Sicherheit der Beschäftigten müsse garantiert, die Umwelt geschützt, die Einhaltung der Menschenrechte und "wirtschaftliche Gerechtigkeit" gewährleistet sein.
Die Forderung, Sicherheitshinweise in einfach formuliertem Spanisch auszuhängen, ist ebenso enthalten wie der Ruf nach weitergehender Verantwortung, die den Unternehmen zukomme. Diese hätten Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Kommunen und müßten auch für die Behausungen ihrer Arbeiter Sorge tragen. Gefordert wird eine Alternative zu den armseligen Barracken und Hütten, in denen viele Frauen und Männer jetzt hausen müssen.
ULRIKE FÜSSEL
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schlafwandler (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Roter Drache (15, 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: Keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Gran Canyon (20.15 Uhr). Theater/Musik Königstein. Kurpark: "Mittwochs im Park" mit der Black Forest Jazz Band, 19.30 Uhr. Ausstellungen Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.
Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: "Textile Poesie" von der Gruppe TRI ART, 15 bis 18 Uhr.
Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe Taunus: 10 bis 14 Uhr, Dorotheenstr. 9-11, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Notdienst von 9 bis 13 Uhr, Tel. 2 44 34.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße 86-90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Schulstr. 3, Tel. 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Straßencafé "Durchblick", Adenauer-Allee, offenes Treffen für Jugendliche, 16 bis 21 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Königstein. Mittwochswandergesellschaft: "Rund um Falkenstein", Treffpunkt Parkplatz, 14 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Video-Gruppe um 10.15 Uhr; ab 14 Uhr: Tischtennis und Billard.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.
Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.
Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.
Fahrt zum Thermalbad: ab Burgholzhausen, Haingrabenstraße 9 Uhr; ab Seulberg, Feuerwehrgerätehaus 9.07 Uhr und Bushaltestelle Berliner Straße 9.10 Uhr; ab Friedrichsdorf, Bushaltestelle Wilhelmstraße 9.12 Uhr und Bushaltestelle bei Hornig 9.14 Uhr; ab Köppern, Bushaltestelle Linde 9.20 Uhr.
Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße: Gymnastik 9, 10 und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde ab 14.30 Uhr.
Königstein.Taunusrundfahrt der Kurverwaltung, Abfahrt 12.50 Uhr Klinik Hainerberg, 13 Uhr KVB-Klinik, 13.15 Uhr Parkplatz. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei Ober-Erlenbach, Am Alten Rathaus 6: Comic-Geschichten, 9 Uhr.
Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Blutspendetermin des DRK, DRK-Zentrum, Kaiser-Friedrich- Promenade 5, 14 bis 19 Uhr.
Treffpunkt zur Taunuswanderung: Stadtbus Nr. 1, Haltestelle Finanzamt 13.28 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.
Gartensaal des Gotischen Hauses, Tannenwaldweg 102, Vortrag: "Christentum aus jüdischer Weltsicht", 20 Uhr.
OBERURSEL. Schwer verletzt wurde ein Radfahrer Sonntag nach der Kollission mit einem Auto ins Kreiskrankenhaus eingeliefert. Die Wagenlenkerin war mit ihrem Wagen von der Königsteiner Straße nach links in die Zufahrt der BfA- Verwaltungsschule eingebogen und mit dem entgegenkommenden Radler zusammengestoßen. Den Schaden beziffert die Polizei auf 5500 Mark. mk
Drei Oberligisten, insgesamt 2000 Mark Preisgeld, 800 Zuschauer - und dann ein Endspiel zum Haareausraufen. Nach Meinung des Ausrichters verlegten sich die beiden Oberliga-Kontrahenten SV Rotweiß Walldorf und SV 1927 Wehen in diesem Vorbereitungsstadium auf ein taktisches Geplänkel. Erinnerungen an die ersten Spiele bei der Europameisterschaft wurden wach. "Diese Bewertung kann ich so nicht stehen lassen, denn es gab genügend Torraum-Szenen. Andererseits sind wir mitten in der Vorbereitung und es gab teilweise körperliche Durchhänger", erwiderte Cheftrainer Heinz Wulf vom Turniersieger Wehen.
Offenbar war die Erwartungshaltung 14 Tage vor dem Oberligastart seitens des Gastgebers zu hoch. Nun, im Mörfeldener Waldstadion, wo sich die SKV 1879 wiederum an ein namentlich stark besetztes "Oberliga-Turnier" heranwagte, ging es außer um ein paar Märker (600 für den Sieger), der Ehre und wichtigen Erkenntnissen für die neue Saison eigentlich nur um die "goldene Ananas". Daher wurde das letzte Risiko gescheut. Keiner wollte sich eine große Blöße geben, Wulf insbesondere gegen die Walldorfer, die er über Jahre hin geformt hatte, nicht verlieren. Ferner leisteten sich die Taunussteiner den Luxus, einen Elfmeter (Brummer/27.) zu vergeben.
Etwa 70 Minuten lang bewegte sich bei diesem Endspiel - wie bereits berichtet - relativ wenig. Die in der Endphase kesser werdenden Geinzer-Schützlinge vergaben durch einen Zwilling-Freistoß und einen Richter-Kopfball die Entscheidung. Im Elfmeter-Schießen hatte später Wehen die besseren Schützen und siegte noch mit 4:1-Toren. Libero Zwilling, Zimmer und Richter verdienten sich bei den Rotweißen die besten Noten, Helbing und Hübner sorgten für die wenigen SVW-Glanzlichter. Zumal Wehen bereits in der 25. Minute seinen Libero Leonhard Caic wegen Verletzung auswechseln und durch Schmidt ersetzen mußte. "Das Endspiel war ausgesprochen schwach", bilanzierte SKV-Sprecher Helmut Schulmeyer.
Das "kleine Finale" zwischen dem gastgebenden Bezirksoberligisten und der SG Egelsbach (1:2) wies wesentlich mehr Höhepunkte auf. Kappermann und Lutz legten sich gegen ihre letztjährigen Kameraden mächtig ins Zeug. Auch Torschütze Creter gefiel. Strich und Franusch lenkten das Spiel des Oberligisten, der bisher in der Vorbereitung selten überzeugen konnte. Das harte Vorbereitungsprogramm von Herbert Schäty führte auch am Samstag zu einer unangenehmen Überraschung, denn der Vergleich mit Walldorf endete 0:3.
Was war passiert? Die Elf vom Berliner Platz wirkte optisch sogar überlegen, versagte jedoch im Abschluß und ließ sich immer wieder durch Rotweiß-Konter ausknocken. Mirza Kapetanovic hatte zwar Konditionsschwächen und mußte nach der Halbzeit passen (ebenso wie im Finale), markierte jedoch ein herrliches Kopfballtor. Und bei den Konterattacken waren der Ex-Offenbacher Hans Richter sowie der aus Klein-Krotzenburg gekommene Jürgen Heindel nur noch durch Fouls im Strafraum zu bremsen. Routinier Andreas Zwilling ließ sich beide Elfmeterchancen nicht entgehen. Geinzer testete zunächst 15 und im Finale 14 Spieler. Lediglich Aktas blieb im Endspiel draußen. Auch die Platzherren schickten jeweils 15 Akteure ins Rennen, zeigten dabei zumindest im Defensivbereich mit dem langjährigen Oberliga-Keeper Jörg Pundmann und Libero Andreas Kappermann an der Spitze, daß sie für höhere Aufgaben gewappnet sind. Im Angriff platzte der Knoten beim Team von Dieter Rudolf noch nicht, wurden gegen die zwei Klassen höher angesiedelten Gegner zu viele klare Möglichkeiten ausgelassen, stand des öfteren auch (bei Eric Hirschl und Bernd Schrimpf) der Pfosten im Weg.
"Unsere finanziellen Kalkulationen sind aufgegangen. Die Begegnungen verliefen im fairen Rahmen. Es gab keinerlei persönliche Strafen und ähnliche Dinge", resümierte Schulmeyer. Was nicht alltäglich ist: Die Turnierspiele wurden von Schiedsrichtern des Kreises Groß- Gerau, welchem die SKV Mörfelden angeliedert ist, geleitet, die keinerlei Oberliga-Reputation haben. Die Herren Beck (Klein-Gerau) und Weber (Walldorf) brachten jedoch auch die Finalspiele sicher über die Runden. Die Spieler hatten es ihnen entsprechend leicht gemacht. Selbst die neuen Regeln (beim Rückpaß mit dem Fuß darf der Torwart das Leder nicht mehr in die Hand nehmen) bereiteten allen Beteiligten keine Probleme.
Dennoch wetterte Wulf: "Insgesamt gesehen stellen diese Änderungen eine Katastrophe dar. Ich hätte einen anderen Vorschlag, wonach Rückspiele erlaubt bleiben, der Torwart aber innerhalb drei Sekunden abschlagen muß". Die FIFA will es zunächst einmal so versuchen.
HANS-DIETER PUTH
OBERURSEL. Politiker besuchen eine Schule - klar sprechen sie demonstrativ mit Kindern. Sie gehen in ein Altersheim - natürlich reden sie mit Bewohnern. Nur wenn's um Flüchtlinge geht, ist nichts mehr klar.
Die Oberurseler SPD-Fraktion besuchte kürzlich die Asylbewerberunterkunft "An den drei Hasen" - und sprach mit keinem einzigen Bewohner. Sie begnügte sich mit der offiziel- Arbeitskreis außen vor len Darstellung der Unterkunftsbetreiber, auch der Arbeitskreis Asyl Bommersheim blieb außen vor.
"Das war doch keine Desavouierung des Asylarbeitskreises, beim besten Willen nicht", versichert Horst Krüger für die SPD.
Ihm als Bommersheimer sei der Arbeitskreis Asyl Bommersheim, für den kürzlich Stadtprominenz samt CDU- Bürgermeister beim Jubiläums-Flohmarkt hinter Verkaufsständen stand, bei der Vorbereitung der Unterkunftsbesichtigung einfach nicht bekannt gewesen. Zudem sei die SPD selbst Gast gewesen, "wir können nicht Leute dazuladen". Ein Gespräch mit dem Arbeitskreis soll nun nachgeholt werden.
"Die SPD-Stadtverordneten haben ohne Gespräch mit dem Arbeitskreis Asyl nur eine einseitige Information erhalten", kritisiert die Grünen-Stadtverordnete Annemarie Welke. "Es muß festgestellt werden, daß ohne den Arbeitskreis und die Hilfe freiwilliger Kräfte weder Schulraum, ausgestatteter Kindergartenraum noch Grillplatz bzw. Spielplatz vorhanden wären", lobt sie.
Begleitung bei Amtsgängen, Hausaufgabenbetreuung und persönliche Hilfestellung füllten die Freizeit von 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern: "Wer die Verhältnisse in der Unterkunft kennt, muß nur den Kopf schütteln, daß zwei Sozialarbeiter für die Betreuung durchaus ausreichend sein sollen."
Zum Gespräch mit Flüchtlingen kamen die SPD-Politiker nicht, weil zwei Familien - trotz der Bemühungen des Unterkunftsleiters - abgelehnt haben, erklärt Horst Krüger und spricht von Problemen mit fremden Sprachen.
Ihr Ziel glaubte die sozialdemokratische Ferienfraktion wohl auch ohne Kontakt zu den Betroffenen erreicht zu haben: "Wir haben uns einen Eindruck verschaffen wollen von der Asylbewerberunterkunft."
Annemarie Welke dagegen findet die SPD-Initiative "anerkennenswert", will aber mehr. Für sie muß es "wohl Humanitäre Aufgabe ein gemeinsames Anliegen" sein, zu zeigen, daß die Aufgabe der Unterkunft und Versorgung von Flüchtlingen "auch eine humanitäre ist".
Sie hofft, daß Politiker aller Parteien "ihre Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl in Zukunft in der Öffentlichkeit darstellen und durch viele menschliche Kontakte mit den Flüchtlingen untermauern". stk
BABENHAUSEN. In der Elisabethenstraße werden 21 Sozialwohnungen gebaut. Im Spätherbst soll der erste Spatenstich erfolgen. Dies hat ein Gespräch zwischen der Stadt Babenhausen und einer Darmstädter gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft ergeben.
Die Wohnungen sind bereits in das Förderprogramm des Landes Hessen aufgenommen worden. Für den Bau muß die Stadt ein zinsloses Darlehen von 1,7 Millionen Mark gewähren. Dafür sichert sie sich auf Dauer ein Belegrecht. sch
RIEDSTADT. Der Name ist Programm: "WIR - Wir in Riedstadt". Unter dieser Bezeichnung will eine neue Freie Wählergemeinschaft zur Kommunalwahl im März 1993 antreten. Ihr Anliegen: Sie will frischen Wind in die lokale Politik bringen.
Gegenüber der Presse erklärte Rudolf Mayer selbstbewußt für die neue Gruppierung: "WIR will nicht länger zusehen, wie sich die Regierenden über die Interessen der Bevölkerung hinwegsetzen und sich mehr mit ihrem Wohl als mit dem der Bürger beschäftigen." Eine funktionsfähige und den Bürgern dienende Kommunalpolitik müsse wieder hergestellt werden.
Im Hintergrund steht der seit Jahren schwelende Krach zwischen den beiden Hauptamtlichen im Riedstädter Rathaus - Bürgermeister Andreas Hoffmann und Erster Beigeordneter Wolfgang Stork - und der deswegen durch ihre Partei, die SPD, gehende politische Riß. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte könnten die Sozialdemokraten in ihrer Hochburg wegen dieses Konfliktes an ihrer Spitze die trationelle absolute Mehrheit verlieren, wenn die Karten der Wählergunst neu gemischt werden.
Derzeit sieht die Machtverteilung im Gemeindeparlament aufgrund des Bürgervotums bei der Kommunalwahl 1989 wie folgt aus: SPD 56,8 Prozent und damit 21 Sitze (Kommunalwahl 1985: 54,2 Prozent); CDU 28,3 Prozent und elf Sitze (1985: 35,0); Grüne Liste Riedstadt 12,4 Prozent und fünf Sitze (1985: 8,2). Die FDP blieb mit 2,5 Prozent außen vor (1985: 2,6).
Die Wählergemeinschaft will sich am 23. September bei einer Gründungsversammlung endgültig formieren. Nach Einschätzung von Mayer stellt sich die politische Lage Riedstadts so dar: "Zerstrittene Kommunalpolitiker, zahlreiche Rücktritte von Mandatsträgern und Austritte verdienter Parteimitglieder zeigen deutlich den desolaten Zustand der SPD auf." Dafür stehe auch der Austritt von Peter Seele, einem der profiliertesten SPD-Mitglieder am Ort. Nun versuchten SPD-Leute, den Austritt zur "Demontage und Diskreditierung" Seeles zu nutzen. cas
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 14.30 Uhr geführter Stadtrundgang mit M. Montag; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: BE - ein Maß für Diabetiker.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31. Juli, Anrufe in dringenden Fällen: Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: Broadway Musical Company New York - "Hair", 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 und 19.30-21 Uhr Sonderkonzert "Serenaden und Liebeslieder", Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- und Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Naturschutzgruppe: Versammlung, 20 Uhr, Gasthaus Krone.
Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Seniorenclub Talstadt: Ausflug zum Apfelwein auf den Lohrberg, Abfahrt: 14.30 Uhr, Stadtschule Frankfurter Str. 85.
Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Butzbach. Verband der Heimkehrer: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Rolandsbogen.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof. Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis Kl.-Karben: Müttercafé, 15 Uhr, Am Lindenbaum 6 Klein-Karben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Nidda. VfR Ulfa: Flutlichtturnier, Sportplatz.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unterm Sonnenschein: Fahrt in den Europapark nach Rust für Kinder ab 12 J. (bis Mi.).
TV Massenheim: Taekwondo für alle, 15-17 Uhr; 17-19 Uhr Trampolinsprigen für alle.
Florstadt. Ferienspiele: Filmvorführung, 13 Uhr, BGH Nieder-Florstadt.
Ortenberg. Turnverein: Karl-May-Festspiele in Elspe. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Alte Mühle: Figürliches Arbeiten mit Ton, 10 Uhr, Lohstr. 13. Verschiedenes Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus. Abfallsammlung Friedberg. Gartenabfallsammlung in Bruchenbrücken und Ockstadt.
Butzbach. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk II.
Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Keller: Schlafwandler (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Basic Instinct (19 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Im Rausch der Tiefe, Original-Version (20 Uhr). (Ohne Gewähr)
Kleine FR
Geschichten über Katzen HATTERSHEIM. Katzengeschichten werden in der nächsten Vorlesestunde am morgigen Mittwoch um 15 Uhr für Kinder ab acht Jahren in der Stadtbücherei im Alten Posthof erzählt. Sommerfest im Jugendtreff KELKHEIM. Musik, allerlei "Überraschungen" und natürlich reichlich Essen und Getränke werden beim Sommerfest des Jugendtreffs am Freitag, 24. Juli, geboten. Los geht's um 16 Uhr. Wer bei den Vorbereitungen mithelfen will, soll am Nachmittag des 21. Juli an die Stadthalle kommen. Blick auf Stadtgeschichte HATTERSHEIM. 20 Jahre ist die Stadt Hattersheim alt. Wie sich die drei einst selbstständigen Stadtteile Eddersheim, Okriftel und Hattersheim seitdem entwickelt haben, zeigt eine Ausstellung in der Stadthalle. Sie ist noch bis zum 25. Juli von dienstags bis sonntags jeweils von 18 bis 22 Uhr zu besichtigen. Fußball-Stadtmeisterschaft HOFHEIM. Insgesamt neun Mannschaften spielen in zwei Gruppen vom 21. bis 25. Juli auf dem Sportpark Heide um den Fußball-Wanderpokal der Kreisstadt. Das Endspiel läuft am 25. Juli um 17.15 Uhr. Die Eintrittspreise pro Spielabend betragen drei Mark, samstags fünf Mark. Sprechstunde des Versorgungsamtes HOFHEIM. Der nächste Sprechtag des Versorgungsamtes Frankfurt läuft am Dienstag, 21. Juli von 14 bis 18 Uhr im Hofheimer Rathaus. Auskunft gibt es unter anderem über das Bundesversorgungsgesetz.Dienstag, 14. Juli
Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: 21.30 Uhr, Erwin Stache - "Paradoxe Klaviaturen".
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Connie Webs & Claudia Brendler - "Wild Women Don't Get the Blues"; 22.30 Uhr, Michael Kearns - "Dream Man"; Öko-Haus, Kasseler Str.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Scotty Riggins.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz- Trio.
FH-Café, Bürocenter Nibelungenplatz: 20 Uhr, Badtown-Boys & Mr. T. Experience - Punk-Rock.
Negativ, Walter-Kolb-Straße 1: 20 Uhr, Chumbawamba.
Arbeitskreis Alkohol in der Arbeitswelt: 19 Uhr, Vortrag "Der Rückfall und seine Ursachen"; Oberwinter-Haus, Burgfriedenstraße 7, Rödelheim.
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Die Date Paintings von On Kawara".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 11 im Anzeigenteil.Kinder
Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen.
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 Kilometer.
Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Hobby-Börse, Bendergasse 1: 17 Uhr, Offene-Kennenlern-Runde. Frauen-Verband: 16 Uhr, Offener Nachmittagstreff; Historix, Saalgasse 19.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Bingo; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248.
Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße.
Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1, Niederrad. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldecker Straße 5, Tel. 52 08 10; Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstraße 64, Tel. 36 43 32; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstraße 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Heinrich-Lübke-Straße 7, Tel. 76 10 54; Kalbach-Apotheke, Kalbach, Kalbacher Hauptstraße 51, Tel. 50 36 85; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 73, Tel. 59 02 96; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstraße 29, Tel. 35 01 82; Kuhwald-Apotheke, Müllerstraße 30, Tel. 77 17 35; Lotus-Apotheke, Kaiserstraße 72, Tel. 23 63 12; Lukas-Apotheke, Parlamentsplatz 4a, Tel. 44 75 71; Sertürner Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; ZeilApotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Don nerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
FRANKFURT A. M. Oft werden brauchbare Möbel, elektrische Geräte und Kleidung einfach weggeworfen. Das muß nicht sein, meinen vier Frankfurter Hilfsorganisationen und bitten um Sachspenden für Kriegsflüchtlinge und Arme.
Der Möbeldienst der Kirchen, Königsteiner Straße 69 a (Höchst), Rufnummer 30 40 81, und die Kroatische Gemeinde im Westend, Niedenau 27, Telefon 72 31 25, sowie in Ginnheim, An den drei Steinen, Telefon 54 10 46, holen Möbel, Küchen- und andere elektrische Geräte ab.
Aber: Das Deutsche Rote Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefon 7 19 19 10, und der "Notmütterdienst" in Bockenheim, Sophienstraße 28, Rufnummer 77 90 81 oder 77 90 82, sammeln nach wie vor lediglich Kleidung und Schuhe aller Art.
In unserem Artikel "Hilfsorganisationen bitten um Sperrmüll" vom 9. Juli hieß es, auch das DRK und der Notmütterdienst sammeln Hausrat - ein Mißverständnis. Die beiden Organisationen können keine Möbel abholen, da ihnen die Transportfahrzeuge fehlen. star
Kulturspiegel · Kulturspiegel · Kulturspiegel
NEU-ISENBURG. Das Ralf Kunzmann Swingtett wird am Sonntag, 19. Juli, von 11 bis 14 Uhr, Swing- und Diexieland-Rhythmen beim Jazz im Schoppenhof im Hotel Gravenbruch Kempinski präsentieren.
DREIEICH. Opernfreunde kommen in der folgenden Woche voll auf ihre Kosten. Denn auf dem Programm der Burgfestspiele an der Burg Dreieichenhain steht die Oper "Carmen" von Georges Bizet. Viele werden sich noch erinnern, daß Carmen im vergangenen Jahr auf den Festspielen ein Riesenerfolg war. Die Nachfrage war so groß, daß manch einer nicht in den Genuß kam, die Aufführung der Lettischen Nationaloper Riga unter Mitwirkung von 150 Künstlern anzuschauen. In der Regie von Guntis Gailitis und unter der musikalischen Leitung des Karajanpreisträgers Herbert Gietzen kann heuer insgesamt elfmal die Oper in vier Akten unter freien Himmel - falls das Wetter mitspielt - besucht werden. Neben Gietzen wurde auch Alexander Vilumanis, der Chefdirigent des Kirow- Theaters, verpflichtet. Er steht an folgenden Abenden am Pult: am Montag, 20. Juli, am Donnerstag, 23. Juli, sowie am Sonntag, 26. Juli.
Die tragische Liebesgeschichte zwischen der Zigeunerin Carmen und dem Sergeanten Don José spielt um 1820 in Sevilla und Umgebung. Bei der Uraufführung der Oper am 3. März 1875 fiel die Oper durch, die inzwischen ihren festen Platz in der Reihe der großen Meisterwerke hat. Erst in der Fassung von Ernest Guiraud, der Bizets Dialogoper nach dessen Tod zu einer Opernrezitative umschrieb, eroberte "Carmen" die Opernbühnen aller Länder. Berlin kam 1880; Paris nahm sich des Werkes 1883 wieder an. In Dreieich wird die Rolle der Carmen von Leili Tammel (Zweite Besetzung: Olga Bolotova) gespielt und gesungen. Voctor Svetovido (Zweite Besetzung: Vladimir Eknadjosov) spielt Don José. Die lettische Sopranistin Ines Galante wird in diesem Jahr als Micaela auch wieder dabei sein; im Herbst diesen Jahres singt sie übrigens diese Rolle auch an der Alten Oper Frankfurt.
"Carmen" wird täglich um 20.15 Uhr von Donnerstag, 16. Juli, bis Montag, 20. Juli, wie auch von Mittwoch, 22. Juli, bis Sonntag, 26. Juli, aufgeführt.
Am Samstag, 18. Juli, läuft parallel zu "Carmen" im Rahmen der Festspiele das Erste Kammerkonzert, ein Konzertabend für Violine und Klavier. Star wird der Geiger Valdis Zarinsch sein. Er ist Erster Konzertmeister und Solist der Lettischen Nationaloper Riga. Werke von Tartini, Beethoven, Katschaturjan, Tschaikowsky und Chaussin werden geboten. Das Konzert beginnt um 20. 15 Uhr in der Kirche St. Stephan, Am Wilhelmshof in Spendlingen.
Am Dienstag, 21. Juli, pausiert "Carmen". Statt dessen leitet Herbert Gietzen das Erste Sinfoniekonzert der Festspiele mit der Lettischen Philharmonie. Es wird das Klavierkonzert von P.I. Tschaikowsky geboten sowie die Ballettmusik Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow. Am Klavier sitzt der junge Künstler Eugen Rivkin. Er ist Solist bei der Lettischen Nationaloper Riga und hat schon mehrfach Preise bei internationalen Musikwettbewerben gewonnen. Das Konzert beginnt um 20.15 Uhr im Bürgerhaus Sprendlingen.
Eintrittskarten: Kartenzentrale der Festspiele, Max-Planck-Straße 13, Dreieich-Sprendlingen, Telefon 061 03 / 37 80 37, und Tageskasse von 16 Uhr an (Telefon: 06103 / 37 80 34). Bei schlechtem Wetter werden die Aufführungen an der Burg ins Bürgerhaus Sprendlingen verlegt. Besucher können sich am jeweiligen Tag von 17 Uhr an unter obigen Telefonnummern über den Aufführungsort informieren, wenn dunkle Wolken den Himmel verhängen. dok
Luise Hehn, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Rodheimer Straße 25, zum 80. Geburtstag am Freitag, 17. Juli.
Die zehnte Auflage des Erlenseer Tennis Grand Prix brach alle Rekorde, die Anlage im Sportzentrum erlebte einen wahren Tennis-Boom. Ausrichter TSG 1874 Erlensee hatte von Dienstag bis Sonntag über 80 Helfer im Einsatz, sorgte für eine rundherum gelungene Organisation. Die Ko-Operation mit den Nachbarklubs lief wie am Schnürchen, die günstige Witterung sorgte dafür, daß nur ein Ausweichplatz (Bruchköbel), aber keine Tennishalle in Anspruch genommen werden mußte. Und als es am Finalspieltag doch einmal aus allen Kübeln goß, zeigte Platzwart Ernst Füller mit seiner Crew, was er zu leisten imstande ist. Die meisten Details wurden Turnierdirektor Klaus Krost, der umsichtig Regie führte, abgenommen. Gottfried Wohlmann und Harald Teichmann hatten den Ablauf bestens im Griff, Hans Sauer sorgte für eine optimale Pressebetreuung. Die aufgestellten Sitztribünen am Centercourt garantierten der großen Tennisfamilie beste Sichtmöglichkeiten - für den Ausrichter wird es schwer sein, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern. Zumal auch die Gastronomie die Note eins verdiente.
"Stillstand bedeutet Rückschritt" - auch bei der TSG Erlensee wird nach einer gelungenen Veranstaltung darüber nachgedacht werden müssen, ob es bereits 1993 eine weitere Steigerung geben soll. Die Zufriedenheit im Sponsorenbereich läßt offenbar alle Möglichkeiten offen, zumindest die Teilnahme an der "Warsteiner Grand Prix Serie" dürfte auch 1993 garantiert sein. Ebenso die Unterstützung durch die Hauptsponsoren Movado und Ford-Bommersheim. Mehr Reklame will der Ausrichter in der näheren Umgebung machen, um auch Akteure aus den Nachbarorten für die Qualifikation zu bekommen. Eine Veränderung in der Ausschreibung dürfte die Doppel-Konkurrenz erfahren, dort war die Zahl von zehn Teams zu gering. Ferner gab es noch verletzungsbedingte Ausfälle. Das waren die einzigen Minusfaktoren der am höchsten dotierten Tennis-Veranstaltung in dieser Region und eines der bestbesetzten Turniere Hessens. Diesen hohen Ansprüchen wollen die "Macher" auch im nächsten Jahr gerecht werden, möglicherweise folgt bald ein 40 000er- Turnier, womit endgültig die absolute Spitzenklasse im Sportkreis Hanau am Start wäre. hdp
OFFENBACH. Hanau - die Goldstadt, Offenbach - die Lederwarenstadt und Erbach - die Elfenbeinstadt? Image fördernde Klischees, bewußt von den Kommunalpolitikern aufgebaut? Mit wissenschaftlicher Akribie ist Diplom-Verwaltungswirt Werner Schmidt seit Jahren auf historischer Spurensuche nach der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung Offenbachs und der Region. Das ist naheliegend, denn im Offenbacher Amt für Wirtschaftsförderung arbeitet er mit an der industriellen und wirtschaftlichen Zukunft der Stadt.
Zusammen mit Stadtarchiv-Leiter Hans-Georg Ruppel und Stadtmuseums-Leiter Gerd Vollmer fand Schmidt heraus: Einst war Offenbach eine bedeutende Gold- und Silberschmiede. Jetzt können sie belegen: Offenbach war neben dem württembergischen Geislingen, dem odenwälder Erbach eines der großen deutschen Zentren der Elfenbeinschnitzerei im 19. Jahrhundert. Rund 160 Schnitzer lassen sich bis jetzt in Offenbach belegen.
Die Elfenbein-Schnitzereien sind jetzt für längere Zeit in einer Sonderausstellung im Stadtmuseum, Parkstraße, zu sehen. Werner Schmidt, auch Mitglied im Mühlheimer Geschichtsverein, erzählt, warum vor allem Silberschmiede und Elfenbeinschnitzer in Offenbach zwischen 1835 und 1914 einen Aufschwung nahmen. Graf Franz von Erbach-Erbach war etwa 50 Jahre vor der Offenbacher Blütezeit auf der Suche nach Einkommensmöglichkeiten für sich und seine Untertanen auf die Verschönerung der Elefantenzähne gekommen. 35 bis 40 Odenwald-Schnitzer verlegten jedoch bald ihren Arbeitsplatz nach Offenbach. Die Rohstoffe waren in der Handelsstadt Frankfurt leicht zu haben. Der Transport von dort nach Offenbach war eben einfacher als in den Odenwald. Auch die Vermarktung ging leichter über die Handelsmetropole in alle Welt.
Nach dem Ende Napoleons und der Kleinstaaterei, nach dem Wiener Kongreß und angesichts der Sehnsucht eines selbstbewußten Bürgertums nach deutscher Einheit und einer Republik geriet das Reisen in Mode. Herr und Frau Biedermeier fuhren ins Bad und wollten Souvenirs aus Elfenbein. Die Offenbacher Elfenbein- Dynastie Grau, die in der Herrnstraße in einer für damalige Verhältnisse großen Werkstatt über 15 Mitarbeiter beschäftigte, unterhielt im vornehmen Bad Kissingen sogar einen eigenen Souvenirladen. Die sich aus dem Buchbinder-, Riemer- und Sattlerhandwerk entwickelnde Lederwarenindustrie gab den weiteren Anstoß zur Elfenbeinschnitzerei. Das Leder verlangte die Elfenbein-Verzierung.
Ludwig Friedrich Lautz (1823 bis 1899) mußte als junger Mann im Zuge der 1848-Revolution Offenbach vorübergehend verlassen. Er lebte zeitweise in Brüssel. Auf der ersten Weltausstellung 1851 in London bekam er für eine Vase, die die Schlacht zwischen Franken und Sachsen darstellt, eine Goldmedaille. Meister Gustav Karl Schubö (1839 bis 1905) zählte den König von Sachsen zu seiner Kundschaft. Im berühmten Dresdner "Grünen Gewölbe", dem Kunstkabinett, erfreute sich der königliche Sammler am Anblick zweier elfenbeinener Nixen aus Offenbach.
Immer größer wurde die Nachfrage nach mit Elfenbein verzierten Portefueilles, Alben, Etuis und Futteralen. 1914 brach dieser bedeutende kunsthandwerkliche Wirtschaftszweig jedoch zusammen: Die Soldaten brauchten im Felde keine elfenbeinverzierten Koppel und Pistolentaschen.
Werner Schmidt entdeckte bei seinen Recherchen in Offenbachs industrieller Vergangenheit neben Silberschmieden und Elfenbeinschnitzereien noch eine weitere blühende Branche des Kunsthandwerkes: den Eisenkunstguß. Der in Leipzig geborene Alfred Richard Seebaß kam 1841 über Berlin und Hanau nach Offenbach. Von seiner Manufaktur an der Ecke Waldstraße/Bleichstraße gingen seine Kunstwerke in alle Welt. Schachspiele, Krieger- und Siegerdenkmale, Tisch-Leuchter von ihm sind ebenfalls im Stadtmuseum zu sehen.
SIEGFRIED SCHOLZ
WEHRHEIM. Die CDU Wehrheim hat ihre Jahreshauptversammlung auf den 27. November festgesetzt. Dabei wird es unter anderem um die Verabschiedung der Kandidatenlisten für die Ortsbeiräte und des Gemeindeparlamentes zur Kommunalwahl 1993 gehen. Der CDU-Familientag ist für Samstag, 22. August, im Freizeitpark Lochmühle vorgesehen. Der Wandertag soll zusammen mit der CDU Grävenwiesbach am Samstag, 19. September, veranstaltet werden. jd
Der Zug in die Zukunft
Ein historischer Tag kündigt sich für die deutsche Eisenbahn an. Am morgigen Mittwoch wird das Bundeskabinett die Weichen für eine grundlegende Reform stellen und Verkehrsminister Günther Krause beauftragen, die notwendigen Änderungen von rund zweieinhalb Dutzend Gesetzen einschließlich Neuformulierung des Artikels 87 der Verfassung vorzubereiten. Den Zug in die Zukunft will die Ministerrunde dann gleich nach der Sommerpause auf die Gleise heben, damit er Mitte nächsten Jahres losfahren kann.
Das aus Reichs- und Bundesbahn entstehende neue Unternehmen bekommt die Rechtsform einer Aktiengesellschaft mit zunächst hundertprozentiger Bundesbeteiligung, fängt mit keiner einzigen Mark an Schulden, einem ausreichenden - in exakter Höhe noch nicht festliegenden - Eigenkapital und einem Personalbestand an, für den das öffentliche Dienstrecht nicht mehr gilt. Die Zielrichtung ist klar: Aus einer Behörde soll die nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführte Firma Eisenbahn werden.
Das klingt nicht nur revolutionär, sondern ist es auch. Und ebenso erstaunlich wie die Tatsache, daß eine Bundesregierung sich offenbar zu einer verkehrspolitischen Entscheidung durchringen kann, deren Nutzen wohl erst in der übernächsten Legislaturperiode deutlich wird, erscheint der breite Konsens für die Initiative.
Weder der Koalitionspartner noch die Sozialdemokraten noch die wortgewaltige Eisenbahner-Gewerkschaft erheben prinzipielle Einwände. Vermutlich haben die im Vorfeld der Reform kolportierten Horrorzahlen Wirkung gezeigt.
Läuft bei den Fusionskandidaten Bundes- und Reichsbahn, die in diesem Jahr zwölf Milliarden Mark Verlust einzufahren drohen (an jedem Tag fast 33 Millionen) alles so weiter wie bisher, knallt der Zug in absehbarer Zeit mit voller Wucht gegen einen finanziellen Prellbock. Innerhalb einer einzigen Dekade, bis kurz nach der Jahrundertwende, würden die Verluste, die erforderlichen Geldspritzen aus Bonn und die nötigen neuen Kredite mehr als 500 Milliarden ausmachen. Diese Berechnung des Hauses Krause stützt sich auf den im vergangenen Dezember vorgelegten Bericht der Regierungskommission Bundesbahn und ist im Grunde unumstritten. Daß die Sanierung der Bahn mit Bordmitteln nicht möglich ist, bezweifelt schon lange keiner mehr. Doch einige Umstände mußten zusammenkommen, um daraus die politischen Konsequenzen zu ziehen - die durch die deutsche Vereinigung potenzierten generellen Verkehrs- und speziellen Eisenbahn-Probleme, die sich abzeichnende Unbezahlbarkeit jeglichen Schienenverkehrs und die Ernennung eines ehrgeizigen Ossi zum verantwortlichen Minister sowie des wirtschaftlich unabhängigen Managers Heinz Dürr zum Bahn-Chef, der es sich leisten kann, das früher anscheinend Undenkbare zu denken.
Das Gespann Krause-Dürr verspricht, daß die Reform dem Bonner Kassenwart reichlich 100 Milliarden erspart; also rund ein Fünftel im Vergleich zum "Szenario Prellbock". Ein wesentlicher Teil davon soll bei den Personalkosten hereingeholt werden. Das schließt einen massiven Stellenabbau insbesondere bei der Reichsbahn mit ein. Gleichzeitig eröffnet der Wegfall des öffentlichen Dienstrechtes aber auch die Möglichkeit, die Beschäftigten effizienter einzusetzen und besonders qualifizierte Leute entsprechend zu entlohnen. Nicht zuletzt wird eine Aktiengesellschaft Bahn mit einem Schlag eine Vielzahl von Vorschriften, politischen Gängeleien und Behinderungen los, die produktives Arbeiten nicht nur erschweren, sondern sogar verhindern.
Über die genaue Zahl darf beliebig gestritten werden, doch am Trend ändert sich nichts. Und der besagt: Finanzminister Theo Waigel wird durch die morgen anstehende Kabinettsentscheidung ent- und nicht belastet. Dies festzuhalten ist deshalb angebracht, weil seit reichlich einer Woche im Zusammenhang mit der Bahn-Reform immer wieder das Wort Steuererhöhung fällt. Für diese Änderung allein ist ein höherer Tribut der Autofahrer aber nicht erforderlich.
Geschickt hat Waigel seine grundsätzlichen Geldnöte mit ins Spiel gebracht; denn dadurch besteht die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Straßenbenutzungsgebühren und/oder Benzinverteuerung bessern erstens die chronisch klamme Bundeskasse auf. Zweitens versprechen sie so viel einzubringen, daß es außerdem zum allmählichen Abbau all jener finanziellen Verpflichtungen reicht, die heute an der Schiene hängen und die sich durch die Organisationsreform nicht plötzlich in Luft auflösen. Hierunter fallen zum Beispiel der Schuldenberg und die hohen Beträge, die noch lange gezahlt werden müssen, um die Besitzstände des Personals zu wahren. Offensichtlich will Waigel mit seinem "Ja" zur Neuordnung die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, langfristig wenigstens einen der vielen Bonner Schattenhaushalte aufzulösen. Denn nichts anderes ist die Bahn im Augenblick. Leider allerdings wird dadurch die Diskussion über die Reform mit einem Aspekt vermengt, der mit der eigentlichen Sache nichts zu tun hat.
Das Fax aus dem Rathaus hat ihn mitten im Urlaub erreicht, auf einem Campingplatz an der Adria. Danach war es für Willi Schmöller, den SPD-Oberbürgermeister von Passau, mit der Ruhe vorbei. Er mußte sofort zurück in seine niederbayerische Heimat; denn der Nachricht war zu entnehmen, daß Willi Schmöller für die nächsten Monate ganz allein das Sagen in Passau hat. Weil nämlich die Kommunalwahl 1990 mit Erfolg angefochten worden ist und im September wiederholt werden muß. Bis dahin wird der amtierende Stadtrat der 50 000-Einwohner-Stadt nach Hause geschickt und OB Schmöller, nach bayerischem Kommunalwahlrecht direkt gewählt, ist Alleinherrscher.
Das Wort mag er gar nicht. "Mei, Alleinherrscher, des is a bißl viel", wiegelt Schmöller ab. Immerhin werde er ja von der Aufsichtsbehörde, der Regierung von Niederbayern, überwacht und dürfe nur unaufschiebbare Entscheidungen selber treffen. Solche gibt es freilich viele in einer Stadt von der Größe Passaus, so daß es schon so ist, daß für die nächsten Monate in vielen Fragen nur einer bestimmt, wo es lang geht - Willi Schmöller eben. "Des is a ganz einmalige Situation", beschreibt der OB seine neue Machtfülle, "für eine Demokratie is des natürlich ungewöhnlich".
Daß es soweit gekommen ist in Passau, hängt mit dem Wirrwarr um die Kommunalwahlen von 1990 zusammen. Damals traten in vielen bayerischen Gemeinden Listen an, auf denen sich auffällig viele Kandidaten tummelten, die der CSU angehörten. Der Streit, ob es sich um verbotene Tarnlisten der CSU handelt, mit denen die ohnehin übermächtige Partei ihre Wahlchancen trickreich erhöhen wollte, tobte heftig und führte zu ganz unterschiedlichen Entscheidungen der Aufsichtsgremien, die seither die Gerichte beschäftigen. In München beispielsweise wurde die "Junge Liste", die hauptsächlich aus Mitgliedern der Jungen Union bestand, von der Wahl ausgeschlossen, und das Gericht bestätigte diese Entscheidung letztlich.
In Passau lief es andersherum. Auch dort trat eine CSU-nahe "Bürgerliste" zur Wahl an und wurde nicht zugelassen. Die Regierung von Niederbayern entschied jedoch, daß dieser Ausschluß rechtlich unzulässig war. Dagegen klagten wiederum einige Stadträte der SPD, blitzten jedoch beim Münchner Verwaltungsgerichtshof ab, eine Revision ließ das Bundesverwaltungsgericht nicht zu. Deswegen muß die Wahl in Passau jetzt im September wiederholt werden.
Für die CSU droht damit ein erneutes Desaster, wo sie sich doch von der Schlappe von 1990 noch nicht erholt hat. Ausgerechnet in Passau, jahrzehntelang das Muster einer CSU-Hochburg, geprägt von der katholischen Kirche und der stramm-konservativen Monopolzeitung Passauer Neue Presse, hatte sensationell in der Stichwahl um den OB-Posten SPD- Bewerber Willi Schmöller gegen den amtierenden CSU-Oberbürgermeister Hans Hösl gewonnen. Außerdem verloren die Schwarzen ihre bis dahin unangefochtene absolute Mehrheit im Stadtrat. Mit 27 Prozent hatte Willi Schmöller, ein bis dahin völlig unbekannter Volksschullehrer, im ersten Wahlgang hoffnungslos zurückgelegen. Doch in der Stichwahl, für die der pfiffige Schmöller den Slogan "Jetzt Willi wählen" kleben ließ und damit Assoziationen zur Brandt-Wahl von 1972 weckte, siegte er auch zur eigenen Verblüffung über den CSU-Amtsinhaber. "Das ist, wie wenn im Vatikan ein Sozialist sitzen würde", stöhnte CSU-Generalsekretär Erwin Huber damals. "Da steht ma da mit am Wahlsieg und kann nimmer z'rück", erinnert sich Schmöller an seinen unerwarteten Aufstieg vom Lehrer zum Chef der Verwaltung einer 50 000-Einwohner-Stadt.
"A halbert's Jahr" habe es gedauert, bis er die Verwaltungsabläufe so einigermaßen verstanden habe, räumt Schmöller freimütig ein. Sein - gar nicht lehrerhaftes - Naturell kam Schmöller dabei sehr entgegen. Da sitzt ein gemütlicher, jovialer Dicker, der mit jedem ein freundlichen Schwätzchen hält und überhaupt glaubt, daß man eigentlich über alles reden kann. Damit hat Schmöller nicht nur die Wahl gewonnen, sondern auch die Verwaltung für sich eingenommen. Die hatte nämlich, glaubt man dem Passauer Polittratsch, unter Schmöllers als jähzornig geltendem Vorgänger mächtig zu leiden gehabt. Der Schmöller-Willi hat hingegen keine Probleme mit seinem städtischen Apparat. "I hob no nix g'sehn, wo i denk, da wird jetzt direkt dagegen gearbeitet", sagt er.
In der Tat hat Schmöller in den beiden Jahren seit Amtsantritt seine Stellung in Passau so festigen können, daß ihn die CSU in vier Jahren bei der nächsten Wahl wohl nur schwer aus dem Sattel wird stoßen können. Da sei schon "a gewisse Sympathiewelle" vorhanden, glaubt Schmöller selbst, "i hob des G'fühl, daß die Akzeptanz schon sehr groß ist". Auch die konservative Passauer Neue Presse kann gegen die Popularität des roten Stadtoberhauptes nicht anschreiben und behandelt den OB mittlerweile eher positiv. Und mit dem Bischof von Passau hat der Sozi Schmöller "noch nie Probleme gehabt, der war früher mein Religionslehrer in der Schule".
Nur mit den eigenen Leuten hakt es hin und wieder. Die wollten nach vierzig Jahren auf den harten Oppositionsbänken auch mal zeigen, wo es langgeht, obwohl sie mit zwölf Sitzen im 44köpfigen Stadtrat weit von einer Mehrheit entfernt sind. Doch OB Schmöller ist mehr auf Ausgleich bedacht und kam längst nicht jedem Wunsch seiner Genossen nach. Die Erwartungshaltung mancher Funktionäre sei natürlich hoch, aber er sei "als OB schließlich für alle da".
So will er sich auch im kommenden Wahlkampf verhalten. Eine solche Wahl mitten in seiner eigenen Amtszeit gebiete "scho eine gewisse Zurückhaltung". Ohnedies hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, daß Parteien von der persönlichen Popularität ihres Oberbürgermeisters nur sehr begrenzt profitieren können. Insofern kann sich die SPD eigentlich nur geringe Hoffnungen machen, ihre Stellung im nicht mehr ganz so schwarzen Passau auszubauen. Noch ungelegener muß allerdings der gebeutelten CSU der vorzeitige Wahlgang kommen. Die von der Münchner Parteizentrale erwünschte Erneuerung der verkrusteten Passauer Honoratioren-CSU ist über die Anfänge kaum hinausgekommen, viele junge Kräfte sind inzwischen zur "Bürgerliste" abgewandert, die von dem 34jährigen Georg Steiner, selber CSU-Mitglied, geführt wird. Der ist als Geschäftsführer der größten Donau-Schiffahrtsgesellschaft ein bekannter Mann in der Stadt. Die CSU in Passau, meint er, sei doch "absolut kaputt". Steiner rechnet für seine Liste mit zwei bis drei Mandaten im Stadtrat. Auf der anderen Seite werden die rechtsradikalen Republikaner vermutlich für ein weiteres Absacken der CSU in ihrer einstigen Hochburg sorgen.
Bis es soweit ist mit der Wahl, wird sich Willi Schmöller weiterhin jeden Montag mit Abgesandten des in den Zwangsurlaub geschickten Stadtrates treffen, um seine Entscheidungen für das Wohl der Stadt zu erläutern. Daß er sich jetzt nicht mehr für jedes Vorhaben eine Mehrheit im Stadtrat suchen muß, macht das Regieren einerseits kräfteschonender. Andererseits bedeutet es eine Menge Mehrarbeit; denn ohne den Stadtrat und seine einzelnen Ausschüsse muß sich Schmöller um jedes Detail kümmern. "Ich muß jetzt jeden einzelnen Antrag unterschreiben." So richtig umstrittene Sachen will der OB in der kurzen Zeit, in der er König von Passau ist, lieber nicht in Angriff nehmen, "da könnten sich die Parteien schon übergangen fühlen". Und mit denen muß er ja spätestens nach der Wahl im September wieder zusammenarbeiten. Wobei sich Willi Schmöller insgeheim eine möglichst bunte Truppe in seinem Stadtrat wünscht. "Keine absolute Mehrheit is des, was in der Kommunalpolitik für den Bürger am besten ist." Er hat damit keine Probleme. "So a Auspendeln-Müssen", findet Willi Schmöller, "des is net schlecht".
Keiner wollte von Geld sprechen und alle sprachen von Geld: Diskussion um Theaterzentrum Kultur muß "Profil entwickeln"
Von Jutta Rippegather HANAU. Die jungen Frau bezeichnete die Diskussion als "blauäugig". Wegen der angespannten städtischen Finanzlage müssen die Besucher des Kultursommers in diesem Jahr auf das Theaterzelt verzichten, obgleich es auch eine "Kommunikationsfunktion" erfüllte. Und hier stand nun ein weitaus größeres und kostspieligeres Projekt zur Debatte: "Hanauer Theater- und Kulturzentrum - ein Haus für alle" lautete der Titel der Veranstaltung, zu der der Förderverein "Hanauer Theater- und Kulturzentrum" anläßlich des vierten Jahrestages seiner Gründung am Sonntag nachmittag ins Foyer des Comoedienhauses eingeladen hatte. Macher, Organisatoren und Verwalter von Kultur sowie ein Architekt stellten dort ihre Vorstellungen von einem zukunftsweisenden Projekt vor. Und obgleich Wolfgang Strecke, Ex-Bürgermeister, Vorstandsmitglied des Vereins und Moderator, das Thema Finanzen außen vor lassen wollte ("Das ist Sache der Politiker.") - kam es immer wieder zur Sprache.
Die Zeiten, als öknonomische Aspekte für Kulturmacher keine Rolle spielten, gehören der Vergangenheit an. Kommunen klagen über Leere in ihren Kassen. Die Form des subventionierten Theaters "funktioniert auf Dauer nicht mehr", meinte der Leiter der Märchenfestspiele, Dieter Stegmann. "Neue Perspektiven" müßten eröffnet, ein "neues Denken" Einzug halten. Alle acht Männer auf dem Podium sprachen sich gegen einen großen Kulturpalast aus, ebenso wie sie auch wenig von einem "edelholzpolierten" Ambiente halten, wie es der Architekt Hans- Peter Wirt formulierte. Wirt will noch vor Weihnachten seine Vorplanungen für den Umbau der Stadthalle vorstellen. Er favorisiert eine variabale Spielfläche, einen Zuschauerraum für 700 Menschen, in dem jeder gute Sicht und Akustik genießen kann.
Ein Kulturzentrum steht und fällt damit, daß die Zuschauer sich damit identifizieren. Es muß "Profil entwickeln", um ein Stammpublikum zu gewinnen, sagt der Leiter des Frankfurter Künstlerhauses Mousonturm, Dieter Buroch. Und es müsse auch den Nachwuchs ansprechen: Experimentelle Stücke, Kabarett, Jazz, Kammermusik, auch einmal ein Popkonzert - all dies könnte sich Stegmann in dem neuen Bau vorstellen.
Mit Hinweis auf die große Jazzgemeinde in Hanau wünscht sich Werner Bayer als Vertreter dieser Szene einen Ort, an dem bis zu 800 Zuschauer Platz finden. Mangels geeigneter raümlicher Kapazitäten reduziere sich das Angebot in dieser Musiksparte derzeit auf die vier Sommermonate, wenn unter freiem Himmel gejazzt werden kann. "Alles, was in Hanau als Halle gebaut ist, ist nichts." Die notwendige Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum sei in der Stadthalle nicht möglich. Und daß die 23 Millionen Mark für die August-Schärttner-Halle in den Sand gesetzt wurden, räumt auch Baudezernent Jürgen Dressler ein: "Zu viele Interessen" seien bei der Planung des Baus berücksichtigt worden.
"Ein Haus für alle ist richtig, aber nicht ein Haus für alles", unterstützte Buroch die Aussage des Politikers. Und daß Hanau ein größeres Theater braucht, hält auch er für notwendig. Wenn in der kommenden Woche die Mouson-Company "S.O.A.P. Dance Theater" auf der kleinen Bühne des Comoedienhauses auftritt, müssen die Tänzer schon recht eng zusammenrücken. In einem so kleinen Haus rechnen sich Veranstaltungen ohnehin nicht. Zirka 25 000 Mark müssen Veranstalter inzwischen für ein Gastspielensemble berappen. Das heißt, daß 600 zahlende Köpfe die Aufführungen finanzieren können, sagt Lothar Hein von der Volksbühne. Auch plädiert er dafür, Mitveranstalter zu gewinnen - etwa Hörfunk oder Fernsehen, die sich an den Folgekosten beteiligen. Sponsoring befürwortet auch Stegmann. Er ging nicht nur so weit, die Orangerie am Schloß Philippsruhe als künftigen Standort für ein Kulturzentrum zu favorisieren. Lediglich für Tourneetheater, meint der Regisseur, sei ein neues Haus zu schade. Eigene Hanauer Produktionen würden die Kulturschaffenden in der Region unterstützen und nicht zuletzt auch zum Renommee der Stadt beitrage.
Derlei Pläne stehen für Kulturdezernent Klaus Remer derzeit nicht zur Debatte: Erster Schritt ist für ihn der Neubau an der Stadthalle, dann folgt die Orangerie. "Wenn dann noch eigene Produktionen - umso besser."
Am Schluß der Diskussion forderte Strecke die Anwesenden auf, Politiker und Bevölkerung von der Notwendigkeit eines Theater- und Kulturzentrums in Hanau zu überzeugen: "Es muß einfach mal gehandelt werden", sagte der CDU-Stadtverordnete Wolfgang Grospietsch und sprach damit wohl dem Gros der rund 40 Anwesenden aus dem Herzen.
Wann die Hanauer Kulturkonsumenten ihr neues Haus erhalten, stand auch nach der Veranstaltung noch in den Sternen. Zukunftsmusik spielte deshalb auch der Zuhörer, der von dem ersten Stück erzählte, mit dem die neue Bühne eröffnet werden soll: Per Zufall entdeckte der Mann eine Oper mit dem Titel "Der Töpfer". Im Jahr 1773 war sie in Hanau erstmals aufgeführt worden.
Kulturspiegel · Kulturspiegel
OFFENBACH. "Farbtupfer" soll nach den Worten von Kulturdezernentin Ursula Beul der "Offenbacher Sommer" setzen - eine Reihe von Veranstaltungen für Daheimgebliebene während der Schulferien. "Tatort": der Hof des Büsing-Palais.
Ein farbenprächtiger Höhepunkt am Samstag, 18. Juli, wird das mittelalterliche Spektakel "Saltarello" sein. Da wird mit modernen Mitteln wie Videoleinwand, Synthesizer und E-Gitarre ein musikalisches und atmosphärisches Bild des Mittelalters gezeichnet - eine Fantasy-Bühnenshow mit Artistik, Theater und Musik, mit farbenprächtigen Kostümen und einem Feuerwerk. Beginn: 19.30 Uhr. Falls es allerdings regnet, fällt die Open- air-Schau aus.
Das gilt jedoch nicht für drei andere Vorstellungen, die für Sonntag, 19. Juli, geplant sind. Wenn Regenschauer diese Freiluft-Auftritte verhindern, wird im Trockenen gespielt: entweder im Foyer oder im großen Saal des Büsing-Palais.
Die Gruppe "Wheap" bringt am Sonntag zwischen 11 und 13 Uhr Oldies, Soul und Rock'n'Roll. Seit 1979 besteht die Band, die in der Vergangenheit Popstars wie Chris Andrews und Graham Bonney begleitet hat.
Einen guten Bekannten können Kinder um 17 Uhr treffen: den "Räuber Hotzenplotz", der sich mit seinem Gegner Kasper heitere Scharmützel liefert. Das Kinder- und Jugendtheater hat die Geschichten von Otfried Preussler in sieben Bilder gefaßt. Spaß an der Aufführung haben Kinder von vier oder fünf Jahren an.
Temperamentvoller Ausklang des Kultur-Sommer-Wochenendes wird am Sonntag um 20.30 Uhr der Auftritt von Obo und Jorge als "El Duo Flamenco" sein. Sie präsentieren zusammen mit dem Jazz-Kontrabassisten Jürgen Wuchner und dem Salsa-Percussionisten/Sänger Franco Latragna ein originelles musikalisches Programm, das sie unter das Motto "Sol luna" (Sonne Mond) gestellt haben.
Für die Veranstaltungen gibt es Karten im Vorverkauf bei der "Offenbach-Information" am Stadthof. hf
Zerstörer "Bayern" . . .
RÜSSELSHEIM. Die plötzliche Kreislaufschwäche, die ein 20 Jahre alter Autofahrer am Steuer seines Wagens erlitt, war Ursache für einen Unfall, bei dem am Sonntag abend sechs Menschen verletzt wurden. Der Mann, auf der Haßlocher Straße unterwegs, verlor infolge des Schwächeanfalls die Kontrolle über sein Auto und prallte gegen einen entgegenkommenden Wagen, teilt die Polizei mit.
Beide Autofahrer sowie die vier Kinder auf dem Rücksitz des entgegenkommenden Wagens wurden leicht verletzt. Infolge des Crashs bekam auch ein am Straßenrand geparktes Auto Beulen ab. wal
USINGEN. Heino brach das Eis. Nein, nicht der echte singende Blonde mit der schwarzen Brille, sondern seine Imitatorinnen. Sowohl die Usinger Landfrauen als auch die "Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte Hessen", die sich jüngst zu einem Gedankenaustausch in Usingen zusammenfanden, haben in ihren Reihen ein blondes Talent, dessen Heino-Parodien zu den Stimmungsknüllern der Vereinsfeste zählen.
Als sich das herausstellte, schlußfolgerte prompt Christina Hey, LAG-Referentin: "Ich glaube, wir könnten gut miteinander feiern." Eine gewisse Skepsis war nicht zu überhören, doch die Freude darüber, endlich eine erste Gemeinsamkeit zwischen beiden Frauengruppen entdeckt zu haben, war auch nicht zu übersehen. Der Graben zwischen dem "Ländlichen" und den "sozialen Brennpunkten" schien zuvor riesengroß - als ob zwei Welten aufeinanderprallten.
"Ich weiß nicht, ob Ihnen 'soziale Brennpunkte' ein Begriff ist", hatten die sieben Frauen von der LAG, die einen Bildungsurlaub in der Neu-Anspacher Alten Schule verbrachten, die Vorstellungsrunde eröffnet. Darunter sind Siedlungen an den Stadträndern zu verstehen, ehemalige Obdachlosen- oder neue Trabantensiedlungen mit niedrigem Wohnstandard. Die Menschen, die dort leben müssen, sind arm. Viele sind Sozialhilfeempfänger, Alleinerziehende. "Da wohnen die sogenannten Asozialen", erklärte eine LAG-Frau. Eine andere stellte fest: "Auch wir sind Leute, die immer gucken müssen, wo sie bleiben, um sich und ihre Kinder über die Runden zu bringen."
Spätestens in diesem Augenblick sprachen die Mienen der 16 Usinger Landfrauen eine deutliche Sprache: "Damit haben wir nichts zu tun." Die Bezirksvorsitzende Margareta Schmitz, die im Gegenzug den Begriff "Landfrauen" erläuterte, zeichnete eine beeindruckende und die Brennpunkt-Frauen erdrückende Vereins-Erfolgsbilanz in Sachen "Fortbildung und Interessenvertretung" seit 1898 - bis besagter Heino zur Sprache kam.
Plötzlich standen die Gemeinsamkeiten im Vordergrund, das Eis war gebrochen. Selbst der Bezirksvorsitzenden ("unser Verband ist eigentlich recht konservativ") fiel ein bisher einmaliger Vorfall ein: Da wegen der Agrarstrukturreform die Landwirtschaftsschulen aufgelöst werden sollen, zogen die hessischen Landfrauenvereine nach Wiesbaden, um zu demonstrieren. "Weil wir uns das nicht gefallen lassen wollen, protestierten wir - ohne Lärm und diszipliniert, wie Landfrauen eigentlich immer sind", erzählte Frau Schmitz.
Christina Hey setzte noch einen drauf: "Auch wir verschaffen uns wie sie Gehör." Das Projekt "Soziale Brennpunkte" habe zum Ziel, daß die Menschen lernen, ihre Probleme selbst zu äußern und ihre Rechte selbst zu vertreten. "Letztlich sind es immer ähnliche Sachen, die man macht, wenn Frauen zusammen sind", meinte Frau Hey.
Fragen stellte keine der beiden Seiten. Die Vorsitzende der Usinger Landfrauen, Renate Petri, wagte als einzige einen mutigen Vorstoß: Sie erzählte über sich. Und sie stellte fest: "Bei uns gibt es auch viel Armut. Aber mehr verschämte Armut, niemand gibt es zu, weil bei uns jeder jeden kennt."
Hier fragte keine der LAG-Frauen nach. Und keine der Landfrauen äußerte den Wunsch, etwas über das Leben der sieben Brennpunkte-Frauen zu erfahren. Vielleicht beim nächsten Mal. Die Brennpunkte-Frauen luden die Usingerinnen zu einem Gegenbesuch ein.
CLAUDIA NENNINGER
Wenn das Vilbeler Mineralwasser schon im Jahre 1569 von Ärzten zu Trinkkuren "gegen Leibesblödigkeit" empfohlen wurde, muß was dran sein an diesem Platz. Andernfalls würden hier nicht Jahr für Jahr einige hundert Millionen Flaschen abgefüllt werden und die Reise zu durstigen Kehlen antreten. Trotz des gewaltigen Konzentrationsprozesses der letzten Jahrzehnte - statt wie früher 29 gibt es nur noch acht Brunnenbetriebe - ist Bad Vilbel nach wie vor die Sprudel-Stadt. Und dem trägt sie an einem ihrer historischen Schauplätze, in der Wasserburg nahe der Nidda, mit dem Brunnen- und Heimatmuseum Rechnung.
Weil just die Abteilung, die die Geschichte der zentralen Vilbeler Industrie darstellt, überarbeitet und modernisiert wurde, schlägt die FR heute einen Besuch im Brunnenmuseum vor, der sich gut mit einem Theaterabend kombinieren läßt. Denn bis zum 9. August dauern noch die Burgfestspiele im Innenhof der Burg.
Nach wie vor logiert das Museum im Turm und einem Seitengebäude der von einem Wassergraben umgebenen Anlage. Nach wie vor führt eine steile Treppe ins Obergeschoß. Wo die Wassergeschichte abgehandelt wird, ist die Decke niedrig, knarrt der Boden. Doch was die Ausstellungsstücke betrifft, so haben Hartmut Schrade und Stefan Kunz vom Verein für Geschichte und Heimatpflege Ordnung und Systematik hineingebracht, insofern das Werk des Museumsgründers Otto Weihl weiterentwickelt.
Fotos und Reproduktionen dokumentieren wichtige Abschnitte in der Wassergewinnung und -vermarktung. Alte Apparate zeigen, wie früher das Wasser abgefüllt wurde, wie leere Flaschen gereinigt wurden. Mitten im Raum ist ein Ziehbrunnen nachgebildet. In Vitrinen gibt es eine Sammlung von Sprudeletiketten und Flaschenverschlüssen zu bewundern. Schließlich ist - als original gekleidete Puppe - ein Vilbeler Sand- und Wasserbube zu sehen. Diese Bezeichnung trugen im vorigen Jahrhundert junge Leute, die das Bad Vilbeler Mineralwasser in den großen Nachbarstädten Frankfurt und Offenbach verkauften.
Auch die heutige Produktpalette dessen, was die Vilbeler Betriebe auf den Markt bringen, wird veranschaulicht. Aber für mehr reichen weder der Platz noch die Statik des alten Gemäuers. Dabei stehen, teils in den Unternehmen, viele hochinteressante Stücke bereit, ihres Einsatzes als Exponat harrend. Doch an einen Umzug der Brunnenabteilung, gar an ein neues, eigenes Museum ist derzeit nicht zu denken, betont Claus Kunzmann, der Leiter des städtischen Kulturamtes.
Der neugestaltete Bereich ist im Mai eröffnet worden. Die anderen Abteilungen stellen die Vor- und Frühgeschichte, die römische Zeit und die Heimatgeschichte dar. Träger und Geldgeber des Museums ist die Stadt, doch um die Öffnungszeiten kümmert sich der Verein für Geschichte und Heimatpflege. Wenn das Museum zugänglich ist, ist immer mindestens ein Vertreter des Vereins da und steht für Fragen zur Verfügung.
In den Sommerferien ist das Brunnen- und Heimatmuseum lediglich sonntags offen, und zwar von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Daß derzeit donnerstags kein Besuchstag ist, liegt an den Burgfestspielen, die die Anlage okkupieren. Doch wenn da wieder alles abgebaut ist, also im August, wird das Museum auch wieder donnerstags von 19 bis 21 Uhr eine offene Tür haben.
Wer bei den Festspielen reinschauen möchte, hat dazu noch drei Wochen Zeit. Das Programm - ohne Ruhetag - endet am Sonntag, 9. August. Eckpfeiler sind zwei Eigenproduktionen: Calderon de la Barcas Lustspiel "Dame Kobold" in der Inszenierung von Klaus Havenstein und "Der Regenmacher", eine romantische Komödie von N. Richard Nash, bei der Jörg Reichlin Regie führt (und mitspielt). Daneben gibt es sonntags um 11 Uhr Matineen mit Lesungen und Musik, Gastspiele und Kindertheater.
Der spezielle Reiz der Festspiele im Burghof liegt im Ambiente: Wie in den Vorjahren stellt sich die Gastronomie auf das Programm ein, bietet vor und nach dem Theater sowie in der Pause Mahlzeiten und Erfrischungen, die zu dem jeweiligen Stück passen; Musiker und Gaukler treten auf, die dem Geschehen auf der Bühne ein pfiffiges Umfeld schaffen.
Die Eintrittspreise liegen zwischen fünf und 40 Mark. Einige Termine sind vorab ausverkauft, aber oft sind auch kurzfristig noch Karten zu haben. Wer sich über das Programm informieren oder Tickets bestellen möchte, kann das Büro der Burgfestspiele, Telefon 0 61 01 /60 23 33, anrufen. Außerdem haben die üblichen Vorverkaufsstellen in Bad Vilbel, Frankfurt, Hanau, Karben und Oberursel Karten.
Bad Vilbel ist ohne große Anstrengungen von den umliegenden Orten mit dem Fahrrad zu erreichen. Es gibt Feldwege und natürlich den Radweg entlang der Nidda. Der Nordbahnhof ist die Haltestelle, an der Fahrgäste die S 6 oder den 30er Bus verlassen sollten. Von dort ist der Weg zur Burg ausgeschildert. tom
Ins Reich der Hochs und Tiefs führt die FR-Ferienserie am kommenden Dienstag. Dann nämlich steht ein Besuch beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach auf dem Programm. Wer sich für die Arbeit der Meteorologen interessiert, sollte die Ankündigung am Montag lesen.
RODGAU. Stadtspaziergänge durch Höchst und Bad Homburg bietet der Hainhäuser Winfried B. Sahm am Dienstag, 21. Juli, und Freitag, 24. Juli, an. "Höchst historisch: Höchst" und "Hoheiten und Hölderlin: Bad Homburg" hat er die Exkursionen betitelt, die jeweils um 10.06 Uhr ab Bahnhof Nieder-Roden beginnen. Bei den durch eine Mittagspause zur freien Verfügung unterbrochenen Begehungen bringt Multitalent Sahm den Teilnehmern Geschichte und Geschichten der Städte zu Gehör und zu Gesicht.
Beide Orte haben sich ihren eigenen Charakter bewahrt, der sich weder in den Höchster Farbwerken, noch im Bad Homburger Kurviertel erschöpft. Die Teilnahme inclusive Fahrt und Führung kostet 20 Mark. Verbindliche Anmeldungen werden unter Tel. 0 61 06 / 33 65 erbeten. ttt
Autobahngebühr . . .
DIETZENBACH. "Das kann ich auch!" nennen die Clowns Mika und Rino ihre neuen Geschichten, die am Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr für Wirbel im Waldschwimmbad sorgen sollen. Dieses Theater in der Reihe des Kultursommers ist für Kinder ab sechs Jahre gedacht. Eintritt kostet nur der Schwimmbadbesuch. Bei schlechtem Wetter treten die Clowns im Bürgerhaus auf. Zum Vormerken
DIETZENBACH. Am Freitag, 24. Juli, 22 Uhr, gibt's vor dem Bürgerhaus Open-air-Kino. "Rain Man" flimmert über die große Leinwand.
Die Rodgau-Brass-Band aus Nieder- Roden und die Bakalar-Brass-Band aus Rakovnik swingen tags darauf, am Samstag, 24. Juli, 20 Uhr, vor dem Bürgerhaus los. Die Tschechen spielen am darauffolgenden Sonntag, 26. Juli, 11 Uhr, nochmals im Waldschwimmbad.
Der Dietzenbacher Kultursommer endet am Freitag, 31. Juli, 22 Uhr, mit einem Open-air-Kino. Auf dem Programm: "Twins - Zwillinge". fin
Die armen Zirkusleute, immer auf Achse, immer im Freien. Ganz besonders arm sind die Artisten in Carl Zuckmayers Theaterstück "Katharina Knie" dran; sie werden nicht nur vom Gerichtsvollzieher bedroht, sondern müssen auch noch gegen die beginnende Lust am Film ankämpfen, die die Zuschauer aus der Manege weg und in die Kinosäle zieht.
Und erst die Schauspieler, die dieses Stück aus der Mitte des fahrenden Volks aufführen: Sie kommen aus Gera und spielen in der Burgruine Dreieichenhain (Kreis Offenbach), wo sie den sommerlichen Regenschauern trotzen müssen. Wasser auf der Bühne, geöffnete Schirme in den Zuschauerreihen - da überträgt sich die Atmosphäre, die dieses Stück über das malerische Künstlerleben vermitteln will. Wenn wir so die Plastiksitzchen trockenrubbeln und die Regenhaut enger schnallen, da fühlen wir selbst etwas von Freiheit und Abenteuer in uns . . .
Carl Zuckmayer hat sein Zirkusstück in den zwanziger Jahren geschrieben und in die Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit eingebettet. Die soziale Komponente, der inflationsbedingte Niedergang der Zirkuskultur und die Existenznöte der Fahrenden sind jedoch nur der Rahmen für eine eher rührselig-verklärende Vater-Tochter-Geschichte: Der Katharina scheint das rechte Zirkusblut zu fehlen, sie will seßhaft werden, verliebt sich in den Inbegriff der Bodenständigkeit, einen Bauern - und kehrt nach Vaters tragischem Ende natürlich doch wieder in die Manege zurück.
Auf der Dreieichenhainer Freilichtbühne sehen wir ein höchst stimmungsvolles Szenario: ein ramponierter Wohnwagen, ein armseliges Zirkuszelt, davor eine ganze Batterie von Blecheimern, ein rostiges Wasserfaß; Bibbo, die gute Seele des Ensembles, klemmt sich die Kaffeemühle zwischen die Schenkel, rubbelt Unterhemden auf dem Waschbrett und spannt Leinen quer über den Platz. Ja, so ist es eben, das einfache Gauklerleben, so haben wir uns das schon immer vorgestellt.
Obwohl diese gemütliche Kulisse geradezu zum Idyll einlädt, vermeidet es Regisseur Reinhardt Ottmar Schuchart aber. Seine "Katharina Knie"-Inszenierung wird nie ganz zur braven Landpartie, davor bewahren sie schon die mitunter mißglückten Versuche der Schauspieler, ein - von Zuckmayer so gewünschtes - hessisch-pfälzisches Idiom zu sprechen.
Vielleicht ist "Katharina Knie" tatsächlich ein reines Milieustück, aber den einen oder anderen aktuellen Aspekt hätte ihm Schuchart doch entlocken können. Die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg, unter der die Familie Knie leidet, hätte durchaus Parallelen mit der Situation der Schauspieler in Ostdeutschland nach der Vereinigung erlaubt.
Die Inszenierung bleibt jedoch ganz im historischen Kontext und arbeitet solche Ebenen nicht heraus. Andere Anspielungen, wie eine laut gebrüllte Ausländerbeschimpfung - "der ist's gewesen; alle Italiener stehlen" -, wirken in ihrer Vordergründigkeit eher bemüht und deplaziert.
Keine besonders ambitionierte Aufführung also, aber eine solide. Das liegt zum großen Teil an den Schauspielern, die durchweg sauberes Handwerk zeigen. Cornelia Grotsch als wunderbar trotzige Katharina, Peter Prautsch als strenger Vater Knie, dazu Sybille Hahn, die als Bibbo ein paar Pointen setzen kann; etwas blaß und arg bieder ist Volker Figge als Bauer Rothacker.
Carl Zuckmayer hat seinem Drama den Untertitel "ein Seiltänzerstück" gegeben. Ein gefährlicher Drahtseilakt ist die Geraer "Katharina Knie" sicherlich nicht, sie bewegt sich auf festem Boden, riskiert nicht viel - und paßt doch hervorragend in die Dreieichenhainer Freilicht-Atmosphäre. (Bei den Burgfestspielen Dreieichenhain geht es am heutigen Dienstag weiter mit "Offene Zweierbeziehung", einer Komödie von Franca Rame und Dario Fo, Beginn 20.15 Uhr. Und am Donnerstag mit Bizets Oper "Carmen", Beginn ebenfalls 20.15 Uhr. Karten unter 0 61 03 / 37 80 37.) DIRK FUHRIG
EPPSTEIN. Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann geht nach wie vor jeden Tag zur Arbeit. Oftmals wächst bei Frauen in dieser Lebensphase der Wunsch, die abgebrochene Berufskarriere fortzusetzen.
Bei einem Seminar am Freitag, 7. August (17 bis 20 Uhr) und Samstag, 8. August (9 bis 16 Uhr) geht es um die Einstiegsmöglichkeiten für Frauen. Berufsbilder, Ausbildung, Fortbildung und Umschulung sind ebenso Themen wie das Arbeitsförderungsgesetz und die persönliche Lebenssituation.
Wer Interesse hat, sollte sich bald unter Telefon 30 51 33 anmelden. Das Seminar wird von Frau Brechtel vom Zentrum für Weiterbildung geleitet, die Teilnahmegebühr beträgt für beide Tage 30 Mark. Diskutiert wird im Sitzungssaal des Rathauses II, Rossertstraße 21. pms
"Es hat sich beides verschoben", sagt Wolfgang Wolff, "der Umzug des Schlachthofs und der Bau des neuen Wohnviertels am Main." Mit dieser Feststellung hat der Direktor der städtischen Frankfurter Aufbau AG (FAAG) nur allzu recht. Die alte Prognose von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), noch 1991 könnten die Arbeiten für die ersten Wohnhäuser beginnen, ist längst überholt. Tatsächlich erstellen die Fachleute des städtischen Umweltamtes gerade ein "noch engeres Untersuchungsraster" (Wolff), um später den giftigen Altlasten auf dem Gelände des Schlachthofs zu Leibe zu rücken.
Die ersten alten Gebäude, die für den Schlachtbetrieb nicht mehr gebraucht werden, sind abgerissen - ein großer Stall und die ehemalige Räucherei, wie Rainer Botsch weiß, der Prokurist der städtischen Frankfurter Fleischmarkt- und Verbundbetriebe. Große Schuttberge, über die Bagger kriechen, zeugen davon.
Stück für Stück möchte die Stadt das riesige Areal an Investoren verkaufen, die insgesamt 1500 Wohnungen bauen sollen. Schon Anfang 1991 hatte Stadtrat Wentz beteuert, die interessierten Geldgeber stünden Schlange. Freilich: Noch ist kein einziger Vertrag mit der FAAG unterzeichnet. Die privaten Immobiliengesellschaften warten laut Direktor Wolff darauf, daß der städtische Bebauungsplan für das künftige "Wohnviertel Alter Schlachthof" rechtskräftig wird - sie wollen kein Risiko eingehen. Mit der Rechtskraft des Planwerks darf laut Wentz-Referent Jürgen Häußler um die Jahreswende 1992/93 gerechnet werden - immer vorausgesetzt, kein Bürger klagt gegen den Bebauungsplan.
Es ist noch nicht einmal sicher, daß Anfang nächsten Jahres wenigstens erste Versorgungsleitungen zum künftigen Wohnviertel verlegt werden können. Denn genau dort, wo die Rohre und Kabel für Strom, Wasser, Gas eingegraben werden müßten, arbeitet noch ein großer Keine Prognose für die Fertigstellung privater Metzger. Der Betrieb verlangt von der Stadt eine Entschädigung, weil er den Wohnungen weichen soll - Kämmerer Martin Grüber (SPD) weigert sich zu zahlen, denn er sieht keinen Rechtsanspruch des Unternehmens.
Als erstes Grundstück will die FAAG das große, freie Areal östlich des Wasserwegs vermarkten. Direkt am südlichen Brückenkopf der Flößerbrücke sehen die Pläne ein 80 Meter hohes Hotel-Gebäude vor. Problem: Der Turm ist so schlank zugeschnitten, daß die Nutzfläche laut Wolff nur schwer den Ansprüchen eines Hotelbetriebes genügt.
Weiter östlich läge die sogenannte "Rotunde" - ein großes, amphitheaterähnliches Gebäude, das an der Basis Ladengalerien und darüber etwa 100 Wohnungen bergen soll. Noch weiter nach Osten hin begänne der erste Abschnitt des Wohnviertels: Er umfaßt laut Wolff drei bis vier von elf Wohnhochhäusern am Deutschherrnufer sowie etwa 180 bis 200 Wohnungen in sechsgeschossigen Häusern landeinwärts. Über diese Grenze hinaus kann das Quartier erst wachsen, wenn der Schlachthofbetrieb nach Nieder-Eschbach umgezogen ist.
Wann werden die ersten Menschen dort am Main wohnen? Wolff wagt keine Voraussage. Richard Oberhausen vom städtischen Umweltamt bilanziert, was seit Ende 1990 Boden- und Luftproben auf dem Schlachthof-Gelände ergaben: In der Erde finden sich vor allem Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Gerade um die Jahrhundertwende diente das Schlachthof-Areal auch als Lager für Bauschutt aus der ganzen Stadt. Auch später noch verfüllte man Keller unter dem alten Schlachthof, ohne sich weiter um die Beschaffenheit des Materials zu kümmern.
"Nicht besorgniserregend" nennt Oberhausen, was er und seine Kollegen fanden. Der Boden muß allerdings ausgetauscht werden - zum großen Teil kann das geschehen, wenn einmal die Bagger anrücken, um Baugruben für die Wohnhäuser auszuheben. jg
...schürze bitte aus
Jugos
machen...Gruß gz
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Mörfelden-Walldorf. Open-Air-Kino: Leoparden küßt man nicht; Vorprogramm: Houseband (Live-Musik), Sa., 20 Uhr, Bertha-von-Suttner-Schule.
Rüsselsheim. Kindertheater Töfte, Sa., ab 10 Uhr, Marktstraße, am Evangelischen Gemeindehaus.
Theater im Zelt: Artristras, Sa., 20 Uhr; Film: Berlin - Die Sinfonie der Großstadt, Sa., 22 Uhr; Frühschoppen mit der IKS-Big-Band, So., 10 Uhr; Kindertheater Eggs Press, So., 15 Uhr; Curriculum Vit Fait von Philippe Minella, So., 20 Uhr, Ostpark-Wiese. Kinos / Filme
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 23 Uhr; So., 11 Uhr). - Rex II: Wayne's World (Sa., So., 15, 17.45, 20.30 Uhr; Sa., 22.30 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 11, 13.30 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., 14.45 Uhr; So., 11, 13.30, 14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 16.15, 18, 20.45 Uhr; Sa., 23 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: van Gogh (Sa., So., 19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (Sa., So., 22 Uhr).
Mörfelden-Walldorf. Naturfreunde: Treffen der Senioren, Sa., 15 Uhr; Wanderung in den Spessart, So., ab 8 Uhr, ab Naturfreundehaus. Verschiedenes
Rüsselsheim. Sommer-Stadtteilfest der Jugendpflege, Sa., ab 15 Uhr, Freizeithaus Dicker Busch. Beratungen / Offene Treffs
Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte
Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 -12 h, Rufbereitschaft, Sa., 8,-So., 24 h.
Nördlicher Bereich: Dr. Winkel, Weiterstadt, Darmstädter Str. 62, Tel. 0 61 50 / 30 55 und 30 56; priv. 0 61 31 / 7 80 06.
Südlicher Bereich: Dorothea Gentzsch- Köppen, Rüsselsheim, Bahnhofstr. 15-17, Tel. 0 61 42 / 6 75 70; priv. 0 61 42 / 56 15 01.
Südliches Ried. Sprechz.: 10-12 und 16-18h Sa. und So.: Dr. Secerov, Gernsheim, Theodor-Heuss-Str. 24, Tel. 06258/2192. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Bären- Apotheke, Mörfelden, Tizianplatz 37, Tel. 0 61 05 / 2 66 33.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20,-Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 0130/821010 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
ROLF BRAND, Vorsitzender des Betriebsrats beim Chemiekonzern Hoechst, feierte gestern seinen 60. Geburtstag. Der gelernte Elektromechaniker gehört der Arbeitnehmervertretung des Unternehmens seit 1963 an und steht seit zwei Jahrzehnten an ihrer Spitze. Zudem ist er seit 15 Jahren stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hoechst AG. Brand, der im badischen Gengenbach geboren wurde und in Zeilsheim aufwuchs, begann seine betriebliche Karriere im Jahre 1956 als Mitarbeiter der Elektrowerkstätte. Zu den Auszeichnungen, die er verliehen bekam, zählen auch die Bundesverdienstkreuze am Bande und Erster Klasse sowie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt.
Kleine FR
Förderverein fährt nach Cochem SCHMITTEN. Cochem an der Mosel ist am 6. August Ziel des Ausflugs des Vereins zur Förderung der ökumenischen Sozialstation. Abfahrt ist in Arnoldshain um 8 Uhr am "Frankfurter Hof" und in Schmitten um 8.10 Uhr an der katholischen Kirche. Anmeldungen nimmt das evangelische Pfarramt in Schmitten an. Fördermittel für Vereine NEU-ANSPACH/GRÄVENWIESBACH. Die Radfahrvereinigung "Vorwärts" Anspach und der SV Heinzenberg erhalten Fördermittel des Landessportbundes Hessen. Den Anspachern wurden 4800 Mark für neue Kunstfahrräder und den Heinzenbergern 7500 Mark zur Sanierung des Vereinsheimes am Sportplatz bewilligt. Fohlenschau für Züchter HOCHTAUNUSKREIS. Die Fohlenschau mit Brenntermin findet zusammen für Wetteraukreis, Hochtaunuskreis und den Kreis Gießen am 29. August in Butzbach statt. Anmeldungen mit Angaben zur Abstammung, Alter, Geschlecht und Farbe der Tiere nimmt die Geschäftsführung des Pferdezuchtvereines Wetteraukreis, Hanauer Straße 44, 6364 Florstadt (Tel. 0 60 35 / 69 87) an. Sperrmüllabfuhr in Schmitten SCHMITTEN. Jeweils ab 6 Uhr wird am 21. Juli in Schmitten und Arnoldshain Sperrmüll abgeholt. Am 24. Juli sind Brombach, Hunoldstal und Treisberg an der Reihe, am 28. Juli Oberreifenberg, am 29. Juli Niederreifenberg, am 30. Juli Seelenberg und am 31. Juli Dorfweil. DRK-Hauptversammlung Neu-Anspach NEU-ANSPACH. Die Ortsgruppe des DRK hat am Freitag, 17. Juli, um 20 Uhr im DRK-Zentrum in der Alten Schule Jahreshauptversammlung. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte von Vorstand, Bereitschaftsführung und Jugend-Rot-Kreuz sowie die Neuwahlen des Vorstandes.
Autobahngebühr heftig umstritten
Sturm der Entrüstung gegen Straßengebühr
Tip-Vorschau
1. Stuttgarter Kickers - VfL Wolfsburg 0 2. VfB Oldenburg - Chemnitzer FC 1 3. Fortuna Düsseldorf - FC Carl Zeiss Jena 0 4. Hansa Rostock - SV Waldhof Mannheim 1 5. Wuppertaler SV - SV Meppen 1 6. VfB Leipzig - FC Homburg 1 7. Eintracht Braunschweig - FC St. Pauli 2 8. VfL Osnabrück - FC Remscheid 0 9. Darmstadt 98 - Hertha BSC Berlin 0 10. SC Freiburg - Hannover 96 2 11. Schalke 04 - RKC Waalwijk 1 6 aus 45
1 - 8 - 21 - 22 - 41 - 44
Sturm der Entrüstung ...
USINGEN. Reifenstecher waren in der Nacht zum Sonntag in der Straße "In den Weingärten" unterwegs. An zehn Autos, die dort abgestellt waren, wurden laut Polizeibericht die Reifen zerschnitten, vorwiegend an Typen einer Marke.
Kulturspiegel
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum zweiten Mal laden die Stadt, die Kulturinitiative und die Löwen-Lichtspiele für Samstag, 18. Juli, zum Open-air- Kino an die Bertha-von-Suttner-Schule ein. Über die Riesenleinwand flimmert mit Anbruch der Dämmerung die klassische Hollywood-Komödie "Leoparden küßt man nicht" mit Katherine Hepburn und Cary Grant. Für die Einstimmung auf die Story um einen trotteligen Naturwissenschaftler und eine ebenso unkonventionelle wie temperamentvolle junge Dame sorgt die "Houseband." Der Freiluft-Kinoabend beginnt um 20 Uhr; Eintritt fünf Mark.
NAUHEIM. Auch in der Schwarzbachgemeinde ist - für Freitag, 17. Juli - wieder eine lange Filmnacht angesagt. Das Open-air-Kino beginnt um 21.30 Uhr auf der Wiese an der Grundschule. Gezeigt wird "Little Big Man" mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle. wal
LUXEMBURG. Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat den Einspruch des britischen Verlegerverbandes gegen ein Votum der EG-Kommission zurückgewiesen, wonach gebundene Ladenpreise im Buchverkehr zwischen Großbritannien und Irland nicht zulässig sind. Die schriftliche Begründung dieser Entscheidung lag dem danach befragten - und von ihr ebenfalls betroffenen - Börsenverein des deutschen Buchhandels in ausreichendem Umfang noch nicht vor.
Die Preisbindung für Bücher gilt uneingeschränkt nur im nationalen Rahmen und nicht für grenzüberschreitende Lieferungen, auch nicht zwischen Ländern derselben Sprache. In Deutschland bemüht man sich gegenwärtig, den preisgebundenen Buchhandel zwischen den deutschsprachigen Ländern Bundesrepublik, Schweiz und Österreich (die beide noch keine EG-Mitglieder sind) künftigem EG-Recht anzugleichen.
Die Preisbindung soll nach einhelliger europäischer Auffassung das "Kulturgut Buch" schützen und es überall zu einheitlichem Preis zugänglich machen; ferner sollen kleinere Buchhandlungen damit vor der Konkurrenz der Großsortimenter mit ihren Rabattmöglichkeiten geschützt werden; überdies wird damit Verlagen Mischkalkulation ermöglicht: die Herstellung sowohl von absehbar gutverkäuflichen Büchern wie auch solcher, die voraussichtlich Verluste bringen, aber als wichtig erachtet werden. hs
Zurückgeblättert:
Urlaub. Was gibt's da nicht alles vorzuplanen - unter anderem natürlich auch die tägliche FR. Am besten: nachsenden lassen und aktuell informiert bleiben. Oder lieber bei der Rückkehr in Ruhe nachlesen? Das Abonnement so lange stornieren? Möglich, aber lohnt das den Aufwand?
Wenn schon, bietet sich eine nette Alternative, die auch Petra Dorn, Pressesprecherin der Kreis-CDU, ergriff: Sie "vermachte" das FR-Abo für die Dauer ihres Urlaubs einem Behinderten-Heim, um "den Daheimgebliebenen die Zeit zu verkürzen".
Machen wir das? Ei freilich. Und empfehlen's zur Nachahmung. wbt
A propos Urlaub: Bildung tut not, wird allenthalben das Abitur für Dünnbrettbohrer beklagt. Wer schon in der Schule nicht genug davon abbekommen hat, kann's im Leben nachholen: Arbeitnehmern in Hessen steht Bildungsurlaub zu.
Warum machen dann so wenige von der Offerte Gebrauch? Ist es der Mangel an Publizität? Oder ist's verbreitete Lern-Unlust? Vielleicht hat's aber auch einen ganz anderen Grund: Wann haben Sie sich zuletzt getraut, beim Chef Ihren Bildungsurlaub zu beantragen? kkü
Mehr als nur eine Wurzel hat sicherlich auch die allseits beklagte Politik-Verdrossenheit. Nahrung saugt sie aber vor allem daraus, was Politiker unter "Politik-machen" verstehen. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Diskussion um die üppig ins Kraut schießende Hofheimer Drogenszene.
Da lamentiert die CDU über den Frankfurter SPD-Magistrat, der seinen Drogensumpf mit Hilfe der Polizei rigoros austrocknen will, beklagt aber gleichzeitig, daß die Hofheimer Ordnungshüter nicht mit gleicher Keule zuschlagen. Die SPD nennt dieses Gezeter ein "Wahlkampftheater", das von der Untätigkeit des CDU-Magistrats ablenken solle.
Keine Frage: Ein bißchen recht haben wohl beide. Aber wir brauchen unsere Politiker nicht als Kommentatoren des Zeitgeschehens, sondern als Macher, als Gestalter, als Beweger. Das Mandat und die Mittel dazu haben sie. Wo aber bleibt die politische Initiative? Gerade beim Drogenproblem wären aufgekrempelte Ärmel wichtiger als kraftstrotzende Mundbewegungen. Gänzlich verzichten kann der Bürger darauf, wenn dabei mehr politische Taktiererei als Praktiererei herauskommt. wbt
In diesem Zusammenhang ein erschütterndes Gespräch mit der Kriminalpolizei geführt: Der Vorwurf, daß gegen den Drogenhandel in der Adolf-Mohr-Anlage "keine polizeilichen Maßnahmen ergriffen" würden, sei nicht einmal völlig zu widerlegen. Er verschweige aber, wer dafür verantwortlich ist, daß Ordnungshüter die Ordnung nicht mehr hüten können.
Tiefe Frustration über die politisch "gemachte Ohnmacht" war da zu vernehmen: "Wir werden von den Politikern belogen und betrogen und dürfen dann vor den Bürgern auch noch als Prügelknaben herhalten."
Politik- und Berufs-Verdrossenheit: "Täter", tut endlich was! wbt
"Der Bundestag hat öfter Sondersitzungen als wir." Diese Entschuldigung für die Versammlung der 31 Sulzbacher Abgeordneten mitten in den Sommerferien wäre gar nicht nötig gewesen. Denn was am Donnerstag abend in eineinhalb Stunden glatt über die Bühne ging, gereicht den Gemeindevertretern zur Ehre.
Zügig und knapp wurde über ein Thema diskutiert, das wahrlich für Aufregung sorgt: das Multiplexkino. Schuldzuweisungen in moderatem Ton; ein Bürgermeister, der das Informationsdefizit bedauert, statt sein juristisches Recht - der Gemeindevorstand ist zuständig - auszukosten; Abgeordnete, die Kompromißvorschläge erkennen und akzeptieren können - das verdient Journalist(inn)en, die das zu honorieren wissen.
Vielleicht liegt es auch nur daran, daß das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist: Auf jeden Fall könnten sich die Bonner "MdBs" eine Scheibe von dem Verhalten in Sachen politischer Kultur in Sulzbach abschneiden - auch wenn sie vielleicht nicht einmal wissen, wo das liegt. set
Übrigens, rasch noch was zu einem anderen Aufreger-Thema: Als klar war, daß Flüchtlingsfamilien ins kleine Ehlhalten einquartiert werden, formierten sich die Anwohner zu Protestaktionen und setzten alle Hebel in Bewegung, die Fremden gar nicht erst in ihre Nähe kommen zu lassen. Vergeblich: Die Familien aus den "zwielichtigen" Kulturkreisen zogen zu. Und - oh Wunder - die alten und neuen Nachbarn fanden sich sympathisch. Schon nach wenigen Wochen entschuldigten sich etliche Ehlhaltener beschämt für ihre intolerante Abwehr . . . ana
HOCHHEIM. Die Stimmung bei den Hochheimer Parteien in Sachen Dyckerhoff-Vertrag war eindeutig: Mit großer Mehrheit forderte die Stadtverordentenversammlung Anfang Juni - wie berichtet - die Rückabwicklung jener vor 17 Jahren geschlossenen Vereinbarung, die die Aufstellung eines Bebauungsplans zum Kalkmergelabbau am östlichen Gemarkungsrand gegen die Zahlung von drei Millionen Mark vorsah. Doch daß damit das Thema ein für allemal vom Tisch ist, glaubt Erster Stadtrat Wilfried Simon (CDU) nicht. Denn "die Rücknahme des zivilrechtlichen Vertrages heißt noch lange nicht, daß das Dyckerhoff-Vorhaben passé ist", warnt der Bau- und Planungsexperte im Rathaus. Grund für die Meinung des Christdemokraten: Sowohl im regionalen Raumordnungsplan Südhessen (RROP) als auch im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) sind die Gebiete für den Kalkabbau ausgewiesen.
Kalkabbau in Hochheim - "das wäre ein zu großer Eingriff in die Natur". Mit dieser Begründung hatten sich die Parteien gegen einen Aufmarsch von Baggern in dem derzeit landwirtschaftlich genutztem Areal ausgesprochen. Den Vorstoß der CDU in der Parlamentssitzung, mit dem Rückabwicklungsbeschluß deswegen gleichzeitig auch auf eine Änderung der Pläne hinzuwirken, blockten die Sozialdemokraten allerdings ab. Aus "formaljuristischen Gründen", wie deren Fraktionschef Helmut Haacke erklärt. "Wir sind immer noch Vertragspartner." Erst müsse die Rückabwicklung unter Dach und Fach sein, bevor an den zweiten Schritt gedacht werden könne. Und Bürgermeister Harald Schindler ergänzt: "Wir wollten keinen zusätzlichen Sand ins Getriebe streuen."
Denn schon jetzt knirscht es dort: Dykkerhoff will den bei Streitigkeiten vertraglich vorgesehenen Schlichter einschalten, weil das Unternehmen nach wie vor an dem Rohstoffabbau interessiert ist. Für Simon ist das kein Wunder: "Schließlich liegt der Kalkmergel hier und nicht im Vogelsberg." Und: "Man braucht ihn in Form von Zement zum Bauen", sagt er mit Hinweis auf die Diskussion, in Hochheim eventuell ein weiteres Gewerbegebiet auszuweisen. Weil nicht zuletzt das Raumordnungsgesetz verlangt, daß den "Erfordernissen der vorsorgenden Sicherung und Gewinnung von Rohstoffvorkommen Rechnung getragen" wird, hat das Land als Planungsbehörde 1986 insgesamt 19 Hektar im regionalen Raumordnungsplan als "Gebiet für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten" eingestellt. Dabei wurden sogenannte regionale Planungsgemeinschaften eingebunden, in denen Politiker der betroffenen Landkreise, also auch des MTK, vertreten sind.
Der Plan gibt Dyckerhoff laut Simon die Möglichkeit, direkt beim zuständigen Landesministerium die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens mit dem Ziel des Kalkabbaus zu beantragen. Ein Bebauungsplan, den die Stadt in eigener Regie aufzustellen hätte, sei nicht ausreichend, weil das Areal auch Flörsheimer Gebiet betreffe, meint der Bauexperte. Bürgermeister Schindler ist das wohl bewußt. Er strebt denn auch nach einer Rückabwicklung des zivilrechtlichen Vertrages an, den Raumordnungsplan zu ändern. "Der wird 1995 erneuert", weist er auf eine mögliche Intervention hin.
Die Notwendigkeit, zu ändern, sieht auch Haacke: "Wer sagt denn, daß in zehn Jahren nicht ein Parlament da sitzt, das doch noch ja sagt?" Stadtrat Simon ist da zurückhaltender. Vielleicht sei eine rekultivierte Fläche nach dem Kalkabbau sogar wertvoller als ökologisch ausgeräumte Felder, die intensiv bewirtschaftet werden. set
Obwohl es zwischen dem Eishockey-Erstligisten Mannheimer ERC und dem Zweitligisten EC Bad Nauheim keine offizielle "Farmteam- Regelung" gibt, hat der MERC gleich drei Spieler an die Badestädter ausgeliehen: Verteidiger Volker Lindenzweig (zuletzt beim EV Füssen), Sven Pascheck (zuletzt an Peißenbeck ausgeleihen) und Stürmer Ralph Kühnl. Kühnls Vater spielte in den sechziger Jahren übrigens beim damaligen Erstligisten VfL Bad Nauheim. Jo
ORTENBERG-SELTERS. Der Tisch in der Disco Alcazar in Selters war schön dekoriert. Er sah aus wie der bunte Gabentisch zu Weihnachten. Doch auf die Idee, das Lied "Ihr Kinderlein kommet" zu singen, kam niemand unter den zahlreichen jungen Leuten, für die der Tisch am Samstag abend gedeckt war. Ganz im Gegenteil. All die bunten, buntverpackten Präservative, die mit Noppen und Reservoirs über Holzmodelle des "männlichen Signifikanten" gestreiften schwarzen, roten, gelben oder naturfarbenen "Gummis", sie haben ja nur die eine Aufgabe, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern, eben dafür zu sorgen, daß keine "Kinderlein" kommen.
"Fun" ist Trumpf bei den vielfach als lästig empfundenen und viel zu oft verschmähten Verhüterli. Leicht und locker soll mann es nehmen, und da lockte auf dem Gabentisch auch die Packung "Tutti Frutti" mit Parisern, die buchstäblich "für jeden Geschmack" geeignet sind und das als Witz angebotene Flickzeug für beschädigte "Samenfänger" - die man bekanntlich niemals verwenden soll.
"Roland", der Disco-Chef, dessen Vorname seinen Gästen genügt, hatte die Demonstration von Verhütungsmitteln im Alcazar eine Woche lang angekündigt und gebangt, "daß mich meine Kunden bestrafen und ein Umsatzverlust droht". Weit gefehlt. Die Disco war rappelvoll.
Es dauerte dann bis eine Stunde vor Mitternacht, bis im Alcazar die schon für 22 Uhr angekündigte Talkshow mit Sabine Pflügel von Pro Familia aus Friedberg begann. Gelegenheit für Disc-Jockey Tommy, genannt Rambo, dem Publikum einzuheizen und auf das Thema einzustimmen. "Trübsal ist nicht alles, was man blasen kann", dröhnte es aus den Lautsprechern mit dezentem Blick auf die "Tutti-Frutti-Packung" auf dem Gabentisch. "Mit Dir vielleicht, vielleicht auch nicht, heut' Nacht kann alles passiern" oder die Textzeile "Irgendwo, irgendwann sehn wir uns wieder, irgendwo, irgendwann ist es vorbei", konnte als Anspielung auf die sexuelle Freiheit verstanden werden, die sich die jungen Leute heutzutage gestatten. Als dann "der totale Wahnsinn" (Tommy) ausgebrochen war, begann die Talkshow.
Roland stellte Fragen und Sabine Pflügel antwortete direkt und erfrischend kurz, meist in nur einem Satz. "Sind die Dinger sicher?" Sabine: "Bei richtiger Anwendung hundert Prozent, aber auf Verfalldatum und das Gütezeichen der Deutschen Latex Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaft (DLF) achten".
Gummis besser aus der Apotheke oder aus dem Automaten? Antwort: "In Automaten können die Packungen beschädigt oder abgelaufen sein. Also besser in der Drogerie oder Apotheke kaufen". Bringen die Noppen etwas? Antwort: "Machen vielleicht Spaß, bringen der Frau aber nicht viel". Aids-Gefahr durch oralen Verkehr? Sabine: "Ja, wenn die Frau den Samen schluckt und kleine Verletzungen im Mund hat".
Aids-Ansteckung beim Zungenkuß? Sabine: "Erst in zwei Liter Speichel sind soviele Aids-Viren, daß es gefährlich werden kann. Also keine Gefahr".
Bei solchen technischen Einzelheiten aus dem praktischen Sexualleben blieb es in dem Frage- und Antwortspiel nicht. Sabine Pflügel gab auch Auskünfte über Pro Familia, über die Aufgabe der Frauenhäuser in Bad Nauheim, Gießen oder Frankfurt, über den Selbsthilfeverein "Wildwasser" als Ansprechstelle bei Vergewaltigung und über Abtreibung. Sabine: "Die Frau soll selbst über Abtreibung entscheiden. Sie entscheidet auch über das Schicksal ihres Babys."
Die Veranstaltung in dem im Februar gegründeten Alcazar erweckte im Vorfeld trotz Rolands trüber Umsatzerwartungen den Eindruck eines geschickten PR-Gags. Im Gespräch mit Roland am Rande der Veranstaltung verflog dieser Eindruck allerdings sehr schnell. Der Disco-Chef, der sich dem Publikum mit den Worten vorstellte: "Ich denke sexuell frei, viel freier als ihr alle" und sich zur Kirche bekennt ("Ich bin ein affentittengeiler Katholik") ist sicher kein Kind von Traurigkeit. Gerade deshalb scheint ihn das pure Erbarmen mit seiner Kundschaft erfaßt zu haben. Die Disco, so sehr sie in dem ehrpusseligen bäuerlichen Umfeld ins gesellschaftliche Abseits gestellt wird, ist alles andere als exterritorial. Vielmehr läuft hier einiges an Informationen zusammen, über das, was sich unter den Dächern abspielt. Da vertrauen sich junge Frauen an, die von einem "Typ" noch im letzten Winkel aufgespürt, geschlagen und in einem Fall gar mit der Schrotflinte beschossen werden. Da ist zu erfahren, daß in keinesfalls seltenen Fällen Väter mit ihren minderjährigen Töchtern schlafen und daß - Roland weiß, wovon er redet - die real existierende Aids-Gefahr im Bewußtsein weggedrängt wird.
Wenn Roland seine Aktion vom Samstag mit dem Witz rechtfertigt: "Ich möchte keinen von Euch als Kunden verlieren", dann kann er das auch ernsthaft formulieren: "Wenn nur ein einziges Leben verlängert wird, dann haben sich die 15 Minuten Infos heute gelohnt". Und was Rolands Erbarmen mit den geschundenen Frauen betrifft: Er wird im Alcazar demnächst alle Telefonnummern von Beratungsstellen für Frauen aushängen.
Ex, Ex, Ex, Ex, Ex, Ex - aber nicht hopp: Gleich sechs "Ex-Stars" präsentierte "Ex-Beatle" Ringo Starr (dr, voc) als "All Starr Band" in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle, und das Motto dieser erfrischend unprätentiös und mit Humor verrichteten Zwei-Stunden-Fleißarbeit in der sterilen Mehrzweckhalle könnte augenzwinkernd bei den Gebrüdern Grimm ausgeliehen sein: Das waren "die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben".
Die Kobolde und Retter der Schönheit in der Reihenfolge ihres Auftretens am Spessart-Rand:
Zunächst natürlich Ringo Starr (geboren 1940), der Erfolgloseste aller Beatles: Nach zwei Nummern vorne verschanzt er sich hinter seiner Schießbude und trommelt stereo mit Sohn Zag Starkey ganz ordentlich den Beat für die Mannschaft (die übrigens auf keinem Plakat so angekündigt war).
Als erster Non-Beatle ist Burton Cummings (voc, keyb, g) dran. Nie gehört? Doch: Guess Who hieß seine kanadische Band, "American Woman" sein größter Hit 1970 (der aber erst später gespielt wird).
Dave Edmunds (die Musiker stellen sich übrigens reihum und ohne großes Brimbamborium vor, wie sich das für sieben Zwerge gehört . . .) - Dave Edmunds (voc, g, Jahrgang 1944)) ist hierzulande schon eher ein Name: Sein größter Erfolg war, ebenfalls anno 1970, das Remake von "I hear you knocking" (das auch erst später gespielt wird); ansonsten kennt man ihn von der Rock-Revival-Truppe Rockpile.
Mit Joe Walsh (g, voc) und Timothy B. Smit (b, voc) beginnt schon die Nachhut, die erst Mitte der siebziger Jahre auf den Plan getreten ist. Auch nie gehört? Eagles hieß die Band, und der gesamte "All- Starr"-Abend erinnerte in der Vokalsetzung der sieben Kehlen nicht nur bei den vielen Eagles-Hits herzerwärmend an Zeiten, wo in der Rockmusik noch ganz emsig Chor gesungen wurde (CSNY etc.).
An andere Zeiten erinnerte auch Nils Lofgren (g, keyb, voc, Jahrgang 1953), Ex-Crazy-Horse, Ex-E-Street-Band, Ex- Nils-Lofgren. Der kleinwüchsige Gnom beherrscht sein Handwerk auf der Gitarre bis heute fast perfekt.
Die Schlußlaterne trug - im schneeweißen Bademantel, mit schwarzer Nikkelsonnenbrille und türkiser Gitarre - Todd Rundgren (voc, g, keyb, perc, Jahrgang 1948), den hierzulande wohl nur Experten kennen. Dieser notorisch erfolglose Rock-Schalk ist wirklich schwer zu erklären. Aber sein sympathisches Gekaspere mit der Nummer "I don't wanna learn, I wanna play my drum all day" (und Ringo Starr werkelt hinter ihm am Schlagzeug . . .) war mindestens einen Schmunzler wert.
Kurzum, bereits vor der unvermeidlichen "Yellow Submarine"-Gaudi war die Ironie dieser Tournee klar: Ringo Starrs "All Starr Band" ist eine All-Non-Stars- Band. Alle Musiker haben zwar Rockgeschichte, aber nie Schlagzeilen gemacht - ganz wie Ringo selbst. Und so bot er sich auch dar: ohne Kult, spontan, gelegentlich sogar witzig. Von seiner neuen LP "Time Takes Time" spielte er nur zwei Lieder. Das Konzert war also keine dieser nervtötenden Verkaufsförderungsveranstaltungen für neuere Tonträger alternder Bedeutungsträger. Es war ein lauter Pop-Karneval mit ausgelassenen Jecken.
Ein wunderschönes Gruppenbild: Gleich vier solistisch hochbegabte Rhythmus-Gitarristen dröhnen olle Pop-Kamellen mit einer Wucht aus den Combo-Verstärkern, die Vergnügen machte. Nur wenige Soli (Ausnahmen: Joe Walshs Slide-Orgien auf der Les Paul und Nils Lofgrens gezupfte Triolen auf der Strat), also kein später Jahrmarkt der Eitelkeiten. Statt dessen gab es vor der eigentlichen Hitparade einen balladesken Zwischenteil, für den wohl Burton Cummings das Motto lieferte: "I met a fool, a first class fool, and I met him in the mirror". Also nicht "The Fool on the Hill" (wie überhaupt Beatles-Songs selten waren), sondern ganz wie im Märchen: Seven Fools in the Hill, ein Septett (plus den Begleitern Zag Starkey und Tim Cappello) mit Freude bei der Arbeit - vor gerade 2000 Zuhörern. Die Veranstaltung hätte genauso gut in die Frankfurter Music-Hall gepaßt.
Fast programmatisch und intim wirkte die letzte Nummer der Zugabe: "I get by with a little help from my friends". Der Lennon/Mc Cartney-Refrain paßt auf Ringo wie sein Trommelstock auf die Snare-Drum oder seine Loser-Band zu ihm als Loser: "What would you do if I sang out of tune?" Dabei hat er kaum falsch oder schleppend gespielt. (Hallo Charlie Watts! - aber der hat kürzlich ja gekniffen . . .) Echte Musik ist nie perfekt.
Bleibt nur die Schlußfrage: Wo war Rock-Prinzessin Schneewittchen? Eins ist sicher: (noch) nicht im gläsernen Sarg.
WOLFGANG SPINDLER
EGELSBACH. "Die ökologische Bilanz Egelsbachs verbessern", möchte Umweltberater Wolfgang Höher mit einer von ihm initiierten Mini-Ausstellung des hessischen Umweltministeriums unter dem Motto "Solarwärme lohnt und wird belohnt". Die acht Stelltafeln, die seit vergangenem Montag und noch bis 31. Juli das Rathausfoyer schmücken, dienen laut Höher erst einmal als "Blickfang". Sie sollen Leute, die gerne Energie sparen würden, dazu animieren, einmal nachzufragen, was möglich ist.
Technische Details sind deshalb auf den Tafeln weniger zu finden. Es domi- nieren großformatige Farbfotos mit abgebildeten Sonnenkollektoren, Schaubil- "Solarwärme lohnt" dern zur Wärmegewinnung im Einfamilienhaus. Wiederholt wird auf die kostenlose Beratung durch Wolfgang Höher hingewiesen. Der informiert interessierte Häuslebesitzer zum Beispiel darüber, daß bis zur Hälfte des Warmwasserbedarfs eines Haushalts mit Sonnenenergie gewonnen werden kann. Doch auch in Geldangelegenheiten gibt er Tips. Wenn es gewünscht wird, hilft er etwa dabei, den Antrag auf den im Höchstfall 3000 Mark betragenden Zuschuß des Landes für die Anschaffung einer Solaranlage auszufüllen. Den Zuschuß beantragen können neben den Eigentümern von Gebäuden und Grundstücken übrigens auch Nichteigentümer, die eine Einverständniserklärung des Besitzers mitbringen. Obacht: wer eine Anlage bestellt oder gar installiert, bevor er oder sie einen Antrag auf Landeszuschuß stellt, verwirkt sich damit jeden Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Egelsbacher/innen, die gerne erst einmal ganz unverbindlich wissen möchten, was in ihrem Haus überhaupt machbar ist, empfiehlt Höher die für Private kostenlose, individuell zugeschnittene Beratung der "Energieberater" in Offenbach (Telefon 069/228148-0). Die Gesellschaft wird von vier Gesellschaftern finanziert: der Energieversorgung Offenbach und den drei Stadtwerken von Dreieich, Langen und Mühlheim.
In der einen Woche, die die Stelltafeln schon stehen, haben sich immerhin schon elf Bürger/innen zur Beratung bei Höher eingefunden. "Wenn's weiter so gut läuft, machen wir nächstes Jahr eine umfassendere Ausstellung, die auch ins Detail geht."
Außerdem erwägt der Umweltberater, eine Schau des hessischen Umweltministeriums für Egelsbach an Land zu ziehen, die sich mit detaillierten technischen Informationen insbesondere an Handwerksbetriebe richtet. fra
FRANKFURT A. M., 14. Juli. Gegen die Lärmbelästigung durch Flugzeuge des NATO-Bombenabwurfplatzes Nordhorn- Range in Niedersachsen haben in den vergangenen Wochen zahlreiche Anwohner täglich demonstriert. Die Bürgerinitiative "Notgemeinschaft Nordhorn Range" hatte dazu aufgerufen, das Gelände zu besetzen und den Übungsbetrieb zu stören. Die Bürger wollen erreichen, daß in den Sommerferien eine Schießpause gemacht und der Übungsplatz langfristig stillgelegt wird.
Auf dem Platz Nordhorn-Range, der rund zehn Kilometer von den Ortschaften Nordhorn, Schüttorf, Wietmarschen, Lohne und Klausheide entfernt liegt, wird vor allem der Abwurf von Bomben und der Einsatz von Bordwaffen geübt. Dabei flögen die Flugzeuge zum Teil bis zu 75 Meter tief, kritisiert Gustav Strötzel, Vorstandssprecher der Notgemeinschaft. Die Bürgerinitiative kämpft seit den siebziger Jahren für die Stillegung des Bombenabwurfplatzes.
"Je schneller die Maschinen werden und je tiefer sie fliegen, desto schwie- riger ist das für die Menschen vor Ort", beschreibt Günter Terwey, Oberkreisdirektor des betroffenen Landkreises Grafschaft Bentheim, die Lage. Zwar sei der Flugbetrieb in den vergangenen Jahren reduziert worden, doch "der Lärmterror" sei immer noch groß, sagt Terwey. Vor allem im Sommer hinderten die Übungen die Anwohner daran, ihre Fenster zu öffnen oder im Freien zu sitzen. "120 000 Menschen sind davon betroffen."
Der Übungsplatz stammt noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1948 wurde er von den britischen Besatzungsmächten weitergenutzt und schließlich zum NATO-Übungsplatz umfunktioniert. Verwaltet wird er von der Royal Air Force. Der Pressesprecher der britischen Luftwaffe, Harry Henatsch, sagte der FR am Dienstag, die Forderung der Demonstranten nach Stillegung des Übungsplatzes könne nicht erfüllt werden. "Die NATO muß fliegen und üben", sagte er. Das Anliegen der Demonstranten sei der Air Force bekannt, doch sehe er keine Möglichkeiten, darauf einzugehen. Alle Flüge, die durch die Besetzung des Übungsplatzes derzeit ausfielen, müßten nach dem Ende der Demonstrationen "nachgeflogen" werden, kündigte Henatsch an. Das Bundesverteidigungsministerium lehnte am Dienstag eine Stellungnahme ab.
38 Anwohner haben inzwischen beim Verwaltungsgericht Oldenburg Klage gegen das Bonner Verteidigungsministerium erhoben. Im Sommer 1991 hatten bereits die Städte Nordhorn, Schüttorf und Lingen sowie die Gemeinden Wietmarschen, Emsbüren und Geeste geklagt. Es wird damit gerechnet, daß das Gericht beide Klagen zu einem Verfahren zusammenfaßt.
Bürgerinitiativen-Sprecher Strötzel, der auch Geschäftsführer des Wasserbeschaffungsverbandes und Stadtwerke Schüttorf ist, sagte der FR am Dienstag, er fürchte wegen des Übungsplatzes um die Trinkwasserversorgung seiner Gemeinde. Da nicht genügend Grundwasser vorhanden sei, komme das Wasser aus unmittelbarer Nähe des Übungsplatzes. "Die Universität Oldenburg hat eine hochgradige Bodenbelastung mit gefährlichen chlorierten Wasserstoffen festgestellt", sagte Strötzel. Die Schadstoffe könnten in das Grundwasser gelangen. "Ich verstehe nicht, daß sie den Übungsplatz zur Zeit der Abrüstung nicht einfach schließen", sagte er.
Arbeit am starren Apparat
"Ohne Stau brauchen wir 40 Minuten", sagt Doris Fürbeth und steigt in ihren perlweißen Audi 80. Fast täglich fährt sie von ihrem "kleinen Winzerdorf", Zornheim (bei Mainz) ins Gewerkschaftshaus nach Frankfurt und zurück - pflichtgemäß leidet die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) deshalb "in Sachen Umwelt" an schlechtem Gewissen.
Routiniert steuert die 51jährige den Wagen durch den Stadtverkehr, über die Kennedyallee zum Frankfurter Kreuz, dann auf die Autobahn nach Mainz: Zornheim, das ist ihre Insel, da findet sie die Ruhe, die sie nach einem hektischen Arbeitsalltag braucht.
Im Mai wurde Doris Fürbeth zur Landesvorsitzenden gewählt. Sie ist in Hessen die einzige Frau, die an der Spitze einer Gewerkschaft steht. "Natürlich gab es Gegner, ,deutliche Signale, das trauen wir Dir nicht zu'." Ob sie das eingeschüchtert habe? Fürbeth lacht. Es ist ein Jungmädchen-Lachen, das gut zu dem langen blonden Pferdeschwanz paßt.
Vom "Zeitgeist" - "gut drauf sein, viel Geld verdienen und sich bloß nicht für andere engagieren" - hält Fürbeth nicht viel: "Der Trend ist da, aber er hat nicht alles erfaßt und ich denke nicht, daß er anhält." Vor allem aber glaubt sie, daß "junge Leute auch heute noch etwas verändern wollen."
Vor 16 Jahren haben die Fürbeths auf einem ehemaligen Weinberg gebaut und die Nachbarn überzeugt, daß bei den kleinen Grundstücken Zäune "nur albern" aussähen. Der Walnußbaum in der Mitte gehört drei Parteien, ein "echter Kollektiv-Baum", wie Fürbeth spitzbübisch erzählt. Auch das Rasenmähen ist sinnvoll aufgeteilt. Die Fürbeths mähen "hinten", die Nachbarn "vorn". Vielleicht ist das die größte Stärke der HBV-Chefin: Gewohnheiten nach ihrer Zweckmäßigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls zu überwinden.
Doris Fürbeth hat sich zur Kokosmakrone eine Tasse Kaffee geholt, Ehemann Jochen guckt eine Nachrichtensendung. Vor der Pensionierung war er HBV-Vorsitzender in Rheinland-Pfalz. Zwei Kinder hat Jochen Fürbeth mit in die Ehe gebracht, eigene hat sie nie vermißt. "Mir war der Beruf immer sehr wichtig."
Zur HBV kam sie 1961 in Düsseldorf als Verwaltungsangestellte. Eine Stelle als Gewerkschaftssekretärin wurde ihr von ihrem Vorgesetzten "mit Macht ausgeredet". "Gewerkschaftsekretär war damals noch ein reiner Männerberuf." Da wollte sie "weit weg" und landete in Saarbrücken, bei der Kreissparkasse. Dort saß sie bald als einzige Frau im Personalrat.
Nach "fünf Jahren Wochenend-Ehe" bewarb sie sich 1976 in Frankfurt ein zweites Mal als Gewerkschaftsseketärin - und wurde genommen. Die Banken wurden ihr Spezialgebiet, schnell rückte die tüchtige Gewerkschaftssekretärin in die Landesleitung auf, war bei Tarifverhandlungen mit dabei. Eine trockene Materie? "Nicht, wenn man Blut geleckt hat", aber "frustig, wenn die Rückendeckung durch die Beschäftigten fehlt."
Was Doris Fürbeth über ihre Gewerkschaft sagt, ist nicht gerade schmeichelhaft. Ein "Apparat", "starr und unflexibel", jedenfalls "ganz schön abschrekkend". Besonders Jugendliche und Frauen will sie zur Mitarbeit gewinnen, sie aber nicht gleich "mit dem Lasso einfangen und in irgendwelche Gremien pressen." Mitarbeit ohne Mitgliedschaft - warum nicht.
Eine Reform der eigenen, innergewerkschaftlichen Struktur soll die Öffnung nach außen ergänzen. Mehr im Team, vor allem aber auch "effizienter" sollen die über 50 Kollegen und Kolleginnen im Landesverband werden. Wieviel sie selbst arbeitet? Da lacht Doris Fürbeth wieder ihr Jungmädchen-Lachen: "Soll ich das wirklich sagen?" Manchmal gehe es bis an die Grenze ihrer Kraft. "Nächtliche Tarifverhandlungen sind nicht nur frauenfeindlich, sondern menschenfeindlich. Man muß es sich mal eingestehen - was vernünftiges kommt dabei nicht heraus." Also will sie "dieses Ritual" abschaffen.
Ihr nächster Schritt in der Karriereplanung? "Was ich hier mache, reicht mir völlig." Zur Kandidatur für den Landesvorsitz mußte sie von ihrem Vorgänger überredet werden. Nur eines hat sie immer werden wollen: Gewerkschaftssekretärin eben.
FRANKFURT. "Pseudoeinrichtungen" nennt FR-Leserin Ulrike M. die Frankfurter Fußgängerampeln. Oft ist sie mit Kind und Fahrrad unterwegs und schafft es kaum, bei Grün die Straße zu überqueren: "Gerade wenn man mit Kindern geht, reichen die Grünphasen nicht aus, um 'rüberzukommen." Ein weiteres Ärgernis sind der Leserin die langen Rotphasen. Die fußgängerfeindlichen Ampeln, so Ulrike M., führen dazu, "daß man bei Rot drübergeht".
Wieso Passanten an Ampelübergängen oft denkürzeren ziehen, erklärt der Sachgebietsleiter für Straßenverkehrsangelegenheiten, Ulrich Schöttler. Ursache dafür seien die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebenen "Grünen Wellen": Viele Fußgängerampeln sind eingegliedert in ein Ampel-"Netz" für einen bestimmten Straßenzug, so etwa in der Eschersheimer Landstraße und in der Berliner Straße.
In diesen Straßenzügen sind die Ampelsysteme aufeinander abgestimmt, um den Verkehrslauf für Autofahrer, Busse und Bahnen nicht ständig durch Rotphasen zu unterbrechen. Diese von Verkehrsingenieuren sorgfältig ausgeklügelten Ampelschaltungen sollen vor allem dazu dienen, Auffahrunfälle zu verhindern. Auch öffentliche Verkehrsmittel wie Straßenbahnen können Schaltungen beeinflussen: Sie werden "bevorrechtigt".
Der Fußgänger muß höchstens 90 Sekunden warten, im günstigsten Fall 60 Sekunden. Denn so lange kann die Umlaufzeit, eine programmierte Schaltphase der Ampeln, dauern. An manchen Stellen in der Stadt sind "Sofortgrün"-Ampeln für Fußgänger eingerichtet. Diese Ampeln, etwa an der Frankenallee, reagieren in wenigen Sekunden auf den Übergangswunsch des Passanten.
Dagegen muß der nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer am Ratswegkreisel Geduld mitbringen. Bis zu zwei Minuten dauert dort die Wartezeit. Welche Ampelprogrammierung jeweils erforderlich ist, zeigen sporadische Verkehrsüberwachungen der Straßenverkehrsbehörde. Irrtümer und Fehlplanungen hält Schöttler für so gut wie ausgeschlossen. orf
Inhalt der Ferienspiele
ändert sich wie der Mensch
RODGAU. Für Bürgermeister Paul Scherer sollte es die erste Amtshandlung nach dem Urlaub werden, aber den zweiten Durchgang der Ferienspiele einzuläuten, überließ er einem der anwesenden Jungen. Der schwang die seit nunmehr 15 Jahren dazugehörende Glocke, die den Beginn zweier abwechslungsreicher Wochen signalisiert.
Rund 215 auf Nieder-Roden und Hainhausen verteilte Kinder trennten sich leichten Herzens von ihren vielen Müttern und wenigen Vätern und vertrauten sich den insgesamt 27 Betreuerinnen und Betreuern an, die diesmal in der Mehrzahl Studienbücher in der Tasche haben. In den beiden ersten Ferienspielwochen verfügten die "Aufpasser" eher über Schülerausweise, weil da die Semesterferien noch nicht begonnen hatten.
"Im Prinzip" hat sich in den zurückliegenden 15 Jahren - solange es ein Rodgau gibt, gibt es auch die Ferienspiele - am Konzept nichts geändert, blickt Peter Konrad, der pädagogische Leiter der Aktion, zurück. Das heißt nicht, daß Jahr für Jahr stur das gleiche Programm abgespult worden ist. Die Inhalte haben sich geändert wie das Bewußtsein der Menschen seit 1977.
Der Umweltschutz ist ein wichtiges Thema innerhalb der zwei Wochen geworden. Die Mädchen und Jungen streifen mit dem Förster durch den Wald und über den Waldschadenslehrpfad, lernen Pflanzen und Tiere wie auch deren Bedeutung für den Menschen aus nächster Nähe und eigener Anschauung kennen.
Plastikbesteck und -geschirr gehört der Vergangenheit an. Die Kinder bringen abwaschbare, wiederverwertbare Teller und Tassen, Löffel und Gabeln von zu Hause mit und halten den Müllberg in Grenzen.
Eine entscheidende Rolle im Tagesablauf spielt seit eh und je die Sonne: Je kräftiger sie scheint, desto eher führt der Weg ins Strandbad Nieder-Roden.
Sofern Ausflüge geplant sind - am heutigen Dienstag beispielsweise in den Spielpark nach Frankfurt-Schwanheim - reisen nicht mehr ganze Hundertschaften auf einmal: "Wir fahren lieber mit kleineren Gruppen und dafür öfter", haben Konrad und seine Mitstreiter aus den Erfahrungen gelernt.
Lernen wollen die Betreuer und vor allem die Verantwortlichen im Rathaus auch noch, was die tägliche Verpflegung betrifft. Sahnegeschnetzeltes, Hackbällchen, Schnitzel, Grillwürstchen, Gulasch, Putenfleisch, Jägerschnitzel, von einer örtlichen Metzgerei zubereitet und angeliefert, klingt zwar verlockend, ist aber nicht das, was Ernährungswissenschaftler in dieser Dichte empfehlen. Obst und Quarkspeisen haben zumindest auf dem Speisezettel Seltenheitswert.
Etwa jedes vierte der jetzt an den Start gegangenen 215 Kinder war auch beim ersten Durchgang vom 22. Juni bis zum 3. Juli dabei, konnte also mit den Eltern in diesem Sommer keine größere Urlaubsreise antreten. Auf "großer Fahrt" sind hingegen die meisten Töchter und Söhne ausländischer Rodgauer - mit den Eltern in deren Heimat. Türkische, griechische, spanische oder italienische Kinder sind deshalb, gemessen an ihrer Gesamtzahl, unterrepräsentiert. Auch die Kinder von Aussiedlern, vor Jahren gern gesehene und gern teilnehmende Neu-Rodgauer, bleiben fern.
Nach 14 Jahren ohne Preiserhöhung hat die Stadt jetzt die Teilnehmergebühr von 60 auf 90 Mark hochgeschraubt, ein zweites Kind kostet 60, jedes weitere Geschwister 30 Mark. Das sind Beträge, die angesichts der gebotenen Leistungen hinten und vorne nicht reichen: "Wir schießen noch einmal soviel hinzu", rechnet Horst Holzamer, Leiter des zuständigen Sport- und Kulturamtes, über den Daumen. Kein Wunder, wenn in der nächsten Woche etwa der weiteste Abstecher zum Tierpark "Thalhof" und nach Steinau an der Straße führt, wo die Marionettenbühne "Die Holzköppe" mit dem Stück "Das Glückskind" aufwartet.
Der Titel paßt vor allem für jenen Steppke, der gestern euphorisch junge Damen "anmachte": "Wer will mit mir heiraten?" ttt
USINGEN / GLASHÜTTEN. Ein in Usingen in der Nacht zum Sonntag gestohles Fahrzeug wurde am gleichen Tag in einem Feldweg bei Glashütten-Oberems wiedergefunden: Der Wagen war ausgebrannt. Die Kripo ermittelt noch, ob der Wagen angesteckt wurde oder bei einem Unfall verbrannt ist. s
BERGEN-ENKHEIM. Jossy de Monte hielt mit (fast) nichts hinter dem Berg. Die Uhr bewegte sich auf Mitternacht zu, als die Travestiekünstlerin richtig loslegte. Als Katharina die Große hatte sie (oder er) sein Publikum beim Fest des Kleingärtnervereins Bergen-Enkheim 1950 in Schwung gebracht. Als MamboQueen jedoch ließ Jossy zum großen Vergnügen ihrer Zuschauer ein ums andere Kleidungsstück fallen. Zwar legte sie keinen Striptease zur heißen Mambo-Musik aufs Parkett, aber viel Haut zeigte sie ihren begeisterten Verehrern.
Travestie bei den Kleingärtnern - dafür zeichnete der Wirt der Anlage am Dorfelder Weg, Winfried Groß, verantwortlich. Er hatte das Spektakel organisiert, Gartenfreund Martin Luckert legte als Discjockey die passenden Platten dazu auf. Der Mann an Plattenteller und CD-Player war an diesem Tag ohnehin im Großeinsatz, denn schon am Nachmittag hatte er zum Tanz aufgespielt. Für alle Gartenfreunde, egal welchen Alters, war etwas dabei. Die Kinder hüpften zu aktuellen Popsongs, die Erwachsenen drehten sich im Walzerrhythmus über die Tanzfläche.
Das Fest am zweiten Wochenende im Juli hat Tradition bei den Kleingärtnern am Dorfelder Weg. Folglich ließ es sich niemand der 59 aktiven Mitglieder nehmen, zusammen mit Familie und Freunden beim Sommerfest zu erscheinen. Rund um die Gaststätte traf sich das Festvolk, dort wurde gegrillt und die passenden Getränke dazu serviert.
Der Tag darauf stand im Zeichen des Gärtnernachwuchses: Ein Kinderfest stand auf dem Programm, mit Sackhüpfen, Eierlaufen und, als besonders beliebte Aktion, Schwammwerfen. "Eigentlich wollten wir ja zuerst Mohrenköpfe nehmen", sagte Winfried Groß. Aber klebrig-süße Mohrenköpfe im Gesicht und in den Haaren - das sei seinem Vater dann doch nicht ganz geheuer gewesen.
Denn der Vater des Vereinswirts stellte sich als Zielscheibe zur Verfügung. Mutig und zur Freude der Kinder steckte er seinen Kopf durch das Loch in einer Clown-Attrappe und ertrug gutgelaunt jeden Treffer mit dem nassen Schwamm. Nicht genug damit, daß Mädchen und Jungen diesen lustigen Unfug treiben durften - am Ende wurden sie dafür auch noch belohnt. Die Jüngsten bekamen Schaufel und Eimer für den Sandkasten, die vier- bis siebenjährigen ein Federballspiel und die älteren Kinder schließlich ein Schreibset. big
Justitia kann wieder richten: Die Gerechtigkeitsgöttin auf dem Römerberg ist wieder komplett. Schwert und Waage sind wieder montiert. Bereits am Freitag erhielt sie die Waage zurück, am Wochenanfang legten Mitarbeiter des historischen Museums das Schwert wieder in die Hand der Göttin.
Gestohlen wurden die Bronze-Insignien in der Nacht zum Donnerstag. Ein 28jähriger wurde beobachtet, wie er in den Gerechtigkeitsbrunnen stieg und die Göttin beraubte. Der Wasserspur folgend fand die Polizei den Täter sofort, doch in der Wohnung war von Schwert und Waage keine Spur. Überraschenderweise brachte der Anwalt des Festgenommenen noch am Donnerstag die Beute zurück.
Das Motiv des Diebes ist immer noch unbekannt: "Leider verweigert er die Aussage", sagt Polizeisprecher Manfred Feist. "Er ist Mitglied eines ,Germania'- Vereins, doch ob das eine studentische Verbindung ist oder ein Sammlerclub historischer Gegenstände, wissen wir nicht." In der Wohnung des Täters lagen zahlreiche Helme, Waffen und Trophäen.
"Schwert und Waage sind schon unzählige Male gestohlen worden, in den letzten 40 Jahren alleine achtmal", sagt Gisela Förschner vom Historischen Museum. Zuletzt verschwanden sie vor zehn Jahren. Die Göttin hält schon längst nicht mehr Originale in den Händen.
Auch diesmal hatten die Insignien zu leiden: "Der Dieb hat die Waage verbogen und das Schwert am Schaft abgebrochen", erklärt Mitarbeiter Frank Bingel. Während die zurechtgebogene Waage noch am Freitag an ihren Platz zurückkehren konnte, mußte das Schwert erst noch an Knauf und Klinge gelötet werden. Gestern konnte sich Bingel endlich die weißen Schutz-Handschuhe überstreifen und stieg mit dem Schwert in der Hand auf die Hebebühne. Unter den Augen von Frankfurts versammelter Medienschar und zahlreichen Touristen drückte er der Justitia das Schwert vorsichtig in die Hand.
Befestigt ist die Waffe lediglich mit einer Schraube - kein echter Diebstahlschutz, das weiß auch Gisela Förschner. "Gegen Vandalismus ist leider kein Kraut gewachsen."
Vom Brickegickel, der in der vergan- genen Woche an der Alten Brücke gestohlen wurde, fehlt allerdings weiter jede Spur. ert
ORTENBERG. Ein Fahrer aus Ortenberg-Bleichenbach geriet am Montag in den frühen Morgenstunden auf der L 3191 zwischen Selters und Stockheim mit seinem Auto nach einer scharfen Linkskurve rechts von der Fahrbahn ab und stürzte die Böschung hinunter. Das Auto überschlug sich mehrmals und blieb auf dem Dach liegen. Nach Polizeiangaben war überhöhte Geschwindigkeit in Verbindung mit Alkoholgenuß die Ursache für den Unfall, bei dem ein Schaden von 10 000 Mark entstand. Dem Fahrer wurde Blut entnommen und sein Führerschein einbehalten. ub
Voller Herzensgüte soll Graf Franz I. gewesen sein. Besonders wohl wollte er seinen Untertanen in der kleinen und armen Odenwälder Grafschaft Erbach, als er im Juni 1802 von seinem abgeschiedenen Jagd- und Sommersitz Eulbach aus gutgelaunt an seinen Kanzleidirektor schrieb: "Ein jeder Vater macht gern seinen Kindern einen Spaß, so geht es mir mit Eulbach (. . .) fangen wir einstweilen mit der Kirchweihe, und zwar auf Jacobi - weil im July weder zu Erbach noch zu Michelstadt Märkte sind - an. Auf diesen Tag möchte ich gerne einen Freymarkt, das ist ohne befehlendes Standgeld, hierher nebst allen zu Märkten gehörigen Lustbarkeiten und Anlagen bestimmen."
Auch wenn es mit dem Ablenken des Volkes vom trüben Alltag nicht immer klappte und etwa im Hungerjahr 1817 der Markt ausfiel - mit Traditionen brechen die Odenwälder nicht so leicht. Und so hat sich die vom Landesfürsten begründete Gewohnheit, einmal im Jahr "den Frohsinn aller Bewohner des Odenwaldes nach Eulbach zu lenken", bis heute erhalten: Vom 18. bis 26. Juli wird wieder einmal kräftig gefeiert. Nur der Name hat sich zum "Erbacher Wiesenmarkt" gewandelt: weil nach dem Tode des Grafen Franz im Jahre 1823 der Jahrmarkttrubel aus Pietätsgründen zunächst "provisorisch" nach Erbach verlegt wurde. Und da, vor der alten Schießhalle unter den Linden, ist er geblieben.
Neun Böllerschüsse werden am Samstag um 14 Uhr das bunte Treiben eröffnen. Nach der Ansprache Seiner Erlaucht, Graf Franz II. zu Erbach-Erbach, wird das historische Marktdekret verlesen: Der damalige Landesvater und Marktstifter ließ nämlich anordnen, er dulde keinen Wucher, werde Betrug mit schlechter Ware zu ahnden lassen. Heidelberger Studenten ließ Franz I. seinerzeit als Marktpolizei anwerben, die ihre Streifgänge so legten, daß sie oft an den überdachten Tanzhallen vorbeikamen, die neben dem frisch angelegten Englischen Garten zu Eulbach aufgeschlagen waren.
Jede Generation lud sich seither ihre eigenen Attraktionen in den Odenwald: Eine kleine Sensation war 1908 der Auftritt der verwegenen und berühmten Ballonfliegerin Kätchen Paulus. In späteren Jahren war die akademische Fliegergruppe der Technischen Hochschule Darmstadt mit Schau- und Passagierflügen zu Gast.
Zu den diesjährigen Höhepunkten gehören sicherlich gleich zum Auftakt der große Festzug (Motto: "Europa zu Gast in Erbach") und am Wochenende das Fechtturnier für Florett- und Degenmannschaften aus dem ganzen Bundesgebiet. Mehr als 200 Männer und Frauen werden beim Reit- und Springturnier am 19. Juli um Punkte und Pokale kämpfen. Außerdem stehen auf dem Programm: am Sonntag ein Jazz-Frühschoppen, am Mittwoch ein Spielfest für Kinder, der Heißluftballon-Start und ein Feuerwerk. Am Sonntag, 26. Juli, wird zum Abschluß um 14 Uhr ein großes Pferderennen gestartet. Und natürlich darf an allen Festtagen bis 3 Uhr nachts auf dem Rummel geschwoft werden.
Um das befürchtete Verkehrschaos in Grenzen zu halten, brauchen die Festbesucher an allen Marktagen auf den Bundesbahnstecken Darmstadt-Erbach, Hanau-Erbach und Eberbach-Erbach nur den einfachen Preis für die Fahrt zum Wiesenmarkt zu bezahlen. Mit einer Plakette auf dem Billett (erhältlich im Marktbüro neben dem Riesenrad) darf man kostenlos retour reisen. Zudem haben die Kreisstadt Erbach und die Verkehrsgemeinschaft Odenwald Sonderbuslinien mit Billigtarifen eingerichtet; Park- and-ride-Möglichkeiten gibt es ab Michelstadt. JÖRG FEUCK
&blt; Ferienspiele im Museum
Für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren veranstaltet das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, am Dienstag, 28. Juli, und Mittwoch, 29. Juli, Ferienspiele. In einem 21/2stündigen Spielablauf sollen die Kinder eigene Erlebnisse in die Betrachtung der ausgestellten Werke einbringen. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Herstellung einer "Museums- Zeitung". Telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 069 / 21 23 58 44. &blt; "Paradoxe Klaviaturen" Am 14. und 15. Juli wird im Rahmen des Zwieback/Bigalke/Stache-Projekts Erwin Stache auf der Studiobühne im Mousonturm ein Konzert für Piano, eigentümliche Musikapparaturen und Klangmaschinen präsentieren. In dem Programm unter dem Titel "Paradoxe Klaviaturen" ist Stache gleichzeitig Akteur, Betrachter und Zuhörer, denn die Musikapparaturen produzieren zeitweise ihre eigenen "Zufalls-Kompositionen". Beginn jeweils um 21.30 Uhr. &blt; Wild Women Don't Get the Blues Connie Webs (vocals, guitars & special bass) und Claudia Brendler präsentieren am heutigen Dienstag um 20.30 Uhr ein "Rock und Kabarett Entertainment" - mal ernsthaft, mal idiotisch. Veranstaltungsort ist das Öko-Haus, Kasseler Straße am Westbahnhof. &blt; Spaß mit Chumbawamba Im Frankfurter "Negativ", Walter-Kolb- Straße 1, ist heute abend die Fun-Punk- Band Chumbawamba zu hören. Einlaß ab 20 Uhr. &blt; Gastspiel "Hair" Die Broadway Musical Company New York tritt am Dienstag, 14. Juli, im Rahmen der Bad Vilbeler Burgfestspiele mit dem Musical "Hair" auf. Beginn ist um 20.15 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 0 61 01/60 23 33. &blt; Amerikanischer Punk-Rock Im Café der Fachhochschule, Bürocenter Nibelungenplatz, findet am heutigen Dienstag ein Konzert mit den Bands Badtown Boys und Mr. T. Experience statt. &blt; "Schatzhaus" im Museum Als nächste Veranstaltung der Ferienspiele bietet das Völkerkundemuseum, Schaumainkai 29, am Mittwoch, 15. Juli, eine Aktion mit dem Titel "Schatzhaus" an. Um 11 und um 15 Uhr verstecken die teilnehmenden Kinder Federn, Muscheln und Kaurischnecken. Anmeldungen nimmt das Museum unter der Telefonnummer 069 / 212-3 59 13 entgegen.
Herrn Franz Zwikirsch, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Frau Else Böttcher, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Dora Orf, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag. Frau Rosa Heidrich, Bad Vilbel, zum 94. Geburtstag.
Herrn Konrad Schneider, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.
Herrn Hans Seefried, Assenheim, zum 87. Geburtstag.
Frau Johanna Ruppel, Kaichen, zum 72. Geburtstag.
Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Scotty Riggins.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
FH-Café, Bürocenter Nibelungenplatz: 20 Uhr, Badtown Boys & Mr. T. Experience - Punk-Rock.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Chumbawamba.
Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Connie Webs & Claudia Brendler - "Wild Women Don't Get the Blues"; 22.30 Uhr, Michael Kearns - "Dream Man"; Öko-Haus, Kasseler Str.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Goethehaus und Goethemuseum, Gr. Hirschgraben 23, T. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 u. 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen d. Goethezeit (bis 31. 8.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppen n. Abspr.; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Osthafen" (bis 26. 7.).
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstr., Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Telefon 21 70 - 22 66: Montag bis Freitag, 9.30 bis 17 Uhr, Mittwoch, 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderaus- stellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. Oktober); sowie Sommerausstel- lung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. Juli).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Telefon 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Telefon 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Telefon 29 07 87: Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom- Führungen täglich, 15 Uhr; Museums führungen Dienstag bis Freitag, 11 Uhr; Aus stellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf-Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Telefon 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Telefon 3 23 44: Sonntag, 15 bis 18 Uhr, Donnerstag, 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römer- zeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte. Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Telefon 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung. Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr, Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.):
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25.7.).
Galerie & Edition Atelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1.8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunststoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Telefon 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstraße 19: täglich 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.). Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstraße 63: täglich 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.). Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Montag, Mittwoch, Donnerstag, 8 bis 18 Uhr, Dienstag & Freitag, 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Ausstellungen Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.). Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
MAINHAUSEN. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) muß landesweit nach weiteren Standorten suchen, die sich für eine Sonderabfalldeponie eignen. Wie Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Die Grünen) der Rodgauer SPD- Landtagsabgeordneten Judith Pauly-Bender mitteilte, achte er darauf, daß seine Anordnung vom Mai befolgt werde.
Die Abgeordnete hatte den Minister eingeschaltet, weil Umweltschützer behauptet hatten, Fischer und sein Ministerium gingen nicht konsequent gegen die umstrittene geplante Giftmüllkippe in Mainhausen vor. Die HIM wolle offenbar an Mainhausen festhalten.
Fischer erinnert Pauly-Bender daran, daß die HIM vom Oberbergamt aufgefordert worden sei, im Rahmen des noch nicht abgeschlossenen Planfeststellungsverfahrens für Mainhausen erneut nach anderen Standorten Ausschau zu halten und sie dann nach Vor- und Nachteilen abzuklopfen. Die Genehmigungsbehörde wolle die Möglichkeit haben, zwischen mehren Standorten abzuwägen. Laut Fischer hat die HIM die notwendigen Vorbereitungen getroffen und wird bald ein Fachbüro beauftragen, verschiedene Deponiestandorte zu vergleichen.
Ungeachtet dessen wurden noch die Grundwasserströme in Mainhausen überprüft. Beim Erörterungstermin zur geplanten Giftmüllkippe vor zwei Jahren war eine Reihe von Fragen unbeantwortet geblieben.
Es wurden schließlich weitere Fachgutachten zum Grundwasser und zur Bodenbeschaffenheit vorgeschlagen. Sie können nach Ansicht des Ministers zu dem Ergebnis führen, "daß dieser Standort ausgeschlossen ist, selbst wenn er unter allen anderen Gesichtspunkten optimal wäre". fin
KÖNIGSTEIN. Sich die Beine an der Bushaltestelle in den Bauch stehen, im Zug keinen Platz mehr finden, gerade noch die Schlußlichter der Anschlußbahn erblicken: Probleme, mit denen Fahrgäste im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) häufig zu kämpfen haben. Nächstens sollen sie in einem "Fahrgastbeirat" für den Hochtaunuskreis den Verantwortlichen regelmäßig "wertvolle Anregungen für eine Verbesserung geben" können - jedenfalls wenn es nach dem Willen der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) geht.
Die ALK hat Ende Mai Landrat Jürgen Banzer (CDU) ein solches Beratergremium für den Kreis vorgeschlagen; bisher harrte sie vergeblich einer Antwort. "Wegen der Urlaubszeit", so Banzers Entschuldigung. Grundsätzlich handele es sich bei dem ALK-Vorschlag um "keine neue Idee. Das steht im Konzept der Taunusbahn mit drin." Inzwischen gäbe es allerdings eine neue Entwicklung: Auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund plane einen Fahrgastbeirat. Banzer will klären, "ob es sinnvoll ist, zwei Instrumente zu haben oder ein Gesamtgremium".
Nach Vorstellung der ALK sollten "ganz normale Fahrgäste in den Beirat, die viel besser wissen, wo der Schuh drückt und wo angesetzt werden müßte, um den ÖPNV auch im Hinblick auf den Schutz der Umwelt attraktiver zu gestalten". ALK-Vorsitzender Robert Rohr verwies darauf, daß Köln und Wiesbaden Bahn- und Busbenutzern ein entsprechendes Mitspracherecht einräumen und auch der Main-Taunus-Kreis zur Beteiligung an dem Gremium aufgerufen hat. Im Fahrgastbeirat des Hochtaunuskreises sollten Einwohner aller Kommunen vertreten sein, Pendler ebenso wie gelegentliche Fahrgäste. Insbesondere sollten Frauen mitwirken, da sie am stärksten auf den ÖPNV angewiesen seien und am meisten unter schlechten Anschlüssen und fehlenden Verbindungen zu leiden hätten. Banzer will der ALK spätestens in zwei Wochen Bescheid geben. mk
BAD HOMBURG. 35 000 Mark Schaden gab es beim Zusammenstoß von zwei Autos auf der Kreuzung Marienbader Platz / Hessenring. Laut Polizei wollte eine Autofahrerin vom Marienbader Platz nach links in den Hessenring einbiegen und mißachtete die Vorfahrt eines aus Richtung Ferdinandstraße kommenden Wagens. s
SELIGENSTADT. Von einem "Trostpflaster" kann keine Rede sein. Rund 600 000 Mark müssen zusätzlich investiert werden, um die Palatiumstraße, die Römer- und die Kleine Maingasse nach Abschluß der Kanalbauarbeiten zu bepflastern.
Ursprünglich hatten die Stadtwerke geplant, dort wieder zu asphaltieren. Somit sind für ein teueres Pflaster keine Mittel im städtischen Haushalt eingeplant worden. Bürgermeister Rolf Wenzel schlägt vor, Gelder umzuschichten.
Im Sanierungsprogramm 1992, das die Stadt im vergangenen Jahr dem Land Hessen vorgelegt hatte, sind 275 000 Mark für die Umgestaltung des Roten Brünnchens und der Kreuzung von Bahnhof-, Palatium- und Aschaffenburger Straße vorgesehen. Der Magistrat will den Betrag zum Ausbau von Römerstraße und Kleiner Maingasse verwenden. Wenn die Kosten höher sein sollten, will Wenzel nach Wegen suchen, noch an andere Geldquellen heranzukommen. Denn, so sagte er, dem Magistrat sei daran gelegen, daß die Sträßchen und Gassen der Altstadt einen guten Eindruck machten.
Für 1993 hat die Stadt bereits beim Hessischen Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Forsten und Naturschutz einen Zuschuß zum Bepflastern der Palatiumstraße beantragt.
Der Magistrat appelliert auch an die Eigentümer der alten Fachwerkhäuser, die Gebäude in Schuß zu halten und stilecht zu renovieren. Schließlich würden auch für private Bauvorhaben Zuschüsse gewährt.
Das Ministerium hat indes zugesichert, in diesem Jahr mit insgesamt 450 000 Mark die Sanierung der Altstadt zu fördern. Voraussetzung für den Zuschuß ist, daß sich die Stadt mit dem gleichen Betrag beteiligt. Allein für Restaurierungen von Privatgebäuden sind 800 000 Mark vorgesehen.
Das Ministerium informierte ferner die Stadtverwaltung, daß Seligenstadt 1994 aus dem Förderprogramm des Landes zur Altstadtsanierung gestrichen werden solle. Doch der Magistrat, der damit nicht einverstanden ist, will der Landesregierung anhand eines aktuellen Sanierungsleitplans beweisen, daß für ein properes Seligenstadt auch zukünftig viel investiert werden muß. Der Bürgermeister vermutet, daß die Verhandlungen voraussichtlich sehr schwierig werden. Er erwähnte, daß die Finanzhilfen aus Bonn - auch maßgeblich für die Landesgelder - vorrangig in die neuen Bundesländer flössen. Während in frühreren Jahren die Zuschüsse für das Programms zur Altstadtsanierung zu zwei Dritteln aus Bundesmitteln bestanden, ist das Land Hessen seit 1991 dabei auf sich gestellt.
Ungeachtet dessen hat das Ministerium für Wissenschaft und Kunst entschieden, daß die Fahrbahn der Steinheimer Straße mit Granit, die Gehwege und die Parkbuchten mit Porphyr, einem Ergußgestein, bepflastert werden. Damit erfüllte das Ministerium den Wunsch des Stadtparlaments, den das Landesamt für Denkmalpflege abgelehnt hatte.
Diese Behörde hatte auf dem ursprünglichen Basaltpflaster bestanden, das jedoch nach den Erfahrungen der Seligenstädter bei Regenwetter zu glitschig und deshalb nicht ungefährlich ist. Mit dem Ausbau der Steinheimer Straße soll noch in diesem Jahr begonnen werden. fin
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau mit M. Montag; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung beim hohen Cholesterin.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31. Juli, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).
Büdingen. 1. Kreisbeigeordnete Gila Gertz: Bürgerinnen und Bürgersprechstunde, 10-12 Uhr, Berliner Str. 31, telef. Voranmeldung unter: 0 60 42 / 88 51 01. Kulturmix
Friedberg. Sommersprossen: Jackson Singers + Gary "Saxman" Wiggins: Gospel- and Blues-Night, 21 Uhr, Burggarten (auf den Eintrittskarten irrtümlicherweise Wetterau-Museum als Veranstaltungsort angegeben; bei schlechter Witterung in der Stadthalle).
Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Wiener Masken- und Musiktheater: "Zwölf Visionen der Nacht", 20.30 Uhr, Lohstr. 13.
Burgfestspiele: "Dame Kobold" von Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Froschkönig", Vorstellung für Kinder, 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz.
Gruppen / Vereine Friedberg. Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.
Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.
Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gemeinsam kochen und essen, ab 11.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Echzell. Heimat- und Geschichtsverein: Halbtagesfahrt in den Vogelsberg, Abfahrt 12.30 Uhr (Privatfahrzeuge).
Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum e.V.: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof. Altenstadt. VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz. Ferienveranstaltungen
Hirzenhain. FFW: Tag der offenen Tür für Kinder, Treffpunkt 16 Uhr, Feuerwehrgerätehaus. Ortenberg. Frauenchor u. E. Stürz: Filmnachmittag im Saal Hirzel. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus. Münzenberg. Hessischer Rundfunk 4: Radio Lahn - Abschlußtag, 12 Uhr Treffpunkt der Hörer am Rathaus, 12-13 Uhr Erkundungsreise durch die Stadt, 16-17 Uhr Sendung live von der Burgruine.
Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Abfallsammlung Friedberg. Gartenabfallsammlung in Bauernheim.
Butzbach. Altpapiersammlung in Nieder-Weisel mit Waldsiedlung, Ostheim, Fauerbach, Münster, Maibach, Wiesental, Bodenrod, Hausen Oes und Hoch-Weisel.
Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).
Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Wolf-Bertram Becker: Poetische Malerei, Eröffnung 18 Uhr, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 26. Juli).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Keller: Schlafwandler (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Basic Instinct (19 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20) - Princess: Basic Instinct (20 ).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Im Rausch der Tiefe, Original-Version (20 Uhr). (Ohne Gewähr)
BAD NAUHEIM. Mit einem Wiener Operettenabend wird das bekannte Rosenau-Trio Baden-Baden am Montag, 20. Juli, um 19.30 Uhr im Konzertsaal der Trinkkuranlage auftreten.
Neben bekannten Liedern, Duetten, Walzer- und Marschmusik, die typisch für Wien sind, sollen auch die Liebhaber heiterer Anekdoten und Sketche auf ihre Kosten kommen.
Das Rosenau-Ensemble hat dieses Programm bereits bei 19 Auftritten in drei Kontinenten vorgeführt. Der Eintritt für den Wiener Abend kostet zwischen 9 und 15 Mark. ub
Ob die Faustballer des TV Okriftel auch in der kommenden Feldrunde in der Zweiten Bundesliga an den Start gehen dürfen, entscheidet sich am Wochenende in Stromberg. Dort geht die Qualifikation zur Zweiten Bundesliga West in die entscheidende Phase. Neun Teams bewerben sich um sechs freie Plätze in der Westgruppe, eine von vier Zweit-Bundesliga-Staffeln. Die Reduzierung von sechs auf vier Gruppen macht diese Saisonverlängerung nötig.
Die erste Qualifikationsrunde überstand der TV Okriftel mit 2:4-Punkten als Rangdritter und sicherte sich somit knapp die Teilnahme am entscheidenden Durchgang. In Stromberg werden sich die Okrifteler in der Gruppe eins mit den bisherigen Ligakonkurrenten TV Weisel und Grün-Weiß Darmstadt sowie den beiden Landesligisten TV Klarenthal II und TB Oppau auseinandersetzen. Die drei Erstplazierten werden in der neuen Saison der Zweiten Bundesliga angehören, ebenso die drei Rangersten der zweiten Gruppe mit Hausen, Überherrn, Oberweiher und Blickweiler.
Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, nämlich die Einordnung in die zahlenmäßig stärkere Gruppe, bewertet Okriftels Abteilungsleiter Roland Schöppner nicht unbedingt negativ. "Bei vier Spielen kann man sich eher einmal einen Ausrutscher erlauben als in nur drei Partien", meint er. Zudem ist die Gruppe eins nominell die weniger stark besetzte, da dort die beiden um den Aufstieg kämpfenden Landesligisten vertreten sind. Schöppner warnt jedoch davor, diese Teams zu unterschätzen, denn "die können ohne den Druck aufspielen, die Klasse erhalten zu müssen".
Zum Auftakt (Samstag, 14 Uhr) müssen die Okrifteler gegen Klarenthal II antreten, gegen die es in der Vorrunde eine 29:33-Niederlage setzte. "Vom Verlauf des ersten Spieles wird viel abhängen", meint der Abteilungschef, "denn eine Niederlage würde uns vom Start weg in Zugzwang bringen." Vier Punkte sind das Minimum und erst drei Siege garantieren einen Platz unter den ersten drei. Am Samstag folgen noch die Partien gegen Weisel und Darmstadt. Den Schlußpunkt bildet die Partie gegen Oppau am Sonntag.
"Wir streben den zweiten oder dritten Platz an", definiert Schöppner die Zielsetzung, zumal sein Team in Bestbesetzung antreten kann. Schlagmann Michael Bittner dürfte seine Oberschenkelzerrung bis zum Wochenende in den Griff bekommen, denn der praktizierende Arzt behandelt sich entsprechend intensiv. Auch Andreas Weismann, der an einer Zerrung im Arm laborierte, nimmt seit zwei Wochen wieder am Training teil und ist mit von der Partie. Rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkehren wird Uwe Winkler.
Die Tagesform der Truppe um Trainer Schleith wird von einiger Bedeutung sein, denn die fünf Bewerber stehen in puncto Spielstärke auf gleichem Niveau. So hofft Roland Schöppner, daß seine Spieler besonders am Samstag einen "Schokoladentag" erwischen und ihm das süße Geschenk des Klassenerhaltes bereiten. jbp
DIETZENBACH. Die Geschäftsstelle der Volkshochschule (VHS) ist zwischen dem 20. Juli und dem 7. August personell nicht voll besetzt. Das teilt VHS-Leiterin Luise Oberdorfer mit. Vormittags, von 9 bis 12 Uhr, bleibt das Büro allerdings geöffnet (Tel. 0 60 74 / 2 67 49).
Wie Oberdorfer ankündigt, wird nach dem Erscheinen des Herbstprogramms am 10. August "die ganze Mannschaft wieder an Bord sein", um Anmeldungen entgegenzunehmen. fin
SELIGENSTADT. Vor dem Kreiskrankenhaus in der Dudenhöfer Straße wird im kommenden Jahr endlich eine Fußgängerampel installiert. Dies haben Vertreter des Hesssichen Straßenbauamtes Frankfurt jetzt Bürgermeister Rolf Wenzel versichert. Die Ampel sollte ursprünglich schon 1992 aufgestellt werden, doch das Vorhaben scheiterte, weil im Landeshaushalt alle Gelder verplant waren.
Die Ampel soll vor allem dazu beitragen, den Schulweg zwischen den Neubaugebieten und der City sicherer zu machen. Ferner sollden Besucherinnen und Besuchern der Klinik das Überqueren der Dudenhöfer Straße erleichtert werden.
Den Wunsch der Stadt Seligenstadt, die Fußgängerampel am Wasserturm von der Frankfurter auf die Dudenhöfer Straße zu verlegen, wurde auch vom Straßenbauamt aufgegriffen. Die Behörde leitete die Planungsunterlagen an die Deutsche Bundesbahn weiter, die sich dazu äußern muß. Unmittelbar neben der Stelle, wo die neue Ampel installiert werden soll, befindet sich der Bahnübergang. Vor Jahren hatte die Bundesbahn einer Verlegung der Ampel nicht zugestimmt. Die Straßenbauer hoffen jetzt aber auf grünes Licht von der Bahn.
Nach Einschätzung des Straßenbauamtes und des Magistrats wird die Verlegung der Fußgängerampel dazu beitragen, den Verkehrsfluß im Kreuzungsbereich am Wasserturm zu verbessern. fin
KREIS GROSS-GERAU. Es gibt "weiterhin keine ausreichende Grundlage für eine Zulassung dieses umstrittenen Projekts". Auf diesen Nenner bringt Vorsitzender Peter Zeisler die Meinung des BUND-Kreisverbands zur geplanten Rheinwasserversickerung im Ried. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) habe sich in einer ersten Auswertung mit dem vom hessischen Umweltministerium in Auftrag gegebenen Gutachten zu Rheinwasserinfiltration beschäfitgt.
Zeisler zeigte sich verwundert über die "Leichtfertigkeit, mit der Politiker der SPD und CDU" die Infiltration nach den Plänen des Wasserverbandes Hessisches Ried erneut forderten. Völlig unverständlich sei solch eine Position vor allem, wenn sie mit der Notwendigkeit zur Beseitigung ökologischer Schäden und der Vorsorge vor weiteren Gebäudeschäden im Ried begründet werde. Gerade unter diesen beiden Gesichtspunkten nämlich zeige das Gutachten eine "vernichtende Bewertung des Projektes".
Negativ wertet der BUND-Kreisverband im einzelnen, daß das Gutachterbüro aufgrund von Vorgaben des Ministeriums einige Problembereiche nicht durch eigene Untersuchungen neu oder vertiefend habe bearbeiten können. Außerdem sei als Untersuchungsgebiet der gesamte Raum des hessischen Rieds festgelegt gewesen. Dem komme das Gutachten nicht nach, weil beispielsweise die Probleme der Grundwasserübernutzung in den Bereichen Rüsselsheim und Groß-Geraunicht in einer Geamtstrategie berücksichtigt worden seien.
Auch wenn das Gutachten die Infiltration aus ökotoxikologischer Sicht unbedenklich werte, bleiben nach BUND-Meinung die Fragen der Schadstoffbelastung teilweise ungeklärt. Immerhin bestätigten die Gutachter, daß die Chloridbelastung für bestimmte Nutzpflanzen der Landwirtschaft und des Gemüseanbaus bereits im Bereich schwacher bis mittlerer Schadschwellen lägen.
In der Untersuchung fehle wie im bisherigen Verfahren insgesamt die Aussage, wie verträglich das infiltrierte Wasser für das Baumwachstum sei, erklärte Zeisler. Es bleibe damit ungeklärt, welch zusätzlichem Risiko geschädigte Waldflächen ausgesetzt würden.
Das Gutachten belegt laut BUND auch, daß die entscheidenden Gründe der Befürworter des Projektes in keiner Weise erfüllt würden. Letztlich sei die Infilttration von Anfang an verdeckt unter dem Gesichtspunkt der Mehrförderung geplant und ausgelegt worden. Der Öffentlichkeit gegenüber sei ein Projekt der Wassergewinnung als Maßnahme der ökologischen Sanierung des Hessischen Rieds deklariert worden. Das habe der BUND schon in der Vergangenheit mehrmals kritisiert.
All dies führt laut Zeisler die Umweltschutzorganisation zu der Einschätzung: "Die Infiltration ist in der geplanten Ausführung keine Maßnahme zur Sanierungs des Rieds im Grundwasserbereich, vielmehr wird die katastrophale Entwicklung der vergangenen zwanzig Jahre für die Zukunft festgeschrieben. Dem ökologischen Nichts steht lediglich die Inkaufnahme neuer Risikofaktoren gegenüber."
Nach Ansicht des BUND dient die Infiltration "als Alibi für eine weitere exzessive Siedlungspolitik im Rhein-Main-Ballungsraum. Sie löst damit einen umfassenden Rückkopplungsprozeß zu einem weiteren Flächenverbrauch und -versiegelung aus - mit weiteren negativen Folgewirkungen für den bereits überstrapazierten Wasserhaushalt sowie den Naturhaushalt insgesamt". cas
BERND MÜLLER vom Hanauer Verein für Schutz- und Gebrauchshunde hat mit seinem Hund "Shanda" den Vierkampf-Hessenmeistertitel errungen. Der Vierkampf besteht aus den Disziplinen Gehorsam, Hürdenlauf, Slalom und Hindernislauf. Auf Rang vier landete HARALD SCHÖLZEL mit seinem Hund "Bandit", zwei Plätze dahinter MICHAEL ZINKHAMM mit "Ringo", alle ebenfalls vom Hanauer Verein.
UTE-MARION STOLL, Angestellte im Hanauer Postamt in der Hausmannstraße, feierte dieser Tage ihr 25. Dienstjubiläum. Ihre Laufbahn bei der Post begann 1967 beim Giroamt Frankfurt, bevor sie 1972 zunächst zum Hanauer Hauptpostamt und 1987 in die Hausmannstraße wechselte.
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Swing und Dixie: Rald Kunzmann Swingtett, So., 11 Uhr, Hotel Kempinski Gravenbruch.
Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, Sa., 20.15 Uhr; So., 15.15 und 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain; Kammerkonzert, Sa., 20.15 Uhr, Kirche St. Stephan, Sprendlingen, Am Wilhelmshof.
Schubertiade Dreieich: Abschlußmatinee, So., 11.15 Uhr, Musikschule.
Blasorchester Dreieich: Platzkonzert, So., 15 Uhr, Dorfplatz Götzenhain. Kinos / Filme Dreieich. Rex: Batmans Rückkehr (Sa., So., 16, 20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Die Hand an der Wiege + Batmans Rückkehr (Sa., 22.45 Uhr).
Open-Air-Kino Dreieichenhain, Breite Haagwegschneise: König der Fischer (Sa., 21.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vereine / Organisationen Langen. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Tagesausflug nach Würzburg, Sa., 7.35 Uhr am Neuen Rathaus. Verschiedenes Langen. Traditionelles Waldfest am Weißen Tempel, Sa., ab 14.30 Uhr. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztl. Not- dienstz. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Westl. Kreis. Sa. und So.: Dr. Seibold, Dietzenbach, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 15 78; priv. 0 60 74 / 9 47 88.
Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Neue-Apotheke, Bahnhofstr. 21, Tel. 2 24 28; So.: Hugenotten-Apoth., Frankf. Str. 132, Tel. 3 33 51.
Dreieich. Sa.: Stadttor-Apotheke, Dreieichenhain, Dreieichplatz 1, Tel. 8 13 25; So.: Fichte-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 37, Tel. 3 30 85.
Langen / Egelsbach. Sa.: Spitzweg-Apotheke, Langen, Bahnstr. 102, Tel. 2 52 24; So.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 2 11 78.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So.: Rudi Hofmann, Tel. 40 39.
(Ohne Gewähr)
STADT UND KREIS OFFENBACH. Viele Väter bedauern es, daß sie nicht mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Wer deshalb mal ein verlängertes Wochenende allein mit den Sprößlingen (ohne Muttern) erleben möchte, kann ein Angebot der Evangelischen Dezentralen Familien-Bildung annehmen: Vier Tage zusammen in einem "römischen Lager" zu leben und sich im Spiel näherzukommen.
Das "Vater-Kinder-Wochenende" ist Teil des neuen Programms der in Offenbach ansässigen Bildungseinrichtung, die zahlreiche Lehrgänge und Einzelveranstaltungen zwischen August '92 und Juli '93 offeriert. Die Kurse finden in Zusammenarbeit mit evangelischen Kirchengemeinden in Stadt und Kreis und vorwiegend in deren Räumen statt. Das neue Programmheft gibt es bei der Offenbacher Geschäftsstelle, Ludo-Mayer-Straße 1, Telefon 0 69 / 81 69 01.
Als Zielgruppen nennt die Familien- Bildung Mütter und Kinder, Väter und Großeltern, verheiratete und unverheiratete Paare, Alleinstehende und Alleinerziehende, Verwitwete und Geschiedene. Unwichtig: die Religionszugehörigkeit.
Dabei bevorzugt die Bildungsstätte bei den Lehrgängen möglichst kleine Gruppen. Die Teilnehmer/innen sollen miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und voneinander lernen.
Schwerpunkte des Programms sind Themen rund um die Geburt und das Leben mit dem Neugeborenen, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Familie und Gesellschaft, Gesundheit und Bewegung, Hauswirtschaft, Ernährung und Freizeit. Geplant sind unter anderem Gesprächsrunden mit Kindern über Sterben und Tod, Diskussionen über Aggression in der Erziehung, eine Mütter-Frauen-Gruppe, Informationen über alternative Behandlungsmöglichkeiten bei Kinderkrankheiten, Tanzen mit älteren Menschen, Gespräche über die Wechseljahre, ein Spiel-Theater-Workshop und Eltern-Kind-Turnen. hf
Ehepartner, die beide berufstätig sind, können durch die richtige Kombination der Steuerklassen Geld sparen. Früher galt hier die Faustregel, daß derjenige, der mindestens 60 Prozent des Gesamtverdienstes des Ehepaares auf seinem Gehaltsstreifen hat, die Steuerklasse III wählen sollte, der andere hingegen die Klasse V. Wenn beide jedoch relativ ähnliche Einkommen haben, war die Kombination IV/IV optimal. Seit der Steuerreform von 1990 gilt diese Regel aber nur noch bedingt. Ein Beispiel: Der Mann verdient 2400 Mark, die Frau 1600 Mark. Bei der Kombination III/V zahlen beide 473 Mark Steuern, bei IV/IV wären aber nur 427 Mark monatlich zu berappen.
Zwar wird der Unterschied im Jahresausgleich wieder "glattgebügelt", zuviel entrichtete Steuern also erstattet. Doch kann eine ungünstige Kombination bei der Berechnung verschiedener, am Nettolohn orientierter Sozialleistungen negativ zu Buche schlagen. Daher empfiehlt es sich, anhand der Tabellen des Bundesfinanzministeriums (beim Personalbüro oder Finanzamt einzusehen) die beste Kombination zu wählen und die vorhandene gegebenenfalls zu korrigieren. bü
VOGELSBERGKREIS. Das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises informiert unter Tel. 0 66 41/8 58 33 über Melanome, eine Form des Hautkrebses. Das Thema ist im Sommer von Bedeutung, da dieser Hautkrebs in Zusammenhang mit der Intensität von UV-Strahlen steht.
OBERURSEL. Der Dame war es furchtbar peinlich. "Lumpi, warst Du mal wieder unartig?", schimpfte sie. Die ganze Luft stank nach Hundekot - und das noch dazu im fremden Auto. - Wenigstens schienen die Besitzer das nicht so tragisch zu nehmen. Sie lachten nur. Und dann verteidigten sie den Hund auch noch.
Lumpi konnte wirklich nichts dafür. Schuld war ein Geruchsspray. Im Motorraum versprüht, versprach es mit Hilfe des Kotgestanks sichere Abwehr von Mardern - und ließ ebenso sicher bei jeder Fahrt per Lüftung und Heizung auch alle Passagiere mitriechen. Nur einer störte sich nicht daran: der Marder. stk
TESTSPIELE: Spvgg. Neu-Isenburg - U 18- Nationalmannschaft (18.30 Uhr), SG Ansbach - Spvgg. Bad Homburg, Sportfreunde Eisbachtal - SV Wehen, RSV Würges - Kickers Offenbach (in Camberg), Germania 94 Frankfurt - SG Egelsbach (alle 19 Uhr).
KÖNIGSTEIN. Regentropfen fielen aus einer schwarzen Wolke auf die Burgruine. Nervenkitzel für die Theaterfreunde, die sich nach mehr als zehn Jahren Freilicht-Abstinenz auf das Spiel "Krach in Chiozza" am Sonntag abend im Innenhof der Burg freuten. "Regen hat Tradition, wenn auf der Burg Theater gespielt wird", sagte Stadtältester Otto Katzer schmunzelnd und wickelte sich in den Regenmantel, "das gehört einfach dazu." Eine Zuschauerin konterte: "Diesmal nicht, schließlich hat der Pfarrer in der Kirche heute morgen den Wunsch nach einem regenfreien Abend auf der Burg ins Gebet eingeschlossen."
Tradition hin, Gebet her: Die Wolke war um 20.30 Uhr verschwunden, ein Regenbogen blieb zurück, und hilfreiche Hände wischten die Regentropfen von den harten Sitzbänken, die wie in einem Amphitheater angeordnet waren - die 300 Zuschauer hatten den Blick frei auf die felsige Bühne. Eine Szenerie, die nur sparsame Theaterkulissen brauchte, um den Eindruck des Dorfes Chiozza zu erwecken. Das liegt zwar in Italien und geschrieben hat Carlo Goldoni die Komödie im 18. Jahrhundert. Das ist weit weg von Frankfurt und der Mundart der Stadt, doch die Schauspieler des Frankfurter Volkstheaters bewiesen, daß "Frankforter Gebabbel" italienischer Hitzköpfigkeit um nichts nachsteht. Manchmal stolperten die Mundart-Zungen über die südländischen Namen wie Lucietta , Orsetta oder Checca, aber das hemmte die Aktionen nur wenig: Die Weiber von Chiozza schlagen und vertragen sich, wie es die aus Frankfurt auch tun . . .
Es dauerte nur ein Viertelstündchen, dann waren Akteure und Zuschauer in ihrem Element, der kühle Sommerabend wurde zunehmend heißer, das Gelächter hallte von den Burgmauern wider. "Das hat in Königstein wirklich gefehlt", begeisterten sich die Gäste, und alles endete in nicht enden wollendem Beifall. Zwei Aufführungen waren es in diesem Jahr - 1993 gibt es mehr in diesem Theater.
HEITKEN SCHWARZENAU
MÜNZENBERG. Der Hessische Haflingerverein e. V. lädt alle Pferdefreunde am Sonntag, 19. Juli, auf das Reitgelände des RuF Münzenberg zur Stutenschau ein. Um 9 Uhr morgens werden die Richtermit der Beurteilung der vorgeführten Stuten beginnen. Die schon fast traditionelle Stutenschau des Vereins, die im zweijährigen Turnus durchgeführt wird, bietet damit den Besuchern die Möglichkeit, sich über den Stand der hessischen Haflingerzucht zu informieren. Ein Schauprogramm und die Siegerehrung runden die Landesstutenschau des Haflingervereins ab. ub
Auf eine Bilanz des Bürgermeisters über das Rosbacher Angebot an Kindergartenplätzen (FR vom 9. Juli "Nur im Baugebiet Obergärten fehlen Plätze") reagiert die Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern. In dem Leserbrief, der von acht Vorstandsmitgliedern unterschrieben ist, heißt es:
"Während unserer Tätigkeit in der Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern e.V. seit 1988 / 89 haben wir die Entwicklung der Kindergartenpolitik in Rosbach aufmerksam verfolgt. Die von der CDU kritisierte Warteliste entstand ausschließlich durch die Fehl- bzw. Nichtplanung eines Kindergarten-(Kiga)-Angebotes im Neubaugebiet ,Obergärten'. Unsere seit der Gründung des Vereins mehrfach gegebenen Hinweise auf den Bedarf an Kiga-Plätzen für dieses Gebiet und einen entsprechend großen Spielplatz, da gerade in einem Neubauviertel überwiegend Eltern mit kleinen Kindern ansässig würden, wurde damals vom Stadtparlament und dem Magistrat völlig ignoriert.
Die in den letzten Jahren neu eingerichteten - dringend notwendigen - Gruppenräume in den Kiga Taunusblick / Nieder-Rosbach und Brüder Grimm / Ober-Rosbach zogen zwangsläufig steigende Personalkosten nach sich, was die CDU zu ständigen Attacken gegen den Sektor Kiga-Personal und diesbezügliche Kosten animierte.
Jetzt, da die Situation eskaliert und nicht genügend Kiga-Plätze vorhanden sind, fällt der CDU die Bedarfsentwicklung auf. Unseres Erachtens wäre es sinnvoller gewesen, rechtzeitig, d.h. bereits bei der Planung der ,Obergärten' und der Veräußerung der dortigen städtischen Grundstücke, einen besseren Weitblick zu beweisen anstatt heute anderen die eigenen Versäumnisse in die Schuhe zu schieben. In der Stadtverordnetenversammlung am 12. 5. 92 äußerte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Herr Dr. Kuhlmann, daß ,der Bedarf in Nieder-Rosbach erst einmal geprüft werden müsse'. Würde sich die CDU die Mühe machen und sich die Geburtsjahrgänge in Nieder-Rosbach ansehen, könnte sie unschwer erkennen, daß es mit der Schaffung eines Gruppenraumes für 25 Kinder nicht getan ist. Die Zahlen sagen aus, daß die 0-3jährigen mit Stand 06 / 90 mit 66 Kindern vertreten waren, der Stand 12 / 91 wies bereits 113 Kinder dieser Altersgruppe auf. Da der Zuzug in den ,Obergärten' noch nicht abgeschlossen ist, muß in Zukunft mit noch stärkeren Jahrgängen gerechnet werden, also mit noch höherem Bedarf.
Im übrigen scheint der CDU der finanzielle Aspekt, auf den sie immer wieder verweist, wichtiger zu sein als die Kinder: Wie kann man nur die Räumlichkeiten der ,Alten Post' als Kiga-Raum für 25 Kinder in Erwägung ziehen! Die Vertreter des Landesjugendamtes würden mit Sicherheit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie die für maximal 15 Kleinkinder (unter 3 Jahren) zugelassene qm-Zahl für 25 Kiga-Kinder (3-6 Jahre) genehmigen sollte. Darüber hinaus wäre den Niederrosbacher Eltern mit einem weiteren Gruppenraum in Ober-Rosbach sicherlich nicht gedient.
Unseres Erachtens erscheint es nicht sinnvoll, eine jahrelange Notlösung anzustreben wie der Kiga Alte Apotheke / Rodheim, sondern Nägel mit Köpfen zu machen. Leider hat sich die CDU - entgegen den anderen Parteien - nicht die Mühe gemacht, einen ihrer Vertreter zur Bürgerversammlung für die ,Obergärten' zu entsenden. Es wäre ihr sicherlich nicht entgangen, daß bis auf unmittelbare Anlieger neben dem geplantem Kinderhaus alle Anwesenden dieses Projekt befürworteten. Die von der CDU bedauerten Eltern, die die ,Fehleinschätzungen des Magistrats auszubaden haben', sind dieselben Eltern, die die Intervention der CDU gegen einen Kinderhort, eine Krabbelstube und weitere solche Einrichtungen - wie diese in Nieder-Rosbach und Rodheim dringend erforderlich wären - auszubaden haben!
Wir sind gespannt, wie die CDU auf den von den Eltern angemeldeten Hort- Bedarf reagiert."
Vorstandsmitglieder der Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern e.V. Göllingsweg 8 A 6365 Rosbach Hans-Peter Zahrt ehem. Vorstandsmitglied der IG Rosbacher Eltern e.V.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Der Schuh als Umweltbelastung? Unter diesem Aspekt haben ihn bislang sicher die wenigsten betrachtet. Doch rund 300 Millionen Paar Schuhe wandern in der Bundesrepublik jährlich in den Hausabfall. Ihre Entsorgung ist nicht unproblematisch. "Wenn man einen alten Turnschuh wegwirft, dann kann man ihn in 2000 Jahren fast unverändert wieder aus dem Müll ziehen", weiß der Obermeister der Schuhmacher-Innung, Wolfgang Lenz.
Mit einer Anfang Mai gestarteten Recycling-Aktion wollen Lenz und 50 seiner Innungskollegen den Berg der weggeworfenen alten Schuhe abbauen helfen. "Die Aktion läuft unwahrscheinlich gut", zieht der Frankfurter Schuhmacher eine erste Zwischenbilanz. Bis zu 8000 Paar Schuhen sammelten sich in 14 Tagen in den 55 im Rhein-Main-Gebiet aufgestellten Containern an.
Guterhaltene, noch tragbare Exemplare werden dann in Krisenregionen wie Bulgarien, Rumänien, Kroatien oder die Kurden-Gebiete geschickt. Reparierfähiges Schuhwerk wird in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern wieder geflickt und dort verkauft. "Nur etwa zehn Prozent der eingesammelten Schuhe müssen zermahlen werden", meint der Innungs-Obermeister. Schreddern - so nennt man das Verfahren, dem jedoch nur ganz alte und verschlissene Treter zum Opfer fallen. "Was da übrig bleibt, kann nur noch die Baustoffindustrie als Füll- oder Dämmstoff gebrauchen."
Für die Schuhmacher-Innung ist das "Schredder-Verfahren" nicht die optimale Lösung. "Man macht sich seine Gedanken", sagt Lenz und verrät seinen Traum vom "Recycling-Schuh". Ein Schuh müsse es sein, der nicht wie viele Import-Exemplare aus 15 verschiedenen Materialien bestünde, sondern fast nur aus Leder.
Über seine Ideen spricht Lenz auch oft mit Gerhard Nikolaus vom Prüfinstitut der deutschen Schuhindustrie in Pirmasens. Hier nimmt der "Recycling-Schuh" schon Form und Gestalt an. "Wir arbeiten daran, aber die optimale Lösung haben wir noch nicht gefunden", gibt Nikolaus, Leiter des Forschungsprojektes Auskunft. Sehr schwer zu recyclen, stimmt er dem Frankfurter Schuhmacher zu, seien viele der importierten Billig-Schuhe, die Metallgelenke, Klebstoffe, Gummi und Plastik enthielten.
Für sinnvoll hält er deshalb eine Rücknahmeverpflichtung. Das würde bedeuten, daß die Schuhindustrie, sei es nun im In- oder Ausland, die alten Schuhe zurücknehmen und entsorgen müßte. Erst dann, so Nikolaus, ließe sich die Idee des "Recycling-Schuhs" verwirklichen. ki
Kleine Lokalrundschau
Hallenbad geschlossen GERNSHEIM. Aufgrund von Betriebsferien bleibt das Hallenbad der Stadt Gernsheim bis zum 3. August geschlossen.Gottesdienst in der Hüttenkirche MÖRFELDEN-WALLDORF.- Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, am Sonntag, 19. Juli, um 17 Uhr am Gottesdienst in der Hüttenkirche teilzunehmen. Die Predigt hält diesmal der Walldorfer Pfarrer Michael Schwenn. Freizeit in Ungarn GERNSHEIM. Eine Jugendfreizeit in Ungarn veranstaltet die ev. Kirchengemeinde vom 16. Juli bis 2. August. Wehr zu Besuch KELSTERBACH. Bei der Wehr in Wenig-Hösbach bei Aschaffenburg zu Besuch, weilten Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Kelsterbach. Zwischen den Feuerwehren beider Gemeinwesen bestehen seit rund zehn Jahren partnerschaftliche Bande. Diesmal waren die Kelsterbacher Wehrleute, samt Bürgermeister Fritz Treutel, bei der Weihe eine neuen Löschfahrzeuges LF 8 mit von der Partie. Bebauungsplan liegt aus GROSS-GERAU. Zur öffentlichen Einsichtnahme ausgelegt werden bis zum 6. August im Stadthaus während der allgemeinen Dienststunden die Unterlagen des Bebauungsplanes "Neckarring" ausgelegt.Attentat im Kino GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Oliver Stones 1991 gedrehter 180-Minuten-Film "John F. Kennedy - Tatort Dallas" wird am Donnerstag und Freitag, 16. und 17. Juli, jeweils 20 Uhr, im Kommunalen Kino Mainspitze in den Burglichtspielen Gustavsburg gezeigt. Kevin Costner spielt den Staatsanwalt, der versucht, Licht in die Umstände des Attentates von 1963 zu bringen. Kreisjungtierschau GERNSHEIM. Am Wochenende 18./19. Juli veranstaltet der Kaninchenzuchtverein H 217 auf seinem Vereinsgelände (Zuchtanlage) eine Kreisjungtierschau.
Im Wortlaut: Brief an den BUND "Ebene der Diffamierung"
NEUBERG / MAIN-KINZIG-KREIS. In einem offenen Brief hat Neubergs Bürgermeister Uwe Hofmann zu den jüngsten Vorwürfen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Richtung Kreis und Gemeinde Neuberg Stellung genommen. Der BUND hatte die Wankelmütigkeit von SPD-Politikern bei der Standortsuche für eine neue Kreismülldeponie beklagt, wiederum für das Areal "Gaulschinder" auf Neuberger Gemarkung als beste aller Alternativen plädiert und gefordert, dem entmachteten Abfalldezernenten Friedrich seine Kompetenzen zurückzugeben. Den Brief Hofmanns an BUND-Sprecher Dr. Rolf Neidhardt dokumentiert die FR im Wortlaut: "Aus Neuberger Sicht will ich nur auf den Teil Ihrer Erklärung eingehen, in dem Sie behaupten, die Main-Kinzig- SPD habe in einem politischen Kuhhandel mit der Neuberger SPD und deren einflußreichen Beratern den besten, möglichen Deponiestandort, nämlich den ,Gaulschinder', fallengelassen. Und an anderer Stelle sagen Sie, es könne nicht angehen, daß ein Deponiestandort in Neuberg von vorneherein ausscheide, nur weil dort mehr einflußreiche Leute wohnen als anderswo.
Ich weiß nicht, welche einflußreichen Leute Sie meinen. Dennoch sind Ihre Behauptungen schlicht falsch. Es hat weder einen politischen Kuhhandel zwischen der Main-Kinzig-SPD und der Neuberger SPD gegeben, noch haben sogenannte einflußreiche Leute aus Neuberg die bekannte Entscheidung in Sachen Deponiestandort im Kreistag beeinflußt.
Der ,Gaulschinder' ist einzig und allein deswegen aus dem weiteren Untersuchungsverfahren ausgeschieden worden, weil es entsprechende Verträge zwischen Kreis und Neuberg gibt, und weil die Gemeinde die Einhaltung dieser Verträge eingefordert hat und der Main-Kinzig-Kreis seinerseits die Einhaltung dieser Verträge immer wieder betont hat. Dies ist nicht nur ein Stück Rechtsstaatlichkeit, sondern es entspricht auch der politischen Kultur, daß Verträge eingehalten und nicht durch juristische Tricks zu Fall gebracht werden.
Sehr geehrter Herr Dr. Neidhardt, Sie wisssen, daß ich Sie persönlich seit vielen Jahren als einen Mann schätzengelernt habe, der sich mit großem Engagement für ein umweltverträgliches Müllkonzept einsetzt. Um so bedauerlicher finde ich es, daß Sie sich mit Ihren jüngsten Erklärungen auf eine Ebene der Diffamierung begeben haben. Sie sollten schnell zu einem sachlichen Ton zurückfinden."
Nachwuchssorgen sind den Tierpflegern im Zebu-Haus des Frankfurter Zoos gänzlich unbekannt: Innerhalb weniger Tage kamen hier drei Tiere zur Welt, ein Guanako und zwei Haus-Yaks.
Das Guanako ist die Wildform von Lama und Alpaka, die seit 6000 Jahren den Andenbewohnern als Lasttiere und Woll-Lieferanten dienen. Neben dem Meerschweinchen ist es die einzige Säugetierart in Südamerika, die zum Haustier wurde, der Bestand in freier Wildbahn wird derzeit auf weniger als eine Million geschätzt. Das Guanako, so meint Tierpfleger Jürgen Marschand, sei "problemlos zu halten".
Mehr Nachwuchs soll es auch in Zukunft geben: "Wir haben drei Mütter, da gibt es fast jedes Jahr Junge." Inzwischen ist die Herde unter dem Leittier "Paul" auf sieben Tiere angewachsen, zwei davon wurden an den Dresdner Zoo abgegeben. Trotz Nachwuchs sei der Platz im Gehege durchaus ausreichend, berichtet der Tierpfleger: "Die rennen ja nicht, die grasen mehr. Das genügt ihnen."
Schwieriger gestaltete sich bislang die Aufzucht der zwei jungen Yaks. "Der Vater ist böse", ärgert sich Marschand. Er will sein Junges einfach nicht annehmen, sobald er das Junge sieht, greift er es an. Der "böse Vater" befindet sich deshalb jetzt "im Arrest". Er müsse so lange im Stall bleiben, sagt der Tierpfleger, bis die Verwaltung des Zoos eine Lösung wisse. Mit den zwei jungen Haus-Yaks ist die Herde im Zoo auf sechs Köpfe angewachsen.
Yaks leben normalerweise in China, Tibet und anderen Himalaya-Anrainer-Staaten. Sie suchen ihre Nahrung in unwirtlichen Höhenlagen zwischen 3000 und 5000 Metern.
Vor allem die tibetanischen Nomaden nutzen die anspruchslosen Wiederkäuer, da sie als Tragtiere an steilen Pässen und im Schnee anderen Tieren überlegen sind. Aus der Wolle des Yaks fertigen sie sich Decken, Zeltbahnen, Seile und Kleider.
Aber auch zur Nahrungsmittelproduktion dient das Yak-Rind: Die Milch wird zur Herstellung von Joghurt, Käse und Butter verwendet. Das Fleisch des Yaks wird im Winter durch die Kälte und im Sommer durch Räuchern haltbar gemacht. wob
Die Orgelvesper in der Rödelheimer Cyriakuskirche war in dreierlei Hinsicht von Interesse: Erstens war der Abend unter dem Motto "Hommage à Dietrich Buxtehude" einem Komponisten gewidmet, dessen organistisches Oeuvre im Normalfall höchstens einen Einstieg in Orgelabende abgibt. Vielschichtigkeit im Schaffen, individuell bestimmtes, typisch norddeutsches Orgelbarock in oft kunstvoll sich rankender Polyphonierung werden in klar ausgezirkelter Rhetorik jedoch selten so vertieft wie bei Buxtehude. Aufhorchen ließ, zweitens, auch eine Novität. Petr Ebens Toccatenfuge, wiederum als "Hommage à Buxtehude" überschrieben, erklang als kompakt neuklassischer, kontrapunktisch und vital fixierter, atonal eher gering aufgefächerter Beitrag zur Buxtehude-Rezeption.
Und drittens: die Interpretin des Abends, Dorothea Langner, ist eine Organistin, die sowohl die barocktypische Konzentration im Satz Buxtehudes wie auch die konzentrativen Felder bei Eben zu durchmessen vermochte. Dorothea Langner, Absolventin im Fach Kirchenmusik der Frankfurter Musikhochschule, wo sie das Hauptfach Orgel bei Hans-Joachim Bartsch belegt hatte, ist neubestallte Kirchenmusikerin an der Cyriakuskirche.
Die Kantorin, die gerade an jenem Abend nicht nur ungefähren Sinn, sondern ausgeprägte Kompetenz für die energisch aufgeladene Bewegtheit so mancher Sätze zeigte, darf als Gewinn für die Kirchenmusik dieser Gemeinde gelten. So verlieh die Organistin gerade einem so schwierigen Werk wie Buxtehudes Präludium und Fuge g-Moll (BUXWV 148) eine sich durchsetzende Bewegungsordnung, in einer Tonart, die zu Buxtehudes Zeiten kaum häufig verwendet wurde. Da lebt Durchsichtigkeit im analytischen Fingerspiel neben energisch ausgekosteten Pedalmanövern. Und da ist noch, Langner-typisch, ein stets vital sich erneuernder Fluß im Spiel, der zu linearer Verwaltung der Sätze beiträgt.
Auch wenn man sich da oder dort kantigere, kontrastschärfere Diktionen im Klangbild gewünscht hätte, ist positiv zu vermerken, daß Dorothea Langner Buxtehudes klangliche Vielfalt aufzufangen wußte, etwa in den beiden Choralvorspielen des Abends. Bedenkt man auch noch, wie flexibel Langner auf den für Buxtehude nicht untypischen Wechsel musikalischer Charaktere (Fluktuation) zuging, die Sache dabei "rund" machte, darf man mit manchem Recht gespannt sein auf die weitere Entfaltung dieser so jungen wie begabten Organistin. A. U.
Sein unentbehrlichstes Utensil ist der Feldstecher: seit 13 Jahren ist Wilfried Dutge Feldschütz in Maintal Dem Kirschenklau folgt nun bald der "Appeldieb" Doch Aufgabenbereich ist viel größer/Ein Blick zurück Von Holger Klös MAINTAL. "Dann kostet es Geld." Wilfried Dutge, Feldschütz in Maintal, kennt kein Pardon. Wer sich nur einmal eine Handvoll Kirschen zum Naschen vom Baum pflückt, der kommt noch ungeschoren davon. Er erhält lediglich den Hinweis, daß das Obst ihm doch gar nicht gehört. Anders sieht es aber bei denen aus, die unberechtigterweise geerntete Früchte gleich körbeweise im Auto verstauen. Dann muß man 20 Mark Verwarnungsgeld berappen. Bei mehrmaligen Verstößen droht eine Anzeige. Hatte vor kurzem der Kirschenklau Hochsaison, werden bald die "Äppeldiebe" folgen, schwant es Dutge. Auch bei den Zwetschgen "geht es dann wieder los". Erdbeeren, Spargel, Kartoffel, Mais und Rüben - im Rhein-Main-Gebiet suchen Langfinger offenbar gleichermaßen Obst- und Gemüsebestände heim.
Besonders ärgerlich ist für den Anbauer, wenn sich der Dieb nicht nur damit begnügt, die Früchte abzuernten, sondern Bäumen durch herabgrissene Äste auch gleichzeitig Schaden zufügt oder ganze Spargelbalken zerstört und Kartoffelpflanzen aus dem Boden rupft, bevor die Früchte reif sind.
Der 52jährige Maintaler Ordnungshüter ist kein Mann, der unbedingt Strenge walten läßt. In der Regel sucht er bei den Ertappten, Verständnis für den berechtigten Zorn der Landwirte zu wecken. Seine Arbeit als Feldschütz versteht der Hilfspolizist auch als Prävention. Vom Maintaler Schäfer Achim Habermann, den Dutge öfters auf seiner Tour durch die Gemarkung trifft, bekommt er schon mal einen Tip, wenn irgendwo wieder mal was los ist.
Eine Flinte wie ein Feldschütz von anno dazumal braucht Dutge heutzutage nicht mehr, um sich Respekt zu verschaffen. Nach wie vor ist der Feldstecher ein unentbehrliches Untensil. Mit einem Jeep fährt Dutge derzeit durch die Gemarkung und hält Ausschau. Denn: Der Obstklauer muß auf frischer Tat ertappt werden.
Dutge trat 1979 in Maintal seine Stelle als Feldschütz an. In seine hilfspolizeiliche Tätigkeit fällt aber weit mehr als nur das Überwachen von Obst- und Gemüseplantagen. So muß er Spielplätze kontrollieren. Da wird Dutge auch mit achtlos weggeworfenen Fixerbestecken konfrontiert. Weiter sind die Friedhöfe zu überwachen, Festplätze im Auge zu behalten. Der Maintaler achtet darauf, daß Verkehrsschilder nicht mit Gestrüpp überwuchert sind. Wichtig: Auf Bürgersteigen ist eine Kopfhöhe von 2,50 Metern freizuschneiden. Im Fahrbahnbereich liegt diese Marke bei vier Meter. Der Maintaler Feldschütz wird gerufen, wenn es mit der Wasserqualität in einem See nicht stimmt und das Gewässer umzukippen droht. Dann zieht Dutge Wasserproben.
Der 52jährige ist aber auch mit von der Partie, wenn im Stadtgebiet Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen werden - so vor kurzem auf der Querspange. Das Ergebnis der jüngsten Messung war äußerst ernüchternd. Bei einer Dichte von knapp 1000 Fahrzeugen wurden in zweieinhalb Stunden 260 Temposünder registriert. Dabei nahm ein Raser mit 121 km/h die unrühmliche Spitzenposition ein. Bei einer Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung von bis zu 20 km/h kassiert die Stadt selbst das Verwarnungsgeld. Was darüber hinaus geht, wird zum Regierungspräsidium nach Kassel weitergeleitet.
Saftige Geldbußen des Darmstädter Regierungspräsidiums drohen wiederum denjenigen, die einfach ihren Müll in die Maintaler Gemarkung gekippt haben. Dutge berichtet von "ganzen Kücheneinrichtungen", die schon im Feld gefunden worden seien. Auf den Main- taler Feldschütz kommt demnächst wohl noch eine weitere Aufgabe zu. So steht die Begleitung des Transports von gefährlichen Gütern "im Raum". Erleich- tert ist Dutge darüber, daß er nicht mehr bei Räumungsklagen eingesetzt wird. Da hat der Maintaler "viel Elend" erlebt.
Das Amt des Feldschützen hat eine lange Tradition. Ins Schmunzeln gerät man beim Blättern in der Chronik des Stadtteils Bischofsheim. In Zeiten der Zentgrafen gab es gar einen Erlaß, wonach nur "ordentliche charakterfeste Leute" dieses Amt ausüben durften. Nach den geschichtlichen Aufzeichnungen versahen die Bischofsheimer Feldschützen ihren Dienst "mit großer Gewissenhaftigkeit". Dabei hätten sie "ohne Ansehen der Person" gehandelt. Wörtlich heißt es dazu in der Chronik: "In den Straflisten, die über viele Jahrzehnte heute noch vorliegen, treten neben den stets wiederkehrenden Namen der notorischen Übeltäter auch die Namen der Bischofsheimer Prominenz gar nicht so selten auf. Da bekommt der allgewaltige Zentgraf seine Strafe ebenso wie der Pfarrer, der Bürgermeister, der Lehrer, die Wirte, die großen Bauern."
Besonders hart geahndet wurde der Obst- und Gemüseklau in Zeiten allgemeiner Not - so während des Siebenjährigen Krieges oder bei einer Mißernte im Jahr 1795. Tief in die Tasche greifen mußten Fuhrleute, wenn sie dabei erwischt wurden, bei nassem Wetter Feldwege zu benutzen. Zu den weiteren Aufgaben des Feldschützen zählte in früheren Jahrhunderten auch die Überwachung der Abgabe "des großen Zehnten". In den Inflationsjahren um 1920 herum häuften sich die Diebstähle von Obst derart, daß das Landratsamt die Genehmigung erteilte, den Feldschütz mit Jagdgewehr und Patrone auszustatten. Das sollte ihm den gebührenden Respekt verschaffen.TelekomTarife auf Tauchstation
"Jeder Einzelhändler muß seine Waren auszeichen", wettert Wilhelm Hübner, der Chef des Postbenutzer-Verbandes: "Nur die Telekom verschweigt ihren Kunden gegenüber, was Telefongespräche kosten." Schlichtweg "unzumutbar" findet der Verbraucher-Lobbyist, daß der staatliche Fernsprechriese knapp ein Jahr nach der ersten Ermahnung in seinen AVON-Heftchen wie auch in deren Tarifzonen-Beilage immer noch nicht in Mark und Pfennig erklärt, wie lange etwa der Zeittakt bei einer Plauderei zwischen Hamburg und München ist oder was ein Anruf bei der Tante in Island kostet.
Schon im vergangenen Oktober, berichtet Hübner, habe die Telekom zugesagt, die - angeblich aus juristischen Gründen ausgefallene - Preisliste bei einem Neudruck der Vorwahlnummern-Broschüre wieder aufzunehmen. Tatsächlich finde sich in den neuen Heftchen unter der Überschrift "Was kosten Nah-, Fern- und Auslandsgespräche?" nur der Hinweis auf eine "individuelle Tarifliste", die beim Fernmeldeamt angefordert werden könne. Doch: "Solche Tariflisten gibt es nicht", hat Hübner herausgefunden. Den Vorwurf, die Kunden zu narren, will Telekom-Sprecher Günther Bruchmüller indes nicht auf sich sitzen lassen. Im Frühjahr 1991 und im Mai 1992, erklärt er, habe der staatliche Plauderriese jeweils als Beilage zur Fernsprechrechnung eine Tarifliste für Inlands-Ferngespräche und für Auslandstelefonate an seine Klientel verschickt. Tatsächlich konnte man damals zwischen der üblichen Werbung ein Blättchen mit dem Titel "Tarif 90" und eines mit dem irritierenden Titel "Tarifsenkung im Telefonverkehr mit Nordamerika" aus dem bläulichen Umschlag fingern.
"Den eigentlich Betroffenen kommen solche Beilagen nicht zur Kenntnis", kritisiert Hübner. Privatleute übersähen die Zettelchen, und bei Unternehmen würden sie oft schon in der Poststelle aussortiert.
Schwacher Trost für alle Telefonkunden, denen die Mitteilungen durch die Lappen gegangen sind: In seinem Telekom-Buch, das derzeit überall am Kiosk angeboten wird, listet der Fernsprechriese die Gebühren (auf Seite 70 und 73) haargenau auf. Auch der Preis dieser Informationsschrift ist verbraucherfreundlich gleich auf der Titelseite aufgedruckt: 9,80 Mark. doe
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Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Clowntheater für Kinder: Mika und Rino, So., 11 Uhr, im Waldschwimmbad.Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (Sa., 14, 16.15, 20, 22.30 Uhr; So., 14, 16.15, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Bernard und Bianca im Känguruhland (Sa., So., 14, 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 20 Uhr); Harry und Sally (Sa., 22.30 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (Sa., So., 17, 20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (Sa., So., 14.30, 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Oliver & Olivia - Zwei freche Spatzen (Sa., So., 14.30 Uhr); Stop, oder meine Mami schießt ! (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Vorträge / Kurse Dietzenbach. AWO-Kurs: Arbeiten mit Ton, Sa., 15 bis 18 Uhr, Arbeiterwohlfahrt, Wiesenstraße 9.
Dieburg. DRK-Kurs: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 8 bis 17 Uhr, Am Altstädter See 7. Vereine / Organisationen Rödermark. Verein für Deutsche Schäferhunde: Zucht- und Nachwuchsschau, So., ab 9 Uhr, Vereinsgelände in Ober-Roden, im Schnabelsee. Verschiedenes Seligenstadt. Tag der offenen Tür bei der Seligenstädter Polizei, Sa., 11 bis 18 Uhr, Jahnstraße. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Michel, Babenhausen, Wilhelm-Leuschner-Str. 5, Tel. 0 60 73 / 33 21.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Herzog, Rodgau-1, Ludwigstr. 16, Tel. 0 61 06 / 56 66; priv. 0 61 03 / 2 99 86. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50; So.: Hirsch-Apotheke, Babenhäuser Str. 31, Tel. 2 34 10.
Rodgau. Sa.: Sonnen-Apotheke, Dudenhofen, Saalbaustr. 3, Tel. 2 30 00; So.: Stern-Apotheke, Jügesheim, Vordergasse 38, Tel. 92 61.
Seligenstadt / Hainburg / Mainhausen. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02; So.: Greifen-Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen-Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00.
Babenhausen. Sa. und So.: Turm-Apotheke, Schaafheim, Langstädter Str. 20, Tel. 94 55.
Dieburg / Münster / Groß-Zimmern. Sa.: St. Georgs-Apotheke, Münster, Altheimer Straße 7, Tel. 3 11 86 und Sonnen-Apotheke, Groß-Zimmern, Wilhelm-Leuschner- Str. 31, Tel. 4 13 04; So.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach / Rodgau / Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Anneliese Stiegelmeier, Tel. 3 32 25. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Kino fällt aus OBERURSEL. Die Wartung der Stadthallentechnik hat jetzt doch Auswirkungen auf den Kinobetrieb. Er fällt kurzfristig aus. Ab Freitag, 17. Juli, laufen die Filme wieder zu den üblichen Zeiten.
MAIN-KINZIG-KREIS. Getrocknet und zu Pulver zerstoßen galt sie einst als wichtiger Bestandteil zahlreicher Elixiere nicht nur heilender Wirkung. Der aufgeklärte Mensch unserer Tage zerquetscht sie auch. Das aber meist ohne Absicht oder allenfalls spielerisch, wenn sie unter die Räder seines Autos kommt. Wer kein besonderer Naturfreund ist, wird die Erdkröte heutzutage am häufigsten als schmierigen Fleck auf dem Asphalt wahrnehmen.
Während die Erdkröte mittlerweile immerhin eine Handvoll Naturschützer beschäftigt, die im östlichen Main-Kinzig- Kreis zum Beispiel jährlich ein paar tausend Exemplare von "Bufo bufo" heil über die Straßen befördern, so hat sie doch wohl immer noch unter althergebrachten Vorurteilen zu leiden. Die Krott, wie sie in älteren Werken heißt, sei "ganz vergifft, scheußlich, erschröcklich und schädlich", machten die Autoren von einst keinen Hehl aus ihrem Ekel.
Und auch Grimmelshausen legt seinem Simplex eine Metapher in den Mund, die der Kröte keinesfalls schmeichelt: "Da fienge ich an, mit meiner Sackpfeiffen so gut Geschirr zu machen, daß man den Krotten im Krautgarten damit hätte vergeben mögen." Die "Krääd", wie die Kinzigtal-Mundart die wahrscheinlich bekannteste Amphibienart nennt, animiert mit ihrer schleimigen, von Warzen übersäten Haut nun ja auch nicht gerade zum Streicheln.
Deshalb braucht man sich aber nicht zu fürchten, eine Berührung könnte werweißwelche schlimmen Folgen haben. Der Biologe Horst Günther von der Naturkundestelle des Main-Kinzig-Kreises beruhigt: "Wer Erdkröten mit der bloßen Hand anfaßt, braucht also keine Angst zu haben." Bloß darf man sich danach nicht die Augen reiben.
Gelangt der Hautschleim der Kröten in die Augen, so Günther, "kann das zu Reizungen und Entzündungen der Augenschleimhäute führen". Der Schleim aus einer Vielzahl von Drüsen ist übrigens lebenswichtig für die Amphibien, die ungefähr die Größe einer großen Männerfaust erreichen. Er schützt die Haut, die niemals austrocknen darf und für einen beträchtlichen Teil der Atmung zuständig ist. Auch nehmen die Kröten Wasser über die Haut auf anstatt zu trinken.
Immerhin lagen die Alchimisten und Quacksalber des Mittelalters in ihren Ansichten über die Eigenschaften der Kröte als Arznei nicht ganz falsch. In ihren Ohrdrüsen produziert sie ein sehr wirksames Herzgift, das Bufotoxin. "Es ist in seiner Giftigkeit den bekannten Giften Curare und Strychnin vergleichbar", weiß Günther. Dieses Gift werde jedoch nur dann wirksam, wenn es in die Blutbahn gelange.
In einem anderen Zusammenhang ist Bufo bufo aber durchaus ein wertvoller Ersatz für künstlich hergestelltes Gift. Denn sie verbringen nur die Paarungszeit im Frühjahr an und in Teichen und Tümpeln. Der Sommerlebensraum der bis zu 40 Jahre alt werdenden Tiere ist an Land. Dort ruhen sie tagsüber zumeist unbemerkt unter Steinen, Baumstümpfen, Wurzeln oder in ähnlichen Verstekken, bis sie in der Dämmerung hervorkommen und Jagd auf Insekten, Tausendfüßler, Spinnentiere, Asseln, Schnecken und Würmer machen. Wobei sie große Mengen an Schädlingen vertilgen.
Für die verwandte Kreuzkröte hat man einmal folgende Rechnung aufgemacht: Im Raps-, Kartoffel- oder Gemüseanbau kann eine Krötenbevölkerung auf 20 Hektar pro Jahr durchschnittlich chemische Schädlingsbekämpfungsmittel für 1000 Mark ersetzen. Bei der Vernichtung von Eulenraupen in Kohlfeldern sollen Kröten überhaupt mit nichts zu übertreffen sein. Eine einzige Kröte soll jährlich Schäden in Höhe von fünf bis 15 Mark verhindern, so zitiert Günther eine wissenschaftliche Untersuchung, "wenn sie pro Woche nur drei bis vier Eulenraupen verspeist".
Weniger bekannt ist auch, daß die Erdkröte und ihre Verwandten - die Amphibien oder Lurche - zu den ältesten Landwirbeltieren der Erde gehören. Ihr Ursprung reicht weit zurück. Die Vorfahren der Amphibien sollen sich nach dem Stand der Forschung vor rund 360 Millionen Jahren aus einer Gruppe urtümlicher Fische, den Quastenflossern, entwickelt haben.
Günther: "Im Laufe dieser Entwicklung hat sich die amphibische Lebensweise, also die Fähigkeit sowohl an Land als auch im Wasser existieren zu können, als biologische Strategie in allen Gattungen dieser Tierklasse durchgesetzt." Wie alle Amphibien ist die Erdkröte wechselwarm. Ihre Körperwärme richtet sich nach der Außentemperatur. Ihre Vorzugstemperatur liegt bei 28 Grad. Im Winter fällt sie für vier bis fünf Monate in eine Kältestarre. lex (Siehe auch "Zur Sache")
DIETZENBACH. Mit einem gestohlenen Personenwagen hat sich in der Nacht zum Montag ein noch unbekannter Autodieb überschlagen, nachdem er am Hirschhügel die Gewalt über das Fahrzeug verloren hatte. Der Fahrer suchte zu Fuß sein Heil in der Flucht und hinterließ einen Schaden von 15 000 Mark. Etwaige Zeugen werden gebeten, sich mit der Polizei, Telefon 0 60 74 / 9 00 21, in Verbindung zu setzen. ttt
RIEDSTADT. Ein Nachspiel hat der Brand vom Samstag auf dem Gelände eines Reifenlagers in der Stahlbaustraße. Laut Peter Mikolajczyk, Pressesprecher im Landratsamt haben Vertreter der Brandaufsicht und des Kreisbauamtes sich noch einmal vor Ort informiert und ungenügenden Brandschutz im Reifenlager kritisiert: Fahrgassen und Abstände seien nicht vorhanden oder zu gering. Seit geraumer Zeit liege der Kreis mit dem Unternehmen im Klinch, gegen das bereits Zwangsgeld verhängt und eine Versiegelung des Geländes amtlich angedroht worden sei. Ein Nutzungsverbot könne erst verhängt werden, wenn der Verwaltungsgerichtshof Kassel entschieden habe, ob Altreifen Abfall oder Wirschaftsgüter seien, was für Einrichtung und Betrieb solcher Anlagen entscheidend sei.
Das Feuer sei in einer von der Firma auf ihrem Gelände an einen Motorradclub als Vereinsheim untervermieteten Lagerhalle ausgebrochen und fraß sich von dort durch eine Mauer ins Reifenlager vor. Vermutlich sei es nur schneller Entdeckung des Feuers und umgehendem Eingreifen der Feuerwehr zu danken, daß es zu keiner Neuauflage des Großbrandes an Ostern in einem Gernsheimer Reifenlager gekommen sei.
Mit großer Besorgnis reagierten die politisch Verantwortlichen Riedstadts auf den Brand, erklärte Erster Beigeordneter Wolfgang Stork. Es müsse sichergestellt werden, daß von solchen Anlagen keine Gefahren ausgingen. Derzeit habe die Kommune keine Möglichkeit, gegen das Unternehmen vorzugehen. Daher lasse er privatrechtliche Schritte der Kommune überprüfen. Die Firma gab bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme ab. cas
HOFHEIM. Rund 430 Pferde nebst Reitern starten vom 24. bis 26. Juli auf dem Roßhof Diedenbergen: An diesem Wochenende werden die Kreismeisterschaften im Springreiten ausgetragen. Mehr noch: 26 Prüfungen sind an der Casteller Straße geplant. Freitags geht's um zehn Uhr los, samstags sind die ersten Wettbewerbe um neun Uhr - und am Sonntag starten Roß und Reiter um 8.30 Uhr. pms
HOCHTAUNUSKREIS. Chrrrr. Noch ein Versuch. Zündschlüssel drehen. Und? Chrrrrr. Der Anlasser geht einwandfrei. Vielleicht ist der Motor schon abgesoffen? - Also anschieben. Chrrrrr. Nichts zu machen; nun kommt der Laienblick unter die Motorhaube. Und ausnahmsweise genügt er: Ein Kabel ist zerschnitten, völlig glatt - wie mit einem Seitenschneider. Jetzt knirscht der Autofahrer: Chrrrr.
Doch der Besuch in seinem Autohaus bringt dem Oberurseler Linderung. Er wurde nicht Opfer sinnlos zerstörender Rowdys; und er ist nicht allein. Ein kurzer Blick des Werkstattmeisters auf das Zündkabel genügt: "Hat der Marder reingebissen." Das sei gerade im Frühjahr schon "ständig" passiert, Kabel und Schläuche gingen "am laufenden Meter" über den Ersatzteiltresen.
"Das wird sicher in den nächsten Monaten wieder ruhiger", prophezeit Karl Kugelschafter vom Arbeitskreis Wildbiologie an der Gießener Justus-Liebig-Universität. Seit Jahren registrieren die Wissenschaftler vor allem im Frühjahr Marderschäden in Autos.
Die Taunusbewohner werden sich daran gewöhnen müssen. Die vielen Marderbisse dieses Jahr waren keine Ausnahme, sondern gelten als die neue Normalität.
"In Frankfurt reagiert man eher noch verschnupft, die Stuttgarter haben sich schon daran gewöhnt", sagt Kugelschafter. Seit gut zehn Jahren verbreitet sich die Mardervorliebe für Autogummi von der Schweiz gen Norden. Inzwischen beißt auch schon die Marder-Avantgarde in Norddeutschland zu. Ein Rätsel bleibt dem Wildbiologen jedoch, warum die Marder nicht überall zugleich ihre Gummi-Liebe entdeckten.
Die Marder, exakt: Steinmarder ("Martes foina"), gelten als enorm anpassungsfähig an ihre Umwelt, und so nutzen sie inzwischen "Autos in zunehmendem Maße als natürliches Requisit". Die dunkle Blechhöhle um den Motor gefällt ihnen als Unterschlupf.
"Es kann sein, daß sie sie nur erkunden, daß sie Beute verspeisen, darin schlafen", erklärt Karl Kugelschafter. In den meisten Fällen merken Autobesitzer deshalb gar nichts von den nächtlichen Besuchen.
Bei einer Kontrolle von 2000 Autos in Stuttgart fanden sich immerhin in jedem dritten Auto Marderspuren. Es kann aber auch sein, daß sie die Kabel und Schläuche annagen - ohne sich am Gummi zu vergiften: "Die Kabel werden nicht gefressen, es wird nur reingebissen und untersucht."
"Das sollten die Biester mal bei laufendem Motor machen, das funkt", hegt ein Oberurseler Automechaniker bereits Rachegefühle angesichts der vielen zerbissenen Kabel dieses Jahres. "Das kann auch echt gefährlich werden, die gehen auch an Bremsschläuche", warnt eine Mechaniker-Kollegin. Die Autohäuser bieten zur Abwehr elektrisch geladene Absperrgitter für mehrere hundert Mark an. Die Mechanikerin hat auch noch einen kostenlosen Bio-Tip parat: "Katzenhaare vorne reinhängen."
Mit Geruchsspuren von Hund und Katz "haben wir keinen Erfolg gehabt", bilanziert Kugelschafter jedoch wissenschaftliche Untersuchungen. Auch teure Ultraschallgeräte blieben erfolglos. Und das von ihnen selbst entwickelte elektrische sogenannte Weidezaun-System wurde von den Gießener Wildbiologen zwar für gut befunden, aber "das gibt es nur für einige Modelle, das ist das Manko".
Entnervte Autofahrer, deren Gefährt Steinmarder gleich mehrfach stillegten, wollen jedoch etwas tun. Als allererstes sollten sie den Motorraum gründlich waschen, rät Karl Kugelschafter. Damit werden Duftnoten beseitigt und die Vertrautheit ein "bißchen reduziert". An vertraute Orte kommen die scheuen Nachttiere nämlich immer wieder.
Die Vorsicht der Tiere macht sich Kugelschafter auch für seinen zweiten Tip zunutze: mardergeschädigte Autofahrer sollten nächtens Maschendraht locker auf den Boden unter dem Motor legen, "das wirkt sehr gut, ist aber auch kein hundertprozentiges Mittel".
Stadt bietet Jugendlichen eine Schlachthofhalle an Als provisorischer Treffpunkt bis zum Jahre 1994 Von Astrid Ludwig HANAU. Für die freien Jugend- und Kulturgruppen der Stadt eröffnen sich neue Perspektiven. Wie Stadtbaurat Jürgen Dressler gestern mitteilte, will die Stadt den Jugendlichen eine leere Halle im Schlachthof überlassen. Ohne große Umbauarbeiten könnte die rund 1000 Quadratmeter große Lagerhalle als Jugend- und Kulturtreffpunkt und auch als Probenraum für Musikbands genutzt werden. Gedacht ist das städtische Angebot vorerst als Übergangslösung, bis das seit langem diskutierte Kulturzentrum in der ehemaligen Pumpstation bezogen werden kann. Nach Angaben des Stadtbaurates hat es bereits Vorgespräche mit den Jugendgruppen gegeben. In einer gemeinsamen Ortsbegehung wurde die Lagerhalle auch schon besichtigt. Große Investitionen, glaubt Dressler, sind dort nicht notwendig. "Die Halle ist gut in Schuß". Lediglich kleinere Arbeiten am Hallenboden, der Bau einer Toilette und das Entrümpeln des Raums von der Schlachthoftechnik stünden an. Die Heizung ist ebenfalls noch funktionstüchtig und ausreichend für eine Nutzung der Halle als Jugend-, Musik- und Kulturzentrum.
Zur Verfügung stehen neben einem großen Saal mehrere kleine Räume, die unterschiedlich, beispielsweise als Probenmöglichkeit für Musikbands, genutzt werden könnten. Das Fehlen solcher Räume wird von jugendlichen Musikern bereits seit langem beklagt.
Miete werden die Jugendgruppen nicht an die Stadt zahlen müssen. Sie sollen die Halle kostenlos übernehmen und in Eigenregie verwalten können. Eine gastronomische Nutzung schließt die Stadt allerdings aus. Eine Kneipe darf in der Lagerhalle nicht eröffnet werden.
Nach den Wunschvorstellungen Jürgen Dresslers soll das Schlachthofareal schon im Oktober von den Jugendlichen genutzt werden können. Von der Verkehrsanbindung, lobt er, liegt der Treffpunkt überaus günstig und zentral. Er ist sowohl über den Innenstadtring mit dem Auto, als auch mit dem Zug über den Westbahnhof und mit Bussen gut erreichbar.
Mögliche Schwierigkeiten sieht der Stadtbaurat allenfalls in ordnungsrechtlichen Fragen. Die Halle steht jedoch weit genug entfernt von der nächsten Wohnbebauung. Mit Lärmbelästigungen wie im Falle des Kultur-Basars (Kuba) in Kesselstadt rechnet die Stadt daher nicht.
Mit der Nutzungsbeschränkung des Kuba in der Kastanienallee ging in Hanau einer der letzten Treffpunkte für freie Jugend- und Kulturszene verloren. Die Notwendigkeit, eine Alternative zu schaffen, sieht daher auch Kulturdezernent Klaus Remer. Seit Jahren ist bereits das Gebäude der ehemaligen Pumpstation und immer mal wieder auch die Orangerie in Schloß Philippsruhe als Freies Kulturzentrum in der Diskussion. Wie Oberbürgermeister Hans Martin jedoch am Montag betonte, wird die Pumpstation nicht vor drei bis vier Jahren für diese Zwecke zur Verfügung stehen. So lang werde es dauern, bis das Ausweichquartier für die bislang dort untergebrachten städtischen Mitarbeiter fertiggestellt ist.
Die Schlachthofhalle soll daher vorübergehend genutzt werden, als Provisorium für die Jugendlichen bis vorraussichtlich 1994. Dann soll der Schlachthof abgerissen werden und einer überwiegenden Wohnbebauung weichen.
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Offenbach. Mittelalterliches Spektakel: Saltarello, Sa., 19.30 Uhr; Konzert mit Wheap, So., 11 Uhr; Kindertheater: Räuber Hotzenplotz, So., 17 Uhr; El Duo Flamenco, So., 20.30 Uhr, im Hof des Büsing- Palais.
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (Sa., So., 15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (Sa., So., 15.15 Uhr); Schlafwandler (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr, Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Wayne's World (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).
Broadway: Oliver und Olivia (Sa., So., 15.30 Uhr); Basic Instinct (Sa., So., 17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15.45, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (Sa., So., 17.15, 19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr). Verschiedenes Offenbach. Straßenfest des Hobby-Fußball-Clubs FC Waldhof, Sa., ab 19.30 Uhr, Ottersfuhrstraße. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Frankfurter Straße 48: Treff der Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.
Treffen der Aphasiker und ihrer Angehörigen, Sa., 14.30 Uhr, Anni-Emmerling- Haus, Waldheim, Bischofsheimer Weg 77.
Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock (an der Post): Gesprächstreff, 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Torsten Schönle, Offenbach, Tulpenhofstr. 16 a, Tel. 88 64 06; priv. 87 11 39. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Müller, Frankfurt, Alt- Eschersheim 29, Tel. 52 52 01.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02 und Dr. Fuhrig, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 36 64. Apotheken Offenbach. Sa.: Kaiser-Apotheke, Kaiserstr. 29, Tel. 88 36 13 und Berg-Apotheke, Bieber, Aschaffenburger Str. 58, Tel. 89 14 70; So.: Punkt-Apotheke, Herrnstr. 28, Tel. 88 78 22 und Kronen-Apotheke, Bieber, Aschaffenburger Str. 4, Tel. 89 29 33.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Alexander-Apotheke, Obertshausen, Heusenstammer Str. 32, Tel. 4 15 24.
Mühlheim. Sa. u. So.: Main-Apotheke, Dietesheim, Hanauer Str. 15, Tel. 7 39 14. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Helterhoff, Langen, Dreieichring 20, Tel. 0 61 03 / 2 13 70.
(Ohne Gewähr)
KRONBERG. Die Pläne für die Renovierung der Zehntscheune nehmen allmählich Gestalt an. Sie müssen es aber auch: Ende Juli will die Stadt den Bauantrag für die alte Scheune in der Tanzhausstraße stellen. Das Konzept, das die Renovierung der Zehntscheune, den Ausbau der Kilb'schen Scheune und die Gestaltung des Platzes vor der Zehntscheune umfaßt, soll dann auch den Anwohnern vorgestellt werden. "Der Charakter einer Scheune soll erhalten bleiben", meint Erster Stadtrat Karsten Stahlberg und hat sich damit die Position der Denkmalpfleger zu eigen gemacht.
Diese hatten zu bedenken gegeben, daß die Scheune keine mehr sei, wenn Toiletten, etwa für ein Café, oder eine Galerie, wie vom Planungsbüro vorgesehen, eingebaut würden. So sieht die Planung nun vor, daß die Scheune, eine der ältesten in Hessen, in ihrer ursprünglichen Form erhalten, auch innen unverändert bleibt.
"Das schränkt allerdings die Nutzung der Scheune von vornherein ein", gibt der Erste Stadtrat zu bedenken. Da darauf verzichtet wird, eine Heizung oder Lüftung einzubauen, "kann man natürlich im Winter dort kein Konzert veranstalten". Stahlberg kann sich jedoch vorstellen, daß die Scheune in den Weihnachts- oder den Flohmarkt einbezogen wird.
Nach den bisherigen Plänen sollen nur der Boden gepflastert und das Dach erneuert werden. Die Erde muß abgetragen, neue Tore müssen eingebaut werden. Da würde sich die Stadt allerdings gerne mit ihrem Vorschlag durchsetzen: statt der Holztore nun solche aus Glas und Stahl.
Die Pläne für die Zehntscheune, die Jahre auf Eis lagen, werden damit wieder konkret. Sie wären es aber unter einer anderen Regierung wohl nicht geworden. "Für uns gibt es derzeit andere Prioritäten", sagt Stephan Ruegg von der CDU-Fraktion. Bei ihr steht die Rathauserweiterung um einiges weiter oben auf der Liste. Außerdem hängt für sie die Finanzsituation wie ein Damoklesschert über der Stadt. "Schließlich haben wir noch immer keine Endabrechnung für den Berliner Platz", gibt Ruegg zu bedenken. Außerdem habe man für kulturelle Veranstaltungen die Stadthalle mit ihrem "guten Raumangebot", das seiner Ansicht nach noch nicht optimal genutzt wird.
Stahlberg dagegen sieht sich in seinen Plänen für die Zehntscheune dadurch bestätigt. Gerade weil die Stadthalle für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung steht, könne man die Zehntscheune als offenen Treff konzipieren. Das bedeutet allerdings nicht, daß jeder, der einmal vom Hafer gestochen werden möchte, die Nacht in der Scheune verbringen kann. Vielmehr soll es verschiedenen Gruppen und Veranstaltern möglich sein, die Scheune zu mieten.
Versorgt wird die Zehntscheune durch das Café, das in die direkt danebenliegende Kilb'sche Scheune eingebaut wird. Mit dem Baubeginn ist vor dem Herbst dieses Jahres allerdings nicht zu rechnen.
CONSTANZE ANGERMANN
DIETZENBACH. Alle fünf Insassen eines Kleinbusses mußten ärztlich versorgt werden, nachdem der 21jährige Fahrer auf einem Waldweg zwischen Dietzenbach und Messenhausen die Herrschaft über das Fahrzeug verloren hatte und gegen einen Baum geprallt war. Der Chauffeur mußte sich zusätzlich eine Blutprobe gefallen lassen und seinen Führerschein herausrücken. Den Schaden taxiert die Polizei auf 12 000 Mark. ttt
Kleine FR
Hanauer Straße teilweise gesperrt ERLENSEE. Ab sofort bis voraussichtlich Ende Juli wird die Hanauer Straße zwischen der "Neuen Anlage" und der Grundschlue halbseitig, und die Theodor-Heuss-Straße vollständig gesperrt. In dem genannten Bereich werden Fußgängerüberwege aufgepflastert, um den Schulweg sicherer zu machen und den Verkehr zu verlangsamen. Die Autofahrer können über Fallbach- und Breulstraße ausweichen, teilt die Gemeinde mit.
Preisliste liegt aus ERLENSEE. Die vom Gutachterausschuß des Kreises erarbeitete Wertermittlung für Grundstücke in Erlensee ist jetzt fertiggestellt und kann ab sofort bis zum 12. August während der Dienstzeiten im Rathaus, Zimmer 202, eingesehen werden. Informationen erteilt der Gutachterausschuß außerdem telefonisch unter der Rufnummer 0 61 08 / 101-294.
Der Traum von einer Welt ohne Krieg ist so alt wie es kulturelle Zeugnisse gibt. Er wird bereits auf sumerischen Steintafeln geträumt. An der Realität hat er freilich nichts geändert. Die wird nach wie vor von dem politischen Grundsatz der Römer geprägt: "Wenn du Frieden willst, sei kriegsbereit". Tatsächlich ist es den Römern damit gelungen, in ihrem Imperium die "Pax Romana" durchzusetzen, freilich um den Preis der Unterwerfung der übrigen Völker. Rom war der Weltpolizist.
Einen solchen Weltpolizisten gibt es heute nicht, trotz solcher Tendenzen in den USA. Der Frieden auf der Welt muß mit anderen Mitteln durchgesetzt werden. Aber mit welchen? Die Welt ist schließlich unvergleichbar komplizierter als zu Zeiten Hadrians oder Marc Aurels.
Daß der römische Grundsatz keine Lösung mehr bringen könnte, zeigt allein schon die Statistik: Von den etwa 160 Kriegen seit 1945 waren keine 20 reine Eroberungskriege, etwa nach dem Muster des irakischen Überfalls auf Kuwait.Die meisten Kriege entstanden aus ethnischen, kulturellen, sozial-gesellschaftlichen, religiösen oder ideologisch- weltanschaulichen Gründen. Solche Ursachen liegen nahezu ausnahmslos auch den jetzigen Konflikten zugrunde: In Jugoslawien, in Moldawien, im Transkaukasus, in Georgien, in Sudan, in Somalia, in Südafrika, in Sri Lanka, in Kaschmir, in Lateinamerika, in Nahost, in den Kurdengebieten, um nur einige zu nennen. Gegen solche Konflikte hilft keine militärische "Befriedungsaktion", wer immer sie anordnen und durchführen wollte, ob die Vereinten Nationen oder die KSZE oder sonst eine Autorität. Sie würde die Konflikte bestenfalls unterdrücken.
Abhilfe könnte nur ein Interessenausgleich schaffen - ein harmlos klingendes Wort, und doch gäbe es kaum ein schwierigeres Unterfangen. Allerdings könnte auf ein halbwegs funktionierendes Muster verwiesen werden: die Idee der Demokratie verlangt sowohl im innerstaatlichen Rahmen als auch im übernationalen, etwa bei Zusammenschlüssen von souveränen Staaten zu einer Gemeinschaft wie der EG, unabdingbar den Interessenausgleich. Darin einbeschlossen sind Schutz der Grund- und Menschenrechte, Anerkennung auch der Minderheiten oder kleineren Staaten als gleichberechtigte Partner, Mitwirkungsrechte, Minderheitenschutz oder Achtung vor der spezifischen Identität des anderen. Erst dann werden Verfahren möglich, die einen Interessenausgleich konkretisieren, aber erst dann wird es auch möglich, daß eine Minderheit den Mehrheitswillen anerkennt.
Alle diese Ideen sind dem Inhalt nach in der UN-Charta niedergelegt. Die Staatengemeinschaft hätte also eine völkerrechtliche Basis für die Regelung von Konflikten. Dabei ist zu unterstreichen, daß der Einsatz militärischer Gewalt nur gegen einen nüchtern agierenden Aggressor wie Saddam Hussein (Typ Hitler) vorgesehen ist, also beschränkt wird, und zwar der Realität entsprechend.
Daß die UN-Charta bislang als Verfahren für Interessenausgleich zwischen- oder innerstaatlichen Konflikten versagte, hat nicht zuletzt seine beklagenswerte Ursache darin, daß ein einheitlicher Wille nur selten und nur mühsam zustandekommt. Die UN werden dominiert von den übermächtigen Interessen der Großmächte, allen voran der USA. Was nicht mit ihren nationalen Interessen vereinbar ist, kommt in den UN auch nicht zum Tragen, nicht nur wegen des Vetorechts der fünf Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates. Dieser Defekt müßte als erster durch Reformen abgestellt werden, wobei an der gegenwärtigen Struktur des Weltsicherheitsrates anzusetzen wäre. Obläge es beispielsweise dem Generalsekretär, einen Konflikt als lösungsbedürftig verbindlich vorzuschlagen, wäre bei Zustimmung der Vollkversammlung ein entscheidender Fortschritt erzielt: Alle Konflikte wären gleichrangig, es gäbe keine der ersten oder zweiten Klasse, je nach den Interessen der Großmächte.
Dann verlöre auch die - ohnehin sinnlose - militärische Option erheblich an Reiz. Die UN wären vor allem des Zwanges enthoben, einen Hauptschuldigen zu isolieren, den es bei den geschilderten Konfliktursachen nicht gibt, der aber Voraussetzung jeder militärischen Intervention wäre. Schuldig machte sich vielmehr, wer ihre Aufrufe, das Feuer einzustellen, nicht beachtete; das könnten alle Konfliktparteien sein, die dann auch gemeinsam auf Embargo-Sanktionen der Weltgemeinschaft gefaßt sein müßten: Politische, finanzielle, ökonomische, rüstungstechnische. Der aktuelle Streit über die Wirksamkeit eines Embargos ist müßig, solange ein solches nicht vorab für jeden kalkulierbar ist. Wer bei Nichtbeachtung eines Waffenstillstandsappells mit einem konsequenten Embargo rechnen müßte, würde sich Rechthaberei oder Fanatismus zweimal überlegen. Kein Staat und erst recht keine nationale Gruppe könnte sich gegen den Widerstand der Weltgemeinschaft behaupten.
Wäre eine solche Haltung der UN zu Beginn des Konflikts in Jugoslawien klar gewesen, wäre die Auseinandersetzung schwerlich zu dieser brutalen Schärfe eskaliert. Anführer wie Tudjman oder Milosevic hätten rechtzeitig das Risiko vor Augen gehabt. Jetzt liegt das Kind im Brunnen: Prestigegründe und die gebrachten Opfer verhindern ein Nachgeben, der Haß ist kaum noch zu zügeln, der Konflikt hat sich teilweise verselbständigt und nach unten auf unkontrollierbare Ebenen verlagert. Regionalfürsten der Serben, aber auch der Kroaten, pfeifen schon längst auf das, was ihre "Chefs" in Belgrad oder Zagreb sagen. Das degradiert militärische Sanktionsdrohungen zum Bellen eines Papiertigers, entwertet aber leider auch die politisch-ökonomischen der UN.
Wie immer den Kroaten, Bosniaken und - später - zahllosen Serben, den Eingeschlossenen und Flüchtlingen zu helfen sein mag: Mit militärischer Gewalt auf keinen Fall, und schon gar nicht für die Zukunft.
Unter der Zehntscheune soll die Tiefgarage nicht mehr gebaut werden. Aber vor der Scheune könnte sie nach den Plänen der Stadt errichtet werden; auf Kosten der Anwohner. Die ließ Bürgermeister Wilhelm Kreß wissen, daß sie für rund 50 000 Mark einen Garagenplatz erhalten können. Das entspricht den Baukosten.
Von den 25 Anwohnern, die befragt wurden, zeigte sich nur einer bereit, soviel zu investieren, um sein Auto unterzubringen. Die anderen verwiesen darauf, daß schließlich bei der Tiefgarage am Berliner Platz in unmittelbarer Nähe auch keiner der Anwohner zur Kasse gebeten worden sei. Die Tiefgarage dort, mit öffentlichen Mitteln gebaut, ist bisher nicht ausgelastet und rentiert sich nicht. Die Stadt will nun nicht noch einmal Geld in eine Tiefgarage zu investieren.
Fragt sich, ob sie überhaupt gebaut werden muß. Der Erste Stadtrat "könnte auch damit leben", daß einige Anwohner auf dem neu gestalteten Platz vor der Zehntscheune einen Abstellplatz für ihr Auto bekommen, einige ihren Wagen auf einem Mietplatz in der Garage am Berliner Platz unterbringen. Bleibt der Unmut der Bürger, die sich zwischen einem (teuren) Garagenplatz vor dem Haus, einem (billigeren) Mietplatz am Berliner Platz oder dem Verzicht aufs Auto (ganz billig) entscheiden können. ca
KARBEN. Mehr Platz zum Schmökern soll es geben, und die Jugendlichen des Stadtteils sollen erstmals einen Treffpunkt erhalten, wenn die Rendeler Poststelle aus den Räumen des alten Rathauses auszieht. Laut Mitteilung der Bundespost wird das bereits Ende dieser Woche geschehen.
Bis Samstag, 18. Juli, sind die Schalter noch in der Klein-Karbener Straße 1 geöffnet. Am Montag, 20. Juli, werden dann die neuen Poststellenräume in der Klein- Karbener Straße 9 in Betrieb genommen. Zur feierlichen Eröffnung um 10 Uhr ist die Bevölkerung herzlich eingeladen, teilt die Deutsche Bundespost mit.
Zur Nutzung der freiwerdenden städtischen Räume hat der Karbener Magistrat bereits konkrete Vorstellungen. Den freigewordenen Platz der Poststelle soll die Stadtteilbücherei einnehmen. Sie ist ebenfalls - allerdings sehr beengt - in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude untergebracht. Künftig soll es der Bücherei möglich sein, ihr Sortiment großflächiger zu präsentieren und Erwachsene wie Kinder mit jeweils getrennten Schmökerecken zum Verweilen einzuladen, so Bürgermeister Detlev Engel.
Den alten Büchereiraum möchte Engel als Treffpunkt für Rendels Jugendliche reservieren. Diese haben bislang keine räumliche Gelegenheit zum ungestörten Austausch, ein Jugendclub existiert in dem Karbener Stadtteil nicht. Das könnte aufgrund des freiwerdenden Platzes im ehemaligen Rathaus anders werden. Womöglich, so Bürgermeister Engel, könnte für die Betreuung der Rendeler Jugendlichen später einmal eine Halbtagsstelle bei der Stadtverwaltung geschaffen werden.
Während der Jugendtreff einstweilen noch Zukunftsmusik ist, soll die Vergrößerung der Bücherei rasch in Angriff genommen werden. Nach dem Auszug der Post soll anhand einer Bestandsaufnahme ermittelt werden, wie hoch die Kosten für Ausstattung und womögliche Umbaumaßnahmen sein werden. mu
DREIEICH. Ursula Drachenberg (Grüne/BI), Mitglied im Ortsbeirat Götzenhain, hat sich bei dessen Sondersitzung nicht schlecht gewundert, als sie über die zwei Anträge der Christdemokraten befinden sollte, die zum einen Tempo 30 auf den städtischen Durchgangsstraßen und zum anderen ein neues mobiles Geschwindigkeitsmeßgerät gegen die Raser forderten. Denn mit solchen Anträgen hat sich die Grüne/BI-Fraktion schon in Stadtverordentenversammlungen den Mund x-mal fusselig geredet; vergeblich. Die Christdemokraten haben sie ebenso x-mal abgeschmettert.
Deshalb setzte Drachenberg den Tempo-Antrag auch erst einmal ins rechte "grüne" Licht und sagte: "Ich wundere mich, denn wir fordern schon lange Tempo 30 auf den Hauptverkehrsstraßen von Dreieich; und in Götzenhain für den ganzen Ort." Es ginge nicht, daß auf den Hauptstraßen Tempo 30 gelte und in den Nebenstraßen 50 Stundenkilometer gefahren werden dürfe. Auch Wolfgang Lenhardt (SPD) erklärte, daß er dem Tempo-Antrag nur zustimme, wenn die Geschwindigkeitsbeschränkung für alle Straßen gelte.
Aber mit fünf Ja-Stimmen der CDU gegen dreimal Nein von SPD und Grüne/ BI und einer Enthaltung passierte der Antrag den Ortsbeirat. Dem Meßgeräte- Antrag wurde einstimmig zugestimmt. Nach der Sommerpause sind dann die Stadtverordneten gefragt.
Die Dreieicher Grüne/BI-Fraktion meldet schon jetzt Zweifel an, daß die CDU mit diesem Antrag beim Thema Verkehr tatsächlich mit den anderen Parteien zusammenarbeiten will. Die Grünen Dreieichs hätten seit einem vollen Jahrzehnt Tempo-Beschränkungen in der Stadt gefordert hätten, sowohl flächendeckend in den Wohngebieten als auch speziell entlang der Durchgangsstraßen. Mit beißendem Hohn und Spott hätte die ehemalige CDU-Mehrheit im Stadtparlment ähnliche Oppositionsanträge niedergestimmt.
Die Grünen vermuten als Grund hinter dem Antrag den "verpatzten Absprung vom Odenwaldzubringer, dessen Aus die anderen Parteien schon sehr viel eher in der Kalkulation hatten". Auch ziele der Antrag daraufhin, "nach schwarzer Wahlkampfarithmetik Stimmen aus dem rot- grünen Lager zu fangen, auch eingedenk der absoluten Straßenbefürworterpartei FWG, die bekanntlich noch viel sturer längst vergangener Autobahnträumereien nachhängt."
Die Grünen fänden es gut, wenn der Antrag nicht nur das Stadtparlament, sondern auch des Bürgermeisters Ordnungsbehörde passieren würde. Doch auch da hegen sie Zweifel. Denn mehrfach habe Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) in seiner Funktion als Chef der örtlichen Ordnungsbehörde im Stadtparlament mehrheitlich beschlossene Anträge zur Temporeduzierung "mit Paragraphenreiterei abgeblockt".
Auch das jetzt von der CDU gewollte zweite Meßgerät löste verwundertes Augenreiben bei den Grünen aus. Noch gut haben sie die Worte der Christdemokraten im Ohr, "die Grünen wollen den totalen Überwachungsstaat", als sie wiederholt ihren Wunsch nach einem zweiten Gerät formulierten.
Die Ökos halten den Antrag nur dann für tauglich, wenn gleichzeitig ein bis zwei Personalstellen zur Bedienung des Meßgerätes gefordert werden. Das jetzige Meßgerät habe aus Personalmangel bisher nur 50 Mal in diesem Jahr eingesetzt werden können. dok
Durch ein technisches Versehen ist am gestrigen Montag noch einmal die Oper "Nixon in China" im Veranstaltungskalender als Termin in der Oper erschienen, obgleich das Gastspiel längst zu Ende gegangen war. Wir bitten unsere Leser um Entschuldigung.
HOFHEIM. Nach Ansicht der Hofheimer CDU muß Schluß damit sein, daß die Stadt Frankfurt ihre ungelösten Drogenprobleme in die Kreisstadt abschiebe. Wegen der "Frankfurter Verdrängungspolitik" sei eine "verstärkte Zunahme des Drogenhandels im Bereich des Busbahnhofes" zu beobachten, konstatierten die Christdemokraten gestern. Hofheim würden damit unlösbare Probleme aufgehalst. SPD und GOHL kommentierten die Vorwürfe dagegen als "Wahlkampftheater". Die CDU wolle vom "Versagen des Hofheimer Magistrats" in dieser Frage ablenken. Die Sozialdemokraten plädieren für eine Arbeitsgruppe aus Vertretern Frankfurts und des Umlands, um sich "sachlich" über die Probleme zu verständigen.
Wie berichtet, läßt die Frankfurter Polizei die Drogenszene seit Wochen nicht mehr zur Ruhe kommen. Dadurch werden Süchtige und Dealer ins Umland vertrieben - eben auch nach Hofheim, wo nach Polizeierkenntnissen der Drogenhandel zunimmt und die Szene wächst.
Nach CDU-Meinung wird in der Adolf- Mohr-Anlage bereits "täglich" gedealt. Über die S-Bahn schnell für Händler und Süchtige erreichbar, drohe Hofheim zur "Ruhezone für ungehinderten Drogenhandel" zu werden, "ohne daß polizeiliche Maßnahmen ergriffen werden".
Monieren die Christdemokraten einerseits fehlende Polizeieinsätze, reiben sie dagegen den Frankfurter Ordnungshütern ihr "repressives Vorgehen" unter die Nase. Abhängige seien "kranke Menschen", denen mit psychosozialer Betreuung, ausgeweitetem Methadonprogramm und ausreichend Therapieplätzen geholfen werden müsse. Zugleich heißt es, in Hofheim fehle es an Geld, Fachkräften und Betreuungsangeboten, um den Süchtigen zu helfen.
"Durchsichtiges Wahlkampfmanöver": erste Reaktion von SPD-Fraktionschefschef Wolfgang Winkler auf das CDU- Schreiben. Tatsächlich solle das Versagen des Hofheimer Magistrats übertüncht werden. "Im 92er Haushalt stehen etwa 50 000 Mark zusätzlich für die Drogenarbeit bereit. Bis heute hat sich meines Wissens nichts getan."
Geradezu "aberwitzig" sei es, wenn die CDU das Vorgehen der Frankfurter Polizei ablehne, in Hofheim aber mehr Präsenz der Schutzmänner fordere: "Sollen die die Szene weiterscheuchen?"
Nach Winklers Worten bringt es nichts, wenn sich Frankfurt über Süchtige aus dem Umland beklagt und die Taunusstädte den Spieß nun einfach umdrehen: "Es geht nicht um vordergründige Kritik. Wir brauchen bessere Prävention, mehr Hilfe für Süchtige, ein härteres Vorgehen gegen Händler." Frankfurt und die Umlandgemeinden sollten eine Arbeitsgruppe gründen und über diese Themen miteinander reden.
Auch Brigitte Friedrich von der Grünen Offenen Hofheimer Liste (GOHL) hält nichts vom "Verlagern der Probleme". Es gehe nicht darum, ob die Drogenabhängigen in Hofheim oder in Frankfurt sind: "Es geht darum, die Ursachen anzupacken." dis
Im Etappenziel Koblenz verbreiteten die Telekom-Manager die frohe Botschaft, daß die einzige deutsche Profi-Mannschaft bei dieser Tour de France auch im kommenden Jahr über die Straßen rollt. Allein die Tatsache, daß das Team einen Startplatz für die Tour bekam, bewegt den Sponsor, auf dem Rad zu bleiben. Teamleiter Walter Godefroot ist schon beauftragt, das Team neu zu formieren und schlagkräftiger zu machen.
In Koblenz wurden die Rennfahrer von der Telekom-Direktion zum großen Empfang gebeten, und im Mittelpunkt stand keiner der vermeintlichen Asse wie Marc Madiot, Etienne de Wilde, Andreas Kappes oder Uwe Ampler, sondern Jens Heppner. Er war mit einem imponierenden und erfolgreichen Schlußangriff kurz vor Koblenz dem Feld davon- und zu seinem schon vorher attackierenden Geraer Landsmann Olaf Ludwig hingefahren und war auf den zweiten Platz der Gesamtwertung gehüpft. Das war zuletzt vor fünf Jahren Dietrich Thurau gelungen, der damals noch einmal einen Versuch unternahm, wie zehn Jahre vorher 1977, ins Gelbe Trikot zu schlüpfen. So vermessen ist Heppner nicht. Er selbst glaubte am Abend, daß es Episode sei.
Andererseits ist das Selbstbewußtsein des eher stillen und zurückhaltenden jungen Mannes, der Junioren- Weltmeister im Vierer, Sieger der Hessenrundfahrt 1987, Vierter der Amateur-Weltmeisterschaft 1990 war und dazwischen ein Jahr wegen Herzrhythmusstörungen aussetzen mußte, gewaltig gestiegen.
"Für so was klinke ich nicht mehr die Pedale ein", meinte er scherzhaft zu seinem bisherigen Gehalt als Radprofi und durfte sich diebisch freuen: "Es ist erstaunlich, was sich auf einmal für mich für Türen öffnen". Heppner ist aufgefallen.
Im Vorjahr fuhr er mit Olaf Ludwig zusammen beim Topteam Panasonic und hatte dort nicht genug Renneinsätze. Mit dem fünf Jahre älteren Ludwig verbindet ihn trotz gemeinsamer Geraer Heimat weniger als mit dem gleichaltrigen Leipziger Uwe Ampler, den er bisher bedingungslos zu unterstützen trachtete. Aber im Team Telekom fängt man an, ein wenig umzudenken. Teamleiter Walter Godefroot: "Jens hat die gleichen Freiheiten wie Uwe."
Zumindest an diesem Tag, da die Tour einen kurzen Ausflug nach Deutschland unternommen hatte, war Jens Heppner der deutsche Star. Aber es ist durchaus möglich, daß er es auch noch eine Weile bleibt.
HELMER BOELSEN
UWE BASTIAN, Ostberliner Bürgerrechtler, hat Strafanzeige gegen den letzten DDR-Innenminister, Peter-Michael Diestel (CDU), gestellt. Diestel habe "wichtige Unterlagen und Dokumente aus den Beständen des ehemaligen MfS (Ministerium für Staatssicherheit, die Red.) beiseite geschafft, um die Stasi- und SED- Kriminalität zu verdunkeln und Beweismaterial zu vernichten". Außerdem wirft Bastian dem brandenburgischen CDU-Politiker "Veruntreuung" vor. Diestel habe "Grundstücke und Vermögenswerte aus dem Staatsbesitz der ehemaligen DDR an Staatsangestellte und Würdenträger des untergegangenen Staates" veräußert. Dies, so Bastian, sei "zu Ungunsten des öffentlichen Eigentums und der rechtmäßigen öffentlichen Ansprüche" geschehen. Gegen den früheren DDR-Innenminister läuft bereits eine Klage der Bundesregierung beim Kreisgericht in Königs Wusterhausen. Diestel sei beim Erwerb seines Hauses in Zeuthen kurz nach der Währungsunion "Käufer und Verkäufer" zugleich gewesen. (Vbn)
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Engel- Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7-9, Tel. 2 22 27; und Kapersburg-Apotheke, Köppern, Köpperner Str. 87, Tel. 0 61 75/6 36.
Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Stierstadt, Taunusstraße 24 a, Tel. 7 38 07.
Usinger-Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13, Tel. 0 60 81 / 6 67 42 und 1 55 33.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstraße 9, Tel. 0 61 74 / 48 18 und 2 18 96.
Auf einen Blick
Seite II Mit dem "FR-mobil" im kleinsten Ort des Wetteraukreises: 205 Dudenroder feierten Seite III In Rosbach wird das Trinkwasser knapp; Bürgermeister Medebach mahnt zur Sparsamkeit Seite IV Lokalsport: Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim wagt sich zum ersten Test in der CSFR auf das Eis
EGELSBACH. Idealist/in muß schon sein, wer erwägt, in Sonnenkollektoren zu investieren. Auf einer Tafel der Ausstellung über Solarenergie im Egelsbacher Rathaus wird die Rechnung für einen gedachten Vierpersonenhaushalt mit Ölheizung aufgemacht: Angenommen wird ein täglicher Warmwasserbedarf von 180 Litern, was bei einer Durchschnittswassertemperatur von 50 Grad Celsius einen Bedarf an Nutzungsenergie von acht Kilowattstunden bedeutet. 10 000 Mark kostet eine Anlage mit sechs Quadratmetern Flachkollektoren, Pumpen, Rohrleitungen, Isolierungen, der Regelungs- und Sicherheitstechnik und einem 300-Liter-Warmwasserspeicher einschließlich Montage und Mehrwertsteuer. Bis zu 3000 Mark schießt das Land Hessen hinzu.
Das heißt, die gedachte Familie müßte 7000 Mark auf den Tisch legen. Den Kosten stehen nur gesparte 250 Liter Heizöl pro gegenüber. Bei einem angenommenen Preis von 60 Pfennig pro Liter sind das in einem Jahr 150 Mark für die Spardose.
Der Umwelt erspart die Familie allerdings 0,7 Kilogramm Schwefeldioxid, ein halbes Kilo Stickoxid, 20 Gramm Staub, und stolze 650 Kilogramm Kohlendioxid. fra
HOFHEIM. Sie hat schon Tradition, die Fahrt des Kunstvereins Hofheim zur Documenta in Kassel. Bei der neunten Auflage des Kultur-Spektakels zeigen 186 Künstler aus 39 Ländern ihre Werke.
Wer sich die unter Anleitung ansehen will, hat dazu am Samstag, 15. August, Gelegenheit. Los geht's um 7.30 Uhr am Kellereiplatz, die Rückkehr ist für 19 Uhr geplant. Die Fahrtkosten betragen 55 Mark inklusive Eintritt und Führungen. Anmeldungen sind bis 28. Juli unter Tel. 27486, 7358 oder 39732 möglich.
Wer sich auf die Ausstellung einstimmen möchte (oder nicht mitfahren kann), sollte sich am Mittwoch, 12. August, Zeit nehmen. Ingrid Stein wird ab 20 Uhr einen Diavortrag über die Documenta im Kleinen Kulturzentrum halten. Sie will mit Worten und Bildern Lust auf die Schau in Kassel machen. pms
Die hessischen Meisterschaften der Schützen mit dem Olympischen Schnellfeuergewehr gerieten beinahe vollständig zu einer Vereinsmeisterschaft der Schützengesellschaft Tell Dietzenbach. In dieser Disziplin ist die Dominanz der Dietzenbacher Schützen schon beinahe unheimlich. Die ersten fünf Ränge der "Hessischen" gingen durchweg an Tell-Schützen. Rene Osthold siegte mit 590 Ringen vor seinen Vereinskollegen Henning Draheim (585), Uwe Eckhart (580), Dedlef Glenz und Christoph Burbach (beide 576). Im Mannschaftswettbewerb siegte das Tell-Team I (Osthold, Draheim, Eckhart) vor Tell II (Glenz, Burbach und Rüdiger Wastl, 567 Ringe). Daß die Vorherrschaft der Dietzenbacher auch in Zukunft anhalten wird, darauf lassen die Resultate der Junioren schließen. Auch hier belegten die beiden Dietzenbacher Teams die vorderen Plätze. Michael Romano (581), Scott Giechen (577), Michael Biemer (569), Toben Weber (547), Jörg Heinrich (530) und Zsolt Lendjel (527) ließen der Konkurrenz keine Chance. Michael Romano qualifizierte sich mit dieser tollen Leistung für die Junioren-Europameisterschaft in Suhl.
Die beiden Mannschaften der Schützenklasse haben sich mit ihren Resultaten die Fahrkarte zur deutschen Meisterschaft nach München gesichert. Wie die Aussichten dort stehen belegt ein kleines Zahlenspiel: Die Dietzenbacher schossen bei den "Hessischen" bereits 50 Ringe mehr als der letztjährige deutsche Meister. Nicht nur mit der Schnellfeuerpistole, auch mit dem Gewehr können die Dietzenbacher Schützen umgehen. Von den Hessenmeisterschaften der Gewehrschützen kehrten die Dietzenbacher mit zahlreichen Medaillen zurück. Eine überragende Leistung bot Patrick Szymkowiak. Er sicherte sich den Titel gemeinsam mit Oliver Stephan und Jens Rößner in der Junioren-Mannschaft in der Gesamtwertung und mit dem Standardgewehr sowie den Sieg in der Einzelwertung im Liegendschießen. In der Jugendklasse wurde er mit dem Standardgewehr Zweiter und in der Juniorenklasse als Jugendlicher Dritter. Das Junioren-Team hat sich mit dieser Leistung für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. Nicht ganz so glücklich verlief der Wettkampf in der Schützenklasse für die Tell-Schützen. Dort verfehlten Neal Talmadge, Oliver Stephan und Jens Rößner mit 3257 Ringen um sechs Ringe die Bronzemedaille. Dennoch durften die Tell-Schützen mit dem Gesamtergebnis überaus zufrieden sein.
Zur Halbzeit der Punktrunde in der Landesklasse der Standardgewehrschützen dürfen auch die Vertreter von Gamsbock Rollwald sehr zufrieden sein. Sie gehen mit 8:2-Punkten und 11 033 Ringen als Tabellenführer in die Halbzeitpause. Das Team mit Susanne Grenz, Leonie Krämer, Frank Grode, Lars Krümer und der olympia- und weltmeisterschaftserprobten Carmen Giese hat somit die Erwartungen bislang übertroffen. Frank Grode tat sich dabei mit dem herausragenden Ergebnis von 571 Ringen über 60 Schuß liegend, stehend und knieend besonders hervor. Die Titelentscheidung wird in der zweiten Halbserie wohl zwischen Rollwald und dem SV Kriftel fallen, der ebenfalls 8:2 Zähler verbucht. jbp
BAD NAUHEIM. Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) lehnt nicht grundsätzlich die Bücherei im Marktplatz-Neubau ab, wie die FR in ihrer Überschrift am 10. Juli berichtet hatte. Die politischen Gremien müßten jedoch entscheiden, wo sie im Hinblick auf die jährlichen Mietkosten zwischen 100 000 und 300 000 Mark Prioritäten setzen wollten. str
Der dritte Platz, den die Bezirksliga- Handballer der SG Dietzenbach bei einem gut besetzten Turnier in Obernburg erzielte, stellte nicht die einzige Überraschung an diesem Handball-Wochenende dar. Bereits bei ihrer Ankunft in Obernburg wurden die Dietzenbacher überrascht, denn aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse verlegte der Veranstalter das Geschehen kurzerhand vom Feld in die Halle.
Dort trafen die Dietzenbacher zunächst auf Regionalligist TV Bürstadt und sorgten mit einem 7:6 für die erste Überraschung. Auch ein zweimaliger Rückstand vermochte das SG-Team nicht aus der Bahn zu werfen, für die Schabel (3), Holzmann (2), Krause (1) und Thomas Lehr zum Zuge kamen. Im folgenden Spiel gegen den TV Obernburg II sicherten sich die Dietzenbacher mit einer guten Abwehrleistung ein 4:3 durch die Treffer von Holzmann (2), Schabel und Geo Lehr.
Bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen die SG Schlüchtern war den Dietzenbachern der Einzug in das Halbfinale sicher. So wog es nicht schwer, daß diese Partie mit 6:8 verloren ging. Die Treffer erzielten Schabel (2), Hanft (2), Nagel und Holzmann. Das Halbfinale bescherte dem SG-Team die Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt, die in der Oberliga spielt, zum Gegner. Mit den Großwallstädtern zog das glücklichere Team ins Finale ein, denn beim Spielstand von 4:4 vergaben die Dietzenbacher in der Schlußphase mehrere gute Gelegenheiten. Sekunden vor dem Abpfiff mußten sie das 4:5 hinnehmen, die Treffer von Geo Lehr (2), Schabel und Nagel hatten nicht genügt.
Im Spiel um Rang drei gelang es den SG-Spielern, sich nochmals zu steigern und an der SG Schlüchtern für die Gruppenspiel-Niederlage Revanche zu nehmen. Über ein 4:2 zur Pause kamen sie durch Treffer von Schabel (2), Albert, Nagel, Thomas und Geo Lehr. Um so höher ist dieser dritte Rang zu bewerten, da mit den Torhütern Steinheimer und Schaar, Linksaußen Wintterlin und Rückraumschütze Mertens-Koch vier Stützen der Mannschaft fehlten. Die guten Leistungen gilt es nun als Motivation für die Saisonvorbereitung zu nutzen, die in den kommenden Tagen intensiviert werden soll. Am 1. August erwarten die Dietzenbacher die TG Ober-Roden zum ersten Testspiel und wollen sich dann in noch besserer Verfassung präsentieren. jbp
Auf einen Blick
BONN, 13. Juli (AP). Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hat vor "schwarzen Schafen im Adreßbuchwesen" gewarnt, die für Anzeigen in Büchern kassieren, die letztlich gar nicht oder in Kleinauflagen erscheinen. Fast zwei Millionen Mark würden durch solch einen Schwindel erlöst, teilte der DIHT am Montag in Bonn mit.
Dem stünden Kosten von nur 150 000 bis 200 000 Mark gegenüber. Der DIHT empfahl den Betrieben, sich vor Anzeigenaufgabe mit der Kammer am Ort in Verbindung zu setzen. Besonders häufig seien junge Unternehmen in den neuen Bundesländern die Opfer, erklärte der DIHT nach einer Analyse der Beschwerden, die bei ihm von der geschädigten Wirtschaft eingegangen sind.
PROF. DR. REINHARD ZULAUF ist im laufenden Sommersemester seinem Ruf an die FH Gießen-Friedberg gefolgt. Als Professor des Fachbereichs Wirtschaftsingenieurwesen und Produktionstechnik hat er sich auf die Fachgebiete Konstruktionslehre, Maschinenteile und Computer Aided Design (CAD) konzentriert. Er selbst studierte in Stuttgart und Bochum Maschinenbau. Nach einigen Jahren in der Praxis war er zuletzt als geschäftsführender Gesellschafter in einer Ingenieurgesellschaft tätig. Konstruktionstechnik war das Thema seiner Dissertationsarbeit.
Firmen-Telegramm
Entlassungen bei McDonnell Der US-Flugzeugbauer McDonnell Douglas will bei seiner Tochter Douglas Aircraft bis zum Jahresende weitere 4000 bis 5000 Leute entlassen. Der für Verkehrsflugzeuge zuständige Ableger beschäftigt derzeit 36 000 Arbeitnehmer, nachdem es Anfang 1990 noch 52 000 waren. Der neue Personalabbau wird unter anderem mit den hohen Verlusten der Airlines begründet, die zu einem drastischen Rückgang der Aufträge geführt hätten. Erst kürzlich hatte Douglas Aircraft die Schließung eines Werks in Kalifornien angekündigt, was den Abbau weiterer 2000 Stellen bedeutet. Loewe Opta beschließt Kurzarbeit In der Produktion von Telekommunikationsgeräten will das Kronacher Elektronikunternehmen Loewe Opta teilweise kurzarbeiten lassen. Betroffen sind vom 20. Juli an etwa 90 Beschäftigte. Die Firma verweist auf die anhaltende Nachfrageschwäche insbesondere im ausländischen Projekt- und Großkundengeschäft. BTR kauft Pirelli-Sparten Die britische BTR will vom italienischen Pirelli-Konzern mehrere Unternehmensteile (unter anderem Stoßdämpfer und Industriekautschuk) in Großbritannien, Deutschland und Spanien übernehmen. Betroffen sind mit Verlust arbeitende Sparten mit rund 850 Millionen Mark Umsatz und 4600 Beschäftigten.
BHF sieht kein großes Kanada-Problem Von den auf umgerechnet mindestens eine Milliarde Mark geschätzten Schulden der unter Konkursverwaltung gestellten kanadischen Immobilienfirma Castor Holdings (siehe gestrige FR) betreffen die BHF-Bank nach deren Angaben nur rund fünf Prozent. Das Institut betont, daß seine Forderungen zudem überwiegend besichert seien. Gildemeister weiter in roten Zahlen Wegen der Schwäche des Werkzeugmaschinenmarktes rechnet Gildemeister auch 1992 mit einem deutlichen Verlust. Der Konzern, dessen Umsatz im ersten Halbjahr um zwölf Prozent auf 234 Millionen Mark sank, will bis zum Jahresende die Belegschaft um weitere 500 auf etwa 3000 Leute abbauen. Die Montage in Hannover soll aufgegeben werden. Straßburg kritisiert Werften-Hilfe Das Europa-Parlament hält die von der EG gebilligten Hilfen für die ostdeutschen Werften für zu großzügig. Nach Ansicht der Straßburger Abgeordneten müßten die Schiffbaukapazitäten in Mecklenburg-Vorpommern bis 1995 um 55 statt um 40 Prozent abgebaut werden. Während Brüssel für Altverträge der OstWerften (vor Mitte 1990) bis Ende 1993 Beihilfen bis 36 Prozent gestatten will, fordert das Parlament maximal 27 Prozent in diesem und 18 im nächsten Jahr.
HANAU. Ausgestattet mit dem Parkschein für "Very Important People" unterquert der Besucher zwei hoch aufgerichtete Kanonen. Der Empfang durch die todbringenden Stahlungetüme ruft bei weitem nicht mehr den beklemmenden Eindruck hervor wie noch im vergangenen Jahr, als die US-Amerikaner aus Angst vor möglichen terroristischen Anschlägen im Gefolge des Golf-Kriegs ihre Wachsamkeit im Lamboy für jedermann sichtbar demonstrierten.
"Lebe wohl, Hanau", radebrecht der Soldat am Mikrofon einige Minuten später. Die 42. Feldartillerie-Brigade ist zum letzten Mal angetreten, in der grünen Montur, bei der sich ein General nur durch die Gürtelschnalle vom einfachen GI unterschiedet, mit Fahnen und klingendem Spiel der Kapelle, zackigen Bewegungen der marschierenden Musiker und der bereitstehenden Truppe: Einer von etlichen Schlußappellen, die in den vergangenen Monaten in Militärmanier abgehalten wurden. Nach Gelnhausen leeren sich nun auch die Kasernen in Hanau.
Neben dem verwaisten François-Gelände packen jetzt die Bewohner der Hutier-Gebäude die Koffer. Drei der insgesamt sechs Bataillone sind bereits weg, darunter die Bedienungsmannschaften der ehemals so gefürchteten Atom-Kurzstreckenrakete Lance, die inzwischen eingemottet wurde. Die anderen fliegen in diesen Tagen nach Hause. Nur die Haubitzen-Mannschaften des 4. Bataillons müssen noch bis Oktober warten, ehe sie in die Staaten zurück dürfen.
Mit ihnen werden auch die meisten Mehrfachraketenwerfer vom Typ MLRS verschwunden sein. Sie verschießen unter anderem atomare Gefechtsfeldmunition.
Nur wenige werden zurückbleiben, den Standort sichern. Ganz aufgegeben werden soll er nicht. Dafür wurde zuviel investiert, etwa in die Panzerreparaturwerkstatt, berichtet der neue Pressesprecher der Militärgemeinde, Raino Scharck. So ganz sicher ist er sich dieser Information aber nicht. Beinahe täglich werden die Pläne über Abzug oder Nichtabzug über den Haufen geworfen: "Meistens erfahren auch wir das erst in der letzten Minute." Seit zwei Jahren ist Scharck bei der Army beschäftigt, war bis zu deren Auflösung bei den Einheiten in Gelnhausen tätig. Auch für ihn ist das große Zittern um den Job angebrochen.
Ganggenau wie ein Uhrwerk bewegen sich die Massen von Mensch über den Platz, die größten vorne, die kleinsten ganz hinten in den Reihen. Nur die Bosse haben Probleme mit dem Gleichschritt, als sie die Fahnen grüßen. Die sind ebenso wichtig wie Hymnen und hehre Worte. Da heißt es auch für eingefleischte Zivilisten aufstehen, wenn das Deutschlandlied und Amerikas "Star spangled Banner" erklingen und die Militärs bedeutungsvoll die Hand an den Kopf legen.
Auch ein deutscher Generalmajor hat sich herbemüht, um ein Fahnenband der Bundesrepublik Deutschland im Auftrag des Verteidigungsministers zu überreichen. Herbert Göttelmann zählt die Greueltaten des Leninismus-Stalinismus auf, dankt dafür, daß die US- Streitkräfte zunächst die Demokratie brachten und danach in 45 Jahren des Kalten Krieges Frieden und Freiheit gegen die Bedrohung aus dem Osten gesichert hätten. "Zusammen lernten wir die Lektionen der Geschichte", rühmt er pathetisch und versichert: "Wir werden Sie vermissen" und wünscht - ganz amerikanisch: "God bless you all!"
Der Kommandeur der scheidenden Truppe gibt artig zurück, wie gut doch das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern gewachsen sei. Daß sie ziemlich nebeneinander her lebten, die GIs oft nur ungern gesehene Gäste waren, gehört wohl nicht in den Rahmen einer solchen Feier. Immerhin, die deutsche Gastronomie muß den Kommandanten beeindruckt haben. Erwähnt er doch ausdrücklich "Jägösnitzel" und "Pils", das es jetzt mit den einheimischen Genüssen zu vertauschen gelte.
Für diejenigen, die den Kopf hinhalten müssen, wenn die Politiker versagen, gibt es als Zuckerl noch ein paar lobende Worte. Stolz könnten sie auf sich sein, auf ihre stete Bereitschaft und ihr hartes Training, stolz sei die Nation auf die besten Soldaten der Welt, mit Stolz dürften sie auf die Erfüllung ihrer großen Aufgabe zurückblikken.
Dann ist es soweit: Die Fahne der Brigade "Wheel Horse" wird eingerollt und für die Reise über den großen Teich verpackt.
Der Abschied ist wie die Erfolge bei den Abrüstungsverhandlungen zur Routine geworden, die Ehrentribüne nur mäßig besetzt. Die Lokalprominenz weilt im Urlaub oder hat Besseres zu tun. Nur die zwölf krachenden Böllerschüsse rütteln das Lamboyviertel kurzzeitig auf. Noch einmal heißt es aufstehen zum Auszugsmarsch. Und das war's dann, zunächst einmal. Die nächste Abschiedszeremonie ist wohl nur eine Frage der Zeit.
WETTERAUKREIS. Das "FR-mobil", seit Sonntag auf Tour, macht am heutigen Dienstag Station in Ober-Mörlen. Dort geht es uns, natürlich, um die heikle Situation im Straßenverkehr. Der FR-Redaktion liegt daran, Ihre Meinung zur geplanten Umgehungsstraße B 275 a zu erfahren. FR-Redakteur Reiner Strack besucht Einwohner, die besonders unter Lärm, Schmutz und Unfallgefahr leiden. Zwischen 15 und 17 Uhr ist er in Ober- Mörlen unterwegs, um Bürgerinnen und Bürger zu befragen. Zwischen 16.30 und 17 Uhr treffen Sie ihn mit Sicherheit vor dem Rathaus bei unserem "FR-mobil". Besuchen Sie ihn dort, sagen Sie ihm Ihre Meinung zum Thema Straßenverkehr. Natürlich hört er sich auch Ihre Sorgen und Anregungen zu anderen örtlichen Themen an.
Seinen Bericht veröffentlichen wir in unserer Ausgabe am Donnerstag. Er wird ergänzt durch ein Interview, das er und sein Kollege Bruno Rieb in der vorigen Woche mit Experten geführt haben. In unserer Redaktion stritten Erika Schäfer (SPD), Bürgermeisterin von Ober-Mörlen, Peter Keller (SPD), hauptamtlicher Stadtrat von Bad Nauheim, Walter Baar, Sprecher der Bürgerinitiative für eine Umgehungsstraße, Professor Wilfried Hausmann, Vorsitzender der Naturschutzgruppe Bad Nauheim und Ernst Kronich, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes Gießen.
Unsere Reihe "FR-mobil" startete am Wochenende mit einem Besuch des "Sommernachtsfests" der Freiwilligen Feuerwehr Dudenrod. Wir wollten wissen, wie es sich in dem kleinen Dorf lebt, das heute zur Stadt Büdingen gehört. Der 205 Einwohner zählende Ort verfügt weder über ein Gasthaus noch über einen Tante-Emma-Laden, eine Schule oder eine Kirche. Lesen Sie unsere Berichte bitte auf Seite II. sal
Die belgische Mitte-Links-Regierung unter Führung des Christdemokraten Jean-Luc Dehaene bleibt im Amt, obwohl der "Dialog von Gemeinschaft zu Gemeinschaft" gescheitert ist. Die direkten Verhandlungen zwischen Flamen und Wallonen - mit Beteiligung von sieben Parteien der Regierung und der Opposition - sollten die Voraussetzungen für eine Umwandlung Belgiens in einen Bundesstaat schaffen.
Bei der Bildung seines christdemokratisch-sozialistischen Kabinetts vor etwa fünf Monaten hatte Dehaene angekündigt, er werde die erforderlichen Konsequenzen ziehen, falls der flämisch-wallonische Dialog scheitern sollte. Man sprach damals von einem "Notkabinett", das sich die Aufgabe gestellt hatte, bis zu den Sommerferien die notwendigen Entscheidungen für die Reform des belgischen Staates zu treffen.
Heute sieht die Lage anders aus. Die Verhandlungen, die am 6. April begannen, sind am Wochenende zusammengebrochen. Die Regierungsparteien wollen jedoch nichts von einem Rücktritt wissen, denn sie befürchten, bei Neuwahlen wiederum eine Schlappe zu erleiden, wie dies schon am 24. November vorigen Jahres der Fall war, und nur die Rechtsextremisten erfolgreich sein würden.
Beim "Dialog von Gemeinschaft zu Gemeinschaft" ging es konkret um eine endgültige Regelung der finanziellen Beziehungen zwischen Wallonen und Flamen sowie um eine weitreichende Dezentralisierung nationaler Befugnisse zugunsten der beiden Regionalregierungen. Gleichzeitig wurde versucht, die für eine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit im Parlament zu finden. Die derzeitige Regierung verfügt nur über eine einfache Mehrheit. Die Formel des direkten "Dialogs von Gemeinschaft zu Gemeinschaft" wurde erfunden, um die Staatsreform den politischen Parteien zu überantworten und zu vermeiden, daß die neue Regierung Dehaene wieder mit dem flämisch-wallonischen Konflikt konfrontiert würde.
Die breit angelegten Beratungen zwischen den wichtigsten politischen Parteien auf beiden Seiten der Sprachengrenze stellten einen Versuch dar, der schon seit 30 Jahren andauernden belgischen Staatsreform einen definitiven Charakter zu verleihen. Nach drei Monaten sind nun die Verhandlungen mißglückt, weil sich die flämisch-wallonischen Gegensätze nicht überbrücken ließen und die verschiedenartigen Interessen beider Bevölkerungsgruppen vorherrschend waren. Die Parteien konnten keine Einigung erzielen über die Zusammensetzung der Regionalparlamente und die politischen Rechte der Französisch- Sprachigen in den flämischen Randgemeinden um Brüssel. Auch war man sich nicht einig über die endgültige Sprachengrenze.
Allerdings konnte in Einzelfragen Übereinstimmung erzielt werden. Dies gilt zum Beispiel für die Zuerkennung größerer Autonomie der Regionalregierungen Flanderns und Walloniens bei der Steuereinziehung. Dies ist vor allem für Wallonien von Bedeutung. Die wallonischen Parteien fordern schon lange, daß ein Teil der Hörfunk- und Fernsehgebühren den Regionalregierungen zur Verfügung gestellt werden soll. Wallonien benötigt diese Gelder für die Finanzierung des französisch-sprachigen Unterrichts. Auf der anderen Seite klagt man in Flandern immer wieder, daß große Summen Geldes aus den Taschen der flämischen Steuerzahler nach Wallonien fließen, um dort den überwiegenden Teil der Kranken- und Invaliditätsversicherung zu finanzieren.
Nachdem nun der Dialog als solcher gescheitert ist, bleibt zunächst alles beim alten. Optimisten weisen darauf hin, daß die Parteien ohne Krach auseinandergegangen sind und keine Brücken gesprengt wurden. Daher könnten nach den Sommerferien die Verhandlungen vielleicht fortgesetzt werden. Die Pessimisten meinen dagegen, der gescheiterte Dialog liefere den Beweis dafür, daß nur eine sehr weitreichend durchgeführte Föderalisierung des belgischen Staates oder gar eine Teilung einen Ausweg zu bieten vermag.
HERMANN BLEICH (Den Haag)
Freigericht-Meisterschaften
Nach drei Tagen
SV Bernbach, und was sonst? Die Haas-Schützlinge dominieren wie gewohnt die Fußball-Meisterschaften der Gemeinde Freigericht, die in diesem Jahr vom SV 1912 Altenmittlau ausgerichtet werden, nach Belieben. Nach den ersten drei Spieltagen führt der Landesligist die Tabelle souverän mit 6:0 Punkten und 9:2 Toren vor dem Gastgeber SV Altenmittlau und dem FC Germ. Horbach (je 2:2), die am heutigen Dienstagabend (19.30 Uhr) die Veranstaltung fortsetzen, an.
Ohne Zähler rangieren der wiederum stark enttäuschende SV Somborn (3:9 Altenmittlau) sowie Doppel-Verlierer SV Neuses (0:4 Punkte) am Ende des Fünfer-Feldes. An den ersten drei Tagen wurden zirka 1300 Zuschauer (500 bedeuteten zur Eröffnung Tagesrekord) registriert. Der SV Bernbach steht praktisch bereits vorzeitig als Meister fest, will jedoch traditionell am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen den SV Somborn mit dem vierten Sieg im vierten Spiel das Turnier mit weißer Weste beschließen. Um den Vorjahreswert (18:3 Tore aus vier Spielen) zu wiederholen, bedarf es demnach eines 9:1-Erfolges. Repp, Bangert und Co. wollen entsprechend auf Torejagd gehen . . . jbp
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Max- und-Moritz-Apotheke, Bad Homburg, Urseler Straße 26, Tel. 30 31 30; Park-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 128, Tel. 4 49 58, 15 bis 18.30 Uhr.
Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Straße 1c, Tel. 5 47 00.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Straße 2, Tel. 0 60 81/4 28 68; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21, Tel. 0 60 85/30 33.
Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28, Tel. 0 61 73/51 19.
vs DÜSSELDORF, 13. Juli. Die nordrhein-westfälische FDP lehnt Pläne ab, vom Bundestag oder von den Landtagen eingesetzte Kommissionen über die Diäten der Abgeordneten in Bund und Ländern entscheiden zu lassen. Dies müßten die Parlamente selbst tun, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Hagen Tschoeltsch, am Montag in Düsseldorf. Er warnte die Abgeordneten davor, sich in dieser Frage "hinter anonymen Kommissionen zu verstecken".
Die Parlamentarier brauchten auch nach den öffentlichen Diskussionen der vergangenen Wochen über ihre Bezüge "nicht in Sack und Asche zu gehen", sondern könnten für die Angemessenheit ihrer Diäten öffentlich geradestehen, sagte der FDP-Sprecher. Tschoeltsch rügte in diesem Zusammenhang SPD und CDU im Düsseldorfer Landtag, die hinter dem Rücken und ohne Beteiligung von FDP und Grünen beschlossen hatten, eine Kommission zu bilden, die die Höhe der künftigen Diäten festlegen soll.
Es sei mit dem Verfassungsrecht nicht vereinbar, nicht das Parlament als Gesetzgeber, sondern eine Kommission über die Höhe der Abgeordnetendiäten entscheiden zu lassen, kritisierte Tschoeltsch. Anstatt die Höhe der Diäten in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen, sollten SPD und CDU in Nordrhein-Westfalen lieber den Vorschlag der FDP aufgreifen, den Landtag radikal zu verkleinern. Der Düsseldorfer Land- tag soll - auf dem Papier - 201 Abgeordnete haben, ist durch Überhangmandate inzwischen aber auf 237 Abgeordnete angewachsen. Nach Auffassung des FDP-Fraktionsvorsitzenden Achim Rohde würden 101 Abgeordnete ausreichen.
Die FDP beschuldigte am Montag SPD und CDU, sich in einem schwarz-roten Schulterschluß Überlegungen zu einer Verkleinerung des Parlaments zu verweigern und mit großer "Hartleibig- keit Parteipfründe zu verteidigen". Wer das Parteiwohl dem Allgemeinwohl vorziehe, brauche sich wegen der Dis- kussion über Politik und Parteien nicht zu wundern, sagte Tschoeltsch.
(Siehe Seite 3)
OBERTSHAUSEN. Beim Aufprall eines Motorrades gegen eine Hausmauer erlitten in der Nacht zum Montag der 28jährige Fahrer und sein Sozius schwere Verletzungen. Nach Angaben der Polizei war das Fahrzeug - wahrscheinlich wegen zu hoher Geschwindigkeit - in Hausen von der Landesstraße 3064 abgekommen.
Der Fahrer entfernte sich von der Unfallstelle, brach aber rund 400 Meter entfernt zusammen. Da er möglicherweise angetrunken war, wurde ihm eine Blutprobe entnommen. Einen Führerschein fanden die Beamten nicht bei ihm. hf
FREIGERICHT. Beschwerden von Nachbarn der Horbacher Gaststätte "Zur Tanne" haben offenbar die Unterbringung von weiteren Asylbewerbern im Freigerichter Ortsteil verhindert: Nach massiven Einsprüchen der Anwohner beabsichtigt die Eigentümerin des Hauses, ihr Angebot an die Kreisverwaltung, Flüchtlinge und Asylbewerber in der Gaststätte aufzunehmen, zurückzuziehen.
Entsprechende Informationen "sind mir am Freitag zugetragen worden", sagte Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) am Montag auf Anfrage der FR. Bislang ist aber weder bei der Kreisverwaltung noch bei der Kommune eine offizielle Rücknahme des Angebotes eingegangen. "Das ist noch nicht erfolgt", bestätigte Kreispressesprecher Alexander Lewitzki gestern.
Zur Zeit sind nach Angaben von Bürgermeister Manfred W. Franz 24 Flüchtlinge in Horbach untergebracht: Zehn Menschen haben Unterkunft im alten Forsthaus gefunden, weitere 14 Personen sind seit kurzem in einem Privathaus untergebracht. Darüber hinaus weist der Kreis in der nächsten Woche der Gemeinde Freigericht weitere 15 Asylbewerber zu. Eine Familie mit fünf Personen will die Verwaltung in gemeindlichen Räumen in Altenmittlau unterbringen, die übrigen zehn Flüchtlinge werden in einer privaten Unterkunft in Somborn eine befristete Bleibe finden.
Vergangenen Mittwoch hatte die Gemeinde Nachricht von der Absicht der Kreisverwaltung erhalten, den Landgasthof mit Flüchtlingen zu belegen. Zu diesem Zweck hätte der Gasthof in eine Gemeinschaftsunterkunft umgewandelt werden müssen. Nur zwei Tage später informierte die Eigentümerin den Kreis über ihren Sinneswandel, das Angebot zurückziehen zu wollen. Als Grund habe die Frau das Bekanntwerden ihrer Pläne genannt, hieß es gestern in Hanau.
Einer entsprechenden Nutzungsänderung des Landgasthofes für die Unterbringung von Flüchtlingen hatte der Freigerichter Bürgermeister bereits indirekt in Aussicht gestellt, weil "angesichts der Problematik bei der Unterbringung von ausländischen Flüchtlingen und Asylbewerben weder der Kreis ein solches Angebot ausschlagen kann und wird und auch die Gemeinde ihrer Verpflichtung zur Unterbringung des vom Kreis errechneten Kontingents nachkommen muß". Den Bemühungen der Gemeinde komme es entgegen, wenn private Anbieter Quartiere für die Unterbringung von ausländischen Flüchtlingen anbieten und helfen würden, das geforderte Kontingent zu erfüllen.
Nach dem Rückzieher der Eigentümerin und der weiteren Zuweisung in der nächsten Woche "stehen wir jetzt mit dem Rücken an der Wand", sagt Bürgermeister Manfred W. Franz. "Wir haben nichts mehr anzubieten." Nach der Sommerpause will Franz das Flüchtlingsproblem in den parlamentarischen Gremien erörtet wissen. Dabei geht es um die Absicht, möglicherweise Container auf den Festplätzen der Ortsteile für die Unterbringung der Menschen aufzustellen.
"Wenn das die Ortsbeiräte ablehnen, bitte ich um Alternativvorschläge." Sollten die Parlamentarier über die Form der Unterbringung übereinkommen, will der Verwaltungschef zunächst einmal jene Ortsteile entlasten, die in der Vergangenheit bereits Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen haben. schu
NIED. Drei Männer haben in der Nacht zum Sonntag einen 39 Jahre alten Besucher des Höchster Schloßfestes an der Wörthspitze in Nied niedergeschlagen, beraubt und in den Main geworfen. Laut Polizei fand ein Angler den Mann morgens erschöpft am Ufer liegend.
Der 39jährige Elektromonteur aus Bispingen hatte am Vorabend an einer Imbißstube in der Zuckschwerdtstraße drei Männer kennengelernt. Im Gespräch "entdeckte" man, daß es einen gemeinsamen Freund geben müsse; und der, so sagten die drei, halte sich gerade am Nieder Mainufer auf. Dort angekommen schlugen sie 39jährigen aber nieder, stahlen ihm die Geldbörse mit 80 Mark, eine FVV-Dauerkarte und Schlüssel. Dann warfen sie ihr Opfer in den Fluß. leo
Zu unserem Bericht "Zug um Zug stirbt Alt-Bernem" (Stadtteil-Rundschau Ost vom 9. Juli) macht FR-Leser Rainer Krieg einige Anmerkungen. Diplom-Betriebswirt Krieg ist Mit-Bauherr in der Großen Spillingsgasse 42, um die es in dem Artikel ging.
Ihr Artikel erweckt den Eindruck, als wären hier unredliche Bauherren bzw. Architekten am Werk, die zu Lasten der Allgemeinheit einen Stadtteil zerstören. Dies gipfelt in der Zitierung des Stadtver-
KARLSRUHE, 13. Juli. Der deutsch- polnische Grenzvertrag, mit dem die Bundesrepublik Deutschland im November 1990 die Oder-Neiße-Linie als Grenze anerkannt hat, ist beim Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe auf keinerlei verfassungsrechtliche Bedenken gestoßen. Eine aus drei Richtern bestehende Kammer des Zweiten Senats hat elf Verfassungsbeschwerden einstimmig als unzulässig verworfen. Die Beschwerdeführer, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten stammen, hatten eine Verletzung ihrer Eigentumsrechte geltend gemacht. Dies wurde von den drei Verfassungsrichtern ebenso verneint wie ein Entschädigungsanspruch (AZ: 2 BvR 1613/91).
In der Begründung heißt es, die Beschwerdeführer hätten nicht darlegen können, durch den Grenzvertrag in ihren Grundrechten unmittelbar betroffen zu sein. Der Vertrag selbst enthalte keinerlei Regelungen bezüglich des Eigentums der aus den Ostgebieten vertriebenen oder geflohenen Deutschen, vielmehr bestätige der Vertrag nur "die jedenfalls faktisch seit langem zwischen Deutschland und Polen bestehende Grenze". Insbesondere sei mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag keine Anerkennung früherer polnischer Enteignungsmaßnahmen verbunden. Zu diesen "auf einer ganz anderen Ebene liegenden Fragen" enthalte der Grenzvertrag keine Regelungen. Schließlich würde auch nicht rückwirkend über die ehemaligen deutschen Ostgebiete verfügt, sondern die Vertragsparteien bestätigten die zwischen ihnen bestehende Grenze, "um dem vereinten Deutschland für jetzt und für die Zukunft" endgültige Grenzen zu geben.
Nach alledem habe sich die Position der Beschwerdeführer durch den Grenzvertrag nicht verschlechtert: "Ihnen ist all das geblieben, was sie zuvor hatten: ihrer Ansicht nach bestehende, von polnischer Seite aber nicht anerkannte und daher praktisch nicht durchsetzbare Rechtspositionen", heißt es in der Entscheidung. Das BVG habe in dem vorliegenden Verfahren die Vorgänge der Vertreibung und Aussiedlung nicht rechtlich zu bewerten. Maßnahmen polnischer Stellen könnten als Akte ausländischer öffentlicher Gewalt nicht an den Grundrechten des Grundgesetzes gemessen werden.
Zwei Beschwerdeführer hatten vorgebracht, die Bundesregierung hätte eine Entschädigungsregelung vorsehen müssen; auch das verneinten die drei Verfassungsrichter. Da es an einer dem deutschen Gesetzgeber zurechenbaren Enteignung fehle, habe er auch keinen Gesetzgebungsauftrag zur Entschädigung. Das fordere auch nicht das Sozialstaatsprinzip. Der Staat könne höchstens in ganz allgemeinem Sinne verpflichtet sein, Lasten aus einem von der Gesamtheit zu tragenden Schicksal auf die Gemeinschaft zu verteilen. "Dieser allgemeinen Pflicht ist der Gesetzgeber nachgekommen: Den Vertriebenen sind in der Bundesrepublik Deutschland in nicht unerheblichem Umfang finanzielle Mittel zwecks Lastenausgleichs zugeflossen." Ansprüche auf wertmäßigen Ersatz folgten aus dem Sozialstaatsprinzip nicht. Auch eine Pflicht der Bundesrepublik, in dem Grenzvertrag Polen zur Entschädigung zu verpflichten, wurde im Hinblick auf den Verhandlungsspielraum der Bundesrepublik verneint.
HANAU. Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen will die Stiftung der Evangelischen Marienkirchengemeinde in Hanau betreuen und Wohnraum für sie finden. Am 1. Juli hat Sozialarbeiter Diethelm Sannwald seine Arbeit in der Geschäftsstelle (Akademiestraße 4) aufgenommen. Lothar Hain, derzeit noch im Kinder- und Jugendheim des Kreises Offenbach tätig, beginnt im Oktober als Geschäftsführer. Sannwald war bisher in Frankfurt als Sozialarbeiter tätig. In Hanau arbeitet er von nun an als "Wohnraumfinder" und Aufnahmeberater. Die Stiftung, die nicht über eigene Wohnungen oder Häuser verfügt, ist nach eigenem Bekunden auf die Hilfe von Hausbesitzern und Vermietern in Hanau und der nächsten Umgebung angewiesen. Wer sich bereiterklärt, zu vermieten, erhält von der Stiftung eine Mietzahlungsgarantie. Die Stiftung betreut den Untermieter und vermittelt bei Konflikten mit dem Vermieter.
In einer ersten Phase wollen Sannwald und Hain zusammen mit dem Hanauer Jugend- und dem Sozialamt sowie anderen sozialen Einrichtungen das Projekt "Betreutes Wohnen für junge Erwachsene" in Angriff nehmen. Dabei sollen sozial schwache Heranwachsende im Alter von 18 bis 25 Jahren, die obdachlos geworden sind oder unmittelbar vor dem Wohnungsverlust stehen, aufgefangen und betreut werden. Ziel ist, ihnen wieder eine selbständige Lebensführung zu ermöglichen.
In diesem Jahr sind 185 000 Mark für das Betreuungsprojekt notwendig. Vom kommenden Jahr an sind 250 000 Mark eingeplant. Finanzzusagen liegen vor von Land, Landeswohlfahrtsverband und Stadt Maintal. Eine Vorlage für die Stadtverordnetenversammlung besagt, daß sich Hanau mit jährlich 48 000 Mark beteiligt (die FR berichtete). Um die Betreuungsarbeit aufnehmen zu können, bedarf die Wohnraumhilfe nun dringend kooperationswilliger Vermieter oder Vermieterinnen. Sie bittet um schriftliche Kontaktaufnahme, da ein Telefonanschluß erst Ende Juli bestehen wird. him
BIBERACH, 13. Juli (dpa). Zwei 14jährige Jugendliche, die im baden-württembergischen Biberach eine Bank überfallen und dabei 40 000 Mark erbeutet hatten, sind von der Polizei gefaßt worden. Wie die Polizei am Montag berichtete, hatten die Jung-Ganoven am vergangenen Freitag mit einer Gaspistole die Bank überfallen und waren dann auf Fahrrädern geflüchtet. Ein Tip aus der Bevölkerung brachte die Beamten auf die Spur des jungen Deutschen und Türken.
Nach ihrem Coup hatten die Jugendlichen der Mutter des Deutschen von dem Überfall erzählt. Diese "zweigte" 2000 Mark von der Beute ab und zahlte sie auf ihr Konto ein. Beide Jugendliche haben die Tat nach Polizeiangaben mittlerweile gestanden. Als bislang "unbeschriebene Blätter" wurden sie wieder freigelassen.
HIRZENHAIN. Die erste Halbtagsfahrt der Hirzenhainer Seniorinnen und Senioren führt am Mittwoch, 22. Juli, in das Salzmuseum nach Bad Nauheim. Dort ist eine Ausstellung zu den Entwicklungen der Salzgewinnung und des Heilbades zu sehen.
Der Bus wird die Teilnehmer um 13 Uhr an der Bushaltestelle "Buderus-Parkplatz" in Hirzenhain, um 13.05 Uhr an der Haltestelle "Esso-Tankstelle/B 275" in Merkenfritz und um 13.10 Uhr am Bürgerhaus in Glashütten abholen. Die 5 Mark Teilnehmerbeitrag, in dem Busfahrt und Museumseintritt enthalten sind, werden im Bus eingesammelt. Anmeldung bis zum 16. Juli bei der Gemeinde unter Tel. 0 60 45/3 77. ub
KOPENHAGEN, 13. Juli. Mit Hilfe schwedischer Brandbekämpfungsspezialisten gelang es lettischen Feuerwehreinheiten am Montag, die schweren Waldbrände, die zwischen Lettlands Hauptstadt Riga und dem Fremdenverkehrszentrum Jurmala an der Ostsee rasen, weitgehend unter Kontrolle zu bringen. Ein Wiederaufflammen der Brände wurde jedoch nicht ausgeschlossen. Sie bedrohen unter anderem eine in der Nähe Rigas gelegene Militärbasis, auf der große Mengen konventioneller Munition gelagert sind.
Die Verteidigungsministerien in Lettland und Rußland betonten am Montag, daß sich keine Atomwaffen der ehemaligen Sowjetarmee auf lettischem Territorium befänden. Unter Hinweis auf NATO-Diplomaten hatte die finnische Nachrichtenagentur am Sonntag behauptet, daß die Waldbrände ein Atomwaffendepot bedrohten. Auch Lettlands Verteidigungsminister Talav Junzis wollte die Anwesenheit von Atomwaffen zunächst nicht ausschließen. Tags darauf kam sein Ministerium jedoch mit einem Dementi.
Schwedische Brandexperten berichteten von rund 40 Waldbränden an der 30 km langen Strecke von Riga nach Jurmala. Die größten der nach einer sechswöchigen Trockenperiode entflammten Brände umfassen Gebiete von rund zwei Hektar Wald. 5000 Mann sind zur Bekämpfung des Feuers im Einsatz, mangelnde Kommunikation und fehlendes Spezialwissen behindern nach Ansicht der schwedischen Experten jedoch die Löscharbeiten. Die Regierung in Stockholm bewilligte am Montag Sondermittel, um Lettland durch die Entsendung von 30 weiteren Spezialisten für die Waldbrandbekämpfung sowie Funkgeräten und Motorsägen beizustehen. Auch Finnland und Norwegen sandten Experten und Löschausrüstung nach Riga.
KRONBERG. "Gewalt gegen Frauen kann jederzeit passieren. Sie begrenzt sich nicht auf dunkle Ecken oder bestimmte Angreifer - ,Typen'. Sie reicht von zweideutigen Anspielungen über Anmache und Bedrängtwerden bis hin zu Vergewaltigung. Es gibt sie zuhause auf der Straße, im Beruf, im Urlaub."
Mit diesen grundsätzlichen Feststellungen leitet Rita Kellotat, Kronbergs Gleichstellungsbeauftragte, die Ankündigung der drei Selbstverteidigungskurse für Mädchen, Frauen und Seniorinnen ein. Sie beginnen am 20. beziehungsweise 21. Oktober und laufen bis Anfang Dezember. Die Teilnehmerinnen treffen sich wöchentlich jeweils zwei Stunden lang. Die Kosten belaufen sich auf 70 Mark.
Mädchen und Frauen sollen mit Hilfe praktischer Übungen lernen, sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen. Daneben soll darüber gesprochen werden, wie das Verhalten eines Angreifers "beeinflußt und gesteuert" werden kann.
Nähere Informationen und Anmeldung vormittags von 9 bis 13 Uhr im Gleichstellungsbüro, Tel. 70 32 45. mk
OFFENBACH. Erfreut äußerte sich der Leiter des Staatlichen Schulamtes, Werner Scholz, über die Fortsetzung der Drogenberatung an den 30 Offenbacher Schulen. An jeder Schule gibt es seit Jahren jeweils ein/e Lehrer/in als Ansprechpartner/in für die Mädchen und Jungen zum Thema Rauschgift. Das hessische Kultusministerium, das zur Zeit ein Programm zur Bekämpfung des Drogenmißbrauchs in die Tat umsetzt, hat den Offenbacher Pädagogen jetzt wieder zur Entlastung sogenannte "Anrechnungsstunden" anstelle von Unterrichtsstunden zugewiesen. hf
"I love Massa", tönte der frühere Chef der Handelsgruppe Massa, Helmut Wagner. Ob die freien Anteilseigner ihre Firma auch noch lieben, ist zumindest sehr fraglich. Für 1991 müssen sie nämlich nicht nur die Halbierung der Dividende auf fünf Mark schlucken, sondern die Massa-Aktie knickte gestern an der Börse deutlich ein - auf Kurse unter 200 Mark, was den Gedanken an Liebesentzug nahelegt.
Zur Erinnerung: In der Vor-Wagner- Ära hatte die ehemalige Eigentümer- Familie Kipp anno 1986 Papiere für 515 Mark der breiten Öffentlichkeit angedient. Und bei diesem Börsengang unter Federführung der Deutschen Bank war großmäulig die Rede davon, Massa kenne ein "unschlagbares Konzept".
Dem umtriebigen Wagner wie dem millionenschweren Kipp-Clan dürften solche Rückblicke schnuppe sein. Wen kümmert schon sein Geschwätz von gestern? Über den Löffel balbiert müssen sich aber die Kleinaktionäre fühlen. Denn ihnen wurde jahrelang eine schöne Massa-Welt vorgegaukelt. Nach dem jüngsten Kursverlust angesichts der hohen Wertberichtigungen steht für sie unter dem Strich eine Enteignung um mehr als zwei Drittel. Die Banken, die bei diesem Börsengang und bei vielen anderen, ähnlich gelagerten Fällen wie etwa co op oder Asko mit von der Partie waren, haben nur die lapidare Bemerkung parat, daß Aktien nun mal Risikopapiere seien.
Unter Regie der Düsseldorfer Metro soll die "nicht mehr zeitgemäße", so der inzwischen amtierende Massa-Chef Dietmar Mooslechner, Handelskette aus Alzey auf Vordermann gebracht werden. Was der Manager bei seiner Bestandsaufnahme in derart moderate Worte kleidet, erweist sich im Klartext als Verriß der miserablen, weil kurzsichtigen Geschäftspolitik der früheren Vorstände. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Finanzkauf, mit dem die Firma auf Kundenfang ging, um den Umsatz hochzuschrauben. Das ist gelungen, doch leistete sich Massa damit ein Marketing-Instrument, das zig-Millionen Mark kostete. Wertberichtigungen von 23 Millionen für das vergangene Jahr allein in diesem Beritt sprechen wohl für sich.
Das Schlimme ist, daß Wagner die grundsätzlichen Schwächen sowohl bei Massa als auch bei Asko kannte und trotzdem nichts änderte. Unter der Regie von Metro - und das darf getrost auch für Asko unterstellt werden - wird nun aufgeräumt.
Bei diesen Arbeiten, die bei Massa "ein Riesenteam" erfordern, kommt die traurige Bilanz des Managers Wagner ans Tageslicht: Sie besteht aus Wertberichtigungen und Abschreibungen über mehrere hundert Millionen Mark. has
JOSSGRUND. Eine Schwerverletzte und ein Schaden in Höhe von mehr als 40 000 Mark sind die Bilanz zweier Unfälle, die sich am Sonntag abend auf der Landesstraße 3199 zwischen der Wegscheide und Burgjoß ereigneten.
Gegen 21.50 Uhr war dort ein 19jähriger aus Sinntal auf der nassen Fahrbahn ausgangs einer Rechtskurve aufgrund "überhöhter Geschwindigkeit" - heißt es im Polizeibericht - ins Schleudern geraten.
Der Wagen rutschte auf der Gegenseite in den Straßengraben, wo er sich überschlug und auf dem Dach liegenblieb.
Dabei erlitt die 18jährige Beifahrerin schwere Verletzungen.
Nur wenige Minuten später kam es an der Unglücksstelle zu einem heftigen Auffahrunfall. Zunächst hatten zwei Autofahrer angehalten, um Erste Hilfe zu leisten.
Ein dritter Fahrzeugführer konnte trotz der Warnblinklichter nicht mehr rechtzeitig bremsen. Er fuhr so heftig auf das eine Auto auf, daß dieses gegen den anderen stehenden Wagen geschleudert wurde. Dabei wurde eine weitere Insassin leicht verletzt. jan
EGELSBACH. Egelsbacher und andere hessische Leichtathleten/innen, können sich bei zwei Abendsportfesten im Sportzentrum am Berliner Platz messen (Mittwoch, 15. Juli, und wieder am 15. August). Ausgetragen werden vor allem kurze und lange Laufstrecken sowie Hürdenläufe und Weitsprungwettkämpfe. Der erste Wettkampf beginnt jeweils um 17.50 Uhr. Als Startgeld müssen Erwachsene fünf, Jugendliche vier Mark bezahlen. Meldungen nimmt Siegfried Disser, Telefon 0 61 03 / 4 95 48, entgegen. fra
OFFENBACH. "Die kommunalpolitische Situation in Offenbach" erläutert am heutigen Dienstag vor der Senioren- Union Günther Hammann, Vorsitzender der CDU-Stadtverordnetenfraktion. Er spricht um 15 Uhr im Paul-Gerhardt-Gemeindehaus, Lortzingstraße 10. hf
Die Zahl der Drogentoten in diesem Jahr in Frankfurt hat sich am Wochenende auf 78 erhöht. In der Nacht zum Samstag entdeckte eine Polizeistreife im Lesegarten in der Taunusanlage einen noch nicht identifizierten Rauschgiftabhängigen, der tot auf einer Parkbank lag. Seine linke Armbeuge wies zwei frische Einstichstellen auf. Die Polizei geht davon aus, daß der etwa 25 Jahre alte Mann an einer Überdosis Heroin gestorben ist.
Der Tote hat dunkelblondes, kurzes Haar und einen Oberlippenbart. Bekleidet war er mit Jeans, einem blauen T- Shirt, weißen Socken und ebenfalls weißen Turnschuhen. Sein Körper ist übersät mit Tätowierungen. Unter anderem hatte er sich die Schriftzüge "Eichbaum Pils" und "Monika" auf die Haut tätowieren lassen. Hinweise auf die Identität des Mannes nimmt die Polizei unter den Telefonnummern 755 - 41 44 oder 755 - 40 40 entgegen.
Ebenfalls an einer Überdosis Heroin starb in der Nacht zum Sonntag ein 21jähriger Mann aus Weiden in einer Pension in der Mainzer Landstraße. Sein ein Jahr jüngerer Bekannter hatte gegen 6.30 Uhr bemerkt, daß er tot war und den Notarzt alarmiert. Nach Angaben der Polizei waren beide tags zuvor von Weiden nach Frankfurt gekommen, um hier in der Taunusanlage Heroin zu kaufen. Sie hatten das Rauschgift injiziert und sich gegen Mitternacht in ihrem Pensionszimmer schlafen gelegt. Nach Aussage des 20jährigen war sein Freund seit etwa einem Jahr Heroinkonsument und soll seit zwei Wochen "clean" gewesen sein.
Am Sonntag nahmen Beamte der Schutzpolizei in der Taunusanlage zwei Wohnsitzlose im Alter von 25 und 36 Jahren fest. Bei ihnen wurden 17 Beutel mit insgesamt 38 Gramm Heroin sichergestellt. Die beiden Festgenommenen sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. enk
rb FRANKFURT A. M. Die Renten in Westdeutschland werden Mitte nächsten Jahres voraussichtlich um 4,4 Prozent steigen. Das geht aus ersten Hochrechnungen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) hervor. In der ehemaligen DDR dürften die Ruhegelder hingegen im Durchschnitt 1993 um 13,4 Prozent zulegen.
Über die Entwicklung der Rentenfinanzen und -beiträge gibt es zwei voneinander abweichende Prognosen. Legt man die Bonner Konjunktur-Vorhersagen zugrunde, bleibt der Beitragssatz 1993 stabil und klettert danach von 18,2 Prozent (1994) auf 18,4 Prozent (1996). Der VDR geht von etwas skeptischeren Annahmen aus. Er kommt dann zu Sätzen, die von 1994 an im Schnitt um etwa Dreizehntel- Punkte höher liegen. Ursache des Anstiegs ist das erwartete Renten-Defizit von 2,8 Milliarden Mark in diesem und 6,6 Milliarden im nächsten Jahr.
Da in den neuen Bundesländern aber die umgestellten Computer-Programme noch nicht voll liefen, heißt es beim VDR in Frankfurt, seien dort auch noch keine zuverlässigen Daten vorhanden und die Unsicherheit bei allen Berechnungen groß. Derzeit werden in der Ex-DDR meist Vorschüsse auf die endgültig erst noch festzusetzenden Renten ausgezahlt.
In Bonn betonte Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, der Anstieg der Beitragssätze falle niedriger aus, "als von allen Fachleuten bei der Rentenreform 1989 vorausgeschätzt wurde". Dabei seien mit dem Rentenüberleitungsgesetz für die neuen Länder Mehrausgaben von acht Milliarden Mark jährlich zu tragen. Die Eckrente liegt dort inzwischen bei 62,3 Prozent des West-Niveaus.
Blüm will künftig Sozialhilfe und Rente stärker organisatorisch verzahnen. Beide sollten weiter eigenständige Träger haben, durch Austausch von Computerdaten werde die Rentenversicherung aber von sich aus Zusatz-Ansprüche alter Menschen auf Sozialhilfe prüfen. Damit soll ihnen erspart werden, sich durch das Dickicht der Vorschriften zu kämpfen. Blüm rechnet aber nicht mehr in dieser Legislaturperiode mit einer Reform.
ptz BONN. Die Landesversicherungsanstalten (LVA) sollen in einigen Jahren auch für die Altersversorgung von Angestellten zuständig sein. Bislang werden die Beschäftigten mit den "weißen Kragen" exklusiv von der Bundesversicherungsanstalt für Arbeit in Berlin (BfA) betreut. Für Arbeiter sind hingegen 23 LVA zuständig. Eine entsprechende Reform verlangten die Arbeits- und Sozialminister der Länder mit großer Mehrheit. Grundsätzliche Einwände hegt nur Mecklenburg-Vorpommern. Der Berliner Senat stimmt dem Ziel zu, pocht aber auf die Sicherheit der Arbeitsplätze der rund 15 000 BfA-Beschäftigten.
Die Landesminister fordern ferner die Bundesregierung auf, "die längst überfällige Organisationsreform in der Krankenversicherung in die Tat umzusetzen". Die beträchtlichen Beitragsunterschiede zwischen den einzelnen Sparten der Krankenversicherung seien abzubauen.
Die unterschiedliche Zuordnung von Arbeitern und Angestellten zu verschiedenen Rentenversicherungsträgern müsse aufgehoben werden, so der nordrhein-westfälische Sozialminister Hermann Heinemann. Wie in der Arbeitslosen- und Unfallversicherung sei auch in der Altersvorsorge eine Gleichbehandlung nötig. Die Reform soll zudem "mehr Versichertennähe und Wirtschaftlichkeit" bringen. Über den Starttermin - hier plädiert die Mehrheit für eine Überleitung von 1997 an - und die Modalitäten müsse noch entschieden werden.
Hintergrund der Reform ist der Strukturwandel in der Wirtschaft. Die starke Zunahme der Angestellten führt dazu, daß den LVA der Nachwuchs abhanden kommt. Den Ländern drohen somit Kompetenz- und Arbeitsplatzverluste. 1959 war die BfA für 30 Prozent der Beschäftigten zuständig, heute sind es 50 Prozent. Der Umbau werde sozialverträglich und schonend vollzogen, betonen die Minister. Die BfA in Berlin erhalte neue Aufgaben zugewiesen, etwa die ausschließliche Zuständigkeit für zeitweise im Ausland Sozialversicherte. Die Gesetzesänderung wird Heinemann zufolge nicht zu zusätzlichen Kosten führen.
Die Diskussion über eine Organisationsreform in der Krankenversicherung sei wesentlich komplizierter, betont Bayerns Sozialminister Gebhard Glück. Doch stimmten die Minister überein, daß die heute unterschiedlichen Beitragssätze von 8,5 bis 16,8 Prozent untragbar seien. Die Minister plädieren dafür, daß künftig Arbeiter und Angestellte frei wählen können, wo sie sich versichern. Umgekehrt müßten auch Ersatz- oder Betriebkrankenkassen jeden Antragsteller aufnehmen. "Bei diesem Wahlrecht ist Chancengleichheit nur über den Ausgleich von Risikostrukturen herstellbar", erläutert Glück. Deshalb wolle die Mehrheit seiner Kollegen einen Risikoausgleich zwischen den Kassenarten. Dies bedeutet etwa: Kassen mit überdurchschnittlich gut verdienenden Mitgliedern führen Geld an benachteiligte Wettbewerber ab.
MÜHLHEIM. Die vier "Azubis", die nach dreijähriger Ausbildung ihre Abschlußprüfung als Verwaltungsfachangestellte bestanden haben, fanden anschließend im Rathaus einen Arbeitsplatz. Am 1. August beginnen dort abermals vier junge Leute ihre Ausbildung. hf
STEINBACH. Anwohner aus Steinbach-Süd haben sich zu einer Bürgerinitiative "Kontra Südumgehung" zusammengeschlossen. Dabei scheint der Name in die Irre zu leiten. Die Proteste richten sich offenbar nicht gegen den Straßenbau an sich, sondern gegen die jüngst ausgelegten Pläne zur Trassenführung. Das geht aus einem Schreiben der Bürgerinitiative an die CDU-Fraktion hervor. Darin heißt es: "Sosehr wir Verständnis für die Entlastung der Bahnstraße in Steinbach - Mitte vom Straßenverkehr haben, kann es nicht Sinn einer solchen Maßnahme sein, den Verkehr und somit Lärm und Abgase in ein noch intaktes Wohngebiet, wie z. B. Berliner Straße, Hessenring, Stettiner Straße, Im Wintersgrund etc. zu verlagern." Den Planern am Reißbrett werfen die Protestierenden vor, das Wohngebiet im Wintersgrund nicht eingezeichnet zu haben. Daher sei ihr Plan "irreführend und manipulativ".
Außerdem kritisiert die Bürgerinitiative, daß die geplante Südumgehung zusätzlichen Verkehr anziehen werde und beispielsweise als Alternative fürs ständig verstopfte Nordwestkreuz werde herhalten müssen. Somit werde in der Bahn- und Kurmainzer Straße nicht die erhoffte Verkehrsentlastung eintreten, siehe Hohemarkstraße in Oberursel und B 455 neu.
Schlußfolgerung der Bürgerinitiative: "Nach unserer Ansicht ließen sich die genannten Probleme vermeiden, wenn die Südumgehung unmittelbar entlang der Autobahn A 5 gebaut würde und die Anbindung zwischen den Orten Steinbach und Weißkirchen durch eine Stichstraße erfolgt."
Diese Vision nahm die CDU laut eigener Pressemitteilung in einem "Gedankenaustausch" den protestierenden Bürgern. Schließlich werde eine parallele Trassenführung zur Autobahn auf die gleichen Widersprüche stoßen, wie die sogenannte Bürgermeistertrasse: "Die unzulässige Nähe dieser Baumaßnahme zu einer Wassergewinnungsanlage der Stadtwerke Frankfurt". Auch die wiederbelebte Idee, einen Anschluß zwischen Urselbach und Steinbach zu installieren, sei früher von den zuständigen Behörden in Bonn abschlägig beschieden worden.
"Konsens" diagnostizierte die CDU in dem Bestreben, durch eine veränderte Anbindung an der Bahn in Höhe der Industriestraße "jeglichen Anreiz für die Lenkung überörtlichen Verkehrs durch die Wohngebiete im Süden zu nehmen".
Sozial- und Christdemokraten waren schon vor den Ferien im Parlament einig, daß die Anbindung im Bereich Industriestraße als Unterführung weiter nördlich und damit weiter entfernt von der Wohnbebauung erfolgen sollte. Die CDU plädierte ferner für den Bau einer Anbindungsstraße bis zur Bahnstraße parallel zum Industriegebiet.
Die Fraktionen beraten ihre Empfehlungen an den Magistrat zu den Südumgehungsplänen im Bau- und Umweltausschuß am Dienstag, 4. August. Die Sitzung wird voraussichtlich um 18.30 Uhr im Rathaus stattfinden. mk
MAIN-KINZIG-KREIS. Für die Schulabgänger des Jahres 1993 wird es langsam Zeit, sich um eine Ausbildungsstelle zu bemühen. Wenn auch viele Betriebe Ausbildungsstellen mangels Bewerbern unbesetzt lassen müssen, gibt es vor allem für die begehrten Berufe im kaufmännischen Bereich und bei der Verwaltung einen unverändert großen Konkurrenzkampf, berichtet das Hanauer Arbeitsamt. Die Behörde rät: "Wer sich rechtzeitig und gut darauf vorbereitet, verbucht vielleicht entscheidende Pluspunkte."
Die Berufsberatung des Arbeitsamtes Hanau bietet daher vom 27. bis zum 29. Juli ein Seminar an, in dem Tips und Beispiele für Bewerbungsschreiben gegeben werden. Auch würden Auswahltests "unter Ernstfallbedingungen" geprobt und Vorstellungsgespräche trainiert.
Die Veranstaltung erstreckt sich über drei Tage und dauert jeweils von 9 bis 12 Uhr. Das Seminar ist speziell für Schülerinnen und Schüler konzipiert, die eine Ausbildungsstelle für 1993 suchen. Interessenten sollten sich bis 22. Juli persönlich oder unter 0 61 81 / 6 72 - 7 76 im Berufsinformationszentrum (BIZ) des Arbeitsamtes Hanau melden. hok
Schon vor der offiziellen Präsentation des Herbst-/Winterprogrammes gibt es heftigen Protest gegen den Sparkurs der Frankfurter Volkshochschule. So sind vor dem Hintergrund des städtischen Sparbeschlusses von den urspünglich geplanten 4900 Veranstaltungen 200 gestrichen, zahlreiche Kurse zudem in ihrer Dauer gekürzt worden. Auch der Plan, zusätzliche Unterrichtsräume anzumieten, wurde fallengelassen. Insgesamt sollen 800 000 Mark eingespart werden. Kritik an den Kürzungen, von denen einzig der Programmbereich für ausländische Bürger ausgenommen ist, kommt nicht nur von den Besuchern der Volkshochschule: Auch Sozialdezernent Martin Berg beklagt den Abbau des Bürgerservice und setzt sich gegen die Kürzungen seiner Magistratskollegin Jutta Ebeling zur Wehr.
Mit besonderer Verärgerung hat Sozialdemokrat Berg in einem Brief an Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) auf die Sparmaßnahmen im Fachbereich "Ältere Bürger" der Volkshochschule reagiert. Dort soll ab Herbst nicht nur das komplette Tanzprogramm gestrichen werden, wodurch rund 250 Mitglieder und die Tanzleiter betroffen wären, die nicht mehr weiterbezahlt werden könnten. Auch in der allgemeinen Kursarbeit müßten 1400 Unterrichtsstunden und mehr als 300 Vorträge ausfallen, die bisher in den Altenclubs des "Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe" stattgefunden haben. Auch der Singkreis für ältere Bürger sowie der Bereich Datenverarbeitung, die Kurse in Sprachen und die Seidenmalerei wären betroffen.
Martin Berg: "Ich muß, wie jeder Dezernent, sparen. Ich habe aber immer gesagt, dies darf nicht den Bürgerservice einschränken. Wir haben schon eingespart, was möglich war. Doch bin ich erstaunt und ein wenig traurig, daß selbst ich solche Dinge aus der Zeitung erfahren muß. Wir hätten erwartet, daß man zuvor wenigstens mit uns darüber redet. Ich habe seinerzeit, als ich erstmals Sozialdezernent war, bei der VHS diese Arbeitskreise mit aufgebaut. Ich finde es nicht in Ordnung, daß jetzt auf diese Weise vorgegangen wird. Und ich schließe meinen Brief an Frau Ebeling mit der Bitte, daß diese Streichungen rückgängig gemacht werden."
Auch Volkhart May, Stellvertretender Leiter des "Frankfurter Verbandes", wundert sich: "Uns berührt das in allen Häusern. Wir haben bislang nicht nur an die 100 Räume für diese Kurse kostenlos zur Verfügung gestellt, sondern auch die Organisation weitgehend übernommen. Auch mit uns hat keiner gesprochen. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Reaktion der Betroffenen kommt erst. Zur Zeit haben die Clubs geschlossen, die VHS ist dicht. Es rappelt erst mit Beginn der neuen Saison!"
Wütend ist auch Annelie Brandt, Seniorenbeirätin der Stadt. Dies sei "undemo- kratisches Verhalten", sagt sie. Man verstehe, daß die Stadt sparen müsse, man sei auch bereit, Kompromisse einzugehen. Etwa, die Gebühren von 15 Mark pro Stunden bei den Tanzkursen um vier Mark zu erhöhen. Vor dem Hintergrund, daß Tanzen in höherem Alter ja auch der Gesunderhaltung diene, seien die Streichungen doppelt ärgerlich. Erst kürzlich habe der Hartmannbund, eine ärztliche Vereinigung, die Wichtigkeit des Seniorentanzes anerkannt. "Es gibt aber daneben noch den sozialen Aspekt. Man trifft sich. Wir treten kostenlos bei Festen nicht nur in Altenheimen auf. So kann man mit uns nicht unmgehen."
Daß vor der Drucklegung des Herbst-/Winterprogramms Angebote gekürzt oder zusammenstrichen wurden, macht sich in allen Programmbereichen bemerkbar - mit Ausnahme der Angebote für ausländische Mitbürger, wie etwa die stark frequentierten Kurse "Deutsch für Ausländer". Insgesamt sind nach Angabe von VHS-Direktor Alfred Pfeil rund 200 Veranstaltungen dem städtischen Sparbeschluß gewichen. Zudem sei die Dauer zahlreicher Kurse um etwa zwei Wochen gekürzt worden.
Fehlen werden im Programm, das die VHS Mitte August präsentieren wird, auch die "Frankfurter Freitagabendgespräche" und die "Psychoanalaytische Freitagsrunde". Im Jubiläumsjahr der Bildungseinrichtung 1990 erstmals angeboten und seitdem, auch nach Ansicht Pfeils, vom Frankfurter Publikum "gut angenommen", beschäftigten sich die Veranstaltungsreihen mit aktuellen politischen Fragestellungen sowie mit Fragen der Psychoanalyse. Diese freitäglichen Foren, für die renommierte Referenten gewonnen werden konnten, sind nun ebenfalls der Kalkulation zum Opfer gefallen. Denn während im Jubiläumsjahr der Volkshochschule der Etat noch Sonderhonorare für Wissenschaftler und Experten vorgesehen hatte, ist die Bildungsinstitution nach Angabe ihres Direktors bei der Verpflichtung von Referenten an die vom Magistrat beschlossene Honorarordnung gebunden. Diese sehe einen Regelsatz in Höhe von 33 Mark je Unterrichtseinheit vor.
Zwar will der VHS-Direktor bei der nächsten zu beschließenden Honorarordnung auf mehr Flexibilität dringen. Dennoch bleibt Pfeil pessimistisch, was eine mögliche Wiederaufnahme der Freitagsreihen betrifft. Schließlich sei nicht auszuschließen, daß die VHS auch für 1993 ähnliche wie die jetzt geltenden Sparbeschlüsse zu erwarten habe. -vau / sar
HANAU. Nicht nur das Hanauer Krematorium ist als Dioxin-Quelle ins Gerede gekommen. In Berlin gilt es als drittgrößter Verursacher des Ultragifts in der ganzen Stadt. In den Niederlanden haben die Behörden eine Kampagne gegen Einäscherungen gestartet. Für den Hanauer Dioxin-Fachmann Rolf Neidhardt vom BUND steht fest, daß der Mensch selbst durch Schwermetallteile in Gebiß oder Herzschrittmacher, durch Aufnahme ins Fettgewebe zeitlebens zur größten Dioxin-Quelle geworden ist. "Darüber sollten alle Bürger und die Stadtverwaltung nachdenken", lautet sein Appell.
"Nur für sich" habe er sich eine andere Philosophie zugelegt: Nach seinem Tod will er per Erdbestattung "zwei Quadratmeter städtischen Bodens für 25 Jahre freihalten", um so eine innerstädtische Grünfläche erhalten zu helfen. Friedhöfe stellten einen wichtigen Beitrag für die Naherholung dar, erst recht in einer Zeit, da Innenstadt-Grün immer rarer werde.
Umgekehrt müßten sich alle Stadtregierungen mit Krematorien fragen, ob sie ihre Einäscherungsanlagen "nahezu in Sondermüllverbrennungsanlagen umrüsten" wollten oder ihren Bürgerinnen und Bürgern besser empfehlen, auf eine Feuerbestattung zu verzichten - "auch wenn hier bei dem einen oder anderen noch ethische Vorbehalte bestehen mögen". Nachdem die hohe Dioxin-Belastung in Holland bekannt geworden sei, seien die Behörden dort von der ehemaligen Meinung abgerückt, wegen der Enge im Land "platzsparend beizusetzen".
Der Hanauer Magistrat will die Friedhofssatzung ändern lassen, um dioxinbildende Stoffe im Sarg bei der Einäscherung zu verbieten. Doch Neidhardt glaubt, daß dieser Vorschlag an der Realität vorbeigeht. Recherchen bei einem führenden Hanauer Bestattungsinstitut hätten ergeben, daß Beilagen gegen Leichengeruch beispielsweise heute nur noch "höchst selten" verwandt würden und dann nur bei Transporten über weite Strecken. Für die Sargauskleidung habe die Dioxin-Quelle PVC ausgedient. Und in Särgen, die für die Verbrennung bestimmt seien, steckten keine Beizen gegen Schimmelbildung mehr.
"Bleibt als Dioxin-Quelle der Mensch selbst", schließt Neidhardt daraus. Er kommt auf eine Rechnung der BUND- Kreisvorsitzenden Loeki Häger- Hogerland vom September 1991 zurück. Danach hat jeder Bürger der alten Bundesrepublik im Durchschnitt 24 000 Nanogramm (Nanogramm: ein Milliardstel Gramm) Dioxin in seinem Körper gespeichert. Werden die Chlorkohlenwasserstoffe mitgerechnet, die der Mensch zeitlebens beispielsweise durch PER aus chemischen Reinigungen, FCKW aus Sprays oder Hexachlorbenzol aus der Müllverbrennung aufgenommen hat, kommen nach dieser Rechnung fünf bis zehn Gramm pro Mensch hinzu. Diese Stoffe wirkten bei Verbrennungsprozessen als sogenannte Precursors und wandelten sich um in Dibenzodioxine und -furane.
Auch Neidhardt findet das Thema "zwar etwas makaber, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen". Dies um so mehr, als nach einer Statistik des Deutschen Städtetags die Zahl der Einäscherungen in den alten Bundesländern seit 1950 von damals knapp 40 000 auf annähernd 170 000 im Jahr 1990 zugenommen hat. Fast jede vierte Leiche wird heute feuerbestattet, in den neuen Bundesländern im Schnitt gar 80 Prozent. Neidhardt aber fordert daher allgemein: "Möglichst wenig Feuer!" Denn schon allein das Hanauer Krematorium bringt einen Spitzenwert von 6,39 Nanogramm pro Kubikmeter Abgaskonzentration. him
Nachrichten-Börse
Russische Erntehilfe vom IWF Rußland will den vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erstmals zugesagten Kredit in Höhe von einer Milliarde Dollar dazu verwenden, die diesjährige Agrarernte, einschließlich Transport und Lagerung, effizienter zu gestalten. Dies teilte Präsident Boris Jelzin mit. Bisher verdirbt wegen Treibstoffmangels regelmäßig ein großer Teil der Getreideernte. Sie wird 1992 auf 98 (Vorjahr 97) Millionen Tonnen geschätzt. Ostdeutsche Exporte stark geschrumpft Die Ausfuhren der ehemaligen DDR sind zwischen 1989 und 1991 von 41 Milliarden auf 18 Milliarden Mark geschrumpft, wobei die Lieferungen an die früheren Ostblock-Staaten um 60 Prozent sanken. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mitteilt, lag der Anteil der Exporte am Bruttosozialprodukt Ostdeutschlands 1991 nur bei 9,3 Prozent. Im Westen waren es dagegen 24,8 Prozent. Dollar wieder auf Talfahrt Der Dollar ist am Montag erneut unter das Niveau von 1,50 Mark gerutscht. In Frankfurt fiel der amtliche Mittelkurs auf 1,4853 Mark gegenüber dem Freitagsfixing von 1,5075. Händler begründeten die Entwicklung mit Spekulationen über eine mögliche Verschärfung der Geldpolitik durch die Bundesbank.
Zahl der West-Arbeitslosen steigt Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, daß die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr auf über 1,8 Millionen steigt, nach durchschnittlich 1,7 Millionen 1991. IAB-Direktor Friedrich Buttler rechnet damit, daß die Zahl der Beschäftigten in den alten Bundesländern 1992 nur um rund 250 000 steigt, nachdem im vergangenen Jahr noch eine Zunahme um 740 000 Erwerbstätige verzeichnet wurde. Unternehmen werden numeriert Für den Handel im europäischen Binnenmarkt erhalten deutsche Unternehmen von September an eine Identifikationsnummer für die Umsatzsteuer. Damit soll die Übergangsregelung für diese Abgabe im innergemeinschaftlichen Handelsverkehr gewährleistet werden. Zuständig ist das im August startende Bundesamt für Finanzen in Saarlouis. Großhandelspreise leicht gesunken Entspannung an der Teuerungsfront signalisiert der leichte Rückgang der Großhandelspreise im Juni um 0,1 Prozent gegenüber Mai. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Anstieg nur noch 1,2 Prozent nach 1,7 beziehungsweise 2,3 Prozent in den beiden Monaten zuvor.
doe FRANKFURT A. M. "Wir wollen wie andere Unternehmen besteuert werden. Es ist augenblicklich ein eindeutiger Wettbewerbsnachteil, daß wir die Vorsteuern nicht abziehen können." Mit diesen Worten kommentiert Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater Meldungen über einen Milliarden-Streit zwischen dem staatlichen Fernsprechriesen und den Finanzministern von Bund und Ländern.
Einem Bericht des Handelsblatt zufolge fordert die Telekom von den Kassenwarten zwei Milliarden Mark zurück. Um diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen, habe sie schon vor Monaten ihre Zahlungen an das Finanzamt eingestellt. Zu diesen Details will Kindervater "keine Erklärung" abgeben.
Tatsächlich muß die Telekom für Einkäufe bei ihren Lieferanten Mehrwertsteuer bezahlen. Sie kann sich diese fiskalische Last im Unterschied zu "normalen" Unternehmen jedoch nicht von den Finanzverwaltungen erstatten lassen, da sie erst für einen kleinen Teil ihrer Geschäfte mehrwertsteuerpflichtig ist. Die an Zulieferer gezahlte Vorsteuer ist also höher als jene Summe, die der Fernsprechriese beim Finanzamt löhnen muß und dagegen verrechnen könnte. Erst von 1996 an wird die Telekom auch bei den Monopoldiensten - wie etwa dem Telefonieren - normal besteuert. Derzeit muß sie zehn Prozent ihres Umsatzes beim Finanzminister direkt abliefern.
Ist es wirklich so, wie ein renommierter Klimawissenschaftler jüngst - halb im Scherz und halb ernst - vermutete, dann haben wir es hier mit einem Treppenwitz der Umweltgeschichte zu tun. Sollten tatsächlich 30 oder 40 der 152 Staaten, die beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro die Welt- Klima-Konvention unterschrieben haben, den entscheidenden Satz des völkerrechtlich verbindlichen Paragraphenwerks gar nicht richtig verstanden haben, wäre der Fortschritt nun keine Schnecke mehr, sondern ein sprungstarker, aber mit sehr wenig Hirn begabter Panther.
Die Zielsetzung der lange umstrittenen Konvention, der alle wichtigen Staaten der Welt im Juni so locker zustimmten, hat es nämlich in sich: Die Länder verpflichten sich, schnell die "Stabilisierung" des Kohlendioxid-Gehaltes in der Erdatmosphäre zu erreichen. "Stabilisierung" klingt doch gut. Wer nicht genau liest, könnte meinen, alles bleibt, wie es ist. Die Automotoren brüllen ihr Kohlendioxid wie gehabt in die Luft, die Heizungen bullern weiter gemütlich als CO2-Generatoren im Keller und die Tropenholzvernichter brennen und sägen sich, CO2-Speicher in Rauch auflösend, ihr nächstes Feld frei. Aber halt: Es geht ja nicht um die "Stabilisierung" des Kohlendioxid-Ausstoßes der einzelnen Länder, sondern um das Konstanthalten des Gesamtgehalts von CO2, des wichtigsten Treibhausgases, in der Atmosphäre. Das bedeutet also, daß die Klima-Konventions-Staaten nur noch soviel Kohlendioxid aus ihren Auspüffen/Kaminen/CO2-Reservoiren quellen lassen dürfen, wie das natürliche CO2-System "wegstecken" oder "schlucken" kann (die Ozeane wirken zum Beispiel als sogenannte CO2-Senken). Die Klimawissenschaftler rechnen uns vor, was das heißt: Die Staaten müssen ihren Kohlendioxid-Ausstoß und also ihren Verbrauch von Kohle, Erdöl und Gas um mindestens 60, vielleicht auch 80 Prozent gegenüber dem jetzigen Stand verringern. Fortschrittspanther
Bedenkt man, welche Mühe es gekostet hat, beispielsweise die EG-Staaten dazu zu bringen, daß sie bis zum Jahr 2000 eine Rückführung der CO2- Emissionen zum offiziellen Ziel erheben, ist das eine Sensation. Und erinnert man sich daran, wie die US-Regierung sich mit Händen, Füßen sowie allen anderen verfügbaren Körperteilen gegen verbindliche Ziele und Fristen in der Konvention gewehrt hat, verwundert es um so mehr, daß auch ihre Unterschrift unter dem Klimapapier von Rio zu finden ist.
Mag sein, daß mit den 30, 40 "leichtsinnigen" Staaten gar nicht die terminologisch nicht auf der Höhe befindlichen Habenichtse aus der Dritten Welt gemeint waren, sondern die ökonomischen Muskelprotze des Nordens. Vielleicht können die ja vor lauter Kraft nicht richtig lesen. Sei's drum. Was die Klimaschützer schwarz auf weiß haben, können sie künftig getrost bei den Politikern einfordern.
JOACHIM WILLE
Geht der Fußball(er) vor der FIFA-Regel, Numero XII, in die Knie? Zumindest in Wuppertal, dort, wo sich mit "Meister Pröpper" mehr Frische im tristen Zweitliga-Alltag spiegelt, sinkt der Libero respektive linke Innenverteidiger in Ermangelung anderer Alternativen sanft zu Boden, um seinem Torhüter den festen Zugriff auf den Ball zu ermöglichen.
Sie sind ja nicht auf den Kopf gefallen, die Herren Fußballer, wäre ja noch schöner. Kommt da doch glatt einer oder gar mehrere jener nur zu gerne weltfremd geziehenen, jedenfalls mindestens verkalkten Funktionäre daher und untersagt ihnen den rettenden Paß mit dem Fuß zurück. Vorbei die Zeiten, da der Torhüter so unnachahmlich in den Spielaufbau integriert werden konnte, dreimal quer, viermal zurück und dann zum Keeper, und das Ganze wieder von vorne. Aus. Vorbei. Finis. So denkwürdige Spiele bester deutscher Fußballer wie jenes anno 1982 gegen Österreich oder, aktueller, jenes im Juni bei der EM gegen Schweden - wir wären ihrer nie ansichtig geworden. Wie gut, daß es da so erfindungsreiche, clevere Fußballer gibt, die sich derlei Einschränkungen ihres Spiels nicht gefallen lassen wollen. Was tust du mit dem Knie, lieber Hans, und wenn's per Knie nicht geht, nehmen wir halt, Kopf, Wade, Oberschenkel oder Bauch.
Nun soll es Zeitgenossen geben, die die Regeländerung gar nicht einmal für solchen ausgemachten "Schwachsinn" halten, wie Trainer und die Mehrzahl der (Abwehr-)Spieler leutselig meinen. Sicher ist nämlich, daß das Fußballspiel an Dynamik, an Spannung gewinnt, ein Angriff eben nicht mit einem Rückpaß in die Arme des Keepers locker-flockig beendet werden kann, daß der Ball, wie es in der Branche so schön heißt, "heiß" bleibt, daß Abwehrspieler zu Fehlern provoziert werden. Dem Spiel, das - die EM hat das gezeigt - in taktischen Fesseln zu erstarren drohte, kann das nur guttun. Und den Zeit schindenden Spielverderbern wird das Handwerk erschwert.
Sicherlich: Die Gefahr des "kick and rush", eines sinnlosen Wegschlagens ist groß. Es sieht nicht eben sonderlich elegant aus, wenn der letzte Mann in höchster Not die Kugel statt zum Torhüter über die Haupttribüne befördert - aber spricht das nicht eher gegen das technische Potential als gegen die Regeln?
Die einzigen Verlierer dieser Neuerung sind Torhüter, denen ein oft verderblicher Tritt über den Ball nicht erspart bleiben wird, und - wieder einmal - Schiedsrichter. Die müssen noch genauer darüber wachen, ob Vorsatz oder Zufall den Ball zum Keeper rollen ließ. Oder Fuß oder Knie. THOMAS KILCHENSTEIN
Baptistengemeinden sind Kinder des englischen Puritanismus. Da- bei stand das Bestreben im Vordergrund, die Heilige Schrift als ein- zige Grundlage für Glauben und Leben gelten zu lassen. In Zürich gründete sich Anfang des 16. Jahrhunderts eine evangelische Täufergemeinde, die die sogenannte "Glaubenstaufe" propagierte: Nach der Bibel dürften nur glaubende Menschen getauft werden. Die Taufe von kleinen Kindern durch bloße Entscheidung ihrer Eltern oder ganzer Bevölkerungsgruppen durch Willen eines Fürsten sei untersagt.
Der einzelne solle vielmehr die Freiheit haben, an Gott zu glauben oder nicht. Gemäß dem griechischen Wort für "taufen" nannten sich die Vertreter dieser Glaubensrichtung einfach "Baptisten". Sie bildeten neben den Lutheranern und Reformierten den dritten Flügel der Reformation. Getauft werden können heute auch Minderjährige im Alter von zehn oder elf Jahren, soweit sie sich "ernsthaft" zu Jesus Christus bekennen.
1941 gründete sich der "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden", zu dessen Gunsten die Baptisten auf ihren international geläufigen Namen verzichteten. Dieser Bund ist im Ökumenischen Rat vertreten, nicht aber im Weltkirchenrat. In Europa einschließlich der GUS gibt es rund eine Million Baptisten, in Nordamerika über 24 Millionen. jd
Wenn es die FES nicht gäbe, man müßte sie erfinden. Im Gegensatz zu großen Automobilkonzernen, die sich für sündhaft teure Rennsport-Engagements hochspezialisierte Entwicklungsabteilungen als prestigeträchtiges Steckenpferd halten, forschte und baute die Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte mit Hauptsitz im Osten Berlin bis 1989 einzig zum Ruhme des Sozialismus; in Sportarten, wo es zwar viele Medaillen, aber wenig Geld gibt. Die Festschreibung in Artikel 39 des Einigungsvertrages bescherte der High-Tech-Werkstatt ein gesamtdeutsches Fortleben.
Mit ihrem Erfindergeist bastelte die FES im goldenen Zeitalter des DDR- Sports zwischen 1972 und 1988 an über 50 olympischen Goldmedaillen in den Sportarten Rad, Rudern, Kanu, Segeln, Bob und Rennschlitten mit, obwohl der Devisentopf zur heiklen Materialbeschaffung alljährlich nur 200 000 Valuta-Mark hergab. Dem Mangel an Ressourcen setzte man hier wie in der DDR-Wirtschaft mühelos ein Massenaufgebot an Arbeitskräften entgegen: 180 Techniker, Konstrukteure und Bürokraten arbeiteten in den Berliner Betriebsteilen und der Ilmenauer Zweigstelle an der Fertigung von Sportgeräten; heute sind es noch 110.
Das Ende des hypertrophen DDR-Staatssports hat die Sportgeräte- Schmiede im Vergleich zum Dopinglabor in Kreischa und dem Leipziger Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport, die beide ebenfalls im Einigungsvertrag enthalten sind, schadlos überstanden. Das Sportgerät ist ideologie- kompatibel. Ministerrat und Staatssekretariat für Körperkultur und Sport, denen die FES direkt unterstellt war, sind nahtlos vom Bundesinnenministerium abgelöst worden. Aus dessen Etat erhält das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, so der neue Name, in diesem Jahr projektgebunden rund sechs Millionen Mark an Steuergeldern. Im Trägerverein sitzen der Deutsche Sportbund und die Fachverbände.
Spätestens seit die gesamtdeutschen Bahnradfahrer bei den Weltmeisterschaften 1991 in Stuttgart sechs Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille ernteten, weiß auch der bundesdeutsche Sport, was er an der FES hat. Die Konkurrenz sah in Stuttgart schwarz - schwarz wie die futuristischen Zweirad-Boliden, die erstmals bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul für die DDR vorfuhren und die Gegnerschaft seither in Angst und Schrecken versetzten. Das Geheimnis der extravaganten Rahmenkonstruktion - eine Sandwich-Bauweise aus Kohlefasern und anderen Gewebeschichten - haben die FES-Leute nach der Wende etwas naiv an einen Fahrradhersteller ausgeplaudert, der sich prompt am Nachbau versuchte. Heute weiß FES-Direktor Kurt Debus, daß seine Geräte praktisch nicht kopierbar sind. Denn es gibt weltweit keine vergleichbare Fabrik, die überhaupt in der Lage wäre, Entwicklung und Fertigung mit einem solch hohen Spezialisierungsgrad zu finanzieren.
"Ohne ein ausgereiftes Sportgerät kann ein Sportler heute nicht mehr gewinnen", behauptet Konstruktionsleiter Klaus-Dieter Lehmann. Aber darf der Sportler auch verlieren? Was die Karbon- Rennmaschinen, die in Barcelona mit den bekannten Scheibenrädern oder der neuen, weitgehend vor Wind gefeiten Drei-Speichen-Konstruktion rollen werden, tatsächlich gegenüber Konkurrenzprodukten herausholen, darüber will Direktor Debus nur höchst ungern reden - "schon allein aus Achtung vor den Athleten". Am Ende räumt er ein, daß die schwarzblitzenden FES-Räder "zwei bis drei Prozent schneller fahren" könnten. "Treten", sagt Verfolgungs-Weltmeister Jens Lehmann aus Leipzig ironisch, "treten mußt du aber immer noch selber."
Oder paddeln: Pink könnte bei den olympischen Kanuwettbewerben zur Mode- und gleichzeitig zur Schockfarbe für die Konkurrenz werden. Auf Anraten von Farbpsychologen erhält die neue Bootsflotte des Deutschen Kanu-Verbandes diese Lackierung. Assoziationen zum einstigen marineblauen DDR-Einheits- Look sind nicht ganz zufällig. Im Gegensatz zum Kanusport stammt bei den Ruderern nur ein Teil der Ausrüstung von der FES-Werft; in der Mehrzahl die Frauenboote. Für Aufsehen dürften asymmetrische Riemenblätter und viereckige, schaufelgroße Skulls mit seitlich montierten Holmen sorgen. Im olympischen Segeln schließlich steuern die Bootsbauer der FES die 470er Jollen und zahlreiche Segel-Garnituren bei.
Die FES baut schon heute die Sportgeräte für das nächste Jahrtausend, aber die Werkbänke und Konstruktionstische umgibt noch der prä-digitale Charme des mechanischen Zeitalters. Die beiden VAX-Großrechner, die neuerdings bei den Ingenieuren stehen, werden eher mißtrauisch beäugt, auf den Schreibtischen finden sich immerhin einige PCs. In der Werkstatt solide Handarbeit statt computerisierter Fertigungsstraßen. Am neuesten Hit-Accessoire, einem Radfahrer-Helm im "Star wars"-Design, den ein aerodynamischer Wulst verunziert, wird noch per Hand gefeilt. Sein Clou: ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit versenkten Öffnungen, damit der Rennfahrer immer kühlen Kopf behält.
Es darf prognostiziert werden, daß FES-Produkte in Barcelona für Furore sorgen werden - der einzig unberechenbare Faktor ist der Mensch. Die hochgezüchteten Sportgeräte bilden das effektive Pendant zum dopingmanipulierten Athleten. In der Konsequenz droht dem sportlichen Wettkampf die Mutation zur Materialschlacht. DIRK SCHMIDTKE
Fernsehtruhen-Renaissance Ein Comeback der Fernsehtruhe hat das Kaufhaus Hertie ausgemacht. "Bei Stereoanlagen und Fernsehern ist das Design heute fast ebenso wichtig wie das elektronische Innenleben", meint Hertie- Sprecher Matthias Winkel.
Deshalb präsentiert das Kaufhaus in seiner Filiale auf der Zeil noch bis zum Samstag, 18. Juli, moderne Fernsehtruhen des Italieners Massimo Losa-Ghini. Dazu kommen Designer-Entwürfe von Möbeln und Accessoires der Unterhaltungselektronik. ert Schülerin besucht Astronauten Wie heißt der größte Mond vom Jupiter? Diese und ähnliche Fragen zum Thema Weltraum konnte die Frankfurter Schülerin Manuela Berndt beantworten. Damit gewann die Elfjährige einen von zehn Preisen im Wettbewerb "Dein Lieblingsspielzeug beim Fliegen", den die Spielwarenkette Vedes und die Lufthansa gemeinsam ausrichteten.
Manuela darf jetzt einen Tag im deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum im bayrischen Oberpfaffenhofen verbringen. Dort trifft die junge Gewinnerin auch auf den deutschen "Space-Shuttle"-Astronauten Ulf Merbold. ert
Kleine FR
Wohnungseinbruch in Lettgenbrunn JOSSGRUND. Unbemerkt haben Diebe am Samstag nachmittag in der Dresdner Straße in Lettgenbrunn die Eingangstür eines Einfamilienhauses aufgestemmt. In der Wohnung durchsuchten sie sämtliche Räumlichkeiten. Neben Scheckkarte, Schecks, Ausweisen und Fahrzeugpapieren erbeuteten sie auch eine elektrische Reiseschreibmaschine und ein Herrenrad.Autoknacker erbeuteten Funkgerät BAD ORB. Ein Autotelefon, ein Handfunkgerät und ein Ladeakku haben Autoknacker aus einem Mercedes geklaut, der in der Haberstalstraße abgestellt war. Wert der Beute: 8000 Mark.
HOCHHEIM. Den Weg weisen will die Stadt Hochheim Ortsfremden. Bis zum Herbst soll nach Angaben von Ordnungsamtsleiter Ernst Willi Hofmann ein neues Verkehrsleitsystem montiert sein. An den Einfallstraßen sollen insgesamt acht Tafeln aufgestellt werden, die die Richtung zu öffentlichen Gebäuden und Plätzen deuten. Die Kosten bezifferte Hofmann auf 10 000 bis 12 000 Mark.
Das Konzept für "eine großräumige Beschilderung" präsentierte gestern Bürgermeister Harald Schindler (SPD) in einer Pressekonferenz. Langfristig solle es in der Hochheimer Innenstadt keine Wegweiser von Privatleuten mehr geben. Schindler: "Betriebe können ja Kunden zu der Adresse den Hinweis Gewerbegebiet Ost oder Altstadt geben." Dann habe es jeder Besucher einfach, sich in Hochheim zurechtzufinden.
Langfristig versucht die Stadt, Autofahrer zum Parken vor der Altstadt zu bewegen. Nicht bis vor die Kneipentür fahren, nennt Schindler die Devise. Insgesamt 40 Parkplätze stehen Auswärtigen in der Altstadt zu Verfügung. Doch darauf werden auch künftig Anwohner ihre Gefährte abstellen. Dazu sei, so Hofmann, die Parkregelung für Anwohner geändert worden. Wer in der Altstadt wohnt, einen entsprechenden Ausweis hat, kann sein Auto küntig unbefristet auf den Besucherparkplätzen abstellen. Bislang drohte dort nach drei Stunden ein Knöllchen. Das Ordnungsamt will in den nächsten Wochen "gezielt beobachten", was sich auf den Parkplätzen tut. kkü
KARL-CHRISTIAN SCHELZKE, SPD-Bürgermeister in Mühlheim, hat ein neues Amt übernommen. Er ist jetzt einer von fünf Mühlheimer Standesbeamten. Seine erste Amtshandlung hat Karl-Christian Schelzke inzwischen vorgenommen: Er traute mit dem kaufmännischen Angestellten Helmut Wäscher - der die Kassiererin Grazyna Christine Jasiecka heiratete - einen seiner Mitarbeiter von den Stadtwerken. hf
HORST DEKENA, Bundeswehr- Oberst und Leiter des Amtes für Flugsicherung der Bundeswehr, machte seinen Antrittsbesuch bei dem Offenbacher Oberbürgermeister Wolfgang Reuter. Der 58jährige Ingenieur ist kürzlich zusammen mit seiner Dienststelle von Frankfurt ins Offenbacher Kaiserlei umgezogen. Er leitet das Amt seit einem Jahr. hf
CHRISTIAN SCHEFFLER, Direktor des Offenbacher Klingspor-Museums, hat Grund zur Freude. Das Plakat für die Klingspor-Ausstellung "Leipziger Buchkunst und Grafik-Design" ist vom Verband der Grafik-Designer als eines der "hundert besten Plakate des Jahres 1991" ausgezeichnet worden. Entworfen hat das Poster Professor Gert Wunderlich von der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Für fünf Mark kann man das ausgezeichnete Plakat im Klingspor-Museum, Herrnstraße 80, kaufen.
JOHANN KOHLHOFER, Tischtennis-Sportwart aus der Offenbacher Partnerstadt Mödling (Österreich), hat sich in einem herzlichen Brief an das Offenbacher Sportamt für die freundliche Aufnahme junger Sportler in der Stadt am Main bedankt. Die Teams von zwei Tischtennis-Clubs aus Mödling hatten während der Pfingstfeiertage an einem Jumelage-Turnier in Offenbach teilgenommen, an dem sich neben Offenbacher Spielern auch Mannschaften aus dem französischen Puteaux und dem italienischen Velletri beteiligten. Man habe nicht nur alte Freunde getroffen, schreibt Kohlhofer, sondern auch Gelegenheit gehabt, "neue Bekanntschaften zu schließen". hf
KRIFTEL. Die Berichte der Rechnungsprüfer liegen endlich vor und werden dieser Tage für Gemeindevorstand und -vertreter kopiert, die nächste Diskussionsrunde um den Unterschlagungsskandal im Rat- und Bürgerhaus wird voraussichtlich Ende des Monats eingeläutet. Was tut sich derweil bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft, die ebenfalls im "Fall M." ermittelt? "Nichts", lautet die lapidare Antwort von Staatsanwaltschaftssprecher Hubert Harth.
Da es keinerlei Anhaltspunkte dafür gebe, daß außer dem tödlich verunglückten Amtsrat Peter M. noch andere "Täter" Geld aus der Gemeindekasse veruntreut haben könnten, habe die Ermittlungsbehörde die Sache so gut wie ad acta gelegt. Im Gespräch mit der FR betonte Harth gestern erneut, daß die Staatsanwaltschaft "nicht gegen Tote ermitteln kann". Da aber Dritte - also noch lebende Verdächtigte - nach bisherigen Erkenntnissen nicht an den Unterschlagungen beteiligt waren, ermittle die Justizbehörde auch nicht mehr weiter. Harth: "Formal ist der Krifteler Fall zwar noch nicht abgeschlossen, im Grunde aber ist er für uns kein Thema mehr."
Für Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) ist und bleibt er das natürlich. Die Frage, wie die Gemeinde die 1,5 Millionen Mark, die M. einkassiert haben soll, wiederbekommt, wird ihn noch einige Monate beschäftigen. Auch der Staatsanwaltschaftssprecher stellt heraus, daß dieses Kapitel "Sache der Gemeinde" sei. Auch wenn Gerichte über deren Regreßforderungen entscheiden müßten, "haben wir nichts damit zu tun", sagt Harth. "Das ist kein Strafrecht, sondern gehört zum Zivil- und Beamtenrecht". pms
Gescheitert sind private Investoren beim ersten Versuch, eine städtische Erhaltungssatzung zu Fall zu bringen - das Rechtsinstrument soll die bauliche Eigenart und soziale Struktur eines Wohnviertels bewahren. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied nach Auskunft aus dem Römer, daß die Besitzer der Dornbusch-Siedlung die Dachgeschosse der alten Wohnblocks nicht zu 47 Wohnungen ausbauen dürfen.
Heute verbergen sich unter den Dächern nur Trockenböden und Speicher. Wichtigstes Argument der Richter: Die städtebauliche Gestalt der Siedlung würde leiden, wenn die gegenwärtig nur um 30 Grad geneigten Dächer der Häuser zu Satteldächern erweitert würden. Die Bedeutung des Urteils reicht nach Einschätzung der städtischen Juristen weit über Frankfurt hinaus - bisher gibt es so gut wie keine Entscheidungen über städtische Erhaltungssatzungen.
Die Dornbusch-Siedlung war 1987 als erstes Viertel in Frankfurt überhaupt noch vom damaligen CDU-Magistrat geschützt worden - eine Reaktion der Stadt auf den Kauf der Neue-Heimat-Sozialwohnungen durch private Immobilienhändler. Inzwischen hat der rot-grüne Magistrat weitere Erhaltungssatzungen erlassen - etwa für Westend und Dichterviertel. Die privaten Besitzer der Dornbusch-Siedlung, eine Immobiliengesellschaft aus Eschborn, wollten nach eigenen Angaben aus den heutigen Trockenböden und Speichern der alten Blocks Zwei-Zimmer-Wohnungen mit einer durchschnittlichen Fläche von 44 Quadratmetern formen. Die Stadt hatte dagegen auf die Satzung gepocht: Sie gelte schließlich, um lukrative Umbauten zu Lasten alteingesessener Sozialmieter zu verhindern. Die städtische Bauaufsicht argumentiert bis heute, der Zuschnitt der geplanten Dachwohnungen sei zu beengt, um noch den Vorschriften zu entsprechen. Die Verwaltungsrichter ließen sich aber nicht nur vom äußeren Bild der Siedlung leiten. Sie folgten auch der Einlassung der Stadt, für die Autos neuer Mieter gebe es am Dornbusch gar keinen Platz mehr. Schon heute sei die Park-Situation dort sehr angespannt. Üblicherweise kalkulieren die Fachleute mit einem Auto pro neuer Wohnung - für kleinere Unterkünfte unter dem Dach gilt diese Vorschrift freilich nicht. Dennoch überzeugte die Verwaltungsrichter offenbar das Argument der städtischen Juristen.
Derzeit ist nach Auskunft des Rechtsamtes noch offen, ob die privaten Immobilienhändler in die Berufung gehen - im Planungsdezernat wird freilich damit gerechnet: Nur bei einem Ausbau der Dächer lohne sich schließlich der Kauf der Siedlung für ihre Besitzer. Herbert Fichte, Sprecher des Mietervereines am Dornbusch, zeigte sich mit dem Urteil der Verwaltungsrichter sehr zufrieden. Der Mieterverein hatte sich im Frühjahr gewünscht, "daß die Stadt durch alle Instanzen hindurch hart bleibt".
Von der Immobiliengesellschaft aus Eschborn war keine Stellungnahme zu bekommen. jg
SCHÖNECK. In Schöneck liegt die Recyclingquote bei über 50 Prozent. Diese erfreuliche Nachricht hat Bürgermeister Erwin Schmidt übermittelt. Zeichnete sich schon in den ersten beiden Monaten nach Einführung des neuen Abfallwirtschaftskonzeptes in Schöneck eine positive Entwicklung ab - dabei geht es um den Müll, der nicht mehr auf die Deponie gebracht wird -, so hat sich dieser Trend Schmidt zufolge auch im März und April bestätigt. Die Recyclingquote sei "sogar noch etwas angestiegen".
Nach den statistischen Zahlen heißt das: Von einem Müllaufkommen in Höhe von 1475 Tonnen werden in Schöneck 780 Tonnen der Wiederverwertung zugeführt. Darin sind enthalten: 252 Tonnen Bioabfall, 87 Tonnen Grün- und Gartenabfälle, 6,4 Tonnen Altmetall, 310 Tonnen Altpapier und 125 Tonnen Altglas.
In Schöneck trägt das neue Abfallkonzept auch auf dem Sektor Vermeidung offenbar erste Früchte. So berichtet der Bürgermeister davon, daß in dem genannten Zeitraum im Vergleich zu vorherigen Perioden "rund zehn Prozent weniger Müll überhaupt produziert" worden sei. Schmidt freut sich, daß viele Bürger durch die ständigen Appelle der Gemeinde, aber auch durch eigenes bewußteres Verhalten mitgeholfen hätten, den Abfallberg zu verkleinern. Das werde insbesondere durch den enormen Anstieg der Altmetallfraktion (80 Prozent), des Altglases (50 Prozent) und auch des Altpapiers (21 Prozent) unterstrichen.
Da sich das "Duale System" verpflichtet hat, auf privatwirtschaftlichem Weg alle Verpackungen zu entsorgen, die mit dem grünen Punkt ausgestattet sind, wird in Schöneck voraussichtlich mit Beginn des kommenden Jahres allen Haushalten eine zusätzliche gelbe Tonne zur Verfügung stehen. Dadurch dürfte sich dann der wiederverwertbare Anteil des Abfalls nochmals erhöhen. Laut Schmidt wird der Main-Kinzig-Kreis die Bevölkerung direkt über die Einführung der gelben Tonne informieren. Das Aufstellen dieses Behälters liege außerhalb der Zuständigkeit der Gemeinde. Schmidt bittet die Bürgerinnen und Bürger von Schöneck "in ihrem bisher gezeigten vorbildlichen Verhalten bei der Vermeidung von Abfall und der Trennung des Mülls nicht nachzulassen". hok
Im Rahmen der deutschen Vielseitigkeits-Meisterschaften der Jungen Reiter, die der Reit- und Fahrverein Wiesbaden- Kloppenheim ausrichtete, stürzte - wie in der FR berichtet - die nach der Dressur an zweiter Stelle liegende Christine Baumann (Luhmühlen) mit ihrem Pferd Wallaby am vierten Hindernis der Querfeldeinstrecke. In einer Erklärung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf heißt es hierzu weiter, daß die Reiterin unverletzt blieb. Die 15jährige Stute blieb liegen und mußte mit einem Verdacht auf Rückenmarksverletzung abtransportiert werden. Nach intensiver, medizinischer Untersuchung bestätigte sich eine Verletzung des Pferdes im Bereich der Wirbelsäule, bei der keine Chance auf Heilung in Aussicht war. Um dem Tier leiden zu ersparen, wurde es vom aufsichtführenden Tierarzt Dr. Matthias Litsch eingeschläfert.
Eine sofort im Anschluß an die Prüfung durchgeführte Ermittlung ergab folgenden Unfallhergang: Nach Aussage von Joachim Daum (Herborn), dem aufsichtführenden Mitglied der Richtergruppe, Heiko Fuchs, Hindernis-Richter am Hindernis vier und Dr. Dieter Henschel, diensthabender Turnierarzt und Augenzeuge, wählte die Reiterin die rechte der beiden angebotenen Alternativen des Hindernisses. Hierbei waren zwei Steilsprünge eines sogenannten V-Sprunges hintereinander zu überwinden. Der erste Sprung wurde in angemessenem Tempo angeritten und problemlos überwunden. Der Absprung zum zweiten Hindernis-Element mißglückte. Das Pferd kam zu dicht an das Hindernis heran, blieb mit einem Vorderbein hängen und landete hinter dem Sprung auf dem Rücken. Der aufsichtführende Turnierarzt sowie ein Tierarzt waren sofort zur Stelle und ergriffen notwendige Hilfsmaßnahmen.
Die Witterungs- und Bodenverhältnisse waren zum Zeitpunkt des Sturzes einwandfrei; an Hindernis vier waren im Verlauf der Prüfung keine weiteren Schwierigkeiten oder Hindernisfehler aufgetreten. Pferd und Reiterin galten als erfahrenes Paar, das schon an mehreren schweren Prüfungen und deutschen Meisterschaften im Jugendbereich teilgenommen hat. Wie der zuständige Landestrainer Uwe Wandrey bestätigte und auch die tierärztliche Untersuchung kurz vor dem Start der Querfeldein-Prüfung ergab, befand sich das Pferd in einem ausgezeichneten, konditionellen Trainingszustand. Ein Verschulden von irgendeiner Seite ist nicht feststellbar, hieß es abschließend in der FN-Erklärung. prd
Im Blickpunkt: Drogenszene Zürich Fixer-Jagd im Wohngebiet
"Spätestens ab Sommer 1992" werde die Schweizer Finanzmetropole Zürich wieder frei sein von verwahrlosten Elendsgestalten, Drogenprostitution, Beschaffungskriminalität sowie Spritzenunrat. Mit diesen Worten eröffneten am 5. Februar dieses Jahres Zürichs Stadtbehörden den Kleinkrieg der Polizei gegen die größte offene Drogenszene Europas am Platzspitz-Park mitten im Zentrum. Doch das Konzept des Stadtrates von Zürich und die systematische Jagd der Polizei nach Drogenkonsumenten, Dealern und deren Umfeld hat auch nach der totalen Abriegelung des Platzspitz' noch kein "sauberes Zürich" bewirkt. "Die offene Drogenszene hat sich in unmittelbarer Nähe des einstigen Platzspitz festgekrallt, der Stadtrat ist mit seiner klar deklarierten Absicht gescheitert", zog jüngst die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) eine ernüchternde Bilanz. Die zahlenmäßig etwa um zwei Drittel der Süchtigen verkleinerte Szene ist einfach in den fünften Stadtteil umgezogen, in ein überwiegend von Ausländern bewohntes Arbeiterviertel zwischen Hauptbahnhofund dem Fluß Limmat, wo mittlerweile "unbeschreibliche Zustände" (NZZ) herrschen. Die Quartierbewohner wagen sich selbst tagsüber kaum mehr auf die Straßen oder in die Einkaufsgeschäfte, Gewerbetreibende verlieren Kundschaft, weil Angst der Anwohner immer mehr Menschen einen großenBogen um den "Kreis 5" machen, um grobschlächtigen Belästigungen und handgreiflicher Bedrohung zu entgehen. Es mehren sich dort bereits die Stimmen jener Einheimischen, die offen verlangen, man möge den Drogensüchtigen den alten Platzspitz wieder freigeben, um wenigstens die vagabundierenden Gruppen auf der Suche nach "Stoff" und Geld einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
Zürichs Behörden jedoch geben sich mehr denn je entschlossen, keinesfallszu kapitulieren. Noch schätzungsweise dreihundert Schwerstsüchtige werden von Polizeistreifen rund um die Uhr aufgespürt, jeden Tag von neuem vertrieben und bei jedem Versuch, sich irgendwo niederzulassen, gezielt gestört. Die Beamten brauchen nur der Spur von Unrat, blutigen Tupfern und gebrauchten Heroinspritzen zu folgen, um zwangsläufig das neue Suchtzentrum der Stadt am Klingenpark unweit des Museums für Gestaltung zufinden. Nach wie vor wird in Zürich unterschieden zwischen stadtansässigen Süchtigen, die man der Betreuung und dem Entzug zuzuführen versucht, und ortsfremden Schweizerinnen und Schweizern, die an die Behörden ihrer Heimatgemeinden weitergereicht werden. Rauschgiftsüchtige Ausländer aus der Händlerszene werden kurzerhand des Landes verwiesen und an die Grenze gestellt.
"Der Kampf der Dealerbanden um den Drogenmarkt Zürich ist nach wie vor in vollem Gange", sagt auch Polizeichef Neukomm zur gegenwärtigenLage. Deshalb bleibe auch keine andere Wahl, als diesen Sommer den Druck auf die Szene nochmals massiv zu verstärken mit dem Ziel, die offene Drogenszene in eine verdeckte oder gar versteckte umzwandeln. "Der größte Teil der Rauschgiftsüchtigen ist aber nicht bereit, sich in private Räume zurückzuziehen oder wenigstens zum ,Fixen' die bereitgestellten Gassenzimmer aufzusuchen", mußte die Polizei einsehen. In den Gassenzimmern können sich die Süchtigen unter hygienischen Bedingungen ihren "Schuß" setzen. "Die eingeschlagene Richtung stimmt", meint Neukomm gleichwohl zur Zürcher Drogenpolitik, "wir machen unbeirrt weiter so." Bis zum Herbst möchte Zürich grundsätzlich nur noch den in der Stadt lebenden Drogenabhängigen medizinische und soziale Hilfe leisten - alle anderen sollten bis dahin vertrieben und vergrault werden.
In der Bundeshauptstadt Bern, wo unmittelbar nach der Abschließung des Zürcher Platzspitz notgedrungen aus Angst vor massivem Zustrom vertriebener Süchtiger die Drogenszene am Kocherpark ebenfalls von der Polizei aufgelöst wurde, herrschen ähnliche Zustände. "Der Erfolg der Repression hält sich in Grenzen", meinte Berns Lokalzeitung "Der Bund" in einer Sommerbilanz, "die hochgesteckten Erwartungen wurden offensichtlich nicht erfüllt." Weil unter solchen Bedingungen wegen Polizei will Druck verstärken des Berner Verbots, öffentlich zu "fixen", die beiden offiziellen Drogen-Hilfe-Stellen der Stadt zu eigentlichen Kristallisationspunkten der Händlerszene gemacht wurden, sind nun auch diese "Fixerstübli" zu. Der sozialmedizinische Zweck der Übung habe nicht mehr erreicht werden können, meinte Jakob Huber, Leiter der Berner Anlaufstellen, resigniert. Im Sinne eines "Signals an die Süchtigen selbst" habe man jetzt zugesperrt "für voraussichtlich mehrere Wochen". Ab sofort beherrscht, wie in Zürich, auch in Bern die Polizei das Geschehen an der Drogenfront - wenigstens optisch.
PETER AMSTUTZ (Bern)
HANAU. Die "Hanauer Winzlinge" erhalten jetzt doch einen Zuschuß von der Stadt. Nach wochenlangem Streit um die Bezuschussung des Vereins, der in einem Flügel von Schloß Philippsruhe eine Krabbelgruppe eröffnen will, hat die Stadt gestern eine Kompromißlösung verkündet. Wie Oberbürgermeister Hans Martin mitteilte, wird die Stadt pro Krippenkind den geforderten Zuschuß von 228 Mark zahlen. Kinder, die älter als drei Jahre sind und damit Kindergartenalter erreicht haben, erhalten pro Monat 100 Mark weniger. Dieser Zuschuß orientiert sich an dem Vertragsmuster der Stadt für Kindergärten, wonach beispielsweise konfessionellen Trägern 150 Mark pro Kind gezahlt wird.
Martin bezeichnete den jetzt gefundenen Bezuschussungsmodus als gerecht gestaffelt. Solange die Kinder im Krippenalter seien, erhielten sie die höhere Unterstützung. Die Mittel für die älteren Kinder von 118 Mark habe die Stadt nach der Stundenzahl der Betreuung und dem sonst üblichen Bezuschussungsmodell berechnet. Das Land gebe außerdem noch rund 6000 Mark als Unterstützung dazu. Die Hauptlast trage jedoch die Stadt mit 20 000 bis 30 000 Mark.
Martin bezeichnete die Kosten für die insgesamt neun Krippenplätze als angemessen und nicht überhöht. Hätte die Stadt diese Plätze selbst einrichten müssen, wären sie sicherlich um ein Vielfaches teurer gewesen. "Nur hätten wir die neun Plätze nicht an diese Kinder vergeben. Es gibt dringendere Fälle", verweist Martin auf die Sichtweise der Stadt. Der Verein habe die Krabbelstube für seine Kinder eingerichtet. "Damit wird aber nicht die Not derer behoben, die keinen Platz für ihr Kind finden konnten." Die Stadt stehe in der Konkurrenzsituation und müsse einen Ausgleich schaffen zwischen den engagierten Eltern, die sich zu helfen wissen und denen, die sich nicht artikulierten.
Der Vertrag für die "Winzlinge" soll in den nächsten Tagen mit entsprechendem Passus aufgesetzt werden. Die Gelder werden als außerplanmäßige Ausgaben verbucht werden und von der Stadtverordnetenversammlung genehmigt werden müssen. Von den Fraktionen hatte sich vor allem die CDU im Vorfeld gegen eine Bezuschussung der ihrer Ansicht nach "elitären Gruppe" ausgesprochen. Mit der Zustimmung der anderen Parteien ist zu rechnen. alu
Nutzen der Meditationen Die pakistanische Religionsgemeinschaft "Ahmadiyya Muslim Jamaat" lädt ein zu einem religiösen Dialog am Donnerstag, 16. Juli, um 20 Uhr. Das Treffen mit Referaten und Diskussion in der Nuur Moschee, Babenhäuser Landstraße 25, trägt den Titel: "Meditation - Erfahrungen und Nutzen".
NEU-ISENBURG. Einen Umweg müssen die Neu-Isenburger/innen heute und morgen in Kauf nehmen, wenn sie die Isenburger Schneise (L 3317) auf dem Abschnitt zwischen Neu-Isenburg und Frankfurt benutzen wollen. Zwischen vier und 16 Uhr ist die Strecke wegen Brückenbauarbeiten für den Gesamtverkehr gesperrt. Die Sperrung ist erforderlich, weil an zwei Brücken die letzten Betonfertigteile verlegt werden. Das Straßenbauamt empfiehlt, statt dessen die Bundesstraße 3 zu benutzen. fra
MÜNCHEN, 14. Juli (KNA). Der Bayerische Landesverband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder ist nicht gewillt, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth als Rednerin auf seinem Landeskongreß in Nürnberg auszuladen. Der Verband achte die Gewissensentscheidung der CDU-Politikerin bei der Änderung des Abtreibungsparagraphen 218, hieß es in einer verbreiteten Stellungnahme des Verbandes. Süssmuth soll am heutigen Mittwoch auf dem Kongreß den Eröffnungsvortrag halten.
Die Teilnahme der Bundestagspräsidentin hatte wegen deren Votum für die Fristenlösung zu Kritik aus Kirchenkreisen an den Veranstaltern geführt. Der Regensburger Generalvikar Wilhelm Gegenfurtner und die ehemalige Verbandsvorsitzende Huberta von Gumppenberg sagten aus Protest ihre Teilnahme ab. Verbandsgeschäftsführerin Gabriele Stengel stellte dazu in München erneut fest, Frau Süssmuth sei als Erziehungswissenschaftlerin und wegen ihres Einsatzes für die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern, Frauen und Familien eingeladen worden.
Schlägerei beim Turnier von Hobby-Fußballern Mann erlitt Schädelfraktur / Staatsanwalt ermittelt Von Jörg Andersson BAD ORB / SINNTAL. Fußball - die schönste Nebensache der Welt. Ein antiquierter Spruch aus Herbergers Zeiten, der längst zur Floskel verkommen ist. Wo die Kickstiefel geschnürt werden, geht es derb zur Sache - nicht nur in der Bundesliga. Auch bei Hobbymannschaften werden die Sitten zusehends roher. Der Begriff Freundschaftsspiel klingt oft nur noch wie Hohn. Jüngstes Beispiel: Ein Turnier in Bad Orb mündete in eine Massenschlägerei. Trauriger Höhepunkt: Ein 35jähriger erlitt eine Schädelfraktur. Jetzt interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft für den Fall. Acht sogenannte Schoppenmanschaften mit klangvollen Namen wie "Licher 05" oder "Zufallskicker" bildeten am Samstag nachmittag den Rahmen für ein Hobbyturnier "In der Au". Gegen 15.30 Uhr kämpften auf dem Hartplatz gerade die Teams "Glück auf Altengronau" und die "Amigos" aus Karben, eine türkische Mannschaft, mit harten Bandagen um den Ball, da kam es zum Eklat. Nach einem Foulspiel eines Sinntalers entlud sich plötzlich purer Haß. Der Altengronauer schimpfte seinen Gegenspieler "Kanake", der wiederum spuckte diesen an, berichten Augenzeugen übereinstimmend, ohne die genaue Reihenfolge benennen zu können.
Daraufhin entwickelte sich, so der Polizeibericht, eine "wilde Keilerei". Auf dem Platz prügelten sich nahezu sämtliche Spieler, an der Außenlinie gerieten Begleiter und Zuschauer aneinander. Ein Sinntaler Betreuer wurde niedergeschlagen. Wesentlich schlimmer erwischte es den 35jährigen Spieler, der das Foulspiel begangen hatte. Am Boden liegend traten Gegenspieler mit den Füßen auf ihn ein, berichten Beobachter. Blutend und zwischenzeitlich bewußtlos wurde dieser mit Blaulicht ins Krankenhaus transportiert. Die Ärzte diagnostizierten eine Schädelfraktur, der Verdacht auf innere Verletzungen bestätigte sich nicht.
"So etwas habe ich noch nie erlebt", kommentierte Turnierleiter Uwe Grüll die Situation auf dem Spielfeld und drum herum. Angesichts der Drohungen und Aggressionen habe man keine andere Möglichkeit gesehen, als die Polizei zu alarmieren. Und das, obwohl sich das türkische Team zuvor äußerst friedlich verhalten habe. Nach den Vorfällen seien sie jedoch kaum noch zu beruhigen gewesen.
Drei Polizeistreifen sorgten schließlich dafür, daß die "Amigos" das Turnier vorzeitig verließen. Sie verabschiedeten sich mit einem lauten Hupkonzert. Drei Hauptbeschuldigte, darunter auch ein deutscher Betreuer des Teams aus Karben, hätten sich durch besondere Brutalität hervorgetan, erklärte ein Sprecher der Orber Polizeistation. Gegen sie läuft eine Anzeige wegen "vorsätzlicher und gefährlicher Körperverletzung".
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Klaus Schneider wird auch die Staatsanwaltschaft die Sache prüfen. Einen ähnliche Fall hatte es vor nicht allzu langer Zeit bei einem Kreisligaspiel im Vogelsberg gegeben. Bei einem Spiel zwischen Wüstwillenroth und Waldensberg hatten sich, als das Spiel ebenfalls längst unterbrochen war, zwei Spieler attackiert, so daß es zu einem öffentlichen Gerichtsverfahren kam.
Ein Ereignis, an das der stellvertretende Kreisfußballwart Friedrich Herchenröder nicht gern erinnert wird. Zumal es sich dabei eindeutig um einen Ausnahmefall gehandelt habe.
FRANKFURT A. M., 13. Juli (FR). In der Nordhälfte vielfach starke Bewölkung und Regenfälle, in der Südhälfte Deutschlands Bewölkung mit zunehmenden Aufheiterungen und meist trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 23 Grad. Weitere Aussichten: Im Norden noch einzelne Schauer, sonst heiter bis wolkig.
(Siehe auch Lokalteil)
Das Filmsortiment fürs Heimkino ist noch immer meist den Erwachsenen vorbehalten Videotheken sorgen für ihr Image Kräftige Zuwachsraten Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Um 23.30 Uhr verläßt die grauhaarige Frau im geblümten Sommerkleid die Videothek an der Berger Straße. Sie ärmelt sich bei ihrem Begleiter ein. "Der ist wirklich unvergessen, der war einmalig, der James Dean", sagt sie und kramt aus dem Einkaufsbeutel die Kassette mit dem eben ausgeliehenen "Jenseits von Eden"-Film aus dem Jahre 1954 raus. Der Mann, ein rüstiger Senior, schaut aufs das Etikett, nickt und drängt zum Heimweg: "Den gucken wir uns gleich an." Der 36jährige Uli Born mag solche Kundschaft. "Früher hatten wir nur die Altersgruppe von 18 bis Anfang 40", erinnert sich der Geschäftsführer der Tomin- Videothekenkette, die mit zehn Niederlassungen, 40 000 Filmen und 20 000 CDs in Frankfurt Marktführer ist, "daß jetzt auch Rentner kommen, zeigt mir, daß unser Konzept aufgeht, eine neue Klientel zu gewinnen."
Dafür hat die Firma "einige Millionen Mark" investiert und damit die Videotheken "völlig neu gestylt". Ähnlich verfuhr die Konkurrenz: Hinterhof-Lagen wurden aufgegeben, man modelte Tankstellen in Video-Glaspaläste (Berger Straße) um. Einstmals enge trist-schummrige Läden wie in der Walter-Kolb-Straße wurden vergrößert und/oder aufgestockt.
Geöffnet ist zumeist durchgängig von 10 bis 24 Uhr. Ständig werden die Kunden mit Musik berieselt, Innenarchitekten haben - Beispiel "Video-Traumland" in der Ostzeil - die Räume mit Säulen und Skulpturen bestückt, mit Seidenfahnen, Schleifen und Glitter-Blumen drapiert und auch Solarium und Bistro eingebaut.
Man ließ dutzendweise neue große Schaufenster setzen, installierte helle Beleuchtung, verlegte farbigen Teppichboden. Wände und Decken bekamen einen Anstrich "ganz in Weiß".
"Es war unsere einzige Chance: Um im Geschäft zu bleiben, mußten wir weg vom Schmuddel-Image", sagt Born, "und vor allem auch das Sortiment verbreitern und neu strukturieren." Standen in den 80er Jahren nahezu ausschließlich Videotapes mit Sex, Crime, Horror und Action in den Regalen, so offeriert man nun - und das gilt beileibe nicht nur für die Tomin-Kette - ein Sparten-Verleihprogramm: Vorneweg stets "Aktuelle Kino-Neuheiten", die sechs Monate nach ihrer Vermarktung in den Lichtspieltheatern dem Video-Publikum angeboten werden; neu eingerichtet wurden zudem Ekken für "Teeniefilme", "Komödie", "Frauenfilme", "Drama", "Thriller", "Hollywood-Klassiker". Bernd Puschmann, Chef von "Video-City" im Sandweg, Frankfurts größter Videothek, tat noch mehr: "Ich habe die Pornos rausgeschmissen und die Totschläger-Filme." Und an die Glasfront klebte er die Botschaft "Kinder sind willkommen!" Das ist selten in der Stadt: Alle anderen Frankfurter Videothekare lassen nur Leute "über 18" ins Geschäft. Gewerberechtlich gelten deren Etablissements dann als "Erwachsenenvideotheken", Puschmann indes kann für "Video-City" das Etikett "Familienvideothek" reklamieren.
Deren Angebot faßt 8000 Filme und 3500 CDs und Computerspiele, auf unterschiedlichste Interessen gemünzt: "Die Wünsche werden spezifischer. Der Kunde, der aus dem Sessel aufsteht und seine 22 Kabelprogramme verschmäht, will was Besonderes."
In "Video-City" können Kinder wählen zwischen den Werken der "Augsburger Puppenkiste", Märchen à la "König Drosselbart" und Cartoons nicht nur vom Entenhausen-Clan. Es gibt Produktionen in englischer und französischer Sprache. Man findet Musikfilme von "Oper" bis "Elvis" und "Genesis". Und neben der "Wissenschafts"-Ecke mit Ratgeber-Videos für gesunden Schlaf, schlanken Leib und nikotinfreies Dasein können sich Interessenten mit Militaria versorgen: "Deutsche Kriegswochenschauen", "Feuersturm über Dresden".
Die Konkurrenz hat hingegen weiterhin "Rambo/Rocky/Nightmare" als Programm-Schwerpunkt und hält rein gar nichts von der Puschmannschen Porno- Abstinenz. "Wir wollen nicht auf Sexfilme verzichten", sagt Geschäftsführer Born, "denn die machen zwischen 25 und 35 Prozent unseres Umsatzes aus." Ohne die Stöhn- und Paarungsvideos hätte man - das weiß der Tomin-Manager - nicht solch glänzende Steigerungsraten: "Wir legen von Jahr zu Jahr jeweils 20 Prozent zu." An "neuen Kundenschichten" wurden - das bestätigen Frankfurts Videothekare übereinstimmend - durch aufgemöbeltes Outfit und reformiertes Programm vor allem "Frauen", "Intellektuelle" sowie "mittlere und höhere Einkommensgruppen" gewonnen. Die leisten sich im übrigen auch die paar Mark Leihgebühr für "Anale Gier" oder "Drei Schwedinnen in Oberbayern". Born: "Porno hat eine sehr breite Akzeptanz in der Bevölkerung und bei unseren 70 000 Kunden in Frankfurt."
Bestes Beispiel ist ihm die Neukundschaft aus dem Bankenviertel, die ihren Video-Bedarf bevorzugt in der Tomin-Filiale Reuterweg decke. Die Klientel pflege im Viererpack zu leihen: "Drei Pornos und eine Komödie" - das sei der Video-Weekend-Vorrat der Finanzleute.
Profitieren können von den neuen Heimkino-Fans in Frankfurt nur noch 40 Videotheken mittleren und größeren Betriebszuschnitts. Genausoviel haben in den zurückliegenden fünf Jahren pleite gemacht oder aufgegeben. Ludwig Schultz vom Jugendamt, der die städtische Liste führt, muß ständig Namen ausstreichen und neu notieren: "Große Fluktuation. Die Betriebe werden weniger, dafür sind sie aber größer." Anfang der 80er Jahre, so erinnert er sich, hatte es noch 140 Videotheken in der Stadt gegeben.
Ums Jahr 2000 herum werden es, so schätzt Marktführer Born, vielleicht nur noch ein Dutzend sein. "Und die haben mit der jetzigen Videothek nichts mehr gemein", prophezeit er, "das sind dann Medienfachgeschäfte, die alles anbieten, was es an Waren im Kommunikationssektor und an Bild- und Tonträgern gibt." Kassetten im VHS-System seien dann völlig vom Markt: "Das ist wie mit den Langspielplatten."
Videotheken sorgen für ihr . . .
(Fortsetzung von Seite 15)
Bestes Beispiel ist ihm die Neukundschaft aus dem Bankenviertel, die ihren Video-Bedarf bevorzugt in der Tomin-Filiale Reuterweg decke. Die Klientel pflege im Viererpack zu leihen: "Drei Pornos und eine Komödie" - das sei der Video- Weekend-Vorrat der Finanzleute.
Profitieren können von den neuen Heimkino-Fans in Frankfurt nur noch 40 Videotheken mittleren und größeren Betriebszuschnitts. Genausoviel haben in den zurückliegenden fünf Jahren pleite gemacht oder aufgegeben. Ludwig Schultz vom Jugendamt, der die städtische Liste führt, muß ständig Namen ausstreichen und neu notieren: "Große Fluktuation. Die Betriebe werden weniger, dafür sind sie aber größer." Anfang der 80er Jahre, so erinnert er sich, hatte es noch 140 Videotheken in der Stadt gegeben.
Ums Jahr 2000 herum werden es, so schätzt Marktführer Born, vielleicht nur noch ein Dutzend sein. "Und die haben mit der jetzigen Videothek nichts mehr gemein", prophezeit er, "das sind dann Medienfachgeschäfte, die alles anbieten, was es an Waren im Kommunikationssektor und an Bild- und Tonträgern gibt." Kassetten im VHS-System seien dann völlig vom Markt: "Das ist wie mit den Langspielplatten."
&blt; Kultur am Mittwoch
Frankfurter Künstler und Künstlerinnen präsentieren heute abend im Rahmen der Lesbisch-Schwulen-Kulturtage Theater, Kabarett, Musik und Travestie. Mit dabei sind die Frankfurter Spielfrauen, die Mainsirenen, die Tolleranzen und als Moderator Reinhard Lila. Beginn ist um 20.30 Uhr im Öko-Haus, Kasseler Straße am Westbahnhof. Karten gibt es unter anderem beim Kartenkiosk Sandrock, Hauptwache, bei "Switchboard", Telefon 28 35 35, oder "Backdoor", Telefon 28 43 11. &blt; Premiere "Nathan der Weise" Mit einer Neuinszenierung des dramatischen Gedichts "Nathan der Weise" von Lessing werden am heutigen Mittwoch, 15. Juli, die Burghofspiele in Eltville am Rhein eröffnet. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 17. und 25 Juli sowie für den 1., 5., 8., 12. und 15. August. Beginn jeweils um 20.15 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 0 61 23 / 40 50. &blt; Summertime mit Music-Clowns Während der Summertime-Mittwochspause auf dem Römerberg treibt das italienische Clownduo Microband heute ab 15 Uhr seine Späße. Nochmals zu sehen ist das Duo um 21 Uhr im Hof des Historischen Museums mit der Comedy-Show "Doremifosollasizu" . Der Eintritt für beide Veranstaltungen ist frei. &blt; Semester-Abschlußkonzert Am Mittwoch, 15. Juli, um 20 Uhr musizieren und singen in der Aula der JWG-Universität Frankfurt, Rimma Bobritzkaja (Klavier), das Ensemble für Alte Musik, das Collegium Musicum Instrumentale & Vocale und der Kammerchor der Universität unter der Leitung von Christian Ridil. Neben Chormusik der Renaissance, Motetten von G. P. da Palestrina, J. Pachelbel und R. Wetz erklingen Werke von Christian Ridil. Der Eintritt ist frei. &blt; Theater, Literatur und Landschaften Im Rahmen der Edvard-Munch-Ausstellung in der Kunsthalle Schirn, Römerberg, finden am heutigen Mittwoch zwei Führungen statt. Um 11 Uhr referiert Ursula Woeckel über das Thema "Edvard Munch - Theater und Literatur" und um 19 Uhr spricht Amelie Himmel zum Thema "Die Landschaften". &blt; Ikonographie und Bildhauer am Hof Das Liebieghaus/Museum Alter Plastik, Schaumainkai 71, veranstaltet am 15. und am 19. Juli zwei Führungen. Am Mittwoch um 18.30 Uhr findet eine Führung zum Thema "Begleiter Jesu und Verkünder des Evangeliums: Die Apostel" statt. Die Sonntagsführung im Rahmen des Zyklus "Bildhauer am Hof und ihre Werkstätten" beginnt um 11 Uhr und hat das Thema "Der Ruf Kaiser Friedrichs III. von Nicolaus Gerhaert nach Wien". &blt; Bilder von Manuela Schubert Am Donnerstag, 16. Juli, um 17 Uhr lädt Manuela Schubert zur Eröffnung ihrer Ausstellung ein. Zu sehen sind die Bilder in den Räumen der Firma Saturn Hansa, Berger Straße 125-129 / I. OG, bis zum 20. August. &blt; Tanz-Oper im Mousonturm Vom 16. bis zum 18. Juli gastiert im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, das Awar Dance Theatre mit dem Stück "Der Kinderkreuzzug". Beginn jeweils um 21 Uhr. &blt; "Burgtheater" für Kinder Die Theaterwerkstatt Krick-Krack von Sylvia Schopf bietet für Kinder eine "Burgtheater"-Werkstatt an: als Ferien- Programm auf der Burg Breuberg im Odenwald. Eine Woche lang, diesmal vom 20. bis 25. Juli, geht es um das Leben auf einer mittelalterlichen Burg. Am letzten Tag ist Premiere. Solche Kurse gibt es auch außerhalb der Ferien für Schulklassen. Nähere Informationen bei Sylvia Schopf, Mörfelder Landstraße 70, Telefon 0 69 / 61 53 37.
EPPSTEIN. Schwer verletzt wurden ein 19jähriger aus Vockenhausen und eine 27jährige Rüdesheimerin am Sonntag gegen 15 Uhr bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 455 bei Bremthal. Der junge Mann war mit seinem VW Golf in einer leichten Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn gekommen und mit dem Nissan Micra der Frau frontal zusammengestoßen.
Der Aufprall war so stark, daß der Nissan durch die Luft geschleudert wurde und schräg auf einem Streugutkasten landete. Die Rüdesheimerin mußte vom Notarzt im Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Nur mit einer Rettungsschere konnte der 19jährige aus seinem Golf befreit werden. Die beiden Insassen des Vockenhauseners kamen mit leichten Verletzungen davon. gre
ski FRANKFURT A. M. Der Frankfurter Baukonzern Wayss & Freytag hat das Tempo auf seinem steilen Expansionskurs im bisherigen Jahresverlauf noch deutlich verschärfen können. Von Januar bis Mai nahm die - 1991 um 17 Prozent auf 1,7 Milliarden Mark ausgeweitete - Bauleistung um 35 Prozent zu. Der Auftragseingang wuchs um ein Viertel, und der Orderbestand lag um gut ein Drittel über dem Vorjahreswert. In der Zukunft erhofft sich der Vorstand weitere deutliche Zuwächse durch Projektentwicklungen, die eine immer größere Rolle spielen. Hier verfügte die zu mehr als 95 Prozent zur Agiv-Holding gehörende Gesellschaft Ende vorigen Jahres neben dem Auftragsbestand von 1,8 Milliarden über ein Volumen von gut zwei Milliarden, das binnen drei bis acht Jahren "zur Fertigstellung gebracht wird". Von derzeit 19 bearbeiteten Objekten mit Schwerpunkt in Berlin und den neuen Ländern seien bereits sechs im Bau beziehungsweise verkauft.
Neue Wege beschreitet die mehr als 7000 Leute beschäftigende Gruppe auch mit Betreibermodellen. Das erste wird in Ostdeutschland für Kläranlagen des Abwasserverbandes "Kahla und Umgebung" umgesetzt. Wayss & Freytag plant, baut, finanziert und betreibt die Anlagen mit Partnern. Der Abwasserverband bezahlt in Form einer jährlichen Grundgebühr und eines mengenabhängigen Arbeitspreises. Nach einem ähnlichen Modell will der Baukonzern ein Telekommunikationszentrum in Malaysia errichten.
GIESSEN. Der Mann im Turm hat's gut. Auf dem schmalen Fußweg neben Parkplätzen, Studentenwerk und Mensa steht er in einem über sieben Meter aufragenden Metallgestänge. Das gewellte Dach über dem Haupt bewahrt ihn vor den Unbilden des Himmels. So steht er da: überlebensgroß, streng gescheitelt, die Arme angelegt, mit dunkler Hose und hellem Hemd, und blickt ganz starr in die Ferne. Hat der doch ein zynisches Grinsen um die Mundwinkel...
Und überhaupt: Läßt sich fortan begaffen von hungrigen Studierenden auf ihrem Gang zu den Fleischtöpfen. Doch gemach, der Mann im Turm ist ein Kunstwerk. Erschaffen von Stephan Balkenhol. Der hat die Figur samt Sockel aus einem Eichenstamm gehauen. Nach siebzehn Jahren ist damit auch die erste Station des nunmehr zwölfteiligen Gießener Kunstweges zwischen Philosophikum I und II besetzt.
Stephan Balkenhol, 35jährig, geboren in Fritzlar und aufgewachsen in Kassel, ist mit dabei, als sein Werk in der mittelhessischen Universitätsstadt in recht nüchterner Manier "übergeben" wird. Gerd Römer, Leiter des Staatsbauamtes und Beirat im Gremium, das den "Sonderbaufonds zur künstlerischen Ausgestaltung von Gebäuden des Landes Hessen" verwaltet (daraus flossen die Gelder für den Kunstweg), zerbricht sich den Kopf, "wie lange das Konzept des Kunstweges überhaupt gefragt sein wird", und plaudert über das neueste Vorhaben: eine Dokumentation plus Hinweistafel, "um dem unbescholtenen Bürger zu zeigen, was hier eigentlich vor sich geht".
Heinz Bauer, dem Präsidenten der Universität, ist die Freude deutlich anzumerken. "Glücklich" schätze er sich, betont er, denn so langsam sei "Herr Balkenhol für Hessen nicht mehr bezahlbar". Nun ja, mit den Gesetzen des Kunstmarktes taten sich öffentliche Institutionen schon von jeher nicht sonderlich leicht. Und was sagt der Künstler? Zwischen EXPO (mit der "Figur für Sevilla") und London (Vorbereitung einer Ausstellung) also Gießen. Hier steht er neben seinem Kunstwerk, blickt ein wenig skeptisch drein und schweigt. Vorerst. Bis die Offiziellen fertig sind. Bis sie dann aber doch kommt, die törichte, aber wohl nie ausbleibende Frage. Die nach dem "Sinn". Was er, der Künstler, sich dabei eigentlich gedacht habe? Und Balkenhol spricht. Daß im Grunde jeder etwas anderes sehe. Daß er sich nicht "festlegen" wolle auf "bestimmte Intentionen". Daß er "offene Situationen" schaffen möchte, gleichermaßen "selbstverständlich wie irritierend". Daß er die Architektur der gegenüberliegenden Gebäude mit schmalen, langgezogenen Fenstern und klaren Linien aufgegriffen habe. Daß es seinem Arbeitstempo entgegenkomme, mit Holz, das sich vorzüglich farbig fassen lasse, zu arbeiten. Daß ihn die formale, abstrakte Kunst "irgendwann gelangweilt" habe. Daß in Gießen eine menschliche Figur entstanden sei, "die offen ist für Bedeutung". Mit der unverwechselbaren Menschengestalt nahe der Mensa hat Stephan Balkenhol, der von 1976 bis 1982 bei Ulrich Rückriem in Hamburg studierte, dem 1982 konzipierten und in unregelmäßigen Abständen erweiterten Gießener Kunstweg ein neues, markantes Profil gegeben. In der Reihe der zwölf Plastiken von zeitgenössischen Künstlern findet sich neben HAP Grieshaber (Josefslegende, Druckplatten, aufgehängt 1983 in der Universitätsbibliothek), Michael Croissant ("Kopf", Stahlskulptur 1986) und anderen die 1984 aufgebaute Steinskulptur "Tor" - von Balkenhols Lehrer Ulrich Rückriem.
Auf dem Vorplatz der Universitätsbibliothek hat der Klotz aus hartem Granit seinen Platz. Was Wunder, daß er als Informationsträger herhalten muß. "Demo für Conny, 9 Uhr Abfahrt, Uni-Hauptgebäude" ist in Graffiti-Art aufgesprüht.
Sage noch jemand, die Gießener Studierenden würden sich mit ihrer Kunst nicht auseinandersetzen: Zu spüren bekam dies der "Wiehernde Hengst", jene 1961 von Gerhard Marcks gefertigte Bronzeskulptur, die 1975 unabhängig vomn damals noch gar nicht existierenden Kunstweg auf dem Vorplatz zum Philosophikum I aufgestellt wurde. Kaum drei Tage installiert, wurde der metallene Gaul Opfer einer studentischen Farbbeutel-Aktion. Da der Hengst auf einem Sockel aus Muschelkalk wieherte, erinnert sich Gerd Römer, hatten die Reinigungskommandos allerhand Mühe damals.
Ob dem Mann im Turm ähnlicher Protest zuteil wird, scheint eher unwahrscheinlich. Die Aktion vor siebzehn Jahren interpretiert Römer als "Nachwehen studentischen Protests". Da der zum einen inzwischen bekanntlich arg abgekühlt ist und zum anderen besagter Mann aus gehörigem Sicherheitsabstand die Szenerie auf dem Gelände beobachtet, scheint Gefahr 1992 nicht in Verzug. Die alles überragende Menschenfigur jedenfalls hat zwei der letzten Werke des Kunstweges fest im Blick: das "Räderwerk Nord" von Vincenzo Baviera und die "Wagengruppe" des jungen Frankfurter Künstlers Bruno K.
Noch gibt es auf der rund einen Kilometer langen Strecke einige "Löcher". Die zu "stopfen" haben sich die Verantwortlichen für die nahe Zukunft vorgenommen. Zum Schlendern und Schauen freilich reicht das Vorhandene längst aus. VOLKER TRUNK
HOCHHEIM. Einen Bärendienst hat nach Auffassung von Bürgermeister Harald Schindler (SPD) die FDP den gymnasialen Oberstufen in Hochheim, Hattersheim und Flörsheim erwiesen. Die Freidemokraten hatten - wie berichtet - vor einem Schultourismus gewarnt. Sie befürchten, daß bei einer Zusammenlegung der drei Oberstufen die Schüler ihren Kursen hinterherfahren müßten. Derlei Spekulationen, so Schindler, führten nur dazu, daß Eltern ihre Kinder andernorts zur Schule schicken.
Die gymnasiale Oberstufe an der Hattersheimer Böll-Schule wird nach den Sommerferien ihren Betrieb aufnehmen. Sie soll künftig zusammen mit den Oberstufen in Flörsheim und Hochheim eine organisatorische Einheit bilden. Der schulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion und seine Parteikollegen der drei Mainstädte äußerten Skepsis dazu.
Schindler: "Ich halte solche unsachlichen Spekulationen für fehl am Platz." Schließlich sei noch nichts entschieden, auch nicht der Standort der gemeinsamen Verwaltung. "Wir haben genug Zeit, die Sache zu verfolgen und in Ruhe ein Konzept zu entwickeln."
Hochheims Bürgermeister beruft sich dabei auf ein Schreiben von Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD). Demnach solle bis April 1996 "ein auf aktuellen Daten beruhendes Organisationskonzept" vorliegen. Das bedeute, so Holzapfel, daß der Standort der neuen Oberstufe derzeit noch nicht festgelegt ist. Es bleibe Zeit für eine "vernünftig vorbereitete und ausführlich erörterte Entscheidung".
In seinem Schreiben an Schindler kritisiert der Kultusminister "unsachliche öffentliche Spekulationen". Die seien keine Stilmittel zur Lösung schulpolitischer Organisationsfragen. Den FDP-Befürchtungen trat Schindler entgegen: "Es wird keinen Wanderzirkus für Schüler geben." Lehrer auf Achse könne er sich aber vorstellen. Und gehe es um mehr Personal, "dann müssen wir eben mit Holzapfel in den Clinch gehen". kkü
HOCHTAUNUSKREIS. Früher galten sie als Blutsauger, Alfred Brehm brandmarkte sie als Geflügelkiller "mit einer Mordlust und Grausamkeit ohnegleichen", ihr Name könnte vom altgermanischen Wort für "Mörder" stammen - Marder genießen einen schlechten Ruf. Für den Gießener Wildbiologen Karl Kugelschafter schlägt sich in den Vorbehalten gegen die nachtaktiven Tiere vor allem die Angst der Menschen vor der Dunkelheit nieder.
Direkte schlechte Erfahrungen mit den "so vorsichtigen" Nagern können Menschen kaum machen, "in aller Regel wird man nichts von einem Steinmarder merken, weil er so schnell verschwindet". Auch die kürzliche Horrormeldung, ein Marder habe in Nürnberg ein Baby angebissen, verweist der Wildbiologie ins Reich der Fabeln - wo sie am Ende auch durch ihre Urheber landete: "Man kann ausschließen, daß ein Steinmarder jemanden attackiert."
Steinmarder sind Raubtiere, die sich vor allem von Ratten und Mäusen ernähren. Anpassungsfähig fressen sie vor allem in der Stadt auch Küchenabfälle und Obst. Ihre Anpassungsfähigkeit zeigt sich nicht nur darin, daß sie inzwischen auch mitten in Großstädten leben, sondern auch bei ihrer Fortpflanzung. Wird der Nachwuchs im Spätsommer gezeugt, verlängert sich die Schwangerschaft von zwei auf neun Monate, damit die kleinen Marder erst im warmen Frühjahr zur Welt kommen. stk
Kein Stellvertreter für den "Stellvertreter Christi"
Die Erkrankung von Papst Johannes Paul II. drosselt die Aktivitäten des Vatikans
Im Vatikan herrscht eine gespannte Atmosphäre. Überraschend gab Johannes Paul II. selbst am vergangenen Sonntag nach dem "Angelus"-Gebet bekannt, er werde sich noch am selben Abend für einige Tage in die römische Poliklinik Gemelli begeben, wo die Ärzte ihn gründlich untersuchen sollen. "Betet für mich", fuhr er fort, "damit der Herr mit seinem Beistand mir zur Seite ist." In den vergangenen Wochen schon wirkte der 72jährige müde und abgespannt. Vor einem harmlosen Checkup hätte der Papst die Gläubigen wohl kaum in beinahe dramatischer Weise zur Fürbitte ermuntert.
Droht also Gefahr? Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls, selbst Mediziner, spricht wage von einer "Darmerkrankung" und äußert sich optimistisch. Er schließt aber nicht aus, daß die Beschwerden mit der Verletzung in Zusammenhang stehen, die der Pontifex vor mehr als elf Jahren durch die Schüsse des Attentäters Ali Agca auf dem Petersplatz erlitten hatte.
Als der polnische Kardinal Karol Wojtyla am 22. Oktober 1978, gleich nach seiner Wahl zum Papst, unter dem Jubel von Zehntausenden auf die Loggia des Petersdoms hinaustrat und sich mit einfachen Worten vorstellte (". . . wenn ich Fehler mache, dann korrigiert mich"), da glaubten viele, der erste Nicht-Italiener seit über 450 Jahren werde ein Reformer sein.
Diese Hoffnungen schienen ihre Bestätigung zu finden, als Johannes Paul II. mit vielen höfischen Gebräuchen Schluß machte, die nicht einmal Johannes XXIII. abschaffen konnte oder wollte. Der Pontifex sagt nicht mehr "Wir", wenn er sich selbst meint, er läßt sich nicht mehr in einer Sänfte tragen, er speist nicht mehr in trauriger Zurückgezogenheit. Wenn er Erholung sucht, schwimmt er ein paar Runden, läuft in den Abruzzen Ski oder wandert stundenlang durch die Alpen.
Inzwischen haben nicht nur viele Theologen, sondern auch Millionen liberaler Katholiken erkannt, daß der polnische Papst nicht daran denkt, die Struktur und den Geist seiner Kirche zu erneuern. Trotzdem wurde er zum "Reformer", weil er viele alte Zöpfe abschnitt. Erkrankte früher ein Papst, wurde das vor der Weltöffentlichkeit streng geheimgehalten. Pius XII. und Paul VI. versuchten, soweit es in ihren Kräften stand, alle angesagten Audienzen einzuhalten. Erkrankten sie doch einmal schwer, blieben selbst Mitarbeiter und engste Angehörige aus ihrer Umgebung ausgeschlossen, um die Wahrheit zu verbergen. Offizielle Erklärung: "Die Christenheit soll nicht beunruhigt werden." Das Krebsleiden Johannes XXIII. war bis kurz vor seinem Ende nur einem kleinen Kreis von Vertrauten bekannt. Doch gerade diese Geheimhaltungs-Taktik ließ Raum für Gerüchte und Spekulationen. Nicht selten stilisierten "vatikanische Beobachter" einen harmlosen Schnupfen zu einer lebensgefährlichen Krankheit hoch. Spötter sagten damals: "Der Heilige Vater genießt das Privileg, nur ein einziges Mal zu erkranken und an dieser Krankheit gleich zu sterben."
Im der katholischen Klinik "Gemelli" am Westrand von Rom, in der jährlich viele Tausend Patienten behandelt werden, hatte Johannes Paul 1981 schon 76 Tage zugebracht. Kaum waren die von den Pistolenschüssen verursachten Verletzungen verheilt, stellte sich eine langwierige Infektion ein. Damals war keine Zeit zu verlieren. Doch diesmal hätte der Pontifex auch "zu Hause" untersucht werden können. Als sich Paul VI. einer Prostata-Operation unterziehen mußte, ließ er allein zu diesem Zweck im Vatikan einen Operationssaal einrichten. Karol Wojtyla hingegen liebt in jeder Situation den Kontakt zu den Menschen. Er gibt sich mit einem normalen Krankenzimmer im zehnten Stock der Klinik zufrieden, das ist allerdings jener Flügel, der "besonderen Patienten" vorbehalten bleibt. Für seine Mitarbeiter stehen ein bescheidenes Schlafzimmer und zwei kleine Büros zur Verfügung.
Für Fälle päpstlicher Handlungsunfähigkeit ist die kirchliche Gesetzgebung recht mager. Zwar hat Paul VI. noch Ende der siebziger Jahre eine präzise Regelung erlassen, die nach dem Tod des Papstes in Kraft tritt: Alle Aufmerksamkeit konzentriert sich dann auf die Einberufung des Konklave und die Wahl eines neuen Oberhaupts der katholischen Kirche. Die Aktivität der Kurie reduziert sich auf die Abwicklung unaufschiebbarer Geschäfte.
Der Papst in seiner Eigenschaft als Bischof von Rom hat in jedem Fall einen Kardinal als ständigen Vertreter. Der wird aber nur für die Stadt tätig, nicht für die Weltkirche. Die Befugnisse der "Nr. 2" hinter den Vatikanmauern, das ist der Kardinalstaatssekretär, bleiben im Notfall beschränkt. Er wird zusammen mit der Kurienspitze nur im Rahmen seiner üblichen Kompetenzen tätig. Einen ausdrücklichen Stellvertreter für den "Stellvertreter Christi" nennt die kirchliche Gesetzgebung nicht.
Als die schwarze Limousine mit dem Vatikan-Kennzeichen SCV 1 vor dem Eingangstor des Krankenhauses ausrollte, klang kräftiger Beifall auf. Viele Kranke, die das Bett verlassen konnten, und ihre Angehörigen wollten dem Pontifex Genesungswünsche zurufen. Im Staatssekretariat war schon am Nachmittag ein Stapel von Telegrammen aus aller Welt eingetroffen. Italiens Präsident, der streng katholische Oscar Luigi Scalfaro, sprach die "Empfindung tiefer Ergebenheit und Liebe für die ganze Nation" aus. Zur gleichen Zeit fanden in vielen tausend katholischen Kirchen Bittgottesdienste statt.
Die Untersuchungen des Patienten Wojtyla begannen am Montagmorgen um sieben Uhr. Nur mit Mühe gelang es der Verwaltung des "Gemelli", den Krankenhausaufenthalt des Papstes nicht zum Medienspektakel ausarten zu lassen. In der Rezeption drängten sich Journalisten und Kameraleute aus aller Welt, die auch durch den Hinweis, mit einem ärztlichen Bulletin könne erst am Mittwoch gerechnet werden, nicht abzuschrecken waren. Eine für Montag mittag angesetzt Pressekonferenz des leitenden Chirurgen Professor Francesco Crucitti, der den Papst vor elf Jahren operiert hatte, wurde im letzten Augenblick abgesagt. Gründe hierfür nannte der Arzt nicht.
LANGEN. Die Polizei hat einen 21 Jahre alten Kroaten, der sich in der Nähe des Leerweges in einen Gartenhaus "eingenistet" hatte, festgenommen. Die Besitzer der Laube entdeckten den Bewohner, als bei ihrem Häuschen ihr Schlüssel nicht mehr paßte. Der Kroate soll auch Haushaltsgegenstände sowie ein silbernes Rad Marke Alfira "zusammengesucht" haben. Der Mann ist in Haft; die Ermittlungen dauern an. Laut Polizei will er Deutschland wieder verlassen; er hat keinen Antrag auf Asyl gestellt. dok
BERGEN-ENKHEIM. Es ist alles ein wenig komplizierter bei den Kleingärtnern in Bergen-Enkheim: "Also noch einmal", sagt Jürgen Hofmann, Obmann der Anlage "Hinter der Burg", und legt drei Bierdeckel vor sich auf den Tisch im Vereinshaus des Kleingärtnervereins (KGV) von 1950. "Die drei Bieruntersetzer sollen für unsere drei Anlagen stehen: Dorfelder Weg, Hinter der Burg und Möllers Wäldchen." Eingeweihte jedoch benutzen nur die Kürzel "DW", "HdB" und "MW".
"Diese drei Anlagen haben jedes Jahr ihr eigenes Sommerfest, also insgesamt drei im gesamten Verein", erklärt Hofmann weiter. "Es gibt aber nur einen gemeinsamen Frühschoppen, und der wechselt jedes Jahr von Anlage zu Anlage." Alles klar - so kompliziert ist es ja nun auch wieder nicht. Bei ihrem Prominentenfrühschoppen haben sie also alle gemeinsam gefeiert, berichten die drei Obleute von "DW", "HdB" und "MW".
Vertreter der Ortsbeirats-Fraktionen 16 waren da, und dann natürlich noch Karl Götz, Komponist von 837 Schallplatten, darunter unter anderem der Schlager "Tanze mit mir in den Morgen hinein". Götz ist "Mitglied aus Passion" bei den Bergen-Enkheimer Gärtnern. "Bei den Menschen hier fühle ich mich wohl", sagt der Millionär, "das entspricht meiner Mentalität." Einen Garten hat er allerdings nicht, so daß ihm die Entscheidung zwischen den drei Sommerfesten der einzelnen Anlagen erspart blieb: Er besuchte einfach alle hintereinander.
Bei den HdBlern konnte er zuerst auf den Zauberer "Boscha" treffen, der aus einer Flasche Sekt vier Sorten Wein ausschenkte, danach die Flasche zerschlug und Tauben hinausflattern ließ. "Diese Attraktion war in erster Linie für die Kinder gedacht", sagte Hofmann, der zudem die vorbildliche Arbeit von Brigitte Petery lobte, die das Kinderfest seit Jahren organisiert. Akkordeonmeister Klaus Scharfe sorgte für musikalische Unterhaltung; Pommes frites, Würstchen und Ketchup für die Kinder gab es kostenlos.
Ein "wahres Kinderparadies" gab es auch in der Anlage "Möllers Wäldchen". Obmann Klaus Neumann drehte dort das Glücksrad. Erster Preis: ein Fahrrad. Schubkarrenrennen und Kordelziehen waren weitere Attraktionen, und an der Kinderbar gab es freie Getränke.
Gerhard Petery, Kassierer des Gesamtvorstandes des KGV Bergen-Enkheim, zog Bilanz: "Alles in allem waren es sehr schöne Sommerfeste, bei denen besonders auf die ehrenamtliche Arbeit aller Helfer hingewiesen werden muß." Unter den 250 Mitgliedern seien besonders viele junge Familien, die keinen eigenen Garten hätten. "Denn in Bergen-Enkheim wohnen nicht nur Millionäre." In den drei Anlagen gebe es genügend Grün für Kinder. "Zumal sich der Ortsbeirat 16 bemüht hat, uns hinter den Anlagen Dorfelder Weg und Hinter der Burg neue Gärten zuzuweisen." 30 bis 40 neue Gärten sollen dort entstehen. Petery: "Eine gute Gelegenheit, um über den Eintritt in unseren Verein nachzudenken." mug
Als "unsinnigen Vorschlag" und "untaugliche Alternative" hat am Freitag die CDU-Opposition rot-grüne Überlegungen für eine "Südumgehung Riederwald" abgetan. In der Führungsspitze von SPD und Grünen wird diese Südumgehung diskutiert - als Ersatz für den Riederwaldtunnel oder die Stelzenstraße über der Hanauer Landstraße. Der planungspolitische Sprecher der CDU, Edwin Schwarz, nannte die Umgehung einen "alten Hut" - bereits Anfang der 80er Jahre sei sie geprüft und wegen technischer Probleme verworfen worden. Die Riederwälder hätten der SPD dafür bei der Kommunalwahl 1981 eine eindeutige Abfuhr erteilt.
Abgesehen von den technischen Problemen würde die Südumgehung die Riederwälder unerträglich belasten. Die Anwohner der Lahmeyer- und der Harkortstraße hätten den Verkehr vor ihrer Haustür. Der Trasse fielen außerdem Kleingärten sowie das Licht- und Luftbad zum Opfer. Schwarz verlangte auch "parlamentarische Aufklärung" darüber, inwieweit die Variante der Stelzenstraße immer nur "taktisches Spielmaterial" des Planungsdezernenten gewesen sei. Die Steuerzahler besäßen ein Recht zu erfahren, wieviel Geld für eine nicht ernst gemeinte Planung ausgegeben worden sei.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Stammler, erklärte den Anschluß einer Südumgehung Riederwald an die A 661 für technisch nicht bewältigbar. Es entstünde ein überdimensioniertes Verkehrsbauwerk. Stammler: "Ich sehe keine Alternative zum Riederwald-Tunnel." Der CDU-Politiker forderte SPD und Grüne auf, eine Lösung nicht länger durch taktische Varianten zu verzögern. jg
"Gestatten, mein Name ist Hase!" Ken Washingon teilt für die Läuferstars den Wind. Nicht nur er, aber der 31 Jahre alte Amerikaner ist der Bekannteste. Er mißt 1,90 Meter. Eine elegante Erscheinung. Die ebenmäßig flotte Fortbewegung ist seine Kunst.
Ken Washington, der ewig Unvollendete. Nein. Er widerspricht. "Der Weg ist das Ziel." Bei Rekordrennen muß er diesen Weg bereiten. Der Kandidat ruht sich hinter seinem breiten Rücken aus. Im ersten Stadium des Rennens übernimmt der Hase auch das Denken. Er ist dann die einzige Vertrauensperson des Stars, dort auf der Kunststoffbahn.
Es versteht sich von selbst, daß es zu Washingtons Berufsbild gehört, immer einen grenzenlosen Optimismus zu verbreiten. Schon das Zögern eines Schrittes würde sich verheerend auf das Seelenheil des Rekordjägers auswirken. Deshalb ist er der freundlichste Athlet im ganzen Läufer-Zirkus. Als wir uns mit ihm in Lausanne unterhielten, unterbrach er das Gespräch nur einmal kurz, weil er - Küßchen links, Küßchen rechts - die gerade vorbeikommende Heike Henkel begrüßen mußte.
Dieser Hase ist sein eigener Herr geworden. Keiner kennt die Veranstalter der großen Leichtathletik-Veranstaltungen besser als er. Für sie ist er zuweilen der zweitwichtigste Sportler. Vor ihm kommt nur der Star. Wie sieht es da eigentlich mit den Honoraren aus. Ken Washington ist Amerikaner, weshalb er keine Scheu kennt, darüber zu plaudern.
Greifen wir mal hoch. "Sie machen ihre Arbeit in einem 1500-m-Rennen sehr ordentlich, sie schleppen den Besten der Besten bis zur 1200-m-Marke heran, alle Zwischenzeiten haben Sie auf den Kopf getroffen. Was geht?" "Bis zu zwölftausend Dollar." Umgerechnet 18 000 Mark. Gute Hasen, erfährt man, führen kein Hundeleben.
Es ist wie überall. Gute Hasen sind rar. Das liegt daran, daß die wenigsten kein Credo haben, keine Philosophie, ein Ideal. Ken Washington sagt: "Ich bin gesegnet." Er dürfe seine Fähigkeiten dem Sport widmen. "Jetzt gehe ich in die Geschichte meines Sports ein." Denn wenn die Rede auf tolle Zeiten und Rekorde komme, falle irgendwann auch sein Name.
Das "Unglaublichste", das er je leistete, waren die zwei Hallenweltrekorde über 1500 Meter durch Peter Elliott und Norredince Morceli 1990 und 1991, jeweils in Sevilla. Er versage in weniger als zehn Prozent der Rennen. Darüber mag er jedoch nicht reden. "Ich schaue nur auf meine Siege."
Das so verantwortungsvolle Geschäft betreibt er seit sechs Jahren. Nun ist Ken Washington jenseits der dreißig, und er spürt selbst, daß er nicht mehr zweimal in der Woche "immer gut" sein kann. Manchmal werde er schon respektlos behandelt. Auf dem Meeting in Lausanne wurde er nur noch für den B-Lauf über 1500 Meter eingeteilt. Er, der Edelhase! In 2:53 Minuten sollte er das Feld durch die ersten drei Runden führen.
Er schaffte es nicht mehr. Nach 700 Metern, gleich hinter dem Ziel, brach er plötzlich zusammen. Wie vom Blitz getroffen. Es sah verdächtig nach einem Wadenkrampf aus. Nur wir wußten, daß es das Ende seines Hasenlebens war, welches immer ein viel besseres war als das eines jungen Feuerwehrmannes in Los Angeles - kaum, daß er sich daran noch zu erinnern vermag.
"Du sollst aufhören, wenn sie schon ausholen, um dir in den Allerwertesten zu treten." Die Situation ist jetzt da. Und nun? "Ich werde Manager. Ich habe schon einige Athleten an der Hand. Darunter Rod Jett. Der warf bei den US-Trials Carl Lewis aus dem 100-m-Team." Wenn kluge Hasen eines gelernt haben, dann ist es, daß sie genau im richtigen Augenblick Haken schlagen können.
ROBERT HARTMANN
öhl ATHEN, 13. Juli. Bei Gefechten zwischen Guerilleros der illegalen kurdischen Arbeiterpartei PKK und türkischen Sicherheitskräften sind am Wochenende mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben des für die Region zuständigen Gouverneurs in Diyarbakir ereigneten sich am Sonntag vier "Zwischenfälle", bei denen 21 kurdische Rebellen getötet worden seien. Über die Identität der restlichen vier Opfer und etwaige Verwundete wurden keine Angaben gemacht.
Damit haben seit Beginn dieses Monats 98 Menschen bei bewaffneten Auseinandersetzungen in der Südosttürkei ihr Leben verloren. Im Kurdenkonflikt sind seit 1984, als die PKK den bewaffneten Kampf für einen autonomen Kurdenstaat begann, über viertausend Menschen ums Leben gekommen.
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NEU-ISENBURG. Drei Spielfilme, die an aufeinanderfolgenden Donnerstagen unter freiem Himmel gezeigt werden, sollen in den verbleibenden zwei Ferienwochen den Daheimgebliebenen die Abende versüßen. Deshalb riefen Jugendcafé, Club Voltaire und die Stadt Neu-Isenburg das Sommerkino ins Leben.
Der Traumpaar-Film "Flatliners" macht am 16. Juli den Auftakt. Zwar gehört die wirkliche Liebe zwischen Julia Roberts und Kiefer Sutherland schon wieder der Vergangenheit an, aber im Film, der im Medizinermilieu spielt, sind sie noch zusammen zu sehen: Fünf junge Ärzte fordern den Tod heraus. Sie wollen Todesvisionen erleben und bringen sich gegenseitig ihr Herz zum kurzen Stillstand. Außer den schon genannten Schauspielern sind Kevin Bacon, William Baldwin und Oliver Platt mit von der Partie.
Weiter geht's am 23. Juli mit gallischem Zeichentrick: In "Asterix - Operation Hinkelstein" geraten die unbesiegten Gallier ganz schön in Schwierigkeiten, als Miraculix von einem Hinkelstein am Kopf getroffen wird und das Rezept des Zaubertranks vergißt.
Harrison Ford besticht schließlich im letzten Film des Sommerkino-Programms: Der Science-Fiction-Film "Blade Runner" ist am 30. Juli zu sehen. Darin geht es um vier künstliche Menschen, die ihr auf vier Jahre begrenztes Leben verlängern wollen. Sie setzen sich deshalb auf die Erde ab, wo sie von Spürnase Deckard gesucht werden.
Die Filme beginnen jeweils um 22 Uhr und werden auf dem Gelände des Jugendcafés in der Beethovenstraße 89 a gezeigt. fra
Stierstadter Kerbelauf
Rekorde und ein
Die Rekorde purzelten beim 8. Internationalen Stierstadter Kerbelauf. Sowohl auf der 21,1 Kilometer Strecke durch den Ortskern und über flache asphaltierte Feld- und Wanderwege zwischen Taunus und Frankfurt, als auch über 10 Kilometer legten die Akteure im Vergleich zu den Vorjahren einen Zahn zu.
Eckart Baier (LG Frankfurt) war als Erster der 166 "Halbmarathonis" wieder an der Gesamtschule Oberursel-Stierstadt, 1:11,00 Stunden zeigten die Uhren für den Rekord-Brecher. Platz zwei ging an Hubert Röhrig von der LG Vogelsberg, der in 1:13:41 Stunden die Klasse M30 gewann, in 1:13,46 Stunden sicherte sich Vereinskamerad Theo Höll Bronze. Der Konkurrenz enteilte einmal mehr die zur Abonnementssiegerin der Region gewordene Ulrike Pietzsch vom LSC Bad Nauheim. Auch die 32jährige ließ in 1:23:16 Stunden alle in Stierstadt bisher gelaufenen Zeiten in Vergessenheit geraten. Zweite wurde Simone Stöppler (Bad Salz Schlirf), die in 1:23:48 Stunden ebenfalls noch unter der alten Bestmarke blieb, vor der W30-Siegerin Beate Kauke vom SC DHfK Leipzig (1:31;18). Und über zehn Kilometer ließ sich Hendrik Heisch vom der BSG Chemie Greiz nicht lumpen. 31:47 Minuten war in Stierstadt bislang noch keiner gelaufen. Er hatte damit einen deutlichen Vorsprung vor Thomas Burkhadt (RT Dillingen), der 32:17 Minuten benötigte und Tommi Mäkitalo von der Eintracht Frankfurt (31:28). Schnellste weibliche Teilnehmerin war eine Jugendliche. Die 17jähirge Angela Singer von der Usinger TSG ließ in 42:12 Minuten nicht nur das gesamte Frauenfeld hinter sich sondern als insgesamt 76. auch 74 Männer. Von Lauf zu Lauf eilt derzeit Fritz Manthey von Ski Club Kelkheim. Erneut war der 84jährige ältester Teilnehmer und stellte in 1:03:51 Stunden seine Fitness unter Beweis.
Ein internationaler Kerbelauf, das war er tatsächlich: Vsivolod Bogorodsik vom Spartak St. Petersburg und Patricia Pelayo aus Mexiko sorgten dafür. ih
MAINTAL. Die Seniorengymnastikgruppe trifft sich während der Schließung des Bischofsheimer Bürgerhauses regelmäßig mittwochs (9 bis 11.30 Uhr) zu kleinen Wanderungen an der Turnhalle. Zu den Spaziergängen sind auch interessierte Seniorinnen und Senioren willkommen. Die Gymnastikgruppe - das teilt Sachbearbeiter Eberhard Seipp mit - nimmt am 5. August wieder ihren gewohnten Betrieb auf. hok
HÖCHST. Da verblaßte selbst Tony Marshall, der im vergangenen Jahr beim Schloßfest-Frühschoppen auf die Pauke haute. Als Karel Gott nach mehreren Zugaben vor den zudringlichen Fans von der Bühne entfloh, stellte Organisator Joachim Safran euphorisch fest: "Das war die beste Show, die wir montags bei einem Frühschoppen je hatten." 2300 Höchster (Safran: "Heut' sind alle Höchster") klatschten rhythmisch und wollten "ihn" nicht ziehen lassen. Standing ovations für die "goldene Stimme" aus Prag, den Meister des kehligen hohen C, der sich mit "Babitschka", "Biene Maja", "Zeit der Zärtlichkeit" und "Einmal um die ganze Welt" in die Herzen der Höchster sang.
Bereits vor zehn waren im Zelt am Main alle Plätze besetzt. "In zwei Stund' is des gerammelt voll", prophezeite Vereinsring-Chef Klaus-Dieter Kilp mit Blick auf die noch leeren Gänge. Solange mußten die Frühaufsteher allerdings nicht mehr warten, bis auf den harten Festbänken Stimmung aufkam. Die erreichte einen ersten Höhepunkt, als "Die Valendras" "für die Gisela vom Höchster Kleingartenverein" ein Geburtstagsständchen anstimmten. Da sangen selbst die "Promis" im abgeketteten VIP-Bereich mit: Schirmherr Justus Mische von der Hoechst AG, Stadtrat Martin Wentz, Magistratskollegin Sylvia Schenk, Personaldezernent Achim Vandreike und die Frankfurter CDU-Chefin Petra Roth. Unter ihnen auch ein OB, wenn auch nur "Ex": Rudi Arndt, dem das Volk bei der Begrüßung den größten Applaus spendierte.
Als Conférencier Wolfgang Scheele dann die Bühne betritt, haben alle was zu lachen. "Ich bin leider kein Höchster, stehe aber hier an höchster Stelle", stellt der sich vor. Das Niveau seiner Kalauer mit aktuellen politischen Bezügen hebt das nicht. Über die "Fristenregelung" witzelt er, als handele es sich um das Verfallsdatum einer Fischkonserve. Zum Stargast unterm Schloßturm fällt ihm immerhin noch ein: "Das hat selbst der Vatikan nicht: den lieben Gott zum Frühschoppen."
Doch zuvor hat er "den singenden Vulkan aus Mexiko" anzusagen. Mara Glaso-Valera wirbelt über die Bühne, singt, kreischt, klatscht, animiert die Band zu feurigen Rhythmen ("Attacke, Karacho"), holt sich einen kahlköpfigen Höchster auf die Bühne ("da biste platt"), daß unten im Zelt johlende Begeisterung ausbricht. Das "baß uff" vor jeder Ansage kommt ihr hessisch über die Lippen, als hätte sie von Jugend an Äppelwei gesüffelt.
Nach einem Liza-Minelli-Potpourri und mehreren Zugaben eruptiert der erschöpfte Vulkan am Ende spontan noch einmal, als Justus Mische auf der Bühne einen Blumenstrauß überreichen will. Mara Glaso-Valera springt ihn an und klammert die langen Beine um die Hüften des Hoechst-Managers. Mische - ganz Gentleman - trägt sie und die laszive Pose mit Fassung.
Als dann Karel Gott kommt, ist der Teufel los. Vor der Bühne wird es eng. Kameras klicken, Tempotaschentücher werden feucht, und nach jedem Lied entern Fans am wachsamen Safran vorbei ungeniert die Bühne, bringen ihrem Gott Blumen, Bocksbeutel, Pralinen und Präsentpäckchen. Das Karel-Küßchen auf die Wange läßt selbst ältere Damen wieder federnd die Treppe in die Niederungen des Alltags herabsteigen.
Zwischendurch kommt Karel doch noch zum Singen, macht auch hüftschwingend auf Little Richard und Elvis. Doch der Karel'sche Schmelz, das Prager Vibrato, ist am stärksten bei den eigenen, schmachtvollen Blickes intonierten Schlagern. TOBIAS SCHWAB
KLAUS MORAWITZ, Kreisjugendpfleger, ist seit 1. Juli nicht mehr in dieser Funktion im Bad Homburger Landratsamt tätig. Der 50jährige wechselte zur EDV-Organisation, wo er sich als Sachbearbeiter künftig "eine andere Art von Power" erhofft. In der Sozialarbeit war Morawitz zwanzig Jahre lang aktiv, davon die letzten 14 Jahre als Kreisjugendpfleger. "Mit 50 nochmal völlig neu anzufangen, ist eine tolle Sache", begründet Morawitz seine Entscheidung. Eine "Ader" für die Datenverarbeitung habe er beim Programmieren von Jugendpflegeprogrammen entdeckt. Streit oder Verärgerung, betont Morawitz, habe es im Zusammenhang mit seinem Wechsel nicht gegeben.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Informationen für Leute, die sich selbständig machen wollen, liefert die Industrie- und Handelskammer bei sogenannten Existenzgründer-Sprechtagen. Der nächste ist am Donnerstag, 16. Juli.
Zwischen 9 und 11 Uhr geben IHK-Mitarbeiter im Kammergebäude am Rathaus Tips zu staatlichen Finanzierungshilfen und einschlägigen Rechtsgrundlagen des Firmen- und Gewerberechts. Anschließend besteht die Möglichkeit, sich von Experten der verschiedenen Fachabteilungen beraten zu lassen.
Anmeldungen über die Rufnummer 069/8207-232. hf
FRIEDBERG. In der Zeit von Samstag abend bis Montag morgen sind Unbekannte in ein Bürogebäude im Industriegebiet "Pfingstweide" eingebrochen. Die Täter erbeuteten dabei laut Polizeibericht eine beige Geldkassette, in der sich 3700 Mark befanden. Außerdem stahlen sie 229 Irische Pfund. Die Kripo Friedberg erbittet Hinweise unter Tel. 0 60 31/60 10.
SAO PAULO, 14. Juli (AFP). 62 Prozent der Mitglieder des brasilianischen Abgeordnetenhauses sind bereit, einer Amtsenthebung des Präsidenten Fernando Collor de Mello zuzustimmen, falls sich dessen mögliche Verwicklung in Korruptionsvorgänge bestätigt. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Umfrage der Zeitung "Folha de Sao Paulo" hervor. 43 Prozent der Abgeordneten gehen davon aus, daß die gegen Collor erhobenen Vorwürfe zutreffen.
Der Präsident steht in dem Verdacht, vor den mutmaßlichen illegalen Geschäften seines Freundes und früheren Schatzmeisters seiner Wahlkampagne, Paulo Cesar Farias, die Augen geschlossen zu haben. Er hat die Anschuldigungen mehrfach strikt zurückgewiesen. Die Vorwürfe gegen Farias werden derzeit von einer parlamentarischen Kommission untersucht.
PESHAWAR, 13. Juli (AFP). Anläßlich der jährlichen schiitischen Prozessionen zu Ehren des Enkels von Prophet Mohammed, Imam Hussein, ist es in zahlreichen pakistanischen Städten zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten gekommen. Wie aus Polizeikreisen zu erfahren war, gab es dabei mindestens neun Tote und Dutzende verletzte. Allein in Peshawar starben den Angaben zufolge sieben Menschen, als Schiiten und Sunniten mit automatischen Waffen aufeinander schossen.
NIEDERURSEL. Die letzten Tage der alten Scheune im Krautgartenweg neben der Gaststätte "Zum lahmen Esel" sind gezählt. "Lieber heute als morgen", so Dieter Himmelreich, will der Frankfurter landwirtschaftliche Verein das Gebäude abreißen lassen und den Neubau eines vereinseigenen Hauses in Angriff nehmen. Das geplante Gebäude soll dem Verein als Firmensitz dienen, Büroräume wird es dort geben und eventuell auch einen Versammlungsraum.
Über das Volumen sowie die endgültige Gestaltung des Neubaus wird zur Zeit noch verhandelt. Sobald von der Stadt "Grünes Licht" gegeben und die Baugenehmigung erteilt wird, soll mit den Arbeiten begonnen werden. Zu dem Grundstück, das der landwirtschaftliche Verein vor drei Jahren erworben hat, gehören auch die Wiesen, die sich von der Seibertsgasse bis zum Krautgartenweg erstrecken.
Früher diente das Gelände als Ponyhof, noch bis vor wenigen Wochen waren dort Pferde und Ziegen untergestellt. Diese Nutzung sei "mehr oder minder illegal" gewesen, betonte Dieter Himmelreich, Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Vereins.
Das gilt vor allem für die Hütten und Holzverschläge, die dort im Laufe der Jahre gezimmert wurden. Denn das gesamte Areal ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
"Wir werden dieses Grundstück als Landschaftsschutzgebiet erhalten", versicherte Himmelreich. Er kann sich vorstellen, die Wiesen als Parkanlage zu gestalten. Die Hütten werden in jedem Fall entfernt. Abgerissen werden soll auch die Scheune links neben der Gaststätte, da das Gebäude baufällig sei. Der geplante Neubau soll jedoch im Volumen und auch in der äußeren Gestaltung der Umgebung landschaftlich angepaßt werden.
Einzelheiten wollte der Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Vereins zwar noch nicht preisgeben, aber soviel steht fest: in Verbindung mit dem "Lahmen Esel" - der in seiner Nutzung erhalten bleibt - wird wieder ein U-förmiger Baukomplex entstehen. Etwa drei Millionen Mark will der Verein in das Projekt investieren. Jedenfalls soll es etwas "Repräsentatives" werden, sagte Himmelreich, etwas, "worauf die Niederurseler stolz sein können". rea
MÜHLHEIM. Für das neue Musikschuljahr, das im August beginnt, nimmt die Volkshochschule schon jetzt Anmeldungen entgegen. Angeboten werden Kurse in musikalischer Früherziehung (von vier Jahren an), musikalischer Grundausbildung (ab fünf Jahren) und musikalischer Erwachsenenbildung. Bei den Instrumenten haben die Teilnehmer/ innen die Wahl zwischen verschiedenen Flöten, Klarinette, Klavier, Geige, Bratsche, Cello, Gitarre, E-Gitarre, Orgel, Cembalo, Keyboard. Außerdem gibt es eine Ausbildung in Sologesang.
Auskunft und Anmeldungen: Zimmerstraße 15, Telefon 60 16 06. hf
55,5 Die versprochene Lärmschutzwand entlang der Autobahn bei Langenselbold Richtung Gründau-Rothenbergen läßt auf sich warten Dem Amt
fehlen die
Ingenieure
Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Die Anwohner der Autobahn 66 in Langenselbold werden den Lärm vorbeirauschender Personenwagen und dröhnender Lastkraftwagen länger als erwartet ertragen müssen. Eine Verlängerung der bestehenden Lärmschutzwand, deren Bau ursprünglich einmal für das kommende Jahr angekündigt war, wird es nicht vor dem Jahre 1994 geben. Und auch dann ist unklar, ob die Arbeiten am Schallschutz bereits Anfang oder erst Ende des Jahres begonnen werden können. Manfred Keppel, der Leiter der Abteilung Brückenbau im Frankfurter Autobahnamt, will sich nicht auf einen exakten Zeitpunkt des Baubeginns festlegen lassen: "Es kann noch soviel dazwischen kommen. Wir streben jedoch das Jahr 1994 an".
Vor allem die Personalschwierigkeiten des Autobahnamtes sind der Grund, warum mit den Bauarbeiten nicht früher begonnen werden kann. Nach Angaben von Manfred Keppel hat seine Verwaltung in den vergangenen zwei Jahren mit einem erheblichen Abgang an qualifizierten Ingenieuren in die besser bezahlte freie Wirtschaft zu kämpfen.
Diese Probleme machen dem Autobahnamt derzeit mehr zu schaffen als finanzielle Engpässe. Beim derzeitigen Personalstand sei es daher bislang unmöglich gewesen, die Detailplanungen für die Langenselbolder Lärmschutzwand zu beginnen und die Ausschreibung für die Arbeiten an dem rund 15 Millionen Mark teuren Projekt anzugehen. Andere Projekte im Frankfurter Raum hätten bislang Priorität.
Drei bis vier Lärmschutzwände plant das Amt durchschnittlich im Jahr. Eines der jüngsten Projekte war die Lärmschutzwand in Gründau-Rothenbergen, die in diesem Jahr fertiggestellt wurde.Das Langenselbolder Bauprojekt ist jedoch vom Umfang erheblich größer als das der Nachbargemeinde Gründau.
Auf einer Länge von fast 2,5 Kilometern wird sich die Lärmschutzwand entlang der Gründaustadt ziehen. Sie soll entgegen dem bereits bestehenden Schallschutz aus Beton und nicht aus Aluminium gebaut werden, da das Metall nicht so altersbeständig wie Beton ist. Vom Beginn an der Schloßstraßenbrücke bis zur Autobahnanschlußstelle Langenselbold wird die Mauer eine Höhe von 5,50 Meter erreichen. Bis zur Abfahrt wird sie als Wall auf 6,50 Meter ansteigen und später bis zur landwirtschaftlichen Brücke und die weiteren 900 Meter in Richtung Rothenbergen wieder als Wand mit einer Höhe von dann noch 4,80 Meter auslaufen. Die Bauzeit schätzt Manfred Keppel insgesamt auf rund ein Jahr. Anschließend soll der Lärmschutz begrünt werden.
Das Planfeststellungsverfahren für den Langenselbolder Schallschutz wurde bereits im Dezember vergangenen Jahres rechtskräftig. Seitdem läuft eine Frist von fünf Jahren. Innerhalb dieser Zeit muß das Bauwerk erstellt werden. Solange, schätzt Keppel, werden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Langenselbolder aber wohl nicht auf ihre Wand warten müssen.
HANAU. "Stolzer Führerscheinbesitzer" ist er zwar. Aber ein eigenes Auto hat er nie besessen. Und eines zu fahren, empfindet er als "sehr streßig".
Wilhelm Pahls, seit vergangenem Oktober neuer Verkehrsplaner in Diensten des Hanauer Stadtplanungsamts, will "vorleben", Bus, Bahn und Fahrrad zu benutzen statt die "schützende Hülle" Auto. In der ließen sich viele, für Fußgänger oder Radler unerträgliche, Verkehrsbelastungen nicht nachvollziehen.
Er gehöre einer neuen Generation von Verkehrsplanern an, sagt der 33jährige, der von der Fachhochschule Hildesheim die generelle Einsicht mitnahm: "Mobilität kann als Gut nicht prinzipiell zur Verfügung gestellt werden, auch durch Autos nicht. Wichtig ist ein vernünftiges Miteinander, damit städtische Wohngebiete nicht im Verkehr ersticken."
Sechs Jahre lang plante er in München vor allem Radwege. Die Hanauer Aufgabe reizte ihn, weil er hier dichter am Problem sei als in der bayerischen Millionenstadt. Daß sich die Vorstellungen von Stadtbaurat Jürgen Dressler und seine beim Vorstellungsgespräch weitgehend glichen, erleichtere ihm den Wechsel.
Als Pahls erstmals am Hanauer Hauptbahnhof ankam, ging er bewußt zu Fuß zum Rathaus. Ungläubiges Staunen kam in ihm auf, als er einen Großparkplatz in der Hauptbahnhofstraße passierte, der so städtebaulich verschenkt sei - und nun auch mit Wohnungen und Büros gefüllt werden soll. Pahls war "froh, als er in der Innenstadt war".
Die Hauptbahnhofstraße ebenso wie die parallele Leipziger Straße wieder in beiden Richtungen befahrbar zu machen, am Kurt-Blaum-Platz einen Kreisel zu bauen und Verkehr aus Akademie- und Friedrichstraße herauszuziehen, diese Schwerpunkte für die südliche Innenstadt gehören zu den Zukunftsvorstellunge, die Pahls im Gleichklang mit Dressler vor Augen hat. Die Stadt verfüge an ihren Rändern mit zwei Autobahnen und einer Bundesstraßen-Querspange sowie der Landesstraße an Großauheim vorbei über leistungsfähige Hauptverkehrsadern, so daß sich der Verkehr innerhalb dieser Achsen gut beruhigen lasse. Wohnen, Einkaufen, Kommunikation, Verweilen und Kinderspiele müssen an vielbefahrenen innerstädtischen Straßen wieder ungestörter möglich werden. "Die Straße" versteht Pahls als "unmittelbares Wohnumfeld und nicht als isolierten Raum".
Bestes Beispiel dafür ist für ihn die Lamboystraße. In seinem Büro hängt eine Zeichnung an der Wand, wie er sich das vorstellt: Bäume und Busspuren. Von Rückbau will er nicht sprechen. Pahls wählt den Begriff "städtebauliche Integration" dafür. Nach dem Abzug der US-Soldaten habe das Lamboygebiet eine "enorme Entwicklungschance". Dabei müsse die Verkehrsplanung mithelfen. Das Viertel habe teils "sehr schöne Bebauung". Die müsse wieder erlebbarer werden, indem die "erschlangende" Lamboystraße zurückgestutzt werde.
Großen Nachholbedarf sieht Pahls bei Radwegen und besserer Vertaktung der öffentlichen Verkehrsmittel. Wenn rund die Hälfte aller innerstädtischer Fahrten zu maximal sechs Kilometer entfernten Zielen führe, seien die "Potentiale" von Rad und Bus in Hanau noch lange nicht ausgeschöpft.
Um viele Menschen von der Droge Auto zu entwöhnen, setzt er auf Zwang wie Parkraumbewirtschaftung ebenso wie auf einen langsamen Prozeß der Einsicht. Pahls begründet seinen Optimimus für einen menschengerechteren City-Verkehr mit einem Vergleich: Vor zehn Jahren hätte es auch niemand für möglich gehalten, daß sich Müllberge nach langwierigem Werben durch Vermeiden und Wiederverwerten abbauen ließen. JOACHIM HAAS-FELDMANN
HOCHHEIM. Bei einem Einbruch am Montag gegen 2 Uhr in ein Auto, das in der Feldbergstraße geparkt war, erbeuteten zwei 20jährige ein Radio-Cassettenrekorder und einen tragbaren CD-Spieler sowie die Lautsprecherboxen im Gesamtwert von 3000 Mark. Nur zwei Stunden später konnte aufgrund einer Funkfahndung die Besatzung eines Streifenwagens die beiden Täter in der Wiesbadener Innenstadt verhaften.
Der Bruder des Wagenbesitzers hatte aus dem Fenster seines Zimmers Geräusche gehört. Er beobachtete, wie die beiden 20jährigen Diebesgut in ihren Wagen räumten. Als er die Täter ansprach, flüchteten sie. Der Bruder konnte aber noch das Kennzeichen des Fluchtautos aufschreiben. Bei der Festnahme der Einrecher entdeckten die Polizisten auch noch Diebesgut aus anderen Einbrüchen. gre
Leserbriefe
Bogen um den Riederwald Als unmittelbarer Anlieger der skizzierten Trasse "Südumgehung Riederwald" mache ich meine Gedanken über die Realisierung der vorgeschlagenen Südumgehung. Ich sehe da erhebliche "versteckte Klöpse", die man nur bei guter Ortskenntnis bemerkt. Das Problem liegt da, wo A 66 (Autobahn vom Hessencenter) und A 661 (Autobahn vom Offenbacher Kreuz) miteinander per Kreuzung verbunden werden müßten. Ihre Zeichnung legt diese Kreuzung exakt auf die Betriebsgelände der Metro und der Firma Ford-Riederwald. Das kann ja wohl in der Realität nicht wahr sein. Also bleibt nur, weite Teile des Waldes abzuholzen in Richtung Theodor-Haubach-Weg. Dort aber liegt die A 661 auf einem Damm- Brückenwerk. Also muß auch noch eine Steigung in der Kreuzung von gut zehn 10 Metern überwunden werden. Welch ein Monstrum von Autobahnkreuzung dann dort entstehen wird, wo heute Wald - Naherholungsgebiet für 6200 Menschen - ist, kann jeder selbst ermessen.
Wenn die Grünen die Troglösung nicht mögen, weil dann die Fließwasser gefährdet werden, die den Riederwald als Wald am Leben erhalten - worauf ich früher schon als damaliger F.D.P.-Orstvorsitzender von Seckbach-Riederwald-Fechenheim öffentlich aufmerksam gemacht hatte - wie klug ist es dann, die Fließwasser zu belassen, aber den zu schützenden Wald abzuholzen - auf tatsächlich unvergleichlich weiterer Fläche, als der Beitrag in der Frankfurter Rundschau auch nur ahnen läßt? Ich denke, wir Riederwälder aller Parteien werden uns kräftig wehren. Dieter Emmerling, Theol., Magistratsdirektor, Frankfurt
Lobby-Restaurants Die Aussage von Herrn Minister J. Fischer anläßlich seiner Patenschaftsübernahme für "Lobby-Restaurants", daß die "neue Armut" vom Sozialstaat alleine nicht mehr erfolgreich "gegenfinanziert" werden kann, mutet auf dem Hintergrund von Milliardensubventionen staatlicher Stellen für die Industrie sowie Ausfallbürgschaften kommunaler Stellen für private Firmen grotesk an. Solange Politiker jeglicher Coleur die Aufgabe staatlicher und kommunaler Organe als Garanten der Profitmaximierung im Rahmen der "sozialen Marktwirtschaft" interpretieren, werden auch in Zukunft den Entrechteten und Beleidigten moderne Armenküchen à la Lobby-Restaurants und entwürdigende Almosen als Existenzgrundlage vorbehalten bleiben. Harald1278illing, Frankfurt
LANGEN. Die Stillgruppe macht keine Sommerpause. Daran erinnert Claudia Eckardt. Die Gruppe trifft sich jeden ersten, dritten und vierten Mittwoch im Monat in den Räumen der freien evangelischen Gemeinde im Wiesgäßchen 27, von 15 bis 17 Uhr. Sie bietet Gespräche und Beratung für alle Eltern an und solche, die es werden wollen. Infos geben Beate Hermann Then (06103 / 2 43 35) und Claudia Eckardt (06103 / 2 89 33). dok
has FRANKFURT A. M. "Massa bereinigt die Vergangenheit." Mit diesen Worten zieht Firmenchef Dietmar Mooslechner Bilanz für das zurückliegende Jahr. Der Manager, der auch an der Spitze der MHB steht, zu der Massa mehrheitlich gehört, entdeckte beim Kehraus "eine Reihe von Schwächen und Fehlern". Konsequent, wie es Stil der mächtigen Metro- Gruppe - diese hat bei der MHB das Sagen - ist, werden diese nun beseitigt. Die Altlasten drücken deshalb dem Massa-Zahlenwerk für 1991 den Stempel auf und sind mitverantwortlich für die auf fünf Mark halbierte Dividende.
"Erhebliche Aufwendungen" in Höhe von 65 Millionen Mark mußte Massa bei Lieferantenreklamationen und bei Boni- und Werbekostenabrechnungen der Vorjahre in Kauf nehmen. Insgesamt waren, inklusive der zusätzlichen Wertberichtigungen über 23 Millionen auf Forderungen der Marketing-Instrumente Finanz- und Langzeitkauf, außerordentliche Aufwendungen von mehr als 105 Millionen fällig. Auf 131 Millionen Mark kommt man, wenn der Übergang zu einer "artikelgenauen Inventur" berücksichtigt wird.
Solche Beträge sind nur schwer verdaulich. "Zum Teil" ausgeglichen wurden sie durch außerordentliche Erträge aus Verkäufen von zwei Beteiligungen an die Mutter MHB. Diese mußte ferner in die Schatulle greifen, um einen Ertragszuschuß von 38,8 Millionen Mark an Massa zu leisten. So blieb nach der "gründlichen Bestandsaufnahme" (Mooslechner) ein auf 18,9 Millionen Mark halbierter Jahresüberschuß übrig bei einem Bruttoumsatz (inklusive Mehrwertsteuer) von knapp 5,9 Milliarden.
Unter dem Schlagwort "Neuorientierung" treibt der Vorstand unterdessen ein Programm voran, um Massa für die Zukunft zu rüsten. Fortan wird der Einkauf der Alzeyer Handelsgruppe über die Metro abgewickelt. Von der "nicht wettbewerbsfähigen Produktionsfirma" Traine & Hauff (Lacke und Farben) in Mainz trennte sich das Management. Einige Elektronik-Märkte wurden des weiteren verkauft oder liquidiert.
Auf solideren betriebswirtschaftlichen Boden begibt sich Massa auch durch das Zurückfahren des sogenannten Finanzkaufs. Die Einführung von Zinsen und die Anhebung der Mindestauftragsgrößen für solche Kredite werden künftig zwar zu Umsatzeinbußen führen, doch erspart dies dem Unternehmen nicht nur die kostspielige Subvention dieser Erlöse, sondern schmälert auch das Risiko von Zahlungsausfällen. Aus letzterem Grund wird das Alternativ-Angebot Langzeitkauf mit Raten über 20, 30 oder 40 Monate nun professioneller in Zusammenarbeit mit Banken abgewickelt.
Der bei den Massa-Kunden beliebte Finanzkauf spülte im übrigen 1991 noch 632,5 Millionen Mark in die Firmenkassen. In der Vorperiode waren es noch 950,6 Millionen gewesen. Um so mehr diese Offerte an Bedeutung verliert, desto wichtiger wird für Massa der Langzeitkauf, auf den zuletzt 342,8 Millionen nach 82,3 Millionen entfielen.
Am deutlichsten werden die Verbraucher die Veränderungen bei Massa freilich in den Verkaufsstellen, die "nicht mehr zeitgemäß" seien, zu spüren bekommen. Denn die 25 Selbstbedienungsläden sollen peu à peu zu Fachmarktzentren umstrukturiert werden. "Standort für Standort", kündigt Mooslechner an, werde umgebaut, wobei dafür mehrere Jahre veranschlagt sind. Als erstes sind die Niederlassungen in St. Augustin, Alzey und Duisburg an der Reihe.
Dem neuen Konzept zufolge werden die Konsumtempel künftig über ein SB- Warenhaus mit einer Fläche zwischen 10 000 und 15 000 Quadratmeter, über einen Baumarkt und ein Einrichtungshaus verfügen, wobei diese jeweils "wie eigenständige Betriebe" auftreten und auch so geführt werden. Zu diesem Trio sollen sich Fachmärkte beispielsweise von Saturn (Elektroartikel), Reno (Schuhe), MacFash (Textilien) und Toys "R" Us (Spielwaren) gesellen.
HOFHEIM. Häßler und Völler fehlen zwar, aber auch ohne sie sind ab 21. Juli gewiß schöne Pässe, Flanken und Tore zu sehen: Die Hofheimer Fußballer kicken um die Stadtmeisterschaft. Auf dem Sportpark Heide zeigen folgende Teams fünf Tage lang, was sie in den Beinen haben: 1. FC Lorsbach, FC Marxheim, SV 09 Hofheim, Roter Stern Hofheim, Primavera Hofheim, SG Wildsachsen, SG Nassau Diedenbergen und TV Wallau.
Wer die acht Mannschaften anfeuern will, hat dazu dienstags bis freitags jeweils ab 18. 30 Uhr Gelegenheit. Am Abschlußtag - Samstag, 25. Juli - wird schon morgens ab elf Uhr dem Leder nachgejagt. Bevor die Sieger geehrt werden, ist um 16 Uhr das Spiel um den dritten Platz und um 17.15 Uhr Endspiel. pms
BAD VILBEL. Die Beseitigung von baulichen Mängeln an der Reuterschule hält CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz für eine unverzichtbare Maßnahme zur Sicherung des Vermögens. Der Wetteraukreis sei gesetzlich verpflichtet, diese Maßnahmen unverzüglich in die Wege zu leiten, schreibt Maetz in einer Pressemitteilung. Wenn der Regierungspräsident vom Wetteraukreis verlange, im Etat 1992 noch sieben Millionen Mark zu streichen, dann dürfe sich das Streichkonzert nicht auf Kosten der Sicherheit an der Heilsberger Grund-, Haupt- und Realschule abspielen.
Wenn der Wetteraukreis schon sparen müsse, dann solle er es bei den freiwilligen Leistungen tun. Dr. Maetz: "Auf rotgrünem Mist gewachsene freiwillige Leistungen haben offenbar Vorrang vor den Pflichtaufgaben." Darüber, welche Leistungen seiner Ansicht nach gestrichen werden sollten, schweigt sich der Vilbeler CDU-Politiker aus. Das sei Sache der Kreistagsabgeordneten und nicht der Mitglieder des Bad Vilbeler Stadtparlaments. Letztere aber hätten die Pflicht, "auf die bestehenden, politisch motivierten Pflichtverletzungen hinzuweisen".
Die politische Motivation sieht Dr. Maetz darin, daß die rot-grüne Kreisregierung bestimmte "Wohltaten" versprochen habe, aber unbedingt einen Gesichtsverlust durch deren Streichung verhindern wolle. Dr. Maetz: "Solche Streichungen bedeuten für den Landrat eine politische Bankrotterklärung, die er unter allen Umständen vermeiden will."
Der CDU-Fraktionsvorsitzende meint, ein Sturm der Entrüstung würde durch Bad Vilbel gehen, wenn auch nur ein städtischer Kindergarten in einem Zustand wäre wie die dem Kreis gehörende Reuter-Schule. Die CDU werde in der Stadtverordnetensitzung vom 11. August Anträge zur Sanierung der Reuter-Schule stellen. "Jetzt stellt sich die Frage an die Roten und Grünen in Bad Vilbel, ob sie bereit sind, gegen die rot-grüne Mißwirtschaft des Wetteraukreises wenigstens dann, wenn es um Bad Vilbeler Kinder und Lehrer geht, Stellung zu nehmen." Die CDU fordert die Bad Vilbeler Opposition zu "verantwortungsbewußtem Handeln" auf. hm
MAINTAL. Die Stadt bietet vom 26. September bis zum 2. Oktober eine Seniorenfahrt zum Preis von 450 Mark nach Moosburg an. Für diese Tour in die Partnergemeinde sind noch Plätze frei. Die Hin- und Rückfahrt ist in einem Bus geplant, der in Österreich auch für Ausflüge zur Verfügung steht. Neben dem Treffen mit Senioren in Moosburg stehen auf dem Programm: Rundfahrt per Bus und Fahrt mit dem Schiff auf dem Wörthersee. Zu den Ausflügen in die Umgebung gehört auch ein Abstecher nach Villach, Wanderungen und die Teilnahme am Erntedankfest in Pörtschach.
Interessierte werden gebeten, sich schriftlich beim Sozialamt der Stadt zu melden. Auskünfte gibt Eberhard Seipp unter 0 61 81 / 4 00 - 3 49. Anmeldungen werden in schriftlicher Form bis Ende Juli entgegengenommen. hok
Federation-Cup in Zahlen
WESTHAUSEN. "So eine bunte Anlage gibt es sonst nirgends in Frankfurt", ist Wolfgang Wiemann, Vorsitzender des Kleingartenvereins (KGV) Westhausen, stolz. Was Wiemann "bunt" nennt, bezeichnen andere mit dem Begriff "multikulturell": In der Anlage an der Ludwig-Landmann-Straße kommen die Hobbygärtner aus aller Herren Länder. Aus der Türkei, Spanien und Polen stammen die Kleingärtner, auch Iren, Mexikaner, Jugoslawen und Italiener pflanzen und ernten beim KGV Westhausen.
Auf dem Sommerfest der Gärtner war die nationale Vielfalt des Vereins schon von weither sichtbar: Zur Feier des Tages wurde in jeder Parzelle "geflaggt", die verschiedenen Landesfahnen flatterten über der gesamten Anlage.
"Do it yourself" ist eine Parole, die die "Schreber" längst verinnerlicht haben. Es gibt kaum eine Aufgabe, die sie nicht selbst bewältigen: So wurde vor kurzem das Vereinshaus komplett in eigener Regie renoviert. Auch Strom haben sich die Kleingärtner selbst gelegt - die Stadt mußte nur noch die ordnungsgemäß installierte Elektrik abnehmen.
"Bei den Arbeiten muß jeder ran", duldet Vorsitzender Wiemann keine Ausnahmen. Zu fünf Stunden Arbeit pro Jahr wird jedes Mitglied "verdonnert": Zäune reparieren und Wege pflegen gehören zu den Sachen, die regelmäßig anfallen.
Doch eine Tätigkeit ist bei allen Kleingärtnern gleichermaßen beliebt: die Vorbereitung und Durchführung des Sommerfestes. "Mit Bierzapfen seine Pflichtstunden absolvieren - das laß ich mir gefallen", grinste Klaus Schönhoff.
Die Gäste der Feier profitieren von diesem Arbeitseifer: Beispielsweise hatte einer der Kleingärtner - von Beruf Koch - eine exquisite Speisekarte zusammengestellt: Zur Auswahl standen frische Champignons mit Schweinefleisch, Chili, Grüne Soße, Hackbraten und ein bunter Salatteller. Auf dem Grill brutzelten Würstchen und Steaks, und wem der Sinn nach Süßem stand, der wurde an der reichhaltigen Kuchentheke fündig.
Der Nachmittag des Sommerfestes gehörte wie immer den kleinen Gästen, die sich auch von Regenschauern den Spaß nicht verderben ließen: Für die Kinder hatten die Westhausener Kleingärtner verschiedene Spiele vorbereitet und am Abend zogen die Kleinen mit Lampions durch die Gartenanlage.
Erst danach waren die Großen dran: Im "regensicheren" Saal konnten die Kleingärtner bis spät in den Abend tanzen. Das Hobby der drei Bandmitglieder: Natürlich Kleingärtner. rea
HOCHHEIM. Das Heimatmuseum im Hochheimer Hof bleibt vorerst zu. Einbrecher haben dort in der vergangenen Woche Türen und Fenster demoliert. Der Schaden soll laut Bürgermeister Harald Schindler (SPD) schnell behoben werden.
Offenbar nutzten die Unbekanntem das Weinfest dazu, den Hochheimer Hof zu durchstöbern. Sie schlugen Scheiben und Türen ein, brachen Zigarettenautomaten und Kasse auf. Doch nach Beute suchten sie vergeblich: "Im Museum fehlt nichts", zog Schindler Bilanz nach der Bestandsaufnahme. Beträchtlich ist allerdings der Schaden: etwa 20 000 Mark. Ein Datum für die Widereröffnung des Otto-Schwabe-Museums steht noch nicht fest. kkü
Frankfurts Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hatte eine Vision. Und er hielt mit ihr nicht hinterm Berg. Mainuferstraßen ohne Autos, jeden Sonntag zwischen Friedensbrücke und Alter Brücke. Wentz, begeistert: "Wir haben das gründlich durchgerechnet - es ist zu machen!" Er reagierte auf einen Rat der Planer und Architekten vom "Consilium Stadtraum Main". Das war am 17. April '91.
In den sechs Wochen der Sommerferien 1991 ward des Stadtrats Traum wahr. Zwar sperrte die Stadt sonntags nur die nördliche Mainuferstraße. Und nur das kleine Stück zwischen Untermain- und Alter Brücke. Schließlich darf man Autofahrer nicht überfordern. Aber: Es geschah etwas. Sogar mehr als erwartet: Die Männer und Frauen hinter dem Lenkrad kümmerten sich oft gar nicht um die Sperren, rückten die hölzernen Hindernisse einfach beiseite und rollten fröhlich weiter - zwischen die Tische und Bänke, die Anwohner auf die Fahrbahn gestellt hatten. Da waren Rad- und Rollschuhfahrer, Spaziergänger aus der ganzen Stadt. Aller Anfang ist schwer. Stadtrat Wentz träumte wieder: Warum, so fragte er im Sommer 1991, nicht ein paar Buden oder Stände im rückeroberten Uferraum?
Vielleicht nächstes Jahr. Die Erfahrungen '91, so bilanziert Ulrich Schöttler von der Verkehrslenkung im Ordnungsamt, waren gut: "Probleme gab's keine." Man hatte gar Zählungen organisiert, um herauszufinden, ob sich Autoströme sonntags auf parallele Achsen verlagerten. Fehlanzeige.
Jetzt sind wieder Ferien. Und die Anwohner würden gerne sonntags wieder Tische und Stühle rausstellen auf die Straße. Doch siehe: 1992 gehört der Asphalt wieder den Autos. Auch sonntags. Und der Dezernent für das Ordnungsamt, Achim Vandreike (SPD), erklärt, warum: Weil der Eiserne Steg abgebrochen ist, kämen keine Fußgänger aus oder nach Sachsenhausen wie 1991.
Auf das Argument, wir geben es gerne zu, wären wir nicht gekommen. Als ob nicht aus Richtung Römerberg oder eben aus der ganzen Stadt die Leute ebenso gern über die Uferstraße laufen würden. Ganz vorsichtig. Und nur sonntags. Schließlich läßt sich von und nach Sachsenhausen auch das kleine Fährboot benutzen. Es scheint, als sei der rot-grüne Magistrat über seine eigene Vision ein wenig erschrocken. Damals, 1991.
PS: Derzeit, bis morgen, tagt wieder das "Consilium Stadtraum Main". Man berät den Abschlußbericht. jg
Die Ausstellung "Gartenkunst und Gartenlust" über historische Parks und Gärten in Hessen ist noch bis zum 26. Juli in Schloß Friedewald bei Bad Hersfeld zu sehen.
Sie wandert dann weiter nach Rothenburg an der Fulda, um anschließend vom 2. September an in Darmstadt (Staatsarchiv Schloß) zu sehen zu sein. Weitere Stationen sind Offenbach (28. September bis 16. Oktober) und Weilburg (18. Oktober bis 15. November).
Der Ausstellungskatalog (20 Mark) ist im Buchhandel oder beim Hessischen Staatsarchiv, 3550 Marburg, Postfach 540, erhältlich.
Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) soll sich im Bundeskabinett für das Milliarden-Projekt eines Fernbahn-Tunnels unter der Frankfurter Innenstadt einsetzen - diese "eindringliche Bitte" richtet an ihn der Direktor des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), Rembert Behrendt (SPD). Am morgigen Mittwoch entscheidet die Ministerrunde über die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes - und damit auch über die Prioritätsstufe, die der Tunnel erhält. Behrendt plädiert dafür, daß das Bauvorhaben mit höchster Dringlichkeit - als "vordringlicher Bedarf" - eingeordnet wird.
Der Verbandsdirektor erinnert Riesenhuber daran, daß dieser als Frankfurter Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des CDU-Bezirks Untermain Verantwortung für die Region Rhein-Main trage. Nur der Tunnel schaffe im Rhein- Main-Gebiet die notwendigen Leistungsreserven für die europaweit angestrebte Ausweitung des Schienen-Fernverkehrs. Das Projekt stelle überdies die Voraussetzung dar, um ein attraktives Angebot beim Regionalschnellverkehr schaffen zu können und den Nahverkehr funktionsfähig zu erhalten.
Wie Behrendt schreibt, hat das Parlament des Umlandverbandes sich bereits im Februar 1989 und im November 1991 für den Tunnel ausgesprochen. Fachleute erwarten freilich, daß morgen im Bundeskabinett schon wegen der Finanznot in Bonn das Milliarden-Projekt nicht die höchste Dringlichkeitsstufe erhält. jg
STEINAU. Der Stadtverband Steinau der Christdemokratischen Partei Deutschlands (CDU) ehrt am Montag, 3. August, um 20 Uhr in der Gaststätte Denhard verdiente Mitglieder. Kreisvorsitzender Aloys Lenz wird ihnen die Auszeichnung überreichen.Nach der Ehrung lädt die Partei ihre treuen Mitstreiter zu einem Essen ein. schu
Das "größte Kulturspektakel Europas" soll es werden, das fünfte Museumsuferfest vom Freitag, 28. bis Sonntag, 30. August. "Tage der Heiterkeit und des Staunens" sind angesagt, "eine Reise in die Welt der Phantasie". Harry Owens, unermüdlicher Manager dieses Ereignisses, das im letzten Jahr eine Million Menschen anglockte, ist um keinen Superlativ verlegen, wenn er das Programm vorstellt. Und auch der kurzfristig aus dem Urlaub zurückgekehrte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler lächelt zufrieden, wenn die 100 Daten und Termine für die drei Tage auflistet werden. Da sollen gar zehn venezianische Gondeln samt Gondoliere den Main in den Canal Grande verwandeln. Fest steht, daß die Schwerpunkte Kultur und Theater verstärkt werden. Erstmals ist die Oper Frankfurt dabei, zeigen die Freien Theater Tanz, Musik und Literatur. Mousonturm und OFF-TAT haben ebenfalls eine Bühne.
"Bunt, unterhaltsam, fröhlich" soll es laut von Schoeler bis Sonntagabend zugehen, wenn das noch geheimgehaltene Schlußspektakel auf dem Main gezeigt wird. Dabei kommt die Stadt "billig" weg: nur 300 000 Mark sind - gegenüber 500 000 letztem Jahr - aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt.
Den größten Batzen zahlen wieder die vielen Sponsoren. Schoeler: "Allein die Bereitschaft der Amerikaner, die Pontons für die zehn schwimmenden Bühnen aufzubauen, würde 100 000 Mark kosten". Insgesamt gibt es 2000 Akteure, sind 350 Helfer im Einsatz, müssen 15 000 Meter Elektrokabel und 13 Kilometer Wasserrohre verlegt werden. Auf kritische Einwände, hier präsentierten sich zu stark Werbung und Industrie sagt Owens: "Ohne Sponsoren geht heute nichts mehr. Und wo wenig Geld da ist, muß mehr Phantasie vorhanden sein."
Ins Abseits gedrängt fühlt sich dennoch der Arbeitskreis Freie Kulturinitiativen Frankfurt. Im Gegensatz zu den Museen, die rund 12 500 Mark für ihre Selbstdarstellung erhalten, müssen diese Theatergruppen auf der Bühne an der Main-Südseite sehen, wie sie mit ihren Mitteln auskommen.
Wie in den Jahren zuvor sind die Partnerstädte wieder einbezogen, treffen sich beispielsweise Polizisten aus Lyon mit Frankfurter Kollegen. Krakau, Prag, Tel Aviv, Budapest und Kairo sind vertreten, Musiker aus der Olympistadt Barcelona spielen ihre Erkennungsmelodie. Ein Glanzpunkt sollen die "Löwentänzer" aus der chinesischen Partnerstadt Gouangzhou und aus Singapur setzen: Der Tanz symbolisiert Glück und Frieden.
Zum zweiten Mal im Programm: Die Rennen der Drachenboote, die mit Ruderern aus 43 Frankfurter Stadtteilen besetzt sind.
Ein zentraler Ort wird der Park vor dem Museum für Kunsthandwerk sein. Owens' "Traumtheater Salome" und der Tigerpalast teilen sich eine "Wasserbühne" und zeigen Ausschnitte aus ihren Programmen. Das Handwerk präsentiert sich, vom Goldschmied bis zur Holzschniterei. Kunst am Fluß findet zwischen Holbeinsteg und Friedensbrücke statt. Nicht zu vergessen die "Kindermeile" zwischen Holbeinsteg und Rollschuhbahn mit Zauberern, Märchenerzählern und Mitspielaktionen. Und weil der Eiserne Steg diesmal fehlt, wird eine zweite Fähre eingesetzt,die ebenfalls 50 Pfennig pro Fahrt kostet, doch kommt der Reinerlös der Kinderhilfe-Stiftung zugute. Daß die Gastronomie Würstchen oder Handkäs und Kaviar oder Schampus anbieten wird, muß nicht betont werden. Der diesmal einbezogene Freitagabend läßt sie auf höheren Umsatz hoffen; sie zahlen an die Stadt beträchtliche Standgebühren.
(Siehe rechts: "Bunte Wünsche . . . ")
BAD HOMBURG. Die Taurus GmbH, die im Auftrag der Stadt die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber am Niederstedter Weg betreibt, hat dem Bad Homburger Arbeitskreis Asyl Hausverbot für das Wohnheim erteilt. Hintergrund ist eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen einem äthiopischen Asylbewerber und Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes in der Unterkunft. (Die Wachmannschaft arbeitet im Auftrag der Taurus GmbH.) Der Vorfall ist bisher ungeklärt. Die Firma Taurus fühlt sich jedoch vom Arbeitskreis in ungerechtfertigter Weise kritisiert und begründet damit das Hausverbot.
Die Darstelllungen über den Vorfall am 31. Mai gehen weit auseinander. Nach Auskunft des Arbeitskreises - so stand es in einer Zeitung - kam der junge äthiopische Asylbewerber von einem Disco-Besuch nach Hause. Am Eingang des Wohnheims sei er von einem Wachmann, ebenfalls ein Äthiopier, zusammengeschlagen worden. Im Laufe der Prügelei sollen auch andere Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes auf den Asylbewerber eingeschlagen haben. Auslöser der Auseinandersetzung sei möglicherweise die unterschiedliche Konfession der beiden Flüchtlinge gewesen.
Der Arbeitskreis Asyl habe "seine einseitigen Kenntnisse ohne jegliche Rücksprache an Dritte (Kommunalpolitiker) weitergeleitet" begründet Taurus das Hausverbot. Das Verbot gelte nicht für die ehrenamtliche Kinder- und Hausaufgabenbetreuung. Den Vorfall beschreibt das Unternehmen in völlig anderer Weise. Der betroffene Äthiopier sei "volltrunken" in das Wohnheim gekommen und habe lautstark geschimpft. Einen Wachmann, der ihn beruhigen wollte, habe er tätlich angegriffen. Dieser Wachmann und ein zu Hilfe eilender Bewohner seien bei dem Handgemenge verletzt, der Äthiopier von der alarmierten Polizei mit auf die Wache genommen worden. Der Wachmann sei kein Äthiopier, aber "möglicherweise früher ein Asylbewerber" gewesen, teilte Taurus auf Anfrage mit.
Aus dem Kreis derer, die sich in Bad Homburg für die Flüchtlinge engagieren, wird der Sicherheitsdienst heftig kritisiert. Die Praxis, einzelne Asylbewerber aus dem Wohnheim für die Bewachung des gleichen Wohnheims anzustellen, sei unverantwortlich. Damit werde "die Notlage der Menschen ausgenützt" und die Atmosphäre zwischen den Heimbewohnern vergiftet. Ein "Spitzelsystem" würde entstehen. Der Firma Taurus wird der Vorwurf gemacht, daß ihr diese Methode bekannt sei und sie sie auch akzeptiere.
Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP), zuständig für die Unterkunft, will sich sowohl mit der Firma Taurus als auch dem Arbeitskreis Asyl zusammensetzen, um "sich erst einmal zu informieren". Klaus- Peter Erny, Leiter des Sozialamtes, sagte, es sei schlimm, daß Asylbewerber aus demselben Land bei uns ihre ethnischen Konflikte austragen. Es sei jedoch ungeheuerlich, daß "die Taurus mit dieser Konstellation die Spannungen auch noch verschärft". jom
HOCHHEIM. Der Run ist riesig: Für den Hochheimer Teil des Rheingau-Musik-Festivals gibt es nur noch wenige Karten. Am Mittwoch, 19. August, werden sich um 20 Uhr die Frankfurter Solisten im Hof des Staatsweingutes ein Stelldichein geben. Trompeter Wolfgang Basch und Sopranisten Dorothea Wirtz werden unter anderem Werke von Händel, Bach, Torelli und anderen Komponisten vortragen. Restkarten können telefonisch bestellten werden: Tel. 0611 / 304808. kkü
In den Ferien wird für
DREIEICH. Die Stadt will im Rahmen der Aufgabenhilfe auch in diesem Jahr Schülern bei der Nachprüfung helfen. Es werden Kurse eingerichtet, wo von Montag, 20. Juli, bis Freitag, 31. Juli, jeweils montags, mittwochs, freitags von 9 bis 10.30 Uhr in der Ludwig-Erk-Schule im Stadtteil Dreieichenhain gebüffelt werden kann.
Auch Schüler mit "Nachholbedarf" dürfen an den Kursen teilnehmen. dok
STADT UND KREIS OFFENBACH. Wegen des Deutschen Leder- und Schuhmuseums bekommt Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) jetzt Post von seiner hessischen Parteifreundin Ruth Wagner. Er soll dafür sorgen, daß dieses Museum finanzielle Hilfe aus der Bundeskasse erhält. Weil sich der Offenbacher Magistrat bislang offensichtlich zu wenig um die Lösung der Finanzprobleme des Museums und der Raumprobleme der Hochschule für Gestaltung (HfG) gekümmert habe, werde sie nun versuchen, alle Beteiligten so schnell wie möglich an einen runden Tisch zu bekommen. Das kündigte die FDP-Landtagsabgeordnete und kulturpolitische Sprecherin Ruth Wagner gestern nach Besuchen im Museum und bei der Hochschule an.
Hessische Spezialmuseen in ihrer Einzigartigkeit wie das Hanauer Goldschmiedemuseum, das Kasseler Tapetenmuseum, das Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe, das Erbacher Elfenbeinmuseum und das Fuldaer Feuerwehrmuseum sind von bundesweiter Bedeutung und werden deshalb nach dem "Königsteiner Schlüssel" von Bund und Land finanziell unterstützt. Weil dem Ledermuseum gleiche Bedeutung für ganz Deutschland zukommt, gehört es in diese Förderung, argumentiert Ruth Wagner.
Aufgrund seiner 75jährigen vornehmlich kommunalen Geschichte ist die Trägerschaft für das Museum strittig. Wagner plädiert für klare Verhältnisse mittels neuer Satzung. Sie regt an, daß sich auch der Kreis und die Lederwarenindustrie stärker als bisher an der Finanzierung beteiligen. Sie findet den Vorschlag ihres SPD-Landtagskollegen Matthias Kurth gut, Land, Stadt und Kreis sollten zu je einem Drittel den Etat tragen. Kurth werde es jedoch schwer haben, den Kreistag davon zu überzeugen, daß er seinen bisherigen 80 000-Mark-Zuschuß auf eine gute halbe Million Mark erhöhen soll.
Zum 1,3-Millionen-Mark-Etat des Museums bezahlte die Stadt bislang 900 000 Mark, vornehmlich Personalkosten, will aber künftig nur noch 670 000 Mark oder lieber noch weniger bezahlen. Das Land gibt 255 000 Mark, die Wirtschaft über einen Förderverein 62 000 Mark. Ruth Wagner argumentiert: "Ein Museum braucht Geld für Sonderausstellungen, um Besucher anzulocken."
Auch im Streit zwischen Stadt und Land über die künftige Nutzung des landeseigenen Isenburger Schlosses will Ruth Wagner vermitteln. Für sie ist vollkommen unverständlich, daß Wissenschaftsministerium und Finanzministerium völlig unkoordiniert aneinander vorbeigearbeitet haben. Das Wissenschaftsministerium habe zwar sein altes Versprechen eingelöst und der unter Raumnot leidenden HfG die Schlüsselgewalt des Schlosses übereignet, dabei aber vergessen, daß das Finanzministerium selbst noch Mieter im Schloß und dort auf zwei Etagen das Hessische Staatsbauamt Friedberg untergebracht ist. Ruth Wagner ist mit den Offenbacher FDP-Politikern Ferdi Walther und Paul Gerhard Weiß einig: Erst sollte das Staatsbauamt Platz für die Hochschule machen, ehe man den beiden Kirchengemeinden und dem städtischen Jugendzentrum kündigt. Ruth Wagner will, weil ihrer Meinung nach auch hier der Magistrat geschlafen hat, ein Spitzengespräch zwischen den Landeskirchen, der Landesregierung und dem Landtag organisieren. lz
Nachmittags auf dem Paulsplatz. Ein bekannter Getränkehersteller
Eines habe ich den Schlankmachern allerdings voraus: Ich bin's nämlich schon lange light. Ihre Bastienne
Die Oberliga reizt. Thomas Enke, Außen-Angreifer des Volleyball-Verbandsligisten SVC Gernsheim, wechselte zu Landesliga-Aufsteiger VC Dornheim und hofft dort auf einen Stammplatz. Dies wird allerdings nicht leicht sein, ist doch der Kader von Spielertrainer Werner Eck auf zwölf Leute angewachsen und könnte durch Martin Schlipper noch verstärkt werden. Ob Mittelblocker Schlipper nach seinem Auslandsaufhalt wieder dabeisein wird, ist allerdings noch fraglich. Schwierig, in der vierthöchsten Klasse eingesetzt zu werden, dürfte es aber vor allem für die beiden bisherigen Ersatzspieler Ahmed Shabahz und Ulrich Noll sein.
Durch den Weggang von Thomas Enke, der nicht zuletzt wegen Unstimmigkeiten mit Trainer und einem Spieler seinen Verein verließ, sieht es dagegen bei den Gernsheimern personell weiterhin schlecht aus. Spielertrainer Uwe Leonhard stehen zur Zeit nur sechs Aktive zur Verfügung. Hinzukommen dürfte noch Zuspieler Klaus Schug, nachdem er aus dem Ausland zurückgekehrt ist sowie der behinderte Bernard Schmidl, der wegen seines verkürzten Armes allerdings nur schwerlich für den Stammkader einsetzbar sein dürfte, ist Leonhard skeptisch. Allerdings soll der Behinderten-Nationalspieler - der noch an einer Verletzung laboriert, aber bei den Paralympics Anfang September in Barcelona dabeisein kann - auf jeden Fall seine Chance bekommen. gw
NEW YORK/MÜNCHEN (whp/rtr/dpa). Die drei Elektronikkonzerne Siemens, Toshiba und IBM wollen den supermodernen 256-Megabit-Chip, den Hochleistungsspeicher der übernächsten Generation, zusammen entwickeln. Die Allianz richtet sich auf die Schlüsseltechnologie der Mikroelektronik und dürfte weit über die Jahrtausendwende hinaus von Bedeutung sein. Rund eine Milliarde Dollar wird die Entwicklung der Super-Siliziumplättchen nach Angaben der drei Partner kosten. Die Kooperation stelle eine Premiere in der Halbleiterindustrie da, da erstmals ein europäisches mit einem US-amerikanischen und einem japanischen Unternehmen zusammenarbeite.
Mit diesem Bündnis werde, wie es weiter heißt, ein stark beschleunigter Zugriff auf den 256-MB-Chip möglich werden. Entwicklungsteams der drei Firmen würden "ab sofort" die Arbeit in East Fishkill (US-Bundesstaat New York) beginnen. 200 Spitzenwissenschaftler der drei Häuser sollen in die Entwicklung des fingernagelgroßen Speichers, auf dem rund 10 000 Schreibmaschinenseiten Platz finden, eingebunden werden.
"Der Vertrag schafft die Voraussetzung für frühzeitige Verfügbarkeit des modernsten Chip-Know-hows für alle elektronischen Systeme", sagt Siemens-Vorstandschef Karlheinz Kaske. Bei Endprodukten und Systemen würden die drei Kooperationspartner gleichwohl weiterhin in hartem Wettbewerb zueinander stehen. Toshiba-Boß Tsuyoshi Kawanishi würdigt, daß die drei "weltbesten" Elektronik-Hersteller nun den "Superchip" entwickelten, der "allen neue Geschäftsfelder" eröffne. IBM-Chef Jack Kühler weist darauf hin, daß zwischen den drei Firmen bereits verschiedenste erfolgreiche Kooperationen beständen.
Der gängigste Speicherchip ist der Ein- Megabit-Chip. Die Produktion des Vier- Megabit wird derzeit hochgefahren. Mit der Produktion des 16-Megabit-Chips wurde weltweit dieses Jahr begonnen. Die Siliziumplättchen bilden nicht nur das Rückgrat der Computerindustrie, sondern auch einer wachsenden Zahl von Produkten der Unterhaltungselektronik vom Telefon bis zur Videokamera.
Immer kürzere Entwicklungszyklen und drastischer Preisverfall stürzten die Halbleiterhersteller in massive Verluste. Allein bei Siemens mußte die entsprechende Sparte im Geschäftsjahr 1990/91 bei rund zwei Milliarden Mark Umsatz einen Verlust von rund 500 Millionen verkraften. Für die laufende Periode befürchtet Finanzvorstand Karl-Hermann Baumann ein noch größeres Defizit.
Um in dieser Schlüsseltechnologie mithalten zu können, suchte Siemens früh Kooperationen. So wurde bereits für den Ein-Megabit-Chip, bei dem der bayrische Elektronik-Riese noch mit der niederländischen Philips zusammenarbeitete, Ende der achtziger Jahre eine Lizenz des Toshiba-Konzerns erworben. Mit IBM kooperiert der Münchner Multi bereits bei der Entwicklung des 16- und des 64-Megabit- Chips.
Die beiden anderen europäischen Halbleiterhersteller Philips und SGS-Thomson nahmen das Rennen bei den Speicherchips wegen mangelnder Kapitalkraft nicht auf und konzentrierten sich auf andere Halbleitertypen. Erst kürzlich traf Siemens die Entscheidung, zwar bei der Entwicklung von Speicherchips weiter mit den Japanern und Amerikanern mitzuhalten, jedoch in der Produktion zurückzustecken und den Schwerpunkt mehr auf Logik-Halbleiterbausteine zu legen. So wurde auf den Bau einer 64-Megabit-Chip-Fabrik zusammen mit IBM verzichtet. Statt dessen sollen die eigenen Halbleiterstandorte in Regensburg und Villach ausgebaut werden.
Das jüngste Abkommen geht über die bisherigen multinationalen Kooperationen einen großen Schritt hinaus, weil es sich auf eine Halbleiter-Generation bezieht, die erst im 21. Jahrhundert zum Einsatz kommen dürfte. Für die Amerikaner ist es ferner von großer Bedeutung, daß die gemeinsame Entwicklung in den USA angesiedelt wird und nicht - wie bisher - in Japan oder Frankreich.
"Das ist haarsträubend: Hier herrscht bitteres Faustrecht. Die durchgezogene Linie stört ja überhaupt niemanden." So resümiert Werner Hartwig, Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung, seine jetzt achttägigen Erfahrungen mit dem neuen City-Radweg zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim. Zentrale Erkenntnis und Beobachtung: Motorisierte Verkehrsteilnehmer nutzen den für Radfahrer reservierten und markierten Streifen illegal als willkommene Stand- und Parkspur. Hartwig, auch Chef der Frankfurter Hilfspolizei (Hipo), will das nicht länger dulden. "Da muß die Keule ausgepackt und zum schärfsten Mittel gegriffen werden: Wir schleppen ab."
Der Grund dafür, den "gutgemeinten Acht-Tage-Versuch" abzubrechen, es nicht mehr bei "Appellen an die Vernunft", gebührenpflichtigen Verwarnungen und Bußgeldern zu belassen, war augenfällig. Kaum hatten nämlich Arbeiter den Grenzbalken für die Spur auf den Asphalt von Roßmarkt und Großer Eschenheimer Straße gepinselt und die Radler-Piktogramme aufgemalt, da standen schon die ersten Kieslaster und Baufahrzeuge auf dem für sie verbotenen Weg. Auch die Fahrer von privaten Paket-Diensten, die "Nachfüller" von Zigarettenautomaten und die Chauffeure von Lieferwagen parkten dort ungerührt und zwangen viele Radler zu oftmals riskanten Ausweichmanövern auf die Autopiste.
Damit nicht genug: Die Taxifahrer am Roßmarkt nutzen den Radweg häufig für eine "zweite Reihe"; andere stellen mal eben schnell ihren Personenwagen ab, gehen rasch zur Bank oder etwas einkaufen. Manche bleiben im Auto sitzen: Sie machen Frühstückspause oder warten auf jemanden oder passen den Moment ab, in dem auf den gegenüberliegenden legalen Parkplätzen etwas frei wird.
Im alltäglichen Straßenkampf um die neue Spur gab es manch lautstarke Auseinandersetzung zwischen Rad- und Autofahrern. Der "Nutzungskonflikt" wurde zusehends aggressiver, und so hat auch Ulrich Schöttler, Vize in der Straßenverkehrsbehörde, seine ursprüngliche Hoffnung begraben, daß sich das mit der Zeit, nach "Lernen", schon befrieden werde.
Zusammen mit Hipo-Chef Hartwig schafft er nun die Voraussetzungen ("Rechtsgrundlagen") zum Abschleppen. "Da fehlen noch einige Schilder, aber die können in ein paar Tagen stehen", sagt Hartwig, "und dann nehmen wir die Fehlparker auf den Haken. Alles andere hat ja doch keinen Zweck." peh
Deutlich genug?
Klaus Kinkels Satz, die gegenwärtige Menschenrechts-Situation in der Türkei lasse die volle Mitgliedschaft jenes Staates in der Europäischen Gemeinschaft nicht zu, ist begrüßenswert deutlich. Daß der deutsche Außenminister mit dem Vorsitzenden des türkischen Menschenrechtsvereins, Nevzat Helvaci, die Einsätze des türkischen Militärs in Kurdistan erörtert hat, könnte dem Argument noch mehr Durchschlagskraft geben. Könnte. Das Waffen-Embargo vom März - wegen der Benutzung deutscher Rüstungsgegenstände in Kurdistan - gilt ja nicht mehr. Die Zusicherung, besagte Waffen künftig nur noch zur Landesverteidigung verwenden zu wollen, hat beinahe Geständnis-Charakter. Wenn zudem Berichte über eine stärkere türkisch-deutsche Geheimdienst-Zusammenarbeit zutreffen, die die Zeitungen Hürriyet und Sabah verbreitet haben, verdichtet sich die Skepsis. Hinter der Selbstverständlichkeit des gemeinsamen Kampfes gegen die Drogenkriminalität und unter dem Oberbegriff "Kampf gegen den Terrorismus" lassen sich durchaus Dinge verstecken, die den humanitären Bekundungen diametral entgegenstehen. Es gibt einschlägige Erfahrungstatbestände. Es steht ohnehin auf einem anderen Blatt, ob die Beziehungen zwischen Bonn und Ankara wieder das werden können und sollen, was sie einmal waren. Ein gewichtig werdender Flügel der türkischen Politik findet angesichts der neuen Möglichkeiten in Asien Avrupa (Europa) gar nicht mehr so interessant. Der herablassende EG-Kontinent, so scheint es dieser Richtung, will die stolzer und selbstbewußter gewordenen Türken ja gar nicht. Was soll man sich da um Humanitätsduselei kümmern? gro
Beamte des 5. Polizeireviers haben am Freitagnachmittag in der Berger Straße in Bornheim einen 48jährigen Mann festgenommen, der dort einem bestohlenen Autobesitzer gegen eine Belohnung persönliche Papiere aus dem aufgebrochenen Auto zurückgeben wollte. Die Polizei vermutet, daß der 48jährige entweder selbst diesen Wagen wenige Stunden zuvor in der Untermainanlage geknackt hatte oder der Hehler des Täters ist. Der Festgenommene behauptet, er habe die Unterlagen gefunden.
Wie die Polizei mitteilte, hatte der 48jährige den Bestohlenen angerufen und ein Treffen in der Berger Straße vereinbart, zu dem dann auch die alarmierten Revierbeamten erschienen. Wo er die aus dem Wagen stammenden Papiere gefunden haben will, sagte der Festgenommene nicht. enk
BERLIN/KÖLN, 13. Juli (Vbn/imm/AP). Der Appell zur Gründung von "Komitees für Gerechtigkeit" im Osten Deutschlands, der am Wochenende im Namen von 69 Intellektuellen, Künstlern, Gewerkschaftern und Politikern in Berlin veröffentlicht wurde, hat weitere Reaktionen gezeitigt: Peter-Michael Diestel, Mitinitiator des Aufrufs, droht ein Parteiausschlußverfahren aus der CDU. Der Schriftsteller Stefan Heym, der zu den Erstunterzeichnern gehört, wurde in einem Kölner Hotel tätlich angegriffen.
Als "politisch motiviert" wertete ein Sprecher der Koordinierungsstelle für die "Komitees" den Angriff auf den Schriftsteller am Sonntagabend im Kölner Dom-Hotel. Im Hotelrestaurant war der 79jährige Mitunterzeichner des Appells zunächst laut Polizeibericht von drei Menschen bedroht und übel beschimpft worden: man müsse "Drecksäuen" wie ihm "den Schädel einschlagen". Danach sei ihm von einem angeblich aus der DDR stammenden US-Geschäftsmann ins Gesicht geschlagen worden. Heym habe mit einer Platzwunde unterhalb des linken Auges zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Der Täter ist Polizeiangaben zufolge bereits wieder in die USA gereist. Ein aktueller politischer Zusammenhang sei nicht ersichtlich, meldete die Polizei.
In einer Erklärung der Koordinierungsstelle hieß es dazu, Heym habe "schon während des Faschismus den Nazis die Stirn geboten, war unbeugsam gegen die SED- und die DDR-Führung und ist auch heute nicht bereit, sich den Herrschenden zu beugen". Deshalb, so die Erklärung, "schlägt ihm der Haß in Zeitungen wie ,Super' und ,Welt' entgegen, und dies wirkt sich aus". Heym erstattete Strafanzeige.
Die äußerst scharfe Kritik an dem Appell zur Gründung der "Komitees" riß am Montag nicht ab: FDP-Generalsekretär Uwe-Bernd Lühr nannte die Gründungsmitglieder "Rattenfänger".
Der brandenburgische CDU-Landesvorstand wird auf seiner nächsten Sitzung prüfen, ob gegen den früheren CDU-Fraktionschef im Potsdamer Landtag, Diestel, ein Parteiausschlußverfahren eingeleitet wird. Es gebe eine "klare Empörung" an der Basis, daß Diestel gemeinsame Sache mit der PDS mache, sagte CDU-Landesgeschäftsführer Ulf Leisner der FR. Er spielte dabei auf die Mitwirkung von PDS-Chef Gregor Gysi an, der zusammen mit Diestel zu den Motoren der neuen außerparlamentarischen Bewegung gehört. Wie Leisner sagte, überlegt der Kreisverband Frankfurt/Oder, Diestel zuvor schon zur Rückgabe seines Landtagsmandats aufzufordern. Scharfe Angriffe auf den früheren DDR-Innenminister kamen auch von den beiden ostdeutschen CDU-Politikern im Bundeskabinett: Bundesverkehrsminister Günther Krause erklärte sich bereit, not- falls selbst ein Parteiausschlußverfahren gegen Diestel anzustrengen. Krause nutzte dazu das ostdeutsche Boulevard-Heft "Super Illu" als Forum für seine Angriffe. Bereits am Sonntag hatte Bundesfrauenministerin Angela Merkel ihren Parteifreund zum Verlassen der CDU aufgefordert. Die Junge Union (JU) verlangte laut Nachrichtenagentur Reuter den "sofortigen Rauswurf" Diestels.
Derweil ist nach Angaben der Berliner Koordinierungsstelle für die "Komitees" das Interesse der Ostdeutschen an einer Mitarbeit sehr groß. Dort rechnet man "in den nächsten Tagen" mit ersten Gründungen. Die "Komitees" sollen nach Vorstellung der Initiatoren "Bilanzen der Ungerechtigkeit" erstellen und "spezifische ostdeutsche Interessen" besser vertreten.
BAD HOMBURG. Bei der ersten Suchaktion am Samstag hatte die Polizei den 25jährigen Mann, der sich nach Ladenschluß in einem Kaufhaus in der Louisenstraße einschließen ließ, nicht finden können. Logische Schlußfolgerung der Polizei: Der Mann ist abgehauen, als er uns kommen hörte. Eine falsche Annahme, wie sich am Sonntagabend herausstellte, als erneut Alarm aus dem Kaufhaus bei der Polizei auflief: Der 25jährige hatte sich in einem Schlafsack versteckt und dort die erste Durchsuchungsrunde in aller Ruhe abgewartet, unentdeckt von den Spürnasen der Polizei.
Offenbar hat er sich erst am Sonntag aus seinem Mumienversteck wieder herausgewagt. Als er dann versuchte, eine Glasvitrine mit Video-Kameras und Elektrogeräten aufzuhebeln, löste er die Alarmanlage wieder aus. Er selbst konnte sie nicht hören, sagt die Polizei, bemerkt wird das nur auf der Polizeistation. Diesmal reichte die Zeit für den Mann nicht mehr aus, im Schlafsack unterzutauchen - die Beamten konnten ihn festnehmen.
Der 25jährige wollte, so erzählte er der Kripo bei seiner Vernehmung, übers Wochenende Videogeräte im Kaufhaus stehlen und es am Montag bei Geschäftsöffnung wieder verlassen. Einen Werkzeugkasten, mit dessen Inhalt er die Vitrinen aufhebeln wollte, hatte er sich aus einer anderen Abteilung des Kaufhauses "besorgt".
BAD HOMBURG. Das Glasdach des Gewächshauses der Stadtgärtnerei in der Augustaallee schlug ein Einbrecher in der Nacht zum Sonntag kaputt, stieg ein und gelangte in die Personalräume. Dort knackte er einige Spardosen, berichtet die Kripo. Die Tür eines Bürohauses auf dem gleichen Gelände stemmte die Diebe anschließend auf. Aus Schreibtischen und Spartöpfen wurde hier ebenfalls Geld gestohlen. Dies war der zweite Einbruch binnen weniger Tage in die Gärtnerei. s
Das Wetter
Wetterlage Das Frontensystem eines Tiefs über Südskandinavien beeinflußt vor allem den Norden Deutschlands mit wolkenreicher Meeresluft, während der Süden im Bereich eines Hochkeils über Frankreich liegt.
Vorhersage bis Mittwoch früh In der Nordhälfte teils aufgelockerte, vielfach jedoch starke Bewölkung und Regenfälle. Höchsttemperaturen 18 bis 21 Grad.
In der Südhälfte Deutschlands wolkig mit nach Süden zunehmenden Aufheiterungen und meist trocken. Höchsttemperaturen 20 bis 23 Grad. Tiefstwerte 10 bis 15 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.Wochenwettertip Mittwoch: Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im Süden wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen 20 bis 23, örtlich bis 25 Grad.
Donnerstag: Im Norden Übergang zu heiterem Wetter und Temperaturanstieg auf 20 bis 24 Grad. Im Süden sonnig mit Höchsttemperaturen von 24 bis 28 Grad.
Freitag bis Montag: Meist sonnig und sehr warm mit Höchsttemperaturen um 30 Grad.
Pollenflugvorhersage In Hessen wird in den kommen- den Tagen starker Flug von Grä- ser-, Ampfer- und Nesselpollen erwartet. Außerdem muß mit sehr starkem Flug von Pilzsporen gerechnet werden.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkenlos 29 °ree; Amsterdam
Sprühregen 15 °ree; Athen
leicht bewölkt 28 °ree; Barcelona
stark bewölkt 25 °ree; Bordeaux
stark bewölkt 23 °ree; Brüssel
Regen 19 °ree; Budapest
stark bewölkt 19 °ree; Bukarest
wolkig 27 °ree; Dublin
stark bewölkt 17 °ree; Helsinki
leicht bewölkt 27 °ree; Innsbruck
leicht bewölkt 19 °ree; Istanbul
leicht bewölkt 26 °ree; Kairo
leicht bewölkt 32 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 30 °ree; Las Palmas
leicht bewölkt 24 °ree; Lissabon
wolkenlos 32 °ree; Locarno
leicht bewölkt 25 °ree; London
bedeckt 20 °ree; Madrid
leicht bewölkt 30 °ree; Malaga
leicht bewölkt 29 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 26 °ree; Moskau
leicht bewölkt 29 °ree; Nizza
leicht bewölkt 27 °ree; Paris
wolkig 22 °ree; Rom
leicht bewölkt 26 °ree; Stockholm
wolkig 23 °ree; Tunis
leicht bewölkt 30 °ree; Varna
wolkig 24 °ree; Venedig
leicht bewölkt 25 °ree; Warschau
wolkig 24 °ree; Wien
stark bewölkt 22 °ree; Zürich
wolkig 21 °ree;
Deutschland
Berlin
wolkig 22 °ree; Dresden
stark bewölkt 22 °ree; Feldberg/Ts.
stark bewölkt 15 °ree; Feldberg/Schw.
stark bewölkt 10 °ree; Frankfurt/M.
stark bewölkt 20 °ree; Freiburg
stark bewölkt 23 °ree; Hamburg
stark bewölkt 21 °ree; Köln-Bonn
stark bewölkt 20 °ree; Leipzig
wolkig 22 °ree; München
wolkig 20 °ree; Norderney
bedeckt 19 °ree; Rostock
stark bewölkt 21 °ree; Sylt
stark bewölkt 19 °ree; Zugspitze
stark bewölkt 0 °ree;
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.32 Uhr Sonnenuntergang 21.30 Uhr Mondaufgang 21.12 Uhr Monduntergang 5.07 Uhr
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Adolf- Reichwein-Schule in Rodenbach erhält eine nagelneue Lehrküche. Der Kreisausschuß hat dazu in seiner jüngsten Sitzung den Auftrag zum Preis von 33 000 Mark vergeben.
Die Küche wird mit vier kompletten Arbeitsplätzen samt den dazugehörigen Möbeln ausgestattet. Jeder Platz ist mit Herd, Kochmulde und Spüle versehen. Hinzu kommen Kühlschrank und Geschirrspülmaschine. hok
STEINAU. Unter dem Motto "Ave Caesar" steht ein Geschichtsseminar der Jungen Union (JU) in der Zeit vom 16. bis 19. August in Xanten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung werden nach Angaben der Veranstalter auf den Spuren der Römer wandeln. Außerdem haben die Seminaristen genügend Zeit, die niederrheinische Landschaft bei Xanten zu entdecken.
Interessierte werden gebeten, sich unter der Nummer 0 66 63 / 64 37 oder direkt in Bonn unter der Telefonnummer 02 28 / 31 00 23 anzumelden. Teilnahmeberechtigt sind auch Nichtmitglieder der Jungen Union. Bei ausreichender Beteiligung wollen die Veranstalter einen Kleinbus für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mieten. schu
ROSBACH. Bürgermeister Reinhold Medebach hofft, daß die Geschwindigkeit auf der Landesstraße 3352 zwischen Rodheim und Nieder-Rosbach auf 80 Kilometer pro Stunde beschränkt wird. Die Schilder sollen nach einer Mitteilung aus dem Rathaus schon am heutigen Mittwoch aufgestellt sein, wenn das Straßenstück nach einjährigen Umbauarbeiten freigegeben wird.
Das 3,4-Millionen-Bauwerk ist nach Angaben von Medebach noch nicht perfekt. Am Montag hat er an Ort und Stelle die Ausfahrt vom Parkplatz des Friedhofs Rodheim beobachtet, und ihm sträubten sich die Haare. Bei der Ausfahrt seien Fahrradfahrer/-innen auf dem neu gebauten Radweg in Gefahr. Sie können von Autos behindert werden, die den Radweg kreuzen müssen, wenn sie vom Friedhofsparkplatz auf die Landesstraße fahren. Dort müsse eine Regelung gefunden werden, teilte Medebach nach der Ortsbesichtigung mit, ohne schon Einzelheiten zu nennen.
Nachdem die jahrzehntelangen Bemühungen des Stadtparlaments um die Verwirklichung des Rad- und Gehwegs zwischen Rodheim und Nieder-Rosbach nunmehr endlich zum Erfolg geführt hätten, stünden weitere Projekte zum Ausbau des Radwegenetzes im Stadtgebiet an. Medebach nennt einen Radweg an den überörtlichen Straßen von Rodheim nach Petterweil und nach Friedrichsdorf sowie Burgholzhausen, außerdem entlang der K 11 von Nieder-Rosbach nach Ober-Wöllstadt.
Ganz besonders wichtig sei aber auch ein für Schulkinder wichtiger Radweg von Ober-Rosbach nach Friedberg im Zuge der B 455. hm
BAD VILBEL. Mit dem Thema "Leben und Wohnen im Alter" befaßt sich ein gleichnamiger Arbeitskreis der "Bürgeraktive", der sich am heutigen Dienstag von 18 bis 19.30 Uhr in den Vereinsräumen in der Frankfurter Straße 15 (Hinterhaus) trifft. Am Mittwoch, 15. Juli, wird bei der "Bürgeraktive" ab 11.30 Uhr gemeinsam gekocht und natürlich auch gegessen. Eine Voranmeldung ist telefonisch unter 0 61 01 / 13 84 erforderlich. Mitglieder und interessierte Bürger/-innen sind zum Monatstreffen des Vereins am selben Tag um 20 Uhr eingeladen. Am Freitag, 17. Juli, wird von 18 bis 19 Uhr gesungen. Vom 18. bis 31. Juli macht der Verein Pause. Das Büro ist erst am Montag, 3. August, wieder besetzt. mu
MAINTAL. Während der Erweiterung der Albert-Einstein-Schule in Bischofsheim (bis Mai 1993) wird der vorwiegend von Lastwagen genutzte Parkplatz unterhalb des Kochbergs und der zur Schule führende Wirtschaftsweg gesperrt.
KRIFTEL. Den Humus für die Beete auch zuhause "anrichten"? - Die immer beliebteren Schnellkomposter machen's möglich. Darin reifen die Bakterien für den Verwesungsprozeß der alten Bananenschalen und des Obst- und Gemüseabfalls vortrefflich. Garten- und Grünabfälle, die in den grünen Tonnen landen, können dadurch nachher noch in Form von bestem Humus verwertet werden. Und da ein Drittel aller Abfälle aus der Küche kommen und damit kompostierbar sind, sparen die Tonnen-Freunde auch noch Abfallgebühren. Tonnige Bilanz bis heute in der Obstbaugemeinde: in 636 Schnellkompostern gärt's. Damit demnächst noch mehr Schnellkomposter und Bio-Eimer, in denen die Abfälle gleich getrennt gesammelt werden können, in Kriftels Gärten und Küchen stehen, hat die Verwaltung eine neue Fuhre bestellt. Pro Stück kosten die grünen Tonnen 113,43 Mark inklusive Mehrwertsteuer und die Eimer 7,92 Mark. Ein "Selbstkostenpreis", wie die Gemeinde wirbt. Wer noch einen Komposter mit oder ohne Eimer gebrauchen kann: Bestellungen bis 31.7. unter Tel. 400434. pms
Das Wetter
Wetterlage Das Frontensystem eines Tiefs über Südskandinavien beeinflußt vor allem den Norden Deutschlands mit wolkenreicher Meeresluft, während der Süden im Bereich eines Hochkeils über Frankreich liegt. Vorhersage bis Mittwoch früh In der Nordhälfte teils aufgelockerte, vielfach jedoch starke Bewölkung und Regenfälle. Höchsttemperaturen 18 bis 21 Grad. In der Südhälfte Deutschlands wolkig mit nach Süden zunehmenden Aufheiterungen und meist trocken. Höchsttemperaturen 20 bis 23 Grad. Tiefstwerte 10 bis 15 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.Wochenwettertips Dienstag: In der Nordhälfte stark bewölkt und zeitweise Regen.
Mittwoch: Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im Süden wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen 20 bis 23, örtlich bis 25 Grad.
Donnerstag: Im Norden Übergang zu heiterem Wetter und Temperaturanstieg auf 20 bis 24 Grad. Im Süden sonnig mit Höchsttemperaturen von 24 bis 28 Grad.
Freitag: Meist sonnig und sehr warm mit Höchsttemperaturen um 30 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, wolkig 17 Ajaccio, leicht bewölkt 25 Algier, wolkenlos 29 Amsterdam, Sprühregen 15 Ankara, leicht bewölkt 29 Antalya, leicht bewölkt 28 Athen, leicht bewölkt 28 Barcelona, stark bewölkt 25 Belgrad, wolkig 24 Bordeaux, stark bewölkt 23 Bozen, leicht bewölkt 26 Brest, wolkig 19 Brüssel, Regen 19 Budapest, stark bewölkt 19 Bukarest, wolkig 27 Casablanca, wolkenlos 27 Dublin, stark bewölkt 17 Hammerfest, wolkig 17 Helsinki, leicht bewölkt 27 Innsbruck, leicht bewölkt 19 Istanbul, leicht bewölkt 26 Kairo, leicht bewölkt 32 Kiew, wolkig 27 Kopenhagen, wolkig 22 Larnaka, leicht bewölkt 30 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, wolkenlos 32 Locarno, leicht bewölkt 25 London, bedeckt 20 Madrid, leicht bewölkt 30 Malaga, leicht bewölkt 29 Mallorca, leicht bewölkt 26 Minsk, wolkig 29 Moskau, leicht bewölkt 29 Neapel, wolkig 27 New York, bedeckt 28 Nizza, leicht bewölkt 27 Oslo, leicht bewölkt 17 Ostende, bedeckt 16 Palermo, leicht bewölkt 26 Paris, wolkig 22 Peking, wolkig 29 Prag, wolkig 20 Reykjavik, wolkenlos 14 Rom, leicht bewölkt 26 St. Petersburg, stark bewölkt 28 Stockholm, wolkig 23 Tel Aviv, wolkenlos 29 Tokio, Regen 19 Tunis, leicht bewölkt 30 Varna, wolkig 24 Venedig, leicht bewölkt 25 Warschau, wolkig 24 Wien, stark bewölkt 22 Zürich, wolkig 21
Deutschland
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Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.32 Uhr
Sonnenuntergang 21.30 Uhr
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Monduntergang 5.07 Uhr
MÖRFELDEN-WALLDORF. Von der Übernahme der Schade-Märkte durch den Tengelmann-Konzern sind auch in Mörfelden-Walldorf drei Läden betroffen - und zumindest beim Markt in der Treburer Straße in Walldorf taten sich Fragen auf. "Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen", hieß es zunächst aus der Mühlheimer Tengelmann-Zentrale auf die Frage nach der Zukunft des Ladens, als die Umstrukturierungen begannen.
Gerüchte und Befürchtungen machten die Runde, wonach der neue Besitzer den Markt womöglich dicht machen könnte. Doch dem ist nicht so. Der Markt bleibt, wird zum Tengelmann-Supermarkt, erklärte Urte Loocke, Pressesprecherin des Konzerns, auf Anfrage der FR.
Zwar könne nicht ausgeschlossen werden, daß sich durch bestehende Mietverträge oder sonstige Vereinbarungen daran vielleicht noch etwas ändern könnte, da Tengelmann nicht alle Entscheidungen allein treffen könne, aber "von unserer Seite ist in der Treburer Straße ein Tengelmann-Supermarkt geplant".
Sicher war von Anfang an: Der Mörfelder Markt in der Langgasse - vor gar nicht allzu langer Zeit erst von Schade übernommen und vorher zur Kette des zusammengebrochenen co op-Konzerns gehörend - wird Tengelmann-Supermarkt und ist als solcher auch schon kenntlich gemacht. Gleiches gilt für die ehemalige Schade-Filiale in der Aschaffenburger Straße in Walldorf, die zum Tengelmann-Markt wird. wal
ski FRANKFURT A. M. Die Westdeutsche Landesbank ist zusammen mit der zum nordrhein-westfälischen Sparkassenverbund gehörenden Prowest mit 25 Prozent bei der Autania AG für Industriebeteiligungen eingestiegen. Die Anteile wurden vom Rothenberger-Clan übernommen, der damit noch 46 Prozent an dieser Holding des Spezialwerkzeugmaschinenbaus hält; 29 Prozent des Kapitals befinden sich im Streubesitz. Der Preis wird nicht genannt, doch dürfte das Engagement einschließlich des üblichen Paketzuschlages kaum unter 130 Millionen gekostet haben. Die in Frankfurt und Berlin ansässige Autania verfügt auch über "beträchtlichen Immobilienbesitz".
Die WestLB, die sich seit geraumer Zeit auf einem Einkaufsbummel quer durch Industrie, Handel und Tourismus befindet, verspricht sich neben Erträgen aus der Beteiligung Chancen, das Bankgeschäft mit der Autania-Gruppe auszubauen. Die Düsseldorfer betonen, daß sie die Anteile nicht als "Zwischenhalter" oder für Dritte erwarben. Beobachter glauben, daß das 25-Prozent-Paket langfristig an der Börse plaziert werden soll.
Die Autania hält - in der Regel minderheitliche - Anteile an zehn west- und elf ostdeutschen Firmen mit einem zurechenbaren Umsatz von 126 Millionen. Den Gebrüdern Rothenberger wird nachgesagt, seit den achtziger Jahren "das größte Werkzeugmaschinenimperium Europas" (Die Zeit) aufgebaut zu haben.
SAARBRÜCKEN, 13. Juli (Reuter). Rund drei Wochen nach der Freilassung der letzten beiden deutschen Geiseln in Libanon sind am Montag die in der Bundesrepublik inhaftierten Hamadi-Brüder in Saarbrücken zusammengelegt worden. Das saarländische Justizministerium teilte am Montag mit, Mohamed Hamadi sei von der hessischen JVA Schwalmstadt zu seinem Bruder Abbas nach Saarbrücken gebracht worden. Das Justizminsterium in Wiesbaden bestätigte, daß Mohamed Hamadi mit einem Hubschrauber nach Saarbrücken geflogen worden sei. Die Landesregierungen kamen damit einer Bitte der Bundesregierung nach.
Dem saarländischen Justizministerium zufolge werden die Brüder allerdings keine Zelle teilen, da dies in der JVA Saarbrücken grundsätzlich nicht gemacht werde. Der bereits in Saarbrücken inhaftierte Abbas Hamadi verbüßt im Normalvollzug eine 13jährige Haftstrafe wegen Geiselnahme und Sprengstoffbesitzes, zu der er im April 1988 verurteilt worden war. Mohamed Hamadi war wegen Entführung eines US-Verkehrsflugzeuges und wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
ARNDT WEISS, bewährter Betriebsleiter der Cafeteria im Wiesbadener Landtag, ist den Weg vieler von ihm bewirteter Politiker gegangen: Er hat in Thüringen "Geburtshilfe" (Weiß) geleistet. Das Restaurant im Landtag von Erfurt, die ehemalige Kantine des DDR-Bezirks Erfurt, wird jetzt von derselben Catering-Firma betrieben wie die Wiesbadener Cafeteria. Zehn Tage lang hat der hessische Theken-Chef deshalb bei der Umstellung des Betriebs geholfen. "Wie 'ne Turnhalle" ist ihm die dortige, zum Umbau vorgesehene Kantine vorgekommen. Aber es gibt - wie in Wiesbaden - für die Abgeordneten, Landtags-Mitarbeiter und Journalisten jetzt immerhin schon einmal eine Salattheke. Unter anderem.
WIESBADEN. Der Frankfurter US-Generalkonsul hat einen detaillierten Bericht darüber versprochen, welche amerikanischen Bürger derzeit als eingeflogene zivile "Lagerarbeiter" an Militärstandorten beschäftigt werden. Das teilte der Wiesbadener Staatskanzlei-Chef Jochen Suchan am Montag auf Anfrage mit. Suchan hatte ein Gespräch mit dem Generalkonsul über die Arbeitseinsätze geführt, nachdem die Gewerkschaft ÖTV die US-Praxis als "illegal" kritisiert hatte.
In diesem Gespräch habe das Land auf Belegen für die US-Behauptung bestanden, daß es sich bei den Arbeitern um "Spezialisten" handle, die durch bundesdeutsche Arbeiter nicht ersetzbar seien. Nur in diesem Fall wäre der Einsatz von Kräften ohne bundesdeutsche Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis vom NATO- Truppenstatut abgedeckt.
Der Generalkonsul habe erklärt, es gehe bei den Arbeiten um das Auffüllen von in Computern registrierten Lagerbeständen nach dem Golfkrieg, wofür man deutsche Arbeitskräfte erst mühsam hätten einarbeiten müssen. An drei bundesdeutschen Standorten (darunter Hanau mit 35 Kräften) seien dafür - befristet bis zum März 1993 - US-Arbeiter eingesetzt. Falls nach dem jetzt angekündigten US-Bericht Zweifel bleiben, will Suchan auf eine vorzeitige Beendigung des Arbeitseinsatzes drängen. me
Die Tischtennis-Schülerinnen der Deutschen Tischtennis-Verbundes (DTTB) stehen bei den Europameisterschaften in Topolcany/CSFR erstmals seit 21 Jahren wieder in einem Halbfinale. Zum Kader, der nun gegen Rumänien an die Platte tritt, gehören auch Nina Wolf (SV Darmstadt 98) und Cornelia Böttcher (TTC Assenheim).
Seiner herausragenden Laufleistung verdankt Duathlon-Hessenmeister Torsten Zervas (Tria-Team Seligenstadt) seinen Sieg beim 5. Biggesee Triathlon, der mit 2000 Meter Schwimmen, 75 Kilometer Radfahren und 21 Kilometern laufen in die Kategorie "Mitteldistanz" gehört. Als 44. dem See nach der ersten Disziplin entstiegen setzte der Seligenstädter auf dem Rad zur Aufholjagd an, mußte einen Sturz hinnehmen, schnürte sich aber dennoch als Dritter die Laufschuhe. 1:15:58 Stunden war er zu Fuß unterwegs, sieben Minuten weniger als der Zweite, und gewann in insgesamt 3:58:41 Stunden vor Gordon Novak (Darmstadt /3:59:42). ih
Bei einem Verkehrsunfall in der Darmstädter Landstraße in Sachsenhausen sind am Sonntagabend drei Personen verletzt worden. Während der Unfallaufnahme mußte die Darmstädter Landstraße von 20.20 Uhr bis 21 Uhr in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
Wie die Polizei mitteilte, war ein 49 Jahre alter Fahrer, der mit seinem gleichaltrigen Beifahrer aus Richtung Neu-Isenburg kam, aus noch unbekannter Ursache mit seinem Wagen von der Fahrspur abgekommen und gegen das entgegenkommende Auto eines 51jährigen geprallt. Der 49jährige Fahrer flüchtete mit seinem Fahrzeug nach dem Unfall in Richtung Unterster Zwerchweg nahe der Sachsenhäuser Warte. Die Polizei konnte Fahrer und Beifahrer wenig später in der Darmstädter Landstraße stellen. An den Autos entstand ein Schaden von rund 28 000 Mark. enk
Spanring verteidigt Schalke
Verteidiger Martin Spanring vom Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf geht für ein Jahr auf Leihbasis zum Fußball-Erstligisten Schalke 04. Die Tauben laufen ein Die südafrikanische Mannschaft wird bei den Olympischen Spielen in Barcelona Trainingsanzüge mit Tauben drauf tragen. Das Tier wird zum Zeichen des Friedens gezeigt. Dänen wollen Bredemeier Der Dänische Handball-Verband hat dem deutschen Bundestrainer Horst Bredemeier einen Drei-Jahres-Vertrag angeboten. Bredemeiers Tätigkeit beim Deutschen Handball-Bund endet für den Fall, daß seine Auswahl in Barcelona keine Medaille gewinnt. Jockey in Riem tödlich verunglückt Während des Galopprenn-Tages in München-Riem ist der Jockey Josef Dolesjsi tödlich verunglückt. Der 36jährige Tschechoslowake stürzte im letzten Rennen von seinem zu Fall gekommenen Pferd Mediterrano und brach das Genick. Rösler spielt für Nürnberg Uwe Rösler vom Fußball-Bundesligisten Dynamo Dresden wechselt zum Konkurrenten 1. FC Nürnberg. Die Ablösesumme soll 1,2 Millionen Mark betragen.Gascoigne geht zum Fernsehen Der englische Fußball-Nationalspieler Paul Gascoigne soll in der kommenden Saison Spiele der italienischen Liga für die britische TV-Anstalt Channel 4 kommentieren. Gascoigne, der bei Lazio Rom unter Vertrag steht, soll für seine Fernseh-Tätigkeit umgerechnet etwa 450 000 Mark bekommen. Emigrant hebt für Bulgarien Stefan Botew, bulgarischer Gewichtheber, geht in Barcelona für Bulgarien an die Hantel. Botew, Sportler des Jahres 1990 in Bulgarien, war vor zwei Jahren nach Australien ausgewandert und ist rechtzeitig vor den Spielen nach Bulgarien zurückgekehrt. 499 kommen aus deutschen Landen Das Nationale Olympische Komitee Deutschlands hat 499 Aktive (326 Männer und 173 Frauen) für die Olympischen Spiele nominiert. Geldstrafe für Unhöflichkeit Der BMW-Fahrer Emanuele Pirro muß 3000 Mark Strafe zahlen, weil er beim Lauf zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft in Brünn nicht zur Siegerehrung erschienen ist. WM-Silber für Degenfechterinnen Im Finale der Weltmeisterschaft der Degenfechterinnen verlor die deutsche Auswahl in Havanna mit 7:8 gegen die Ungarinnen.
BAD VILBEL. Eine böse Überraschung steht den Bewohnern eines Hauses in der Elisabethenstraße bevor, wenn sie demnächst aus dem Urlaub zurückkehren. Wie die Polizei berichtet, haben in der vergangenen Woche Unbekannte den Neubau des Anwesens heimgesucht und Bargeld, Schmuck sowie wertvolle Oberbekleidung gestohlen. Die Höhe des Schadens konnte noch nicht ermittelt werden. hm
HANAU. Ein Exhibitionist belästigte in der Nacht zum Sonntag gegen 1 Uhr eine Frau in der Richard-Wagner-Straße in Hanau. Wie die Polizei mitteilt, war der Täter ausschließlich mit einer Jeans bekleidet.
Es soll sich um einen schlanken jungen Mann, Mitte 20, mit kurzen, dunkelblonden Haaren handeln. hein
WETTERAUKREIS. Zwei Auffahrunfälle, in die vier Lastwagen verwickelt waren, haben am Montag morgen für erhebliche Verkehrsbehinderungen auf beiden Fahrspuren der Autobahn Frankfurt-Kassel im Bereich Rosbach/Ober- Mörlen gesorgt. Bei den beiden Karambolagen entstand ein Gesamtschaden von einer halben Million Mark, berichtet die Butzbacher Autobahnpolizei.
Um 4.35 Uhr war ein Schweizer Lastzugfahrer kurz vor der Anschlußstelle Friedberg (in Richtung Kassel) vermutlich aus Unachtsamkeit mit seinem Zug gegen einen vorausfahrenden Autotransporter aus Tübingen und anschließend gegen die Leitplanke geprallt. Der Fahrer erlitt einen Schock und Verletzungen.
Nur wenige Minuten später fuhr auf der Gegenfahrbahn in Richtung Frankfurt, unweit der Anschlußstelle Bad Nauheim, ein Fahrer aus Duderstadt mit seinem Lastwagen auf einen Lastzug aus dem sächsischen Kreis Bautzen auf. Ein Lkw-Fahrer zog sich dabei leichte Verletzungen zu. Auf der Autobahn kam es in in beiden Fahrtrichtungen zu längeren Staus. mu
BAD VILBEL. Die Bürgeraktive im Hinterhaus der Frankfurter Straße 15 nimmt im August das regelmäßige Veranstaltungsangebot wieder auf. Am Dienstag, 4. August, um 20 Uhr findet das monatliche Treffen für Mitglieder und Interessierte statt.
Am Mittwoch, 5. August, wird um 11.30 Uhr gemeinsames Kochen und Essen nach Voranmeldung angeboten, und von 14.30 bis 17 Uhr stehen Gesellschaftsspiele "von neun bis neunzig" und der Tauschmarkt für Spiele auf dem Programm. Der offene Männertreff kommt am Abend um 20 Uhr zusammen.
Am Donnerstag, 6. August, von 18 bis 19.30 uhr geht es ein einem Gesprächskreis um das Thema "Was haben Krisen mit Reifung zu tun?".
Das Erzählcafé ist am Freitag, 7. August, von 15 bis 17.30 Uhr geöffnet. Es besteht Gelegenheit, Geschichten aus der Kindheit vorzutragen. Barbara Dittmann lädt schließlich von 18 bis 19 Uhr zur Meditation zum Wochenausklang ein. hm
Olympia verpaßt, Ehe begonnen: Sven Rothenberger heiratete
MAINTAL. Der Obst- und Gartenbauverein Hochstadt 1903 veranstaltet am Wochenende in seinem Versuchsgarten ein "Apfelweintrinken". Daher ist die Hofgerichtstraße von Samstag, 18. Juli, 10 Uhr, bis zum Sonntag, 19. Juli, 23 Uhr für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Eine Klage vor dem Karlsruher Verfassungsgericht, eine Sondersitzung des Bundestages: SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose mochte bei einem Besuch in der Redaktion der Frankfurter Rundschau noch nicht abschließend erklären, wie die Opposition auf die Kabinettsentscheidung reagiert, die Bundesmarine an Seepatrouillen vor der dalmatinischen Küste zu beteiligen. Die SPD werde, so Klose, ihr weiteres Vorgehen am heutigen Donnerstag nach der gemeinsamen Sitzung des Verteidigungs- und des außenpolitischen Ausschusses des Bundestages festlegen. Das Interview mit Klose führten die FR-Redakteure Astrid Hölscher und Hans-Helmut Kohl.
FR: Die Bundesregierung setzt Fakten auf einem sensiblen Feld der Politik. Die Diskussion um die Entsendung von Bundeswehr-Soldaten - entweder als "Blauhelme" oder im Rahmen eines Kampfeinsatzes - beschäftigt die Öffentlichkeit. Wann ist für die SPD-Fraktion der Punkt erreicht, an dem sie das Bundesverfassungsgericht anruft, weil sie glaubt, daß eine Aktion der Bundeswehr nicht mehr durch das Grundgesetz gedeckt ist?
Klose: Es ist bisher verfassungspolitischer Konsens aller Bundesregierungen, die jetzige eingeschlossen, daß ein Einsatz der Bundeswehr über das eigene Territorium, das NATO- und das WEU- Territorium hinaus vom Grundgesetz nicht gedeckt ist. Demnach ist schon der Blauhelm-Einsatz von der Verfassung nicht gedeckt, und es bedarf hierzu einer verfassungsrechtlichen Klärung. Aus diesem Grunde haben wir einen Antrag im Parlament eingebracht, um die Verfassung zu ändern, damit Blauhelm-Einsätze möglich sind. Wenn die Bundesregierung erkennbar über diesen Rahmen hinausgeht - und es gibt Ansatzpunkte dafür, daß sie die Grenze verschiebt -, dann werden wir prüfen, mit welchen Maßnahmen wir reagieren. Wir werden auf politische Klärung drängen, und wenn es nicht anders geht, werden wir uns auch nicht scheuen, vor das Verfassungsgericht zu ziehen.
FR: Denken Sie an eine Sondersitzung des Bundestages?
Klose: Das lasse ich mal offen.
FR: Sie haben gesagt, daß die Bundesregierung die Grenzen verschiebt. Rückte schon die Entsendung von Bundeswehr-Flugzeugen zur Hilfe in Sarajewo an einen Blauhelm-Einsatz heran oder halten Sie das noch für eine vom Grundgesetz gedeckte Aktion?
Klose: Die Flüge nach Sarajewo sind nach unserer Einschätzung in der Tat eine humanitäre Aktion. Das ist keine militärische Aktion . . .
FR: Aber was geschieht in dem Moment, in dem die Soldaten sich verteidigen müßten?
Klose: Es wird schwierig. In dem Augenblick, in dem irgendein verrückt gewordener Artillerist auf das Flugzeug schießt, gibt es eine neue Lage. Aber die Hilfsflüge an sich sind nicht zu beanstanden. Sie sind auch akzeptiert.
FR: Für den Fall einer Aktion, die von der Bundesregierung beschlossen wird und die Sie bewegt, nach Karlsruhe zu gehen: Was gedenkt die SPD zu tun, wenn Karlsruhe der Regierung grünes Licht gibt? Und wo kann die SPD das, was sie politisch für richtig hält, dann noch verwirklichen?
Klose: Das ist, wie Sie selbst sagen, spekulativ, weil niemand voraussagen kann, wie das Verfassungsgericht nun konkret entscheiden würde. Was wir brauchen, ist eine Grundsatzdiskussion darüber, welche Rolle die Bundesrepublik in Europa und in der Welt wahrnehmen will und was in der neuen, nicht mehr zweigeteilten Welt Sicherheit bedeutet und aus welchen Elementen sich diese zusammensetzt. Diese Diskussion müssen wir von der gegenwärtigen Situation ganz unabhängig führen, nicht zuletzt deshalb, weil wir den Eindruck haben, daß die Bundesregierung in erster Linie Sicherheit immer noch nur militärisch versteht. Wir glauben, daß die meisten Konflikte, die gegenwärtig mit Waffen ausgetragen werden, militärisch nicht zu lösen sind.
FR: Das gilt auch für das ehemalige Jugoslawien?
Klose: Das gilt nach meiner Einschätzung auch für das ehemalige Jugoslawien. Das ist ein ethnischer und in Teilen auch religiöser Konflikt. Jedenfalls soweit es um Bosnien-Herzegowina geht, hat er eine religiöse Komponente. Dieser Konflikt ist mit militärischen Mitteln nicht zu lösen, sondern wirklich nur mit politischen. Wahrscheinlich hätten die Versuche, ihn mit politischen Mitteln zu lösen, viel früher einsetzen müssen.
FR: Ein vollkommen anderes Thema: Am Wochenende hat sich das "Komitee für Gerechtigkeit" gegründet. Die etablierten Parteien, auch die SPD, sehen darin zumindest einen "falschen Weg". Hat nicht auch Ihre Partei Nachholbedarf im Osten, wo und mit wem tritt sie dort gestaltend auf, und wenn Sie den Nachholbedarf bejahen, wie wollen Sie ihn erfüllen?
Klose: Ich denke, daß der Kern des Problemes eigentlich woanders liegt. Es gibt derzeit im Verhältnis West-Ost in Deutschland Probleme, um es milde zu formulieren. Es gibt Mißstimmungen, Enttäuschungen, es gibt Zorn, Resignation, Wut im Osten. Es gibt Bitterkeit im Westen. Diese Situation ist entstanden, weil die Regierung weder im Osten noch im Westen die Wahrheit gesagt hat. Die einzig richtige Reaktion, die kommen müßte, wäre, daß die Bundesregierung einen neuen Anfang setzt und den Menschen im Osten und im Westen sagt, wie die Lage ist, ohne sie schön zu reden, welche Aufgaben vor uns liegen, welche Möglichkeiten wir haben, um sie zu lösen, welche Mittel erforderlich sind und wie sie sozial gerecht aufgebracht werden. FR: Sie wollen sich nicht zu den Komitees direkt äußern ?
Klose: Nein, die Komitees sind nach meiner Einschätzung eine Reaktion auf die vorhandene Mißstimmung, und eine Reaktion auf die tatsächliche Problemlage im Osten. Jeder, der es sich vor Ort angesehen hat, weiß: Es ist wirklich existentiell schwierig. Wir leben in Deutschland in zwei Welten: materiell, sozial, kulturell. Das ist eine Reaktion, die ich verstehe. Ich halte sie gleichwohl für einen falschen politischen Ansatz. Er wird zur Lösung der Probleme nicht beitragen, aber ich verurteile ihn nicht.
NIDDERAU. Bargeld, Schmuck und mehrere Jogginganzüge zählen zur Beute eines Einbrechers, der am Sonntag zwischen 21 und 23.30 Uhr in ein Wohnhaus in der Hochstraße in Eichen eindrang. Nach Angaben der Polizei hatte sich der Täter über das Schlafzimmerfenster Zugang zur Wohnung verschafft. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest. hein
ha BRÜSSEL. Äußerste Besorgnis vor neuen geldpolitischen Straffungsbeschlüssen des deutschen Zentralbankrates beherrschte die erste Debatte der EG-Finanzminister unter britischem Vorsitz. Der niederländische Ressortchef Wim Kok meinte: "Wir sind in der Hand der Frankfurter Bundesbank." Ähnlich äußerte sich EG-Finanzkommissar Henning Christophersen. Und auch Italien soll sich sehr kritisch zur Dominanz des Hauses Schlesinger geäußert haben.
Die vorherrschende Erwartung der europäischen Partner richtet sich auf einen wirtschaftlichen Wachstumsschub zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, für den aus ihrer Sicht eher Zinssenkungen wünschenswert wären, nicht aber eine noch striktere Geldpolitik der Deutschen. Nach Darstellung des Bonner Finanzstaatssekretärs Horst Köhler, der bei dem Brüsseler Treffen Minister Theo Waigel vertrat, habe "aber niemand Deutschland auf die Anklagebank gesetzt". Alle Partner seien sich darin einig, daß mit Blick auf die für 1997 oder spätestens 1999 geplante Endstufe der Europäischen Währungsunion die sogenannte Konvergenzpolitik der Inflationsbekämpfung mittelfristig weiterverfolgt werden müsse. Auch die elf anderen Mitgliedstaaten, so Köhler, hätten anerkannt, daß letztendlich für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit "kein Widerspruch zwischen niedriger Inflationsrate und Wirtschaftswachstum" bestehe.
Im Vorgriff auf die Sorgen der im Europäischen Währungssystem (EWS) an die Mark als Leitwährung gekoppelten Länder habe er auf das "deutsche Dilemma" hingewiesen, sagt Köhler. Die jüngste Ausweitung der hiesigen Geldmenge M 3 um neun Prozent bei einer Zunahme der Bankkredite um zwölf Prozent liege weit außerhalb der Frankfurter Zielvorgabe. Es werde deshalb in der Sitzung der Bundesbankspitze eine "sehr schwierige Diskussion" geben, ahnt der Staatssekretär. Die Bundesregierung wünsche sich, so Köhler laut dpa/VWD, keine Straffung der Geldpolitik, "aber wir akzeptieren natürlich den Beschluß des Zentralbankrats".
Verstärkt werden die Befürchtungen der EG-Partner nach Ansicht Köhlers, weil niemand wisse, wann der sich abzeichnende wirtschaftliche Wachstumsschub in Westeuropa eintrete und wie stark er ausfalle. Die britische Regierung, deren Schatzkanzler Norman Lamont in der EG-Finanzministersitzung den Vorsitz hatte, sieht sich unter starkem Druck auch konservativer Kräfte, eine Abwertung des Pfund Sterling im Währungsverbund zu beantragen und damit Zinssenkungen auf nationaler Ebene herbeizuführen, um die Beschäftigung anzukurbeln. Angeblich will London den bisherigen Kurs trotzdem durchhalten. Britische Kreise in Brüssel betonen, dies würde aber erheblich erschwert, wenn die Bundesbank gegen das Ausufern des deutschen Geldmengenwachstums neue Restriktionen beschließen sollte.
Seit Januar 1987 hat es im EWS keine Veränderung der Leitkurse mehr gegeben, und im Hinblick auf die Maastrichter Beschlüsse zur gemeinsamen Eurowährung waren viele stillschweigend davon ausgegangen, daß eine Anpassung ("Realignment") bis zur Endstufe tunlichst vermieden werden müsse.
Die Finanzminister begrüßten im übrigen die Politik der neuen italienischen Regierung zur Haushaltskonsolidierung sowie die mit einem Abbau sozialer Leistungen verbundenen Konvergenzbemühungen der Niederlande in Richtung Währungsunion. Im Auftrag des Ministerrates appellierte der Brite Lamont an das römische Parlament, die Spar- und Steuererhöhungsbeschlüsse der Regierung zu billigen. Zustimmung fanden nach Darstellung Köhlers der Bonner Haushaltsentwurf für 1993 und die Finanzplanung Theo Waigels bis 1996.
KARBEN. Nach Schloß Waldeck und den Edersee zieht es den Obst- und Gartenbauverein Okarben am Samstag, 19. September. Mit diesem Vereinsausflug wollen sich die OGV-Mitglieder nach den anstrengenden Jubiläumsfeierlichkeiten regenerieren. Abgefahren wird um 7 Uhr am Rewe-Markt. Das Mittagessen ist um 13 Uhr in der "Hasenmühle" von Ippinghausen bestellt. Den Edersee wollen die Ausflügler von 15 bis 17 Uhr besuchen. Um 19 Uhr ist in Inheiden ein Abendessen mit Verlosung geplant. Die Rückkehr dürfte gegen 23 Uhr sein. Anmeldungen bei Rudolf Zimmermann, Großgasse 8, Telefon 0 60 39 / 24 39 bis 15. August. Bei ihm ist auch der Fahrpreis von 25 Mark zu entrichten. hm
HANAU. Seines neon-orangefarbigen Mountainbikes wurde ein Junge in der Gartenstraße in Hanau beim Betrachten einer Schaufensterauslage am Sonntag gegen 17.30 Uhr beraubt. An seiner Stelle ließ der Täter ein altes Damenfahrrad zurück.
Die Polizei gibt folgende Personenbeschreibung ab: junger Mann, zwischen 16 und 17 Jahren alt und dunkles, kurzgeschnittenes Haar. Der Dieb war mit einer Jeanshose und einer Jeansjacke bekleidet. hein
BUTZBACH. Schwer verletzt wurde am Freitag kurz vor Mitternacht ein 39jähriger Fußgänger, als er auf der Bundesstraße 3 in Höhe des Zubringers von Wetzlar unterwegs war und von einem Wagen angefahren wurde.
Eine Polizeistreife hatte den schwerverletzten Langgönser auf der Straße liegend gefunden.
Da der Fahrer des Wagens flüchtete, bittet nun die Polizei in Butzbach (Tel. 0 60 33 / 40 61) um Hinweise. Bei dem Wagen könnte es sich um einen Renault gehandelt haben, bei dem der rechte Außenspiegel abgerissen ist. str
Maria Engel, "Haus Emmaus", Ebertstraße 13, Oberursel, zum 95. Geburtstag.
Frau Johanna Eifert, "Haus Emmaus", Ebertstraße 13, Oberursel, zum 85. Geburtstag.Heißes Wochenende für Einbrecherzunft
LANGENSELBOLD. Eine Einbruchsserie verzeichneten die Ordnungshüter für das vergangene Wochenende. Der oder die unbekannten Täter stiegen in der Nacht zum Samstag zunächst in die Gaststätte am Kinzigsee ein und knackten einen Spielautomaten. Anschließend, so der Polizeisprecher, wandten sie sich der Gaststätte "Zum Krönchen" in der Hanauer Straße zu. Dort fanden sie unter anderem einen Schlüsselbund, der zu einem grauen Ford Granada, Kennzeichen "HU-PE 715", gehört. Den Wagen ließen sie ebenfalls mitgehen.
Eingebrochen wurde in dieser Nacht außerdem im Dragonerbau im Schloßpark, in der Fröbelschule und in der Jahn-Halle. Die Schadenshöhe ist noch nicht bekannt. hein
GRÜNDAU. Der Reitclub Gründau veranstaltet am 1. und 2. August ein Reitturnier der Kategorie B und C. Auf einem Dressurplatz von 20 mal 40 Metern Größe und einem Springplatz mit den Maßen 80 mal 50 Meter müssen Menschen und Tiere an diesem Wochenende zeigen, wie sie zusammen die gestellten Aufgaben meistern.
In der Kategorie B können alle Stamm- Mitglieder von Vereinen teilnehmen, die dem Verband der Reit- und Fahrvereine Hessen-Nassau sowie dem Kreisreiterbund Aschaffenburg angehören. In der Kategorie C dürfen alle Mitglieder der Kreisreiterbünde Main-Kinzigtal, Oberhessen-Mitte, Wetterau und Aschaffenburg an den Start gehen. schu
BAD VILBEL. Nur für Senioren ist ein Herbsturlaub gedacht, den die Stadt vom 26. September bis 2. Oktober in Bonndorf im Südschwarzwald anbietet. Das Programm enthält unter anderem eine Schwarzwaldrundfahrt, einen Trachtenabend eine Vogesenrundfahrt und eine Stippvisite nach Straßburg. Der Preis für sechs Übernachtungen mit Halbpension beträgt 695 Mark. Für die begrenzt verfügbaren Einzelzimmer gilt ein Zuschlag von 95 Mark.
Anmeldungen nimmt die Stadtverwaltung unter der Telefonnummer 602-316 (Herr Borns) entgegen. hm
DARMSTADT. Bei der Verwirklichung von siebzehn Bauprojekten hat der Kreis Darmstadt-Dieburg in den zurückliegenden sechs Jahren rund eine Million Mark eingespart. Dieser Erfolg habe, so eine Sprecherin im Landratsamt, trotz eines starken Preisanstieges auf dem Bausektor erreicht werden können. Insgesamt 30 Millionen Mark seien unter anderem für die Errichtung einer Schule, von Sporthallen und einer Krankenhauserweiterung ausgegeben worden.
Die Einsparungen konnten vor allem durch ständige Kostenkontrollen und fristgerechte Fertigstellungen erzielt werden. Ein "qualifiziertes Kostenmanagement" nennt das der Erste Kreisbeigeordnete Hans-Jürgen Braun (Grüne). Für die beauftragten Architekten bedeutet das enge Terminvorgaben und permanente Überwachung. Beides gilt bei der Kreisbauverwaltung als Voraussetzung für eine scharfe Kalkulation. Schon im Planungsstadium, so der Baudezernent, würden alle Zahlenangaben gründlich darauf geprüft, ob sie realitätsbezogen seien.
Später käme eine ständige Präsenz von Fachleuten der Behörde auf den Baustellen hinzu. Beim Bau der Großkompostierungsanlage in Alsbach-Hähnlein, die im Mai 1990 ihrer Bestimmung übergeben wurde, ließen sich genau 182 000 Mark sparen. Die Ausgaben schlugen noch mit 2,9 Millionen Mark zu Buche. 170 000 Mark betrug die Einsparung (fast 30 Prozent) bei der Schaffung einer Sportanlage für die Stephan-Gruber-Schule in Eppertshausen, die im Juni 1989 fertiggestellt wurde und 466 000 Mark kostete.
Dennoch wird die Kostendämpfung künftig schwieriger. In den vergangenen sechs Jahren stieg die Teuerungsrate im Baubereich, so der Kreisbeigeordnete, von 1,8 auf sieben Prozent. Die Tendenz sei weiterhin stark ansteigend. Auf dem Technik- und Sanitärsektor liege der Preisindex derzeit bei jährlich 20 Prozent. Die große Nachfrage führe zudem zu immer größeren Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen bei der Bauausführung. Braun: "Deshalb wachsen unsere Probleme, die laufenden und kommenden Projekte auch weiterhin preisstabil unter Dach und Fach zu bringen". bre
MAINTAL. Dem Maintaler Fundbüro ist ein weißer Nymphensittich als Fundtier gemeldet worden. Der Vogel ist dem Finder in Bischofsheim (Hasenpfad) zugeflogen.
Wer Angaben über den Nymphensittich oder dessen Besitzer machen kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 0 61 81 / 40 02 11 mit dem Fundbüro in Verbindung zu setzen.
Zwei Männer des von der Stadt beauftragten Sicherheitsdienstes haben an der U-Bahn-Station Grüneburgweg einen 69 Jahre alten Handtaschenräuber festgenommen: "Dies ist mit Sicherheit der älteste Straßenräuber, den wir seit Jahren hatten", sagte Polizeisprecher Jürgen Linker dazu.
Nach Darstellung der Polizei hatte der 69jährige aus dem ehemaligen Jugoslawien, der angeblich nur rumänisch spricht, gegen 11.30 Uhr in der B-Ebene der U-Bahn-Station einer 51jährigen Serbin einen Faustschlag gegen den Hals versetzt.
Als die Frau um Hilfe rief und wegrannte, lief der 69jährige hinter ihr her; dabei versuchte er, ihr die Handtasche zu entreißen, in der etwa 2800 Mark steckten.
Die beiden Wachmänner hatten die Hilferufe der Frau gehört und nahmen kurz darauf den Täter fest, den sie der Polizei übergaben.
Wie Linker sagte, äußerte er sich nicht zur Sache, sondern erklärte nur, die 51jährige würde die Unwahrheit sagen. Der 69jährige wurde dann wieder freigelassen, da keine weiteren Haftgründe gegen ihn vorlagen. enk
MAIN-TAUNUS-KREIS. Sind Kommunalpolitiker vom Aussterben bedroht? Wer in die Mitgliederlisten der Nachwuchsparteien aller Parteien im Kreis schaut, dem könnte die Vision durchaus erscheinen. Können Jugendparlamente, denen Beratungs-, Antrags- und Anhörungsrechte in Ausschüssen und Parlamenten der Kommunen eingeräumt wird, ein Mittel gegen die "Politikverdrossenheit" von Jugendlichen sein?
"Wir brauchen keine Alibi-Einrichtungen, die faktisch keinen Einfluß haben." Dem Chef der Jungunionisten, Christoph Pech, sind das Antragsrecht in den Jugendausschüssen und Anhörungsrechte zu wenig. Sinnvoller sei es, junge Leute stärker in Parteigremien mitarbeiten zu lassen und sie auf Kandidatenlisten für Kommunalwahlen zu berücksichtigen. Ähnlich sieht's der Grünen-Kreistagsabgeordnete Albrecht Kündiger. Jugendparlamente hält auch er nur dann für sinnvoll, wenn ihnen Mitwirkungsrechte bei Parlamentsentscheidungen eingeräumt würden. So sollten etwa Beschlüsse, die Jugendliche betreffen, nicht gegen deren Veto gefaßt werden dürften. Weiteres Kriterium für den Erfolg eines Jugendparlaments: "Die Initiative muß von den Jugendlichen selbst kommen."
Heinz Schroll, Kopf der SPD im Hochheimer Jugend- und Sozialausschuß, ist hingegen zuversichtlich, daß Jugendparlamente der Weg in die richtige Richtung sind: "Über die Parteischiene erreichen wir keine Jugendlichen mehr, selbst unsere Nachwuchsorganisationen tun sich schwer. Aber wenn die Jugendlichen im eigenen Parlament unter sich sitzen und merken, daß sie gehört und ernst genommen werden, übernehmen sie vielleicht eher politische Verantwortung."
In Bad Homburg, der Kreisstadt des Hochtaunuskreises, arbeitet ein Jugendparlament seit gut einem Jahr. Ins Leben gerufen von ein paar Jugendlichen, die mit der Organisationsstruktur der Parteien nichts anfangen konnten. "Wir haben Bewerbungsbögen in Schulen und Jugendverbänden verteilt und Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren als Kandidaten gesucht", erinnert sich Mitbegründer Markus Schulz. Die Resonanz war groß, ebenso das Spektrum der Jugendlichen, die sich beteiligten: Nach nur zwei Monaten Vorbereitungszeit gaben 35 Prozent aller Jugendlichen ihren Stimmzettel ab. 39 Abgeordnete wurden gewählt und Ausschüsse zu verschiedenen Themen gebildet. In den Ausschüssen des Stadtparlaments haben die Jugendparlamentarier Rederecht, ihre Vorschläge werden als interfraktionelle Anträge behandelt.
Doch von der Anfangseuphorie ist bei Markus Schulz nur wenig übrig geblieben: Richtig aktiv sei nur ein harter Kern von zehn bis 15 Leuten. Neue Mitstreiter/ innen seien nicht zu finden. Teilweise enttäuschend nennt er auch die Erfahrungen im Stadtparlament: "Unsere Einflußmöglichkeiten sind je nach Thema völlig unterschiedlich." Was Markus besonders "wurmt": Von sich aus kämen Fraktionsmitglieder nie auf die Nachwuchs-Politiker zu. ANITA STRECKER
HANAU. Weiterhin ungeklärt ist die Identität des Mannes, der am vergangenen Donnerstag in einem Waldstück tot aufgefunden wurde. Bei der Untersuchung der Leiche wurde bisher festgestellt, daß der Mann offenbar Opfer einer Gewalttat geworden ist und durch massive Schläge auf Kopf und Oberkörper ums Leben gekommen war. Zur Aufklärung des Falls hat die Hanauer Staatsanwaltschaft jetzt eine Belohnung in Höhe von 5000 Mark für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.
In diesem Zusammenhang wird nach den polnischen Staatsangehörigen Grzegorz Bakala und Marian Wieckowski gesucht, die möglicherweise zur Identifizierung des Toten beitragen können. Sie sollen nach Erkenntnissen der Hanauer Polizei auf Arbeitssuche im Bundesgebiet unterwegs sein.
Die Kriminalpolizei vermutet ferner, daß weitere Zeugen das Opfer möglicherweise am Samstag, 27. Juni, gegen 21.30 Uhr mit seinem Fahrrad und mehreren Plastiktüten in Höhe des Großkrotzenburger Strandbades gesehen haben könnten. Hinweise nimmt die Hanauer Dienststelle unter der Telefonnummer 0 61 81 / 100-470 oder der Rufnummer 100-473 entgegen. hein
Hilfestellung bei der Rückkehr in das Erwerbsleben bietet die Werkstatt Frankfurt alleinerziehenden Sozialhilfeempfängerinnen. Das Projekt richtet sich vornehmlich an Frauen, die über keine oder nur geringe berufliche Qualifikation verfügen und die nach einer längeren Phase der Kinderbetreuung eine dauerhafte Beschäftigung suchen.
Die Frauen werden mit einem zunächst befristeten Arbeitsvertrag als Arbeitskräfte an Frankfurter Betriebe vermittelt. Parallel zu dieser Beschäftigung sind Weiterqualifikationen wie Schreibmaschinen-Kurse oder Einführungsveranstaltungen in die elektronische Datenverarbeitung vorgesehen. Besonderer Service der Werkstatt: Während der Arbeitszeit der Mütter werden ihre Kinder von werkstatteigenen Mitarbeiterinnen betreut.
Weitere Infomationen unter der Rufnummer 44 90 69. sar
GRÜNDAU. Der Turnverein Lieblos veranstaltet am Samstag, 18. Juli, eine Ausflugsfahrt zum Weinfest nach Einseltuhm. Der Fahrpreis beträgt 15 Mark. Abfahrt ist um 14.30 Uhr an der Turnhalle des Gründauer Ortsteiles. Die Rückfahrt ist für 23 Uhr geplant.
Wer mitfahren möchte, meldet sich bei Richard Schäfer, Paulstraße 3, in Lieblos (Telefonnummer 0 60 51 / 1 25 43) an. schu
Das hätten sie gern, die Damen und Herren Politiker, daß ihnen eine Kommission hochwohllöblicher Zeitgenossen den Lohn für ihre Arbeit zumißt. So einfach sollten wir Regierten die Regierenden nicht aus der Verantwortung entwischen lassen! Das wäre ja noch schöner: Für alles und jedes fühlen sie sich zuständig. Kein Pöstchen mit etwas Glanz und/oder Einfluß, nach dem sie nicht gierig schnappen. Und ausgerechnet die Höhe des Lohns für dieses Tun wollen sie nicht selbst verantworten, wo sie sich doch sonst nach jeder Verantwortung drängeln? Nein und dreifach Nein.
Andersherum wird ein Schuh draus: Wer gute Arbeit leistet, braucht sich seines ordentlichen Gehaltes nicht zu schämen. Das gilt auch für Politiker, die ja in aller Regel nicht gerade auf die Abgeordnetensessel genötigt werden müssen. Bürgerpflicht und Gotteslohn sind nirgendwo die Antriebsfedern für diesen Drang nach dem MdL und MdB hinter dem Namenszug. Wer da sein Entgelt nicht selbst rechtfertigen will, braucht ja nicht in die Arena zu steigen.
Nur seltsam, daß der sehr erwägenswerte Vorschlag der nordrhein-westfälischen FDP, nicht nur den Düsseldorfer Landtag, sondern die Parlamente insgesamt abzuspecken, bei den großen Parteien, die jetzt nach Kommissionen rufen, so gar keine Chance auf Realisierung hat. Diese beiden Probleme hätten nicht miteinander zu tun? Für so blöd sollen uns die Politiker nun bitte nicht halten!
vs (Düsseldorf)
Die Debatte über die Teilnahme Deutschlands an militärischen Aktionen außerhalb des eigenen Bündnisgebietes ist in eine Sackgasse geraten. Die Parteien haben sich in einen dogmatischen Streit darüber verheddert, ob nur friedenerhaltende oder auch friedenschaffende Aktionen akzeptabel sind. Am politischen Kern des Problems reden die meisten Politiker vorbei. Daran nämlich, wie die Von Martin Winter (Bonn) Bundesrepublik im konkreten Falle entscheidet, ob und in welcher Art deutsche Soldaten eingesetzt werden.
Die Sozialdemokraten wollen eine verfassungsrechtliche Beschränkung auf Blauhelmaktionen. Dieser Ansatz ist aus der deutschen Geschichte heraus verständlich. Seiner Verkürzung wegen ist er aber fragwürdig, suggeriert er doch, daß es nur einen Schluß aus den beiden Weltkriegen gibt: Deutschland darf sich nie wieder kämpfend außerhalb seiner Grenzen und der seines Bündnisgebietes engagieren. Wer so denkt, verschließt die Augen vor der anderen Lehre aus der deutschen Geschichte: Es gibt Situationen, in denen es moralisch und historisch gerechtfertigt, ja sogar geboten ist, Gewalt anzuwenden. Würden die Deutschen den 8. Mai 1945 nicht als Kapitulation, sondern als Tag der Befreiung begreifen, wäre diese Erkenntnis Allgemeingut.
Fragwürdig und politisch problematisch ist der Ansatz der SPD auch deswegen, weil er für die Partnerländer Deutschlands kaum eine befriedigende Antwort auf die Frage sein dürfte, ob dieses große und starke Deutschland sich nun auch an Dingen beteiligt, von denen es bislang Dispens hatte. Der Schild des Ost-West-Konfliktes, unter dem das deutsche Zweiblockland bequemen Schutz vor unangenehmen internationalen Verpflichtungen gefunden hatte, ist schließlich zerbrochen. Außerdem: Wer immer wieder zu Recht eine Reform der UN und ein Zurückdrängen des Einflusses der großen Mächte fordert, der sollte heute nicht Teile der UN-Charta für sich außer Kraft setzen. Die Stimme eines UN-Mitgliedes mit Vorbehalt wird bei der Reformdebatte kaum großes Gewicht haben. Eine volle Teilnahme an den UN von deren Reform im deutschen Sinne abhängig zu machen, wie einige Sozialdemokraten das wollen, ist arrogant und moralisch überheblich. Als ob die anderen Länder bislang an einer unanständigen Veranstaltung teilgenommen hätten.
Es gibt und kann keine Garantie dagegen geben, daß die UN immer wieder einmal vor der Frage stehen, der Gewalt als Ultima ratio mit Gewalt begegnen zu müssen. Weil solche Situationen weder in ihrer Art noch in ihrem Umfang vorhersehbar sind, ist die politische Reaktion auf sie - zumal in ihren praktischen Details - nicht im verfassungsrechtlichen Vorgriff bestimmbar. Aktuell zeigt sich in Bosnien und in Kambodscha, wie schwierig ein striktes Unterscheiden zwischen Blauhelmen und Kampfeinsätzen ist. Im ersten Fall kann das Notwehrrecht der Blauhelme schnell hinübergleiten in eine begrenzte Gewaltanwendung zur Sicherung eines humanitären Korridors. In Kambodscha stellt die Weigerung der Roten Khmer, den von ihnen selbst unterschriebenen Friedensplan einzuhalten, die UN vor die Frage, ob es nicht auch Blauhelme mit begrenzter Kampfberechtigung geben müßte - zum Beispiel zum Durchsetzen einer zuvor einvernehmlich verabredeten Entwaffung.
Die Vereinten Nationen selbst haben den Begriff der friedenerhaltenden Aktion nie genau fixiert, sondern von Fall zu Fall Art und Umfang beschlossen, ja sogar schon zweimal scheinbar hehre Grundsätze durchbrochen: An der kuwaitischen Grenze zu Irak haben sie ohne Zustimmung Iraks Soldaten stationiert, und zur humanitären Hilfe für die Kurden im irakischen Norden haben die UN den bislang gültigen Grundsatz durchbrochen, sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedslandes einzumischen.
Die Politik der Bundesrepublik sollte und darf sich angesichts der Komplexität und der Unvorhersehbarkeit internationaler Entwicklungen nicht in der Grundsatzfrage verlieren, ob nun nur Blauhelme oder/und Kampfeinsätze. Für die Zukunft wäre das zum einen keine praktikable Unterscheidung. Sie würde immer wieder zu Verfassungsstreit führen, ob denn eine Maßnahme der UN oder der KSZE friedenerhaltend, friedenschaffend oder irgend etwas dazwischen ist. Zum anderen setzte die Bundesrepublik sich bei einer Beschränkung auf Blauhelme dem Verdacht aus, sich hinter der Verfassung zu verstecken, um nicht im Einzelfall begründen zu müssen, warum sie dem Hilferuf der Vereinten Nationen oder eines befreundeten Landes nicht nachkommt.
Die Auseinandersetzung in Deutschland sollte sich endlich dem entscheidenden Punkt zuwenden: Wie muß ein Diskussions- und Entscheidungsmechanismus aussehen, in dem die Erfahrungen aus der Geschichte und die konkreten Bedingungen der Gegenwart im je einzelnen Fall ein angemessenes Gewicht finden können. Die Entscheidung über einen militärischen Einsatz welcher Art auch immer muß demokratisch so organisiert sein, daß am Ende eine breitgetragene Verantwortung steht, die die jeweilige Entscheidung nach innen wie außen überzeugend und nachvollziehbar macht.
Einsätze der Streitkräfte (ausgenommen Landesverteidigung und Bündnispflichten) sollten darum an die Verfassungsmehrheit gebunden werden. Wenn zwei Drittel des Bundestages keine ausreichende Garantie mehr gegen militärisches Abenteurertum, Eroberungspolitik oder unbegründete Gewaltanwendung sind, dann müssen wir uns in Deutschland eh ganz andere Sorgen machen.
Die Christdemokraten, die am liebsten freie Hand für alle Militäraktionen hätten, werden hinter dieser hohen parlamentarischen Hürde nur einen Trick vermuten, die Deutschen aus allem herauszuhalten. Es ist kein Trick, sondern es ist das elementare Recht jeder Demokratie, die wichtigen Beschlüsse mit einer angemessenen parlamentarischen Mehrheit politischer Zufälligkeit zu entziehen. In der Praxis funktioniert das in einer gewissen Weise ja längst so. Sowohl der Blauhelmeinsatz des Bundesgrenzschutzes in Namibia wie der der Bundeswehr in Kambodscha sind jeweils durch eine - zugegeben informelle - Zweidrittelmehrheit aus Koalition und SPD zustande gekommen. Für eine Beteiligung am Golf-Krieg hätte es dagegen keine Zweidrittelmehrheit gegeben. Es ist kaum anzunehmen, daß sich der Bundestag in Zukunft begründeten Bitten der Vereinten Nationen entziehen wird.
Sind Befürworter und Gegner der Teilnahme an einer bestimmten Aktion der Vereinten Nationen, zu der ja niemand gezwungen werden kann, zum ausführlichen Argumentieren verpflichtet, dann erst entsteht Transparenz. Die Bürgerinnen und Bürger können so kontrollieren und nachvollziehen, wohin die Politik im je einzelnen Fall will. Vor aller Augen wäre die Politik gezwungen, in jedem Falle die geschichtlichen Erfahrungen und die Erfordernisse der Gegenwart sorgsam zu wägen. Ein guter Weg, die Lehren der Geschichte mit Leben zu füllen.DRK bittet heute um Blutspenden
FRIEDRICHSDORF. In der Grundschule Köppern können sich heute, Dienstag, 14. Juli, von 18 bis 20.30 Uhr alle einfinden, die Blut spenden möchten.
Das Rote Kreuz lädt dazu ein.
EGELSBACH. Nur noch an zwei Ortseingängen hängt das Schild. "Kriegswaffenfreie Zone" ist unter dem Schriftzug "Egelsbach" in der Theodor-Heuss- und in der Wolfsgartenstraße zu lesen. Eigentlich sollte es ja an allen Ortseinfahrten prangen, doch gewitzte Souvenirjäger haben es schon an drei Stellen demontiert: an der Ostend-, der Heidelberger- und an der Langener Straße.
Kriegswaffenfreie Zone? Wo doch jeder weiß, daß in unmittelbarer Nähe, im Wald zwischen Mörfelden-Walldorf und Langen, ein Munitionsdepot der Amerikaner ist? "Das zeigt doch, daß die Schilder keine Konsequenzen nach sich ziehen", sagt so manche/r Egelsbacher/in.
Oder bringt es doch etwas? Die FR hörte sich in Egelsbach um und fragte, was die Bürger/innen und die Fraktionen von den (verbliebenen) Schildern eigentlich (noch) halten.
Nur wenige der befragten Egelsbacher/innen sind strikt dagegen, vielen sind die Schilder mehr oder weniger gleichgültig, und nicht wenige bejahen sie ausdrücklich. Doch einig waren sich alle darin, mit einer Ausnahme, nicht namentlich genannt werden zu wollen.
Ein älterer zugezogener Egelsbacher ist der Meinung: "Auf der einen Seite wohnen in Bayerseich die amerikanischen Soldaten, und auf der anderen Seite hängt man dann diese Schilder auf: Ich finde, das paßt nicht zusammen."
Fatalistisch zeigt sich eine Frau: "wenn's hier knallt, nützt einem das doch auch nichts. So ein kleiner Ort kann doch gar nichts ausrichten. Und außerdem sind im Wald ja Kriegswaffen." Hat sie denn etwas dagegen, daß die Schilder da hängen? "Nein, im Gegenteil, ich finde es gut, daß sie da sind, sie erinnern einen jedesmal, wenn man vorbeifährt, an den Krieg, das stimmt nachdenklich."
"Also ich fahr' tagtäglich an dem Schild vorbei und hab' noch nie richtig drauf geachtet", wundert sich ein junger Mann. "Aber was die Amerikaner da im Wald lagern, weiß man schon mal gar nicht. Ich finde es prinzipiell gut, daß die Schilder da sind, aber die Leute achten doch sowieso nicht darauf."
Fest von der Überflüssigkeit der Anti- Kriegswaffen-Schilder überzeugt zeigte sich ein älterer Häuslebesitzer im Arbeitsdreß: "Das bringt doch nichts, heute wird soviel gemacht, was unnötig ist und nur viel Geld kostet, und die Leute fahren einfach dran vorbei."
Ganz anderer Meinung ist Rainer Maurer, der gleich um die Ecke wohnt: "Ich glaube schon, daß es was bringt, und Kriegswaffen passen ja nun wirklich nicht mehr in die Landschaft. In Egelsbach sind die Leute sensibilisiert, wenn es um Krieg geht. Während des Golf- Kriegs hingen hier überall Transparente für den Frieden. Schade nur, daß sich jetzt wegen Jugoslawien niemand engagiert." Während der Fraktionsvorsitzende der Wahlgemeinschaft eindeutig Stellung bezieht: "Ich finde, man sollte das alles einpacken und nach Jugoslawien schicken, weg damit", hat sein Kollege von den Grünen eine eher ambivalente Haltung zum Thema: "Ich glaube nicht, daß die Schilder große Bedeutung haben, aber wenn das jemandem wichtig ist, bin ich dafür, ihm oder ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Ich kann mich über so etwas mit niemandem streiten. Schließlich ist klar, daß die Schilder nichts an der Tatsache ändern, daß Waffen ge- und verkauft werden." Die Bürgermeisterstellvertreterin Ellen Ritter (SPD) findet die Schilder - angesichts des Krieges in Jugoslawien - aktueller denn je und befürwortet sie nach wie vor.
Immer noch "für Blödsinn" hält dagegen die CDU die Schilder, sagt ihr Sprecher, Johann Gleich. Zumal "es sowieso nicht erlaubt ist, solche Schilder aufzuhängen, aber darum kümmert sich im Rathaus ja niemand."
Dieter Junak, Leiter des Ordnungsamts und der Straßenverkehrsbehörde, räumt ein, daß die Schilder an den Ortstafeln "eigentlich nicht hängen dürfen". Das bedürfe einer Genehmigung durch den Eigentümer der jeweiligen Straße, also durch das Hessische Straßenbauamt oder durch den Gemeindevorstand. "Und die dulden die Schilder eben stillschweigend." Das Oberverwaltungsgericht im rheinland-pfälzischen Koblenz hat im September 1987 entschieden, daß ein Gemeindeparlament seine Kommune nicht zur "atomwaffenfreien Zone" erklären darf. fra
FREIGERICHT. Die Firma Casella hat der Gesamtschule Freigericht eine Präzisionswaage und einen Analysekoffer im Wert von 1500 Mark gespendet. Die Geräte, die kürzlich Schulleiter Dr. Willi Müller übergeben wurden, sollen im Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern eingesetzt werden.
Müller bedankte sich bei der Spender- Firma und beim Freundes- und Förderkreis der Schule, der auch zahlreiche Projekte der Ausbildungsstätte Anfang Mai dieses Jahres während der Europa- Woche finanziell unterstützt hatte.
Die Mittel in Höhe von 1200 Mark, darunter auch eine Spende der Raiffeisenbank Freigericht, wurden nach Worten Müllers für die Betreuung von Schülergruppen aus Dänemark und Rußland verwendet. Außerdem finanzierte die Schule mit dem Geld eine Dichterlesung der rumänischen Autorin Carmen Francesca Banciu. schu
Ein rätselhafter Mechanismus führt dazu, daß zahlreiche Erdkröten bei der sogenannten Krötenwanderung im Frühjahr verenden. Zu Hunderten brechen sie plötzlich auf, um ihre Laichgewässer zu erreichen. Dabei ist die Prägung auf das angestammte Gebiet so stark, daß die Tiere sich nicht umorientieren können, wenn der Weg versperrt oder der betreffende Tümpel etwa durch Bauarbeiten verschwunden ist. Damit die Tiere wenigstens die Straßen unbeschadet passieren können, werden zunehmend Tunnel und Leitsysteme für sie eingerichtet.
Komplettiert werden in diesen Tagen die zehn Tunnel, die vor Jahresfrist bei Bieber als Krötenunterführung der Bundesstraße 276 errichtet wurden. Tunnel alleine, hat sich herausgestellt, genügen nicht als Hilfestellung. Ohne besondere Vorkehrungen kommen die Tiere dennoch auf die Fahrbahn, entweder weil sie die dunklen Gänge nicht mögen oder weil sie die Eingänge nicht finden. Deshalb gibt es nun Barrieren aus Kunstoffteilen, die für die Kröten nur den Weg in den Tunnel offenlassen. Dabei ist noch viel zu tun. Bieber steht mit 7500 gezählten Kröten an der Bundesstraße auf Platz zwei einer kreisweiten Prioritätenliste. Aber der Biologe Horst Günther in der Kreisnaturkundestelle zählt noch 48 weitere "Konfliktpunkte". Beispielweise registrierten Naturschützer an den Klingbachteichen zwischen Mernes und Hausen jährlich mehr als 7000 Tiere. Am Klesberger Weiher streben laut Günther jeweils 4000 bis 5000 Erdkröten zum Laichgewässer. An diesem Abschnitt der Kreisstraße zwischen Klesberg und Hintersteinau wurden Anfang 1991 70 Meter Krötentunnel und 450 Meter Leitzaun eingebaut. lex
Eine Ökobilanz führt bis zum Herbst die Flughafen AG (FAG) durch. "Wir analysieren alle umweltrelevanten Dinge, wie Beschaffungswege und Umweltverträglichkeit bestimmter Stoffe", erklärt Patrick Neumann-Opitz, Umweltmanager der FAG. Grund: "Wir haben Entsorgungsprobleme wie eine Stadt mit 54 000 Einwohnern."
Besonderes Augenmerk richtet Neumann-Opitz auf Reinigungsmittel. Die umweltfreundlichsten Produkte sollen ermittelt und den Betrieben am Flughafen nahegelegt werden. "Die Qualität der Abwässer kann durch solche Maßnahmen enorm verbessert werden."
Betrieben, die Abwässer stark belasten, sei man mit Hilfe der Abwasserüberwachung auf der Spur. "Wer sein Verhalten nicht ändert, wird abgemahnt", so Neumann-Opitz. ert
LONDON, 13. Juli (Reuter). Rußland hat seine Truppen in Armenien nach einem Bericht von Radio Moskau in erhöhte Bereitschaft versetzt. Anlaß sei eine Schießerei zwischen russischen Soldaten und armenischen Milizionären am Freitag gewesen, bei der fünf Russen getötet worden seien. Die Truppen stünden in Bereitschaft, um neue Angriffe auf das Militär zu verhindern.
Das russische Verteidigungsministerium legte wegen des Vorfalls scharfen Protest bei der Regierung Armeniens ein, die ihr tiefes Bedauern und ihre Besorgnis über den Zwischenfall mit den irregulären Einheiten ausdrückte.
Durch georgischen Artilleriebeschuß der süd-ossetischen Hauptstadt Zchinwali sind in der Nacht zum Montag sieben Menschen getötet und 42 verletzt worden. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete, bei ossetischen Überfällen auf georgische Dörfer seien vier Menschen getötet und sieben verletzt worden.
Georgiens Verteidigungsminister Tengis Kitowani stellte der Agentur Itar-Tass zufolge den Einsatz gemischter Eingreiftruppen in Frage, die am heutigen Dienstag die kämpfenden Parteien in Süd-Ossetien trennen sollen. Er verlangte eine Halbierung der 1500 Mann starken Einheit, die sich aus ossetischen Freiwilligen und Reservisten Rußlands, Georgiens und beider Teile Ossetiens zusammensetzt.Theatergruppe bringt das Stück "Kikerikiste"
BAD VILBEL. Die städtische Spiel- und Theaterkiste öffnet sich für Bad Vilbeler Kinder wieder am Freitag, 17. Juli. Im Rahmen der Open-air-Reihe führt das Wittener Kinder- und Jugendtheater um 15 Uhr im Kurpark (bei schlechtem Wetter im Kurhaus) das Stück "Kikerikiste" auf. Der Eintritt ist frei. mu
pre STUTTGART, 13. Juli. Der Landesvorstand der Südwest-CDU hat sich gegen die Gründung von offenen Gesprächskreisen durch konservative Parteimitglieder ausgesprochen. "Wir dürfen unsere Kräfte nicht verzetteln", heißt es in dem am Montag gefaßten Beschluß. CDU-Landesvorsitzender Erwin Teufel sagte, es kämen keine förmlichen Arbeitskreise in Frage, auch lockere Treffen halte er "nicht für nützlich".
In der vergangenen Woche hatte sich - wie berichtet - in Stuttgart ein "wertkonservativer Kreis" gebildet, dessen Initiatoren sich als "lockere Runde" zur Wiederbelebung konservativer Themen in der CDU verstehen. Prominentester Teilnehmer war Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder, der sich am Montag im Landesvorstand allerdings gegen einen förmlichen Arbeitskreis aussprach. Vorher hatte er offengelasen, ob er regelmäßig an der Stuttgarter Runde teilnimmt.
Von förmlichen Maßnahmen gegen die Konservativen will Teufel absehen: "Wir setzen auf die Kraft der Argumente und die klare Leitlinie." Neue Zirkel machen seiner Ansicht nach keinen Sinn, weil sie auf ein "Selbstisolieren am Rande hinauslaufen". Statt dessen forderte Teufel die aktive Mitarbeit dieser "guten CDU- Mitglieder" in den vorhandenen Gremien.
"Nicht Flügelbildung bringt Mehrheiten, sondern das gemeinsame Miteinander", heißt es in dem mit 25 Ja-Stimmen gefaßten Vorstandsbeschluß. Zwei Mitglieder votierten mit Nein, zwei enthielten sich. Das "schlechte Beispiel von Flügelbildungen in anderen Parteien" sollte von jeder institutionalisierten Gründung von Gruppen abschrecken, warnt die Vorstandsmehrheit.
Teufel wandte sich dagegen, die Initiatoren des "wertkonservativen Kreises" aus der CDU hinauszudrängen. Auch Menschen mit konservativem Gedankengut "gehören mitten in die CDU", sagte der Parteichef. Es gebe bei den betroffenen Mitgliedern klare Unterschiede zu den "Republikanern".
Der Landesvorstand setzte eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge für eine Reform der Südwest-CDU sammeln und bündeln soll. Dies werde Thema eines Parteitags werden, erläuterte Teufel. Außerdem wurde ein Arbeitskreis Frauenförderung gegründet, der in allen gesellschaftlichen Bereichen Defizite in Fragen der Gleichberechtigung aufarbeiten soll.
gra SAARBRÜCKEN, 13. Juli. Verstärkten Polizeischutz für die rund 450 Flüchtlingsunterkünfte im Saarland hat Innenstaatssekretär Richard Dewes (SPD) angeordnet. Er reagierte damit auf Angriffe gegen eine Flüchtlingsunterkunft in Saarwellingen. Dort hatten unbekannte Täter in der Nacht zum Sonntag mehrere Feuerwerkskörper im Eingangsbereich der Turnhalle gezündet, die mit rund 30 Flüchtlingen belegt war. Zuvor war die Halle mit neofaschistischen Parolen wie "Deutschland den Deutschen" beschmiert worden. In der Turnhalle waren ausschließlich Kriegsflüchtlinge aus Bosnien sowie Kosovo-Albaner untergebracht.
In Saarwellingen hatte es bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft gegeben. Die Täter wurden bislang ebenso wenig ermittelt wie die Gewalttäter, die im September 1991 eine Asylbewerber-Unterkunft in Saarlouis in Brand setzten. Dabei war der 27jährige Afrikaner Samuel Yeboah verbrannt, zwei weitere Asylbewerber erlitten schwere Verletzungen.
Im Saarland wurden im ersten Halbjahr 1992 achtzehn Gewalttaten mit "ausländerfeindlichem Hintergrund" registriert.Bauarbeiten am Nadelöhr Von Freitag an nur noch stadteinwärts über die Friedensbrücke
Die Fahrer der 80 000 Autos, die täglich über die Friedensbrücke rollen, müssen sich auf Veränderungen gefaßt machen. Es beginnen die Sanierungsarbeiten an dem Brückenbauwerk, die sich nach dem derzeitigen Plan von Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) bis zum Frühjahr 1995 hinziehen werden. Am kommenden Freitag gibt es den ersten wichtigen Einschnitt: Der Verkehr stadtauswärts fließt von diesem Tag an über die Behelfsbrükke, die in den vergangenen neun Monaten unmittelbar westlich der Friedensbrücke entstanden ist. Der Autostrom wird fortan "verschwenkt": So sagt es Ulrich Schöttler, Leiter der Abteilung Verkehrslenkung im Ordnungsamt.
Stadtrat Protzmann berichtete nun, wie es danach weitergehen soll. Vier Wochen brauchen die Arbeiter voraussichtlich, um auch die Straßenbahngleise der Linien 16, 19 und 21 auf die Behelfsbrücke zu verlegen. Wenn die Schienen verschwunden sind, reißen die Bautrupps die gesamte östliche Hälfte der Friedensbrücke ab - über den westlichen Teil läuft derweil der Verkehr stadteinwärts.
Bis September 1993 soll die Osthälfte der Brücke wieder stehen - dann brechen die Arbeiter den Westteil ab. Ein Jahr später, im September 1994, ist nach dem Terminplan der Straßenbauer auch die westliche Hälfte des Bauwerks von Grund auf erneuert. Stadtrat Protzmann hob hervor, daß auf diese Art und Weise den Autofahrern immer der gleiche "Verkehrsquerschnitt" auf der Brücke erhalten bleibe - die Automobile könnten "so zügig wie möglich abfließen". Tatsächlich ist die Friedensbrücke für den täglichen Berufsverkehr ein ganz entscheidendes Nadelöhr.
Anfang 1995 ist nach den derzeitigen Plänen die Behelfsbrücke wieder verschwunden. Es beginnt der letzte Abschnitt der Erneuerungsarbeiten: Die Fachleute nehmen sich die beiden Brükkenköpfe und die Anlagen des Hochufers vor.
Die Sanierung der Friedensbrücke für eine zweistellige Millionensumme war notwendig geworden, weil Schadstoffe dem Bauwerk wie auch den anderen Frankfurter Mainbrücken in den vergangenen Jahrzehnten arg zugesetzt hatten. Vor allem das Streusalz, mit dem früher zur Winterszeit die Fahrbahnen auf der Brücke von Schnee und Eis befreit wurden, zerfraß Beton und Stahl. jg
ha BRÜSSEL. Einen Zuschuß zur Linderung der Versorgungsnöte in Albanien in Höhe von 70 Millionen Mark sowie das auf dem Münchner Wirtschaftsgipfel grundsätzlich beschlossene Darlehen über 300 Millionen Mark für humanitäre "medizinische Hilfe" an Rußland haben die EG-Finanzminister am Montag freigegeben. Moskau verweigert jedoch einen sonst weltweit üblichen "Souveränitätsverzicht", durch den erst Kreditrückzahlungen einklagbar und Zugriffe auf seine Auslandsguthaben möglich werden. Deshalb bleiben zusätzlich vorgesehene Mittel der Gemeinschaft im Volumen von 1,4 Milliarden Mark bis auf weiteres gesperrt.
Indessen haben von den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Turkmenistan, Armenien, Kirgisistan und Moldawien Darlehensverträge mit der EG über insgesamt 304 Millionen Mark unterzeichnet, in denen sie nach Auskunft unterrichteter Kreise nicht nur den "Souveränitätsverzicht", sondern auch ihre Mithaftung für Schulden der ehemaligen Sowjetunion anerkennen. Entsprechende Übereinkünfte mit der Ukraine, Weißrußland und Kasachstan über insgesamt 574 Millionen Mark sollen innerhalb der kommenden acht Tage unterzeichnet werden, verlautet aus der Brüsseler Kommission. Hingegen gebe es außer mit Rußland auch noch "Schwierigkeiten" mit Usbekistan, Georgien, Aserbaidschan und Tadschikistan.
EBERSWALDE, 13. Juli (dpa). Der Prozeß gegen fünf Skinheads im Alter von 18 bis 21 Jahren, die im November 1990 im brandenburgischen Eberswalde einen 28jährigen Angolaner erschlagen haben sollen, wird länger dauern als geplant. Der Vorsitzende Richter des Bezirksgerichts Frankfurt/Oder kündigte am Montag in Eberswalde an, der Prozeß werde in der kommenden Woche für 30 Tage unterbrochen. Grund sei der Urlaub einer Verteidigerin.
Den fünf Angeklagten sowie dem noch flüchtigen mutmaßlichen Haupttäter wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Sie waren zusammen mit rund 40 Anhängern bewaffnet und vermummt durch Eberswalde gelaufen. Dann sollen sie den 28jährigen Angolaner eingekreist und auf ihn eingeschlagen haben. Der Mann war zwei Wochen später seinen Schädelverletzungen erlegen. Bei den Ausschreitungen waren drei weitere Afrikaner schwer verletzt worden.
Mannheim begeht am Samstag, 18. Juli, sein Kurpfalzfest im Herzogenriedpark.
Zum Auftakt tritt um 15.30 Uhr ein Folklore-Ensemble aus Lettland in der Konzertmuschel auf. Um 16 Uhr beginnt das große Kinderfest auf der Spielwiese, wo auch um 18 und 19 Uhr zwei Heißluftballons starten.
"Kurpfälzer Gemütlichkeit" von 18 Uhr an im Park und in der Multihalle angekündigt. Um 18.30 Uhr spielt das Polizei-Musikcorps Mannheim am Haupteingang, von 19 bis 22 Uhr sind die Clownerien der Schönauer Klosterspatzen im Park zu sehen. Die "Zauberhafte Illumination der Baumalleen" ist für 21 Uhr vorgesehen, um 22.30 Uhr folgt ein Brillantfeuerwerk.
Am Sonntag gibt es um 15 Uhr die Fidelen Dorfmusikanten.
Fünf tolle Radler-Tage erlebten die TGS-"Spätzünder" aus Walldorf zu Beginn der großen Ferien: Start war oberhalb von Wertheim, Ziel die Walhalla bei Regensburg. Was dazwischen lag, war "allererste Sahne", um im Jargon der "Spätzünder" zu bleiben. Romantische Städte und Dörfer, herrliche Landschaften, sehenwerte Kulturdenkmäler. Es war schon fast zuviel, was Auge und Kopf alles zu verarbeiten hatten.
Doch für den körperlichen Ausgleich war ja gesorgt. 430 Kilometer in fünf Tagen können sich für Hobby-Radler wahrlich sehen lassen. Selbst "Alterspräsident" Seppi Cezanne war mit seinen 71 Jährchen von der ersten bis zur letzten Minute fit dabei.
Am Anfang stand das Taubertal. Wertheim, Tauberbischofsheim und Schloß Weikersheim hießen die ersten Stationen, bevor die TGS-Radler schließlich das herrliche Rothenburg ob der Tauber erreichten. Besonders beeindruckend war es, diese Stadt abends oder am frühen Vormittag fast frei von Touristen zu erleben.
Dann kam leider der Regen und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände verlor man den Kontakt zum Begleitfahrzeug, das die Radler erst am Etappenziel in Nördlingen wiederfanden. Trotzdem blieb die Romantische Straße mit Feuchtwangen, Dinkelsbühl, dem Wörnitztal und Nördlingen in bester Erinnerung.
Es folgten drei Super-Tage mit idealem Radler-Wetter. Zunächst ging es durch das Nördlinger Ries, das bei Wemding verlassen wurde. In Treuchtlingen erreichten die Walldorfer Hobbysportler das Altmühltal, um über Pappenheim, Solnhofen und das pittoreske Dörfchen Dollnstein das Barockstädtchen Eichstätt anzufahren. Der abendliche Stadtbummel war ein Genuß mit beinahe italienischem Flair.
Weiter ging es im Tal der Altmühl über Pfünz (Römerkastell), Kipfenberg, Beilngries und Riedenburg zum Kastlhof unterhalb von Schloß Prunn. Bei Kelheim erreichte man dann die Donau. Eine Fahrt per Schiff durch den Donau-Durchbruch zum Kloster Weltenburg durfte natürlich nicht fehlen, genausowenig wie eine deftige Brotzeit bei Dunkelbier und Weißwurst. Dann folgte der Endspurt nach Regensburg, wo man eine Stadtführung mitmachte. Die letzten Kilometer bis zur Walhalla waren dann für die "Spätzünder" nur noch ein Klacks.
Für die Rückfahrt verspätete sich zwar der Bus, doch nach den tollen Radler-Tagen zuvor nahm man das mehr als gelassen und genoß auch die Heimfahrt auf vier Rädern. wc
FREIGERICHT. Die Ferienspiele beginnen am Montag, 20. Juli. Die Aktionswoche, die bis zum Samstag, 25. Juli, dauert, steht unter dem Motto "Columbus erorbert Amerika". In dieser Zeit wollen die Veranstalter den Kindern und Jugendlichen ein buntes Programm bieten. Nach Informationen des Gemeindevorstandes erwarten die Organisatoren in diesem Jahr 300 Teilnehmer. Die Jungen und Mädchen werden im Verlauf der Freizeit in 14, nach Altersstufen gegliederte Gruppen, eingeteilt.
Erstmals werden die Gruppen in diesem Jahr verschiedene Ausflugsziele besuchen. Dafür ist Mittwoch, der 22. Juli vorgesehen. Geplant sind Besuche im Vivarium in Darmstadt, Theaterbesuche in Frankfurt und Abstecher zum Opel-Zoo.
Die Kinder werden gegen neun Uhr an den Bushaltestellen der Ortsteile abgeholt und am Nachmittag ab 16.30 Uhr wieder zurückgebracht. Die Veranstalter bitten die Eltern, ihren Kleinen Eßbesteck und Teller für die Mahlzeiten mitzugeben, um Müll zu vermeiden.
Eröffnet werden die Ferienspiele von Bürgermeister Manfred W. Franz am Montag, 20. Juli, um 9.30 Uhr vor dem Rathaus in Somborn. Das Abschlußfest ist für Samstag, 25. Juli, in der Freigericht-Halle geplant. schu
Da hatte sich die Jugendrichterin schwer verschätzt. Lediglich eine Stunde hatte sie vor dem Frankfurter Amtsgericht angesetzt, so sicher war sie sich, daß die angeklagten Eheleute gestehen würden, ihre Kinder zum Stehlen geschickt zu haben. Da die Eltern aber heftig bestritten, mit den Straftaten der Kinder etwas zu tun zu haben, wurde die Verhandlung vertagt. In drei Wochen dann sollen 40 Zeugen gehört werden, die Verhandlung ist nun auf mehrere Tage terminiert.
Weil ihre drei schulpflichtigen Kinder, zwei Jungen im Alter von zehn und 14 Jahren und ein 16jähriges Mädchen, eine Serie von Trick- und Kaufhausdiebstählen in Frankfurt, Mainz und Darmstadt begangen hatten, sollten sich ein 36 Jahre alter Kaufmann und seine gleichaltrige Frau, beide aus Rumänien stammende Roma, wegen Vernachlässigung ihrer Fürsorgepflicht verantworten. Seit Mai 1989 waren die Kinder bei 17 Einzeltaten erwischt worden. Da sie aber noch nicht strafmündig sind, also nicht vom Gericht dafür bestraft werden können, wollte man nun die Eltern zur Verantwortung ziehen.
Die heute 16jährige Tochter hatte hauptsächlich mit ihrem 14jährigen Bruder in Kaufhäusern gestohlen, unter anderem Kleider, Spielwaren, Uhren. Daneben hatten die beiden aber vor allem Passanten auf der Zeil um ihre Geldbörsen und Handtaschen gebracht. Dabei bedienten sie sich verschiedener Tricks. So hielt das Mädchen zum Beispiel einem Passanten einen Bettelzettel mit längerem Text vor. Während der Mann noch las, griff ihr Bruder zu und rannte mit dem Geldbeutel davon.
Ihre ganze Fingerfertigkeit bewiesen sie bei einer Frau, die sich gerade am Fahrkartenautomat an der Hauptwache eine Fahrkarte ziehen wollte. Zusammen mit zwei anderen Kindern umringten die Geschwister die Frau unter dem Vorwand, sie wollten Geld gewechselt haben. In dem Durcheinander und lauten Geschrei entrissen sie ihr einen 50-Mark- Schein und schafften es in dem Handgemenge sogar, einen Ring vom Finger der Frau zu streifen.
Vor allem auf die Rührung und Gutgläubigkeit alter Leute legten sie es mit ihrem Trick Nummer drei an. So hatte das Mädchen zum Beispiel am Bornheimer Hang eine ältere Frau angesprochen, "Gute Frau, wo ist die Kirche, ich will beten". Während die Frau ihr den Weg zur Heiliggeistkirche erklärte, zog der kleine Bruder ihre Geldbörse mit 40 Mark aus der Manteltasche und verschwand.
"Wir passen doch auf unsere Kinder auf", versicherten die angeklagten Eltern mit Nachdruck. Aber, so räumten sie die Diebstähle ein, die Kinder stünden unter dem schlechten Einfluß von Straßen- und Schulbekanntschaften. Nach ihrem Willen hätte ihnen das Gericht deshalb auch eine Bescheinigung mitgeben sollen, wonach die Kinder nicht mehr zur Schule müßten. Dann, so die Eltern, "können wir sie selbst einsperren und sie können nicht mehr stehlen". sol
Zwei Broschüren des Presse- und Informationsamtes zur Stadt Frankfurt sind jetzt aktualisiert erschienen: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das 20seitige Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" informiert unter anderem über die neuesten Einwohnerzahlen, die Wirtschaftskraft Frankfurts und Besonderheiten der Stadtentwicklung.
Die "Stadtkontakte" sollen helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Beide Heftchen können in der Bürgerberatung Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. wob
Die Zeit der Feierlichkeiten ist längst ad acta gelegt. Ab dem 20. Juli fließt beim Volleyball-Zweitliga-Meister wieder unter Leitung des bewährten argentinischen Trainers Luis Ferradas der Schweiß. Bereits vor dem Bundesligastart am 19. September daheim in der Krifteler Weingartenschule gegen den Mitaufsteiger TV Düren sind die Chancen für den Erstliga- Aufsteiger aus dem Taunus merklich gestiegen. Der Grund: Von den ursprünglich zwölf vorgesehenen Teams haben Paderborn und Bonn aus sportlichen Gründen (Überalterung des Teams) den freiwilligen Weg in die Zweite Liga angetreten.
Dafür wird die Relegationsrunde "gestreckt". Die Vereine von Platz eins bis vier spielen die Meisterschaft aus. Platz fünf und sechs sind weder oben noch unten dabei, der Rangsiebte bis zum Rangzehnten spielen die Relegationsrunde. Dazu kommen die jeweils Erst- und Zweitplazierten der beiden Zweiten Ligen dazu. Von diesen acht Teams bleiben die vier Erstplazierten im Oberhaus. Möglicherweise auch noch der Fünft- und Sechstplazierte, um wieder die angestammte Zahl von zwölf Klubs zu erreichen. Über die letzte Möglichkeit wird noch im Verband diskutiert.
Verlängert wurde vom Verband die Transfer-Frist um gleich vier Wochen, nicht zuletzt wegen des Ausstieges der beiden Traditionsvereine Bonn und Paderborn. Kriftel wird sich keine Spieler aus diesen Klubs holen. Dafür ist mit einem "Heimkehrer" fest zu rechnen: Der zuvor 14 Jahre in Kriftel spielende Michael Suckow verließ die "langen Kerls aus dem Taunus" nach dem letztjährigen Abstieg, kehrt nun nach dem Wiederaufstieg vom zukünftigen Erstliga-Kontrahenten SC Leipzig zurück. Suckow hat bereits einen Arbeitsplatz bei einem Flörsheimer Sport-Therapeuten gefunden. Suckow gilt als Universalspieler, ähnlich wie der 88fache Nationalspieler Hauke Braack. Braack wird weiterhin die Farben der Krifteler tragen. Insgesamt soll der Kader bei zehn Spielern bestehenbleiben. Über sonstige Neuzugänge wird noch der "Mantel des Schweigens" gelegt. Noch bleiben vierzehn Tage Zeit für Transfers. Große Änderungen sind wohl kaum zu erwarten. Zum einen kann sich der Aufsteiger finanziell keine großen Sprünge erlauben, zum anderen ist das Team bestens eingespielt und noch um ein Jahr "reifer" geworden. Zwar trainieren beim lockeren Aufbautraining gelegentlich Ausländer mit - darunter ein aus Sarajevo geflohener Spieler und ein Russe. Aber die an den Stammtischen gehandelten zwei Argentinier sind nur Wunschgedanken, trotz der guten Beziehungen von Ferradas zu seinem Heimatland. jo
FLORSTADT. Nieder-Mockstadts Landfrauen unternehmen am Samstag, 1. August, einen Ausflug zum Freizeitpark Tripsdrill. Abfahrt ist um 7 Uhr an der Goldbachhalle. Anmeldung bei Vorsitzender Elfriede Rösch.
Im November will das Drogenreferat ein Konzept zur kontrollierten Vergabe von Heroin vorlegen, das zusammen mit den Städten Hamburg, Bremen, Hannover und Dortmund erarbeitet wird. Danach ist vorgesehen, beim Bundesgesundheitsamt einen Antrag auf ein entsprechendes Forschungsprojekt zu stellen. Sollte die Bundesbehörde mitziehen, könnte Heroin nach Angaben von Drogenreferent Werner Schneider, in einem "halben bis dreiviertel Jahr" an besonders schwerkranke Süchtige ausgegeben werden.
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten in der Vergangenheit bereits ihr Einverständnis zu einer "medizinisch indizierten und staatlich kontrollierten Vergabe" erklärt. Der Vizepräsident der Polizei, Peter Frerichs, wies am Montag darauf hin, daß sich weder mit Methadon- noch mit Heroin-Programmen die Beschaffungskriminalität besiegen lasse. "Wir haben 8000 bis 10 000 Drogenabhängige in der Stadt. Mit Methadon und Heroin werden wir vielleicht 500 erreichen." Auch sei es ein Irrglauben zu denken, die Legalisierung bestimmter Drogen würde das organisierte Verbrechen schwächen. Statt dessen würde mit Gewalt das nächste, verbotene Rauschgift auf dem Markt durchgesetzt. Frerichs nannte als Beispiel die sogenannten Designerdrogen.
Drogenreferent Werner Schneider machte darauf aufmerksam, daß die Heroinvergabe auf einen kleinen Kreis beschränkt sein werde. Langjährige Abhängigkeit, mehrere Therapieversuche und Mißerfolge mit der Ersatzdroge seien Voraussetzungen. Daß sich jemand in das Programm "einschleichen" kann, hält Schneider für ausgeschlossen. "Keine andere Menschengruppe ist besser erfaßt und kontrollierbarer als die Junkies."
Sollte das Bundesgesundheitsamt der Heroin-Vergabe zustimmen, ist eine Ambulanz vorgesehen, in der bis zu dreimal täglich der Stoff verabreicht wird. Dabei soll versucht werden, vom risikoreichen Spritzen wegzukommen und weniger gefährliche Konsumarten wie Schnupfen oder Rauchen einzuüben. Ob die Stadt selbst oder ein Verein Träger der Ambulanz werden soll, ist noch ungeklärt.
Wenn das Bundesgesundheitsamt die kontrollierte Heroin-Vergabe ablehnt, sind dem Drogenreferat solange die Hände gebunden, bis über eine Gesetzesänderung Heroin zum "verschreibungsfähigen Betäubungsmittel" wird. Schneider: "Das dauert Jahre." ft
Ein radfahrender Handtaschenräuber hat am Samstagabend im Berkersheimer Weg nahe der der Albert-Schweitzer- Schule einer 16jährigen ihre Gürteltasche mit 225 Mark Inhalt entrissen, die sie in der Hand gehalten hatte. Der Täter flüchtete mit seiner Beute auf seinem blauen Rennrad.
Nach Angaben des Mädchens hat der Täter schwarze, mittellange, gekräuselte Haare. Bekleidet war der Mann mit Jeanshosen und einer schwarzen Bomberjacke. enk
"Kriegswaffenfreie
Im Sommer 1989 beschlossen es die Fraktionen der Grünen und der SPD in der Gemeindevertretung gegen die Stimmen von CDU und Wahlgemeinschaft: An jedem Ortsschild sollte zu lesen sein, daß Egelsbach mit Waffenstationierungen, -käufen und -verkäufen nichts zu tun haben will. Ein besonderes Schild sollte her: "Kriegswaffenfreie Zone."
"Ein Zeichen" wollten die antragstellenden Grünen am 50. Jahrestag des deutschen Einmarschs in Polen damit setzen. Die Wahlgemeinschaft, wiewohl sie gegen den Antrag stimmte, setzte schließlich noch durch, daß aus "waffenfreier Zone", oder "ABC- Waffenfreier Zone", wie es ursprünglich im Grünen-Antrag hieß, die "Kriegswaffenfreie Zone" wurde, erinnert sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dietrich Fischer.
Die WG habe damals argumentiert, daß man nicht alle Waffen ausschließen könne, schließlich trage auch die Polizei Waffen. Am 1. September 1989, dem 50. Jahrestag des deutschen Einmarschs in Polen, wurde der Beschluß in die Tat umgesetzt. fra
BAD HOMBURG. Fritz Rothschild, Louisenstraße 35: Sohn der Schuhgeschäftsinhaber Rothschild, Schüler des Gymnasiums - ein begabter Schüler, wie sich daran ablesen läßt, daß er "zum Stolz der Mutter" eine Klasse "überspringen" darf. Fritz Rothschild schmeißt dennoch nach der Mittleren Reife die Schule hin. Er will sich von Lehrern und Schul"kameraden" ("sofern man das überhaupt sagen kann") nicht mehr länger drangsalieren lassen, sieht für sich unter den politischen Umständen ohnehin keine Chance, das Abitur machen zu können.
Fritz Rothschild ist Jude, geboren 1919 in Bad Homburg - 1939 über Nordrhodesien nach den USA emigriert - zur Zeit ist der Rabbiner und Theologe Gast in seiner Geburtsstadt.
Der junge Fritz hatte schon sehr früh die Judenverfolgung selbst zu spüren bekommen: Beim Fackelzug aus Anlaß der Machtübernahme Hitlers mußte er im Klassenverbund mitmarschieren, bekam schließlich mit brennenden Fakkeln "Feuer untern Hintern" gemacht, bis er aus der Reihe ausscherte und dem "strammen" Lehrer, der vornweg marschierte, mutig die Gefolgschaft verweigerte: Es sei wohl nicht im Sinne Hitlers, wenn "Untermenschen" ihm zujubeln. Über Jahre zogen sich die Pöbeleien der Mitschüler hin, erinnert sich Rothschild heute. "Unter den Lehrern machte sich fast ausnahmslos der braune Geist breit"; der Arm des Jungen "blieb immer unten, erhob sich nie zum Gruß" auf den "Führer"; Fritz versagte den "Kadavergehorsam".
Auch sein Vater wurde von der SS zusammengeprügelt, weil Fritz Fotos von geschändeten Gräbern auf dem Bad Homburger Judenfriedhof gemacht hatte. Vorwurf der Nazis: Kommunisten hätten den jüdischen Friedhof zerstört, Fritz habe deren Tat im Ausland jedoch als Greuelpropaganda über die Nazis verbreiten wollen.
Die Eltern schlossen nach dem Boykottaufruf "Kauft nicht bei Juden!" das 1879 von Fritzens Großvater gegründete Geschäft; es war "unmöglich, in Homburg Erwerb zu betreiben". Das Ehepaar Rothschild zog mit seinen beiden Töchtern und dem Sohn nach Frankfurt. Das Emigrationsziel hieß Nord- rhodesien. "Doch Intellektuelle waren nicht so gefragt, Handwerkern und Facharbeitern galt das Interesse", schildert Rothschild seinen weiteren Werdegang. Aber eigentlich, so beteuert er immer wieder, will er von seiner Biografie weg, macht aber doch weiter.
Fritz lernte neben seiner Arbeit in einem Frankfurter Buchverlag noch den Schriftsetzer-Beruf, um das Visum für Nordrhodesien zu erhalten. Die Chancen für eine Auswanderung sah Fritz Rothschild rapide schwinden: Vater und er wurden "zum angeblich eigenen Schutz" ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. "Wie durch ein Wunder" wurden beide nach sechseinhalb Wochen überraschend entlassen - das Visum für Nordrhodesien war da. Den Brand der Synagogen hat Fritz Rothschild nicht mehr erleben müssen.
Mit zehn Reichsmark, einem kleinen englisch-deutschen Wörterbuch, einer Taschenausgabe der hebräischen Bibel und Kleidung ging es mit zwei Koffern auf einem deutschen Schiff über London nach Nordrhodesien. Die Mutter blieb in Frankfurt zurück, weil die geforderte Bürgschaft nicht bezahlt werden konnte. Fritz Rothschild, der allen Wirrnissen wie zum Trotz glimpflich davonkam, reagiert noch heute auf die Frage nach der Mutter mit Trauer: Sie wurde über Lodz nach Auschwitz deportiert, dort kam sie um. Das Jahr weiß Fritz Rothschild spontan nicht: "Eine Freudsche Verdrängung", meint er und blättert in der Widmung seines neuen Buches "Das Christentum aus jüdischer Sicht" nach: 19. Oktober 1941 ist der Todestag seiner Mutter.
Seinen weiteren Werdegang im Ausland schildert Fritz Rothschild knapp ("Es ist mir unangenehm, über mich zu reden"): acht Jahre Nordrhodesien, 1948 Auswanderung in die USA, durch die Unterstützung des polnischen Juden Abraham Heschel ("Einer der bedeutendsten jüdischen Denker des 20. Jahrhunderts") Studium am jüdischen Theologie-Seminar in New York, schließlich Rabbiner, Professor, inzwischen mit 73 Jahren nur noch Gastprofessor.
Als solcher war er im Frühjahr an der theologischen Fachhochschule in Wuppertal tätig und beim evangelischen Kirchentag in Essen dabei. Die Gelegenheit nutzte er damals, um erstmals nach seiner Emigration in seine Heimatstadt zurückzukehren.
Es sind nicht viele Bekanntschaften, die Rothschild pflegen oder wiederbeleben möchte, bekennt er mit Bitterkeit. Ein Freund in Wehrheim, eine befreundete Familie in Bad Homburg - mit ihnen hat er Kontakt. Von sich aus wird er während seines Aufenthalts bis Sonntag nichts unternehmen, um ehemalige Mitschüler zu treffen. Wenn sich jemand meldet? Ihn zum Beispiel bei seinem Vortrag heute abend im Gotischen Haus (20 Uhr) anspricht? Rothschild ringt mit sich um eine Antwort und reagiert mit Achselzucken. Verarbeitet hat er die menschenverachtenden und schmerzlichen Erlebnisse in Bad Homburg unterm Hakenkreuz nicht.
Zwei Gedanken haben ihn auch bei seinen zwei bisherigen Besuchen in Bad Homburg immer wieder begleitet. Zum einen: "Wie scheinbar anständige Menschen über Nacht unter den Bann des Nazismus gefallen sind und mit welcher Geschwindigkeit Menschen wegen mangelhafter Zivilcourage elend versagen." Zu den Ausnahmen zählt er eine Lehrerin des Lyzeums, Fräulein von Jungenfeld: Sie soll während des Brandes der Synagoge an der Einmündung der Wallstraße in die Elisabethenstraße eine Mädchenklasse gewarnt haben: "Hier brennt ein Gotteshaus, das kann nicht gutgehen".
Zum anderen: das Versagen vor allem der protestantischen Kirche. "Die Isolierung von Judentum und Christentum ist ein bedeutender Faktor dafür, daß das alles geschehen konnte". Der konservative Jude, wie Rothschild selbst über sich sagt, will dazu beitragen, daß "die biblischen Religionen künftig gemeinsam gegen die Bedrohung der Welt" handeln. Seine Adressaten sind alle "potentiellen Feiglinge". Denen, die in Auschwitz "gewirtschaftet" haben, hat er "nichts zu sagen".
WALTRAUT ROHLOFF
Wer von Bayerns Ministerpräsident Streibl in der Sondersitzung des Landtages erwartet hatte, er werde an seinen Entgleisungen über den Polizeieinsatz auf dem Münchner Wirtschaftsgipfel ohne ein Wort des Einlenkens verbiestert festhalten, wurde wieder einmal nicht enttäuscht. In bewährter Manier tat er die Aufregung über seine skandalösen Äußerungen als böswillige Verdrehung ab. Wie immer in letzter Zeit, wenn der Bayer in ein Fettnäpfchen tritt, sind die Medien schuld, die den Fehltritt festhalten. Allen Ernstes hatte sich Streibl beim Intendanten des Bayerischen Rundfunks beschwert, daß sein anstößiges Zitat immer wieder gesendet worden war.
Für die maßlosen Übergriffe der Polizei gegen die eingekesselten Demonstranten fand er dagegen kein Wort der Entschuldigung. Statt dessen beruft er sich auf das gesunde Volksempfinden, daß viel drakonischere Maßnahmen billigen würde. Auf solche Gefolgschaft kann er wahrhaftig stolz sein, wahrscheinlich wählen derartige Briefschreiber aber längst die Republikaner. Mit seiner verbalen Entgleisung hat der CSU-Mann nicht nur seine Parteifreunde in eine blinde Solidaritätsbekundung getrieben, sondern das Land, das er regiert, in Mißkredit gebracht. Immer deutlicher zeigt sich, daß Streibl für sein Amt menschlich und politisch überfordert ist und allmählich zur Belastung für seine Partei wird. Die CSU sollte ihren angeschlagenen Regenten rechtzeitig vor der nächsten Wahl 1994 zum Abdanken bewegen. fa
OFFENBACH. "Für uns ist die Sanierung des Areals Waldstraße/Bismarckstraße/Bleichstraße/Groß-Hasenbach-Straße so gut wie abgeschlossen", verkündete gestern stolz für Stadtbaurat Wilfried Kaib sein Referent Stephan Wildhirt. Mit Hilfe des Städtebauförderungsgesetzes und eines Bebauungsplanes investierte die Stadt seit 1984 runde 11,3 Millionen Mark in dieses seit 1864 gewachsene Mischgebiet, besetzt mit Manufakturen, Werkstätten und Wohnungen. "Es ist uns offensichtlich gelungen, eine damals drohende Verslumung zu verhindern und das city-nahe Wohnen wieder attraktiv zu machen."
Zum städtischen Engagement kamen erhebliche private Investitionen, die in ihrer Höhe nicht abzuschätzen sind. Östlich des neugeschaffenen Martin-Luther- Parks bauten vornehmlich gemeinnützige Baugesellschaften 118 Sozialwohnungen, private Investoren an der Ecke Waldstraße/Bismarckstraße ein Hotel, ein Geschäfts- und Ärztehaus sowie 27 Eigentumswohnungen. Abgeschlossen ist für den Magistrat auch die Grüngestaltung in der Kleinen Bleiche. Direkt daneben, in der Bleichstraße 13 und 15, werden zur Zeit noch zwei Privathäuser saniert und modernisiert. Wildhirt erinnerte sich an alte Zeiten: Vor über zehn Jahren gab es Wettbewerbsentwürfe, die das Waldstraßenareal mit Beton und Ladenstraßen zupflastern wollten. Dann beschloß das Stadtparlament, mindestens vierzig Prozent der Fläche als Grünzone auszuweisen. "Dieser Beschluß stellt sich heute als richtig heraus."
An der Bismarckstraße direkt neben dem Weltkriegsbunker kann auch sofort mit dem Bau des seit langem geplanten Kindergartens für behinderte und nichtbehinderte Kinder begonnen werden. "Die Baugenehmigung an den Trägerverein für behinderte Kinder ist erteilt, das Erbpachtgrundstück übertragen. Der Verein kann morgen mit dem Bauen anfangen", sagte Wildhirt.
Trotz des offiziellen Sanierungsabschlusses des Waldstraßenareals läuft das andere große und ehrgeizige Projekt "Sanierung Südliche Innenstadt" noch bis 1996 im Gebiet zwischen Groß-Hasenbach-Straße/Kaiserstraße/Bismarckstraße und Geleitstraße weiter. Diese mittel- und langfristig angelegte Initiative zur Verbesserung der Attraktivität der Innenstadt läuft nicht ganz so zügig, weil Landes- und Bundeszuschüsse relativ dünn fließen. Die Haus- und Grundbesitzer müssen vor allem selbst investieren, auch wenn die Stadt erhebliche Planungshilfe leistet. Bislang wurden vor allem Hausfassaden restauriert, Innen- und Hinterhöfe von alten Schuppen "entkernt", kleine Gärten angelegt und natürlich auch Wohnungen modernisiert. lz
MÜNCHEN, 13. Juli. Mit einem Angriff auf die Medien hat Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) am Montag die von der Opposition beantragte Sondersitzung des Landtages eröffnet. Er schob den Medien die Schuld an der Empörung über seine Äußerungen zu dem Polizeieinsatz während des Münchner Wirtschaftsgipfels zu. Es sei "ausgesprochen böswillig", seine Worte so zu verdrehen, als habe er "dem Faustrecht das Wort geredet oder es gar als bayerische Folkore hingestellt", sagte Streibl. Er hatte aber in der Tat erklärt, daß man in Bayern bei Störern "manchmal etwas härter hinlangen" würde, das sei "bayerische Art".
Nach Streibls Worten steht das kritische Presse-Echo auf den Polizeieinsatz "völlig im Gegensatz zur Haltung der Bevölkerung". Man müsse sich die Frage stellen, ob in der Berichterstattung über den Gipfel die zu erwartenden Schwierigkeiten in so grellen Farben hätten ausgemalt werden müssen, sagte Streibl.
Streibl fand weder für seine umstrittenen Äußerungen noch für die von Zeugen beobachteten Polizeiübergriffe ein Wort der Entschuldigung. Er lobte statt dessen überschwenglich das bayerische Sicherheitskonzept. Bayern habe seine Aufgabe "hervorragend gelöst", die Ausrichtung des Gipfels sei eine "Auszeichnung vor aller Welt" gewesen. Den Demonstranten sei es darum gegangen, "auch Bayern selbst verächtlich zu machen".
SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Hiersemann kritisierte Streibl. Es sei nicht das erste Mal, daß in Bayern politische Fehlentscheidungen "auf dem Rücken der Polizei ausgeprügelt" würden. Streibl habe mit seinen Äußerungen Bayern einen "schweren Schaden zugefügt und seinen Amtseid verletzt". Es sei Aufgabe des Parlamentes, die Bürger Bayerns "vor dieser Staatsregierung zu schützen". Angesichts von Streibls verbalen Ausfällen müsse sich der Ministerpräsident fragen, ob er dem Amt noch genüge.
Flankenschutz bekam Streibl vor allem von CSU-Fraktionschef Alois Glück und Innenminister Edmund Stoiber. Weil Regierungsmitglieder nach der Geschäftsordnung jederzeit das Wort ergreifen dürfen, kam in den ersten zweieinhalb Stunden der Debatte mit Hiersemann nur ein einziger Oppositionspolitiker zu Wort. Die FDP zog aus Protest gegen das Verhalten der CSU aus dem Plenarsaal aus.
In einer über einstündigen Rede verteidigte Stoiber den Polizeieinsatz. Er drückte jedoch sein Bedauern aus, falls Bürgern durch Polizeimaßnahmen Unrecht geschehen sei. CSU-Fraktionschef Alois Glück attestierte Streibl, er habe auf dem Gipfel eine "gute Figur" gemacht. Der Opposition warf Glück vor, im Konfliktfall "auf der Seite von Jutta Ditfurth und ihrer zwielichtigen Gesellschaft" zu stehen.
Der Fraktionssprecher der Grünen, Manfred Fleischer, hielt der CSU vor, sie habe durch einen "Mißbrauch der Polizei" für Friedhofsruhe sorgen wollen. Stoiber sei der "Eskalationspolitiker Nummer eins" in Bayern, der in jedem friedlichen Demonstranten bereits einen potentiellen Terroristen sehe. FDP-Fraktionschef Jürgen Doeblin sagte, das "rundherum dilettantische Handeln der Staatsregierung" sei der überragende Eindruck des Gipfels gewesen. Doch den Menschen außerhalb Bayerns müsse man sagen, "bayerische Lebensart ist nicht Stockhiebe, Kopfnüsse, Anbrüllen und Wegstoßen".
Die CSU-Mehrheit im Landtag lehnte nach sechsstündiger Debatte in namentlicher Abstimmung einen Antrag der Opposition ab, mit dem das "rechtsstaatswidrige Verhalten" der Staatsregierung bei den Polizeieinsätzen verurteilt werden sollte. Dagegen setzte die CSU einen Fraktionsantrag durch, in dem der Polizei gedankt und "hohe Anerkennung" ausgesprochen wird. (Siehe auch Seite 3)
Vier elektronische Kameras modernster Bauart waren am Montag wenige Minuten nach halb elf auf die Neuseeländerin Hana Guy gerichtet. 4000 Augen blickten mehr oder weniger gespannt auf die in Offenbach beheimatete Ozeanerin. Hana Guy, die der unbestechliche Weltranglisten-Computer mit einem Strich - also als ein Nichts - auf der Tennisbühne führt, stand im Rampenlicht beim Federation-Cup-Auftakt in Frankfurt.
Die ungeahnte Aufmerksamkeit, die der früheren Tschechoslowakin Adamkova widerfuhr, hatte weder etwas mit ihrer Wahlheimat am Main zu tun, noch lockte die "Exotik" des Inselstaates vom anderen Ende der Welt die 2000 Zuschauer auf den Centre Court. Einziger Grund für die beinahe weltweite Publicity, die die Regionalligaspielerin genoß, war ihre Gegnerin.
Das Los hatte es, was den Aha-Effekt betrifft, gut mit den Neuseeländerinnen gemeint. Deutschland, der erklärte Favorit, mit der neunten der Weltrangliste, Anke Huber, ließ so ganz nebenbei etwas vom telegenen Licht auf die Außenseiter fallen. Doch Hana Guy zeigte sich unfreiwillig solidarisch mit den vermeintlich anderen "underdogs". Der kaum mehr als halbstündige Medienauftritt auf dem zentralen Platz bescherte Dänemark und Chile auf Platz acht wenigstens vorübergehend knapp 100 Zuschauer. Im Vorbeigehen riskierten die zügig abgefertigten Centre- Court-Besucher mal schnell einen Blick auf Court Nr. 7, wo Magdalena Mroz (Polen) und Yael Segal (Israel) bisher unbeobachtet von der Welt-Öffentlichkeit auf den Filzball einschlugen.
Es war kurz nach 11.30 Uhr, als die Dänin Karin Ptaszek gegen Paulina Sepulveda Aufschlag hatte - aber es interessierte keinen Menschen, wenigstens keinen, der für die Mannschafts- Weltmeisterschaft eine Eintrittskarte gekauft hatte. Auf einem Bänkchen außerhalb des niedrigen Zaunes saßen zwei Mannschaftskolleginnen. Drinnen am Court hatten praktisch aus Berufsgründen die Team-Chefinnen Leila Musalem de Elias und Anne Mette Soerensen sowie der deutsche Schiedsrichter Sören Friemel Platz genommen.
Hier auf Platz acht, ganz hinten in der Ecke des Tennis-Areals, wo die Bäume im Frankfurter Wäldchen immer dichter werden, ihre Äste Schatten auf die rote Asche werfen, rangelten keine Fotografen um Schußpositionen, fingen keine Fernsehkameras spektakuläre Ballwechsel ein und machte kein Journalist eifrig Notizen über Top-Spin und Rückhand-Slize. "Ja, wer spielt denn hier?" "Chile gegen Dänemark, siehste doch auf der Tafel." Kurzer Dialog auf dem Weg vom Centre Court zum Vergnügungs-Dorf. Namen waren hier auf Nummer acht Schall und Rauch.
Waren die Spielerinnen auf den Courts mit den Rängen "unter ferner liefen", dort wo es nur einen Seitenlinienricher gibt und die Anzeigetafel per Handarbeit auf neuestem Spielstand gehalten werden muß, noch ein wenig erstaunt über die plötzliche Aufmerksamkeit der Wandelgänger zwischen den Tenniswelten, so war es für Arantxa Sanchez plötzlich vorbei mit dem ungestörten Training. Die Weltranglistenfünfte schoß sich mit kraftvollen Aufschlägen unweit des Centre Court auf die Titelverteidigung ein. Und plötzlich hatte die Spanierin mit dem klangvollen Namen mehr Zuschauer um das Viereck versammelt, als das einstige Tennisspitzen-Duell Großbritannien gegen USA. Kaum mehr als 200 Zuschauer verloren sich auf der eigens für den Federation-Cup errichteten Stahlrohrtribüne, die eigentlich rund 2000 Besucher auf Court Nr. 1 einlädt. Monique Javer und die US-Amerikanerin Gigi Fernandez hatten das Vergnügen, ebenfalls von vier Fernsehkameras auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Gleich nebenan, wo für immerhin gut 500 Zuschauer Platz geschaffen worden ist, hauten sich die Japanerin Mana Endo und die Indonesierin Romana Tedjakusema im wahrsten Sinne des Wortes stark überrissene Spins um die Ohren. Die hohen, meist weichen Ballwechsel faszinierten 150 Sportfreunde - die meisten offensichtlich japanische Geschäftsleute. JÜRGEN AHÄUSER
FLORSTADT. Noch gibt es ein paar freie Plätze bei der Ausflugsfahrt des Altenclubs Nieder-Mockstadt am Donnerstag, 16. Juli, in die Rhön. Abfahrt ist um 10.45 Uhr in Nieder-Florstadt (Messeplatz), um 10.50 Uhr in Staden (Bushaltestelle an der Ampel) und um 11 Uhr in Nieder-Mockstadt (Bushaltestelle). Die Rückkehr ist gegen 21 Uhr geplant. Der Fahrpreis beträgt 15 Mark.
Anmeldungen nehmen Emil Bauer (Telefon 0 60 41 / 18 68), Paul Kenzlers (17 04) und Werner Ulrich (0 60 35 / 50 49) entgegen. mu
OBERRAD. "Die Leute sind im Urlaub", mußte Manfred Dehm feststellen. So verlief die Stadtteilkerb dieses Mal in einem kleineren Rahmen : der traditionelle Festumzug, an dem sich sonst annähernd 25 Vereine beteiligen, fiel aus. Als Alternative organisierte der Veranstalter, die Karnevalgesellschaft "Wespen" (1887), gemeinsam mit der "Kerbegesellschaft Sachsenhausen" und der Freiwilligen Feuerwehr Oberrad einen Mini-Umzug mit etwa 40 Beteiligten: vom Forsthaus, auf die Buchrainstraße, über die Offenbacher Landstraße und Balduinstraße in die Georg-Treser-Straße.
Am Samstagnachmittag nahte dann der große Augenblick: unter der wohlgesonnen Laudatio des Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch wurde der Kerbebaum mit Mannes- und Maschinenkraft aufgerichtet. Etliche Meter tief in den Boden verankert, "damit er bei dem heutigen Sturm nicht umfällt", so Dehm.
Die "Baumnot" im Frankfurter Forst schlägt schon seit drei Jahren zu Buche: "Der Förster übergibt uns eine Fichtenspitze", erklärte der Wespen-Vorsitzende, die an der Spitze des etwa 30 Meter langen Baumstammes befestigt wird. "Der Baumstamm muß alle fünf Jahre ausgetauscht werden", sagte Dehm. Die Mini- Fichte wird jährlich erneuert. Die Zeiten, in denen die Kerbeburschen selbst in den Wald zum Baumschlagen gingen, sind vorbei.
"Für erfolgreiche zehnjährige Zusammenarbeit" (Dehm) schenkten sich die "Wespen" und der Musikverein aus Bad Orb gegenseitig zwei Silberteller mit dem jeweiligen Vereinsemblem. Unter der Leitung des Dirigenten Josef Dembinski gehört die Bad Orber Musikkapelle zur Oberräder Kerb wie das Popcorn zur Kirmes: nach wie vor ein kleiner Leckerbissen zum traditionellen Frühschoppen.
Mit Regenschirmen und guter Laune ausgestattet besuchten etwa 300 Oberräder den Kerbetanz und den Frühschoppen. Zum ersten Mal spielten "Die Colibris" aus Friedrichsdorf auf der Stadtteilkerb.
Prominenz aus Politik und Vereinsleben tummelte sich die drei Tage auf dem Stadtteilfest. Zum Frühschoppen griff Manfred Dehm in die Unterhaltungskiste. Drei Tage verdrehte Welt, "denn sonst unterhalten uns immer die Politiker", sagte der Mitorganisator. Ob SPD- Vorstandsmitglied Christian Neckel, Stadtrat Bernhard Mihm oder Ernst Bräker (CDU) vom Ortsbeirat 5 - sie alle (und mehr) waren als Gäste willkommen. "Reden wollten wir aber keine halten", erklärte der Vorsitzende.
Die Jugend indes feierte auf dem Kirmesplatz, versuchte bei Disco- und Technoklängen Autoscouter zu steuern und zarte "Liebesbande" unter verregnetem Himmel zu knüpfen. tin (siehe auch nebenstehenden Kasten)
Bei einem Raubüberfall auf den 19 Jahre alten Tankwart einer Tankstelle in der Darmstädter Landstraße in Sachsenhausen hat ein etwa 30 Jahre alter Unbekannter rund 3500 Mark erbeutet.
Wie die Polizei mitteilte, hatte der Täter den Kassenraum gegen 19 Uhr betreten und zunächst vorgegeben, er wolle nur geschwind einen Schokoriegel kaufen. Plötzlich zog er dann aber eine Pistole und zwang den 19jährigen, die Kasse zu öffnen.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, schlug er dem Tankwart mit der Faust auf die linke Schläfe. Dann raffte er das Geld aus der Kasse zusammen, steckte es in eine schwarze Plastiktüte und flüchtete daraufhin zu Fuß über die Darmstädter Landstraße. Eine Fahndung nach dem Täter blieb bis jetzt ergebnislos. enk
WIESBADEN. Zwei Sonderfahrten, die nicht im neuen Programm der Volkshochschule angekündigt wurden, werden vor allem kunst- und kulturbeflissene Bewohner der Landeshauptstadt interessieren. Am Mittwoch, 5. August, ist eine Reise zur Monet-Ausstellung in Balingen geplant. Dort werden 35 Ölgemälde des französischen Impressionisten gezeigt. Die zweite Fahrt am Montag, 28. September, führt nach Essen in die Villa Hügel, wo mit 500 Exponaten ein kulturhistorischer Überblick über die "Metropole London - 1800 bis 1840" gegeben wird.
Beide Fahrten werden von Klaus Sommerfeld geleitet. Anmeldungen erbittet die VHS, Dotzheimer Straße 3. maf
WIESBADEN. Die Bibliothek der Fachhochschule Wiesbaden hat während der Semesterferien geänderte Öffnungszeiten. Bis zum 18. September ist sie jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 13 Uhr, mittwochs von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet, an Samstagen bleibt die Bücherei geschlossen. maf
Gewerbeverein will mehr für sich werben Günther Krumm: GLV kann Einfluß auf Stadtentwicklung geltend machen Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp LANGEN. Nicht nur den Verbraucher, auch sich selbst nahm der Gewerbeverein Langen (GVL) in einer Studie aufs Korn, um zu schauen, wo es bei der Interessenvertretung der Gewerbetreibenden hakt. Die Umfrage, von Genconsult im Auftrag des GVL vorgenommen, kam zu dem Ergebnis, daß dieser bei den rund 200 Mitgliedern selbst ein "positives standing" hat, jedoch bei Nichtmitgliedern bisher kein prägnantes Erscheinungsbild hinterließ. Diese sehen keinen erkennbaren Nutzen; zumindest wird ihnen die Vereinspolitik nicht deutlich. Insgesamt wurden Fragebogen an 452 Unternehmen in Langen geschickt; 408 kamen zur Auswertung zurück. Günther Krumm, erster Vorsitzender des GVL, sagt: "Es ist kein Wunder, daß etliche Unternehmen zu wenig über uns wissen." Denn viele Firmen hätten zwar ihren Sitz in Langen, doch viele der Beschäftigten würden woanders wohnen. "Dann lesen sie nicht die lokale Presse und erfahren somit auch nichts", sagt er. Das soll aber nicht so bleiben.
Der GVL will nun künftig mit gezielter Aufklärungsarbeit den Grundstock für neue Mitglieder legen. Dabei ist beispielsweise an eine entsprechende Leistungsbroschüre gedacht, die über die Tätigkeit des GVL informieren soll.
Außerdem will der Interessenverein, der momentan die meisten Mitglieder im Einzelhandel hat, spezielle Foren auch für freie Berufe oder Industrieunternehmen anbieten.
Bei der Frage: "Welche Leistungen des Gewerbevereins Langen kennen Sie?" wurde klar, daß die jährlich in Langen stattfindende Gewerbeschau deutlicher PR-Träger für den GVL ist. 98 Prozent der Befragten kennen sie und verbinden sie mit dem Verein.
Schlecht dagegen schnitten gesellschaftliche Veranstaltungen wie Grillfest, Ausflug oder auch der regelmäßige Stammtisch ab. Krumm: "Wir überlegen nun, ob wir den Stammtisch sterben lassen." Stattdessen plane der GVL-Vorstand zielgruppenorientierte Veranstaltungen. Dabei denkt Krumm an die Einrichtung von Foren, in denen sich Handel, Handwerk, Dienstleistung, freie Berufe und Industrie zum branchenbezogenen Austausch treffen.
Auch Vortragsabende zu aktuellen Themen sind im Gespräch. Bei dem ersten Vortrag im Oktober diesen Jahres - genauer Termin steht noch nicht fest - soll "Europa rückt näher" das Thema sein.
Erfreulich ist für den Vorstand des Gewerbevereins Langen, daß zahlreiche Nichtmitgliederfirmen auf die Frage: "Sind Sie bereit, im Gewerbeverein aktiv mitzuarbeiten?" mit Ja geantwortet haben. Günther Krumm: "Wir brauchen willige und aktive Persönlichkeiten, die die ehrenamtliche Aufgabe regelmäßig unterstützen und vorantreiben. Nur so können wir auch mehr bewegen."
In der 115 Jahre alten Geschichte des Gewerbevereins Langen habe sich schließlich gezeigt, daß eine Mitgliedschaft Vorteile habe, sagt Krumm. Zwar hätten Mitglieder keine sichtbaren Vergünstigungen, wie beispielsweise Rabatt beim Einkaufen.
Aber der GVL habe wiederholt seinen Einfluß geltend machen können, als es um die Anhebung der Gewerbesteuer, um Verkehrsgestaltung oder um Bauplanungen in der Stadt gegangen sei.
Auf die Frage der FR, wieviel Mitglieder der Verein in Langen tatsächlich haben könnte, antwortet Krumm: "Theoretisch könnten es 1000 sein. Denn soviele sind in Langen als Gewerbetreibende eingetragen." Doch Vorsitzender Günther Krumm erklärt, daß diese Zahl sich tatsächlich auf 600 bis 700 reduzieren lasse, weil viele ein Gewerbe zwar angemeldet hätten, aber im Endeffekt keines betreiben würden. Krumm: "Auch stehen in der Statistik noch etliche, die mittlerweile verzogen sind."
WIESBADEN. Die wöchentlichen Stadtrundfahrten, bei denen den Wiesbadenern städtische Einrichtungen gezeigt werden, die normalerweise nicht auf dem Programm einer Rundfahrt stehen, finden auch in der Ferienzeit statt. Abfahrt ist jeweils um 10 Uhr an der Villa Clementine, Frankfurter Straße 1. Stationen sind das Moritz-Lang-Haus im Schelmengraben, das Klärwerk, die Mülldeponie, das Fluxus-Museum und die Domäne Mechtildshausen. Rückkehr ist gegen 14.30 Uhr an den Rhein-Main-Hallen.
Die Teilnehmerkarten für fünf Mark gibt es montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr im Verkehrsbüro der Kurbetriebe, Rheinstraße/Wilhelmstraße. maf
WIESBADEN. Über Zuschüsse des Landessportbundes (LSB) freuen sich drei Wiesbadener Vereine. Zur Sanierung des Bootshauses erhält der Kanu-Verein 10 000 Mark. Die Skizunft kassiert für Funkgeräte fast 3000 Mark. 332 Mark gehen an den TuS Dotzheim zur Anschaffung von Schachuhren. maf
ebo KASSEL, 13. Juli. Die Gesellschaft zur Förderung berufsspezifischer Ausbildung (GFBA) gerät zunehmend unter Druck. Der im nordhessischen Arolsen ansässige Gesamtbetriebsrat des Vereins wandte sich am Montag in Kassel gegen die geplanten massiven Stellen- und Mittelkürzungen sowie die Schließung von vier der insgesamt 40 Bildungszentren. Er forderte zudem eine komplette Erneuerung des Vereinsvorstands, eine Satzungsänderung und die Rücknahme der fristlosen Kündigung des Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrates, Martin Jäger.
Weil Jäger den Vorstandsmitgliedern vor rund einem Monat öffentlich vorgeworfen habe, "in der Vergangenheit finanzielle Mittel in Millionenhöhe unterschlagen" zu haben, sieht die Geschäftsführung in Bonn das Vertrauensverhältnis "vollständig zerstört". Eine Weiterbeschäftigung sei "unzumutbar", teilte die GFBA-Zentrale dem Gesamtbetriebsrat in einem Brief mit.
Die GFBA bietet seit mehr als zwanzig Jahren im Auftrag der Otto-Bennekke-Stiftung (OBS) Deutschkurse für junge Aussiedler an. Auch berufsfördernde Maßnahmen, finanziert von der Bundesanstalt für Arbeit, gehören zum Programm. Dafür kassierte die GFBA jährlich an die 150 Millionen Mark öffentliche Gelder. Im November 1989 bemängelte der Bundesrechnungshof erstmals Überzahlungen der OBS an die GFBA in Höhe von insgesamt annähernd vier Millionen Mark.
Der Gesamtbetriebsrat, der 1500 Beschäftigte der GFBA vertritt, forderte seitdem eine Klärung über den Verbleib der Gelder, zuletzt vor einem Jahr: Damals war Volker Grellert, Vorstandsmitglied der OBS und der GFBA, wegen finanzieller Manipulationen suspendiert worden.
Jäger ist davon überzeugt, daß auch andere Vereinsmitglieder (sieben sind es insgesamt) in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Dafür spricht nach Ansicht des Betriebsratsvorsitzenden nicht zuletzt die Tatsache, daß sich der Vereinsvorstand bis heute weigert, dem Bundesrechnungshof Zugang zu allen Geschäftsbüchern zu gewähren.
Rückendeckung erhielt der GFBA-Betriebsrat jetzt vom Bezirksverband Nordhessen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): "Ohne Säuberung", so ein GEW-Vertreter, könne der Verein kein Gesprächspartner sein.
Anke Huber hat am Montag programmgemäß das Auftaktspiel beim Federation Cup in Frankfurt gewonnen. Im Fernsehzeitalter bedeutet dies, daß die 17 Jahre alte Karlsdorferin gegen die Neuseeländerin Hana Guy den Matchball zum 6:1, 6:0 so rechtzeitig verwandelte, daß der aus dem Waldstadion übertragende Privatkanal SAT 1 sein Programmschema nicht ändern mußte und wie jeden Tag pünktlich um 12.45 Uhr aus dem Centre Court der deutschen Finanzplätze senden konnte. Das Entgegenkommen der Weltranglisten-Neunten war auch nur recht und billig, schließlich sorgt SAT 1 dafür, daß Steffi Graf als die Nummer 1 des deutschen Teams sich nicht auf irgendeinen Spielbeginn einstellen muß, sondern sich in den ersten drei Runden immer auf exakt 13.35 Uhr vorbereiten kann, weil just zu diesem Zeitpunkt die "Telebörse" endet.
Daß Steffi Graf den Sendeplatz nach dem TV-Wertpapiermagazin füllt, traf sich am Montag gleich prächtig, sorgte sie mit ihrem 6:2, 6:1-Sieg über Claudine Toleafoa nach den Negativ-Nachrichten aus der Börse doch dafür, daß das Unternehmen Tennis in Deutschland weiter auf eine neue Hausse hoffen darf. Der erste Schritt zum angestrebten zweiten Sieg des Federation Cup war nach den Einzeln also bereits getan, der Einzug in die zweite Runde, wo die Mannschaft aus den Niederlanden nächster Gegner sein wird, stand mithin schon vor dem abschließenden Doppel fest, das Barbara Rittner und Sabine Hack gegen Julie Richardson/Amanda Trail mit 5:7, 6:3, 6:2 gewannen.
Gegen Brenda Schultz und Manon Bollegraf erwartet Steffi Graf "sicher eine schwerere Aufgabe" als gegen die in der Weltrangliste jenseits der 200er Grenze notierten Neuseeländerinnen. Die frischgekürte Wimbledonsiegerin hatte denn auch weitaus mehr Probleme, sich vom Rasen auf das Ziegelmehl wieder umzustellen, als mit Claudine Toleafoa. Sie habe seit dem Sieg über Monica Seles vor zehn Tagen erst dreimal wieder auf Sand trainiert, begründete die Weltranglisten-Zweite ihre anfänglichen Probleme, die sich statistisch auch in einem überraschenden Aufschlagverlust, dem Re-Break der Neuseeländerin zum 2:2 im ersten Satz, festmachen lassen. Nach diesem Faux pas aber fand sich die Brühlerin auf dem alten, neuen Terrain immer besser zurecht, auch wenn ihr in einigen Situationen sogenannte leichte Fehler unterliefen, sie mit der Vorhand übers Ziel hinausschoß oder mit der Rückhand den Ball ins Netz setzte.
Doch ließ sich Steffi Graf weder von diesen selbstverschuldeten Fehlern noch von der Taktik ihrer Gegnerin, die mit stark überrissenen Vorhandbällen und mit demonstrativem Ausnutzen der Pausen das Tempo aus dem Spiel nehmen wollte, aus dem Konzept bringen. Dazu war die Partie einfach zu einseitig. Noch klarer als Steffi Graf beherrschte Anke Huber ihre Gegnerin, was sich auch darin ausdrückte, daß die Weltranglisten-Neunte nach 39 Minuten ihre Aufgabe erfüllt hatte, während die derzeit wohl beste Tennisspielerin der Welt vier Minuten länger auf dem Platz stand. In dem Spiel der Karlsdorferin gegen die im tschechischen Karlsbad geborene, in Offenbach lebende und seit einem halben Jahr mit dem neuseeländischen Tennisprofi Steve Guy verheiratete Hana Adamkova-Guy schien nur die Deutsche zu servieren, denn selbst bei eigenem Aufschlag sah sich die 23 Jahre alte, frühere Hessenmeisterin stets in die Defensive gedrängt. Gerne hätten die nur 2000 Zuschauer der Lokalmatadorin mehr Unterstützung zuteil werden lassen, wie sich an dem dankbaren Applaus für ein schönes Netzduell als spielerischem Höhepunkt erkennen ließ, doch den kraftvollen Grundlinienschlägen der 17 Jahre alten Badenerin hatte Hana Guy im Duell "Kartoffel gegen Kiwi", wie der Stadionsprecher als schlechte Rauschenbach-Kopie den deutsch-neuseeländischen Vergleich bezeichnete, einfach nichts entgegenzusetzen. Das war vor drei Jahren noch anders gewesen, als die beiden jeweiligen Nummern zwei ihrer Teams zum ersten und einzigen Mal gegeneinander angetreten waren - und Hana Adamkova gewann. Doch Tennis ist ein schnellebiger Sport, wie auch und gerade Anke Huber in den letzten Wochen und Monaten erfahren mußte. Im Sauseschritt in die Weltspitze gestoßen, setzte es zuletzt Niederlagen zuhauf, weil der Kopf mit dem Körper nicht mithielt. Für Anke Huber kommen daher solche relativ einfachen Aufgaben gerade recht, um wieder Spaß an ihrem Beruf zu finden. "Ich gehe hier locker rein und versuche, einfach gutes Tennis zu spielen", meinte sie. SAT 1 wird's freuen.
ptz BONN. Trotz sparsamerer Elektrogeräte und zunehmenden Umweltbewußtseins steigt der Stromkonsum der privaten Verbraucher weiter. Dies hat mehrere Ursachen: Die Zahl der Haushalte und deren Ausstattung mit Geräten nimmt zu. Außerdem werden diese intensiver genutzt. Die Bürger duschen, waschen und trocknen mehr als früher, stellt der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), Joachim Grawe, fest.
Aus einer Umfrage schließt die VDEW, daß der Stromverbrauch der Haushalte von 1990 bis 2005 im Mittel "nur noch um knapp ein halbes Prozent jährlich" wächst. Danach soll zumindest bei dieser Kundengruppe der Hunger nach Energie aus der Steckdose nachlassen. Dann werde sich der Einsatz effizienterer Geräte und der ökonomischere Umgang mit ihnen verbrauchsmindernd bemerkbar machen. Die privaten Haushalte sind nach der Industrie der bedeutendste Klient der E-Werke. Sie nahmen zuletzt mit rund 100 Milliarden Kilowattstunden (1990) ein Viertel des Stroms ab. Doppelt soviel verbrauchte die Industrie, die restlichen 25 Prozent teilten sich Handel, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen.
Für die 90er Jahre veranschlagte die VDEW 1987 eine Zunahme der Gesamtnachfrage um 0,5 bis 1,5 Prozent pro anno. Seine Branche erwarte nach wie vor ein Wachstum innerhalb dieser Bandbreite, sagt Grawe. In den vergangenen drei Perioden hätten sich allerdings konjunkturbedingt höhere Steigerungsraten ergeben. In den siebziger Jahren kletterte der Absatz im Mittel um 4,4 Prozent, in den achtzigern legte er um 1,7 Prozent per annum zu. Regionale Unterschiede bei der Verbrauchsentwicklung blieben weiterhin wichtig. Für die erste Dekade des kommenden Jahrhunderts kalkuliert die Elektrizitätswirtschaft mit Jahreszuwächsen von weniger als einem Prozent.
Im Zeitraum 1985 bis 1990 nahm der Stromkonsum der Haushalte um 4,1 Milliarden Kilowattstunden (ohne Nachtspeicherheizungen) zu. Im Mittel bedeutete dies ein Plus von rund einem Prozent. Als Hauptgrund dafür nennt Grawe die um 1,3 Millionen gestiegene Zahl der Haushalte. Wegen der Grundausstattung der Heime mit Kühl- und Elektrogeräten stärkt der Trend zum Klein-Haushalt den Absatz. Die ostdeutschen Haushalte kommen bei vergleichbarer Größe mit einem Fünftel weniger Saft aus; Elektroherde sind dort weniger verbreitet, Geschirrspüler und Wäschetrockner fehlen weitgehend. Bei der Nutzung von Kleingeräten - Mikrowellenherden, Videorecordern oder Computern - gibt es ebenfalls noch deutliche Unterschiede zum Westen.
Krause löst Proteststurm aus
NEU-ANSPACH. Was von einem Adjektiv wie "unsinkbar" zu halten ist, wissen wir spätestens seit dem Untergang der "Titanic" im eisigen Nordmeer.
Ähnlich gelagert - wenn auch weit weniger folgenschwer - war die vollmundige Behauptung eines Sportreporters beim Tennisturnier von Wimbledon, Boris Becker sei "in dieser Form unschlagbar", er könne überhaupt nicht verlieren. Das Ergebnis ist bekannt: Becker wollte nicht hören und schied vorzeitig aus.
Die Liste läßt sich beliebig fortführen. Da ist etwas "undenkbar" (ein Widerspruch in sich: was nicht gedacht werden kann, das kann auch nicht bejaht oder verneint werden). Da belegt ein Fernsehkommentator einen Politiker mit dem Diktum "unwählbar", weil er einem bekannt lockeren Lebenswandel huldige - was andere gerade dazu ermuntert, ihn zu wählen. Der Gipfel an solch selektiver Wahrnehmung ist regelmäßig erreicht, wenn ein Mensch per Deklamation "unsterblich" wird. Greta Garbos Tod belehrt uns eines Besseren: Wo dies Schicksal selbst Göttliche ereilt, darf sich ein Irdischer niemals wirklich sicher fühlen.
Daß bloße Meinungen in den Rang von Gesetzmäßigkeiten erhoben werden (unter Soziologen wird so etwas gern als "normative Kraft des Faktischen" bezeichnet), ist eine wild um sich greifende sprachliche Unsitte. Jüngstes Beispiel: das tragische Ende eines Telefons in Neu-Anspach. Von dem Fernsprecher des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) zeugten eines Morgens nur noch ein kümmerlicher Haufen Asche sowie erhebliche Mengen Ruß in jedem Winkel des Zimmers. Die Diagnose war schnell bei der Hand, das Ding ist schlicht verbrannt.
Das geschah weder in suizidaler Absicht, denn ein Fernsprecher kann sich (noch) nicht mit Benzin übergießen und selbst anzünden. Auch Einbrecher (etwa von monotoner Musik in der Warteschleife beim Verbinden entnervte Anrufer) waren nicht am Werk. Der BDP ist hinlänglich bekannt für seinen schnellen Draht beim Weiterverbinden, außerdem waren weder an Türschloß noch Fenster einschlägige Spuren auszumachen.
Bleibt eigentlich nur ein technischer Fehler. Demnach wäre das Telefon durch Überhitzung, mangelhafte Isolierung oder schlechte elektrische Kontakte in Brand geraten. Allein (der geneigte Leser wird es ahnen): Das Telefon wurde mit dem Gütesiegel "unbrennbar" verkauft. Und was nicht sein darf, das nicht sein kann. Das Eschborner Fernmeldeamt und das Landeskriminalamt behaupten übereinstimmend, daß Telefone sich nicht selbst entzünden können.
Aha. Wer jetzt ratlos zurückbleibt, der sei an das Wort von Sokrates erinnert. Der griechische Philosoph wußte immerhin, daß er nichts wußte - und das war mehr, als die Verfechter dieser offenbar "unausrottbaren" Wahrheiten sich je träumen lassen werden. JÜRGEN DICKHAUS
Auch die Frankfurter Beratungsstelle der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) bekommt den Mangel an Zivildienstleistenden schmerzlich zu spüren. Drei ihrer vier jungen Mitarbeiter werden zum 1. Oktober dieses Jahres die Beratungsstelle verlassen; Ersatz, so signalisierte das in Köln ansässige Amt für den Zivildienst, ist derzeit nicht in Sicht.
Sollten die drei Plätze vakant bleiben, befürchtet Wolfgang Steinmetz, so müßte der Behindertenfahrdienst eingestellt werden. Rund 450 MS-kranke Männer und Frauen betreut die Beratungsstelle nach Angabe des DMSG-Landesgeschäftsführers allein in Frankfurt. Etwa die gleiche Zahl an Patienten, die im Umland leben, nimmt die Dienste der Frankfurter Einrichtung in Anspruch.
Für diese Menschen bedeutet der Fahrdienst einen wichtigen Ersatz für die eigene verlorene Beweglichkeit: Fahrten zum Arzt oder zur Krankengymnastik, Einkaufs- und Spazierfahrten, Besuche von kulturellen Veranstaltungen machten diese rollstuhlgerechten Fahrzeuge bislang möglich.
Weil der Organisation für einen hauptamtlichen Berufsfahrer die Mittel fehlen, setzt Steinmetz nun auf junge Schulabgänger, die derzeit ihr Anerkennungsverfahren als Zivildienstleistende betreiben und möglicherweise die Frankfurter DMSG-Stelle als Präferenz nennen. sar
Angelehnt an die Traditionen der "Wunschbänder" in Brasilien, der Gebetsfahnen in Indien oder der "Wunschbäume" in Georgien wird es auf dem Museumsuferfest die Aktion "Wünsche, Träume, Phantasien" geben. Auf einer kilometerlangen Leine kann jeder Besucher ein buntes Tuch aufhängen. Sie symbolisieren "Wünsche, die in Erfüllung gehen, sobald die Sonne die Tücher ausgebleicht hat". Das soll in Tibet oder an der chinesischen Mauer geschehen. Später werden dann die Besucher informiert, wo genau ihre Tücher ausgeblichen sind. Der Wunsch nach einer kostenlosen Reise dorthin ist freilich damit nicht verbunden.
Initiiert vom Museum für Moderne Kunst werden einige Museen erstmals bei diesem Museumsuferfest ihre Arbeiten an einem Gemeinschaftsstand vorstellen. Auch das Museum für Vorgeschichte ist dabei. Die Museen passen im übrigen ihre Öffnungszeiten dem Fest an.
Dozenten und Schüler der Städelschule gehen "auf die Straße" und diskutieren vor Ort über ihre Arbeit. Kinder wie Erwachsene können sich im übrigen selbst als "Maler" versuchen.
Das Museum für Völkerkunde bietet einen "duftenden" bunten Markt mit Speisangeboten aus aller Welt und Live-Musik im Park. Das Filmmuseum gewährt im Zelt Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films mit der Laterna magica. Das Historische Museum lädt zum Spaziergang durch Frankfurts Stadtgeschichte ein (Nordufer). Das Jüdische Museum präsentiert unter anderem "Konzert im Museum, Jüdische Komponisten aus der Weimarer Republik".
Das Liebieghaus bietet im Park "Zauberspiegel - die Welt des Spiegels und was dahintersteckt" sowie Detektivspiele für Kinder. -vau
Sparen der Volkshochschule . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Daß vor der Drucklegung des Herbst-/Winterprogramms Angebote gekürzt oder zusammenstrichen wurden, macht sich in allen Programmbereichen bemerkbar - mit Ausnahme der Angebote für ausländische Mitbürger, wie etwa die stark frequentierten Kurse "Deutsch für Ausländer". Insgesamt sind nach Angabe von VHS-Direktor Alfred Pfeil rund 200 Veranstaltungen dem städtischen Sparbeschluß gewichen. Zudem sei die Dauer zahlreicher Kurse um etwa zwei Wochen gekürzt worden.
Fehlen werden im Programm, das die VHS Mitte August präsentieren wird, auch die "Frankfurter Freitagabendgespräche" und die "Psychoanalaytische Freitagsrunde". Im Jubiläumsjahr der Bildungseinrichtung 1990 erstmals angeboten und seitdem, auch nach Ansicht Pfeils, vom Frankfurter Publikum "gut angenommen", beschäftigten sich die Veranstaltungsreihen mit aktuellen politischen Fragestellungen sowie mit Fragen der Psychoanalyse. Diese freitäglichen Foren, für die renommierte Referenten gewonnen werden konnten, sind nun ebenfalls der Kalkulation zum Opfer gefallen.
Denn während im Jubiläumsjahr der Volkshochschule der Etat noch Sonderhonorare für Wissenschaftler und Experten vorgesehen hatte, ist die Bildungsinstitution nach Angabe ihres Direktors bei der Verpflichtung von Referenten an die vom Magistrat beschlossene Honorarordnung gebunden. Diese sehe einen Regelsatz in Höhe von 33 Mark je Unterrichtseinheit vor.
Zwar will der VHS-Direktor bei der nächsten zu beschließenden Honorarordnung auf mehr Flexibilität dringen. Dennoch bleibt Pfeil pessimistisch, was eine mögliche Wiederaufnahme der Freitagsreihen betrifft. Schließlich sei nicht auszuschließen, daß die VHS auch für 1993 ähnliche wie die jetzt geltenden Sparbeschlüsse zu erwarten habe. -vau / sar
LIEDERBACH. Die Gemeinde will noch in diesem Jahr die Bauaufträge für die Kindertagesstätte im Akazienweg vergeben. Nach Angaben von Bürgermeister Gerhard Lehner gab dafür ein Schreiben des hessischen Familienministeriums vom 8. Juli den Ausschlag: Es bestätigt, daß das Projekt im Investitionsprogramm des Landes für 1992 bleibt.
Wie berichtet, hatte der Kreisausschuß das Ministerium gebeten, den Bau des Krifteler Kindergartens an der Lindenschule vorzuziehen. Das Liederbacher Projekt stand jedoch in der Prioritätenliste weiter vorne. Nach Angaben Lehners teilte das Ministerium jetzt mit, daß die Rangliste nicht geändert wird. Nur wenn Liederbach zugestimmt hätte, könne Kriftel vorgezogen werden. dis
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 9 415 762,20 DM, Kl. 2: 2 385 814,20 DM, Kl. 3: 143 148,80 DM, Kl. 4: 7177,50 DM, Kl. 5: 123,70 DM, Kl. 6: 79,20 DM, Kl. 7: 8,40 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 36 008,- DM, Kl. 2: 1080,20 DM, Kl. 3: 80,80 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 901 693,10 DM, Kl. 2: unbesetzt/Jackpot: 50 695,80 DM, Kl. 3: 6612,40 DM, Kl. 4: 94,90 DM, Kl. 5: 8,50 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 1 777 777,- DM/Jackpot: 58 072,90 DM, Kl. 2: 77 777,- DM, Kl. 3: 7777,- DM, Kl. 4: 777,- DM, Kl. 5: 77,- DM, Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM, Kl. 2: 10 000,- DM, Kl. 3: 1000,- DM, Kl. 4: 100,- DM, Kl. 5: 10,- DM, Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 37,20 DM, Kl. 2: 13,90 DM; Rennen B: Kl. 1: 7711,80 DM, Kl. 2: 856,80 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 15 521,60 DM.
(Ohne Gewähr)
KÖNIGSTEIN. Eine "geringe Zahl der Rätselfreunde" beteiligte sich zum Bedauern der Königsteiner Stadtbibliothek an ihrem jüngsten Preisausschreiben. Dafür spricht auch, daß die Gewinner der zwei ersten Preise in einem Haus wohnen und denselben Familiennamen tragen: Otto Colloseus gewann vor Werner Colloseus. Sie haben zehn Fragen zu den beiden Königsteins im Taunus und in Sachsen richtig beantwortet. Die Stadtbücherei hatte mit dem Rätsel die Besiegelung der Städtefreundschaft begleitet. stk
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Rußland Vernichtete KPdSU Akten? Seite 2
Leitartikel Der Zug in die Zukunft Seite 3
Grenzvertrag mit Polen Karlsruhe weist Klagen ab Seite 4
Forum Humanwissenschaften Ethik und Ästhetik VII Seite 7
Feuilleton Brecht in Schwerin Seite 8
Wirtschaft EG-Minister fürchten Frankfurt Seite 9
Sport Auftaktsieg für DTB-Team Seite 13
Frankfurt Zehn Bühnen auf dem Main Seite 15
Kulturspiegel Ringo Starr auf Tournee Seite 19
Hessen Versuch mit Öko-Landbau Seite 20
Aus aller Welt Brände vor Riga eingedämmt Seite 22
Börse Seite 11
Filmspiegel Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 14
Roman Seite 18
Steht der Sozialstaat auf der Kippe? Manche bejahen die Frage ohne Zögern. Tatsächlich läßt eine Vielzahl von Beispielen gerade in der ehemaligen DDR vermuten, daß auf diesem Gebiet das Rad zurückgedreht werden soll. "Welche Zukunft für Ost-Deutschland?" lautet der Titel einer Studie, die sich mit dem Themenkomplex beschäftigt und voraussichtlich im November im Frankfurter Verlag Neues Forum erscheint. Mitautor Matthias Holm faßt die wichtigsten Ergebnisse in folgendem Beitrag zusammen.
Im Wortlaut: Wehrdienstausnahmen Hardthöhe legt Liste vor
Bisher gab es nur hier und da Hinweise darauf, aus welchen Gründen junge Männer nicht zum Wehr- oder Zivildienst eingezogen wurden. Eine offizielle Liste der "administrativen Wehrdienstausnahmen" wurde nie öffentlich gemacht, folglich konnten sich junge Männer nicht darauf berufen. Verlassen konnten sie sich lediglich auf die wenigen Ausnahmen, die in Paragraph 12 des Wehrpflichtgesetzes festgelegt sind. Im Juni legte die Hardthöhe dem Verteidigungsausschuß des Bundestags in einem Bericht über die Wehrgerechtigkeit eine vollständige Aufzählung der Behörden-Regelungen vor, die der FR jetzt bekannt wurde. Wir zitieren im folgenden, wer derzeit befristet oder unbefristet nicht zum Wehrdienst herangezogen wird. "Neben den gesetzlichen Wehrdienstausnahmen bestehen zur Zeit für folgende Personen-/Fallgruppen administrative Wehrdienstausnahmen, die zu einer befristeten/unbefristeten Nichtheranziehung führen können:
- Abiturienten/Fachoberschulabsolventen, die vor dem Grundwehrdienst eine betriebliche oder Beamtenausbildung für den mittleren oder gehobe- nen Dienst beabsichtigen (befristet, entfällt ab Schulabschlußjahr 1993),
- Abiturienten/Fachoberschulabsolventen, die sich für den polizeilichen Vollzugsdienst beworben haben (befristet bis zur Annahme),
- Teilnehmer am Wettbewerb "Jugend forscht" (befristet),
- Wandergesellen (befristet),
- Bewerber für den flugsicherungstechnischen Dienst (befristet bis zur Annahme),
- Wehrpflichtige mit "Z"-Symbolen (die aus psychischen Gründen für ungeeignet gelten, Red.; unbefristet),
- Bedienstete der Deutschen Bundespost (Fachkräfte im fernmeldetechnischen Dienst) (befristet),
- Grundwehrdienstpflichtige mit einer Restdienstzeit von bis 3 Monaten (unbefristet),
- Ärzte im Praktikum (befristet),
- Grundwehrdienstpflichtige Ärzte im Praktikum, Ärzte, Zahnärzte und Apotheker mit einer Restdienstzeit von bis zu 3 Monaten (unbefristet),
- zukünftige Theologiestudenten (befristet bis zur Aufnahme des Studiums),
- Wartezeit bis zur Übernahme in den pfarramtlichen Dienst einer Evangelischen Landeskirche (befristet bis zur Übernahme),
- Söhne von Schwerbehinderten/ Schwerkriegsbeschädigten (unbefristet),- von der Otto-Benecke-Stiftung geförderte junge Zuwanderer (befristet),
- Ausbildung zum Schiffsingenieur (befristet),
- Ausbildung zum nautischen Schiffsingenieur (befristet),
- Erwerb des Kapitänspatents bzw. des Patents des Leitenden Schiffsingenieurs auf Schiffen unter fremder Flagge (befristet),
- Vorbereitung auf die Teilnahme an internationalen Berufswettbewerben (befristet),
- Jugendvertreter, Betriebs- und Personalratsmitglieder sowie Kandidaten für diese Ämter (befristet),
- Lokführer der Deutschen Bundesbahn (befristet),
- Dritte und weitere Söhne einer Familie (unbefristet),
- Söhne/Brüder in der Bundeswehr/ im Zivildienst tödlich Verunglückter (unbefristet),
- verheiratete oder alleinerziehende und über das Sorgerecht verfügende Väter (unbefristet),
- Wehrpflichtige, die Erziehungsgeld/Erziehungsurlaub nach dem Bundeserziehungsgeldgesetz beantragt haben (befristet),
Das Wehrpflichtgesetz schreibt in Paragraph 12, Absatz 4, außerdem fest, daß junge Männer in der Regel nicht einberufen werden dürfen,
- wenn bei der Einberufung des Wehrpflichtigen die Versorgung seiner Familie, hilfsbedürftiger Angehöriger oder anderer Hilfsbedürftiger, für deren Lebensunterhalt er aufzukommen hat, gefährdet würde,
- wenn für Verwandte ersten Grades Notstände zu erwarten sind,
-wenn der Wehrpflichtige für Erhaltung und Fortführung eines eigenen oder elterlichen landwirtschaftlichen Betriebes oder Gewerbebetriebes unentbehrlich ist,
- wenn die Einberufung eine Ausbildung unterbrechen würde. Hierzu zählen ein bereits weitgehend geförderter Ausbildungsabschnitt, der zweite Bildungsweg zur Hochschul- oder Fachhochschulreife oder zum Hauptschulabschluß und eine erste Berufsausbildung, die unter vier Jahren dauert. (pit)
FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.
Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. sil
OBERURSEL. "Ein deutlicher Verdrängungsprozeß der traditionellen Einwohner und Beschäftigten in der Stadt Oberursel ist zu verzeichnen." So zitiert die SPD den Leiter des kirchlichen Amtes für Industrie- und Sozialarbeit, Walter Sohn. Sohn sieht einen Zusammenhang zwischen neuen Technologien, Strukturwandel, Stadtentwicklung und sozialen Auswirkungen - vor allem eine Ausweitung der neuen Armut. Sohn erwartet deshalb vom Wandel der Wirtschaftsstruktur - von mittelständischer Industrie zu einem Dienstleistungszentrum mit Großbetrieben - neue Aufgaben für die kirchliche Industrie- und Sozialarbeit.
Der Pfarrer sprach kürzlich vor Mitgliedern des SPD-Ortsbezirks Mitte. Mit der Industrie- und Sozialarbeit - sie hat nichts mit der Hilfe bei sozialen Problemen etwa des Diakonischen Werks zu tun - versuchen die Kirchen, auf die Beschäftigten im Lebensumfeld der Betriebe zuzugehen. Das ist aus der Sicht der SPD auch dringend nötig: "Bisher hat die Erfahrung leider gezeigt, daß für die Pfarrgemeinden die Arbeitswelt relativ fremd ist." Sein Amt versucht, so Sohn, gemeinsam mit den Gewerkschaften nach Lösungen für betriebliche Probleme der Beschäftigten zu suchen.
Viele Krisen, fanden die anwesenden SPD-Vertreter, könnten nur im Vorfeld gelöst werden: "Die kirchliche Industrie- und Sozialarbeit darf nicht erst munter werden, wenn der Betrieb geschlossen werden soll." Für diese Arbeit - die Reparatur der sozialen Schäden - sei dann wieder jemand anders zuständig: etwa die Helfer der Diakonie. stk
PRAUNHEIM/WESTHAUSEN. Die "Hochzeit des Jahres" der Einzelhandelsketten Schade-Markt und Tengelmann bescherte den Bewohnern der Heinrich-Lübke-Siedlung eine unangenehme Überraschung. Das "Hochzeitsversprechen" - mehr Auswahl, Frische und Qualität - wurde nicht eingelöst, beschweren sich die Leute zwischen Praunheim und Westhausen - im Gegenteil.
Der bisherige Schade-Markt im Einkaufszentrum an der Ludwig-Landmann-Straße mit Frischfleischtheke und Bäckerei wurde zu einem Plus-Markt umfunktioniert, und in diesen Märkten gibt es weder eine Metzgerei noch eine Bäkkerei. Für die Bewohner, besonders der nahen Altenwohnanlage, ist dies ärgerlich. Sie sind nicht motorisiert, und bis zum nächsten Metzger müssen sie gut 700 Meter laufen.
Bei Rudi Gesell, Stadtbezirksvorsteher und "Mädchen für alles", steht das Telefon nicht mehr still. Er weiß zwar, daß er Unternehmensentscheidungen bei den Einzelhandelsriesen nicht beeinflussen kann, dennoch will er versuchen, mit den Tengelmann-Managern ins Gespräch zu kommen. Er will auf die Bevölkerungsstruktur hinweisen und betont, daß die Metzgerei und Bäckerei im früheren Schade-Markt ja nicht nur von den Bewohnern der Altenwohnanlage genutzt wurden.
Schließlich wohnen in diesem Einzugsbereich auch viele sogenannte "Gutverdienende" und Hausbesitzer, die ihr Schnitzel nicht abgepackt kaufen wollen. Ein moderner Markt mit gutsortiertem Angebot hätte hier schon seinen Kundenkreis, meint der Stadtbezirksvorsteher und will dies den Tengelmann-Managern erläutern. rw
Die "Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer Frankfurt" hat einen Dortmunder Wirtschafts- und Sozialstatistiker bemüht, um ihre Kritik am Frankfurter Mietspiegel wissenschaftlich abzustützen. Wie der Geschäftsführer der Vereinigung, Gustav Teitge, mitteilte, sei Professor Walter Krämer, Lehrstuhlinhaber in Dortmund, zu dem Ergebnis gelangt, daß der vom Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt (IWU) erstellte Mietspiegel "mit undurchsichtigen, schwer oder gar nicht nachvollziehbaren bis gänzlich unzulässigen statistischen Verfahren angefertigt und für die seriöse Ermittlung ortsüblicher Vergleichsmieten kaum zu gebrauchen ist".
Teitge forderte die Stadt auf, die Zusammenarbeit mit der IWU aufzukündigen und bei dem Darmstädter Institut Schadenersatz "wegen dieser miserablen Arbeit" geltend zu machen. Umgehend müßten die Arbeiten an einem neuen Mietspiegel beginnen. Die Frankfurter Mietrichter, denen die Vereinigung inzwischen Exemplare des Gutachtens zugeschickt hat, forderte der Geschäftsführer auf, den geltenden Mietspiegel nicht mehr anzuwenden. Für die Mietrichter ist dieser Spiegel Richtschnur bei ihren Entscheidungen. Dies, zumal die 11. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt vor einem Jahr die Erhebungsmethode, die 1990 Grundlage für die Tabelle war, abgesegnet hatte.
Sozialdezernent Martin Berg erfuhr am Montag erstmals durch die FR von dem bestellten Gutachten und war sichtlich verärgert darüber, daß die Vereinigung "eine Pressekampagne" durchführe, ohne zuvor wenigstens das Gespräch mit ihm als dem zuständigen Dezernenten geführt zu haben. "Ich bin offen für jedes einsichtige Argument", sagte Berg, "nicht aber, wenn man sich die Eier gegenseitig an die Fenster wirft. Ich hatte erst vor zehn Tagen ein gutes Gespräch mit den Vertretern der Vereinigung und bin erstaunt, daß sie mit einem selbst bestellten und finanzierten Gutachten an die Öffentlichkeit gehen." Der Verlauf des Gesprächs habe nicht auf ein solches Vorgehen hingedeutet.
Der Sozialdezernent meinte, schließlich hätten die Haus-und Grundbesitzer 1990 dem von der IWU erstellten Mietspiegel zugestimmt. Die Erhebungsmethode sei ihnen bekannt gewesen. (Das Institut hatte nach dem Zufallsprinzip 1600 Mieter im gesamten Stadtgebiet über Alter der Wohnungen, Ausstattung, Lage sowie über ihre Mietverhältnisse in den zurückliegenden drei Jahren befragt. An der Fortschreibung des Mietspiegels hatte die Vereinigung ihre Mitwirkung versagt.)
Den Wert des jetzt vorgelegten Gutachtens sollen laut Berg nun die städtischen Juristen prüfen, sofern oder sobald die Stadt ein Exemplar erhalte. Der Sozialdezernent wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß vor nicht allzulanger Zeit ein Wissenschaftler der TH München der IWU ebenfalls in einem Gutachten bescheinigt habe, der nach derselben Methode erarbeitete Mitspiegel der bayerischen Landeshauptstadt sei nicht zu beanstanden. enk
MAIN-TAUNUS-KREIS. Gute Nachrichten für gesetzlich Krankenversicherte: Die Beiträge für die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) im Main-Taunus-Kreis bleibt 1992 stabil. Die AOK kündigt an, der Beitragssatz bleibe bei 12,2 Prozent. dis
KATHMANDU, 13. Juli (dpa). Nach Magen- und Darminfektionen sind in den vergangenen Tagen in Nepal mehr als 200 Menschen gestorben, 160 allein im Westen des Landes, berichtete am Montag die offizielle Agentur RSS in Kathmandu. Unter den Toten seien zahlreiche Frauen und Kinder. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte aber wesentlich höher sein, denn es fehlen nach Angaben RSS noch Berichte aus weiteren Gebieten.
In jedem Jahr fordern Magen- und Darminfektionen im Sommer Menschenleben. Als Grund nennen die Behörden verschmutztes Wasser, mangelnde medizinische Versorgung und unzureichende hygienische Verhältnisse. Im vergangenen Jahr wurden über 400 Tote registriert.Federation-CupAlle Favoriten stehen in der nächsten Runde
Der erste Tag der Tennis-Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen in Frankfurt ging erwartungsgemäß ohne Überraschungen zu Ende. Neben dem ohnehin auf den Titel favorisierten deutschen Team erreichten die USA , Japan, die Niederlande, Polen und Dänemark die Runde der letzten 16.
Im Match der traditionsreichen Tennis- Nationen Großbritannien gegen USA sorgten die Einzelspielerinnen Gigi Fernandez mit einem 6:4, 6:1-Sieg über Monique Javer und Lori McNeil mit dem etwas härter erkämpften 7:5, 6:3 über die britische Altmeisterin und einstige Nummer sechs der Weltrangliste, Joe Durie für die vorzeitige Entscheidung. Das Doppel bestritten Durie/Wood gegen Graham/Shriver (USA). Die US-Amerikanerinnen gewannen mit 6:1 und 6:1.
Schon vor dem Auftritt des Quartetts beendeten auch die Japanerinnen alle Spekulationen. Obwohl ohne ihre Nummer zwei Naoko Sawamatsu angereist, machten Mana Endo mit 6:2, 7:6 über Romana Tedjakusuma und Kimiko Date mit dem 7:6, 5:7, 6:3-Sieg über Yayuk Basuki bereits in den Singles alles klar.
Mehr Mühe hatten da schon die Niederländerinnen, die gegen Paraguay erst im Doppel die Entscheidung herbeiführten. Larissa Schaerer hatte mit 1:6, 6:4, 6:2 gegen Nicole Muns-Jagermann das Team aus Lateinamerika in Führung gebracht, ehe Manon Bollegraf mit 6:2, 6:2 den Ausgleich schaffte. Bollegraf/Muns-Jagermann stellten schließlich den 2:1-Erfolg sicher. Die Niederländerinnen sind am Mitwoch um 11:30 Uhr auf dem Court No. 1 Gegnerinnen der Deutschen.
Die längste Auseinandersetzung des Tages lieferten sich Polen und Israel. Magdalena Mroz hatte gegen Yael Segal nach anfänglichen Schwierigkeiten keine Probleme mit 4:6, 6:0, 6:2 zu gewinnen. Katarzyna Nowak und Anna Smashnova schlugen sich beim Stand von 6:2, 6:7 am Abend immer noch die Bälle zu, ehe die Polin mit einem doch noch deutlichen 6:1 ihre Mannschaft weiter brachte. jah
OBERRAD. Feste sind die besten Umschlagplätze für Neuigkeiten. So wurde der Vorsitzende der "Wespen" auf der Kerb mit einem neuen Beschluß der Frankfurter Stadtwerke überrascht: im Mai hatten diese nämlich beschlossen, daß Veranstalter ab 1993 für die Kosten von Umleitungen der Straßenbahnen und Busse selbst aufkommen müssen.
Manfred Dehm sah plötzlich den traditionellen Oberräder Festumzug gefährdet. Doch Monika Salzmann, Pressesprecherin der Stadtwerke, gab Entwarnung. Der Beschluß sei allgemein gültig, "tritt aber nur in Kraft, wenn die Straßenbehinderung hohe Kosten verursacht". Das sei beispielsweise bei Marathonläufen oder Radrennen der Fall. Dann nämlich würden ganze Linien lahmgelegt werden.
Die erheblichen Mehrkosten für Umleitungen, Ersatzverkehr, Fahrgastinformationen, Haltestellenverlegung und zusätzliches Ordnungspersonal trugen die Stadtwerke bisher selbst. In Zukunft soll eine Direktleitung zwischen dem Ordnungsamt und den Stadtwerken eingerichtet werden. "Auf dem Amt kann man relativ schnell abschätzen, wie groß ein Fest wird und dementsprechend reagieren", sagte Salzmann. Der Oberräder Festumzug, meinte sie, sei von der Neureglung jedoch nicht betroffen. tin
Eine der spektakulärsten kommunalen Aktionen, mit denen der "Deutsche Umwelttag" (DUT) - er findet statt vom 17. bis 22. September in Frankfurt - Furore machen wollte, ist heimlich, still und leise aus dem Programm gestrichen worden: das Projekt, gut 30 Stunden lang, von Samstagmittag bis Sonntagabend, die Innenstadt "autofrei" zu halten. "Wir hatten vor, den gesamten Bereich innerhalb des Cityrings für jeglichen Fahrzeugverkehr zu sperren", beschreibt DUT-Organisationschef Jürgen Reusch die damals über die Medien publik gemachten Planspiele vom Oktober 1991, "aber wir wurden sehr schnell mit den Realitäten konfrontiert."
Es gebe im Römer, so Reusch, "keine politische Bereitschaft, das mal ernsthaft zu versuchen" und solch "ein Experiment" zu wagen: "Wir wollten zeigen, wie eine Stadt aussieht, wenn man sie im innersten Kernbereich mal für Autos dichtmacht. Das wäre halt symbolhaftig gewesen. Andere Städte in der Bundesrepublik - Würzburg und Lübeck zum Beispiel - haben so was ja schon gemacht."
Frankfurts Stadtobere indes sperren sich gegen die Sperrung. DUT-Geschäftsführer Weinz: "Wir haben signalisiert bekommen: Seitdem es Ebbelwei gibt, hat hier so etwas noch nicht stattgefunden." Gebilligt habe Oberbürgermeister Andreas von Schoeler "in einem sehr guten Gespräch mit uns" (Weinz) jedoch eine Art "kleiner Lösung".
Demnach könne "autofrei" werden: die Große Eschenheimer Straße zwischen Salzhaus und Eschenheimer Tor, die Hochstraße von Eschenheimer Tor bis Freßgass' / Opernplatz und die Bockenheimer Landstraße zwischen Zeppelinallee und Gräfstraße. Bedingung des OB allerdings: Es müsse so etwas wie eine "Rückeroberung" dieser Straßen stattfinden, das "Umwelttag"-Managament müsse sicherstellen, "daß da was passiert".
Wenn im "autofrei"-Bereich "Leben herrsche, was losgemacht wird", dann, so Weinz, "läßt der OB über vieles mit sich reden - nach der Linie: Eine leere Straße allein ist ja nicht unbedingt das, was einem vom Hocker reißt." Das letzte Wort über die genauen Grenzen des "autofrei"-Bezirks ist somit noch nicht gesprochen. Gegenwärtiger Stand beim DUT: Die OB-Auflage sei zu erfüllen für das genannte Straßenstück der "Bockenheimer" und den Roßmarkt von Salzhaus bis Katharinenpforte. peh
"Da können sie tagelang anrufen, da geht einfach keiner ran", ärgert sich FR-Leser Bernd S. Gemeint ist das oft kritisierte Telefon der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA). S. wollte für seine 83jährige Schwiegermutter eine Auskunft für ihre Witwenrente einholen, "doch da ging einfach keiner ran".
Eine Aussage, die Dienststellenleiter Wilhelm Vial von der BfA keinesfalls so stehenlassen möchte. Schließlich sitze in der Telefonzentrale ja immer jemand, der müsse aber vier Amtsleitungen verwalten. Spricht die Telefonistin auf einer Leitung, so ertöne auf den anderen drei Leitungen eben das Frei-Zeichen. "So entsteht der Eindruck, das Telefon sei nicht besetzt." Abhilfe soll laut Vial eine neue Telefonanlage bringen: "Wir haben eine neue Anlage im Dezember '91 bestellt, aber wir werden immer wieder vertröstet." Mit der neuen Anlage soll zumindest eines erreicht werden: Wer wartet, erhält dann die Information, daß er sich in einer Warteschleife befindet.
Die eigentliche Misere wird deshalb aber wohl nicht beseitigt, denn mehr Telefonistinnen können nicht eingestellt werden. "Der Personalschlüssel wird nach den Besuchern ermittelt und nicht nach den Telefonanrufen", sagt der Dienststellenleiter. Eine Aufstokkung des Personals in der Telefonzentrale sei ausgeschlossen. "Bei uns gilt der Grundsatz der absoluten Sparsamkeit."
Im Telefonstreit scheinen inzwischen nicht nur die Anrufer, sondern auch die Telefonistinnen die Leidtragenden zu sein. "Das ist einer von unseren beliebtesten Arbeitsplätzen", erklärt ironisch ein Angestellter der BfA. 600 bis 800 Anrufe müssen täglich entgegengenommen werden und das bei einem Nettogehalt zwischen "1200 und 1400 Mark monatlich", sagt der Dienststellenleiter. "Ein bis zwei Jahre halten die Telefonistinnen durch, dann bewerben sie sich um einen anderen Job", ergänzt ein BfA-Angestellter.
Die Veröffentlichungen in der Presse führten nach Darstellung der BfA-Leitung noch zu einer weiteren Verschärfung der Lage. So hätten am Freitag vergangener Woche viele Leser angerufen und gewitzelt: "Es war nur ein Kontrollanruf, sie können ja ruhig weiterschlafen." wob
"Schamlos"
Zu unserem Artikel "Der rote Filz" in der Stadtteil-Rundschau Nord vom 9. Juli schrieb uns jetzt Lilli Pölt, Erste Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Eckenheim, folgenden Leserbrief: Auch wenn es dem Eckenheimer CDU-Vorsitzenden Max-Josef Meier gelingt, im "Sommerloch" seine unberechtigten Anschuldigungen gegen die Eckenheimer SPD in die Presse zu bringen - wahr sind seine Behauptungen deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil! Die Zustände, die er beklagt, hat er selbst herbeigeführt. Vor einigen Monaten war im Ortsbeirat 10 ein neuer Schiedsmann zu wählen. Die SPD nominierte einen geeigneten und engagierten Eckenheimer Bürger, der zufällig CDU-Mitglied war. Er wurde auch vom Ortsbeirat 10 mehrheitlich gewählt, wenn auch nicht von der CDU-Fraktion. Meier setzte den gewählten Schiedsmann - unter anderem mit der Androhung eines Parteiausschlußverfahrens - so unter Druck, daß dieser sein Amt nicht antrat. Der Grund: Von SPD und Grünen dürfe sich kein CDU-Mitglied wählen lassen! Aus dieser Erfahrung hat die Eckenheimer SPD den Schluß gezogen, daß sie die Ämter mit geeigneten Personen aus den eigenen Reihen besetzen muß. Nach wie vor haben aber auch noch CDU-Mitglieder Ämter im Bereich des Ortsbeirats 10, zumal alle Parteien, Vereine und Verbände doch zuwenig Mitglieder haben, die bereit sind, sich gegen eine kleine Aufwandsentschädigung für Porto, Telefon und Fahrtkosten für die Menschen in ihrem nahen Umfeld zu engagieren.
Die rot-grüne Mehrheit im Ortsbeirat 10 ist deshalb nach wie vor prinzipiell bereit, auch CDU-Mitglieder in Ämter hineinzuwählen, wenn sie kompetent sind und die Gewähr bieten, daß sie auch für die Bürger aktiv werden. Sie handelt damit völlig anders als zu den Zeiten, in denen noch die CDU im Ortsbeirat 10 die Mehrheit hatte; damals wurden rigoros alle SPD-Mitglieder bis zum letzten Sozialpfleger aus den Ämtern herausgewählt ohne Rücksicht auf das bestehende Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und denjenigen, die sie betreut haben.
"Schamlos" ist nicht die Ämterbesetzung im Ortsbeirat 10, sondern Meiers Vorgehen. Er untersagt Mitgliedern seiner Partei die Kandidatur oder die Annahme der Wahlämter und beschuldigt die Eckenheimer SPD in der Öffentlichkeit des "roten Filzes".
Damit hat Meier den Vorwahlkampf eingeleitet. Die SPD in Eckenheim stellt sich darauf ein, daß ihr politischer Gegner die Wähler nicht mit Argumenten für eine bessere Stadtteilpolitik für sich einnehmen will, sondern mit falschen Legendenbildungen und der Wiederbelebung alter Klischees.
KORR MSS
"Daß sie uns einen Trainer mit Seehund-Erfahrung geben, kann ich noch akzeptieren. Aber die Fische mag ich nicht."
(Aus Männer, wehrt euch!" von Peter Butschkow, erschienen im Lappan Verlag)
(Aus Männer, wehrt euch!" von Peter Butschkow, erschienen im Lappan Verlag.)
Das Museum für Moderne Kunst lädt wie im vergangenen Jahr wieder Kinder zu Ferienspielen in seine Räume ein. Das Angebot richtet sich an Jungen und Mädchen, die zwischen acht und zwölf Jahren alt sind.
Die Teilnehmer sollen auf spielerische Weise Möglichkeiten für den Umgang mit den ausgestellten Kunstwerken erkunden. Dabei, so der Wunsch der Betreuer/innen, sollen sie ihre eigene Erlebniswelt in die Betrachtung dessen, was es im Museum zu sehen gibt, einbringen.
Die Aktion ist für die letzte Ferienwoche geplant: Dienstag und Mittwoch, 28./29, im Museum für Moderne Kunst (Domstraße 10); sie dauert an beiden Tagen je zweieinhalb Stunden. Im Mittelpunkt steht die Herstellung einer "Museums-Zeitung".
Da bei den Ferienspielen in kleinen Gruppen gearbeitet wird, bittet das Museum interessierte Kinder bzw. ihre Eltern um Voranmeldungen unter der Telefonnummer 212 35844. tom
ESCHBORN. Wer die schmuddeligen Klamotten in die Waschmaschine steckt, sollte künftig einen Blick auf die Dosierungstabelle des Waschmittels werfen, bevor er oder sie das Pulver in den Füllschacht des Gerätes kippt, empfehlen die Stadtwerke.
In Eschborn müsse man sich an jene Spalte halten, in der die Menge für den Wasserhärtebereich 2 angezeigt wird. Diesen Härtegrad hat das von den Stadtwerken gelieferte Trinkwasser. Das hat jetzt die Untersuchung des Instituts Fresenius ergeben. Die exakte Dosierung verhindert eine unnötige Belastung der Abwässer. set
HÖCHST. Mit einem Schuß ins rechte Bein seines Kontrahenten hat ein 50 Jahre alter Mann am Sonntag abend eine lautstark geführte Auseinandersetzung beendet. Wie die Polizei mitteilte, war der 50jährige in einem Lokal an der Königsteiner Straße mit einem ein Jahr jüngeren Gast in Streit geraten, weil dieser einen Geldbetrag in Höhe von 500 Mark eintreiben wollte. Als der Gläubiger, der Teilhaber der Gaststätte ist, von seinen Forderungen nicht abzubringen war, zog der Schuldner kurz vor 22 Uhr eine Waffe, schoß und verletzte den 49jährigen erheblich.
Nachdem er zunächst geflohen war, stellte sich der Schütze später beim Höchster Polizeirevier. Von der Tatwaffe fehlt bislang jede Spur. leo
Der Druck der Polizei auf die offene Drogenszene sollte nach Auffassung des Vorsitzenden der Frankfurter SPD, Sieghard Pawlik, nicht zurückgedreht, sondern "wie beabsichtigt erhöht" werden. Damit hat der SPD-Politiker auf die Forderung der Grünen im Römer reagiert, die das Ausmaß der täglichen Aktionen in der Taunusanlage kritisiert hatten.
"Sich der Gesamtverantwortung für die Stadt stellen, bedeutet, sich eben nicht in eine Nische mit ausschließlicher Randgruppenpolitik zurückzuziehen, sondern das Gemeinwohl voranzustellen", erklärte Pawlik. Die Probleme schwerkranker Drogensüchtiger zu sehen und ihnen "soweit möglich" zu helfen, sei zwar Bestandteil sozialer Verantwortung, könne aber nur die eine Seite des Handels sein. Die Notwendigkeit, die Drogenszene so klein wie möglich zu halten, dürfe nicht aus dem Blickfeld gelassen werden. ft
WIESBADEN. Opas Kur ist tot. Es gibt keine Gesellschaftskur mehr in Wiesbaden. Rund 93 Prozent aller Kurgäste, die im Jahr 1991 in heißen Thermalquellen badeten, salziges Kochbrunnenwasser schlürften und sich behandeln ließen, waren gesetzlich Krankenversicherte, nämlich exakt 10 191 Menschen. Nur 741 Privatpatienten kamen in die Kurstadt. Apropos Kurstadt. Eigentlich müßte dieser Beiname längst durch Kongreßstadt ersetzt worden sein. Denn längst hat - was die Zahl der Übernachtungen angeht - der Geschäftsreiseverkehr die Kur überrundet. Mehr als 60 Prozent gehen auf das Konto der Geschäftsreisenden (Messen, Ausstellungen, Kongresse, Tagungen), knapp 28 Prozent auf das der Kur, den Rest verbucht der Städtetourismus für sich. Insgesamt gab es im vorigen Jahr mehr als eine Million Übernachtungen, 368 000 Gästeankünfte wurden gezählt. Die Kurbetriebe werden seit Mitte der 50er Jahre als städtischer Eigenbetrieb geführt. 177 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von fast 50 Saisonkräften unterstützt. Sie alle arbeiten für das "multifunktionale Dienstleistungszentrum Kurbetriebe", wie es Kurdirektor Kurt Stroß ausdrückt. Mit ihm sprach FR-Mitarbeiterin Ellen Kugler über die Rolle der Kur im Spannungsfeld des Wirtschaftsfaktors Tourismus.
Zehn Bühnen . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Zum zweiten Mal im Programm: Die Rennen der Drachenboote, die mit Ruderern aus 43 Frankfurter Stadtteilen besetzt sind.
Ein zentraler Ort wird der Park vor dem Museum für Kunsthandwerk sein. Owens' "Traumtheater Salome" und der Tigerpalast teilen sich eine "Wasserbühne" und zeigen Ausschnitte aus ihren Programmen. Das Handwerk präsentiert sich, vom Goldschmied bis zur Holzschniterei. Kunst am Fluß findet zwischen Holbeinsteg und Friedensbrücke statt. Nicht zu vergessen die "Kindermeile" zwischen Holbeinsteg und Rollschuhbahn mit Zauberern, Märchenerzählern und Mitspielaktionen. Und weil der Eiserne Steg diesmal fehlt, wird eine zweite Fähre eingesetzt,die ebenfalls 50 Pfennig pro Fahrt kostet, doch kommt der Reinerlös der Kinderhilfe-Stiftung zugute. Daß die Gastronomie Würstchen oder Handkäs und Kaviar oder Schampus anbieten wird, muß nicht betont werden. Der diesmal einbezogene Freitagabend läßt sie auf höheren Umsatz hoffen; sie zahlen an die Stadt beträchtliche Standgebühren.
(Siehe rechts: "Bunte Wünsche . . . ")
"Später als 18 Uhr können wir uns aber nicht verabreden, denn bei Einbruch der Dunkelheit muß ich wieder zurück sein." Ein Treffen mit Siegfried Werner zu vereinbaren, ist schon eine kleine Kunst. Der braungebrannte, dynamische 66jährige mit dem kurzgeschorenen grauen Haar ist Haushüter, und als solcher nimmt er seine Pflichten ausgesprochen ernst. "Tagsüber darf ich nicht länger als drei Stunden am Stück weg sein, und abends, wenn es dunkel ist, gar nicht", zählt er in seinem sympathischen Berliner Akzent die wichtigsten seiner Arbeitsbedingungen auf.
Siegfried Werner ist ein korrekter Mensch, das vor allem. Ihn in dem Haus besuchen, auf das er gerade aufpaßt - nein, das ist ebenfalls nicht erlaubt. Anweisung des Auftraggebers. Wenn die Familie nach vier Wochen aus dem Urlaub auf Sardinien zurückkommt, wird alles tipptopp in Schuß sein: "So wie ich es zu Hause sauber- und ordentlich halte, so mache ich es auch hier", versichert er und blickt für einen Augenblick besonders energisch durch seine Brillengläser.
Das vierte Mal schon hat ihn die Haushüter-Agentur in Eschborn, für die er arbeitet, zu der Harheimer Familie geschickt. Man kennt sich gegenseitig, das Ehepaar weiß das Haus und den großen Garten in guten Händen. "Machen Sie sich keine Sorgen, gnädige Frau", hat er der Hausherrin vor der Abreise noch einmal versichert. Auch die beiden Papageien, das "lebende Inventar", wie er sie augenzwinkernd nennt, haben längst mit ihm Freundschaft geschlossen. "Komm mal hierher", ruft Coco, der 35 Jahre alte Graupapagei, ihm aus seinem Käfig hinterher und verabschiedet ihn mit einem freundlichen "Tschüs!", wenn er morgens zum Bäkker geht, seine zwei Brötchen holen.
Wie alle Haushüter - zumindest gilt das für die Agentur in Eschborn - ist Siegfried Werner nicht mehr berufstätig. Vor drei Jahren ließ sich der Beamte pensionieren, um seine kranke Frau zu pflegen. Als sie kurz darauf starb, suchte er nach einer Beschäftigung. "Ich hatte keine Langeweile, die hatte ich nie in meinem Leben", betont er. "Ich wollte nur etwas Abwechslung.
Im Fernsehen sah er einen Bericht über Haushüter-Agenturen und schrieb die Adresse in Eschborn an. Der Geschäftsführer besuchte ihn zu Hause, sah sich bei ihm um, fragte ihn ein bißchen nach seinem Leben. Siegfried Werner mußte ein Führungszeugnis vorlegen, und kurz darauf kam schon der erste Einsatz in einem Haus in Schlangenbad. "Die hatten eine riesige Dogge, zwei Katzen, zwei Goldfischteiche und sechs große Aquarien im Keller", erinnert er sich lachend. "War ich froh, daß sie wenigstens die Dogge mit in Urlaub nahmen."
Mit Tieren umzugehen, beherrscht er längst souverän. Und draußen im Garten zu arbeiten, gefällt dem passionierten Wanderer und Schwimmer. "Ich mähe den Rasen, ich gieße die Blumen, ich pflücke die Kirschen vom Baum." Dazwischen leistet er sich eine kleine Mittagsruhe auf der Terrasse, oder er geht spazieren. Das Haushüter-Dasein gefällt ihm, und der mangelnde Kontakt zu anderen Menschen macht ihm nichts aus. Seinen Charme und seinen Witz versprüht er dann, wenn er Touristen als Fremdenführer durch Frankfurt geleitet - auch dafür hat er noch Energie. Während eines Haushüter-Einsatzes muß dieser Job allerdings zurückstehen. Ach ja, und dann hat er noch eine eigene Wohnung, gerade erst bezogen, noch nicht mal die Lampen hängen. Dort schaut er alle paar Tage mal rein, die Nachbarin leert den Briefkasten. Nein, langweilig wird ihm nie.
Am Wochenende wird sein Einsatz beendet sein, die Familie hat ihm telefonisch ihre Rückkehr angekündigt. Siegfried Werner wird sie in Empfang nehmen, für die "gnädige Frau" wird selbstverständlich ein Blumenstrauß bereitstehen. Wie sich das gehört. Wohin es als nächstes geht, weiß er noch nicht genau. Inzwischen wird er sich erst mal um seine eigene Wohnung kümmern.
Reich, das betont er zum Schluß noch mal, reich kann man beim Haushüten nicht werden. Von den 70 Mark, die die Familie pro Tag an die Agentur zahlen muß, bekommt er nur 16 Mark plus einen Verpflegungszuschuß. "Aber ich mach das gern", sagt er, "da tue ich wenigstens was Nützliches." esi
Der Caritasverband Frankfurt wird sich auch nach der Reform des Paragraphen 218 nicht aus der Konfliktberatung für Schwangere zurückziehen. Ob er sich aber an dem neuen, gesetzlich verordneten Beratungssystem beteiligen wird, ist nach Angaben von Stadtdekan Klaus Greef, dem ersten Vorsitzenden des Verbandes, noch offen.
Weil die Erfahrung der Beraterinnen gezeigt habe, wie wichtig konkrete Hilfsangebote für einen "wirklich wirksamen Schutz des Lebens" seien, will sich die Caritas um einen Ausbau entsprechender Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Mutter-Kind-Gruppen bemühen. Im vergangenen Jahr suchten 203 Frauen die Beratung während der Schwangerschaft auf, weitere 141 kamen nach der Geburt des Kindes. ft
Ein "Netzwerk für Hilfsangebote statt Szenezerschlagung" will der Landesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, "Akzept", gründen.
Aus den Anfängen einer liberalen Frankfurter Drogenpolitik nach der Formel "Leben mit Drogen" sei die Formel "ohne Drogenabhängige leben" geworden, heißt es in dem Aufruf. Jede Kommunalwahl brauche ihren Sündenbock, 1989 seien es die Ausländer gewesen - "sollen es 1993 die Drogenabhängigen werden?".
Am Donnerstag, 16. Juli, 19.30 Uhr im Ökohaus, Kasseler Straße 1 a, soll darüber beraten werden, wie das Netzwerk aussehen und finanziert werden soll. ft
Luftbelastungswerte vom 17. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,02 (0,02) 0,03 (0,02)
NO2 0,09 (0,08) 0,08 (0,06)
Staub 0,06 (0,04) 0,04 (0,02)
O3 0,05 (0,04) 0,01 (0,05)
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben. O3 steht für Ozon. Es wird von 10 bis 12 Uhr gemessen und als Zwei- Stunden-Mittelwert angegeben.
Wenn Stefan S. mit dem Zug fährt, entscheidet er sich in letzter Zeit immer öfter für den ICE. So auch wieder vor zwei Wochen, als er von Frankfurt nach Mannheim mußte. Er hatte am Schalter gerade sein Ticket gekauft, als ihm am Hauptbahnhof ein Bekannter über den Weg lief, der dasselbe Fahrtziel hatte. Dem aber waren 32 Mark für die einfache Fahrt nach Mannheim zu teuer und er überredete Stefan S., mit ihm im IC zu fahren. "Du kannst ja dann den Differenzbetrag wieder am Schalter zurückbekommen", meinte er.
Für die Strecke Frankfurt-Mannheim stellt die Bundesbahn 25 Mark in Rechnung, sieben Mark Unterschied zum ICE- Preis. Als er diese sieben Mark am Schalter im Mannheimer Bahnhof einforderte, erlebte er "eine böse Überraschung". Stefan S.: "Der Schalterbeamte sagte mir, bei Rückerstattungen von Fahrgeld müßte ich eine Bearbeitungsgebühr von 10,80 Mark zahlen. Ich habe gedacht, der macht einen schlechten Witz mit mir." "Der Kollege am Schalter", sagt Hartmut Lange, Pressesprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, "hat nicht gescherzt, sondern sich vielmehr an die Bestimmungen gehalten."
Bei Anträgen auf Fahrkostenrückerstattungen würde die Bahn regelmäßig den Preis für 50 Bahnkilometer - derzeit eben 10,80 Mark - als Bearbeitungsgebühr einbehalten. "Wir tragen damit dem Umstand Rechnung, daß im Nahverkehr wesentlich seltener kontrolliert wird als auf längeren Strecken. Diese Gebühr", räumt Lange unumwunden ein, "soll Kunden vor Mißbrauch mit nicht entwerteten Karten abschrecken."
Ein Irrglaube vieler Bahnkunden sei es auch, es lohne sich allemal bei längeren Strecken, den fälschlichweise oft als ICE-Zuschlag bezeichneten Mehrpreis zurückzufordern, wenn man tatsächlich nur einen IC oder EC benutzt hat. So kostet eine einfache Bahnfahrt Frankfurt-München 103 Mark, im ICE 108 Mark. Anders auf der Strecke Frankfurt-Hamburg: Die Fahrt in IC und EC kostet 130 Mark, im ICE, der auf der neuen Schnellstrecke ab Oberhessen fast eine Stunde gewinnt, 150 Mark. Wer mit ICE-Ticket im langsameren Zug fuhr, kann sich 9,20 Mark am Schalter zurückholen, sofern er sich dies vom Schaffner auf der Karte vermerken ließ. enk
Vom Attentat auf ein Hüttendorf bis zum Schwert des Bürgermeisters
Nach den Wirren der ersten Wochen, den Ereignissen, die unerwartet und unberechnet in einem wilden Tempo hereingebrochen waren, hat die 79. Tour de France wieder ihre klaren Konturen. Miguel Indurain, der stolze Spanier, zeigte auf den 65 Kilometern um Luxemburg herum, wer der nun Herr im Hause ist.
Die großen Rivalen, ob Weltmeister Gianni Bugno, der dreimalige Tour-de-France-Sieger Greg Lemond, der Vorjahresdritte Claudio Chiapucci, der wiederauferstandene Stephen Roche und wie sie alle heißen mögen, wurden von ihm deklassiert. Wie er im 53er Schnitt am Moselufer entlangraste, das verriet seine einsame Klasse. "Ein Gott auf dem Fahrrad", schwärmte enthusiastisch ein ganz alter Tourhase.
Nur Pascal Lino, den stilistisch so trefflichen Bretonen, überholte er noch nicht. Es zeigte sich wieder einmal, wie so ein Gelbes Trikot auch einen Rennfahrer beflügelt, der im Vorfeld des Geschehens überhaupt nicht angesprochen wurde. Und Jens Heppner aus Gera, der sich selbst als schlechten Zeitfahrer bezeichnete, braucht dazu nicht einmal ein Gelbes Trikot. Er wuchs ausgerechnet in dem Moment über sich hinaus, als der entfesselte Pascal Lino, der in den ersten Zwischenzeiten dieses 75 Kilometer langen Rennens gegen die Uhr überraschend der Drittschnellste war, ihn überholte.
Der Effekt, den diese Situation auslöst, würde psychologisch sicherlich ganz anders beurteilt. Die Psychologen würden beim eingeholten Heppner Resignation erwarten und beim einholenden Lino einen weiteren Schub nach vorne. Genau umgekehrt geschah es. Jens Heppner, der es gar nicht liebt, so allein gegen einen unsichtbaren Gegner, gegen die unbarmherzige Stoppuhr zu fahren, hatte plötzlich einen Rivalen im Visier.
Er hielt den Abstand, der gefordert war, fuhr nicht im Windschatten, was ihm, wie einstmals Dietrich Thurau Strafzeiten eingebracht hätte, aber er fuhr das Tempo von Lino, profitierte praktisch davon, daß er eingeholt worden war. Und der Mann im Gelben Trikot wurde unsicherer und fiel vom dritten Platz an den Zwischenzeiten auf den sechsten im Endklassement zurück. Auf Platz 24 landete Heppner als der mit Abstand beste Deutsche und im Gesamtklassement behauptete er noch Platz sieben. HELMER BOELSEN
Wolfram Thiele (Nassovia Höchst) und Ingo Euler (FRG Sachsenhausen) kehrten mit Gold von den inoffiziellen Europameisterschaften der U 23, dem "Match der Seniors", aus dem schottischen Strathclyde zurück. Insgesamt 28 Nationen stritten um den Europacup in der Mannschaftswertung, den der Deutsche Ruder-Verband nicht zuletzt durch die Siege im Vierer mit Steuermann, in dem Wolfram Thiele zusammen mit Ruderern aus Potsdam und Berlin saß. Schlagmann Ingo Euler führte den Leichtsgewichts-Doppelvierer als erster durch Ziel, dem auch Wolfram Thiele angehörte. FR
BAD HOMBURG. Die Taurus GmbH, die im Auftrag der Stadt die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber am Niederstedter Weg betreibt, hat dem Bad Homburger Arbeitskreis Asyl Hausverbot für das Wohnheim erteilt. Hintergrund ist eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen einem äthiopischen Asylbewerber und Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes in der Unterkunft. (Die Wachmannschaft arbeitet im Auftrag der Taurus GmbH.) Der Vorfall ist bisher ungeklärt. Die Taurus fühlt sich jedoch vom Arbeitskreis in ungerechtfertigter Weise kritisiert und begründet so das Hausverbot.
Die Darstelllungen über den Vorfall am 31. Mai gehen weit auseinander. Nach Auskunft des Arbeitskreises - so stand es in einer Zeitung - kam der junge äthiopische Asylbewerber von einem Disco-Besuch nach Hause. Am Eingang des Wohnheims sei er von einem Wachmann, ebenfalls ein Äthiopier, zusammengeschlagen worden. Im Laufe der Prügelei sollen auch andere Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes auf den Asylbewerber eingeschlagen haben. Auslöser der Auseinandersetzung sei möglicherweise die unterschiedliche Konfession der beiden Flüchtlinge gewesen.
Der Arbeitskreis Asyl habe "seine einseitigen Kenntnisse ohne jegliche Rücksprache an Dritte (Kommunalpolitiker) weitergeleitet" begründet Taurus das Hausverbot. Das Verbot gelte nicht für die ehrenamtliche Kinder- und Hausaufgabenbetreuung. Den Vorfall beschreibt das Unternehmen in völlig anderer Weise. Der betroffene Äthiopier sei "volltrunken" in das Wohnheim gekommen und habe lautstark geschimpft. Einen Wachmann, der ihn beruhigen wollte, habe er tätlich angegriffen. Dieser Wachmann und ein zu Hilfe eilender Bewohner seien bei dem Handgemenge verletzt, der Äthiopier von der alarmierten Polizei mit auf die Wache genommen worden. Der Wachmann sei kein Äthiopier, aber "möglicherweise früher ein Asylbewerber" gewesen, teilte Taurus auf Anfrage mit.
Aus dem Kreis derer, die sich in Bad Homburg für die Flüchtlinge engagieren, wird der Sicherheitsdienst heftig kritisiert. Die Praxis, einzelne Asylbewerber aus dem Wohnheim für die Bewachung des gleichen Wohnheims anzustellen, sei unverantwortlich. Damit werde "die Notlage der Menschen ausgenützt" und die Atmosphäre zwischen den Heimbewohnern vergiftet. Ein "Spitzelsystem" würde entstehen. Der Firma Taurus wird der Vorwurf gemacht, daß ihr diese Methode bekannt sei und sie sie auch akzeptiere.
Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP), zuständig für die Unterkunft, will sich sowohl mit der Firma Taurus als auch dem Arbeitskreis Asyl zusammensetzen, um "sich erst einmal zu informieren". Klaus-Peter Erny, Leiter des Sozialamtes, sagte, es sei schlimm, daß Asylbewerber aus demselben Land bei uns ihre ethnischen Konflikte austragen. Es sei jedoch ungeheuerlich, daß "die Taurus mit dieser Konstellation die Spannungen auch noch verschärft". jom
HOCHTAUNUSKREIS. Jugendliche, die noch keine Lehrstelle haben, brauchen nicht zu verzagen: "Wir haben noch eine ganze Zahl offener Stellen", sagt Berufsberater Karl Heinz Föller vom Arbeitsamt Bad Homburg. Weil die Schere zwischen Angebot und Nachfrage - die geburtsschwachen Jahrgänge schlagen nun voll durch - immer weiter auseinanderklafft, prophezeit Föller: "Am Ende bleiben sicher noch Lehrstellen übrig."
Wie es draußen im Land ausschaut, zeigen zwei Zahlen: "Wir haben in unserem Bezirk über 10 000 Lehrstellen. Auf sie entfallen weniger als 3000 Bewerber", erläutert Hans-Jürgen Podzun von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Ihr sind auch die Betriebe im Hochtaunuskreis angeschlossen. "Für Jugendliche ist die Situation ausgezeichnet. Sie können auswählen", urteilt Podzun.
Und das hat Folgen. Auch für jene, die junge Menschen heute vor dem Schritt ins Berufsleben beraten: "Früher haben wir ihnen gesagt: Eine Lehre ist besser als gar keine. Heute müssen wir ihnen raten, sich den Beruf auszusuchen, der ihnen am meisten Spaß und Freude machen könnte." Welche Berufe am zukunftsträchtigsten sind, auf das Orakel will er sich nicht einlassen: "Jeder Beruf bietet heute Chancen, wenn man sich dahinterklemmt. Denn alles ist im Wandel." Daß dem Dienstleistungsbereich generell die Zukunft gehöre, möge zwar stimmen, aber auch das Handwerk könne "goldenen Boden" haben: "Das merkt jeder, der einen Handwerker braucht. Und was haben wir von der wachsenden Freizeit, wenn immer weniger Leute in der Gastronomie arbeiten wollen?"
Seit Beginn des Berichtsjahres - für die Berufsberater des Arbeitsamtes ist das der 1. September - haben sich beim Arbeitsamt in Bad Homburg 624 Jugendliche vorgestellt. Davon sind offiziell 141 noch nicht vermittelt. Weil aber nicht alle Jugendliche von sich aus die Antwortkarte des Arbeitsamtes zurückschicken, kann der eine oder andere gleichwohl längst eine Lehrstelle haben. Die gemeldeten Ausbildungsstellen belaufen sich auf 1501. Bei 545 ist nicht bekannt, ob sie schon besetzt sind.
Überlaufen sind nach wie vor typische kaufmännische Berufe: bei Banken, Versicherungen, Verlagen, Reiseunternehmen und Werbung. "Dort kann deshalb auch nicht jeder Bewerber mit einem Platz rechnen", sagt Föller. Schon etwas anders sieht es bei den Steuer-Fachgehilfen, Rechtsanwaltsgehilfen oder Einzelhandelskaufleuten aus. Die besten Chancen auf einen Lehrstellenplatz gibt es im Gewerbe: "Wir haben noch massenweise Lehrstellen", sagt Föller, "und bekommen jetzt Prügel von den Firmen, weil wir nicht genügend Leute schicken." Wer eine Lehre im Elektro- oder Metallbereich oder auf dem Bau machen will - kein Problem. "Doch", so Föller, "Metallbauer, Elektroinstallateur, Maurer, Maler und Lackierer will niemand mehr lernen." Ebenso sei kaum noch jemand zu überzeugen, doch das Fleischer- oder Bäckerhandwerk zu lernen oder dort hinter dem Tresen zu stehen.
Zwei von drei Jugendlichen zieht es Föller zufolge heute in kaufmännische Berufe. Doch auch dort bekommen die Firmen bereits die geringere Nachfrage zu spüren. Viele Unternehmen haben deshalb ihre Anforderungen an künftige Azubis gesenkt. Gleichzeitig versuchen sie mit ausbildungsbegleitenden Programmen, Jugendlichen unter die Arme zu greifen.
Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, bittet Föller, sich auf jeden Fall beim Arbeitsamt zu melden. Sich von Firmentests erschreckt resignierend zurückzuziehen, das sei in jedem Fall der falsche Weg: "Mit Hilfe des Berufsbildungszentrums in Frankfurt läßt sich vielleicht doch noch ein Beruf finden, der Spaß macht."
"Federn, Muscheln und Kaurischnekken muß man in das Schatzhaus stecken" - Kinder ab acht Jahren lädt das Museum für Völkerkunde am Mittwoch, 15. Juli, 11 Uhr, zum Suchen, Spielen und Raten ein. Anmeldung erbeten unter der Telefonnummer 212 - -3 59 13. Sommersprachkurse Spanisch
Wer diesen Sommer nicht in spanischsprechende Länder fährt, oder erst ab August verreist und noch schnell die spanische Sprache auffrischen oder sogar kurz und intensiv die nötigste Grundlage erlernen möchte, hat bei der Lehrerkooperative die Auswahl unter drei Kursen, die zwischen dem 20. Juli und 6. August abends stattfinden. Information und Beratung: Lehrerkooperative, Kasseler Str. 1a, Telefon (069) 77 80 55, montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, oder bei Fer- nando Riedl, Telefon (069) 49 90 335.
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Detlef's Pommesbude Eröffnung am Samstag, 18. Juli
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Die Kolpingfamilie Frankfurt-Zentral gibt am kommenden Dienstag, 21. Juli, um 15 Uhr, eine Gartenparty unterm Motto "Kreis der Älteren". Gefeiert wird bei Friedel Bensching, bei schlechtem Wetter im Kolpinghaus in der Langen Straße 26. ml/28
Eine Auszeichnung ist nicht immer ein gutes Zeichen. Besonders dann, wenn diese eine heimische Tier- oder Pflanzenarttrift. Dies gilt auch für den Baum des Jahres 1992: die Ulme. Einst in den Auwäldern der Flußtäler wie im Bergland europaweit verbreitet und hierzulande als Alleenbaum ebenso beliebt wie die Linde, sind Berg-, Feld- und Flatterulme seit langem "auf dem absterbenden Ast", wie ein Ulmen-Spezialist sagt. Doch was stirbt, sind mehr als Äste, mehr als Solitäre in Parkanlagen und Vorgärten. Hier stirbt, so rauscht es düster durch den Blätterwald, eine ganze Art. Schuld an diesem Massenexitus ist die todbringende Allianz zwischen einem Käfer und einem Pilz. Doch noch ist nicht die Axt an die letzte Ulme gelegt. Im Gegenteil: Seitdem Wissenschaftler resistente Ulmenarten entwickelten, sind die Stadtgärtner hierzulande verhalten optimistisch. Es wird, auch in Frankfurt, wieder aufgeforstet.
In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts war die Ulmenkrankheit erstmals diagnostiziert worden. Als Erreger gilt der Ulmenschlauchpilz, der sich unter Mithilfe des Ulmensplintkäfers rasch in den Ulmenhainen ausbreitet. Beim Blattfraß trägt das Insekt Pilzsporen in die vom ihn verursachte Wunde, die klebrigen Sporen verstopften die Leitungssysteme des Baumes. Für den ist das, wie der Fachmann die Todesart drastisch erläutert, "eine Art Embolie".
Immer wieder zwang die wellenartig auftretende Ulmenkrankheit Privatgärtner und Hüter städtischer Parkanlagen, die Bäume nit den verdorrten Blättern zu fällen, bis einem US-amerikanischen Wissenschaftler nach bald dreißig Jahre währenden Experimenten im Treibhaus eine erste Resistenzzüchtung gelang. Die Neuzüchtung, eine Kreuzung aus widerstandsfähigen asiatischen Ulmen und heimischen Arten, erhielt den warenrechtlich geschützten Namen "Resista". Deutscher Lizenznehmer ist die in Darmstadt ansässige Baumschule Konrad Appel, die vorwiegend die drei Resista-Sorten Recerta, die schlankwüchsige Regal und die wegen ihrer gelben Herbstfärbung Sapporo/Autumn Gold genannte Sorte vertreibt - mit einer Zehn-Jahre- Garantie. Die Neuzüchtung, so Heinz Grönlund, Leiter der Darmstädter Baumschule, habe sich problemlos in den Lebensprozeß der heimischen Landschaft eingepaßt. Der Ulmenspezialist, der die Resistenz seiner Resista-Sorten in jährlichen Testreihen überprüft, feiert die Kreuzung inzwischen als "Rettung der Ulmenart".
Gleichwohl dämpft der stellvertretende Leiter des Frankfurter Gartenamtes, Walter Löw, übertriebene Erwartungen. Rund 250 Ulmen in Parkanlagen und 200 dieser traditionsreichen Bäume an Straßen und auf Plätzen sind derzeit amtlich registriert - die Hälfte von ihnen sind Jungpflanzungen der Sorte Resista. In der Stadt am Main, deren Baumbestand nur noch zu knapp einem Prozent von Ulmen gestellt wird, wird - vorsichtig - aufgeforstet: Ein Teil der in den städtischen Gewächshäusern nachgezogenen Ulmenart "Autumn Gold" soll im Herbst gepflanzt werden. Den Nachweis ihrer tatsächlichen Resistenz müssen dann die Pflanzen erst einmal im Laufe ihres langen Lebens erbringen : Ulmen können - rein theoretisch - bis zu 400 Jahre alt werden. sar
Heute zum Frühstück las ich den Artikel "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand ein - zum Tod" (FR vom 10. 7. 1992), schon war mir der Tag verdorben.
Bereits in der Schule habe ich gelernt, daß einige Menschen gleicher sind als andere, und daß immer mit zweierlei Maß gemessen wird.
Bisher ging ich allerdings - fälschlicherweise, wie mir nun schmerzlich bewußt wurde - von einer Obergrenze des Zynismus aus.
Es gibt aber keine Grenze: es gibt Mord und "Mördchen" und unglückliche Unfälle mit Softballschlägern, wie sie Frauenbenutzen . . ., und daß der Neger daran stirbt, daran ist er sicher auch selbst schuld.
Sowieso trifft Amadeu Antonio eine Mitschuld an seinem Tod: was läuft er auch so schwarz herum!
Wäre dies ein amerikanischer Film und nicht die Wirklichkeit und wäre Gaby Schimansky ein neuer weiblicher Rambo, dann wäre noch Hoffnung, aber so?
Eva Verma, Frankfurt am Main
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Korrektur
fred Feist. "Er ist Mitglied eines ,Germania'-Vereins - doch ob das eine
Wir möchten uns entschieden dagegen verwehren, als Deckmantel der PKK bezeichnet zu werden (FR vom 6. 7. 1992 "Seit Blut floß am ,Tag der Brüderlichkeit' regiert nur noch Haß").
Wir sehen diese Anschuldigung als Propaganda gegen den Befreiungskampf des kurdischen Volkes und die Aufdekkung der Menschenrechtsverletzungen, die in der Türkei mit Duldung der Bundesregierung geschehen.
Wir unterstützen die Bemühungen der KurdInnen für ihre Befreiung und möchten ihren Kampf an die Öffentlichkeit bringen.
Dabei arbeiten wir öffentlich unter Beteiligung aller Interessierten.
Kirstin Eisen und Johannes Nuyen (Kurdistan-Solidarität), Siegen
Dienstag, 14. Juli
Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 Kilometer.
Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin.
PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Hobby-Börse, Bendergasse 1: 17 Uhr, Offene- Kennenlern-Runde.
Frauen-Verband: 16 Uhr, Offener Nachmittagstreff; Historix, Saalgasse 19.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Bingo; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248.
Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße.
Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1, Niederrad. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldecker Straße 5, Tel. 52 08 10; Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstraße 64, Tel. 36 43 32; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstraße 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Heinrich-Lübke-Straße 7, Tel. 76 10 54; Kalbach-Apotheke, Kalbach, Kalbacher Hauptstraße 51, Tel. 50 36 85; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 73, Tel. 59 02 96; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstraße 29, Tel. 35 01 82; Kuhwald-Apotheke, Müllerstraße 30, Tel. 77 17 35; Lotus-Apotheke, Kaiserstraße 72, Tel. 23 63 12; Lukas-Apotheke, Parlamentsplatz 4a, Tel. 44 75 71; Sertürner Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; ZeilApotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Don nerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
HUNTSVILLE, 14. Juli (AP). Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Montag die Hinrichtung eines wegen Mordes zum Tode Verurteilten wenige Stunden vor der Vollstreckung des Urteils aufgeschoben. Wie der stellvertretende texanische Staatsanwalt Bob Walt mitteilte, nannte das Gericht keine Gründe für den Strafaufschub. Der 57jährige David Holland sollte am Dienstag morgen mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Er hatte 1985 die Zweigstellenleiterin einer Bank bei einem Bankraub in Port Arthur getötet. Bei dem Überfall war auch eine 23jährige Bankangestellte ums Leben gekommen. In Texas wurden seit der Wiederaufnahme der Todesstrafe 1982 50 Mörder hingerichtet, allein sieben in diesem Jahr.
PASADENA, 14. Juli (AP). Die US- Raumsonde "Magellan" hat seit einer Woche keine Bilder vom Planeten Venus mehr zur Erde übermittelt. Wie die US- Weltraumbehörde NASA mitteilte, wurde die Aufnahme dreidimensionaler Bilder von der vulkanischen Oberfläche des Planeten wegen der Überhitzung des einzigen verbleibenden Radiosenders unterbrochen. Es ist noch nicht geklärt, wie das technische Problem behoben werden kann.
Bislang hat die Venussonde 21 Prozent der Oberfläche in 3-D-Technik abfotografiert. Mit Hilfe von Radarstrahlen hat sie 97 Prozent des wolkenbedeckten Planeten aufgezeichnet und damit das Ziel der bislang 744 Millionen Dollar teuren Mission, die bis Mai 1993 dauern soll, schon überschritten. Die für "Magellan" zuständige NASA-Abteilung hatte eine Ausdehnung des Projekts bis 1995 gefordert und dafür eine Aufstockung der Mittel um 53 Millionen Dollar beantragt.
Zur Person:
HERMANN RAPPE, IG-Chemie-Vorsitzender, hat sich der Kritik an der neuen ostdeutschen Sammlungsbewegung angeschlossen. Es handele sich um eine Initiative politischer Falschspieler, sagte Rappe der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Initiatoren, der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi und der brandenburgische CDU-Politiker Peter-Michael Diestel, hätten sich selbst isoliert und versuchten nun, politisch zu überleben. Diese "Koalition der Verlierer" trage nur dazu bei, die Opferbereitschaft der Menschen in den alten Bundesländern zu beeinträchtigen, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete. Als Gewerkschafter und Sozialdemokrat müsse man sich von der Bewegung distanzieren und sie bekämpfen. (AP)
KENNEBUNKPORT, 14. Juli (AP). Neuer US-Botschafter in Ecuador wird der Vorsitzende einer texanischen Ölgesellschaft, der 61jährige Walter Light, werden. Wie das Weiße Haus weiter mitteilte, wird der 53jährige START-Unterhändler Linton Brooks stellvertretender Direktor der Abrüstungsbehörde.
FRANKFURT A. M., 14. Juli (AP). Mit seiner Ankündigung einer Autobahngebühr hat Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) heftige Kritik auch aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf sich gezogen. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages, Dionys Jobst, warf der Bundesregierung in einem Interview der Berliner Tageszeitung "B.Z." vor, die Bürger mit der neuen Diskussion um die Finanzierung der Bundesbahnreform "völlig unnütz überrascht" zu haben.
Statt eines klaren Finanzierungskonzeptes seien "ohne jede Not Andeutungen in die Welt gesetzt und die Spekulationen angeheizt" worden, erklärte der CSU-Politiker, der allerdings im Gegensatz zu Regierungssprecher Dieter Vogel bestätigte, daß es entsprechende Pläne gebe.
Die Mineralölsteuer, so Jobst, müsse um 20 Pfennig erhöht werden, nämlich 1992 und 1994 um je zehn Pfennig pro Liter. Dadurch kämen jährlich rund zehn Milliarden Mark in die Bundeskasse. Jobst: "Das Geld ist nötig, um ein finanzielles Fiasko bei der Reform der Bundesbahn zu vermeiden und die Schiene wettbewerbsfähig zu machen." Durch die Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr sollen nach den Worten des Verkehrsexperten "endlich auch die Ausländer - und dabei speziell die Lkw - an den Wegekosten in Deutschland beteiligt werden". Deutsche Lkw sollten dafür weniger Kfz-Steuern zahlen. Jobst: "Insgesamt müßten durch die Straßenbenutzungsbühren jährlich etwa fünf Milliarden Mark zusammenkommen."
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Eduard Oswald, bewertete dagegen die von Krause angekündigte Autobahngebühr in einem Interview der "Augsburger Allgemeinen" als "reine Spekulation". "Weder Höhe, Modalitäten noch Zeitpunkt der Maßnahmen, mit denen die Bahnreform finanziert werden soll, stehen fest", sagte Oswald. Die Einführung einer höheren Mineralölsteuer habe "keine Priorität". Dafür trete er für eine Verkehrsabgabe ein, sofern dies zur Finanzierung der Bahnprivatisierung überhaupt nötig sei.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Erika Emmerlich, warf Krause vor, mit seinen Ankündigungen die ohnehin abgeschwächte Automobilkonjunktur zur gefährden.
Dagegen begrüße die Automobilindustrie die von Krause geplante Staffelung der Kfz-Steuer nach Höhe des Schadstoffausstoßes.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, sprach sich dafür aus, das Autofahren erheblich zu verteuern. "Grundsätzlich bin ich als Umweltschützer für eine kräftige Erhöhung der Kosten des Autoverkehrs nicht nur über den Benzinpreis", erklärte von Lersner in der "Neuen Presse" in Hannover. Eine Stabilisierung des Kohlendioxidausstoßes allein über den Benzinpreis sei nur zu erreichen, wenn dieser pro Liter zwischen 2,50 und fünf Mark liege.
Zum Umweltschutz, so von Lersner, seien verschiedene Mittel nötig, so die Erhöhung der Mineralölsteuer, die Differenzierung der Kraftfahrzeugsteuer nach Umweltgesichtspunkten und Anforderungen an den Verbrauch der Autos. Allerdings müsse der öffentliche Verkehr mehr gefördert werden, damit der Umstieg für die Menschen sozial zumutbar sei.
C H I H U A H U A , 14. Juli (AP). Bei der Gouverneurswahl im mexikanischen Staat Chihuahua ist nach Auszählung der Stimmen in über der Hälfte der Wahllokale die Oppositionspartei
"Dies ist ein Triumph für die Bürger Chihuahuas", sagte der 41jährige Geschäftsmann Barrio vor jubelnden Anhängern. Macias sagte, die Wahlen hätten die Demokratie in Mexiko gestärkt. Nach Auszählung von 55 Prozent der Stimmen entfielen auf die PAN 214 350, auf die PRI 180 291 Stimmen. Nach vorangegangenen Hochrechnungen der PAN erzielte Barrio 60 Prozent der Stimmen gegenüber 40 Prozent für den 42jährigen PRI-Kandidaten Macias. Von den 1,2 Millionen Wahlberechtigten wählten 63 Prozent.
Nach Auszählung von 23 Prozent der Stimmen in Michoacan zeichnete sich ein Wahlsieg für den Kandidaten der PRI, Eduardo Villasenor, ab. Auf ihn entfielen bis dahin 89 615 Stimmen, auf seinen Gegner von der PRD, Cristobal Arias, 46 613 Stimmen. Der Vorsitzende der PRD, Cuauhtemoc Cardenas, warf der Regierungspartei massiven Wahlbetrug vor. Mexikanische Wahlbeobachter sagten gestern, sie hätten mehr als 850 Verletzungen des Wahlgesetzes registriert.
Die Wahl wurde als Test für den 1988 gewählten mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari und seine Demokratisierungsversprechen gesehen. Die PRI ist seit 1929 an der Macht und hat seither praktisch alle nationalen und Regionalwahlen gewonnen - häufig mit betrügerischen Methoden. Die PRI räumte bei den Gouverneurswahlen von Baja California 1989 erstmals eine Wahlniederlage ein. Auch die Gouverneurswahl in Guanajuato ging im vergangenen Jahr an die Opposition verloren.
MAINZ, 14. Juli (AP). Die von der Bundesregierung geplanten Haushaltskürzungen bei der beruflichen Bildung werden nach Einschätzung des Präsidenten der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, vor allem Frauen treffen. Der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" sagte Franke, es werde dann noch schwieriger, Frauen gleichberechtigt in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Eine berufliche Weiterbildung haben nach Frankes Angaben in der ersten Jahreshälfte 315 000 Frauen aufgenommen, wobei sich die Frauen wesentlich stärker daran beteiligt haben als die Männer. Er verwies darauf, daß die Frauen in den neuen Bundesländern fast zwei Drittel der Arbeitslosen stellen. Dieser Anteil steige ständig. Die Arbeitslosenquote der Frauen liege mit 18,9 Prozent fast doppelt so hoch wie die der Männer mit zehn Prozent.
PEKING, 17. Juli (AP). Drei chinesische Dissidenten sind dem Vorstand einer in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation beigetreten. Wie die Gruppe "Menschenrechte in China" jetzt mitteilte, sind die Neumitglieder Wang Ruoshui, Yu Haocheng und Guo Luoji bekannte Intellektuelle, die ihren Wohnsitz weiterhin in China haben werden.
Die Organisation wurde von chinesischen Studenten und Stipendiaten in den USA gegründet und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen in China in einer Zeitschrift. Diese erscheint sowohl in Chinesisch als auch in Englisch. In der Vergangenheit wurden Chinesen, die Kontakt zu einer Menschenrechtsorganisation aufgenommen hatten, in ihrer Heimat festgenommen. Im Zuge der erneuten wirtschaftlichen Öffnung Chinas fordern Intellektuelle verstärkt auch eine politische Liberalisierung.
J E R U S A L E M , 14. Juli (AP / AFP). Mit der Vereidigung der neuen israelischen Regierung unter Yitzhak Rabin ist wieder Bewegung in die festgefahrene Nahostdiplomatie gekommen. In einer leidenschaftlichen Rede vor der Knesset sagte der Ministerpräsident, er sei bereit, "im Dienst für den Frieden schon morgen nach Amman, Damaskus und Beirut zu reisen".
US-Präsident George Bush gratulierte Rabin und schickte Außenminister James Baker zu einer weiteren Sondierungsmission in die Konfliktregion. Bush kündigte in einem Telefongespräch mit dem neuen Regierungschef die baldige Wiederaufnahme der Nahostgespräche an. Die USA und Rußland sind Schirmherren des am 30. Oktober vergangenen Jahres in Madrid eingeleiteten Friedensprozesses.
Der US-Präsident sagte, er werde Außenminister James Baker in der kommenden Woche in den Nahen Osten entsenden, "um den Stein wieder ins Rollen zu bringen". Die letzte Verhandlungsrunde fand Ende Mai in Lissabon statt. Bush lud Rabin für August in sein Sommerhaus in Kennebunkport ein.
Das israelische Parlament bestätigte die neue Regierung am Montag abend mit 67 gegen 53 Stimmen. Die Koalition von Rabins sozialdemokratischer Arbeitspartei mit dem linksgerichteten Meretz-Block und der religiösen Schas-Partei stimmte geschlossen für das Kabinett. Fünf zusätzliche Stimmen kamen von den arabischen und kommunistischen Abgeordneten. Nach der Abstimmung wurde das Kabinett vereidigt. Am Dienstag übernahm Rabin offiziell die Amtsgewalt von seinem Vorgänger Yitzhak Schamir.
Mit der Bestätigung des Kabinetts billigte die Parlamentsmehrheit zugleich die von Rabin dargelegten politischen Ziele. Dazu gehören die baldige Wiederaufnahme der Gespräche mit den arabischen Nachbarn und eine Autonomieregelung für die Palästinenser in den besetzten Gebieten. Rabin wandte sich direkt an die 1,7 Millionen Palästinenser im Westjordanland und dem Gazastreifen und sagte: "Sie haben Tausende von Söhnen und Töchtern verloren, und Sie verlieren fortwährend Land. Wir haben Ihnen den gerechtesten und den aus unserer Sicht realistischsten Vorschlag zu machen: Autonomie, Selbstbestimmung, mit allen Vorteilen und Grenzen." Dabei hätten beide Seiten Zugeständnisse zu machen.
In einer Geste des guten Willens lud Rabin die palästinensischen Delegierten der vor neun Monaten eröffneten internationalen Nahostkonferenz zu informellen Gesprächen nach Jerusalem ein. Die arabischen und alle anderen Staaten erkennen Jerusalem nicht als Hauptstadt Israels an. Feisal Husseini, Chefberater der palästinensischen Delegation, maß der Rede in einem ersten Kommentar jedoch "beträchtliche Bedeutung" bei.
In den von Rabin dargelegten Grundzügen der Regierungspolitik wird das Thema Siedlungsstopp nicht direkt erwähnt. Es heißt in diesem Zusammenhang lediglich, daß alles vermieden werden solle, was Probleme bei den Friedensgesprächen schaffen würde. Den bestehenden Siedlungen wird aber Schutz und Unterstützung zugesichert. Rabin warnte die Führer des Palästinenseraufstandes in den besetzten Gebieten (Intifada), die Sicherheitskräfte würden bei einer Fortsetzung der gewaltsamen Aktionen während der Verhandlungen "hart zuschlagen". Er fügte hinzu: "Es gibt keine Kompromisse im Krieg gegen den Terrorismus."
Der Ministerpräsident, der zugleich das Verteidigungsressort übernimmt, und zwölf seiner Minister einschließlich Außenminister Schimon Peres gehören der Arbeitspartei an, drei dem Meretz-Block, einer der Schas-Partei. Rabin leitet zunächst auch die Ressorts Soziales und Religionsangelegenheiten. Diese beiden Ministerien will er dem Vernehmen nach zwei anderen religiösen Parteien anbieten, wenn sie es der Schas-Partei gleichtun und der Koalition beitreten sollten.
Der neue Außenminister Schimon Peres sagte in einem Radio-Interview in Jerusalem, er wolle "permanente Friedensverhandlungen". Es dürfe keine Zeit mehr "mit Randfragen" verloren werden.
Der vorherige Ministerpräsident Yitzhak Schamir verließ sein Amt mit heftigen Angriffen auf seinen Nachfolger. Der neuen Regierung Rabin fehle es an Weitsicht und jüdischen Werten. Rabin werde mit zu großen Zugeständnissen an die Araber Israel gefährden.
SRINAGAR, 14. Juli (AP). Bei einer Razzia indischer Soldaten gegen Moslemguerillas in Kaschmir wurden laut Polizei am Dienstag zehn Landarbeiter erschossen. Augenzeugen berichteten, die Soldaten hätten das Feuer auf die Bewohner einer Siedlung nahe Srinagar eröffnet. Zuvor war bei einem Guerillaangriff auf einen Militärkonvoi nach offiziellen Angaben ein Soldat getötet worden.
FRUITA, 14. Juli (AP). US-Wissenschaftler haben die Überreste eines riesigen Velociraptors entdeckt, eines fleischfressenden Dinosauriers aus der Kreidezeit. Wie der Direktor des Forschungsteams, Mike Perry, erläuterte, war der nach seinem Fundort im US-Staat Utah benannte Utahraptor etwa sechs Meter lang und damit gut doppelt so groß wie die bislang bekannten Arten dieser Gattung.
Bereits im vergangenen Herbst hatten Wissenschaftler in einem Steinbruch bei Moab in Utah einen Zeh des Utahraptors gefunden, der wegen seiner ungewöhnlichen Länge von 38 Zentimetern für Aufsehen sorgte. Nach weiteren Ausgrabungen konnten nun auch ein Teil des Schädels und der zahnreiche Oberkiefer des vorsintflutlichen Raubtieres gefunden werden. Dinosaurier der Raptorfamilie waren schnell und äußerst gefährlich, laut Perry vielleicht sogar noch räuberischer als der Tyrannosaurus Rex.
BOSTON, 14. Juli (AP). Mindestens fünf Bewohner der US-Großstadt Boston sind am Sonntag Ohrenzeugen bei der Erschießung ihres 34jährigen Nachbarn Dwight Bean geworden, haben aber danach nicht die Polizei verständigt. Nach Polizeiangaben wurde Bean erst acht Stunden nach dem Verbrechen in der Nähe seines Hauses gefunden. Dort war er seinen schweren Verletzungen an Brust und Beinen erlegen. Die Polizei fahndete bislang vergeblich nach dem Täter.
Bean hatte 15 Jahre in dem Stadtviertel gelebt und war bereits vor zwei Jahren das Opfer eines Raubüberfalls geworden. Ein Nachbar sagte, Pistolenschüsse seien in der Gegend nicht ungewöhnlich.
MOSKAU, 14. Juli (AP). Eine national gemischte Truppe hat am Dienstag erste Stellungen in der von Krieg heimgesuchten georgischen Region Südossetien bezogen. Die 800 Mann starke Truppe, der zu gleichen Teilen Russen, Georgier, Süd- und Nordosseten angehören, soll die Einhaltung des Waffenstillstandes garantieren. Daneben stehen noch 900 weitere Soldaten für den Notfall in Reserve.
Wie der georgische Präsident Eduard Schewardnadse erklärte, soll die Truppe 42 Beobachterposten in einer Pufferzone nahe der südossetischen Hauptstadt Zchinwali beziehen. In dieser Zone solle auch ein internationales Pressezentrum errichtet werden, von wo aus Korrespondenten aus aller Welt über den Konflikt berichten könnten, sagte Schewardnadse.
Das Eingreifen in Südossetien könnte ein Probelauf für eine größere Truppe sein, deren Gründung in der vergangenen Woche von der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) beschlossen worden war. Die Außenminister der elf GUS- Staaten wollen am Mittwoch in Usbekistan zusammenkommen, um dort über den Einsatz dieser Truppe zu beraten.
Wie es hieß, soll eine solche Einheit erstmals Ende Juli in der Dnjestr-Region Moldawiens zum Einsatz kommen, wo ein Kleinkrieg zwischen der ehemaligen Sowjetrepublik und slawischen Separatisten im Gange ist. Am Dienstag herrschte dort Ruhe, nachdem der russische Vize-Präsident Alexander Ruzkoi in der Nacht zum Dienstag in Moldawien intensive Gespräche zur friedlichen Beilegung des Konfliktes geführt hatte.
Im Krisengebiet Berg-Karabach gingen die Kämpfe in der Nacht zum Dienstag dagegen weiter. Armenische Milizionäre von Berg-Karabach beschossen erneut die aserbaidschanischen Grenzkreise Ter-Ter, Agdam, Fisuli und Kubatli. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Baku kamen dabei sechs Menschen ums Leben.
BONN, 14. Juli (epd/AP/dpa/AFP). Für eine leichtere Einbürgerung von Ausländern hat sich die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, die FDP-Politikerin Cornelia Schmalz-Jacobsen, ausgesprochen. Bei der Vorstellung ihres ersten Jahresberichts sagte sie am Dienstag in Bonn, jeder zweite der sechs Millionen Ausländer in Deutschland lebe bereits länger als 15 Jahre hier. Zwei Drittel der Ausländerkinder seien in Deutschland geboren und würden zum größten Teil auch hier bleiben. Dieser Tatsache müsse die Bundesregierung Rechnung tragen. Andernfalls würden über Generationen hinweg Ausländer produziert, die längst keine mehr seien.
Angesichts dieser Entwicklung sei eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts notwendig. In Deutschland geborene Ausländer sollten einen Anspruch erhalten, Deutsche zu werden, so die FDP-Politikerin. Zudem sei entgegen der bisherigen Praxis in größerem Maße die doppelte Staatsbürgerschaft hinzunehmen. Ferner sollte die Einbürgerung nach den Worten der Ausländerbeauftragten mit weniger Kosten als bisher verbunden sein.
Schmalz-Jacobsen rief dazu auf, sich in der Diskussion stärker mit Daten und Fakten auseinanderzusetzen. Zu leugnen, daß in Deutschland de facto Einwanderung stattgefunden habe, sei "eine Lüge wider den Augenschein". Sie wiederholte ihre bereits bei der Amtsübernahme geäußerte Kritik an der Fremdenfeindlichkeit. "Die Ausländerdebatte ist aus den Fugen geraten, die allgemeine Wahrnehmung der Tatsachen leidet zunehmend darunter." Nach ihrer Einschätzung seien sowohl die positiven wie die negativen Einstellungen gegenüber Ausländern stärker geworden.
Als "weitgehend geglückt" bezeichnete Schmalz-Jacobsen die wirtschaftliche Integration der mehr als zwei Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer. Dies sei der höchste Stand seit 1980 und entspreche acht Prozent der Beschäftigten. Es gebe ganze Branchen, in denen der Anteil erheblich höher liege und die ohne Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer in ernste Schwierigkeiten geraten würden: So betrage der Ausländeranteil in den Gießereien 24,1 Prozent, im Gaststätten- und Hotelgewerbe 21,2 Prozent, in der Textilverarbeitung 19,3 Prozent, in der Reinigungsbranche 16,9 Prozent, im Bergbau 14,5 Prozent und in der Eisen- und Stahlerzeugung 14 Prozent. Allerdings lag die Arbeitslosenquote bei Ausländern 1991 mit 10,7 Prozent deutlich höher als bei deutschen Arbeitnehmern mit sechs Prozent.
"Ganz große Sorge" äußerte die Ausländerbeauftragte über die Situation im Ausbildungsbereich. Als Beispiel nannte sie den Fall einer Sparkasse, die eine Lehrstelle nur widerwillig mit einem türkischen Mädchen besetzt habe. Erst danach habe die Sparkasse festgestellt, wie viele ihrer Kunden Türken waren und wie nützlich die Zweisprachigkeit ihres Lehrlings war. Dem Bericht zufolge stieg die Zahl der ausländischen Auszubildenden von 57 000 im Jahr 1986 auf 98 000 in 1990. Dennoch seien nur 6,7 Prozent aller Auszubildenden Ausländer gewesen. Der Ausländeranteil unter den Jugendlichen in der Bundesrepublik liege dagegen bei zwölf Prozent. Schmalz-Jacobsen appellierte vor allem an mittelständische Betriebe, mehr Ausbildungsplätze für ausländische Jugendliche anzubieten.
Bedenken äußerte Schmalz-Jacobsen wegen der möglichen Folgen der europäischen Einigung für die gesellschaftliche Integration der Ausländer in Deutschland. Nur ein Viertel der sechs Millionen Ausländer komme aus EG-Staaten. Würde der Maastrichter Vertrag in der jetzigen Fassung ratifiziert, hätte allein diese Gruppe das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunal- und Europawahlen. Dadurch würde die EG zur Begründerin einer Zwei-Klassen-Ausländergesellschaft in Deutschland. CDU will "Schnellspur" für EG-Bürger
BERLIN (dpa). Die seit Jahren überlastete Berliner Ausländerbehörde soll nach dem Willen der CDU umstrukturiert werden. So müsse als "Schnellspur" eine eigene Abteilung für EG-Bürger eingerichtet werden, forderte der ausländerpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Roland Gewalt, am Dienstag. Bereits Stunden vor der Öffnung der Behörde stünden jeweils mehrere hundert Menschen Schlange.
Es sei nicht einzusehen, warum Geschäftsleute aus der EG "unnötige Verzögerungen bei der Bearbeitung ihrer Verwaltungsvorgänge hinnehmen müssen", erklärte Gewalt. Dies sei ein Handikap für den Investitionsstandort Berlin.
BREMEN (ap). Der größte deutsche Schiffsbauer, der Bremer Vulkan, will die Meerestechnik-Werft in Wismar nun endgültig zum 1. August übernehmen. Dies erklärte Vorstandschef Friedrich Hennemann. Weil das Europaparlament den Subventionsplan der EG-Kommission für die ostdeutschen Werften ablehnte, habe die Treuhand zunächst gezögert. Die Zahl der Beschäftigten in Wismar soll dann von 3000 auf 2300 sinken. Als erstes will der Vulkan dort zwei Containerschiffe für China bauen. Dafür seien Investitionen über 100 Millionen Mark notwendig.
Das Unternehmen will in Zukunft vor allem durch den Erwerb von ertragsstarken Firmen in Westeuropa wachsen, die die Militärelektronik der Töchter Systemtechnik Nord und Atlas Elektronik zivil vermarkten könnten. Laut Hennemann konnte sich der Konzern inzwischen weiter aus der Abhängigkeit vom Schiffbau lösen. Der Anteil der Werften sei von früher 61 Prozent auf 44 Prozent gesunken, der der Elektronik und Systemtechnik von 33 auf 48 Prozent gewachsen.
Der Vorstand will das Grundkapital von 732 Millionen auf eine Milliarde Mark erhöhen. Im laufenden Jahr wächst die Belegschaft durch den Kauf der Wismarer Werft und des Dieselmotorenwerks Rostock auf über 20 000 Beschäftigte. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr von 3,8 auf 3,3 Milliarden Mark, hatte aber 1989 noch bei 1,3 Milliarden gelegen. Die Schwankungen hingen mit der Abrechnungstechnik für Schiffe zusammen. Der Jahresüberschuß stieg von 35 auf 74 Millionen Mark. Damit wurde der Verlustvortrag aus der Vergangenheit ausgeglichen. Ziel sei es, von 1993 an wieder eine Dividende zu zahlen.
STUTTGART, 16. Juli (AP). Die baden- württembergische Ärzteschaft macht Front gegen das von Bonn geplante Gesundheitsstrukturgesetz. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg, Wolfgang Mohr, sagte in Stuttgart, die Patienten sollten in den nächsten zwei Wochen mit Postern und Handzetteln in den Praxen aufgeklärt werden. Auf über einer Million "roter Karten" wollen die Mediziner Protest- Unterschriften sammeln und an Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer schicken.
Der Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Friedrich-Wilhelm Kolkmann, bezeichnete das Reformvorhaben der Koalition als "Gesetz zur Verstaatlichung des Gesundheitswesens und zur Aufhebung der Freiberuflichkeit des Arztberufes". Es sei gesundheitspolitisch unvernünftig, für die Patienten unsozial und für die ärztliche Berufsausübung unerträglich.
Die baden-württembergischen Zahnärzte schlossen sich dem Protest an. Das Bonner Konzept würde einen "Rückfall in die zahnärztliche Steinzeit" zur Folge haben, warnte der Sprecher der vier Kassenzahnärztlichen Vereinigungen im Südwesten, Wolfgang Gutermann, am Donnerstag in Stuttgart. Er kündigte den Widerstand der Zahnmediziner an, schloß aber einen Streik aus.
BONN, 14. Juli (AP). Ein gemeinsames nationales Mahnmal für die Opfer des NS-Völkermordes wird es nicht geben. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Franz-Josef Hammerl, sagte am Dienstag in Bonn der AP, die Bundesregierung respektiere die Haltung des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieser hatte sich dagegen ausgesprochen, der im Dritten Reich ermordeten Juden sowie Sinti und Roma mit einem gemeinsamen Mahnmal zu gedenken. Die politische Bedeutung des Judenmordes dürfe nicht verwischt werden.
Dagegen hatte der Vorsitzende des Zentralrates der deutschen Sinti und Roma, Romani Rose, gesagt, das Gedenken an die Opfer der NS-Rassenpolitik dürfe nicht geteilt werden. Hammerl betonte, es gehe nicht darum, eine Opfergruppe herauszuheben, der historische Zusammenhang der Judenverfolgung im Dritten Reich sei aber einmalig. Die Bundesregierung werde jedoch auch ein Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma unterstützen.
BERLIN, 14. Juli (AP). Für Juden, Sinti und Roma wird es kein gemeinsames nationales Mahnmal als Opfer des NS-Völkermordes geben. Dies teilte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Franz-Josef Hammerl, am Dienstag mit. Nach monatelangem Streit zwischen den Opfergruppen entschied die Bundesregierung Hammerls Angaben zufolge, zunächst eine Gedenkstätte für die ermordeten europäischen Juden einzurichten. Sie soll in Berlin auf dem Gelände des früheren Reichssicherheitshauptamtes entstehen.
Der Zentralrat der deutschen Sinti und Roma hatte sich für ein gemeinsames Mahnmal eingesezt. Der Vorsitzende Romani Rose hatte in Briefen an Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und den Zentralrat der Juden in Deutschland darauf hingewiesen, daß beide Volksgruppen "allein auf Grundlage ihrer biologischen Existenz systematisch vernichtet worden" seien. Sie dürften daher nicht im Gedenken getrennt werden.
Der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Micha Guttmann, sprach sich aber für getrennte Gedenkstätten aus: "Die politische Bedeutung des Mordes an den Juden darf nicht verwischt werden. Dabei geht es nicht um die Frage, wer mehr gelitten hat."
Diese Position will das Bundesinnenministerium nach Hammerls Angaben akzeptieren. "Der historische Kontext der Judenverfolgung im Dritten Reich ist einmalig", sagte Hammerl.
Rose hofft allerdings, daß ein Gespräch mit dem derzeit erkrankten Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Heinz Galinski, noch eine Änderung der jüdischen Position bewirken kann.
HAMBURG, 14. Juli (AP). Das Grab des Schauspielers Hans Albers auf dem Friedhof im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf ist in Gefahr: Mit einem Schild auf der Grabstätte hat die Friedhofsverwaltung jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß die Ruhezeit für das Grab Ende dieses Jahres abläuft. "Vor 25 Jahren wurde hier zuletzt eine Schwester von Hans Albers beigesetzt. Es gibt keine direkten Nachkommen, und so kümmert sich heute niemand um den Fortbestand des Grabes", sagte Peter Eggers, der Leiter des Ohlsdorfer Friedhofes, am Dienstag in Hamburg.
Rund 35 400 Mark würden Erhalt und Pflege des Grabes für die nächsten 25 Jahre kosten, wie die Friedhofsverwaltung ausgerechnet hat. "Wir hoffen jetzt darauf, daß sich eine private Initiative gründet, die Geld für die Erhaltung der Grabstätte sammelt", sagte Eggers. Sollte bis Ende des Jahres nicht genug Geld zusammenkommen, wird die Friedhofsverwaltung das Grab des "blonden Hans'" trotzdem nicht gleich einebnen.
TOKIO, 15. Juli (AP). In die Diskussion über den um sich greifenden plötzlichen Tod japanischer Manager aus Überarbeitung, in Japan "Karoshi" genannt, ist neuer Zündstoff gekommen. Experten des Arbeitsministeriums in Tokio gaben einer Frau recht, die vorgebracht hatte, ihr Mann sei an den Folgen von Überarbeitung gestorben.
Der 47jährige Jun Ishii war 1990 in Japan in einem Hotel, in dem er mit sowjetischen Geschäftspartnern wohnte, an Herzversagen gestorben. Der Abteilungsleiter bei der Firma Mitsui war in den zehn Monaten vor seinem Tod acht Mal auf Geschäftsreise in der damaligen Sowjetunion. Die Witwe hatte sich Ende 1990 an eine von der Regierung unterstützte und von japanischen Firmen finanziell getragene Stiftung gewandt, die für Arbeitsunfälle zuständig ist. Sie hatte ins Feld geführt, daß der Tod ihres Mannes auf einen überharten Dienstplan zurückzuführen sei. Frau Ishii erhält jetzt jährlich so viel Geld, wie ihr verstorbener Mann in den drei Monaten vor seinem Tod verdient hat.
WARSCHAU, 15. Juli (AP). In dem Warschauer Vorort Laski wird es auf absehbare Zeit kein Heim für Kinder geben, die mit dem Aids-Virus infiziert sind. Französische Ärzte unter Leitung des Immunologen Michel Kazatchkin, die für die Organisation Ärzte der Welt (Médécins du Monde) arbeiten, konnten sich nicht gegen protestierende Warschauer durchsetzen und wurden am Dienstag unter schrillen Pfiffen und Buhrufen regelrecht vertrieben.
Die Ärzte hatten vorgehabt, zwei Häuser in Laski zu Heimstätten für HIV-infizierte Kinder zu machen. Vor zwei Wochen wurde eines der Häuser niedergebrannt, das andere vollkommen verwüstet. In Polen wie anderswo sollten sich Ärzte, Krankenschwestern und Forscher an ein Wort erinnern, sagte Kazatchkin in Laski, das man vor ein paar Jahren mit Polen verbunden habe: Solidarität. Eine US-amerikanisch-polnische Stiftung hatte 275 000 Dollar für die Einrichtung der Kinderheime bereitgestellt.
MOSKAU, 14.Juli (AP). Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in dem von Nationalitätenkonflikten erschütterten autonomen Gebiet Nachitschewan sind am Dienstag 29 der 34 Insassen ums Leben gekommen, meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, wird am Freitag in Barcelona das Konzept der Stadt für die Olympischen Spiele 2000 vorstellen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) räumt den acht Bewerber- Städten jeweils eine einstündige Pressekonferenz vor den internationalen Medienvertretern ein.
Der olympische Radikalreformer Juan Antonio Samaranch möchte ein weiteres fundamentales Prinzip verändern. Bisher zählte die Universalität Olympischer Spiele zum höchsten Gut. Nun soll sie durch ein Zwei-Klassen-Recht ersetzt werden. Wird der Plan des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Realität, dürfen nur noch die durch ein weltweites Qualifikationssystem ermittelten Eliten an den Spielen teilnehmen. Solche Länder, die durch dieses Sieb gefallen sind, erhielten nur noch das Recht, mit einer kleinen Abordnung bei der Eröffnungsfeier einzumarschieren.
Samaranch möchte mit seinem Plan die Spiele - zur Steigerung der Attraktivität - nur noch den Besten vorbehalten, außerdem will er das Gesetz der großen Zahlen brechen. Barcelona kann die 15 000 Teilnehmer in seinen Olympischen Dörfern kaum noch aufnehmen. Für Atlanta 1996 ist die Zahl auf 16 500 festgeschrieben. Bei den Spielen 2000 soll sie wieder, und dann ein für allemal, 15 000 betragen. Der IOC-Präsident selbst hat den Run auf Olympia ausgelöst, als er zur Erhöhung der Teilnehmerzahlen die Anreise subventionierte und dafür sorgte, daß der Aufenthalt in den Olympia-Dörfern mittlerweile kostenlos ist.
Diese Politik, die in Boykott-Zeiten Sinn machte, will der IOC-Präsident jetzt korrigieren. Doch als Samaranch seine Vorstellungen bei der letzten IOC-Vollversammlung vorstellte, erntete er Widerspruch. Der Großherzog von Luxemburg, dienstältestes IOC-Mitglied und Vertreter eines der betroffenen Länder, setzte sich für die Rechte der Kleinen ein. In Barcelona wird man sehen, ob der IOC-Präsident die Courage aufbringt, seinen umstrittenen Plan ausgerechnet in für ihn schwierigen Zeiten durchzusetzen.
Der um seine "Heimspiele" in Barcelona bangende und eine Wiederwahl als IOC-Präsident anstrebende Spanier muß versuchen, zusätzlichen Konfliktstoff vom IOC fernzuhalten. Auf den Sitzungen mit der Exekutive und der Vollversammlung muß sich Samaranch vor allem als Krisenmanager bewähren.
Alles, was in Barcelona geschieht, wird in Bezug stehen zu Samaranch. In einem unbedachten Augenblick hat sich der IOC-Präsident selbst dafür "verantwortlich" erklärt, daß die 25. Olympischen Spiele in seiner Heimatstadt ausgetragen werden. Dabei war er 1986 beim Kampf der Kandidaten um Olympia kraft Amtes eigentlich zur strikten Neutralität verpflichtet. Doch so ist der "Herr der Ringe" diesmal auch der "Herr der Spiele". Und nicht zuletzt deshalb hat der vom spanischen König Juan Carlos zum Marquis beförderte Samaranch erklärt, erst nach Abschluß der Olympiade werde er Auskunft geben, ob er 1993 eine dritte Amtsperiode als IOC-Präsident anstrebe.
Doch Samaranch hat die Weichen auf Wiederwahl längst gestellt. Den Mitgliedern des Exekutivkomitees war ein Brief mit der Versicherung zugegangen, ihr Präsident fühle sich bei guter Gesundheit und bereit zu weiterer Mitarbeit in der olympischen Bewegung. Der Taktiker sieht Gefahr in Verzug, und sie droht aus London. Dort sitzen die "angelsächsischen Verschwörer", die zuletzt ihre Giftpfeile mit dem Ziel abgeschossen hätten, ihn zu erledigen. Gemeint ist das Buch der Engländer Vyv Simson und Andrew Jennings, in dem Samaranch vorgeworfen wird, die olympische Bewegung sei unter seiner Führung "korrupt und antidemokratisch" geworden.
In London leben auch Prinzessin Anne und Kevan Gosper. Die Königstochter hält mit Kritik an Samaranch nicht zurück. Britische Medien möchten die olympische Oppositionsführerin offenbar als IOC-Premier aufbauen. Der Australier Gosper ist ein in der britischen Metropole arbeitender Spitzenmanager eines Ölmultis, der von vielen IOC-Mitgliedern als Samaranch-Nachfolger gehandelt wird. Der IOC-Präsident steht also unter Druck wie noch nie in seiner zwölfjährigen Amtszeit. So könnte er das Zwei- Klassen-Recht vielleicht doch in der Schublade lassen. dpa
Im schwarzen Priestergewand sitzt Pater Joseph auf dem Fahrradsitz seines "Portofess" genannten mobilen Beichtstuhls. "Das Geschäft geht langsam." Knapp einem Dutzend Passanten hat Pater Joseph in den vergangenen drei Stunden die Beichte abgenommen. Auf der Hinterachse seines dreirädrigen Fahrrads ist dafür ein schmaler, aus Holz fein gearbeiteter dunkelbrauner Beichtstuhl mit einem schweren, dunkelbraunen Samtvorhang montiert, vor dem die Beichtenden auf einer Holzstufe niederknien.
Auf der anderen Straßenseite strömen unterdessen Tausende Delegierte, Politiker und Journalisten in die große Hallenarena Madison Square Garden zum Wahlparteitag der Demokraten. "Die Kirche muß dahin kommen, wo die Sünder sind", ist das Motto von Pater Joseph. Er ist für das Parteispektakel in New York extra mit seinem Beichtstuhl aus Kalifornien angereist. Zusammen mit 19 anderen Glaubensbrüdern seien sie dort "sehr erfolgreich". "Religion in Bewegung für Leute unterwegs." Die mobile Sündenvergebung sei "sehr wichtig", sagte Pater Joseph, freundlich durch seine kleine Hornbrille blinzelnd.
Mit seinem Beichtangebot hat er sich unter die Demonstranten gemischt, die vor der Absperrung, bewacht durch Polizisten, laut oder leise auf ihre Anliegen aufmerksam machen. "Geht sofort zurück zum Mond", fordert ein Demonstrant auf seinem Plakat, meint damit aber nicht die Demokraten selbst. Er gehört zu einer "Nationalen Weltraumgesellschaft", die im All ungeahnte Möglichkeiten sieht und eine Ausweitung der Raumfahrtprogramme fordert: "Amerika braucht das All zum Wachsen." Religiöse Lieder singend, halten Abtreibungsgegner Bilder mit abgetriebenen Föten hoch. Unmittelbar vor ihnen stehen mehrere Frauen mit blauen Schildern: "Abtreibung muß legal bleiben." Als Kameras anrücken und sich die Gemüter erhitzen, trennen Polizisten freundlich, aber bestimmt die Kontrahenten. Überall wimmelt es von Polizisten. Die Blocks um Madison Square Garden, wo sonst Drogenhändler, professionelle Taschendiebe, Spieler und Prostituierte ihren Geschäften nachgehen, sind vor dem Parteitag mit strikten Kontrollen und 800 Festnahmen "gesäubert" worden. Auch wurde der Müll weggeräumt.
Während sich halsbrecherisch und mit schrillem Hupen mehrere Polizisten auf kleinen Motorrollern einen Weg durch das Verkehrschaos um die Halle bahnen, schimpft Taxifahrer Victor Rosario: "Schrecklich. Ich bin froh, wenn alles vorüber ist." Das Geschäft mit den 35 000 Parteitagsteilnehmern sei nur etwas besser, aber die verstopften Straßen seien einfach zu stressig. Und Rosario ist ganz offen: "Wissen Sie, ich fahre lieber normale Leute."
ANDREAS LANDWEHR (dpa)
BREMEN, 14. Juli (dpa). Mit Tempo 100 ist ein übermüdeter niederländischer Lastwagenfahrer am späten Montag abend auf der Autobahn Hamburg-Bremen bei Oyten (Niedersachsen) in das Ende eines Staus gerast. Dabei wurde ein 40 Jahre alter Autofahrer aus dem bayrischen Rosenheim getötet. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei vom Dienstag hatte der 28 Jahre alte Lastwagenfahrer laut Fahrtenschreiber bereits 17 Stunden ununterbrochen hinter dem Steuer gesessen.
TIRASPOL, 14. Juli (dpa). Der Präsident der Dnjestr-Republik, Igor Smirnow, besteht nicht auf einer vollständigen staatlichen Unabhängigkeit von Moldawien. "Wenn man uns einen föderativen Staat vorschlüge, wäre das schon ein hervorragender Schritt", sagte Smirnow in einem dpa-Interview.
Auf diese Weise würden die wirtschaftlichen Beziehungen und jene zwischen den Menschen aufrechterhalten. "Das in unserer Republik ist eine Verteidigungsaktion, die Verteidigung der Menschenrechte und nicht die Verteidigung der Nation oder des Staates", sagte Smirnow.
"Die Hauptaufgabe ist, den Konflikt und das Blutvergießen zu beenden", erklärte Smirnow in dem Interview. Anschließend solle in Gesprächen der politische Status der Region links des Dnjestr festgelegt werden. Der moldawische Angriff auf die Stadt Bendery habe die Lage jedoch erschwert. "Nach diesen blutigen Ereignissen reden wir nicht mehr von Autonomie, sondern von der Staatlichkeit der Dnjestr-Republik", so Smirnow.
Auf Nachfrage betonte der Präsident allerdings, daß dieses "nur eine Variante" sei. Die Republik habe an die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) einen Antrag auf Aufnahme als Vollmitglied gestellt.
Der stellvertretende russische Präsident Alexander Ruzkoj und Moldawiens Präsident Mircea Snegur haben sich am Montag über die Notwendigkeit verständigt, die durch den Dnjestr-Konflikt verschlechterten Wirtschaftsbeziehungen zwischen ihren Republiken zu verstärken. Wie aus einem in Chisinau veröffentlichten Kommunique hervorging, plädierten Ruzkoj und Snegur außerdem dafür, die Kämpfe in dem Gebiet östlich des Dnjestr durch die Parlamente zu lösen. Ferner bestätigten sie den Anfang Juli in Moskau geschlossenen Waffenstillstand.
Neun deutsche Piloten nehmen an der 6. Segelflug-Europameisterschaft im ungarischen Bekescsaba teil. Damit stellen die deutschen Segelflieger das größte Kontingent aller 17 beteiligten Länder.
BUDAPEST, 14. Juli (dpa). Der Strom durchreisender deutscher Touristen sowie türkischer Gastarbeiter aus der Bundesrepublik, die auf Urlaub in ihre Heimat reisen wollen, hat in den letzten Tagen an den Grenzübergängen von Ungarn nach Rumänien und Serbien zu chaotischen Zuständen geführt.
Wie der stellvertretende Sprecher der ungarischen Grenzwache, Attila Krisan, am Dienstag erklärte, erhalten deshalb ab sofort durchreisende Touristen bei der Einreise Flugblätter, in denen Routen und Grenzübergänge für die Ausreise vorgeschlagen werden, um Staus zu entgehen. Krisan wies darauf hin, daß allein am vergangenen Wochenende rund 46 000 türkische Gastarbeiter und 40 000 deutsche Urlauber durch Ungarn gereist sind. Am wichtigsten Grenzübergang zu Rumänien betrugen die Wartezeiten für Pkw bis zu 20 Stunden, am Hauptübergang nach Serbien bis zu 12 Stunden. An anderen, kleineren Grenzübergängen blieb die Wartezeit dagegen nur auf rund zwei Stunden begrenzt.
GÖTTINGEN, 14. Juli (dpa). Kurz vor der geplanten Räumung eines besetzten Hauses in Göttingen haben rund 250 militante Autonome am Dienstag morgen vor dem Gebäude Barrikaden aus Schrottautos und Sperrmüll errichtet. Nach Polizeiangaben hält sich von den ehemaligen Hausbesetzern aus Göttingen kaum noch jemand in dem Gebäude auf. Das seit etwa einem Jahr leerstehende dreigeschossige Wohnhaus gehört einer Immobiliengesellschaft, die auf dem Grundstück ein wesentlich größeres Gebäude bauen will. Die Besetzer werfen der Gesellschaft vor, sie plane eine "Luxussanierung". Auf dem angespannten Wohnungsmarkt könnten sich Normalverdiener neue Wohnungen nicht mehr leisten.
EISENSTADT, 14. Juli (dpa). Slowenische Bauern blockierten am Dienstag mehrere Stunden lang mit Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen zahlreiche Grenzübergänge nach Österreich. Sie wollten damit ihren Forderungen nach höheren Getreidepreisen Nachdruck verleihen. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden Reisende aus westlichen Staaten jedoch nicht am Grenzübertritt behindert.
MADRID, 14. Juli (dpa). Marokkanische Oppositionelle, die im Exil leben oder als Emigranten in Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien und Spanien arbeiten, versuchen im Untergrund eine Oppositionspartei aufzubauen. Wie die spanische Zeitung "El Pais" am Dienstag berichtete, trafen sich rund 30 marokkanische Oppositionelle am Vortag an einem geheimen Ort bei Huesca (nördlich von Saragossa), um das Projekt eines "Demokratischen Blocks" voranzutreiben. Ein erstes Geheimtreffen hatte im Dezember in Maastricht stattgefunden. Der "Block" soll offiziell im Oktober in Spanien gegründet werden.
Zwei Wochen vor seinem ersten olympischen Auftritt hat sich der deutsche Tennis-Profi Boris Becker mit scharfer Kritik an seinem "Kindertraum" Olympia zu Wort gemeldet. In einem Interview mit dem Hamburger "ZEIT magazin" verurteilt der dreimalige Wimbledon-Gewinner den Neubau der olympischen Tennisanlage ("Da werden Riesensummen für nichts ausgegeben"), stellt die Rolle der Funktionäre in Frage und bezweifelt vor allem den sportlichen Stellenwert des Tennisturniers im Zeichen der fünf Ringe: "Fragen Sie irgendeinen Spieler - für keinen ist Olympia der Saisonhöhepunkt."
Becker, der in Stuttgart beim Weissenhof-Turnier den letzten Test für die Sommerspiele bestreitet, hat klare Prioritäten gesetzt: "Nach Barcelona fahre ich nicht in erster Linie wegen des Erfolgs, sondern wegen des olympischen Flairs. Kaffee trinken mit anderen Athleten, zum Beispiel mit dem Carl Lewis, und so weiter", stellte er in dem Interview seine klassische "Dabei-sein-ist-alles"-Position dar.
Olympia als sportlicher Höhepunkt der Tennissaison - das sei schon aus Termingründen unmöglich: "Wir haben kurz vorher Wimbledon, kurz danach die US Open. Während der Erholungsphase zwischen zwei Grand-Slam-Turnieren spielen wir das olympische Turnier. Ich frage mich sowieso, wie das gehen soll. Aber wir dürfen nun mal mitmachen, da will ich es auch versuchen", sagte der 24jährige, der 1988 wegen einer Verletzung nicht in Seoul antreten konnte.
Für ihn, bekundet Becker, sei Olympia ein "Kindertraum". Doch von nostalgischen Gefühlen will er sich nicht den Blick auf die Realität versperren lassen. Stichwort Neubauten: "In Barcelona gibt es eine wunderschöne alte Anlage, mit 15 Plätzen und Riesen-Centre-Court, auf der jedes Jahr ein renommiertes Turnier ausgerichet wird. Ich habe mir die neue Anlage angesehen. Sie ist kahl, hat acht Plätze und drumherum nichts als Hochhäuser."
Mit kritischen Worten bedachte Becker auch die Sportfunktionäre, die seiner Meinung nach den Kampf gegen das Doping nicht ernst genug nehmen: "Das ist für mich die Horror-Vorstellung: Der 55jährige Funktionär, dickbäuchig, lange keinen Sport getrieben, wenn überhaupt jemals, und der stellt dann Normen auf, wo die meisten wissen: Das ist ohne unerlaubte Mittel für kaum jemand zu schaffen." Becker plädierte dafür, Bluttests als Doping-Kontrolle einzuführen. Außerdem bezweifelte er, daß der Sprinter Ben Johnson 1988 zufällig überführt wurde: "Zufällig ein Schwarzer, zufällig ein Kanadier - und nicht Amerikaner, mit einer großen Lobby dahinter. Und alle anderen waren sauber? Ich denke, es würden viel mehr entdeckt, wenn mehr entdeckt werden sollten."
Ausgehend von den negativen Äußerungen, die er und seine dunkelhäutige Freundin Barbara Feltus in der Öffentlichkeit ertragen mußten, sprach sich Becker auch gegen Olympische Spiele in Berlin aus: "Es gibt genug Rechtsradikale in Deutschland, die wieder von der Herrenrasse anfangen, wenn wir bei Olympia einen Haufen Medaillen abräumen. Und das auch noch in Berlin. Ich finde, man muß da nicht noch Öl ins Feuer gießen. Warum sollen nicht lieber Länder so eine Olympiade kriegen, die weniger Glück haben als wir Deutschen?" dpa
BUDAPEST, 14. Juli (dpa). Fünf ungarische Staatsbürger werden sich in Kürze vor einem Gericht in der westungarischen Stadt Györ (Raab) wegen neo-nazistischer Betätigung verantworten müssen. Wie die Nachrichtenagentur MTI am Dienstag berichtete, hat die Gruppe unter Führung von Istvan Györkös im Januar 1991 die National-Sozialistische Aktionsgruppe gegründet. Auf mit dem Hakenkreuz versehenen Flugblättern, die in Budapest und anderen Städten verteilt wurden, habe die Gruppe zum Haß gegen Juden und Ausländer aufgerufen.
KÖLN, 14. Juli (dpa). Die Beziehungen zwischen alten und neuen Bundesländern florieren zumindest laut Statistik: Alle ostdeutschen Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern haben mittlerweile eine Partnerstadt in Westdeutschland. Dies ergab eine bundesweite Umfrage des Deutschen Städtetages in Köln. Allerdings unterhalten nur acht von hundert ostdeutschen Städten mit weniger als 10 000 Einwohnern Beziehungen zu einer westdeutschen Kommune. Insgesamt gebe es mindestens 1084 innerdeutsche Städtebeziehungen - allerdings seien wohl nicht alle Kontakte erfaßt worden.
Die drei georgischen Olympiasieger von 1988, Nino Sulakwadse (Schießen), Leri Chabelow und Dawid Gobedischwili (beide Ringen), wurden für das Olympia- Team der Gemeinschhaft Unabhängiger Staaten (GUS) nominiert. Neben den Goldmedaillengewinnern werden neun weitere georgische Athleten in den Sportarten Tennis, Segeln, Boxen, Gewichtheben, Bogenschießen, Leichtathletik, Wasserspringen und Judo an den Start gehen.Stuttgart nach Siegen Eintracht Frankfurt trifft im DFB-Pokal auf Wehen
Das große Los in der 1. DFB-Pokalhauptrunde am 18./19. August haben die Sportfreunde Siegen gezogen: Der Aufsteiger in die Oberliga Westfalen erwartet den deutschen Fußballmeister VfB Stuttgart. Rekordmeister FC Bayern München muß im Saarland bei Borussia Neunkirchen antreten. Eintracht Frankfurt braucht nicht weit zu reisen: Sie treffen in der ersten Runde auf den hessischen Oberligisten SV Wehen, bei denen die Ex-Profis Bruno Hübner, Bernhard Raab und Thomas Süß zu den Leistungsträgern zählen. Der SV Wehen gehört in diesem Jahr zu dem großen Feld der Titelanwärter in der Oberliga.
Für die erste Runde haben im Vergleich zu den Bundesligisten alle 22 qualifizierten Zweitligaklubs ein Freilos erhalten. Darunter auch Titelverteidiger Hannover 96. Bei der Auslosung wurden 19 Begegnungen aus zwei Töpfen gelost. Im ersten waren 43 Amateurvereine, im zweiten 18 Bundesligisten. Nach der Auflösung von Blauweiß 90 Berlin starten 83 Mannschaften in den Pokalwettbewerb 1992/93. Die zweite Runde mit 64 Teams ist am 12./13. September.
Die Paarungen:
SC Jülich 1910 - SV Werder Bremen, Hallescher FC - Borussia Dortmund, BSV Kickers Emden - 1. FC Saarbrücken, Bayer Leverkusen Amateure - Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf Amateure - Borussia Mönchengladbach, FSV Salmrohr - Wattenscheid 09, BSV Stahl Brandenburg - 1. FC Kaiserslautern, Sportfreunde Siegen - VfB Stuttgart, 1. SC Göttingen 05 - FC Schalke 04, FSV Wacker 90 Nordhausen - 1. FC Köln, FC Gundelfingen - Bayer Uerdingen, VfB Borussia Neunkirchen - FC Bayern München, TSV 1860 München - Dynamo Dresden, SpVgg Fürth - VfL Bochum, OT Bremen - 1. FC Nürnberg, Lüneburger SK - Karlsruher SC, SV Wehen - Eintracht Frankfurt, ASV Bergedorf 85 - Bayer Leverkusen, SSV Jahn Regensburg - VfB Lübeck.
PARIS, 14. Juli (dpa). Der französische Präsident François Mitterrand hat am Dienstag, dem französischen Nationalfeiertag, die Chauffeure europäischer Staats- und Regierungschefs im Elyséepalast empfangen. Er wünschte ihnen Glück für ihre Rallye Paris - Berlin - Moskau - Tokio, zu der sie am Donnerstag von Paris aufbrechen wollen. "Auch wir haben den Willen, Europa zu bauen", sagte der Organisator, Mitterrands Fahrer Pierre Tourlier.
Die Fahrer aus Spanien, Frankreich, Rußland, Griechenland, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal, Dänemark und Deutschland wollen mit ihrer "Rallye der Chauffeure" in 25 Tagen Tokio erreichen. Deutschland wird von Kohl-Fahrer Eckhard Seeber vertreten. Sein Mitfahrer ist der offizielle Kanzlerfotograf Klaus-Peter Hofmann.
HAMBURG (dpa/vwd). Mehr als 500 Millionen Autos wird es weltweit bis zur Jahrtausendwende geben. Trotzdem haben alternative Kraftstoffe nur eine geringe Chance. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Shell in einer Studie "Auto und Umwelt". Als Kraftstoffe dürften weiterhin Benzin und Diesel dominieren, auf die 80 Prozent der gesamten Nachfrage entfielen. Andere Antriebe wie Erdgas, Wasserstoff, Sprit aus Biomasse, Elektrizität, Brennstoffzellen und Flüssiggas fänden nur dort eine kleine Marktlücke, wo besondere Anforderungen an die Luftqualität gestellt würden.
Zur Zeit rollen nach Angaben des gelben Mineralölkonzerns weltweit nur acht Millionen der insgesamt 430 Millionen Autos mit Alternativ-Kraftstoffen. Die Hauptursache dafür liege darin, daß "vom Autofahrer zu viele Zugeständnisse" verlangt würden. Zu den Nachteilen zählten unter anderem die durch die Produktionskosten bedingten hohen Preise, der Mangel an speziellen Tankeinrichtungen, der Aufwand für Umbauten sowie geringere Motorleistung und Aktionsradius.
Die Sponsoren investieren wie noch nie in die Trikotwerbung. In der 30. Bundesligasaison steigert die Werbewirtschaft ihr Etatvolumen auf die neue Rekordmarke von bisher 25,55 Millionen Mark. Nicht in der Rechnung sind Dynamo Dresden und der 1. FC Saarbrücken, die noch "oben ohne" dastehen und die Gesamtsumme auf rund 28 Millionen schrauben werden. "Traditionell" tauchen in der Etat-Skala die Millionen des Bayer-Konzerns für seine Werkteams aus Leverkusen und Uerdingen nicht auf. Dennoch bedeutet dies unter dem Strich selbst gegenüber der 20er-Liga des Vorjahres schon jetzt eine leichte Steigerung. Im aussagekräftigeren Vergleich zur Saison 1990/91 mit ebenfalls 18 Klubs stiegen die Investitionen um 6,20 Millionen Mark (32 Prozent).
Branchenführer ist weiter Rekordmeister FC Bayern München, der von einem Automobil-Hersteller fünf Millionen Mark jährlich überwiesen bekommt. Als erneuter "Werbe-Kronprinz" kassiert der Hamburger SV von einem japanischen Elektronik-Konzern drei Millionen Mark pro Jahr. Dank satter Erfolgsprämien folgen die UEFA-Cup-Teilnehmer 1. FC Köln, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt sowie Europacupsieger Werder Bremen und der FC Schalke 04 mit Jahresgagen von rund zwei Millionen Mark. Beim 1. FC Kaiserslautern zahlte sich der Gewinn des Meistertitels 1991 direkt aus: Der Werbepartner stockte prompt um gut eine Million auf 1,8 Millionen Mark auf. Auch der VfB Stuttgart profitierte vom Titelgewinn: Eine vom Sockelbetrag (1,4 Millionen Mark) unabhängige Prämie in Höhe von 500 000 Mark war der Lohn.
Die Bremer schossen in diesem Jahr in finanzieller Hinsicht den Vogel ab. Sie trennten sich nach Vertragsende vom Partner und schlossen mit der Deutschen Beamten-Versicherung (DBV) einen Zweijahresvertrag plus Option. Jährlicher Zugewinn: 800 000 Mark. Auf Sicht hat auch der VfL Bochum einen besonderen Coup gelandet: Manager Klaus Hilpert handelte mit einer Schweizer Agentur einen für VfL-Verhältnisse sensationellen Kontrakt aus, der ab sofort für vier Jahre gilt, aber erst 1993 voll zum Tragen kommt. Die Bochumer, die die Verträge nach Angaben von Präsident Wüst "in Kürze unter Dach und Fach bringen werden", kassieren dann für ein Werbepaket insgesamt 1,5 Millionen Mark jährlich. dpa
MÜNCHEN, 14. Juli (dpa). Zwei Jahre nach dem Mord an dem bayerischen Volksschauspieler Walter Sedlmayr hat die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München Anklage gegen die Halbbrüder Wolfgang Werle und Manfred Lauber erhoben. Dies bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag in München.
Die Anklagebehörde wirft dem 37jährigen Werle und dem 40jährigen Lauber gemeinschaftlich begangenen Mord sowie schweren Raub vor. Sedlmayr war am 14. Juli 1990 mit Schädelverletzungen und Messerstichen im Oberkörper tot in seiner Wohnung im Stadtteil Schwabing gefunden worden. Ein Jahr nach dem Verbrechen waren im Sommer 1991 kurz nacheinander Werle und Lauber festgenommen worden. Sie befinden sich seither in Untersuchungshaft. Werle, früherer Geschäftspartner und "Ziehsohn" des beliebten Schauspielers, sowie Lauber bestreiten die Tat.
CUXHAVEN, 14. Juli (dpa). Ein mit 35 Personen besetzter Reisebus ist am Dienstag morgen auf der Bundesstraße bei Hagen-Börsten in der Nähe von Cuxhaven mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Nach Angaben der Polizei wurden 17 Fahrgäste mit zum Teil schweren Verletzungen sowie die ebenfalls schwer verletzte Busfahrerin in Bremerhavener Krankenhäuser gebracht. Der Lastwagenfahrer blieb unverletzt. Wie der Sprecher mitteilte, hat der Lastwagenfahrer dem in Richtung Bremen fahrenden Bus auf einer Kreuzung die Vorfahrt genommen.Wahlrecht für Jüngere verlangt
BIELEFELD, 14. Juli (dpa). Schon im Alter von 14 oder 16 Jahren sollte jungen Menschen nach Auffassung des Bielefelder Jugendforschers Klaus Hurrlemann das Wahlrecht eingeräumt werden. In einem Gutachten für die Deutsche Forschungsgemeinschaft machte der Wissenschaftler deutlich, daß Jugendliche schon früher als mit 18 Jahren "politisch entscheidungsfähig" sind.
Langzeitstudien an der Universität Bielefeld hätten gezeigt, daß Schülerinnen und Schüler in der Altersgruppe zwischen 13 und 17 Jahren in gleichem Maße politisch interessiert seien wie die über 18jährigen, argumentiert Hurrlemann. Aus "entwicklungspsychologischer und pädagogischer Perspektive" gebe es deswegen keinen Grund, sie vom Wahlrecht auszuschließen.
WIEN, 14. Juli (dpa/Reuter/AFP). Der österreichische Außenminister Alois Mock tritt dafür ein, daß die internationale Staatengemeinschaft in Bosnien-Herzegowina militärisch eingreifen soll. Mock sagte am Dienstag in Wien, Österreich habe im UN-Sicherheitsrat den Vorschlag eingebracht, Zwangsmaßnahmen anzuordnen, die zu militärischen Aktionen führen könnten. Mock verwies darauf, daß ein Teil der ständigen Sicherheitsratsmitglieder bereits seit längerem mögliche Militäraktionen durchspiele.
Mock hatte am Sonntag die österreichische UN-Vertretung in New York angewiesen, eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates zu beantragen. Nach den Vorstellungen Österreichs soll den Serben drei Tage Zeit eingeräumt werden, ihre Offensive einzustellen. Dem UN-Sicherheitsrat liegen auch Anträge Bosniens und Kroatiens vor, militärisch in den Bürgerkrieg einzugreifen.
UN-Kreisen zufolge herrscht im Rat wenig Bereitschaft, einen Militäreinsatz auch nur anzudeuten, solange nicht die USA und Frankreich dies unterstützen. Nur Ungarn und Marokko trügen Österreichs Vorstoß mit, hieß es. Der Rat will erst am Freitag über sein weiteres Vorgehen entscheiden, teilte der amtierende Ratspräsident Jose Luis Jesus mit.
Der Serbenführer in Bosnien, Radovan Karadzic, forderte einen sofortigen Waffenstillstand. Blauhelme sollten die schwere Artillerie der Serben übernehmen, in Sarajewo patrouillieren und die Kriegsparteien entlang einer sogenannten grünen Grenze trennen. Allerdings müssen seiner Ansicht zufolge auch die Moslem-Einheiten überwacht werden.
Der Jugoslawien-Beauftragte der Europäischen Gemeinschaft (EG), Lord Carrington, will am heutigen Mittwoch seine Bemühungen zur Beilegung des Krieges fortsetzen. Wie sein Büro mitteilte, haben führende Vertreter der bosnischen Konfliktparteien seine Einladung zu getrennten Gesprächen in London angenommen. Unklar war jedoch am Dienstag, ob tatsächlich alle drei Parteien der Einladung folgen werden. Während es zunächst hieß, die drei Volksgruppen hätten sich darauf verständigt, die Gespräche zur Beendigung des Kriegs aufzunehmen, wurde später aus Sarajewo gemeldet, die Moslems wollten an der Vermittlungsrunde nicht teilnehmen.
LOS ANGELES, 15. Juli (dpa). Ein Passagierflugzeug der australischen Fluggesellschaft Qantas ist auf dem Flug von Los Angeles nach Sydney zur Kursänderung gezwungen worden, nachdem es von einem US-Kriegsschiff in der Nähe von Hawaii bedroht worden war. Das an einem Manöver teilnehmende Kriegsschiff hatte den Piloten des Jumbo-Jet nach dessen Angaben über Funk aufgefordert, sich zu identifizieren und seine Flugroute zu ändern. Andernfalls müsse er mit "feindseligen Maßnahmen" rechnen.
Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es habe sich im Rahmen des Manövers um eine "Simulation" gehandelt. Ein Sprecher der australischen Fluggesellschaft sagte, das Schiff der US- Marine habe seine simulierten Übungen auf falscher Frequenz gesendet.
WILNA, 15. Juli (dpa). In Litauen soll ein Denkmal für den ehemaligen Generalkonsul Japans, Thiune Sugihara, errichtet werden, der 1940 über 6000 polnische Juden vor deutscher Verfolgung rettete. Seine Witwe Sachiko Sugihara besuchte jetzt zum ersten Mal seit 52 Jahren Kaunas, das zwischen den Weltkriegen die Hauptstadt Litauens war. "Mein Mann erteilte jüdischen Flüchtlingen aus Polen gegen die damals gültigen Bestimmungen Einreisevisa für Japan", erzählte die Frau des 1980 verstorbenen Diplomaten bei der Besichtigung des ehemaligen Botschaftsgebäudes. Die Flüchtlinge, von denen heute viele in den USA leben, haben eine Stiftung "Visa für 6000 Leben" gegründet, die auch die Kosten des Denkmals für Sugihara tragen soll.
DÜSSELDORF, 14. Juli (dpa). Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) hat sich für eine europäische Asylrechts-Charta ausgesprochen, die die rechtstaatlichen Mindeststandards aller EG-Partner festschreiben soll. Zu den Grundsätzen müßten ein Zugangsrecht zum Zufluchtsstaat und ein vorläufiges Bleiberecht gehören, bis das Asylgesuch geprüft sei, sagte der Minister am Dienstag in Düsseldorf. Grundlage der Charta müsse die Genfer Flüchtlingskonvention sein. Eine ablehnende Entscheidung müsse in jedem EG- Land durch wenigstens eine unabhängige Instanz überprüft werden. Eine einheitliche Anerkennungspraxis könne ein europäisches Gericht sichern.
Eine Harmonisierung des europäischen Asylrechts sei aufgrund vieler Gemeinsamkeiten relativ rasch möglich, meinte Schnoor. "Deutschland darf mit einer Änderung des Artikels 16 des Grundgesetzes nicht den Wettlauf um Schäbigkeit einleiten."
SOFIA, 14. Juli (dpa). Der ehemalige kommunistische Regierungschef Bulgariens (1981 bis 1986), Grischa Filipow (73), ist nach einer Meldung des Rundfunks in Sofia am Dienstag verhaftet worden. Ihm wird Veruntreuung von Staatsgeldern und eine Kampagne gegen die türkische Minderheit in Bulgarien vorgeworfen.
GAUTING. Der katholische Dogmatiker Professor Michael Schmaus, ein renommierter Autor theologischer Lehrbücher, vollendet an diesem Freitag sein 95. Lebensjahr. Schmaus, der in Gauting bei München lebt, hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Theologische Fakultät in München wieder eingerichtet und war in den Jahren 1951/52 Rektor der Münchner Universität. dpa
MOSKAU, 14. Juli (dpa). Die Kommunistische Partei der früheren Sowjetunion hat 111 Bruderparteien und politische Bewegungen in 80 Ländern finanziert. Dies sagte der Cheffahnder der russischen Generalstaatsanwaltschaft, Sergei Aristow, am Dienstag in einem Interview der Moskauer Tageszeitung "Komsomolskaja Prawda". Dabei sei es den Ermittlern in Sachen Parteigeldern bisher gelungen, insgesamt vier Millionen Dollar aus sechs Ländern nach Rußland zurückzuholen. Dabei handle es sich um Summen, die von der KPdSU zwar überwiesen, von den Adressaten jedoch nicht abgeholt worden seien.
Aus Italien sei trotz guter Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden bisher kein Geld zurückgekommen, fährt Aristow fort. Er bestätigte auch, daß Mitglieder der italienischen KP, die der größte Empfänger der Moskauer Finanzhilfe war, in der UdSSR im Umgang mit Funkgeräten und in "Methoden zur Veränderung der Persönlichkeit" ausgebildet worden seien. Meldungen, daß auch die terroristischen Roten Brigaden finanziert worden seien, bezeichnete der Ermittler hingegen als "Erfindungen der Presse".
Aristow klagte über "Informationslecks", nach denen vertrauliche Unterlagen im Westen gelandet seien. Es gehe nicht an, daß mit Hilfe dieser Unterlagen weltweit mit Kommunisten und Linken abgerechnet werde.
Gleichzeitig wurde in Moskau der Prozeß um die Verfassungsmäßigkeit der verbotenen KPdSU mit der Anhörung von ehemals führenden Funktionären fortgesetzt. Die beschuldigten Ex-Präsident Michail Gorbatschow, seinen Berater Alexander Jakowlew und den russischen Staatschef Boris Jelzin, nach einem schon vom früheren US-Präsidenten John F. Kennedy ausgeheckten Plan die Sowjetunion in den Ruin getrieben zu haben. Jelzin werde "von den USA ferngesteuert".Kommunalwahlen in Albanien am 26. Juli
TIRANA, 14. Juli (dpa). In Albanien finden am 26. Juli die ersten Kommunalwahlen seit der politischen Wende vor eineinhalb Jahren statt. Damit ergibt sich die Möglichkeit, den Machtwechsel von den Kommunisten zu den demokratischen Parteien auch auf lokaler Ebene zu besiegeln.
PARIS, 14. Juli (dpa). Der französische Präsident François Mitterrand hat am Dienstag in einem Fernsehinterview angekündigt, Paris werde 1993 seine Atomwaffenversuche nach einjähriger Pause wieder aufnehmen, wenn die übrigen Atommächte sich der französischen Haltung nicht anschlössen. Frankreich habe die "Pflicht" zu neuen Atombombentests, wenn Rußland seine Versuche wieder aufnehme oder die USA und Großbritannien die ihrigen fortsetzten.
Eine Reduzierung der französischen Atomstreitmacht hielt Mitterrand auch nach den jüngst zwischen US-Präsident George Bush und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin getroffenen Abrüstungsvereinbarungen nicht für geboten, da das Atomwaffenpotential dieser beiden Mächte noch immer ein Vielfaches des französischen betrage. Frankreich werde seine Atomwaffen auf dem für die Abschreckung nötigen Stand halten. Die nukleare Abschreckung sei auch weiterhin das "Herzstück" der französischen Verteidigung.
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart-Weissenhof: Einzel, 1. Runde: Karbacher (München) - Roig (Spanien) 6:2, 6:4, Bergström (Schweden) - Markus (Argentinien) 4:6, 6:3, 6:4, Dosedel (CSFR) - Arrese (Spanien) 0:6, 7:5, 7:5, Olschowski (GUS) - Leconte (Frankreich) 7:6 (10:8), 7:6 (12:10).
LONDON, 14. Juli (dpa). Ein 13jähriger Junge aus London ist der bisher jüngste Brite der Neuzeit, der einen Universitätstitel erworben hat. Ganesh Sittampalam, einziger Sohn einer Einwandererfamilie aus Sri Lanka, wird am Freitag mit dem Bachelor-Titel erster Klasse für Mathematik an der Universität Surrey in Guildford bei London ausgezeichnet.
Das Wunderkind hatte das Mathematikstudium neben seinem normalen Schulbesuch absolviert. Der Junge ging einmal pro Woche an die Hochschule. Den Rest der Zeit drückte er zusammen mit seinen Klassenkameraden die Schulbank. Insgesamt nahm er nur 60 Stunden an Universitätskursen teil. In einem Zeitraum von 18 Monaten machte er Fortschritte, für die andere Studenten normalerweise mehrere Jahre brauchen. Der Vater und die Mutter von Ganesh haben ebenfalls Mathematik studiert. Der Vater sagte aber: "Wir haben ihn in keiner Weise angetrieben. Er hat es sich selbst beigebracht. Mathematik war wie ein Hobby für ihn."
POTSDAM, 14. Juli (dpa). Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen Beelitzer Frauenmörder erhoben. Der Prozeß gegen den 24jährigen, der bis zum vergangenen Jahr fünf Frauen und ein Baby umgebracht haben soll, werde voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober beginnen, bestätigte am Dienstag Staatsanwältin Marianne Böhm von der Staatsanwaltschaft beim Potsdamer Bezirksgericht. Der Angeklagte sitzt seit seiner Festnahme in der Landesnervenklinik der Stadt Brandenburg.
Dem 24jährigen werden insgesamt sechs vollendete Tötungsdelikte - vier Morde und zwei Totschläge - sowie zwei versuchte Tötungsdelikte und zwei Einbrüche vorgeworfen, hieß es ergänzend. Er müsse sich ohne Einschränkung vor Gericht verantworten. Von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene psychologische Gutachten attestieren ihm jedoch eine verminderte Schuldfähigkeit.
Der Kapitän der deutschen Volleyball- Nationalmannschaft, Rene Hecht vom Post TSC Berlin, wechselt in der kommenden Saison zum italienischen Zweitligisten Lupi Santa Croce. Hecht unterschrieb einen Ein-Jahres-Vertrag.
LONDON (dpa/VWD). Die britische Regierung will die Eisenbahn in den nächsten Jahren schrittweise privatisieren. In einem Weißbuch bekräftigen die Konservativen ihre Absicht, den Transportbetrieb zu verkaufen, während eine neue Gesellschaft mit dem Namen Railtrack für Bau und Erhaltung des Schienennetzes verantwortlich sein soll. Am Anfang der Privatisierung steht nach den Plänen der Güterverkehr. Daneben ist vorgesehen, Firmen Lizenzen zur Nutzung der Trassen zu erteilen. Diese könnten für einzelne Linien sowie für ganze Regionen vergeben werden.
Mit dem Vorhaben ist nach den Worten von Verkehrsminister John McGregor "mehr Wettbewerb, größere Leistungsfähigkeit und ein kundengerechteres Angebot" beabsichtigt. Bis Ende nächsten Jahres will die Regierung die dazu erforderlichen Gesetzentwürfe im Parlament einbringen. Die britische Bahn verfügt derzeit über ein Schienennetz von 16 500 Kilometer und beschäftigt 136 000 Leute. Als sie 1948 verstaatlicht wurde, waren die Gleise 31 500 Kilometer lang, und der Personalbestand lag bei 641 000 Männer und Frauen.
BERLIN. Nach der Privatisierung des Ost-Berliner Verlags "Volk und Welt" hat die Treuhandanstalt den bisherigen Geschäftsführer, Ingo-Eric Schmidt-Braul, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt abberufen.
Seit dem 1. Juli ist die Münchner Firma Treuleben und Bischof Eigentümerin des einst zweitgrößten DDR-Verlags. Deren Inhaber, die Brüder Treuleben, hätten jetzt die Geschäftsführung übernommen.
Die Situation für den Literaturverlag sei weiterhin "unhaltbar", so Schmidt- Braul, der im April 1991 sein Amt übernommen hatte. Zusammen mit der achtzehnköpfigen Verlagsbelegschaft und dem Betriebsrat hatte er nach dem Verkauf die Revision des Kaufvertrags der Treuhand gefordert, weil sich die Münchner Firma nicht an die zugesagten Bedingungen halte.
Nach Ansicht des Treuhand-Direktors für Dienstleistungsbetriebe, Eberhard Sinnecker, haben die neuen Verlags-Eigentümer durchaus ein Konzept. Es sehe vor, die bisherige Linie von "Volk und Welt" - ausländische Belletristik mit Schwerpunkt Osteuropa - fortzusetzen und diese um ein Sachbuchprogramm zu erweitern, sagte er auf Anfrage. Die von der bisherigen Geschäftsleitung geplanten 45 Neuerscheinungen für 1992 hält Sinnecker für zuviel. Nach seinen Angaben hat der Verlag 1991 über drei Millionen Mark verloren, für 1992 werde ein Defizit von mehr als zwei Millionen Mark erwartet. dpa
WILNA, 14. Juli (dpa). Das litauische Parlament hat am Dienstag die Regierung von Ministerpräsident Gediminas Vagnorius mit der Begründung gestürzt, sie habe die Wirtschaft der Baltenrepublik seit ihrem Amtsantritt im Januar 1991 ruiniert. Dem Mißtrauensantrag der gemäßigt-linken Mehrheit schlossen sich 69 der 120 stimmberechtigten Abgeordneten an, sechs stimmten dagegen. Die knapp 40 Parlamentarier der Volksbewegung Sajudis, die die Sitzungen des Parlaments in den vergangenen Monaten boykottiert hatten, nahmen diesmal teil, enthielten sich aber vermutlich bei dem geheimen Votum der Stimme. Angesichts der bevorstehenden Sommerpause des Parlaments war noch unklar, wann eine neue Regierung gewählt werden kann.
Der Mißtrauensantrag war Teil einer seit Monaten dauernden Auseinandersetzung zwischen Parlament und Regierung. Vagnorius war wiederholt auch von den eigenen Ministern wegen "diktatorischer Amtsführung" kritisiert worden.
ATHEN, 14. Juli (dpa/AFP). Ein junger Mann ist am Dienstag nachmittag bei einem Terroranschlag auf den griechischen Finanzminister Ioannis Palaiokrassas in Athen ums Leben gekommen; drei Passanten wurden schwer verletzt. Der Minister, seine Frau und seine Tochter, die im Fonds des gepanzerten Ministerfahrzeugs saßen, erlitten leichte Verletzungen.
Die Terroristen hatten nach Auskunft der Polizei eine Panzerabwehrrakete in einem vor dem Finanzministerium am zentralen Syntagmaplatz geparkten Auto gezündet. Durch die heftige Explosion, die in vielen Teilen der Stadt zu hören war, barsten unzählige Fensterscheiben der nahen Büro- und Geschäftshäuser.
Zu dem Attentat bekannte sich die Untergrundorganisation "17. November". Es handelt sich Polizeiangaben zufolge um das erste Attentat, das am hellichten Tage im Zentrum von Athen verübt wurde. Anschlag auf Magirus-Büro in Istanbul
ISTANBUL (AP). Gegen mehrere Geschäftsgebäude in Istanbul sind am Dienstag Anschläge mit Brandsätzen verübt worden, darunter auch auf eine Niederlassung des deutschen Lkw- und Baumaschinenherstellers Magirus-Deutz. In anonymen Anrufen bei türkischen Zeitungen bekannte sich die linke Untergrundorganisation Devrimci Sol (Revolutionäre Linke) zu den Anschlägen, bei denen allerdings niemand verletzt wurde.
Mazinho vom deutschen Rekordmeister Bayern München muß sich einer Operation unterziehen. Beim brasilianischen Stürmer stellte Vereinsarzt Hans- Wilhelm Müller-Wohlfahrt eine Knorpelabsplitterung im linken Knie fest.
Im ersten Halbjahr 1992 hat German Controll im Auftrag der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes (DSB) 2275 Doping-Kontrollen vorgenommen. Dabei entfielen 821 auf den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Die Zahl der positiven Analyse-Ergebnisse lag dabei unter einem Prozent.
Der für das "Team Deutschland" fahrende Dirk Baldinger hat am Dienstag bei der Rheinland-Pfalz- Rundfahrt die 6. Etappe von Wittlich nach Kirn gewonnen. Der Stuttgarter fuhr nach 141,4 Kilometer als erster über die Ziellinie und hatte einen Vorsprung von neun Sekunden auf den Nürnberger Bert Dietz (Team Rheinland-Pfalz) und den zeitgleichen Letten Dainis Ozols (beide 3:36,44).
Der Nürnberger Gerd Audehm kam mit dem Hauptfeld 21 Sekunden hinter dem Sieger in Kirn an und verteidigte damit das Gelbe Trikot des Spitzenreiters.
Bereits nach 70 Kilometern konnte sich eine siebenköpfige Spitzengruppe unter anderen mit Baldinger und Dietz vom Hauptfeld absetzen und hatte teilweise einen Vorsprung von mehr als 90 Sekunden. Kurz vor Kirn wurde die Gruppe jedoch von den Verfolgern wieder eingeholt.
Allein Baldinger gelang es, sich auf den letzten Kilometern um fast 200 Meter abzusetzen. Dabei gewann er auch die letzte Bergwertung.
Am Mittwoch führt die siebte Etappe von Kirn über 148 Kilometer nach Pirmasens. dpa
HANNOVER, 15. Juli (dpa). Die ersten Nutzpflanzen mit gentechnisch verändertem Erbgut werden voraussichtlich noch in diesem Jahr vom Bundessortenamt (BSA) in Hannover geprüft. Dies teilte der Präsident der Behörde, Dirk Böringer, jetzt mit. Voraussichtlich würden zuerst Zuckerrüben, Kartoffeln und Raps mit manipulierten Genen zur Prüfung angemeldet.
Das BSA, das die Zulassung für neue, kommerziell genutzte Pflanzensorten erteilt, betrete hier Neuland, hieß es. Ein Team von Spezialisten werde derzeit für die Anwendung der erforderlichen neuen Untersuchungsmethoden ausgebildet. So reiche die klassische Feld- und Gewächshausprüfung nicht mehr aus. Da bei den genetisch veränderten Pflanzen "die Anmelder oft selbst nicht wissen, was im Gen-Bestand passiert ist", wie Böringer sagte, seien biochemische Methoden zur Untersuchung nötig. Vom Einsatz der Gentechnik bei Nutzpflanzen versprechen sich die Experten höhere Erträge, bessere Qualität und größere Widerstandskraft gegen Schädlinge.
LONDON, 15. Juli (dpa). Die Verteidigungsminister von Großbritannien, Spanien und Italien haben ihren Bonner Amtskollegen Volker Rühe trotz seiner Absage an den Jäger 90 zu neuen Gesprächen eingeladen, um ihn für das Projekt zurückzugewinnen. Dabei solle möglichst bald versucht werden, einen für alle Partner akzeptablen niedrigeren Systempreis für das geplante Kampfflugzeug zu finden, erklärten die drei Minister am Dienstag nach einem Treffen in London. Die Kosten für das Flugzeug müßten im Rahmen der nationalen Haushalte erschwinglich sein, betonten Malcolm Rifkind (Großbritannien), Salvo Ando (Italien) und Julian Garcia Vargas (Spanien).
Rühe hatte vor zwei Wochen in London klargemacht, daß sich Deutschland am Bau des Jäger 90 nicht beteiligen werde. Das Flugzeug sei zu teuer und entspreche in seiner Konzeption nicht mehr der veränderten Sicherheitssituation in Europa.
BOGOTÁ, 17. Juli (dpa). In Kolumbien sind 1991 mindestens 3760 Menschen aus politischen Gründen getötet worden. Dies geht aus einer Bilanz der US-Menschenrechtsorganisation Americas Watch hervor. Hauptopfer der vor allem von paramilitärischen Terrorgruppen und linken Rebellen verübten Morde seien vor allem Lehrer, Gewerkschafter und Polizisten, heißt es in dem Bericht, der am Dienstag auf einer Tagung von Juristen in Bogotá vorgelegt wurde.
Zwar sei in den vergangenen zwei Jahren unter Präsident Cesar Gaviria die Strafverfolgung verbessert worden. Die meisten Delikte blieben aber ungesühnt, was mit den gravierenden Mängeln innerhalb der Justiz zusammenhänge.
BONN, 14. Juli (dpa). Die SPD will vor allem bei jungen Arbeitnehmern in High- Tech-Betrieben sowie modernen Dienstleistungs- und Sozialberufen neue Wähler gewinnen. Diese "moderne Mitte" könnte die Brücke zwischen den traditionell orientierten Stammwählern und den eher "ökologisch-postmateriell gestimmten Anhängergruppen der SPD" bilden. Wie SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing am Montag vor Journalisten in Bonn erklärte, hat eine unter anderem vom SPD-Vorstand in Auftrag gegebene sozialwissenschaftliche Untersuchung in Westdeutschland die Entstehung dieses neuen Arbeitnehmermilieus - derzeit fünf Prozent der Wahlbevölkerung - festgestellt.
Angesichts der in der Studie der Forschungsinstitute Sinus (Heidelberg) und polis (München) offengelegten "dramatischen Polarisierungen" zwischen West- und Ostdeutschen über die deutsche Einheit müsse die SPD den Bürgern die Notwendigkeit des Teilens nahebringen. Auf das nach der Studie in Ost- und Westdeutschland ausgeprägte Bedürfnis nach politischer Stabilität und Kalkulierbarkeit der Lebenssituation müsse die Politik mit einer Verbindung von Orientierungsangeboten und Reformen reagieren.
Im Osten ist die CDU Arbeiterpartei: 56 Prozent ihrer Wähler (im Westen nur 25) sind Arbeiter, gegenüber 45 (38) Prozent der SPD-Wähler. Während die SPD den Studien zufolge von der jüngeren und mittleren Generation bevorzugt werde, habe die CDU bei den Älteren Vorteile.
Für die zunehmende Zahl der Nichtwähler sei den Studien zufolge eher Desinteresse an Politik als Politikverdrossenheit verantwortlich. Wahlenthaltung sei nicht mehr nur eine Angelegenheit der "Modernisierungsverlierer", sondern im wachsenden Maße auch der sozialen Mitte. Als Schlußfolgerung müsse die SPD im Rahmen einer Organisationsreform unter anderem die Mitgestaltungsmöglichkeiten auch für Nicht-Mitglieder deutlich erhöhen und in ihrer Oppositionsarbeit sowohl Kooperationsbereitschaft als auch Konfliktfähigkeit beweisen. Parteien müßten Abschied von ideologisierten Führungsstilen nehmen.
BONN, 14. Juli (dpa/AFP). Trotz der ständig wachsenden Zahl von Radfahrern nimmt die Häufigkeit ihrer Unfälle in der Bundesrepublik ab. Darauf hat der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Karl-Ludwig Kelber am Dienstag in Bonn hingewiesen. Nach seinen Angaben ist die Zahl der tödlich verunglückten Radler von 1142 im Jahre 1980 kontinuierlich auf 711 im Jahre 1990 zurückgegangen. In der gleichen Zeit habe aber die Zahl der Radfahrer um etwa 25 Prozent zugenommen.
"Regelverstöße" wie das Fahren auf Gehwegen oder das Abbiegen ohne Handzeichen seien für Radler oft aus Sicherheitsgründen unumgehbar, meinte Kelber. Die meisten Städte seien ebenso wie die Straßenverkehrsordnung nach wie vor "rein autoorientiert". Je mehr Radfahrer in einer Stadt unterwegs seien, desto sicherer sei jeder einzelne. In Orten mit viel Fahrradverkehr rechneten die Autofahrer jederzeit mit Radlern und gewöhnten sich an den Umgang mit ihnen.
Die SPD forderte die Bundesregierung auf, in Zusammenarbeit mit Ländern und Gemeinden den Fahrradtourismus stärker zu fördern. Besonders für die neuen Länder biete diese Form des "sanften Tourismus" Chancen, sagte der Fremdenverkehrsexperte der SPD-Fraktion, Carl Ewen, in Bonn. Dort müßten jetzt die künftigen Radwanderwege ausgewiesen werden, bevor die Grundstücke in festen Händen seien. In einem entsprechenden Antrag fordert die SPD eine bundeseinheitliche Kennzeichnung von Radwegen sowie einen Bundesradwegeplan.
GENF, 14. Juli (AFP). 50 000 Flüchtlinge sind unter der Schirmherrschaft des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) nach Kambodscha zurückgekehrt. Noch etwa 300 000 Kambodschaner sollen laut UNHCR in Flüchtlingslagern außerhalb des Landes leben.
GUATEMALA-STADT, 14. Juli (AFP). In Guatemala haben am Montag nach Gewerkschaftsangaben mehr als 170 000 Angestellte des öffentlichen Dienstes die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft hatte zu dem zunächst eintägigen Streik aufgerufen, nachdem die Regierung in der vergangenen Woche eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent beschlossen hatte. Die Gewerkschaften hatten angesichts der hohen Inflation und steigender Preise eine Erhöhung der Bezüge um 83 Prozent gefordert.
Der zweitägige Generalstreik im benachbarten El Salvador, zu dem die im Dachverband "Intergremial" zusammengeschlossenen 85 Gewerkschaften für Montag und Dienstag aufgerufen hatten, wurde unterdessen kaum befolgt. Lediglich an der Nationalen Universität und einigen Schulen legten die Lehrkräfte die Arbeit nieder. Der Streik sollte die Forderungen der Gewerkschaften nach höheren Löhnen und den Widerstand gegen eine weitere Anhebung der Kosten für Wasser, Strom und öffentliche Verkehrsmittel unterstützen.
LIMA, 14. Juli (AFP). Ein Erdbeben der Stärke 6 auf der Richterskala hat am Montag den Norden von Peru erschüttert. Wie das Nationale Institut für Geophysik mitteilte, wurden aus den sechs betroffenen Verwaltungsbezirken keine Schäden gemeldet. Das Epizentrum habe 230 Kilometer nördlich von Moyobamba, der Hauptstadt des nordöstlichen Departements San Martin, gelegen, rund 850 Kilometer entfernt von Lima. Behördensprecher teilten mit, das Beben habe Panik in den Städten ausgelöst. Verletzt wurde aber offenbar niemand.
NEW YORK, 14. Juli (AFP). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat am Montag offiziell eine "Wahrheitskommission" ins Leben gerufen, die in El Salvador die Verbrechen aufklären soll, die während des Bürgerkrieges begangen worden sind. Die Regierung und die Rebellenorganisation Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) hatten sich Anfang des Jahres auf die Bildung der Kommission geeinigt. Sie soll unter anderem den Mord an dem Erzbischof von San Salvador, Arnulfo Romero, aufklären.
In San Salvador begrüßten Regierung und Opposition die Gründung der "Kommission". Reynaldo Blanco von der unabhängigen salvadorianischen Menschenrechtskommission berichtete, seine Organisation werde Akten über 150 Fälle vorlegen, die belegten, daß Folter und Morde institutionalisiert waren.
Mitglieder der Kommission sind der kolumbianische Ex-Präsident Belisario Betancour, der ehemalige Außenminister Venezuelas, Reinaldo Figueredo, sowie der ehemalige Präsident des interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der US-Amerikaner Thomas Burgenthal.Ausnahmezustand verlängert
BOGOTÁ, 14. Juli (AFP). In Kolumbien ist am Montag der Ausnahmezustand um 90 Tage verlängert worden, mit dem Präsident Cesar Gaviria die Freilassung von rund 1300 Kriminellen verhindern will. Nach einer Strafrechtsreform, die zum 1. Juli in Kraft getreten war, müssen alle Kriminellen freigelassen werden, die nach 180 Tagen Haft noch nicht vor Gericht gestellt wurden. Gaviria betonte, er werde nicht zulassen, daß die Mörder des liberalen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán und Verantwortliche für den Drogenkrieg freikämen.
Offenbar aus Anlaß eines Machtkampfes innerhalb des kolumbianischen Drogenkartells von Medellin sind 22 Menschen entführt und mindestens sieben von ihnen ermordet worden. Wie die Polizei mitteilte, befindet sich unter den Ermordeten, deren Leichen Folterspuren aufwiesen, auch Francisco Mario Galeano, der mit seinem Bruder Fernando als die Führungsspitze des Kartells galt. Doch halte immer noch der inhaftierte Drogenboß Pablo Escobar die Fäden in der Hand. Er soll auch hinter den Entführungen und Morden stehen.
BONN, 14. Juli (AFP). Die CDU will mit rund 800 Herbstaktionen in Ostdeutschland um mehr Unterstützung werben. Im Oktober und November sollen alle 81 ostdeutschen CDU-Kreisgeschäftsstellen Veranstaltungen mit Politikern organisieren, wie die stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel und Generalsekretär Peter Hintze am Dienstag in Bonn ankündigten.
"Modellwochen" im Juni und Juli in den neuen Bundesländern bis auf Sachsen hätten das Interesse der Bevölkerung gezeigt. Nach Aussage Merkels stand die Sorge um den Arbeitsplatz an erster Stelle der Fragen, die den Politikern gestellt wurden. Wichtige Anliegen seien jedoch auch die Unkenntnis des Verwaltungsapparates und die steigenden Mieten.
Die Konsolidierung der Partei in den fünf neuen Ländern lasse vor allem auf dem Land und bei jungen Leuten noch zu wünschen übrig, räumte Merkel ein. Die ehemals 210 Kreisgeschäftsstellen seien bis auf 81 geschlossen worden. Die Mitgliederzahl habe sich zwar bei 110 000 eingependelt, dem sei jedoch seit der Einheit ein Rückgang um zehn bis 15 Prozent vorangegangen. Den Bürgern in den neuen Ländern werde eine "erhebliche Umstellungsleistung" abverlangt, betonte Merkel. Von der Verschlechterung der Stimmung sei besonders die CDU betroffen, die außer in Bonn auch in fast allen Ländern und Gemeinden in Ostdeutschland regiere.
So erkläre sich auch das Entstehen der Sammelbewegung "Komitees für Gerechtigkeit", sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende weiter. Sie glaube jedoch nicht, daß die Bewegung in der Bevölkerung große Resonanz finden werde. Merkel bekräftigte, sie könne sich nicht vorstellen, mit einem der Initiatoren, Peter-Michael Diestel, weiter in einer Partei zu bleiben. Auch Hintze unterstrich, der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende im brandenburgischen Landtag habe die Geduld seines Landesverbandes überstrapaziert. Beide wiesen jedoch darauf hin, daß die Entscheidung über einen Parteiausschluß in Brandenburg gefällt werden müsse. Die zuständigen Gremien würden voraussichtlich im August tagen.
SYDNEY, 14. Juli (AFP). Mit der Rettung von 45 an der australischen Küste gestrandeten Killerwalen haben Tierschützer am Dienstag begonnen. Nach Informationen des staatlichen Natur- und Tierschutzdienstes sind die Wale bis zu sechs Metern lang und über zwei Tonnen schwer. Die Rettungsaktion in Seal Rocks 220 Kilometer nördlich von Sydney werde voraussichtlich mehrere Tage dauern. Die Wale seien offenbar von ihrer vertrauten Route abgekommen. Sie sollen gefüttert und naß gehalten werden, bis sie bei günstigen Witterungsbedingungen wieder ins Meer zurückgebracht werden können.
TEHERAN, 14. Juli (AFP). Der jüngere Bruder des ehemaligen Schahs von Persien, Hamid-Resa Pahlawi, ist am Sonntag in einem Krankenhaus in Teheran nach einem Herzanfall gestorben. Das berichtete am Dienstag die iranische Tageszeitung Dschomhuri-Eslami.
MEXIKO-STADT, 14. Juli (AFP). Die Oppositionspartei PAN hat die Gouverneurswahlen im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua überraschend gewonnen. Der unterlegende Kandidat der seit Jahrzehnten regierenden Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) gestand am Montag seine Niederlage ein. In Michoacan, wo am Sonntag ebenfalls ein neuer Gouverneur gewählt wurde, war die Lage unklar. Sowohl die linksgerichtete Partei der Demokratischen Revolution (PRD) als auch die PRI beanspruchten den Wahlsieg für sich. Obwohl die amtlichen Endergebnisse erst am Sonntag vorliegen sollten, gratulierte Staatspräsident Carlos Salinas (PRI) dem PRI-Kandidaten in Michoacan und dem PAN-Kandidaten in Chihuahua telefonisch zu ihren "Siegen". Beobachter kritisierten, vor allem in Michoacan habe es keine sauberen Wahlen gegeben.
(Siehe auch Seite 3)
HAMBURG, 14. Juli (AFP). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat der Post wegen der Werbung für eine Regenwald-Sondermarke mit gerichtlichen Schritten gedroht. "Die Werbeaktion für die Regenwald-Briefmarke ist unseriös", begründete der Regenwaldexperte Eije Pabst das Vorgehen seiner Organisation am Dienstag in Hamburg. Die Post kassiere für die Sondermarke Geld, ohne "überhaupt nur ein Projekt vorweisen zu können". Sollte bis zum 27. Juli eine dem Postdienst zugesandte Unterlassungserklärung nicht unterschrieben sein, werde Greenpeace ein Gericht anrufen.
Auf großen Plakatwänden und mit zweiseitigen Anzeigen in verschiedenen Zeitschriften stelle der Postdienst sein Herz für die Umwelt derzeit zur Schau, kritisierte Pabst. Bislang seien bereits 30 Millionen Marken gedruckt worden, dabei sei aber noch völlig offen, für welches Projekt das Geld verwendet werden soll.
MÜNCHEN, 14. Juli (Reuter/AFP/dpa). Die CSU-Regierung Bayerns und 241 CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete haben am Dienstag beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einen Antrag auf einstweilige Anordnung gegen die von Bundestag und Bundesrat beschlossene Fristenregelung beim Schwangerschaftsabbruch gestellt. Die Staatskanzlei in München teilte mit, der Antrag werde für den Fall gestellt, daß Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Gesetz unterschreibe. Das Inkrafttreten des neuen Rechts solle dadurch bis zur Karlsruher Entscheidung über die geplante Normenkontrollklage aufgeschoben werden. Der Justitiar der Union, Franz Möller, teilte mit, der Antrag richte sich nur auf den strafrechtlichen Teil des Gesetzes, nicht gegen die übrigen Regelungen, vor allem die sozialen Hilfen.
Unverheiratete werdende Väter sollen nach dem Willen der CSU künftig schon für ungeborene Kinder unterhaltspflichtig sein. Insbesondere zur Bezahlung von Aufwendungen während der Schwangerschaft müßten die Väter herangezogen werden können, sagte der sozialpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag, Konrad Kobler, am Dienstag. Die bayerische Staatsregierung solle eine entsprechende Unterhaltsregelung auf Bundesebene durchsetzen. (Siehe auch Seite 3)
DRESDEN, 17. Juli (AFP). Sachsen will mit Thüringen Verhandlungen zum Austausch von Sondermüll aufnehmen. Der Freistaat sei bereit, schwach radioaktive Stoffe aus Thüringen in einer Landessammelstelle aufzunehmen, sagte Regierungssprecher Michael Sagurna in Dresden. Im Gegenzug müsse Thüringen schadstoffhaltige Abfälle sowie Reste von Pflanzenschutzmitteln aus Sachsen entsorgen, da dem Freistaat entsprechende Verbrennungsanlagen fehlten.
Die radioaktiven Abfälle, vorwiegend Klein- und Verbrauchsmaterial aus Laboratorien und Kliniken, sollen Sagurna zufolge auf dem Gebiet des ehemaligen Kernforschungszentrums Rossendorf bei Dresden abgelagert werden. Zu diesem Zweck sei der Verein Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf e.V. gegründet worden. Die Aufnahme von stark radioaktivem Material wie beispielsweise Kernbrennstäben sei im Freistaat jedoch nicht vorgesehen.
BONN, 14. Juli (AFP/AP). In zahlreichen deutschen Städten haben am Dienstag Exil-Iraner gegen den Besuch des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati in der Bundesrepublik demonstriert, der am Abend zu einer ersten Unterredung mit Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) zusammentraf. Zu den Kundgebungen gegen die dreitägige Visite hatten die in Iran verbotenen oppositionellen Volksmudschaheddin aufgerufen. Sie werfen Iran vor allem Menschenrechtsverletzungen vor.
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Harald Schreiber (CDU), berichtete, in Iran sei keine Verbesserung, sondern eher eine Verschlechterung der Menschenrechtslage festzustellen. Dieser alarmierende Zustand, der sich auch auf den Frieden und die Stabilität in der ganzen Region auswirke, könne von der Weltgemeinschaft nicht unbeantwortet bleiben. Schreiber schlug vor, ernstlich zu prüfen, ob ein Waffen- und Erdölembargo dazu beitragen könnte, die Menschenrechte in Iran anzumahnen.
Die IG Medien forderte Kinkel auf, sich gegenüber Iran ebenso wie in der Türkei für die Menschenrechte zu engagieren. Er solle sich ferner für das Leben des Schriftstellers Salman Rushdie einsetzen, gegen den Teheran ein Todesurteil verhängt hat. Kinkel sicherte im Deutschlandfunk zu, daß er das Thema Menschenrechte ansprechen werde.
KABUL, 14. Juli (AFP). Nach einwöchiger relativer Ruhe haben sich rivalisierende Mudschaheddin-Gruppen in der afghanischen Hauptstadt Kabul am Dienstag morgen wieder heftige Gefechte mit Artillerie und Maschinengewehren geliefert. Nach Angaben von Augenzeugen und Ärzten wurden bei den drei Stunden anhaltenden Kämpfen mindestens vier Menschen getötet und zehn weitere zum Teil schwer verwundet. Nach Angaben von Bewohnern beschossen sich Kämpfer der Usbekenmiliz mit Truppen des Verteidigungsministeriums im Diplomatenviertel. Beamte des Verteidigungsministeriums bezeichneten die Gefechte als "kleinen Zwischenfall".
AMMAN / KAIRO, 14. Juli (AFP/Reuter). Die arabischen Nachbarn Israels haben am Dienstag zurückhaltend auf den Versöhnungsaufruf des neuen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin reagiert. Der Chef der jordanischen Unterhändler bei den Nahostverhandlungen, Abd el Salam Madschali, sagte, er sehe keinen Grund, zu informellen Gesprächen nach Jerusalem zu fahren, solange keine Fortschritte in den Verhandlungen erzielt worden seien und Israel nicht die UN-Resolution 242 anerkannt habe. Der Leiter der palästinensischen Delegation, Haidar Abd el Schafi sagte vor Journalisten in Ost-Jerusalem, die Palästinenser in den besetzten Gebieten sähen keine Perspektive für Frieden im Nahen Osten, solange Israel mit seiner Siedlungspolitik fortfahre. Rabin hatte angekündigt, er wolle die Besiedlung der besetzten Gebiete für ein Jahr aussetzen. Ausgenommen davon seien strategisch wichtige Regionen im Jordantal, auf dem Golan und im Umland von Jerusalem.
Mit deutlicher Kritik hat Syrien auf die politischen Erklärungen Rabins reagiert. Außenminister Faruk el Schara kritisierte nach Angaben aus Regierungskreisen auf der wöchentlichen Kabinettssitzung in Damaskus, daß Rabin sich nicht zum Rückzug aus den besetzten arabischen Gebieten bereit erklärt habe. In der amtlichen Zeitung "Tischreen" hieß es, Rabin setze die "aggressive und expansionistische" Politik seines Vorgängers Schamir in anderer Form fort. Die Zeitung meldete, die Araber meinten es bei dem Bemühen um Frieden nach wie vor ernst, gäben die Ansprüche auf ihr Land und ihre Rechte aber nicht auf.
Der ägyptische Außenminister Amr Mussa, dessen Land als einziger arabischer Nachbar mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen hat, sagte, die Rede Rabins gebe Anlaß zu "einem gewissen Optimismus". Hauptpunkt müsse das Prinzip "Land gegen Frieden" sein, sagte er der ägyptischen Tageszeitung "Al Ahram". Ein Sprecher des ägyptischen Außenministeriums sagte, auch mit der Regierung Rabins gebe es Anlaß zur Sorge. Israel lehne nach wie vor die Bildung eines palästinensischen Staates ab.
MANILA, 14. Juli (AFP). Der Vulkan Pinatubo auf den Philippinen ist am Dienstag wieder ausgebrochen. Nach Angaben von philippinischen Vulkanologen war der neuerliche Ausbruch jedoch deutlich schwächer als die Eruptionen vor 13 Monaten, bei denen 700 Menschen getötet und Hunderttausende obdachlos wurden. Trotzdem wurde die höchste Alarmstufe ausgelöst, das Gebiet im Umkreis von zehn Kilometern des Vulkans wurde zur Gefahrenzone erklärt.
Für die kommenden Tage sei mit "leichtem bis mittlerem Aschefall" in den umliegenden Dörfern zu rechnen, teilte das Philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie mit. Der 1770 Meter hohe Pinatubo liegt etwa 80 Kilometer nordwestlich von Manila. Bei einem Hubschrauberflug über dem Pinatubo wurde festgestellt, daß am Dienstag morgen Lava, Asche und Rauch aus dem Krater aufstiegen, berichtete der Vulkan-Experte Julio Sabit im Rundfunk. Es habe sich eine Lavakappe mit einem Durchmesser von 250 bis 300 Metern gebildet. Für die nahe Zukunft sei mit "mäßig schweren Explosionen und Lavaströmen" zu rechnen. Vorerst sei jedoch nur "die Spitze des Vulkans" betroffen.
Im Juni vergangenen Jahres war der Pinatubo nach 600jähriger Ruhe wieder ausgebrochen. Dabei hatte sich ein Krater von zwei Kilometern Durchmesser gebildet. Die Schäden der Naturkatastrophe des vergangenen Jahres sind bis heute nicht beseitigt. Zehntausende Menschen, deren Dörfer unter Lava begraben wurden, leben nach wie vor in Lagern und werden von Hilfsorganisationen versorgt.
SCHWERIN, 15. Juli (AFP). Offizielles Emblem der diesjährigen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit ist ein rotes, gebrochenes Herz, dessen Bruch von einem Faden zusammengehalten wird. Das Fadenende läuft aus in die Worte "Einheit gemeinsam gestalten".
"Es bedarf noch einiger Zugkraft, um diese Wunde zu schließen", sagte der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Seite (CDU), der als Gastgeber der zentralen Feier am 3. Oktober in Schwerin das Emblem am Dienstag vorstellte. "Aber wir sagen ja zur deutschen Einheit." Die Feiern sollen nach Worten des Schweriner Oberbürgermeisters Johannes Kwaschik (SPD) ohne aufwendige Empfänge auskommen. Geplant sei ein Programm, das "die unterschiedlichsten Befindlichkeiten aufnimmt und jedem die Möglichkeit läßt, seine Sicht der Dinge einzubringen".
KHARTOUM, 15. Juli (AFP). Das Hauptquartier der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) in Torit ist von den Regierungstruppen eingenommen worden. Das teilte Staatschef General Omar el Bechir am Dienstag in einer über den Rundfunk verbreiteten Rede mit. Armee und paramilitärische Milizen hätten die an der Grenze zu Uganda gelegene Stadt gemeinsam erobert. Ein Vertreter der Guerilla-Bewegung bestätigte in Nairobi, daß die SPLA-Kämpfer sich aus der Stadt "aus strategischen Gründen" zurückgezogen hätten.
BAGDAD, 14. Juli (AFP). In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am Dienstag die 13. UN-Atomwaffenmission eingetroffen. Wie Missionsleiter Richard Hooper vor Journalisten sagte, sollen die neun Mitglieder des UN-Teams die letzten bekannten Atomanlagen in Irak zerstören. Die nördlich von Bagdad gelegenen Anlagen zur Urananreicherung in Tarmija und Schirkat waren von einem UN-Team im Juni bereits zu 50 Prozent zerstört worden. Insgesamt haben die UN bisher 41 Missionen zur Zerstörung des irakischen Massenvernichtungswaffen- Programmes in den Golfstaat entsandt.
Die Regierung in Bagdad verweigerte einem UN-Team zur Inspektion des irakischen Chemiewaffenprogrammes unterdessen weiter den Zugang zum Landwirtschaftsministerium. Seit dem 5. Juli halten UN-Inspektoren Tag und Nacht Wache vor dem Gebäude, in dem sie geheime Unterlagen über irakische Chemiewaffen vermuten. Der UN-Sicherheitsrat hat Irak noch einmal dringlich aufgefordert, den Zugang freizugeben.
GIESSEN. Bei dem Versuch, eine stark befahrene Ausfallstraße in Gießen zu überqueren, sind am Montag abend ein 64 Jahre alter Reiter und sein Pferd von einem Auto erfaßt und tödlich verletzt worden.
Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, war der aus Pohlheim-Hausen bei Gießen stammende Reitersmann von seinem Pferd gestiegen, hatte das Tier am Zügel genommen und war losgelaufen, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Er habe dabei jedoch ein herannahendes Auto übersehen, dessen Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Bei der Kollision wurde der 64jährige getötet.
Das schwerverletzte Pferd erhielt von einem Polizisten den Gnadenschuß. lhe
HANAU, 14. Juli (dpa). Bei einem Dachstuhlbrand in einem Hanauer Mehrfamilienhaus ist in der Nacht zum Dienstag ein Sachschaden von rund 150 000 Mark entstanden. Wie die Polizei mitteilte, brach das Feuer aus bisher unbekannter Ursache in einem Lattenverschlag auf dem Dachboden des dreistöckigen Hauses aus und zerstörte das gesamte Gebälk. Die Feuerwehr verhinderte, daß die Flammen auf ein angrenzendes Gebäude übergriffen. Bei den Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Die Brandursache war zunächst unklar.Frankfurt: 50 Meter hoher Kran stürzte um
FRANKFURT A. M., 14. Juli (dpa). Ein 50 Meter hoher Kran ist am Dienstag auf einer Baustelle am Biologiezentrum der Universität Frankfurt aus zunächst unbekannter Ursache umgestürzt. Teile des Kranes durchschlugen nach Mitteilung der Polizei die Decke einer Bibliothek der Uni. Der Kranführer wurde schwer verletzt. Nach ersten Erkenntnissen kam sonst niemand zu Schaden.
FRANKFURT A. M. In ganz Hessen sind 20 960 Lehrstellen einen Monat vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch nicht besetzt. Das sind 1190 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Gleichzeitig suchten noch 9220 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, teilte das Landesarbeitsamt in Frankfurt mit.
Die meisten freien Lehrstellen gab es Ende Juni im Metallsektor (4230), bei den Waren- und Dienstleistungskaufleuten (3460) und in den Bau- und Baunebenberufen (3340). Zu wenig Lehrstellen registrierte das Landesarbeitsamt bei den gehobenen kaufmännischen und Dienstleistungsberufen. Auch in einigen handwerklichen und industriellen Sparten wie bei Floristen, Zahntechnikern sowie Radio- und Fernsehtechnikern gebe es nicht genug Ausbildungsplätze. lhe
WIESBADEN. Das für die hessische Polizei geplante Computer-System "Hepolas" soll bis Mitte nächsten Jahres zuerst im Polizeipräsidium Frankfurt am Main eingeführt werden. Dies sei möglich, obwohl ein seit 1989 laufender Vertrag mit der Firma Siemens Nixdorf über die Erarbeitung des Software-Verfahrens von seiten Hessens aufgelöst wurde, berichtete der Sprecher des Innenministeriums, Gert-Uwe Mende, auf Anfrage.
Die Arbeiten an dem System, für das ein Festpreis von 5,6 Millionen Mark vereinbart worden war, seien so weit fortgeschritten, daß "Hepolas" mit einem neuen Unternehmen "kurz- bis mittelfristig" verwirklicht werden könne.
Der Ministeriumssprecher betonte, Siemens Nixdorf habe zuletzt eine Einführung des Systems frühestens für 1994 in Aussicht gestellt. Dies sei eine Verzögerung von zwei Jahren gegenüber der ursprünglichen Planung gewesen. Bereits Anfang 1990 sei es zu Unstimmigkeiten über die inhaltliche Ausgestaltung des EDV-Verfahrens gekommen.
Dadurch habe es wiederholt zeitlichen Verzug gegeben, der von dem Unternehmen nicht aufgeholt worden sei. Außerdem habe Siemens Nixdorf trotz des Festpreises "frühzeitig und wiederholt finanzielle Nachforderungen" gestellt.
Als das EDV-Unternehmen Anfang 1992 den Fachgremien der Polizei erste umfangreiche Arbeitsergebnisse vorgelegt habe, seien Fehler und Mängel festgestellt worden, die von Siemens Nixdorf allerdings nicht "zügig" beseitigt worden seien, so das Ministerium. Deshalb hätten das Landeskriminalamt (LKA) und das Polizeiverwaltungsamt die Auflösung des Vertrages vorgeschlagen. Es sei anzunehmen, daß es aufgrund der festgestellten Fehler und Mängel zu einem Abschlag auf den Festpreis kommen werde. Die Erstellung der "Hepolas"-Software und der Lieferauftrag für die Hardware sollten nicht mehr einem Generalunternehmen übertragen werden. lhe
Gerade Urlauber, so meint der Umlandverband Frankfurt (UVF), sollten möglichst wenig Müll produzieren. Mit Plakaten und dem typischen "Einweg-Touristen", umringt von weggeworfenen leeren Dosen, appellierte der UVF deshalb in einer Aktion an Reisende im Frankfurter Hauptbahnhof, abfallbewußt in die Sommerferien zu starten.
Zu Schlagermusik der 50er Jahre räkelte sich der "Einweg-Tourist" derweil in seiner Liege, warf Getränkedosen hinter und zusammengeknüllte Plastikreste neben sich - bei den Bahnkunden stieß er damit auf ungläubiges Grinsen, offensichtlich aber auch auf "Urlaubssünder", die sich am eigenen Umweltgewissen gepackt sahen.
Ausgeprägtes Müllbewußtsein demonstrierten andere. Die Abfall-Statistiker aber wissen mehr: Allein auf dem Frankfurter Hauptbahnhof fallen jährlich etwa 7500 Kubikmeter gepreßter Müll an - ein Viertel davon in Zügen der Bundesbahn.
Selbst in einer entlegenen "Urlaubsregion" wie dem Mount Everest hätten Naturschützer in zehn Tagen 30 Tonnen Dosen, Flaschen, Zeltstangen und Papierreste gesammelt, so der UVF.
Angesichts solcher Zahlen hofft UVF- Beigeordneter Thomas Rautenberg, daß von der Aktion, die in den vergangenen Wochen auch auf dem Flughafen und an Autobahnraststätten der Region lief, bei möglichst vielen Reisenden "etwas hängenbleibt" - auch für zu Hause. lhe
Wegen versuchter Erpressung des Lebensmittelkonzerns Rewe hat das Frankfurter Landgericht den 40 Jahre alten Inhaber einer Elektrobaufirma zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt. Damit war zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen eine Rewe-Erpressung Gegenstand eines Prozesses vor dem Landgericht.
Der 40jährige hatte sich wegen Schulden in Höhe von rund 400 000 Mark im November vergangenen Jahres dazu entschlossen, den Konzern um eine halbe Million Mark zu erpressen.
In einem Erpresserbrief an die Firmenleitung in Friedrichsdorf/Taunus drohte er die Vergiftung von Joghurt mit Blausäure in Rewe-Geschäften an, um der Geldforderung Nachdruck zu verleihen. Wie üblich schaltete die Geschäftsleitung die Polizei ein, die den Angeklagten bei einer fingierten Geldübergabe festnahm.
Das Gericht rechnete dem Täter strafmildernd an, daß er nichts unternommen hatte, um seine Drohung notfalls wahr zu machen. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, weil der Firmenchef inzwischen auf legale Weise die Tilgung seiner hohen Schulden in Angriff genommen hat.
Anfang Juni war ein 50jähriger Imbißbudenbesitzer ebenfalls zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt worden, weil er versucht hatte, die Lebensmittelkette um eine Million Mark zu erpressen. Nach Auffassung des Gerichts ging der Mann dabei allerdings "dilettantisch" vor und habe nur geringe kriminelle Energie gezeigt. lhe
Mit leichten Verletzungen und einem Schock kam der 34jährige Führer eines etwa 50 Meter hohen Krans davon, dessen Ausleger im Bereich des Drehkranzes plötzlich abknickte. Bei dem Unfall auf der Baustelle des Niederurseler Biologiezentrums der Universität wurden die Dächer und die Fensterfront zweier Gebäude durch den herunterklappenden Ausleger beschädigt. Außer dem Kranführer kam niemand zu Schaden. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 600 000 Mark.
Der 50 Meter lange Ausleger sei beim Heben eines etwa drei Tonnen schweren Schuttkübels abgeknickt, "nachdem irgend etwas statisch Wichtiges abgebrochen sein muß", so ein Bauleiter. Die Ursache des Unfalls konnte am Dienstag zunächst nicht geklärt werden. "Der Kran hat einen Überlastungsschutz und kann nicht zu schwer heben", so der Bauleiter. Er sei für Gewichte bis zu zehn Tonnen zugelassen und vorschriftsgemäß alle drei Monate vom TÜV überprüft worden.
"Erst ist der Ausleger ganz langsam abgesackt, dann hat es einen Schlag getan, weil die Gewichte des Gegenauslegers runtergekommen sind. Dadurch hat sich dann auch die Krankanzel umgelegt", berichtete ein Handwerker, der Zeuge des Unfalls war. "Der, der den Bottich angehoben hat, konnte gerade noch wegspringen." Dem Kranführer, der sich kopfüber in der zusammengeklappten Kanzel befand, sei der Ausstieg durch den Eingang der Kanzel gelungen.
Die auf dem Boden aufliegende abgeknickte Auslegerspitze bewahrte nach Angaben der Polizei den Kran vor dem Umfallen. lhe
Die FDP im Landtag hat den Landesrechnungshof (LRH) gebeten, eine Sonderprüfung zu der Auftragsvergabe für "Hepolas" vorzunehmen. Offensichtlich seien bei der Vertragsabwicklung Fehler gemacht worden, "die den hessischen Steuerzahler möglicherweise Millionen kosten", so der stellvertretende Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn in einem Schreiben an LRH-Präsident Udo Müller.
An den Innenminister appellierte Hahn, das Beschaffungswesen der Polizei dem anderer Landesbehörden anzugleichen. Unverständlich sei, daß zumal im sensiblen EDV-Bereich die Behörden allein über Millionenprojekte entscheiden könnten, ohne in jedem Fall das nötige Fach- und Sachwissen zu haben. lhe
SULZBACH. Der Gemeindevorstand von Sulzbach (Main-Taunus-Kreis) hat dem umstrittenen Bau eines Kinozentrums zugestimmt. Für die Gemeinde entstehe nach den vorliegenden Gutachten eine kaum ins Gewicht fallende Belastung, sagte Bürgermeister Herbert Uhrig am Dienstag zur Begründung.
Hausordnungs- und planungsrechtlich sei ein Kinozentrum nicht zu verhindern. Außerdem müsse berücksichtigt werden, daß das Kinocenter auch für die Gemeinde Sulzbach einen wichtigen Wirtschafts- und Steuerfaktor darstellen werde.
Gegen das Großkino mit zwölf Lichtspieltheatern für 3800 Zuschauer wehren sich eine Interessengemeinschaft von Kinobesitzeern aus der Umgebung, die Junge Union, die CDU-Mittelstandsvereinigung und die SPD. lhe
Zu drastischen Mitteln griff ein 78jähriger Fußgänger in Frankfurt aus Ärger über einen 18jährigen Radfahrer. Weil der junge Mann mit seinem Rad nicht vom Bürgersteig weichen wollte, steckte der Rentner ihm beim Vorbeifahren seinen Krückstock zwischen die Speichen des Hinterrades. Der junge Mann reagierte mit einem beleidigenden Ausdruck, worauf der Rentner mit dem Stock auf ihn losprügelte.
Wegen Körperverletzung verhängte das Amtsgericht Frankfurt gegen den 78jährigen eine Geldstrafe von 1000 Mark. Das Gericht wies im Urteil auf die zunehmende Aggressivität zwischen Fußgängern und Radfahrern hin und betonte, "Selbstjustiz" zwischen Verkehrsteilnehmern könne nicht geduldet werden. lhe
Windeldienste wollen ihren Service bald bundesweit anbieten. 35 der knapp 100 Unternehmen, die sich um das erste Kleidungsstück von Babys bemühen, haben sich in Frankfurt zum Verband Deutscher Windeldienste mit Sitz in Pirmasens zusammengeschlossen. Andere Firmen sowie einige Zulieferer hätten bereits Interesse an dem Zusammenschluß bekundet, teilte der Vorsitzende des Verbandes, Norbert Hilgendorff, mit.
Die Windeldienste liefern einmal wöchentlich Baumwollwindeln an, holen die gebrauchten Tücher wieder ab und waschen sie. Der Verband hat ein Bürgertelefon unter der Nummer 0 63 31 / 7 84 41 eingerichtet, über das sich die Verbraucher informieren können. Anliegen des Vereins ist neben der flächendeckenden Windelversorgung der Bundesbürger vor allem ein umweltpolitisches. "Plastikwindeln sind das Einzelprodukt mit dem größten Anteil am Hausmüllaufkommen", so Kinderarzt Falko Panzer, der vor zwei Jahren einen der ersten Windeldienste in der Bundesrepublik gegründet hat. lhe
BIEBESHEIM. In der Sondermüllverbrennungs-Anlage (SVA) Biebesheim hat sich am Dienstag ein Brand in einem Sonderabfall-Bunker entzündet. Das Feuer habe allerdings schnell gelöscht werden können, teilte die Bertreiberfirma Hessische Industriemüll GmbH am Dienstag in Wiesbaden mit.
Der Brand sei beim Entleeren eines Abfallbehälters entstanden.
Menschen seien nicht verletzt worden. Nicht einmal Sachschaden sei entstanden. lhe
LIMBURG. Zwei Obdachlose sollen für den Brand in einer Unterkunft in der Limburger Altstadt in der Nacht zum Montag verantwortlich sein. Nach Auskunft der Limburger Polizei wurden inzwischen eine 37jährige Frau und ein 43 Jahre alter Mann aus Limburg unter Tatverdacht festgenommen. Das baufällige Gebäude, das fünf Obdachlose, darunter die beiden Festgenommenen, beherbergte, brannte nieder. Der Schaden wurde mit etwa 40 000 Mark angegeben.
Wie die Frau der Polizei am Dienstag gestand, waren sie und der Mann angetrunken und hätten gestritten. Danach habe sie Papier aus einem Abfalleimer im Erdgeschoß angezündet. lhe
N E W Y O R K / S A R A J E W O , 14. Juli (Reuter/dpa/AFP). Österreich will im UN-Sicherheitsrat auf ein härteres Vorgehen im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina dringen. Diplomaten berichteten am Montag abend, Wien wolle in der Sitzung des Sicherheitsrates am heutigen Dienstag zu einer Resolution auffordern, die den Einsatz von Gewalt nicht ausschließt, sollten die serbischen Einheiten ihre Offensive fortsetzen.
UN-Kreisen zufolge herrscht im Rat aber wenig Bereitschaft, einen Militäreinsatz auch nur anzudeuten, solange nicht Staaten wie die USA und Frankreich dies unterstützen. Nur Ungarn und Marokko trügen den österreichischen Vorstoß mit, hieß es.
Der österreichische UN-Diplomat Helmut Freudenschuß sagte, normalerweiswe berate sich seine Regierung mit den europäischen Partnern, bevor ein solcher Vorschlag unterbreitet werde. Die Offensive der Serben gegen die bosnische Stadt Gorazde und anderswo könnte aber zur Vertreibung weiterer 300 000 Menschen führen. Deshalb müsse der Sicherheitsrat handeln. Kroatien und Bosnien baten den Sicherheitsrat, auf einer Dringlichkeitssitzung einer internationalen Militäraktion zuzustimmen.
Der Sicherheitsrat beschloß am Montag abend die Entsendung 500 weiterer Friedenssoldaten nach Sarajewo. Damit erhöht sich das Kontingent der UN-Truppen für Jugoslawien in der bosnischen Hauptstadt auf 1600 Mann. Der Sicherheitsrat forderte zudem alle Konfliktparteien auf, mit den UN-Truppen in Sarajewo zusammenzuarbeiten.
Die Umgebung des UN-Hauptquartiers in Sarajewo war am Montag abend erstmals konzentriertem Granatwerferbeschuß ausgesetzt. Dabei wurden zwei Personen getötet und 20 verletzt. Nach einem Bericht des kroatischen Rundfunks wurde Sarajewo am Dienstag morgen erneut beschossen. Die Situation in der ostbosnischen Stadt Goradze bezeichneten Augenzeugen am Dienstag als "höllisches Kriegsdrama". "Es erwartet uns nur der Tod", schrie ein Reporter von Radio Sarajewo ins Mikrophon. Die Stadt sei ohne Strom, Wasser und Nahrung.
Nach einem Bericht des US-Fernsehsenders ABC wollen UN-Truppen in dieser Woche erstmals versuchen, auf dem Landweg Nahrungsmittel und Medikamente nach Sarajewo zu bringen. Bisher wurden über eine Luftbrücke Hilfsgüter in die eingeschlossene Stadt gebracht. Wie der amtierende Vertreter des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge in Deutschland, Hans ten Feld, dem "Mitteldeutschen Expreß" in Halle mitteilte, planen die UN ferner eine Hilfsaktion für die Menschen in Goradze.
Die kroatische Regierung kündigte an, keine weiteren Flüchtlinge aus Bosnien aufzunehmen. Die Flüchtlinge würden an die italienische, slowenische und österreichische Grenze gebracht. Waffenarsenal ausgehoben
GRAZ (dpa). Die österreichische Polizei ist in den letzten Tagen einem schwunghaften Handel mit Kriegsmaterial aus und für Kroatien und Bosnien-Herzegowina auf die Spur gekommen. Wie die Polizei am Dienstag in Graz bekanntgab, wurden in der Steiermark zwei Waffenverstecke ausgehoben. Gefunden wurden 50 russische Splitterhandgranaten, drei russische Panzerabwehrraketen, zwei Maschinenpistolen, militärische Nachtsichtgeräte und zahlreiche Gewehre und Pistolen sowie große Mengen Munition.
CANBERRA, 14. Juli (Reuter). Völlig konsterniert war ein Pilot der australischen Fluggesellschaft Quantas, als ein US-Kriegsschiff ihm am Dienstag über dem Pazifik mit dem Abschuß drohte, falls er die Gegend nicht ganz schnell verlasse. Der Pilot, mit mehr als 300 Passagieren auf dem Flug von Sydney nach Los Angeles, reagierte jedoch schnell. Er ließ sich von der US-Luftverkehrsbehörde FAA einen neuen Kurs geben und über das Verteidigungsministerium in Washington eine Verbindung zu dem Schiff herstellen. Es stellte sich heraus, daß das an einem Manöver teilnehmende Schiff auf einer falschen Frequenz sendete.
NEW YORK, 14. Juli (Reuter). Im Streit zwischen den Vereinten Nationen (UN) und Irak über den Zugang zum Bagdader Landwirtschaftsministerium hat der Sicherheitsrat erneut Protest beim irakischen UN-Gesandten eingelegt. Nach Angaben von UN-Diplomaten bekräftigte das Gremium seine Forderung an die irakische Regierung, mit den Inspekteuren zusammenzuarbeiten. Die UN vermuten in dem Gebäude Unterlagen mit Hinweisen auf das Raketenprogramm Iraks. Ein UN-Team unter Leitung der Amerikanerin Karen Jansen begehrt seit dem 5. Juli vergeblich Einlaß und bewacht seitdem das Gebäude.
Iraks Landwirtschaftsminister Abdul Wahab Mahmud el Sabbak hatte vergangene Woche gesagt, in seinem Ministerium befinde sich kein militärisches Material. Eine Durchsuchung verletze Iraks Souveränität.
MANILA, 14. Juli (Reuter). Die philippinische Polizei hat neun Indonesier wegen des angeblichen Versuchs festgenommen, 100 Tonnen Knoblauch in das Land zu schmuggeln. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde das Schiff mit der Ladung aus Hongkong gerade in einem Hafen nahe der Hauptstadt Manila entladen, als die Sicherheitskräfte zuschlugen. Den Schiffspapieren zufolge habe das Knoblauch im Wert von umgerechnet rund 400 000 Mark nach Indonesien geliefert werden sollen.
Kinkel in Ankara Klartext unter Freunden
BONN, 14. Juli (Reuter). Bei seinem Besuch in der Türkei ist Bundesaußenminister Klaus Kinkel nach eigenen Angaben in der Frage der Menschenrechte auf "relativ großes Verständnis" gestoßen. Kinkel sieht in den türkischen Menschenrechtsverletzungen ein wesentliches Hindernis für eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Gemeinschaft. Der Außenminister sagte am Dienstag im Deutschlandfunk, er habe in Ankara klar und deutlich die Folterungen in Polizeigefängnissen sowie die Kurdenfrage angesprochen. Seine Offenheit sei ihm dabei nicht übelgenommen worden. Der Minister sagte, er sei mit seinen Äußerungen bei seinen Gesprächspartnern zwar auf Widerspruch gestoßen, doch müsse ein solcher Besuch unter Freunden dazu dienen, daß diese Art von Themen offen zur Sprache kämen. Die Erkenntnis sei vorhanden, daß man Klartext reden müsse, insbesondere wenn man freundschaftlich verbunden sei.
Kinkel sagte, ihm sei von der Regierung in Ankara zugesichert worden, daß deutsche Waffen in innenpolitischen Auseinandersetzungen nicht in Anspruch genommen würden. Im Zusammenhang mit der Vollmitgliedschaft der Türkei in der EG habe er unmißverständlich die Position vertreten, daß zunächst gemeinsam an einer Vertiefung der Assozierung gearbeitet werden müsse.
In Istanbul sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Montag abend zwei Rebellen der linksgerichteten Organisation Dev-Sol von Polizisten erschossen worden. Auch ein Polizist sei bei der Schießerei im Stadtviertel Kasimpasa verwundet worden. In der Wohnung der Getöteten seien Waffen, Munition und Dokumente sichergestellt worden. Kurz danach wurden auf drei Banken in Istanbul Anschläge mit Benzinbomben verübt.
ROM, 14. Juli (Reuter). Papst Johannes Paul II. hat nach einem unbestätigten Bericht des staatlichen italienischen Rundfunks einen Tumor im Darmbereich und muß wahrscheinlich operiert werden. Der Sender berichtete am Dienstag, bei den Tests, denen sich der Papst seit Sonntag im Gemelli-Krankenhaus in Rom unterzieht, sei ein Tumor nahe der Wirbelsäule festgestellt worden. In der Gemelli-Klinik war der Papst bereits nach dem Attentat 1981 behandelt worden, bei dem er einen Schuß in den Magen erhalten hatte. Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano sagte, Johannes Paul sei sehr gefaßt und dankbar für die Gebete der Gläubigen. Genesungswünsche schickten unter anderem der jordanische König Hussein, Mutter Teresa und Polens Präsident Lech Walesa. (Siehe auch Seite 5)
BONN, 14. Juli (Reuter). Die Bundeswehr wird die lettische Regierung bei der Bekämpfung der anhaltenden Großbrände unterstützen. Ab heute mittag werde das Heer fünf Transporthubschrauber mittlerer Größe einsetzen, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Bonn mit. Minister Volker Rühe (CDU) entspreche mit diesem Einsatz einer Bitte Lettlands. An der Hilfsaktion sollen rund 60 Soldaten beteiligt werden. Die Hubschrauber fliegen am Vormittag über dänisches und schwedisches Gebiet nach Riga, wo ihre Einsatzzentrale sein soll.
KREFELD, 14. Juli (Reuter). Rund 3000 Menschen haben am Dienstag nach Polizeiangaben für den Erhalt der Arbeitsplätze im Krefelder Werk der Thyssen Edelstahlwerke AG demonstriert. Die IG Metall hatte zu der Aktion unter dem Motto "Unser Stahlwerk muß bleiben" aufgefordert. Die Demonstranten bildeten nach Polizeiangaben zunächst eine Menschenkette um das Thyssen-Werk und zogen anschließend durch die Krefelder Innenstadt.
Die Unternehmensleitung der Thyssen Edelstahlwerke AG teilte mit, die Gerüchte über eine Schließung des Krefelder Werkes entbehrten jeder Grundlage, und verwies auf die in den vergangenen fünf Jahren investierten rund 500 Millionen Mark. Außerdem seien Investitionen in Höhe von 270 Millionen Mark geplant. Die Aktion habe zu "rechtswidrigen Arbeitsniederlegungen in großem Stil" geführt. Das Unternehmen bezifferte den Schaden durch den Produktionsausfall am Dienstag auf rund eine Million Mark.
BONN (rtr/dpa/VWD). Die Bundesbank sollte nach Ansicht der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Kreditpolitik zunächst weder lockern noch weiter straffen. So faßt der Leiter des Bonner OECD-Informationszentrums, Dieter Menke, die geldpolitische Empfehlung der Volkswirte in ihrem ersten Wirtschaftsbericht für das vereinigte Deutschland zusammen. Ein vorübergehendes Überschreiten der Zielvorgaben beim Geldmengenwachstum ist aus Sicht der Organisation vor dem Hintergrund der Einheit kein Anlaß, die monetären Bedingungen weiter zu verschärfen. Das Bemühen um eine Dämpfung der Inflation sollte jedoch nicht nachlassen.
Das in jüngster Zeit übermäßig starke Wachstum des deutschen Geld- und Kreditvolumens dürfte zum Teil auf konjunkturelle und andere Sonderfaktoren zurückzuführen sein. So könne der Aufbau Ostdeutschlands eine überproportionale Steigerung der Kreditnachfrage bewirkt haben. Ferner habe die erwartete Einführung der Zinsabschlagsteuer möglicherweise zu Geldumschichtungen geführt. Und schließlich gebe es Anzeichen dafür, daß die Mark in Osteuropa verstärkt gehortet werde und sich dort zu einer Parallelwährung entwickelt habe.
Lob von der OECD erntet die Bundesregierung, die "offenbar mit aller Entschlossenheit" am Kurs der Haushaltskonsolidierung festhalte. Länder und Gemeinden müßten diesem Beispiel folgen. Die hohen Etatdefizite seien nicht unbedingt ein Anzeichen zu hoher Ausgaben. "Außergewöhnliche Umstände rechtfertigen zumindest für eine gewisse Zeit ebenso außergewöhnliche Maßnahmen", meinen die Experten der 24 Industrieländer umfassenden Organisation.
Das reale Wirtschaftswachstum in ganz Deutschland veranschlagt die OECD auf 1,8 Prozent in diesem und 2,8 Prozent im nächsten Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen werde 1993 im Durchschnitt bei insgesamt 3,1 Millionen verharren.
SARAJEWO, 14. Juli (Reuter/AFP/AP/ dpa). Innerhalb weniger Stunden ist die unmittelbare Umgebung des UN-Hauptquartiers in Sarajewo zweimal mit Granaten beschossen worden. Wie der Sprecher der UN-Friedenstruppen für Jugoslawien, Mik Magnusson, am Dienstag in Sarajewo mitteilte, wurden bei einem schweren Mörserangriff am Montag abend mindestens zwei Zivilisten, eine Frau und ein Mann, getötet und 15 weitere verletzt. Vor dem Gebäude wären etwa 16 Geschosse eingeschlagen. Bei einem zweiten Angriff am Dienstag morgen sei niemand verletzt worden.
Bei den Verletzten handele es sich überwiegend um Kinder, die vor dem Gebäude spielten. Weder Magnusson noch andere Quellen konnten angeben, ob die Kinder oder die Blauhelme Ziel des Beschusses waren. UN-Soldaten seien nicht verletzt worden. Die Granaten seien aus dem Süden Sarajewos abgeschossen worden, wo sowohl Serben als auch Moslems Truppen stationiert haben.
Wie Magnusson ferner mitteilte, haben die UN-Truppen erstmals einen Heckenschützen getötet, der in der Nähe des Flughafens auf einen kanadischen Soldaten geschossen habe. Ein Scharfschütze der UN-Truppe habe zurückgeschossen und den serbischen Angreifer getötet.
Am Dienstag morgen waren die meisten Stadtteile Sarajewos ohne Wasser und praktisch die gesamte Stadt ohne Strom. Die serbischen Belagerer hatten am Montag vier Umspannwerke gesprengt und damit auch die durch Pumpen betriebene Wasserversorgung vieler Stadtteile unterbrochen.
Die Serben rechnen nach Darstellung aus UN-nahen Kreisen damit, die 70 Kilometer östlich der Hauptstadt gelegene Stadt Gorazde am Mittwoch oder am Donnerstag einzunehmen. Dies habe der serbische Politiker Radovan Karadzic UN-Vertretern gesagt. Die UN bemüht sich um Zugang zu der Stadt, in der 70 000 Menschen eingeschlossen sein sollen, darunter 30 000 Flüchtlinge.
Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, serbische Verbände hätten am Montag die nordbosnische Stadt Odzak eingenommen. Dabei hätten sie 100 Mitglieder der kroatischen Nationalgarde getötet und 840 verletzt. Der kroatische Rundfunk dementierte die Meldung. In Nordbosnien mißlang kroatisch-moslemischen Truppen die Rückeroberung der Stadt Doboj. Angaben des kroatischen Rundfunks zufolge bildeten die eingekesselten serbischen Milizen in der Stadt aus ihren Gefangenen einen lebenden Schutzschild.
In den kommenden Tagen wollen UN- Truppen nach einem Bericht des US- Fernsehsenders ABC erstmals versuchen, auf dem Landweg Nahrungsmittel und Medikamente nach Sarajewo zu bringen. Über eine Luftbrücke wurden bisher mit mehr als 150 Flügen Hilfsgüter nach Sa-
rajewo gebracht. In der Adria kam es am Wochenende Angaben des US- Verteidigungsministeriums zufolge zu Begegnungen zwischen zwei US- Kriegsschiffen und unbekannten, mutmaßlich jugoslawischen Militärflugzeugen. Die Maschinen hätten sich dem Landungsschiff "Iwo Jima" und dem Kreuzer "Biddle" bis auf wenige Kilometer genähert und erst abgedreht, nachdem sie angestrahlt und vom Raketen- Radar erfaßt wurden, teilte Pentagon-Sprecher Bob Hall in Washington mit. Beide Schiffe sollen mit Radar und Kom-
munikationsmitteln Flugzeuge unterstützen, die Hilfsgüter nach Sarajewo fliegen.
JERUSALEM, 14. Juli (Reuter/AFP). Nach der Wahl von Yitzhak Rabin zum israelischen Ministerpräsidenten zeichnet sich eine Neubelebung des Nahost- Friedensprozesses ab. Rabin sagte am Dienstag bei seinem Amtsantritt, die Verhandlungen mit den arabischen Nachbarn und die Verbesserung der Beziehungen zum wichtigsten Verbündeten, den USA, seien vorrangige Ziele seiner Politik.
US-Präsident George Bush hat Rabin nach dessen Wahl zum Regierungschef gratuliert und ihn für Anfang August in sein Feriendomizil in Kennebunkport eingeladen. US-Außenminister James Baker setzt bereits kommende Woche seine Sondierungsgespräche im Nahen Osten fort. Der neue israelische Außenminister Schimon Peres sprach sich für "permanente Friedensverhandlungen" aus. Es dürfe keine Zeit mehr "mit Randfragen" verloren werden, sagte Peres.
Die Regierungserklärung Rabins stieß im arabischen Lager auf ein geteiltes Echo. Die Palästinensersprecherin Hanan Aschrawi sagte, Rabins Rede deute darauf hin, daß Israel die Verhandlungen mit Palästinensern und den arabischen Staaten kontinuierlich vorantreiben wolle. Seine Rede sei "ermutigend", sagte sie im britischen Rundfunk BBC, doch stünden "reale Beweise" seines guten Willens noch aus. Die Palästinensische Befreiungsorganisaton (PLO) kritisierte, daß die Vorschläge Rabins zu wenig konkret seien. PLO-Sprecher Ahmed Abderrahman sagte, Rabin habe nichts zu der Formel Land gegen Frieden gesagt.
Der neue stellvertretende israelische Außenminister Jossi Beilin hat bereits wenige Stunden nach der Vereidigung der neuen Regierung im Parlament einen Änderungsantrag zur Gesetzgebung vorgelegt, die Kontakte mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation verbietet. In ihrem Wahlkampfprogramm hatte die Arbeitspartei angekündigt, bei einer Regierungsübernahme das Anti-Terror-Gesetz vom August 1986 zu ändern, das jeden Kontakt mit terroristischen Organisationen verbietet, zu denen auch die PLO gerechnet wird. Nach dem von Beilin vorgestellten Änderungsantrag soll ein israelischer Bürger nur unter das Anti-Terror-Gesetz fallen, wenn sein Treffen mit einer Terror-Organisation die "Staatssicherheit gefährdet". (Siehe auch Seiten 2 und 3)
NÜRNBERG (rtr/FR). Beim Diehl-Konzern hinterläßt das schrumpfende Rüstungsgeschäft nicht nur Spuren in der Ertragsrechnung, sondern wird 1992 zu einem weiteren Abbau von rund 600 Arbeitsplätzen führen. Der Wehrtechnikanteil am Umsatz, der im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf drei Milliarden Mark wuchs, ging auf 44 (48,6) Prozent zurück und dürfte 1996 noch rund 30 Prozent ausmachen. Die Beschäftigtenzahl war nach den Worten von Geschäftsführer Bernhard Schmidt Ende 1991 allein durch neukonsolidierte Firmen mit 15 900 Leuten um knapp 1100 höher als zwölf Monate zuvor. Dagegen seien seit Öffnung der Mauer aber insgesamt 2000 Stellen in der Rüstung gestrichen worden. Von den künftigen Einschnitten sind vor allem Mauser in Baden-Württemberg und das Munitionswerk in Röthenbach mit zusammen 500 Leuten betroffen.
Für das Familienunternehmen, das exakte Gewinnzahlen verheimlicht und für 1991 von einem "zufriedenstellenden Ergebnis" spricht, entwickelte sich die Uhrenfertigung mit einem Umsatzplus von 35 Prozent als das größte Wachstumsfeld. Mit Entsorgung und Demontage von Munition und Panzern möchte Diehl in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Mark in die Kassen bekommen. Dieses Geschäft soll danach drei Jahre lang bis zu 100 Millionen pro anno einbringen.
MAGDEBURG, 14. Juli (Reuter). Eine Liste mit den Namen von 5000 angeblichen Inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern (IM) ist Politikern und Zeitungen in Sachsen- Anhalt anonym zugesandt worden. Justizminister Walter Remmers (CDU) sagte am Dienstag, man könne die Daten, die Zeitungen in Teilen veröffentlichten, nicht ignorieren. Die Staatsanwaltschaft prüfe den Vorgang.
Auch die Berliner Gauck-Behörde prüft die Angaben nach Worten ihres Sprechers David Gill. Die Daten könnten aber nicht von offiziellen Listen der DDR-Staatssicherheit stammen, weil sie auch Decknamen, Personennummer und andere Angaben enthielten. Der unbekannte Autor müsse "sehr viel Arbeit" damit gehabt haben, die Angaben zusammenzustellen, sagte Gill. Die auf Konspiration bedachte Stasi habe immer vermieden, verschiedene Angaben, nach denen der Mitarbeiter enttarnt werden könnte, in derselben Kartei zu verwalten. In der Liste sind neben Klar- und Tarnnamen auch Wohnorte, Registriernummern, Arbeitsstellen und Einsatzorte aufgeführt.Anleger warten ab
FRANKFURT A. M. (FR). Bei geringen Umsätzen bröckelten die meisten Kurse der Standardwerte an den deutschen Aktienmärkten etwas ab. Mit Ausnahme von Allianz-Titeln (minus 21 Mark), die laut Händlern unter Auslandsverkäufen litten, hielten sich die Veränderungen aber in engen Grenzen. Vor der Sitzung des Zentralbankrates am morgigen Donnerstag und dem DTB-Optionstermin am Freitag seien die Anleger zurückhaltend. "Der Markt ist verunsichert. Es ist aber auch kaum Abgabeneigung da", hieß es auf dem Frankfurter Parkett. Der Deutsche Aktienindex (Dax) pendelte zwischen 1731,05 und 1738,08 Punkten und schloß mit 1734,10 um 2,40 Zähler niedriger als am Vortag.
Nach den Spekulationen über mögliche restriktive geldpolitische Entscheidungen der Bundesbank sei die Börse auf entsprechende Schritte vorbereitet. Selbst eine von den meisten Marktteilnehmern nicht erwartete Leitzinserhöhung sei bereits in den Kursen enthalten, sagte ein Händler. Sollte dies geschehen, könne es zwar "zu kurzfristigen Kursverlusten" kommen, aber danach könne rasch eine Erholung einsetzen. Sorgen bereite allerdings der weiterhin schwache Dollar.
Neben der Kurseinbuße der Allianz fielen noch Asko-Stämme mit einem Minus von 11,50 Mark auf. Die zuletzt gebeutelte Massa-Aktie stieg um drei Mark.
Keine klare Tendenz kristallisierte sich am Rentenmarkt heraus. Die Durchschnittsrendite fiel geringfügig auf 8,32 (8,33) Prozent. Einen behaupteten Eindruck vermittelten Mark-Auslandsanleihen.Tausende Illegale erwischt
BERLIN, 14. Juli (Reuter). Der Bundesgrenzschutz hat im ersten Halbjahr 1992 an den Grenzen nach Polen und der CSFR 12 630 Personen festgenommen, die illegal über die "grüne Grenze" nach Deutschland einreisen wollten. Damit habe man die Gesamtzahl des Vorjahres mit 16 319 illegalen Grenzgängern fast schon erreicht, teilte das Grenzschutzkommando Ost am Dienstag in Berlin mit. Nachdem das Vorgehen der illegalen Schlepper inzwischen weitgehend bekannt sei, hoffe man nun, "daß der Hochkonjunktur der illegalen Grenzübertritte nun in aller Kürze ein Ende bereitet werden kann".
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Handelsstunde um 1,62 Punkte geklettert. Am Vortag war das Kursbarometer um 6,75 auf 3337,31 Zähler am Ende gestiegen. In Tokio zeigte die Entwicklung am Dienstag abwärts. Der Nikkei- Index für 225 führende Titel fiel um 137,10 auf 17 064,63 Punkte am Ende.
BELGRAD, 14. Juli (dpa/Reuter/AFP/ AP). Der aus Belgrad stammende US- Bürger Milan Panic ist am Dienstag vom jugoslawischen Parlament in Belgrad zum neuen Ministerpräsidenten des nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Staates gewählt worden. 99 Abgeordnete stimmten für, 33 gegen ihn. Der nur stockend serbisch sprechende Panic beendete bei seiner Vereidigung die Eidesformel mit den Worten "So help me God" (So wahr mir Gott helfe).
Als Mitglieder seiner Regierungsmannschaft stellte Panic zunächst sechzehn Minister vor, darunter zwei stellvertretende Ministerpräsidenten. Ein dritter Vize-Regierungschef, ein Minister für Landwirtschaft und ein Minister für Menschenrechte und Minderheiten sollten noch ernannt werden. Zum Außenminister bestimmte der Regierungschef Vladislav Jovanovic, der zuvor serbischer Außenamtschef war. Die Leitung des Verteidigungsministeriums behielt sich Panic zunächst selbst vor.
Zuvor hatte Panic, der die US-amerikanische und die jugoslawische Staatsbürgerschaft hat, angekündigt, er wolle sich für friedliche Beziehungen zwischen den ehemaligen Republiken des auseinandergebrochenen Vielvölkerstaates einsetzen. Zum Krieg in Bosnien sagte Panic, er trete für die Entmilitarisierung der Republik ein. Alle Konfliktparteien sollten unter der Kontrolle der Vereinten Nationen (UN) entwaffnet werden. Jugoslawien respektiere Bosnien als unabhängigen Staat. Weiter kündigte Panic Neuwahlen in Jugoslawien bis zum Ende des Jahres an.
Die neue serbische Regierung lud überraschend die Opposition zu Demokratisierungsgesprächen an einen "Runden Tisch" ein. Das serbische Informationsministerium teilte mit, daß alle parlamentarischen Parteien Vertreter nominieren könnten, die unter anderem über ein Wahlsystem verhandeln sollen.
MOSKAU, 15. Juli (Reuter). Als eine bedeutende Initiative hat Rußlands Präsident Boris Jelzin am Dienstag den Verzicht der USA auf die Produktion von Plutonium und hochangereichertem Uran für Atomwaffen begrüßt. Zugleich rief er die USA aber auf, auch ihre unterirdischen Atomtests einzustellen. Darin läge der nächste logische Schritt der Initiative von US-Präsident George Bush. Die US- Regierung hat wie auch Großbritannien erklärt, Atomtests seien weiter notwendig, um sicherzustellen, daß die existierenden Atomwaffen auch funktionierten. Damit wird wahrscheinlich, daß auch Frankreich weiter Atomwaffen testet.
NEU-DELHI, 15. Juli (Reuter). Mindestens elf Menschen sind in Indien der Nachrichtenagentur PTI zufolge am Dienstag bei einer Massenpanik ums Leben gekommen. Wie die Agentur berichtete, wurden 27 weitere Teilnehmer der hinduistischen Prozession in Pandharpur im Westen Indiens verletzt. Die Panik sei durch ein Pferd ausgelöst worden, das einen in der Prozession mitgeführten Elefanten getreten habe.
Eine 62:68(27:37)-Niederlage mußte die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Junioren unter 22 Jahren im zweiten Spiel der Europameisterschaft in Athen gegen Spanien hinnehmen. Im Auftaktspiel der Gruppe B hatte die Mannschaft von Trainer Steven Clauss Polen mit 73:70 bezwungen.
LEICHTATHLETIK
SPORTFEST in Salamanca/Spanien, Männer, 100 m (0,6 m/sek. Rückenwind): 1. Surin (Kanada) 10,05 Sekunden, 2. Ezinwa 10,25, 3. Imoh (beide Nigeria) 10,26.
200 m (1,9 m/sek. Rückenwind): 1. Johnson (USA) 19,91 Sekunden, 2. Angel Gomez (Spanien) 20,89.
400 m: 1. Hernandez (Kuba) 45,45 Sekunden.
800 m: 1. Kibet 1:45,54 Minuten, 2. Kiprotisch (beide Kenia) 1:45,90.
1500 m: 1. Kirochi 3:35,44 Minuten, 2. Rono 3:35,69, 3. Chesire (alle Kenia) 3:35,74.
110-m-Hürden (1,0 m/sek. Rückenwind): 1. Schwarthoff (Heppenheim) 13,16 Sekunden, 2. Valle (Kuba) 13,39, 3. Nehemiah (USA) 13,53.
400-m-Hürden: 1. Matete (Sambia) 48,32 Sekunden, 2. Graham (Jamaika) 48,71, 3. Dia Ba (Senegal) 49,38.
Hochsprung: 1. Sotomayor 2,30 m, 2. Drake (beide Kuba) 2,30, 3. Kemp (Bahamas) 2,25.
Weitsprung: 1. Pedroso 8,43 m, 2. Jefferson 8,41 (3,2 m/sek. Rückenwind), 3. Ortiz (alle Kuba) 8,07.
Dreisprung: 1. Conley (USA) 17,42 m (2,0 m/sek. Gegenwind), 2. Quesada (Kuba) 17,08, 3. Graschowski (GUS) 17,01.
Frauen, 100 m (1,6 m/sek. Rückenwind): 1. Ottey 10,80 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Cuthbert (beide Jamaika) 10,89, 3. Allen (Kuba) 11,10.
400 m: 1. Richards (Jamaika) 51,96 Sekunden.
800 m: 1. Quirot (Kuba) 1:59,52 Minuten, 2. Zuniga (Spanien) 2:01,28.
Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien) 2,00 m.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Washington (625 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Masur (Australien/Nr. 9) - Thoms (Hannover) 4:6, 6:2, 6:2, Curren (USA) - Mronz (Leverkusen) 6:7 (5:7), 7:6 (9:7), 6:4, Damm (CSFR) - Zoecke (Berlin/Nr. 11) 4:6, 6:2, 6:1, Agenor (Haiti) - Braasch (Marl) 2:6, 6:2, 6:0, Stoltenberg (Australien/Nr. 15) - Weiss (USA) 6:4, 6:7 (5:7), 6:4, Lavalle (Mexiko/Nr. 16) - Youl (Australien) 6:4, 7:6 (7:3), O'Brien (USA) - Adams (USA) 4:6, 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), Grabb (USA/Nr. 14) - MacPhie (USA) 6:4, 3:6, 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Mahwah/New Jersey (150 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Louie Harper (USA) - Papadaki (Griechenland) 6:4, 6:0, Benjamin (USA) - Casale-Telford (USA) 6:1, 6:2, Phebus (USA) - Glitz (USA) 6:4, 6:3, O'Reilly (USA) - Nelson (USA) 6:0, 7:6 (7:3), Kuhlman (USA) - Bleszynski (USA) 6:2, 6:0, O'Reilly (USA) - Burgin (USA) 6:1, 6:0.
Die Affäre um den Rücktritt der Hannoveraner Wasserball-Nationalspieler Dirk Schütze, Lars Tomanek und Wolfgang Vogt schlägt immer höhere Wellen. Der Wasserballwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Eckhard Bade (Isernhagen), zog Konsequenzen und verhängte harte Strafen: Die Sporthilfe für Tomanek, Schütze und Vogt wurde mit sofortiger Wirkung gestrichen, jegliche Förderung eingestellt.
"Durch ihren Rücktritt gehören die drei Spieler automatisch keinem DSV- Kader mehr an. Es besteht daher meinerseits kein weiterer Handlungsbedarf in bezug auf internationale Sperren. Bis auf weiteres wird kein A-Nationalspieler von Waspo Hannover-Linden in einen neuen DSV-Kader berufen werden", erklärte Bade.
Die drei Wasserballer hatten am 5. Juli unmittelbar nach einem Turnier in Lünen und Werne wegen angeblicher Benachteiligungen der Hannoveraner ihren Rücktritt erklärt. Noch vor den Olympischen Spielen in Barcelona will Bade in Gesprächen mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe die Situation erörtern, insbesondere auch mögliche Folgeschritte. "Die Sporthilfe ist natürlich völlig unabhängig in ihren Entscheidungen."
Damit machte Eckhard Bade den ersten Schritt in eine Richtung, die mittlerweile von vielen in der deutschen Wasserball-Szene gefordert wurde. Der Wasserballwart hatte per Post unter anderem geharnischte Schreiben von Axel Garnatz, dem sportlichen Leiter des Bundesligisten ASC Duisburg, und von Marlies Schumann, der Vorsitzenden des Hohenlimburger SV, erhalten.
Garnatz hatte "drakonische Strafen gegen das Trio und darüber hinaus für Drahtzieher Uwe Brinkmann und den Verein Waspo Hannover-Linden" gefordert. "Härte ist jetzt erforderlich, um eine Schadensbegrenzung zu betreiben", schrieb Garnatz: "Wir sind zum Gespött der Medien geworden, der DSV hat einen Imageverlust erlitten, für den deutschen Wasserball ist ein unzumutbarer Schaden entstanden. Solche Sportler sind schlechte Vorbilder für den Nachwuchs."
Bade verurteilte das Vorgehen der Hannoveraner Spieler aufs schärfste: "Die Schwächung der Olympia-Mannschaft ist im Hinblick auf die Zukunft des deutschen Wasserballsports verantwortungslos. Ich hoffe, daß daraus keine direkten Beschneidungen in den Förderungsmaßnahmen für die Mannschaft entstehen."
Selbst der Präsident des DSV, Klaus Henter, redete Klartext: "Das ganze ist eine große Schweinerei." Der DSV werde sich diese Sache nicht gefallen lassen und etwas unternehmen. "Am 29. August wird das DSV-Präsidium einen ausführlichen Bericht über diese Geschichte hören", erklärte Henter.
Die Nationalspieler, Bundestrainer Karl-Heinz Scholten und Manager Manfred Vater bezogen schriftlich Stellung und erklärten unter anderem: "Der Versuch der Hannoveraner, ihre sportliche Kurzschlußhandlung in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, löst bei uns Unverständnis aus. Mit Enttäuschung müssen wir feststellen, daß aus sportlichen Verlierern jetzt auch menschliche Verlierer geworden sind." sid
So viele Lose wie noch nie müssen am Mittwoch gezogen werden, wenn in Genf die erste Runde im Fußball-Europapokal ausgelost wird. Insgesamt nehmen 151 Mannschaften an den Wettbewereben teil. Allerdings hat die UEFA aus "Sicherheits-Gründen" Vereine aus Kroatien, Georgien und Albanien für die drei Europapokal-Wettbewerbe gesperrt. Außerdem wurden gemäß der UN-Resolution Klubs aus Rest-Jugoslawien (Serbien und Montenegro) nicht zugelassen.
Wegen des generellen Zuwachses müssen in allen Pokalen Qualifikationsspiele schon im August durchgeführt werden, um für die erste "richtige" Europacup- Runde im September die ideale Starterzahl von 32 (64 im UEFA-Cup) zu erreichen. Im Europapokal der Landesmeister haben 39 Vereine gemeldet, bei den Pokalsiegern 42, im UEFA-Cup 70.
Große Vereine mit Europapokal-Meriten sind von dieser Vorqualifikation ausgenommen.
Für die deutschen Klubs ändert sich nichts. Außer Hannover 96, dem sensationellen Pokalsieger, sind alle deutschen Vereine gesetzt, brauchen nicht vier Tage nach dem Bundesliga-Start in die Europacup-Qualifikation. sid/dpa
Das Schiedsgericht des Internationalen Olympischen Komitees (CAS) sprach nach einer elfstündigen Sitzung und nach Anhörung von verschiedenen Experten in Lausanne Frankreichs Weltmeister der Springreiter, Eric Navet, vom Verdacht des Dopings frei. Gleichzeitig wurde die von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) im April ausgesprochene viermonatige Sperre aufgehoben. Navet kann damit bei den Olympischen Spielen in Barcelona starten.
Der finnische Leichtathletik-Verband wird Protest gegen den Speer, den der Tschechoslowake Jan Zelezny bei seinem Weltrekord von 94,74 Meter am 4. Juli in Oslo benutzte, beim Internationalen Verband (IAAF) einlegen. Nach Ansicht finnischer Experten sei bei der Konstruktion gegen die geltenden Regeln verstoßen worden.
Bei den Weltmeisterschaften der Voltigierer in Heilbronn fielen alle drei Goldmedaillen an deutsche Teilnehmer. Nachdem sich bei den Frauen Barbara Strobel (Schwartenau) und Christoph Lensing (Rhede) bei den Männern die Titel sicherten, ging auch die Gruppenwertung an den RSC Neuss-Grimlinghausen.
BERLIN (sid). Die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt aus Chemnitz hat im Magazin "Stern" erneut den Vorwurf zurückgewiesen, sie habe zu DDR-Zeiten Sportkameraden bespitzelt und sei von der Stasi bezahlt worden. Sie habe auch nie als Inoffizielle Mitarbeiterin für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet, sagte sie. "Als sie das mal versuchten, habe ich glattweg abgelehnt."
Die Sprint-"Könige" kamen erstmals zum Zuge, doch für Olaf Ludwig reichte es nicht zum anvisierten Etappensieg. Der Olympiasieger mußte sich mit Platz fünf beim ersten Massenspurt der 79. Tour de France begnügen. Der 32jährige aus Gera hatte den Spurt auf der Zielgerade angezogen, Sieger des zehnten Teilstücks über 217 km von Luxemburg nach Straßburg aber wurde am französischen Nationalfeiertag der Niederländer Jean-Paul van Poppel in 5:02:45 Stunden vor dem Usbeken Dschmamolidin Abduschaparow, dem Franzosen Laurent Jalabert und dem belgischen Meister Johan Museeuw.
Wenige Meter vor dem Zielstrich klemmten Abduschaparow und Jalabert Ludwig allerdings ein, so daß dieser nicht mehr um den Sieg mitsprinten konnte. Der ehemalige Verfolgungs-Weltmeister Wjatscheslaw Jekimow (GUS) hatte Ludwig beim Schlußspurt in eine günstige Position gebracht, doch der Deutsche konnte daraus kein Kapital schlagen. Das Gelbe Tikot der Spitzenreiters trägt weiter Pascal Lino (Frankreich), Museeuw übernahm den grünen Dreß des Punktbesten, der Italiener Claudio Chiappucci das gepunktete Trikot des besten Kletterers.
Vor Etappenbeginn hatte Olympiasieger Olaf Ludwig aus Gera noch vorausgesagt, daß es auch in Straßburg keinen Massensprint geben würde. "Vielleicht fehlen die Massensprints diesmal, weil keine Mannschaft so stark ist, um das ganze Feld über einen so langen Zeitraum zu kontrollieren. Vielleicht versuchen aber auch zu viele, sich für einen neuen Rennstall zu empfehlen und probieren deshalb einen Ausreißversuch", sagte Ludwig.
Seine eigene Zukunft ist noch ungeklärt. "Wenn mein portlicher Leiter Peter Post mir am Ruhetag nicht sagt, wer neuer Sponsor wird, dann steigen die Chancen des Team Telekom", meinte der Sprintstar aus Gera, der in dieser Saison schon 13 Siege erkämpfte. Allerdings seien auch noch andere Mannschaften an ihm interessiert, und am Donnerstag werde er sich sicherlich nicht entscheiden.
Wie an den Vortagen, wurden die noch verbliebenden 179 Fahrer auch beim Start in Luxemburg mit Regen empfangen. Aber entgegen ihrer bisher bei der Tour gezeigten Gewohnheit fuhren die Fahrer diesmal zurückhaltend. Zwar begannen sie mit einem Stundenmittel von etwa 43 km/h, das in der dritten Fahrstunde aber schon auf 37 gesunken war, eine Bummelfahrt aber veranstalteten die Profis beileibe nicht. sid
Boris Becker hat seine olympische Generalprobe auf Sand völlig verpatzt. Der dreimalige Wimbledonsieger verlor beim Tennisturnier am Stuttgarter Weissenhof (1,04 Mio. Dollar) sein Auftaktmatch gegen den Franzosen Olivier Delaitre mit 3:6, 4:6, ohne dabei nur annähernd seine obere Leistungsgrenze zu erreichen. Der Traum vom ersten Turniersieg auf Sand platzte erneut wie eine Seifenblase.
Wieder einmal war deutlich zu sehen, daß Becker sich mit dem kräftezehrenden Spiel auf der langsamen roten Asche einfach nicht anfreunden kann. 85 Minuten dauerte die mäßige Vorstellung. Der Sechste der Weltrangliste, der sich schon während der ersten Ballwechsel im Sand wälzte, zeigte den rund 6000 Zuschauern zwar einmal mehr, wie er sich für das einzige bisher nicht erreichte Ziel zu schinden bereit ist. Doch Delaitre, 27 Jahre alt und Nummer 42 der Weltrangliste, vertraute mit stoischer Ruhe seiner beachtlichen Grundliniensicherheit.
Nach dem Ausscheiden Beckers ruhen die deutschen Hoffnungen nun vor allem auf den Schultern des Titelverteidigers Michael Stich (Elmshorn), der allerdings am Mittwoch nach einem Freilos gleich die erste harte Nuß zu knacken hat. Andrej Olhowskij, der 26 Jahre alte Wimbledon-Bezwinger des Weltranglisten-Ersten Jim Courier (USA), bezwang den Franzosen Henri Leconte in einem doppelten Tiebreak-Thriller 7:6 (10:8), 7:6 (12:10).
Ebenfalls in der zweiten Runde steht der Münchner Bernd Karbacher gegen den an Nummer acht gesetzten Russen Alexander Wolkow, nachdem er sein Auftaktmatch 6:2, 6:4 gegen Francisco Roig aus Spanien gewann.
Becker spuckte inbrünstig in den roten Sand, als wolle er dem verhaßten Boden sämtliche Mißerfolge heimzahlen: "Shit" fluchte er leise, als ein verlorenes Aufschlagspiel zum 2:4 im ersten Satz den Grundstein zur Niederlage legte. Delaitre, der Becker zuletzt 1990 in Melbourne glatt unterlag, blieb konzentriert und entschied den Durchgang nach 25 Minuten souverän 6:3.
Später schrie Becker, fluchte laut, war jedoch zu unkonzentriert und langsam, um das Blatt noch zu wenden. Gleich sein erstes Aufschlagspiel verlor der Deutsche, nachdem er sich mit Bienenextrakt gestärkt hatte. Zwar gelang das Rebreak zum 2:2, doch der enorm sichere Grundlinienspieler gegenüber nahm ihm zum 4:5 erneut den Aufschlag ab. Boris Beckers Gastspiel im Einzel war nach 85 Minuten zu Ende. sid
Deutschlands Basketball-Nachwuchs mußte im dritten Spiel der Europameisterschaft "Unter 22 Jahren" (U 22) die zweite Niederlage einstecken. Am Dienstag nachmittag verlor die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) gegen Israel 64:76 (41:36).
Drei Tage nach dem Bekanntwerden der positiven Dopingprobe des US-amerikanischen Diskuswerfers Kamy Kashmiri wurde die Suspendierung des 23jährigen durch den US-Verband TAC vom Weltverband IAAF bestätigt. "Keshmiris Probe war positiv. Er ist bis zu seiner Anhörung suspendiert", erklärte IAAF-Sprecherin Jayne Pierce.
Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe aus Neubrandenburg wurde von den Veranstaltern des im nächsten Monat stattfindenden Leichtathletik-Grand-Prix in Zürich trotz des Freispruches von der Doping-Anklage durch den Weltverband IAAF ausgeladen.
TENNIS
INTERNATIONALES TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), 1. Runde: Pescosolido (Italien) - Gustafsson (Schweden) 7:5, 7:5, Miniusi (Argentinien) - Perez-Roldan (Argentinien) 6:3, 4:6, 6:3.
2. Runde: Delaitre (Frankreich) - Becker (Leimen/Nr. 3) 6:3, 6:4, Medwedew (GUS/Qualifikant) - Wolkow (GUS/Nr. 8) 6:4, 6:2, Tscherkasow (GUS/Nr. 15) - Furlan (Italien) 7:6, 6:4, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - Larsson (Schweden) 6:4, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER in Washington (625 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Masur (Australien/Nr. 9) - Thoms (Hannover) 4:6, 6:2, 6:2, Curren (USA) - Mronz (Leverkusen) 6:7 (5:7), 7:6 (9:7), 6:4, Damm (CSFR) - Zoecke (Berlin/ Nr. 11) 4:6, 6:2, 6:1, Agenor (Haiti) - Braasch (Marl) 2:6, 6:2, 6:0, Stoltenberg (Australien/Nr. 15) - Weiss (USA) 6:4, 6:7 (5:7), 6:4, Lavalle (Mexiko/Nr. 16) - Youl (Australien) 6:4, 7:6 (7:3), O'Brien (USA) - Adams (USA) 4:6, 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), Grabb (USA/Nr. 14) - MacPhie (USA) 6:4, 3:6, 6:3.
Fußball-Europameister John Jensen vom dänischen Erstligisten Bröndby Kopenhagen wechselt für umgerechnet rund 3,2 Millionen Mark zu Arsenal London.
RADSPORT
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT der Radamateure, 6. Etappe von Wittlich nach Kirn (141,4 km): 1. Baldinger (Stuttgart) 3:36:44 Stunden, 2. Dietz (Nürnberg) 0:09 Minuten zurück, 3. Ozols (Lettland) gleiche Zeit, 4. Miller (Neuseeland) 0:21, 5. Meier (Schweiz), 6. Piziks (Lettland) alle gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Audehm (Nürnberg) 22:08:52 Stunden, 2. Luttenberger (Österreich) 2:42 Minuten zurück, 3. Galbois (Frankreich) 3:37, 4. Wesemann (Frankfurt/Oder) 3:58, 5. Gottschling (Nürnberg) 4:05, 6. Platek (Polen) gleiche Zeit.
Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrükken unterlag am Dienstag in einem Freundschaftsspiel dem französichen Fußball-Erstligisten Racing Straßburg mit 2:4 (1:4). Im mit 4200 Zuschauern restlos überfüllten Stadion von Soultz-sous- Sorets präsentierte sich Zugang Wolfram Wuttke in Torlaune. Der Neu-Saarbrükker verkürzte mit einem indirekten Freistoß (44.) auf 1:4 und traf mit einem präzisen Flachschuß zum 2:4-Endstand (69.).
Mit zwei vierten Plätzen beendeten die beiden Schüler-Nationalteams des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) die Mannschafts-Wettbewerbe bei den Jugend-Europameisterschaften im tschechoslowakischen Topolcany. Im Endspiel der Schüler besiegte die GUS das Team aus Dänemark glatt mit 3:0 und wurde damit Europameister.
Zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Barcelona ist der südafrikanische Tischtennisspieler Cheryl Roberts der Einnahme verbotener Substanzen überführt worden.
Gelb-Rote Karte für Niggemann Platzverweis für den "Kniefall"
Nach ihren Niederlagen zum Saisondebüt der Zweiten Fußball-Bundesliga kamen der FSV Mainz 05 und Fortuna Köln auch am zweiten Spieltag noch nicht in Schwung. Beim 0:0 in einer allenfalls durchschnittlichen Partie wirkte der Gast aus Köln über weite Strecken zweikampfstärker, bei der Mainzer Heimpremiere wurden zahlreiche Abstimmungsprobleme sichtbar.
Für Unverständniß und böses Blut sorgte die umstrittene Rückpaß-Regel: Als Kölns Verteidiger Niggemann, der mit der Gelben Karte verwarnt war, den Ball im Kniefall zu Torhüter Zimmermann zurückbugsierte, zückte Schiedsrichter Fux aus Stutensee Gelb-Rot wegen unsportlichen Verhaltens. Nach einer regelgerechten Kopfball-Rückgabe durch Mittelfeldspieler Römer gab Fux Schiedsrichterball. sid
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Schäfer - Herzberger, Schuhmacher, Diether, Buvac, Lopec (31. Weiß) - Becker (68. Ruof), Klopp.
Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Lottner, Seufert, Köhler, Brandts (60. Pasulko), Römer - Präger, Deffke (78. Mink).
Schiedsrichter: Fux (Stutensee).
Zuschauer: 3500.
Gelb-Rote Karten: Niggemann wegen unsportlichen Verhaltens (51.).
FSV Mainz - Fortuna Köln 0:0
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Schäfer - Herzberger, Schuhmacher, Diether, Buvac, Lopec (31. Weiß) - Becker (68. Ruof), Klopp.
Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Lottner, Seufert, Köhler, Brandts (60. Pasulko), Römer - Präger, Deffke (78. Mink).
Schiedsrichter: Fux (Stutensee).
Zuschauer: 3500.
Beste Spieler: Janz, Herzberger - Schneider, Präger.
Gelb-Rote Karten: Niggemann wegen unsportlichen Verhaltens (51.).
Gelbe Karten: Kasalo, Schäfer - Präger, Deffke.
TENNIS
INTERNATIONALES TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), erste Runde, Männer: Pescosolido (Italien) - Gustafsson (Schweden) 7:5, 7:5, Miniusi (Argentinien) - Perez-Roldan (Argentinien) 6:3, 4:6, 6:3.
Zweite Runde: Delaitre (Frankreich) - Bekker (Leimen/Nr. 3) 6:3, 6:4, Medwedew (GUS/) - Wolkow (GUS/Nr. 8) 6:4, 6:2, Tscherkasow (GUS/Nr. 15) - Furlan (Italien) 7:6, 6:4, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - Larsson (Schweden) 6:4, 6:4, Sanchez (Spanien) - Davin (Argentinien) 6:2, 6:4, Novacek (CSFR) - Berasategui (Argentinien) 6:7 (3:7), 7:6 (7:5), 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Mahwah/New Jersey (150 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Harper (USA) - Papadaki (Griechenland) 6:4, 6:0, Benjamin (USA) - Casale- Telford (USA) 6:1, 6:2, Phebus (USA) - Glitz (USA) 6:4, 6:3, C. O'Reilly (USA) - Nelson (USA) 6:0, 7:6 (7:3), Kuhlman (USA) - Bleszynski (USA) 6:2, 6:0, P. O'Reilly (USA) - Burgin (USA) 6:1, 6:0.
Dem Bericht "Noch am Morgen fühlten sich die Leute aus Modrica sicher" (FR vom 3. 7. 1992) war zu entnehmen, daß bis zum Beginn der Kämpfe in Modrica 60 Prozent Moslems, 15 Prozent Kroaten und 20 Prozent Serben lebten. Diese Information ist nicht richtig. Laut der Volkszählung von 1991 stellten in Modrica die Serben mit 36,7 Prozent gegenüber 29 Prozent Kroaten sowie 27,2 Prozent Muslimen und 2 Prozent anderen die Mehrheit.
Diese Mehrheit wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, daß sich 1991 bei dieser Umfrage weitere 5,1 Prozent der Serben als "Jugoslawen" bezeichnet haben. Auch in dem Lösungsvorschlag der EG vom März d. J. wurde dieses Faktum berücksichtigt und Modrica der serbischen Einheit innerhalb des bosnischen Staates zugeordnet.
Svetislav Kostic, Hamburg
Unter der Überschrift "Seit Blut floß am ,Tag der Brüderlichkeit' regiert nur noch der Haß" erschien in der FR vom 6. Juli 1992 ein Artikel von Gerd Höhler. Mit der Absicht, seinem Artikel eine unparteiische Erscheinung zu geben, beginnt G. Höhler seine Zeilen damit, daß die Abstimmung zur Verlängerung des Ausnahmezustandes in Kurdistan "fast schon Routine" geworden sei. Suggestion, da grundsätzlich die Kurdenpolitik der Türkei - außer seichten Bemerkungen über das Vorgehen einiger "extremistischer Sicherheitskräfte" - nicht in Frage gestellt wird, drückt dem Artikel seinen Stempel auf.
Daß der Ausnahmezustand wegen der Ermordung von Zivilisten durch die PKK verlängert worden wäre, begründet G. Höhler mit: ". . . Bei einem Feuerüberfall auf eine Moschee in der Nähe von Diyarbakir töteten die Rebellen zehn Zivilisten beim Gebet; . . . starben in der Provinz Sirnak fünf Landarbeiter, als ihr Traktor auf eine von der PKK gelegte Mine fuhr."
Bei den sogenannten "Gläubigern" handelt es sich um in der Region von Diyarbakir bekannte Mitglieder der Konter- Guerilla (s. FR vom 8. Juli), die seit Monaten unter der Maske von "Hisbollah" neben drei Journalisten zahlreiche führende Regionalpolitiker, Menschenrechtler ermordeten. Die fünf "Landarbeiter" sind selbst von der türkischen Presse als Dorfschützer - "bescheiden bezahlte" so G. Höhler - bezeichnet worden. Es ist unverständlich, warum G. Höhler bezahlte paramilitärische Einheiten als Zivilisten bezeichnet.
Bekanntlich versprechen Politiker im Wahlkampf sehr viel und sogar manche Diktatoren reden gerne von Demokratie. Jedoch folgte im Sinne der angekündigten "Liberalisierung" nur die Schließung des Sondergefängnisses von Eskisehir.
Demgegenüber stand schon vor dem Newroz-Massaker fest: 1. Suspendierung der Europäischen Menschenrechtskonvention bleibt weiterhin in Kraft. 2. Auch die Rekrutierung kurdischer Söldner gegen oppositionelle kurdische Bewegung (Dorfschützersystem) wurde entgegen früheren Versprechungen beibehalten. Anstatt die berüchtigten Sondereinheiten, das große militärische Potential abzuschaffen, hat die neue Regierung noch effektive Einheiten in der Region stationiert. Ein Meilenstein auf dem Weg der geplanten Eskalation während der letzten Monate (einschl. permanente Bombardierung kurdischer Siedlungsgebiete) waren die Massaker in den Orten Kulp und Lice am 24. Dezember 1991. Bis dahin hatte die PKK eine Schonfrist angeordnet und alle Guerillaaktionen ausgesetzt, um ihre Bereitschaft zu einem Dialog und einem beidseitigen Waffenstillstand zu unterstreichen. Doch an jenem Tag richtet der türkische Staat unter den Bewohnern der beiden Ortschaften, die sich versammelt hatten, um die Leichname gefallener Guerillakämpfer zu bergen, ein Massaker an. Am darauffolgenden Tag schleuderten kurdische Demonstranten Molotow- Cocktails in das Kaufhaus Cetinkaya. Die PKK erklärte, daß dies keine geplante Aktion von ihr sei, sie habe aber sehr wohl Verständnis für das Verhalten dieser Jugendlichen.
Wer in seinem Artikel zwei Ereignisse als Grund für die Verlängerung des Ausnahmezustandes aufstellen, angesichts klarer Zusammenarbeit zwischen Regierung und Armee einen Widerspruch zwischen dem alten Denken von Teilen der türkischen Sicherheitskräften und der neuen Politik der Regierung konstruieren will, stellt sich in den Verdacht, sie von ihrer Verantwortung reinwaschen zu wollen.
Die Behauptung, daß die Finanzquellen der PKK die Kurdistan Komitees, kurdischen Kulturvereine, Kurdistan Arbeitskreise, der Drogenhandel und Schmuggelgeschäfte aller Art seien, ist eine infame Verleumdung und ist so alt wie der "Terrorismus"-Vorwurf gegen die PKK, der seit Jahren von einigen selbsternannten "Terrorismus-Experten" immer wieder aufgewärmt wird.
Staatssekretär Hans Neusel antwortete für die Bundesregierung am 25. März 1992 auf eine Anfrage: "Den Sicherheitsbehörden liegen keine Erkenntnisse dazu vor, daß kurdische politische Organisationen separatistische Aktionen durch illegalen Rauschgifthandel finanzieren. . ." (BT-Druckssache, 12/2359). Unverständlich bleibt auch, warum in diesem Zusammenhang kurdische Vereine als Zielscheibe hingestellt werden.
Dem Autor, der die PKK und ihren Generalsekretär subjektiv bewertet, möchten wir in Erinnerung rufen, daß der Generalsekretär der PKK, Abdullah Öcalan, immer wieder seine Bereitschaft für einen Dialog und Verhandlungen betont und den Weg des Dialogs als ein unerläßliches Prinzip bei der Lösung des Konflikts versteht. In diesem Sinne hoffen alle Kurden, daß die türkische Regierung auf das Angebot eingeht, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.
Hayri (Kurdistan Komitee in der BRD e.V.), Köln
KRONBERG. "Wie lang reicht unser Wasser?" lautet die Frage des CDU-Frühschoppens am Sonntag, 19. Juli. Doch bevor sich Experten und Gäste die Köpfe heiß reden, geht es unter die Erde: in ei nen Wasserstollen. Treffpunkt: 11 Uhr am Café Bürgelstollen oberhalb des Waldschwimmbades. Anschließend versucht Umweltexperte Peter Ney im Café die Frage zu beantworten: "Haben wir genug Trinkwasser?". Er wird auch Tips geben.
Café Durchblick klärt verschleierte Aussichten Spontaneität ist Teil der Programms
OBERURSEL. Der bunte Café-Bauwagen, der seit Montag zum vierten Mal in der Adenauer Allee steht, war für Suchtkranke die erste Station auf dem Weg zum Entzug. Angelika Hafemann: "Mir fallen auf Anhieb vier junge Erwachsene ein, die über das Café in unsere Beratungsstelle und dann in eine therapeutische Einrichtung gelangt sind." Hafemann gehört zum Team der Jugend- und Drogenberatungsstelle im Hochtaunuskreis, die in der Bad Homburger Kaiser-Friedrich-Promenade 103 angesiedelt, aber eben auch mobil ist: nicht nur in der Beratung in Jugendhäusern verschiedener Kommunen im Kreis, sondern auch mit dem Bauwagen.
Aus ihm schleppen Jugendliche Montag nachmittag schwarze und rote Klappgestelle, Sonnenschirme. Im Nu ist ein Open-Air-Café im mittleren Zwischenweg der Allee entstanden. Am Hauptweg verkündet ein buntgesprenkeltes Transparent den Namen des gastlichen Plätzchens: "Café Durchblick". An der nachgebauten Litfaßsäule nebenan sollen später spontane Einlagen angekündigt werden.
Auch die Getränkekarten sind kurz vor Café-Eröffnung noch zu schreiben. Kaffee, Kakao, Tee zu 1,50 Mark, Säfte von Apfel bis Tomate für 1,50 pro 0,2 Liter oder zwei Mark für 0,3 Liter. "Spezielles des Tages" ist die teuerste Variante, sich die Lippen zu befeuchten: 2,50 Mark kostet die Überraschung. Alkohol gibt es im "Durchblick" nicht; und wer trotzdem was mitbringt, muß soweit weg, "daß er nicht mit dem Café in Verbindung gebracht wird" (Hafemann).
Die Zahl derer, die über den Bauwagen zur Therapie gekommen sind, will Hafemann nicht als Gradmesser für den Erfolg des Caféprojekts verstanden wissen: "Das geht einen Schritt weiter, als das, was wir eigentlich anstreben." Das Hauptziel: Prävention. Peter Kronenberger, der in diesem Jahr von Hafemann die Betreuung des Bauwagens übernimmt, erklärt: Jeder habe mal Phasen, in denen es ihm schlecht gehe. Gerade Jugendliche betäubten sich dann schnell mit Drogen. Das Café wolle Alternativen aufzeigen, zu sinnvoller Freizeitgestaltung anregen. Außerdem müßten Jugendliche in schwierigen Lagen wissen, wo sie Hilfe bekommen können. Die Schwellenangst for einer Beratungsstelle werde durch den offenen Cafébetrieb gedämpft.
Freizeitgestalten kann im "Durchblick" auch bedeuten, andere zu bedienen, Tische auf- oder abzuschlagen. Praktikanten, die diese Arbeiten sonst mitmachten, hat die Jugend- und Drogenberatungsstelle diesen Sommer nicht bekommen. "Wir legen die Dienste immer mehr in die Hände der Jugendlichen", formuliert Kronenberger positiv und erzählt gelassen, daß der Aufbau nachmittags erst eineinhalb Stunden später vonstatten ging, weil die jungen Helfer zu spät kamen.
Auf der Liste für den Tresendienst hat sich binnen kürzester Zeit einiges geändert: Koni und Nino bedienen statt Verena und Wolf, Michele springt für Dominik ein. Nur Eichi und Kim sind vom ursprünglich eingeteilten Team übrig.
Spontaneität ist im Straßencafé Programm. Nur die Öffnungszeiten stehen fest: bis 7. August montags bis freitags von 16 bis 21 Uhr. Und einige wenige Veranstaltungen sind angepeilt: Konzerte, Diskussionsrunden, eine Fußgänger-Rallye. Ansonsten soll sich alles entwickeln. Spiel- und Bastelmaterial im Bauwagen lassen sich vielseitig einsezten.
Das Café, so meint Hafemann, sei in Oberursel fest verankert. Von den 7 000 Mark, die der vierwöchige Betrieb kostet, zahlt die Stadt 4 800 Mark, der Rest finanziert sich aus Firmenspenden. 60 bis 100 Gäste wurden hier im letzten Jahr täglich gezählt, vom Geschäftsmann auf dem Nachhauseweg über Jugendliche und Frauen mit Kindern.
Und was macht das Café nun aus? Hafemann: "Es wird sehr offen über Suchtprobleme gesprochen. Das Thema ist immer präsent." Unter anderem auch an dem geplanten Suchtinfotag, bei dem Suchtkranke aus Selbsthilfegruppen berichten.Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte werden wach
Was die beiden HSFK-Mitarbeiter/innen in dem Artikel (FR vom 30. Juni 1992 "Konfliktforscher lehnen Aktionen ,antifaschistischer' Gruppen ab") von sich gegeben haben, oder zumindest was Ihr Redaktionsmitglied daraus gemacht hat, kann nicht ohne Widerspruch bleiben. Daß dort von "stereotypen Formen" bei antifaschistischen Gruppen die Rede ist, scheint kein Wunder bei dem Grad an Pauschalisierung, mit dem das Thema abgehandelt wurde.
Das fängt bereits mit dem Begriff "antifaschistische Gruppen" an. Die Spannbreite der Organisationen, die sich selber als antifaschistisch begreifen, reicht von der VVN (Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes) über die Grünen, Jugendorganisationen wie den Falken (SPD-Umfeld) bis zur RAF. All diese Gruppen zusammen pauschal abzuhandeln, hat nichts mehr mit seriöser Wissenschaft zu tun.
Auch wird der Eindruck erweckt, der antifaschistische Widerstand sei wieder einmal eine deutsche Spezialität, da die Linken "als Deutsche besser sein müssen als andere". Das ist schlicht fatal, überall in Europa gibt es "antifaschistische Gruppen", erinnert sei zum Beispiel an die Auseinandersetzungen um die Wahlkampfauftritte des französischen Rechtsradikalen Le Pen.
Selbst das beliebte Märchen der jugendlichen (Einzel-)Täter ohne "geschlossenes rechtsradikales Weltbild" wird hier neu verpackt aufgewärmt. Skinheads und andere sind längst von verschiedenen faschistischen Organisationen und Organisatoren unter ihre Fittiche genommen worden. Z. B. in Südniedersachsen gibt es schon seit Jahren Schulungszentren verschiedener rechtsextremer Organisationen.
Daß inzwischen außer systematisch geschulten Fascho-Skins auch "normale Bürger/innen" gewalttätig gegen Ausländer vorgehen, ist keineswegs beruhigend, sondern ein Alarmzeichen. Typisch im Zusammenhang damit, daß das Problem nicht beim Namen genannt wird, nämlich "Faschismus". Statt dessen wird nur die harmloser klingende Vokabel "Fremdenfeindlichkeit" benutzt.
Wenn als Beispiel für abzulehnende Aktionen die (friedliche) Demonstration gegen Übergriffe auf eine Asylbewerberunterkunft in Mannheim genannt wird, die von der Polizei brutal zusammengeknüppelt wurde, so kann mensch nur noch staunen.
Es ist schon ein starkes Stück, friedliche Demonstrationen als die "gleiche stereotype Form" des Protestes, wie gewalttätige Angriffe auf Menschen, die über Brandanschläge auf Kinder bis zu Mord gehen, zu bezeichnen.
Im nächsten Absatz ist vom "Ernsternehmen" der Ängste der Menschen die Rede. Was für Ängste sind hier gemeint? Die Angst vor einem neuen faschistischen Staat in Deutschland? Die Angst, ebenfalls Opfer der Polizeiaktion zu werden (ein Pressefotograf wurde in Mannheim von einem Polizeihund schwer verletzt)? Oder ist hier die freie Entfaltung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gemeint?
Bei solch seltsamer Herangehensweise überraschen dann auch die Schlußfolgerungen nicht mehr sonderlich. Die Empfehlung, sich auf Polizei und Staat zu verlassen und ansonsten, im Klartext, das Maul zu halten, hat nach unseren Begriffen nichts mit Demokratie zu tun, sondern ist reinstes Obrigkeitsdenken. Faschismus ist zunächst immer ein politisches Problem, das geht alle etwas an, jede/r ist gefordert, als "mündige/r Bürger/in" zu handeln.
Auftrieb erhalten die Skinheads doch nicht durch Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit oder Autonome, die ihnen mal "so richtig eine aufs Maul hauen", sondern durch 38 Prozent der deutschen Bevölkerung, die Verständnis für ihr Verhalten äußern (Spiegel 26/1992, Seite 47).
Gerade deshalb ist es wichtig, daß sich möglichst viele Menschen öffentlich gegen Faschismus und Fremdenfeindlichkeit wenden. Bedenkt mensch Berichte über Polizisten, die mit "Scheißasylant"-Rufen ein Wohnheim für Asylbewerber stürmen (FR vom 13. Juni 1992), so werden zusätzliche Zweifel wach, ob das Problem bei der Polizei in den richtigen Händen ist.
Außerdem erinnert diese Empfehlung, ruhig zu bleiben (denn es sind ja eh nur andere bedroht: Ausländer und Linke!), fatal an die Einstellung vieler Menschen zu diesem Problem vor 60 Jahren. Was damals dabei herauskam, ist allgemein als das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte bekannt.
Es drängt sich die Frage auf, was eigentlich hinter dieser "Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung" steht.
Leider ist in Ihrem Artikel darüber nichts zu lesen.
Hella Menschel und Hartmut Giese, Göttingen
Der Mord (und nichts anderes war es meiner Meinung nach) an Amadeu Antonio liegt schon lange zurück (FR vom 10. 7. 1992 "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand ein - zum Tod").
Wie es zu seinem Tod kam, wurde erst richtig bekannt durch einen Artikel im Berliner Tagesspiegel vom 20. 7. 1991 (fast acht Monate nach den Geschehnissen in Eberswalde).
Aber wenn es Nacht wird in Deutschland, geht unter bi-nationalen und ausländischen Familien in Eberswalde, Leipzig, Erfurt, Dresden und anderswo die Angst um. Man meidet öffentliche Verkehrsmittel und bleibt zu Hause. Wessis haben allerdings keinen Grund, zu denken, das ginge sie nichts an. Ist doch Nordrhein-Westfalen auch im Februar wieder Spitzenreiter bei sogenannten "ausländerfeindlich motivierten Straftaten": 48 waren es insgesamt, davon drei Angriffe auf Personen und zwei Brandanschläge.
Und wenn dann mal wieder so ein Afrikaner oder Vietnamese oder Jugoslawe, wie in Esslingen gerade, tätlich angegriffen und getötet wird, dann schaut die Mehrheit der Deutschen unisono beschämt unter sich und weg. Die Staatsanwaltschaft hat, wie so häufig in Prozessen gegen Skins und Rechte, nicht genügend Beweise. Richter Kamp kann sich nicht dazu entschließen, wie in jedem anderen Strafprozeß von dem Opfer zu sprechen, weil dieses Opfer schwarz war.
Wieviel Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit, rassistische Vorbehalte und blanke Dummheit können wir noch ertragen? Wo sind Politiker, Prominenz und der berühmte kleine Mann von der Straße, die sich energisch in der Öffentlichkeit vor die ethnischen Minderheiten in diesem Land und auch vor uns und unsere Familien stellen?
Mein Mitgefühl und meine Solidarität gehören Gaby Schimansky, dem kleinen Amadeu und den vielen anderen bi-nationalen Familien und Kindern, die tagtäglich in diesem Land um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpfen müssen. Doris Pfeiffer-Pandey (IAF), Frankfurt am Main
str MÜNZENBERG, 14. Juli. Zwei Räuber haben am Montag abend eine Tankstelle im Münzenberger Stadtteil Gambach überfallen und dabei 1000 Mark erbeutet. Gegen 18.40 Uhr betraten die beiden unmaskierten Männer den Kassenraum und zwangen den Pächter mit ihren Schußwaffen zur Herausgabe seiner Tageseinnahme. Zu Fuß flüchteten sie anschließend in Richtung Ober-Hörgern. Beide Räuber sollen 1,80 Meter groß und zwischen 20 und 30 Jahre alt sein.
Er erinnert an ein schlechtes Bühnenstück, der Prozeß gegen die sechs Angeklagten, die in der Nacht zum 25. November 1990 in brutaler und bestialischer Weise den Angolaner Amadeu Antonio ermordeten (FR vom 10. Juli 1992: "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand ein - zum Tod").
Im Gerichtssaal amüsiert man sich: Prustendes Lachen über rassistische Texte, Bagatellisierung der Mordwaffe seitens der Verteidigung ("Der Baseballschläger war ja nur ein Softballschläger.") und außerdem mangelnde Beweise, um auf Totschlag anzuklagen.
In der Tatsache, daß die Freundin des Ermordeten eine Erklärung über ihr Sexualleben abgeben mußte, um als Nebenklägerin zugelassen zu werden, offenbart sich in erschreckender Weise die Kombination von Sexismus und Rassismus.
Alles andere fällt offensichtlich nicht ins Gewicht: nicht die Ermordung des Partners und Vaters ihres Sohnes, nicht die Treib- und Hetzjagd auf die Frau und ihre schließliche Vertreibung, nicht der Überfall auf ihre Schwester und nicht die Einschränkung und massive Bedrohung der anderen noch in Eberswalde lebenden Angolaner in ihrer persönlichen Freiheit. Wenn nicht Mord, was war es dann, dieses "Neger aufklatschen"? Ein neuer Volkssport?
Sind vorsätzliche Handlung, rassistische Motivation, bestialische Vorgehensweise durch zum Beispiel "auf den Kopf springen", fehlende Betroffenheit geschweige denn Mitgefühl nicht Beweise genug? Angesichts solcher Prozesse entsteht der Eindruck, Recht und Gerechtigkeit sind abhängig von Herkunft und Hautfarbe.
Silvia Griese, Frankfurt am Main
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman's Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Batman's Rückkehr (17.15 Uhr); Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (20.15 Uhr). Ausstellungen Oberursel. Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Barbara Fahrner, Zeichnungen und Bücher, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92 - 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr,
Tel. 30 28 86.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, Tel. 4 72 73.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17. Vereine/Organisationen
Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.
Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé Schnaufpause, Konrad-Adenauer- Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Königstein. Treffen des ADFC, Haus der Begegnung, 19 Uhr.
Steinbach. Bürgerhaus, Kolleg: Briefmarkensammlerverein, 10 bis 12 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld: Beratungsstunde bei Frau Ruf, 14 bis 15 Uhr; Offener Seniorentreff, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Oberursel. Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr.
Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff, ab 16 Uhr.
Oberursel. Jugendring Oberursel: Orscheler Sommer 92 mit der Gruppe "The Nerds", 19.30 Uhr.
Café Durchblick, Adenauerallee, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Kurzentrum, Wandelhalle: "Johann Strauß und der Makel der Popularität", 19.30 Uhr.
Kronberg. Ernst-Winterberg-Haus: Disziplin und Wohlfahrt für das Volk - Vom Ständestaat zum fürstlichen Absolutismus, 15 Uhr.
Tankstelle überfallen: Räuber erbeuteten tausend Mark
MÜNZENBERG. Zwei Räuber haben am Montag abend eine Tankstelle im Münzenberger Stadtteil Gambach überfallen und dabei 1000 Mark Bargeld erbeutet. Die unmaskierten Räuber betraten gegen 18.40 Uhr den Kassenraum der an der Ortsdurchfahrt in Gambach gelegenen Tankstelle und zwangen den Pächter mit ihren Schußwaffen zur Herausgabe der Tageseinnahme. Mit der Beute flüchteten sie zu Fuß in Richtung Ober-Hörgern. Beide Täter sollen zwischen 20 und 30 Jahre alt und 1,80 Meter groß sein. Beide waren mit Jeansjacken und Jeanshosen bekleidet und mit Schußwaffen bewaffnet. Bei den Räubern soll es sich um Deutsche handeln. Die Figur des einen Mannes wird als kräftig beschrieben. Dieser hatte kurzes blondes Haar und führte eine blaue Sporttasche mit sich. Sein Komplize hatte eine schlanke Figur und trug schulterlanges blondes Haar.
Hinweise über verdächtigte Personen und Fahrzeuge im Raum Münzenberg erbittet die Polizeidirektion in Friedberg, Telefon 0 60 31 / 60 10. str
HOFHEIM. Für Hubert Harth ist es ein klassischer Fall: "Jetzt muß der Zufall helfen." Ein Jahr nach dem Mord an der Prostituierten Gisela Singh sind Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei noch immer ohne konkrete Spur. "Unter normalen Gesichtspunkten haben wir alles abgeklopft", sagt der Sprecher der Frankfurter Justizbehörden.
Hermann Gimbel, Staatsanwalt im Sonderdezernat Kapitalverbrechen, hat das Verfahren bereits eingestellt. Zwar gibt es bei Mord keine Verjährung, bleibt die Akte auf unbestimmte Zeit offen, werden neue Erkenntnisse turnusmäßig verarbeitet - doch die Chance, das Verbrechen noch aufzuklären, ist gering.
Ein Pilzsammler entdeckte am 30. Juni vergangenen Jahres die Leiche der 36jährigen Gisela Singh. Sie lag im Unterholz in der Nähe des Waldparkplatzes Eselsberg an der Landstraße 3018 zwischen Hofheim und Langenhain. Spurenexperten untersuchten den Fundort, Gerichtsmediziner obduzierten die Leiche, die Erkenntnisse jedoch waren dürftig. "Wir wissen noch nicht einmal, ob der Fundort auch der Tatort ist", sagen die Staatsanwälte. Weder Blutspuren noch Fußabdrücke konnten die Fahnder sicherstellen: Die Leiche hatte zu lange dort gelegen, der Regen alle Hinweise weggespült.
Auch der Zeitpunkt des Todes war bei der Obduktion nicht zu bestimmen. Die Leiche muß mehrere Wochen dort gelegen haben, urteilten die Gerichtsmediziner. "Es ist eben ein Fehlglaube aus amerikanischen Krimis, daß der Zeitpunkt des Todes exakt festzustellen ist", sagt Hubert Harth. Selbst bei frischen Leichen gebe es eine große Fehlerspanne. Bei Gisela Singh war es ob der "ausgeprägten Fäulniserscheinung", so der Bericht der Pathologen, unmöglich.
Immerhin - die Frage nach dem "Wie" ist halbwegs beantwortet: Gisela Singh wurde entweder erwürgt (mit den Händen) oder erdrosselt (mit einer Schnur oder ähnlichem). Wo die Mediziner kaum Hinweise lieferten, versuchte die Mordkommission, die letzten Tage des Opfers zu rekonstruieren. Resultat: Sie war am 14. Juni letztmals gesehen worden, und zwar im Café Fix im Frankfurter Bahnhofsviertel. Hermann Gimbel: "Von da verliert sich jede Spur."
Auch die Wochen vor ihrem gewaltsamen Tod haben die Beamten wenig erhellen können. Für Hubert Harth wiederum ein Beispiel für den klassischen Fall: Prostituierte haben kein soziales Umfeld, gibt es kaum Freunde, Bekannte und Kollegen, die Auskunft geben, weiß auch die Familie wenig. Da gelinge es kaum, sich ein Bild von dem Menschen und seinen Gewohnheiten zu machen: "Man weiß einfach nicht, wo man anfangen soll." Der Täterkreis sei riesig, zumal Gisela Singh auf dem Straßenstrich im Frankfurter Westend anschaffen ging. "Jeder Freier könnte es gewesen sein", sagt Gimbel.
Auch der ominöse Hans, nach dem die Kripo bisher vergebens suchte. "Es wäre ein Wunder gewesen, wenn der Mann sich gemeldet hätte." Jener Hans soll nach den Ermittlungen der Polizei ein Stammfreier gewesen sein. Diese Erkenntnis und eine vage Beschreibung bastelten die Beamten aus zahlreichen Gesprächen im Milieu: Demnach soll es sich um einen 40 bis 50 Jahre alten Mann handeln, der 180 Zentimeter groß ist, gute Umgangsformen habe und stets gut gekleidet gewesen sei; möglicherweise habe er einen blauen Opel-Rekord mit Darmstädter Kennzeichen gefahren.
Doch von Mann und Auto fehlt jede Spur in dem 500 Seiten dicken Aktenstapel mit dem Zeichen 78 JS 26867.3 / 91. "Wir haben alles abgeklappert", schildert Gimbel Laufarbeit und Klinkenputzen der Kripo.
Die Recherchen führten die Beamten bis nach Pforzheim. Dort hatte Gisela Singh am 13. Juni 91 eine Zonenfahrkarte gekauft, ist in den Zug von Karlsruhe nach Heidelberg gestiegen. Dort war Endstation - auch für die Polizei. "Wir wissen nur, daß sie eine Bekannte besuchen wollte", sagt Gimbel. Gisela Singh verpaßte aber ihre Freundin; abends ging sie schon wieder in Frankfurt anschaffen.
Einen Tag später wurde die Frau letztmals im Betreuungscafé für Drogenabhängige in der Moselstraße gesehen - im Café Fix. Dort ließ sie sich von einem Arzt untersuchen - es ging ihr schlecht. "Wir gehen davon aus, das sie Aids hatte", sagt Gimbel. Hat sie möglicherweise ein Freier ermordet aus Furcht oder Wut, sich angesteckt zu haben? Eine Frage, die ebenso offen bleibt wie viele andere.
Hubert Harth setzt nun auf eine vage Spur - die einzig verbleibende. Doch die Tendenz sei negativ. Und was passiert dann? Gisela Singh wird das Opfer eines ungeklärten Mordes bleiben. Hermann Gimbel wird sich die Akte auf Wiedervorlage legen, halbjährlich mit der Kripo neue Hinweise prüfen, die Ermittlungen gegebenenfalls neu ankurbeln. Doch für solch neue Hinweise spricht derzeit wenig. Wahrscheinlicher scheint ihm, daß die Akten geschlossen werden, der Fall für immer ungelöst bleiben wird. Das aber dauert noch ein paar Jahrzehnte - so lange, bis der unbekannte Mörder spätestens an Altersschwäche gestorben sein dürfte. KLAUS KÜHLEWIND
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Marien- Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Straße 67, Tel. 8 63 00.
Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37, Tel. 5 46 97.
Usinger-Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22, Tel. 0 60 81/1 43 43.
Kronberg/Königsstein. Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Straße 5, Tel. 0 61 74/2 15 97 und Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstraße 23, Tel. 0 61 73/20 25.
Mexiko ist berüchtigt für seine "magia", die mehr als 60 Jahre lang der PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) die Macht sicherte. Diese Alchimie, wie Mexikaner sie selbst nennen, scheint nun angekratzt. Denn statt wie üblich die PRI gewann die oppositionelle Partei der Nationalen Aktion (PAN) die Gouverneurswahl im nördlichen Bundesstaat Chihuahua. Diesmal mußte die konservative PAN nicht einmal den Vorwurf der Wahlmanipulation erheben und in eine "zweite Runde" der Protestdemonstrationen gehen wie im Bundesstaat Guanajuato im vergangenen Jahr, als der angebliche PRI-Sieger letztlich zugunsten des PAN-Kandidaten zurücktrat. Diesmal holte die konservative PAN gleich den Sieg, und die PRI ließ sie gewähren.
Der Sieg war auch vor der Wahl so gut wie sicher gewesen, nicht aber seine Anerkennung durch die PRI. Schon vor sechs Jahren hatte in Chihuahua nach Meinung vieler Beobachter die PAN gewonnen, doch die PRI hatte regiert. Auch der PRI-Sieg 1988 bei den Präsidentschaftswahlen war zweifelhaft. Dieses Mal aber schluckte die Staatspartei die kleinere von zwei Kröten. Denn während die PAN in Chihuahua den Sieg einfahren durfte, "verlor" die Mitte-Links-Gruppierung PRD (Partei der demokratischen Revolution) im Bundesstaat Michoacan.
Auch ihre "Niederlage", ob echt oder gefälscht, war vorhersehbar. Denn in Mexiko zählen inzwischen weder Kandidat noch Stimmabgabe. Entscheidend ist, welche Niederlage für die PRI opportun ist. Der Sieg der PAN in Chihuahua ist opportun, da die Regierungspartei zwar einen Bundesstaat verliert, aber vor allem international an Glaubwürdigkeit gewinnt. Und das ist in Zeiten, da ein Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada vorbereitet wird, wichtig. Zum zweiten ist damit nicht die Annäherung zwischen PRI und PAN im Kongreß gefährdet, und drittens schiebt die PRI einen Keil zwischen die Oppositionsparteien.
Die "Niederlage" der PRD in Michoacan bringt zwar kurzfristig für die PRI Proteste ein, ist aber langfristig ebenso opportun. Zum einen hält sich die Regierung eine Partei vom Hals, mit der sie anders als mit der PAN kaum wirtschaftspolitische Gemeinsamkeiten hat. Zum anderen präsentiert sie den PRD- Vorsitzenden Cuauhtemoc Cardenas, der nach Meinung vieler die Präsidentschaftswahlen 1988 gewann, aber als wenig tauglich für die Präsidentschaftswahlen 1994.
Die "perfekte Diktatur", wie Schriftsteller Mario Vargas Llosa das mexikanische System nennt, macht nun einer "selektiven Demokratie" Platz. Denn obwohl die Opposition jetzt Gouverneure stellt, so gibt es in Mexiko doch keine sauberen Wahlen. Die Regierung walzt nicht nur mit einer millionenteuren Propagandamaschinerie die Opposition nieder, sie kauft auch die Medien und die Wähler. Beispielsweise mit dem Sozialprojekt "Solidaridad", das vorzugsweise dort eingesetzt wird, wo es um Wählerstimmen geht. Bürger, die seit Jahrzehnten auf eine Trinkwasserleitung warten, werden kaum für die Opposition stimmen, wenn die PRI kurz vor der Wahl das Projekt in die Waagschale wirft.
Letztendlich entscheidet Präsident Carlos Salinas de Gortari über Sieg und Niederlage und konsolidiert damit sein eigenes Projekt für 1994: erneuter Wahlsieg der PRI, eine vernichtende Niederlage für die PRD und die vage Aussicht auf eine Art Mitbestimmung der PAN in der nächsten Amtsperiode.
RITA NEUBAUER (Mexiko)
Die Deutschen haben am Golf-Krieg teil genommen - mit Geld. Sie sind dafür gescholten worden, national und international. Ihr Beitrag im bewaffneten Kampf der Vereinten Nationen gegen den irakischen Aggressor Saddam Hussein sei letzten Endes bloß der Ausdruck des schlechten Gewissens gewesen, Wiedergutmachung für unterlassene direkte Beihilfe. Das Land konzentriere sich auf die Mehrung seines Reichtums und verweigere mit fadenscheinigen historischen Argumenten außenpolitische Verantwortung.
Die Deutschen werden jetzt, beim Bürgerkrieg in Jugoslawien, wieder mit demThema konfrontiert. Aber anders als während des alliierten Aufmarsches in der Wüste ist die Bundeswehr nun bereits auf eine Weise beteiligt, die man als Vorleistung des Kabinetts Kohl auf die erklärte Absicht einstufen kann, den innenpolitischen Kraftakt zu wagen, um Vollmitglied im Kreis der Interventionsmächte zu werden. Das Kernproblem, sofern es den Argumentationsbereich des Pazifismus bereits verlassen hat, lautet: Dürfen deutsche Soldaten ohne Änderung der Verfassung in Krisengebieten auch andere Aufgaben als die des Samariters übernehmen? Sollen sie zum Beispiel an Embargoaktionen ohne Legitimations-Änderungen im Grundgesetz teilnehmen? Sollen sie künftig Blauhelme tragen, "nur" das? Oder sollen sie auch zur Waffe greifen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, wann? Beschränkt auf Situationen der persönlichen Notwehr? Oder auch dann, wenn die UN beschließen, zum großen Schlag auszuholen?
Über solche Fragen herrscht Meinungsstreit. Auch in der Frankfurter Rundschau. Stellung beziehen drei Mitglieder der FR-Redaktion, Positionen, die im jeweiligen Respekt vor der humanen Grundeinstellung des anderen vorgetragen wurden. FR
DR. LUDWIG FUHR, seit 16 Jahren Bürgermeister von Friedberg, wird heute 60 Jahre alt. In einer Laudatio würdigten führende Repräsentanten der örtlichen SPD Fuhr als einen "Verfechter für das Machbare". - Fuhr wurde in Ernsthofen geboren, besuchte im nahegelegenen Darmstadt das Gymnasium und die Universität in Frankfurt, wo er Rechtswissenschaften studierte. Nach der Promotion begann er 1956 als Assistent beim Land Hessen. Von 1961 bis 1966 arbeitete er im Hessischen Ministerium für Arbeit, Volkswohlfahrt und Gesundheitswesen. Danach wechselte der Verwaltungsjurist in das Rechtsamt des Main-Taunus-Kreises, wo er ab 1967 die Hauptabteilung leitete. Am 25. September 1975 wurde er zum Bürgermeister von Friedberg gewählt. Er löste Karl Raute ab. Seit 1962 gehört Fuhr der SPD an. Heute vormittag wird Fuhr im alten Rathaus von Friedberg Vertreter des öffentlichen Lebens empfangen. Danach will er mit seiner Familie, Freunden und alten Mitstreitern feiern.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 14. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (-,--) NO2 (0,20) 0,01 (-,--) Ozon (0,12) 0,08 (0,08) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen.
Für heute, Mittwoch, werden Ozon-Werte zwischen 0,07 und 0,10 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben.
Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
OBERURSEL. Es knallte, als Fahrgäste gerade ein- und ausstiegen - ein angetrunkener Autofahrer hat am Montag kurz nach 17 Uhr an der Haltestelle Im Heidegraben in Richtung Oberstedten einen Stadtbus gerammt.
Der nicht angegurtete Mann verletzte sich dabei, die Buspassagiere kamen mit dem Schrecken davon, so die Oberurseler Polizei. Den Schaden an dem Bus und dem Wagen des Autofahrers schätzt sie auf 40 000 Mark. Der Fahrer stand unter Alkoholeinfluß, vermerkt der Polizeibericht. Seinen Führerschein behielten die Beamten deshalb ein. stk
MÖRFELDEN-WALLDORF. Seit knapp anderthalb Jahren gibt es die "Walldorfer Gesundheitsgespräche". Vortragsabende, die, außer in der Urlaubs- und Weihnachtszeit, einmal pro Monat aktuelle Fragen aus dem weiten Feld der Medizin aufgreifen.
Initiatorin ist Christa-Renate Schmitt. Die Walldorfer Apothekerin kam durch einen Kollegen auf die Idee: "Der hat mir während einer Fortbildung erzählt, daß er so was mache. Und da dachte ich, das wäre auch hier 'ne gute Sache", erinnert sie sich, die früher schon mal an der Volkshochschule ähnlichen Anlauf nahm - "doch da kam so gut wie niemand."
Weil aber das Gesundheitsbewußtsein inzwischen gewachsen ist, wagte Christa- Renate Schmitt einen neuen Start. Der passende Raum fand sich schnell im evangelischen Gemeindezentrum in Walldorf, und seit April vergangenen Jahres laufen die Vorträge.
Meist referiert Christa-Renate Schmitt selbst zu Gesundheitsfragen, ab und an wird aber auch ein Gastreferent eingeladen. Die Themen, die an diesen Abenden angesprochen werden, drehen sich um Ernährungsfragen, Gesundheitsvorsorge im allgemeinen, was bei Medikamenten zu beachten ist, wie die Natur helfen kann, Chancen und Gefahren der Selbstmedikation - "es gibt viel, was man da machen kann", sagt die Apothekerin, die inzwischen auch schon von den Leuten angesprochen wird, dieses oder jenes Thema mal aufzubereiten.
Die Intention, die dahinter steht: der Versuch, den Leuten zu zeigen, was sie selbst für sich und ihre Gesundheit tun können. "Gerade in die Apotheken kommen die Leute ja meistens erst dann, wenn sie vom Arzt ein Rezept gekriegt haben." Doch "weil wir nicht nur zum Heilen da sind", könne aus dieser Ecke mehr an beratenden und vorbeugenden Tips kommen, wenngleich "wir den Facharzt weder ersetzen wollen noch können."
"Mir geht's mehr um die allgemeine Information und die Beratung, die im Alltagsbetrieb mitunter leider zu kurz kommt", sagt sie. Dafür opfert die Apothekerin, die auch schon vor Eltern von Kindergartenkindern referierte und bei der Rheuma-Liga zu Gast war, einen Gutteil ihrer Freizeit: Bis das Thema vortragsreif zu Papier gebracht ist, gehen je nach Thema "mindestens acht bis zehn Stunden" drauf.
Für ihre Idee, hinter der "eine gehörige Portion Idealismus steckt", nimmt sie im Zweifel sogar Ärger in Kauf. "Das ganze ist eine Gratwanderung, weil das natürlich schnell nach Werbung aussieht, und da gibt es für uns ja strenge Auflagen", erklärt die selbständige Apothekerin.
Doch würde sie auf den Werbeeffekt schielen - das Ergebnis lohnte den Aufwand nicht. Denn die Vorträge kosten natürlich auch. Zwar sind pro Nase drei Mark Unkostenbeitrag fällig, doch dieses Geld, von dem ohnehin weder die Druckkosten für die Ankündigungsplakate noch die Honorare für die gelegentlichen Gastreferenten bestritten werden könnten, fließt nicht in Schmitts Kasse: Die Einnahmen werden übers Jahr gesammelt und werden dann komplett für einen sozialen Zweck gestiftet.
Auf der Liste stehen bisher die örtliche Rheuma-Liga, die Bares bekam, und die Sozialstation, die mit einem Blutdruckmeßgerät bedacht wurde. Insgesamt, sagt Christa Renate-Schmitt, lege sie bei den Vortragsabenden eher drauf. Was ihr aber nichts ausmacht, denn "mir geht es um die Sache, nicht ums Verdienen".
Die Sache findet ihr Publikum. Zwar ist die Resonanz stark vom Thema abhängig, aber "so zehn bis fünfzehn Leute sind es immer". Meist sind es Frauen, denn die, ist die Apothekerin überzeugt, seien gesundheitsbewußter als die Männer. Wer kommt, bringt auch meist schon fundierte Kenntnisse mit. So fundiert, daß die Fragen, die sich den Vorträgen anschließen, meist so speziell sind, daß Christa-Renate Schmitt passen muß: "Da verweise ich die Leute dann auch an den Facharzt, weil nur der eine Diagnose stellen und die entsprechende Therapie verordnen kann." wal
RÜSSELSHEIM. Über 400 Personenwagen sollen in der neuen städtischen Parkhaus an der Ecke Taunus- / Frankfurter Straße künftig Platz finden. Eine große Baugrube läßt derzeit etwas von den Dimensionen des 6,9 Millionen- Mark-Projektes erahnen. Dem Bauwerk liegt ein Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom Februar dieses Jahres zugrunde.
Bislang bestanden auf dem citynahen Platz 170 Abstellplätze, wovon ein Teil für kommunale Bedienstete reserviert gewesen war. Nach dem Ausbau soll der gesamte Bereich ein wichtiger Bestandteil des zentralen Parkplatzangebotes in Rüsselsheim sein, einerseits nah bei der Innenstadt gelegen, so daß diese noch gut und bequem zu Fuß zu erreichen ist, aber doch noch so weit entfernt, daß die an- und abrollende Blechlawinen nicht gleich die ganze City verstopfen.
Gebaut wird im einzelnen nach Auskunft der Pressesprecherin der Stadt Rüsselsheim, Petra Löhr, so: Im vorderen, zur Frankfurter Straße hin gelegenen Bereich würden vier Ebenen - eine davon nach unten versetzt - gebaut, das oberste ohne Überdachung. Im hinteren Teil des Grundstücks seien dagegen nur drei Ebenen vorgesehen.
Vorgesehen seien spindelförmige Ein- und Ausfahrten. Die neue Parkanlage werde mit Schallschutzmaßnahmen versehen und außerdem behindertengerecht hergerichtet. (cas/FR-Bild: Keber)
GROSS-GERAU. Vermutlich durch eine defekte Gefriertruhe entstand im Keller eines Zwei-Familien-Hauses in der Münchner Straße ein Brand. Die Flammen griffen auf Wäschestücke über. Obwohl die Groß-Gerauer Feuerwehr das Feuer schnell unter Kontrolle hatte, kam es dennoch - vor allem aufgrund von Rußeinwirkung - zu 30 000 bis 40 000 Mark Schaden. cas
KELSTERBACH. Die Tafeln in der Bürgermeister-Hardt-Schule und der Karl-Krolopper-Schule werden gewartet. Hierzu beauftragte der Magistrat als Schulträger ein Spezialunternehmen. Dafür fallen insgesamt Kosten von 8000 Mark an.
Im Hintergrund stehen die verschärften Sicherheitsbestimmungen, nachdem es in Rüsselsheim einen tödlichen Unfall gegeben hatte, wo ein Schüler durch den Sturz einer nicht ordnungsgemäß angebrachten Tafel erschlagen wurde. Insgesamt werden fünf Wandschieb- und Klapptafeln an der Bürgermeister-Hardt- sowie drei an der Karl-Krolopper-Schule gewartet und instandgesetzt. cas
Linksabbieger übersah
OBERURSEL. 40 000 Mark Schaden ist am Montag bei einem Zusammenstoß im Zimmersmühlenweg entstanden. Wie die Polizei weiter mitteilt, hatte ein Linksabbieger, der in die Ludwig-Erhard-Straße fahren wollte, einen entgegenkommenden Wagen nicht beachtet. stk
Aus der Musikwelt
Freilichtspiele Schifferberg Das Wiener Operettentheater eröffnet am 17. und 18. Juli jeweils um 20.30 Uhr die Freilichtspiele Schifferberg bei Gießen. Am 20. Juli um 20.30 Uhr ist Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" zu sehen, am 22. Juli und 6. August um 20.30 Uhr Verdis "Nabucco", aufgeführt von einer reisenden italienischen Operntruppe. (Telefon: 06 41 / 79 12 20.) Trompete und Orgel in Bad Hersfeld Im Rahmen der 32. Bad Hersfelder Festspielkonzerte spielen der Trompeter Edward H. Tarr und die Organistin Irmtraut Krüger am 18. und 19. Juli jeweils um 16.30 Uhr in der Stadtkirche. Sie absolvieren dabei zwei verschiedene Programme. Oboe und Orgel in Darmstadt In der Darmstädter Pauluskirche (Niebergallweg 20) geben der Oboist Friedhelm Neubert und der Organist Wolfgang Kleber am 18. Juli um 18 Uhr Kompositionen von Bach, Franck, Krebs und Telemann.
Konzertduo aus Rußland Werke von Chopin, Telemann und Tschaikowsky stehen auf dem Programm eines Konzerts, welches Julia Panteljat (Cello) und Dmitri Manelis (Klavier) am 18. Juli um 20 Uhr im Kammermusiksaal des Schlosses Friedewald bei Fulda geben. Eisenberg spielt Bach in Nieder-Moos Matthias Eisenberg, früher Organist am Leipziger Gewandhaus, gibt am 18. Juli um 20 Uhr ein Konzert mit Werken von Bach in der Evangelischen Kirche der Vogelsberggemeinde Nieder-Moos. Er wird begleitet von Dresdner und Leipziger Musikern. Außerdem wirkt die Sopranistin Julia Claus mit. (Telefon 06 644 / 72 61.) Bach-Festwoche in Heidelberg Eine Bach-Festwoche in der Heidelberger Heiliggeistkirche wird am 18. Juli um 21 Uhr mit einem Konzert des Organisten Peter Schumann eröffnet. Bis einschließlich 28. Juli finden allabendlich Konzerte statt, zuletzt spielt Schumann "Die Kunst der Fuge".
Die geplanten Testspiele des Hockey- Goldmedaillenanwärters der Männer Australien gegen die nicht für Barcelona qualifizierte Mannschaft Frankreichs auf der Kunstrasenanlage des SC SAFO Frankfurt müssen wegen der kurzfristigen Absage der Franzosen ausfallen. Die Australier mußten sich nach einem ausgiebigem Trainingsprogramm vor ihrer Weiterreise nach Spanien mit einem Spiel gegen eine Frankfurter Ferienauswahl zufriedengeben. Mit 11:0 deklassierten die "Aussis" ihre Frankfurter Gastgeber.Bundesbank sieht Lücke in Einlagensicherung Sparer weitgehend vor Verlusten geschützt / Harmonisierung erfordert Lösung für "Außenseiter"
ski FRANKFURT A. M. Im Einlagensicherungssystem des privaten Bankgewerbes besteht "in gewissem Sinne" eine Lücke. Das stellt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht fest. Bei diesen Instituten sind durch den sogenannten Feuerwehrfonds im wesentlichen Sicht-, Termin- und Spareinlagen einschließlich der auf den Namen lautenden Sparbriefe gesichert, und zwar für jeden einzelnen Einleger bis zur komfortablen Grenze von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank (Einlegersicherung). Nicht geschützt sind dagegen Verbindlichkeiten der Geldhäuser, über die diese Inhaberpapiere ausgestellt haben. Hierin, so das Haus Schlesinger, liege eine Einschränkung der Einlagensicherung gegenüber den anderen Gruppen des Kreditgewerbes - Sparkassen und Genossenschaftsbanken -, deren System auf die Abwendung von Zahlungsschwierigkeiten der angeschlossenen Häuser zielt (Institutssicherung als indirekter Einlegerschutz). Wegen des anhaltenden Trends zur Verbriefung von Verbindlichkeiten (Schuldverschreibungen) "nimmt allerdings der Bestand an Inhaberpapieren in der Hand des Adressatenkreises zu, der durch eine Einlagensicherung geschützt werden soll", beschreiben die Währungshüter die von ihnen festgestellte Lücke.
Dessen ungeachtet wird die aus Beiträgen der angeschlossenen Institute finanzierte Einlagensicherung in der Bundesrepublik in dem Bericht per saldo positiv beurteilt. Derzeit könne davon ausgegangen werden, daß die zur Krisenbewältigung verfügbaren finanziellen und administrativen Mittel ausreichen, um etwa auftretende Problemfälle in der Geldbranche zu bewältigen, ohne daß Verluste für die geschützten Sparer entstünden. Das hiesige System freiwilliger Selbsthilfeeinrichtungen der Banken- und Sparkassenverbände biete einen umfassenden Einlegerschutz und habe sich als ein stabilisierender Faktor der vertrauensempfindlichen Kreditwirtschaft bewährt. Seit der Modifizierung der Sicherungsfonds 1975/76 (nach dem Herstatt-Fall) habe eine Reihe von Banken mit lokaler Bedeutung die Schalter schließen müssen, ohne daß dies größere Beunruhigung ausgelöst hätte - "auch weil Gläubigerverluste weitestgehend vermieden wurden".
Gleichwohl offenbart die Analyse der Bundesbank weitere Schwächen der Einlagensicherung. So haben weder die geschützten Gläubiger noch die betroffenen Kreditinstitute einen Rechtsanspruch auf Leistungen der Sicherungseinrichtungen. Ferner gibt es hinsichtlich der Stützungsfonds und der Sicherungsreserve der Sparkassen ein "gewisses Spannungsverhältnis" zu den Verpflichtungen der hinter den Instituten stehenden Gebietskörperschaften. Diese haben den Bestand ihrer Geldhäuser zu sichern ("Anstaltslast") und die Rückzahlung der Verbindlichkeiten zu gewährleisten ("Gewährträgerhaftung"). Bei Problemen soll in der Regel zuerst der Gewährträger für Hilfen herangezogen werden. Mit dem Begriff "Spannungsverhältnis" will die Bundesbank wohl darauf anspielen, daß es in der Vergangenheit auch schon mal Diskussionen darüber gab, wer bei einer Schieflage zuerst einspringen muß oder kann.
Anlaß für die Analyse ist nicht eine aktuelle oder konkret drohende Bankpleite, sondern die Tatsache, daß die EG-Harmonisierung der Einlagensicherung nach einem Brüsseler Richtlinienvorschlag konkrete Formen annimmt. Insoweit zeigt sich das Haus Schlesinger zufrieden, daß es den Mitgliedstaaten überlassen bleibt, eine - wie in Deutschland - über den geplanten Mindestbetrag von 30 000 Mark hinausgehende Einlagensicherung einzuführen oder beizubehalten. Eine Lösung, "die dem Anspruch der Richtlinie auf eine Pflichtmitgliedschaft aller Kreditinstitute gerecht wird", muß aus Sicht der Währungsbehörde für die wenigen "Außenseiter" wie die Postbank, die noch keiner Sicherungseinrichtung angeschlossen sind, und für die meisten privaten Bausparkassen gesucht werden.
Eppstein
Bewaffnete
überfielen
pms EPPSTEIN, 14. Juli. Zwischen 7000 und 8000 Mark haben zwei Unbekannte am Dienstag morgen bei einem Überfall auf die Taunus-Sparkasse in Eppstein kurz nach Öffnung der Schalter erbeutet.
Das Duo soll nach Angaben der Kriminalpolizei gegen acht Uhr in die Filiale im Stadtteil Vockenhausen eingedrungen sein. Beide Täter waren bewaffnet, nach ersten Erkenntnissen mit Revolvern oder Pistolen. Sie waren mit Strümpfen maskiert, als sie die Sparkasse in der Taunusstraße betraten und die Angestellten mit den Waffen bedrohten. Das geforderte Geld wurde ihnen ausgehändigt, und sie konnten unbehelligt flüchten.
Ein Sprecher der Frankfurter Kripo konnte die exakte Höhe der erbeuteten Summe noch nicht nennen. Ungeklärt sei auch noch der Fluchtweg. Eine sofort ausgelöste Fahndung rund um Eppstein- Vockenhausen brachte keine Ergebnisse.
Einer der Täter soll 1,75 Meter groß, sein Komplize 1,80 Meter groß sein. Beide werden auf 25 Jahre geschätzt.
Wer alte Wege kennt, möchte sich melden
FRIEDRICHSDORF. "Lochmühlenweg", "Steinerne Gasse", "Schwarzer Weg" - alte Forstwegenamen, mit denen viele Bewohner der Hugenottenstadt nichts mehr anfangen können. Damit sie nicht ganz in Vergessenheit geraten, hängen Mitarbeiter des Friedrichsdorfer Forstamts in den kommenden Wochen Holzschilder mit den alten Wege- und Gemarkungsbezeichnungen auf.
"Wir wollen damit unseren Teil zum Erhalt historischer Überlieferungen tun", sagt Hans-Jörg Sommer.
60 Schilder haben er und seine Helfer angefertigt. Der Aktion vorausgegangen war eine "Forstwege-Inventur". Dabei hatte der Liederbacher Hermin Herr ehrenamtlich die historischen Namen der Wege zusammengetragen, sie beschrieben und die jeweiligen Besonderheiten erforscht. Ob das nun vorliegende Verzeichnis vollständig ist, weiß allerdings niemand.
Sommers Bitte deshalb an alle Friedrichsdorfer: Ortskundige Wanderer, die auf einen Weg treffen, der nicht beschildert ist, von dem sie aber wissen, daß er einen Namen hat, sollen sich an die Revierförsterei in Friedrichsdorf wenden (Telefonnummer 0 61 72/8 14 60).
Um die neuen Schilder mit den historischen Bezeichnungen vor allzu leichtem Zugriff zu schützen, werden sie etwas höher an den Bäumen befestigt.
Die ganze Aktion kann noch einige Tage dauern. Es ist deshalb gut möglich, daß der eine oder andere Wanderer im Friedrichsdorfer Wald auf einen Trupp trifft, der mit dem Auto unterwegs ist. orb
HOCHTAUNUSKREIS. In einer gemeinsamen Erklärung haben der Landtagsabgeordnete Horst Burghardt (Friedrichsdorf) und der Bad Homburger Stadtverordnete Michael Korwisi (beide Grüne) die CDU aufgefordert, sich eindeutig von einer Zusammenarbeit mit den Republikanern oder anderen rechtsextremen Parteien nach der Kommunalwahl zu distanzieren. Eine "deutliche Abgrenzung" der CDU von den Republikanern verlangt auch der Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks, Helmut Bruns: Vor allem Professor Bernd Hamer müsse erklären, wie er es mit der Schönhuber-Truppe halte.
Nach Angaben der drei Politiker gehört der Landtagsabgeordnete und einflußreiche Kommunalpolitiker dem "Petersberger Kreis" an. Hamer war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erhalten. Beim "Petersberger Kreis" handelt es sich um den erzkonservativen Flügel der CDU-Landtagsfraktion. Die Gruppe hatte sich kürzlich für Koalitionen mit Rechtsparteien - einschließlich der Republikaner - ausgesprochen, wenn so eine CDU- Mehrheit gesichert werden kann.
Von Landrat Jürgen Banzer und dem Bad Homburger Rathauschef Wolfgang Assmann wollen die beiden Grünen-Politiker eine eindeutige Erklärung, ob sie auch mit Hilfe der Republikaner bereit wären weiterzuregieren: Der Hochtaunuskreis dürfe nicht zum "schwarzbraunen Testlauf" werden. Aus der Sicht von Bruns werden die Republikaner durch die "deutliche Aufweichtendenz der CDU nach rechts" erst hoffähig gemacht.
In Bad Homburg haben die Republikaner bereits angekündigt, daß sie bei der nächsten Wahl antreten werden. Im August wollen sie ihre Kandidatenlisten aufstellen. Ein zweistelliges Ergebnis sei durchaus zu erreichen. In der Vergangenheit, so der Vorwurf der Republikaner, hätten sich die Politiker zu wenig um den Bürgerwillen gekümmert. orb
Im Gespräch: GEW zur Hochschulreform Ein doppelter Spagat
Die Probleme und Brüche des westdeutschen Hochschulsystems seien in aller Schärfe deutlich geworden, als das "Modell West" auf den Osten übertragen wurde. Deswegen habe sich durch die Einigung auch der Druck verstärkt, durch eine Strukturreform die gravierenden Mängel des derzeitigen Hochschulbetriebs zu beheben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) formulierte ihre Vorstellungen vom Studium der Zukunft jüngst auf einer Tagung in Magdeburg. FR-Redaktionsmitglied Ulrike Füssel sprach mit Gerd Köhler vom Vorstand der GEW über deren Konzept. Die Rektorenkonferenz hat ein Papier zur Entwicklung der Hochschulen vorgelegt, der Wissenschaftsrat arbeitet an einem Konzept, die Bund-Länder-Kommission zur Bildungsplanung nimmt sich des Themas an, und auch die Kultusminister-Konferenz ist damit befaßt. Dennoch befürchtet die GEW, "daß nicht mehr herauskommt als ein paar Schlagzeilen", wenn sich die Experten wirklich im Herbst zu einem "Bildungsgipfel" treffen, wie es der Bundeskanzler vorgeschlagen hat. Die Gewerkschaft fordert eine grundlegende inhaltliche Diskussion - und dann Entscheidungen. "Man muß entscheiden, was man will", sagt Köhler, "und das wird Einbußen und Zugeständnisse für alle bedeuten" - auch für die Gewerkschaft.
Die GEW fordert statt eines medienwirksamen Bildungsgipfels Hochschulkonferenzen, in denen Bund, Länder, Regierungen, Parlamente, Wissenschaftsorganisationen, Parteien, Arbeitgeber, Gewerkschaften, Hochschulen teilnehmen. Sie sollen Zeichen für einen "selbstkritischen Neuanfang" setzen.
Wesentlicher Punkt für die Gewerkschaft: die Hochschulen offenhalten für alle, die studieren wollen. Nach vorliegenden Erkenntnissen werden das im Jahr 2000 rund 40 Prozent eines Jahrgangs sein. "Ausbau der vorhandenen Hochschulen und Neugründung von Fachhochschulen" lautet daher eine GEW-Forderung. Die wird allerdings begleitet von der Erkenntnis, daß das Verhältnis von Fachhochschulen und Universitäten sowie ihre Aufgaben neu gewichtet werden müssen. "Durchlässigkeit" fordert Köhler zwischen den mehr praxisorientierten, kürzeren Studiengängen an den Fachhochschulen und den längeren, eher theoriebezogenen an den Universitäten.
"Durchlässig" sollte nach Köhlers Worten auch der Zugang zur Forschung, der Austausch wissenschaftlichen Personals, der Ausbau von Weiterbildung und die Nutzung von Einrichtungen gehandhabt werden. Die Konkurrenz zwischen Fachhochschulen und Universitäten müsse beendet werden. "Sie müssen Brücken bauen", sagt Köhler, "wenn sie hart gegeneinander stehen, sehe ich langfristig keine Möglichkeit zur Strukturreform."
Weiterer wichtiger Punkt im GEW- Katalog ist die Forderung, die - seit Jahren abwandernde - Forschung in die Hochschulen zurückzuholen. Reine "Lehr-Unis" lehnt die GEW ab. Denn: "Ohne Forschung wird die Lehre so schnell veralten, daß sie nicht mehr innovativ sein kann."
Allerdings müssen für die Forschung nach Köhlers Worten Arbeitsbedingungen geschaffen werden, "die sie möglich machen". Die GEW fordert "Kontinuität" (das heißt unbefristete Stellen) und eine Personalplanung, "die anstelle des jetzigen Flickenteppichs tritt".
Um die Qualität des Studiums zu verbessern, ist die GEW bereit "hinzunehmen", daß die Leistung von Professoren evaluiert wird. Allerdings soll die Bewertung von den Mitgliedern der Hochschule selbst erfolgen. Zudem müßten die Hochschulen nach außen zeigen, "was sie tun". Denkbar ist laut Köhler, daß künftig nicht nur dicke Forschungsberichte auf den Tisch kommen, sondern auch Berichte über den Stand von Studium, Lehre und Weiterbildung.
Frage aber bleibt: Wie soll der Strukturwandel herbeigeführt werden? Schließlich - so Köhler - stellt sich in der Diskussion ein Riesenproblem: Die westdeutschen Hochschulen stöhnen seit Jahren unter der Überlast ihrer Studenten - und sollen trotzdem Kraft für konzeptionelles Denken finden. Im Osten ist die größte Sorge die Sicherheit der Arbeitsplätze, trotzdem sind auch hier Beiträge zur Strukturdebatte gefragt. Köhler: "Das ist ein doppelter Spagat."
HANAU. Modeströmungen unterwarf sich Siegfried Männle nie. Zwar kreierte der Goldschmied auch einmal eine Brosche gemäß dem Geschmack der 60er Jahre, oder eine silberne Doppeldose mit kubistischem Anklang. Doch je weiter die Entwicklung des 80jährigen fortschritt, desto mehr wagte der in Hanau lebende Künstler das Experiment.
Jetzt würdigt das Deutsche Goldschmiedehaus den kleinen Mann mit den großen Ideen: "Schmuck und Schmückendes" heißt die Ausstellung mit Werken von Siegfried Männle aus sechs Jahrzehnten.
Mit einem jeden Exponat verbindet sich eine Geschichte: "Du mußt Juwelen fassen lernen", sagte ihm der Meister, nachdem Männle sein Gesellenstück, eine Gravur des Wappen der Grafen von Ortenburg, präsentierte. Als Sohn und Enkel eines Goldschmieds schuf der gebürtige Erzgebirgler zu dieser Zeit schon Ringe, die er mit Materialien bestückt, die der Werkstatt der Familie übrig bleiben: Koralle, Ebenholz, Malachit, Bergkristall oder Aquamarin zieren die Stükke. Stahl eingesteckt in Silber.
1928 nimmt Männle sein Studium als Stipendiat der Staatlichen Zeichenakademie Hanau auf, an die er später als Lehrer zurückkehren wird.
Es beginnt die Zeit der Granulation. Winzige Silberkügelchen stellen individuelle Kampfszenen dar. Mit dieser Kette erringt Männle den ersten Preis beim Reichshandwerkerwettkampf im Jahr 1939. Im Laufe der Jahrzehnte perfektioniert er diese Technik: 7000 Feinsilbergrenaten erheben sich in der mit blauem Email überzogenen Schale aus nichtrostendem Stahl (Nirosta).
Zufällig hatte der inzwischen seit 35 Jahren in einer Werkstatt bei Degussa tüftelnde Männle diese neue Art der Emailbearbeitung entdeckt, entwickelte sie weiter. Es entstehen Bilder in Feuerzugtechnik, zweidimensionale, mit Glaskügelchen bestückte Broschen. Zunehmend entfernt er sich vom edlem Matarial: Kunstvoll gehen Metall und Glas bei einer Schale eine Synthese ein.
Auch der Verzauberung von Mineralien entzieht sich Männle nicht. Eine aufgeschnittene Achatkugel mit glänzendem Innenleben bildet den Torso des Tafelschmucks, unter dem Bergkristalle, Rosenquarz und andere Steine glitzern. Riesige Amethystkristalle verschiedener Form und Größe reiht er zu einem Halsschmuck.
Zu den neusten Erzeugnissen des Meisters zählen die großen goldfarbigen Wandbilder aus eluxiertem Aluminium. Wie die Frauen in seiner Heimat im Erzgebirge klöppelt Männle fünf Millimeter dicken Draht. In verschiedenen Gelbtönen nuanciertes Glas, hinter dem Folie liegt, verleiht den wuchtigen zweidimensionalen Bildern eine sonnenartige Ausstrahlung.
Männle liebt das Spiel mit dem Licht. Richtige Beleuchtung verleiht seinem Glas eine Wirkung "wie geschliffener Stein" freut er sich.
Die Ausstellung ist bis zum 6. September im Goldschmiedehaus zu sehen. JUTTA RIPPEGATHER
Eheleuten Anna und Josef Schneider, Rosbach Rodheim v.d.H., zur Goldenen Hochzeit.
Hern Erwin Heilmann, Petterweil, zum 79. Geburtstag.
BRACHTTAL. Ein Open-air-Kinderfestival hat die Gemeindeverwaltung für Samstag, 18. Juli, organisiert. Es beginnt um 14 Uhr auf dem Rathausplatz in Schlierbach mit zwei Workshops: Schattenspiel und Schattenbau mit Hans Prein und Zirkus zum Mitmachen mit Viktor Winterhalter.
Für Kinder und Erwachsene werden ab 16 Uhr die Ergebnisse der Kinder-Workshops vorgestellt. Viktor Winterhalter zeigt sodann clowneske Szenen, Pantomime und akrobatische Einlagen zum schmunzeln, lachen und mitmachen.
Hans Prein präsentiert das Figurentheater "Das Plastikmonster". Viele Brachttaler Kinder kennen die beiden Künstler bereits von vorausgegangenen Auftritten und Workshops. lex
KARBEN. Chrrrr. Noch ein Versuch. Zündschlüssel drehen. Und? Chrrrrr. Der Anlasser geht einwandfrei. Vielleicht ist der Motor schon abgesoffen? - Also anschieben. Chrrrrr. Nichts zu machen; nun kommt der Laienblick unter die Motorhaube. Und ausnahmsweise genügt er: Ein Kabel ist zerschnitten, völlig glatt - wie mit einem Seitenschneider. Jetzt knirscht der Autofahrer: Chrrrr.
Doch der Besuch in seinem Autohaus bringt dem Karbener Linderung. Er wurde nicht Opfer sinnlos zerstörender Rowdies; und er ist nicht allein. Ein kurzer Blick des Werkstattmeisters auf das Zündkabel genügt: "Hat der Marder reingebissen." Das sei gerade im Frühjahr schon "ständig" passiert, Kabel und Schläuche gingen "am laufenden Meter" über den Ersatzteiltresen.
"Das wird sicher in den nächsten Monaten wieder ruhiger", prophezeit Karl Kugelschafter vom Arbeitskreis Wildbiologie an der Gießener Justus-Liebig-Universität. Seit Jahren registrieren die Wissenschaftler vor allem im Frühjahr Marderschäden in Autos.
Die Wetterauer werden sich daran gewöhnen müssen. Die vielen Marderbisse dieses Jahr waren keine Ausnahme, sondern gelten als die neue Normalität.
"In Frankfurt reagiert man eher noch verschnupft, die Stuttgarter haben sich schon daran gewöhnt", sagt Kugelschafter. Seit gut zehn Jahren verbreitet sich die Mardervorliebe für Autogummi von der Schweiz gen Norden. Inzwischen beißt auch schon die Marder-Avantgarde in Norddeutschland zu. Ein Rätsel bleibt dem Wildbiologen jedoch, warum die Marder nicht überall zugleich ihre Gummi-Liebe entdeckten.
Die Marder, exakt: Steinmarder ("Martes foina"), gelten als enorm anpassungsfähig an ihre Umwelt, und so nutzen sie inzwischen "Autos in zunehmendem Maße als natürliches Requisit". Die dunkle Blechhöhle um den Motor gefällt ihnen als Unterschlupf.
"Es kann sein, daß sie sie nur erkunden, daß sie Beute verspeisen, darin schlafen", erklärt Karl Kugelschafter. In den meisten Fällen merken Autobesitzer deshalb gar nichts von den nächtlichen Besuchen.
Bei einer Kontrolle von 2000 Autos in Stuttgart fanden sich immerhin in jedem dritten Auto Marderspuren. Es kann aber auch sein, daß sie die Kabel und Schläuche annagen - ohne sich am Gummi zu vergiften: "Die Kabel werden nicht gefressen, es wird nur reingebissen und untersucht."
"Das sollten die Biester mal bei laufendem Motor machen, das funkt", hegt ein Friedberger Automechaniker bereits Rachegefühle angesichts der vielen zerbissenen Kabel dieses Jahres. "Das kann auch echt gefährlich werden, die gehen auch an Bremsschläuche", warnt eine Mechaniker-Kollegin. Die Autohäuser bieten zur Abwehr elektrisch geladene Absperrgitter für mehrere hundert Mark an. Die Mechanikerin hat auch noch einen kostenlosen Bio-Tip parat: "Katzenhaare vorne reinhängen."
Mit Geruchsspuren von Hund und Katz' "haben wir keinen Erfolg gehabt", bilanziert Kugelschafter jedoch wissenschaftliche Untersuchungen. Auch teure Ultraschallgeräte blieben erfolglos. Und das von ihnen selbst entwickelte elektrische sogenannte Weidezaun-System wurde von den Gießener Wildbiologen zwar für gut befunden, aber "das gibt es nur für einige Modelle, das ist das Manko".
Entnervte Autofahrer, deren Gefährt Steinmarder gleich mehrfach stillegten, wollen jedoch etwas tun. Als allererstes sollten sie den Motorraum gründlich waschen, rät Karl Kugelschafter. Damit werden Duftnoten beseitigt und die Vertrautheit ein "bißchen reduziert". An vertraute Orte kommen die scheuen Nachttiere nämlich immer wieder.
Die Vorsicht der Tiere macht sich Kugelschafter auch für seinen zweiten Tip zunutze: mardergeschädigte Autofahrer sollten nächtens Maschendraht locker auf den Boden unter dem Motor legen, "das wirkt sehr gut, ist aber auch kein hundertprozentiges Mittel".
STEFAN KUHN
KARBEN. Früher galten sie als Blutsauger, Alfred Brehm brandmarkte sie als Geflügelkiller "mit einer Mordlust und Grausamkeit ohnegleichen", ihr Name könnte vom altgermanischen Wort für "Mörder" stammen - Marder genießen einen schlechten Ruf.
Für den Gießener Wildbiologen Karl Kugelschafter schlägt sich in den Vorbehalten gegen die nachtaktiven Tiere vor allem die Angst der Menschen vor der Dunkelheit nieder.
Direkte schlechte Erfahrungen mit den "so vorsichtigen" Nagern können Menschen kaum machen, "in aller Regel wird man nichts von einem Steinmarder merken, weil er so schnell verschwindet". Auch die kürzliche Horrormeldung, ein Marder habe in Nürnberg ein Baby angebissen, verweist der Wildbiologie ins Reich der Fabeln - wo sie am Ende auch durch ihre Urheber landete: "Man kann ausschließen, daß ein Steinmarder jemanden attackiert."
Steinmarder sind Raubtiere, die sich vor allem von Ratten und Mäusen ernähren. Anpassungsfähig fressen sie vor allem in der Stadt auch Küchenabfälle und Obst. Ihre Anpassungsfähigkeit zeigt sich nicht nur darin, daß sie inzwischen auch mitten in Großstädten leben, sondern auch bei ihrer Fortpflanzung. Wird der Nachwuchs im Spätsommer gezeugt, verlängert sich die Schwangerschaft von zwei auf neun Monate, damit die kleinen Marder erst im warmen Frühjahr zur Welt kommen. stk
Israels neuer Premier nährt Hoffnung in Nahost
EPPSTEIN. 7500 Mark Mark haben zwei Unbekannte am Dienstag morgen um acht Uhr bei einem Überfall auf die Taunus-Sparkasse kurz nach Öffnung der Schalter erbeutet. Das Duo drang nach Angaben der Kriminalpolizei, mit Pistolen bewaffnet, in die Filiale im Stadtteil Vockenhausen ein.
Beide Täter waren mit Strümpfen maskiert, als sie eine Minute nach acht Uhr die Sparkasse in der Taunusstraße 1 a betraten. Einer der Räuber bewachte den Eingangsbereich des Geldinstituts, während der zweite drei Angestellte hinter dem Schalter mit seiner Waffe bedrohte. Er forderte dabei die Kassiererin auf, den Kasseninhalt herauszugeben. Das verlangte Geld wurde ihm sofort ausgehändigt. Die erbeuteten 7500 Mark verstauten die Täter in "Penny-Markt"-Einkaufstüten und suchten dann unbehelligt das Weite.
Die Flucht der Räuber erfolgte zu Fuß über die Taunusstraße hin zum Waldgebiet von Ehlhalten. Das konnte die Kripo noch durch eine Zeugenaussage rekonstruieren. Von dort an verloren die Polizeibeamten jedoch die Spur der beiden Männer. Auch eine sofort ausgelöste Fahndung rund um Eppstein-Vockenhausen brachte keine Ergebnisse. Ebenso erfolglos verlief die Suche aus der Luft: Die Mannschaft eines Polizeihubschraubers konnte die beiden Bankräuber nicht mehr entdecken.
Einer der Täter war 23 bis 25 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß, schlank und trug einen blauen Stoffblouson und dunkle Slipper. Er war mit einem dunklen Nylonstrumpf maskiert, sprach hochdeutsch und war mit einer Pistole bewaffnet.
Der andere Bankräuber, ebenfalls 23 bis 25 Jahre alt, war mit 1,75 Meter etwas kleiner als sein Komplize. Seine Figur beschreiben die Bankangestellten als kräftig. Er hatte glatte Haare und war mit einer Bomberjacke bekleidet. Darunter trug er ein türkisfarbenes Kapuzen-T-Shirt, das er verkehrt herum trug, um sich die Kapuze zur Maskierung über den Kopf ziehen zu können. Er sprach ebenfalls hochdeutsch. Bewaffnet war er mit einem Revolver.
Hinweise erbittet die Kripo Frankfurt unter Tel. 069 / 755-4012. gre
Wir gratulieren
Herrn Helmut Sens nachträglich zum 70. Geburtstag am 14. Juli.
Stadtbaurat Weber (CDU) präsentiert neuen Vorschlag / FDP bleibt beim kategorischen Nein / Teil der Bachaue ist weiter in Gefahr Rollt die U-Bahn auf dem Hessenring-Grünstreifen? Gleise sollen dem Autoverkehr die Attraktivität nehmen Von Joachim Mohr BAD HOMBURG. Das Baudezernat schlägt eine neue Trasse für eine Verlängerung der U-Bahn-Linie 2 in die Stadtmitte vor. Die Strecke soll zum Teil über den Hessenring führen. Während die CDU von einem "interessanten Vorschlag" spricht, lehnt Koalitionspartner FDP den Weiterbau der U- Bahn grundsätzlich ab. Die SPD bezeichnet den Vorschlag als zuwenig durchdacht. Die Grünen lehnen den ersten Streckenabschnitt ab, würden den Teil auf dem Hessenring jedoch möglicherweise "mittragen". Von der jetzigen Endstation Gonzenheim soll die Trasse bis zu den Gleisen der S-Bahn auf dem Dornbach geführt werden. Auf einer Strecke von knapp 400 Metern müßte der Bach unter die Erde in Rohre verlegt werden. Von dort an, wo die S-Bahn und der Bach sich kreuzen, soll die neue Strecke direkt neben dem Gleiskörper der S-Bahn, auf der nördlichen Seite, gebaut werden. In der Nähe der S-Bahn-Brücke an der Einfahrt zur Stadt würde die Trasse in den Hessenring einmünden. Durch die Innenstadt würde die U-Bahn zuerst auf dem Hessenring und dann auf dem Hindenburgring (um den Schloßgarten) fahren. Dazu ist der Grünstreifen in der Straßenmitte und eine Fahrspur eingeplant. Endstation ist das Untertor. Der gesamte Streckenverlauf wäre oberirdisch.
"Die neue Lösung ist ökologisch sinnvoll", sagt Baudezernent Wolfgang Weber (CDU), "nur ein Teil des Dornbachs muß verrohrt werden." Die Kosten des Projekts veranschlagt er auf rund 60 Millionen Mark, die Stadt müßte davon acht bis zehn Millionen bezahlen. Eine U- Bahn-Strecke unterirdisch unter der Louisenstraße ist nicht zu finanzieren, sie würde rund 250 Millionen Mark verschlingen. "Wenn überhaupt eine Verlängerung der U 2 kommt, dann ist das die realistischste Lösung", betont Weber.
Bei dem vorliegenden Modell hat die U-Bahn in der Stadt grundsätzlich Priorität und kann an Ampeln Grün anfordern. "Die Autos haben dann zu warten", erklärt Weber. Seiner Aussage nach sollte die Stadt überlegen, Dauerparkplätze zu streichen, um die Autofahrer in die öffentlichen Verkehrsmittel zu zwingen. In ferner Zukunft sei eine zusätzliche Verlängerung der Strecke bis zum Sportpark Kirdorf denkbar, sagt Weber.
Bisher ist der Plan allerdings nicht mehr als ein Gedankenspiel. Sollten die Stadtverordneten Gefallen an dem Entwurf finden, würde die eigentliche Planung erst beginnen. Kosten-Nutzen-Analyse, Umweltverträglichkeitsprüfung und Lärmschutzuntersuchung müßten durchgeführt werden. Vorher ist der FVV zu keiner Unterstützung des Vorhabens bereit. "Wir stehen solchen Plänen offen gegenüber", versichert Klaus Linek, Pressesprecher der Verkehrsbetriebe, "im jetzigen Stadium aber muß die Stadt Homburg das Projekt vorantreiben."
Eine große Chance, in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen zu werden, hat die neue Trasse nicht. Einzig die CDU ist dafür. Die einspurige Streckenführung auf dem Hessenring sei "sehr interessant", erklärt CDU-Fraktionsvorsitzender Franz Kaunzner. Positiv sei, daß der Sportplatz Sandelmühle und der Schloßpark bei dieser Trasse nicht tangiert würden und langfristig die Bewohner im Bereich der Gluckensteinsiedlung angeschlossen werden könnten. Für Kaunzner ist klar: "Die Weiterführung der U-Bahn ist dringend notwendig".
Die FDP spielt jedoch nicht mit. "Das ist in einer Koalition mit uns nicht zu machen", erklärt FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Hof kategorisch. Seiner Meinung nach ist die Strecke zu weit vom Zentrum entfernt, außerdem sei das Projekt "ökologisch und finanziell fragwürdig". "Der Hessenring schafft ja nicht einmal den Autoverkehr", sagt er. "Seit zwanzig Jahren gibt es mit uns keine U- Bahn-Verlängerung, und das bleibt so!"
Mathias Müller, Fachmann der Grünen für Verkehrsfragen, sieht im ersten Teilstück der Strecke den "Knackpunkt". "Eine Verrohrung des Dornbachs werden wir nicht akzeptieren", weiß er. Dadurch werde ein Gebiet ökologisch zerstört. Eine Trasse auf dem Hessenring hält er für "überlegenswert", wenn dem Autoverkehr nur noch eine Spur in jede Richtung zur Verfügung stehe. Sollte aber die bestehende Strecke der U 2 nach Westen hin zum Frankfurter Hauptbahnhof verlegt werden, wie es im Römer überlegt wird (die FR berichtete), sei eine Verlängerung der U-Bahn-Strecke "fragwürdig".
"Bei eingleisiger Strecke gibt es einen schlechten Fahrplantakt", kristisiert Beate Fleige, Fraktionsvorsitzende der SPD. Der öffentliche Nahverkehr habe für die Sozialdemokraten immer Vorrang, sagt sie, eine Weiterführung der U 2 müsse jedoch grundsätzlich neu durchdacht werden. "Eine Koalition zwischen CDU und SPD für die U-Bahn wird es nicht geben", versichert die Sozialdemokratin. Wegen der ökologischen Probleme und der hohen Kosten vermutet sie, daß das Projekt "sowieso nicht zustande kommt".
Mittwoch, 15. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Microband - Musikclowns; 21 Uhr, Hof des Historischen Museums: Microband - "Doremifasollasizu".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, Erwin Stache - "Paradoxe Klaviaturen".
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Les ThraFam, Trio Infernal, Die Frankfurter Spielfrauen, Die Mainsirenen, Connie Webs & Claudia Brendler, Die Tolleranzen - Moderation Reinhard Lila; Öko-Haus, Kasseler Str.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Down N'Dirty.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan Trio.
JWG-Universität Frankfurt, Aula/Mertonstr.: 20 Uhr, Semester-Abschlußkonzert.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft. Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Konzepte moderner Keramik. Glasur kontra Natur?".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Miriam Cahn und Jochen Flinzer".
Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Edvard Munch - Theater und Literatur" sowie um 19 Uhr zum Thema "Die Landschaften". Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Begleiter Jesu und Verkünder des Evangeliums: Die Apostel".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Ausgerottet - Ausgestorben".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 28 im Anzeigenteil.
Wanderungen Hausfrauen-Verband: Spaziergang mit Frau Behm; 13.28 Uhr, Abfahrt Hauptwache/U 3 Hohemark (Info 40 85 257). Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.).
Kinder- & Jugendbücherei, Arnsburger Str. 24, 21 23 36 33: 15 Uhr, Basteln "Wollmäuse als Lesezeichen" (ab 7 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R.3.
Lesben- & Schwulenprojekte: 17 bis 20 Uhr, Info-Börse - Kultur, Politik, Beratung; Öko- Haus, Kasseler Str.
Tierversuchsgegner Hessen: 20 Uhr, Info- Abend; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 4.
City-Lauftreff am Römer: Mi./Do., 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 17 bis 20 Uhr, Bergen-Enkheim, DRK-Heim, Neuer Weg 3. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstraße 18, Tel. 67 11 30; Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion-Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Kosmos-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 54, Tel. 30 40 88; Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Mosel-Apotheke, Münchener Straße 41, Tel. 23 22 06; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstraße 261, Tel. 73 10 60; Ring- Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Tel. 43 95 20; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 383, Tel. 56 12 21; Westend-Apotheke, Brentanostraße 29/Ecke Bockenheimer Landstraße, Tel. 72 70 62. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar.
Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
USINGEN. "Nicht warten, bis die ersten Steine fliegen." Davor hatte Achim Schröder vom Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) in Neu-Anspach bei der FR-mobil-Aktion vor fast genau einem Jahr in der Diskothek "Fun" gewarnt. Neue Räume und ein Jugendpfleger, jahrealte Forderungen, waren damals wieder einmal von Jugendlichen und Experten zum "Muß" erklärt worden. Geändert hat sich für die Jugendlichen in Usingen seitdem dennoch nichts. Keine neuen Räume, kein Jugendpfleger. Steine flogen (noch) nicht, doch Tränengas strömte jüngst durch das Jugendzentrum (JUZ) im Goldschmidtshaus. "Probleme" mit ausländischen Jugendlichen hatten zur Folge, daß das JUZ für einen Monat zumachte.
Zum fünften Mal startet das Kunstforum Seligenstadt am Freitag abend, dem 31. Juli, am Palatium (an der Mainfähre) seine Seligenstädter Open-air-Jazztage, die mit einem Konzert am Sonntag, 2. August, zu Ende gehen. Am Freitag ab 19.30 Uhr wird das Peter-Linhart-Quartett auftreten, mit einem Repertoire von modernem Fusion-Jazz und eigenen Interpretationen. Dabei sind auch "Basement" mit Latin, Salsa und Fusion.
Am Samstag werden (ab 19.30 Uhr) Ray Austin und seine High Jinks die Musikgeschichte "from Ragtime to Rock'n'Roll" aufrollen. Danach spielt das Torsten-Plagenz-Quartett Titel von Benny Goodman und Bossa-Nova-Themen der 50er Jahre. Der Sonntag beginnt für die Jazzer bereits um 11 Uhr mit der Maryland Jazzband aus Köln, die vornehmlich "schwarzen" New-Orleans-Jazz bieten wird. Höhepunkt und Ausklang ist dann die Band der Bandleader der European Swing Allstars mit Colin Dawson, Gustl Mayer, Fritz Hartschuh, Günter Lenz, Gregor Beck und Bernd K. Otto.
Kartenvorverkauf beim Kartenkiosk Sandrock an der Hauptwache in Frankfurt, beim Verkehrsbüro Offenbach und in Seligenstadt beim Bücherwurm und der Buchhandlung Sprey. wp
HANAU. Auf ein neues Angebot beim Hanauer Kultursommer weist die Stadt hin: Am Mittwoch, 15. Juli, ist um 20.30 Uhr Premiere für die Reihe "Open- Air-Classic". Die Kammervereinigung Berlin zeichnet für die erste Veranstaltung dieser Art im Fronhof, gegenüber der Stadthalle, verantwortlich. Das Bläserquintett spielt Werke von Mozart, Reicha, Villa-Lobos, Hindemith und Déak.
Das "Buchberger-Quartett" setzt am Mittwoch, 5. August, die Klassik-Reihe am selben Ort fort. Falls es regnet, gastieren die Musiker im Kammermusiksaal der Stadthalle. jur
Die Interessengemeinschaft (IG) Seckbach-Nord will wegen des gleichnamigen verhinderten Wohngebietes im Frankfurter Osten jetzt den Bundesrechnungshof einschalten. In einem Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler drohte IG-Sprecher Helmut Littmann am Dienstag erneut mit Schadensersatzforderungen gegen die Stadt. Die Gemeinschaft vertritt über 70 private Grundstückseigentümer, die im Vertrauen auf den 1986 rechtskräftig gewordenen Bebauungsplan Land für Wohnhäuser nördlich von Seckbach gekauft hatten.
Die rot-grüne Koalition verzichtete dann 1990 aus ökologischen Gründen auf das Baugebiet - bis heute freilich ist der Bebauungsplan für 1637 Wohnungen nicht aufgehoben. Der Grund: Sobald der rot-grüne Magistrat das Planwerk rückgängig macht, können die Flächenbesitzer gegen die Kommune wegen Schadensersatz klagen.
Im März 1992 hatte Gründezernent Tom Koenigs (Grüne) beteuert, auf dem rechtskräftigen Bebauungsplan lasse sich kein Schadensersatz gründen - Seckbach-Nord sei nie baureif gewesen, weil Erschließung und Umlegung noch fehlten. Die Interessengemeinschaft legte gestern einen Beschluß des Stadtparlaments vom 18. September 1981 über das Umlegungsverfahren vor. Danach, so Sprecher Littmann, habe die Stadt seinerzeit sogar alle Eigentümer zur Einmessung ihrer Parzellen eingeladen: "Man konnte darauf vertrauen, daß alsbald die Gesamtumlegung erfolgen wird."
Im Planungsdezernat beeindruckte auch die Magistratsvorlage aus dem Jahre 1981 nicht. Nach dem Votum des Stadtparlaments, so Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), sei es nie "zum Verwaltungsakt" gekommen. Kummer argumentierte darüber hinaus, die Erschließung des möglichen Baugebietes Seckbach- Nord könne als "nicht gesichert" betrachtet werden: es brauche einen neuen Hauptsammler für Abwasser - der aber sei nur schwierig an die Kläranlage Niederrad anzuschließen.
Am 14. August will die Interessengemeinschaft das Problem dem Bundesrechnungshof in Frankfurt präsentieren. Dabei geht es auch um ein pikantes Detail: Während die privaten Eigentümer auf ihren nun wertlosen Wohnungsbaugrundstücken sitzenblieben, erlaubte es der rot-grüne Magistrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Hellerhof AG, ihr Bauland nördlich von Seckbach gegen Wohnbaufläche in Sossenheim zu tauschen. Im vertraulichen Teil der Sitzung des Stadtparlaments vom 21. Februar 1991 beschlossen SPD und Grüne, daß die Hellerhof 12 153 Quadratmeter von Seckbach-Nord gegen nur 1076 Quadratmeter in Sossenheim einhandeln durfte - und zwar wertgleich.
Beide Areale setzte man mit 480 000 Mark an. Das Bauland in Seckbach, beteuert die IG, sei aber laut immer noch gültigem Bebauungsplan 450 Mark pro Quadratmeter wert gewesen - unter dem Strich für die Steuerzahler ein Verlust von 4,3 Millionen Mark. jg
Ein Computer horcht, wo Wasserrohre undicht sind Spezialfirma stöberte zwölf Lecks im Leitungsnetz auf / Kostbares Naß soll nicht im Erdreich versickern Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. "Die Haarrisse machen den meisten Krach", weiß Jürgen Franz, Chef eines Würzburger Fachunternehmens für Wassertechnik. Und sein Mitarbeiter Udo Nersatt vom Außenbüro Michelstadt erzählt, "daß wir noch die kleinste Öffnung in einem Rohr aufspüren". Die Firma sucht derzeit in Dietzenbach nach undichten Stellen. "Schon in den ersten drei Monaten haben wir im Wasserleitungsnetz zwölf Lecks entdeckt", sagt Franz. Stadtwerkeleiter Hermann Brand berichtet: "Sieben davon waren schon recht groß." Allein dadurch seien jährlich wohl 50 000 Kubikmeter Wasser ausgeflossen.
Fast 50 000 Mark lassen sich die Stadtwerke die Untersuchung kosten. Brand nennt es "Geld, das gut angelegt ist". Denn: Schon ein Prozent beim Reduzieren des Wasserverlustes bedeutet, daß 20 000 Kubikmeter weniger Wasser ins Netz gepumpt werden müssen. Wenn die Fachleute ihren Einsatz Mitte August abschließen, können die Stadtwerke gezielt die Sanierung des Dietzenbacher Wassernetzes planen. Immerhin müssen Rohre auf einer Länge von insgesamt 100 Kilometern instand gehalten werden. Es gibt über 4700 Hausanschlüsse sowie fast 950 Hydranten für Löschwasser.
Das Durchschnittsalter des Rohrnetzes liegt in der Dietzenbacher Altstadt und in Steinberg bei etwa 35 Jahren, wobei "der älteste Teil des Netzes noch aus den 30er Jahren stammt". Durch Korrision und mechanische Einwirkungen kommt es immer wieder zu Rohrbrüchen. Tritt das Wasser an der Erdoberfläche aus, legen die Mitarbeiter der Stadtwerke los, um den Schaden zu beseitigen.
Doch manche Lecks, durch die das Wasser ins Erdreich versickert, sind mit den technischen Mitteln der Stadtwerke nur schwer zu lokalisieren. Für solche Fälle ist die Firma von Jürgen Franz gerüstet: Mit einem Computer, der Impulse von zwei Mikrophonen empfängt und die Daten auswertet, lassen sich alle undichten Stellen orten. "Wir arbeiten uns langsam bis zur Stelle vor, unter der sich das Leck befindet", erklärt Udo Nersatt. Über die empfindlichen Mikros wird das Rauschen in der Leitung abgehört, das sich schon bei kleinsten Öffnungen im Rohr verändert.
Die Würzburger Firma, die ausschließlich im Auftrag von Städten und Gemeinden arbeitet, "ist vorrangig präventiv tätig". Ein stecknadelgroßes Loch, das aufgespürt wird, kann schon innerhalb kurzer Zeit zum Rohrbruch führen. In der Stadt Dietzenbach wird jährlich etwa 1,9 Millionen Kubikmeter Trinkwasser verbraucht. Täglich benötigen die Dietzenbacher pro Kopf zirka 173 Liter Wasser.
jk FRANKFURT A. M. Deutschland hat von allen Nationen in den vergangenen beiden Jahren den mittel- und osteuropäischen Reformländern die größten staatlichen und staatlich verbürgten Finanzleistungen gewährt. Das stellt die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht fest, in dem sie den statistisch im einzelnen erfaßbaren Geldstrom auf 27,7 Milliarden Mark beziffert. Darüber hinaus dürften nach der Analyse der Währungshüter "durch Handelskredite deutscher Lieferanten, die allerdings weitgehend über die Hermes-Versicherung abgedeckt sind und insoweit ebenfalls dem Block der öffentlich besicherten Finanzleistungen . . . zugerechnet werden können", nochmals rund drei Milliarden Mark geflossen sein. Beim Kapitalexport 1990 und 1991 in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, nach Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Albanien dominierten Bankkredite, für die im Zweifel der Bund geradesteht. Die langfristigen Forderungen deutscher Kreditinsitute kletterten im Berichtszeitraum um 15 Milliarden Mark. Dabei handelte es sich fast ausnahmslos um von der Bonner Regierung verbürgte Mittel für die ehemalige Sowjetunion.
Ferner stellt das Haus Schlesinger fest, daß sich die deutsche Wirtschaft erstmals auch in etwas größerem Umfang zu Direktinvestitionen entschlossen hat. 1990 wurden von Unternehmen für Betriebsstätten und Tochtergesellschaften in Mittel- und Osteuropa 300 Millionen und ein Jahr später schon 1,2 Milliarden Mark ausgegeben. "Allerdings konzentrierten sich diese Mittel praktisch ausschließlich auf Ungarn und die Tschechoslowakei, die bis dahin wohl die günstigsten Standortbedingungen . . . schaffen konnten."
Die Ende 1991 bestehenden Forderungen gegenüber den Reformländern beziffert der Bundesbank-Bericht auf 85 Milliarden Mark. Abzüglich der Passiva errechnet sich eine Netto-Position von rund 76 Milliarden. Das entspreche "immerhin fast" 15 Prozent des deutschen Auslandsvermögens. Der weitaus größte Teil entfällt auf die Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Sie standen Ende Dezember mit netto 45 Milliarden Mark (brutto 49 Milliarden) in der Kreide. Auch gegenüber Polen (12,5 Milliarden) und Ungarn sind nach Darstellung der Notenbank "relativ hohe Forderungen" aufgelaufen. Ein Teil dieser Summen ist freilich "geerbt". Denn auch die DDR erwarb als wichtiger Lieferant von Industrieerzeugnissen beträchtliche Ansprüche in Transferrubel, die sich am Tag der Währungsunion gegen die mittel- und osteuropäischen Reformländer auf umgerechnet 7,9 Milliarden beliefen und bis Ende 1991 auf rund 25 Milliarden gestiegen sind.
DIETZENBACH. Um die Anwohner in der Patershäuser Straße möglichst wenig zu belästigen, soll die S-Bahn-Haltestelle in Steinberg rund 160 Meter weiter südlich als zunächst geplant gebaut werden. Für den Außenbahnsteig sind keine Unterführungen notwendig. Auf den Überwegen werden Rampen gebaut, um auch Behinderten ein problemloses Überqueren der Gleise zu ermöglichen. Park-and ride-Parkplätze sollen zwischen Albert- Schweitzer- und Neckarstraße entstehen.
Der Magistrat stimmte jetzt diesem Vorschlag der Bundesbahndirektion zu. Erster Stadtrat Lothar Niemann sagte, "daß die Bundesbahn damit ins Planfeststellungsverfahren gehen wird". Es sei zu erwarten, daß es nun keinen Widerstand mehr aus Dietzenbach gegen die S- Bahn-Haltestelle gebe. Eine Bürgerinitiative aus Steinberg hatte gegen das Vorhaben protestiert, weil ein Bahnsteig nahe der Häuser den Bewohnern wegen des Lärms nicht zu zumuten sei. Ihre Forderung, die Haltestelle nach Süden zu verschieben, wird nun erfüllt. fin
Sparkasse in Eppstein von Bewaffneten überfallen
DIETZENBACH. Die Stadtverwaltung soll selbst die Bauaufsicht für ihr Gebiet übernehmen. Dies fordern die Grünen in einem Antrag ans Stadtparlament. Der Magistrat soll sich dafür einsetzen, daß nicht mehr der Kreis Offenbach, sondern die Stadt Dietzenbach die Bauaufsicht führt.
Die Grünen begründen ihren Vorstoß damit, daß ihrer Ansicht nach der Kreis Offenbach seine Aufgabe nicht korrekt erfüllt. Oft handele die Bauaufsicht viel zu spät, wie zahlreiche illegalen Bauten im Außenbereich bewiesen. "Deshalb erscheint es sinnvoll, diese Aufgabe direkt wahrzunehmen. Die Einhaltung der Vorschriften der Bebauungspläne könnte besser kontrolliert werden." Im übrigen hätten die Dietzenbacher bei Bauanträgen direkt vor Ort Ansprechpartner.
Nach Einschätzung der Grünen müßte zwar zusätzliches Personal in der Verwaltung beschäftigt werden, aber "Mehrkosten würden dennoch nicht entstehen, da mit Einnahmen durch Verwaltungsgebühren in mindestens gleicher Höhe, wenn nicht noch darüber hinaus zu rechnen ist".
Erster Stadtrat Lothar Niemann (Die Grünen), Baudezernent im Dietzenbacher Rathaus, sagte auf Nachfrage, daß es schon andere Städte vergleichbarer Größe gebe, die selbst die Bauaufsicht führten. Der Antrag, der am Dienstag in der Koalitionsrunde von SPD, Grünen und Unabhängigen Kommunisten erörtert werden sollte, hat laut Niemann Aussicht auf Erfolg. Der Kreis könne sich vielleicht wegen der zu erwartenden Verluste bei den Gebühreneinnahmen querstellen. fin
Kleine FR
Aquarianer heizen den Grill an GROSSKROTZENBURG. Zu ihrem zweitägigen Grillfest laden die Aquarienfreunde ein. Ein Alleinunterhalter sorgt am Samstag, 18. Juli, ab 17 Uhr für Musik. Ein Frühschoppen folgt am Sonntag von 10 bis 14 Uhr im Zelt vor dem Vereinsheim in der Breitestraße. Schrebergärtner laden ein GROSSKROTZENBURG. Die Vorbereitungen für den "Tag der offenen Tür" in der Kleingartenanlage Mühlbach-Aue stehen im Mittelpunkt des Freitagstreff vom Obst- und Gartenbauverein am 17. Juli, ab 20 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus.
Adresse: Restaurant-Pizzeria Mezza Luna, Frankfurt-Fechenheim, Dieburger Straße 68, Telefon 069/41 31 60. Besser bekannt unter: Bootshaus Undine; von Offenbach über die Carl-Ulrich-Brücke kommend und dann sofort links ab in die Felder.
Öffnungszeiten: 11.30 bis 24 Uhr; zwischen 14.30 und 17 Uhr keine warme Küche. Samstags ab 14 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag.
Parkmöglichkeiten: Ausreichend vor dem Clubhaus und auf den Zufahrtswegen. Genügend Platz zum Abstellen von Fahrrädern, Kinderwagen Motorrädern und zum Anbinden von Hunden.
Fahrrad-Verbindungen: sehr gut über die Offenbacher Mainuferwege über die Carl-Ulrich-Brücke und dann sofort links. Das Bootshaus ist auch schnell und gut zu Fuß zu erreichen.
Busverbindungen: Zwischen Offenbach und Fechenheim ziemlich schlecht. Besser: Mit den Offenbacher Stadtwerke-Bussen bis zu den Messehallen in der Kaiserstraße und dann zu Fuß über die Brücke.
Behinderte: Die Gaststätte und der Biergarten sind recht gut zu erreichen. Ein kleiner Hügel muß bewältigt werden. Rollstuhlfahrer können die im Keller liegenden Toiletten nur durch eine Fahrt ums Haus herum erreichen.
Angebote: Im Garten und auf der Terrasse vor dem Clubhaus finden rund 150 Personen Platz - auf rustikalen Bänken als auch an runden Tischen mit Stühlen. Bei Regen findet man im Clubhaus und seinem rund 200 Personen fassenden Saal einen trockenen Unterschlupf. Es gibt auch eine Kegelbahn.
Reichhaltige Speisekarte italienischer (allein 26 verschiedene Pizzen zum Preis von sechs bis zehn Mark), marokkanischer (Kouskous auf Bestellung) und hessischer Gerichte (Handkäs mit Musik). Es gibt jede Menge Salate zwischen fünf und 15 Mark. Spaghetti mit Knoblauch kosten 7.50 Mark, mit Meeresfrüchten 11 Mark und mit Krabben, Zwiebeln, Knochlauch und Tomatensoße 14 Mark.
Vor allem nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen. Extra-Wünsche sind möglich, auch kleinere Portionen für Kinder und Senioren.
Der halbe Liter gezapftes Bier kostet, im Freien serviert, fünf Mark. Die Getränkekarte verzeichnet die üblichen Angebote mit den üblichen Preisen: Apfelwein, Wein, Schnäpse und Liköre, Weizenbiere, alkoholfreie Biere und Getränke. lz
MAINTAL. Anfang August soll das Buch "Dörnigheim nach 1200 Jahren" im Verlag Waldemar Kramer (Frankfurt am Main) zum Preis von 39 Mark im Buchhandel oder direkt beim Herausgeber "Historischer Kulturkreis Dörnigheim e. V.", Postfach 1501, 6457 Maintal 1, erhältlich sein. Bei Vorbestellungen bis zum 31. Juli beim Verein wird ein Vorzugspreis von 36 Mark eingeräumt.
Wer die Herausgabe der Chronik durch einen Beitrag zu den Druckkosten in Form einer Spende unterstützen will, kann diese unter dem Stichwort "Chronik" bei der Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl: 500 502 01) auf das Konto 624 462 einzahlen. Spendenquittungen werden zugesandt.
Bei dem rund 400 Seiten starken Buch handelt es sich um eine unterhaltsame Dokumentation mit Anekdoten und Heimatgedichten - aufgelokkert mit rund 120 Bildern und Illustrationen.
Beim Einband wurde ein Aquarell des in Dörnigheim lebenden Künstlers Helmut Hellmessen als Vorlage verwandt. Als Autoren zeichnen namhafte Bürger aus Politik, Wirtschaft und Vereinsleben. hok
HOCHTAUNUSKREIS. Jugendliche, die noch keine Lehrstelle haben, brauchen nicht zu verzagen: "Wir haben noch eine ganze Zahl offener Stellen", sagt Berufsberater Karl Heinz Föller vom Arbeitsamt Bad Homburg.
Wie es draußen im Land ausschaut, zeigen zwei Zahlen: "Wir haben in unserem Bezirk über 10 000 Lehrstellen. Auf sie entfallen weniger als 3000 Bewerber", erläutert Hans-Jürgen Podzun von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Ihr sind auch die Betriebe im Hochtaunuskreis angeschlossen. "Für Jugendliche ist die Situation ausgezeichnet. Sie können auswählen", urteilt Podzun.
Und das hat Folgen. Auch für jene, die junge Menschen heute vor dem Schritt ins Berufsleben beraten: "Früher haben wir ihnen gesagt: Eine Lehre ist besser als gar keine. Heute müssen wir ihnen raten, sich den Beruf auszusuchen, der ihnen am meisten Freude machen könnte." Welche Berufe am zukunftsträchtigsten sind, auf das Orakel will er sich nicht einlassen: "Jeder Beruf bietet heute Chancen, wenn man sich dahinterklemmt. Denn alles ist im Wandel." Daß dem Dienstleistungsbereich die Zukunft gehöre, möge zwar stimmen, aber auch das Handwerk habe "goldenen Boden".
Seit Beginn des Berichtsjahres - für die Berufsberater des Arbeitsamtes ist das der 1. September - haben sich beim Arbeitsamt in Bad Homburg 624 Jugendliche vorgestellt. Davon sind offiziell 141 noch nicht vermittelt. Weil aber nicht alle Jugendliche von sich aus die Antwortkarte zurückschicken, kann der eine oder andere gleichwohl längst eine Lehrstelle haben. Die gemeldeten Ausbildungsstellen belaufen sich auf 1501. Bei 545 ist nicht bekannt, ob sie schon besetzt sind.
Überlaufen sind nach wie vor typische kaufmännische Berufe: bei Banken, Versicherungen, Verlagen, Reiseunternehmen und Werbung. "Dort kann deshalb auch nicht jeder Bewerber mit einem Platz rechnen", sagt Föller. Schon etwas anders sieht es bei den Steuer-Fachgehilfen, Rechtsanwaltsgehilfen oder Einzelhandelskaufleuten aus. Die besten Chancen auf einen Lehrstellenplatz gibt es im Gewerbe: "Wir haben noch massenweise Lehrstellen", sagt Föller, "und bekommen jetzt Prügel von den Firmen, weil wir nicht genug Leute schicken." Wer eine Lehre im Elektro- oder Metallbereich oder auf dem Bau machen will - kein Problem. "Doch", so Föller, "Metallbauer, Elektroinstallateur, Maurer, Maler und Lackierer will niemand mehr lernen."
Zwei von drei Jugendlichen zieht es Föller zufolge in kaufmännische Berufe. Doch auch dort bekommen die Firmen nun die geringere Nachfrage zu spüren. Viele Betriebe haben deshalb ihre Anforderungen an Azubis gesenkt. orb
GROSSKROTZENBURG. Auf seine Öffnungszeiten weist das Großkrotzenburger Museum hin: Jeweils am zweiten Sonntag des Monats können Interessierte zwischen 10 und 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr die Ausstellung besuchen.
In den Schauräumen in der Breitestraße werden ständig frühgeschichtliche, römische, mittelalterliche und neuzeitliche Funde durch Neuerwerbungen ergänzt, heißt es in der Ankündigung der Mueumsleitung.
Anmeldungen für Sonderführungen an den Werktagen für Gruppen, Vereine oder für Schulklassen nimmt außerdem der Museumsleiter Eduard Hofmann unter der Telefonnummer 0 61 86 / 4 46 entgegen. jur
Israels neuer Premier nährt Hoffnung in Nahost
WETTERAUKREIS/OBER-MÖRLEN. Tante-Emma-Läden, in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten landauf, landab geschlossen, sind im Wetteraukreis wieder gefragt. Landrat Rolf Gnadl und Bürgermeisterin Erika Schäfer (beide SPD) bereiten für den Ober-Mörlener Ortsteil Langenhain-Ziegenberg ein Pilotprojekt vor. Die Einwohner, so die Idee, sollen das Geschäft weitgehend selbst organisieren. Kombiniert mit einem Café, vielleicht auch mit einer Lotto-Annahmestelle und einer Fahrkartenausgabe, so hofft die Bürgermeisterin, könnte im Dorf Mitte 1994 ein neuer Treffpunkt neben den Gasthäusern entstehen. Weil der "Genossenschaftsgedanke", für den Erika Schäfer werben will, eine zentrale Rolle bei dem Vorhaben spielt, wird das Projekt offiziell den Namen "Nachbarschaftsladen" tragen.
Wenn Landrat Gnadl an Tante-EmmaLäden denkt, wird er sentimental. Da roch es "verführerisch nach Kaffee, Tee und frischem Gemüse", erinnert sich der Politiker und bedauert, daß viele von uns solch ein sinnliches Erlebnis nur noch während eines Italien-Urlaubs in einer "Alimentari" genießen dürfen. Doch darum geht es dem Sozialdemokraten nicht alleine: "Viele Bürgerinnen und Bürger wollen nicht wegen jedem kleinen Einkauf mit dem Auto zum Supermarkt auf der grünen Wiese fahren." Obendrein spare ein Tante-Emma-Laden im Ortskern Zeit und lasse sich ohne Auto erreichen - auf umweltfreundliche Weise also. Seine Prognose: "Ich bin überzeugt, daß in absehbarer Zeit das Vorhandensein eines Ladens ein kommunalpolitisches Anliegen sein wird, genauso wie der Sportplatz oder das Bürgerhaus."
Im kleinen Langenhain-Ziegenberg ist das schon lange der Fall. Als vor etwa fünf Jahren der Lebensmittelladen schloß, weil die Betreiber aus Altersgründen das Geschäft nicht mehr weiterführen wollten und Handelsketten wegen der vergleichsweise geringen Absatzmengen nicht nach Langenhein-Ziegenberg zu locken waren, spürten die Menschen schon bald den Verlust.
Kurt Martin, einer der Sozialdemokraten in der Gemeindevertretung von OberMörlen, wollte sich mit der neuen Situation nicht abfinden - und fand in Erika Schäfer eine Bürgermeisterin, die ihn als ihren "Ideengeber" akzeptiert und sein Anliegen fördert. Das Gebäude auf dem Raiffeisengelände, vorübergehend noch die Unterkunft der Freiwilligen Feuerwehr, könnte als Nachbarschaftsladen in Frage kommen. Es gehört bereits der Gemeinde und böte auch Platz für ein Café, nach Umbauarbeiten könnten obendrein in einem Geschoß zusätzlich Wohnungen entstehen. Da weder die Bürgermeisterin noch der Landrat damit rechnen, daß solch ein Laden für eine Privatperson lukrativ zu betreiben wäre, bauen sie darauf, daß die Einwohner selbst aktiv werden. Die Chancen dafür stehen gut. Kurt Martin kann von mehreren Nachbarschaftsläden in Hessen berichten, die teilweise seit Jahren vortrefflich funktionieren. Und in Langenhain-Ziegenberg sind die Menschen wohl kaum weniger engagiert als anderswo. Erika Schäfer schwärmt gar von einem "rührigen Vereinsleben" und einem "aktiven Dorferneuerungsbeirat".
Hinter den Kulissen ist die Bürgermeisterin bereits aktiv. Beim zuständigen Ministerium in Wiesbaden drängt sie darauf, daß das Dorferneurungsprogramm für Langenhain-Ziegenberg, das eigentliche Ende 1992 ausläuft, zumindest für den Nachbarschaftsladen länger gelten kann. Das hätte einen beachtlichen finanziellen Vorteil: Sollte der Laden ein Bestandteil der Dorferneuerung werden, würde das Land an den Kosten einen Anteil von bis zu 60 Prozent übernehmen.
Daran wäre nicht nur Erika Schäfer, sondern auch Rolf Gnadl interessiert, denn der finanzielle Spielraum der Kreisverwaltung ist bekanntermaßen eng. Was ein solcher Nachbarschaftsladen kosten würde und wie er konkret aussehen könnte, das werden nun - im Auftrag von Gnadl - gemeinsam die Hessische Landes-Treuhandgesellschaft (HLT) und der Verein für eigenständige Regionalentwicklung (VeR) in einem Gutachten erörtern, das ihre bereits abgelieferte Einzelhandelsstudie für den Wetteraukreis ergänzen soll.
Darin waren die Gutachter für den Landrat zu alarmierenden Ergebnissen gekommen. Sie registrierten "starke Kaufkraftabflüsse aus dem ländlichen Raum in die Mittelzentren". Für Gnadl unterstreicht das einmal mehr, wie wichtig Tante-Emma-Läden auch für ein ökonomisches Gleichgewicht in der Region sein könnten. BERND SALZMANN
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Sonderausstellung Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 27. 9.); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr, und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen.
Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg. Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr, Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe, Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.)
HANAU/ALZENAU. Im vergangenen Juni hat die Firma Nukem die letzten 20 Kilogramm angereichertes Uran aus der Hanauer Altanlage zur Weiterverarbeitung nach England transportieren lassen. Damit ist die seit 1988 andauernde sukzessive Abgabe von Kernbrennstoffen abgeschlossen. Die Stillegung der Nukem- und Hobeg-Brennelementfertigung geht weiter voran, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht der Firma hervorgeht.
Danach gab es zwischen April und Juni 1992 keine meldepflichtigen Vorkommnisse der Kategorien Sofort-, Eil- oder Normalmeldung in der ehemaligen Nukem-Brennelementfertigungsstätte. Am 6. Juli wurde bei routinemäßigen Reinigungsarbeiten mit einem Heißdampfgerät durch einen der sensiblen Brandmelder ein Fehlalarm ausgelöst. Daß die Hanauer Feuerwehr vergeblich ausrücken mußte, ist mittlerweile zur großen Ausnahme geworden, nachdem Nukem das Häufen von Fehlalarmen im Jahre 1991 abstellen konnte.
Für den Abbau von Maschinen in der Nukem-Altanlage und bei Hobeg erhielt die Firma eine weitere Genehmigung. Dem zuständigen hessischen Umweltministerium lägen "seit geraumer Zeit" auch die Unterlagen für die Genehmigung vor, mit der der Zeitraum bis zum Erhalt der Abrißgenehmigung überbrückt wird, heißt es in der Firmenmeldung weiter. Aber der von Wiesbaden für Ende des zweiten Quartals 1992 angekündigte Genehmigungstermin sei "ohne Angaben von Gründen" nicht eingehalten worden.
Das Begutachten der Unterlagen für die Stillegung der ehemaligen Hoberg- Brennelementfertigung laufe dagegen derzeit plangemäß. him
Fremdenverkehr und Naturschutz - im Naturpark Hoher Vogelsberg, dem ältesten in Hessen, scheint dies kein unüberwindbarer Gegensatz zu sein. "Die großen Konflikte", so Roland W. Heinrich, Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Vogelsberg-Wetterau, beim Expertengespräch des "FR-mobils", "sind bislang ausgeblieben." Der Fremdenverkehrsverband Wetterau/Vogelsberg mit Sitz in Lauterbach und der Vogelsberger Höhenclub als ein Hauptträger des Naturschutzgedankens in der Region, ziehen an einem Strang. So bieten beide gemeinsam mehrtägige Wandertouren ohne Gepäck an, orientieren die Freizeitangebote an der Direktive "umweltverträglich", statt eines Disneylands gibt es Radwanderungen, statt eines Freizeitparks ein Wildgehege. Dennoch, Probleme gibt es genügend: rasende Motorradfahrer, die die Ringstraße zur Rennstrecke umfunktionieren, uneinsichtige Mountainbiker, Camper im Naturschutzgebiet, Wanderer, die die markierten Wege verlassen, in jüngster Zeit verstärkt Lärm durch Düsenjäger, vor allem aber eine immense Belastung durch Autos, Autos, Autos.
Ob Winter oder Sommer, die meisten Besucherinnen und Besucher zieht es auf den Hoherodskopf mit seinem Skilift und der Sommerrodelbahn, dem Naturschutzinformationszentrum, den Ausflugsgaststätten. Im Jahresdurchschnitt, so ermittelte der VHC, dem die Blechkarossen ein Dorn im Auge sind, parken von 9 bis 17 Uhr fast tausend Autos auf dem dortigen Parkplatz. Die Abstellflächen auf dem nur etwa fünf Minuten entfernten Taufstein-Parkplatz bleiben hingegen weitgehend leer. Um dieser Misere abzuhelfen schlägt der VHC eine Sperrung des Zufahrtsweges von der Ringstraße zum Hoherodskopf vor und fordert die Auflösung der bestehenden Plätze, bis auf die baurechtlich geforderten Abstellplätze für die Wirtschaftsbetriebe.
Für Roland W. Heinrich durchaus ein erstrebenswertes, nichtsdestotrotz ein illusorisches Ziel. Denn zu dem Höhenplateau fährt kein einziges öffentliches Verkehrsmittel, kein Bus, kein Sammeltaxi.
Ärgerlich ist für Diplom-Ingenieur Peter Raven, den Vorsitzenden des VHC- Gesamtvereins, die kurze Verweildauer der Gäste am beliebten Ausflugsziel. 80 Prozent der Besucher sind Durchreisende, sagt Raven, "die keine drei Schritte gehen". Sie machen kaum Gebrauch vom Angebot, unter fachkundiger Führung den Höhenweg zu begehen und sich so über die Besonderheiten des Naturparks zu informieren. In einer Denkschrift formuliert der VHC Möglichkeiten, mit denen das Ausflugsziel umweltverträglich attraktiver gestaltet werden könnte: ein Pflanzgarten, eine Liegewiese, ein Wildgehege, ein kleines Freilichttheater in Form einer Basaltarena, Bio-Märkte. Doch Roland W. Heinrich gibt zu bedenken: "Als Wunsch vieler Touristen steht zwar die Natur ganz oben an, doch nicht 24 Stunden lang. Wer ein Hotel sucht, möchte am liebsten eines mit Schwimmbad und Sauna, selbst wenn er diese nicht nutzt."
Und daran mangelt es im Vogelsberg, sowohl in Ulrichstein wie auch in Schotten ist das Bettenangebot zu gering. Voraussetzung also, um die Region attraktiver für Urlauber zu machen, sei ein Ausbau der Infrastruktur, räumt Heinrich ein, allein: "Der Tourismus kann die Strukturprobleme nicht lösen."
Wo beispielsweise wie in Lich der Bahnhof am Wochenende nicht besetzt ist, der Bus von Lauterbach nach Frankfurt eingestellt wurde und Einmal-Übernachter bei Gastwirten ungern gesehen werden, bleibt der Wunsch nach weniger Autoverkehr ein frommer.
Damit sich Tourismus und Natur als "regionaler Wirtschaftsfaktor zukunftsweisend exponieren" können, hält es Raven deshalb für unabdingbar, daß sich die politisch Verantwortlichen der Städte, Gemeinden und des Kreises mit den Naturschützern und Vertretern des Fremdenverkehrsverbandes an einen Tisch setzen, diskutieren und Konzepte entwikkeln. Daran aber hapert es gewaltig. So ignorierten die Politiker weitestgehend die Bundesnaturschutztagung auf dem Hoherodskopf im Mai. Auch bei konkreten Projekten, wie Zebrastreifen für oder Hinweisschilder auf Wanderer oder Schulklassen, die auf ihren Touren die vielbefahrene Bundesstraße kreuzen, warten die VHC-Vertreter noch auf Unterstützung des Kreises.
Auf finanzielle Unterstützung müssen sie gänzlich verzichten. Nachdem das Land den Haushalt 1992 für Umwelt und Naturschutz um fast 30 Prozent gekürzt hat, erhalten die anerkannten Naturschutzvereine der Region keine Zuschüsse von der öffentlichen Hand. 18 000 Mark wendete der VHC deshalb einzig aus der Vereinskasse im vergangenen Jahr für den Naturschutz auf, alles bei ehrenamtlicher Arbeit. Viele der Vorschläge, die der VHC entwickelte, sind, so gibt Peter Raven zu, noch nicht planungsreif, auch könnten andere noch bessere haben. Eines ist für den engagierten Naturschützer aber gewiß: "Wir sollten nicht erst Handlungsbedarf sehen, wenn es zu spät ist." CORINNA WILLFÜHR
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau mit M. Montag; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung beim hohen Cholesterin.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.
Naturheilverein: Selbsthilfegruppe "Besser essen", Treffen, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Friedberg. Sommersprossen: Theater Mimikri - "Wir können noch so viel zusammen machen", 15 Uhr.
Bad Nauheim. Ludwig-Thoma-Bühne: "Der Witwentröster", Bayerisches Bauerntheater, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Kurhaus. Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 u. 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Volkslieder international zum Hören und Mitsingen, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Eing. Judengasse.
Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbach. BUND für Umwelt und Naturschutz. Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.
Butzbacher Senioren 1976 e.V.: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Florstadt. Altenclub Nieder-Mockstadt: Ausflugsfahrt in die Rhön.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel-/Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Nidda. VfR Ulfa: Flutlichtturnier, Sportplatz.
Hirzenhain. VHC: Seniorenwandern, Treffpunkt: 14 Uhr, Rathaus. Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unterm Sonnenschein: Fahrt zum Freizeitpark Lochmühle für Kinder von 6-8 J. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Verschiedenes Bad Vilbel. Seniorenbetreuung: Stadtrundfahrt in Frankfurt am Main für außergewöhnlich gehbehinderte Senioren, Abfahrt ca. 13 Uhr.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen.
Hirzenhain. Ausflug der Senioren ins Salzmuseum nach Bad Nauheim, Abfahrten: 13 Uhr Bushaltestelle Buderus-Parkplatz; 13.05 Uhr Merkenfritz, Esso-Tankstelle B 275; 13.10 Uhr Glashütten, Bushaltestelle Bürgerhaus, Rückfahrt um ca. 17 Uhr. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Kirch-Göns, Pohl-Göns, Ebersgöns und Griedel. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Wolf-Bertram Becker: Poetische Malerei, Eröffnung 18 Uhr, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 26. Juli).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Naked Lunch (19 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Nuit et jour (19.30 Uhr); Night on Earth (21.45 Uhr).
(Ohne Gewähr)
GIESSEN, 14. Juli (dpa). Bei dem Versuch, eine stark befahrene Ausfallstraße in Gießen zu überqueren, sind am Montag abend ein 64 Jahre alter Reiter und sein Pferd von einem Auto erfaßt und tödlich verletzt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, war der aus Pohlheim-Hausen bei Gießen stammende Reitersmann von seinem Pferd gestiegen, hatte das Tier am Zügel genommen und war losgelaufen, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Er habe dabei jedoch ein herannahendes Auto übersehen, dessen Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Bei der Kollision wurde der 64jährige tödlich verletzt. Das schwerverletzte Pferd mußte von einem Polizeibeamten durch einen Gnadenschuß getötet werden.
Ein gewaltiger Asteroid schuf einst den Vogelsberg. Das glaubt Heinz Volz. Der 62jährige Forstmann und Zweite Hauptnaturschutzwart des Vogelsberger Höhenclubs beruft sich auf einen 1929 gehaltenen Vortrag an der Senckenbergischen Gesellschaft. Damals verwies ein Wissenschaftler auf die 60 Kilometer durchmessende und 400 Meter tiefe "Schüssel", in der die Blaubasalt-Massen des (neben dem Kilauea auf Hawaii) weltgrößten Vulkans ruhen. Dieses Tal könne nur durch den Einschlag eines Himmelskörpers entstanden sein - so die Theorie. Sie paßt zur jüngsten Meteoriten-Theorie. Der zufolge durchfliegt die Erde alle 60 Millionen Jahre die Oort'sche Trümmer-Wolke. Der Meteoriten-Hagel verändert dann stets das Klima des blauen Planeten - und führte womöglich zum Aussterben der Saurier.
Vom damals schon über 130 Millionen Jahre alten Taunusrand konnten die ersten Säugetiere vor 15 Millionen Jahren verfolgen, wie sich der Krater mit Lava füllte. Sie mußten dann wohl schleunigst fliehen, weil die sehr flüssige, 1400 Grad heiße Brühe die Luft auf 400 Grad erhitzte. Zwei Millionen Jahre war der Vogelsberg laut Volz die reinste Hölle. In drei großen Ausbrüchen quollen zunächst 300 Höhenmeter Lava aus der Erde, danach legten sich jeweils 200 Meter darüber. Getrennt wurden die heutigen Blaubasalt-Schichten durch bis zu 70 Meter dikke Schlacken - so daß der Vogelsberg am Ende 500 Meter höher war als heute.
Vor etwa 13 Millionen Jahren verstopfte kaltes Gestein den vier Kilometer durchmessenden Hauptkrater. So quoll die letzte Lava in fünf Nebenkratern am Rande heraus. Es sind die heute noch als Basalthügel im Fichtenwald des Hohen Vogelsberges erkennbaren Gipfelchen Taufstein, Bilstein, Geisel- und Gackerstein und Sieben-Ahorn. Dann ließ der Lava-Nachschub nach; der Krater-See verlandete und wurde zum heute noch erkennbaren Hochmoor.
An den Flanken des Vulkans verwitterte das Gestein. Bei Ilbeshausen wurde es harter, mit Kieselsäure getränkter Phonolit. In prähistorischer Zeit hat man diesen Feuerstein laut Volz schon abgebaut und weithin exportiert. In den drei Schlacke-Schichten entstanden durch chemische Prozesse Eisenerz und der Aluminium-Rohstoff Bauxit. Letzteres leuchtet rötlich auf einem Acker neben dem Stockheimer Neubaugebiet, unweit der Straße nach Selters. Zu gering für den Abbau ist heute auch das Rasen- Eisenerz des Vogelsberges. Es hat laut Volz nur halb so viel Eisen wie etwa schwedisches Erz. Dennoch begründete Noch heute wird ab und zu geschürft es im vorigen Jahrhundert die Existenz des heutigen Buderus-Konzerns. Friedrich-Wilhelm Buderus kaufte in Hungen-Villingen die Schürfrechte von Amalie von Hessen und den Grafen von Solms-Laubach. Noch heute wird im Altkreis Gießen gelegentlich geschürft, erzählt Volz. Damit die Schürfrechte erhalten bleiben.
Bei Nidda-Michelnau liegt rot-poröses Gestein aus einem Nebenschlot zutage, der nie ausbrach. Diese seltene Mineralie gibt es sonst nur noch auf Hawaii - sie wird für teures Geld vorwiegend an Bildhauer verkauft. Bei Rabenau-Londorf bildete der Vogelsberg grauen Lung-Stein, der offenbar sehr witterungsbeständig ist. Seit 1935 wird er zur Sanierung des Kölner Doms und anderer Bauten benutzt, die möglichst ewig halten sollen.
Vor allem jedoch gebar die Krater- und Lavahölle ein 2400 Quadratkilometer großes Erholungsgebiet mit bis zu 150 Kilometern Fernsicht und reicher Tier- und Pflanzenwelt. Denn das oberflächliche Vulkangestein zerfiel in Jahrmillionen zu fruchtbarer Erde, angereichert mit herangewehtem Lößstaub. Darauf wächst nun Gras über dem hoffentlich auf ewig verstummten Vulkan. KLAUS NISSEN
HANAU. Die Hanauer Museen haben zur Zeit folgende Öffnungszeiten:
Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Hessisches Puppenmuseum, Parkpromenade 4, Hanau-Wilhelmsbad, Telefon 0 61 81 / 8 62 12, geöffent Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 1,50 Mark, Kinder 0,50 Mark, Schüler, Studenten und Behinderte eine Mark.
Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6, Telefon 0 61 81 / 29 54 30, geöffnet ist es Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Museum Schloß Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr durchgehend.
Museum Schloß Steinheim, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sontnag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Mit "E. T. - Der Außerirdische" von Steven Spielberg soll am heutigen Mittwoch die Open-air-Kino-Saison auf dem Campus der Frankfurter Uni beginnen - angesichts der Wettervorhersage wird man wohl die Daumen drücken müssen, daß der Extraterrestrische nicht allzu naß wird bei seinem Erdenbesuch.
Am Donnerstag soll dann "Tausendschönchen" (Vera Chytilova, 1966) gezeigt werden und am Samstag und Sonntag "König der Fischer" von Terry Gilliam. Vorstellungsbeginn ist jeweils "bei Dunkelheit", um zirka 22 Uhr. Die Veranstalter des Open-air-Kinos sind unter der Telefonnummer 707 54 26 zu erreichen. fr
MAINTAL. Ungeachtet der Bemühungen, den öffentlichen Personennahverkehr anzukurbeln, und allen Umwelt-Mahnungen zum Trotz - die Blechlawine wird immer größer. Was die Zulassungen von Kraftfahrzeugen in der Stadt Maintal angeht, kann Frank Krause, Sachbearbeiter für Statistiken im Maintaler Hauptamt, für das Jahr 1991 von einem "neuen Rekord" berichten. Mit exakt 21 852 Anmeldungen wird dabei selbst das bisherige "Spitzenjahr" 1988 übertroffen.
Damals fiel es den Statistikern schon schwer, den Spitzenwert von 21 811 Zulassungen zu erklären. Die Vermutung: Gegen Jahresende 1988 wurde eine große Zahl von Neuwagen angeschafft, um die Steuervergünstigungen für Katalysatoren noch zu nutzen. Alte Wagen seien wiederum über den Winter noch nicht abgemeldet worden, hieß es.
Heute kann der Statistiker die Frage nach dem Zulassungsrekord aber nur mit einem Achselzucken beantworten - eine erklärende Interpretation sei einfach "unmöglich". Unverständnis herrscht im Rathaus auch deswegen, weil sich doch gerade die Stadt Maintal permanent um die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs bemühe. Schieres Erstaunen über die Zulassungswelle ruft weiter der Tatbestand der erhöhten Besteuerung des Kraftstoffes hervor. Der enorme Preisanstieg beim Benzin übt offenbar keine abschreckende Wirkung aus. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
In Maintal ist jedenfalls der Trend zum Auto ungebrochen. Aufgeschlüsselt nach einzelnen Fahrzeugarten hat sich der Bestand an Personenwagen gegenüber 1990 um 171 auf nun 19 765 erhöht. Weit geringer fällt der Anstieg bei den Lastwagen aus. In Maintal wurden im vergangenen Jahr 903 Lastwagen registriert - 14 mehr als 1990. Gestiegen ist auch die Zahl der Motorräder. 1991 wurden 59 neue Motorräder und 20 Leichtkrafträder angemeldet.
Die Zulassungsstatistik gibt auch Aufschlüsse über die einzelnen Stadtteile. Danach waren in Dörnigheim 8 685, in Bischofsheim 7 915, in Hochstadt 2 914 und in Wachenbuchen 2 052 Zulassungen zu verzeichnen.
Damit haben sich Hoffnungen, die sich noch 1989 in Schlagzeilen wie "Der Autorausch in Maintal läßt langsam nach" widerspiegelten, nicht erfüllt. Kommunalpolitiker gingen nach dem Rekordjahr 1988 noch davon aus, daß sich die Zulassungszahlen "wieder beruhigen", ja sogar "dauerhaft sinken" würden. Denn 1989 konnte erstmals in der Geschichte Maintals eine Abnahme der Gesamtzahl an zugelassenen Kraftfahrzeugen festgestellt werden. Das bedeutete damals ein Minus von 249 Autos gegenüber dem Vorjahr.
Die Maintaler Bevölkerung muß sich also darauf einstellen: Mit einer Verringerung der Verkehrsbelastung ist in den kommenden Jahren nicht zu rechnen. Damit will die Stadt aber nach eigenem Bekunden keineswegs die kommunalpolitischen Anstrengungen im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs aufgeben. Dabei spielt die Eingliederung des Stadgebietes in den FVV eine entscheidende Rolle. hok
cri FRANKFURT A. M. Mit einem zusätzlichen Stellenabbau, der Zusammenlegung von Werken, einer Kapitalerhöhung und neuen Produkten will der Werkzeugmaschinenbauer Pittler der Flaute in seiner Branche trotzen. "Nach den Jahren der Expansion" sei es "an der Zeit zu konsolidieren", beschreibt Vorstandschef Dieter Weidemann den Kurs. "Die Strukturen" müßten "optimiert werden", "um für einen sich wahrscheinlich noch stärker verschärfenden Wettbewerb gerüstet zu sein". Für das erste Halbjahr sehen die Daten schon nicht rosig aus: Der Auftragseingang in der Gruppe stagniert bei 352 Millionen Mark. Der Umsatz liegt mit 300 Millionen Mark acht Prozent niedriger als im vergleichbaren Zeitraum 1991. Im Gesamtjahr soll vor der Erlösentwicklung auf keinen Fall ein Minus stehen. Und beim Ertrag will Weidemann im Konzern und in der AG "um die Nullinie" herum abschließen.
Das Geschäftsjahr 1991 war nämlich alles andere als glänzend. Der Jahresüberschuß im Konzern verwandelte sich von zuvor 24 Millionen in einen -fehlbetrag von 27 Millionen. Für die AG werden minus 9,5 Millionen ausgewiesen nach plus fünf Millionen zuvor. Die Aktionäre - gut 40 Prozent der Anteile gehören den Brüdern Rothenberger, der Rest ist breit gestreut - gehen völlig leer aus und sollen in der laufenden Periode auch nicht bedacht werden. Für 1990 hatten sie noch acht Mark kassiert.
Der Umsatz im Konzern mit 2580 Beschäftigten stieg 1991 nur geringfügig auf 444 Millionen Mark, der Auftragseingang sank um 5,5 Prozent auf 410 Millionen Mark und das Orderpolster nahm um sieben Prozent auf 326 Millionen Mark ab. Das von Weidemann früher angepeilte Ziel, in der Gruppe durch Zukäufe die Umsatzmilliarde zu überspringen, wurde nicht erreicht. Stattdessen stehen 874 Millionen zu Buche. Der Zuwachs um 31 Prozent ergibt sich durch Hinzurechnen der Diskus- und Naxos-Beteiligungen.
Um für 1992 erfreulichere Zahlen vorlegen zu können, soll gespart beziehungsweise Geld in die Kassen gespült werden. Nachdem die Zahl der Beschäftigten in der Gruppe sich innerhalb von zwölf Monaten bereits von 4700 auf 4200 Männer und Frauen per Ende Juni verringert hat, sollen bis Jahresultimo zusätzlich mindestens 200 Arbeitsplätze gestrichen werden. Für die Pittler GmbH in Langen bedeutet dies, daß von den "mehr als 500 Stellen" Ende Dezember nur noch etwa 425 erhalten bleiben sollen. Der Abbau soll wieder vornehmlich über die Nichtbesetzung freiwerdender Plätze beziehungsweise Frühpensionierung erreicht werden. Aber auch einen "Interessenausgleich mit dem Betriebsrat", wohinter sich nichts anderes als Entlassungen verbergen, schließt Weidemann nicht aus.
Darüber hinaus wird in den kommenden vier Wochen eine seit November vorgesehene Kapitalerhöhung um 10,8 Millionen auf 60 Millionen Mark über die Bühne gehen. Mit dem Geld will Pittler hauptsächlich die Schulden verringern. Den bei der Dividende leer ausgehenden Aktionären dient die Firma als Ausgleich junge Titel im Verhältnis 14 zu drei zum "attraktiven" Betrag von je 100 Mark an.
Gespart und gleichzeitig Kasse gemacht werden soll auch durch die Konzentration von Anlagen im Rhein-Main- Gebiet. Dazu werden die Diskus-Werke, wo 150 Leute arbeiten, demnächst von Frankfurt-Fechenheim abgezogen und in Langen eingegliedert. Das freiwerdende Grundstück wird verkauft, was Pittler etwa 20 Millionen Mark bringt. Ferner spielt das Management mit dem Gedanken, Anteile an dem florierenden Schweizer Drehmaschinenhersteller Tornos- Bechler zu versilbern und die Beteiligung von derzeit etwa 30 Prozent auf 24 Prozent zu verringern. Die Investitionen werden 1992 von zuletzt 28,7 Millionen um ein Drittel zurückgefahren.
Zum dritten Mal werden am kommenden Samstag 60 Kinder aus Tschernobyl zu einem Erholungsaufenthalt in das Ferienheim "Wegscheide" der Stadt Frankfurt kommen. Die Kritik, die vor wenigen Tagen an solchen Aufenhalten laut geworden war, habe so kurzfristig nicht berücksichtigt werden können, erklärte Inge Köhler vom Sozialdezernat.
Viele Kinder seien nach ihrer Heimkehr noch unzufriedener und wollten nur noch in den Westen, hatte jüngst die ukrainische Hilfsorganisation "Die Wiege" bei einem Besuch der Caritas in Essen erklärt. Es gelinge nicht, ihnen die Ursachen für das Wohlstandsgefälle zwischen Deutschland und ihrer Heimat zu erklären. Drei nordrhein-westfälische Caritas-Verbände wollen nun in den ukrainischen Karpaten ein Kinderferiendorf für Tschernobyl-Kinder mit 120 Plätzen bauen.
Im Sozialdezernat wird man die Äußerungen der "Wiege" zum Anlaß nehmen, die bisherigen Erfahrungen zu überprüfen. Der dreiwöchige Aufenthalt, der am Wochenende beginnt, werde wie geplant verlaufen. "Das ist seit Wochen vorbereitet. Es wäre nicht gut gewesen, das abzublasen", sagte Köhler.
Aus den vorangegangenen Jahren wisse sie, daß die Kinder den Aufenthalt im Spessart "sehr genießen". Viele hätten seit langem erstmals wieder im Freien spielen können. Noch immer sei die Umgebung des Reaktors von Tschernobyl stark verseucht.
Das weitläufige Gelände der "Wegscheide" unweit des Kurortes Bad Orb bietet vielfältige Spielmöglichkeiten; ein Schwimmbad und eine Minigolfanlage sind in der Nähe. Nach Frankfurt, Würzburg und zur Ronneburg sind Tagesfahrten vorgesehen. Die Kosten belaufen sich auf 60 000 Mark. Für 100 000 Mark könnten laut Caritas in den Karpaten zehn Fertighäuser mit 60 Plätzen gekauft und acht Monate lang betrieben werden. ft
HATTERSHEIM. Nicht für Schule oder Arbeit, sondern fürs Leben lernen, unter Plamen büffeln, an Stränden pauken und dabei noch Gehalt kassieren: Müßten Werbetexter Reklame für Bildungsurlaub machen, sie hätten ein weites Feld für flotte Sprüche. Doch der Acker liegt brach.
Nur wenige brechen auf, ihr Recht einzulösen: Gerade 1,4 Prozent aller hessischen Arbeitnehmer haben 1990 die Chance genutzt. "Dabei gibt es ein großes Reservoir von Interessenten", sagt Dr. Karl Giebel von der Akademie für Weiterbildung in Hattersheim. Seit drei Jahren bietet der Verein Bildungsurlaube an.
Giebel hat den Grund für die lasche Bildungsbeflissenheit erkannt: "Es liegt in erster Linie am Bekanntheitsgrad." Daß Bildungsurlaub - fünf Tage pro Jahr - allen Arbeitnehmern in Hessen zusteht, nur wenige wissen davon. (Zum Thema "Bildungsurlaub in Hessen" hat das Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung eine Broschüre herausgegeben. Angefordert werden kann sie beim Sozialministerium, Dostojewskistraße 4 in 6200 Wiesbaden, Telefon 0611 / 8171).
Giebel ist einer der Mitbegründer der Akademie. "Wir waren alle in der Erwachsenenbildung tätig", sagt er. Vor gut drei Jahren gegründet, begann der Verein zunächst mit einigen Kursen. "Wir wollten einen Bereich abdecken, der bislang brach lag." Und das waren Angebote im Ausland. Den Gründern und Helfern kam es gelegen: "Wir haben ohnehin keine eigenen Räume, müssen uns sowieso irgendwo einmieten."
Mit dem Fernweh verfolgt Giebel allerdings auch pädagogische Ziele. Der Bildungsurlaub vor der Haustür bringe wenig. Nach dem Unterricht kehre man zurück ins streßbelastete Umfeld, könne zudem die gerade gewonnenen Sprachkenntnisse nicht anwenden. Draußen, in der Ferne, "da ist doch die Motivation ganz anders". Und was sagen die Arbeitgeber dazu? "Mir sind da keine Schwierigkeiten bekannt." Im Gegenteil: Immer mehr Firmen akzeptierten den Bildungsurlaub ohne Murren, hätten erkannt: Wer da mitmacht, ist motiviert. Schließlich profitiere auch der Unternehmer von den neuen Kenntnissen eines Bediensteten.
Wissen in verschiedenen Sparten anzueignen, ist das Programm der Akademie. Sprachkurse machen dabei den größten Teil aus.
Insgesamt 159 Angebote hat die Akademie für das Wintersemester 1992 / 93 im Programm. An nahezu allen Zielorten gibt es auch Kurse in Psychologie und Gesundheit, geht es beispielsweise auch um Streß am Arbeitsplatz. Und um über Streß reden zu können, sagt Giebel, muß man einfach raus aus dem Streß.
Die Natur erleben, ökologische Zusammenhänge verstehen, das ist ein neues Betätigungsfeld - in Paddelbooten auf der Lahn (Thema: Wasserqualität) beispielsweise oder in Malta (Ökologie des Mittelmeeres). Während die ersten Seminare noch im Allgäu waren, haben die Referenten inzwischen neue Ziele entdeckt. Erst den Comer See, von da aus die Toskana, dann Elba, Korsika und Sardinien - überall fanden sich Unterkünfte und Räume zum Unterrichten.
Barrieren abbauen, nicht nur in der Kommunikation - diese Devise hat Giebel für ein neues Angebot ausgegeben. "Von Freunden lernen" heißt das Seminar, erstmals Anfang November auf dem Programm. Die Teilnehmer sollen in einer kleinen Stadt in der Türkei erfahren, wie die Menschen dort leben, wie sie arbeiten, wie sie über Ausländer denken. Und daraus, so Giebel, könne jeder eine Menge Erfahrungen ziehen, auch für das Miteinander am Arbeitsplatz.
• Information: Akademie für Weiterbildung, Hattersheim, Telefon 06190 / 71823 täglich ab 15 Uhr; Servicetelefon: 0161 / 361-8787. KLAUS KÜHLEWIND
BREMEN, 14. Juli (dpa). Mit Tempo 100 ist ein übermüdeter niederländischer Lastwagenfahrer am späten Montag abend auf der Autobahn Hamburg-Bremen bei Oyten (Niedersachsen) in das Ende eines Staus gerast. Dabei wurde ein 40 Jahre alter Autofahrer aus dem bayrischen Rosenheim getötet. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei vom Dienstag hatte der 28 Jahre alte Lastwagenfahrer laut Fahrtenschreiber bereits 17 Stunden hinter dem Steuer gesessen.
GRÜNDAU. Ein Radfahrer und der Beifahrer eines Autoführers sind bei zwei Unfällen in Gründau am Montag abend verletzt worden. Dies meldet die Polizei.
Den 56jährigen Zweiradfahrer hatte eine Autofahrerin in Rothenbergen übersehen, als sie von der Wibaustraße Richtung Lieblos abbiegen wollte.
Kurze Zeit später knallte es auf dem Meerholzer Landweg. Ein Autofahrer hatte zu wenig Abstand zu seinem Vordermann gehalten und fuhr auf, als dieser bremste. Den Schaden beziffert die Polizei mit 3000 Mark. jan
MANILA, 14. Juli (Reuter). Philippinische Sicherheitskräfte haben neun Indonesier wegen des angeblichen Versuchs festgenommen, 100 Tonnen Knoblauch ins Land zu schmuggeln. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde das Schiff mit der Ladung aus Hongkong gerade in einem Hafen nahe der Hauptstadt Manila entladen, als die Sicherheitskräfte zuschlugen. Den Schiffspapieren zufolge habe das Knoblauch im Wert von umgerechnet rund 400 000 Mark nach Indonesien geliefert werden sollen.
Wenn einer eine Wohnung sucht, kann er was erzählen. Da werden Versprechen abverlangt, kein Kind zu kriegen. Da soll der Garten kostenlos "mitbetreut" werden und auch schon mal der kranke Hausbesitzer. Es bedarf da und dort der Einkommensnachweise oder gar polizeilicher Führungszeugnisse.
Umgekehrt werden ähnliche Anstrengungen unternommen, mit Tricks und Einfällen irgendwo vier Wände und Herzen aufzureißen. Da läuft eine Studentin "Sandwich", mit Pappschild auf Brust und Rücken, des potentiellen Vermieters Mitleid zu erregen. Oder einer hat schon mal für die Suchanzeige eine Plakatwand gemietet.
Jetzt muß im Westend auf verteilten Flugzetteln gar eine Comicfigur herhalten.
"Voilà", ist da unter einer entsprechenden Walt-Disney-Kopie zu lesen, "Onkel Dagobert und seine Freunde laden denjenigen für ein Wochenende zu Eurodisney nach PARIS ein, der mir (Banker, 24 J.) eine 1 - 2 Zimmerwohnung (bis maximal 800.- DM inkl.) zum 01.Oktober im Raum Frankfurt vermittelt".
Folgen Adresse und Telefonnummer. Von Würzburg aus will der junge Banker offenbar ins Westend, wo das große Geld gemacht wird. Nur: Von den ortsüblichen Summen, die für eine solche Wohnung in Frankfurts teuerstem Viertel heute verlangt werden, scheint er wenig Ahung zu haben. 800 Mark "inklusive" ? Vielleicht noch mit Frühstück? Da er wohl ohne Vermittler nach Paris reisen müssen. Oder er kriegt ein Angebot aus dem finstersten Odenwald. -vau
FRIEDRICHSDORF. Mit leichten Verletzungen kam ein Fußgänger davon, der am Montag abend in Köppern von einem Auto gestreift wurde. Laut Polizeibericht setzte der Autofahrer seinen Weg fort. Wie sich herausstellte, war er angetrunken und besaß keinen Führerschein. ca
elmut Kohl ist keine Aus nahme. Wenn sich der Kanzler des vereinten
H Deutschland um die Zukunft der Amazonaswälder sorgt, dann spricht er damit vielen aus dem Herzen. Als Erster unter gleichen darf sich der Kanzler auch fühlen, wo es um den Zustand der eigenen Wälder geht. Die sterben zwar weiter. Doch daran haben sich Volk und Politiker gewöhnt. Vorbei die Zeit, wo der aktuelle Waldschadenbericht noch Betroffenheit auslöste. Statt dessen wird auf bundesdeutschen Straßen gerast, was der Motor hergibt. Was wir dabei aufs Spiel setzen, daran soll eine Serie der FR über heimische Baumarten erinnern.
BERNHARD OCHS, SPD-Stadtverordneter im Römer, stieß bei Recherchen im Stadtarchiv auf erstaunliche Parallelen.
Ein Beschluß des "hochedlen und hochweisen Rates dieser des heiligen Reiches Stadt Frankfurt" vom Mai 1792 läßt verblüffende Übereinstimmung mit aktuellen kommunalpolitischen Entscheidungen erkennen. Während der heutige Frankfurter Magistrat acht Monate vor der Kommunalwahl die Drogenszene mit immer schärferen Maßnahmen aus der Stadt drängen will, hatte der Rat vor fast exakt 200 Jahren angesichts der bevorstehenden Kaiserwahl die "Abtreibung des Bettelvolkes und sonstigen herrlosen Gesindels" verfügt. Es erging ein "ernstlicher und geschärfter Befehl", daß sich die unliebsamen Gäste "ohnaufhältlich wegbegeben und ihren Staab von hinnen weiter fortsetzen".
Ochs: "Alles nichts Neues."
Den Eheleuten Katharina und Karl Amrhein aus Hanau-Klein-Auheim zur diamantenen Hochzeit am Mittwoch, 15. Juli.
Frau Elli Nix aus Erlensee zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 15. Juli.
Frau Maria Bröning aus Erlensee zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 15. Juli.
KRIFTEL. Die Kommunalwahl rückt näher und damit auch das Buhlen der Parteien um des Bürgers Gunst. Nach dem Unterschlagungsskandal im Rat- und Bürgerhaus geht die CDU in die Offensive. Wahlkampf-Premiere und große Bewährungsprobe für den jungen Parteichef Oliver Schwebel, erst seit einigen Monaten an der Spitze der Christdemokraten. Der Vorsitzende versucht sich auf einem ursprünglich grünen Terrain. Titel seiner jüngsten Pressemitteilung: "Oliver Schwebel für mehr Umweltschutz auf Großveranstaltungen".
Schwebel, auch Gemeindevertreter, nutzt dieses Thema, um auf "das so erfolgreiche Krifteler Modell zur Hausmüllreduzierung" hinzuweisen. Viel Neues hat er gleichwohl nicht zu vermelden. Gläser statt Einwegbecher etwa seien "ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz". Außerdem, so erkannte der CDU-Vorsitzende, "gibt es leider immer Leute, die leere Becher in Vorgärten, öffentliche Grünanlagen oder auf Spielplätze werfen". Seine "neue" Idee, die beim Höchster Schloßfest und anderen Großveranstaltungen der Umgebung längst praktiziert wird: Pfand auf Einwegbecher.
Nach den Sommerferien werde die Krifteler CDU eine "Initiative zur Müllvermeidung auf Großveranstaltungen" starten. Problematisch sei, daß in der Obstbaugemeinde statt professionellen Anbietern vor allem finanzschwache Vereine und Verbände in Papp- oder Plastikbecher zapfen. Daher, resümiert der CDU-Chef, müsse "auf die organisatorische und finanzielle Leistungsfähigkeit der Veranstalter besondere Rücksicht" genommen werden. Wie das konkret aussehen soll? Es bleibt offen. pms
Vor Anstrengung beißt sich Georg auf die Unterlippe, während er Möhren und Kartoffeln sorgfältig in Würfel schneidet. Die Arbeitsplatte überragt der Siebenjährige dabei nur knapp. Einen Meter weiter steht Anne und schält ähnlich konzentriert an ihren Kartoffeln herum. Georg, Anne und 14 andere Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren aus der Frankfurter Kindertagesstätte 98 sind mit ihren zwei Erzieherinnen zu Gast im Maingas-Hauswirtschaftsstudio. In ihrem Ferienprogramm ist heute Kochen angesagt.
"Dieses Programm gibt es schon seit Jahrzehnten", erläutert Rosemarie Müller, die Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft. In den Sommerferien gebe es jedesmal etwa 17 bis 18 Kochtermine für Hortkinder. Das Menü entspricht dem Geschmack der kleinen Köche: Kartoffelsuppe, die von allen heißgeliebten Spaghetti, und zum Abschluß Vanillepudding mit Früchten.
Für Georg ist die Arbeit am Herd neu. "Aber ich sehe immer meiner Oma beim Kochen und Backen zu", erzählt er. Auch der gleichaltrige Mike schwingt an diesem Tag zum ersten Mal den Kochlöffel. "Ich trockne aber manchmal ab." Die neunjährige Yasmin gehört dagegen zu den Fortgeschrittenen. "Ich kann schon Suppe und Spaghetti kochen", berichtet sie voller Stolz, und die achtjährige Nadja stellt sich als "Bratkartoffel-Meisterin" vor.
Isabelle riskiert derweil einen Blick unter den Topfdeckel. "Guck mal, kocht die Suppe schon?" versucht sie die Aufmerksamkeit von Claudia Haacke auf sich zu ziehen, die die Kinder beim Kochen anleitet. Auch Nadja wartet auf Bestätigung: "Sind die Spaghetti gut so?" fragt sie aufgeregt. Die Hauswirtschafterin probiert und lobt das Mädchen: "Genau richtig."
Während die Suppe vor sich hinköchelt, werden neue Aufgaben verteilt. Einige Kinder decken den Tisch, andere räumen die gebrauchten Schüsseln weg und waschen ab. "Abwasch, na ja . . ." Bei diesem Teil der Arbeit hat die Begeisterung von Silke und Barbara doch spürbar nachgelassen. Axel und Zara hatten da mehr Glück. Sie dürfen den Pudding kochen - eine Arbeit, bei der jeder der erste sein wollte.
Dann ist es geschafft. Als Axel und Nadja die Suppe austeilen, hält es Georg nicht mehr auf seinem Platz: "Das ist meine Suppe, die ich gekocht habe!", ruft er aufgeregt. "Aber ich darf auch davon essen", schmollt Zara. In einem Punkt sind sich die Kinder beim Essen dann wieder einig: "Selbstgekocht schmeckt's immer am besten!" ek
Kabarett, Film und Rock
UNTERKUNFT: Die Nacht in einem guten Hotel kostet zwischen 400 und 700 Kronen. Es gibt aber Wochenend-Ermäßigungen und bis zu 50 Prozent günstigere Sommer-Sonderangebote, da im Sommer die Auslastung schlecht ist. Diverse Veranstalter bieten günstige Hotelschecks an und es gibt einen Fjord-Paß, eine Rabattkarte für 200 Hotels und Pensionen in ganz Norwegen, die 17 Mark kostet. Hütten kosten zwischen 350 und 500 Kronen pro Nacht.
Beim Exkurs über die irischen Schriftsteller und Dichter fehlen zwar Brendan Behan, John Millington Synge und Oscar Wilde, aber dankenswerterweise sind an anderer Stelle auch irische Probleme wie die der Travellers, Umweltverschmutzung und Kriminalität angerissen. Alles in allem: erfreulich und brauchbar. df
Abiturientinnen - mit Overall und Mütze - sitzen am Hafen von Stavanger im Sonnenschein. Am 17. Mai, Norwegens Nationalfeiertag, tragen auch die jüngsten Norwegerinnen Tracht. (Bilder: Sylvia Staude)
WETTERAUKREIS. Die FDP rüstet sich für die Kreistagswahl im März 1993. "Unsere Chancen für einen Einzug in den Kreistag sehen wir kritisch, aber die jetzigen Mehrheitsverhältnisse sind im Prinzip auflösbar", urteilt die stellvertretende Kreisvorsitzende und neue Spitzenkandidatin Barbara Uhdris. Ambitionen, nach Wiesbaden oder Bonn zu gehen, hat die Kommunalpolitikerin nicht.
"Eine Koalitionsvereinbarung mit der FWG, genauer gesagt, mit Helmut Münch, hätte ich persönlich nicht mehr vertreten können, und die FDP würde damit auch ihre Glaubwürdigkeit im Kreis verlieren. Daher wird die FDP keine Listenverbindung eingehen, sondern alleine den Wahlkampf bestreiten." Der Kreisvorsitzende Jörg-Uwe Hahn wird aus persönlichen Gründen nicht mehr auf der Liste erscheinen. "Wir werden ganz schön kämpfen müssen, um reinzukommen", meint aber auch er.
Sein Vorschlag über ein Wahlkampf-, Fairneß- und Verhaltensabkommen zwischen allen Parteien wurde bisher nur von der SPD beantwortet. Gerhard Bekker, Vorsitzender der SPD Unterbezirk Wetterau, schätzt den praktischen Wert eines solchen Abkommens allerdings nicht allzu hoch ein. Das von Hahn vorgeschlagene Plakatierungsverbot würde sich nach seiner Ansicht negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken. Zu der von dem FDP-Vorsitzenden vorgeschlagenen Offenlegung der Wahlkampffinanzierung verweist Becker auf die Praxis der SPD. Diese mache in ihren Haushalten immer klar, wieviel und wie die Gelder für Wahlkampfzwecke ausgegeben werden. Eindeutig begrüßt der SPD-Vorsitzende den Vorschlag zur Ausgrenzung rechtsradikaler Parteien, "für die mit Sicherheit ein Stimmpotential vorhanden ist", so die FDP-Spitze.
Die Republikaner seien im Kreistag allerdings kaum präsent, die Fraktion falle auseinander, bemerkt Barbara Uhdris zu der Konkurrenz von rechts. Die FDP- Spitze ist sich dennoch bewußt, daß die nächste Wahl wieder eine "verkappte Bundestagswahl" werde und die dringendsten Probleme, wie steigende Kriminalität und die Asylpraxis, auf kommunalpolitischer Ebene kaum lösbar sind.
Dort will sich die FDP zunächst der Müllproblematik widmen. "Hauptsache, es geschieht endlich etwas", wettert Jörg- Uwe Hahn. Auch die Kreisverwaltung soll effektiver werden: Im Bauamt müßten endlich die Daten elektronisch verarbeitet werden. ub
In dem am 8. 7. 1992 veröffentlichten Artikel von Ingrid Müller-Münch "Janosch mit dem Plastikschwert und ein Kinderladen in Verdacht" in der Frankfurter Rundschau wurden Zusammenhänge zwischen einer Anklage wegen Kindesmißhandlung in Köln und der Tätigkeit des ZEGG - Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung - in Belzig nahegelegt, gegen die wir hiermit aufs Schärfste protestieren. Aus dem Artikel geht insgesamt ein völlig falscher Eindruck und eine große Schädigung für unsere Arbeit hervor. Sie schädigen damit nicht unseren Ruf, sondern auch den einer Vielzahl von international renommierten Referenten, die in Zusammenarbeit mit dem ZEGG stehen bzw. hier Seminare oder Vorträge halten.
Das ZEGG ist ein internatonales Forschungs- und Tagungszentrum des Projektes Meiga für die Entwicklung neuer geistiger, ökologischer und sozialer Strukturen für eine gewaltfreie Kultur der Zukunft. Ein zentraler Bereich von diesem Projekt sind neue Formen des menschlichen Zusammenlebens, zwischen Männern, Frauen und Kindern, neue Formen für Liebe, Partnerschaft, Familie und Sexualität.
Sexualität, wie sie im ZEGG verstanden wird, schließt die Sexualität mit Kindern definitiv aus. Es wird auch in keinster Weise die Sexualität mit Kindern oder sogar Kindesmißbrauch propagiert oder befürwortet.
Die Pädagogik im ZEGG setzt sich für ein freies Kinderaufwachsen ohne Angst und Gewalt ein, für ein Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern, wo Kinder ihren Eltern vertrauen und in einem Schutzraum aufwachsen können.
Es ist absurd, gerade ein Projekt mit dem Vorwurf des Kindesmißbrauches zu konfrontieren, das sich genau für das Gegenteil einsetzt.
Wir haben uns in unseren Schriften und Veröffentlichungen gegen jede Art von sexueller Gewalt ausgesprochen und für eine Sexualität, die frei ist von Angst, Lüge und Gewalt. Insbesondere haben wir die Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern strikt abgelehnt. Hierzu sei eine wohl unmißverständliche Textstelle aus einer Informationsbroschüre zitiert, die von Frau Müller-Münch falsch und sinnverdrehend dargestellt wurde, nämlich gerade ohne den fettgedruckten Satz, der jede Zweideutigkeit ausschließt:
"Zur freien Liebe im Sinne des sexuellen Humanismus gehört die behutsame Einführung der Kinder in dieses Thema, das für sie - auf ihrer Ebene - kaum weniger interessant ist als für die Erwachsenen. Freie Sexualität ist unvereinbar mit einer sexuellen Verführung von Kindern. Der sexuelle Mißbrauch von Kindern kommt, wie alle anderen Perversionen auch, aus den überstauten Phantasien des verdrängten und dadurch unkontrollierbaren Verlangens." (Aus: Dieter Duhm: Die erotische Akademie, Verlag Meiga.)
Der in Ihrem Artikel erwähnte angeklagte Erzieher, der von Ingrid Müller- Münch wie schon für schuldig befunden dargestellt wird, ist kein Mitarbeiter des ZEGG. Er war seit 1989 auf einigen Tagungen des Projektes zu Gast und gehört seitdem zum Interessentenkreis. Die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden, beziehen sich auf einen Zeitraum, in dem er das Projekt MEIGA oder SEXPEACE nachweislich noch gar nicht kannte, nämlich auf 1988.
Das ZEGG ist ein Forschungszentrum und keine Sekte. Es ist ein internationales Forschungs- und Tagungszentrum, das sich für eine in allen Bereichen gewaltfreie Kultur einsetzt. Das gilt für eine ökologische Technologie, für Wissenschaft und Politik, das gilt auch für den zwischenmenschlichen und sozialen Bereich, selbstverständlich auch für die Sexualität. Das ZEGG ist eine Zukunftswerkstatt, in der internationale Referenten aus Wissenschaft, Politik, Psychologie, Kunst und Vertreter von humanitären und ökologischen Organisationen zusammenkommen, um die Grundlagen für eine humane Kultur zu entwickeln und zusammenzutragen. Es steht jedem Interessenten offen, der sich über die Arbeit informieren, mitarbeiten oder an Tagungen und Seminaren teilnehmen will.
Grundprinzipien dieses Projektes sind geistiger Pluralismus, Autonomie jedes Menschen, Transparenz aller Leitungs- und Entscheidungsstrukturen, Meinungsfreiheit und -vielfalt. Wer darauf aus ist, in diesem Projekt unbedingt sektenartige Strukturen ausfindig zu machen, der könnte sie hier genauso finden wie in der Kirche, im Fußballverein oder vielen anderen Einrichtungen der bürgerlichen Gesellschaft.
Zum Begriff "SEXPEACE": "Sexpeace" bedeutet Friede zwischen den Geschlechtern. Es ist ein Kunstwort und ein Begriff, der für die Vision eines gewaltfreien Zusammenlebens zwischen Menschen ohne Angst, Gewalt und sexuelle Verdrängung steht.
"Sexpeace" ist keine Organisation. Im Winter 1989/90 gab es eine künstlerische und politische Initiative, die von Menschen aus dem Netzwerk Meiga ins Leben gerufen wurde, um in künstlerischer Form für die ungelösten Liebesthemen unserer Gesellschaft und die damit zusammenhängenden Fragen der Gewalt ein größeres öffentliches Bewußtsein zu schaffen.
Gerade die tägliche Gewalt und der sexuelle Mißbrauch von Kindern in zerstörten Familienverhältnissen oder Partnerschaften unserer Gesellschaft war ein Hauptgrund für diesen Begriff Sexpeace.
Alle Aussagen, die in diesem Text getroffen wurden, können nachgewiesen und überprüft werden. Frau Müller- Münch läßt zwar alle Kritiker des Projekts zu Wort kommen, von dem zweistündigen Gespräch, was sie mit mir und Frau Sabine Lichtenfels, einer Mitbegründerin des ZEGG, in Köln geführt hat und bei dem wir sie ausführlich über Sinn, Ziel und Arbeitsweise des ZEGG informiert haben, erwähnt sie nichts und zitiert keinen einzigen Satz.
Birger Bumb (Pressesprecher Zentrum für experimentelle Gesell- schaftsgestaltung / ZEGG), Belzig
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Motor blubbert, aus dem Auspuff stinkt's. Doch was da in der Nase beißt, ist nicht das Übel: Viel schlimmer ist das Gas, das der Riechkolben gar nicht wahrnimmt, das Kohlendioxid. Dagegen hilft - zumindest in Maßen - ein Katalysator. Doch ältere Wagen haben solch eine Entgiftungsanlage noch nicht. Wer die Umwelt dennoch schonen will, kann sich einen Katalysator-Nachrüstsatz einbauen lassen. Und damit das nicht so sehr im Geldbeutel schmerzt, schießt das Finanzamt etwas zu. Aber nur noch bis Ende Juli.
Die Werkstätten im Kreisgebiet rechnen dennoch nicht mehr mit einem Ansturm von Nachrüstern, da dieses allseitige Geschäft auch bisher eher schleppend verlief. Dabei hatte der Staat den Auto- Umweltschutz seit Juli 1990 mit Zuschüssen von 550 Mark für einen ungeregelten und 1100 Mark für einen geregelten Katalysator finanziell attraktiv gemacht. Steuererleichterungen von knapp acht Mark pro 100 ccm Hubraum und billigeres bleifreies Benzin sollten die Autofahrer zusätzlich anhalten, zu einer geringeren Schadstoffbelastung beizutragen.
"In der momentanen Ferienzeit ist die Nachfrage nach Nachrüst-Katalysatoren noch geringer als sonst", weiß Klaus Kapelke von der Kraftfahrzeuginnung Frankfurt, die auch für den Main-Taunus-Kreis zuständig ist. Dieses Desinteresse ist eigentlich kaum verständlich. Denn schließlich schlagen nicht nur verminderte Betriebskosten zu Buche: Auch beim Wiederverkauf macht sich ein Kat bezahlt.
Nach der Erfahrung der Werkstätten sind viele Autobesitzer über diese Fakten nur unzureichend informiert. "Wir sprechen unsere Kunden immer wieder an, damit sie ihr Auto nachträglich umrüsten", sagt Günter Schütte vom VAG-Autohaus Kammler in Eschborn. Von Januar bis April hat sein Betrieb so etwa 50 Katalysatoren eingebaut.
Heinz Günter Heinecke hat in seinem Diedenbergener Saab-Autohaus im vergangenen halben Jahr lediglich vier Autos nachgerüstet. Das liege daran, daß auch die älteren Saab-Modelle vom Gesetzgeber schon als schadstoffarm eingestuft sind: "Da hat der Kunde keinen finanziellen Vorteil mehr." Und die besseren, aber auch viel teureren Drei-Wege- Kats wolle schon gar niemand seinem Untersatz verpassen lassen: "Da ist man nämlich gleich mit 2500 Mark dabei."
Bei einzelnen Marken (beispielsweise Mercedes und Toyota) hapert die Nachrüstung an den fehlenden Teilen oder der Modell-Tauglichkeit. Beim Ford-Händler Weinlich in Eschborn hingegen hat man da keine Probleme: "Wir haben eine hohe Nachfrage und noch bis Ende Juli voll zu tun", sagt Wolfgang Helfrich.
Aber die Zeit drängt. Vor der Umrüstung müssen zwei bis drei Tankfüllungen mit bleifreiem Benzin verfahren werden, damit der Kat dann nicht von Bleiresten zerstört wird. Außerdem muß das Fahrzeug bis 31. Juli umgemeldet sein.
Spätzünder sollten sich daher schleunigst bei ihrer Werkstatt informieren, ob Modell und Ersatzteilsituation noch eine Nachrüstung zulassen. "Bei uns würde dies nur eine Stunde dauern", meint Harald Oetzmann von der Subaru-Deutschland-Zentrale in Friedberg. "Aber viele Autofahrer sehen nur die wirtschaftlichen und nicht die umwelttechnischen Aspekte." ub / gre
AW-Station . . .
Die beiden Sozialarbeiterinnen Petra Fischer-Thöns und Ulrike Stichling koordinieren nach dem Umzug in der neuen AW-Sozialstation die Arbeit von 16 Zivildienstleistenden. Acht "Zivis" fahren für "Essen auf Rädern", die anderen jungen Männer werden im "Mobilen Sozialen Hilfsdienst" (MSHD) eingesetzt.
Mit einem Hausbesuch ermitteln die Sozialarbeiterinnen den Pflegebedarf. Dabei wird auch geklärt, wie die Hilfeleistungen oder die ambulante Pflege bezahlt werden können. Obwohl die Kosten für die Zivildienstleistenden des MSHD ausgesprochen günstig sind - einschließlich der An- und Abfahrt kostet eine Stunde nur 15 Mark - stellte Sozialarbeiterin Petra Fischer-Thöns fest: "Die meisten haben das Geld nicht."
In den Fällen gehen die AW-Mitarbeiterinnen gemeinsam mit dem Sozialamt die Sache an. "Wir arbeiten ganz toll mit dem Sozialamt Obermain zusammen, das läuft in dringenden Fällen auch ganz unbürokratisch", lobte Petra Fischer-Thöns.
Doch auch die Angehörigen von Alten und Behinderten erhalten bei der AW-Sozialstation Hilfe durch Rat und Tat: "Wenn beispielsweise die Tochter ihren alten Vater pflegt, hat sie einmal im Jahr einen Anspruch auf Urlaub. Die Kosten für die Pflege werden getragen, und wir helfen, eine Pflegekraft zu finden."
"Unser Problem ist die unzureichende psychosoziale Betreuung der Alten. Es gibt mehr und mehr körperlich gesunde Leute, die einfach nur eine Ansprache brauchen", sagte Altenhelferin Ute Rasim. Für die alten Menschen gäbe es viel zu wenig Angebote und auch die Sozialstationen seien zu dieser zeitintensiven Arbeit nicht imstande, berichtete sie weiter. So fehlen auch in der AW-Sozialstation Obermain Zivildienstleistende.
Von den acht Stellen im Bereich des MSHD konnten letztlich nur noch fünf besetzt werden. Und darunter leidet die Betreuung der Hilfsbedürftigen: Früher sei es schon einmal möglich gewesen, einem HiFi-begeisterten Sehbehinderten zu Saturn-Hansa zu begleiten oder den Blinden vorzulesen, erläuterte Rasim weiter. "Jetzt können wir nur noch Notdienste machen."
Die Sozialstation ist montags bis donnerstags von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet. Freitags wird die Station schon um 14 Uhr geschlossen. Unter den Telefonnummern 44 20 86 oder 44 20 88 sind die Mitarbeiterinnen der AW jederzeit erreichbar: Denn es ist ein Anrufbeantworter angeschlossen. kan
Wolfgang Overath, Horst Wohlers und Uwe Seeler liefen auch durch die Gänge der Sportschule des Landessportbundes. Doch sie bekamen keine. Kristina Mundt dagegen durfte sie ab sofort ihr eigen nennen. Und was sie in Händen hielt, hatte immerhin einen beträchtlichen Wert - das passende Outfit für ein sportliches Großereignis: die olympische Garderobe. Vom Schirm bis zum Koffer, vom ungeheuer kleidenden Panama-Hut bis hin zum braunen Straßenschuh. Die Olympioniken, da gibt es überhaupt keinen Zweifel, werden modisch adrett beim Treffen der Jugend in Barcelona erscheinen. "Der Trend geht zwar zu bunten Farben, aber die dezenten Töne unserer Kleidung sind doch auch in Ordnung", zeigt sich Ruderin Kristina Mundt, in Barcelona vorwiegend auf dem Wasser und da im Doppelvierer zu bewundern, zufrieden mit dem, was da in Weiß, Marine, Blau und Lindgrün aus den Fertigungshallen 22 verschiedener Herstellerfirmen nach Frankfurt gekarrt wurde.
Seit dem 29. Juni geben sich die Olympia-Fahrer in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise die Klinke in die Hand, werden vor ihrem Eintritt in das Reich der olympischen Haute-Couture, die da auf Regalen und Ständern dem Sportler präsentiert werden, verpflichtet, Karten mit ihrer Unterschrift zu versehen, ziehen die alten Klamotten aus, schlüpfen in die neuen rein. Und wenn dann der Bundesadler auf dem Ärmel prangt, spätestens dann weiß ein jeder, daß etwas Hochoffizielles zur Anprobe kommt.
Als gute Geister hinter den provisorisch aufgebauten "Theken" arbeiten Mitglieder der Bundeswehr-Sportkompanie Mainz, im Geschäft der Kleiderausgabe bestens trainiert. In drei Gruppen aufgeteilt, überreichen sie 499 Athleten und rund 270 Begleitern die Einzelteile, die viele fleißige Schneiderlein nach den Maßen der Sportler herstellten. "Bisher gab es noch keine Probleme", sieht Alexander Hauptmann, "Schuhexperte" auf Zeit, auch den kommenden Tagen gelassen entgegen.
Noch bis zum Montag bleibt Frankfurt, ansonsten in der Welt nicht gerade als Modehochburg anerkannt, zumindest für die Barcelona-Fahrer das Bekleidungsmekka. Mitten in der umfunktionierten Turnhalle werden die neuen Accessoires vorgestellt, anprobiert und für gut befunden. Kleider machen Leute. Und Einkleidung macht Leute lustig. Kollegen kichern, wenn einer der Ruder-Riesen einzig den schmucken Panama-Hut zur Schau stellt, der, und da gibt es in der Modewelt keinen Zweifel, zum Renner der Spiele avancieren wird.
Klamotten zum Trainieren, Feiern, Bummeln und natürlich Repräsentieren: für jeden Anlaß ein Anzug. An alles ist gedacht. Selbst unter der Oberwäsche tragen die Delegierten NOK-Uniform. Die Frauen werden mit insgesamt 52 Einzelteilen im Gepäck nach Barcelona reisen. Die Männer geben sich nur unwesentlich bescheidener: Sie können sich in 50 Ausrüstungsstücke hüllen.
Das Nationale Olympische Komitee Deutschlands (NOK) läßt sich das modische Auftreten unter olympischer Flamme 2,3 Millionen Mark kosten. Durch die Hilfe von Sponsoren muß das NOK pro Sportler, Trainer, Arzt und Funktionär statt 8000 nur rund 2500 Mark zahlen. Ein stolzer Preis für Vergängliches: Werden Kollektionen aus Paris und Mailand wenigstens eine Saison lang getragen, so hängen die Kreationen für Barcelona schon nach 14 Tagen im Kleiderschrank. CHRISTIAN FROMMERT
Alle waren sich einig, getan hat sich nichts: Usingen noch immer ohne Jugendpfleger
Magistrat kann den Bau eines neuen Parkdecks für 650 Fahrzeuge mitten in der Innenstadt nicht abwenden Jede Menge ungewollter Parkraum "Leitmotiv" in Gefahr Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Kein neuer Parkraum in der Frankfurter Innenstadt, damit endlich mehr Autofahrer auf Busse und Bahnen umsteigen: ein Leitmotiv, unter dem der rot-grüne Magistrat 1989 sein Amt antrat. In krassem Widerspruch zu dieser Politik baut die Stadt jetzt im zentrumsnahen Bahnhofsviertel, Ecke Weser- und Niddastraße, ein siebengeschossiges neues Parkdeck mit 650 Stellplätzen. Alle Versuche von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), das Projekt abzuwenden, fruchteten nichts: Die Kommune hat Verpflichtungen aus dem Jahre 1981 gegenüber der Deutschen Bank zu erfüllen und das 1989 weggefallene Parkhaus am Platz der Republik zu ersetzen. Das neue Parkdeck verzögerte sich auch, weil das Gebäude mit Rücksicht auf den S-Bahn-Tunnel unter der City umgeplant werden mußte. Bevor im Herbst Arbeiter anrücken, gilt es, noch ein Problem zu lösen: Ein Mieter in einem alten Wohnhaus weigert sich hartnäckig, den Autos zu weichen - der Mann, ausgerechnet Mitarbeiter der städtischen Parkhaus-Betriebsgesellschaft, hat noch Wohnrecht bis zum Jahre 1998. Drei Wohngebäude sollen für das Parkdeck fallen, zwei Bürohäuser in der Niddastraße sind bereits abgerissen. Den Mietern von vier Wohnungen vermittelte die Kommune Ersatz. Wolfgang Wolff, Direktor der mit dem Parkhaus-Projekt beauftragten städtischen Frankfurter Aufbau AG (FAAG), zeigt sich zuversichtlich, den letzten Anwohner bald zum Umzug zu bewegen: "Langsam wird er mürbe."
SPD und Grünen im Rathaus wäre es sicher recht, der Mann kämpfte noch ein wenig. Zu sehr kollidiert das Vorhaben mit der rot-grünen Verkehrspolitik. "Ich bedaure sehr, daß es zu diesem Projekt kommen konnte", hatte schon im Oktober 1991 die planungspolitische Sprecherin der Grünen, Carola Scholz, erklärt. Der Ortsbeirat 1 (Innenstadt, Bahnhofsviertel, Gallus, Gutleut) spricht von einem "falschen Signal". Planungsdezernent Wentz hört es gerne, wenn Zeugen ihm nachsagen, er habe "wie ein Löwe" gegen die Parkdecks gestritten.
Helmut Schmitt, der Geschäftsführer der städtischen Parkhaus-Betriebsgesellschaft, schildert bar aller politischen Verklärung die Rechtslage. Als Anfang der 80er Jahre an der oberen Mainzer Landstraße die gläsernen Doppeltürme der Deutschen Bank wuchsen, da ließen die Banker unter ihrem Hochhaus wesentlich weniger Auto-Stellplätze anlegen, als ihnen nach der städtischen Satzung zugestanden hätten. In der Tiefgarage finden sich heute laut Schmitt "nur ein Viertel" der zulässigen Parkboxen. Im Gegenzug sagte die Stadt der Deutschen Bank zu, im nahen Umfeld Ersatz-Stellfläche zu schaffen - die Idee des neuen städtischen Parkhauses war geboren.
1988 dann veräußerte die Kommune das Grundstück des städtischen Parkhauses am Platz der Republik an einen niederländischen Pensionsfonds. Die Inve- storen ließen 1989 das alte Haus mit 950 Parkboxen abbrechen, heute ist auf diesem Areal das neue Bürohochhaus der DG-Bank fast vollendet. Nach dem gültigen Bebauungsplan aber verpflichtet sich die Stadt, zumindest einen Teil der vor drei Jahren weggefallenen Auto-Stellfläche zu ersetzen - ein Grund mehr für die neue städtische Großgarage im benachbarten Bahnhofsviertel.
Ein drittes Motiv für das zusätzliche Parkhaus ist nicht rechtlicher, sondern eher politischer Natur - und der Magistrat spricht es auch nicht gern an: Wenn die von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ersehnte europäische Zentralbank wirklich an den Main käme, stünde als potentielles Grundstück auch das Areal des heutigen Parkhauses Junghofstraße zur Verfügung. Verliert Frankfurt im Kampf um das EG-Geldinstitut, ließe sich das Parkdeck Junghofstraße zugunsten eines lukrativen internationalen Hotels unter die Erde verlegen. In beiden Fällen möchte die Stadtregierung die Autofahrer auch übergangsweise für die Zeit der Bauarbeiten auf einen Ersatz verweisen können - und wieder kommt das Parkhaus Ecke Weser-/Niddastraße ins Spiel.
Unter diesen Prämissen sahen die ersten Entwürfe für das neue Gebäude, FAAG-Direktor Wolff erinnert sich noch gut, sogar 860 Parkboxen in fünf oberirdischen und drei unterirdischen Etagen vor. Dann aber machte die Deutsche Bundesbahn (DB) plötzlich Bedenken geltend: der voluminöse Bau unter der Erde wäre zu nah an den S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Hauptwache herangerückt. Zehn Meter liegt die Tunnelröhre unter der Oberfläche, nur ein bis zwei Meter Distanz hätten ursprünglich zur Tiefgarage bestanden. DB-Sprecher Walter Henss: "Der Tunnel hätte Druck von der Seite bekommen."
Nach langwierigen Verhandlungen, die erst im März beendet waren, plante die FAAG um: ein Tiefgeschoß entfiel; 650 Stellplätze blieben übrig.
Im Herbst 1994 hofft die FAAG nach zweijähriger Bauzeit das ungeliebte, 25 Millionen Mark teure Parkhaus eröffnen zu können. Ein- und Ausfahrt öffnen sich dann zur Weserstraße hin. Geschäftsführer Schmitt von der Parkhaus-Betriebsgesellschaft sieht ein Vorbild in Sachen Helligkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit entstehen. Von allen Seiten fällt Tageslicht ins Gebäude - wie beim Parkdeck Walter-Kolb-Straße. Das Erdgeschoß ist aus Sicherheitsgründen für die Autos von Frauen und Behinderten reserviert.
Und die Gesellschaft denkt daran, eine neue Energiequelle zu erschließen: mit Solarzellen auf dem Dach.
(Siehe Beitrag rechts: "Mieter . . .")
Rabins Auftakt
Mit der erwarteten Mehrheit, die auch die erwarteten Abstriche an Unterstützung innerhalb seiner eigenen Koalition deutlich machte, bestätigte Israels Knesset die Regierung des neuen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin. Und der neue Regierungschef nutzte die Eröffnung der laufenden Sitzungsperiode des Parlaments zu einer bewegenden Antrittsrede, zu einem Appell für den Frieden in der unfriedlichen Region.
Nicht daß Rabin grundsätzlich Neues sagte. Aber er gab den Israelis - und den Arabern - Hoffnung. Nach der lähmenden Lethargie, die die abgelöste Regierung Yitzhak Schamirs nicht nur in Israel verbreitet hatte, schien am Montag ein Ruck durch die ganze Nation zu gehen, dem sich nicht einmal die mißtrauischen Palästinenser völlig entziehen konnten. Rabins programmatische Rede gab keinen Anlaß zur Euphorie. Dazu war sie wiederum zu nüchtern. Sie zeigte aber die Ernsthaftigkeit, mit der er zu Werke gehen will, wie sogar palästinensische Sprecher in vorsichtigen Stellungnahmen einräumten.
Es sind nicht nur wirtschaftliche Zwänge - das Schielen nach ausländischen Kreditgarantien und Investitionen -, die Rabin zu diesem Blitzstart veranlaßten. Er drückt mächtig aufs Tempo, um die Friedensverhandlungen zu beschleunigen. Die Unterhändler sollten permanent tagen, schlug Rabin vor, und nicht mehr der Verschleppungstaktik Schamirs folgen, dessen Friedensemissäre sich nur alle paar Monate mit ihren arabischen Gesprächspartnern trafen. Es ist nicht nur Effekthascherei, wenn Rabin den König von Jordanien, die Präsidenten von Syrien und Libanon in die Knesset einlädt. Er weiß sehr wohl, daß er in deren Augen nicht Hausherr in Jerusalem und somit nicht unbedingt befugt ist, derartige Einladungen zu verschicken. Darum ging er auch einen Schritt weiter und bot an, sofort nach Damaskus, Amman und Beirut zu kommen, wenn es dem Frieden dienen könnte.
Zum ersten Mal seit den ägyptisch-israelischen Abkommen von Camp David legte ein israelischer Regierungschef einen konkreten Zeitplan vor und ging weiter als seine Vorgänger, die Autonomie beinahe als äußerstes Zugeständnis betrachteten, das Israel den Palästinensern machen könnte. Autonomie, so stellte Rabin klar, sei nur eine Interimsregelung für den Zeitraum von fünf Jahren. Und spätestens nach drei Jahren palästinensischer Selbstregierung in den besetzten Gebieten müßten Gespräche für eine endgültige Lösung aufgenommen werden.
Während dieses Ziel, das bereits in den Camp-David-Abkommen festgeschrieben ist, nach den Vorstellungen seines Amtsvorgängers Schamir irgendwo in einer fernen, möglichst unerreichbaren Zukunft lag, rechnete Rabin nun vor, daß er innerhalb einer vorstellbaren Zeit zu einer endgültigen Friedensregelung kommen will. Angesichts israelischer Ängste sprach er das Wort zwar noch nicht aus, aber es ist klar, daß eine solche Regelung einen palästinensischen Nationalstaat - unabhängig oder in Föderation mit Jordanien - voraussetzt.
Wie aus einer vergangenen Epoche klang da Schamirs Antwort und stures Festhalten an Eretz Israel. Ausgerechnet Schamir, der die Friedensverhandlungen nach eigenem Eingeständnis solange zu verschleppen beabsichtigte, bis eine halbe Million Juden in den besetzten Gebieten der Westbank und des Gazastreifens lebten, ein Friedensabkommen also praktisch unmöglich geworden wäre, beschuldigt nun Rabin des Defätismus, weil dieser unnötige und gefährliche Konzessionen an die Araber mache. Dabei sucht man in Rabins Erklärungen vergebens nach Zugeständnissen. Zwar warfen palästinensische Sprecher wie Faisal Husseini, Haider Abd-el Shafi oder Hanan Aschrawi Rabin zunächst vor, unfair zu sein, wenn er fordere, sie sollten ihr Schicksal endlich in ihre eigenen Hände nehmen. Sie verwiesen darauf, daß sie schließlich in einem besetzten Land leben, wo ihnen die Hände gebunden sind. Doch es bleibt ihnen kaum eine andere Wahl, als den zugeworfenen Ball aufzunehmen. Trotz aller Einschränkungen hat Rabin Hoffnungen auf mehr als nur nuancierte Kurskorrekturen auf dem Weg zum Frieden geweckt. Das verpflichtet - auch gegenüber der Weltöffentlichkeit, wie US-Außenminister James Baker mit seinem für Sonntag geplanten Israel-Besuch wohl unterstreichen will.
Fußballfest in Wenings: Bundesligist Eintracht Frankfurt will am Samstag, 18. Juli, um 17 Uhr seine Visitenkarte auf dem Sportplatz des Büdinger Kreisligisten abgeben. Im 1200 Einwohner zählenden Gederner Stadtteil werden auf jeden Fall mehr Zuschauer kommen, als die Gemeinde Einwohner hat, denn im Vorverkauf wurden bereits über 1400 Tickets an den Mann gebracht.
Wenings - verschlafene Provinz? Mitnichten, denn allein die Organisation dieses Spieles einer sogenannten Bezirksauswahl gegen die Riederwälder verrät professionelle Züge. Uwe Schmidt (31 Jahre), früherer Fußballer in Wenings, Gedern und Büdingen sowie als Festwirt in Ober-Seemen zu besonderer Popularität in dieser Region gelangt, trägt allein das wirtschaftliche Risiko. Der VfR 1956 Wenings fungiert als örtlicher Ausrichter. Die guten Drähte von Schmidt zur Führungsetage der Eintracht dürften ihm einen etwas günstigeren Tarif als üblich (25 000 bis 30 000 Mark) bescheren. "Wir erwarten 2000 bis 2500 Zuschauer, zumal die Frankfurter mit ihrem kompletten Aufgebot erscheinen wollen", sagt VfR- Pressewart Norbert Greb. In einem Test vor acht Tagen verfolgten rund 300 Fans das achtbare 2:3 dieser Auswahl gegen den Oberligisten Rotweiß Frankfurt. Mit zehn Mark (Vorverkauf) sowie 12 Mark (Tageskasse) sind die Fans dabei. Die Besonderheit auf dem VfR-Gelände: Es gibt VIP-Tickets für 250 Mark, die zwei Eintrittskarten sowie den kostenlosen Aufenthalt im VIP-Zelt(!) ermöglichen. Uwe Schmidt ist auf alles vorbereitet, denn mit diesen VIP-Karten, die reißenden Absatz fanden und praktisch eine fünfstellige Summe garantieren, finanziert er einen großen Teil dieser einmaligen Veranstaltung im Großraum Gedern. 3000 Fans können in Wenings untergebracht werden, nahezu diese Größenordnung hatte die gemischte Amateur- und Profimannschaft der Riederwälder sogar nach der Runde nach Hochstadt, Bad Orb und Bernbach gelockt.
Jetzt kommt die Stepanovic-Elf, die tags darauf beim SV 1920 Reichelsheim (16 Uhr) antreten wird, mit allen Assen und will Reklame für sich machen. In Wenings wurde bis dato nie mehr als Fußball Marke Kreisklasse geboten. Erstmals seit mehr als 20 Jahren bietet Lokalrivale KSG Ober-Seemen ab dieser Runde Bezirksoberliga-Kost und dürfte sich als Zuschauerkrösus entwickeln.
Sportlich will der Trainer des Bezirksligisten SG Steinberg/Glashütten, Helmut Haas, sein Team auf die Profis einstellen. Mit Albert Repp (SV Bernbach) konnte ein Akteur verpflichtete werden, der es vom fußballerischen Rüstzeug mit manchem Profi aufnehmen kann. Aus der Bezirksoberliga spielen Axel Müller (SV Reichelsheim, Stefan Kemmerer (SV Melitia Roth) sowie Jürgen Herröder, Ralf Gerhard, Klaus-Dieter Kneifl und Markus Kipper (alle KSG Ober-Seemen).
Das übrige Aufgebot rekrutiert sich folgenden Bezirks- und Kreisligaakteuren: Torwart Mario Böhm, Andreas Luft (beide Alem. Gedern, Jürgen Mulfinger (TV Kefenrod), Michael Leistner (Phönix Düdelsheim), Otto Castellano (FC Wallernhausen), Bernd Spitzhorn (SV Orleshausen), Bernhard Quanz (KSV Langenbergheim), Holger Eckhardt (VfR Hainchen), Klaus Bartel (SG Bindsachsen), Heiko Jandl (Vikt. Nidda), Patrick Müller (SG Steinberg/Glashütten) sowie Torwart Holger Ruppel und Axel Krämer (VfR Wenings). Yeboah und Bein oder Repp und Kipper - wer gibt in Wenings überwiegend den Takt an? dip
Die rot-weißen Danebrog-Fahnen an den weißen Masten vor den Sommerhäusern gehören zum Bild des dänischen Ferienlandes wie Sonne, Meer und Ährenfelder. Die Dänen zeigen gern Flagge, wenn es etwas zu feiern gibt, einen Geburtstag, einen Fußballsieg oder auch nur einen Sommertag. Doch kein Urlauber sollte sich verleiten lassen, die Harmonie im Flaggenmeer durch das Aufziehen einer schwarz- rot-goldenen Fahne zu stören. Dann kommt nämlich die Polizei. Bei der Fahne hört die Gastfreundschaft der Dänen auf. In den dänischen Medien häufen sich die Berichte von deutschen Urlaubern, denen die Ordnungshüter die Fahne von der Stange pflückten, nachdem erboste Nachbarn Anzeige erstattet hatten. Sie verstießen, wissentlich oder wohl eher ahnungslos, gegen die aus dem Jahre 1915 stammenden Beflaggungsregeln, deren erster Paragraph bestimmt, daß "hierzulands verboten" sei, "andere Fahnen als den Danebrog zu hissen".
Zwar wurden diese Regeln vor drei Jahren liberalisiert. Die anderen nordischen Fahnen dürfen neben der dänischen wehen, die die Dänen in gewohnter Bescheidenheit die "schönste der Welt" nennen. Auch die UN- und Europafahnen sind erlaubt, und das Aufziehen weiterer ausländischer Staatssymbole kann der lokale Polizeichef genehmigen, wenn Hotels, Campingplätze, Häfen oder Museen darum ersuchen. Ein deutscher Urlauber aber, der auch im Ausland auf seine Fahne nicht verzichten will, kann nicht mit Zustimmung rechnen. Und so regnet es in den Polizeistationen der typischen Sommerhausgebiete Jahr für Jahr Anzeigen erboster Dänen, die sich von den fremden Farben auf den Fahnenmasten verunglimpft fühlen. "Hier wohnen noch eine Menge Leute, die sich an den Krieg erinnern können, und die sehen rot, wenn sie eine deutsche Fahne auf einem dänischen Haus sehen", sagt Jens Peter Karlsen von der Polizei in Ringköbing, obwohl die verhaßten Besatzungstruppen damals nicht schwarz-rot-gold trugen. Es sind nicht nur die deutschen Fahnen, die Anstoß erregen. Auch eine Seeräuberflagge ließ Karlsen kürzlich einholen. Doch alle geben zu, daß ein Schweizer Kreuz oder ein britischer Union Jack die Dänen weniger reizt als die Farben ihres großen Nachbarn.
Karlsen meint, daß, wenn die Polizei auftaucht, die meisten Urlauber genau wüßten, was sie verkehrt gemacht haben, und daß es selten nötig sei, beim Streichen der Fahnen nachzuhelfen. Dennoch wird den Vermietern von Sommerhäusern nun nahegelegt, ihre Kunden über die dänischen Fahnenregeln aufzuklären, um ihnen peinliche Episoden zu ersparen.
Und es gibt auch Dänen, die finden, daß die Aufregung reichlich übertrieben sei. So hieß es in einem Leserbrief in "Berlingske Tidende": "Stellt euch vor, wie wir reagieren würden, wenn wir einen Fußballsieg mit dem Danebrog feiern wollten, und dann käme ein deutscher Polizist und würde es uns verbieten." H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Nicht der Saisonbeginn, sondern das weit entfernte Saisonende führten bei der Terminbesprechung der Fußball-Landesliga Süd zu Diskussionen. Die Vereinsvertreter waren keineswegs mit der Vorgabe von Klassenleiter Horst Neff (Bad König), in der Rückrunde(!) drei Wochentagsspieltage austragen zu müssen, einverstanden. Knackpunkt waren die Spieltage 33 und 34, die am 22. April und 13.Mai eingeplant waren, sie sollen jetzt in den Februar vorgezogen werden. Damit würde jedoch die ansonsten bis 28. Februar anberaumte Winterpause wesentlich verkürzt werden, denn wegen Fasching müßten die Spiele am 7. und 14. Februar ausgetragen werden.
Die Meinungen prallten heftig aufeinander. "Wir haben während der Woche wesentlich mehr Zuschauer", stellte "Neuling" FC Bayern Alzenau durch den 1. Vorsitzenden Ferdi Seitz fest. " Wir haben am Mittwoch kaum Fans", erwiderte Bernd Finken von der Spvgg. Langenselbold. Die Entscheidung, wann genau im neuen Jahr gespielt wird, wurde auf die Rückrundenbesprechung am 23. November in Alzenau vertagt. Gegen den Saisonstart am 8./9. August gab es keine Einwände, auch nicht gegen den Vorrunden- (29. November) respektive Jahresabschluß (13. Dezember).
Zur Bundesligazeit (Samstag, 15.30 Uhr) soll der Startschuß mit den Spielen TSV Wolfskehlen - SV Bernbach, SV Mörlenbach - FC Bayern Alzenau sowie Spvgg. Dietesheim gegen KSV Klein-Karben fallen. Mit 46 (von 136) Samstagspielen gibt es einen absoluten Rekord in dieser Klasse, die bisher mehr den altgewohnten Hauptspieltag forcierte. Der SV Bernbach, die Spvgg. Dietesheim, aber auch die "Neulinge" Bayern Alzenau - die Mainfranken siedelten (wie bereits berichtet) vom Fußballverband Bayern mit ihrer ersten Mannschaft nach Hessen über - und Germania Klein- Krotzenburg sind massiv an dieser neuen Strömung beteiligt. Totale Sonntags-Freaks sind auf eigenem Terrain der FC Italia und FV Progres Frankfurt sowie Viktoria Griesheim und der SV Jügesheim. Neuling Alzenau führte sich mit detaillierten Unterlagen (Land- und Stadtkarten, die genaue Vereinsgeschichte und der sportliche Werdegang wurden in einer Info- Mappe mit Bundesligaformat verteilt) im Sportheim der Spvgg. Dietesheim glänzend ein, die anderen neuen Klubs gaben ein kurzes Statement über Spielstätte, Vereinsstruktur etc. ab.
Heiße Diskussionen löste die fehlende Relegationsmöglichkeit für den Rangzweiten aus, was im Konsens zu einer Eingabe an den Verbandsfußballwart Adam Schade führen soll. Dabei will nicht nur die Landesliga Süd gemeinsam vorgehen, sondern sollen auch die Klubs der Gruppen Mitte und Nord eingebunden werden. Federführend ist Konrad Heermann (KSV Klein-Karben), denn die Wetterauer waren zuletzt als Vizemeister der Leidtragende. Bis dato weigern sich die Oberligisten, einer Relegation mit der Landesliga zuzustimmen, zumal das Amateur-Oberhaus nach oben keine Chance hat, nicht einmal der Meister direkt aufsteigen darf. Hierzu steht die Neubildung einer süddeutschen Oberliga (Regionalliga) ins Haus. Erst dann dürfte für die Landesligisten eine Relegation realistisch werden. Ebenso waren die Vereinsvertreter mehrheitlich für einen Antrag, der Tordifferenz ab 1993/94 Bedeutung zukommenzulassen. Dazu bedarf es beim Verbandstag im Juli 1993 in Grünberg einer Satzungsänderung. Weitere Diskussionen löste die Frage der Eintrittspreise aus. Mit 8:9 Stimmen wurde eine geplante Erhöhung von sieben auf acht Mark knapp abgelehnt. Eine unüberlegte Entscheidung, wobei der Informationsfluß seitens der Verantwortlichen mangelhaft war, denn die Bezirksoberligen nehmen sechs Mark und die Oberligisten zehn Mark. Damit verkauft sich die Landesliga 92/93 zu billig. Vorsicht beim Abstieg: Unüblicherweise müssen vier Klubs aus dem 17er-Feld absteigen, bei Unterschreitung der Gesamtzahl 18 bleibt es nach allen Auf- und Abstiegsregularien jedoch bei drei Absteigern. Dann müßte der Viertletzte in die Relegation mit den drei Bezirksoberliga-Zweiten aus Darmstadt, Frankfurt-Ost und -West.
Beim Saisonrückblick 91/92 unterlief Neff ein toller Versprecher, denn er führte die gerade aufgestiegene SG Riedrode (anstatt der SG Nieder-Roden) als Absteiger auf. 47 Einzelrichter-Urteile (44 rote Karten/Spielersperren und drei Verwaltungsstrafen gegen Vereinsmitglieder) stellten einen mittleren Wert dar. Mit nur drei Spielausfällen war der Klassenleiter auf diesem Sektor fast arbeitslos, die Klasse pflegeleicht zu führen. Erst die Entscheidungs- und Relegationsspiele führten zu Überstunden und leichten Unstimmigkeiten. "Das soll sich 92/93 nicht wiederholen", versprach Neff. hdp
Was ist der erste Gedanke, wenn man einen Kaktus geschenkt bekommt? Noch dazu einen, der schlaff in einem zerdepperten Tontopf in einer Plastiktüte verstaut ist, daran ein Zettel "An Bastian". Seit gestern rätselt die Redaktion über die Beweggründe des anonymen Absenders.
Ist Bastians "grüner Finger" gefragt? Glaubt der unbekannte Besitzer, die stachelige Pflanze fühle sich hier wohl und würde wieder aufgepäppelt? Oder ist der Hintersinn dieses Präsents gar weniger freundlich?
Wir werden uns auf jeden Fall des wegen seiner Größe wohl schon recht betagten Findlings annehmen, ihn hegen und pflegen - und vielleicht avanciert er sogar zum Maskottchen der Redaktion . . . Ihre Bastienne
Zweisprachige Broschüre über die Sammlung in Schloß Philippsruhe informiert über historische Hintergründe Ein Streifzug durch vier Jahrhunderte Neuer Museumskatalog bietet Einblick in die wechselvolle Hanauer Geschichte Von Jutta Rippegather
as großformatige Heft begleitet den Leser bei seinem Gang, der vor dem geschichtsträchtigen Schloß D beginnt und im Skulpturenpark endet. Es will einen Überblick über die gesamten Präsentationen bieten. Wie Kulturdezenent Klaus Remer anläßlich der Vorstellung des Katalogs ankündigte, sollen ihm später Bände mit detaillierten Ausführungen über die Abteilungen folgen.
Das Gebäude, das sie beherbergt, erfuhr je nach Gusto der Zeit und des jeweiligen Eigentümers Umgestaltungen. Renommierte Architekten ergänzten immer wieder den Bau, für den Graf Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg im Jahr 1701 den Grundstein legte: Die ersten Zeichnungen sahen weder die beiden Seitenflügel vor, noch die Remise und den Marstall. Sein Bruder zeichnete für den Bau der Orangerie und die Alleen im Park verantwortlich.
Gemäß dem Diktat der Mode ersetzte Wilhelm II. von Hessen-Kassel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die barocke Innenausstattung durch eine klassizistische, wie sie im "Weißen Saal" noch zu finden ist. Das Gros der anderen Räume ließ ihn Landgraf Friedrich-Wilhelm von Hessen-Rumpenheim gegen 1880 mit Stuck in den Formen des Dritten Rokoko und der Neurenaissance dekorieren.
Somit weiß der Leser nun um das Ambiente, wenn er die Abteilung mit Werken der Niederländischen und Hanauer Malerei des 17. Jahrhunderts betritt. Die Ansiedlung reformierter gläubiger Emigranten aus den Niederlanden und die damit verbundene Gründung der Hanauer Neustadt befruchtete das kulturelle Leben: Es enstand die frühe Malerschule. Gemeinsam mit Frankfurt avancierte die expandierende Stadt durch das Können von Peter Binoit, Daniel Isaak und Peter Soreau zum Zentrum der Stilleben-Malerei. Das folgende Jahrhundert prägte die Porträtmalerei. Als Hofmaler des Erbprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel verewigte Anton Wilhelm Tischbein den Herrscher im Stil des Hochbarock in einem Bildnis. Format und Bildausschnitt weisen dagegen bereits auf den aufgeklärten Absolutismus hin.
Zu Lebzeiten des Künstlers gehörte die Hohe Zeit der Hanauer Fayencenmanunfaktur bereits der Vergangenheit an. Sie unterlag der Erfindung des europäischen Hartporzellans in Meißen um 1710. Das im Katalog abgebildete Schreibzeug der niederländisch-wallonischen Gemeinde stammt aus dem Jahr 1677. Es zählt zu den Prunkstücken der Fayencen-Sammlung im ehemaligen Speisesaal des Schlosses. Ebenfalls im Obergeschoß befindet sich der Ratspokal. Als "herausragendes Beispiel der Hanauer Gold- und Silberschmiedekunst des 17. Jahrhunderts" gepriesen, thematisiert der allegorische Figurenschmuck das Leben in der Stadt. Bereits unter den ersten niederländischen Siedlern hatten sich Gold- und Silberschmiede sowie Juwelenhändler befunden, die dem Handwerk in Hanau zur Blüte verhalfen.
Doch nicht nur die Siedler aus den Niederlanden verliehen der Stadt hohes Ansehen. Der 1800 im jüdischen Getto geborene Moritz Daniel Oppenheim zählt ebenfalls zu den großen Söhnen der Stadt. Seine ersten Unterweisungen erhielt er an der Zeichenakademie unter Konrad Westermayer. Landschaftliche Darstellungen sowie religiöse Motive zählten zu den Schwerpunkten seiner Arbeiten, die sich im ehemaligen Vorzimmer des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen-Rumpenheim befinden.
Oppenheim hatte Hanau schon verlassen als Alfred Richard Seebaß seinen Gießereibetrieb 1841 von Berlin nach Hanau verlegte. Die kurz danach entstandenen Produkte tragen dem Nationalgefühl im zerrissenen Deutschland Rechnung.
uch die Brüder Grimm hatten sich ja für eine Identität eines gesam- melten Volkes stark gemacht. Ih- A Dem Wirken ist die Sammlung gewidmet, die sich den Präsentationen der Wohnkultur des Biedermeier anschließt.
Dort befindet sich auch die Bleistiftzeichnung ihres Bruders Ludwig Emil, das die Herausgeber des "Deutschen Wörterbuchs" im Topos des Freundschaftbildes zeigt. Inzwischen florierte die Textil- und Tabakverarbeitung, aber auch die Edelmetallindustrie. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwikkelt sich Hanau zum industriellen Zentrum. Mit allen sozialen Veränderungen, wie die Abteilung "Wirtschaft - Armut" dokumentiert.
Im Mittelpunkt des gesamten Maingebiets steht die Stadt denn auch bei den Ausschreitungen infolge der Französischen Juli-Revolution: Carl Both bannte die Bürgergardisten bei den "Hanauer Krawallen" auf die Leinwand. Im Herbst 1830 zerstörte die aufgebrachte Menge Maut-, Licent- und Zollamt.
ls Reaktion veränderten die Herr- scher Kurhessens die Verfassung: Die darin festgelegte Gleichheit, A Ablösung der Leibeigenschaft und Frondienste der Bauern blieben eine Farce. Wer sich bei dem Wilhelmsbader Fest im Juni 1832 mit seinen politischen Reden nicht zurückhielt, dem drohte lebenslängliche Haft. Uneingeschüchtert überbrachten Pedro Jung, August Schärttner und Wilhelm Wagner dem Kurfürsten dennoch die im Februar 1848 in Hanau verabschiedete Resolution, die unter anderem Amnestie für alle "Fälle politischer Natur", Pressefreiheit und Auflösung der Klassenstände forderte.
Ein Stockwerk tiefer zeigt das Museum, wie sich die künstlerische Szene inzwischen entwickelte: Zu den beliebtesten Malern seiner Zeit zählte Georg Cornicelius, der 1898 in seiner Heimatstadt Hanau starb. Friedrich Hausmann überzeugte nicht nur mit seinen stimmungsbetonten Naturdarstellungen und Freilichtstudien. Im Jahr 1864 übernahm er die Leitung der Zeichenakademie. Als Vorstandsmitglied des lokalen Geschichtvereins, aus dessen Bestand das Museum viele Stücke rekrutierte, trug er wesentlichen Anteil an der Sammlung in Schloß Philippsruhe.
1882 richtet Hausmann in der Zeichenakademie eine Ziselierklasse ein. Damit trug er den neuen Entwicklungen in dem Handwerk Rechnung, der die Abteilung "Hanauer Silber des Historiusmus" gewidmet ist. Dokumente der Industrialisierung präsentiert anschließend die gleichnamige Sammlung anhand von Maschinen und Tafeln. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich das Residenzstädtchen Hanau zur Industrie- und Garnisonsstadt.
Billige Arbeitskräfte waren gefragt. Frauen hielten Einzug in der Landwirtschaft, in Fabriken oder verdienten ihr Geld im "häuslichen Dienst".
nter Vorsitz der Fabrikantengattin Kathinka Heraeus gründete sich 1878 eine Hanauer Filiale des "Va- U terländischen Frauenvereins". Am Ende seiner Reise durch die Zeit landet der Leser wieder im 20. Jahrhundert: Vor allem die umfangreiche Sammlung mit Werken von Reinhold Ewald wären hier zu nennen. Aber auch das Papiertheater-Museum sowie der Skulpturenpark.
Wie bereits für die kürzlich erschienene Schrift über das Papiertheater-Museum zeichnet Gerhard Lienemeyer für die Gestaltung des Museumskatalogs verantwortlich. Die Texte stammen von Museumsleiter Anton Merk und Astrid Wild. Für Remer stellt die Schrift nicht nur Informationsmaterial dar, sondern auch Werbung für das Museum und dessen Träger. Wenn alle 2000 Exemplare verkauft seien, würde sich die Investition von 33 000 Mark amortisieren.
Interessierte können den Katalog an der Museumskasse oder im städtischen Verkehrsbüro am Markt erwerben. Auch die Stadtbücherei erhielt ein Exemplar.
Die hessische Fußball-Landesliga wird 92/93 durch zehn Klubs aus dem Bezirk Frankfurt, sechs Darmstädter Vertretern sowie dem FC Bayern Alzenau (Bayerischer Fußballverband) repräsentiert. Bei der Vorrunden-/Terminbesprechung am Dietesheimer Wingertsweg wurde Bayern Alzenau (als Übersiedler) sowie die Aufsteiger SG Germania Klein-Krotzenburg (Frankfurt-Ost), FV Progres Frankfurt (Frankfurt-West), 1. FC Germania Ober-Roden (Darmstadt) sowie Relegationsrunden-Sieger SG Riedrode (Darmstadts "Vize") von Klassenleiter Horst Neff (Bad König) besonders herzlich begrüßt. Während sich die Alzenauer mit einer im Bundesliga-Stil gehaltenen Informationsmappe alle Mitkonkurrenten sowie den Verbands- und Presse-Mitarbeitern vorstellten, beließen es die übrigen Aufsteiger bei einer mündlichen Darstellung.
Bemerkenswert die offenen Worte von Klein-Krotzenburgs Vorsitzendem Peter Dinkel: "Diese Spielklasse ist ein rein finanzielles Problem. Für uns gilt von Anfang an der Klassenerhalt als einziges Ziel. An eine Meisterschaft oder ähnliches ist am Triebweg überhaupt nicht zu denken".
Er dachte dabei an die massiven Verstärkungen in vielen Klubs (SV Bernbach, FC Italia, FV Progres etc.), die manchem Landesligisten Angst und Schrecken auf dem sportlichen Terrain eingejagt haben dürften. Eine Zwei- oder Drei-Klassen-Gesellschaft droht. Erstaunlich: Trotz teilweise hochkarätiger Zugänge wie Ex-Nationalspieler Ronny Borchers (Bernbach) verkauft sich die Klasse weiterhin für sieben Mark. Eine angeregte Erhöhung auf acht Mark für den Stehplatz (teilweise verfügen auch die zweitklassigen Amateure über Tribünenplätze) wurde mit 8:9-Stimmen abgelehnt. Allerdings war der Informationsfluß vor dieser Debatte seitens der Verbandsmitarbeiter unzureichend, denn die Oberliga Hessen erhöhte auf zehn Mark, die Frankfurter Bezirksoberligisten nehmen fortan sechs Mark. Somit wären acht Mark die Richtschnur gewesen. Zumindest eine Spielzeit lang verkauft sich die Landesliga Süd zu billig. Allerdings kann kein Verbandsmitarbeiter die Preise (auch nicht die Obergrenze) bestimmen, der Veranstalter ausscheren und theoretisch seinen eigenen Haustarif anbringen. Dann allerdings würde er sich den Zorn der Konkurrenten zuziehen, wären entsprechende Absprachen gänzlich Makulatur.
In der Oberliga schert beispielsweise Kickers Offenbach aus. Der OFC verlangt zwölf Mark für den Stehplatz. Angebot und Nachfrage regeln auch im Amateurfußball den Preis.
Debatten löste der Terminvorschlag des Staffelleiters Neff aus. Vor allem die drei Wochentagsrunden in der zweiten Halbserie waren einem Großteil der Vereinsvertreter ein Dorn im Auge. Ein Lösungsvorschlag, der jedoch erst im Rahmen der Rückrunden-Besprechung am 23. November in Alzenau abschließend behandelt werden soll: Die Spieltage 33 (22. April) und 34 (13. Mai) auf Februar (7./14.) vorzuziehen, damit die geplante Winterpause um drei Wochen abzukürzen.
Es wurde viel diskutiert. Hoch gingen die Wellen auch in puncto Relegationsteilnahme zur Oberliga Hessen. Bisher blockt das Amateur-Oberhaus mit dem Argument ab, daß für die Oberligisten ebenfalls keine Möglichkeit nach oben (bezahltes Lager) bestünde, der Meister nicht einmal direkt aufsteigen darf. Argumenten, denen sich niemand verschließen kann, die erst nach einigen Spielsystem-Korrekturen vom Tisch wären. Eine süddeutsche Oberliga (Regionalliga?) wäre die Lösung. Dann könnte auch der Hessenmeister direkt aufsteigen, der Rangzweite relegieren, womit auch die Relegation nach unten (zur Landesliga) freigegeben würde.
Auf jeden Fall wollen die Landesliga-Vertreter (inklusive den Klubs der Gruppe Mitte und Nord) eine gemeinsame Resolution verfassen und beim Verbandsfußballwart Adam Schade (Witzenhausen) einbringen. Federführend für diese Aktion ist der Klein- Karbener Abteilungsleiter Konrad Heermann.
Ebenso wollen die Vertreter der zweithöchsten Amateurklasse dafür eintreten, daß die Tordifferenz ab 93/94 bei Punktgleichheit zählt, Entscheidungsspiele (vor der Relegationsrunde) entfallen.
Weniger Probleme bereitete die Vorrundengestaltung beziehungsweise die Terminierung der Spiele bis Weihnachten. Der Startschuß fällt am 8. August (15.30 Uhr) zur Bundesligazeit. Der TSV Wolfskehlen (gegen den hohen Favoriten SV Bernbach), SV Mörlenbach (gegen den "hochinteressanten" FC Bayern Alzenau) sowie die Spvgg. Dietesheim (gegen Titelanwärter IKSV Klein-Karben) rechnen gleich mit großen Kulissen. Inbesondere in Wolfskehlen und Mörlenbach (600 gelten als Untergrenze) soll es in den Kassen kräftig klingeln. Vorrundenende soll am 29. November sein, die Weihnachtspause am 14. Dezember beginnen. Die Entzerrung der Spiele (46 von 136 wurden vom Sonntag auf Samstag vorgezogen) soll ebenfalls zu einem höheren Zuschauer-Potential führen. Treibende Kräfte bei den Samstagspielen blieben der SV Bernbach und die Spvgg. Dietesheim, aber auch die Neulinge SG Germania Klein-Krotzenburg und vor allem Bayern Alzenau wollen diese Möglichkeit nutzen, der stattlichen Kreis- und vor allem der Nachbarschafts-Konkurrenz zu entfliehen. Vereinzelte Versuche, am Freitagabend zu spielen, wurden von den Gästen wegen zeitlicher Probleme abgeblockt, werden jedoch auf Dauer nicht aufzuhalten sein. Spätestens dann, wenn der Sonntag als Hauptspieltag gelöscht wird. Diese Bestrebungen sind besonders in den beiden oberen Amateurklassen im Gange. Dann müßten auch die Sonntags-Freaks (Viktoria Griesheim, Italia und Progres Frankfurt sowie der SV Jügesheim) neue Überlegungen anstellen beziehungsweise mit den Kommunen andere Spielmöglichkeiten aushandeln. Das Argument, die Spieler müssen bis Samstagmittag oder Freitagabend arbeiten, hinkt bei Etats, die teilweise an eine halbe Million Mark heranreichen dürften, bereits jetzt.
HANS-DIETER PUTH
Fußball-Oberligist FV Bad Vilbel will am Sonntag (10.30 Uhr, Niddasportfeld, Huizener Straße) seine Mannschaft für die Saison 92/93 präsentieren. Der Aufsteiger hat einen "Tag der offenen Tür" geplant, will sich Anhängern und Presse hautnah präsentieren. Das Team von Trainer Peter Rübenach, das insgesamt fünf Abmeldungen und sieben Neuzugänge zu verzeichnen hat, konnte bei ihrem ersten Test (0:1 bei der SG 01 Höchst) nicht überzeugen, trumpfte aber bereits 24 Stunden später in Dietesheim mit 6:0 Toren - wie gemeldet - gehörig auf. Am Samstag folgt beim FSV Steinbach (16 Uhr) der nächste Test, nach der Mannschaftsvorstellung am Sonntag vormittag fährt der FV-Tross nach Burg-Gräfenrode und absolviert dort ein Einlagespiel gegen den Erzrivalen und letztjährigen Mitbewerber um die Meisterschaft, KSV Klein-Karben. Mit einem Test bei der Spvgg. Fechenheim (21. 7.) muß der Vorbereitungsblock abgeschlossen werden, denn bereits am 24. Juli (19.30 uhr) folgt die Oberliga-Premiere gegen Eintracht Frankfurt Amateure. Dabei werden 2000 Zuschauer erwartet. Die Fans freuen sich auf Hessenauswahlkeeper Thomas Rühl (TSV Grünberg), das Oberliga-Quartett Edgar Nix (Rotweiß Walldorf), Andreas Webert (VfR Bürstadt), Ingo Weber (SG 01 Höchst) und Dirk Haigis (FSV Frankfurt) sowie Michael Deuerling (Germania 94 Ffm., früher Spvgg. Bad Homburg, Eintr. Haiger, Hessen Kassel) und Ingo Doerk (VfB Unterliederbach). hdp
BAD NAUHEIM. "Wir wollen den Weltrekord brechen. Dazu sind wir fest entschlossen," sagt Michael Sattler mit großem Selbstbewußtsein. Er weiß warum: Monatelang haben er und weitere 14 Jugendliche der Dorheimer Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) für dieses Ziel trainiert und mittlerweile sogar erfolgreich drei Probeläufe absolviert. Dennoch: Sattler und seine Mitstreiter wissen, daß vor ihnen nicht nur ihre bisher größte persönliche Herausforderung liegt, sondern auch eine Tortur ohnegleichen, wenn heute morgen um 11 Uhr der Startschuß zum Weltrekordversuch im Usa-Wellenbad zu hören sein wird. Selbst wenn dieser scheitern wird, wird es mit der Kinderkrebsstation Peiper in Gießen einen Sieger geben, denn dafür wollen die Dauerschwimmer kräftig Spenden sammeln.
Ab morgen 11 Uhr wird mindestens ein Schwimmer seine Bahnen im Usa-Hallenbad ziehen. Auf den Rhythmus hat sich die Gruppe vor Monaten geeinigt: Zunächst wird ein Athlet eine halbe Stunde schwimmen, dann eine Stunde pausieren, um dann eine weitere halbe Stunde zu schwimmen, bevor er sich eine Pause von rund sechs Stunden gönnen kann. Dieser Rhythmus wird rund um die Uhr beibehalten, und das zunächst sieben Tage und sieben Nächte lang. Denn auf diese Marke steht der 1983 von der DLRG-Ortsgruppe Wächtersbach aufgestellte Weltrekord, der so im Lexikon der Superlative dokumentiert ist. Läuft alles nach Plan, soll der derzeit bestehende Rekord genau eine Woche nach dem Start am 22. Juli um 11 Uhr eingestellt werden.
Dann bekommt die Gruppe vielleicht die größten Probleme, denn wenn erst der alte Rekord gebrochen ist, müssen die Athleten sich neu für das selbstgesteckte Ziel von zehn Tagen und zehn Nächten motivieren. Deshalb glaubt Günter Wagner vom Bad Nauheimer Institut für Sporternährung auch, daß zwischen dem siebten und achten Tag ein "Totpunkt" für die Schwimmer kommen wird.
Wie groß dieser sein wird, ist den Schwimmern erstmals bei den Testläufen aufgegangen. Selbst bei dem Versuch über drei Tage und drei Nächte machte er sich nicht bemerkbar. Erst bei der Generalprobe, als die Schwimmer fünf Tage und fünf Nächte im Einsatz waren, suchte das "Männlein mit dem niederschmetternden Hammer" die Gruppe am vierten Tag so stark heim, daß einige Probleme gehabt hatten, sich neu zu motivieren, obwohl sie bereits 420 Kilometer geschwommen waren.
Doch diese Stunden sind den Sportlern noch sehr gut in Erinnerung. Deshalb haben sie sich darauf mental gut vorbereitet, um nachhaltig und wirkungsvoll ihren "inneren Schweinehund" bekämpfen zu können.
Trotz allen Trainings: Ohne die richtige Ernährung läßt sich die angestrebte Dauerbelastung nicht absolvieren. Aus diesem Grund stellte das Bad Nauheimer Institut für Sporternährung kostenlos sein Wissen zur Verfügung und änderte die Ernährungspläne der Wetterauer. Dazu Günter Wagner: "Während des Versuchs sollte nur ein Viertel der Ernährung aus Fleisch bestehen und der Rest aus kohlehydratreichen Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln, Reis und Gemüse."
Der Ernährungswissenschaftler empfahl zudem den Schwimmern, möglichst viel zu trinken, um so, zusammen mit der richtigen Ernährung, die verbrauchten Energiedepots wieder aufzufüllen.
Sportmedizinisch wird die Gruppe von dem Bad Nauheimer Sportarzt Dr. Merkelbach betreut, der vor Wochen alle Dauerschwimmer bereits auf Herz und Nieren untersuchte. Jeden Tag wird er sich im Usa-Wellenbad nach dem Wohlbefinden der Schwimmer erkundigen und gegebenenfalls darüber entscheiden, ob einer das Rennen beenden muß. Damit es keine verhärteten Muskeln gibt, wird ab dem zweiten Tag eine Masseurin die Athleten durchkneten, wie Thomas Hergesell von der DLRG-Ortsgruppe Dorheim berichtet. Doch damit nicht genug: Damit der Weltrekordversuch auch notariell beglaubigt werden kann, schauen unangemeldet diverse Beobachter im Usa-Bad auf den insgesamt 22 Computer- Listen der Protokollanten nach, ob diese auch die richtige Zahl der geschwommen Bahnen notieren und ob auch tatsächlich der gemeldete Schwimmer im Wasser ist. Damit das ganze Spektakel abgewickelt werden kann, hat die rund 640 Mitglieder zählende DLRG-Ortsgruppe Dorheim über 40 ihrer Mitglieder für die Organisation eingespannt.
Sollte der Rekord gleich auf zehn Tage und zehn Nächte ausgebaut werden, dann wird der letzte Aktive das Wasser am Samstag, 25. Juli, ab 11 Uhr verlassen. Jeder Schwimmer war dann 48mal gestartet, was einer Schwimmleistung von insgesamt 24 Stunden entspricht.
REINER STRACK
KARBEN. Eine alte Postkarte mit dem Bild des in den 60er Jahren abgerissenen Tanzpavillons am Selzerbrunnen genügte der städtischen Architektin Carolina Bittendorf, um den Grundriß zu rekonstruieren. Ihren Planentwurf im Maßstab 1 : 100 hat der Magistrat jetzt nach Friedberg an das Kreisbauamt geschickt, verbunden mit einer Bauvoranfrage.
Wie Bürgermeister Detlev Engel mitteilt, möchte die Stadt den Pavillon an der früheren Stelle unter den Bäumen nahe der ehemaligen Gastwirtschaft wieder aufbauen und ihn möglichst so wiedererstehen lassen, wie er einmal gewesen war.
Architektin Bittendorf konnte noch den früheren achteckigen Grundriß ausfindig machen. Der Pavillon war genau 9.31 Meter breit. Auf der einen Seite konnte man die hölzerne Tanzfläche über zwei Stufen betreten. Der Haupteingang war komfortabler, nämlich 2,50 Meter lang und mit einem Giebeldach geschützt. Das Gebäude will die Stadt aus Holz errichten. Es werde eine reine Zimmermannsarbeit werden, sagte der Bürgermeister, der im übrigen zuversichtlich ist, daß das Kreisbauamt die Bauvoranfrage positiv bescheidet. Schließlich wolle die Stadt ja nichts anderes als einen Zustand wie vor 30 Jahren wiederherstellen. hm
Mittwoch, 15. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Microband - Musikclowns; 21 Uhr, Hof des Historischen Museums: Microband - "Doremifasollasizu". Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, Erwin Stache - "Paradoxe Klaviaturen".
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: 20.30 Uhr, Les ThraFam, Trio Infernal, Die Frankfurter Spielfrauen, Die Mainsirenen, Connie Webs & Claudia Brendler, Die Tolleranzen - Moderation Reinhard Lila; Öko-Haus, Kasseler Str.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Down N'Dirty.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan Trio.
JWG-Universität Frankfurt, Aula/Mertonstr.: 20 Uhr, Semester-Abschlußkonzert. Palmengarten, Siesmayerstrs. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Konzepte moderner Keramik. Glasur kontra Natur?".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Miriam Cahn und Jochen Flinzer".
Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Edvard Munch - Theater und Literatur" sowie um 19 Uhr zum Thema "Die Landschaften".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Getto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Begleiter Jesu und Verkünder des Ev.: Die Apostel".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Ausgerottet - Ausgestorben".
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17-19 h.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr, Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.):
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31.7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1.8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 - 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5.9.). Ausstellungen Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.). Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
jk FRANKFURT A. M. Die Kritik in Europa und den USA an der straffen deutschen Geldpolitik scheint den Frankfurter Währungshütern allmählich unter die Haut zu gehen. Denn in einer für sie ungewöhnlich schroffen Art weist die Bundesbank diese Vorwürfe in ihrem neuen Monatsbericht zurück. Im Kern läuft das Monitum der Ausländer darauf hinaus, daß sie die Kosten der deutschen Vereinigung unfreiwillig mittragen müßten. Denn, so deren Argumentation, aufgrund des Zusammenschlusses sei das Zinsniveau nicht nur hierzulande, sondern auch international höher als es ohne die vereinigungsbedingten Finanzierungskosten wäre.
Das Haus Schlesinger merkt dazu an, daß in Deutschland angesichts des Inflationsdrucks eine straffe Geldpolitik unumgänglich sei, und erinnert an die Ankerfunktion der Mark im Europäischen Währungssystem. Eine Aufweichung des Stabilitätsstandards der Mark "bliebe nicht ohne Folgen für eine Reihe von Partnerländern und müßte die Eintrittsbedingungen in die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion verschlechtern. Insofern liegt die konsquente Geldpolitik der Bundesbank auch im europäischen Interesse".
Ferner würden die ausländischen Kritiker die positiven Effekte des Vereinigungsprozesses auf die Konjunktur in ihren Heimatländern übersehen. Nach Darstellung der Notenbank führte der Beitritt der ehemaligen DDR zu einem "beträchtlichen Importsog", während die westdeutsche Wirtschaft sich auf die neuen Bundesländer konzentrierte und ihre Exportmöglichkeiten nicht voll ausnutzte. Ein "markantes Beispiel" dafür sei die PS-Branche. Die EG-Partner hätten 1991 mit 1,55 Millionen fast doppelt so viele Autos in Deutschland verkauft wie zwei Jahre zuvor. Ingesamt hätten die EG-Länder 90 Prozent ihres Wachstums im vergangenen Jahr diesen speziellen Nachfrageimpulsen aus Deutschland zu verdanken und 1990 ein Drittel.
EMMA KALICINSKI wird heute 100 Jahre alt. Die Bad Homburgerin, die seit Anfang der 50er Jahre in der Kurstadt wohnt, wurde am 15. Juli 1892 in der Nähe von Frankfurt an der Oder, im kleinen Ort Rädnitz, geboren, der heute in Polen liegt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges lebte Emma Kalicinski, die noch sechs Geschwister hatte, in Schlesien auf einem Bauernhof. Dort heiratete sie 1920 Franz Kalicinski, der als Lehrer arbeitete und in seiner Freizeit komponierte. Davon allerdings ist nichts erhalten. Denn auf der Flucht konnte die Familie nichts mitnehmen. Emma Kalicinski lebt heute in der Nähe ihrer Tochter, der sie 1951 von Berlin nach Bad Homburg folgte. Hier soll zum Geburtstag auch die ganze Familie zusammenkommen. Dazu gehören mittlerweile noch vier Enkelkinder und sieben Urenkel.
IRIS KERBER, Leiterin der Kindertagesstätte Oberbornstraße in Friedrichsdorf, wurde zur neuen Vorsitzenden des Personalrates der Stadt gewählt. Sie ist die erste Frau in diesem Amt.
MANFRED SEE, seit 1979 stellvertretender Wehrführer der freiwilligen Feuerwehr Friedrichsdorf-Burgholzhausen, und Wilhelm Weiß, seit 1957 Vorstandsmitglied beim Gesangverein Concordia 1856, erhielten den Ehrenbrief des Landes Hessen für ihre Verdienste um Feuerwehr und Gesangverein. Die Auszeichnung wird für mindestens zwölf Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in Parteien und Vereinen verliehen.
Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Die Sprechstunden des Ortsvereins sind jeden Mittwoch (16.30 bis 17.30 Uhr) im Büro, Löwengasse 33. Nähere Auskunft über alle Angebote des Ortsvereins gibt Heinz Gehrmann (Tel. 45 05 83). opt
Bornheimer Eisschützen-Club 1984: Zum Training treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 20 Uhr, in der Eissporthalle am Ratsweg (kleine Halle). opt
Briefmarkensammlerverein in Bergen-Enkheim: Zum Tauschtag trefen sich Mitglieder und Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet jeden ersten Sonntag im Monat (ab 10 Uhr) sowie jeden dritten Freitag (ab 19 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft geben Wolfgang Held (Tel. 45 00 / 2 21 90) und Heinz Glöckner (Tel. 45 00 / 3 14 69). opt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. opt
Carnevalverein Pierrette Bornheim: Die Jugend-Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Montag ab 18 Uhr im Vereinsraum, Berger Straße 237. Jeden Mittwoch ist Trainingstag im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17 (Raum 3) für die Kindergarde (ab 17 Uhr), für die Jugendgarde (ab 18 Uhr) und für die Damengarde (ab 20 Uhr). Für die Nachwuchsgarde werden noch Kinder zum Mittanzen gesucht. Weitere Informationen gibt Roswitha König (Tel. 73 24 29). opt
Chorgemeinschaft 1945 Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20.30 Uhr, in der alten Freiligrathschule, Am Mainbörnchen. In den gemischten Chor werden ständig am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Günther Straussberger (Tel. 41 14 39). opt
Chorgemeinschaft Liederlust 1873 Bergen-Enkheim: Die Sängerinnen treffen sich zur Chorprobe donnerstags von 20 bis 22 Uhr in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 1). opt
Chorgemeinschaft "Liederlust" 1873 Bergen-Enkheim: Die Sänger treffen sich zur Chorprobe dienstags (20 bis 22 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft bei Georg Grausam (Tel. 0 61 09 / 3 44 81). opt
DLRG Bergen-Enkheim: Die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet montags Kinder und Erwachsene im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus (Kinder ab 19.15 Uhr, Erwachsene ab 20.15 Uhr). Übungsstätte ist das Hallenbad Bergen-Enkheim (Fritz-Schubert-Ring). Anmeldungen werden im Hallenbad angenommen. opt
DLRG Fechenheim: Die Gruppe Fechenheim der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet Schwimmanfänger und Rettungsschwimmer aus. Trainingsabend für die Aktiven ist jeden Montag ab 20 Uhr im Bezirkshallenbad Fechenheim, Konstanzer Straße 16. Auskunft gibt Richard Gerth (Tel. 43 51 78). opt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). opt
Eintracht Frankfurt: Die Turn-Abteilung bietet Geräteturnen für Erwachsene an. Freitags von 20.45 bis 21.30 Uhr - zuvor zwischen 20 und 20.45 Uhr Aufwärmgymnastik. Auskünfte gibt montags, dienstags, donnerstags und freitags (15 bis 18 Uhr), die Geschäftsstelle, Oederweg 37, Tel. 55 35 40.
1. Bühnentanzsportclub 1986: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein mittwochs ab 20 Uhr in der Gaststätte "Monokel", Berger Straße. 213. opt
Fechenheimer Musikzug 1986: Die Spielleute des Vereins treffen sich zu den Übungsstunden jeden Dienstag und Donnerstag (19.30 bis 21 Uhr) im Pavillon der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Am Mainbörnchen. Das Vereinslokal ist die Gaststätte "Bier-Hannes", Hanauer Landstraße 568. Auskunft gibt Horst Kalbhenn (Tel. 41 44 49). opt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakte über Manuela Koch, Telefon 0 61 87 / 34 56. opt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Weitere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). opt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. opt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). opt
Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Bläser donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Orchesters (Big- Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. opt
Gesangverein Sängerlust Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Mittwoch, 19 Uhr, im Rathaussaal Fechenheim, Pfortenstraße 1. Auskunft gibt Karl Heinelt, Tel. 41 47 37. opt
Harmonie-Orchester Frankfurt: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, im "Bornheimer Ratskeller", Kettelerallee 72. opt
Judo-Club Bergen-Enkheim: Judo für Kinder und Ewachsene bietet der Verein jeden Freitag (ab 18 Uhr) in der Sporthalle der Schule am Hang. In der kleinen Sporthalle der Schule am Ried sind jeden Freitag, ab 18 Uhr, Übungsstunden in Karate für Jugendliche und Erwachsene. Auskünfte gibt Kurt Eisenacher, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 3 37 44. opt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80. opt
Karneval-Club "Die Nordendler": Der Verein bietet Jugendlichen und Erwachsenen vielfältige Freizeitbeschäftigungen, etwa in den Tanzgarden, im Männerballett, Musikzug oder im Hobbyfußball. Die Minigarde trifft sich freitags von 18 bis 19.30 Uhr im Clubzentrum Glauburg-Bunker. Die Midigarde probt dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr im Gehörlosenzentrum (Rothschildallee 16). Die Maxigarde trainiert jeden Dienstag (19.30 bis 21.30 Uhr) im Gehörlosenzentrum und jeden Freitag (ab 19.30 Uhr) im Clubzentrum. Der Musikzug probt im Bunker jeden Donnerstag und Montag von 19.30 bis 21.30 Uhr (Anfänger ab 18.30). Weitere Auskunft gibt Vorsitzender Wolfgang Lenz unter Tel. 23 16 34. opt
Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Für seine Tanzgarden und Majorettengruppen sucht der Verein noch Mädchen zum Mittanzen. Aufnahmen sind jeden Montag ab 16 Uhr sowie donnerstags und freitags ab 19 Uhr im Vereinsheim, Petterweilstraße 8, möglich über Tel. 45 40 20. opt
Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Das Vereinsheim in der Petterweilstraße 68 ist jeden Donnerstag und Freitag, jeweils ab 19 Uhr, für Mitglieder geöffnet. Interessierte Eltern können sich an beiden Tagen über die Proben der Tanzgarden informieren. opt
Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910: Die Mitglieder der Prinzessin-Uschi-Garde treffen sich jeden Donnerstag (19 Uhr) zum Training im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24 (ab 20 Uhr probt das Männerballett im "Stutzer"-Heim, Rendeler Straße 49). Jeden Dienstag proben die Angelika-Garde (ab 17 Uhr), die Inka-Garde (ab 17.30 Uhr) und das NHS-Ballett (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bornheim" in der Saalburgstraße 17. Interessierte können sich telefonisch anmelden unter Tel. 45 86 10. opt
Karnevalistischer Tanzsport-Club 1980 Bornheim: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine vielseitige Mitwirkung im Twirlingsport, Leistungs- und Showtanz. Für alle Disziplinen stehen ausgebildete und erfahrene Trainer zur Verfügung, die auch Elemente aus Ballett- und Jazztanz sowie Turnen vermitteln. Weitere Auskunft gibt Otto Heinicke (Tel. 49 41 67). opt
Karnevalverein "Die Spinner" 1951 Riederwald: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine vielseitige Freizeitbetätigung unter anderem in den Tanzgarden. Kostüme und Uniformen werden gestellt. Wer sich für den karnevalistischen Show-, Garde- und Steptanz interessiert, erhält weitere Informationen von Guido Pruschina, Tel. 41 52 29. opt
Karnevalverein Schwarze Elf Fechenheim: Zum Training treffen sich die Mitglieder der Minigarde jeden Montag, 16 Uhr (ab 17 Uhr probt die Damengarde), im Rathaussaal, Pfortenstraße 1. Und für die Minigarde werden noch Mädchen ab sechs Jahren gesucht. Weitere Auskunft: Dieter Herbert (Tel. 41 63 46). opt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann über Tel. 39 17 78. opt
Musikverein Vorwärts Fechenheim: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20 Uhr, im Bootshaus des Frankfurter Ruder-Clubs 1887 Fechenheim, Leinpfad. opt
Philharmonie Fechenheim: Die Mitglieder der Theatergruppen treffen sich jeden Dienstag und Donnerstag (jeweils um 20 Uhr) im Vereinsheim, Am Mainbörnchen (im Schulpavillon). opt
Radfahrer-Club 1903 Bergen: Radballtraining ist jeden Montag (20 bis 22 Uhr), Dienstag (16 bis 18 Uhr) sowie jeden Donnerstag (19 bis 22 Uhr) in der Turnhalle der Schule am Ried. Weitere Informationen gibt Horst Kaaden, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 2 26 65. opt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde freitags (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" (Preungesheim, Gelnhäuser Str. 2. opt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). opt
Sängerchor der Lokbediensteten in Frankfurt: Zur Probe treffen sich die Aktiven dienstags, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. opt
Schachverein 1926 Fechenheim: Die Aktiven treffen sich zum Spielabend jeden Freitag, 20 Uhr, in der "Bauernstube" der Turnhalle, Pfortenstraße. opt
Schachverein 1926 Fechenheim: Die Aktiven treffen sich zum Spielabend jeden Freitag, 20 Uhr, in der "Bauernstube" der Turnhalle, Pfortenstraße. opt
Sportgemeinschaft Enkheim: "Seniorengymnastik ohne Leistungsdruck" bietet der Verein Interessierten jeden Mittwoch (10 bis 11.30 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Diese Übungsstunde steht unter Aufsicht und Anleitung eines Sport-Pädagogen. opt
Sportgemeinschaft Riederwald: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen des Vereins treffen sich zur Übungsstunde unter ärztlicher Aufsicht jeden Mittwoch (18 bis 20 Uhr) in der Pestalozzischule, Vatterstraße 1. Geleitet werden die Übungsstunden von Fritz Basser und dem Arzt Dr. Evangelis Stergiou. Abteilungsleiter ist Walter Fritz. Weitere Auskunft gibt Fritz Basser (Tel. 41 33 67). opt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Volleyballerinnen und Volleyballer. Trainiert wird jeden Montag in Bornheim (Hallgartenschule, von 20 bis 22 Uhr). Auskunft gibt Jeanette Eisenberg unter Tel. 52 91 85. opt
Square-Dance-Club Bernemer Squeezers: Zur Übungsstunde (offen auch für Gäste) treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Sonntag ab 19 Uhr in der Lersnerschule (Eingang Eichwaldstraße). Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Rolf Möller (Tel. 57 96 25). opt
Turngemeinde 1860 Bornheim: Der Verein bietet Aerobic und Jazztanz für Mütter mit kleinen Kindern. Weitere Auskunft gibt die Vereinsgeschäftsstelle (Tel. 45 34 90, dienstags und donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr). opt
Turnverein 1875 Seckbach: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen treffen sich zur Übungsstunde unter ärztlicher Aufsicht jeden Donnerstag (16 und 17.15 Uhr), in der Vereinsturnhalle, Am Schießrain 2. Geleitet werden die Übungsstunden von Sportlehrer Siegfried Zinn (Tel. 47 22 32). opt
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Mönus": Die Mitglieder treffen sich zum Tauschtag jeden Sonntag, 9 bis 13 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Lothar Kischkewitz über Tel. 43 18 35. opt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr in der Gaststätte "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen über den Verein gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. opt
Volkschor Liederkranz Bergen-Enkheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven mittwochs, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 1). opt
OFFENBACH. Wird die liebliche Rapunzel gleich ihren langen blonden Zopf aus einem der Fenster des efeubewachsenen Märchenturmes halten? Steigt die geheimnisvolle Elbin Undine aus den wieder klareren und vom Vollmond beschienen Mainfluten, um den unter den schattigen Kastanien und Weiden vor sich hin sinnenden Zecher für sich zu gewinnen? Aber der schöne Wassergeist kommt nicht, und auch Rapunzel schmachtet nicht in der idyllischen Ruine, dafür aber jede Menge Fledermäuse. Sie schwirren an den warmen Sommerabenden über den Fluß, ohne jedoch den Biergarten-Gäste in die langen Haare zu fahren.
Gerhard Heil, Vorsitzender der Offenbacher Rudergesellschaft Undine von 1876, sagt: "Wir haben die Fenster so mit Maschendraht geschlossen, damit die Tauben nicht hineinkönnen und die Fledermäuse nicht stören." Um die kleinen, nur Insekten vertilgenden "Vampire" kümmert sich vor allem der dem Verein eng verbundene Grafiker und Höhlenforscher Peter Schneider. Wegen der Fledermäuse bleibt die zwanzig Meter hohe Ruine so, wie sie jetzt ist. Das stattliche Undine-Bootshaus wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges mehr aus Versehen zerstört, denn direkt daneben verschanzte sich ein letztes Aufgebot mit einer Flak-Batterie.
Das Bootshaus gibt es seit dem 24. Mai 1903 auf dem Fechenheimer Mainufer. Vorher hatten die Undine-Ruderer, die vornehmlich der Beamtenschaft, der Justiz, also dem "gehobenen Bürgertum" angehörten, ihr Clubhaus am Nordring. So erklärt sich auch der mysthisch klingende Name des Vereins: "Undine" (Welle vom lateinischen unda). Der mittelalterliche Staufenberger, Paracelsus (1493 bis 1541), dann Achim von Arnim und Friedrich de la Motte Fouqué haben über diesen schönen Wassergeist Undine geschrieben: Die Elbin konnte nur über die Liebe und die Heirat mit einem Menschen eine Seele gewinnen. In der Novelle von Motte Fouqué stirbt der Ritter Huldbrand, leidenschaftlich in seiner Liebe hin- und hergerissen zwischen der Nymphe und der schönen Fischerstocher Bertholda, durch die zarte Hand der Undine.
Ihr Tatmotiv ist Eifersucht und die Angst, ihre frischgewonnene Seele durch den Liebesentzug des unentschlossenen Ritters wieder zu verlieren.
Der Fortschritt, der neue Hafen, der ja eine ausgebaggerte Mainschleife ist, vertrieb die "Undine" vom Nordring. 120 000 Mark kostete damals der Neubau einschließlich einer eleganten Freitreppe und eines mit "allem Komfort eingerichteten Ankleide- und Doucheraumes".
Die "Undine" blieb trotz ihres Umzuges auf das Fechenheimer Mainufer ein Offenbacher Verein und pflegte trotz ihres betont bürgerlichen Ambientes - Arbeiter wurden zunächst nicht aufgenommen - Kontakte zu den beiden gegenüberliegenden Rudervereinen Hellas und Wiking. Das waren Sportvereine der immer selbstbewußter werdenden Arbeiterschaft. Das steht nicht in den Annalen der Vereine, aber hartnäckig hält sich die Fama von regelrechten "See-Gefechten" auf der Mitte des Flusses. Da sollen nach Wettbewerb und Training die unfeinen Sprüche hin- und herüber über den Bach geflogen sein. Die Gemüter erhitzten sich, die Lust aufs Scharmützel wuchs. Man eilte in die Boote, um auf der Mitte des Stromes die klassenkämpferische Diskussion handgreiflich und ruderschwingend auszutragen. Die Fama sagt aber auch, daß man sich nach dem "Krieg" wieder friedlich zum Trunke zusammenhockte.
Der bisherige Pächter des Undine-Clubhauses ging zurück in seine thüringische Heimat, um in Erfurt ein Steakhaus zu errichten. Im Frühjahr pachtete die Grafikerin Marieta Held den gastromonischen Bereich von der Rudergesellschaft. Sie verkaufte ihr bisheriges Restaurant, das Mezza Luna (Halbmond) in der Bismarckstraße 6, brachte aber nicht nur ihren Chefkoch und Lebensgefährten, Mustapha Khuoja, sondern auch ihre alte Stammkundschaft mit.
So ist das Clubhaus der Undine nicht nur zu einem Refugium der Wassersportler, sondern auch zu einen Treffpunkt der Offenbacher Künstler und HfG-Studenten, vor allem aber der Jazzer geworden. Die OFFJAZZ-GROUP und der neue Verein JAZZ E.V. werden wahrscheinlich am 25. Juli hier ein Sommernachtskonzert geben.
an FRANKFURT A. M. Von der Demokratisierung und der Umstellung auf die Marktwirtschaft in Osteuropa will auch der Büromöbel-Hersteller Schaerf in Worms profitieren. Vorstandschef Roland Hess rechnet wegen zusätzlicher öffentlicher und privater Verwaltungsaufgaben mit einer steigenden Nachfrage nach Schrankwänden, Schreibtischen und Bürostühlen. Um für den Ansturm gerüstet zu sein, haben die Wormser zwei Betriebe in Ostdeutschland übernommen und ein neues Werk in Schwallungen (Thüringen) errichtet, wo bis Ende nächsten Jahres mindestens 70 Leute einen Arbeitsplatz finden sollen.
Schaerf, Holding für elf weitgehend selbständige Produktionsstätten sowie einer Reihe von Vertriebsfirmen mit insgesamt mehr als 2400 Beschäftigten, investierte im vergangenen Jahr 47 Millionen Mark. Davon ist mehr als die Hälfte in die neuen Bundesländer geflossen. "Unser Management hat das nötige Know-how, sanierungsbedürftige Unternehmen in kurzer Zeit in die Gewinnzone zu bringen", lobt Hess sich und seine Kollegen. So machte Drabert in Minden 1991 einen Gewinn von 7,2 Millionen Mark, während es im Vorjahr noch einen Verlust von fünf Millionen gegeben hatte.
Insgesamt konnte der Konzern 1991 den Umsatz um ein Drittel auf knapp 600 Millionen Mark steigern und den Überschuß auf 27,6 Millionen Mark nahezu verdoppeln. Dieses "Spitzenergebnis" soll in diesem Jahr gehalten werden. Die Anteilseigner werden mit einer erhöhten Ausschüttung bedacht: Neben einem Bonus von drei Mark gibt es zwölf Mark Dividende für die Stamm- und dreizehn für die Vorzugsaktien.
Gutachter Matthias Zorn: Durch die Zerstörung der uralten Linde im Starkwurzelbereich ist ein nachhaltiger Schaden entstanden Der Baum braucht jetzt Hilfe
Von Jörg Muthorst BAD VILBEL. Ein Naturdenkmal, so wie es der Unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises vorschwebte, wird aus der Dortelweiler Linde nahe der alten Bürgermeisterei wohl nicht mehr werden. Dazu sind die Schäden, die dem rund 110 Jahre alten Baum durch Baggerarbeiten am künftigen Alfred-Manasek-Platz zugefügt wurden, wahrscheinlich zu groß. Gestern begann ein vom Wetteraukreis beauftragtes Sachverständigenbüro mit der Untersuchung des Schadensausmaßes. Ein genaues Ergebnis liegt noch nicht vor. Erste Schätzungen gehen jedoch von einer Beschädigung von 20 bis 30 Prozent des Wurzelwerks aus. Genug, um die Zunkunft der ortsbildprägenden Linde ernsthaft zu gefährden. Am Dienstag wurden die Wurzeln des Baumes freigespült, um das genaue Ausmaß des Schadens festzustellen. Gartenbau-Ingenieur Matthias Zorn und die Mitarbeiter seines Sachverständigenbüros erlebten dabei manch böse Überraschung. Beschädigte Ausleger nahe der Erdoberfläche seien von dem Bauunternehmen offensichtlich wieder zugeschüttet worden, stellte der vereidigte Sachverständige fest. Andere Zerstörungen sind im wahren Sinne des Wortes tiefgründiger. Die von der Baggerschaufel durchtrennten Wurzeln sind bis zu einem Meter weit gesplissen, ihre Verletzung also weitaus größer, als auf den ersten Blick sichtbar.
Als zweites wird nun das Wurzelfundament im Hinblick auf die Statik des Baumes untersucht. Gegebenenfalls muß die Standfestigkeit der Linde geprüft werden. In einer weiteren, bodenphysikalischen Untersuchung wird geklärt, ob die Versorgung des Baumes mit Wasser und den darin enthaltenen Nährstoffen noch gewährleistet ist. Matthias Zorn: "Durch die starke Zerstörung im Starkwurzelbereich ist ein nachhaltiger Schaden entstanden." Sollte der Baum nicht mehr in der Lage sein, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen, werde die Linde im Wuchs (jährlich etwa 10 bis 20 Zentimeter) stagnieren und womöglich ihre Krone zurückbilden. Neben solcher "Wuchsdepression" sei der Nährstoffmangel dann auch an einer gelb-braunen Verfärbung der Blätter zu erkennen.
Zwar sei der Baum in der Lage, seine Wurzeln zu regenerieren. An den Schnittstellen bildeten sich dann sogenannte Adventivwurzeln. Doch sei die Linde durch ihre offenen Wunden nun auch anfällig für das Eindringen von Krankheitserregern, insbesondere von holzzerstörenden Pilzen. Wie gut oder schlecht die Linde mit dieser Belastung klarkommen wird, hängt laut Zorn unter anderem davon ab, in welchem Umfang das Wurzelwerk zerstört ist ("bei 45 Prozent muß schon von einem Totalschaden ausgegangen werden") und ob die Wurzeln eher in die Tiefe reichen und dort das Grundwasser aufnehmen oder ob sie sich mehr in die Fläche erstrecken und hier bis zu 1,5 Meter Tiefe das Bodenwasser aufsaugen. Ist Letzeres der Fall, sieht es aufgrund der Zerstörung der erdoberflächennahen Wurzeln schlecht aus für den Fortbestand des Baumes.
Hilfsmaßnahmen könnten eine Verringerung des Kronenvolumens sein (was allerdings wieder neue Wunden und damit neue Angriffsflächen für Krankheitserreger schafft), aber auch Bodenverbesserungsmaßnahmen. In diesem Fall müsse der Platz anders gestaltet und nicht mehr so großflächig versiegelt werden. Der Gutachter spricht in diesem Zusammenhang von einem "planerischen Mißgeschick". Die Standfläche des Baumes hätte vorher überprüft werden müssen. Dann wäre auch klar gewesen, daß viele Wurzeln dicht an der Oberfläche lagen und hier der Einsatz des Spatens und nicht der Baggerschaufel zwingend erforderlich war.
Ähnlich argumentiert auch Thomas Sinn, Landschaftsplaner und Mitarbeiter im Büro seines Vaters, des Dortelweiler Gartenarchitekten Günter Sinn. Dieser hatte die Wurzelzerstörung der Linde bemerkt und die zuständigen Behörden verständigt. Der Wetteraukreis verhängte daraufhin einen Baustopp. Günter Sinn und Matthias Zorn sind die beiden einzigen hauptamtlichen Baum-Sachverständigen im Rhein-Main-Gebiet.
Thomas Sinn hat die Vorgänge nach Bekanntwerden des Vorfalls genau mitverfolgt. Armdicke Wurzelteile hätten rings um die Linde gelegen. Sie seien dann von dem Bauunternehmen ebenso abtransportiert worden wie die über ein Meter großen Steine, mit denen die unmittelbare Umgebung der Linde ursprünglich hatte zugepflastert werden sollen.
Thomas Sinn spricht in diesem Zusammenhang von einer "städtischen Fehlplanung". Womöglich habe sich der Baggerführer durchaus an seine Vorgaben gehalten und einen Zwei-Meter-Abstand um den Baum gewahrt. Zuvor jedoch hätte das Gartenbauamt zu Rate gezogen werden müssen. Eine Abstimmung der Ämter sei jedoch nicht erfolgt, ist sich der Landschaftsplaner und Mitarbeiter im Arbeitskreis Naturkunde des Echzeller Naturschutzzentrums sicher. Hier handele es sich ganz offensichtlich um einen "Alleingang des Tiefbauamtes".
Ähnlich seien Amtsleiter Walter Görtler und seine Mitarbeiter bereits in der Parkstraße vorgegangen, ärgert sich Thomas Sinn. Ohne Abstimmung mit Gartenbauamtsleiter Werner Seume seien beim Bau der Parkbuchten Wurzeln von zig Bergahorn-Bäumen beschädigt worden. Die Bäume seien teils sehr starken Eingriffen ausgesetzt gewesen. "Da hätte die Stadt, statt die Wurzeln zu kappen, die Bäume auch gleich fällen können."Hintergrund:Rosemaries kleine Schwester
HOFHEIM. Gisela Singh fuhr keinen 190er Mercedes, wurde auch nicht "Gräfin Mariza" genannt, wird nie die tragische Heldin eines Fernsehfilmes werden - und doch ereilte sie das gleiche Schicksal wie prominente Vertreterinnen des Milieus: Sie war Prostituierte wie Rosemarie Nitribitt und Helga Matura, sie ist wie die beiden Edelnutten der Wirtschaftswunderjahre ermordet worden. Und: Auch ihr Fall ist ungeklärt.
Für Hubert Harth, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt, sind das drei klassische Fälle - wenn auch mit unterschiedlichen Hintergründen. Die Ermittlungen seien schwierig; der Mörder könnte jeder Freier sein. Doch die kamen bei Gisela Singh aus anderen Kreisen: Die vor einem Jahr Ermordete ging auf dem Straßenstrich anschaffen; Rosemarie Nitribitt (im November 1957 erwürgt) und Helga Matura (im Januar 1966) erstochen) empfingen ihre betuchten Kunden in Appartements.
Folglich füllten die Morde an den beiden Luxus-Lebedamen die Schlagzeilen der Gazetten, kursierten Gerüchte über prominente Stammkunden. Die Mörder sind bis heute nicht gefunden. Und die Chance, so die Staatsanwälte, wird immer dünner - auch im Fall Gisela Singh.
Dabei sind Mord- und Mordversuche die Verbrechen mit der höchsten Aufklärungsquote. In etwa 90 Prozent aller Fälle wird der Täter gefaßt, sagt Harth. Entscheidend sei, sich ein Bild vom Opfer zu machen, ein Motiv zu erkennen. Die Hinweise dazu kämen meist aus dem sozialen Umfeld. Das allerdings fehle bei Singh ebenso wie bei Nitribitt und Matura. kkü
Kleine FR
Zeltkerb in Fischborn BIRSTEIN. Zur Zeltkerb lädt die Vereinsgemeinschaft Fischborn für das kommende Wochenende auf den Festplatz ein. Am Samstag, 18. Juli, musiziert zum Auftakt ab 20 Uhr eine Tanzkapelle. Blasmusik erklingt am Sonntag ab 14 Uhr und anschließend spielt ein Duo Tanzmusik. Für Montag stehen ein Frühschoppen mit einem Alleinunterhalter und ein Tanzabend auf dem Programm. KAB Wirtheim fährt nach Paris BIEBERGEMÜND. Der Vereinsausflug der KAB Wirtheim führt vom 10. bis 13. September nach Paris. Die Fahrtkosten einschließlich Übernachtung und Stadtrundfahrt betragen 315 Mark. Anmeldungen nimmt Willy Schraub, Triebstraße 3, Telefon 0 60 50 / 73 06 ent- gegen. Ausflug in den bayerischen Wald BIEBERGEMÜND. Für seine Ausflugsfahrt in den Bayerischen Wald hat der Gesangverein "Edelweiß" Breitenborn- Lützel nach Plätze frei. Interessenten sollten sich bei Karl Weimer, Telefonnummer 23 16, oder Gerhard Bohlender, Rufnummer 18 08 melden.
Ziel der Schönecker Seniorenberaterin Gabriele Hantschel ist es, alte Leute zu möglichst viel Initiative zu ermutigen Meist wagen es Frauen,
Neuland zu betreten
,Hilfe ein Recht, kein Almosen'/Bilanz nach zwei Jahren Von Ulrich Gehring SCHÖNECK. Altsein kann anders sein, als nur dahocken, fernsehen und sich bedienen lassen. Davon ist Gabriele Hantschel überzeugt. Die Schönecker Seniorenberaterin setzt darauf, Menschen ab 65 aus der passiven Ekke herauszuholen, in die sie die Gesellschaft in ihrem Jugendlichkeits-Wahn oft drängt. Auch Seniorenarbeit nehme ihre Zielgruppe häufig nur als Konsument(inn)en wahr. Hantschels Wunsch ist es, alte Leute zu möglichst viel Initiative zu ermutigen. Da sei noch viel zu tun, bilanziert sie nach zwei Jahren Arbeit. Doch sie denkt längerfristig und ist dann ganz optimistisch. Daß eine Gemeinde wie Schöneck eine Seniorenberaterin hat, ist immer noch ungewöhnlich. Neuland ist es auch fachlich, was Gabriele Hantschel und die paar Kolleg(inn)en bei anderen Kommunen betreten. Ihr "Arbeitskreis kommunale Altenarbeit Main-Kinzig" hat deswegen noch mit ganz grundsätzlichen Fragen zu tun; die Etats, die die Gemeinden ihren Kräften zur Verfügung stellen, sind sehr unterschiedlich, ebenso deren Honorierung. Am interessantesten aber: Seniorenberater(in) ist als Berufsbild noch völlig offen; so jung ist diese Beschäftigung noch.
Einstweilen wird in Schöneck von der Gemeinde wie von den nichtöffentlichen Trägern noch viel recht traditionelle Senior(inn)enarbeit geleistet. "Die älteren Menschen fahren unheimlich gern fort", sagt Hantschel. Also sind Ausflüge immer beliebt. Die Nachmittagskränzchen und Feste sind gut besucht: die Leute kommen unter die Leute und können dabei ihr "unheimlich großes Redebedürfnis" stillen. Der monatliche Tanztee der Arbeiterwohlfahrt ist "berühmt". Warum andererseits das Seniorenkino kränkelt, ist Hantschel ein Rätsel.
Zahlreiche alte Menschen haben Lust, selbst etwas zu organisieren, es verantwortlich zu tragen. Die Gemeinde, so Hantschel, leistet dann gern Hilfe, etwa mit Räumen und Fahrdiensten. Beispiele solche rührige Senior(inn)en sind die acht Frauen aus dem Literaturkreis. Sie haben "Animation" durch eine Kursleitung nicht nötig, sondern gestalten ihr Programm selbst. Reihum stellt immer wieder eine Teilnehmerin ein Buch vor, das sie gelesen hat; dann wird diskutiert. Die elf Teilnehmerinnen des Yogakurses finanzieren ihre Leiterin selbst. Zu den Stunden, die nach den Ferien wieder aufgenommen werden, holt der "Zivi" der Seniorenberatung die Frauen ab.
Ja, es seien vor allem Frauen, welche die Initiative ergriffen und sich auch mal getrauten, Neuland zu betreten. Das gelte übrigens auch für die Aktivitäten in den fünf von Arbeiterwohlfahrt und Kirche getragenen Altenclubs. Vielleicht verfügen Männer nicht zuletzt mit den Gasthäusern traditionell eher über öffentlichen Raum, so daß Frauen dann, wenn sie einmal "rauskommen" mehr daran liegt, diese Gelegenheit auch zu gestalten.
Natürlich hat Gabriele Hantschel sich bemüht, die Wünsche der fast anderthalbtausend alten Schönecker(innen) zu erkunden. Gleich, nachdem sie ihre Stelle angetreten hatte, verschickte sie einen Fragebogen an alle. Die Resonanz war jedoch so gering, daß die Beraterin mittlerweile mehr aus der Praxis, vor allem auch bei vielen Altenclub- und Hausbesuchen, gelernt hat. Daß Hilfe für Menschen nach der Pensionsgrenze kein Almosen ist, sondern ein Recht, das sie einfordern sollen, müsse sie ständig vermitteln. Nur allmählich setze sich dieses Bewußtsein aber durch. In Schöneck klappt vielfach die Nachbarschaftshilfe noch sehr gut. Leute, denen niemand hilft, dürften aber durchaus Anspruch darauf erheben, daß der Zivildienstleistende der Gemeinde ihnen einmal die Fenster putzt, die Gardinen aufhängt, ihnen einkauft oder sie aufs Amt oder zum Arzt bringt. Die Fahrdienste gelten allerdings nur fürs Gemeindegebiet.
Besser informiert sind Senior(inn)en über Veranstaltungen, aber auch über ihre Rechte, inzwischen wohl durch das nun schon fünfmal speziell für sie erschienene "Herbstblatt". In diesen Tagen wird zudem noch ein "Ratgeber" verteilt, der älteren Menschen den Weg durch praktische und finanzielle Hilfsangebote weisen soll. Bei der Zeitung strebt Hantschel noch mehr Eigeninitiative der alten Leute an. Am Ziel ihrer Wünsche ist sie, wenn diese das Blättchen als ihr Medium begreifen. Sie können darin Mitteilungen machen, Leserbriefe schreiben oder auch mal eine launige Kurzgeschichte, eine Erinnerung loswerden.
In ihrer Arbeit lernt Hantschel durchaus das Elend mancher betagter Leute kennen, etwa wenn sie bei einer Heimunterbringung um Rat gebeten wird. Sie sieht aber auch die erfreulichen Seiten: die Freude, wenn sie nach jemandem schaut, der eben aus dem Krankenhaus heimkam, oder den Spaß mit einer 80jährigen, die auf Sommerfest spontan einen Sketch vorführt. . .
WICKER. Lindgrüne Fahnen mit Weinkrug-Emblemen flattern schon im Wind: Das "Tor zum Rheingau", wie sich die Wickerer gern nennen, bereitet sich mit Volldampf aufs 19. Weinfest vor. Wenige Tage noch, bis kistenweise Flaschen entkorkt werden: Am 24. Juli kredenzen die Winzer 23 edle Tropfen bei der feierlichen Weinprobe. Am 31. Juli bis 2. August strömen dann wieder Tausende durch die schmalen Straßen des alten Ortskerns.
Das purpurrote Plüschkleid hatte Weinkönigin Melanie I. bei der Programmvorstellung gestern schon angelegt und den litergroßen Römer fest am Stiel gepackt - wenn auch ohne Inhalt. Übernächsten Freitag wird das schwere Glas indes gefüllt sein, wenn die 18jährige 400 Gäste in der neuen Goldbornhalle begrüßt und die Feier eröffnet. Auch der neue Direktor der hessischen Staatsweingüter, der 28jährige Rowald Hepp, kann dann seine Feuertaufe bestehen: als Leiter der Weinprobe. Wie der Newcomer am Rheingauer Weinhimmel das zu tun gedenkt, ist sein Geheimnis. "Wir wissen es nicht", konnte auch Reiner Flick, Vorsitzender des Wickerer Winzervereins 1974, die Katze nicht aus dem Sack lassen. Nur soviel gab er preis: Der Andrang auf die Karten ist gewaltig, Zweidrittel davon sind schon weg. Wer in den Genuß einer 79er Riesling Beerenauslese Eiswein oder eines 87er Silvaner Kabinett trocken kommen möchte, muß sich sputen: Karten für 15 Mark gibt's unter anderem in den Gutsausschänken Flick und Adler sowie der Straußenwirtschaft Venino.
Die feierliche Probe soll die Freunde süffiger Tropfen indes erst richtig für das in Stimmung bringen, was eine Woche später steigt. "An 22 Straßenständen und in 10 Höfen werden zwischen 150 und 200 verschiedene Weine ausgeschenkt", kündigt Flick an. Als alkoholfeste Grundlage taugt Kulinarisches und Deftiges, das an fünf Essenständen feilgeboten wird. Musikalische Häppchen servieren die örtliche Blaskapelle und samstags und sonntags die "Sunshine-Band".
Für Wein und Gesang ist also in jedem Fall gesorgt. Ob auch warmes Wetter den kühlen Schluck unter freiem Himmel zum Genuß werden läßt? Flick ist aus Erfahrung zuversichtlich: "Wenn es beim Hochheimer Weinfest geregnet hat, wird's bei uns schön." In der benachbarten Weinbauerkommune hatten Schirme dieses Jahr Hochkonjunktur.
Übrigens: Alkoholfreien Wein servieren die Traditionswinzer nicht. Wer dennoch mit dem Auto anreist, kann seine Karosse am Ortsrand parken, dort sollen ausreichend Stellflächen vorbereitet werden. Für Zug- und Buspassagiere gibt's einen Pendeldienst zwischen Flörsheimer Bahnhof und dem weinverrückten "Tor zum Rheingau". dis
Die Tennisanlage des TC Rodenbach in Nieder-Rodenbach ist am Wochenende bereits zum dritten Mal Schauplatz eines offiziellen Ranglistenturniers des Deutschen Tennisbundes. Etwa 150 Tennisspieler(innen) im Alter von bis zu 17 Jahren werden auf den acht Courts in Rodenbach um Ranglistenpunkte spielen.
Die jungen Asse werden aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen und an drei Tagen in drei Altersklassen um den Turniersieg streiten. Bereits am Freitag um 13 Uhr fällt der Startschuß, die Finalspiele sind für Sonntag, ab 14 Uhr, anberaumt. Die Gastgeber schicken sechs eigene Nachwuchskräfte ins Rennen.
Claus Pendzialek, Andrea Wagner, Jens Bergstein, Jennifer Detzner, Thomas Breideband und Ivana Erceg hoffen auf die Unterstützung der heimischen Tennisfreunde. Immerhin könnte unter den vielen deutschen Jungtalenten ja möglicherweise auch die Steffi oder der Boris des kommenden Jahrzehntes sein.
Jugendtennis auf höchstem nationalen Niveau wird allemal in Rodenbach zu sehen sein und bei den vergangenen Ranglistenturnieren waren auch internationale Jungstars mit von der Partie. jbp
MAINTAL. Zehn Schüler der Dietrich- Bonhoeffer-Schule konnten jetzt ihre "Distance Awards" des schottischen Schulschwimmverbandes in Empfang nehmen.
Nach dem "BP Thistle Award" und dem Spielturnabzeichen des schwäbischen Turnerbundes sei damit "innerhalb von vier Monaten auch das dritte neue Element erfolgreich in den Schulsport integriert", teilt der "Verein der Freunde und Förderer der Dietrich-Bonhoeffer-Schule" mit.
OBERURSEL. Urlaubsschmöker zum Ausspannen und Abschalten hält die Oberurseler Stadtbücherei (Eppsteiner Straße / Ecke Weidengasse) seit einer Woche in einer Ecke gleich links neben dem Eingang bereit.
Auch wer nicht verreist, kann sich mit ihrer Hilfe in eine andere Welt versetzen, meint Bibliotheksleiterin Beate Schwartz-Simon. Viele kämen nur in den Ferien zum Lesen. Ihnen die Auswahl im umfassenden Sortiment zu erleichtern, ist Sinn der kuschligen Nische mit Sonnenschirm und Bücherkörben.
Um das Passende aus dem vielseitigen Romanangebot herauszulesen, können sich Ausleiher praktischerweise gleich in den ebenfalls aufgestellten Strandstuhl fallen lassen. "Extralight" ist die ausgesuchte Lektüre nicht. Mit dicken Wälzern lasse sich leicht abtauchen, begründet Schwartz-Simon. Romane seien ausgelegt worden, "weil die in der Urlaubszeit mehr ausgeliehen werden als Sachbücher". Die Auswahl reicht von Philippa Carrs "Die Dame und der Dandy" über Jamesa Micheners "Karibik" bis zu Isabella Nadolnys "Provence und zurück". Wandern Bücher aus der Urlauberecke über den Ausleihtresen, sorgt Claudia Hannes, die die Romanabteilung betreut, für Nachschub. mk
BAD ORB. Das "Glenn-Miller-Orchestra", das seit 1984 unter der Leitung von Wil Salden tourt, ist am Freitag, 17. Juli, in Bad Orb zu Gast. Ab 19.30 Uhr erklingen in der Konzerthalle so legendäre Melodien wie "Moonlight Serenade" oder "In the Mood", die den 1944 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Miller unvergessen gemacht haben.
Karten zum Preis von 14 bis 26 Mark gibt es im Verkehrsbüro, am Infopavillon Salinenplatz, restliche Tickets ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan
HANAU. "Unlauterer Wettbewerb" - dieser Vorwurf kehrt regelmäßig wieder, wenn die Hanauer Industrie- und Handelskammer, der Deutsche Reisebüroverband, Polizeiermittler, die Hanauer Verbraucherberatung und Menschen, die sich bei ihr beschweren, die Firma "Century Expert Touristik" in der Dörnigheimer Straße 2 nennen. Seit Anfang Juni geht das Unternehmen mit Sitz in Glinde bei Hamburg auch von Hanau aus auf Kundenfang. Gefragt sind Urlaubshungrige, die sich auf 30 bis 50 Jahre Teilzeit(Time-Sharing)- Wohnrechte in Ferienappartements wie im "Todtmooser Hof" im Schwarzwald sichern wollen. Doch die Verkaufsmethoden sind fragwürdig. Und die Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz e.V. stellt gleichlautend mit dem Reisebüroverband und den Verbraucherzentralen fest: Keine Firma habe nachweisen können, daß Time-Sharing über mehrere Jahre kostengünstiger sei als Reisebüro- oder Privat-Buchungen.
Von denen, die sich von den Century-"Botschaftern" nicht haben über den Tisch ziehen lassen, beschwerten sich zwei auch bei der FR. Die eine: "Man soll die Katze im Sack kaufen." Der andere: "Eine schlagkräftige Truppe wirft die Netze auf Dummenfang aus."
Ihre und die anderweitig bekannten Schilderungen gleichen sich stets: Eines Tages liegt eine Werbesendung im Briefkasten. Reisegewinne locken. In einem telefonischen Vorgespräch fragen die Century-Verkäufer/innen Urlaubsgewohnheiten ab, trennen die Spreu vom Weizen der wahrscheinlich Vermögenderen. An sie verschicken die Werber Einladungsschreiben - ausschließlich an Paare.
Die entscheidende Verkaufsetappe spielt sich in der Dörnigheimer Straße 2 ab. Paarweise sitzen die Kunden ihren Werbern gegenüber. Deren pausenloser Werbe-Redefluß sei "mit psychologischer Raffinesse aufgebaut", schildert ein Hanauer, der sich nicht ködern ließ. Mehrere Verkaufsgespräche finden gleichzeitig statt, und bei jedem Abschluß brechen die Werber in Jubel aus und lassen eine Glocke bimmeln. Drei oder gar fünf Stunden lang bearbeiten die Verkäufer ihre Gegenüber, holen sich bei Hartnäckigen auch Schützenhilfe von Vorgesetzten. Hilft selbst das nicht, "weicht die gespielte Freundlichkeit", berichtet der Hanauer, der daraufhin mit seiner Frau hinauskomplimentiert wurde.
Unterschriften unter die Kaufverträge für Zwei- bis Sechs-Personen-Appartements und 20 000 bis 30 000 Mark (ohne Nebenkosten) im "Todtmooser Hof" sind noch am gleichen Abend zu leisten. Bedenkzeit bis zum Folgetag gewährt Century Expert nicht.
Kay Jacobsen, Geschäftsführer der Century-Mutter "Touristik-Zentrale Glinde", hält dieses schroffe Vorgehen keineswegs für bedenklich. "Wir opfern schließlich einige Stunden für ausführliche Beratung", meinte er im FR-Gespräch dreist. Zwei Tage später lasse sich kein neues Gespräch im dichten Terminkalender unterbringen. Die Anzahlung in bar Kaufwilligen unterschreiben, ob sie das Verkaufsgespräch verstanden hätten. Die Verträge seien nicht zum Nachteil der Kunden.
Und wer wolle, komme auch wieder heraus. Dann sind aber zehn bis 20 Prozent Abstand zu leisten. Das sei "allgemein geschäftsüblich".
Daß gegen die Century-Verträge juristisch schwer anzukommen ist, bestätigen die Verbraucherzentralen. Georg Gehrmann von der für Glinde zuständigen Kripo in Reinbek berichtet, daß bisherige Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts allesamt eingestellt wurden. Bei ihm recherchierte auch die Hanauer Kripo schon, nachdem sich eine Frau an sie gewandt hatte. Der Hanauer Polizeisprecher Wolfgang Walther spricht von "ungewöhnlichem Geschäftsgebaren" der "Touristik-Zentrale" in der Dörnigheimer, wie sich der Gesprächspartner am Telefon meldet und für Pressefragen an Glinde verweist. Walthers Begründung: Die Interessierten dürften keine Century-Unterlagen zurückbehalten, die notarielle Beglaubigung erfolge ohne die Kunden, die Anzahlung müsse unbedingt bar erfolgen. Der Deutsche Reisebüroverband in Frankfurt hat Century mehrfach abgemahnt. Rechtsreferent Ulrich Warncke begründet das damit, daß in der Regel eine einwöchige Urlaubsüberraschung für alle Vertragsabschließenden angepriesen werde, diese aber für Verpflegung und Anreise selbst zu zahlen hätten. 1991 habe das Landgericht Hamburg Century untersagt, mit "kostenlosem Urlaub" zu werben. Juristisch heikel sei, daß zwar ständig steigende Nebenkosten für einen internationalen Ferienwohnungs-Tauschpool und den Service im "Todtmooser Hof" im Verkaufsgespräch erwähnt werden, aber nicht die Folgekosten für die Renovierung der Ferienanlagen. Einen Kaufvertrag wegen arglistiger Täuschung anzufechten, hält er für schwierig, weil Laien die Beweispflicht hätten gegenüber "knallharten Verkaufsprofis". Das Europaparlament, aufgeschreckt durch Time-Sharing-Geschäfte großen Ausmaßes in Großbritannien und Dänemark, diskutiere derzeit ein vierwöchiges Rücktrittsrecht. Die Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz kreidet den Time-Sharern an, keine Schadensersatzchance zu lassen. Ein Weiterverkauf sei problematisch. Das Gewinnstreben der Verkäufer gehe "einseitig zu Lasten der Anleger". Hans-Jürgen Kliche, bei der Hanauer Industrie- und Handelskammer für Wettbewerbsrecht zuständig, hat angekündigt, die Zentrale gegen unlauteren Wettbewerb einzuschalten. Eine Reise als Lockmittel für ein Immobiliengeschäft sei "übermäßig und unlauter".
Die Lockreise nach Portugal, Spanien oder Hawaii besteht in Wirklichkeit nur darin, daß Century die Übernachtungskosten für eine Woche und maximal sechs Urlauber übernimmt. Anreise und Verpflegung sind selbst zu tragen. Da kommt eine Pauschalreise mit Vergünstigungen für die Massenanbieter allemal billiger.
Der Reinbeker Kripo-Fachmann Gehrmann zweifelt daran, daß bei mehr als hundert Ferienwohnungen im "Todtmooser Hof" immer Tauschwillige gefunden werden könnten, die dorthin wollten. Century-Geschäftsführer Jacobsen kontert, wenn kein Tausch zustande komme, könnten die Dauernutzer des "Todtmooser Hofs" bei Bedarf dennoch in einer anderen Anlage urlauben. Auf den Einwand, ein 50jähriger könne mit dem auf 50 Jahre gesicherten Wohnrecht nicht viel anfangen, entgegnet er, das lasse sich auch vererben.
Er gesteht ein, daß sich der Kaufpreis im Vergleich zum Pauschalurlaub erst nach zehn Jahren rechnet. Wenn es sich um Urlauber handele, die Deutschland bevorzugten, dauere es freilich länger. Aber auch ein Hauskauf rentiere sich gegenüber der Mietwohnung erst im Lauf der Jahre.
Einer, der sich als "Botschafter" bei Century in Hanau bewarb, sollte 300 Mark vorauszahlen für eine einwöchige Schulung. Das Unternehmen verspricht für die ersten beiden Monate je 5000 Mark Einstiegsgehalt, danach gelten vier Prozent Provisionsanteil an Verkaufsabschlüssen. Erfolgsgekoppelt ist das Stellenanzeige-Versprechen: "Welchen Firmenwagen Sie fahren, bestimmen Sie selbst, von Mercedes bis Porsche." Nachdem der Botschafter-Bewerber seinen Personalbogen ausgefüllt hatte, kamen ihm Zweifel. Er informierte sich bei der Verbraucherberatung und brach den Kontakt zu Century ab. Die erschreckendste Erkenntnis aus dem, was er bei Century hörte: Die Time-Sharer rechnen beim Kundenködern mit einer Erfolgsquote von 40 Prozent.
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman' s Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Batman' s Rückkehr (17.15 Uhr); Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Hand an der Wiege (17.30 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.
Ausstellungen Königstein. Galerie Haus Bender, Gerichtstraße 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92 - 93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str., 19 bis 21 Uhr,Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.
Straßencafé Durchblick, Adenauerallee, offenes Treffen für Jugendl., 16 - 21 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Budokan: Karatetraining in der Turnhalle Landgraf-Ludwig- Schule, 18 bis 20 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.
Grävenwiesbach. 5. Grävenwiesbacher Straßenlauf der Leichtathletik-Abteilung des TSV, Start und Ziel: Sportplatz "Am Steinchen", Einsteigerlauf 18.30 Uhr, Lauf der Jüngsten 19 Uhr, 10-km-Lauf, 19.30 Uhr.
Königstein. Kurbad: Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft Königstein, 20.15 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalen von 9 - 11 Uhr und Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köp- pern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Kronberg. Altkönig-Stift: Folkloregruppe "Cimbal-Musik", 15.30 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Ferienspaß der Freiwilligen Feuerwehr Seulberg, Feuerwehrhaus Am Placken, 10 bis 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung vor dem Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Oberursel. Frankfurt International School, Marxstraße, Blutspendetermin des DRK, 16 bis 20.30 Uhr.
FREUNDSCHAFTSSPIELE: Spvgg Hattstein - SV Wehen, Kewa Wachenbuchen - Eintracht Frankfurt (Amateure), Alemania Aachen - FSV Frankfurt (in Brüggen), Rot-Weiß Walldorf - Germania 94 Frankfurt, Italia Frankfurt - Rot-Weiß Frankfurt, TSG Pfeddersheim - SV Wiesbaden (alle 19 Uhr).
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Gruppe Nordwest der Deutschen LebensRettungs-Gesellschaft treffen sich zum Training am Montag, 20. Juli (20 Uhr), in der Titus-Therme, Nidaforum 4 (Nordwestzentrum). Auskunft über die Arbeit der Gruppe kann jeden Mittwoch von 15 bis 19 Uhr bei der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). nd/28
SELIGENSTADT. Jazz am Main! Auf der schattigen Terrasse am Palatium beginnen am Freitag, 31. Juli, die Seligenstädter Jazztage '92. Das alte Gemäuer der Kaiserpfalz sei "zu einer gefragten Adresse für Jazzfreunde von nah und fern geworden", versichern Eckhard Redmann und Ulrich Hof vom Kunstforum Seligenstadt, das zu diesem fünften Open-air-Festival einlädt. Der Kartenvorverkauf hat begonnen: im Seligenstädter Bücherwurm und in der Buchhandlung Sprey, in der Hainburger Bücherstube Klingler, im Offenbacher Verkehrsbüround im Frankfurter Kartenkiosk Sandrock an der Hauptwache. Eine Dauerkarte kostet 25 Mark.
Es geht am Freitag, 31. Juli, um 19.30 Uhr mit Fusionjazz des Peter-Linhart- Quartetts los. Der Saxophonist Peter Linhart ist Leader von Big Bands in Aschaffenburg und Darmstadt. Im Quartett spielt er zusammen mit dem Pianisten Ernst Seitz, dem Bassisten Bernhard Kraft und dem Schlagzeuger Klaus Hessler. Zum Abschluß des Abends spielt Basement. Die Formation, die sich aus Lokalmatadoren besteht, garantiert laut Kunstforum "ein Fest mit afrokubanischer Atmosphäre".
Am Samstag, 1. August, 19.30 Uhr, werden die High Jinks um den Engländer Ray Austin die Musikgeschichte ",from Ragtime to Rock'n'Roll' aufrollen", wie Redmann und Hof vom Kunstforum schon jetzt begeistert ankündigen. Aus Frankfurt kommt das Torsten-Plagenz-Quartett angereist, um anschließend Swing-Klassikern und Kompositionen aus den 50er Jahren neuen Drive zu geben.
Schwarzen New-Orleans-Jazz interpretiert am Sonntag, 2. August, die Maryland-Jazzband aus Köln in Seligenstadt. Das Konzert beginnt bereits um 11 Uhr. Mit dem Auftritt einer Band der Bandleader enden die Jazztage. Das Kunstforum reicht an allen Tagen kühle Getränke und leckere Speisen. fin
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Vorbereitungsphase für den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) fällt zeitlich mit einer umfangreichen verkehrspolitischen Neuorientierung auf Bundesebene zusammen. Dazu stellt Landrat Eyerkaufer nun fest: "Von daher bieten sich uns alle Chancen, den RMV zu einem wirklich funktionierenden Verbundsystem auszubauen, das unseren Bedürfnissen entspricht."
Eyerkaufer sitzt neuerdings als Vertreter des Main-Kinzig-Kreises im Aufsichtsrat der Vorbereitungsgesellschaft. Dieses Amt hatte vor kurzem noch Umweltdezernent Dr. Harald Friedrich inne. Doch nach der Entmachtung des Beigeordneten der Grünen hat der Kreisausschuß den Beschluß gefaßt, die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat Landrat Eyerkaufer zu übertragen (die FR berichtete).
In seiner neuen Funktion erklärt nun Eyerkaufer, es würden alle Anzeichen darauf hindeuten, daß sich der Bund aus seiner Zuständigkeit für den Nahverkehr lösen wolle. Das zeige sich im Verkauf der Bahnbusgesellschaften, in der Regionalisierung der Bundesbahn und der Verlagerung der Kompetenzen vom Bund auf die Länder (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz). Hinzu kämen Bestrebungen zur Gründung einer Eisenbahnaktiengesellschaft und deren Ausrichtung auf die wettbewerblich aussichtsreicheren Geschäftsfelder wie etwa den Fernverkehr.
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund - er soll zum 1. Juni 1995 seine Tätigkeit in vollem Umfang aufnehmen - ist für Eyerkaufer eine der Voraussetzungen für eine "humanere, auf ökologischer Basis ausgerichtete Entwicklung des Rhein- Main-Gebietes". Der Landrat: "Durch enge Koordination von Verkehrsentwicklung, Städtebau und Raumordnung kann der Zwang zur Nutzung des privaten Autos abgebaut und die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel aktiv gefördert werden."
Das ehrgeizige Ziel des RMV zielt darauf ab, die Autobenutzung auf rund 42 Prozent zu reduzieren und den ÖPNV- Anteil auf 25 Prozent zu steigern. Um den ÖPNV als ein "attraktives Gesamtsystem mit hoher Servicequalität" installieren zu können, hat die Vorbereitungsgesellschaft bereits folgende Nutzerkriterien ausgegeben:
•Nur ein Fahrausweis für den Verbundraum. •Integriertes Verkehrsnetz mit abgestimmten Fahrplänen und kurzen Umsteigewegen. •Optimale Verknüpfung zwischen Bus- und Schnellbahnlinien.
•Einheitlicher Tarif und einheitliches Vertriebssystem.
•Festsetzung von Mindeststandards.
hok
NEU-ANSPACH. Einbrecher verwüsteten in der Nacht zum Montag Büroräume in der Neu-Anspacher Bahnhofstraße. Nach Angaben der Polizei brachen die Täter in den mit einem Durchgang verbundenen Häusern 14 Türen auf und durchsuchten die Räume.
Dabei rissen sie auch Akten aus den Schränken und warfen sie auf den Boden. Die Beute fanden sie schließlich in einer Geldkassette: 450 Mark.
Die Polizei schätzt den angerichteten Schaden auf 10 000 Mark. ca
Wer zeitlich befristete Beschäftigung sucht, muß keine langen Wege mehr in Kauf nehmen / Beratung vor Ort Suchende fanden nach
einer Stunde einen Job
Das neue Angebot des Arbeitsamts füllt Marktlücke
Von Jürgen Schultheis FREIGERICHT. Die beiden freundlichen Herren in Zimmer 15 machen unzweideutige Angebote: "Vom Nikolaus bis zur Sekretärin" haben die beiden seriösen Profis allerlei im Angebot. Vor allem Frauen wissen die Offerten zu schätzen, die häufig bares Geld in die Tasche bringen. Erstmals haben sich Mitarbeiter des Arbeitsamtes in die Gemeinden aufgemacht, um jenen Jobs anzubieten, die stunden- oder tageweise Geld verdienen wollen. Die neue Initiative, die dort Angebote macht, wo bislang umstrittene Zeitarbeitsfirmen einen hübschen Batzen verdienen, ist für die staatlichen Vermittler ein Erfolg. Die Nachfrage nach Aushilfsjobs ist groß. Gerd Borchert wartet seit einer dreiviertel Stunde im Erdgeschoß des Somborner Rathauses auf ein Gespräch mit den beiden Männern aus Gelnhausen. Der 63jährige hat aus der Zeitung von der neuen Dienstleistung der staatlichen Arbeitsvermittler erfahren. "Das ist eine prima Sache", sagt der Mann, der beim Warten die Geduld nicht verloren hat.
Gerd Borchert ist seit einem Jahr arbeitslos und möchte demnächst seine Rente beantragen. "Ich will eigentlich nur was fragen", sagt der Mann, der - wie er bald erfahren muß - nicht zum Klientel zählt, das Bruno Hanke, Leiter des Gelnhäuser Arbeitsamtes, und sein Kollege Christoph Wolf mit der Initiative ansprechen wollen.
"Ihr Job" heißt der Slogan der Arbeitsbeschaffer, die Aushilfstätigkeiten in der Region vermitteln wollen. Zum ersten Male sind die beiden Männer deshalb nach Freigericht gekommen, um Offerten zu machen und Angebote von Job-Suchenden aufzunehmen.
An diesem diesigen Mittwoch morgen zwischen neun und elf Uhr sind es 14 Männer und Frauen, die den Weg ins Zimmer 15 finden, wo die beiden Vermittler ihre Klienten erwarten. Nur zwei unter den 14 Besucherinnen und Besuchern - unter ihnen der 63jährige Gerd Borchert - wollten im Gespräch Formalien geklärt wissen, die unter das gewöhnliche Beratungsangebot des Arbeitsamtes fallen. "Die übrigen", sagt Bruno Hanke, "haben sich für Jobs interessiert" und waren an der richtigen Adresse.
Stephanie Morauf ist deshalb ins Rathaus gekommen. Die 52jährige Frau möchte "wieder in den Beruf einsteigen". Sie ist kaufmännische Angestellte, hat längere Zeit ausgesetzt und wünscht nach einer "Wiedereingliederungsmaßnahme" des Arbeitsamtes eine neue Beschäftigung. Beim Berufsbildungswerk der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) hat sich Stephanie Morauf "auf Vordermann bringen lassen". Jetzt sucht sie eine Tätigkeit für maximal 25 Stunden in der Woche.
Keine zehn Minuten später hält sie eines der kleinen, gelben Kärtchen mit der Anschrift eines potentiellen Arbeitgebers in der Hand. Ein Dienstleistungsbetrieb in Gelnhausen sucht eine Datentypistin. Das will sich die 52jährige anschauen, sagt's, packt die Adresse in die Handtasche und geht.
Gertrud Homeister hat weniger Glück. Auch wenn sich die Biographien der beiden Frauen ähneln. Die 48jährige war 13 Jahre lang als Bürogehilfin tätig und setzte dann wegen zweier Kinder aus. Nun will sie ebenfalls "wieder einsteigen" und ist "informationshalber ins Rathaus" gekommen. Im Gegensatz zu Stephanie Morauf hat sie Interesse an einer Dauerstellung. Die Angebote, die Bruno Hauke und Christoph Wolf machen, stellen sie deshalb nicht zufrieden. Befristete Beschäftigungen habe sie angeboten bekommen. "Aber das ist nicht mein Fall", sagt die Frau, die mit der Wiederaufnahme der Berufstätigkeit die Rente aufbessern will.
Obgleich die beiden Arbeitsvermittler nicht alle Besucherinnen und Besucher zufriedenstellen können: Die neue Initiative des Arbeitsamtes stößt offenbar in eine Marktlücke, die in Ballungsräumen bislang von profitorientierten Zeitarbeitsfirmen ausgefüllt wurde.
Während solche Firmen aber an den Aushilfstätigkeiten ihrer Vertragspartner kräftig mitverdienen und in manchen Fällen fast ebenso viel einstecken wie jene, denen sie einen Aushilfsjob beschafft haben, beraten und vermitteln die Mitarbeiter des Arbeitsamtes kostenlos neue und zeitlich befristete Tätigkeiten.
Seit 1. Mai dieses Jahres bietet die Hanauer Behörde mit ihren Dependancen den Service an. Was ursprünglich als Versuchsprojekt geplant und auf zwei Monate befristet war, ist inzwischen auf so großes Interesse gestoßen, daß die beiden Männer jetzt die Städte und Gemeinden bereisen, um Angebote zu machen. 400 Bewerberinnen und Bewerber haben die Profis bislang vermitteln können, wobei fast zwei Drittel als Job-Suchende in der Dienstleistung untergekommen sind.
Das Angebot umfaßt Tätigkeiten in beinahe jeder Branche. Da werden Leute für befristete Fabrikjobs gesucht, Haushaltsgehilfinnen, oder auch Männer und Frauen für den Service in Hotels und Gaststätten. "Probleme" sieht Christoph Wolf lediglich bei Vermittlung von Raumpflegerinnen. "Die sind ganz schwer zu finden." Große Nachfrage haben die Vermittler auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe registriert.
Mit dem neuen Angebot sind die staatlichen Jobvermittler nach Worten von Bruno Hanke in eine Marktnische gestoßen. "Der Erfolg, den wir haben, belegen die Zahlen", ergänzt sein Kollege Wolf. "Und wir sind stolz darauf, auch unbürokratisch helfen zu können. Wir haben schon Jobs innerhalb von einer Stunde besorgen können."
Die Serie der Vermittlungsgespräche setzen die beiden Männer demnächst in Flörsbachtal und Joßgrund fort. Anschließend wollen die Profis nach Biebergemünd, Bad Orb und Linsengericht reisen, um ihre kostenlose Dienste anzubieten. Der Terminplan soll in den nächsten Tagen beraten werden.
Mit einer taktischen Meisterleistung gewann der Radamateur Steffen Wesemann aus Frankfurt an der Oder die Königsetappe der 27. Rheinland-Pfalz-Rundfahrt von Mainz nach Wittlich. Der 21jährige löste sich erst kurz vor Ende des mit 194,7 km längsten Teilstücks aus dem Hauptfeld und ließ sich von einer sechsköpfigen Spitzengruppe zum Sieg tragen. Wesemann gewann in 5:08,01 Stunden vier Sekunden vor dem Polen Zbigniew Piatek sowie Peter Luthenberger aus Österreich und verbesserte sich in der Gesamtwertung auf Rang drei. Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters darf weiterhin der Nürnberger Gerd Audehm tragen.
Audehm, der das Teilstück als Vierter beendete, hat im Klassement vor den drei letzten Etappen 2:42 Minuten Vorsprung auf Verfolger Luthenberger. Weitere 1:16 zurück folgt Tagessieger Wesemann vor dem amtierenden Deutschen Meister Stephan Gottschling aus Nürnberg (4:08).
"Dieser Etappenerfolg ist eine unheimliche Motivation für Barcelona", strahlte Olympia-Teilnehmer Wesemann. Mit dem Gewinn der Friedensfahrt sowie der Niedersachsen-Rundfahrt hat er seine Topform in diesem Jahr bereits unter Beweis gestellt. Wesemann: "Die einzige Schwierigkeit war die Zeit- und Klimaumstellung nach dem Höhentrainingslager in Colorado." sid
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Von Räuberbanden im Vogelsberg berichtet der Frankfurter Schriftsteller Valentin Senger am Sonntag, 19. Juli, in Werders alter Scheune in Katholisch-Willenroth. Senger liest ab 11 Uhr aus seinem neusten Buch, "Die Buchsweilers".
Die Geschichten und Erzählungen aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts spiegeln auch die sozialen und politischen Verhältnisse in der hiesigen Gegend wieder. Unter anderem berichtet Sengers Werk auch vom Schicksal einer jüdischen Räuberbande aus Eckardroth.
Karten für die Matinee, mit der der Kreis seine Reihe "Lust auf Lesen" beginnt, können unter der Telefonnummer 0 60 54 / 25 06 bestellt werden. jan
has FRANKFURT A. M. Nach der Niederlage bei der Privatisierung der ostdeutschen Interhotels kommt der Herbergen-Konzern Steigenberger zwischen Rügen und Suhl mit Verspätung aus den Startlöchern. Aber im nächsten Jahr will Vorstandschef Wolfgang Momberger dort endlich die ersten Betriebe eröffnen. Die Standorte stehen seinen Worten zufolge bereits fest, wobei das Unternehmen auf billigere Angebote als traditionell üblich setzt. So sollen in Erfurt und Rostock in Zusammenarbeit mit der Bundesbahn InterCity-Hotels entstehen. In Dessau wird an einem Haus das neue Markenzeichen Avance prangen, und in Jena soll eine Unterkunft der Vertriebsschiene Maxx für volle Betten sorgen.
Bei diesem Quartett wird es aber natürlich nicht bleiben. "Für eine Reihe weiterer Betriebe stehen wir in Verhandlungen", sagt Momberger. Über Details will er sich nicht auslassen, denn die Gespräche könnten "so oder so ausgehen".
Gleiches gilt für Kontakte mit der Klingbeil-Gruppe, die von der Treuhand den Zuschlag für die Interhotels bekommen hatte. Offensichtlich hat Momberger die Hoffnung auf einen Einzug in Häuser der Ex-DDR-Gruppe noch keineswegs aufgegeben. Mit den Erwerbern unterhalte er sich "sehr konstruktiv", erzählt der Manager, wobei es sowohl "um Neubauten als auch bestehende Betriebe" gehe.
So sehr Steigenberger an Stützpunkten in den neuen Ländern interessiert ist, so wenig richtet das Unternehmen den Blick noch weiter nach Osten. Laut Momberger will die Firma in Ländern expandieren, "in denen wir schon präsent sind", also im Westen Europas. Die "regionale Konzentration" begründet er unter anderem damit, daß auf diese Weise die Möglichkeit, "Geld zu verdienen, größer" sei als durch die Eröffnung "alleinstehender Hotels in Moskau, Prag oder anderswo".
Insgesamt will Steigenberger im nächsten Jahr "mindestens elf Betriebe" der unterschiedlichsten Kategorien eröffnen. 1992 gehen sieben neue Herbergen an den Start. Der geplanten Expansion dient im übrigen eine im August über die Bühne gehende Kapitalerhöhung, die die Familie Steigenberger komplett finanziert, wie Anne-Marie Steigenberger betont.
"Bedenklich" stimmt Momberger unterdessen, daß die Auslastung der Hotels "unter Druck" stehe. Nach einem eher geringen Rückgang der Belegung um 0,4 auf 64,3 Prozent im "Krisenjahr 1991" fiel die Quote in der laufenden Periode um weitere 0,9 Punkte. "Da sind wir sehr intensiv hinterher", sagt Momberger und gibt zu verstehen, daß ihn dies nicht zufriedenstellt. Als "durchaus erfreulich" wertet er hingegen das 1991 erreichte Plus von 14 auf 176 Mark beim Durchschnittszimmerpreis (ohne InterCity).
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Taunus- Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstraße 51, Tel. 3 14 03.
Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Straße 2 - 4, Tel. 44 61.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Straße 2, Tel. 0 60 81/4 28 68; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2, Tel. 0 60 81 / 4 87.
Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Straße 16, Tel. 0 61 73/7 97 71.
USINGEN. Das "Rhein-Main-Journal" des Hessischen Rundfunks (HR) wird am Donnerstag, 23. Juli, in seinem vierten Programm zwischen 16.05 bis 17 Uhr live vom Bahnhof Usingen berichten.
Das Journal lädt alle Interessierten zu einer Freifahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Usingen ein. Um 14.57 Uhr fährt der Zug von Gleis 1 des Hauptbahnhofes ab.
Wer will, kann die Fahrt bereits in Königstein antreten; Abfahrt dort ist um 14.02 Uhr, ab Höchst um 14.30 Uhr. Über Friedrichsdorf (15.25 Uhr) gelangt der Zug dann nach Usingen, wo die Fahrgäste vom blauen Übertragungswagen des HR und dem Team der Rhein-Main-Redaktion erwartet werden.
Der Sender verspricht "Radio zum Anfassen": Vorgesehen sind Informationen über das Entstehen und den Ablauf einer solchen Live-Sendung.
In der Sendung selbst geht es rund um die Taunusbahn, die seit ihrem Verkauf von der Bundesbahn an den Hochtaunuskreis als bundesweit einmaliges Projekt Schlagzeilen macht. Behandelt wird die Geschichte der Strecke; über die aktuelle Situation wird Landrat Jürgen Banzer Rede und Antwort stehen.
Gewinnspiele runden die Veranstaltung ab, bevor um 17.20 die Rückfahrt nach Frankfurt angetreten wird. Wer am Radio "dabei sein" möchte: Die Sendung wird auf der Frequenz 102,5 Megahertz übertragen. jd
Mit der Abmarkierung des Fußgängerweges auf der Großen Eschenheimer Straße in der Frankfurter Innenstadt haben die rot-grünen Verkehrspolitiker wieder einmal bewiesen wie sehr sie media in vita (mitten im Leben) stehen und wie kongenial sie auf die Bedürfnisse ihrer Bürger reagieren: Als ich gestern mittag die Route (mit dem Fahrrad) entlangfuhr, blockierten genau sechs Automobile - von Laster bis zum Postauto - den Radweg, der jetzt mehr denn ja zum Parkstreifen auffordert.
Zusätzliche Verwirrung und Verkehrsgefährdung aber entsteht jetzt dort, wo in Höhe des Eschenheimer Turms die Autos sich nach rechts einordnen, also den Radweg mitbenutzen müssen und umgekehrt da, wo die Radfahrer den Radweg nach links verlassen müssen, weil sie beabsichtigen, in die Eschenheimer Landstraße oder in Richtung Bockenheime Anlage einzubiegen. Hatten sie vorher die Chance, sich etwa in Höhe der Katharinenkirche in die Mitte einzuordnen, wird ihnen das jetzt verwehrt und stattdessen geraten sie später, wenn's pressiert, in die Predouille.
Man sieht: Hier haben politische Köpfe gedachtund das Ergebnis ihrer (Fehl-)Einschätzung (Kraft ihrer politischen Macht) durchgesetzt...
W. Felsmann, Frankfurt-Bornheim.
Rund 20 Anhänger der oppositionellen Volksmudschaheddin demonstrierten auf dem Römerberg gegen den Staatsbesuch des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati. Zeitgleich fanden ähnliche Demonstrationen in anderen Städten statt. Vom 14. bis 16. Juli diskutieren Welajati und Außenminister Kinkel in Bonn über Menschenrechtsfragen und Handelsbeziehungen.
"Die Gefängnisse sind voll mit politischen Gefangenen", erklärte eine Sprecherin der Volksmudschaheddin, "Folter und Hinrichtungen sind weiter an der Tagesordnung." Die Regierung Rafsandschani exportiere weiterhin Terrorismus und Fundamentalismus. Die Bundesrepublik dürfe "auf keinen Fall Geschäfte mit dem Iran abschließen".
Ursprünglich war die Demonstration auf dem Frankfurter Flughafen geplant, auf dem Welajatis Maschine gestern landete; eine Protestveranstaltung dort war jedoch nicht genehmigt worden. ert
RÜSSELSHEIM. Rund 11 000 Mark Schaden zog das mißglückte Wendemanöver eines Autofahrers im Kreuzungsbereich von L 3482 und K 159 nach sich. Verletzt wurde laut Polizei niemand.
Der Unfallfahrer befuhr die K 159 in Richtung Trebur und wollte an der Kreuzung wenden, um wieder zurück in Richtung Königstädten zu fahren. Dabei übersah er nach Darstellung der Polizei einen entgegenkommenden Wagen, worauf es zum Zusammenstoß kam. wal
NEU-ISENBURG. FR-Leserin Gisela Mauer traute ihren Augen nicht, als sie die veränderte Absperrung des Fahrradweges in der Waldstraße sah.
Vorher waren da immer Blumenkübel gestanden, die den Radweg, der zwischen Rhein- und Lessingstraße ein kurzes Stück gegen die Einbahnstraße verläuft, optisch hübsch und den Anforderungen der Verkehrssicherheit gemäß trennten. Was soll nun diese Phalanx rötlicher Poller? fragt sich Gisela Mauer. "Das sieht doch abscheulich aus."
Auch nicht sehr glücklich über die neue Absperrung ist der Pressesprecher der Stadt, Herbert Hunkel. "Ach ja, diese neue Schiffsanlegestelle . . .", seufzt er, "wir sind auch alles andere als begeistert." Aber die Kommune müsse sich hier einem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt fügen, das am 10. September 1991 entschied, daß "Blumenkübel als Verkehrszeichen unzulässig" sind.
Also suchte die Straßenverkehrsbehörde nach Alternativen, und die Stadt entschloß sich für die recycelten Poller aus Altreifen. fra
Die Franzosen jubilierten! Die Tour de France im Jahr des europäischen Zusammenschlusses, so europäisch angelegt wie noch nie zuvor, war fest in französischer Hand. Pascal Lino aus der Bretagne fuhr im Gelben Trikot, der Südfranzose Laurent Jalabert in Grün, Richard Virenque aus der Provence im Gepunkteten des besten Bergfahrers, und Dominique Arnauld aus den Vogesen hatte ebenso eine Etappe gewonnen wie Gilles Delion aus dem Jura. Schon im Vorjahr hatten die Franzosen eine ungewöhnliche Erfolgsserie.
Doch alle diese Triumphe finden vor einem düsteren Hintergrund statt. Nur noch drei Firmenteams existieren in Frankreich gegenüber elf in Spanien und zehn in Italien. Und von diesen dreien haben zwei für das Ende dieser Saison und die dritte für das Ende der nächsten Saison auch das Ende ihres Engagements angekündigt.
Und am Nationalfeiertag, bei der Etappe Luxemburg-Straßburg, war die euphorische Stimmung schon sehr gedämpft. Zwar waren die Trikots auf den französischen Schultern geblieben, auch Pascal Lino hatte sich mit knappem Vorsprung vor den unvergleichlichen Miguel Indurain über das Zeitfahren gerettet. Aber die Franzosen, denen man Chancen auf den Vorderplätzen im Endklassement oder gar Chancen gegen die Favoriten zugebilligt hatte, erlebten ihr Debakel auf den 65 Kilometern gegen die Uhr.
Jean-François Bernard war Elfter, aber er ist ein Teamkollege von Indurain, Luc Leblanc, der Vorjahresfünfte, wurde Einundzwanzigster in 5:49 Minuten, der zweimalige Tour-de-France-Sieger Laurent Fignon Dreiundzwanzigster mit 6:01, und Charly Mottet gar Siebzigster mit 9:15 Minuten Rückstand. Da verstummte der blau-weiß-rote Jubel.
Yves Hezard, viele Jahre Nationaltrainer Frankreichs, dann Teamleiter bei der Profi-Mannschaft Toshiba und jetzt im PR-Bereich tätig, sieht schwarz: "Der Profi-Radsport in Frankreich geht schweren Zeiten entgegen. Die Kosten für die Fahrer und das gesamte Engagement sind explodiert. Es ist normal, daß sich Firmen nach drei oder vier Jahren aus dem Radsport zurückziehen und ihre Werbestrategie ändern. Neue Firmen wären bereit, zehn oder 15 Millionen Francs auszugeben, aber keine 30, wie sie jetzt üblich sind. Und das gilt für die Niederlande und Belgien ebenso, und in Spanien und Italien fängt es schon an. Alle müssen kleinere Brötchen backen."
Und die Tour de France, die in diesem Jahr so gigantische Ausmaße angenommen hat? Auch bei ihr wäre weniger mehr. HELMER BOELSEN
FRIEDBERG. Nach einem Unfall am Montag nachmittag auf der Kaiserstraße mußte diese für drei Stunden voll gesperrt werden, um die Fahrbahn von 150 Litern Dieselkraftstoff zu säubern. Eine Autofahrerin aus Mücke wollte an der Kreuzung Kaiserstraße/Dieffenbachstraße mit ihrem Fahrzeug wenden und übersah dabei einen aus Richtung Frankfurt kommenden Lastwagen.
Bei dem Zusammenstoß der Fahrzeuge riß der Treibstofftank des Lastwagens ab.
Der dabei ausgetretene Kraftstoff wurde von der Feuerwehr Friedberg entfernt, wobei die Kanalisation nach Polizeiangaben nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. ub
Leser-Forum
NIKOLAUS WIDMANN, aus Eberbach am Neckar stammender und seit fünf Jahren im Rodgauer Stadtteil Nieder-Roden lebender Arzt und Dokumentar in einem Neu-Isenburger Medizinverlag, hat ein Gedichtbändchen "Bilder ohne Punkte" veröffentlicht und ein Exemplar Bürgermeister Paul Scherer anvertraut. Der hat es in den Bücherschrank des Magistrats gestellt - gewissermaßen als Grundstock für eine Rubrik "Literatur aus Rodgau". Er schreibe nicht "vorsätzlich" Gedichte, erzählte Widmann bei der Vorstellung des Buchs, vielmehr lebe er in Gedichten. So handelt es sich bei seinem für 9,80 Mark im örtlichen Buchhandel zu beziehenden Werk auch um eine Sammlung innerhalb eines Zeitraums von zwölf Jahren zusammengetragener Gedanken. ttt
HEINZ WASTL, seit 18 Jahren Vorsitzender der Dietzenbacher Schützengesellschaft "Tell", erhält die Sportplakette des Kreises Offenbach. Damit werden die Verdienste eines Mannes gewürdigt, der sich bereits mit 15 Jahren dem Schießsport verschrieben hat und dessen Initiative es der Verein zu verdanken hat, einen Aussiedlerhof in eine Schießsportanlage umgewandelt zu haben. ttt
MARICA KWOKA und CYRIL EGBUNIWE, Mitglieder des Dietzenbacher Ausländerbeirats, arbeiten künftig im Stadtverordneten-Ausschuß für Jugend, Soziales, Kultur und Sport mit. HANSJAKOB ETTER legte sein Mandat im Ausländerbeirat nieder. fin
Die Militärmaschinen aus sechzehn Ländern, die die Luftbrücke zwischen Zagreb und Sarajewo bilden, haben bei Starts und Landungen auf dem Zagreber Flughafen viel Platz. Ausländische Gesellschaften wie die Lufthansa fliegen ihre Zagreb-Passagiere sicherheitshalber immer noch ins slowenische Ljubljana und bringen sie dann in zweistündiger Busfahrt ans Ziel. Für Präsident Franjo Tudjmans Jet und die beiden Boeing 737 der Croatia Airlines werden nicht viele Stellplätze benötigt.
Ohne die Luftbrücke könnte man derzeit kaum nach Sarajewo gelangen. Und wer den Flughafen der bosnischen Hauptstadt verläßt, setzt sein Leben aufs Spiel. Diese Gefährdung ist ein hoher Preis für die allabendlichen TV-Bilder - ohne die allerdings das Weltgewissen wohl nicht wach geworden wäre.
Schon in Dollar gerechnet können die acht Kilometer in die Stadt zu einem teuren Unternehmen werden. Zwar berichtete ein deutsches Fernsehteam, den Weg zurück ohne besondere Aufwendungen geschafft zu haben. Aber andere erzählten von Tarifen bis über zweitausend Dollar, die nicht als Endpreis für die Fahrt und schon gar nicht als Garantie für Sicherheit angesehen werden können. Es können Zuschläge fällig werden für die Überwindung von Straßensperren an der breiten Piste zum Airport. Wer an dieser "Snipers alley" (Scharfschützenallee) von einem Geschoß getroffen wird, kann nicht darauf bauen, geborgen zu werden.
Am Ende dieser Straße vor Beginn des Zentrums liegt das einzige noch betriebene Hotel, aus dem heraus vor gut drei Monaten Demonstranten von der Leibgarde des Serbenführers Radovan Karadzic beschossen worden waren. Mit diesen Schüssen war die Hoffnung zerstoben, durch eine Wende in der Politik der drei Nationalparteien das Schlimmste abwenden zu können. Die Schüsse hatten auch die Zuversicht zerstört, als friedliche Menge stärker zu sein als Waffengewalt. Jetzt wird in umgekehrter Richtung geschossen: vom Regierungsgebäude und von der Philosophischen Fakultät aus auf das schwer getroffene Hotel. Als in der Nähe Granaten einschlugen, wollte ein Team der US-Fernsehgesellschaft ABC Aufnahmen machen. "Aber wegen des verdammten Snipers von gegenüber kannst du nicht ans Fenster gehen", ärgert sich der Kameramann noch, nachdem er den Flughafen erreicht hatte.
Zu Anfang seiner acht Tage in der ehemaligen Nobelherberge seien dort etwa 150 Medienvertreter aller Sparten gewesen, inzwischen viel weniger. Doch ist die immer noch relativ hohe Zahl eine Garantie für umfassende Berichte und Bilder aus einem Zentrum des Krieges? Gewiß nicht. Das Vertrauen etwa bei den Luftwaffenleuten sinkt manchmal schon, wenn sie sich ihre Zusatzpassagiere anschauen: Fotografen, die mit wenig Kenntnis und großer Klappe in die Stadt ziehen und "kleinstlaut" zurückkehren, zum späteren Beweis ihrer Heldentaten aber riesige Geschoßhülsen als obszöne Souvenirs mitschleppen. Oder jener deutsche Fotograf, der mit seiner militärischen Ausstaffierung die Vermutung nahelegt, mitkämpfen zu wollen, sich tatsächlich aber auf ein furioses kriegerisches Finale eingerichtet hat.
Das Hauptproblem für eine umfassende Berichterstattung ist, daß einzelne Stadtteile angeblich überhaupt nicht zugänglich sind oder an Gefährlichkeit andere weit überragen. Das gilt etwa für das moslemische Basar- und Handwerkerviertel Bascarsija, wo es Anfang April noch das beste Eis, den besten Kaffee, das beste Essen gab und nun normales Leben kaum noch vorstellbar ist. "Da bin ich lieber nicht hingegangen", so ein ruhiger, Beirut-erfahrener Kameramann.
Aber im bosnischen Fernsehen konnte man sehen, wie Präsident Alija Izetbegovic und sein Gast, der türkische Außenminister Hikmet Cetin, scheinbar mit wenig Sicherheitskräften ganz entspannt wie Bildungstouristen durch die Gassen schlenderten. Die Perspektive war verengt, manipuliert - wohl aus politischen Gründen, um so etwas wie Souveränität zu demonstrieren. Zurück in Sicherheit gestand der Außenminister, wie entsetzt und bedrückt er gewesen sei. Was wohl wird am Ende von der Bascarsija, von ganz Sarajewo übrigbleiben?
ROMAN ARENS (Sarajewo)
HOCHHEIM. Einen neuen Kursus in Geburtsvorbereitung bietet die Elternschule Taunus in Hochheim an. Das Seminar beginnt am Montag, 31. August, um 19 Uhr im Kindergartengarten, Claßmannstraße 7. Gerti Schlosser wird über die Schwangerschaft informieren, Gymnastik anbieten sowie geburtsgerechte Atmung üben.
Außerdem wird auch gesprochen über Wochenbett, Säuglingspflege und Ernährung. Anmeldungen und Auskunft bei Gerti Schlosser, Telefon 06146 /5628. kkü
VOGELSBERGKREIS. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg e.V. hat eine Broschüre des hessischen Umweltministeriums über die Nutzung von Regenwasser in privaten und öffentlichen Gebäuden begrüßt. Reiner Hildebrand, Erster Vorsitzender, erklärte, daß mit der offiziellen Empfehlung zur Verwendung von Regenwasser in Haushalten endlich eine Kehrtwende in der Haltung der hessischen Wasserbehörden erfolgt sei.
Die richtige Nutzung von Regenwasser sei ein bedeutender Beitrag zum Wassersparen und könnte bis zu 50 Prozent des gesamten Haushaltsverbrauches ausmachen. Hildebrand verwies aber auch auf weitere Schritte zur Förderung der Brauchwassernutzung. So müßten finanzielle Anreize für die Bürger geschaffen und die Entwässerungssatzungen der Kommunen geändert werden. Die Broschüre kann beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Mainzer Straße 80, in 6200 Wiesbaden angefordert werden. ub
HANAU. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther hat den derzeitigen Zustand der fast 100 Spiel- und Bolzplätze in Hanau als "eher trist" kritisiert. Eine Gruppe von SPD-Parlamentariern habe bei Visiten in den vergangenen Wochen "ein bedauerliches Bild" vorgefunden, heißt es in einer Mitteilung.
Günther fordert als Konsequenz daraus, Planung, Bau und Unterhaltung der Plätze im Grünflächenamt zu konzentrieren, das durch die Unterhaltung und Pflege am besten beurteilen könne, welche Spielgeräte wo am sinnvollsten aufzustellen seien. Damit wären die pädagogischen Erfahrungen des bisher federführenden Freizeit- und Sportamts außen vor. Beschreibt Günther die Pflege der Plätze an einer Stelle als "regelmäßig", kritisiert er an anderer, oft mangele es an notwendiger Pflege. Ihm mißfallen mutwillige Zerstörungen. Er geht aber nicht näher auf die Ursachen ein.
Oft stünden Spielgeräte "scheinbar sinnlos aneinandergereiht", womit Phantasie und Kreativität der Kinder nur wenig beflügelt würden. Ohne näher auszuführen, was darunter zu verstehen ist, kritisiert der Fraktionschef das in seinen Augen oft nicht stimmige "Verhältnis zwischen pädagogisch wertvollem Spielgerät und der Umgebung".
Günther stellt sich Spiel- und Bolzplätze vor, die "auch stadtgestalterisch zu einem Aktivposten avancieren können und müssen". Für die Modernisierung zu kinder- und familienfreundlichen Anlagen seien erhebliche Mittel notwendig. Wegen der angespannten Etatlage seien alle organisatorischen Vorkehrungen so zu treffen, daß dieses Geld möglichst sinnvoll ausgegeben werde. him
WIESBADEN. Eine lange Reise unternahmen Wiesbadener CDU-Stadtverordnete, um sich darüber zu informieren, "wie Freizeit und Sport mit dem Schutz der Umwelt zu vereinbaren ist". Sie erkundigten sich im Hamburger Sportboothafen, wie dort Fäkalien aus Bordtoiletten und Altöl beseitigt und die Boote gewaschen werden. Ihre Erkenntnisse wollen sie nun auf den Motorbootsport in der hessischen Landeshauptstadt übertragen.
Im Schiersteiner Hafen liegen allein 700 Motorsportboote - Spaziergängern und Anwohnern häufig genug ein Ärgernis. Die beschweren sich nämlich immer wieder über einen Ölfilm auf dem Rhein oder Fäkalien, die auf dem Wasser im Hafen schwimmen.
Forderung Nummer eins der CDU: Nach Hamburger Vorbild soll auch im Schiersteiner Hafen ein Altöl-Behälter aufgestellt werden - ein riesiges Faß, in das die Bootsbesitzer nach Reparatur- und Wartungsarbeiten altes Schmiermittel schütten können. Forderung Nummer zwei: Der Westhafen in Schierstein soll, wie schon der Osthafen, ans Kanalnetz angeschlossen werden. Dort könnte dann laut Hamburger Modell eine Fäkalien- Absauganlage installiert werden - Möglichkeit für die Boots-Crew, ihre Bordtoiletten unproblematisch zu reinigen.
Der dritte Punkt ihres Interesses in der Hansestadt erwies sich allerdings als "Flop", wie Stadtverordneter Erhard Niedenthal unumwunden zugab. Besichtigt haben die Wiesbadener Unionspolitiker auch den Bootswaschplatz im Hamburger Motorsporthafen. Die 700 000 Mark teure Investition wurde nur drei Monate genutzt und anschließend wieder stillgelegt: Schwermetall-Teile, die in dem Farbanstrich der Boote enthalten sind, setzten sich zwar in Auffangbecken ab; da aber das Wasser im Recycling-Verfahren immer wieder zum Waschen verwendet wurde, gelangten winzige Bestandteile der zinkhaltigen Farbreste in den Brauchwasser-Kreislauf und zwangen die Bootsbesitzer, bei den Reinigungsarbeiten Atemschutzgeräte zu tragen.
Doch die Farbenindustrie produziere mittlerweile ungiftige Farbstoffe, so löse sich dieses Problem mit der Zeit von selbst, meinte Erhard Niedenthal in einer Pressekonferenz. Allerdings solle die Stadt nun prüfen, welche Bootswaschanlage im Schiersteiner Hafen zu empfehlen sei. Bislang existiert nur eine private Waschanlage, die jedoch jetzt schon völlig überlastet sei. "Auf gar keinen Fall die Hamburger Anlage im Schiersteiner Hafen", warnen die CDU-Politiker.
Mageres Informationsergebnis einer stressigen Tagestour? Die CDU-Rathausfraktion verneint entschieden: Mit ihrer "Ausbeute" an Fakten und Eindrücken aus Hamburg sind die Christdemokraten zufrieden. Schriftliche oder fernmündliche Kontakte könnten eine Besichtigung vor Ort nicht ersetzen, verteidigten sie ihre Sommerreise. "Vor allem auch dann", sagte Erhard Niedenthal, "wenn wir feststellen, welche Fehler anderswo gemacht wurden, die wir in Wiesbaden auf keinen Fall wiederholen wollen." maf
Kindergartenplätze rieseln wie Sand durch die Finger Stadt und Firmen uneins/Unternehmen springen ab
Von Stefan Kuhn OBERURSEL. Neun von zehn Neckermann-Beschäftigten plädieren für ein Kinderbetreuungsangebot in Firmennähe. Das ergab eine Umfrage unter den 680 Angestellten. Und Sozialdezernent Gerd Krämer (CDU) kündigt bereits ein "Modell" an: Krabbelstube, Kindergarten und Hort unter einem Dach. Eine gemeinsame Einrichtung von Firmen und Stadt wurde schon oft angekündigt. Doch die Verhandlungen scheinen ins Stocken geraten. Es geht ums Geld. Firmenvertreter nennen die Pläne der Stadt "nicht akzeptabel", Krämer vermißt einen Gegenvorschlag. Derweil rückt die Kinderbetreuung in die Ferne, frühestens 1994 kann sie inzwischen starten. 600 Mark sollen die Firmen nach den Vorstellungen der Stadt pro Betreuungsplatz und Monat bezahlen. Damit trügen sie die vollen Bau- und Unterhaltskosten für diese Plätze. Zudem sollen sich die Betriebe für fünf Jahre festlegen, wieviel Plätze sie belegen. Bleiben diese dann frei, will sie die Stadt weiter vergeben, die Firmen sollen dennoch zahlen.
"Wir müssen eine gewisse Sicherheit haben", argumentiert Krämer, denn "wir würden dort doch nie 100 Plätze bauen". Der Sozialdezernent sieht das Interesse an der Einrichtung vor allem bei den Beschäftigten und bei den um qualifiziertes Personal werbenden Firmen selbst.
"Die Firmenkontingente führen zur Verminderung der Belastung der Stadt", fordert der NUR-Betriebsratsvorsitzende Wilfried Reinhard dennoch mehr Entgegenkommen. Nach dem städtischen Vorschlag würden die Betriebe auch Kindergartenplätze von Beschäftigten aus Oberursel subventionieren. Zudem würde die Einrichtung auch städtischen Bedarf dekken - schon jetzt, erst recht später: "Es zeigt sich, daß die Neueinstellungen größtenteils hier aus dem Umfeld kamen."
Neueingestellten und zuziehenden Angestellten nutze ein Kindergarten im Gewerbegebiet, fern ihrer Wohnungen, wenig, hält Krämer dagegen: "Es gibt einen städtischen Bedarf dort, aber das wäre eventuell eine zweigruppige Einrichtung." Drei der geplanten fünf Betreuungsgruppen entstünden so allein für die Firmen.
Auf drei bis vier Millionen Mark werden die Baukosten des Hauses geschätzt, das auf einem städtischen Grundstück An der Wiesenmühle entstehen soll. Landeszuschüsse wurden bereits beantragt, Krämer rechnet jedoch erst 1994 mit ihnen. Während des dann beginnenden Baus peilt er eine "Übergangslösung" in gemieteten Räumen an. Kostenschätzungen: 500 000 Mark laufende Kosten pro Jahr und 200 000 Mark Schuldendienst.
"Man muß doch eine Konzeption finden, die es Firmen ermöglicht, das steuerlich abzusetzen", weist Reinhard auf ein Defizit der bisherigen Vorstellungen hin. Durch die Firmen ließe sich zudem "etwas finden, um die Kosten zu senken", denkt er. So könnte Braas beim Bau helfen, Neckermann (NUR) per Küchenmitbenutzung beim laufenden Betrieb.
Mehr Firmen sind momentan nicht mehr im Rennen. Zwei der fünf anfangs interessierten Betriebe sind ausgestiegen, die Beteiligung von Avis steht auf der Kippe. Die Stadt sucht Firmen.
Ein offizieller Gegenvorschlag der Betriebe steht jedoch noch aus. Auf Drängen der Betriebsräte sollte er bis Juni vorliegen. Für September haben sich Firmenvertreter und Stadt wieder verabredet. Reinhard dringt auf einen früheren Termin und ein Ende der Verzögerungen: "Wir erwarten, daß Stadt und Firmenleitungen aufeinander zugehen".
Krämer demonstriert beim Termin Offenheit ("da bin ich sehr dafür"), ansonsten Optimismus ("eine Einigung ist kurzfristig möglich") - und setzt auf die Überzeugungskraft der Betriebsräte. Diese sollen ihren Chefs die "soziale Dringlichkeit stärker ins Bewußtsein rücken".
KREIS OFFENBACH. Rund 199 000 Kraftfahrzeuge, darunter exakt 179 992 Personenwagen machen sich den Platz auf den Straßen des Kreises Offenbach streitig. Damit hat der Kreis auch 1991 seine Spitzenstellung unter den Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen behauptet. Sowohl, was die absolute Zahl an Autos betrifft, als auch bei den Pro- Kopf-Werten nimmt der Kreis Offenbach einen vorderen Platz ein.
Landrat Josef Lach: "Ob das allerdings so positiv ist, möchte ich dahingestellt sein lassen."
Knapp sechs Prozent der etwa 3,5 Millionen in Hessen registrierten Kraftfahrzeuge sind im Kreis Offenbach zugelassen. Gegenüber 1981, innerhalb eines Jahrzehnts also, hat sich der Bestand um 30 Prozent erhöht. Überdurchschnittlich angewachsen ist der Anteil der Lastwagen und der Autos mit großem Hubraum, sprich: Luxuskarossen.
Während im Landesdurchschnitt die "Brummi"-Armada um drei Prozent zunahm, gab es im Kreis Offenbach eine Zuwachsrate von über 15 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil der Personenwagen mit 2000 Kubikzentimeter oder mehr Hubraum in den zurückliegenden zehn Jahren von 15 auf 17 Prozent. Übertroffen wird der Kreis in dieser oberen Hubraumklasse lediglich von der Stadt Frankfurt.
Nachdenklich stimmen den Landrat die Relationen von Autos zu Einwohnern. Im Kreis Offenbach teilen sich - statistisch gesehen - weniger als zwei Menschen ein Auto. Mit 566 Personenwagen auf 1000 Einwohner läßt sich der Kreis Offenbach lediglich von der Stadt Wiesbaden (587), dem Main-Taunus- (580) und dem Hochtaunuskreis (573) übertreffen.
Lach: "Die übervollen Straßen und der tägliche Schleichgang vom und zum Arbeitsplatz mit seinen verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt rechtfertigen die Politik des Kreises, dem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs hohe Priorität einzuräumen." Mit der Gründung der Kreisverkehrsgesellschaft sei ein Anfang gemacht worden. Nun gelte es, sie zu einem effizienten, handlungsfähigen Instrument zu machen. ttt
KARBEN. Unversehrt wieder heimgekehrt ist Fritz Amann, der kürzlich mit einem Lastwagen Hilfsgüter nach Zagreb gebracht hat. Amann hatte im September vorigen Jahres an der Friedenskarawane in Jugoslawien teilgenommen. Ende vorigen Jahres konnte er einen Transport mit mehreren Tonnen Medikamenten sicher in zivilen Krankenhäusern von Zagreb unterbringen. Ende März schließlich hatte die Friedensinitiative eine Referentin aus Slavonski Brod gewonnen, die über geschichtliche Zusammenhänge und eindringlich über die Kriegszustände in Jugoslawien berichtete.
Smiljana Sladek-Feric schilderte auch die Situation in einem Waisenhaus von Slavonski Brod, das zur Zeit mit 42 Mädchen und 64 Jungen bewohnt wird. Von diesen haben 63 beide Elternteile verloren. Außerdem leben in dem Heim 20 Flüchtlingskinder, die darauf hoffen, wieder von ihren Familien aufgenommen zu werden.
Anfang Juni traf ein Fax ein, in dem auf eine große Hungersnot in dem Waisenheim hingewiesen wurde. Die Friedensinitiative fühlte sich aufgerufen, praktische Hilfe für das Heim zu leisten. Fritz Amann gelang es im Juni, das Geld für eine halbe Tonne Mehl, für Zucker, Reis, Haferflocken und Nudeln aufzutreiben. Mit Hilfe des ehemaligen Landrats Herbert Rüfer wurde ein Fahrzeug gefunden, mit dem Amann in knapp drei Tagen nach Zagreb und wieder zurück nach Karben fuhr. Die Hilfsgüter wurden in Zagreb von Mitarbeitern des Waisenheims von Slavonski Brod abgeholt. Selbst dorthin zu fahren, erschien Amann zu gefährlich, der überhaupt wegen der laufend eintreffenden Kriegsmeldungen aus Jugoslawien einen schon für Mai geplanten Hilfstransport mit Kinderkleidung, Schuhen und Spielsachen immer wieder hinausgezögert hatte.
Der Klein-Karbener hat es diesmal nicht über sich gebracht zu fotografieren. "Ich war nicht fähig angesichts der zum Himmel schreienden Not und Armut, Kinder in ihren Behausungen aufzunehmen". hm
WIESBADEN. Ein kühler Sommerabend irgendwann im Juli in Auringen: Beherzt machen sich drei Männer auf den Weg in den Wald zu den Holzkästen unter dem Kastanienbaum - ohne Schutzkleidung, Handschuhe oder Gesichtsmaske: "Da passiert nichts." Und wenn schon. Die Imker-Familie Leukel macht um ein paar Bienenstiche längst kein Aufhebens mehr. Seniorchef Walter, Sohn Alexander und Schwiegersohn Michael fahren im Wiesbadener Forst die "Bienen-Ernte" ein, leckerer Blütenhonig, die Ausbeute wochenlanger Arbeit mehrerer bienenfleißiger Völkchen. Bis zu 20 Kilogramm dieser klebrigen Köstlichkeit werden dann zu Hause aus den Waben geschleudert und mehrfach gesiebt in Gläser gefüllt - aufwendige Freizeitbeschäftigung einer ganzen Familie, die sich der Bienenzucht und der Honigproduktion verschrieben hat.
140 Bienenvölker hegt und pflegt der Leukel-Clan in diesem Sommer, Jungvölker und solche, die emsig Honig herstellen. Das arbeitsame Millionenheer wird von den Leukels zu den "Trachten" gefahren. Trachten? "So nennen wir den Nahrungsgehalt der Pflanzen an Nektar oder Blütenstaub", erläutert Walter Leukel die Bezeichnung aus der Imker-Sprache. Da kutschiert die Familie mit den Bienenstöcken im Kombi zu blühenden Obstbäumen, in umliegende Taunuswälder oder gar nach Süddeutschland in den Schwarzwald: Dort nämlich gibt es den begehrten Weißtannenhonig, der laut der Leukel-Leute am köstlichsten schmeckt.
30 000 bis 50 000 Bienen gehören einem Volk an - jede von ihnen mit einer festen Aufgabe betraut: die Königin, die für Nachwuchs zu sorgen hat und täglich 2000 bis 3000 Eier legt; die Kundschafter- Bienen, die neue "Trachtplätze" aufspüren; die Wachtbienen, die dafür sorgen, daß sich keine Fremdlinge einschleichen, um den kostbaren Honig zu stehlen (und mit denen nicht zu spaßen ist, wenn man in ihre Nähe kommt); dann die Masse der Arbeitsbienen, die ausfliegen, um den Nektar herbeizuschaffen; und schließlich die Drohnen - männliche Bienen, nur zur Sicherung des Nachwuchses da und nach Erfüllung ihrer Pflicht von den übrigen Bienen gnadenlos getötet oder aus dem Stock gedrängt.
Und so schwirren die Flieger zwischen Mai und September aus, Tag für Tag auf der Suche nach Nektar und Blütenstaub, transportieren den kostbaren "Honig- Rohstoff" in den Stock und ergänzen ihn mit Sekreten, geben ihn immer wieder von Biene zu Biene weiter. "Je mehr sie ihn herumtragen, um so besser wird der Honig", plaudert Imker Leukel aus dem Nähkästchen. Der fertige Honig wird dann in einer Zelle deponiert und mit einem Wachsdeckel verschlossen - eigentlich als Nahrung zum Überwintern gedacht. Doch die Menschen lassen den Bienen nur die letzte "Produktion" übrig: den Honig, den sie beispielsweise aus den Sonnenblumen gewinnen, zu denen sie die Familie Leukel Mitte Juli vom Wald ins Feld transportiert.
Zu Hause, im Keller der Imkerei, stehen dann Zentrifuge und Sieb bereit: Die Frauen der Familie, Mutter Gisela, Tochter Ilona und Schwiegertochter Carmen, schleudern den Honig aus den Waben und füllen ihn gesiebt in riesige Eimer. Dort wird er zwischengelagert und dann - je nach Bedarf - auf 25 bis 30 Grad erwärmt und gerührt in Gläser gefüllt.
Das Umrühren sei außerordentlich wichtig, wenn man cremigen Honig haben will. Wer es unterläßt, bekommt nur eine harte Masse, die sich auf kein Brötchen mehr streichen läßt. Wie es Michael Leukel einmal bei Bekannten in Thüringen passierte. Dort fuhr er, wie von zu Hause gewohnt, mit dem Messer ins Honigglas - und brach die Klinge ab: "Der Honig war steinhart." Die feste Konsistenz ist übrigens ein Qualitätsmerkmal: "Honig muß kristallisieren", berichtet Walter Leukel. Um die Masse streichfähig zu halten, sei nur Erwärmen und "Rühren zum richtigen Zeitpunkt" nötig - das Berufsgeheimnis der Imker.
Das aufwendige Familien-Hobby hat bei den Leukels Tradition: Schon sein Urgroßvater sei Imker gewesen, berichtet Walter Leukel. Und so wird es auch in den nächsten Generationen bleiben. Denn seine beiden Enkelkinder, die achtjährige Nadja und der fünfjährige Marcel, sind ebenfalls schon mit Feuereifer dabei. Die Junioren sind übrigens couragierter als ihr Vater: "Die gehen mit nacktem Oberkörper zu den Stöcken - und werden nicht gestochen", wundert sich Michael Leukel.
Ihn selbst hatten die Bienen am Anfang seiner Imker-Tätigkeit mehrfach auf dem Kieker. Mit Schrecken denkt er an seine dicken Backen zurück. Gegen Bienenstiche sei Eis am hilfreichsten, empfiehlt er aus Erfahrung. Von Zwiebelsaft und anderen Mittelchen aus Omas Hausapotheke hält er hingegen nicht allzu viel.
Und wenn er wieder mal einen Stich abbekommen hat, bleibt ihm wenigstens eine Genugtuung: "Das", knurrt er grimmig, "bezahlt die Biene mit ihrem Leben."
WEHRHEIM. Die Verkehrsberuhigung nimmt planerische Gestalt an. In einem Gespräch mit Edmund Letschert, dem Leiter der Wehrheimer Polizeistation, besprach Erster Beigeordneter Edwin Seng Einzelheiten. Demnach ist geplant, einen Fußgängerüberweg am Obernhainer Weg in Höhe des Altenheimes einzurichten. Als problematisch wurde erkannt, daß der Verkehr zu gering für einen Überweg sei. "Es handelt sich hier um eine Landesstraße; wir können nur hoffen, daß der Übergang genehmigt wird", sagte Edwin Seng. Für Anfang August ist ein Ortstermin mit Vertretern betroffener Ämter und Behörden vorgesehen.
Des weiteren ging es um die Verkehrsberuhigung mit einer Tempo-30-Zone zwischen Obernhainer Weg und Bahnhofstraße und die Umgestaltung der Bahnhofstraße, für die es zwei Varianten gibt. Gemäß der "großen", rund zwei Millionen Mark teuren Lösung bekäme die Bahnhofstraße einen kombinierten Rad- und Fußweg auf beiden Seiten. Bei der kleinen Lösung (rund 800 000 Mark) sollten hauptsächlich Bäume und Pflanzen auf der Fahrbahn die Geschwindigkeit von Autos drosseln.
Besondere Dringlichkeit sieht Edwin Seng für eine Verkehrsinsel in der Mitte der Kastellstraße. Diese gehöre "baldmöglichst" vor das Industriegebiet. "Das ist vordringlich in Angriff zu nehmen", war der Beigeordnete nach der Unterredung mit der Polizei überzeugt. jd
Eine Wanderung von Burg zu Burg, deren Geschichte weit zurückführt - in das um 400 entstandene Königreich der Thüringer: "Drei Gleichen" heißt das Burgenland bei Wandersleben südlich von Gotha. Doch die drei Burgen haben nichts gemeinsam. Die Bezeichnung "Drei Gleichen" soll entstanden sein, als in einer Nacht des Jahres 1231 ein Blitz alle drei Burgen auf einmal in Brand gesetzt hat und sie wie lodernde Fackeln weit im Land zu sehen waren.
Germanen und Kelten haben dieses Gebiet früh besiedelt. Hermunduren und Angeln kamen durch die Völkerwanderung in das Land, so entstand der Stammesverband der Thüringer. Das Gebiet der "Drei Gleichen" gehörte zum Kernland des thüringischen Königreichs, das 531 durch die Franken zerschlagen wurde. Diese sicherten ihr Gebiet durch den Bau mehrerer Burgen auf den Bergkuppen.
Ausgangspunkt für eine Wanderung zu einer der Burgen oder allen dreien ist Haarhausen, da man archäologisch das "thüringische Pompeji" nennen könnte. Hier wurden große Töpferöfen freigelegt; die ersten im Siedlungsgebiet der Elbgermanen. Hergestellt wurde hier, wie die Funde zeigen, eine qualitätsvolle Drehscheibenkeramik: Krüge, Schalen, Töpfe, Becher und Teller, die am Ende des 3. Jahrhunderts an die im Thüringer Bekken seßhaften Germanen, den Hermunduren, verkauft wurden.
Unmittelbar unter der Mühlburg liegt die Gemeinde Mühlberg, Sie wurde zusammen mit der Burg im Jahre 704 erstmals urkundlich erwähnt und gilt als die älteste Gemeinde Thüringens. Gustav Freytag setzte der Mühlburg in seinem Roman "Das Nest der Zaunkönige" ein literarisches Denkmal. Die Mühlburg ist interessanteste und sehenswerteste der drei Burgen. Wenn sie auch eine große Ruine ist, zeugen die Mauern, Gewölbe und der Turm unverfälscht von der Bauweise früherer Jahrhundere. Die mittelalterlichen Maurer haben hier gute Arbeit geleistet. Mit Milch, Quark und Eiweiß rührten sie den Mörtel an, den sie warm auftrugen und verfugten. Der 25 Meter hohe Bergfried ist noch gut erhalten, alle anderen Bauten sind nur noch an ihren Resten auszumachen. Außer Montag und Dienstag ist die Mühlburg täglich geöffnet. Zur Erhaltung der Ruine soll ein Burgzoll entrichtet werden: "Ritterknechte und Edelfräulein 50 Pfg., gelehrte Weise 25 Pfg., Kinder 20 Pfg."
Die Wachsenburg ist die besterhaltene Burg der "Drei Gleichen"; sie wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten mehrmals umgebaut und erhielt auch Neubauten. Da ein Hotel und eine Gaststätte eingerichtet wurden, ist nur der Hof zugänglich. Nicht weit ist es zur Burg Gleichen, einer sehr gut erhaltenen Burgruine. Sie war vom 12. Jahrhundert an der Sitz eines Thüringer Geschlechts und bekam eine wichtige Aufgabe bei der Sicherung der Handelsstraßen von Erfurt nach dem Westen. Die Burg ist von Mai bis Oktober täglich geöffnet.
Hinweise: Zimmervermittlung, bzw. Unterkunftsverzeichnis, durch den Fremdenverkehrsverband "Thüringer Burgenland - Drei Gleichen", Markt 15 in O-5801 Mühlberg.
Verkehrsverbindungen: Bahn: Frankfurt-Erfurt (direkt) und mit dem Personenzug Erfurt-Arnstadt bis Bahnhof Haarhausen. Auto: Frankfurt-Bad Hersfeld-Eisenach. Weiter zur Autobahnabfahrt Mühlberg.
ERICH PIPA, Erster Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises, wurde vom Kreisausschuß als ordentliches Vorstandsmitglied für den Wasserverband Kinzig vorgeschlagen. Die Wahl erfolgt in der Verbandsversammlung. In dem achtköpfigen Vorstand ist der Main-Kinzig-Kreis mit drei Mitgliedern vertreten.
FRITZ DÄNNER aus Schlüchtern wurde auf Vorschlag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald vom Kreisausschuß in den Naturschutzbeirat der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises berufen. Das neue Mitglied nimmt den Platz von HERMANN DÄNNER (ebenfalls Schlüchtern) ein, der auf sein Amt verzichtet hatte.
OBERTSHAUSEN/KREIS OFFENBACH. Eine Rentnerin braucht jemand, der ihr im Haushalt hilft - beim Fensterputzen, Essenkochen und Einkaufen. Ein alleinstehender Kranker würde sich über einen Menschen freuen, der ihn manchmal besucht und mit ihm redet. Ein Rollstuhlfahrer kann nur dank eines Fahrdienstes zum Arzt gehen oder mal ins Konzert.
Hilfe bei solchen und ähnlichen Notlagen offeriert neben anderen Wohlfahrtsverbänden auch die Arbeiterwohlfahrt (AW), die über ihren "Mobilen sozialen Hilfsdienst" mit einer neuen, übersichtlichen Broschüre informiert. Erhältlich ist das Info-Blatt unter anderem bei der Kreisgeschäftsstelle in Dietzenbach, Wiesenstraße 9, Telefon 06074/33300.
Zu den Ortsvereinen, die sich mit dem "Mobilen sozialen Hilfsdienst" an alle älteren und behinderten Menschen wenden und ihnen im Alltag zur Seite stehen, gehört seit einigen Jahren auch der in Obertshausen - im Kreis der Ortsverband mit dem größten Angebot an Mitarbeitern. 14 Zivildienstleistende werden von der Zentrale täglich zu ihren Einsätzen geschickt. Im November wird das Zivi-Team auf 16 aufgestockt.
Nachwuchsprobleme hat die Arbeiterwohlfahrt in Obertshausen nicht, meint Vorsitzender Horst Warnecke. Auf den Platz eines jeden Mitarbeiters, der ausscheidet, wartet bereits ein Nachrücker. Warnecke: "Wir sind ausgebucht bis Frühjahr 1993."
Zum Mitarbeiterteam gehören außerdem eine kaufmännische Angestellte und eine Altenbetreuerin. Inzwischen gibt es im AW-Vorstand Überlegungen, im nächsten Jahr mit finanzieller Unterstützung der Stadt eine examinierte Krankenschwester einzustellen. Sie könnte Aufgaben übernehmen, mit denen Zivildienstleistende überfordert sind: Spritzen geben, Verbände wechseln.
Ans Aufstocken denkt man auch beim Fahrzeugpark. Zur Zeit rollen im Dienst der Obertshausener AW sieben Personenwagen und ein Behinderten-Bus. "Das wird bald nicht mehr ausreichen", befürchtet der Vorsitzende.
Zum Hilfsangebot in der Stadt gehören ja nicht nur die ambulanten Dienste, sondern beispielsweise auch die individuelle Schwerstbehinderten-Betreuung. Da kümmern sich zur Zeit Zivildienstleistende von morgens bis abends um zwei Behinderte. Der eine, ein querschnittsgelähmter Jugendlicher, wird jeden Tag in die Schule gebracht, dort betreut und mittags nach Hause gefahren. Für November sind bereits zwei weitere Schwerstbehinderte bei der Arbeiterwohlfahrt angemeldet worden.
Neu im Angebot für Obertshausen: der "Familienentlastende Dienst für Behinderte", also die Chance für Familienangehörige, trotz eines schweren Pflegefalles für einige Stunden das Haus verlassen oder mal einige Tage Urlaub machen zu können.
Betreuung und Fahrdienste für Behinderte gibt es übrigens seit kurzem auch an Wochenenden. Voraussetzung: rechtzeitige Anmeldung.
"Essen auf Rädern" fährt täglich rund 80 Mahlzeiten aus. Und in der Elternschule, Otto-Wels-Straße 13, werden seit einem Jahr mit großen Erfolg Lehrgänge angeboten. Die Zahl der Menschen, die von der AW mehr oder minder regelmäßig betreut werden, schätzt Vorsitzender Warnecke zur Zeit auf rund 350.
Wer mehr über die AW Obertshausen wissen möchte, sollte die Telefonnummer 4 94 84 anrufen. hf
Veitshöchheim mit dem herrlichen Schloß und Europas schönstem Rokokogarten zählt zweifellos zu den Glanzlichtern der mainfränkischen Kulturlandschaft.
Seine Sehenswürdigkeiten verdankt der Weinort den Fürstbischöfen von Würzburg. Die begannen Mitte des 18. Jahrhunderts, der räumlichen Enge ihres Würzburger Stadtschlosses leid, mit dem Bau einer repräsentativen Sommerresidenz. Verpflichtet wurden dafür die damals bedeutenden Künstler Frankens: Balthasar Neumann entwarf die Pläne, Antonio Bossi besorgte die reichverzierten Stuckdecken, die Plastiken, etwa die Sandsteinbalustrade mit den 24 Kindergruppen, stammen vom Hofbildhauer Johann Peter Wagner. Beeindruckend denn auch die fürstlichen Wohnräume. Sehenswert neben dem Saal und dem Wohnzimmer vor allem das Gobelinzimmer. An dessen Prunkstück, einem Gobelin mit Motiven aus Venedig, soll vier Jahre lang gearbeitet worden sein.
Im folgenden Schlafzimmer gefällt besonders - die Toilette. Sie wußte ihre Benutzer durchaus zu verwöhnen. Mit ledergepolstertem Sitz, einem Abzug über dem Kamin und auswechselbaren Tapetenbildern. Gesehen haben sollten wir zudem die Hauskapelle mit der prächtigen Ziegenledertapete sowie die früheren Gastappartements der Fürstbischöfe im entgegengesetzten Trakt.
Öffnungszeiten (April bis September): täglich außer Montag von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Eintrittspreis: 2,50 Mark, Kinder bis 15 Jahre frei.
Anno 1763 begann dann, unter Fürstbischof Adam F. von Seinsheim, die Ausgestaltung des Hofgartens. Gepflanzt wurden dabei Hainbuchenhecken, 15 Kilometer lang, die dem Charakter des Rokoko entsprechend, in jedem Seitengang oder Nische für allerlei Überraschungen sorgen. Kunstvoll gearbeitete Tierfiguren wechseln da mit Staffagen, Putten und Kindergruppen. Allesamt gefertigt von bekannten Bildhauern wie J. W. von Auvera oder Ferdinand Tietz, dem berühmtesten deutschen Gartenplastiker seiner Zeit.
Tietz schuf auch den "Musenberg Parnaß" im großen See; ein typisches Felsengebilde des Rokoko mit künstlichen Tropfsteinformen, Seemuscheln und dem Dichterroß Pegasus als Höhepunkt. Nicht zu vergessen die weiteren Kreationen für die fürstbischöflichen Mußestunden: Allegorien verschiedener Themen, Laubengänge, Heckensäle und -kabinette, eine Kaskade . . .
Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Zum Beispiel im "Ratskeller", dem ehemaligen Kavaliersbau unweit des Schlosses.
Anfahrt: A 3 Frankfurt-Würzburg bis zur Anschlußstelle Würzburg-Kist, danach weiter in Richtung Würzburg, auf die gegenüberliegende Mainseite über die B 27 (Richtung Karlstadt) nach Veitshöchheim. Bahnverbindung (Mo.-Sa.): Ffm. ab: 8.21 Uhr (IC), Würzburg an: 9.42 Uhr, Würzburg ab: 10.24 Uhr, Veitshöchheim an: 10.32 Uhr. Sonntag: Ffm. ab: 7.03 Uhr, Würzburg an: 8.30 Uhr, Würzburg ab: 9.30 Uhr (Bus), Veitshöchheim an: 9.38 Uhr.
Zurück (Mo.-Fr.) Veitshöchheim ab: 17.26 Uhr, Würzburg an: 17.34 Uhr, Würzburg ab: 18.17 Uhr, Ffm. an: 19.38 Uhr. Samstag: Veitshöchheim ab: 18.00 Uhr, Würzburg an: 18.15 Uhr, Würzburg ab: 19.17 Uhr, Ffm. an: 20.38 Uhr. Sonntag: Veitshöchheim ab: 17.32 Uhr (Bus), Würzburg an: 17.47 Uhr, Würzburg an: 17.47 Uhr, Würzburg ab: 18.17 Uhr, Ffm. an: 19.38 Uhr. JÜRGEN LIPPERT
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Kleinfeldturnier in Bisses ECHZELL. Die Fußballabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Bisses veranstaltet am 22. und 23. August ein Kleinfeldturnier. Anmeldungen werden bis zum 31. Juli durch die Einzahlung der Startgebühr von 80 Mark auf das Konto 1085006998 bei der Sparkasse Wetterau, BLZ 518 500 79, entgegengenommen. Dabei müssen der Name der Mannschaft und eine genaue Adresse angegeben werden. Die Spielpläne werden zwei Wochen vor dem Turnier verschickt. Kirchplatzfest wird vorbereitet ECHZELL. Für die nächste Sitzung des Kirchplatzfestausschusses am Montag, 3. August, um 20 Uhr in dem großen Kolleg der Horlofftalhalle, werden alle Vereine und Verbände eingeladen, die am Kirchplatzfest 1992 teilnehmen wollen. Der Teilnehmerbeitrag von 200 Mark muß auf das Konto 71808700 bei der Wetterauer Volksbank, BLZ 518 900 00, überwiesen werden. Einbruch verhindert WÖLFERSHEIM. Unbekannte versuchten, am Montag in den frühen Morgenstunden in die Gaststätte "Anglerheim" in Wölfersheim/Geisenheim einzubrechen. Bei den Arbeiten an der Eingangstür wurde jedoch die Alarmanlage ausgelöst, und die Täter ließen von ihrem Vorhaben ab. Autofahrer bremste zu spät BÜDINGEN. Als ein Fahrer aus Echzell auf der B 457 wegen eines nach links abbiegenden Fahrzeuges vor ihm anhalten mußte, fuhr ein nachfolgender Fahrer aus Büdingen auf. Nur durch Ausweichen konnte ein folgender Motorradfahrer einen weiteren Auffahrunfall verhindern. Bei diesem Manöver kam er jedoch nach rechts von der Fahrbahn ab und stürzte in den Straßengraben. Laut Polizeibericht verletzte er sich dabei nicht. An den Fahrzeugen entstand ein Schaden von 11 000 Mark. Höhenclub wandert HIRZENHAIN. Der Vogelsberger Höhenclub lädt alle Wanderfreunde am Sonntag, 19. Juli, zu einer halbtägigen Wanderung ins Gebiet Lißberg ein. Um Anmeldung bis zum 18. Juli unter der Telefonnummer 0 60 45 / 45 34 wird gebeten. Treffpunkt ist das Rathaus in Hirzenhain, von wo aus die Wanderung um 13.30 Uhr startet, zunächst allerdings im eigenen Auto. Fußball-Flutlichtturnier HIRZENHAIN. Am 21., 24., 28. und 31. Juli veranstaltet der Verein für Rasenfreunde Hirzenhain sein alljährliches Fußball-Flutlichtturnier auf dem Sportplatz in Hirzenhain.
Ein rauhes Klima herrsche im Oberwald, dem höchstgelegenen Teil des Vogelsbergs. So steht es im Wanderführer. Bei drohenden Regenwolken, kühlem Wind und wenig sommerlichen Temperaturen machen wir uns auf den rund acht Kilometer langen Rundweg auf dem Bergplateau, fachkundig geführt von Peter Raven und Heinz Volz vom Vogelsberger Höhenclub. Bis zu den Höhen des Taunus reicht der Blick vom Ausgangspunkt, dem Berggasthof Hoherodskopf. Über Wiesen und vorbei an Buchenwäldern gelangen wir zu den Forellenteichen, die einst eine gänzlich andere Funktion hatten.
1614, weiß Forstwirtschaftsmeister Heinz Volz, wurden die drei Gewässer als Flößteiche angelegt, um Holz nach Nidda zu transportieren. 1637 wurde die Nidda-Flößerei eingestellt. Die Baumstämme hatte zu viele Wehre und Wassermühlen zerschlagen. Von Menschenhand künstlich geschaffen, bilden die Forellenteiche heute Biotope, die Reihern und Molchen Lebensraum bieten. Auch das angrenzende Sumpfgebiet entstand durch Menschenhand. Teufelskralle und Taubenkropf, Mähdesüß und Arnika gedeihen hier neben Schachtelhalmen und der in Europa einmaligen, stachellosen Ahrdistel.
Wenige Schritte weiter beginnt der Fichtenwald, der wiederum seine eigene Geschichte hat. Noch vor 150 Jahren war der Hoherodskopf kahl. Um zu überleben, hatten die Bewohner der kargen Landschaft den ursprünglichen Baumbestand aus Ahorn, Buche und Eberesche gerodet und in Weideland verwandelt. Neu aufgeforstet wurde erst, als das Kaiserreich nach dem Sieg 1870/71 aus Reparationszahlungen der Franzosen Geld bereitstellte. Statt Ahorn oder Eiche wurde die Fichte gewählt, weil sie schnell wächst und so eher Einnahmen verspricht. Daß der Frühjahrssturm "Wiebke" 1990 tiefe Breschen in die Monokultur geschlagen hat, beurteilen Raven und Volz heute durchaus positiv. In den lichten Windwurfflächen konnten sich Pflanzen etablieren, wie sie im Hochwald nicht zu finden sind. Brennesseln haben sich breit gemacht, die Schmetterlingen Nahrung geben. Zwischen den Fichten wachsen auch wieder Eberesche und Ahorn. Das grüne "H" als Wegmarkierung führt uns weiter zum Naturschutzgebiet "In der Breungeshainer Heide", einem Hochmoor. Vom Weg aus sind Krüppelbirken und Salweiden zu sehen, die zur Sorge der Naturschützer üppig gedeihen. Wenn man sie nicht beschneidet, überwuchern sie das Moor. Dieses uralte, langsam nach oben wachsende Biotop ist auf dem verlandeten Krater-See entstanden.
Ohne fachkundigen Führer wäre uns dies verborgen geblieben. Wie wir auch den Vogelsberg-Fichten nicht angesehen hätten, daß fast jede zweite an Rotfäule leidet. Ohne die Führer vom VHC hätten wir den Finkenschlag überhört und nicht vom wildwachsenden Kümmel probiert.
Wie deplaziert hingegen die Betonröhren im Naturschutzpark wirken, fällt auch dem Laien auf den ersten Blick auf. Warum nur hat man die Nidda in sie hineingezwängt? Unbedenklich kann hier noch aus dem Flüßchen getrunken werden. Nicht nur heute ist übrigens die Ausnutzung des Vogelsbergwassers Anlaß zu Streit. "Das Wasser abgraben" wollte vor zweihundert Jahren schon der Landgraf von Hessen-Darmstadt seinem Erbmarschall, dem Freiherr von Riedesel zu Eisenbach. Hatte doch dieser den kapitalsten Hirsch erlegt, was seinem Herren so mißfiel, daß er ihm am Landgrafenborn die Wasserzufuhr abzuschneiden suchte.
Einen weiteren Born passieren wir auf dem ebenerdigen Weg. Der Sage nach soll Bonifatius am gleichnamigen Born im siebten Jahrhundert getauft und gepredigt haben. Die Quelle liegt wenige Meter neben dem Taufstein, der höchsten Erhebung im Vogelsberg.
Bevor es hinauf zum Bismarckturm geht, leitet uns Heinz Volz entlang der Ellersbach-Kaskaden zu den Blockfeldern und zeigt uns mit seltenen Moosarten bewachsene große Steinbrocken.
Fast drei Stunden lang haben wir erlebt, was der VHC meint, wenn er fordert: Touristen sollten lernen, die Natur mit allen Sinnen zu begreifen - und das kann man auch bei kühlem Wind, dunklen Regenwolken und wenig sommerlichen Temperaturen. CORINNA WILLFÜHR
DARMSTADT. Bis die Ursache des Explosionsunglücks im Darmstädter Chemieunternehmen Merck vom Montag nachmittag geklärt ist und Konsequenzen daraus gezogen sind, darf die Firma keine hypophosphorige Säure mehr eindampfen. Das Produktionsverbot für den Stoff Phosphorpentoxid hat die Gewerbeaufsicht nach Angaben des Wiesbadener Umweltministeriums angeordnet.
Merck stelle die Chemikalie in einer "nur sehr geringen Menge von 200 Kilogramm pro Jahr" her, sagte eine Firmensprecherin auf FR-Anfrage. Auf den nun gestoppten und fast vollautomatisierten Chemiebetrieb, der von den Aufsichtsbehörden als Störfallanlage ausgewiesen ist, könne das Unternehmen für begrenzte Zeit "gut verzichten".
Weder die Firma selbst noch die Kriminalpolizei und Umweltermittlungsgruppe des Darmstädter Polizeipräsidiums konnten gestern sagen, wodurch die Detonation ausgelöst wurde. Nicht bestätigt wurde eine Agenturmeldung, wonach "heißgelaufene Maschinen" zu der Explosion führten. Merck hatte danach als mögliche Ursache die Zersetzung der Säure aufgrund einer Beschädigung der Emailleschicht am Kessel genannt.
Beim Verdampfen der verdünnten phosphorigen Säure, um das für verschiedene chemische Reaktionen in Labors benötigte Phosophorpentoxid zu gewinnen, hatte sich in dem nur zum geringen Teil gefüllten 1000-Liter-Vakuumbehälter eines anorganischen Produktionsbetriebs von Merck eine Verpuffung ereignet. Dabei bildete sich eine Wolke mit Phosphin, einem giftigen, farblosen Gas. Wegen Atemwegsbeschwerden wie Schleimhautreizungen mußten fünf Merck-Mitarbeiterinnen aus einem rund 300 Meter entfernten Verwaltungsgebäude in die städtischen Kliniken gebracht werden. Vier von ihnen sind nach Werksangaben gestern wieder zur Arbeit erschienen. feu
HANAU. Der Staatssekretär im hessischen Landwirtschaftsministerium, Rolf Praml, hat den Hanauer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen wissen lassen, daß die Domänenverwaltung "grundsätzlich bereit" sei, den Standort Kinzigheimer Hof für eine Kompostierungsanlage zur Verfügung zu stellen. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte das Hanauer Ansinnen im April 1991 noch abgelehnt.
Notwendig sind laut Praml aber jetzt nicht nur die "planerischen Voraussetzungen", sondern auch die bisher fehlende Zustimmung der Nachbarstadt Bruchköbel. Daraufhin haben Battenhausen und der Hanauer SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther den Magistrat von Bruchköbel aufgefordert, den Widerstand gegen eine Kompostieranlage auf Hanauer Gemarkung, aber vor den Toren der Nachbarstadt, aufzugeben (die FR berichtete).
Eine solche Anlage, die laut Günther wie in Echzell (Wetteraukreis) "so gut wie keine Geruchsbelästigungen" mit sich bringe und selbst bei ungünstigen Windverhältnissen "nicht viel mehr als einen typisch erdigen Geruch in Richtung Bruchköbel wehen" lasse, bedeute 30 bis 40 Prozent weniger zu deponierender Hausmüll. Insofern sei es "bedauerlich", wenn sich Bruchköbels Erster Stadtrat Ernst Garkisch bei seiner Ablehnung mit Blick auf die nahende Kommunalwahl von wahlarithmetischen Überlegungen leiten lasse. Das vereinbare sich nicht mit den "schönen Broschüren", die der Bruchköbeler Magistrat in Sachen Umweltschutz für seine "eigene, doch so fortschrittlichere Politik" sonst immer verbreiten lasse.
Günther hält Garkisch vor, er wolle offenbar in Bruchköbel nur noch "edle Wohnquartiere", in Hanau dagegen weniger beliebte Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Kulturelle und soziale Angebote in der Kreisstadt nutzten auch Bruchköbels Bürger/innen, deren Arbeitsplätze zudem oft in Hanau liegen. Und die Hanauer Straßenbahn bringe für die Busanbindung Bruchköbels jährlich rund 250 000 Mark auf. Das Sankt-Florians- Prinzip, wonach die unangenehmen Anlagen der Industriegesellschaft überall, nur nicht bei einem selbst stehen dürften, könne nicht mehr weiter gelten.
Battenhausen dazu: Wenn Bruchköbel schon die Stadt Hanau bei der Abwasserentsorgung und beim Öffentlichen Personennahverkehr in Anspruch nehme, dann müsse der Nachbar-Magistrat im Fall der Kompostierung Entgegenkommen zeigen. Die von Bruchköbel vorgetragenen Gegenargumente seien "wenig überzeugend". him
Zwei unbekannte Täter im Alter zwischen 23 und 26 Jahren haben in der B- Ebene des U-Bahnhofs Schweizer Platz mit einem Messer auf einen 25jährigen Mann aus der Wetterau eingestochen und ihn beraubt.
Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Männer ihr Opfer gegen 23.30 Uhr angesprochen und ihn gefragt, ob er Heroin kaufen wollte. Als der 25jährige ablehnte, stach einer der beiden auf ihn ein und verletzte ihn leicht an einem Ellenbogen.
Die Täter raubten dem Mann seine Geldbörse, in der 120 Mark steckten, sowie Personalausweis und Führerschein. Sie flüchteten mit der U-Bahn in Richtung Südbahnhof. enk
MAIN-KINZIG-KREIS. Sieben Vereine aus dem Altkreis Hanau erhalten Fördermittel des Landessportbundes für geplante Bauprojekte.
Ein Zuschuß von knapp 5000 Mark fließt an den SV 1910 Steinheim zur Sanierung des Tennisplatzes. Der Ski- und Wanderclub Windecken kommt in den Genuß von rund 2000 Mark. Dieses Geld ist als Zuschuß für die Überdachung von Containern gedacht.
Die Ski- und Kanugesellschaft 1925 Hanau will sich Wettkampfboote anschaffen. Dafür erhält sie vom Landessportbund 5000 Mark. 359 Mark gehen an den Tanzsportclub Hanau zum Kauf einer Musikanlage. Mit rund 4000 Mark wird der TV 1886 Langenselbold unterstützt. Die Selbolder planen den Bau einer Stabhochsprunganlage.
Schließlich will der TSV Rodenbach einen Mattenwagen kaufen. Dafür hat der Landessportbund 3537 Mark bewilligt. Der TV Windecken wird mit 5000 Mark bedacht. Die Summe steckt der Verein in den Erwerb von Turngeräten. hok
Das Erlebnis war bezeichnend: "Das erste, wonach einige Kinder fragten, war: ,Wo ist denn hier der Fernseher?'", erinnert sich Tim Lenz an die Sommerfreizeit für Flüchtlingskinder im vergangenen Jahr. "Die Kinder haben in der Enge der Asylbewerber-Unterkünfte keine Möglichkeit zu spielen", so der Mitarbeiter der Katholischen Jugend Frankfurt. Die KJF will Abhilfe schaffen. Auch dieses Jahr bietet die kirchliche Organisation 22 Jungen und Mädchen zwischen neun und 13 Jahren die Möglichkeit, für eine Woche der Enge der Asylbewerber-Unterkünfte zu entfliehen. Vom 19. bis 26. Juli fahren die Kinder aus Eritrea, Kurdistan und Afghanistan nach Oberreifenberg im Taunus. In einem Haus der KJF werden sie auch von Mitarbeitern aus ihren Heimatländern betreut.
Allerdings haben von den mehreren hundert Flüchtlingskindern in Frankfurt nur wenige die Möglichkeit, bei der Fahrt mitzumachen. "Der Platz im Jugendhaus ist leider begrenzt, ebenso das Geld", bedauert KJF-Sprecher Georg Schummers. Rund 8000 Mark kostet die Freizeit, finanziert wird sie vor allem durch Spenden. "Das verbleibende Defizit von 4000 Mark gleicht die Stadt Frankfurt aus.
Die KJF will vor allem ein Beispiel setzen: "Es wird so wenig für die Asylbewerber-Kinder getan; wenn wir nicht die Hoffnung hätten, daß andere uns nacheifern, wäre es sehr frustrierend für uns", meint Tim Lenz. Vom Erfolg ihres Projektes sind die KJF-Mitarbeiter überzeugt: "Die Kinder zehren sehr lange von ihren Erlebnissen", meint Georg Schummers. ert
Eine Serie von Straftaten aus dem Rotlichtmilieu 29jähriger wird des versuchten Totschlags beschuldigt Von Wolfgang Heininger HANAU. Einer langen Reihe von Beschuldigungen steht derzeit der 29 Jahre alte Jugoslawe Danilo R. vor der Ersten großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts gegenüber. Zehn Anklagepunkte aus Ereignissen von 1990 und 1991, die sich alle im Rotlicht- und Drogenmilieu abspielen, hat Staatsanwalt Günter Otto gegen den berufslosen Mann, der seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt, zusammengetragen. Unter anderem soll er sich des versuchten Totschlags, der schweren Körperverletzung und der Erpressung schuldig gemacht haben. Der Angeklagte selbst war am Dienstag allerdings nur bereit, kleinere Verfehlungen einzuräumen. Nach den Recherchen der Ermittlungsbeamten begann die Serie der Straftaten des Mannes mit einem zunächst harmlosen Vorfall Ende April 1990. Unmittelbar vor Schließung der Hanauer Nachtbar "Club Cherie" wollte er dort noch etwas trinken. Als ihm die Bediensteten zweimal den Einlaß verwehrten, habe der Mann zunächst wüste Drohungen ausgestoßen, schließlich eine Pistole gezogen und mehrfach in die Luft geschossen. Nachdem ihm daraufhin Hausverbot erteilt wurde, soll er die Besitzer und Angestellten in der Folgezeit mehrfach mit dem Tode bedroht haben.
Im Juli 1991 eskalierte die Situation laut Anklage, als es bei einem erneuten Zusammentreffen der Kontrahenten zu einer tätlichen Auseinandersetzung kam. Dabei soll Danilo R. mit einem Baseballschläger gewütet und anschließend einen der Bediensteten im Auto mitgeschleift haben. Einen weiteren Angestellten soll er überfahren haben. Handgreiflichkeiten gab es demnach auch, als die Frau des Angeklagten die Bar "Ballerina" in Erlensee, die den gleichen Besitzern gehört, nicht mehr betreten durfte. Sie hatte sich dort, so die Staatsanwaltschaft, häufiger als Prostituierte angeboten.
Auf das Kerbholz des Angeklagten gehen schließlich nach Ansicht von Staatsanwalt Otto zwei Fälle von Erpressung. Im einem Fall habe der Mann einen anderen beim Glücksspiel mit unlauteren Methoden um 10 000 Mark gebracht und ihn solange bedroht, bis ihm das Opfer wenigstens 2000 Mark zahlte. Außerdem habe er vom Wirt des Lokals "Bel Ami" 2500 Mark verlangt, andernfalls er ihm das Dach über dem Kopf anzünden werde. Der Angeklagte, der nach Angaben eines Zeugen selbst gut deutsch spricht und jedes Wort verstehe, verständigte sich ausschließlich mit Hilfe eines Dolmetschers und wies die Vorwürfe in der Hauptsache zurück. Zwar sei es zu den erwähnten Auseinandersetzungen gekommen, er habe aber weder Drohungen ausgestoßen, noch eine Waffe benutzt und schon gar niemanden erpreßt. Natürlich habe er Spielschulden eintreiben wollen, aber schließlich sei das sein gutes Recht. Zum zweiten Erpressungsverdacht sagte er, eine Angestellte des Wirtes habe sich die Summe von 2000 Mark bei ihm geliehen. Die habe er eingefordert und von dem Wirt auch bekommen.
Ganz anders hat sich die vorausgehende Schlägerei abgespielt, wenn man den Worten des Angeklagten glauben kann. Er gab an, er habe an diesem Abend im "Club Cherie" nur etwas trinken wollen, was ihm nicht nur verweigert worden sei. Vielmehr habe ihn der Türsteher unsanft nach draußen befördert und schließlich sogar mit einem Baseballschläger auf ihn eingeschlagen und ihm dabei den Arm gebrochen. Außerdem sei er beschossen worden. Er habe sich deshalb in seinen Wagen gesetzt und sei geflüchtet. Niemand sei mitgeschleift worden. Und er habe auch niemanden überfahren wollen.
Der "Büffetier" im "Ballerina Club" Udo H. bestätigte als Zeuge frühere Aussagen, wonach Danilo R. auch ihm massiv gedroht hat. Er habe diese Drohungen ernst genommen, weil ihm andere Gäste bestätigt hätten, daß der Angeklagte eine Waffe besitze und ihm diese recht locker in der Tasche stecke. Der Miteigentümer der beiden Nachtclubs Egon K. erinnerte sich ebenfalls an mehrere Vorfälle dieser Art, unter anderem auch an die Schlägerei, bei der er allerdings gegenüber früheren Aussagen nicht direkt dabei war, sondern sich in seinem Büro nebenan aufgehalten habe.
K. sagte weiter aus, daß der Angeklagte mehrfach unter dem Einfluß von Alkohol und Drogen gestanden habe. Das Hausverbot habe der Jugoslawe offenbar nicht verwinden können, weil er damit einen Gesichtsverlust in seinen Kreisen verbunden sah. - Der Prozeß wird fortgesetzt.Verkehrsbüro kann bald unbürokratischer arbeiten
HANAU. Da sich die Vergrößerung nicht als rentabel erwiesen hat, heißt die Hanauer Veranstaltungs- und Kongreßgesellschaft demnächst wieder "Hanauer Stadthallen GmbH". Wie der Magistrat jetzt mitteilt, konzentriert sich die Gesellschaft künftig auf die Verwaltung und den Betrieb der Stadthalle. Außerdem soll ihrem Aufgabenbereich auch noch das städtische Verkehrsbüro angegliedert werden.
Für die Kunden des Hanauer Verkehrsbüros, so versicherte Oberbürgermeister Hans Martin, ändert sich dadurch wenig. Allein für den Betrieb und den Arbeitsablauf des Büros erweise sich die Angliederung an die Gesellschaft statt an die Verwaltung als bürokratisch unkomplizierter. Als städtische Ämter, so Hanaus Pressesprecher Peter Bertus, müßten die Verkehrsbüros zu viele bürokratische und haushaltsrechtliche Hürden nehmen.
Kulturdezernent Klaus Remer kündigte bereits aufgrund der Neuregelung eine Erweiterung des Aufgabenbereiches an. Demnächst soll das Verkehrsbüro am Marktplatz auch den Kartenvorverkauf für städtische Veranstaltungen übernehmen. Dezernent Remer: "Der Weg zu einem Mehr an Bürgerfreundlichkeit ist bereitet". alu
DEN HAAG, 15. Juli. Die niederländische Drogenszene ist um eine kriminelle Facette reicher: Sogenannte Drogenführer lauern im Grenzgebiet ausländischen Besuchern auf, um sie zum nächsten Dealer in eine der Großstädte zu führen. Als Belohnung dafür kassiert der Drogenführer seine Vermittlerprovision. Der Grenzposten Hazeldonk südlich von Breda beim Grenzübergang aus Belgien leidet unter einer regelrechten Drogenführerplage.
Hauptsächlich Jugendliche aus Belgien, Frankreich und Italien werden belästigt. In einem Kauderwelsch aus Englisch und Französisch werden ihnen die Verlockungen des Drogenkonsums schmackhaft gemacht. Polizeichef Jan Gorissen im nahen Grenzort Rijsbergen mit 5700 Einwohnern bestätigt, daß sich die Lage in letzter Zeit verschlimmert habe. Während früher etwa 50 Drogenführer in diesem Gebiet aktiv gewesen seien, habe sich ihre Zahl jetzt auf mehr als hundert verdoppelt. Sie haben Zugang zu allen Drogenmärkten jeglicher Kategorie.
Die Drogenführer verfolgen Polizeiangaben zufolge ein einfaches Rezept. Im Prinzip sprechen sie nur die Grenzgänger an, die sie für Ausländer halten. Sie bieten an, die Fremden zu einem Drogenhändler zu bringen. Wer darauf eingeht, wird bei der bewußten Adresse abgeliefert. Zwischen drei und vier Uhr nachmittags werden die Drogenführer aktiv. Die meisten Fahrten ab Hazeldonk landeinwärts finden in den Nachtstunden statt. Eine Provision von 600 bis 700 Gulden (540 bis 630 Mark) pro Nacht für die Drogenführer scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Manchmal steigern sich die Verdienste sogar bis auf etwa 1800 Mark.
Rijsbergen ist ein kleines Dorf mit einem großen Problem. Täglich überqueren auf der Autostraße Antwerpen-Breda bei Hazeldonk 16 000 Fahrzeuge die Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden. Der Bürgermeister des Grenzortes, Nico de Jaeger, klagt darüber, daß bisweilen zweifelhafte fliegende Händler auftauchten, um Opfer unter den vielen fremden Besuchern zu finden. Eine Zeitlang hatte man Ärger mit Verkäufern von wertlosem Schmuck. Später sei der Grenzort Hazeldonk aber immer mehr in das Blickfeld der Drogenhändler geraten. Daraus hätten sich zunehmende Kriminalität und Aggressivität ergeben.
Die Gemeindeverwaltung und die Polizei von Rijsbergen wollen nun Maßnahmen ergreifen, um der Belästigungen durch Drogenführer und Dealer Herr zu werden. So soll beim Grenzübergang ein ständiger Polizeiposten verstärkt mit Angehörigen der Gendarmerie geschaffen werden. Bis jetzt ist die Drogenplage noch nicht von Hazeldonk sechs Kilometer weiter in den Ort Rijsbergen vorgedrungen. Anders ist es zum Beispiel in Venlo unmittelbar an der deutschen Grenze, wo sich eine starke Drogenkriminalität ausgebreitet hat. In Rijsbergen bemüht man sich, ähnliche Zustände zu verhindern.
Merkwürdigerweise entstehen die meisten Probleme mit den Drogenführern an der Grenze, wenn es ihnen nicht gelingt, genügend Kundschaft zu den Drogenadressen zu bringen. Dann wird Hazeldonk "ein Kriegsgebiet", wie der Bürgermeister sich ausdrückt.
In diesem Fall wird der Ton aggressiver, Passanten werden willkürlich beraubt und bedroht, Diebstähle werden verübt. Polizeikommandant Gorissen meint, manchmal scheine es, als ob Hazeldonk der reinste Wilde Westen sei.
FRANKFURT A. M. Lebhaft diskutierten die Mitglieder des 1. Frankfurter Karneval- und Theater-Clubs 1898 während der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim über den Jahresbericht des Ersten Vorsitzenden Horst Hormel und des Schatzmeisters Gerd Bergk. Hauptthemen waren die allgemeinen Kostensteigerungen sowie die Absage der Kampagne 1991 infolge des Golfkonfliktes. Beides riß Löcher in die Vereinskasse, mit denen der Klub nicht rechnen konnte und die der Verein nun wieder schließen muß.
Vorsitzender Hormel sieht darin jedoch "kein gravierendes Problem", denn durch die finanzielle Unterstützung einiger Vereinsmitglieder, Freunde und Gönner hielt sich der Verlust im Rechnungsjahr 1991 in Grenzen. In diesem Zusammenhang dankte Vorsitzender Hormel allen, die mit dazu beigetragen haben.
Erfolgreich sei die vergangene Kampagne '92 verlaufen, berichtete er. Alle Aktiven hätten sich großartig engagiert. Auch der Neuaufbau der Kinder-Tanzgarde sowie einer Juniorengarde habe die Erwartungen des Vorstandes erfüllt. "Unsere Trainerin Anne Büttner leistet vorbildliche Arbeit", lobte der Vorsitzende.
Wie die Mitglieder die Arbeit des Vorstandes beurteilten, spiegelte sich bei den Neuwahlen wider: Horst Hormel blieb Vorsitzender und Hermann Vollmer Zweiter Vorsitzender. Wiedergewählt wurden außerdem Maria Regenfuß (Zweite Kassiererin), Helgard Hormel (Erste Schriftführerin), Heinz Regenfuß (Zweiter Schriftführer), Erika Kniss (Ministerpräsidentin) sowie die Archivare Udo Büttner und Hermann Vollmer. Einzig die Position des Schatzmeisters mußte neu besetzt werden, da Gerd Bergk aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte. Bergks Nachfolger wurde Wolfgang Büttner.
Der Vorstand gab bekannt, daß der Verein mit seiner Sitzung in der Kampagne '93 wieder im Zoo-Gesellschaftshaus gastieren wird. Die dafür bereits angekurbelten Vorbereitungen würden nach der Sommerpause verstärkt.
Der Vorsitzende ehrte außerdem Maria Regenfuß für ihre langjährige Mitarbeit als Zweite Kassiererin und überreichte ihr ein Präsent. Sie hält den 98ern seit vier Jahrzehnten die Treue. *dixi
FLÖRSBACHTAL. Die kleinste Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis muß in nächster Zeit zehn weitere Asylbewerber aufnehmen. Da Flörsbachtal derzeit nach Angaben von Bürgermeister Horst Sakschewski über keine geeigneten Räumlichkeiten für eine Gemeinschaftsunterkunft verfügt, hofft der Rathauschef darauf, private Vermieter zu finden. Andernfalls müßten sich die Gemeindegremien mit dem Problem beschäftigen. jan
&blt; Phantastereien über Gershwin
Ines Krautwurst und Stephan König präsentieren am heutigen Donnerstag um 21.30 Uhr im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, musikalische Variationen zum Thema "Gershwin". Kartenreservierungen unter der Rufnummer 069 / 40 58 95 20. &blt; Frauenkabarett und Chansons Die Lesbisch-Schwulen Kulturtage werden am heutigen Donnerstag um 20.30 Uhr fortgesetzt mit der One-Woman-Show "Love Bites", produziert und aufgeführt von Petra Förster. Unter dem Titel "Ick hatte so uff Dir jehofft . . ." bringen im Nachtprogramm um 22.30 Uhr Kim Eustic und Greta Möschel kabarettistische Chansons zu Gehör. Veranstaltungsort ist das Öko-Haus, Kasseler Straße am Westbahnhof.&blt; "Carmen" in Dreieich Die Oper "Carmen" von Bizet wird vom 16. bis 20. Juli und vom 22. bis 26. Juli im Rahmen der Festspiele auf der Burg Dreieichenhain aufgeführt. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 20.15 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 061 03 / 37 80 37. &blt; Zusatzkonzert Svjatoslav Richter Der Pianist Svjatoslav Richter hat sich kurzfristig entschlossen, am heutigen Donnerstag, 16. Juli, um 20 Uhr noch ein zusätzliches Konzert auf Schloß Johannisberg im Rheingau zu geben. Karten sind an der Abendkasse erhältlich oder können unter der Rufnummer 06 11 / 30 48 08 oder 37 64 44 vorbestellt werden. Richter wird Werke von Haydn (Andante con variatione f-Moll), Beethoven (Sonate d-Moll, op. 31) und Chopin spielen. &blt; "Tausendschönchen" Im Open-Air-Kino auf dem Campus der Frankfurter Uni gibt es am heutigen Donnerstag und am Freitag "Tausendschönchen" (1966) von Vera Chytilova zu sehen. Beginn um ungefähr 22 Uhr, nach Anbruch der Dunkelheit. &blt; Jastram, Leisz, Ulrich Die Galerie an der Galluswarte in Frankfurt zeigt bis zum 13. August Zeichnungen und Graphik von Inge Jastram, farbige Zeichnungen von Hans-Ruprecht Leisz und neue Arbeiten auf Papier von Elke Ulrich. Geöffnet ist die Galerie in der Mainzer Landstraße 269 Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr. Samstag von 10 bis 14 Uhr.
Drei Monate lang wollte die Frankfurter Studentin Diana M. ihr Fernweh in Thailand und Malaysia stillen - aber nicht allein. Nicht eine/r ihrer Freundinnen oder Freunde hatte soviel Zeit oder die Lust, sich mit ihr auf den Weg nach Südostasien zu machen. Die 28jährige glaubte schon, ihre Reisepläne ändern zu müssen - da wandte sie sich, "ein letzter Notnagel", an eine Reisepartnervermittlung. Schon nach wenigen Tagen erhielt sie eine Liste mit etwa 20 Namen, Altersangaben und Telefonnummern möglicher Reisepartner.
"Und dann habe ich eben angefangen zu telefonieren", erinnerte sich Diana M. Die Wahl sei ihr nicht schwer gefallen: "Nach einer Weile bekam ich ein Gefühl dafür, mit wem es klappen könnte." Ihre Entscheidung fiel schließlich auf Yvonne P., ebenfalls aus Frankfurt. "Das hat natürlich das Kennenlernen vor der Reise erleichtert." Die Büroangestellte Yvonne konnte zwar nur drei Wochen in Thailand verbringen, aber danach hatte Diana M. keine Bedenken mehr, auf eigene Faust weiterzureisen.
"Es war anfangs eine schwierige Vorstellung, mit einer Unbekannten eine gewisse Zeit zusammenzuleben", schildert sie ihre anfänglichen Bedenken. "Aber obwohl wir sehr unterschiedliche Typen sind, haben wir uns unterwegs prima ergänzt."
Auch die 56jährige Julia R. fand den Partner zu ihrer Südafrika-Reise aus der Kartei der Reisepartner-Vermittlung. "Ich hatte das Alleinreisen satt, fand es schlimm, mit niemandem über meine Reiseerlebnisse reden zu können." Zuvor hatte sie mit einer Zeitungsanzeige einen Reisepartner gesucht "und dabei einen ziemlichen Reinfall erlebt." Für Julia R. begann die Suche nach ihrem Reisepartner ebenfalls mit einer Telefonliste. Die Zahl der möglichen Begleiter reduzierte sich schon bald: "Einer konnte nur zwei Wochen lang verreisen, eine andere Frau wollte ihre halbflüggen Kinder mitnehmen." Ihr jetziger Reisepartner hatte ähnliche Vorstellungen von der Reise. Bei zwei Treffen, bei denen sie sich kennenlernen wollten, stellten die beiden gemeinsame Interessen fest. In zwei Monaten soll es nun losgehen.
Nicht alle Reisenden suchen und finden ihren Reisepartner so frühzeitig. Die Unternehmen, die für 59 bis 79 Mark einen Reisepartner vermitteln, raten, ein bis drei Monate vor der Reise mit der "Partnersuche" zu beginnen. Vor allem Globetrotter sollten die gegenseitige Verträglichkeit erst mal bei einem Kurzurlaub testen. ek
Gegen den Vorwurf, "faul und desinteressiert" zu sein, haben sich jetzt die Medizinstudenten der Johann Wolfgang Goethe-Universität mit einer Resolution zur Wehr gesetzt. "Wir fordern diejenigen Professoren und Lehrenden, die Studierende nur als störend für den reibungslosen Ablauf ihrer wissenschaftlichen oder ärztlichen Tätigkeit empfinden, auf, sich in Zukunft mit beleidigenden oder aggressiven Äußerungen gegen Studenten zurückzuhalten", heißt es dort. Zu den kritisierten Äußerungen war es nach Aussage der Fachschaft Medizin vor allem im Lern- und Studienausschuß (Lust-Ausschuß) gekommen.
Ferner wird in der Resolution gefordert, der Lehre im Vergleich zur Forschung mehr Bedeutung einzuräumen. Die Lehre müsse stärker an den Notwendigkeiten der klinischen Praxis ausgerichtet werden. Kurse und Praktika sollten mit "angemessener Teilnehmerzahl und in angemessenen Räumen" stattfinden. Derzeit seien sie hoffnungslos überfüllt.
Die Resolution richtet sich auch gegen Prüfungsverschärfungen im klinischen Abschnitt der Ausbildung. "Es wird verschärft, ohne daß die Lernbedingungen verbessert werden", erklärte ein Fachschafts-Sprecher. Da sitzt man viele Meter vom Ort des Geschehens entfernt - "wie soll man da etwas lernen". ft
Der Große Vorsitzende würde wohl vor grimmiger Wut ein paar Falten in seine grüne Ballonmütze knittern, wüßte er, daß ausgerechnet die Töchter aus seiner Heimatprovinz anstelle der Mao-Bibel viel lieber die Preisgeldlisten der großen Tennis-Turniere studieren. Auf knapp 40 000 Dollar in ihrer jungen Karriere hat es die Nummer 1 der racketschwingenden Frauen in der Volksrepublik China in ihrer jungen Karriere schon gebracht. Li Fang, die 19 Jahre alte Spitzenspielerin des Federation-Cup-Teams, ist wie die beiden anderen Top-Spielerinnen aus dem Reich der Mitte in Xiangtan in der Provinz Hunan beheimatet.
Unweit der für chinesische Verhältnisse kleinen 200 000 Einwohner zählenden Stadt hat der kommunistische Revolutionär Mao in dem Dorf Shaoshan als Sohn eines wohlhabenden Bauers das Licht der Welt erblickt. "Mao Zedong kommt daher, wo auch meine Spielerinnen herkommen", lächelt Teamkapitän Jiang Hongwei vielsagend, aber mit offensichtlich wenig Begeisterung für den einstigen Herrscher über den bevölkerungsreichsten Staat der Erde. Li Fang, Chen Li und Tang Min haben auf ihrer Tour durch den Tennis-Circuit wahrscheinlich alles andere im Sinn als revolutionäre Gedanken. Sie haben sich auf den langen Marsch durch die Weltrangliste begeben.
Li Fang hat es auf dem Weg über Hartplätze, Rasen-Courts und roten Ascheboden schon recht weit gebracht. Nummer 114 zeigt der elektronische Rechner an. Begonnen hat sie in der Weltrangliste als Nummer 350. Die Tendenz ist unverkennbar stark steigend. Seit gut einem Jahr sind die Spielerinnen aus dem kommunistischen Reich der Mitte echte Profis, in der wohl weltweit am kapitalistischsten organisierten Sportart.
Sicher, sie bewegen sich im Vergleich zu den jungen Dollar-Millionärinnen an der Spitze des scheinbar nie versiegenden Geldstroms aus der Filzkugel in eher bescheidenen Preisgeldhöhen. Sie verdienen sich den Lohn der Rückschlagarbeit schon wegen der Reisekosten vorwiegend im ostasiatischen Raum, zeigen sich hier und da auf kleineren Turnieren in Europa und schicken ihre Nummer 1 natürlich zu den Grand-Slam-Turnieren. Dort gibt es Geld schon fürs Antreten. Und die Absolventin des Hunan Sportinstitutes in der Provinzhauptstadt Changsha hat gegenüber vielen Spielerinnen in der großen Welt des Filzballs einen unschätzbaren Vorteil, um den sie viele schlicht beneiden: Als Nummer 114 ist sie automatisch für die Topereignisse qualifiziert.
Die 1,66 große, athletische Chinesin gibt sich aber mit der Rolle des Erstrundenopfers keineswegs zufrieden. Bei den Australian Open in Melbourne schlug sie sich bis in die dritte Runde durch. Der Computer honorierte diese Leistung zwischenzeitlich mit der Nummer 103.
Warum alle Top-Tennisspielerinnen ausgerechnet aus der "Kleinstadt" Xiangtan kommen ? Jiang Hongwei zuckt mit den Schultern: "Ja, in der Schule bieten sie Tennis als Sportfach an, und die Mädchen hatten Spaß daran. Aber warum sie die Besten sind? Keine Ahnung." Da weiß der Funktionär des Chinesischen Tennisverbandes für Auswärtige Beziehungen schon mehr. "Weil sie vermutlich härter arbeiten als andere", gibt Ren Yi den Grundsatz aller Trainingswissenschaft (Talent hat, wer das Training durchhält) leicht abgewandelt wieder.
Plätze unter den ersten 50 der Weltrangliste traut Jiang Hongwei seinen Frauen in den nächsten Jahren durchaus zu. Und der Tennis-Außenminister schätzte die Chance seines Teams gegen das an Nummer vier gesetzte Frankreich die zweite Runde des Federation-Cup zu erreichen, mit immerhin 30 Prozent selbstbewußt hoch ein. Dabei vertraute er wohl auch auf den frisch erworbenen Ruhm seiner Spielerinnen. Li Fang war bei den Internationalen Bayrischen Meisterschaften erst im Halbfinale augeschieden und Chinas Nummer 2, Chen Li (243 in der Welt) hatte mit einer Japanerin an ihrer Seite das Doppel gewonnen.
Berührungsängste hat der Tennis Club SG Westend Frankfurt nicht mit seinen fernöstlichen Gästen. Von Norbert und Christine Kahl liebevoll betreut, fühlten sich die Chinesinnen beim montäglichen Barbecue (mit Stäbchen) in ihrem Patenclub sichtlich wohl. Nur der Versuch von Norbert Kahl, den Aufenthalt über Sponsoren, chinesische wie einheimische, über die vom Tennis-Weltverband bezahlte Frist am Donnerstag zu verlängern, ist mangels Interesse gescheitert.
So muß Chinas tennisspielende Frauen-Elite sich weiterhin mit dem Edel-Schlägerhersteller und einem US- amerikanischen Sport-Schuhmacher als einzige Sponsoren begnügen. Was aber wieder einmal beweist, daß Ökonomie fast keine Grenzen kennt.
JÜRGEN AHÄUSER
WARSCHAU. Krystof Zanussi plant zwei Filme in der nächsten Zeit. Er arbeitet derzeit für eine US-Firma an einer Verfilmung des Lebens von Nijinski, der schon einmal von Rudolf Nurejew dargestellt wurde. Der polnische Regisseur, der die "wachsende Anerkennung seiner Filme" und die polnischer Regisseure auf eine Öffnung der polnischen Kultur zum Westen hin zurückführt ("polnische Regisseure sehen nun auf universell interessante Stoffe"), will danach ein Theaterstück Papst Pauls II. verfilmen. Woytilas Theaterstück sei in den vierziger Jahren in Polen situiert und untersuche die Gegensätzlichkeiten von Christentum und Marxismus. fr
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine qualifizierte Krankengymnastik ermöglicht den meisten Osteoporose-Patienten Schmerzfreiheit. Darauf hat der Referent Götz Bockmann bei einer Informationsveranstaltung des Vereins "Deutsche Osteoporose-Hilfe" im Kurmittelhaus von Bad Soden aufmerksam gemacht. Der Pressesprecher der Selbsthilfeorganisation erklärte zudem, daß das Engagement der Ärzteschaft im Kampf gegen den Knochenschwund noch sehr intensiviert werden müsse.
Ein offensichtlich vorhandenes Defizit leitete Bockmann schon daraus ab, daß von den 30 Veranstaltungsteilnehmern nur ein geringer Teil von ihren Ärzten zur Knochendichte-Messung überwiesen worden seien, obwohl diese bei der Früherkennung der Krankheit oder der Erfolgskontrolle der Therapie einen besonderen Stellenwert habe.
Die im westfälischen Löhne beheimatet Patientenvereinigung drängt darauf, daß die Knochendichte-Messung in das Leistungspaket des "Gesundheits-Check up" mit aufgenommen wird, da bei normalen Röntgen-Geräten die Entmineralisierung des Skelettsystems erst feststellbar sei, wenn sie mit 30 bis 40 Prozent bereits weit fortgeschritten sei. Bockmann: "Viel zu spät für eine der Knochenbruchgefahr vorbeugende Therapie." Auch die angespannte Finanzsituation dürfe da kein ablehnendes Argument sein. Im Gegenteil: Nicht nur menschliches Leid, auch zum Teil "jahrelange kostenintensive Falschbehandlung mit Rheuma-Mitteln" könnte so vermieden werden.
Gleichzeitig ließe sich mit diesem Verfahren der Erfolg einer medikamentösen Therapie kontrollieren, was vor dem Hintergrund wichtig sei, daß die eingesetzten Fluoride immerhin bei jedem fünften Patient nicht wirksam seien. Um so unverständlicher nannte es der Sprecher der Osteoporose-Hilfe, daß die Kostenerstattung der Krankenkassen bei diesen Messungen im vergangenen Jahr auf 60 Mark gesenkt worden sei, was die Ärzte mitunter "bares Geld" koste.
Auch die wegen ihres Krebs-Risikos umstrittene Hormon-Therapie nannte Bockmann nützlich. Nämlich dann, "wenn die Östrogene mit Gestagenen kombiniert und nur niedrigst dosierte natürliche Hormone eingesetzt werden".
Ungeachtet dessen gibt es laut dem Referenten auch weiterhin kein Medikament, mit dem einmal verloren gegangene Knochenmasse auch nur geringfügig wiederhergestellt werden könne. So nützlich sie für die Linderung seien: "Das wichtigste für Osteoporose-Kranke ist eine qualifizierte Bewegungstherapie", betonte Bockmann. Entsprechende Krankengymnasten müsse man allerdings wie "Stecknadeln im Heuhaufen suchen", was sich auch in Bad Soden-Salmünster zeige.
Dort hofft die "Deutsche Osteoporose- Hilfe" in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung im nächsten Jahr Fortbildungsveranstaltungen anbieten zu können. jan
LINSENGERICHT. Eine heiße Nacht verspricht der Altenhaßlauer Freizeitclub "Panik Group" für Samstag, 18. Juli, ab 18.30 Uhr.
Für das Sommerfest der Paniker auf dem Festplatz in den Wingerten sind zwei Top-Bands avisiert. "Eastside Ronny & The Blue Boogie Jammers" und "Charity" werden "mächtig einheizen und die altehrwürdigen Wingerte zum Beben bringen", wie die Vorschau verheißt.
Ein weiterer Knüller: Der Eintritt ist frei. Die Paniker lassen sich nicht lumpen, zumal das Musikfest den Höhepunkt eines Jubiläumsjahres darstellen soll: Seit zehn Jahren existiert der Freizeitclub, der aus einer Schoppenkicker- Mannschaft hervorgegangen ist und sich inzwischen als Veranstalter rauschender Feste einen Namen gemacht hat. lex
Walter H. ist ein Glückspilz. Er wohnt auf 143 Quadratmetern und in zentraler Lage - in der Weserstraße. Zu dumm, daß sich die Stadt in den Kopf gesetzt hat, ausgerechnet an dieser Stelle ein neues Parkdeck zu bauen. Wobei der Gedanke, möglichst viele Autos auf möglichst kleiner Fläche zwischen Betondecken zu stapeln, H. nicht fremd ist: Schließlich verdient er sein Geld als Mitarbeiter der städtischen Parkhaus-Betriebsgesellschaft. Also ein Loyalitätskonflikt? Aber nein: Walter H. hat sich ganz klar für sich selbst entschieden.
In seinen Worten: "Ich will aus dem Bahnhofsviertel nicht weg." Und als die städtische Frankfurter Aufbau AG (FAAG) anfing, mit ihm über Ersatzwohnungen zu verhandeln, da stellte er von Anfang an eine Bedingung: "Die neue Wohnung muß im Umkreis von 750 bis höchstens 1000 Metern liegen."
Und sie muß Walter H. natürlich zusagen. Bisher, so erklärt er, bot die Kommune gerade mal zwei Unterkünfte an. Bei der einen lagen die Decken "fast vier Meter hoch" über dem Fußboden: "Denken Sie nur an die Heizkosten!" Die kam nicht in Frage. Und die andere, in der Rhönstraße? Zu teuer und zu weit weg.
Mieter H. ist in einer guten Verhandlungsposition. Mit dem früheren Hausbesitzer hatte er vor Jahren einen "nicht kündbaren Zeitvertrag" geschlossen, der ihm Wohnrecht bis zum Jahre 1998 sichert. Vor einiger Zeit las er dann in der Zeitung von den städtischen Häusern Ecke Gutleut- und Mainluststraße. Sie erinnern sich: Unter anderen darf Ballett-Intendant William Forsythe dort auf 250 Quadratmetern wohnen - was im Bahnhofsviertel zu Verbitterung führte, weil die Liegenschaft nach Renovierung angeblich kinderreichen Familien zugesagt worden war. Der rot- grüne Magistrat dementierte ein festes Versprechen, die Grünen im Römer und eine Bürgerinitiative zeigten sich empört.
Aber wie auch immer: Dieses Haus mit den schönen großen Wohnungen würde Walter H. gut gefallen. Die Stadt aber hat sich noch nicht endgültig erklärt. H.: "Ich bin zu jeder Kooperation bereit." jg
KARBEN. Vorschläge aus der Bevölkerung nimmt der Arbeitskreis Umwelt noch gern entgegen. Der AUK schreibt auch in diesem Jahr einen Umweltschutzpreis aus und ist für Tips dankbar. Einzelne Bürger, Vereine, Schulklassen, Kindergärten, Jugendgruppen und sogar Parteien können vorgeschlagen werden, wenn sie sich um Energieeinsparung, Biotopschutz, Wassersparen, Verkehrsberuhigung, umweltgerechte Erziehung und ähnliche Umweltfragen verdient gemacht haben. Die Vorschläge nimmt der Arbeitskreis Umwelt Karben, Schloßstraße 72, in 6367 Petterweil entgegen. Das Preisgericht besteht aus Mitgliedern des Naturschutzbundes, des BUND und das AUK. Die Preisverleihung soll am Sonntag, 25. Oktober, stattfinden. Meldeschluß ist der 31. Juli. Ausgelobt ist ein Preisgeld in Höhe von eintausend Mark. hm
KARBEN. Zu einer Fahrradtour lädt der Touristenverein "Die Naturfreunde" am Samstag, 25. Juli, ein. Treffpunkt ist 15 Uhr an der Niddabrücke beim Hundeübungsplatz. Die Tour geht an der Nidda entlang nach Harheim, wo man in einer gemütlichen Apfelweinwirtschaft einkehren möchte. Am vergangenen Sonntag hatten sich die Naturfreunde auch durch starke Regenfälle nicht daran hindern lassen, rund um den Hoherodskopf zu wandern und im Vogelsberggebiet die Niddaquelle zu besuchen. hm
WETTERAUKREIS. Heute bleibt das "FR-mobil" in der Garage. Wir steuern heute zu Fuß die Kantine des Landratsamtes an. Dort wollen wir dem Küchenchef über die Schulter schauen. Nachmittags, wenn das Geschirr vom Mittagessen schon längst in der Spülmaschine steckt, sprechen wir mit Fachleuten über die Lust und Last mit dem Kantinenessen.
Neben dem Küchenchef gehören Hausherr und Landrat Rolf Gnadl (SPD), Vertreter des Personalrates und Stephanie Caspar von der AOK Frankfurt zu unseren Gesprächspartnern. Frau Caspar arbeitet in der Abteilung "Betriebliche Gesundheitsförderung", ist diplomierte Ernährungswissenschaftlerin und kennt sich in Großküchen prima aus. Sie sind herzlich willkommen. Sie können zuhören oder mitdiskutieren: 10 Uhr in der Kantine des Kreishauses in Friedberg.
Im Vogelsberg war das "FR-mobil" am Montag unterwegs. Mit Peter Raven und Heinz Volz vom Vogelsberger Höhenclub (VHC) wanderten FR-Redakteurin Corinna Willführ und ihr Kollege Klaus Nissen acht Kilometer auf dem einstigen Krater des Vulkans. Ihren Bericht über Tourismus und seine Folgen für die Umwelt lesen Sie heute auf Seite II. sal
BAD SALZHAUSEN. Klaviermusik und Gedichte werden am Montag, 20. Juli, um 19.30 Uhr im Parksaal ertönen. Die Kurverwaltung Bad Salzhausen hat den Pianisten Karl Werner Röber aus Mülheim/Ruhr engagiert, der Werke von Haydn, Schubert, Chopin, Händel, Tcherepnine und Mozart präsentieren wird. Gedichte von Goethe, Mörike, Eichendorff und Hesse runden das Programm ab. Karten sind im Vorverkauf bei der Kurverwaltung und an der Abendkasse für acht Mark erhältlich, Kurkarteninhaber zahlen sechs Mark. ub
KRONBERG. Damit es auch jeder von der süßen Sache unterscheiden kann, schreibt es sich nur mit einem S: "Kronberg im Sommer", kurz K.I.S., ist trotz der anderen Schreibweise ganz entschieden auch etwas für die Sinne. Die werden am Freitag, 24. Juli, auf dem Berliner Platz mit Musik und Kabarett verwöhnt. Den Auftakt machen um 19 Uhr "Root 66", die seit Ende des vergangenen Jahres zusammen spielen. Die fünf Jungs machten schon vorher als die "Medleys" Rock'n' Roll, wie man ihn auch von den vier anderen Jungs aus Liverpool kennt. Überzeugter Beatles-Fan in der Truppe ist denn auch Oliver Mauder, der an der Rhythmusgitarre dem Rock von "Root 66" die nötige Durchschlagskraft verleiht.
Durchatmen heißt es danach, gut Luft holen: Denn für 20 Uhr ist ein Anschlag auf die Lachmuskeln geplant. "MMK" - dahinter verbirgt sich das Dreiersyndikat Frank Müller, Jens Müller und Stephan Kunz, die ihr Publikum mit wechselnden Mundarten und gnadenlosem Humor in die Zange nehmen. Die atemlose Jagd durch die Fettnäpfchen schließt Tips für den Rundumschutz mit dem Tütchen und ein Ehe-Quiz ein.
Der Abend schließt mit einem Heimspiel: "Spilling the juice" aus Kronberg wollen nach dem Kabarett dem Publikum noch einmal richtig einheizen. Die sechs Jungs, die vorher schon unter dem Namen "Roxane" nicht nur durch den Taunus tourten, stehen um 20.30 Uhr auf dem Programm.
Die Veranstalter hoffen, daß dieses Open-Air-Konzert, das gegen 22 Uhr zu Ende sein soll, der Auftakt zu weiteren Veranstaltungen sein kann. Die Kulturgesellschaft Kronberg jedenfalls plant, "K.I.S." mit Musik, Kabarett und Kino auch in Zukunft zu veranstalten. ca
KARBEN. Zu einer 50-Kilometer-Radwanderung lädt der Turnverein Rendel am Sonntag, 19. Juli, ein. Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Turnhalle Rendel. Auf Feld- und Waldwegen geht es nach Kaichen und zur Hainmühle bis nach Erbstadt. Das Kloster Engelthal wird besucht, es geht weiter nach Stammheim und Nieder-Florstadt, wo im Bürgerhaus ein Mittagessen eingenommen wird. hm
Es kommt, wie es kommen mußte: Pünktlich zu Beginn des Kommunalwahlkampfs 92/93 rollt die Bad Homburger U-Bahn wieder an. Natürlich nicht de facto, wohl aber als politischer Schachzug im nachrichtenarmen Sommerloch. Es ist zwar nicht so recht ersichtlich, ob die Chancen für das umstrittene Jahrhundertprojekt durch den jüngsten Vorschlag aus dem kurstädtischen Rathaus wirklich gestiegen sind. Das Karussell der Taktierer aber ist angestoßen.
Die FDP hat ihrem Koalitionspartner CDU schon signalisiert, was sie von dem jüngsten Vorschlag hält: U-Bahn als Wahltaktik nämlich nichts. Meinen die beiden Partner ihr Säbelgerassel ernst, müßte am fälligen Versuch, die jüngsten Pläne im Magistrat absegnen zu lassen, eigentlich die Koalition platzen. Womit CDU und FDP für die Monate bis zur Wahl im März 1993 die nötige Freiheit gefunden hätten, sich gegeneinander zu profilieren, um nachher wieder miteinander zu marschieren.
Vielleicht ist die Sache aber auch ganz anders gedacht: Des CDU-Baurats Weber jüngste Pläne sind verdächtig nahe an die Vorstellungen der Grünen herangerückt. Die haben schon immer gesagt: U-Bahn ja, aber nicht auf Kosten der Natur, sondern auf Kosten des Autoverkehrs. Die Aussichten, solches Gedankengut in der CDU durchzusetzen, könnten für den - in Sachen Naturschutz ohnehin seiner hartleibigen Partei längst enteilten - Stadtbaurat derzeit besonders günstig sein. Auch in den schwarzen Reihen gilt schließlich die Devise, in Wahlkampfzeiten müsse man zusammenhalten, um die Macht im Rathaus nicht zu verspielen.
Und noch etwas: Wenn die CDU mit einer Pro-U-Bahn-Parole in den Wahlkampf zieht, stehen ihre Aussichten allemal günstiger, als wenn die Wähler sich an die Lage auf dem kurstädtischen Wohnungsmarkt erinnern. GÜNTHER SCHERF
Amthof wird zur Kulturstätte
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Als eines der letzten größeren Projekte im Zuge der Altstadtsanierung soll noch in diesem Jahr die Umgestaltung des Amthofes begonnen werden. Das Areal im Nordwesten des historischen Stadtkerns von Salmünster soll zur Stätte der Begegnung und Kultur werden. Die Pläne sehen im Zentrum neben Bäumen und Bänken Platz für Freiluftveranstaltungen wie beispielsweise Sommertheater vor.
Der Amthof war einst eine geschlossene Hofanlage, die über ein Tor von der Poststraße und eine Rundbogentür von der Amtgasse erreicht werden konnte. Diesen Charakter verlor der Platz vor 20 Jahren, als die ehemalige Zehntscheune im Süden abbrannte, die den Hof nach Süden zum Huttenhof abgrenzte. Auffälligstes Gebäude im Amthof ist das Huttenschloß auf der gegenüberliegenden Seite. Es wurde 1562 im neugotischen Stil errichtet und hatte im Verlauf seiner Geschichte viele Besitzer. 1738 erlebte Salmünster hier die Huldigungsfeier für den geistlichen Regenten und Landherren des Hofstiftes Fulda, Fürstabt Amand von Buseck. Später war hier das Justizamt und schließlich das Amtsgericht beheimatet. Als Außenstelle von Schlüchtern befindet sich hier die Kataster- und Grundbuchabteilung. Links neben dem Schloß schließt sich das einstige Gästehaus des Schloßherren an. Von 1834 bis 1970 war hier die Engel-Apotheke untergebracht, heute wird es als Wohnhaus genutzt.
Mit dem Bau der Post, die 1900 ihr Gebäude bezog, verschwanden Scheune und Stallungen vom Amthof. Auch ein Teil der Stadtmauer wurde niedergelegt, um einen Durchgang zum Schwedenring zu schaffen. Nun wird der Posthof an den Schwedenring verlagert, was der Stadt die Chance bietet, den Hofbereich komplett neu zu gestalten.
Die Pläne sind in den vergangenen Monaten mehrfach mit den Altstadtbewohner abgestimmt worden. Um den historischen Charakter des Platzes zu betonen, sollen Winterlinden auf den Grundrissen der alten Scheune geplanzt und der alte Brunnen wieder hochgemauert werden. Für das Zentrum des Amthofes ist roter Granit vorgesehen. Gepflastert werden sollen auf diese Weise auch der Platz vor dem Huttenschloß und jener Bereich im Osten, auf dem eine Freiluftbühne errichtet werden könnte. jan
Die Verhandlungen zwischen der ARD und der Sportrechteagentur ISPR über Fußball-Bundesliga-Rechte gehen weiter, obwohl aus Sicht der ISPR die Verträge längst unterschrieben sein könnten. Die ARD als Rechtekäufer habe "in letzter Minute Zusatzforderungen angemeldet", die den auch mit dem ZDF ausgehandelten "Grundbedingungen" widersprochen hätten, sagte ISPR-Geschäftsführer Daniel Beauvois. Zusatzforderungen habe es nicht gegeben, sagte dagegen ARD-Sportkoordinator Hartmann von der Tann. Die ARD habe lediglich "ein paar Konkretisierungen abgefordert". Als ungenügend hatte es die ARD empfunden, daß sie an Samstagabenden von 19.21 bis 20 Uhr über die Erste und Zweite Bundesliga nur regional über die Frequenzen des Ersten Programms sollte berichten dürfen, nicht jedoch über Satellit. Nach dem bisherigen Verhandlungsstand mit der ISPR wäre auch eine Information in den Nachrichtensendungen des jeweiligen Spieltages sowie eine Nachauswertung am folgenden Tag, etwa im ARD-Morgenmagazin, nicht erlaubt gewesen.
Die ISPR hofft dennoch, "daß es in den nächsten Tagen zu einer Einigung kommen wird". Auch von der Tann sieht den Bundesliga-Vertrag mit der ISPR weiterhin "auf einem guten Weg". Auftakt zur Ersten Bundesliga ist am 14. August. Sat 1 soll nun nach einer ISPR-Ankündigung "mehr Spiele der Zweiten Bundesliga übertragen", als ursprünglich in der sogenannten "Drittelregelung" mit Sat 1, dem ZDF und der ARD vereinbart worden sei. Dies gelte solange, wie die ARD noch nicht unterschrieben habe. Die Zweite Bundesliga ging am Dienstag in den zweiten Spieltag. Sat 1 will alle zwölf Spiele in Ausschnitten bis Donnerstag zeigen.
Die ARD kündigte an, im Interesse ihrer Zuschauer werde sie eine "möglichst breite Berichterstattung von der Fußball-Bundesliga sicherstellen". Vorsorglich seien Schritte eingeleitet, "um gegebenenfalls das Recht auf freie Kurzberichterstattung wahrzunehmen". Der WDR will die Kurzberichterstattung notfalls gerichtlich durchsetzen: Gerichtsvollzieher oder Polizisten sollen den Kamerateams Zugang zu den Stadien verschaffen. Der Sender habe sich darauf "generalstabsmäßig" vorbereitet, so WDR-Justitiarin Antje Karin Pieper. epd
&blt; Kino im Park
Das Werkstattkino Mal' sehn lädt für Freitag, 17. Juli, 21.45 Uhr, zu einer Open- air-Kino-Vorführung in den Günthersburgpark ein. Gezeigt wird der Film "Sacco & Vanzetti", der von zwei italienischen Einwanderern und Anarchisten handelt, die 1920 in den USA in einem politischen Schauprozeß wegen Raubmordes zum Tode verurteilt wurden. Falls es regnet, wird die Veranstaltung am Samstag nachgeholt. Der Eintritt ist frei. &blt; John Coltrane Memorial-Konzert Am heutigen Freitag, 17. Juli, spielen Martin Speicher (Altsaxophon), Joachim Zoepf (Baritonsaxophon und Baßklarinette), Uwe Oberg (Piano), Georg Wolf (Kontrabaß) und Wolfgang Schliemann (Schlagzeug) im Café Cicero, City-Passage, Musik von John Coltrane. Konzertbeginn ist um 20.30 Uhr. &blt; "Der Regenmacher" in Bad Vilbel Im Rahmen der Burgfestspiele in Bad Vilbel wird vom 17. bis zum 20. Juli nochmals das Stück "Der Regenmacher" aufgeführt. Vorstellungsbeginn jeweils um 20.15 Uhr. Am Samstag, 18. Juli, um 15 Uhr gibt es außerdem ein Stück für Kinder ab fünf. Das Kinder- und Jugendtheater auf Tour spielt die Theaterfassung des Buchs von Michael Ende "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Kartenvorbestellungen unter der Telefonnummer 0 61 01 / 60 23 33. &blt; Vortrag "Theater der Liebe" Im Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz, spricht William P. Rock, Direktor der Performing Arts Production Company, über "Theaterzauber - Theater der Liebe". Beginn ist um 20 Uhr. &blt; Orgelkonzert in St. Katharinen Bruno Oberhammer spielt am heutigen Freitag um 20 Uhr in der Katharinenkirche an der Hauptwache Orgelwerke von Bach und Karg-Elert. &blt; Kabasurdes Abrett Der Parodist und Sprachschöpfer Wolfgang Krause Zwieback präsentiert von Freitag bis Sonntag, 17. bis 19. Juli, im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, sein Programm mit dem Titel "Kabasurdes Abrett - und nun: aufgehört". Vorstellungsbeginn ist jeweils um 21.30 Uhr. &blt; Singende Weiber und Primadonnen "Les Reines Prochaines", vier "widerspenstige Weiber" aus Basel, sind heute um 20.30 Uhr mit Liedern und einer Performance zum Thema "Liebe" im Rahmen der Lesbisch-Schwulen-Kulturtage im Frankfurter Öko-Haus, Kasseler Straße, zu Gast. Den zweiten Teil des Abends, ab 22.30 Uhr, gestalten Jordan und Arias mit "Die Schlacht der Primadonnen". &blt; Sommerfest für Listen Jutta Glaser, Gesang, und Achim Kohl, Gitarre, treten beim Sommerfest der "Listen"-Redaktion im Frankfurter Portikus (Schöne Aussicht 2) am heutigen Freitag ab 20 Uhr auf. &blt; Führung im Liebieghaus Am Sonntag um 11 Uhr bietet das Liebieghaus / Museum alter Plastik (Schaumainkai 71) eine Führung in der Reihe "Bildhauer am Hof" an: "Der Ruf Kaiser Friedrichs III. von Nicolaus Gerhaert nach Wien". &blt; Fahrt zur documenta Das Kunstforum Seligenstadt bietet für den 23. August (Sonntag) eine Fahrt zur documenta in Kassel an. Der Bus soll um 8 Uhr in Seligenstadt abfahren und gegen 20 Uhr zurück sein. Auskunft und Anmeldungen bei Ruth Wahl, Telefon 0 61 82 / 2 44 07, oder Martina Richter, Telefon 0 61 82 / 2 22 90. Nicht nur Teilnehmer der documenta-Fahrt, sondern jeder, der sich über die Konzeption der documenta informieren möchte, ist am Freitag, 14. August, um 20 Uhr in den Matthias-Grünewald-Saal des Riesen eingeladen: Dort zeigt das Kunstforum einen Film über die documenta. Eintritt frei. &blt; Hessische Trachtenpuppen Die Dresdner Bank in Frankfurt, Gallusanlage 7, zeigt bis zum 30. August hessische Trachtenpuppen aus der Werkstatt Eva-Maria Cutiks für Porzellan- und Trachtenpuppen. Die Ausstellung wandert durch acht Filialen der Bank. Sie ist zu den Geschäftszeiten zu besichtigen.
Nach Paragraph 10 des Hessischen Pressegesetzes sind wir verpflichtet, eine Gegendarstellung des Betroffenen ohne Rücksicht auf die materielle Wahrheit zu veröffentlichen.
In der Ausgabe der "Frankfurter Rundschau" vom 8. Juli 1992, wird in einem Artikel mit der Überschrift "Ein Denkmal des Boulevard-Journalismus wackelt" behauptet, ich hätte versucht, meinen Sohn mit meiner Reputation zu schützen und firmierte seit dem als Mitherausgeberin im Impressum der Abendzeitung, dessen grundlegende Änderung nun bevorstehe.
Das ist falsch. Ich zeichne seit dem Tode meines Mannes im Jahre 1969 im Impressum der Abendzeitung als Herausgeber. Eine grundlegende Änderung des Impressums der Abendzeitung steht nicht bevor. München, den 8. Juli 1992 Anneliese Friedmann
In der Ausgabe der "Frankfurter Rundschau" vom 8. Juli 1992 wird in einem Artikel unter Überschrift "Ein Denkmal des Boulevard-Journalismus wackelt"
Das ist falsch. Ein Verkauf der Abendzeitung an Herrn Dr. Ippen war von den Gesellschaftern weder vorgesehen, noch haben in diesem Zusammenhang irgendwelche kartellrechtlichen Überlegungen stattgefunden.
Diese Behauptung ist falsch. Kein Mitglied der Erbengemeinschaft nach Werner Friedmann trägt sich mit dem Gedanken, die Anteile an der Gesellschaft auf einen Interessenten zu übertragen. München, den 8. Juli 1992 Dr. Johannes Friedmann
BAD VILBEL. Zu einer Wanderung im Taunus lädt der Kneippverein alle Wanderfreundinnen und Wanderer - ausdrücklich auch Nichtmitglieder - am Sonntag, 19. Juli, ein. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Zentralparkplatz.
Mit Privatfahrzeugen geht es zum Wanderparkplatz "Am Steinchen" bei Anspach. Die Wanderstrecke führt durch abwechslungsreiche Waldstücke zur Erlenbachquelle. Zwischendurch ist ein weiter Blick in das Usinger Becken möglich. Gelaufen wird insgesamt zweieinhalb Stunden. Die Einkehr ist in der Talmühle vorgesehen.
Weitere Auskünfte gibt es unter den Vilbeler Telefonnummern 8 35 19 oder 4 43 53. hm
in Narr, wer Böses dabei denkt. Die Boshaftigkeit schleicht sich in die- sem Fall allerdings unaufhaltsam in
Da kann es doch nur ein Aprilscherz sein, wenn mitten im Sommer in der noblen Tennisbar im Kurpark das 1. Faschingsfestival für den heutigen Mittwoch angekündigt wird. "Gestandene Karnevalisten" und "Newcomer" sind von einem Fachredaktionsteam eingeladen, sich einem fachlich interessierten Publikum vorzustellen. Die "fachlich Interessierten" sollen Vereine sein, die jetzt Heute Probelachen für den 11.11. schon für den 11.11. um 11.11 Uhr die Bütten-Nummern ordern wollen.
Um auf die Boshaftigkeit zurückzukommen: Sollten in diese Veranstaltung etwa die Bad Homburger karnevalistischen Vereine ihre Spione schicken, um Witze-Reden von Profis abzukupfern? Aber, aber, das ist doch ein bißchen weit hergeholt. Heimische Karnevalisten schöpfen ihre Ideen bekanntermaßen aus heimischen Ereignissen . . .
Nein, das Faschings-Festival ist Beispiel für den Ruf Bad Homburgs als Kongreßstadt: Die Narren-Organisationen aus den Großstädten haben's entdeckt. In Kur-Atmosphäre wollen sie Probe-Lachen und entscheiden, worüber die Narren daheim demnächst lachen dürfen. nau
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Der Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich, möchte zusammen mit ARD und ZDF einen "starken deutschen Weltfernsehkanal" aufbauen. Die Realisierung dieser "medienpolitischen Vision" wolle er in den Mittelpunkt künftiger Diskussionen rücken. ARD und ZDF hätten bereits Interesse signalisiert, sagte Weirich vor kurzem in Oberpfaffenhofen. ZDF-Intendant Dieter Stolte sei dafür, so Weirich weiter. Er deutete an, daß wegen der Finanzprobleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dann auf die Kulturprogramme 3sat und Eins plus unter Umständen verzichtet werden müsse. Auf dem überfrachteten deutschen und europäischen TV-Markt sei "ohnehin nichts mehr zu holen".
Nach den Vorstellungen Weirichs soll das am 1. April gestartete Auslandsfernsehen der Deutschen Welle in Konkurrenz zu CNN und dem World Television Service der BBC treten. Dies sei aber nur mit den "ressourcenstarken Systemen von ARD und ZDF möglich". Derzeit beträgt der Fernsehhaushalt der Deutschen Welle 100 Millionen Mark, davon werde ein Drittel für die Satellitenverbreitung ausgegeben.
Bisher verbreitet die Deutsche Welle über Eutelsat II F 2 ein sechsstündiges Fernsehprogramm, das aus dem früheren RIAS TV hervorgegangen ist. Um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können, sei allerdings ein zwölf- bis achtzehnstündiges Programmm notwendig, so Weirich weiter. Dies sei eine "klassische nationale öffentlich-rechtliche Aufgabe".
Ein Zielmarkt der Zukunft ist nach Ansicht Weirichs vor allem Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Dort sei das Interesse an deutscher Sprache und Kultur besonders hoch. Die Deutsche Welle bemühe sich deshalb verstärkt um sogenannte "Re-Broadcasting"-Partner, also ausländische Fernsehveranstalter, die Teile des DW-Programms übernehmen und terrestrisch verbreiten. Hier gebe es bereits Verhandlungen mit Stationen in Rußland und anderen Ländern der GUS. Dadurch können theoretisch 50 Millionen Haushalte in der früheren Sowjetunion erreicht werden. epd
Als er vom Angriff auf Stefan Heym erfuhr, war Diether Dehm zum Handeln entschlossen. Wir erinnern uns, was geschehen war: In einem Kölner Restaurant hatte sich dieser Tage ein Gast plötzlich erhoben und dem 78jährigen Schriftsteller ins Gesicht geschlagen. Der "Unterhaltungsautor, Rock- und Kabarettautor" (Dehm gestern über Dehm) zog die Konsequenzen: Er trat "als spontane Reaktion" dem Komitee "Gerechtigkeit für den Osten" bei. Das hatten Heym und über 60 andere Kulturschaffende, Politiker, Wissenschaftler am Wochenende ins Leben gerufen. Dehm stellte sich am Dienstag in eine Reihe mit "zahlreichen Künstlern aus dem Westen" - etwa Dieter Hildebrandt oder Thomas Freitag. Frankfurt wäre sicher zur Tagesordnung übergegangen, hätte Dehm nicht "eine breite Sammlungsbewegung gegen soziale Ungerechtigkeit auch gesamtdeutsch für notwendig" befunden. Für alle, die das nicht verstanden, sagte er es noch präziser: "Armut" und "sozialer Notstand" bildeten "auch die Kehrseite der reichen West-Metropolen" - wie zum Beispiel Frankfurt. Den Namen erwähnte Dehm nicht.
Aber er ist nicht nur Unterhaltungs-, Rock- und Kabarettautor, sondern auch Vorstandsmitglied der Frankfurter SPD. Und steht im Dauerkonflikt mit Parteifreunden, die sich seiner Meinung nach allzu bereitwillig Dienstleistungsbürgern in die Arme werfen - Genossen wie Oberbürgermeister Andreas von Schoeler oder Planungsdezernent Martin Wentz.
Die erste Reaktion von Günter Dürr, SPD-Fraktionschef im Römer, auf Dehms neueste Idee war nicht druckfähig: Dürr stöhnte einfach. Denn er teilte zwar durchaus Dehms Analyse von der "beklemmenden Situation", von den "Ungerechtigkeiten" in der ehemaligen DDR, nicht aber die Schlußfolgerung: "Veränderungen", so Dürr, "sollten innerhalb der SPD angestrebt werden."
Der Fraktionsvorsitzende ging durchaus hart ins Gericht mit seiner Bundespartei, die "Konzepte vermissen läßt" etwa gegen die Stillegungswelle bei Ost-Unternehmen. Aber "schärfstens" wies er die Unterstellung zurück, "daß wir hier in Frankfurt die soziale Situation ignorieren". Dürr: "Wir tun alles, was finanziell möglich ist." Das hatte Dehm sicher nur hören wollen. jg
Bei einem Überfall auf einen 44 Jahre alten Mann aus Bonames haben zwei unbekannte Täter dessen Herrenhandtasche geraubt, in der etwa 90 Mark, sein Personalausweis sowie sein Schlüsselbund steckten.
Wie die Polizei mitteilte, war der 44jährige gegen 22.45 Uhr auf dem Heimweg und hatte gerade mit dem Aufzug zu seiner Wohnung im zweiten Stock eines Hochhauses im Ben-Gurion-Ring fahren wollen. In diesem Augenblick stieß ihn einer der Männer zu Boden, und dessen Komplize entriß ihm die Tasche. Beide Täter flüchteten zu Fuß. Eine Fahndung der Polizei verlief ergebnislos. enk
Der Münchner Privatsender Tele 5 wird unter seinen neuen Gesellschaftern ab September seine Eigenproduktionen stark reduzieren; ab 1993 soll der Programmschwerpunkt, wie angekündigt, auf den Bereich Sport gelegt werden. Das geht aus dem Programmkonzept hervor, das der neue Tele 5-Geschäftsführer Donald P. T. McLoughlin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in einem vom 9. Juli datierten Schreiben, das der FR vorliegt, darlegt.
Der härteste Schnitt wird im Bereich Information vorgenommen: Die Sendezeit der Nachrichtenredaktion wird für 1992 von rund 30 auf etwa 15 bis 16 Minuten täglich halbiert. Gestrichen wird die Spätausgabe von "Fazit", die, bisher, zwischen 22 und 23 Uhr plaziert, die meisten Zuschauer erreicht hat. Die Hauptausgabe von "Fazit" wird von 19.15 Uhr vorverlegt auf die unattraktivere Sendezeit von 18.35 bis 18.50 Uhr. Die 18-Uhr-Schlagzeilen-Sendung von anderthalb Minuten Länge wird "beibehalten". Begründet wird diese Reduzierung mit dem Argument, die Neugestaltung des Hauptabendprogramms setze voraus, "die Nachrichtensendungen anders zu gewichten und geringfügig zu kürzen".
Diese Veränderungen im Hauptabendprogramm bestehen wochentags vor allem in der Plazierung von zwei Spielfilmen und einer Spätabendserie in Folge. Freitags wird es dazwischen als Eigenproduktionen weiterhin im Wechsel die Catcher-Sendung "Ring frei" und das Magazin "Klargestellt" geben. McLoughlin weist in seinem Antrag auf Programmänderungen für den Rest des Jahres, der am 23. Juli vom Medienrat beraten werden wird, explizit darauf hin, daß dieses Prinzip des "Double-Features" bereits in der Vergangenheit praktiziert und genehmigt worden war.
Auf Serien setzt Tele 5 für den Rest des Jahres auch am Samstagnachmittag. Am Sonntag wird dem Reality-Programm "Polizeireport Deutschland" ein weiteres mit dem Titel "Schuldig" zur Seite gestellt - Inhalt: "Öffentliche Bekenntnisse von verurteilten Straftätern". Auch am Vormittag werden Serien und Spielfilme dominieren - als Wiederholung vom Vorabend. Eingestellt wird dafür die Eigenproduktion "Live am Morgen". Als Begründung wird zum einen die geringe Zuschauerzahl von durchschnittlich 78 000 angegeben - sie ist allerdings nach Insider-Informationen in den vergangenen Monaten von 10 000 bis 20 000 auf knapp 100 000 angestiegen. Zum anderen werden "notwendige personelle Anstrengungen bezüglich der Neugestaltung des Programmschemas 1993" angeführt - was im Klartext heißen soll, daß es gerade im Bereich Information Entlassungen geben dürfte. In diese Linie paßt das im Sender kolportierte Gerücht, daß die verbleibenden Nachrichtensendungen mittelfristig vom bisherigen Konkurrenzsender PRO 7 beigesteuert werden sollen.
Die Tele 5-Vermarktungsorganisation Media 5 ist zum 1. Juli bereits, wie erwartet, von der Media Gruppe München (MGM) übernommen worden, die zu zwei Dritteln von Pro 7, zu einem Drittel vom Kabalkanal getragen wird. Daß auch der Umzug der Redaktion in das Sendezentrum München (SZM), ebenfalls eine Pro 7/Kabelkanal-Tochter, bevorsteht, geht aus dem Tele 5-Schreiben an die BLM hervor. Darin wird der Neubau eines 300 Quadratmeter großen Studios sowie eines 200 Quadratmeter großen Redaktionsbereichs bis Ende des Jahres, spätestens bis März 1993 angekündigt - die Kirch-Gruppe baut in Unterföhring gerade entsprechende Kapazitäten.
Ab Januar 1993 sollen die wesentlich gravierenderen Programmänderungen bei Tele 5 greifen, das dann einen neuen Namen erhalten wird: Der Schwerpunkt Sport wird im vorgelegten Konzept noch nicht näher ausgefüllt, doch versucht man darzulegen, daß der "Charakter von Tele 5 als Vollprogramm" beibehalten werden soll, indem die Elemente Information, Bildung und Beratung sowie Unterhaltung weiterexistieren sollen. Die verbleibenden Nachrichtensendungen sollen neben Meldungen aus Politik und Sport auch solche aus "der Gesellschaft" und dem "weiten Bereich der Freizeit" enthalten. Darunter sei die mediale Umsetzung von Aktionen wie "Stars gegen Alkohol" oder "Keine Macht den Drogen" sowie die "Einbindung von Fan-Clubs im Bereich der Sportberichterstattung" zu verstehen, heißt es erläuternd.
Dokumentationen - als Bildungselement - sollen ebenfalls verstärkt aus dem Bereich Sport gebracht werden, u. a. ist an Sendungen über Olympische Spiele der Vergangenheit gedacht. In der Unterhaltung sind Veranstaltung und Übertragung von Sportgalas geplant, außerdem sportorientierte Quizsendungen und Game-Shows sowie ein "umfangreiches Filmprogramm, welches dem Schwerpunkt und der Zielsetzung des Programms Rechnung trägt".
Das gesamte 16stündige Programm soll durch "persönliche Moderation" getragen werden. Den Bereich Beratung deckt, so die Vorstellung der neuen Tele 5-Führung, das Programm der "Arbeitsgemeinschaft Behinderte in den Medien" ab, deren bisherige Sendezeit ausgeweitet werden könnte. Die exakte Programmstruktur soll der BLM zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt werden.
Begründet wird die angestrebte "Programmoptimierung" von McLoughlin mit den immensen Verlusten, die der Privatsender bislang mit seinem Vollprogramm eingefahren habe. Veranschlagt werden vom 1. Januar 1987 bis zum 21. Dezember 1994 eingesetzte Mittel in Höhe von rund 646 Millionen DM plus Kredite in Höhe von 110 Millionen DM - Zahlen, die der ausgeschiedene Tele 5-Gesellschafter Herbert Kloiber als weit überhöht zurückgewiesen hatte. SISSI PITZER
WETTERAUKREIS. Die Jungsozialisten in der SPD werden ihr Landescamp vom 25. Juli bis 2. August in Gießen-Heuchelheim abhalten. Es wird von den Juso- Unterbezirken Wetterau und Gießen organisiert. Neben einem Kultur- und Freizeitprogramm soll das Thema "Umwelt und Entwicklung" im Mittelpunkt stehen. Dabei wird ein Ökobauernhof besucht und werden Wasserproben analysiert. Um Lösungsansätze des Umweltproblems auf kommunaler Ebene zu finden, stellt sich unter anderem der Gießener Landrat Rüdiger Veit zur Verfügung. Aber auch globale Umweltprobleme werden dargestellt. Informationen gibt Juso-Landesverband Hessen, Fischerfeldstraße 7-11, 6 Frankfurt. ub
gem FRANKFURT A. M., 14. Juli. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten in Hamburg hat am Dienstag abermals den Rücktritt von Bayerns Ministerpräsident Max Streibl, Innenminister Edmund Stoiber (beide CSU) und Polizeipräsident Roland Koller gefordert. Bereits am 8. Juli hatte die Arbeitsgemeinschaft personelle Konsequenzen wegen der Polizeiaktionen gegen Demonstranten auf dem Wirtschaftsgipfel in München angemahnt.
Nach der Landtagsdebatte am Montag kritisierten die "Kritischen Polizisten" die Rechtfertigung der Polizeieinsätze durch den Ministerpräsidenten. Die Erfahrungen mit den gerichtlichen und politischen Folgen nach dem Hamburger Kessel im Juni 1986 müßten in Bayern offensichtlich noch einmal gemacht werden, hieß es in der Erklärung. Sie stimmten dem bayerischen SPD-Vorsitzenden Karl-Heinz Hiersemann zu, Streibl habe seinen Amtseid gebrochen.
BERLIN (rtr/FR). Die Spitzenorganisation der ostdeutschen Konsumgenossenschaften VdK steht offenbar vor der Liquidation. Eine Entscheidung über die Zukunft der VdK-Aktivitäten wird der Aufsichtsrat Ende Juli fällen, sagt Matthias Vogel, Sprecher des Verbandes. Hintergrund dieses Beschlusses: Vor allem die teilweise in finanziellen Engpässen steckenden Konsumgenossenschaften (KG) erhoffen sich von der VdK-Liquidation einen raschen Zugriff auf das Verbandsvermögen, das auf rund 300 Millionen Mark taxiert wird.
Die Vorgänge um den Konsumgenossen-Verband verfolgen die Saarbrücker Asko-Gruppe und der Düsseldorfer Warenhauskonzern Horten mit größter Aufmerksamkeit. Die Saarländer und der VdK sind zu je 50 Prozent an der Konsum-Interbuy Warenhandelsgesellschaft beteiligt, die in den neuen Ländern rund 110 Verbrauchermärkte und einen Großhandel betreibt.
Für den Fall einer VdK-Liquidation hat Asko Interesse an einer vollständigen Übernahme der gemeinsamen Aktivitäten bekundet. Ähnlich sieht es beim Horten-Konzern aus, dem zusammen mit dem VdK die Firma Horten-Konsument gehört. Diese betreibt 13 vom Genossen- Verband langfristig gemietete Warenhäuser, die im Rumpfgeschäftsjahr 1991 (1. Juli bis Ende Dezember) gut 362 Millionen Mark umsetzten.
Lange schien die Lockerung des strammen geldpolitischen Kurses der deutschen Währungshüter nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Im dritten Quartal, spätestens gegen Ende des Jahres, so meinten viele Auguren, werde die Bundesbank anfangen, die Zügel ein wenig durchhängen zu lassen. An guten Argumenten fehlte es nicht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung etwa appellierte an das Haus Schlesinger, mit niedrigeren Zinsen die entscheidende Voraussetzung für einen neuen Aufschwung zu schaffen und die Anpassung der ostdeutschen Lebensverhältnisse an das westliche Niveau zu erleichtern. Ähnlich begründeten die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Ruf nach einer "Gemeinschaftsaktion für niedrigere Zinsen".
Nebenbei: Es wäre interessant zu erfahren, weshalb die Kreditgenossen und andere Verbände der Geldbranche (so gerade wieder die öffentlichen Banken) diesbezüglich auffallend oft mit zwei Zungen sprechen: In ihrer "Sparerschutzgemeinschaft" gerieren sie sich in der Regel als die wahren geldpolitischen Hardliner. Aus dem Wunsch nach Zinssenkungen wird hurtig die Forderung, die Bundesbank müsse "Flagge zeigen".
Zinssenkungen? Das war einmal. An der Spitze der Währungsbehörde, die morgen ihr Geldmengenziel überprüfen und dabei wie so oft feststellen wird, daß das monetäre Wachstum darüber hinausschießt, denkt derzeit wohl niemand auch nur im Traum an eine Lockerung. Im Gegenteil, von der Sitzung der 18 Räte droht Unheil - eine weitere Verteuerung des Geldes. Folterinstrumente liegen in hinreichender Vielfalt in den Koffern mancher Stabilitätsfetischisten (die nicht unbedingt im Frankfurter Direktorium sitzen müssen) bereit. Leitzinsen, Mindestreservesätze, Rediskontkontingente und mehr. Ihre Wirkung wäre im Ergebnis immer die gleiche: qualvoll.
Schon die bisher angelegten Daumenschrauben haben die Schmerzgrenze der Konjunktur - wobei die deutsche längst nicht mehr isoliert gesehen werden kann - überschritten. Die hiesige Wirtschaft hat das, gut gebaut, wie sie nach fast zehn mehr oder weniger fetten Jahren ist, unter gelegentlichem Stöhnen ertragen. Aber bei noch mehr Pein würde sie sich krümmen, mit ebenso schwer erträglichen Folgen für die Handelspartner. Will die Bundesbank das? Wähnt sie sich mit ihrer Geldpolitik - wenn sie schon deren schlimme Auswirkungen im nach Osten erweiterten Inland in Kauf nehmen will - auch noch fünfeinhalb Monate vor dem Start des EG-Binnenmarktes auf einer Insel, deren Umfeld sie nichts angeht? Oder wittert mancher der Herren Zentralbankräte gar endlich die Chance, mit dem Zinsknüppel auf das Geldmengenwachstum einzuschlagen und dabei rein zufällig die lästige Europäische Währungsunion zu treffen?
Die Glaubwürdigkeit der Währungshüter stehe wegen der ausufernden monetären Expansion auf dem Spiel, heißt es. Das überzeugt nicht, denn das Wachstum der Geldmenge ist durch Sonderfaktoren und die diesen nicht angemessene Definition überzeichnet. Ein anderer Aspekt der Glaubwürdigkeit ist viel wichtiger: Wesentliche (natürlich noch nicht alle) Voraussetzungen einer Lockerung haben die Finanz- wie die Tarifpolitik geschaffen. Für den Bonner Haushalt wurden die Weichen ebenso auf Zurückhaltung gestellt wie für die Lohnrunde 1993. Und die Teuerungsrate sinkt immerhin leicht. Unglaubwürdig macht sich vor allem, wer das ignoriert, indem er den internationalen Konjunkturzug trotzdem mit geldpolitischer Gewalt entgleisen läßt. ski
Leser-Forum
Der Hauptteil des von Herrn Ochs so rührend bezeichneten Ensembles (laut Duden eine künstlerische Gruppierung städtischer Bauten) war ein insbesondere aufgrund von Feuchtigkeit nicht mehr bewohnbares Haus.
Vielleicht hätte sich der Stadtverordnete Ochs vor der öffentlichen Äußerung seiner Vermutungen gründlicher informieren sollen; ein Gespräch mit den Bauherren hätte hier bestimmt manche Zweifel vom Tisch räumen können. Oder spricht ein Stadtverordneter nicht mit den Bürgern?
Zu den (geschäftsschädigenden) Aussagen von Herrn Ruhbaum, der dem Architektenbüro Bernhard und Rahlwes hinsichtlich der Kommunikation mit seinem Beratungsbüro unterstellt, bleibt von meiner Seite nur zu sagen, daß ein laufender Kontakt zur zuständigen Baubehörde besteht.
Unabhängig von "unserem" Fall darf es angesichts der vielzitierten Wohnungsnot keinen Denkmalbann geben; das heißt: in diesem Zielkonflikt muß dem Wohnungsbau Priorität eingeräumt werden. Hier zeigt sich auch wieder, daß sowohl prominente Politiker als auch Politamateure die den Bürger quälende Wirklichkeit durch tertiäre Probleme verdrängen wollen. Ist dies eine Kapitulation vor der Wirklichkeit?
FRIEDBERG. Das Theater Mimikri aus Büdingen ist mit seinem Stück "Wir können noch so viel zusammen machen" am Donnerstag, 16. Juli, um 15 Uhr im Wetteraumuseum bei den Sommersprossen für Kinder zu Gast.
"Ein anständiges Schweinemädchen spielt nicht mit einem flattrigen Körnerpicker", hört Schweinemädchen Inge von ihren Eltern, als sie mit dem Hühnchen Philippine spielen will - und der ergeht es nicht anders.
Das Kinderstück über Vorurteile und deren Überwindung, Anderssein und Freundschaft wird mit viel Musik und Rhythmus für Kinder ab vier Jahren in Szene gesetzt.
Die Karten kosten 4 Mark an der Tageskasse. ub
DREIEICH. "Mehr als die Hälfte der Dreieichenhainer ist für die Burgfestspiele", sagte gestern auf Anfrage Bürgermeister Bernd Abeln, bestätigte aber auch, daß ein Anwohner beim Verwaltungsgericht in Darmstadt wegen Lärmbelästigung Klage gegen die Festspiele, sprich gegen die Baugenehmigung erhoben hat. Diese, die obligatorisch für die Festspiele ausgestellt werden muß, hatte der Geschichts- und Heimatverein als Eigentümer des Geländes rechtzeitig beantragt, und ihr war auch stattgegeben worden.
Das Verwaltungsgericht schmetterte die Klage ab. Der Kreis Offenbach als zuständige Baugenehmigungsbehörde hatte dem Gericht mitgeteilt, daß bei den Festspielen das Gemeinwohl höher einzuschätzen sei als die Klage eines einzelnen.
Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern der Burgfestspiele haben sich verhärtet. Wie aus Kreisen der Stadtverwaltung zu erfahren war, kam es in den vergangenen Tagen zu Beschwerden, denen jegliche Basis gefehlt habe. So hieß es beim Musical "Hair" an einem Abend, es sei furchtbar laut und erst um 22.30 Uhr sei Schluß gewesen. Abeln: "Das stimmte nicht, um 22.13 Uhr war Schluß." Eine andere Klage kam, als an der Burg überhaupt nicht gespielt wurde. "Bis auf den ersten Abend hat ,Hair' nie länger als bis 22.30 Uhr gespielt, und in diesem Jahr sind wir wesentlich leiser als in den Jahren zuvor", sagte Abeln.
Das Ordnungsamt mißt derzeit ständig den Lärmpegel auf der Fahrgasse. Dabei wurde festgestellt, daß an der Fahrgasse 55 die höchsten Werte mit 50 Dezibel erreicht wurden. Dies überschreitet aber nicht die Richtwerte, wie Abeln erklärte. Laut Baugenehmigung darf vor 22 Uhr 55 Dezibel und nach 22 Uhr 45 Dezibel nicht überschritten werden. dok
Nachrichten-Börse
DAG gegen Rentenversicherungs-Fusion Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hat "erbitterten Widerstand" gegen eine Regionalisierung der Angestellten-Krankenkassen und der BfA angekündigt (siehe FR von gestern). Dies spare "keinen Pfennig Gesundheitskosten ein", führe aber zu wesentlich größerem Verwaltungsaufwand. Die Aufgaben der BfA könnten von den LVA "auch nicht annähernd erfüllt werden". Streit über "electronic cash" Der bargeldlose Zahlungsverkehr, den derzeit 8500 Tankstellen und 3000 Einzelhändler anbieten, wird vorerst weder vereinfacht noch verbilligt. Verhandlungen zwischen dem Einzelhandel und der Kreditwirtschaft sind gescheitert. Umstritten war der Preis, den die Geschäfte pro Einkauf an die Banken zahlen müssen. Damit wird die Eurocheque-Karte auf absehbare Zeit kein "Massenzahlungsmittel" werden, erklärt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Importkohle behält Preisvorsprung Trotz Preiserhöhungen in den nächsten Monaten bleibt Importkohle weiter deutlich billiger als heimische (zur Zeit 86 Mark gegenüber 284 Mark je Tonne), betont der Verein Deutscher Kohleimporteure. 1991 gingen die ostdeutschen Einfuhren um vier Prozent auf 2,6 Millionen Tonnen zurück, während sie im Westen um 17 Prozent auf 12,8 Millionen stiegen.
0.35 Uhr Ortszeit. Von Position 7 Grad Ost, Höhe 35 587 Kilometer, meldet sich von Bord des Satelliten Eutelsat II F 4 der Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich, zur ersten intra-kosmischen Pressekonferenz. Im Kontrollzentrum der Deutschen Forschungsgesellschaft für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen blicken über 100 Journalisten auf den Großbildschirm. Weirich macht einen körperlich guten Eindruck, die Haare sind wie immer etwas in Unordnung, Puls und Blutdruck aber o. k., zeigen die Bildschirme an Computerplatz K 3 an.
Rauschen, Knistern, dann die Stimme des Intendanten, klar und deutlich: "Meine Damen und Herren von der Presse. Ich freue mich ganz besonders, daß Sie heute so zahlreich erschienen sind. Die Deutsche Welle erfüllt nach der deutschen (knacks) Vereinigung eine ganz besondere Funktion. Das Interesse an deutscher Sprache und Kultur im Ausland ist enorm gewachsen. Wir, und damit meine ich nicht nur den Bundeskanzler und mich, haben deshalb eine besondere moralische Verpflichtung gegenüber (knacks) der Welt."
Journalist A: "Herr Intendant. Gestatten Sie mir die Frage, welche Strategie Sie mit Ihrer heutigen, ich möchte sagen, spektakulären Aktion bezwecken?" - "Ich meine, wir können uns in der besonderen geschichtlichen Situation, in der wir als Deutsche heute stehen, nicht vor der Verantwortung drücken. Jeder hat seinen Teil zur Bewältigung der enormen Aufgaben der Einheit mitzutragen."
Journalist B: "Könnten Sie das noch etwas präzisieren?" - "Nun, ich möchte auch ein Zeichen setzen. Wir können uns als Rundfunkverantwortliche nicht in unseren Funkhäusern verstecken, sondern müssen uns stärker als bisher unmittelbar engagieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, diese Mission zu begleiten und quasi vor Ort die technische Verbreitung des Programms der Deutschen Welle zu steuern und zu kontrollieren."
Journalist A: "Man hört, sie hätten Gespräche mit ARD und ZDF über eine Beteiligung am Programm der Deutschen Welle geführt!" - "Ihre Informationen sind durchaus richtig. Für die Bewältigung der gewaltigen Aufgabe, vor der wir stehen - ich nenne es einmal Deutsches Weltfernsehen - müssen alle Kräfte bebündelt werden. Nur so haben wir Erfolg."
Journalist C: "Wann werden Sie Ihre Mission abbrechen?" - "Sobald mein Auftrag erfüllt ist."
Journalist C: "Verstehe ich Ihre Antwort dahingehend richtig, daß Sie die Überlegungen der Intendanten von ARD und ZDF damit beschleunigen wollen? Das wäre ja, entschuldigen Sie den Ausdruck, glatte Erpressung." - "Den ersten Teil Ihrer Frage könnte ich durchaus mit ja beantworten. Das können Sie so sehen". gu(epd)
STUTTGART, 14. Juli (epd/AFP). Mit der dringenden Bitte um Spenden für das unter einer Hungersnot leidende ostafrikanische Land Somalia haben sich mehrere Hilfswerke an die Öffentlichkeit gewandt. Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes sterben dort jeden Tag 5000 Menschen den Hungertod. Zur Fortsetzung der im Mai eingerichteten Luftbrücke mit zwei Flügen pro Tag von Kenia nach Somalia werde dringend mehr Geld benötigt, teilten das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, der katholische Caritas-Verband und das Deutsche Rote Kreuz am Dienstag mit.
Der Ausbau der Lufttransporte solle insbesondere dazu dienen, den Flüchtlingsstrom nach Kenia und Äthiopien zu verringern, wo die anhaltende Dürre ebenfalls zu bedrohlichen Versorgungsengpässen geführt habe. Bis zum Jahresende müßten für das kirchliche Somalia-Hilfsprogramm 8,6 Millionen Mark aufgebracht werden, schätzt das Diakonische Werk (Stuttgart).
Sobald es die Sicherheitslage erlaube, sollten Lebensmittel, Medikamente, Dekken, Zelte, Wasserpumpen und landwirtschaftliches Gerät auch auf dem See- und Landweg nach Somalia gebracht werden, kündigen die Hilfswerke an. Mit den bisherigen 74 Flügen seien 1200 Tonnen eiweißhaltige Kindernahrung und Medikamente an die wenigen Hilfsorganisationen gesandt worden, die trotz der unsicheren Lage noch in Somalia geblieben sind. Caritas und Diakonie hätten die Luftbrücke, an der sich zahlreiche europäische und US-amerikanische Hilfswerke beteiligen, bisher mit zwei Millionen Mark unterstützt. Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigt Somalia in diesem Jahr eine Nahrungsmittelhilfe von rund 500 000 Tonnen.
Für die Hilfsaktionen des Internationalen Roten Kreuzes in Somalia habe das Deutsche Rote Kreuz in diesem Jahr bereits 16 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, teilten die Hilfswerke weiter mit. Seit Januar seien 64 000 Tonnen Nahrungsmittel geliefert worden, zum größten Teil auf dem Schiffsweg. In 371 Gemeinschaftsküchen würden rund 500 000 Menschen täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Darüber hinaus leiste das Internationale Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Somalischen Roten Halbmond sechs Krankenhäusern in verschiedenen Teilen des Landes medizinische Hilfe. Zusätzlich seien mobile Chirurgen-Teams im Einsatz und 30 Erste-Hilfe-Stationen würden mit Medikamenten versorgt. Von den insgesamt 200 Millionen Mark, die in diesem Jahr für Rotkreuz-Aktivitäten in Somalia veranschlagt wurden, seien jedoch bereits 115 Millionen Mark verbraucht.
ptz BONN. Eine neue Umwandlungswelle im Altbaubestand muß nach Ansicht des wohnungsbaupolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dietmar Kansy, "zumindest befristet" vom Gesetzgeber eingedämmt werden. Das Ende Juni vom Gemeinsamen Senat der Obersten Gerichtshöfe des Bundes gefällte Urteil zu den baurechtlichen Voraussetzung eines Verkaufs von Miet- als Eigentumswohnungen berge eine "große Gefahr für den sozialen Frieden".
Der Experte der Union vertritt damit eine andere Ansicht als die Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer. Diese sieht die Interessen der Mieter durch die 1990 für Ballungsgebiete von drei auf fünf Jahre verlängerte Kündigungssperrfrist geschützt.
Kansy verweist auf das derzeit knappe Baulandangebot und das hierdurch gesteigerte Interesse von Erwerbern an Mietwohnungsbeständen. Das Urteil des Senats öffne "geradezu die Schleusen für eine Umwandlungswelle". In Immobilienfachkreisen würden 200 000 Umwandlungen pro Jahr als realistisch eingeschätzt, warnt der CDU-Politiker. Bei dem drohenden Verteilungskonflikt um knappen Raum bleiben seiner Ansicht nach die einkommensschwächeren Haushalte "trotz mancher Schutzbestimmungen mittelfristig auf der Strecke." Kansy hält daher eine Reaktion auf das Urteil zur Abgeschlossenheit für unumgänglich. Ähnlich hatten sich CSU-Vertreter geäußert.
"Wenn Ihnen einer erzählt, er will Ihnen 'ne Kugel in den Kopf schießen, ist mir das nicht egal. Stellen sie sich mal vor, das passiert am Vormittag. Dann ist der ganze Tag kaputt." Ein Zeuge zu Richter Frese bei einem Prozeß vor der Ersten Großen Strafkammer in Hanau.
Kompromiß kam an: Vereine und Gäste stellten sich gut auf Recycling-Geschirr ein
HÖCHST. "Ahoj Prag!" Mit einem viertelstündigen Höhenfeuerwerk erlosch am Montag abend das Schloßfest am Höchster Nachthimmel. Zwischen 8000 und 12 000 Menschen verfolgten das krachende Finale am Mainufer. Manche waren sogar aufs Wasser gegangen, beobachteten den Feuerzauber von fünf Schiffen aus.
Am Morgen danach war sich Vereinsring-Chef Klaus-Dieter Kilp sicher: "Das Schloßfest war ein Knaller." Und das in jeder Beziehung. Drei Wochen lang waren alle Veranstaltungen hervorragend besucht - egal ob Oldie- Night, Ausstellung "1100 Prager Architektur", Straßenfest, Umzug oder Frühschoppen mit Karel Gott. Obwohl das Wetter nicht immer mitspielte. "Die Höchster verstehen es eben zu feiern, da kann's auch mal regnen", bemerkte Mit-Organisator Joachim Safran.
Ein dickes Lob vergaben Kilp und Safran auch in punkto Recycling. Der "Höchster Kompromiß" in Sachen Umweltschutz - wenn schon Plastik, dann recyclebar - hat sich ihrer Meinung nach am Tresen bewährt. Erstmals mußten die Vereine beim Straßenfest an ihren Ständen wiederverwertbares Geschirr einsetzen. Kilp: "Das hat wider Erwarten sehr gut geklappt." Auf die recyclebaren Polystrol-Becher gab's 50 Pfennig Pfand. Wer die zurückhaben wollte, mußte den Becher samt gestempelter Pfandmarke wieder einlösen.
Die Entsorgung übernahm die Firma Kastelplast aus Mainz. Sie läßt die Schloßfest-Becher zerbröseln und daraus in Holland zum Beispiel Telefonhörer formen. Beim Besteck galt gleich ganz radikal: Metall statt Plastik. Für die Vereine bedeutete das im ersten umweltfreundlichen Schloßfest-Jahr zunächst investieren. Beispiel Kolpingfamilie: rund 4000 Mark gab sie für Gläser, Geschirr und eine Spülmaschine aus. Mehraufwand auch hinterm Tresen. Am Stand vor der Justinuskirche mußte Kolping-Chef Anton Fütterer "rund zehn Prozent mehr Personal" einsetzen, um beim Spülen von Messern, Gabeln und Gläsern nachzukommen.
"Am meisten", gibt er zu, "hat mich gewundert, wie gut die Leute das angenommen haben." Erfahrungen, die auch der Vereinsring-Vorsitzende Kilp gemacht hat. "Für zwei Mark Pfand hat jeder sein Besteck zurückgetragen."
Erfolg des "Höchster Kompromisses" sei ein "bedeutend geringeres Müllaufkommen", stellte Kilp zufrieden fest. Der Leiter der Außenstelle West des Stadtreinigungsamtes, Joachim Herzog, kann das bestätigen. "Mindestens 30 Prozent weniger Abfall" haben seine Männer in diesem Jahr beim Schloßfest eingesammelt. TOBIAS SCHWAB
doe AACHEN. Das Hickhack über die personellen Konsequenzen aus dem überraschenden Friedensschluß zwischen der Allfinanzgruppe Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB) und ihrem neuen französischen Großaktionär AGF ist beendet: Der wegen seiner dubiosen Finanztricks umstrittene AMB-Chef Wolf-Dieter Baumgartl nimmt Ende Juli seinen Hut. Neuer Boß des Geldriesen, zu dem neben verschiedenen Versicherungen auch die BfG Bank gehört, wird der derzeitige Volksfürsorge-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kaske (siehe dpa-Bild).
Erst am Nachmittag vor der gestrigen Hauptversammlung war Baumgartls Arbeitsvertrag, der noch bis Ende 1995 laufen sollte, "in beiderseitigem Einvernehmen", so die offizielle Version, gelöst worden. Offenbar hatte AMB-Aufsichtsratschef Helmut Gies auf diesen Schritt gedrungen, da auch die AGF ihr Stillhalten auf der Hauptversammlung von der Ablösung Baumgartls abhängig gemacht hatte. Unmittelbar vor dem Aktionärstreffen berief Gies gestern eine Aufsichtsratssitzung ein, auf der der 61jährige Kaske gekürt wurde. Seit Anfang 1992 besitzt die AMB gut die Hälfte des Volksfürsorge- Kapitals. Kaske, der bis 1989 bereits im AMB-Vorstand saß, war in der Abwehrschlacht des 48jährigen Baumgartl gegen die Assurances Générales de France (AGF) neutral geblieben.
Die in der vorigen Woche zwischen Aachen und Paris erzielte Einigung über die Anerkennung des gut 25prozentigen Anteilspakets der AGF an der AMB und die Mehrheitsübernahme der BfG Bank durch den Crédit Lyonnais wurde von Gies ausdrücklich "begrüßt". In dem vor Gericht, in der Öffentlichkeit und mit Hilfe von Gutachten geführten deutsch-französischen Finanzkrieg, so Gies, habe es "weder Sieger noch Besiegte" gegeben - eine Ansicht, der Aktionäre vehement widersprachen. Einige Redner zeigten sich "verbittert" über den bei der AMB angerichteten "Scherbenhaufen", für den sie auch Gies verantwortlich machten.
In der Interpretation des Friedensschlusses zwischen AMB und AGF gibt es bemerkenswerte Differenzen: Während laut AGF das umstrittene Anteilspaket an der AMB bis Ende 1992 ohne weitere Bedingungen umgeschrieben werden soll, betonte AMB-Finanzchef Wilfried Boysen, über dessen Ablösung ebenfalls spekuliert wird, "Grundlage" der Vereinbarung sei entweder eine Beteiligung des Crédit Lyonnais an der BfG, oder - "falls diese wider Erwarten nicht zustande kommt" - die "Einbeziehung der AGF" in die Lösung des BfG-Problems. Unklar ist auch, welche Rolle der Epic-Holding zukommen wird, in der AMB, ihr ehemaliger Großaktionär Royal Insurance sowie der derzeit zweitgrößte Anteilseigner La Fondiaria ihre Auslandsaktivitäten zusammengefaßt haben.
Boysen verweigerte den Aktionären Einblick in das von den Aachenern bei den Wirtschaftsprüfern Price Waterhouse bestellte Gutachten zu den merkwürdigen Umständen einer Kapitalerhöhung der AMB und dem Erwerb von überteuerten Fondiaria-Optionsanleihen im Sommer 1990. Das Papier sei "umfangreich" und enthalte Informationen, die "für eine Veröffentlichung nicht geeignet sind".
Eine Fahrkarte nach Seoul zu den Junioren-Weltmeisterschaften haben die heimischen Leichtathleten auch erhascht. Gabriele Becker vom LAZ Bruchköbel demonstrierte einmal mehr während der nationalen Titelkämpfe des Nachwuchs in Mönchengladbach ihre Schnelligkeit und ließ sich in 11,58 Sekunden als Vizemeisterin über 100 Meter den sicheren Platz in der 4x100-Meter-Staffel des Deutschen-Leichtathletik-Verbands nicht mehr streitig machen. Wie bereits während der Hallensaison hielt lediglich die zwei Jahre ältere Silke Lichtenhagen aus Leverkusen die 17jährige Bruchköblerin im Schach. Zunächst aber geht es für sie nach Moskau zu einem Länderkampf gegen die GUS. Dort wird sie auch im Einzelrennen dabei sein. "In Seoul wird man wohl Gabi Rockmayer (Mittlere Isar) den Vorzug geben, die wegen einer Zerrung fehlte", sagte Gabi Becker in Mönchengladbach.
Die Mitstreiterin ist zwei Jahre älter als die Bruchköblerin, es ist also ihre letzte Chance auf einen internationalen Start in der Juniorenklasse. Beruflich hat es die LAZ-Athletin nach Beendigung der Schule auch recht gut getroffen: im August beginnt sie eine Lehre als Verwaltungsfachangestellte bei der Stadt Bruchköbel, "und für die WM bekomme ich gleich erst einmal frei", ist die Sprinterin angetan von der Flexibilität ihres Arbeitgebers.
Nah dran an einer WM-Teilnahme war auch Hochspringerin Helen Sanzenbacher(TV Gelnhausen). 1,84 Meter hatte sie während dieser Saison schon überfloppt, doch in Mönchengladbach blieb es bei 1,77 Metern und Rang sieben. Schade, doch die TVG-Athletin war mit 17 Jahren eine der Jüngsten und zählt noch zwei Jahre lang zum Nachwuchs. Einiges mehr hatte sich auch Vereinskameradin Christine Wiegelmann ausgerechnet. Vor zwei Jahren wurde die Speerwerferin Deutsche B-Jugendmeisterin, 1991 graste sie auf Hessenebene sogar bei den Frauen alles ab. Aber in diesem Jahr ist irgendwie der Wurm drin. "Über 50 Meter habe ich im Training locker geworfen", berichtete die 18jährige, "aber kurz vor den Meisterschaften habe ich mir die Oberschenkelmuskulatur gezerrt und hätte nur mit einem Spezial-Verband ohne Schmerzen werfen können", war ihre Entäuschung groß. Der Wettkampf hatte begonnen, vom Physiotherapeuten keine Sicht, Christine Wiegelmann mußte ohne Verband "ran" und mit 40,88 Meter nach der Ausscheidungung die Sachen packen.
Jens Bormann, der B-Jugendmeister 1991 über 100 Meter vom LAZ Bruchköbel, mußte als "Küken" in der A-Jugend nach dem Zwischenlauf(10,90 Sekunden) die Segel streichen. Auch das Staffelglück war ihm nicht hold, ihren zweiten Auftritt im Grenzlandstadion hatte das Bruchköbler Quartett nicht im Griff. Nach 47,92 Sekunden im Vorlauf war für die LAZ-Mädchen ebenfalls Schluß.
Zwei heimische Vertreter bestritten die 3000 Meter: Vincenzo Leanza vom SSC Hanau-Rodenbach wurde in 8:44,25 Minuten Sechster, Vereinskamerad Jochen Bind belegte Rang acht (8:48,47 Meter). Auf gute 16,13 Meter wuchtete Heiko Appel (TVG) die Kugel und verfehlte den Endkampf um nur fünf Zentimeter. ih
MAIN-KINZIG-KREIS. In der dem Altenzentrum des Main-Kinzig-Kreises in Rodenbach angegliederten staatlich anerkannten Lehranstalt für Altenpflege werden seit fast 20 Jahren Betreuungskräfte ausgebildet. Ein neuer Umschulungs- und Ausbildungslehrgang beginnt wieder am 1. Oktober.
Bewerbungen nimmt die Lehranstalt entgegen in 6458 Rodenbach entgegen. Wer sich dafür interessiert, kann sich direkt mit der Leiterin Monika Mack in Verbindung setzen.
Die Sparte Altenpfleger(in) war ursprünglich ein klassischer Umschulungsberuf, in dem viele Frauen und Männer eine Art "zweite Berufung" erfahren haben, berichtet der Main-Kinzig-Kreis. Mehr und mehr werde daraus aber ein richtiger Ausbildungsberuf. Und die Nachfrage nach geschulten Kräften nehme ständig zu.
Vor nicht allzulanger Zeit mußten Auszubildende noch Schulgeld entrichten. Heutzutage wird dagegen eine Ausbildungsvergütung gezahlt - vergleichbar mit der Entlohnung in der Krankenpflege. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Für Umschüler ist eine finanzielle Förderung durch das Hanauer Arbeitsamt möglich.
Im Rodenbacher Altenzentrum ist der Ausbildungsplan im Blocksystem angelegt. In Seminaren, die 1400 Unterrichtsstunden umfassen, wird das theoretische Wissen für den Beruf vermittelt. Hinzu kommen fachpraktischer Unterricht in Altenhilfeeinrichtungen, begleitende Praktika im Alten- und Pflegeheim, in rehabilitativen und ergotherapeutischen Abteilungen, im Krankenhaus, in der Gemeindepflege und in psychiatrischen Einrichtungen.
Bewerberinnen und Bewerber müssen den Hauptschulabschluß nachweisen, das 18. Lebensjahr vollendet haben, gesundheitliche und berufliche Eignung mitbringen. Nach Ende der Ausbildungszeit spricht ein vom Regierungspräsidium beauftragter Prüfungsausschuß die staatliche Anerkennung aus.
Die Ausbildung ist nach Darstellung des Main-Kinzig-Kreises "in besonderem Maße auf eine selbständige kompetente Pflege und Betreuung ausgerichtet". Erfahrungsgemäß bekleiden examinierte Altenpfleger(innen) oft schon nach kurzer Zeit verantwortungsvolle Positionen. Aufstiegsmöglichkeiten bieten sich durch Fortbildung.
Dazu zählen: Praxisleiter(in), Stations- oder Abteilungsleiter(in), Lehrer(in) für Altenpflege, Gemeindealtenpfleger(in) und Fachpfleger(in) für Geronto-Psychiatrie. Die Lehranstalt verheißt jedenfalls die Möglichkeit, "sich durch qualifizierte Ausbildung die Grundkenntnisse für diesen schönen und verantwortungsvollen Beruf anzueignen". hok
Ein Wein-Reiseführer, der mit einem derartigen Aufwand an Papier und Fotografien ausgestattet ist, muß stutzig machen. So auch Christopher Fieldens Wein-Reiseführer durch Frankreich. Eigentlich ist es mehr ein Bilder-, denn ein Sachbuch, das es anscheindend sei will. Gut, ich könnte mir vorstellen, daß sich eine Gesellschaft von Kegelbrüdern- und -schwestern, denen ohnehin der Sinn mehr nach einem kühlen Blonden steht, nach dem Guide ausrichten könnte, denn die Bilder und die Texthinweise sind doch eher touristischen Inhalts, denn angetan, Weinkennern echte Neuigkeiten mitzuteilen. Die Charakteristika der gerade bei den Franzosenso grundverschiedenen, aber auch wieder aufregend qualitätvollen Weinen sind flach und fast nichtssagend: Man kriegt einen trockenen Mund beim Lesen. Natürlich stimmt alles was der Autor sagt. Aber sein Fehler ist es, daß er schamhaft alles verschweigt, was dem echten Weinfreund vor fehlern bewahren könnte. Ich zum Beispiel würde nicht auf Riquewihr, Ribeauvillé und Kaysersberg hinweisen, ohne auf die schrecklichen touristischen Exzesse aufmehrsam zu machen, denen man dort ausgesetzt ist. Andererseits erfährt man auch kaum etwas davon, was jemanden erwartet, der - ohne zu wissen wie - einfach einen Chablis kauft und nun meint, er habe einen Spitzenwein erstanden. Und über so große Weine wie einen Meursault, einen Pouilly-Fuissé oder einen "Vin Jaune" aus dem Jura möchte ich gerne - ebenso wie über unzählige andere - mehr erfahren und dafür etwas weniger über Schlösser, Abstecher in Skigebiete oder Massaker der Päpste und Könige des Mittelalters.
Außerdem hege ich den Verdacht, daß die Auswahl der Weingüter, die an den Rändern des Buches und die der Weinetiketten, die immer wieder mit Bildern zitiert werden, eher mit dem Werbeetat des Herausgebers als mit Empfehlungen von Weinkennern gekoppelt sind. Ein schönes Buch, das inhaltlich Vieles, aber wenig kritisch anbietet.
"Wein-ReiseführerFrankreich", Christopher Fielden, Herford: Busse Seewald 1992, 144 farbig bebilderte Seiten, DM 39,80. wp
OBERTSHAUSEN. Mit einem Messer bedrohten zwei unbekannte Jugendliche am Montag nachmittag in einem Supermarkt an der Bahnhofstraße eine Angestellte und forderten Geld. Mit 800 Mark flüchtete das Duo in Richtung Bahnlinie. Die beiden jungen Leute - zwischen 17 und 18 Jahre alt - hatten sich zuvor in dem Geschäft gründlich umgesehen. Wie die Polizei gestern mitteilte, kauften sie eine Dose Cola, bezahlten und zogen das Messer, als sich die Kasse öffnete. hf
HANAU. Bauaufträge in Höhe von 2,1 Millionen Mark hat der Hanauer Magistrat in seiner jüngsten Sitzung vergeben. Darunter sind unter anderem Elektroinstallationsarbeiten in der Friedrich- Fröbel-Schule in Höhe von 100 610 Mark sowie ein Auftrag über 112 000 Mark für Zimmererarbeiten in der Albert-Schweitzer-Kindertagestätte.
Für den Ausbau des Rad- und Gehwegetunnels an der Hauptbahnhofbrücke wurden rund 1,2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt und für den ersten Bauabschnitt des Ausbaus der Philippsruher Allee außerdem 690 000 Mark. Darin enthalten sind auch die Kosten für den Straßenanschluß der neu erbauten Hellerbrücke. alu
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Unterführung am Walldorfer Bahnhof wird gründlich saniert und repariert. Und soll in einem Atemzug dann auch gleich heller und freundlicher gestaltet werden. Das verkündete dieser Tage Bürgermeister Bernhard Brehl.
Daß das schon geraume Zeit ins Auge gefaßte Projekt eine längere Vorlaufphase in Anspruch nahm, schiebt Brehl auf die wegen der geteilten Zuständigkeiten schwierigen Verhandlungen mit der Bahn.
Da ist zum einen die Arbeitsorganisation überhaupt. Während die Stadt für die Verkehrssicherheit der Unterführung zuständig ist, fallen die Treppenaufgänge zu den Bahnsteigen ins Ressort der Bundesbahn, so daß "Maßnahmen jedweder Art nur in gegenseitiger Absprache durchgeführt werden können". Weil sich die Bahn aber zwischenzeitlich dazu durchgerungen hat, sich dem Wunsch der Stadt nach durchgängiger Sanierung und Verschönerung anzuschließen, gab's jetzt "endlich grünes Licht", erklärte der Rathauschef.
Daß endlich was passieren sollte, fand auch die Grüne Bürgerliste. Die hatte zum Umwelttag am 5. Juni kurzerhand zu umweltfreundlichen Farben und Pinsel gegriffen und - wenn auch in groben Strichen - die Wände der Walldorfer Unterführung weiß getüncht, um anschließend in grünen Lettern ihre Forderung nach einem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zu verewigen.
Doch um die Züge geht es jetzt nicht, sondern um den Fußweg, der zu ihnen führt. Die Unterführung, bislang eher unter der Rubrik "Schmuddelkind" einzuordnen, soll zunächst gründlich gereinigt und abgedampft werden. Doch nicht nur Schmutz und Schmierereien fallen der Säuberungsaktion zum Opfer. Auch die vor Jahren aufgetragenen Malereien von Kindern der Waldenserschule verschwinden dann.
Außer den Putzarbeiten und Betonsanierungen stehen auch die Abgänge der Fahrradrampen an. Sie werden saniert, teilweise mit Verbundsteinen neu belegt und an der untersten Stufe abgesenkt. Außerdem erhalten sämtliche Geländer einen neuen Grundanstrich.
Im Zuge der Sanierung wird auch die Beleuchtung an die Reihe kommen. Überprüfen und umgestalten "mit dem Ziel, mehr Helligkeit im Durchgang zu erreichen", erläutert Brehl.
Daß das Schmuddelkind eines Tages vielleicht noch ein Schmuckstück werden könnte, dafür wollen nach Abschluß der Instandsetzungsarbeiten fünf jünge Graffiti-Künstler aus der Stadt sorgen. Brehl hat das aus Ingo Schmitt, Heiko Rensonet, Philipp Böttcher, Alex Hirsch und Lukas Schneider bestehende Quintett angeheuert, die Wände der Unterführung "in Abstimmung mit mir und der Beibehaltung großer künstlerischer Freiheit" mit den unterschiedlichsten Motiven zu besprühen. Auch das sei schließlich Kunst am Bau, so Brehls Kommentar zu der geplanten Sprühaktion.
Hinter all dem steht aber immer noch ein Fragezeichen, wenn es um die Sanierungskosten geht. Zwar ist die Bundesbahn mit den Plänen grundsätzlich einverstanden, doch wer am Ende wieviel zahlen soll, darüber wird nach Auskunft des Hauptamtes noch gerungen. "Daß sich die Bahn beteiligt, ist klar, aber die Höhe dieser Beteiligung ist noch offen", so der Kenntnisstand im Hauptamt. "Es könnte sein, daß das erst nach Ende des Projekts geklärt ist." wal
Das Institut für Musikpädagogik (ursprünglich "für Musikerziehung") an der Frankfurter Universität hat klare pädagogische Zielsetzungen zu erfüllen. An dem 1961 von Kurt Felgner gegründeten Institut, einst im Rahmen der "Abteilung für Erziehungswissenschaften" (AfE) geführt, steht weniger die rein künstlerische Verwirklichung als die geistige Auseinandersetzung mit musikalischen Kunstwerken im Vordergrund.
Der Chor des Instituts wurde durch den Dirigenten und Pädagogen Kurt Felgner ebenfalls 1961 ins Leben gerufen. Unter Felgners Leitung musizierten damals Professoren der Universität und Studenten aller Fachbereiche miteinander. Das Ensemble führte unter dem Namen "Frankfurter Bachchor - camerata pro musica" vor allem a-capella-Programme auf. Dies flexibel mit Werken unterschiedlicher Epochen: Palestrina war ebenso vertreten wie neuere Musik, etwa Wolfgang Fortners. Renommierte Instrumentalisten wie Alois Kottmann oder Alexander Molzahn traten später hinzu, als Kantaten Johann Sebastian Bachs ins Repertoire aufgenommen wurden.
Kurt Felgner, der 1961 an der Universität Frankfurt zum Ordentlichen Professor berufen wurde, hatte eine vorwiegend dirigentische Laufbahn im Sinn. Der heute 80jährige Felgner spricht über seinen "innigen Bezug" zur Musik, ja, davon, daß er beim Dirigieren "außer sich" gerate. Er hat den Chor systematisch aufgebaut. Unter seiner energischen und engagierten Leitung gaben der Chor und das ihn begleitende "Bachkollegium" der Universität in jedem Semester ein öffentliches Konzert im Auditorium Maximum. Außerdem gastierten die Ensembles in Frankfurter Kirchen. Dazu kamen, wenig später, Auftritte im europäischen Raum, in Paris etwa oder Straßburg. Felgner, gewissenhaft auch in der musikwissenschaftlichen Betreuung seiner Studenten, nutzte solche Gelegenheiten auch als "Studienreisen".
Der Frankfurter Bachchor und das Bachkollegium traten letztmals 1973 in der Universitätsaula öffentlich auf. Vier Jahre später stellte Felgner seine Tätigkeit als Dirigent ein. Wesentlicher Grund dafür war, daß die Ausbildung am Institut für Musikpädagogik die Teilnahme am Chor nur noch für zwei Semester verbindlich machte. Außerdem wurden am Institut künstlerische Mitarbeiter zugunsten wissenschaftlicher Lehrkräfte reduziert. Eine Entwicklung, die der musikpraktisch engagierte Felgner, der 1973 als Institutsdirektor zurückgetreten war, nicht unterstützen mochte. Felgner befürchtete, daß angehende Musikpädagogen der Primarstufe und der ersten Sekundarstufe zu "musikalischen Analphabeten" würden: Notenkenntnisse wurden - in jener Zeit zumindest - nicht verlangt. Die Bezeichnung "camerata pro musica" wurde 1977, nach der Neugründung eines Institutschors unter Dieter Menge, nicht mehr verwendet. Das Ensemble, das jetzt - schlichter - "Chor des musikpädagogischen Instituts" heißt, wird lediglich im Etat der Universität als "camerata pro musica" geführt. Menge, der den Chor betreut, beklagt, daß eine kontinuierliche Arbeit am Repertoire kaum möglich sei, da sich die Besetzung in jedem Studiensemester ändert - eine Klage, die auch an der Frankfurter Musikhochschule laut wird. Aufgrund dieser Fluktuation im Chor ergeben sich natürlich Qualitätsschwankungen. Menge: "Das bedeutet für den Chorleiter, daß quasi ständig Aufbauarbeit von vorne beginnt." Beim Besuch einer Chorprobe von Telemanns "Die Nacht" begegneten wir mit Dieter Menge einem Chorleiter, dem es gelingt, vorläufig nur im Raum sich andeutende Konturen zu klarer Gestalt auszuarbeiten. Menge, der in Leipzig Schulmusik studierte, eine Anzahl von Jahren auch im Lehramt tätig war, ehe Felgner ihn an die Universität holte, gibt die innere Haltung der Komposition vor, indem er den Studenten behutsam und kontemplativ "auf die Linie" hilft. Somit leistet Menge defensive, zugleich spürbar aufbauende Arbeit, in der sich Inhalt und Struktur eines Musikstücks unmerklich vertiefen. ALEXANDER ULLMANN
Uhrig will das Okay der Gemeinde für das Multiplexkino noch nicht abschicken ürgermeister ist aber nach wie vor für das Lichtspiel-Center / Verkehrsbelast ü
SULZBACH. Bürgermeister Herbert Uhrig schaltet in Sachen Multiplexkino einen Gang zurück. Der Vorsitzende des Gemeindevorstands kündigte in einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen an, daß er das gemeindliche Einvernehmen für den Bauantrag des Kinodroms nicht an das Kreisbauamt schicken wolle, solange unklare Rechtsverhältnisse herrschten. Er wolle zumindest die für Donnerstag anberaumte Sondersitzung des Parlaments abwarten, in der über den Aufstellungsbeschluß für einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre entschieden werden soll. Dieser kann das Lichtspielzentrum eventuell verhindern (die FR berichtete). Uhrig wollte sich diese Vorgehensweise in der Gemeindevorstandssitzung am Dienstagabend absegnen lassen.
Geändert hat der Bürgermeister seine grundsätzliche Meinung zum Multiplexkino mit 3800 Sitzplätzen und 12 Kinosälen jedoch nicht. "Die Zeit ist nicht mehr aufzuhalten für solche Kinos." Sie paßten gut in Einkaufszentren und bedrohten die innerörtlichen Programmkinos nicht, - "die haben doch ihr Publikum," ist sich Uhrig sicher. Der Gemeindevorstand habe sich zudem intensiv mit dem Bauvorhaben beschäftigt und beim Investor mehrmals um Zusatzinformationen zum Themenkomplex Verkehr gebeten. Deswegen habe man auch die Zweimonatsfrist überschritten, in der üblicherweise, nachdem der Bauantrag eingereicht wurde, die Entscheidung über das Einvernehmen gefällt werden müsse.
Uhrig ist davon überzeugt, daß der Anfahrtsverkehr für das Multiplexkino zu verkraften ist, weil laut Gutachten 80 Prozent der rund 1000 Autos pro Tag über die Autobahn A 66 und weitere 15 Prozent über die B 8 zum MTZ kommen werden.
Lediglich fünf Prozent würden Sulzbach auf der Landesstraße 3266 und ein Teil davon vielleicht auch auf der innerörtlichen Bahnstraße tangieren. "Das ist für meine Begriffe erträglich", meinte Uhrig unter Hinweis auf die mehr als 800 Fahrzeuge, die allein jeden Nachmittag die Bahnstraße belasten. Gleichzeitig fielen ja außerdem die motorisierten Besucher weg, die derzeit noch das Autokino besuchten. Klaus Stephan von der Bürgerinitiative Bahnstraße, sieht das allerdings anders. Die Belastung für Anwohner sei bereits so groß, daß jeder zusätzlicher Lärm und mehr Abgase nicht toleriert werden könnten. In seinen Augen bleibt in dem vom MTZ in Auftrag gegebenen Verkehrsgutachten unberücksichtigt, daß der Dienstleistungsabend mit dem Bundesstart von Filmen an Donnerstagen zusammenfalle. Auch Verkehrshäufungen an "langen" Samstagen seien nicht einkalkuliert worden. Daß die meisten Kinofans mit dem Auto kommen, ist für Stephan schon deswegen sicher, weil der letzte Bus derzeit um 19 Uhr zum MTZ fährt.
Uhrig machte indes deutlich, daß das Kinozentrum nicht mit bau- und planungsrechtlichen Mitteln zu verhindern sei. Bereits bei der Bauvoranfrage vor drei Jahren habe man lediglich entscheiden dürfen, ob das geplante Kino juristisch dort zulässig sei. Natürlich habe man im Laufe der Jahre auch im Gemeindevorstand immer mal wieder daran gedacht, einen Bebauungsplan für das MTZ-Areal aufzustellen. Aber die Veränderung von Ladenfronten, die zum Beispiel bei Bauanträgen behandelt würden, "ist ja nur filigraner Kleinkram", begründete Uhrig die ablehnende Haltung. Und die Restflächen seien nun so klein, daß es sich auch für die Zukunft nicht mehr lohne. set
Kleine FR
Geänderte Öffnungszeiten EGELSBACH. Da eine der beiden Leiterinnen Urlaub macht, ist die Gemeindebücherei (Ernst-Ludwig-Straße 88) bis Freitag, 31. Juli, nur eingeschränkt geöffnet: Montags 15 bis 18 Uhr, mittwochs 9 bis 11 Uhr, donnerstags 16 bis 19 Uhr. Open-Air-Kino DREIEICH. Zwei Freilichtkinoabende hat das Jugendzentrum Dreieichenhain vorbereitet. Am Samstag, 18. Juli, wird auf dem Gelände an der Breite Haagwegschneise der Film "König der Fischer" gezeigt. Einlaß: 21.30 Uhr; Eintritt 3,50 Mark. Am 8. August rocken die "Commitments" auf der Leinwand. Schubertiade in Dreieich DREIEICH. In einer Abschlußmatinée des einwöchigen Dreieicher Liedkurses "Schubertiade" zeigen die Sänger/innen am Sonntag, 19. Juli, was sie gelernt haben. Beginn: 11.15 Uhr im Raum B 14 der Musikschule, Konrad-Adenauer-Straße 22. Platzkonzert in Götzenhain DREIEICH. Ein Platzkonzert mit dem Blasorchester Dreieich findet am Sonntag, 19. Juli, auf dem Dorfplatz an der Rheinstraße in Götzenhain statt. Beginn 15 Uhr, Eintritt frei. Sperrmüll in Buchschlag DREIEICH. Am Montag, 20. Juli, wird in Buchschlag Sperrmüll abgefahren. Der Sperrmüll - nur feste Abfälle, die nicht in die Mülltonne passen - muß bis 6 Uhr am Straßenrand bereitstehen. TV-Geräte, Kühlschränke oder sonstige Kühlgeräte werden nach Absprache gesondert vom Betriebshof abgeholt (Tel. 0 61 03 / 601-312). Blutspenden in Sprendlingen DREIEICH. Da in der Ferienzeit die Blutkonserven besonders knapp sind, hat der Sprendlinger Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes einen Sondertermin zum Blutspenden anberaumt: derSpenderbus steht am Dienstag, 21. Juli, von 15 bis 20 Uhr vor dem Bürgerhauseingang.SPD-Fraktion einstimmig: Grüne sind Partner, Gespräche mit GBL
MÖRFELDEN-WALLDORF. Was SPD- Fraktionschef Werner Schmidt schon in einer persönlichen Erklärung gesagt hatte, ist nun offiziell bestätigt: Die rot-grüne Koalition wird fortgesetzt. Das haben die Mitglieder der SPD-Fraktion einstimmig auf ihrer jüngsten Sitzung beschlossen. Die Koalitionsrunde besteht demnach aus den Mitgliedern der SPD-Fraktion und der Grünen-Fraktion im städtischen Parlament. Außen vor bleibt die vierköpfige Fraktion der Grünen Bürgerliste (GBL), die vom Ortsverband der Grünen nicht mehr als legitime parlamentarische Vertretung anerkannt wird, deren Mitglieder ihre Mandate aber beibehalten, so daß es künftig wohl zwei Öko-Fraktionen gibt.
Es sei allerdings vorgesehen, "weiterhin informelle Gespräche mit der Fraktion der GBL" zu führen, so Schmidt. Zwar sei deren Informationsfluß durch ihren Vertreter Dirk Treber, der als hauptamtlicher Stadtrat bei Koalitionsgesprächen dabei ist, formell sowieso gesichert. Aber der SPD liege daran, die gemeinsame Arbeit bis zur Kommunalwahl auf einer vernünftigen Grundlage fortzusetzen. Das um so mehr, nachdem der Vermittlungsversuch der SPD scheiterte: Die Genossen hatten ihrem verdoppelten Bündnispartner angeboten, die Koalitionsrunde paritätisch mit Mitgliedern beider grünen Gruppierungen zu besetzen. Ein gutgemeinter Vorschlag, den aber der Ortsverband der Grünen mehrheitlich zurückwies. Das Ziel, das die SPD-Fraktion mit ihrem Beschluß verfolgt: "Wir werden von unserer Seite versuchen, zu möglichst einheitlichem Abstimmungsverhalten zu kommen", sagte Schmidt. Das sei möglich, da beide grüne Gruppierungen zu den im Koalitionsvertrag ausgehandelten Punkten stünden. wal
Die Polizei hat jetzt den Mann identifiziert, der in der Nacht zum vergangenen Samstag im Lesegarten der Taunusanlage an einer Überdosis Heroin gestorben war. Es handelt sich um einen 28jährigen, der zuletzt in einer Haftanstalt eingesessen hatte und auf Hafturlaub war.
Der Polizei war er nicht als drogenabhängig bekannt. Er war 75mal wegen schweren Diebstahls aufgefallen. enk
Kaum einer hat wohl dran gedacht. FR-Leser Walter Steinberger jedoch erinnerte sich an einen vergessenen Geburtstag, als er in der "Rundschau" vom 8. Juli das Foto eines Dresdner Straßenbahnwagens entdeckte, der für das "120 Jahre Tram"-Fest in der sächsischen Kapitale hergerichtet wurde. "Wir hätten doch auch ein 120er Straßenbahn-Jubiläum bei uns in Frankfurt feiern können, doch da hat sich nichts getan", beschwert sich Steinberger.
Aber auch schon zum Start anno 1872, als am Pfingstsonntag, 19. Mai, am Schönhof die erste Pferdebahn - auf blanken Schienen geführt - gen Hauptwache loszockelte, war nicht allzuviel los. Die Frankfurter nahmen von dem neuen öffentlichen Transportmittel kaum Notiz. Pferdeomnibusse, die doppelstöckigen Droschken des kleinen Mannes, rumpelten ja schließlich schon seit 1839 von Stadtteil zu Stadtteil und machten den Zubringer zu den Eisenbahn-Stationen Main-Tanus-, Main-Neckar- und Main- Weser-Bahnhof. Daß jetzt auch noch auf fest installierten Geleisen solche Sammelkutschen-Wagen von Rössern kariolt wurden - das schien so aufregend nicht.
Bezeichnenderweise investierte auch kein einheimischer Unternehmer in den neuen Verkehrsbetrieb. Und die Stadt erst recht nicht: Eine belgische Firma, die "F. de la Hault & Cie.", gründete die "Frankfurter Trambahn-Gesellschaft" (FTG) und bekam die Konzession aus dem Römer. Der Sitz des Unternehmens war in Brüssel, von dort aus wurden nahezu 30 Jahre lang die Frankfurter Straßenbahnen dirigiert. Das ging bis zu den Uniformen und Mützen der Schaffner - die Kluft wurde nach belgischem Muster geschneidert.
Schwere belgische Kaltblüter zogen auch die ersten Trams; die Pferde leisteten Schwerstarbeit, mußten nach vier Stunden aus dem Geschirr genommen werden. Im Sommer setzte man ihnen Strohhüte auf und rieb die Flanken an den Endstationen mit Essig ab, im Winter wurden die Gäule in Decken eingemummelt.
Feste Haltestellen waren zunächst unbekannt. Die Passagiere stoppten die Pferde-Tram durch Zeichen oder Zuruf oder sprangen während der Fahrt auf oder ab.
Das Personal hatte stets ein "Entgleisungseisen" dabei. Lag etwas auf der Route quer, stiegen die Kunden aus, der Kondukteur und seine Helfer wuchteten mit dem Spezialwerkzeug das Vehikel aus den Schienen, man fuhr um das Hindernis herum und "gleiste" die Tram wieder "ein".
Doch nicht nur Muskelkraft, sondern auch rechnerische Leistungen wurden der FTG-Mannschaft abverlangt. Die Fahrpreise waren nämlich nicht einfach zu kalkulieren. Der Tarif für ein Billett richtete sich nach der Länge der Strecke, der Tageszeit, dem Tag (Werk- oder Sonntag) und dem Abteil, in dem sich der Passagier befördern ließ. Es gab Steh- und Deckplätze und Séparées für Damen und Raucher. Auch die jeweilige Linie schlug beim Ticketpreis zu Buche.
Das waren nach 26 Jahren, als die Stadt die FTG mit 900 Pferden und 205 Wagen aufkaufte, immerhin 16 geworden. Mit ihrer Gesamtlänge von 30 Kilometern mach(t)en die Linien den auch heute noch gültigen Grundriß des Frankfurter Straßenbahn-Netzes aus.
Das wurde unter städtischer Regie von 1898 an Zug um Zug elektrifiziert. Am 17. Juni 1904 schließlich standen die Trams aller FTG-Strecken unter Strom. Die Oberleitungen hatten die Firmen Siemens und BBC gezogen.
"Elektrische" waren in Frankfurt jedoch bereits Jahre zuvor von anderen auf Schiene gesetzt worden. Die "Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft" (FOTG) - eine Gründung von Kommerzienräten und Bankiers aus dem Rhein-Main-Gebiet - machte 1884 den Anfang mit einer Streckenverbindung zwischen Alter Brücke in Sachsenhausen und Mathildenplatz in Offenbach. Das Elektrizitätswerk lag etwa auf halbem Weg: in Oberrad.
Es war damals die zweite elektrische Straßenbahn in Deutschland, die Pionier-Linie war zwischen Berlin und Lichterfelde gelegt worden. Von Komfort und Technik her galten Fahrten mit den von den Frankfurtern "Knochemiehl" (Knochenmühle) getauften Rüttel- und Schüttelgefährt als risikoreiche Kurzreisen. Besonderer Nervenkitzel: Der Stromabnehmer in Lyraform war noch nicht erfunden, mit einem heute als abenteuerlich empfundenen System von geschlitzten Rohren, Kontaktwägelchen und nachgezogenen Kabeln mußte man verhindern, daß die Elektrizität nicht über die Räder zurückfloß. Bereits am Premierentag gab es denn auch eine augenfällige Panne: "Mit einem grellen Blitz riß die Leitung, und der Zug blieb unbeweglich stehen", berichtet ein zeitgenössischer Chronist.
Die FOTG wurde 1905 von der Stadt übernommen. Gleiches geschah 1908 mit den "Knochemiehle" der 1888 eröffneten Eschersheimer Lokalbahn. Auch die 1889 auf Kurs gegangene Waldbahn mit Strekken nach Schwanheim, Niederrad und Neu-Isenburg wurde nach zehn Jahren gekauft, für zwei Millionen Mark aus der Stadtkasse. 62 Millionen Fahrgäste machten Frankfurts Tram schon 1905 zum Massenverkehrsmittel. 1928 beförderte man 180 Millionen Kunden, 1938 erreichte die Straßenbahn einen Höchststand an Linien: Gezählt wurden 32 Teilstrecken.
Heute, zu Zeiten von FVV, U- und S- Bahnen, sind es nur noch 15. "Das Netz hat 70 Kilometer Länge und 146 Haltestellen", listet Stadtwerke-Pressesprecherin Monika Salzmann auf, "es liegen 142 Kilometer Schienen. Unser Fuhrpark hat 146 Trieb- und 59 Beiwagen." Und Geburtstag feiern, ja das werde man wohl erst 1997: "Das sind dann 125 Jahre - wenigstens ein rundes Jubiläum." peh
LUSAKA, 14. Juli (epd). In Malawi ist der Oppositionsführer Chifukwa Chihana nach dreimonatiger Haft gegen Kaution freigelassen worden. Nach Angaben von amnesty international wurde Anklage gegen den Gewerkschafter und Vorsitzenden der oppositionellen "Demokratischen Allianz" erhoben.
LANGENSELBOLD. Einmal in der Woche, jeweils am Donnerstag, bietet die Stadt Langenselbold einen Fahrdienst zum Friedhof "Am Rödelberg" an. Ab 17.15 Uhr hält der Bus an den Haltestellen Haus Gründautal, Ringstraße, Schloßmauer, an der Kreissparkasse, an der Aral-Tankstelle in der Gelnhäuser Straße sowie an der Vogelsbergstraße, der Schießhütte und am Lindenplatz.
Auf dem Friedhof ist dann ein Aufenthalt von rund 30 Minuten geplant, bevor der Bus die Rückfahrt antritt. Der Fahrpreis beträgt eine Mark. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. alu
ERLENSEE. Der CDU-Landtagsabgeordnete Aloys Lenz unterstützt seinen Parteifreund, den Erlenseer Fraktionsvorsitzenden Hans-Jörg Vogler, bei dessen Vorwürfen an die dort regierende SPD. Den in Erlensee seit über zehn Jahren geforderten Bau einer Umgehungsstraße für den Ortsteil Langendiebach werde es in absehbarer Zeit nicht geben, teilt der Unionsmann mit und verweist auf die Rahmenbedingungen des Rot- Grünen Koalitionsvertrages in Hessen.
Demnach, so Aloys Lenz, hätten die Partner auf Landesebene vor fünf Jahren den Bau der Erlenseer Umgehung aus dem Raumordnungsplan gestrichen, "und auch in der neuen Koalitionsvereinbarung steht klar geschrieben, was gebaut wird. Erlensee ist nicht dabei." Das Gebiet um Hanau werde daher in den kommenden Jahren leer ausgehen, was den Aus- und Neubau von Landesstraßen angeht, meint Lenz.
Darüber müsse sich gerade die SPD, die jetzt die Ortsumgehung Langendiebach lautstark fordere, nicht wundern. Schließlich habe sie dem "Streichkonzert" beim Raumordnungsplan zugestimmt. Als Luftblase im Sommerloch bezeichnet dagegen Erlensees Bürgermeister Manfred Heller (SPD) die Äußerungen des Christdemokraten: "Wer so etwas behauptet, hat sich mit der Thematik nicht hinreichend beschäftigt." Laut Heller kann die Planung gar nicht im Koalitionspapier enthalten sein, weil die Straße für die laufende Legislaturperiode noch nicht vorgesehen war.
Ebenso unsinnig wie die Lenz'schen Ergüsse seien auch die Vorwürfe des örtlichen Oppositionssprechers Vogler. Der hatte die Verknüpfung von Umgehung und Planfeststellung für die geplante Kreismülldeponie in Ronneburg als Fehler bezeichnet.
Der Erlenseer Rathauschef räumt ein, daß es nicht leicht werde, das Projekt durchzusetzen. Allerdings habe die Gemeinde bei ihrem Vorhaben sowohl das Straßenbauamt als auch das Verkehrsministerium mit Ernst Welteke an der Spitze auf ihrer Seite.
Schließlich sprechen nach Manfred Heller auch die Fakten dafür: "Die Verkehrsbedarfsgrenze für die Umgehung ist erreicht."
Zu Voglers Kritik macht Heller eine Fallunterscheidung auf: Wird die Deponie im Bereich "Hohestein / Eckenberg" gebaut, dann wird auch die Umgehungsstraße vorrangig behandelt, und zwar unabhängig von einem möglichen Autobahnanschluß, den nicht Erlensee, sondern vor allem Langenselbold gefordert habe. Scheitert das Verfahren für die Müllkippe, bedeutet das gleichwohl nicht das Aus für die Langendiebacher Entlastung. Des Bürgermeisters Resümee zu Voglers Anwürfen: "Quatsch!"
Der Rathauschef erläuterte im Gespräch mit der FR auch, warum die Umgehung in der laufenden Legislaturperiode des Landtags noch kein Thema war: "Eine konkrete Planung war bisher nicht vorhanden. Die muß erst erstellt werden. Die Gemeinde hat daher einen Planer mit der Grundtrassierung beauftragt. Die liegt mittlerweile vor. Jetzt müssen die Details mit dem Straßenbauamt und dem Ministerium abgestimmt und in das Planfeststellungsverfahren eingebracht werden. Außerdem ist das Einvernehmen der Gemeinde Neuberg für eine gemeinsame Lösung notwendig." hein
Kommt er, oder kommt er nicht? Lester Piggott, seines Zeichens englischer Star-Jockey, wird am kommenden Sonntag, 21. Juli, auf der Galopprennbahn in Niederrad möglicherweise erstmals seine Visitenkarte in Frankfurt abgegeben. Er soll den siebenjährigen Hengst "Silvestro" aus einem norwegischen Stall im Rennen um den mit 158 400 Mark dotierten Ammerschläger-Pokal, einem internationalen Gruppenrennen für dreijährige und ältere Pferde über 2000 Meter, zum Sieg führen. Ob er wirklich die Reise über den Ärmelkanal unternehmen wird, will Piggott erst am heutigen Mittwoch nach Prüfung des Starterfeldes und der etwaigen Siegchance entscheiden.
Von den bislang neun gemeldeten Pferden trägt "Longa" die Favoritenbürde. Unter dem Stalljockey des Gestüts Fährhof, Peter Schiergen, wird die dreijährige Stute und Siegerin im "Preis der Diana" ganz vorne erwartet. Die größte Konkurrenz der Jahrgangsbesten könnte aus dem ebenfalls dreijährigen Hengst "Iron Fighter" erwachsen. Er ist in Frankfurt kein Unbekannter, gewann den Steigenberger Pokal. Gute Außenseiterchancen werden "Sugunas", "Pacaran", "Leopoldo" und "Le Jardin" eingeräumt. hu
Sieben Festnahmen bei Drogenrazzia
Bei Polizeikontrollen haben Beamte der Schutzpolizei sowie des Rauschgiftkommissariats am Montag sieben Personen festgenommen und insgesamt 57,5 Gramm Heroin und 16,5 Gramm Kokain sowie 40 Gramm Amphetamin sichergestellt. Wie die Polizei mitteilte, erfolgten die ersten beiden Festnahmen gegen 13.15 Uhr in der Taunusanlage. Eine 25jährige sowie deren 21 Jahre alter Begleiter hatten einen Beutel mit 1,5 Gramm Heroin bei sich. In der Wohnung der Frau in Bockenheim fanden die Beamten der Kriminalpolizei weitere 30 Gramm dieses Rauschgifts und die 40 Gramm Amphetamin. Der 27 Jahre alte Lebensgefährte der Frau, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung aufhielt, wurde wegen Verdachts der Mittäterschaft ebenfalls vorläufig festgenommen.
Kurz nach 17 Uhr nahm die Schutzpolizei in der Untermainanlage eine 25 Jahre alte Frau ohne festen Wohnsitz fest. Ein Drogenabhängiger hatte sie des Diebstahls bezichtigt. Sie hatte 2,5 Gramm Heroin bei sich. Etwa zur selben Zeit wurde - wiederum in der Taunusanlage - ein 24jähriger Mann aufgegriffen, der 14 Gramm Heroin und etwa ein Gramm Kokain bei sich hatte.
Eine halbe Stunde später entdeckten Beamte des 3. Reviers auf dem Fixertreff bei einer 23jährigen Frau 6,5 Gramm Heroin und 15,5 Gramm Kokain, die sie eigenen Angaben nach für einen Marokkaner transportierte, der noch nicht identifiziert ist. Gegen 18 Uhr schließlich wurde nicht weit davon entfernt ein 19jähriger festgenommen. Er hatte drei Gramm Heroin bei sich. enk
Freie Bahn für Temperament und Kreativität / Die FR begleitete mit Kamera und Notizblock die Ferienspiele im Hochtaunuskreis
ha BRÜSSEL. Der wachsenden Vorliebe der Bürger für qualitativ hochwertige Lebensmittel wird nach den Worten von Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle mit zwei Beschlüssen des Agrarministerrats der Europäischen Gemeinschaft Rechnung getragen. Zum einen können geographische Herkunftsbezeichnungen wie Schwarzwälder Schinken, Lübecker Marzipan, Aachener Printen oder Thüringer Bratwürste künftig durch Eintragung in ein EG-Register geschützt werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Ardenner Schinken, Parmesankäse oder Elsässische Leberpastete. Die Konsequenz daraus ist, daß beispielsweise kein Schinken aus Bayern als Schwarzwälder verkauft werden kann, auch wenn er genauso schmeckt und aussieht.
Eine zweite Ministerratsverordnung gibt bestimmten Lebensmittelspezialitäten die Möglichkeit der "Bescheinigung" von Merkmalen, mit der sie gegen unqualifizierte Nachahmung geschützt werden. Kiechle nennt als Beispiele die Bezeichnungen Pumpernickel oder "Wurst nach Hausmacher Art". Mit der Bescheinigung soll nach Darstellung des CSU-Politikers "der Absatz solcher Agrarerzeugnisse und Lebensmittel gefördert werden, die sich durch ihre Besonderheiten" von ähnlichen Produkten unterscheiden.
Um die Folgen der Dürre in Norddeutschland für die Bauern zu lindern, wurde beschlossen, daß Sommerraps als Viehfutter verwendet werden darf, ohne daß die Prämie den Landwirten verlorengeht, die eigentlich erst bei Anlieferung zu den Ölmühlen fällig wird. Zweitens will die Kommission wohlwollend prüfen, ob Futtergetreide aus öffentlichen Lagerbeständen zu einem Vorzugspreis zur Verfügung gestellt werden kann. Drittens sollen ostdeutsche Landwirte aus dem EG-Strukturfonds für das "Beitrittsgebiet" Hilfen bis zur Gesamthöhe von 100 Millionen Mark erhalten. Dies dürfte Kiechles Position bei seinem Treffen mit den fünf Agrarministern der neuen Bundesländer heute stärken.
Nicht einig wurde sich der Ministerrat über die künftige Regelung der Bananenimporte. Entgegen des Vorschlags der Kommission, der die Einfuhr mittelamerikanischer "Dollar-Bananen" erheblich verteuern würde, zeichneten sich dem Vernehmen nach jedoch starke Tendenzen zu einer Kompromißlösung ab.
Unterdessen hat der britische Europa-Abgeordnete John Tomlinson die EG-Agrarpolitik als "den größten Anreiz zur Kriminalität in Europa" bezeichnet. Durch Betrügereien mit den Agrarmarktregeln gingen den Steuerzahlern jährlich 7,5 Milliarden Mark verloren, meinte der Labour-Parlamentarier und forderte die britische EG-Präsidentschaft auf, dieses Problem anzupacken.
Weil die Diplompädagogin Kerstin Müller (Name von der Redaktion geändert) während des Bezugs von Sozialhilfe dem Sozialamt ihre Nebeneinkünfte jahrelang verschwieg, wurde sie im Januar zu zwölf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Dieser Richterspruch löste beim Verband Alleinstehender Mütter und Väter Empörung aus. Von Sozialhilfe allein könne man nicht leben, argumentiert der Verband. Kerstin Müller, die von ihrem Mann geschieden ist und ihren siebenjährigen Sohn allein erzieht, hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Am Freitag wird der Fall vor dem Landgericht erneut verhandelt.
Unterstützt wird Müller durch ein Gutachten von Professor Rainer Roth. Roth, der an der Frankfurter Fachhochschule unterrichtet, ist durch eine Untersuchung bekannt geworden, wonach die monatliche Sozialhilfe in Frankfurt nur 19 Tage lang reicht. In seinem Gutachten kommt der Professor zu dem Schluß, daß die Diplompädagogin nicht für die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse bestraft werden darf, mit denen sie ohne amtliche Hilfe fertig werden mußte.
Schon bevor Kerstin Müller im April 1984 beim Sozialamt um Unterstützung nachsuchte - damals wurde ihr Sohn geboren -, hatte sie sich finanziell übernommen, indem sie Gerichtskosten für ihre Schwester und ihren Ehemann zahlte. Nachdem dieser sie immer mehr tyrannisierte, zog sie in eine eigene Wohnung; dabei entstanden Abstandskosten von 11 000 Mark. Derweil bezahlte sie als offizielle Mieterin die Wohnung des Ehemanns weiter, was sich nach Angaben von Roth auf einen Betrag von 15 000 Mark summierte. Immer war es die Diplompädagogin, die für andere einsprang - auch finanziell. Als der Vater starb und der Bruder erkrankte, wuchs der Schuldenberg weiter.
"Es war immer selbstverständlich für mich gewesen, daß ich, sobald ich die Möglichkeit habe, meine Schulden zurückzahlen würde. Doch solange mein Kind mich brauchte, konnte ich keine Ganztagstätigkeit annehmen", schreibt sie in einer persönlichen Stellungnahme. Einen Teil der Nebeneinkünfte habe sie angegeben, einen anderen nicht, "da ich und mein Sohn nicht hätten überleben können". Niemals sei sie darüber aufgeklärt worden, "daß das Schwerstbetrug war". Die Höhe der Nebeneinkünfte schwankte stark, im Mai 1987 waren es beispielsweise 1338,50 Mark. Im selben Monat erhielt sie 718,83 Mark Sozialhilfe. Auch als Sozialhilfeempfängerin hat Müller stets Schulden abgezahlt.
Nun verlangt das Sozialamt die gesamten 44 809 Mark zurück, die an Kerstin Müller in den fraglichen fünfeinhalb Jahren einschließlich aller Beihilfen gezahlt wurden. Professor Roth hat nachgerechnet. Seiner Meinung nach kann das Sozialamt nur 10 000 Mark beanspruchen, da Müller vieles auf eigene Kosten angeschafft hat, was eigentlich das Sozialamt hätte zahlen müssen.
Um Schulden begleichen zu können, sollten Sozialhilfeempfänger arbeiten dürfen, ohne daß ihnen der Verdienst gekürzt werde, fordert Roth. Generell müsse über eine Erhöhung des Mehrbedarfszuschlags für erwerbstätige Sozialhilfeempfänger nachgedacht werden.
Wie der Leiter des Sozialamtes, Ingo Staymann, erläuterte, dürfen Sozialhilfeempfänger derzeit nur geringe Beträge des Einkommens behalten: von verdienten 977,50 Mark netto beispielsweise 255 Mark - und das ist auch schon der Höchstbetrag. Nach Staymanns Auffassung reicht die Sozialhilfe, die zum 1. Juli von 475 auf 510 Mark erhöht wurde, zum Leben aus. Die Forderungen von Professor Roth lehnt der Amtsleiter ab.
Schuldenberatung könne es nur dann geben, wenn jemand ausdrücklich darum bittet. Es komme immer wieder vor, daß Sozialhilfeempfänger ihre Nebeneinkünfte verschweigen. Meist falle dies aber schnell auf. An mehr als durchschnittlich eine Anzeige im Jahr kann sich Staymann nicht erinnern. ft
In der Saison 1992/93 wollen es die Schwalbacher Sportfreunde endgültig wissen. Nachdem der Bezirksoberligist im abgelaufenen Spieljahr in der Relegation knapp scheiterte, wollen die Verantwortlichen nun mit einer "verstärkten Truppe" einen neuen Anlauf in Richtung Landesliga unternehmen. Die Vorzeichen für den FC Sportfreunde Schwalbach stehen so günstig wie schon lange nicht mehr. Mit den beiden Direktaufsteigern SV Wehen II und Alemannia Niederbrechen verabschiedeten sich zwei ernstzunehmende Mitbewerber und aus der Landesliga kehrte kein Wiesbadener Vertreter in die Bezirksoberliga zurück. Zudem erweiterten die Schwalbacher ihren Kader auf die stattliche Zahl von 23 Akteuren, welche um die Stammplätze zu kämpfen haben.
Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft und dem alten und neuen Trainer Holger Trimhold dürfte das große Potential gerade recht sein. Mit Libero Christoph Abel (VfB Unterliederbach), der im Verlauf der Relegationsrunde die Rote Karte sah, und Frank Schwartz, der sich noch kurzfristig dem DJK Hattersheim anschloß, verließen zwei Stammkräfte den Klub. Doch die entstandenen Lücken dürften mit Hilfe der Neuzugänge zu schließen sein. Die Position des Abwehrchefs, die Abel ausfüllte, soll Christof Reusch übernehmen. Der vom VfR Limburg gekommene Abwehr-Stratege ist mit 29 "Lenzen" der routinierteste Neuzugang der Schwalbacher. Große Hoffnungen setzt Vorsitzender Richard Schwakenberg auch in "Heimkehrer" Michael Reichart, der sein Gastspiel in Unterliederbach nach einem Jahr bereits wieder beendet. Erfolglosigkeit beim Landesligisten sei jedoch keinesfalls der Grund gewesen, betont Schwakenberg. Ansonsten setzen die Sportfreunde in Sachen Neuverpflichtungen verstärkt auf die Jugend. Die weiteren sechs Neuen, Torwart Jens Ellmer (Eintracht Frankfurt A-Jugend), Christian Strabel (SG Höchst A-Jugend), Oliver Kahles (SV Hofheim), Thorsten Reinke, Dino Majuri (beide SG Höchst II) und Domenico Tedde (FSV Steinbach), haben zusammen noch keine 120 Lebensjahre vollendet. Ein "gelernter" Stürmer, den die Schwalbacher gerne gefunden hätten, ist allerdings nicht unter den Zugängen. "Die von uns erhoffte verbesserte Durchschlagskraft im Sturm müssen wir durch Umstellungen und offensives Mittelfeldspiel erreichen," meint der Vorsitzende dazu.
Die Offensive war allerdings ohnehin nur unbedingt das Manko der abgelaufenen Spielzeit. Auch in den drei Relegationspartien trafen die Sportfreunde immerhin achtmal ins Schwarze, mußten jedoch ebensooft Gegentreffer quittieren. Ein Hauptaugenmerk wird Holger Trimhold demnach auf die Stabilisierung der Abwehr legen, wobei die Neuverpflichtungen ihren Anteil tragen sollten. Durch den Zugang weiterer fünf Akteure für die Reserve-Mannschaft erhofft sich Schwakenberg eine Stabilisierung des Unterbaues, der in den vergangenen Jahren nicht unbedingt durch Höchstleistungen auffiel.
Anlaß zu Optimismus gibt in dieser Hinsicht jedoch die Jugendabteilung, die mit sieben Teams in allen Altersklassen besetzt ist. Die Frauen-Mannschaft der Sportfreunde geht in einer Spielgemeinschaft mit der SG Kelkheim in der Bezirksoberliga auf Punktejagd. Diese gesunde Basis wollen die Schwalbacher nun nutzen, um den Aufstiegs-Coup in diesem Jahr endgültig zu vollbringen. Als ärgste Konkurrenten sieht Schwakenberg die SG Hünstetten, die Spvgg. Eltville und die TSG Wörsdorf. Damit den Sportfreunden in diesem Rennen nicht vorzeitig die "Puste" ausgeht, trainieren sie dreimal wöchentlich und bestritten bereits zwei Testspiele. Beim Bezirksligisten EFC Kronberg erzielten sie ein 4:4, gegen den SV Wehen unterlagen sie mit 1:5, gegen eine mit Oberligaspielern bestückte Elf. Am Samstag findet im Rahmen der Mannschaftsvorstellung ein weiterer Test gegen den FSV Frankfurt II statt. Ab 14.30 Uhr wollen die Verantwortlichen den Fans das "neue Gesicht" des Schwalbacher Teams präsentieren und mit dem Spiel auch gleich Einblick in die Fähigkeiten der Kicker gewähren.
Einen "Leckerbissen" bieten die Sportfreunde ihren treuen Fans am 22. Juli mit dem Bundesligisten Dynamo Dresden. Die Dresdner, die zur Saisonvorbereitung in Grünberg weilen, geben um 19 Uhr ihre Visitenkarte in der Taunusgemeinde ab. Bei einem Eintrittspreis von zehn Mark hofft Richard Schwakenberg auf eine vierstellige Besucherzahl, welche die Kosten decken würde. Den Vereinsrekord dürften die Schwalbacher jedoch gegen Dresden nicht brechen. Der liegt bei 3 500 Besuchern, die 1987 nach Schwalbach kamen, um Schalke 04 mit dem gerade verpflichteten "Toni" Schuhmacher zu sehen.
Der Startschuß für die Punktrunde erfolgt dann am 9. August für die Schwalbacher ebenfalls auf eigenem Terrain gegen den SV Frauenstein. Nach einem vermeintlich leichten Startprogramm stehen im September das Duell bei Mitfavorit Wörsdorf (13. September) und das Derby in Eschborn (26. September) auf dem Plan. Gegen Aufsteiger FC Eschborn erwartet Schwakenberg schon "ein paar hundert Zuschauer", während in der Regel nicht mehr als 50 bis 100 Besucher den Spielfeldrand säumen. Doch wenn die Sportfreunde ihr Ziel erreichen und unter den ersten drei Teams mitmischen, dann werden ja vielleicht auch mal wieder ein paar mehr Schwalbacher den Weg zum Sportplatz finden. INA SCHNEIDER/jbp
BAD VILBEL/KARBEN. Es war am Sonntag, 21. Juni, um 15.30 Uhr. Eine Autofahrerin setzt auf der B 3 a zwischen Massenheim und Kloppenheim an einer unübersichtlichen Stelle zum Überholen an. Als ein Auto von vorn kommt, zieht die Frau ihr Fahrzeug nach rechts und stößt gegen den Wagen, den sie überholen wollte. Dieser wiederum wird abgedrängt, fährt die Böschung hinunter und landet auf dem Acker. Polizeibilanz: zwei Verletzte, hoher Schaden. Bei weitem nicht der einzige auf dieser gefährlichen Gefällstrecke der B 3 a.
Der geschilderte Routine-Unfall hat eine Besonderheit. Der Unfall bei Kilometer 2,2 ereignete sich unmittelbar neben einer Notrufsäule. Dieses Notfalltelefon aber war nicht in Betrieb. Die Alarmierung der Rettungsdienste verzögerte sich, weil ein Unfallzeuge erst bis nach Kloppenheim fahren mußte, um die Vorfälle zu melden. Die Notrufsäule auf der halben Stecke zwischen Massenheim und Kloppenheim ist schon Anfang dieses Jahres aufgestellt worden. Über die Besonderheiten hat die FR berichtet. Um dieses Notruftelefon nämlich an das Fernsprechnetz anzuschließen, war die Verlegung einer Freileitung bis zum Hofgut Hensel an der B 3 in Dortelweil nötig - was, wie berichtet, nicht ohne größeren Behördenhickhack vonstatten gegangen war.
Diese Hürden waren überwunden, die Notrufsäule wurde dennoch nicht in Betrieb genommen. Die rotmarkierte Säule ist seit dem Frühjahr in Pappe eingewikkelt. Der Apparat selbst ist, wie die FR bei der Telekom Frankfurt erfuhr, funktionstüchtig, die Freileitung kann jederzeit unter Strom gesetzt werden. Aber es fehlt eine sogenannte Anschalteinrichtung, die in der Bad Vilbeler Vermittlungsstelle installiert werden müßte. Das Teil ist längst bestellt. Die Lieferung dieses Moduls durch den privaten Hersteller werde laut Telekom nächste Woche erfolgen. Nach Angaben der Telekom genieße die Installation von Notrufeinrichtungen seitens der Post Priorität, doch gegen die Lieferprobleme der Wirtschaft sei man machtlos. Es werden auf der gefährlichen Gefällstrecke der B 3 a sicherlich weitere Unfälle passieren, und Verletzte müssen länger als nötig auf möglicherweise lebensrettende Hilfsmaßnahmen warten. hm
OFFENBACH. Alle Hände voll zu tun hatten vier Polizeibeamte, als sie in der Nacht zum Dienstag einen offensichtlich betrunkenen Autofahrer ins Alco-Test- Gerät pusten lassen wollten. Der 21jährige und sein 27 Jahre alter Begleiter wehrten sich derart heftig , daß gegen sie Strafanzeigen wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Bedrohung erstattet wurden.
Wie die Polizei gestern mitteilte, hatte eine Streifenwagenbesatzung in der Berliner Straße den Wagen des jungen Mannes kontrolliert. Nach dem Öffnen der Autotür "fiel der Fahrer mehr aus dem Auto, als daß er stieg", wie ein Polizeisprecher formulierte. Beim Anblick des Alco-Test-Geräts entriß der 21jährige dem kontrollierenden Beamten seinen Fahrzeugschein und bedachte ihn "mit nicht druckreifen Beleidigungen". Einen Angriff gegen seinen Kopf konnte der Polizist gerade noch abwehren.
Als die Beamten daraufhin dem Autofahrer Handschellen anlegten, eilte ihm sein Begleiter zu Hilfe. Die Polizei: "Beide wurden mit körperlicher Gewalt in den Streifenwagen und anschließend zum 3. Revier gebracht." Während der Fahrt und in der Dienststelle pöbelten die beiden Männer nach Angaben der Polizei weiter. Der Fahrer mußte von zwei Beamten während der Blutentnahme festgehalten werden. hf
Fast jede Stadt hat inzwischen ihr sommerliches Open-air-Kino. Die Wiesbadener Filmnächte finden nun zum siebten Mal statt, in den Herbert-Anlagen, Nähe Hauptbahnhof. Über die 80 Quadratmeter große Leinwand sollen wieder Klassiker und Kuriosa flimmern. Eingeläutet wird die erste Filmnacht am Freitag, 17. Juli, mit "Der Glöckner von Notre Dame" aus dem Jahre 1939. Im Vorprogramm wird ein Dokumentarfilm über den Künstler Alexander Calder und dessen "kleinsten Zirkus der Welt" gezeigt. Eine Historienfilm-Parodie ist am Samstag, 18. Juli, zu sehen: "Branca Leone", eine italienisch-französisch-spanische Koproduktion aus dem Jahre 1965.
In lauen Sommernächten darf auch die Erotik nicht fehlen: Zwei Filme mit Marlene Dietrich stehen auf dem Programm. "Der blaue Engel" aus dem Jahre 1930 ist am 24. Juli zu sehen. Marlene Dietrich ist auch "Die Frau, nach der man sich sehnt". Der deutsche Stummfilm aus dem Jahre 1929 ist am 8. August mit Pianobegleitung zu erleben. Mann am Klavier ist Christian Strosczinsky.
Für die Klavierbegleitung des zweiten Stummfilms (1. August), des Lubitsch- Klassikers "Madame Dubarry" aus dem Jahre 1919, konnte der Jazzpianist Uwe Oberg gewonnen werden. Eine besondere Attraktion verspricht das Vorprogramm: "stumme Werbefilme", darunter ein Reklamefilm für eine "Maschine zur Rettung Scheintoter".
Rasanz verspricht der Tonfilm "Bomber und Paganini" aus dem Jahre 1976 am Freitag, 31. Juli. Im Vorprogramm amüsiert das Komiker-Paar Laurel und Hardy. "Fanfan, der Husar" von 1951 mit Gerard Philipe und Gina Lollobrigida in den Hauptrollen ist am 7. August zu sehen. Zur Einstimmung des Publikums werden vorher Werbefilme aus den 50er Jahren gezeigt. Sämtliche Vorstellungen beginnen um 22 Uhr. Eine Veranstaltung von amnesty international findet am 25. Juli statt, Beginn 20 Uhr. Das Hans-Emrich-Trio spielt Jazz und lateinamerikanische Folklore. Ab 22 Uhr wird der politische Thriller "Under Fire" mit Nick Nolte aus dem Jahre 1982 gezeigt.
Das Programm steht fest, die Organisatoren - die Projektgruppe Filmnächte in Verbindung mit dem Kulturamt - hoffen nun auf regenfreie Nächte. Bisher war ihnen Glück beschieden: In den vergange- nen sechs Jahren ist keine einzige Vorstellung ausgefallen. DAGMAR LORENZ
GÖTTINGEN. Der Beschluß des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, den Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Göttingen aufzulösen, wird von den betroffenen Wissenschaftlern heftig kritisiert. In dem Fachbereich, in dem bisher die Diplom-Studiengänge Freizeit- und Familienpädagogik angeboten werden, sollen ab Sommersemester 1993 keine neuen Studenten mehr aufgenommen werden. Gisela Wegener-Spöhring, Dozentin am Göttinger Fachbereich und zugleich Vorsitzende der "Kommission Freizeitpädagogik" der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, wies darauf hin, daß außer in Göttingen nur noch in Bielefeld ein - sehr viel kleinerer - Universitäts-Studiengang "Freizeitpädagogik" besteht. "Über diesen gesellschaftlich relevanten Bereich muß auch universitär nachgedacht werden", sagte Wegener-Spöhring. Fachhochschul-Studiengänge gebe es dagegen bereits genügend.
Wolfgang Körner, Referatsleiter für Hochschulentwicklung im hannoverschen Wissenschaftsministerium, sagte dagegen, die bisherigen Absolventen aus Göttingen seien vor allem auf Arbeitsplätzen untergekommen, für die im Grunde eine Fachhochschulausbildung erforderlich gewesen wäre und keine universitäre. pid
SCHLITZ. Zu den alten Marktbrunnen oberhessischer Städte gehört der Sankt-Georgs-Brunnen in der Burgenstadt Schlitz im Vogelsbergkreis. In dem 1200jährigen Ort steht er umgeben von Rathaus, Ottoburg und sehenswerten Fachwerkbauten. Das runde Sandsteinbecken stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Der Drachentöter gilt auch als Schutzpatron der Leinenweber, die hier eine jahrhundertealte Handwerkstradition haben. seit Jahrhunderten tätig sind. Die überlebensgroße Sandsteinfigur ist noch verhältnismäßig jung. Sie wurde im Jahre 1930 errichtet und ist ein Geschenk an die Stadt von einem damals in Bukarest wohnenden Färbereibesitzer und dessen Söhnen.
Der Brunnen ist schon immer ein beliebter Treffpunkt gewesen. Wenn die Schlitzer von ihm reden, so wird er in Mundart liebevoll "Bornschorsch" genannt.
GEORG EURICH
In guter Frühform präsentieren sich derzeit die Vertreter der Fußball-Bezirksoberliga Ost anläßlich der ersten Testspiele. So konnten die Spvgg. Seligenstadt und der TSV Lämmerspiel einen "doppelten" Vergleich mit Vertretern der Bezirksoberliga Darmstadt mit einem "2:0 für Frankfurt-Ost" beenden. Besonders beeindruckend nimmt sich der glatte 4:0-Erfolg der Zajber-Elf aus Seligenstadt gegen den TSV Neustadt aus. Die Abwehr der Sportvereinigung stand wie eine "eins" und Manfred Purkott setzte in der Offensive mit einem lupenreinen Hattrick die Glanzlichter. Seit Mittwoch sind die Seligenstädter im Mainpokalturnier in Klein-Krotzenburg engagiert. Nach dem Auftakt gegen Alemannia Klein-Auheim (0:0) stehen sie am heutigen Freitag (19.25 Uhr) der TSG Mainflingen gegenüber. Es folgen die Partie gegen Hainstadt am Dienstag und das immer wieder brisante Derby gegen die Klein-Krotzenburger Germanen am Donnerstag. Die Endspiele dieses Turniers sind für Samstag, 25. Juli, ab 16.15 Uhr anberaumt und dürften angesichts der guten Form wohl nicht ohne Beteiligung der Sportvereinigung ablaufen. Die Generalprobe erfolgt am 2. August um 16 Uhr gegen Landesligist Spvgg. Dietesheim. Der zweite Frankfurt-Ost-Vertreter, der einem Darmstädter Bezirksoberligisten die Grenzen aufzeigte war der TSV Lämmerspiel. Die Mannschaft des Ex-Jügesheimer Torjägers Ernst List präsentierte sich alles andere als "lammfromm" und setzte dem SV Groß-Bieberau auch ohne das Mitwirken ihres neuen Trainers gleich fünfmal den Ball in die Maschen. Einen vielversprechenden Einstand gab Neuzugang Siegfried Kaminski (FV 06 Sprendlingen), der nicht nur mit seinem sehenswerten Treffer zum 2:0 auffiel. Den Groß-Bieberauern gelang in der Schlußphase lediglich der Ehrentreffer gegen eine dominante Gastgeber-Elf. In den Partien bei der Spvgg. Fechenheim (Samstag, 16 Uhr), und gegen den SKV Hainhausen (Sonntag, 16 Uhr) gilt es am Wochenende, die gebotene Frühform zu bestätigen. Vom 24. Juli bis zum 2. August stehen die Mühlheimer Stadtmeisterschaften auf dem Plan, ehe als abschließender Test die Partie gegen den Offenbacher Bezirksligisten SV Zellhausen (4. August, 19 Uhr) absolviert wird.
Bei der Sportvereinigung Weiskirchen löst der routinierte Torjäger Harry Roth (26 Treffer) Daniel Coleman auf der Trainerbank ab, der in der kommenden Saison wieder in die Rolle des Spielers schlüpft. Gegen die Amateure der Frankfurter Eintracht erzielten die Weiskirchener mit einem 0:3 ein durchaus respektables Ergebnis. In der ersten Hälfte zeichnete sich mehrmals Keeper Armin Schittler aus, der unter anderem einen Foulelfmeter durch Ohvezc parierte (38.). Nach der Pause kamen die Gastgeber noch besser ins Spiel, auch wenn zwei weitere Treffer des konditionell überlegenen Oberligisten folgten. Angreifer Alberto Agnetelli (FC Gelnhausen) hinterließ ebenso einen guten Eindruck wie Francisco Anadon, der im Mittelfeld die Fäden zog. Am Sonntag erwarten die Weiskirchener Landesligist SV Jügesheim. Zwei weitere Heimspiele geben den Weiskirchener Fans Gelegenheit, ihr Team im Vorfeld der Saison zu beobachten. Am 26. Juli (16 Uhr) gastiert der KV Mühlheim, am 2. August der TV Rembrücken am Sportplatz hinter dem Bürgerhaus. Germania Bieber erzielte gegen den Hanauer Bezirksligisten TSV 1860 Hanau zwar sechs Treffer, mußte jedoch auch dreimal den Ball aus dem eigenen Netz holen, was dem neuen Coach Gerd Kossytorz weniger gefallen haben dürfte. Die drei Gegentreffer gehen nicht auf das Konto von Torwart Andreas Griesenbruch, der in einigen Szenen glänzend parierte. Kissler (2), Mailänder (2), Monetti und Graeff sorgten trotz der Gegentore für einen deutlichen Sieg. Im Spiel gegen den neuen Ligakonkurrenten Eintracht/ Sportfreunde Windecken (Sonntag, 16 Uhr) müssen die Bieberer voraussichtlich auf Ralf Ott verzichten, der verletzt ausgewechselt werden mußte. jbp
Ohne ein Einkoch-Buch kommt nicht aus, wer sich nicht nur an Marmeladen wagt, sondern auch Fleisch und Wurst, Lauch und Gurken, Mais und Paprika oder anderes Gemüse auf Vorrat haben möchte. Hier sei an einige alte Rezepte erinnert, wie wir sie etwa in Horst Scharfenbergs Kochbuch "Die deutsche Küche" finden.
"Nostalgisch essen" sei keine reine Modeerscheinung heißt es, da spiele auch "der individuell zu verändernde Wohlgeschmack" eine Rolle. "Auch das Trocknen ist als hausfrauliche Tätigkeit ganz in den Hintergrund getreten". In alten Schwarzwaldhäusern war überall noch ein Raum mit "Darren", wo das Obst getrocknet wurde. Eine Trockenobst-Spezialität waren nach dem Krieg rund um Kitzingen in Franken die Prünellen: Geschälte Pflaumen oder Zwetschen, entkernt und auf Holzspieße gesteckt, wurden im Kachelofen getrocknet. Sie fanden auch in England guten Absatz, wo der horrende Preis von zwei Mark pro Stück gezahlt wurde.
In dem Buch wird auch seitenlang geschildert, wie "Kreude", ein alter Brotaufstrich, in Pommern gemacht wurde: Im Sack gepreßte Zuckerrüben, deren Saft dunkel gekocht wurde. Nach dem Krieg war das auch hierzulande als "Melasse" ein bis zum Überdruß verwendeter Aufstrich.
Oder die "Quittenpaste", köstliche Bonbons zum Selbermachen. Vom Namen her kennen wir auch noch das Zwetschenmus oder "Latwerge": "Als Zutaten brauchte man nur Zwetschen und Geduld", heißt es da. Entkernt, durch den Fleischwolf gedreht, mehrere Stunden ohne Umrühren gekocht und eingedickt, mußte am Ende "der Löffel drin steckenbleiben".
Früher fanden sich da ganze Familien im Waschhaus zusammen, rührten und schwätzten abwechselnd, bis das mit Rum getränkte Pergamentpapier Glas um Glas versiegelte.
Oder die Rumtöpfe: "Chinois" war bei Großmutter groß in Mode, ein Rezept mit Ingwer, das von den in Tsingtau stationierten Marine-Artilleristen mitgebracht wurde.
In Rheinhessen, an der Bergstraße und in Baden wurden sogar "grüne Nüsse" eingelegt, eine köstliche Beilage zu Braten und Wild. Ein "urdeutsches Chutney" wurde aus süß-sauren Gurken in Rheinhessen hergestellt. Gern wurden auch Pilze und sogar Kirschen in Essig eingelegt - beides eine schmackhafte Wildbeilage. -vau
Im Blickpunkt: Südafrika und UN Wege führen über New York
Was die südafrikanische Regierung stets vermeiden wollte, ist jetzt eingetreten: Die Vorgänge in Südafrika bleiben nicht länger "interne Angelegenheiten", sondern werden wieder - wie in finstersten Apartheidszeiten - auf internationalen Foren diskutiert. Wenn sich am heutigen Mittwoch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) mit der Lage am Kap der Guten Hoffnung beschäftigt, dann kommt dies einem diplomatischen Erfolg der Befreiungsbewegungen Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) und Panafrikanischer Kongreß (PAC) gleich. Im Gegensatz zum kleineren PAC hatte der ANC zunächst gehofft, den Reformprozeß in internen Verhandlungen zu Ende führen zu können. Doch nach den nicht abklingenden Gewalttätigkeiten und dem Zusammenbruch der Gespräche führen nun alle Wege vom Regierungssitz Pretoria zum 50 Kilometer entfernten Oppositionszentrum Johannesburg wieder über New York.
Wie wichtig die weiße Minderheitsregierung den Termin vor dem internationalen Schiedsrichtergremium inzwischen nimmt, zeigt schon die Besetzung ihrer Delegation: Während die regelmäßigen UN-Verurteilungen von Regierungsseite früher lediglich mit einer kalten Schulter bedacht wurden, reisen nun neben Außenminister Pik Botha die drei höchsten Beamten des Außenministers nach New York, um die südafrikanische Seite so ranghoch wie möglich zu vertreten. Mit ANC- Präsident Nelson Mandela, "Inkatha"- Chef Mangosuthu Buthelezi und PAC- Präsident Clarence Makwetu ziehen außerdem so gut wie alle einflußreichen Führer über den Atlantischen Ozean. Mit von der Partie ist auch Lucas Mangope, Präsident des "Homelands" Bophuthatswana, der auf diese Weise für sich selbst und sein zerbröseltes Apartheids-Staatsgebilde einen Hauch stets verweigerter internationaler Anerkennung ergattern will. Von den UN eingeladen wurden alle an der "Konferenz für ein demokratisches Südafrika" (Codesa) beteiligten Parteien, was dem "Homeland"-Chef die unerwartete Chance bescherte.
Im Zentrum der UN-Debatte stehen die anhaltenden Gewalttätigkeiten, weswegen die Diplomaten der Regierungsdelegation von einem Polizei-General und dem Beamten begleitet werden, der für die Barackensiedlungen zuständig ist, in denen es immer wieder zu Bluttaten kommt. In den vor allem hinter den Kulissen geführten Verhandlungen - sie haben bereits mit Vier-Augen-Gesprächen zwischen UN-Generalsekretär Butros Ghali und Pik Botha sowie Nelson Mandela begonnen - geht es vor allem um die Frage, welche Rolle die weiße Minderheitsregierung dabei spielt.
Nach dem Massaker in der Schwarzensiedlung Boipatong hatte der ANC zunächst zum propagandistischen Großangriff ausgeholt und die Regierung direkt mit Planung und Ausführung von Massakern und Attentaten in Verbindung gebracht. Doch steckte die Befreiungsbewegung inzwischen zurück. De Klerk sei durch "commission and ommission" an dem Krieg gegen die Opposition beteiligt, heißt die neue Sprachregelung: durch indirektes Veranlassen und Unterlassen.
Die Änderung des Tonfalls zeigt, daß dem ANC noch immer die Beweise für eine direkte Beteiligung der Regierung an gegenwärtigen Gewalttaten fehlen. Was allerdings den Vorwurf nicht entkräftet, de Klerk habe zur Beendigung des Blutvergießens nicht alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgenutzt. Zu diesem Urteil kam kürzlich selbst die unabhängige "Goldstone"-Untersuchungskommission. Mit Sicherheit werden in naher Zukunft UN-Beobachter zur Untersuchung der Gewalt nach Südafrika entsandt. Aber das internationale Schlichtungsgremium erreichte ohnehin schon ein wichtiges Ziel: die verfeindeten südafrikanischen Parteien reden wieder miteinander - auch wenn es in New York ist.
JOH. DIETERICH (Johannesburg)
Das kleine hessische Dorf Steinfurth bei Bad Nauheim ist für Rosenzüchter der Nabel der Welt. Seit ein gewisser Heinrich Schultheis 1868 sein profundes Rosenwissen von den Lehr- und Wanderjahren als Gärtner am englischen Hof heimgebracht hatte, dreht sich das Leben in dem bis dahin ärmlichen Tagelöhner- Dorf nur noch um die Rosenzucht.
Fast kein Haus, an dem nicht mit verzierten Lettern und überschwenglicher Blütenpracht für die Königin der Blumen geworben wird. Zwischen 500 und 600 Sorten umfaßt die Zucht. Besonders von Juli bis Oktober entfaltet sich auf den Rosenfeldern rund um Steinfurth betörender Duft. Etwa fünf Millionen Rosenstöcke öffnen ihre Blüten. Rund 50 000 von ihnen werden für den Rosenkorso am Sonntag, 19. Juli, zu wundervollen Gebilden zusammen gesteckt, dessen Rosenwagen Höhepunkt des alljährlichen Rosenfestes bilden.
Rosen satt zu sehen, zu schnuppern und zu kaufen gibt es fast das ganze Jahr. Die Rosen-Schaugärten sind von Mai bis Oktober jederzeit zu besuchen. Das Rosenmuseum öffnet von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 17 Uhr; Sonntag 10 bis 17 Uhr.
Auskünfte: Stadtverwaltung, 6350 Bad Nauheim, Telefon 0 60 32 / 3 43-2 37. uf
Im Wortlaut:
USINGEN. Aus dem Protokoll der Kreisjugendpflege "Entwicklungen in Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim", veröffentlicht die FR Auszüge über das Gespräch zum Thema "Gewaltbereitschaft und Waffen im JUZ".
Ausländische Jugendliche: Wir müssen uns doch verteidigen können. Wenn mich welche angreifen und ich bin stärker, dann haue ich drauf. Bin ich schwächer, brauche ich zumindest Tränengas, um sie fürs erste matt zu setzten, dann habe ich wenigstens die Möglichkeit abzuhauen. Da fühl ich mich sicherer. Das braucht man heute doch.
Kreisjugendpflege (Vermerk): Die jungen Leute sind nicht begeistert, ohne Bewaffnung ins JUZ zu kommen.
Jugendliche: Da muß ich ja erst nach Hause, um sie abzulegen und auf dem Weg zum JUZ bin ich schutzlos.
Kreisjugendpflege: Wer sind denn diese Gegner?
Jugendliche: Die Glatzen, diese Nazis.
Kreisjugendpflege: Nazis?
Jugendliche: Ja, das sind doch die Glatzen. Im Wehrheimer und Pfaffenwiesbacher JUZ sind davon welche. Deshalb gehen wir dort nicht hin. Was glauben Sie, was die mit uns machen?
Kreisjugendpflege (Vermerk): Das Gespräch verläuft trotz der Brisanz der Thematik ohne Turbulenzen. Es entsteht der Eindruck, als ist für diese Jugendlichen die Situation "ganz normaler Alltag".
". . . und dann rannte ich um mein Leben. Nur ein Sprung unter einen parkenden Lastwagen rettete mich." Der 22 Jahre alte Abiturient war auch als Zeuge vor Gericht noch sichtlich erregt bei der Erinnerung an die Trunkenheitsfahrt des Angeklagten, die in einer Menschenjagd gegipfelt hatte. Mit gelindem Erstaunen nahm er denn auch das Urteil eines Frankfurter Schöffengerichts gegen den 26 Jahre alten Bundesbahnangestellten auf. Wegen eines vom medizinischen Gutachter diagnostizierten "toxischen Vollrausches" schloß das Gericht, "wenn auch etwas bitter", eine Schuldfähigkeit des Angeklagten aus und sprach ihn frei. Lediglich den Führerschein zog das Gericht für ein weiteres Jahr ein.
Am 21. Juli vergangenen Jahres war der Angeklagte in Frankfurt um 2.20 Uhr nachts mit seinem Wagen einem vor ihm fahrenden Vespa-Fahrer gefolgt und hatte ihn dabei ständig bedrängt. Als der 22 Jahre alte Abiturient daraufhin anhielt und ihn zur Rede stellen wollte, zog ihn der Angeklagte am Helm durch das Fenster ins Auto und schlug ihn. Er habe dabei nur "wirres Zeug von seiner Freundin gebrabbelt", erzählte der Zeuge vor Gericht.
Dem Rollerfahrer gelang es, sich aus seinem Helm zu winden und davonzufahren. Doch selbst jetzt gab der Angeklagte nicht auf, jagte hinter dem Zeugen her und fuhr ihn schließlich von hinten um.
Blutend, mit zerrissenen Kleidern und ohne Schuhe sei er daraufhin zu einer nahegelegenen Tankstelle "um sein Leben gerannt", da ihn der Angeklagte jetzt mit seinem Auto regelrecht gejagt habe. Nur durch einen Sprung unter einen parkenden Lkw habe er sich retten können. Von dem ihm immer noch nachjagenden Angeklagten sei er jedoch noch an der Ferse erwischt worden. Es war, so der Zeuge, "ein Wahnsinnsspielchen wie in einem geilen Amifilm". Die Amokfahrt des 26jährigen endete erst ein paar Straßen weiter, als er an einer roten Ampel voll auf einen vor ihm stehenden Wagen auffuhr. Die drei Insassen wurden leicht verletzt.
Der Angeklagte, der laut Blutalkoholuntersuchung 2,2 Promille hatte, konnte sich an nichts dergleichen mehr erinnern. Nur, daß er am Abend zuvor mit einem Freund in Rüsselsheim einen "Weintag" mit viereinhalb Flaschen Wein eingelegt hatte und dann in Frankfurt weitergetrunken hatte, konnte er zur Tataufklärung beisteuern. Dies sei das erste Mal gewesen, daß er so viel getrunken habe. Übereinstimmend sagten denn auch alle Zeugen aus, daß er trotz seines zielgerichteten Jagdverhaltens zuvor einen weggetretenen Eindruck auf sie gemacht habe und nicht ansprechbar gewesen sei. Dies, so der medizinische Gutachter, sei typisch bei einem toxischen Alkoholrausch, der schon bei ganz geringen Mengen bei derart veranlagten Menschen zum "völligen Verlust der Selbstkontrolle" und zum "Durchbruch primitiver Verhaltensweisen" führe.
"Angesichts der enormen Aggressivität erscheint das Ergebnis verblüffend", erklärte Richter Wolfgang Menz in seiner Urteilsbegründung. Aber man könne dem Angeklagten nicht einmal fahrlässigen Vollrausch vorwerfen, da er glaubhaft gemacht habe, noch nie zuvor eine solche Wirkung nach Alkoholgenuß erlebt zu haben. Er habe also auch nichts verhindern können. sol
HANAU. Das neue Programmheft der Hanauer Volkshochschule erscheint Mitte August. Danach nimmt die VHS die ersten Anmeldungen für die neuen Kurse entgegen.
Wie der Leiter der Volkshochschule, Fritz Reichert, erklärt, kann sich die Bildungseinrichtung trotz der Ferienzeit derzeit vor Anrufen und Nachfragen kaum retten. Reichert bittet jedoch um Geduld bis zum nächsten Monat. alu
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Nach Tränengas-Zwischenfall schloß die Stadt das Jugendzentrum.Seite III OBERURSEL. Neun von zwei Neckermann-Beschäftigten wünschen eine Kindertagesstätte in Firmennähe. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Attentat auf ein Hüttendorf - FR begleitete Ferienspiele mit Block und Kamera.
Mit die schönsten Strecken der Eifel lassen sich mit musealen Eisenbahnen "erfahren". Jeweils dienstags, freitags, an Wochenenden und Feiertagen verkehrt der "Vulkan-Expreß" der Brohltal-Eisenbahn durch dieses kleine Seitental nördlich von Andernach von Brohl nach Engeln. Auf Wunsch werden auch Diesel- und Dampflokfahrten arrangiert. Auskunft: Fremdenverkehrsverband Brohltal, 5471 Niederzissen, Telefon 02636/87352.
Länderverbindend fährt dagegen die 1881 gebaute "Vennbahn" in vielen Windungen zwischen Belgien und Deutschland vom Töpferdorf Raeren über Monschau, dessen Grenzort Kalterherberg nach Büllingen über die moorigen Hochflächen und durch die Täler des Hohen Venn durch einsame wie eigenwillige Landschaft. Auch auf dieser historischen Strecke werden Sonderzüge eingesetzt. Auskünfte bei den Verkehrsämtern 5430 Monschau, Telefon 02472/3300, 5101 Roetgen, Telefon 02471/180, oder bei der "Vennbahn" VoE, Raeren, Belgien, Telefon 003287/852487, er
Die volkswirtschaftliche Potenz eines Staates oder einer Region resultiert nun einmal aus der Leistungsfähigkeit des privaten und des öffentlichen Sektors. Das heißt, die Qualität staatlicher Leistung und die volkswirtschaftliche Gesamtleistung bedingen einander.
Bahnübergang gesperrt HANAU. Wegen dringender Umschaltarbeiten der Bundesbahn am Bahnübergang in der Heideäckerstraße bleibt dieser am Dienstag, 28. Juli, von 7 bis 17 uhr gesperrt. Auch Fußgänger und Radler können während der Bauarbeiten nicht passieren. Eine Umleitung ist ausgeschildert.Auf einen Blick
Eine Fahrt nach Bonn mit Besichtigung des Auswärtigen Amtes, des Bundestag-Plenarsaals sowie einer Stadtrundfahrt in der Stadt am Rhein will der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Gres in Zusammenarbeit mit der Heddernheimer Kolpingfamilie am Dienstag, 1. September, für Bürger anbieten. Nähere Auskunft gibt die Kolpingfamilie, Habelstraße 30, Tel. 58 16 06. fs/34
Die Nordweststadt-Bücherei bietet an jedem Mittwoch jeweils um 15 Uhr ein Programm für Kinder an. Am Mittwoch, 22. Juli, lautet das Motto "Bilderbuchkino" - mit einer Geschichte von Tomi Ungerer: "Zeraldas Riese". Das Angebot unter dem Motto "Vorlesen und Basteln" folgt schließlich am 29. Juli. orf/28
Die Turnabteilung des Turn- und Sportvereins Nieder-Eschbach 1894 sorgt auf der Bezirkssportanlage, Heinrich- Becker-Straße, für sportliche Sommerferien: dienstags um 19 Uhr wird Gymnastik für Männer und Frauen angeboten; mittwochs ab 17 Uhr wird das Sportabzeichen abgenommen und trainiert; donnerstags um 17 Uhr und samstags um 15 Uhr steht der Lauftreff an. mo
Auf einen Blick
Seite II "FR-mobil" im Vogelsberg: Wie faul ist der Kompromiß zwischen Tourismus und Naturschutz? Seite III Gutachter entdeckt Zerstörung im Starkwurzelbereich der alten Dortelweiler Linde Seite IV Lokalsport: Fußball-Landesligist KSV Klein-Karben setzt auf junge Talente und "alte Stars"
DORTMUND. Der 1927 in einer Kleinstadt in Pennsylvania geborene Dominick Argento gehört mit inzwischen dreizehn Gattungsbeiträgen zu den produktivsten Opernkomponisten der Gegenwart. Auch im deutschsprachigen Raum gelangen die Werke des Amerikaners immer wieder einmal, in letzter Zeit sogar recht häufig, zur Aufführung - aus den zurückliegenden Jahren sind Inszenierungen seiner "Aspern-Papers" oder von "Casanova kehrt heim" in Erinnerung.
Zum Abschluß einer sehr mutigen Spielzeit - zuletzt waren Ingmar Grünauers "Schöpfungsgeschichte des Adolf Wölfli" und Reinhard Febels "Sekunden und Jahre des Caspar Hauser" zu sehen - brachte die Dortmunder Oper Argentos 1976 entstandene "Letzte Reise des Edgar Allan Poe" in deutscher Erstaufführung heraus. Als Schlußpunkt einer Trilogie mit Opern über gesellschaftliche Außenseiter mutet die Neuinszenierung zunächst schlüssig an; der frühere Hollywoodschauspieler und heutige Universitätsprofessor Charles Nolte hat ein vorzügliches Libretto über die seelischen Qualen am Ende des Lebens von Edgar Allan Poe geschrieben, von Claus H. Hennekberg bekannt kongenial ins Deutsche übertragen.
Im Zentrum der Handlung steht eine albtraumhafte Reise ins Innere und in die Vergangenheit des Dichters, an deren Ende - nach der gesellschaftlichen Ächtung und Verdammnis - nur noch der Ausweg der Selbstaufgabe bleibt. Nolte hat die Szene dicht gefügt, aus Originaltexten - teilweise vom Chor in der Art der antiken Tragödie kommentierend vorgetragen - ein wahres Pandämonium aus der Biographie Poes zusammengetragen. Der Dichter wird nachträglich zum Opfer nicht seiner Taten oder Untaten, sondern seiner Lebensumstände - früher Tod der Mutter, später der noch kindlichen Ehefrau, Geisteskrankheit der Schwester, ständiger Kampf mit dem späteren Nachlaßverwalter Rufus Griswold, der gezielt für Poes schlechten Ruf sorgte. Das ist der Stoff, aus dem sich eine große, gewichtige, vielleicht sogar bedeutende Oper machen ließe.
Dafür setzt sich auch der Dortmunder Oberspielleiter Heinz Lukas-Kindermann ein, der in Haitger M. Bökens variablem Bühnenraum und unter erstklassiger Lichtregie ganz auf Optik setzte und in sich teilweise einbrennenden Bildern Noltes Vorstellungen über die Rampe brachte. Szenisch blieben keine Wünsche offen, mag sein, daß von Zeit zu Zeit weniger mehr gewesen wäre. Möglicherweise lag es aber auch an der Skepsis hinsichtlich der musikalischen Qualitäten des Stückes, die Lukas-Kindermann zu so exzessiver Bilderflut bewogen haben mag. Und hier ist Skepsis tatsächlich angebracht, denn Argentos Musik, zumindest in dieser Oper, rechtfertigt nicht die kleinsten Anstrengungen. Mithin schon gar nicht die immensen des insgesamt auf ansprechendem Niveau mitziehenden Ensembles.
Was da orchestral und gesanglich zu hören ist, läßt sich freundlichstenfalls als Stilmischmasch beschreiben, der vorwiegende Höreindruck ist der eines indifferenten Gewabers von zumeist wenigstens lautstarker Beschaffenheit. Die im Programmheft nachgewiesene Arbeit mit der Reihentechnik erweist sich im nachhinein als ein Feilschen um Modernität, der der im Kern reaktionäre und auf - hollywoodesken - Schönklang abzielende Impetus des Komponisten schlicht im Wege steht. Unter dem Strich kommt dabei aber eben nicht "große" Opernmusik heraus, sondern eine beliebige Klangkulisse, die Charles Noltes nicht genug zu lobendes Libretto zur Bedeutungslosigkeit verdammt.
Gemessen daran ist dann der große Einsatz aller Kräfte sehr zu bedauern; Laurent Wagner am Pult des unnötigerweise blendend aufgelegten Philharmonischen Orchesters der Stadt Dortmund ließ die Wogen mächtig aufbrausen, Julius Best in der heiklen Partie des Edgar Allan Poe sang bis an den Rand des kräftemäßig Möglichen - doch sie alle vermochten nicht darüber hinwegzutäuschen, daß man hier der phantastischen Inszenierung eines überflüssigen Machwerks beiwohnte. ANDREAS K. W. MEYER
(Weitere Aufführungen nach der Wiederaufnahme in der kommenden Spielzeit.)Operation des Papstes erwartet
ROM, 14. Juli (sir/dpa). Obwohl die Ärzte in der römischen Poliklinik "Gemelli" offiziell noch nichts verlauten lassen, scheint bei Johannes Paul II. ein chirurgischer Eingriff unvermeidbar zu sein. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete am Dienstag, der Papst werde voraussichtlich am heutigen Mittwoch wegen eines Geschwulstes am Dickdarm operiert. Mit großer Sicherheit sei die Erkrankung keine Folge der Verletzungen, die Johannes Paul II. bei dem Attentat am 13. Mai 1981 erlitten hatte. Vor dem Krankenhaus, das zur medizinischen Fakultät der katholischen Universität Roms gehört, finden sich seit Sonntag immer wieder Menschen ein, die - zum Teil auf Knien - für den Papst beten.
Zur Person:
HELMUTH PRIESS, zum Oberleutnant degradierter Bundeswehr-Major und Sprecher des kritischen Soldatenarbeitskreises "Darmstädter Signal", muß sich gedulden. Sein Berufungsverfahren, das am Dienstag beginnen sollte, ist vom Zweiten Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts in München verschoben worden. Prieß hatte Berufung gegen das Urteil des Truppendienstgerichts Koblenz eingelegt, das ihn zum Oberleutnant degradierte, weil er das "Soldatenurteil" von 1989, mit dem das Frankfurter Landgericht den Satz "Alle Soldaten sind potentielle Mörder" ungestraft ließ, gebilligt hatte. Als neuer Termin für die Berufungsverhandlung sei der 30. November anberaumt worden, teilte der Gerichtsvorsitzende mit. Als Begründung gab der Richter an, es lägen in dieser Sache Verfassungsbeschwerden in Karlsruhe vor, über die das Verfassungsgericht in nächster Zeit entscheiden werde. (epd)
HANAU. Anfang August gehen die großen Sommerferien zu Ende. In der ersten Woche sind daher an allen Hanauer Schulen Einschulungstermine angesetzt.
In der Eugen-Kaiser-Schule können sich Interessenten für die Fachrichtung Ernährungswirtschaft und Sozialpädagogik am Montag, 3. August, um 10 Uhr einfinden, am Dienstag, 4. August, 8 Uhr, für den Bereich Bau, Ernährung, Körperpflege. Hier findet die Einschulung in der Außenstelle der Eugen-Kaiser-Schule in Klein-Auheim, Fasaneriestraße, statt. alu
BERLIN. Pläne für ein Medizinstudium, das die Arztausbildung in Deutschland grundlegend erneuern würde, hat die Planungsgruppe Reformstudiengang Medizin am Universitätsklinikum Rudolf Virchow (UKRV) der Freien Universität (FU) Berlin entwickelt. Die Studierenden sollen danach die Medizin von Anfang an patienten- und praxisbezogen lernen. Das zur Gesundheitsförderung, Krankheitsverhütung und -behandlung nötige Wissen sowie die zum Umgang mit Patienten notwendigen Fertigkeiten würden bei Verwirklichung in Kleingruppen anhand konkreter Patientengeschichten erarbeitet und geübt.
Bisher müssen sich Medizinstudenten zwei Jahre lang in der Vorklinik mit den sogenannten Grundlagenfächern Anatomie, Physiologie und Biochemie beschäftigen und ihr Physikum bestehen, bevor sie zum ersten Mal einen Patienten sehen. Es folgen drei Jahre klinisches Studium und schließlich das Praktische Jahr, in dem das Gelernte am Patienten angewendet wird. Die Wissensvermittlung sowohl in den Grundlagenfächern als auch in den klinischen Fächern erfolgt größtenteils immer noch in Vorlesungen, obwohl die Nachteile dieser Methode hinlänglich bekannt sind: Die Studenten werden zu passiven Wissensempfängern anstatt zu aktiven Lernern und Problemlösern. Die Medizin wird aufgeteilt nach Fächern dargeboten, obwohl sich die wenigsten Beschwerden von Patienten einem speziellen Fachgebiet zuordnen lassen. Bei dieser Vermittlung durch Spezialisten werden "allgemeine" medizinische Aspekte wie langfristige Betreuung zumeist vernachlässigt.
Die Unzufriedenheit der Medizinstudenten mit diesen Bedingungen führte im Wintersemester 1988/89 zu ihrer Teilnahme an dem allgemeinen studentischen Streik, dessen Schwerpunkt in Berlin lag. Die durch den Streik gewonnenen Freiräume wurden konstruktiv genutzt. Die "Inhalts-AG" der Medizinstudenten erarbeitete unter dem Namen "Berliner Modell" einen Vorschlag zur Verbesserung des Medizinstudiums. Dessen Kernforderungen waren: früherer Patientenkontakt, Verknüpfung der vorklinischen mit den klinischen Inhalten; Berücksichtigung nicht nur biologischer Aspekte von Krankheit, sondern von Patienten als Individuen mit ihrer bio-psycho-sozialen Umwelt, stärkere Berücksichtigung von Faktoren, die die Gesundheit ganzer Bevölkerungsgruppen beeinflussen ("Public Health").
Als Folge des Streikes wurden an der FU studentische Tutorien eingerichtet. Die Studierenden gewannen den Dekan des UKRV, Dieter Scheffner, und weitere Lehrende für ihre Ideen. Im Dezember 1989 beschloß das Kuratorium der FU, im Rahmen des Hochschulsonderprogramms zur qualitativen Verbesserung der Lehre Mittel für eine "Planungsgruppe Reformstudiengang Medizin" zur Verfügung zu stellen. Aufgabe dieser Gruppe aus Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern ist es, in Zusammenarbeit mit der Fakultät ein medizinisches Reformcurriculum auszuarbeiten. Als entscheidender Schritt auf dem Weg dorthin wurde jetzt der "Entwurf eines neuen Curriculums" vorgelegt.
Mitglieder der Planungsgruppe lernten reformierte Studiengänge durch Aufenthalte an den Universitäten MacMaster in Hamilton/Kanada, Limburg in Maastricht/Niederlande, New Mexico in Albuquerque/USA, Harvard in Boston/USA und Linköping/Schweden kennen. Sie brachten die dort gemachten Erfahrungen in die Berliner Pläne ein. Der Entwurf ist außerdem beeinflußt vom "Arztbild der Zukunft" des professoralen Murrhardter Kreises und von den "Ärzten für das Einundzwanzigste Jahrhundert" des Verbandes US-amerikanischer medizinischer Hochschulen. Geplant ist, das reformierte Curriculum ab dem Wintersemester 1993/94 für zunächst 60 Studierende pro Jahr zu erproben.
Die Verankerung des Reformstudienganges zunächst parallel zum herkömmlichen Studium hätte mehrere Vorteile: So wäre es möglich, die Änderungen im Curriculum mit einer begrenzten Anzahl von motivierten Dozenten durchzuführen. Auch könnte die Lehre integrativ gestaltet werden, ohne die traditionellen Lehranteile der Institute zu gefährden. Des weiteren wäre es möglich, die Ausbildungsqualität im Vergleich zum herkömmlichen Curriculum zu evaluieren.
Genau dies soll in Berlin geschehen. Beurteilt werden soll dabei nicht nur der Lernfortschritt der Studierenden, sondern auch die Lehre der Dozenten und vor allem das Ergebnis, die ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte. Deren verbesserte Kompetenz im Berufsalltag und damit die Qualitätssicherung und -verbesserung der Gesundheitsversorgung ist schließlich das eigentliche Ziel des Reformstudienganges.
Die Ärztinnen und Ärzte sollen eigenverantwortlich und selbständig handeln können und zu selbstkritischer Reflexion sowie zur kontinuierlichen Weiter- und Fortbildung fähig und motiviert sein. Das Studium soll den Studierenden ermöglichen, ihren zukünftigen Patienten aufmerksame Zuhörer, sorgfältige Beobachter, behutsame Gesprächspartner und kompetente Ärzte zu werden. Die Ausbildung orientiert sich an primärärztlichen Fragen, Problemen und Aufgaben - nicht, wie bisher, an den in Universitätsklinika vorhandenen Krankheitsbildern. Sie stellt für Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation Wege in den Vordergrund, Probleme zu erkennen und zu lösen.
Aufgrund der Erfahrungen mit den oben genannten reformierten Studiengängen eignet sich als didaktische Methode dafür vor allem die Form des Problem-orientierten Lernens (POL). Dieses Konzept wurde nach Gesprächen mit universitären Fachvertretern und niedergelassenen Ärzten an die Berliner Verhältnisse angepaßt und ergänzt.
Dabei erarbeiteten sich die Studierenden in tutorengeleiteten Kleingruppen fächerübergreifend das für ihr Berufsleben nötige Wissen sowie Fertigkeiten und Haltungen anhand von Patientengeschichten, den sogenannten "POL-Fällen". Diese sind nach der Häufigkeit der dargestellten Probleme in der primärärztlichen Versorgung beziehungsweise ihrer Wichtigkeit für das Eingreifen durch den erstversorgenden Arzt ausgewählt. Die POL-Fallbeschreibungen sind so gestaltet, daß sich neben biologischen auch psychische, soziale und ökologische Aufgabenstellungen ergeben. Diese entsprechen Lernzielen, die im voraus unter Beteiligung aller Disziplinen ausgewählt und in Form einer "Lehr-Lern-Spirale" angeordnet worden sind.
Am Beispiel Herz-Kreislauf sieht das wie folgt aus: Im zweiten Semester werden unter dem Blockthema "Blutkreislauf" mit den Fällen "Kurzatmigkeit bei Belastung", "Herzstolpern" und "Morgendlicher Schwindel" Aufbau, Funktion und Erkrankungen des Herzens und der Gefäße behandelt und einfache Untersuchungsmethoden geübt. Die Schwindelproblematik wird im Block "Koordination und Steuerung" wieder aufgenommen. Die Herzkrankheiten werden bei "Brustschmerz" im Block "Schmerz", "Bluthochdruck" im Block "Zivilisationskrankheiten" vertieft. Dann wird auch auf weitergehende Diagnostik und Therapie eingegangen.
Tutoren der Kleingruppen sollen neben Universitätsangehörigen auch ambulant tätige Ärzte sein, um der primärärztlichen Ausrichtung des Studiums Rechnung zu tragen. Ihre Aufgabe ist es Gruppenarbeit zu moderieren, nicht Fachwissen weiterzugeben. Sie sollen auf Bereiche aufmerksam machen, die in der Diskussion noch übersehen wurden. Für diese ungewohnte Aufgabe müssen sie sorgfältig geschult werden.
Die jeweils sieben bis acht Studierenden einer Gruppe bearbeiten dabei jede Woche einen Fall. Sie treffen sich am Wochenbeginn zum Besprechen der Patientengeschichte, formulieren Problem und Lernziel und vertiefen die Aufgaben. Die Studierenden sollen die Lernziele sowohl durch Selbststudium als auch durch handlungsorientierte Kurse sowie durch Seminare und praktische Übungen erreichen. Das Selbststudium erfolgt anhand von Modellen, Simulationsprogrammen und Literatur. Der sinnvolle Umgang mit ihr und weiteren Informationen aus der Forschung soll ebenfalls vermittelt werden. Angebote im "Studium generale" und zur Reflexion medizinischen Handelns angesichts ethischer Dilemmata sowie technologischer und ökonomischer Entwicklungen runden das Studium ab. Am Ende der Woche trifft sich die Gruppe wieder, trägt die erarbeiteten Ergebnisse zusammen und formuliert ein Behandlungs-, beziehungsweise Betreuungskonzept.
Die Prüfungen im Reformstudiengang dienen der Evaluation des Studiums und der Rückmeldung an die Studierenden. Sie sollen themenbezogen jeweils am Ende eines Semesters stattfinden. Dabei soll überprüft werden, ob wichtige Lernziele sowohl hinsichtlich theoretischen Wissens als auch praktischer Fertigkeiten erreicht worden sind. In mehreren Stationen haben die Prüflinge dabei Aufgaben zu erfüllen, deren Bewertung durch die Prüfer anhand vorher festgelegter Standards stattfindet; diese Art der Prüfung wird international als "Objective structured clinical examinations" bezeichnet. Das Staatsexamen soll auf die ärztliche Prüfung am Ende des Studiums beschränkt werden.
Die Pläne der Planungsgruppe verstoßen in weiten Teilen gegen die Bestimmungen der gültigen Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO), die das Medizinstudium mit bundeseinheitlichen Abschlußprüfungen regelt. Vor dem Beginn der eigentlichen Experimentierphase im Oktober 1993 muß die ÄAppO daher um entsprechende Sonderregelungen erweitert werden. Das zuständige Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat die Planungsgruppe aufgefordert, dazu konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Eine pauschale Experimentierklausel, die den Fakultäten freie Hand bei Modellversuchen geben würde, wird es hingegen nicht geben.
Die Chancen der Einfügung von Sonderregelungen in die ÄAppO werden ganz entscheidend vom Votum des Wissenschaftsrates abhängen, dem das vorliegende Konzept im Mai zur Begutachtung übergeben worden ist. Dieser legte vergangene Woche Leitlinien zum Medizinstudium vor, die diesen Vorstellungen im Prinzip entsprechen. Das Gelingen des Projekts ist jedoch auch noch vom Berliner Senat abhängig, der sich nicht nur in Bonn für eine Änderung der ÄAppO einsetzen muß, sondern das Vorhaben finanziell abzusichern hat.
REINHARD BUSSE
Der Autor ist wissenschaftlicher Mit arbeiter in der Planungsgruppe Re formstudium am UKRV der Freien Universität Berlin.
DREIEICH. Wie ist eigentlich der Stand der Dinge bei den großen Bauvorhaben in Dreieich, die mit Stadtverordnetenbeschluß seit Mitte der achtziger Jahre auf den Weg gebracht worden sind? Dieser Frage gingen Bürgermeister Bernd Abeln, Verwaltungsmitarbeiter und Journalisten nach - in den Stadtteilen Offenthal und Dreieichenhain.
Das neue Sport- und Freizeitgelände in Offenthal, die Neubaugebiete Borngarten und Birkenau in Offenthal, der Erweiterungsbau am Kindergarten Friedhofstraße in Offenthal, die Renovierungs- und Neubauarbeiten an der Fahrgasse 28 in Dreieichenhain sowie die Seniorenbegegnungsstätte Winkelsmühle in Dreieichenhain standen auf der Liste.
Auch das Baugebiet Säuruh und der "Ochsenwald-Inselplan" wurden gestreift. Doch außer grüner Wiese (Säuruh) und Zukunftsmusik (Ochsenwald-Inselplan) war dort noch nichts zu sehen oder zu hören.
Anders sah es jedoch bei den oben genannten Plätzen aus. Es wird gebaut, renoviert, restauriert - die Arbeiten werden, falls nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, spätestens im Jahr 1993 abgeschlossen sein.
Die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung wird am 25. September 125 Jahre alt. Das Jubiläum soll mit einem Festakt in der Paulskirche gefeiert werden. Redner werden unter anderen sein: der hessische Innenminister Herbert Günther und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. wob
STADT UND KREIS OFFENBACH. Jedes vierte "Zweirad" ist nicht verkehrssicher. Das stellte die Polizei im Mai bei 176 von ihr kontrollierten Mopeds und Kleinkrafträdern fest. Auf dem Rollenprüfstand registrierten die Beamten mit Erschrecken, daß viele der Vehikel getunt und manipuliert sind, Mopeds sogar Geschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern erreichen können.
Die Polizei warnt deshalb die meist jugendlichen Fahrer: "Das Erlöschen der Betriebserlaubnis und das Fahren ohne Versicherungsschutz sind die unausbleiblichen Folgen. Nur wer sich ohne technische Handicaps in den Straßenverkehr begibt, fährt sicher und mindert das Risiko vor einer unheilvollen Überraschung."
Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Unfälle im Juni zurück, in der Stadt von 347 auf 279, im Kreis von 653 auf 616. In der Stadt gab es fünf Schwer- und 69 Leichtverletzte, im Kreis zwei Tote, 20 Schwer- und 140 Leichtverletzte. lz
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"Zum Schulleiter muß man geboren sein", sagen die einen, "zum Schulleiter wird man gemacht", sagen die anderen: von den Kollegen, den Schülern, den Eltern, der Behörde. Unbestritten ist jedenfalls, daß die wenigsten auf diese Aufgabe vorbereitet sind, wenn sie dieses Amt antreten.
Fragt man Schüler oder Eltern, wie eine gute Schulleiterin/ein guter Schulleiter sein soll, kommen Antworten, die fast alle mit "er/sie muß, soll, darf nicht, sollte nicht" anfangen und mit "ausgleichend, dynamisch, kreativ, objektiv, gesprächsbereit, verschwiegen, offen, fürsorglich, basisnah, vertrauenerweckend, innovativ" weitergehen. Die Antworten sind so gegensätzlich, wie die Befragten verschieden sind. Einige "jungdynamische" Eltern fügen noch Eigenschaften wie "Führungsqualitäten", Proffesionalität" und "Managementfähigkeiten" hinzu. In zwei Forderungen scheinen die Befragten jedoch übereinzustimmen: Der Schulleiter/die Schulleiterin sollte in der Lage sein, bei Konflikten mit Eltern, Schülern und Kollegen helfend und klärend einzugreifen, und entscheidend dazu beitragen, eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens an der Schule zu schaffen. Hehre Ziele, denken da viele. Wir auch!
Menschenführung läßt sich erlernen. Das macht uns doch die Industrie vor! Zumindest behauptet sie das auf Grund der Erfahrung mit vielen Managamentkursen. Warum also nicht auch von Schulleitern? Wir fragen uns allerdings, was da gelernt wird, wenn von Menschenführung die Rede ist, von welchem Menschenbild, von welcher Gesellschaft da ausgegangen wird. Ob sich das auch die Schulbehörde gefragt hat, wissen wir nicht. Aber sie hat im vergangenen Jahr gleich in zwei neuen Seminaren die Schulung in ebendiesen Fähigkeiten angeboten. Vielleicht, weil die Behörde erkannt hat, daß auch Schule nicht mehr nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam geleitet werden kann, daß sie eine Alternative sein sollte zur konkurrenzbesessenen, neidgeprägten Anspruchsgesellschaft.
Aus "Hamburg macht Schule", Zeitschrift für Hamburger Lehrerinnen und Lehrer, Heft III/92.
KÖLN. "Immerhin wäre einiges gewonnen, wenn DDR-Professoren sich daran ein Beispiel nähmen, wie nach 1945 auf dem westdeutschen Campus die Vergangenheit bewältigt wurde", schrieb der Journalist Paul Reitze in einer Hochschul-Sonderausgabe der "Welt". Ausnahmen hätten damals, so Reitze, "den Willen der Körperschaft Universität zur Selbstreinigung" nicht beeinträchtigt. Wie haben die deutschen, vor allem die westdeutschen Hochschulen damals ihre Vergangenheit "bewältigt"? Kann die "Entnazifizierung" Vorbild sein für die Umgestaltung der ostdeutschen Hochschulen?
Dietrich Goldschmidt, emeritierter Professor an der Freien Universität Berlin und früherer Direktor des Max- Planck-Instituts für Bildungsforschung, begann im September 1945 als Assistent für Soziologie an der Universität Göttingen. Er erinnert sich: "Ich kann bezeugen: Im Mai 1945 hatten keine Revolution und kein radikaler Eingriff eines Siegers einen wirklich neuen Anfang ausgelöst, sondern die Westdeutschen und die zu ihnen gestoßenen Flüchtlinge aus dem Osten - alle besiegt, hungrig, betäubt und ideenarm - konnten, unter der Kontrolle der drei Siegermächte, nur dort wieder anknüpfen, wo sie sich 1932 befunden hatten und dann in den Untergang des Reiches führen ließen."
Viele, die schon vor 1933 in Hochschulämtern waren, waren auch 1945 noch an ihrem damaligen Platz.
Von Befreiung oder gar Revolution war an den deutschen Hochschulen im Mai 1945 jedenfalls keine Rede. Kontinuität, business as usual war angesagt. In einer jüngst erschienenen Publikation berichtet der Hamburger Zeithistoriker Arnold Sywottek, wie sich schon am 6. Mai 1945, also in der Zeit zwischen der kampflosen Besetzung Hamburgs und der offiziellen Kapitulation des Deutschen Reiches, eine Professorenrunde im Rektorat der Hamburger Universität zusammensetzte, um den reibungslosen Wechsel in neue Machtverhältnisse zu organisieren. Der NS-Rektor Eduard Keeser, zwei Juristen und einige als NS-Gegner bekannte Professoren waren sich rasch einig: Der unbelastete Emil Wolff sollte zum Prorektor ernannt werden und die Geschäfte der Universität führen. Der formal weiter amtierende Rektor Keeser würde sich als "verhindert" erklären.
Darin wurde er von den Teilnehmern der Besprechung ebenso bestärkt wie in der Kritik an den ersten anti-nazistischen Aktivitäten in der Medizinischen Fakultät. Dort hatte nämlich ein "Ausschuß zur Wiedereröffnung des Klinikums" an zwei besonders belastete Professoren Briefe geschickt, in denen sie als Dozenten und Ärzte für untragbar erklärt wurden. Das Protokoll hielt als einhellige Meinung fest, "daß alle derartigen ,revolutionären' Aktionen zur Reinigung des Personalkörpers im ausschließlichen Gesamtinteresse der Universität zu unterbleiben" hätten.
Sywottek erkennt drei Maximen des Überlebenskonzepts der Hochschule: "Erstens: Ein formaler Bruch der Universitätsgeschichte sollte vermieden werden; es galt eher den Eindruck zu erzeugen, als sei eine Ausnahmesituation beendet."
Zweitens: "Die Universität als korporativer Personenverband vor allem der Ordinarien sollte möglichst intakt bleiben, auch über die politischen Trennlinien hinweg. Basis sollte die Einsicht in die allseits respektierte ,Sachlage' sein."
Drittens: "Für die als unvermeidbar angesehenen personellen Veränderungen sollte die Verantwortung in erster Linie bei den Besatzungsbehörden liegen."
Die meisten Hamburger Professoren, die 1945 von den Briten suspendiert wurden, waren 1947 wieder im Amt. Von 56 Ordinariaten waren 1947 31 mit ehemaligen NSDAP-Mitgliedern besetzt, zwei gehörten anderen NS-Organisationen an. Bei den Medizinern gehörten 1945 fast 95 Prozent der Professoren der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen an, 1947 waren es noch 70 Prozent.
Hamburg war keine Ausnahme. In Köln verlief der Wiederbeginn ähnlich. Noch 1967 äußerte sich der Rektor von 1945, Josef Kroll: "Der alte Zustand war wiederherzustellen, wie er war, bevor der Nationalsozialismus über Deutschland hereinbrach. Wenn das erreicht worden wäre, dann konnten wir für die nächste Zeit glücklich und zufrieden sein."
Der alte Zustand - das hieß, der Instrumentalisierung durch den Nationalsozialismus die Idee einer unpolitischen Wissenschaft entgegenzusetzen, nicht aber eine demokratische Erneuerung. In seiner Ansprache zur Wiedereröffnung der Kölner Universität im Dezember 1945 berief sich Kroll darauf, daß die Hochschullehrer schwach und verführt waren - auf der anderen Seite reklamierten diese für sich eine "hohe Stellung innerhalb des Volksganzen", die sie dazu bestimme, "auf die sittliche Entwicklung und Charakterbildung der Studierenden veredelnd einzuwirken", wie es in der Satzung hieß, die der Senatsausschuß fast wörtlich von der von 1919 abgeschrieben hatte.
"In akademischen Seilschaften, wie man heute sagen würde, reinigten die Kollegen einander mit Entlastungszeugnissen, den sogenannten Persilscheinen", stellt Dietrich Goldschmidt fest. Remigranten, Nationalsozialisten und Mitläuder - sie alle sahen sich als Besiegte einer Besatzungsmacht gegenüber. Niemand wollte an die Ungeheuerlichkeiten der Vergangenheit erinnert werden.
Der Staatsrechtler Wolfgang Abendroth, der als ehemaliger Häftling im berüchtigten Strafbataillon 999 den Marburger Professoren besonders suspekt war und nur durch kultusministerielle Intervention an der Marburger Universität Aufnahme fand, schrieb in seinen Erinnerungen: "Die schlimmste Belastung, welche man an der Universität und unter Intellektuellen in jener Zeit mit sich herumtrug, war die, gegen den Faschismus gekämpft zu haben. Es wurde heimgezahlt, daß die wenigen Antifaschisten in der gerade vorangegangenen Zeit als Aushängeschilder gegenüber den Besatzungsmächten und als ,Persilschein'- Schreiber im Entnazifierungsverfahren benutzt werden mußten."
Was den Tübinger Wissenschaftler Walter Jens erschrecken ließ - daß in den Akten der Tübinger Universität aus dieser Zeit kein Sterbenswörtchen über nationalsozialistisches Unrecht zu lesen war, das erscheint dem Soziologen Hermann Lübbe als selbstverständlich: Warum sollte man damals über politische Verfehlungen reden, die ohnehin bekannt waren? Das hätte beim Wiederaufbau nur im Wege gestanden. Diese Stille, so Lübbes Deutung, war das "Medium der Verwandlung unserer Nachkriegsbevölkerung in die Bürgerschaft der Bundesrepublik Deutschland". Der Wille zur Abrechnung fehlte, statt dessen gab es eine "nicht-symmetrische Diskretion" zwischen Ex-Nazis und Ex-Antifaschisten.
Arnold Sywottek glaubt, daß es kein soldarisches Schweigen der Besiegten gegenüber den Siegern war, sondern ein Klima, das durch Ein-sich-Beäugen, durch Mißtrauen gekennzeichnet war. Die nächste Phase der Entlastung begann, als die Alliierten die Entnazifizierung mit den Spruchkammerverfahren in deutsche Hände übertrugen. Viele, die sich an nationalsozialistischem Unrecht mitschuldig gemacht haben, wurden als entlastet eingestuft, damit sie in den Genuß ihrer Pensionsbezüge kamen.
Wer nicht schon in den vierziger Jahren wieder zurück auf seinen Lehrstuhl kam oder wer von den Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der SBZ noch nicht wieder untergebracht war, dem wurde per Gesetz geholfen. Artikel 131 des Grundgesetzes begründete den Anspruch aller ehemaligen Beamten des Deutschen Reiches, wieder eine vergleichbare Position in der Bundesrepublik zu bekommen. Diese Rehabilitierung von als "belastet" entlassenen Hochschullehrern übernahm im staatlichen Auftrag eine vom Hochschulverband, der Standesorganisation der Hochschullehrer, eingesetzte Kommission.
Jürgen Fischer, der ehemalige Generalsekretär der Westdeutschen Rektorenkonferenz, erinnert sich: "Wir nannten sie die Pelikan-Kommisson, weil sie aus den Professoren Weber, Günther und Wagner bestand und Pelikan das Markenzeichen der Firma Günther Wagner war. Diese Kommission reiste in Deutschland bei allen Fakultäten herum und versuchte nun auf Grund von Listen, die sie mit sich führte, die betroffenen Personen unterzubringen. Sie hatte dazu einen breiten Fächer von beamtenrechtlichen, angestelltenrechtlichen und forschungsfinanziellen Möglichkeiten. Einige konnten in ihr altes Ordinariat zurückkehren, aber bei den meisten waren die Stellen ja wiederbesetzt. Die Kommission konnte belasteten Hochschullehrern Forschungsfinanzierung verschaffen. Sie konnte bewirken, daß das Verbot nur auf die Lehre beschränkt wurde - kurzum, es gab eine Fülle von etwa 25 bis 30 Möglichkeiten, um wenigstens die materielle Existenz und die geistige Betätigung dieser Personengruppe zu sichern."
Als Jürgen Fischer die Akten der sogenannten Pelikan-Kommission beim Hochschulverband einsehen wollte, wurde ihm nach mehrfacher Mahnung mitgeteilt, sie seien verbrannt.
1953 erschien die polemische Schrift des Göttinger Juristen Herbert Grabert: "Hochschullehrer klagen an". In ihr beklagte er die Demontage deutscher Wissenschaft durch die Alliierten. Grabert war Vertreter des "Verbands der amtsverdrängten Hochschullehrer", wie sich die im Westen entlassenen und aus dem Osten geflohenen Wissenschaftler des nationalsozialistischen Deutschland nannten. Auch Grabert bemühte einen historischen Vergleich. Das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 habe zu ersten Einbrüchen in den Personalbestand der Hochschulen geführt. Aber, so Grabert, der Eingriff der Besatzungsbehörden nach 1945 sei brutaler gewesen: "Dieser Eingriff überbot den von 1933 um mehr als das Viereinhalbfache. Er führte zu einer Personalkatastrophe, wie sie in der Geschichte der deutschen Wissenschaft beispiellos ist."
Davon kann freilich keine Rede sein. 1933 wurden beispielsweise in Göttingen 52 Hochschullehrer entlassen, während nach 1945 nur eine Handvoll der unter nationalsozialistischem Vorzeichen Berufenen nicht wieder in den Lehrkörper zurückkehrte. "Die Diskontinuität war 1933 bei weitem größer als 1945", schreibt Hans Joachim Dahms in einem Sammelband über die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Und: "Der Vergleich der Ergebnisse von Entnazifizierung und Wiedergutmachung zeigt ferner, daß nach 1945 auch keine sehr überzeugenden Anstrengungen unternommen worden sind, die 1933 ausgelösten Diskontinuitäten im Lehrkörper der Hochschule wenigstens teilweise wieder rückgängig zu machen."
Schon Ende der vierziger Jahre spielte das Argument eine Rolle, man müsse den entlassenen Nationalsozialisten die Rückkehr in eine angemessene berufliche Existenz ermöglichen, um deren Radikalisierung zu verhindern. Jürgen Fischer auf die Frage, ob durch das 131er Gesetz alte Nazis wieder das Klima an den Hochschulen bestimmen konnten: "Das ist sicher, obwohl ich den Ausdruck alte Nazis nicht nutzen würde, denn diejenigen, denen ich begegnet bin, die kamen alle mehr oder weniger zu einer tieferen Einsicht. Das waren ja keine törichten Männer, sondern das waren hochbegabte Leute, die dann beim Wein auch zugaben, daß ihnen eine Einsicht möglich geworden ist dadurch, daß sie nicht haben um ihre Existenz kämpfen müssen." Dieses Argument werden sich abgewickelte DDR-Hochschullehrer gerne merken.
Die Position war gesichert, nun konnte man beim Glase Wein auch über vergangene Sünden reden. Die Weinstuben verließ diese Einsicht freilich erst, nachdem auch die alten Ordinarien die Hochschulen verlassen hatten.
Fazit: Es gab zwar personelle Eingriffe, nach 1933 von den Nationalsozialisten und nach 1945 von den Alliierten, aber die Hochschulen verstanden es, ihre personelle Kontinuität zu wahren.
Wie steht es um die Auf- und Abarbeitung der 45jährigen sozialistischen Vergangenheit der DDR-Hochschulen?
Cornelius Weiß ist Rektor der Leipziger Universität. Er rechnet damit, daß fünf bis acht Prozent der Hochschulmitarbeiter in Stasi-Aktivitäten verstrickt sind. Von einer Koalition des Schweigens könne keine Rede sein, im Gegenteil, meint Cornelius Weiß: "Es gibt ein weit verbreitetes Mißtrauen jedes gegen jeden. Das ist zwar verständlich, aber es ist insofern gefährlich, als man jetzt jemanden sehr schnell durch Rufmord erledigen kann. Ich brauchte nur in der Mensa, wenn dort einer vorbeigeht, zu sagen, das ist auch einer, der belastet ist. Der wird innerhalb von 14 Tagen isoliert sein."
Hinzu kommt der Kampf ums Überleben an der Hochschule. Knapp die Hälfte der Mitarbeiter wird am Ende der Umstrukturierung übrig bleiben. "Das stört die Erneuerung", sagt Cornelius Weiß. "Zweitens stört die Erneuerung, daß manche jetzt noch persönliche Rechnungen begleichen wollen, die mit Politik nichts zu tun haben. Drittens stört die Erneuerung, daß sich jetzt auch Leute zu Wort melden, die es in der Vergangenheit nicht aus politischen Gründen zu nichts gebracht haben, sondern denen das Fachliche fehlte, und die jetzt ihre Leistungsunfähigkeit in der Vergangenheit zur Tugend des bewußten Widerstands hochstilisieren wollen."
1945 dienten personelle Opfer - soweit sie gefordert und gebracht wurden - dazu, die Strukturen zu retten, eine Kontinuität zu erhalten. Heute werden alte Strukturen und Institutionen liquidiert und westlichen Standards angepaßt.
Die Abrechnung fällt auch aus rechtlichen Gründen leichter: Die ehemaligen DDR-Hochschullehrer können sich nicht auf einen Beamtenstatus berufen. Das Hochschulpersonal muß ohnehin aus finanziellen Gründen radikal abgebaut werden. Und schließlich gibt es genügend Ersatz aus dem Westen, alles Bedingungen, die es nach 1945 nicht gab.
KARL-HEINZ HEINEMANN
Eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff "Goethe" zum Höchster Schloßfest endete am Eisernen Steg für zwei Männer im Alter von 24 und 31 Jahren mit einem Bad im Main. Wie Berufsfeuerwehr und Wasserschutzpolizei mitteilten, hatte die mit 250 Passagieren besetzte "Goethe" kurz nach Mitternacht die Anlegestelle am Frankfurter Ufer angesteuert, als der 31jährige über Bord fiel. Der 24jährige warf seinem Bekannten einen Rettungsring zu. Als der ihn nicht packen konnte, sprang er in den Fluß, um den 31jährigen zu retten.
Die Besatzung des Feuerlöschbootes, das kurz hinter dem Fahrgastschiff fuhr, barg den 24jährigen aus dem Main. Bei der Suche nach dem 31jährigen wurde der Wasserrettungszug der Feuerwehr und ein DLRG-Boot eingesetzt. Der Mann hatte inzwischen aber bereits das Ufer erreicht.
Die Wasserschutzpolizei hat keine Erkenntnisse, was den Sprüngen in den Main vorausgegangen war; die beiden Männer äußerten sich dazu nicht. Sie machten auch keinen alkoholisierten Eindruck. Die Polizei sieht keinen Anlaß, die Sache weiter zu verfolgen. enk
Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt
Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt
Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt
Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt
Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt
Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen über den Kanu-Verein gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt
Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. wpt
Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt
FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt
Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt
Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt: Parkplatz am Stadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt
Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt
Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt
Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt
Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche nimmt die Geschäftsstelle an jedem Dienstag und an jedem Donnerstag von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt
Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt
Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" immer freitags von 20 bis 22 Uhr in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Informationen über den Verein gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt
Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt
Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
MAINTAL. Die Stadt Maintal rechnet damit, daß die Sanierung des durch Pentachlorphenol (PCP) belasteten Kinderhorts in der Bischofsheimer Uhlandstraße bis zum Jahresende abgeschlossen sein wird, teilt Hauptamtsleiter Wilfried Krebs mit.
Nach seinen Darstellungen "stimmt es nicht", daß im Kinderhort Uhlandstraße bislang nichts passiert sei, wie vom Elternbeirat behauptet. Vielmehr sei sofort nach der Räumung des Horts ein Fachingenieurbüro mit der Untersuchung der PCP-Belastung beauftragt worden. Nach Feststellungen des Büros, das mehrere Vorschläge unterbreitet hat, ist es mit einer "kleinen Sanierung nicht getan".
Momentan läuft eine "Massenermittlung" im Kinderhort. Dabei soll es auch Aufschlüsse darüber geben, welche Bauteile mit Schadstoffen belastet sind, welche ersetzt oder saniert werden müssen.
Krebs zufolge ist eine abschließende Bewertung zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Erst im Zuge der Sanierungsarbeiten könne festgestellt werden, welche Teile des Gebäudes mit PCP verseucht seien.
Beteiligt an den Planungen sind auch das Umweltamt und das Bauamt der Stadt Maintal.
Zur augenblicklichen Situation meint Krebs: "Wir sind uns durchaus bewußt, daß die provisorische Unterbringung in der Erich-Kästner-Schule Kindern und Erzieherinnen hohe Belastungen auferlegt." Der Hauptamtsleiter bittet um Verständnis für die gründliche Sanierung des Kinderhorts, um eine gesundheitliche Gefährdung auszuschließen.
Marianne Karenbrock, Leiterin des provisorisch in der Erich-Kästner-Schule untergebrachten Kinderhorts, möchte die Lage weder dramatisieren noch schönfärben. Normalerweise besuchen 80 Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren den Hort. Derzeit sind es aber nur 25 Kinder, die sich im Provisorium in der Erich- Kästner-Schule aufhalten. Da Sommerferien sind, kollidiert der Hort nicht mit dem Schulbetrieb. Dies dürfte sich aber im August ändern.
Der städtische Hort in der Uhlandstraße mußte Ende Mai geschlossen werden, nachdem konkrete Untersuchungsergebnisse über Belastungen vorlagen. hok
KRIFTEL. Mit Friedel Fischer und Gerhard Roth wollen die letzten Männer der "alten CDU-Garde" aus dem Parlament zurücktreten.
Der 60jährige Roth, stellvertretender Parlamentschef, sagte gestern der FR: "Nach 28 Jahren bin ich langsam amtsmüde. Ich möchte nächstes Jahr aufhören." Er habe jedoch noch keinen "unumstößlichen Entschluß" gefaßt, da er zuvor mit seinen Parteifreunden reden möchte.
Anders sieht die Lage beim derzeitigen Parlamentschef, dem Mittsechziger Fischer, aus: Der habe seinen definitiven Abschied bereits dem Fraktionsvorstand mitgeteilt und dieser habe den Entschluß akzeptiert. Fischer selbst war gestern nicht zu sprechen: Er ist in Frankreich.
Roth betonte, er habe zwar "derzeit im Kopf" aufzuhören, werde das aber nur tun, wenn der Siebener-Ausschuß der Partei zustimme. Bislang habe er mit dem Gremiun "noch kein Wort" gesprochen. Für den Fall, daß "gewichtige Gründe" gegen seinen Rückzug vorgebracht werden, wolle er nicht völlig ausschließen, sich doch noch umstimmen zu lassen.
Als "reinen Zufall" bezeichnete es Roth, daß Fischer zeitgleich zurücktritt. Zu dessen Gründen sagte er nichts, schloß aber nicht aus, daß "Konflikte" innerhalb der CDU eine Rolle spielen könnten. Bei Fischers "Geschichte" wäre das durchaus verständlich. Roth spielte damit auf die Affäre um die Lederfabrik an.
Gehen Fischer und Roth, hinterlassen sie in der CDU eine Lücke, "die so schnell nicht zu schließen sein wird", sagte Fraktionschef Ferdinand Dillmann der FR. Beide hätten lange Zeit die Geschicke seiner Partei als auch von Kriftel "entscheidend" mitbestimmt. Dillmann schloß aus, daß "Knatsch in den eigenen Reihen" eine Rolle für beider Entscheidung spielt: "Reine Altersgründe". Es liege in der Natur der Sache, daß man nach mehr als 30 Jahren aus der Politik abtritt.
Fischer und Roth sind nicht die einzigen CDU-"Promis", die sich aus dem Parlament verabschieden möchten. Wie berichtet, will auch Joachim Schmitt-Windisch, Vorsitzender im Planungsausschuß, gehen. Und Horst Kaiser, Ex-Vorsitzender im Haupt- und Finanzausschuß, zog es bereits vor einigen Monaten in die Türkei.
Wer beim CDU-Generationswechsel nachrückt, ist unklar. Laut Roth und Dillmann ist darüber noch nicht entschieden. Allenfalls "Ideen im Hinterkopf" gebe es, welcher Christdemokrat in der kommenden Legislaturperiode an der Spitze des Gemeindeparlaments stehen könnte. Fraktionschef Dillmann: "Jetzt darüber zu sprechen, ist zu früh." dis
OBERURSEL. Poesie klingt überall durch: beim Programm der "Kultur im Denkmal", die in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindet. Wieder ist die Johanneskirche in Weißkirchen die Kulisse für die Veranstaltungsreihe, die am Samstag, 25. Juli, um 19.30 Uhr mit dem Programm "Heute ist morgen schon gestern" eröffnet wird. Ulrike Neradt, Schauspielerin und Sängerin, stellt lyrische Humoristen, wie Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz, vor. Die Sängerin, die vor allem über eine ausgeprägte Vorliebe für den Jazz verfügt, hat in den vergangenen Jahren auch das Chanson für sich entdeckt. Und wagt sich nun, mit den Texten der beiden Dichter, an die Musik zwischen Schlager und Kunstlied. Unterstützt wird sie dabei von dem Hamburger Kabarettisten Hans-Peter Lindner, der sich in seinen Programmen schon immer auf die Autoren des Kabaretts der zwanziger Jahre, und hier besonders auf Joachim Ringelnatz, konzentriert hat.
Poetisch geht es dann auch weiter bei der Kultur "oben ohne", wobei auch bei Regen dafür gesorgt ist , daß die Abende stattfinden können. Das (überdachte) Ausweichquartier ist jeweils das ehemalige Rathaus. Wenn die Sonne scheint, findet auch die nächste Veranstaltung in der Kirche statt. Für Samstag, 8. August, ist um 19.30 Uhr ein Theaterabend mit Margrit Straßburger vorgesehen. ca
Kleine FR
Einbruch in Ysenburger Möbelfabrik BRACHTTAL. Eine Motorsäge, mehrere Bohrmaschinen und allerlei anderes Werkzeug haben Einbrecher in der Nacht zum Montag aus der Ysenburger Möbelfabrik am Eisenhammer in Neuenschmidten gestohlen. Nach Angaben der Kriminalpolizei hatten sich die Täter durch eine Hintertür Zutritt verschafft. Radwanderung des Höhenclubs GELNHAUSEN. Eine Radwanderung am Main entlang von Seligenstadt nach Obernburg unternimmt der Vogelsberger Höhenclub Gelnhausen am kommenden Sonntag, 19. Juli. Die Teilnehmer treffen sich um 8 Uhr vor dem Gelnhäuser Bahnhof.Gospelsongs von Sherman Andrus GELNHAUSEN. Der Gospelsänger Sherman Andrus gastiert am Sonntag, 19. Juli, in der Kirche des Nazareners in Roth. Das Konzert beginnt um 11 Uhr. Stadtführung durch Gelnhausen GELNHAUSEN. Einblicke in die Geschichte Gelnhausens vermittelt eine Stadtführung am Sonntag, 19. Juli. Die Teilnehmer treffen sich um 14.30 Uhr vor dem Rathaus. Der eineinhalbstündige Rundgang kostet drei Mark. Straßenfest in Unterreichenbach BIRSTEIN. Ein Straßenfest steigt am kommenden Wochenende in der Georg- Spohr-Straße Unterreichenbach. Es gibt Faßbier und Spezialitäten vom Grill. Beginn ist am Samstag, 18. Juli, um 17 Uhr und am Sonntag um 10 Uhr.
Wetten, daß in Deutschland schon bald eine spezielle Abgabe für alle in- und ausländischen Lastwagen eingeführt, wenig später eine Autobahngebühr auch von Pkw-Fahrern verlangt und bis dahin die Mineralölsteuer mindestens einmal (auch zweimal ist denkbar) erhöht wird? Das schrille Echo, das Verkehrsminister Günther Krause mit seinem Interview hervorgerufen hat, ist dafür eher ein Beleg. Der Chor der Pharisäer, Heuchler, Roßtäuscher, Volksverdummer und Fanatiker darf noch eine Weile kreischen, bis die Regierenden sich dem Diktat der leeren Kassen beugen und dem Wähler die bittere Wahrheit servieren werden.
Nicht die Bahn-Reform ist es, die eine Erhöhung der Staatseinnahmen verlangt - schließlich spart sie Geld im Vergleich zum Nichtstun und kostet nicht zusätzliches -, sondern die durch die Lasten der deutschen Vereinigung überstrapazierten öffentlichen Haushalte gepaart mit der Unfähigkeit, eine solide Finanzpolitik zu betreiben, sind dafür verantwortlich. Wenn der Bonner Kassenwart nun immerhin versucht, sich mit dem Vehikel Neustrukturierung der Eisenbahn wenigstens eines finanziellen Problems zu entledigen, ist das zwar aller Ehren wert. Nur sollte er ehrlich genug sein, diese Absicht nicht falsch zu etikettieren.
Damit wird von den Bonnern wohl aber zuviel verlangt. Die schizophrene Debatte über die Worte des Verkehrsministers legt den Verdacht nahe, daß er von Theo Waigel und/oder Helmut Kohl vorgeschickt wurde, um den Boden für die nächsten steuerlichen Grausamkeiten aufzubereiten. jk
FLÖRSHEIM/HOFHEIM. Sie sind immer auf der Flucht. Zumindest dann, wenn Menschen sie begaffen wollen. Nähern sich die trampelnden Zweibeiner einem Teich, in dem sich die kleinen Kerlchen tummeln, verwandeln sich die hüpfenden Insektenfresser zwar nicht zurück in den berühmten Märchen-Jüngling, der zuvor verwunschen wurde - aber eines machen sie gewiß: Sie gehen auf Tauchstation. Basta, scheinen sie den Menschen mit dem Quaken sagen zu wollen, das vor dem Sprung in die trübe Tunke aus ihrer Kehle tönt. Amphibien, fit und fidel zu Land wie zu Wasser: Das sind Frösche. Horst Thoms, stellvertretender Leiter des Hofheimer Forstamts, machte sich mit der FR auf die Fährte der kleinen Hüpfer, die immer seltener werden und absolute Ruhe brauchen.
Thoms und seine Kollegen sind im Main-Taunus-Kreis, Eckchen des Hochtaunus- und des Rheingau-Taunus-Kreises sowie der Stadt Frankfurt für rund 50 Teiche zuständig: Wasserflächen, zwischen zehn Quadratmeter und viereinhalb Hektar groß. Feuchtbiotope, in und um die Frösche, aber auch Molche, Salamander und andere Amphibien ihr Dasein fristen. Braune Gras- und grüne Wasserfrösche hüpfen am häufigsten zwischen Main und Taunus herum; Laubfrösche, Fans feuchter Wärme, hat der 61 Jahre alte Forstingenieur lange nicht gesehen. Am Marxheimer Waldrand, einen Steinwurf vom Forstamt entfernt, staunen Spaziergänger über die springende Bande. "Das ist noch gar nichts", kommentiert Thoms das Treiben im Tümpel und verweist auf die Weilbacher Kiesgruben. Dort, in den Teichen des Naturlehr- und Seen des Naturschutzgebietes, leben Hundertschaften der Springer mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen.
Auf der Frosch-Pirsch darf keine Panne passieren. Kein Ästchen soll umknikken, kein Steinchen rollen; ein Fall für Leisetreter. Der einen Meter große Fischreiher, ein Vogel mit Appetit auf Froschschenkel, macht's vor: erst kreist er über dem Teich, dann landet er sanft und fischt im Trüben. "Trittsiegel" nennt Thoms die Fußabdrücke, die er im Schlamm hinterläßt. Ob der Reiher einen Frosch oder ein Moderlieschen angelt, wie die zwölf Zentimeter langen Fische heißen, ist von weitem nicht zu erkennen. Auch der grau-weiß-schwarz gefiederte Geselle, der wieder öfter nach Weilbach fliegt, meidet die Menschen.
Thoms legt den Finger auf den Mund. Teichwasser kräuselt sich, der Wind durchstreift Schilf, sonst regt sich nichts. Die ungebetenen Gäste versuchen das ebenfalls. Die Natur bittet um Ruhe. Augen werden zu Schlitzen, die Ohren sensibel für jedes Geräusch. Und da, friedlich dösend auf einem Stein, sitzt er: ein grüner Wasserfrosch bei der Mittagspause im Trockenen. Ein hübsches Kerlchen, gut getarnt vor grün-braunem Hintergrund. Meist bleiben die Frösche, wo sie sind; nur zu Laichzeit sind sie manchmal unterwegs. Eine sprunghafte Wanderung, ein oft lebensgefährliches Auf und Ab, wenn Straßen zu kreuzen sind.
Der kleine Steinhocker soll das einzige Modell dieser Frosch-Fahndung bleiben, das für den Fotografen posiert. Seine Geschwister sind zwar zu hören, ein platschendes Abtauchen links und ein schadenfrohes Quaken rechts, zu sehen aber nicht. Thoms kommentiert die konzertierte Flucht der Großfamilie lapidar: "Heute ist's zu kalt, da sind sie lieber unter Wasser." Aber im Frühjahr, wenn sie sich paaren, "da ertönen richtige Konzerte".
In den von Trockenheit gebeutelten Teichen der seit 1980 rekultivierten Kraterlandschaft führen die Mückenfresser ein feines Leben. Weiher, eingebettet in ein grünes Idyll. Die beiden Tümpel im Naturlehrgebiet dürfen Besucher noch besichtigen, vornehmlich bei Führungen der Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft Weilbach (GRKW). Die drei Teiche im Naturschutzgebiet jedoch, größter davon der Silbersee, sind eingezäunt. Zwar schneiden Vandalen immer mal wieder ein Loch ins Drahtgeflecht, trampeln über Horden von Weinbergschnecken, ernten Brombeeren oder schnuppern am Meerrettich - ansonsten quaken die Frösche dort aber ungestört. Konzertpublikum unerwünscht.
Die Entwicklung vom Laichklumpen über Larve und Kaulquappe bis zum Jungfrosch, tausendfach nachvollzogen in Gurkengläsern und im Biologieunterricht, haben die Hüpfer schon durchlebt. Paarungszeit ist im März, abgelaicht wird im April - und im Juli hat's der Amphibien-Nachwuchs hinter sich. Wie alt werden Frösche? "Wer's überlebt, kann schon ein paar Jahre alt werden", spricht Thoms ein Prinzip an, das auch die Nützlichkeit der grünen oder braunen Tierchen begründet: Fressen und gefressen werden. Selbst am liebsten auf der Jagd nach Mücken, sind Frösche wiederum beliebte Mahlzeit für Fische und Vögel.
Und weil sich in der Natur alles so schön allein regelt, ist laut Thoms Ruhe bestes Rezept zur Frosch-Förderung. "Am meisten hilft man ihnen, wenn man hier an den Teichen gar nichts macht." Ähnlich sei das mit den Fischen. "Erst gibt's keine, dann fliegt 'ne Ente mit Laich im Gefieder vorbei und schwupp: sind sie plötzlich da. Ohne menschliches Zutun."
Aktiven Amphibienschutz will der Bund für Umwelt und Naturschutz Hattersheim leisten. Vor allem der Braunfrosch, dessen Laichmulden von Frosch-Feinden im Okrifteler Wäldchen zugeschüttet wurden, soll wieder Platz bekommen. Wer helfen will, die kleinen Vertiefungen von Ästen und Gerümpel zu befreien, ist den Hattersheimer Naturschützern willkommen (Telefon 0 61 90 / 51 23).
Und wer die Kerlchen in den Kiesgruben-Biotopen beobachten will, kann sich bei der GRKW zur Führung anmelden (Telefon 06 14 5/3 19 61 oder 3 14 25). In beiden Fällen gilt: Vorsicht Frösche - die quaken schon selbst laut genug.
HANAU. Insgesamt 257 Grabsteine wurden in diesem Jahr auf Hanauer Friedhöfen wegen ihrer Standsicherheit beanstandet.
Die Besitzer der Gräber wurden mit gelben Zetteln darauf aufmerksam gemacht. Diese dürfen erst wieder entfernt werden, wenn die Grabmale von Fachfirmen wieder befestigt wurden.
Zur Kontrolle müssen die Zettel an die Hanauer Friedhofsverwaltung zurückgegeben werden. Die Stadt weist darauf hin, daß die Angehörigen bei Unfällen haftbar gemacht werden können. alu
Motivation statt Alimentation: Das öffentliche Dienstrecht und das Beamtenrecht müssen geschmeidiger, anpassungsfähiger, leistungsorientierter und durchlässiger werden. Es müssen neue Leistungsanreize für die Beschäftigten geschaffen werden.
BAD VILBEL. Schnell reagiert hat die Stadt Frankfurt auf die Beanstandung des Rad- und Fußweges zwischen Bad Vilbel und Berkersheim (FR vom 23. April: Schotter schadet den Reifen) durch den Vilbeler Ortsverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Deutschland (ADFC). Der auf Frankfurter Gemarkung liegende Weg war für Radfahrer und Eltern mit Kinderwagen stellenweise nur schwer passierbar. Die Holperpiste entlang der Heilsberg-Bebauung und der B 3a wurde nun auf Betreiben von Peter Blöcher, hauptamtlicher Fahrradbeauftragter der Stadt Frankfurt, der das Anliegen von ADFC-Sprecher Wulfhard Bäumlein sowie von Vilbels SPD- Stadtrat Waldemar Kunath aufgriff, mit einer Kiesdecke versehen. mu
BUTZBACH. Ein mit Diebesgut vollgepacktes Auto wurde am Sonntag abend von der Butzbacher Polizei sichergestellt. Das Fahrzeug fiel einer Streife in der Bismarckstraße auf, da es nicht ordnungsgemäß zugelassen war.
Bei der Überprüfung fanden die Beamten gebrauchte Stereoanlagen, ein Videogerät, Sportsachen, Kosmetikartikel, Alkoholika und Kleidungsstücke für Männer und Frauen, deren Wert sich nach Polizeiangaben auf 6000 bis 7000 Mark beläuft. Nachforschungen ergaben, daß die Sachen aus Ladendiebstählen und Einbrüchen in Gartenhütten stammen. Die zwei Insassen wurden vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen dauern noch an. ub
Mitglieder der Knesset, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß diese Regierung entschlossen ist, alle Energie darauf zu verwenden, jeden Weg einzuschlagen, alles Notwendige, Mögliche und mehr zu tun, um die nationale und persönliche Sicherheit zu garantieren, den Frieden zu erreichen und Krieg zu verhindern, die Arbeitslosigkeit zum Wohle der Einwanderung und Eingliederung zu bekämpfen, wirtschaftliches Wachstum zu erreichen, die Fundamente der Demokratie zu stärken, Gleichheit für alle Bürger zu schaffen und die Menschenrechte zu schützen.
Wir werden die Reihenfolge der nationalen Prioritäten ändern. Wir wissen sehr wohl, daß uns Hindernisse den Weg versperren. Krisen werden ausbrechen; es wird Enttäuschungen, Tränen und Schmerz geben. Aber nach all diesem, wenn wir diesen Weg gegangen sein werden, werden wir einen starken und guten Staat haben, einen Staat, auf den wir als Bürger und Partner in unseren Anstrengungen stolz sein können: "Ein gemeinsames, hartnäckiges und ewiges Bemühen von tausend Armen. Wird es gelingen, den Stein von der Öffnung der Quelle fortzurollen", fragte die Dichterin Rahel. Die Antwort liegt in uns selbst, sind wir selbst.
Herr Sprecher, Mitglieder der Knesset, in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts bieten die Atlanten, die Geschichts- und Geographiebücher kein aktuelles Bild mehr von der Welt. Mauern der Feindschaft sind gefallen, Grenzen sind verschwunden, Mächte sind zusammengebrochen und Ideologien zerplatzt, Staaten sind geboren, Staaten sind gestorben, und die Tore der Auswanderung sind aufgestoßen. Es ist unsere Pflicht, uns und unseren Kindern gegenüber, die neue Welt so zu sehen, wie sie heute ist - ihre Gefahren zu erkennen, ihre Möglichkeiten zu erforschen und alles zu tun, daß der Staat Israel in diese Welt, deren Gesicht sich verändert, paßt.
Wir sind nicht mehr notwendigerweise "ein Volk, das alleine lebt", und es ist nicht mehr wahr, daß "die ganze Welt gegen uns ist". Wir müssen das Gefühl der Isolation, das uns ein halbes Jahrhundert lang versklavt hat, überwinden. Wir müssen uns der internationalen Bewegung Richtung Frieden, Versöhnung und Kooperation, die sich derzeit über den ganzen Globus ausbreitet, anschließen - so daß wir nicht als letzte, völlig alleine, im Bahnhof zurückbleiben.
Dementsprechend hat sich diese Regierung zum vorrangigen Ziel gemacht, den Frieden zu fördern und energische Schritte zu unternehmen, die zum Ende des israelisch-arabischen Konflikts führen werden. Wir werden das auf der Basis tun, daß die arabischen Staaten und die Palästinenser anerkennen, daß Israel ein souveräner Staat mit dem Recht auf Frieden und Sicherheit ist. Wir sind überzeugt, daß Friede möglich, notwendig und dauerhaft ist.
Die Regierung wird den arabischen Staaten und den Palästinensern vorschlagen, die Friedensgespräche auf der Basis der auf der Madrider Konferenz beschlossenen Rahmenbedingungen fortzusetzen. Als ersten Schritt in Richtung zu einer dauerhaften Lösung werden wir eine Autonomie-Regelung für Judäa, Samaria und den Gaza-Streifen diskutieren.
Wir beabsichtigen nicht, wertvolle Zeit zu verlieren. Die erste Regierungsanweisung an das Verhandlungsteam wird sein, die Gespräche zu beschleunigen und fortlaufende Diskussionen mit allen Beteiligten zu führen. Innerhalb kurzem werden wir die Gespräche wiederaufnehmen, um die Flamme der Feindschaft zwischen den Palästinensern und dem israelischen Staat zu verringern.
Um unsere Ernsthaftigkeit und unseren guten Willen zu demonstrieren, will ich die jordanisch-palästinensische Delegation zu einem informellen Gespräch hier in Jerusalem einladen, so daß wir ihren Standpunkt anhören und unseren vortragen können und eine für nachbarschaftliche Beziehungen angemessene Atmosphäre schaffen.
Euch, Palästinensern in den Territorien, unseren Gegnern von heute und Partnern in friedlicher Koexistenz von morgen, möchte ich sagen: Unser Schicksal ist, zusammen auf dem gleichen Stück Land, im gleichen Land zu leben. Wir lebten mit euch, neben euch und gegen euch. Ihr habt im Krieg gegen uns versagt. Einhundert Jahre Blutvergießen und Terror gegen uns haben euch nur Leid, Erniedrigung, Verlust und Schmerz gebracht. Ihr habt Tausende eurer Söhne und Töchter verloren, und ihr verliert ständig an Boden. Seit 44 Jahren erliegt ihr einer Täuschung. Eure Führer haben euch belogen und betrogen. Sie haben jede Möglichkeit verpaßt, all unsere Vorschläge für eine Regelung abgelehnt und euch von einer Tragödie in die andere geführt.
Ihr lebt in der erbärmlichen Armut von Gaza und Khan Yunis, in den Flüchtlingslagern von Hebron und Schechem; ihr, die ihr nie einen einzigen Tag der Freiheit und Freude gekannt habt, hört uns zu, wenigstens einmal. Wir machen euch heute den unserer Meinung nach fairsten und vernünftigsten Vorschlag: Autonomie mit all ihren Vorteilen und Grenzen. Ihr werdet nicht alles bekommen, was ihr wollt. Auch wir nicht.
Nehmt endlich einmal euer Schicksal in eure Hände. Laßt diese Gelegenheit, die vielleicht nie wiederkommt, nicht verstreichen. Nehmt unseren Vorschlag ernst - um weiteres Leid, weitere Erniedrigung und Trauer zu vermeiden, um das Vergießen von Tränen und Blut zu beenden.
Die neue Regierung drängt die Palästinenser in den Gebieten, dem Frieden eine Chance zu geben - und alle gewalttätigen und terroristischen Aktivitäten für die Dauer der Verhandlungen einzustellen. Wenn ihr diesen Vorschlag ablehnt, dann werden wir zwar die Gespräche fortführen, die Territorien aber behandeln, als gebe es keinen Dialog zwischen uns. Anstatt eine freundliche Hand auszustrecken, werden wir jedes Mittel einsetzen, um Terror und Gewalt zu verhin- dern. Die Wahl liegt in diesem Fall bei euch.
Mitglieder der Knesset, wir werden weiterhin für unser Recht, hier in Frieden und Ruhe zu leben, kämpfen. Kein Messer oder Stein, keine Brandbombe oder Mine wird uns aufhalten. Die heute hier vorgestellte Regierung sieht sich selbst als verantwortlich für die Sicherheit jedes einzelnen israelischen Bürgers in Israel, in Judäa, Samaria und im Gaza- Streifen - ob Jude oder Araber.
Wir werden hart und ohne zurückzuweichen gegen Terroristen und jene, die sie aufhetzen, vorgehen. Im Krieg gegen den Terrorismus gibt es keinen Kompromiß. Die IDF (Israelischen Verteidigungskräfte; d. Red.) und die anderen Sicherheitskräfte werden den Agenten des Blutvergießens zeigen, daß unsere Leben nicht zur Debatte stehen. Wir werden feindliche Tätigkeiten soweit wie möglich in Schach halten und für die persönliche Sicherheit der Bewohner von Israel und den Territorien sorgen, indem wir sowohl das Gesetz einhalten als auch die Rechte des einzelnen schützen.
Erlauben Sie mir, diese Gelegenheit zu nutzen, Mitglieder der Knesset, um den Soldaten und Offizieren der IDF, den geheimen Soldaten der Sicherheitsdienste, den Polizisten der Grenzpolizei und der israelischen Polizei in Ihrem als auch in meinem Namen für die Nächte, die sie in Hinterhalten und bei der Jagd auf Verbrecher verbrachten, für die Tage, die sie Wache hielten, und für ihre Wachsamkeit in Dank und Achtung die Hände zu schütteln.
Mitglieder der Knesset, der Plan, den Palästinensern Selbstregierung in Judäa, Samaria und Gaza zu gewähren - die Autonomie der Camp-David-Abkommen -, ist eine Interimslösung für einen Zeitraum von fünf Jahren. Nicht später als drei Jahre nach der Einrichtung der Autonomie werden Gespräche für eine endgültige Lösung aufgenommen. Es ist nur natürlich, daß die Gespräche über Autonomie Besorgnis unter jenen auslösen, die beschlossen haben, in Judäa, Samaria und dem Gaza-Streifen zu siedeln.
Ich informiere sie hiermit, daß die Regierung mit Hilfe der IDF sowie der anderen Sicherheitsorgane für die Sicherheit und das Wohlergehen der Bewohner von Judäa, Samaria und dem Gaza-Streifen verantwortlich sein wird. Gleichzeitig wird die Regierung jeden Schritt unterlassen, der den ordentlichen Ablauf der Verhandlungen unterbrechen könnte.
Wir sehen die Notwendigkeit, zu betonen, daß die Regierung fortfahren wird, die jüdischen Siedlungen entlang der Konfrontationslinie und im Großraum Jerusalem entsprechend ihrer Bedeutung für die Sicherheit zu vergrößern und zu verstärken.
Diese Regierung glaubt wie all die vorangegangenen, daß Übereinstimmung mit diesem Haus darüber besteht, daß Jerusalem die ewige Hauptstadt Israels ist. Das vereinigte Jerusalem war und wird für immer die Hauptstadt des jüdischen Volkes und unter israelischer Souveränität das Zentrum der Träume und Wünsche jedes Juden sein. Die Regierung steht fest zu dem Beschluß, daß Jerusalem nicht zur Verhandlung steht.
Herr Sprecher, Mitglieder der Knesset, die Winde des Friedens wehten in letzter Zeit von Moskau nach Washington, von Berlin nach Beijing. Die freiwillige Zerstörung von Massenvernichtungswaffen und die Abschaffung der Militärpakte haben das Kriegsrisiko auch im Nahen Osten vermindert. Und dennoch droht dieser Region mit Syrien, Jordanien, Irak und Libanon immer noch Gefahr. Daher werden wir kein bißchen nachgeben, wenn es um die Sicherheit geht. Von unserem Standpunkt aus hat die Sicherheit sogar gegenüber dem Frieden Vorrang.
Einige Länder in unserer Region haben in letzter Zeit ihre Bemühungen erhöht, Atomwaffen zu entwickeln und zu produzieren. Wie Veröffentlichungen zu entnehmen war, stand Irak kurz vor dem Erwerb von Nuklearwaffen. Glücklicherweise wurde seine nukleare Kapazität rechtzeitig entdeckt und, wie einigen Zeugnissen zu entnehmen ist, während und nach dem Golf-Krieg zerstört. Die Möglichkeit, daß der Nahe Osten in den kommenden Jahren über Atomwaffen verfügen wird, ist von Israels Standpunkt aus eine sehr ernsthafte und negative Entwicklung.
Die Regierung wird sofort - und möglicherweise in Zusammenarbeit mit anderen Staaten - alles unternehmen, um der Möglichkeit entgegenzuarbeiten, daß einer von Israels Feinden Nuklaerwaffen besitzen wird. Israel ist seit langem auf die Gefahr von Atomwaffen im Nahen Osten vorbereitet. Gleichzeitig zwingt uns diese Situation zusätzlich, über die dringende Notwendigkeit nachzudenken, den israelisch-arabischen Konflikt zu beenden und mit unseren arabischen Partnern in Frieden zu leben.
Mitglieder der Knesset, von heute an ist das Konzept des "Friedensprozesses" überholt. Von heute an werden wir nicht mehr von einem "Prozeß" sprechen, sondern von Frieden machen. Bei der Herstellung des Friedens möchten wir die Hilfe Ägyptens erbitten, dessen verstorbener Präsident Anwar Sadat solchen Mut zeigte und fähig war, seinem Volk - wie auch uns - das erste Friedensabkommen zu vermachen. Die Regierung wird zusätzliche Wege suchen, die nachbarschaftlichen Beziehungen und Verbindungen mit Ägypten und seinem Präsidenten Hosni Mubarak zu verbessern und zu stärken.
Ich rufe die Führer der arabischen Länder auf, dem Vorbild Ägyptens und seines Präsidenten zu folgen und den Schritt zu machen, der uns - und ihnen - Frieden bringt. Ich lade den König von Jordanien sowie die Präsidenten von Syrien und Libanon auf diese Rednertribüne in Israels Knesset, hier in Jerusalem, ein, um über Frieden zu sprechen. Im Dienste des Friedens bin ich bereit, heute, morgen nach Amman, Damaskus und Beirut zu reisen. Denn es gibt keinen größeren Sieg als den Sieg des Friedens. Kriege haben ihre Sieger und ihre Besiegten, im Frieden aber ist jeder Sieger.
Herr Sprecher, Mitglieder der Knesset, Sicherheit ist nicht nur ein Panzer, ein Flugzeug oder ein Raketenboot. Sicherheit ist auch, und vielleicht vor allem, der Mensch: der israelische Bürger. Sicherheit ist die Ausbildung des Menschen, sein Heim, seine Schule, seine Straße und sein Viertel, die Gesellschaft, die ihn nährte. Sicherheit ist auch die Hoffnung des Menschen, sie ist der geistige Frieden, der Unterhalt des Immigranten aus Leningrad, das Dach über dem Kopf des Immigranten aus Gondar in Äthiopien, die Fabrik, die dem dienstentlassenen Soldaten Arbeit gibt, sie ist der junge eingeborene Sohn. Sie bedeutet Verschmelzung unserer Lebensarten und Kulturen, auch das ist Sicherheit.
Sie fragen, wie wir das erreichen wollen? Wir werden die nationale Ordnung der Prioritäten und die Zuteilung finanzieller Ressourcen aus dem Staatsbudget und Fonds, die im Ausland aktiviert wurden, ändern. Vorrang wird dem Krieg gegen Arbeitslosigkeit und der Stärkung der Wirtschaft sowie des sozialen Systems eingeräumt.
Wir beabsichtigen, die wirtschaftliche Wachstumsrate zu erhöhen, um Arbeitsplätze für Hunderttausende von neuen Immigranten und Einheimischen, die in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen, zu schaffen. Wir werden dies erreichen, indem wir die Wirtschaft umstrukturieren, von administrativen Behinderungen und überflüssiger Regierungseinmischung befreien. Es gibt zuviel Papier und zuwenig Produktion.
Wir werden den Verkauf und die Privatisierung staatlicher Unternehmen fördern; das soll in Abstimmung mit den Arbeitern geschehen, so daß sie deswegen keine Nachteile erleiden. Eine freie Welt verlangt eine freie Wirtschaft.
Wir werden in notwendige Basisprojekte investieren, um Unternehmer zu Investitionen anzureizen. Wir werden Mittel für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung stellen - Transport, Elektrizität, Wasser und Abwässer, High-Tech-Industrien, Forschung und Entwicklung. Das ist der Job der Regierung.
Wir werden den Einfluß der Regierung auf den Kapitalmarkt reduzieren und den Markt für Unternehmenskapital öffnen.
Wir werden den Aufbau von Kleinunternehmen fördern.
Wir werden eine Reihe von Dienstleistungen anbieten, die allen Bürgern zustehen und Erziehung Gesundheit, Wohlfahrt sowie Wohnung umfassen.
Wir wollen, daß die neuen Immigranten und unsere Söhne und Töchter Arbeit, Auskommen und eine Zukunft in diesem Land finden. Wir wollen nicht, daß die Kinder Israels sein Hauptexportgut werden.
Die Regierung, die heute ihre Reise antritt, räumt der Gesundheit seiner Bürger höchste Priorität ein. "Gute Genesung" ist nicht nur ein Wunsch für gute Gesundheit; es wird das Recht der Schwachen gemäß einem nationalen Gesundheitsgesetz werden. Dieses Gesetz wird die öffentliche Finanzierung festlegen, die notwendig ist, um ein gutes öffentliches Gesundheitssystem, das Gleichheit für alle garantiert, zu unterhalten. Jeder Bürger Israels wird durch öffentliche Finanzierung des Gesundheitswesen von der Krankenversicherung profitieren.
Mitglieder der Knesset, es ist nur recht, zuzugeben, daß wir Israels drusische und arabische Bürger falsch behandelt haben. Heute noch, beinahe 45 Jahre nach der Staatsgründung, existieren immer noch in einer Reihe von Bereichen große Unterschiede zwischen den jüdischen und arabischen Gemeinschaften.
Im Namen der Regierung sehe ich es nur als gerecht an, der arabischen, drusischen und beduinischen Bevölkerung zu versprechen, daß wir alles tun werden, was in unserer Macht steht, um diese Unterschiede zu überwinden. Wir werden den großen Sprung wagen, der das Wohlergehen der Minoritäten, die ihr Schicksal an unseres geknüpft haben, verbessern soll. Das jüdische Erbe hat das jüdische Volk auf all seinen Wanderschaften in der Diaspora erhalten, und wir sehen es als unsere Pflicht an, die Verbindung zwischen dem Staat Israel und dem jüdischen Erbe zu bewahren. Der Schutz der Einheit des Volkes fordert Toleranz sowie die Schaffung von Bedingungen, unter denen Religiöse und Nicht-Religiöse in gegenseitigem Respekt zusammen leben können. (. . .)
LANGENSELBOLD. Mittelalterliches Treiben wird am Sonntag, 26. Juli, am Langenselbolder Buchbergturm herrschen, wenn die Stadt dort zum fünften Mal ihr "Buchbergfest" feiert. Ein Leierkastenmann wird das Fest wie gewohnt um 16 Uhr eröffnen und den Platz freimachen für die "Gasseborzler", eine Gauklertruppe, die mit Spiel und Spaß aus dem Mittelalter unterhalten will.
Auftreten wird auch ein Puppen- und Zaubertheater mit einem Programm zum Mitmachen für Kinder und Erwachsene.
Hauptattraktion des Tages wird aber die irische Folkgruppe "Bachelors Walk" sein. Die sechs Musiker stammen aus Dublin und haben sich bei "Kneipen-Sessions" zusammengefunden. Diese traditionelle irische Art des Musizierens wollen die Bachelors Walk auch den Besuchern des Buchbergfestes mit ihrem Konzert näherbringen.
Die Stadt und das Jugendamt des Main-Kinzig-Kreies hoffen als gemeinsame Veranstalter auf schönes Wetter.
Bei Regen ist ab 19 Uhr ein Rumpfprogramm in der Langenselbolder Klosterberghalle vorbereitet. alu
Die Kommunen wollen sich zusätzliche Kosten für Busse und Bahnen nicht aufhalsen lassen. Dieses Standpunkt bekräftigt der Deutsche Städtetag unmittelbar vor der heutigen Bonner Kabinettsentscheidung über die Bahnreform, die auch die Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zum Inhalt hat. Wenn die Bundesregierung versuche, ihre finanziellen Verpflichtungen auf Städte und Gemeinden abzuwälzen, treffe sie auf "entschlossenen Widerstand", meint Jochen Dieckmann, Geschäftsführendes Präsidialmitglied. Die angebotenen rund sechs Milliarden Mark jährliche Ausgleichzahlungen reichten längst nicht aus, um eine solche Aufgabe zu übernehmen.
Allein für den laufenden Betrieb einschließlich der nötigen Ersatzinvestitionen wollen die Kommunen acht Milliarden Mark zugesichert haben. Dieser Betrag setzt sich aus den genannten sechs Milliarden zusammen, die der Bund der Bahn heute für den Nahverkehr zuschustert, und weiteren zwei Milliarden, die er an Verlusten trägt. Überdies knüpfen Städte und Gemeinden an neue Verpflichtungen für den S-Bahn-Verkehr die Bedingung, daß eine ausreichende Finanzausstattung gesetzlich garantiert werden müsse. "Das ist hier kein Verschiebebahnhof", warnt Dieckmann die Bonner. Artikel 87 Grundgesetz verpflichte den Bund auch, für öffentlichen Schienen-Personennahverkehr zu sorgen. Dieser Artikel dürfe nur verändert werden, wenn gleichzeitig die Finanzen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden neu aufgeteilt würden. So will der Städtetag eine Ergänzung des Artikels 104, der bislang Bundeshilfen für Neuinvestitionen garantiert. In Zukunft soll dort generell von Mitteln "zur Sicherung einer ausreichenden Bedienung im öffentlichen Personennahverkehr" die Rede sein. Das Geld müsse dann vom Bundeshaushalt über die Länder zweckgebunden an die Kommunen fließen.
Daß Bonn bei diesen Forderungen keine Mark einsparen kann, räumt die Städte-Lobby ein. Beigeordneter Folkert Kiepe meint dennoch, einen Vorteil zu sehen: Wenn die Zuschüsse an die Kommunen jetzt festgelegt würden, könne die Regierung sicher sein, daß die auszugleichenden Verluste für sie nicht mehr steigen. Kiepe denkt dabei an das Beispiel Niederlande. Dort erhält jede Gemeinde einen festgesetzten Betrag für den Betrieb des Schienennahverkehrs. Wirtschaftet sie gut, bleibt ihr Geld übrig. Im anderen Fall muß sie selbst draufzahlen.
Für einen funktionierenden Nahverkehr werden acht Milliarden Mark Bundesgelder jährlich aber auch nicht reichen. Auf der Liste der Städte stehen weiter Ausgleichszahlungen für Investitionen, die in den letzten Jahren unterlassen wurden, und auch die jährlichen Hilfen für den Netz-Ausbau müßten hochgefahren werden. Dieser Bedarf wird auf rund fünf Milliarden Mark pro anno geschätzt. Nach dem geltenden Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz müßte der Bund davon 3,5 Milliarden Mark übernehmen. Und am Ende stehen dann noch rund sieben Milliarden Mark Verlust, die die Gemeinden mit ihren eigenen Bussen und Bahnen einfahren und die nach Meinung der Stadtväter ebenfalls gewisse Zuschüsse erfordern. mlh
Sondermüllannahme in
ERLENSEE. Sondermüll wird wieder am kommenden Samstag, 18. Juli, von 10 bis 12.15 Uhr am alten Rathaus in Rükkingen und von 12.45 bis 15 Uhr am alten Friedhof in Langenselbold kostenlos angenommen. Flüssigkeiten dürfen nur in dichten, verschlossenen Behältern bis zu einer Größe von 20 Litern abgegeben werden. Die Mengenbegrenzung liegt bei insgesamt 100 Litern. Der Sondermüll darf nicht einfach am Sammelort abgestellt werden, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung.
Angenommen werden unter anderem Farben, Lacke, Holzschutzmittel, Lösemittel, Gartengifte, Desinfektionsmittel, Fette, Öle (kein Altöl), Arzneien, Säuren und Laugen, Reiniger, Quecksilber, Batterien und Sprays. Firmen, die pro Jahr mehr als 500 Kilogrammm Sondermüll erzeugen, sind von der Sammlung ausgeschlossen. hein
POTSDAM. Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg wird sich am Modellversuch "Lebensgestaltung - Ethik - Religion" an Schulen des Landes Brandenburg beteiligen. Wie Bildungsministerin Marianne Birthler in Potsdam mitteilte, sieht die zwischen Ministerpräsident Manfred Stolpe, Bischof Martin Kruse und ihr selbst getroffene Vereinbarung vor, daß die Kirche zunächst an 20 der 44 für den Modellversuch ausgewählten Schulen mitwirkt. Die Kirche werde in die inhaltliche und organisatorische Planung einbezogen. Nach Auffassung der Ministerin ist damit die Grundlage für einen "möglichst breitgefächerten Unterricht an den Schulen Brandenburgs geschaffen" worden. Der Modellversuch soll im kommenden Schuljahr beginnen.
Die Ministerin sagte, daß eine Lösung erreicht worden sei, "die die Interessen beider Seiten berücksichtigt". Zum einen werde es die Mitarbeit der Kirchen am Modellversuch geben, zum anderen könne die Kirche staatlichen Schulen Religionsunterricht für interessierte Schüler erteilen. epd
Eine moderne Verwaltung fordert der Kieler Ministerpräsident Björn Engholm in einem Gastbeitrag für die FR zur "Privatisierungs"- Diskussion auf Seite 7.
FRANKFURT A.M., 14. Juli (FR). Wechselnde Bewölkung und vereinzelte Regenfälle sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 19 und 26 Grad. Weitere Aussichten: heiter bis wolkig, im Norden starke Bewölkung und Regen.
(Siehe auch Lokalteil)
In Somalia lieferten sich nach dem Sturz des Diktators Siad Barre im Januar 1991 untereinander verfeindete Gruppierungen einen blutigen Machtkampf um die Vorherrschaft in Somalia. Ende April scheiterte ein Versuch Barres, die Hauptstadt Mogadischu zurückzuerobern. Eine langanhaltende Dürre hat die Versorgungsprobleme der rund sieben Millionen Einwohner des ostafrikanischen Landes noch verschärft.
Zur Unterstützung ihrer Hilfsmaßnahmen in Somalia bitten die Hilfswerke unter dem Kennwort "Hungerhilfe Afrika" um Spenden auf folgende Konten: Diakonisches Werk, Konto-Nr. 502 beim Postgiroamt Stuttgart sowie bei allen Banken und Sparkassen; Deutscher Caritas-Verband, Konto-Nr. 202 beim Postgiroamt Karlsruhe sowie bei allen Banken und Sparkassen; Deutsches Rotes Kreuz, Konto-Nr. 41 41 41 beim Postgiroamt Köln sowie bei allen Banken und Sparkassen.
50 Millionen Menschen im südlichen Afrika seien aufgrund der schwersten Dürre dieses Jahrhunderts von Hunger, Mangelernährung und Krankheiten bedroht, heißt es in einer in Washington veröffentlichten Studie des Hilfswerks "Bread for the world" (Brot für die Welt). Weitere 23 Millionen seien als Folge des Bürgerkriegs im Osten Afrikas durch Hungersnöte und Umweltzerstörung gefährdet. Im südlichen Afrika seien von Namibia im Westen bis Mosambik im Osten 60 bis 80 Prozent der Ernten aufgrund der Dürre vernichtet, heißt es in der 56seitigen Studie mit dem Titel "Frieden, Entwicklung und die Menschen am Horn von Afrika".
ERLENSEE. Das Landratsamt hat jetzt den Finanzrahmen der Gemeinde Erlensee für das laufende Jahr genehmigt. Das Zahlenwerk liegt bis zum 24. Juli im Rathaus, Zimmer 115, zur Einsicht aus.
Über die letzten Worte, die Firmenchefs ihren Arbeitnehmern in Form von Zeugnissen mit auf den weiteren Berufsweg geben, wird vor den Arbeitsgerichten in der Regel zäh gerungen. Daß Formulierungen zu Stolpersteinen oder gar unüberwindlichen Hürden bei Neubewerbungen werden können, wissen sicherlich all die, denen attestiert wurde, sie hätten sich am alten Arbeitsplatz "stets bemüht" - selbst bei der kleinsten Klitsche ist inzwischen rum, daß es sich dann bei Mann oder Frau im Klartext um echte Faulpelze handelt.
Wer als "gesellig" eingestuft wird, trägt den Makel des Schürzenjägers oder Trunkenboldes. Kein deutsches Arbeitsgericht erkennt solche Wendungen noch als "wohlwollendes Zeugnis" an.
Bei allem Verständnis für die gewachsene Sensibilität in der Arbeitnehmerschaft gegenüber verräterischen Zeugnisformulierungen, setzen die Arbeitsgerichte jedoch dann Grenzen, wenn Beschäftigte versuchen, zu ihren Gunsten die deutsche Sprache zu verbiegen. Über einen solchen Fall hatte jetzt die 7. Kammer des Landesarbeitsgerichts Frankfurt (LAG) zu entscheiden.
Geklagt hatte die Sachbearbeiterin einer Firma, der der Chef ins Zeugnis geschrieben hatte, sie habe ihre Aufgaben "zu unserer vollen Zufriedenheit" ausgeführt. Die Frau bestand darauf, es müsse heißen: "Zur vollsten Zufriedenheit!" Die Klägerin unterlag in zwei Instanzen mit dieser Forderung.
Die LAG-Richter erteilten ihr Deutschunterricht. "Das Adjektiv ,voll' bezeichnet bereits einen höchsten Grad, der eine weitere Steigerung nicht mehr zuläßt: voller als voll ist nicht möglich. Zwar wird das Wort ,voll' nicht ganz selten gleichwohl gesteigert, weil der Sprecher oder Schreiber aus bestimmten Gründen den höchsten Grad noch verstärken will. Diese Ausdrucksweise ist dann aber stark gefühlsbetont und sollte in einer gepflegten Sprache vermieden werden."
Das Gerichtsurteil mit dem Aktenzeichen 7 Sa 671/91 ist endgültig. enk
&blt; Lieder im Park
Die Veranstaltungsreihe "Lieder im Park" beginnt am heutigen Samstag um 15 Uhr im Grüneburgpark. Bei Regen wird das Konzert in die Hausener Brotfabrik verlegt. &blt; Classic Open-air-Konzert Im Palmengarten, Siesmayerstraße 63, musiziert am Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr, und am Montag, 20. Juli, um 20 Uhr, das Radio-Sinfonie-Orchester Prag unter der Leitung von Vladimir Valek. Bei ungünstiger Witterung wird das Konzert in den Saal verlegt. Auf dem Programm stehen Werke von Dvorak. &blt; Saxophon Mafia und City Blues Das Summertime Festival bietet an diesem Wochenende wieder zwei musikalische Matineen. Am Sonntag um 11 Uhr ist im Hof des Historischen Museums, Saalgasse 19 (am Römer), die Kölner Saxophon Mafia zu hören. Im Brüningpark in Höchst spielt ab 11 Uhr die Frankfurt City Blues Band. Der Eintritt zu beiden Konzerten ist frei. &blt; Ausstellungseröffnung Am Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr, wird im Reha-Zentrum, Alexandrastraße 92-96 in Frankfurt-Rödelheim eine Ausstellung mit Bildern des Hobbymalers Gick I. Levy eröffnet. Geöffnet ist die Schau montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr. &blt; Lesbisch-Schwule Kulturtage Zum Abschluß der Lesbisch-Schwulen Kulturtage in Frankfurt gibt es am Samstag, 18. Juli, ab 20 Uhr, in der Kommunikationsfabrik, Schmidtstraße 12, ein Fest mit Performance, Musik und Bodypainting. Zu Gast sind Georgette Dee und Terry Truck sowie Krista Beinstein und Future. Es kann auch getanzt werden. &blt; Sex & Gex & Rock 'n' Roll Im Haus der Vereine in Hattersheim-Okriftel, Johann-Sebastian-Bach- Straße, spielen am Samstag, 18. Juli, die "Crackers" Rock 'n' Roll. Als special guest haben sich die "Starfucker" angesagt. Einlaß ab 20 Uhr. &blt; Ragtime Society Melodien und Rhythmen des Ragtime erklingen am Sonntag, von 11 bis 14 Uhr, im Hof des Hessischen Ministeriums in Wiesbaden, Luisenstraße 10-12. In den Pausen präsentierten Jongleure, Zauberer und Clowns ihre Künste. Für Kinder bis 12 Jahre ist der Eintritt frei. &blt; "König der Fischer" Im Open-air-Kino auf dem Campus der Frankfurter Uni ist am Samstag und Sonntag Terry Gilliams "König der Fischer" zu sehen. Beginn 22 Uhr. &blt; Maria Stuart in Eltville Das Ensemble der Schloßfestspiele Ettlingen zeigt am Sonntag, 19. Juli, bei den Burghof-Spielen in Eltville "Maria Stuart" von Friedrich Schiller. Beginn 20.15 Uhr, Karten unter 0 61 23 / 40 50. &blt; "Vera" und "Himmel oder Hölle" In der Reihe "Zum erstenmal in Frankfurt" des Kommunalen Kinos im Deutschen Filmmuseum ist am Samstag um 17.30 Uhr und am Sonntag um 22 Uhr Sergio Toledos "Vera" (1986, Brasilien) und am Sonntag um 17.30 Uhr Wolfgang Murnbergers "Himmel oder Hölle" (1990, Österreich) zu sehen. &blt; Diskussion: "Europa der Regionen" Im Buchladen Land in Sicht, Rotteckstraße 13 in Frankfurt, diskutieren am Sonntag, 19. Juli, um 12 Uhr Hazel Rosenstrauch und Lothar Baier über das "Europa der Regionen" und über kulturelle Perspektiven im geeinten Europa. &blt; "Sol Luna" in Offenbach Die Gruppe "Sol Luna", die spanische und lateinamerikanische Musik mit Pop- und Jazz-Elementen vermischt, spielt am Sonntag, 19. Juli, im Büsing-Palais in Offenbach und am 24. Juli im Commoedienhaus in Hanau. Beginn jeweils 20.30 Uhr. &blt; Reich-Ranicki über "Literatur heute" Im Rahmen der Burgfestspiele Bad Vilbel spricht am Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr Marcel Reich-Ranicki über "Literatur heute".
In der Wandelhalle der Paulskirche wird am 20. Juli des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler gedacht. Die Ansprache zur Gedenkfeier hält Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch.
Dann legen Vertreter des Stadtparlaments und des Magistrats Kränze am Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an der neuen Gedenktafel für die Frauen und Männer des Widerstandes in Frankfurt nieder. Die Feier beginnt um 11 Uhr. wob
FRANKFURT A. M. "Der Sport muß noch mehr in die gesellschaftliche Offensive gehen, denn bisher haben sich viele Vereine bei der Erfüllung sozialer Aufgaben bewährt und ein hohes Maß an Anerkennung erworben." Heinz Fallak, Präsident des Landessportbundes Hessen (LSBH), wies in einer Presseerklärung auf die Schwerpunkte seines Verbandes in der Arbeit der kommenden zwei Jahre hin. Fallak hob die angestrebte "soziale Offensive" hervor.
Mit dieser Aktion verstärke der Landessportbund die Integration gesellschaftlicher Randgruppen in den Sport, heißt es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig sorge der LSBH für eine verstärkte öffentliche Anerkennung der sozialen Arbeit, die im Verein geleistet werde. "Die Sportorganisationen", so Fallak, "haben nicht nur dafür Sorge zu tragen, daß bewährte Sporttraditionen gepflegt werden, sondern müssen auch bereit sein, neue Herausforderungen anzunehmen und auf Wandlungen zu achten."
Weitere Schwerpunkte wird der Landessportbund in der Zeit bis zur nächsten Vorstandswahl Ende 1994 auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, eine Stärkung der Leistungsfähigkeit von Vereinen und den Bereich "Sport und Gesundheit" legen.
Ein Katalog mit den Schwerpunkten der gesamten Vorstandsarbeit, die für die kommenden Jahre geplant ist, kann für 1,40 Mark beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des LSBH, Otto-Fleck-Schneise 4, bestellt werden.. *fs
Von den weltbesten Tennisspielerinnen wird in diesen Tagen viel diplomatisches Geschick verlangt. Steffi Graf oder Arantxa Sanchez-Vicario stellt sich stets von neuem die Aufgabe, glaubhaft zu bleiben, zum anderen die Regeln der Höflichkeit nicht zu verletzen, wenn sie gebeten werden, den Federation-Cup mit den Olympischen Spielen in Beziehung zu setzen. "Dadurch, daß in Frankfurt auf dem gleichen Belag gespielt wird, ist es eine gute Einstimmung auf Olympia", versucht Steffi Graf die extraordinäre Bedeutung des Turniers in Barcelona herauszustellen, ohne die Mannschafts- WM in Frankfurt abzuwerten.
Wie die Weltranglisten-Zweite denken und fühlen in diesen Tagen alle, die sich sowohl um den Silberpokal des Federation-Cup, als auch um die olympische Goldmedaille schlagen. Zwar lassen Steffi Graf und Arantxa Sanchez-Vicario keinen Zweifel daran, daß sie die Nationentrophäe wieder gewinnen möchten, das ganze Denken und Handeln ist aber schon auf Barcelona ausgerichtet. Der Federation-Cup sei für sie zwar auch ein "großer Event", aber er sei "zu nah an Olympia", als daß sie sich ganz gezielt auf die Nationen-WM hätte vorbereiten können, macht Arantxa Sanchez-Vicario keine Mördergrube aus ihrem Herzen, das seit Monaten nur noch für Olympia schlägt. Die Begeisterung für die Sommerspiele ist für die Weltranglisten-Fünfte noch größer als bei ihren Konkurrentinnen, werden die Medaillen doch in ihrer Heimatstadt vergeben. "Gold wäre das Allergrößte für mich, aber ich wäre auch mit Silber zufrieden."
Arantxas Bekenntnis zeigt, daß die olympische Euphorie nicht den Blick für die Realität getrübt hat. Das 21 Jahre alte Temperamentsbündel ist nämlich an Position zwei gesetzt - hinter Steffi Graf. Und die Wimbledonsiegerin läßt keinen Zweifel daran, daß sie die Goldmedaille von Seoul verteidigen will. "Der Stellenwert von Olympia ist für mich sehr groß", sagt Steffi Graf, spielt man bei Olympia doch "für das eigene Land". Die Brühlerin ficht es deshalb auch nicht sonderlich an, daß viele Spielerinnen aus den Top Ten nicht in Barcelona starten.
"Wir brauchen kein Doppel zu trainieren, wir sind auch so gut", flachste Steffi Graf am Montag nach den beiden Einzeln und vor dem bedeutungslosen Doppel, das Barbara Rittner und Sabine Hack bestritten. Der Federation-Cup taugt nicht nur sportlich, sondern auch emotional als Olympia-Einstimmung. Abwertend ist das nicht. REINHARD SOGL
Ein Rockfestival veranstaltet das Jugendzentrum Fechenheim-Nord in der Borsigallee 8-10, am Samstag, 18. Juli, um 15 Uhr. Der Eintritt kostet sechs Mark. Ab 16 Uhr spielen die vier Frankfurter Live-Bands Groovy Junction, Mary B., Doktor Froghaus und Le Cre. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Nähere Informationen unter Tel. 41 80 30. sil
Die Beratungsstelle für Eltern von Säuglingen und die Jugendberatungsstelle des Stadtgesundheitsamtes in Enkheim (Bornweidstraße 27) sind ab Samstag, 1. August, geschlossen. Wer Rat braucht, kann sich an die Beratungsstelle in Bergen (Marktstraße 17) wenden. Sprechstunde ist dort an jedem dritten Donnerstag im Monat, und zwar jeweils von 13.30 bis 15 Uhr. ml/28
Das Wetter
Wetterlage Das Frontensystem der Tiefdruckgebiete über Skandinavien und bei Irland überquert den Norden und die Mitte Deutschlands. Im Süden und Südwesten überwiegt der Einfluß des nach Frankreich und zum westlichen Mittelmeer gerichteten Azorenhochkeils.
Vorhersage bis Donnerstag früh
Wechselnde Bewölkung mit zeitweiligen Aufheiterungen und nur vereinzelt etwas Regen. Höchsttemperaturen 19 bis 23, im Südwesten und Süden örtlich bis 26 Grad. Abends und in der Nacht zum Donnerstag in Norddeutschland von Westen Bewölkungszunahme und nachfolgend Regen. Tiefsttemperaturen 13 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger, zeitweise auffrischender Wind um Südwest.Weitere Aussichten für Donnerstag Im Norden und Nordosten noch stark bewölkt mit Regen, sonst heiter bis wolkig. Noch wenig Temperaturänderung. Pollenflugvorhersage In den nächsten Tagen wird starker Flug von Gräser-, Ampfer- und Nesselpollen erwartet, außerdem muß mit sehr starkem Flug von Pilzsporen gerechnet werden. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Amsterdam, stark bewölkt 18 Athen, leicht bewölkt 29 Barcelona, leicht bewölkt 25 Bordeaux, leicht bewölkt 25 Brüssel, bedeckt 17 Budapest, wolkig 26 Casablanca, leicht bewölkt 34 Dublin, wolkig 18 Innsbruck, stark bewölkt 23 Istanbul, wolkig 24 Kairo, leicht bewölkt 32 Larnaka, leicht bewölkt 30 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, wolkenlos 33 London, Regen 19 Madrid, leicht bewölkt 32 Malaga, leicht bewölkt 29 Mallorca, leicht bewölkt 29 Moskau, leicht bewölkt 29 Nizza, leicht bewölkt 24 Palermo, leicht bewölkt 26 Paris, wolkig 22 Prag, stark bewölkt 21 Reykjavik, stark bewölkt 9 Rom, leicht bewölkt 27 St. Petersburg, stark bewölkt 25 Stockholm, Regen 16 Tel Aviv, wolkenlos 29 Tunis, leicht bewölkt 28 Venedig, leicht bewölkt 25 Warschau, leicht bewölkt 27 Wien, leicht bewölkt 26 Zürich, stark bewölkt 22
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, Regen 17 Arkona, stark bewölkt 16 Augsburg, wolkig 22 Berlin, Regen 19 Bremen, leicht bewölkt 19 Brocken, Regen 11 Chemnitz, bedeckt 20 Cottbus, bedeckt 21 Cuxhaven, wolkig 18 Dresden, bedeckt 22 Düsseldorf, Sprühregen 18 Emden, leicht bewölkt 17 Erfurt, bedeckt 20 Feldberg/Schw., stark bewölkt 11 Feldberg/Ts., bedeckt 14 Fichtelberg, stark bewölkt 14 Frankfurt/M., stark bewölkt 20 Freiburg, stark bewölkt 23 Freudenstadt, stark bewölkt 18 Garmisch, wolkig 21 Görlitz, bedeckt 21 Greifswald, bedeckt 16 Hamburg, leicht bewölkt 19 Hannover, Regen 17 Helgoland, wolkig 17 Hof, bedeckt 17 Karlsruhe, stark bewölkt 23 Kassel, Regen 19 Kempten, leicht bewölkt 20 Köln-Bonn, stark bewölkt 19 Konstanz, stark bewölkt 22 Leipzig, bedeckt 21 Lübeck, stark bewölkt 18 Lüchow, bedeckt 17 Magdeburg, bedeckt 20 Mannheim, stark bewölkt 22 Mühldorf, stark bewölkt 22 München, stark bewölkt 22 Münster/Osnabrück, Regen 16 Neubrandenburg, bedeckt 18 Norderney, wolkig 17 Nürnberg, bedeckt 21 Oberstdorf, wolkig 22 Öhringen, bedeckt 21 Passau, stark bewölkt 22 Regensburg, stark bewölkt 23 Rostock, stark bewölkt 17 Saarbrücken, wolkig 19 Schleswig, wolkig 17 Schwerin, stark bewölkt 17 Stuttgart, wolkig 22 Sylt, wolkig 17 Trier, Regen 17 Wasserkuppe, Regen 13 Wittenberg, Regen 19 Würzburg, stark bewölkt 20 Zugspitze, stark bewölkt 4
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.33 Uhr
Sonnenuntergang 21.29 Uhr
Mondaufgang 21.37 Uhr
Monduntergang 6.13 Uhr
Nicht nur "Batman" kehrt in diesen Tagen nach Gotham City alias New York zurück. Auch Bill Clinton II, das neueste Modell des demokratischen Präsidentschaftskandidaten, hält sich wieder in der Metropole auf. Und nach dem mäßigen Publikumserfolg seines ersten Versuchs bei den Vorwahlen im April muß die jetzige Produktion des Demokratischen Parteitages zum Kassenschlager werden. Schließlich hat die Partei ihr ganzes Vermögen in den Gouverneur und Hoffnungsträger aus Arkansas investiert. Für Umbesetzungen ist es zu spät.
Wie dem Flattermann-Helden Batman im Film fällt es dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton zu, das Böse zu besiegen, das diesmal gar als doppelköpfiges Politmonster auftritt: als arroganter Millionär George Bush, der Stadt und Land in neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Tiefen geführt hat; und als gefährlicher Milliardär Ross Perot, der sich als autokratischer Wirtschaftsboß für das Amt im Weißen Haus empfiehlt.
Und weil es das Skript des Wahlkampfes mittlerweile so vorschreibt, begann Bill Clintons New Yorker Auftritt am Montag morgen mit dem Joggen, der vermutlich einzigen Tätigkeit, die der plattfüßige Präsidentschaftsbewerber der Demokraten schlechter beherrscht als sein republikanischer Konkurrent. Die Szene im frühmorgendlichen Central Park wurde folglich ein ästhetisches Desaster.
Begleitet wird Bill Clinton auf seinen Ausflügen am Rande des viertägigen Parteikonvents in New York meist von seiner Frau Hillary. Sie ist genaugenommen schon die dritte Version des Prototyps einer Politikergattin. Als Bill Clinton in den 70er Jahren in seinen Heimatstaat Arkansas zurückkehrte, um dort Gouverneur zu werden, legte sich die Anwältin aus Chicago für ihre Landesmutter-Rolle die langgezogenen Vokale des amerikanischen Südens zu.
Nachdem das Ehepaar Clinton von vielen Fernsehzuschauern im Vorwahlkampf irrtümlich als reich und kinderlos wahrgenommen wurde, haben die "Imagemaker" nun erneut ganze Arbeit geleistet. Kein Parteitagsredner, der nicht die ärmlichen Verhältnisse betonte, aus denen ihr am heutigen Mittwoch zu krönender Präsidentschaftskandidat kommt: die Geschichte vom vaterlosen Bill, der sich aus dem Ort Hope im ländlichen Arkansas auf den Weg ins Weiße Haus aufmachte. Auch die 12jährige Tochter der Clintons, lange aus pädagogischen Gründen dem Scheinwerferlicht ferngehalten, wird in der heißen Phase des Wahlkampfes ihre Rolle spielen müssen. Und Hillary III ist als Gattin des Präsidentschaftsbewerbers mittlerweile so marktgerecht wie die Schauspielerin Michelle Pfeiffer in der Rolle von Batmans "Katzenfrau".
Verfolgt werden die Clintons auf ihren Streifzügen durch New York von rund 15 000 Reportern auf der Suche nach einer Story. Dies ist so als hätte "The Return of Batman" (Batmans Rückkehr) mehr Filmkritiker als Zuschauer. Aus Taiwan, Slowenien, Zimbabwe und München zur "Democratic Convention" angereist, haben sie hier im "Big Apple" von New York journalistisch recht wenig zu beißen. Ein Buffet der lokalen Tourismusbehörde hier, ein Drink mit den Kollegen dort und abends ein Anstandsbesuch im Madison Square Garden, wo der Parteikonvent stattfindet; weil man ja schließlich nicht die ganze "authentische" Berichterstattung vor dem CNN- Bildschirm im Hotelzimmer verfertigen will. Dazu müssen Bill II und Hillary III in ihren täglich neuen Modifikationen beschrieben werden.
Wo Clintons Nominierung ebenso unumstritten ist wie die Bestätigung seines Vize-Kandidaten Albert Gore, reiht sich dieser Demokratische Parteitag nahtlos in die globale Serie belangloser politischer Show-Ereignisse ein, wo alles schon feststeht, ehe sich der Vorhang öffnet. So wie halt in "Batmans Rückkehr".
ROLF PAASCH (New York)
Julis kritisieren das
BRUCHKÖBEL. Für eine Novellierung des Umlandverbandsgesetzes mit Erweiterung des Umgriffs und seiner Kompetenzen im Hinblick auf den europäischen Binnenmarkt sprechen sich die Jungen Liberalen, namentlich der Landesvorsitzende Marian Kopp aus Bruchköbel und der Bezirksvorsitzende Untermain, Paul Ilten, aus. Zuwenig Einfluß habe der Umlandverband (UVF) Frankfurt beispielsweise in den Bereichen Umwelt-, Verkehrspolitik und Wirtschaftsförderung.
Kritik üben die Julis an der Müllpolitik der großen Koalition im UVF. Die neue Gebührenordnung benachteilige nämlich die Bürger des Main- und Hochtaunuskreises. Die müßten mehr bezahlen, weil die Müllverbrennungsanlagen in Frankfurt und Offenbach unrentabel arbeiteten. Da es aber keine gemeinsame Anlagen des Verbandes gebe, sei ein solcher Ausgleich nicht zulässig. hein
Touristische Tips
Drei Tage Naturpark Lahn Ab 91 Mark kostet der Kurzurlaub im Naturpark Lahn, den Bad Ems ausgearbeitet hat. Im Preis enthalten sind drei Übernachtungen, Besichtigungen, Kurtaxe und ermäßigter Eintritt ins Thermalbad. Auskunft: Kur- und Erholungslandschaft, 5427 Bad Ems, Telefon: 0 26 03 / 40 41. In Breitenbach auf den Kutschbock In Breitenbach am Herzberg können Pferdefreunde den Kutschen-Führerschein erwerben. Der zweiwöchige Kursus in der hessischen Ferienregion Waldhessen führt zum "Fahrabzeichen der Klasse 4". Der sportliche Urlaub - Unterricht ist jeweils nachmittags - kostet inklusive Prüfungsgebühr 480 Mark. Auskunft über Termine und Unterkünfte gibt der Fremdenverkehrsverband Waldhessen, Postfach 16 52, 6430 Bad Hersfeld, Telefon 0 66 21 / 8 73 59. Wandern im Pfälzerwald Wanderungen im Naturpark Pfälzerwald gehören seit Jahren zum Ferienangebot von Eppenbrunn. Der Luftkurort veranstaltet vom 4. bis 7. August und 19. bis 25. Oktober das Programm "Wandern geführt". Es bringt die Urlauber in die schönsten Regionen des Pfälzerwaldes und über die Grenze in die Nordvogesen. Das Arrangement kostet mit sechs Übernachtungen, Frühstück, vier geführten Touren, Ausflugsfahrt zum Kloster Hornbach, Kaffeetafel und einem gemeinsamen Essen je nach Unterkunft zwischen 208 und 354 Mark. Auskunft: Verkehrsamt, 6789 Eppenbrunn, Telefon 0 63 35 / 51 55.
Das Wetter
Das Frontensystem der Tiefdruckgebiete über Skandinavien und bei Irland überquert den Norden und die Mitte Deutschlands. Im Süden und Südwesten überwiegt der Einfluß des nach Frankreich und zum westlichen Mittelmeer gerichteten Azorenhochkeils.Vorhersage bis Donnerstag früh
Wechselnde Bewölkung mit zeitweiligen Aufheiterungen und nur vereinzelt etwas Regen. Höchsttemperaturen 19 bis 23, im Südwesten und Süden örtlich bis 26 Grad. Abends und in der Nacht zum Donnerstag in Norddeutschland von Westen Bewölkungszunahme und nachfolgend Regen. Tiefsttemperaturen 13 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger, zeitweise auffrischender Wind um Südwest. Weitere Aussichten für Donnerstag
Im Norden und Nordosten stark bewölkt mit Regen, sonst heiter bis wolkig. Noch wenig Temperaturänderung. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
wolkenlos 28 °ree; Amsterdam
stark bewölkt 18 °ree; Athen
leicht bewölkt 29 °ree; Barcelona
leicht bewölkt 25 °ree; Bordeaux
leicht bewölkt 25 °ree; Brüssel
bedeckt 17 °ree; Budapest
wolkig 26 °ree; Bukarest
wolkig 28 °ree; Dublin
wolkig 18°ree; Helsinki
stark bewölkt 22 °ree; Innsbruck
stark bewölkt 23 °ree; Istanbul
wolkig 24 °ree; Kairo
leicht bewölkt 32 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 30 °ree; Las Palmas
leicht bewölkt 24 °ree; Lissabon
wolkenlos 33 °ree; Locarno
leicht bewölkt 25 °ree; London
Regen 19 °ree; Madrid
leicht bewölkt 32 °ree; Malaga
leicht bewölkt 29 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 29 °ree;
Moskau
leicht bewölkt 29 °ree; Nizza
leicht bewölkt 24 °ree; Paris
wolkig 22 °ree; Rom
leicht bewölkt 27 °ree; Stockholm
Regen 16 °ree; Tunis
leicht bewölkt 28 °ree; Varna
leicht bewölkt 27 °ree; Venedig
leicht bewölkt 25 °ree; Warschau
leicht bewölkt 27 °ree; Wien
leicht bewölkt 26 °ree; Zürich
stark bewölkt 22 °ree;
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin
Regen 19 °ree; Dresden
bedeckt 22 °ree; Feldberg/Ts.
bedeckt 14 °ree; Feldberg/Schw.
stark bewölkt 11 °ree; Frankfurt/M.
stark bewölkt 20 °ree; Freiburg
stark bewölkt 23 °ree; Hamburg
leicht bewölkt 19 °ree; Köln-Bonn
stark bewölkt 19 °ree; Leipzig
bedeckt 21 °ree; München
stark bewölkt 22 °ree; Norderney
wolkig 17 °ree; Rostock
stark bewölkt 17 °ree; Sylt
wolkig 17 °ree; Zugspitze
stark bewölkt 4 °ree;
Sonnenaufgang 5.33 Uhr
Sonnenuntergang 21.29 Uhr
Mondaufgang 21.37 Uhr
Monduntergang 6.13 Uhr
BONN, 14. Juli. Jeder Autofahrer soll nach den Plänen von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) ab Mitte der 90er Jahre eine Straßenbenutzungsgebühr zahlen. Das bekräftigte Krause am Dienstag in Bonn. Eine Erhöhung der Mineralölsteuer sei nicht vorgesehen, sagte er. Ungeachtet dieser Äußerung hielt die Diskussion über die Verteuerung des Straßenverkehrs und die Finanzierung des Bahn-Defizits an.
Krause sagte auf die Frage nach einer Erhöhung der Mineralölsteuer zur Finanzierung der Bahn-Schulden in einem Interview der Bild-Zeitung (Mittwochausgabe): "Wir planen sie gegenwärtig nicht." Das Bundeskabinett will am heutigen Mittwoch die Pläne Krauses zur Privatisierung von Bundes- und Reichsbahn beschließen. Der Minister wird dabei auch erläutern müssen, wie er sich den Ausgleich des weiter steigenden, bereits 60 Milliarden Mark betragenden Defizits der Bahn vorstellt, der gemäß Koalitionsbeschluß von Ende Juni den Bundeshaushalt nicht zusätzlich belasten darf.
Der FDP-Verkehrsexperte Ekkehard Gries wandte sich gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer. "Abkassieren allein ist keine Verkehrspolitik", sagte er. Angaben des Vorsitzenden des Verkehrsausschusses des Bundestages, Dionys Jobst (CSU), nach denen die Erhöhung der Mineralölsteuer Ende 1992 und 1994 um jeweils 10 Pfennig je Liter geplant sei, wies das Verkehrsministerium zurück. Höhere Mineralölsteuern verfehlten das Ziel, ausländische Fahrzeuge an den Wegekosten zu beteiligen, weil die nicht zwangsläufig in der Bundesrepublik tanken müßten.
Der SPD-Verkehrsexperte Klaus Daubertshäuser bezeichnete die Krause-Pläne als "Chaos ohne Sinn und Verstand". Der finanzpolitische Sprecher der SPD- Fraktion, Joachim Poß, meinte, Bundeskanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel seien steuer- und finanzpolitisch am Ende. "Die Union gleicht derzeit steuerpolitisch einem Hühnerhaufen, in dem jeder vor sich hin gackert."
Für die Verwirklichung der bereits 1990 vorgesehenen, vom Europäischen Gerichtshof damals gestoppten Einführung einer Lkw-Abgabe sieht Verkehrsminister Krause jetzt gute Chancen, weil Straßenbenutzungsgebühren mittlerweile zum Konzept der Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) für eine gerechtere Verteilung der Wegekosten in Europa gehörten. Die Höhe der Lkw-Abgabe, die alle in- und ausländischen Transportunternehmen voraussichtlich ab Mitte 1993 zahlen müssen, soll abhängig von der Fahrzeuggröße bis zu 9000 Mark jährlich betragen. Krause erwartet Einnahmen von 200 bis 300 Millionen Mark.
Ab 1995/96 sollen dann auch alle in- und ausländischen Pkw-Fahrer eine Gebühr entrichten müssen. Wer ein schadstoffarmes Auto fährt, soll dadurch aber nicht benachteiligt werden. Die Straßenbenutzungsgebühr, die über eine Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahresvignette zu entrichten wäre, hat dann zwar jeder zu zahlen, dafür aber muß der Besitzer eines umweltfreundlicheren Wagens weniger Kfz-Steuern abführen. Diese Verrechnungsmethode soll auch bei Lkw angewendet werden: Je lauter und schmutziger, desto höhere Steuern, je leiser und umweltschonender, desto niedrigere Steuern. (Siehe auch Seite 3)
WIESBADEN. Landesweit stehen Dutzende von Wohnungen leer, die bislang von Angehörigen der US-Streitkräfte auf dem deutschen Wohnungsmarkt genutzt worden sind. Wegen zum Teil langfristiger Mietverträge mit gegenüber dem bundesdeutschen Niveau deutlich überhöhten Mietzins stehen diese Wohnungen, deren genaue Anzahl den offiziellen Stellen nicht bekannt ist, nicht für bundesdeutsche "Nachmieter" der US-Truppenangehörigen zur Verfügung. Nach einer internen Statistik der Landesregierung in Wiesbaden sollen bis Ende 1994 rund 8000 US-Wohnungen außerhalb der geschlossenen US-Wohnsiedlungen ("Housings") frei werden, davon 4800 bis Ende 1992, 2100 bis Ende 1993 und 1100 bis zum Ende des US-Etatjahres 93/94.
In der Staatskanzlei wird derzeit überlegt, wie man angesichts des total ausgereizten Wohnungsmarktes möglichst schnell an die US-genutzten Wohnungen herankommt. "Es ist nicht mehr nachvollziehbar", meint der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Jochen Suchan (SPD), "daß Wohnungen nur deshalb leerstehen, weil langfristige Mietverträge der militärischen US-Wohnungsämter den Vermietern hohe Mieteinnahmen auch ohne Mieter weiter garantieren". Das Problem soll landesweit in Zusammenarbeit zwischen der Wohnungswirtschaft, den Kommunen, den Amerikanern und der für Fragen des Truppenabzuges zuständigen Staatskanzlei angegangen werden.
Statistische Vorarbeiten sind bereits geleistet. Während zum Beispiel das Nachbarland Rheinland-Pfalz noch nicht über eine Liste mit dem genauen Bestand der US-genutzten Wohnungen verfügt, kann der Militärexperte in der Staatskanzlei, Pippert, bereits auf eine umfassende Übersicht verweisen.
Teilweise seien die US-Dienststellen nicht in der Lage gewesen, genaue Angaben über die von ihrem Personal benutzten Wohnungen zu machen. "Das unterlag bislang strikt der Geheimhaltungspflicht", heißt es in einer Gemeinde, die offiziell nicht einmal wissen durfte, wie viele US-Amerikaner in ihr lebten. So entstand ein "wilder Wohnungsmarkt", über den selbst die umstrittene Volkszählung nichts herausfand, weil Truppenangehörige und die von ihnen genutzten Einrichtungen nicht erfaßt worden sind.
Nach dem hessischen internen Regierungspapier werden im Land insgesamt 33 000 Wohnungen von US-Amerikanern beansprucht. Dabei befinden sich rund 55 Prozent dieser Wohnungen in Militärsiedlungen, die teilweise von den Amerikanern, teilweise aus NATO-Mitteln errichtet worden sind. Diese Wohngebiete unterstehen der Bundesvermögensverwaltung und werden von den jeweiligen Oberfinanzdirektionen verwaltet. In Wiesbadener Planungskreisen wird angenommen, daß die abziehenden US-Streitkräfte diese geschlossenen, häufig gesicherten und abgeschirmten Wohnbereiche als letzte räumen werden.
Dagegen könnten die restlichen 45 Prozent der Wohnungen schon früher genutzt werden. Weit über 15 000 Wohnungen sind von der "Army" oder von US-Angehörigen über die Wohnungsämter der Armee gemietet worden. Dabei wurden deutschen Vermietern zum Teil attraktive langfristige Mietverträge geboten, die weit über dem bundesdeutschen Mietniveau lagen und auch regelmäßige Anpassungsraten vorsahen.
Es wurden Mieten gezahlt, die manchmal um ein Drittel die ortsüblichen überstiegen. Teilweise sahen die Verträge auch aufwendige Renovierungsmaßnahmen vor. Damit wurden die Vermieter für den oft häufigen militärdienstlichen Wechsel der Mietparteien entschädigt.
Die Amerikaner erfüllen diese Mietverträge weiter. In Gelnhausen (Main- Kinzig-Kreis) mit rund 20 000 Einwohnern stehen nach Auskunft des Hauptamtsleiters Michael Schwab 400 Wohnungsuchenden auf einer städtischen Warteliste so "mindestens 50 leerstehende US-Mietwohnungen gegenüber". Es könnten auch mehr sein. Schwab kann aber die genaue Zahl, wegen der bislang immer praktizierten Geheimhaltung der Militärdienststellen, nicht nennen. "Wir haben null Informationen." Eine Freigabe der Wohnungen könnte Bewegung in den Markt bringen, meint Schwab, der die leeren Wohnungen als Ärgernis sieht, aber auch die Vermieter verstehen kann, die mit den Einnahmen kalkuliert haben.
In Wiesbaden wird inzwischen darüber nachgedacht, ob man den Amerikanern nicht eine Miet-Mitfinanzierung schmackhaft machen könnte. Ein Denkmodell sieht so aus, daß Deutsche zu den ortsüblichen Preisen in die Wohnungen ziehen, die Mietzahlungen übernehmen und die Amerikaner den Differenzbetrag laut Mietvertrag weiter bezahlen. Das wäre eine merkliche Entlastung des US- Budgets und böte zugleich dem deutschen Markt zusätzliche Wohnungen.
Allein bei den durch US-Militärs frei gemieteten Wohnungen zeichnet sich ein erstaunliches Potential für den Markt ab. In Darmstadt sind es über 1000, in Frankfurt über 3000, in Wiesbaden 2500 Wohnungen. In Hanau, ebenfalls eine Stadt, in der erhebliche Teile der Militäreinrichtungen geräumt werden, sind es 2500. Selbst in Büdingen sind es noch 350 "Militär"-Wohnungen. Angaben, wie viele davon schon geräumt sind, gibt es nicht.
Die Landesregierung setzt jedoch auf einen kurzfristig wirksamen, den Wohnungsmarkt entspannenden Effekt. Bislang seien bereits 15 000 der vordem 60 000 US-Soldaten abgerückt. Selbst das müsse sich am Markt bemerkbar machen, so die Staatskanzlei. In Gelnhausen und anderswo hätte man die Wohnungen schon jetzt bitter nötig. Aber man setzt in der Stadt darauf, daß sich die Lage Ende 1995 "mit einem Schlag entspannt". Spätestens dann soll eine US-Siedlung mit rund 500 Wohneinheiten ganz geräumt sein. Dem deutschen Markt soll sie nach Umbauten zur Verfügung stehen. "Die Housing in Gelnhausen könnte die erste sein, die komplett geräumt ist," heißt es.
MICHAEL GRABENSTRÖER
KREIS GROSS-GERAU. Die Diskussion um den Schwelbrand am Samstag in einem Reifenlager in Riedstadt-Goddelau hält an. Während das Landratsamt dem Unternehmen ungenügenden Brandschutz vorwirft, weist das die Firma Kurz Reifenhandelsgesellschaft zurück und kritisiert im Gegenzug die Behörden.
Rechtlich ist das Thema Reifenlager kompliziert: Greift das Abfall- oder das Baurecht? Dazu liegen gegensätzliche Urteile zweier Senate des Darmstädter Verwaltungsgerichts auf dem Tisch, steht ein höchstrichterlicher Entscheid aus.
Im Kreis Groß-Gerau gibt es zwei Reiferlager. Seit dem Großbrand an Ostern in dem Gernsheimer Lager sind viele aufgeschreckt. So erregte jetzt das Feuer in Riedstadt große Aufmerksamkeit. Gestern lobte der Erste Kreisbeigeordnete Baldur Schmitt den Einsatz der Feuerwehr in Riedstadt: "Wir hatten großes Glück, daß es nicht zu einer ähnlichen Situation wie in Gernsheim gekommen ist." Die Lage bleibe aber unbefriedigend, da dem Kreis wegen der ungeklärten Rechtslage die Hände gebunden seien.
Gegen die Betreiberfirma seien bereits zweimal "empfindliche Zwangsgelder" vollstreckt worden, weil vor allem Brandschutzauflagen nicht eingehalten worden seien. Dies betreffe insbesondere Abstände und Freihaltung von Fahrgassen. Ein erneutes Zwangsgeld sei ebenso angedroht worden wie Nutzungsverbot oder Zwangsversiegelung. Hier müsse der Kreis aber die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes abwarten.
Die Firma Kurz Reifenhandelsgesellschaft weist die Vorwürfe zurück. Das Feuer sei von Unbekannten entdeckt, gemeldet und daraufhin schnell gelöscht worden, wofür man sich bei der Feuerwehr bedanke. Bereits 1987 habe das Unternehmen Nutzung des Betriebsgeländes beantragt, die Bauaufsicht den Antrag erst im Dezember 1991 als nicht genehmigungsfähig zurückgewiesen. Gleichzeitig habe die Behörde ein Nutzungsverbot ausgesprochen, sofortigen Vollzug angeordnet und auch Zwangsgeld gefordert. Gegen alle Punkte habe das Unternehmen Einspruch eingelegt, worüber bis heute nicht entschieden sei. Gleiches gelte für den Eilantrag beim Verwaltungsgericht. Das Unternehmen: "Man hat bewußt den Nutzungsantrag zurückgewiesen, um uns in die Illegalität zu bringen, und anschließend Nutzungsverbot und Zwangsgelder festgesetzt. Anders können wir uns nicht erklären, warum über unseren Antrag vier Jahre lang bei den Behörden nicht entschieden wurde." Die Firma habe dem Bauamt vergangene Woche einen erneuten Antrag über die möglichen Nutzungsabschnitte vorgelegt.
Für Peter Mikolajczyk, Pressesprecher im Landratsamt, schlägt diese Stellungnahme "dem Faß den Boden aus". Die Firma verschweige, daß es wegen des "jahrelangen Hickhacks" mit ihr bis zum endgültigen Bescheid so lange gedauert habe. Die Firma habe damals unvollständige Unterlagen eingereicht, Mitarbeiter der Fachbehörden den Zugang zum Betriebsgelände verweigert - daraufhin hätten Ortstermine angeordnet werden müssen, ging das Genehmigungsverfahren vors Verwaltungsgericht. Dort habe es einen Vergleich gegeben, wonach die Firma bis zum 31. Oktober 1988 genehmigungsfähige Unterlagen hätte einreichen müssen. "Doch gekommen ist nichts." Bis heute fehle die Nutzungserlaubnis.
Nach Darstellung der Firma Kurz Reifenhandelsgesellschaft werden in Riedstadt anders als im Gernsheimer Reifenlager nur Reifen und keine Gummi- oder Plastikabfälle gelagert. Es bestehe wohl große Unsicherheit bei der Bevölkerung, was vermutlich darauf zurückzuführen sei, daß auch Politiker den Sachstand nur vom Hörensagen kennen. Demnächst sei ein "Tag der offenen Tür" geplant.
Das Unternehmen weist auf 38 Jahre Branchenerfahrung und umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen hin: Im Notfall stünden unter anderem mehr als 5400 Liter Wasser pro Minute aus drei Löschwasserbrunnen mit Hydranten zur Verfügung, zusätzlich Löschwasser der öffentlichen Versorgung. Die Firma habe ein Feuerwehrfahrzeug mit 740 Liter Kapazität Löschschaum angeschafft, Handfeuerlöscher seien ausreichend vorhanden. Fachleute hätten der Firma ein "sehr gut" für Brandschutz, Ordnung und Sicherheitsabstände attestiert.
Rechtliche Klarheit über Reifenlager will die Gemeinde Riedstadt nach Auskunft des Ersten Beigeordneten Wolfgang Stork. Riedstadt unterstütze entsprechende Bemühungen des Kreises. Peter Mikolajczyk rechnet noch diesen Herbst mit dem Kasseler Urteil.
Im Hintergrund steht die für Erhalt oder Schließung von Reifenlagern wichtige Frage: Greift bei solchen Einrichtungen Abfall- oder Baurecht? Davon leitet sich die Zuständigkeit der Behörden ab. Sind Altreifenlager Wirtschaftsbetriebe, ist über das Baurecht der Kreis mit seinem Kreisbauamt zuständig, für Abfallfragen dagegen das Regierungspräsidium, das ebenfalls auf baldige Klärung durch Kassel hofft und der Auffassung zuneigt, daß bei Reifenlager nicht das Abfallrecht greift. cas / lis
WEHRHEIM. Der SPD-Ortsverein Wehrheim lädt für Montag, 20. Juli, zu einer Diskussionsveranstaltung über die Ergebnisse der UN-Konferenz von Rio ein. Außerdem sollen die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen der "Nord-Süd-Trennung" Thema sein. Carl Schwemer, der an einem Entwicklungsprojekt in Tunesien beteiligt ist, wird über seine Arbeit berichten. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus. cn
Firmen-Telegramm
Harpener klagt gegen Ex-Vorstände Der Harpener-Konzern in Dortmund hat die früheren Vorstände Fritz Hauff, Markus Herzig und Jürgen Schippkühler auf insgesamt sechs Millionen Mark Schadenersatz verklagt. Die Manager hatten das Unternehmen während der Ära des Schweizer Finanziers Werner K. Rey geführt und diesem ungesicherte Kredite gewährt. EG billigt Kauf von Thomas Cook . . . Die EG-Kommission hat die Übernahme des britischen Touristikkonzerns Thomas Cook durch die deutsche Fluglinie LTU und die WestLB genehmigt. LTU und Thomas Cook operierten überwiegend auf getrennten Märkten, hieß es. . . . und stoppt Mannesmann/Hoesch Brüssel hat die geplante Gemeinschaftsfirma in der Röhrenproduktion von Hoesch und Mannesmann vorläufig gestoppt. Wegen ernster wettbewerbsrechtlicher Zweifel werde nun die zweite Phase des Prüfungsverfahrens eingeleitet, das rund vier Monate dauern kann. Neuer Chef der sächsischen Landesbank Zum neuen Chef der Landesbank Sachsen Girozentrale wird das Vorstandsmitglied der Berliner Wohnungsbaukreditanstalt, Michael Weiss (47), berufen. Er tritt die Nachfolge von Bernd Lüthje an.
AEG und Elektrolux kooperieren Die AEG Hausgeräte AG und die schwedische Elektrolux wollen ihre Kooperation in einigen Produktfeldern durch eine gegenseitige Kapitalverflechtung vertiefen. Die Schweden beteiligen sich zunächst mit zehn Prozent an der Nürnberger Firma und erhalten eine Option auf weitere zehn Prozent. Im Gegenzug erwirbt die AEG "eine dem Wert entsprechende" Wandelanleihe von Elektrolux. Die Hausgeräte-Sparte setzte im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Mark (plus 7,5 Prozent) um und legte im ersten Semester '92 vier Prozent zu. O + K baut 780 Arbeitsplätze ab Mit einem harten Sanierungsprogramm, das den Abbau von weiteren 780 Arbeitsplätzen und den Verkauf von Unternehmensteilen vorsieht, will die Baumaschinen-Firma Orenstein + Koppel aus ihren jahrelangen Schwierigkeiten herauskommen. 1991 schloß O + K mit einem Verlust von 121 Millionen Mark und einem Umsatzrückgang um sieben Prozent auf 2,3 Milliarden Mark ab. Die Zahl der Beschäftigten sank um acht Prozent auf 8400. Für den Verkauf des Zweiges Anlagen und Systeme (Umsatz: 616 Millionen Mark) erhält die Firma von ihrer Konzernmutter Hoesch 175 Millionen Mark.
Die Staatsanwälte schließen die Akte, aber die Diskussion um den Erfurter Innenminister Böck kann damit nicht zu Ende sein. Wer strafrechtlich nicht zu belangen ist, ist deshalb noch nicht politisch weiter tragbar. Zu deutlich sind selbst im Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft die Hinweise auf dubiose Praktiken bei der Vergabe der Raststätten-Lizenzen, als daß der Minister und CDU-Chef sich wirklich entlastet fühlen könnte. Nur weil der einzige "Zeuge", der Pfarrer und Geldbote Kohlmann, nicht minder dubios ist, bleibt für die Juristen kein tragfähiger Ansatzpunkt.
Wer nach dem Abgang des tristen Ex-Ministerpräsidenten Josef Duchac dachte, wenigstens jetzt würden in Erfurt wieder die immensen Probleme des Landes in den Mittelpunkt rücken, muß solche Hoffnungen von Affäre zu Affäre verschieben. Böck, der einstmals starke Mann der CDU Thüringens, kämpft nur noch ums politische Überleben. Hans- Henning Axthelm, der Sozialminister, kann nach Dienstwagen- und Hotelaffäre ebenfalls nur als Belastung gelten.
Kein Wunder, daß der neue Regierungschef Bernhard Vogel (CDU) neuerdings höchstpersönlich Spekulationen über eine mögliche Kabinettsumbildung Auftrieb gibt oder geben läßt. Er hat gemerkt, daß auch er eines Tages auf der schiefen Erfurter Ebene abrutscht, wenn er die übernommenen Altlasten nicht schleunigst los wird.
Quält Vogel sich noch lange mit ihnen, dann ist der politische Schub seines Neuanfangs endgültig dahin. Will er sie auswechseln, dann muß er bald jene Machtfrage in der eigenen, zerstrittenen Partei stellen, der er bislang noch ausgewichen ist. Die Erneuerung läßt sich nicht länger aufschieben. Sie ist, bei der aktuellen Schwäche der "Blockflöten", sogar Vogels einzige Chance. me
Der Hundedressurplatz, die Tennisanlage (im Bild), der Sport-, Reit- und Parkplatz sowie Umkleidebaracken sind fertig an der insgesamt 12,1 Hektar großen Sport- und Freizeitanlage in Offenthal. Ein Grillplatz, eine Skateboardbahn, eine Lärmschutzwand, die Bauten für den Geflügelzuchtverein sowie die verkehrliche Erschließung durch eine sogenannte Trompeteneinfahrt auf die Landesstraße 3001 müssen noch gebaut werden. Auch ist das Bebauungsplanverfahren noch nicht abgeschlossen, weil Ergänzungen wie die Skateboardanlage und Grillplatz erst später geplant wurden. Baustadtrat Walther Schliepe sagt: "Die anderen Dinge konnten wir schon bauen, weil wir dafür Vorabgenehmigungen eingeholt haben. Jetzt stehen wir unter Druck, das Verfahren abzuschließen." Dieses Jahr rechnet er nicht mehr damit.
MAIN-KINZIG-KREIS. Nach dem ersten Lampenfieber hatten alle viel Spaß, resümiert die Jugendbildungs-Referentin des Kreises, Karin Wyschka, nach einem Rhetorikkurs für junge Frauen. Bei diesem Seminar von Sportjugend und Jugendbildungswerk reflektierten die Frauen kritisch die Videoaufzeichnung ihrer ersten freien Reden.
"Klassik im Park" war in diesem Jahr erstmals nicht verregnet: Tausende kamen zum Open-air-Konzert José Carreras
begeisterte
WIESBADEN. Aufräumungsarbeiten nach einem Riesen-Spektakel vor dem Kurhaus: Mehr als 9000 Besucher auf dem Bowling Green und noch einige hundert Zaungäste hinter der Absperrung kamen am Montag abend zu dem Open-air-Konzert mit dem weltberühmten spanischen Tenor José Carreras und der ungarischen Sängerin Ilona Tokody. "Klassik im Park", in den Vorjahren buchstäblich ins Wasser gefallen, war zum ersten Mal nicht verregnet.
Das Konzert mit anschließendem Feuerwerk um Mitternacht war mindestens ebenso gesellschaftliches Ereignis wie Kunstgenuß, es bot allerdings nicht allen Wiesbadenern reines Vergnügen. Bewohner oberhalb des Kurparks registrieren zunehmend verärgert die Freiluft-Veranstaltungen großen Stils - Zirkus hinter dem Kurhaus und in den Reisinger-Anlagen und nun das Konzert auf der Wiese zwischen Theater und Kurhaus.
"Muß das wirklich sein?", fragte zum Beispiel FR-Leserin Simone B. Schließlich böten die Rhein-Main-Hallen genug Platz für solche musikalischen Mammut-Shows. Doch Kurverwaltung und begeisterte Carreras-Fans sehen das ganz anders: Sie schwärmen von der "tollen Stimmung" und wollen ähnliche Festivitäten unter freiem Himmel nicht mehr missen. (maf/FR-Bild: Heymann)
WIESBADEN. Die Eltern der Junioren in der "Kindertagesstätte Kronprinzenstraße" wollen sich nicht länger von den städtischen Behörden beschwichtigen lassen: "Wir fordern die sofortige Schließung und einstweilig andere Räume." Erneut alarmiert worden waren die besorgten Mütter und Väter von einem hydrogeologischen Gutachten, in dem von hohen Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auf dem Gelände der Kita an der Kronprinzenstraße die Rede ist: 791 Milligramm je Kilogramm Boden.
Das Sozialdezernat hat diese Werte inzwischen dementiert: "Das Ergebnis", verlautete aus dem Büro Stadtrat Hessenauers, "wurde vom Wasserwirtschaftsamt falsch interpretiert." Die Gutachter hätten die Zahlen inzwischen richtiggestellt. Deshalb bestehe auch kein Grund, die Kindertagesstätte zu schließen.
Wie mehrfach berichtet, steht der Juniorentreff auf dem Gelände des früheren Gaswerks. Dort waren große Mengen von Schlacke im Boden eingelagert worden; daraus bildeten sich im Laufe der Zeit Teerpechklumpen. Und aus diesen Altlasten wiederum strömt eine Vielzahl von Umweltgiften in den Boden.
Der angrenzende Kinderspielplatz ist deshalb auch schon geschlossen worden. Für die 130 Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte und die dort beschäftigen Mitarbeiter sah die Stadt bislang jedoch keine Gesundheitsgefahr.
Die Eltern bezweifeln, daß Gutachter- Werte falsch ausgelegt wurden und beharren auf ihrer Forderung, die Kita sofort zu schließen. Michael Künstler, Schriftführer des Elternbeirats: "Die Stadt mauert." Er argwöhnt, daß alarmierende Werte verschwiegen werden sollen, um kostspielige medizinische Untersuchungen der Kinder und hohen Sanierungsaufwand zu vermeiden.
Mittlerweile hat der Elternbeirat ein Rechtsanwaltsbüro beauftragt, die Schließung der Kita zu betreiben. Ein erster Antrag der Juristen, den Kindergarten nach der Sommerpause gar nicht erst wieder zu öffnen, scheiterte allerdings Ende vergangener Woche am Einspruch der Stadt, weil die in der Begründung zitierten Gutachterwerte auf der falschen Interpretation basierten.
Nun hat die Stadt zu einem Expertengespräch für heute abend ins Rathaus eingeladen. Die Fachleute, die die Expertise verfaßt haben, sollen dem Elternbeirat dann die genauen Untersuchungsergebnisse erläutern. maf
BONN, 14. Juli. Die Union sucht den Beistand der SPD, um den Kompromiß der Regierungsparteien zur Absicherung des Pflegerisikos auch außerhalb des Parlaments durchsetzen zu können. Wie bei der Rentenreform müsse man mit der SPD auf einen "gemeinsamen Nenner" kommen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Heiner Geißler am Dienstag. Er warb erneut dafür, die neue Sozialversicherung teilweise durch einen unbezahlten Karenztag im Krankheitsfall zu finanzieren.
Diesen Plan wies der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Heinz-Werner Meyer, ebenfalls am Dienstag zurück. Es sei Verfassungsbruch, in laufende Tarifverträge einzugreifen und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gesetzlich zu verweigern, um den Arbeitgebern einen Ausgleich für ihre Pflegebeiträge zu schaffen. Meyer warnte vor zunehmendem Unmut an der Basis in West und Ost. Noch sei jedoch zu verhindern, "daß der Deckel vom Topf fliegt". Eine Änderung bei der Lohnfortzahlung ist für Geißler dann kein verfassungswidriger Eingriff in den Kernbereich der Tarifautonomie, "wenn der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet wird". Diese Bedingung sieht er bei der Pflegeversicherung aus übergeordneten Gesichtspunkten des Gemeinwohls erfüllt. Geißler bekräftigte, daß die Absicherung der Pflege die Wirtschaft wegen der bereits hohen Lohnnebenkosten nicht belasten dürfe. Eine Kompensation sei grundsätzlich auch durch Verzicht auf einen Feiertag, wie den Pfingstmontag, möglich. Doch sei der Übergang zu einer "Selbstbeteiligung bei der Lohnfortzahlung durch den Wegfall der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag" der verfassungsrechtlich sicherste Weg.
Mit Blick auf die SPD und Gewerkschaften unterbreitete Geißler fünf Vorschläge, um den Selbstbehalt "sozial verträglich" zu machen. Der Versicherte müsse auch die Wahl haben, entweder acht Stunden zusätzlich zu arbeiten oder einen Urlaubstag zu opfern. Der Wegfall der Lohnfortzahlung oder eines Ferientages müsse auf maximal zwei oder drei Tage jährlich begrenzt werden. Bei Mutterschaft, Arbeitsunfällen und Einweisung ins Krankenhaus will Geißler auf einen Lohnausfall verzichten. Für chronisch Kranke fordert er eine Sonderregelung. Und wer länger als acht bis zehn Tage krank sei, behalte die Lohnfortzahlung auch am ersten Tag.
GELNHAUSEN/WIESBADEN. Mindestens 50 ehemals von US-Militärangehörigen genutzte Wohnungen auf dem "freien Wohnungsmarkt" außerhalb der Kaserne und der US-Siedlungen stehen in Gelnhausen leer.
Die amerikanischen Dienststellen zahlen dafür weiter Miete, obwohl die Bleiben mit Sicherheit nicht mehr von Militärangehörigen genutzt werden. Nach einer Aufstellung der Wiesbadener Staatskanzlei sind im Bereich der Militärgemeinde Gelnhausen, die auch umliegende Gemeinden umfaßt, 614 Wohnungen von US-Angehörigen auf dem freien Markt gemietet worden.
Ein Teil davon ist durch langfristige Mietverträge, die Mietzahlungen deutlich über dem bundesdeutschen Niveau vorsahen, über mehrere Jahre vertraglich gebunden worden. Vermieter wollen jetzt auf diese garantierten Mieteinnahmen, die nach Angaben aus der Stadt bei ganz normalen Wohnungen in ganz normalen Lagen teilweise bei 15 Mark pro Quadratmeter und mehr lagen, nicht verzichten. Sie bestehen auf Einhaltung der Mietverträge. Derzeit gibt es nach Angaben des Hauptamtsleiters in Gelnhausen, Michael Schwab, 400 Wohnungssuchende, die in Gelnhausen eine kostengünstige Sozialwohnung suchen. Schwab, der davon spricht, daß die derzeit leerstehenden Wohnungen dringend benötigt werden, hofft auf eine schlagartige Lösung der Wohnungsprobleme, wenn spätestens Ende 1995 die US-Housing geräumt ist. Nach Informationen der FR könnte die Wohnanlage mit rund 500 Wohnungen als erste US-Housing Hessens komplett zurückgegeben werden. gra (Siehe auch Hessenseite)
Notdienste
Ärzte Bad Homburg / Friedrichsdorf / Oberur- sel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfezentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Nord-Apotheke, Bad Homburg, Gluckensteinweg 91, Tel. 3 88 18.
So.: Liebig-Apotheke, Bad Homburg, Graf-Stauffenberg-Ring 3, Tel. 3 14 31 und Rosen-Apotheke, Bad Homburg-Ober-Erlenbach, Wetterauer Straße 3 a, Tel. 4 14 89.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Birken-Apotheke, Oberursel, Kurmainzer Straße 85, Tel. 7 18 62.
So.: Dornbach-Apotheke, Oberstedten, Hauptstraße 19, Tel. 0 61 72 / 3 72 34 und Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2, Tel. 7 51 20.
Usinger Land. Sa.: Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Tel. 0 60 81 / 51 62; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstraße 6, Tel. 0 60 84 / 22 92; und Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2, Tel. 0 60 81 / 4 87.
So.: Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Tel. 0 60 81 / 51 62; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstraße 6, Tel. 0 60 84 / 22 92; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2, Tel. 0 60 81 / 4 87.
Kronberg/Königstein. Sa.: Alte Apotheke, Königstein, Limburger Straße 1a, Tel. 0 61 74 / 2 12 64.
So.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Straße 15, Tel. 0 61 73 / 7 93 35.
Wer sich auf die Meldung "VHS bereitet berufliche Rückkehr von Frauen vor" (FR vom Samstag) bei der Volkshochschule gemeldet hat, dürfte sich gewundert haben. Drei der angegebenen Telefonnummern waren nicht besetzt, und bei der vierten Nummer - übrigens die einzige, bei der überhaupt jemand zu erreichen gewesen wäre - war eine Drei zuviel.
Wie Alfred Pfeil, der Leiter der Volkshochschule sagt, sei die Urlaubszeit daran schuld. Im Augenblick gebe es kein Personal, um besagte Nummern zu besetzen. Und daran wird sich auch in der nächsten Woche nichts ändern: Frauen, die trotzdem noch am Bürolehrgang interessiert sind, können bei der VHS unter der Nummer 21 23 83 80 anrufen. In zwei Wochen sollen auch die übrigen Nummern wieder besetzt sein. wob
Im Gutachten fehlt die genaue Kostenberechnung Gegner der Nordumgehung haben neue Erkenntnisse Von Claudia Nenninger USINGEN. Die jüngste Verschiebung der Usinger Nordumgehung vom Jahr 2000 auf das Jahr 2010 hat die "Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Usinger Landschaft" wieder auf den Plan gerufen. Die Gegner der Nordumgehung, die sich für einen Gegenvorschlag zur Entlastung der Innenstadt einsetzen, legten die ersten Ergebnisse ihrer Prüfung der bisherigen Entscheidungsgrundlagen vor. Ihr Fazit: Weitere Planungen sind sinnlos. Die umstrittene Straße wird sich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Die Usinger Landschaftsschützer stützen ihr Urteil im wesentlichen auf die Ernte, die sie inzwischen auf zwei Untersuchungsfeldern eingefahren haben. Erstens überprüften sie die "Verkehrsuntersuchung Usingen" von Professor Schnüll (Universität Hannover), wo sie "schwerwiegende Fehler" entdeckten. Zweitens durchforsteten sie die jüngste Gesetzgebung in Sachen Landschafts- und Wasserschutz, die dem Umweltschutz stärkeres Gewicht verleiht.
Robert Dickler, der Zweite Vorsitzende der Interessengemeinschaft, verbrachte seinen letzten Urlaub bei Behörden - unter anderem auch im Straßenbauamt Weilburg, wo er sich durch die acht umfangreichen Bände der Studie von Professor Schnüll arbeitete. In Band fünf stieß er unter dem Aspekt "Wirtschaftlichkeit" auf einen "sehr harten Satz" (siehe Kasten). Seine Übersetzung der Bürokratensprache: "Dahinter steckt eine ganz große Lücke von der Kostenseite. Der Nutzen wird in dem Gutachten berücksichtigt, die Kosten aber sind es nicht."
Dieser "Blankoscheck" schließe die finanzielle Seite der gewaltigen Umweltzerstörung, die durch "Rückbau" und "Rekultivierungsmaßnahmen" eingestanden werde, einfach aus. Das gelte ebenso für die "innerörtliche Umgestaltung" Usingens. Die künftige Sperrung der Innenstadt für den Durchgangsverkehr verleihe aber dem Vorhaben erst seinen Sinn.
Dickler wundert sich außerdem über die "Mischung aus Politik und Wissenschaft", die sich auf diese Vorgabe einigten. "Da wird ein Auftrag für ein unabhängiges Gutachten an eine Uni vergeben, und die ,begleitende Arbeitsgruppe' aus Vertretern der Stadtverwaltung und des Straßenbauamtes greift ein."
Die zweite Stütze der Nordumgehungs- Gegner ist die jüngste Gesetzgebung. Zwei Verordnungen zum Landschafts- und Wasserschutz, die seit dem gültigen Raumordnungsplan von 1986 in Kraft getreten sind, lassen die bisherigen Planungen nach Ansicht der Interessengemeinschaft "bedenklicher als je" erscheinen. Im Februar 1991 wurde das "Landschaftsschutzgebiet Taunus" ausgeweitet; im Juli 1991 das "Wassergewinnungsgebiet Usatal". Die Folge: Die neue Trasse würde nicht mehr nur am Rande sondern mitten durch die ökologisch wertvollen Flächen führen.
"Auch wir halten die Belastung der Bewohner der Innenstadt für unerträglich und wollen eine Entlastung", betont der Erste Vorsitzende Fritz Petri. Der bekannte Gegenvorschlag: Bestehende Straßen im Süden (Brandholz- und Heisterbachtrasse) auszubauen. "Das kostet weniger Steuermittel und zerstört weniger Landschaft", sagt Petri und erinnert daran, daß der Ausbau der Westerfelder Straße schon seit zehn Jahren geplant sei.
Im Zusammenhang mit der jüngsten Verschiebung registrierten die Nordumgehungsgegner neue Töne aus dem Rathaus. Dort wird über ihre Lösung laut Bürgermeiser Detlef Ortmann mittlerweile als "Zwischenlösung" nachgedacht.
BAD HOMBURG. Vor allem zeitgenössische Musik, aber auch Melodien aus dem Barock und der Klassik stehen auf dem Programm des "Posaunenquintett Berlin", das am Dienstag, 21. Juli, um 19.30 Uhr im Bad Homburger Schloßhof spielt. Die vier Posaunisten, Absolventen der Berliner Hochschule für Musik, wurden 1983 durch Jens-Peter Erbe und seine Tuba verstärkt, und treten seitdem nur noch als Posaunenquintett in Erscheinung.
Schon das sichert ihnen die Aufmerksamkeit des Publikums, da es in Deutschland kein zweites Ensemble in dieser Besetzung gibt. Vor allem aber bestechen sie bei ihren Auftritten durch ihr akzentuiertes Spiel und ihr Repertoire, mit dem sie beweisen, daß auch Melodien aus der Unterhaltungsmusik Moden überdauern, beständig sein können. Eine Komposition des 1990 verstorbenen amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein zählt genau so zum Programm wie eine Suite für "fünff-stimmige blasende Music" von Johann Christoph Pezelius aus dem Jahre 1685.
Das Konzert findet bei schlechtem Wetter in der Schloßkirche statt. Karten für zehn Mark sind beim Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 06172 / 121310) oder an der Abendkasse zu bekommen. ca
Die evangelische Dietrich-BonhoefferGemeinde (Nordweststadt), ThomasMann-Straße 10, bietet Gruppentreffs an: Frauenrunde: montags, 20 Uhr; Seniorentanz: mittwochs, 10 Uhr; Folkloregruppe: freitags, 18.15 Uhr; Mutter-und-Kind-Treff: donnerstags, 15 Uhr; Senioren-Gymnastik: dienstags, 9.30 Uhr. Auskunft gibt's unter Tel. 57 46 65. gn
MAIN-KINZIG-KREIS. Radeln will geübt sein. Die AOK Main-Kinzig rät allen, die Lust zu einer längeren Tour haben, sich erst einmal mit einem Ausflügchen in die Umgebung und dann vielleicht mit einer Wochenendfahrt mit Übernachtung darauf vorzubereiten. Das Sitzen im Sattel schone zwar Wirbelsäule und Gelenke, doch solle auch dabei nicht vergessen werden, Pausen einzulegen.
DGB-Chef Meyer kündigte für den Frühherbst Proteste der Arbeitnehmer zur Verteidigung der Tarifautonomie, der Lohnfortzahlung und der Arbeitsplätze in der Ex-DDR an. Die Beschäftigten würden nicht warten, bis Karlsruhe die Verfassungswidrigkeit der Pflegegesetze feststelle. Meyer bezweifelte allerdings, daß das Parlament überhaupt ein Gesetz verabschiedet. Das Koalitionsgezänk über die Kompensation für Unternehmer führe wahrscheinlich dazu, daß nach der Sommerpause die Pflegeversicherung "in den Orkus gefallen ist". Meyer lehnte zudem eine Kompensation durch niedrigere Gewerbesteuern ab.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat am Dienstag, wie Reuter ergänzend meldet, die Referentenentwürfe für die Reform des Gesundheitswesens vorgelegt und damit seine Gesetzespläne zur Kostendämpfung auf den Weg gebracht. Mit dem Gesundheits-Strukturgesetz will die Bundesregierung die Ausgabenexplosion bei den Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) abbremsen sowie unwirtschaftliche Strukturen beseitigen. Um kurzfristig weitere Beitragssatzerhöhungen zu vermeiden, sollen die GKV-Ausgaben von 1993 bis 1995 nur noch so stark steigen wie die beitragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder.
Seehofer will bei der Kostendämpfung vor allem die Krankenhäuser heranziehen. Auch im ambulanten ärztlichen Bereich werde eine "Sofortbremsung" vorgenommen: Die Vergütungen der Kassenärzte und -zahnärzte sollen langsamer steigen. Die Pharmaindustrie soll durch Senkung bestimmter Medikamentenpreise ihren Beitrag leisten. Die Versicherten will Bonn durch niedrigere Zahnersatzleistungen an der Sparaktion beteiligen.
an: nac
von: gam
Urlaub
Liebe Kollegen, jetzt mache ich URLAUB, und zwar vier Wochen lang. Ab 13.August bin ich wieder im Einsatz. Euch allen wünsche ich einen schönen Sommer, und mir auch. Gruß, Gamillscheg
Einen offenen Treff für Männer ab 25 Jahren wird jeden zweiten Donnerstag im Monat angeboten - und zwar immer im Gemeindehaus der Festeburggemeinde (An der Wolfsweide 54-58). uv
Tanzsportclub Schwarz-Weiß-Blau (TSC) der TSG Nordwest 98: Der Verein bietet wieder für Sechs- bis Achtjährige Nachwuchstänzer "Kindertanzen" an: jeweils freitags ab 17.30 Uhr im Klubhaus "Fidele Nassauer", Wenzelweg 21. uv
PFUNGSTADT. Für seine individuelle Betreuung rund um die Uhr bezahlt ein 85jähriger alleinstehender und schwerbehinderter Mann an Pfungstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) monatlich 4500 Mark an einen professionellen Pflegedienst in Bensheim. Trotzdem ist er am Montag abend nach einer offenkundig groben Fahrlässigkeit seines Betreuers nur durch die zufällige Aufmerksamkeit eines Nachbarn vielleicht einem schweren Unfall entgangen. Ein Polizeisprecher in Darmstadt: "Mittlerweile ist Strafanzeige erstattet worden, und wir haben die erforderlichen Ermittlungen eingeleitet".
Bei den bisherigen Nachforschungen der Polizei stellte sich heraus, daß der querschnittsgelähmte Mann von seinem Pfleger nach 20 Uhr in seinem Rollstuhl auf den Hof des Anwesens gefahren worden war. Dort ließ man ihn stehen. Dann geschah das Unverständliche: Der Pfleger schloß die Wohnung ab, steckte den Schlüssel ein, ging weg und kehrte erst nach mehr als zwei Stunden wieder zurück.
Warum er sich so verhielt, ist die Kernfrage des angelaufenen Ermittlungsverfahrens. Eine Antwort darauf konnte der Polizeisprecher gestern nicht geben. Auf der leicht abschüssigen Hoffläche, so das erste Untersuchungsergebnis, setzte sich der Rollstuhl des 85jährigen langsam in Bewegung. Durch eine offene Einfahrt rollte er über den Gehsteig auf die Fahrbahnmitte der vorbeiführenden Straße. Erst dort kam er zum Stehen.
Das sah zufällig ein Nachbar und handelte reaktionsschnell. Er eilte aus dem Haus und brachte den Schwerbehinderten in Sicherheit, bevor sich Schlimmeres ereignen konnte. Da dessen Wohnung verschlossen war, wurde die Polizei eingeschaltet. Im Kreiskrankenhaus in Jugenheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) wurde der Querschnittsgelähmte schließlich über Nacht aufgenommen. Eine Sozialarbeiterin übernahm die weitere Betreuung. Der Pflegedienst in Bensheim war derweil nicht zu erreichen. Ein automatischer Anrufbeantworter verwies auf einen anderen Telefonanschluß, bei dem der Hörer jedoch nicht abgehoben wurde. RÜDIGER BREUER
Die französischen Kalender vermerkten den Nationalfeiertag des Sturms auf die Bastille, als Michel Albert, der 62jährige Chef der viertgrößten Versicherung des Landes, gestern morgen in Paris ein Privatflugzeug bestieg und Kurs auf Aachen nahm. Fast zwei Jahre lang hatte sich der dort ansässige Allfinanzriese AMB gegen einen Einstieg der von Albert geleiteten AGF zur Wehr gesetzt. Als Argument diente ihm dabei vor allem das Instrument der vinkulierten Namensaktien, dessen Fortbestand im EG-Binnenmarkt als fraglich gilt.
So entbehrte es nicht einer deutlichen Symbolik, daß Alberts Maschine ausgerechnet in Maastricht, dem Geburtsort der Europäischen Währungsunion, landete und der Manager von dort im Auto in die verregnete Grenzstadt weiterreiste. Als der Franzose am Abend Aachen wieder verließ, war der Friedensschluß zwischen den beiden ehemals verfeindeten Gesellschaften auch äußerlich besiegelt: Mit großer Mehrheit wurde Albert in den AMB-Aufsichtsrat gewählt.
Mögliche Synergieeffekte für die Zukunft sieht Albert noch recht allgemein vor allem beim Marketing und im Rückversicherungsgeschäft. Weder die Pariser noch die Aachener Gesellschaft hätten bislang "internationale Größe", erläuterte er. Hier solle eine "richtige Partnerschaft" Vorteile bringen. Sein Haus sei besonders an den Erfahrungen der AMB-Tochter Cosmos beim Direktvertrieb interessiert.
Fragezeichen stehen derweil hinter dem zweiten "Neuling" im AMB-Aufsichtsrat: dem Verwaltungsratschef der italienischen Versicherung La Fondiaria, Camillo De Benedetti. Die Florentiner Assekuranz ist mit rund 20 Prozent der zweitgrößte AMB-Aktionär. Sie steht aber unter starkem Spar-Zwang und könnte gar genötigt sein, ihr AMB-Paket eines Tages zu versilbern. Spätestens dann könnte der Streit zwischen Aachen und Paris wieder aufbrechen. Es sei fest vereinbart, "daß die AGF ihre Beteiligung auf 25 Prozent plus einer Aktie beschränkt", behauptet AMB-Finanzvorstand Wilfried Boysen. Eine solche Übereinkunft, heißt es im Umkreis der AGF, sei nie getroffen worden. doe
"Einkochen" - das ist hochdeutsch. Unsere Großmütter haben "eingeweckt". Das kommt aber lediglich von dem Namen der Firma Weck, die ein geschütztes Warenzeichen hat. In Frankfurt hört man auch immer wieder, daß "eingerext" wird. Dies wiederum geht auf die Firma "Rex" zurück. Sie haben unterschiedliche Gläser, die Gummiringe sitzen anders auf.
Immer wieder wird nach dem Unterschied zwischen Gelee, Marmelade und Mus gefragt. Ist aber ganz "klar" - der Gelee. Da werden die Früchte im Entsafter gekocht und auf einen halben Liter Saft etwa ein Pfund Zukker gegeben. Man muß probieren, ob der Gelee dann, erneut aufgekocht, dick wird. Sonst noch Zucker (oder gleich Gelierzucker) dazugeben. In der Marmelade hingegen bleiben die Früchte ganz oder in Stücken drin.
Mus entsteht durch längeres Kochen der Früchte mit wenig oder gar keinem Zuckerzusatz. Auch hier wird Wasser entzogen und das Mus deshalb haltbar. Am häufigsten werden Zwetschen, Äpfel und Birnen zu Mus verarbeitet.
Wichtig für Anfänger: Obst und Gemüse stets bis Unterkante des Glasrandes füllen. Bei Wurst und Fleischpasteten bleiben diese aber, je nach Glashöhe, ein Drittel tiefer als die Unterkante, weil das Fett beim Erhitzen Quellraum braucht.
Die verschiedenen Kochzeiten und Temperaturen lassen sich hier nicht alle darstellen. Grundsätzliches rät Rosemarie Müller, Leiterin des Studios Hauswirtschaft der Maingas AG: Während beispielsweise grüne Bohnen mit 60 Minuten Kochzeit bei 100 Grad am längsten brauchen, genügen für Kirschen, Pfirsiche oder auch Mirabellen und Reineclauden 30 Minuten bei 80 bis 90 Grad. Wer diese Regeln nicht beachtet, riskiert, daß zu viele Vitamine verlorengehen.
Es gibt auch unterschiedliche Regeln für Gasbacköfen oder Elektroherde. Kommt in der Röhre Wasser hinzu, wird die 100-Grad-Temperatur noch erhöht. "Das mit den Vitaminen beginnt schon beim Früchtewaschen", sagt Rosemarie Müller. Unter fließend Wasser verlieren sie weniger davon, als wenn man das Obst in Wasser legt. "Kompott sollte man so kurz wie möglich" kochen, bei Erreichen der 100 Grad "sofort runtergehen auf 70 Grad oder ganz ausdrehen". Schließlich sollen die Kirschen nicht zu Matsch werden. -vau
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KÖNIGSTEIN. "Nur nicht passen" heißt es am Dienstag, 21. Juli, wieder im Falkensteiner Bürgerhaus. Der 1. Königsteiner Skatclub lädt Mitglieder und Gäste für 19 Uhr zum Kleinen Preisskat.
Die alten stromfressenden Elektro- Geräte in Küche und Waschküche raus - dafür neue und stromsparende rein. Mit 100 Mark in bar subventioniert von Herbst an ausgerechnet Deutschlands größter Energieversorger eine bislang einmalige Umtauschaktion. 100 Millionen Mark liegen dafür in einem Sondertopf. Die RWE Energie will auf diese Weise den Spar- Willen ihrer Kunden belohnen.
Begünstigt sind die Haushaltssparten Kühlen, Gefrieren, Waschen und Spülen. Gezahlt wird, wer eine entsprechende Anschaffung nachweisen kann. Einziger Haken: Das neue Großgerät muß deutlich weniger Energiehunger zeigen als der Durchschnitt. Was darunter zu verstehen ist, muß erst der Zentralverband der Elektrotechnik und Elektronik-Industrie (ZVEI) in Frankfurt festlegen. Die familiäre Kauffreude trüben könnte freilich der meist überdurchschnittliche Anschaffungspreis eines solchen modernen Typs. Die 1000-Mark-Grenze ist da schnell überschritten.
RWE-Energie-Chef Dietmar Kuhnt gibt sich redlich Mühe, um den scheinbaren Widerspruch der ungewöhnlichen Aktion aufzuklären - auf der einen Seite die Notwendigkeit, immer mehr Strom zu verkaufen, auf der anderen die eher geschäftsschädigende Ermunterung, eben diesen Verbrauch zu bremsen. Immerhin errechnen die Essener ein damit verbundenes Einsparpotential bei den in Frage kommenden insgesamt drei Millionen Kleinkunden von zusammen 210 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Grob gerechnet sind das auch 30 Millionen Mark Mindereinnahmen für die RWE.
Die Antworten auf diese Frage sind verschwommen. Aber sie fördern die Erkenntnis, daß die Essener Sonderaktion zumindest zweierlei bewirkt: Zum einen jubelt wohl die Elektroindustrie ob der unverhofften Verkaufsförderung ihrer "weißen Ware". Auf der anderen Seite bleibt für die Essener der das Image fördernde Eindruck, ausgerechnet als Energieproduzent dem Einspargedanken Impulse zu geben und dabei zugleich dem Umweltschutz einen Dienst zu leisten. Dank der Aktion sollen in Deutschland künftig 120 000 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft gehen. Kuhnt ergänzt, durch verbesserte Stromnutzung werde auch der künftige Zubaubedarf an Kraftwerken gebremst. spi
SPD bereitet Verfassungsklage vor Partei hält Einsatz in der Adria für Verstoß gegen Grundgesetz Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 14. Juli. Der Einsatz deutscher Soldaten außerhalb der NATO wird voraussichtlich schon bald das Bundesverfassungsgericht beschäftigen. Am Dienstag zeichnete sich ab, daß die Bundesregierung am heutigen Mittwoch die Teilnahme der Bundesmarine an der Seeüberwachung der jugoslawischen Küste beschließen wird. Die SPD zeigte sich daraufhin zum Gang nach Karlsruhe entschlossen. Gegner wie Befürworter einer Beteiligung deutscher Soldaten an UN-Aktionen hoffen inzwischen auf einen Spruch des höchsten Gerichtes, da es weder in der Koalition noch zwischen Regierung und Opposition Annäherungen in dieser Frage gibt. Die SPD bereitet sich nach Angaben ihrer stellvertretenden Fraktions- und Parteivorsitzenden Hertha Däubler-Gmelin "auf alle Eventualitäten" vor. Der Vorstand der Fraktion wird am Donnerstag über die Einzelheiten der Klage entscheiden. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karsten Voigt, sagte in einem Gespräch mit der FR, der Tenor der Klage, zu der man sich schon grundsätzlich entschieden habe, hänge von der Begründung der Regierung für ihre Entscheidung ab.
Auf Antrag der SPD tagen am Donnerstag die Bundestags-Ausschüsse für Auswärtiges und für Verteidigung, um sich mit dem Jugoslawien-Engagement der Bundesrepublik zu beschäftigen. Innerhalb der FDP regt sich inzwischen auch Widerspruch gegen die von der Westeuropäischen Union (WEU) und der NATO geplante Aktion, mit der die über Serbien und Montenegro verhängten UN- Sanktionen überwacht werden sollen. Der innenpolitische Sprecher der FDP- Fraktion, Burkhard Hirsch, nannte die Absicht der Regierung eine "politische Provokation" und einen Bruch der Verfassung. Dem Kabinett warf er vor, unter Gefährdung von "Leben und Gesundheit deutscher Soldaten" eine Verfassungsänderung durch "immer eindeutigere militärische Einsätze zu präjudizieren".
Der geplante Einsatz des Zerstörers "Bayern" und mehrerer Luftaufklärungs- Flugzeuge der Bundesmarine hat nach Ansicht von Voigt nichts mehr mit humanitären Aufgaben zu tun, denen die SPD bislang immer zugestimmt habe. Außerdem handele es sich weder um einen NATO-Fall noch um eine Blauhelm-Aktion der UN. Nach entsprechenden Äußerungen aus dem Verteidigungsministerium und aus der WEU befürchtet Voigt, daß die Kriegsschiffe nicht nur überwachen, sondern auch "abschrecken" sollen. Bei solcher "militärischer Drohpolitik" sei die "Grenze zum Einsatz fließend".
Am Wochenende hatte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) mehrfach telefonisch versucht, die Zustimmung der SPD zum Einsatz in der Adria zu bekommen. Nachdem ihm diese verweigert worden war, haben er und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) sich offensichtlich entschlossen, das Risiko einer Klage einzugehen. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sie zuverlässigen Informationen zufolge darin bestärkt. Der geplante Einsatz kollidiere nicht mit der Verfassung.
(Siehe auch Seite 3)
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ptz BONN. Postminister Christian Schwarz-Schilling will in den nächsten zwölf Monaten prüfen, ob und wie das Monopol der Telekom im Fernsprechverkehr gelockert werden könnte. Bisher ist eine "Vermittlung von Sprache für andere" durch private Anbieter nicht erlaubt. Allerdings werden Netze von Firmen heute schon für den internen Telefonverkehr genutzt. Das Postministerium schließt nicht aus, daß das gesetzliche Verbot solcher Dienstleistungen für Dritte bereits unterlaufen wird.
Unmittelbar bevorsteht der Erlaß einer Verwaltungsvorschrift "Telefondienstmonopol". Diese soll Pflichten und Rechte der Telekom gegenüber Fernsprechteilnehmern klarer definieren. Unter anderem ist vorgesehen, der Post-Tochter eine zeitliche "Zielgröße" für den Anschluß eines neuen Telefons vorzugeben. Danach soll ein Gerät in der Regel innerhalb von 15 Tagen installiert sein. Allerdings handelt es sich hierbei um keinen einklagbaren Anspruch; auch sind die neuen Bundesländer ausgenommen. Bislang ist die Telekom lediglich verpflichtet, den Anschluß "unverzüglich" bereitzustellen. Was dies bedeutet, steht freilich nirgends.
Der CDU-Politiker erwägt außerdem, privaten Unternehmen befristete Satellitenlizenzen für den Fernsprechverkehr mit Staaten in Osteuropa zu erteilen. Entsprechende Ausnahmen gibt es bereits für die Kommunikation in und mit den neuen Bundesländern.
HÖCHST. Motorraddiebe haben am Montag auf dem Justinuskirchplatz zugeschlagen. Zwischen 19 und 22 Uhr verschwand dort eine weinrote 500er Yamaha mit dem Kennzeichen F - Y 421. Wert: rund 7000 Mark. leo
ERFURT, 14. Juli. Thüringens Innenminister und CDU-Parteichef Willibald Böck (dpa-Bild) sieht sich in der "Raststätten-Äffäre" politisch entlastet. Die Staatsanwaltschaft Erfurt stellte die strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn jetzt mangels "hinreichendem Tatverdacht" ein, bestätigte aber gleichzeitig einige "verdachtserregende Umstände". Böck sagte am Dienstag in Erfurt, der Einstellungsbescheid drücke aus, daß an den Vorwürfen gegen ihn "nichts mit Beweiskraft" dran sei.
Ausschlaggebend für die Einstellung des Verfahrens wegen des Verdachts der Vorteilsnahme war für die Staatsanwaltschaft, daß sie den Beichlinger Pfarrer Hans-Werner Kohlmann nicht als glaubwürdig einstufte. Kohlmann will Böck Ende 1990 insgesamt 45 000 Mark Schmiergeld des hessischen Unternehmers Stutz überbracht haben. Die Firma Stutz war am Betrieb der thüringischen Autobahn-Raststätten interessiert. Böck räumte lediglich ein, 20 000 Mark von dem Pfarrer erhalten zu haben - mit der Bemerkung: "Von Parteifreunden aus Hessen, die ungenannt bleiben möchten." Erst im Mai 1991 habe er "Hinweise" erhalten, daß das Geld "von dem Unternehmer Stutz herstammen könnte", sagte Böck der Staatsanwaltschaft zufolge aus.
Die Staatsanwälte bewerteten die Angaben Kohlmanns, der zwischenzeitlich auch unter Verdacht der Zusammenarbeit mit der DDR-Staatssicherheit geriet, als "in mehreren Punkten objektiv unzutreffend oder widersprüchlich". Sie sehen bei dem inzwischen suspendierten Pfarrer ein "gesteigertes Geltungsbedürfnis" und hegen gegenüber dessen Aussagen "derart viele Zweifel", daß diese nicht "Grundlage einer Anklage" sein könnten - zumal Kohlmanns Verteidiger selbst beantragt habe, ein Gutachten zur Vernehmungs- und Zurechnungsfähigkeit des Pfarrers einzuholen.
Als "verdachtserregend" bewerten die Staatsanwälte jedoch unter anderem die von Böck eingeräumte Art der Geldübergabe. Es sei "zumindest ungewöhnlich, daß ein Landtagsabgeordneter in der Kantine des Landtages einen nicht unerheblichen Geldbetrag in Empfang nimmt, ohne dazu eine Erklärung zu verlangen".
Daß Böck im Sinne der Stutz-Gruppe auch nach Hinweisen auf die Herkunft des Geldes (Mai 1991) noch "vereinzelt tätig geworden" ist, halten die Staatsanwälte für strafrechtlich nicht relevant. Es sei "nicht eindeutig festzustellen", ob bei den Interventionen Böcks zugunsten der Firma "ein Zusammenhang" zu der Geldzahlung bestanden habe. "Möglich" sei auch, daß der Minister allein wegen des "nachhaltigen Drängens" des Stutz-Anwalts aktiv geworden sei. Eine Strafbarkeit wegen Vorteilsnahme entfalle schon deshalb, "weil der Beschuldigte den unwiderlegt gutgläubig entgegengenommenen Geldbetrag bereits verbraucht hatte, als er Hinweise auf dessen Herkunft erhielt", hieß es weiter bei der Staatsanwaltschaft.
Böck kündigte an, er wolle seine Strafanzeige gegen Kohlmann aufrechterhalten und auf einem Richterspruch bestehen. Gegenüber der FR sagte der Minister, in der ganzen Affäre sei von den Medien "ein Riesen-Ballon aufgezogen" worden. (Siehe auch Seite 3)
Mit der Notlage an Kindergartenplätzen in Offenthal scheint es vorbei zu sein. Denn mit dem Erweiterungsbau am Kindergarten Friedhofstraße kann nach den Sommerferien wieder der vierzügige Betrieb in dieser Stätte aufgenommen werden. 22 Kinder erhalten einen Platz. Nach Kenntnis von Bürgermeister Abeln steht dann nur noch ein Kind auf der Warteliste in Offenthal. In dem Kindergarten Rückertsweg sind noch vier Plätze derzeit frei.
Noch vor dem geplanten Bauabschluß, Ende Juli, sind die Arbeiten bereits jetzt fertiggestellt worden. Baustadtrat Walther Schliepe bezeichnete die Aufgabe der Erweiterung des in Plattenbauweise erstellten Gebäudes als nicht einfach. Denn ein gleichgearteter Plattenanbau sei bautechnisch nicht möglich gewesen.
Statt dessen setzten die Architekten zwei Holzflügel seitlich an den Kindergarten. Es entstand so zusätzlich eine Nutzfläche von knapp 50 Quadratmeter. Davon werden ein Raum als Werkraum (26,52 Quadratmeter) und ein anderer als Personalraum (23,12 Quadratmeter) genutzt. Die Kosten betrugen insgesamt 247 000 Mark. Die Besonderheit: Für die Holzflügel wurden nur umweltfreundliche Materialien wie Holzschutzmittel und Farben genutzt.
USINGEN. Der Naturkostladen "Momo" in der Neutorstraße 9 kann in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß veranstaltet der Laden ein Preisrätsel, bei dem als erster Preis eine einwöchige Reise für zwei Personen nach Österreich in die Ramsau zu gewinnen ist.
Als zweiter Preis winkt eine Getreidemühle. Den dritten Gewinner erwartet ein Geschenkkorb mit vielen "Naturköstlichkeiten". Die Auslosung erfolgt unter notarieller Aufsicht am 9. August. FR
Vorteil Deutschland. Wenn es nach der digitalen Uhr am Rande des Centre Court geht, dann liegt das deutsche Federation- Cup-Team im Rennen zum gerne als Traumfinale titulierten Endspiel um die Tennis-Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen am Sonntag in Frankfurt um wenige Minuten vorne. Titelverteidiger Spanien, das als schärfster Gegner von Steffi Graf und Co. gilt, brauchte am Dienstag zum Einzug in die zweite Runde ein paar Minuten länger als tags zuvor das deutsche Team, um Belgien zu besiegen. Mit 1:6, 4:6 hatte Dominique Monami das Nachsehen gegen die Weltranglisten- Achte Conchita Martinez, Spaniens große Olympia-Hoffnung Arantxa Sanchez fertigte Sabine Appelmans mit 6:1, 6:2 ab.
Am zweiten Tag auf der Tennisanlage am Waldstadion servierten die vermeintlichen Außenseiter den etablierten Tennis-Nationen manch ungenießbares Häppchen. Unverdaulich war für Nathalie Tauziat, Nummer 13 der Weltrangliste, was ihr die 101 Ränge hinter ihr plazierte Chinesin Li Fang auf Court acht auftrug. Mit 6:1, 6:7 (5:7), 6:3 ließ die Asiatin die Französin abblitzen. Dagegen hatte Mary Pierce beim 6:2, 6:2 keine Mühe gegen Chen Li. Das Doppel entschieden die Französinnen (Nr. 4) zu ihren Gunsten. Dagegen mußten die ebenfalls gesetzten bulgarischen Schwestern Katerina und Magdalena Maleewa gegen das australische Duo Rachel McQuillan/Nicole Provis die Segel streichen. Provis (38) deklassierte Katerina (11) mit 6:3, 4:6, 6:0. Die tschechoslowakischen Mitfavoritinnen Radka Zrubakova und Jana Novatna setzten sich gegen Anna-Maria Foldeny und Andrea Temesvari (Ungarn) durch.
Deutschland - Spanien, das wäre sicher die Begegnung, die den Centre Court mit seinen knapp 7000 Sitzplätzen füllen könnte. Zunächst mußten die Weltmeisterinnen aber mit der wenig weltmeisterlichen Kulisse von etwa 1800 Zuschauern vorliebnehmen. Müde sei sie noch etwas gewesen, sagte Conchita Martinez, die am Wochenende das Turnier in Kitzbühel erfolgreich beendet hatte. "Ich hoffe, daß es demnächst besser läuft", war die 20 Jahre alte Spanierin noch nicht so recht zufrieden. In der Tat profitierte sie von einer Menge von Fehlern, die Dominique Monami produzierte.
Auf die Mithilfe ihrer Konkurrentin, obwohl auch diese sich allzu mildtätig zeigte, war die Nummer fünf der Weltrangliste nicht angewiesen. Mit ihrem spektakulären beidhändigen Rückhand- Knaller verschaffte sich Arantxa Sanchez immer wieder Respekt und vor allem Punkte gegen Sabine Appelmans. Die Belgierin, die zwar variationsreiches Tennis zeigte, war dem enormen Druck der Katalanin jedoch nicht gewachsen.
Nur wenige Fehler habe sie im ersten Satz gemacht, zog Sanchez nach dem Auftritt gegen die 20. der Weltrangliste ein durchaus zweispältiges Fazit, weil ihr im zweiten Durchgang nicht mehr alles gelang. "Ich bin konstanter geworden und kann jetzt auch mit meiner Vorhand wichtige Punkte machen", sagte sie, die ihre Fortschritte auf die guten Tips ihres Ratgebers Melvyn Rose zurückführt.
Weniger glücklich blickte die Niederländerin Manon Bollegraf drein, die beim Aussteigen aus dem Auto umknickte. Dabei rissen am Knöchel drei Bänder, so daß sie dem heutigen Match gegen Deutschland nur zuschauen kann.
JÜRGEN AHÄUSER
Die Weimarer Demokratie wurde unter anderem ein Opfer der zerrissenen Parteienlandschaft. Antidemokratische, antimodernistische, antisoziale und autoritäre Parteien gaben den Ton an. Trotz der Destruktivität der politischen Linken und ihrer antidemokratischen Agitation gegen die Weimarer Republik: Die schärfsten Feinde der ersten deutschen Demokratie standen rechts.
Die Rechte in der Weimarer Republik wurde mehrheitsfähig in einem gesellschaftlichen Klima, das alles Bestehende mit einer ätzenden Kritik überzog und daß eine Verhöhnung der Republik, der Demokratie sowie vor allem eine gehässige Abwertung der demokratischen Politiker für chic erachtete.
Die Verhöhnung demokratischer Institutionen und Politiker durch die Rechtspopulisten in der Bundesrepublik Deutschland findet ebenfalls in einem gesellschaftlichen Klima statt, das demokratische Politiker zum öffentlichen Abschuß freigibt. Wenn der Agitation der Rechtspopulisten wirksam begegnet werden soll, müssen demokratische Politiker vor demagogischer Kritik geschützt und ihre Leistungen herausgestellt werden.
Die Wahlentscheidung für die "Republikaner" ist der tiefsitzende Protest und Unmut gegen die als mangelhaft empfundene Leistungsfähigkeit der politischen Institutionen der zweiten deutschen Demokratie. Die Zufriedenheit mit der politischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland ist bei den Anhängern der "Republikaner" so niedrig wie in keiner anderen Wählergruppe.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat nach den Wahlen in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg am 5. April 1992 festgestellt, daß die Demokratiezufriedenheit der Anhänger der "Republikaner" mit nur 60 Prozent weit unter dem westdeutschen Durchschnitt (81 Prozent) liegt. Nur ganze 5 Prozent der Anhänger der "Republikaner" vertrauen den Parteien. Ferner glauben 85 Prozent der Republikaner", daß die Politiker in die eigene Tasche wirtschaften würden.
Nichts ist für die Demokratie und die demokratischen Parteien - von einer äußeren Bedrohung einmal abgesehen - so gefährlich wie eine schleichende Aushöhlung der Zustimmung durch die Menschen. Ein einmal eingetretener gravierender Vertrauensverlust von großen Teilen der Bevölkerung zu den demokratischen Parteien und den demokratischen Institutionen wie den Regierungen und Parlamenten kann spätestens dann zu einer ernsthaften Gefahr werden, wenn wirtschaftliche und soziale Ängste zunehmen.
Für die Demokratie ist es geradezu unabdingbar, daß wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen den Menschen verständlich gemacht werden und Vertrauen geschaffen wird. Nichts ist hier gefährlicher, als das Gegenteil von dem zu tun, was vormals versprochen worden war. Wahrheit und Gerechtigkeit sind die zentralen Vorgaben, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Hierzu gehört, daß wir in den nächsten Jahren auf Wohlstandszuwächse verzichten müssen. Die Zustimmung der Menschen zum Teilen ist zu gewinnen, wenn es gerecht zugeht und der Sinn des Teilens erläutert wird.
Die gewaltigen Stimmenverluste für die Volksparteien und die Wahlenthaltung für größere Bevölkerungsgruppen sind Alarmsignale für tektonische gesellschaftliche Verschiebungen. Hier soll sich niemand vormachen, daß das verloren gegangene Vertrauen in die Politik ins gesamt schnell und durch kurzfristige Maßnahmen wiedergewonnen werden kann. Vielfach haben sich politische und gesellschaftliche Inhalte in gesellschaftliche Gruppen und Bewegungen verlagert. Dies muß korrigiert werden. Es ist unerläßlich, daß die CDU wieder erkennbar und unterscheidbar wird, ihre Vorstellung von einer humanen Gesellschaft der Zukunft verdeutlicht. Hinter allem Pragmatismus muß eine Vision erkennbar sein.
Die "Republikaner" sind eine antidemokratische und autoritäre Partei. Alles ist zugeschnitten auf den Führer Schönhuber, der der Partei nach Belieben seinen Willen diktiert. Wie in der Weimarer Demokratie die extreme Rechte, verhöhnen die "Republikaner" heute unsere Demokratie, die demokratischen Institutionen und Parteien. Der Bundestag wird von den "Republikanern" wie von der extremen Rechten in Weimar als Quasselbude diffamiert.
Die "Republikaner" sind eine extreme nationalistische Partei. Zentrales Thema der Politik der "Republikaner" ist die Mobilisierung des Nationalismus in Deutschland. Vor allem wollen die "Republikaner" die deutsche Geschichte "entkriminalisieren" und die Naziverbrechen verharmlosen.
Die extrem nationalistische Politik der "Republikaner" wird unterstrichen durch die ausländerfeindliche Hetze und den Fremdenhaß, der von den "Republikanern" geschürt wird. Wie heute Rechtsradikale gegen Ausländer hetzen, so hätten diese im Dritten Reich auch gegen Juden gehetzt. Kein Land auf der Welt wird noch deutsche Produkte kaufen, wenn eine extrem ausländerfeindliche Partei in den Deutschen Bundestag kommen sollte. Wer "Republikaner" wählt, zerschlägt die ökonomische Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik.
Die "Republikaner" sind die antieuropäische Partei in Deutschland. Sie wollen zurück zum chauvinistischen Nationalstaat des 19. Jahrhunderts. Eine solche Politik würde Deutschland außenpolitisch auf das Gefährlichste isolieren, den Widerstand der anderen europäischen Länder hervorrufen und in einem Fiasko enden. Wer diese Partei wählt, muß wissen, daß er einer nationalistischen Partei die Stimme gibt, die Deutschland ins Unglück stürzen wird. Jede Stimme für die "Republikaner" bedeutet nach innen Haß und Hetze statt Zuwendung und Versöhnung, und nach außen Krieg statt Frieden. Wer "Republikaner" wählt, schaufelt der zweiten deutschen Demokratie das Grab.
Die Bekämpfung der rechtsradikalen Parteien ist eine Aufgabe aller demokratischen Kräfte, jedoch steht die CDU hier in einer besonderen Verantwortung.
Die CDU muß jeden Eindruck vermeiden, als würden die Thesen der rechtradikalen Parteien übernommen. Es ist ein strategischer Irrtum, die Anhänger der Republikaner dadurch zu bekämpfen, daß man ihre Ansichten hoffähig macht. Entscheidend kommt hinzu: Die CDU kann Wahlen nicht am rechten Rand, sondern nur in der Mitte gewinnen. Jedes Anbiedern an die Rechtspopulisten seitens der CDU führt unweigerlich dazu, daß die Union ihre strukturelle Mehrheitsfähigkeit verliert.
Wer seitens der CDU die Republikaner gar als künftige Koalitionspartner ins Spiel bringt, manövriert die CDU in eine politische Randexistenz. Rechtsradikale Parteien müssen von der CDU offensiv bekämpft werden; die Scheidelinie verläuft nämlich zwischen einer großen demokratischen Volkspartei und einer antidemokratischen autoritären Führerpartei. Es muß von daher alles getan werden, damit alle CDU-Mitglieder zur schonungslosen geistigen Auseinandersetzung mit den "Republikanern" befähigt werden. Christdemokraten müssen die Speerspitze im Kampf gegen die Rechtspopulisten bilden, gerade auch deshalb, damit sich Links- und Rechtsradikale nicht gegenseitig hochschaukeln.
Die Über-Individualisierung in unserer Gesellschaft hat all diejenigen Werte, die Gemeinschaft und Gemeinwohl begründen, gefährlich diskreditiert. Unsere Ich-Gesellschaft gründet sich auf Leistung und Konkurrenz und blendet all diejenigen aus, die dem Leistungs- und Konkurrenzdruck nicht gewachsen sind.
Hier versuchen die "Republikaner" mit einfachen Bildern ihre Botschaft zu verankern: Gemeinschaft in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und zuletzt als Nation aller Deutschen gegen die Moderne Gesellschaft. Die Sehnsüchte der kleinen Leute, in einer komplexer werdenden Welt mit einer ungeheuren Informationsfülle Orientierung zu finden, werden von den Rechtspopulisten aufgegriffen.
Die Antwort der CDU auf die einfachen Bilder muß lauten, eine zukunftsweisende, erklärende und sozial gerechte Politik zu betreiben. Hierzu zählt vordringlich:
1. Die Volkspartei CDU muß wieder als Anwalt der Schwachen auftreten. In der CDU finden die Schwächsten in unserer Gesellschaft kaum Gehör. Die CDU ist zu einer Mittelschichten-Partei geworden, die die Sorgen und Nöte der kleinen Leute zu oft ausblendet. Alle Schichten des Volkes müssen innerhalb der CDU repräsentiert sein. Dies ist nur unzureichend der Fall. Entscheidend ist aber: Die CDU ist in Gefahr, die Arbeitnehmer zu verlieren. Die "Republikaner" werden insonderheit von Arbeitern und Facharbeitern gewählt. Die CDU bekämpft erfolgreich die Republikaner, wenn sie die Arbeitnehmer gewinnt.
2. Die neue soziale Frage muß konsequent gelöst werden. Die Entscheidung für eine umlagefinanzierte Pflegeversicherung ist hierbei ein ungeheuer wichtiger Baustein. Dennoch bleibt: Die Schwachen in unserer Gesellschaft haben keine organisierten mächtigen Fürsprecher, die sich für sie einsetzen. Hier muß eine gemeinwohlorientierte Politik dafür sorgen, daß die Familien mit niedrigerem Einkommen, kinderreiche Familien, Alleinerziehende und Geringverdiener insgesamt gestärkt werden.
Des weiteren ist zwingend erforderlich, daß sich die Politiker umfangreich über die wirtschaftliche und soziale Situation der sozial Schwachen in unserem Lande informieren und daraus auch die notwendigen Konsequenzen ziehen. Die CDA schlägt vor, daß die Bundesregierung alljährlich einen Armutsbericht vorlegt, der neben einer möglichst objektiven und detaillierten Beschreibung von Armut in der Bundesrepublik Deutschland vor allem diejenigen komplexen Lösungen aufzeigt, die zur Verhinderung von "Armutskarrieren" notwendig sind.
3. Die CDU muß ein perspektivisches Konzept verabschieden, das vorurteilsfrei das Zusammenleben von Deutschen mit Inländern ohne deutschen Paß, mit Ausländern und mit Asylbewerbern organisiert. Es bedarf endlich einer großen Debatte über die Vorteile, die wir Deutschen durch das Zusammenleben mit ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erfahren. Die CDU hat viel zu oft auf Gefühle und Ressentiments gegen Ausländer und Asylbewerber gesetzt. Dies hat sich nun nachweislich bei Wahlen nicht ausgezeichnet. Entscheidend ist aber: Wer im Rechtspopulismus den Rechtsradikalen nacheifert, wird selbst zum Rechtsradikalen.
Da wir für immer mit Nichtdeutschen zusammenleben, ist es die erste Pflicht einer vorausschauenden Politik, die Menschen hierauf vorzubereiten. Erklärung und Aufklärung sind geboten, zum Beispiel über den ökonomischen Beitrag der ausländischen Mitbürger und ihren Anteil an der Sicherung unserer Sozialversicherungssysteme. Besonders nachdrücklich muß sich die CDU vom Vorurteil distanzieren, wonach ausländische Mitbürger krimineller seien als deutsche.
Uralte Abwehr-Instinkte werden heute gestärkt, wenn hier nicht endlich mit ehrlichen Statistiken und Hintergrundinformationen argumentiert wird.
4. Der soziale Friede ist der entscheidende Standortvorteil Deutschlands. Er ist zugleich die Voraussetzung für politische Stabilität. Politische Stabilität und sozialer Friede gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik verlangt jetzt, daß zum Aufbau der neuen Länder die Unternehmen endlich ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden müssen: etwas unternehmen in den neuen Bundesländern.
Wenn die westdeutschen Unternehmer bei Investitionen in Ostdeutschland sich weiter so zurückhalten, muß die CDU sie dazu zwingen, in den neuen Bundesländern zu investieren. Investitionen in Ostdeutschland sind der Schlüssel zur Lösung der sozialen Brennpunkte, an deren Ende entweder eine soziale Befriedung mit starken Volksparteien oder die gespaltene Gesellschaft mit radikalen Parteien steht.
5. Das Fundament der Sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland sind die mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetriebe. Hier gibt es die meisten Arbeitsplätze, hier entstehen auch die meisten Arbeitsplätze, hier entstehen auch die meisten neuen und hier werden 4/t aller Auszubildenden ausgebildet. Die Volkspartei CDU muß alles tun, um diesen Schatz in der bundesdeutschen Wirtschaft zu hegen und zu pflegen. Es ist unverkennbar, daß immer größer werdende Marktmacht in der Bundesrepublik die Grundlagen einer erfolgreichen mittelstandsorientierten Wirtschaftspolitik zunichte macht. Das Preisdiktat der Automobilkonzerne im Hinblick auf ihre Zulieferer ist hier nur die Spitze des Eisbergs.
Die nächste Stufe der Unternehmenssteuerreform muß von daher mittelstandsorientiert sein. Hier ist besonders eine steuerfreie Investitionsrücklage ebenso ein geeignetes Instrument wie die Einführung einer betrieblichen Erbschaftsteuerentlastung, wenn die Erben den Betrieb fortführen und Arbeitsplätze sichern.
6. Des weiteren ist ein Sofortprogramm gegen den Rechtsradikalismus umzusetzen, das umfaßt,
- ein Sonderprogramm aufzulegen, daß an allen Schulen der Bundesrepublik Deutschland auf die Gefahren des Rechtsradikalismus aufmerksam macht,
- die Einhaltung des Parteitagsbeschlusses der CDU von 1989, der jede Form der politischen Zusammenarbeit, erst recht Koalitionen mit Rechtsradikalen - namentlich "Republikaner" und DVU - verbietet,
- eine Kampagne der Bundesregierung für ein soziales Europa, das den Menschen die Ängste und Sorgen vor Europa nimmt.
Es muß wohl für die bayerische Staatsregierung eine geradezu peinigende Vorstellung sein, das neue Abtreibungsrecht könnte vielleicht auch nur einen Tag lang in Kraft treten. Damit diese Möglichkeit auf keinen Fall eintritt, hat Bayern seiner angekündigten Normenkontrollklage einen Antrag auf einstweilige Verfügung vorausgeschickt. Immerhin könnte ja der Bundespräsident so unmoralisch sein, das Gesetz zu unterschreiben.
Noch nicht entschieden hat das Bundesverfassungsgericht über die Klage Bayerns gegen das in Westdeutschland derzeit geltende Indikationsfeststellungs- und Beratungsverfahren. Beschäftigungstherapie à la Münchner Staatskanzlei für die Karlsruher Richter.
Es scheint die CSU wenig zu beeindrucken, daß die neue Fristenregelung mit Beratungspflicht von einer großen Mehrheit des Bundestages, des Bundesrates und der Bevölkerung mitgetragen wird. Niemand bestreitet der CSU das Recht zu klagen. In diesem Fall heißt das aber auch: Eine politische Minderheit versucht, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. Welch merkwürdiges Demokratieverständnis unter dem Deckmäntelchen moralischer Entrüstung.
Die Christsozialen wollen sich ihrer katholisch-konservativen Wählerklientel als die letzten Aufrechten in einer von Sittenverfall geprägten Gesellschaft präsentieren. Um der Glaubwürdigkeit willen müßten sie sich der geborenen Kinder mit der gleichen Konsequenz wie der ungeborenen annehmen. rei
Am Ende war die Versuchung für Andrew Neil zu groß. Der Chefredakteur der Londoner Sunday Times wußte zwar, daß er sich mit dem rechtsradikalen Historiker David Irving einen Zeitgenossen von fragwürdigem Ansehen einhandelte; er selbst pflegte Irving, nur halb im Spaß, einen "Amateurnazi" zu nennen. Die Ware aber, die der britische Bewunderer Hitlers ihm anbot, schien Neil zu kostbar, als daß er sie hätte ignorieren können. So setzte der Boß der Sunday Times seine Unterschrift unter einen Scheck, der Irving über Nacht um rund 300 000 Mark reicher machte.
Für das großzügige Honorar verpflichtete sich David Irving, der Zeitung einen Coup zu liefern: Noch unveröffentlichte Auszüge aus den kompletten Tagebüchern Joseph Goebbels, des Propagandachefs des Naziregimes, gesichtet, gewertet, übertragen und redigiert von David Irving. Entdeckt hatte Irving die Tagebücher zwar nicht selbst. Diese Entdeckung, im vergangenen Februar, ging aufs Konto des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, dessen Mitarbeiterin Elke Fröhlich die 80 000 bislang unveröffentlichten Seiten der Goebbels-Tagebücher, auf Glasplatten gespeichert, in Moskaus Zentralem Staatssarchiv, in der Viborskaya Straße, aufspürte.
Durch gute Beziehungen und seine berühmte Nase für Nazi-Dokumente aber bekam Irving von dem Fund frühzeitig Wind; und der Brite beschloß, seinen Vorteil zu nutzen, noch bevor das Institut sich ans Werk machen und die Tagebücher kopieren und in Deutschland veröffentlichen konnte. Irving holte sich Rückhalt bei der Sunday Times, verschaffte sich Zugang zum Moskauer Archiv und kopierte, was ihm unter die Finger kam. Daß die Archivsdirektion ihm, nach Intervention der Münchener Forscher, nur das Kopieren von zwei Glasplatten gestattete, kümmerte Irving wenig. "Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden", sagte er einem britischen Journalisten, der ihn an seinem Arbeitsplatz "auf frischer Tat" ertappte.
Auf solch lockere Sprüche mochte sich die Archivsdirektion, verärgert über Irvings Vertrags- und Vertrauensbruch, nicht einlassen. Der britische Historiker, meinte Vladimir Tasarov, Leiter der Internationalen Abteilung der Russischen Staatsarchive, habe offensichtlich nicht nur in der Quantität gegen getroffene Vereinbarungen verstoßen. Er habe auch ungenehmigterweise Glasplatten aus dem Archiv ins Ausland geschafft, um sie dort kopieren zu lassen: "Das bedeutet, daß er den Mangel an Kontrolle seitens unserer Archivangestellten ausgenutzt und seine Arbeitsbefugnis in unseren Archiven mißbraucht hat."
Andrew Neil seinerseits, im Sunday-Times-Druckhaus an der Themse, war hochzufrieden mit seinem Informanten und mit sich selbst. Von den exklusiven "Enthüllungen aus dem Reich" versprach sich Neil einen kräftigen Aufschwung der Auflage. Den hatte das rechtslastige Blatt auch bitter nötig: In jüngster Vergangenheit war die Auflage, zusammen mit der Qualität der ehemals renommierten Sonntagszeitung, dramatisch gesunken. Auch die im vorigen Monat abgedruckte Inside-Story der Diana-Jahre im Reiche der Windsors hatte den Prozeß nicht aufhalten können, sondern im Gegenteil monarchietreue Leser verprellt: seit Anfang Juni verlor das Blatt 180 000 Exemplare.
Der Goebbels-Fund kam Andrew Neil deshalb wie gerufen. Mit strengster Geheimhaltung wurde die Veröffentlichung vorbereitet. Hunderttausende von Mark wurden für eine Werbe-Kampagne bereitgestellt, mit der Großbritannien vor der Publikation auf "das Ereignis" hingewiesen werden sollte. Dummerweise waren es aber nicht die teuren Plakatwände, die das Geheimnis lüfteten, sondern die Kollegen von der Konkurrenz. Der Rußland-Korrespondent der liberalen Tageszeitung The Independent, Peter Pringle, hatte Irving in Moskau gesichtet und war dessen Mission auf die Spur gekommen. In großer Aufmachung schlug der Independent Anfang Juli Alarm: "Hitler-Apologet schließt Deal für Goebbels Kriegstagebücher."
Von da an hatte Andrew Neil nichts mehr zu lachen. Erst meldeten andere Historiker, in anderen Zeitungen, ihre Zweifel daran an, daß Irvings Texten zu vertrauen seien. Dann setzte in den jüdischen Kreisen des Königreichs eine Protestwelle ein. Daß die Sunday Times einem Mann, der seit langem den Massenmord an Juden unter der Nazi-Herrschaft bestreitet und beispielsweise die Gaskammern von Ausschwitz als eine Erfindung alliierter Propaganda bezeichnet, daß eine seriöse, konservative britische Zeitung einem solchen Mann ein kleines Vermögen dafür bezahle, der Nation die Tagebücher Goebbels aufzutischen, war erbosten jüdischen - und vielen nichtjüdischen - Bürgern zu viel.
Auch der späte Versuch Neils, sich von Irving zu distanzieren (der "Amateurnazi" sei leider praktisch der einzige, der Goebbels Handschrift entziffern könne), und die "wissenschaftliche Betreuung" der Veröffentlichung von der reinen Beschaffungs- und Übersetzungsarbeit Irving abzutrennen, mochte kaum jemanden besänftigen. Des Chefredakteurs Argument, fanden Repräsentanten des Jüdischen Rates in Großbritannien, sei lächerlich; mit Ruhe und Sorgfalt könnten alle möglichen qualifizierten Experten im In- und Ausland das Goebbels-Geschreibsel entziffern und vernünftig einordnen - dazu brauche man keinen Neonazi und Dokumentenklau.
Mochte diese Wendung der Ereignisse Andrew Neil schon Kopfschmerzen genug bereiten - es kam noch schlimmer für ihn. Drei Tage vor dem Anrollen der vielberedeten Sunday-Times-Serie ließ das konservative Konkurrenzblatt Daily Mail eine Bombe platzen: Das Blatt hatte, offenbar von dem über Irving verärgerten Münchner Institut, eigene Kopien unveröffentlichter Auszüge aus Goebbels-Tagebüchern erworben, die aus anderen als den Moskauer Quellen stammten, und startete unverzüglich mit deren Publikation. Am Montag dieser Woche stieg dann auch in Deutschland Der Spiegel in die Publikationsrunde ein. Mit der schönen Exklusivität der "Enthüllungen aus dem Reich" durch die Sunday Times war es nichts geworden. Zufrieden rieb sich der Chefredakteur der Daily Mail, Sir David English, die Hände: "Das ist schon eine sehr erfreuliche Sache."
Auch Sir David freilich entging der Kritik der liberalen Presse seines Landes nicht. Die Daily Mail, fanden wachsame Reporter der Konkurrenz heraus, habe fürs Copyright ihrer Goebbels-Texte 50 000 Mark bezahlt, - und zwar an den in Lausanne lebenden Schweizer Bankier und Anwalt Francois Genoud, "einen der führenden Nazis in der Welt" (The Observer), der "Ehrenmitglied der SS" gewesen sei und "seit Jahrzehnten Nazi- Kriegsverbrecher, Neofaschisten und arabische Terroristen gefördert" habe. Der 76jährige Genoud nämlich verfügt über die Copyright-Rechte zahlreicher Nazi-Größen, die nach dem Krieg von deren Familien an ihn übertragen wurden: Ein Stein des Anstoßes wiederum für die Opfer des Nazi-Regimes, denen Genoud noch heute gern bescheinigt, daß Hitler "einer der großen Führer Deutschlands war".
"Es ist doch obszön", meinte dazu ein Sprecher des Rates der Juden in Großbritannien, "daß die Presse mit zwei Männern Geschäfte macht, von denen der eine den Holocaust bestreitet und der andere seit Jahren aktiv dem Nazismus verschrieben ist." Während Irving und Genoud Geld scheffelten, nur weil die betreffenden Zeitungen ihre Auflage zu steigern suchten, müßten die Angehörigen der Opfer Hitlers diesem "widerlichen" Treiben ohnmächtig zusehen.
PETER NONNENMACHER (London)
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Wochenende
Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman's Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr, Sa. auch 22.45 Uhr).
Panda-Kino: Batman's Rückkehr (17.15); Die Schlafwandler (20, Sa. auch 22.45 ); Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Basic Instinct (Sa.: 20; So.: 17 und 20).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Hand an der Wiege (Sa. und So. 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.
Orscheler Sommer: Open-air-Kino (Wer die Nachtigall stört), 22 Uhr.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (17.30 und 20.15 Uhr, So. auch 15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Theater-Foyer im Kurhaus: "Freunde kennen keine Grenzen - Bad Homburg und seine Partnerstädte, 11 bis 18 Uhr.
Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr).
Kronberg. Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: "Textile Poesie" der Gruppe TRI ART, 11 bis 18 Uhr (So. letzter Tag).
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, Sa. 10 bis 13 Uhr.
Samstag
Bad Homburg. Gründungsfeier der Guttempler, katholisches Gemeindezentrum St. Franziskus, Gluckensteinweg 101, 15 Uhr
Bad Homburg. Bad Homburger Sommer: Louisen-Arkaden: Zauber-Clown Peer, 10.30 und 12 Uhr; Brunnenallee im Kurpark: Flohmarkt, 10 bis 18 Uhr; Kurhaus: Sommernachtsball "Champagnerluft".Sonstiges
Friedrichsdorf. Kleintierzuchtverein Köppern: Wanderung zur Lochmühle mit Spielaktionen für Mädchen und Jungen zwischen 6 und 13 Jahren.
Start: Gaststätte Weicker, Dillingen, 13 Uhr.
Sonntag
Oberursel. Jazz-Frühschoppen im Museumshof mit der Gruppe "Sophisticats", 10 Uhr.
Bad Homburg. Bad Homburger Sommer: Vor dem Kurhaus: Schöppche-Jazz, 11 bis 14 Uhr.
ESCHBORN. Ums Prinzip geht es ihm, dem TÜV Hessen. Da ist die Ehe der technischen Überwachungsvereine (TÜV) von Hessen und Bayern seit zwei Jahren geplant, doch noch immer nicht perfekt ist die Fusion. Grund: Der TÜV Hessen in Eschborn (Main- Taunus-Kreis) will nicht auf das Recht verzichten, Druckbehälter wie zum Beispiel Dampfkessel zu prüfen. Das verlangt ein Gesetz von 1947. Diese Prüfungen machen zwar laut Geschäftsführer Hugo Ziegler "nur einen kleinen Anteil" am 29-Millionen-Mark- Unternehmen TÜV Hessen aus, "aber wir wollen unsere Kunden weiter betreuen."
Der TÜV, ein privater Verein, ist die kleinere von zwei Prüfgesellschaften in Hessen: Die Technische Überwachung Hessen (TÜH), eine staatliche Organisation, prüft vor allem Kraftfahrzeuge. Der TÜV Hessen darf das nicht. Er ist spezialisiert auf Umweltschutz, Biotechnologie und Gefahrgutanalysen. Nur in einem kleinen Prüfbereich dürfen beide tätig werden: bei den Druckbehältern.
Der nahe EG-Binnenmarkt sorgt für hektische Aktivität der verschiedenen TÜV in Deutschland. Mehrere fusionierten bereits, so auch die Vereine in Bayern und Sachsen. Auch der hessische TÜV suchte einen starken Partner und verhandelte 1989 gleichzeitig mit dem TÜV Bayern und der TÜH.
Die bayerischen Prüfer waren schneller und gründeten mit dem TÜV Hessen eine gemeinsame Tochter, die TÜV Hessen GmbH, auf die Vermögen und die meisten Prüfbereiche übertragen wurden. "Das war quasi bereits eine Fusion", sagt ein Sprecher der bayerischen Prüfer. "Mit der Fusion der Muttervereine wollen wir jetzt auch einen offiziellen Zusammenschluß." Denn der bringt Marketing-Vorteile und hilft, Großkunden anzulocken, wie Hugo Ziegler meint. Und die Leistungen werden billiger.
Ein Zusammenschluß, dem die Landesregierung nur zustimmt, falls der TÜV Hessen auf die Druckbehälter- Prüfung verzichtet. Für den hessischen TÜV kommt das gar nicht in Frage. Dort setzt man auf die geplante Liberalisierung des Prüfmarktes durch Bundesregierung und EG, die in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Lieber wartet Ziegler noch einige Jahre, als auf das zu verzichten, was den TÜV erst groß gemacht hat. Ziegler: "Die Technischen Überwachungsvereine wurden im letzten Jahrhundert schließlich gegründet, um die Dampfkessel der Eisenbahnen zu überprüfen". GUNNAR ERTH
SCHWALBACH. Mit den Papieren eines anderen gelang es einem Asylbewerber aus Algerien, ein Bett in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft zu ergattern und Sozialhilfe zu beziehen. Jetzt wurde er wegen Betrugs verhaftet.
Mit dem Schreiben einer Frankfurter Anwältin, das einen erfolgten Asylantrag bescheinigte, fand der Algerier Aufnahme in der HGU. Auch die damit automatisch einsetzenden Sozialleistungen nahm er an, obwohl er den Brief - nach seinem inzwischen abgelegten Geständnis - nur gefunden hatte.
Aufgeflogen ist der Schwindel, als sich der richtige Adressat, aus einer Untersuchungshaft entlassen, ebenfalls in der HGU um Aufnahme und Sozialhilfe bewarb: Die Verwaltung wurde ob des identischen Namen des Algeriers und des Ex- Häftlings zu recht stutzig. wbt
Die Fachwerkbalken an der alten Mühle und dem ehemaligen Stall sind freigeschält, der Anbau steht im Rohbau, und immer hat der Denkmalschützer ein wachsames Auge drauf. Mitte 1993 soll auch der zweite Bauabschnitt der Seniorenbegegnungsstätte Winkelsmühle in Dreieichenhain fertiggestellt sein. Die Kosten betragen 2,6 Millionen Mark. Davon kommen zwei Millionen aus einer Spende des Kosmetikunternehmens Betrix, den Rest bringt die Stadt auf.
Auf Wunsch des Spenders wird die Nutzfläche von rund 442 Quadratmetern dem Diakonischen Werk zur Verfügung gestellt. Dieses will dort seine Dekanatsgeschäftsstelle einrichten. Einzelne Räume sollen untervermietet werden. Das Rote Kreuz hat Interesse.
Im Stall wurde der kontaminierte Boden entfernt und ein neuer Bodenbelag aufgebracht. Der Verbindungsbau zwischen Stallgebäude und ehemaliger Scheune steht im Rohbau. Derzeit werden Stahl-, Beton- und Dacharbeiten, Sanierung der Bruchsteinwände und Sockel sowie Zimmerarbeiten ausgeführt.
City: Jede Menge ungewollter . .
Ein drittes Motiv für das zusätzliche Parkhaus ist nicht rechtlicher, sondern eher politischer Natur - und der Magistrat spricht es auch nicht gern an: Wenn die von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ersehnte europäische Zentralbank wirklich an den Main käme, stünde als potentielles Grundstück auch das Areal des heutigen Parkhauses Junghofstraße zur Verfügung. Verliert Frankfurt im Kampf um das EG-Geldinstitut, ließe sich das Parkdeck Junghofstraße zugunsten eines lukrativen internationalen Hotels unter die Erde verlegen. In beiden Fällen möchte die Stadtregierung die Autofahrer auch übergangsweise für die Zeit der Bauarbeiten auf einen Ersatz verweisen können - und wieder kommt das Parkhaus Ecke Weser-/Niddastraße ins Spiel.
Unter diesen Prämissen sahen die ersten Entwürfe für das neue Gebäude, FAAG-Direktor Wolff erinnert sich noch gut, sogar 860 Parkboxen in fünf oberirdischen und drei unterirdischen Etagen vor. Dann aber machte die Deutsche Bundesbahn (DB) plötzlich Bedenken geltend: der voluminöse Bau unter der Erde wäre zu nah an den S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Hauptwache herangerückt. Zehn Meter liegt die Tunnelröhre unter der Oberfläche, nur ein bis zwei Meter Distanz hätten ursprünglich zur Tiefgarage bestanden. DB-Sprecher Walter Henss: "Der Tunnel hätte Druck von der Seite bekommen."
Nach langwierigen Verhandlungen, die erst im März beendet waren, plante die FAAG um: ein Tiefgeschoß entfiel; 650 Stellplätze blieben übrig.
Im Herbst 1994 hofft die FAAG nach zweijähriger Bauzeit das ungeliebte, 25 Millionen Mark teure Parkhaus eröffnen zu können. Ein- und Ausfahrt öffnen sich dann zur Weserstraße hin. Geschäftsführer Schmitt von der Parkhaus-Betriebsgesellschaft sieht ein Vorbild in Sachen Helligkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit entstehen. Von allen Seiten fällt Tageslicht ins Gebäude - wie beim Parkdeck Walter-Kolb-Straße. Das Erdgeschoß ist aus Sicherheitsgründen für die Autos von Frauen und Behinderten reserviert.
Und die Gesellschaft denkt daran, eine neue Energiequelle zu erschließen: mit Solarzellen auf dem Dach.
(Siehe Beitrag rechts: "Mieter . . .")
pid GÖTTINGEN, 14. Juli. Ohne Auseinandersetzungen ist am Dienstag die Besetzung eines Hauses in der Göttinger Südstadt beendet worden. Die Polizei hatte einige Tage zuvor angekündigt, das Haus zu räumen, falls sich darin noch Besetzer aufhalten sollten. Etwa 200 junge Leute hatten daraufhin die Nacht gemeinsam mit den ursprünglich etwa 20 Besetzern in oder vor dem Gebäude zugebracht und auf den Zufahrtswegen Barrikaden aus Autos, Reifen und Baugerüsten errichtet. Doch gegen neun Uhr am Morgen gingen die Besetzer freiwillig.
Das dreistöckige Haus in bester Göttinger Wohnlage war am 2. Mai besetzt worden, nachdem es über ein Jahr lang leergestanden hatte. Die Besitzerin, eine Immobilien-Firma, will nun auf dem Grundstück einen Neubau mit Eigentumswohnungen und Tiefgaragen errichten.SPD will den Verkehr beruhigen Eine Ortsbegehung in Niederhöchstadt erbrachte Ansatzpunkte
ESCHBORN. Wenn Niederhöchstädter es tatsächlich wagen, den Fußweg in der engen Hauptstraße ihres Ortsteils zu benutzen, brauchen sie gute Nerven. Denn der für sie reservierte Streifen ist so schmal, daß gerade eine Person darauf paßt. Und dann müssen sie noch damit rechnen, von einem rasenden Autofahrer um Haaresbreite überholt zu werden.
Seit Jahren ist das Verkehrproblem im Eschborner Rathaus bekannt, klagt die SPD-Fraktion. Doch es tue sich nichts. Anlaß für die Politiker unter Leitung von Fraktionschef Otto Jehn zu einer Besichtigung vor Ort.
Es wird Zeit zu handeln, finden auch die Anwohner - "gerade jetzt, wo so viele Enkelscher zur Welt komme". Gedanken, wie das vor sich gehen könnte, machen sie sich auch: "Man müßte die ganzen Halteverbotsschilder wegnehmen, damit wieder geparkt werden darf. Dann kann man gar nicht so schnell fahren", schlägt ein Mann vor. "Das sind sowieso alles nur Homburger, die diesen Schleichweg benutzen, weil die Landesstraße 3005 immer dicht ist", will er anhand der HG- Kennzeichen beobachtet haben.
Abgesehen davon, ob sogar eine Schließung der Durchgangsstraße eine Lösung wäre - die Sozialdemokraten wollen die Verkehrsberuhigung zu einem Kommunalwahlkampf-Thema machen, versprechen sie den Anwohnern. Es gehe nicht darum, das Auto zu verdammen, aber eine autogerechte Stadt könne auch nicht das Ziel sein.
Statt partieller Lösungen müsse man sich Gedanken über ein ganzheitliches Konzept machen, fordert die SPD in Zusammenhang mit der Ansiedlung von immer mehr Unternehmen in Eschborns Gewerbegebieten. Die Stadtentwicklung als Ganzes sei "ein höchst problematischer Zustand", mahnt Jehn. Es gebe bald genauso viel Arbeitsplätze wie Einwohner in der Westerbachstadt.
Für Niederhöchstadt sehen die Politiker darum die Lösung nicht im Aufstellen von Blumenkübeln, die die Hauptstraße weiter verengen. Es müßten vielmehr zusammen mit der Verkehrsberuhigung endlich auch die versprochenen Plätze zum Verweilen geschaffen werden, setzen sie sich für die Realisierung des geplanten Festplatzes an der Kreuzung Hauptstraße/Kronberger Straße ein.
Schneller und einfacher zu haben ist Verkehrsberuhigung auch durch Kontrolle in den Tempo-30-Zonen, riet ein Niederhöchstädter und stieß bei Otto Jehn auf offene Ohren. Mit einem Radargerät könne das wirksam geschehen. Doch sogar den Vorschlag, ein Gerät gemeinsam mit Schwalbach anzuschaffen, habe die CDU-Mehrheit abgeblockt. set
SCHMITTEN. Die Maingas AG hat mit den Bauarbeiten für die Versorgung Oberreifenbergs mit Erdgas begonnen. Bis zum Beginn der kommenden Heizperiode sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Ein Infomobil hält vom 20. bis 31. Juli entsprechendes Material bereit. Der Wagen steht an den genannten Tagen jeweils von 14 bis 18 Uhr am Ortsausgang von Oberreifenberg in Richtung Sandplacken. jd
Wirklich: Es ist spannend, auf den Boden zu schauen - da gibt's immer was zu entdecken. Geld, Kaugummis und und und. Erst kürzlich entdeckte ein "Zugereister" auf dem Gehsteig die grüne Farbe. Warum nur ist die eine Hälfte des Gehsteigs so gefärbt und die andere nicht? rätselte er. Die Anwort kam schneller als erwartet, und zwar in Form eines pfeilschnellen Mountain-Bikers. Wusch - und schon war er vorbei . . . Sofort verließ der so Belehrte die Gefahrenzone, sprich Radweg, alle Passanten und Radfahrer sollten seine Lernfähigkeit sehen.
Leider mißriet ihm auch die nächste Prüfung jämmerlich: Er durchschritt den Haupteingang zur Post, den Radfahrer in seinem Rücken übersehend. Ein Augenblick des Zögerns, und schon war's passiert: Der arme Mann mußte absteigen, konnte nicht bis vor den Schalter fahren. Hätte der Fußgänger die Drehtür genommen, wäre dem Radler das erspart geblieben.
Unser "Zugereister" ist dennoch wild entschlossen: Eines Tages wird auch er die Regeln des Rad-Verkehrs gelernt haben. So wie die Frau, die von einem Radfahrer auf dem Gehsteig fast umgefahren wurde und ihm dann freundlich hinterherrief: "Oh, entschuldigen Sie!" wob
Die parteipolitische Auseinandersetzung um die Vertreibung der offenen Drogenszene geht weiter. Während sich die Grünen im Römer von den Äußerungen des Vorsitzenden der Frankfurter Sozialdemokraten, Sieghard Pawlik, brüskiert fühlten, machte der Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Alfons Gerling der hessischen Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) den Vorwurf, "dem Treiben der Stadt tatenlos zuzusehen".
Pawlik hatte die Forderung der Grünen zurückgewiesen, den Druck der Polizei in der Taunusanlage so lange wieder zurückzunehmen, bis die Ersatzdroge Methadon und Übernachtungsplätze zur Verfügung stehen. "Sich der Gesamtverantwortung für die Stadt zu stellen, bedeutet, sich eben nicht in eine Nische mit ausschließlicher Randgruppenpolitik zurückzuziehen, sondern das Gemeinwohl voranzustellen", hatte der Sozialdemokrat die Grünen wissen lassen. "Eine Großstadt zieht durch die Möglichkeit der Anonymität immer auch Menschen an, die die Chance darin sehen, hier in subkultureller Gemeinschaft leben zu können", hieß es in bezug auf den hohen Anteil auswärtiger Drogenabhängiger weiter. Es sei notwendig, die Drogenszene "so klein wie möglich zu halten".
Solange zur Drogenpolitik solch "tiefschürfende Erkenntnisse" wie "Gesamtverantwortung heißt Gemeinwohl" und "Platitüden" über die "Anonymität der Großstadt" und "subkulturelle Gemeinschaft" in die Debatte geworfen würden, sei es noch ein weiter Weg, um sich sachlich und verantwortungsvoll mit dem Thema Sucht auseinanderzusetzen, konterte am Dienstag der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Lutz Sikorski. Für eine "parteipolitsche Profilierung auf niedrigem Niveau" würden sich die Grünen nicht zur Verfügung stellen.
Der CDU-Politiker Alfons Gerling forderte "ein enges Zusammenwirken zwischen der Stadt und dem Land". In vielen Städten des Rhein-Main-Gebietes seien durch das Vorgehen Frankfurts "dramatische Zustände" heraufbeschworen worden. Die Gesundheitsministerin müsse jetzt die Drogenhilfe im Umland organisieren helfen, damit die Süchtigen aus Frankfurt in ihre Heimatgemeinden zurückgeschickt werden könnten.
Oberbürgermeister von Schoeler hielt Gerling vor, sich erst jetzt um die Unterstützung durch die Umlandgemeinden zu bemühen. Daß der OB sich bei einem solch ungeschickten Vorgehen manchen Laufpaß holen werde, sei nicht verwunderlich. Vernünftiger wäre es gewesen, die Drogenhilfe in und um Frankfurt im Vorfeld der repressiven Maßnahmen auszubauen. ft
Im Vergleich zu den anderen Republiken auf dem Territorium des einstigen Jugoslawien steht Slowenien noch relativ wohlhabend da. Es herrscht Friede im Land, die politischen Verhältnisse gelten als ziemlich stabil. Außer einigen Straßen- und Panzersperren sowie beschädigten Häuserfronten erinnert heute so gut wie nichts mehr an die bewaffneten Auseinandersetzungen mit Truppenteilen der jugoslawischen Armee. Tausende von Flüchtlingen aus Bosnien und der Herzegowina haben sich nach Slowenien abgesetzt; etwa 50 000 sollen es sein, die derzeit in den Lagern bei Mozirje, Novo Mesto, Jesenice oder Ljubljana versorgt werden und auf eine baldige Rückkehr in die Heimat hoffen.
Die neue israelische Regierung will energische Schritte unternehmen, um den israelisch-arabischen Konflikt zu beenden und einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Dies kündigte der am Montag gewählte Ministerpräsident Yitzhak Rabin vor der Knesset an. Rabin bot den Palästinensern und Jordaniern Friedensgespräche in Jerusalem an und erklärte sich bereit, nach Amman, Damaskus und Beirut zu reisen. Wir dokumentieren Auszüge der Rede Rabins, die FR-Korrespondent Armin Wertz übersetzt hat.
HOFHEIM. Nicht nur unbeteiligte Bürger werden Opfer der "Beschaffungskriminalität" von Drogenabhängigen: Dergleichen läuft auch innerhalb der Szene, wie die Kriminalpolizei weiß.
Ein 25jähriger "BTM-Konsument" aus Frankfurt (BTM steht für Betäubungsmittel) war nach Hofheim geradelt, um sich in der als Drogenumschlagplatz bekannten Adolf-Mohr-Anlage süße Träume zu besorgen. Die wurden jähr von einem gleichaltrigen Einheimischen gestört: Der Hofheimer "User" drohte dem Konkurrenten erst Prügel an und schnappte sich dann dessen Fahrrad. Der Protest, er werde die Polizei rufen, half wenig: Der Räuber feixte, daß er das Rad dann längst "umgesetzt" haben werde.
In der Tat: Die Polizei konnte den ungastlichen Hofheimer ermitteln, das Fahrrad jedoch nicht mehr. wbt
WEILROD. Der "Liederkranz" Hasselbach lädt am 25. und 26. Juli zu seinem Parkfest ein. Samstags ab 20 Uhr spielen die "Sunny Amigos"; ab 21.30 Uhr gibt es ein Lichterfest im Park. Der Frühschoppen am Montag beginnt um 11.30 Uhr, danach dürfen die Kinder feiern.
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Südafrika Ratsuche bei UN Seite 2
Leitartikel Rabins Auftakt Seite 3
Hochschulen Reformvorstellungen der GEW Seite 4
Mexiko Protest gegen US-Betriebe Seite 5
Feuilleton Vertovs Filme Seite 8
Wirtschaft Neuer Chef bei AMB Seite 9
Sport Mode für Barcelona Seite 11
Medienrundschau Tele 5: Neues Konzept Seite 15
Dokumentation Der "große Lauschangriff" Seite 16
Frankfurt Unerwünschtes Parkhaus Seite 17
Kulturspiegel Dichter mit der Kamera Seite 21
Hessen US-Wohnungen stehen leer Seite 22
Aus aller Welt Hungersnot in Somalia Seite 30
Börse Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 14
Freie Aussprache Seite 15
Roman Seite 24
Filmspiegel Seite 28
Ochsenblutrot leuchten jetzt die Balken des Fachwerkbaus - dem Alten Museum - an der Dreieichenhainer Fahrgasse 28; an den blauen Fensterrahmen wird noch der letzte Pinselstrich gezogen. Der Altbau, das künftige Domizil der Verwaltungsaußenstelle mit Sanitär- und Nebenräumen, zeigt schon deutliche Konturen, ebenso der neue Anbau, wo demnächst die Stadtteilbücherei einziehen wird. Der Neubau wurde genau auf dem Grundriß des ehemaligen Schulgebäudes hochgezogen.
Im Oktober diesen Jahres soll der gesamte Komplex einzugsfertig sein; die Kosten von 1,6 Millionen Mark sollen nicht überschritten werden.
Auf einer Fläche von 200 Quadratmetern kann sich die Bücherei dann auf zwei Etagen im Neubau ausbreiten. Derzeit stapelt sie ihre Bücher in der Solmsche Weiherstraße auf knapp einem Viertel der Fläche, auf 50 Quadratmetern.
Ein Stahlskelett trägt das Dach des Neubaus und somit wird kein Millimeter Platz verschwendet: Es mußten weder zusätzliche Stützen, noch Wände im Inneren des Obergeschosses eingebaut werden.
In diesem Monat wurden jetzt noch die Aufträge für die notwendigen Fliesenarbeiten vergeben. Und der Dreieichenhainer Verein "Hayner Weiber" hat sich bereit erklärt, die Gestaltung des Gartens zu übernehmen.
Die 4. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt, die im vergangenen Mai eine Klage von zwei ehemaligen Mitgliedern der sogenannten Scientology-Kirche abgewiesen hatte, die knapp 21 000 Mark für Bücher, Kassetten und Beratungsstunden zurückforderten, hat jetzt den Parteien die schriftliche Begründung ihres Spruchs zugestellt. Die Richter vertreten die Ansicht, "Scientology" sei nicht der Vorwurf eines "wucherischen Rechtsgeschäftes" gegenüber dem Ehepaar zu machen. Zwischen den erbrachten Leistungen und den Zahlungen der Kläger gebe es kein "grobes Mißverhältnis". Der Wert der Leistungen bestimme sich nicht nach einem "objektiv ermittelbaren Marktwert".
In der Urteilsbegründung heißt es weiter, die Kläger hätten mit den Schriften und Kassetten sowie der Teilnahme an Kursen und Beratungsstunden "höchstpersönliche seelisch-geistige Bedürfnisse befriedigen wollen". Die von dem Paar gezahlten 250 Mark pro Beratungsstunde kämen "nach begreiflicher menschlicher Vorstellung durchaus als denkbarer Gegenwert in Betracht". Nicht nur die Kläger, sondern auch andere Mitglieder der "Scientology" wären bereit gewesen oder seien bereit, diesen Betrag zu zahlen. Eine "verwerfliche Gesinnung" der Organisation vermochten die Richter darin nicht zu sehen.
Bereits im Sommer 1989 hatte vor derselben Kammer ein enttäuschter "Scientology"-Anhänger seinen Prozeß verloren. Er wollte einen Teil seines Geldes für die sogenannten "Auditing"-Kurse zurück, die 400 Mark pro Stunde kosteten und zu deren Finanzierung der 23 Jahre alte Arbeiter eigens einen Kredit aufgenommen hatte.
Wenn es auch im neuesten Urteil nicht ausdrücklich gesagt wird: die 4. Zivilkammer bleibt bei ihrer Haltung, wonach "Scientology" eine von Hunderten von Religionsgemeinschaften sei, denen ein besonderer Schutz des Grundrechts-Artikel 4 zustehe. In der mündlichen Verhandlung im Mai hatten die Richter erklärt, deshalb seien dem Gericht Grenzen gesetzt, vertragliche Verhältnisse zu überprüfen.
Die Frage, ob "Scientology" eine Religionsgemeinschaft oder ein auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Wirtschaftsunternehmen ist, wird von deutschen Juristen unterschiedlich beantwortet. Der Anwalt des jetzt vor dem Landgericht unterlegenen Ehepaares, Jack Bechhofer, hatte sich bei der Klage auf Entscheidungen Hamburger Behörden und Gerichte sowie auf ein Berliner Urteil gestützt, wonach der Bewegung der Status einer Religionsgemeinschaft nicht zugebilligt wurde.
Bechhofer kritisierte am Dienstag die Entscheidung (Aktenzeichen: 2/4 076/92): "Die Kammer hat es sich zu einfach gemacht." Nicht berücksichtigt habe sie unter anderem, daß "Scientology" die von ihr gelieferten Bücher und Kassetten zurückgenommen habe und nun weiterverkaufen könne. Den Klägern sei nur ein Betrag von 5500 Mark erstattet worden.
Der Anwalt überlegt mit seinen Mandanten, ob er Berufung beim Oberlandesgericht einlegt. "Eine höchstrichterliche Entscheidung ist vonnöten." enk
Die Kinderbeauftragte für Bergen-Enkheim, Elke Gensler, steht donnerstags zwischen 18 und 21 Uhr unter Tel. (45 00) 2 31 85 Rede und Antwort. Wer Fragen, Kritik oder Anregungen hat, kann sich zu der angegebenen Zeit an die SPD-Ortsbeirätin wenden. fo
Die katholische St.-Josef-Gemeinde bittet um Spenden für einen Flohmarkt, der für das erste Wochenende im September geplant ist: Die gesammelten Sachen können montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr sowie 15 und 18 Uhr im Pfarrbüro, Eichwaldstraße 41, abgegeben werden. go/24
Karneval-Club "Die Nordendler": Für Mitglieder und Freunde des Clubs veranstaltet der KCN am Sonntag, 26. Juli, im Schwanheimer Wald ein Grillfest. Anmeldungen nimmt Peter Straßheimer bis zum 20. Juli unter Tel. 0 61 52 / 5 36 66 entgegen. od/27
Rund 400 Beschäftigte haben nach Angaben der Deutschen Postgewerkschaft vor dem Postgiroamt in der Eckenheimer Landstraße für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Die Gewerkschaft spricht von "massiver Einschüchterung" unter Androhung von disziplinar- und arbeitsrechtlichen Konsequenzen, die zuvor von der Niederlassungsleitung angedroht worden seien.
Wie mehrfach berichtet, hat der Vorstand der Postbank in Bonn kürzlich über Verlagerungen der Arbeitsgebiete und damit verbundene Personalumsetzungen und Einsparungen entschieden. Diese könnten in Frankfurt dazu führen, so die Gewerkschaft, daß das Postgiroamt, dem heute noch über 2000 Mitarbeiter angehören, bis 1996 "zu einer bedeutungslosen Niederlassung verkümmert".
Die Beschäftigten und die Gewerkschaft fordern die langfristige Sicherung des Standortes Frankfurt mit überregionalen Aufgaben. Der Vorstand müsse seine Entscheidung korrigieren. -vau
Schmuck mit Zahnbürste Preise für Nachwuchskünstler
Weil Kunststoffe, welcher Art auch immer, fast unbegrenzte Möglichkeiten bergen, unkonventionellen und experimentellen Schmuck zu gestalten, hatte der Verband Kunststoff- erzeugende Industrie mit der Gesellschaft für Goldschmiedekunst einen Nachwuchsförderwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 120 Nachwuchskünstler der verschiedensten Fach- und Hochschulen für Gestaltung mit 144 Arbeiten beteiligten.
Die Galerie "Auram" zeigt jetzt in einer Ausstellung die preisgekrönten Exponate, deren Bewertung sich nach der Eigenständigkeit des Entwurfs richtete. Das Augenmerk war auf "Kunststoff" zu richten. So entstanden Ringe unter dem Aspekt der Wiederverwertbarkeit vorhandener Objekte, die ihrer Gestalterin von der FH in Pforzheim einen 4000-Mark-Preis einbrachten. Sechs junge Künstler wurden mit einem Preis ausgezeichnet.
13 weitere Schmuckstücke wurden für den Katalog ausgewählt. 51 herausragende Arbeiten gehen bis 1993 auf Wanderschaft durch deutsche Städte. Da mag sich manch einer wundern über den Ring mit der auswechselbaren Zahnbürste, die Borsten lassen sich in Grün, Rot und Gelb variieren. Der Trägerin solchen Ringes küßt man besser nicht die Hand.
Ein Objekt aus Plexiglas, Moosachat, Silber und Edelstahldraht kommt einem Schmuckstück schon näher, während die "Halsringe", entstanden aus Kunststoffsicherungsringen der Aludeckel von Pfandflaschen, mit Stahlband oder Stoffgummiband gehalten, etwas hart am zarten Hälschen der Trägerin aufliegen. Dank der farblichen Bemalung sieht man ihnen das alltägliche Abfallprodukt nicht mehr an.
Ganz anders und fast poetisch bietet sich da die Brosche eines männlichen Preisträgers an. Er macht sein "Herzklopfen" in einer Brosche aus Hartschaum, Kunstharz-Laminat, Lack, Silber, Feingold, plattiert und Federstahl, allen sichtbar. Da gibt es den Krawattenschal aus Acrylglas und jenes beeindruckende Collier aus Filmdosen, Klebefolien, Fahrradreflektoren und Neusilber, das einen Preis verdient hätte.
Schmuck aus Abfallprodukten als Prüfstein von Intelligenz und Kreativität ist eine Initiative. Hoffentlich dürfen diese begabten Kinder auch mal sich in "echt" austoben und "Schmuck zum Schmücken" gestalten. E - S
HOFHEIM. Den angekündigten Beschluß hat die Grüne Offene Hofheimer Liste (GOHL) noch nicht gefaßt. Entgegen ihrer Aussage (siehe FR vom 11. Juli) hat sich die Fraktion noch nicht entschieden, wie und mit welchem Mitteln sie auf die neuen Dezernenten in der Hofheimer Stadtverwaltung reagieren wird.
Wie mehrfach berichtet, hat Bürgermeister Rolf Felix (CDU) in der vergangenen Woche drei ehrenamtliche Stadträte zu Stadträten ernannt, um dem Engpaß an der Rathaus-Spitze ein wenig einzudämmen. Eine Entscheidung, die ihm harsche Kritik der GOHL einbrachte.
Im Gespräch mit der FR sagte die Grüne Marianne Knöß gestern, daß ihre Fraktion einen Beschluß davon abhängig macht, wie lange der Erste Stadtrat noch krankgeschrieben sein werde.
Dr. Roman Sartowski (FWG) fehlt seit rund vier Monaten. Gerüchten zufolge, meinte Marianne Knöß, sollte Sartowski am heutigen Mittwoch wieder arbeiten.
Dem scheint nicht so. Sowohl Sartowskis Sekretärin als auch Rathaussrpecher Ulrich Müller-Braun wußten nichts von einer Genesung des Ersten Stadtrats.
Die GOHL wird nochmals tagen müssen, um dann einen Entschluß zu fassen. pms
USINGEN. Beschimpfungen und Gewaltandrohungen waren vor der Sommerpause im JUZ angeblich die Regel. Die beschuldigten Rowdies: ausländische Jugendliche, die etwa 80 Prozent der 30 bis 40 regelmäßigen JUZ-Besucher im Goldschmidtshaus ausmachen. Einige sollen Waffen (Messer, Schlagwerkzeuge, Tränengaspistolen) mit sich getragen haben. Nach dem Tränengas-Vorfall Ende April war die Kreisjugendpflege, vom JUZ-Vorstand gerufen, unverzüglich als Krisenretter vor Ort geeilt. Nach einem Monat offizieller Renovierungsarbeiten scheint die Situation bereinigt.
Das Protokoll der Kreisjugendpflege über ihren Einsatz in Usingen, das der FR vorliegt, trägt den bezeichnenden Titel "Entwicklungen in Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim".
In vier Gesprächsrunden, an denen jeweils Mitglieder des JUZ-Vorstandes, rund ein Dutzend ausländische Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren und die Kreisjugendpflege teilnahmen, wurde Tacheles geredet. Die Jugendlichen stellten sich als eine lose Gruppe von rund 150 ausländischen, überwiegend türkischen Jugendlichen im Umkreis Usingen, Neu- Anspach und Wehrheim vor. Sie sind zum Großteil in Deutschland geboren, fühlen sich aber als Ausländer, weil: "Die Deutschen sagen das ja."
Sie haben Angst vor "Nazis", die sie auch als "Glatzen" bezeichnen, und geben dem Protokoll zufolge kund, daß sie nur "draufhauen", um sich zu wehren. Sie kennen den Bad Homburger Jugendtreff E-Werk und das Wehrheimer JUZ, fühlen sich aber dort nicht wohl. Sie wollen einen Treffpunkt in Usingen, wo sie zu Hause sind, und beklagen, daß das Usinger JUZ nur an zwei Tagen geöffnet ist.
Im Gegenzug klärte die Kreisjugendpflege als erstes über die Rechte und Pflichten auf, die der Besuch der "Einrichtung Jugendclub" mit sich bringt. Dazu gehört vor allem die Anerkennung der Hausordnung. Das Angebot der Kreisjugendpflege zur Problemlösung: aktive Mitarbeit der Ausländer im JUZ-Vorstand und keine Aufteilung der Räume in "türkisch und deutsch". Außerdem wurde über die Themen "Gewaltbereitschaft und Waffen im JUZ" und die "Rolle der Frauen im JUZ" diskutiert.
Die Bilanz der Kreisjugendpflege: Da die Probleme noch nicht mit der Situation im Frankfurter Raum vergleichbar seien, gäbe es eine Chance, "dem Überschwappen negativer Erscheinungen ins Usinger Land zu begegnen". Das Protokoll schließt mit der Empfehlung, wie diese Chance genutzt werden müßte: "Erforderlich ist, die Jugendarbeit der Kreisjugendpflege durch hauptamtliche Fachkräfte der Stadt Usingen und der Gemeinde Wehrheim, wie in Neu-Anspach bereits verwirklicht, zu ergänzen."
Damit fordert die Kreisjugendpflege nichts Neues. Der seitherige Kreisjugendpfleger Klaus Morawitz, der überraschend zum 1. Juli von der Sozialarbeit zur EDV-Organisation beim Kreis wechselte, hatte sie schon vor einem Jahr beim FR-mobil als eindringlichen Appell an Usingen adressiert. Die Stadt hat immerhin eine Jugendpfleger-Stelle für das laufende Haushaltsjahr geschaffen - allerdings als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM). Seitdem können der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) und sein Wehrheimer Amtskollege Helmut Michel (CDU) bei Nachfragen, warum die Stelle immer noch unbesetzt ist, die Schuld bedauernd dem Frankfurter Arbeitsamt in die Schuhe schieben. Dieses hatte allerdings seinerseits schon Anfang des Jahres beiden Bürgermeistern bedauernd mitgeteilt, daß der ABM-Topf leer ist.
Aufgrund der Usinger Ereignisse - sie wurden auch in Gesprächsrunden der Kreisjugendpflege mit Vertretern der Stadt Usingen, der Gemeinden Neu-Anspach und Wehrheim und der Polizei diskutiert - sind inzwischen aus den Rathäusern neue Töne zu vernehmen. So stellte der Usinger Jugendausschuß nach Auskunft Ortmanns die Überlegung an, schon für den ersten Nachtragshaushalt eine Festanstellung für einen Jugendpfleger zu schaffen. Aus Wehrheim ist die Kalkulation zu hören, sich gemeinsam mit Usingen einen Jugendpfleger zu leisten. Die Neu-Anspacher wollen ihre ABM-Stelle, die seit zwei Jahren besetzt ist, in eine Festanstellung umwandeln.
Zum Aufmacher U-Bahn gehört eine 6sp Dachzeile. Ist im Layout nicht deutlich eingetragen. Pardon
Günther Scherf
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Das war jetzt genau das Wetter, die Strecke und der Rennverlauf, den Deutschlands Radprofi Nummer eins, Olaf Ludwig, sich gewünscht hatte, um seinen großen Tag in dieser Tour de France zu feiern. Aber dann wurde er in der letzten Kurve der zehnten Etappe abgedrängt, eingeklemmt und mußte zusehen, wie seine großen Spurt-Rivalen auf der Avenue des Vosges in Straßburg vor ihm am Ziel waren: Paul van Poppel (Niederlande), Dschamolin Abduschaparow aus Usbekistan, Laurant Jalabert aus Frankreich und Johan Museeuw aus Belgien.
Ludwig wurde Fünfter. Und er sagte selbst: "nur Fünfter". Er verhehlte seine Enttäuschung nicht, bedankte sich aber trotzdem bei Watscheslaw Ekimow, der ihm den Spurt angezogen hatte, ihn aber vielleicht etwas zu früh an die Spitze brachte. Und auch bei Maurizio Fondriest, der mit seiner Aktivität vor dem Feld die Mannschaften der Rivalen zur harten Arbeit an der Feldspitze gezwungen hatte. Die nächste Chance eröffnet sich für Olaf Ludwig wohl erst am nächsten Montag in St. Etienne.
Daß es zu diesem ersten Massenspurt des Rennens kam, war das Verdienst der Mannschaft Once des Laurant Jalabert, der allerdings an diesem Tag das Grüne Trikot an den Belgier Johan Meseeuw verlor, sowie Richard Virenque das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers an Claudio Chiapucci. Da war es also ziemlich vorbei mit dem französischen Tour-Festival, und das ausgerechnet am Nationalfeiertag, an dem sich früher die Franzosen immer besonders angestrengt hatten, um die 50 000 Franc für einen Etappensieg einzustreichen. Aber das ist auch die Crux in dieser Tour, daß mit Ausnahme von Indurains Prologsieg in St. Sebastian die ambitionierten nationalen Asse die erhofften Tagessiege nicht herausfahren konnten. In Brüssel wurden alle Belgier vom Franzosen Laurant Jalabert geschlagen, in Falkenburg alle Niederländer vom Franzosen Gilles Delion, in Koblenz alle Deutschen vom Belgier Jan Nevens, nur in Luxemburg gab es keinen Einheimischen zu bezwingen.
Die Etappe von Luxemburg nach Straßburg war wieder gekennzeichnet von heftiger Raserei, einem 42er Schnitt und vielen Ausreißversuchen. Die dramatischste Zeit auf den 217 Kilometern war zwischen Kilometer 148 und 178. Weltmeister Gianno Bungno und der Ire Stephen Roche hatten angegriffen und eine neunköpfige Spitzengruppe erreicht, die schon 1:15 Minuten Vorsprung hatten. Miquel Indurain mußte reagieren. Als er und sein Team sich mit dem ganzen Feld im Sog der Spitzengruppe näherten, richteten sich Bugno und Roche wieder auf.
Die letzten Ausreißer wurden erst vier Kilometer vor dem Ziel gestellt. Eine der Aktivsten unter ihnen war Marc Madiot vom Team Telekom. Das kam unbeschadet über die Strecke, auch Jens Heppner sitzt weiterhin auf Platz sieben zwischen den großen Assen hinter Ignurain, Roche und Bugno und direkt um zwei Sekunden vor Ciapucci. "Wie sind denn die Berge in den Vogesen?", wollte er in Straßburg wissen. Aber eigentlich hat er vor ihnen weniger Respekt als am Montag vor dem großen Zeitfahren. Morgen muß geklettert werden.
Der Kreis der deutschen Tourfahrer ist noch kleiner geworden. Olaf Jentzsch aus Cottbus, der nach einem frühen Sturz weit zurückfiel, kam nach Kontrollschluß in Straßburg an. Da waren es nur noch neun. Und von denen rollt Pechvogel Remig Stumpf, der in dieser Saison schon Fuß und Hand gebrochen hatte, mit einem dicken Knie übers Pflaster.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Alle Grundschulen im Kreis, die für das im Herbst beginnende Schuljahr Zuschüsse für Betreuungsangebote beantragt haben, kommen in den Genuß von Geld aus Wiesbaden. Das Kultusministerium hat jetzt entschieden, daß die 15 Schulen nach Modell drei, das heißt Betreuung von 7.30 bis 13.30 Uhr, mit bis zu 30 000 Mark gefördert werden.
Die Wiesbadener Entscheidung sichert nach Meinung der schulpolitischen SPD-Sprecherin, Gisela Reuschling, auch die Einstellung pädagogischer Fachkräfte an den Schulen, die dies für erforderlich halten. Zu der großzügigen Landesförderung habe auch das vom Kreistag verabschiedete Konzept beigetragen, das sich gegen den Widerstand von CDU und FDP für den Abschluß von Anstellungsverträgen für Sozialpädagoginnen auf Zehn- und Zwölf-Stunden-Basis ausgesprochen habe. Nach Auskunft von Gisela Reuschling werden in Hessen insgesamt 175 Grundschulen gefördert. Das seien viermal so viel wie im abgelaufenen Schuljahr. Der Main-Taunus-Kreis liege mit 15 Betreuungsangeboten weit vorn. set
Bei den 170 000 in Frankfurt lebenden Ausländern nehmen psychische Krankheiten, Entwicklungsstörungen bei Kindern, Verhaltensauffälligkeiten, abweichendes Verhalten und Drogenabhängigkeit rapide zu. Traumatische Trennungen, Kulturschock, Isolation, Ausgrenzung, Identitätskrisen und Konflikte zwischen den Generationen und andere Streßfaktoren machen krank. Für diese Patienten und Klienten gibt es in der Stadt ein nur mangelhaftes Angebot an Hilfen und Helfern. Vor allem fehlen Therapeuten, Berater, Sozialarbeiter und -pädagogen, die auch die Sprache(n) der Betroffenen sprechen.
Das sind zentrale Befunde aus einem Gutachten, das Professor Stefan Gaitanides von der Fachhochschule Frankfurt dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) fertigte: "Psychosoziale Versorgung von MigrantInnen in Frankfurt".
AMKA-Chefin Rosi Wolf-Almanasreh hatte schon geahnt, was der Wissenschaftler herausfinden würde: "Wir wußten ja schon, daß es ziemlich hakt, und auch wo es hapert. Aber um uns selbst sicher zu sein, daß wir nicht auf dem falschen Dampfer sind, brauchten wir Belege."
Gaitanides habe die Zahlen und Fakten beigebracht. Er machte Umfragen in psychiatrischen Kliniken, bei psychosozialen Diensten, heilpädagogischen Zentren, Beratungsstellen für Kinder, Familien, Mädchen/Frauen. Er hat Daten gesammelt bei kommunalen Sozialarbeitern und in Kinder- und Jugendhäusern. Er recherchierte bei den "muttersprachlichen Sozialdiensten" von Caritas (Italiener, Spanier, Kroaten), Evangelischem Regionalverband (Griechen) und Arbeiterwohlfahrt (Türken, "Jugoslawen", Marokkaner, Tunesier).
Augenfällig bei der von Gaitanides aus diesen Recherchen gewonnenen Sozialstatistik: dem oftmals hohen Ausländeranteil in den jeweiligen psychosozialen Einrichtungen - in einigen Frauenhäusern 60 Prozent, in einigen Jugendzentren um die 90 Prozent - stehen zumeist keine ausländischen Mitarbeiter gegenüber. Die deutschen Helfer indes sind zumeist hilflos, sprechen weder Türkisch noch Arabisch und schicken deshalb häufig Ratsuchende und psychisch Kranke zu den "muttersprachlichen Sozialdiensten".
Hier arbeiten dann zwar Frauen und Männer, mit denen die Migranten ohne Dolmetscher reden können - nur: für die Probleme, die da anstehen, und das Leiden, das zu kurieren wäre, sind die Leute nicht ausgebildet.
Besonders groß sei das psychosoziale Defizit in der Flüchtlingsbetreuung. Hier werde es noch schlimmer kommen, denn aus Osteuropa strömten zur Zeit Migrantengruppen in das Rhein-Main-Gebiet, "für die es ja überhaupt noch keine Angebote gibt" (Wolf-Almanasreh).
"Riesenversäumnisse" konstatiert die AMKA-Chefin und sieht "viel Arbeit". Es gelte, die einzelnen Dienste und Angebote besser zu vernetzen, dazu "lebensortsnah, aufsuchend, ganzheitlich" zu machen.
Man müsse außerdem mehr ausländisches Personal anstellen und die deutschen Helfer entsprechend aus-, fort- und weiterbilden: "Um solch einen integrativen Ansatz - wie er erfolgreich in Kanada und den Niederlanden praktiziert wird - durchzusetzen, werden wir sehr viel Unterstützung und Lobby brauchen." peh
BAD SODEN. Das Multiplexkino ist bei Politikern in Sulzbach umstritten. Doch was sagen eigentlich die potentiellen Konsumenten dazu? "Multiplexkino - Bedrohung oder Bereicherung?", das wollen die Jungen Liberalen jetzt mit einer Fragebogenaktion herausfinden. Angesprochen werden sollen Menschen auf dem Bad Sodener Adlerplatz und im Main-Taunus-Zentrum.
Wissen wollen die JuLis von den Bürgern zum Beispiel, ob sie eine Verödung der Innenstädte fürchteten oder ob die Schließung örtlicher Kinos ein Verlust wäre.
"Wir sehen zwar die wirtschaftlichen Probleme kommunalen Kinos", so die Kreisvorsitzende Julia Kappel, andererseits seien Multiplexe aber durchaus eine kulturelle Bereicherung. set
Ein Zug der Linie U 7 ist am Dienstag nachmittag gegen 15.30 Uhr etwa 100 Meter vor der Endstation Enkheim mit einem Teil des hinteren Wagens entgleist. Personen wurden dabei nicht verletzt. Wie die Pressesprecherin der Stadtwerke, Monika Salzmann, erklärte, hatte der Fahrer des Zuges ein Signal bei Rot überfahren, es bemerkt und den Zug zurückgesetzt. Dabei sprang eines der Drehgestelle aus dem Hochgleis. Ein vergleichbarer Unfall hatte sich erst am 29. Juni auf derselben Strecke ereignet, ebenfalls kurz vor der Station Enkheim.
Die Berufsfeuerwehr brauchte zwei Stunden, bis sie mit einem hydraulischen Heber den Wagen wieder aufs Gleis gebracht hatte. Bei den Arbeiten verletzte sich ein Feuerwehrmann am Knie und mußte zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden.
Die Stadtwerke setzten bis 17.30 Uhr zwischen der Endstation Enkheim und Kruppstraße zwei Pendelbusse ein. enk
Die von Bundesinnenminister Rudolf Seiters angeordnete Vernichtung Zehntausender Fingerabdrücke von Asylbewerbern im Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf ist weder für das Sozialamt noch für die Ausländerbehörde der Stadt Frankfurt von irgendeinem Belang.
"Wir brauchten nie eine solche Datei, um Asylbewerber ausfindig zu machen, die möglicherweise unter mehreren Namen auch mehrfach Sozialhilfe in Anspruch nahmen", sagte dazu der Leiter des Sozialamtes, Ingo Staymann.
Aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) würden der Stadt von der zuständigen Landesbehörde für jeweils zwei Jahre Asylbewerber zugewiesen. Die Sozialhilfe werde an die jeweiligen Wohnadressen der Betreffenden geleistet. Staymann schloß Sozialhilfebetrug in Frankfurt - begangen von Asylbewerbern - deshalb nahezu aus.
Auch die Ausländerbehörde, so deren Leiter Henner Schäfer, habe sich nie dieser Fingerabdrucksammlung bedient und auch nie solche Abdrücke von Asylbewerbern genommen, um sie nach Zirndorf zu schicken.
Die durch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bekanntgemachte Vernichtung der Fingabdrücke hat andernorts zu wütenden Protesten der Verwaltung geführt.
In München hatte einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge der zuständige Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl die Reißwolfaktion als "ausgewachsenen Skandal" bezeichnet. Mit Hilfe der Fingerabdrücke sei es gelungen, 211 "Asylbetrüger" zu fassen. enk
Großenteils folgt die Route dem einzigartigen Hinterzartener "Heimatpfad". Er beginnt am "Trapperzentrum" (wo im Winter die Loipen zusammenlaufen), ist zwölf Kilometer lang und führt auch durch das immerblühende Hochmoor und die Ravenna-Schlucht. Jeden Sonntag setzt Schreinermeister Otto Zähringer die restaurierte Klopfmühle in Betrieb. Am Höllsteig, wo eine Gaststube an den Naturfreund Goethe erinnert, fertigt ein Waldglasbläser wieder schöne Schnapsflaschen und "Netzschüssele". Die renovierte Großjockenhofmühle bietet Einblick in uralte Betriebsabläufe, vom Getreidetrichter bis zum Kleiekocher. Eine traditionsgetreue Löffelmacherwerkstatt soll auch noch angesiedelt werden im Löffeltal.
Am Feldbergpaß - der Ausgangspunkt kann bei den Gästeprogrammen wechseln - wartet Arthur Strohmenger mit seinen Mountainbikes. Dann geht's überwiegend bergab, bis zur Einkehr in einer urgemütlichen Hütte am Schluchsee. Natürlich findet dieses "Downhill biking" (die Halbtagesführung kostet 15 Mark) nur auf dafür zugelassenen Forstwegen oder auf Straßen statt, die seit 1. Juli in einem Pilotprojekt für den privaten Autoverkehr gesperrt und dann nur noch von Wanderbussen der Südbadenbus GmbH befahren werden (der Gipfel des Feldbergs ist übrigens in den Besitz des Schwarzwaldvereins übergegangen).
Die "Blaue Flagge" streift in Norddeutschland derzeit nur ein flaues Lüftchen: Weil das europäische Gütezeichen für saubere Strände kein "anerkanntes Umweltzeichen" sei, hat der schleswig-holsteinische Fremdenverkehrsverband dagegen erfolgreich Stimmung gemacht: von 50 Gemeinden mit Badestellen an Nord- und Ostsee haben sich in diesem Jahr nur sechs Gemeinden - 1991 waren es zehn gewesen - um die "Blaue Flagge" beworben. Erfolge hingegen feiert in dieser Saison die "blaue Tafel für gesundes Baden im Meer" des Umweltministeriums von Schleswig-Holstein: sie ziert 1992 die Gestade von 20 Seebädern. Die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung, die die "Blauen Flaggen" verleiht, kann diesen Schritt nicht nachvollziehen: die von dem Kieler Ministerium bevorzugten Tafeln seien "bloße Schilder ohne Qualitätsmerkmal".
Zur "Natur-Aktiv-Woche" auf die Hängebrücke über der Ravenna. (Bild: Thomas Stankiewicz)
Mittwoch, 15. Juli
Wanderungen Hausfrauen-Verband: Spaziergang mit Frau Behm; 13.28 Uhr, Abfahrt Hauptwache/U 3 Hohemark (Info 40 85 257). Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.).
Kinder- & Jugendbücherei, Arnsburger Str. 24, 21 23 36 33: 15 Uhr, Basteln "Wollmäuse als Lesezeichen" (ab 7 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/ Hessendenkmal.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R.3.
Lesben- & Schwulenprojekte: 17 bis 20 Uhr, Info-Börse - Kultur, Politik, Beratung; Öko- Haus, Kasseler Str.
Tierversuchsgegner Hessen: 20 Uhr, Info- Abend; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 4.
City-Lauftreff am Römer: Mi./Do., 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 17 bis 20 Uhr, Bergen-Enkheim, DRK-Heim, Neuer Weg 3. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstraße 18, Tel. 67 11 30; Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion-Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Kosmos-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 54, Tel. 30 40 88; Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Mosel-Apotheke, Münchener Straße 41, Tel. 23 22 06; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstraße 261, Tel. 73 10 60; Ring- Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Tel. 43 95 20; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 383, Tel. 56 12 21; Westend-Apotheke, Brentanostraße 29/Ecke Bockenheimer Landstraße, Tel. 72 70 62. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Letzter Test der U-18-Nationalmannschaft Thomas Reis gefiel auch Trainer Bonhof
"Meine eigene Leistung beurteile ich nicht so gerne", wehrte Thomas Reis (Eintracht Frankfurt) ab. Er hätte weniger bescheiden sein können: Beim 2:1-Erfolg der deutschen U-18-Nationalmannschaft gegen die Spvgg. Neu-Isenburg war er einer der auffälligsten Akteure und gehört zur Stammelf, die bei der EM (20. bis 25. Juli in Nordbayern) ihre internationale Reifeprüfung bestehen will.
Reis bereitete den Ausgleich vor, gefiel durch Lauffreude und Zweikampfstärke. Hoffmann hatte die Führung des diszipliniert und ehrgeizig agierenden Landesligisten erzielt. Das Manko der dominierenden deutschen Auswahl lag in einem typischen Testspiel in der Offensive. "Mangelnder Zug zum Tor", so Trainer Bonhof, bedingte fehlende Effizienz.
Zum Auftakt der Europameisterschaften am Montag in Nürnberg gegen Portugal werde sich eine andere deutsche Mannschaft präsentieren, ist sich Reis sicher. Und Bonhof erwartet vor 50 000 Zuschauern ein "lustiges" Spiel: "Da gibt es kein Verstecken." fro
Tore: 1:0 Hoffmann (25.), 1:1 Jörres (33.), 1:2 Breitenreider (76.).
Zuschauer: 200.
Schiedsrichter: Holz (Rauenthal).
a a a
Spvgg. Neu-Isenburg - Deutschland 1:2 (1:1)
Deutschland: Wache (Bayer Leverkusen) - Schwiderowski (Schlake 04) - Lieberknecht (1. FC Kaiserslautern), Eberl (Bayern München) - Ramelow (Hertha BSC), Protzel (Bayern München), Nowotny (Karlsruher SC), Jörres (1. FC Köln), Breitenreider (Hannover 96) - Ziegler (VfB Stuttgart), Reis (Eintracht Frankfurt). - Trainer: Bonhof.
Auswechselspieler: 46. Minute Gospodarek (Bayern München) für Wache, Hager (Bayern München) für Protzel, Meißner (Werder Bremen) für Lieberknecht, 60. Minute Dengel (1. FC Kaiserslautern) für Reis, 70. Minute Thiele (Borussia Dortmund) für Ramelow.
Tore: 1:0 Hoffmann (25.), 1:1 Jörres (33.), 1:2 Breitenreider (76.).
SR: Holz (Rauenthal).
Zuschauer: 200 in Neu-Isenburg.
"Das wird ein lustiges Spiel", freute sich Rainer Bonhof. Gemeint hatte er damit allerdings nicht das letzte Vorbereitungsmatch seiner U-18-Nationalmannschaft in Neu-Isenburg, sondern vielmehr die Auftaktpartie der Europameisterschaft am Montag in Nürnberg gegen Portugal.
Im Neu-Isenburger Stadtpark offenbarte sich dem Zuschauer ein typisches Testspiel, in dem Einsatz und Athletik stimmten, Spielwitz weitgehend auf der Strecke blieb - Mißverständnisse und Unebenheiten nicht überdeckt werden konnten. Zwar hatte die deutsche Auswahl eine ständige Dominanz vorzuweisen, biß sich aber insbesondere in der ersten Hälfte an der ehrgeizigen und engagierten Defensive des Gastgebers aus der Landesliga die Zähne aus. "Uns fehlte der Zug zum Tor", beklagte Trainer Bonhof hernach mangelnde Effizienz, obwohl er auch manch schönen Spielzug genießen durfte.
Uneingeschränkt zu gefallen wußte lediglich Thomas Reis, der den Ausgleich einleitete und dem Bonhof Lauffreude und Zweikampfstärke attestierte. Sein Lohn: Er zählt zur Mannschaft, die gegen Portugal vor erwarteten 50 000 Zuschauern ihre internationale Reifeprüfung ablegen und die WM-Qualifikation erreichen will. "Insgesamt können wir mit dem letzten Test nicht zufrieden sein", sagte auch Reis, der aber sogleich darauf verwies, "daß sich in der kommenden Woche eine andere deutsche Mannschaft präsentieren wird". "Hauptsache, es hat sich niemand verletzt", atmete Bonhof auf. Sprach's und freute sich auf das "lustige" Spiel gegen Portugal: "Da gibt es kein Verstecken." CHRISTIAN FROMMERT
(56. Fortsetzung)
(57. Fortsetzung)
KORR
Harald Schilling, Frankfurt
Im Oberliga-Vergleich verlor der SV Wehen bei Sportfr. Eisbachtal mit 1:2 (1:0) Toren. Hübners Freistoß (18.) ließ der Gastgeber Tore durch Kimmel (62.) und Schui (88.) folgen. Trainer Wulf mußte auf den Ex-Karlsruher Raab (Bänderanriß) verzichten. Die Spvgg. Bad Homburg siegte innerhalb 24 Stunden 5:0 (5:0) beim FSV Steinbach sowie 6:2 (2:1) bei der SG Anspach. Liebe (2), Haub, Neumann und Jörg Müller trafen in Steinbach, Stoll (2), Gorges, Kall, Guth und Haub machten das halbe Dutzend in Anspach (ebenfalls Bezirksliga) voll. Die SG Egelsbach siegte beim Bezirksligisten KSV Urberach ebenso klar mit 6:2 (3:1) Toren. Der Ex-Homburger Sven Müller (2) feierte einen guten Einstand. Den Rest steuerten Michel (2) sowie Seitel und Strich bei. Kickers Offenbach blieb beim Landesligisten RSV Würges durch Albert, Behlil (FE), Wolf, Sempruch und Gramminger (Gegentor: Dies) mit 5:1 (2:0) obenauf. hdp
FUSSBALL
ZWEITE BUNDESLIGA, 2. Spieltag: FSV Mainz 05 - Fortuna Köln 0:0, Waldhof Mannheim - Unterhaching 1:0 (0:0), VfL Wolfsburg - VfL Oldenburg 2:1 (1:1), MSV Duisburg - Wuppertaler SV 2:1 (1:0).
IBIZA, 15. Juli (AP). Auf dem Flughafen der spanischen Ferieninsel Ibiza haben Gangster am Dienstag Millionenbeute gemacht. Laut Polizei erbeuteten mindestens sieben Maskierte im Frachtbereich des Flughafens der Baleareninsel über elf Millionen Mark in verschiedenen Währungen. Das Geld stammt aus Bankfilialen der Insel und sollte in Säcken in wartende Flugzeuge verladen werden. Nach Augenzeugenangaben flohen die Männer in einem Lieferwagen, nachdem sie im Frachtterminal Tränengasgranaten gezündet hatten. Wie ein Mitarbeiter des Flughafens von Ibiza mitteilte, geht die Verladung der Geldsäcke täglich zur gleichen Zeit vonstatten.
STOCKHOLM, 15. Juli (AP). Seit Erlangung der Unabhängigkeit im vergangenen Jahr sind in Lettland fünf Straftäter hingerichtet worden. Die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete dies am Dienstag unter Berufung auf die lettische Generalstaatsanwältin Janis Skratsin. Der schwedische Minister für Auslandshilfe, Alf Svensson, verurteilte die Hinrichtungen in Lettland als einer Demokratie nicht angemessen. TT zufolge untersucht der Rechtsausschuß des lettischen Parlaments, ob die Todesstrafe beibehalten werden soll. Auch in Estland sei ein mehrfacher Mörder hingerichtet worden. Obwohl auch die litauische Gesetzgebung die Todesstrafe vorsieht, sei es dort bisher nicht dazu gekommen.
NEW YORK, 15. Juli (AP). Der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, ist zu einem Treffen mit dem Weltsicherheitsrat in New York eingetroffen.
Bei seiner Ankunft in New York sagte er, er werde die Vereinten Nationen (UN) ersuchen, einen Sonderbeauftragten zur Untersuchung der jüngsten Ausschreitungen in Südafrika zu entsenden. Mandela bekräftigte auch seine Forderung nach erneuten Sanktionen gegen die weiße Minderheitsregierung in seinem Land.
Der ANC-Führer, der vor dem Weltsicherheitsrat eine Rede halten wird, äußerte seine Zuversicht über die Zukunft Südafrikas. Über Rückschläge im Demokratisierungsprozeß wie das Massaker von Boipatong, dessentwegen sich der ANC aus den Verhandlungen mit der Regierung über eine neue Verfassung zurückgezogen hat, zeigte Mandela sich nicht erstaunt. Für das Massaker, bei dem 42 ANC-Anhänger von Mitgliedern der Zulu-Bewegung Inkatha getötet worden waren, macht Mandela auch die Polizei verantwortlich, die der Inkatha Rückendeckung gegeben habe.
HALLE, 15. Juli (AP/AFP). In der Diskussion um eine Einführung von Straßenbenutzungsgebühren und eine Erhöhung der Mineralölsteuer hat der FDP- Bundestagsabgeordnete Wolfgang Kubicki Bundesverkehrsminister Günther Krause indirekt die Qualifikation für sein Amt abgesprochen.
Der in Halle erscheinenden Tageszeitung "Mitteldeutscher Express" (Mittwochausgabe) sagte Kubicki: "Wäre Krause kein Ostdeutscher, wäre er kein Minister mehr."
Der FDP-Politiker bewertete die Klarstellung Krauses, er habe nie von einer höheren Mineralölsteuer gesprochen, als Rückzug. "Das ist nicht das erste Mal, daß Krause vorprescht und später den Rückzug antritt", sagte Kubicki. Er fügte hinzu: "Es wird Zeit, daß die Qualifikation bei der Besetzung von Ministerposten den Ausschlag gibt und nicht eine unsichtbare Ost-Quote. Natürlich gibt es auch im Osten fähige Politiker."
SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing bezeichnete in der Zeitung das Verhalten Krauses als "Kasperle-Theater", das nur die "Verunsicherung der Bürger" zur Folge habe. Er forderte die Bundesregierung auf, klare Position in Steuerfragen zu beziehen und "endlich zuzugeben, daß gespart werden muß, daß sozial gerechte Steuererhöhungen unabdingbar sind". (Siehe auch Seite 3)
LUGANO. Die alten Meister sind aus der Villa Favorita am Luganersee ausgezogen. In klimatisierten Kisten stoßsicher verpackt, reist die weltberühmte Gemälde-Sammlung Thyssen- Bornemisza dieser Tage vom Tessin nach Spanien. Für die Schweiz geht damit nach mehr als einem halben Jahrhundert ein Kapitel Kulturgeschichte zu Ende.
Wegen Verzögerungen bei den Renovierungsarbeiten im künftigen Madrider Domizil der achthundert Gemälde findet der vermutlich größte Kunsttransfer der Geschichte mit fast einjähriger Verspätung statt. Baron Hans-Heinrich von Thyssen-Bornemisza äußerte sich im AP-Gespräch dennoch zufrieden mit dem Auszug der Sammlung aus der Pinakothek der Villa Favorita, wo sie 1936 zum erstenmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war.
Er hofft bereits, den auf neuneinhalb Jahre befristeten Leihvertrag mit der spanischen Regierung wesentlich verlängern zu können. "Wir arbeiten daran", sagte er. Aber zu einer Verlängerung sei vermutlich eine Gesetzesänderung in Spanien erforderlich.
Am 8. Oktober soll die neue Galerie im Palais Villahermosa in unmittelbarer Nachbarschaft des Prado- Museums durch König Juan Carlos eröffnet werden. Damit wird zum ersten Mal der größte Teil dieser Privatsammlung von unschätzbarem Wert, die unter Kennern als einzigartig gilt, dem kunstinteressierten Publikum zugänglich. Raummangel in der Galerie der Villa Favorita, wo in 20 Sälen nur ein Bruchteil der Sammlung auf oft zu engem Raum gezeigt werden konnte, war ein wichtiger Grund für die Entscheidung zum Umzug. Die Ausstellungsfläche in Madrid ist mit etwa fünftausend Quadratmetern mehr als zehnmal so groß wie die in der Villa im Tessin. "Das Palais Villahermosa verfügt über modernste technische Einrichtungen", sagt von Thyssen-Bornemisza. "Meine Leute haben alles geprüft, und alles scheint in bester Ordnung."
Finanzielle Vorteile waren aber offenbar mindestens ebenso maßgebend für die Wahl Madrids, wie der Baron deutlich macht. Die unter dem Leihvertrag von der spanischen Regierung eingerichtete Stiftung mit einem Kapital von umgerechnet rund 138 Millionen Mark und die Versicherung durch den Staat seien Garantie für den Erhalt der Sammlung. In der Schweiz seien die Bilder nicht versichert gewesen, da von staatlicher Seite diese Möglichkeit nicht bestehe und eine private Versicherung "zu kostspielig" wäre.
"In Spanien ist die Sammlung versichert und gut geschützt, selbst wenn es eine Revolution gäbe", sagt der Leihgeber. Der Vertrag enthalte alle erdenklichen Sicherheitsklauseln. Der Wert der Sammlung, die neben Bildern aus der Zeit vom 12. bis zum 20. Jahrhundert Skulpturen, antike Möbel, Gobelins und Kleinkunst umfaßt, ist schwer zu ermessen. "Wahrscheinlich liegt er bei einer Milliarde Dollar oder in diesem Bereich. Es könnten auch zwei Milliarden sein, aber ich glaube, wenn man jetzt alles auf einmal verkaufen würde, gäbe es sicher nur eine halbe Milliarde", schätzt der Besitzer.
Alle seit Jahrzehnten in der Villa Favorita bewunderten alten Meister, aber auch deutsche Expressionisten, russische Konstruktivisten und andere Vertreter der Moderne machen den Umzug mit.
Die letzte große Erwerbung, John Constables "Schleuse", 1990 für 9,8 Millionen Pfund (knapp dreißig Millionen Mark) ersteigert, reist ebenfalls nach Madrid. Von Thyssen-Bornemisza rechnet sich aus, daß dort die Sammlung jährlich mindestens eine Million Besucher anziehen werde. "Natürlich ist es der Besucher, der auf lange Sicht den Erhalt eines Museums finanziell trägt", sagt er. HANS NEUERBOURG (AP)
SYDNEY, 15. Juli (AP). Tierschützer und freiwillige Helfer haben am Mittwoch 44 an der Küste bei Seal Rocks in Australien gestrandete Wale gerettet. Sie transportierten die Tiere einzeln auf Anhängern zu einem nahe gelegenen Hafen, um sie später zusammen ins offene Meer zu entlassen.
Die Tierschützer hatten zunächst an der Küste Zäune errichtet, um die Wale im seichten Wasser zu halten und sie daran zu hindern, wieder auf den Strand aufzulaufen. Eine in Erwägung gezogene Rettungsaktion mit Hubschraubern wurde nach Auskunft des Sprechers der australischen Nationalparks, Julian Green, abgeblasen, weil sie die Tiere zu sehr in Unruhe versetzt hätte. Etwa 150 Freiwillige hatten in der Nacht zum Mittwoch bei eiskalten Temperaturen mitgeholfen, die bis zu fünf Meter langen und zwei Tonnen schweren Wale in nasse Handtücher zu wickeln und mit Meerwasser zu besprühen. Fünf Wale mußten wegen Unterkühlung behandelt werden. Bei der Rettungsaktion starben fünf Wale, die vermutlich gegen Felsen gespült worden waren. Experten haben keine Erklärung für das Stranden der Wale.
Kinderarbeit Leben schlimmer als Tod
NEU-DELHI, 15. Juli (AP). 85 Prozent aller in Indien, Pakistan und Nepal hergestellten Teppiche werden von Kindern unter 14 Jahren gewebt. Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung müssen die Kinder bei schlechten Lichtverhältnissen, in ungelüfteten Räumen zusammengepfercht Teppiche weben, die zu 95 Prozent nach Europa oder in die USA exportiert werden. Die Teppichindustrie verdient daran jedes Jahr 50 Milliarden Dollar. In einem am Montag zu Ende gegangenen Forum in Neu-Delhi versuchten Verteidiger der Menschenrechte auf die Belange der Minderjährigen aufmerksam zu machen. "Diese Kinder sind an den Webstuhl gekettet und leben ein Leben, das schlimmer ist als der Tod", sagte der Organisator der Veranstaltung, Kailash Satyarthi. 15 Kinder, die früher am Webstuhl gearbeitet haben, erzählten von ihrem Arbeitstag dort. "Mein Arbeitgeber war ein gefährlicher Mann", berichtete die achtjährige Mangla, die in den vergangenen drei Jahren 14 Stunden täglich am Webstuhl gesessen hat. "Er trug eine Waffe und drohte damit, mich umzubringen, wenn ich nicht arbeitete."
Fünf bis zehn Kinder weben in der Regel gemeinsam an einem Teppich, für dessen Fertigstellung sie zwei bis vier Monate brauchen. Wenn ihre Finger stillstehen, schlagen die Aufseher sie mit den Eisenstäben, mit denen die Fäden zusammengeschoben werden, 20- bis 30mal auf den Rücken. Einige Kinder werden in den Teppichfabriken blind oder chronisch lungenkrank.
Kinderarbeit ist in Indien, Pakistan und Nepal gesetzwidrig. Wie der Vorsitzende der pakistanischen Gewerkschaft, Ehsan Ullah Khan, sagte, arbeiten 500 000 Kinder in Pakistan in der Teppichindustrie, in Nepal 200 000 und im indischen Staat Uttar Pradesh 300 000.
SANAA, 15. Juli (AP). Bei einem Flugzeugabsturz nahe der jemenitischen Hafenstadt Aden sind am Dienstag abend alle 68 Insassen der Militärmaschine ums Leben gekommen.
BONN, 15. Juli (AP). Der HUK-Verband der gesetzlichen Autoversicherer hat Griechenland-Reisenden mit Pkw zur vollen Abdeckung des Risikos Zusatzversicherungen empfohlen, obwohl in Griechenland die Mindestdeckungssummen in der Autohaftpflichtversicherung erhöht wurden.
Demnach stehen jetzt pro Unfall für Personenschäden rund 161 000 Mark gegenüber vorher 128 000 Mark zur Verfügung, teilte der HUK am Mittwoch in Bonn mit. Der Betrag für Sachschäden sei um 6000 Mark auf 32 000 Mark erhöht worden. Gemessen an der Mindestdekkung in der deutschen Autohaftpflichtversicherung mit Beträgen bis zu 1,5 Millionen Mark bei Personenschäden, 400 000 Mark für Sach- und 40 000 Mark für Vermögensschäden seien die griechischen Deckungssummen noch immer unzureichend.Flucht endete in Bangkok
WIESBADEN, 15. Juli (AP). Ein wegen versuchten Polizistenmordes gesuchter Deutscher ist jetzt in Bangkok festgenommen worden. Der 28jährige soll am 27. Dezember 1991 mit einer abgesägten Schrotflinte auf einen Berliner Polizisten geschossen haben, als er in eine Verkehrskontrolle geriet, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Gefaßt wurde er nun in Thailand von einem BKA-Verbindungsbeamten, nachdem er in eine Messerstecherei mit einem anderen Deutschen verwickelt worden war, bei der auch verletzt wurde.
Nachdem der 28jährige den Polizisten niedergeschossen habe, sei er mit offenbar falschen Papieren nach Thailand geflüchtet, obwohl noch am Tag der Tat ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden sei. Nach der Festnahme am 3. Juli in Bangkok habe der deutsche BKA-Verbindungsbeamte dort den Mann identifiziert.
Verfassungsrechtler uneinig
FRANKFURT A. M., 15. Juli (AP/AFP/ Reuter/dpa/epd). Eine Entsendung deutscher Soldaten in die Adria ist nach Ansicht des früheren Richters am Bundesverfassungsgericht, Helmut Simon, verfassungswidrig. In einem Interview des Saarländischen Rundfunks sagte Simon am Mittwoch, die Rechtslage sei "außerordentlich unklar". Er halte es für sehr problematisch, vor diesem Hintergrund Bundeswehreinsätze vorzunehmen. Nach geltendem Verfassungsrecht sei ein solcher Einsatz "nicht zulässig".
Simon wies darauf hin, daß nach der Rechtsprechung "wesentliche Entscheidungen" vom Parlament getroffen werden müßten. Wenn im Verteidigungsfall Bundestag und Bundesrat mit Zweidrittelmehrheit einem Bundeswehreinsatz zustimmen müßten, so sollten sie dies in einem solchen "minderschweren Fall" erst recht tun. Argumente, wonach das Ausland eine Beteiligung der Bundesrepublik an der Aktion der Vereinten Nationen (UN) erwarte, wies Simon als nicht rechtsrelevant zurück. Scholz: Seeüberwachung Rechtens
Der frühere Bundesverteidigungsminister und Verfassungsrechtler Rupert Scholz (CDU) wies darauf hin, daß sich die UN aufgrund ihrer Charta verschiedener Bündnisse zur Friedenssicherung bedienen könnten. Da Deutschland die UN-Charta ohne Vorbehalte ratifiziert habe, sei es wegen der Beistandspflichten der Mitgliedstaaten nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, an UN-Einsätzen teilzunehmen.
Einer Verfassungsklage der SPD räume er keine Chancen ein, sagte Scholz. Er hoffe aber, daß die SPD von ihrem Recht zu klagen Gebrauch mache, da dies "eine sehr klarstellende Wirkung" hätte. SPD-Abgeordnete auf Regierungsseite
Mehrere SPD-Abgeordnete haben sich ausdrücklich für eine Beteiligung der Bundesmarine an der Militäraktion ausgesprochen, obwohl ihre Parteiführung den Einsatz ablehnt. Der Abgeordnete Hans Büchler sagte der Kölner Tageszeitung Express, der Einsatz sei vereinbar mit dem Bremer Parteitagsbeschluß. In dieser Frage "liege ich mit der Bundesregierung auf der gleichen Linie".
Der als konservativ geltende Parlamentarier Horst Niggemeier kritisierte im Express die Haltung seiner Partei. "Diese Verweigerungshaltung kann nicht richtig sein." Andere Politiker seien keine "Kriegstreiber". Sein Kollege Hans de With bezweifelte, ob die SPD ihren Parteitagsbeschluß, der nur Blauhelm-Aktionen zuläßt, aufrechterhalten könne.
Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Hornhues hat die SPD aufgefordert, ihren Parteitagsbeschluß aufzuheben. Die SPD müsse sich endlich von dem unsinnigen "Knebelbeschluß" von Bremen befreien, sagte er am Mittwoch vor der Presse in Bonn. Ex-Admiral: Unüberlegter Beschluß
Der frühere Admiral Elmar Schmähling verurteilte den Regierungsbeschluß als indirektes militärisches Eingreifen in den Balkankonflikt. Er sei daher "unüberlegt, verfassungswidrig und eskalierend". Ein internationaler Einsatz von Kampftruppen auf dem Balkan würde zu einer Ausweitung der Kämpfe und zu einem neuen Balkankrieg führen, der noch viel mehr Menschen in Tod und Verzweiflung stürzen würde, schrieb Schmähling der Hannoverschen Neuen Presse.
ROM, 15. Juli (AP). Papst Johannes Paul II. hat sich am Mittwoch morgen einer Darmoperation unterzogen. Nach Mitteilung von Vatikansprecher Joaquin Navarro deuteten erste Angaben der behandelnden Mediziner auf einen guten Verlauf des Eingriffs hin. Zu den zahlreichen Spekulationen in den italienischen Medien über die Art der Operation wollte Navarro sich zunächst nicht äußern. "Der wichtigste Teil der Operation ist abgeschlossen, und das bisherige Resultat gibt zum Optimismus Anlaß", sagte Navarro am Vormittag vor Journalisten. Navarro sprach von der "ersten Phase" der Operation, was darauf schließen ließ, daß mehrere chirurgische Schritte erforderlich waren. Weitere Einzelheiten nannte der Vatikansprecher nicht. Unbestätigten Berichten zufolge leidet der Papst an einem Darmtumor.
KARLSRUHE, 15. Juli (AP/dpa). Die Bundesanwaltschaft hat gegen eine 25jährige mutmaßliche IRA-Terroristin, der gemeinschaftlicher Mord und Mordversuch vorgeworfen wird, Anklage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf erhoben. Die Bundesanwaltschaft wirft der aus Nordirland stammenden Frau vor, am 2. Juni 1990 an der Erschießung eines britischen Majors in Dortmund beteiligt gewesen zu sein. Außerdem habe das Kommando der Untergrundorganisation IRA, dem sie angehört habe, nach dem Anschlag auf den Major auf deutsche Polizisten geschossen, teilte die Anklagebehörde am Mittwoch mit.
Darüber hinaus legt ihr die Anklage die Beteiligung an einem versuchten Bombenanschlag auf eine britische Kaserne in Hannover im Mai 1990 zur Last. Wegen dieser Taten sind nach den Angaben der Bundesanwaltschaft bereits zwei mutmaßliche Komplizen der Frau, die im Oktober 1991 von den niederländischen Behörden an die Bundesrepublik überstellt wurde, angeklagt.
MÜNCHEN, 15. Juli (AP). Am bevorstehenden verkehrsreichen Wochenende müssen sich die Touristen in Richtung Italien auf ein zusätzliches Hindernis einstellen: Wegen eines Felssturzes ist die Timmelsjochstraße zwischen dem österreichischen Ötztal und dem Südtiroler Passeiertal bis voraussichtlich 20. Juli gesperrt. Wie der ADAC am Mittwoch weiter mitteilte, ist die Alpenstrecke zwischen Moos und Sankt Leonhard für Autofahrer unpassierbar. Die Timmelsjochstraße ist für viele motorisierte Urlauber auf ihrem Weg Richtung Meran und Bozen eine Alternativroute zur Brennerautobahn.
SAARBRÜCKEN, 15. Juli (AP). Regierung und Opposition im saarländischen Landtag lehnen die von der Bundesregierung geplante Einführung von Karenztagen zur Finanzierung der Pflegeversicherung geschlossen ab. "Hände weg von der Lohnfortzahlung", sagte CDU-Fraktionschef Peter Jacoby am Mittwoch in einer aktuellen Stunde des Landtags. Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) bezeichnete es darüber hinaus als "völlig verfehlt", die Arbeitgeber bei der Finanzierung der Pflegeversicherung nicht heranzuziehen. "Wer von kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen mächtig profitiert hat, muß auch seinen Beitrag leisten, wenn es um die Lösung sozialer Fragen geht", sagte er. Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Brunhilde Müller lehnte ebenfalls eine Einschränkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab, rief aber die Union auf, sich zur Kompensation der Lohnnebenkosten "etwas einfallen zu lassen".
JOHANNESBURG, 15. Juli (AP/Reuter/AFP/dpa). Im Vorfeld der Südafrika- Debatte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) am Mittwoch abend hat der südafrikanische Präsident Frederik de Klerk die Auflösung von drei Einheiten der Armee und Polizei angekündigt, die für ihre Brutalität berüchtigt waren. Ihre Mitglieder wurden zum Teil am Mittwoch aus den Schwarzensiedlungen abgezogen. In seiner Erklärung stellte de Klerk am Dienstag weitere Maßnahmen in Aussicht, mit denen die Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bewegt werden soll.
Aufgelöst werden sollen die Armeebataillone 31 und 32 sowie die Polizeisondertruppe "Koevoet" (Stemmeisen). Alle drei Einheiten bestehen aus weißen Offizieren und schwarzen Soldaten, die nach Angaben von Menschenrechtsgruppen früher in Namibia und Angola kämpften. Dort war Südafrika in der Vergangenheit in zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. Den drei Einheiten werden brutale Überfälle auf Schwarzensiedlungen und Vergewaltigungen zur Last gelegt. Ihre Auflösung hatte nicht nur der ANC empfohlen, sondern vergangene Woche auch die unabhängige Goldstone-Kommission, die die gewalttätigen Ausschreitungen in Südafrika untersucht. Nach den Worten de Klerks sollen die Soldaten in anderen Einheiten untergebracht werden. De Klerk versprach außerdem, das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit zu verbieten. Davon wäre insbesondere die Zulu-Bewegung Inkatha betroffen, da Zulus bei Demonstrationen Stöcke und Speere mit sich führen. Auch will die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen in den Herbergen für Wanderarbeiter verschärfen, von denen oft gewalttätige Auseinandersetzungen ausgehen. De Klerk forderte den ANC auf, seine Massenproteste und den geplanten landesweiten Streik abzusagen.
ANC-Sprecher Carl Niehaus sagte jedoch, die Maßnahmen der Regierung und das "vage Engagement" de Klerks gingen nicht weit genug. Sie erfüllten die Bedingungen nicht, die nach dem Abbruch der Verfassungsgespräche infolge des Massakers von Boipatong gestellt worden seien. In der Schwarzensiedlung bei Johannesburg waren 42 ANC-Anhänger niedergemetzelt worden.
Vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Südafrika sagte ANC-Präsident Nelson Mandela in New York dem Fernsehsender NBC, die von de Klerk angekündigte Auflösung der umstrittenen Kampfeinheiten sei nur ein Schachzug; de Klerk wolle in letzter Minute die Beratungen im Rat beeinflussen. Vor dem NBC-Interview hatte Mandela, der am Dienstag kurz mit UN-Generalsekretär Butros Ghali zusammengetroffen war, die Zusagen de Klerks noch als "gut" begrüßt. Auch der mit dem ANC verbündete Gewerkschaftsverband COSATU bezeichnete de Klerks Vorschläge als Taktik.
Dem Sicherheitsrat lag der Entwurf einer Resolution vor, in dem Ghali aufgefordert wird, einen Sonderbeauftragten nach Südafrika zu entsenden. Für die Aufgabe sei der ehemalige US-Außenminister Cyrus Vance vorgesehen, hieß es.
Die Londoner Zeitung "Independent" berichtete am Mittwoch, daß zwei südafrikanische Geheimagenten im April in London zusammen mit Terroristen aus Nordirland die Ermordung des Oppositionellen Dirk Coetzee geplant hätten. Dies sei jedoch von britischen Behörden vereitelt worden. Ein Sprecher der südafrikanischen Armee bestätigte, daß zwei Angehörige der Streitkräfte in London angebliche Verbindungen von ANC und nordirischen Terroristen untersuchen sollten.
Der Streit über die Frage, wo und zu welchen Zwecken deutsche Soldaten eingesetzt werden dürfen, entzündet sich an den unterschiedlichen Interpretationen der Bestimmungen des Grundgesetzes.
Scheinbar eindeutig legt die Verfassung im Artikel 87a fest: "Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. (. . .) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt."
Die Befürworter von Einsätzen vor allem außerhalb des Bündnisgebietes berufen sich auf den Artikel 24 des Grundgesetzes. Darin heißt es: "Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen; er wird hierbei in Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern."
Während diese beiden Verfassungsartikel nach Ansicht der SPD noch nicht einmal die Zulässigkeit der Entsendung von deutschen UN-Blauhelmen klären, ist aus Sicht der Union damit sogar die Beteiligung an Kampfeinsätzen der Vereinten Nationen als einem "Kollektiven Sicherheitssystem" möglich.
Die SPD hatte vor wenigen Wochen den Entwurf für eine Grundgesetzänderung vorgelegt, mit der der Einsatz deutscher Soldaten außerhalb der Gebiete von NATO und Westeuropäischer Union ausdrücklich auf "friedenserhaltende Maßnahmen" mit Blauhelmen begrenzt werden soll. (AP)
KIEL, 15. Juli (AP). Mit einer Antragsflut der Verteidiger hat vor dem Kieler Landgericht der zweite Prozeß um den Untergang des Frachters "Lucona" 1977 im Indischen Ozean begonnen. Der 57 Jahre alte Kaufmann Hans Peter Daimler ist unter anderem des gemeinschaftlichen sechsfachen Mordes angeklagt, weil er an der Explosion des Schiffes mitgewirkt haben soll. Nach eineinhalb Stunden vertagte sich das Gericht am Mittwoch um eine Woche, um über Anträge der Verteidigung zu beraten.
Die Verteidiger, unter ihnen der Rechtsanwalt und schleswig-holsteinische FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, verlangten die Einstellung des Verfahrens, weil nicht alle Akten des ersten Prozesses aus Wien in Kiel eingetroffen sind. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat Daimler gemeinsam mit dem früheren Wiener Kaffeehausbesitzer Udo Proksch den Untergang veranlaßt. Dabei starben im Januar 1977 sechs Menschen, sechs überlebten, darunter Kapitän und Steuermann.
Ziel sei ein Versicherungsbetrug über 33 Millionen Mark gewesen, denn statt der angegebenen Uranerz-Aufbereitungsanlage sei nur Schrott an Bord gewesen. Proksch wurde in Österreich zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Affäre hatte dort einen politischen Skandal ausgelöst. Der Anklage zufolge haben Daimler und Proksch dafür gesorgt, daß im Abfahrtshafen Chioggia in Italien eine Sprengladung an Bord gebracht und später gezündet wurde.
MÜNCHEN, 16. Juli (AP). Als Konsequenz aus den Erfahrungen mit den gewaltsamen Polizeiaktionen und dem umstrittenen "Kessel" beim Münchner Wirtschaftsgipfel haben die bayerischen Grünen die Kennzeichnung von Polizeibeamten durch Namensschilder gefordert. Der Landesvorsitzende der Grünen, Gerald Häfner, sagte in München, dadurch könne künftig verhindert werden, daß Polizisten "im Schutz einer anonymen Uniform" Bürger mißhandeln und demütigen könnten.
Außerdem könnten die Namensschilder auch dazu dienen, das Bild der Polizei in der Öffentlichkeit zu verbessern und Eskalationen bei Demonstrationen zu vermeiden, meinte Häfner. Da die Einführung der Schilder im Rahmen der Landeskompetenzen liege, solle sich die bayerische Regierung bald dazu entschließen.Datenschützer gegen Chipkarte
BONN, 15. Juli (AP). Die für 1994 von Bundesregierung und Krankenkassen erwogene Einführung von computergerechten Chipkarten an Stelle der Krankenscheine wird von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz (DVD) abgelehnt. Eine derartige Karte führe zu einem System der lückenlosen Erfassung aller individuellen Gesundheitsdaten und schaffe den "gläsernen Menschen", erklärten die Datenschützer am Mittwoch in Bonn. Dies gefährde das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.
Die DVD und das Institut für Informations- und Kommunikationsökologie (ikö) kritisierten, daß die Einführung von Krankenversicherungskarten die Krankenkassen zur Gesundheitspolizei mache.
POTSDAM, 15. Juli (AP). Skinheads haben nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Mittwoch ein Lager mit ausländischen Erntehelfern in Plessow bei Potsdam überfallen. Dem Polizeibericht zufolge waren zehn bis zwölf der Skinhead-Szene zugeordnete Jugendliche mit drei Autos vor dem Erntelager vorgefahren und hatten die Bewohner der Barakken mit Ketten und Messern angegriffen.
Bei dem Überfall auf die Tschechoslowaken, Polen und Äthiopier wurden drei Ausländer und zwei der Angreifer verletzt, die Baracken beschädigt und Einrichtungsgegenstände zerstört. Eine Stunde später nahm die Polizei in Potsdam sechs Tatverdächtige vorläufig fest und stellte Messer und Ketten sicher.
KÖLN (ap). Deutsche Firmen gehen neue Wege, um die Unterbringung der Sprößlinge ihrer Beschäftigten zu sichern: mit Kindergarten-Pools, dem Erwerb von Belegrechten in städtischen Einrichtungen oder Kindergarten-Sponsoring. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln berichtet, vor allem Großunternehmen wie Bayer, Deutsche Bank oder Schering hätten betriebseigene Horte eingerichtet. Aber auch kleinere Firmen entwickelten inzwischen eine Reihe pragmatischer Lösungen. So haben sich mehrere Betriebe in Mannheim und Frankfurt zu Pools zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Nachwuchs-Betreuung zu organisieren.
Die Firma Odenwald-Rowenta hat sich laut IW in den städtischen Kindergarten eingekauft und einen Teil der Plätze dort fest für Belegschaftskinder reserviert. In Böblingen unterstützt der Computerhersteller Hewlett-Packard eine Initiative berufstätiger Eltern durch Spenden und die Bereitstellung eines geeigneten Gebäudes auf Betriebsgelände. In Sindelfingen haben Eltern einen Verein gegründet, der Unternehmen gezielt um Spenden angehe. Mit dem Geld werden bestehende Kindergärten ausgebaut.
Die Suche der Firmen nach Alternativen zum eigenen Kindergarten habe auch finanzielle Gründe, urteilt das Institut. So koste jeder Platz mindestens 18 000 Mark an Investitionen und 4500 Mark pro Jahr für den Betrieb (halbtags).
MÜNCHEN, 15. Juli (AP). Der Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sowie im Süden der Niederlande wird nach der Vorhersage des ADAC am kommenden Wochenende zu den bisher längsten Staus der Saison auf deutschen Autobahnen führen. Zudem bremsen derzeit 137 Baustellen den Autobahnverkehr in der Bundesrepublik, wie der Autoklub am Mittwoch in München mitteilte.
Behinderungen erwartet der ADAC auch in Richtung Norden, weil Urlauber aus Hamburg, Hessen, Niedersachen und Schleswig-Holstein nach Hause zurückkehren. Mit Staus wird um Hamburg, Köln, Karlsruhe und München sowie auf der A 2 Hannover - Berlin, A 7 Hannover - Würzburg, A 1 Köln - Dortmund, A 9 Berlin - Nürnberg, A 4 Bad Hersfeld - Dresden, A 3 Frankfurt - Nürnberg, A 8 Karlsruhe - München - Salzburg und auf der A 7/B 309 Kempten - Pfronten gerechnet. An zahlreichen Grenzübergängen dürfte es zu Wartezeiten kommen.
STUTTGART, 15. Juli (AP/AFP). Die baden-württembergische CDU/SPD-Regierung hat sich für eine Abschaffung der Kraftfahrzeugsteuer und eine Erhöhung der Mineralölsteuer ausgesprochen. Eine entsprechende Bundesratsinitiative beschloß das Landeskabinett am Mittwoch. Für Berufspendler auf dem Land, Behinderte sowie für landwirtschaftliche Fahrzeuge soll es Ausgleichsregelungen geben. Vielfahrer müßten belastet und Wenigfahrer entlastet werden, sagte Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU). Zugleich werde in der Bürokratie gespart.
Landesverkehrsminister Hermann Schaufler erklärte in Stuttgart, die Landesregierung gebe dieser Lösung den Vorzug vor der von Bundesverkehrsminister Günther Krause geplanten Autobahngebühr. Weiter kündigte der Minister an, sein Land werde trotz Sparkurses in den kommenden drei Jahren die Angebote im öffentlichen Personennahverkehr großzügig ausbauen.
Die Initiative Baden-Württembergs sieht nach den Worten des CDU-Politikers statt der Erhebung der Kraftfahrzeugsteuer eine zusätzliche Mineralölsteuer von 20 bis 25 Prozent auf den Liter Benzin vor, von der wenigstens ein Teil den Ländern zugute kommen müsse. "Wenn Benzin teurer wird, hat das auch einen wichtigen ökologischen Gesichtspunkt", sagte Schaufler.
Das Land will Schaufler zufolge in den kommenden drei Jahren nur noch gut ein Drittel der bereitstehenden Fördermittel von insgesamt 2,7 Milliarden Mark in den Straßenbau fließen lassen. Zwei Drittel sollen den Kommunen zur Verbesserung des Nahverkehrs-Angebots zur Verfügung gestellt werden. 1991 hatte Baden- Württemberg 198 Millionen Mark des aus Bundesmitteln ins Land geflossenen Geldes für Straßenbau und 160 Millionen für den Nahverkehr ausgegeben. Im kommenden Jahr werden nach Schauflers Angaben aus diesem Topf 360 Millionen in den Nahverkehr und 260 Millionen Mark in den Straßenbau investiert.
MOSKAU, 15. Juli (AP). Das Flugzeugunglück von Nachitschewan am Dienstag hat neuesten Angaben zufolge mehr Todesopfer gefordert als zunächst gemeldet. 36 der 41 Menschen an Bord seien ums Leben gekommen, teilte General Sufejan Beppajew, der stellvertretende Kommandeur der Militärregion Nordkaukasus, am Mittwoch mit. Zuvor war von 29 Toten und 34 Insassen die Rede gewesen.
HAMBURG, 15. Juli (AP). Der "blonde Hans" kann nun doch in Frieden weiterruhen: Der Hamburger Verleger Knuth Weidlich hat auf die Nachricht, das Grab von Hans Albers (Archivbild) sei in Gefahr, prompt reagiert und der Verwaltung des Hauptfriedhofes in Hamburg-Ohlsdorf angeboten, Pacht und Pflege für die letze Ruhestätte des Schauspielers zu zahlen. "Inzwischen haben wir sogar ein Telefax, mit dem sich Herr Weidlich schriftlich dazu verpflichtet, die 20 000 Mark Pacht sowie 15 337,50 Mark Grabpflege zu bezahlen", sagte Peter Eggers, Leiter des Friedhofes, am Mittwoch erfreut.
Die Friedhofsverwaltung hatte mit einem Schild auf dem Grab von Hans Albers darauf hingewiesen, daß die 25jährige Ruhezeit zum Ende diesen Jahres abläuft. Albers, der am 22. September 1991 genau 100 Jahre alt geworden wäre, wurde vor 32 Jahren in Ohlsdorf beigesetzt. Seit Mittwoch vormittag klingelten ununterbrochen die Telefone beim Ohlsdorfer Friedhof, viele Bürger boten Spenden an, Weidlich war laut Friedhofsverwaltung am schnellsten.
BONN, 16. Juli (AP). Deutschland, die Niederlande und Großbritannien werden in den USA eine Urananreicherungsanlage nach ihrem gemeinsam entwickelten Gasultrazentrifugen-Verfahren bauen. Wie Regierungssprecher Dieter Vogel am Mittwoch in Bonn berichtete, hat das Kabinett die Unterzeichnung eines entsprechenden Regierungsabkommens beschlossen. Während Bau und Betrieb der Anlage ein Gemeinschaftsunternehmen privater Firmen aus den vier Staaten ist, regelt das Regierungsabkommen Fragen der Geheimhaltung sowie Nichtverbreitung und ausschließlich friedlichen Verwendung der Technologie.
Nach AP-Informationen soll die Anlage 1996 den Betrieb aufnehmen und im Endausbau etwa 15 Prozent des Brennstoffbedarfs aller US-Kernkraftwerke decken können.
BREGENZ, 16. Juli (AP). Ein 65jähriger aus Waldburg in Baden-Württemberg hat am Mittwoch einen 100 Meter tiefen Absturz beim Wandern in Vorarlberg schwer verletzt überlebt, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Er war vor einem steilen felsigen Gelände ausgerutscht. Dabei erlitt er unter anderem einen Schädelbruch. Der Schwerverletzte wurde von Bergrettungsmännern geborgen und mit einem Hubschrauber in eine Klinik geflogen.
WASHINGTON, 16. Juli (AP). Die US-Regierung will die Atombombentests auf sechs Versuche pro Jahr begrenzen. In Briefen an die Kongreßführer, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, sprechen sich Mitglieder der von Präsident George Bush geführten Regierung außerdem dafür aus, die Nukleartests nur mit dem Ziel durchzuführen, um die Sicherheit und die Zuverlässigkeit der bereits vorhandenen US-Atomwaffen zu prüfen.
Das Parken in zweiter Reihe und vor Grundstückszufahrten wird immer mehr zum Massendelikt der Autofahrer. Angesichts des Parkplatzmangels wissen sich viele nicht anders zu helfen und stellen ihren Wagen so ab, daß andere behindert werden. Solche Rücksichtslosigkeit kann teuer werden.
Bei verbotswidrigem Parken in zweiter Reihe und vor Ausfahrten drohen nicht nur Bußgelder und Abschleppkosten, sondern auch Schadensersatzklagen. Die Beträge könnten dabei ganz erheblich sein, sagt der Berliner Verkehrsanwalt Ulrich Huschke. Wer durch einen Falschparker an Aus- und Einfahrt gehindert werde, könne zum Beispiel unter Umständen sogar den Ersatz von Verdienstausfall verlangen.
Relativ billig sind da noch die Bußgelder. Für das Zuparken einer Grundstückszufahrt kann die Polizei Knöllchen zwischen 20 und 60 Mark verhängen. Der Höchstbetrag wird, so die Auskunft der Ordnungshüter, für "Zuparken länger als drei Stunden mit Behinderung" fällig. Daneben kann sowohl die Polizei als auch der behinderte Fahrzeughalter den Falschparker abschleppen lassen. Die Kosten sind örtlich unterschiedlich und können mehrere hundert Mark betragen.
Unter Richtern ist umstritten, ob vom Parksünder Kostenersatz für privates Abschleppen verlangt werden kann. Überwiegend wird dies von den Gerichten bejaht. Das Amtsgericht Köln (Az.: 261 C 19/87) begründete dies 1987 damit, daß der Beklagte "durch das Zuparken den Kläger an der Ausübung seiner Gebrauchsrechte hinsichtlich des Kraftfahrzeugs unzweifelhaft gehindert" habe. Nach einem Urteil des Amtsgerichts Frankfurt (Az: 30 C 1949/89-81) kann sich ein Halter auch nicht damit herausreden, daß ein Bekannter sein Auto falsch geparkt habe. Der Halter, so entschied der Richter, "hat in jedem Fall auch für das schuldhafte Verhalten derer einzutreten, die die Besitzstörung herbeigeführt haben".
Auch die Kosten für Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel könne der an der Benutzung des eigenen Autos Verhinderte vom Parksünder verlangen, schrieb der Bonner Richter Christian Grüneberg kürzlich in einem Aufsatz. Das gelte auch für Parkgebühren, wenn ein Fahrer wegen blockierter Einfahrt mit seinem Wagen nicht auf das eigene Grundstück gelangen könne. In die Tausende können die Ansprüche bei verpaßten Geschäftsterminen oder versäumten billigen Mitfahrgelegenheiten gehen. Präzedenzfälle mit extrem hohen Schadenssummen gibt es in der deutschen Rechtsprechung allerdings noch nicht.
Viele Parker in zweiter Reihe versuchen sich mit Zetteln wie "Bin in der Kneipe gegenüber" aus der Affäre zu ziehen. Nach Ansicht des Berliner Anwalts Huschke können sie daran aber nur "die Hoffnung auf die Mitmenschlichkeit" der zugeparkten Verkehrsteilnehmer knüpfen. Rechtlich sei es sehr zweifelhaft, ob nach einem Falschparker gesucht werden müsse, bevor das Abschleppunternehmen gerufen werden dürfe, sagt der Verkehrsexperte. ULRICH SCHARLACK (dpa)
WIEN. Der in Wien geborene, jetzt in Salzburg lebende Kabarettist, Chansonnier und Schriftsteller Georg Kreisler wird am kommenden Samstag siebzig Jahre alt. Als junger Mann mußte Kreisler nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten aus Wien flüchten und ging nach Amerika, wo er in Kalifornien Musik studierte. Nach Kriegsende wurde er Bar-Pianist in New York. Nach Wien kehrte Kreisler 1955 zurück und erzielte am Klavier in der legendären "Marietta- Bar" große Erfolge. Danach trat er gemeinsam mit Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner, Peter Wehle und Luise Martini in Kabarettprogrammen auf. In den letzten Jahren hat er das Hauptgewicht seiner Tätigkeit auf das Schreiben verlegt. dpa
HAMBURG, 15. Juli (dpa). Nach einer Schießerei und Messerstecherei zwischen Jugoslawen und Türken auf der Reeperbahn in Hamburger Stadtteil St. Pauli am vergangenen Freitag sind dort in der Nacht zum Mittwoch erneut Schüsse gefallen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, wurde ein 20 Jahre alter Jugoslawe, der sich mit seinem Bruder auf der Reeperbahn aufhielt, von einem Mann - vermutlich einem Türken - mit einer Waffe bedroht. Mit den Worten: "Bist du von Freitag?" schoß der Türke dann dreimal mit einer Pistole in Richtung des Jugoslawen in den Boden und flüchtete.
Die Schießerei am Freitag, in deren Verlauf fünf Menschen, darunter drei unbeteiligte Passanten, verletzt wurden, war die vierte schwere Gewalttat in dem Vergnügungsviertel in diesem Jahr. Die Polizei hat bereits angekündigt, ihre Streifen auf der Reeperbahn zu verstärken."Lucona"-ProzeßAnsturmauf den
K I E L , 15. Juli (dpa). Mit einem Ansturm der Me- dien und anderer Interessenten auf den Gerichtssaal hat am Mittwoch in Kiel die auf über 200 Tage angesetzte Hauptverhandlung gegen den Kaufmann Hans Peter Daim-
Daimler wird vorgeworfen, das Schiff gemeinsam mit Proksch durch eine Zeitbombe versenkt zu haben, um von der Versicherung rund 33 Millionen Mark zu kassieren.
Der Vorsitzende des Schiedsrichter- Ausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Johannes Malka (Herten), übernimmt ab 1. August für zwei Jahre den Vorsitz der Schiedsrichter-Kommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA).
Der dreimalige Weltmeister Roland Königshofer (Österreich) gewann in Zürich den Lauf zum Europapokal der Amateur-Steher über 50 Kilometer mit zwei Runden Vorsprung vor dem Berliner Carsten Podlesch.
Borussia Dortmund mußte sich im Finale des internationalen Fußball-Turniers in Kriens (Schweiz) dem FC Luzern mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Schönenberger (61.) erzielte das verdiente Siegtor für den eidgenössischen Cupsieger.
KARLSRUHE, 15. Juli (dpa). Die im Oktober 1991 von den niederländischen Behörden an die Bundesrepublik überstellte mutmaßliche irische Terroristin Donna Maguire muß sich demnächst vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen gemeinschaftlichen Mordes und versuchten Mordes verantworten. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft vom Mittwoch soll das Verfahren gegen die 25jährige mit dem Prozeß gegen die bereits angeklagten John Edward Hick (31) und Paul Michael Hughes (28) verbunden werden. Die drei Verdächtigen sollen Mitglieder einer kämpfenden Einheit der "Provisional Irish Republican Army (PIRA)" sein. Die Anklage wirft ihnen vor, an einem versuchten Sprengstoffanschlag auf die britischen Langenhagen-Barracks in Hannover sowie an der Ermordung des britischen Majors Michael Dillon-Lee in Dortmund beteiligt gewesen zu sein.
MADRID, 15. Juli (dpa). Ein spektakulärer Raubüberfall auf dem Flughafen der spanischen Insel Ibiza geht nach Auffassung der Polizei auf das Konto einer internationalen Diebesbande. Am Dienstag abend hatten dort sieben bewaffnete Männer etwa 780 Millionen Peseten (rund 12,5 Millionen Mark) in Geldsäcken erbeutet, die von Banken der Balearen- Inseln stammten.
Der Überfall sei minutiös geplant und professionell, geradezu "filmreif" ausgeführt worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Sie geht inzwischen davon aus, daß zumindest einige der Gangster die Insel direkt nach dem Überfall verlassen haben. Am Mittwoch wurden die Straßen der Insel nicht mehr kontrolliert und die verschiedenen Jachthäfen Ibizas nur leicht überwacht. Der Raubüberfall geschah, als die Geldsäcke zu einem Flugzeug gebracht werden sollten. Die Gangster zwangen die Angestellten, sich auf den Boden zu legen, fesselten ihnen die Hände und besprühten sie mit Tränengas, bevor sie samt Beute verschwanden.
MOSKAU, 15. Juli (dpa). Seit dem Einmarsch gemischter Eingreiftruppen in die georgische Krisenregion Südossetien ist es dort zu keinen neuen Gefechten gekommen. Das teilte am Mittwoch das Sicherheitsministerium des zu Rußland gehörenden Nordossetien mit. Die Blockade von Zchinwali, der Hauptstadt Südossetiens, wurde aufgehoben, so daß Transporte mit Lebensmitteln und Treibstoff die Stadt wieder erreichten, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Dagegen gehen die Kämpfe in Berg- Karabach weiter. Einheiten der Karabach-Armenier haben am Mittwoch im Gebiet Mardakert im Nordwesten Berg- Karabachs einen Gegenangriff gestartet und dabei nach eigenen Angaben mehrere Dörfer von den Aserbaidschanern zurückerobert. Wie die Pressestelle des Parlaments von Berg-Karabach am Mittwoch weiter mitteilte, nahmen die Armenier den Staudamm des Wasserkraftwerks von Sarsang sowie die Dörfer Getawan und Umudlu unter ihre Kontrolle. Derzeit seien heftige Kämpfe um das Großdorf Aterk im Gange, wo die aserbaidschanischen Verteidiger in einer Sackgasse festsäßen.
WIEN. Der Programmdirektor des deutschen Pay-TV-Kanals "Premiere", Rudi Klausnitzer, wird neuer Intendant der Vereinigten Bühnen Wien. Der 44jährige löst Anfang nächsten Jahres den amtsmüden Schauspieler und Regisseur Peter Weck (61) ab. Wie außerdem bestätigt wurde, wird der Berliner Konzertveranstalter Peter Schwenkow ("Concert Concept") das traditionsreiche, aber stark renovierungsbedürftige Ronacher- Theater übernehmen, das künftig nicht mehr von den Vereinigten Bühnen, sondern privat betrieben werden soll. dpa
WIEN/BANGKOK, 15. Juli (dpa). Der Absturz einer Boeing 767 der österreichischen Fluglinie Lauda Air am 26. Mai 1991 über dem thailändischen Dschungel ist auf die Auslösung der Schubumkehr des linken Triebwerkes im Steigflug zurückzuführen. Dies geht aus dem Endbericht der thailändischen Untersuchungsbehörden hervor, den das Verkehrsministerium in Wien am Mittwoch veröffentlichte.
Der Bericht bestätigt damit die bisher geäußerten Vermutungen über die Unfallursache. Die Auslösung der Schubumkehr sei durch ein technisches Versagen erfolgt, dessen tatsächlicher Grund aber nicht angegeben werden könne. Wartungs- oder Bedienungsfehler hätten nicht festgestellt werden können. Nach der Auslösung der Schubumkehr sei die Maschine nicht mehr unter Kontrolle zu halten gewesen. Beim schwersten Unglück in der österreichischen Luftfahrt waren alle 223 Insassen ums Leben gekommen. Die von Boeing angeordneten Änderungen der technischen Systeme der Schubumkehr sollen derartige Unglücksfälle in Zukunft verhindern.
Aufgespießt
"Alles ging gut, alles ist vorbei, der Papst wird's schon machen." Der Botschafter von Honduras beim Heiligen Stuhl, Allessandro Valladares, beim Verlassen des Gemelli-Krankenhauses.
Der kuriose Platzverweis von Jürgen Niggemann (Fortuna Köln) im Zweitligaspiel bei Mainz 05 (0:0) hat ein Nachspiel. Der Kölner Vorstand legte nach dem Studium der Fernsehaufzeichnung Protest beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein. Niggemann erhielt die gelb-rote Karte, als er den Ball mit dem Knie zu seinem Torhüter zurückspielte.
ANKARA, 15. Juli (dpa). Bei einem Angriff von Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind am Dienstag abend in der Nähe von Baskale in der osttürkischen Provinz Van drei Polizisten getötet worden. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch meldete, hatten 15 kurdische Angreifer die Polizeifahrzeuge angehalten.
MAGEDEBURG, 16. Juli (dpa). Ostdeutsche, die nach der Wende die frühere DDR verlassen haben und jetzt in Behörden der alten Länder sowie des Bundes arbeiten, sollten auf frühere Mitarbeit bei der DDR-Staatssicherheit überprüft werden. Das forderten die Landesgruppen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aller neuen Länder in einem in Magdeburg verbreiteten Schreiben.
Für die Landesgruppen sei es nicht hinnehmbar, daß Verantwortungsträger des Repressionsapparates und Stasi-Mitarbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt seien, "und dies auf Kosten der Steuerzahler", hieß es.
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund peilt den Verkauf von 25 000 Dauerkarten an. Bis zum Mittwoch brachten die Westfalen schon 23 000 Saisontickets an den Mann. Das ist Bundesliga-Rekord.
WEIMAR, 17. Juli (dpa). Mit Fragebögen, die an ehemalige Häftlinge verschickt werden, will die Gedenkstätte Buchenwald (Thüringen) Hinweise über die Zeit des sowjetischen Internierungslagers in den Jahren 1945 bis 1950 sammeln. Die Historiker wollten herausfinden, welcher Personenkreis nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht in die Lager gebracht wurde, teilte die Leitung der Gedenkstätte mit.
Das "Speziallager 2" war von den Sowjets auf dem ehemaligen Konzentrationslager-Gelände eingerichtet worden, wo nach ersten Erkenntnissen nicht nur Täter und Mitläufer der Nazi-Herrschaft gefangengehalten wurden, sondern auch Unschuldige und politisch mißliebige Personen. Über die zweite Geschichtsepoche Buchenwalds nach 1945 gibt es bisher kaum Forschungsergebnisse.
Werder Bremen gegen Hannover 96 - die Partie der beiden deutschen Vertreter im Europapokal der Pokalsieger krönte das Pech der Bundesligisten. Auch den VfB Stuttgart im Landesmeister-Wettbewerb und den 1. FC Köln im UEFA-Cup erwischte es zum Auftakt knüppeldick. Der VfB muß sich mit Englands Titelträger Leeds United, die Rheinländer mit Celtic Glasgow auseinandersetzen. Beide Teams spielen am 16. September zuerst zuhause.
Für die UEFA-Cup-Teilnehmer Borussia Dortmund, 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt erfüllte sich am Mittwoch bei der Auslosung in Genf die Hoffnung einer sportlich erfolgreichen Auftaktrunde. Die Dortmunder führt der Betriebsausflug zum FC Floriana auf Malta, die Lauterer gastieren bei Fram Reykjavik in Island, und die Frankfurter werden vom polnischen Vertreter Widzew Lodz erwartet.
Der in Genf weilende Vize-Präsident von Eintracht Frankfurt, Bernd Hölzenbein, dürfte sich vor Vergnügen aber dennoch nicht gerade auf die Schenkel geschlagen haben. Auch Trainer Stepanovic war eher enttäuscht: "Das ist ein ganz schweres Los. Lodz hat viele Nationalspieler und spielt in der Meisterschaft immer an der Spitze mit. Doch wenn alle gesund sind, schaffen wir's." Uwe Rahn wird die Reise nach Polen aber auf keinen Fall mit antreten. Der Neuzugang zog sich bei einem Zweikampf im Training einen Innenbandriß im linken Knie zu. Weitere Untersuchungen bei Dr. Degenhardt in Frankfurt und Rahns Arzt in Mönchengladbach sollen sicherstellen, daß nicht auch noch die Kreuzbänder und der Meniskus in Mitleidenschaft gezogen worden sind. "Für ihn tut es mir leid, er wollte einen Neuanfang machen", bedauerte sein Trainer und rechnet mit einer halbjährigen Pause. Aber die Planungen für die kommende Runde sieht Stepanovic deshalb nicht gefährdet. "Wir haben eine Mannschaft mit 17 Leuten und den Grundstock, den wir uns in der letzten Runde geschaffen haben."
Bremens Manager Lemke blickt ebenfalls optimistisch in die Zukunft: "Ein absoluter Kracher. Bei zwei ausverkauften Spielen wird zweimal richtig Geld verdient." Auch Hannovers Präsident Fritz Willig sprach von einem "Superlos", denn: "Wir sparen Reisekosten und haben keine organisatorischen Probleme."
"Das wird ein lustiger Ausflug", sieht Kaiserslauterns Präsident Norbert Thines der Erstrunden-Aufgabe gegen Reykjavik gelassen entgegen, ebenso wie Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld: "Gegen Floriana ist das Erreichen der zweiten Runde Pflicht."
Nicht mit von der Partie sind in den diesjährigen Europacup-Wettbewerben Mannschaften aus Kroatien, Georgien und Albanien. Die UEFA sperrte sie am Vorabend der Auslosung wegen Sicherheitsbedenken für die dort gastierenden Mannschaften und die Zuschauer aus. Auch die Teams aus Rest-Jugoslawien wurden gemäß der UN-Resolution nicht zugelassen. dpa/fro
Europapokal der Landesmeister
VfB Stuttgart - Leeds United, AC Mailand - Sieger aus Laibach/Tallin, Lech Posen - Sieger aus Kiklakksvik/Riga, PSV Eindhoven - Zalgiris Wilna, FC Barcelona - Viking Stavanger, Kuusysi Lahti - Dynamo Bukarest, Glasgow Rangers - Lyngby BK Kopenhagen, Slovan Preßburg - Ferencvaros Budapest, Austria Wien - ZSKA Sofia, FC Sion - Sieger aus Shelbourne/Simferopol, Union Luxemburg - FC Porto, Vikingur Reykjavic - ZSKA Moskau, FC Brügge - Sieger aus La Valetta/Tel Aviv, AEK Athen - Hapoel Nikosia, IFK Göteborg - Besiktas Istanbul, Glentoran Belfast - Olympique Marseille.
Pokal der Pokalsieger
Werder Bremen - Hannover 96, AS Monaco - Miedz Legnica, Trabzonspor - Turku PS, Bohemians Dublin - Steaua Bukarest, Olympiakos Piräus - Sieger aus Vaduz/Odessa, Valur Reykjavic - Boavista Porto, FC Airdrieonians - Sparta Prag, FC Glenavon - FC Antwerpen, Admira/Wacker Wien - Cardiff City, AC Parma - Ujpest Budapest, AIK Stockholm - Aarhus GF, Sieger aus Thorshavn/Beggen - Spartak Moskau, FC Liverpool - Appolon Limassol, Levski Sofia - FC Luzern, Sieger aus Branik/ Spartans - Atletico Madrid, Feyenoord Rotterdam - Sieger aus Drammen/Tikva Drammen.
UEFA-Pokal
Fram Reykjavic - 1. FC Kaiserslautern, Widzew Lodz - Eintracht Frankfurt, FC Floriana - Borussia Dortmund, 1. FC Köln - Celtic Glasgow, Hibernian Edinburgh - RSC Anderlecht, FC Valencia - SSC Neapel, Vitesse Arnheim - Derry City, Xamax Neuchatel - Frem Kopenhagen, Austria Salzburg - Ajax Amsterdam, Real Sociedad San Sebastian - Vitoria Guimaraes, Sheffield Wednesday - Spora Luxemburg, FC Paris St. Germain - PAOK Saloniki, Örebrö SK - KV Mechelen, SM Caen - Real Saragossa, FC Vac - FC Groningen, Manchester United - Torpedo Moskau, FC Portadown - Standard Lüttich, Mickeli MP - FC Kopenhagen, IFK Norrköping - AC Turin, Hearts of Midlothian - Slavia Prag, Dynamo Moskau - Rosenborg Trondheim, Juventus Turin - Anorthosis Famagusta, Lokomotive Plovdiv - FC Auxerre, Dynamo Kiew - Rapid Wien, Panathinaikos Athen - Electroputere Craiova, Benfica Lissabon - Belvedur Izola, FC Tirol - AS Rom, Sigma Olmütz - Universitatea Craiova, GKS Kattowitz - Galatasaray Istanbul, Real Madrid - Politehnica Timisoara, Botev Plovdiv - Fenerbahce Istanbul, Grasshopper Zürich - Sporting Lissabon.
BELGRAD, 15. Juli (dpa/Reuter). Der neugewählte jugoslawische Regierungschef Milan Panic wird am Freitag nach New York reisen, um bei den Vereinten Nationen (UN) Möglichkeiten für die Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen sein Land zu erkunden. Das berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Mittwoch. Es sei auch ein Gespräch mit UN-Generalsekretär Butros Ghali geplant. Zuvor will Panic in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo mit den Führern der Moslems, Serben und Kroaten zusammentreffen. Panic wird am Freitag auch mit Frankreichs Staatspräsidenten François Mitterand zusammentreffen, teilte der Elysée-Palast mit.
Panic hatte kurz vor seiner Wahl am Dienstag eine Entmilitarisierung der Republik Bosnien-Herzegowina und die Entwaffnung aller Kampfverbände der Konfliktparteien durch die UN vorgeschlagen.
Der neue Regierungschef des nur noch von den Teilrepubliken Serbien und Montenegro gebildeten Landes war damit allerdings auf Kritik gestoßen. Der serbische Nationalistenführer Vojislav Seselj sagte, Panic müsse wissen, "daß niemand das serbische Volk in der Republik Bosnien-Herzegowina entwaffnen kann". Sozialistische Abgeordnete aus Montenegro wiesen Panic' Wirtschaftsprogramm, das eine Privatisierung des Staatseigentums vorsieht, zurück.
Nur einen Tag nach seiner Wahl mußte Panic am Mittwoch bereits den ersten Ministerrücktritt entgegennehmen. Verkehrsminister Milutin Mrkonjic teilte laut Tanjug dem Regierungschef mit, er könne "aus familiären Gründen" das Ressort nicht führen. Die Belgrader Zeitung Borba berichtete zudem, Justizminister Tibor Varadi habe ebenfalls seine Mitarbeit im Kabinett aufgekündigt. (Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte auf Seite 5)
LONDON, 15. Juli (dpa/AP/Reuter/ AFP). Die Europäische Gemeinschaft hat nach zweimonatiger Unterbrechung ihre Vermittlungsbemühungen zur Beendigung des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina wiederaufgenommen. EG-Vermittler Lord Peter Carrington und der portugiesische EG-Botschafter Jose Cutileiro trafen am Mittwoch in London mit Vertretern der Konfliktparteien zu getrennten Gesprächen zusammen. Der moslemische Verhandlungsführer Haris Silajdzic lehnte jedoch direkte Gespräche mit Serbenführer Radovan Karadzic ab.
"Wir haben die Idee von Land-Korridoren für humanitäre Hilfe akzeptiert", sagte Karadzic nach dem einstündigen Gespräch. "Jetzt geht es weiter. Wir sind froh, daß wir gekommen sind." Der Serben-Führer sagte ferner, die serbische Volksgruppe in Bosnien sei auch zu einer bedingungslosen Waffenruhe bereit.
Der moslemische Außenminister Bosnien-Herzegowinas, Silajdzic, sagte nach seiner Unterredung mit dem EG-Beauftragten jedoch, er wolle nicht mit Karadzic konferieren: "Mit einem Kindermörder setze ich mich nicht an den Tisch." Seine Regierung wolle Frieden, aber Fortschritte bei den Verhandlungen seien nicht möglich, solange gekämpft werde: "Vor den Gewehrläufen sind keine echten Gespräche möglich. Erst muß das Morden aufhören." Silajdzic wies Karadzics Angebot eines einseitigen Waffenstillstands zurück. Solche Angebote hätten stets zu noch mehr Morden geführt.
In der Umgebung Carringtons wurde die Hoffnung geäußert, nach den ersten Kontakten könnten die Gespräche unter Vorsitz Cutileiros weitergehen.
In Bosnien-Herzegowina wurden die Erfolgsaussichten Carringtons skeptisch beurteilt. Der moslemische Präsident Alija Izetbegovic teilte Lord Carrington am Dienstag abend mit, er lehne direkte Verhandlungen mit Karadzic ab. Karadzics Serbisch-Demokratische Partei (SDS) wurde in Bosnien zur "terroristischen Organisation" erklärt und verboten. Die bosnische Führung lehnte es ferner ab, über den Vorschlag einer ethnischen Aufteilung Bosniens zu reden.
In Bosien kursierten unterdessen Berichte über Geheimabsprachen zwischen der serbischen und der kroatischen Kriegspartei. Nach Angaben von Radio Sarajewo sollen sich Karadzic und der Kroate Mate Boban Anfang Juli getroffen haben. Dabei sei den Kroaten das rechte Ufer des Flusses Neretwa, Zentralbosnien und der Westteil von Sarajewo zugeteilt worden. Im Gegenzug sei den Serben Nordbosnien und das linke Neretwa-Ufer versprochen worden. Damit bekamen Gerüchte neue Nahrung, Kroaten und Serben wollten bei der Aufteilung des Staatsgebietes die moslemische Bevölkerungsmehrheit leer ausgehen lassen.
Der britische Außenminister Douglas Hurd brach am Mittwoch zu einem viertägigen Besuch im ehemaligen Jugoslawien auf.
Die EG-Länder verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung das Bombardement von Gorazde und anderer bosnischer Städte durch die serbischen Streitkräfte: "Diese brutalen und rücksichtslosen Angriffe auf wehrlose Zivilisten stehen völlig im Gegensatz zu den humanitären Grundsätzen des Völkerrechts."
Österreich forderte am Mittwoch erneut weitere Schritte zur Beendigung der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina. Andernfalls setze die UN ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel, sagte Österreichs UN-Botschafter Peter Hohenfellner.
UN-Generalsekretär Butros Ghali sprach sich für die Bildung einer schnellen Eingreiftruppe der Vereinten Nationen aus, um die Ausweitung von Krisen zu bewaffneten Konflikten zu verhindern. Die UN-Mitgliedstaaten sollten entsprechende Sondereinheiten aufstellen, über die dann der Sicherheitsrat im Krisenfall verfügen könnte, sagte Butros Ghali. Er begrüßte Frankreichs Bereitschaft, einer UN-Eingreiftruppe 1000 Soldaten zur Verfügung zu stellen. Die USA schienen jedoch zurückhaltend und hätten auf den Vorschlag bislang nicht reagiert.
Ghali vertrat ferner die Auffassung, daß es noch "Jahre dauern wird, um die Krise in Jugoslawien zu lösen". In einem Interview mit der französischen Tageszeitung Libération meinte er, die Welt sei mit einem humanitären Problem konfrontiert, das angesichts der Flüchtlingszahlen unterschätzt worden sei.
Das Nordatlantische Verteidigungsbündnis NATO kontrolliert jetzt auch den Luftraum über dem ehemaligen Jugoslawien. Wie am Mittwoch von NATO-Kreisen in Brüssel bestätigt wurde, setzt das Bündnis im Krisengebiet seit einigen Tagen das luftgestützte Überwachungssystem AWACS ein. Der AWACS-Einsatz gilt nach diesen Angaben vor allem dem Schutz der von der NATO eingesetzten Truppen, Schiffe und Flugzeuge, die seit vergangener Woche die UN-Sanktionen gegen Serbien überwachen.
FRANKENTHAL, 16. Juli (dpa). Auf kriminelle Weise hat ein 26jähriger Angeklagter am Dienstag seinen Gerichtstermin im rheinland-pfälzischen Frankenthal platzen lassen. Wie der Richter später von der Polizei erfuhr, hatte es der 26jährige vorgezogen, einen Kiosk zu überfallen, statt vor Gericht zu erscheinen. Aber auch der Überfall scheiterte. Der mit einer Gaspistole bewaffnete Räuber und sein 21 Jahre alter Freund wurden von der Kioskbesitzerin kurzerhand in die Flucht geschlagen. Nach Auskunft der Polizei konnten die beiden wenig später festgenommen werden.
KÖLN, 16. Juli (dpa). Im Rheinland hat die Polizei einen Betrügerring ausgehoben, der durch Kreditkartendiebstähle in den vergangenen zwei Jahren mehrere Millionen Mark Schaden angerichtet haben soll. Nach Angaben der Polizei des Erftkreises in Hürth vom Mittwoch wurden drei Frauen und fünf Männer im Alter von 32 bis 43 Jahren verhaftet. Im Zuge der Ermittlungen stellten die Fahnder gefälschte Pässe, gestohlene Kreditkarten und ein ganzes Warenlager mit wertvollem Schmuck, Kleidung und Einrichtungsgegenständen sicher.
An die meisten Kreditkarten waren die Täter über eine 32jährige Postbedienstete aus dem Erftkreis gekommen. Sie hatte Karten unterschlagen, die auf dem Postweg unterwegs waren.
Einen dreifachen deutschen Etappensieg ergab der erste Massenspurt der 27. Rheinland-Pfalz-Rundfahrt. Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Kirn setzte sich der 23jährige Bert Dietz (Nürnberg) in einem furiosen Finale des siebten Teilstückes von Kirn nach Pirmasens über 154,3 km als schnellster Sprinter souverän durch. Er verwies den deutschen Nationalfahrer Erik Zabel (Dortmund) und den Hannoveraner Reto Matt, der für das Rheinland-Pfalz-Team fährt, auf die Plätze. In der Gesamtwertung führt weiter der 24jährige Gerd Audehm (Nürnberg) vor dem Österreicher Peter Luttenberger.
Firmen-Telegramm
Wertpapier-Verbot für "Innovation" Die "Innovation Gesellschaft für Vermittlung von Immobilien, Finanzdienstleistungen und Kapitalanlagen mbH" in Pleckhausen bei Altenkirchen im Westerwald darf auf Beschluß des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen keine Wertpapiergeschäfte mehr betreiben. Die Firma hatte Geldanlegern angeboten, sich an einem "Euro-Assets-Rendite-Pool" zu beteiligen. Samsung hegt Ostberliner Pläne Der Samsung-Konzern möchte für 20 Millionen Mark ein in Ostberlin gelegenes Werk für die Herstellung von TV- Bildröhren kaufen. Das größte Unternehmen Südkoreas will dort bis 1997 rund 120 Millionen Dollar investieren und die Kapazität auf 2,5 Millionen Röhren jährlich verdoppeln. Zur Zeit arbeiten in der Fabrik 1220 Beschäftigte. Samsung ist gerade dabei, ein Netz von Standorten in der EG zu knüpfen. Treuhand magert stark ab Die Treuhandanstalt wird, wie Präsidentin Birgit Breuel an die Belegschaft schreibt, bis Frühjahr 1994 mindestens 1500 der derzeit noch 4000 Arbeitsplätze in der Berliner Zentrale und den Niederlassungen abbauen. Breuel ist der Überzeugung, daß bis Ende nächsten Jahres die Privatisierung von Unternehmen und die Betreuung der Beteiligungen im wesentlichen abgeschlossen sei.
Hoechst erhöht Kunststoffpreise Um rund zehn Prozent wird Hoechst die Preise für Hostalen zum 1. September erhöhen. Die Aufschläge von 150 Mark pro Tonne bezeichnet der Konzern als "dringend notwendig", um weitere Verluste auf diesem Arbeitsgebiet (Polyethylen Hoher Dichte) zu vermeiden. Darüber hinaus müßten die steigenden Kosten aufgrund der Bonner Umweltauflagen und Verpackungsverordnung aufgefangen werden. Rheinmetall bleibt gerüstet Rheinmetall will trotz schrumpfender Verteidigungshaushalte in Europa an der Wehrtechnik als einem Kernarbeitsgebiet festhalten. Das vorhandene technologische Wissen mache den Konzern zu einem wichtigen Gesprächspartner, betonte Vorstandschef Hans Brauner auf der Hauptversammlung, die die Ausschüttung von 8,50 Mark Dividende auf Stamm- und von 9,50 Mark auf Vorzugsaktien beschloß. Die Gruppe, die rund 13 200 Menschen beschäftigt und mehrheitlich der Familie Röchling gehört, mußte im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang um knapp zehn Prozent auf 1,4 Milliarden Mark hinnehmen. Allerdings übertraf der Auftragseingang im selben Zeitraum mit 1,5 Milliarden Mark den Vergleichswert um 56 Prozent, vor allem durch Bestellungen bei der Sparte Wehrtechnik. VIERTELFINALE: Spanien (Nr. 2) - Argentinien 2:1
Conchita Martinez - Florencia Labat 6:0, 6:1, Arantxa Sanchez - Mercedes Paz 6:2, 6:1, Noelia Perez/Virginia Ruano - Paz/Patricia Tarabini 4:6, 6:7 (6:8).
Australien - CSFR (Nr. 3) 2:1
Rachel McQuillan - Helena Sukova 6:7 (6:8), 6:4, 1:6, Nicole Provis - Jana Novotna 7:5, 6:0, Provis/Rennae Stubbs - Novotna/ Andrea Strnadova 6:3, 6:3.
Damit im Halbfinale am Samstag (13.00 Uhr): Deutschland (Nr. 1) - USA (Nr. 6), Australien - Spanien (Nr. 2).
Qualifikation für 1993, Endrunde: Bulgarien - Ungarn 2:1, Südafrika - Mexiko 3:0, Schweiz - Paraguay 3:0, Finnland - Großbritannien 2:1.
2. RELEGATIONS-RUNDE: Südafrika - Mexiko 3:0
Mariaan de Swardt - Lupita Novelo 6:1, 7:6 (7:2), Armanda Coetzer - Angelica Gavaldon 6:2, 6:1, Elna Reinach/de Swardt - Isabela Petron/Gavaldon 6:0, 6:0.
Schweiz - Paraguay 3:0
Christelle Fauche - Larissa Schaerer 3:6, 6:2, 6:1, Manuela Malejewa-Fragniere - Rossana de los Rios 6:2, 6:2, Michele Strebel/Emanuela Zardo - De los Rios/Viviana Valdovinos 6:2, 6:2.
Großbritannien - Finnland 2:1
Nanne Dahlman - Sara Gomer 6:4, 6:0, Petra Thoren - Jo Durie 6:3, 7:5, Aallonen/ Dahlman - Gomer/Wood 1:6, 4:6.
Bulgarien - Ungarn 2:1
Elena Pampoulowa - Anna Maria Foldenyi 4:6, 2:6, Katerina Malejewa - Andrea Temesvari 6:3, 6:4, Malejewa/Pampoulowa - Kata Gyorke/Virag Csurgo 7:6,4:6, 6:1.
Südafrika, Schweiz, Großbritannien und Bulgarien sind damit für den Federation- Cup 1993 in Frankfurt qualifiziert.
WILNA, 15. Juli (dpa/AFP). Der am Dienstag gestürzte litauische Ministerpräsident Gediminas Vagnorius bleibt bis zum kommenden Dienstag im Amt. Damit folgte das Parlament in Wilna am Mittwoch einem Antrag von Parlamentspräsident Vytautas Landsbergis. Bis zum 21. Juli will Landsbergis eine neue Regierung vorstellen. Hintergrund für den Mißtrauensantrag der gemäßigt-linken Parlamentsmehrheit, dem sich 69 der 120 Abgeordneten angeschlossen hatten, war die Unzufriedenheit der Abgeordneten mit der als mangelhaft angesehenen Durchführung der Wirtschaftsreformen.
FUSSBALL
FREUNDSCHAFTSSPIELE: SSV Reutlingen - Dynamo Bukarest 3:3 (2:1), Rot-Weiß Essen - Werder Bremen 1:3 (0:1), FC Basel - Borussia Dortmund 1:0 (0:0), Dynamo Dresden - Kreisauswahl Kamenz 20:0 (8:0).
FUSSBALL
ZWEITE BUNDESLIGA, 2. Spieltag: Chemnitzer FC - VfL Osnabrück 0:2 (0:1), SV Meppen - VfB Leipzig 0:2 (0:0), FC Remscheid - Fortuna Düsseldorf 3:2 (3:0), SC Freiburg - Stuttgarter Kickers 2:0 (0:0), FC Homburg - Eintracht Braunschweig 3:2 (1:1), FC Carl Zeiss Jena - FC Hansa Rostock 2:1 (1:0), FC St. Pauli - Darmstadt 98 3:1 (0:0).
PANAMA-STADT/WARSCHAU, 16. Juli (AFP/dpa/Reuter). Im zentralamerikanischen Panama hat die Polizei 5000 Kilo Kokain im Wert von 140 Millionen Dollar (rund 207 Millionen Mark) sichergestellt. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurde das Rauschgift im Lager einer panamaischen Firma in der Freihandelszone der Karibik-Provinz Colon entdeckt. Es sollte den Angaben zufolge nach Baltimore in den USA gebracht werden.
In einer Schiffsreparaturwerft in Danzig fanden Arbeiter zufällig 20 Kilogramm 90prozentiges Kokain. Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, wird der Schwarzmarktwert des Fundes auf etwa eine bis zwei Millionen Dollar geschätzt. Das kolumbianische Schiff unter der Flagge Panamas hatte zuvor Rotterdam und Rostock angelaufen. Das Versteck mit den Kokain-Säckchen war praktisch nur für Taucher zugänglich - mehrere Meter unterhalb der Tiefladelinie und durch ein zusätzlich eingeschweißtes Gitter vor einem Zugriff gesichert.
Mehr als eine halbe Tonne Kokain beschlagnahmte die brasilianische Bundespolizei in der Hafenstadt Fortaleza.
Lilien hatten Pech Ein Treffer von Weiß war einfach zu wenig
Eine stimmungsvolle Kulisse von 18 189 Zuschauern trieb den FC St. Pauli Mittwoch abend zu einer gelungenen 3:1 (0:0)-Heimpremiere gegen Darmstadt 98. Mit 3:1 Punkten nach zwei Spieltagen hat die Mannschaft das vom neuen Trainer Michael Lorkowski vorgegebene erste Planziel erreicht. Es ging jedoch nicht ohne Zittern: Die Gäste führten durch Weiss (47.), ehe sich das Blatt für St. Pauli mit zwei Treffern von Knäbel (55./90.) und einem Tor von Kapitän Kocian (70.) noch zum Guten wendete.
Der Sieg gegen die nicht ungeschickt aus der Abwehr spielenden Darmstädter ging in Ordnung. St. Pauli spielte schwungvoll, über weite Strecken aber zu ungestüm und wenig durchdacht. dpa
St. Pauli: Thomforde - Kocian - Nicolic, Schwinkendorf - Olck, Surmann, Knäbel, Gronau (46. Jeschke), Sievers - Philipkowski, Manzi (56. Aertgen).
Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann (79. Querdraogo), Sanchez, Täuber, Eichenauer, Simon - Weiß, Trautmann (72. Berry).
Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen).
Tore: 0:1 Weiß (48.), 1:1 Knäbel (55.), 2:1 Kocian (70.), 3:1 Knäbel (90.).
Zuschauer: 18 189.
Gelbe Karten: Kocian - Heß, Simon, Bakalorz.Roßkopf und Struse gewannen
Jörg Roßkopf (Düsseldorf) und Nicole Struse (Steinhagen) gewannen in Spöck bei Karlsruhe den letzten Olympia-Test. Roßkopf schlug den Belgier Saive in fünf Sätzen, Struse gewann glatt gegen ihre Vereinskameradin Schöpp.
BONN/FRANKFURT A. M. (dpa/ski). Das "gute alte Sparbuch" mit gesetzlicher (dreimonatiger) Kündigungsfrist, von dem man monatlich in der Regel nur bis zu 2000 Mark abheben kann, wird es in dieser Form bald nicht mehr geben. Das Bundeskabinett beschloß mit dem Entwurf zur vierten Novelle des Kreditwesengesetzes (KWG), alle Vorschriften über den Sparverkehr, also auch für andere Spareinlagen, ersatzlos aufzuheben. Als Bonn diese Pläne vor einem Jahr angekündigt hatte, waren sie von Verbraucherschützern begrüßt worden: Das Sparbuch sei ein "Relikt", die Verzinsung oft miserabel. Die Geldbranche wollte die Sonderstellung der gesetzlichen Spareinlagen - für sie eine günstige Refinanzierungsquelle - dagegen aufrechterhalten wissen. Banken und Sparkassen steht es aber künftig frei, die bisher gesetzlich geregelten Sparformen selbst zu gestalten und als hauseigene Produkte anzubieten.
Das gesetzliche Sparbuch war 1934 eingeführt worden. Es sollte zum einen Anleger davor schützen, ihren "Notgroschen" vorschnell anzutasten, und zum anderen dem Kreditgewerbe zuverlässige Dispositionen ermöglichen. Nach Ansicht der Regierung hat diese Anlageform ausgedient: "Der Sparer ist heute in hohem Maße ertragsbewußt und mit einer ganzen Reihe von Sparformen gut vertraut", heißt es unter Hinweis auf Termineinlagen und Wertpapiere. Das standardisierte Sparbuch behindere auch den Wettbewerb mit ausländischer Konkurrenz. Nach EG-Recht dürfen Institute, die in einem Mitgliedsland zugelassen sind, von 1993 an in allen anderen tätig werden.
Mit der Änderung des "Grundgesetzes der Kreditwirtschaft" soll auch eine Meldepflicht für größere Bankbeteiligungen an anderen Unternehmen eingeführt werden. Einzelne Aktienpakete dürfen 15, alle bedeutenden zusammen 60 Prozent des Haftkapitals des Geldinstituts nicht übersteigen. Ausgenommen sind kurzfristige Beteiligungen sowie solche an anderen Finanzhäusern und Versicherungen. Die deutschen Banken haben erklärt, daß sie mit ihrem Anteilsbesitz unter diesen EG-Normen lägen, Verkäufe von Beteiligungen also nicht erforderlich seien.
BONN, 15. Juli (dpa). Die Hilfsorganisationen Brot für die Welt, Deutsche Welthungerhilfe, Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe und terre des hommes haben Bonn aufgefordert, bei den am kommenden Montag im Pariser Club geplanten Umschuldungsverhandlungen für eine umfassende Schuldenerleichterung für Sambia einzutreten. Sie weisen darauf hin, daß das von einer Dürre geplagte Sambia mit einer Schuldensumme von 10,7 Milliarden Mark zu den am höchsten verschuldeten Ländern gehöre.
BONN (dpa/AP/FR). Das Bonner Kabinett hat, wie erwartet, den Grundsatzbeschluß für die Reform der beiden deutschen Schienenverkehrsunternehmen gefällt. Zum 1. Januar 1994 sollen Bundes- und Reichsbahn fusioniert und in die Deutsche Eisenbahn Aktiengesellschaft (Deag) überführt werden. Verkehrsminister Günther Krause (CDU) wertet die Entscheidung als "größte Sanierungsaufgabe in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland". Der gesamte Bahnbetrieb bekommt danach in drei Schritten binnen acht Jahren eine vollständig neue Struktur.
Die Deag soll ihre Arbeit schuldenfrei aufnehmen und nur mit Abschreibungen in der Ertragsrechnung belastet werden. Die aufgelaufenen Verbindlichkeiten (siehe untenstehende Grafik) will Bonn in einem sogenannten Sondervermögen zusammenfassen und erst von 1996/97 an allmählich abtragen. Für die Zinsen kommt der Finanzminister aber bereits von 1995 an auf. Zur Tilgung will Bonn die künftige Straßenbenutzungsgebühr sowie die erwarteten Deag-Gewinne heranziehen und nicht betriebsnotwendige Grundstücke und Gebäude verkaufen oder verpachten. Allein aus der Privatisierung der bahneigenen Elektrizitätsversorgung etwa hofft Krause auf "mehrere Milliarden Mark".
Die beiden Bahnen werden nach den Bonner Vorstellungen in einem ersten Schritt in eine Aktiengesellschaft aufgehen, bei der die Verantwortung für Fahrweg, Personenverkehr und Gütertransport rechnerisch und organisatorisch getrennt sind. Spätestens nach drei Jahren - also zum 1. Januar 1997 - sollen die drei Zweige als eigenständige Aktiengesellschaften unter dem Dach einer Holding firmieren, und weitere fünf Jahre später ist die komplette Aufspaltung in drei Unternehmen mit der erstmaligen Hereinnahme privaten Kapitals vorgesehen. Durch diesen Fahrplan glaubt Krause, "die Deckungslücke, die in zehn Jahren ohne Reform 510 Milliarden Mark betragen würde, auf 405 Milliarden Mark" reduzieren zu können.
Der Minister kündigte an, so bald wie möglich Entwürfe für die nötige Änderung von 30 Gesetzen und des Artikels 87 der Verfassung vorzulegen. Außerdem müßten sich Bund und Länder über die Regionalisierung der Bahn einigen, bei der Länder und Kommunen für unrentable Verkehrsleistungen der Bahn zahlen sollen. Zudem sollen Privatunternehmen das Schienennetz nutzen dürfen.
Mit Auskünften über die personellen Konsequenzen der Reform halten sich die Bonner zurück. Krause zufolge wird es keine "wilden Entlassungen" geben. Klar ist aber auch, daß nicht alle derzeitigen Beschäftigten (230 00 bei der Bundes- und 196 000 bei der weniger als halb so großen Reichsbahn) ihren Arbeitsplatz behalten. Die Zuständigkeit für die Besitzstandswahrung und für die Leute, die von der neuen Deag nicht direkt übernommen werden, soll auch auf das oben erwähnte Sondervermögen übergehen.
Die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) wertet die Entscheidung des Kabinetts in ihrer ersten Reaktion als Weichenstellung im letzten Moment. Ohne sie wäre "der Bahnzug finanziell vor den Prellbock gefahren", betont der Vorsitzende Rudi Schäfer. Die eigentliche Nagelprobe stehe jedoch noch bevor. Grundsatzbeschlüsse allein reichten nicht aus. Zuvor hatte Schäfer in einem Interview mit dem Kölner Express die Behauptung, durch die Neustrukturierung würden 100 000 Eisenbahner entlassen, als "reine Spekulation, Unsinn und Panikmache" zurückgewiesen.
Laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat die Bahn nach der Reform "große Zukunftschancen". Auch der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) gibt eine positive Stellungnahme ab, bedauert freilich die Zwischenstufen einer "Sparten- und Holding-AG". Dadurch werde ein langer Reformprozeß mit ungewissem Abschluß eingeleitet. Der den Grünen nahestehende Verkehrsclub Deutschland (VCD) wittert trotz des im Grunde richtigen und notwendigen Beschlusses "große Risiken für die Bahnkunden" vor allem im Nahverkehr.
SANTA ANA, 15. Juli (AFP). Ein kalifornisches Gericht hat am Dienstag eine 20jährige Frau, die Mutter von vier Kindern ist, wegen Mordes zum Tod in der Gaskammer verurteilt. Die junge Frau war schuldig befunden worden, bei einem Einbruch in ein fremdes Haus im Juni 1990 die neunjährige Autumn Wallace, die allein zu Hause war, mit zahlreichen Messerstichen umgebracht zu haben. Die Angeklagte, die sich Geld zum Drogenkauf verschaffen wollte, hatte beteuert, ihr Komplize habe sie gezwungen, das Mädchen zu schlagen. Dieser Mann, den sie allerdings nicht identifizierte, habe das Kind dann getötet, nachdem sie selbst das Haus bereits verlassen habe.
MOSKAU, 15. Juli (AFP). In der Bergrepublik Daghestan im Süden Rußlands sind Tausende von Schafen nach dreitägigen schweren Schneefällen eingegangen. Dies meldete die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass. Der Schaden, den die Schäfer erlitten hätten, belaufe sich nach Angaben der lokalen Behörden auf zweistellige Millionenbeträge. Mit Hubschraubern werde versucht, etwa 5000 vermißte Tiere wiederzufinden. Auch würde Schafhirten, die bei Schneehöhen von bis zu einem Meter in dem bergigene Gelände von der Außenwelt abgeschnitten seien, per Luftbrücke warme Kleidung und Lebensmittel gebracht. Rund 160 Dörfer hätten keinen Strom mehr, die meisten Telefonverbindungen in der Gegend unterbrochen.
WASHINGTON, 15. Juli (AFP). Die USA sind finanziell bereits an sechs Projekten zur nuklearen Abrüstung in Rußland beteiligt. Darauf hat das Außenministerium in Washington hingewiesen. Sprecherin Margaret Tutwiler erklärte, diese Projekte würden im Rahmen des Hilfsprogramms finanziert, das die USA für die GUS aufgelegt habe und das einen Umfang von 400 Millionen Dollar habe. Die sechs Projekte, die bereits angelaufen seien oder kurz vor ihrem Beginn stünden, hätten ein Volumen von 115 Millionen Dollar.
Es handele sich unter anderem um 50 Millionen Dollar für den Bau von 45 000 Containern, die in den USA hergestellt würden und zum Transport und zur Lagerung von nuklearen Materialien dienen sollen. 25 Millionen gingen an das Internationale Zentrum für Wissenschaft und Technologie, wo russische Atomwissenschaftler umgeschult werden sollten. 20 Millionen seien für die Forschung über die Vernichtung von Chemiewaffen vorgesehen.
Washington will mit den 400 Millionen Dollar neben Rußland auch der Ukraine, Weißrußland und Kasachstan bei der nuklearen Abrüstung helfen.
KÖLN, 15. Juli (AFP). Als "reine Panikmache" hat der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft Deutschlands, Rudi Schäfer, Berichte bezeichnet, wonach im Zuge der Bahnreform mehr als 100 000 Beschäftigte entlassen werden sollen. Der Kölner Zeitung "Express" sagte Schäfer (AP-Bild), diese Behauptungen seien "reine Spekulation, Unsinn und Panikmache". Vielmehr seien sich die Gewerkschaft und der Vorstandsvorsitzende der künftigen Bahn-Holding, Dürr, einig, "daß die Bahnreform durchaus ohne Entlassungen verwirklicht werden kann".
PARIS/SARAJEWO, 15. Juli (AFP/Reuter/dpa). UN-Generalsekretär Butros Ghali ist der Auffassung, daß es noch "Jahre dauern wird, um die Krise in Jugoslawien zu lösen". In einem Interview mit der französischen Tageszeitung "Liberation" sagte Ghali, die Welt sei "mit einem humanitären Problem konfrontiert, das mit gegenwärtig 1,2 Millionen Flüchtlingen unterschätzt wurde". Es handele sich nicht um Sarajewo allein, sondern um ganz Jugoslawien. Um eine Lösung für eine solch komplexe Krise zu finden, brauche es Jahre.
Um mittels einer "Präventiv-Diplomatie" künftig besser reagieren zu können, plädierte der UN-Generalsekretär für eine schnelle Eingreiftruppe, die dem Sicherheitsrat zur Verfügung stehen müßte. Um die UN-Bürokratie nicht weiter auszubauen, denke er an einen Mechanismus, nach dem der Sicherheitsrat bei den Mitgliedsstaaten um die Entsendung von Soldaten nachsucht. Diese könnten in speziellen Einheiten in den nationalen Armeen zusammengefaßt und auf ihre UN-Einsätze vorbereitet werden. Bei den Soldaten müsse es sich nicht unbedingt um eine Eliteeinheit wie beispielsweise Luftlandetruppen handeln, er könne sich auch vorstellen, daß es Ärzte, Ingenieure und Verwaltungsfachleute sind.
Die Europäische Gemeinschaft hat am Mittwoch die Angriffe serbischer Einheiten auf Zivilisten in der ostbosnischen Stadt Gorazde und anderen bosnischen Städten verurteilt. Die EG und ihre Mitgliedsstaaten "fordern den unverzüglichen Stopp dieser Angriffe sowie dringliche Maßnahmen, um die Not und Entbehrung der Bevölkerung zu lindern, und eine bedingungslose Wiederaufnahme der Verhandlungen bei Lord Carringtons Konferenz in guter Absicht durch alle Beteiligten". Carrington will am heutigen Mittwoch in London Gespräche mit den bosnischen Konfliktparteien über eine Beendigung des Krieges führen.
Sarajewo wurde in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben des kroatischen Rundfunks von serbischer Artillerie sporadisch beschossen. Über mögliche Opfer wurde nichts bekannt. Nach Angaben des Rundfunks setzten die Serben ihre Offensive gegen die umzingelte Stadt Gorazde in Ostbosnien fort. Die kroatische Nachrichtenagentur Hina meldete, am Dienstag seien bei einem Raketenangriff serbischer Milizen auf Gorazde 31 Menschen getötet worden.
Der Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, berichtete den Vereinten Nationen über grausame Morde an serbischen Bürgern in Gorazde. Die serbische Nachrichtenagentur zitierte aus einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali, wonach die Serben in Gorazde Opfer und nicht Aggressoren seien. Karadzic schrieb, Entsetzliches geschehe in der Stadt. Frauen würden vergewaltigt und massakriert, alte Menschen gequält und Kinder auf Flößen im Fluß festgenagelt. Karadzic warf moslemischen Einheiten vor, serbische Dörfer in der Nähe von Gorazde niedergebrannt zu haben. Sie wollten damit die Friedensgespräche in London zum Scheitern bringen.
Der am Dienstag gewählte jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic hat den Albanern in der zu Serbien gehörenden Provinz Kosovo das Recht auf Selbstbestimmung zugestanden. "Ich glaube an das Prinzip der Selbstbestimmung aller Völker. Wir wollen es durch Verhandlungen, einen demokratischen Dialog, Wahlen und einen dauerhaften Frieden umsetzen. Wenn dies sichergestellt ist, haben die Grenzen keine Bedeutung mehr", sagte Panic in Belgrad. Auf die Frage, ob dies auch für die albanische Mehrheit in Kosovo gelte, antwortete Panic: "Für alle, also auch für die Albaner. Wir werden die Bedingungen schaffen, damit sie weiterhin an unserer Seite leben und arbeiten." Das einzige Mittel, um dies zu erreichen, seien Verhandlungen mit den Albanern, alles andere seien "billige politische Tiraden".Neuer Tauch-Rekord
KEY LARGO, 15. Juli (AFP). Ein US- Taucher hat einen Rekord aus dem Jahr 1969 um neun Tage überboten und 69 Tage unter Wasser verbracht. Der 33jährige Richard Presley blieb die gesamte Zeit in neun Metern Tiefe in einem Unterwasser-Labor in der Smaragdbucht vor der Küste Floridas.
Als Presley am Dienstag aus dem Wasser kletterte, sagte er, er habe zwar die Farben, die Sonne und die Palmen vermißt, im Gegenzug aber das Rauchen aufgeben können. Der Taucher war im Rahmen eines NASA-Experiments, bei dem die Auswirkung der Isolation auf Astronauten simuliert werden sollte, am 6. Mai mit drei weiteren Männern in dem Labor eingeschlossen worden. Während der erste Mann nach drei Tagen wegen einer Erkältung aufgeben mußte, kamen die beiden anderen erst am 5. Juni wieder an die Oberfläche. Presley blieb schließlich allein unter Wasser, weil er den über 20 Jahre alten Rekord brechen wollte.
CALGARY, 15. Juli (AFP). Mit dem Auftauchen reiner Mädchenbanden hat sich das Problem der Bandenkriminalität in kalifornischen Städten weiter verschärft. Dies berichtete Polizeioffizier Marcus Frank aus Westminster am Dienstag auf einer Konferenz im kanadischen Calgary, an dem Polizisten aus 20 Staaten teilnahmen. Franks Angaben zufolge gibt es in der kalifornischen Stadt Westminster mit 82 000 Einwohnern bereits sechs reine Mädchenbanden, eine siebte sei im Entstehen begriffen. Die Mädchen seien ausnahmslos Asiatinnen zwischen 10 und 18 Jahren, zu deren Straftaten Erpressung, Autodiebstahl und Raub zählten. Das Gewaltpotential sei jedoch geringer als bei den asiatischen Jungenbanden, da diese den Mädchen keine Schußwaffen gestatteten, sagte Frank.
PEKING, 15. Juli (AFP). In China sind seit Jahersanfang mindestens 277 Menschen wegen Drogenhandels hingerichtet worden. Dies meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch.
Die Urteile seien im Rahmen der Kampagne gegen die "sechs Laster" ausgesprochen worden. Unter den "sechs Lastern" versteht die chinesische Regierung Drogenhandel, Prostitution, Pornographie, Glücksspiele, den Handel mit Frauen und Kindern sowie Aberglauben. Im Zusammenhang mit dem Drogenhandel wurden Xinhua zufolge seit Jahresanfang in der südchinesischen Provinz Guanxi 200 Kilogramm Opium und 15 Kilogramm Heroin von der Polizei beschlagnahmt. Trotz der Anti-Drogen- Kampagne nahm der Handel und Konsum von Drogen in China zu. Auch die Prostitution ist auf dem Vormarsch. Rund 15 000 Prostituierte und ihre Kunden seien in den südlichen Provinzen Guandong und Fujian festgenommen, über tausend Bordelle geschlossen worden. In der Provinz Hubei seien im April und Mai 770 Fälle von Prostitution von der Polizei aufgedeckt worden. In der Provinz von Tianjin im Osten Chinas seien im gleichen Zeitraum 6000 Menschen der "sechs Laster" für schuldig befunden worden.
COLOMBO, 15. Juli (AFP). Bei einem Anschlag auf einen vollbesetzten Bus im Osten Sri Lankas sind am Mittwoch mindestens 18 Moslems getötet und fünf weitere schwer verletzt worden. Wie ein Militärsprecher in Colombo mitteilte, wurde der Bus von Angreifern beschossen. Der Sprecher machte die tamilische Rebellenbewegung Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) für den Anschlag im Küstendistrikt Batticaloa verantwortlich. Zuvor hatte die Regierungsarmee eine unbegrenzte Ausgangssperre über den Norden der Insel verhängt, wo das Militär eine Offensive gegen die Tamilen eingeleitet hat, die für einen unabhängigen Staat kämpfen.
Menschenrecht in Kolumbien Jährlich 26 000 tote Babys
BOGOTÁ, 15. Juli (AFP). Wegen mangelhafter Ernährung und fehlender gesundheitlicher Versorgung sterben jährlich 26 000 der 700 000 Neugeborenen in Kolumbien. Nach einem Bericht, den der private Verband für kulturelle Entwicklung bei einer Tagung über Menschenrechte am Dienstag in Bogota vorlegte, sterben aus den gleichen Gründen in dem südamerikanischen Land täglich 165 Kinder unter fünf Jahren. Zudem leide ein Großteil der Kinder an erheblichen Mangelerscheinungen. Der Vorsitzende der kolumbischen Sektion der Andinischen Juristenkommission, Gustavo Gallon, kritisierte vor dem gleichen Forum, daß im vergangenen Jahr 3600 Menschen in Kolumbien aus "politischen oder ideologischen Motiven" getötet worden seien. Für knapp ein Fünftel dieser Todesfälle sei die Guerilla verantwortlich, etwa 14 Prozent gingen auf paramilitärische Gruppen zurück, etwa zehn Prozent auf staatliche Behörden und 0,2 Prozent auf die Drogenmafia. Bei rund der Hälfte der politischen Morde sei die Urheberschaft nicht geklärt. Gallon rief Staatspräsident Cesar Gaviria auf, die schwierige Menschenrechtslage in Kolumbien anzuerkennen und internationale Vermittlung für Verhandlungen mit der Guerilla zu akzeptieren.
Juan Mendez von der Menschenrechtsorganisation American Watch lobte die Bemühungen der Gaviria-Regierung in der Menschenrechtsfrage. Sie habe jedoch die politische Gewalt nicht einschränken können. Mendez forderte vor allem, die Ermittlungen gegen die Täter politischer Gewalt zu verstärken. Daß 50 Prozent der politischen Morde nicht aufgeklärt würden, sei nicht allein durch die Unzulänglichkeiten des Justizsystems zu erklären. Allerdings herrscht innerhalb der Justiz erhebliche Angst vor gezielten Terror- und Mordanschlägen vor allem der Drogenmafia.
LIMA, 15. Juli (AFP). Mindestens 20 Gewerkschafter sind festgenommen worden, als Polizei und Militär mit Tränengas und Schlagstöcken eine Kundgebung im Zentrum Limas auflösten. Der linksgerichtete Gewerkschaftsverband CGTP hatte zu der Veranstaltung am Dienstag aufgerufen.
SAARBRÜCKEN, 15. Juli (AFP). Gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft für in Deutschland lebende Ausländer hat sich der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Johannes Gerster ausgesprochen. Der Politiker wandte sich am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk gegen eine Forderung der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, die die Doppelstaatsbürgerschaft als Möglichkeit für größere Integration von Ausländern bezeichnet hatte. Gerster sagte, die Folge davon sei lediglich, daß "Menschen zwar in ihrem Herzen Angehörige eines anderen Staates bleiben, aber weil sie sich einen Vorteil versprechen, dann Deutsche werden". Gerster forderte zugleich, die Einbürgerung zu erleichtern.
BONN, 15. Juli (AFP). Die Umweltorganisation Robin Wood hat aus Protest gegen den ersten gesamtdeutschen Verkehrswegeplan, der am heutigen Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll, im Bonner Hofgarten symbolisch eine 50 Meter lange vierspurige Autobahn verlegt. Durch die geplanten Straßen würden zusammenhängende Waldgebiete und ökologisch sensible Bereiche zerschnitten, sagte die Organisation. An der Verlegung der schwarzen Plane, die die Autobahn symbolisieren soll, beteiligten sich etwa 20 Robin- Wood-Mitglieder.
TOKIO, 15. Juli (AFP). Die Alzheimersche Krankheit ist nach neuesten Erkenntnissen japanischer Wissenschaftler auf die Aufnahme von Aluminium durch das Trinkwasser zurückzuführen. Japanische Zeitungen veröffentlichten am Mittwoch entsprechende Untersuchungsergebnisse sieben japanischer Wissenschaftler.
Die Mediziner hatten außergewöhnlich hohe Aluminiumkonzentrationen in den Gehirnen der Alzheimer-Patienten festgestellt. Das Aluminium, das überwiegend durch das Trinkwasser aufgenommen wird, gelangt nach Ansicht der Wissenschaftler durch die Verbindung mit einem Protein ins Gehirn, das Eisen im Blut transportiert. Die These der Mediziner wird durch die Tatsache belegt, daß die Alzheimersche Krankheit besonders stark in Gebieten Großbritanniens und Frankreichs verbreitet ist, in denen ein hoher Aluminiumgehalt im Trinkwasser gemessen wurde. Die von dem deutschen Gehirnpathologen Alzheimer entdeckte Krankheit führt durch den Schwund der Hirnrinde zu Schwachsinn und später zum Tod.
SANTIAGO DE CHILE, 15. Juli (AFP). Die chilenischen Behörden haben am Dienstag einen mutmaßlichen chilenischen Drogenhändler an US-Polizisten übergeben. Diese sollen den 44jährigen Luis Rodolfo Torres Romero, alias "El Olfo", in die USA bringen, wo er vor Gericht gestellt werden soll. Der Oberste Gerichtshof in Santiago hatte im Juni die Auslieferung des Chilenen gestattet.
ANKARA, 15. Juli (AFP). Zwei Erdbeben haben die beiden osttürkischen Regionen Mus und Erzurum in der Nacht zum Mittwoch erschüttert und Sachschaden angerichtet. Wie die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anatolien berichtete, waren etwa ein Dutzend Ortschaften in den Gebieten davon betroffen. Beide Beben erreichten die Stärke 5,5 auf der nach oben offenen Richterskala. Es seien etwa 15 Häuser zerstört und 27 weitere beschädigt worden.
MOSKAU, 15. Juli (AFP). Litauens Präsident Vytautas Landsbergis hat das Parlament in Vilnius um die Bewilligung einer befristeten Verlängerung der Amtsperiode der Regierung von Ministerpräsident Gediminas Vagnorius gebeten. Das litauische Parlament hatte der Regierung am Dienstag das Mißtrauen ausgesprochen, woraufhin Vagnorius seinen Rücktritt anbot. Hintergrund für das Mißtrauensvotum war die Kritik der Abgeordneten an der als mangelhaft angesehenen Durchführung der Wirtschaftsreformen und ein Konflikt mit der Litauischen Nationalbank über die Finanzpolitik.
BONN, 15. Juli (AFP). Die SPD hat von der Bundesregierung unverzüglich einen Maßnahmenkatalog gegen Salmonellen- Erkrankungen gefordert. Die Salmonellen-Infektionen seien in den vergangenen Jahren "alarmierend" gestiegen und drohten zu einer Volksseuche zu werden, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Klaus Kirschner am Mittwoch in Bonn.
Der Bundestagsabgeordnete verwies darauf, daß allein im vergangenen Jahr über 114 000 Erkrankungen gemeldet wurden, 80 000 mehr als noch fünf Jahre zuvor. Im Jahr 1990 verliefen nach der amtlichen Statistik 116 Infektionen tödlich. Kirschner zufolge liegt die Hauptursache für den Anstieg der Salmonellen-Erkrankungen in der Massentierhaltung und der Zentralisierung der Schlachtbetriebe. Auch mangelhafte Küchen- und Personalhygiene und die Zunahme der Gemeinschaftsverpflegung erhöhten das Salmonellen-Risiko.
PARIS, 15. Juli (AFP). Der Stab des deutsch-französischen Armeekorps, mit dessen Aufstellung Anfang Juli in Straßburg begonnen wurde, soll demnächst durch belgische, luxemburgische und spanische Offiziere erweitert werden. Wie aus militärischen Quellen bekannt wurde, sollen diese Länder ihren Willen bekunden, sich am Eurokorps zu beteiligen. Diese Beteiligung bedinge jedoch auch die Bereitstellung von militärischen Einheiten und nicht nur von einigen Offizieren, heißt es in Paris, wo man allerdings unterstreicht, daß bis zur Einsatzbereitschaft des Eurokorps, die 1995 erreicht sein soll, "noch Zeit bleibt". Allerdings wird befürchtet, die kürzlich beschlossene Abschaffung der Wehrpflicht könnte eine militärische Beteiligung Belgiens am Eurokorps verzögern.
SARAJEWO/ZAGREB, 15. Juli (AFP/Reuter/dpa). Heckenschützen verschiedener Konfliktparteien haben auch in der Nacht zum Mittwoch die bosnische Hauptstadt Sarajewo unsicher gemacht. Nach Berichten der UN-Friedenstruppe (UNPROFOR) und ausländischer Journalisten wurde immer wieder von vereinzelten Kämpfern aus dem Hinterhalt geschossen. Am Mittwoch lagen nach Rundfunkberichten auch das Zentrum und zwei Vororte Sarajewos erneut unter Artilleriebeschuß. Zwei Reporter und ein Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation wurden schwer verletzt.
Moslemisch-kroatische Verbände erzielten nach Darstellung der bosnischen Führung erste Erfolge bei ihrer Offensive gegen die Angriffe der Serben außerhalb Sarajewos. "Mindestens die Hälfte" der nordbosnischen Stadt Doboj, eines wichtigen Eisenbahn-Knotenpunktes, sei zurückerobert worden, hieß es. Dagegen berichtete die Belgrader Agentur Tanjug unter Berufung auf serbische Quellen, der Frontverlauf bei Doboj sei unverändert. Beide Seiten berichteten von "großen Verlusten" der jeweiligen Gegner.
Widersprüchlich blieben die Berichte über die Lage in der umkämpften ostbosnischen Stadt Gorazde. Nach Darstellung der bosnischen Serben wird Gorazde von moslemischen und kroatischen Verbänden abgesperrt. An der serbischen Bevölkerung würden Massaker verübt. Serbenführer Radovan Karadzic schrieb nach Angaben der serbischen Nachrichtenagentur an UN-Generalsekretär Butros Ghali, in Gorazde seien die Serben Opfer und nicht Aggressoren. Serbische Bürger würden grausam ermordet.
Dagegen erklärte das bosnische Verteidigungsministerium, die serbischen Einheiten belagerten Gorazde mit 60 Panzern, Raketenwerfern und Flugzeugen. Die kroatische Nachrichtenagentur Hina berichtete, am Dienstag seien durch Beschuß mit Stalinorgeln 31 Menschen getötet und weitere 56 verletzt worden.
Bei einem serbischen Granatenangriff auf ein Flüchtlingslager in der kroatischen Stadt Slavonski Brod wurden mehrere Menschen getötet und verletzt. Reporter des Belgrader Fernsehens berichteten, die gesamte Stadt sei von den Serben erobert worden.
Die Kämpfe um die Vorherrschaft in Bosnien weiteten sich nach Angaben der Agenturen Tanjug und Hina auch auf die Gegend am nordbosnischen Fluß Sava und die Stadt Mostar aus.
Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge (UNHCR), Sadako Ogata, rief am Mittwoch zu einer internationalen Sonderkonferenz zum Flüchtlingselend in dem zerfallenen Vielvölkerstaat auf. Diplomaten zufolge soll die Konferenz am 29. Juli beginnen. Ohne sofortige Hilfe drohe eine menschliche Katastrophe, sagte die UNHCR-Sprecherin Sylvania Foa. Nach UN-Angaben mußten im ehemaligen Jugoslawien bereits 2,25 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Davon seien 1,75 Millionen Flüchtlinge in anderen Teilen des auseinandergebrochenen Staates untergekommen. Etwa 500 000 Menschen hätten in anderen europäischen Ländern Zuflucht gefunden, davon rund 200 000 in Deutschand, 60 000 in Ungarn und 40 000 in Schweden. Der Flüchtlingsstrom in die europäischen Staaten nehme zu.
NEW YORK, 15. Juli (AFP/AP/Reuter). Mit großer Mehrheit hat der Parteitag der US-Demokraten am Dienstag abend (Ortszeit) in New York die Wahlplattform für den Präsidentschaftswahlkampf verabschiedet. Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson, Ex-Präsident Jimmy Carter und der Präsidentschaftsbewerber von 1988, Michael Dukakis, bekundeten dem designierten Kandidaten Bill Clinton ihre Unterstützung. Die von Clinton vorgeschlagenen Maßnahmen stellten einen ersten Schritt zur Bekämpfung der Armut dar, sagte Jackson. Jackson mahnte Clinton jedoch, sich nicht von den Armen und Hilflosen der US-Gesellschaft abzuwenden.
Das Wahlprogramm der Demokraten ist konservativer ausgerichtet als das der Präsidentschaftswahlen vor vier Jahren. Ziel der Demokraten ist es, die wirtschaftliche Führungsrolle der USA in der Welt wieder herzustellen. Der Vorsitzende des Redaktionsausschusses, Roy Romer, sprach am Dienstag von einer "neuen Vision der USA". Im Mittelpunkt des Papiers steht das Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Vollbeschäftigung. Vorgeschlagen wird ein dritter Weg zwischen staatlichem Interventionismus und der passiven Haltung der derzeitigen Regierung in der Wirtschaftspolitik.
Als Zeichen der neuen konservativen Ausrichtung der Demokraten gilt die Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Durch eine größere Unterstützung der Eltern soll die Stellung der Familie gestärkt werden. Berufstätigkeit und Kindererziehung sollen stärker miteinander in Einklang gebracht werden. Gleichzeitig unterstreichen die Demokraten jedoch das Recht auf Abtreibung, das als "verfassungsmäßig garantierte Freiheit" angesehen wird.
Außenpolitisch wird ein entschlosseneres Vorgehen zur Beilegung der Krise in Bosnien-Herzegowina gefordert. Gleichzeitig kündigen die Demokraten eine stärkere Unterstützung der Reformstaaten in Osteuropa und die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion an.
Nicht durchsetzen konnten sich Anhänger des früheren Senators Paul Tsongas mit der Forderung nach Streichung des Versprechens, die Steuern für Bezieher mittlerer Einkommen zu senken. Für Spitzenverdiener erwägt Clinton dagegen höhere Steuern.
Erstmals auf einem US-Parteitag ergiff am Dienstag ein Aids-Kranker das Wort. Der umweltpolitische Berater Clintons, Bob Hattoy, erklärte vor den Delegierten: "Ich bin ein mit Aids infizierter Homosexueller. Mein Leben hängt von meiner Stimmabgabe ab." Ein Wahlgewinn Bushs stelle ein Risiko für alle Aids-Kranken dar. Mindestens 10 000 Menschen waren zuvor durch die Straßen New Yorks gezogen, die von den Demokraten eine Aufstockung der Ausgaben zur Bekämpfung von Aids forderten.
(Siehe auch Bericht auf Seite 3)
CARACAS, 15. Juli (AFP). Als Sparmaßnahme wird die venezolanische Regierung 16 Botschaften, 13 Konsulate und zwei weitere diplomatische Vertretungen schließen. Das wurde am Mittwoch mitgeteilt.Chevenement geht auf Distanz
PARIS, 16. Juli (AFP). Der ehemalige französische Verteidigungsminister Jean- Pierre Chevenement verläßt das Exekutivbüro der Sozialistischen Partei. Der Führer des linken Parteiflügels und entschiedene Gegner des Europäischen Unionsvertrags von Maastricht will nach eigenen Angaben im Hinblick auf das Referendum über den Vertrag im Herbst "etwas Abstand gewinnen". Chevenement kündigte am Mittwoch in Paris an, er wolle persönlich für ein "linkes, konstruktives Nein" zur Währungsunion beim Volksentscheid eintreten.
GUATEMALA-STADT, 15. Juli (AFP). Die prominente gualtemaltekische Indianersprecherin Rigoberta Menchu hat am Dienstag vor einer Rebellion der Indios gewarnt, sollten die Rechte der Eingeborenen in dem zentralamerikanischen Land weiter gewaltsam unterdrückt werden. Über die Einhaltung von Menschenrechten könne man nicht verhandeln, da das Leben keine Verhandlungssache sei, sagte Frau Menchu der Nachrichtenagentur AFP unter Anspielung auf die seit einem Jahr ergebnislos geführten Verhandlungen der Regierung von Präsident Jorge Serrano mit den Rebellen der Nationalrevolutionären Einheit Guatemalas (URNG). In Guatemala sind mehr als 45 Prozent der Bevölkerung Indianer und über 40 Prozent Mestizen (Mischlinge).
HANNOVER, 15. Juli (AFP). Zahnfüllungen mit Amalgam sind mindestens zur Hälfte für die Belastung der Bundesbürger mit Quecksilber verantwortlich und sollten daher so schnell wie möglich durch gleichwertige und bezahlbare Ersatzstoffe abgelöst werden. Zu diesem Schluß kommen zwei in Auftrag des niedersächsischen Sozialministeriums erstellte und am Mittwoch in Hannover veröffentlichte Amalgam-Studien des Instituts für Umwelt-Analyse Bielefeld und der Zahnklinik der Göttinger Universität.
Sozialminister Walter Hiller (SPD) erklärte, die derzeit verwendeten Amalgamfüllungen seien "im allgemeinen" zwar nicht gesundheitsgefährdend. Sie könnten jedoch bei Menschen mit einer Quecksilberunverträglichkeit oder Quecksilberallergie Beschwerden hervorrufen. An die Krankenkassen und die Zahnärzte appellierte Hiller, "schleunigst" über die Einführung von kostengünstigeren Ersatz-Werkstoffen zu verhandeln.Armee riegelt Universität ab
JERUSALEM, 15. Julli (AFP). Die israelische Armee hat am Mittwoch morgen die Universität El Nadschah im von Israel besetzten Westjordanland abgeriegelt. 4000 palästinensische Studenten waren dadurch nach Angaben von Universitätssprecher Hischam Saabi mehrere Stunden lang auf dem Universitätsgelände in Nablus eingeschlossen. Am Nachmittag erlaubten die Soldaten den Studenten und Dozenten, die Hochschule zu verlassen. Das Gelände war jedoch weiterhin von Soldaten umzingelt, die bewaffnete Palästinenser in der Universität vermuteten. Eine palästinensische Delegation protestierte bei verschiedenen westlichen Konsulaten in Jerusalem gegen das Vorgehen der israelischen Armee. Zu der Delegation gehörte auch die Sprecherin der Palästinenser bei den Nahostfriedensverhandlungen, Chanan Aschrawi. Bei der Blockade der Universität handele es sich um eine schwere Verletzung der Menschenrechte und der Unterrichtsfreiheit, erklärten die Delegationsmitglieder.
BONN, 15. Juli (AFP/AP/dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) und Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) haben dem iranischen Außenminister Ali Akbar Welajati versichert, daß die Bundesregierung zu pragmatischer Zusammenarbeit mit Iran bereit sei. Die Botschafter beider Staaten sollen einen Bericht erarbeiten, in welchen Bereichen die Zusammenarbeit ausgebaut werden könnte. Die Bonner Regierungsvertreter dankten Welajati für die iranische Unterstützung bei der Freilassung der beiden deutschen Geiseln in Libanon. Ohne den großen persönlichen Einsatz Welajatis wäre die Freilassung so kaum möglich gewesen, sagte Kinkel.
Auch die Menschenrechtslage in Iran sei angesprochen worden, hieß es. Kinkel habe Welajati auf den Stellenwert hingewiesen, den die Beachtung der Menschenrechte für die Bundesregierung habe. Er wolle jedoch nicht den Eindruck erwecken, dies sei das zentrale Thema der Begegnung gewesen. Er sei befriedigt darüber, daß sich der Menschenrechtsexperte des Auswärtigen Amtes, Wolf-Dietrich Schilling, auf Einladung Irans zur Zeit in Teheran aufhalte und berichten werde. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose, mit dem Welajati ebenso wie mit Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann zusammentraf, beklagte in seinem Gespräch mit dem Gast die Willkürjustiz und Folter in Iran.
Welajati betonte nach Bonner Informationen vor allem das Interesse Irans am Ausbau der Wirtschaftskooperation. Die Bundesrepublik ist nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums der wichtigste Wirtschaftspartner Irans.
Am Abend teilte Welajati vor Journalisten mit, er habe dem Bundeskanzler eine Einladung Staatspräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschanis nach Teheran überbracht; Kohl habe die Einladung angenommen. Den "westlichen Ländern" warf Welajati vor, die Frage der Menschenrechte als politisches Druckmittel gegen Iran zu mißbrauchen. In Iran würden die Menschenrechte "auf der Grundlage des Islam eingehalten".
DAMASKUS, 15. Juli (AFP). Der Palästinenserführer Georges Habasch hat am Mittwoch den Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Yassir Arafat, aufgefordert, das Autonomieangebot des neuen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin zurückzuweisen. Wenn sie die nationale Einheit der Palästinenser nicht gefährden wollten, dürften die Führer der PLO den Plan Rabins nicht annehmen, erklärte der Chef der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) der AFP in Damaskus. Habasch, dessen PFLP als eine der drei wichtigsten Unterorganisationen der PLO gilt, erinnerte daran, daß das Ziel der Palästinenser die Selbstbestimmung und die Schaffung eines eigenen Staates sei, der die Rückkehr der Vertriebenen ermögliche. Rabins Plan sehe eine Autonomie unter ständiger Besetzung vor.
Der neue israelische Ministerpräsident hatte am Montag bei seiner Antrittsrede vor der Knesset erklärt, den Autonomieplan für die besetzten Gebiete einhalten zu wollen, der 1978 in Camp David mit Ägypten unterzeichnet worden sei. Der Plan sieht eine fünfjährige Autonomie vor. Gegen Ende der ersten drei Jahre sollten dann Verhandlungen mit den Palästinensern über den endgültigen Status dieser Gebiete begonnen werden.
BONN, 15. Juli (AFP). Die Deutsche Aids-Stiftung "Positiv leben" hat dagegen protestiert, daß die Bundesregierung nur die Nationale Aids-Stiftung mit Geld unterstützt. Beide Organisationen, die in der Arbeitsgemeinschaft deutscher Aids- Stiftungen zusammengeschlossen sind, hätten im Herbst eine einmalige Zuwendung des Bundes von je fünf Millionen Mark beantragt, sagte der Vorstandsvorsitzende von "Positiv leben", Rainer Jarchow, am Mittwoch in Bonn.
Obwohl die frühere Bundesgesundheitsministerin Gerda Hasselfeldt die Mittel zugesagt habe, wolle ihr Nachfolger Horst Seehofer (beide CSU) jetzt aber nur der Nationalen Aids-Stiftung insgesamt zwei Millionen Mark zukommen lassen. Nach Angaben Jarchows gingen bei "Positiv leben" im vergangenen Jahr 978 Anträge von HIV-Infizierten auf finanzielle Einzelfallhilfe ein, bei der Nationalen Aids-Stiftung dagegen weniger als 400.
BLIDA, 15. Juli (AFP). Der Anführer der Islamischen Heilsfront (FIS), Abassi Madani, und sein Stellvertreter Ali Belhadj sind am Mittwoch von einem Militärgericht in der algerischen Stadt Blida zu je zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zwei Mitangeklagte erhielten Haftstrafen von je sechs Jahren, drei weitere FIS-Führer wurden zu je vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Der algerische Militärstaatsanwalt, Kommandant Belkacem Boukhari, hatte am Dienstag lebenslange Haftstrafen für Madani und Belhadj gefordert. In seinem mehr als zweistündigen Plädoyer beantragte Boukhari zudem zehn bis zwanzig Jahre Haft für fünf weitere Fundamentalistenführer. Mit den Strafanträgen blieb der Staatsanwalt weit unter dem möglichen Strafmaß. In Algerien können die den Angeklagten vorgeworfenen "Verbrechen gegen den Staat" mit der Todesstrafe geahndet werden. In seinem Plädoyer beschuldigte Boukhari die FIS-Führer, im Sommer 1991 vorsätzlich gegen den Staat rebelliert und das Wirtschaftsleben beeinträchtigt zu haben. Zudem seien sie der Verschwörung und der Verbreitung von staatsfeindlicher Propaganda schuldig zu sprechen. Belhadj habe außerdem Sicherheitsbeamte ihrer Freiheit beraubt und gefoltert. Den fünf anderen Angeklagten warf Boukhari im wesentlichen vor, sie hätten die Wirtschaft beeinträchtigt und Staatsgelder für Parteizwecke abgezweigt.
Der Hauptverteidiger der Fundamentalistenführer, Ali Yahia Abdennour, hatte schon vor dem Urteilsspruch angekündigt, er werde beim Obersten Gericht Einspruch einlegen. Der Prozeß müsse zurückgestellt werden, bis weitere Informationen vorlägen.
MÜNCHEN, 16. Juli (AFP). Die Kluft zwischen Deutschlands Spitzenpolitikern und den sogenannten Normalbürgern wird nach Angaben des BMW-Managers Hans-Hermann Braess hinsichtlich der jeweils bevorzugten Auto-Pferdestärken immer größer. 1987 habe die durchschnittliche Motorleistung von neuzugelassenen Dienstfahrzeugen für Minister noch bei rund 150 PS gelegen, sagte Braess jetzt in München. 1992 hätten die Minister-Karossen im Schnitt schon 240 PS unter der Haube gehabt. Dagegen begnügten sich Privatleute 1987 mit durchschnittlich etwas über 80 PS. Fünf Jahre später waren es Braess zufolge bei den privaten Neuzulassungen gerade 87 PS.
KAIRO, 17. Juli (AFP). Das ägyptische Parlament hat jetzt eine Reihe von Anti- Terrorgesetzen im Grundsatz gebilligt. Den Angaben des ägyptischen Fernsehens zufolge weiten die neuen Regelungen die Befugnisse der Sicherheitskräfte aus und verschärfen die Strafen für Terrorakte. Danach steht künftig bereits auf die Planung terroristischer Anschläge die Todesstrafe. Gleichzeitig wird die Meinungsfreiheit erheblich eingeschränkt. Seit der Ermordung von Präsident Anwar el Saddat 1981 sind in Ägypten Notstandsgesetze in Kraft, die der Exekutive bereits weitreichende Machtbefugnisse einräumen. Angesichts der wachsenden Gewalt islamischer Fundamentalisten plädiert die Regierung jedoch für eine weitere Verschärfung der staatlichen Repressionsmöglichkeiten.
BUTZBACH, 15. Juli (lhe). Vor den Augen ihrer beiden Kinder ist eine 35jährige Polin in der Nacht zum Mittwoch auf der Autobahn Frankfurt-Kassel überfahren und getötet worden. Ihr 38jähriger Ehemann habe schwere Verletzungen erlitten, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt am Donnerstag mit. Die Eltern hatten nach einem Auffahrunfall in der Nähe von Butzbach (Wetteraukreis) das mitten auf der Spur stehende Wrack ihres Autos verlassen und sich auf die Fahrbahn begeben. Dort erfaßte sie ein Personenwagen. Die 17 und acht Jahre alten Kinder wurden bei dem Auffahrunfall leicht verletzt.
DARMSTADT. Der vom Deutschen Literaturfonds ausgesetzte Kranichsteiner Literaturpreis geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Ludwig Fels. Der in Wien lebende Autor erhält die mit zwanzigtausend Mark dotierte Auszeichnung für sein Buch "Der Himmel war eine große Gegenwart. Ein Abschied". Das New York-Stipendium für 1993 erhält der Innsbrucker Autor Alois Hotschnig. dpa
WIESBADEN, 15. Juli (lhe). In der thailändischen Hauptstadt Bangkok konnte das Bundeskriminalamt (BKA) einen 28jährigen Deutschen festnehmen, der seit vergangenen Dezember wegen Mordversuchs an einem Berliner Polizisten gesucht wurde. Der 28jährige sei in Bangkok Anfang Juli in eine Messerstecherei mit einem anderen Deutschen verwickelt gewesen und trotz gefälschter Papiere von einem BKA-Verbindungsmann identifiziert worden, teilte das BKA am Mittwoch in Wiesbaden mit. Der Festgenommene soll am Weihnachtsabend bei einer Verkehrskontrolle mit einer Schrotflinte auf einen Polizisten geschossen haben. Dabei wurde der Polizist lebensgefährlich verletzt. Wegen der Messerstecherei warte in Thailand ein Verfahren wegen versuchter Tötung auf den 28jährigen, so das BKA.
FRANKFURT A. M. In Hessen wird der frauenfreundlichste Betrieb gesucht. Um diesen Titel können sich klein- und mittelständische Firmen mit bis zu 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewerben. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Mark dotiert. Ausgeschrieben hat den Wettbewerb das Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung in Wiesbaden. Dort können sich die Firmen auch bis zum 30. September bewerben. Kriterien für die Preisverleihung sind nach einer Mitteilung des Ministeriums die Frauenförderung in Ausbildung, Fort- und Weiterbildung sowie familienfreundliche Arbeitszeitregelungen. lhe
Wer vom Wochenende an nach Mainz will, sollte statt des Autos möglichst die S-Bahn benutzen, empfiehlt der Frankfurter Verkehrsverbund. Denn dem Straßenverkehr auf der Theodor-Heuss- Brücke zwischen Hessen und Rheinland- Pfalz bei Mainz stehen von Samstag an nur noch zwei Fahrstreifen zur Verfügung. Die bisherige Busspur entfalle, teilte der FVV mit.
Der Verkehrsverbund warnt vor Staus in dem "Nadelöhr" und empfiehlt dringend, die S-Bahn zu benutzen, insbesondere für Fahrten zwischen Mainz und Wiesbaden. lrs
David Hasselhoff und Mickey Mouse sind bei der großen Kinder-Party zu Gast, die die Frankfurter Kinderhilfe Stiftung am 8. August zu ihrem zehnjährigen Bestehen feiert. Unter dem Motto "Ein Kindertraum. Circus Circus Circus" treten Clowns, Hochseilakrobaten und Bärenbändiger in der Festhalle auf. "1000 Wunder" verprechen die Veranstalter des Festes, dessen künstlerische Gestaltung der Chef des "Traumtheaters Salome", Harry Owens, übernommen hat.
Der Erlös der Geburtstagsparty soll dem Bau des Zentrums der Kinderheilkunde der Frankfurter Uni-Klinik zugute kommen. lhe
VACHA. Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Vacha in Thüringen hat eine Erhöhung der Gebührensätze für die Nutzung der Kindertageseinrichtung für "nichtortsansässige Kinder" beschlossen. Das trifft Kinder und Familien aus dem benachbarten Philippsthal im hessischen Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Die thüringische Gemeinde hatte über zu hohe Betriebskosten geklagt. Der Philippsthaler Bürgermeister hatte signalisiert, nur für sozial Schwächere seiner Gemeinde einen Zuschuß für die Benutzung der Kindereinrichtung geben zu wollen.
Die Bürger der Stadt Vacha waren nicht bereit, für Kinder aus Philippsthal und anderen Orten den Stadtsäckel weiter zu belasten. Die Eltern aus dem Hessischen hoffen nun auf Zuschüsse aus dem Haushalt ihres Kreises. Sie hatten ihre Kinder nach Vacha gebracht, weil die Kindergartenkapazitäten in Philippsthal nicht ausreichten. lhe
BRASILIA, 15. Juli (Reuter). Zum neuen brasilianischen Umweltminister ist am Dienstag der Diplomat Flavio Perri ernannt worden. Er war maßgeblich an der Organisation des Umweltgipfels in Rio beteiligt. Perri ist nicht Mitglied des Kabinetts und direkt Präsident Fernando Collor de Mello verantwortlich.
NEW YORK, 15. Juli (Reuter/AP). Mit überwältigender Mehrheit hat der Parteitag der Demokraten am Dienstag das Wahlprogramm für die US-Präsidentenwahl im November verabschiedet.
Schwerpunkte des 20-Seiten-Programms bilden die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Außerdem wurde das Recht der Frau auf Schwangerschaftsabbruch festgeschrieben. Ferner bekennt sich die Partei zur Stärkung der Bürgerrechte und zum Umweltschutz.
"Das Programm gibt der Partei eine neue Richtung", sagte der stellvertretende Vorsitzende des 186 Mitglieder zählenden Programmausschusses, Roy Romer. "Es enthält neue Ideen, die unsere traditionellen Werte mit den wirtschaftlichen Realitäten der neunziger Jahre verbinden." In dem 18seitigen Dokument sind auch die Unterstützung der ehemals kommunistischen Staaten Osteuropas, die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen bis zum Jahr 2000 auf den Ausstoß von 1990 und das Engagement im Nahostfriedensprozeß als Ziele festgeschrieben. Bekräftigt werden das Bekenntnis zur Marktwirtschaft und die Forderung nach Senkung des Haushaltsdefizits. Mit dem Programm sollen konservative und unentschiedene Wähler der politischen Mitte für die Demokraten gewonnen werden.
Zu Fall brachten die fast 5000 Delegierten Vorschläge von Paul Tsongas, der im Vorwahlkampf dem designierten Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton unterlegen war. Der Senator von Massachusetts hatte eine Erhöhung der Benzinsteuer gefordert, um damit die geplante Ausweitung der sozialen Aufgaben des Staates zu finanzieren. Abgelehnt wurde auch eine Verschiebung der von Clinton gewollten Steuersenkung bei mittleren Einkommen und eine Begrenzung der Staatsausgaben.
NEW YORK, 15. Juli (Reuter/AP/AFP). Ein US-Bundesgericht hat am Dienstag einer Frau die Benutzung des in den USA nicht zugelassenen französischen Abtreibungsmedikaments RU 486 verboten. Stunden zuvor hatte ein Richter der Schwangeren dies für den Einzelfall gestattet und die Regierung verurteilt, das vorige Woche bei der Einreise der Klägerin beschlagnahmte Medikament zurückzugeben. Der Anwalt der 29jährigen Leona Benton, Simon Heller, sagte, seine Mandantin werde sofort den Obersten Gerichtshof der USA anrufen, um das Urteil des Berufungsgerichts aufzuheben.
Die für Medikamente zuständige US-Aufsichtsbehörde FDA teilte in Washington mit, RU 486 sei nicht ausdrücklich verboten, die Herstellerfirma Roussel-Uclaf, eine Tochter des Hoechst- Konzerns, habe aber nie einen Antrag auf Zulassung gestellt. Die Anwälte Bentons wiesen jedoch darauf hin, daß die FDA in der Regel die Einfuhr von Medikamenten ohne Zulassung erlaube, wenn es sich dabei um kleine Mengen zum persönlichen Gebrauch handelt.
BONN, 15. Juli (Reuter). In der Frage, ob Schiffe oder Flugzeuge der Bundesmarine an der Überwachung des Embargos, das die Vereinten Nationen (UN) gegen Serbien und Montenegro verhängt haben, teilnehmen sollen, ist die SPD gespalten. Mehrere Abgeordnete haben sich ausdrücklich für eine Beteiligung der Bundesmarine ausgesprochen, obwohl ihre Parteiführung aufgrund der Parteitagsbeschlüsse den Einsatz ablehnt und Verfassungsklage angekündigt hat, allerdings nicht in jedem Fall.
Der SPD-Abgeordnete Hans Büchler sagte der Kölner Tageszeitung "Express" (Mittwochausgabe), in dem Streit mit der Bundesregierung sehe er noch Möglichkeiten zum Kompromiß. Er befürworte die Überwachung, die vereinbar sei mit dem Bremer Parteitagsbeschluß.
Büchler sagte, in dieser Frage "liege ich mit der Bundesregierung auf der gleichen Linie". Er warf jedoch Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vor, durch seine "unverschämte Haltung" gegenüber der SPD es versäumt zu haben, eine Einigung zu suchen.
Der konservative SPD-Parlamentarier Horst Niggemeier kritisierte im "Express" seine Partei. "Diese Verweigerungshaltung kann nicht richtig sein." Die Politiker anderer Parteien seien keine "Kriegstreiber", nur weil sie sich für den Einsatz aussprächen, sagte Niggemeier.
Das Bundeskabinett berät seit heute vormittag über die geplante Beteiligung der Bundesmarine an der Überwachung des Wirtschaftsembargos. Bundeskanzler Kohl, Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) haben dem Kabinett vorgeschlagen, der Mitwirkung des Zerstörers "Bayern" und einiger Aufklärungsflugzeuge der Marine an der gemeinsamen Aktion von NATO und WEU zuzustimmen. Ein Ergebnis lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.
Bei einem solchen Beschluß wird die SPD nicht in jedem Fall Verfassungsbeschwerde einlegen. Es komme darauf an, welchen Auftrag die Bundesmarine erhalte, sagte die stellvertretende Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin am Mittwoch früh im Deutschlandfunk. Wenn der jetzt entsandte Zerstörer "Bayern" sich auf die Beobachtung des Schiffsverkehrs beschränke, werde man nicht nach Karlsruhe gehen.
Der frühere Flottillenadmiral Elmar Schmähling verurteilte den geplanten Einsatz deutscher Marineeinheiten als unüberlegt, verfassungswidrig und eskalierend. In einem Gastkommentar für die in Hannover erscheinende "Neue Presse" schrieb er, die Schiffe der Westeuropäischen Union "verschärfen nur den psychologischen Druck auf die Kriegsparteien, die mit Terror und Gewalt rasch unverrückbare Tatsachen der Landnahme und -kontrolle schaffen wollen".
Die Wirkung der Flottenaktion in der Adria sei in zweifacher Weise gefährlich, meinte Schmähling. "Innenpolitisch wird in der Grauzone zwischen NATO-Auftrag und Militäroperation jenseits der verfassungsmäßigen Beschränkung der Bundeswehr auf Selbstverteidigung der Versuch unternommen, das Ziel der Ausweitung des Auftrags der Bundeswehr, bis hin zu Kampfeinsätzen, zu erreichen - ohne öffentliche Diskussion und ohne Verfassungsänderung."
Außenpolitisch werde der Eindruck erweckt, daß die Schiffe der Westeuropäischen Union zur Beendigung des grausamen Mordens Unschuldiger beitragen könne. "In Wirklichkeit haben die Schiffsbesatzungen kein Recht, Schiffe zu durchsuchen oder stoppen." Schmähling warnte davor, den Stimmen nachzugeben, die einen internationalen Einsatz von Kampftruppen auf dem Balkan befürworten.
"Die Alternative zu den europäischen Gesten der Hilf- und Kopflosigkeit und des blinden Aktionismus ist indes nicht die Entscheidung, mit Kampftruppen massiv in den Bürgerkrieg auf dem Balkan einzugreifen. Sie wäre die Garantie für eine Ausweitung der Kämpfe zu einem neuen Balkankrieg, der noch viel mehr Menschen in Tod und Verzweiflung stürzte und die Lösung der dem Konflikt zugrunde liegenden Probleme wieder einmal für Jahrzehnte unmöglich machte."
Statt dessen sei eine einfühlsame Politik des Helfens und der politischen und wirtschaftlichen Einflußnahme gefragt, vor allem der Stopp aller Waffenexporte, die diesen Krieg nährten. "Anderenfalls droht der Weg vom verfassungswidrigen Muskelspiel zum europäischen Inferno", meinte Schmähling.
COLOMBO, 15. Juli (Reuter). Tamilische Rebellen haben am Mittwoch im Osten Sri Lankas einen Bus überfallen und nach Angaben eines Militärsprechers 18 Moslems getötet und fünf weitere verletzt. Mitglieder der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hätten die Menschen aus dem staatlichen Bus gezerrt und erschossen.
SANAA, 15. Juli (Reuter). Ein jemenitisches Militärflugzeug mit 68 Insassen ist in der Nacht zu Mittwoch beim Landeanflug auf den Flughafen der Hafenstadt Aden abgestürzt.
Radio Sanaa meldete, die Maschine vom sowjetischen Typ Antonow sei in einen Sandsturm geraten. Augenzeugen berichteten, das Flugzeug habe wegen des Sturms Platzrunden drehen müssen. Plötzlich habe es an Höhe verloren und sei beim Aufprall etwa zehn Kilometer vom Flughafen entfernt in einem Feuerball explodiert. An Bord sollen sich auch Zivilisten befunden haben. Die Maschine befand sich auf dem Flug von der Insel Sokotra im indischen Ozean nach Aden.
Radio Sanaa berichtete, der Flugkontakt mit dem Kontrollturm in Aden sei abgerissen, kurz nachdem der Pilot gebeten hatte, nach Sanaa weiterfliegen zu können. Die jemenitische Nachrichtenagentur berichtete, ein Ausschuß bestehend aus dem Verteidigungsminister, dem Transportminister und dem Luftwaffenchef, untersuche den Absturz.
MOSKAU (AP). Ein russisches Flugzeug - ebenfalls vom Typ Antonow - war gestern kurz nach dem Start in Nachitschewan abgestürzt und hatte 29 der 34 Insassen in den Tod gerissen. An Bord waren Familienangehörige russischer Soldaten, die aus dem autonomen Gebiet nach Rostow in Südrußland hatten ausgeflogen werden sollen.
Nachitschewan wird von Nationalitätenkonflikten erschüttert. Das von der Türkei, Armenien und Iran umgebene Gebiet wird überwiegend von Aserbaidschanern bewohnt. Es gehört zu Aserbaidschan. Mit Armenien hatte es in jüngster Zeit Grenzzwischenfälle gegeben, die allerdings nicht die Ausmaße des Kampfs um Berg-Karabach annahmen, das auf aserbaidschanischem Gebiet liegt und überwiegend von Armeniern bewohnt wird. Der russische Präsident Boris Jelzin sprach den Angehörigen der Absturzopfer sein Beileid aus und versprach ihnen Hilfe.
Bis 1973 sind mehr als 900 Antonow An-12 für zivile und militärische Zwecke gebaut worden. Viele von ihnen waren für den Transport von Passagieren und Frachtgut gleichermaßen geeignet und galten als robuste Mehrzweckflugzeuge.
Zur Person:
HANS NEUSEL, beamteter Staatssekretär im Bundesinnenministerium, geht im September in den Ruhestand. Das wurde in Regierungskreisen in Bonn bestätigt. Neusel wird am 10. September 65 Jahre alt. Er war im Juli 1990 nur knapp einem Bombenanschlag der RAF entgangen. Als Nachfolger ist den Angaben zufolge der bisherige Leiter der Zentralabteilung Innen und Recht im Kanzleramt, JOHANNES VÖCKING, im Gespräch.
AMMAN, 15. Juli (Reuter). Nach Libanon und Syrien hat am Mittwoch auch Jordanien die Einladung Israels zu außerordentlichen Friedensgesprächen nach Jerusalem abgelehnt. Der jordanische Außenminister Kamel Abu Dschaber sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Petra zufolge, Israel solle lieber dafür sorgen, daß die im August anstehende siebte Runde der Nahost-Konferenz ein Erfolg werde. Israels neuer Ministerpräsident Yitzhak Rabin hatte am Montag die drei arabischen Nachbarstaaten nach Jersualem eingeladen und seine Bereitschaft erklärt, nach Libanon, Syrien und Jordanien zu reisen.
Dschaber erklärte zu der Einladung nach Jerusalem, Israel wolle damit nur sein Ansehen im Westen verbessern, wo der Mangel an Forschritten in den bislang sechs Runden der Nahost-Konferenz kritisiert werde. Für Jordanien sei nur wichtig, was am Verhandlungstisch geschehe. Als die springenden Punkte bei den Verhandlungen nannte er: Einstellung des Baus jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten, Abzug der israelischen Armee von dort, Selbstverwaltung der Palästinenser und schließlich Selbstbestimmung.Ermittlungen nun auch gegen Chefs von Mauerschützen
BERLIN, 15. Juli (Reuter). Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt auch gegen die Vorgesetzten ehemaliger DDR- Grenzposten. Oberstaatsanwalt Herwig Großmann von der Arbeitsgruppe Regierungskriminalität sagte der Berliner Zeitung am Mittwoch, bei den Verfahren gehe es unter anderem um unterlassene Hilfeleistung für DDR-Flüchtlinge, die angeschossen worden und verblutet seien. Die Ermittlungen gegen den sogenannten Mittelbau der DDR-Grenztruppen seien aber "äußerst schwierig". Für die bisher unterschiedlich ausgefallenen Urteile gegen Mauerschützen forderte Großmann eine höchstrichterliche Klärung.Hamadi beantragt Entlassung
KARLSRUHE, 15. Juli (Reuter). Abbas Hamadi, der ältere der beiden in Deutschland inhaftierten libanesischen Hamadi-Brüder, hat einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Das bestätigte am Mittwoch der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Hans-Jürgen Förster, in Karlsruhe. Der Antrag werde derzeit geprüft. Abbas Hamadi, der 1988 wegen Entführung eines Deutschen in Libanon zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde, sei auch bereit, auf die deutsche Staatsbürgerschaft zu verzichten. Er könnte dann in sein Heimatland abgeschoben werden. Zu den Erfolgsaussichten des Antrags wollte sich Förster nicht äußern.
Aus dem Justizministerium des Saarlandes hieß es, es sei "nicht unüblich", daß ein ausländischer Häftling nach halber Haftzeit abgeschoben werde. Der jüngere Bruder Mohammed, der wegen Mordes und Flugzeugentführung zu lebenslanger Haft verurteilt ist, könne vorerst nicht mit vorzeitiger Entlassung rechnen.
KARLSRUHE, 17. Juli (Reuter). Der Gesetzgeber darf sich bei der steuerlichen Gleichbehandlung von Pensionen und Renten Zeit lassen. Diese Entscheidung hat das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe veröffentlicht.(AZ: 1 BvR 459/87 und 467/87)
Während Pensionen über 4800 Mark im Monat besteuert werden, sind Renten weitgehend steuerfrei. Das BVG hatte bereits 1980 an den Gesetzgeber appelliert, diese Ungleichbehandlung in Zukunft zu beseitigen. Zwei Beschwerdeführer waren der Ansicht, daß der Gesetzgeber diesem Auftrag ohne zureichenden Grund nicht nachgekommen sei. Dies wurde vom Ersten Senat verneint, da bei der Lösung solch komplizierter Fragen eine mehrjährige parlamentarische Arbeit notwendig sei. Auch sei das Parlament in nicht vorhersehbarem Maße mit Problemen der Wiedervereinigung befaßt. Es komme jetzt darauf an, das Sozialsystem der ehemaligen DDR in das der Bundesrepublik zu integrieren, wodurch die Aufgaben noch komplizierter geworden seien. Deshalb seien verfassungsrechtliche Fristen nicht überschritten.
BONN, 15. Juli (Reuter). Die Bundesregierung will die Aufnahme und Eingliederung von Aussiedlern künftig auf die Deutschen beschränken, die tatsächlich zur deutschen Volksgruppe gehören. Das beschloß das Bundeskabinett am Mittwoch nach Angaben von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) im Rahmen eines Kriegsfolgenbereinigungsgesetzes. Wer sich freiwillig einem anderen Volkstum zugewandt hat, soll danach nicht mehr allein wegen seiner deutschen Abstammung in die Regelungen für Aussiedler einbezogen werden.
Seiters sagte, die Bundesregierung erwarte, daß durch die verstärkten Hilfen für die Deutschen in Osteuropa und die geänderten Verhältnisse in den Aussiedlungsgebieten die Neigung zur Aussiedlung in die Bundesrepublik allmählich geringer werde. Solange die Verhältnisse dort aber schwierig seien, müsse alles vermieden werden, was zusätzliche Anreize zur Aussiedlung geben könnte. Der Gesetzentwurf enthalte daher keine Regelungen, die die dort lebenden Deutschen veranlassen könnten, sich überhastet für die Aussiedlung zu entschließen.
Neue Aussiedler sollen keinen Lastenausgleich mehr erhalten. Für sie seien andere Leistungen vorgesehen. Diese sollten eine angemessene Eingliederung sicherstellen. Für Vertriebene in den neuen Ländern, die vom Lastenausgleich bisher nicht profitiert hätten, werde eine einmalige Zuwendung von 4000 Mark erwogen, sofern sie die Vertreibung selbst erlitten haben, sagte Seiters. Darüber solle endgültig im geplanten Entschädigungsgesetz entschieden werden.
POTSDAM, 15. Juli (Reuter). Der Brandenburger CDU-Politiker Peter-Michael Diestel will dem innerparteilichen Druck wegen seiner führenden Rolle bei der ostdeutschen Sammlungsbewegung nicht nachgeben. Ein Gespräch mit seinem CDU-Wahlkreis Frankfurt/Oder, bei dem ihm ein freiwilliger Parteiaustritt nahegelegt werden sollte, sagte Diestel am Mittwoch ab. Auch wies er die Forderung zurück, sein CDU-Landtagsmandat abzugeben. Diestel warf der CDU vor, sich neuen Demokratieformen verbissen zu verschließen. Ein Treffen mit dem Frankfurter Kreisvorstand sagte er mit der Begründung ab, er sei "geschäftlich verhindert".
Die Sammlungsbewegung kündigte derweil für Samstag erste Gründungen von Ortskomitees im Ostberliner Stadtbezirk Marzahn und in Dresden an.
FRANKFURT A. M. (FR). Kartellbeamte aus Brüssel und Berlin haben in einer großangelegten Aktion vier PVC-Hersteller in Deutschland und sieben im europäischen Ausland durchsucht. Den betroffenen Firmen wird vorgeworfen, mit Preisabsprachen in den britischen PVC-Markt eingegriffen zu haben. In der Bundesrepublik richtete sich die Aktion gegen die Unternehmen BASF, Hoechst, Wacker-Chemie und Hüls. Diese wollten sich aber nicht zu den Vorwürfen äußern. BASF produziert jährlich rund 250 000 Tonnen PVC, Hoechst etwa 260 000 Tonnen.
Das Bundeskartellamt leistete dabei den EG-Kartellbehörden Amtshilfe. Zu den betroffenen europäischen Herstellern gehört auch das britisch-belgische Gemeinschaftsunternehmen European Vinyls (EVC) als Branchenführer in Europa. Ein EVC-Sprecher wies die Vorwürfe illegaler Absprachen zurück. Zwar hätten die europäischen Produzenten Anfang 1992 ihre Preise erhöht, dies aber auf normalem Wege durchgesetzt. Ein Hersteller habe den Vorreiter gespielt, die anderen seien gefolgt, nachdem die höheren Preise hielten.
Die EG-Kommission hatte 14 europäische PVC-Hersteller 1988 wegen Kartellabsprachen zu Bußgeldern von insgesamt 48 Millionen Mark verurteilt. Wegen Verfahrensfehlern wurde dieser Beschluß später allerdings von einem EG-Gericht wieder aufgehoben.
NEW YORK, 15. Juli (Reuter). Kleider machen Leute. Diese geläufige Vorstellung machte sich der Mann zunutze, der zum Konvent der Demokratischen Partei im New Yorker Madison Square Garden mit einem mobilen Beichtstuhl anradelte und Dutzenden Journalisten sowie einigen Delegierten die Beichte abnahm. Dabei schien niemand dem Mann in Schwarz zu mißtrauen, der sich als katholischer Priester aus Kalifornien ausgab. Ein Sprecher der kalifornischen Diözese von Monterey und Carmel teilte jedoch mit, die katholische Kirche wisse nichts von einem solchen Priester.
Der vermeintliche Geistliche hatte sich als Mitglied des Dominikaner-Ordens ausgegeben, wobei er allerdings mehrere Namen verwendete. Einmal nannte er sich Pater Anthony Joseph von San Bernadino, ein anderes Mal Pater William von Monterey. In einem aber war der Mann wahrhaft kirchentreu - er wahrte das Beichtgeheimnis.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse tendierte gestern im Anfangsgeschäft uneinheitlich. Der Dow- Jones-Index 30 führender Industriewerte lag nach einer Stunde mit 3356,77 um 1,62 Zähler unter dem Vortagesschluß. Am Dienstag hatte das wichtigste Wall- Street-Barometer 21,08 Punkte zugelegt.
In Tokio stieg der Nikkei-Index gestern weiter um 52,29 auf 17 116,92.
SANAA, 15. Juli (Reuter). Beim Absturz eines Militärflugzeugs in Jemen sind alle 58 Insassen ums Leben gekommen. Als Ursache für das Unglück werden "schlechte Wetterbedingungen" genannt.
SCHWERIN/FRANKFURT A. M. (rtr/ski). Nach Sachsen-Anhalt will sich auch Mecklenburg-Vorpommern an der Norddeutschen Landesbank (NordLB) beteiligen. Das Schweriner Kabinett beschloß, schnellstmöglich Gespräche über einen entsprechenden Staatsvertrag aufzunehmen. Er soll laut Finanzministerin Bärbel Kleedehn (CDU) bis Anfang 1993 ausgehandelt werden. Nach monatelangen Beratungen hat die Regierung des nördlichsten der neuen Bundesländer damit die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit den Landesbanken in Kiel und Hamburg zunächst verworfen.
Die NordLB ist das Spitzeninstitut der niedersächsischen und seit Februar auch der sachsen-anhaltinischen Sparkassen. Anteilseigner der Bank (Konzernbilanzsumme 131 Milliarden Mark, Stammkapital 576 Millionen) mit Hauptsitzen in Hannover, Braunschweig und Magdeburg sind das Land Niedersachsen mit 50, Sachsen-Anhalt mit zehn und die Sparkassen der beiden Bundesländer mit gut 33 beziehungsweise knapp sieben Prozent. Das Beteiligungsverhältnis 60 zu 40 zwischen Ländern und Geldhäusern dürfte wohl auch bei einem Einstieg Mecklenburg-Vorpommerns erhalten bleiben. Die Hannoveraner sind im übrigen Mehrheitsaktionär der Bremer Landesbank.
Ausschlaggebend für die NordLB, so Kleedehn, sei vor allem die Tatsache gewesen, daß sie ein großes und in der Zusammenarbeit mit den Sparkassen erfahrenes Institut sei. Zudem könne man mit ihr kurzfristig verhandeln und nicht wie mit der Schleswig-Holsteinischen Landesbank erst Ende 1992. Gegen eine Verbindung mit der Hamburger Girozentrale habe deren mangelnde Erfahrung in einem Flächenland gesprochen. Schwerin sei aber prinzipiell weiter aufgeschlossen für eine große norddeutsche Verbundlösung der Landesbanken. Die Entscheidung solle anregen, im Interesse Norddeutschlands über eine Neugestaltung der Bankenlandschaft nachzudenken.
Sollten die Verhandlungen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und der NordLB zum Erfolg führen, wäre der deutsche Osten auf der Landesbankenebene weitgehend "verteilt". Thüringen hat sich an Hessen angehängt, Sachsen- Anhalt, wie erwähnt, an Niedersachsen. Sachsen gründete als einziges der neuen Länder ein eigenes Sparkassen-Spitzeninstitut, an dem die Südwestdeutsche Landesbank (Stuttgart/Mannheim) zu gut 25 Prozent beteiligt ist. Die Brandenburger Sparkassen schließlich kooperieren mit der Düsseldorfer WestLB.
Der Kieler Ministerpräsident Björn Engholm bedauerte die Entscheidung Schwerins, zumal Landesbank und Sparkassen in Schleswig-Holstein große Vorleistungen erbracht hätten.
NEU-DELHI, 16. Juli (Reuter). Trotz Einwänden der USA will Rußland nach amtlichen Angaben aus Neu-Delhi Raketenmotoren für das Raumfahrtprogramm Indiens liefern.
Athleten aus Bosnien-Herzegowina sollen nach dem Willen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zusammen mit Sportlern aus Jugoslawien an der Sommerolympiade von Barcelona teilnehmen. Anders als die anderen ehemaligen jugoslawischen Republiken Kroatien und Slowenien hat Bosnien-Herzegowina für Barcelona keine eigene Mannschaft gemeldet. Das IOC hat die Eigenständigkeit Bosniens noch nicht anerkannt.
Rudi Völler tritt ein schweres Erbe an. In Marseille war Jean Pierre Papin schon ein Mythos. Fünfmal hintereinander wurde Papin bester Torjäger Frankreichs. Völler, als er sich in Marseille nach einem Haus umsah: "Ich habe keine Angst vor der Herausforderung. Ich weiß, daß es schwer sein wird, Papin zu ersetzen, denn er ist hier ein Volksheld. Aber auch in Bremen oder Rom bin ich mit dem Druck ganz gut fertig geworden."
Derzeit hält der 32jährige sich in Frankfurt auf, um seinen Armbruch völlig auszukurieren. Die Saison beginnt in Frankreich am 8. August; 14 Tage vorher will Völler das Training mit der Mannschaft aufnehmen. "Zehn bis 15 Tore pro Saison" hat er sich als Ziel gesetzt, das ist gerade mal die Hälfte von dem, was Papin im Schnitt erreichte. Doch Völler sagt sich, lieber tiefstapeln und alle überraschen, statt die Erwartungen zu hochzuschrauben.
Die Fans an der Canebière sind gespannt auf die Leistungen des "alten Fuchses". Sie sind skeptisch, weil Völler gerade das Ende seiner Nationalmannschafts-Karriere erklärt hat. Andererseits: Karlheinz Förster und Klaus Allofs sind bei den "Ultras" von "OM" noch in bester Erinnerung, und die zogen auch erst nach Marseille, als sie ihre internationale Karriere bereits beendet hatten.
OM-Präsident Bernard Tapie jedenfalls ist fest davon überzeugt, den richtigen Griff getan zu haben: "Hätten wir einen Spieler mit der Erfahrung und dem Torriecher von Rudi Völler im Europapokal- Endspiel von Bari gehabt, hätten wir gegen Roter Stern Belgrad nicht verloren."
Den Europapokal holen zu wollen gibt auch Völler gegenüber französischen Journalisten als Ziel an: "In einem Klub, der viermal in Folge Meister wurde, kann ich ja schlecht vom Titelgewinn als Ziel reden." Viel erwartet Völler vom Jugoslawen Stojkovic: "Den kenne ich aus dem Calcio und von der WM. Ein sehr guter Spieler. Der paßt die Bälle millimetergenau zu." Weitere "Helfer" für Völler in dieser Saison: Abedi Pele aus Ghana und der Jugoslawe Boksic. Verlassen haben den Verein Libero Carlos Mozer (Benfica Lissabon) und Chris Waddle (Sheffield Wednesday). Spekuliert wird noch mit dem Einkauf des Liberos der französischen Nationalmannschaft Laurent Blanc, der in Neapel abgeschoben werden soll. sid
Während der Deutsche Tennismeister Patrik Kühnen ohne Mühe die zweite Runde des Grand-Prix-Turniers in Washington erreicht hat, erhielt das Comeback von Altmeister Björn Borg einen erneuten Dämpfer. Zum Auftakt der mit 625 000 Dollar dotierten Veranstaltung schlug der Bamberger Kühnen den Amerikaner Steve Bryan 6:1, 6:3. Der fünfmalige Wimbledon-Sieger mußte sich dagegen seinem Landsmann Thomas Hogstedt mit 4:6 und 6:7 (5:7) geschlagen geben.
Enttäuscht trauerte der 36jährige Borg, der im zweiten Satz 4:1 und im Tiebreak 5:3 geführt hatte, den sogenannten "Big Points" nach: "Ich hätte den zweiten Satz gewinnen müssen. Früher war es meine Stärke, die spielentscheidenden Punkte zu machen. Heute habe ich keinen wichtigen Ballwechsel gewonnen."
Dennoch zeigte sich der mittlerweile in der Weltrangliste auf Position 1015 geführte Schwede nach der Niederlage gegen den an Nummer 157 eingestuften Hogstedt nicht entmutigt. "Es klappt von Spiel zu Spiel besser", so Borg. sid
In Wolfsburg grassiert das Fußball-Fieber. Die Heimpremiere in der Zweiten Fußball-Bundesliga gegen VfB Oldenburg gelang mit einem hochverdienten 2:1-Sieg. Gleichzeitig meldete aus dem fernen Sousse Ligaobmann Peter Pander den erfolgreichen Abschluß der Freigabeverhandlungen für den tunesischen Nationalstürmer Fahd Dermech (25) von Etoile Sportive du Sahel. Der Neuling will seine Neuerwerbung bereits am 22. Juli im Heimspiel gegen den SC Freiburg seinen Fans vorstellen.
Die Wolfsburger haben noch weitere Anlässe zum Jubeln. Eine überzeugende, von erfrischendem Offensivfußball geprägte Leistung des Oberliga-Nordmeisters und eine Zuschauerkulisse, die alle Erwartungen in den Schatten stellte. Als Trainer Uwe Erkenbrecher im Vorfeld Hoffnungen auf 8000 Besucher geäußert hatte, dürften nicht wenige in der 130 000-Einwohner-Stadt den Kopf geschüttelt haben.
Aus gutem Grund. Denn während des dreiwöchigen Sommerurlaubes im Wolfsburger Volkswagenwerk (rund 65 000 Beschäftigte) kocht das gesellschaftliche Leben auf Sparflamme. Doch Erkenbrecher hatte sich mit seinem Appell keineswegs zu weit aus dem Fenster gelehnt: rund 9000 Fans sahen das erste Zweitliga-Heimspiel des VfL nach über 15 Jahren. So groß war die Resonanz letztmal 1988 gewesen, als während der Aufstiegsrunde die Eintracht aus dem nur rund 30 km entfernten Braunschweig gastierte.
"Eine sportliche wie wirtschaftlich sensationelle Entwicklung", jubelte Abteilungsleiter Manfred Aschenbrenner nach den ersten beiden Etappen des Wolfsburger Höhenfluges. Schließlich waren dem VfL-Aufgebot nach der Aufstiegsfeier nur knapp vier Wochen Zeit für Regeneration und Vorbereitung geblieben. Mit einem kalkulierten Zuschauerschnitt (3000) und einem Etatansatz von 3,5 Millionen Mark hatten die Verantwortlichen die Meßlatte niedrig gelegt.
Trainer Erkenbrecher hat derzeit alle Hände voll zu tun, um ein Abheben seiner Spieler zu verhindern. Auch nach der Galavorstellung gegen Oldenburg trat er auf die Euphoriebremse: "Wir wollen so lange wie möglich das Glück festhalten, aber wir müssen uns im klaren darüber sein, daß unsere vier Punkte vier Punkte gegen den Abstieg und ein erster Schritt auf dem Weg zum angestrebten 17. Tabellenplatz sind. Mehr nicht". sid
Basketballer Larry Bird (USA) kannan den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen. Der 35 Jahre alte Wurfkünstler der Boston Celtics hatte sich wegen seiner chronischen Rückenbeschwerden, die vergangene Woche bei der Olympia-Qualifikation in Portland aufgetreten waren, behandeln lassen.
Der 24 Jahre alte Lokalmatador Carl- Uwe Steeb ist beim Tennisturnier am Stuttgarter Weissenhof (1,04 Mio. Dollar) in der zweiten Runde ausgeschieden. Einen Tag nach Boris Beckers Aus gegen Olivier Delaitre (Frankreich) unterlag der ebenfalls zu drucklos operierende Bundesligaspieler dem Spanier Francisco Clavet 3:6, 6:7 (6:8). Carl-Uwe Steeb, der im Erstrundenmatch gegen Frederic Fontang aus Frankreich eine beachtlichte Leistung gezeigt hatte, fand am Mittwoch gegen den 24. der Weltrangliste kein Konzept.
Vor rund 5000 Zuschauern begann Steeb schwach, konnte im Rebreak wenigstens zum 1:1 ausgleichen, bevor der Gstaad-Finalist vom vergangenen Wochenende weitere Breaks zum 2:3 und 2:6 nutzte. Steeb mußte sich im zweiten Satz zweimal am Schlagarm behandeln lassen. Im Tiebreak führte der Schwabe schon 5:2, bevor Clavet vier Spiele in Serie gewann und den zweiten Matchball nach knapp 100 Minuten verwandelte.
Der 23jährige Clavet, der in der Weltrangliste auf Platz 18 geführt wird und sich am Montag in Gstaad erst im Finale seinem Landsmann Sergi Bruguera beugen mußte, erwies sich als der konstantere Spieler mit äußerst sicheren Grundlinienschlägen. Steeb gab im ersten Satz gleich zu Beginn seinen Aufschlag ab und kassierte zum 3:6 ein erneutes Break.
Steeb blieb jedoch am späten Abend noch eine Chance im Doppel - er bestritt mit dem Letten Girts Dszelde sein Erstrundenspiel gegen seine Bundesliga-Kollegen Bernd Karbacher/Markus Naevie (München/Mannheim).
Am späten Nachmittag bezwang der 23 Jahre alte Titelverteidiger Michael Stich (Elmshorn) Andre Olhowskij (GUS) mit 6:" und 7:5.
Bernd Karbacher, neben Stich der einzige verbleibende Deutsche im Wettbewerb, spielte sein Zweitrundenmatch gegen den an Nummer drei gesetzten Amerikaner Michael Chang. sid/dpa
Die Mannschaft des Bundesligisten Schweriner SV wird in der kommenden Saison der Frauen Volleyball-Bundesliga durch die russischen Nationalspielerinnen Elena Wolkowa und Nadegda Borodischok verstärkt. Lindros unterschrieb Profi-Vertrag
Das weltweit größte Eishockey-Talent Eric Lindros hat seinen ersten Vertrag in der US-Profiliga (NHL) unterzeichnet. Der 19 Jahre alte kanadische Nationalspieler unterschrieb bei den Philadelphia Flyers einen Vertrag über sechs Jahre. Der 102-Kilo-Stürmer kostete die Flyers schlappe 15 Millionen Dollar.
Boris Becker nahm einen tiefen Schluck Wasser aus dem Plastikbecher und räusperte sich. Die Worte lange überlegt, die Sätze knapp, sorgsam eingeschobene Denkpausen. Die Verteidigungsrede des Mannes, der die Zuschauer und Veranstalter des Tennisturniers am Stuttgarter Weissenhof nach sieben Jahren vergeblichen Wartens mit einer schwachen 83-Minuten-Show abgespeist hatte, war rhetorisch eine seiner stärksten Vorstellungen.
Eine Mischung aus Geständnis und Verteidigung kommt besser an als stetes, stures Rechtfertigen. Das weiß Becker, niederlagen-erprobt, nur zu genau. "Natürlich habe ich mich schlecht bewegt. Natürlich weiß ich, daß ich bis Barcelona noch einiges an mir arbeiten muß. Aber ich habe nach Wimbledon nur acht Tage auf Sand trainiert, das ist zu wenig. Meine Form wird noch kommen, da bin ich sicher", sagte der dreimalige Wimbledonsieger, nachdem sein Traum vom ersten Titel auf Sand erneut in einem Auftaktmatch zerstört worden war. 6:3, 6:4 - diesmal war es der 27 Jahre alte Grundlinienarbeiter Olivier Delaitre aus Frankreich, Nummer 42 der Weltrangliste, der die Grenzen gnadenlos aufzeigte.
Zu bedenken sei, daß dieser Mann (den Becker zuletzt 1990 in Melbourne klar beherrschte) wirklich gutes Tennis gezeigt habe, ihn nie ein Konzept finden ließ. "Der hat was gebracht", erkannte Becker neidlos an. Zweiter Teil der Verteidigung. Becker guckte wie einer, der um mildernde Umstände wirbt, weil er doch teilweise nur für die Blamage verantwortlich gewesen sei.
Aber da sind Spieleindrücke, die einfach nicht zu verdrängen sind. Becker, sichtbar übergewichtig, bewegte sich schwerfällig und lustlos. Er strauchelte, rutschte, wälzte sich schon zu Beginn des ersten Satzes zweimal im roten Sand und schlug sich die Knie auf. Früher wurden diese Gesundheitsschädigungen als Zeichen unbändigen Kampfgeistes gewertet, diesmal lag es mehr an einem schlecht ausgesteuerten Gleichgewicht. Das Timing fehlte. Jeder zweite Ball klang nicht voll auf dem Schläger (ein Zeichen für unsaubere Schlagführung), Beckers Beinarbeit ähnelte der eines Elefanten. Ein schlechter Trainingszustand, der auf dem schnellen Rasen von Beckers Lieblings-Spielplatz in Wimbledon mit Kraft und Kreativität vertuscht werden kann, bedeutet auf Sand bereits die Vorentscheidung. Selbst in seinen fittesten Zeiten war der heutige Weltranglisten-Sechste den schmalen drahtigen Kollegen wegen seines klobigen Körperbaus auf dem kräftezehrenden Boden unterlegen.
"Boris kann sein Konzept nur spielen, die körperlichen Schwächen nur ausgleichen, wenn er sich sicher fühlt und der Kopf stimmt," urteilte sein ehemaliger Trainer Niki Pilic. "Heute war da nicht viel." Hilfesuchend und leer guckte der 24jährige während der Seitenwechsel auf die Tribüne, wo Eric Jelen - Sparringspartner, Freund und Interimstrainer - nicht minder ideenlos zurückblickte. So sehr er den öffentlichen Angriffen in den letzten Wochen trotzig entgegengetreten war - wieder entstand der Eindruck, daß die Trennung von seinem Coach Tomas Smid wenige Tage vor Wimbledon ein Fehler war. Der Querdenker, von dem alle vier bisherigen Trainer sagen, er brauche eine starke Hand, wirkt perspektivenlos. Auch, wenn er selbst um ein anderes Bild bemüht ist.
Er werde in Stuttgart mit Michael Stich versuchen, den Doppeltitel zu gewinnen. Am Sonntag führt die Reiseroute direkt nach Barcelona, wo er sich mit drei bis vier Stunden Tennis am Tag mit dem ungeliebten Sand und der olympischen Idee anfreunden will. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß er für sein angestrebtes "Schuppern olympischen Flairs" mehr Zeit haben könnte, als es ihm aufgrund sportlicher Ambitionen lieb sein kann. "Ich bin zuversichtlich und glaube, daß es klappt," betonte er aber nochmals, als er die Journalistenschar verließ. sid/dpa
Deutschland wird nach den USA die zweitgrößte Anzahl Athleten zu den Olympischen Spielen nach Barcelona schicken. Das deutsche Nationale Olympische Komitee (NOK) hat 499 Sportler nominiert, das amerikanische USOC insgesamt 591, davon 388 Männer und 203 Frauen. Insgesamt werden in Barcelona 10 122 Athleten an den Start gehen, 7421 Männer und 2701 Frauen.
Nur einen Sportler weniger als die deutsche Equipe schickt die gemeinsame Mannschaft der GUS (498). Zusammen mit den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen kommen aus dem Bereich der früheren Sowjetunion allerdings insgesamt 802 Teilnehmer. Platz vier in der Rangliste belegen die Gastgeber: Spanien hat 462 Athleten gemeldet.
Dahinter folgen von Rang fünf bis zehn die Mannschaften von Großbritannien (403), Frankreich (356), Italien (322), Kanada (306), Australien (292) und Japan (263). Auf Platz elf steht China mit 251 Teilnehmern. Das Reich der Mitte entsendet als einzige der großen Nationen mehr Frauen (133) als Männer (118).
Zu den insgesamt 10 122 Athleten, zu denen bereits die Teilnehmer von Rest- Jugoslawien gezählt wurden, kommen in Barcelona außerdem 4805 Offizielle. Das Organisations-Komitee der Olympischen Spiele (COOB) hatte zuvor angekündigt, die Zahl der Sportler auf 10 000 und die Zahl der Offiziellen auf 5000 begrenzen zu wollen. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Washington (625 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Kühnen (Bamberg) - Bryan (USA) 6:1, 6:3, Hogstedt (Schweden) - Borg (Schweden) 6:4, 7:6 (7:5), Palmer (USA) - Stolle (Australien) 6:3, 6:4, Arias (USA) - Pridham (Kanada) 6:4, 3:6, 6:1, Muller (Südafrika) - Connell (Kanada) 6:3, 6:7 (6:8), 7:6 (7:5), Martin (USA) - Witsken (USA) 6:3, 6:1, Randall (USA) - Garnett (USA) 6:4, 6:7 (5:7), 6:2, Pozzi (Italien) - Rikl (CSFR) 6:2, 6:1, Bates (Großbritannien) - Montana (USA) 7:6 (16:14), 6:3, Brown (USA) - Laurendeau (Kanada) 6:4, 4:6, 6:4, Raoux (Frankreich) - Stark (USA) 6:4, 6:2, Antonitsch (Österreich) - Caratti (Italien) 6:3, 6:3, Ondruska (Südafrika) - Herrera (Mexiko) 7:5, 6:1, Koenig (Südafrika) - Bloom (Israel) 7:5, 4:6, 7:6 (7:5), Holm (Schweden) - Reneberg (USA) 6:1, 6:3, Lundgren (Schweden) - Flach (USA) 7:5, 6:2.
TURNIER der Frauen in Mahwah/New Jersey (150 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: White (USA/Nr. 5) - Schefflin (USA) 6:4, 6:3, Whitlinger (USA/Nr. 6) - Leand (USA) 6:0, 6:0, Keller (USA/Nr. 7) - Whitlinger (USA) 3:6, 6:3, 6:2, Santrock (USA) - O'Reilly (USA) 6:3, 6:2, Emmons (USA) - Zawacki (USA) 6:2, 7:6 (7:2).
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Einzel 2. Runde: Clavet (Spanien) - Steeb (Stuttgart) 6:3, 7:6, Muster (Österreich( - Rosset (Schweiz) 6:3, 6:2, Edberg (Schweden) - Miniussi (Argentinien) 7:5, 6:2, Sanchez (Spanien) - Tschesnokow (GUS) 4:6, 7:6, 7:5, Stich (Elmshorn) - Olhowskij (GUS) 6:4, 7:5.
Laurent Fignon (Frankreich)gewann am Mittwoch die elfte Etappe der 79. Tour de France. Eigentlich nur als "Helfer" im Team von Weltmeister Gianni Bugno (Italien) engagiert, brillierte Fignon auf den 249,5 km von Straßburg nach Mühlhausen unter dem tosenden Beifall seiner Landsleute und gewann nach einer 50 km langen kräftezehrenden Alleinfahrt nach 6:30:49 Stunden. Dabei mußte er auf den letzten Metern allerdings noch zittern, da die Verfolger bis auf zwölf Sekunden an ihn herankamen. Den Spurt um Platz zwei gewann der Schweizer Laurent Dufaux vor dem Dänen Per Pedersen.
Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters trägt weiterhin der Franzose Pascal Lino, der mit dem spanischen Favoriten Miguel Indurain im Verfolgerfeld weniger als eine Minute später ins Etappenziel kam.
Fignon führte die Reihe der ehemaligen Tour-Gewinner fort, die sich bei dieser Tour wieder in Erinnerung riefen. So waren es auch schon der Ire Stephen Roche (Tour-Gewinner 1987) oder der Amerikaner Greg LeMond (1986, 1989 und 1990), die für Aufsehen gesorgt hatten. Fignon war 1983 und 1984 erfolgreich gewesen, 1989 im Herzschlagfinale von Paris LeMond nur um acht Sekunden unterlegen. Der Blondschopf hatte auf dem Gipfel des Grand Ballon rund 50 km vor dem Ziel einen Vorsprung von 1:55 Minuten auf das Feld und startete dort seine furiose Alleinfahrt.
Der Mann der ersten Stunden dieser Etappe aber war unbestritten Rolf Gölz aus Bad Schussenried. Der 29jährige startete direkt nach dem Start eine fast 125 km lange Soloflucht. Sein Vorsprung betrug zwischenzeitlich über zwölf Minuten. In ähnlicher Manier hatte Gölz im Februar die erste Etappe der Mittelmeer- Rundfahrt gewonnen, als er über 20 Minuten vor dem Feld ins Ziel gekommen war.
Die Etappe durch das Elsaß hielt allerdings einige Schwierigkeiten bereit: den 1150 m hohen Col de la Schlucht als Berg der zweiten und den 1360 m hohen Grand Ballon als Berg der ersten Kategorie, dazu noch fünf weitere Bergwertungen. Bei drückendem Wetter wurde Gölz schließlich vom WM-Zweiten von 1989 und zweimaligen Etappengewinner der letztjährigen Tour, Dimitri Konyschew (GUS), sowie dem Italiener Fabio Roscioli ein- und überholt. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Einzel, 2. Runde: Stich (Elmshorn/Nr. 5) - Olhowskij (GUS) 6:4, 7:5, Karbacher (München) - Chang (USA/Nr. 3) 6:4, 4:6, 6:3, Clavet (Spanien) - Steeb (Stuttgart) 6:3, 7:6 (8:6), Edberg (Schweden/Nr. 1) - Miniussi (Argentinien) 7:5, 6:2, Ferreira (Südafrika/Nr. 7) - Dosedel (CSFR) 6:4, 7:5, Bruguera (Spanien/ Nr. 10) - Pescosolido (Italien) 6:3, 6:3, Muster (Österreich) - Rosset (Schweiz) 6:3, 6:2, Costa (Spanien) - Bergström (Schweden) 6:3, 7:6 (7:5), J. Sanchez (Spanien) - Tschesnokow (GUS) 4:6, 7:6 (7:0), 7:5.
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, elfte Etappe, Straßburg - Mülhausen (249,5 km): 1. Fignon (Frankreich) 6:30:49 Stunden (38,304 km/h), 2. Dufaux (Schweiz), 0:12 Minuten zurück, 3. Pedersen (Dänemark), 4. Elli (Italien), 5. Konyschew (GUS), 6. Delgado (Spanien), 7. Luc Leblanc alle gleiche Zeit, 8. Jalabert (beide Frankreich) 0:22, 9. Chiappucci (Italien), 10. Kelly (Irland), 11. Ghirotto (Italien), 12. van de Laer (Niederlande), 13. Alcala (Mexiko), 14. Arnould (Frankreich), 15. Chioccioli (Italien), 16. Indurain (Spanien), 17. Bugno (Italien), ... 32. LeMond (USA), ... 42. Roche (Irland) alle gleiche Zeit, ... 51. Krieger (Karlsruhe) 3:08, ... 54. Bölts (Heltersberg), 55. Heppner (Gera) alle gleiche Zeit, ... 103. Kummer (Erfurt) 12:06, ... 117. Gölz (Bad Schussenried), ... 123. Ludwig (Gera), beide gleiche Zeit, ... 144. Stumpf (Dittelbrunn) 25:12, ... 154. Ampler (Leipzig), ... 163. Kappes (Kirchzarten) alle gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Lino 48:32:59 Stunden (41,946 km/h), 2. Indurain 1:27, 3. Roche 4:15, 4. LeMond 4:27, 5. Bugno 4:39, 6. Chiappucci (Italien) 4:54, 7. Ledanois (Frankreich) 5:52, 8. Perini (Italien) 6:44, 9. Delgado (Spanien) 7:11, 10. Fignon 7:32, 11. Heppner 7:38, 12. Alcala (Mexiko) 7:46, 13. Rue (Frankreich) 8:14, 15. Breukink (Niederlande) 8:38, ... 63. Bölts 30:59, ... 71. Krieger 35:09, ... 73. Ampler 36:59, ... 75. Ludwig 37:25, ... 100. Kummer 46:02, ... 110. Gölz 49:56, ... 152. Stumpf 1:14:55, ... 162. Kappes 1:27:20.
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT der Radamateure, 8. Etappe, 1. Teilstück von Pirmasens nach Landau (96,5 km): 1. Fowler (Neuseeland) 2:13:33 Stunden, 2. Mickiewicz (Polen), 3. Vogt (Berlin), 4. Stenersen (Norwegen) alle gleiche Zeit, 5. Miller (Neuseeland) 45 Sek. zurück, 6. Rice (Australien) gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Audehm (Nürnberg) 28:30:30 Stunden, 2. Luthenberger (Österreich) 2:42 Minuten zurück, 3. Faudot (Frankreich) 3:37, 4. Wesemann (Frankfurt/Oder) 3:52, 5. Piatek (Polen) 4:05.
FUSSBALL
INTERTOTORUNDE, Gruppe eins: Sigma Ölmütz - FC Kopenhagen 1:1 (0:1).
Gruppe zwei: Vorwärts Steyr - Banyasz Siofok 1:3 (1:2).
Gruppe drei: Stahl Linz - Bayer 05 Uerdingen 3:1 (1:0).
Gruppe fünf: Helsingborg IF - VfL Bochum 1:1 (1:0).
Gruppe sieben: Slovan Preßburg - VAC FC Samsung 5:1 (2:0).
Gruppe neun: Maccabi Nathanya - Maccabi Petah Tickva 0:0, Slavia Prag - Bayer Leverkusen 0:0.
Gruppe zehn: Locomotive Corna Oresti - Lokomotive Sofia 1:0 (1:0), Arges Piesti - Rapid Bukarest 3:3 (1:2).
Superstar Diego Maradona erwägt eine Rückkehr in die argentinische Fußball- Nationalmannschaft. Allerdings räumte Maradona ein, daß er eine Rückkehr ins Team des Weltmeisters von 1978 und 1986 von seiner Form abhängig machen würde.
FUSSBALL
DEUTSCHE B-JUGEND-MEISTERSCHAFT, Halbfinale, Hinspiele: Bayer Leverkusen - Schalke 04 2:0 (1:0), VfB Stuttgart - 1. FC Kaiserslautern 0:2 (0:2).
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Nizza, Männer, 400 m: 1. Black (Großbritannien) 45,15 Sekunden. 400 m Hürden: 1. Matete (Sambia) 48,15 Sekunden, 2. Graham (Jamaika) 48,37, 3. Akabusi (Großbritannien) 49,16.
Frauen, 400 m: 1. Perec (Frankreich) 49,50 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Torrence (USA) 49,64, 3. Richards (Jamaika) 50,66, 4. Restrepo (Kolumbien) 50,71.
Bayer Leverkusen und der 1. FC Kaiserslautern stehen vor dem Einzug ins Endspiel um die Deutsche Fußball-Meisterschaft der B-Junioren. Die Werksmannschaft gewann das Halbfinalhinspiel gegen Schalke 04 mit 2:0 (1:0). Die Pfälzer setzten sich beim VfB Stuttgart ebenfalls mit 2:0 (2:0) durch.
Große Überraschung beim Grand-Prix- Turnier am Stuttgarter Weissenhof: 24 Stunden nach dem blamablen Auftritt von Boris Becker besiegte der Münchner Tennis-Profi Bernd Karbacher den an Nummer drei gesetzten Amerikaner Michael Chang in der zweiten Runde 6:4, 3:6, 6:3 und stellte damit die gelungene Vorstellung von Michael Stich in den Schatten. Der 23 Jahre alte Titelverteidiger bezwang bei der mit 1,04 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung den russischen Senkrechtstarter Andrej Olhowskij 6:4, 7:5.
Der hervorragende Aufschlag des 24 Jahre alten Karbacher war der Grundstein zum großen Coup gegen den früheren French-Open-Sieger Chang. In der Schlußphase hatte Karbacher, dessen Rückhandschläge das Publikum in Begeisterung versetzten, als Nummer 111 der Weltrangliste zudem auch größere Kraftreserven als der 104 Plätze höher eingestufte Sandplatz-Spezialist.
Karbacher, der seit seinem Vorstoß ins Halbfinale des Münchner Grand-Prix im Mai zum B-Kader des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) gehört, trifft in der nächsten Runde auf Gstaad-Sieger Francisco Clavet aus Spanien, der die Heimvorstellung von Lokalmatador Carl-Uwe Steeb frühzeitig beendete. 3:6 und 6:7 (8:10) unterlag der deutsche Daviscupspieler vor heimischem Publikum.
Es war schon noch ein wenig ungewohnt, aber insgesamt bin ich gut zurecht gekommen", meinte Stich, der erst am Montag angereist war und nur eineinhalb Tage auf Sand trainiert hatte. Sein nächster Gegner ist der Österreicher Thomas Muster, der Marc Rosset aus der Schweiz 6:3, 6:2 besiegte.
Weniger erfolgreich war Stichs Barcelona-Probe im Doppel zusammen mit seinem Olympia-Partner Boris Becker. Gleich zum Auftakt des Wettbewerbes verlor das deutsche Duo mit Stich als amtierendem Wimbledonsieger im Doppel gegen die schwedische Daviscup-Kombination Stefan Edberg/Anders Jarryd nach 1:28 Stunden 3:6, 6:7 (2:7). Im April hatten Becker/Stich noch die Doppel- Konkurrenz beim Grand-Prix in Monte Carlo gewonnen. sid
Die Jahres-Weltbestzeiten durch Frankreichs Goldhoffnung Marie-Jose Perec über 400 Meter in 49,50 Sekunden sowie den Kenianer Wilfred Oanda Kirochi in 3:33,04 Minuten über 1500 Meter waren die Glanzlichter beim letzten Grand-Prix-Meeting der Leichtathleten in Nizza vor den Olympischen Spielen.
Dort setzte Heike Drechsler (Jena) eine Woche nach der Einstellung ihres deutschen Weitsprung-Rekordes von 7,48 Meter als Siegerin mit 7,15 Meter die Serie ihrer großartigen 7-Meter-Sprünge in den letzten Wochen fort. sid
800 m: 1. Gurina (GUS) 1:58,05 Minuten, 2. Mutola (Mozambique) 1:58,25, 3. Masterkow a (GUS) 1:58,94, 4. Vriesde (Surinam) 1:59,16, 5. Jenkins (USA) 1:59,67, 6. Dorsile (Frankreich) 1:59,77.
LA
Weitsprung: 1. Drechsler (Jena) 7,15 m, 2. Bereschnaja (GUS) 6,92, 3. Dulgheru (Rumänien) 6,90.
Der Verband Albaniens hat bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gegen den wegen angeblicher Sicherheitsmängel erfolgten Ausschluß seiner Vereine von den drei Europapokal-Wettbewerben Protest eingelegt.
Dem bulgarischen IOC-Mitglied Iwan Slawkow verwehrte die nationale Sicherheitsbehörde die Ausreise nach Barcelona. Gegen den Schwiegersohn des ehemaligen bulgarischen Staatschefs Todor Schiwkow wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung von Geldern des Nationalen Olympischen Komitees eingeleitet.
NEU-ISENBURG usw. NUR FÜR D-AUSGABE V
KRONBERG. Pedalritter aufgepaßt: Zu einer etwa 100 Kilometer langen Radtour entlang dem Main lädt der Kronberger Ableger des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs für Sonntag, 19. Juli, ein. Die Teilnehmer treffen sich um 8.30 Uhr an der katholischen Kirche in Oberhöchstadt. Nächster Halt ist eine Viertelstunde später der Kronberger Bahnhof. Dort können ebenfalls noch Interessierte dazustoßen.
Von Kronberg strampelt der Konvoi dann über Griesheim, Fechenheim, Rumpenheim, Dietesheim und Klein-Auheim nach Seligenstadt. Der Rückweg hoch zu Stahlroß führt an Großauheim, Hanau, Dörnigheim, Hochstadt und Bischofsheim vorbei.
Wer sich für die Radtour interessiert: Weitere Informationen gibt es bei Günter Budelski unter der Telefonnummer 0 61 73 - 6 37 27. mk
str FRIEDBERG, 15. Juli. Seit heute morgen versuchen 15 Jugendliche der DLRG-Ortsgruppe Dorheim (Wetteraukreis) einen neuen Weltrekord im Dauerschwimmen aufzustellen. Die Rettungsschwimmer wollen insgesamt zehn Tage und zehn Nächte im Wellenbad Friedberg/Bad Nauheim schwimmen, um den bereits 1983 aufgestellten Rekord von der DLRG-Gruppe Wächtersbach deutlich zu brechen. Damals schwammen die Wächtersbacher insgesamt sieben Tage und sieben Nächte und legten dabei eine Strecke von 408,3 Kilometern zurück.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Gleich zwei Termine stehen am Wochenende beim Walldorfer Obst- und Gartenbauverein ins Haus. Am Samstag, 18. Juli, wird ab 9 Uhr in der Taunusstraße 8 ein Sommerschnittkurs angeboten, zu dem nicht nur Vereinsmitglieder willkommen sind. Um Geselligkeit geht es beim Grillfest am Sonntag, 19. Juli. Beginn ist um 11.30 Uhr auf dem Kirchplatz vor dem evangelischen Gemeindezentrum. wal
RÜSSELSHEIM. An Frauen, die zu Hause urlauben, richtet sich die Werkstattwoche, die das Frauenzentrum vom Montag bis Freitag, 27. bis 31. Juli, anbietet. In den Bereichen Malen und Formen sind noch Plätze frei. Die Kurse finden täglich von 9 bis 16 Uhr in den Räumen des Ausbildungsverbundes Metall, Bernhard-Adelung-Straße 42, statt.
Die Teilnahme kostet 150 Mark inklusive Material. Wer die Kinderbetreuung in Anspruch nimmt, zahlt noch 25 Mark extra.
Anmelden kann frau sich täglich zwischen 9 und 13 Uhr im Frauenzentrum, Haßlocher Straße 154, oder unter der Rufnummer 0 61 42 / 5 71 71. wal
Es gibt wieder Havelzander. Klammheimlich hat er sich in den letzten Wochen auf die Speisekarten der Ausflugsgaststätten zurückgeschlichen. Dabei wäre seine Wiederkehr durchaus einen größeren Auftritt wert gewesen. Denn dreieinhalb Jahre lang ist Berliner Fisch aus allen Küchen verbannt gewesen, sein gewerblicher Verkauf war untersagt.
Zwingender Grund: Nach einer Verschärfung der EG-Umweltrichtlinien zum 1. Oktober 1988 hatten die heimischen Plötzen, Zander und erst recht die Aale einen unzulässig hohen Anteil an Polychlorierten Biphenylen (PCB) gehabt; PCB gilt als krebserregend.
Für Berlins 25 Havelfischer waren diese dreieinhalb Jahre eine merkwürdige Zeit. Berlin ist zwar entstanden aus zwei Fischerinseln, aber eigentlich war der 5000 Jahre alte Berufsstand am Ende. Im wesentlichen vom Aalverkauf hatten die Fischer gelebt, Aal geräuchert, Aal in Aspik, Aalsuppe. Aber gerade der hatte in seinen Fettpolstern in besonders hohem Maße Schadstoffe gehortet; die Berliner kauften ihn schon vor dem Verbot kaum noch.
Die Behörden mußten einspringen. Mit drei Millionen Mark jährlich subventionierten sie den uralten Berufsstand. Die Ausgaben lagen im eigenen Interesse. Denn die minderwertigen Weißfische mußten "abgefischt" werden: Mager, grätig und ungenießbar vernichteten diese sich rasant vermehrenden Wassertiere auch die sauerstofferzeugenden Algen und trugen so zum Umkippen der Gewässer bei.
Rund 200 Tonnen Weißfisch pro Jahr fanden in den letzten dreieinhalb Jahren durch die Arbeit der durch das Verbot zu "Förstern des Wasser" oder "Parkwächtern der Havel" umfunktionierten Fischer den Weg in die Tierkörperverwertungsanstalt; schließlich hatte schon vor Jahren nicht einmal der Zoo das vergiftete Zeug als Futter haben wollen.
Stolz rechnete es sich die Umweltverwaltung des Senats dieser Tage als ihr Verdienst an, den Havelzander wieder zum Genuß ohne Reue gemacht zu haben durch eine Vielzahl von Sanierungsschritten. Sie stößt damit auf Zweifel: PCB ist eine allgegenwärtige sogenannte Querschnitts-Chemikalie und ist schwer in den Griff zu kriegen. Sie kommt in Holzschutzmitteln ebenso vor wie in Kühlschränken. Jeder fünfte Liter Havelwasser stammt aus Haushalt oder Industrie, die Einleitung ist nicht so leicht abzustellen.
Als besonders umweltbelastend wird PCB als Abfallprodukt des Autoverkehrs eingestuft. Jeder starke Regen schwemmt zuhauf PCB von den Straßen in die Seen. Die den Havelzander von unzulässigen Giftbelastungen freisprechenden Messungen fanden im Januar statt, mitten in einem ungewöhnlich trockenen Winter. Der Autoverkehr aber hat seit 1988 enorm zugenommen - und der nächste Starkregen kommt bestimmt. Durchaus denkbar daher, daß der Havelfisch nur zur Bewährung auf die Speisekarten der Ausflugslokale zurückgekehrt ist.
Wie dem auch sei: Die politisch Verantwortlichen geben sich überzeugt, daß der Verzehr von Berliner Fisch gesundheitlich wieder unbedenklich ist. Beweismittel: Der Staatsekretär in der Umweltverwaltung, Professor Lutz Wikke, vormals Direktor beim Umweltbundesamt, hat sich bereit erklärt, höchstpersönlich in der nächsten Woche vor Zeugen als Vorkoster von Havelfisch aufzutreten, von Aalsuppe über Havelkrebs bis Zander. Nichts und niemanden will er ausweichen. Übersteht er den Test einigermaßen unbeschadet, dann darf dies wohl als Beweis gelten, daß man dem heimischen Berliner Fisch bis auf weiteres tatsächlich wieder trauen darf.
OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
OBERURSEL. Die Baustelle für das Brückenbauwerk im Heidegraben und die damit verbundenen Verkehrsumleitungen rufen Marlies Boin, FDP-Vertreterin im Ortsbeirat Oberstedten, auf den Plan: Sie hat allen Anwohnern des Zeisigweges einen offenen Brief geschrieben. Durch ihre Straße nämlich soll nach den vorläufigen Plänen der Stadt von etwa Mitte September bis Juli nächsten Jahres der Stadtbus geführt werden.
Marlies Boin fragt sich und die Betroffenen, wie in dem engen Zeisigweg "mit nur einseitig vorhandenem Gehsteig eine akute Gefährdung der Anwohner vermieden werden kann". Fragen, die sie weitergibt: "Wo bleiben die jetzt beidseitig parkenden Autos? Was geschieht, wenn Müllabfuhr, Postauto, Heizölanlieferer etc. die Straße blockieren? Wie wird der Gegenverkehr bei der Busdurchfahrt geregelt?"
Für Boin offenbar Argumente genug, gegen die noch nicht von den zuständigen Gremien abgesegneten Umleitungsplänen Stimmung zu machen. Diejenigen, die Anregungen "für eine sinnvollere Lösung" oder Bedenken haben, lädt Boin ein, bei ihr anzurufen (Tel. 0 61 72 / 3 57 09), oder gleich in die nächste Ortsbeiratssitzung am Donnerstag, 6. August, ins alte Rathaus Oberstedten zu kommen. Sie beginnt um 19.15 Uhr. Vorher haben die Bürger eine Viertelstunde das Wort.
Boin hatte vor ihrem offenen Brief den Magistrat gebeten, endlich öffentlich zu machen, welche Alternativen während der Bauzeit gefahren werden sollten, nachdem klar sei, daß es keine Baustraße geben werde. Die FDP-Pressemitteilung dazu datiert vom 8. Juli. Am 9. Juli übermittelte Bürgermeister Thomas Schadow (CDU) per Fax die vorbehaltlichen Umleitungspläne (die FR berichtete).
Die FDP hatte auch kritisiert, daß im Ortsberat Oberstedten bislang keine "eingehende Information und Beratung" der Umleitungspläne stattgefunden habe. Schadow in einem Antwortschreiben an die Liberalen: Bis zum Beginn der Bauarbeiten im September "ist auch noch genügend Zeit, den Ortsbeirat einzubinden". Das Thema steht nun am 6. August auf seiner Tagesordnung. mk
Für den jungen Mann - er sei der Einfachheit halber Klaus genannt - ist die tägliche Polamidon-Ration eine Befreiung: "Ich hab zum ersten Mal seit Jahren den Kopf frei und kümmere mich wie jeder andere Mensch um ganz normale Alltagsgeschichten." Dank "Pola", sagt er, hat er begonnen, in seinem Leben aufzuräumen: erledigt Behördengänge, die seit Jahren unerledigt blieben, regelt, wie der durch die Sucht aufgestaute Schuldenberg abzutragen ist. Und - was für ihn das wichtigste ist - er hat eine Lehre als Schreiner angefangen. Das geregelte Leben gibt ihm Halt, sagt er. Mit 32 Jahren schmiedet er plötzlich wieder Pläne und sieht Perspektiven für sein Leben.
Die Umstellung vom Heroin auf das starke Schmerzmittel Polamidon bereite im Grunde keine Probleme. Schwierig seien nur die ersten beiden Wochen, bis der Arzt die richtige Dosis herausgefunden hat, um das Verlangen nach der Droge 24 Stunden lang ruhig zu stellen. "In der ersten Zeit bin ich nachts aufgewacht, hab mich hundeelend gefühlt und hatte einen unbändigen Drang nach einer Spritze."
Davor allerdings müssen sich die Substituenten hüten. Regelmäßig werden Urinproben genommen, und wem mehrmals nachgewiesen wird, nebenher Heroin zu spritzen, der fliegt aus dem Programm. Klaus hat diese Anfangswehen hinter sich, den "Kick" nach der Spritze hat er "fast schon" vergessen. "Irgendwann werde ich auch stark genug sein, das Methadon abzubauen."
Bis vor kurzem wären solche Gedanken für den 32jährigen undenkbar gewesen. Mit 13 setzte er sich den ersten Schuß, und von da an kreiste sein Denken 24 Stunden lang nur noch um eins: Wie beschaffe ich Geld für Stoff - im Schnitt 700 Mark pro Tag.
Seine Junkie-Zeit steht repräsentativ auch für die der meisten anderen in der Beratungsstelle. Stereotyp auch die "Stationen": Diebstähle, Dealereien, Knast, unzählige abgebrochene Therapien, Gelbsucht, Krankenhaus und immer wieder: die Taunusanlage in Frankfurt.
Für die 25 Männer und Frauen ist das Methadonprogramm der letzte Rettungsanker. Auch wenn die Anfangseuphorie nach zwei Monaten bei vielen einem realen Pragmatismus gewichen ist: "Jeder merkt früher oder später, daß mit dem Methadon nicht schlagartig alle Probleme aus der Welt sind", sagt Katrin Arnold, die das Programm gemeinsam mit einem Kollegen und den sechs beteiligten Hausärzten betreut. Die "Ersatzdroge" schafft zunächst nur den Freiraum, die eigene Situation zu erkennen. "Dann ist es noch ein steiniger Weg, aus dem Loch in ein normales Leben zu kommen."
Die große Sinnkrise bleibt denn auch bei keinem aus, bestätigt der Arzt, dessen Name gleichfalls nicht interessieren soll: Schule oder Ausbildung haben die meisten abgebrochen, eine Arbeits- oder Lehrstelle steht nicht auf Abruf bereit; von Familie und Freunden, also vom sozialen Umfeld im "drogenfreien Milieu" ist nach vielen Jahren in der Szene niemand mehr da. "Sobald die Leute in dieses Nichts fallen, ist die Gefahr groß, daß sie aussteigen und rückfällig werden."
Ärzte und Drogenberater sind dann besonders gefragt. Die Substituenten brauchen nicht nur das Beratungsgespräch: "Die Leere muß auch mit Leben, mit Freizeitaktivitäten ausgefüllt werden", sagt Katrin Arnold: "Wir wollen zum Beispiel eine Frauengruppe einrichten und gemeinsam Ausflüge unternehmen." Ein Einsatz, der sicht lohnt, versichert auch der Mediziner: "Die Leute sind alle hochmotiviert. Und es ist eine Freude zu sehen, wie sie schon nach kurzer Zeit aufblühen und arbeitsfähig werden."
Bereits seit zwei Monaten steht für den Arzt fest: Das Methadonprogramm ist ein voller Erfolg und sollte allen Heroinsüchtigen offenstehen. Gewiß, die Junkies bleiben nach wie vor suchtkrank, räumt er ein. "Aber die Substitution hilft ihnen, Stabilität in ihr Leben zu bringen, und schafft so für viele erst die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie."
Die steht denn auch unverrückbar als Ziel im Methadonprogramm. Wenngleich bei Krankenkassen, vielen Ärzten und in Ämtern noch Skepsis herrscht und deshalb nur "aussichtslose Fälle" fürs Programm zugelassen werden: Abhängige, die durch den Entzug in Lebensgefahr schweben, HIV-positiv sind, an schwerer Gelbsucht leiden oder schon so viele Therapien abgebrochen haben, daß sie als nicht mehr therapierbar gelten.
Katrin Arnold hält diese restriktive Handhabe schon aufgrund der guten Erfahrungen, die seit Jahren in den Niederlanden und selbst im konservativen England mit Methadonprogrammen gemacht werden, für ungerechtfertigt. Es sei höchste Zeit, daß Politiker und Krankenkassen Drogensucht als Krankheit statt als kriminelle Handlung anerkennen würden und im Bundesbetäubungsmittelgesetz grundsätzlich als Indikation für eine Behandlung mit Methadon akzeptierten. Nicht nur, um Heroinsüchtige von der Nadel und der Szene wegzuholen, sagt die Sozialarbeiterin: Auch Ärzte kämen noch immer leicht in Verruf, Drogen auf Krankenschein an Illegale abzugeben.
Die Suchtkranken in der Hofheimer Drogenberatungsstelle sehen darin "einmal mehr" die verlogene Drogenpolitik bestätigt: "Die Krankenkassen haben ja nur Angst, jetzt auch Geld für Junkies ausgeben zu müssen."
Das Beispiel Alkohol vor Augen, bezeichnet Bernhard, der in Wahrheit einen anderen Namen trägt, die vielzitierte "Ächtung von Drogen" als scheinheilig: Jahrelang "firmierte" der 38jährige Ex-Junkie an seiner Arbeitsstelle als Alkoholiker. In den Pausen gurgelte er Schnaps, um keinen Verdacht zu erregen. Vom Chef kassierte er allenfalls eine Abmahnung, wenn er "offensichtlich" wieder mal betrunken war. "Wenn die gewußt hätten, daß ich auf Heroin bin, wäre ich von heute auf morgen als Krimineller rausgeflogen."
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 17. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,03 (0,03) Ozon (0,12) 0,16 (0,13) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.
Für heute werden Ozon-Werte zwischen 0,09 und 0,15 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben.
Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Es läuft. Zum Glück. Das Methadonprogramm im Kreis war überfällig. In konservativen Kreisen steht es jedoch noch immer als "kostenlose Drogenabgabe auf Krankenschein" in Verruf. Eine "illegale Sucht" zu akzeptieren, gar zu unterstützen, das übersteigt das ordnungspolitische Rechtsempfinden. Doch es ist ein scheinheiliger Dogmatismus, wenn gleichzeitig über den grassierenden Drogenmißbrauch lamentiert wird, weil täglich Heroinsüchtige in öffentlichen Anlagen und Toiletten zugrunde gehen.
Wer das Methadon verdammt, muß sich nach Alternativen fragen lassen. Die Therapie. Gut. Sie ist sicherlich der Königsweg. Viele scheitern jedoch an dieser psychischen und körperlichen Tortur, wollen sie nicht auf sich nehmen oder haben nie die Chance dazu, weil es zu wenig Plätze gibt.
Was bleibt dann? Die Leute ihrem Schicksal überlassen, oder hoffen, daß die Drogenszene nicht gerade vor der eigenen Haustür zu sehen ist - so einfach kann sich niemand aus der Verantwortung stehlen. Zumal der Frankfurter Oberbürgermeister die offene Szene dort zerschlagen und die "Schmuddelkinder" in ihre Wohnorte zurückschicken will.
Zum ersten Mal wird deutlich: Drogenmißbrauch ist nicht nur in Metropolen ein Problem. Betroffen sind alle: durch Aids-Gefahr, Beschaffungskriminalität, Kosten für Gerichte, Strafvollzug, Krankenhaus, Therapieeinrichtungen.
Doch auch die Gegenrechnung muß eröffnet werden: Ein Großteil des Ertrags aus illegalem Drogenhandel steckt in unserer Volkswirtschaft. Nicht nur, aber auch daraus erwächst Verantwortung gegenüber den Süchtigen. Man darf sie nicht offenen Auges in den "Taunusanlagen" des Umlandes verkommen lassen; sondern ihnen auf jede nur denkbare Art ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
Kein Weg - auch nicht die Vergabe der Ersatzdroge Methadon - darf da tabu sein. Die Therapie ersetzt sie nicht. Nein. Aber sie gibt Abhängigen Gelegenheit, Stabilität ins eigene Leben zu bringen, um stark genug für den Entzug zu sein.
Mit jedem Schritt, der Süchtigen auch nur ein Stückchen weiterhilft, schafft sich die Allgemeinheit gleichsam ein Stück des Problems vom Hals. Ärzte, Kommunalpolitiker und Vertreter der Krankenkassen müssen deshalb ihr Mißtrauen abschütteln und den eingeschlagenen Weg mutiger verfolgen: Das Methadonprogramm muß allen Heroinsüchtigen offenstehen. ANITA STRECKER
Im Blickpunkt: Methadonprogramm
Als starkes Schmerzmittel ist es bei Medizinern schon seit über 40 Jahren bekannt: Methadon, das den Wirkstoff Polamidon enthält - jenen synthetisch hergestellten Morphinabkömmling, der die Opiatrezeptoren im Gehirn blokkiert, im Bundesbetäubungsmittelgesetz als suchterzeugendes Mittel deklariert ist und nur nach strengen Richtlinien verordnet werden darf. Geschluckt, stillt Polamidon zwar das Verlangen nach der Droge, hat aber nicht die euphorisierende Wirkung wie die Heroinspritze. Auch die starke betäubende Wirkung bleibt aus; die Reaktionsgeschwindigkeit bleibt erhalten: Wer Methadon schluckt, darf sogar Auto fahren.
Gerade weil aber der "Kick" nach der Spritze ausbleibt, halten Kritiker des Methadonprogramms die Substitution für überflüssig: Nur wirklich stark motivierte Junkies, die mit aller Macht von der Spritze loskommen wollen, könnten mit dem Programm erreicht werden, so befürchten sie. Alle anderen, die "voll drauf" sind und sich auch mit kriminellen Handlungen Geld für Stoff besorgten, blieben außen vor.
Dr. K., einer der sechs Ärzte, die sich am Methadonprogramm des Kreises beteiligen, hat inzwischen andere Erfahrungen gemacht: "Natürlich bleibt ein Junkie, der schon ganz unten war und außer dem Leben nichts mehr zu verlieren hat, eher dabei." Aber mit der psychischen Unterstützung des Arztes und begleitender Betreuung der Drogenberater ließen sich auch Junkies motivieren, die erst kurze Zeit an der Nadel hängen oder noch unter keinen schweren Folgekrankheiten leiden. "Im Grunde wollen die meisten ja weg von der Szene. Und wir müssen jedem alle nur denkbaren Chancen dazu bieten." Zwangsläufig. Spätestens wenn der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) die offene Szene endgültig aus der Taunusanlage vertreibt. "Wir müssen den Leuten, die keine Therapie machen wollen oder vom Platz her nicht können, Alternativen anbieten." Die Ärztin Renate Schmidt vom Gesundheitsamt des Kreises ist deshalb "heilfroh", daß das Methadonprogramm hier "ausnahmsweise so schnell" umgesetzt wurde. Und sich ihrer Meinung nach in nächster Zeit rapide ausweiten wird "und muß".
Bisher allerdings läßt die Hessische Substitutionskommission in Frankfurt, in der Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung, des Landeswohlfahrtsverbandes, der Sozialämter und Krankenkassen sitzen, nur Heroinabhängige zu, die an schweren Folgekrankheiten leiden oder bereits mehrere Therapien erfolglos hinter sich gebracht haben. Der Gesundheitsamts-Ärztin ebenso wie ihrem Kollegen Dr. K. ist das zu wenig: "Wir können die anderen nicht abweisen, nur weil sie sich noch nicht kaputt genug gespritzt haben."
Um das Angebot ausweiten zu können, fehlen jedoch noch niedergelassene Ärzte, die bereit sind, mitzumachen und täglich Methadon an Suchtkranke auszugeben. Viele sind mißtrauisch, fürchten zum einen den Umgang mit Junkies, zum anderen, daß sie angestammte Patienten vergraulen könnten, wenn die plötzlich täglich in der Praxis sitzen.
Dr. K. hat diese Vorbehalte längst über Bord geworfen: "Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Drogenabhängigen sind sogar sehr angenehme Patienten." Auch mit anderen Patienten gab es keine Schwierigkeiten, zumal man den meisten Junkies nach kurzer Zeit im Methadonprogramm ohnehin nichts mehr ansieht. ana
DIETZENBACH. Daß es nicht nur Querelen um Verfahrensfragen im Ausländerbeirat gebe, erklärt das Präsidium des Dietzenbacher Ausländerbeirats. Die Arbeitskreise seien im Hintergrund leise, aber wirkungsvoll aktiv.
Seit Ende 1991 kümmert sich unter Leitung von Präsidiumsmitglied Kadir Ilhan ein Arbeitskreis um die Situation der muslimischen Bevölkerung. Es wurden acht deutsche Städte angeschrieben, in denen Moscheen existieren oder sich in Bau befinden. Das Ergebnis der Aktion soll an einem öffentlichen Informations- und Diskussionsabend (Donnerstag, 20. August, 19.30 Uhr) im Bürgerhaus vorgestellt werden. Motto: "Bloß kein Minarett?!" Die Probleme der örtlichen Muslime sollen angesprochen werden.
Der Ausländerbeirat will indes bei ausländischen Frauen das Interesse wecken, mitzuarbeiten. Derzeit sitzt Marica Kwoka als einzige Frau im Ausländerbeirat. Sie leitet den Arbeitskreis "Frauen", der sich jeden letzten Dienstag im Monat um 19 Uhr in den Räumen der Hausaufgabenhilfe an der Robert-Koch-Straße trifft.
Der Ausländerbeirat hat kürzlich den Magistrat aufgefordert, ein Informationsblatt über die städtischen Ausbildungsplätze zu präsentieren. Junge Ausländer sollen aufgeklärt werden, wie sie sich in der Verwaltung zu Angestellen und Arbeitern ausbilden lassen können. fin
Ambiente stimmt, doch an der Vermarktung hapert's Enttäuschte Touristen: Sonntags gibt's in Seligenstadt weder Kaffee noch Sahnetorte / Fachbüro bestätigt Kritik Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Die elegante "Nautilus" aus Frankfurt tuckert mainaufwärts. Das Fahrgastschiff hat gerade die Schleuse in Klein-Krotzenburg passiert. Martha Wagner, pensionierte Lehrerin aus Bornheim, und ihre Freundin Regina Wolf, Witwe aus dem Nordend, sitzen auf dem Sonnendeck und erblicken im Süden bereits die Türme der Einhard-Basilika. "Du wirst begeistert sein von der Architektur der ehemaligen Klosteranlage aus dem 9. Jahrhundert", sagt Martha Wagner zu ihrer Begleiterin, die das geschichtsträchtige Seligenstadt noch nicht kennt. Die Ex-Lehrerin fährt im Sommer häufiger mit einem Frankfurter Ausflugsdampfer "bis zu dieser bildschönen Fachwerkstadt", wie sie schwärmt. Dann legt die "Nautilus" auch schon im Schatten der Basilika an. Die beiden Frauen gehen zusammen mit zahlreichen anderen Ausflüglern von Bord, "um bis zu Rückfahrt ein paar nette Stunden in Seligenstadt zu verleben". Auch Radler steigen aus. Sie treten in die Pedale, um auf dem Drahtesel nach Hause zu kommen. Die beiden alten Damen besichtigen das romanische Gotteshaus und schlendern schließlich durch die engen Gassen Richtung Marktplatz. Sie haben Appetit auf ein leckeres Stück Sahnetorte. "Und ein gute Tasse Kaffee wäre auch nicht schlecht", meint Regina Wolf. Doch es ist Wochenende. Die Freundinnen finden in Seligenstadt kein Café, das geöffnet hat. Mit knurrendem Magen klettern sie später wieder aufs Schiff. "Die Gastronomie könnte hier ja wirklich ein bißchen mehr bieten", sagen die Frauen kopfschüttelnd.
Daß die "Schließungszeiten der gastronomischen Betriebe besser abgestimmt werden müssen", hat auch das Fachbüro Tourmedia erkannt, das im Auftrag der Stadt eine etwa 50 Seiten umfassende Studie über eine zielgerichtete Fremdenverkehrspolitik vorgelegt hat. "Es kann nicht sein", so stellt der Gutachter fest, "daß zu bestimmten Zeiten, vor allem an Wochenenden, kein Betrieb geöffnet hat." Doch damit nicht genug. Seligenstadt hat nach Ansicht der Fachleute lange Jahre geschlafen und den Trend der Zeit nicht erkannt. Es sei viel zu wenig für den schmucken Flecken mit seiner fränkischen Fachwerkkulisse geworben worden. "Die Philosophie ,Seligenstadt - Geschichte hautnah erleben' soll endlich ein Markenzeichen in der touristischen Landschaft Hessens werden", meinen die Fachleute. Mit Werten wie "Geschichte" und "Tradition" könne noch mehr Reklame gemacht werden.
Nach Auffassung des Fachbüros besteht das "touristische Produkt Seligenstadt nicht nur aus einer Leistung, sondern aus mehreren". So trügen Vereine, Firmen, Wirte und Kommunalpolitker dazu bei, das Angebot für Gäste zu bereichern. Somit müsse das städtische Verkehrsbüro auch dafür sorgen, daß alle Initiativen koordiniert würden. Das Fachbüro weiß: "Die Zusammenarbeit ist mit erheblichen Problemen belastet, die es gilt abzubauen, um über ,ein effizientes Innenmarketing den Erfolg des Außenmarketings zu garantieren'." Seligenstadt müsse sich bewußt sein, daß der Ort eine große Chance habe, "sich im harten touristischen Wettbewerb zu behaupten". Ein Manko: Die Stadt habe es in der Vergangenheit nicht für nötig gehalten, einem Fremdenverkehrsverband beizutreten.
Tourismus bringe schließlich wirtschaftlichen Erfolg für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Die Attraktionen Seligenstadts macht sich laut Studie die Brauerei Glaab zunutze, "in dem sie mit Prospekten, Bieretiketten und Brauereibesichtigungen" entsprechend werbe. Sie leiste einen wichtigen Beitrag für den Fremdenverkehr. Noch ein Vorschlag: die jährliche Verleihung eines Förderpreises "Fremdenverkehr" an Vereine. Daß die Stadt aus dem Ergebnis der Studie bereits Konsequenzen gezogen habe, versichert Bürgermeister Rolf Wenzel. So wurden im ersten Nachtragsetat Gelder eingeplant, um der Arbeitsgemeinschaft Fremdenverkehr Stadt und Kreis Offenbach sowie dem regionalen Fremdenverkehrsverband beizutreten. Dann sei garantiert, daß auch der Hessische Fremdenverkehrsverband für Seligenstadt die Werbetrommel rühre, das bereits seit Anfang des Jahres Mitglied der Arbeitsgemeinschaft "Historische Fachwerkstädte" ist.
Die Stadt darf allerdings nicht an den Autobahnen 3 und 45 mit Motiv-Schildern auf sich aufmerksam machen. Solche Tafeln seien auf den stark befahrenen Straßen des Rhein-Main-Ballungsraums aus Sicherheitsgründen nicht zu vertreten, so das Hessische Verkehrsministerium.
SINDLINGEN. "Studenten für den Nachtdienst gesucht" hieß es Ende Mai in der FR, als wir über die damals ungewisse Zukunft des Phönix-Hauses berichteten. Tage danach war der Mangel an Aushilfskräften behoben. "Es ist toll, wie viele Interessenten sich daraufhin gemeldet haben", sagt Leiter Klaus Paul und hofft, daß FR- Leser ihm auch in anderer Weise aus der Patsche helfen.
Der von der LVA geforderte Umbau habe viel Geld gekostet, aber noch immer fehle es an wichtigen Dingen. Spendierfreudige Geschäftsleute und Privatleute könnten ein gutes Werk tun, wirbt er. Benötigt werden, egal ob neu oder gebraucht: Computer und Drucker, drei Schreibtische, 13 Spinde für den Umkleideraum, Fahrräder und ein Staubsauger.
Da die Phönix-Haus-Gesellschaft als gemeinnütziger Verein anerkannt ist, können Spendenquittungen ausgestellt werden. leo
NAUHEIM. Auf Eis gelegt scheint wegen eines beim Verwaltungsgericht Darmstadt anhängigen Eilverfahrens die Erhebung von Klärbeiträgen. Das Gericht hat die Gemeinde benachrichtigt: Es gehe davon aus, daß die Verwaltung bis zum Entscheid im Eilverfahren über den Klärbeitrag "auf die Durchführung von Zwangsmaßnahmen" verzichte und kein Geld bei den Bürgern eintreibe.
Von der Gemeinde war dazu gestern keine abschließende Stellungnahme zu erhalten. Ein Beschluß des Gemeindevorstands im Sinne des Darmstädter Gerichts wurde für möglich gehalten, war aber noch nicht gefallen.
Für die Beschwerdeführer freute sich ihr Groß-Gerauer Rechtsanwalt Ingo- Endrick Lankau: Das entspreche letztlich der Verfügung eines vorläufigen Zahlungsstopps. Vor dem Verwaltungsgericht sind mehrere Verfahren anhängig, in denen Bürger gegen die von der Gemeinde zur Finanzierung der örtlichen Kläranlagensanierung geforderten Beiträge klagen. Dabei vertritt das Anwaltsbüro Lankau 33 Bürger, überwiegend Inhaber größerer gewerblich genutzter Flächen.
Ziel der Klagenden ist zunächst, durch ein Eilverfahren Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung zu erreichen: Niemand soll Klärbeitrag zahlen, bevor nicht alles rechtlich geklärt ist. Wegen der hohen Beanspruchung der zuständigen Kammer des Verwaltungsgerichts könne über den weiteren Zeitablauf nichts gesagt werden, meinte Lankau.
Grundsätzlich stützten sich die Widersprüche gegen den Klärbeitrag auf "erhebliche rechtliche Bedenken" gegen die Bescheide aus dem Rathaus. Die Gemeinde habe nicht nur unmittelbar für die Erweiterung der Kläranlage erforderliche Kosten umgelegt, sondern sämtliche überhaupt anfallenden Kosten einschließlich aller Sanierungs- und Renovierungsaufwendungen der Kläranlage.
Damit habe die Gemeinde gegen die Verpflichtung verstoßen, die im Zusammenhang mit der Erweiterung der Kläranlage und Sanierung der bestehenden Kläranlage erforderliche Differenzierung vorzunehmen zwischen Kosten, die unmittelbar mit der Erweiterung zusammenhingen - folglich beitragsfähig seien - und Aufwendungen, die als Renovierungskosten der laufenden Unterhaltung dienten. Letztere müßten über Abwassergebühren abgerechnet werden.
Auch gehe die Kommune offensichtlich fälschlich davon aus, keine Wahl zwischen Beitrags- und Gebührenerhebung zur Finanzierung der Kläranlagenweiterung zu haben, sagte Lankau. Dies fuße wohl auf einer früheren Verfügung des Kreises Groß-Gerau sowie Äußerungen des Hessischen Städte- und Gemeindebundes.
Das aber sei unzutreffend, erklärte Lankau, denn übersehen werde dabei eine - allerdings wenig bekannte - Entscheidung des Fünften Senats des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes Kassel von 1991: Danach sei es einer Kommune grundsätzlich auch erlaubt, die Kosten ihrer Abwasserbeseitigung durch Nutzungsgebühren zu decken. Im Falle Nauheims habe dies die Kommune offensichtlich nicht geprüft. cas
DIETZENBACH. Der Magistrat appelliert an die Gartenbesitzer, Äste und Zweige umgehend zurückzuschneiden, die über Grundstücksgrenzen hinausragen. Bei der Stadtverwaltung beschweren sich nämlich immer wieder Leute darüber, daß Bäume und Büsche über die Grundstücke auf den Gehweg ragen und Passanten behindern. Außerdem, so stellt das städtische Ordnungsamt fest, würde dadurch auch Autofahrern oft die Sicht genommen. fin
KREIS GROSS-GERAU. Die unklare Rechtslage, ob Altreifen nun Abfall oder Wirtschaftsgut sind, hat weiter Auswirkungen auf den Kreis Groß-Gerau. Davon ist nicht nur das Riedstädter Reifenhandelsgelände betroffen, auf dem es am vergangenen Wochenende zu einem glimpflich verlaufenen Schwelbrand gekommen war. Es geht nach Auskunft des Landratsamtes vor allem um die Konsequenzen aus dem Brand an Ostern in dem Gernsheimer Reifenlager, wo es zu Millionenschaden und vorübergehender Alarmierung der Anwohner wegen Umwelteinwirkungen gekommen war.
Der Kreis wollte nach dem Brand das Gernsheimer Reifenlager schließen: Über sein Kreisbauamt ordnete es per Sofortvollzug ein Nutzungsverbot der Anlage an. Doch dieses wurde auf Widerspruch der Firma hin von der Zweiten Kammer des Verwaltungsgerichts Darmstadt aufgehoben. Begründung des Gerichts: Es sei für "die Untersagung einer Altreifenlagerung nicht die Untere Bauaufsichtsbehörde", sondern die Abfallbehörde des Regierungspräsidiums (RP) zuständig - denn es handele sich bei Altreifen um Abfälle und somit bei dem Grundstück um eine "Abfallentsorgungsanlage". Hiergegen legte der Kreis Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel ein; eine Entscheidung wird bis Herbst erwartet. Gleichzeitig forderte der Kreis nach der Niederlage in erster Instanz das Regierungspräsidium als zuständige Abfallbehörde auf, gegen das Gernsheimer Reifenlager tätig zu werden. Dies aber lehnte das RP mit Hinweis auf die offene Rechtslage ab: Erst müsse alles abschließend geklärt sein, um eventuelle Schadenersatzansprüche des Betreibers des Reifenlagers gegenüber der öffentlichen Hand zu vermeiden. Ohnehin teilt das Regierungspräsidium in der Sache selbst die Auffassung des Kreises, daß Altreifen kein Abfall, sondern Wirtschaftsgüter seien.
Schwierig ist die Rechtslage deshalb, weil hessische Gerichtsentscheide mit gegensätzlichen Aussagen vorliegen. So entschied 1991 der für Baufragen zuständige Vierte Senat des Verwaltungsgerichtshofes in einem Eilverfahren um eine Firma in Hattersheim zunächst, daß Altreifenlager Abfall seien und daher das Abfallgesetz greife. Inzwischen aber hat im Hauptsachenverfahren der Fünfte Senat des Verwaltungsgerichtshofes geurteilt, daß bei Reifenlagern "die Voraussetzungen der stofflichen und wirtschaftlichen Verwertung und nicht der Abfallentsorgung gegeben sind". Allerdings ist dies - nach Einschätzung von RP und Landratsamt - kein abschließender juristischer Bescheid, sondern muß ein höchstrichterliches Urteil des Kasseler Verwaltungsgerichtshofes her. Dies könnte das vom Kreis wegen der Gernsheimer Reifenanlage angestrengte Beschwerdeverfahren werden.
Regierungspräsident Dr. Horst Daum erläuterte dem Kreis seine Absage in Sachen Gernsheimer Reifenlager, aufgrund der ungeklärten Rechtslage nicht tätig zu werden: "Ich stütze mich auch auf die zum 1. November 1986 in Kraft getretene Änderung des Abfallgesetzes. Seinerzeit wurden Altreifenlager aus der entsprechenden Anwendung des Anlagebegriffes herausgenommen, indem die Worte ,oder Altreifen' aus dem Paragraphen fünf des Abfallgesetzes gestrichen wurden."
Die Anlagen zur Lagerung oder Behandlung seien aus der abfallrechtlichen Genehmigung und Überwachung herausgenommen worden, erläutert der RP, um die Bürokratie zu verringern. Altreifen würden runderneuert oder gingen als Brennstoff in der Zementindustrie in den Export. Daher kommt der Regierungspräsident zu der Konsequenz: Altreifen seien also Wirtschaftsgüter. cas
DIETZENBACH. "Der Magistrat wird aufgefordert, mit dem Frankfurter Verkehrsverbund dahingehend zu verhandeln, daß zum schnellstmöglichen Zeitpunkt vier oder mehr zusätzliche Schnellbusverbindungen nach Frankfurt / Süd eingerichtet werden", heißt es in einem Antrag, den die Fraktion der Grünen für das Dietzenbacher Stadtparlament formuliert hat.
Im städtischen Etat gebe es noch einen finanziellen Handlungsspielraum, um Zuschüsse für vier zusätzliche Busse zu zahlen. Der Stadt Dietzenbach muß nach Ansicht der Grünen daran gelegen sein, den öffentlichen Personennahverkehr zwischen Dietzenbach und Frankfurt zu verbessern. fin
Gelände erschließen, damit gebaut werden kann
DIETZENBACH. Für einen zweiten Bauabschnitt an der Babenhäuser Straße im Dietzenbacher Sanierungsbereich vergab der Magistrat jetzt den Auftrag zur Erschließung. Eine Hainburger Firma hatte das preiswerteste Angebot eingereicht. Die Tiefbauarbeiten werden etwa 160 000 Mark kosten. Erster Stadtrat Lothar Niemann sagte, daß dieses Gelände möglichst schnell erschlossen werden solle, damit mit dem Bau von vier Einfamilienhäusern begonnen werden könne. fin
DIETZENBACH. Die Stadt Dietzenbach hat jetzt in der Robert-Koch-Straße 11 einen ehemaligen Laden als weiteren Treffpunkt für die Bewohner des Stadtteils angemietet. Das Lokal liegt gegenüber den Räumen der Hausaufgabenhilfe und soll für Mieterversammlungen und Sozialberatungen genutzt werden. Fernser stehen die Räume für Näh- und Sprachkurs sowie für die Frauenarbeit des Ausländerbeirats zur Verfügung. Der Mietvertrag wurde auf eine Dauer von fünf Jahren abgeschlossen. fin
Kleine FR
Mieter finden Rat OBERURSEL. Rat finden Mieter wieder am morgigen Freitag im Alten Hospital in der Hospitalstraße 9. Der Mieterverein Oberursel und Umgebung hält seine nächste Beratung. Die Vereinsmitarbeiter warten von 18.30 bis 20 Uhr auf Ratsuchende.
Wanderung zum Roten Kreuz KÖNIGSTEIN. Von der Kittelhütte zum Roten Kreuz führt der Weg der Königsteiner Mittwochswandergesellschaft am 22. Juli. Die Wanderer treffen sich um 13.35 Uhr auf dem Parkplatz. Von hier fahren sie per Bus zur Kittelhütte.Morgen kann Blut gespendet werden
OBERURSEL. Blutkonserven werden knapp. Durch die veränderte Altersstruktur sinkt der Anteil der möglichen Blutspender an der deutschen Bevölkerung, zugleich steigt der Bedarf an Blutkonserven stetig.
Das Deutsche Rote Kreuz will deshalb künftig vor allem Leute ansprechen, die noch nie Blut gespendet haben. "Jetzt spende ich auch!" verkünden Handzettel, die für einen Spendetermin am Freitag, 17. Juli, in Oberursel werben.
Blutspender können von 16 bis 20.30 Uhr in die Frankfurt International School kommen. Sie finden sie in der Marxstraße 30 neben dem Roten Kreuz. stk
DIETZENBACH. Der Zweckverband Abfallentsorgung Offenbach macht mit dem Schadstoffmobil in Dietzenbach Station, um Sondermüll entgegenzunehmen. Die Termine:
• Freitag, 31. Juli, von 9 bis 10.30 Uhr auf dem Parkplatz am Steinberger Einkaufszentrum; von 10.45 bis 12.15 Uhr an der Ecke Weiher- / Frankfurter Straße, von 12.30 bis 14 Uhr in der Rathenaustraße (Nähe Löwenstraße).
• Samstag, 1. August, von 9 bis 10.30 Uhr an der Ecke Siedlerstraße / Am Steinberg; von 10.45 bis 12.15 Uhr zwischen Rodgaustraße und Starkenburgring; von 12.30 bis 14 Uhr an der Ekke Berliner / Münchener Straße. fin
Kleine FR
Besuch aus Mexiko RÜSSELSHEIM. Mexikanische Gäste der Tennisabteilung der TuS 1906 werden am Montag, 20. Juli, 9.30 Uhr, auch im Rathaus empfangen. Bauanträge zu befinden KELSTERBACH. Stellungnahmen zu Bauanträgen hat der Planungs- und Bauausschuß der Stadtverordenten am Montag, 20. Juli, 18.30 Uhr, im Rathaus (Magistratszimmer) abzugeben. Ausschuß tagt GROSS-GERAU. Baugesuche, Anfragen und Mitteilungen werden den Bau- und Planungsausschuß am Donnerstag, 23. Juli, 19 Uhr, im Sitzungssaal des Dornheimer Rathauses beschäftigen. Handarbeitskreis trifft sich KELSTERBACH. Der Handarbeitskreis der Frauen trifft sich im katholischen Gemeindezentrum Mittwoch, 29. Juli, 14.30 Uhr. Clubnachmittag MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Seniorenclub der Arbeiterwohlfahrt macht derzeit Sommerpause. Der nächste Termin steht aber schon fest: Am Dienstag, 11. August, findet von 14.30 Uhr bis 18 Uhr ein Clubnachmittag statt, bei dem gleichzeitig die Feier für diejenigen stattfindet, die seit dem 6. Mai Geburtstag hatten. Bürgersprechtag GROSS-GERAU. Einen Bürgersprechtag führt das Versorgungsamt Darmstadt am Dienstag, 15. September, 14 bis 17 Uhr, im Stadthaus durch.
GROSS-GERAU. Der vom 1. bis 12. Juni 1994 in der Kreisstadt anstehende Hessentag war thematischer Schwerpunkt beim Antrittsbesuch des Landrats Enno Siehr bei Bürgermeister Manfred Hohl. Der informierte den neuen Chef des Kreises über die im Zusammenhang mit dem Hessentag auf Groß-Gerau zukommenden Probleme und Fragen. Dafür wolle die Kreisstadt rechtzeitig die Weichen stellen, war zu hören.
Immerhin würden allein beim traditionellen Hessen-Festzug rund 100 000 Besucher aus nah und fern erwartet. Gemeinsam dachten Siehr und Hohl über einem Stadtplan schon mal über eine mögliche Route des Umzugs nach. Dabei werde aber die Staatskanzlei ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben. cas
KÖNIGSTEIN. Ein Fahrfehler hat einen Autofahrer in der Nacht zum Mittwoch am Königsteiner Kreisel mit seinem Wagen in den Straßengraben gebracht. An seinem Fahrzeug entstand Totalschaden, den Gesamtschaden schätzt die Königsteiner Polizei auf 20 300 Mark.
Wie die Polizei mitteilt, wollte der Autofahrer gegen 1.20 Uhr vom Kreisel Richtung Kronberg fahren. Nach der Ausfahrt sei er jedoch durch seinen Fahrfehler nach links von der Straße abgekommen. Dabei gingen außer seinem Auto zwei Verkehrsschilder kaputt. stk
Die Naturfreundejugend organisiert für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren einen "Kultururlaub" unter dem Motto "Summer in the city". Schwerpunkt der Fahrt vom 24. Juli bis zum 2. August ist die fotografische Erkundung des Ruhrgebiets. Die Fahrt kostet 420 Mark. Informationen gibt es unter Tel. 45 82 25. vo
KÖNIGSTEIN. Zweimal haben Handtaschendiebe im Königsteiner Kurbad zugepackt. Beide Male machten sie sich zunutze, daß die Besitzerinnen die Taschen unbeaufsichtigt abgelegt hatten.
Am Dienstag wurde zwischen 14 und 14.30 Uhr eine Handtasche an der Dusche gestohlen. Sie fand sich später wieder - ohne Geld. Bereits am Freitag zwischen 17.15 und 18 Uhr war eine Geldbörse aus einer Tasche entwendet worden. stk
NIDDERAU. In den zurückliegenden Tagen hat sich vielerorts die sogenannte Hausschnake stark vermehrt. Der Zweckverband zur Bekämpfung der "Schnakenplage", dem unter anderem auch die Stadt Nidderau angehört, macht darauf aufmerksam, daß die Brutstätten dieser Insekten sich vorwiegend in der Nähe von Wohnungen, in Regenfässern, Gullis und Wasserbehältern befinden.
An der Wasseroberfläche legen "Hausschnaken"-Weibchen ihre "Eierschiffchen" ab, aus denen dann bis zu 300 Larven schlüpfen. Binnen zwei Wochen entwickeln sich daraus Fluginsekten, die nach der Begattung in Häusern und Gärten dem Geruch des Menschen folgen, dem sie Blut absaugen. Wenige Tage später wird eine neue Generation von Eierschiffchen abgelegt, der Kreislauf ist geschlossen.
Um Massenvermehrungen zu vermeiden, ruft der Zweckverband auf, Wasserbehälter, Gartenteiche und Flachdächer auf die Brut hin zu kontrollieren. Unter anderem durch das Abdecken von Wasserbehältern, auch das regelmäßige Ausgießen der Fässer, den Besatz von Teichen mit Fischen als natürlichen Feinden der Insekten sowie durch die Bekämpfung der Larven mit den chemischen "Briketts", die die Rathäuser in Schöneck, Nidderau, Limeshain und Altenstadt verkaufen, könnten die Tiere effizient bekämpft werden. Ul
RÖDERMARK. Das Fest aus Anlaß seines 40jährigen Bestehen am kommenden Sonntag, 19. Juli, verbindet der Ober-Röder Verein für Deutsche Schäferhunde mit einer Zucht- und Nachwuchsschau auf seinem Vereinsgelände am Schnabelsee unweit der Kläranlage. Den Preisrichtern werden sich Vierbeiner auch aus Österreich, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz stellen. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hat Rödermarks Erster Stadtrat Alfons Maurer übernommen. ttt
"Zur Kreuzung" geht's nur auf Umwegen Zwei Biergärten: mit und ohne Bedienung / Beim Abwasser "muß die Kuh vom Eis" Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann RODGAU. Wer ein fränkisches Weißbier zu schätzen weiß, läßt sich in Weiskirchen ein Weizen aus dem Spessart schmecken. Im äußersten Zipfel des nördlichsten Rodgauer Stadtteils - jenseits der Bundesstraße 448 - wird im Biergarten "Zur Kreuzung" das prickelnde "Martins Bräu" ausgeschenkt. "Schon mein Urgroßvater hat hier eine Wirtschaft betrieben", erzählt Brigitte Germain, Chefin des Traditionslokals. "Anfangs war's ein Straßenwärterhaus, dann eine Tankstelle." Doch Brigitte Germain fühlt sich ein bißchen wie im Niemandsland, denn "Zur Kreuzung" ist von der Außenwelt fast abgeschnitten - seit dem Ausbau der B 448 vor drei Jahren. "Die direkte Zufahrt zum Gasthof wurde geschlossen", klagt die Wirtin. "Die Leute müssen seit dem noch ein ganzes Stück Richtung Hausen fahren, um abbiegen zu können und über eine große Schleife bis hierher zu kommen."
Zum "Tannenhof" auf der gegenüberliegenden Straßeseite führt zwar eine Brücke, doch der Weg weiter bis Weiskirchen ist für den Verkehr gesperrt. "Dort ist Feierabend. Wir haben zwar eine Sondergenehmigung, die Strecke, die noch Hauptstraße heißt, zu befahren", sagt die Gasthofbesitzerin. "Doch im Grunde ist die Brücke über die vierspurige B 448 ein Katastrophe, denn es passieren dort andauernd Unfälle. Viele Autofahrer brausen drüber und achten nicht auf den Gegenverkehr. Dann knallt's. Ich selbst hatte 1990 dort einen schweren Unfall."
Das Gartenlokal, das - unüberhörbar - in der Nähe des Verkehrskreisels an der Grenze zum Main-Kinzig-Kreises liegt, hat ein großes Stammpublikum. "Die Leute mögen besonders unsere Hausmacherspezialitäten. Wir schlachten noch selbst", versichert Brigitte Germain. "Der Renner sind die Hähnchen. Das waren sie schon zu Mutters Zeiten." Wer einen halben Gockel bestellt, muß zwar etwa 30 Minuten auf das knusprig gebratene Geflügel warten, "doch dafür ist es absolut frisch zubereitet". Darauf legt die Chefin Wert. Alte Flattermänner aus der Friteuse landen bei den Germains nicht auf dem Tisch. Das Lokal "Zur Kreuzung" besteht aus zwei Biergärten. Während in dem einen gekellnert wird, müssen die Gäste in dem anderen zum Tresen kommen, um zu bestellten. "Ob Bedienung oder Selbstbedienung, die Preise sind jedoch gleich", erwähnt Brigitte Germain. Rund 230 Besucherinnen und Besucher finden open air einen Platz. Das Lokal ist familienfreundlich, denn für die lieben Kleinen wurde vor zwei Jahren ein Spielplatz gebaut. Während Vater und Mutter am Biertisch sitzen, können die Kinder schaukeln oder im Sandkasten Kuchen backen.
Mit gutem Service wirbt das Wirtshaus um Gäste, "denn seitdem die Zufahrt dicht ist, sehen viele Leute unser Lokal nicht", sagt Germain. "Früher machten noch viele Lkw-Fahrer bei uns Rast, um zu frühstücken. Doch damit ist's vorbei. Wir machen vormittags erst gar nicht mehr auf." Von Bierruhe ist nichts mehr zu spüren, als die Wirtin auf das Abwasser zu sprechen kommt: "Seit Jahren liegen wir im Clinch mit der Stadt Rodgau wegen eines Kanalanschlusses. Die Stadt fordert einen Kanal, der uns 400 000 Mark kosten würde. Wer kann das bezahlen?" Andererseits dränge die Verwaltung darauf, "daß wir die Sickergrube zuschütten". Brigitte Germain ist mit dem Zustand auch nicht zufrieden, denn pro Kubikmeter Abwasser, das abgepumpt und abgefahren wird, muß sie 23 Mark berappen. Es geht darum, "wie wir die Kuh vom Eis kriegen", kommentiert Klaus Kölpin, Pressesprecher der Stadt Rodgau, die Lage. Der Betrieb könne als Alternative eine kleine Kläranlage bauen. "Kosten: etwa 100 000 Mark." Oder: "Sich mit dem gegenüberliegenden Tannenhof zusammentun, der schon eine solche Anlage besitzt. Vielleicht läßt sich erweitern."
HANAU. Zwölf Repräsentanten der chinesischen Stadt Quingdao (früher Tsingtau) haben dieser Tage der Degussa-Zweigniederlassung in Hanau-Wolfgang einen Besuch abgestattet.
Das Interesse der Gäste aus dem Fernen Osten galt vor allem den Ausbildungseinrichtungen und der Weiterbildung Erwachsener in technischen Berufen. Außerdem informierte sich die Delegation über die Forschung und Entwicklung auf dem Rußsektor. In Quindao entsteht derzeit eine Rußfabrik nach Degussa-Technologie. him
RODGAU. Nach der "Rasselbande" und den "Kleinen Strolchen" bildet sich in Jügesheim bereits die dritte Eltern-Kind-Initiative oder besser: "Die kleinen Strolche" bekommen einen Ableger. In einer zweiten Gruppe werden abermals zehn Kinder im Alter von ein bis vier Jahren von zwei Fachkräften betreut werden. Zur Zeit treffen sich Eltern und Kinder zweimal die Woche zum Kennenlernen.
Die neue Gruppe - Arbeitstitel: "Strolche II" - wird voraussichtlich Anfang '93 ihre Arbeit aufnehmen. Sie hat nicht nur unter dem organisatorischen Dach des beim Amtsgericht Seligenstadt eingetragenen Vereins "Die kleinen Strolche", sondern auch im gleichen Gebäude in der Dietzenbacher Straße in Jügesheim, unweit vom "Kapellchen", ein Zuhause gefunden.
"Zwanzig Kleinkinder unter einem Dach, das gibt ein richtiges Kinderhaus in Jügesheim", freut sich Vorstandsmitglied Ute Sartorio. "Anfangs ist das für uns zwar ein bißchen mehr Arbeit, aber danach bringt es nur Vorteile." Die anderen Eltern aus dem Verein teilen ihre Zuversicht. Einstimmig haben sie sich für die zweite Gruppe entschieden, der damit viele Anfangsschwierigkeiten erspart bleiben. "Wichtige Entscheidungen werden bei allen Mitgliedern abgesichert", erläutert Vorsitzende Gabi Trillhaas.
Das soll auch in Zukunft so bleiben, auch wenn die "Kleinen Strolche" ihrer "Nachwuchs"gruppe in der Anfangsphase Starthilfe leisten. Zug um Zug will der Trägerverein die "Neuen" in die Vereinsarbeit integrieren. Jeder soll ein Stück Verantwortung übernehmen. Eine Elterninitiative könne nur bestehen, heißt es, wenn alle an einem Strang ziehen.
Größtes Manko der "Kleinen Strolche" ist nach wie vor die Raumsituation. Der Mietvertrag für die alte Villa an der Bahnlinie ist unter Dach und Fach, doch wann der Umbau bewerkstelligt sein wird, steht in den Sternen. "Eine unendliche Geschichte", stöhnt der Vorstand, "wir haben geglaubt, die Baugenehmigung kommt gar nicht mehr. Immer hieß es: da fehlt noch die Stellungnahme einer Behörde." Bis das Haus endlich bezugsfertig ist, sucht die erste Kindergruppe noch Übergangsräume. Die zweite Gruppe wird sich, wie gesagt, noch bis Anfang nächsten Jahres gedulden.
Bis dahin läuft ein Vorabbetrieb, montags und freitags im alten Rathaus von Hainhausen. Wer ein Kind im Krabbelalter hat und sich dazugesellen möchte, sollte sich bei Ute Sartorio (Tel. 37 19) oder Angela Köhler (Tel. 1 46 56) melden. ttt
Am kommenden Samstag beginnen die diesjährigen "Lieder im Park" im Frankfurter Grüneburgpark. Den Anfang macht um 15 Uhr Albert Mangelsdorff (solo), dann folgen die "Sweets of Sin", eine deutsch-australische Gruppe. Stefanie Bechtold singt eigene Songs, die Gustav Rabe Band spielt Rock und beschließt damit den ersten "Lieder"-Nachmittag.
Die weiteren Termine sind der 25. Juli und der 1. August. Bei schlechtem Wetter werden die Konzerte in die Hausener Brotfabrik, Bachmannstraße, verlegt. fr
BABENHAUSEN. Zweierlei Gäste hat der Luftsport-Club Babenhausen (LSC) am Samstag, 18. Juli: Hobby- Kollegen aus befreundeten Vereinen, vor allem aus Sachsen, die zu einem zweiwöchigen Fliegerlager kommen, und FR-Leser, die dem LSC im Rahmen der Serie "Ferien für Daheimgebliebene" einen Besuch abstatten. Diese informieren sich von 11 Uhr an über den Verein, seine Anlagen und Fluggeräte. Höhepunkt der Aktion: 30 Teilnehmer können einen Rundflug gewinnen. Eine ausführliche Ankündigung dazu lesen Sie heute im Lokalteil Frankfurt. tom
Donnerstag, 16. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Awar Dance Theatre - "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Ines Krautwurst/Stephan König - "Phantastereien über Gershwin".
Lesbisch-Schwule Kulturtage: 20.30 Uhr, Frauenkabarett Petra Förster - "Love Bites"; 22.30 Uhr, Kim Eustic & Greta Mörschel - "Ick hatte so uff dir jehofft..."; Öko-Haus, Kasseler Str./Westbahnhof.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Down N'Dirty.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 19.30 Uhr, Geri Allen Quartet. Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie auf den Seiten 26 und 27 im Anzeigenteil. Vorträge Universität, Fachbereich Philosophie, Mertonstr.: 20 Uhr, "Das Ideal des öffentlichen vernunftgebrauchs". Nuur-Moschee, Babenhäuser Landstr. 25: 20 Uhr, "Meditation - Erfahrungen und Nutzen". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zum Thema "Werke und Räume".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für Alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder.
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: 18 Uhr, Informationsveranstaltung "Praktikamöglichkeiten in den USA". Märkte Innenstadt: Mainmarkt; Liebfrauenberg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstraße 22, Tel. 31 33 80; Apotheke am Hainer Weg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Zoo, Hanauer Landstraße 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstraße 236, Tel. 73 14 06; Berger- Apotheke, Bornheim, Berger Straße 233, Tel. 45 39 03; Bruchfeld-Apotheke, Niederrad, Frauenhofstraße 25, Tel. 67 60 21/22; Einhorn Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstraße 119, Tel. 59 03 96; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Straße 1, Tel. 57 33 79; Sophien-Apotheke, Bockenheim, Basaltstraße 45, Tel. 77 39 75. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Nashornkäfer krabbeln im Reisighaufen Seltene Tiere gefunden: Arbeiten auf der Grünsammelstelle sind vorerst eingestellt Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Bewohner der ganz seltenen Art haben sich auf dem Gelände der Grünsammelstelle in Mörfelden eingenistet: Nashornkäfer. Ein Mitglied der Walldorfer Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland hat die Krabbeltiere, die als besonders bedrohte Art auf der sogenannten Roten Liste stehen, in der vergangenen Woche in einem Reisighaufen entdeckt und gemeldet. Darauf ließ Stadtrat und Umweltdezernent Dirk Treber die Arbeiten auf der ehemaligen Kompostierungsanlage vorerst stoppen. Treber hat inzwischen das Darmstädter Regierungspräsidium als die oberste Naturschutzbehörde des Landes eingeschaltet, damit in Absprache mit der Abfallabteilung beim RP das weitere Vorgehen geklärt werden kann. Für Mittwoch, 22. Juli, ist ein Behördentermin vor Ort angesetzt.
Treber, der gestern zur Besichtigung der bevölkerten Reisighaufen lud, schätzt, daß außer dem zuständigen RP- Vertreter auch Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde und des Forstes hinzugezogen werden. Daß sich die vom Aussterben bedrohten Insekten, die ihren Namen einem vor allem bei den männlichen Tieren stark ausgeprägten schwarzen, nach hinten gebogenen Kopfhorn verdanken, auf der Mörfelder Grünsammelstelle so pudelwohl fühlen und mittlerweile auch kräftig Larven abgelegt haben, ist für Umweltdezernent Treber ein "Beweis für ein intaktes Ökosystem in den einzelnen Mieten." Offenbar finden die Nashornkäfer, die eigentlich eine Waldart sind, sich aber als Kulturfolger vor allem in Mitteleuropa zum Beispiel auch in Mist- und Sägespänehaufen sowie in Holzabfällen entwickelt haben, hier genau den Lebensraum, den sie brauchen, "sonst gäbe es ja auch keine Larven".
Daß dort überhaupt Exemplare der Gattung "Oryctes nasicornis" - so heißt der bis zu 28 Millimeter große Nashornkäfer auf lateinisch - herumkrabbeln, davon ahnte bis vor einer Woche keiner was. Möglicherweise mußten schon einige der von Eichelhähern und Rabenvögeln als Leckerbissen geschätzten Insekten ob dieser Unwissenheit ihr seltenes Leben lassen, das ohnehin endet, sobald die Larven abgelegt sind. Denn auf dem Gelände wird kräftig gewerkelt, seit die Grünkompostierung, die seit nahezu anderthalb Jahren ruht, per RP-Beschluß zum 31. Dezember des vergangenen Jahres auch offiziell eingestellt wurde.
Seither fungiert die ehemalige Kompostierungsanlage nur mehr als Sammelstelle, von der aus die Abfälle zur Kompostierungsanlage in Bischofsheim wandern. Mit dem Betriebsende ging der Stadt ein weiterer RP-Bescheid zu: Demnach soll das Areal wieder in seinen ursprünglichen Zustand als Brachland zurückversetzt werden. Seither wurden die verbliebenen Grünabfälle geschreddert, abgesiebt und weggeschafft.
Doch dann tauchten in einem der noch verbliebenen Reisighaufen die Nashornkäfer und deren Larvenbrut auf, "und da mußten wir die Arbeiten vorläufig einstellen, damit wir die Tiere, die ja besonders geschützt sind, nicht gefährden".
Wie es weitergeht, soll bei dem Behördentermin nächste Woche abgesprochen werden. Für Treber liegt es auf der Hand, daß sich da im Grunde nur zwei Möglichkeiten auftun. Die eine: Umsiedlung der vorhandenen Population an einen anderen Ort mit gleichen oder ähnlichen Lebensbedingungen. Die andere: Die Aufräumarbeiten an der Grünsammelstelle werden für den hinteren Bereich - wo die Käfer krabbeln - ausgesetzt, das betroffene Gebiet bleibt so, wie es jetzt ist.
Aber das, so Treber, "hängt von den Experten ab. Die müssen uns sagen, was jetzt zu tun ist, damit die Käfer nicht gefährdet werden."
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Kinos Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (15.45 und 20.15 Uhr).
Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr); Der Club der Toten Dichter (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).
Casino: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: St. Petersburg Clown Corporation (Akrobatik, Musik, Show), 21 Uhr Fronhof.
Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes", von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Goldschmiedehaus. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe-Kontakt-Telefon 10 bis 12 Uhr, 25 55 00.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Theodor-Heuss-Straße 1, Großauheim. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius-Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 6 26 31 und 3 14 93 oder 0 60 23 / 85 25.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15-18 Uhr, Tel. 15856.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus.
Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 bis 21 Uhr Café Zeitlos, Martin-Luther- Anlage.
Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 bis 16.30 Uhr Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Str.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 9 bis 19 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 8 20 08.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uh, Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen
Langenselbold. Briefmarkenfreunde Kinzigtal, 17.30 bis 19.30 Tauschabend für Jugendliche, ab 20 Uhr für Senioren, Fröbelschule Schulstraße. Verschiedenes
Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.
Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 16 bis 19 Uhr Video AG, 18 bis 21 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
Erlensee. Lauftreff der TSG Erlensee, 18 Uhr am Vogelschutzpark.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15-22 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.
BAD VILBEL. "So etwas hat Vilbel noch nicht erlebt": zweieinhalb Stunden Bühnenpower, ekstatisch getanzt, bravourös gesungen, perfekt choreographiert - und vom Publikum euphorisch gefeiert. Am Dienstag abend standen ALLE 600 Besucherinnen und Besucher in der ausverkauften Wasserburg auf, um der "Broadway Musical Company" und ihrer Inszenierung von "Hair" frenetischen Schlußapplaus zu spenden: die Schülerin mit Schlapphut ebenso wie die Seniorin im Glencheckkostüm und die Mittvierzigerin mit den Wunderkerzen. Und das bei einem "Rock-Schock-Musical", das mit seiner Freizügigkeit, von nachgestellten Beischlafszenen bis zum nackten Ensemble, die Kleinstädter doch eher hätte schockiert zurücklassen können. Allein: Nur Erzkonservative mögen sich über das Happening der Blumenkinder brüskiert haben.
Bereits seit Wochen war das einmalige Gastspiel des 20köpfigen Ensembles aus New York ausverkauft. Unentwegte versuchten indes noch an der Abendkasse vergeblich eine Karte zu ergattern, um die Geschichte des jungen Claude (Jack Conforti), der in den Krieg nach Vietnam ziehen muß, in New York aber auf Berger (Eddie Charles Lynch) trifft. Berger, selbst ein Hippie, konfrontiert den noch gesellschaftlicher Norm und Moral Verbundenen mit einem Leben, losgelöst von aller Konvention. Trotz aller Anziehung der Flower-Power-Kultur bleibt Claude ein Zauderer, zu schwach, der Gesellschaft den Rücken zu kehren. Sein Wunsch, unsichtbar zu sein und Wunder zu vollbringen, erfüllt sich nicht. Von den anderen nicht mehr wahrgenommen, stirbt er symbolisch den Opfertod.
Doch bis dahin nahm das Publikum an der Sehnsucht nach dem Wassermann-Zeitalter, der Ära des Friedens, teil. Es verfolgte, vom Live-Orchester exzellent begleitet, den getanzten Taumel (Choreographie: Joe Donovan, Musik: Galt McDermot) zwischen archaischen Ritualen und revolutionärem Aufschrei nach Freiheit und Frieden, erlebte die Brüche im amerikanischen Traum. Ob Soli oder Gruppengesang, selbst wem der Sound von Rock bis Twist zu laut war, kommentierte anerkennend: "Die Stimmen waren super." Bei soviel Lust, Energie und Vitalität auf der Bühne konnte die "Broadway Musical Company" auf einen aufwendigen Bühnenaufbau ebenso verzichten wie auf ein grellbuntes Scheinwerfergewitter - auch wenn dies der für ein so großes Ensemble samt Orchester zu kleinen Auftrittsfläche der Burg geschuldet war.
Selbst wenn es sie längst nicht mehr gibt, die Protestbewegung der Hippies, selbst wenn Alleswisser mitleidig meinten: "Na ja, so war das halt damals", ein wenig von der Botschaft der Blumenkinder konnte die "Broadway Musical Company" transportieren.
Ganz sicher zumindest für die beiden jungen Mädchen, die strahlend nach Schluß der Vorstellung durch den Kurpark tanzten und den "Hair"-Hit sangen: "Let the sunshine in". CORINNA WILLFÜHR
NAUHEIM. Zu mitternächtlicher Stunde gingen der Polizei am Mittwoch zwei 17jährige Nauheimer ins Netz. Das Duo, das in der Nähe eines Lebensmittelmarktes in der Waldstraße festgenommen wurde, hatte zuvor mit einem Wäscheständerteil eine Scheibe der Markteingangstür eingeschlagen. Nach ersten Ermittlungen wurden Zigaretten geklaut. Das Duo wurde nach der Vernehmung entlassen, die Schadenshöhe steht nicht fest.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Vermutlich schon in der Nacht zum Dienstag drangen Unbekannte in zwei Wohnungen im Wohnpark in der Otto-Hahn-Straße ein. Während die Einbrecher in der einen Wohnung nur ein Nachthemd mitgehen ließen, stahlen sie in der anderen ein Funktelefon, Bettwäsche und acht Dollar Bargeld. Die Polizei schätzt den Schaden auf 5000 Mark. wal
FLÖRSHEIM. "Also ich halte davon überhaupt nichts", sagt die Apothekerin und läßt keinen Zweifel an ihrer Meinung über die angeblich heilenden Kräfte des Bad Weilbacher Schwefelwassers. Und auch der Allgemeinmediziner ist skeptisch: "Na ja, da ist wohl viel Aberglaube dabei", sagt er. Seinen Namen indes möchte er, genau wie die Pharma-Frau, nicht veröffentlicht sehen. "Es gibt doch so viele Leute, die was drauf geben." Also will man und frau nicht ins Gerede kommen.
Mag das Schwefelwasser den Schulmedizinern von heute auch aufstoßen, ihre Kollegen vergangener Jahrzehnten waren voll des Lobes. Auch der Chemiker Professor Dr. Justus Liebig befaßte sich mit der Quelle. 1851 pries er die "vorzügliche medizinische Wirksamkeit". Um jedoch die volle Wirkung auszuüben, müsse das Wasser direkt an der Quelle getrunken werden. Beim Versand in Krügen (bis zu 200 000 im Jahr verließen Bad Weilbach) verliere das Wasser "in Folge der Einwirkung der Luft nahe an fünf Sechstel von seinem Schwefelgehalte".
Heilen indes ließ sich allerhand: "Das Weilbacher Wasser gelangt bei dem innern Gebrauche von dem Magen aus zu dem Blute der Pfortader und Leber", beschrieb der Weilbacher Arzt Heinrich Roth Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Der Einfluß, welchen das Schwefelwassergas ausübe, "gibt zu erhöhter Leberthätigkeit und reichlicherer Gallenbildung Veranlassung".
Hilfe versprachen die Ärzte dereinst bei chronischen Hals- und langwierigen Lungenkrankheiten, bei chronischem Katarrh und "ganz besonders auch in der Lungenschwindsucht mit oder ohne Blutspeien". Das freilich war bei weitem nicht alles Übel, bei dem das kühle Naß Linderung bringen sollte. Die "grosse Erleichterung in der Engbrüstigkeit" ließ Asthma- Patienten ebenso große Schlucke nehmen wie jene Zeitgenossen, die "Störungen der Verdauung, mangelnde Esslust, Blähbeschwerden, Druck im Unterleibe" hatten.
Auch bei "chronischen Hautausschlägen" war eine Behandlung angezeigt, wurden Umschläge empfohlen. Allerdings schränkten die Ärzte auch ein: "Das Weilbacher Wasser schadet bei größerer Blutleere und Kraftlosigkeit der Kranken".
Doch die Zeiten der Schwefelwasser-Doktoren sind vorbei. Die letzten, die ihren Patienten zur Quelle schickten, haben ihre Praxen schon lange geschlossen. kkü
Frau Anna Griebler, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.
Frau Melanie Schilling, Klein-Karben, zum 76. Geburtstag.
Frau Elisabeth Landvogt, zum 71. Geburtstag. Frau Franziska Turba, Ilbenstadt, zum 77. Geburtstag.
Frau Lieselotte Rieth, Ilbenstadt, zum 74. Geburtstag.
Frau Ruth Marbach, Kaichen, zum 72. Geburtstag.
Ghali fordert für UN . . .
HOFHEIM. Zum Ideenwettbewerb "Wie kann Hofheims Innenstadt attraktiver gestaltet werden?" des Vereins "Industrie - Handel - Handwerk" (IHH) sind schon die ersten Vorschläge eingegangen.
Trotzdem sind weiterhin Bürger willkommen, die Ideen - vielleicht aus dem Urlaub in anderen Städten - mitbringen. Vorschläge über Lösungsmöglichkeiten von Parkproblemen sind genauso gefragt wie witzige Aktionen am Straßenrand. Der IHH will damit ein Gesamtkonzept erarbeiten, um Hofheim für Einwohner und Gäste noch interessanter zu machen.
Den ergiebigsten Ideenlieferanten winkt ein Gewinn: Unter den Einsendungen werden zwei Ballonfahrten über den Taunus verlost. Bis zum 14. August bittet der Verein noch um Einsendungen an: IHH, Stichwort: Ideenwettbewerb, Burggrabenstraße 6, 6238 Hofheim. gre
GROSS-GERAU. Mit vorgehaltenem Revolver und den Worten "Los, Geld her" attackierte am Dienstag nachmittag ein Unbekannter einen 19jährigen vor dessen Haus in der Jahnstraße. Der Täter erbeutete 1600 Mark und flüchtete zu Fuß über den gegenüberliegenden Schulhof.
Der 19jährige hatte das Geld zuvor von der Bank abgehoben, in die Hosentasche gesteckt und war in die Spielhalle in der Frankfurter Straße gegangen, bevor er nach Hause zurückkehrte und beim Aufschließen des Tores angegriffen wurde. Möglicherweise ist das Opfer demnach vor der Tat beobachtet worden.
Der Täter soll 25 bis 30 Jahre alt und 1,75 bis 1,80 Meter groß sein. Er trug Jeans, weiße Turnschuhe, ein schwarzes, bedrucktes Muskelshirt, grüne Bomberjacke und im linken Ohr einen Goldstekker. Hinweise erbittet die Kripo Rüsselsheim: Tel. 0 61 42 / 69 60. wal
Bis unsere Leben wieder eins sind
Wenn ich heute am Grab meines Körpers stehe, und gestern die Geburt meiner Mutter war, wenn ich heute die Leiden von morgen beweine und glücklich über die Stunden der Zukunft bin, wenn ich heute die Bilder von damals sehe, und gestern die Bilder von morgen sah. Wenn ich wieder am Anfang des Weges geh, und gestern der Weg zu Ende war. Wenn zwei Hälften zu einer werden, und das eine zu keinem wird, können die Hälften von gestern erst glücklich werden. Rudolf L. Reiter
KASSEL. Bei einem Unfall auf der Bundesstraße 83 im Kreis Kassel kamen am Dienstag abend zwei junge Männer ums Leben. Ein 19jähriger Mitfahrer und eine 44 Jahre alte Frau wurden schwer verletzt. Die Kasseler Polizei vermutet, daß überhöhte Geschwindigkeit und falsches Bremsverhalten die Ursache für das Unglück waren.
Der 19jährige Fahrer war, wie ein Polizeisprecher berichtete, auf der B 83 in Richtung Deisel, einem Stadtteil von Trendelburg, unterwegs, als er in einer langgezogenen Linkskurve die Gewalt über das Fahrzeug verlor: Der Wagen brach aus und schleuderte quer auf die gegenüberliegende Fahrbahn. Dort stieß er mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Der 19jährige und sein 18 Jahre alter Beifahrer starben noch an der Unfallstelle. Ein ebenfalls 19jähriger Mitfahrer, der per Anhalter mit den beiden unterwegs war und auf dem Rücksitz saß, sowie die 44jährige Fahrerin des anderen Wagens wurden schwerverletzt in eine Klinik gebracht. ebo
MARTIN RÜHL (22), ehemaliger Gewinner des Hanauer Fabulierwettbewerbs und als Literaturstudent Stipendiat am renommierten Queen's College der Universität Cambridge, ist vom 17. bis 23. Juli im Hanauer Literaturtelefon (2 41 41) zu hören. Er stellt seine Kurzgeschichte "Drei Igel" vor.
KASSEL, 15. Juli (lhe). Zwei junge Menschen sind am Dienstag abend bei einem Verkehrsunfall im Kreis Kassel ums Leben gekommen, zwei Personen wurden schwer verletzt. Ein Wagen mit drei Insassen war aus ungeklärter Ursache in einer Linkskurve ins Schleudern geraten und frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammengeprallt. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, starben der 19jährige Fahrer und sein 18jähriger Beifahrer noch an der Unglücksstelle. Der dritte Insasse, ein 19jähriger, und die 44jährige Fahrerin des anderen Wagens wurden schwer verletzt. Ein Hund im Auto der Frau wurde bei dem Zusammenstoß getötet.
KRONBERG. "Beinahe wäre der Gelbe Weg zum Politikum geworden", resümiert Kronbergs Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) die Schwierigkeiten mit dem Straßenbauamt Frankfurt. Der sich anbahnende Krach um die Verlegung der Straße am Oberhöchstädter Ortsrand scheint abgebogen. Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) hat offenbar mittlerweile beim Frankfurter Straßenbauamt interveniert. So "hofft" nun alles, daß das Planfeststellungsverfahren im Herbst eingeleitet werden kann.
Vor einigen Wochen noch hatten die Straßenplaner den Bürgermeister wissen lassen, sie könnten wegen Unterbesetzung gegenwärtig nicht sagen, wann es soweit ist. Der Rathauschef war "entsetzt" und schrieb an den Parteifreund in Wiesbaden.
Dabei hatte sich alles so gut angelassen, erinnert sich Kreß: Vor sieben Jahren die fraktionsübergreifende Einigung, den Gelben Weg 30 Meter von der Wohnbebauung ins Feld zu verlegen und die Häuser durch einen Wall vor Emissionen zu schützen. Da die etwa 250 Meter lange neue Asphaltpiste - sie soll auch die Niederhöchstädter- und die Friedensstraße entlasten - als Kreisstraße ausgebaut werden soll, übernahm das Straßenbauamt Frankfurt die Planungen.
Dabei konnte es sich laut Kreß schon auf Vorüberlegungen und -absprachen aus Kronberg stützen. Seit zwei Jahren lägen deshalb fertige Pläne im Straßenbauamt vor und Ende 1990 hätten die Männer am Reißbrett das Rathaus wissen lassen, daß bereits im ersten Quartal 1991 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden könne. "Seither wurden wir von Quartal zu Quartal vertröstet", ärgert sich der Rathauschef. Die Verzögerung sei mit Neuberechnungen begründet worden, die durch die neue Lärmschutzverordnung nötig geworden seien. Allerdings stand das Kronberger Projekt dabei offensichtlich hintan. "In dritter Priorität", wie Kreß erklärt.
Dann, vor "vier oder sechs Wochen" die Hiobsbotschaft aus Frankfurt: Man könne nicht sagen, wann die Ersatzpiste auf den Weg durch die juristischen Instanzen geschickt werde. Drei Planstellen seien im Straßenbauamt vakant, so die Begründung. Eine Empfehlung schloß sich laut Kreß an: Die Stadt könne die Pläne übernehmen und über ein Bebauungsplanverfahren rechtlich absichern.
Das aber sah Kreß nicht ein: "Es geht um eine qualifizierte Kreisstraße, die nun mal vom Straßenbauamt zu betreuen ist." Aus seiner Sicht waren die "zuständigen Behörden weiterhin im Obligo" - zumal das Kronberger Rathaus mit seinen originären Aufgaben so ausgelastet sei, daß "wir auf unsere Kosten ein externes Büro mit dem Gelben Weg hätten beauftragen müssen. Aber das kann das Straßenbauamt auch machen".
Kreß griff zum Griffel und schrieb Welteke. Dessen Antwort findet der Bürgermeister "erfreulich". Danach hat der Verkehrsminister das Straßenbauamt "gebeten, die Planfeststellungsunterlagen für die Verlegung des Gelben Weges so schnell wie möglich zu erarbeiten". Nun hofft er, daß es bald los geht. Auf diese vage Nachricht setzt Kreß seine Hoffnung. Doch selbst wenn es dabei bleibt, wird die neue Trasse noch Jahre auf sich warten lassen. Im Verfahren selbst sieht Kreß wenig Schwierigkeiten, weil die Planung vorab mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt worden sei und sich "nach meiner Einschätzung dort kein Bürger beschweren wird".
Erst wenn der Plan abgesegnet ist, beginnen die erforderlichen Grundstücksverhandlungen. Schließlich schneidet die Straße einige landwirtschaftliche Parzellen an. Sogar ein Haus wird ihr zum Opfer fallen. Kreß gibt zu, daß bei dem Grunderwerb "sicherlich noch einige Hürden zu nehmen sein werden".
Ursprünglich geht die gesamte Planung auf einen von Anwohnern des Gelben Weges geführten Rechtsstreit zurück, in dem der Stadt auferlegt wurde, für verkehrsberuhigende Maßnahmen zu sorgen. Die Einbahnstraßenregelung im Gelben Weg und der Niederhöchstädter Straße sowie bremsende Hindernisse bezeichnet Kreß jedoch nur als "Zwischenlösung". Auf die große Beruhigung von Oberhöchstadt Süd, die er sich von der neuen Kreisstraße verspricht, werden die Anwohner weiterhin geduldig warten müssen. mk
RÖDERMARK. Rund 180 Kurse und Veranstaltungen für das zweite Halbjahr 1992 enthält das neue Programmheft der Volkshochschule Rödermark, das vom 27. Juli an in den beiden Rathäusern der Stadt, in Geldinstituten, Büchereien und Buchhandlungen im gesamten Kreisgebiet kostenlos erhältlich ist.
Erheblich ausgeweitet hat die VHS Rödermark ihr Angebot für Kinder und Jugendliche. Neu aufgenommen wurden: Französischkurse für Mädchen und Jungen im Alter von sieben bis zehn Jahren, Bastelkurse für Kinder verschiedener Altersstufen, Seidenmalerei für neun- bis vierzehnjährige, Töpfern für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sowie Malen und Betrachten von Bildern für Kinder von zehn bis vierzehn. Außerdem wird das Programm Englisch für Kinder bis zehn Jahren mit neuen Anfängerkursen fortgesetzt. "Jonglieren wie im Zirkus" für Kinder von sieben bis zehn Jahren rundet das Angebot für die jüngeren Hörerinnen und Hörer ab.
Aber auch die Erwachsenen als eigentliche Zielgruppe der VHS Rödermark kommen bei neuen Kursangeboten nicht zu kurz. "Aquarellieren" und "Die Kraft der anderen Hand" heißen zwei Wochenend-Malkurse, die ebenso neu sind im Programm wie beispielsweise "Tastschreiben am PC", das "Strickcafé im Bücherturm", zwei Stoffmarionettenkurse, "Rechtschreiben ohne Tränen" oder der Diavortrag "Geheimnisvolles Sulawesi".
Und wem das VHS-Angebot in Rödermark noch nicht genügt, der kann einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus riskieren, denn das neue Programmheft bietet auch die Offerten der VHS Rodgau, der Kreisvolkshochschule und - in Kurzfassung - der übrigen VHS-Einrichtungen auf Kreisebene.
Anmeldungen für das neue Semester werden - nur schriftlich - vom 27. Juli an entgegengenommen. Von da an ist auch die VHS-Geschäftsstelle in der Trinkbrunnenstraße 15 in Ober-Roden besetzt.
Zum ersten Mal ist die Volkshochschule Rödermark auch sonntags vormittags in der neuen Stadtbücherei präsent. Am 2. und 9. August sowie am 6. September können sich Interessenten von 10 bis 12 Uhr dort anmelden und über das neue VHS-Programm beraten lassen. Ganz Neugierige erhalten auch jetzt schon über die Rufnummer 0 69 / 8 06 85 66 Auskunft. ttt
BAD HOMBURG. Als ein Besucher nach drei Stunden aus der Taunus-Therme kam und seinen im Parkhaus abgestellten Wagen abholen wollte, war der nicht mehr da.
Den Wert des gestohlenen Autos schätzt die Polizei auf 18 900 Mark.
BUTZBACH. Eine 35jährige Frau aus Polen starb in der Nacht zum Mittwoch auf der Autobahn Frankfurt-Kassel. Ihr 38jähriger Ehemann wurde ebenfalls von einem Auto angefahren und dabei schwer verletzt.
Gegen 2.20 Uhr hatte ein 19jähriger Gießener mit seinem Pkw-Kombi den Wagen der polnischen Familie angefahren, meldete gestern die Butzbacher Autobahnpolizei. Dabei wurden die 17 und acht Jahre alten Kinder der Familie leicht verletzt. Alle vier Insassen verließen den mitten auf der Autobahn stehenden Wagen. Kurz darauf wurde er von einem weiteren Auto gerammt. "Unverständlicherweise", so die Polizei, gingen der 38jährige und seine Frau dennoch auf die Fahrbahn zurück. Dort erfaßte sie der Wagen eines 27jährigen Wetzlarers. Für die zur Seite geschleuderte Frau gab es keine Rettung mehr. Als der Notarzt eintraf, war sie bereits tot.
Der beim Aufprall leicht verletzte Unfallfahrer aus Wetzlar mußte sich einer Blutalkohol-Probe unterziehen. nes
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Mütter- u. Familienzentrum: Offene Stillgruppe, Treffen, 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Vorbeugen ist besser als heilen! Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.
Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31. Juli, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Orchester B+O: Wunschkonzert, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Wittener Kinder- u. Jugendtheater - "Kikerikikiste", 15 Uhr, Kurpark.
Burgfestspiele: "Der Regenmacher", Komödie von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Altenstadt. Open-air-Konzert: Dave Dee + Marmelade + Joker, 21.30 Uhr, Sportgelände Höchst.
Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, 19.30-21 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offenes Singen, 18-19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. Marinekameradschaft: Damenabend, 20 Uhr, Kajüte.
Florstadt. DGB-Seniorenarbeitskreis: Delegiertenkonferenz, 9.30-14 Uhr, Bürgerhaus. Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Nidda. KZV H 171 Unter-Schmitten: Kreisverbandsversammlung Geflügel, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Ortenberg. SC Rot-Weiß Gelnhaar: 60jähriges Jubiläum, Festveranstaltungen (bis So.).
Gedern. Modellbahnfreunde: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. VCD: Fahrt nach Weilburg für Kinder ab 5 J. mit Begleitpersonen und Jugendliche sowie Allgemeininteressierte, Abfahrten: 9.47 Uhr Berstadt Volksbank; 9.51 Uhr Wohnbach; 9.56 Uhr Wölfersheim Seestr.; 9.58 Uhr Wölfersheim Rathaus; 10.01 Uhr Södel, Melbacher Str.; 10.03 Uhr Melbach, zurück ca. 17 Uhr. Vorträge / Kurse Nidda. Vortrag: "Streßfaktoren: Definition-Diagnostik-Therapie" v. Dr. H. Neubig, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.
Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen. Verschiedenes Bad Nauheim. Rosenfest in Steinfurth: 15 Uhr Eröffnungsfeier, 16.30 Uhr Eröffnung der Rosenschau (bis 22 Uhr offen); 20 Uhr Wetterauer Rocknacht, Disco-Veranstaltung (bis Mo.).
Nidda. Kirchweih in Borsdorf (bis Mo.). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK- Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Wolf-Bertram Becker: Poetische Malerei, Eröffnung 18 Uhr, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 26. Juli).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15, 22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Ein Hund namens Beethoven (19 Uhr); Naked Lunch (21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20, 22.30 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Nuit et jour (19.30 Uhr); Night on Earth (21.45 Uhr); Blue Velvet (24 Uhr).
(Ohne Gewähr)
USINGEN. Einen Fahrfehler sieht die Usinger Polizei als Ursache eines Unfalls an, bei dem am Dienstag drei Menschen leicht verletzt wurden.
Zu dem Unfall war es gegen 11.40 Uhr auf der Bundesstraße 275 zwischen Wernborn und Usingen gekommen. Ein in Richtung der ehemaligen Kreisstadt fahrendes Auto geriet dabei wegen Übersteuerung auf die rechte Fahrbahnseite und schleuderte, bevor es sich überschlug und im rechten Fahrbahngraben liegen blieb. Der Fahrer und zwei Mitfahrer wurden bei dem Unfall leicht verlezt. Sie erlitten Schnittwunden und Prellungen. Am Auto entstand ein Schaden von 9000 Mark. Andere Verkehrsteilnehmer waren nicht beteiligt. orb
HOFHEIM. Selbstgebackenen Kuchen mit Waldhimbeeren will das kleine Känguruh seiner Mutter zum Geburtstag schenken. Aber diese Früchte muß es erst finden. Das ist gar nicht so einfach; auch wenn Springmaus, Angsthase, Hund und Schlabberschlange suchen helfen.
Ob es dem kleine Beuteltier und seinen Freunden gelingt, die Früchte aufzutreiben, erfahren Kinder am morgigen Freitag in der Vorlesestunde der Stadtbücherei aus dem Buch "Das kleine Känguruh und der Angsthase" von Paul Maar. Beginn ist um 15 Uhr in der Elisabethenstraße 3. gre
Beim Werfertag der TSG Eppstein gewann Rüdiger Wick (TV Bermbach) das Kugelstoßen der Männer mit 14,47 Metern knapp vor Hans-Joachim Gellhaus (LAV Wiesbaden) mit 14,02. Im Diskuswerfen siegte Hans-Jürgen Geissler (LC Olympia Wiesbaden) mit 47,14 m vor Gellhaus mit 46,56 und Wick mit 43,80 m. ch
BAD HOMBURG. Die Kugel ist in zwei Hälften zerfallen, der Kern, den sie schützen soll, liegt offen, ist schutz-los. Dennoch bleibt erkennbar, daß beide Teile der Kugel, wenn auch getrennt, zu einer Einheit gehören: "Lebens-Zeichen" nennt Rudolf L. Reiter die Skulptur, die ab 25. Juli im Kurhausgarten Bad Homburgs installiert wird und die der Künstler der Stadt schenkt. Reiter ist mit der Kurstadt durch die Galerie NEWART (Michael Wessling) verbunden, die zehn Jahre besteht, es gab zahlreiche Ausstellungen seiner Bilder in der Stadt. Das Kunst-Geschenk soll Reiters Verbundenheit demonstrieren, sagt Wessling. Die Installation im Kurhausgarten ist der erste Teil eines Projektes von drei Landschaftsinstallationen, die bis zum Jahr 2000 aufgebaut sein sollen: die zweite ist mit dem Titel "Schau in das Land der Wiederkehr" für ein nordisches Land geplant, für die dritte gibt es noch keinen Standort, nur den Titel "Kraftfeld der Emotionen".
Rudolf L. Reiters Installationen bedeuten nicht die Abkehr von der Malerei: Die Skulpturen sind zusätzliches Mittel, seine Philosophie sichtbar zu machen, die seine Bilder beherrscht. Der Kreis als Symbol ohne Anfang und Ende, und damit auch Symbol der Reinkarnation, der Widerkehr, der Erneuerung. Die Kugel ist die plastische Darstellung des Kreises.
Die gespaltene Kugel wird mit Bedacht in den Kurhausvorgarten gestellt, in einer Achse mit den beiden Wasserfontainen im Kurpark. So ensteht der Eindruck, steht der Betrachter mit dem Rükken zum Kurhaus, als springen die Fontainen aus der Kugel, eine neue Einheit entsteht.
Der Ausgangspunkt für Reiters Objekt, mit dem er erstmals die plastische Umsetzung seiner kreativen Impulse versucht, ist sein Gedicht "Bis unsere Leben wieder eins sind" (siehe Kasten), das Mitte der siebziger Jahre entstanden ist und in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Einheit gesehen werden.
Die kleine Kugel, die von den großen Hälften geschützt werden soll, ist für Reiter auch Sinnbild für die Energiequelle, die alles in Bewegung hält: "Sie erlaubt Veränderungen, stellt Unveränderbares in Frage und führt ständige Wandlungen herbei. So wie alles in ständigem Fluß ist, Verharren Rückschritt bedeutet und in der Bewegung gleichzeitig der Fortschritt begründet ist. Aber in diesem Fortschritt lauern auch enorme Gefahren, wenn er unkontrollierbar freigesetzt wird, wenn er über alles andere gestellt wird." Auch daran soll das Objekt erinnern und Mahnung sein, "daß wir das Kostbare, das uns geschenkt wurde, unser Leben in einer von Gott geschaffenen wunderbaren Natur, behüten und schützen, wie die beiden Kugel-Hälften".
Sie sind aber auch Sinnbild dafür, "daß wir uns öffnen", die Gefühle nicht begraben, sondern sie zeigen. Für den Künstler ist Malerei und Bildhauerei das ihm adäquate Mittel, in die Diskussion über den Zustand der Welt einzugreifen.
Das Kugel-Objekt besteht aus Beton, eingefärbt in der Farbe von Rot-Sandstein. Der Rohabguß der beiden Kugelhälften erfolgt in Dorfen in Bayern. Die glatten Außenflächen werden vom Künstler mit Hammer und Meißel bearbeitet und mit flüssigem Beton durch Druckluft. Das Objekt wird auf einem festen Sockel im Kurhausgarten verankert, jede Kugelhälfte hat einen Durchmesser von 1,20 Metern und ein Gewicht von 1,7 Tonnen. Zur Skulptur wird eine Tafel gestellt, auf der das Gedicht Reiters zu lesen ist, das Ursprung der Skulptur-Idee war. Eingeweiht wird die Landschaftsinstallation am Sonntag, 26. Juli, 10.30 Uhr. HEITKEN SCHWARZENAU
Im Blickpunkt: Griechische Terrorgruppe Helfer bei der Polizei?
Bei der Suche nach den Terroristen, die sich zu dem Attentat auf den griechischen Finanzminister Ioannis Paleokrassas bekannt haben, kommt die Polizei nicht weiter. Nach dem Fahndungsfiasko äußerte Athens Minister für Öffentliche Ordnung, Theodoros Anagnostopoulos, erstmals öffentlich den Verdacht, die Terroristen verfügten über Sympathisanten und Informanten im Sicherheitsapparat. Anders sind die Mißerfolge der griechischen Polizei bei der Terroristenfahndung auch kaum zu erklären - es sei denn, man wollte Ordnungshütern und Politikern völlige Unfähigkeit bescheinigen. Es war der bisher spektakulärste Anschlag in der Geschichte des politischen Terrorismus Griechenlands. Als Opfer ihres Attentats hatten die Terroristen Finanzminister Ioannis Paleokrassas, seine Frau und seine Tochter ausersehen. Paleokrassas, der Ende dieses Jahres als griechischer EG-Kommissar nach Brüssel gehen soll, und seine Familie sollten in einem Flammeninferno sterben. Doch der Minister entkam mit leichten Brandverletzungen, Frau und Tochter blieben unversehrt. Ein 22jähriger Passant aber wurde getötet, fünf weitere Menschen schwer verletzt.
Zu dem am Dienstag nachmittag um 16.10 Uhr verübten Anschlag bekannte sich die Terrorgruppe "17. November". Das Attentat stellt eine Eskalation im griechischen Terrorismus dar. Panzerbrechende Raketen, wie sie die Täter verwendeten, hat der "17. November" schon mehrfach eingesetzt, aber nie zuvor bei hellem Tageslicht und dazu mitten im belebten Athener Stadtzentrum, nur wenige Schritte vom Syntagmaplatz. Dieses Viertel ist selbst am Nachmittag, während der traditionellen Siesta, dicht bevölkert, in den Sommermonaten nicht zuletzt von zahllosen Touristen. Die Täter nahmen also bewußt in Kauf, neben dem ins Visier genommenen Minister und seiner Familie auch völlig unbeteiligte Passanten zu töten.
Paleokrassas, seine Frau und seine Tochter kamen wie durch ein Wunder davon. Die aus dem seit Monaten leerstehenden ersten Stock eines Bürogebäudes per Funkfernsteuerung abgefeuerte Rakete verfehlte den gepanzerten Dienst-Mercedes, an dessen Steuer der Minister sich selbst wenige Minuten zuvor gesetzt hatte. Sie prallte in flacher Flugbahn auf das Dach des Wagens und schlug in einen nebenan geparkten Fiat 128 ein, der sofort in Flammen aufging. Das Feuer griff auf den Mercedes über, aber die Insassen konnten den Wagen rechtzeitig verlassen. Paleokrassas selbst erlitt nur leichte Brandwunden.
Seit 1975 mordet die linksextreme Terrorgruppe "17. November", die sich nach dem Datum des unter der Obristenjunta blutig niedergeschlagenen Studentenaufstandes am Athener Polytechnikum vom Herbst 1973 nennt. Zu ihren inzwischen 17 Mordopfern gehören ausländische Diplomaten und Militärs, griechische Industrielle, Journalisten und Politiker - unter ihnen der im Herbst 1989 erschossene Parlamentsabgeordnete Pavlos Bakojannis, ein Schwiergersohn des heutigen Ministerpräsidenten Kostas Mitsotakis. Aber auch das persönliche Engagement des Premiers im Kampf gegen den Terrorismus hat bisher keine Früchte getragen. Die Fahnder tappen nach nun fast 17 Jahren immer noch im dunkeln über die Terrororganisation "17. November", ihre Größe, ihre Organisation und die Identität ihrer Mitglieder. Es gibt nur vage, widersprüchliche Personenbeschreibungen, unscharfe Phantombilder und kein einziges Fahndungsfoto. Im Herbst vergangenen Jahres konnte ein Terroristenkommando nach einer wilden Schießerei unerkannt entkommen, in diesem Frühjahr endete eine aufwendige Observation der Terroristenfahnder erfolglos: Die Beamten konnten nach Tips von Informanten und wochenlanger Beobachtung lediglich einen Lieferwagen sicherstellen, der offensichtlich für einen künftigen Raketenanschlag hergerichtet worden war. GERD HÖHLER (Athen)
Landwirt und Ex-Bürgermeister von Ober-Wöllstadt: Herrmann Odenwäller wird am Samstag 100 Jahre alt Geschicke in schwerer Zeit gelenkt
Von Hannes Mathias WÖLLSTADT. Herrmann Odenwäller wird einhundert Jahre alt. Der Landwirt und frühere Bürgermeister von Ober-Wöllstadt ist der älteste Bürger der Gemeinde und in guter körperlicher Verfassung. Er feiert den Geburtstag am Samstag, 18. Juli, bei guter Gesundheit in der Hanauer Straße 5. Um 11 Uhr will der Kreisbeigeordnete Joachim Pollmar gratulieren kommen und unter anderem die besten Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Hessischen Ministerpräsidenten und des Landrats überbringen. Herrmann Odenwäller, der vor 35 Jahren, in seinem 65. Lebensjahr, die schon in den 20er Jahren betriebene Landwirtschaft aufgegeben hat und heute von seiner Tochter Erna Weisensee betreut und gepflegt wird, stammt aus einer eingesessenen Ober-Wöllstädter Familie - sein Vater Simon war "der alte Rechner" - ist in Ober-Wöllstadt geboren und hat die Geschicke der Gemeinde ab 1933, in einer schweren Zeit also, gelenkt, bis die Nationalsozialisten den unbequemen Parteigenossen 1943 an den Westwall "zum Schippen" abkommandierten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Odenwäller aus dem öffentlichen Gemeindeleben zurückgezogen und sich um seinen Bauernhof in der Frankfurter Straße 59 gekümmert.
Als 22jähriger ist Odenwäller eingezogen worden. Er erhielt im Ersten Weltkrieg 1916 eine Tapferkeitsmedaille, wurde verwundet. In den Heimatort zurückgekehrt, engagierte sich Herrmann Odenwäller in der Gemeinde - er wurde 1919 Beisitzer - und in der Feuerwehr, deren Vorstand er lange Jahre angehörte. Er wurde 1926 Feldgeschworener. Bei der Bewerbung als Fleischbeschauer kam er nicht zum Zuge. Am 16. Juli 1931 wird er als Ehrenfeldschütz verpflichtet, und er ist weiter ehrenamtlich in der Gemeinde tätig.
Als am 24. Juli 1933 der bisherige langjährige Bürgermeister Gottfried Gondolf von den Nationalsozialisten zwangsweise des Amtes enthoben wird, wird Herrmann Odenwäller zunächst kommissarisch als Bürgermeister eingesetzt. Er war als sogenannter "Märzgefallener" im März 1933 der NSDAP beigetreten.
Aus der Ortschronik von Ober-Wöllstadt, die Fritz Runge veröffentlicht hat, geht hervor, daß in dem katholisch geprägten Ober-Wöllstadt die Nationalsozialisten "keinen Blumentopf gewinnen" konnten. Odenwäller habe sich ständig gegen die Bevormundung durch die Nazis von außerhalb gewehrt, bis es 1943 zum Krach kam und dann ein Wilhelm Kipper, der wohl aus Frankfurt nach OberWöllstadt abgeordnet worden war, Bürgermeister wurde.
Der katholische Pfarrer und Ehrenbürger Jakob Brunnengräber, der die katholische Gemeinde während des "tausendjährigen Reichs" betreut hatte, notierte schon im Jahr 1952, daß Herrmann Odenwäller ständig Mitglied im Kirchenvorstand geblieben war und alles getan habe, "um Konflikte zwischen der Partei und dem Pfarrer zu vermeiden".
"Wenn irgendwelche Gefahr für Kirche oder in der Gemeinde im Verzug war, hat er dem Pfarrer rechtzeitig Nachricht gegeben", schrieb Pfarrer Brunnengräber. Im Entnazifizierungsverfahren wurde der frühere Bürgermeister als "minderbelastet" eingestuft.
Odenwäller kümmerte sich nach dem Krieg um die Landwirtschaft. Die Töchter Irmgard und Erna hatten zuvor versucht, den Betrieb aufrechtzuerhalten. 1958 starb Odenwällers Frau nach einem Sturz auf dem Bauernhof an schweren Verletzungen.
Die Landwirtschaft hatte der Ober- Wöllstädter bereits ein Jahr zuvor aufgegeben.Putz der Weisen für den Turm Lösung für die Bauprobleme am Eschenheimer Tor in Sicht
"In der Zeit haben die ja den Messeturm hochgezogen." Und: "Der Turmbau zu Babel kann auch nicht länger gedauert haben als diese noch immer nicht beendete Reparatur des Eschenheimer Turms." - Zwei Stimmen von vielen unter den Passanten, die wissen, daß die grünen Netze und Gerüste mitten in der Stadt das mittelalterliche Bauwerk nun seit mehr als zwei Jahren umgürten.
Heinz Schomann, Leiter des Denkmalamtes der Stadt: "Ja, es gab Schwierigkeiten mit den spitzen Kegeldächern." Der Hauptfehler sei gewesen, daß der Kostenvoranschlag und die Schadensberechnung sozusagen "von unten" gemacht wurden, als das Gerüst noch gar nicht stand. Erst "vor Ort" zeigte sich, daß viel alter Putz ab mußte und es mit dem Neustreichen des Schaftes nicht getan war. Es hatten sich Blasen und Hohlstellen im Mauerwerk gebildet. Und als man das dann im Griff hatte, mit allen Zusatzgenehmigungen baurechtlicher und finanzieller Art, kam die Überraschung oben, sozusagen als "Krönung": Auch die großen wie die kleinen Turmhauben zeigten Risse im wetterfesten Verputz, der ja nach mittelalterlicher Bauweise statt Schiefer oder Kupferblech aufgetragen worden war.
Weil die Auflagen der Denkmalschützer entsprechend standen, mußte man einen Weg finden, diesen Wetterschutz wieder so aufzuputzen, daß er an diesem Ort der Innenstadt sicher hält, optisch den Ansprüchen genügt "und nicht irgendwann in Teilen Passanten auf den Kopf fällt oder Autofahrern ins offene Cabrio", wie es Schomann überdeutlich beschreibt.
Auch der Denkmalschützer ist nicht eben glücklich über die bisherigen Verzögerungen, über "die hohen Sicherheitsauflagen", die Schwierigkeiten, Vorschriften der Industrienorm von heute mit den Gegebenheiten des Mittelalters in Einklang zu bringen.
Doch jetzt hat man, nach ersten unbefriedigenden Versuchen der Baufirmen, offenbar den Stein der Weisen gefunden: eine Putzstruktur, die so armiert aufgetragen ist, "daß trotz der steilen Fläche nichts mehr herunterfallen kann", sagt Schomann - und macht neue Hoffnung: "Ich glaube, daß wir im September endlich fertig sind!" -vau
Den Eheleuten Margarete und Otto Ludwig aus Maintal-Dörnigheim, zur goldenen Hochzeit, am Donnerstag, 16. Juli.
Frau Amalie Ludemann aus Erlensee, zum 85. Geburtstag, am Donnerstag, 16. Juli.
Der Komponist Philip Glass und der Autor und Regisseur Robert Wilson haben zusammen eine Oper geschrieben: "Einstein on the Beach". 1976 hatte sie ihre Welturaufführung, 1984 wurde sie in der sogenannten "Brooklyn-Fassung" in überarbeiteter Form wiederaufgenommen, an der sich auch die Choreographin Lucinda Childs beteiligte. Im August ist die Oper nun erstmals nach langer Zeit wieder zu sehen, in der "Brooklyn-Fassung" und an der Oper Frankfurt. Die Frankfurter Produktion ist auch die europäische Erstaufführung der 1984 entstandenen "Einstein on the Beach"-Fassung.
Mitwirkende sind die Lucinda Childs Company mit Lucinda Childs und Sheryl Sutton sowie das Philip Glass Ensemble. Die musikalische Leitung hat Michael Riesman. Die Oper in vier Akten dauert viereinhalb Stunden. Aufführungen in Frankfurt sind für den 19. bis 22. August geplant. Offizieller Beginn ist um 19 Uhr, doch beginnt bereits um 18.30 Uhr, wenn die Zuschauer auf ihre Plätze gehen, das erste sogenannte "Knee-Play". fr
Der FC Germania 94 Frankfurt und die SG Rodheim gelten als Topfavoriten der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-West. Bei einer FR-Umfrage unter den 18 Vereinen (Mehrfach-Nennungen waren möglich) kristallisierte sich der zweitälteste hessische Fußballclub (nach dem FC Hanau 93), Germania 94 Frankfurt, mit 14 Nennungen als der große Favorit heraus. Die SG Rodheim erhielt zehn Stimmen. Mit der SG Rotweiß Frankfurt II und der Spvgg. Oberrad (je 5) folgen zwei weitere Frankfurter Klubs. Einziger Offenbacher Vertreter ist der OFC Kickers II (3), der ebenso wie Nachbar Spvgg. 03 Fechenheim dreimal getippt wurde. Zwei Vertreter votierten für den FV Bad Vilbel II, einer für Landesliga-Absteiger FSV 07 Bischofsheim. Die übrigen zehn Klubs, darunter die Aufsteiger 1. FC Hochstadt, Vatan Spor Bad Homburg und SV Nieder-Weisel sowie Umsiedler Gemaa Tempelsee Offenbach und der etablierte FC Dietzenbach, spielen nach den Vorstellungen der Vereinsfunktionäre in der Saison 92/93 im Meisterschaftsrennen keine Rolle.
Nachstehend veröffentlichen wir alle Spielerwechsel, Trainer, Saisonziele, Zuschauerkalkulationen und Meisterschaftsfavoriten dieser Klasse, die am 8./9. August in die Punktrunde 92/93 starten wird.
KICKERS OFFENBACH II, Abgänge: Greuel (SG 01 Höchst), Ungefroren (SG Nieder-Roden), Radujukovic (KSV Klein-Karben), Kuvret (Italia Neu-Isenburg), Toulikas (unbekanntes Ziel), Bulic (TSG Niederdorfelden), Jung (SG Germania Klein-Krotzenburg), Baydar (FV Bad Vilbel II). - Zugänge: Köhler, Pfeiler, Godulla, Kappeser, Kruse, Lampe, Lelic (alle eigene A-Jugend). - Trainer: Yasir Arslan (bisher SG Nieder-Roden). - SAISONZIEL: oberes Drittel. - ZUSCHAUERKALKULATION: 100 pro Heimspiel. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Spvgg. Oberrad, RW Frankfurt II.
SG RODHEIM, Abgänge: Ratz (Germ. Ockstadt), Brennemann (VfB Friedberg), Likar (SV Steinfurth), Yüceler (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Petri (SG Dorn-Assenheim), Ludwig (Germ. Ockstadt), Kösters, Gomez (beide SV Reichelsheim), Schmitt (FC Rödelheim), Robert Hofmann (KSV Klein-Karben). - Trainer: Stephan Häuser (seit 1990). - SAISONZIEL: "Im vorderen Tabellendrittel mitspielen". - ZUSCHAUERKALKULATION: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Oberrad.
SG ROTWEISS FRANKFURT II, Abgänge: Alza-Tubio, Özelci (beide Germania 94 Frankfurt), Skeledzik (Spvgg. Bad Homburg), Alonso (TSV Lämmerspiel), Marx, Boy (Laufbahn beendet), Auletta (unbekanntes Ziel), Sarrigianidis (Griechenland zurück). - Zugänge: Hollenbach, Kahlhofen (eigene 1. Mannschaft), Dincer, Erkeskin, Chavero, Coney, Cika, Murat (alle eigene A-Jugend). - Trainer: Siegfried Kratz ( seit 1991). - SAISONZIEL: oberes Tabellendrittel. - ZUSCHAUERKALKULATION: 80. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, SG Rodheim.
FC GERMANIA 94 FRANKFURT, Abgänge: Schwäbig (1.FC Hochstadt), Fruck (Germania Dörnigheim), Deuerling (FV Bad Vilbel), Rainer und Peter Kriegsch (beide OFC Kickers), Iser (FC Germania Ober-Roden), Jordan, Scharkopf, Schmidt (alle FC Union Niederrad). - Zugänge: Alza-Tubio, Özelci (beide SG Rotweiß Frankfurt II), Heinzmann (Spvgg. Dietesheim), Heinson (VfB 1900 Gießen), Moreiras (Germ. Klein-Krotzenburg), Wawotzny ( FV Hausen), Bernert, Reichert (beide FV Bad Vilbel), Solimando (FC Italia Frankfurt). - Trainer: Hubert Genz (seit 1991). - SAISONZIEL: "vorne mitmischen". - ZUSCHAUERKALKULATION: 80 bis 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: SG Rodheim.
SPVGG. 05 OBERRAD: Abgänge: Rämer (SG Ober-Erlenbach), Heine (FV 06 Sprendlingen), Lindner, Pöpel (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Graser, Siedler (beide Spvgg. Dietesheim), Sauer, Hoffmann (beide Germania 94 Frankfurt/bereits während der Runde), Manotti, Sandrk (eigene Jugend). - Trainer: Willi Nitschke (zuletzt 1.FC Hochstadt). - SAISONZIEL: erstes Tabellendrittel. - ZUSCHAUERKALKULATION: 250. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: SG Rodheim.
FC DIETZENBACH, Abgänge: Keine. - Zugänge: Knecht (Spvgg. Dietesheim), Xanthopoulos (SGK Bad Homburg), Schweitzer (SV Dreieichenhain), Schneider (SC Steinberg), Schernatzky (TV Hausen), Marrena ( SG Griesheim). - Trainer: Bernd Firle (seit 1990). - SAISONZIEL: Platz 4 bis 7. - ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rodheim, Germania 94, Spvgg. Oberrad.
FV BAD VILBEL II, Abgänge: Turjacanin (SG 01 Höchst), Reichert, Bernert (beide FC Germania 94 Frankfurt), Jovici, Berko (beide TSG Nieder-Erlenbach), Matic (Griechische Sportunion Frankfurt), Kafka (Spvgg. Fechenheim), Bunzel, Fernandez (beide Laufbahn beendet). - Zugänge: Hudert (Germ. Dörnigheim), Baydar (OFC Kickers II), Krohm (SG Stammheim), Rühl (TSV Grünberg), Wrage (FC Hessen Massenheim), Yeboah (SG Himbach), Jacobi, Lewe, Bechthold (alle eigene Jugend). - Trainer: Siegfried Popiolek (seit 1989). - SAISONZIEL: Platz 4 bis 8. - ZUSCHAUERKALKULATION: 150. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Rodheim, Fechenheim.
SV STEINFURTH, Abgänge: Huber (Türkischer SV Bad Nauheim), Müller (FSV Dorheim), Faulstich (KSG Bönstadt), Belter (FSV Steinbach/Gießen), Heiden (KSV Klein-Karben), Weingärtner (verzogen). - Zugänge: Mark, Bilkenroth (beide SKV Beienheim), Likar (SG Rodheim), Zimmermann, Klomann (beide SV 06 bad Nauheim), Woisetschläger (FSG Wisselsheim), Gubitzer (KSV Klein-Karben II), Frank (SV Nieder-Weisel), Klafft (TuS Rockenberg), Störkel (SKG Erbstadt). - Trainer: Mike Buxmann (KSV Klein-Karben II) für Wolfgang Stalter. - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 120. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Fechenheim.
1. RÖDELHEIMER FC 02, Abgänge: Partenheimer (1.FC Viktoria Kelsterbach), Schmitt (SG Rodheim), Wunderlin (SGK Bad Homburg), Krämer (FC Weißkirchen), Brodnik (SKG Frankfurt), Walter (Spvgg. Hattstein). - Zugänge: Stöckl, Pigot, Ulbrich (alle Inter Oberursel), Schmitt (Spvgg. Burgsinn), Kopp (Spvgg. Hattstein), Klump (eigene Jugend). - Trainer: Wolfgang Fischer (seit 1990). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rodheim, Oberrad, Rotweiß Frankfurt.
SV GEMAA TEMPELSEE OFFENBACH, Abgänge: Ruwe, Holik, Vogel (alle FV Germania Bieber), Renz, Matthgias Lippold, Jörg Lippold (alle Spvgg. 1910 Langenselbold), Diller, Joha, Reuter, Schmidt (alle SV 1915 Jügesheim), Oehlenschläger, Schroth (beide FC Kickers Obertshausen), Patrick Picard und Michael Picard (beide SV Darmstadt 98 Amat.). - Zugänge: Scholl (PSV Blau-Gelb Offenbach), Assion (FV Germania Bieber), Zivojinovic (OFC Kickers/A- Jugend), Zajac (Oberschlesien) sowie 15 A-Jugendspieler. - Trainer: Gerd Heinrich und Jürgen Jerwan (für Antonia Garcia). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: OFC Kickers II.
FSV BISCHOFSHEIM, Abgänge: Kacmaz, Reuter (beide KSV Klein-Karben), Walz (Spvgg. Bad Homburg), Bonne (Spvgg. Dietesheim), Wilbert (KSV Eichen), Wegstein (SV Bernbach), Quandt (Eschbach). - Zugänge: Bode, Weißer (beide SV Bernbach), Wünsche (KSV Hessen Kassel/A-Jugend), Heil (Germ. Dörnigheim) und fünf Jugendspieler. - Trainer: Thomas Kittan (seit Februar 92). - SAISONZIEL: "Unter den ersten Fünf". - ZUSCHAUERKALKULATION: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Rotweiß Frankfurt, Fechenheim.
SV 1920 REICHELSHEIM, Abgänge: Wagner, Kalbhenn (beide KSG 1920 Groß-Karben), Kösters (SG Rodheim), Volkmann, Eckel (beide Germ. Ockstadt), Muth (VfR Butzbach), Dielmann, Elfes, Balcanik (alle SV Germ. Leidhekken), Hakcer (FSV Altenstadt), Stete (KSV Bingenheim), Jost (Alem. Gedern), Schäfer (SV Kilianstädten), Ohmeis (TSG Nieder-Erlenbach). - Zugänge: Müller (FSV Dorheim), Böhm (TSV Dorn-Assen- heim), Barsch (TSV Geiß-Nidda), Matic (SV Nierstein), Lind (A-Jugend), Danzer, Schinz (reaktiviert). - Trainer: Erhaard Geck (seit 1991). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rotweiß Frankfurt, Rodheim, OFC Kickers II.
SG OBER-ERLENBACH, Abgänge: Richter: Spvgg. 05 Bad Homburg), Heide (Spvgg. Fechenheim), Fuhrmann (Sportfr, Friedrichsdorf), Zimmermann (FSV Friedrichsdorf), Fieres (FDV 09 Eschersheim), Nähring (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Quintela (FC Viktoria Sindlingen), Mitak (Maroc Frankfurt), Zahradnik (DJK Helvetia Bad Homburg), Hau (KSV Klein-Karben II), Rämer (Spvgg. Oberrad), Becvar (Spvgg. Bad Homburg II)(, Sic (Spvgg. 05 /Jugend). - Trainer: Bernd Witzenrath (für Harald Faust). - SAISONZIEL: "guter Mittelfeldplatz". - ZUSCHAUERKALKULATION: 100. - MEISTERSHCAFTSFAVORITEN: Germania 94, Bad Vilbel II und Rodheim.
SV GERMANIA OCKSTADT, Abgänge: Liß, Simonis (SV Obbornhofen), Fink (SV Nieder-Wöllstadt), Ludwig (SG Rodheim), Hess, Michel, Mrochen, Müller (alle SV 06 Bad Nauheim), Michel (Türkischer SV Bad Nauheim), Brauburger (hört auf). - Zugänge: Volkmann, Eckel (beide SV Reichelsheim), Bönsel (VfB Friedberg), Gläsner (TuS Roceknberg), Ratz (SG Rodheim), Verwiebe, Ganser, Lohrke (alle FC Ober-Rosbach), Weidenfeld (FV 09 Eshcersheim), Steiner (JSG Florstadt), Schlichting (Viktoria Aschaffenburg). - Trainer: Bernd Kammer (seit Januar 92). - SAISONZIEL: gesichertes Mittelfeld. - ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rodheim, Oberrad, Germania 94.
TSV VATAN SPOR BAD HOMBURG, Abgänge: Oezcan (Inter Oberursel), Oezey und Günay Akkus (beide unbekanntes Ziel), Oral (DJK Bad Homburg), Dücze (SG Anspach). - Zugänge: Schneider (TuS Makkabi Frankfurt), Ozyalciu, Petrido (beide Emekspor Rosbach), Görün (SG 01 Höchst II), Mackensen, Schmidt (beide DJK Helvetia Bad Homburg), Tolic (RW Frankfurt/A-Jugend), Baez, Rodriguez (beide Spvgg. Bad Homburg II). - Trainer: Jürgen Kesper (für Bülent Güven). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 300 bis 400. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rodheim, Bischofsheim, Germania 94, Rotweiß II, Bad Vilbel II.
SV NIEDER-WEISEL, Abgang: Frank (SV Steinfurth). - Zugänge: Otto (TSV Ostheim), Schneider, Türk (beide VfR Butzbach) und vier Jugendspieler. - Trainer: Franz Baar (seit 1991). - SAISONZIEL: "Das Optimale herausholen". - ZUSCHAUERKALKULATION: 150 bis 200. - MEISTERSHCAFTSFAVORIT: SG Rodheim.
SPVGG. 03 FECHENHEIM, Abgänge: Reichardt (Laufbahn beendet), Nicastro (Italia Fechenheim). - Zugänge: Christian Heide (Eintracht Frankfurt Amateure), Robert Heide (SG Ober-Erlenbach), Eid (SG 01 Höchst), Vojvoda (FC Gremania Dörnigheim), Mansfeld (FSV Frankfurt II). - Trainer: Andreas Grahl (seit 1990). - SAISONZIEL: Zirka Platz 10. - ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94.
1. FC 1911 HOCHSTADT, Abgänge: Ruhnau, Hamburger (beide Eintr. Oberrodenbach), Konstantinidis, Stoever (beide Germ. Dörnigheim). - Zugänge: Schwäbig (FC Germania 94 Frankfurt), Keilholz (SV Kilianstädten), Lohberger (Germ. Dörnigheim), Schmidt (KSV Langenbergheim). - Trainer: Joachim Keilholz (für Philipp Eibelshäuser). - SAISONZIEL: Klassenerhalt.- ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: FC Germania 94. hdp
Die SG Rodheim wird hinter dem FC Germania 94 Frankfurt als großer Meisterschaftsfavorit in der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-West gehandelt. Zumindest das Ergebnis einer FR-Umfrage unter den 18 Vereinen spiegelt Klarheit an der Spitze wider: Der FC Germania 94 wurde 15mal genannt, die SG Rodheim erhielt zehn Stimmen der Vereinsvertreter, die Mehrfachnennungen abgeben konnten.
Der Friedberger Verein ist praktisch von Frankfurter Mitbewerbern (die SG Rotweiß II und die Spvgg. 05 Oberrad wurden fünfmal getippt), die Spvgg. Fechenheim dreimal, umzingelt. Einmal wurde auch Landesliga-Absteiger FSV Bischofsheim erwähnt. Den Neulingen 1. FC Hochstadt und SV Nieder-Weisel wird ebensowenig wie den übrigen Friedberger Kreisvereinen auf diesem Gebiet nichts zugetraut. Zweimal wird dem FV Bad Vilbel II eine starke Rolle zugetraut. Der Startschuß in die Saison 92/93 fällt am 8./9.August.
FV BAD VILBEL II, Abgänge: Turjacanin (SG 01 Höchst), Reichert, Bernert (beide FC Germania 94 Frankfurt), Jovici, Berko (beide TSG Nieder-Erlenbach), Matic (Griechische Sportunion Frankfurt), Kafka (Spvgg. Fechenheim), Bunzel, Fernandez (beide Laufbahn beendet). - Zugänge: Hudert (Germ. Dörnigheim), Baydar (OFC Kickers II), Krohm (SG Stammheim), Rühl (TSV Grünberg), Wrage (FC Hessen Massenheim), Yeboah (SG Himbach), Jacobi, Lewe, Bechthold (alle eigene Jugend). - Trainer: Siegfried Popiolek (seit 1989). - SAISONZIEL: Platz 4 bis 8. - ZUSCHAUERKALKULATION: 150. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94 Frankfurt, SG Rodheim, Spvgg. Fechenheim.
SV STEINFURTH, Abgänge: Huber (Türkischer SV Bad Nauheim), Müller (FSV Dorheim), Faulstich (KSG Bönstadt), Belter (FSV Steinbach/Gießen), Heiden (KSV Klein-Karben), Weingärtner (verzogen). - Zugänge: Marx, Bilkenroth (beide SKV Beienheim), Likar (SG Rodheim), Zimmermann, Klomann (beide SV 06 Bad Nauheim), Woisetschläger (FSG Wisselsheim), Gubitzer (KSV Klein-Karben II), Frank (SV Nieder-Weisel), Klafft (TuS Rockenberg), Störkel (SKG Erbstadt). - Trainer: Mike Buxmann (KSV Klein-Karben II) für Wolfgang Stalter. - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 120. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Fechenheim.
FSV 07 BISCHOFSHEIM, Abgänge: Kacmaz, Reuter (beide KSV Klein-Karben), Walz (Spvgg. Bad Homburg), Bonne (Spvgg. Dietesheim), Wilbert (KSV Eichen), Wegstein (SV Bernbach), Quandt (TuS Eschbach). - Zugänge: Bode, Weißer (beide SV Bernbach), Wünsche (KSV Hessen Kassel/A-Jugend), Heil (FC Germania Dörnigheim) sowie fünf Jugendspieler. - Trainer: Thomas Kittan (seit Februar 92). - SAISONZIEL: "Unter den ersten Fünf". - ZUSCHAUERKALKULATION: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Rotweiß Frankfurt, Fechenheim.
SV 1920 REICHELSHEIM, Abgänge: Wagner, Kalbhenn (beide KSG 1920 Groß-Karben), Kösters (SG Rodheim), Volkmann, Eckel (beide Germania Ockstadt), Muth (VfR Butzbach), Dielmann, Elfes, Balcanik (alle SV Germ. Leidhekken), Hacker (FSV Altenstadt), Stete (KSV Bingenheim), Jost (Alem. Gedern), Schäfer (SV Kilianstädten), Ohmeis (TSG Nieder-Erlenbach). - Zugänge: Müller (FSV Dorheim), Böhm (TSV Dorn-Assenheim), Barsch (TSV Geiß-Nidda), Matic (SV Nierstein), Lind (A-Jugend), Danzer, Schinz (reaktiviert). - Trainer: Erhard Geck (seit 1991). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rotweiß Frankfurt, Rodheim, OFC Kickers II.
SV GERMANIA OCKSTADT, Abgänge: Liß, Simonis (beide SV Obbornhofen), Fink (SV Nieder-Wöllstadt), Ludwig (SG Rodheim), Hess, Michel, Mrochen, Müller (alle SV 06 Bad Nauheim), Michel (Türkischer SV Bad Nauheim), Brauburger (Laufbahn beendet). - Zugänge: Volkmann, Eckel (beide SV Reichelsheim), Bönsel (VfB Friedberg), Gläsner (TuS Rockenberg), Ratz (SG Rodheim), Verwiebe, Ganser, Lohrke (alle FC Ober-Rosbach), Weidenfeld (FV 09 Eschersheim), Steiner (JSG Florstadt), Schlichting (Viktoria Aschaffenburg). - Trainer: Bernd Kammer (seit Januar 92). - SAISONZIEL: Gesichertes Mittelfeld. - ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Rodheim, Oberrad, Germania 94.
SG RODHEIM, Abgänge: Ratz (SV Germania Ockstadt), Brennemann (VfB Friedberg), Likar (SV Steinfurth), Yüceler (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Petri (SG Dorn-Assenheim), Ludwig (SV Germania Ockstadt), Kösters, Gomez (beide SV Reichelsheim), Schmitt (FC 02 Rödelheim), Robert Hofmann (KSV Klein-Karben). - Trainer: Stephan Häuser (seit 1990). - SAISONZIEL: "Im vorderen Tabellendrittel mitspielen". - ZUSCHAUERKALKULATION: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Germania 94, Oberrad.
SV NIEDER-WEISEL, Abgang: Frank (SV Steinfurth). - Zugänge: Otto (TSV Ostheim), Schnieder, Türk (beide VfR Butzbach) sowie vier Jugendspieler. - Trainer: Franz Baar (seit 1991). - SAISONZIEL: "Das Optimale herausholen". - ZUSCHAUERKALKULATION: 150 bis 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: SG Rodheim.
1. FC 1911 HOCHSTADT, Abgänge: Ruhnau, Hamburger (beide Eintr.Oberrodenbach), Konstantinidis, Stoever (beide Germ. Dörnigheim). - Zugänge: Schwäbig (FC Germ. Frankfurt), Keilholz (SV Kilianstädten), Lohberger (Germ. Dörnigheim) und Schmidt (KSV Langenbergheim). - Trainer: Joachim Keilholz (für Philipp Eibelshäuser). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERKALKULATION: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: FC Germ. Frankfurt. dip
Für einen falschen Ansatz hält SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose die "Komitees für Gerechtigkeit". FR-Interview auf Seite 5
BAD VILBEL. Der Baustopp im Bereich der durch Baggerarbeiten beschädigten Dortelweiler Linde sollte nach Auffassung des von der Unteren Naturschutzbehörde beauftragten Gutachters Matthias Zorn für die Dauer der Untersuchung bestehen bleiben. Der Usinger Gartenbau-Ingenieur veranschlagt hierfür mindestens drei Wochen. Vorher lägen keine Laborwerte der bodenphysikalischen und -chemischen Analyse vor.
Zorn hat bei der noch andauernden Freispülung des Wurzelwerks weitere Zerstörungen entdeckt. Sie liegen "in beträchtlicher Entfernung" zu dem ursprünglich angenommenen Grabungsbereich und datieren auch auf frühere Kabelverlegungsarbeiten zurück. "Die Summe dieser Schäden kann zum Totalausfall führen", argwöhnt der Sachverständige. Der Fund von einigen großen, gesunden Starkwurzeln lasse jedoch noch für den Baum hoffen. Ob sie für die Standfestigkeit ausreichen, müsse eine zusätzliche Statikprüfung zeigen. Viel wird laut Zorn davon abhängen, ob die Dortelweiler Winterlinde (tilia cordata) ihre Wurzeln nicht nur flach, sondern auch herzförmig in die Tiefe gestreckt hat. Die freigelegten Wurzeln sollen nun durch einen "Vorhang" geschützt, die gesplissenen Wurzeln bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten und mit einer künstlichen Rinde bestrichen werden. Zumindest ein Jahr lang könnten dann keine Krankheitserreger in diese "Wunden" eindringen. Es bleibe zu hoffen, daß sich an den Schnittstellen neue "Adventivwurzeln" ausbilden. Zorn fordert, daß der Vorgang Konsequenzen für die Platzgestaltung haben müsse. Um den Baum herum müsse ein Mindestabstand von drei Metern eingehalten werden. "Es wäre eine Todsünde, dort zu pflastern." Damit stimmt auch Bürgermeister Günther Biwer überein: "Wir müssen alles tun, um der Linde zu helfen." Zu der Kritik, die an der städtischen Planung des Platzes vom Wetteraukreis, aber auch von von Naturschützern geübt wurde, mag sich der Vilbeler Rathauschef nicht äußern. Er fühle sich vom Kreis "vorverurteilt" und halte das "politische Hin- und Her-Geklingel" nicht für notwendig und für einen "schlechten Stil". Zu Einzelheiten, etwa dem Vorwurf, die Tiefbaumaßnahme im Baumbereich sei ohne Abstimmung mit dem städtischen Gartenbauamt oder der Naturschutzbehörde erfolgt, werde er keine Stellungnahme abgeben. Die Stadt habe auf jeden Fall ihrer Pflicht Genüge getan und für die Bauarbeiten eine "reputierte Firma" ausgewählt. mu
BÜDINGEN. Etwa 90 Schweine und zwölf Rinder lassen jede Woche im größten Schlachthof der Wetterau ihr Leben. Aber nur noch bis Silvester. Ab 1. Januar darf die Metzger-Genossenschaft in der Vogelsbergstraße nur noch 20 Großvieh-Einheiten pro Woche schlachten. So will es die Europäische Gemeinschaft. Mit dieser niedrigen Tötungsrate ist der Schlachthof bald nicht mehr rentabel, fürchtet der Betriebsleiter Rudolf Frühling. Das 1897 gegründete Unternehmen müsse bei der nächsten größeren Investition wohl ganz schließen.
1993 sollen mit dem EG-Binnenmarkt einheitliche Produktionsbedingungen zwischen Portugal und Dänemark gelten. Für die Schlachthöfe bedeutet dies strengste Hygiene: Vorgeschrieben werden Aufenthaltsräume und Duschen für die Metzger, außerdem Verladetunnel für den Fleischtransport zwischen Schlachtraum und Kühlwagen. Das fehlt in der von zehn Metzgern betriebenen Schlachterei zu Büdingen. Bis 1995 könnte sie diese Investition nachholen. Doch der Genossenschaft ist die Ausgabe zu hoch.
Die Folge: Die Büdinger erhalten keine EG-Nummer (die als gestempeltes Herkunfts-Zeichen das Fleisch kennzeichnet) und gelten fortan als Klein-Metzgerei. So ein Betrieb darf nach Auskunft des Friedberger Veterinäramtes künftig maximal 20 Großvieh-Einheiten pro Woche schlachten. Wobei drei Schweine einer Großvieh-Einheit entsprechen. "Wir können dann nur noch mit fünf Kollegen hier arbeiten", befürchtet der Büdinger Metzger Frühling. "Und den Kollegen aus dem Main-Kinzig-Kreis müßten wir absagen." Die Privatschlachtungen (bis zu zwölf Schweine und fünf Rinder pro Woche) dürften auch wegfallen. Wie soll da der einzige Angestellte und die Unterhaltung des Schlachthauses finanziert werden? Metzger Frühling hofft zwar, die gewohnte Schlachtmenge heute bei einem Ortstermin mit der Veterinär- und Gewerbeaufsicht retten zu können. Doch der zweite Friedberger Chef-Veterinär Rudolf Müller winkte bereits gestern ab. "Da gibt es keinen Ausweg. Wir haben alles versucht", sagte er zur FR. "Der Büdinger Schlachthof ist bestimmt nicht unhygienisch. Aber er entspricht nicht den EG-Richtlinien." nes
Die Flüchtlinge können bald in ihr "Dorf" zurück Brandschäden sind beseitigt, neue Container kommen Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke HEUSENSTAMM. Ungeduldig warten zur Zeit 20 Asylbewerber darauf, daß sie endlich aus Provisorien wieder zurückkehren können in ihre Zimmer im Containerdorf. Durch einen Brand war am 1. Juni die Hälfte der Unterkünfte, in denen rund 100 Flüchtlinge untergebracht waren, zerstört oder unbewohnbar geworden. In der kommenden Woche können fünf Container nach gründlicher Sanierung wieder bezogen werden. Ende August sollen neue Unterkünfte für weitere 50 Menschen errichtet werden. Seit einem Jahr lebten rund 100 der 180 Flüchtlinge, die vom Land der Stadt Heusenstamm zugeteilt wurden, in dem Containerdorf an der verlängerten Schloßstraße. Die Stadt stellte das Grundstück zur Verfügung, Betreiber ist Harun Baygin. Er hat einen Hausmeister mit der Betreuung beauftragt.
Die Unterkünfte sind im übrigen besser ausgestattet als der Durchschnitt der bundesdeutschen Flüchtlingsheime: Es sind durchweg Zweibett-Zimmer mit eigener Dusch- und WC-Einheit.
Das Feuer war vor sechs Wochen beim Kochen des Mittagessens in einem Container ausgebrochen, als sich offensichtlich heißes Fett entzündete. Bei dem Brand entstand ein Schaden, der auf mehr als 500 000 Mark geschätzt wird. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Die meisten Bewohner waren zum Zeitpunkt des Feuerausbruchs nicht in ihren Zimmern, weil sie fast alle berufstätig sind.
Mehr als 40 Flüchtlinge, die bei dem Brand zum Teil ihre Habe verloren, waren obdachlos geworden. Einige Familien wanderten zu Verwandten oder Bekannten in andere Städte ab, die Mehrzahl der Männer fand im Flüchtlingsheim am Nieder-Röder Weg ein Dach über dem Kopf - in Achtbett-Zimmern. Zwei Frauen wurden von Heusenstammer Familien aufgenommen. Die Hilfsbereitschaft nach dem Brand war groß. Bürgerinnen und Bürger boten Privatquartiere und Essen an, Kleidung und Hausrat. Auf die Unterstützung durch den Kreis konnte die Stadt deshalb verzichten.
Neben den Kirchen und der Pro-Asyl- Gruppe kümmerte sich auch Gisela Grob von der Stadtverwaltung um die obdachlosen Asylbewerber. Sie versteht sich seit der Ankunft der Flüchtlinge in Heusenstamm als deren Betreuerin, erledigt für sie die Verwaltungsarbeit, pflegt soziale Kontakte und dolmetscht bei Bedarf. Die meisten Asylbewerber stammen aus Nigeria, Ghana oder Äthiopien und sprechen ein bißchen Englisch.
Sie weiß, daß die Flüchtlinge möglichst schnell wieder in ihr "Dorf" zurückkehren wollen. In den vergangenen Wochen sind fünf Container, die durch Löschwasser und Rauch erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden sind, gründlich renoviert worden. 60 Bewohner hatten ihre Unterkünfte behalten - dank des Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr.
Inzwischen hat Harun Baygin einen Antrag auf Baugenehmigungen für weitere Container gestellt, die demnächst die ausgebrannten ersetzen sollen. Diese Unterkünfte werden allerdings nicht mehr so komfortabel sein wie die bereits bestehenden: Dreibett- anstelle von Zweibett-Zimmer und Gemeinschaftswaschanlagen statt der Einzelduschen. Außerdem will Baygin zwei oder drei zusätzliche Container als "eiserne Reserve" aufstellen - das Bauamt hat dagegen nichts einzuwenden.
Sobald die neuen Container stehen und bezogen sind, wird die Stadt wohl wieder mit weiteren Flüchtingszuweisungen der zentralen Verteilungsstelle in Bad Schwalbach konfrontiert werden. Bürgermeister Josef Eckstein will sie nur akzeptieren, "wenn wir sie unterbringen können". Die Rede ist von zusätzlichen 160 Asylbewerbern, die nach Heusenstamm kommen sollen. Die Stadt wehrt sich bisher dagegen mit dem Hinweis, daß zur Zeit keine Unterkünfte vorhanden sind.
Der Bürgermeister verweist auf das konfliktfreie Miteinander von Flüchtlingen und Einheimischen in der Vergangenheit. Das sei vor allem möglich gewesen, weil die Asylbewerber "nicht in ein Getto kamen".
Der Regen nach langer Trockenzeit kam für viele Pflanzen zu spät/Bauern erwarten Ernte mit gemischten Gefühlen Viel Mais, wenig Getreide
Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Die Bauern der Region sehen der diesjährigen Ernte eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Mit einer Dürrekatastrophe und Totalausfällen wie in Norddeutschland sind sie zwar nicht konfrontiert. Dennoch sieht es im Kreis aber eigentlich nur auf den Feldern günstig aus, wo Mais und Sonnenblumen angebaut werden. Im Maintaler Raum profitierte der Mais davon, daß der jüngste Regen gerade noch zur richtigen Zeit kam. Das aus den Tropen stammende Gewächs, begehrter Futterlieferant in der Region, reckt seine kolbenartige Frucht zur Zeit prächtig in die Höhe. Im Main-Kinzig-Kreis wird auf ungefähr zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche - das sind etwa 6000 Hektar - Mais hochgezogen. Insbesondere im westlichen Main- Kinzig-Kreis ist in den letzten Jahren der verstärkte Anbau von Sonnenblumen zu beobachten. Leuchtend gelbe Farbtupfen in der Landschaft spiegeln auf knapp 400 Hektar den Anbau dieser Ölfrucht wider. Die Sonnenblume - das sagt Kreislandwirt Friedhelm Schneider - "steht hervorragend" da. Aber was nützt die beste Ernte, wenn es mit dem Preis nicht stimmt.
Das zeigt auch das Beispiel Raps. Erhielt der Main-Kinzig-Bauer dank Zuschüssen im Jahr 1984 für den Doppelzentner Raps noch 136 Mark, ist der Preis dafür nun tief in den Keller gerutscht und liegt bei 25 Mark. Der Raps, als "Energie-Pflanze" in Form von "Bio- Schmiermittel" in die Schlagzeilen gekommen, wird gerade wegen seiner Vielseitigkeit geschätzt. Er paßt sich gut in die Fruchtfolge ein, lockert den Boden auf und bietet dem Wild ideale Deckung. Nach eigenem Bekunden will Kreislandwirt Schneider mit gutem Beispiel vorangehen und das Hydraulik-Öl seiner Traktoren auf umweltfreundliche Raps-Basis umstellen. Wie Kreistagsabgeordneter Schneider gegenüber der FR ankündigte, will er zum Thema Raps-Öl auch entsprechende Anträge im Main-Kinzig-Parlament einbringen.
Was die Erntesituation beim Raps angeht, sieht es in diesem Jahr allerdings trübe aus. Der Kreislandwirt stuft den Ertrag als "sehr niedrig" ein - 20 bis 25 Prozent unter normalen Jahren. Der Grund: Der Raps wurde in einer Trockenphase gesät und "lief ganz schlecht auf" - kein Wachstumsschub. Hinzu kam noch starker Schädlingsbefall. Ein Minus von bis zu zehn Prozent steht auch bei der Wintergerste ins Haus. Auf den sandigen Böden im Gebiet Rodenbach / Erlensee wird der diesjährige Ertrag beim Winterweizen wiederum als "miserabel" eingestuft. Schneider zufolge fehlt es nun schon seit Jahren einfach an "Winterfeuchtigkeit". In anderen Regionen kommt diese Getreidesorte wegen der jüngsten Niederschläge noch vergleichsweise glimpflich davon.
Das trifft bei der Sommergerste (Braugerste) nicht zu. Der Kreislandwirt berichtet von "zum Teil sehr großen Schwierigkeiten". Gerade in Zeiten des Ährenschubs blieb die dafür erforderliche Feuchtigkeit aus. Das ernüchternde Resultat im Main-Kinzig-Kreis: 25 bis 50 Prozent minus. Da bei der Sommergerste wegen der Dürreschäden auch die Lieferanten aus Dänemark und Norddeutschland auf der Strecke bleiben, wird EG- weit mit einem Rückgang von drei Millionen Tonnen gerechnet.
Der Anbau von Roggen ist im Kreisgebiet quasi zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft, zumal hiesige Mühlen wegen "guter Werte" auf Roggen aus Spanien zurückgreifen. Auch dem Hafer mißt Schneider in der Region Main-Kinzig eine nur noch untergeordnete Rolle bei. Mit Interesse hat der Kreislandwirt ein Pilotprojekt in Nordhessen zum Thema Flachs verfolgt. Obwohl Belgier und Holländer auf den Markt drücken, hat nach Schneiders Ansicht der Flachsanbau in Deutschland "langfristig eine Chance". Dabei stützt er sich auf eine Studie des Dachverbandes Agrarforschung. Flachs zählt zu den ältesten heimischen Kulturpflanzen. Er wurde durch die Baumwolle in der Textil- und Bekleidungsindustrie jedoch weitgehend verdrängt. Seit Mitte der 80er Jahre ist wieder eine zunehmende Nachfrage nach Flachskurzfasern für technische Zwecke zu beobachten. Flachs gilt als Asbestersatz - so bei Bremsbelegen. Aber auch Tapeten, Dämm- und Verbundwerkstoffe lassen sich aus dieser Pflanze herstellen. Nach Angaben des Kreislandwirts sind nach der langen Anbauphase "vor allem die entstandenen Wissensdefizite bei der Ernte und Aufbereitung des Flachses aufzuholen". Laut Schneider spricht das in der Studie herausgearbeitete Potential im Hinblick auf die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Fasern "eindeutig für die Fortsetzung der Arbeiten zur Produktlinie Flachs".
FRANKFURT A. M., 15. Juli. Die Gesundheit von Angestellten in Büros ist genauso gefährdet wie die Gesundheit von Arbeitern in der Produktion. Hoher Arbeitsanfall, Termindruck, Streß und die einseitige Belastung an Bildschirmen verursachen Verspannungen der Muskeln, krankhafte Veränderungen des Skeletts und des Bindegewebes. Das geht aus einer Untersuchung des Hamburger Nordig-Instituts hervor, die die IG Metall am Mittwoch in Frankfurt vorstellte.
Im Auftrag der Gewerkschaft untersuchte der Wissenschaftler Uwe Osterholz die gesundheitlichen Folgen der Arbeitsbedingungen in Verwaltungsberufen der Metallwirtschaft. Er kam zu dem Schluß: "Ob es um . . . Kopfschmerzen oder Augenbeschwerden oder um solch neue Diagnosen wie RSI geht, der Arbeitsplatz Büro ist in Verruf geraten."
RSI, über das Anfang der 80er Jahre erste Berichte aus Australien kamen, bezeichnete Osterholz als "Volkskrankheit". Es entsteht durch Belastungen, die von ständig wiederholten Bewegungen kommen, und äußert sich durch Schmerzen in Händen, Handgelenken und im Nacken. Es befällt Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen. RSI (Repetition strain injury) tritt besonders häufig bei Bildschirmarbeit auf. An modernen Arbeitsplätzen für Angestellte klagen nach Osterholz' Angaben zwischen 50 und 60 Prozent der Beschäftigten über RSI.
In seinem Bericht über "Arbeitsbedingungen und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates" bei Angestellten - kurz "Rheumabericht II" genannt - listet Osterholz unter anderem Degenerationen bei Bandscheiben oder an Zwischenwirbeln auf. Außerdem berichtet er von unspezifischen Rückenschmerzen, Sehnenentzündungen im Bereich der Schultern oder Muskelhärten, Kopfschmerzen, Muskelermüdung sowie Nakkenschmerzen auch bei Ruhe.
Die IG Metall legte in Frankfurt ferner einen Bericht über die Gesundheitsbelastungen in der Mikrochip-Industrie vor, in der nach Gewerkschaftsangaben in Deutschland rund 20 000 Beschäftigte tätig sind. Der Verfasser, Henning Wriedt, spricht von "manifesten Rückenproblemen" und Muskelverspannungen der Beschäftigten. Die Erkrankungen seien Folge der Arbeit an Mikroskopen und des ständigen Luftzugs, mit dem der Produktionsraum für die Chips schmutzfrei gehalten wird. Dieser habe schädliche Folgen für Schultern und Nacken der Beschäftigten. Unter den Mitarbeitern eines Betriebes, die Wriedt befragte, wurden ferner Beschwerden im Magen-Darm-Bereich genannt, Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen und Kopfschmerzen.
Wriedt nennt ein "Belastungsbündel" der Arbeitnehmer. Dazu zählt er Schicht- und Nachtarbeit, Arbeit in Isolieranzügen mit Mundschutz sowie Arbeit mit Chemikalien. Siegfried Bleicher vom Vorstand der IG Metall sprach von einem "neuen Typus von Produktionsarbeit", der eine "radikale Unterordnung des Menschen" unter technische Prozeßanforderungen verlange. Hier werde der Mensch "zum Prozeßrisiko und deshalb eingekapselt".
Bleicher machte sich die Thesen beider Wissenschaftler zu eigen, daß mit den herkömmlichen Methoden des Arbeitsschutzes den krankmachenden Bedingungen in Büros und Chips-Fabriken nicht zu begegnen sei. Die IG Metall fordert statt dessen, die "andere Sicht" der Betroffenen - mit ihren Erfahrungen als Experten der eigenen Arbeitssituation - einzubeziehen. Bereits vor der Einführung neuer Techniken müßten die Beschäftigten Planung und Entwicklung ihrer Arbeitsbedingungen mitgestalten.
Bleicher nahm Bezug auf den "Rheumabericht I" über Metallarbeiter. Darin werde gezeigt, daß rheumatische Erkrankungen oft entstünden, weil arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert würden.
"Das einzig Wahre - Warsteiner". Mit diesem Slogan wirbt die Brauerei für ihre "Königin unter den Bieren". Vor allem in Mehrweg-Flaschen werden diese Gerstensäfte vertrieben. Doch nicht nur. Seit kurzem propagiert Warsteiner zusammen mit dem Viag-Konzern einen Kasten mit 24 Dosen aus Aluminium zu je 0,5 Liter, für den Verbraucher einen Pfand von fünf Mark berappen müssen. Für die Alu- Gebinde wird eine Recycling-Garantie ausgelobt. Ein "Downcycling" soll es nicht geben: Aus den gebrauchten Dosen würden wieder Dosen, heißt es.
Hintergrund dieser Offerte ist die Tatsache, daß die deutsche Brauwirtschaft seit geraumer Zeit eine rapide steigende Nachfrage nach Bier in Dosen registriert. Für Bodo Tegethoff, Umweltreferent bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, liegt der Grund dafür auf der Hand: "Die Konsumenten lassen sich von der elenden Werbung für den Grünen Punkt auf Einweg-Verpackungen ins Bockshorn jagen." Das neue Warsteiner-Angebot kommentiert er mit den Worten "Na denn Prost" und fügt erklärend hinzu, er halte davon "herzlich wenig", weil es zur "begrifflichen Verwirrung zwischen Ein- und Mehrweg" führe. "Wehret den Anfängen", appelliert Tegethoff an die Adresse von Biertrinkern, Brauereien und Verpackungsherstellern gerichtet.
Nicht für das Wahre von Warsteiner halten auch andere das Dosenbier im Pfandkasten. Bundesumweltminister Klaus Töpfer sagte seine Teilnahme an einer Produkt-Präsentation ab, weil er durch das neue Angebot das Ziel der Abfallvermeidung gefährdet sieht. Sturm gegen das "Dosen-Recycling à la Warsteiner" läuft ferner der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), weil die jüngste Kreation des Unternehmens "keine sinnvolle Ergänzung bestehender Getränkesysteme" sei. Dosen seien auch dann Einweg-Gebinde, "wenn sie zurückgegeben werden können". Als "Schritt in die falsche Richtung" und als "Etikettenschwindel" brandmarkt der Bundesverband der Filialbetriebe und Selbstbedienungs-Warenhäuser (BFS) die Initiative aus Warstein. Sie gefährde das private Abfallkonzept DSD der Wirtschaft, weil die bepfandeten Dosen keinen Grünen Punkt tragen und deshalb keine Lizenzgebühren an DSD gezahlt werden müßten. Diese Argumentation trägt AgV- Mann Tegethoff allerdings nicht mit. Er verlangt den strikten Ausbau der traditionellen Mehrweg-Systeme. has
KREIS OFFENBACH. Mit rund 370 000 Mark unterstützt der Kreis Offenbach im laufenden Jahr Organisationen und Selbsthilfegruppen, die sich in der Suchtberatung engagieren. Hierzu gehören allerdings nicht allein Drogensüchtige, sondern ebenso Alkohol- und Medikamentenabhängige.
Aus dem Etat des Sozialamtes wird die Suchtberatungsstelle des Pfarramtes Nord der evangelischen Kirchengemeinde Dietzenbach mit 2500 Mark bezuschußt. Außerdem erhalten die Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes Offenbach zur Abdeckung der Mietkosten ihrer Suchtberatungsstelle jährlich exakt 9270 Mark.
Aus dem Haushalt des Gesundheitsamtes wird der Neu-Isenburger Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe mit 2000 Mark gefördert. Die Gemeinschaft Dreieich im Deutschen Guttemplerorden bekommt rund 18 000 Mark an Zuschuß.
Aus Mitteln des Jugendamtes werden zwei Maßnahmen unterstützt, die gleichzeitig die größten Einzelposten darstellen: Der "Wildhof" mit seinen Beratungsstellen in Rodgau, Sprendlingen und Offenbach erhält für seine Arbeit jährlich 240 000 Mark. Mit weiteren jährlichen 80 000 Mark wird die Reha-Werkstatt Bauhof vom Kreis Offenbach unterstützt. ttt
In der kommenden Woche gibt es in Frankfurt vier Fußball-Tagungen, auf denen die Vorrunden der Saison 1992/93 besprochen werden. Bezirksliga (Montag, 20 Uhr, Vereinsheim FG Seckbach) Kreisliga A Frankfurt Ost: (Montag, 18 Uhr, Vereinsheim FG Seckbach), Kreisliga A Frankfurt Nord (Dienstag, 18 Uhr, Vereinsheim TSG 51, Sportplatz-Niedwiesenstraße, Eschersheim), Kreisliga A FrankfurtWest (Dienstag, 20 Uhr, Vereinsheim TSG 51, Niedwiesenstraße).
97 Tote bei zwei Flugzeugabstürzen
Für die Händlerschürze bitte
Jugos
verwenden...Gruß gz
Tickt unter dem Golfrasen eine giftige Zeitbombe? BUND mahnt Sanierung der Deponie Karlsbrücke an Von Norbert Glaser BAD HOMBURG. Als "völlig unberechtigt" bezeichnet Umweltdezernent Heinrich Gerhold (FDP) Vorwürfe des "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND), die Stadt lasse die Sanierung der früheren Deponie "Karlsbrücke" schleifen. "Es hätte des Anstoßes durch den BUND nicht bedurft. Wir haben für 1993 bereits Geldmittel zur Sanierung der Deponie eingeplant." Der BUND hatte die Stadt aufgefordert, "15 Jahre nach Beginn der Untersuchungen endlich die Phase der Erst- und Vorerkundigungen zu verlassen" und Nägel mit Köpfen zu machen. In den fast 30 Jahren ihres Bestehens hat die Deponie "Karlsbrücke" manches aufgenommen. Nach dem Krieg problematische Stoffe aus dem militärischen Bereich: Munitionsreste, Schmiermittel, Spezialfarben. Später folgten Bau- und Trümmerschutt, Hausmüll, Klärschlamm, Autos, Kühlschränke und andere Segnungen der Zivilisation. Außerdem liegen dort vermutlich Giftrückstände aus der gewerblichen Bereich: Galvanikabfälle, Lacke, Lösemittel, Öle.
In den 70er Jahren für eine halbe Million Mark rekultiviert, tummeln sich auf der früheren Müllkippe heute die Golfer. Und das Rathaus untersucht, untersucht, untersucht . . . So sieht es jedenfalls die örtliche Gruppe des BUND: "Bisher wurde von der Stadt Homburg weder der Deponiekörper näher in Augenschein genommen noch ein Sanierungskonzept erarbeitet", schimpft BUND-Sprecher Lothar Lehmann.
Aus der Sicht der Naturschützer könnte unter dem Rasen eine Zeitbombe tikken. Lehmann erläutert das am Beispiel der absorbierbaren organischen Halogenverbindungen. Die möglicherweise krebserregenden Stoffe werden in Untersuchungen unter dem Begriff AOX zusammengefaßt: "Seit 1977 nimmt die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU) an der ,Karlsbrücke' regelmäßig Wasserproben. Genauso lange ist bekannt, daß das aus der Deponie kommende Sicker- und Grundwasser mit AOX belastet ist."
Doch nicht nur das: "Im Mai 1985 wurde in einem Brunnen der Ex-Deponie ein AOX-Wert von 95 Mikrogramm pro Liter festgestellt. Zuletzt lag der Wert bei 160 Mikrogramm/Liter." Zum Vergleich: Im Trinkwasser darf AOX einen Grenzwert von 25 Mikrogramm/Liter nicht überschreiten. Und ab einem Grenzwert von 50 Mikrogramm/Liter müßte das Sickerwasser vorbehandelt werden, bevor es in den Abwasserkanal fließen darf. Lehmann: "Es kann nicht angehen, daß ein Wasser, das zu gefährlich ist, um es in die Kanalisation zu leiten, sich im Grundwasser ungehindert ausbreiten darf und dadurch eine Gefahr für die Heilquellen im Kurpark darstellt."
"Im großen und ganzen hat der BUND ja recht", sagt Umweltdezernent Gerhold. Falsch sei aber seine Schlußfolgerung: "Die Heilquellen sind durch die frühere Deponie nicht gefährdet." Gerhold zufolge liegen sie erheblich tiefer als die Grundwasser führenden Schichten. Ansonsten gelte, daß das Problem erkannt sei und angegangen werde. Das habe die Stadt durch ihr Verhalten in der Vergangenheit auch verdeutlicht. Allerdings könne niemand an Entscheidungen von 1984 die Elle von heute anlegen: "Sowohl was die allgemeine Sensibilisierung als auch die Umwelttechnik betrifft, hat sich in den letzten Jahren einiges getan." Die Notwendigkeit der Sanierung bestreitet Gerhold nicht. Wichtig zu betonen ist ihm: "Die Stadt war immer vom Stand des Wissens und der Technik her bemüht, Schaden abzuwenden."
Seit Mitte der 80er Jahre habe sie in Gesprächen mit dem Regierungspräsidenten verschiedene Konzepte erörtert, die Ex-Deponie zu sanieren: Spundwände, Oberflächenabdeckung. Eine endgültige Entscheidung stehe aber noch aus. Fest stehe aber für ihn, daß auf jeden Fall der Kirdorfer Bach verlegt werden muß: "Weil er tiefer als die Deponie liegt, übt er geradezu eine Sogwirkung auf Sikkerwässer aus."
Den vom BUND angeführten AOX-Wert für 1992 kennt Gerhold eigenen Angaben zufolge nicht: "Im letzten Bericht tauchten die AOX nicht auf. Der letzte uns bekannte Wert stammt von 1989. Damals waren 33 Mikrogramm/Liter gemessen worden. Wir konnten deshalb davon ausgehen, daß sich die Situation gebessert hat."
Noch in diesem Jahr will Gerhold weiterführende Untersuchungen in Auftrag geben. Und für ein Sanierungskonzept und die Sanierung der Altlast sollen im Haushalt 1993 600 000 Mark angesetzt werden.
WETTERAUKREIS. Die geplante weiträumige Umgehungsstraße um
Ober-Mörlen und Bad Nauheim (Bundesstraße 275 a) wird wieder heiß diskutiert.
Der Grund: Im September wird der Bundestag über die Dringlichkeit
entscheiden. Wird diese bejaht, wird weiter geplant, ansonsten werden
die Pläne zu den Akten gelegt. (Über die Problematik der 5,5 Kilometer langen
Strecke
Kosten zwischen 35 und 40 Millionen Mark
führte die FR ein
Streitgespräch, das Sie auf der nächsten Seite lesen können).
Doch selbst wenn Bonn grünes Licht für die weitere Planung gibt, ist die neue Straße noch lange nicht in Sicht. Denn die B 275 a ist mit der B 3 a eng verknüpft, weil sie auf diese zwischen Bad Nauheim und Friedberg münden wird.
Weil es von Friedberg noch keine gesicherte Aussage über die Streckenführung der B 3 a gibt, wird das Straßenbauamt in Gießen zunächst warten, bis diese vorliegt und Bonn die Dringlichkeit bejaht, bevor die Planung für die Umgehung Ober-Mörlen/Bad Nauheim konkretisiert wird. Das machte während des FR-Gespräches der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes in Gießen, Ernst Kronich, klar.
Die FR beließ es nicht bei dem Streitgespräch. FR-Redakteuer Reiner Strack befragte am Dienstag an der täglich von 10 000 Fahrzeugen benutzten Straße die Ober-Mörler. Fazit: Die unmittelbar an der Durchgangsstraße lebenden Menschen bejahen durchweg die Umgehungsstraße. Je weiter diese aber von der Straße wohnen, um so mehr relativieren sie ihre Meinungen. Doch auch bei den Befürwortern ist bei der Umfrage ein deutlich gewachsenes Umweltbewußtsein hörbar geworden: Den meisten ist der erforderliche Eingriff in die Natur nicht einerlei.
Beispielsweise für Cornelia und Winfried Ruby, die in der Usinger Straße 21 mit ihren beiden kleinen Kindern wohnen und tagtäglich mit den Verkehrsproblemen vor ihrer Haustür konfrontiert sind. Cornelia Ruby: "Die vielen Laster, die von Bad Nauheim die Strecke nach Wiesbaden und umgekehrt fahren, gefährden nicht nur die Sicherheit der Kinder in der sehr engen Ortsdurchfahrt, sondern stoßen auch enorm viele Abgase aus. Am schlimmsten sind die US-Militärfahrzeuge, die mit ihrem hohen Auspuff den Ruß direkt in die Zimmer blasen. Deshalb machen wir tagsüber schon gar nicht mehr die Fenster auf." Ihr Mann Winfried: "Am Wochenende haben wir auch keine Ruhe, weil die Karawanen von Ausflüglern in den Taunus pendeln." Das Problem ist laut Ruby: Selbst wenn die Touristen auf Busse umsteigen wollten, sie könnten es nicht, weil über die hinter Ober-Mörlen gezogene Kreisgrenze hinweg die Buslinien nicht vernetzt sind.
Für die Umgehungsstraße ist auch der Student Andreas Schneider, der derzeit seine Ferien in seiner Heimatgemeinde verbringt. Er sieht auch die Eingriffe in die Umwelt, glaubt jedoch, daß durch die Straße deutlich die Lebensqualität verbessert werden kann.
Eine ältere Frau, die ihren Namen nicht genannt haben will, fürchtet jedoch, daß mit dem Bau Ober-Mörlen ganz von Straßen eingekreist ist und "wir dann richtig in einer Abgasglocke sitzen".
Rita Jakobi mag dieses Argument nicht teilen. Sie wohnt zwar nicht in unmittelbarer Nähe der Straße, fühlt sich durch das große Verkehrsaufkommen und vor allem durch Raser belästigt.
Rainer Jäger, der in der Nähe der Schule mit seinen zwei kleinen Kindern lebt, ist auch für die Umgehungsstraße, weil "für mich die Sicherheit meiner Kinder das Wichtigste ist". str
ski FRANKFURT A. M. Mit Blick auf den deutschen und den europäischen Einigungsprozeß sowie die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa wird die Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt mittelfristig noch zunehmen. Diese Ansicht vertritt die deutsche Tochter der Bank of Tokyo. Ob die Mainmetropole aber letztlich das europäische Geldzentrum wird, das sei, so Vorstandsmitglied Junichi Mori, noch keineswegs ausgemacht. Er verweist auf die hohe Effizienz des Londoner Marktes und die vergleichsweise teure Geschäftsabwicklung an der Frankfurter Börse. Von deutschen Aktien haben japanische Kunden, die zunächst der Einigungseuphorie erlegen waren, dann aber von der Kursentwicklung arg enttäuscht wurden, ohnehin die Nase voll. Um so interessanter erscheint ihnen das Hochzinsland Bundesrepublik für Rentenwerte, doch für diese Transaktionen braucht die Bank of Tokyo die Börse nicht: Sie laufen meist direkt im Bankenhandel. Der Ableger verwaltet ein Depotvolumen von nahezu 20 Milliarden Mark (plus 17 Prozent) vorwiegend in deutschen Rentenwerten für Nippon-Kunden.
Auch die Zukunft Frankfurts als internationaler Bankenplatz scheint keineswegs gesichert. Bank of Tokyo-Vorstand Hansjürgen Müller meint, im künftigen EG-Binnenmarkt könnten Institute aus Übersee ihre Europazentrale theoretisch "in Sizilien" gründen und ansonsten über Filialen operieren, statt etwa in Deutschland hohes Kapital zu binden. Dem (noch umstrittenen) Standort der künftigen Europäischen Zentralbank messen die Manager in diesem Zusammenhang eher nur eine psychologische Bedeutung zu. Deren Geschäfte, glaubt Professor Leonhard Gleske, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Bank of Tokyo und früher Direktoriumsmitglied der Bundesbank, dürften noch "auf Jahre" dezentral abgewickelt werden.
Die hiesige Bank of Tokyo, mit 320 Beschäftigten und einem Geschäftsvolumen von 8,5 Milliarden Mark (Gruppe) größtes und übrigens auch ältestes japanisches Kreditinstitut in Deutschland, hat ein katastrophales Jahr hinter sich. Nach Angaben von Vorstandschef Tatsuyuki Hiramatsu führten Wertpapierabschreibungen, Wertberichtigungen auf Länderkredite und Refinanzierungsverluste zu einem operativen Fehlbetrag von 60 Millionen Mark, den die Tokioter Mutter ausglich. Eine Hauptursache für die Misere ist die inverse Zinsstruktur, von der ausländische Geldhäuser besonders betroffen sind, weil sie sich nicht über billige Einlagen refinanzieren können.
Weltweit rangiert die überwiegend im Ausland aktive und deshalb von den Problemen der japanischen Wirtschaft weniger betroffene Bank of Tokyo mit einer Bilanzsumme von 350 Milliarden Mark zwischen Dresdner und Deutscher Bank.
Ausgediente Überseecontainer sollen demnächst Flüchtlinge und Asylbewerber in Langenselbold aufnehmen "Allenfalls fürs Vieh geeignet"
Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Der Anblick ist deprimierend: Aus ausrangierten Überseecontainern entsteht derzeit auf einem Privatgelände an der Jahnstraße in Langenselbold eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. 20 Flüchtlinge, die am 23. Juli der Stadt Langenselbold zugewiesen werden, sollen in den ehemaligen Frachtbehältern untergebracht werden. Errichtet wird die Unterkunft für die Stadt von einem privaten Investor aus Rodenbach. Seit der Anlieferung der heruntergekommenen Metallboxen hat sich zwischen der Stadt und dem Kreis ein Streit darüber entzündet, wer verantwortlich ist für diese Unterkunft. 16 der Schiffscontainer stehen seit dieser Woche auf dem Gelände zwischen der stark befahrenen Kinzigstraße und der Autobahn. Dort, wo zuletzt ein Zirkus sein Winterquartier aufgeschlagen hatte, sollen nächsten Donnerstag 20 Flüchtlinge wohnen und bis zum Winter weitere folgen.
Zwar sollen die Container noch eine Verkleidung erhalten, aber ihr Zustand läßt nicht erahnen, daß hier Menschen zumutbar leben können. In den rund sechs Meter langen und 2,5 Meter breiten Behältern befinden sich Fenster, die teilweise kleiner als ein mal ein Meter sind. Die abgenutzt aussehenden Frachtboxen sollen zu einer Barackenstadt zusammengefügt und zu Schlaf- sowie Aufenthaltsräumen und Badezimmern für die Flüchtlinge umgebaut werden.
Einer der Mitarbeiter der dort arbeitenden Baudekorationsfirma schätzte die Baukosten der gesamten Anlage gegenüber dem "Hanauer Anzeiger" auf rund 125 000 Mark. Der Bau einer Unterkunft dieser Größenordnung mit speziellen Wohncontainern koste dagegen das Doppelte.
Langenselbolds Vizebürgermeister Emil Schäfer (DKP) spricht beim Anblick der Container denn auch "von einer Geschäftermacherei mit der Not". Er ist entsetzt: "Da transportiert man allenfalls Vieh drin." Daß jedoch die Stadt Verantwortung für diese Art der Unterkunft trägt, verneint Schäfer. Er sieht die Schuld beim Kreis.
Angeboten hat der Stadt den Bau der Container-Unterkunft die Rodenbacher Firma Rentum und Immobilien Kolley. Sie kaufte das Privatgrundstück in der Jahnstraße auf und wandte sich mit ihren Plänen an die Kommune Langenselbold. Die Stadt muß bis Ende des Jahres insgesamt 71 Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen. 54 Asylbewerber leben derzeit bereits in Containern auf dem Campingplatz und in einer privat betriebenen Gemeinschaftsunterkunft in der Industriestraße. Der Langenselbolder Magistrat stimmte dem Container-Angebot der Rodenbacher Firma zu, wie Sozialamtsleiter Horst Jung-Giehne bestätigt. Man sei nicht erfreut darüber gewesen, habe aber auch keine andere Möglichkeit gesehen. "Wir haben jedoch gedacht, da kommen ganz normale Wohncontainer wie sie schon auf dem Campingplatz stehen", sagt Jung-Giehne. Und dieser Meinung war auch der Vizebürgermeister. Etwas anderes sei aus den Plänen nicht ersichtbar gewesen, wie auch ein Kreismitarbeiter bestätigt.
Die Stadt fühlt sich nicht verantwortlich für das jetzige Dilemma. Sie sieht die Zuständigkeit beim Kreis. Die Detailpläne, wie die Anlage aussehen werde, seien dem Kreissozialamt zugegangen, so Jung- Giehne. In Kopie hat sie aber auch die Stadt erhalten. Laut Emil Schäfer habe der Kreis mit dem Privatinvestor verhandelt, was der zuständige Mitarbeiter in der Außenstelle Schlüchtern so nicht bestätigen will.
Über die Zuständigkeiten von Stadt und Kreis herrschen ganz offensichtlich Verwirrung und Unkenntnis. Laut Aussage des Ersten Beigeordneten des Kreises, Erich Pipa, ist es allein die Entscheidung der Kommunen, wie die Asylbewerber im Ort untergebracht werden, und Langenselbold habe den Containern zugestimmt.
Seit September 1990 habe der Kreis die Städte und Gemeinden in die Pflicht genommen. Für die Hälfte der dem Kreis zugewiesenen Flüchtlinge müßten die Kommunen Unterkünfte schaffen. Die Verwaltung und Betreuung der Heime sei Aufgabe der Städte und Gemeinden. "Der Kreis hat der Stadt bei den Verhandlungen geholfen, aber zuständig ist Langenselbold", betont Pipa. Der Kreis habe beispielsweise abgeraten von den urprünglichen Plänen, dort 70 bis 80 Asylbewerber unterzubringen.
Pipa appelliert an die Kommunen, sich der Unterbringung von Asylbewerbern endlich anzunehmen wie anderen kommunalen Themen auch. "Keiner will etwas damit zu tun haben und schiebt uns den Schwarzen Peter zu."
Langenselbolds Vizebürgermeister Schäfer bleibt allerdings bei seiner Meinung. Er hat Pipa jetzt um ein Gespräch ersucht. Sozialamtsleiter Jung-Giehne will das Bauvorhaben in der Jahnstraße im Auge behalten und die Arbeiten in den nächsten Tagen mehrfach besichtigen. Jung-Giehne: "Man hat uns zugesagt, daß die Container innen und außen verkleidet werden und sie dann wohnlich aussehen." Bei der Ausstattung habe sich der Investor an Auflagen des Kreissozialamtes zu halten.
Die Firma Rentum und Immobilien Kolley war für die FR für eine Stellungnahme nicht erreichtbar. Laut Anrufbeantworter macht das Unternehmen Betriebsferien, die just am 23. Juli enden. Wie aus der Gemeinde Rodenbach zu erfahren war, hat die Immobilienfirma Kolley auch dort den Bau einer Containeranlage angeboten.
Die Kommune wird jedoch, so die Auskunft des Bürgermeisteramtes, wohl darauf verzichten.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Medium Fotografie steht im Mittelpunkt eines Bildungsurlaubs der Kreisjugendpflege; Mitveranstalter ist der Landesfilmdienst Hessen. Vom 23. bis zum 29. August begeben sich junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren auf die Spuren der deutschen Vergangenheit.
Untergebracht sind die Teilnehmer in Merseburg in Sachsen. Von dort aus geht es mit Kameras bestückt auf Motivsuche. Die Aufnahmen werden anschließend entwickelt und vergrößert.
Anmeldeschluß für die Studienfahrt ist am 31. Juli. Auszubildende, Schüler und Studenten zahlen 150 Mark, Berufstätige 200 Mark. Informationen und Anmeldungen bei Christine Ludwig, Telefon 0 61 92 / 20 15 71. kkü
Nein, mit dem Umlandverband Frankfurt (UVF) hat es sich Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) endgültig verdorben. Brachte es doch Krause im Bonner Bundeskabinett einfach nicht fertig, den im Rhein-Main-Gebiet so ersehnten Fernbahn-Tunnel unter der Frankfurter City hindurch als "vordringlichen Bedarf" im Bundesverkehrswegeplan zu verankern. Das Zwei-Milliarden-Projekt landete unter der Rubrik "weitere Planungen" - auf gut Deutsch: In nächster Zeit tut sich nichts. Mangels Geld.
Das hatten Fachleute auch gar nicht anders erwartet - was Politiker bekanntlich nicht an öffentlichem Einsatz hindert. UVF-Direktor Rembert Behrendt hatte von seinem Urlaubsort in Südfrankreich die staunenden Medienvertreter in Frankfurt wissen lassen, daß er unermüdlich für den Tunnel kämpft. Nach der Niederlage äußerte UVF-Sprecher Bernd Röttger gestern "ganz großes Bedauern". Und sprach von einem "erheblichen Rückschlag" für den geplanten großen Rhein-Main-Verkehrsverbund - bevor der "überhaupt seine Arbeit aufnehmen kann".
Röttger erinnerte an die zweifellos zutreffende UVF-Analyse, daß mit dem europäischen Binnenmarkt von 1993 an die Verkehrsmenge im Rhein-Main-Gebiet noch einmal erheblich zunehmen werde - auch auf der Schiene. Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), war hingegen zufrieden, daß sich der Tunnel nun überhaupt im Bundesverkehrswegeplan finde: Ein Anfang sei gemacht.
Was dürfen die Bürger in diesem Jahrzehnt noch erwarten, um den überfrachteten Knotenpunkt Hauptbahnhof mit seinen 1500 Zügen täglich zu entlasten? Planungsdezernent Wentz hofft wenigstens auf einen Ausbau der Niederräder Eisenbahnbrükke. Statt der gegenwärtig zwei Gleise hält der rot-grüne Magistrat vier an diesem Nadelöhr für erforderlich, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Denn um das Jahr 2000 herum sollen die ersten Superzüge über die neue Trasse Köln-Frankfurt die Stadt erreichen. So das optimistische Versprechen von Bahn-Chef Heinz Dürr - die Experten glauben eher an das Jahr 2005.
Wie auch immer: Im laufenden Raumordnungsverfahren für die Schnelltrasse will Frankfurt für den Ausbau der Niederräder Brücke plädieren. Und das nötige Geld? Aus Sicht des Magistrats kein Problem. Die dreistellige Millionensumme lasse sich "aus Resten" des Bundesverkehrswegeplanes aufbringen. Das wird Minister Krause freuen. jg
Die kleine Lokalrundschau
Parlament berät über Multiplex SULZBACH. Hoch her geht es heute, wenn die Gemeindevertreter um 20 Uhr in einer öffentlichen Sondersitzung über das geplante Multiplexkino beraten. Im Saal des Bürgerhauses (Platz an der Linde) wird entschieden, ob ein Bebauungsplan mit Veränderungssperre aufgestellt werden soll. Der könnte eventuell das Kinoprojekt verhindern. "Bonnie und Clyde" im Wasserschloß HOFHEIM. Einen Klassiker des Gangsterfilms gibt es heute gegen 22 Uhr beim Open-air-Kino im Alten Wasserschloß zu sehen: "Bonnie und Clyde" mit Faye Dunaway und Warren Beatty. Der Streifen handelt von einem Pärchen, das in Robin-Hood-Manier Banken ausraubt - mit dem Unterschied, daß sie das Geld der Reichen für sich behalten, weil sie selber arm dran sind. Bei Regen: Stadthalle. Kinder können Clowns helfen ESCHBORN. "Einfach lachhaft": so lautet das Motto der Pico-Bello-Clowns, die heute in der Summertime-Reihe nach Niederhöchstadt kommen. Ab 15 Uhr jonglieren und zaubern sie auf dem Spielplatz am Bach hinter dem Bürgerzentrum. Wer Lust hat, darf sogar mitmachen. Bei Mieswetter: Bürgerzentrum. Strauß-Ensemble gastiert am JUZ SCHWALBACH. Eine Frankfurter Band spielt Wiener Melodien: Das Johann-Strauß-Ensemble gastiert am Freitag, 17. Juli, um 20 Uhr mit "Geschichten aus dem Wienerwald" hinter dem Jugendzentrum. Bei Regen ziehen die Musiker ins Bürgerhaus um. Theater unter freiem Himmel ESCHBORN. Die bayrische Tonart wird am morgigen Freitag um 20.30 Uhr im Hof der Hauptstraße 295 angeschlagen: Das Alpenländische Volkstheater München gastiert in der Summertime- Reihe mit "Die Schuhmacher-Lilli" in Niederhöchstadt. Bei Regen findet die Aufführung im Bürgerzentrum statt. "Schöne Frau" beim Open-air-Kino ESCHBORN. Es passiert am Hollywood-Boulevard und doch in Eschborn: Sie wartet dort auf einen Freier und trifft den "Mann für gewisse Stunden". Julia Roberts als "Pretty Woman" und Richard Gere - das ungleiche Traumpaar kommt am Samstag, 18. Juli, um 22.15 Uhr via Leinwand in den Hof des Eschborn K. Flohmarkt auf dem Eschenplatz ESCHBORN. Am Samstag, 18. Juli, findet der monatliche Flohmarkt auf dem Eschenplatz statt. Wer Trödel und Krimskrams loswerden möchte, kann sich dort zwischen 8 und 14 Uhr postieren; eine Voranmeldung ist nicht nötig. Ausstellung über Müllvermeidung SULZBACH. "Stop die Müllawine" nennt sich eine Ausstellung des Main- Taunus-Kreises im Sulzbacher Rathaus. Sie ist dort bis 7. August zu sehen und gibt Informationen aus allen Bereichen der Abfallwirtschaft mit den Schwerpunkten Müllvermeidung und -verwertung. Zeiten: werktags von 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (außer Freitagnachmittag). CDU tritt in die Pedale FLÖRSHEIM. Mit den Bürgern auf Radtour geht die Flörsheimer CDU. In die Pedale getreten wird am Sonntag, 19. Juli. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr am Berliner Brunnen am Mainufer. Ein Etappenziel der Tour ist der neue Kindergarten am Mainturm. Neues Auto für Feuerwehr FLÖRSHEIM. Ein neues Auto für 230 000 Mark bekommt die Freiwillige Feuerwehr im Stadtteil Wicker. Ersetzt werden soll ein Löschgruppenfahrzeug mit Baujahr 1972. Vom Land Hessen gibt es einen Zuschuß: Innenminister Günther (SPD) bewilligte 76 000 Mark. Bagger buddeln in Wicker FLÖRSHEIM. Neue Erdgasleitungen verlegt die Maingas AG in Wicker in den nächsten vier Wochen. Während in der Mainstraße die Bagger bereits buddeln, sollen die Arbeiten in der Neckarstraße erst am 20. Juli beginnen. Drei Wochen lang wird dort verlegt. Etwas flotter soll es in der Bad Weilbacher Straße gehen: zwei Wochen sind geschätzt; Baubeginn ist am 27. Juli.
wz JERUSALEM, 15. Juli. Nur einen Tag nach der Amtsübernahme kündigte Israels neuer Bauminister Binjamin Ben- Elieser die Fortsetzung der Bautätigkeit in den besetzten Gebieten der Westbank und des Gaza-Streifens an. "Die Siedlungen entlang des Jordan und auf den Golanhöhen werden staatliche Unterstützung erhalten, um sich ausdehnen zu können", erklärte der Nachfolger Ariel Scharons, "und wenn es die Sicherheit erfordert, werden wir dort sogar neue Siedlungen bauen." Auch die sogenannten "politischen Siedlungen", deren Ausbau Ministerpräsident Yitzhak Rabin einzustellen versprochen hat, sollen weiterhin "staatliche Unterstützung" bekommen und sogar "entsprechend ihrem natürlichen Wachstum vergrößert" werden. "Wenn zum Beispiel in einer bestehenden Siedlung 50 Kinder geboren werden, und dadurch Bedarf für neue Wohnungen entsteht, dann werden wir sie bauen", sagte Ben-Elieser in einem Interview.
Das Ministerium prüfe aber die Möglichkeit, eine Reihe von Verträgen, die die vorangegangene Regierung mit Bauunternehmen geschlossen habe, aufzulösen, sagte Ben-Eliezer, schränkte jedoch ein, daß ein solcher Schritt negative Folgen auf die Bauindustrie haben könnte. Als Sicherheitssiedlungen definierte der neue Bauminister "alle Siedlungen entlang der Grenze, die Bedeutung bei der Abwehr eines Angriffs haben, und deren Bewohner organisiert sind, um das Gebiet zu verteidigen." Orte auf den Bergen des Westjordanlandes könnten als Sicherheitssiedlungen definiert werden, erklärte er, fügte dann jedoch hinzu: "Ich will jetzt keine Namen nennen."
Die aber will US-Außenminister James Baker bei seinem Besuch am Sonntag hören. Bevor er nach Syrien, Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien weiterreist, will Baker von Rabin erfahren, wie viele Siedlungen genau dieser abzureißen gedenkt, wie "politische Siedlungen und Sicherheitssiedlungen" geographisch genau definiert werden sollen, und wieviel die neue Regierung auch weiterhin in den besetzten Gebieten bauen will.
Briefe an die Redaktion
"Offenthaler Bürger auf die Rote Liste setzen" Mit dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes ist die B 46 neu vom Tisch.
Das Aus der B 46 neu aufgrund der vorangegangenen Privatklagen ist sicher. Die Naturschutzverbände, zusammen mit den regionalen Grünen, leben in siegreicher Arroganz auf. Die regionale SPD zusammen mit der FDP eilt dem Glorienschein der Prozeßgewinner hinterher.
Dabei wollen alle Parteien uns Offenthaler von der Verkehrsgeißel befreien. Die einen wollten eine Umgehungsstraße, die anderen helfen uns mit einer Klage dagegen. Wer kann das noch verstehen?
Über drei Legislaturperioden der Landesregierung war die B 46 neu Verhandlungspunkt bei Koalitionsgesprächen. SPD und CDU haben zugunsten der Minderheitsparteien FDP und Grünen die Interessen der verkehrsgeplagten Offenthaler Bürger in den Schmutz getreten.
Nur ausgeprägter politischer Wille, uns Offenthaler helfen zu wollen, sowie Toleranz gegenüber Fehlern, mit der Zustimmung, diese nachbessern zu können, machen eine neue Straßenplanung aussichtsreich. Eine andere Ortsumfahrung zu realisieren, wird unwahrscheinlich. Eine neue Straßenplanung wird zehn bis zwanzig Jahre dauern. Im Jahre 2002 oder 2012 werden andere Entscheider an den Schaltstellen sitzen als die, die heute eine Südumgehung fordern. Setzt man die Entwicklung im Umweltbewußtsein fort, wird es immer unwahrscheinlicher, eine Straße zu bauen.
Die Verlierer stehen bereits fest: es werden die Offenthaler sein. Eine Möglichkeit, dies zu ändern: die Offenthaler Bürger auf die Rote Liste der geschützen Arten zu setzen. Oder Kreativität walten zu lassen. Wir Offenthaler brauchen keine Umgehungsstraße, sondern keinen Durchgangsverkehr innerhalb des Ortes. Reinhold Rippert, Dreieich
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) hat Etatkürzungen bei den Altenclubs der Volkshochschule rückgängig gemacht, nachdem Proteste von Betroffenen und Kritik von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) in der FR veröffentlicht worden waren. Wie berichtet, waren im "Bereich Ältere Bürger" Tanzveranstaltungen sowie Vorträge und Kurse wie Seidenmalerei gestrichen worden. Sozialdezernent Martin Berg hatte bei allem Verständnis für die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen bei der Stadt beklagt, daß ausgerechnet ein Bürgerservice abgebaut werden sollte.
In einer Anhörung auch mit der Seniorenbeirätin Annelie Brandt soll jetzt über Kompromisse gesprochen werden. Frau Brandt hatte vorgeschlagen, bei den Tanzkursen die bisher gezahlte Summe unter 2,50 Mark pro Stunde (15 Unterrichtsstunden kosten 35 Mark) auf bis zu vier Mark pro Stunde freiwillig zu erhöhen.
Wie Michael Damian, persönlicher Referent von Stadträtin Ebeling, mitteilt, sind im Rahmen der großen städtischen Sparaktion Kürzungen von 550 000 Mark bei den Honorarkräften der Volkshochschule verfügt worden. Diese Einschränkung sollte von der VHS "sozialverträglich" umgesetzt werden. Dabei sei der "Bereich AusländerInnen" von vornherein ausgenommen worden, wie auch das Filmforum Höchst.
Das Schuldezernat sei aber bereit, "soziale Härten, die aufgrund linearer Kürzungen immer auftreten können, zu vermeiden". Weil es sich laut Damian bei den Senioren in diesem Fall lediglich um eine Summe von 30 000 Mark handele, sei dies "noch am ehesten zu verschmerzen". Und "Der Spaß am Tanzen soll jedenfalls durch Kürzungen unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht genommen werden".
"Sehr befremdet" zeigte sich die Schuldezernentin ihrerseits über die öffentlichen Erklärungen des Sozialdezernenten. Der von Berg angekündigte Protestbrief sei bisher noch nicht angekommen. Ein "schlichter Telefonanruf unter Kollegen zur Lösung des Problems" hätte den Betroffenen mehr genutzt als "öffentlich verkündete Trauer". Jutta Ebeling hofft, daß "solche unproduktiven Profilierungen in Wahlkampfzeiten" die Ausnahme bleiben.
Der Sozialdezernent hatte kritisiert, daß er von der Kürzungen erst durch die Presse erfahren habe - auch er hatte "einen Telefonanruf zur Lösung des Problems" erwartet.
Ebeling-Sprecher Damian betonte, daß die Einschränkungen im Herbstprogramm der VHS "kein Präjudiz für das Frühjahrsprogramm des nächsten Jahres sei, wo Einsparungen längerfristig konzipiert werden können".
Eine Rücknahme der Streichungen auch in anderen Programmbereichen ist dagegen nach Angabe Ebelings nicht vorgesehen: "Die Streichungen", so die Stadträtin, "stehen im Prinzip fest." Es könne nicht sein, daß überall dort, wo Protest gegen die geplanten Kürzungen laut werde, diese wieder rückgängig gemacht würden. -vau / sar
MAIN-KINZIG-KREIS. In der Mini- "Lockheed-Affäre" herrscht bei den US- Streitkräften Konfusion total. Zunächst scheute sich die Army nicht, Zivilbeschäftigte auf Zeit aus den Staaten anzuheuern, wobei sie die eigenen Richtlinien des NATO-Truppenstatutes möglicherweise mißachtete. Doch nachdem sie quasi im Unterzeug erwischt wurden, gibt es nur noch widersprüchliche Meldungen. Da versichert der US-Generalkonsul auf Anfrage der hessischen Landesregierung, daß in Hanau 35 Lockheed-Angehörige bis zum März 1993 verpflichtet worden seien (FR vom Montag). Zur gleichen Zeit aber gibt das Oberkommando der US-Armee (USAREUR) eine offizielle Mitteilung heraus, wonach es sich um 50 Arbeitskräfte handele, die bereits im Oktober in die Staaten zurückkehren sollen. Und ob gegen das Truppenstatut verstoßen wurde, weiß selbst das Hauptquartier nicht.
Den Stein ins Rollen gebracht hatten bereits im Januar dieses Jahres die Arbeitnehmervertreter der Zivilbeschäftigten bei den US-Streitkräften, als die Hauptbetriebsvertretung von USAREUR Kenntnis von einem Vertrag zwischen der Army und der Firma Lockheed (so die Schreibweise von USAREUR, die Red.) erhielt. Daraus ging hervor, daß 80 Lockheed-Beschäftigte bis auf weiteres Rad- und Kettenfahrzeuge instandhalten sollten.
Nach Rückfragen teilten die Amerikaner mit, daß insgesamt vier solcher Verträge für ebenso viele Standorte in der Bundesrepublik abgeschlossen worden seien. Bezahlt würden die Beschäftigten aus übrig gebliebenen Geldern für den Golf-Krieg.
Über mehrere Monate hinweg versuchten die Arbeitnehmervertreter Licht in das dubiose Vorgehen der Army zu bringen. Argumentieren sie doch mit dem Hinweis auf das NATO-Truppenstatut, wonach ausschließlich technische Fachkräfte, "deren Dienste eine Truppe benötigt und die im Bundesgebiet ausschließlich für diese Truppe als Berater für technische Fragen oder zwecks Aufstellung, Billige Arbeitskräfte Bedienung oder Wartung von Ausrüstungsgegenständen arbeiten", als Mitglieder des zivilen Gefolges angesehen werden können. In diesem Fall bräuchten die Lockheed-Leute weder eine Aufenthalts- noch eine Arbeitserlaubnis.
Die Betriebsvertretung der Stationierungskräfte machte aber mit den US-Beschäftigten ganz andere Erfahrungen. Die wurden nämlich als billige Lager- und Hilfsarbeiter, keinesfalls aber als technisches Fachpersonal eingesetzt. Somit würde die Army gegen das für sie verbindliche Abkommen verstoßen.
Den Arbeitnehmern geht es natürlich noch um einen anderen Punkt. Während die US-Streitkräfte einerseits keine deutschen Beschäftigten mehr einstellen oder sogar zuhauf entlassen, werden ihnen andererseits US-Bürger mit Zeitverträgen vor die Nase gesetzt, und das auch noch mit deutschen Geldern, die an die USA für den Golf-Krieg überwiesen wurden.
Nachdem die Gespräche mit den Verantwortlichen keinen Erfolg hatten, wandten sich die solchermaßen Düpierten an die Öffentlichkeit und lösten damit einige "Irritationen" aus, wie eine Sprecherin des V. Korps in Frankfurt zugestand. Kalt erwischt wurden nicht nur die Amerikaner. Auch in der hessischen Landesregierung herrscht Ratlosigkeit. So vermochte deren Pressereferent Erich Stather nur bekannte Fakten zu benennen. Etwa, daß rund tausend Entlassungen in Hessen anstünden. Man wisse allerdings nicht wann und wo. Außerdem werde man die Angelegenheit prüfen und mit den Streitkräften Tacheles reden.
Doch das jüngste Gespräch mit dem amerikanischen Generalkonsul brachte nur neue Widersprüche ans Licht. Im Gegensatz zu den Arbeitnehmervertretern am Standort Hanau ging er nämlich nicht von 75, sondern nur von 35 Leiharbeitern aus, die dazu da seien, Lagerbestände aufzufüllen. Für diesen Job hätte man deutsche Arbeitskräfte erst mühsam schulen müssen. Die Verträge seien bis März 1993 befristet.
Ganz anders stellt die Stabsdienststelle für Logistik der Army die Situation dar. Danach endet die Beschäftigung bereits am 30. September dieses Jahres, und zwar für 50, und nicht für 35 Personen. Ihr Auftrag sei es, die Truppe "bei der Rückgabe von Ausrüstungsgegenständen und überschüssigen Nachschubartikeln zu unterstützen" - was immer das heißen mag. USAREUR sagt außerdem eine Prüfung zu, ob diese Arbeitskräfte "die Kriterien des Artikels 73 des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut erfüllen, was sie dem zivilen Gefolge der US-Streitkräfte gleichstellen würde".
Nach einer Anzeige ging inzwischen das Hanauer Arbeitsamt in Verbindung mit der Ausländerbehörde dem Fall nach. Lag doch der Verdacht auf illegale Beschäftigung vor. Bei einer überraschen- Für Behörden tabu den Überprüfung auf dem US-Gelände in Großauheim wurden, so der Sprecher des Arbeitsamtes, Rolf Schultheiß, sechs Beschäftigte der Firma Lockheed angetroffen. Zwei davon konnten Bescheinigungen der Armee vorweisen, wonach sie eben zu diesem zivilen Gefolge gehörten und Aufenthalt sowie Tätigkeit somit für deutsche Behörden tabu seien.
Die übrigen, so Schultheiß, hätten glaubwürdig versichert, im Besitz eines solchen Papiers zu sein. Den Arbeitsamtsvertretern blieb nichts übrig, als unverrichteter Dinge abzuziehen. Zwar soll der Vorgang nochmals überprüft werden, versichert Schultheiß: "Doch davon verspreche ich mir nichts." hein
Touristische Tips
Dreifaches Sonnenblumenfest In den rheinhessischen Gemeinden Albig, Gau-Bickelheim und Undenheim findet an diesem Wochenende das große Sonnenblumen- und Weinfest statt. Jeweils mitten im Dorf öffnen am Samstag um 15 Uhr (Gau-Bickelheim 17 Uhr) die Weinstände. Neben Kinderbelustigungen werden Traktorfahrten in Weinberge und Sonnenblumenfelder geboten. Rittersleut in Arolsen Zu einem kleinen Ausflug ins Mittelalter wird der Ferienaufenthalt in der Arolser Grafenburg in Nordhessen. Der Burgherr kümmert sich um das Wohl seiner Gäste, damit sie "genußvoll leben wie die alten Rittersleut". Sieben Übernachtungen mit Frühstück kosten für drei Personen (ein Doppel- und ein Einzelzimmer) 1075 Mark, für ein Dreibettzimmer werden pro Woche 905 Mark berechnet, und zwei Doppelzimmer können mit sieben Übernachtungen und Frühstück für 1450 Mark gebucht werden. Auskunft: Kurverwaltung, Postfach 14 08, 3548 Arolsen, Telefon 0 56 91 / 20 30. Drachen über Willingen Schnupperkurse für angehende Drachenflieger werden im Sauerland angeboten. Für 120 Mark lernt man an zwei Tagen in Theorie und Praxis, was es heißt, einen Flugdrachen in der Luft zu halten. Auch der Erwerb des L-Scheins ist für 650 Mark möglich. Das Hotel "Sauerland Stern" (Postfach 11 40, 3542 Willingen, Telefon 0 56 32/40 40) offeriert dem sportlichen Gast außerdem Mountainbike-Touren, Golf-, Squash- und Tennis-Programme.Von Plakaten herab wirbt Ulli Umwelt jetzt mit ihrem Lächeln für die neueste Oberurseler Umwelt-Aktion Neue 80-Liter-Tonne soll das Umweltbewußtsein stärken Getrennt sammeln vermindert Abfall / 50-Liter-Tonne entfällt
OBERURSEL. Ulli Umwelt tritt wieder in Aktion. Das fröhliche Mädchen, das Oberurselern Lust auf Umweltschutz machen soll, stieg bei der Rathaus-Pressekonferenz bildhaft von einer 120-Liter- Mülltonne auf einen 80 Liter fassenden Container um - und die Bürgerinnen und Bürger sollen es ihr nachtun.
1500 kleinere Müllschlucker warten im Bauhof auf neue Besitzer. Ein Anruf genügt (Tel. 502 - 414), und die Müllwerker tauschen die alte Tonne bei ihrem Rundkurs gegen eine kleinere aus. 150 Haushalte haben sich bereits bedienen lassen.
Mit drei Plakaten wirbt die Stadt für die neue 80-Liter-Tonne. "Klein, schwarz, stark"; "Abfall light" und "80 Liter sind genug" steht in markigen Lettern darauf. Etwas kleiner kommt der Sinn zum Ausdruck: "Getrennt sammeln - Abfall vermindern". Einfamilienhaushalte, die wiederverwertbare Stoffe aussortieren, können so mit der kleineren Tonne auskommen. Gleichzeitig erhöht die Stadt die Zahl der Getrenntsammelstellen: Bis Oktober sollen es statt der bisher 45 dann 80 sein. Damit ist dann für Umweltberater Jens Gessner der optimale Deckungsgrad - eine Sammelstation je 500 Einwohner - erreicht. Rankgitter und Lärmdämpfung sollen für eine größere Akzeptanz der blauen und grünen Iglus sorgen.
Gessner: "Man kommt eigentlich an jeder Ecke an einer Sammelstelle vorbei." Geschont wird auch das Portemonnaie. Müllsparer müssen für ihre 80-Liter-Tonne monatlich nur noch 16,50 Mark berappen, der größere 120-Liter-Pott kostet 19,70 Mark. "Aber die Gebührenersparnis steht nicht im Vordergrund, es geht um die Wertstoffsammlung", betont Gessner.
Unlogisch an der Sache ist, daß die bisher ebenfalls gebräuchlichen 50- Liter-Tonnen künftig nicht mehr ausgegeben und die noch vorhandenen allmählich ausgemustert werden. Dabei können Leute, die auch ihre Bioabfälle kompostieren, allein damit den Hausmüll um 40 Prozent reduzieren. Immerhin 1400 Haushalte haben sich bereits ins städtische "Förderprogramm zur Eigenkompostierung" eingeklinkt und sich für 50 Mark Schnellkomposter besorgt. Größere Ökomüll-Umwandler werden außerdem in Wohnanlagen getestet.
Gessner vertröstet diejenigen, die noch kleinerer Tonnen harren: Neue 40- bis 60- Liter-Behälter seien noch im Versuchsstadium. Selbst bei der Anschaffung der 80-Liter-Tonnen habe es Schwierigkeiten gegeben. Die Ausschreibung mußte wiederholt werden, weil von den ersten Angeboten keins den EG-Normen entsprach.
Führt der Umlandverband 1995 tatsächlich die Biotonne für jeden Haushalt ein, "müssen wir möglicherweise über eine 14tägige Leerung nachdenken", sagt Gesner. Damit wärem dann auch die Diskussion über Wiege- und Plakettensy- stem und die damit verbundenen Schwierigkeiten wieder da. Ulli Umwelt lächelt geduldig weiter vom Plakat, während der Müllberg wächst. mk
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Generalversammlung BAD HOMBURG. Die Anteilseigner der Raiffeisenbank Bad Homburg sind für Donnerstag, 30. Juli, 19.30 Uhr, zur Generalversammlung ins Bürgerhaus Kirdorf eingeladen. Dienstagstreffen FRIEDRICHSDORF. Das nächste Dienstagstreffen der CDU Seulberg findet am 28. Juli um 20 Uhr im Restaurant "Stadt Berlin" (Berliner Straße 1) statt. Grünes Band BAD HOMBURG. Mit dem "Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" wird in diesem Jahr der Golfclub geehrt. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Mark dotiert, die eine Bank stiftet. Die Preisverleihung erfolgt am Mittwoch, 29. Juli, 18.30 Uhr, im Clubhaus im Kurpark. Architekturpreis HOCHTAUNUSKREIS. Der Architekturpreis 1991 des Kreises wird am Montag, 3. August, 19 Uhr, im Clubhaus am Bad Homburger Golfplatz im Kurpark verliehen. Preisträger ist der Bad Homburger Architekt Paul Rink.
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Leicht verletzt FRIEDBERG. Leicht verletzt wurde ein Reichelsheimer bei einem Unfall am Dienstag abend auf der Wetteraustraße in Friedberg-Dorheim.
Ein Altenstädter fuhr aus einer Hofeinfahrt in Richtung Schwalheim und beachtete beim Überqueren der Wetteraustraße nicht die Vorfahrt des Reichelsheimers. Der Schaden beträgt zirka 14 000 Mark.
Gefährliches Abbiegen ROSBACH. Als ein Fahrer aus Nidderau einen Lastwagen auf der K 11 überholen wollte, kam es am Mittwoch morgen zu einem Unfall. Eine Frankfurterin bog, ohne auf den von rechts kommenden Verkehr zu achten, gleichzeitig von einem Feldweg auf die K 11 ein, so daß es zum Zusammenstoß der beiden Autos kam. Durch den Aufprall wurde das Auto des Nidderauers auf den Lastwagen geschoben.PMR kam dem Landtag einst zuvor Planungsverband besteht zwanzig Jahre, Rodgau erst 15 Jahre
RODGAU. Als der Hessische Landtag am 14. Juli 1972 seine Entscheidung zur Neugliederung der Landkreise traf, da waren in den fünf damals noch selbständigen, heute die Stadt Rodgau bildenden Gemeinden die Würfel in Richtung Fusion schon gefallen: Bereits ein Jahr zuvor, anno 1971, hatten die fünf Kommunen Nieder-Roden, Dudenhofen, Jügesheim, Hainhausen und Weiskirchen gemeinsam einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben, der mit der Zielsetzung "Städteband im Grünen" die Grundlage bildete für den im Jahr darauf - am 19. Dezember 1972 - gegründeten Planungsverband Mittlerer Rodgau, kurz: PMR. Bestehend aus Vorstand und Verbandsversammlung, bestand die Aufgabe dieses Planungsverbandes darin, bis 1977 - dem Jahr der Gebietsreform - einen rechtswirksamen Flächennutzungsplan als Grundlage für die Stadtentwicklung in diesem Jahrhundert zu entwickeln.
In der Tat hat sich in den zurückliegenden 20 - oder, wenn man so will, 15 - Jahren seit dem Zusammenschluß allen Unkenrufen zum Trotz ein Gemeinwesen entwickelt, das sich als Ganzes versteht, ohne das gesellschaftliche und kulturelle Eigenleben der einzelnen Stadtteile vernachlässigt zu haben. Vom ersten Tag der Großgemeinde Rodgau bis heute ist die Bevölkerung um knapp 8700 auf 41 902 Bürgerinnen und Bürger gewachsen. Die Finanzkraft hat sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Geleistet hat sich das neue Rodgau seither ein zentrales Rathaus, Sporthallen in Hainhausen und Jügesheim, eine Zweifeldhalle in Nieder-Roden, Neubaugebiete in fast allen Stadtteilen, den Ausbau der Kläranlage, die Sanierung der Bürgerhäuser in Nieder-Roden, Dudenhofen und Weiskirchen, die Erweiterung der Feuerwehrhäuser oder auch die zumindest in der Nachbarstadt Heusenstamm umstrittene Rodgau-Ringstraße. Mit dem "Wir"-Gefühl zeigt sich Bürgermeister Paul Scherer zum bevorstehenden 20. Jahrestag der PMR-Gründung zufrieden. Immerhin habe man in Rodgau eine der schwierigsten Aufgaben in Kreis und Land bewältigt, aus gleich fünf zuvor selbständigen und selbstbewußten Gemeinden mit teilweise völlig eigenständiger geschichtlicher Entwicklung ein neues Gemeinwesen zu formen.
Ob das nicht ganz echte Jubiläum am Jahresende gefeiert wird, ist Sache der Stadtverordnetenversammlung. ttt
Der Ärger von Bankkunden über ihre Geldinstitute, wie er sich in den letzten Wochen auch mehrfach an dieser Stelle ausgedrückt hat, reißt nicht ab. Diesmal schimpft FR-Leser Alfred F.: "Die machen mit dem kleinen Mann, was sie wollen." Wie meistens geht es um Geld, in diesem Fall um Gebühren. Für etwas, was vor drei Jahren noch zehn Mark kostete, kassiert die Bank heute 57 Mark. "Das ist ein Wucherpreis, eine Unverschämtheit", wettert Alfred F.
Der Mann unterhält bei der Berliner Bank in Frankfurt ein Depot, in dem einige Wertpapiere liegen. Einen Teil davon, nämlich vier, ließ F. auf eine Volksbank in Nordhessen übertragen. Denn die finanzierte Alfred F. einen Immobilienkauf und brauchte die Wertpapiere als Sicherheit.
Als die Abrechnung der Berliner Bank kam, sah F., daß pro Anlage 57 Mark an Gebühren abgezogen worden waren. Was ihn auf die Palme bringt: Derselbe Service schlug vor drei Jahren nur mit zehn Mark pro Anlage zu Buche. "Das ist eine extrem hohe Steigerung", meint der Kunde. Dabei, so mutmaßt er, bestehe die Arbeit der Bank lediglich darin, einen Brief zu schreiben. Außerdem bemängelt er, nicht vorab informiert worden zu sein; als er das am Schalter vorbrachte, wurde er auf das Verzeichnis der Preise und Gebühren verwiesen, das in der Bank aushängt.
"Das kann ich verstehen", kommentiert Karl-Heinz Fuhrmann in der Berliner Hauptverwaltung der Bank den Kunden-Ärger. Doch mit einer solchen Übertragung sei Verwaltungsaufwand verbunden, der nach dem Preisverzeichnis 50 Mark plus sieben Mark Mehrwertsteuer betrage. Der alte Zehn- Mark-Preis, so Fuhrmann, sei "aus einer anderen Zeit" und total unangemessen gewesen.
Würde die Bank das Prinzip der kostendeckenden Gebühren anwenden, müßten sie laut Fuhrmann noch höher sein. Sein Rat: Alfred F. hätte statt der Übertragung die Wertpapiere verpfänden, aber im Depot belassen können - eine kostenlose Alternative.
Von einem deutlichen Anstieg der Beschwerden über die Gebühren der Banken, gerade im Wertpapierbereich, berichtet Rainer Metz, Bankenrechtsexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bei den Depotgebühren gebe es zwischen den Banken "gewaltige Unterschiede". Dem Kunden bleibe nur die - allerdings durch Unübersichtlichkeit erschwerte - Möglichkeit, sich vorher vergleichend zu informieren. Rechtlich sei gegen die Gebühren, wie sie die Bank festlege und aushänge, nichts zu machen, sagt Metz. Allerdings sei es eine noch offene Rechtsfrage, ob bei drastischer Erhöhung und Strukturänderung im Wertpapierbereich eine Informationspflicht der Bank bestehe. Rainer Metz befürchtet: "Da wird massiv abkassiert, und der Ärger wird bleiben." tom
Schön ist er nicht unbedingt, der Nashornkäfer, lateinisch "Oryctes nasicornis" geheißen, dafür aber um so seltener. Als vom Aussterben bedrohte Gattung steht das glänzend rot- bis schwarzbraune, manchmal auch fast schwarze Insekt mit dem markanten, nach hinten gebogenen Kopfhorn und den im Vergleich zur Körpergröße ungewöhnlich kleinen Fühlern auf der Roten Liste und genießt besonderen Schutz.
Der Nashornkäfer, den es auf den Britischen Inseln, im Kaukasus sowie in Mittel-, Vorder- und Zentralasien und in Nordafrika überhaupt nicht mehr gibt, ist im europäischen Raum bis nach Mittelnorwegen und -schweden verbreitet. Unterschieden werden verschiedene geographische Rassen, deren Größe von 8 bis 28 Millimeter reicht. Die in Mörfelden entdeckten Tiere gehören zu den größeren Arten.
Die Nashornkäfer entwickeln sich aus Larven. Die sind etwa 120 Millimeter lang und verpuppen sich in einem großen großen Kokon aus Sägespänen und Mehl, in dem der Käfer auch nach dem Schlüpfen noch ein bis zwei Monate bleibt. wal
WIESBADEN. Mit 8600 Mark unterstützt die Landeshauptstadt Selbstverteidigungskurse für Frauen. Zwei Grundkurse, an denen jeweils 100 Wiesbadenerinnen teilnehmen können, und vier Aufbauseminare sollen die Frauen fit machen zur Gegenwehr und ihr Selbstvertrauen stärken. Das erste Einführungsseminar ist für Samstag, 25. Juli, von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr in der Heinrich-von-Kleist-Schule, Lorcher Straße 12, geplant. Mitmachen können Frauen zwischen 16 und 70 Jahren, die Teilnahme kostet zehn Mark. Leiterin ist Monika Baumgartl, seit 18 Jahren "Frauenselbstverteidigungs-Lehrerin".
Mit dem Zuschuß aus der Rathauskasse reagiert die Stadt auf die Serie von Vergewaltigungen im Westend und im Rheingauviertel, die die Frauen in Angst und Schrecken versetzt. Viele trauen sich spätabends nicht mehr aus dem Haus.
In dem Tagesseminar lernen sie ein "Notfallprogramm" kennen, bei dem weder besondere Sportlichkeit noch Fitness erforderlich ist. Die Frauen erfahren vielmehr, welche Möglichkeiten der Gegenwehr bei körperlich überlegenen Angreifern bestehen. Dazu gehören auch Abwehr von Würgegriffen, Selbstverteidigung im Liegen, geeignete Selbstverteidigungswaffen und verschiedene Gewaltstufen. Die Aufbaukurse werden von Monika Baumgartl in eigener Regie in ihren Trainingsräumen in der Roonstraße 20 angeboten.
Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen bieten in Wiesbaden auch die Volkshochschule und der Verein "Grundwasser" an. Die Stadt prüft derzeit, ob auch sie bereit sind, unter ähnlichen Bedingungen subventionierte Lehrgänge zu halten.
Karten für den Einführungskursus am 25. Juli gibt es montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr an der Rathauspforte. Weil die Anzahl der Seminar-Teilnehmerinnen auf 100 begrenzt ist, wird nach der Reihenfolge der Anmeldungen entschieden. Bei Bedarf wird der Lehrgang am Samstag, 1. August, wiederholt. Die Frauen sollten bequeme Kleidung tragen und sich Verpflegung und Getränke mitbringen. maf
has FRANKFURT A. M. "Ein völlig unterschiedliches Konsumverhalten" beim Löschen des Kaffee-Durstes beobachtet die Eduscho-Gruppe in Deutschland. Während sogenannte Schonkaffees, also entkoffeinierte und mildbehandelte, im Westen der Republik mit Marktanteilen von 14 respektive 19 Prozent ihre Positionen im vergangenen Jahr behaupten konnten, stehen die Bürger zwischen Rügen und Suhl auf kräftige Muntermacher. Laut Eduscho kommen dort "unbehandelte Kaffees" auf Quoten von über 90 Prozent. Schonende Sorten spielten in der ehemaligen DDR kaum eine Rolle.
Die Eduscho-Gruppe mit ihren gut 6000 Beschäftigten im In- und Ausland steigerte ihren Umsatz 1991 im übrigen um neun Prozent auf fast 2,4 Milliarden Mark. Etwa die Hälfte dazu steuerte das Geschäft mit Röstkaffee bei. "Als kräftiges zweites Standbein" mit beinahe 40 Prozent Umsatzanteil habe sich der Verkauf von Gebrauchs- und Geschenkartikeln erwiesen, teilt das 1924 von Eduard Schopf gegründete Unternehmen mit. Für knapp 250 Millionen Mark an Erlösen sorgten des weiteren die Tee- und Süßwaren-Vermarktung sowie der Kaffee-Ausschank in den Filialen.
"Besondere Aufmerksamkeit", so Eduscho, widmet die Firma auch den osteuropäischen Märkten. Nach der Gründung der Eduscho-Budapest 1990 plant das Unternehmen nun "vorrangig für Polen und die CSFR" Projekte.
WIESBADEN. Rund eine halbe Million Mark wird es kosten, die Unwetterschäden in der gemeinsamen Sporthalle von Dilthey- und Leibniz-Schule zu beseitigen. Starke Regenfälle am 20. Juni hatten den Hallenboden ramponiert.
Da die Kanalrohre die Wassermassen nicht mehr fassen konnten, drangen die Fluten durch die Tür in die Turnhalle ein. Der Sporthallenboden quoll auf und wellte sich. Ein Drittel der Halle mußte deswegen schon gesperrt werden.
Acht bis zwölf Wochen werden die Reparaturarbeiten voraussichtlich dauern. Für diese Zeit sucht die Stadt für Schul- und Vereinssport Ausweichquartiere. Derzeit wird auch von den Leuten im Rechtsamt geprüft, ob der Schaden von der Versicherung übernommen werden muß. maf
WETTERAUKREIS. Mit einer Nichtigkeitsklage vor dem Verwaltungsgerichtshof will die FDP gegen die Müllgebühren im Wetteraukreis von 525 Mark pro Tonne vorgehen. "Der Bürger zahlt nämlich 190 Mark nur für die Vereinbarung mit dem Schwalm-Eder-Kreis, damit der Wetteraukreis seinen Müll dort abliefern kann. Die Kreisspitze hat einen schlechten Vertrag geschlossen, denn so hohe Beträge sind dem Bürger nicht zumutbar", so Jörg-Uwe Hahn, Kreisvorsitzender der FDP, während einer Pressekonferenz.
Grundlage für die Klage soll die fehlende Inanspruchnahme öffentlicher Leistungen sein, die nach dem Kommunalen Abgabengesetz Voraussetzung für eine Gebührenerhöhung ist. "Wir erkaufen uns vom Schwalm-Eder-Kreis nur sein Wohlwollen", argumentiert Hahn. Bei Erfolg der Klage soll der Vertrag mit dem Schwalm-Eder-Kreis für nichtig erklärt werden. Dieser läuft bis 1994, könnte aber auch bis 1995 verlängert werden. Angesichts der ungelösten Müllproblematik im Kreis befürchtet aber auch die stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Barbara Uhdris, daß der Schwalm-Eder-Kreis nach diesem Termin die Möglichkeit habe, die Abgabe erpresserisch in die Höhe zu jagen.
Die FDP geht dabei davon aus, daß die geplante Deponie in Wölfersheim wegen des heftigen Widerstandes der Bevölkerung auch bis 1996 noch nicht eingerichtet sein werde und damit keine Müllentsorgung im Kreisgebiet selbst gewährleistet ist. "Ein Umdenken in der Problematik der Müllentsorgung von Deponien auf Verbrennungsanlagen ist nötig. Eine Deponie ist nur eine kurzfristige Lösung, und in Wölfersheim will sogar die Bevölkerung eine Verbrennungsanlage. Diese Chance muß genutzt werden", vertritt Barbara Uhdris die Position der FDP.
Mit der Klage gegen die Müllgebühren soll daher in erster Linie Druck auf die Politiker ausgeübt werden, damit eine Entscheidung in dieser Richtung getroffen wird. ub
WIESBADEN. Grünes Licht hat der Magistrat jetzt für die Erweiterung der Hermann-Löns-Schule gegeben. Die vier veralteten Pavillons, in denen jeweils zwei Klassenzimmer sind, sollen nach und nach durch einen Neubau ersetzt werden.
Begonnen wird mit der Errichtung von vier Klassenräumen und Verwaltungszimmern sowie einem gemeinsamen Treppenhaus für Alt- und Neubau. Später sollen weitere Klassenzimmer und eine neue Sporthalle folgen. Insgesamt wird die Vergrößerung der Schule knapp neun Millionen Mark kosten - allein der erste Bauabschnitt verschlingt bereits 2,2 Millionen Mark.
Vergrößert wird auch die Justus-von- Liebig-Schule - und zwar ebenfalls in mehreren Bauschritten. Zunächst sollen vier neue Klassenräume samt sanitärer Einrichtungen und einem Treppenhaus hochgezogen werden. Später sollen weitere Schulzimmer und eine zweite Sporthalle errichtet werden.
Die Gesamtkosten belaufen sich in diesem Fall auf mehr als elf Millionen Mark, für den ersten Teilabschnitt sind voraussichtlich etwa 2,3 Millionen Mark zu berappen. maf
HOCHTAUNUSKREIS. Die Oberurseler Werkstätten für Behinderte erhalten den Namen "Werner-Herr-Haus". Die feierliche Umwidmung findet am Freitag, 14. August, um 11 Uhr statt, kündigte Landrat Jürgen Banzer gestern an.
Der am 20. Juni 1989 gestorbene SPD- Politiker Werner Herr (Bad Homburg) war von 1960 bis 1979 Landrat des Ober- und später des Hochtaunuskreises. In seiner Amtszeit wurden die Oberurseler Werkstätten gegründet.
Zur Erinnerung an Herr wird eine Gedenktafel enthüllt, die der Oberurseler Künstler Georg Hieronymi geschaffen hat. c
WIESBADEN. Walter Vietze ist nichts Menschliches fremd: Wenn sich Nachbarn wegen Lappalien in den Haaren liegen, wenn einer den anderen anpöbelt oder ihm gar an die Gurgel geht, wenn Frau X das Fräulein Y eine Hure schimpft oder der Hobbygärtner von nebenan die sorgsam gehegte und gepflegte Hecke mit der Motorsäge niedermäht. "Manches", sagt der Schiedsmann aus Dotzheim, "ist mit normalem Verstand nicht zu begreifen." 27 Jahre lang versuchte er, Streit zu schlichten und Kampfhähne zur Vernunft zu bringen, jetzt legt er sein strapaziöses Ehrenamt nieder. "Da sollen mal Jüngere ran": Walter Vietze feiert heute seinen 80. Geburtstag - Anlaß für den Senior, sich zurückzuziehen. Etwa auf die Motoryacht, um durch Europa zu schippern. Denn außer ein paar "Alterswehwehchen", um die er weiter kein Aufhebens macht, fühlt sich der Pensionär "topfit".
Knapp 1000 Mal hat er im Laufe der vergangenen 27 Jahre Frieden gestiftet und den Kontrahenten durch gutes Zureden den teuren Gang zum Kadi erspart. 35 bis 45 Mark mußten sie für seine Bemühungen zahlen, "die Gebühren der Rechtsanwälte und Richter sind deutlich höher". Zuständig war er für den Schiedsmannbezirk Dotzheim und Frauenstein; einmal wöchentlich hielt er Sprechstunde, erst im Dotzheimer Rathaus, später in der neuen Verwaltungsstelle. Viele Stunden seiner Freizeit opferte Walter Vietze, um sich oft genug kleinlichen Hickhack anzuhören. Da nannte eine Dotzheimerin eine Fremde "ausländisches Miststück", stellte ein Mann einem anderen ein Bein, da fotografierte einer unablässig einen Nachbarn. Beim Schiedsmann saßen sich die Zänker dann gegenüber und ließen erst mal Dampf ab. Berufsoffizier Vietze blieb gelassen: Mit Diplomatie und "gesundem Menschenverstand" versuchte er zu vermitteln. Und wo das nichts half, wies er auf die finanziellen Folgen unversöhnlicher Gegnerschaft hin. "Ein Rechtsstreit vor Gericht wird teuer." Dieser Wink mit dem Zaunpfahl genügte vielfach, um aufgebrachte Zeitgenossen zur Räson zu bringen. Immerhin 80 Prozent der Streitereien wurden im kleinen Zimmer des Schiedsmanns geschlichtet: Die Hitzköpfe entschuldigten sich und gelobten Besserung.
Nicht immer verlaufen solche Aussöhnungen reibungslos. Des öfteren mußte Walter Vietze um Polizeischutz bitten, "sonst wären die Fetzen geflogen". Etwa, als er das Trio zu sich bat, das einen Mann zusammengeschlagen hatte. Einer der Raufbolde kündigte an, dem Opfer gleich noch einmal eine Tracht Prügel zu verpassen. Nur der Anwesenheit eines Uniformierten war es zu verdanken, "daß ich nicht auch noch Keile gekriegt habe", erinnert sich der Jubilar. Wenn sich die Streitmichel dann erst ihren Zorn von der Seele geredet haben, "wird selbst aus dem rüdesten Burschen ein netter Kerl".
Geboren wurde Walter Vietze in Fürstenwalde, aufgewachsen ist er in Berlin. Nach dem Krieg kam er nach Wiesbaden, zunächst als Fahrlehrer, später als Fuhrunternehmer. 1956 setzte er seine Offizierskarriere fort, 1968 wurde er pensioniert. "Als Soldat", erzählt der 80jährige, "konnte ich sehr böse werden." Davon haben zumindest die Rauhbeine und Streithammel nichts gemerkt. "Mein Einsatz als Schiedsmann hat mich total verändert." Selbst bei den "blödesten Anschuldigungen" blieb er gelassen. Mit einer gehörigen Portion Mutterwitz brachte er viele Poltergeister zur Einsicht.
Kein Wunder, daß er 1985 Vorsitzender der Schiedsmannvereinigung im Landgerichtsbezirk Wiesbaden wurde, der immerhin insgesamt 128 Schiedsmänner angehören. Kein Wunder auch, daß er im Laufe der Jahre mit Orden und Ehrenzeichen überhäuft wurde, mit dem Bundesverdienstkreuz zum Beispiel und der silbernen Stadtplakette, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und der bronzenen Medaille des Bundes der Schiedsmänner. Ganz abgesehen von den vielen Pokalen und Urkunden, die der begeisterte Motorboot-Sportler einheimste.
Seinem Hobby auf Flüssen und Kanälen und auch auf hoher See will er weiter frönen. Dann wahrscheinlich aber ohne Ehefrau Hildegard. Der steckt nämlich noch die turbulente Seefahrt in den Knochen, als sie auf dem Weg von Barcelona nach Mallorca vom Mistral überrascht wurden und nur mit letzter Kraft einen schützenden Hafen ansteuern konnten. Seither bevorzugt sie festen Boden unter den Füßen. MARGIT FEHLINGER
Mit der Ausstellung "Lücke-TPT", die derzeit im Städel zu sehen ist, wird noch einmal ein Experiment vorgestellt, das im Jahr 1971 in Dresden von den vier Malern Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck und Terk begonnen wurde und nach nahezu sechs Jahren, 1976, endete. Die vier Künstler hatten damals, also 1971, beschlossen, ihre Bilder kollektiv, in Gemeinschaftsarbeit herzustellen. "Lücke-TPT", Lücke Team-Psychologie-Technostrategie, nannte sich die Gruppe, die damals in Dresden, in der Stadt eines kommunistischen Konservativismus, sich diesen außergewöhnlichen Entschluß gefaßt hatte.
Das Wort "Lücke" stand dafür, daß man eine in der Kunstwelt existierende Lücke schließen wollte, es sollte aber auch an die "Revolution" der Dresdner "Brücke" erinnern. Vier Individuen entschlossen sich also, an jeweils einem Kunstwerk zusammenzuarbeiten. Das allerdings setzte nun ein neues Verständnis von Kunst und Künstler, von sozialem wie schöpferischem Reagieren voraus.
Das Ergebnis ist ebenso interessant wie diskutabel und zeigt vor allem, daß bei Bildern, die auf solche Art zustandekommen, individuelle Eigenheiten zugunsten von Kooperation zurücktreten (müssen). Das wiederum schafft Probleme, die sich schließlich bei Lücke-TPT als stärker erwiesen als das Streben, den eigenen Beschluß umzusetzen. Zuletzt ging sogar die Freundschaft der vier Künstler in die Brüche.
Städeldirktor Klaus Gallwitz, der schon sehr früh auf die Arbeiten der Gruppe aufmerksam gemacht hatte, konnte auf der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch immerhin drei der ehemaligen vier Malerfreunde - lediglich A. R. Penck war nicht erschienen - willkommen heißen. Gallwitz verwies auch auf die Verdienste des Frankfurter Galeristen Frank Hänel, der die Künstler schon vor einer Reihe von Jahren, also bereits vor der Wende, einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgemacht hatte und auch darauf, daß das Städel schon vor geraumer Zeit ein Werk aus dem Lücke-Umfeld ("Kleines Weltbild") erworben hat.
Die Ausstellung wird von den Museen in Basel, Frankfurt und Dresden gemeinsam getragen und kehrt nach dem Frankfurter Termin "auf Zeit" in die "Heimat", also nach Dresden zurück. Die Frankfurter Einrichtung der Ausstellung - es ist keine Hängung, sondern eine Installation - besorgte Beatrice von Bismarck. Parallel zur Ausstellung werden im Filmsaal des Städel-Neubaus Filme und Tonbänder der Lücke-Gruppe (Wolfgang Opitz stellt sie am 16. September vor) gezeigt.
Die Ausstellung "Lücke-TPT" ist bis zum 27. September im Frankfurter Städel (Schaumainkai 63) zu sehen, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch zusätzlich bis 20 Uhr. Eine ausführliche Besprechung im Feuilleton folgt. wp
ALTENSTADT-HÖCHST. Dave Dee lebt! Und singt noch immer seine Hits aus den Sixties: "Save Me", "Hideaway" und "Xanadu". Am Freitagabend (17. Juli) tritt er ab 21.30 Uhr beim ersten Open- air-Festival des VfB Höchst auf dem Sportgelände auf. Gemeinsam mit "Marmelade", die einst den Ohrwurm "Obladi, oblada, Life goes on, yah, lalala the life goes on..." in die Charts brachten. Zuvor spielt die heimische Rock-Funk-Band "Joker" mit Oldies von Tina Turner, Cher, Mother's Finest, Toto und anderen Monsters of Rock.
Die Eintrittskarte kostet 18 Mark. Der Erlös ist für die Vereinskasse bestimmt, erfuhr die FR beim VfB-Vorsitzenden Heinz Ehlert. Er setzt auf die angeblich wieder wachsende Beliebtheit der Lebensgefühl-Begründer aus den sechziger und frühen siebiger Jahren. "Das ist meine Zeit gewesen", sagt der heute 38jährige Ehlert. Dave Dee habe dem VfB einen fairen Preis gemacht und komme für das Höchster Konzert extra aus Großbritannien herüber. Allerdings ohne Dozy, Micky, Bick und Titch, die sich schon längst aus der Band verabschiedet haben. Dafür ist laut Ehlert in Calbach angeblich für Ende Juli ein Konzert mit den Lords und den Tremeloes geplant. So scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch die Monkees in der Wetterau auftauchen... nes
Korr MRE
befahren werden (der Gipfel des Feldbergs ist übrigens in den Besitz des Schwarzwaldvereins übergegangen).
Wichmann, "daß die Blaue Flagge auch an Badestränden wehen kann, deren Wasser beispielsweise mit für die Umwelt gefährlichen Schwermetallen oder chlorierten Kohlenwasserstoffen belastet ist." tdt
HOCHHEIM. Gudrun Schneider-König hat ein einfaches Ziel: "Ich will daraus etwas Schönes machen." Sie meint damit die alte Massenheimer Zehntscheuer. 1706 gebaut, erlebten die morschen Mauern im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte. Die Künstlerin aus Frankfurt schlägt nun ein neues Kapitel auf: Bis Oktober soll das Fachwerk in neuem Glanz strahlen, soll das denkmalgeschützte Gebäude Atelier und Galerie gleichermaßen sein.
Lange habe sie nach einem Domizil gesucht, lange habe sie nichts Geeignetes gefunden, sagt die 37jährige. Im Januar vergangenen Jahres wurde sie in der Massenheimer Hauptstraße fündig: Die Zehntscheuer wurde zwangsversteigert. Schneider-König erhielt den Zuschlag.
Bald darauf traf sie der Schlag: Sie hatte die Katze im Sack gekauft. "Von außen sah das ganz toll aus." Doch wie's drinnen aussah, erfuhr sie erst später: Löcher im Dach, "Überreste" einer Taubenkolonie, verfaulte Balken, morsches Holz. Die Künstlerin krempelte die Ärmel hoch, rümpelte aus und entwarf zusammen mit einem Architekten Pläne für ein neues Outfit. "Viel durften wir nicht ändern, das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz."
Die Auflagen ließen nur ein Vorhaben scheitern: Eine großflächige Fensterfront am Giebel der Scheune paßte den Behörden nicht. Ansonsten gab es keine Probleme. Auch die Mühlen der Behörden mahlten flott: Im August 1991 reichte sie den Bauantrag ein, sechs Monate später hatte sie die Genehmigung - und auch den Segen der Massenheimer. Nachbarn kamen, schauten und staunten. "Viele sind froh, daß sich hier endlich was tut. Und viele bieten spontan ihre Hilfe an."
Zu tun hat Gudrun Schneider-König genug: Die Vorbesitzer hatten ihr ein Haus im Haus hinterlassen, hatten in der Scheune eine Werkstatt gemauert. Das Fundament war Stahlbeton. "70 Zentimeter dick war der Sockel", erinnert sie sich an lärmende Preßlufthämmer. Darunter lag allerdings kein Schatz, dafür aber alte Autoreifen und ein paar Kugelschreiber.
Fleißig Notizen machte sich die Künstlerin aus Fachbüchern, studierte Do- it-yourself-Literatur: "Ich will doch viel selber machen." Selbst verlegt hat sie die Fußbodenheizung: "Ist doch gar nicht so schwer." Trotz aller Tatkraft - die Kosten für den Umbau sind enorm. Rund 330 000 Mark wird Gudrun Schneider-König in die Zehntscheuer stecken. Damit kommt sie aber gut weg: Der Architekt hatte die Kosten für den Umbau auf 550 000 Mark geschätzt.
Ihr Werk vollendet haben will Gudrun Schneider-König spätestens im Oktober. Dann soll die Kunst Einzug halten, will die Künsterin ihre Werke zeigen, Neues im Atelier schaffen. Nach dem Studium mit Schwerpunkt Plastik und Malerei an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ist sie seit fünf Jahren freischaffend tätig. Doch nicht nur ihre eigenen Arbeiten sollen in der Zehntscheuer ins rechte Licht gerückt werden: Sie will die alten Gemäuer auch dem Nachwuchs öffnen, jungen Künstlern ein Forum bieten. "Über das Konzept", sagt sie, "habe ich mir allerdings bisher keine Gedanken gemacht." Denn noch wartet eine Menge Arbeit auf sie. kkü
Seinen Ärger mit einem Frankfurter Reiseunternehmen konnte sich ein USA-Reisender aus Bonn wenigstens im nachhinein mit einer erfolgreichen Klage versüßen. Obwohl er bei dem Reiseveranstalter einen Standby-Paß für kostenlose Flüge in den USA gebucht hatte, lag der Paß am Tag seines Abflugs am Frankfurter Flughafen nicht bereit. Alle zusätzlichen Flüge in Amerika mußte der Urlauber nun extra bezahlen. Nach dem nun veröffentlichten Urteil des Frankfurter Amtsgerichts muß das Unternehmen Kosten von rund 4300 Mark zurückerstatten (Az.: 32 C 2718/91-48).
Aufgrund eines Reiseprospektes des beklagten Unternehmens hatte der Kläger im Januar vergangenen Jahres bei einem Bonner Reisebüro einen Standby- Paß gebucht. Damit hätte er in den USA sowie Kanada an 30 Tagen kostenlos umherfliegen können. Auf der Bestätigung seiner Buchung stand, er erhalte den Paß zwei Stunden vor Abflug an einem Schalter am Frankfurter Flughafen. Als sich aber der Urlauber an seinem Abreisetag im März dort meldete, wurde er in eine andere Halle geschickt; dort liege sein Standby-Paß bereit. Dieser Schalter war jedoch überhaupt nicht besetzt.
Inzwischen war soviel Zeit vergangen, daß die Fluggesellschaft begann, das Gepäck des Urlaubers wieder auszuladen, da er bis dahin seinen Platz nicht eingenommen hatte. Um seinen Urlaub nicht ganz platzen zu lassen, ließ der Kläger seinen Paß sausen und flog ab. In den USA mußte er sich jetzt für jeden Flug einzeln Tickets kaufen. Die Mehrkosten, 3400 Dollar, verlangte er anschließend von dem Reiseunternehmen.
Das beklagte Unternehmen meinte jedoch, es sei lediglich Vermittler, nicht aber Vertragspartner des Klägers geworden. Es habe schließlich nur in Vertragsbeziehungen zu dem Reisebüro und der betreffenden Fluggesellschaft gestanden. Außerdem habe der Kläger den Schaden selbst zu tragen, da er den Paß auch noch am Flughafen hätte kaufen können. Zumindest aber, argumentierte das Unternehmen weiter, hätte er in den USA leicht 25 Prozent Rabatt auf die Flugtikkets erhalten können, wenn er "nur geschickt genug" verhandelt hätte.
Das Gericht sah dies anders: "Zu solchen überpflichtgemäßen Anstrengungen war der Kläger nicht verpflichtet." Die im Reiseprospekt angebotene Leistung eines Standby-Passes habe das Unternehmen selbst erbringen müssen, damit sei es auch Vertragspartner. Das Bonner Reisebüro sei nur Vermittler gewesen. Aufgrund des Zeitdruckes, so das Gericht, habe sich der Kläger am Flughafen auch keinen anderen Paß besorgen können, "da er ansonsten befürchten mußte, den gebuchten Flug nicht antreten zu können". Nur einen Hin- und Rückflugflug nach Alaska habe der Kläger zu Unrecht eingefordert, da Alaska im Standby-Paß nicht mit eingeschlossen gewesen sei. sol
"Veränderungsbereit wurde die SPD in ihrer Geschichte am ehesten in außerparlamentarischen Bewegungen": Diether Dehm, Vorstandsmitglied der Frankfurter SPD, hat seinen Beitritt zum Komitee "Gerechtigkeit für den Osten" verteidigt. Der SPD-Fraktionschef im Römer, Günter Dürr, hatte Dehm aufgefordert, innerhalb der Partei für Veränderungen in den neuen Bundesländern zu kämpfen. Dürr war auch dem Eindruck entgegengetreten, der rot-grüne Magistrat setze sich zu wenig für die sozial Benachteiligten in Frankfurt ein.
Dehm ließ zwar gelten, daß die Stadt alles "finanziell mögliche" gegen den "sozialen Notstand" tue - allein, die Bundesregierung habe den Städten wenig finanziellen Spielraum gelassen. Dehm teilte Dürrs Analyse, daß sich zuerst die SPD auf die neue soziale Situation in der Bundesrepublik einstellen müsse. Aber er erinnerte dann an die früheren Bürgerbewegungen gegen den Vietnamkrieg, gegen Atomkraftwerke oder die Stationierung von Pershing-Raketen. Solches Engagement sei in Gewerkschaften, Kirchen, der SPD u n d dem "Komitee für Gerechtigkeit" möglich. jg
HOCHTAUNUSKREIS. Ein Bildungsurlaubsseminar "Frauen und Berufsorientierung" bieten die Frauenbeauftragten des Hochtaunuskreises und die Hessische Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein in der Woche vom 31. August bis 4. September an. Für Interessentinnen sind noch einige Plätze frei. Sie können sich bei Irmhild Taesler im Bad Homburger Landratsamt informieren und anmelden, Tel. 0 61 72 / 17 83 95.
Das Seminar richtet sich an Frauen, die wieder ins Berufsleben zurückkehren, beruflich wechseln oder sich insgesamt neu orientieren wollen. Am Beginn steht eine Bestandsaufnahme der persönlichen und beruflichen Situation. Im Mittelpunkt soll die Entwicklung kommunikativer Fähigkeiten stehen und die Umsetzung der eigenen Interessen in Familie und am Arbeitsplatz. stk
DIETZENBACH / KREIS OFFENBACH. Mit weiteren 800 000 Mark für das Jahr 1992 fördert der Kreis Offenbach den Neubau der Waldorfschule an der Bundesstraße 459 in Dietzenbach. Der Betrag wird in zwei gleichen Raten ausgezahlt werden.
Das Land Hessen hat darüber hinaus ein zinsloses Darlehen in Höhe von 1,3 Millionen Mark für das Vorhaben bewilligt. Aus haushaltsrechtlichen Gründen hat der Kreis diese Summe in seinen Investitionsetat eingestellt und leitet das Geld an den Waldorf-Kindergarten und -Schulverein weiter.
Der Zuschuß des Kreises - verteilt über die Jahre von 1989 bis 1993 - wird sich auf insgesamt 1,74 Millionen Mark belaufen. Die letzte Rate wird im nächsten Jahr fällig werden. ttt
OFFENBACH. Die städtischen Finanzprobleme könnte das Klingspor-Museum, das weltweit die Buch- und Schriftkunst des 20. Jahrhunderts sammelt, leicht lösen, sagt Museumsdirektor Christian Scheffler zwar lachend, aber man hört den Stolz heraus: "Wir brauchten nur unsere Bestände zu verkaufen. Aus Japan jedenfalls kriegen wir dauernd entsprechende Angebote." Klar, daß nicht einmal Stadtkämmerer Gerd Grandke daran denkt, die millionenschweren Schätze des 1953 gegründeten Museums zu verscherbeln. Einmal im Jahr präsentiert Scheffler die Neuerwerbungen des Museums, und dann winkt er mit dem Zaunpfahl Richtung Stadtkämmerei: "Seit Jahren beträgt unser Ankaufsetat nur magere 17 000 Mark."
"Ein Museum muß viele Ausstellungen machen. Denn das ist der bargeldlose Einkauf durch Wechselausstellungen, weil viele Künstler ihre präsentierten Werke dann dem Museum schenken." Nicht nur neue Bücher, sondern auch alte Bücher werden immer teurer. Zum Glück gibt es aber noch das Land Hessen mit seinen gelegentlichen Sonderzuschüssen, die Obertshausener Karl-Mayer-Stiftung (Fabrikant Mayer begann seine Karriere als Maschinenschlosser-Lehrling in der Schriftgießerei Klingspor) und den Förderverein des Museums. So konnte Scheffler im vergangenen Jahr für rund 100 000 Mark museumsreife Druck-Kunstwerke ankaufen. Gelegentlich bekommt Scheffler auch Bücher geschenkt oder zu Sonderpreisen angeboten.
So ein "Schnäppchen", das in bibliophilen Sammlerkreisen über 20 000 Mark wert ist, konnte er für 4300 Mark erwerben. Die Mainzer Pressendruckerin Françoise Depalles-Strugalle hatte das 1923 bei Lutze & Vogt in Berlin gedruckte Büchlein in einem Pariser Antiquariat entdeckt und gleich für das Museum gekauft. L. Lisitzky, Architekturstudent in Darmstadt, Mitbegründer des Konstruktivismus und dann künstlerischer Designer und Propagandist der russischen Revolution, hat die Gedichte des Futuristen Wladimir Majakowsky im Sinne des neuen künsterlischen Denkens illustriert. Das Lisitzky-Majakowsky-Buch gilt heute unter Experten als das Musterbeispiel für den revolutionären Konstruktivismus.
Bisweilen bieten Künstler dem weltweit bekannten Klingspor-Museum ihre Kunstwerke zum Kauf an. So kam jetzt die junge russische Künstlerin Julia von Kissin in der Herrnstraße vorbei und verkaufte ihm ein wunderschönes Buch als Beispiel des neuen Stils nach der Wende.
Aus dem politischen Untergrund der DDR erwarb Scheffler einige Künstlerbücher. Sie entstanden damals an der Zensur vorbei. So hat Scheffler einen Sammelband der Zeitschrift "Herzattacken" angeschafft, herausgegeben und gestaltet von Künstlern rund um den Prenzlauer Berg, sowie einen Künstlerdruck von Wolfgang Henne, erschienen in der Rudolstädter Burgart-Presse. Diesem Band ist eine SED-Urkundenmappe, verziert mit schwarz-rot-goldener Schnur, beigegeben. Die Zeichnung in der Mappe verballhornt das Hammer-und-Sichel-Emblem.
In den 50er Jahren forderten die Pariser Verleger die Maler auf, Bücher zu machen. Scheffler plant deshalb eine Malerbücher-Ausstellung, die er zum großen Teil aus Museumsbeständen bestreiten kann. Als Neuanschaffungen präsentiert er zwei in Barcelona entstandene Malerbücher. Der Spanier Joan Miró hat Texte von Rafael Alberti illustriert, der Katalane Antoni Tâpies die Schriftzeichen des Japaners Shuzo Takigucki. Aus dem Ostberliner Union-Verlag kommt ein vom Leipziger Gert Wunderlich gestaltetes Malerbuch. Es enthält Radierungen von Winfried Wolk nach Texten von Ernesto Cardenal. Aus New York brachte Scheffler einen Band mit, in dem sich junge Down-town-Künstler mit der Obdachlosigkeit und der Armut in der US-Metropole beschäftigten. "Your House is Mine" (dein Haus ist meines) heißt das Buch.
Museumsdirektor Scheffler hält nun nach einem Mäzen und 8800 Mark Ausschau. Das süddeutsche Antiquariat Tenschert bietet 18 Ledereinbände von Ignaz Wiemler an. Diese Bände kosten durchschnittlich um die 40 000 Mark. Das teuerste Buch mit Vergil-Texten ist mit 160 000 Mark ausgelobt. Der Hölderlin-Text "Tod des Empedokles" kostet nur 8 800 Mark, und den will Scheffler unbedingt haben, auch wenn er schon rund hundert Einbände dieses bedeutenden Buchgestalters in seinem Fundus hat. Der Einband ist aus Pergament. Das Buch entstand 1924/25 bei der Offenbacher Ernst-Engel- Presse. Damals waren Engel und Wiemler Dozenten an der Offenbacher Werkkunstschule. SIEGFRIED SCHOLZ
ptz BONN. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert "endlich wieder klare Prioritäten in der Wirtschaftspolitik". Das Augenmerk der Verantwortlichen muß sich nach Ansicht von Präsident Heinrich Weiss dabei auf die Investitionskraft der Wirtschaft richten. Es könne nicht angehen, daß angesichts der gewaltigen Aufgaben in der ehemaligen DDR, eine Pflegeversicherung mit milliardenschwerer Finanzierungslast für die Unternehmen eingeführt werde. Die Gesellschaft müsse umdenken. Weiss verlangt die Rückkehr zum Leistungsprinzip, den Abschied von Besitzständen, ein Zurückdrängen des Staates und keine "Sozialisierung der Einkommen". Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften sei hierzu absolut notwendig.
Als vordringliches Ziel bezeichnet er eine niedrigere Steuerlast für Unternehmen. Zusätzlich regt Weiss Vorteile für Firmen in den fünf neuen Bundesländern an. Zu prüfen sei, ob über einen sogenannten Rangrücktritt privatisierte Unternehmen nicht stärker als bisher von der Zahlung von Zinsen und Tilgungsraten für Altkredite entlastet werden könnten. Auch gelte es, die im Osten hergestellten Produkte konkurrenzfähig zu machen. Der BDI-Präsident befürwortet zeitlich befristete und degressive Präferenzen bei der Umsatzsteuer. "Natürlich kostet das einige Milliarden", räumt er ein. Die notwendigen Mittel könne der Staat an anderer Stelle einsparen.
Die Politiker müßten seinen Worten zufolge endlich den Mut aufbringen, die Kosten in der öffentlichen Verwaltung zu durchforsten. Hierzu regt er eine "Regierungskommission zur Verwaltungsrationalisierung und Kostensenkung" an, unterstützt vom "Sachverstand der Wirtschaft". Geld freibekommen soll der Staat zudem über "Abstriche bei öffentlichen Investitionen" im alten Bundesgebiet.
Gespart werden kann nach Ansicht des Verbandschefs außerdem auch im Osten. Die von der Nürnberger Bundesanstalt finanzierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) hätten teilweise schon soviel Gewicht, daß sie den Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt behinderten.
Ein paarmal radiert und für 53 Stunden kassiert Neue Niklas-Affäre bringt Gerd Schmidt in Verlegenheit Von Günther Scherf FRIEDRICHSDORF. Das inzwischen verkaufte Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas soll dem Abwasserverband Oberes Erlenbachtal allein 1989 mindestens 120 000 Mark zuviel in Rechnung gestellt haben. Diesen Vorwurf erhebt der Stadtverordnete der Grünen, Horst Burghardt. Er beruft sich dabei auf einen Bericht des Rechnungsprüfungsamts des Hochtaunuskreises. Der Abwasserverband hat den Bericht an die Frankfurter Staatsanwaltschaft weitergeleitet, weil ein Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis vermutet wird. Dem Bericht zufolge kann der Schaden für den Abwasserverband und damit für die Steuerzahler noch weitaus höher sein, seien doch die Unterlagen zu zwei Rechnungen des Ingenieurbüros nicht vollständig vorhanden.
Nach Ansicht Burghardts hat der Abwasserverband dem Ingenieurbüro "nicht kritisch genug auf die Finger geschaut". Dies werde beispielsweise an folgendem Fall deutlich:
"Für die Änderung des Namens von ,Gemeinde Wehrheim' in ,Abwasserverband Oberes Erlenbachtal' auf Unterlagen für die Ableitung von Oberflächenwasser hat Niklas fünf Ingenieurstunden und 48 Stunden für technische Mitarbeiter berechnet. Dies entspricht der Arbeitszeit von mehr als einer Woche. So langsam kann überhaupt niemand arbeiten", kommentiert Burghardt den Vorgang. "Das hätte auch dem Abwasserverband bei der Prüfung der Rechnung auffallen müssen."
Der Bericht der Rechnungsprüfer vermittle generell den Eindruck, "daß der Verband Niklas blind gefolgt ist und auf eigene Prüfungen und Planungen gänzlich verzichtet hat", faßt Burghardt seinen Eindruck über die Untersuchung zusammen. Es gebe so gut wie keine Auftragsvergabe und so gut wie keine Rechnung aus dem Jahr 1989, die von den Prüfern unbeanstandet geblieben sei.
Auffällig sei auch, daß etwa zwei Drittel der Aufträge beschränkt ausgeschrieben oder freihändig vergeben, also nicht öffentlich ausgeschrieben worden seien. Soweit es überhaupt öffentliche Ausschreibungen gegeben habe, würden sie vom Rechnungsprüfungsamt als "mangelhaft" gekennzeichnet. So sei beispielsweise ein Auftrag unter ausdrücklichem Hinweis auf eine Empfehlung der beratenden Firma Niklas an ein Unternehmen Prüfbericht deckt auf vergeben worden, obwohl über dessen Angebot erhebliche Zweifel bestanden hätten.
In mehreren Fällen hätten Bauausführung und Abschlußrechnung "nur noch andeutungsweise" etwas mit dem Verzeichnis von Leistungen zu tun, zu denen die Firmen eigentlich beauftragt worden seien.
Dies alles lasse den Verdacht aufkommen, "daß der Abwasserverband von Niklas betrogen wurde und daß zwischen den begünstigten Firmen und Niklas Geschäfte auf dem Rücken und auf Kosten des Verbands und damit der Bürger gemacht wurden", fürchtet Burghardt.
Bei dem Bericht der Rechnungsprüfer des Kreises handelt es sich um einen "fachtechnischen Bericht", der nicht nur die richtige Addition der Buchführung, sondern auch die Durchführung vergebener Aufträge kontrolliert. Inoffiziellen Auskünften zufolge war ein solcher Bericht "lange Zeit nicht mehr gemacht 120 000 Mark Schaden worden". Dem Rechnungsprüfungsamt sei unter der Amtszeit des ehemaligen Vize-Landrats Hans-Joachim Galuschka (CDU) die Weisung erteilt worden, auf solche Kontrollen zu verzichten. Galuschka wird in der Taunus-Korruptionsaffäre der Bestechlichkeit beschuldigt.
Das Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas, das für den Abwasserverband Oberes Erlenbachtal nahezu alle Planungen durchführte, gilt als eine der Schaltzentralen dieser Affäre. Sein damaliger Inhaber Wolfgang Niklas und mehrere Mitarbeiter werden von der Staatsanwaltschaft der aktiven Bestechung beschuldigt; in einigen Fällen liegen Geständnisse vor. Die Firma ist inzwischen an ein Hanauer Unternehmen verkauft.
Eine Stellungnahme des Abwasserverbands zum Rechnungsprüfungsbericht des Kreises liegt bisher nicht vor; sein Vorsteher, der Friedrichsdorfer Bürgermeister Gerd Schmidt befindet sich in Urlaub.
Sein derzeitiger, erst seit 1992 amtierender Stellvertreter im Abwasserverband, der Wehrheimer Bürgermeister Helmut Michel (CDU), kommentierte den Bericht gegenüber der FR mit den Worten "Mich hat das sehr aufgeregt." Der Vorstand des Abwasserverbands habe beschlossen, den Bericht entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten zunächst nicht an den Verbandsausschuß weiterzugeben.
Stattdessen sei die Verwaltung des Verbands beauftragt worden, die Vorwürfe des Prüfberichts ihrerseits zu überprüfen und so dem Verbandsvorstand die Grundlage für eine Stellungnahme zu erarbeiten. Nach den Sommerferien soll das aufsehenerregende Papier dann den gewählten Abgeordneten zugehen.
Der Abgeordnete Horst Burghardt kündigt unterdessen dem Verbandsvorsteher und Friedrichsdorfer Bürgermeister Gerd Schmidt "einige unangenehme Fragen" an.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Zwei Kleinkinder zu Hause, der Vater arbeitet, die Mutter muß zur Entbindung des Dritten wieder ins Krankenhaus, Verwandte und Freunde können auch nicht helfen: Eigentlich eine Situation zum Durchdrehen. Wenn es nicht die Familienhilfe im Kreis gäbe. Für solche Fälle nämlich kommt dann eine Familienpflegerin ins Haus und kümmert sich um Kinder, Haushalt und sogar die Schulaufgaben. Was sich einfach anhört, ist harte Arbeit. Für die Familienpflegerin und auch für die Organisation, die dahintersteckt.
Angeboten wird die Familienpflege erst seit Ende letzten Jahres vom Caritasverband Main-Taunus in Hofheim, dem katholischen Wohlfahrtsverband in der Diözese Limburg. Und seit zwei Monaten organisiert Einsatzleiterin Edith Kirchner-Siems die Familienpflege. "Immer dann, wenn eine Mutter völlig überfordert ist, können wir einspringen", sagt die Sozialpädagogin. Und das innerhalb von sechs Wochen so lange, bis die Mutter wieder "auf die Beine gestellt ist". Muß die Mutter in Kur, kommt auf Wunsch die Familienpflegerin ins Haus. Das gleiche gilt, wenn die Mutter psychisch erkrankt.
Wer diese Hilfe braucht, muß zunächst bei der Caritas (Tel. 06192 / 37858) anrufen. "Bei diesem Gespräch klopfe ich erst ab, ob nicht Opa, Oma oder Tante aushelfen könnte", sagt Edith Kirchner-Siems. Diesem Kontakt folgt ein Hausbesuch, den sie zusammen mit der Familienpflegerin macht.
"Wichtig ist auch, wer den Einsatz zahlt", ergänzt Ottmar Vorländer, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Main-Taunus. Liege ein Attest vor, daß Mutter oder Vater krank sind, dann gebe es mit den gesetzlichen Krankenkassen keine Probleme: "Die zahlen die 19 Mark pro Stunde plus die Fahrtkosten." Anders aber sieht's bei Privatversicherungen aus: Sie sähen die Familienhilfe nur als eine "freiwillige Zusatzleistung" an und zahlten allenfalls einen kleinen Zuschuß.
Um Familien nicht allzuviel bürokratische Hürden vor die Beine zu stellen, hilft Edith Kircher-Siems aber auch, wenn die Kostenfrage noch nicht geklärt ist. "Wir übernehmen auch Einsätze, wenn die Kosten letztendlich bei uns hängenbleiben", sagt Vorländer. "Da gibt's schon schwierige Fälle", ergänzt die Einsatzleiterin. Müsse beispielsweise eine Mutter durch ihre Krebserkrankung ins Krankenhaus, zahle die Krankenkasse. Sobald aber die Mutter stirbt, gibt's keinen Pfennig mehr. Dann müsse die Caritas bezahlen, sofern der hinterbliebene Ehemann nicht selbst genug Geld hat.
"Kaum einer weiß eigentlich, daß Familienpflegerin ein richtiger Beruf ist", erzählt Kirchner-Siems. Beide großen Kirchen haben Ausbildungsstätten ins Leben gerufen. Zwei Jahre die Schulbank drücken müssen angehende Familienpflegerinnen. Säuglingspflege steht ebenso auf dem Lehrplan wie Hauswirtschaft und Pädagogik. Dem folgt ein einjähriges Praktikum.
Wer heute diesen Beruf erlernen will, hat gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt - auch in Hofheim: Bislang nämlich hat die Caritas nur eine Familienpflegerin anwerben können, obwohl drei volle Stellen genehmigt sind. "Wir suchen händeringend", stöhnt Vorländer. Ebenso dringend brauchen die Hofheimer Familienpfleger Honorarkräfte, die nur mal für kurze Zeit einspringen können. "Das müssen keine ausgebildeten Fachleute sein. Wer Erfahrungen mit Kindern und Haushalt hat, ist willkommen", sagt die Einsatzleiterin.
Damit sich die Kartei der Honorkräfte füllt, hat der Caritas-Verband Main-Taunus vor einiger Zeit sogar einen Kursus in Familienhilfe angeboten - mit mäßigem Erfolg. "Von neun Teilnehmerinnen hat sich nur eine bereiterklärt, bei uns mitzumachen", bedauert die Sozialpädagogin. Die Honorkraft hatte dann auch gleich harte Arbeit zu leisten: Eine Mutter mit zwei Kleinkindern bekam wieder Nachwuchs. Aber nicht nur ein Kind - sie gebar Drillinge. THOMAS GRETHER
Die Kinder haben sich den Himmel heruntergeholt. Buntbemalte Leintücher spannen sich wie niedrigschwebende Wolkendecken über den Räumen und kaschieren so die weißgetünchte Funktionalität des einst gewerblich genutzten Hauses. Schifferstraße 42 in Sachsenhausen, Hintergebäude: Hier, jenseits des gepflasterten Hofes, sind die "Mainkrokodile" zu Hause.
Der 1987 von Eltern und Pädagogen gegründete Verein propagiert eine integrative Erziehung, das heißt ein gemeinsames spielerisches Aufwachsen von behinderten und nicht-behinderten Kindern. Verwirklicht wurde dieses Konzept zunächst in einer Krabbelstube, für die der Verein im Abtsgäßchen ein Quartier fand. Es folgte die Einrichtung eines Kindergartens, und - um den Schock zu mildern, den gerade behinderte Kinder erführen, sobald sie den "Schonraum" Kindergarten verließen, ein integrativer Hort, wo sich heute 15 Jungen und Mädchen nach Schulschluß treffen.
Bei der offiziellen Eröffnung der Horträume in der Schifferstraße betonten die Mitarbeiter die Notwendigkeit, die Kontinuität von Integration auch nach der Einschulung der Kinder sicherzustellen. Schuldezernentin Jutta Ebeling verwies auf die Bedeutung, welche die Betreuung von Kindern gerade in der Großstadt habe. Dieser, so Ebeling, komme nicht mehr nur familienergänzende, sondern eine geradezu "familienersetzende" Aufgabe zu. Die Kinder könnten zudem die Verschiedenheit von Menschen und damit auch den Respekt vor dieser Verschiedenheit lernen.
Finanziell möglich wurde der neue Hortraum auch durch das Sofortprogamm der Stadt, welches zusätzliche Förderung für freie Initiativen vorsieht. Während nach dem landläufigen Finanzierungsmodell dort, wo Eltern als Träger von Einrichtungen fungieren, diese zwei Drittel der Kosten tragen müssen, übernimmt die Stadt mit ihrem Sofortprogramm den Trägeranteil. Für die "Mainkrokodile" bedeutet das einen monatlichen Zuschuß zu den laufenden Betriebskosten in Höhe von 535 Mark je Platz. Zudem trug sich die Stadt mit einem Investitionskostenzuschuß über 75 000 Mark in das Gästebuch des Vereins ein; das Land war mit 45 000 Mark am Umbau des Hinterhauses beteiligt. sar
OBERURSEL. Eine leibhaftige meterhohe Mühle, angetrieben von Wasserfluten, rollt morgen durch Oberstedten - schließlich feiert der Ort auf einen Schlag sein 1175jähriges Bestehen und die erste Erwähnung einer Mühle im Dornbachtal vor 500 Jahren. Die Oberstedter Kerb beginnt deshalb am morgigen Freitag um 17 Uhr mit einem historischen Festzug. Drei Tage feiern die Oberstedter wieder auf ihrer Hauptstraße.
21 Festzug-Gruppen stellen im geschichtlichen Ablauf Bilder aus der Historie des Ortes dar. Die einschlägigen Kultfiguren aus der Ortsgeschichte wandern mit auf dem Weg durch Haupt- und Mittelstedter Straße, Alter Weg, Pfarr-, Saalburg-, Weinberg- und Friedrichstraße zum Kerbeplatz, Gäste aus Stierstadt und Bommersheim sind beteiligt, die Burggarde rückt aus Königstein an.
Die historischen Bilder erinnern an die 13 Oberstedter, die mit Napoleon gen Rußland zogen, ebenso wie an die unrühmlichen Hexenprozesse. Zu den Höhepunkten gehören eine Apfelwein-Kelter auf Rädern - und der Mühlenwagen des Kultur- und Geschichtskreises. Karl Hisserich hat das zwei Meter große Mühlrad gebaut, das tatsächlich von plätscherndem Wasser angetrieben wird. Ortsvorsteher Roland Bohn kann die Begeisterung nicht verhehlen, daß langes Tüfteln erfolgreich war.
Die Miniaturmühle soll an die 500jährige Mühlentradition des Ortes am Dornbach erinnern. Einst trieb er zwölf Mühlen und machte Oberstedten zum mühlenreichsten Dorf der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Das historische Vorbild des Wagennachbaus ist die Heinmühle, die ehemalige Teichmühle.
Bis 18.30 Uhr soll der Festzug durch die Gassen und Straßen ziehen. Dann folgt der offizielle Bieranstich zur Eröffnung der Kerb und Musik bis Mitternacht. Wie im Vorjahr wird bis Sonntagabend in der Hauptstraße zwischen Nieder- und Mittelstedter Straße gefeiert, wie immer unter freiem Himmel. "Bei uns spielt sich alles auf der Gass' ab", nennt Bohn eine Besonderheit der Oberstedter Kerb und: "Man kann sich hier auch kulinarisch verwöhnen."
Mit simpler Bratwurst war in Oberstedten nie Staat zu machen, hier locken bei der Kerb neun Stände mit köstlichen Speisen ("alles selber produziert, alles hausgemacht") und reichhaltiger Getränkeliste. Ein Bier etwa wäre hier eindeutig zu wenig, es gibt gleich mehrere Sorten.
Der Samstag bietet ab 14 Uhr Spaß für die Kinder. Zusätzlich zum kleinen Vergnügungspark kommt dann die "Wilde Hilde" angedüst. Das Spielmobil unterhält mittags Mädchen und Jungen, abends Blasmusik die Erwachsenen. Sonntags geht's um 10 Uhr mit einem Frühschoppen weiter, nachmittags spielen einheimische Musiker. Gegen 20 Uhr klingt die Kerb dann aus.
Völlig vergessen ist sie damit aber keinesfalls. Drei Gewinner können sich auf eine historische Postkutschenfahrt Anfang August freuen. An jedem Kerbabend wird eine solche Fahrt verlost. Und Philatelisten warten noch auf Dienstag, 4. August. Dann bekommen sie eine neue Rarität, Lokalpatrioten und Oberstedter Heimatfreunde ein neues Andenken. Das Postamt vergibt an diesem Tag einen Sonderstempel zum Ortsjubiläum. Er paßt vor allem zu den neuen Postkarten mit Oberstedter Motiven, die während der Kerb allerorten zu kaufen sind. Ihr Erlös soll die Miete fürs Spielmobil "Wilde Hilde" finanzieren.
Drei Tage lockt die Kerb, nur Autofahrer sollten wegen der Straßensperrungen besser einen Bogen um den Ort machen - und Randalierer. Auf Schreihälse, Rauf- und Trunkenbolde können die Veranstalter gut verzichten. Sie hoffen auf eine Wiederholung der Vorjahresbilanz. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt Roland Bohn, "letztes Jahr war die Stedter Kerb ohne jeden Zwischenfall, alles ist im gemütlichen Rahmen verlaufen".
Er ist zuversichtlich, daß auch das Wetter die Gemütlichkeit nicht absaufen läßt. Ein Anruf aus dem Wetteramt hat ihm bestätigt: "Es gibt schönes Wetter." stk
DREIEICH. Mit 100 000 Mark, den Gagen der Schauspieler vom Musical Hair, hat sich die Company-Managerin der Broadway Musical Company aus New York nach der ersten Vorstellung auf und davon gemacht. Erst sei es gar nicht aufgefallen, daß sie nicht da war, berichtet der Festspielleiter Mirco von Specht, denn sie sei nicht sehr beliebt bei der Truppe gewesen. Als dann aber der Zahltag verstrichen war und keiner der Darsteller seinen wöchentlichen Lohn bekam, wurde klar, daß sie verschwunden war. Nach Spechts Informationen soll sie sich Richtung Marokko abgesetzt haben.
Nächstes Jahr wird übrigens bei den Festspielen an der Burg das Musical Hair nicht mehr aufgeführt. dok
RÖDERMARK. Andere Liste / Die Grünen wollen, daß ein von der Stadtverordnetenversammlung vor knapp zwei Jahren gefaßter Beschluß umgesetzt und eine Kindertagesstätte im Gebiet Breidert / Plattenhecke umgehend gebaut wird. Aus den aktuellen Belegungszahlen in den vorhandenen Kindergärten ergebe sich überdeutlich, begründen die Grünen ihren neuerlichen Antrag an das Parlament, wie notwendig dieser Beschluß des Jahres 1990 war.
Die geplante Reduzierung der Gruppenstärken auf 20 Kinder rücke in weite Ferne, falls nicht mit Planung und Bau weiterer Einrichtungen begonnen werde. Auch entfalle die Bevorzugung eines freien Trägers, zumal neue Richtlinien des Landes Hessen eine Förderung kommunaler Einrichtungen ebenso erlaubten. ttt
Im Wortlaut: Presseberichte aus Iran Peitschenhiebe bei ,Unmoral'
Mit heftigen Protesten reagieren zahlreiche Organisationen darauf, daß der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati ehrenvoll von der Bundesregierung empfangen worden ist. Die Grünen, Pax Christi sowie das deutsche Büro der iranischen Volksmudschaheddin befürchten, daß die Teheraner Diktatur von Bonn international aufgewertet wird. Sie verweisen auf die unvermindert andauernden drastischen Verletzungen der Menschenrechte in dem islamischen Staat. Die "Liga zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran" hat ihrem Protestschreiben an Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) Berichte aus offiziellen iranischen Zeitungen der vergangenen Monate beigefügt. Die FR dokumentiert im folgenden Auszüge aus den Übersetzungen der Liga.
Hinrichtungen und Totschlag - Kayhan, 7. 1. 92
In den Städten Haschtrud, Benab und Maragheh wurden fünf Rebellen hingerichtet.- Kayhan, 20. 2. 92
In der Stadt Brujerd wurden folgende sechs Schmuggler hingerichtet. (Die Namen werden aufgeführt.)
- Ettelaat, 19. 5. 92
Wie das Informationsministerium mitteilt, wurde Seifollah Suleimanpour wegen Spionage von Ordnungskräften getötet.
- Kayhan, 1. 6. 92
Mit Urteil des Islamischen Revolutionsgerichts wurden im Ghasr-Gefängnis in Teheran 15 Personen wegen Rauschgiftschmuggels hingerichtet.- Ettelaat, 4. 6. 92
Im Zusammenhang mit den Unruhen wurden heute in Maschad vier Personen hingerichtet. (Es folgen die Namen.) Eine Anzahl anderer wurde zu Peitschenhieben und Gefängnisstrafen verurteilt.
- Kayhan, 11. 6. 92
Neun Unruhestifter wurden in Schiras hingerichtet.
- Etelaat, 13. 6. 92
Wegen der letzten Ereignisse wurden in Schiras vier Personen hingerichtet.
- Ettelaat, 13. 6. 92
Im Zusammenhang mit den Tumulten wurden in Arak 29 Personen festgenommen und zu Gefängnis zwischen ein und zehn Jahren oder Geldstrafen verurteilt.
Bestrafungen wegen islamischer Unmoral - Kayhan, 8. 1. 92
Oberstleutnant Safai, Befehlshaber für Ordnung in der Provinz Fars, hat bekanntgegeben, daß 740 Personen in Schiras wegen Besitzes von Videos, Alkohol, Fotos verhaftet wurden. 236 Personen darunter wurden der unehelichen Beziehung beschuldigt, davon 97 Frauen.
- Kayhan, 18. 1. 92
Generalmajor Morteza Abdulkarimi, Befehlshaber der Ordnungskräfte von Südteheran, gab bekannt, daß innerhalb eines Monats 2332 Personen wegen Besitzes von Videos, Kassetten und Alkohol verhaftet wurden.
- Ettelaat, 27. 1. 92
Hojatolislam Mohammandhassan Aschtijani, stellvertretender Staatsanwalt in Teheran, gab bekannt, daß im 14. Bezirk der Staatsanwaltschaft eine Anzahl von Personen wegen gesellschaftlicher Verdorbenheit und Verletzung der Ehre des Islam festgenommen und zu Geldstrafen, Peitschenhieben und Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Er führte weiter aus, islamische Gnade werde dann angewendet, wenn der Straftäter einmalig verhaftet wurde, Reue zeige und mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeite.
- Kayhan, 27. 2. 92
Oberstleutnant Abbas Ali Schirkavand, Leiter des Amtes für den Kampf gegen gesellschaftliche Verdorbenheit, gab bekannt, daß das Feiern von 17 Parties aufgeflogen ist. Dabei wurden 212 Frauen und 278 Männer verhaftet.
- Kayhan, 30. 4. 92
Mirjalil Negarandeh, Leiter des Amtes für Sicherheit, gab die Schließung von 30 Gewerbeständen wegen islamischer Unmoral bekannt.
- Kayhan, 23. 5. 92
Wegen Verbreitung westlicher Kultur während der Vorlesung wurde der Dozent der Sozialwissenschaft an der Universität Teheran, Sarinkel, seines Amtes enthoben.
"Gegangen ist der Lotse!
Das Schiff ist gut bestellt,
das Steinbach und seinen Bürgern
vor Mast die Zukunft erhellt.
Gegangen ist der Steuermann,
der zeigt', daß man es schaffen kann,
vom kleinen Dorf zur schönen Stadt
er Steinbach geschickt gesteuert hat.
Gegangen ist der Kapitän,
von dem ich nur zum Schluß erwähn',
daß er das Schicksal unserer Stadt
seit dreißig Jahren geleitet hat.
Doch Freunde, seid nun heiter:
Er lebt ja schließlich weiter!
Beschäftigt sich mit seinem Garten -,
und kommandiert die Zinnsoldaten.
P.H."
Gedicht "Abschied von Walter Herbst", entnommen dem Mitteilungsblatt "Steinbacher Information" des Gewerbevereins.
Nach der Auslosung zu den Europapokal-Wettbewerben am Mittwoch in Genf gibt es für die deutschen Vereine ein gemischtes Programm, wobei im UEFA-Pokal - nach der Papierform - wenig Attraktives angeboten werden kann. Die Mannschaften Fram Reykjavik aus Island (gegen Kaiserslautern) und Floriana FC (Malta) gegen Borussia Dortmund scheinen dabei wenigstens sportlich noch von der leichteren Sorte zu sein. Unangenehmer könnte es für Eintracht Frankfurt beim Spiel gegen Widzew Lodz aus Polen werden: Auch hier vermeintlich wenig Anziehungskraft, aber sicherlich knorriger und schwieriger als die beide anderen Gegner der deutschen Teams. Was die finanzielle Seite anbetrifft, ist hier sicher auch nicht viel zu erwarten. Aber alles kann man eben nicht haben: Der Wunsch jeden Vereins, einen wirklich zugkräftigen Gegner mit klangvollem Namen zu bekommen, der das Geld in den Kassen klingeln läßt und sich außerdem noch leicht besiegen läßt, muß wohl ein Traum bleiben. Ein bißchen Sport und Unwägbarkeit soll ja schließlich auch noch sein.
Davon genug bekommt gleich der VfB Stuttgart im Landesmeister-Wettbewerb. Dort treffen die Schwaben gleich auf den englischen Titelträger Leeds United, aber ein Unglück ist dies mit Sicherheit nicht. Wer über eine lange Saison hinweg Klasse beweist, kann auch einen solchen Gegner in die Knie zwingen; Trainer Christoph Daum jedenfalls sieht das Spiel als eine großartige Herausforderung an und fürchtet sich nicht vor der Aufgabe.
Von Pech, dies aber nur aus nationaler Sicht, läßt sich schon eher im Europapokal der Pokalsieger sprechen. Denn hier führte das Los den Titelverteidiger Werder Bremen und den deutschen Pokalsieger Hannover 96 zusammen, so daß sich schon nach der ersten Runde einer der beiden deutschen Klubs verabschieden wird. Das Pikante an dieser Paarung: Zweitligist Hannover schaltete im Halbfinale des DFB-Pokalwettbewerbs Bremen nach einem 1:1 im Elfmeterschießen mit 6:5 aus. Ob sich das noch einmal wiederholen läßt, ist allerdings mehr als fraglich.
Für jeden der deutschen Vereine ist also etwas dabei. Zufriedenheit ist selten nach solchen Auslosungen anzutreffen, und diejenigen, die in früheren Jahren von einem glücklichen Los sprachen, mußten allzuoft erkennen, daß sie in Wirklichkeit auf Sand gebaut hatten. Alle Spiele müssen erst gespielt werden und die vermeintlich leichten Gegner wurden oft genug zu Stolpersteinen. Merke: "Der nächste Gegner ist immer der schwerste", wußte weiland schon Sepp Herberger. ERICH STÖR
an FRANKFURT A. M. Die Fertigung in Niedriglohnländer bedingt nach Ansicht von Geschäftsleiter Heinz Nerz wesentlich den Erfolg des Textilherstellers Ergee. "Schon vor über zehn Jahren hat Ergee mit der Auslandsproduktion begonnen, sonst hätten wir heute nicht diese positiven Ergebnisse." Mittlerweile fabriziert das Unternehmen mit Stammsitz Sonthofen im Allgäu 60 Prozent der Strümpfe und Strumpfhosen in Fernost; in Sri Lanka hat gerade ein zweites Werk mit der Fertigung begonnen. Vor fünf Jahren lag der Auslandsanteil noch bei einem Drittel.
Manager Nerz sieht zwei Wettbewerbsnachteile des Standorts Westeuropa: Die Maschinenlaufzeiten seien zu niedrig und die Löhne zu hoch. Westeuropa sei nur noch aufgrund der Marktnähe für eine "Mindestproduktion" interessant, da hier schneller - ohne Zeitverzögerung durch lange Transportwege - auf die neuesten Modetrends reagiert werden könne.
Im vergangenen Jahr hat Ergee mit 222 Millionen Mark in Sonthofen einen um fast elf Prozent höheren Umsatz erwirtschaftet; das Unternehmen lag mit diesem Zuwachs nach eigenen Angaben "deutlich über dem Branchendurchschnitt von 9,7 Prozent". In der Gruppe wurden 453 Millionen Mark erlöst.
Der Betrieb, der mittlerweile in der vierten Generation von den Familien Rössler geführt wird, beschäftigt weltweit fast 6000 Leute, davon 1600 in Deutschland.Schleef inszeniert Hochhuths "Wessis in Weimar" im BE
BERLIN. Rolf Hochhuths schon vor Erscheinen umstrittenes Stück "Wessis in Weimar - Satiren aus einem besetzten Land" soll am 16. Januar '93 im Theater des "Berliner Ensembles" am Schiffbauerdamm uraufgeführt werden. Die Inszenierung wurde, wie der Rowohlt-Verlag mitteilte, der auch die Buchausgabe herausbringt, dem Regisseur Einar Schleef übertragen. Das Tourneetheater Greve plant ebenfalls, für den Herbst '93, eine Inszenierung. fr
HANAU. Unbekannte haben in der Nacht zum vergangenen Dienstag an der Landeszentralbank an der Eugen-Kaiser- Straße in Hanau großen Schaden angerichtet. Sie zertrümmerten mit Pflastersteinen sieben große Sicherheitsscheiben im Eingangsbereich sowie die Eingangstür. Nach Angaben eines Polizeisprechers beträgt der Schaden "wenigstens 100 000 Mark.
Der Anschlag dürfte politisch motiviert gewesen sein und geschah vor dem Hintergrund des vor Wochenfrist zu Ende gegangenen Weltwirtschaftsgipfels in München. Die Täter hinterließen an der Hauswand der Landeszentralbank die Sprühparole "WWG-Ausbeutergipfel". Weitere Parolen in roter Farbe fanden sich in diesem Zusammenhang am Mittwochmorgen auch an der Fassade der Zulassungsstelle des Main-Kinzig-Kreises in Hanau, in der die Ausländerbehörde untergebracht ist. Dort schrieben sie unter anderem die Parole "Liberty for immigrants" an die Wand.
Die Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau in Hanau erhielt am Mittwochmorgen mit der Post einen Brief, in dem sich eine Organisation "welt weite gegenwehr" zu den Anschlägen bekannte. In dem Schreiben heißt es, man habe "mittels Farbe und Steinen unseren Zorn ausgedrückt". Das Ausländeramt wird in diesem Zusammenhang als "Kreisabschiebebehörde" bezeichnet. Gleichzeitig habe man "mit solidarischen sprühaktionen in hanau und stadtteilen den ausländischen flüchtlingen etwas mut gemacht". ml
WETTERAUKREIS. "FR-mobil" heute wieder ohne Auto. FR-Redakteurin Corinna Willführ packt Badeanzug und Handtuch in ihre Tasche, eben das Nötigste für einen Kur-Tag. Und der beginnt um neun Uhr im Herzbad Bad Nauheim. Sie wird erleben, wie Patienten sich in einer Torfpackung fühlen und erfahren, bei welchen Krankheiten eine Wannenbädertherapie angezeigt ist. Nach einem Imbiß in der Bio-Bar geht sie ins Thermalbad. Nach soviel Gutem für die Gesundheit wird sie ab 18 Uhr im Sprudelhof gemeinsam mit ihrem Kollegen Bernd Salzmann und den beiden Kurdirektoren Dr. Eduard Alt aus Bad Nauheim und Joachim Renz aus Bad Salzhausen sowie Johannes Lott von der AOK Chancen und Risiken für die deutschen Kurbäder im "grenzenlosen Europa" erörtern. Auch bei diesem "FR-mobil"-Gespräch gilt, Publikum ist willkommen.
HÖCHST. Gleich zweimal haben Bankräuber in Höchst ihr Unwesen getrieben: Die Stadt Frankfurt erstattete gestern beim 17. Polizeirevier Strafanzeige gegen die unbekannten Täter, die aus den Grünanlagen am Bahnhof und der Batterie am Mainufer Parkbänke gestohlen haben. Offenbar wurde der Raub der hölzernen Sitzgelegenheiten von den Römer- Beamten auf die lange Bank geschoben, hatten sie den Verlust doch bereits am Montag vergangener Woche bemerkt.
Nach Aussage eines Polizeisprechers waren die jeweils 500 Mark teuren Bänke nicht mit einer "Diebstahlsicherung" versehen. Vier Schrauben hätten lediglich für festen Stand gesorgt. Nun sei jeder tatverdächtig, der einen passenden Werkzeugschlüssel besitze. Von der sofort eingeleiteten Fahndung versprechen sich die Gesetzeshüter angesichts der vielen Kleingärten allerdings wenig Erfolg. leo
DREIEICH. Das Wetter soll schön werden, und somit steht die diesjährige Burg-Premiere von Georges Bizets Oper Carmen am heutigen Abend in Dreieichenhain unter guten Vorzeichen. 80 Musiker der Lettischen Philharmonie Riga bilden das Orchester. Karajan-Preisträger Herbert Gietzen aus Gießen übernimmt die musikalische Leitung.
Leili Tammel sollte eigentlich die Rolle der Carmen bei der Premiere singen, doch sie hat sich Rippenbrüche zugezogen, und so wird Olga Bolotova ihren Part übernehmen. "Es war ein tragischer Unfall bei den Proben zu Salome in Riga", erklärt Gietzen, der gerade erst aus Lettland gekommen ist und das Unglück miterlebt hat. Leili Tammel sei ins Bühnenbild gestürzt und habe sich noch im letzten Moment vor einem weiteren Sturz in drei Meter Tiefe festhalten können. Dennoch wird die Sängerin, so Gietzen, auf jeden Fall die Herodias in Salome am 31. Juli singen.
Die Carmen-Vorstellungen am Sonntag, 19., und Montag, 20. Juli, sind bereits weg. Insgesamt wurden bisher 25 000 Karten bei den Festspielen verkauft; das Ziel ist der Verkauf von mindestens 60 000 Karten. dok
Wenn Wolfgang Kaske am 1. August sein neues Büro als Chef des Finanzriesen Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB) bezieht, betritt er in mancherlei Hinsicht bekanntes Terrain. Nicht nur gehörte der 61jährige Manager vor seiner dreieinhalbjährigen "Abkommandierung" zur Volksfürsorge schon einmal dem AMB-Vorstand an. Auch das Ambiente der noblen Assekuranz-Zentrale ist ihm vertraut - hat doch der damalige AMB-Chef Helmut Gies die lichtdurchflutete Halle des Palastes 1989 mit großen, abstrakten Bildern ausschmücken lassen, deren "eigenwillige, bodenlose Schwebelage" Kunstkenner begeistert. Bei der Malerin Luisa Schatzmann handelt es sich um niemand anderes als Kaskes Ehefrau.
Nun schließt sich der Kreis: Kaske, einst Chef der AMB-Tochter Central, kehrt als "Troubleshooter" ins Rheinland zurück. Und der 63jährige Gies, eigentlich längst in den Aufsichtsrat entrückt, erlebt eine Wiedergeburt. Gestern schon traf Kaske mit seinen neuen Vorstandskollegen zusammen. Selbstverständlich war auch Aufseher Gies mit von der Partie.
"Ich konnte bei der Beilegung des Streits mit der AGF hilfreich tätig werden", umschreibt der wendige "Kaiser von Aachen" euphemistisch seine Rolle in den vergangenen Wochen. Tatsächlich hatte Gies hinter dem Rücken seines Ex-Zöglings und Vorstandschefs Baumgartl mit dem französischen Großaktionär AGF Frieden geschlossen. Daß dies auch auf Druck deutscher Finanzkreise geschah, bestreitet Gies energisch.
Jedenfalls scheint die Machtfülle des wegen seines autoritären Führungsstils und seiner Temperamentsausbrüche bei Mitarbeitern gefürchteten Oberaufsehers derzeit ungebrochen zu sein. Hatte die AGF ursprünglich Gies noch die Entlastung verweigern wollen, kursieren nun Gerüchte, die Franzosen wollten ihrem Türöffner einen Aufsichtsratsposten über 1993 hinaus sichern. Daß es Gies war, der der AMB das Milliarden-Debakel der BfG Bank einhandelte und den kostspieligen Streit mit der AGF zwei Jahre lang zumindest laufen ließ, scheint niemanden mehr zu stören.
Wolfgang Kaske ist von anderem Kaliber. Er gilt als ausgleichende Integrationsfigur, aber auch als Übergangskandidat. Im Gegensatz zu Gies will Kaske, so hört man, mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen. doe
cri FRANKFURT A. M. Die selbständigen mittelständischen Unternehmer fühlen sich von der Bonner Politik im Stich gelassen. Statt die Betriebe zu unterstützen würden sie mit immer neuen Auflagen, Vorschriften und Reglementierungen belastet, wettert die Präsidentin des Bundes der Selbständigen/Deutscher Gewerbeverband (BDS/DGV), Siglind Wanschka. Der Verein vertritt rund 80 000 Firmen quer durch alle Branchen mit meist nicht mehr als 20 Beschäftigten sowie Freiberufler. Etwa 10 000 davon sind in den neuen Bundesländern angesiedelt.
Die Mittelständler prangern vor allem die Arbeits- und Sozialpolitik an. Die damit verbundene Bürokratie überfordere kleine Unternehmen. Im übrigen hält die Organisation die staatliche Fürsorge für übertrieben. Damit entwickle der einzelne Arbeitnehmer kaum noch "Eigenverantwortung". Wenn es nach Wanschka ginge, sollten Löhne und Gehälter brutto ausgezahlt werden, und die Beschäftigten müßten sich selber um ihre soziale Absicherung beziehungsweise um die Abführung von Versicherungsbeiträgen und Steuern kümmern. "Dann würde jeder einmal sehen, was der Arbeitgeber jeden Monat für ihn aufwenden muß."
Für unzumutbar hält der BDS/DGV die Bonner Pläne zur Pflegeversicherung. Eine dadurch "absehbare Steigerung der Lohnzusatzkosten" sei für die "lohnintensive mittelständische Wirtschaft nicht weiter tragbar".
Ein hohes touristisches Anziehungspotential: Industrielandschaft im Saarland. (Bild: Ulla Schickling)
DARMSTADT. "Student bietet für jeden Quadratmeter Wohnraum eine Stunde Hilfe im Monat" - so etwa lautet die Formel, mit der Bürgermeister Peter Benz (SPD), die Rektoren der Fachhochschule und der Evangelischen FH sowie der Präsident der TH die "Solidarität der Generationen" in Darmstadt beflügeln möchten.
Die ungewöhnliche Aktion soll Leistung mit Gegenleistung versüßen: Alleinstehenden oder älteren Menschen, die sich angesichts der großen Wohnungsnot einen Ruck geben und leerstehende Zimmer an Studierende vermieten, werden im Gegenzug kleine Dienste erwiesen: Hilfe im Garten, beim Einkauf, beim Gang zu Behörden, zur Hand gehen in der Küche.
Wer künftig also ein 16 Quadratmeter großes Zimmer vermietet, darf wöchentlich vier Stunden Unterstützung im Alltag erwarten. Ein Team des Fachbereichs Sozialpädagogik an der FH Darmstadt gibt Informationen über die Aktion, vermittelt Kontakte und bietet auch die "Betreuung" während der ersten "gemeinsamen Monate von jung und alt" an. Es ist montags und donnerstags von 15 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 0 61 51/16 86 91 zu erreichen. feu
MAINTAL. Mit der Konzeption zur Unterbringung von Asylbewerbern und dem Thema Urlaubsplanung der Hauptamtlichen wird sich das Maintaler Stadtparlament auf Antrag der CDU am Dienstag, 21. Juli, in einer Sondersitzung zu beschäftigen haben. Einen Tag zuvor, also am Montag, 20. Juli, kommen bereits der Haupt-, Finanz- und Bauausschuß zusammen, um den Themenkomplex in einer öffentlichen Sitzung zu behandeln. Diesen Beschluß hat das Parlamentspräsidium am Dienstagabend gefaßt.
Wie berichtet, hatte die Beschlagnahme der Maintalhalle in Dörnigheim für knapp 40 Asylbewerber und die wenig später vom Main-Kinzig- Kreis veranlaßte Wiederausquartierung gewaltigen Staub aufgewirbelt. Unmut machte sich insbesondere auch daran fest, daß sich Bürgermeister Walter Unger und die beiden Hauptamtlichen Karl-Heinz Schreiber und Priska Hinz allesamt just zu der Zeit im Urlaub befanden, als die Asylbewerber in Maintal einquartiert werden sollten.
Zu den Vorwürfen nahm gestern der inzwischen aus dem Urlaub zurückgekehrte Bürgermeister Unger im Gespräch mit der FR Stellung. Laut Unger kann keinesfalls die Rede davon sein, daß die Verwaltung in Abwesenheit der Hauptamtlichen handlungsunfähig gewesen sei. Dieser Eindruck sei "sicherlich falsch". Unger zufolge war das Asyl-Thema "vorbesprochen" worden. Entsprechend sei auch gehandelt worden.
"Durchaus gewisses Verständnis" räumte der Maintaler Bürgermeister für die entstandene Aufregung, die Emotionalisierung ein. Hinterher sei man halt schlauer, meint der Verwaltungschef. Dennoch habe hier keine handlungsunfähige Stadt "vor sich hingedümpelt". Der Dienstaufsichtsbehörde sieht Unger indessen gelassen entgegen.
Die Kritik am Kreis und an Landrat Karl Eyerkaufer macht sich daran fest, daß der Kreis ja zuvor schon davon verständigt worden sei, daß Maintal keine Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber vorweisen könne. Inzwischen hat auch Sozialdezernentin Priska Hinz ihr Unverständnis darüber ausgedrückt, daß der Kreis die Asylbewerber erst nach Maintal geschickt habe, um sie nach zwei Tagen wieder abzuholen. hok
Zur Person:
JOHANNES GERSTER, stellvertretender CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, hat sich gegen doppelte Staatsbürgerschaft für in Deutschland lebende Ausländer ausgesprochen. Der CDU-Politiker wandte sich im Saarländischen Rundfunk gegen eine entsprechende Forderung der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, CORNELIA SCHMALZ- JACOBSEN. Gerster sagte, die Folge der doppelten Staatsangehörigkeit sei lediglich, daß "Menschen zwar in ihrem Herzen Angehörige eines anderen Staates bleiben, aber weil sie sich einen Vorteil versprechen, dann Deutsche werden". Gerster befürwortete zugleich Schmalz- Jacobsens Vorschlag, die Einbürgerung zu erleichtern. Erreicht werden könnte dieses Ziel durch geringere Kosten des Verfahrens und ein Optionsrecht auf Einbürgerung für junge, in Deutschland geborene Ausländer. (AFP)
BAD NAUHEIM. Seit das russische Zarenpaar und Amerikas Präsident Roosevelt Erholung und Linderung von Leiden in Bad Nauheim suchten, ist das Angebot an therapeutischen Anwendungen stark ausgeweitet worden. Als Hauptindikationen für eine Kur in dem Hessischen Staatsbad gelten aber auch heute noch Herz- und Kreislaufleiden wie Herzmuskelfehler oder Durchblutungsstörungen der Arme und Beine sowie rheumatische Erkrankungen. Zu ihrer Behandlung stehen Wannenbäder mit mineralsalzreichem Wasser (aber mit wenig Kohlensäure) im Thermalbad oder mit kohlensäurereichem Wasser im Sprudelbad zur Verfügung. Im Thermalsole-Bewegungsbad können Erholungssuchende bei einem Salzgehalt, der dem der Nordsee ähnlich ist, entspannen. Herzkranke sollten allerdings vor einem Besuch mit ihrem Arzt sprechen. Auch wer an der Unterwasserbewegungstherapie teilnehmen möchte, muß erst einen Arzt konsultieren.
Breit gefächert ist das Massageangebot: Es reicht von Bindegewebs- über Reflexzonen- bis zur Unterwasser-Druckstrahlmassage. Kalte und wechselwarme Güsse wie temperaturansteigende Teilbäder bieten die Kneippschen Anwendungen. Mit Naturmoor (Turbatherm-) und Fango-Packungen wird die Wärmebehandlung durchgeführt.
Wer wegen einer Erkrankung spezielle Kost benötigt, braucht sich um seine Ernährung während des Kuraufenthaltes nicht so sorgen. In den Kliniken und Beherbergungsbetrieben wird eine Vielzahl an Diäten angeboten. Ein spezielles Angebot gibt es auch für Raucher: In zweiwöchigen Gruppen-Therapien lernen sie, auf die Zigarette zu verzichten. Durch seine Thermalsole-Quellen eignet sich Bad Nauheim auch als Kuraufenthaltsort für Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis).
Doch auch für den, der sich noch guter Gesundheit erfreut, ist Bad Nauheim attraktiv: Seine in Europa einzigartige Jugendstilanlage, den weitläufigen Kurpark, imposante Bauwerke aus der Zeit der "Belle Epoque", das Eisstadion, den Golfplatz, das Kurtheater, den Skulpturenpark, das Usa-Wellenbad und, und, und . . . cor
WIESBADEN/HEIDELBERG. Das Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg (USAREUR) hat den Aussagen des amerikanischen Generalkonsuls gegenüber der Landesregierung wegen der "eingeflogenen" US-Arbeiter widersprochen. Während der Generalkonsul laut Staatskanzlei-Chef Jochen Suchan (SPD) mitgeteilt hatte, daß an mehreren Standorten in der Bundesrepublik Arbeiter bis zum März 1993 eingesetzt seien, darunter 35 in der Hanauer Militärgemeinde, gab USAREUR offiziell bekannt, daß die Verträge bis zum 30. September dieses Jahres befristet seien. Auch handle es sich in Hanau nicht um 35, sondern um 50 Beschäftigte. Gewerkschaftsvertreter geben demgegenüber eine Zahl von 75 an.
Die Stabsdienststelle für Logistik der US-Armee in Europa ist offenbar selbst nicht sicher, ob diese Leiharbeiter als Spezialisten gemäß dem NATO-Truppenstatut als ziviles Geefolge der Army gelten und somit weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeitserlaubnis hier benötigen, oder ob es sich um eine illegale Beschäftigung handelt. hein
ULRICH KLOSE
ebo KASSEL, 15. Juli. Kranke Arbeitnehmer müssen in der Regel nur eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegen. Arbeitgeber, die eine solche Bescheinigung nicht akzeptieren, müssen nach Feststellung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) Umstände darlegen und beweisen, "die zu ernsthaften und begründeten Zweifeln an der behaupteten krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit Anlaß geben". In diesem Fall sei zudem eine erschöpfende und widerspruchsfreie Würdigung aller Umstände erforderlich, die für oder gegen die Erkrankung in der fraglichen Zeit sprechen, entschied der 5. Senat am Mittwoch in Kassel (Az: 5 AZR 312/91).
Das BAG widersprach damit dem Landesarbeitsgericht (LAG) München. Das hatte die Ansicht vertreten, daß ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen kein nennenswerter Beweiswert zukomme. Die bayrischen Richter hatten deshalb die Klage eines Arbeiters auf Lohnfortzahlung abgewiesen. Der Mann hatte - nach seiner Kündigung - eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt, die vom Arbeitgeber nicht akzeptiert worden war.
HAMMERSBACH. Die Resonanz auf Konzerte, Ausstellungen und besonders auf die Brauchtumspflege ist gut, die Tendenz der Besucherzahlen stabil bis steigend. Kulturarbeit in Hammersbach hat also Zukunft. Auch durch den Umstand, daß nach Ausbau der Hirzbacher Kapelle ein zweiter vorzüglicher Veranstaltungsort bereitsteht. Das ist aber nur eine Seite der Medaille, die andere: Der Verein für Kultur und Heimatgeschichte hat wie andere auch mit einer "problematischen Mitgliederstruktur" zu kämpfen.
Wilhelm Dietzel, der seit etwa fünf Jahren dem Kulturverein vorsteht, spricht immer wieder jemanden an, der für die Mitarbeit in Frage käme. Zwar hat gibt es 80 Mitglieder, doch nur etwa ein Dutzend packt regelmäßig mit an. Dietzel ist ganz zufrieden, daß inzwischen einige Veranstaltungen auch laufen, ohne daß er selbst Hand anlegt. Dem als SPD-Fraktionsvorsitzendem im Gemeindeparlament und als Koordinator an der Suttnerschule "recht gut ausgelasteten" Vater wird die Arbeit aber dennoch zuviel. Er will nächstes Jahr das Amt abtreten.
Von den Mitgliedern ist kaum eines unter 30. Es sei schwierig, aktiven Nachwuchs zu gewinnen. Da wird eine frisch eingetretene Zwölftkläßlerin schon fast zur Hoffnungsträgerin. Der Verein stößt an strukturelle Probleme: Gerade die jungen Menschen, die eventuell gern mitorganisieren oder sich mit Ortsgeschichte beschäftigen würden, befinden sich meist schon auf dem Absprung. Die einen zieht das Studium, andere persönliche Beziehungen oder der Beruf in die Ferne.
Zielgruppe bei der Nachwuchssuche könnten also eher Leute sein, die in den Ort zurück- oder neu dorthin ziehen. Leichter als im Verein selbst findet man diese aber bisher im Publikum, das dessen "bürgerliche Angebotskultur" genießt, von der der Sozialdemokrat mit einem selbstkritischen Augenzwinkern spricht.
Ein Blick in Nachbarkommunen legt die Frage nahe, ob nicht die Gemeinde langsam anfangen müßte, die Kulturarbeit selbst deutlicher auf ihre Fahnen zu schrieben. Obwohl Dietzel in der Ortspolitik gewiß ein Wörtchen mitzureden hat, argumentiert er hier eher zurückhaltend. Er hat schon eine ernüchternde Erfahrung gemacht. Über seine Partei hat er einmal bessere Förderung von Kultur am Ort vorgeschlagen. Ein Gemeindevertretungs-Ausschuß befaßte sich damit.
Die Beratung, bei der auch die örtlichen Vereine mitdiskutierten, sei aber schnell derart "abgeglitten", daß er den Antrag wieder zurückzog. So sei die Frage aufgeworfen worden, was denn gerade den Verein für Kultur und Heimatgeschichte vor anderen als "kulturtragend" auszeichne. Ernsthaft habe jemand die Position vertreten, daß der Gartenbauverein förderungswürdig sei, "kultiviere" der doch Pflanzen. Die Zeit sei damals wohl einfach noch nicht reif gewesen für gemeindliche Kulturpolitik, sagt Dietzel heute. Doch kündigt er gleich an, er werde nicht ewig stillhalten, wenn der Zuspruch zu den Veranstaltungen gleichbleibt oder weiter ansteigt.
Er betont aber auch den Beitrag, den die Gemeinde mit dem kostenlosen Überlassen des alten Rathauses Marköbel seit dessen Renovierung zur Arbeit des Vereins geleistet hat. Auch den momentan auf 100 Mark pro Veranstaltung begrenzten Zuschuß weiß der Verein bei seinem bescheidenen Umsatz zu schätzen.
Die 24 Mark, die die Mitglieder jährlich beisteuern, die seit einiger Zeit ganz gut eingespielte Unterstützung aus der Kulturabteilung des Kreises sowie die wichtigen Spenden der Sparkasse und der Raiffeisenbank decken die Konzert-Defizite im wesentlichen ab.
Aber große Sprünge sind nicht drin. Wenn ein Künstler mal ordentlich verkauft hat und deshalb die kleine Aufwandsentschädigung zurückgab, die ihm der Verein ohnehin nur bieten konnte, ist der Kassenwart froh. Mit Musikern wurde sogar schon mal etwas gefeilscht.
Gemessen an den recht schwierigen Bedingungen ist es erstaunlich, daß der Verein nach 13, 14 Jahren noch so rührig ist. Lagen die Schwerpunkte bei der aus dem Umkreis des damaligen Bürgermeisters Glänzer angeregten Gründung vor allem auf historischer Arbeit, so ist heute die allgemeine Kulturarbeit als zweites Standbein etabliert. (Um Kultur für Kinder und Jugend, das unterschlägt Dietzel nicht, kümmert sich die Gemeinde.)
Einen Boom erlebte die Heimatforschung mit den Jubiläen Marköbel und Baiersröderhof. Neue Impulse kämen derzeit von zwei Frauen, die im Archiv von Langenbergheim arbeiten. Zur Jubiläumszeit bot der Verein vier historische Vorträge im Jahr an, heute sind es noch zwei, und es ist inzwischen auch jüngere Geschichte dran. Der Verein hat ein Fotoarchiv zur Ortsgeschichte aufgebaut. Nicht mehr verfolgt wird wegen abschreckender Erfahrungen andernorts das Vereinsziel eines Heimatmuseums.
Zum Sonnwendfeuer kommen schon mal 600 Leute - vorausgesetzt, es wird nicht wie dieses Jahr von einem Schlingel in der Nacht zuvor abgefackelt. Das mehrtägige Latwergekochen, das Ostereierbemalen haben ihren festen Publikumsstamm. Bei den Konzerten ist Dietzel "immer wieder verwundert", wer sich alles für Kunst interessiert, darunter viele, die den Weg nach Frankfurt oder Hanau scheuen würden, ist er sicher.
Gute Themen, originelle Kombinationen könnten den "Kreis" weiter ausweiten, wie dies Dietzel auch beobachtet. Beispiele: ein Vortrag zur Zukunft der Landwirtschaft, das einen Bauern sogar zu einem Gegenreferat anregte; ein Konzert, in dem zu vierhändiger Klaviermusik Balladenlyrik Erwachsene verblüffte und Kinder begeisterte; die Ausstellungen, denen gezielt mit Konzerten und anderen Veranstaltungen im alten Rathaus zusätzliche Besucher(innen) zugeführt werden. Ul
OBERTSHAUSEN / DIETZENBACH. "Ein Erholungsaufenthalt für Tschernobyl-Kinder wie der jetzt geplante im Kreis Offenbach wird in den GUS-Ländern in nächster Zeit nicht zu organisieren sein." Walter Fontaine, Leiter des Dietzenbacher Amtes für Jugend, Sozialarbeit und Schulen und Mitinitiator der Ferienaktion, ist nach vielen Gesprächen in Weißrußland zu dieser Erkenntnis gekommen. Deshalb wird es zunächst wohl nur Ferien außerhalb der Grenzen der ehemaligen UdSSR für die strahlengeschädigten Kinder aus Weißrußland geben, so wie den Aufenthalt vom 17. Juli bis 16. August in Obertshausen und Dietzenbach.
In einigen Jahren allerdings, so vermutet Fontaine, könnten die deutschen Spendengelder durchaus in Kinderheime auf dem Territorium der GUS-Staaten fließen. Bisher wurde jedoch noch nicht einmal mit der Planung solcher Einrichtungen begonnen.
Die bundesweite Diskussion über die beste Erholungsmöglichkeit für Kinder aus dem Strahlenbereich des Kernkraftwerkes war durch Psychologen-Äußerungen ausgelöst worden, wonach eine große Anzahl der Mädchen und Jungen auf die Urlaubswochen im reichen Westen mit beträchtlichen Verunsicherungen bis hin zu Aggressionen nach ihrer Rückkehr in die ärmliche Heimat reagiert hat.
Fontaine schließt solche und ähnliche Irritationen nicht aus. Er weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, daß die gesundheitlichen Vorteile des Urlaubs in einer strahlenfreien Umgebung die psychischen Beeinträchtigungen aufwiegen: "Solange es nichts Gleichwertiges in den GUS-Ländern gibt, laden wir weiter Kinder zu uns ein."
Nach den bisherigen Erkenntnissen stärkt der Urlaub hauptsächlich das geschwächte Immunsystem der Kinder. Für manche bedeutet schon ein normaler Schnupfen eine lebensbedrohliche Erkrankung. Die Erfahrung zeigt, daß nach vierwöchigen Ferien das Immunsystem für neun Monate stabilisiert ist.
Bisher konnten 20 000 der 800 000 Kinder aus den strahlenverseuchten Gebieten im Ausland Ferien machen. Am morgigen Freitag kommen 59 Mädchen und Jungen aus dem Ort Kostjukowitschi mit ihren Betreuer/innen per Flugzeug in Berlin an und reisen an den Main weiter.
25 Kinder werden erstmals in Obertshausen betreut, 34 von den Dietzenbachern. Fast drei Wochen verbringen sie gemeinsam im Kreisjugendheim Affhöllerbach, die letzte Woche in Gastfamilien.
Erfahrungsgemäß bringen die Kinder nur das an Kleidung mit, was sie am Leibe tragen. Deshalb fährt das Rote Kreuz Obertshausen am kommenden Montag mit einem Berg Kleiderspenden in das Jugendheim und stattet die neun- bis elfjährigen Kinder mit einer kompletten Garderobe aus. In dem Heim warten außerdem Spielsachen und Spiele auf die kleinen Gäste; eingekauft von der Arbeiterwohlfahrt, die in Obertshausen die Tschernobyl-Kinder betreut.
Obertshausen bezahlt die Aufenthaltskosten der Kinder in Höhe von 30 000 Mark aus Geldspenden. 15 000 Mark sollen übrig bleiben und als Medikamente ins Krankenhaus der weißrussischen Stadt geschickt werden. hf
Nachrichten-Börse
Russen dürfen in Devisen verdienen Das russische Parlament hat ein neues Devisengesetz beschlossen. Russen wird danach erlaubt, Löhne und Gehälter auch in harter Währung zu erhalten. Damit wird eine bei Gemeinschaftsfirmen mit Ausländern bereits weit verbreitete Praxis legalisiert. Dunkel bleibt Gatt-Chef Arthur Dunkel (59) wird bis Mitte 1993 Generaldirektor des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) bleiben, um die Uruguay-Runde zum Abschluß zu bringen. Der Rat der Organisation stimmte der Mandatsverlängerung zu. Bush und Salinas wollen freihandeln US-Präsident George Bush und sein mexikanischer Amtskollege Carlos Salinas de Gortari haben beschlossen, die Verhandlungen über eine nordamerikanische Freihandelszone möglichst bald zum Abschluß zu bringen. Bei einem Treffen vereinbarten sie, daß die Chefunterhändler am 25. Juli erneut zusammenkommen sollen. Strittig ist vor allem die Definition, was als US-amerikanisches und was als mexikanisches Produkt gelten soll.
NEU-ISENBURG. Matthias Felber hat das große Los gezogen. Zwar handelt es sich "nur" um den Pachtvertrag für ein orangerotes, prächtiges Haus in der Neu-Isenburger Neuhöfer Straße. Aber für den Gastronom, der vor zehn Jahren aus Leipzig ins Rhein-Main-Gebiet kam, ist es ein "Glücksgriff".
Hier in Neu-Isenburg, wohin er vor zwei Jahren als Betreiber der Gaststätte des Naturfreundehauses kam, möchte der gelernte Restaurantfachmann, der vorher in Hanau ein Feinschmeckerlokal betrieb, gerne alt werden. Aber das dauert noch eine ganze Weile.
Als "ganz simples, einfaches Familien- oder Apfelweinlokal" möchte Felber Biergarten und Gaststätte verstanden wissen. Das "Schnitzelbraten", wie er die einfachere Küche scherzhaft nennt, macht ihm Spaß, "die Zwänge sind halt nicht so groß" wie bei einem Feinschmeckerlokal.
Dabei kann sich seine Speisekarte durchaus sehen lassen. Ob man nun drinnen sitzt, oder auf einem der 150 Plätze im überdachten Garten, die Auswahl an interessant klingenden Gerichten ist groß. Mannigfaltige Variationen von Rindersteaks, Gerichten von Lamm und Schwein gibt es ebenso wie die üblichen handfesten Kleinigkeiten.
Dabei dreht sich vieles um die Folienkartoffel. Von der einfachen Knolle mit Sauerrahm (5,50 Mark) bis zur Kartoffel mit Krabben und Räucherlachs (14,50 Mark) hat sich Felber einiges einfallen lassen. Wer Erleseneres bevorzugt, kann etwa zwischen dem Hüftsteak mit Kräuterbutter und Folienkartoffel (18,50 Mark) und dem Filetsteak mit Kroketten und Salat (26 Mark) wählen.
Besucher/innen mit ganz kleinem Appetit und regional geprägten Geschmacksnerven bleibt auch nicht der Handkäs mit Musik (4,50 Mark) verwehrt. Für Kinder bietet Felber, der sich als Autodidakt die Geheimnisse der feinen Küche selbst beibrachte, diverse Gerichte an: darunter Kartoffelpuffer mit Apfelmus für 6 Mark.
Vor einem plötzlichen Regenguß brauchen sich Freunde der Gastronomie unter freiem Himmel in der Neuhöfer Straße nicht zu fürchten. Der freie Blick auf den Himmel ist nämlich nur an fünf Tischen möglich. Die übrigen gut 100 Plätze im Biergarten sind überdacht. Überwiegend finden die Gäste hier an den typischen Bierbänken und -tischen Platz. Trinken kann man hier Apfelwein als Viertelliter für 1,70 Mark ebenso wie im Ein- oder Zwei-Liter-Bembel für sechs und zwölf Mark. Sprudel und Wasser gibt's auch in der Dreiviertelliter-Flasche für drei Mark.
Natürlich kommen Bierfreunde nicht zu kurz: ob Weizen (3,80 Mark), irisches Stout im Nullvierer-Glas (3,80 Mark), alkoholfreies Bier (3,30 Mark) oder ein halber Liter Pils (4,50 Mark): an Hopfen- und Malzprodukten ist alles da.
Matthias Felber gefällt es in Neu-Isenburg auch deshalb so gut, weil er es hier "ein bißchen ruhiger angehen lassen kann". Die Gastronomie sei ja sonst ein "knüppelharter Job, und hier kann ich morgens auf der Terrasse ein bißchen abschalten, bevor's losgeht". Dabei gönnt sich der Leipziger keinen Ruhetag.
Daß er von der Taufe bis zur Beerdigung fast jede Feier seiner Stammgäste mitkriegt, die sich naturgemäß vor allem aus Naturfreunden zusammensetzt, die sich häufig mit ihren Gästen von ihm bekochen lassen, gefällt dem Zugezogenen. "Ich bin erst zwei Jahre hier und kenne schon umheimlich viele Leute in Neu-Isenburg." Interessant findet er das, und es macht ihm Spaß, sein tägliches Schwätzchen mit den Leuten zu halten.
Eine Kneipe auch noch mit Gartenbetrieb mitten im Wohngebiet? Hat er da eigentlich keine Probleme mit den Nachbarn? - "Nein, und dabei sind die wirklich sehr großzügig, denn die Geräusche aus dem Biergarten empfinde auch ich manchmal als ganz schön laut."
FRAUKE HASS
Das Kasseler Kinder- und Jugendtheaterbüro veranstaltet vom 18. Juli bis 16. August ein Festival mit Vorstellungen von Theatergruppen aus Nordhessen und europäischen Nachbarländern. Den Auftakt bildet das Gastspiel eines niederländischen Objekttheaters am 18. und 19. Juli, jeweils um 17 Uhr. Zu sehen sind sämtliche Aufführungen in einem Zelt, das im Park an der Kasseler Goethestraße errichtet wird.
has FRANKFURT A. M. Das Bundeskartellamt ist durch Sirenen-Geheul aufgeschreckt worden. Die Berliner Behörde hegt den Verdacht, daß vier Hersteller von Aufbauten für Feuerwehr-Fahrzeuge die Preise abgesprochen und damit die Gemeinden als Nachfrager dieser Vehikel geschädigt haben. Nach Angaben der Wettbewerbshüter wurden die Geschäftsräume der Unternehmen bereits im Mai durchsucht. Die dabei beschlagnahmten Unterlagen würden momentan unter die Lupe genommen.
Bei den vier unter dem Verdacht der Preisabsprachen stehenden Firmen, die die Chassis für Feuerwehr-Fahrzeuge bei der Autoindustrie kaufen und diese dann mit den Spezial-Aufbauten versehen, handelt es sich um Ziegler in Giengen, Metz in Karlsruhe, Schlingmann in Dissen und GFT Fahrzeugtechnik in Bad Friedrichshall. Falls ihnen Verstöße gegen das Wettbewerbsgesetz nachgewiesen werden können, müssen die Produzenten mit Bußgeldern bis eine Million Mark oder bis zum Dreifachen des durch die dubiosen Praktiken erzielten Mehrerlöses rechnen.
Bei seinen Recherchen scheint sich das Bundeskartellamt auf der sicheren Seite zu wähnen. Die Wettbewerbshüter haben nämlich einen wichtigen Ratschlag für alle Gemeinden parat, die gegenwärtig Feuerwehr-Fahrzeuge beschaffen: "Die Kommunen sollten bei den Preisen unbedingt aufpassen."
Bürgermeisterin Erika Schäfer (SPD): "Das ist aus Bad Nauheimer Sicht ein egoistisches Denken. Die Interessen von Ober- Mörlen werden vernachlässigt".
Stadtrat Peter Keller (SPD): "Ober-Mörlen will seine Probleme auf Bad Nauheimer Kosten lösen."
KASSEL. Internationale Videokunst unter freiem Himmel stellt der Kasseler Verein "Filmladen" von heute bis zum 22. Juli vor: Im Innenhof des Kulturhauses Dock 4 (hinter dem Museum Fridericianum) werden bis kommenden Mittwoch mehr als hundert Videoproduktionen namhafter Künstler, beispielsweise der documenta-Teilnehmer Dara Birnbaum, Bill Viola, Tony Oursler und Gary Hill, aber auch Arbeiten jüngerer Kunstschaffender gezeigt.
Die Vorstellung beginnt am heutigen Donnerstag und am Sonntag um 20.30 Uhr mit einem Vorprogramm, an den übrigen Tagen um 22 Uhr.
Eine Programmübersicht hält der Filmladen (bekannt durch das von ihm regelmäßig veranstaltete Dokumentarfilmfest), Goethestraße 31, Telefon 0561/18844, bereit. ebo
Kein Ausweg in Belgrad
In dem Territorium, das vor zwei Jahren noch Jugoslawien war, herrscht Endzeitstimmung. Jenseits jeglicher rationaler Erwägung wird vernichtet, geschossen, getötet, gerächt. Daher ist dies kein Krieg wie andere. Daher lassen sich Kampfzonen nicht bestimmen. Oder anders: Kampfzone ist überall, zu jeweils anderen, unberechenbaren Zeiten. Die Teilung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten ist aufgehoben. Jede Situation ist Entscheidungssituation für jeden Beteiligten.
Für die Regierenden in Neu-Jugoslawien, dem Bund aus Serbien und Montenegro, gilt ähnlicher Entscheidungsnotstand. Die Sozialistische Partei, Nachfolger des Bundes der Kommunisten, versteht sich als Erbe einer übernationalen sozialen Idee, als Träger eines transnationalen Staates, aber auch als Sachwalter serbischer Interessen jenseits der eigenen Landesgrenzen. Die drei Elemente passen nicht mehr zueinander. Die Partei beherrscht die Institutionen der Republiken und des Bundes, aber sie hat die Kontrolle über die Radikalen verloren und zum anderen den Einfluß auf jene Schichten eingebüßt, die des alltäglichen Tötens überdrüssig sind. Daß sie wohl am Ende ihres Weges angekommen ist, weiß sie noch nicht, will sie nicht wissen. Der Versuch, eine Regierung des Bundes auf die Beine zu stellen, die sowohl politische Macht nach innen ausüben als auch Respekt im Ausland gewinnen kann, hat mehr als nur einen Hauch von Hilflosigkeit an sich. Dem neuen Ministerpräsidenten Milan Panic ist es nicht gelungen, eine vollständige Kabinettsliste vorzulegen, und schon mußte er erste Kündigungen akzeptieren. Die Sozialisten sind der Regierung ferngeblieben, die Opposition beteiligt sich nicht. Macht übt man anders aus.
Wieso die Sozialisten gerade auf Panic gekommen sind, ist vor diesem Hintergrund beinahe schon wieder verständlich. Jugoslawiens Präsident Dobrica Cosic hat ihn protegiert, Serbiens Präsident Slobodan Milosevic ist stark genug, um Cosic unbeschadet für seinen Schützling halten zu dürfen. Der neue Mann ist unbelastet, verkörpert eine erfolgreiche berufliche Karriere, steht dem Intrigenspiel und dem blutigen Kampf der Fraktionen, Clans und Gruppen fern und könnte somit dem Ruf der Belgrader Politik wieder größere Seriosität verleihen. Es fragt sich, ob das in seinen Kräften steht.
Daß Panic, der noch immer auch einen Paß der USA hat und sich mit der dort gebräuchlichen Eidesformel "So help me God" auf sein neues Amt verpflichten ließ, nun als Gegenspieler, gar als Rivale Milosevics gelten möchte (oder soll), kann letzteren ziemlich kalt lassen. Er mag im Kalkül des Präsidenten der - in Tat und Wahrheit alles entscheidenden - serbischen Teilrepublik so etwas wie eine "amerikanische Karte" darstellen, das Verbindungsstück zu jenem Flügel der US-Politik, der für eine Verhandlungslösung zu haben ist und dem Waffengeklirr der anderen nichts abgewinnen mag. Das kann nicht mehr als eine vage Hoffnung sein.
In solchen Konstellationen, wie sie in Belgrad herrschen, werden kleine Hinweise jedoch oftmals als große Indizien mißverstanden. Da gehen Verschwörungstheorien um und auch deren Gegenteil. Da mag man meinen, daß die USA den Doppel-Staatsbürger Panic insgeheim als ihren Mann an Donau und Save ansehen, daß er für Washington eine höchst wichtige Figur wäre, der man vieles nachsieht und die man doch in der Hand hat. Das ist von der Wahrheit ebenso weit entfernt wie andere landesübliche Denk-Konstruktionen.
Panic hat das Ende des Krieges in Bosnien versprochen, doch die dort Kämpfenden entziehen sich seinem Einfluß von Anfang an. Seinem Aufruf, alle Kämpfenden unter UN-Aufsicht zu entwaffnen, hat so ziemlich jeder höhnend widersprochen, der gemeint war. Seine wirtschaftlichen Reformvorstellungen stießen sofort in Montenegro auf entschlossenen Widerstand, und nicht nur dort; Privatisierung läßt Milosevics Partei nicht zu. Sein Selbstbestimmungs-Angebot an die albanische Bevölkerungsmehrheit von Kosovo fordert Milosevic direkt heraus: Als unter dessen Führung vor drei Jahren die Autonomie des Kosovo aufgehoben wurde, unter Bruch der damaligen Verfassung des alten Jugoslawien, wurde der Konflikt erst akut.
Es wäre dennoch zu billig, das Programm des neuen Regierungschefs als Traumtänzerei abzutun, selbst wenn es höchst unrealistisch erscheint. Es kann, auf lange Sicht, die Qualität einer Alternative gewinnen; insofern ähnelt es eher einer Absichtserklärung, einem politischen Manifest als der Handlungszusage einer realen Regierung.
Absichten aber zählen nicht; reale Macht zählt. Die liegt nicht in der Hand des Ministerpräsidneten Panic, sondern in den überkommenen Strukturen. Und selbst wenn er diese für sich gewinnen könnte, selbst wenn er eine Mehrheit hinter sich vereinigen sollte, hat die aufgeputschte Minderheit immer noch die Macht der Sabotage. Das Dilemma besteht fort.
Es wird nicht behoben durch ein Panic-Programm und nicht durch eine auswärtige Intervention. Die Kraft von innen aber, die einen Neubeginn einleiten kann, muß erst wachsen. Nicht viel spricht dafür, daß es gelingt.
Kommissionen haben Hochkonjunktur. Der Eisenbahn, dem Klima und der Gesundheit setzten allerlei Experten schon zu. Andere nehmen sich gerade der Parteien- und Politikerfinanzierung an. Jetzt fordert der BDI-Präsident eine Regierungskommission zur Verwaltungsrationalisierung. Besonders dankenswert dabei ist, daß der Spitzenindustrielle nicht nur anzeigt, wie gespart werden soll, sondern er sagt auch klipp und klar, wohin der Staat das Geld umlenken soll: In die Kassen der Wirtschaft. Unternehmenssteuern senken, Umsatzsteuerpräferenzen im Osten gewähren, Altschulden entschärfen, lauten seine Forderungen zum Wohl der Konzerne.
Zum Ärgernis geraten diese Vorschläge allerdings, weil Weiss sie kombiniert mit dem Ruf nach einer Änderung des gesellschaftlichen Bewußtseins. Natürlich sind es die anderen, die zum Leistungsprinzip zurückkehren, Abschied von Besitzständen nehmen oder mehr Pioniergeist an den Tag legen sollen. Kapiert: Die Arbeitnehmer sollen den Gürtel enger schnallen, der Staat muß sparen und die "Sozialisierung der Einkommen" stoppen.
Und was machen die auf Gnadenerlasse des Fiskus wartenden Unternehmer? Die sollen "soweit wie eben vertretbar in den neuen Ländern" einkaufen, sagt Weiss, dessen Investitionsaufrufe offenkundig kaum die von ihm behaupteten Erfolge zeitigten. Sonst müßte er sie nicht ständig wiederholen und vorwurfsvollen Kanzlerblicken standhalten.
Eine kleine Prognose über das Verhalten der Wirtschaft sei gewagt für den Fall, daß die vom BDI empfohlene Kommission zur Verwaltungsrationalisierung das Licht der Welt erblicken sollte. Dann werden die Manager aufstöhnen, die heute schon über lange Genehmigungsverfahren klagen. Nachhaltig sparen läßt sich nämlich nur beim Personal - und das ist in der öffentlichen Verwaltung bereits knapp. Die Warnrufe werden dann das Lamento verstärken, das von öffentlichen Investitionskürzungen betroffene Westunternehmer vollführen.
Empfohlen sei deshalb eine andere Kommission - eine, die die Wünsche aus der Wirtschaft auf Stimmigkeit abklopft, bevor der Industrieverbandschef Weiss sie zum besten gibt. ptz (Bonn)
Trinkwasser-Diskussion "Trinkwasser - zu kostbar zur Verschwendung" lautet der Titel einer Diskussion, zu der die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) einlädt. Treffpunkt ist am 22. Juli um 19.30 Uhr das alte Pfarrhaus der St. Johannes-Gemeinde in Unterliederbach, Königsteiner Straße. Die KAB lädt besonders junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ein. Vegetarier in Oberursel Der Vegetarier-Bund Deutschland plant auch dieses Jahr wieder ein Seminar zu alternativen Ernährungsformen. Es findet vom 15. bis 18. Oktober in Oberursel statt. Eingeladen sind mehrere Referenten. Nähere Auskünfte erteilt Judith Baumgartner, Telefon 089 / 1 23 16 24.
BAD VILBEL. Die Tanzsportabteilung des SSV Heilsberg beginnt am Montag, 3. August, wieder mit dem sportlichen Training. Dazu sind die Mitglieder der Tanzsportabteilung, aber auch alle Neugierigen um 19.30 Uhr in das Bürgerhaus Heilsberg eingeladen. Nähere Auskünfte bei Gerda Müller unter Tel. 0 61 01 / 4 21 16.
Eine kuriose Konstruktion: Zwei Zithern sind schräg einander gegenüber aufgestellt, von einer darüber angebrachten Metallschiene rollt langsam eine Kugel herab, tröpfelt und springt über die Saiten der beiden Instrumente. Das Gebilde ähnelt in Aufbau und Funktionsweise auffallend jener Glückstrommel, die allsamstagabendlich über das Geschick von Millionen Bundesbürgern entscheidet (die meisten müssen am folgenden Montag doch wieder arbeiten gehen).
Zwar gilt das Zufallsprinzip auch für Erwin Staches "Murmelzither", nur anders als die rundliche TV-Göttin Fortuna sorgt sie nicht für den schnöden Mammon, sondern für Klangreichtum und musikalische Vielfalt.
Der Leipziger Musiker und Instrumentenbauer, "elektroakustische Musikapparaturen" und "Klangmaschinen" nennt er selbst seine phantasievoll ausgetüftelten Geräte, muß schon als Kind den heimatlichen Orff-Kreis durch eigenwillige Klangkörper bereichert haben und wird hernach einige Zeit bei Daniel Düsentrieb in die Lehre gegangen sein. Seine seltsamen Erfindungen ähneln ein wenig den Skulpturen eines Jean Tinguely, sind bizarre Konstruktionen aus Materialresten und verwaisten Geräteteilen, die sich von manchen der im ursprünglichen Zustand erzeugten Töne offenbar nicht trennen wollten. Erwin Stache, der sonst gemeinsam mit Wolfgang Krause Zwieback im Tafü-Lafö tafelt, bleibt daher bei seinem Solo-Konzertabend "Paradoxe Klaviaturen" beileibe nicht allein. In seinem "gebogenen Raum" spielt er dreihändig Klavier, sein Partner, der Zufall, greift ihm in Gestalt eines automatisch auf und niederwippenden Schwenkarms von hinten in die Tasten.
Eben scheint er noch eine Hindemith- Sonate anzuspielen, da scheppert und rappelt auch schon sein eigenwilliges Orchester dazwischen, läßt ihn "Knapp am Blues vorbei" geraten, wie eines der Stücke heißt. Mit offenen Augen und vor allem Ohren ist Stache durch die Welt und über manchen Schrottplatz gewandert, hat da ein Glockenspiel aus Metallstäben angeworben und dort ein paar Leisten, heimatlos gewordenen Uhrzeigern ohne Zifferblatt gleich, zu einem schnarrenden Trio zusammengestellt.
Virtuos wie E. T .A. Hoffmanns Kapellmeister Kreisler hetzt der in den Fächern Klavier, Cembalo und Physik ausgebildete Jazzmusiker über die Tasten, provoziert dabei das im Hintergrund aufgestellte Riesenmetronom, das darüber klappernd aus dem Takt kommt. Botho Strauß' sprechender Säule hat er das Singen beigebracht, als schwarzvermummter Kasten rollt sie wie von Geisterhand (an der Fernbedienung) bewegt über die Studiobühne des Mousonturms und spuckt nach vollendeter Arie eine leere Tonbandspule aus.
Im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert mit seiner Vorliebe für Automaten und Schachmaschinen hätte Erwin Stache gewiß Furore gemacht. So technisch ausgeklügelt und elektromechanisch durchorganisiert seine Geräte auch sind, sie unterscheiden sich doch himmelweit von unseren neuzeitlichen Musikgefängnissen, die man Synthesizer nennt.
Die Mechanik seiner Apparaturen, so schreibt Stache in einem Begleittext, ist durchschaubar, der Vorgang der Tonerzeugung einleuchtend. Und in gewisser Weise menschlich, beseelt erscheinen diese körperhaften Instrumente, wie absurd sie auch anmuten. MICHAEL GRUS
KARBEN. In eine Wohnung in der Karlsbader Straße von Petterweil sind Unbekannte in der Zeit vom Spätnachmittag des Samstag, 11. Juli, bis Dienstag, 14. Juli eingedrungen. Nach Angaben der Polizei wurden Hi-Fi-Geräte und ein Mountain-Bike entwendet. Angaben werden erbeten an die Kripo Friedberg, Telefon 0 60 31 / 60 10.
Den hessischen Zahnärzten fehlen immer mehr Assistentinnen. Schuld daran so meint die Landeszahnärztekammer, sei neben der schlechten Bezahlung und den unregelmäßigen Arbeitszeiten, die rasante technische Entwicklung in den Praxen. Wer einmal ein paar Monate raus ist, hat den Anschluß verpaßt. Ein Lehrgang für Wiedereinsteigerinnen und sogenannte "Fachschwestern für Mundhygiene" aus der früheren DDR soll nun Abhilfe schaffen.
Das Loch von rund 164 vakanten Stellen im Einzugsgebiet des Arbeistamtes Frankfurt mit seinen Nebenstellen in Langen, Bad Homburg, Hoechst und Bad Vilbel können die 20 bis 30 erwarteten Kursteilnehmer jedoch auch nicht stopfen.
2133 Mark, laut Tarif, verdient eine Zahnarzthelferin im ersten Berufsjahr. "Da wird vielleicht nochmal ein Hunderter draufgelegt. Aber Frankfurt beispielsweise ist auch ein sehr teures Pflaster" meint Heike Schneider vom Frankfurter Arbeitsamt skeptisch. 3052 Mark sind, ebenfalls laut Tarif, allerdings das höchste der Gefühle, und selbst in diese Gehaltsklasse wird man erst nach dem 22. Berufsjahr eingestuft.
Auch die unregelmäßige Arbeitszeit spiele natürlich eine Rolle, versichert der Direktor der Landeszahnärztekammer, Hans-Jürgen Schröder. Wenn andere Angestellte längst Dienstschluß haben, müssen die Zahnarzthelferinnen noch Telefondienst schieben oder Patienten betreuen. Mit der Einführung von Halbtagsstellen versucht man zwar dieses Problem zu lösen, doch damit, so Schröder, könne man es auch nicht völlig in den Griff bekommen.
Rund 700 niedergelassene Zahnärzte gibt es allein im Stadtgebiet Frankfurt. Auf eine Praxis kommen im Durchschnitt zwei bereits ausgebildete Zahnarzthelferinnen sowie ein Lehrling. Auf die 164 vakanten Stellen im Einzugsgebiet des Arbeitsamtes Frankfurt kommen derzeit nur 49 arbeitslose Assistentinnen. Der Bedarf, so schätzt das Arbeitsamt, sei aber noch sehr viel höher.
Der Lehrgang der Landeszahnärztekammer Hessen beginnt am 17. August und endet am 9. September. Inhaltlich beschäftigt er sich mit Sozialversicherungen, neuen Materialien sowie Prophylaxe- und Hygienemaßnahmen. Nähere Informationen unter Rufnummer 66 07 230 oder 66 07 359. ki
Wer seine Fachausbildung ablegen möchte, muß seit Oktober nicht mehr dem Bergwinkel den Rücken kehren Neues Angebot für die gefragten Pflegekräfte Klinikum Schlüchtern kooperiert mit Fulda Von Jürgen Schultheis SCHLÜCHTERN. Pflegenotstand ist im Kreiskrankenhaus Schlüchtern noch kein Thema: Die 20 Ausbildungsplätze für Pflegeschülerinnen und -schüler kann die Leitung der Klinik bislang ohne Probleme besetzen. Doch die Suche nach geeignetem Nachwuchs wird auch im Bergwinkel immer schwieriger. Mit umfangreichen Fortbildungsangeboten versuchen die Verantwortlichen, die Attraktivität des Hauses für Auszubildende weiter zu erhöhen. Kürzlich hat die Klinik ihre Anerkennung als praktische Ausbildungsstätte für die Bereiche Anästhesie- und Intensvipflege erhalten. Krankenschwestern und -pfleger können dort jetzt ihre Fachausbildung absolvieren. Betreuten und Betreuenden nutzt das gleichermaßen. Wer seine Lehrzeit als Krankenpfleger oder -schwester erfolgreich beendet hat und zwei Jahre Berufserfahrung mitbringt, kann sich nun auch im Bergwinkel höher qualifizieren und nach zweijähriger Ausbildung die Prüfung zur Fachpflegekraft in den beiden Bereichen ablegen. Das Schlüchterner Haus arbeitet mit dem Stadtklinikum in Fulda zusammen, um dem eigenen Nachwuchs die Möglichkeit der Weiterbildung zu geben. Während in der ehemaligen Kreisstadt der überwiegende Teil der Praxis erworben wird, büffeln die Schwestern und Pfleger in der Domstadt die umfangreiche Theorie.
Darüber hinaus lernen die Männer und Frauen dort die Behandlung von Erkrankungen kennen, die in Schlüchtern nicht operiert oder geheilt werden können. Dazu zählen etwa Brustkorberkrankungen oder -verletzungen. Während ihrer Zeit in Fulda lernen die Pfleger und Schwestern außerdem moderne und teure Gerätetechnik kennen, die in kleineren Kliniken nicht vorhanden ist.
Aus diesem Grund arbeiten die beiden Krankenhäuser eng zusammen. Denn die Anerkennung als Ausbildungsstätte hätte das Schlüchterner Haus wegen fehlender Einrichtungen vom Regierungspräsidenten wohl nicht bekommen. Die Leitung der Klinik hatte sich deshalb im vergangenen Sommer an die Kollegen in Fulda gewandt, um die Frage einer Zusammenarbeit zu erörtern. "Die Fuldaer waren sehr offen und sofort bereit, uns zu unterstützen", erinnert sich Ausbildungsleiter Gußmann. Abstimmung war auch deshalb nötig, weil die Theoriekurse für die Fachausbildung in der Domstadt "meist ausgebucht sind".
Und weil die Fuldaer in der Sache erfahren sind, zeigten sie ihren Kollegen in der Bergwinkelstadt "Wege, wie wir das vorbereiten können und wie wir die entsprechenden Anträge stellen müssen".
Bereits Anfang August 1991 reichte die Leitung des Kreiskrankenhauses beim Regierungspräsidenten in Kassel einen Antrag für die Zulassung als Ausbildungsstätte ein. Die Kasseler prüften das Papier und holten Informationen über das Haus ein. Vier Wochen später signalisierte der Regierungspräsident grünes Licht für das gemeinsame Projekt der Schlüchterner und Fuldaer Klinik. Der mündlichen Zusage folgte bald die schriftliche Bestätigung. Anfang Oktober konnte deshalb der erste Krankenpfleger aus Schlüchtern mit der Fachausbildung beginnen.
Betriebsleiter Klaus Ommert und Pflegedienstleiter Volker Gußmann sind damit eine Sorge los: Vor der jetzt vereinbarten Zusammenarbeit der beiden Kliniken mußten die Pflegekräfte nach Fulda wechseln, um dort die Fachausbildung absolvieren zu können. Nicht immer haben die Schwestern und Pfleger aber nach erfolgreich abgelegter Prüfung den Weg nach Schlüchtern wieder zurückgefunden. Das soll jetzt anders werden.
Daß die Fluktuation bislang gering ist, spricht nach Worten der beiden Männer für das Krankenhaus. Volker Gußmann, bis August 1990 in Friedberg tätig, lobt denn auch das Arbeitsklima im Kreiskrankenhaus. Das sei nicht überall so. Die Atmosphäre nutzt offenbar auch den Patientinnen und Patienten. "Die Schwestern kennen häufig die Menschen, die zu uns kommen", sagt Betriebsleiter Ommert. Die Kenntnis der besonderen Mentalitäten setzt die Pflegekräfte deshalb in die Lage, "auch psychisch besser auf die Menschen einzugehen".
Mit der Anerkennung als praktische Ausbildungsstätte hat die Leitung des Hauses womöglich einen weiteren Schritt getan, um Fachkräfte im eigenen Haus zu halten. 17 Arbeitsplätze weist der Stellenplan des Hauses für die Chirurgische und Innere Intensivstation aus. Hinzu kommen weitere sechs Plätze in der Anästhesie. Mittelfristig sollen in beiden Bereichen noch mehr Fachkräfte mit einem entsprechenden Abschluß tätig sein. "Im nächsten Jahr", sagt Pflegedienst- leiter Grußmann, "werden weitere ein oder zwei Kräfte mit der Fachausbildung im Hause beginnen". Mehr kann die Klinik nicht weiterbilden, weil sonst die Patientenversorgung beeinträchtigt würde.
Seit drei Wochen steht die Hausleitung wieder im Gespräch mit den Fuldaer Kollegen. Nach dem bewährten Modell bemühen sich die Schlüchterner nun um die Anerkennung als praktische Ausbildungsstätte für die Fachausbildung im Operationsbereich.
(Siehe auch: Zur Sache)
Donnerstag, 16. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Awar Dance Theatre - "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Ines Krautwurst/Stephan König - "Phantastereien über Gershwin".
Lesbisch-Schwule Kulturtage: 20.30 Uhr, Frauenkabarett Petra Förster - "Love Bites"; 22.30 Uhr, Kim Eustic & Greta Mörschel - "Ick hatte so uff dir jehofft..."; Öko-Haus, Kasseler Str./Westbahnhof. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue.Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Down N'Dirty.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 19.30 Uhr, Geri Allen Quartet.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
BAD VILBEL. Unfallflucht beging der Lenker eines Traktors am Dienstag um 6.35 Uhr. Nach Polizeiangaben hatte der Trecker auf dem Schöllberg in Höhe der Sparkasse unvermittelt von der rechten auf die linke Fahrspur gewechselt, weil der Omnibus die Haltestelle verlassen und auf die rechte Fahrspur Richtung Frankfurt gefahren war.
Ein Auto, das in gleicher Richtung auf der linken Spur fuhr, wich dem Traktor auf die Gegenfahrbahn aus und stieß mit einem Auto zusammen, das ebenfalls auf die Gegenfahrbahn ausweichen mußte. Der Lenker des Traktors fuhr weiter, ohne sich um das Unfallgeschehen zu kümmern. Es entstand Schaden von 3500 Mark.
Die Polizei bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 61 01 / 70 45. hm
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe 'Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunststoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen.
Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten, Ranken, Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
ERLENSEE. Weder Hubschrauberlärm noch Glockengeläut können sie schrecken, die sieben Schleiereulen im Kirchturm zu Langendiebach. Seit einigen Jahren halten sich die Altvögel hoch droben im Ortszentrum auf, von wo sie das Treiben der Menschen beobachten können. Offensichtlich geht es ihnen gut, und sie finden Nahrung im Überfluß. Denn davon hängt es ab, wie viele Eier das Weibchen jedes Jahr ausbrütet. "Eulenvater" Heinz Stickelmayer: "Wenn's viel Mäus' gibt, gibt's viel Junge."
Seit der Renovierung der Langendiebacher Kirche ist der Platz über den Glocken zu einem Hort für geflügeltes Getier geworden, berichtet der Vorsitzende des örtlichen Vogelschutzvereins. Zwei Jahre lang nisteten sich dort wilde Tauben ein, ehe sie von Turmfalken vertrieben wurden. Schließlich hielt das Eulenpärchen Einzug. Ihnen gefällt es offenbar besser als ihren Vorgängern. Sie blieben und brüten seither jedes Jahr. Fünf Jungvögel sind es in diesem Jahr, deren Heißhunger von den Alten nur schwer zu stillen ist. Wie häßliche Entlein sehen sie aus in ihrem dick aufgeplusterten Flaumfederkleid. Das spätere elegante Erscheinungsbild der Raubvögel läßt sich nur erahnen. Sonderlich begeistert sind sie nicht über die Störung, wenn Heinz Stickelmayer am Abend zum Pressefoto bittet. Schließlich sind sie gerade erst aufgewacht und blinzeln mißmutig ins künstliche Licht.
Schon mehrfach haben sie die Vogelschützer belästigt. Schließlich mußten sie beringt werden, damit die Tierfreunde den weiteren Lebensweg der Eulen verfolgen können. Mit diesem Hilfsmittel hat Heinz Stickelmayer auch die Herkunft eines der Altvögel entschleiern können. Er stammt aus dem nahen Hochstadt. Und einer der Jungvögel aus früheren Bruten hat sich mittlerweile in Wächtersbach niedergelassen. Die Tierfreunde hatten es gar nicht so leicht, die Vögel im Glockenturm anzusiedeln. Der Langendiebacher Kirchenvorstand war mit der Idee, dort Nistkästen anzubringen, zunächst gar nicht einverstanden. "Da gab's Krumpel", erinnert sich Heinz Stickelmayer. Aber inzwischen sind alle überzeugt, daß die Ansiedlung sinnvoll war.
Auch von der Gemeinde drohte - unwissentlich - Unbill. Im guten Glauben, etwas für die Attraktivität des Ortes zu tun, wollte sie die Kirchen abends beleuchten lassen. Schließlich ließ sie diesen Plan aber zugunsten der Vogelschützer fallen.
Seit nunmehr 33 Jahren gehört Heinz Stickelmayer dem Verein an, und seit 1965 sitzt er im Vorstand. Der Fachmann warnt davor, in der Brutzeit aus falsch verstandener Tierliebe Jungvögel mit nach Hause zu nehmen, die einen kläglichen, verlassenen Eindruck machen. Die Altvögel flüchten nämlich, wie auch die Eulen im Turm, wenn sich ein Mensch nähert. Wenn ein Junges auf einem Weg sitzt und überfahren werden könnte, dann rät Stickelmayer, es vorsichtig aufzunehmen und auf einen Ast oder ein Gebüsch zu setzen.
Es ist übrigens falsch zu glauben, man dürfe den Jungvogel nicht anfassen, weil er dann von den Eltern verstoßen werde, wissen die Tierfreunde. Die meisten Vogelarten haben nämlich einen ausgesprochen schlechten Geruchssinn. Prinzipiell gilt: "Die Überlebenschance ist in der natürlichen Umgebung um ein Vielfaches größer, als vom Menschen durch nicht naturgemäßes Ersatzfutter zu Tode gepflegt zu werden. In der Regel ergibt sich mit der Pflege durch den Menschen eine Vertrautheit gegenüber dem Elternersatz. Diese Prägung kann dem Pflegling nach der Freilassung erneut zum Verhängnis werden."
FRANKFURT A. M. Des Fledermausmanns Wiederkehr zieht Catwomans Erscheinen nach sich, das Biest setzt dem Tumben gewaltig zu, und der merkt nicht, daß jeder Hieb von dieser Krallenpfote ein Streicheln sein möchte. Als Liebhaber stellt Batman alias Bruce Wayne eine glatte Fehlbesetzung dar, er ist prüde und hat Angst vorm Fliegen. Weshalb er sich um so unbedenklicher in die Scharmützel mit dem seltsamen Pinguin-Mann einläßt, der in der Kanalisation rumort, Frauen gegenüber gern anzüglich wird und dessen Spezies (auch) nicht fliegen kann.
Obwohl: der Pinguin-Mann ist doch einmal geflogen, ganz zu Anfang dieses Fortsetzungs-Films in dessen schönster Szene: Ein entmenschtes Elternpaar wirft sein offenbar mißratenes Baby samt Wiege in den Fluß, der es in die Kanalisation schwemmt, wo sich seiner die dort hausenden Pinguine annehmen.Tim Burton hat das mit gewaltigem Brausen von Bild, Wort & Musik inszeniert, als habe er hier noch aus vollen Lungen selbst gepustet. Alsbald bedient er sich nur noch des Blasebalgs.
"Batmans Rückkehr" ist so offensichtlich ein Studio-Kunstprodukt, wie es jüngst Spielbergs "Peter Pan" war für eine wohl ziemlich identische Zuschauerschaft. Die Tricks und Stunts sind entgegen des Produzentengeschreis kaum der Rede wert, die raketenbestückte Pinguin- Heerschar eine Albernheit. Was Rechtes weiß Burton mit der Story, die ihm Daniel Waters geschrieben hat, nicht anzufangen. Sie wirkt nach Comic-Manier eingedampft, Brausepulver ohne Wasser. So bastelt Burton, das viele Geld will schließlich verpulvert sein, das schuldiges Maß an Krawall-Action zusammen und versucht sich in Parallelaktion dazu als Charakterbildner.
Doch bei Michael Keatons Titelhelden gibt's nichts zu formen, bloß ein ältlich- pfadfinderhaftes Nichts zu kostümieren. In dem ausgestopften und maskierten Pinguin-Mann würde man nie und nimmer Danny DeVito vermuten - für diesen watschelnden Mummenschanz hätte es nicht des Charakterkomödianten bedurft, sondern ein begabter Statist genügt (sehr im Gegensatz zu Jack Nicholsons "Joker" im ersten Batman). Christopher Walken leiht seine einschlägig bekannte Visage dem städtischen Bösewicht, der die Gewässer verschmutzt und Bürgermeisterwahlen manipuliert - da behaupte noch jemand, die Produktion drücke sich unkritisch um die Probleme der Zeit herum.
Und Catwoman? Die faucht jeden weg. Weil sie in ihrer bürgerlichen Existenz als Sekretärin Selina machistischen Nachstellungen hilflos ausgesetzt ist? Egal. Jedenfalls schürzt Michelle Pfeiffer vergebens die berühmten Lippen: kopfüber in die Nacht und in gefährliche Liebschaften wird sie in Gotham City nicht tauchen, schon gar nicht mit diesem Batman. Dabei besteht das Kaff aus einem Konglomerat phallisch emporstrebender Bauwerke, ganz oben waltet das Gothamsche Überich, der Unternehmer-Bösewicht, ganz drunten in Gothams Unterleib brodeln der geile Pinguin-Mann und die Seinen. Da kann, wer die Stadt vor beiden bösen Kräften bewahrt, doch nur ein Neutrum sein.
Was aber, zum Teufel, hat Catwoman hier verloren? Die nächste Folge wird wahrscheinlich Aufklärung bringen: Sie ist in Wirklichkeit Batwoman, des Helden Schwester, die als kleines Mädchen den Bruder anhimmelte, der sie bei seinen Verkleidungsspielen nur insofern mitmachen ließ, als er sie aufforderte, ihn mit seinem Ledergürtel auszupeitschen, was zu tun sie sich weinend weigerte. Großgeworden, trägt Batman Tuch, Catwoman aber Leder, schwarzes knirschendes Lackleder, selbstgeschneidert. Schon deshalb kann sie nicht Catwoman sein, weil Katzen - wenn überhaupt - weiches Leder bevorzugen, zumal zum Krallenschärfen. Also muß es sich hier um Batwoman handeln, die als Ersatz gewiß noch einen Leder-Set vom Beate-Uhse-Versand in der Schublade hat.
Wenn sich jetzt jemand fragt, warum er sich überhaupt "Batmans Rückkehr" anschauen soll, nachdem hier soeben das Zukunfts-Geheimnis von "Batman III - Batwomans Niederkunft" (fast) gelüftet wurde und Michelle Pfeiffer zwar nicht fehlbesetzt ist, aber im falschen Film auftritt - dann lautet die Antwort jedenfalls nicht: Nein. - (Royal, Europa, Autokinos Main-Taunus und Gravenbruch; Originalfassung Studio 5) FRITZ MURR
Die dunklen Augen sind zu Schlitzen verzogen. Ein dämonisches Lächeln liegt in dem bleichen Gesicht, der schwarze Umhang flattert in einer leichten Brise. Die langen, spitzen Eckzähne beseitigen den letzten Zweifel: Graf Dracula ist unterwegs.
Halb so gefährlich. Der Graf baumelt nur als Marionette im Arbeitszimmer von Hans Meurer. Die Puppe ist ebenso wie die Plüschfledermaus schmückendes Beiwerk einer ansonsten wissenschaftlich betriebenen Leidenschaft: Hans Meurer ist Hobby-Vampirologe.
Seit 18 Jahren ist der gelernte Historiker und Philosoph - hauptberuflich betreibt er Personalmanagement - den Vampiren auf der Spur. Philosophische, theologische und psychologische Abhandlungen über die dämonischen Blutsauger füllen seitdem seine Bücherregale, ebenso die einschlägigen Romane und mehr als 100 Videokassetten.
"Die meisten Leute glauben rational nicht an Vampire. Emotional sind sie sich da nicht so sicher", versucht Meurer den "heiligen Schauer" zu erklären, der von Vampirlegenden ausgeht. "Mit dem Gelächter kann ich gut leben", meint Meurer zu den Skeptikern, die sein Hobby ins Lächerliche ziehen wollen. Schließlich komme es oft genug vor, daß zu später Stunde beim Kerzenschein sein fachmännisches Urteil gefragt sei: "Und wenn es nun doch Vampire gibt . . .?"
"Das Gute kann nicht ohne das Böse existieren." Auf diese Faustregel lasse sich auch der Vampirglauben zurückführen. Danach sei der Obervampir ein "Gegenspieler" von Jesus Christus: Er opfert sein Blut nicht, sondern raubt das Blut anderer. Eine Gemeinsamkeit sei die Überwindung des Todes. Der Biß des Vampirs sei psychologisch betrachtet ein teils erotischer, teils sadistischer Kuß: "Je repressiver die Sexualmoral und je transzendenter die Ausrichtung einer Religion ist, desto ausgeprägter sind die Vampir-Legenden."
Vergleichbare Figuren habe es in allen Kulturen gegeben, etwa bei den Griechen und Römern, den Azteken und Ägyptern. Besonders verbreitet sei der Glaube an Vampire in einsamen Regionen, in denen die Menschen mit der Natur zu kämpfen hätten und den Naturkräften häufig Namen und Eigenschaften zuwiesen. So entständen dann Geisterfiguren.
Neue Nahrung erhielt der Vampirglauben etwa während der Pest-Epidemien des Mittelalters durch voreilige Begräbnisse und die folgende Panik bei der Rückkehr der "lebenden Toten". Der Tod als Tabuthema spiele ebenfalls eine Rolle: "Weil sich niemand vorstellen kann, gerne tot zu sein, wird unterstellt, daß die Toten gerne zu den Lebenden zurückkehren." Deshalb suchten die meisten Vampire bevorzugt ihren engsten Familien- und Freundeskreis auf.
Die bekannten Gegenmittel gegen Vampire - Kreuz, Knoblauch und der durchs Herz gerammte Holzpflock - sind übrigens nicht die einzigen Waffen im Kampf gegen die Blutsauger, ist bei Meurer zu erfahren. "Der Holzpflock machte sich halt in den Filmen so gut." Vielleicht waren die alten Methoden bloß irgendwann zu aufwendig: Auf der Suche nach Vampiren mußten nämlich unberührte Mädchen zu mitternächtlicher Stunde über die Friedhöfe reiten. Blieb das Pferd vor einem Grab stehen, galt der Vampir als "geortet". Die Leiche wurde ausgegraben, enthauptet und mit Knoblauch gefüllt; der Kopf wurde verbrannt.
Für den transsylvanischen Grafen Vlad, den Ur-Dracula, bemüht sich Meurer um späte Ehrenrettung. Denn mit seiner legendären Grausamkeit sei der Fürst keineswegs allein gewesen, seine Standesgenossen behandelten ihre Untertanen nicht besser. Vlad erlangte seine Berühmtheit deshalb, weil sich die Siebenbürgener Sachsen, bei denen er Steuern eintreiben ließ, schriftlich beim deutschen Kaiser beschwerten. So wurde Dracula geschichtsnotorisch. ek
DREIEICH. Noch hat es sich offenbar bei den Liebhabern der klassischen Musik noch nicht herumgesprochen, daß im Programm der Festspiele auch erlesene Konzert-, Sinfonie- und auch Opernkonzertabende angeboten werden. So empfindet es jedenfalls Dirigent Herbert Gietzen, der für die musikalische Leitung der Festspiele verantwortlich ist. In den vergangenen Jahren seien die Konzerte nur schwach besucht worden. Er hofft, daß es sich dieses Jahr ändern wird.
"Es lohnt sich wirklich", wirbt Herbert Gietzen und betont, daß den Zuhören Musik vom Feinsten geboten wird. Gietzen ist sehr angetan von der Zusammenarbeit mit dem Orchester der Lettischen Philharmonie aus Riga, das bei Festspielen die Musik macht. Eher zufällig kam der Kontakt vor vier Jahren zustande, der sich inzwischen fest verankert hat.
Mirco von Specht, der Leiter der Burgfestspiele, war's, der den Stein ins Rollen brachte. Er wurde damals durch einen Anruf einer Bekannten auf die Letten aufmerksam gemacht. Er jettete gemeinsam mit ihr dorhin, überzeugte sich selbst von dem guten Tip und stellte anschließend den Kontakt zwischen dem Karajanpreisträger Gietzen und den lettischen Musikern her.
Dirigent Gietzen: "Es ist schon faszinierend, die lettischen Musiker sind von ihrer Spielweise vielmehr deutsch als russisch ausgerichtet, und das bekommt man auch nicht aus ihnen heraus." Einen Grund dafür sieht er in der musikalischen Tradition der Baltenrepubliken. Große deutsche Komponisten wie beispielsweise Richard Wagner haben dort auch die musikalische Richtung geprägt. Wagner war in Riga eine Zeitlang Kapellmeister, bevor er nach Dresden ging und später nach dem Maiaufstand 1849 nach Zürich floh.
Auch empfindet der Gießener Dirigent es als sehr reizvoll mit, dem Orchester, das eigentlich kein Opernorchester ist - hier in Dreieich aber als Festspielorchester auch die Musik zu den Opernproduktionen spielt - zu arbeiten. Gietzen sagt: "Karajan hat schließlich auch die Berliner Philharmoniker zu einem Opernorchester gemacht, und es hat gut geklappt."
Das erste Sinfoniekonzert wird am Dienstag, 21. Juli, 20.15 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen geboten. Da steht neben dem ersten Klavierkonzert von P.I. Tschaikowsky auch die Ballettmusik Scheherazade auf dem Programm. Als Pianist sitzt Eugen Rivkin am Flügel. Herbert Gietzen sagt: "Scheherazade liebe ich sehr, es ist faszinierend von der Orchesterbehandlung. Denn dabei muß jedes Orchester zeigen, was es kann und es wird auch prompt deutlich, was es nicht kann." dok
Auf unabsehbare Zeit bleibt der Frankfurter Hafentunnel eine düstere Röhre mit zwei Fahrbahnen, durch die sich täglich Zehntausende von Autofahrern quälen. Der Ausbau auf vier Spuren, seit mehr als zehn Jahren angekündigt, liegt weiter auf Eis. Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) bestätigte nun, daß er das 190 Millionen Mark teure Projekt "angesichts der finanziellen Situation der Stadt" nicht mehr mit Nachdruck vorantreibt.
Auch die Deutsche Bundesbahn (DB) als Partner der Kommune geht davon aus, daß sich beim Hafentunnel nichts bewegt: "Wir warten darauf, daß die Stadt das wieder anstößt - dann holen wir unsere Pläne wieder hervor", sagte DB- Sprecher Walter Henss. Bahn und Stadt gaben zu, daß die für das Vorhaben notwendige Verwaltungsvereinbarung zwischen beiden Seiten tatsächlich nie unterschrieben wurde. Öffentlich hatte der rot-grüne Magistrat immer neue Termine für den Baubeginn genannt: Zuerst Mitte 1990, dann 1991, schließlich 1992.
Die Anlage des Hafentunnels stammt aus dem Jahre 1888. Für die Bürger im Frankfurter Westen, namentlich im vom Verkehr besonders geplagten Gutleutviertel, wirft der faktische Stopp des Projektes viele Fragen auf. Zwar hatten die Grünen im Römer nach langem Streit mit der SPD erreicht, daß zwei der vier neuen Fahrspuren für Busse und Taxis reserviert bleiben sollten. Der Ausbau des Tunnels war jedoch auch mit zusätzlichem Autoverkehr gerechtfertigt worden, den neue Büroarbeitsplätze provozieren. Da ist etwa das fast vollendete, Behördenzentrum des Landes auf dem Gelände der Gutleutkaserne - nur wenige Meter vom Hafentunnel entfernt. Allein dort werden von 1993 an täglich 3000 Menschen arbeiten.
Mit dem Tunnelausbau einhergehen sollte deshalb eine neue Verbindung zwischen Mannheimer Straße und Hafentunnel. Wie der Verkehr jetzt bewältigt wird, ist offen. Parallel zum Tunnel wollte die DB außerdem die Bahnüberführung sanieren: Die Stahlkonstruktion, auf der die Gleise ruhen, war schon 1990 "in desolatem Zustand". Schließlich war der neue Hafentunnel als Erschließung für das riesige neue Dienstleistungsquartier gedacht, daß jenseits des Güterplatzes rechts und links des Hemmerichsweges wachsen soll. Bahn-Sprecher Walter Henss verwies am Mittwoch darauf, daß aus der Sicht der DB ein wesentliches Motiv für den Ausbau des Hafentunnels weggefallen ist: Das Campanile-Hochhaus. Die Investoren halten zwar am Bau des höchsten Büroturmes Europas fest, unterlagen aber bisher in der juristischen Auseinandersetzung mit der Stadt. Die potentiellen Bauherren, die Mannheimer Fay-Gruppe, warten jetzt offenbar den Ausgang der Kommunalwahl im März 1993 ab: Die CDU-Opposition hat versprochen, im Falle eines Wahlsieges das Vorhaben wieder aufzugreifen.
Je länger der Ausbau des Hafentunnels auf Eis liegt, desto teurer wird er. DB-Sprecher Henss: "Dann müssen wir alles neu rechnen". jg (Siehe "Fernbahntunnel . . ." links)
In der breiten Öffentlichkeit verbindet sich heute der Name von Margarete Mitscherlich mit dem listig-aufwieglerischen Titel ihres erfolgreichsten Buches "Die friedfertige Frau". Diese ist das geschichtliche Produkt einer gesellschaftlichen und psychischen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, deren fatale Konsequenzen Margarete Mitscherlich aufspürt, deren Ursachen sie analysiert, deren Fortbestehen sie anprangert. Sie wendet sich gegen das sadomasochistische Ineinandergreifen von zwei Mentalitäten. Nicht weniger als die Eroberungsmentalität der Männer denunziert sie die Lust an der weiblichen Aufopferung für die Eroberer.
Wer nur die Präsenz dieser streitbaren - und immer wieder verletzten, mit Häme überzogenen - Intellektuellen in den Medien vor Augen hat; wer nur die Ausstrahlung ihres volkspädagogisch-aufklärerischen Engagements kennt, die große Wirkung der Feministin auf eine ganze Generation jüngerer Frauen; wer auf ihren sichtbaren Erfolg fixiert ist, der mag leicht vergessen, was diesen Erfolg erst möglich gemacht hat. Ich meine nicht den Charme, wenn ich das als Freund sagen darf, den hinreißenden Charme einer wunderbar spontanen, unvermindert neugierigen, selbstkritischen und einfühlsamen Person, sondern in erster Linie die zähe, professionelle, ehrgeizige Arbeit einer kompetenten Ärztin und produktiven Wissenschaftlerin, die in ihrem Fach zu Hause ist und für diese Disziplin mehr tun konnte und mehr getan hat, als es den meisten vergönnt ist.
Wenn man die letzten drei Jahrzehnte der "Psyche" durchblättert, stößt man auf das Gestein der klinischen Arbeit, das den eingängig formulierten Einsichten der populären Schriften erst ihren Halt gibt. Ein Beispiel ist der große Aufsatz über die "Psychoanalyse der Weiblichkeit" aus dem Jahre 1978. Darin nimmt Margarete Mitscherlich Erkenntnisse von Karen Horney, Margarete Mahler, Melanie Klein und anderen auf, um zu zeigen, wie sich seit den Tagen Freuds das Bild der Psychoanalyse von der weiblichen Sexualität verändert hat - das psychohydraulische Bild von Triebbefriedigung, die Theorie vom Penisneid, überhaupt die biologisch bestimmte Sicht des Geschlechterverhältnisses, die noch unempfindlich war für die Prägekraft von Sozialisationsmustern und kulturellen Vorurteilen. Wie andere Untersuchungen, etwa die über kindliche Schlagephantasien zeigen, gehen die feministisch inspirierten Studien auf Vorarbeiten bis weit in die 60er Jahre zurück. In einem jener letzten Hefte der "Psyche", die antiquarischen Wert erlangen werden, weil sie wegen eines Zerwürfnisses der Redaktion unter dem ungewohnten Titel "Psychoanalyse, Klinik und Kulturkritik" erscheinen mußten, finden sich "Erinnerungen an die Entwicklung der Psychoanalyse nach 1945". Dieses spannende und selbstironische Stück oral history hat Margarete Mitscherlich letztes Jahr in Kassel auf einer Tagung der Psychoanalytischen Gesellschaft vorgetragen. Mit viel understatement und einem Hauch von Altersweisheit beschreibt sie nicht nur ihren eigenen Weg von der anthroposophischen Medizin zur Psychoanalyse. Ihren jungen Zuhörern macht sie hier an einem exemplarischen Stück Geistesgeschichte der Bundesrepublik klar, wie sich die von den Nazis zerstörte Disziplin in mühsamen Etappen allein über einen Austausch mit den nach USA und England vertriebenen Forschern regenerieren konnte - über die persönlichen und wissenschaftlichen Kontakte mit René Spitz, Paula Heimann, Erik Erikson, Fritz Redlich oder Kurt Eisler, die auf Einladung der Mitscherlichs nach Heidelberg, später nach Frankfurt kamen.
Der Abschied von Heidelberg ist Margarete Mitscherlich schwergefallen. Hier wurde sie in den 50er Jahren mit den befremdlichen Kontinuitäten einer scheinbar heilen Welt konfrontiert; andererseits war es ihre glücklichste Zeit: "Irgendwie hatte es dort einen Zusammenhalt gegeben, der nicht nur mit Hilfe von Feindbildern zustandekam . . . Das änderte sich in Frankfurt. Wir saßen in einem Institut eng zusammen, die allwöchentlichen Gäste blieben immer häufiger fern, während die Rivalität untereinander zunahm. Ich nehme an, daß das der Lauf der Dinge ist. Wenn man ,erwachsen' wird, hört das lustvolle Lernen durch neue Identifikationsfiguren weitgehend auf; man selbst wird oft nolens volens zu einer solchen Figur oder strebt gar danach, was wiederum neue Rivalitäten schafft."
Aber Margarete Mitscherlich wäre nicht die, die sie ist, wenn sich mit dem Blick in die Vergangenheit nicht das wache Gespür für die Gegenwart verbände. So unterbricht sie die lebhafte Schilderung der Konstellationen an dem berühmten Londoner Institut Ende der 50er Jahre - auf der einen Seite Anna Freud, auf der anderen Seite Melanie Klein und in der Mitte Michael Balint - und fährt mit festem Blick auf die vor ihr sitzenden Kollegen fort: "Seit einigen Jahren sind die Theorien Melanie Kleins in der deutschen Psychoanalyse ,modern' geworden. Als Analyse könne nur angesehen werden, was bis zum psychotischen Kern eines Menschen vordringe und ihn ,auflösen' könne. Ich halte dieses Verständnis von Psychoanalyse weitgehend für Ideologie und empfinde es als gefährlich, wenn einen für bestimmte psychoanalytische Theorien Glaubensbekenntnisse abverlangt werden."
Margarete Mitscherlich, die die Praxis der Auswahl und Ausbildung der jungen Analytiker jahrzehntelang mitbestimmt hat, mußte sich mit der beunruhigenden Frage, was einen guten Analytiker ausmache, immer wieder auseinandersetzen. Im Laufe der Zeit ist ihre Skepsis gewachsen. Heute kritisiert sie Verschulung und autoritäre Verformung der Ausbildungsgänge; sie beklagt den Preis, den die kassenärztliche Anerkennung der Psychoanalyse gefordert hat: den Ausschluß von Laien und die Vernachlässigung des kulturkritischen Erbes von Freud.
Sie selbst war freilich nie in Gefahr, die politische Sprengkraft der analytischen Theorie zu entschärfen. Denn ein Thema zieht sich als roter Faden durch alle ihre Arbeiten, bestimmt ihre intellektuellen Eingriffe - "die Notwendigkeit zu trauern". Mit diesem Thema hat sie sich ein Leben lang exponiert, den Angriffen derer ausgesetzt, die es am meisten betrifft. Bei einer Diskussion, in der es um die "Psychoanalyse unter Hitler" ging, hat sie an die zentrale Aussage aus der "Unfähigkeit zu trauern" erinnert: "Die Geschichte wiederholt sich nicht, und doch verwirklicht sich in ihr ein Wiederholungszwang. Zu durchbrechen ist er nur, wo historische Ereignisse eine Bewußtseinsänderung hervorrufen . . . Eine solche Bewußtseinsänderung hätte sich angekündigt, wenn nach dem Krieg - vielleicht mit Verzögerung - eine Trauerarbeit auf der Basis eines Schuldeingeständnisses erfolgt wäre. Ohne eine wenn auch noch so verzögerte Schuldverarbeitung mußte die Trauerarbeit ausbleiben."
Inzwischen registriert sie mit Erleichterung die eingetretenen Veränderungen, insbesondere in den jüngeren Generationen. Sie sieht, daß Deutschland heute nicht mehr "das Land der harten, disziplinierten, soldatischen Männer" ist. Aber auf einem Punkt beharrt sie unnachgiebig: "Je mehr sich die Trauer von uns Deutschen auf den Verlust der nationalen ,Würde' beschränkt, desto mehr bleibt diese Trauer auf uns selbst fixiert und macht uns dadurch unfähig, uns in andere, aber auch in uns selbst einzufühlen und uns von Lebenslügen zu befreien."
BERLIN. Kuba konnte bisher in seiner katastrophalen Situation auf Solidarität bei einem aufgeschlossenen Teil der Öffentlichkeit hoffen, weil es eine letzte Hoffnung auf eine sozialistische Alternative bot, zumindest in Lateinamerika. Es hat sich zwar immer wieder als ein System gezeigt, das nicht gerade von demokratischen Prinzipien geprägt ist. Doch was seit einem Jahr an systematischem Terror gegenüber Andersdenkenden ausgeübt wurde, zeugte bereits von einer Bunker-Mentalität der Regierenden, die nicht mehr mit dem "äußeren Druck" der US-Blockade zu rechtfertigen war. Was sich aber vor kurzem ereignete, ist beispiellos in der Kulturpolitik Lateinamerikas.
Da erlaubt ein bekannter kubanischer Schriftsteller, der Jahrzehnte lang in unterschiedlichen Funktionen für die menschenwürdige Umgestaltung seines Landes gekämpft hat, eine eigene kritische Meinung von den Zuständen in Kuba zu haben, und da erfährt er eines Tages von einem Brief seines Kulturministers, der zwar an ihn gerichtet war, aber nur unter Funktionären und Sicherheitskräften zirkulierte, also wohl anderen Zwecken als der Information diente, und in dem u. a. steht:
"Dein Verbrechen ist schlimmer als das der unwissenden Barbaren, die vor Wochen vier gefesselte Männer zusammengeschossen haben. Sie verdienten keine Gnade, aber Du verdienst sie noch weniger. Du hast, was Ethik, Würde und Anstand betrifft, ein größeres Verbrechen begangen. Die Gesetze sehen für Deine Niedertracht die Todesstrafe nicht vor; aber die Moral und die Ethik der kubanischen Kultur werden Dich härter strafen. Du hättest Deinen Namen unter den größten und nobelsten der Kultur des Landes einreihen können; aber Du gehörst zur Kategorie des Abtrünnigen. Du hast Dich für ein Linsengericht verkauft, Jesús. Du solltest Dich Judas nennen."
Gemeint ist kein geringerer Jesús Díaz, wohnhaft "Europa", wie Armando Hart Dávalos, so heißt der Kulturminister, den Brief adressieren ließ, obwohl er weiß, daß Díaz seit eineinhalb Jahren in Berlin lebt. Dieses Zitat, das man zweimal lesen muß, um es zu fassen, bildet das Ende eines Schreibens voller Invektiven, das ein Mann verfaßt hat, der seit 1976 über die Geschicke der kubanischen Kulturpolitik wacht und bisher einen halbwegs liberalen Eindruck machte. Nach dem eigentlichen "Verbrechen", weshalb der Minister für Kultur einen der namhaftesten Intellektuellen seines Landes gern an die Wand stellen würde, wenn die Gesetze es erlaubten, fahndet man in diesem unglaublichen Dokument vergebens.
Es ist eigentlich auch nicht von Bedeutung, was Jesús Díaz "verbrochen" haben mag, wenn der höchste Funktionär der Kultur, die immerhin einen José Martí, Alejo Carpentier, Nicolás Guillén und José Lezama Lima hervorgebracht hat, zu einer Methode greift, die zur alltäglichen Praxis von Terror-Regimen, nicht aber von zivilisierten Gesellschaften gehört. Jesús Díaz, der auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes im Frühjahr 1991 mit seiner Familie nach Berlin kam und seither hier lebt, hat sich in öffentlichen Erklärungen lange zurückgehalten, denn er wollte nicht ins Lager der Dissidenten eingereiht und schon gar nicht mit der Politik der Miami-Kubaner identifiziert werden. Erst im Februar dieses Jahres hat er auf einer Diskussionsveranstaltung in Zürich seine Position deutlich umrissen und gesagt: "Es ist mir unmöglich, in allen Einzelheiten die dramatischen Verhältnisse im Alltagsleben des heutigen Kuba zu schildern. Hier mag der Hinweis genügen, daß als Folge des Untergangs der Sowjetunion und der nordamerikanischen Blokkade, aber auch der vielfältigen und ungeheuren politischen und ökonomischen Fehler, die von der kubanischen Führung begangen wurden, sogar schon die zum Wahrzeichen gewordenen Errungenschaften der Revolution gefährdet sind . . . Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird sich alles derart verschlimmern, daß die Grundbedingungen der Zivilisation und selbst das Leben auf der Insel bedroht sind, so wie es die erbärmliche offizielle Parole verheißt: ,Sozialismus oder Tod' . . . Es ist kaum vorstellbar, daß jemand, der bei vollem Verstand ist, so etwas im Sinn haben könnte, doch die kubanische Regierung verkündet es lauthals." Der insgesamt sehr differenzierte Text muß in Kuba wie eine Bombe eingeschlagen sein. Es war wohl das erste Mal seit langer Zeit, daß ein bekannter Revolutionär eine derart vernichtende Kritik an der Politik Fidel Castros übte und sogar auf die gefährliche Unsinnigkeit der offiziellen Beschwörungsformel in der gegenwärtigen "Sonderperiode" Sozialismus oder Tod verwies. Eine offizielle Stellungnahme gab es nicht: Díaz sollte auf fundamentalistische Weise gestraft werden. Castro schickte Hart vor, den alten Weggefährten aus der Zeit des gemeinsamen Widerstands gegen die Batista-Diktatur, um den revolutionären Stab über dem "Abtrünnigen" zu brechen. Wenn diese Haltung und die geradezu perverse Androhnung der Todesstrafe für schlichtes Dissidententum Ausdruck der "Moral und Ethik der kubanischen Kultur" sind, dann muß sie inzwischen auf den Hund gekommen sein.
Doch Díaz ist kein Einzelfall. Die neue Eiszeit begann im Juni 1991 mit dem spektakulären Verbot der gesellschaftskritischen Filmkomödie Alicia im Ort der Wunder von Daniel Díaz Torres. Das Werk, eines der bedeutendsten der kubanischen Kinos, war nach wenigen Tagen und heftigen, von der Kommunistischen Partei organisierten Störmanövern aus den Filmtheatern entfernt worden und ist seit einer bösartigen Pressekampagne verboten. Der für seine Produktion verantwortliche Leiter des Filminstituts ICAIC, Julio García Espinosa, wurde entlassen. Die berühmte Institution war nahe daran, aufgelöst zu werden (siehe FR vom 12. 8. 1991).
Das Verdikt gegen die Filmkomödie geschah in einem Moment, in dem die kubanische Regierung auch aus einem anderen Grund in Aufregung versetzt war. Anfang Juni 1991 war nämlich in Miami das sogenannte Manifest kubanischer Intellektueller veröffentlicht worden, ein offener Brief an Fidel Castro, in dem zehn Schriftsteller eine landesweite Debatte zur Vermeidung der drohenden wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Katastrophe und anschließend direkte und freie Parlamentswahlen forderten. Sie verlangten außerdem die Aufhebung der Reisebeschränkungen; die Wiederzulassung der privaten Bauernmärkte zur Abwendung einer absehbaren Hungersnot und eine Amnestie für Gefangene aus Gewissensgründen. Zu den Unterzeichnern dieser Forderungen gehörten Maria Elena Cruz Varela, deren Gedichte vom Schriftsteller-Verband UNEAC ausgezeichnet worden sind, sowie Manuel Díaz Martínez, José Lorenzo Fuentes, Raúl Rivero, Jorge Pomar Montalvo und andere. Das Parteiorgan Granma versuchte sofort eine Konspiration des CIA zu konstruieren, und die UNEAC sammelte bis Ende Juni Hunderte von Unterschriften, anscheinend ihrer sämtlichen Mitglieder, um nachzuweisen, daß hier nicht "die kubanischen Intellektuellen" ihre Stimme erhoben haben, sondern "eine winzige Gruppe sich als ,Pioniere' einer eventuellen Reform Kubas aufspielt, während sie in Wirklichkeit Exekutoren einer feindlichen Operation sind".
So wenig glaubhaft die Unterschriftensammlung der UNEAC war - eine ganze Reihe der angeblichen Unterzeichner hat ausländischen Freunden mitgeteilt, daß ihr Name einfach auf die Liste gesetzt worden sei, ohne sie zu fragen -, so wenig glaubhaft ist die Konspirationstheorie. Doch sie gehört zum Arsenal der Beschuldigungen, wenn sich keine anderen Vorwürfe finden lassen. Wie die kubanische Regierung mit solchen Regimekritikern verfährt, bekamen einige der Beteiligten bald zu spüren.
Eines Tages - Maria Elena Cruz Varela hatte inzwischen zusammen mit Jorge Pomar Montalvo und Fernando Velázquez Medina die Dissidenten-Gruppe Criterio Alternativo (Alternativer Standpunkt) gebildet -, als sie sich wieder einmal trafen, begann eine von einem örtlichen Partei-Funktionär angeführte Menschenmenge ihre Wohnung zu belagern. Mit pausenlosem Lautsprechergeschrei nervte man sie drei Tage lang. Dann tauchte eine der erst seit letztem Jahr existierenden paramilitärischen "Eingreif-Brigaden" auf, stürmte das Haus, zerrte die Lyrikerin an den Haaren auf die Straße und stopfte ihr Flugblätter von Criterio Alternativo in den Mund. Die beiden anderen Schriftsteller wurden zusammengeschlagen, Pomar erlitt dabei einen Nasenbeinbruch, mehrere Rippenbrüche, tiefen Schnittwunden an der Stirn und erblindete vorübergehend am linken Auge.
Eine Woche später wurden Maria Elena Cruz Varela und Jorge Pomar zusammen mit zwei anderen Mitgliedern ihrer Menschenrechts-Gruppe der Prozeß gemacht. Beide erhielten wegen "unerlaubter Vereinigung und Diffamierung" eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren. Die Mitangeklagten wurden zu etwas kürzerer Haft verurteilt. Inzwischen haben sich Amnesty International und der PEN- Club der Fälle angenommen.
Das Regime verfolgt alle, die sich "außerhalb der Revolution" befinden und dies auch noch öffentlich manifestieren, gnadenlos. Im Januar dieses Jahres plädierten 15 Universitätsprofessoren in einer Petition für eine Demokratisierung Kubas. Sie verlangten eine ökonomische Öffnung des Systems auf wohlgemerkt "friedlichem Weg", traten für die Respektierung der Menschenrechte, eine Generalamnestie für die politischen Gefangenen und für die Autonomie der Hochschulen ein. Sie haben dabei alle Formulierungen vermieden, die sie mit irgendeinem kubanischen Gesetz in Konflikt gebracht hätte. Ähnlich wie bei den Schriftstellern antwortete die Regierung mit Gewaltmaßnahmen: alle Unterzeichner wurden von den Universitäten entfernt und erhielten Berufsverbot. Und mehr noch: auch jene, die in Verdacht standen, von der Existenz des Dokuments gewußt und dies nicht denunziert zu haben, wurden relegiert - insgesamt 30 Angestellte an verschiedenen Hochschulen. Es sind keine Regimegegner, die heute solche Aktionen unternehmen, sondern Leute, die - wie Jesús Díaz - Jahrzehnte lang an die Revolution geglaubt haben, und nun sehen, daß das sozialistische System am Ende ist, abgewirtschaftet hat, und daß es auch aufgrund der US- amerikanischen Blockade keine Chance mehr besitzt. Und die zugleich die Starrköpfigkeit eines Regenten vor Augen haben, der nur eine Alternative akzeptiert: Sozialismus oder Tod. Und wem das nicht paßt, oder wer gar nach anderen Auswegen sucht, wird relegiert oder eingesperrt oder dem wird die Todesstrafe angedroht.
Gibt es in Kuba niemanden unter den Intellektuellen, der sich dagegen wehrt? Angesichts des überall manifesten Staatsapparats und fehlender Alternativen eine müßige Frage. Und ebenso müßig die Suche nach einer Institution wie z. B. dem Schriftsteller-Verband. Der ist derart verzahnt mit der Partei, daß er sich im Konfliktfall stets als deren Erfüllungsgehilfe und nur selten als Vertretung der Interessen seiner Mitglieder versteht. So hat die UNEAC die Gruppe der Zehn verbannt, nachdem einige ihrer Mitglieder zu Gefängnisstrafen verurteilt worden waren. Und so hat sie sich - zwei Monate nach der hysterischen Reaktion des Kulturministers - auch nicht gescheut, Jesús Díaz auf einer Sondersitzung ihres Nationalrats, des höchsten Gremiums zwischen den regulären Kongressen, aus ihren Reihen zu verstoßen, d. h. einen der wenigen Gegenwartsautoren Kubas von internationalem Rang.
Nachdem schon Hart daran gescheitert war, das "Verbrechen" von Días zu formulieren, konstruierten die Verbandsfunktionäre eine besonders absurde Begründung: der Autor sollte an einer von Vaclav Havel geleiteten Organisation beteiligt sein. Das UNEAC-Präsidium muß sich seiner Sache auch nicht sicher gewesen sein, denn es wagte nicht, die Entscheidung - wie sonst üblich - zu veröffentlichen oder gar dem Betroffenen mitzuteilen. Kuba, das der Welt einst ein Beispiel für revolutionäres Bewußtsein lieferte und mit seiner Kultur belegte, ist auf dem besten Weg, sich vom Land José Martìs in ein Ayatollah-Regime zu verwandeln. PETER B. SCHUMANN
"Das gibt's doch gar nicht. Wir wollten uns die Steffi und die andere Kleine halt mal angucken, und jetzt das." Die Dame aus Bad Schwalbach und ihre Frankfurter Freundin waren sichtlich enttäuscht, aber sie bewahrten Haltung. Statt Steffi Grafs Vorhand zu bewundern, Anke Hubers Top-Spin kritisch zu beobachten, mußten die Tennis-Freundinnen mit Sung-Hee Park (Korea) und Jana Novotna (CSFR) vorliebnehmen. Die beiden Frauen bewahrten Haltung, waren verärgert, aber nahmen den kuriosen Tennis-Tag beim Federation Cup in Frankfurt mit Schulterzucken hin.
Andere machten ihrem Ärger mit lauten Flüchen Luft, schimpften auf die Organisation und Gott und die Welt. Ganz Forsche verschafften sich auf ihre eigene Art Zutritt zum Court der Begierde. Ein halbes Dutzend klettergewandter Zuschauer hangelte sich am Stahlrohrgerüst hoch und nahm Platz: Dort, wo Graf und Huber sich mühten, die Erwartungen der Tennis-Nation zu erfüllen - auf Court Nr. 1. Die 1812 Sitzplätze waren natürlich ausverkauft. Dreimal so viele Karten hätte die Stadion GmbH verkaufen können. Nebenan droschen Koreanerinnen und Tschechoslowakinnen im nahezu 6000 Besuchern Platz bietenden Centre Court vor, wohlwollend geschätzt, 1000 Zuschauern auf den Ball ein. Tennis- Weltmeisterschaft paradox.
Der Ärger war programmiert, und Veranstaltungsmanager Dieter Hochgesand hatte es geahnt und auch frühzeitig öffentlich gemacht. "Es wird Probleme geben." Probleme, die in den Regeln des Internationalen Tennisverbandes begründet sind. Jede Mannschaft, die das Finale erreicht, muß mindestens einmal auf dem Centre Court gespielt haben. Die CSFR ist an Nummer drei gesetzt, folglich ein heißer Anwärter auf den Finalplatz. Also entledigte sich Oberschiedsrichter Peter Bellenger (Australien) seiner Regelpflicht. Damit ist aber der Wirrwarr um Steffi mal hier, Steffi mal dort, noch lange nicht beendet. Ob die Deutschen ihre Halbfinalbegegnung am Samstag auf dem Platz der Plätze austragen, weiß niemand. Nicht mal der Oberschiedsrichter. Denkbar ist nämlich, daß ein Außenseiter, der sich bisher auf Nebenplätzen still und heimlich bis in die Vorschlußrunde spielte, noch sein Centre-Court-Debüt geben muß, damit Bellenger vor einem denkbaren Protest gewappnet ist.
Sicher ist nur, daß die Deutschen heute auf dem Centre Court antreten. Das wiederum dürfte die beiden Frauen aus Bad Schwalbach und Frankfurt in eine Tennis-Depression stürzen. Denn am Vorverkaufsstand im Waldstadion hat ihnen der völlig desinformierte Verkäufer mit Unschuldsmiene Centre-Court-Tickets für Freitag verkauft. "Dann spielt Steffi." Leider höchstens ein Trainingsmatch in Hofheim. JÜRGEN AHÄUSER
TREBUR. Auch 1992 finden wieder "Treburer Theater Tage - TTT" statt, und zwar vom 11. bis 13. September. Neu diesmal: Organisator ist ein eingetragener Verein gleichen Namens. In den vergangenen Jahren hatte die Jugendpflege als Veranstalter des Festivals firmiert, das von freiwilligen Helfern organisiert und auf die Beine gestellt wird.
Die Veranstaltungsreihe wird vermutlich wieder auf dem angestammtem Freigelände an der Mittelpunktschule stattfinden. Wenig verändert wurden nach Auskunft des Vereins die Eintrittspreise. Acht Mark kostet der Zugang zur Kindervorstellung; sonntags gelten dabei auch die Tikkets vom Freitag oder Samstag. Erwachsene können wählen: 18 Mark kostet eine Tageskarte, die Dreitageskarte im Vorverkauf 30 Mark und an der Abendkasse 38 Mark.
Auftakt ist am Freitag, 11. September, 15 Uhr, das Kinderprogramm mit Rootslöffel und "Immer Lauscher und die Wahnsinnswespe". Das Abendprogramm startet um 19.30 Uhr mit dem Stück "Urboros" vom Comecon Theater. Um 21.30 Uhr folgt Teatro Matto mit "Das Leben oder nicht". Für eine dritte Freitagsaufführung stehen Ensemble und Stück noch nicht fest.
Für Kinder führt am Samstag, 12. September, 15 Uhr, die Gruppe Tam Bambura auf "Vom Flötchen, das zaubern kann". Das Abendprogramm bietet: 19.30 Uhr Peter Spielbauer mit "Jetzt immer Alles"; 21 Uhr Teatro du Pain mit "beat aleman"; 23 Uhr, KKZ mit "Der Mann, der Fisch, das Bett".
Am Sonntag wird ab 10 Uhr Frühstück und Flohmarkt geboten. Gespielt wird an diesem Tag: 11.30 Uhr Comepania Rhein & Ruhr mit "Streetlife"; 15 Uhr Dornheimer Theaterkiste mit "Stinkmorche-Miselfratz" (Kindertheater); 18 Uhr Tiyatrom mit "Der Diener / Türke zweier Herrn" und 20 Uhr, Teatro du Pain mit "Butzbacher & Brommelmeier auf Korsika".
• Wer Mitglied werden oder als Helfer bei dem Festival mitmachen will, wendet sich an "Treburer Theater Tage e.V., Münchner Straße 22, 6080 Groß-Gerau, Tel. 0 61 52 /4 04 38. cas
Jugendfeuerwehr feiert
BIEBERGEMÜND. Die Jugendfeuerwehr in Wirtheim wird 25 Jahre alt. Dieses Jubiläum feiert die Freiwillige Feuerwehr am Samstag, 18., und Sonntag, 19. Juli, am Gerätehaus.
Am Samstag findet ab 16 Uhr eine Übung statt, an der sich die Jugendwehren aus den Jahren '67 und '77 beteiligen. Ein Frühschoppen eröffnet das Fest am Sonntag um 10 Uhr. Nachmittags gibt es Spiele für Kinder sowie Kaffee und Kuchen, ab 15 Uhr spielt die Musikkapelle Gela. jan
FREIGERICHT. Ein ungewöhnliches Fußballspiel beginnt am kommenden Sonntag, 19. Juli, um 14 Uhr auf dem Somborner Bolzplatz zwischen Hallenbad und Gesamtschule. Bei dieser Jux-Begegnung trifft der 1. Fußballclub Heftig-Deftig Linsengericht, bestehend aus Zivildienstleistenden, und der Hanauer Berber-Sportverein "Halt drauf" aufeinander.
Die Initiative ging von den Nichtseßhaften (Berbern) im Hanauer Franziskus-Haus aus, wo die Wohnungslosen wieder seßhaft zu werden versuchen. Ihr Sprecher Peter Maria Krause sagte, das Spiel solle dazu beitragen, Vorurteile gegenüber "Pennern" und Zivis als angebliche "Drückeberger" abzubauen. An das zweimal 20minütige Spiel schließt sich ein Grillfest an. Dafür erheben die Berber einen Beitrag von zwei Mark. him
HIRZENHAIN. Der Vogelsberger Höhenclub lädt alle Senioren am Donnerstag, 16. Juli, ab 14 Uhr am Rathaus Hirzenhain zum Wandern ein.
KARBEN. Anmeldungen werden im Rathaus noch angenommen für einen Besuch der französischen Partnerstadt Ramonville-St. Agne bei Toulouse vom 16. bis 21. September. Die Zahl der Personen, die die französischen Partner aufnehmen können, ist nach einer Mitteilung des Kulturamtes diesmal beschränkt. In Ramonville nämlich werden zur gleichen Zeit im September Gäste aus deren spanischer Partnerstadt Zuera ankommen.
Im September bieten die Franzosen für die Deutschen und die Spanier den Besuch eines Straßentheaterfestivals, einen Ausflug in die Umgebung sowie die Eröffnung einer Bilderausstellung der drei Städte, ergänzt durch Bilder aus St. Egrève und San Marino. Diese Ausstellung ist im Frühjahr bereits in Karben zu sehen gewesen. Interessenten an dem Ausflug, der per Bus oder per Flugzeug erfolgen wird, melden sich im Kulturamt, Telefon 0 60 39 / 48 10. hm
MÜNCHEN, 15. Juli (AP). Am bevorstehenden verkehrsreichen Wochenende müssen sich die Touristen in Richtung Italien auf ein zusätzliches Hindernis einstellen: Wegen eines Felssturzes ist die Timmelsjochstraße zwischem dem österreichischen Ötztal und dem Südtiroler Passeiertal bis voraussichtlich 20. Juli gesperrt. Wie der Münchner ADAC am Mittwoch weiter mitteilte, ist die Alpenstrecke zwischen Moos und Sankt Leonhard für Autofahrer unpassierbar. Die Timmelsjochstraße ist den Angaben zufolge für viele motorisierte Urlauber auf ihrem Weg Richtung Meran - Bozen eine Alternativroute zur Brennerautobahn, die während der Hauptreisezeit in der Regel überlastet ist.
HIRZENHAIN. Der SV Merkenfritz lädt am Samstag, 18. Juli, ab 18 Uhr zum Dämmerschoppen an der Grillhütte am Sportplatz ein. Mit Äppelwoi und Handkäs mit Musik wird bei gemütlichem Laternenlicht in den Abend gedämmert. Bier vom Faß und Steaks mit Kartoffelsalat sind die Alternativen zu den hessischen Speisen.
Ein teurer Service: Wenn sich jemand vom Krankentransport der Feuerwehr oder der Wohlfahrtsverbände in ein Krankenhaus oder zu einer Arztpraxis fahren läßt, kostet es von diesem Sommer an fast das Dreifache wie bisher. Bislang hatte eine städtische Gebührensatzung den Fahrpreis für alle Organisationen einheitlich festgesetzt und den Krankenkassen für jede Fahrt pauschal 120 Mark in Rechnung gestellt.
Jetzt haben die Sätze kräftig angezogen: Zum 1. Mai dieses Jahres einigten sich Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen, der Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie die Krankentransport-Unternehmen auf eine neue Pauschale in Höhe von 320 Mark. Und wer in Frankfurt einen Notarztwagen ordert, muß jetzt sogar 720 Mark statt bisher 320 Mark berappen. Hauptgrund: die gestiegenen Personalkosten.
Zwar beträgt die Eigenbeteiligung der Patienten weiter unverändert 20 Mark. Die Krankenkassen aber bekommen die Neuregelung als "erhebliche Mehrbelastung" zu spüren. Den Grund für die drastisch gestiegenen Personalkosten sieht Otto Och von der Vertragsrechtsabteilung der Frankfurter AOK im Hessischen Rettungsdienstgesetz. Nach diesem Gesetz, das seit Dezember 1990 in Kraft ist, dürfen nicht länger ehrenamtliche Helfer die Kranken- und Notarztwagen steuern. Statt dessen sind an Bord eines Wagens hauptberufliche Fahrer und ausgebildete Sanitäter vorgesehen. Eine anhängige Rettungsdienstentgelt-Verordnung zwang dann die Leistungsträger, ihre Sätze entsprechend neu zu kalkulieren.
Daß die gestiegenen Anforderungen an die Qualifikation des Personals wesentlich für die Teuerung verantwortlich sind, bestätigt auch der Frankfurter Arbeiter- Samariter-Bund. Während nach Angabe von ASB-Geschäftsführer Jürgen Lang die zehn Fahrzeuge seiner Organisation einst von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Zivildienstleistenden gesteuert wurden, sieht das neue Gesetz an Bord eines jeden Fahrzeugs einen hauptberuflichen Fahrer und einen Beifahrer vor, die beide ausgebildete Rettungssanitäter oder Rettungsassistenten sein müssen.
Erleichterung verschafft die neue Regelung laut Och hingegen dem städtischen Etat. Für die Stadt war das in Regie der Branddirektion betriebene Krankentransportwesen bislang ein Zuschußbetrieb. Weil das städtische Transportwesen, das schon immer auf hauptberufliche Mitarbeiter setzte, mit der bislang geltenden Pauschale nicht kostendeckend habe wirtschaften können, seien ein großer Teil der Kosten aus dem Stadtsäckel gedeckt worden. sar
BAD ORB. Werke von Bach, Haydn, Reger und anderen Komponisten spielt am Sonntag, 19. Juni, der Jenaer Organist Hartmut Haupt in der St.-Martins-Kirche.
Der Eintritt zum Orgelkonzert, das um 19.30 Uhr beginnt, ist frei. Die Veranstalter erhoffen sich jedoch eine Spende, um auf diesem Weg die Kosten teilweise begleichen zu können. jan
BAD NAUHEIM. Als "außerordentliche Belastung" bei der Abrechnung der Einkommenssteuer kann ich den gestrigen Tag nicht geltend machen, wohl aber als "außergewöhnliche Entlastung" vom Dienst am Schreibtisch: Körpergefühl statt Kopfarbeit - einen Tag lang kuren in Bad Nauheim mit Rundum-Gesund- Programm, ganz ohne Bildschirmstreß und Redaktionsschlußdruck.
Pünktlich um neun Uhr empfängt mich Bad Nauheims stets erstklassig gekleideter Kurdirektor Dr. Eduard Alt im ebenso erstklassigen Ambiente: Jugendstilmöbel, Eiche massiv, alles Originale. Unbekümmert stimme ich dem Anwendungsprogramm zu und lerne als erstes: Auch Kuren geht nicht ohne Verwaltung und Zeitplan. Kurkarte ausfüllen, Termine in die Badekarte eintragen lassen. Die Rubrik Trinkkur "Morgens, nüchtern, warm - kalt" bleibt auf meinem Kurverordnungspaß leer, ich darf als erstes in die Wanne steigen - so wie der "ganz normale" Kurgast, der im Heilbad Linderung von seinen Herzkreislaufleiden sucht.
Mit gewaltigem Druck sprudelt das stark kohlensäurehaltige Wasser im Badehaus zwölf in die hölzerne Wanne aus den Tagen, als die Damen noch Bubikopf trugen. "Kein anderes Solebad in Deutschland hat einen so hohen Kohlensäuregehalt wie das Bad Nauheimer", hatte mich Bademeister Georg Soppa, mein Begleiter auf Gesundheitspfaden, zuvor aufgeklärt: 1200 Milligramm pro Liter. Tausende der kleinen Gasbläschen prickeln und blubbern jetzt auf meiner Haut. Sie sollen dafür sorgen, daß sich Verkrampfungen lösen, der Herzmuskel Verkrampfungen lösen, Herzmuskel entlasten entlastet und somit der Blutdruck gesenkt wird. Zehn Minuten sind um, ich bin froh, daß mich nicht das Schicksal Marats ereilt hat, und genieße nach dem prickelnden Bad das strahlendweiße vorgewärmte Handtuch auf der Haut.
Zeit zum Ausruhen bleibt bei der Ein- Tages-Kur nicht. Zu viel ist da in der geschichtsträchtigen Jugendstilanlage des Sprudelhofs zu sehen: vom vielfarbig schillernden Wandmosaik bis zur Kuppelkonstruktion der Eingangshalle, in der die Tische und Stühle und das "Kartenhäuschen" aus Rosenholz die Einquartierung amerikanischer Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso überdauert haben wie das Jahrhunderthochwasser der Usa. Im August 1981 hatte das Wetterauflüßchen die Halle bis zu einem Meter hoch überflutet.
Bis in eine Tiefe von 180 Metern reichen die Rohre vom Sprudel zwölf, die das Sole-Wasser, ohne daß es Luftkontakt bekommt, nach oben pumpen. Wer sich davon überzeugen möchte, kann während der Führungen durch die Jugendstilanlagen in die Unterwelt Bad Nauheims hinabsteigen, dorthin, wo auch der Tunnel bis zum Heizwerk am Goldstein beginnt. Ob sich Sissi hinab ins Dunkel begeben hat, belegt die Geschichte nicht. Doch in die Wanne ist auch die österreichische Kaiserin gestiegen: allerdings in der hochherrschaftlichen Fürstenzelle mit ihrem separaten Ankleideraum, den einst goldenen Armaturen und dem Mosaik-Bild von Hygieia, der Tochter des Äskulap und Göttin der Hygiene.
Auf mich indes wartet nun ein Kurmittel ganz anderer Form: Ich soll in Torf verpackt werden, Turbatherm genannt. In großen Holzcontainern ist die tiefbraune flockige Erde aus dem Trockenmoor gelagert, bevor sie, durch Milchsäurebakterien aufgeheizt, zum Wohl von Patienten mit Rheumabeschwerden eingesetzt wird. Ihre Vorzüge, kein Temperaturabfall, leichtes Gewicht, soll ich gleich kennenlernen.
Das Torfbett ist angerichtet, noch angenehm warm, bis Badefrau Doris Kahabka mich vollends mit der muffig riechenden Moorerde eingestreut und in Plastikfolie, Badetuch und Decke verpackt hat. Schnell merke ich, daß es ein Fehler war, auch mit Armen und Händen in dem Kokon zu stecken. Von der Stirne heiß, rinnen muß der Schweiß. Nichts läßt sich dagegen tun. Nur ausharren mit dem Gefühl, zu lange in einer Badewanne mit zu heißem Wasser zu sitzen. Rio Reisers Lied "Ich will raus" fällt mir ein, doch das sag ich der Badefrau nicht.
Die 20-Minuten-Prozedur ist vorbei: Ich komme unter die Dusche und das Turbatherm in einen Kleingarten oder auf ein Rosenbeet in Nauheims Kurpark. Denn der Torf kann nicht sterilisiert und somit nicht wiederverwendet werden.
"Wie wär's jetzt mit einer Massage?" fragt Bademeister Georg Soppa. Ich bin zu müde, um nein zu sagen. Doch unter den Händen von Masseurin Anke Wacker werden die Lebensgeister wieder wach. Wohl auch, weil ich froh darüber bin, daß mich kein Leiden hierher gebracht hat, daß ich nicht die lange Krankengeschichte habe wie die Kur-Patientin vor mir. Diabetes, erzählt ihr Mann auf dem Flur, habe sie, zwei Herzinfarkte durchgemacht, starke Krampfadern. Für Wacker ist die Konfrontation mit zumeist älteren kranken Menschen nicht immer ein leichter Alltag.
Mittagspause in der Bio-Bar: Zucchinipuffer an Paprikaquark, dazu Sanddornmilch machen einen Verdauungsspaziergang nötig. Georg Soppa nutzt ihn, um In der Bio-Bar werden neue Kräfte getankt mir stolz von der EDV-Anlage seiner Abteilung zu berichten, die der Sekretärin das mühselige Addieren der Kassenabrechnungen erleichtert. Im Herbst soll auch die Terminplanung computerisiert werden, dann werden sie verschwinden, die grünen, blauen und gelben Bons aus dem Kurmittelautomaten von Anno dazumal.
Noch habe ich eines in der Tasche für das Thermalsolebad, also wieder hinein ins feuchte Element. Mit unendlich schweren Beinen zur Unterwassergymnastik. "Unterschenkel leicht kreisen lassen, nach hinten strecken, so weit es geht". Die ältere Dame kommentiert die Anweisungen mit leisem Stöhnen, ich mit verschämtem Gähnen. "Und die Arme über den Kopf, bitte, entspannt zur Seite neigen." Entspannung, das ist das Stichwort, schließlich hatte ich doch angenommen, daß kuren nicht anstrengend ist.
Hinauf also zum Wellnesspark. Soll ich im Aromaraum Lavendel und Rosenholz riechen, per Casette meditieren oder unter auf dem violetten Wasserbett die Farbe Lila genießen? Nein, einfach nur die kurze Zeit, die mir bis zum Expertengespräch bleibt, ausruhen. Schließlich war ich doch kein "ganz normaler Kurgast", denn der sollte aus gesundheitlichen Gründen höchstens zwei der Anwendungen an einem Tag durchlaufen.
Ich weiß jetzt, warum.
CORINNA WILLFÜHR
FRANKFURT A. M., 15. Juli (FR). Sinti und Roma dringen weiterhin darauf, daß ein gemeinsames Holocaust-Mahnmal für sie und die Juden auf dem Pariser Platz in Berlin errichtet wird. Eine Delegation von sechs Überlebenden der Konzentrationslager fordert deshalb ein Gespräch mit Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) in der kommenden Woche.
Der Zentralrat der Sinti und Roma reagierte damit am Mittwoch auf die Entscheidung des Innenministeriums, zunächst eine Gedenkstätte allein für die ermordeten europäischen Juden zu errichten. Der Beschluß widerspreche Zusagen des Berliner Kultursenators Ulrich Roloff-Momin, ein Gespräch des Zentralrats-Vorsitzenden Romani Rose mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, abzuwarten.
Firmen-Telegramm
Asko-Stimmrechtsgrenze soll fallen Beim Handelskonzern Asko in Saarbrücken soll die fünfprozentige Stimmrechtsbegrenzung ersatzlos gestrichen werden. Das schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, die am 28. August tagt. Neben der Neuwahl von Aufsichtsratsmitgliedern steht auch ein Antrag auf Satzungsänderung auf dem Programm. Dieser sieht vor, daß das bei der Asko-Vereinigung liegende Entsendungsrecht für drei Aufsichtsräte auf die Asko-Europa-Stiftung übertragen, gleichzeitig von drei auf zwei Mandate reduziert und nach einer Amtsperiode von fünf Jahren auf ein Mandat zurückgenommen werden soll. Schneider auf Partnersuche Die 1991 tief in die Verlustzone geratenen Schneider Rundfunkwerke würden eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen begrüßen. Das 75-Prozent-Aktienpaket der Brüder Albert und Bernhard Schneider steht nach Firmenangaben aber nicht zur Disposition. Bilfinger schnappt sich Roediger Der Mannheimer Baukonzern Bilfinger + Berger wird die Hanauer Roediger- Gruppe übernehmen. Die in der Abwassertechnik arbeitende hessische Firma soll als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. Roediger wird mit 400 Beschäftigten 1992 auf eine Gesamtleistung von 100 Millionen Mark kommen.
Okay für BNP-Beteiligung an Air France Die staatliche Banque Nationale de Paris (BNP) darf sich mit 8,5 Prozent bei der Fluggesellschaft Air France einkaufen. Die EG-Kommission genehmigte diese Beteiligung. Sie sehe in dem Erwerb (Kaufpreis umgerechnet gut 1,1 Milliarden Mark) keine indirekte staatliche Subvention, sondern eine Finanzinvestition, heißt es in Brüssel zur Begründung. Kahlschlag droht bei der Rabobank Die niederländische Rabobank erwägt drastische Einschnitte zur Kostensenkung. Erwogen wird der Abbau von immerhin 2500 Arbeitsplätzen. Eine endgültige Entscheidung über den Kahlschlag solle voraussichtlich im Herbst fallen, teilt das zweitgrößte Geldhaus in den Niederlanden mit. Ende vergangenen Jahres beschäftigte die Rabobank noch 39 000 Männer und Frauen. Karstadt-Kassen klingeln kräftig Beim Karstadt-Konzern klingeln die Kassen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kletterte der Umsatz um 8,7 Prozent auf 9,2 Milliarden Mark. Die Warenhäuser der Gruppe schafften ein Plus von 8,3 Prozent auf knapp 5,9 Milliarden Mark. 433 Millionen steuerten dazu die ostdeutschen Filialen bei. Die Frankfurter Tochter Neckermann Versand erlöste im Berichtssemester 1,6 Milliarden und erzielte somit eine Steigerung von acht Prozent.
BAD ORB. Zwei Stunden "krachlederne und unbeschwerte Unterhaltung" verspricht die Kurverwaltung Bad Orb den Besuchern des Lustspiels "Der Witwentröster". Es wird am Montag, 20. Juli, von der Ludwig-Thoma Bühne aus Rottach-Egern aufgeführt.
Der Schwank beginnt um 19.30 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 17 bis 20 Mark gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf im Verkehrsbüro und am Infopavillon Salinenplatz. jan
TESTSPIEL: KSV Klein-Karben - SG Egelsbach (19 Uhr).
DARMSTADT. Ein erst zum Wintersemester 1990/91 an der Technischen Hochschule Darmstadt eingeführter und landesweit einmaliger Ergänzungsstudiengang für Berufsschulpädagogen ist gefährdet: Die 18 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Hessen, die ab Oktober einmal pro Woche ganztägig Vorlesungen und Seminare über "berufspädagogische Maßnahmen zur Förderung benachteiligter Jugendlicher bei der Berufseingliederung" besuchen wollen, haben bislang keine Aussicht auf Kürzung ihrer Unterrichtsstunden. Ohne Reduzierung ihrer Unterrichtspflicht halten die Interessenten wie der Weiterstädter Lehrer Rudolf Kleinbub das Studium "wegen unserer jetzigen Belastung für nicht machbar".
Bisher profitierten die rund zwanzig Lehrer, die sich jedes Jahr für das Ergänzungsstudium gemeldet haben, vom "Mangelfach-Erlaß" des Kultusministeriums. Dieser Erlaß, der eine Entlastung um fünf Unterrichtsstunden vorsieht, wenn eine Weiterbildung in einem Fach mit Lehrermangel genutzt wird, läuft nach Angaben aus Wiesbaden zum 1. Februar 1993 aus.
In einer Resolution an die Landesregierung und die vier Fraktionen in Wiesbaden heben die 18 Männer und Frauen hervor, ihnen seien während der Ausbildung bis zum ersten und zweiten Staatsexamen "so gut wie keine Angebote gemacht" worden, um die "schwierige Arbeit" des Unterrichts in Klassen mit Behinderten, Jungarbeitern, Jugendlichen ohne Schulabschlüsse, ausländischen Jugendlichen und Aussiedlern bewältigen zu können.
In dem vier Semester dauernden Darmstädter Zusatzstudium sehen die Pädagogen ein "geeignetes Angebot, das unsere Unterrichtsarbeit unterstützen und verbessern kann".
Wegen der im Studienplan vorgeschriebenen Referate und Exkursionen, aber auch aufgrund der weiten Anfahrtswege (bis nach Marburg), der nötigen Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit der Seminare sowie der Prüfungsvorbereitungen halten sie eine Stundenermäßigung für "dringend erforderlich".
Der TH-Professor Josef Rützel unterstützt den Protest der Studienwilligen und ist sogar selbst in Wiesbaden vorstellig geworden. Laut Rützel werden die Lehrer erst "in der Praxis mit den Problemen benachteiligter Jugendlichen konfrontiert" - mit Berufsschülern im Berufsvorbereitungsjahr, im Grundbildungsjahr, mit geistig behinderten Jugendlichen aus Werkstätten. Es gebe Schätzungen, die einen wachsenden Klassenanteil dieser Klientel von bis zu 30 Prozent prophezeiten, sagt der Berufspädagoge.
Der Professor macht im Bildungsgefüge "Verschiebungen nach oben und unten" aus: Einerseits steigende Bildungsansprüche der Eltern, die ihre Kinder zunehmend zum Besuch des Gymnasiums drängen (laut Rützel beispielsweise in Darmstadt rund 60 Prozent eines Jahrgangs), gleichzeitig mehr Fördermaßnahmen zur Qualifizierung der zunehmenden Zahl sogenannter Benachteiligter, damit etwa Jugendliche mit schlechtem oder ohne Schulabschluß eine Lehre erfolgreich absolvieren. JÖRG FEUCK
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Anstrengungen der Hessischen Landesregierung zur Einrichtung von Ganztagsangeboten an Schulen in der Mittelstufe hat der Maintaler CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn "gründlich mißverstanden". Dies meint Korns Kontrahent im Wiesbadener Landesparlament, der Hanauer SPD-Landtagsabgeordnete Roland Battenhausen.
Er fragt sich: "Wo bitteschön kann von einer ,flächendeckenden Ganztagsschule' im Main-Kinzig-Kreis die Rede sein, wenn bislang zwei von über 40 Schulen in der Mittelstufe eine Betreuung in den Nachmittag hinein anbieten?"
Battenhausen stempelt Erklärungen Korns in dieser Richtung als "mehr als abenteuerlich und wieder einmal haarscharf an der Realität vorbei" ab. Der SPD-Politiker erinnert daran, daß die Einrichtung eines Ganztagsangebotes auf Antrag der Schulen und Schulträger erfolge.
Das von Korn bemängelte "Arbeitsbeschaffungsprogramm für Lehrer" komme Schülerinnen und Schülern an den betreffenden Schulen zugute. Es sei in Abstimmung mit Eltern und dem Schulträger eingerichtet worden.
Als "völlig an der Sache vorbei" brandmarkt der SPD-Landtagsabgeordnete die Forderung nach mehr Betreuungsangeboten an Grundschulen. Der Hessische Kultusminister habe doch gerade jetzt eine Vervierfachung der Betreuungsangebote an Grundschulen - hessenweit 175 innerhalb von 15 Monaten - veröffentlicht. Das - so Battenhausen weiter - habe die CDU-geführte Landesregierung innerhalb von vier Jahren nicht auf die Beine gestellt.
Auch die beiden Projekte an der Philip- Reis-Schule in Gelnhausen und der Fritz- Schubert-Schule in Maintal würden fortgeführt.
Zusätzliche Anträge zur Betreuung an Grundschulen könnten in Abstimmung mit dem Schulträger beim Kultusminister gestellt werden. hok
Ein wahres "Wechselkurs-Wunder" vollbringen gegenwärtig zum großen Ärger der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und vieler öffentlicher Verkehrsbetriebe in städtischen Ballungsräumen die Fahrkarten-Automaten: sie schlucken praktisch wertlose Rubel- Münzen aus der ehemaligen Sowjetunion und spucken für die so eingeworfenen rund 1,5 Pfennig (1,2 Schweizer Rappen) den Gegenwert eines harten Schweizer "Fünfliber" aus (umgerechnet sechs Mark).
Die Ein-Rubel-Münzen mit dem Hammer-und-Sichel-Emblem entsprechen nämlich in Gewicht, Größe und Durchmesser praktisch ganz genau dem eidgenössischen Fünf-Franken-Stück, auf dem vorne ein Porträt des Freiheitshelden Wilhelm Tell und hinten das Schweizer Hoheitszeichen prangt. Wertmäßig indessen klaffen Welten zwischen den so unerhört ähnlichen Münzen. Weil die meisten Fahrkarten-Automaten in der Schweiz auch Wechselgeld auswerfen und nicht bloß Billetts, ist es mittlerweile nach Feststellungen der Verkehrsunternehmen zum lohnenden Geschäft geworden, die stummen Kassierer mit wertlosen Russenrubelgeld zu überlisten. Abend für Abend habe man in den Automaten Hunderte von Rubelstücken statt des einheimischen "Fünflibers" vorgefunden, alarmierte jüngst auch die Generaldirektion der SBB die Polizei. Diese vermutet organisierte Kriminelle hinter dem lukrativen Raubzug. Denn so viele nutzlos gewordene Rubel könnten Schweizer Rußland-Besucher gar nicht heimgebracht haben, meinen die Kriminalisten. Im Raume Zürich wurden Rubel in Automaten eingeworfen, um danach unter einem Vorwand das angeblich nichtbenützte Billett zurückzugeben und den Gegenwert in gutem Schweizer Bargeld zu kassieren.
Sobald jeweils die Polizei in Aktion tritt, verlagern die Rubel-Wechsler ihr Aktionsfeld in eine andere Stadt oder in einen anderen Schweizer Landesteil. Am einfachsten klappt der Wechseltrick offenbar bei jenen Automaten, die Wechselgeld zurückgeben.
Dort schmeißen die unbekannten Kartenkäufer ein Rubelstück ein, wählen per Drucktaste eine Fahrkarte zum günstigsten Streckentarif von einem "Fränkli" - und klauben danach das Wechselgeld von vier garantiert waschechten Schweizer Franken aus der Schale. Wer das in dunkler Nacht mit einhundert Rubelstücken macht, investiert umgerechnet die schäbige Summe von einem Franken und zwanzig Rappen (etwa eine Mark und fünfzig Pfennig) und "verdient" damit stolze 400 Schweizer Franken, umgerechnet also die schöne Summe von 480 Mark. "Rubel-Ernten" von 100 bis 150 Stück pro Kartenautomaten und Nacht sind nach Angaben der Betroffenen durchaus keine Seltenheit. Deshalb wurden bereits die Automatenhersteller alarmiert, sie sollten sich rasch eine technische Sicherung einfallen lassen. Außerdem hat die Polizei bekanntgegeben, man habe "offenbar eine heiße Spur gefunden" - was indessen nach Vermutungen der Anzeigeerstatter vor allem als Signal an die nach wie vor unbekannten Rubelwechsler verstanden werden dürfte, sich ab sofort in acht zu nehmen und die wehrlosen Automaten nicht mehr so schamlos zu plündern PETER AMSTUTZ (Bern)
In Frankfurt hat sich jetzt ein "Freundeskreis Schloß Wiepersdorf - Erinnerungsstätte Achim und Bettina von Arnim (e.V.)" - gegründet. Die Initiatoren sind Clara von Arnim, die Witwe des letzten Besitzers von Wiepersdorf, und Hartwig Schultz vom Freien Deutschen Hochstift (Frankfurter Goethemuseum).
Das Frankfurter Goethe-Museum unterstützt den Freundeskreis, der in dem gut erhaltenen Schloß - das etwa 70 Kilometer von Berlin entfernt liegt - eine kleines Museum einrichten will. Das Museum soll an die Schriftsteller Bettina und Achim von Arnim erinnern soll, die dort einen großen Teil ihres Lebens verbrachten. Schon damals diente es als Begegnungsstätte für Künstler.
Am 7. August soll das Schloß unter der Leitung von Peter Hahn als "Künstlerhaus Wiepersdorf" wieder eröffnet werden. Im Dezember ist ein internationales Kolloquium zum Werk von Bettina und Achim von Arnim geplant. Für 1993 sind "Wiepersdorfer Tage der Romantik" vorgesehen.
In der früheren DDR war das Herrenhaus der Arnims aus dem Bodenreformprogramm herausgenommen und als Erholungsheim für Kulturschaffende eingerichtet worden. 1975 bis 81 wurde es grundlegend renoviert und ist heute das einzige gut erhaltene Schloß der Mark Brandenburg. Der Freundeskreis will die Initiative des Landes Brandenburg zur Belebung der Erinnerungsstätte ideell und finanziell unterstützen und einige Schloßräume mit Möbeln und Bildern ausstatten.
Wilhelm Grimm, der seine Märchensammlung Bettina von Arnim gewidmet hatte, schrieb 1816 über seinen Besuch in Wiepersdorf: "Arnims Haus ist geräumig, der Garten daran und der Wald von Birken schön. Doch ist es inwendig ziemlich verfallen, war aber mit Pracht und eigentlich fürstlich eingerichtet." E-S
Eltern zahlten nicht, da ging der Sohn klauen Verurteilt wegen Diebstahls und Körperverletzung Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Nachdem ihm seine Eltern den fälligen Unterhalt verweigert hatten, ist ein 22 Jahre alter Medizinstudent aus Frankfurt als gewalttätiger Ladendieb aufgetreten. Im Gegensatz zu Verteidigung und Anklagevertretung war das Amtsgericht Frankfurt jedoch nicht bereit, von Strafe abzusehen und verhängte 1600 Mark (80 Tagessätze zu je 20 Mark) wegen Diebstahls und gefährlicher Körperverletzung. Wie der Angeklagte berichtete, hatte er sich mit seinen Eltern derart zerstritten, daß sie ihn praktisch auf die Straße setzten und ihm schließlich auch keinen Unterhalt mehr zahlten. Der im sechsten Semester studierende angehende Mediziner hat nach Auskunft seiner Verteidigerin unterdessen zwar den Prozeß gegen seinen Vater gewonnen, bekommt aber - trotz eines Vollstreckungstitels - nach wie vor kein Geld.
Restlos abgebrannt, sah der Angeklagte letztes Jahr - es war am Tag vor Heiligabend - keinen anderen Ausweg mehr und entwendete aus einer Parfümerie in Bad Homburg insgesamt sechs Päckchen mit Duftstoffen im Wert von 370 Mark. Damit wollte er den Flohmarkt aufsuchen und sich von dem Verkaufserlös wieder den Kühlschrank füllen.
Doch die Verkäuferin, eine früher als Detektivin tätige resolute 28jährige, war auf der Hut. Als der Student nicht bereit war, die Ware wieder herauszugeben, kam es in dem Geschäft zu einer kurzen, aber heftigen Keilerei. Dabei biß ihr der Angeklagte in die Wange. Von weiteren Personen umstellt, setzte er zwar noch ein Spray mit Tränengas ein, die Flucht gelang ihm jedoch nicht mehr.
Wie die Verkäuferin als Zeugin erklärte, wäre dem Studenten nichts passiert, hätte er freiwillig die Ware wieder herausgeben. Man habe an diesem Tag so viel zu tun gehabt, daß keine Zeit gewesen wäre, noch die Polizei einzuschalten. Ihren Beobachtungen zufolge war der Angeklagte schon vorher ein paar Mal in dem Geschäft gewesen und hatte sich gründlich umgesehen.
"Was ich getan habe, war nicht in Ordnung", bekannte der Student. Er selber hatte bei der Prügelei ein Vielzahl von Hämatomen abbekommen. Nach Ansicht seiner Verteidigung hatte er das Tränengas nicht eingesetzt, um im Besitz der Beute zu bleiben. Vielmehr sei er in Panik geraten und habe gedacht: "Nur weg von hier." Im Hinblick auf das Verhalten der Eltern, die Eigentümer von zwei Mietshäusern in Sachenhausen sein sollen, fragte die Anwältin, "ob nicht auch andere auf die Anklagebank gehören".
Die Anklagevetretung mit Staatsanwalt Gerd Schumann war zwar nicht bereit, das Verfahren wegen Geringfügigkiet einzustellen, wollte sich aber angesichts des ungewöhnlichen Hintergrunds mit einer Verwarnung zufrieden geben. Doch zu einem Strafvorbehalt dieser Art konnte sich das Gericht nicht durchringen. "In diesem Land gibt es andere Möglichkeiten, sich vor dem Verhungern zu schützen", sagte Richter Ralf Henrici zur Begründung. Auch wäre der Student nicht auf die Anklagebank gekommen, "hätte er sich irgendwo nur eine Tüte mit Lebensmitteln eingepackt".
ha BRÜSSEL, 15. Juli. Ab 1993 soll der Export sogenannter "strategischer Güter" aus der Europäischen Gemeinschaft in fremde Länder einem einheitlichen Verbots- und Kontrollsystem unterliegen. Der unter Federführung von EG-Kommissar Martin Bangemann am Mittwoch vorgelegte Brüsseler Verordnungsentwurf betrifft alle Waren und Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch ("dual use") verwendet werden können. Echte "Rüstungsexporte" bleiben hingegen vorläufig Sache der Mitgliedstaaten, wie Experten erläuterten.
Im Vergleich zu dem von den westlichen Industriestaaten in der OECD seit Anfang des Kalten Krieges eingeführten Cocom-System, das den Export von High- Tech-Produkten in die Staaten des früheren Ostblock verbot, soll das "Euro-Cocom" den Exporteuren weniger Schlupflöcher lassen. Da ab 1. Januar 1993 zwischen den EG-Staaten keine Grenzkontrollen mehr stattfinden, soll zunächst ein gleiches Kontroll-, Genehmigungs- und Überwachungssystem für die Ausfuhr strategischer Güter von allen Mitgliedstaaten eingerichtet werden.
In Vorbereitung sind zwischen der EG- Kommission und den Regierungen noch Ergänzungsverordnungen. Die eine soll nach Angabe von Experten "Hunderte von Gütern und Technologien" vom einfachen Hubschrauber bis zu Chemieanlagen umfassen, die unter das Kontroll- und Genehmigungsverfahren fallen. Dabei seien allerdings noch 20 bis 30 Kategorien zwischen den zwölf Regierungen umstritten. Die zweite Liste soll "befreundete Länder" bezeichnen, bei denen aufgrund ihrer internationalen Verpflichtungen ein Weiterexport ähnlichen Kontrollen unterliegt und deshalb eine Exportgenehmigung aus der EG generell erteilt werden kann. Dazu würde unter anderen die Türkei gehören, wie verlautet.
Der jetzige Verordnungsentwurf verpflichtet allerdings Exportfirmen zur Vorlage einer Ausfuhrgenehmigung, sobald ihnen bekannt ist, "daß diese Güter ganz oder teilweise zur Entwicklung, Herstellung, Wartung, Ortung, Identifizierung, Verbreitung konventioneller, chemischer, biologischer oder nuklearer Waffen" oder entsprechender Trägersysteme beitragen sollen, auch wenn die Güter oder Technologien nicht auf der künftigen EG-Verbotsliste stehen.
FRANKFURT A. M., 15. Juli (FR). Etwa nördlich der Mittelgebirge vielfach starke Bewölkung, aber nur vereinzelt etwas Regen, nach Süden hin heiter bis wolkig und trocken sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen um 18 Grad, im Süden zwischen 21 und 26 Grad, die nächtlichen Tiefstwerte zwischen 12 und 17 Grad. Weitere Aussichten: Heiter bis wolkig, zwischen 24 und 29 Grad.
(Siehe auch Lokalteil)
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
Ein - nach Auffassung der Nordumgehungsgegner - "schwerwiegender Fehler" lautet im Original:
"Für die Abschätzung der Auswirkungen in der Wirkungsanalyse Stufe 1 - Grobbewertung - einigte sich die die Verkehrsuntersuchung begleitende Arbeitsgruppe darauf, im Potentialbereich Wirtschaftlichkeit lediglich die durch die Neubaumaßnahmen entstehenden Neubaukosten zu bewerten. Damit bleiben die Kosten für den Rückbau und die Rekultivierung von Staßen sowie für eine innerörtliche Neugestaltung unberücksichtigt."
sir ROM, 15. Juli. Papst Johannes Paul II. ist am Mittwoch morgen in der römischen Klinik "Gemelli" einer schwierigen Darmoperation unterzogen worden. Das Ärzteteam entfernte in fast vier Stunden einen großen, gutartigen Tumor. Dem knappen ärztlichen Bulletin zufolge ist der Eingriff "radikal und heilsam" gewesen. Vorsorglich werden die entnommenen Gewebeteile genau untersucht. Der Patient habe die Operation gut überstanden und innerhalb der üblichen Zeit das Bewußtsein wiedererlangt.
Seit Vereinsbestehen gab es beim Frankfurter ESC nur prominente Neuzugänge. Jetzt hat der Eishockeyclub "Die Löwen" den ersten namhaften Verlust zu beklagen. Jürgen Adams, der Mannschaftskapitän, verläßt den Verein allerdings nicht, weil es ihm dort nicht mehr gefällt, sondern weil er der beruflichen Zukunft im Neu-Isenburger Autohaus seiner Schwiegereltern den Vorzug geben möchte. Der 31 Jahre alte Stürmer, der in der vergangenen Saison 53 Treffer erzielte: "Ich gehe mit zwei weinenden Augen. Aber nach Abschluß meines Betriebswirtschaftsstudiums will ich mich jetzt ganz auf den Beruf konzentrieren."
Als Ersatz für Adams war Andreas Jaufmann zwar nicht gedacht. Doch angesichts der Entwicklung um den Kapitän trifft es sich gut, daß die "Löwen" nach langem Ringen einen weiteren starken Stürmer auf ihre Seite gezogen haben. Jaufmann, vom Bundesligaaufsteiger EC Ratingen, wird den Oberligisten in der kommenden Runde verstärken. Offensichtlich haben finanzielle Zugeständnisse durch den FESC-Vorsitzenden Langela dazu geführt, daß der Ratinger Macher Georg Dommel nun nicht mehr auf der Erfüllung des nach seiner Meinung noch gültigen Vertrages mit dem 26 Jahre alten Wolgadeutschen besteht. Jaufmann hatte allerdings auch rechtliche Schritte gegen den EC Ratingen angekündigt, da es nach seiner Meinung beim Zustandekommen des Vertrages mit dem EC nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
Seit einigen Tagen kursiert ein anderer prominenter Name in den Gremien des Frankfurter Vereins: Udo Kießling. Der immerhin schon 37 Jahre alte 320malige Nationalverteidiger ist nach der Überwindung von Rechtsstreitigkeiten und der einvernehmlichen Vertragsauflösung mit dem Kölner EC "auf dem Markt" und nach Meinung vom "Löwen"-Manager Roger Nicholas ein interessanter Mann auch für die Frankfurter. "Ich habe mit Udo Kießling gesprochen und bei ihm eine weitere Gesprächsbereitschaft festgestellt. Die Entwicklung wird von der finanziellen Frage abhängen." Ergänzend erklärt Abteilungsleiter Bernd Reisch, daß ein Transfer von dieser Größenordnung nur durch die Mithilfe von Sponsoren finanzierbar sei.
Präsentieren wird sich die neue Frankfurter Mannschaft ihrem Publikum erstmals am 11. September in einem Spiel gegen den Bundesligisten EHC Freiburg. Der Saisonpremiere geht ein einwöchiges Trainingslager im Füssener Bundesleistungszentrum voraus. Sim.
ski FRANKFURT A. M. Kurz vor seiner heutigen Sitzung ist der Zentralbankrat von mehreren Seiten eindringlich davor gewarnt worden, die ohnehin straffe Geldpolitik nochmals zu verschärfen. So meinte die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG), "in krassem Gegensatz zu der derzeitigen Diskussion" über weitere Bremsmanöver erfordere die Überwindung der weltweiten Konjunkturflaute eine Lockerung der deutschen Hochzinspolitik. Die stellvertretende DAG-Chefin Ursula Konitzer bezeichnete den "überaus restriktiven" Kurs des Hauses Schlesinger als großes Hindernis auch für den Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft durch mehr Investitionen.
Vor "fatalen Folgen" warnten die Volks- und Raiffeisenbanken, falls die Bundesbank über höhere Leitzinsen versuchen sollte, "das Geldmengenwachstum mit Gewalt zu dämpfen". "Die monetäre Expansion würde sich zunächst weiter beschleunigen", weil kurzfristige (zur Geldmenge zählende) Anlagen noch attraktiver würden. Das Wachstum der Geldmenge sei durch Sondereinflüsse überzeichnet. So müßten die zinsbedingt stark zunehmenden kurzfristigen Termingelder eigentlich zur langfristigen Geldkapitalbildung gerechnet werden, "die nicht unmittelbar nachfrage- und damit preiswirksam" werde. Auch von einer Kontingentierung des Lombardkredits oder höheren Mindestreservesätzen halten die Kreditgenossen nichts: Die labile Konjunktur würde zusätzlich gefährdet.
Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Bayerischen Vereinsbank, kommt in einer Analyse des Kreditwachstums zu dem Ergebnis, die Expansion sei weniger bedrohlich, als es auf den ersten Blick scheine. Beispielsweise sollten die Kredite an die neuen Bundesländer gesondert berücksichtigt werden. Mit ihnen werde der Aufbau neuer Kapazitäten finanziert. Dadurch erhöhe sich das Güterangebot, und der Preisdruck lasse nach.
Am Geldmarkt wurde eine als zu knapp empfundene und zudem teurere Zuteilung bei den jüngsten Wertpapierpensionsgeschäften gestern teilweise als Signal dafür gedeutet, daß die Bundesbank das Zinsniveau hochtreiben will.
Unweit des Sport- und Freizeitgeländes an der Straße In der Quelle im Offenthaler Neubaugebiet Borngarten steht der Rohbau für die zehn Sozialwohnungen der Stadt. Noch in diesem Jahr sollen sie bezugsfertig sein, sagt Bürgermeister Abeln.
Die Wohnungen haben eine Größe von 57 bis 106 Quadratmeter. Insgesamt kostet das Bauprojekt 2,818 Millionen Mark, davon liegen die städtischen Fördermittel bei 1,227 Millionen Mark.
Die Stadt selbst hat das Belegungsrecht. Notfälle, ältere Menschen und kinderreiche Familien sollen dort einziehen. Der Quadratmeterpreis wird voraussichtlich bei 6,75 Mark liegen.
Als Bauträger und Architekt zeichnet die Nassauische Heimstätte verantwortlich.Grube Messel: Regionale Interessen sollen berücksichtigt werden Kompromiß im Streit um die Rolle des Senckenberg-Instituts / Kontrollmechanismen werden eingebaut
MESSEL. Für eine Stärkung der öffentlichen und kulturellen Interessen an Forschung und Präsentation der Fossilienfundstätte Grube Messel hat sich Hessens Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) ausgesprochen. Mayer sagte am Mittwoch in Anschluß an eine Besichtigung der Grube und des örtlichen Museums, nach "langwierigen Verhandlungen über die richtige Organsationsform" sei nun sichergestellt, daß "die Interessen vor Ort" ausreichend berücksichtigt würden. "Nicht nur die Wissenschaft darf ein Interesse an der Grube haben", sagte die Ministerin.
Im Streit um die Rolle des Frankfurter Senckenberg-Instituts, dem in einem ersten Vertragsentwurf die alleinige Trägerschaft für die Grube Messel zugestanden werden sollte, sei nun ein tragfähiger Kompromiß gefunden worden. So wird dem Institut zwar weiterhin eine führende Rolle zugesichert, was vor allem für die wissenschaftliche Begleitung gilt. Auch das Hausrecht in der Grube wird dem Institut übertragen. Doch seien nach Angaben der Ministerin vielfältige Kontrollmechanismen eingebaut worden.
So erhält zum Beispiel die "Interessengemeinschaft Grube Messel", in der unter anderem der Landkreis, die Gemeinde und der Museumsverein zusammengeschlossen sind und die künftig für die kulturelle Nutzung verantwortlich zeichnen soll, nun Sitz und Stimme im wissenschaftlichen Beirat, der die Arbeit der Paläontologen begleitet und überwacht. Auch Vertreter des Naturschutzes seien jetzt dort mit von der Partie.
Gleichzeitig sei nach der jetzt gewählten Lösung über die geplante Gründung einer landeseigenen Verwaltungsgesellschaft, wie die Ministerin es darstellte, auch garantiert, daß im Falle von Konflikten (etwa bei der Abgabe der Grabungsfelder an andere Einrichtungen, Fragen der Forschung oder der immer noch ungeklärten Hangsicherung) das Land eingreifen und seine Interessen wahren könne.
Zuvor war kritisiert worden, daß sich Hessen über die Vergabe einer Trägerschaft an das private Senckenberg-Institut unnötig einer Einflußnahme auf das Geschehen in der Grube begeben hätte.
Ein ebenfalls noch zu gründender Kulturbeirat soll wiederum ein Konzept für die örtliche Präsentation des Fensters in die Erdgeschichte ausarbeiten. Der Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg, Hans-Joachim Klein (SPD), nannte es am Mittwoch bedeutsam, daß die Grube Messel eng mit dem Ort Messel verbunden bleibe. Offen sei aber noch, mit welchem Aufwand zum Beispiel das im Ortskern gelegene Museum ausgebaut werden solle. In einem mit dem Land noch auszuhandelnden Vertrag über die Rechte der Interessengemeinschaft solle deutlich geregelt werden, daß es künftig "keine Einbahnstraße in Richtung Senckenberg und Landesmuseum Darmstadt" beim Besitz von Fundstücken geben dürfe.
"Wir wollen das Museum für Messel sein", sagte Klein. Und das bedeute dann auch, an der Vergabe der Fossilien zum Zwecke der Präsentation ausreichend beteiligt zu werden. Geplant sei in jedem Falle, durch den Bau einer Aussichtsplattform Besuchern auch ohne Führung einen Überblick über die Grube zu ermöglichen. STEPHAN BÖRNECKE
ZÜRICH, 15. Juli (epd). Das Zürcher Institut "Glaube in der 2. Welt" hat die Zustände in russischen Gefängnissen und Lagern als "menschenunwürdig" bezeichnet. Auch nach der Freilassung von rund 1000 politischen Gefangenen im Jahr 1987 habe sich die Situation dort nicht gebessert, heißt es in einem am Mittwoch von der Vertreterin des Instituts in Moskau, Franziska Rich, veröffentlichten Bericht. Der "Gulag" existiere noch immer, 600 000 Gefangene müßten unter "entwürdigenden, teils gesundheitsschädigenden Bedingungen jahrelange Haftstrafen absitzen". Es gebe kaum Medikamente und Verbandsmaterial, Kleidung und Bücher in den Gefängnissen.
Eine medizinische Untersuchung von 121 Untersuchungshäftlingen habe beispielsweise ergeben, daß jeder zehnte an offener Tuberkulose erkrankt war, so Frau Rich. 80 Prozent aller Straffälle seien revisionsbedürftig, 13 Prozent der Gefangenen müßten nach heutigen Gesetzen umgehend freigelassen werden.
Die Leiterin der Moskauer Außenstelle des Instituts fügte hinzu, die "alte Mentalität" bei Politikern, bei der Bevölkerung und in kirchlichen Kreisen, wonach die Gefangenen selbst an ihrer Situation schuld seien, sei ungebrochen. Daher gebe es auch keinerlei soziale Hilfen für entlassene Strafgefangene. Das Institut zitiert den Sekretär des Komitees für Gesetzgebung des Parlaments der Russischen Föderation, Alexandr Bir, der in einem Interview soziale Hilfen ablehnte: "Ein Mensch, der sein Leben lang ein Parasit war, der stahl und seine Landsleute beraubte, keine Kopeke mit ehrlicher Arbeit verdiente: Wieso soll sich jemand um ihn sorgen? Jeder soll bekommen, was er verdient."
Dagegen hat sich der Vorsitzende des Komitees für Menschenrechte im russischen Parlament, Sergej Kovaljew, dem Bericht zufolge für Hafterleichterungen und eine Generalamnestie eingesetzt. "Jeder Tag länger zu Unrecht im Gulag hätte unabsehbare psychische und soziale Folgen für die Gefangenen und die Gesellschaft", zitiert das Institut Kovaljew, der lange selbst politischer Gefangener war. Den Vorstoß von Kovaljew im April für eine Generalamnestie hatte das Parlament abgelehnt.
Das größte Problem der Gefangenenhilfe seien "Haß, Intoleranz und Aggression" der Bevölkerung gegenüber Gefangenen, betonte auch die Vorsitzende eines russischen unabhängigen Gefangenenhilfsfonds christlicher Juristen, Natalia Wysockaja, in Zürich. Der von ihr Mitte der achtziger Jahre gegründete Fonds "Glaube, Liebe, Hoffnung" bietet Gefangenen rechtliche, materielle und geistige Hilfe. Bisher hätten 4000 Gefangene um Hilfe gebeten, sagte die Juristin.
WÖLLSTADT. Ein Jahr lang haben sich die Behörden Zeit genommen, um 35 000 Mark für den Rosbach locker zu machen, und nun haben die Gemeindevertreter in kürzester Frist zu reagieren, damit das Geld noch in diesem Jahr fließen kann. Es geht um einen Landeszuschuß für die auf insgesamt 50 000 Mark geschätzten Planungskosten zur Renaturierung des Rosbachs.
Das Wiesbadener Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten gibt 70 Prozent der Kosten nur dann, wenn Wöllstadt 30 Prozent, das sind 15 000 Mark, aus eigenen Mitteln aufbringt. Dies ist eine außerplanmäßige Ausgabe, die das Parlament nun in einer Sitzung mitten in den Ferien, am Donnerstag, 23. Juli, um 19 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt genehmigen soll.
Es war am 7. Februar vorigen Jahres, als die SPD-Fraktion einen Antrag formulierte, der die Aufnahme der Rosbach- Renaturierung in das Landesprogramm vorsah. Diesem Antrag wurde am 16. April '91 vom Parlament zugestimmt.
Der Gemeindevorstand schickte den Antrag am 30. April vergangenen Jahres an das zuständige Ministerium. Bis zum 24. März 1992 brauchte die Untere Naturschutzbehörde beim Wetteraukreis und bis zum 21. April 1992 die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidenten in Darmstadt, um den Zuschuß von 35 000 Mark zu den Planungskosten zu bewilligen, und am 27. Mai 1992 hat schließlich das Umweltministerium den Zuschuß genehmigt.
Nun wird die Gemeinde Wöllstadt vom Regierungspräsidium aufgefordert, "kurzfristig" den Finanzierungshilfeantrag über das Wasserwirtschaftsamt Friedberg zu stellen. In zweifacher Ausfertigung, versteht sich.
Wenn dann erneut die Antragsunterlagen über Friedberg, Darmstadt und Wiesbaden mit dem Genehmigungsvermerk in Wöllstadt eintreffen, dann brauchte der Gemeindevorstand nur noch ein Ingenieurbüro zu beauftragen und dann besteht Aussicht, daß in einigen Monaten die Planung vorgelegt wird. Wenn diese Planung schließlich in Wöllstadt und von den obengenannten übergeordneten Behörden genehmigt wird, dann wird man etwas am "kanalisierten" Rosbach tun können. Auf einen diesbezüglichen Zeitplan vermag sich im Rathaus niemand festzulegen - was man nachvollziehen kann. hm
MAIN-KINZIG-KREIS. Wer an einem außergewöhnlichen Theater-Spektakel in der Stiftsruine in Bad Hersfeld teilnehmen möchte, dem bietet das Jugendbildungswerk des Main-Kinzig-Kreises kurzfristig dazu die Gelegenheit, weil einige Plätze für die Fahrt noch unbesetzt sind. Im romantischen Ambiente wird morgen, Freitag, 17. Juli, das Stück "Ein Sommernachtstraum" aufgeführt. Anmeldungen nimmt das Jugendbildungswerk Gelnhausen, Herzbachweg 2, unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 92 95 entgegen.
Abfahrt am Freitag um 15 Uhr am Hanauer Freiheitsplatz. In Gelnhausen hält der Bus um 15.30 Uhr am Busbahnhof und in Schlüchtern um 16 Uhr am Parkplatz an der Kinzig. Teilnahme: 25 Mark.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wo Licht ist, ist auch Schatten: Zwar weisen die auf der Mörfelder Grünabfallsammelstelle aufgetauchten artgeschützten, weil vom Aussterben bedrohten Nashornkäfer auf ein gutes ökologisches Klima hin. Doch das wird - wie beim Walldorfer Pendant am Gundhof auch - durch unvernünftige Zeitgenossen immer wieder gefährdet. Dabei ist die Sachlage eigentlich klar und ein großes Schild am Eingang weist zudem noch mal drauf hin: Zur Grünabfallsammelstelle dürfen nur Grünabfälle gebracht werden. Alles andere ist unerwünscht - nicht nur wegen der seltenen Krabbeltiere.
Doch das interessiert manche Anlieferer nicht die Bohne. Genauso wenig wie die Tatsache, daß der Gartenunrat in Papiersäcken angeliefert werden soll. Immer wieder tauchen Plastiksäcke auf, die an der Grünabfallsammelstelle genauso wenig verloren haben wie das, was in ihnen steckt: Von der Milchtüte bis zu Eternitplatten ist alles dabei.
Seitens der Stadt kennt man das Problem nur zu gut. "Das passiert ständig", sagt Volker Becker vom städtischen Gewerbe- und Ordnungsamt, denn die zentralen Sammelstellen in Mörfelden und Walldorf seien für jeden zugänglich. Personal, das die Anlieferungen überprüfe, gebe es nicht. Die Folge: "Da kommen immer wieder welche, die vom Hausmüll bis zum Sondermüll einfach alles anschleppen", meint Becker, der bei soviel Unvernunft nur noch den Kopf schütteln kann. Säckeweise Gerümpel muß die Stadt dann wegschaffen lassen - als Müllkippe war das ganze nicht geplant. wal
Anna Beck hält beide Hände über die Augen, blinzelt ins grelle Sonnenlicht, macht ein paar Schritte nach vorn und bleibt dann stehen. Die alte Bäuerin in der blauen Schürze, wollenen Strümpfen und dem rosageblümten Kopftuch kann dem Troß nicht mehr entgegengehen. Er ist bereits bei ihr und den anderen Bewohnern des sibirischen Dorfes Orlowo angelangt. Erst wenige Minuten zuvor waren die Hubschrauber mitten in der russischen Steppe gelandet und hattenetwa 80 fremdartig gekleidete Männer und Frauen ausgespuckt. Mit ausgestreckten Armen eilt nun der mittelgroße, füllige Mann an der Spitzes des Zuges auf Anna Beck zu, greift nach ihren Händen, schüttelt sie heftig und bricht in laute Rufe aus: "Guten Tag, liebe Landsleute, ich bin Horst Waffenschmidt, ich freue mich, bei euch zu sein, besonders heute, wo es so schönes Wetter ist. Wir sind hier, um euch zu besuchen und um die Käserei anzuschauen, die die Bundesregierung in eurem schönen Dorf hat aufstellen lassen. Wie geht es euch denn, gut?"
Die alte Bäuerin schafft es nicht mehr zu antworten. Horst Waffenschmidt, Staatssekretär im Bonner Innenministerium und Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung, ist bereits weitergelaufen. Vielleicht steht zuviel auf dem Programm der einwöchigen Reise mit seinen Beamten, Bundestagsabgeordneten, Vertretern der deutschen Wirtschaft und Journalisten zu den Deutschstämmigen in der GUS, als daß er sich für wirkliche Von Ferdos Forudastan Gespräche Zeit nähme. Dabei wäre gerade das, was die deutschstämmige Russin Anna Beck nun ein paar anderen aus der Delegation erzählt, für den CDU-Politiker interessant gewesen.
Ja, ihr gefalle es hier schon gut, die Luft sei gut, das Land sei gut, sagt sie in einem altmodisch klingenden, gebrochenen Deutsch. In Deutschland sei es bestimmt nicht so schön. Trotzdem wolle sie da hin. Seit einem Jahr lebten dortnämlich ihre drei Töchter mit Ehemännern und Kindern. Sie sind das ärmliche Leben hier leid gewesen, haben befürchtet, daß die russische Wirtschaftskrise sich noch verschärft. "Man muß hin, wo die Familie ist." Deswegen hat sie wie viele Dorfbewohner schon ihre "Papiere gemacht", sprich bei der deutschen Botschaft im Moskau beantragt, in die Bundesrepublik auszusiedeln. "Verlangen", sagt Anna Beck ein paarmal, "Verlangen hab ich aber keins".
Horst Waffenschmidt weiß, daß fast alle Deutschstämmigen, die er auf seiner Tour trifft, erwägen, in das Land zu ziehen, aus dem ihre Vorfahren vor Jahrhunderten nach Rußland und in die Ukraine ausgewandert sind. Und vermutlich weil er das weiß, läßt sich der Staatssekretär auf keine Gespräche ein, die das der mitreisenden Öffentlichkeit demonstrieren und seine Mission hier in Frage stellen könnten. Des Aussiedlerbeauftragten Anliegen ist es nämlich, die sogenannten Rußlanddeutschen vom Aussiedeln nach Deutschland abzuhalten.
Fachleute im Innenministerium schätzen, daß mindestens zweieinhalb Millionen Vertriebene im Sinne des Artikel 116 Grundgesetz in der GUS leben. Sie alle haben einen rechtlichen Anspruch darauf, hierher zu kommen. Und die meisten, vermuten die Beamten, wollen auch kommen. Etwa 200 000 waren es im vorigen Jahr. Um die 150 000 werden es 1992 sein, mehr als hundertausende Anträge liegen noch unbearbeitet in den Behörden. Mit den neu eingebauten bürokratischen Hürden schafft man es lediglich, die Aussiedlerzahl jährlich faktisch zu quotieren.
Um einen Teil der Berechtigten wenigstens für ein paar Jahre fernzuhalten, gibt Bonn 1992 allein für die sogenannten Rußlanddeutschen voraussichtlich 100 Millionen Mark aus. Käsereien, Bäckereien, Schlachthöfe, Ziegeleien, Wohncontainer, Fertighäuser, Deutschlehrer sollen die Lebensbedingungen verbessern. Deutsche Landkreise, genannt Rayons, sollen die Menschen noch eine Weile, besser für immer, hier halten. "Inseln der Hoffnung gründen", nennt das Horst Waffenschmidt überall und immer wieder auf seiner Reise.
Als eine "Insel der Hoffnung" lobt der Staatssekretär auch den deutschen Rayon Halbstadt im sibirischen Altai-Gebiet. Und vom "schönen Steppenland Altai" singt die Trachtengruppe alter Männer und Frauen zum Empfang des Politikers. Hier haben deutsche Steuergelder eine Kolonie von Fertighäuschen finanziert. Doch weder die noch das schöne Steppenland halten jene Bewohner des Dörfchens Potsosnowa davon ab, ihre Ausreise zu beantragen. "In Deutschland", sagt der 66jährige David Lind, "ist alles gut und schön". Das schreiben ihm seine Kinder, die seit knapp einem Jahr in Deutschland leben. Nichts schreiben sie dagegen vom Leben in viel zu kleinen Wohnungen, von Arbeitslosigkeit und Einsamkeit. Sie berichten dem Vater auch nicht, daß sie in eine völlig fremde Gesellschaft gekommen sind. Eine Gesellschaft, die viele Jahrzehnte weiter ist, in der Menschen nicht mehr zur Kirche gehen, unverheiratet zusammenleben, ihre Alten ins Heim schicken. Was ihm die deutschen Besucher davon erzählen, glaubt David Lind nicht. "Alles ist besser als hier", sagt er. In Deutschland würden die Enkel zu "richtigen Deutschen". Hier hätten sie die Sprache nicht einmal gelernt. Und in Deutschland bräuchten sie auch keine Angst davor zu haben, daß sie vertrieben würden. Genau das aber würden die Russen hierzulande vielleicht einmal wieder mit den Deutschen tun.
Von Vertreibung waren viele Deutschstämmige in der ehemaligen Sowjetunion betroffen. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion hatte Stalin etliche Tausend von der Wolga und aus der Ukraine ins ferne Sibirien und nach Kasachstan verschleppt. Zahlreiche von ihnen mußten in der Trud-Armee Zwangsarbeit leisten, verhungerten oder wurden auf der Flucht erschossen. Ihr Schicksal ziehen konservative deutsche Politiker heran, um zu begründen, warum das deutsche (Verfassungs-)Recht für diese Menschen so bleiben müsse, wie es ist. Die Rußlanddeutschen, sagt etwa Horst Waffenschmidt, hätten unter den Folgen des von Deutschland entfesselten Krieges gelitten, weil sie Deutsche waren. Und sie behielten den Anspruch auf Hilfe, "weil sie Deutsche sind".
Das klingt ideologischer, als der Politiker die Aussiedlerfrage wahrscheinlich betrachtet. Außer dem rechten Rand seiner CDU wird der Pragmatiker Waffenschmidt mit seiner Politik der offenen Grenzen für die Deutschstämmigen vor allem eines im Blick haben, wenn er auf allen Stationen seiner Reise "die stets offenen Tore für unsere lieben Landsleute" beschwört: Jene Prognosen von Fachleuten, wonach schon die Diskussion über eine Verfassungsänderung auch die vielen potentiellen Aussiedler in Marsch setzen würde, die heute noch zwischen Bleiben und Gehen schwanken.
Arnhold Greb ist solch ein Schwankender. Vor einigen Monaten kam der 56jährige Deutschstämmige mit seinem jüngsten Sohn aus Kasachstan hierher, in das ukrainische Dörfchen Tscherwonowladimirowka. Sie bewohnen einen der metallenen Wohncontainer, die mit deutschen Steuergeldern inmitten der saftiggrünen Feldern errichtet worden sind. Nun bauen die beiden Männer an einem richtigen Haus. Wenn es fertig ist, wollen sie den großen Rest der Familie nachholen. In Kasachstan möchten die Grebs nämlich nicht mehr bleiben. Seine Enkel, erzählt Arnhold Greb, würden in der Schule verprügelt, weil sie Deutsche seien. "Faschisten" rufe man ihnen hinterher, dort könnten sie nicht bleiben. In der Ukraine will der deutschstämmige Kasache bleiben, wenn es hier nicht wird wie in seiner bisherigen Heimat. Ganz sicher ist er allerdings nicht. Zwei Kinder seien schon "im Reich". Wenn noch mehr gingen, wer wisse dann, was werde.
"Integration statt Isolation"; "Nur mit den anderen Völkern, nicht gegen sie"; "Von unserer Hilfe sollen alle was haben". Auf sämtlichen Stationen seiner Reise redet Horst Waffenschmidt beschwörend gegen latente Bedenken von Russen und Ukrainern an. Sie wollen nicht, daß Bonn allein die Deutschstämmigen fördert und damit den Neid der anderen Volksgruppen schürt. Gleichzeitig erhoffen sie sich handfeste ökonomische Vorteile vom Bestreben der Bundesregierung, die potentiellen Aussiedler in ihrer Heimat zu halten.
So übt Horst Waffenschmidt immer wieder den Spagat. Allzuviel Rücksichtnahme auf Regierung und Bevölkerung Rußlands und der Ukraine könnte, das meint er wohl, den potentiellen Aussiedlern die Bereitschaft nehmen, wenigstens noch ein paar Jahre auszuharren. Deshalb beschränkt sich die Bundesregierung nicht darauf, politisch harmlose und für die geförderten Regionen nützliche Projekte zu finanzieren. Sie unterstützt auch teilweise Deutschtümelndes. Etwa die "Wiedergeburt", einen Verband der Deutschstämmigen, der manche chauvinistischen und revanchistischen Züge trägt und dessen Vorsitzender Heinrich Groth ein aggressiver Nationalist ist.
Immer wieder drohen Groth und andere einflußreiche organisierte Deutschstämmige mit einer massenweise Aussiedlung der Millionen von Berechtigten in die Bundesrepublik. Vor allem um sie zu besänftigen, wagt sich Bonn teilweise weit in die Innenpolitik der betreffenden GUS-Staaten vor. Es hat Moskau gedrängt, die von Stalin 1941 aufgelöste autonome deutsche "Wolgarepublik" wiederherzustellen. Heute leben dort nur noch wenige Deutschstämmige. Gegen eine Wolgarepublik haben in der Region ansässige Russen in den vergangenen Monaten einige Male demonstriert. Das Bundesinnenministerium hat das als von kommunistischen Kadern gesteuerte Aktionen abgetan. Dabei leben in diesem Gebiet noch viele Menschen, deren leidvolle Erfahrungen mit den Nazis ihren massiven Protest gehen eine - wirtschaftlich starke - deutsche Enklave geradezu herausfordern. Ende vergangener Woche haben der deutsche Staatssekretär Waffenschmidt und der russische Minderheitenminister Tischkow dennoch ein Protokoll unterzeichnet, in dem sich Moskau verpflichtet, die "Staatlichkeit der Rußlanddeutschen" an der Wolga wiederherzustellen, um das von Stalin an diesen Menschen begangene Unrecht wieder gutzumachen. In diese Region fließt auch der größte Teil des Geldes aus Bonn.
Die meisten Deutschstämmigen wird freilich selbst die Aussicht auf eine eigene Republik kaum halten. "Auch an der Wolga hat man nicht das Schwarze unter den Nägeln, da ist auch alles schwach", sagt die alte Bäuerin Anna Beck. "An die Wolga gehen wir nie, da wollen uns die Russen nicht", sagt David Lind. Nur Arnhold Greb ist sich unsicher: "Wer weiß, wo die Heimat ist. Ich glaube, nicht da, nicht dort."
Die gute Jugendarbeit im Tischtenniskreis Friedberg hat einmal mehr zu einem großen Erfolg geführt, wie Kreismädelwart Reiner Drodt voller stolz berichtet. Cornelia Böttcher vom TTC Assenheim erreichte mit der Nationalmannschaft der Schülerinnen bei den Europameisterschaften in Topolcany (CSFR) den hervorragenden dritten Platz. Diese Bronzemedaille stellt den größten Erfolg der Mädchen seit 21 Jahren dar, und Drodt erhofft sich davon weiteren Auftrieb für die Jugendarbeit im Kreis.
In der Vorrunde sicherten sich das Team mit Conny Böttcher und der Darmstädterin Nina Wolf (SV 98) fünf Siege. Dem glatten 3:0 über die Türkei folgte ein 3:1 gegen Kroatien, wobei Nina Wolf eine Niederlage quittieren mußte. Trotz jeweils einer Niederlage von Conny im Einzel und einer im Doppel besiegten die beiden die Niederlande und Slowenien mit 3:2. Im abschließenden Gruppenspiel leistete sich zwar Nina einen Ausrutscher und das Doppel ging verloren, dennoch reichte es zu einem weiteren 3:2-Sieg und dem Sprung ins Halbfinale. Dort trafen die deutschen Schülerinnen auf die Rumäninnen, die mit der dreifachen Europameisterin 1991 und besten Spielerin des gesamten Turnieres, Antonia Manac, nicht zu bezwingen waren. Nach der 0:3-Niederlage gegen die späteren Turniersiegerinnen traten die deutschen Mädchen im Spiel um Platz drei gegen die CSFR an und unterlagen erneut mit 0:3. Da dieses Spiel jedoch nicht in die Wertung eingeht, wurden beide Halbfinalisten mit einer Bronzemedaille bedacht.
"In der Endphase fehlte unseren Mädchen noch ein wenig die Erfahrung. Insgesamt haben sie jedoch gut mitgehalten und wir dürfen sehr zufrieden sein", verlieh Nationaltrainer Istvan Korpa seiner Freude Ausdruck. Den Erfolg rundete das Schülerteam ab, das ebenfalls den dritten Rang erreichte. jbp
WIESBADEN. Die Grünen-Abgeordnete Senta Seip drängt mit einem eigenen Gesetzentwurf darauf, daß die rot-grüne Landtagskoalition schnell ein hessisches Nahverkehrsgesetz einbringt, über das es zwischen den Koalitionspartnern bislang noch keine Einigkeit gibt. Die Verabschiedung eines solchen "ÖPNV-Gesetzes" sei "eilig", sagte Seip am Mittwoch vor der Landespressekonferenz bei der Vorstellung ihrer eigenen Vorschläge.
Der SPD-Abgeordnete Jürgen Dieter erklärte anschließend, seine Partei sei bereit, Seips Vorstellungen gemeinsam mit dem seit langem angekündigten (aber noch nicht vorliegenden) Regierungsentwurf für ein ÖPNV-Gesetz zu beraten.
Nach den Vorschlägen der Grünen-Abgeordneten soll der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) per Gesetz zu einer "Pflichtaufgabe des Staates" gemacht werden. Das Land soll dann den Gemeinden, die diese Pflichtaufgabe erfüllen müssen, auch finanziell helfen. Gesetzlich sollen - so Seip - bestimmte Mindeststandards für den Nahverkehr festgeschrieben werden, für den es bislang in einigen Landesteilen nicht einmal ein "Grundangebot" gebe. me
Bezüglich der sportlichen Relevanz der Mühlheimer Stadtmeisterschaften existieren unterschiedliche Meinungen. Dennoch wird das traditionelle Turnier auch in diesem Jahr einige Fußballfreunde an den Spielfeldrand locken. Immerhin dürfte das Interresse der Fans eine Steigerung aufgrund des neuen Termines erfahren. Statt die Stadtmeisterschaften - wie in den Jahren zuvor - nach Abschluß der Punktrunden auszutragen, wählte man in diesem Jahr die Tage vom 24. Juli bis zum 2. August als Ausrichtungstermin. Der Vorteil: Die beteiligten Teams haben die Möglichkeit, ihre Neuzugänge einzusetzen und die Spiele im Rahmen ihrer Saisonvorbereitung zu nutzen. "Diese Terminänderung sehe ich positiv, denn es werden sicher einige Neugierige kommen, um die neuen Gesichter der Teams zu sehen," meint auch Ralph Winter, der Vorsitzende des diesjährigen Ausrichters TSV Lämmerspiel.
Die Lämmerspieler haben bislang mit der Ausrichtung, die jährlich zwischen den Mühlheimer Klubs wechselt, gute Erfahrungen gemacht und schätzen diese Möglichkeit der Finanzaufbesserung. Daß die Spielzeit nur zweimal 30 Minuten betragen wird, hält jedoch auch Winter nicht für optimal: "Diese Kritik ist sicher angebracht, aber bei einer längeren Spielzeit würde sich die Veranstaltung einfach zu lange hinziehen." Dies liegt daran, daß nicht nur die "ersten Garnituren" der Mühlheimer Vereine, sondern auch deren zweite, dritte und Soma-Vertretungen darum streiten, welches das beste Team der Stadt ist. Die beteiligten Vereine können sich nicht ohne weiteres dazu entschließen, diese Mannschaften außen vor zu lassen. Die Lämmerspieler erheben ausschließlich an den Spieltagen der ersten Mannschaften Eintrittsgeld, das mit vier Mark pro Tag und 15 Mark für die Dauerkarte den Rahmen nicht sprengt. Frauen und Kinder dürfen sogar kostenlos zusehen. Mit einem "Run" auf die Karten rechnet Realist Winter dennoch nicht. Wenn an den Wochenenden 150 bis 200 Zuschauer kommen würden, wären seine Hoffnungen bereits erfüllt. An den Wochentagen befürchten die Lämmerspieler, nur zweistellige Besucherzahlen erreichen zu können.
Den größten Zuspruch wird wohl das Duell zwischen dem gastgebenden Bezirksoberligisten und Landesligist Spvgg. Dietesheim (Montag, 27. Juli, 19.45 Uhr) finden, denn hier entscheidet sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Turnierausgang. Der Landesligist und Titelverteidiger gilt als klarer Favorit und die Lämmerspieler haben in der Regel Rang zwei abonniert. Auch die eindeutigen sportlichen Vorzeichen führen dazu, daß die Stadtmeisterschaften, die zudem jeder-gegen-jeden ohne Finalspiele ausgetragen werden, nicht unbedingt als fußballerischer "Renner" gelten. Der KV Mühlheim, SV 80 Mühlheim und Fair Play streiten voraussichtlich um die Plätze drei bis fünf.
Ralph Winter setzt jedoch darauf, daß die Vorstellung der Neuzugänge das Interesse der Fußballfreunde weckt. Auch der TSV wird seine "Neuen" präsentieren. Der mit Spannung erwartete Einstand vom neuen Spielertrainer und Torjäger Ernst List (SV Jügesheim) wird jedoch erst am dritten Spieltag (Mittwoch, 29. Juli, 18.30 Uhr) erfolgen, denn List ist erst ab dem 28. Juli spielberechtigt für den TSV. Den 5:1-Auftaktsieg gegen den Darmstädter Bezirksoberligisten Groß- Bieberau verfolgte er von der Seitenlinie. Dort waren noch nicht alle Zugänge spielberechtigt. Von den eingesetzten hinterließ besonders Siegfried Kaminski (FV 06 Sprendlingen) einen positiven Eindruck. Ernst List will im Verlauf der Stadtmeisterschaften die endgültige Formation seines Teams finden. Dies sollte ihm gelingen, meint Ralph Winter, da sich die "Neuen erfreulich problemlos und harmonisch in das Team eingefügt haben". Zum abschließenden Test gegen den SV Zellhausen am 4. August soll dann jenes Team auflaufen, welches auch mit dem Kreisderby gegen den SV Weiskirchen am 9. August in die Punktrunde starten soll. Bei den Stadtmeisterschaften heißt das sportliche Ziel des TSV - wie in jedem Jahr - Platz zwei. jbp
BAD HOMBURG. Der Protest-Schrei der Film-Fans, als die Open-Air-Veranstaltungen während des Homburger Sommers gekürzt wurden, ist erhört: Gleich in der ersten Woche des Sommerfestivals laufen drei Filme über die Leinwand in der Brunnenallee im Kurpark (22 Uhr), die ein Stamm-Publikum haben und als "Kult-Filme " gelten. Das Publikum wird schon ab 20 Uhr durch die passende Musik angelockt und in Stimmung gebracht.
Beim ersten Kinospektakel unter dunklem Himmel am Freitag, 17. Juli, passen Vor-Musik und Film nahtlos zusammen: Bevor der Vorspann zu Die Reifeprüfung auf der Leinwand erscheint, spielt die "Simon-and-Garfunkel- Revival-Band" zwei Stunden lang die Lieder, die das Original-Duo im Film singt. Der Song "Oh, Mrs. Robinson" wird Dustin Hoffman also schon entgegenwehen, wenn er als College-Absolvent auf der Leinwand agiert. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der von der Nachbarin verführt wird, obwohl er eigentlich ihre Tochter bevorzugt. Regisseur Mike Nichols erhielt für den 1967 geedrehten Film einen Oskar, für Dustin Hofman war es die zweite Filmrolle und ein Bomben-Erfolg. Die Musik sorgte darüberhinaus dafür, daß "Die Reifeprüfung" zum Kult-Film wurde.
Martin Scorseses Taxi-Driver, 1976 entstanden, wird am Dienstag, 21. Juli, gezeigt. Robert de Niro spielt darin einen Mann, der einen verzweifelten und einsamen Kampf gegen die Verderbtheit der Großstadt führt. Sybil Shepard ist de Niros Partnerin, außerdem Jody Foster, die damals erst 12 Jahre alt war. Die Aufwärm-Musik zu diesem eher kalten Film machen "The Stumble Beats", die Musik aus den 60er Jahren aufkochen und als beste Oldie-Band Hessens gelten.
Eine fulminante Mischung aus Zeichentrick- und Spielfilm steht am Freitag, 24. Juli, auf dem Kino-Programm. Roger Rabitt, Cartoon-Figur, hilft dem Detektiv Bob Hoskins durch viele Kriminal-, Horror- und Fantasy-Fälle. Die Mischung aus Zeichnung und Realität lockte seit 1988 auch die ins Kino, die mit Zeichentrickfilmen nichts am Hut haben. Musikalisch wird das Leinwandkaninchen von einemm echten Bad Homburger Gewächs "angespielt". Das Warm-up-Programm in der Konzertmuschel bestreitet "History of Art", die Synthi-Popband aus der Kurstadt. nau
Auch "Chumbawamba" haben es eingesehen: "Es gibt nichts Neues mehr unter dem Firmament. Man kann keinen Song schreiben, der nicht schon gesungen worden ist. Also: Klauen ist angesagt! Das Neue wird aus den Ruinen des Alten gebaut." Da haben sie ja recht, aber ob die britische Band das ironisch meint, bleibt offen. Auf jeden Fall halten sie sich daran, sacken damit für ihre letzten Platten Lobeshymnen ein und bestreiten momentan eine erfolgreiche Tournee: Das Frankfurter "Negativ" war proppevoll: wer hereinkam, fing sofort an zu schwitzen.
Vor neun Jahren begannen Chumbawamba als "linksradikale Punkband", darauf folgte bald die "linksradikale Folk"-Phase, und nun machen sie "linksradikale Dancebeats". Die haben allerdings wenig mit den aktuellen HipHop-Tendenzen in der Rockmusik zu tun. Das heißt: der Beat knallt nicht die anderen musikalischen Elemente nieder, die Gesangsstimmen bleiben sowieso im Vordergrund, und aus dem Synthesizer kommen keine fiesen Bleep-Sounds, sondern neben dezenten rhythmischen Stützen auch mal altmodisches Gewaber. Das eineinhalbstündige Konzert startete außerdem auf einem erstaunlich niedrigen Phon-Level, das vertraute Piepen in den Ohren hinterher blieb aus. Und das bei sieben Leuten auf der Bühne.
Die Show-Faxen der Kommunen-Combo - Verkleidungen, Utensilien wie Regenschirme sowie allgemeines Herumgespringe - haben das Flair einer alternativen Theatergruppe. Ihre Statements - schlechte Politik, böse Religion - kommen arg altmodisch und plakativ daher (zum Beispiel der alberne Jesus-Darsteller). Um sie differenzierter kennenzulernen, muß man sich mit den Plattencovern der Band beschäftigen. Live läuft alles auf eine Happy Party hinaus - für die WG-Hippies der 90er Jahre. Es ist schon sehr merkwürdig, wenn die weiblichen Folk-Stimmen von Alice Nutter und Lou - ein längst vergessen geglaubtes Steeleye-Span-Flair macht sich breit - über diese Rhythmen glockenklar ertönen.
Überhaupt, die 70er Jahre und ihr reichhaltiges Ruinenfeld. In der Musik, die sich am meisten der politischen Aussage verweigert hat, gerade da klauben Chumbawamba das Material zusammen, mit dem sie am liebsten spielen. Obligatorisch ist die T. Rex-Coverversion, aber auch ABBA stehen hoch im Kurs. Und daß sie ihre Tranzrhythmen eher bei KC & The Sunshine Band als bei Ice T abgeguckt haben, verhehlen sie nicht: "That's the way aha aha. I like it . . .". Das Publikum mochte es auch. STEFAN RAULF
Der Münchner Kommerzsenders Tele 5 hat einen neuen Gesellschafter. Nach Informationen der FR ist die Hamburger Privatbank Berenberg und ein Notar namens Beckmann indirekt jetzt an Tele 5 beteiligt. Damit ist, nach dem Ausstieg der Luxemburger CLT und des Münchner Filmproduzenten und -händlers Herbert Kloibers und seines Partners, dem US-amerikanischen Medienunternehmen ABC / Cap Cities (die FR berichtete), die Gesellschafterriege komplett neu arrondiert: Die "NMBG Neue Medien-Beteiligungsgesellschaft" mit Sitz in Hamburg hat von Springer den offenen Tele 5-Anteil von 17,1 Prozent übernommen. Damit ist die Beteiligung der Springer AG an dem Sender offiziell auf jene "medienrechtlich unbedenklichen" 24,9 Prozent reduziert worden.Daneben kontrollieren die Kirch-Gruppe 24,5 Prozent (die FR berichtete) und Silvio Berlusconi über Reteitalia (33,5 Prozent) an dem in die Schlagzeilen geratenen Programmanbieter.
Mit den Gesellschaftern der NMBG betreten Branchenneulinge den Fernsehmarkt. Die alteingesessene Hamburger Berenberg Bank, deren Geschichte bis 1590 zurückreicht, genießt in Fachkreisen vor allem als internationale Handelsbank Renommee. Daneben nennen Branchenkenner die Vermögensberatung und -verwaltung als Spezialgebiete der Privatbank mit einer Bilanzsumme von rund 2,5 Milliarden Mark. Zu ihren Kommanditisten gehören laut Bankkreisen die Rechtsschutzversicherung ARAG (10 Prozent), die Norddeutsche Landesbank, die Philadelphia International Investment Corporation, Joachim Fürst zu Fürstenberg, Getrud Reentsma (jeweils 15 Prozent) sowie die Familie Berenberg Gossler (30 Prozent).
Das Mediengeschäft "paßt gar nicht in das Tätigkeitsgebiet" dieses Bankhauses, lautet die überraschte Reaktion. Damit liegt die Vermutung nahe, daß das Hamburger Bankhaus als Treuhänder fungiert. Hinzu kommt, daß der Springerkonzern, wie aus dem Haus Berenberg zu hören ist, zu den Kunden der Hamburger Bankiers gehört. Wie die Aufsichtsbehörden, wie etwa die federführende Bayerische Landeszentrale für neue Medien, auf den neuen Tele 5-Gesellschafter und dessen mögliche Treuhänderfunktion reagieren will, war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren.
Nach der Neuordnung der Gesellschafterstruktur scheint Tele 5 sich nach neuen Kreditgebern umzuschauen. Gerüchte sprechen davon, daß der Sender einen Kredit-Vertrag von 150 Millionen Mark, von dem derzeit rund 90 Millionen in Anspruch genommen sein sollen, vorzeitig kündigen will. Die Berliner Bank und die Banque Internationale à Luxembourg (BIL) hatten Tele 5 einen Kredit von 150 Millionen Mark zum Ankauf von Spielfilmen gewährt. Angesichts der neuen Tele 5-Besitzer erscheint die Kündigung dieses Vertrages logisch, gehört doch zu den Anteilseignern des aus Tele 5 ausgestiegenen Luxemburger Medienunternehmens die kreditgewährende BIL. INGRID SCHEITHAUER
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Main-Kinzig bietet das Seminar zum Thema "Natürlich genießen - auch bei erhöhtem Cholesterinspiegel" an. Der Kurs beginnt Mittwoch, 5. August, 17 Uhr, in der Hanauer AOK-Geschäftsstelle, Mühlstraße 2 a. Anmeldung unter Tel. 0 61 81 / 102 214.
Mit ihrem neuen Angebot will die AOK Main-Kinzig verdeutlichen, warum der Körper Cholesterin braucht, aber dennoch leicht zuviel davon hat. Die AOK: "Wir möchten Sie darüber informieren, warum der Fettstoffwechsel aus dem Takt geraten kann und wie der Cholesterinspiegel wieder ins Gleichgewicht kommt." Der Schwerpunkt des Seminars liegt beim Ausprobieren neuer Rezepte.
BAD NAUHEIM. Am Sonntag, 19. Juli, bietet die Naturschutzgruppe Bad Nauheim eine Führung entlang der geplanten Trasse für die Bundesstraße 275 a an. An dem etwa zweistündigen Spaziergang können alle interessierten Bürger teilnehmen, die genau wissen wollen, wie die umstrittene neue Bundesstraße führen soll.
Sachkundige Erläuterungen wird der Vorsitzende der Bad Nauheimer Naturschutzgruppe, Professor Dr. Wilfried Hausmann, geben. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Bad Nauheimer Friedhof in der Homburger Straße. str
Der Zirkus ist in der Stadt. Zauberkünstler und Geschichtenerzähler. Optische Illusionisten, Clowns und Jongleure. Fahrende Händler, die draußen vor dem steinernen Rundbau des Madison Square Garden ihre Waren feilbieten. Offeriert wird alles: Menschen, Tiere und Sensationen. Präsidentschaftskandidaten, das eselige Wappentier der Demokraten und programmatische Wundermittel zur Heilung aller gesellschaftlichen Übel. Die New Von Rolf Paasch (New York) Yorker lieben das. Staunend wie ungläubige Kinder halten sie in ihrem Pendlerschritt ein, um vor dem Penn-Street-Bahnhof einen kurzen Blick auf das Tohuwabohu aus blauen Polizeikordons, buntgewürfelten Demonstranten und emsig umhereilenden Parteiaktivisten zu werfen. Stolz fragen sie auf der Rolltreppe oder im Lift die Mitglieder der Zirkustruppe mit ihren Delegierten- und Presseausweisen, wie ihnen denn die Stadt gefällt. "New York, New York! We love being here" lautet fast immer die Antwort derer, die nicht hier leben müssen. Das Spektakel des Demokratischen Parteitages mag das ramponierte Haushaltsbudget noch einmal um sechs Millionen Dollar belasten. Doch die Bewohner des "Big Apple" nehmen dies ruhig hin, um eben einmal nicht wegen der Kriminalitätsrate, einer Finanzkrise oder Rassenunruhen im Scheinwerferlicht zu stehen, sondern als freundlich-kompetente Gastgeber eines historischen Ereignisses. Nur Rest-Amerika scheint erst noch überzeugt werden zu müssen, daß dieser alle vier Jahre stattfindende Polit-Zirkus der Demokratischen Partei irgend etwas mit seiner Zukunft zu tun haben könnte.
Denn schon 80 Straßenzüge weiter nördlich in der Bronx oder jenseits des East River, wo die New Yorker ihrem oft wenig einträglichen Tagwerk nachgehen, geht das Interesse an diesem Höhepunkt des demokratischen Wahlkampfes rasch zurück. Ob dem linken und gescheiterten Präsidentschaftsbewerber Jerry Brown am Mittwoch noch ein Platz auf der Rednerliste eingeräumt wird - worüber unter den Delegierten im Madison Square Garden wahre Schreigefechte ausgetragen wurden - oder ob Schwarzenführer Jesse Jacksons Einfluß innerhalb des Afro-Amerikanischen Bevölkerungsteils langsam zurückgeht - was weiße Polit- Experten in den TV-Studios unter der Hallendecke bis zur Ermüdung diskutieren können - all dies muß den Bewohnern von Harlem, Brooklyn und Mittel- Amerika doch recht abstrakt erscheinen.
"Albert WER", so die häufige Reaktion auf die Frage nach Al Gore, dem demokratischen Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten. Über Bill Clinton selbst und das demokratische Parteiprogramm wollen sich viele erst informieren, wenn es im Herbst wirklich auf den Wahltag zugeht. Angesichts der jeglicher Substanz beraubten Wahlkampfberichterstattung duch die Medien spricht aus einer solchen Haltung fast politische Reife.
So bleibt denn die viertägige "Democratic National Convention" in erster Linie ein Ereignis für Parteiaktivisten, Journalisten und die Fachleute der politischen Werbung. Genau dies war jahrzehntelang das Elend der Partei. Der politisch aktive Teil der demokratischen Wähler stimmte in der Vergangenheit für Kandidaten und Wahlprogramme, die der Bevölkerung als ganzes zu weit links von der Mitte erschienen. Als Resultat gewannen die Republikaner fünf der letzten sechs Präsidentschaftswahlen. Erst mit dem Spitzenkandidaten Bill Clinton, dem Mitbegründer der zentristischen Parteigruppierung des "Democratic Leadership Council", hat sich die Wahlplattform von 1992 dramatisch in die politische Mitte verschoben. Steuererhöhungen nur für die ganz Reichen, statt massiver Umverteilung; an soziale Verantwortlichkeit gebundene Wohlfahrtsprogramme statt automatischer Sozialhilfeschecks; harte Verbrechensbekämpfung und die Bewahrung der USA als stärkster militärischer Weltmacht stehen nun in dem Programm. Unter Clinton haben die Demokraten genau jene Richtung eingeschlagen, die ihnen die Meinungsbefrager und Hohepriester der journalistischen Kaste seit Jahren predigen. Die Partei sei 1992 wieder dort angekommen, so Ex-Präsident Jimmy Carter, wo sie 1976 links abgebogen sei.
Gerade deswegen ist dieser demokratische Parteitag so langweilig und synthetisch wie sonst nur die Konkurrenzveranstaltung der Republikaner im August. Fast, so scheint es, haben die Konferenzredner Angst, außer den Allgemeinplätzen von Familie und Freiheit irgend eine kontroverse Position zu beziehen. Schwarzenführer Jesse Jackson, als Stimmenfänger und Vize-Kandidat auf dem letzten Parteitag der umstrittene Star der Dramaturgie, durfte in diesem Jahr nur am Dienstag abend auftreten, als sich die TV-Nation am "All Star"-Endspiel im Baseball ergötzte. Statt um die von Jackson forcierten Themen der innerstädtischen Verelendung und eines massiven Investitionsprogramms flimmerten auf dieser "Convention" nur noch "themes" (Motive) über den 56teiligen Mammutbildschirm des als Sternenbanner stilisierten Podiums, so als führe auch bei den Demokraten bereits die Walt Disney Corporation Regie.
Unter welcher Regie auch immer soll Bill Clinton mit seiner Parteitagsansprache am heutigen Donnerstag abend die Stunde der Demokraten einleiten. George Bush hat mit kaum 30 Prozent die niedrigsten Bestätigungsraten eines Präsidenten seit Jimmy Carter. Und die bisher so erfolgreiche Wahlkampagne des unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Ross Perot stößt auf die ersten strukturellen Probleme einer von einem autokratischen Milliardär geleiteten Graswurzel-Bewegung. Noch aber schonen die Demokraten den kleinen Mann mit den abstehenden Ohren, der den Höhepunkt seiner Popularität bereits überschritten zu haben scheint. Selbst ein Ross Perot mit nur 15 Prozent Wählerstimmen würde den Republikanern im November mehr schaden als Clinton und seinen Demokraten.
Im republikanischen Lager halten sich denn auch die Gerüchte, daß Außenminister James Baker sein Amt niederlegen wird, um seinem Freund George Bush wie 1988 als neuer Chef der Wahlkampagne unter die Arme zu greifen. Mit einem so unpopulären Präsidenten wie Bush und in Ermanglung eines nennenswerten innenpolitischen Programmes wird das Weiße Haus den Wahlkampf allein über die Qualität seiner sogenannten "attack ads" gewinnen müssen. Noch einmal aber werden die Demokraten die unfairen Attacken der Republikaner nicht so wehrlos hinnehmen wie im vergangenen Wahlkampf.
Auch sie geben mittlerweile Dollarmillionen für das sogenannte "opposition research" aus, das wissenschaftliche Ausgraben von Leichen im Keller des politischen Gegners. Längst ist auch der Demokratische Parteitag zur Industriemesse für die wachsende Zunft Wahlkampfberater geworden. "Wie überlebe ich einen Überraschungsangriff des Gegners auf meine Persönlichkeit", so die vielleicht wichtigste Seminar-Veranstaltung am Rande der "Convention". Der Zirkus von New York wird heute abend mit der abschließenden Rede des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton unter einer Schauer bunter Luftballons zu Ende gehen. Die große Wahlkampftournee der Gaukler und Clowns des politischen Geschäfts hat jedoch gerade erst begonnen.
SCHLÜCHTERN. Eine Bande von Autoknackern hat in der Nacht zu gestern in Schlüchtern serienweise Fahrzeuge aufgebrochen. Bis zum Nachmittag verzeichnete die Polizeibereits 25 Anzeigen "und es rufen laufend weitere Leute an", sagte ein Sprecher der FR. Die Täter konzentrierten sich ausschließlich auf die Innenstadt. Dabei hatten sie es offensichtlich weniger auf teure Anlagen abgesehen, denn auf Ausweise und Papiere. "In allen Fällen wurden die Handschuhfächer durchwühlt, insgesamt aber nur drei Radios gestohlen", erläuterte der Beamte. jan
Mehr als 3,5 Millionen Mark haben die Katholiken im Bistum Limburg im vergangenen Jahr für das Internationale Katholische Missionswerk "Missio" gespendet.Auto nachts in die Luft gesprengt Niemand verletzt, hoher Schaden / Fahrzeug eines Studenten
DIEBURG. Bei einem mysteriösen Sprengstoffanschlag in der Bahnhofstraße ist in der Nacht zum Mittwoch ein Sachschaden von annähernd 100 000 Mark entstanden. Unbekannte hatten nach Auskunft eines Polizeisprechers in Darmstadt einen Sprengsatz unter einem abgestellten Personenwagen gezündet. Dabei wurde das Auto zerstört und mehrere umliegende Häuser beschädigt. Ein anonymer Anrufer hatte sich kurz zuvor bei dem Fahrzeughalter gemeldet und Morddrohungen ausgesprochen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und Sprengstoff-Experten eingeschaltet.
Die Sprengladung war eine Stunde nach Mitternacht unter dem Auto eines 25jährigen Studenten explodiert. Von dem Wagen blieb nur noch Schrott übrig. Die Außenfassaden einiger Gebäude sowie ein zwölf Meter entfernt geparktes Auto wurden erheblich beschädigt. In der Wohnung des Studenten wurde knapp eine Stunde zuvor zweimal angerufen. "Ich mache dich fertig", so das Opfer später, habe die anonyme Stimme mitgeteilt.
Bei der Suche nach einem Motiv tappt die Kriminalpolizei bislang noch völlig im dunkeln. Die Fahnder sind lediglich sicher, daß sie politische Beweggründe weitgehend ausschließen können.
Nach der Zündung des Sprengsatzes wollen Zeugen einen möglichen Tatverdächtigen gesehen haben. Es handelt sich dabei um den Fahrer eines silberfarbenen Autos mit Offenbacher Kennzeichen. Eine Überprüfung hat inzwischen ergeben, daß die von den Zeugen registrierten Kennzeichen nicht ausgegeben wurden. Eine noch in der Nacht ausgelöste Fahndung blieb ohne Erfolg.
Amt Tatort wurden mehrere Sprengsatzteile sichergestellt. Sichere Rückschlüsse auf die Art des Sprengsatzes waren jedoch noch nicht möglich. Der Polizeisprecher: "Es könnte sich um eine Handgranate gehandelt haben - aber es ist noch absolut nicht klar, ob die eine solche Wirkung haben kann." Die Untersuchungen dauern an. bre
BRUCHKÖBEL. Der Roßdorfer Obst- und Gartenbauverein lädt ein zu seinem Sommerfest für Samstag und Sonntag, 25. / 26. Juli. Es findet auf dem Gelände des Lehrgartens statt.
Am Sonntag wird nach dem traditionellen Früschoppen ein deftiger Mittagstisch angeboten.
Außerdem steht ein Spielenachmittag für die jüngsten Besucher auf dem Programm, heißt es unter anderem in der Einladung. hein
Das katholisch-soziale Bildungswerk Frankfurter Sozialschule der Diözese Limburg bietet ein Wochenendseminar für junge Erwachsene, für haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiter in der außerschulischen Jugend- und Sozialarbeit sowie für andere Interessierte an, das vom 7. bis 9. August im Wilhelm-Kempf- Haus in Wiesbaden-Naurod stattfindet. Folgende Aspekte wird die Veranstaltung mit dem Thema "Shoa/Holocaust und junge Leute heute: Juden, Christen und Nicht-Christen im Gespräch" beleuchten: die Ermordung der europäischen Juden durch die Nazis, das individuelle Schicksal der verschleppten jüdischen Bürger am Beispiel von zwei Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz und die prägenden Einflüsse des Völkermordes auf die Nachkommen der Überlebenden. - Programmprospekte mit Anmeldeformularen bei der Frankfurter Sozialschule, Wilhelm-Kempf-Haus, 6200 Wiesbaden-Naurod. Telefon 0 61 27 / 7 72 90.
Auch für die Konzertsaison 1992/93 hat der Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker (Polytechnische Gesellschaft) ein interessantes und spannungsreiches Programm zusammengestellt.
So wird der Verein die neue Saison am 2. September mit Musik aus Renaissance und Barock im Rahmen der Frankfurt Feste in der Alten Oper eröffnen. Mitglieder der Frankfurter Musikhochschule, des "Studios für Alte Musik", werden dabei in den verschiedensten Besetzungen, als Gambenconsort, Blockflötenensemble, Lautenensemble sowie mit Gesang und Cembalobegleitung auftreten.
Für die Oktoberkonzertreihe ist es gelungen, das Kammerorchester des Rimskij-Korsakow-Konservatoriums in St. Petersburg zu engagieren. Es wird in der ersten Programmhälfte Musik von Corelli, Vivaldi, Purcell und Rossini und nach der Pause ausschließlich Tschaikowsky spielen (am 14. Oktober in Frankfurt, Alte Oper).
Im November wird der 17jährige Ohad Ben Ari (Schüler von Irina Edelstein, Professorin an der Musikhochschule) mit Werken von Scarlatti, Debussy, Ravel, Chopin und Beethoven (Apassionata) auftreten. Bei den Weihnachtskonzerten dirigiert dann Michael Brand aus Manchester das Kammerorchester der Musikhochschule mit Werken von Britten, Blacher und Ravel.
Mit Kammermusik unterschiedlichster Art (Schumann, Hindemith und Mozart) wird dann das neue Jahr begonnen, und beim Karnevalskonzert (am 7. Februar in der Alten Oper) begleitet das Palastorchester Berlin den Sänger Max Raabe, den die Frankfurter von Auftritten im Tigerpalast her kennen und entführt die Zuhörer in die Zeit der Schellackplatte, der Schlager der 20er und 30er Jahre.
Das englische Sorrel String Quartett kommt im März 93 mit Werken von Mozart, Schostakowitsch und Britten, und im April spielt wieder die Sinfonietta Frankfurt unter Hubert Buchberger Werke von Mendelssohn, Hindemith und Bartok.
Nach langer Pause gastiert im Mai wieder die Frankfurter Kantorei unter ihrem Dirigenten Wolfgang Schäfer mit Chorwerken von Brahms, Schumann und Hindemith; Gastsolistin an diesem Abend ist die Cellistin Françoise Groben.
Zum Ausklang der Saison 92 / 93 schließlich stellt sich im Juni 93 die Bläser-Klasse Professor Löfflers an der Hochschule für Musik mit einer Reihe von interessanten und raren Stücken vor, gespielt zum Beispiel von drei Bassetthörnern oder von 15 Klarinetten.
In der Alten Oper Frankfurt und im Büsing-Palais Offenbach kosten die Eintrittskarten einheitlich 10 Mark (verbilligt 5 Mark). Der Eintritt zu den Konzerten in Hanau und Schwalbach (die Termine sind bei der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Straße 4, ausgelegt) ist weiterhin frei. Aus den Einnahmen der Saison 1991/92 überreichte der Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker am gestrigen Mittwoch - anläßlich der Vorstellung des neuen Programms - eine Spende von 30 000 Mark an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Weitere 21 000 Mark wurden zuvor bereits für die Förderung einzelner Studenten, zur Finanzierung ihres Studiums, bereitgestellt. wp
OFFENBACH. "Die neue Frankfurter Drogenpolitik wird auch Auswirkungen auf die Situation drogenkranker Menschen in Offenbach haben", warnt die SPD-Stadtverordnete Gertrud Helduser. Die Sozialexpertin und Pädagogin plädiert deshalb in einer offiziellen Anfrage ihrer Fraktion dafür, daß der Offenbacher Magistrat ein städte- und parteienübergreifendes Konzept entwickeln soll. Allein mit Repression und Vertreibung sei das Problem weder in Frankfurt noch in Offenbach zu lösen.
Gertrud Helduser sagt: "Es ist zu befürchten, daß die Drogenkranken lediglich innerhalb von Frankfurt oder aber in die unmittelbaren Nachbargemeinden verdrängt werden, ohne daß ihre unmenschlichen Lebensumstände auch nur andeutungsweise gebessert werden könnten." Die SPD-Fraktion verlangt zudem vom Magistrat einen Sachstandsbericht über die Offenbacher Drogenhilfe und Konzepte für die Zukunft, die einen Anstieg der Zahl der Drogenabhängigen verhindern. lz
GRÄVENWIESBACH. Der Freundeskreis des Flüchtlingsheimes in Grävenwiesbach will seine Arbeit ausweiten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter planen zum einen, Kontakte zu Jugend-, Frauen- und Sportgruppen zu knüpfen. Zum anderen beschlossen sie bei ihrem jüngsten Treffen, in den kommenden Monaten zwei Veranstaltungen zu organisieren. Sie sollen die Verbindung zur Bevölkerung, die zahlreich zum Sommerfest des Flüchtlingsheimes gekommen war, vertiefen.
Die erste Veranstaltung ist für Dienstag, 18. August, vorgesehen. Der Freundeskreis will das einjährige Bestehen des Heimes zum Anlaß nehmen, Bilanz zu ziehen und über die Zukunft nachzudenken. Die zweite Veranstaltung ist am "Tag des Flüchtlings", am 2. Oktober. Im Mittelpunkt soll die Aufklärung darüber stehen, warum Menschen flüchten.
Das Heim, das von der kirchlichen "Gesellschaft für diakonische Einrichtungen in Hessen und Nassau" getragen wird, beherbergt zur Zeit 93 Männer, Frauen und Kinder. Zehn Nationen sind vertreten. Der Schwerpunkt des ehrenamtlichen Engagements des Freundeskreises war bisher die Hausaufgabenbetreuung der Flüchtlingskinder. Für einige der jüngeren Kinder konnten die Helfer außerdem in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine zeitweise Betreuung im Kindergarten arrangieren. "Dabei stellte sich wieder einmal heraus, daß sich Kinder auch über Sprachbarrieren hinweg leicht verständigen", beobachtete Andreas Buro vom Freundeskreis.
Bekanntschaften zu schließen ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen wichtig. Zu diesem Zweck lädt der Leiter des Heimes, der Sozialarbeiter Rolf Wollner, Familien aus Grävenwiesbach und Umgebung für Dienstag, 21. Juli, zu einer kleinen Wanderung mit den Flüchtlingen ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Heim, Forstweg 4. Wer außerdem Vorschläge zum weiteren Kontakteknüpfen hat, wird gebeten sich an den Heimleiter, Tel. 0 60 86 / 2 68, zu wenden. cn
Nachrichten-Börse
Trabi kann recycelt werden Eine mobile Kunststoff-Recyclinganlage, die auch die bisher schwierig zu entsorgenden Duroplaste der Trabant-Karosserie verarbeiten kann, ist in Zwickau als Weltneuheit vorgestellt worden. Die drei Millionen Mark teure Anlage "Mobicon" einer süddeutschen Firma erzeugt aus beliebig gemischten Plastik-Abfällen ein Produkt, das zum Beispiel im Garten- und Spielplatzbau verwendet werden soll. Hannover untersucht Gaspreise Die Landeskartellbehörde in Niedersachsen nimmt die Gaspreise unter die Lupe, um zu prüfen, ob eine ungerechtfertigte Überhöhung vorliegt. Die Behörde hat bei den Gasversorgungsunternehmen erhebliche Preisunterschiede bei der Abgabe an private Haushalte festgestellt. Fahrradhändler profitieren vom Streik Der Streik im öffentlichen Dienst, der den Nahverkehr lahmlegte, hat den Fahrradhändlern einen kurzen Boom beschert. Dies teilt der Verband der Fahrrad-Industrie mit. Er konnte aber nicht verhindern, daß die Inlandsproduktion 1992 um etwa 15 Prozent auf rund 4,2 Millionen Stück sinkt. Ursache sind steigende Importe aus Osteuropa und Fernost. Rußland senkt Mehrwertsteuer Das russische Parlament hat die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel von 28 auf 15 Prozent gesenkt.
Saudis planen Ost-Fonds Saudi-Arabien plant einen Investitionsfonds zur Beteiligung an kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland. An diesem Topf sollen sich laut Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann eventuell auch deutsche Banken beteiligen. In einem Gespräch mit dem saudischen Wirtschafts- und Finanzminister Mohammed Abalkhail betonte der FDP-Mann das deutsche Interesse an einer Verstärkung der gegenseitigen Investitionen.Industrie preist GUS-Staaten . . . Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss, fordert die deutschen Unternehmen zu einem stärkeren Engagement in den GUS-Staaten auf. Amerikanische und japanische Firmen würden bereits investieren, um sich die Fachleute zu sichern. Solche "Chancen" dürften sich die hiesigen Unternehmen nicht entgehen lassen. . . . und rät von Investitionen ab In der deutschen Wirtschaft findet der Appell des Münchner G-7-Gipfels, in Rußland zu investieren, wenig Widerhall. Äußerst skeptisch zeigt sich der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, Hans-Peter Stihl: Er sehe derzeit "wenig Möglichkeiten", finanzielle Engagements in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu empfehlen.
MAGDEBURG, 15. Juli. Als drittes neues Bundesland nach Sachsen und Brandenburg hat nun auch Sachsen-Anhalt eine neue Landesverfassung. Sie tritt am morgigen Freitag in Kraft. Der Magdeburger Landtag verabschiedete mit den Stimmen der oppositionellen SPD den in anderthalbjähriger Arbeit erstellten Verfassungstext. Die Unterstützung der Sozialdemokraten war erforderlich, weil die Fraktionen der Regierungsparteien von CDU und FDP nicht über die nötige Zweidrittelmehrheit verfügen. In namentlicher Abstimmung votierten 80 Abgeordnete für die Verfassung, 19 waren dagegen, zwei enthielten sich.
Die Gegenstimmen kamen aus den Fraktionen von PDS, Bündnis 90 und DSU. Sie empörten sich am Montag noch einmal, daß - anders als in Brandenburg - die Verfassung den Bürgern Sachsen-Anhalts nicht zum Volksentscheid vorgelegt wird.
Die Auseinandersetzung um die plebiszitären Elemente beherrschte auch die abschließende dritte Lesung des Verfassungsentwurfs. Mit 58 zu 42 Stimmen lehnte die Landtagsmehrheit einen Änderungsantrag von Bündnis 90 ab, die in der Verfassung festgeschriebenen Volksbegehren zu erleichtern. Bündnis 90 hatte dafür plädiert, die erforderliche Unterschriftenquote für das Zustandekommen eines Volksbegehrens auf fünf Prozent der Wahlberechtigten festzuschreiben. Das wären lediglich etwa 110 000 Unterschriften. Gemäß der verabschiedeten Verfassung sind nun 250 000 Unterschriften notwendig. Ebenfalls gescheitert ist der Antrag von Bündnis 90, die nötige Unterschriftenzahl für eine "Volksinitiative" von 35 000 auf 20 000 herabzusetzen. Nach der Ablehnung der Anträge protestierten einige Zuschauer im Plenarsaal. Sie hielten ein Transparent hoch: "Die Verfassung stinkt zum Himmel" und riefen: "Scheindemokratie". Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90, Hans-Jochen Tschiche, sprach von einer vertanenen Chance, eine "gerechtere Gesellschaft zu erreichen". Bei der Erarbeitung der Verfassung habe die Vorstellung vom "Volk als Lümmel" eine Rolle gespielt.
Die Fraktionen von CDU, FDP und SPD bedauerten ausdrücklich, daß die Abgeordneten der Bürgerbewegung ihre Zustimmung verweigerten. FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Herbert Haase sprach von der "liberalsten Verfassung, die ich mir für unser Land vorstellen kann". Regierungschef Werner Münch (CDU) bezeichnete die Verfassung als "Kompromiß" und "gut gelungenes Werk". Auch Oppositionsführer Reinhardt Höppner (SPD), gleichzeitig auch Vorsitzender des Verfassungsausschusses, hob "die richtig pfiffigen Sachen" hervor, "die schönen Neuerungen unserer Verfassung". So seien beispielsweise die Kinder in "ganz anderer Weise gewürdigt", sie tauchten als "Persönlichkeiten" auf.
Mit den Stimmen der SPD war maßgeblich erreicht worden, daß in der Verfassung Staatszielbestimmungen wie die Gleichstellung der Geschlechter, der Schutz ethnischer Minderheiten, Arbeit und Wohnen sowie das Grundrecht auf Schutz der persönlichen Daten enthalten sind.
Die CDU wiederum setzte durch, daß in der Präambel der Verfassung die Formulierung "in Achtung der Verantwortung vor Gott" enthalten ist. CDU-Fraktionschef Christoph Bergner erklärte dazu, seine Fraktion sei es nicht um die "Klerikalisierung der Gesellschaft" gegangen. Religiöse Wertungs- und Handlungsmotive gehörten vielmehr zum Bestandteil einer säkularen Gesellschaft. Deshalb sei es auch vernünftig, so Bergner, "die schulische Werterziehung nicht staatlich zu monopolisieren, sondern eine Bildungsverantwortung der Kirchen zu ermöglichen".Robin Wood baute Autobahn Protestaktion in Bonn gegen den Bundesverkehrswegeplan
BONN, 15. Juli (duf/AFP). Die Umweltorganisation Robin Wood hat aus Protest gegen den ersten gesamtdeutschen Verkehrswegeplan im Bonner Hofgarten symbolisch eine 50 Meter lange vierspurige Autobahn verlegt. Die Aktion wurde mitgetragen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), vom Naturschutzbund, vom Deutschen Naturschutzring (DNR), vom Verkehrsclub Deutschland (VSD) und vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).
"Mit Vollgas in die Katastrophe" und "Hiermit versaut für die BRD Minister Krause ein weiteres Stück Natur" lauteten die Losungen auf den Plakaten der Demonstranten. Ein Sprecher von Robin Wood sagte, durch den Verkehrswegeplan würden Grünflächen beseitigt und dem Autoverkehr mehr Raum geschaffen.
Nach Einschätzung der Umweltschützer kommt der ökologische Aspekt bei der Prüfung neuer Projekte zu kurz. Die wichtigsten Kriterien seien Baukosten, Reisezeitersparnis, Verkehrssicherheit, Aspekte der Raumordnung, Lärm- und Abgasbelastung und die städtebauliche Beurteilung. "Daß die Bereitstellung von mehr Straßen automatisch mehr Verkehr nach sich zieht", bemerkte Rehrmann, "ist längst erwiesen."
Robin Wood kritisiert ferner, durch die geplanten Verkehrsstraßen würden die letzten zusammenhängenden Waldgebiete, ökologisch sensible Bereiche sowie Verdichtungsräume zerschnitten. Die Organisation forderte die Politiker auf, sich für den "Rückbau" (Beseitigung) von Straßen einzusetzen und den Verkehrswegeplan abzulehnen. Darüber hinaus fordert die Organisation eine drastische Reduzierung des Individual- und Güterverkehrs auf deutschen Straßen. Dies könne mit Hilfe einer Veränderung der Siedlungsstruktur zugunsten kürzerer Wege zwischen Arbeitsplatz und Wohnung, einer Erhöhung der Mineralölsteuer, einer Schwerverkehrsabgabe und einem Tempolimit erreicht werden.
Lästige Postbank Da "zentralisiert" sich das Unternehmen Postbank in das absterbende Bonn und zugleich schließt es das Giroamt im Börsen- und Geldzentrum Frankfurt (FR vom 26. und 27. 6.). Noch unglaublicher der vorgesehene Personalabbau von 20 000 auf 12 000 Menschen. Es wird offenbar vom Unternehmen selbst der Untergang dieses "Postgeldschiffes" eingeläutet. Die privaten Banken - vor allem die Großbanken - wollten schon immer gern die lästige Postkonkurrenz loswerden, weil diese nun mal - bei allen Mängel an den Schaltern flächendeckend sind - wie lange noch? - und zudem jeden Wochentag und Sonnabends dem Publikum dienen. Auf Bahnhöfen usw. sogar rund um die Uhr. Das war den Banken schon immer lästig.
Es wird auch übersehen, daß vor allem das Postsparbuch in weiten Bevölkerungskreisen sehr beliebt ist, weil es überall - auch europaweit -, leicht benutzbar ist. Aber im Zuge der Deregulierungsmaßnahmen sind solche Maßnahmen offenbar "normal". Kundenfreundlichkeit ist nur solange interessant, "wie sie sich lohnt"! Kurt Mass, Frankfurt
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Vorhaben der Bundesregierung, zur Finanzierung der Pflegeversicherung einen sogenannten Karenztag auf Kosten der Arbeitnehmer einzuführen, wird auch im Main-Kinzig-Kreis Reaktionen der Gewerkschaften zur Folge haben. Das kündigte jetzt der DGB-Vorsitzende Sepp Sigulla an. Als Zeichen des Protestes kommen für ihn auch Arbeitsniederlegungen in Frage, um einen Eckpfeiler des sozialen Fortschritts, der in den fünfziger Jahren in einem 16wöchigen Streik hart erkämpft wurde, zu bewahren. Die Gewerkschaften wollen sich nicht auf den Deal zwischen CDU / CSU und FDP einlassen, der den Freidemokraten die Zustimmung zum Pflegegesetz erleichtern sollte. Während die christlichen Parteien und die SPD sich immer dafür aussprachen, die Kosten nach dem Muster der gesetzlichen Krankenversicherung zwischen Arbeitnehmer und -geber hälftig aufzuteilen, besteht die FDP darauf, daß die Unternehmen nicht noch mehr finanziell belastet werden dürften, wohl aber die abhängig Beschäftigten.
Die Arbeitnehmer sollen nach dem jetzigen Modell die Kosten praktisch allein tragen: einmal durch ihren Beitrag, der bei rund einem Prozent ihres Lohns liegen wird. Zum zweiten dadurch, daß der jeweils erste Krankheitstag nicht mehr bezahlt wird oder die Betroffenen statt dessen einen Urlaubstag opfern. Für diejenigen, die häufig krank werden, käme eine solche Regelung teuer zu stehen. Im Gegenzug würden die Arbeitgeber 6,5 Milliarden Mark jährlich einsparen, haben die Gewerkschafter ausgerechnet.
"Mit uns nicht", signalisiert deshalb der DGB. Sepp Sigulla: "Wir werden diesen Regierungsplan zu Fall bringen. Wer einen Karenztag sät, wird Sturm ernten."
Der DGB-Kreisverband plant bereits mehrere Veranstaltungen zu dieser Problematik: Am Samstag, 18. Juli, von 9 bis 12 Uhr werden die Arbeitnehmervertreter auf dem Marktplatz in Gelnhausen, an der Kinzigbrücke in Gelnhausen und in der Obertorstraße in Schlüchtern Informationsblätter verteilen, außerdem in der Woche vom 20. bis 24. Juli in Betrieben und Verwaltungen in der Region. Hinzu kommen Betriebs- und Personalversammlungen. Das DGB-Ortskartell in Maintal ruft außerdem zu einer Demonstration für den 8. August um 10 Uhr auf.
Vorgeschlagen, aber noch nicht beschlossen wurden außerdem eine Kundgebung zu Beginn des DGB-Landesjugendtages in Langenselbold am 14. August, ein hessenweiter Protestmarsch im September und ein "Marsch auf Bonn" am 3. Oktober. hein
Bei einem Überfall auf einen Taxifahrer hat in der Nacht zum Mittwoch ein etwa 20 bis 25 Jahre alter Mann 350 Mark erbeutet. Wie die Polizei mitteilte, war der Täter gegen zwei Uhr am Taxihalteplatz an der Hauptwache in einen Wagen eingestiegen, an dessen Steuer ein 27 Jahre alter Aushilfsfahrer saß. Als Fahrtziel gab der Mann die Licher Straße im Hallgartenviertel an.
Dort angekommen, ließ er den Taxifahrer vor dem Haus Nummer 12 anhalten. Mit den Worten :"So, jetzt ist die Fahrt zu Ende!" richtete er eine Pistole auf den 27jährigen und verlangte Geld. Nachdem ihm der Fahrer seine Geldbörse gegeben hatte, flüchtete der Täter in Richtung Butzbacher Straße. Als der Fahrer ihm nachrief: "Laß mir doch wenigstens die Papiere!" hielt der Flüchtenden kurz an, nahm die Unterlagen aus der Börse, legte sie auf ein Autodach und verschwand.
Zwei weitere Raubüberfalle hatten sich bereits am Dienstag im Bahnhofsgebiet und Eckenheim ereignet. Zwei jüngere Männer raubten an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof gegen 5.30 Uhr einen 39jährigen aus, der auf dem Weg zur Arbeit war. Sie schlugen ihm auf den Magen und entwendeten dann seine Geldbörse, in der 210 Mark steckten.
In der Sigmund-Freud-Straße wurde gegen 18.30 Uhr eine 59 Jahre alte Fußgängerin Opfer eines radfahrenden Handtascheräubers. Der etwa 18 Jahre alte Täter fuhr auf sie zu, schlug ihr mit der Faust gegen den Kopf und flüchtete mit ihrer Umhängetasche, in der ihre Geldbörse mit 70 Mark steckte. enk
MAINTAL. Das Clown-Theater Mika & Rino tritt am Freitag, 17. Juli, im Rahmen der Maintaler Ferienspiele auf. Beginn der Vorstellung: 14 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim.
Das visionärste Bild der körperlichen Liebe findet sich in einer Szene des kleinen, zu oft übersehenen Romans Der andere Schlaf", in welchem der Erzähler, ein junger Mann, von einem Traum berichtet. Da sah er sich in einem großen, fast leeren Zimmer vor einem breiten Bett. "Auf dem Bett ruhten zwei nackte Körper. Seite an Seite in vollkommener Bewegungslosigkeit ausgestreckt, berührten sich nur ihre Hände, nur ihre Fingerspitzen." Der Erzähler nähert sich den Schlafenden, betrachtet die Schönheit der Glieder. "Mein Herz begann zu schlagen. Es gab also etwas, das von der Traurigkeit nicht angerührt werden konnte. Hier sah ich es, vor meinen Augen. Noch aufmerksamer sah ich auf die beiden Körper: Ich war der eine und ich war der andere."
In seiner erotischen Vision sieht sich der Erzähler verdoppelt in zwei Gestalten, die in sprachloser Übereinkunft schlafen - nirgens sonst hat Green ein solches Bild der Liebe gezeichnet: Der Sehnsucht, wie im platonischen Mythos die andere Hälfte der zerrissenen Menschengestalt wiederzufinden. Und nirgends gibt es ein eindringlicheres Bild seines Lebensthemas Homosexualität: Die Begegnung mit dem anderen als mit einem gleichen. Denn jene zwei nackten Gestalten sind ja nicht zwei Männer, sondern zweimal derselbe: das Ich.
Auch der deutsche Leser hat heute die Möglichkeit, fast das ganze Werk Greens, eines der größten literarischen Zeugnisse des Jahrhunderts, zu verfolgen. Der Rückschau aber wird sich immer stärker eine Umwertung zugunsten der allzu lange vernachlässigten späteren Romane aufdrängen. Zweifellos ist die ästhetische Geschlossenheit der frühen Werke unerreicht - dagegen aber steht Greens lebenslanges Bemühen, die Hoffnungslosigkeit zugunsten des möglichen Lebens zu überwinden. "Er war zugleich glücklich und entsetzt, so wie ein Mensch, der die Mauern seines Gefängnisses auch auf die Gefahr hin sprengt, dabei umzukommen", heißt es in Jeder Mensch in seiner Nacht. Ästhetisch gesprochen bedeutet das: Greens späteres Werk ist der Versuch, Adrienne Mésurats Autismus auch auf die Gefahr hin zu durchbrechen, dabei die literarische Geschlossenheit und Perfektion zu verletzen.
Auch die späteren Gestalten Greens sind weit entfernt von Erfüllung und Glück. Auch sie leiden an Einsamkeit, Versagung, an der Abwesenheit von Liebe in allen ihren Formen. Auch sie scheitern an dem Versuch, die Mauern ihres Gefängnisses zu sprengen - jedoch scheitern sie an dem Versuch und nicht mehr von vornherein an dessen Unmöglichkeit. Genau daraus entsteht das Paradox des späten Romans "Der Andere": Daß hier nämlich eine gescheiterte Liebe die Möglichkeit der Liebe selber zeigt. Möglich vielleicht nicht im Sinne jener Vision von der wiedergefundenen Einheit der menschlichen Gestalt, möglich aber im Sinne einer wirklichen Begegnung mit der Gestalt des anderen.
"Ich will für den schreiben, der allein ist", notiert sich Green einmal in seinem Tagebuch; sein Werk ist die Halluzination der Einsamkeit und des Leidens, die das Individuum im Schrecken dieses Jahrhunderts erfuhr. Den Titel für "Der andere Schlaf" fand Green in einem Fragment Pascals: "Wer weiß, ob diese andere Hälfte des Lebens, in der wir wach zu sein meinen, nicht ein anderer Schlaf ist, nur wenig unterschieden von jenem, aus dem wir erwachen, wenn wir zu schlafen glauben." Für den gläubigen Katholiken Julien Green mag der Tod das eigentliche Erwachen aus Halluzination und Schlaf, der eigentliche Heimweg zur Wirklichkeit sein. Nie aber hat er an das Jenseits als Vertröstung für die irdischen Leiden geglaubt. Seine Romane zeichnen die Figur der Hoffnung in dieser wirklichen Welt, zeigen, daß die Sehnsucht nach Glück nur hier erfüllt werden kann. Was danach kommt, ist nicht mehr Sache der Literatur. WOLFGANG MATZ
GIESSEN. "Ich denke fast nur deutsch", sagt Leyla Kilic, die Pflegeschülerin, und lacht, "Türkisch brauche ich eigentlich bloß zum Übersetzen." "Klingt doch wie hessisch", fügt Oberpfleger Günther Hense hinzu, der mehr Lenze auf seinem Arbeitsbuckel hat als Leyla Lebensjahre zählt. Auf Station III in der Gießener Poliklinik herrscht Hochbetrieb. Es ist Mittagszeit, das Tablett mit dem Geschirr wird aus den Zimmern geräumt und auf die rollenden Wagen im Flur gestapelt. Im Schichtdienst kümmern sich zehn "Examinierte", zwei Pflegeschülerinnen und eine Praktikantin um 26 Patienten. Vor wenigen Tagen wechselte Leyla Kilic, die junge Türkin hierher auf die "Innere", wo Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs dominieren. Im Oktober 1990 begann die bei ihren Eltern im Hungener Stadtteil Villingen aufgewachsene Frau ihre dreijährige Ausbildung als Krankenpflegerin.
Als Leyla Kilic in der Schule des Gießener Universitätsklinikums mit den Grundkenntnissen in Anatomie vertraut gemacht wird, befindet sich das begleitende Projekt der in Gießen angesiedelten "türkisch-deutschen Gesundheitsstiftung" noch in den Startlöchern. Seit November 1991 läuft es nun offiziell: In einem auf drei Jahre befristeten und bundesweit einmaligen Modellprojekt, finanziert aus den Töpfen des Bundesarbeitsministeriums, werden in Deutschland lebende türkische Jugendliche, die sich für einen Beruf im Gesundheitswesen entschieden haben, während ihrer Ausbildung gezielt betreut.
Für die 34 jungen Menschen aus der Türkei, die mit deutschen Schülern in den Krankenpflegeschulen in Gießen, Lich und Wetzlar Theorie pauken, wurde in den Räumen der Gesundheitsstiftung eigens eine "Beratungsstelle" eingerichtet. Dreimal pro Woche treffen sie sich dort, "auf freiwilliger Basis", wie Yasar Bilgin, Internist an der Medizinischen Poliklinik in Gießen und Vorsitzender der 1988 gegründeten "türkisch-deutschen Gesundheitsstiftung", betont. Von türkischen Ärzten, die als Stipendiaten der Stiftung an der Universitätsklinik ihren Facharzt machen, erhalten sie, falls erforderlich, Nachhilfeunterricht beim Erlernen der komplizierten Fachterminologie. Ein Team von drei festen Mitarbeitern steht den Auszubildenden bei persönlichen Probleme mit Rat und Tat zur Seite.
"Der Pflegenotstand ist auch eine Herausforderung für uns", sagt Yasar Bilgin, der nach recht zähem Beginn immer mehr junge Leute aus der Türkei auf einen sozialen Berufsweg einschwenken sieht. Großen Wert legt die Organisation auf den persönlichen Kontakt mit den Eltern, um Vorbehalte gegenüber diesen Tätigkeiten abzubauen. "Wir wollen die Erwachsenen überzeugen, daß es sich um eine qualifizierte Ausbildung handelt, die auch bei der Rückkehr in die Türkei für die jungen Menschen von großem Vorteil ist", erklärt Bilgin.
Leyla Kilic, die Frohnatur, hat sich unabhängig von den Aktivitäten der "türkisch-deutschen Gesundheitsstiftung" für diesen Beruf entschieden. Zu Beginn ihrer Ausbildung wußte sie nicht einmal von der Existenz der "Türk-Almam Saglik Vakfi", die nach vier Jahren schon 2000 Mitglieder zählt. "Schon immer" habe sie "große Lust" gehabt, mit Menschen zu arbeiten, erzählt sie, die im Alter von sieben Jahren mit ihren Eltern nach Mittelhessen gezogen ist. Zweisprachig wurde sie groß: zu Hause wurde Türkisch, in der Schule Deutsch gesprochen.
Die Zweisprachigkeit ist ein wesentlicher Punkt in der Konzeption des Modellprojekts. Etwa 1,8 Millionen Menschen aus der Türkei leben heute in der Bundesrepublik. Mit 40 Prozent repräsentieren sie den größten Anteil an der ausländischen Bevölkerung. Gerade die erste Generation der euphemistisch "Gastarbeiter" genannten Menschen, die von 1961 bis zum Anwerbestopp 1973 nach Deutschland geholt wurden, hat Anspruch auf eine vollständige gesundheitliche Versorgung.
Was sich in der Theorie so selbstverständlich anhört, führt in der konkreten Situation noch immer zu Irritationen, Mißverständnissen oder gar Fehldiagnosen. Mimik und Gestik sind oft die einzigen Kommunikationselemente zwischen Arzt und Patient. So lernt auch Leyla Kilic die Fachterminologie auf deutsch und auf türkisch. "In erster Linie lernt sie aber Krankenpflege", betont Yasar Bilgin. Zum Übersetzen, sagt der Internist, müßten die Kliniken im Grunde ausgebildete Dolmetscher heranziehen.
Was das türkische Pflegepersonal den kranken "Landsleuten" auf jeden Fall vermittle, sei ein "Stück Geborgenheit", meint der Oberpfleger. Günther Hense, der nach dem schweren Erdbeben Medikamente und Hilfsgüter ins anatolische Erzincan gebracht hatte, kann sich recht gut in die Lage derer, die sich sprachlich nicht verständigen können, hineinversetzen. Schließlich hatte er sich vorgenommen, vor dem karitativen Türkei-Trip fleißig Vokabeln zu büffeln. Weil aber letztlich die Bequemlichkeit die Oberhand behielt, "habe ich mich vor Ort schon recht hilflos gefühlt".
"Bei der prekären Pflegesituation war es nicht schwer, Gelder für das Projekt loszueisen", sagt Ayla Orduhan, die Geschäftsführerin der Stiftung. Das verwundert nicht, denn der bereits vor Jahren prophezeite Personalengpaß in den Krankenhäusern hat heute dramatische Formen angenommen. Arbeitsüberlastung, fehlende Aufstiegschancen und ein von Wochenendarbeit, Schichtwechsel und Überstunden geprägter Berufsalltag hat dem harten Job auf Station viel von seiner vormaligen Attraktivität für junge Menschen genommen.
Nach einer Untersuchung der Hessischen Krankenhausgesellschaft übt die Hälfte der 25 000 hessischen Krankenschwestern und Pfleger ihren Beruf allerhöchstens fünf Jahre aus. Die Zahl der Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz in der Krankenpflege nahm von 1986 bis 1990 um mehr als 60 Prozent ab. Bei der Jahrestagung der Krankenhausgesellschaft im vergangenen Dezember mußten die Verantwortlichen feststellen, daß es in Hessen erstmals mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt.
Trotz des zweifellos vorhandenen politischen Kalküls birgt das Modellprojekt nach Einschätzung von Yasar Bilgin eine Möglichkeit zur Integration. Daß die auch genutzt wird, verdeutlicht die Statistik: Im Gegensatz zu den deutschen Schülerinnen und Schülern hat von den türkischen Jugendlichen, die bei der Bewerbung keineswegs bevorzugt werden, sondern in Sachen Notendurchschnitt mit den "Einheimischen" konkurrieren, noch niemand die Ausbildung vorzeitig abgebrochen. Für Leyla Kilic jedenfalls steht außer Frage, wo sie nach den drei Lehrjahren arbeiten wird: von der Pflege wegzukommen, nein, das sei nun wirklich nicht ihr Ziel. VOLKER TRUNK
Grillfest und Theater für
BIEBERGEMÜND. Der Spessartbund in Bieber lädt Mädchen und Jungen im Rahmen der Ferienspiele am Samstag, 18. Juli, um 18 Uhr zum Wiesbütt ein. Hier wird gegrillt. Auf dem Heimweg sollen Laternen angezündet werden.
Am Sonntag, 19. Juli, tritt im Bürgerhaus das Clownstheater "Petrocina und Angelina" auf.
Das turbulente Stück "Der große Auftritt" beginnt um 15 Uhr. Für Kinder, aber auch Erwachsene, ist der Eintritt frei. jan
MAIN-KINZIG-KREIS. Meßgeräte im Wert von rund 240 000 Mark werden demnächst die Beruflichen Schulen in Gelnhausen erhalten. Entsprechende Aufträge hat nun der Kreisausschuß vergeben. Die gesamte Ausstattung ist dem Fachbereich "Messen und Prüfen" zugedacht.
Ferner fließen 56 000 Mark für das Anschaffen von Geräten an die Fachschule für Kautschuk- und Kunststofftechnik.
doe FRANKFURT A. M. Um der Kritik des Berliner Kartellamtes an seiner Verflechtung mit der Dresdner Bank den Wind aus den Segeln zu nehmen, ordnet der Versicherungsriese Allianz seine Beteiligungen neu. Künftig überläßt der Branchenprimus der befreundeten Münchener Rück die Mehrheit an den bislang zu gleichen Teilen gehaltenen Anteilspaketen von Hamburg-Mannheimer Leben, Karlsruher Leben und Berlinische Leben. Im Gegenzug erhöht die Allianz ihren Anteil an der Deutschen Krankenversicherung (DKV) von 26,5 auf 51 Prozent und sichert sich damit unmittelbar ein eigenes Standbein in dieser Sparte.
Allianz und Münchener Rück begründen ihren Schritt mit der Schaffung "klarer Mehrheitsverhältnisse" bei den gemeinsamen Ablegern. Die Kapitalgewichtung werde den derzeit schon "faktischen Managementverhältnissen" angepaßt. Effekt der Verschiebeaktion ist, daß sich die beiden untereinander mit je 25 Prozent verwobenen Versicherungen samt ihrer Töchter beim Kartellamt nun als echte Wettbewerber präsentieren können.
Die Berliner Anti-Monopol-Behörde nämlich hatte wegen des auf 22,3 Prozent erhöhten Besitzes der Allianz an der Dresdner Bank unter anderem moniert, der Assekuranzriese übe bei der Lebensversicherung einen marktbeherrschenden Einfluß aus und könne das Frankfurter Geldhaus möglicherweise an eigenen Aktivitäten hindern. Dies hatte die Allianz in einer Erwiderung zwar bestritten. Die Argumentation, man komme beim Neugeschäft nur auf einen zehnprozentigen Marktanteil, wirkte angesichts der zahlreichen, nicht mitgezählten gemeinsamen Töchter von Allianz und Münchener Rück jedoch wenig glaubwürdig.
Nach der jüngsten Transaktion, die laut Allianz-Sprecherin Imai-Alexandra Roehreke "kostenneutral" abgewickelt wurde, dürfe das Kartellamt dem eigenen Haus die Marktanteile der Lebensversicherungs-Engagements nun nicht mehr zurechnen, heißt es beim Branchenriesen. Der Allianz-Anteil an der Hamburg- Mannheimer Leben werde von 37 auf 20 Prozent, an der Karlsruher von 45 auf 36 und an der Berlinischen von 47,2 auf 40,6 Prozent reduziert. Die freiwerdenden Aktien wandern zur Münchener Rück, die mit jeweils 54 Prozent eindeutig die "Vaterschaft" bei den drei Firmen anerkennt. Bei der DKV reduziert die Münchener Rück umgekehrt ihren Anteil von gut einem Viertel auf zehn Prozent.
Das Kartellamt möchte noch keine Bewertung abgeben. "Wir müssen erst prüfen, ob die überragende Marktstellung noch besteht und ob es wirklich in Zukunft Wettbewerb zwischen Allianz und Münchener Rück geben wird", sagt Behördensprecher Hubertus Schön.
ROM, 15. Juli. Der frühere sozialistische Außenminister Italiens, Gianni De Michelis (AP-Bild), steht unter dem Verdacht, in seiner Heimatstadt Venedig Schmiergelder kassiert zu haben. Untersuchungsbeamte präzisierten am Dienstag abend den Tatbestand als "Beihilfe zur Korruption".
De Michelis wird zur Last gelegt, Schmiergelder unter anderem bei der Vergabe der Konzession für die Autobahn zwischen der Hafenstadt Mestre und dem Flughafen "Marco Polo" genommen zu haben. Von der gesamten Bausumme (160 Milliarden Lire/rund 210 Millionen Mark) habe der Bauunternehmer an Politiker zwei Prozent (4,2 Millionen Mark) "tangenti" gezahlt, hieß es.
De Michelis mußte schon seit einiger Zeit mit einem Strafverfahren rechnen. Anfang Juli war sein Vertrauter, Giorgio Casadei, wegen Korruptionsverdacht verhaftet worden. Wenige Tage später durchstöberten Carabinieri das Büro des Spitzenpolitikers und nahmen Akten mit.
Die erste Reaktion des Politikers lautete: "Weil ich alle Anschuldigungen schon Tage zuvor in den Zeitungen lesen konnte und auf diese Weise sogar ausführlich über die Ansichten der Richter informiert worden bin, kann ich nicht behaupten, die Ankündigung habe mich überrascht." Vielmehr sei er verbittert wegen der Verletzung seiner Bürgerrechte bei der Durchsuchung seines Büros. Gegen die Anschuldigungen will er "politisch und juristisch" vorgehen.
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine 25jährige Frau aus Bad Soden-Salmünster ist gestern auf der Landstraße zwischen Mernes und Hausen tödlich verunglückt. Ihr Toyota war gegen 6.25 Uhr in einer gefährlichen Kurve ins Schleudern gekommen, wie die Polizei berichtete.
Das Auto rutschte über die Böschung und prallte im angrenzenden Wald quer gegen eine Baumgruppe. Die Fahrerin wurde mit schweren Verletzungen aus den Trümmern des Wagens geborgen und mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik nach Fulda geflogen. Die Ärzte konnten ihr jedoch nicht mehr helfen.
An der Unfallstelle war es wegen Unachtsamkeit außerdem zu einem zweiten Unfall gekommen. Zwei Autos streiften einander, als sie in entgegengesetzter Richtung an dem Notarztwagen vorbeifuhren, der die Fahrbahn verengte. Die Fahrer kamen mit dem Schrecken davon. Der Schaden wird auf 2000 Mark geschätzt. lex
WIESBADEN. Auf eine Schnellbahntrasse durch das Biosphärenreservat Rhön will die Bundesregierung nun definitiv verzichten, die umstrittene Autobahn 44 (Kassel-Eisenach) aber soll gebaut werden: Das sind die wichtigsten Hessen betreffenden Festlegungen im Bonner Verkehrswegeplan, den das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedet hat und der (wenn der Bundestag ihm zustimmt) die Grundlage für die Finanzierung des Verkehrswegebaus bis zum Jahr 2010 bildet.
Der hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) warf dem Bonner Verkehrsminister Günther Krause (CDU) in einer ersten Reaktion vor, bei der A 44 die "Macht des Zentralstaats" demonstrieren zu wollen und sich "allen sachlichen Argumenten" zu verschließen. Hessen fordere nun den Bundestag auf, bei der Abstimmung über den Plan der Bundesregierung "diesen Weg in die Sackgasse nicht mitzugehen". - Die hessischen Grünen kritisierten in einer gemeinsamen Erklärung mit den Landesverbänden Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern und Saarland, der Bonner Plan mache eine Trendwende in der Verkehrspolitik "für lange Zeit unmöglich".
Bei den als besonders dringlich eingestuften "Verkehrsprojekten Deutsche Einheit" blieb Bonn dabei, daß die Verbindung Kassel-Eisenach durch einen Autobahn-Neubau (A 44) verbessert werden soll. Die rot-grüne Koalition in Hessen setzt hier auf einen Ausbau der Bundesstraße 7 (drei- beziehungsweise vierspurig, darüber streiten SPD und Grüne). Eichel votierte am Mittwoch erneut für einen "auch vierspurigen" Ausbau der B 7 und eine parallele "leistungsfähige Schienenverbindung".
Im Bonner Verkehrswegeplan heißt es dagegen, das Projekt A 44 sei (wie alle anderen sechs Autobahnprojekte "Deutsche Einheit") jetzt noch einmal neu "bewertet" worden, und dabei hätten sich in allen Fällen "Notwendigkeit und Dringlichkeit in vollem Umfang bestätigt". Damit besteht Bonn neben der A 44 auch auf einer Autobahn quer durch den Thüringer Wald (Erfurt-Schweinfurt/ Bamberg), für die in Thüringen ebenfalls eine gut ausgebaute Bundesstraße im Gespräch ist.
Nach wie vor stuft Bonn als vordringlichen Bedarf für Hessen außerdem den Weiterbau der A 49 südlich von Borken bis zur A 5 sowie das kleine Teilstück der A 480 vom Wetzlarer Kreuz östlich bis zum Gießener Ring ein - beides Trassen, die von der rot-grünen Landtagskoalition ebenfalls nicht mitgetragen werden.
Bei der geplanten neuen Schnellbahn- Verbindung Hanau-Erfurt bleibt nun noch unklar, wie die Trasse in Osthessen verlaufen soll. Der Bonner Verkehrsminister Günther Krause (CDU) legte sich in einer gemeinsamen Presseerklärung mit dem aus Fulda stammenden früheren CDU-Fraktionschef Alfred Dregger gestern aber darauf fest, daß die Bahnstrecke nicht durch das Biosphärenreservat Rhön gelegt werden soll. "Ziel" sei es, eine "ökologisch verträgliche Trassenführung zu realisieren". "Bevorzugt" solle nun eine Trasse geprüft werden, "die über den Bahnhof Fulda führt", so die Erklärung von Krause und Dregger.
Von einem Haltepunkt der Neubaustrecke auch in Bebra, wie es die hessische Regierung fordert, ist allerdings nicht die Rede - obwohl zu den Ausbauprojekten "Deutsche Einheit" nach wie vor auch die Bahntrasse Bebra-Erfurt zählt. Die Rhön wird damit wahrscheinlich nach wie vor tangiert werden, auch wenn nun das Biospärenreservat ausgespart bleiben soll.
Entgegen den hessischen Wünschen will Bonn auch die neue Ost-West-Bahnstrecke weiter nördlich, und damit nicht über Bebra und möglicherweise auch nicht über Kassel, führen (Paderborn- Halle). Als Ausbaustrecke ist jetzt daneben erstmals auch die Bahnstrecke Hagen-Gießen im Verkehrswegeplan vorgesehen. Außerdem soll die Strecke Hanau-Würzburg (Spessart-Durchquerung) aus- beziehungsweise neu gebaut werden. Nach wie vor nur "geprüft" wird die Elektrifizierung der Lahntalbahn, aber auch nur im rheinland-pfälzischen Abschnitt Niederlahnstein-Limburg und nicht weiter bis Wetzlar. Daneben bleiben die 1985 erstmals in den Verkehrswegeplan aufgenommenen Neubau- oder Ausbaustrekken Köln/Rhein-Main und Dortmund- Kassel Teile der Bundes-Planungen.
Allein für den "vordringlichen Bedarf" bei den Autostraßen sollen in Hessen bis zum Jahr 2010 rund 5,7 Milliarden Mark ausgegeben werden. Der Bahn-Ausbau in Hessen wird noch viel teurer: Die Kosten für die Strecke Hanau-Erfurt (vor allem: für den Neubau ab Fulda) werden nach heutigen Preisen auf 7,6 Milliarden Mark im hessischen Abschnitt und dann noch einmal 885 Millionen Mark in Thüringen veranschlagt. 1,4 Milliarden Mark soll die Trasse Hanau-Würzburg kosten, 585 Millionen der Ausbau Hagen-Gießen. me
Auf einen Blick
Seite II FR-Streitgespräch über die Umgehung von Ober-Mörlen Seite III Landwirt und Ex-Bürgermeister von Ober-Wöllstadt: Herrmann Odenwäller wird am Samstag 100 Jahre alt. Seite IV Sogar für kranke Hufe gab es Eisen: Gretel Lehr, Tochter des letzten Schmieds von Petterweil, erzählt die Geschichte des Betriebes.
Diego Maradona (Argentinien) will in Frankreich oder Spanien weiterspielen. Olympique Marseille und Real Madrid bezeichnete er als seine Wunschvereine. Nach Italien, wo er wegen Kokainkonsums für 15 Monate gesperrt worden war, werde er trotz des bis 1993 laufenden Vertrages beim SSC Nepael nicht mehr zurückkehren, sagte er.
cri FRANKFURT A. M. Der "ruinöse Verdrängungswettbewerb" in der Computerbranche und der "Druck der Kunden" darf auf keinen Fall "auf dem Rücken" der Techniker und Softwareexperten ausgetragen werden. Daher will die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) nach den Worten von Bundesvorstand Uwe Gudowius soziale und vor allem tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen durchsetzen. Der Austritt des Stuttgarter Computerriesen IBM mit seinen Dienstleistungs-Sparten aus dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall zeigt nach Ansicht der DAG, daß neue Tarifstrukturen erarbeitet werden müssen, die den Serviceanforderungen bei industriellen Dienstleistungen Rechnung tragen, gleichzeitig aber auch die Beschäftigten schützen. Betriebsvereinbarungen, wie sie IBM anstrebe, hält die DAG für unzulässig.
Die Organisation will daher gemeinsam mit der IG Metall alles unternehmen, um IBM "an den Verhandlungstisch zu zwingen" und zumindest einen Haustarifvertrag durchzusetzen. Der Mitgliederzulauf aus den Belegschaften von Computerbetrieben macht Gudowius Mut, daß dies auch gelingen werde. Haustarifverträge seien aber nur die zweitbeste Lösung. Nötig wären Branchenregelungen mit einheitlichen Beschäftigungsbedingungen. Für derartige Abschlüsse bedarf es aber noch eines eigenen Arbeitgeberverbandes für die Dienstleister.
LINSENGERICHT. Man muß die Feste fallen lassen, wie man feiern will. So könnte die Abwandlung eines geflügelten Wortes für das Linsengericht-Dorf Lützelhausen lauten. Dort nämlich waren die Vereinsbosse des Wartens aufs nächste Ortsjubiläum - 675 Jahre im Jahr 2001 - überdrüssig, zumal die Nachbarn in Eidengesäß und Altenhaßlau unlängst ihre Jubelfeste begingen. Kurzerhand beschlossen die Lützelhausener, schon jetzt ihre Fete auszurichten. Wenn auch kein seriöses Jubiläum ansteht, so doch ein originelles: 666 Jahre liegt die erste dokumentierte Erwähnung des schön gelegenen Ortes im nördlichen Spessart zurück. Und so soll jetzt ganz unkonventionell die Schnapszahl gebührend gefeiert werden.
Die Vereinsgemeinschaft, die das große Feiern für die nächsten Wochen vorbereitet, spricht von der "Schnaps- Idee des Jahres". Bierlaune muß es mindestens gewesen sein, dieses Vorhaben hervorzubringen. Immerhin gilt es mit dem Fest auch eine Scharte auszuwetzen: Die Lützelhausener haben ihr 650jähriges schlichtweg verschlafen. Das wäre 1976 fällig gewesen. Aber das entdeckte man erst drei Jahre später.
Da wähnten sich einige Bürger im Jubiläumsjahr 600, bis Karl Zoller, Hobby- Historiker und Ex-Rathauschef im damals noch selbständigen Lützelhausen, für die Datenkorrektur sorgte, die den Ort 47 Jahre älter machte und die Bewohner um einen Anlaß zum Feiern brachte.
Im Jahr 1326, das ist amtlich vom Hessischen Staatsarchiv in Marburg mittlerweile ohne Wenn und Aber bestätigt, wurde Lützelhausen erstmals urkundlich als "Lutzelnhusen" erwähnt, wobei "Lutzel" für "klein" steht. Wahrscheinlich ist der Ort aber noch viel älter. Schließlich war die Gegend schon in der Steinzeit vor 7000 Jahren bewohnt.
"Noch keine Gemeinde hat eine Schnapszahl gefeiert", glauben die Organisatoren mit Festpräsident Hartmut Kreß an der Spitze und wollen sich deshalb umso mehr ins Zeug legen. Zwei Tage lang soll das ganze Dorf mit möglichst vielen Gästen ausgiebig feiern, die alten Zeiten Revue passieren lassen. Am ersten August-Wochenende präsentieren sich die zwölf ortsansässigen Vereine bei einem großen bunten Straßenfest in der alten Hauptstraße. Die Verkehrsader wird für zwei Tage zur Fußgängerzone und bietet Raum für eine Vielzahl von Buden und Ständen. Internationale Folklore, Musik, Tanz und Spiel für jung und alt runden das zweitägige Spektakel ab.
Am Samstag, 1. August, beginnt die Geburtstagsfeier mit der Enthüllung eines Gedenksteines. Bürgermeister Theo Ratzka, Ortsvorsteher Klaus Arnold und Festpräsident Hartmut Kreß werden diese feierliche Zeremonie vornehmen. Straßenmusikanten spielen anschließend vor den Häusern auf. Sie kommen nicht nur aus den Reihen des örtlichen Musikvereins, sondern auch aus slowakischen Gefilden.
Mit von der Partie ist auch die Lützelhausener Theatergruppe Riwwelkuche, die mit ihren launigen Lustspiel- Aufführungen noch jedesmal die Lacher auf ihrer Seite hatte. Die Truppe rollt mit einem Theaterwagen an. In Sketchen und Moritaten, so ist es angedroht, wird das Dorfgeschehen nachgespielt. An alte Zeiten erinnert auch Walter Kranz, der sich als Ortsdiener ausstaffieren und im historischen Gewand durch das Programm führen wird. Daß niemand hungern und dürsten muß an den Festtagen versteht sich. Von Spanferkel bis Riwwelkuche wird vielerlei für jeden Geschmack geboten. lex
ESCHBORN. Kritisch schaut SPD-Fraktionschef Otto Jehn auf den Plan, der mit vielen kleinen Rechtecken überzogen ist. Sie markieren die Einfamilienhäuser, die irgendwann in den nächsten Jahren am Rande Niederhöchstadts entstehen sollen - im Baugebiet "Untere Katzenbach". Doch wenn es nach dem Willen der Sozialdemokraten geht, sollen auch Familien mit niedrigerem Einkommen in Geschoßbauten hier wohnen dürfen. Die Oppositionspartei möchte, daß die Stadt den Teil des Baugebiets, der noch im Besitz des Landes ist, erwirbt und preisgünstig weitergibt.
"Es wird nicht an bestimmte Leute gedacht", wirft Jehn der regierenden CDU in Eschborn vor. Bei der Ortsbegehung von Niederhöchstadt ist das idyllische Kornfeld, das in nicht allzu langer Zeit von Baggern untergebuddelt werden wird, ein Anlaufpunkt der Politiker.
Doch von wegen Idylle: "Die Autos rauschen Tag und Nacht auf der Landesstraße vorbei; man kann nicht bei offenem Fenster schlafen", erläutert eine Anwohnerin der Taunusstraße die Nachteile der optisch schönen Wohngegend. Aber es gibt Hoffnung: Der Plan von Otto Jehn enthält eine Lärmschutzwand, die das Baugebiet zur L 3005 hin abschirmen soll.
Nicht enthalten sind dagegen Wohnhäuser mit mehreren Stockwerken, in die weniger betuchte Einwohner einziehen könnten. Lediglich im Baugebiet "Rödelheimer Weg" plant die Stadt "bezahlbaren Wohnraum" zu schaffen, wie Bürgermeister Martin Herkströter in der letzten Stadtverordnetenversammlung dargelegt hat. Zu wenig, meint die SPD. Sie möchte, daß das Land an den Verkauf der 20 000 Quadratmeter zum Vorzugspreis die Bedingung knüpft, Eschborn müsse dort öffentlich geförderte Wohnungen bauen.
Der Rathauschef ist da zurückhaltend: "Wir sehen uns schon in der Verpflichtung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, aber auch Geschoßwohnungen sind sehr teuer", reagiert er auf den Vorschlag der SPD. Ein Engagement der Stadt könne man sich nur leisten, wenn durch die Ausweisung von notwendigen Flächen für Gewerbe Planungssicherheit bestehe und finanzielle Grundlagen geschaffen würden, hatte Herkströter in seinem Grundsatzbeitrag vor den Stadtverordneten hervorgehoben. Denn die Folgekosten des Wohnungsbaus im Bereich des sozialen Umfelds seien nur dank vieler Firmen in den Gewerbegebieten zu tragen.
Noch mehr Unternehmen aber steht die SPD in Eschborn mit dem Argument einer "uneingeschränkten Wachstumsideologie" ablehnend gegenüber. Lieber "sollte man mit ansässigen Betrieben darüber verhandeln, inwieweit sie am Bau oder Erwerb von Wohnungen in den Neubaugebieten interessiert sind", findet Jehn. "Dadurch könnte auch ein Stück der leidigen Pendler- und Verkehrsprobleme im Zusammenhang mit einer besseren Verbindung von Arbeitsplatz und Wohnsitz gelöst werden."
Unterdessen nimmt das Baugebiet Gestalt an. Der Magistrat hat jetzt ein Ingenieurbüro damit beauftragt, die Erschließungspläne zu entwerfen. Mit den Arbeiten, für die Honorarkosten von 120 000 Mark anfallen, könne noch in diesem Jahr begonnen werden. set
Das Wetter
Wetterlage Während der Norden Deutschlands im Tagesverlauf von einer schwach ausgeprägten Warmfront überquert wird, setzt sich in den südlichen Landesteilen allmählich Hochdruckeinfluß durch. Dabei wird zunehmend Warmluft herangeführt. Vorhersage bis Freitag früh Nördlich der Mittelgebirge vielfach stark bewölkt, aber nur vereinzelt etwas Regen. Nach Süden hin heiter bis wolkig und trocken.
Tageshöchsttemperaturen im Norden um 18, im Süden 21 bis 26 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag 12 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Südwest. Weitere Aussichten für Freitag Auch im Norden heiter bis wolkig, trocken und Höchstwerte 24 bis 29 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Amsterdam, wolkig 21 Ankara, leicht bewölkt 26 Antalya, leicht bewölkt 28 Athen, leicht bewölkt 30 Barcelona, wolkenlos 24 Belgrad, wolkig 27 Bordeaux, leicht bewölkt 29 Bozen, leicht bewölkt 28 Brest, stark bewölkt 18 Brüssel, stark bewölkt 20 Budapest, wolkig 25 Casablanca, leicht bewölkt 25 Dublin, wolkig 23 Innsbruck, stark bewölkt 22 Istanbul, leicht bewölkt 24 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, stark bewölkt 17 Las Palmas, wolkig 24 Lissabon, leicht bewölkt 25 London, stark bewölkt 22 Madrid, leicht bewölkt 33 Malaga, leicht bewölkt 18 Mallorca, leicht bewölkt 27 Moskau, leicht bewölkt 31 Nizza, leicht bewölkt 24 Palermo, leicht bewölkt 26 Paris, leicht bewölkt 25 Prag, leicht bewölkt 19 Reykjavik, bedeckt 9 Rom, wolkenlos 26 St. Petersburg, stark bewölkt 18 Stockholm, wolkig 17 Tel Aviv, leicht bewölkt 28 Tunis, leicht bewölkt 29 Venedig, wolkenlos 28 Warschau, wolkig 20 Wien, Regenschauer 18 Zürich, wolkig 26 Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, stark bewölkt 19 Arkona, wolkig 17 Augsburg, stark bewölkt 19 Berlin, wolkig 20 Bremen, wolkig 20 Brocken, wolkig 10 Cottbus, stark bewölkt 19 Cuxhaven, wolkig 18 Dresden, wolkig 18 Düsseldorf, leicht bewölkt 20 Emden, wolkig 18 Erfurt, wolkig 17 Feldberg/Schw., stark bewölkt 14 Feldberg/Ts., leicht bewölkt 16 Fichtelberg, wolkig 10 Frankfurt/M., wolkig 21 Freiburg, wolkig 23 Freudenstadt, stark bewölkt 18 Garmisch, stark bewölkt 18 Görlitz, wolkig 18 Greifswald, wolkig 18 Hamburg, stark bewölkt 17 Hannover, wolkig 19 Helgoland, wolkig 17 Hof, wolkig 18 Karlsruhe, stark bewölkt 20 Kassel, wolkig 17 Kempten, wolkig 19 Köln-Bonn, wolkig 20 Konstanz, wolkig 23 Leipzig, wolkig 19 Lübeck, wolkig 20 Lüchow, wolkig 19 Magdeburg, wolkig 21 Mannheim, leicht bewölkt 21 Mühldorf, wolkig 21 München, stark bewölkt 20 Münster/Osnabrück, wolkig 18 Neubrandenburg, stark bewölkt 19 Norderney, leicht bewölkt 17 Nürnberg, wolkig 18 Oberstdorf, wolkig 20 Öhringen, stark bewölkt 17 Passau, Regenschauer 18 Regensburg, bedeckt 19 Rostock, wolkig 18 Saarbrücken, stark bewölkt 19 Schleswig, wolkig 18 Schwerin, stark bewölkt 18 Stuttgart, wolkig 19 Sylt, leicht bewölkt 17 Trier, bedeckt 19 Wasserkuppe, wolkig 14 Wittenberg, wolkig 19 Würzburg, wolkig 20 Zugspitze, in Wolken 4 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.34 Uhr
Sonnenuntergang 21.28 Uhr
Mondaufgang 21.59 Uhr
Monduntergang 7.19 Uhr
Die schnelle Mark mit der Not anderer machen, das ist offensichtlich das Motiv im Fall der geplanten Asylunterkunft in Langenselbold. Skrupellose Immobilienfirmen haben einen neuen Weg gefunden, mit billigstem Aufwand Kasse zu machen. 19 Mark Landeszuweisung pro Flüchtling und Tag, da haben sich die Anschaffungskosten für die Billigcontainer bald amortisiert. Auch hinter einer Fassadenverkleidung kann sich derart men- Geschäft mit der Not schenverachtender Geschäftssinn nicht verbergen. Dabei läßt der Anbieter die Stadt und auch den Kreis offensichtlich ganz bewußt im unklaren über die Art der Behälter, die angeliefert werden. Damit es sich lohnt, wird das Angebot gleich mehreren Kommunen unterbreitet. Kalkuliert wird mit der Not der Kommunen bei der Flüchtlingsunterbringung.
Erleichtert werden Geschäfte wie diese durch die Unkenntnis und den Wirrwarr, wer denn nun letzendlich verantwortlich ist für die Unterkunft und deren Zustand. Die klare Kompetenzenregelung wie sie Pipa formuliert, ist im Langenselbolder Rathaus offenbar nicht bekannt. Ob das an Fehlinterpretationen, mangelnder Information des Kreises oder fehlendem Willen der Kommune liegt, sich den Aufgaben zu stellen, ist bei den gegenseitigen Schuldzuweisungen schwer nachzuvollziehen. Die Stadt ist jedenfalls in der Pflicht und hat auch die Genehmigung für die Anlage erteilt.
An einer unproblematischen Unterbringung muß ihr gelegen sein. Beiderseitige Anklagen sind daher wenig dienlich. Sie stilisieren die Unterbringung von Flüchtlinge nur zu einem noch größeren Problem in der Bevölkerung hoch. Das Gerangel um Zuständigkeiten und die unsensible Vorgehensweise, das hat auch das Beispiel Maintal gezeigt, geht auf Kosten der Asylbewerber und schürt nur die Vorbehalte der Bürger und die Stimmen von rechts. ASTRID LUDWIG
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hanau, Wolfgang Biedenbender, feiert am 31. Juli 25. Dienstjubiläum.
EGON SCOTLAND, vor einem Jahr in Kroatien von serbischen Tschetniks ermordeter Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, hat posthum eine im Journalismus seltene Auszeichnung erhalten: Der Süddeutsche Verlag publizierte zum ersten Todestag Scotlands einen Band mit seinen wichtigsten Arbeiten für die "SZ". Chefredakteur Dieter Schröder nannte das Buch ein "Dokument der Menschlichkeit". Scotlands Witwe Christiane Schlötzer-Scotland, Landtagskorrespondentin der "SZ", erinnerte an die große Zahl ermordeter Journalisten im jugoslawischen Bürgerkrieg. 26 Korrespondenten kamen dort bisher ums Leben. (fa)
OFFENBACH. Kommissar Zufall verhalf einem Radfahrer wieder zu seinem teuren Mountainbike. Bei einer Kontrolle in der Friedenstraße entdeckte eine Beamtin das als gestohlen gemeldete Rad bei einem 15jährigen Marokkaner. Der gab an, das Vehikel von einem 17jährigen Jugoslawen gekauft zu haben. Der wiederum erklärte, es von einem jungen Albaner "übernommen" zu haben. lz
Stadt-Spaziergang nach Schneidhain KÖNIGSTEIN. Nach Schneidhain führt der nächste Stadt-Spaziergang mit Erika Färber am Freitag, 24. Juli. Er startet um 14 Uhr an der Kurverwaltung.
GRÜNDAU. Fast genau ein Jahr nach der Grundsatzentscheidung, in Hain- Gründau einen Kindergarten zu bauen, ist mit dem obligatorischen ersten Spatenstich der Startschuß für das Projekt gefallen, das mit mehr als 1,7 Millionen Mark veranschlagt ist. Die Betreuungsstätte für 90 Kinder soll bereits in sieben Monaten bezugsfertig sein.
Ortsvorsteher Wilfried Helfrich (CDU) freut sich über die zügige Planung des Bauvorhabens, das Kindern und Eltern im Dorf künftig eine Erleichterung bringe. "Damit gehören die Fahrten in die anderen Ortsteile der Vergangenheit an."
Der neue Kindergarten in Hain-Gründau wird jedoch nicht nur für die eigenen Bewohner attraktiv sein, da er noch in der Planung um eine weitere Gruppe für behinderte Kinder erweitert wurde. Diese integrative Gruppe ist für 15 Kinder vorgesehen. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig, das Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern zu förden, um auf diese Weise alle Möglichkeiten der Weiterentwicklung, des gegenseitigen Verstehens und des Erlernens von sozialem Verhalten zu fördern, erklärte Gründaus Bürgermeister Georg Meyer in diesem Zusammenhang.
Für den Bau mit seinen vier Gruppenräumen, den Intensivräumen, einem Mehrzweckraum sowie Küche und sanitären Anlagen muß die Gemeinde alleine mehr als eine Million Mark aufbringen.
600 000 Mark Zuschuß zahlt das Land Hessen, 85 000 Mark kommen vom Landeswohlfahrtsverband. Wenn die Spielstätte im neuen Jahr eröffnet wird, stehen in Gründau insgesamt 475 Betreuungsplätze zur Verfügung. Ein stolzes Angebot, wie Meyer versicherte.
Mit Zahlen zum Kindergartenprojekt warteten auch Architekt Helmut Brückner und Bauleiter Klaus Klesczewski auf. Insgesamt seien 1100 Kubikmeter Erdreich zu bewegen und 220 Meter Entwässerungsrohre zu verlegen. 8400 Hebel- Steine warteten darauf, vermauert zu werden und 4000 Meter Elektro-Kabel müßten verlegt werden. jan
EG stellt deutsches Müllkonzept in Frage Für Verpackungen auch Verbrennung vorgesehen Von unserem Korrespondenten Erich Hauser BRÜSSEL, 15. Juli. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat am Mittwoch in Brüssel eine Richtlinie zur Entsorgung von Verpakkungsmüll vorgelegt. Sie fand die geballte Kritik von Umweltschutzorganisationen und den Grünen im Europa-Parlament, weil sie strengere Bestimmungen in einzelnen Mitgliedstaaten der EG in Frage stellen könnte. Ziel der unter Federführung des belgischen EG-Kommissars Karel van Miert erarbeiteten Richtlinie ist die "Wiederverwertung" (Recycling) von 60 Prozent aller Verpackungen und die Verbrennung weiterer 30 Prozent. Das Ziel soll gemeinschaftsweit in zehn Jahren erreicht sein.
Obgleich die Reduzierung von Verpakkungsabfall in der Präambel des Entwurfs steht, wird sie durch keinen der Ausführungsartikel wirklich umgesetzt. Da der Entwurf auf den "Binnenmarkt"- Artikel 100 a der Europäischen Akte gestützt ist, können Deutschland, Dänemark und die Niederlande ihre geltenden oder geplanten weitergehenden Abfallgesetze nur aufrechterhalten, soweit keine anderen EG-Lieferanten diskriminiert oder "wichtige Erfordernisse" des Umweltschutzes nachgewiesen werden.
Experten in Brüssel räumten ein, daß beispielsweise das in einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 1981 noch "mangels einer EG-Regelung" für Dänemark zugelassene Verbot von Metall-Getränkedosen nun hinfällig werden könnte. Andererseits meinten die Experten, wenn Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) bis 1995/96 jegliche Müllverbrennung in Deutschland unterbinden wolle, bleibe das durchaus möglich.
Laut Richtlinie gilt künftig für alle Verpackungsmaterialien eine Kennzeichnungspflicht, aus der sich die Möglichkeiten für ein Recycling ablesen lassen. Damit wären jedoch nationale Kennzeichnungen wie der "grüne Punkt" künftig verboten.
(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
FLÖRSHEIM. Ein Pinguin als Portier, ein Hirsch als Hutständer, ein Eisbär auf dem Balkon, und der Gorilla lümmelt sich auf der Couch: Franz Eberwein nennt einen kleinen Zoo sein eigen. Doch ob Polar- und Urwaldbewohner - die Tiere des Flörsheimers sind allesamt Pappkameraden: Sie entstanden aus einem Drahtgeflecht, aufgeweichtem Altpapier und Tapetenkleister. Franz Eberwein bastelt Tiere aus Pappmaché - und das seit einigen Monaten hauptberuflich. Seit einer Ausstellung in einer Bäckerei in Wicker rennen ihm die Kunden die Bude ein, wollen Tiger fürs Schaufenster, Pinguine für den Messestand und Antilopen für Boutiquen. "Ich glaube, ich habe da eine Marktlücke entdeckt", strahlt er.
Kaum ein freies Plätzchen mehr hat Eberwein in seinen vier Wänden. Ob Bad, Wohnzimmer, Flur oder Balkon - die ganze Wohnung ist Werkstatt. In einer großen Wanne weichen Zeitungen, daneben hohe Stapel mit Altpapier und mittendrin Franz Eberwein. Daß er sein Hobby zum Beruf machen würde, daran hätte er selbst im Traum nicht geglaubt.
Pappmaché, das war auch für ihn einst klitschig-klebriger Teil des Werkunterrichts. Kasperköpfe und Schmetterlinge hatte er gebastelt wie seine Mitschüler. Eberwein aber fand Spaß am Gestalten. Nur die Technik mußte er verfeinern: "Mir waren die Sachen zu labil. Das ging doch alles zu schnell kaputt." Er wollte Tiere, auf die man sich - nicht nur als Leichtgewicht - setzen kann. Eberwein arbeitete daran in seiner Freizeit. Hauptberuflich ließ er sich zum Chemiefacharbeiter ausbilden, hatte davon aber bald die Nase voll. An der Fachhochschule für Gestaltung in Wiesbaden begann er zu studieren. Und danach? "In die Werbung wollte ich nicht gehen." Und sonst blieb nicht viel. Bis er eines Tages Kontakt zu einem Architekten knüpfte. Der wußte von Eberweins Faible für Pappmaché-Figuren, vermittelte ihm einen Auftrag: Fürs technische Museum in Borkum baute er Modelle. "Das war meine erste professionelle Arbeit."
Weitere sollten folgen, aber erst einige Monate später. In der Zwischenzeit hing Eberwein in der Luft: Der Architekt war gestorben, dessen Büro wurde aufgelöst. "Ich hatte absolut kein Berufsziel." Und da sollte ihm ein Bäcker aus Wicker helfen: Eberwein stellte seine Tiere neben Torten und Vollkornbrot aus.
Die Folge: Sein Telefon klingelte permanent. Während Privatleute meist auflegten ("Ihnen war der Preis zu hoch"), blieben Firmen an der Strippe, deckten den 30jährigen mit Aufträgen ein.
Ob für Modenschauen, Messestände, Schaufenster, Läden oder Kneipen - Eberwein bastelt sich derzeit quer durch Brehms Tierleben. "Vielleicht haben die Leute weniger Skrupel, sich einen Eisbären aus Pappmaché ins Geschäft zu stellen als einen ausgestopften", mutmaßt er.
Daß die Pappkameraden mehr hermachen als Plastikgenossen, ist für den Flörsheimer kein Thema: "Das ist eben Handarbeit. Außerdem versuche ich, naturgetreu zu bleiben, nichts zu abstrahieren." Also blättert er in Lexika, schlägt in Tierbüchern nach. Die Proportionen müssen stimmen. "Sehen Sie den Gorilla zum Beispiel: Da muß man auch auf das Verhältnis vom Daumen zu den anderen Fingern achten."
Und wo bleibt die künstlerische Freiheit? Derzeit geht sie flöten. Aus dem Hobby ist eben ein Vollzeit-Job geworden - und der Kunde ist König. "Ich habe schon überlegt, einfach das zu machen, was mir gefällt, und das dann teuer zu verkaufen." Doch auf derlei unsichere Pfade mag er sich (noch) nicht begeben. Erst mal muß die Kasse stimmen.
Da allerdings steht Eberwein schon vor dem nächsten Problem: Das Material kostet wenig, Zeit allerdings braucht er viel. Einen Festpreis zu nennen, fällt ihm daher schwer. "Ich weiß doch vorher nicht, wie lange es dauert." Der Gorilla zum Beispiel: Ob der in 30 oder 40 Stunden fertig ist, lasse sich schwer schätzen.
Zu schätzen wissen dagegen einige Ausstatter das Handwerk des Flörsheimers. In 14 Tagen muß der Gorilla fertig sein, ebenso das Nashorn und der Eisbär. Sie sollen dann ein Schaufenster in der Frankfurter Freßgasse zieren.
Und was kommt dann? Aufträge hat Eberwein vorerst genug, Ideen zudem zuhauf. Den kahlen Fels des Flörsheimer Kellers möchte er mit Kletterern schmücken. Und auch etwas Zweckmäßiges hat er im Visier: ein Pinguin mit Fliege, Handtuch am Flügel und einer Mini- Bar im Bauch. "Ich fände es schön, wenn ich das alles mal austesten könnte." Dem Profi-Bastler scheint nichts unmöglich. Er kennt nur eine Grenze: die Wohnungstür. "Da muß alles durchpassen."
FRANKFURT A. M. (FR). Uneinheitlich und mit kaum verändertem Kursbarometer Dax schloß gestern die Frankfurter Börse. Am Aktien- wie auch am Rentenmarkt wurde das Geschäft von der Unsicherheit über die heutige Sitzung des Zentralbankrates geprägt. "Alle warten auf die Bundesbank", sagten Händler. Wie in solchen Situationen üblich, wurde über jedes auch nur vermeintliche Räuspern aus dem Frankfurter Geld-Areopag ebenso wild spekuliert wie über das regelmäßig folgende Dementi zu der Behauptung, irgendein Währungshüter habe irgendwas gesagt oder nicht ausgeschlossen. Dementsprechend schwankten die Kurse, um am Ende im Schnitt praktisch wieder auf dem Vortagesniveau zu liegen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte nur hinter dem Komma zu, nachdem er sich im Verlauf der Sitzung zwischen 1740,07 und 1733,74 bewegt hatte.
Das am Dax gemessene Kursniveau darf natürlich nicht über stärkere Veränderungen bei einzelnen Werten hinwegtäuschen. So fielen Contigummi mit einem Verlust von acht Mark aus dem Rahmen. Gewinner des Tages waren hingegen Konsumwerte, stimuliert durch einen positiven Zwischenbericht von Karstadt (plus 10,50 Mark). Asko machten wegen der vorgeschlagenen Aufhebung des Stimmrechtslimits sogar 13 Mark gut.
Am Rentenmarkt blieben die Kursveränderungen öffentlicher Anleihen zur Kasse nach oben und unten meist im Rahmen von zehn bis 15 Pfennig. Die Umlaufrendite verharrte bei 8,32 Prozent. Die neue Bundesanleihe wurde zum Kurs von 100,19 in den Handel eingeführt.
KRONBERG. Entwürfe für den Umbau eines kulturellen Treffpunktes mit Jugendzentrum, Café und Altenheim hat der Kronberger Lions-Club der ostdeutschen Stadt Ballenstedt geschenkt. Die Pläne ermöglichen es der Kronberger Partnerstadt, beim Land Thüringen Zuschüsse für den Umbau zu beantragen.
"Im Moment gibt es sicher Wichtigeres" weiß auch der Lions-Club. Er macht sich keine Illusionen, daß das millionenteure Projekt im deutschen Osten derzeit sicher nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht: "Wie es jetzt weiterläuft, wissen wir nicht."
Vertreter des Lions-Clubs haben die Planungsunterlagen bei der jüngsten Versammlung der Stadtverordneten in Ballenstedt als Geschenk übergeben. Sie sehen vor, das Ballenstedter Otto-Kiep- Haus als kulturellen Treffpunkt zu nutzen. Das Haus gehörte vor Jahrzehnten der Familie Kiep, die jetzt in Kronberg lebt. Das Wohnhaus soll ein Jugendzentrum, Räume für Kulturveranstaltungen sowie ein Café beherbergen. Zudem dachten die Planer an eine Freilichtbühne und ein Altenheim auf dem 19 000 Quadratmeter großen Grundstück.
Die Idee zu dem Umbau kam vor eineinhalb Jahren in einem Gespräch mit dem Ballenstedter Bürgermeister auf. Die Absicht ist es, den Einwohnern und Besuchern der Stadt eine bessere Infrastruktur zu bieten. Die Lions-Mitglieder Heinz-Rüdiger Erben, Helmut Schmidt und Friedrich Hug untersuchten daraufhin den Bau auf seine Eignung und erstellten die Umbaupläne. Dadurch sparte Ballenstedt nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 20 000 bis 30 000 Mark.
Das Projekt selbst dürfte auf etwa fünf Millionen Mark kommen. "Die Stadt Ballenstedt kann das sicher nicht realisieren", weiß der Lions-Club. Der zwei bis drei Jahre dauernde Umbau zum Kulturzentrum kann nur mit Landeszuschüssen erfolgen. stk
Adresse: Neu-Isenburg, Neuhöfer Straße 55; Telefon: 0 61 02 / 3 60 32.
Öffnungszeiten: täglich von 17 bis 1 Uhr, im Biergarten bis 22 Uhr, sonn- und feiertags zwischen 11.30 und 14.30 Uhr Mittagstisch. Kein Ruhetag.
Parkmöglichkeiten: Solange kein Hochbetrieb ist, ausreichende Möglichkeiten auf den Parkstreifen in der Neuhöfer Straße. Fahrräder können problemlos abgestellt werden.
Behinderte: Der nicht überdachte Teil des Biergartens und die Herrentoilette sind ohne Schwierigkeiten mit dem Rollstuhl zu erreichen. Zur überdachten Veranda muß eine Stufe überwunden werden. Die Tür zum Damen-WC könnte für Rollstühle zu schmal sein.
Angebote: Rund 150 Personen finden im überwiegend überdachten Biergarten, 60 Personen im Innern der Gaststätte Platz. Eine vielfältige Speisekarte bietet vom Handkäs mit Musik (4,50 Mark) über die Folienkartoffel mit Sauerrahm (5,50 Mark) und das Schweineschnitzel mit Pommes und Salat (14,50) bis hin zum Filetsteak (26 Mark) reiche Auswahl. Ein halber Liter Pils kostet 4,50 Mark, ein Viertelliter Apfelwein 1,70 Mark. Für Kinder gibt es einige kleine Gerichte, und Sprudel ist in der Dreiviertelliter- Flasche für drei Mark zu haben. fra
Autodiebe haben seit Beginn dieser Woche im ganzen Stadtgebiet sechs vornehmlich teure Wagen im Gesamtwert von etwa 330 000 Mark gestohlen. In der Esslinger Straße im Gutleutviertel wurde am Montag ein geparktes, schwarzmetallicfarbenes Daimler-Benz-Coupé entwendet. Das Fahrzeug hat das Kennzeichen F - RS 928. Der Besitzer eines Autohauses in der Seehofstraße in Sachsenhausen zeigte den Diebstahl eines violettmetalicfarbenen VW Corado sowie eines silbermetallicfarbenen Audi 100 an. Der Audi ist unter anderem mit elektrischem Schiebedach, Servolenkung, Klimaanlage, Ski-Sack, automatischen Fensterhebern und Geschwindigkeitsregler ausgestattet.
Beute machten Diebe ebenfalls vor einem Autohaus in der Friedberger Landstraße im Nordend. Hier wurde ein nicht zugelassenes, brillantschwarzes Audi Coupé S 2 gestohlen. Auch dieser Wagen hat zahlreiche Extras. In der Elkenbachstraße im selben Stadtteil fuhren Täter mit einem abgestellten roten Alfa Romeo 164 davon. Der Wagen hat das Kennzeichen GI - KW 824. Einem Hamburger wurde aus dem Lufthansa-Parkhaus am Flughafen sein silbermetallicfarbener BMW 320 i mit der Zulassungsnummer HH - TT 1719 entwendet.
Wie Polizeisprecher Manfred Füllhardt am Mittwoch sagte, seien diese sechs am Montag und Dienstag als gestohlen gemeldeten teuren Autos nur ein kleiner Teil aller an beiden Tagen entwendeten Wagen. "Wenn wir auch über alle anderen Autodiebstähle einzeln berichten würden, kämen wir zu nichts anderem mehr." enk
Die Prozeduren sind unzulässig - völlig unabhängig davon, ob man der Absicht des Kabinetts Kohl, in der Völkergemeinschaft künftig keine Sonderrolle mehr einzunehmen, zustimmt oder nicht. Daß deutsche Schiffe und Aufklärungsflugzeuge nun zur Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro bloß über einen Kabinettsbeschluß in Marsch gesetzt werden, belegt die Strategie, mit der die Bundesregierung das heikle Thema dem Volk zu vermitteln versucht. Als ein Stück Normalität nämlich, über das nicht lange palavert werden muß. Das Parlament bleibt außen vor, der Auftrag schrumpft zum Gefälligkeitsdienst für die Vereinten Nationen, die Aktion selbst wird an den äußersten Rand der Harmlosigkeit gedrückt. Um dies zu demonstrieren, sind wahrscheinlich die Wehrpflichtigen mit von der Partie. Es geht jetzt nämlich nicht um Hilfe für Bedrohte, sondern um Belege für Gesinnungswandel.
Sozialdemokratische Opposition hätte eigentlich die Pflicht, diesem schrittweisen Aufstieg in neue außenpolitische Sphären eine korrekte parlamentarische Prozedur aufzuzwingen. Und eventuell sogar mit Hilfe des Bundesverfassungsgerichts zu klären, ob und wie eine deutsche Regierung von militärischen Nachkriegsbefindlichkeiten abweichen darf, die sich im Grundgesetz widerspiegeln. Es wird spätestens dann geschehen müssen, wenn die Bonner Bemühungen, auf Schleichwegen ans Ziel zu gelangen, die letzte Etappe erreicht haben. Solche Fragen jedenfalls dürfen dauerhaft nicht mit Rechtsvorbehalten belastet sein. rr
SCHLÜCHTERN. Das Kreiskrankenhaus Schlüchtern gehört zu den drei Häusern, die in den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern vom Main-Kinzig-Kreis verwaltet und finanziert werden. Die Klinik ist bei den Patienten offenbar beliebt: Die Zahl der stationären und ambulanten Behandlungen nimmt stetig zu.
Mehr als 300 Männer und Frauen sind in der Klinik an der Kurfürstenstraße beschäftigt. Neben 24 Ärzten, die sich um Diagnose und Behandlung der Patientinnen und Patienten bemühen, arbeiten 159 Kräfte in der Pflege. Hinzu kommen 59 Schülerinnen und Schüler in den drei Ausbildungsjahrgängen der hauseigenen Pflegeschule.
Während im ersten Halbjahr 1991 etwa 3000 Menschen stationär behandelt wurden, stieg die Zahl der Kurierten in den ersten sechs Monaten diesen Jahres auf 3100 Männer, Frauen und Kinder. Hinzu kommen jene Patienten, die ambulant versorgt wurden. Mit der Zunahme der Menschen, die in den vergangenen Jahren im Kreiskrankenhaus behandelt wurden, verringerte sich gleichzeitig die Verweildauer. Im ersten Halbjahr 1991 blieben die Kranken im Durchschnitt 11,8 Tage im Krankenhaus. Für denselben Zeitraum im neuen Jahr haben die Statistiker ein Mittel von elf Tagen errechnet. Das sei, sagt Ausbildungsleiter Volker Gußmann, eine "enorme Reduzierung".
Die Krankenkassen, die den Aufenthalt der Versicherten üblicherweise zahlen, sparen damit Geld. Mehr als 200 Betten hält das Kreiskrankenhaus bereit. 1967 wurde das Haus vom damaligen Landrat Wolfgang Seibert eingeweiht.
Mehr als 14 Millionen Mark hat sich der Altkreis Schlüchtern das mehrstöckige Gebäude kosten lassen, das im wesentlichen durch das Land finanziert wurde. Fast 42 000 Kubikmeter Raum haben die Firmen in dreijähriger Arbeit umbaut. Das Haus hat 7600 Quadratmeter Nutzfläche, hinzu kommen noch einmal über 2500 Quadratmeter Verkehrsfläche. schu
Sie, ja Sie mit Ihrer Stulle von daheim, oder Sie mit dem belegten Brötchen vom Bäcker nebenan, Sie dürfen ruhig neidisch werden - wenn wir Ihnen erzählen, was es am Mittwoch im Landratsamt des Wetteraukreises zu essen gab. Als Tagessuppe boten Betriebsleiter Norbert Lauster-May und Küchenchef Reinhold Hempfling eine Rinderkraftbrühe, als Vorspeise ein Milch-Shake mit frischen Himbeeren und Brombeeren. Was, das ist nichts? Dann, bitteschön, noch etwas Geduld. Als Hauptgericht standen eine Wetterauer Kartoffelsuppe, ein Puszta-Spieß und ein Blumenkohl mit einer Käsesauce zur Wahl. Beilagen waren (je nach Appetit) Naturreis, Petersilienkartoffeln und Balkangemüse. Dazu gab es einen Salat, "klein" oder "groß", und als Dessert einen Mirabellenkompott oder einen Fürst- Pückler-Pudding mit Sahne. Das komplette Menü kostete so etwa 6,50 Mark, wer auf den einen oder anderen Gang verzichtete, kam billiger davon.
Da ist schon verständlich, warum die beiden Köche, die schon zwei Jahrzehnte professionell am Herd stehen, das Wort "Kantine" gar nicht so gerne hören und ihren Arbeitsplatz lieber "Betriebsrestaurant" nennen. Kantine, sagt Lauster-May, "das klingt so nach Schema Eff": "Es gibt immer das gleiche und kostet immer das gleiche."
Von Schema Eff wollen die beiden Männer, die gemeinsam eine Woche im voraus den Essensplan austüfteln, nichts wissen. An eine Speisekarte, zusammengesetzt wie am Mittwoch, können sie sich nicht erinnern, einzelne Gerichte stünden frühestens nach acht bis zehn Wochen erneut auf der Übersicht. "Blumenkohl, glaube ich", sagt der Betriebsleiter, "haben wir fast ein halbes Jahr nicht gehabt" und schreibt weiter an seinen Preisschildern, die er gleich auf die Theke stellen wird.
Es ist kurz vor elf, noch ein Stunde, dann muß alles fertig sein. Lauster-May und Hempfling, der eine 36, der andere 37 Jahre alt, sind ein eingespieltes Team. Seit einem halben Jahr stehen sie gemeinsam in der Küche, Zeit genug, um ein Gespann zu bilden für zwei Profis, die schon in zahllosen Gaststätten, Hotels und Betriebskantinen Mahlzeiten zubreitet haben, irgendwo zwischen Wiesbaden und dem Timmendorfer Strand mit ihrer Kunst immer ein Auskommen fanden. Selbst auf unruhiger See behielt Lauster-May Kochtöpfe, Pfannen und Geschirr unter Kontrolle: Während seiner Marinezeit führte er das Kommando in der Kombüse.
Täglich reichen sie zwischen 220 und 280 Essen über die Theke. Zwischen 12 und 1 Uhr, wenn sie, und nicht etwa die Küchenhilfen, des persönlichen Kontakes willen selbst ihre Kunden bedienen, ist die Arbeit besonders anstrengend. Ständig bücken, das Essen aus den großen Edelstahlwannen schöpfen - "und dabei trotzdem immer noch freundlich bleiben" (Hempfling), das streßt.
Die Wünsche der Kunden sind so vielfältig, wie die Speisekarte es erlaubt. "Suppe und Spieß", sagt der eine. "Spieß mit Kartoffel und Gemüse" ein anderer. Ein Dritter möchte gerne den Blumenkohl, ein Vierter wieder den Spieß mit Reis, aber: "Lassen Sie die Brühe".
Lauster-May und Hempfling empfinden ihre Arbeit nicht bloß als ein Job. Sie kochen mit Verstand, weil sie es so wollen und weil es ihr Arbeitgeber, die Firma Eurest, Pächterin des Betriebsrestaurants, so will.
"Bewußtes Kochen" heißt ihr Slogan, der mehr als nur ein Schlagwort ist. Die Eurest-Köche wollen ein gesundes, abwechslungsreiches Essen bieten, dessen Zutaten, Großküche hin, Großküche her, nicht selten vom Gemüsehändler um die Ecke kommen. "Jeden Tag ein vegetarisches Gericht", das ist ein Grundsatz, der für jeden Speiseplan gilt: Am Mittwoch war es der Blumenkohl, gestern die frittierten Champions. Schätzungsweise 25 Prozent der Kunden bevorzugen mittlerweile fleischlose Mahlzeiten, und der Trend, registriert Lauster-May, "wird immer stärker". Besonders montags, wenn Fleischklopse vom Wochenende noch den Magen belasten, freuen sich viele Angestellten des Wetteraukreises auf leichte Kost. Alle sind freilich dafür nicht zu gewinnen. Doch so ist es nun einmal in einer Region, wo die Menschen gewohnt sind, "kräftig und deftig" (Lauster-May) zu essen - selbst wenn längst keine schwere körperliche Arbeit mehr geleistet wird. Mit der alten Kantine im Keller des Landratsamtes hat das Betriebsrestaurant im vierten Stock des Verwaltungsneubaus kaum noch etwas gemein. Damals standen gerade zwei Komplettmenüs zur Auswahl - und die Mahlzeiten bestrahlte künstliches Licht. Heute genießen die Beschäftigten während ihrer Mittagspause bei schönem Wetter den Ausblick auf den Taunus.
Amtsarzt Ludwig Amann preist das Betriebs-Restaurant als einen "echten, die Kommunikation fördernden Treffpunkt" - und schätzt, was das Essen angeht, die Vollwertkost und die "individuelle Möglichkeit der Zusammenstellung".
Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar lobt das "reichhaltige Salatangebot". Auch so ein neue Offerte: Das Salatbüfett. Vormittags übrigens bieten die Küchenmeister die entsprechende Variante: Eine Frühstückstheke, an der jeder selbst sein Müsli aus Sesamkörnern, Kürbiskernen und allem, was sonst noch dazugehört, mixen kann. Natürlich fehlen auch Joghurt und Obst nicht - und wer trotzdem lieber ein Brötchen oder Stückchen zum Kaffee verzehren will, muß ebenfalls nicht vergeblich suchen.
Nicht mehr lange, dann steht gleich daneben eine Konfithek. Da kann sich dann jeder Marmelade aus Glastöpfen nehmen. Und Lauster-May muß sich nicht mehr über den Plastikmüll ärgern, der übrig bleibt, wenn die Portions-Packungen leergekratzt sind. Da spielt persönlicher Ehrgeiz mit: In seiner Küche sollte es "das Müllproblem" am besten gar nicht geben. So sammelt er bereits Glas, Papier und Plastik getrennt. Doch wenn sich Müll ganz und gar vermeiden lasse, durch eine Konfithek etwa, dann sei das schließlich "am besten". Weil er so denkt, ist in der Kühltheke auch immer ein gewisses Angebot an Naturjoghurt im Glas vorrätig, auch wenn der nicht so geht, wie der deutlich billigere im Plastikbecher: "Ich gebe nicht auf."
Und wenn die Beamten und Angestellten vom Landratsamt einmal nicht so großen Kohldampf wie gewohnt schieben, kommt trotzdem nichts zu. Die Reste verfüttert ein Bauer an seine Schweine.
BERND SALZMANN
OBERTSHAUSEN/MÜHLHEIM. 55 000 Mark läßt sich der Kreis mehr Sicherheit für die Radfahrer kosten. Der Kreisausschuß beschloß den Ausbau der bereits bestehenden Ampelanlage in Hausen an der Einmündung der Tempelhoferstraße in die Kreisstraße 191. Zwischen Obertshausen und Lämmerspiel baut der Kreis zur Zeit einen Radweg. Die Ampel soll künftig die "Interessen der Radfahrer besonders berücksichtigen", erläuterte Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann (Grüne). Bisher ist die Anlage vor allem auf den Autoverkehr ausgerichtet. Die ausgebaute Ampelanlage wird laut Kaufmann "den Radfahrern die notwendige, größtmögliche Sicherheit garantieren". Dies sei notwendig, um möglichst viele Menschen zum Radfahren zu motivieren. Der neue Weg entlang der Kreisstraße wird wichtiger Teil des Radwegenetzes im Kreis werden. Er verbindet Mühlheim mit der Stadtmitte von Obertshausen. hf
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Autoknackern mit einer Vorliebe für die Marke VW Golf ist die Polizei im Raum Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern auf der Fährte. Als sie jetzt einer Polizeistreife begegneten, hätten sie beinahe einen Beamten überfahren.
Das Zusammentreffen zwischen Autodieben und Ordnungshütern war reiner Zufall. In der späten Nacht war eine Streife aus Bad Orb wegen einer Alarmierung in anderer Sache zum Parkplatz Sprudelallee gekommen. Dort wurden sie durch ein lautes Motorengeräusch auf einen schnell fahrenden Golf aufmerksam.
Einer der Beamten stand auf der Fahrbahn und bedeutete dem Führer des nahenden Autos, langsamer zu fahren. Der Golf-Lenker drückte statt dessen noch stärker aufs Gaspedal und steuerte auf den Polizisten zu, der sich mit einem Sprung zur Seite gerade noch in Sicherheit bringen konnte. Der Golf wurde am nächsten Tag im Stadtgebiet entdeckt, wo ihn die Diebe abgestellt hatten.
Insgesamt wurden drei VW Golf in drei aufeinanderfolgenden Nächten in der Kurstadt gestohlen.
Weil gleichzeitig Dutzende von Autos in Bad Soden-Salmünster und Umgebung aufgebrochen wurden, hält es die Polizei für möglich, daß die Autoknacker - sie arbeiten wahrscheinlich zu zweit - für ihre nächtlichen Touren, bei denen vor allem Personalausweise und Führerscheine gestohlen wurden, sich jeweils einen Golf "ausgeborgt" haben.
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Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. Zehntabgabe statt Kirchensteuer - Baptisten bauen neues Gemeindezentrum. Seite III OBERURSEL. Kerb im 1175jährigen Oberstedten beginnt am Freitag mit einem historischen Festzug. Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Am Freitag abend beginnt der Bad Homburger Kultursommer 1992.
Das Wetter
Während der Norden Deutschlands im Tagesverlauf von einer schwach ausgeprägten Warmfront überquert wird, setzt sich in den südlichen Landesteilen allmählich Hochdruckeinfluß durch. Dabei wird zunehmend Warmluft herangeführt.Vorhersage bis Freitag früh
Nördlich der Mittelgebirge vielfach stark bewölkt, aber nur vereinzelt etwas Regen. Nach Süden hin heiter bis wolkig und trocken.
Tageshöchsttemperaturen im Norden um 18, im Süden 21 bis 26 Grad.
Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag 12 bis 17 Grad.
Schwacher bis mäßiger Wind um Südwest.
Auch im Norden heiter bis wolkig, trocken und Höchstwerte 24 bis 29 Grad.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland
Ort Wetter Grad
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leicht bewölkt 27 °ree; Amsterdam
wolkig 21 °ree; Athen
leicht bewölkt 30 °ree; Barcelona
wolkenlos 24 °ree; Bordeaux
leicht bewölkt 29 °ree; Brüssel
stark bewölkt 20 °ree; Budapest
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wolkig 31 °ree; Dublin
wolkig 23 °ree; Helsinki
wolkig 19 °ree; Innsbruck
stark bewölkt 22 °ree; Istanbul
leicht bewölkt 24 °ree; Kairo
leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 29 °ree; Las Palmas
wolkig 24 °ree; Lissabon
leicht bewölkt 25 °ree; Locarno
leicht bewölkt 26 °ree; London
stark bewölkt 22 °ree; Madrid
leicht bewölkt 33 °ree; Malaga
leicht bewölkt 28 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 27 °ree;
Moskau
leicht bewölkt 31 °ree; Nizza
leicht bewölkt 24 °ree; Paris
leicht bewölkt 25 °ree; Rom
wolkenlos 26 °ree; Stockholm
wolkig 17 °ree; Tunis
leicht bewölkt 29 °ree; Varna
bedeckt 23 °ree; Venedig
wolkenlos 28 °ree; Warschau
wolkig 20 °ree; Wien
Regenschauer 18 °ree; Zürich
wolkig 26 °ree;
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin
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wolkig 18 °ree; Feldberg/Ts.
leicht bedeckt 16 °ree; Feldberg/Schw.
stark bewölkt 14 °ree; Frankfurt/M.
wolkig 21 °ree; Freiburg
wolkig 23 °ree; Hamburg
stark bewölkt 17 °ree; Köln-Bonn
wolkig 20 °ree; Leipzig
wolkig 19 °ree; München
stark bewölkt 20 °ree; Norderney
leicht bewölkt 17 °ree; Rostock
wolkig 18 °ree; Sylt
leicht bewölkt 17 °ree; Zugspitze
in Wolken 4 °ree; Sonnenaufgang 5.34 Uhr Sonnenuntergang 21.28 Uhr Mondaufgang 21.59 Uhr Monduntergang 7.19 Uhr
BERLIN (wom/FR). Die Beschäftigten des Axel Springer Konzerns wollen den derzeitigen Personalabbau nicht widerspruchslos hinnehmen. Rund 1400 Arbeitsplätze sollen (wie berichtet) im Verlag gestrichen werden. Dagegen demonstrierten anläßlich der Hauptversammlung in Berlin gestern gut hundert Belegschaftsmitglieder. "Die gegenwärtigen Maßnahmen verstoßen gegen jede unternehmenspolitische Moral", kritisiert der Hauptvorstand der IG Medien.
Der Stellenabbau solle teure Managementfehler und den Einstieg in neue Medien finanzieren, heißt es in einer Stellungnahme. Die Arbeitnehmervertreter halten den eingeleiteten Sparkurs für "unglaubwürdig", da "gleichzeitig mehrere hunderttausend Mark für neue Vorstandsautos und mehrere zehntausend Mark für einzelne Stühle in Chefetagen" ausgegeben würden.
Im vergangenen Jahr war der Überschuß des Zeitungsriesen von 65 auf elf Millionen Mark geschrumpft, die in die Rücklagen wandern. Die Anteilseigner, die deshalb leer ausgehen, schluckten die Kröte gestern nahezu regungslos. Vertreter von Kleinaktionären monierten lediglich, Abfindungen an scheidende Vorstände seien "höher als die übliche Dividendenausschüttung". Aufsichtsratschef Bernhard Servatius stellte den Zuhörern für 1992 wieder eine Ausschüttung in Aussicht, wie sie diese aus der Vergangenheit "gewohnt" seien.
Flaute der Werkzeugmaschinenbauer: "Auf diese Umsatzrückgänge müssen wir mit Einsparungen reagieren" Pittler GmbH baut in Langen 56 Stellen ab Vorstandschef Weidemann: Niemand wird entlassen Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp LANGEN. Die weltweite Flaute der Werkzeugmaschinenbauer macht auch nicht vor Langen halt. Auf der jüngsten Hauptversammlung der Pittler GmbH Langen sagte Vorstandschef Professor Dieter Weidemann, daß auch sein Unternehmen mit Einsparungen auf die schlechte wirtschaftliche Entwicklung reagieren wird. Das Unternehmen in Langen will seinen derzeitigen Personalstand von 481 Beschäftigten auf 425 reduzieren. Auf Anfrage versicherte der Vorstandsvorsitzende: "Es wird hier in Langen keinen Personalabbau durch Entlassungen geben." Die 56 Stellen würden durch die "58er Regelung", also vorzeitiger Ruhestand, und durch Fluktuation der Mitarbeiter erreicht. Die freiwerdenden Arbeitsplätze werden nicht mehr neu besetzt. Weidemann sagte, daß aufgrund der Wirtschaftslage nicht davon auszugehen sei, daß die Pittler GmbH in Langen ihren Umsatz von 106 Millionen Mark im vergangenen Jahr in diesem Jahr aufrecht erhalten könnte. Allein für dieses Jahr sei von Experten ein Rückgang um 14 Prozent für die Branche der Werkzeugmachinenbauer prognostiziert worden, erklärte der Pittler-Chef.
"Auf diese Umsatzrückgänge müssen wir mit Einsparungen reagieren," sagte Weidemann. Neben dem Abbau von Personalkosten würde auch künftig bei den Zukäufen von Materialien gespart. Der Vorstandschef hofft, mit leichten Gewinnen das Geschäftsjahr 1992 abzuschließen. Die Pittler GmbH Langen gehört als eigenständige Gesellschaft zu der Pittler Holding AG. Dieter Weidemann ist auch von der Holding AG der Vorstandschef. In diesem Zusammenhang bestätigte er, daß die AG plane, die ebenfalls zur Holding gehörende Gesellschaft Diskus-Werke in der Frankfurter Gemarkung Mainkur nach Langen zu verlegen. Auf dem Pittler eigenen Gelände in Langen ist genug Platz für das Werk.
Weidemann: "Es ist aber kein Personalabbau bei den 150 Mitarbeitern der Diskus-Werke geplant. Wir wollen die Mitarbeiter nicht verlieren." Er schließt aber auch nicht aus, daß eventuell dort Beschäftigte den Umzug ins zirka 15 Kilometer entfernte Langen nicht mitmachen würden. "Für Langen kann das ein Zuwachs an Arbeitsplätzen bedeuten", sagt Weidemann.
Als Grund für den Umzug gab er an, daß sich die Konzentration von Anlagen wirtschaftlich besser tragen würde. Weidemann: "Beide Schwesterunternehmen behalten ihre Selbständigkeit." Die ebenfalls zur Pittler AG gehörende Firma Naxos in Frankfurt-Fechenheim sei von alledem nicht betroffen.
Bürgermeister Dieter Pitthan erklärte auf Anfrage zu den geplanten Änderungen bei Pittler: "Damit ist der Standort Langen für Pittler gesichert. Ich bin auch froh, wenn die Diskus-Werke kommen, daß damit ein produzierendes Gewerbe hier ansässig wird." dok
KELKHEIM. Unsanft endete für einen Verkehrsteilnehmer am Dienstag abend der nächtliche Ausflug mit dem Auto. Er kam gegen 23.30 Uhr mit seinem Wagen von der Königsteiner Straße ab und prallte gegen einen Jägerzaun, bevor sich das Fahrzeug in einem angrenzenden Kornfeld überschlug und liegenblieb.
Der Fahrer wurde leicht verletzt und mußte zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. Die Blutprobe durch die Polizei ergab, daß er alkoholisiert war. Sein Führerschein wurde daher einbehalten. Den Sachschaden schätzen die Beamten auf knapp 40 000 Mark. set
BAD HOMBURG. Enrico stelzt in schwindelerregender Höhe zwischen den Verkaufsständen hin und her. Der Entertainer hat alle Facetten der Straßenunterhaltung auf dem Programm: Road- Revue" nennt er seine Art , über die Lande und durch die Städte zu ziehen, um das Volk zu unterhalten.
Das Duo Mecanico spielt die Drehorgel und präsentiert perfekte mechanische Bewegungen: Der Flohmarkt, mit dem am Samstag, 18. Juli, das Programm des Bad Homburger Sommers in der Brunnenallee ab 10 Uhr eröffnet wird, ist in Bewegung geraten.
Klar, daß Kerschel aus Kellern und von Dachböden der Kurstadt verkauft wird (und zwar wirklich "Altes" mit zahlreichen Schnäppchen), doch dazwischen beherrscht Kleinkunst die Szene, die Flöhe lernen sozusagen Akrobatik.
Auf einem Fahrrad spielen Puppen Theater mit Mario Goma. Eine originelle Bühne, beweglich und nicht nur von Kindern geliebt.
Doch nicht nur die Freunde der Kleinkunst kommen auf ihre Kosten, Musik hüllt den kulturellen Flohmarkt mit lauten und leisen Klängen ein.
Die Original Union Brass Band wird in traditioneller Manier jazzen, die Musik der Blechbläser soll auch in die Beine gehen: "Wenn The Saints Go Marching in . . ." Marschmusik im New-Orleans-Stil macht müde Markt-Besucher munter.
Die Molly-Nordend-Band sorgt für rokkige Töne bei der Markt-Musik. Die Gruppe spielt außer Rock 'n' Roll auch Blues, alle Stücke sind Hits oder Evergreens. Genau die Musik, die beim Suchen im Flohmarkt-Angebot Beine macht. Die Gruppe gilt als Geheimtip für Volksfeste. nau
Der Austausch zwischen Politik und Wirtschaft - wird mit Blick auf die USA oft geklagt - klappt hierzulande nicht. Falsch! Der Bundesverband der Deutschen Industrie, das Bonner Wirtschaftsministerium und die Telekom demonstrieren nun mit Doppelpässen über mehrere Stationen, daß unter Freunden alles wie geschmiert läuft: 1. Station: BDI-Chef Weiss, der mit seinem Pressesprecher Dieter Rath nicht gut kann, gibt seinen Öffentlichkeitsarbeiter ab. 2. Aktion: Die Telekom gibt Rath eine "verantwortungsvolle Sonderaufgabe" (BDI) in der neu gegründeten Abteilung "Privatisierung/Wirtschaft". 3. Station: Weiss übernimmt aus dem Wirtschaftsministerium Ministerialrat Volker Franzen (mit dem Möllemann wiederum nicht zurechtkam) als Pressesprecher.
Für die zweite Halbzeit ist ein famoser Rückpaß angekündigt. "Rath kehrt danach wieder zum BDI in seine alte Funktion zurück" - aber wohl erst Ende 1994, wenn die Ära Weiss dort zu Ende geht. ptz
Bundeswehr nimmt an Adria-Einsatz teil Kabinett sieht Verfassung nicht verletzt Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 15. Juli. Mit einem Kriegsschiff und drei Aufklärungsflugzeugen wird sich Deutschland an der Seeüberwachung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro beteiligen. Dieser Kabinettsbeschluß vom Mittwoch sei vom Grundgesetz gedeckt, sagte Außenminister Klaus Kinkel (FDP). Die SPD schwankt, ob sie gegen die Entscheidung vor das Verfassungsgericht gehen soll. Eine Klage seiner Partei halte er nach ersten Informationen über den Einsatzbeschluß "eher für unwahrscheinlich", sagte der Justitiar der SPD-Fraktion, Willfried Penner, der FR. Fraktionschef Hans-Ulrich Klose kündigte an, die Sozialdemokraten würden nach der heutigen Sitzung der Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung entscheiden, "wie auf den Verstoß gegen die bisher einmütige Verfassungsinterpretation" zu reagieren ist. Klose wie Penner wollen die Entscheidung vor allem davon abhängig machen, ob es sich in der Adria um eine "abgeschlossene" Aktion oder um die Vorbereitung weitergehender Einsätze handelt. Mit der SPD werde es keine "schleichende Entwicklung hin zu Kampfeinsätzen" geben, sagte Klose.
SPD-Chef Björn Engholm warf der Regierung vor, "außerhalb des Verfassungsauftrages" zu handeln, meldete die Nachrichtenagtur AFP. Mit ihrem Beschluß habe die Regierung den Bereich der politischen und humanitären Maßnahmen überschritten und gegen die Regeln der parlamentarischen Demokratie verstoßen, weil sie die Entscheidung ohne vorherige Unterrichtung des Bundestages getroffen habe.
Nach Ansicht von Kinkel und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) bewegt sich die deutsche Beteiligung an den Patrouillen in der Adria, einer "friedlichen Aktion", nicht nur im Rahmen der Verfassungsgrenzen, sondern ist auch völkerrechtlich abgesichert. Mit ihrem Sanktionsbeschluß hätten die UN ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, Verstöße zu registrieren und den UN mitzuteilen.
Der deutsche Beitrag zu der von der Westeuropäischen Union (WEU) koordinierten Aktion besteht aus dem Zerstörer "Bayern" mit 267 Soldaten (darunter 96 Wehrpflichtige) und drei Marine-Aufklärungsflugzeugen. Die Kriegsschiffe müssen 15 Seemeilen Abstand von der jugoslawischen Küste halten und dürfen sich Handelsschiffen nur auf 450 Meter nähern. Die Einheiten dürfen nur Informationen sammeln und keinen "Zwang" ausüben. Ihnen steht aber das übliche Recht auf Selbstverteidigung zu. Die Flugzeuge müssen eine Höhe von mindestens 450 Metern einhalten; sie sind unbewaffnet. (Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte auf Seite 5)
SINDLINGEN. Mit leichten Verletzungen mußte ein 82jähriger Autofahrer am Dienstag nach einem Unfall in die städtischen Kliniken Höchst gebracht werden.
Gegen 12.15 Uhr fuhr der Rentner aus Goldstein laut Polizei mit seinem Wagen von der Sindlinger Bahnstraße in den Kreisel ein, ohne auf den Verkehr zu achten. Dabei kam es zur Kollision mit dem Auto eines 24jährigen, der aus Richtung Höchst kommend nach Hattersheim unterwegs war.
Der 82jährige wurde in seinem Wagen eingeklemmt und mußte von der Feuerwehr aus dem demolierten Auto befreit werden. In den städtischen Kliniken wurde er anschließend ambulant behandelt. Ohne Verletzungen überstand der 24 Jahre alte Mann aus Höchst den Unfall.
Der Schaden an beiden Fahrzeugen beläuft sich nach Angaben der Polizei auf etwa 8000 Mark. tos
Leser
Messe-Station erledigt Daß die Messe in absehbarer Zukunft eine eigene S-Bahn-Station erhält und dadurch die umliegenden Stadtteile von einer Menge Verkehr entlastet würden - ja, daß sogar die Finanzierung durch den Bund gesichert sei, konnten die genervten Anwohner mit großer Freude im September 1991 der FR entnehmen. Da aber die Mittel der öffentlichen Haushalte durch die deutsche Einheit immer knapper werden, besann sich Bonn auf eine EG-Verordnung aus dem Jahr vorher, die besagt, daß der ÖPNV zukünftig Sache der Regionen sei. Damit ist man diese lästigen Kosten dann los . . . Das ist es also, was wir unter dem vielzitierten "Subsidiaritätsprinzip" der EG zu verstehen haben. Ich gehöre zu den Normalbürgern, die den Maastrichter Vertrag gelesen haben. Da muß ich wohl was falsch verstanden haben, denn da steht in der Einleitung , daß die Vertragsparteien "entschlossen sind, daß in einer immer engeren Union der Völker Europas, die Entscheidungen entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip möglichst bürgernah getroffen werden."
Die Entscheidung in Frankfurt lautet: S-Bahn-Station Messe - baldmöglichst. Der Vertrag ist von der BRD noch gar nicht ratifiziert. Trotzdem wird das Ganze einfach umgedreht und daraus wird dann: Entscheidung auf höchster Ebene (EG), bezahlen auf niedrigster Ebene (Land und Stadt!). Damit ist die "unendliche Geschichte" der S-Bahn-Station Messe vermutlich für alle Zeiten erledigt, denn Länder und Gemeinden haben ja auch kein Geld.
Für wie dumm werden wir Bürger von der CDU/FDP-Bundesregierung eigentlich gehalten? Ja, das Gedächtnis der Wähler ist überlicherweise relativ kurz, aber von einem Tag auf den anderen funktioniert es in den meisten Fällen schon noch . . . Sigrid Weber, Frankfurt
BONN, 16. Juli. Der Ost-Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Vogel war nicht nur bei der Familienzusammenführung, beim Freikauf von Häftlingen und beim Austausch von Agenten zwischen den beiden deutschen Staaten aktiv, sondern er wollte auch als Vermittler im internationalen Agenten-Geschäft einsteigen. Diese bisher unbekannte Einzelheit über Vogels Arbeit wurde der FR durch interne Vermerke bekannt, die bei höchsten staatlichen Stellen der DDR aufbewahrt waren und die sich nun unter den Akten der Berliner Staatsanwaltschaft befinden.
Ende Mai 1989 war Vogel mit seiner Frau Helga über Frankfurt am Main und Wien nach Tel Aviv gereist, um sich über Möglichkeiten eines Austauschs verschiedener inhaftierter Spione zu erkundigen. Dafür hatte er die Deckung der Ost-Berliner Führung, wahrscheinlich des SED- Generalsekretärs Erich Honecker persönlich. Ohne Wissen des Ministeriums für Staatssicherheit wäre eine solche Reise kaum möglich gewesen.
Das Ehepaar Vogel verhandelte unter "strengster Geheimhaltung" mit zwei hochrangigen Beamten des israelischen Außen- und Verteidigungsministeriums sowie dem Rechtsanwalt Amnon Zichrioni, der ein Mandat seiner Regierung für solche heiklen Fälle hatte. Ausdrücklich erklärten diese bei einem ersten "abgeschirmten" Treffen, wie Vogel festhielt, nur zwei israelische Minister seien eingeweiht und "den Amerikanern habe man nichts gesagt".
Es ging um Besuche bei zwei in Israel langjährig inhaftierten Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB namens Markus Klingberg und Kalmanowich, die Vogel in seinen Geheimpapieren "Kling" und "Kalm" nannte. Die israelische Regierung wünschte einen Austausch gegen den Israel-Agenten Ron Arad (von Vogel als "Aron" chiffriert), der in der Sowjetunion inhaftiert war. Vogel besuchte die beiden Gefangenen, von denen er Klingberg "einen jahrelang bewährten Kundschafter" nannte.
Bei weiteren Geheimgesprächen ging es um sieben andere Israelis, deren Freilassung mit Hilfe Vogels erreicht werden sollte. Dabei tauchte, wie dem Protokoll zu entnehmen ist, auch die Idee auf, US- Geiseln in Libanon und Palästinenser zu berücksichtigen. Außerdem deuteten die Israelis die Möglichkeit eines größeren, weltweiten Ringtauschs an, in den "die Eheleute Schulz in Großbritannien und Treholt in Norwegen" einbezogen werden könnten. Sogar der damals ins Südafrika eingesperrte Nelson Mandela wurde in diesem Zusammenhang erwähnt.
Vogel rechnete sich aus, daß sein Kontakt "jetzt und später für die DDR und die anderen sozialistischen Länder von Interesse sind oder werden könnten". Die israelischen Verhandlungspartner hätten ihm gesagt, für sie sei es "eine perspektivische Frage, später auch für DDR-Anliegen in Drittländern einzutreten". Der DDR-Anwalt faßte für seine politischen Auftraggebern in Ost-Berlin zusammen: "Es bieten sich realistische Möglichkeiten für Gegenwart und Zukunft an. Wir könnten sehr plötzlich auf diesen sehr einflußreichen Weg nicht nur für die DDR, sondern auch für andere sozialistische Staaten angewiesen sein." Vogel und Zichroni unterzeichneten drei schriftliche Abmachungen, die allerdings nicht verwirklicht wurden.
Anfang September 1989 trafen sich die beiden Anwälte noch einmal in Wien. Zichroni sei "mit den Ergebnissen unserer Kontakte sehr, sehr unzufrieden" gewesen, notierte Vogel, dem es nicht gelungen war, den Israelis ein Lebenszeichen Arads zu überbringen. Zichroni erwog damals: "Eventuell sollte dann auch noch die BRD mit den Gebrüdern Hammadi einbezogen werden."
Danach brechen die Aufzeichnungen Vogels, soweit sie archiviert sind, ab.
Leser 2
City-Bahn Sie schreiben, daß im inneren Ring rund 20 Kilometer Schiene zusätzlich verlegt und zwischen Höchst und dem Flughafen eine ganz neue Trasse geschaffen werden müßte und "draußen" sämtliche Gleise bereits vorhanden seien. Zwischen Langen und Oberroden müßte aber ebenfalls zumindest teilweise eine neue Trassse gebaut werden. Außerdem würde bei Verwendung der bestehenden Strecken ständig die Fahrtrichtung gewechselt werden, "innen": in Dieburg, Hanau Hbf., Friedberg, Frankfurt (M)-Rödelheim, Kronberg und Bad Soden, "außen" in Darmstadt Hbf., Aschaffenburg Hbf., Gelnhausen, Gießen, Limburg und Wiesbaden Hbf. Andernfalls müßten die vorhandenen Strecken so durch "Umgehungsstrecken" verbunden werden, daß die genannten Bahnhöfe nicht mehr angefahren werden müssen. Ist es nicht mehr notwendig, diese Bahnhöfe anzufahren, entfällt ein großer Teil der Umsteigemöglichkeiten - die heute im Frankfurter Hauptbahnhof sämtlich vorhanden sind.
Entfallen bei der "City-Bahn" (bisher Eilzüge genannt) auf dem Stadtgebiet von Frankfurt die bisherigen Halte (außer im Hauptbahnhof), so ergibt sich die Notwendigkeit, im Stadtgebiet von öfter als bisher umsteigen zu müssen, um bestimmte U-Bahnen oder Straßenbahen für die Weiterfahrt benutzen zu können. Karlheinz Porzelt, Diplomingenieur, Frankfurt am Main
DIETZENBACH. Rund 80 Bilder, die stillende Frauen zeigen, werden von Dienstag, 4. August, an drei Wochen im Rathausfoyer ausgestellt. Die Kunstwerke, chronologisch geordnet von 3000 vor Christus bis heute, sollen Aufschluß geben über ihre Zeit, deren Probleme und Werte. Zur Vernissage wird für Dienstag, 4. August, 20 Uhr, eingeladen.
Begleitend zu dieser Ausstellung steht am Freitag, 7. August, 20 Uhr, im Bürgerhaus ein Referat über Schadstoffe in der Muttermilch auf dem Programm. Für Mittwoch, 12. August, 19.30 Uhr, ist ein Treffen werdender Eltern in der Familienbildungsstätte an der Wiesenstraße vorgesehen. Ein Flohmarkt der Frauen folgt am Samstag, 22. August, um 15 Uhr im Seniorenzentrum Steinberg (Anmeldungen: Tel. 0 60 74 / 9 83 79). fin
SCHWALBACH. Beinahe einen Großeinsatz löste der private Wachdienst im Camp Eschborn aus, als er in der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr die Eschborner Polizei über eine bevorstehende Massenschlägerei informierte: 60 bis 70 Menschen drohten mit Latten und Stangen aufeinander loszugehen, lautete die Meldung.
Mit Verstärkung aus Frankfurt fuhren die Beamten zu der Dependance der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft, wo sich die Beteiligten sofort in alle Richtungen zurückzogen. Ein Mann, der noch mit einer Eisenstange bewaffnet war, wurde festgenommen. Er konnte laut Polizei jedoch keine Angaben zur Ursache der Auseinandersetzungen machen. Verletzte meldeten sich nicht.
Als sich wenig später wieder Menschen gegenseitig bedrohten, postierte die Polizei mehrere Streifen am Camp. Danach sei es ruhig geworden. Die Beamten ermittelten, daß der Streit vermutlich wegen Eifersucht ausgelöst wurde. set
Freitag, 17. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Awar Dance Theatre - "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback - "Kabasurdes Abrett - und nun: aufgehört!".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue.
Ökohaus, Kasseler Straße: Lesbisch-Schwule Kulturtage - 20.30 Uhr, Les Reines Prochaines "Liebe"; 22.30 Uhr, Jordan & Arias "Vissi d'Arte oder die Schlacht der Primadonnen". Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Gans'n Garnet.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Mallet.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Sailor in Car & Creativ Paranoia.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Tony Humphries.
Café Cicero, City-Passage: 20.30 Uhr, John- Coltrane-Memorial-Konzert.
ESG, Lessingstr. 2-4: 20 Uhr, Lateinamerikanisches und arabisches Tanzfest.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert mit Werken von Bach und Karg-Elert. Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 21 im Anzeigenteil. Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Thomas Bayrle und Siah Armajani".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Bürgerhaus Südbahnhof: 15 Uhr, Dr. Walter Wallmann "Deutschland nach der Wiedervereinigung".Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Deutscher Sportbund: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Spielplatz Merianplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienst- bereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstraße 15 bis 17, Tel. 65 14 01; Engel-Apotheke, Große Friedberger Straße 44-46, Tel. 29 25 98; Hermes- Apotheke, Taunusstraße; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Tel. 78 34 16; Rotlint-Apotheke, Rotlintstraße 80, Tel. 45 40 46; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; Sonnenring-Apotheke, Mailänder Straße 8, Tel. 68 62 62; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstraße 19, Tel. 67 75 95; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Wir gratulieren
Herrn Kurt Schmid und Frau Erika geb.
Schad zur goldenen Hochzeit am 18. Juli.
DARMSTADT. Eine "lokale Überhitzung" durch Kristallisationsbildung am Innenrand des Vakuum-Kessels ist wahrscheinlich die Ursache des Explosionsunglücks in einem anorganischen Betrieb der Darmstädter Chemiefirma Merck vom Montag nachmittag. Dies teilte ein Sprecher des Werks jetzt mit. Einen "restlos sicheren Beweis" ließen die Spurensicherungen aber nicht zu.
Zu der Detonation war es während des Eindampfens einer hypophosphorigen Säure gekommen. Dabei entwich eine Wolke mit dem giftigen Gas Phosphin. Fünf Mitarbeiterinnen des Unternehmens mußten wegen Schleimhautreizungen vorübergehend ärztlich behandelt werden.
Wie der Firmensprecher weiter mitteilte, war der innen völlig intakte 1000- Liter-Kessel von Beamten des Landeskriminalamtes, des Gewerbeaufsichtsamtes, der Gruppe Feuerschutz beim RP Darmstadt und der Umweltermittlungsgruppe des Darmstädter Polizeipräsidiums geöffnet und untersucht worden. Die Ermittlungen ergaben, daß sich offenbar gegen Ende des Verdampfungsverfahrens bei etwa 130 Grad am Rande des Kessels Kristalle abgelagert und einen Hitzeherd erzeugt hatten.
Dabei war der in Verbindung mit Sauerstoff in der Luft explosiv reagierende Phosphorwasserstoff ausgetreten. Zum Teil lief Säure auch aus dem Vakuum-Behälter in den Kesselmantel und über eine Pumpe ins Kanalnetz, wo eine zweite Detonation einen Kanaldeckel aus der Verankerung riß.
Gegen Merck würden "keine strafrechtlichen Ermittlungen" eingeleitet, betonte der Sprecher. Das Gewerbeaufsichtsamt hat bis dahin den weiteren Betrieb der Chemieanlage untersagt. feu
hll BONN, 15. Juli. Eine neuerliche Überprüfung des PDS-Bundestagsabgeordneten Hans Modrow wegen seiner früheren Verbindungen als hoher SED- Funktionär zur DDR-Staatssicherheit ist nach Ansicht seiner Parteifreunde überflüssig und rechtswidrig. Dem Ausschuß für Geschäftsordnung liege "nicht eine einzige neue Erkenntnis vor, die eine erneute Überprüfung rechtfertigt", meinte die stellvertretende Vorsitzende der PDS/ Linke Liste, Andrea Lederer, am Mittwoch in Bonn, nachdem sie Einsicht in die Akten genommen hatte.
Das Bundestagspräsidium war nach einer ersten Stasi-Überprüfung Modrows zu der Erkenntnis gelangt, er trage "Mitverantwortung", sei aber auch "um Schadensbegrenzung und Ausgleich bemüht" gewesen. Zu der beabsichtigten neuen Überprüfung des PDS-Abgeordneten Ilja Seifert, dessen Stasi-Mitarbeit erwiesen ist, äußerte sich Lederer nicht.
Kleine FR
Aquarelle von Ursula Herbert BAD ORB. Aquarelle von Ursula Herbert sind von Samstag, 18. Juli, bis zum 24. Juli im Wandelgang der Konzerthalle Bad Orb zu besichtigen. Sprechstunde des Kreisbauernverbandes BIRSTEIN. Der Kreisbauernverband hat am Donnerstag, 30. Juli, Sprechstunde in Birstein, Gaststätte Mohr, Schloßstraße 7. Beginn ist um 14.15 Uhr.
MAINZ, 15. Juli. Wegen Betruges und Veruntreuung in "durchaus zweistelliger" Millionenhöhe bei der Entsorgung von Sondermüll in Rheinland-Pfalz sind am Mittwoch 53 Wohnungen in der Bundesrepublik und Belgien durchsucht worden. Die Ermittlungen der rheinland-pfälzischen Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität galten den Geschäften der Gesellschaft zur Beseitigung von Sonderabfällen (GBS), unter anderem bei der Sanierung der Gerolsheimer Sondermülldeponie. An der GBS ist auch das Land Rheinland-Pfalz beteiligt.
Bei der Großrazzia, an der zwölf Staatsanwälte und 270 Polizeibeamte beteiligt waren, wurden vier Personen verhaftet und "lastwagenweise" Unterlagen sichergestellt. Zwölf weitere Personen gelten als Beschuldigte. In das Verfahren einbezogen sind auch die drei ehemaligen GBS-Geschäftsführer. Der frühere technische Geschäftsführer befindet sich bereits in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft war nach Angaben des leitenden Oberstaatsanwaltes Norbert Weise (Koblenz) in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Umweltdelikten auf die Betrügereien und Veruntreuungen bei der GBS gestoßen. Bei der Sanierung der Deponie Gerolsheim bei Frankenthal in der Pfalz, die von der GBS betrieben wird und von der Chemieindustrie jahrelang mit hochgiftigen Abfällen - darunter auch Dioxin-Rückständen aus der Boehringer-Produktion für Entlaubungsmittel - zugekippt worden ist, soll es in erheblichem Umfange zu Ausschreibungs- und Abrechnungsmanipulationen gekommen sein. Dies hat nach Auskunft des Koblenzer Oberstaatsanwalts unter anderem dazu geführt, daß sich die Kosten für die Sanierung der Deponie seit 1983 von 30 Millionen Mark auf nunmehr ungefähr 300 Millionen erhöht haben. In einem Haftbefehl ist von Differenzen in Höhe von 30 Millionen Mark die Rede.
HOFHEIM. Unscheinbar steht der kleine Karton mit den Medizinfläschchen auf dem Tisch im Clubraum der Drogenberatungsstelle. Ein junger Mann setzt sich, nennt seinen Namen und erhält vom Arzt das für ihn bestimmte Fläschen mit Polamidon. Er leert es in einem Zug und geht zu den anderen, die schon am gemeinsamen Kaffeetisch sitzen. Bis morgen früh hat er Ruhe, spürt er ihn nicht, den quälenden Trieb nach der rauschbringenden Heroinspritze. Methadonvergabe im Main-Taunus-Kreis. Tag für Tag holen sich Heroinabhängige, für die kein - oder kein anderer - Weg mehr aus der Sucht führt, die "Ersatzdroge" ab. Wochentags bei niedergelassenen Ärzten, samstags und sonntags in der Hofheimer Drogenberatungsstelle. Der Wirkstoff Polamidon soll sie bewahren vor Hepatitis, Gelbsucht, Aids. Und der sie herausholt aus der Todesspirale der Frankfurter Taunusanlage; aus Illegalität, Prostitution und Kriminalität, die einzig darauf zielen, genügend Geld für Stoff zu beschaffen. Vor zwei Monaten ist das Programm angelaufen. 25 Heroinsüchtige aus dem Kreis sind bis jetzt dafür zugelassen.
FRIEDBERG. Der Frauenzentrumsverein Friedberg will nach den Sommerferien eine Serie zu dem Thema "Frauen über 40" anbieten. In Abendveranstaltungen werden qualifizierte Frauen die verschiedenen Schwerpunkte referieren. Das erste Treffen für die Serie ist am 29. Juli um 20 Uhr im Frauenzentrum geplant. ub
Frankfurt und seine kleine nordwestliche Nachbarstadt Sulzbach haben Streit - ein geplantes riesiges Kinozentrum entzweit die Kommunen. Auf dem Gelände des Main-Taunus-Einkaufszentrums unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zu Frankfurt will Sulzbach einen großen Trakt mit zwölf Lichtspieltheatern für insgesamt 3800 Zuschauer genehmigen - im Jahr wären das nach Berechnung der Frankfurter Stadtplaner eine Million Besucher.
In einem Schreiben an den Kreisausschuß des Main-Taunus-Kreises äußerte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Mittwoch "erhebliche Bedenken" - der Stadtrat ließ erkennen, daß er durch die Kino-Fans einen Zusammenbruch des Verkehrs befürchtet. An dieser Stelle gebe es kein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsmittel und die Autobahnknotenpunkte Frankfurt-Höchst und Eschborn der A 66 seien längst "überlastet".
Tatsächlich führt zum Main-Taunus- Zentrum nur eine Buslinie - ansonsten bleiben die Besucher des künftigen Kino- Dutzends auf das Auto angewiesen. Zu dem Einkaufszentrum gelangt man direkt nur über die Königsteiner Straße von Unterliederbach oder Bad Soden aus. Wentz prophezeite gestern: "Die bereits heute unüberwindlich erscheinenden Erschließungsprobleme im Bereich Eschborn-Süd dürften sich weiter verschärfen." Die Stadt Sulzbach hatte dem Vorhaben dennoch zugestimmt.
Wentz forderte den Kreisausschuß auf, das Kino-Projekt mit der Stadt Frankfurt zu erörtern. Auch müßten die "zuständigen Landesinstanzen", also etwa das Ministerium für Raumordnung in Wiesbaden, die Angelegenheit "begleiten" - schließlich wirke sich das Kino-Zentrum erheblich auf den Verkehr auf der Autobahn A 66 aus. Negativ vermerkte Wentz, daß die Stadt Sulzbach den großen Gebäudekomplex lediglich nach Paragraph 34 des Baugesetzbuches genehmigen will - dabei kommt es lediglich darauf an, daß ein Neubau mit der Umgebung in Einklang zu bringen ist. Eine öffentliche Bürgerversammlung, bei der Bedenken und Anregungen laut werden können, gibt es nicht. Anders wäre das, wenn Sulzbach ein förmliches Bebauungsplan- Verfahren einleiten würde.
Ulrich Geissler, Referent von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, berichtete am Mittwoch noch von anderem Protest: Im Römer ist ein Brief von privaten Kinobesitzern eingegangen. Sie fürchten eine übermächtige Konkurrenz im Main-Taunus-Zentrum.
Das Projekt ist mit Kosten von 35 Millionen Mark veranschlagt. Nicht nur Kinoeigentümer und die Stadt Frankfurt haben sich dagegen ausgesprochen, auch die CDU-Mittelstandsvereinigung und die örtliche SPD äußerten Kritik. jg
PDS feiert HIRZENHAIN. Ein öffentliches Fest veranstaltet die Hirzenhainer PDS am Samstag, 18. Juli, von 12 bis 18 Uhr auf dem Zeltplatz "Mühleck". Die Partei verspricht Speisen und Getränke und politische Informationen.
Mit Verwunderung durfte ich Ihrer Zeitung entnehmen, daß der OB der Stadt Frankfurt nunmehr 32 Oberbürgermeister und Landräte in Hessen und in angrenzenden Bundesländern angeschrieben hat, damit diese für die nicht Frankfurter Drogenabhängigen sorgen mögen. Frankfurter seien diejenigen, die in der Stadt ihren ersten Wohnsitz hätten oder seit über einem Jahr als Sozialhilfeempfänger bekannt seien. Man kann den Oberbürgermeistern nur dazu raten, ihrem Kollegen zu der hervorragenden Beratung durch sein Sozialamt zu beglückwünschen und vorsorglich Kostenzusage zu beantragen, da sie ja im Auftrag der Stadt Frankfurt unterbringen sollen.
Tatsache und Rechtslage ist doch folgende: Die Stadtverwaltung in Gänze muß sich als Teil des Sozialhilfeträgers verstehen (Spruchstellenentscheidungen gibt es genug davon). Gemäß BSHG sind nur die Leistungsträger zuständig für die Leistungsgewährung, in deren Zuständigkeit sich der Hilfesuchende tatsächlich aufhält, sprich, wo er Antrag stellt, beziehungsweise wo dessen Ansprüche bekannt werden. Der Leistungsträger hat aber einen Kostenerstattungsanspruch gegen denjenigen Träger der Sozialhilfe, in dessen Bezirk der Hilfeempfänger seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Gewöhnlicher Aufenthalt ist nicht gleichbedeutend mit erstem Wohnsitz, sondern der Mittelpunkt des Lebens des Hilfeempfängers. Und wenn der Hilfeempfänger eben nur eine Nacht in Frankfurt unter der Brücke geschlafen hat und er nirgendwo anders eine Bleibe hat, ist Frankfurt dran. Alles andere nennt man Abschiebung.
Andere Großstädte haben tunlichst versucht, für "Auswärtige" unattraktiv zu bleiben. Es war doch so, daß Frankfurt, aber auch andere Großstädte, riefen. Und sie kamen, noch und nöcher. Jetzt wird das Drogenproblem in Frankfurt akut. Nun dreht die Stadtverwaltung den Spieß um und sagt, ihr müßt eure Leute zurücknehmen, jetzt sorgt ihr im Umland einmal für unsere Probleme. Wir Bürger im Umland wie die auch in Frankfurt wissen, daß wir aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen vermutlich für die Drogenabhängigen mehr aufbringen müssen. Nur wo hat das seinen Anfang und wo sein Ende?
Koch, Dipl.-Sozialarbeiter, Darmstadt
Im Blickpunkt: EG-Richtlinie Verpackung Umweltschutz in der Klemme
Die "Vollendung des EG-Binnenmarktes" vor Jahresende ist für die Brüsseler Gemeinschaftsexekutive das wichtigste Ziel. Da die Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten abgeschafft werden sollen, mußte nun auch eine EG-Verpackungsrichtlinie her. Von einer Reduzierung der zumeist überflüssigen Verpackungen sei in der Richtlinie nichts zu sehen, rügte die Europa-Abgeordnete der Grünen, Hiltrud Breyer, am Mittwoch in Brüssel. Besonders stört sie sich an der vorgesehenen Müllverbrennung. Die Dioxin-Gefahren, soweit es sich nicht um reine Papierverbrennung handelt, lägen auf der Hand. Gleichzeitig seien vermehrte Kohlendioxid-Emissionen ein weiteres Problem.
Brüssel hält hingegen die bei der Müllverbrennung entstehende Wärme für nutzbar und Vorkehrungen gegen den größeren CO2-Ausstoß für technisch möglich. - Nur steht darüber nichts Genaues in dem Richtlinienentwurf des belgischen Kommissars Karel van Miert. Schlimmer noch ist, daß den umweltpolitisch "fortschrittlichen" EG-Ländern Dänemark, Deutschland und Niederlande ein schärferes Vorgehen gegen die zunehmende Last des Verpackungsmülls künftig nicht nur erschwert wird, sondern ihre bisherige Gesetzgebung sogar in Gefahr geraten könnte.
Allerdings hat der Brüsseler Entwurf auch positive Seiten. Zum einen ist es den Mitgliedstaaten überlassen, wie sie den Verpackungsmüll bewältigen wollen, solange dabei die sogenannten Wettbewerbsverhältnisse im EG-Binnenmarkt nicht verfälscht werden. Zweitens bezieht der Brüsseler Entwurf "alle Verpackungen" ein, und nicht nur solche, die beim Endverbraucher anfallen. ERICH HAUSER (Brüssel)
WIESBADEN. Wenn es nach der hessischen CDU-Opposition geht, werden künftig Freiwillige die Polizei bei der Gebäudesicherung, der Verkehrsregelung und auch beim Streifendienst entlasten. Der Aufbau einer "freiwilligen Polizeireserve" steht im Mittelpunkt der CDU-Vorschläge für "mehr Sicherheit in Hessen", die am Mittwoch in Wiesbaden von den Abgeordneten Volker Bouffier und Hartmut Nassauer vorgestellt wurden.
Damit die Vollzugspolizei sich ganz auf "Verbrechensbekämpfung" konzentrieren kann, fordert die CDU auch die Einführung einer eigenen "Wachpolizei" für untergeordnete Tätigkeiten (Objektschutz, Streifendienst), für die eine nur mehrmonatige Ausbildung ausreichen soll.
SPD und Grüne nannten die CDU-Vorschläge "fragwürdig" und "bedenklich". Bouffier und Nassauer, die die Kriminalitätsbekämpfung als "landespolitische Aufgabe Nummer 1" bezeichneten, sahen in zusätzlicher "Polizeireserve" und "Wachpolizei" dagegen die einzige Möglichkeit, die chronische Überlastung der Polizisten wirksam abzubauen. Wenn eine "unkontrollierte Selbstorganisation der Bürger" vermieden und der Einsatz privater Sicherheitsdienste auf Privatgelände begrenzt werden solle (was die CDU will), gebe es keinen anderen Weg.
Bei der "freiwilligen Polizeireserve" zogen die beiden Unionspolitiker Parallelen zur freiwilligen Feuerwehr. Bouffier sprach von freiwilligem "Ehrendienst" zur Unterstützung der Polizei "unter Anleitung". Nach CDU-Meinung soll "jeder volljährige Deutsche", der über die "erforderliche Eignung verfügt", diesen Dienst nach einer Grundausbildung und bei regelmäßiger Fortbildung leistenkönnen. Die "Reservepolizisten" sollen Dienstkleidung tragen und je nach Aufgabe eventuell auch bewaffnet sein (darüber gebe es noch keine "endgültige Meinung"). Freiwilligen Polizeidienst solle man auf Wehr- und Ersatzdienst anrechnen.
Angehörigen der ebenfalls neu vorgeschlagenen "Wachpolizei" sollten sogar hoheitliche Befugnisse zur Gefahrenabwehr übertragen werden können. Die Wachpolizisten sollten etwa öffentliche Anlagen überwachen und bei "unmittelbarer Gefahr" auch selbst einschreiten dürfen. Sie sollten nach den CDU-Vorstellungen Angestellte des Landes sein, aber auch deutlich schlechter bezahlt werden als die regulären Polizisten, die in Hessen als erstem Land künftig eine Fachhochschulausbildung erhalten.
Als Beispiele für Tätigkeiten, die künftig von der regulären Polizei nicht mehr zui erledigen wären, nannten Nassauer und Bouffier auch den Transport von Gefangenen oder die "Verwahrung hilfloser Personen" in Zeiten, wenn Sozialeinrichtungen geschlossen sind (Wochenende).
Beim "freiwilligen Polizeidienst" beruft Hessens Union sich auf ihrer Ansicht nach positive Erfahrungen in Baden- Württemberg, das als einziges Land eine ähnliche Regelung hat. Der SPD-Abgeordnete Peter Hartherz sprach dagegen von einem "baden-württembergischen Ladenhüter". Die Grünen-Abgeordnete Karin Hagemann warf der CDU vor, letztlich eine "Bürgerwehr" anzustreben. Eine ausreichende Kontrolle "bewaffneter Bürger, die an freien Tagen als Hobbypolizist unterwegs sind", könne nicht gewährleistet werden.
Die Grünen kritisierten außerdem, daß die hessische CDU neben den neuen Hilfs-Polizisten auch einschneidende Änderungen an der Bonner Strafprozeßordnung (Beschränkung der Rechtsmittel, Verfahrensbeschleunigung) vorgeschlagen hatte. Der FDP-Abgeordnete Jörg-Uwe Hahn nannte das Ziel der Entlastung der Polizei "richtig" und unterstützte auch die Forderung nach einer "Wachpolizei". Er warnte aber davor, polizeiliche Aufgaben zugleich auf andere Landesbedienstete abzuwälzen (etwa: Betreuung von Gefangenentransporten durch Justizvollzugsbedienstete). me
MAIN-KINZIG-KREIS. Dafür, das Wohngeld in den nächsten Jahren "den Gegebenheiten in etwa anzupassen", spricht sich CDU-Bundestagsabgeordneter Richard Bayha aus. Er betont in einer Pressemitteilung aber zugleich, daß "gerade mit Blick auf die Mietkosten, die in den letzten Monaten deutlich gestiegen sind", die Politik nicht nur mit höherem Wohngeld antworten könne.
Vor allem müßten mehr Wohnungen durch "forcierten Neubau" bereitgestellt werden. Bayha erwähnt hier die "deutlich verbesserte Eigentumsförderung durch den Bund sowie die "inzwischen 3,7 Milliarden Mark" für den sozialen "Wohnungsbau.
Das angesichts steigender Mieten sozialpolitisch immer wichtigere Wohngeld hätten in den alten Ländern vorletztes Jahr 1,81 Millionen Haushalte in durchschnittlicher Höhe von 156 Mark im Monat genutzt. Das habe die selbst zu tragenden Mietkosten jeweils um rund ein Drittel gesenkt. Ul
HANAU. Mit Verdacht auf einen Bruch des Handgelenks ist gestern mittag Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin in das Stadtkrankenhaus eingewiesen worden. Der Rathauschef hatte auf dem Markt Obst gekauft und war dabei gestürzt.
Außerdem erlitt Martin bei dem Sturz noch eine Blessur an der Hüfte, die voraussichtlich eine mehrtägige stationäre Behandlung erforderlich macht.
Der 62 Jahre alte Oberbürgermeister der Stadt Hanau hat seit mehreren Monaten Beschwerden an seinem rechten Knie. Er mußte deshalb schon einmal einige Zeit pausieren. ml
HOCHTAUNUSKREIS. Der Jugendfußballclub (JFC) Usinger Land eröffnet seine neue Spielsaison mit einem großen Turnier: Am Wochenende, 8. und 9. August, rollt auf dem Wehrheimer Sportplatz "Oberloh" wieder der Ball. Samstags kickt die F- und E-Jugend von 9 bis 17 Uhr; insgesamt 19 Mannschaften der sechs- bis zehnjährigen treten zum sportlichen Wettkampf an.
Am Sonntag können die 16- bis 18jährigen ihr "Zehenspitzengefühl" im Umgang mit dem Ball beweisen. Zehn Mannschaften der A-Jugend kicken ab 10 Uhr um den "Wanderpokal" der Discothek Fun. Die Siegerehrung geht in fetzigem Rahmen bei den Pokalstiftern ab 18 Uhr über die Bühne. cn
In der deutschen Bauwirtschaft rumort es. Verbände und die Gewerkschaft werden von einer Flut von Beschwerden überrollt. Stein des Anstoßes: Die wachsende Zahl von Firmen aus Osteuropa, die mit dem Segen der Bundesregierung hierzulande ihre Dienste anbieten können. "Wir verspüren einen erheblichen Druck durch Subunternehmen aus osteuropäischen Ländern", beklagt sich der Chef eines Baustahl-Biegebetriebs aus dem Süden der Republik. Während deutschen Beschäftigten 25 Mark Stundenlohn gezahlt werden müßten, bekämen ihre Kollegen aus Polen und der CSFR höchstens 4,50 Mark. Bei Preisdifferenzen von 30 bis 40 Prozent fielen hiesige Anbieter in den Auftragsverhandlungen hintenrunter. "Aufgrund dieser Situation werden wir gezwungen sein, erhebliche Entlassungen vorzunehmen", läßt die Geschäftsführung die IG Bau-Steine-Erden wissen, "da wir auch mittelfristig keine Besserung der Wettbewerbssituation erwarten". In das gleiche Horn stößt der Fachverband Bau in Württemberg und fordert den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zum Handeln auf.
Die Organisation reagiert. Hauptgeschäftsführer Horst Franke nutzt derzeit das gesamte Netz seiner politischen Kontaktdrähte, um in Bonn Alarm zu funken. Die Zahl der per Werkvertrag Beschäftigten aus Osteuropa habe ein Ausmaß erreicht, das den deutschen Arbeitsmarkt ernsthaft bedrohe. Den hiesigen Firmen bliebe mittlerweile nichts anderes übrig, als die günstigen Angebote von osteuropäischen Subunternehmern fest in die Kalkulation einzubeziehen, um Aufträge zu ergattern. Vor allem in den neuen Ländern griffen Firmen "unter dem Druck des Wettbewerbs" auf das billigere Angebot zurück, weshalb der Abbau der Arbeitslosigkeit nicht "vorankommt".
Besonders sauer ist er auf die Politiker. "Bei jeder Reise nach Osteuropa vergeben sie neue Kontingente." Innerhalb von zwei Jahren habe sich die Zahl der Werkvertragsarbeiter versechsfacht. Auf 13 Beschäftigte am Bau komme inzwischen ein Kollege aus Osteuropa. Völlig absurd findet Franke, daß auf der einen Seite der 1973 erlassene Anwerbestopp für Ausländer hochgehalten werde, Bonn diese Regelung durch immer neue Ausnahmen andererseits durchlöchere. Im übrigen öffneten die Werkvertragsvereinbarungen der Illegalität Tür und Tor. Franke fordert umgehend Konsequenzen: "Keine neuen Werkverträge mit osteuropäischen Staaten und die alten Kontingente mittelfristig zurückfahren."
Auch die Gewerkschaft läutet die Alarmglocken: Trotz flotter Konjunktur und Hochsaison steige die Zahl der Erwerbslosen und Kurzarbeiter am Bau. Tatsächlich waren im Juni im Westen fast 12 000 auf Zwangsurlaub geschickt und damit fast drei Viertel mehr als zwölf Monate zuvor. Keinen Job mehr hatten knapp 66 000, was einem Plus um rund neun Prozent entspricht. Verantwortlich dafür macht der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Ernst-Ludwig Laux, "den sprunghaften Anstieg illegaler Beschäftigungspraktiken auf deutschen Baustellen in Zusammenhang mit Werkvertragsarbeitnehmern". Generell sind diese Vereinbarungen der IG Bau ein Dorn im Auge, da sie zu unterschiedlichen Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen führen. "Das schafft böses Blut", meint ihr Chef Bruno Koebele.
Das Bonner Arbeitsministerium nimmt die Klagen durchaus ernst, wenngleich der zuständige Referatsleiter die Kritiker auch ermahnt, auf dem Teppich zu bleiben. Werkverträge für gerade mal 100 000 Leute, davon etwa die Hälfte am Bau, könnten doch allen Ernstes nicht als "Bedrohung" für den deutschen Arbeitsmarkt hingestellt werden. Richtig sei, daß die Kontingente in jüngster Zeit deutlich erhöht wurden. "Das ist aber auch politisch gewollt." Gewerkschaft läuft Sturm Vor zwei Jahren hatten nur etwa 9000 Osteuropäer eine meist auf zwei Jahre befristete Arbeitserlaubnis am Bau. Die Bundesregierung, so die Parole, will mit der Aufstockung einen Beitrag zum Aufbau der jungen Marktwirtschaften leisten. Außerdem sollen die legalen Möglichkeiten auch eine gewisse "Ventilfunktion" für illegale Beschäftigung übernehmen. Der Experte aus dem Arbeitsministerium erinnert im übrigen daran, daß die Baukonzerne früher geradezu um höhere Kontingente gebettelt hätten, weil sie nur so die Chance sahen, Auftragsspitzen abdecken zu können.
Die Bonner Einwände sind nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Osteuropäische Subunternehmer mit ihren billigen Arbeitern waren bis vor kurzem noch hochwillkommen. Der Frankfurter Bauriese Philipp Holzmann hält auch heute noch Ausländer für unerläßlich, wie Sprecher Claus Pfeiffer versichert, "denn deutsche Fachkräfte finden Sie doch vor allem in Ballungsgebieten gar nicht mehr". Dieses Dilemma hat die Branche allerdings in den achtziger Jahren selbst verursacht, indem sie die Belegschaften radikal zusammenstrich und der Bau-Beruf nach wie vor wegen der teils schlechten Arbeitsbedingungen nicht als erstrebenswert gilt.
Für die plötzliche Kritik der Interessenverbände an den Werkverträgen mit dem Osten hat die IG Bau eine einfache Erklärung: Man sei an die Grenzen gestoßen, jeder unterbiete jeden, und das "bringt die gesamte Kalkulation durcheinander". Klage, so wird aus den Landesarbeitsämtern berichtet, führten derzeit vor allem mittelgroße Betriebe und die machten wohl den Verbänden jetzt auch "die Hölle heiß". Willi Röll, Gesamtbetriebsrat bei Holzmann in Frankfurt, hegt noch einen anderen Verdacht. "Die Firmen fürchten wohl, daß die polnischen und tschechischen Subunternehmer später einmal selbständig als Anbieter ganzer Projekte antreten könnten." Und das solle mit allen Mitteln verhindert werden.
Daß rund 50 000 Bauarbeiter aus Polen, der CSFR, Bulgarien, Rumänien, Rußland und anderen Staaten die Branche aufmischen können, mutet ziemlich unwahrscheinlich an. Allerdings gibt es noch ein zusätzliches, weitaus gravierenderes Problem - den Troß von Illegalen, der im Schlepptau von Werkverträgen eingeschleust wird. Wenn die Dunkelziffer nur genauso hoch wäre wie das genehmigte Kontingent, würde die Zahl der Osteuropäer etwa ein Zehntel der rund eine Million Beschäftigten im westdeutschen Bauhauptgewerbe ausmachen. Tatsächlich tummeln sich wohl viel mehr - nicht nur aus Osteuropa - auf deutschen Baustellen. Allein in Berlin wird die Zahl der Illegalen auf mindestens 100 000 geschätzt. Die Kontrollbehörden sind angesichts der personellen Ausstattung überfordert. Deshalb ist der als Mittel gegen die Illegalität gepriesene und kürzlich eingeführte Sozialversicherungsausweis auch nicht viel mehr wert als das Stück Papier, auf das er gedruckt ist. Schon die Erfüllung der Werkverträge läßt sich schwer überprüfen. Früher, so Roland Schütz von der Bundesanstalt für Arbeit, sei ein Staatshandelsunternehmen der Vertragspartner gewesen, heute existiere "ein wildwucherndes Gestrüpp von Firmen, das im einzelnen schwer zu kontrollieren ist". Und darunter sind auch, wie sich bei den wenigen aufgedeckten Fällen herausgestellt hat, nicht selten professionelle Schlepperorganisationen, die regelrechten Menschenhandel betreiben. Die Landesarbeitsämter prüfen jeden einzelnen Werkvertrag, bevor sie Arbeitserlaubnisse erteilen. "Auf dem Papier läßt sich alles machen", weiß der Sprecher der entsprechenden Stelle in Baden- Württemberg, Hans-Jörg Eckardt, aber was dann tatsächlich passiere, wisse - auf gut schwäbisch gesagt - "koi Sau".
Voraussetzung für den Abschluß eines Werkvertrages ist, daß die Beschäftigten nur für ein bestimmtes "Werk" eingesetzt werden, Fachkräfte sind und zu Subunternehmen gehören, die auch für die Erfüllung der Verträge verantwortlich sind. Damit soll das seit 1982 am Bau bestehende Verbot der Leiharbeit geschützt werden. Die Entlohnung muß laut Kontrakt dem Satz entsprechen, den "die deutschen Tarifverträge für vergleichbare Tätigkeiten vorsehen". Selbst, wenn diese Bedingungen erfüllt würden, haben die Vereinbarungen jedoch mehrere Fußangeln. Denn Steuern, Beiträge zu Sozial- und Krankenversicherungen und zur Bau-Sozialkasse sind in Deutschland nicht zu entrichten. Ob sie immer zu Hause abgeführt werden, bleibt dahingestellt. Damit sind die angeheuerten Kräfte von vorneherein erheblich billiger als deutsche Leute.
Angenommen, die Subfirma stellt dem Generalunternehmer tatsächlich 28 Mark in Rechnung, was annähernd dem Bruttolohn entspricht, den ein deutscher Arbeiter bekommt. Das heißt aber noch lange nicht, daß der polnische Maurer wie sein deutscher Kollege letztlich 16 Mark auf der Hand hat. Realistisch ist vielmehr eine Obergrenze von zehn Mark. Für einen Polen bedeutet das viel Geld, weshalb er sich wohl kaum über die zu geringe Bezahlung beschweren wird. Holzmann-Betriebsrat Röll registriert zunehmend Unmut auf den Baustellen. "Daß die Ausländer hier ein Potential Arbeit wegarbeiten", ohne etwa in die Sozialkasse einzuzahlen, verärge die deutschen Kollegen genauso wie der Leistungsdruck der Osteuropäer, die selten auf ihren Feierabend pochen.
Vor dem Hintergrund der zahlreichen Probleme appellierte der Verwaltungsrat der Bundesanstalt kürzlich an die Regierung, keine neuen Kontingente mehr zu genehmigen und die bestehenden "deutlich zu reduzieren". Außerdem sollte durch eine entsprechende "technische Ausgestaltung" der Verträge dafür gesorgt werden, "daß die illegale Beschäftigung im Schlepptau derartiger Vereinbarungen soweit wie möglich ausgeschlossen wird".
Für die IG Bau ist das Flickschusterei. Lohn-Dumping und die illegale Beschäftigung ließen sich so nicht eindämmen. "Wir sind nicht gegen Ausländer", betont Gewerkschafts-Chef Koebele. "Aber sie sollen zu gleichen Bedingungen beschäftigt werden wie hiesige Arbeitnehmer." Demnächst wird seine Organisation daher eine Kampagne gegen "illegale Beschäftigung und ruinösen Wettbewerb am Bau" starten. Unter anderem schlägt die IG Bau vor, osteuropäischen Arbeitnehmern "einen zeitlich befristeten Gastarbeiterstatus" zu geben und sie damit hiesigen Kollegen gleichzustellen. Davon möchte die Regierung Kohl jedoch nichts wissen.
Einen wesentlich Schritt weiter führen würde es nach Ansicht der Gewerkschaft aber schon, wenn die Arbeitnehmer in das hiesige Sozialsystem eingegliedert und Beiträge an die Bau-Kasse abführen würden. "Das Geld", so Koebele, könnte ja durchaus "zum Aufbau gleichartiger Systeme in den jeweiligen Heimatländern dienen". Bonn würde dadurch eine noch wirksamere Aufbauhilfe leisten. "Das geht rein rechtlich nicht", heißt es beim Hauptverband und auch im Bonner Arbeitsministerium wird abgewunken. Ferner will die Gewerkschaft die Sanktionen gegen illegale Praktiken verschärft und vor allem auch die deutschen Generalunternehmer in die Verantwortung einbezogen wissen. Davon halten die Arbeitgeber wenig: "Schwarze Schafe wird es immer geben", meint Hauptverbands-Geschäftsführer Franke. "Mit schärferen Gesetzen ist da nichts auszurichten."
Die Klagen und Anregungen stoßen in Bonn nicht auf völlig taube Ohren. Jedoch sollen weiterhin osteuropäische Werkvertragsunternehmer hierzulande befristet tätig werden können, betonte kürzlich Bundesarbeitsminister Norbert Blüm auf einer Klausurtagung seines Hauses. "Das ist politisch gewollt und vernünftig". Zum einen werde den östlichen Nachbarländern beim Aufbau geholfen. "Gleichzeitig schieben wir damit die Kooperation deutscher und osteuropäischer Firmen an und handeln damit auch im eigenen Interesse." Allerdings, so verlautet aus dem Ministerium, sollen die 1994 auslaufenden Vereinbarungen nicht verlängert werden. Dadurch ginge die Zahl der osteuropäischen Werkvertragsarbeiter am Bau dann auf weniger als die Hälfte zurück.
Daß die Vereinbarungen unzureichend ausgestaltet sind und Lohn-Dumping nicht vereiteln, hat auch die Koalition eingesehen. Die vorgeschlagene "Abhilfe" in Gestalt einer Bearbeitungsgebühr von 250 Mark je Arbeitnehmer wird dem Problem aber kaum gerecht. Um die Illegalität zu bekämpfen, will die Regierung im Rahmen der Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) den Arbeitsverwaltungen ermöglichen, "auch ohne konkreten Anfangsverdacht" Baustellen zu überprüfen, auf denen Ausländer beschäftigt sind. Außerdem sollen die Sanktionen verschärft werden. "In besonders schwerwiegenden Fällen wird die illegale Beschäftigung als Straftat geahndet", betont das Haus Blüm. Der Plan, gegen Werkverträge verstoßende Firmen künftig sofort aus Deutschland zu verbannen, kommt reichlich spät und müßte eigentlich längst gängige Praxis sein. "Die Bundesanstalt für Arbeit wird die Bekämpfung illegaler Beschäftigung weiter verstärken", kündigte Blüm auf der Klausurtagung außerdem an. Dies sei wegen der Öffnung der Grenzen zu den osteuropäischen Ländern und der Aufhebung des Visumszwangs für Polen und die CSFR "auch dringend geboten". In Nürnberg fragt man sich indessen, wer all die Versprechen erfüllen soll. "Schon heute reicht das Personal hinten und vorne nicht." CHRISTINE SKOWRONOWSKI
Es ist ein gelbes Plastikbändchen, welches am gestrigen 15. Juli Otto Normalverbraucher von einer sehr bedeutenden Persönlichkeit unterschied. Das versiegelbare und damit natürlich nicht übertragbare Kunststoffarmband öffnet den Eingang ins Allerheiligste des Sponsorentums - die VIP-Lounge. In Frankfurt haben sich die Organisatoren bei der Namensgebung für die Après-Tennis-Tempel mit Schlichtheit geschmückt. "International Lounge" nennt sich der größere der zeltbedachten Speisesäle, der 1200 very important persons angenehmes Ambiente abseits vom Massengeschiebe zwischen den Courts bietet. Das kleinere der Zelte ist einfach nach dem Namen der Gastgeberstadt des Federation-Cup 1992 benannt. Frankfurt könnte täglich bis zu 300 wichtigen Persönlichkeiten einen Sitzplatz auf einem der Plastikklappstühle anbieten.
Nein eine Hummer-, Kaviar- und Champagner-Orgie, wie sie so manche Daviscup-Begegnung der gehobenen Art eher unangenehm begleitet hat, wollte die Stadt der Banken und Börse nicht präsentieren. Die reine bürgerliche Bescheidenheit mußte es aber auch nicht gerade sein. Und so sind Zelt-Villages (das deutsche Wort Dorf klingt ja so provinziell) entstanden, die - legt man eine Meßlatte zwischen Würstchenbude und Grand-Hotel an - ungefähr drei Viertel in Richtung Luxusherberge liegt. Schließlich hat das bedeutend sein, seinen Preis. 1400 Mark pro Person und sieben Tage kassiert die Stadion GmbH, dafür, daß sie den mehr oder weniger prominenten Besuchern ein Dach über dem Kopf bietet. Billig war der Lounge-Bau auch nicht gerade. Knapp eine Viertelmillion Mark hat das in zartem Tuch verkleidete Stahlgerüst gekostet.
Blütenweißer Stoff wölbt sich sanft von der Decke. Grauer Teppichboden dämpft jeden noch so geschäftigen Schritt. Für den farbenfrohen lebendigen Schliff sorgen 200 Blumensträuße und 500 Pflanzen im Gesamtwert von fast 200 000 Mark, die die "International Lounge" nach Meinung der täglich erscheinenden Federation-Cup-News "wohl zur prächtigsten Lounge machen, die es bei einem Tennisturnier je gegeben hat." Pracht hin oder her, es ist ziemlich leer im fein dekorierten Speisezelt. Sicher: Lunchtime, die Zeit zum Mittagessen, ist vorbei und auf Court Nr. 1 spielt sich gerade Steffi Graf zum zweiten Einzel ein. So kommen auf ungefähr drei VIP, eine Eßecke. Das deutsche Luftfahrtunternehmen hat, höchst variabel und beinahe für jeden Geschmack, aufgetischt. Variationen von Shushi (japanisch), Schweinshaxe mit Weißkraut und Semmelknödeln, Weißwürstel mit süßem Senf (unverkennbar deutsch), Lasagne (braucht keine Erläuterung), Pytt i Panna (skandinavisch), karibische Fleischbällchen (als südamerikanische Variante), Poulardenbrust (asiatisch), und für die nordamerikanischen Gourmets gab es Spareribs und Folienkartoffel.
Auf der Terrasse saß in offenem Hemd IOC-Mitglied und NOK-Generalsekretär Walther Tröger, unweit von einigen japanischen Geschäftsleuten, die praktischerweise neben dem Blick auf den Teller auch ein Auge auf Court 4 riskieren konnten, wo Japan gegen Argentinien Tennis spielte. Ob der ehemalige Frankfurter Sportamtschef Gustav Hofmann oder Ex-Eintracht Profi Gert Trinklein am Pils nach Art des Deutschen Tennisbund-Präsidenten, Claus Stauder, nippten ist nicht bekannt, jedenfalls gaben sie sich ganz "international" die Ehre.
Der Ober trägt mit Fliege und kurz geschnittener Jacke auf. Hinter dem Tresen tragen die Barkeeper den kleinen Schwarzen. Flinke Kellnerinnen wuseln zwischen bunten Tischen hindurch. Die Mischung zwischen Biergarten und Gaststätten mit dem schweren silbernen Besteck ist durchaus gelungen.
Weil es den VIPs, wie beinahe jedermann ja weiß, im wahrsten Sinne des Wortes oft am Kleingeld fehlt, dürfen sie innerhalb Deutschlands umsonst telefonieren. Dennoch dürfen sie ein bißchen neidisch sein, denn die Spielerinnen können aus der Spieler-Lounge kostenlos weltweit kommunizieren, falls sie in den acht Tagen Frankfurt das Heimweh befällt. Nur beim Essen mußten sie sich mit einem Gericht bescheiden : Lachs mit Kartoffeln. JÜRGEN AHÄUSER
Es ist, die CDU erinnert uns daran, Vorwahlkampf in Hessen. Im März werden die Kommunalparlamente neu gewählt, und die Parteien suchen schon jetzt nach Themen. Die Union hat sich auf die "Kriminalitätsbekämpfung" gestürzt, die sie für wichtiger hält als alles andere (was ist mit Wohnungsnot, Kindergartenmisere, Verkehrschaos?). Und weil Rot-Grün diesmal so verdammt bürgerlich regiert und die Stärkung der Polizei zum eigenen Anliegen gemacht hat, muß es etwas ganz Neues sein, selbst Nein, danke wenn man damit lange bewährte Grenzlinien zwischen Bürgern und Staatsgewalt zu verwischen bereit ist.
Was soll die ganze, allseits bejubelte Beförderungswelle in der hessischen Polizei, wenn man mit angestellten "Wachpolizisten" gleich wieder neue Mitarbeiter minderen Ranges schafft? Was soll das Ablehnen von "Bürgerwehren", wenn man sie in Polizeiuniform letztlich doch anpeilt? Der Bäkkermeister als Wochenend-Sheriff, der Müllkutscher als Freizeit-Polizist: Nein, danke. Da ist die Gewißheit, in der grünen Uniform einen ausgebildeten Beamten vor sich zu haben, für das Vertrauen der Bürger in die Polizei doch allemal mehr wert.
Statt die Stammtische zu bedienen, sollte sich auch die CDU lieber auf den mühsamen Weg konzentrieren, die Polizisten von Verwaltungs- und anderen unnötigen Aufgaben zu entlasten. Rot-Grün hat da bislang wahrlich nicht geglänzt. RICHARD MENG
NIDDERAU. Mit ihren ab 70 Jahre alten Bürger(inne)n unternimmt die Stadt Nidderau eine Schiffahrt von Hanau nach Frankfurt. Der Senior(inn)enausflug findet für Heldenbergen und Ostheim am Montag, 24. August, für die übrigen Stadtteile am Dienstag, 25. August, statt.
In Frankfurt sind zwei Stunden "Landgang" geplant; an Bord ist bei Kaffee und Kuchen ein Alleinunterhalter engagiert. Ul
Eine 76 Jahre alte Rentnerin ist beim Einsteigen in einen Zug der Linie U 2 an der Station Weißer Stein in Eschersheim von einem Bullterrier-Mischling angefallen und so schwer verletzt worden, daß sie nach einstündiger Operation auf die Intensivstation eingeliefert werden mußte. Die Frau trug schwerste Bißwunden am linken Arm davon. Die Polizei nahm den 28jährigen Hundeführer fest. Er wurde mit vier Haftbefehlen wegen Drogen- und Eigentumsdelikten gesucht. Gegen ihn wird nun auch wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des Verstoßes gegen die neue Hundeverordnung der Stadt ermittelt.
Laut Polizeisprecher Manfred Feist war der 28jährige morgens gegen 7.50 Uhr mit seinem angeblich angeleinten Kampfhund, der aber keinen Maulkorb trug, in den U-Bahn-Wagen eingestiegen. Das Tier stürzte sich sofort auf die Rentnerin. Bedienstete der Stadtwerke rissen den Hund fort und nahmen den Hundeführer mit zum Betriebshof in Heddernheim. Die 76jährige wurden von einer Krankenwagenbesatzung in ein Krankenhaus gebracht.
Gegenüber der Polizei gab der Hundeführer in Heddernheim zunächst falsche Personalien an. Eine Überprüfung ergab, daß er wegen mehrerer Delikte gesucht wird. Der 28jährige erklärte, der Hund gehöre einer Bekannten in Nieder-Eschbach, bei der er auch wohne.
Die Beamten begleiteten ihn dorthin und trafen die Frau, eine 37jährige, an. Wie sich herausstellte, hielt sie zwei Bullterrier-Mischlinge, die beide aus einem Frankfurter Tierheim stammen sollen. Keines der Tiere war angemeldet. Sie sei "bisher noch nicht dazu gekommen", sagte sie der Polizei. Auch für den zweiten Hund hatte sie keinen Maulkorb.
Die Revierbeamten informierten noch am selben Tag das Ordnungsamt sowie das Stadtsteueramt. Die Kampfhunde ließen sie in der Obhut der Frau. "Zu diesem Zeitpunkt", sagte Polizeisprecher Feist, "wußten die Beamten noch nicht, daß die 76jährige durch die Bisse so schwer verletzt worden war."
Nach den Worten von Stadtrat Achim Vandreike, Dezernent für das Ordnungsamt, wurde inzwischen veranlaßt, daß die beiden Bullterrier-Mischlinge bei der Frau abgeholt und in ein Tierheim gebracht wurden, wo sie untersucht werden sollen.
Sowohl dem 28- als auch der 37jährigen soll generell untersagt werden, Hunde zu halten. Diese Möglichkeit sieht die Frankfurter Hundeverordnung vor, die am 1. Juni dieses Jahres in Kraft trat. enk
OBERURSEL. "Puppentheater mag ich viel lieber als Fernsehen!", sagt die vier Jahre alte Melanie und schaut gebannt auf den kleinen grünen Drachen mit den glänzend roten Lackschuhen. Mit viel Liebe und Mühe haben Barbara Theisen, Monika Djadjadisastra und Kirsten Röhrs von der Düsseldorfer Puppenspieltruppe "Theater aus dem Kessel" ihr Stück inszeniert.
Fasziniert gucken sich die kleinen Zuschauer im Alter von drei bis zehn Jahren das Schauspiel an: Tobias lutscht ganz aufgeregt an seinem Daumen, während Melanie gleich alle zehn Finger im Mund hat. Anfangs sind sie alle mucksmäuschenstill und lassen sich in die Welt des märchenhaften Teekessel-Hauses entführen.
Doch dann unterstützen die 120 Kinder lautstark den kleinen Drachen, damit er dem Riesen, der den Wald in Angst und Schrecken versetzt, seinen Schatz abluchsen kann: "Riese komm auf die Wiese!" Fast muß man sich die Ohren zuhalten. Der Riese erscheint und echtes Feuer speiend wird er vom Held der Kinder niedergezwungen. Allgemeines Aufatmen: "Der Drache mit den roten Lackschuhen" hat seinen Schatz und darf nach Hause.
Aufatmen kann auch der Veranstalter: das Kulturamt der Stadt. Dort ist man froh, daß alles glatt über die Bühne ging. Denn für unter Fünfjährige ist es schwer, sich 45 Minuten lang zu konzentrieren. Das Puppenspiel wurde am Dienstag in der Oberurseler Turnhalle (Korfstraße) im Rahmen der Ferienspiele aufgeführt, die diese Woche zu Ende gehen.
Während die Kinder draußen die Klos stürmen, fängt für die drei Frauen vom Puppenspiel der letzte Teil ihrer Arbeit an: das Abbauen. Eineinhalb Stunden brauchen sie dafür.
"Auf das Stück haben wir uns neun Monate vorbereitet", sagt Barbara. "Wir nehmen die Kinder als Publikum ernst, deshalb setzen wir andere Akzente. Großflächige Bühnen, stille Momente und Poesie sind dabei sehr wichtig. Bühnenbau, Drehbücher und Technik, das machen wir alles in eigener Regie." Nicht pädagogisch soll es sein. Ihr Motto lautet: "Lust auf Kinder! Lust auf Spielen! Lust auf Theater." FARHAD DILMAGHANI
HAMMERSBACh / BRUCHKÖBEL. Hammersbacher(innen) können ab sofort bei Vorlage ihres Personalausweises die Stadtbibliothek Bruchköbel kostenlos nutzen. Bruchköbel folgte damit einem Wunsch der Gemeinde Hammersbach.
Entsorgungsgesellschaft beschäftigt Landtagsausschuß
Der politische Skandal: Die GBS ist ein quasi-staatliches Unternehmen, an dem das Land Rheinland-Pfalz, die Kommunen, die Industrie- und Handelskammer Pfalz und die angesehene Landesvereinigung Rheinland-Pfälzischer Unternehmerverbände beteiligt sind. Im Aufsichtsrat sitzen Politiker, zu Geschäftsführern wurden unter der letzten CDU-Regierung in Mainz zwei im Müllmanagement unerfahrene CDU-Kommunalpolitiker gemacht. Der Landtag in Mainz hat inzwischen einen Untersuchungsausschuß zur Durchforstung der GBS-Praktiken eingerichtet. Das Sanierungsgeschäft muß teilweise dilletantisch betrieben worden sein. In Gerolsheim versickerten die Millionen schneller als der chemische Giftcocktail aus der Sondermüllkippe, heißt es in Mainz. Unter der Aufsicht der früheren CDU-Umweltstaatssekretäre Johann Wilhelm Römer (heute Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes) und Stephan Götzl kletterten die Sanierungssummen von anfangs 50 Millionen auf zuletzt vermutlich über 300 Millionen Mark. Dabei stand die GBS kurz vor dem Zusammenbruch. Die Unfähigkeit des GBS-Managements hatte schon ein Wirtschaftsprüfungsbericht festgestellt, der eindeutig von Mißmanagement sprach und Versäumnisse der Unternehmensleitung aufzeigte. Dieser Bericht allein, der bis nach den Wahlen zurückgehalten wurde, hätte nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits einen Anfangsverdacht auf kriminelle Machenschaften ergeben können.
Vor der rheinland-pfälzischen Landtagswahl 1991 muß das vom CDU-geführten Ministerium, zeitweiliger Minister war auch der ehemalige CDU-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende Hans- Otto Wilhelm, ähnlich gesehen worden sein. Ein interner Vermerk hält fest, daß nach dem Ergebnis des Gutachtens die Geschäftsführer der GBS nicht mehr tragbar seien. Trotzdem wollte der Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Götzl den CDU-Parteifreund und GBS-Hauptgeschäftsführer noch vor dem Amtsantritt der SPD/FDP-Regierung in Mainz finanziell absichern. Der Geschäftsführer hat inzwischen in einer umfassenden Stellungnahme Versäumnisse bei der Kontrolle und Überprüfung in Gerolsheim eingeräumt.
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ehe WARSCHAU, 15. Juli. Wer in Polen ohne Grüne Versicherungskarte angetroffen wird, muß damit rechnen, mit einem Bußgeld von umgerechnet 530 Mark belegt zu werden. Dieses Bußgeld kann sowohl von den Grenzbehörden als auch von der Polizei bei Kontrollen im Landesinneren erhoben werden.
Entsprechende Meldungen hat am Mittwoch der stellvertretende Direktor des Garantiefonds der polnischen Autoversicherer, Piotr Kaczanowski, bestätigt. Das Bußgeld, das dem dreifachen Jahresversicherungssatz in Polen entspricht, wurde eingeführt, um die steigende Zahl unversicherter Autos in Polen zu bremsen. Aus dem so finanzierten Garantiefond werden Verkehrsopfer entschädigt, die von einem unversicherten Unfallgegner geschädigt wurden. Es spielt keine Rolle, ob der Ausländer wirklich nicht versichert ist, oder nur die Grüne Karte vergessen hat.
Aufgrund der Höhe des Bußgeldes sind bereits Beschwerden deutscher Touristen beim Auswärtigen Amt in Bonn eingetroffen. Bei der Regelung handelt es sich jedoch um keine Schikane gegenüber deutschen Touristen. In manchen europäischen Ländern müssen Reisende ohne Grüne Karte sogar mit der Konfiszierung des Wagens rechnen.
Auch zur Einreise nach Deutschland ist für Polen die Grüne Karte zwingend erforderlich. Polnischen Reisenden drohen ansonsten 1500 Mark Bußgeld, Sicherstellung des Fahrzeuges und Haft bis zur Klärung der Situation.
GELNHAUSEN. Die Beruflichen Schulen in Gelnhausen sollen demnächst Meßgeräte im Wert von 240 000 Mark erhalten.
Der Fachbereich Messen und Prüfen soll damit auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Zudem wird die Ausstattung der Fachschule für Kautschuk- und Kunststofftechnik für 56 000 Mark verbessert.
Ein Projekt "Bosnien-Hilfe" haben an der Universität Frankfurt Studentinnen aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens gemeinsam mit deutschen Kommilitonen in Leben gerufen. "Das Übergreifen der bewaffneten Auseinandersetzungen auf Bosnien-Herzegowina bedeutet eine Eskalation, deren Ausmaß in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit noch immer nicht erkannt wird", heißt es in einer Pressemitteilung. In dieser Situation sei es dringend notwendig, neben politischer Aufklärungsarbeit auch konkrete Hilfe für die vom Krieg betroffenen Menschen zu leisten.
Es gebe schon direkte Kontakte zu "staatsunabhängigen Flüchtlingsinitiativen", zum Präsidenten des Bosnischen Roten Kreuzes sowie zu den Hochschulen und Initiativen in Ljubljana (Slowenien) und Zagreb (Kroatien). Unterstützt wird das Projekt vom Allgemeinen Studentenausschuß der Universität und von "medico international".
Der Krieg in Bosnien-Herzegowina habe bisher über 10 000 Tote gefordert und die größte Flüchtlingswelle in Europa seit dem letzten Weltkrieg ausgelöst. "Unsere Hilfe soll allen Menschen in Bosnien-Herzegowina, unabhängig von ihrer nationalen Zuordnung, zugute kommen", heißt es in dem Spendenaufruf. Dabei wird betont, daß man sich "von keiner Kriegspartei instrumentalisieren lasse".
Näheres ist unter folgender Adresse zu erfahren: "Projekt Bosnienhilfe, Universität Frankfurt, StudentInnenhaus, R 107 a, Mertonstraße 26 - 28, 6000 Frankfurt am Main. Telefon: 798 33 26. Fax: 70 20 39".
Spenden können bei der Frankfurter Sparkasse eingezahlt werden, Konto 0305 826 360, BLZ 500 502 01. -vau
Eine unzulässige Finanzierung von Radwegen wirft die CDU-Fraktion dem Magistrat in einer Anfrage vor. Hintergrund: Bauherren müssen der Stadt sogenannte Ablösezahlungen bezahlen, von denen Parkplätze eingerichtet werden. Laut einer Magistratsvorlage aus dem Mai wolle der rot-grüne Magistrat 1,3 Millionen Mark dieser Ablösezahlungen dazu verwenden, um den Radweg Seckbach-Innenstadt zu bauen.
Es sei zwar möglich, mit den Parkplatzgeldern Investitionen im öffentlichen Nahverkehr und Fahrradverkehr zu finanzieren; dies regelt die 1992 verabschiedete Neufassung der Hessischen Bauordnung. "Allerdings nur dann, wenn die Maßnahmen ,für den Bauherrn einen Vorteil bewirken'", betont Wolfgang Stammler, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender. "Welche Vorteile soll der geplante Radweg für welche Bauherren bewirken?" will die CDU in ihrer Anfrage wissen.
Weiterhin verlangt die Union Auskunft, ob Parkplatzgelder, die vor der Gesetzesnovelle angefallen sind, ebenfalls für den Radweg verplant wurden. ert
OBERURSEL. Andernorts blüht der Kultursommer erst auf - in Oberursel neigt er sich dem Ende zu, doch mit einigen Highlights: Am heutigen Donnerstag spielen auf dem Rathausplatz die "Nerds", eine Gruppe aus Frankfurt, die melodischen, schnellen Punk-Rock spielen will. Die Jungs haben Erfahrung gesammelt auf ihren Touren und wissen, was beim Publikum ankommt: Speedattacken, Bühnenshows und Grooves haben sie bekannt gemacht.
Am Samstag, 18. Juli, zeigt die Open- Air-Leinwand den Film "Wer die Nachtigall stört" um 22 Uhr und am Sonntagmorgen, 19. Juli, werden die "Sophistcats" im Museumsvorhof am Marktplatz ab 11 Uhr swingen: Die Musiker interpretieren Swing-Standarts und Balladen, lateinamerikanischen Jazz und Stücke aus dem Grenzbereich Rock-Pop und Jazz. Die Gruppe spielt zum erstenmal in Oberursel.
Am Dienstag, 21. Juli, wird um 19.30 Uhr vor dem Rathaus die einzige Kabarettveranstaltung des "Orscheler Sommers" über die Bühne gehen: Müller, Müller, Kunz werden ihr Programm zeigen. Das Ende läutet am Donnerstag, 23. Juli, die Gruppe "Starfuckers" ein. Die Musiker beginnen um 19.30 Uhr mit dem unüberhörbaren Schluß der Kulturveranstaltungen. s
Der bisherige 73jährige Vizepräsident Indiens Shankar Dayal Sharma ist neuer Präsident des Landes. Nach Berichten der indischen Presseagentur PTI wurde Sharma, der als Kandidat der regierenden Kongreßpartei angetreten war, am Donnerstag offiziell zum Sieger der Wahlen erklärt. Der Politiker errang knapp 65 Prozent der Stimmen und ließ damit seinen Gegenkandidaten George Gilbert Swell, der von der Zentrumspartei und rechten Gruppierungen unterstützt wurde, weit hinter sich. Der bisherige Amtsinhaber, der 80jährige Ramaswamy Venkataraman, hatte nicht mehr kandidiert.
Sharma ist der neunte Staatspräsident Indiens. Vor den Wahlen hatte es innerhalb der Kongreßpartei heftige Auseinandersetzungen um seine Kandidatur gegeben, die von Parteimitgliedern abgelehnt worden war. Sie wollten einen Vertreter der niederen Kasten zum Bewerber um das höchste Staatsamt machen.
Die Präsidentenwahl, die von einem Wahlgremium von 4748 Bundes- und Landesabgeordneten vorgenommen wurde, verlief ohne Zwischenfälle. Am Montag hatte die Wahl durch das Zentralparlament sowie die Parlamente der 23 indischen Bundesstaaten begonnen. Die Auszählung hatte sich von Montag bis Donnerstag hingezogen, da die Wahlurnen aus den Provinzen erst nach Neu-Delhi gebracht werden mußten. Sharma soll am 25. Juli vereidigt werden.
Ein kleiner Wermutstropfen trübt den Wahlsieg des neuen indischen Staatspräsidenten Shankar Dayal Sharma. Kaum war heraus, daß er der zehnte Mann ist, der in das prächtige, Walhalla-große Palastgebäude auf der Regierungsmeile in Neu-Delhi einzieht, da kündigte die Opposition bereits ein Mißtrauensvotum gegen die Minderheitsregierung des indischen Premierministers P.V. Narasimha Rao an. Das hat allerdings weniger etwas mit der Person des Neugewählten zu tun, als damit, wie seine Wahl zustande kam. Narasimha Rao hatte nämlich einen entschlossenen Schlußstrich unter seine bisherige Politik des Konsenses mit der Opposition, vor allem mit der rechtsradikalen Hindu-Partei Bharatiya Janata (BJP), gezogen. Gegen den Willen der Opposition, die endlich den symbolträchtigen Akt vollzogen sehen wollte und ein Mitglied der untersten Kasten oder einen Kastenlosen in das höchste Staatsamt bringen wollte, drückte er seinen Kandidaten durch: den Brahmanen Sharma.
Nicht, das irgend jemand etwas gegen den hochangesehenen bisherigen Vizepräsidenten einzuwenden gehabt hätte. Hier ging es mehr ums Prinzip und erst recht um die Wählerstimmen. Der regierenden Minderheit, der Kongreß-Partei, ging es vor allem darum, ihre Macht zu erhalten. Der indische Präsident bekleidet zwar nur ein repräsentatives Amt, aber er hat Befugnisse, die ihn gerade in Zeiten einer Minderheitsregierung zum Zünglein an der Waage werden lassen: Er beruft und entläßt den Premierminister, er hat die Aufgabe, das Parlament aufzulösen. Darüber hinaus kann er die Direktregierung Delhis in unruhigen Unionsstaaten einsetzen. Dabei handelt es sich um ein Mittel, mit dem in der Vergangenheit häufig unliebsame Oppositionsregierungen ausgeschaltet wurden. Seit die Schonfrist für Rao abgelaufen und er in das Sperrfeuer der Kritik geraten ist, braucht Indiens Regierungschef einen Mann an der Spitze des Staates, auf den er sich hundertprozentig verlassen kann.
Schon in Kürze wird es eine Neuauflage im Parteienstreit geben. Das Amt des Vizepräsidenten muß neu besetzt werden. Zwar ist die Kongreßpartei bereit, diesmal einen Niedrigkastigen zu berufen, aber auch der soll "ihr Mann" sein, nicht einer der Opposition. Schließlich ist der Vizepräsident zugleich Vorsitzender des einflußreichen Oberhauses, wo der Kongreß nach den Nachwahlen zum erstenmal seine Mehrheit verloren hat.
Narasimha Rao braucht also absolute Loyalität und die Opposition ein Symbol. Das ist bei dem Präsidentschaftskandidaten George Gilbert Swell der Fall. Er ist Angehöriger der Ureinwohnerstämme aus dem nordöstlichen Meghalaya und Christ, und damit Lichtjahre vom Brahmanenstatus entfernt. Er gilt als unabhängiger Geist, der es vom Collegeprofessor bis zum stellvertretenden Parlamentspräsidenten gebracht hat.
Für den Führer der Volksunion Janata Dal, den ehemaligen Premier V.P. Singh, der die Macht der Brahmanen brechen will, ist er ein idealer Kandidat. Unverhoffte Schützenhilfe bekam die linke Janata Dal von ihren erbitterten Gegnern, den der BJP, die mit der Unterstützung Swells zu demonstrieren suchten: "Seht einmal, wir sind gar keine Minderheitenfresser." Unerwartete Schützenhilfe bekam freilich auch die andere Seite: die kommunistische Linke, bisher mit V.P. Singh verbündet. Sie stellte sich hinter den Kongreß-Kandidaten Sharma. Möglich ist, daß sich damit eine Neuorientierung der politischen Kräfte in der "Ära nach Nehru und Gandhi" abzeichnet.
Der 73jährige Shankar Dayal Sharma, der am 19. August 1918 in Bhopal geboren wurde, ist wie Narasimha Rao ein Veteran der Kongreßpartei. "Daak Saab" (Doktor Sahib), so nennen ihn die Jüngeren ehrfurchtsvoll. Er ist Jurist mit einem Doktorgrad der Cambridge University, anerkannt sowohl als Akademiker wie als Politiker. Zwar gilt er als Vertreter des politischen Establishments, aber auch als ein Mann, der keine Feinde hat. So jemand muß man in Indien mit der Lupe suchen.
Daß er als Kongreß-Präsident die Augen vor den undemokratischen Exzessen der Notstandszeit unter Indira Gandhi verschloß, haben ihm jedoch manche bis heute nicht vergessen. Doch seine spätere Haltung in politisch schwierigen Situationen hat ihn als einen überzeugten Demokraten ausgewiesen.
GABRIELE VENZKY (Neu-Delhi)
rei BONN, 15. Juli. Der beschleunigte Ausbau des Schienennetzes in Ost- und Westdeutschland um fast ein Drittel des bisherigen Umfangs und die Verteuerung des Straßenverkehrs sind Kernpunkte eines umfangreichen Konzepts von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU), das vom Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt worden ist. Autobahnen und Fernstraßen sollen um 2400 auf eine Länge von 13 300 Kilometer anwachsen.
Das Kabinett beauftragte Krause, die Gesetzentwürfe für die Bahn-Reform auszuarbeiten, die ab 1. Januar 1994 schrittweise in Kraft treten sollen. Ein großer Teil der bisher aufgelaufenen Milliarden-Schulden der Bahn soll nach den Vorstellungen Krauses aus den Mitteln einer Straßenbenutzungsgebühr abgetragen werden, die ab 1995 alle in- und ausländischen Auto- und Lastwagenfahrer bezahlen sollen.
Zur weiteren Entlastung des Staatshaushaltes setzt Krause verstärkt auf die private Finanzierung von Bundesfernstraßen im "Konzessionsmodell". Das heißt, private Unternehmen übernehmen den Bau einer Autobahn auf eigene Rechnung, und der Bund zahlt Gebühren für die Benutzung. Konkret geplant sind derzeit sieben Projekte, darunter Ortsumgehungen, ein Elbtunnel in Hamburg sowie Autobahnen im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Weitere 23 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund acht Milliarden Mark werden noch geprüft. Krause verspricht sich von der Privatfinanzierung eine "deutliche" Einsparung öffentlicher Mittel und eine schnellere Realisierung der Bauvorhaben. Auf diesem Wege könne die A 8 im Saarland um rund 15 Jahre, die Elbröhre um rund vier Jahre vorgezogen werden.
Auch die Finanzierung einer Anwendungsstrecke für die Magnetbahn Transrapid soll der privaten Wirtschaft übertragen werden. Der vom Kabinett gebilligte Bundesverkehrswegeplan, der die Grundlage für den Ausbau der Verkehrswege des Bundes bis in das Jahr 2005 ist, befürwortet die Strecke Hamburg - Berlin mit einer für später erwogenen Verlängerung in Richtung Bremen - Ruhrgebiet - Köln - Bonn.
Der Bundesverkehrswegeplan sieht Gesamtinvestitionen des Bundes von 414 Milliarden Mark vor. Davon entfallen rund 195 Milliarden auf die Schiene, 191 Milliarden Mark auf die Fernstraßen und rund 28 Milliarden Mark auf die Bundeswasserstraßen. Bis 2010 ist für die Bahn die Schaffung eines Schnellfahrnetzes mit Geschwindigkeiten über 200 Stundenkilometern auf rund 3200 Kilometern vorgesehen. Im Vorgriff auf den Bundesverkehrswegeplan hatte die Bundesregierung bereits 17 Verkehrsprojekte "Deutsche Einheit" mit einem Investitionsvolumen von rund 57 Milliarden Mark beschlossen. Außer dem zunächst für Ostdeutschland eingeführten "Beschleunigungsgesetz", das durch gestraffte Verwaltungsverfahren für kürzere Planungszeiten sorgen soll, werden einzelne Streckenabschnitte per Investitionsmaßnahmegesetz zusätzlich schneller gebaut: Hierbei tritt ein Beschluß des Parlaments an die Stelle von Verwaltungsverfahren. Als erstes Maßnahmegesetz billigte das Kabinett am Mittwoch die rund 14 Kilometer lange Südumfahrung der Stadt Stendal im Bundesland Sachsen-Anhalt als Teil der ersten Schnellbahnverbindung zwischen Ost- und Westdeutschland, Hannover - Berlin. Krause verspricht sich bei diesen Bauvorhaben eine Zeitersparnis von zwei bis zweieinhalb Jahren. Die Südumfahrung Stendal gilt als problematisch, weil dafür bislang unberührte Flächen durchschnitten werden müssen.
Das Kabinett beauftragte Krause ferner, einen Gesetzentwurf für eine Planungsbeschleunigung von Bauvorhaben auch in Westdeutschland vorzulegen. Nach Angaben Krauses ist die lange Planungsdauer der Grund dafür, daß selbst als vordringlich bezeichnete Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplanes 1985 noch nicht umgesetzt worden sind.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) wiesen nach Angaben aus Regierungskreisen in der Kabinettssitzung auf die internationalen Verpflichtungen der Bundesregierung zur Senkung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hin. Insbesondere nach dem energischen Auftreten der Bundesregierung bei der UN-Klimakonferenz Anfang Juni in Rio de Janeiro müsse der Wille zum Handeln auch deutlich gemacht werden, wenn es um die Verkehrsplanung der Bundesrepublik gehe. Der Straßenverkehr ist maßgeblich für die wachsende CO2-Konzentration verantwortlich, die für eine Aufheizung des Weltklimas sorgt. Die Selbstverpflichtung der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß bis zum Jahre 2005 um 25 bis 30 Prozent zu senken, sei deshalb kurzfristig in den Kabinettsbeschluß mitaufgenommen worden.
(Berichte auf Seite 4, im Wirtschaftsteil und Hessen, Kommentar Seite 3)
Bei so einer Mannschaftsweltmeisterschaft haben die Spielerinnen des Gastgeberlandes allerhand Probleme zu bewältigen. Das beginnt mit dem Druck, der auf dem favorisierten Team lastet, geht über die zahlreichen Autogrammwünsche und endet längst nicht auf dem Aschenplatz. So mußten sich am Mittwoch Anke Huber und Steffi Graf in ihren Einzeln beim Federation-Cup zunächst heftiger Gegenwehr der Niederländerinnen Nicole Muns-Jagermans und Brenda Schultz erwehren, ehe die bereits zur Qualifikation für das Viertelfinale gegen Polen ausreichende 2:0-Führung feststand. Im bedeutungslos gewordenen Doppel unterlagen Barbara Rittner und Sabine Hack gegen Oremans/Jagermann 6:2, 5:7, 4:6.
Obwohl Anke Huber beim 7:5, 3:6, 6:1 gegen Nicole Muns-Jagerman über zwei Stunden kämpfen mußte und die schlagkräftige Brenda Schultz 73 Minuten lang Steffi Graf bei deren 6:3, 7:6-Erfolg ins Schwitzen brachte, waren diese Aufgaben ein Kinderspiel verglichen mit der Zerreißprobe, die der Abend bringen sollte. Da lud der Federation-Cup-Sponsor zum obligatorischen Dinner in ein Frankfurter Nobel-Hotel, während zur gleichen Zeit die Softrock-Legende "Genesis" die deutschen Spielerinnen auf dem Mannheimer Maimarktgelände erwartete.
Gewissermaßen zum Gegenbesuch: Denn Mike Rutherford und Tony Banks hatten es sich nicht nehmen lassen, Rock-Liebhaberin Steffi Graf bei ihrem Spiel gegen Brenda Schultz die Ehre des Zuschauens zu erweisen, nachdem die beiden zusammen mit Phil Collins am Abend zuvor bereits mit dem deutschen Team diniert hatten. Was dem Gitarristen und dem Organisten auf dem mit über 1800 Zuschauern völlig überfüllten Court Nr. 1 geboten wurde, war streckenweise "Heavy metal". Denn die großgewachsene und äußerst kräftige Brenda Schultz knallte der Weltranglisten-Zweiten ein ums andere Mal derart kräftige Aufschläge vor die Füße, daß Steffi Graf nur zu einem einzigen Break in dem gesamten Spiel kam.
Im ersten Spiel des Tages hatten sich Anke Huber und Nicole Muns-Jagerman ebenfalls fast nichts genommen - außer insgesamt zehnmal gegenseitig den Aufschlag ab bei 28 Spielen in der Summe. Weil die Deutsche sechsmal das Service der Holländerin zu eigenen Gunsten entschied, Nicole Muns-Jagerman dagegen nur viermal breakte, hatte die Weltranglisten-Neunte das bessere Ende für sich.
Das bessere Tennis aber spielte die 17jährige Badenerin über weite Strecken des Matches nicht. Wie gut die nur auf Rang 63 im Computer notierte 25jährige Rechtshänderin aus Amstelveen das ganze Schlag-Repertoire beherrscht, war Anke Huber bis zum Mittwoch unbekannt, hatten die beiden doch noch nie miteinander zu tun gehabt. "Ich wußte nicht, wie sie spielt, und war auf Bollegraf eingestellt gewesen", begründete Anke Huber ihre großen Probleme mit der variantenreichen Spielweise ihrer Gegnerin, die nur wegen der am Dienstag erlittenen Bänderverletzung von Manon Bollegraf zu Einzel-Ehren in der zweiten Federation-Cup-Runde gekommen war. Mit ihrem sehr starken Aufschlag, mit treffsicheren Vorhandschüssen, vor allem aber mit der extrem unterschnittenen Rückhand erinnert Nicole Munz-Jagerman in ihrer - freilich weitaus weniger dynamischen - Spielweise ein bißchen an Steffi Graf. Indessen fehlen ihr Konstanz und Kondition, um wie die Weltranglisten- Zweite das beachtlich hohe Niveau über eine Spielzeit von über zwei Stunden halten zu können. Erst als sich Ermüdungserscheinungen bei der Niederländerin bemerkbar machten - einen Satz später, als Anke Huber es erwartet hatte -, konnte ihr die Karlsdorferin das druckvolle Grundlinienspiel aufzwingen.
Daß die Deutsche "zu defensiv" begonnen hatte, wie sie hernach einräumte, lag nicht nur an ihrem eigenen Verhalten, sondern war auch das Resultat des Spiels der Niederländerin. Mit dem auf die beidhändig geschlagene Rückhand von Anke Huber gespielten Rückhand-Slice provozierte Nicole Muns-Jagerman immer wieder Fehler der deutschen Nummer 2, die ein ums andere Mal den Ball ins Netz setzte. Ein bißchen erging es in den ersten beiden Sätzen Anke Huber wie Monica Seles im Wimbledon-Finale, als die Weltranglisten-Erste auch immer wieder Probleme hatte, unter die flach abspringenden Bälle zu kommen. Im Gegensatz zu der Jugoslawin, die im Finale gegen Steffi Graf aber fast gänzlich ihr berühmt-berüchtigtes "Grunzen" eingestellt hatte, stöhnte sich Anke Huber im dritten Satz mehr und mehr in ein aggressives Spiel, das der deutschen Mannschaft letztlich auch die Führung sicherte.
Kinder melden sich zu Wort - in großen Lettern: Auf 90 000 Großflächen und Litfaßsäulen sollen bundesweit die dringlichsten Wünsche der Jungen und Mädchen plakatiert werden. Als Initiatoren dieser mehrwöchigen Aktion firmieren der Fachverband Außenwerbung, die Ruhrgas AG und der von der Spielwarenbranche geförderte Frankfurter Verein "Mehr Zeit für Kinder".
Die dringlichsten Anliegen der Kinder waren während einer Befragung von rund 15 000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen vier und 14 Jahren beim Deutschen Kindertag am 31. Mai ermittelt worden. Demnach wünschen sich 91 Prozent der Befragten, daß ihre Eltern ihnen in Ruhe zuhören. 87 Prozent fordern ein Mitspracherecht, wenn es um die Gestaltung des Wochenendes geht.
Auch Umweltschäden sind den Jungen und Mädchen nicht verborgen geblieben. So sind laut Umfrageergebnis 92 Prozent der Kinder bereit, einen Teil ihres Taschengeldes in den Umweltschutz zu investieren. sar
Dora und Rudolf Miedtank feiern heute diamantene Hochzeit. Die gebürtigen Sachsen trafen sich nach einer langen Trennung durch den Krieg 1949 in Dreieich-Offenthal wieder. Rudolf Miedtank war von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1973 Rektor an der Grund- und Hauptschule in Götzenhain, wo das Ehepaar auch heute noch zu Hause ist. Die Jubilare werden heute im Kreis ihrer drei Kinder und fünf Enkelkinder feiern.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Heizölpreise haben in dieser Woche deutlich nachgegeben, wobei die Abschläge durchweg über eine Mark hinausgehen, teilweise sogar beträchtlich. Ursachen sind neben den saisonal bedingt geringen Nachfrage die Entspannung an den Rohölmärkten und der schwache US-Dollar.
Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM bis 2 500 l 49,48-50,16 (50,62-51,87) bis 3 500 l 47,17-47,88 (48,22-49,02) bis 4 500 l 45,60-46,17 (46,74-47,31) bis 5 500 l 45,03-46,17 (46,17-46,74) bis 6 500 l 44,35-45,37 (45,60-46,63) bis 7 500 l 43,55-44,69 (45,26-46,06) bis 8 500 l - (44,92-45,37) bis 12 500 l 42,75-43,21 (43,89-45,03)
Die am 15. Juli gemeldeten Preise gelten für je 100 Liter einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.
Sozialer Sprengstoff am Rande einer reichen Stadt Seit dem Arbeitsplatzwechsel ohne Wohnung: Als Obdachlose leben sie für 500 Mark in winzigen Containern Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber KELSTERBACH. Es rumort im Südpark: "Wer hilft uns?" - "Bin ich denn ein Tier?" - "Wo bleibt das Menschenrecht?" Das sind Fragen verzweifelter und erboster Menschen in der dortigen Obdachlosenunterkunft der Stadt. 15 Familien mit über 60 Personen wohnen auf engstem Raum in Containern, mit einer ob der dünnen Wände gewaltigen Geräuschkulisse, die jeder Intimität spottet - und es besteht keinerlei Aussicht für sie, demnächst hier wieder herauszukommen. Sie zahlen nach eigener Auskunft auch noch stolze Mieten von rund 500 Mark an die Stadt. Bürgermeister Fritz Treutel weiß um die Probleme, aber es gäbe keine freie Sozialwohnung, fast keine Neubaugebiete mehr, dafür rund 400 Wohnungssuchende in der Kartei. Im Südpark ist ein soziales Problemgebiet entstanden - manche sprechen gar besorgt von einer Kelsterbacher Bronx. Und derzeit sieht es eher noch nach einer Verschärfung der Lage aus als nach Entspannung. Denn die beiden Wohncontainer-Gruppen für Asylbewerber und Obdachlose - derzeit insgesamt über 100 Bewohner - sind voll, aber weitere Asylbewerber und Obdachlose sind für die kommenden Wochen angekündigt. Deswegen sollen beide Komplexe aufgestockt werden für noch einmal soviele Menschen. Aufträge sind schon erteilt.
Ein Container-Komplex auf dem einstigen Bolzplatz ist mit 41 Asylbewerbern, der andere mit den 15 Obdachlosen-Familien belegt. Hierbei handelt es sich um Familien türkischer Arbeitnehmer, die bei der Firma AKZO weggingen, weil ihnen die Arbeitsverhältnisse dort als untragbar erschienen, und damit auch ihre Werkswohnungen verloren. Aus eigener Kraft fanden sie zwar wieder Arbeit, aber keine Wohnung. Sie standen über Nacht auf der Straße. Endstation: Container am Südpark. Denn der lokale Wohnungsmarkt ist ausgeschöpft - zumindest was ein für Normalverbraucher erschwingliches Dach über dem Kopf betrifft.
Diese Konsequenzen werden vielen der in der Obdachlosenunterkunft Wohnenden erst heute richtig klar, im nachhinein beurteilen sie den Arbeitsplatzwechsel zumindest als übereilt. Aber viele dieser Arbeitnehmer, die seit Jahren in Kelsterbach wohnen, fühlen sich auch alleingelassen. Die Stadt tue nichts für sie. Ihre Familien, vor allem die Kinder, seien die Leidtragenden. Dabei arbeiteten sie hart und teilweise in drei Schichten, doch reiche das Einkommen nicht für Kaltmieten von 1200 bis 1500 Mark auf dem freien Wohnungsmarkt.
"Dann bliebe nichts mehr zum Leben übrig", sagte ein 30 Jahre alter Türke, der jetzt auf dem Flughafen arbeitet und rund 2500 Mark verdient. Drei Monate in der Baracke haben ihn entnervt. Er lebt mit Frau und zwei Kindern in einem rund 14 Quadratmeter großen Raum, tagsüber müssen Matratzen an die Wand gestellt werden, damit die Bewohner überhaupt bis zum Fenster gelangen.
Abends können die Kinder ob der beengten Verhältnisse nur schlafen, wenn auch die Eltern ins Bett gehen, einen Aufenthaltsraum zum Ausweichen gibt es nicht. Nicht einmal der Fernsehapparat kann abends angestellt werden, sonst werden die Kleinen aufgeweckt. Sogar tagsüber ist es mit dem Fernsehen problematisch, weil wegen der dünnen Wände der in der Nachtschicht arbeitende Nachbar aus dem Bett zu fallen droht.
Bei manchen Eheleuten knirscht es mächtig im zwischenmenschlichen Verhältnis. Eine junge türkische Frau bringt ihren Kummer mit Blick auf die engen Zimmer auf den Nenner: "Ein Eheleben gibt's da nicht mehr." Was solle sie bloß machen? Etwa in die Türkei gehen und den Mann hier lassen? Das sei doch keine Lösung. Außerdem lebe sie seit 18 Jahren in Deutschland, zwölf davon an der Saar, den Rest in Kelsterbach. Ins Saarland könnten sie auch nicht zurück, da bekämen sie zwar vielleicht Wohnung, aber ihr Mann keine Arbeit.
Auch bei den alltäglichen Dingen gibt es Zündstoff: Jeweils zwei Familien teilen sich eine etwa 14 Quadratmeter große Küche, von der noch ein kleiner Teil für eine abgetrennte Dusche und Toilette reserviert ist. Davor kommt es häufig am Tag zum Stau. Öfters schon sei es vorgekommen, daß deswegen eines der Kinder in die Hose gemacht habe, verrät eine Mutter. Oder man müsse im Südpark in die Büsche.
Für die Kinder sei es ohnehin schwierig. Wenn das Wetter einigermaßen gut sei, könnten sie im Freien spielen. Doch sonst hätten sie in den engen Behausungen kaum Raum. Wenn sie bei Regen durch den Gang tobten, würden sie ständig zur Ruhe ermahnt. Wie das in der kühleren Jahreszeit sein werde, stehe in den Sternen. Dafür macht jetzt die Hitze Probleme: Da ist es in dem Flachdachbau unerträglich heiß. Mit Ventilatoren kämpfen die Bewohner dagegen an.
Für die Unterkunft mit 14 Quadratmetern und einer halbe Küche (rund sieben Quadratmeter) bezahlt nach eigener Auskunft eine Familie mit zwei Kindern monatlich 500 Mark Miete an die Stadt. Viel zu hoch, wie die Betroffenen meinen.
Die obdachlosen Türken vergleichen ihre Lage und Belastungen mit den Asylbewerbern in den Containern nebenan und sind sauer: Die hätten es gut, bekämen alles umsonst und müßten nicht einmal arbeiten. Das sei ungerecht.
Demgegenüber rechtfertigt die Stadt die Mieten als angemessen, an den Selbstkosten orientiert und letztlich sogar noch günstig; so Willi Heil von der städtischen Finanzverwaltung. Eine Miete von etwa 500 Mark schließe Nebenkosten wie Wasser und Energie ein.
Man müsse die enormen Kosten sehen, die die Container der Stadt und damit den Steuerzahlern verursachten. Für die beiden bestellten neuen Container müßten mit allen Nebenkosten rund 4,9 Millionen Mark aufgewendet werden.
Im Hintergrund stehe auch, daß diese Leute ihr Schicksal durch unbedachten Arbeitsplatzwechsel selbst verschuldet hätten. Menschlich seien ihm die Klagen ja verständlich, doch könne die Kommune zur Zeit nicht helfen.
Dies unterstrich auch Bürgermeister Fritz Treutel: "Es ist schlimm für die Leute - das ist ein Teufelskreis." Er wisse um die Probleme und dies berühre ihn zutiefst, aber: "Ich weiß nicht, was tun."
Die Stadt engagiere sich seit langem stark im sozialen Wohnungsbau, mehr gehe nicht mehr. Es gebe fast kein Gelände mehr für Neubauten. Wenn kein Wunder geschehe, habe der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung für dieses Jahrhundert die letzten Neubaumaßnahmen auf den Weg gebracht: 25 weitere Sozialwohnungen in Regie der Gemeinützigen Baugenossenschaft. In dieser Sitzung habe der Magistrat auch wieder eine freigewordene Sozialwohnung vergeben. Wegen der Wohnungsnot betrachte dieser das in Kelsterbach als seine Aufgabe.
Die Lage der türkischen Familien in den Obdachlosen-Containern am Kelsterbacher Südpark ist unerträglich. Hier sind politisches Handeln und auch menschliche Gesten gefordert. Abhilfe tut not, sonst droht ein sozialpolitisches Pulverfaß zu explodieren.
Die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Bewohner ist fast schon mit Händen zu greifen. Wut und Resignation schlagen dem Besucher entgegen. Hier leben Menschen, die offensichtlich nicht mehr ein noch aus wissen. Und wenn die Container noch aufgestockt werden, könnte bald alles noch viel schlimmer werden.
Natürlich kann eine Stadt allein ein solches Problem nicht lösen. Nicht einmal das reiche Kelsterbach kann Wohnungen aus dem Boden stampfen, wenn es den Platz dafür innerhalb seiner Gemarkungsgrenzen nicht hat. Hier ist die große Politik durch Weichenstellung im Wohnungsbau, Asyl- und Ausländerrecht dringend gefordert.
Trotzdem könnte die Stadt Kelsterbach selbst zur Entspannung im Südpark beitragen. Gerade weil sie reich ist und das auch immer gern betont. Sie sollte vor allem die Höhe der von ihr erhobenen Mieten für die Unter- Runter mit den Mieten künfte in den Baracken überprüfen. 500 Mark für einen Raum mit halber Küche sind happig. Weniger Einnahmen tun der Stadt nicht weh, den beengten Bewohnern gegenüber wäre es zumindest eine Geste.
Die Kommunalpolitiker könnten sich auch einmal vor Ort sehen lassen. Es ist allemal besser, mit den Leuten, als über sie zu reden. Das könnte neue Erkenntnisse für die Politiker bringen, und den Menschen am Stadtrand ein wenig vom Gefühl nehmen, völlig vergessen zu sein.
WALTER KEBER
Vorschau auf einen Blick
FUSSBALL 2. BUNDESLIGA: Spvgg. Unterhaching - FSV Mainz 05 (FR. 19.30), Fortuna Köln - MSV Duisburg (Fr. 20.00), Stuttgarter Kickers - VfL Wolfsburg, VfB Oldenburg - Chemnitzer FC, Fortuna Düsseldorf - FC Carl Zeiss Jena, FC Hansa Rostock - Waldhof Mannheim, Wuppertaler SV - SV Meppen, VfB Leipzig - FC Homburg, Eintr. Braunschweig - FC St. Pauli (alle Sa. 15.30), Darmstadt 98 - Hertha BSC Berlin, SC Freiburg - Hannover 96, VfL Osnabrück - FC Remscheid (alle So. 15.00).
FREUNDSCHAFTSSPIELE: FC Rockenhausen - SV Wiesbaden (Fr. 18.30), VfR Limburg - SV Wehen, Bor. Mönchengladbach Amat. - FSV Frankfurt (beide Fr. 19.00), Kickers Offenbach - Dynamo Dresden (Sa. 15.30), FSV Steinbach - FV Bad Vilbel, SG Egelsbach - TSG Pfeddersheim, Spvgg. Neu-Isenburg - Spvgg. Bad Homburg (alle Sa. 16.00), SV Wiesbaden - Vikt. Griesheim (Sa. 17.00), Gedern-Wenings - Eintracht Frankfurt (Sa. 17.00), KSV Klein-Karben - FV Bad Vilbel (So. 14.00 in Burg-Gräfenrode), Wormatia Worms - FSV Frankfurt (So. 16.00 in Osthofen), KSV Reichelsheim bei Darmstadt - Eintracht Frankfurt (So. 16.00), VfR Mannheim - Eintracht Ffm. Amat., SV Wixhausen - Kickers Offenbach, Eisbachtaler Sportfr. - Rotweiß Frankfurt, SV Wiesbaden - VfL Langenlonsheim (in Waldalgesheim) (alle So. 17.00), Spvgg. Bad Homburg - FV Progres (So. 18.00 in Westerfeld). FV BAD VILBEL: Tag der offenen Tür (So. 10.30, Niddasportfeld). REITSPORT Hessische Meisterschaften im Dressur- undSpringreiten (Fr., bis So., ab 8. Uhr, Finale: So. gegen 17 Uhr, Pfungstadt, Sport- und Freizeitzentrum Süd, am Schwimmbad.) TURF GALOPPRENNEN (So., 14.00 Uhr, Ffm., Rennbahnstr.)
Der Titelverteidiger drohte auf der roten Frankfurter Asche auszurutschen, fand aber im entscheidenden Doppel doch noch zur Standfestigkeit eines Tennis-Mannschaftsweltmeisters zurück. Die Spanierinnen hatten im Achtelfinale des Federation-Cup gegen Kanada mehr Mühe, als ihnen lieb war. Die Weltranglistenachte Conchita Martinez verlor überraschend in zwei Sätzen gegen die nur an Nummer 136 eingestufte Helen Kelesi mit 6:7 (4:7), 2:6. Arantxa Sanchez (5.) gab immerhin sechs Spiele ab, ehe sie im zweiten Einzel auf Court 2 Patricia Hy (45.) mit 6:4, 6:2 zum 1:1 Gleichstand niederrang. Das Doppel Sanchez/Martinez machte anschließend den Einzug ins Viertelfinale gegen Hetherington/Hy perfekt.
Die Tschechoslowakinnen Helena Sukova und Jana Novotna machten bereits in den beiden Einzeln gegen Korea alles klar, kamen aber ebenfalls nicht ganz ungeschoren davon. Die Weltranglistenzwölfte Novotna brauchte mit 4:6, 6:2, 6:3 drei Sätze, um sich der unangenehmen Aufgabe gegen Sung-Hee Park (257.) zu entledigen. Rekordsieger USA hatte beim 3:0-Sieg über Dänemark kaum zu zittern, obwohl Gigi Fernandez gegen Karin Ptasek einen Satz abgab. Anders als gegen China gingen die Französinnen am Mittwoch gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten konzentriert zu Werk. Glatt gewannen Mry Pierce und Nathalie Tauziat ihre Einzel gegen Elena Makarova und Evgeny Manyukova in zwei Sätzen. nach dem Doppel hieß es gar drei zu null.
Hart umkämpft waren am dritten Tag der Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen die Begegnungen Japan gegen Argentinien, wo sich schließlich die Südamerikanerinnen im Doppel durchsetzten. Polen, der nächste Gegner des DTB im Viertelfinale, setzte sich erst im entscheidenden Doppel gegen Schweden durch und gewann mit 2:1. Ebenso Australien, das im abschließenden Doppel gegen Österreich das bessere Ende für sich hatte und als letzte Mannschaft ins Viertelfinale einzog.
In der Relegationsrunde für den Federation-Cup 1993 behielten Paraguay über Neuseeland und Großbritannien über Chile (jeweils mit 3:0) die Oberhand. jah
Für eine Mitwirkung der Hochschulen bei der personellen Besetzung der geplanten Hochschulstruktur-Kommission hat sich der Senat der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität ausgesprochen. Die Kommission, die vom hessischen Wissenschaftsministerium eingerichtet wird, soll sich mit der Qualität von Forschung und Lehre, mit der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie mit den Strukturen der Hochschulen in Hessen beschäftigen.
Eine solche Aufgabenstellunng, heißt es in einer Erklärung des Senats, könne nur durch Mitglieder geleistet werden, die kompetent und politisch unabhängig seien. Um dies zu gewährleisten, sollten auch die Universitäten an der Nominierung der Kommissionsmitglieder beteiligt werden. sar
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US-Demokraten Konservatives Wahlprogramm Seite 2
Leitartikel Kein Ausweg in Belgrad Seite 3
Sachsen-Anhalt Neue Verfassung beschlossen Seite 4
Bosnien EG-Vermittlung auf der Kippe Seite 5
Feuilleton "Kulturterror" auf Kuba Seite 8
Wirtschaft Abschied vom Sparbuch Seite 9
Medienrundschau Tele 5: Neue Gesellschafter Seite 11
Sport Eintracht gegen Lodz Seite 12
Dokumentation Rabins Regierungserklärung Seite 16
Frankfurt Klima macht das Leben schwer Seite 17
Kulturspiegel Lücke-TPT im Städel Seite 24
Hessen Kompromiß zur Grube Messel Seite 25
Aus aller Welt Großrazzia wegen Sondermülls Seite 30
Börse Seite 11
Roman Seite 14
Fernsehen und Funk Seite 15
Filmspiegel Seiten 26/27
Freie Aussprache Seite 29
Im Juli gab es im Mainzer KUZ eine Jazz-Reihe, im August ist das Freiluft- Kino dran. Ausgesucht haben die KUZ- Macher vor allem Klassiker und sogenannte Kultfilme.
Den Anfang macht am 9. August Jim Jarmushs "Down By Law", am 23. gibt's dann "Stranger than Paradise" und am 30. August "Night on Earth". Die Monty Pythons galoppieren am 11. August als "Ritter der Kokosnuß" über die Leinwand und am 13. sieht man Heinz Rühmann in "Lachende Erben".
Fehlen dürfen auch nicht Aki Kaurismäkis "Leningrad Cowboys" (16. August), Jean-Jacques Beineix' "Diva" (18.) und Jacques Tatis "Schützenfest" (20.). Am 25. August versuchen es zum Entsetzen der Eltern wieder einmal "Harold & Maude" miteinander und am 27. schließlich forscht Sean Connery in "Der Name der Rose" nach dem Kloster-Mörder.
Beginn der Filmvorführungen ist um 22 Uhr, Kulturzentrum Mainz, Dagobertstraße 20 B, Telefon 06 131 / 28 68 60. fr
rei BONN, 15. Juli. Der beschleunigte Ausbau des Schienennetzes in Ost- und Westdeutschland um fast ein Drittel des bisherigen Umfangs und die Verteuerung des Straßenverkehrs sind Kernpunkte eines umfangreichen Konzepts von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU), das vom Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt worden ist. Das Kabinett beauftragte Krause, die Gesetzentwürfe für die Bahn-Reform auszuarbeiten, die ab 1. Januar 1994 schrittweise in Kraft treten sollen. Ein großer Teil der bisher aufgelaufenen Milliarden-Schulden der Bahn soll nach den Vorstellungen Krauses aus den Mitteln einer Straßenbenutzungsgebühr abgetragen werden, die ab 1995 alle in- und ausländischen Auto- und Lastwagenfahrer bezahlen sollen.
Zur weiteren Entlastung des Staatshaushaltes setzt Krause verstärkt auf die private Finanzierung von Bundesfernstraßen im "Konzessionsmodell". Das heißt, private Unternehmen übernehmen den Bau einer Autobahn auf eigene Rechnung und der Bund zahlt Gebühren für die Benutzung. Konkret geplant sind derzeit sieben Projekte, darunter Ortsumgehungen, ein Elbtunnel in Hamburg sowie Autobahnen im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Weitere 23 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund acht Milliarden Mark werden noch geprüft. Krause verspricht sich von der Privatfinanzierung eine "deutliche" Einsparung öffentlicher Mittel und eine schnellere Realisierung der Bauvorhaben. Auf diesem Wege könne die A 8 im Saarland um rund 15 Jahre, die Elbröhre um rund vier Jahre vorgezogen werden.
Auch die Finanzierung einer Anwendungsstrecke für die Magnetbahn Transrapid soll der privaten Wirtschaft übertragen werden. Sie soll bis Ende September konkrete Vorschläge ausarbeiten. Der vom Kabinett gebilligte Bundesverkehrswegeplan, der die Grundlage für den Ausbau der Verkehrswege des Bundes bis in das Jahr 2005 ist, befürwortet die Strecke Hamburg - Berlin mit einer für später erwogenen Verlängerung in Richtung Bremen - Ruhrgebiet - Köln - Bonn.
Der Bundesverkehrswegeplan sieht Gesamtinvestitionen des Bundes von 414 Milliarden Mark vor. Davon entfallen rund 195 Milliarden auf die Schiene, 191 Milliarden Mark auf die Fernstraßen und rund 28 Milliarden Mark auf die Bundeswasserstraßen. Bis 2010 ist für die Bahn die Schaffung eines Schnellfahrnetzes mit Geschwindigkeiten über 200 Stundenkilometern auf rund 3200 Kilometern vorgesehen. Im Vorgriff auf den Bundesverkehrswegeplan hatte die Bundesregierung bereits 17 Verkehrsprojekte "Deutsche Einheit" mit einem Investitionsvolumen von rund 57 Milliarden Mark beschlossen. Ziel ist es, möglichst schnell ost- und westdeutsche Verkehrswege miteinander zu verknüpfen.
Außer dem zunächst für Ostdeutschland eingeführten "Beschleunigungsgesetz", das durch gestraffte Verwaltungsverfahren für kürzere Planungszeiten sorgen soll, werden einzelne Streckenabschnitte per Investitionsmaßnahmegesetz zusätzlich schneller gebaut: Hierbei tritt ein Beschluß des Parlaments an die Stelle von Verwaltungsverfahren. Als erstes Maßnahmegesetz billigte das Kabinett am Mittwoch die rund 14 Kilometer lange Südumfahrung der Stadt Stendal im Bundesland Sachsen-Anhalt als Teil der ersten Schnellbahnverbindung zwischen Ost- und Westdeutschland, Hannover - Berlin. Krause verspricht sich bei diesen Bauvorhaben eine Zeitersparnis von zwei bis zweieinhalb Jahren. Die Südumfahrung Stendal gilt als problematisch, weil dafür bislang unberührte Flächen durchschnitten werden müssen.
Das Kabinett beauftragte Krause ferner, einen Gesetzentwurf für eine Planungsbeschleunigung von Bauvorhaben auch in Westdeutschland vorzulegen. Nach Angaben Krauses ist die lange Planungsdauer der Grund dafür, daß selbst als vordringlich bezeichnete Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplanes 1985 noch nicht umgesetzt worden sind.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) wiesen nach Angaben aus Regierungskreisen in der Kabinettssitzung auf die internationalen Verpflichtungen der Bundesregierung zur Senkung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hin. Insbesondere nach dem energischen Auftreten der Bundesregierung bei der UN-Klimakonferenz Anfang Juni in Rio de Janeiro müsse der Wille zum Handeln auch deutlich gemacht werden, wenn es um die Verkehrsplanung der Bundesrepublik gehe. Der Straßenverkehr ist maßgeblich für die wachsende CO2-Konzentration verantwortlich, die für eine Aufheizung des Weltklimas sorgt. Die Selbstverpflichtung der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß bis zum Jahre 2005 um 25 bis 30 Prozent zu senken, sei deshalb kurzfristig in den Kabinettsbeschluß mitaufgenommen worden.
(Berichte auf Seite 4, im Wirtschaftsteil und Hessen, Kommentar Seite 3)
Alfred Alig kann es immer noch nicht fassen. "Wie haben die Diebe den bloß abgemacht, den Brickegikkel?" Schließlich hatten Alig und sein Vater den Hahn doch selbst auf dem Kreuz befestigt, damals, 1967, als die neue "Alte Brücke" in Betrieb ging und der Gickel an den Main zurückkehrte. Durchbohrt hatten sie ihn auf das Kreuz geschraubt. "Hoffentlich haben ihn die Diebe nicht ins Wasser geschmissen." Auch die Polizei tappt weiter im dunkeln. Ihr Sprecher Peter Borchardt: "Wir haben keine Ahnung, wer den Gickel in der Nacht zum Donnerstag gestohlen hat."
Otto Brandau vom Straßenbauamt weiß inzwischen wenigstens, wie das Wahrzeichen verschwand: "Der wurde rausgeschraubt." Der Dieb müsse am Kreuz hochgeklettert sein, denn Ornamente wurden verbogen und abgebrochen. Wie der 25-Kilo-Hahn dann hinuntergeschafft wurde, weiß auch Brandau nicht: "Die Diebe müssen sehr erfinderisch sein."
Wer auch immer sich am Wahrzeichen vergriffen hat, er hat nicht das Original erwischt. Denn das ist verschollen. Der gestohlene Hahn war bereits Exemplar Nummer fünf. Seine Vorgänger haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. "Die erste Darstellung der Brücke mit Kruzifix, Jesus und Gickel stammt aus dem Jahr 1350", weiß Gisela Förschner vom Historischen Museum. Warum das Tier auf dem Kreuz sitzt, ist unklar. "Vielleicht ist das ein Bezug auf das Jesus-Wort: ,Bevor der Hahn dreimal gekräht hat, wirst du mich dreimal verraten haben'", meint Förschner.
Romantische Gemüter halten sich lieber an eine alte Legende. Der Baumeister soll, weil er die Brücke nicht rechtzeitig fertig bekommen hätte, den Teufel um Hilfe gebeten haben. Der half ihm unter der Bedingung, die Seele des Wesens zu erhalten, das als erster die Brücke überquert. Der Baumeister schickte einen Hahn vor und stiftete dem Tier zum Gedenken einen goldenen Brückenhahn.
1434 ging der erste Brickegickel bei einem Sturz von der Brücke verloren; Nummer zwei brachte es immerhin auf 200 Jahre. Im 30jährigen Krieg schossen ihn die Schweden, die Frankfurt belagerten, hinunter. Auch er versank im Main. Dem dritten Hahn erging es ähnlich.
Nummer vier, entstanden 1750, unterschied sich deutlich von seinen Vorgängern. "Während die ersten Gikkel schmächtig waren, ist der vierte ein dicker Rokoko-Hahn mit Federbusch und geschwollenem Kamm", erklärt Gisela Förschner. Doch auch er mußte leiden. "In mehreren Kriegen hat er viele Einschußlöcher bekommen."
Dieser Gickel existiert noch; er ist im Historischen Museum zu sehen. Das gestohlene Federvieh war nur eine Kopie, die nach dem Brückenneubau 1967 auf dem Treppenpfeiler der Frankfurter Seite aufgestellt wurde.
Den Sandsteinsockel schuf damals Edmund Hüller. Eine Arbeit, an die sich der Bildhauer heute nur ungern erinnert. "Ich hatte soviel Arbeit damit, umgerechnet ergibt das einen Stundenlohn von 1,50 Mark", ärgert sich der 72jährige. Geht es nach Gisela Förschner, wird Hüller, der auch den Brunnen vor der Alten Oper entworfen hat, die Gußform für den neuen Gickel herstellen. Hüller: "Keine schwere Aufgabe."
Wann es soweit sein wird, steht in den Sternen. "Wir müssen erst einmal klären, ob der Gickel ein Kunstwerk ist", sagt Frank Mußmann, Leiter des Amts für Wissenschaft und Kunst. Sei das der Fall, müßten Mittel beim Kämmerer beantragt werden. 15 000 Mark, soviel kostet der Hahn. ert
Erneut macht sich die CDU-Fraktion im Römer zur Fürsprecherin der Bürger, die in der Bizonalen Siedlung in Griesheim gegen die Pläne zur Aufstockung ihrer Häuser kämpfen. In einer Anfrage wollen die Christdemokraten vom Magistrat wissen, wie er zu den "berechtigten Wünschen" der Bewohner stehe und ob er bereit sei, diese gegenüber der Frankfurter Siedlungsgesellschaft (FSG) zu vertreten.
Wie mehrfach berichtet, haben die Betroffenen vor Jahren den "Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung" gegründet. Sie treten gegen ein zweites Stockwerk ein, wie es die FSG plant, sind aber mit der Bebauung freier Flächen am Siedlungsrand einverstanden (ausgenommen am Lachegraben). Bei ihrer Gegenwehr, so der CDU-Stadtverordnete Karlheinz Bührmann, müsse berücksichtigt werden, wie sich in den vergangenen Jahren das Umfeld der Siedlung verändert habe: "Ohne Murren" habe man die Ansiedlung mehrerer tausend Menschen in Nied-Ost und an der Oeserstraße sowie den Ausbau der Mainzer Landstraße zur Hochleistungsstraße hingenommen. Würden die Häuser aber aufgestockt, bedeute dies "negative soziale und ökologische Eingriffe", meint Bührmann: "Die Siedlung würde ihren seit Jahrzehnten gewachsenen Charakter verlieren."
Die CDU-Fraktion fragt nun, was der Magistrat tut, um zu einem Ausgleich zwischen Bürgerverein und Siedlungsgesellschaft zu kommen, und ob der Erhalt des jetzigen Zustands Grundlage des Bebauungsplans werde. tom
Ob Pinguine oder Gazellen, Franz Eberwein bastelt mit einfachen Mitteln. "Pappmaché ist mein Material", sagt er und macht kein Geheimnis daraus, wie er sich die Pampe herstellt.
In viel, viel Wasser weicht er die Zeitungen ein: "Es muß sich gut auflösen." Den Sud läßt er einige Zeit stehen und schöpft dann das "feste" Material mit einem Sieb ab. Damit's schön klebt und starr wird, bedarf es eines Kleisters. Und da sind Markenartikel einfach besser als Billigprodukte, empfiehlt er.
Ist der Werkstoff fertig, kann's quasi schon losgehen. Das Gerüst baut Eberwein aus Karnickeldraht: "Der ist gut und billig." Lage für Lage baut er dann seine Figur mit Pappmaché auf. Bis die allerdings durchgetrocknet ist, vergehen einige Tage. Wer eine glatte Oberfläche möchte, kann dann zu Schmirgelpapier greifen: "Das läßt sich schleifen wie Holz. Es ist zwar eine Sauarbeit, aber es lohnt sich wegen der Optik."
Auf Gips sollte verzichtet werden, weil der sich schlecht verarbeiten läßt. Eberwein bevorzugt da Moltofill.
Für den Anstrich verwendet er Plaka- oder Wasserfarben. Und soll die Figur im Freien stehen, dann muß etwas gegen die Feuchtigkeit getan werden: Ein Klarlack-Überzug, am besten aus wasserlöslicher Elefanten-Haut, läßt die Pappkameraden jedem Wetter trotzen. kkü
(Siehe auch Bericht auf Seite 3)
4280 Aussteller aus 60 Ländern wird die 92. Internationale Frankfurter Messe an den Main rufen. Vom 22. bis 26. August zeigen sie Konsumgüter des gehobenen Bedarfs in den Bereichen Wohnen und Schenken. Damit gilt die Messe als weltweit wichtigstes Forum in der zweiten Jahreshälfte, vor der Geschenksaison des Winterhalbjahres.
Knapp 2600 ausstellende Unternehmen kommen aus Deutschland. Damit liegt der Anteil der ausländischen Anbieter bei 40 Prozent. Unterteilt ist die Schau in neun Fachmessen: Gedeckter Tisch; Haushalt und Küche; Kunsthandwerk, Kunstgewerbe und Geschenkartikel; Schönes Wohnen; Wohnraumleuchten; Bild und Rahmen; Papeterie; Parfümerie, Kosmetik, Drogerie- und Friseurbedarf sowie Schmuck und Uhren. Dazu gibt es Themenschauen, Sonderveranstaltungen, Preisverleihungen und Designer-Aktionen. tom
Otto-Suhr-Ring ist fertig: Jetzt besser von Kastel nach Kostheim
Laurent Fignon, 31 Jahre alt, gewann die elfte Etappe der Tour de France durch die Vogesen von Straßburg nach Mülhausen, sein Landsmann Pascal Lino verteidigte das gelbe Trikot und Rolf Gölz brachte sich auf den ersten 130 der 249 Kilometer langen Tagesstrecke wieder in Erinnerung.
Das waren die positiven Dinge, die auf dem Weg zum Ruhetag erwähnenswert waren. Das einzig Negative aus deutscher Sicht war, daß Jens Heppner und Uwe Ampler den Anschluß an die Spitze verpaßten. Dabei war durchaus keine wilde verwegene Jagd im Gange. Im Feld, in dem Favorit Miguel Indurain und alle seine nennenswerten Rivalen die Pedalen bewegten, zählte man am Ziel die ansehnliche Zahl von 46 Fahrern. Um so schmerzlicher, daß die beiden aussichtsreichsten unter den Assen des deutschen Telecom-Teams nicht dabei waren.
Sieben Vogesenberge galt es zu überqueren, und über die drei ersten eilte Rolf Gölz aus Bad Schussenried im strammen Solo. Für ihn wie für Laurent Fignon gilt wohl, daß sie an einem Punkt angekommen sind, an dem Erfolg und Ruhm allmählich nachlassen. Ein Punkt, an dem für Sportler stets schwere Zeiten anbrechen. Manche reagieren trotzig, einige beleidigt, andere hektisch oder aber gelassen.
Beeindruckend war, wie Laurent Fignon am Montag reagierte, als der sechs Minuten hinter ihm gestartete Miguel Indurain ihn im Zeitfahren einholte. Da salutierte der zweimalige Tour-de-France- Sieger, grüßte mit der Hand am Kopf, als wolle er seine Hochachtung kundtun.
Jetzt dürfte man Fignon ebenso ehrfurchtsvoll grüßen, der mit gewaltigem Kampfgeist an seine Glanzzeiten erinnerte, als er 1983 und 1984 die Tour de France gewann und 1989 schon wie der sichere Sieger aussah, ehe ihm Greg Lemond auf den Champs-Élysées im abschließenden Zeitfahren um lächerliche acht Sekunden den Sieg entriß. Für Fignon der Knackpunkt in seiner Karriere. Jetzt rettete er, der inzwischen in den italienischen Rennstall von Gianni Bugno gewechselt ist, nachdem er in einer Fünfergruppe bei Kilometer 120 davongestürmt war und vor dem Gipfel des 1360 hohen Ballon d'Alsace (Großer Belchen) auch den letzten Begleiter versetzte, von zweieinhalb Minuten Vorsprung nach 60 Kilometer langem Solo noch zwölf Sekunden ins Ziel.
"Gestern habe ich mich zum ersten Mal richtig wohl gefühlt in dieser Tour. Bin vorne mitgefahren und habe auch zweimal attackiert", meinte Rolf Gölz noch am Morgen und fuhr dem Feld einfach weg. Das erinnerte an die Mittelmeerrundfahrt im Februar, als er gegen ein etwas lahmes Feld 22 Minuten Vorsprung herausfuhr und die Rundfahrt gewann.
Jahrelang war Rolf Gölz die Nummer eins unter den deutschen Radprofis. Dreimal fuhr er starke Weltmeisterschaftsrennen, gewann sieben Klassiker und Halbklassiker, zwei Tour-de-France-Etappen, aber im Vorjahr fing er an zu zweifeln, als ihm erstmals kein einziger Sieg gelungen war. "Vielleicht sollte ich aufhören und noch studieren, Informatik würde mich interessieren, ich bin ein richtiger Computerfan." Aber er verlängerte noch einmal den Vertrag, will im nächsten Jahr erstmals in seiner Karriere beim Giro d'Italia starten.
Ausländischen Frauen, die bislang ungelernte Tätigkeiten ausüben, bietet der Internationale Bund für Sozialarbeit die Möglichkeit, einen Berufsabschluß nachzuholen. Innerhalb von zwei Jahren können sich Ausländerinnen, die über gute Deutschkenntnisse verfügen, zur Arzthelferin, Friseuse oder Textilreinigerin ausbilden lassen. Diese Dienstleistungsberufe haben nach Angabe der Organisation gute Arbeitsmarktchancen. Die Schulungskurse beginnen im kommenden August. Weitere Informationen gibt das Berufsbildungszentrum des Bunds für Sozialarbeit unter der Telefonnummer 75 80 06 22. sar
Für Frauen, die unter Eßstörungen leiden, hat das Frankfurter Zentrum für Eßstörungen eine Selbsterfahrungsgruppe eingerichtet. Ziel ist es, das gestörte Verhältnis zur Nahrungsaufnahme als Ausdruck seelischer Konflikte zu begreifen und damit zu bewältigen.
Das Therapieangebot wendet sich an Hausfrauen und Studentinnen, die sich jeweils am Montagvormittag zusammenfinden. Auskünfte erteilt das Zentrum für Eßstörungen unter der Telefonnummer 55 01 76. sar
Unterhaltsforderungen, das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder, die Aufteilung des gemeinsamen Vermögens - diese Fragen im Scheidungsfall einvernehmlich und außergerichtlich zu regeln, ist Ziel der sogenannten Trennungsvermittlung, die Pro Familia scheidungswilligen Ehepaaren anbietet.
Nach dem Vorbild des in den USA bereits erfolgreich praktizierten "mediation" sollen Paare unter Anleitung eines "mediators" möglichst konkurrenzfrei praktische Lösungen erarbeiten und diese bei einer Scheidung dem Gericht vorschlagen.
Interessierte können sich an Pro Familia Frankfurt wenden, Auf der Körnerwiese 5, Telefonnummer: 59 92 86. sar
Steffi Graf hat am Mittwoch ein paar Dutzend Fans um die beim Tennis verordnete Contenance gebracht. Weil die Tennisfreunde keine Karten mehr für den Court Nr. 1 bekommen hatten, griffen sie zur Selbsthilfe. Kurzerhand brannten oder schnitten sie Löcher in die grüne Kunststoffplane, die den Blick auf die Weltranglistenzweite versperrte. Da fühlte sich die Brühlerin doch tatsächlich ein wenig "gelöchert". "Das gibt's doch gar nicht. Wir wollten uns die Steffi und die andere Kleine halt mal angucken und jetzt das." Die Dame aus Bad Schwalbach und ihre Frankfurter Freundin waren sichtlich enttäuscht, aber sie bewahrten Haltung. Statt Steffi Grafs Vorhand zu bewundern, Anke Hubers Top-Spin kritisch zu beobachten, mußten die Tennis-Freundinnen mit Sung-Hee Park (Korea) und Jana Novotna (CSFR) vorliebnehmen. Die beiden Frauen nahmen den kuriosen Tennis-Tag beim Federation-Cup in Frankfurt mit Schulterzucken hin. Andere machten ihrem Ärger mit lauten Flüchen Luft, schimpften auf die Organisation. Ganz Forsche verschafften sich auf ihre eigene Art Zutritt zum Court der Begierde. Ein halbes Dutzend klettergewandter Zuschauer hangelte sich am Stahlrohrgerüst hoch und nahm Platz. 1812 Sitzplätze natürlich ausverkauft. Dreimal soviel Karten hätte die Stadion GmbH verkaufen können. Nebenan droschen Koreanerinnen und Tschechoslowakinnen im nahezu 6000 Besuchern Platz bietenden Centre Court vor, wohlwollend geschätzt, 1000 Zuschauern auf den Ball ein. Tennis-Weltmeisterschaft paradox.
Der Ärger war vorprogrammiert, und Veranstaltungsmanager Dieter Hochgesand hatte es geahnt und auch frühzeitig öffentlich gemacht. "Es wird Probleme geben." Probleme, die in den Regeln des Internationalen Tennisverbandes begründet sind. Jede Mannschaft, die das Finale erreicht, muß mindestens einmal auf dem Centre Court gespielt haben. Die CSFR ist an Nummer drei gesetzt, folglich ein heißer Anwärter auf den Finalplatz. Also entledigte sich Oberschiedsrichter Peter Bellenger (Australien) seiner Regelpflicht. Damit schien aber der Wirrwarr um Steffi mal hier, Steffi mal dort noch lange nicht beendet. Doch der Oberschiedsrichter hatte mit Deutschlands Tennisfans ein Einsehen. Die Deutschen spielen heute und falls sie ins Halbfinale kommen auch diese Begegnung auf dem Centre Court. Daß Steffi Graf und die andere Kleine heute auf dem Platz der Plätze antreten, dürfte wiederum die beiden Frauen aus Bad Schwalbach und Frankfurt in eine Tennis-Depression stürzen. Denn am Vorverkaufsstand im Waldstadion hat ihnen der völlig desinformierte Verkäufer mit Unschuldsmiene Centre- Court-Tickets für Freitag verkauft. "Dann spielt Steffi." Leider nur ein Trainingsmatch in Hofheim. JÜRGEN AHÄUSER
Kume
Konzertreise nach Irland Der Sing- und Spielkreis Frankfurt startet am Freitag, 17. Juli, zu einer 14tägigen Konzertreise nach Irland. Durch Vermittlung der Königlichen Gesellschaft Dublin und des Deutschen Konsulats in Galway werden Konzerte in den großen Kathedralen von Dublin und Galway gegeben. Neben dem musikalischen ist auch ein umfangreiches Besichtigungsprogramm für die Frankfurter Mädchen geplant. Prüfung in Kurzschrift und Maschinenschreiben Die Herbstprüfung in Kurzschrift und Maschinenschreiben der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main findet am 2. Oktober statt. Anmeldeschluß ist der 14. August. Im einzelnen sind folgende Prüfungen vorgesehen: Kurzschriftprüfung, Maschinenschreib- und Stenotypieprüfung. Anmeldungen bei der IHK, Telefon: 069 / 21 97 - 409.
Das Kelsterbacher Spielmobil zieht die Kinder an Nächste Woche steht es an der Niederhölle / Jugendpflege bietet dezentrale Ferienaktionen
Die Brüder Christoph und Stephan Friedrich, Frankfurter Juweliere von weltweitem Ruf, haben ein Herz für Tennisspielerinnen und -spieler. Einen Diamanten-Tennisball schufen sie für den Weltranglisten-Ersten beim ATP-Finale in Frankfurt 1991, Wert 100 000 Mark, Gewinner Stefan Edberg. Jetzt sind es vier kleine Platin-Elefanten für die siegreichen Damen im Federations-Cup, die ihnen als Erinnerung bleiben. Sie werden bei der Siegerehrung überreicht, haben tennisballdicke Bäuche und funkeln im Glanz von Brillanten, Saphiren, Rubinen und Smaragden. Bis zum Sieg werden sie streng bewacht; nachts sind die 40 Gramm schweren, vier Zentimeter hohen, 15 000 Mark teuren Dickbäuche in einem Hochsicherheitstrakt untergebracht. E-S
Klima macht das Leben . . .
Er ist für die, die ihre Arbeitsstelle in Frankfurt behalten wollen, die nächste Alternative. So kommen sie wenigstens abends und am Wochenende aus dem Mief heraus. Das beste Klima im Taunus, so sagt Frau Mohr, hat Königstein - seit 100 Jahren als heilklimatischer Kurort bekannt. Aber auch Bad Soden-Neuenhain oder die oberen Lagen von Bad Homburg hält sie für empfehlenswert. Natürlich weiß auch sie, daß für viele Familien Wohnungen oder gar Häuser in diesen Orten unbezahlbar sind. Weiter wegziehen ist dann eine mögliche Alternative - vorausgesetzt, man kann so einfach den Arbeitsplatz wechseln.
Einfacher ist es, wenn Rentner von ihr wissen wollen, wo sie ihren Lebensabend verbringen sollen. Ein Umzug ist nach Frau Mohrs Erfahrungen auch bei ihnen oft mit deutlichen Verbesserungen der Beschwerden verbunden. Im Vogelsberg, im Bayerischen Wald oder in Teilen des Schwarzwaldes finden wie im Taunus diejenigen, die unter Atemwegserkrankungen leiden, Linderung.
In anerkannten Luftkurorten ist der Deutsche Wetterdienst für die Überwachung der Luft zuständig. Er überprüft in regelmäßigen Abständen, ob die Orte diese Auszeichnung auch verdienen. Ansonsten werden die Schadstoffe von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) gemessen, die über die Ergebnisse täglich berichtet und bei Überschreitung der Grenzwerte Alarm schlägt (siehe nebenstehenden Kasten).
Obwohl Frankfurt, von Luft und Klima her betrachtet, einer der schlechtesten Plätze zum Leben und Atmen ist, sind die von Schadstoffen unbelasteten Gebiete noch nicht automatisch für ein gesünderes Leben geeignet. Generell empfiehlt Monika Mohr keine Orte, die über 600 Meter hoch liegen. Ebenso rät sie von einem Umzug an die Nordsee oder in ähnliche Regionen ab: "Dieses Reizklima wird während eines Urlaubs als ausgesprochen angenehm empfunden, doch auf die Dauer ist es für die Gesundheit ebenfalls belastend."
Die Wohnortberatung des Wetteramtes ist unter der Rufnummer 80 62-638 zu erreichen. Die dort erhältliche Informationsbroschüre kostet zwölf Mark. Adresse: Wetteramt Frankfurt, Kaiserleistraße 42, 6050 Offenbach. Daneben werden medizin-meteorologische Hinweise unter einem täglich aktualisierten Ansagedienst mit der Rufnummer 1 16 01 geboten. Die Bioklimakarte der Bundesrepublik (alte Länder) ist für 12,80 Mark beim Flöttmann-Verlag, Postfach 16 30, in 4830 Gütersloh oder im Fachhandel erhältlich.
(Siehe auch: "Im Taunus . . .")
Tiere und Design belgisch
"Knochemiehl" gekauft
Donnerstag, 16. Juli
Vorträge Universität, Fachbereich Philosophie, Mertonstr.: 20 Uhr, "Das Ideal des öffentlichen vernunftgebrauchs". Nuur-Moschee, Babenhäuser Landstr. 25: 20 Uhr, "Meditation - Erfahrungen und Nutzen". Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für Alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder.
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: 18 Uhr, Informationsveranstaltung "Praktikamöglichkeiten in den USA". Märkte Innenstadt: Mainmarkt; Liebfrauenberg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstraße 22, Tel. 31 33 80; Apotheke am Hainer Weg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Zoo, Hanauer Landstraße 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstraße 236, Tel. 73 14 06; Berger-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 233, Tel. 45 39 03; Bruchfeld-Apotheke, Niederrad, Frauenhofstraße 25, Tel. 67 60 21/22; Einhorn Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstraße 119, Tel. 59 03 96; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Straße 1, Tel. 57 33 79; Sophien-Apotheke, Bockenheim, Basaltstraße 45, Tel. 77 39 75. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Star-Jockey Lester Piggott wird am Sonntag, 21. Juli, zum ersten Mal in seiner Karriere in Frankfurt-Niederrad an den Start gehen. Diese Zusage gab der Engländer am Mittwoch dem Renn-Klub Frankfurt. Piggott wird bei dem mit 158 400 Mark dotierten Ammerschläger-Pokal den norwegischen Hengst "Silvestro" reiten.
Mit seinem letzten Aufgebot setzte sich der hessische Fußball-Oberligist Eintracht Frankfurt Amateure standesgemäß mit 5:0 (1:0) Toren beim Bezirksligisten Kewa Wachenbuchen durch. Bunzenthal (25./90.) sowie Dworschak (65.), Würzburger (83.) und Brandl (85.) trafen für die Riederwälder. Die Spvgg. Bad Homburg machte beim Bezirks-Oberligisten Germania Ockstadt durch Stoll (2), Guth, Müller, Richter und Liebe das halbe Dutzend voll.
Der SV Wehen hatte Mühe, um nach drei Trainingseinheiten mit 3:1 (2:1) Toren in Hattstein zu gewinnen. Brummer (31.), Sauer (43.) und Kornhuber (80.) waren erfolgreich. Rot-Weiss Frankfurt kam beim klassentieferen Lokalrivalen FC Italia über ein 2:2 (1:1) nicht hinaus. Mit Rexroth (5.) und Hoßmang (90.) waren zwei Neuzugänge erfolgreich. Der FSV Frankfurt besiegte Alemannia Aachen in Brüggen mit 3:1 (1:0) Toren. Grevelhörster (2) und Matthaei trafen. hdp
Torchancen waren Mangelware Uli Stein rettete glückliches Remis
Nur mehreren großartigen Paraden von Torwart Uli Stein hat es die Frankfurter Eintracht zu verdanken, daß sie in einem Vorbereitungsspiel auf die neue Bundesligasaison gegen den türkischen Pokalsieger Trabzonspor nicht eine weitere Niederlage erlitt. Der Schlußmann, einer der wenigen Stammspieler, mit denen die Eintracht im westfälischen Paderborn angetreten war, rettete in der Schlußphase bei Großchancen von Orkan und Turgut das glückliche 0:0.
Für die 6000 Zuschauer im Hermann- Löns-Stadion erwies sich das Aufeinandertreffen der beiden Europapokalteilnehmer als Farce. Die Eintracht mußte mit Gründl, Falkenmayer, Binz, Bindewald, Bein, Yeboah, Weber und Rahn auf nicht weniger als acht potentielle Stammspieler verzichten. Da auch Trabzonspor das Fehlen von vier Leistungsträgern beklagte, kam es meist nur zu einem nervösen, zerfahrenen und übervorsichtigen Mittelfeldgeplänkel. Torszenen blieben mit Ausnahme der letzten Minuten absolute Mangelware. Der erstmals eingesetzte dänische Abwehrspieler Dan Eggen verrichtete seine Aufgabe gegen seinen polnischen Gegenspieler Cyzio unspektakulär, aber doch zur Zufriedenheit von Trainer Dragoslav Stepanovic. th
Zwischentitel
Pferde und Uniformen aus Belgien
180 Millionen fuhren 1928 mit
Arbeit am starren Apparat
Neu in Mörz:
DALLAS, 16. Juli (AP). Einer der beiden Wahlkampfstrategen des noch nicht offiziell ins Rennen um die US-Präsidentschaft eingestiegen texanischen Milliardärs Ross Perot hat am Mittwoch seinen Posten aufgegeben. Nach Angaben von Perots Wahlkampfleiter Tom Luce gab es mit Ed Rollins Unstimmigkeiten darüber, wie die Kampagne geführt werden solle. Rollins ist Profi im Wahlkampfgeschäft: Er leitete für die Republikaner im Jahre 1984 die Wahlkampagne, die Ronald Reagan die Wiederwahl brachte. Auch der frühere Unterhändler der USA bei den Abrüstungsgesprächen mit der Sowjetunion, Paul Nitze, will als außenpolitischer Berater Perots aussteigen. "Ich komme mit seinen Ansichten nicht klar", meinte Nitze.
NEW YORK, 16. Juli (AP). Der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, hat der südafrikanischen Regierung in einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat vorgeworfen, sie führe eine Terrorkampagne gegen die Demokratiebewegung. Über die Geheimdienste betreibe die weiße Regierung einen kühl berechneten Staatsterrorismus, um Bedingungen zu schaffen, unter denen sie einer geschwächten Demokratiebewegung ihren Willen aufzwingen könne, erklärte Mandela am Mittwoch in New York. Es sei eindeutig, sagte der ANC-Vorsitzende, daß sich die Gewalt in Südafrika gegen die Demokratiebewegung richte.
JERUSALEM/TUNIS, 16. Juli (AP). Der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, hat am Mittwoch von der neuen israelischen Regierung die Beendigung der militärischen Belagerung der Al-Nadschah-Universität im Westjordanland verlangt. Die Hochschule, in der sich rund 3000 arabische Studenten und Lehrkräfte aufhalten, wird seit zwei Tagen von israelischen Soldaten umstellt. Die Armee vermutet, daß bewaffnete Extremisten versuchen könnten, die Studentenwahlen zu stören, bei denen sich Anhänger von Arafats Al Fatah und islamische Fundamentalisten gegenüberstehen. Zwischen beiden Gruppen war es in der vergangenen Zeit zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen.
TEGUCIGALPA, 16. Juli (AP). Ein honduranischer Gewerkschaftsführer ist am Mittwoch von Bewaffneten erschossen worden. Sein zehnjähriger Sohn wurde bei dem Anschlag in der Stadt San Pedro rund 200 Kilomter nördlich der Hauptstadt verwundet. Die Täter konnten unerkannt entkommen.
NEW YORK, 16. Juli (AP). Bill Clinton, der 45jährige Gouverneur des US-Staates Arkansas, ist am Mittwoch zum Präsidentschaftskandidaten der US-amerikanischen Demokraten gewählt worden.
"Die Zeit ist reif für den Wechsel", meinte der New Yorker Gouverneur Mario Cuomo, der Clinton auf dem Parteitag im Madison Square Garden offiziell vorschlug. Cuomo lobte Clinton als "eine neue Stimme für ein neues Amerika". Bis auf einen stellten sich alle ehemaligen Gegner und Mitbewerber demonstrativ hinter Clinton.
Als Clintons letzter verbliebener Konkurrent nutzte der ehemalige kalifornische Gouverneur Jerry Brown die ihm zustehende Redezeit von 20 Minuten zu einem Aufruf an die Demokraten, für die Ideale der Partei zu kämpfen und "Macht für die Machtlosen" zu schaffen. Den Namen Clintons erwähnte er in seiner Rede nicht. Von seinen rund 600 Anhängern erhielt Brown stürmischen Beifall, die Dreiviertelmehrheit der auf Clinton schon festgelegten Delegierten hörte ihm immerhin ruhig zu.
Der bei den Vorwahlen ausgeschiedene Paul Tsongas hatte sich schon vor dem Parteitag auf die Seite Clintons gestellt. "George Bush muß gehen", rief Tsongas den Delegierten zu. Tsongas kritisierte besonders die Sozial- und Wirtschaftspolitik von Bush und die der vorhergegangenen Regierung unter Ronald Reagan.
Auch Senator Edward Kennedy rief seine Anhänger auf, Clinton zu unterstützen. "Wir müssen eine Politik beenden, die die Bedürftigen vernachlässigt und sie dann noch für ihre Leiden selbst verantwortlich macht", sagte Kennedy. Und er fügte unter Bezug auf zwölf Jahre republikanischer Regierung hinzu: "Wir geben niemals auf. Und 1992 gewinnen wir."
Bei den Wählern schien die auf dem Parteitag zur Schau getragene Eintracht schon erste Erfolge zu zeigen. In einer Umfrage im Auftrag der Fernsehgesellschaft ABC und der Washington Post lag Clinton zwölf Prozent vor Amtsinhaber Bush. Clinton könnte der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufolge derzeit mit der Zustimmung von 42 Prozent der Wähler rechnen, Bush erhielte nur 30 Prozent und der unabhängige Kandidat, der Milliardär Ross Perot, 20 Prozent. In einer ähnlichen Umfrage war Clinton im vorigen Monat nur auf 26 Prozent gekommen. (Siehe auch Seite 3)
KUWAIT, 16. Juli (AP). Das kuwaitische Staatssicherheitsgericht hat am Mittwoch einen Mann wegen Zusammenarbeit mit den Irakern während des Golf- Kriegs zum Tode verurteilt.
US-Experte im Persischen Golf "Eine Küste ohne Leben"
NORFOLK, 16. Juli (AP). Die Küste Saudi-Arabiens braucht noch Jahrzehnte, um sich von den Folgen des Golf-Kriegs zu erholen. Dies teilte am Mittwoch der Leiter des Nationalen ozeanischen und atmosphärischen Amtes der USA, John Robinson, in Norfolk im US-Staat Virginia mit. Robinson, der gerade von einer Fahrt des Forschungsschiffes "Mount Mitchell" in die Region zurückkehrte, sagte, der Persische Golf sei wegen vorhergegangener Ölunfälle ohnehin schon sehr anfällig gewesen. Jetzt sei die Küste Saudi-Arabiens praktisch ohne Leben. Das Seegras sei verdreckt, Krabben und andere Meerestiere seien verschwunden. Weil es an Futter fehle, werde dieses Gebiet inzwischen auch von Seevögeln gemieden. Entlang der Küste von Kuwait seien 90 Prozent der Korallen zerstört, erklärte Robinson. Die "Mount Mitchell" war sechs Monate im Persischen Golfs unterwegs. Dort waren von den Irakern während des Krieges nach US-Angaben bis zu 1,3 Milliarden Liter Öl ins Meer gekippt worden. Rund 140 Wissenschaftler aus 15 Ländern hatten den Persischen Golf im Februar besucht, ein Jahr nach dem Golf-Krieg. Vom Ausmaß der Schäden seien sie überrascht gewesen, sagte Robinson. Die Umwelt sei vor der Küste aber weit besser erhalten als am Strand. Bei 180 Tauchgängen habe man vor der Küste nur dreimal Öl entdeckt. Satellitenbilder sollen nun erklären helfen, warum nur noch so wenig Öl im Wasser war.
Über die genauen Ergebnisse wollen die Forscher im Januar beraten. Hunderte von Boden- und Wasserproben müssen untersucht werden. Robinson hatte auch die wissenschaftlichen Untersuchungen nach dem Unglück des Tankers "Exxon Valdez" geleitet. Dort waren 1989 in Alaska 42 Millionen Liter Öl ins Meer gelangt.Adria: Zwischenfälle mit Kriegsschiffen
WASHINGTON, 16. Juli (AP/dpa/Reuter). Zwei in die Adria geschickte Kriegsschiffe der USA haben mehrere Zwischenfälle mit der jugoslawischen Luftwaffe gemeldet. Wie erst jetzt bekannt wurde, näherten sich am vergangenen Wochenende dreimal mehrere Kampfflugzeuge dem Landungsschiff "Iwo Jima" und dem Raketenkreuzer "Biddle". Als die Flugzeuge offenbar tiefergehen wollten, sei ihnen über Funk und Radarsignal bedeutet worden, daß sie bei Fortsetzung ihres Kurses mit einem Angriff rechnen müßten, teilte am Mittwoch abend ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums mit.
Das Radar sei fest auf das fliegende Ziel eingestellt worden, berichtete der Pentagon-Sprecher. Gewöhnlich gilt dieses Manöver als Warnung, es kann aber auch die unmittelbare Vorbereitung eines Angriffs darstellen. In einem vierten Fall habe sich ein einzelnes Flugzeug der "Biddle" bis auf zehn Seemeilen genähert. Die Piloten hätten sich geweigert, der Aufforderung zu folgen, sich zu identifizieren. Schließlich habe die Maschine in Richtung des jugoslawischen Luftraums abgedreht.
Die Zwischenfälle haben in den USA die Besorgnis einer kriegerischen Verwicklung in den Jugoslawienkonflikt wachsen lassen. Die beiden Schiffe dienen der Unterstützung für die amerikanischen Hilfsflüge nach Sarajewo. Ein drittes Schiff der US-Marine nimmt an der Seepatrouille von NATO und Westeuropäischer Union (WEU) zur Überwachung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro teil.
In Sarajewo wurde auch in der Nacht zum Donnerstag wieder gekämpft. Nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug eskalierten die Gefechte in mehreren Stadtteilen sowie an der Frontlinie zwischen den Kräften der bosnischen Territorialverteidigung und serbischen Einheiten. Dabei wurden auch wieder schwere Artilleriewaffen eingesetzt. Am Donnerstag morgen hielten die Schießereien in einigen Stadtteilen an.
Auch an der Save, dem Grenzfluß zwischen Kroatien und Nordbosnien, wurde in der Nacht gekämpft. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks wurden kroatische Ortschaften östlich der Stadt Slavonski Brod von der serbischen Artillerie beschossen. Auch die Städte Slavonski Samac und Svilaj seien Ziel der serbischen Angriffe gewesen. Der kroatische Rundfunk dementierte serbische Meldungen über die Einnahme der strategisch wichtigen nordbosnischen Stadt Bosanski Brod. Bei Gradacac und Doboj seien von den kroatisch-moslemischen Truppen sogar Befreiungsaktionen gestartet worden. Keine neuen Meldungen gab es aus der umkämpften Stadt Gorazde in Ostbosnien. Die ostbosnische Stadt befindet sich nach wie vor unter Beschuß der serbischen Artillerie.
Am heutigen Donnerstag sollen nach Angaben des EG-Vermittlers Lord Peter Carrington in London die Friedensgespräche für Bosnien-Herzegowina in London fortgesetzt werden. Wie Carrington sagte, sind getrennte Gespräche der Vertreter der drei Volksgruppen mit dem portugiesischen Diplomaten Jose Cutileiro vorgesehen. Bosniens Außenminister Haris Silajdzic hatte bei seinem Gespräch mit Cutileiro am Mittwoch abend einen Plan für eine Friedensregelung vorgelegt, der eine Gewaltenteilung zwischen den Volksgruppen Bosniens vorsieht. Direkte Verhandlungen mit Serben-Führer Radovan Karadzic lehnte er jedoch ab.
HALLE, 16. Juli (AP/Reuter/epd/FR). Nach dem Einsatzbefehl für den deutschen Zerstörer "Bayern" und drei Marine-Aufklärungsflugzeuge zur Seeüberwachung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro hat der frühere Bundeswehrgeneral und Grünen-Politiker Gert Bastian davor gewarnt, daß die Bundesrepublik in Kriegshandlungen mit Serbien gezogen werden könnte. "Es ist nicht auszuschließen, daß die Serben versuchen werden, die Handelsblockade zu durchbrechen - aus der Luft oder auf dem Seeweg. Wenn die ,Bayern' angegriffen wird, wehrt sie sich. Dann wird automatisch zurückgeschossen", sagte er dem "Mitteldeutschen Express" am Donnerstag in Halle.
Der SPD-Wehrexperte Manfred Opel ergänzte in derselben Zeitung: "Wenn nur eine verirrte Granate den Zerstörer trifft, sind wir einem Krieg sehr nahe." Seinen Worten zufolge sind Küstenschutzboote oder Satelliten besser zur Überwachung geeignet.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) wertete den Einsatzbefehl als "glatten Verfassungsbruch". Die "Opfer des Faschismus" fühlten sich "in besonderem Maße der Schlußfolgerung verpflichtet: Von deutschem Boden darf nie mehr eine Gefährdung des Friedens ausgehen", hieß es in einem Brief an den Bundestag. Der deutsche Zerstörer "Bayern" mit 267 Soldaten (darunter 96 Wehrpflichtigen) an Bord, beteiligte sich am Donnerstag seit acht Uhr an dem von der NATO und der Westeuropäischen Union (WEU) gestellten Verband zur Überwachung des Handelsembargos der Vereinten Nationen (UN).
Am Abend flog auch der erste von drei deutschen See-Aufklärern vom Stützpunkt Nordholz bei Cuxhaven in Richtung Mittelmeer ab. Die beiden anderen Aufklärungsmaschinen sollen am heutigen Freitag zu ihrem Einsatz starten. Die Soldaten sollen schon in den nächsten Tagen von katholischen und evangelischen Militärgeistlichen begleitet werden.
"Wir können uns da nicht raushalten", sagte der Kommandant der "Breguet Atlantic" vom Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" bei der Vorbereitung des ersten Flugzeugstarts. Die zwölfköpfige Besatzung, die schon während des Golf-Krieges "da unten" gewesen sei, stehe voll zu dem Einsatz in der Adria. "Eine Möglichkeit, diesen verdammten Krieg zumindest auszutrocknen", betonte der 32jährige. Gemeinsam mit italienischen und französischen Maschinen würden alle Schiffe vor der jugoslawischen Küste registriert und fotografiert und die Daten an die UN gemeldet.
FRANKFURT/ODER, 16. Juli (AP). Der brandenburgische CDU-Politiker Peter-Michael Diestel ist von den Christdemokraten seines eigenen Wahlkreises in Frankfurt/Oder dazu aufgefordert worden, sein Mandat im Landtag niederzulegen und die Partei zu verlassen. Der CDU-Kreisverband Frankfurt/Oder nannte am Donnerstag als Grund für seine Forderungen die Rolle Diestels als Mitinitiator der Sammlungsbewegung für Ostdeutschland. Diestel habe damit in hohem Maße der Partei geschadet. Für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm gebe es keine Basis mehr.
BONN, 16. Juli (AP). Mit einem Aufwand von rund zehn Millionen Mark im Jahr beteiligen sich deutsche Wissenschaftler an dem internationalen Forschungsprogramm zur Erhöhung der Sicherheit der Atomkraftwerke sowjetischer Bauart in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Wie das Bundesforschungsministerium am Donnerstag in Bonn mitteilte, geht es bei diesen Arbeiten darum, zusätzlich zu den von der Industrie auf Anhieb identifizierten technischen Schwachstellen in wissenschaftlichen Detailanalyen nach weiteren Risikofaktoren zu suchen.
UNTERWÖSSEN, 16. Juli (AP). Das Feuerwehrhaus von Unterwössen im oberbayerischen Landkreis Traunstein ist am Donnerstag in den frühen Morgenstunden abgebrannt. Die bayerische Landespolizei berichtete, daß Brandstiftung als Ursache vermutet wird.
Die Polizei war von Einwohnern des Ortes alarmiert worden, die einen größeren Feuerschein beobachtet hatten. Beim Eintreffen der Polizei brannte der rückwärtige Teil des Feuerwehrhauses bereits lichterloh. Der vordere, bewohnte Teil des Gebäudes konnte nach dem Polizeibericht durch das Eingreifen mehrerer auswärtiger Feuerwehren gerettet werden. Die Bewohner dieses Teils wurden unverletzt geborgen.
BRÜSSEL, 16. Juli (AP). An der Grenze zu den Niederlanden sind zwei belgische Polizeibeamte ermordet worden, die einen als gefährlich eingestuften Häftling begleitet hatten. Wie die Nachrichtenagentur Belga am Donnerstag berichteten, wurden der 38jährige Michel Genicot und der 30 Jahre alte Jean-Marc Engelben, die durch mehrere Kopfschüsse getötet worden seien, am Mittwoch abend an einer Autobahn-Raststätte tot aufgefunden. Laut Belga hatten die Beamten den Auftrag, den 29jährige Gefangenen Alfonso d'Anna aus Lüttich zum Gefängnis von Huy zu bringen. D'Anna sei offenbar mit dem Auto der Polizisten in die Niederlande entkommen. Ihm werden zahlreiche Raubüberfälle vorgeworfen.
JOHANNESBURG/NEW YORK, 16. Juli (AP/Reuter). Ein Gewerkschaftsfunktionär ist am Donnerstag das jüngste Opfer der anhaltenden Welle der Gewalt in Südafrika geworden. Wie die Polizei mitteilte, wurde Bennett Mafuyeka vor einem Fabrikgebäude in Johannesburg von vier Männern erschossen. Die Täter hatten entkommen können, hieß es.
Dem Sprecher zufolge war Mafuyeka Funktionär des Gewerkschaftsdachverbandes COSATU, der enge Beziehungen zum Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) unterhält. Beide Organisationen haben für den 3. August zu einem Generalstreik aufgerufen, mit dem der Forderung nach Ablösung der weißen Regierung durch eine rassisch gemischte Übergangsregierung Nachdruck verliehen werden soll.
Am Abend zuvor hatte ANC-Präsident Südafrikas Regierung eine "Strategie des kaltblütigen Staatsterrorismus" vorgeworfen. In der Südafrika-Debatte des UN- Sicherheitsrats in New York gab Mandela dem Kabinett von Präsident Frederik Willem de Klerk die Mitschuld an den andauernden blutigen Überfällen in den Schwarzensiedlungen. Mandela beschuldigte die weiße Regierung de Klerk, sie unterstütze und lenke die Auseinandersetzungen. Die Gewalt richte sich gegen die demokratische Bewegung und solle die Anti-Apartheid-Gruppen schwächen.
Pretorias Außenminister, Roelof Botha, wies das am Donnerstag in New York zurück und bot dem ANC und der Kommunistischen Partei eine Paketlösung zur Beilegung der Differenzen mit der Regierung an.
Mandela hatte UN-Generalsekretär Butros Ghali aufgefordert, einen Sondergesandten für Südafrika zu ernennen. Dieser soll Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt unter den Schwarzen empfehlen und Vorschläge machen, wie die Verhandlungen über die neue Verfassung fortgesetzt werden können.
DETMOLD, 16. Juli (AP). Die Jugendherbergen in West- und Ostdeutschland verzeichneten im vergangenen Jahr mit 10,4 Millionen Schlafgästen einen noch nie dagewesenen Übernachtungsrekord. Wie das Deutsche Jugendherbergswerk am Donnerstag in seiner Jahresbilanz 1991 in Detmold mitteilte, wurde auch bei den ausländischen Gästen mit 1,17 Millionen ein "historischer Höchststand" erreicht. Auch die Jugendherbergen in den neuen Bundesländern hätten ihre erste Bewährungsprobe gut bestanden. Ende 1991 seien in den dortigen 135 Häusern rund 1,2 Millionen Übernachtungen registriert worden.
FRANKFURT A. M. (FR). Vor der Zentralbankratssitzung der Bundesbank wirkte der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag über weite Phasen wie gelähmt. Insgesamt geringe Handelsaktivitäten hatten dennoch einen Anstieg des Deutschen Aktienindex (DAX) um knapp sechs auf 1740,53 Punkte zur Folge. Dazu trugen jedoch fast ausschließlich Automobilwerte bei, die sich wie BMW bis zu 9,50 Mark befestigten. Die Entscheidung der Bundesbank, den Diskontsatz auf eine neue Rekordhöhe anzuheben, erreichte die Börse erst nach dem offiziellen Handelsende. Nachbörslich gaben die Notierungen der Standardwerte als erste Reaktion deutlich nach, doch setzte im weiteren Verlauf eine Erholung ein.
Der Aktienmarkt war nach Angaben von Händlern weitgehend von technischen Einflüssen geprägt, insbesondere warf der Fälligkeitstermin an der Terminbörse am heutigen Freitag seine Schatten voraus. Neben Automobilaktien standen auch Farbenwerte im Mittelpunkt der kleinen Nachfrage. Bayer wurden um 1,40 Mark heraufgesetzt.
Finanzwerte traten auf der Stelle, Deutsche Bank und Allianz verbesserten sich lediglich um eine Mark. Wohl irrationale Hoffnungen auf gute Geschäfte mit dem Transrapid führten zu Kursgewinnenbei Thyssen um 3,90 Mark.
Auch der Rentenmarkt war vom Warten auf die Bundesbanksitzung geprägt. Bei sehr kleinen Geschäften zeigten öffentliche Anleihen nur minimale Tagesschwankungen nach beiden Seiten. Im Ergebnis verharrte die durchschnittliche Umlaufrendite bei 8,32 Prozent.
STUTTGART, 16. Juli (AP). Der als "Spielkasino-König" bekannt gewordene Manfred Hauschild ist am Donnerstag von den britischen Behörden an die Bundesrepublik ausgeliefert worden. Der aus deutscher Strafhaft geflüchtete Hauschild landete am Mittag in Begleitung eines Staatsanwalts auf dem Stuttgarter Flughafen, wie die Staatsanwaltschaft der Landeshauptstadt bestätigte. Auf den 45jährigen warte nun die Verbüßung seiner Reststrafe von über drei Jahren.
Hauschild, der ein weitverzweigtes Netz von Spielhöllen leitete, war im Dezember 1990 vom Landgericht Stuttgart wegen illegalen Glücksspiels, Steuerhinterziehung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Bestechung und verbotenen Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Im Sommer vergangenen Jahres flüchtete der Freigänger aus dem offenen Strafvollzug in Nordrhein-Westfalen zunächst nach Südamerika. Im November 1991 wurde er in London festgenommen.Kühlschrank ohne Ozonkiller Weltneuheit gibt bereits aufgegebener Firma noch eine Chance
CHEMNITZ, 16. Juli (AP/AFP). Das von der Treuhand bereits aufgegebene sächsische Unternehmen DKK Scharfenstein hat am Donnerstag den ersten Kühlschrank ohne die Ozonkiller FCKW und FKW vorgestellt. Der Prototyp nutze als Kühlmittel ein Propan-Butan-Gemisch statt der ozongefährlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), sagte DKK-Geschäftsführer Eberhard Günther in Marienberg bei Chemnitz. Auch bei der Isolierung komme die Weltneuheit ohne Schadstoffe aus.
Der neue Kühlschrank kann Günther zufolge Anfang 1993 in die Serienfertigung gehen. Er werde nur unwesentlich teurer sein als die FCKW-gekühlten Geräte der Konkurrenten und beim Energieverbrauch nicht schlechter sein als diese. Von der Nachfrage hänge nun ab, wieviel produziert werden könne.
Der Abteilungsleiter "Atmosphäre" der Umweltorgansiation Greenpeace, Wolfgang Lohbeck, kündigte aktive Hilfe bei der Vermarktung des Kühlschrankes an: "Wir werden ihn zum Renner machen." Lohbeck nannte das Gerät eine "Sensation". Es handele sich weltweit um den ersten Kühlschrank ohne FCKW und FKW. Damit entfalle jede Rechtfertigung für die Weigerung der westlichen Kühlindustrie, den gleichen Schritt zu tun.
Die Treuhandanstalt trug der neuen Entwicklung Rechnung und verschob die Entscheidung für die Weiterführung der Produktion auf August. Wie Treuhanddirektor Ludwig Tränkner sagte, will die Treuhand das Unternehmen mit etwa 1900 Beschäftigten vorerst zahlungsfähig halten. Danach werde die Privatisierungsbehörde mit der Geschäftsführung erneut über Konzepte zur Weiterführung der Produktion beraten. Die Treuhand hatte am Dienstag die Liquidation des Unternehmens angekündigt, nachdem der zu diesem Zeitpunkt einzige Bieter, die Bosch-Siemens Haushaltgeräte GmbH, ihr Interesse an einer Übernahme aufgegeben hatte.
BIELEFELD, 16. Juli (AP). Eine 42jährige Putzfrau, die ein russisches Kampfflugzeug in der Bundesrepublik zum Kauf angeboten hatte, ist am Donnerstag vom Landgericht Bielefeld vom Vorwurf des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz freigesprochen worden. Richter Hans-Dieter Dodt hielt der Frau und ihrem mitangeklagten Sohn in der Urteilsbegründung zugute, daß beide nicht versucht hätten, die Maschine vom Typ MIG-21 auf illegale Weise am deutschen Zoll vorbei zu schaffen.
Über Anzeigen in einer Fachzeitschrift bot die 42jährige Anfang 1991 verschiedene Typen russischer MIG-Kampfflugzeuge zum Kauf an. Die Frau hatte bei einem Besuch in ihrer früheren polnischen Heimat in Bromberg Kontakte zu Militärs geknüpft, die ihr das Geschäft mit den ausgemusterten Düsenjets schmackhaft machten. Der Versuch, den zerlegten Jagdflieger bei Görlitz über die Grenze zu bringen, scheiterte jedoch im Mai vergangenen Jahres an fehlenden Einfuhrpapieren.
STUTTGART/DÜSSELDORF, 17. Juli (AP). Die Ärzte wollen im Streit um das Bonner Gesundheitsstrukturgesetz zwar offensichtlich auf einen Arbeitskampf verzichten, erwägen aber, ihre Arbeitsleistung zu begrenzen. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Ulrich Oesingmann, kündigte an, die Ärzteschaft werde "zur Not Dienst nach Vorschrift machen". Dem "Handelsblatt" versicherte Oesingmann gleichzeitig, daß der Widerstand der Ärzte gegen die Bonner Pläne nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werde.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, hatte einen Streik nicht ausgeschlossen. Doch sehen auch die Kassenzahnärzte und Kassenärzte in Baden-Württemberg in einem Arbeitskampf kein geeignetes Mittel. Sie wollen in ihren Praxen über die Auswirkungen der vorgesehenen Maßnahmen informieren und setzen auf den Druck der Öffentlichkeit. Die Kassenärzte im Südwesten starteten eine Protestaktion, bei der sie auf über einer Million "roter Karten" Unterschriften ihrer Patienten sammeln und an Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) schicken wollen. Der Minister wurde dazu aufgerufen, den Gesetzentwurf zu überarbeiten.
LEIPZIG, 17. Juli (AP). Drei maskierte Männer haben in der Nacht zum Donnerstag einen 21jährigen Vietnamesen in seiner Leipziger Wohnung überfallen und schwer verletzt. Wie Polizeisprecher Roland Köhler mitteilte, drang einer der Täter gegen 1.15 Uhr in das Schlafzimmer des jungen Mannes ein und schlug ihn mit einem Baseballschläger. Die beiden anderen bedrohten im Treppenhaus eine zur Hilfe geeilte Hausbewohnerin mit einem Schrotgewehr.
Der Vietnamese wurde mit einer Platzwunde am Kopf und dem Verdacht auf ein Schädelhirntrauma ins Krankenhaus gebracht. Über das Motiv der Tat sei nichts bekannt, teilte die Polizei mit. Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur.
BEIRUT, 17. Juli (AP). Knapp ein Jahr nach der offiziellen Beendigung des langjährigen Bürgerkrieges hat Libanon einen weiteren Schritt zur politischen Normalisierung getan. Das Parlament in Beirut verabschiedete am Donnerstag mit 67 gegen zwölf Stimmen ein neues Wahlgesetz, das den Weg für die ersten Parlamentswahlen seit 20 Jahren freimacht. Das neue Gesetz vergrößert die Anzahl der Sitze des Ein-Kammer-Parlaments von 108 auf 128, die je zur Hälfte von Christen und Moslems zu besetzen sind.
Zuletzt war 1972 in Libanon für vier Jahre ein Parlament gewählt worden. Der Ausbruch des Bürgerkrieges 1975 hatte eine Neuwahl verhindert. Seither haben die Abgeordneten ihr Mandat alle zwei Jahre per Abstimmung verlängert.
Im Blickpunkt: Wahlen in Vietnam Ein Hauch von Demokratie
Vietnams Kommunisten schützen sich vor unliebsamen Überraschungen bei den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Zwar gibt es erstmals in der Geschichte der sozialistischen Republik Vietnam mehr Kandidaten als Mandate. Diesen Hauch von Demokratie machte das im April von der alten Nationalversammlung verabschiedete neue Wahlgesetz möglich. Unter den 601 von Massenorganisationen sorgfältig gesiebten Bewerbern für die 395 Sitze in der künftigen Nationalversammlung gehören jedoch nur zwei nicht der Kommunistischen Partei Vietnams an. "Wir hofften auf 60 parteiunabhängige Kandidaten", sagt der Vizegeneralsekretär des vietnamesischen Journalistenverbandes, Generalmajor Tran Cong Man. "Aber wir haben sie nicht gefunden."
Die Hauptkriterien der Auswahl gab die Armeezeitung Quan Doinhan Dan vor: Ein Kandidat für die Nationalversammlung müsse dem sozialistischen Vietnam unbedingt treu sein. Denn ein Abgeordneter, so das Blatt, habe sich für die Erneuerung Vietnams entsprechend den Richtlinien des Sozialismus einzusetzen. Die Regierung nannte noch ein weiteres Kriterium: Kandidaten müssen einen Berufsabschluß vorweisen, damit kompetente Leute im Parlament die Wirtschaftsreformen vorantreiben können.
Diesen strengen Ansprüchen wurden in den Augen der Partei nur zwei von über 40 unabhängigen Bewerbern gerecht: der Direktor einer Staatshandelsfirma und ein stellvertretender Schulleiter. Der Rest, mutmaßen westliche Diplomaten in Hanoi, sei entweder freiwillig aus dem Rennen geschieden oder bei Wählerversammlungen disqualifiziert worden.
Massenverbände wie die Frauenvereinigung oder der kommunistische Jugendverband durften dieses Mal eigene Kandidatenlisten aufstellen, während sie früher nur die Vorschläge der Einheitspartei übernehmen konnten. So bemüht sich Hanoi, etwas Demokratie einzuführen, ohne den Rahmen der Parteistrukturen zu verlassen.
Während Hanois Kommunisten im Zuge ihrer kapitalistischen Marktreformen dem Westen Tür und Tor öffnen, lehnen sie strikt ein demokratisches Mehrparteiensystem ab. Vietnams Kommunisten hofften, so ein westlicher Diplomat, nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft in Rußland und Osteuropa einen ähnlichen ideologischen Schiffbruch verhindern zu können.
Rund 90 Prozent der Abgeordneten der alten Nationalversammlung bewerben sich für eine neue, fünfjährige Legislaturperiode. Vietnams im April in Kraft getretene Verfassung gibt dem von 495 auf 395 Sitze getrimmten Parlament größere Befugnisse. Das Parlament, sagt Generalmajor Man, werde künftig professioneller sein.
Trotz seiner vor fünf Jahren eingeführten Wirtschaftsreformen nach kapitalistischem Vorbild ist Vietnam eines der ärmsten Länder der Welt. Verbesserte Lebensbedingungen für die 68 Millionen Vietnamesen, die Bekämpfung von Korruption im Behördenapparat und die im Land herrschende Massenarbeitslosigkeit beherrschten die Diskussionen bei Wahlversammlungen in Stadt und Land. Das Rütteln an der Führungsrolle der Partei war jedoch tabu. (dpa/AFP)
KÖLN, 16. Juli (dpa). Die deutschen Städte sollten die Prostitution aktiv in ihre Kommunalplanung einbeziehen. Diese Forderung hat am Donnerstag die Expertin für das Thema städtische Prostitution, Monika Schwertner vom Frauenamt der Stadt Köln, in einem Beitrag für das Monatsheft des Deutschen Städtetages erhoben.
Dabei unterstützte sie auch das Verlangen der Dirnen nach Altersversorgung und dem Ausschluß von Zuhältern. Die Kommunen sollten das älteste Gewerbe der Welt nicht länger als Problem behandeln, sondern als sexuelle Dienstleistung anbieten.
Prostitution sei ein "gesellschaftliches Massenphänomen und nicht das Ausleben von Perversionen einer kleinen Randgruppe - erfahrungsgemäß kommen die Freier aus allen Gesellschaftsschichten". Und Prostitution sei in Deutschland "nicht grundsätzlich verboten", schrieb sie.
Monika Schwertner zitierte Schätzungen der Deutschen Aidshilfe, wonach allein in den alten Bundesländern täglich 1,2 Millionen Männer zu 400 000 Prostituierten gingen. Jährlich würden rund 12,5 Milliarden Mark für käuflichen Sex ausgegeben: "Somit ist die Prostitution ein Wirtschaftszweig mit beträchtlichem Anteil am Bruttosozialprodukt. Rund um das Gewerbe werden Milliardenumsätze gemacht." Prostitution sei also ein Bestandteil der Gesellschaft - "die Prostituierte jedoch nicht, und der Freier bleibt ein unbekanntes Wesen".
DGB über ostdeutschen Arbeitsmarkt "50 Prozent unter Tarif"
HAMBURG, 16. Juli (dpa). Angst vor Arbeitslosigkeit und Rechtsunsicherheit führen nach Meinung des Deutschen Gewerkschaftsbundes offenbar dazu, daß Arbeitnehmer in den neuen Ländern zunehmend unter den tariflich vereinbarten Mindestlöhnen bezahlt werden. "Gesicherte Zahlen liegen uns noch nicht vor", sagte Eckehard Schwabe, Referatsleiter (Tarifpolitik) beim Deutschen Gewerkschafts-Bund (DGB) der Bild-Zeitung (Donnerstagausgabe). "Wir sind gerade dabei, eine Erhebung zum Thema ,untertarifliche Bezahlung' zu erstellen. Ich schätze aber, daß 50 Prozent der Arbeitnehmer in Ostdeutschland unter Tarif bezahlt werden."
Auch Ursula Engelen-Kefer, stellvertretende Vorsitzende des DGB, bestätigte dem Hamburger Blatt: "Mir haben Betroffene selbst erzählt, daß sie von ihrem Chef, einem westdeutschen Einzelhändler, zu Stundenlöhnen von 1,65 Mark gedrängt wurden." Es sei noch schwierig, genaue Zahlen zu ermitteln. Die Dunkelziffer in solchen Fällen liege bereits sehr hoch, "weil viele ostdeutsche Arbeitnehmer aus Angst um ihren Arbeitsplatz schweigen".
Die Deregulierungs-Kommission der Bundesregierung hatte empfohlen, künftig Bezahlungen unter Tarif zu ermöglichen, wenn dadurch vor dem Konkurs stehende Unternehmen in der Ex-DDR gerettet werden könnten. Dies dürfe allerdings nur auf der Grundlage entsprechender Betriebsvereinbarungen geschehen, die der Zustimmung beider Tarifpartner bedürften.
Dazu Frau Engelen-Kefer: "Wir werden entschieden dagegen kämpfen. Es darf nicht sein, daß die jetzt schon gängige, illegale Praxis der untertariflichen Bezahlung auch noch gesetzlich ermöglicht wird."
MÜNCHEN. Der Nestor der deutschen Komponisten und einer der angesehensten Musikpädagogen, Professor Günter Bialas, vollendet am Sonntag sein 85. Lebensjahr. 1907 in Oberschlesien geboren, übernahm er nach Kriegsende die Leitung des Münchner Bach-Vereins, 1947 erhielt er erstmals einen Ruf als Professor nach Detmold, von 1959 an war er Professor für Komposition an der Staatlichen Musikhochschule München. In Bialas' umfassendem Gesamtwerk ragen vor allem seine drei Opern "Hero und Leander" (1966), "Die Geschichte von Aucassin und Nicolette" (1969) und "Der gestiefelte Kater" (1975) heraus. In Kiel wurde kürzlich die Heine-Oper "Aus der Matratzengruft" uraufgeführt. dpa/fr
POTSDAM, 16. Juli (dpa). Der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati ist am Donnerstag vormittag mit Brandenburgs Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) im Potsdamer Schloß Cecilienhof zusammengetroffen. Am Portal des Schloßparks wurde die Limousine von Demonstranten mit Eiern und einer leeren Flasche beworfen. Nach Angaben der Polizei wurden drei Personen, bei denen es sich vermutlich um Iraner handele, vorläufig festgenommen. Bei dem Gespräch zwischen Stolpe und Welajati soll es um Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Iran und Brandenburg gehen.
KOBLENZ, 16. Juli (dpa). Ein Hausarzt hat die Verträglichkeit von Medikamenten stets zu überwachen. Diese Pflicht besteht auch dann, wenn Ärzte einer Spezialklinik die Arznei verordnet haben, entschied das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil.
Die Richter bekräftigten, der Hausarzt dürfe dann nicht "blind" den Empfehlungen der Klinik folgen, wenn beim betroffenen Patienten Anhaltspunkte einer Unverträglichkeit vorlägen. Das Gericht gab mit seinem Spruch der Klage einer heute 41jährigen Frau gegen ihren Hausarzt statt (Aktenzeichen: 3 U 1197/85).
Die Klägerin litt seit Jahren an epileptischen Anfällen. Sie wurde daher von einem Arzt für Allgemeinmedizin in die Fachabteilung einer Universitätsklinik eingewiesen. Die Fachärzte verschrieben der Frau unter anderem ein Medikament, das nach Feststellungen des Gerichts zu Hirnschäden und schließlich zur Erwerbsunfähigkeit führte. Der behandelnde Arzt hatte sich trotz immer häufiger auftretender Ausfallerscheinungen der Patientin nicht an die Klinik gewandt und um Überprüfung der fachärztlichen Verordnung gebeten.
Das OLG hielt dem Hausarzt daher vor, seine Sorgfaltspflichten verletzt zu haben. Neben dem Hausarzt verurteilte das Gericht auch das Land Rheinland- Pfalz als Träger der Klinik zu Schadenersatz- und Schmerzensgeldzahlungen.
BRÜSSEL, 16. Juli (dpa). Zwei Polizisten sind in Belgien von einem flüchtenden Häftling erschossen worden. Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag entdeckte ein Lkw-Fahrer die beiden mit Handschellen aneinandergeketteten Leichen am Mittwoch abend auf einem Parkplatz an der Autobahn der Wallonie zwischen Lüttich und Namur. Die Polizeibeamten waren mit einem wegen mehrerer Raubüberfälle verhafteten Verbrecher auf dem Weg in das Gefängnis der Stadt Huy. Der Gefangene konnte bei einem Stopp an der Autobahn offenbar eine der Dienstwaffen greifen und streckte seine Begleiter mit mehreren Schüssen nieder, hieß es. Der Täter, ein 29jähriger Lütticher italienischer Herkunft, flüchtete im Zivilfahrzeug der Polizei, einem blauen VW-Jetta, vermutlich in Richtung Niederlande.
DÜSSELDORF (vwd/FR). Das Management der Düsseldorfer Messegesellschaft macht sich große Hoffnung, zusammen mit Köln Standort einer dann möglicherweise wieder vereinten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) zu werden. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) habe zugesagt, beide Messen noch in diesem Herbst zu einer gemeinsamen Präsentation einzuladen, erzählt Nowea-Chef Claus Groth. Sein Konzept sehe vor, Personenwagen in Köln und Lkw in Düsseldorf zu zeigen.
Die vergangene IAA war erstmals zwischen Frankfurt und Hannover (Nutzfahrzeuge) aufgeteilt worden. Der VDA möchte sie nach nochmals getrennten Veranstaltungen 1993 und 1994 wieder an einem Ort präsentieren. Köln und Düsseldorf treten dafür erstmals als ein gemeinsamer Messeplatz auf und arbeiteten gut zusammen - auch ohne Hilfe der Landesregierung, betont Groth. Hauptkonkurrent für eine große IAA sei Hannover. In Frankfurt gebe es zuwenig Platz. Berlin zu wählen, wäre eine große Subventionssünde. Der Wettbewerb der deutschen Messeplätze werde durch öffentliche Gelder ohnehin verzerrt. Während Düsseldorf keine Zuschüsse erhalte, flössen in Standorte wie Hamburg zweistellige Millionenbeträge. "Wir wollen aber kein Subventionsbetrieb werden", sagt Groth. Bedenklich nennt er die Pläne für den Ausbau neuer Messen, etwa in Leipzig und in München-Riem.
Der illegale Handel mit Waffen der früheren sowjetischen Streitkräfte floriert. Seit Beginn des Abzugs der GUS-Truppen in die Heimat tauchen immer häufiger Gewehre, Granaten und Munition auf dem Schwarzmarkt in Berlin und Brandenburg auf. Interessenten sind vor allem Waffen- und Militariahändler, die mit der gefährlichen Ware eine schnelle Mark machen wollen.
"Die Täter fühlen sich meist nicht als Kriminelle", sagt die Berliner Staatsanwältin Sigried Nielsen. "Sie sind teilweise naiv, aber gerade das macht sie gefährlich." Zur Zeit laufen nach ihren Angaben 21 Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.
Erst vor einigen Wochen hatte die Berliner Polizei ein riesiges Lager mit "technisch aufgemotzten" Kalaschnikow-Gewehren ausgehoben, die aus den Beständen der ehemaligen Roten Armee stammen, berichtet Frau Nielsen. Eine Fundgrube für Händler und Sammler seien die früheren Truppenübungsplätze und Müllkippen der GUS-Truppen. "Dort lag bis vor kurzem das Zeug haufenweise herum", so ein 36jähriger ehemaliger Militariahändler, der im Juni wegen illegalen Waffenhandels vom Berliner Landgericht zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war.
Russische Offiziere, die kurz vor ihrer Rückkehr in die Heimat "das große Geschäft wittern", bieten Sammlern die Waffen zu "Spottpreisen" an, erzählte der Angeklagte. Die Splitterhandgranaten, von denen der 36jährige gleich rund 500 Stück erwarb, waren für fünf Mark zu haben - gezahlt wurde mit Kosmetika und Elektrogeräten. Da die Rückführung der Munition von Deutschland in die GUS-Staaten die Armeeführung eine Stange Geld kostet, gehe sie gegen die Verschleuderung des Materials kaum vor, so ein Zeuge vor Gericht.
Auch wenn die Waffenhändler weniger am finanziellen Gewinn als am Sammeln interessiert seien, dürfe die Gefahr, die von dem Kriegsgerät ausgeht, nicht unterschätzt werden, betont die Ermittlerin. Die Granaten könnten bei der Zündung im Umkreis von 40 Metern tödliche Verletzungen verursachen. Nicht auszudenken sei, was passiert, wenn beim Transport der Waffen ein Unfall geschieht oder bei unsachgemäßer Lagerung ein Feuer ausbricht. Äußerst riskant ist auch der Umgang mit Sprengstoff, der in manchen Fällen aus den Granaten herausgekratzt werde.
Ein Großteil der Beschuldigten ist nach ihren Angaben "rechtsorientiert", Kontakte zu organisierten rechtsextremen Gruppen bestehen nach den bisherigen Ermittlungen jedoch nicht. Offenbar gehören aber kriminelle Banden zu den Abnehmern der Ware: "Bei jeder zweiten Straftat auf offener Straße ist in Berlin mittlerweile eine Waffe dabei." Auch der Gebrauch von Jagdgewehren - etwa bei Raubüberfällen - habe "in krassem Maße zugenommen". Außerdem gibt es Hinweise darauf, daß ein Teil der Waffen in die Bürgerkriegsregionen im früheren Jugoslawien gegangen ist, schildert die Staatsanwältin.
KARIN SCHLOTTMANN (dpa)
Für den Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Rolf Wenzel, gehören die Wehrpflichtigen auf der "Bayern" einfach zur Schiffsbesatzung. Im Norddeutschen Rundfunk sagte Wenzel, "wir sind eine Wehrpflichtigenarmee". Wichtig sei allerdings, daß sie - wie im vorliegenden Fall - entsprechend ausgebildet seien. Wenzel schloß nicht aus, daß der Zerstörer bei Angriffen zurückschießen werde.
LONDON, 17. Juli (dpa). Ein englisches Reisebüro bietet im Oktober eine ungewöhnliche Ferienreise an: Teilnehmer sind nur 31 Stunden und 40 Minuten unterwegs, verbringen davon achteinhalb Stunden auf Flughäfen und müssen 13 950 Pfund (40 000 Mark) bezahlen. Dafür könnten sie mit einer Eintragung im Guinness-Buch der Rekorde rechnen, denn die Reise geht per Überschallflugzeug um die ganze Welt und soll den vorherigen Rekord von 45 Stunden und 25 Minuten brechen.
"Es wird eine unwiederbringliche Erfahrung sein", pries Colin Mitchell, Chef des Reisebüros Goodwood Travel in Canterbury, das Angebot am Donnerstag. Abreise- und Ankunftsort ist Lissabon, Zwischenstopps gibt es in der Dominikanischen Republik, in Acapulco, Hawaii, Guam, Bangkok und Dhahran am Persischen Golf.
WARSCHAU, 16. Juli (dpa). Streiks um höhere Löhne legten auch am Donnerstag wieder einen Teil der polnischen Steinkohlegruben lahm. So haben in den Morgenstunden 3000 Bergleute in der Grube "Silesia" die Arbeit nicht aufgenommen.März will mehr Fleisch sehen Majorität bei Moksel angestrebt / Bierkonzern schluckt Kropf
MÜNCHEN (dpa/vwd/rtr/FR). Der Einstieg des Rosenheimer Brauereikonzerns März bei seinem einstigen Rivalen, der Fleisch-Gruppe Moksel, ist perfekt. Der Bier-Riese ("Tucher", "Henninger", "Jever" und "EKU") übernimmt 33 Prozent an dem Augsburger Unternehmen. Binnen ein oder zwei Jahren strebt er nach eigenen Angaben die Mehrheit an. "Aus einer Feindschaft ist eine Freundschaft geworden", freut sich März-Aufsichtsratsvorsitzender Willi März.
Der jetzt erworbene Anteil stammt vom Unternehmensgründer, dem 74jährigen Alexander Moksel. Der Senior ist der einzig bekannte Großaktionär des Fleischkonzerns mit gut vier Milliarden Mark Umsatz. Das Bundeskartellamt muß der Beteiligung noch zustimmen. Nach eigenen Angaben erreicht März neben der bislang dominierenden Getränkesparte damit auch im Fleischgeschäft eine führende nationale Position.
Über den Kaufpreis des "Fleisch-Pakets" wurde Stillschweigen vereinbart. Am Börsenkurs angelehnte Schätzungen von 250 bis 300 Millionen Mark werden nicht dementiert. Der Rosenheimer Konzernchef Andreas März will die weiteren Moksel-Anteile über den Kapitalmarkt erwerben. Zur Finanzierung erwägt März im Frühjahr 1993 eine Kapitalerhöhung. Andreas März deutet an, daß die Familie, die bislang rund 90 Prozent des Kapitals hält, dann nicht mitzieht. Als langfristige Untergrenze des Clan-Anteils seien 51 Prozent vorstellbar.
Alexander Moksel selbst begründet die Veräußerung seiner Anteile mit dem Fehlen von Nachfolgern in der Familie. Zudem sei er überzeugt, daß sein Unternehmen mit dem Verkauf an die alten "Feinde" "in guten Händen" sei und die Gewähr für eine gute Zukunft gegeben sei.
Geplant ist, daß die März-Fleischsparte (Markenname Marox), die mit 300 Millionen Mark rund 15 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, an Moksel übergeht. Die Auslandsmärkte sollen nicht mehr parallel bearbeitet werden. Für Moksel entfielen erhebliche Investitionen im Wurstgeschäft, für Marox erübrigten sich Investitionen in Schlachthöfe. Nach der jüngsten Akquisition will der März-Konzern, der soeben auch die Mehrheit der Kasseler Privatbrauerei Kropf erworben hat, nach Angaben des Vorstands erst einmal eine Atempause einlegen.
Beim Bundeskartellamt ist der Fleisch- Deal bislang nicht angemeldet. Bei der Beurteilung eventueller Auswirkungen auf den Wettbewerb wird die Behörde allerdings von regionalen Märkten ausgehen müssen, da Schlachttiere normalerweise nicht über weite Strecken transportiert werden. Außerdem existiert in Süddeutschland mit der Firma Südfleisch noch ein starker Konkurrent.
POTSDAM, 16. Juli (dpa/AFP/AP). Nach einer Attacke von Demonstranten gegen sein Fahrzeug hat der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati am Donnerstag seinen Besuch in Potsdam vorzeitig beendet. Vor einem Treffen mit Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) war die gepanzerte Limousine des iranischen Politikers am Portal des Schloßparks Cäcilienhof von sechs bis acht iranischen und irakischen Demonstranten mit Eiern, Steinen und einer leeren Flasche beworfen worden.
Die Potsdamer Polizei teilte mit, daß zwei Iraner und ein Iraker festgenommen worden seien. Sie seien bereits im April einmal von der Bonner Polizei wegen schweren Hausfriedensbruchs und Körperverletzung in Gewahrsam genommen worden. Zwei Iraner, die im Büro Potsdam der Deutschen Presse-Agentur anriefen, erklärten, sie hätten mit der Aktion gegen die Menschenrechtsverletzungen in Iran protestieren wollen.
Welajati kommentierte nach der Begegnung mit Stolpe den Vorfall mit den Worten: "Das ist nichts." Dennoch ließ er die geplanten Besuche des Schlosses Sanssouci und des Berliner Pergamonmuseums streichen und sich direkt zum Flughafen Tegel bringen, von wo er nach Teheran zurückflog. Er hatte sich drei Tage lang in Deutschland aufgehalten und war in Bonn mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) zusammengetroffen.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes versicherte, die Bundesregierung werde sich wegen des Vorfalls bei der iranischen Botschaft entschuldigen. Minister Kinkel habe "mit großem Bedauern" die vorzeitige Abreise seines Kollegen zur Kenntnis genommen.
Stolpe sagte nach der Begegnung, daß in dem etwa einstündigen Gespräch auch über eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Iran gesprochen worden sei. Welajati ergänzte, das notwendige gegenseitige Verständnis für eine Zusammenarbeit sei "erreicht" worden. Weitere Schritte müßten nun die Verantwortlichen auf beiden Seiten unternehmen. (Kommentar auf Seite 3)
TOKIO, 16. Juli (dpa). Japan und Rußland sind sich in ihrem Streit um die südlichen Kurileninseln auch nach zweitägigen Gesprächen in Tokio nicht nähergekommen. Sprecher des japanischen Außenministeriums berichteten im Anschluß, beide Seiten hätten sich lediglich darauf verständigt, vor dem für Mitte September geplanten Japan-Besuch des russischen Präsidenten Boris Jelzin einen neuen Anlauf zu unternehmen. Der japanische Außenminister Michio Watanabe will deshalb zu einem Treffen mit seinem Kollegen Andrej Kosyrew nach Moskau reisen.
Japan fordert die Rückgabe der vier Inseln, die 1945 von Moskau besetzt worden waren, und macht davon den Abschluß eines Friedensvertrages und großzügige Finanzhilfe an die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) abhängig. Moskau setzt die Bedingungen umgekehrt.
JERUSALEM, 16. Juli (dpa/AP). Die neue israelische Regierung hat eine Überprüfung des Wohnungsbauprogramms in den besetzten Gebieten beschlossen. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wollen sich Israels neuer Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Ägyptens Staatschef Husni Mubarak schon in Kürze treffen. In Kairo gab es dafür noch keine Bestätigung.
Israels Wohnungsbauminister Binjamin Ben-Eliezer und Finanzminister Avraham Schochat verständigten sich am Donnerstag darauf, vorerst alle Bauaufträge für staatlich finanzierte Wohnungen im Gazastreifen und dem Westjordanland, mit deren Ausführung noch nicht begonnen wurde, zu stoppen. Es solle geprüft werden, welche Projekte der alten Regierung weitergeführt werden. Wie der israelische Rundfunk berichtete, sind bereits 3000 Genehmigungen für Neubauten in den israelisch besetzten Gebieten zurückgenommen worden.
Der Minister sagte, es sei ungeklärt, was mit den mehr als zehntausend Wohneinheiten geschehe, die bereits im Westjordanland und im Gazastreifen im Bau seien. "Wer aber denkt, daß wir weitere 100 000 Juden in diese Gebiete bringen wollen, der weiß nicht, worüber wir sprechen", erklärte Ben-Eliezer. Uri Ariel, ein Sprecher der Siedler, nannte die Mitteilung des Ministers "eine Kriegserklärung". Der "Jerusalem Post" hatte Ben- Eliezer am Vortag noch gesagt, es könnten entlang der "Konfrontationslinien" auch weitere Siedlungen entstehen.
Seit 1967 haben sich rund 110 000 Juden im besetzten Westjordanland und dem Gazastreifen angesiedelt. Sollten alle im Bau befindlichen Wohnungen nicht fertiggestellt werden, muß der israelische Staat mit Schadensersatzforderungen in Höhe von etwa 20 Millionen Schekel (rund 30 Millionen Mark) rechnen.
Ministerpräsident Rabin bestätigte am Donnerstag gegenüber dem US-Botschafter in Israel, William Harrop, es gebe noch keine Vorstellungen, welche Projekte ganz gestoppt würden. Die Amerikaner drängen auf eine Klärung dieser Frage, bevor US-Außenminister James Baker auf seiner am Wochenende beginnenden Nahostmission Israel und die arabischen Nachbarstaaten Israels bereist.
Aus Geldmangel wird der des Dopings überführte amerikanische Diskuswerfer Kamy Keshmiri seine Suspendierung und die drohende vierjährige Sperre nicht anfechten. Keshmiri fühlt sich als Opfer einer Machenschaft des amerikanischen Leichtathletik-Verbandes (TAC) und beteuert, er habe nicht gedopt.
DRESDEN, 16. Juli (dpa). Sachsen ist bereit, die im Mai auf illegale Weise vom Freistaat aus nach Rumänien transportierten Pflanzenschutzmittel zurückzunehmen. Das gab Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) am Donnerstag bekannt. Allerdings sollen nur jene Abfälle aufgenommen werden, die eindeutig aus Sachsen stammen.
Mitte Mai hatte die Umweltorganisation Greenpeace an Grenzübergängen zur Tschechoslowakei Lkws mit Chemikalienfässern gestoppt und Untersuchungen durch das sächsische Umweltministerium erzwungen. Laut Greenpeace waren seit Januar fast wöchentlich Transporte mit Giftmüll aus Sachsen nach Rumänien gegangen. Nachdem im siebenbürgischen Hermannstadt (Sibiu) rund 100 Fässer mit Gift- und Sondermüll gefunden worden waren, hatte auch die rumänische Seite reagiert und den Geschäftsführer eines rumänisch-belgischen Deponie-Unternehmens verhaftet.
HEIDELBERG (dpa/vwd). Die Textilholding Pegasus hat im vergangenen Jahr durch "drastische Wertberichtigungen" ihr Beteiligungsportefeuille bereinigt. Wie die Gesellschaft mitteilt, führte dies neben dem Dividendenausfall bei allen Töchtern außer Augsburger Kammgarn-Spinnerei zu einem Verlust von 40,9 Millionen Mark nach einem vorherigen Gewinn von 1,9 Millionen. Für 1990 hatte es noch eine, allerdings bereits um je zwei Mark auf 4,25 respektive fünf Mark je Stamm- und Vorzugsaktie gekürzte Ausschüttung gegeben.
Im einzelnen mußte das 20prozentige Paket an Nino (Nordhorn) wegen des dramatischen Aktienkursverfalls und ungewisser Sanierungsbemühungen "nachhaltig" wertberichtigt werden. Neuerliche Belastungen drohten nun nicht mehr. Bis auf einen Restwert wurde ferner das Engagement bei der portugiesischen Fitor- Gruppe abgeschrieben, das bisher 15 Millionen Mark erforderte. Der Rückzug von der iberischen Halbinsel noch in diesem Monat werde "substantielle" außerordentliche Erträge bringen. Wegen des Kursverfalls haben die Pegasus-Leute zudem die Zehn-Prozent-Beteiligung an der Neuen Baumwollspinnerei und -weberei Hof (NSH) heruntergeschrieben. Trotz dieser Schnitte und ausbleibender Leistungen kleinerer Beteiligungen konnten die Heidelberger 1991 ihre Verbindlichkeiten um 28 Prozent auf 73,6 Millionen Mark verringern.
HELSINKI, 16. Juli (dpa). Finnlands Handelsminister Kauko Juhantalo hat in eigener Sache nicht besonders erfolgreich gehandelt: Ein Gläubiger mit Forderungen von acht Millionen Finnmark (2,9 Millionen Mark) hat den 50jährigen Zentrumspolitiker verklagt, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann. Nach unbestätigten Presseberichten sollen die Gesamtschulden aus verschiedenen Finanzfirmen des Ministers doppelt so hoch sein.
Nachdem Juhantalos Parteifreund Esko Aho als Regierungschef in den letzten Monaten stets jeden Kommentar zur der Angelegenheit verweigerte hatte, sieht es nun nicht mehr so gut aus für den verschuldeten Minister: Aho wurde am Donnerstag von finnischen Zeitungen mit der Bemerkung zitiert: "Die Lage hat sich völlig geändert, wenn die Mitteilung von der Gläubiger-Klage stimmt." Justizministerin Hannele Pokka, ebenfalls Zentrum, sagte über Juhantalo, an seiner Stelle würde sie "sehr sorgfältig die eigene Zukunft in der Regierung überdenken".
BERLIN, 16. Juli (dpa). Die Rehabilitierung von Opfern der DDR-Justiz wird die Gerichte noch lange beschäftigen. Beim Berliner Landgericht sind bisher 6776 Anträge auf Rehabilitierung und Kassation von Unrechtsurteilen eingegangen, sagte die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) am Donnerstag. Davon seien bisher 1677 Anträge erledigt worden. Ingesamt würden in den fünf neuen Ländern derzeit rund 40 000 bis 50 000 Anträge bearbeitet. Die meisten Verfahren betreffen den Angaben zufolge Verurteilungen wegen versuchten oder vollendeten Grenzübertritts.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Ulrich Feißel sagte, er erwarte mit Verabschiedung des Unrechtsbereinigungsgesetzes eine "neue Flut von Anträgen".
EBERSWALDE, 16. Juli (dpa). Die Polizei hat bei ihren Ermittlungen nach der Tötung des Angolaners Amadeu Antonio durch Mitglieder der rechtsextremistischen Szene von Eberswalde (Brandenburg) eine wichtige Augenzeugin nicht vernommen. Das ergab sich am Donnerstag aus der Aussage eines Beamten vor dem Bezirksgericht Frankfurt/Oder. Die Frau war in der Tatnacht im November 1990 in dem Gasthof, in dem sich zuvor der Angolaner aufgehalten hatte. Sie habe vermutlich die Tat beobachten können, sagte der Vorsitzende Richter Hartmut Kamp. Dazu habe sie aber niemand genau befragt. Die Zeugin, die inzwischen vom Gericht vorgeladen wurde aber nicht vor Gericht erschienen ist, soll nun polizeilich vorgeführt werden.
Dänemarks Fußball-Triumph bei der Europameisterschaft in Schweden hat nun auch höhere Weihen erhalten. Nachdem das vornehme Kopenhagener Nationalmuseum den durch einen 2:0-Finalsieg über Deutschland errungenen Pokal in seinen Hallen dem Publikum als Dauer-Attraktion für die nächsten vier Jahre bietet, ließ sich die Post nicht lange bitten und präsentierte am Donnerstag eine EM-Briefmarke, auf der die jubelnden Spieler beim Empfang in der Heimat zu sehen sind. Philatelisten monierten, daß der Text "etimanyD hsinaD" auf einer abgebildeten Flagge nur schwer zu entziffern sei: Es ist die seitenverkehrte Version von "Danish Dynamite". dfpa
Glück im Unglück für den Neuzugang der Eintracht Frankfurt, Uwe Rahn. Eine vom Mönchengladbacher Orthopäden Jürgen Sellmann vorgenommene Kniespiegelung ergab eine Überdehnung des Kreuzbandes, einen Innenbandanriß und einen Einriß der Innenkapsel. Eine Operation ist dadurch nicht erforderlich. Bei gutem Verlauf kann Rahn nach sechs bis acht Wochen das Training wieder aufnehmen.
ADDIS ABEBA, 17. Juli (dpa). Die äthiopische Regierung gerät wegen der Umstände, unter denen vor knapp vier Wochen die ersten freien Wahlen in der Geschichte des Landes stattgefunden haben, immer stärker in Bedrängnis. Zehn politische Gruppierungen aus den südlichen Regionen verlangen, die Wahlen für ungültig zu erklären und Neuwahlen anzusetzen.
Wie am Donnerstag in Addis Abeba bekannt wurde, werfen die Organisationen der regierenden EPRDF (Revolutionäre Demokratische Front des Äthiopischen Volkes) Einschüchterung der Wähler vor. Die zehn Gruppierungen vertreten nach eigenen Angaben zehn der 55 Millionen Einwohner Äthiopiens. Die Oromo-Befreiungsfront (OLF), bis vor kurzem die zweitstärkste Kraft in der Regierung, hatte aus Protest gegen angebliche Manipulationen des Wahlergebnisses die Regierung verlassen.
HERREN-TURNIER in Stuttgart-Weißenhof, Einzel, Achtelfinale: Medwedew (GUS) - E. Sanchez (Spanien) 7:6 (7:3), 6:2; Novacek (CSFR) - Delaitre (Frankreich) 4:6, 6:3, 6:4, Edberg (Schweden) - J. Sanchez (Spanien9 2:6, 7:6 (12:10), 6:2, Karbacher (München) - Clavet (Spanien) 6:7, 6:4, 6:4.
Diskuswerfer Wolfgang Schmidt hat Juan Antonio Samaranch, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitee (IOC), gebeten, sich für ihn und seinen Start in Barcelona einzusetzen. In einem Brief, den der 38jährige bereits in der vergangenen Woche abgeschickt hat, erläuterte er Samaranch seine Situation. Schmidt wurde vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland nicht für Barcelona nominiert.
BERLIN, 17. Juli (dpa). Eine jetzt bekanntgewordene "Argumentationshilfe" der ehemaligen DDR-Regierung für Richter und Staatsanwälte belegt, wie die Staatsführung auf die Prozesse wegen "Republikflucht" Einfluß genommen hat. In dem Papier, das die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SDP) am Donnerstag vor Journalisten zitierte, wurden die Juristen belehrt, das Völkerrecht kenne den Begriff der Freizügigkeit nicht. "Mit dem Material sollten den DDR-Juristen die Skrupel für Verurteilungen wegen Fluchtversuchen genommen werden", sagte Frau Limbach.
Das Papier widerspricht nach Ansicht von Frau Limbach dem Pakt über bürgerliche und politische Rechte der Vereinten Nationen, dem die DDR 1976 beigetreten ist, sowie der Menschenrechtserklärung. Die Autoren der "Argumentationshilfe" sind derzeit noch unbekannt.
NABLUS, 16. Juli (dpa). Die militärische Belagerung der Universität Nablus im israelisch besetzten Westjordanland dauerte am Donnerstag an. Nach palästinensischen Angaben halten sich rund 4000 Studenten auf dem Campus der Universität auf, israelische Quellen gehen von 2500 Studenten aus. Die Versorgung der Eingeschlossenen mit Lebensmitteln ist untersagt. Für die etwa 120 000 Einwohner von Nablus gilt seit Mittwoch eine Ausgangssperre.
Die Konfrontationen hatten am Dienstag begonnen, als Militäreinheiten vor dem Universitätsgelände einen bewaffneten Palästinenser festnahmen. Die Armee vermutet auf dem Gelände weitere zehn zum Teil langgesuchte Palästinenser. Den Aktivisten wird vorgeworfen, die Universitätswahlen beeinflußt zu haben. Als Militärbehörden mit der Kontrolle von Studenten begannen, die das Gelände verließen, schlossen sich die übrigen auf dem Campus ein. Im besetzten Westjordanland begann am Donnerstag ein Generalstreik, um die Solidarität mit den Eingeschlossenen zu bekunden.
BONN, 16. Juli (dpa). Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat Verbesserungen am Entwurf zur künftigen EG- Verpackungsrichtlinie gefordert. "Auch die EG-Kommission sollte zur Kenntnis nehmen, daß derjenige Abfall der beste ist, welcher erst gar nicht entsteht", mahnte Töpfer in einer am Donnerstag in Bonn verbreiteten Erklärung mit Blick auf den am Mittwoch vorgestellten EG- Entwurf. Abfallvermeidung sei der Abfallverwertung vorzuziehen. Dies müsse in der EG-Regelung zum Ausdruck kommen. Ziel sollte nicht der Schutz von Verpackungen, sondern vor überflüssigen Verpackungen sein.
Töpfer unterstrich, daß das deutsche Abfallwirtschaftskonzept nicht zur Disposition stehe. Die Bundesregierung wolle im Europarat mit gleichgesinnten EG- Partnern auf Änderungen der Richtlinie dringen.
Die EG-Regelung sieht vor, daß erst in zehn Jahren 90 Prozent aller Verpakkungsabfälle aus dem Abfallaufkommen ausgesondert und verwertet werden. 30 Prozent davon können dann auch weiterhin verbrannt werden.
LJUBLJANA, 16. Juli (dpa). Bei einem schweren Verkehrsunfall in Slowenien sind auf der Autobahn zwischen Celje und Maribor am Donnerstag insgesamt zehn Menschen ums Leben gekommen. Drei Pkw - darunter ein deutscher und ein italienischer - stießen zusammen, fingen Feuer und brannten völlig aus. Wie die slowenische Presseagentur STA unter Berufung auf die Polizei weiter meldete, sei die Identität der Opfer noch nicht bekannt. Als wahrscheinliche Ursache des Unfalls, der nahe der Ortschaft Dramlje (70 Kilometer nordwestlich von Ljubljana) passierte, wurde riskantes Überholen genannt.
RAMAT GAN, 16. Juli (dpa). Drei israelische Adler haben einem syrischen Artgenossen mit ihrem Blut möglicherweise das Leben gerettet. Wie die israelische Zeitung Ma'ariv am Donnerstag berichtete, war der verletzte Adler, aus dem verfeindeten Syrien kommend, von israelischen Soldaten auf den besetzten Golan- Höhen gefunden worden. Anschließend sei ihm in einem Safaripark bei Tel Aviv Blut von den israelischen Raubvögeln übertragen worden.
MÜNCHEN, 17. Juli (dpa). Die Union hat an die Vertriebenenverbände appelliert, "die alten Schlachten von gestern" zu beenden und aktiv zur Verständigung mit den Nachbarn im Osten beizutragen. "Man muß völkerrechtlich wirksame Verträge und politische Mehrheiten akzeptieren, auch wenn sie schmerzen", sagte der Vertriebenen-Sprecher derCDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk, am Donnerstag in München nach einem Expertengespräch. Die Union wolle den Dialog mit den Vertriebenen fortsetzen, auch wenn diese nach Abschluß der Nachbarschaftsverträge mit Polen und der Tschechoslowakei von der Regierung "besonders enttäuscht" seien.
Nach Ansicht des CSU-Politikers gibt es bei den Vertriebenen eine "Schere" zwischen Führungsschicht und Basis. "Unten bewegt sich viel, da sind Tausende schon längst Botschafter der Versöhnung."Debatte über Rüßmann
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung wird Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach am 27. August abhalten. Auf der Mitgliederversammlung sollen vor allem die Gründe für die überraschende Entlassung von Manager Rolf Rüßmann auf den Tisch gelegt werden.Filmen mit Hilfe der Polizei ? Manager Lemke spricht von "starkem Tobak"
Der normale Gebührenzahler, der manchmal auch ein Fußballfan ist, blickt beim Poker um die Übertragungsrechte im Fernsehen kaum noch durch. Nun soll er doppelt zur Kasse gebeten werden. Als neue Variante sind kostenträchtige Polizeieinsätze im Gespräch, um die kostenlose Kurzberichterstattung für Reporterteams des WDR in den Bundesliga-Stadien sicherzustellen.
"Mit Polizeieinsätzen zu drohen, das ist schon ein starker Tobak", kommentierte Werder-Manager Willi Lemke am Donnerstag den Vorstoß des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Schnoor. Der Europapokalsieger spielt zwar wie die meisten Bundesligaklubs in einem städtischen Stadion, reklamiert aber das Hausrecht für sich.
"Da bestimmen wir, wer ins Stadion kommt. Bei uns können alle WDR-Kollegen rein, nur die Kameras müssen draußen bleiben", argumentierte Lemke. Auch die anderen Bundesligisten lehnen den Schnoor-Gedanken ab. Der SPD-Politiker hatte WDR-Intendant Friedrich Nowottny Rückendeckung versprochen, falls eine gerichtliche Entscheidung ohne die Hilfe der Polizei nicht ausgeführt werden könne. Bisher zögern ARD und WDR noch, die juristisch umstrittene 90-Sekunden- Regel anzuwenden. Weil die Intendanten noch uneins sind, wurde das Vertragswerk der ISPR nicht unterzeichnet. Die Agentur hatte dem DFB 700 Millionen Mark für fünf Jahre gezahlt und die Erstsenderechte an SAT 1 verkauft.
Zweitliga-Fußball auf dem Bildschirm findet zur Zeit nur bei dem Mainzer Privatsender und im ZDF statt, das aus der öffentlich-rechtlichen Phalanx ausgeschert ist. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet SAT 1 greift in seiner kurzfristig zusammengestellten Zweitliga-Sendung nach dem Motto "kurz, knapp und kernig" bei vielen Spielen auf Kurzberichte zurück.
Der private Konkurrent RTL plus pokert ebenfalls mit und hat zum Bundesliga-Start am 14. August eine Fußball-Sendung mit Kurzberichten angekündigt. Experten bezweifeln, ob die Kölner technisch und personell in der Lage sind, die Pläne umzusetzen.
Als Clou hatte SAT 1 die Idee, seine neue Fußball-Sendung "ran" zu taufen. "Das war ein Eigentor", erklärte Klaus- Jürgen Eichhorst, Chefredakteur der Jugendzeitung "ran" des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die Gewerkschafter wollen sich mit allen Mitteln gegen den "Klau" zur Wehr setzen. dpa
OSLO, 16. Juli (dpa). Der Verkehr stockte in Norwegens Hauptstadt Oslo, und mehrere hundert Menschen belagerten das Hotel im Zentrum der Stadt, in dem Bundeskanzler Helmut Kohl und seine Frau Hannelore während des offiziellen Besuchs logieren. Die mit Foto- und Videokameras behängten Schaulustigen bildeten jedoch kein Ehrenspalier für den Kanzler, sie warteten auf eine andere Größe: Der Popstar Michael Jackson wohnte während seines Gastspiels in Oslo im selben Hotel wie Kohl. Er verließ die Hauptstadt kurz nach Ankunft der deutschen Delegation.
Klaus Weber, Generalsekretär des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB), verläßt nach zwei Jahren den siebtgrößten deutschen Sportverband. Er will sich vom 1. November an neuen beruflichen Aufgaben zuwenden.
LEIPZIG, 16. Juli (dpa). Drei Unbekannte haben einen 21jährigen Vietnamesen in dessen Leipziger Wohnung derart mißhandelt, daß er mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag fehlt von den mit Schrotgewehren und Baseballschlägern bewaffneten Tätern bisher jede Spur. Die 24jährige Frau des Vietnamesen blieb bei dem Überfall in der Nacht zum Donnerstag unverletzt. Die Gewalttäter hatten die Wohnungstür des Ehepaares eingetreten und ein Fenster zerschossen.
Bernd Karbacher hat seinem überraschenden Triumph gegen den Weltranglisten-Siebten Michael Chang (USA) einen weiteren Paukenschlag folgen lassen. Der Münchner Qualifikant setzte am Donnerstag seine Ochsentour am Stuttgarter Weissenhof im sechsten Spiel in sechs Tagen mit einem hart erarbeiteten 6:7 (7:9), 6:4, 6:4-Erfolg gegen den spanischen Weltranglisten-18. Francisco Clavet fort und kann sich nun für das Viertelfinale gegen Klubkamerad Michael Stich (Elmshorn) oder Thomas Muster (Österreich) rüsten.
Der Weltranglisten-111. mit dem stoischen Gesichtausdruck überwand den Carl-Uwe Steeb-Bezwinger in 2:31 wild umkämpften Stunden und bewies dabei seine höchst erstaunliche Konzentrationsfähigkeit. Schon jetzt kann der 24jährige das mit 1,04 Millionen Mark dotierte Turnier als den größten Erfolg seiner Karriere feiern.
Die Münchner "Stadtmeisterschaft" - Clavet spielt für Großhesselohe - wurde zu einem Duell auf Biegen und Brechen, in dem in allen drei Sätzen zahlreiche Breaks den Verlauf bestimmten. "Ich weiß eigentlich selber nicht, wie ich das gemacht habe. Nach dem ersten Satz habe ich nicht mehr an einen Sieg geglaubt, aber dann habe ich gemerkt, daß auch Francisco etwas müde wurde", kommentierte Karbacher das Match hinterher. Tatsächlich hatte auch der 23 Jahre alte Clavet schon einiges in den Knochen, der noch am Montag im Finale von Gstaad gestanden hatte. Für den Halbfinalisten des Münchner Turniers, der im deutschen B-Kader von Karl Meiler betreut wird, ist es bereits die zweite sensationelle Woche in diesem Jahr.
Der an Nummer eins gesetzte Schwede Stefan Edberg hatte zuvor auf dem Centre Court lange Zeit in den Abgrund einer Niederlage geblickt. Drei Matchbälle des Spaniers Javier Sanchez mußte der ungewohnt unsichere Weltranglisten-Zweite im Tie-Break des zweiten Satzes abwehren, ehe er den äußerst mühsamen 2:6, 7:6 (12:10), 6:2-Sieg doch noch unter Dach und Fach brachte.
Am Freitag trifft der Schwede auf den zweiten Sanchez-Bezwinger des Tages, den Qualifikanten Andrej Medwedew (GUS). Der 17 Jahre alte Ukrainer, der vom stellvertretenden Turnierdirektor Ranold Mjörnell bereits als Geheimfavorit gehandelt wird, setzte sich überraschend klar gegen Javiers älteren Bruder Emilio mit 7:6 (7:3), 6:2 durch. Ebenfalls nur mit viel Mühe schaffte Karel Novacek (CSFR) mit einem 4:6, 6:3, 6:4 über den Boris Becker-Bezwinger Olivier Delaitre (Frankreich) den Sprung ins Viertelfinale. dpa
HANNOVER/SALZGITTER, 17. Juli (dpa). Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter will nach Angaben des Umweltministeriums in Hannover Einwendern gegen das geplante Atommüllager Schacht Konrad bei Salzgitter kein Recht auf Akteneinsicht einräumen. Das BfS bestehe auf dem Nachweis eines rechtlichen Interesses der Einwender, die die Akten des derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren einsehen wollten. Das teilte eine Sprecherin des Ministeriums am Donnerstag in Hannover mit. Einwender, die sich auf den Erörterungstermin im kommenden September vorbereiten wollten, dürften nach Ansicht der Bundesbehörde die Akten nicht einsehen.
Umweltministerium Monika Griefahn (parteilos) wertete "die Rechtsauslegung" des BfS als "in keiner Weise haltbar". Gegen das geplante Endlager hatten während der Auslegung der Planungsunterlagen 1991 rund 290 000 Menschen Einwände erhoben. Nach Ansicht des Umweltministeriums haben sie ein Recht auf Akteneinsicht.
ANKARA, 17. Juli (dpa). Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) haben nach türkischen Angaben ein Dorf in der südosttürkischen Grenzprovinz Sirnak überfallen. Dabei seien 24 Menschen, darunter 16 PKK-Kämpfer, getötet worden. Bei weiteren Kämpfen in Südostanatolien seien fünf Menschen getötet worden.
Im Hintergrund: Sowjets 1968 in der CSSR Zur Invasion "eingeladen"
Der russische Präsident Boris Jelzin hat seinem CSFR-Amtskollegen Vaclav Havel den lange als unauffindbar geltenden "Einladungsbrief" übergeben, mit dem tschechoslowakische Kommunisten 1968 die Sowjetunion aufgefordert hatten, den "Prager Frühling" militärisch niederzuschlagen. Die Warschauer-Pakt-Staaten Polen, DDR, Bulgarien, Ungarn und die Sowjetunion waren daraufhin am 21. August 1968 in der Tschechoslowakei einmarschiert. Havel verlas den Brief vor Journalisten auf der Prager Burg. Ein Sonderbotschafter Jelzins habe ihm das Dokument sowie einen weiteren Brief eines früheren KP-Funktionärs an die sowjetische Staatsführung am Donnerstag überreicht, sagte er. Das Schreiben der tschechoslowakischen Stalinisten an den damaligen sowjetischen Parteichef Leonid Breschnjew sei erst vor kurzem in russischen Archiven gefunden worden. Die beiden übergebenen Schreiben seien mit dem Hinweis "dürfen niemals geöffnet werden" archiviert gewesen.
"Unser Demokratisierungsprozeß gleitet dem Zentralkomitee zunehmend aus der Hand", heißt es in dem einen Brief. "Feindliche Elemente übernehmen die Medien und verbreiten Antikommunismus und Chauvinismus. Das ZK verletzt die Prinzipien des demokratischen Zentralismus. Wir sind nicht mehr in der Lage, die Konterrevolution zu stoppen. Deshalb bitten wir Sie, liebe sowjetische Kommunisten, teure Führer der Sowjetunion, uns mit allen Mitteln zu helfen, da der Sozialismus bedroht ist. Mit der Bitte um absolute Geheimhaltung." Es folgten die Unterschriften der Präsidiumsmitglieder der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPC), Vasil Bilak, Drahomir Koldr, Oldrich Svestka, Antonin Kapek und Alois Indra.
Svestka war der Chefredakteur des KP-Organs "Rude pravo" und Kapek Prager Stadtparteichef. Die anderen waren einfache Präsidiumsmitglieder. Bilak war auf tschechoslowakischer Seite der Architekt des Abkommens mit Moskau, in dem die Stationierung sowjetischer Truppen in der damaligen CSSR festgelegt wurde. Koldr verübte nach der "sanften Revolution" vom November 1989 Selbstmord. Indra war in der Zeit der sogenannten Normalisierung, die Anfang der 70er Jahre einsetzte, Parlamentspräsident.
Bilak, dessen Teilnahme am Schlag gegen den "Prager Frühling" vermutet, aber nie bewiesen worden war, ist der einzige der Unterzeichner, der heute noch lebt. Der Nachrichtenagentur CSTK sagte Bilak, das Schreiben könnte möglicherweise gefälscht sein.
Havel sagte, er habe das Dokument für Ermittlungen der Staatsanwaltschaft übergeben. (dpa/AFP/AP)
Bernd Karbachers erneutem Paukenschlag folgte der sportliche Niederschlag für Michael Stich: 5000 Zuschauer erlebten im Achtelfinale des Stuttgarter Weissenhof-Turniers am Donnerstag eine verkehrte Tennis-Welt. Während der Vorjahressieger mit einem 6:7 (2:7), 4:6 gegen den Österreicher Thomas Muster seine Olympia-Generalprobe verpatzte, schaffte der Münchner Qualifikant mit einem 6:7 (7:9), 6:4, 6:4 gegen den Spanier Francisco Clavet als einziger deutscher Tennis-Profi den Sprung ins Viertelfinale des mit 1,04 Millionen Dollar dotierten Sandplatz-Turniers. Nun darf sich der Weltranglisten-111. mit dem stoischen Gesichtsausdruck am "Laufwunder" Muster messen. Stich dagegen wurde, wie schon in Wimbledon, der Favoritenrolle des Titelverteidigers nicht gerecht und kann sich jetzt auf dem Trainingsplatz für die Sommerspiele in Barcelona einstimmen.
Von der Überlegenheit, mit der Stich am Vortag Andrej Olhowskij aus der GUS aus dem Weg geräumt hatte, war in der Nachmittagshitze am Donnerstag nichts mehr zu sehen. Der Elmshorner Weltranglisten-Achte wurde von seinem wild entschlossenen Gegner im wahrsten Sinne des Wortes überrannt. Das "Stehaufmännchen" aus Leibnitz erlief auch unerreichbar scheinende Bälle und setzte immer wieder seine exzellente Rückhand wirkungsvoll ein. Stich hingegen konnte sich in den entscheidenden Phasen nicht auf seine bewährten Waffen verlassen. "Mir hat einfach die Beweglichkeit und die Power gefehlt nach all den Spielen der letzten Wochen. Deshalb konnte ich das Match nicht diktieren", erkannte Stich danach und gab zu, "einen sehr schlechten Tie-Break" gespielt zu haben.
Per Doppelfehler war er beim "Elfmeterschießen" des Tennis im ersten Satz mit 1:2 in Rückstand geraten und brachte danach seinen ersten Aufschlag nicht mehr ins Feld. Im zweiten Satz handelte er sich zum 3:4 ein Break ein, als er nicht so sicher wie sonst servieren konnte. Der hochmotivierte Gegner, der in diesem Jahr schon die Turniere in Monte Carlo und Florenz gewinnen konnte, ließ ihn einfach nicht in den Rhythmus kommen. Nach 1:23 Stunden war Stichs Stuttgarter Engagement mit dem ersten Matchball des Österreichers beendet.
Nach Boris Becker und Carl-Uwe Steeb ist damit am Weissenhof auch der dritte deutsche Olympia-Teilnehmer vorzeitig ausgeschieden. Im ATP-Computer verliert er nun rund 200 Punkte. Ein immerhin kleiner Trost dürfte ihm allerdings sein, daß der in der Weltrangliste hinter ihm postierte Wimbledon-Sieger Andre Agassi (USA) in dieser Woche ebenfalls als Titelverteidiger in Washington früh scheiterte und deshalb keinen Boden gutmachen kann.
Bernd Karbacher hatte zuvor seine Ochsentour am Stuttgarter Weissenhof mit dem sechsten Sieg in sechs Tagen fortgesetzt. Allerdings mußte er sich den Erfolg gegen den spanischen Weltranglisten-18. sehr hart erarbeiten. Doch in 2:31 verbissen umkämpften Stunden bewies er seine höchst erstaunliche Konzentrationsfähigkeit. Schon jetzt kann der 24jährige das Turnier als den größten Erfolg seiner Karriere feiern.
Die Münchner "Stadtmeisterschaft" - Clavet spielt für Großhesselohe - wurde zu einem Duell auf Biegen und Brechen, in dem in allen drei Sätzen zahlreiche Breaks den Verlauf bestimmten. "Ich weiß eigentlich selber nicht, wie ich das gemacht habe. Nach dem ersten Satz habe ich nicht mehr an einen Sieg geglaubt, aber dann habe ich gemerkt, wie auch Francisco etwas müde wurde", kommentierte er das Match hinterher.
Der an Nummer eins gesetzte Schwede Stefan Edberg hatte zuvor auf dem Centre Court lange Zeit in den Abgrund einer Niederlage geblickt. Drei Matchbälle des Spaniers Javier Sanchez mußte der ungewohnt unsichere Weltranglisten-Zweite im Tie-Break des zweiten Satzes abwehren, ehe er den äußerst mühsamen 2:6, 7:6 (12:10), 6:2-Sieg doch noch unter Dach und Fach brachte. dpa
MOSKAU, 17. Juli (dpa). Der moldawische Verteidigungsminister Ion Kostasch und der Minister für nationale Sicherheit, Anatol Plugaru, sind aus ihren Ämtern entlassen worden. Dies meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass.
DÜREN/AACHEN, 16. Juli (dpa). Weil er keinen anderen Weg sah, sich seiner heimlich Angebeteten zu nähern, hat ein 21jähriger Student seinen 23jährigen Rivalen - den Freund der Frau - erschossen. Der junge Mann, der die Tat gestand, wagte es nach eigener Aussage nicht, sich der 22jährigen Studentin vollends zu offenbaren, teilte die Staatsanwaltschaft Aachen mit. Da sei ihm "spontan" der Gedanke gekommen, den Rivalen aus dem Weg zu räumen. Ein Ermittlungsrichter in Düren erließ am Donnerstag Haftbefehl wegen Mordes.
Die Leiche des Opfers war am Dienstag gefunden worden. Nach Angaben der Polizei hat der liebestolle Student seinen Rivalen am Montag nachmittag mit einem gezielten Kopfschuß von hinten in seinem Auto auf dem Parkplatz der Fachhochschule Jülich getötet. Anschließend versteckte er die Leiche in einem Waldgebiet zwischen Düren und Stolberg- Schevenhütte.
BRÜSSEL, 16. Juli (dpa). Offenbar von einem Häftling, der nach einem Verhör ins Gefängnis zurückgebracht werden sollte, sind in Belgien zwei Polizisten erschossen worden. Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, gelangte der Mann italienischer Herkunft auf der Fahrt zu seinem Gefängnis in der nahegelegenen Kleinstadt Huy offenbar an eine Dienstwaffe und streckte seine Bewacher mit mehreren Schüssen nieder.
Trotz einer Großfahndung fehlte von dem 29jährigen Häftling und möglichen Helfern am Donnerstag abend noch jede Spur, berichtete die Staatsanwaltschaft. Ein Lkw-Fahrer hatte die Leichen der beiden Beamten am späten Mittwoch auf einem Parkplatz an der Autobahn zwischen Lüttich und Namur entdeckt.
MÜNCHEN (dpa/VWD). Die in Familienbesitz befindliche Augsburger Firma Haindl, nach eigenen Angaben führender deutscher Hersteller von Zeitungsdruckpapier, rutscht in diesem Jahr in die Verlustzone. Im operativen Geschäft sei mit einem Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen, sagt Finanzchef Manfred Scholz. Die roten Zahlen begründet er mit dem Preiseinbruch, insbesondere bei Zeitungsdruckpapier von 20 bis 25 Prozent. Der Markt sei durch Billig-Importe vor allem aus Kanada und Skandinavien geprägt.
Schon 1991 sackte bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) der Jahresüberschuß um etwa 44 Prozent auf 20,6 Millionen Mark ab. Der Umsatz stagnierte zugleich bei knapp 1,6 Milliarden Mark. Im Konzern mit seinen knapp 4000 Beschäftigten stieg das Geschäftsvolumen hingegen um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Mark, der Jahresüberschuß lag bei 38,5 Millionen. Im ersten Semester knickte der GmbH-Umsatz um 14,3 Prozent ein. In allen Werken seien Produktionseinschränkungen vorgenommen worden, berichtet Finanzmann Scholz. In einigen Zweigen werde kurzgearbeitet.
Trotz der Probleme treibt Haindl den Neubau einer Zeitungsdruckpapierfabrik in Schwedt (Brandenburg) für rund 760 Millionen Mark voran. Das Richtfest soll am 19. Oktober steigen. Produktionsbeginn mit 320 Beschäftigten und einer Kapazität von 250 000 Tonnen pro anno ist für nächsten Sommer vorgesehen. Die Anlage soll fast ausschließlich Altpapier aus dem Raum Berlin verarbeiten.
Derzeit setzt die GmbH über 55 Prozent ihres Absatzes aus Eigenproduktion am deutschen Markt in Form von Altpapier wieder ein. Diese Quote soll bis 1994 nach Erweiterung der Kapazitäten im Werk Schongau und dem Start in Schwedt auf fast 90 Prozent steigen.
BERLIN, 17. Juli (dpa). Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel hält es nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" für falsch, daß bei der Übertragung des bundesdeutschen Rechtssystems auf die neuen Länder auch die Tarifautonomie eingeführt wurde. Den Arbeitnehmern im Osten wäre mehr geholfen, wenn regionale Tarife eingeführt und dadurch Arbeitsplätze geschaffen würden, sagte Merkel in einem Streitgespräch mit der stellvertretenden SPD- Fraktionschefin Herta Däubler-Gmelin.
Nach Auffassung von Frau Merkel mangelt es im Westen Deutschlands an Verständnis für die neuen Bundesländer. Es gehe an den wirklichen Problemen vorbei, wenn Gewerkschaftsführungen eine Diskussion darüber begännen, "ob die Ostdeutschen nun 38, 39 oder 40 Stunden arbeiten sollen." Die Bürger in Ostdeutschland sei vor allem daran interessiert, ihren Arbeitsplatz zu behalten.
Der frühere "Internationale" Pawel Sadyrin wird neuer Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft. Der inzwischen 50jährige war zuvor Vereinscoach bei Zenith Leningrad und ZSKA Moskau.
BIELEFELD, 17. Juli (dpa). Mit einem Freispruch von der Anklage des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz endete am Donnerstag vor einer Bielefelder Strafkammer der Prozeß gegen eine 42jährige Bewegungstherapeutin und ihren 21jährigen Sohn. Die aus Bromberg (Polen) stammende Frau hatte von der polnischen Luftwaffe ausgemusterte sowjetische Kampfflugzeuge des Typs MiG-21, MiG-23 und MiG-17 in einer deutschen Fachzeitschrift zum Kauf angeboten. Ihre Auftraggeber, ein pensionierter polnischer Offizier und der Chef des Bromberger Militärflugplatzes hatten ihr Provisionen zugesichert.
Als eine zerlegte MiG-21 im Mai 1991 die polnisch-deutsche Grenze bei Görlitz passieren sollte, wurde die Durchfahrt verweigert, weil die Einfuhrgenehmigung fehlte. Das Flugzeug, das ein als illegaler Waffenhändler getarnter Zollbeamter zum Preis von 29 000 US-Dollar plus 2900 US-Dollar Provision für die Angeklagten angeblich nach Genua liefern wollte, wurde nach Bromberg zurückgebracht.
Das Gericht folgte der Darstellung der Frau, sie habe nicht gewußt, daß eine Einfuhrgenehmigung gebraucht würde.
Deutschlands Weltklasse-Golfer Bernhard Langer begann am Donnerstag die 121. British Open auf dem berühmten schottischen Muirfield-Course bei Edinburgh mit 70 Schlägen bei Par 71. Damit rangierte der Anhausener nach der ersten der vier Runden im Mittelfeld.
Mit zwei - allerdings einkalkulierten - Niederlagen innerhalb von zehn Stunden gegen Weltmeister Schweden hat sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Donnerstag einen psychologisch schlechten Start in die letzte Phase der Vorbereitung auf das am 27. Juli in Barcelona beginnende olympische Turnier geleistet. Nach dem 21:22 am Morgen in Karlshamn verlor das Team von Bundestrainer Horst Bredemeier am Abend im 150 km entfernten Kalmar mit 24:26 (11:11). "Mit der Leistung der Spieler kann ich gut leben. Diese Niederlagen tun mir nicht weh."
Der 40 Jahre alte Coach nahm diesen Test gegen den Goldmedaillen-Geheimtip vor den beiden nächsten Spielen am heutigen Freitag in Karlskrona und Karlshamn gegen die Skandinavier ebenso ernst wie wichtig im Hinblick auf das Auftakt-Duell am 27. Juli in der Gruppe B gegen die GUS.
Der Blitzstart in Karlshamn mit dem 4:0 nach sieben Minuten hatte Freund und Feind gleichermaßen überrascht und gezeigt, was alles in dem Team steckt und bei entprechender Ruhe vor Olympia geweckt werden kann. Schweden gelang erst in der Schlußphase beim 21:20 die zweite Führung überhaupt, aber damit der Durchbruch zum Sieg. "Es war das beste Spiel der gesamten Vorbereitung", meinte Team-Manager Heinz Jacobsen. Trotz neun technischer Fehler hätte mit der konsequenten 6:0-Abwehr und mit dem beweglichen Rückraum sogar ein Sieg herausspringen können.
In der zweiten Partie steigerte sich das Team mit dem Lemgoer Zerbe für Schwenke (Kiel) und Schneider (Flensburg) für Fraatz auf Linksaußen nach einem 2:4-Rückstand (9.) bis auf 9:6 (24.). Effektiv in Abwehr und Angriff wie selten zuvor, hatte Schweden erst durch fünf Treffer des künftigen Niederwürzbachers Staffan Olsson in Folge bis zur Halbzeit Anschluß und Ausgleich geschafft. Wie schon am Morgen, fehlten zum Schluß Kraft und Konzentration, um Schweden Paroli bieten zu können. Der Hamelner Hahn war durch die guten Anspiele von Wahl (Hameln) und Zerbe sowie Hauck (Hameln) mit sieben Toren am torgefährlichsten.
Immerhin kam mit Ausnahme des Olympia-Ersatzmanns Thomas Knorr (Kiel) der gesamte deutsche Kader zum Einsatz - Sinn und Zweck dieser Kraftprobe vor Barcelona. dpa
Kenias 800-m-Olympiasieger Paul Ereng sowie 10 000-m-Weltmeister Moses Tanui und Paul Bitok, der am 4. Juli über 5000 m Jahresweltbestzeit lief, wurden am Donnerstag nachträglich in Kenias Olympia-Aufgebot berufen, obwohl sie die nationale Qualifikation nicht geschafft hatten.
MOSKAU, 17. Juli (dpa). Auch in Rußland soll jetzt Karneval gefeiert werden, wie es im Westen Brauch ist. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass gestern abend meldete, sind die vier Städte Moskau, St. Petersburg, Perm und Saratow Mitglieder des Verbandes europäischer Karnevalsstädte geworden. Eine der ersten Aktivitäten der unlängst gegründeten Vereinigung von Karnevalsstädten Rußlands wird der Agentur zufolge die Ausrichtung eines großen Narrenfestes in St. Petersburg sein.
BONN, 16. Juli (dpa). Zu einem zweitägigen offiziellen Norwegen- Besuch ist Bundeskanzler Helmut Kohl am Donnerstag nach Oslo abgeflogen. Bei seinen Gesprächen mit Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland wird der von Norwegen angestrebte Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen.
BONN, 16. Juli (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat am Donnerstag einen mehrtägigen Staatsbesuch in Island begonnen. Auf dem Programm des Präsidenten stehen Gespräche mit der politischen Führung des Landes. Das Wochenende wollen Weizsäcker und seine Ehefrau Marianne privat auf der Insel verbringen. Am Montag reisen sie zu einem Staatsbesuch der Republik Irland nach Dublin.
BONN, 16. Juli (dpa). Mit einem Ende der Kostenexplosion bei den Gebühren für Müllabfuhr, Wasser und Straßenreinigung ist nach Meinung des Bonner Arnold-Knoblauch-Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen vorerst nicht zu rechnen.
Von Mai 1991 bis Mai 1992 habe sich die Müllabfuhr für die privaten Haushalte um durchschnittlich gut 20 Prozent verteuert, teilte das Institut am Donnerstag in Bonn mit. Die Abwassergebühren seien binnen Jahresfrist um gut zehn Prozent gestiegen. Etwas bescheidener fielen die Erhöhungen bei der Wasserversorgung (5,4 Prozent) und der Straßenreinigung (4,4 Prozent) aus.
Seit 1985 seien die Gebühren für die Müllabfuhr über mehr als 70 Prozent gestiegen, für die Abwasserbeseitigung um mehr als 50 Prozent, für Trinkwasser um mehr als 30 Prozent und für die Straßenreinigung um mehr als 20 Prozent. Nur die Gebühren der Schornsteinfeger hätten mit einem Anstieg von 16 Prozent nur unwesentlich über der Inflationsrate von 15 Prozent in diesem Zeitraum gelegen.
BONN (dpa/vwd). Die deutschen Sparkassen und Volksbanken wollen auch künftig Sparbücher anbieten, die den heutigen mit gesetzlicher Kündigungsfrist ähnlich sind. Wenn Bonn die Sparvorschriften im Kreditwesengesetz aufhebt, könnte ein "Sparbuch in vereinfachter Form" entstehen, erklärt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR/Bonn). Eventuell könnten dann monatlich 3000 Mark statt bisher 2000 ohne Vorschußzinsen abgehoben werden (siehe FR von gestern).
Auch der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV/ Bonn), Helmut Geiger, sieht die Zukunft des Sparbuches nicht gefährdet. Wenn die gesetzlichen Bestimmungen wegfielen, würden die Kreditinstitute entsprechende Vereinbarungen mit ihren Kunden treffen, die von den Gesetzesänderungen kaum etwas merken würden. Solche Gelder sind für die Institute eine wichtige Refinanzierungsquelle. So führen die Volks- und Raiffeisenbanken 37 Millionen Sparkonten, auf denen mehr als 190 Milliarden Mark liegen.
Die Besitzer von Sparbüchern sollten nach den Worten der SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier mit den Banken über höhere Zinssätze "hart" verhandeln und mindestens eine Verzinsung in Höhe der Teuerungsrate verlangen. Mit durchschnittlich 2,8 Prozent (gesetzliche Kündigungsfrist) lägen die Sätze derzeit zu niedrig.
BONN, 16. Juli (dpa). Die Treuhandanstalt hat Strafanzeige gegen zwei ehemalige wichtige Mitarbeiter des DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski erstattet. So soll die frühere Leiterin der Abteilung Parteifirmen im Schalck-Imperium "Kommerzielle Koordinierung (KoKo)", Waltraud Lisowski, die bis September 1991 auch bei der Treuhand für die Abwicklung der ehemaligen westdeutschen KoKo-Firmen zuständig war, den Staatshaushalt der DDR Ende 1989 um zehn Millionen Mark geschädigt haben. Sie habe dieses Geld ohne Rechtsgrund einem mitbeschuldigten Niederländer zukommen lassen, heißt es in der am Donnerstag bekanntgewordenen Strafanzeige.
Zusammen mit dem ehemaligen Geschäftsführer der Essener KoKo-Firma Intema, Detlef von der Stück, und dem Niederländer soll sie im April 1990 außerdem Anteile der Intema für nur 10,3 Millionen Mark viel zu billig verkauft haben, wodurch der Treuhand mindestens zehn Millionen Mark entgangen seien.
BONN, 16. Juli (dpa). Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) will am Grundsatz festhalten, daß Mehrstaatigkeit bei der Einbürgerung von Ausländern vermieden wird. Mit Blick auf Forderungen der Ausländerbeauftragten Cornelia Schmalz-Jacobsen und des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler, sagte Seiters am Donnerstag in Bonn: "Mehrstaatigkeit liegt grundsätzlich nicht im Interesse der Staaten und Bürger." Sie führe zum Widerstreit von Pflichten gegenüber verschiedenen Staaten und Rechtsordnungen und unterwerfe den Betreffenden unter Umständen mehrfachen Pflichten, etwa bei der Wehrpflicht.
Der Minister kündigte jedoch an, daß "im Rahmen der anstehenden umfassenden Reform des Staatsangehörigkeitsrechts" die Problematik überprüft werde.
JERUSALEM, 16. Juli (AFP). Der neue israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist überzeugt, daß es in den Nahost- Friedensverhandlungen mit der jordanisch-palästinensischen Delegation Fortschritte geben kann. In einer Direktübertragung des israelischen Fernsehens sagte Rabin am Mittwoch abend, er strebe die Wahl eines "Autonomierates" für die besetzten Gebiete Westjordanland und Gazastreifen an. Ein solcher Rat ist im Abkommen von Camp David vorgesehen. Die Palästinenser wollen allerdings Parlamentswahlen.
Rabin kündigte in diesem Zusammenhang weiter an, er werde "positivere Antworten auf die Forderungen der Palästinenser geben" als sein Vorgänger Yitzhak Schamir. Er wolle den Friedensprozeß auf jeden Fall vorantreiben, da eine "Regierung, die nicht alles ihr Mögliche tut, um Frieden zu schaffen, und dabei vielleicht sogar Risiken eingeht, nicht ihren Pflichten nachkommt".
BONN, 16. Juli (AFP/dpa/Reuter). Der Beschluß der Bundesregierung, den Zerstörer "Bayern" zur Überwachung des gegen Serbien und Montenegro verhängten UN-Embargos in die Adria zu schicken, ist nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP auf Kritik gestoßen.
In Interviews der Berliner Tageszeitung "B.Z." fordern Abgeordnete von CDU/CSU und FDP, die 96 Wehrpflichtigen auf dem Zerstörer so schnell wie möglich gegen Zeit- und Berufssoldaten auszutauschen. Der CSU-Abgeordnete Benno Zierer, Mitglied im Verteidigungsausschuß, betonte: "Ich halte es für untragbar, daß Wehrpflichtige - ohne vorher gefragt zu werden - einfach in ein für Deutschland problematisches Krisengebiet abkommandiert werden." Auch die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Maria Michalk macht Front gegen Bundesverteidigungsminister Volker Rühe. Sie sagte: "Ich finde es sehr bedenklich, daß die ,Bayern' zu rund einem Drittel aus Wehrpflichtigen besteht." Der FDP-Wehrexperte Jürgen Koppelin nennt das Verhalten Rühes einen "Skandal." Die Wehrpflichtigen seien "nicht unter der Voraussetzung eingezogen worden, für die Konflikte dieser Welt die Köpfe hinzuhalten". Mit Rühes "Salamitaktik" versuche die Regierung offenbar, das Parlament vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Grundsätzlich gegen den Einsatz der Bundeswehr in dem Krisengebiet sprach sich der frühere General und heutige Grüne Gert Bastian aus. Er befürchte, so Bastian zum "Mitteldeutschen Express" (Donnerstagausgabe), daß Deutschland nun in Kampfhandlungen gezogen werden könnte. Es sei nicht ausgeschlossen, daß die Serben versuchen, die Handelsblockade zu durchbrechen. "Wenn die ,Bayern' angegriffen wird, dann wehrt sie sich", gab Bastian zu bedenken. "Dann wird automatisch geschossen." Auch der SPD-Wehrexperte Manfred Opel warnte, daß eine einzige verirrte Granate, die den Zerstörer träfe, Deutschland "dem Krieg sehr nahe" brächte. Der deutsche Bundeswehrverband, der ebenfalls darauf hinwies, daß die "Bayern" sich im Fall eines Beschusses wehren müsse, stimmt dem Einsatz im Rahmen der UN grundsätzlich zu. Der Verbandsvorsitzende Rolf Wenzel beklagte in einem Interview mit der "B.Z": allerdings, daß sich die Entscheidung des Kabinetts in einer "Grauzone" bewege. Seinem Verband wäre "wohler, wenn sich die großen Parteien einigen würden, damit die Verunsicherung in der Truppe aufhört". Gegen den Einsatz von Wehrpflichtigen habe er nichts einzuwenden.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte die SPD unterdessen auf, umgehend Verfassungsklage gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Überwachung des Embargos zu erheben, um endgültig Klarheit in dieser Frage zu schaffen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Hornhues, es sei nach Ansicht der Union unerträglich, daß SPD-Chef Björn Engholm erneut der Regierung einen Verfassungsverstoß vorwerfe, aber nicht den Gang nach Karlsruhe antrete.
Genau dies wollen die Sozialdemokraten nach Informationen der dpa nun doch tun. Die Partei sieht den Einsatz des Zerstörers "Bayern" und der drei Aufklärungsflugzeuge vom Typ "Breguet Atlantic" als vom Grundgesetz nicht gedeckt an. Er sei auch nicht mit dem NATO- und WEU-Vertrag vereinbar. Die SPD-Fraktion wird voraussichtlich in der nächsten Woche auf einer Sondersitzung über die Anrufung des Verfassungsgerichtes entscheiden.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose kritisierte im Deutschlandfunk, daß die Bundesregierung die Entscheidung über den Marineeinsatz ohne vorherige parlamentarische Debatte getroffen habe. Ein Einsatz der Marineeinheiten über den Überwachungsauftrag hinaus bis zu einer regelrechten Seeblokkade könnte nach Ansicht Kloses erst nach einer eingehenden Diskussion im Bundestag entschieden werden.
WASHINGTON, 16. Juli (AFP). Zwischen 30 und 50 Prozent der Aids-Infizierten und -Kranken in den USA sind obdachlos oder werden es bald sein. Diese erschreckende Bilanz zieht ein Bericht der Nationalen Aids-Kommission, der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde. Mitschuld an dieser Misere sei auch die Politik der Regierung, da sie nicht genügend Wohnungen für die HIV-Infizierten zur Verfügung stelle.
Entgegen den US-Gesetzen werde vielen Infizierten ihre Wohnung gekündigt, sobald der Vermieter von der HIV-Infektion erfahre. Inzwischen seien bereits 15 Prozent der Obdachlosen HIV-infiziert.
WARSCHAU, 16. Juli (AFP). 20 Kilogramm Kokain im Schwarzmarktwert von umgerechnet drei Millionen Mark sind der polnischen Polizei am Mittwoch in die Hände gefallen. Die Drogen befanden sich den Angaben zufolge auf einem unter kolumbianischer Flagge fahrenden Schiff, das zu Reparaturarbeiten in einem Trockendock in der nordpolnischen Hafenstadt Danzig lag. Es war zunächst unklar, ob das Kokain aus irgendeinem Grund nicht in Amsterdam oder Rotterdam von Bord gebracht werden konnte oder ob von Anfang an geplant war, es über Polen nach Westeuropa zu schaffen, so die Polizei weiter. Polen ist in jüngster Zeit zu einer wichtigen Drehscheibe des internationalen Drogenhandels geworden.
GUATEMALA-STADT, 16. Juli (AFP). Die Friedensgespräche zwischen Regierung und linksgerichteter Guerilla Guatemalas sollen in der ersten Augustwoche wiederaufgenommen werden. Dies teilte der Vorsitzende der Nationalen Kommission für die Versöhnung, Bischof Rodolfo Quesada Toruno, mit. Verhandlungsort werde "möglicherweise" erneut Mexiko- Stadt sein.
BUENOS AIRES, 17. Juli (AFP). In Argentinien soll die Suche nach 150 während der Militärdiktatur "verschwundenen" Kindern forciert werden. Das sicherte Präsident Carlos Saul Menem einer Delegation der "Großmütter der Plaza de Mayo" zu. Menem wolle allen für die Nachforschungen zuständigen Behörden "präzise Anweisungen" geben, berichteten die Delegations-Teilnehmerinnen nach dem Gespräch.
Der Präsident kündigte außerdem die Gründung einer Kommission an, die dem Schicksal dieser Kinder von während der Militärdiktatur gleichfalls verschwundenen beziehungsweise getöteten Personen nachgehen soll. Die "Großmütter der Plaza de Mayo", die seit Jahren Aufklärung über ihre vermißten Enkel fordern, legten Menem bislang gesammelte Informationen über einzelne Fälle vor.
TOKIO, 16. Juli (AFP). Zum ersten Mal ist am Donnerstag in einer japanischen Tageszeitung eine Anzeige erschienen, in der potentiellen Konsumenten mit Hilfe künstlicher Duftstoffe umworben werden. Die größte japanische Tageszeitung, Yomiuri Shimbun, hatte eine Beilage eingeheftet, auf der eine mit duftenden Orangen gefüllte Obstschale abgebildet war. Der Orangenduft entfaltete sich, sobald der Leser an dem Bild rieb. Mit dieser aufwendigen Anzeige wurde für einen neuen Kühlschrank geworben.
Bislang wurden japanische Leser lediglich in Zeitschriften mit derartigen Duftanzeigen umworben. Wie ein leitender Angestellter der Yomiuri sagte, konnte die dabei verwendete Technik aufgrund der schnellen Rotation der Druckpressen bei der Produktion von Tageszeitungen bisher nicht eingesetzt werden. Dank einer neuartigen Tinte habe jetzt die erste Duftwerbung in einer Tageszeitung erscheinen können.
Zur Person
STEFFEN HEITMANN, sächsischer Justizminister, hat dem Bundesverfassungsgericht "zögerlichen Umgang" mit Verfahren aus Ostdeutschland vorgeworfen. Heitmann (Bild: Kucharz) sagte der Süddeutschen Zeitung, es seien vier große Verfahren aus Sachsen beim Bundesverfassungsgericht anhängig, darunter die Klage eines ehemaligen DDR-Richters gegen seine Entlassung und die Klage der SPD-Opposition gegen den Staatsvertrag über den Mitteldeutschen Rundfunk. Karlsruhe warte offensichtlich nur auf die Gründung des sächsischen Verfassungsgerichts, um dann die Verfahren dorthin abzugeben, meinte der Minister. Das Bundesverfassungsgericht wollte keine Stellungnahme abgeben. (AFP)
NEU-DELHI, 16. Juli (AFP). Mindestens 35 Menschen sind am Mittwoch beim Einsturz einer Pension in Shimla, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Himachal Pradesh, getötet worden. Wie die Behörden am Donnerstag bekanntgaben, wurden 45 weitere Menschen bei dem Einsturz des fünfstöckigen Gebäudes verletzt.
Unter den Gästen der Pension waren den Angaben zufolge auch Touristen. Ob auch ausländische Besucher unter den Opfern sind, war zunächst nicht bekannt. Der Besitzer der Pension, seine beiden Töchter, vier weitere Verwandte und ein Angestellter seien bei dem Einsturz ebenfalls ums Leben gekommen. Behördenvertreter vermuten, daß schwere Regenfälle die tragenden Säulen des Gebäudes geschädigt hatten.
TEHERAN, 16. Juli (AFP). Beim Zusammenstoß von zwei Reisebussen sind am Mittwoch morgen in der iranischen Provinz Kusistan 21 Menschen getötet und 26 weitere schwer verletzt worden. Wie iranische Zeitungen am Donnerstag berichteten, kam es zu dem Unfall in der Nähe der Provinzhauptstadt Ahwaz im Südwesten Irans, als einer der Busfahrer einen Lastwagen überholen wollte. Bei dem Manöver prallte er frontal mit dem entgegenkommenden Reisebus zusammen.Protest gegen "Säuberungen" Nicht-Serben werden vertrieben / Zeltstädte für Flüchtlinge?
ZAGREB/BELGRAD, 16. Juli (AFP/AP/epd). Serbische Kampfeinheiten haben nach kroatischen Angaben rund 300 000 Einwohner der Gegend um die nordwest-bosnische Stadt Bihac aufgefordert, die Region ab sofort zu räumen, so daß dort eine rein serbische Zone eingerichtet werden könne. In einem Bericht der kroatischen Tageszeitung "Novi Vjesnik" hieß es am Donnerstag weiter, von dem Ultimatum der Serben seien vor allem Kroaten und Moslems betroffen.
Die Bewegung für Frieden in Bihac richtete einen Appell an die internationale Gemeinschaft, sie solle die Umsetzung des "furchtbaren" Plans der Serben verhindern. Agentur- und Zeitungsberichten zufolge soll es in jüngster Zeit in verschiedenen Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens zu Vertreibungen gekommen sein. Das "schlimme Wort von der ,ethnischen Säuberung'" mache die Runde, berichtete AP aus Zagreb.
Mit einem stillen Protest hatten am Mittwoch abend Tausende von Menschen in Belgrad gegen die zunehmende Vertreibung von Nicht-Serben aus der serbischen Provinz Wojwodina demonstriert, in der viele Ungarn und Kroaten wohnen. Die Demonstranten trugen gelbe Armbänder, womit sie an die Verfolgung der Juden im Dritten Reich erinnern wollten.
Besonders hart betroffen soll der Ort Hrtkovci rund 50 Kilometer nördlich von Belgrad sein. Dort sollen rund die Hälfte der nichtserbischen Einwohner von militanten Serben vertrieben worden sein. Von den 3000 Einwohnern sind rund 80 Prozent Kroaten und Ungarn.
Österreich will seine Nachbarstaaten dazu bewegen, gemeinsam die Kosten für "Zeltstädte in großem Maßstab" zu tragen, in denen bosnische Flüchtlinge in Kroatien untergebracht werden sollen. Das kündigte Innenminister Franz Löschnak an.
Wiens Flüchtlingspolitik stößt auf Widerstand der Kirchen. Mehrere Organisationen wie die Caritas und Vertreter der evangelischen Kirche nannten die seit 1. Juli geltende Visumpflicht für Flüchtlinge aus der Bürgerkriegsregion unmenschlich.
Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) berief für den 29. Juli eine Konferenz nach Genf ein, auf der über die Flüchtlingsnot beraten werden soll. (Weitere Berichte auf Seiten 2 und 3)
DALLAS / NEW YORK, 16. Juli (AP/ AFP/Reuter). Der texanische Milliardär Ross Perot hat am Donnerstag angekündigt, er werde nicht für das US-amerikanische Präsidentenamt kandidieren. Perot sagte in Dallas, er sei zu dem Schluß gekommen, daß er bei der Wahl am 3. November nicht gewinnen könne. Deshalb wolle er sich auch nicht zur Wahl stellen. Am Abend zuvor war der Gouverneur von Arkansas, Bill Clinton, offiziell als Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahlen am 3. November nominiert worden.
Perots Rückzug hatte sich kurz zuvor angedeutet, als einer seiner Wahlkampfstrategen, Ed Rollins, seinen Posten abgegeben hatte. Zehn weitere Helfer schlossen sich dem Schritt von Rollins an. Andere führende Mitarbeiter aus Perots Stab äußerten öffentlich ihre Unzufriedenheit über die Arbeit bei Perot.
Euphorie herrschte dagegen beim Konvent der Demokraten in New York. Für Clinton stimmten am Mittwoch abend (Ortszeit) 3372 der 4288 Delegierten. 596 votierten für Jerry Brown und 209 für Paul Tsongas.
Bereits vor dem Abschluß der Wahl waren die Delegierten in frenetischen Jubel ausgebrochen und hatten unter Konfettiregen ihren Kandidaten gefeiert, als bei der Abstimmung der Delegation aus Ohio die erforderliche Anzahl von 2145 Stimmen überschritten wurde. Clinton wird gegen den Republikaner und amtierenden Präsidenten George Bush antreten.
Vor Beginn der Abstimmung hatte der Gouverneur des Staates New York, Mario Cuomo, die abschließende Nominierungsrede gehalten. Cuomo, der als Gegner des 45jährigen Clinton gilt, hielt sich streng an die Tradition und überschüttete den Kandidaten mit Lob. Er würdigte Clintons Kompetenz, seine Qualitäten, seinen Mut. Der neue Kandidat zeichne sich durch "Intelligenz und Vitalität" aus und sei Autor eines "soliden, intelligenten und effizienten" Plans. Auf Cuomos etwa 40minütige Rede folgte tosender Beifall. Zuvor hatte Senator Edward Kennedy die Unterstützung der traditionellen Altliberalen der Partei zugesichert. Der frühere kalifornische Gouverneur Jerry Brown hingegen machte deutlich, daß er Clinton nicht unterstützen werde, während sich der frühere Senator von Massachusetts, Paul Tsongas, sich hinter Clinton stellte.
Clinton verfolgte die Wahl zusammen mit seiner Familie in einem nahe gelegenen Restaurant. Entgegen den Gepflogenheiten trat er danach kurz beim Parteitag auf. Unter Anspielung auf John F. Kennedy sagte er, auch vor 32 Jahren sei ein junger Kandidat, der dem Land habe neue Impulse geben wollen, zum Parteitag gekommen, um ein "einfaches Danke" zu sagen.
Nach dem Kandidaturverzicht Perots forderten sowohl Präsident George Bush als auch die Demokraten Perots Anhänger auf, nun ihnen ihre Stimmen zu geben. "Wir teilen dieselben Prinzipien", sagte Bush zur Gefolgschaft Perots.
Bei den Wählern schien die auf dem Parteitag zur Schau getragene Eintracht Erfolge zu zeigen. Vor dem Rückzug Perots lag Clinton einer Umfrage des Senders ABC und der Zeitung Washington Post zufolge in der Beliebtheit mit 45 Prozent um 17 Prozentpunkte vor Bush. (Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
BONN, 16. Juli (AFP). Die Türkei setzt nach Angaben des SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Reuschenbach weiterhin Waffen und Fahrzeuge der Nationalen Volksarmee (NVA) im Kurdengebiet ein. Nach seiner Rückkehr aus der Türkei erklärte Reuschenbach am Donnerstag in Bonn, die SPD-Delegation sei in Diyarbakir in Südostanatolien auf zwei Schützen- Radpanzerwagen der NVA mit schußbereiten Kanonen oder Maschinengewehren gestoßen. Hunderte von Polizisten seien mit Schnellfeuerwaffen der früheren DDR-Armee ausgestattet gewesen.
"Die verbindliche Zusage der türkischen Regierung, von Deutschland gelieferte NVA-Waffen und Kriegsgeräte nur zur Landesverteidigung und nicht im Inneren, zum Beispiel bei polizeilichen Maßnahmen in der Kurdenregion, einzusetzen, wird offensichtlich nicht eingehalten", betonte Reuschenbach.
PARIS, 16. Juli (AFP). Gegen den Präsidenten der französischen Nationalversammlung, Henri Emmanuelli, wird im September wegen Finanzmanipulationen in einem Parteienfinanzierungsskandal ein Strafverfahren eröffnet. Emmanuelli erhielt nach eigenen Angaben am Donnerstag eine Vorladung des ermittelnden Richters Renaud Van Rymbeke. Danach habe er zwischen dem "8. und 14. September" als ehemaliger Schatzmeister der Sozialistischen Partei (PS) zur Anklageerhebung wegen "Begünstigung unerlaubter Einflußnahme und Beihilfe dazu" in Rennes zu erscheinen.
Die Affäre um die betrügerische Beschaffung von Finanzen für die PS durch die parteinahe Beratungsfirma Urba-Graco hatte nach Vorabinformationen der Zeitung "Le Monde" am vergangenen Wochenende bereits den Parteitag der Sozialisten in Bordeaux überschattet. Außer Emanuelli wurde ein weiterer sozialistischer Abgeordneter und Präsident des Kommunalen Zweckverbandes von Le Mans, Jean Claude Boulard, in derselben Affaire zum Richter zitiert.
BONN (AFP). In der westdeutschen Landwirtschaft hält der Trend zur Vergrößerung der Bauernhöfe an. Dagegen haben sich in den neuen Bundesländern von den früher 4500 genossenschaftlichen Großbetrieben etwa drei Viertel in deutlich kleinere Personen- und Kapitalgesellschaften umgewandelt. Das geht aus dem von Ernährungsminister Ignaz Kiechle vorgestellten und in zweijährigem Turnus erscheinenden Agrarstrukturbericht hervor.
Nach den Worten des CSU-Politikers entschlossen sich in Ostdeutschland 16 000 Bauern, eigenverantwortlich einen Betrieb zu bewirtschaften - die Hälfte davon im Haupterwerb. Dies mache deutlich, daß der Umstrukturierungsprozeß in vollem Gange sei. Kiechle erwartet ferner, daß die Privatisierung der Ernährungsindustrie in der ehemaligen DDR noch in diesem Jahr abgeschlossen werde. In der ersten Verarbeitung - also von Molkereien und Schlachthöfen - seien bisher 149 Unternehmen und 117 Firmenteile verkauft worden. Dabei gab es Investitionszusagen von 4,1 Milliarden Mark und Garantien für 20 300 Arbeitsplätze. Für die weitere Entwicklung der ostdeutschen Landwirtschaft sei entscheidend, daß die Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft jetzt mit der langfristigen Verpachtung von einer Million Hektar Felder begonnen habe. Darüber hinaus werde eine halbe Million Hektar Forst angeboten.
OSLO, 16. Juli (AFP). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat sich für eine Aufnahme Norwegens in die Europäische Gemeinschaft ausgesprochen. "Auch Ihr Land ist in der künftigen Europäischen Union willkommen. Norwegen würde die Gemeinschaft wirtschaftlich, politisch und kulturell bereichern", sagte Kohl am Donnerstag in Oslo beim Abendessen mit der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Zu Vorbehalten innerhalb Norwegens gegen eine EG-Mitgliedschaft sagte Kohl, das Europa der Zukunft werde kein Schmelztiegel sein, sondern vielmehr nationale Identitäten, Kulturen und Lebensweisen jedes Volkes und Landes bewahren und fördern.
PARIS, 16. Juli (AFP). Rund 4000 Rekruten sollen ab dem kommenden Schuljahr an den französischen Schulen, in den Städten und Problemvierteln für Sicherheit sorgen. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichneten am Donnerstag die Minister für Erziehung, Inneres und Verteidigung, Jack Lang, Paul Quilès und Pierre Joxe. 2000 Wehrpflichtige sollen vorwiegend in Schulen in sozial benachteiligten Gebieten eingesetzt werden.
In den Problemvierteln, in erster Linie den Vorstadtsiedlungen von Großstädten, soll die Zahl von Wehrdienstleistenden von derzeit 400 auf gleichfalls 2000 erhöht werden. Sie sollen den Status von Hilfspolizisten haben und der Verbrechensverhütung dienen. Die Hälfte der in den Städten eingesetzten Rekruten soll aus der Gruppe der jährlich 4000 bis 5000 Wehrdienstgegner bestimmt werden. Ein Recht auf Wehrdienstverweigerung gibt es in Frankreich nicht.
Die französische Regierung hat ein Programm zur Sanierung von 400 besonders problematischen Wohnvierteln in ganz Frankreich eingeleitet, in denen es immer wieder zu sozial bedingten Ausschreitungen kommt.
YAKIMA, 17. Juli (AFP). Die radioaktive Strahlung, die zwischen 1944 und 1972 vom den Plutoniumfabriken in Hanford im US-Bundesstaat Washiongton ausgegangen ist, hat den Pazifischen Ozean erreicht. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Battelle Pacific Nothwest Laboratory am Donnerstag in Yakima veröffentlichte. Rund 2000 Menschen seien betroffen, vor allem die Weichtiere in der Region seien verstrahlt. Gefährlich könnte die radioaktive Strahlung vor allem für Fischer werden, hieß es weiter.
Die Atomanlagen von Hamford, mitten im nordwestlichen Bundesstaat Washington gelegen, waren im Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Projektes Manhatten errichtet worden. Hier wurde 40 Jahre lang Plutonium für Atomsprengköpfe produziert. Heute wird das Gelände vor allem zur Lagerung atomarer Abfälle genutzt. Die Verseuchung rührt daher, daß das Kühlwasser der Raktoren in den Fluß geleitet wurde, der in den Pazifik mündet.
Dieburg
Eifersüchtige
griffen zum
DIEBURG, 16. Juli (dpa). Aus Eifersucht haben zwei junge Männer in der Nacht zum Mittwoch eine Explosion verursacht.
Sie demolierten das Auto eines 25jährigen Dieburgers mit einer Handgranate, die sie auf dem Offenbacher Flohmarkt gekauft haben wollen, berichtete das Polizeipräsidium Darmstadt am Donnerstag. Am Mittwoch hatte die Polizei von einem Sprengstoffanschlag berichtet, bei dem ein Sachschaden in fünfstelliger Höhe entstanden sei. Die Explosion hatte außer dem Auto des 25jährigen noch ein weiteres Fahrzeug und mehrere Fassaden beschädigt. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.
Die beiden Festgenommenen stammen aus Dreieich (Kreis Offenbach). Auch eine 17jährige aus Groß-Zimmern (Kreis Darmstadt-Dieburg) sei an dem Anschlag beteiligt gewesen. Bei dem Streit geht es - so ergaben die bisherigen Ermittlungen - um eine ehemalige Freundin des Dieburgers. (Siehe auch Hessenseite)
JÜRGEN HAGEDORN (58), Prorektor der Fachhochschule Gießen-Friedberg, wird dieses Amt Ende des Monats vorzeitig aufgeben. Der Professor, dessen zweijährige Amtszeit regulär erst im März 1993 endet, begründete seinen Rücktritt jetzt in Gießen mit unterschiedlichen Auffassungen über den Führungsstil in einer Hochschule zwischen ihm und FH-Rektor HANS-JÖRG KOLLMAR. - Hagedorn hat seinen Entschluß bereits dem hessischen Wissenschaftsministerium mitgeteilt. Er habe auch Kollmar vor dessen Urlaubsantritt in der vergangenen Woche informiert, der ihn gebeten habe, den geplanten Rücktritt noch einmal zu überdenken. Als FH-Prorektor ist Hagedorn unter anderem für das Prüfungsamt, die Bibliothek und den Baubereich zuständig. Für einen befristeten Zeitraum stehe er, wenn es gewünscht werde, als Baubeauftragter zur Verfügung, sagte er. Im übrigen werde er sich bei den im Herbst anstehenden Wahlen um das Amt des Rektors bewerben.
BAD HERSFELD, 16. Juli (lhe). Wegen zu schnellen Fahrens sind am Donnerstag morgen bei zwei Verkehrsunfällen bei Bad Hersfeld zwei junge Autofahrer ums Leben gekommen und zwei andere Verkehrsteilnehmer schwer verletzt worden. Nach Mitteilung der Polizei war ein 23jähriger aus Bad Hersfeld auf einer Landesstraße zwischen Kirchheim und Bad Hersfeld in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Dabei zog er sich tödliche Verletzungen zu. Auf der Autobahn Eisenach-Bad Hersfeld kam ein 23jähriger aus Obersuhl bei einem Überholmanöver wegen zu hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab, schleuderte mit seinem Wagen über die Leitplanke und prallte mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Der Fahrer kam bei der Kollision ums Leben, die Insassen des anderen Wagens wurden schwer verletzt.
MAINZ, 16. Juli (lrs). Der katholische Pfarrer aus dem Landkreis Bergstraße, der verdächtigt wird, Kinder sexuell mißbraucht zu haben, wird sein Amt vorerst nicht mehr ausüben. Wie die Bischöfliche Pressestelle in Mainz am Donnerstag mitteilte, will der Pfarrer seinen Dienst bis zur Klärung der Vorwürfe und dem Abschluß des Ermittlungsverfahrens gegen ihn nicht mehr wahrnehmen. Dem habe auch das bischöfliche Ordinariat zugestimmt. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte zuvor Ermittlungen gegen den Geistlichen aufgenommen, der in den vergangenen Jahren an mehreren Mädchen unter 16 Jahren "sexuelle Handlungen" vorgenommen haben soll. Zu den Annäherungen des Pfarrers sei es einer Anzeige zufolge auch während Ausflügen von Jugendgruppen gekommen. Gegen den Pfarrer wurde ein Haftbefehl erlassen, der aber außer Vollzug gesetzt wurde.
RIEDSTADT. Der geplante Vertragsabschluß der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) mit der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KGA) über die Erweiterung der Sondermüll-Verbrennungsanlage (SVA) in Biebesheim (Kreis Groß- Gerau) um einen dritten Ofen ist vorerst geplatzt. Alle 14 Mitglieder der KAG hätten sich gegen einen Vertragsentwurf ausgesprochen, der Ende Juni von der Arbeitsgemeinschaft und der SVA-Betreiberin HIM ausgehandelt wurde, sagte der KAG-Vorsitzende Wolfgang Stork am Donnerstag in Riedstadt.
Das Verhandlungsergebnis sei aus Sicht der in der KAG zusammengeschlossenen Kommunen und Kreise in der Region um die Verbrennungs-Anlage "unbefriedigend und nicht zustimmungsfähig". Die Arbeitsgemeinschaft kritisierte unter anderem die in dem Papier festgesetzte Verbrennungskapazität von 90 000 Tonnen pro Jahr. Daneben sei auch die Festlegung, was als Abfälle aus Hessen zu gelten habe, "inakzeptabel", sagte Stork.
Die KAG strebe daher Nachverhandlungen über den Vertrag an. Dazu sei Stork von der Arbeitsgemeinschaft zu Gesprächen mit Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) beauftragt worden.
Bei den Verhandlungen hatte die KAG angeboten, unter bestimmten Voraussetzungen einer Erweiterung der Anlage zuzustimmen und auf die Anwendung von Rechtsmitteln zu verzichten. Darstellungen des hessischen Umweltministeriums, das bei den Verhandlungen Ende Juni vermittelt und danach von einer Einigung der Parteien gesprochen hatte, nannte Stork "voreilige Bemerkungen". Ein ebenfalls angestrebter Vertrag der KAG mit dem Land Hessen über die Bedingungen der Sonderabfall-Entsorgung in Biebesheim sei nicht zustandegekommen. Die Landesregierung habe verfassungsrechtliche Bedenken geäußert, sagte Stork.
Die FDP-Landtagsfraktion forderte Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) auf, jetzt schnell "die Konsequenzen aus der aktuellen Situation zu ziehen" und das Verfahren zur Errichtung des dritten Ofens einzuleiten. Der "Spagat", mit dem Fischer gleichzeitig den dritten Ofen erreichen und Rücksicht auf die Kommunen nehmen wollte, sei "endgültig gescheitert".
SPD und Grüne auf Landesebene bemühten sich in ihren ersten Reaktionen, den Weg zu einer Vereinbarung nicht ganz zu verbauen. Die Landtagsfraktion der Grünen erklärte jedoch, man müsse sich "langsam die Frage der Verhandlungsfähigkeit der KAG stellen". Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft müsse "schnellstens" zu einer Vereinbarung mit der HIM kommen, sonst stehe sie "zum Schluß mit ganz leeren Händen da". Bei der Landes-SPD sieht man die Differenzen mit den Kommunen nach wie vor als "nicht allzu groß" an. me/lhe
HANAU. Wegen Mordes an einer 83jährigen Frau soll ein 25jähriger arbeitsloser Tscheche aus Flörsbachtal (Main-Kinzig-Kreis) lebenslang ins Gefängnis. Dieses Strafmaß forderte der Staatsanwalt vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht.
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, im November 1991 die Rentnerin in ihrer Wohnung überfallen und beraubt zu haben. Er hatte vor Gericht gestanden, mit der Beute seinen Drogenkonsum finanzieren zu wollen.
In seinem Plädoyer warf der Staatsanwalt dem Angeklagten vor, aus Habgier die Frau umgebracht zu haben. Nach der Beweisaufnahme stehe fest, daß der Angeklagte sich als Kriminalbeamter ausgegeben und an der Tür der 83jährigen geklopft habe. Als die Rentnerin gutgläubig die Tür öffnete, sei er mit einer Plastiktüte maskiert über sein Opfer hergefallen und habe sie geschlagen, gefesselt und mit einem Handtuch geknebelt.
Sachverständige hatten vor Gericht ausgesagt, daß die Frau nach einem "langen und qualvollen Todeskampf" gestorben sei.
Die Verteidigung hingegen nannte die Tat hingegen einen "Fall von Beschaffungskriminalität" und verlangte eine Freiheitsstrafe von weniger als zehn Jahren. lhe
FRANKFURT A. M. Für eine Entmilitarisierung des Truppenübungsplatzes Wildflecken treten der Bürgermeister der Stadt Gersfeld, Jens Pluszyk, der Kreisvorsitzende des DGB-Kreises Fulda, Helmut Schaum, und der DGB-Landesbezirksvorsitzende von Hessen, Karl-Heinz Jungmann, gemeinsam ein. Der Truppenübungsplatz solle in das Biosphärenreservat Rhön eingegliedert werden, sagte Jungmann.
"Hier könnte ein für die Bundesrepublik Deutschland beispielhaftes Konversionsprojekt entstehen, in dem auch alle bisherigen Zivilbeschäftigten der amerikanischen Streitkräfte einen zukunftssicheren und interessanten Arbeitsplatz erhalten." Arbeit gebe es genug, allein schon, um die ökologischen Schäden zu beseitigen. "Kriegsspiele" müßten "durch praktizierten Umweltschutz und durch die Sicherung einer lebenswerten Umwelt und Zukunft ersetzt werden". Dazu gehöre auch die Sicherung und künftige Nutzung der DB-Strecke Fulda-Gersfeld durch einen Taktverkehr, der ein Angebot zum Umstieg vom Auto auf die Schiene darstelle. lhe
KALTENNORDHEIM. Eine Ausstellung über die bisher zwölf von der UNESCO anerkannten Reservate zwischen Wattenmeer und Berchtesgaden, die einen Überblick über das weltweite Unesco-Programm "Mensch und Biosphäre" und die Arbeit in den deutschen Schutzgebieten gibt, hat der Thüringer Umweltminister Hartmut Sieckmann (FDP) in dem Rhön-Städtchen Kaltennordheim eröffnet. Sie soll nach ihrer Premiere in der Rhön bundesweit noch mehrfach gezeigt werden.
Sieckmann warnte die Thüringer Rhöngemeinden davor, mit dem unüberlegten Bau neuer Straßen und großer Gewerbegebiete die landschaftliche Schönheit der Region zu zerstören und dem Tourismus als künftiger Erwerbsquelle den Boden zu entziehen. Das Konzept der Biosphärenreservate schließe aber auch eine wirtschaftliche Entwicklung ausdrücklich ein. Vor allem Landräte und Bürgermeister hatten kritisiert, daß die Maßgaben des Umwelt- und Naturschutzes in der Region die Entwicklungen von Infrastruktur und Gewerbe hemmten.
Die Rhön war vor mehr als zwei Jahren zum Biosphärenreservat erklärt worden. Zu je einem Drittel teilen sich die Länder Hessen, Bayern und Thüringen das 132 000 Hektar große Areal, das viertgrößte Reservat in Deutschland. Allein auf der Seite der Thüringer Rhön sind laut Sieckmann 2106 Pflanzen- und 147 Tierarten zu finden, die vom Aussterben bedroht sind und deshalb auf die Rote Liste gesetzt wurden. lhe
Mit Fernseh-"Fahnder" Klaus Wennemann in der Titelrolle von Jean Corneilles Komödie "Der Lügner" beginnen am Dienstag die 19. Heppenheimer Festspiele. Erstmals steht das Sommertheater im Amtshof der Stadt an der Bergstraße nicht mehr unter der Leitung seines Gründers Hans Richter. Als Regisseur hat sich der 73jährige, der schon als Zwölfjähriger für den Film "Emil und die Detektive" vor der Kamera stand, jedoch nicht zurückgezogen. Den "Lügner" hat er aus der französischen Urfassung neu übersetzt und inszeniert. Corneilles Lustspiel erzählt von einem Mann, der sich die Liebe einer Frau verscherzt.
Als zweite Inszenierung der Festspiele haben "Die Schelmenstreiche des Scapin" von Molière am 31. Juli Premiere. Walter Renneisen spielt die Hauptrolle in dieser Komödie um zwei Väter, die ihre Kinder verheiraten wollen. Regie führt Sabine Mitterecker. Die Heppenheimer Festspiele dauern bis zum 6. September. lhe
GIESSEN. Ein 25jähriger Chemiestudent ist am Donnerstag bei einer Verpuffung in einem Universitätslabor in Gießen verletzt worden. Der aus dem nahen Butzbach (Wetteraukreis) stammende Diplomand der organischen Chemie sei mit Verbrennungen ersten und zweiten Grades an Kopf, Hals und Arm zur stationären Behandlung in die Gießener Chirurgie eingeliefert worden, teilte ein Polizeisprecher mit.
Gebäudeschaden sei nicht entstanden; das bei der Explosion eines chemischen Gemischs ausgebrochene Feuer sei von Kommilitonen des 25jährigen mit einem Handfeuerlöscher gelöscht worden. Der Diplomand hatte nach Aussagen des Polizeisprechers versucht, eine wasserfreie Lösung herzustellen. Dabei sei es zu einer chemischen Überreaktion mit anschließender Verpuffung gekommen. lhe
ROM, 16. Juli (Reuter). Der am Mittwoch am Unterleib operierte Papst Johannes Paul II. erholt sich nach Auskunft der Ärzte gut und kann möglicherweise schon am Donnerstag das erste Mal von seinem Krankenlager im Gemelli-Krankenhaus kurz aufstehen. "Durch die ganze Christenheit und die katholische Welt ging ein Seufzer der Erleichterung", sagte der vatikanische Protokollchef Monsignore Domenico de Luca nach der vierstündigen Operation am Mittwoch, bei der dem 72jährigen katholischen Kirchenoberhaupt ein orangengroßer, als gutartig bezeichneter Tumor aus dem Dickdarm entfernt und außerdem die Gallenblasen herausgenommen worden waren.
NEW YORK, 16. Juli (Reuter). Der Chef der UN-Kommission zur Kontrolle der Zerstörung von Massenvernichtungswaffen in Irak, Rolf Ekeus, ist zu Gesprächen nach Bagdad geflogen. Nach Angaben eines Sprechers der Vereinten Nationen (UN) in New York will Ekeus im Gespräch mit Vertretern der irakischen Regierung versuchen, im Streit um den von Irak verweigerten Zugang von UN-Kontrolleuren zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad zu vermitteln. Die Kontrolleure wollen dort Raketen-Unterlagen einsehen. Seit dem 5. Juli stehen sie jedoch vor verschlossener Tür.
Die USA haben am Mittwoch Irak vorgeworfen, durch sein Verhalten den nach dem Golf-Krieg geschlossenen Waffenstillstand ernsthaft zu gefährden.
BONN, 16. Juli (Reuter). Die Regierungskoalition in Bonn steckt nach einer Umfrage des sozialwissenschaftlichen Institutes EMNID in einem historischen Meinungstief. Nach einer aktuellen EMNID-Umfrage im zweiten Quartal 1992 berichtete die "Neue Westfälische" in Bielefeld am Donnerstag, 20 Jahre sei es her, daß eine Regierung so wenig Unterstützung in der Bevölkerung gefunden habe: CDU/CSU und FDP hätten ihre Mehrheit verloren und nur noch 44 Prozent der Wähler hinter sich. SPD und Grüne kämen auf 46 Prozent.
Laut "Neue Westfälische" stimmen nur noch 31 Prozent der Deutschen mit Kanzler Helmut Kohls Regierungspolitik überein. Das Vertrauen in die Politik schwinde massiv. Mit 70 Prozent der Wähler im Osten und 57 Prozent in Westdeutschland sei der Anteil der Bundesbürger, die die derzeitigen politischen Verhältnisse als "beunruhigend" einschätzen, so hoch wie nie zuvor.
Der derzeitige Vertrauensverlust sei aber keine Krise der Demokratie, sondern - demoskopisch nachweisbar - eine Krise der Parteien. Nur noch 23 Prozent der Westdeutschen und nur noch jeder sechste Deutsche im Osten bringe den Parteien Vertrauen entgegen. Regierung und Opposition würden gleichermaßen für unfähig gehalten, heißt es in dem Bericht.Aleuten-Vulkan aktiv
ANCHORAGE, 16. Juli. (Reuter) Auf der Aleuten-Insel Bogoslow ist nach Angaben des Vulkanologischen Instituts in Anchorage (Alaska) der gleichnamige Vulkan ausgebrochen. Piloten hätten von einer rund 3600 Meter hohen Rauchsäule berichtet, doch habe die Eruption bislang nicht zu einer Störung im Flugverkehr geführt. Zum letzten Mal war der Vulkan 1931 aktiv geworden. Die rund 1400 Kilometer südwestlich von Anchorage gelegene winzige, zu Alaska gehörende Insel war Siedler-Angaben zufolge 1796 durch einen dreitägigen Vulkanausbruch entstanden.London verbietet Schießkulis
LONDON, 16. Juli (Reuter). Möchtegern-Agenten nach dem Vorbild des Filmhelden James Bond wird in Großbritannien die Arbeit erschwert. Denn ihre bevorzugten Arbeitsgeräte - Kulis, aus denen man schießen kann, Schirme mit einem Kugellauf oder andere schlau getarnte Waffen - sind jetzt auch im Stammland der Privatdetektive verboten.
Innenminister Kenneth Clarke teilte in London mit, entsprechend den Vorgaben der Waffenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft (EG) würden Spazierstock-Gewehre, als Feuerzeuge getarnte Pistolen und ähnliches nicht mehr in Privathand geduldet.
JERUSALEM, 16. Juli (Reuter). Der neue israelische Bauminister Binjamin Ben-Elieser hat angeordnet, daß keine Aufträge für den Bau neuer Siedlungen in den besetzten Gebieten mehr unterschrieben werden dürfen. Im Armeerundfunk sagte Ben-Elieser am Donnerstag, er habe alle Bauaufträge, die noch nicht unterschrieben seien, gestoppt. Er habe nicht vor, sich dafür zu entschuldigen, sagte der frühere General, der sein Amt am Dienstag von dem ultrakonservativen Ariel Scharon übernommen hatte. Der Vorsitzende des Siedlerverbandes in den besetzten Gebieten, Uri Ariel, reagierte mit den Worten: "Wir betrachten das als Kriegserklärung."
BONN, 16. Juli (Reuter/AP/dpa). Die SPD wird wegen der Teilnahme der Bundesmarine an Überwachungsaktionen der Vereinten Nationen (UN) vor der jugoslawischen Küste Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erheben. Das versicherte der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Karsten Voigt, am Donnerstag vor Journalisten in Bonn. Dieser Beschluß sei sorgfältig beraten worden.
Zugleich werde die SPD eine Sondersitzung des Bundestages beantragen, sagte Voigt vor Beginn der gemeinsamen Beratungen von Verteidigungs- und Auswärtigem Ausschuß. Die gestern von der Bundesregierung beschlossene Teilnahme des Zerstörers "Bayern" sowie dreier Marineaufklärungsflugzeugen an der Seepatrouille sei eine symbolische Aktion, die dem Zweck diene, eine Uminterpretation der Verfassung in einer Grauzone vorzubereiten. Es müsse endlich Rechtssicherheit in dieser Frage geschaffen werden. "Für uns ist klar, die ganze Aktion ist verfassungswidrig", sagte Voigt. Er kündigte außerdem einen Antrag seiner Fraktion auf Einberufung einer Sondersitzung des Bundestages an, da die Angelegenheit zu wichtig sei, um von der Regierung alleine entschieden zu werden.
SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose hatte zuvor gesagt, die SPD werde "mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit" nach Karlsruhe gehen. Die endgültige Entscheidung treffe der Fraktionsvorstand am Nachmittag. Der Beschluß der Bundesregierung, den Zerstörer "Bayern" zur Überwachung des gegen Serbien und Montenegro verhängten UN-Embargos in die Adria zu schicken, war nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP auf Kritik gestoßen.
In Interviews der Berliner Tageszeitung "B.Z." fordern Abgeordnete von CDU/CSU und FDP, die 96 Wehrpflichtigen auf dem Zerstörer so schnell wie möglich gegen Zeit- und Berufssoldaten auszutauschen. Der CSU-Abgeordnete Benno Zierer, Mitglied im Verteidigungsausschuß, betonte: "Ich halte es für untragbar, daß Wehrpflichtige - ohne vorher gefragt zu werden - einfach in ein für Deutschland problematisches Krisengebiet abkommandiert werden." Auch die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Maria Michalk machte Front gegen Bundesverteidigungsminister Volker Rühe. Sie sagte: "Ich finde es sehr bedenklich, daß die ,Bayern' zu rund einem Drittel aus Wehrpflichtigen besteht." Der FDP-Wehrexperte Jürgen Koppelin nennt das Verhalten Rühes einen "Skandal." Die Wehrpflichtigen seien "nicht unter der Voraussetzung eingezogen worden, für die Konflikte dieser Welt die Köpfe hinzuhalten". Mit Rühes "Salamitaktik" versuche die Regierung offenbar, das Parlament vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Grundsätzlich gegen den Einsatz der Bundeswehr in dem Krisengebiet sprach sich der frühere General und heutige Grüne Gert Bastian aus. Er befürchte, so Bastian zum "Mitteldeutschen Express" (Donnerstagausgabe), daß Deutschland nun in Kampfhandlungen gezogen werden könnte. Es sei nicht ausgeschlossen, daß die Serben versuchen, die Handelsblockade zu durchbrechen. "Wenn die ,Bayern' angegriffen wird, dann wehrt sie sich", gab Bastian zu bedenken. "Dann wird automatisch geschossen." Auch der SPD-Wehrexperte Manfred Opel warnte, daß eine einzige verirrte Granate, die den Zerstörer träfe, Deutschland "dem Krieg sehr nahe" brächte. Der deutsche Bundeswehrverband, der ebenfalls darauf hinwies, daß die "Bayern" sich im Fall eines Beschusses wehren müsse, stimmt dem Einsatz im Rahmen der UN grundsätzlich zu. Der Verbandsvorsitzende Rolf Wenzel beklagte in einem Interview mit der "B.Z": allerdings, daß sich die Entscheidung des Kabinetts in einer "Grauzone" bewege. Seinem Verband wäre "wohler, wenn sich die großen Parteien einigen würden, damit die Verunsicherung in der Truppe aufhört". Gegen den Einsatz von Wehrpflichtigen habe er nichts einzuwenden.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte die SPD auf, umgehend Verfassungsklage gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Überwachung des Embargos zu erheben, um endgültig Klarheit in dieser Frage zu schaffen.
FREIBURG, 16. Juli (Reuter). Als einer der ersten Technischen Überwachungs- Vereine (TÜV) in der Bundesrepublik hat der TÜV Südwest in Freiburg ein biologisches Gentechnik-Labor eingerichtet. Die Wissenschaftler dort wollen Behörden bei der Überwachung von gentechnischen Versuchen unterstützen.
Daneben bietet der TÜV Südwest auch der Industrie die Dienste des rund vier Millionen Mark teuren Labors an. So könne man für Firmen experimentelle Risikostudien erarbeiten, Unternehmen bei Genehmigungsverfahren beraten oder den Betrieb gentechnischer Anlagen sicherheitstechnisch betreuen, erklärte der TÜV.
BONN, 16. Juli (Reuter). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat sich entschieden gegen die Freigabe von weichen oder gar harten Drogen ausgesprochen.
Auch unter strenger staatlicher Kontrolle wäre ein solcher Schritt der falsche Weg, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in Bonn. Zurückhaltend äußerte sich der Minister zu Methadon-Programmen. Diese Ersatzdrogen seien für die Abhängigen keine Lösung, auch wenn in Ausnahmefällen ihr Konsum aus medizinischen Gründen sinnvoll erscheine. Trotz einiger ermutigender Erfolgsmeldungen bezeichnete der Minister die Drogensituation als "insgesamt besorgniserregend". Seine ablehnende Haltung zu einer Freigabe, Legalisierung oder Liberalsierung von Drogen begründete Seehofer vor allem mit den Erfahrungen in anderen europäischen Staaten. Die Beispiele Niederlande, Schweden und England zeigten, daß ein solcher Weg das Drogenproblem nicht verringere. Von einer entsprechenden Bundesratsinitiative Hamburgs halte er daher nichts.
Als zentrales Element seiner Drogenpoli- tik bezeichnete der Minister den Vorrang der Hilfe vor Strafe. Härte müsse der Staat nicht gegen die Süchtigen, sondern gegen die internationale Drogenmafia zeigen.
IMMENSTADT (rtr/FR). Beim Strumpfkonzern Kunert wird die schroffe Wende des Geschäfts im laufenden Jahr deutliche Spuren in der Gewinnrechnung hinterlassen. Das Management rechnet auch nur noch mit einem leichten Umsatzplus, nachdem es 1991 eine Steigerung um 21 Prozent auf 693 Millionen Mark gegeben hatte. Der Überschuß werde den Rekordwert des vergangenen Jahres - im Konzern reichlich 22 Millionen Mark nach einem Plus um 18 Prozent - "längst nicht" erreichen, kündigte Vorstandschef Rainer Michel auf der Hauptversammlung an. Kostensparen laute daher die Devise. Die Beschäftigtenzahl von Ende Dezember noch gut 6100 solle auf 5800, "ideal" wäre 5600, abgebaut werden.
Das laufende Jahr wird laut Michel wohl nur noch ein "mageres" operatives Ergebnis bringen und durch hohe Einmalkosten für Sozialpläne und die Verlagerung von Betrieben gekennzeichnet sein. "Schwarze Zahlen" seien aber wahrscheinlich. Der Vorstandsvorsitzende wertet die augenblickliche Situation gleichwohl nur als "Verschnaufpause", in der neue Kraft geschöpft werden müsse. Zur Reduzierung der derzeit hohen Lagerbestände sei in etlichen Abteilungen Kurzarbeit erforderlich. Hohe außerordentliche Erträge werden in nächster Zeit aus dem Verkauf nicht mehr benötigter Grundstücke und Gebäude an einigen Standorten, zum Beispiel in Berlin, erwartet.
SARAJEWO/LONDON, 16. Juli (Reuter/AP/dpa/AFP). NATO und Westeuropäische Union (WEU) überwachen seit Donnerstag mit zwölf Kriegsschiffen sowie mehreren Aufklärungs- und Radarflugzeugen in der Adria die Einhaltung der UN-Sanktionen gegen Jugoslawien. Deutschland beteiligt sich mit dem Zerstörer "Bayern" und drei Flugzeugen an der Aktion. Mit der Überwachung sollen Verstöße gegen das Handelsembargo, das die UN wegen der Kämpfe in Bosnien- Herzegowina gegen Jugoslawien verhängt hat, aufgedeckt werden.
US-Verteidigungsminister Richard Cheney lehnte die Entsendung von US- Bodentruppen nach Jugoslawien erneut ab. Diese Entscheidung berücksichtige die Lage vor Ort, die für einen Einsatz militärischer Gewalt nicht geeignet sei. Die Situation sei mit der Lage im Golf- Krieg nicht vergleichbar, in dem es einen klaren Aggressor gegeben habe.
In London setzten Vertreter der Serben, Moslems und Kroaten am Donnerstag ihre Gespräche mit EG-Vermittlern über eine Lösung des Konflikts fort. Der moslemische bosnische Außenminister Haris Silajdzic hatte am Mittwoch direkte Verhandlungen mit dem Serbenführer Radovan Karadzic abgelehnt. Wie am Donnerstag in Sarajewo bekannt wurde, hat die moslemische Mehrheit den Serben vier Bedingungen für direkte Verhandlungen gestellt: einen Waffenstillstand, die Anerkennung der von Moslems und Kroaten beherrschten bosnischen Staatsführung, die Rückgabe der von Serbien eroberten Gebiete und die Einwilligung, Kriegsentschädigungen zu zahlen. Karadzic soll dies bereits abgelehnt haben. "Damit ist die Vermittlung in eine völlige Sackgasse geraten", beschrieben Belgrader Medien die Lage. Allerdings bot Karadzic am Abend eine zweiwöchige Feuerpause von Montag beginnend an. Während dieser "Periode der Ruhe" sollten die Gespräche in London fortgesetzt werden.
Silajdzic warf Kroaten und Serben am Donnerstag vor, sie planten heimlich die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas. Der Präsident des nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawiens, Dobrica Cosic, bezeichnete in der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera die "Kantonisierung" von Bosnien-Herzegowina als "die einzige Lösung" für die Republik. Mit einer Kantonisierung in Bosnien sei die Bildung von drei nationalen Gemeinschaften gemeint, die sich auch zu "Mini-Republiken" entwickeln könnten, sagte Cosic.
BONN, 16. Juli (Reuter). Überprüfungsteams der Bundeswehr werden in den nächsten vier Monaten in mehr als 50 Inspektionen in den Staaten des früheren Warschauer Pakts die Einhaltung vertraglich zugesicherter Abrüstungsschritte kontrollieren. Das teilte am Donnerstag das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr mit. Nach dem KSE-Vertrag über die Reduzierung konventioneller Waffen beginnen am Freitag die Zerstörungen großer Waffensysteme zwischen Atlantik und Ural. Damit setzten auch die echten Überprüfungen nach dem Vertrag ein, betonte der Leiter des Zentrums, Brigadegeneral Heinz Loquai.
Die rund 50 deutschen Einsätze in den ersten 120 Tagen bedeuten 20 Prozent der insgesamt auf die Bundeswehr zukommenden Verifikationseinsätze. Umgekehrt soll es auf deutschem Boden rund 180 Inspektionen aus osteuropäischen Ländern geben, von denen eine Hälfte der Bundeswehr und die andere Hälfte den in Deutschland stationierten NATO-Truppen gelten. Das zu zerstörende Großgerät umfaßt Kampf- und Schützenpanzer, Geschütze und Kampfflugzeuge.
MÜNCHEN, 16. Juli (Reuter). CSU-Chef Theodor Waigel hat sich gegen eine Volksabstimmung in Deutschland über die Maastrichter Verträge zur europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) ausgesprochen. Im Anschluß an eine CSU-Tagung zu Europa sagte Waigel am Donnerstag in München, eine Volksabstimmung "über ein singuläres Ereignis" widerspräche dem Grundgesetz. Als Voraussetzung für eine Zustimmung der CSU zu den Maastrichter Verträgen im Bundestag nannte Waigel die Erhöhung der deutschen Mandate im europäischen Parlament um 18 Sitze.
Als Voraussetzung für den Wegfall der Personenkontrollen an den Grenzen zu Beginn des europäischen Binnenmarktes am 1. Januar 1993 bezeichnete er die Ratifizierung des Schengener Abkommens in der Asylfrage. Auch die Arbeit der Ermittlungsbehörden sei noch nicht ausreichend harmonisiert für ein Europa ohne Grenzkontrollen.
WIESBADEN/BREMEN, 16. Juli (Reuter). Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im niedersächsischen Syke zwei Kisten mit nuklearem Material sichergestellt, die drei Männer aus dem Raum Bremen offenbar als Atombomben verkaufen wollten. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden bestätigte am Donnerstag, daß Polizeibeamte die nach ersten Erkenntnissen mit Cobalt 60 gefüllten Behälter bereits am Dienstag beschlagnahmt hatten. Als mutmaßliche Täter seien zwei vermutliche Mitarbeiter des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit sowie ein als Hehler bezeichneter Mann aus dem Raum Bremen ermittelt worden.
Die Staatsanwaltschaft habe von einer vorläufigen Festnahme der drei Verdächtigen abgesehen, da es sich lediglich um einen Betrugsversuch handele. Eine Sprecherin des Umweltministeriums in Hannover sagte, das Material sei nicht zur Herstellung von Atomwaffen geeignet. Das Cobalt 60, das unter anderem bei Betrahlungen in der Krebstherapie eingesetzt werde, sei in den Behältern gut abgeschirmt.
NEU-DELHI, 16. Juli (Reuter). Einem fünf Monate alten Säugling sind in Indien drei Föten aus der Bauchhöhle entfernt worden. Wie ein Sprecher eines Krankenhauses in Neu-Delhi am Donnerstag mitteilte, war das sehr seltene medizinische Phänomen des "fetus in fetu" bei dem Neugeborenen bereits im Alter von zwei Monaten entdeckt worden. Die Eltern hatten mit der Operation aber warten wollen. Das Kind habe den Eingriff gut überstanden.
Die drei Föten hatten die Hälfte der Bauchhöhle des Babys eingenommen und waren mit mehreren Organen und zwei großen Adern verbunden. Alle waren ohne Kopf. Ein Arzt erklärte, in diesem Jahrhundert seien weltweit erst 31 entsprechende Fälle bekannt geworden.
ERFURT, 16. Juli (Reuter). Die Erfurter Staatsanwaltschaft hat wegen "finanzieller Unregelmäßigkeiten" Ermittlungen gegen die Thüringer Landesführung der Deutschen Sozialen Union (DSU) eingeleitet. Der amtierende Leiter der Behörde, Raimund Sauter, sagte am Donnerstag, dem Verfahren liege eine Anzeige des DSU-Bundespräsidiums zugrunde. Es richte sich gegen zwei Personen. Nach Angaben aus DSU-Kreisen handelt es sich dabei um den Landeschef und Vize-Bundesvorsitzenden Armin K. Haas und Ex-Landesgeschäftsführer Claus Springer. Sie sollen Parteigelder zweckwidrig verwendet und so zur hohen Verschuldung des DSU-Landesverbandes beigetragen haben.
Das DSU-Präsidium beantragte nach Angaben seines Sprechers Klaus-Peter Kaschke beim Bundesschiedsgericht auch ein Partei-Ausschlußverfahren gegen Haas. Hintergrund ist der Bericht einer internen Kommission des Präsidiums der CSU-Schwesterpartei. Diese hatte die Finanzen des überschuldeten Landesverbandes Thüringen überprüft.
ROM, 16. Juli (Reuter). Papst Johannes Paul II. ist einen Tag nach seiner Operation auf dem Wege der Besserung. In dem am Donnerstag veröffentlichten ärztlichen Bulletin hieß es, die nachoperative Phase verlaufe normal. Der 72jährige habe am Morgen für kurze Zeit sein Bett verlassen können, einige Schritte getan und in einem Lehnstuhl gesessen.
MOSKAU, 16. Juli (Reuter). Die Außen- und Verteidigungsminister der elf Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben sich am Donnerstag in Usbekistans Hauptstadt Taschkent auf die Bildung einer gemeinsamen Eingreiftruppe verständigt, die weiße Helme tragen wird. Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, soll die endgültige Entscheidung auf dem nächsten Gipfeltreffen der GUS-Staatschefs am 25. September in der kirgisischen Hauptstadt Bischek fallen. Die Truppe soll in den Konfliktherden in der ehemaligen Sowjetunion eingesetzt werden, um Kämpfe zu verhindern oder zu beenden.
Rußlands Außenminister Andrej Kosyrew erklärte, die Truppe bedrohe weder die Souveränität der GUS-Mitgliedstaaten noch mache sie Rußland zum Polizisten der früheren Sowjetunion.
Die vom gemeinsamen GUS-Oberkommando ausgearbeiteten Pläne sehen vor, daß die Truppe aus Freiwilligen der nationalen Streitkräfte aufgestellt wird. Sie soll auf Anforderung aller Konfliktparteien entsandt werden. Der Waffeneinsatz ist nicht nur zur Selbstverteidigung erlaubt. Die Truppe darf auch Gewalt zur Trennung der Konfliktgegner und zur Durchsetzung eines Waffenstillstands anwenden.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Aktienbörse hat am Donnerstag nach anfänglichen Gewinnen die Erhöhung des deutschen Diskontsatzes die Kurse wieder gedrückt. Der Dow Jones Index lag nach einer Stunde mit 3345,15 Punkten etwa auf dem Niveau des Vortagsschlusses.
In Japan fiel der Nikkei-Index um 129,26 auf 16 987,66 Punkte.
WIEN, 16. Juli (Reuter). Israel und Österreich haben volle diplomatische Beziehungen wiederhergestellt. Der bisherige Geschäftsträger Israels in Wien, Peter Aran, überreichte dem neuen österreichischen Präsidenten Thomas Klestil sein Beglaubigungsschreiben. Israel hatte seine Beziehungen zu Österreich nach der Wahl von Kurt Waldhein zum Präsidenten 1986 wegen dessen Kriegsvergangenheit auf Geschäftsträgerebene herabgestuft.
Studenten drohen mit Gewalt-Aktionen MANAGUA, 16. Juli (AFP). In Nicaragua haben die seit Dienstag gegen finanzielle Kürzungen im Hochschulbereich streikenden Studenten gewaltsame Aktionen im ganzen Land angedroht. Die Studenten fordern eine Erhöhung der Gelder für die fünf staatlichen Universitäten des Landes.
Der Bamberger Tennisprofi Patrik Kühnen ist in der zweiten Runde des mit 625 000 Dollar dotieren Grand Prix in Washington in der zweiten Runde gescheitert. Der 26 Jahre alte ehemalige Daviscupspieler war allerdings in guter Gesellschaft, denn mit ihm schieden gleich drei gesetzte Spieler aus.
Kühnen unterlag nach hartem Kampf dem an Nummer sieben gesetzten Amerikaner Derrick Rostagno 3:6, 7:6 (7:4), 3:6. Das Favoritensterben leitete der an Position zwei gesetzte Amerikaner Andre Agassi ein. Der 22 Jahre alte frischgebakkene Wimbledonsieger unterlag seinem Landsmann und Wimbledonfinalisten von 1985, Kevin Curren, mit 5:7, 4:6.
Der dreimalige Wimbledon-Champion John McEnroe, in Washington an Nummer fünf geführt, kassierte im ersten Spiel gegen den Engländer Jeremy Bates mit 2:6, 6:1, 4:6 auch gleich die erste Niederlage. Ebenfalls die Koffer packen konnte McEnroes Landsmann Aaron Krickstein, der als Nummer vier der Setzliste mit 5:7, 6:2, 3:6 am Franzosen Guillaume Raoux scheiterte.
Besser lief es hingegen für den an Nummer drei gesetzten Ivan Lendl, der vor kurzem die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Der 32 Jahre alte gebürtige Tschechoslowake hatte beim 6:4, 6:1 gegen seinen Landsmann Jared Palmer keine Mühe. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Washington, 2. Runde: Rostagno (USA/Nr. 7) - Kühnen (Bamberg) 6:3, 6:7 (4:7), 6:3, Korda (CSFR/Nr. 1) - Brown 4:6, 6:2, 6:3, Lendl (Nr. 3) - Palmer 6:4, 6:1, Curren - Agassi (alle USA/Nr. 2) 7:5, 6:4, Raoux (Frankreich) - Krickstein (USA/Nr. 4) 7:5, 2:6, 6:3, Bates (England) - McEnroe (Nr. 5) 6:2, 1:6, 6:4.
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Nizza, Männer:
100 m (0,5 m Rückenwind): 1. Fredericks (Namibia) 10,12 Sekunden, 2. Surin (Kanada) 10,21, 3. Mitchell 10,23 (USA).
400 m: 1. Black (Großbritannien) 45,15 Sekunden, 2. Rouser (USA) 45,49, 3. Diagana (Frankreich) 45,54
800 m: 1. Tanui (Kenia) 1:44,74 min, 2. Parilla (USA) 1:45,15, 3. Kibet (Kenia) 1:45,39.
1.500 m: 1. Kirochi 3:33,04 Minuten (Jahres- Weltbestzeit), 2. Chesire 3:33,12, 3. Kibet 3:33,44.
3000 m: 1. Bitok 7:35,00 min (Jahresweltbestzeit), 2. Kiptanui 7:35,47, 3. Sigey (alle Kenia) 7:39,51.
4x100 m: 1. Kanada (Johnson, Gilbert, Ogilvie, Surin) 38,62, 2. Nigeria 38,69, 3. Italien 39,16
110 m Hürden (0,6 m Rückenwind): 1. Dees (USA) 13,18 Sekunden, 2. Schwarthoff (Heppenheim) 13,21, 3. McKoy (Kanada) 13,22.
400 m Hürden: 1. Matete (Sambia) 48,15 Sekunden, 2. Graham (Jamaika) 48,37, 3. Akabusi (Großbritannien) 49,16.
3000 m Hindernis: 1. Boinett 8:12,69 Minuten, 2. Mutwol 8:12,79, 3. Koech 8:13,02 (alle Kenia).
Hoch: 1. Sjöberg (Schweden) 2,33 m, 2. Forsyth (Australien), 3. Kemp (Bahamas) je 2,30 m.
Stabhoch: 1. Collet (Frankreich) 5,80 m, 2. Tarasow 5,80, 3. Gataullin (beide GUS) 5,80.
Dreisprung: 1. Conley (USA) 17,42 m, 2. Wellman (Bermudas) 17,03, 3. Jaros (Wattenscheid) 16,99.
Frauen: 200 m (1,0 m Rückenwind): 1. Ottey 22,11 Sekunden, 2. Cuthbert (beide Jamaika) 22,43, 3. Guidry (USA) 22,60.
400 m: 1. Perec (Frankreich) 49,50 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Torrence (USA) 49,64, 3. Richards (Jamaika) 50,66, 4. Restrepo (Kolumbien) 50,71
800 m: 1. Gurina (GUS) 1:58,05 Minuten, 2. Mutola (Mozambique) 1:58,25, 3. Masterkowa (GUS) 1:58,94.
1500 m: 1. Kremljowa (GUS) 4:03,37 Minuten, 2. Chalmers (Kanada) 4:03,48, 3. Boulmerka (Algerien) 4:04,56.
3000 m: 1. Keszeg (Rumänien) 8:39,94 Minuten, 2. Duros (Frankreich) 8:40,38, 3. Peters (USA) 8:42,09.
100 m Hürden (0,2 m Gegenwind): 1. Tolbert 12,87, 2. Martin (beide USA) 12,95, 3. Piquereau (Frankreich) 13,00.
4mal 100 m: 1. USA (Ashford, Jones, Guidry, Torrence) 42,87, 2. USA II 43,07, 3. Frankreich 43,54
Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien) 2,02 m, 2. Babakowa (GUS) 2,00, 3. Astafei (Rumänien) 1,94
Weitsprung: 1, Drechsler (Jena) 7,15 m (0,5 m Gegenwind - alle Versuche über 7,00 m), 2. Bereschnaja (GUS) 6,92, 3. Dulgheru (Rumänien) 6,90, 4. Tiedtke (Berlin) 6,67
Diskuswerfen: 1. Jatschenko (GUS) 68,94 m, 2. Costian (Australien) 65,22 m, 3. Michaltschenko (GUS) 65,08 m.
Die Tour ist gelaufen. Unwiderruflich. Für Uwe Ampler beginnt die harte Zeit als Mitläufer im Troß der Radprofis. Der Glanz vergangener Zeiten ist abgerieben, die drei Siege bei der Friedensfahrt, der Weltmeistertitel bei den Amateuren 1986 sind vergessen - Uwe Ampler hat auf der elften, noch verhältnismäßig leichten Etappe 25:12 Minuten verloren. Minuten, die über seine Zukunft als Radprofi entscheiden können. "Das Leben geht auch ohne Radsport weiter", sinnierte er in seinem Hotel in Besançon auf der Massagebank müde und niedergeschlagen. Wie stets seit seinem Übertritt ins Profilager, konzentrierte er sich voll auf die Tour - jedesmal scheiterte er.
Ampler sucht nach einer Erklärung, findet aber nur fadenscheinige. Im Frühjahr habe er zu viele Rennen voll fahren müssen, weil seine Mannschaftskollegen krank geworden waren. Auch den Giro habe er nicht als Vorbereitung nutzen können. Zusätzlich habe ihn noch eine schwere Erkältung zwischen Giro und der Deutschen Meisterschaft erwischt.
Der erste Schlag kam im Zeitfahren von Luxemburg, als er über acht Minuten verlor, der zweite in den Vogesen, als die Träume von einer guten Tour endgültig platzten. "Zwischenzeitlich habe ich schon intensiver daran gedacht aufzugeben", gibt er zu, "so abgehängt zu werden . . ."
Die Kraft fehlt, "die Beine sind einfach weich", beklagt er sich, als sein Masseur die Waden durchknetet. Den Eindruck, nochmals angreifen zu wollen, wenigstens bei einer Etappe eine Attacke zu versuchen, macht Uwe Ampler nicht. Vielmehr scheint er sich gleichmütig seinem Schicksal ergeben zu haben. "Ich bin eben kein Indurain oder Bugno, die beim Giro und dann auch noch bei der Tour gut fahren können", sagt er.
Dabei stimmten die Voraussetzungen. Ampler durfte ein Höhentrainingslager in Mexiko und in St. Moritz absolvieren, wenn auch auf eigene Kosten. Extra für Ampler wurde ein persönlicher Betreuer aus der ehemaligen DDR engagiert, im Begleitfahrzeug steht immer eine Flasche reinen Sauerstoffs bereit, damit er sich einer speziellen Behandlung unterziehen kann. Die Leistung jedoch blieb hinter dem Aufwand zurück. sid
Neuling Wolfsburg oben, Bundesliga- Absteiger Stuttgart unten und ein "Kniefall" mit Folgen - schon nach dem zweiten von 46 Spieltagen schlägt die Zweite Liga Kapriolen. "Wir wollen so lange wie möglich das Glück festhalten", sagte Wolfsburgs Trainer Uwe Erkenbrecher nach dem 2:1-Erfolg des Aufsteigers gegen den VfB Oldenburg.
Kontrastprogramm hingegen im Schwabenländle. Punkt- und torlos nimmt Ex-Bundesligist Stuttgarter Kikkers den letzten Tabellenplatz ein, ein klassischer Fehlstart. Dennoch reagierte der neue Kickers-Coach Frieder Schömezler gelassen auf die 0:2-Niederlage seiner Schützlinge beim SC Freiburg: "Wir mußten fünf Stammspieler ersetzen. Unsere Ausgangsposition war alles andere als gut."
Für ebensoviel Gesprächsstoff wie der kuriose Tabellenstand sorgt weiterhin die neue Rückpaß-Regel des Weltfußball-Verbandes (FIFA). Wurde der Rückpaß per Knie zum Auftakt noch als pfiffige Regelinterpretation bestaunt, zogen die Unparteiischen in der zweiten Runde die Zügel straffer. Opfer war Fortuna Kölns Libero Frank Niggemann, der in Mainz vom Unparteiischen nach seinem "Kniefall" per gelbroter Karte des Feldes verwiesen wurde. Die Fortuna will gegen diese Maßnahme Protest einlegen, zumal die gleichen Aktionen auf anderen Plätzen nicht bestraft wurden.
"Das war eindeutig Verächtlichmachung des Gegners", begründete der Referee nach der Partie seine Entscheidung. Auch die FIFA strebt nach den Erfahrungen der Deutschen in der Zweiten Liga eine neue Regeldefinition an. Pressechef Guido Tognoni: "Ursprünglich hatten wir vor, generell jeden Rückpaß zu bestrafen." Noch bleibt zur Überarbeitung eine Woche Zeit, denn außerhalb Deutschlands tritt die neue FIFA-Regel erst am 25. Juli in Kraft.
Neben dem VfL Wolfsburg gehen auch Carl Zeiss Jena und Waldhof Mannheim verlustpunktfrei in die dritte Runde, die "Waldhof-Buben" sogar noch ohne Gegentor. Leidensgenossen der Stuttgarter Kikkers sind Aufsteiger SpVgg. Unterhaching und der SV Meppen, der wie die Schwaben noch auf das erste Saisontor wartet. sid
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", sang einst Udo Jürgens eine Hymne auf die junggebliebenen Alten. So könnte auch das Motto für einige im Geiste jugendliche Amerikaner sein, die in "Germany" nach Ende ihre Berufslebens Passion und Abenteuer miteinander verbinden. Vier American Football-Trainer, jenseits der 60 und in Rente, haben während der Saison bei deutschen Vereinen als Trainer angeheuert.
"Ich wollte nicht nur zu Hause sitzen und dabei alt werden", begründet Bill Shipman von den Hamburg Silver Eagles seinen knapp halbjährigen Deutschland- Aufenthalt. "Ich kann weiter im Football- Geschäft sein, und meine Frau Beth schaut sich derweil Europa an." Die Verbindung von der alten sportlichen Leidenschaft mit dem Reiz des Europatrips brachte sie in den Norden Deutschlands.
Der 66jährige Shipman trifft mit seinen "Silber Adlern" im entscheidenden letzten Spiel um den Bundesliga-Aufstieg am Samstag auf die Braunschweig Lions - Trainer Jerry Claiborne, Alter 63. Beim Deutschen Meister Berlin Adler entwirft der 64 Jahre alte Texaner J.T Lyday die Spielpläne. "Benjamin" der Oldies ist mit 60 Jahren Otto Kofler von den Bad Homburg Falken. Die vier Herren verfügen über eine gehörige Reputation in ihrem Heimatland, sind als erfolgreiche College-Coaches angesehene Fachleute. "Es ist eine große Herausforderung, hier mit deutschen Spielern Entwicklungsarbeit zu leisten",begründet stellvertretend für seine drei Kollegen Kofler den halbjährigen Sprung über den Atlantik.
Die Vereine lassen sich ihre Trainer für deutsche Verhältnisse viel kosten. 1500 Mark erhält Shipmann monatlich in Hamburg auf die Hand, dazu Auto und Wohnung. Reich wird er nicht: "Ich kann froh sein, wenn ich am Ende nicht zuzahlen muß." In Braunschweig finanzieren die Spieler mit Umlage ihren Coach selbst.
In den USA hat sich der neue Trend inzwischen rumgesprochen. In deutschen Fachmagazinen finden sich immer wieder Kleinanzeigen, in denen sich Trainer anbieten. Shipman ist auf diese Weise gekommen, Kofler wurde durch persönliche Kontakte zur Frankfurt Galaxy vermittelt. "Ich kenne noch drei oder vier Kollegen, die gerne hier arbeiten würden", meint der Wahlhamburger. Der Trend scheint noch nicht beendet. sid
Beim letzten Grand-Prix-Meeting vor Barcelona jagte Kenias Läuferstreitmacht Deutschlands Olympia-Hoffnungen die Jahres-Weltbestmarken ab. Erst rannte der nicht für Barcelona qualifizierte Wilfred Kirochi in 3:33,04 die Marke des Berliner 1500-m-Europameister Jens-Peter Herold (3:33,52) über den Haufen. Dann löschte Paul Bitok in 7:35,00 Minuten Dieter Baumanns 7:43,19 über 3000 m aus. Stürmisch feierten 17 000 Zuschauer die dritte Jahres-Weltbestzeit: 49,50 Sekunden von Frankreichs 400-m- Weltmeisterin Marie-José Perec.
Schwache 45,15 Sekunden genügten dem Briten Roger Black zum 400-m-Sieg. Ansonsten dominierten die Kenianer William Tanui (1:44,74 über 800 m) und der nicht für Olympia qualifizierte Micah Boinett (8:12,69) beim vierfachen Triumph seines Landes über 3000 m Hindernis. Einmal mehr siegte Frankie Fredericks (Namibia/10,12) über 100 m, erneut 400-m-Hürden-Weltmeister Samuel Matete (Sambia/48,15).
Deutschlands Leichtathleten, seit Wochen im Trainingslager, verloren inzwischen sieben der kürzlich noch neun Saisonbestmarken. An der Spitze stehen zehn Tage vor Olympia nur noch Heike Drechsler (Jena), die nach sechs 7-m- Sprüngen mit 7,15 m siegte und am Dienstag in Sestrière den Weltrekord angreifen will, sowie Siebenkampf-Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid/6985). Nur noch Zweite ist auch Heike Henkel (Leverkusen) hinter der in Nizza mit 2,02 m siegreichen Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa (Bulgarien/2,05).
Auf Platz vier landete mit 6,67 m nicht nur Susen Tiedtke (Berlin), sondern auch zwei andere Olympiateilnehmer: Ralf Sonn (Weinheim) mit schwachen 2,24 m im Hochsprung, den Schwedens Europarekordler Patrik Sjöberg mit 2,33 m gewann, und Franka Dietzsch (Neubrandenburg) mit 63,28 m im Diskuswerfen.
Der zweite Rang über 110 m Hürden in 13,21 Sekunden hinter Tony Dees (USA/13,18) läßt Florian Schwarthoff (Heppenheim) weiter auf eine Olympia- Medaille hoffen. Der deutsche Rekordler (13,13) war zwei Tage zuvor in Salamanca 13,16 gerannt, startet nun am Samstag in Lindau. Dritter des Dreisprungs, den Mike Conley (USA) mit 17,42 m gewann, wurde Ralf Jaros (Wattenscheid), der mit 16,99 m seine guten Trainingswerte nicht umzusetzen vermochte.
Drei Wochen vor ihrem 10 000-m-Einsatz in Barcelona enttäuschten dagegen zwei Berliner Langstrecklerinnen über 3000 m. Nur auf den Rängen 11 und 13 landeten Uta Pippig (8:51,90) und Kathrin Ullrich (9:04,39) in einem großen Rennen, das Margareta Keszeg (Rumänien) in 8:39,94 gewann. Glänzend auch Ljubow Kremljowa (GUS) beim 1500-m-Sieg in 4:03,37 und Merlene Ottey (Jamaika), die über 200 m in 22,11 allerdings erneut die "21er-Zeit" verpaßte. sid
Der Neuseeländer Brian Fowler gewann am Donnerstag das erste Teilstück der 8. Etappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt für Radamateure von Pirmasens nach Landau über 96 km. Im Spurt setzte er sich gegen den Polen Mickiewicz und Voigt (TSC Berlin) durch.
Die Windsurfer Bernd Flessner (Norderney) und Robby Seeger (Preetz) haben bei der Weltcup-Veranstaltung vor El Medano/Teneriffa die Runde der letzten Acht im Wellenreiten erreicht. Seeger trifft auf Nik Baker aus Großbritannien, Flessner auf den Amerikaner Robby Naish.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Männer verpaßte gleich im ersten von vier Testspielen innerhalb von zwei Tagen einen durchaus möglichen Sieg gegen Weltmeister Schweden. Das Team von Bundestrainer Horst Bredemeier unterlag neun Tage vor dem Startschuß zu den Olympischen Sommerspielen den Skandinaviern in Karlsham knapp mit 21:22 (12:11).
Deutschland startete furios in die Partie und führte nach sechs Minuten bereits mit 4:0, ehe Magnus Andersson den ersten Treffer für den Gastgeber markieren konnte. Die erste Hälfte war im weiteren Verlauf sehr ausgeglichen. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielte Holger Winselmann vom SC Magdeburg die 12:11- Führung.
Zu Beginn der zweiten Hälfte setzten die Deutschen, die bis fünf Minuten vor Spielende ständig in Führung lagen, ihr gutes Spiel fort. Bernd Roos vom TV Großwallstadt erzielte bei Unterzahl (vier gegen sechs) der deutschen Mannschaft die 14:12-Führung.
In einem starken Schlußspurt drehten die Skandinavier, die beim 18:17 erstmals in dem Spiel in Führung gingen, jedoch den Spieß noch um. Beste Spieler in der Deutschen Nationalmannschaft waren Roos (TV Großwallstadt, 5/2) und der Essener Jochen Fraatz mit vier Toren. Bei den Schweden überragte Magnus Andersson (7/3). sid
Mit 70 Schlägen beendete Bernhard Langer (Anhausen) die erste Runde bei den 121. British Open im schottischen Muirfield. Der früherer Masterssieger blieb dabei zwei Schläge unter par (72). Die beste Runde spielte zunächst der US- Amerikaner Steve Pate mit 64 Schlägen vor seinem Landsmann Lee Janzen mit 66 Schlägen. Allerdings waren noch nicht alle Spieler mit ihrer Runde zu Ende und im Clubhaus.
Bernhard Langer hat in seiner Karriere noch nie die British Open gewonnen. Der 34 Jahre alte Anhausener startet in diesem Jahr seinen 15. Anlauf. Seinen einzigen Major-Sieg erzielte der Anhausener 1985 beim US-Masters in Augusta. Vor elf Jahren und 1984 war Langer jeweils Zweiter bei den British Open und hatte den Sieg dicht vor Augen. In 1985 und ein Jahr später wurde er jeweils Dritter. In Muirfield spielt Langer nach 1980 und 1987 zum dritten Mal. Bei den mit umgerechnet 2,85 Millionen Mark dotierten Golf-Meisterschaften winkt dem Sieger eine Prämie von rund 285.000 Mark. sid
Der Nürnberger Radamateur Gerd Audehm steht bei der 27. Rheinland-Pfalz- Rundfahrt unmittelbar vor dem Gesamtsieg. Erstmals in der Geschichte der Rundfahrt würde damit ein Vorjahressieger seinen Erfolg wiederholen können.
Auf der vorletzten Etappe, einem Einzelzeitfahren über 21 Kilometer in Landau, baute Audehm seine Führung auf 3:24 Minuten vor dem Österreicher Peter Luthenberger aus.
"Ich bin jetzt sieben Tage gejagt worden und habe nicht geglaubt, das zu überstehen. Auf dem letzten Teilstück nach Ludwigshafen wird wohl nichts mehr anbrennen", erklärte Audehm vor der Abschlußetappe über 129,9 km.
Den Kampf gegen die Uhr hatte der Tschechoslowake Frantisek Trkal vor Audehm und Olympia-Starter Steffen Weesemann aus Frankfurt/Oder gewonnen. "Das war mein bislang größter Erfolg. Vielleicht starte ich nun auch bei Olympia im Einzel und nicht nur in der Vierer-Mannschaft", jubelte der 22jährige Trkal, der nach den Spielen in Barcelona ins Profi-Lager wechseln will.
Auch das erste Zeitfahren der Rundfahrt in der vergangenen Woche war mit einem CSFR-Sieg durch Pavel Padrnos zu Ende gegangen.
Den ersten Teilabschnitt über 96 km von Pirmasens nach Landau hatte am Donnerstag morgen der Neuseeländer Brian Fowler gewonnen. Im Spurt einer vierköpfigen Gruppe setzte sich der 29jährige nach 2:13:33 Stunden gegen den Zweitplazierten Polen Jacek Mickiewicz und Jens Voigt (TSC Berlin) sowie Karsten Stenersen (Norwegen) durch.
Auf dem Teilstück von Pirmasens nach Landau setzten sich Fowler und Mickiewicz nach 50 km vom Feld ab. Lediglich Vogt und Stenersen gelang es noch, Anschluß an das Führungsduo herzustellen. Im Spurt bewies Fowler, der mit der kompletten Olympiamannschaft Neuseelands die Rundfahrt als letzten Test für Barcelona bestreitet, seine Qualitäten. Mit 45 Sekunden Rückstand gewann Graeme Miller (Neuseeland) den Spurt des Hauptfeldes. sid
RADSPORT
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT, achte Etappe, 1. Teilstück von Pirmasens nach Landau (96,5 km): 1. Fowler (Neuseeland) 2:13:33 Stunden, 2. Mickiewicz (Polen), 3. Vogt (Berlin), 4. Stenersen (Norwegen) alle gleiche Zeit, 5. Miller (Neuseeland) 45 Sekunden zurück, 6. Rice (Australien) gleiche Zeit.
2. Teilstück, Einzelzeitfahren (23,6 km): 1. Fratisek Trkal (CSFR) 28:39,56 Minuten, 2. Audehm (Nürnberg) 4 Sekunden zurück, 3. Wesemann (Frankfurt/Oder) 11, 4. Padrnos (CSFR) 23, 5. Jeker (Schweiz) 26, 6. Roux (Frankreich) 29.
Gesamtwertung: 1. Audem 28:59:13, 2. Luttenberger (Österreich) 3:24 Minuten zurück, 3. Wesemann 4:00, 4. Ozols (Lettland) 4:40, 5. Gottschling (Nürnberg) 4:50, 6. Jeker 4:55.
Mannschaftswertung: 1. Deutschland 87:06:56 Stunden, 2. Polen 7:01 Minuten zurück, 3. Rheinland-Pfalz 7:23, 4. Österreich 7:51, 5. Norwegen 8:05, 6. Frankreich 9:25.
Das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) hat am Donnerstag nach langen Verhandlungen mit der Rechteverwertungsgesellschaft ISPR in München den Vertrag über die Fernsehrechte an den Spielen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga unterzeichnet. Der Kontrakt über die Nachverwertung - die Erstsenderechte liegen beim Mainzer Privatsender SAT 1 - sieht die Berichterstattung am Samstag ab 19.20 in den Regionalprogrammen vor. Für diese eingeschränkte Sendeform bezahlt die ARD rund 30 Millionen Mark an den Rechtehalter.
Die Begegnungen werden aus regionaler Sicht gewichtet, die einzelnen Landessender können über bis zu vier Spielen berichten. Eine Ausnahme macht der Westdeutsche Rundfunk (WDR), dem die ISPR wegen der Ballung von Bundesligisten in seinem Sendegebiet sogar bis zu fünf Spielen zuweisen wird. Über die weitere Zukunft der traditionellen "Sportschau" machte die ARD keine Angaben.
SAT 1 wird zukünftig als erster Sender über die Begegnungen der Bundesliga berichten. Die ARD folgt ab 19.20 Uhr als Zweitverwerter in den Regionalprogrammen, ehe das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), das zuvor bereits einen eigenen Vertrag mit der ISPR unterschrieben hatte, wie gewohnt im "Aktuellen Sportstudio" über die höchste deutsche Spielklasse berichtet. Die ARD wird nach eigenen Angaben bei Spielen am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag wie bisher berichten. Die ISPR hatte allerdings verlauten lassen, daß ARD und ZDF sich bei Wochentagsspielen abwechseln würden.
Durch die Einigung erledigt sich der angedrohte Konflikt zwischen Sendern und ISPR sowie dem Deutschen Fußball- Bund, weil die von der ARD in Erwägung gezogene Kurzberichterstattung entfällt. Nach ARD-Auffassung ist das Recht auf 90 Sekunden lange Zusammenfassungen im Rundfunk-Staatsvertrag zugesichert. WDR-Intendant Friedrich Nowottny: "Ausführliche Berichte bieten dem Zuschauer natürlich mehr als eine 90-Sekunden-Kurzberichterstattung. Das verbriefte Recht darauf ist bei den Verhandlungen allerdings hilfreich gewesen, um Zumutungen zurückzuweisen." sid
WASSERBALL
FREUNDSCHAFTSSPIEL: Deutschland - Ungarn 7:7 (1:0, 2:2, 1:3, 3:2).
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Achtelfinale: Karbacher (München) - Clavet (Spanien) 6:7, 6:4, 6:4, Muster (Österreich) - Stich (Elmshorn/ Nr. 5/TV) 7:6 (7:2), 6:4, Novacek (CSFR/Nr. 11) - Delaitre (Frankreich) 4:6, 6:3, 6:4, Medwedew (GUS) - E. Sanchez (Spanien/Nr. 9) 7:6 (7:3), 6:2, Edberg (Schweden/Nr. 1) - J. Sanchez (Spanien/Nr. 16) 2:6, 7:6 (12:10), 6:2, Ferreira (Südafrika/Nr. 7) - Bruguera (Spanien/Nr. 10) 7:5, 6:3, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - Tscherkasow (GUS/Nr. 15) 6:3, 7:6 (8:6), Costa (Spanien/ Nr. 6) - Mancini (Argentinien/Nr. 11) 6:3, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER in Washington (625 000 Dollar), 2. Runde: Rostagno (USA/Nr. 7) - Kühnen (Bamberg) 6:3, 6:7 (4:7), 6:3, Korda (CSFR/Nr. 1) - Brown 4:6, 6:2, 6:3, Lendl (Nr. 3) - Palmer 6:4, 6:1, Curren - Agassi (alle USA/ Nr. 2) 7:5, 6:4, Raoux (Frankreich) - Krickstein (USA/Nr. 4) 7:5, 2:6, 6:3, Bates (England) - McEnroe (Nr. 5) 6:2, 1:6, 6:4.
FUSSBALL
SCHWEDEN (17. Spieltag): AIK Stockholm - GAIS Göteborg 0:0, IFK Göteborg - Örebro SK 3:1, IFK Norrköping - Malmö FF 1:0, Trelleborg FF - Västra Frölunda 1:0, Östers Växjö - Djurgarden Stockholm 2:0. - Die Tabellenspitze: 1. IFK Norrköping 17 Spiele/35:19 Tore/33 Punkte, 2. AIK Stockholm 17/24:16/27, 3. Trelleborg FF 17/19:19/27, Östers Växjö 17/33:27/26.
FUSSBALL
2. BUNDESLIGA, 2. Spieltag: Hannover 96 - Hertha BSC Berlin 2:2 (2:1).
Aus Angst vor einer möglichen Aids- Ansteckung anderer Akteure hat der australische Nord-East Football-Verband einen Spieler gesperrt. Der betroffene Akteur des Winnaleah Clubs ist mit dem HIV-Virus infiziert. Das Spielverbot des Verbandes wegen der Ansteckunsgefahr soll in Zukunft auch für an Hepatitis erkrankte Personen gelten.
Der in der Gesamtwertung führende Erwin Weber aus Neufahrn liegt bei der zur Europameisterschaft zählenden Rallye Deutschland auf dem Nürburgring nach der ersten Etappe in Front. In 46:04 Minuten hat er nach acht von 33 Wertungsprüfungen 51 Sekunden Vorsprung auf den Belgier Robert Droogmans.
MOTORSPORT
INTERNATIONALE ADAC-Rallye Deutschland, Stand nach der ersten Etappe (acht von 33 Wertungsprüfungen): 1. Weber/Hiemer (Neufahrn/München) Mitsubishi Galant 46:04 Minuten, 2. Droogmans/Joosten (Belgien) Ford Sierra Cosworth 0:51 Minuten zurück, 3. Gerber/Thul (Lich/Trier) Toyota Celica 0:53, 4. Depping/Wendel (Wedemark/Augsburg) Ford Sierra Cosworth 0:56, 5. M Moosleitner/Rausch Toyota Celica 4:22, 6. Schlesack (Remscheid) Ford Sierra Cosworth 4:29.
GOLF
BRITISH OPEN in Muirfield/Schottland (2,85 Millionen Mark/Par 72), Stand nach der ersten Runde: 1. Floyd und Pate (beide USA) beide 64 Schläge, 3. Brand (Schottland) und Woosnam (Wales) beide 65, 5. Cook, Janzen (beide USA), Els (Südafrika), Faldo (England) alle 66, . . . 36. Langer (Anhausen) 70.
Die massiven Proteste gegen die Pläne von Bundesverkehrsminister Krause, der die Autofahrer finanziell höher belasten will, schockieren (FR vom 14. 7. 1992 "Krause löst Proteststurm aus").
Vor wenigen Wochen wurde uns auf dem "Umwelt-Gipfel" in Rio das düstere aber realistische Bild unserer Zukunft aufgezeigt. Trotzdem geht nun, da die Nutzung des umweltzerstörenden Verkehrsmittel Auto ein paar Mark teurer werden soll, alles auf die Barrikaden.
Die SPD warnt, Hand in Hand mit dem Verband der Automobilindustrie, vor der Konjunkturabschwächung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) reihen sich gemeinsam mit dem, ansonsten als Erzrivalen angesehenen ADAC in die Gruppe der Krause-Gegner ein.
Toll, diese ungewohnte Einigkeit, wenn es darum geht, an den Fetischen "Auto" und "Wachstum um jeden Preis" festzuhalten. Rio - das ist ja auch schon sooo lange her.
Volker Klehr, Griesheim
Im Artikel umd Kommentar (FR vom 11. Juli 1992 "Töpfer bittet SPD um Mithilfe bei Änderung des Atomgesetzes" und "Auf die Atommüllhalde") wird die geplante Novellierung des Atomgesetzes als sicherheitsgerichtet hervorgehoben (modernes Anlagensicherheitsrecht). Dem ist keineswegs so.
Die Novellierung des Atomgesetzes dient vorrangig der Fortschreibung bestehender wie Etablierung neuer Atomanlagen.
Die Streichung des Förderprinzips bedeutet nicht die Beseitigung eines "Anachronismus", sondern die unwiderrufliche "Normalisierung" des Umganges mit dieser Technologie - geradezu als handele es sich um nichts anderes als den Bau eines Fahrrades oder einer Kaffeemaschine - und die Vermittlung von Sozialadäquanz des Risikos.
Harrisburg, Tschernobyl, Hanau, Mol usw. - alles schon vergessen?
Die Änderung des Atomgesetzes soll zudem die bisherige Rechtsprechung der Gerichte, oft genug "contra legem", also gegen den Wortlaut und den Sinn des Gesetzes, festzurren - Rechtsschutz für den betroffenen Bürger ade!
Die Privatisierung der Endlagerung bedeutet Grundrechtsschutz (Art. 12 und 14 GG) für die Atomanlagenbetreiber auch bei der Entsorgungsphase.
So bleibt dann eine Erkenntnis, die dem Autor (jw) leider entgangen ist: die gegenwärtige gültige Fassung des Atomgesetzes ist kein "Bollwerk gegen den Ausstieg", eine konsequente Gesetzesanwendung würde ihn allerdings erzwingen.
Wiltrud Rülle-Hengesbach und Ralph-J. Jurisch, Rechtsanwälte, Dortmund
Die gesamte Darstellung besteht aus einer Aneinanderreihung bekannter, aber leider auch anerkannter Ideologeme. Rassistisches Verhalten und faschistische Organisierung erscheinen der HSFK als Protestverhalten und werden damit verharmlost und gerechtfertigt (FR vom 30. 6. 1992 "Konfliktforscher lehnen Aktionen ,antifaschistischer' Gruppen ab").
Am Beispiel der rassistischen Ausschreitungen in Mannheim muß festgestellt werden, daß durch die Schönauer Bürgerwehr nicht protestiert, sondern ein gesellschaftlicher Konsens umgesetzt wurde.
Oberbürgermeister, Bürgerwehr und Polizei reagierten als Volkskörper auf "Asylanten" und "Auswärtige Störer". Es stellt sich schon hier die Frage, wo denn die "Äußerste Rechte" beginnt?
Auch die antirassistischen DemonstranInnen haben nicht protestiert, sondern demonstriert, daß es noch Menschen gibt, die bereit sind, sich RassistInnen entgegenzustellen. Dieses unterschiedliche Verhalten gleichzusetzen ("Gleiche stereotype Form wie Rechtsextreme") ist allerdings keine neue Unverschämtheit.
Das menschenverachtende Asylverfahrensgesetz, der Überfall rassistischer Polizei auf Dresdener Flüchtlingsheime (FR vom 13. 6. 1992) und die Freisprüche der Täter von Hoyerswerda sind ausreichende Gründe an eigenen nichtstaatlichen politischen Formen, wie antirassistischen Demonstrationen, festzuhalten.
Die Vorstellung des HSFK, die Ängste der Menschen, die Flüchtlinge angreifen (bzw. Angriffe auf Flüchtlinge begrüßen) ernstzunehmen, würde etwas daran ändern, daß diesen Menschen in ihrem Verhalten entgegengetreten werden muß, ist absurd.
Da unterstellt wird, daß es sich bei RassistInnen und FaschistInnen um umerziehbare "Jugendliche Gewalttäter" handelt (unvorstellbar wohl, daß sie erwachsen und gar Teil der Staatsgewalt sein könnten) fallen Gegenmaßnahmen für die HSFK in den Bereich der Pädagogik.
Die Ursachen für Rassismus bleiben in diesen Ausführungen im Dunkeln. Einzig die Flüchtlinge selbst erscheinen in der zweiten Hälfte des Artikels als Grund für die Ängste und Aggressionen deutscher RassistInnen.
In nationalistischer Argumentation werden vermeintliche "Probleme für Deutschland" einer vermeintlich linken " , Multikulti'-Verherrlichung" gegenübergestellt, ohne daß sich beide in den Lösungsvorschlägen unterscheiden ("Einwanderungsgesetz mit Quoten", "Änderung der Verfassungsartikel 116 sowie 16").
Daß die FR-Redaktion, die noch zu Hoyerswerda kommentierte, daß leider die Autonomen die einzigen seien, die aktiv die Auseinandersetzung mit Rassismus aufnähmen, nun einen solchen Artikel unkommentiert auf der Titelseite veröffentlicht, ist typisch für die gegenwärtige Auseinandersetzung mit diesem Thema. Thomas Rathgeber und Thomas Schweier, Frankfurt am Main
Der Artikel über ein "Nationales Holocaust-Denkmal - für wen?" (FR vom 10. Juli 1992) wimmelt leider von Unrichtigkeiten. Einen "Förderkreis Initiative Berlin" gibt es nicht, sondern einen "Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas". Einen Geschäftsführer hat dieser Förderkreis nicht, also fungiert auch Jakob Schulze- Rohr nicht als Geschäftsführer.
Schon gar nicht gibt es einen Streit "Streit zwischen den Opfergruppen" (nämlich Juden und Sinti). Wohl aber gibt es den Versuch von Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, die deutschen Juden in einem solchen Streit hineinzuziehen.
Alle diese Unrichtigkeiten kamen zustande, weil die Autorin des Artikels Behauptungen ungeprüft übernommen hat, die Romani Rose auf einer Pressekonferenz in Berlin am 6. Juli 1992 aufgestellt hatte. Die Fakten sind anders.
Seit 1988 hat sich die Bürgerinitiative "Perspektive Berlin" unter der Leitung der Fernsehjournalistin Lea Rosh dafür eingesetzt, daß in Berlin den ermordeten Juden Europas ein Denkmal gesetzt wird. Im November 1989 ging aus dieser Arbeit ein Förderkreis hervor, der sich ausschließlich der Verwirklichung dieses Plans widmet.
Nach mühsamen Vorarbeiten hat der Förderkreis im Frühsommer 1992 mit der Bundesregierung und dem Senat von Berlin Einverständnis über die Errichtung dieses Denkmals erzielt.
Romani Rose hatte von Anfang an darum gekämpft, daß dieses Denkmal nicht allein den ermordeten Juden Europas gewidmet werde, sondern den Juden sowie den Sinti und Roma. Seine Motive waren verständlich, seine Methoden leider unseriös. Jetzt, da er die Einigung zwischen Förderkreis, Bundesregierung und Berliner Senat nicht hat verhindern können, wirft er dem Förderkreis rassistische Absichten und die "Ausgrenzung" der Sinti und Roma vor.
Unsere Absicht, die ermordeten Juden Europas mit einem Denkmal in Berlin zu ehren, war nie gegen andere Opfergruppen der Nazis gerichtet, auch nicht gegen die Sinti und Roma. Alle diese Opfergruppen haben ihre eigene Leidensgeschichte und bedürfen des eigenen Erinnerns. Die Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma würden wir unterstützen.
Eine Art Zwillingsdenkmal für Juden und Sinti liefe allerdings auf eine Verfälschung der Geschichte hinaus. Nirgendwo in der Geschichtswissenschaft werden die beiden Gruppen unter dem gemeinsamen Oberbegriff "Holocaust" zusammengefaßt.
Denkbar wäre ein unspezifisches Denkmal für alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, also auch für Homosexuelle, Behinderte, Sozialdemokraten, Kommunisten usf. Aber ein solches Denkmal bliebe so allgemein, daß es niemanden mehr anginge. Wir wollen nicht, daß der Völkermord an den Juden Europas, dieses größte Verbrechen in der deutschen Geschichte, hinter solchen Allgemeinheiten verschwindet.
Deshalb wird in Berlin ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichtet werden.
Dr. Joachim Braun (Vorsitzender des Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas e. V.), Wiesbaden
Freitag, 17. Juli 1992 "Cinema-warm-up" mit der Simon-&-Garfunkel-Revival-Band, Konzertmuschel, 20 Uhr.
Open-air-Kino in der Brunnenallee: "Die Reifeprüfung", mit Dustin Hofmann, 22 Uhr.
BAD HOMBURG. Christentum und Judentum müssen sich gleichrangig und in gleicher Weise begegnen. Denn alle Menschen leben in derselben Welt. Unter diesen Leitgedanken stellte Fritz Rothschild seinen Vortrag "Das Christentum aus jüdischer Sicht" am Mittwochabend im Gartensaal des "Gotischen Hauses". Der "Homburger Bub" (so Oberbürgermeister Wolfgang Assmann in seiner Begrüßungsansprache), der 1939 vor den Faschisten fliehen mußte und heute Professor für Jüdische Theologie in New York ist, schloß in diesen Wunsch auch den Islam ein. Daß er nicht näher auf ihn eingehe, so Rothschild, sei allein seinen unzureichenden Kenntnissen zuzuschreiben.
Aus der Sicht des 1919 am Taunushang geborenen Theologen lebt die Menschheit in einer finsteren Zeit: Die Schöpfung und die Zukunft der Schöpfung stehe auf dem Spiel. Gleichzeitig habe mancher Gott, auf den man gehofft habe, die Menschen im Stich gelassen. Rothschild zählte dazu den Marxismus; doch der Materialismus der westlichen Welt mit seinem Nihilismus und seiner Vergöttlichung des Menschen - der Mensch als Herrscher und Schöpfer des Universums - sei nicht weniger schlimm.
Weiterhelfen kann da aus der Sicht des "konservativen Juden" (Rothschild über Rothschild) nur der Dialog der Religionen. Doch anders als in der Vergangenheit müsse er "absolut offen und ehrlich" geführt werden. Der Theologe sprach in diesem Zusammenhang vom "Aufeinander-angewiesen-Sein" der biblischen Religionen.
Das Interesse am konstruktiven Dialog der beiden Religionen schien zumindest an diesem Abend ohne Frage: Trotz des schönen Sommerabends drängten sich im Gartensaal die Menschen. Es dürften über 200 - zumeist ältere Jahrgänge - gewesen sein, die in dem viel zu kleinen Raum einen Steh- oder Sitzplatz fanden.
Nach den Abscheulichkeiten der Nazizeit ist es Rothschild zufolge vielen Juden beim christlich-jüdischen Dialog vor allem um eines gegangen: Über das Judentum aufklären, damit es kein zweites Auschwitz gibt. Wie in früheren Jahrhunderten auch hätten die Juden dabei aus der Position der unterlegenen Minderheitsreligion argumentiert: Nur niemanden brüskieren. Und die Deutschen seien oft von Schuldgefühlen getrieben gewesen, die ebenfalls den offenen Umgang miteinander behindern.
Doch so wichtig es sei, die Vergangenheit aufzuarbeiten, weil sich nur mit ihr die Gegenwart begreifen und die Zukunft planen lasse: Heute gehe es nicht mehr nur um das physische Überleben, sondern um das der Religion des Gottes Abraham.
Das problematische Verhältnis von Christentum und Judentum lasse sich dabei in einer Frage zusammenfassen: "Was denken die Juden von Jesus?". Rothschilds Antwort: "Gar nichts." Für gläubige Juden sei Jesus nicht relevant, erläuterte er. Was er getan hat? Ob er gelebt hat? All das ist Rothschild zufolge für einen gläubigen Juden unbedeutend. Wenn überhaupt, dann sei er eine historische Figur. Umgekehrt könne Jesus von Nazareth aber nur als Antwort auf die Sehnsüchte der Juden nach dem verheißenen Messias verstanden werden.
Juden könnten deshalb ohne das Christentum leben, aber Christen nicht ohne Judentum. Dennoch habe es bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts immer wieder Versuche gegeben, sich des jüdischen Teils der Bibel, des Alten Testamentes, zu entledigen. Beispiel: die Deutschen Christen. Dabei sei man soweit gegangen, den Gott der Juden mit Satan gleichzusetzen oder sie für alle Zeit als "Verstoßene" vom Bund mit Gott auszuschließen.
Zu einem in die Zukunft gerichteten Dialog der beiden Religionen gehört für Rothschild deshalb, Christen den bleibenden Wert des Judentums beizubringen: "Bis ans Ende aller Zeiten werden Juden und Christen in einzelnen Glaubensfragen unterschiedlicher Meinung sein. Trotzdem können wir bis zur Ankunft bzw. Wiederkunft des Messias miteinander leben." orb
Samstag, 18. Juli: Zauber-Clown Peer, Louisen-Arkaden, 10.30 bis 12 Uhr.
Flohmarkt, Brunnenallee im Kurpark, 10 bis 18 Uhr.
Sommernachtsball "Champagnerluft" mit der Band "Take Five" und Rock'n'Roll-Einlage, Kurhaus 19.30 bis 24 Uhr.
Sonntag, 19. Juli: Schöppche-Jazz mit der "Doktor Jazz Ambulanz", vor dem Kurhaus, 11 bis 14 Uhr.
Clown Toti in Nöten, Kindermitspiel-Zirkus, Kurhausgarten, 12 bis 13 Uhr.
Café Melange (Konzertmuschel im Kurpark): Mike Mihajlovic und seine Kurschatten, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Kaiser-Wilhelm-Soiree (Vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad): Erstes Deutsches Harfen-Ensemble (sechs Harfen und ein Saxophon), 19.30 bis 21 Uhr.
USINGEN. "Schulanfänger sind Verkehrsanfänger." Diese Erfahrung veranlaßt den Leiter der Usinger Polizeistation, Edmund Letschert, zu einem alljährlichen Appell an die Eltern der Erstkläßler: "Schulwege noch in den Ferien üben." Wo die Gefahren für die Kinder lauern, darüber klären die Schulwegepläne auf, die in den meisten Grundschulen des Usinger Landes vorliegen. Sie wurden in Zusammenarbeit der Gemeinden, Schulleitungen und Elternbeiräte mit der Polizei erstellt.
"Am besten gehen die Eltern die Strekke mit ihrem Kind mehrmals ab, damit es sich den Weg gut einprägen kann und ihn schon am ersten Schultag genau kennt", rät Letschert. Wichtig dabei sei, immer dieselbe Route zu wählen. Die Schulwegepläne weisen grundsätzlich die gefahrlosesten Strecken für den Fußweg zur Schule aus. Da aber nicht immer alle Gefahrenpunkte berücksichtigt werden konnten, ergänzt der Usinger Polizeichef die Liste:
• Straßen mit viel Verkehr sollten nur dort überquert werden, wo eine Fußgängerampel oder ein Zebrastreifen ist.
• Auch in wenig befahrenen Straßen ist es wichtig, nur an übersichtlichen Stellen die Fahrbahn zu überqueren. Nicht dazu zählen Kurven oder die Zwischenräume parkender Autos.
• Das richtige Verkehrsverhalten muß an Ort und Stelle eingeübt werden. Die Regeln spielerisch zu trainieren - zum Beispiel mit Rollentausch - macht nicht nur Spaß, sondern erhöht auch die Konzentration. Wichtig ist außerdem, den Kindern zu erklären, warum sie nur an bestimmten Punkten über die Straße gehen dürfen.
Grundsätzlich sollten Eltern außerdem darauf achten, den Schülern helle und auffällige Kleidung anzuziehen und sie immer rechtzeitig auf den Weg zu schikken. "Bei Hast und Eile vergessen die Kinder alle Verkehrsregeln", weiß Letschert. "Aber auch wenn sie im Streit das Haus verlassen, sind sie besonders gefährdet." Vor allem aber gilt: "Mit gutem Beispiel vorangehen." cn
HANAU. Kritisch schaut der weißhaarige Mann mit Krawatte in den blauen Himmel: Schon wieder düst ein Jet lautstark über den Fronhof. Und das mitten im Andante des Quintetts h-moll opus 99 Nr. 5 von Anton Reicha. Als zweite Konkurrenz zur Kammervereinigung Berlin, die anläßlich des Kultursommers gastiert, ist ein Schwalbenschwarm angetreten. Das Gezwitschere trägt eher zur ruhigen Abendstimmung bei, als daß es den akustischen Genuß mindert.
Bislang galt die konzertlose Sommerzeit als schmerzliche Durststrecke für Hanauer Klassikfreunde. Ihr Bedauern darüber hatte Dieter Jäger in der Vergangenheit mehrmals vernehmen müssen. Deshalb steht in diesem Jahr eine neue Veranstaltungsreihe auf dem Programm: Rund 120 Menschen besuchen heute die Premiere der "Open-Air-Classic im Fronhof".
Nicht alle haben sich so ausstaffiert, wie der weißhaarige Mann. Ob Jeans und T-Shirt oder blütenweißer Faltenrock mit Stöckelschuhen: Beim Kultursommer ist erlaubt, was gefällt. Und da sollte auch die Aufführung des Bläserquintetts aus dem Osten der einst geteilten Stadt keine Ausnahme bilden.
Wer es gerne besonders leger mag, nutzt die Alternative zu der strengen Sitzordnung auf den Stuhlreihen. An den Tischen unter den beiden Linden neben dem Freilicht-Kulturcafé im Hintergrund läßt sich lockerer der Musik lauschen.
Langsam verabschiedet sich die Sonne. Während ihres Untergangs verleiht sie den Schieferdächern der Stadtbibliothek, des Staatlichen Schulamts und des Studienseminars ein kräftiges Rot. Die jungen Musiker beenden die "Quintette en forme de choros" von Heitor Villa-Lobos. Dann verabschiedet sich das Bläserquintett zur Pause: Das Publikum drängt an den Getränkeausschank.
Mit fröhlichen ungarischen Tänzen von Csaba Déak endet das offizielle Konzert. Bei der Zugabe fliegen die übriggebliebnen Vertreter der Schwalben-Schar schon tiefer, versuchen einige der winzigen Insekten zu erbeuten, von denen ein besonders tierfreundlicher Zuhörer gerade ein Exemplar vor dem Ertrinken in seinem Apfelwein rettet.
Fortsetzung folgt - mit dem Buchberger Quartett am Mittwoch, 5. August, ab 20.30 Uhr im Fronhof. Der Eintritt kostet im Vorverkauf zehn Mark, an der Abendkasse zwölf Mark. jur
RÖDERMARK. Die Umwandlung des Sitzungssaals im Ober-Rodener Rathaus in dringend benötigte Bürofläche hat gestern begonnen. "In einem Abwasch" wird bei der Gelegenheit auch das Dach des Verwaltungsgebäudes saniert und auch die Fassade an Alt- und Neubau renoviert.
Die Stadtverordnetenversammlung tagt bis zur Fertigstellung eines neuen Sitzungssaales zwischen benachbarter Stadtbücherei und Feuerwehrkomplex in der Halle Urberach. ttt
In der Europäischen Gemeinschaft und künftig in einem gemeinsamen Europa - so versprach man - werde vieles einfacher und unproblematischer geregelt. Einiges davon ist, wovon sich der innerhalb Europas Reisende überzeugen kann, schon verwirklicht. An den Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und Italien will kaum jemand noch den Paß sehen. Auch die früher obligatorische Frage nach "Waren" wird an vielen Grenzen nur noch selten gestellt. Während der Hauptreisezeit ist lässiges Durchwinken der Autoreisenden an den meisten Kontrollstellen Usus.
Daß aber in den einzelnen Ländern manches noch sehr unterschiedlich Wechsel-Fälle gehandhabt wird, beweist ein Erlebnis aus dem jüngsten Frankreichurlaub.
Weil Lastwagenfahrer und Bauern vor allem im Süden das Landes die Verkehrswege blockierten, wurde für die Heimreise ein Umweg über Italien und die Schweiz erforderlich. Und da im Nachbarland Italien für die Benutzung der autostrada Maut in der Landeswährung Lire zu entrichten ist, schien die vorherige Beschaffung solcher Zahlungsmittel angebracht.
Doch stellte sich heraus, daß dieser Vorgang, in der Bankensprache Wechsel, Change oder Cambio genannt, in einem provençalischen Provinzstädtchen ungemein schwierig sein kann. Bei dem Kreditinstitut, das ein großes Schild mit der Aufschrift Change zierte, herrschte völliges Unverständnis ob des Begehrens, etwa zweihundert Francs in italienische Lire umzutauschen. Der Mann hinter dem Bankschalter erweckte den Eindruck, als hätte man ihn zu einer kriminellen Handlung aufgefordert. "Non Monsieur, c'est ne pas possible." Vielleicht ginge es bei der Post. Hier war man der Idee gegenüber durchaus aufgeschlossen, aber Lire müsse man drei Tage vorher bestellen. Auch beim nächsten und dem übernächsten Kreditinstitut, alle in ihrem Lande durchaus renommierte Unternehmen und mit Geldautomaten und anderen modernen Einrichtungen ausgestattet, zeigte man Unverständnis für das abstruse Begehren, gute französische Francs in italienisches Spielgeld zu tauschen.
Schließlich, es war mittlerweile Freitagnachmittag kurz vor 17 Uhr, hatte man beim credit agricole ein Einsehen. Gegen eine Kommission von 20 ffr war man geneigt, 240 Francs in 50 000 Lire zu wechseln. Allerdings wurde der Betrag in einem einzigen Schein ausbezahlt, was am nächsten Tag an der ersten Mautstelle - wo lumpige 1200 Lire zu entrichten waren - den italienischen Zerberus einem Infarkt nahebrachte.
Seitdem erscheint die Idee einer einheitlichen europäischen Währung nicht mehr ganz so abwegig. df
OBERURSEL. "Klack", "Klack", "Klack" - das Geräusch kollidierender Kugeln dürfte am Sonntag, 26. Juli, über die Schul-Sportanlage in der Bleibiskopfstraße schallen: Der Oberurseler Pétanque Club von 1986 richtet sein viertes Orscheler Bembelturnier aus. Ebenso wie bei der gleichnamigen internationalen Begegnung von Handballmannschaften handelt es sich auch hier wieder um eine runde Sache: den französischen Boulesport nämlich.
Zu ihrem Turnier erwarten die Sportler denn auch acht Gastspieler aus der französischen Partnerstadt Epinay-sur-Seine. Sie werden ihre Treffsicherheit mit etwa 150 anderen Teilnehmern aus der gesamten Bundesrepublik messen können.
Die Einschreibung beginnt am Spieltag um 9 Uhr. Das erste Spiel ist für 9.30 Uhr angesetzt. Gespielt wird in Zweier-Mannschaften nach dem K.o.-System. Wer in der Hauptrunde dabei sein will, muß acht Mark in die Turnierkasse einzahlen. Miniturnier-Teilnehmer zahlen nur 1,50 Mark. Gegen 21 Uhr sollen die Sieger feststehen. Auf sie warten "Bembel mit Füllung". mk
RÖDERMARK. Das 4,2 Hektar große Baugebiet Hallhüttenweg im Stadtteil Urberach wird Ende 1993 bebaut werden können. Auf 62 Grundstücken werden rund 85 Wohneinheiten entstehen. Dort werden schätzungsweise 220 Einwohnern wohnen können.
Sobald der fertige Umlegungsplan nach einmonatiger öffentlicher Auslegung Rechtskraft erlangt haben wird, will die Stadt Rödermark mit der Erschließung des Geländes beginnen. Das bedeutet: Bau einer Straße, der Kanalisation und Beleuchtung. ttt
STEINFURTH. Das weltweit bekannte Rosendorf Steinfurth wird an diesem Wochenende (17. bis 20. Juli) wieder zur Pilgerstätte für Zehntausende von Rosenfreunden aus allen Ländern. Sie werden der "Königin der Blumen" ihre Reverenz erweisen. Steinfurth lockt mit seinem traditionellen Rosenfest. Kein Fest, ein Festival soll es werden, duftgeschwängert und von üppiger Farbenpracht. Heute, Freitag, wird der Schirmherr, Hessens Ministerpräsident Hans Eichel, nach einem Festakt die große Schau der 100 000 Rosenblüten im Rosensaal symbolisch freigeben und somit die Rosenfesttage eröffnen.
Die Rosenschau, erfahrungsgemäß Besuchermagnet, wird mit fast 700 dekorativ gestalteten Rosensorten auch diesmal wieder die Herzen von Fachleuten, Kennern und Liebhabern höher schlagen lassen. Mit Schaugestalterin Ria Steinhauer haben ein Dutzend Floristen/-innen in zwölfstündiger Arbeit die große Rosenschau gestaltet und ein vielfarbiges Meer von Rosenblüten arrangiert. In der zurückliegenden Nacht um 1 Uhr war das Werk vollendet.
In diesem Jahr wird im Rosensaal wie auch auf der Freilandschau rund um den Rosensaal die gesunde, die umweltfreundliche Rose, ins Blickfeld gerückt, sind doch tierische wie pflanzliche Schädlinge, beispielsweise Blattläuse oder Meltau und Sternrußtau, die Feinde der Rose und allen Rosengärtnern, Züchtern und Liebhabern geradezu Dornen in den Augen. Steinfurths Rosenzüchter spezialisierten sich deshalb auf Sorten, "die man nicht mehr spritzen muß", wie Ria Steinhauer lobt. In ihrem Garten jedenfalls wird schon seit langem nicht mehr gesprüht, versichert die Fachfrau.
Für jene, die Chemie im Rosengarten ablehnen, hält Ria Steinhauer probate und umweltfreundliche Methoden parat, sollten sich Blattläuse dennoch einmal breit machen: Wasser mit einem Geschirrspülmittel versetzt, vertreibt die Schädlinge, oder man streicht ganz einfach sanft mit der Hand über die Rosenblätter - und fort sind die lästigen Viecher.
Als besonders widerstandsfähig haben sich Rosensorten aus Dänemark und Schottland erwiesen und wurden deshalb auch in Steinfurth für die Zucht akzeptiert. Hängt das Herz eines Rosenfreundes allerdings an Edelsorten, die ohne chemische Behandlung kaum überleben, ist Beratung nötig. Edelrosen ja, meint Ria Steinhauer, aber man muß mit ihnen umgehen können.
Ihr Rat: Beratung beim Fachmann, beim Floristen, im Fachgeschäft, wo das Signum mit dem stilisierten Gärtner in der grünen Schürze und dem Hinweis "Ich bin ein Gärtner" wirbt. Ria Steinhauer warnt: Mit Rosen ist schon viel Schindluder getrieben worden.
Wer allerdings Rosen, auch noch verpackt, aus dem Supermarkt besorge, dürfe sich nicht wundern, wenn die Schädlinge ihm den Spaß an der Königin der Blüten verderben. ler
BAD VILBEL. Strittig zwischen den zwei Beteiligten ist die Ursache für einen Unfall am Mittwoch nachmittag.
Ein Autofahrer aus Maintal wollte nach links von der Kasseler Straße auf den Parkplatz des Norma-Marktes abbiegen. Wegen dem Gegenverkehr mußte er jedoch warten, was ein nachkommender Lastwagenfahrer aus Büdingen zu spät bemerkte und auffuhr.
Der Büdinger gab nach Polizeiangaben an, der Maintaler hätte nicht geblinkt, so daß für ihn ein Abbiegen nicht ersichtlich gewesen sei. Dies bestreitet der Autofahrer. Bei dem Auffahrunfall entstand ein Schaden von 22 000 Mark. ub
"Bayern"-Einsatz regt...
"Bayern"-Einsatz regt Koalitionspolitiker auf
Die "Hafen I" schaukelt mächtig, dreht sich dann mitten auf dem Fluß. Vor der städtischen Barkasse ragt jetzt die gepflasterte Mauer des Theodor-Stern-Kai empor, oben zeichnen sich Auto-Silhouetten und die Gebäude der Universitätskliniken vor dem verblassenden Abendhimmel ab. Vielbefahrene Straßen oder Industriegelände halten die Bürger sehr oft in Frankfurt noch vom Main fern - jetzt soll die Stadt sich zum Fluß wieder öffnen. Mit durchgängigen, grünen Park-Zonen an beiden Ufern zwischen Main- Neckar-Brücke im Westen und Deutschherrnbrücke im Osten, mit aufgeschüttetem Land vor dem Kai, einem Freizeit- Hafen - nach knapp zwei Jahren haben die Planer und Architekten des 1990 vom rot-grünen Magistrat berufenen "Consiliums Stadtraum Main" 21 abschließende Empfehlungen erarbeitet. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der sich viele der Ratschläge zu eigen macht, spricht von einem "Jahrhundertwerk".
Richtig ist: Die jahrzehntelange Fehlentwicklung, die die Stadt und ihre Menschen vom Fluß abschnitt, läßt sich nicht über Nacht korrigieren. Es braucht aber auch den politischen Willen, um über Jahre hinweg das verlorengegangene Terrain wieder einzufordern. Der Züricher Planer Peter Steiger und der Wiener Stadtbaurat Bruno Domany, beide Mitglieder des fünfköpfigen Consiliums, legen der Kommune nahe, einen Beirat zu berufen, der in Zukunft die Umsetzung der Consiliums-Empfehlungen überwacht. In der Donaustadt Wien, sagt Domany und blickt über die Reling auf die Häuser am Untermainkai, hat man damit gute Erfahrungen gemacht. Im November liegt der Abschlußbericht des Consiliums nach insgesamt acht jeweils dreitägigen Sitzungen erst einmal dem Frankfurter Magistrat vor.
Gerade taucht die "Hafen I" in den Schatten unter der Friedensbrücke ein. Ein Donnern über den Köpfen signalisiert stadtauswärts fließenden Pendlerverkehr. Mit den Ergebnissen des Consiliums zum Verkehr wird sich der Magistrat, das zeichnet sich ab, am schwersten tun. "Eine gravierende Lärmbelastung der Grün- und Freiflächen auf beiden Mainufern" stellten die Fachleute fest, verursacht durch Verkehr auf Brücken und Kais. Sie empfehlen Umbauten und verkehrslenkende Maßnahmen mit dem Ziel, den Lärmpegel am Ufer auf maximal 60 Dezibel zu senken - "die Voraussetzung für Wohlbefinden".
Wentz-Referent Michael Kummer hält "eine gewisse Verkehrsbelastung" der Uferstraßen für unvermeidbar - eine "Umorientierung der Verkehrsströme" will die Stadt aber dem weiteren Konzept des Planers Bernhard Winkler überlassen, der für den Magistrat die "urbane Innenstadt" erarbeitet - frühestens nach der Kommunalwahl im März 1993 werden die Bürger wissen, ob bisher vermißte Konsequenz bei der Verkehrsberuhigung in der City nachgeholt wird.
Das Consilium sieht die Mainuferstraßen künftig als "Erlebnis- und Erholungsraum", als Sphäre "für experimentelle Nutzungen, die sich auch als sozialer Prozeß entwickeln können" - immer vorausgesetzt, die Stadt sperrt die Asphaltbänder "als ersten Schritt an den Sonntagen". Die beratenden Planer denken sich die Straßen als Flächen "zum Skateboard-, Rollschuh- oder Fahrradfahren", für Auftritte von Künstlern und "Gaststättenfunktionen". In der Wirklichkeit gab es 1991 eine Sperrung von sechs Wochen während der Sommerferien nur auf der nördlichen Mainuferstraße - es blieb damals auch beim nackten Asphalt, ohne kommunikatives Beiwerk.
Die "Hafen I" dreht mit kleiner Bugwelle bei. Wunsch und Wirklichkeit: Beim Stadtraum Main liegen sie noch weit auseinander. Das gilt auch für die Öffnung der Ufer als grüne Parkzonen. In Höchst etwa stößt der Spaziergänger am nördlichen Flußsaum auf eine unüberwindliche Barriere: das Werksgelände des Chemiekonzerns Hoechst AG. Mit dem will die Stadt verhandeln, damit auch innerhalb des Fabrik-Areals ein Rad- und ein Fußgängerweg am Wasser entlangführen.
Insgesamt 2,4 Kilometer lang soll die Zone des "Mainufer-Parks" sich eines schönen Tages zwischen Deutschherrnbrücke und Niederräder Brücke erstrekken. Als erstes Teilstück kommt wohl die Weseler Werft am nördlichen Ufer zwischen Flößerbrücke und Honsellbrücke an die Reihe.
Nach langer, scharfer Debatte hat sich im Consilium die Empfehlung durchgesetzt, auch jene Mainufer zum geordneten Park umzugestalten, auf denen heute Grün noch frei wuchert. Beispiel: die Strecke am Südufer zwischen Schlacht- hof und Oberräder Rudererdorf. Oberstadtbaurat Domany aus Wien: "Die ökologische Zielsetzung muß hinter der Nutzbarkeit zurückstehen." Heute kämen Fußgänger nicht über den Parkplatz am Tiefkai östlich der Flößerbrücke hinaus - er wird "als Sperre empfunden, gerade von Frauen" (Planer Steiger aus Zürich).
Wo das Wasser des Mains noch an aufragende Kaimauern stößt, wollen Consilium und Stadtplaner ein grünes Vorland aufschütten lassen. Beispiel: der Theodor- Stern-Kai in Höhe der Universitätskliniken, der durch eine 30 Meter weit in den Main hineinragende Grünzone ergänzt werden soll. Hinter dem Kai entstehen auf einem dreieckigen Brachgrundstück 300 Wohnungen, vor allem für ärztliches Personal. Dem Fluß bliebe an der Stelle noch eine Breite von 150 Metern.
Auch den Tiefkai am Deutschherrnufer möchte das Consilium in Übereinstimmung mit der Stadt zum Park umformen. Da steht sich der Magistrat selbst im Wege: Gerade ist dort ein Parkplatz für Sachsenhäuser Kneipenbesucher eröffnet worden - den werden Autofahrer nicht gern wieder hergeben.
(Siehe auch oben: "Kein Luxus . . . ")
EGELSBACH. Gerade noch rechtzeitig bemerkte FR-Leser Bernd S., daß etwas nicht stimmte: Als der in Egelsbach noch Unkundige neulich von der Langener Straße kommend nach links in die Weedstraße einbiegen wollte, stutzte er und setzte schnell wieder zurück. Wie eine Einbahnstraße war ihm die Weedstraße vorgekommen (was sie bekanntlich ja auch ist), aber die roten Schilder mit weißem Balken waren weit und breit nicht zu sehen. Einzig ein Einbahnstraßenschild mit Pfeil nach rechts deutete darauf hin, daß die Straße von hier an nur in einer Richtung befahrbar war. Der Neu- Egelsbacher hatte Glück, daß gerade kein Auto kam, und er instinktiv reagierte, denn natürlich ist die Weed- auf ganzer Länge Einbahnstraße.
Auf dem Rathaus nachgefragt, wundert sich Bürgermeisterstellvertreterin Ellen Ritter sehr über die fehlenden Schilder. Ordnungsamtschef Dieter Junak, der auch Leiter der Straßenverkehrsbehörde ist, kann sich das Fehlen der Verkehrszeichen ebenfalls nicht erklären. Er vermutet, daß die roten Schilder im Zuge von Bauarbeiten abgehängt wurden und man anschließend vergaß, sie wieder zu installieren. "Das holen wir natürlich sofort nach", verspricht Ellen Ritter. fra
Autofahrer erlitt
LINSENGERICHT. 16 000 Mark Sachschaden und ein Leichtverletzter sind die Bilanz eines Unfalls in der Lagerhausstraße. Dort hatte eine Autofahrerin mit ihrem Wagen nach links auf einen Firmenparkplatz abbiegen wollen und dabei laut Polizeiangaben einen entgegenkommenden Fahrzeugführer nicht beachtet.
Es kam zu einem heftigen Zusammenstoß, bei dem letzterer noch gegen ein parkendes Auto geschleudert wurde. Der Fahrer erlitt dabei leichte Verletzungen.
jan
KARBEN. Bei einem Unfall am Mittwoch abend auf der Ober-Erlenbacher Straße kurz vor dem Ortseingang Kloppenheim wurde ein Mopedfahrer schwer verletzt.
Ein Karbener wollte mit seinem Auto nach links abbiegen, mußte aber den Gegenverkehr beachten und anhalten. In dem Moment, als er zum Abbiegen ansetzte, wollte ihn der Mopedfahrer aus Karben links überholen. Die beiden Fahrzeuge stießen zusammen. Der Mopedfahrer sagte nach Polizeiangaben aus, daß der Autofahrer den Blinker nicht betätigt hätte. Der Karbener und Unfallzeugen bestreiten dies jedoch.
Bei dem Unfall entstand an den Fahrzeugen ein Schaden von 2500 Mark. ub
ERNSTOTTO FREYTAG, ehemaliger Maintaler CDU-Stadtverordneter, erhielt anläßlich seines 72. Geburtstages die Kanzler-Medaille in Silber vom Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Main-Kinzig, Aloys Lenz. Diese Ehrung war schon länger vorgesehen, mußte aber am 70. Geburtstag aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden. In seiner Laudatio sagte Lenz, daß Ernstotto Freytag "wie kein Zweiter ohne persönliche Ambitionen seine ehrenamtliche Tätigkeit in der CDU über Jahrzehnte in vorbildlicher Weise geleistet" habe. Freytag zählt zu den Gründern der Union in der damaligen Sowjetisch Besetzten Zone und ist Mitglied der CDU seit 1945. 1953 wurde er in Rückingen, später im CDU-Kreisverband aktiv. Bis 1986 gehörte er dem CDU- Kreisvorstand an. Er war Stadtverordneter in Maintal und Mitglied im Verwaltungsrat der Kreissparkasse Hanau. Besonderen Dank sprach Lenz für die lange Zeit aus, in der Freytag die Buchführung des CDU-Kreisverbandes ehrenamtlich betreute. Die Kanzler-Medaille in Silber als höchste Auszeichnung wird vom CDU-Kreisverband nur an besonders verdiente Mitglieder verliehen.
GELNHAUSEN. Die Vorfahrt eines Fahrzeugführers hat ein Autofahrer Mittwoch nachmittag übersehen, der die Clamecystraße von der Hailererstraße aus überqueren wollte. Bei dem Zusammenstoß entstand ein Schaden von 12 000 Mark. Wie die Polizei weiter mitteilte, wurde der Geschädigte leicht verletzt. jan
WEHRHEIM. Die Wut der Wehrheimer Bauern über das Flurbereinigungsverfahren, das sich seit mittlerweile zehn Jahren dahinschleppt und dessen Ende nicht in Sicht ist, wird in Wiesbaden vernommen. Der SPD- Landtagsabgeordnete Peter Hartherz brachte bei seinem "Antrittsbesuch" bei der neuen Wehrheimer Gemeindespitze am Donnerstag nachmittag zwei Neuigkeiten aus dem Hessischen Landwirtschaftsministerium mit: "Der Minister hat mir schriftlich zugesagt, daß das Wehrheimer Verfahren vordringlich bearbeitet wird", teilte Hartherz mit. Die zweite Nachricht: Inzwischen stehe fest, daß das Usinger Landwirtschaftsamt künftig für die "ortsnahen" Flurbereinigungen zuständig sein werde. Die personellen und räumlichen Voraussetzungen würden bereits im Usinger Amt geschaffen; Personalentscheidungen seien jedoch noch nicht getroffen. Das Wiesbadener Landwirtschaftsamt, das aufgrund der Agrarstruktur-Verwaltungsreform aufgelöst wird, werde die Vermessungen noch in diesem Jahr abschließen.
Das Usinger Amt soll außerdem um eine Abteilung "Landschaftspflege" aufgestockt werden. "Usingen wird durch die Reform deutlich gestärkt", stellte Hartherz fest. cn
HEUSENSTAMM. Eine ganze Menge Mehrarbeit bedeutet die Umsetzung des im Februar erlassenen hessischen Gesetzes zum Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen für die Kommunen. Zu den 293 Gemeinden, die bis zum Herbst alle Mieter öffentlich geförderter Wohnungen anschreiben, ihr Einkommen ermitteln und bei einer Überschreitung bestimmter Grenzen zusätzliche Abgaben fordern müssen, gehört auch Heusenstamm. Kommentar des zuständigen Amtsleiters Kurt Hartmann: "Ich weiß nicht, wie wir das bei gleichbleibendem Personalbestand in den nächsten Wochen schaffen sollen."
Ziel des neuen Gesetzes soll sein, jene Mieter von Sozial- oder Genossenschaftswohnungen stärker zur Kasse zu bitten, die inzwischen weit mehr verdienen, als eigentlich für solche Wohnungen erlaubt ist. Wer beispielsweise die Einkommensgrenze um 40 Prozent überschreitet, muß monatlich zusätzlich eine Mark pro Quadratmeter zahlen.
Was da in die Gemeindekassen fließt, soll zweckgebunden verwendet werden: Die Kommunen müssen es innerhalb der zwei folgenden Haushaltsjahre für den Bau öffentlich geförderter Mietwohnungen ausgeben - ein Beitrag zur Beseitigung der chronischen Wohnungsnot im Rhein-Main-Gebiet.
In Heusenstamm herrscht - wie in anderen Kommunen auch - beträchtliche Unsicherheit darüber, wie das Gesetz nun umgesetzt werden soll. Es fehlt laut Hartmann zum Teil an präzisen Ausführungsbestimmungen. Hilfe erhofft er sich von einem neuen Computerprogramm, das vom Gebietsrechenzentrum angeboten wird.
Es ist nicht bekannt, wieviele Mieter in Heusenstamm demnächst Post von der Stadt bekommen und aufgefordert werden, ihr Einkommen offenzulegen. Die Adressen werden zur Zeit noch ermittelt.
Zur wahrheitsgetreuen Auskunft ist jeder verpflichtet. "Das ist wie bei einer Steuererklärung", erläutert Kurt Hartmann. Wer falsche Angaben macht, muß mit Strafe rechnen, denn die Stadt prüft die Zahlen nach.
Die Briefe mit der Frage nach dem Einkommen werden voraussichtlich im Spätherbst verschickt. Die Antworten werden dann bearbeitet. Bis zum Jahresbeginn 1993 wird ausgerechnet, wieviel jeder Mieter zusätzlich zahlen muß. Stichtag ist der 1. Juli 1993: Von da an wird die Abgabe hessenweit eingefordert.
Bisher gibt es nur Vermutungen, wieviele Prozent der Sozialwohnungsmieter mehr verdienen, als eigentlich zulässig ist. Viele sind als junge Leute mit relativ niedrigem Einkommen eingezogen. Inzwischen steht monatlich erheblich mehr Geld zur Verfügung, aber an einen Umzug denken die meisten Familien angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt natürlich nicht.
Als die Stadt vor einiger Zeit den Mietern von 400 öffentlich geförderten Wohnungen am Frankfurter Weg den Nachweis einer Wohnberechtigung abforderte, ergab sich eine "Fehlbelegung" von 60 Prozent. Mit ähnlichen Zahlen rechnet Kurt Hartmann auch jetzt bei der Abgabe-Aktion.
Grundsätzlich gelöst wird das Problem der "Fehlbelegung" von Sozialwohnungen mit dem neuen Gesetz jedoch nicht. Eine Möglichkeit wäre, bei der Vergabe von neu errichteten Sozialwohnungen die Höhe der Miete an das steigende Einkommen zu koppeln.
Die Heusenstammer können da auf ihr sogenanntes "Modell Heusenstamm" verweisen, das seit Jahren erfolgreich ist: Wer in einer von der Stadt subventionierten Wohnung lebt, zahlt 20 Prozent seines Verdienstes als Miete. hf
Auf einen Blick
Der EFC Kronberg sucht noch Nachwuchsmannschaften für sein Jugend- Fußballturnier am 8. und 9. August. Die E-Jugend spielt am ersten Tag auf dem Kleinfeld, die B-Jugend setzt das Programm am Sonntag auf dem Großfeld fort. Interessierte Vereine können sich bei Jugendleiter Polaschek (Tel.: 069 / 21 32 62 73) melden. ih
"Das zersplitterte europäische Flugsicherungssystem ist eines der Krankheitssymptome Europas. Und während es an Krebs leidet, wird ihm Aspirin verschrieben." Dieses makabre Bild verwandte Geroge N. Anastassopoulos, Vizepräsident des Europaparlaments, am Mittwoch dieser Woche bei einer Veranstaltung der Vereinigung Europäischer Airlines (AEA) in Brüssel. Er attackierte damit die Tatenlosigkeit der europäischen Regierungen bei der Umstruktuierung des Luftraums.
"Ein einziger Himmel für Europa" (A Single Sky for Europe) - dieser Slogan war zum "Tag der europäischen Flugsicherung" gewählt worden, mit dem die Airline-Association eine neue Offensiv-Strategie, zumindest an diesem Tag, in die Tat umsetzte. Auf Flughäfen zwischen Malta und Island erhielt der Fluggast beim Einchecken zusätzlich zur Bordkarte einen Prospekt. Der klärte ihn mehrsprachig darüber auf, wer nach Ansicht der Vereinigung für Flugverspätungen, entnervende Spätstarts und Warteschleifen verantwortlich ist: unflexible europäische Regierungen. Die Fluglinien brachten an diesem Tag über 700 000 solcher Prospekte unter die Passagiere, mit dem Ziel, europaweit ein kritisches öffentliches Bewußtsein gegen starres eigenstaatliches Denken zu mobilisieren.
Den Brüsseler AEA-Kongreß eröffnete Vorsitzender Giovanni Bisignani vor europäischen Journalisten dann mit einem Bild der Apokalypse. An diesem Morgen des 15. Juli, prophezeite er, werde dem Luftverkehr wieder ein schwieriger Tag am europäischen Himmel beschert werden. 2600 Flüge würden verspätet ihr Ziel erreichen und tausend Betriebsstunden für die europäischen Fluggesellschaften verloren sein. Eine halbe Million Passagiere werde durch Verkehrsverzögerungen an diesem Tag in Ungelegenheiten kommen. Der Italiener beschränkte sich nicht nur auf die Voraussage für diesen einen Tag. Vielmehr sieht er Fluglinien und Fluggäste gleichermaßen ernsthaft bedroht von einer Flugsicherungs-Krise großen Ausmaßes in den nächsten Wochen und den nächsten Sommern.
Angesichts des zum 1. Januar kommenden Jahres geplanten europäischen Binnemarkts ist die bisherige Stückelung des Luftraums nur ein Beispiel unbewältigter Probleme. Seit über drei Jahrzehnten tauchen bei der Beschreibung der Situation am europäischen Himmel im Sprachgebrauch der zivilen Luftfahrt die Begriffe "Flickenteppich" und "Fürstentümer" auf. Beide Vergleiche sollen anachronistische Zustände in der Flugsicherung beschreiben. Der organisatorische Aufbau ist in der Tat von babylonischer Natur: In Europa beschäftigen sich nicht weniger als 54 Kontroll-Zentren mit 31 unterschiedlichen technischen Systemen mit der Führung von Zivil-Maschinen an Europas Himmel - ausgestattet von 18 Computer-Herstellern mit 22 unterschiedlichen Betriebssystemen in mehr als 70 Programmsprachen.
Die Folgen dieser problematischen Vielfalt liegen auf der Hand: Die umständliche Kommunikation verhindert eine optimale Nutzung des Luftraums und folglich einen fließenden Verkehr - statt kommunikativer Harmonie also Beschränkung auf nationale Flugsicherungs-Interessen. Zwar sind für Verspätungen auch andere Kriterien - wie Staus in den Flugbetriebs-Umläufen innerhalb der Fluggesellschaften, unzulängliche Bahnkapazitäten auf Flughäfen, Abfertigungen und Sicherheitskontrollen - verantwortlich, doch macht der "Flickenteppich" nach Auffassung der Fluggesellschaften den Löwenanteil aus.
Sonst intensive Konkurrenten im Kampf um den Kunden, vereinigt die Gesellschaften die Sorge um ökonomischen und Prestige-Verlust. Die Lufthansa errechnete beispielsweise für vergangenes Jahr einen nutzlosen Kerosin-Verbrauch von 50 000 Tonnen. 13 700 Stunden kreisten die Kranich-Jets in Warteschleifen und waren zwangsweise 1600 Stunden am Boden in Warteposition. Während die Hansa-Manager im Schnitt eine Verspätungsrate von durchschnittlich 20 Prozent beklagen, nannte der Präsident der belgischen Gesellschaft Sabena noch schwärzere Prozentzahlen. Demnach fliegen die Belgier 25 bis sogar über 40 Prozent an Verzögerungen ein. Wirtschaftswissenschaftler, Techniker und Juristen haben errechnet, daß der europäischen Volkswirtschaft durch die Verspätungen im zivilen Flugverkehr jährlich ein Schaden von fünf Milliarden Mark entsteht.
Die europäische Airlines-Association forderte in Brüssel denn auch die Regierungen energisch auf, "die Kleinstaaterei in der Flugsicherung aufzugeben". Als Beispiel organisatorischen Rückschritts wird die Flugsicherungszentrale Eurocontrol mit Sitz in Maastricht zitiert, die 1960 von den Benelux-Staaten, Frankreich, Deutschland und Großbritannien zur Überwachung des gemeinsamen Überflug-Verkehrs in höheren Lufträumen installiert wurde. Das als hoffnungsvoll gepriesene Projekt scheiterte, nachdem Frankreich und Großbritannien der Eurocontrol entgegen den Abmachungen die Kontrolle über ihre Lufträume entzog. Heute ist das mit großem technischen Aufwand ausgestattete Zentrum nur noch mit der Überwachung des Maastrichter Luftraums und eines kleinen Teils des oberen Luftraums von Norddeutschland, Belgien und Luxemburg beschäftigt.
Im Verlauf der letzten Jahrzehnte, so zählt das AEA-Konsortium akribisch auf, scheiterten Vorschläge für einen "gemeinsamen Himmel" am autonomen Denken der Regierungen. Die Kontrolle im Luftraum ist - abgesehen vom Kurieren am Detail - von beachtlicher Ineffektivität, wobei große Teile von Lufträumen oftmals ungenutzt bleiben. Eurocontrol ist es, 30 Jahre nach seiner Gründung, immer noch nicht erlaubt, die ihr zugedachte Rolle auszufüllen.
Die Vereinigung der europäischen Fluggesellschaften fordert politische Initiativen. Der Europäische Rat der Staats- und Regierungschef soll initiativ werden und die EG-Kommission veranlassen, daß die Flugsicherungssysteme standardisiert und die Kontrolldaten zügig ausgetauscht werden. Eurocontrol soll mit der Integration Systeme beauftragt werden. Der aufgeblähte Bestand von 54 Kontrollzentren soll auf 12 Regionalzentralen reduziert werden, was über zehn Milliarden Mark einsparen und die Kapazität der Flugsicherung verdoppeln würde. Zwar hat sich das Europaparlament grundsätzlich für eine einheitliche Flugsicherung ausgesprochen, doch ziehen die Länder bisher nicht mit.
Den Fluglinien kommt bei ihren Forderungen auch die technische Entwicklung zur Hilfe. Sowohl die USA als auch die Skandinavier arbeiten an einem Satelliten-System. In Schweden wird seit vier Jahren ein System getestet, das Flugsicherungsdaten integriert, verarbeitet und verteilt und dabei auch das Verwenden unterschiedlicher Technologien im Austausch zwischen Flugsicherungszentralen und Cockpits zuläßt. Und schließlich arbeiten auch die Amerikaner an einem solchen System, das sie in sechs bis acht Jahren zu installieren hoffen. In den USA kontrollieren mittlerweile nur 20 Flugsicherungszentralen ein Gebiet von annähernd der doppelten Größe Europas.
Kleine FR
Eiscafé im Jugendzentrum HATTERSHEIM. Das Ferien-Eiscafé im Jugendzentrum an der Mainzer Straße lädt ein zur nächsten Schlemmer-Runde. Vom Dienstag, 21., bis Donnerstag, 24. Juli, kann dort jeweils von 16 bis 21 Uhr geschleckt, geklönt und gespielt werden. Filmnacht im Schwimmbad HATTERSHEIM. Nur einer kann es mit dem "Paten" der Stadt, Big Boy Caprice, aufnehmen: Dick Tracy, der unerschrockene Privatdetektiv. Nach dem ist auch der Streifen benannt, der am Mittwoch, 22. Juli, bei der nächsten Open-Air- Filmnacht im Hattersheimer Schwimmbad läuft. Die Vorführung beginnt um 22 Uhr. Bruno im Bilderbuch-Kino HOFHEIM. Was Bruno mit seinen Freunden Herbert und Anne auf einer Reise erleben, erfahren Kinder ab vier Jahren in der Stadtbücherei (Elisabethenstraße 3). Am Freitag, 24. Juli, wird die Geschichte "Bruno verreist" ab 15 Uhr in Wort und Bild vorgetragen. CDU lädt ein zur Radtour HOCHHEIM: Mit der CDU auf Radtour gehen können interessierte Hochheimer am Samstag, 25. Juli. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Küsterhaus. Stationen sind unter anderem die Mülldeponie Wicker, das Baugebiet "Am Helgenhaus" sowie der Autobahnabschnitt, an dem die geplante Schnellbahntrasse entlangführen soll.
Als "Kapital der Stadt" sieht Frank Blecken, der Leiter des Referats "Übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung", die historischen Frankfurter Parkanlagen. Im Gegensatz zu neuerem Grün in den Stadtteilen liegen die historischen Parks, zumeist Gründungen wohlhabender Familien aus dem 19. Jahrhundert, in der heutigen Innenstadt.
Parkpflegewerke, wie sie nach und nach erarbeitet werden, sollen eine Grundlage für die richtige Pflege und Entwicklung der Anlagen bieten. Dabei gibt es zur Zeit eine bemerkenswerte Kooperation zwischen drei Seiten: der Stadt, dem Taunusklub und Dresdner Studentinnen. Im Sommer 1991 schrieb Frank Blekken, früher Chef des Gartenamts, heute als Referatsleiter in der Gartendenkmalpflege engagiert, alle einschlägigen Hochschulen an und fragte, ob ein Interesse an Zusammenarbeit bestehe. Besonders rasch und positiv antwortete das Institut für Landschaftsarchitektur der Dresdner Technischen Universität. Ergebnis des Kontakts: Drei Studentinnen, jeweils im achten Semester, bearbeiten in Projektform drei historische Anlagen: Kathrin Weiß den Goldstein-, Kathrin Koch den Rothschild- und Anne Prugger den Brentanopark. Im Mai waren sie für eine Woche in Frankfurt zu Gast, um ihre Bestandsaufnahme zu beginnen; in diesen Tagen sind sie wieder hier, um weiteres Material zu sammeln. Anfang Oktober soll ihre Arbeit fertig sein.
Das Trio kann dabei auch auf die Hilfe des Taunusklubs zurückgreifen. Dessen Naturkundlicher Arbeitskreis und der Baumfachmann Heribert von Esebeck, bekannt von verschiedenen Broschüren über Frankfurter Parks und von Parkführungen, haben in den vergangenen Wochen ehrenamtlich alle Gehölze im Goldstein- und im Rothschildpark - fast 1000 Bäume - erfaßt, bestimmt und in die Parkpläne eingetragen. Als nächstes kommt der Brentanopark mit rund weiteren 500 Bäumen an die Reihe. Frank Blecken bescheinigt den Hobby-Naturkundlern große Sachkenntnis und viel Engagement: "Der Taunusklub steuert einen wichtigen Teil bei." Der Verein seinerseits sieht seine Mitwirkung als "praktischen Beitrag zum Natur- und Denkmalschutz in der Stadt", wie Robert Himmelein betont.
Wenn die Dresdner Studienprojekte vorliegen, sollen sie den Ortsbeiräten, den Fachämtern und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie werden Aussagen darüber machen, wie die historische Konzeption und der aktuelle Zustand aussehen. Dabei geht es nach Frank Bleckens Worten nicht um "grüne Museen", sondern darum, "den ursprünglichen Charakter der Parks und die heutigen Nutzungsanforderungen in Einklang zu bringen". Konkretes Beispiel: Hatte ein Park früher, weil nur die Besitzerfamilie dort spazierenging, schmale Wege und wurden diese später verbreitert, soll das nicht rückgängig gemacht werden, weil sich heute dort viele Menschen erholen. Sterben aber an einer Stelle Bäume ab, die ursprünglich dort nicht standen, gibt es da keine Ersatzpflanzung. Frank Blekken: "Gartendenkmalpflege denkt in längeren Zeiträumen."
1984 begann die Arbeit an den Parkpflegewerken. Für ein Dutzend Anlagen sind sie fertig, aber insgesamt zählt Frankfurt 40 Parks und Gärten (inklusive der Friedhöfe). Eine solche Untersuchung dient den Gärtnern als Empfehlung, was sie zu tun oder zu lassen haben, und sie sagt den Planern, wie sich der Park im Lauf der Zeit entwickeln soll. Deshalb ist für Blecken die Pflege der historischen Parks eine "permanente Aufgabe". tom
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Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20.30, 22.30 Uhr).
Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 18, 20.15, 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II, Kino III: Keine Meldung.
Palette: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.30, 16.15, 18, 20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (15.45, 20.15, 22.30 Uhr).
Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).
Casino: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Kulturmix
Hanau. Kultursommer: S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt "Made to Measure", 20.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al-Anon-Angehörigen-Gruppe, 19.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus 1, Kontakt-Telefon 7 74 99.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 9 bis 12 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 8 20 08.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 13 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 14 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9-12 h, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 7 45 77. Vereine/Organisationen Hanau. Schachverein Königsspringer, Spielabend für Schüler und Jugendliche 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Großauheim.
Bruchköbel. Schach-Abteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr im Bürgerhaus.
Großkrotzenburg. Freitagstreff des Obst- und Gartenbauvereins, 20 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus. Verschiedenes Hanau. Disco im Jugendtreff Hans- Böckler-Haus, 18 Uhr Sandeldamm 19.
Bruchköbel. Seniorentreff: Seniorentreffen der "Spätlese" Roßdorf, Informationen bei Frau Röhling, Telefon 7 12 16.
Rodenbach. Seniorentreff: Tanztee mit der Rodenbacher Rentnerband, 15 Uhr Bürgertreff Oberrodenbach.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 16 bis 17 Uhr Bücherausleihe im Gemeindezentrum.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendtreffs Schulstraße von 15 bis 22 Uhr.
(Ohne Gewähr)
Auf Abruf
in der
Kaserne
GELNHAUSEN. Nur eine der zwei Dutzend Zimmertüren im 2. Stock von Haus 1698 der ehemaligen US- Kaserne durchbricht die Monotonie der durchnumerierten Anonymität. Die Bewohner von Raum 214 haben versucht, wenigstens ein klein wenig Individualität schon am Eingang ihres Quartiers für ein paar Wochen darzustellen. Ein selbstgebasteltes Türschild begehrt auf gegen die Nüchternheit der schwarzen Plakette mit nichts als den gravierten Ziffern. Neben ein aufgeklebtes zartfarbiges Foto einer von Nebel umschleierten Baumgruppe sind mit sorgfältiger Schrift die Namen und der Hinweis vermerkt, daß hier eine "ägyptische Familie" wohnt.
"Zoogeschichten" nennt Jutta W. Thomasius ihr jüngstes Buch. Der Titel trifft und sagt aus, warum die Lektüre nie langweilig wird. Hier hat eine Journalistin "Geschichten" so lebendig aufgeschrieben, wie sie sie selbst bei ihren ungezählten Reportagen in diesem Tiergarten erlebt hat, über viele Jahrzehnte hinweg.
Ob es Abu Markub, der "Vater des Schuhs" ist, eben jener Schuhschnabel, der ihr beim Gespräch mit dem Wärter mit scharfem Schnabel "nur" den Notizblock entrissen hat; ob es die Großtiere sind, wie die Eisbären, Raubkatzen oder die Giraffen - was Jutta Thomasius aus oft stundenlanger Beobachtung schildert, wird aufgewertet durch die fachlichen Aussagen zu den einzelnen Tieren, auch Vögel oder Reptilien, wie sie noch Zoodirektor Bernhard Grzimek oder sein Nachfolger Richard Faust beigetragen haben.
Jutta W. Thomasius, Reporterin für die "Frankfurter Neue Presse", bietet nicht nur Unterhaltsames, man kann vielmehr auch "hinter die Gitter" gucken, vieles neu kennenlernen, beispielsweise was die Pflege und die oft komplizierte Futter-Zubereitung anlangt.
Übersichtlich, in kurze Kapitel gegliedert, mit zahlreichen Schwarzweißfotos versehen, kostet der 160 Seiten starke, im Societäts-Verlag erschienene Band im Buchhandel 38 Mark. -vau
Der Sekt steht längst wieder im Keller, die einem Meister ureigene Euphorie ist nüchterner Betrachtung gewichen. Die Aufstiegspartys sind beendet - Arbeitsmentalität hält Einzug. Also krempeln die drei Neulinge kräftig die Ärmel hoch, um ihre prämierten viertklassigen Bemühungen eine Stufe höher unter Beweis zu stellen. Bad Vilbel, Marburg und Neukirchen würden sich im Zuge ihres Antrittsbesuches bei der Amateur-Elite Hessens nur zu gerne in den oberen Stockwerken einrichten und den Schampus zumindest wieder im Kühlschrank lagern.
Es soll etwas auf die Oberliga zurollen aus Richtung Nord, Süd und Mitte. Dennoch haben alle den Klassenerhalt als einzig realistisches Ziel vor Augen. "Mehr wäre Utopie", sagt Bad Vilbels Trainer Peter Rübenach stellvertretend für die Herren Kollegen Semlitsch (SC Neukirchen) und Zahnleiter (VfL Marburg). Und außerdem will das Trio gegen Klischees anspielen. "Spätestens in einem Vierteljahr wird die Oberliga wissen, wo Neukirchen liegt", hallt es kämpferisch aus dem Munde von Niko Semlitsch, der den Skeptikern, die den Aufsteiger aus der Landesliga Nord schon als Träger der "Roten Laterne" sehen, eine Nase drehen will. Daß die Konkurrenz die geographische Lage von Bad Vilbel und Marburg kennt, liegt nicht nur an Mineralwasser und Universität, sondern ganz banal an Erfolgen beim Tritt nach der Lederkugel. "Wir haben wichtige Stützen verloren, und Neuzugänge, die woanders nicht mehr benötigt wurden", pflegt Peter Rübenach dennoch das Understatement.
Auch Timo Zahnleiter übt sich nach dem Abgang einiger Routiniers in Zurückhaltung. Mit Begeisterung und Willenskraft soll das Image der "Fahrstuhlmannschaft" abgestreift werden. "Wir wissen, daß wir als Aufsteiger eine schwere Saison vor uns haben", formuliert Zahnleiter das, was für die Ohren der beiden Kollegen keineswegs fremd klingt. Ein Dasein im Keller will schließlich keiner fristen.
SCHLÜCHTERN. "Die haben jeden Wagen aufgebrochen, der ihnen in die Quere kam." So kommentierte ein Sprecher der Kriminalpolizei die Serie von Autoaufbrüchen in der Schlüchterner Innenstadt in der Nacht zu Dienstag, bei der die Zahl der Geschädigten mittlerweile mit 37 angegeben wird.
In den meisten Fällen hatten es die Täter, die nach Angaben der Kripo durchweg die Scheiben einschlugen und dadurch einen "immensen Sachschaden" verursachten, auf Ausweise und Fahrzeugpapiere abgesehen. Dazu kamen rund ein halbes Dutzend Radiodiebstähle.
Mitunter verschmähten die Unbekannten auch ihre Beute: Einen Rucksack mit Kamera ließen sie auf der Straße zurück, berichtet die Polizei. jan
In Frankfurt starb Walter Michel, 74 Jahre alt, Buchhändler und Inhaber der "Buchhandlung am Goethehaus", an der jeder vorbeigeht, der zum Großen Hirschgraben und Goethes Geburtsort strebt. Der hervorragende Goethe- und Frankfurt-Kenner, der Musik und Germanistik studiert hat, pflegte und förderte die Kultur dieser Stadt.
1982 gab Michel gemeinsam mit Herbert Heckmann "Frankfurt mit den Augen Goethes" im Umschau-Verlag heraus. Die sachkundig kommentierte, reich bebilderte Monographie betrachtete Goethes Lebenswerk unter den lokalen Voraussetzungen, den Frankfurter Verhältnissen und schilderte, in Anlehnung an das Goethe-Wort, "diese lebhafte sinnliche Welt". Das kulturgeschichtliche Lese- und Bilderbuch, an dem er maßgeblich beteiligt war, machte dem Buchhändler echte Freude.
Walter Michel wurde, wie viele engagierte Frankfurter, in Mainz geboren und kam mit vier Jahren in die Stadt am Main. Die Buchhandlung am Goethehaus, die guten Beziehungen zum Freien Deutschen Hochstift, diese lebhafte sinnliche Welt machten sein Leben aus. E-S
ojw BERLIN. Die Berliner DGB- Landesbezirksvorsitzende Christiane Bretz fordert die Stadtregierung auf, die in der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD angekündigte "nachdrückliche" Bekämpfung der Schwarzarbeit endlich in die Tat umzusetzen. Die Gewerkschafterin schätzt die Zahl der in der Hauptstadt illegal Beschäftigten vor allem aus Osteuropa "auf 100 000 ohne Übertreibung, vielleicht auch 150 000". Dagegen müßten die fast 200 000 Arbeitslosen in beiden Teilen Berlins gesetzt werden.
Die DGB-Forderung zielt in erster Linie auf eine Verstärkung der "Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Schwarzarbeit" (GES), in der - in Deutschland einmalig - Polizei, AOK, Landesarbeitsamt und die Steuerfahndnung der Oberfinanzdirektion seit drei Jahren zusammenarbeiten. Aufgrund von personeller Unterbesetzung und von Koordinationsdefiziten schieben die 70 Leute nach Angaben ihres Chefs Joachim Ciupka die Bearbeitung von 2500 Fällen vor sich her, "für den Papierkorb oder für die Verjährung - aber vielleicht ist das ja so gewollt". Der Vorsitzende der Polizei-Gewerkschaft, Burkhard von Walsleben, verlangt mindestens eine Verdoppelung der GES-Stellen.
Die osteuropäischen Arbeiter werden überwiegend von Schlepperorganisationen in ihrer Heimat angeheuert, teils aber auch von westdeutschen privaten "Arbeitsvermittlern". Nicht wenige stammen darüber hinaus aus dem "Niedriglohnland" Ex-DDR. Sie finden sich vor allem auf Baustellen wieder. Während ein einheimischer Facharbeiter einen Stundenlohn von mehr als 20 Mark hat, erhalten die ausländischen (oder ostdeutschen) illegal Beschäftigten meist zwischen fünf und zehn Mark. Den Minusrekord hält ein Tscheche mit 1,39 Mark.
Die GES versucht vor allem, der Profiteure des Menschenhandels habhaft zu werden. Die Hintermänner sitzen häufig in Westdeutschland und berufen sich regelmäßig auf die Unschuldsvermutung angesichts der illegalen Beschäftigung vor Ort. Die anderen im östlichen Ausland sind unangreifbar. Nur in relativ wenig Fällen führten Razzien zu Gerichtsverfahren; die Freiheitstrafen für die jeweiligen Geschäftsführer des organisierten Menschenhandels lagen dabei zwischen drei und viereinhalb Jahren.
Laut IG Bau ist trotz flotter Konjunktur erstmals seit 1988 bundesweit die Zahl der offiziell in der Branche Arbeitenden gesunken. Verantwortlich sei "der sprunghafte Anstieg illegaler Beschäftigungsverhältnisse". "Vor allem der Ostteil Berlins", so der mit diesen Fällen befaßte Kriminalhauptkommissar Werner Thronicker, sei zu einem "Eldorado für Wirtschaftskriminalität" geworden.
Droht der hessischen Fußball-Oberliga etwa Langeweile? Wenn es nach den Trainern der 17 Vereine geht, die in der Saison 1992/93 um Punkte streiten werden, wird es wohl nicht dazu kommen. Unisono haben sich die Herren von der Trainerbank auf zwei Mannschaften festgelegt, die die Meisterschaft unter sich ausmachen werden: Rot-Weiss Frankfurt und der FSV Frankfurt. Die Lokalrivalen haben im Vorfeld der Spielzeit kräftig investiert, wollen unbedingt als Branchenführer die Landesfarben in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Fußball-Bundesliga vertreten. Rot-Weiss Frankfurts neuer Trainer Robert Jung und sein FSV-Kollege Herbert Dörenberg wollen von dieser Favoritenbürde aber freilich nichts wissen. "Die Mannschaft braucht noch Zeit zur Reife", hat der Mathematik-Lehrer Jung rationell erkannt. Lehrer-Kollege Dörenberg kann seine pädagogische Studien auch auf sportlicher Ebene nicht verleugnen: "Wir müssen noch lernen", bringt er seinen "gehorsamen" Kickern bei. Und noch etwas haben die beiden gemein. Auch wenn offiziell der Druck Meister zu werden negiert wird, so stehen von den Vereinsvertretern doch maßgebliche Forderungen an: "Wir wollen die zweite Kraft in Frankfurt hinter der Eintracht werden." Wohl dem, der Ziele hat!
Aber auch anderenorts wurde kräftig gepuscht. Die zuletzt desillusionierten Kicker des SV Wehen wollen mit ihrem neuen Trainer Heinz Wulf und profierfahrenen neuen Spielern ebenso ein Wörtchen bei der Vergabe des Titels mitreden wie etwa Kickers Offenbach. Ein Jahr nachdem ein gewisser Herr Schmalhans in der OFC-Kantine herumbruzzelte, versprechen sich die Kickers mit dem neuen Chefkoch Lothar Buchmann wieder Gaumenfreuden. Die freilich erwartet die SG Egelsbach auch vom angeheuerten neuen Trainer Herbert Schäty, der vollmundig Offensivfußball propagiert und sich nach eigenen Angaben alleine an der Tabellenspitze orientieren will.
Auch im östlichen Teil des Landes regt sich was. Borussia Fulda ließ sich die neue Saison einiges kosten, verpflichtete mit Werner Dressel (Aschaffenburg) und Michael Drube (Kassel) zwei der besten Oberliga-Akteure der vergangenen Saison. Lediglich auf dem Sessel des Cheftrainers sitzt eine Notlösung. Anstatt Werner Lorant, der bereits im Januar diesen Jahres einen Vertrag mit den Borussen abgeschlossen hatte, aber dann doch zum TSV 1860 München in die Bayernliga wechselte, wird nun der ehemalige Mönchengladbacher Torwart Uli Sude als Spielertrainer das Zepter schwingen.
An klein gebackene Brötchen werden sich langfristig gesehen wohl auch drei Mannschaften gewöhnen müssen, die in der letzten Saison noch ganz oben rangierten. Meister Viktoria Aschaffenburg fehlt wie dem Zweiten, der Spvgg. Bad Homburg, der finanzielle Hintergrund, um auch in diesem Jahr oben mitzumischen. Wirtschafliche Engpässe muß seit Jahren auch der KSV Hessen Kassel immer wieder meistern. Alle drei Klubs stehen vor einem Umbruch. Der Aderlaß war groß. Beinahe die kompletten Kader mußten runderneuert werden. Viktorias neuer Trainer, Jürgen Strack, sein Bad Homburger Nachfolger Harald Faust und auch KSV-Trainer Karl-Heinz Wolf, der Hans-Ulrich Thomale ablöste, werden beweisen müssen, ob sie auch mit eher unerfahrenen Akteuren in der Liga bestehen können.
Der finanziell immer aufwendiger agierenden Oberliga Hessen droht derweil eine Zweiklassengesellschaft. Selten war die Diskrepanz zwischen meisterschaftsambitionierten Mannschaften und vermeintlichen Absteigern größer. Der fußballerischer Mittelstand scheint in Hessen keine Überlebenschance zu besitzen. Entweder um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg spielen, lautet die Devise.
Dies gilt vor allem für die drei Aufsteiger, die allesamt von erfahrenen Trainern im Amateur-Oberhaus geführt werden. Mit Peter Rübenach reifte Bad Vilbel zum Oberligisten, Niko Semlisch und Timo Zahnleiter sprangen in Neukirchen und Marburg allerdings erst auf den Zug, als der bereits in den Oberliga-Bahnhof eingefahren war. Mehr als der Klassenerhalt kann das Ziel für alle drei nicht sein. Gerade die Euphorie in den ersten Monaten könnte dabei wichtige Weichen für den Verbleib stellen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß gerade die Aufsteiger in der Rückrunde mächtig Federn lassen. Deshalb gilt: Wer früh punktet, hat später einen längeren Atem.
Bis auf den SV Wiesbaden werden wohl auch die im Umbruch befindlichen Rot-Weißen aus Walldorf und der VfR Bürstadt, Eintracht Haiger sowie die Amateure der Frankfurter Eintracht, gegen die drei letzten Tabellenplätze ankämpfen müssen. Zu mehr dürfte es trotz vielfältiger Anstrengungen wohl nicht reichen.
Aber auch diesen Klubs bleibt ein ganz profaner Trost: Abgerechnet wird erst im Mai 1993, am 32. und letzten Spieltag. Also blickt der geneigte Oberliga-Freund nicht nur mit Spannung auf die Sonnenseite der Tabelle, sondern auch in die eher schattigen Gefilde des 17er-Klassements. Nun darf dort der Fußball-Ästhet nicht gerade Kreativität in Reinkultur erwarten. Vielmehr ist Kampf angesagt.
Kämpfen will auch die neuformierte Oberliga-Interessengemeinschaft (IG), die sich vor dieser Saison massiv um die Belange ihrer Schäflein kümmert. Angeführt von Otmar Schork und Rückkehrer Gert Trinklein, versucht die IG eigene Richtlinien zu etablieren, insbesondereim Hinblick auf Vereinswechsel, Ablösesummen, Einführung des Torverhältnisses und Änderungen im Spielbetrieb der Pokalwettbewerbe.
Da kann der Oberliga doch wohl keine Langeweile drohen!
BAD VILBEL/KARBEN. In der Zeit von Montag bis Mittwoch wurden in Bad Vilbel sieben Autos aufgebrochen und ein Fahrrad gestohlen. Die Bilanz der Polizei der aus Karben gemeldeten Straftaten: ein aufgebrochenes Auto, zwei gestohlene Damenfahrräder und ein Werkzeugdiebstahl von einer Baustelle.
Der Schaden, der durch die Autoaufbrüche in Bad Vilbel entstanden ist, liegt nach Polizeiangaben bei 7000 Mark. Die Täter zeigten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eine Vorliebe für die Marke Opel Kadett. Aus den Autos wurden drei Kassettenradios, ein Regenschirm, ein Bundespersonalausweis, Führerschein und ein Kraftfahrzeugschein entwendet. Das Mountainbike im Wert von 1000 Mark wurde am Mittwoch vom Fahrradabstellplatz des Bad Vilbeler Freibades gestohlen.
Von Dienstag auf Mittwoch wurde aus einem Karbener Auto ein portables Autotelefon (5000 Mark) entwendet. Die Damenfahrräder, die am Dienstag gestohlen wurden, kosteten 1400 Mark. Bereits am vergangenen Wochenende entwendeten Unbekannte Werkzeug von einer Großbaustelle in der Karbener Industriestraße im Wert von 4000 Mark. Die Täter gelangten an das Diebesgut, indem sie Werkzeugkisten und einen Werkzeugwagen aufbrachen. ub
NIEDERDORFELDEN. "Auf etwas ungewohntes Terrain" wagt sich nach eigener Darstellung der Ortsverein Niederdorfelden der Arbeiterwohlfahrt (AW) mit einer Einladung an Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren. Sie möchte damit erneut unter Beweis stellen, daß die Arbeiterwohlfahrt nicht nur in der Seniorenarbeit Leistungen erbringt, sondern "auch andere Gebiete beackern kann".
Konkret geht es um einen Ausflug zum Abenteuerspielplatz im Riederwald, der am Donnerstag, 30. Juli, geplant ist. Abfahrt: 9.30 Uhr vor dem Bürgerhaus (Rückkehr gegen 17 Uhr).
Eine Anmeldung für die Fahrt ist nicht erforderlich. Wer um 9.30 Uhr am Bus ist, kann mitfahren, teilt die AW mit. Dabei sei wichtig, daß die Kinder keine guten Kleider anziehen. Kosten entstehen keine. Für Essen und Trinken ist dem Ortsverein zufolge gesorgt. hok
Frau Elisabeth Wilhelmi, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Jüngst, Groß-Karben, zum 80. Geburtstag.
Frau Klementine Umann, Groß-Karben, zum 85. Geburtstag.
Frau Ida Kühnle, Kloppenheim, zum 70. Geburtstag.
Frau Emmi Bösebeck, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
Frau Marie Niemeyer, Ilbenstadt, zum 76. Geburtstag.
RÖDERMARK. Der für den kommenden Mittwoch, 22. Juli, vorgesehene Informationsabend der Deutschen Bundesbahn zum Thema S-Bahn-Planung muß auf Mittwoch, 12. August, verschoben werden. Ort und Zeit bleiben, wie angekündigt: Rothahasaal in der Stadtbücherei, 19.30 Uhr. ttt
has FRANKFURT A. M. In ihrer bisher beispiellosen Kritik an der Bundesregierung legt die deutsche Wirtschaft noch einen Zahn zu. "In keinem anderen hochentwickelten Industrieland ist der Kontakt zwischen Regierung und Wirtschaft so gering wie in Deutschland", schimpft Frank Niethammer, Präsident der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie Vorsitzender des Ausschusses für Industrie und Forschung beim Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT). Letztere Organisation hatte in der vergangenen Woche der Bonner Politik ein überaus schlechtes Zeugnis ausgestellt, das dreimal die Note "mangelhaft" enthält.
In die gleiche Kerbe wie Niethammer schlägt auch Hans Messer, Chef von Messer Griesheim und Vorsitzender des DIHT-Außenwirtschaftsausschusses. Er moniert: "Man hat zunehmend den Eindruck, daß Sachverstand in Bonn nicht gefragt ist, ja sogar als störend empfunden wird." Und der Frankfurter IHK-Präsident fügt hinzu: "Wir haben keinen Dialog mehr."
Auch die "lästerliche Vorstellung" die Eberhard von Kuenheim, Vorstandsvorsitzender des Autokonzerns BMW, von der Arbeit der Bundesregierung hat, dürfte Kanzler Helmut Kohl kaum gefallen. Frank und frei stellt der Top-Manager aus München fest: "Wir haben derzeit in Deutschland keine Wirtschaftspolitik." Seine Kritik richtet sich vor allem an die Adresse des Bonner Wirtschaftsministers Jürgen Möllemann (FDP). Das läßt sich an von Kuenheims Bemerkung ablesen, daß man für eine "umfassende Wirtschaftspolitik" auch die "richtige Herkunft" brauche. Ganz offensichtlich spielt der BMW-Boß, der auf einem Symposium der IHK Frankfurt und des DIHT für seinen Hinweis rauschenden Applaus kassiert, damit auf die Tatsache an, daß Möllemann gelernter Grundschullehrer ist. Kohl und seiner Ministerriege schreibt von Kuenheim des weiteren ins Stammbuch, welche Bedeutung den Unternehmen zusteht, wenn er sagt: "Die politische Kraft Deutschlands kommt aus der Wirtschaft."
Im Gegensatz zu Japan, beklagt der BMW-Mann, würden den hiesigen Unternehmen von der Politik immer mehr "Reglementierungen aufgezwungen, die zu Einschränkungen führen". Er verweist auf die langwierigen Genehmigungsverfahren für industrielle Anlagen und Straßen. "Wozu die Unbeweglichkeit der öffentlichen Verwaltungen führt", zeige sich besonders beispielhaft am neuen Münchner Flughafen.
Von Kuenheim erinnert süffisant daran, daß dieser zu den Olympischen Spielen eröffnet werden sollte - "nicht zu denen von Barcelona 1992, sondern zu den Münchner Spielen im Jahr 1972". Der BMW-Chef betont, die deutsche Wirtschaft sei "kein nimmermüder Wohlstandsautomat". In den politischen Debatten sei "in erster Linie vom Verteilen die Rede, nicht vom Schaffen von Gütern". Mit Blick auf die avisierte Pflegeversicherung, auf Initiativen für höhere Deponieabgaben und Energiesteuern meint er: "Wir können uns nicht alles leisten und schon gar nicht alles zur selben Zeit." Wo es um die "Erneuerung der Leistungskraft unseres geeinten Landes" im weltweiten Wettbewerb gehen müsse, prägten Verantwortungsscheu und Absicherungsmentalität das Verhalten: "Manchmal habe ich das Gefühl, wir fesseln uns zunehmend selbst." Gebraucht werde ein "Bewußtsein für unternehmerisches Handeln".
Allerdings: Nicht nur sein Kollege Edzard Reuter (Chef des Daimler-Konzerns) habe den Eindruck, in einem Land zu leben, das träge, satt und kraftlos geworden sei. Von Kuenheim wettert: "Wir frönen einer zweifelhaften Lust auf Rekorde, nämlich auf die kürzeste Arbeitszeit, auf die längste Abwesenheit vom Arbeitsplatz durch sogenannte Krankheit, auf die längsten Ferien, auf den sicherlich am teuersten erkauften Schutz der Umwelt und auf die lautesten Wehklagen über angeblich zu wenig Lohn und zu viel Arbeit."
KÖNIGSTEIN. Im Straßengraben landete in der Nacht zum Mittwoch eine Blechkarosse. Ihr Lenker wollte laut Polizeibericht den Königsteiner Kreisel in Richtung Kronberg verlassen. Nach der Ausfahrt auf die Bundesstraße 455 geriet der Wagen ins Schleudern, kam nach links von der Asphaltpiste ab und rammte ein Verkehrszeichen, bevor er im Graben liegenblieb. Der Schaden wird auf 20 000 Mark beziffert. mk
WETZLAR, 16. Juli (dpa). Bei seinem Versuch, die Lahn zu durchschwimmen, ist ein alkoholisierter 28jähriger Mann aus Wetzlar ertrunken. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ist die Leiche des Ertrunkenen am Mittwoch abend von Feuerwehr und Tauchern der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft in rund sechs Metern Tiefe aus dem Fluß bei Wetzlar geborgen worden. Der 28jährige hatte laut Polizei am Mitttwoch nachmittag zusammen mit anderen am Bootshaus an der Lahn in Wetzlar gezecht. Gegen 18 Uhr sei er in die Lahn gestiegen, um den dort rund 40 Meter breiten Fluß zu durchschwimmen. In der Mitte der Lahn sei er plötzlich versunken.
KRONBERG. Wieder einmal hat es am Falkensteiner Stock gekracht: Am Mittwoch abend wollte eine aus Oberursel kommende Frau von der Bundesstraße 455 nach links in die Königsteiner Straße einbiegen. Dabei kollidierte ihr Wagen mit einer entgegenkommenden Blechkarosse.
Die Reparatur der beiden Fahrzeuge dürfte nach Polizeiangaben 29 000 Mark kosten. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. mk
Adria: Zwischenfälle mit Kriegsschiffen
MÖRFELDEN-WALLDORF. Rund 40 000 Mark Schaden entstanden am späten Mittwoch nachmittag bei einem Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus in der Niddastraße. Das Feuer, das aus ungeklärter Ursache in der Küche ausbrach, wurde vom 24jährigen Sohn der Familie entdeckt, der als einziger zu Hause war. Er schlug Alarm, als es ihm nicht gelang, das Feuer zu löschen. wal
Frau Anna Schmidt aus Hanau-Wolfgang, zum 90. Geburtstag, am Freitag, 17. Juli.
Herrn Wenzel Wudy aus Maintal-Bischofsheim, zum 92. Geburtstag, am Freitag, 17. Juli.
Herrn Jakob Eibelshäuser aus Maintal- Hochstadt, zum 80. Geburtstag, am Freitag, 17. Juli.
Frau Hildegard Wolfert aus Nidderau- Windecken, zum 80. Geburtstag, am Freitag, 17. Juli.
Herrn Georg Fuhr aus Nidderau-Heldenbergen, zum 94. Geburtstag, am Freitag, 17. Juli.
OFFENBACH. Dorothea Friderika Baldinger wurde nur 42 Jahre alt. Sie starb 1786 und galt als "gelehrtes Frauenzimmer". "Die Geschichte ihres Verstandes", von der Baldinger selbst verfaßt, hat die Offenbacher Schriftstellerin Sophie von la Roche 1791 bei den Offenbacher Drukkern Ulrich Weiß und Carl Ludwig Brede verlegt, damit das Buch "manches Frauenzimmer aufmuntern soll, jede Gelegenheit zur Verbesserung und Bereicherung ihres Verstandes zu verwenden".
Die Autobiographie, die die Baldinger auf Anregung ihres Mannes als "Versuch über meine Verstandes-Erziehung" schrieb, gilt heute als ein bedeutsames Dokument der Emanzipations- und Bildungsbestrebungen der Frauen in der Zeit der Aufklärung.
Friderika Baldinger, die in Göttingen und Kassel lebte, unterhielt regen Briefwechsel mit vielen "gelehrten Männern" ihrer Zeit. Dokumentiert wird das in der Darmstädter Ausstellung auf der Mathildenhöhe "Wagnis der Aufklärung" anläßlich des 250. Geburtstages des Naturwissenschaftlers und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg. Die Baldinger bezeichnet den weltberühmten Gelehrten als ihren Freund. In jener Zeit war das Briefe-Schreiben in Mode und beliebtes Kommunikationsinstrument der besseren und gebildeten Schichten. Friderika Baldinger versuchte sich deshalb auch nicht als Schriftstellerin .
An ihren Mann, den Göttinger Medizin- Professor, Hof- und Geheimrat, Ernst Gottfried Baldinger, schrieb sie 1783 zum Geburstag: "Dein armes Weib hat weiter nichts als ihren Geist und ein Herz, das Dir, so lange es schlägt, ganz angehöret, nimm damit vorlieb; Gott hat kein Treueres für Dich geschaffen, dies bist Du überzeugt."
Sophie von la Roche, die eng mit Christoph Martin Wieland befreundet war und ihre Nichte Bettina von Arnim zur Literatin erzog, schreibt in dem Vorwort: "Die Geschichte ihres Verstandes zeigt, wie viel auf die Anlagen ankommt, indem die wenigen Hülfsmittel, welche die Umstände ihr darboten, hinreichten, sie zu Größe und Stärke des Geistes zu leiten."
Friderika Baldinger selbst schreibt: "Meine Mutter war die rechtschaffenste Frau, die ich je gekannt habe. Aber in allem Verstande Frau, die sich weiter durch nichts auszeichnete. Sie erzog mich nach ihren Einsichten fromm und christlich. Aber alle ihre Lehren könnte ich unter folgende Wörter bringen: Fromm und keusch mußt du seyn."
Friderika Baldinger konnte schon mit drei Jahren lesen, und das in einer Zeit, in der noch weit über die Hälfte der Mädchen und Frauen des Lesens unkundig waren, die Wissenschaftler wie der Mainzer Georg Forster, der in jungen Jahren mit James Cook um die Welt gesegelt war, in dicken Traktaten über die "Schädlichkeit der Schnürbrüste", der Korsetts, stritten.
Sie las jedes Buch, jede Gazette, die sie bekommen konnte, und wurde dafür viel gehänselt und gescholten: "Ich wünschte so gar gelehrt zu werden, und ärgerte mich, daß mich mein Geschlecht davon ausschloß. Je so willst du wenigstens klug werden, dachte ich, und dies wird man aus Büchern, du willst brav lesen. Aber woher nur die Bücher, die mich klug machen sollten? Denn in einer Handelsstadt gab's keine."
Sie dankt ausdrücklich ihrem studierenden Bruder für seine Hilfe und beklagt sich über ihre Mutter: "Bücher lesen, außer Bibel und Gesangbuch, wäre Todsünde, Müßiggang für ein Mädchen. Wie oft wurde mir meine Liebe zum Lesen nicht verbittert, manchmal die Bücher verschlossen, und ich an den Spinnrocken verwiesen." Dort las sie trotzdem weiter.
Sie lernte bei ihrem Bruder, trotz der Warnungen, "ich würde bei ihm verdorben, ich würde doch niemals einen Professor kriegen". Sie sucht den Kontakt gebildeter Männer: "Ich hatte mir in den Kopf gesetzt: Die Männer müssen schlechterdings alle klüger seyn wie die Weiber, weil sie sich das Regiment über uns anmaßen, ich fand bei den wenigsten, daß sie aus Überlegenheit des Verstandes ein Recht dazu hätten. Dies machte mich gegen ein ganzes Geschlecht feindselig, das ich unbesonnenes Mädchen nur nach dem Cirkel beurtheilte, in welchem ich lebte." Friderika berichtet von Phasen der Schwermut und der Vereinsamung, von schwerer Krankheit, von "Ekel wider alle körperliche Liebe": "Demohngeachtet hatte ich oft Gelegenheit, mein Glük durch Heurathen zu machen, wenn man anders sein Glük dadurch macht, daß man seinen Leib für Essen und Trinken zeitlebens an Männer verkauft, die man nicht lieben kann." Bei einer Niederkunft ihrer Schwester lernt sie "zufällig einen der besten Männer, meinen lieben Baldinger kennen, der, ich weiß noch nicht womit ich's verdient habe, sehr geschwind eine so gute Meinung von mir faßte, daß er mir in der Folge die Ehre erwies, sich mir zum Manne anzubieten."
Sogar ihre sechs Wochenbetten nutzte Friderika Baldinger zum Lesen und Lernen. Und bei ihrem Mann bedankt sie sich für dessen Förderung: "Ich glaube, ich wäre gelehrt geworden, wenn mich die Vorsehung nicht für den Kochtopf bestimmt hätte; und ich finde immer noch, daß man auch bei weiblichen Geschäften den Verstand der Männer aus ihren Büchern brauchen kann."
Kurz vor ihrem Tode, das Ende wissend, an Sophie von la Roche: "Aus meinen Freunden, die ich im Leben gehabt, und die mir im Tode noch treu sind, bitte ich mich zu beurtheilen. Ich habe Gott zu gefallen gesucht, und nach bestem Wissen und Gewissen in dieser Welt gelebt, wie ich geglaubt habe, daß man leben müsse; und getrost gehe ich nun den Weg, den andere fürchten."
Die Baldinger schließt ihre Biographie so: "Als Frau bin ich erträglich geworden, wie klein würde ich doch als Mann seyn!" SIEGFRIED SCHOLZ
Gasthaus "Homburger Hof", Bad Homburg-Gonzenheim, Frankfurter Landstraße 126.
Öffnungszeiten: Täglich von 17.30 Uhr bis ein Uhr. Draußen nur bis 22 Uhr.
Angebote: Im Garten finden unter Schirmen rund 100 Personen Platz. Außer den Schirmen spenden auch zwei Linden etwas Schatten.
Den Ebbelwoi gibt es für 2,20 Mark, die Cola kostet 2,50, das Mineralwasser 2,80 Mark. Säfte sind für 3,80 zu haben. - Auszug aus der "Gartenkarte": Rinderbrühe für 5,50 Mark, Kalbsschnitzel für 13,50 Mark. Der Matjes nach Hausfrauenart kostet 13,80 Mark. Für das Rinderfilet sind 20 Mark zu berappen.
Bus und Bahn: Die U-Bahn-Station Gonzenheim ist nur wenige Minuten Fußweg entfernt. Auch von Bad Homburg aus ist die Gaststätte bequem mit dem Bus oder zu Fuß über die Louisenstraße und Frankfurter Landstraße zu erreichen.
NEU-ANSPACH. Der Umlandverband Frankfurt (UVF) hat bisher zwei Ursachen dafür entdeckt, daß in der Gasverstromungsanlage auf der Deponie Brandholz kein Gas ankommt. Erstens steht in mindestens zwei Brunnen, in denen nur ein Gas- und Luftgemisch sein sollte, Wasser. Zweitens ist im Leitungsnetz durch eine Setzung der Deponie ein "Knick" vorhanden, wie der Pressesprecher des UVF, Bernd Röttger, auf Anfrage mitteilte.
Die Anlage, die erst im Februar in Betrieb ging, war Ende Juni abgeschaltet worden, ohne Biogas in Strom verwandelt zu haben (die FR berichtete).
Die Ursachenforschung ist noch nicht abgeschlossen. Zahlreiche Messungen sind angelaufen. "Das Schlimme ist, daß es ein halbes Jahr dauert, bis wir die Ergebnisse erhalten", sagte Röttger. Der Verdacht, daß es in gewissen Abschnitten der Deponie gar kein Gas gibt, hat sich inzwischen zu einer "Vermutung mit realistischem Hintergrund" verdichtet. "Dort könnten sehr hohe Anteile Bauschutt und Erdaushub liegen, so daß über die Jahre hinweg das Gas entwichen ist."
Dies beziehe sich auf Teile der Deponie, über deren Zusammensetzung der UVF, der sie seit 1991 betreibt, keine Kenntnis habe. cn
MAIN-TAUNUS-KREIS. Eine neue "Rückenschule" für Kreuzgeplagte beginnt bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse Hofheim (DAK) am Montag, 3. August. Interessenten können sich unter Tel. 06192 / 7026 anmelden. Für Mitglieder ist die Rückenschule kostenlos, andere zahlen 80 Mark.
Neu: Auch in den DAK-Geschäftsstellen in Kelkheim, Schwalbach, Bad Soden und Hochheim wird beim Kampf gegen Rückenschmerzen beraten. pms
HATTERSHEIM. Die Resonanz ist bislang arg mau, doch Ernst Weber vom Kulturbüro hat die Hoffnung nicht aufgegeben: Bis zum 25. August haben Künstler und solche, die sich dafür halten, noch Zeit, sich am Wettbewerb "Städtepartnerschaft im Spiegel der Kunst" zu beteiligen.
Seit fünf Jahren sind Hattersheim und die französische Stadt Sarcelles ein "Paar". Den Jahrestag zu feiern, sind - wie berichtet - auch Künstler aus beiden Städten aufgerufen. Sie sollen ihre Eindrücke zur Jumelage darstellen. Technik, Format und Gestaltung sind jedem Teilnehmer selbst überlassen.
Erst ein einziger Künstler hat bis gestern sein Werk abgegeben, berichtet Ernst Weber. Doch er ist optimistisch, daß weitere Bilder, Skulpturen oder Collagen folgen. Immerhin habe es etliche Anfragen gegeben, hätten sich zahlreiche Interessierte Unterlagen über die Partnerstadt schicken lassen.
Für die besten Schöpfungen sind Preise ausgesetzt - von 150 bis 700 Mark. Prämiert werden sollen die Arbeiten von einer fachkundigen Jury. Informationen über den Wettbewerb erteilt Ernst Weber unter Tel. 06190 / 808-230. kkü
Der Höhepunkt beim Karbener Fußballturnier um den Günter-Reutzel-Gedächtnispokal, das an diesem Samstag und Sonntag auf der Sportanlage der FSG Burg-Gräfenrode stattfinden wird, dürfte außerhalb der eigentlichen Konkurrenz angesiedlet sein: das Einlagespiel zwischen dem Landesliga-Vizemeister 91/92, dem KSV Klein-Karben, sowie dem neuen Oberligisten FV Bad Vilbel (Sonntag, 14 Uhr) stellt die übrigen Begegnungen zwangsweise klar in den Schatten. Zumal sich der KSV 1890 mit seiner zweiten (Bezirksliga-)Garnitur an diesem Turnier beteiligt. Das Kuriose: Die sechs Stadtrivalen faßten gemeinsam einen Beschluß, die Landesligaformation des KSV wegen sportlicher Überlegenheit auszuschließen. Die Crux: Selbst die zweite Mannschaft vom Günter-Reutzel- Sportfeld in Klein-Karben war im Vorjahr allen Mitstreitern überlegen und gewann. Kein Wunder: Außer dem KSV II gehört nur ein Ortsrivale (FSV Kloppenheim) der Bezirksliga Friedberg an. Und dieser rettete sich gerade noch über die Relegationsrille gegen die TSG Wölfersheim. Die Musik wird also laut hörbar vom zahlenmäßig größten Verein der Wetterau (zirka 2500 Mitglieder) gemacht. In der A-Klasse verweilt die 70 Jahre alt gewordene Freie Sportgemeinschaft Burg-Gräfenrode, die zum Geburtstag als Ausrichter fungieren darf, sowie die KSG 1920 Groß-Karben (einst stolzer Landesligist), während der FC Rendel (6.), FV 1911 Okarben (8.), sowie VfB Rotweiß Petterweil (11.) in der B-Liga, Gruppe II, ein eher bescheidenes Dasein fristeten.
In der Gruppe A spielen Petterweil, Kloppenheim, KSG Groß-Karben, KSV Klein-Karben II, in der Gruppe II treffen Burg-Gräfenrode, Okarben und Rendel zusammen. Mit beiden KSV-Teams wären zwei "glatte" Vierer-Gruppen gewährleistet.
Spielplan am Samstag (18.7.), 12 Uhr: Petterweil - Kloppenheim, 13 Uhr: Burg-Gräfenrode - Okarben, 14 Uhr: Groß-Karben - Klein-Karben, 15 Uhr: Burg-Gräfenrode - Rendel, 16 Uhr: Petterweil - Groß-Karben, 17 Uhr: Kloppenheim - Klein-Karben.
Sonntag (19.7.), 9 Uhr: Petterweil - Klein-Karben, 10 Uhr: Okarben - Rendel, 11 Uhr: Klopenheim - Groß-Karben, 12.30 Uhr. Spiel um Platz 3, 14 Uhr: Einlagespiel KSV Klein-Karben I - FV Bad Vilbel, 15.40 Uhr: Endspiel. hdp
Erfahrungen der Ohnmacht in der überwältigenden Landschaft des Nordens Der in Schlüchtern geborene Walter Hüniche stellt noch bis zum 11. August in der Kreissparkasse aus / Moorbilder und fast-expressive Arbeiten
Der in Schlüchtern geborene Walter Hüniche steht in der Reihe jener Künstler, die ihren Natur-Erfahrungen Gestalt geben. Der 1934 in der Bergwinkelstadt geborene Künstler, der seit mehr als zehn Jahren in der Nähe von Bremervörde lebt und bis zum 11. August seine Werke in der Kreissparkasse Schlüchtern (Obertorstraße 45) zeigt, findet seine Sujets vor der eigenen Haustür. Es sind die Moorlandschaften, geheimnisvoll dunkle Regionen des Ungewissen, die Hüniche malt. Erdig-braune Töne dominieren diese Bilder, deren Dramaturgie aus jenen faszinierenden Wolkenkonstellationen wächst. Es sind Momente des Übergangs, Zwischenphasen, die hier gezeigt werden, mithin bildhafte Geschichten, die von Ereignissen künden, ohne die Ungewißheit über das unmittelbar Bevorstehende aufzuheben. Hüniche gibt Vorahnungen, die ihr bedrohliches Moment in ihrer Unbestimmtheit haben.
Dem Menschen hat der ehemalige Schlüchterner nur selten in diesen Naturimpressionen Platz eingeräumt: Manchmal ist er als Fischer gezeigt, einmal als kleine bläulich-leuchtende Figur, der im grandiosen Schauspiel der Gewalten nur ephemerer Charakter zukommt. "Einsamkeit" hat Hüniche dieses Bild genannt: Die schimmernde, kalte Farbe als letztes Signal des beinahe Verlorenen, der seinen Platz in dieser Natur nicht finden wird.
"Wenn ich das Moor male", sagt Walter Hüniche, "will ich das Gefühl vermitteln, daß man, wenn man einen Schritt weitergeht, einfach weg ist". Daß der Mensch angesichts jener Gewalten "ein Nichts ist", gehört zum Erfahrungsschatz des Künstlers, seit Hüniche das Teufelsmoor zum Nachbarn und die Sturmfluten am Deich erlebt hat.
Gewiß zeigt Hüniche nach Form und Inhalt dieser Werke weder neue noch im Wortsinne originelle Kunst. Die Landschaftsmalerei und der Realismus, der im Wechselspiel mit dem Naturalismus im 19. Jahrhundert nicht nur auf dem Kontinent zu den einflußreichreichsten Kunstrichtungen zählte, haben zuletzt die Natur als vorherrschendes Sujet in die Ausstellungshallen gebracht. Als Neuerer dürfte sich Hüniche auch kaum verstehen. Die Bilder mit den vertrauten Themen leben von der genauen Beobachtung und der Fähigkeit des Malers, die Phase des Nicht- Mehr und des Noch-Nicht zu zeigen und damit jenen Ort auszuloten versuchen, an dem Menschen manchmal vergeblich nach Halt suchen.
Neben den Landschaftsbildern zeigt Hüniche farbige, beinahe expressive Arbeiten, die eine Zäsur ankündigen. Leuchtend-helle Farben strahlen von der Oberfläche der Leinwand, die Pinselstriche sind mit schneller Hand gezogen, zuweilen werden die Konturen nur angedeutet. Natur erscheint als Reichtum von Licht und Form und verliert in der Ausschnittdarstellung alle bedrohliche Gewalt.
Mit den Bildern unter dem wiederkehrenden und sinnfälligen Titel "Metamorphose" hat der Künstler unter dem Pseudonym "H. Barott" einen neuen Abschnitt in seiner Arbeit begonnen. Der Kontrast zum "traditionellen Hüniche" könnte kaum größer sein. Seit Anfang der 90er sind es abstrakte, manchmal surreale Themen, die der ehemalige Schlüchterner auf der Leinwand festhält. Entstanden die Landschaftsbilder unter freiem Himmel mit dem Pinsel in der Hand, arbeitet Hüniche neuerdings im Atelier mit der Gummispachtel an seinen Metamorphosen. Vertraute Gestalten und Gegenstände lösen sich in diesen Bildern in unwirkliche Räume auf. Bildaufbau und -entstehung sind nicht mehr vom Gegenstand her gedacht, sondern von jeweils einer Farbe, die im Bild in allen Schattierungen und Nuancen aufgetragen wird und aus dem Moment heraus gestaltet.
Die Ausstellung in der Kreissparkasse Schlüchern ist montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Donnerstags ist die Bilderschau bis 17.30 Uhr zu sehen. JÜRGEN SCHULTHEIS
Schilda liegt im Fußballkreis Gelnhausen. Diese Erkenntnis muß bei Durchführung der Freigericht-Meisterschaften in Altenmittlau gewonnen werden. Der Ausrichter SV 1912 bot den Teams, inklusive Abonnementsieger SV Bernbach (bereits am Mittwoch vorzeitiger Gewinner), nämlich einen auf 80 Meter verkürzten Platz an. Üblich sind Plätze mit den Maßen 70 x 105 Meter, als Minimum gelten solche mit 45 x 90 Metern. "Wir mußten dreimal auf dem verkürzten Terrain und einmal sogar auf dem Hartplatz spielen", klagte Trainer Alfred Haas vom alten und neuen Meister SV Bernbach. Mit einem lockeren 5:0-Sieg gegen den SV Somborn schloß der Landesliga-Titelanwärter diesen Vorbereitungsblock ab.
14:2 Tore und 8:0 Punkte reichten in puncto Tordifferenz nicht an den Vorjahreswert (18:3) heran. Altenmittlau und Horbach machen nach ihrem 4:4-Unentschieden mit jeweils 3:3 Zählern den zweiten Rang unter sich aus, Somborn und Neuses (jeweils 0:4 Punkte) streiten am heutigen Freitag (19.30 Uhr) um die rote Laterne. Ebenso bedeutungslos sind die Samstagspiele Horbach - Somborn (14.45 Uhr) sowie Neuses - Altenmittlau (18 Uhr), die aufgrund eines verkrusteten Spielplans (jeder gegen jeden) nur noch um die "goldene Ananas" antreten. Der einzige Vorteil: Die Spiele wurden über die volle Distanz ausgetragen. "Ich sah jedes als Trainingseinheit und lernte dabei meine Mannschaft besser kennen", resümierte SVB-Coach Haas. Zur Zeit im Trainingslager in Bermutshain spielen die Bernbacher am Samstag, 18. Juli, gegen Borussia Fulda (16 Uhr) und am Sonntag in Bermutsheim gegen Ober- Seemen (14 Uhr). Die Achse Parizon (Tor) - Borchers (Libero) - Lachmann (Mittelfeld) hat bereits gut funktioniert, Seidl/Schäfer erfüllten in der Defensive ihr Soll. "Im Angriff wird die Form entscheiden", weiß Haas um die Auswahl zwischen Bangert, Algieri sowie Krüger und Baydar. Seikel, Rieth und Repp gelten in der Verbindung als erste Wahl. Gegen Somborn schossen Repp (2), Lachmann, Rieth und Bangert die Tore. jbp
USINGEN. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sind unbekannte Täter in ein Wohnhaus im Eichkopfweg in Wernborn eingebrochen. Sie durchsuchten das ganze Gebäude. Nach Angaben der Polizei wurden Schmuck und ein Videorecorder entwendet. jom
RÜSSELSHEIM. Wie die Polizei jetzt mitteilte, drangen in der Nacht zum Mittwoch Unbekannte in ein Küchenstudio in der Stettiner Straße ein. Die Diebe ließen aus den Ausstellungsräumen drei Küchenmulden, zwei Elektroherde, zwei Rechenmaschinen und ein Kofferradio mitgehen. Den Schaden gibt die Polizei mit rund 9000 Mark an. wal
Das Hantieren mit den Vorderladerwaffen bleibt eine Sache für Spezialisten, aber auch für Individualisten. Bei diesen Waffen wird die Zündung durch Stoß oder Schlag ausgelöst, wie zum Beispiel beim Perkussionsgewehr, das bereits im 19. Jahrhundert im Umlauf war. Und wer schoß anno 1992 bei den Landesmeisterschaften in Darmstadt-Arheilgen am besten damit? Es war keiner aus der Hochburg im Main-Taunus-Kreis (Okriftel), sondern der Seeheimer Dieter Thon. Ihm gelang in der Schützenklasse die Traummarke von 100 Ringen. Weltrekord eingestellt, zählt aber nicht als Weltbestmarke. Diese können nur bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen erzielt werden. Logisch? Von 13 Schüssen werden die zehn besten gewertet, ist also ein Maximum von 100 Ringen möglich.
Albert Spöhrer (Friedrichsdorf) kam in der Altersklasse mit dem Perkussionsgewehr auf exzellente 99 Ringe, war damit Hessenmeister. Die Schützen aus dem Main-Taunus-Gebiet waren jedoch keine Meisterschafts-Touristen, sondern zeigten gerade mit der Perkussions-Pistole, was sie draufhaben: In der Schützenklasse siegte Manfred Brehl (SG Okriftel) mit 97 Ringen. Unter den "Top Ten" plazierten sich ferner Werner Köhler (ebenfalls Okriftel) sowie Hans-Georg Pfeiffer (Schützenverein Kriftel), die jeweils 95 Zähler auf ihrem Konto vereinten. In der Mannschaftswertung belegte die Schützengesellschaft Okriftel mit 377 Ringen knapp hinter dem LHSV Frankfurt (380) den zweiten Rang auf Landesebene, der SV Kriftel (371) wurde Fünfter. Was Köhler mit der Perkussions-Pistole verwehrt blieb, gelang ihm mit dem Perkussions-Revolver: Er siegte mit 96 Ringen. Damit kann die SG Okriftel mit Brehl und Köhler zwei Vorderlader-Schützen zu den deutschen Meisterschaften vom 24. bis 26. Juli nach Pforzheim entsenden. Ferner hat sich die Perkussions-Pistolenmannschaft aus der Hochburg Okriftel für diese Titelkämpfe qualifiziert. jbp
Nicht Topfavorit SG Germania Klein- Krotzenburg - der Landesligist ist nicht nur das ranghöchste Team, sondern auch Ausrichter des 19. Turnieres um den Fußball-Mainpokal - oder Bezirksoberliga- Aufsteiger Sportvereinigung 1912 Seligenstadt, sondern der Außenseiter FC Alemannia Klein-Auheim sorgte bisher am Triebweg in der Gruppe II für Furore: dem Überraschungs-Coup gegen Gastgeber Klein-Krotzenburg ließ der FCA im zweiten Spiel ein torloses Remis gegen die Spvgg. Seligenstadt folgen und führt damit die Gruppe II mit 3:1-Punkten und 1:0-Toren an. Mainflingen (1:0 gegen Hainstadt) liegt ebenfalls gut im Rennen.
Am heutigen Freitag treffen die TSG Mainflingen und die Spvgg. Seligenstadt (19.25 Uhr) aufeinander, am morgigen Samstag die Nachbar-Rivalen FC Alemannia Klein-Auheim und Spvgg. Hainstadt (17.15 Uhr). Gastgeber Germania Klein-Krotzenburg greift erst am Montag (18.15 Uhr) gegen Mainflingen wieder ins Geschäft ein. Vorentscheidend: Hainstadt gegen Spvgg. Seligenstadt (Dienstag, 18.15 Uhr) sowie Alem. Klein-Auheim gegen Mainflingen (Mittwoch, 18.15 Uhr). Als "Gruppen-Endspiel" war Klein-Krotzenburg gegen Spvgg. Seligenstadt (Donnerstag (18.15 Uhr) vorgesehen . . .
In der Staffel I führen die Sportfreunde Seligenstadt (4:2 gegen den SV Zellhausen) standesgemäß. Auch Froschhausen (1:0 gegen Klein-Welzheim) ist noch ohne Minuszähler. Zellhausen hatte zum Auftakt den türkischen SV Seligenstadt mit 3:0 aus den Latschen gekippt. Die beiden Spitzenteams der Staffel eins treffen am heutigen Freitagabend vor vermutlicher Rekordkulisse (900 bis 1000 Zuschauer) zusammen. Zellhausen und Klein-Welzheim (Samstag, 18.25 Uhr) sowie türkischer SV gegen Froschhausen (Montag, 19.25 Uhr) und Klein-Welzheim gegen Sportfreunde Seligenstadt (Dienstag (19.25 uhr) setzen das Programm am Triebweg fort.
Vor etwa 500 Auftakt-Zuschauern sorgte Robert Kellert (25.) für den Alemannia-Coup gegen den Gastgeber, der zwar pausenlos anrannte, aber bei Kontern von Barske (Lattenknaller/54.) und Reimer (58.) Gefahr lief, noch höher zu verlieren. Torwart Elmar Glaser ließ keinen durch, avancierte auch gegen die Sportvereinigung zum "Helden des Abends". Dennoch schlitterte der FCA am dritten Tag vor 750 Zuschauern erneut am totalen Triumph vorbei, denn Dirk Barske schoß in der 48. Minute einen Elfmeter vorbei. Auch beim 0:1 zwischen Klein- Welzheim und Froschhausen schoß Ex- Profi Tomas Martin (50.) einen Strafstoß vorbei, Bernd Walter (28.) hatte vorzeitig für die Entscheidung gesorgt.
Michael Kistner (18.) traf beim Mainflinger 1:0 gegen Hainstadt als einziger in die Kiste. Peter Jung (Hainstadt) schied mit einer Kopfverletzung aus. Gerd Herr (2) und Thomas Wegner erzielten die Zellhäuser Treffer beim 3:0 gegen den türkischen SV.
Beim 4:2 der Sportfreunde gegen Zellhausen trafen Ott, Ricker, Lindenau und Klein (S) sowie zweimal Christian Herr (zum 0:1 und 3:2). An den vier ersten Tagen kamen bereits weit über 2000 Zuschauer. hdp
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In der Ausgabe vom Samstag, 11. Juli 1992, hat die Auslassung des Wortes "nicht" in dem Beitrag von Wolfgang Thierse "Wir brauchen die Einsicht in die Grenzen der Politik" zu einer Sinnentstellung geführt. Im vorletzten Absatz muß es deshalb korrekt heißen: "Eine hoch arbeitsteilige Gesellschaft mit hochkomplexen Problemen wird auf gesamtstaatlicher Ebene aber ohne das Prinzip der Repräsentation nicht auskommen."
Maintal soll 100 Flüchtlinge aufnehmen Neue Runde im Streit um Asylbewerber / Landrat verärgert über Unger-Interview Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Maintal um die Aufnahme von Asylbewerbern scheinen sich zuzuspitzen. Sozialdezernent Erich Pipa (SPD) machte in der jüngsten Kreispressekonferenz deutlich, daß Maintal bei den Kontingentzahlen einen Rückstand von 260 unterzubringenden Asylbewerbern aufweise. Pipa hat nun Bürgermeister Walter Unger (SPD) ein Fax übermittelt, wonach Maintal Ende August das gesamte dem Kreis zugeteilte Kontingent in Höhe von 100 Asylbewerbern übernehmen soll. Derweil zeigt sich Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) empört über ein Unger-Interview. Als eine "ziemliche Unverfrorenheit" bezeichnet Eyerkaufer die Kritik Ungers an seiner Person, die in einem Interview im "Maintaler Tagesanzeiger" abgedruckt worden war. Darin hatte Unger unter anderem erklärt: "Wir hatten auch beim Landrat um Schulturnhallen nachgefragt, die bekanntlich während der Ferien leerstehen. Das wäre doch vielleicht nicht die beste, aber eine gute Lösung gewesen. Unser Schreiben an den Landrat wurde nicht einmal beantwortet." Nach Ungers Meinung hätte der Landrat "bei dieser Sachlage den Weg der Zuweisung nach Maintal nicht beschreiten brauchen, er hat die Flüchtlinge ja jetzt auch woanders untergebracht".
In seiner Antwort - diese übermittelte der Landrat telefonisch aus seinem Urlaubsort - zeigt sich Eyerkaufer zunächst befremdet, daß für die Unterbrin- "Termin lange bekannt" gung der Asylbewerber im Juni in Abwesenheit der kompletten Maintaler Rathausspitze nicht gesorgt worden sei, "obwohl der Zuweisungstermin in Maintal bereits seit Monaten bekannt war". Walter Unger habe ebenso wie alle anderen Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis Bescheid gewußt, "daß wir keinerlei Rücksicht mehr auf Absagen bezüglich der Aufnahme von Asylbewerbern nehmen können". Die Unterkünfte des Kreises - mittlerweile 51 - seien "mit 2600 Flüchtlingen ausgelastet". Der Landrat: "Weitere Unterkünfte können wir nicht mehr zur Verfügung stellen. Nun sind endgültig die Städte und Gemeinden gefordert."
In diesem Zusammenhang weist Eyerkaufer auch Behauptungen zurück, eine Nachfrage zur Belegung von Turnhallen sei überhaupt nicht beantwortet worden. Der Bürgermeister - so Eyerkaufer - hätte wissen müssen, wenn er seine Verwaltung so gut im Griff habe, wie behauptet, daß besagte Nachfrage "sehr wohl und unverzüglich telefonisch von einem leitenden Beamten des Landratsamtes beschieden" worden sei. Im übrigen müsse Unger als Jurist doch wohl darüber informiert sein, daß die Verantwortung für die Unterbringung von Asylbewerbern nach dem Landesaufnahmegesetz von 1980 auch bei den Städten und Gemeinden liege.
Für den Landrat "ist es peinlich genug, daß sich Vereinsvertreter und Verwaltungsbeamte einer Stadt an den Landrat wenden müssen und um Hilfe bitten, weil ihre originären Ansprechpartner, der Bürgermeister nämlich, einschließlich seiner beiden Vertreter, nicht greifbar sind". Der Gipfel sei aber allemal, daß er, Eyerkaufer, sich im nachhinein auch noch beschimpfen lassen müsse. Schließlich gibt der Landrat seinem Parteikollegen den Rat mit auf den Weg: "Herr Dr. Unger wäre besser beraten gewesen, unverzüglich seinen Urlaub zu unterbrechen, um sich von der Brisanz der Situation in seiner Stadt zu überzeugen und, wie es seine Pflicht ist, entsprechende Schritte selber einzuleiten."
Eyerkaufer bestätigt ausdrücklich die Marschroute seines Vize Erich Pipa. Und für den Sozialdezernenten stellt sich das, was in einzelnen Kommunen des Kreises geschieht, als ein "unwürdiges Schauspiel" dar. Von Lösungen, mit Asylbewerbern öffentliche Gebäude zu belegen, hält Pipa nichts. Das trage nur zum Ansteigen der Rechtsradikalen bei.
Am Donnerstag nächster Woche erwartet der Kreis ein weiteres Flüchtlingskontingent. Davon sollen 20 Asylbewerber in Langenselbold untergebracht werden. Wie berichtet, sorgen in Langenselboldausrangierte Überseecontainer - die Behausungen sind als Herberge gedacht - für Wirbel. Weitere 35 Asylsuchende kommen nach Jossgrund, 18 nach Hasselroth, zehn nach Somborn, vier nach Linsengericht und 13 übernimmt der Kreis in seinen eigenen Gemeinschaftseinrichtungen. Laut Pipa müssen offensichtlich im Zusammenhang mit der Unterbringung der in die Bundesrepublik flüchtenden Asylbewerber "dringend einige Mißverständnisse geklärt" werden. Nach Rückkehr aus seinem Urlaub hat er gleich mehrere Schreiben von Bürgermeistern aus Städten und Gemeinden des Kreises vorgefunden. Nach Pipas Darstellung kristallisierte sich dabei folgender Tenor aus: "Wir bringen zwar unter, aber für die Betreuung hat der Kreis zu sorgen" oder "Verschone uns, wir haben keinen Platz" oder "Der Kreis soll was anmieten, dann bringen wir unter." Diese Ansinnen würden aber "in eklatanter Weise die tatsächlichen Verantwortlichkeiten verkennen", stellt der Erste Kreisbeigeordnete fest. Nach dem Hessischen Gesetz über "Pflichten längst erfüllt" die Aufnahme ausländischer Flüchtlinge von 1980 seien die "Landkreise und Gemeinden verpflichtet, Asylbewerber . . ., die im Rahmen humanitärer Hilfsmaßnahmen dem Land zugewiesen werden, aufzunehmen und unterzubringen". Der Kreis habe seine Pflichten "längst erfüllt", erklärt Pipa mit dem Hinweis: "Nun nehmen wir ausnahmslos die Städte und Gemeinden in die Pflicht." Weiter betont er, daß ihm ebenfalls das Hessische Aufnahmegesetz Weisungsbefugnis verleihe. Auch sei der Kreis nicht für die soziale Betreuung der Flüchtlinge verantwortlich. Pipa: "Etwas Derartiges steht weder in einem Bundes- noch in einem Landesgesetz." Dennoch habe die Landesregierung ab einer bestimmten Anzahl die Notwendigkeit der Betreuung erkannt und zugesagt, die Personalkosten zu tragen. All dies sei aber den Bürgermeistern und den zuständigen Ämtern in den Kommunen des Kreises bekannt, betont der Sozialdezernent.
LANGEN. Glück im Unglück hatte ein Autofahrer in der Nacht zum Donnerstag auf der Autobahn A 661 bei Langen. Wegen eines Reifenschadens schleuderte der Wagen nach links gegen die Mittelleitplanke, prallte dort ab und überschlug sich auf der Fahrbahn. Der Fahrer blieb unverletzt; Sachschaden 26 000 Mark. dok
MAIN-TAUNUS-KREIS. Nach Hochheims Bürgermeister Harald Schindler (SPD) meldet sich nun auch die SPD-Kreistagsfraktion, um ihren Kollegen von der FDP Nachhilfe im Kapitel "Gymnasiale Oberstufe West" zu erteilen: Der Zusammenschluß der drei bestehenden Oberstufen an den Gesamtschulen in Hattersheim, Flörsheim und Hochheim zu einer selbständigen Verwaltungseinheit zwinge weder die Schüler, zu ihren jeweiligen Kursen und Wahlfächern von einer Schule zur anderen zu tingeln, noch würden Oberstufenlehrer an eine der beiden anderen Schulen abgeordnet.
Wenn die FDP das behauptet, meint der SPD-Schulfachmann Edgar Nebel, wisse sie entweder über das Thema nicht Bescheid oder suche krampfhaft nach Wahlkampfthemen. Für den Fall, daß die erste Annahme zutreffen sollte, hat Nebel die geplante Organisation noch einmal en détail zu Papier gebracht:
Grundsätzlich würden die Oberstufenklassen an allen drei Schulen erhalten bleiben. Lediglich die Zentralverwaltung sitze an einem Ort. Es würden jedoch Verwaltungs-Dependancen an den beiden anderen Schulen eingerichtet.
Der überwiegende Teil der Schüler, schätzt Nebel, würde durch die neue Verwaltungseinheit im Grunde nicht berührt: Wie bisher würden an allen drei Standorten - je nach Schülerzahl - zwei bis drei elfte Klassen unterrichtet. Ebenso würden die traditionellen Kursus-Fächer an allen drei Schulen angeboten: je Standort etwa vier bis fünf Leistungs- und 13 bis 15 Grundkurse. Der Sozialdemokrat: "Die Erfahrung zeigt, daß 80 bis 90 Prozent der Schüler Deutsch, Englisch, Gemeinschaftskunde, Mathematik und Biologie wählen. Diese Fächer könnten also an jedem der drei Standorte als Leistungskurse eingerichtet werden."
Die Schüler seien nur dann zum Fahren gezwungen, wenn sie seltener gefragte Fächer als Leistungskurse belegen, die deshalb möglicherweise nur an einem der drei Standorte zustande kommen. Das, so Nebel, betreffe nur wenige und sei auch jetzt so an den Gymnasien im Kreis. Durch die Neuregelung sei dagegen in Zukunft sogar ein breiteres Kursangebot zu erwarten, weil sich Schüler aus allen drei Standorten zusammenschließen können, um einen Kurs zu ermöglichen.
Auch die Lehrer müßten wegen der neuen Organisationsform nicht wild zwischen den drei Schulen zu den einzelnen Unterrichtsstunden hin- und herflitzen: Die gymnasiale Oberstufe erhalte ein Stammkollegium, dessen Mitglieder an höchstens zwei Standorten unterrichten werden. Ein Modus, bemerkt Nebel, der bereits jetzt an den Schulen in Flörsheim und Hochheim üblich sei.
Der Lehrerstamm werde darüber hinaus von "abgeordneten Pädagogen" der drei Gesamtschulen verstärkt. Die Kollegen würden aber jeweils in die Oberstufe ihres Standortes abgeordnet, müßten somit das angestammte Schulgebäude nicht verlassen.
Sind die einzelnen Schulleitungen in den drei Städten zur Zusammenarbeit bereit, ist die SPD zuversichtlich, daß die "Einheit auf drei Standbeinen" klappt. Nur, weil es so etwas noch nie gab, ist das für Nebel kein Grund dafür, daß das Projekt scheitern könnte. ana
BAD HERSFELD. Wegen zu schnellen Fahrens sind am Donnerstag bei zwei Verkehrunfällen in der Nähe von Bad Hersfeld zwei junge Autofahrer ums Leben gekommen und zwei andere Verkehrsteilnehmer schwer verletzt worden.
Nach Mitteilung der Polizei war ein 23jähriger aus Bad Hersfeld auf einer Landesstraße zwischen Kirchheim und Bad Hersfeld in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Dabei zog er sich tödliche Verletzungen zu.
Auf der Autobahn Eisenach-Bad Hersfeld kam ein 23jähriger aus Obersuhl bei einem Überholmanöver wegen zu hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab, schleuderte mit seinem Wagen über die Leitplanke und prallte auf der Gegenfahrbahn mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Der Fahrer kam bei der Kollision ums Leben, die Insassen des anderen Wagens wurden schwer verletzt. lhe
DREIEICH. In der kommenden Woche wird wieder Altpapier eingesammelt. Kartonagen und Altpapier müssen gebündelt und verpackt am Abfuhrtag von 6 Uhr an am Straßenrand stehen. Die Termine sind:
• Buchschlag und Offenthal: Montag, 20. Juli.
• Dreieichenhain: Dienstag, 21. Juli.
• Götzenhain: Dort werden die Abfälle in die "Grüne Tonne" geworfen.
• Sprendlingen: Am Mittwoch, 22. Juli, sind die Straßen westlich der B 3 und südlich der Fichtestraße dran. Am Donnerstag, 23. Juli, wird westlich der Frankfurter Straße und nördlich der Fichtestraße sowie auf der Fichtestraße eingesammelt. Ebenfalls am Donnerstag ist der Bereich östlich der B 3 sowie die B 3 selbst an der Reihe. dok
DIEBURG. Die Eifersucht zweier junger Männer auf einen 25jährigen Dieburger war auslösendes Moment für eine Explosion in der Nacht zum Mittwoch. Sie demolierten sein Auto mit einer Handgranate, die sie auf dem Offenbacher Flohmarkt gekauft haben wollen, berichtete das Polizeipräsidium Darmstadt.
Am Mittwoch hatte die Polizei von einem Sprengstoffanschlag berichtet, bei dem ein Schaden in fünfstelliger Höhe entstanden sei. Die Explosion hatte außer dem Auto des 25jährigen noch ein zweites Fahrzeug und mehrere Fassaden beschädigt. Verletzt wurde niemand.
Die beiden inzwischen festgenommenen Männer stammen aus Dreieich (Kreis Offenbach). Auch eine 17jährige aus Groß-Zimmern (Kreis Darmstadt-Dieburg) sei an dem Anschlag beteiligt gewesen, hieß es. Bei dem Streit ging es nach den bisherigen Ermittlungen um eine ehemalige Freundin des 25jährigen. lhe
SPD klagt in Karlsruhe wegen Marine-Einsatz
Schlick im Untergrund verteuert den Büroneubau für das Hanauer Ordnungsamt Mehr Platz für das Publikum
Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Die Straßenbezeichnung Wallweg zwischen Feuerwache und Marmorwerk Zimmermann geht zurück auf den früheren Stadtgraben an dieser Stelle. Der wiederum machte der Hanauer Baugesellschaft erheblich zu schaffen, als sie mit dem Bau des Bürohauses in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft beginnen wollte. Dorthin soll Ende 1993 das Ordnungs- und Umweltamt umziehen. Durch den schlickigen und damit kaum tragfähigen Untergrund war eine besondere Gründung auf vier bis sechs Meter langen Betonstelzen nötig geworden. Dieser Umstand und die Sanierung noch bestehender Bodenaltlasten aus der Zeit, als die Firma Zimmermann an dieser Stelle noch eine Eisengießerei war, verzögerten den Baubeginn bis zum Mai 1992. Die Baukosten für das Gebäude mit 2500 Quadratmeter Büro- und 100 Quadratmeter Wohnfläche (Hausmeisterwohnung) stiegen nach der Schätzung von Baugesellschafts-Geschäftsführer Hans Heimerl dementsprechend auf rund neun Millionen Mark. Die Stadt Hanau als Mieterin muß nach seinen Angaben maximal 20 Mark pro Quadrameter Miete zahlen.
Wenn die Stadt selbst gebaut hätte, so sagt Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe, wäre das so schnell und in diesem Kostenrahmen nicht möglich gewesen. Derzeit ist das Ordnungs- und Umweltamt auf zwei angemietete Gebäude in der Krämer- und in der Altstraße verteilt. Und mit knapp 2000 Quadratmetern Nutzfläche ist die Enge insbesondere in den Wartefluren so groß, daß auch Karlheinz Hoppe Verständnis für die vielen Klagen des Publikums hat.
Der Umzug bringt auch für die dann 93 Bediensteten bessere Arbeitsbedingungen. Damit einhergehen soll der Einsatz elektronischer Datenverarbeitung und eine neue Organisationsstruktur, die die Stadtverordnetenversammlung bereits beschlossen hat.
In den vier Geschossen des von Architekt Rainer Krebs entworfenen Gebäudes mit teilweiser Dachbegrünung soll im Erdgeschoß das Einwohnermeldeamt unterkommen. Darüber werden das Paßwesen, der Bereich Umwelt- und Naturschutz und ganz oben das Gewerbewesen, die Amtsleitung und eine Caféteria untergebracht werden.
Eine kleine Raumreserve ist laut Hoppe zwar eingeplant, Luxus sei aber nicht produziert worden. Das Sachgebiet Brandschutz soll künftig in der Feuerwehr-Hauptwache und kreisweiten Leitstelle am anderen Ende des Wallwegs unterkommen. Durch die Gründungsprobleme ließen sich die zunächst geplanten 64 Parkplätze im Keller nicht mehr unterbringen. Dort verbleiben nur noch Räume für die Technik. Um das Gebäude herum müssen die Besucherinnen und Besucher, künftig vom Wallweg her kommend, mit 15 bis 20 Stellplätzen vorlieb nehmen. Aber das Parkhaus Steinheimer Straße ist nicht weit entfernt.
Von den 3000 Kubikmetern ausgebaggertem Boden war laut Heimerl ein Fünftel kontaminiert. Die Beseitigung ist Sache der Hessischen Industriemüll GmbH. Derzeit lagere das kontaminierte Erdreich in Containern. Die bisherigen Altlastenuntersuchungen hätten allein 200 000 Mark gekostet. Die ordnungsgemäße Beseitigung des Erdreichs ist hier nicht mit eingerechnet.
Die Baugesellschaft erwarb 1989 insgesamt 6000 Quadratmeter von der Firma Zimmermann für 2,4 Millionen Mark. Auf rund der Hälfte baut die Gesellschaft für den Althanauer Hospitalrat 24 Altenwohnungen zur ruhigeren Lothringer Straße hin. Auf der anderen Seite, zum lauteren Innenstadtring hin, entsteht das Bürogebäude. Heimerl sagte, die Baugesellschaft habe sich die Option offengehalten, die Zimmermann-Fläche bis zum ehemaligen Schlachthof auch zu erwerben, wenn das Marmorwerk eines Tages aus der City verlagert werde. Dann könne ein städtebaulich ansehnliches Ensemble dort entstehen, wo ehedem Industriebauten standen.Wie wär's mit Autoverzicht? BUND: Innerorts geht's auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Hallo Autofahrer! Sie wohnen doch bestimmt auch in Mörfelden-Walldorf? Wie wäre es, wenn Sie die Notwendigkeit Ihrer täglichen Autofahrten einmal hinterfragten?" So beginnt das vom BUND-Ortsverband konzipierte Flugblatt, das demnächst den Automobilisten hinter die Scheibenwischer ihrer parkenden Karossen geklemmt wird.
Im Hintergrund steht die Absicht, daß die Autofahrer zumindest auf die innerörtlichen Fahrten so oft als möglich verzichten und statt dessen das Fahrrad oder gar die eigenen Füße einsetzen. "Gerade in letzter Zeit hat sich die Verkehrssituation am Dalles in Mörfelden und in der Innenstadt von Walldorf derart zugespitzt, daß es immer öfter zu gefährlichen Situationen für Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer gekommen ist", so Michael Denk von der BUND-Ortsgruppe. Außerdem solle den Leuten daran gelegen sein, ihre Stadt "nicht im Verkehr ersticken" zu lassen.
"Viel Verkehr in unserer Doppelstadt ist hausgemacht", finden die BUND-Aktivisten und plädieren dafür, "daß wir unser tägliches Verhalten ändern und die sorglose Benutzung des Autos für Kurzfahrten einschränken müssen, wenn wir in Zukunft nicht vom Verkehr überrollt werden wollen." Auf verkehrsberuhigende Maßnahmen zu warten, sei wohl kaum die richtige Lösung. wal
WETTERAUKREIS. "Der Anteil von organischem Müll, Metall und Glas ist im Vergleich zu 1986 deutlich zurückgegangen. Erschreckend ist aber der hohe Anteil von Kunststoffen, der um fast zehn Prozent gestiegen ist", faßt die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz die Ergebnisse der ersten Analyse von Restabfällen im Wetteraukreis zusammen. Nach der bundesweiten Müllanalyse von 1986 haben zwei Mitarbeiterinnen des Ministeriums Töpfer im Mai mit einer Untersuchung des Restmülls von Wetterauer Haushalten begonnen. Nach der zweiten Analyse, die im Herbst folgt, sollen genaue Daten über den Abfall zur Verfügung stehen, der trotz der verschiedenen Sammelsysteme am Ende in der großen Hausmülltonne landet.
"Mit diesen Daten können wir den Erfolg verschiedener Systeme bewerten und neue initiieren. Letztendlich werden aber Bewußtsein und Willen der Bürgerinnen und Bürger über die Entwicklung der Müllverwertung und Vermeidung entscheiden", weiß die Erste Kreisbeigeordnete. Die Daten werden außerdem bei den Planungen für die Deponie in Wölfersheim herangezogen. Dort soll eine Vorbehandlungsanlage den Restmüll sortieren, den organischen Teil verrotten lassen und anschließend einlagern.
Die erste Analyse des Restmülls wurde in Ober-Mörlen, Niddatal, Nidda, Rosbach, Butzbach und Friedberg durchgeführt. Diese Auswahl wurde im Hinblick auf eine möglichst große Aussagekraft getroffen. Über 10 500 Tonnen Hausmüll wurden dabei unter die Lupe genommen. In diesem Restabfall befanden sich noch über 30 Prozent organische Abfälle, die mit der Biotonne hätten abgefangen werden können. Auch der Anteil von Papier und Karton liegt noch bei 11,4 Prozent. Insgesamt wären noch über 67 Prozent dessen, was in der großen Einheitstonne landet, verwertbar. Dennoch: im Wetteraukreis fällt 30 Prozent weniger Müll pro Einwohner und Woche an als der von der Bundeshausmüllanalyse vor sechs Jahren ermittelte Durchschnitt. Im Vergleich zu anderen Landkreisen liegt die Menge des Restabfalls niedriger.
Müll, Müll, Müll - das politisch brisante Thema steht im Mittelpunkt des schleichenden Wahlkampfbeginns für die nächste Kreistagswahl. Auf der Pressekonferenz zu den Ergebnissen der Restmüllanalyse nahm Gila Gertz auch Stellung zu den Vorwürfen von Gederns Bürgermeister Rainer Schwarz (CDU) und der FDP-Klage gegen die Müllsatzung.
Rainer Schwarz hatte das Ausbleiben eines Vertragsabschlusses mit dem Dualen System Deutschland (DSD) kritisiert, auf die Kosten für die Bevölkerung hingewiesen und der Umweltdezernentin vorgeworfen, Zeit zu verplempern. Gila Gertz wies die Vorwürfe zurück. "Wir bemühen uns, in den nächsten drei Monaten einen Vertrag mit dem DSD auszuhandeln, aber wir wollen keinen Abschluß um jeden Preis. Für die Bürgerinnen und Bürger wird sich auch dann nicht viel ändern, und außerdem werden sich die Hersteller ihre Gebühren über Preiserhöhungen wieder von den Kunden zurückholen."
Die geplante Klage der FDP gegen die Müllsatzung des Kreises und die Vereinbarung mit dem Schwalm-Eder-Kreis, der gegen Geld den Müll der Wetterau aufnimmt, bewertet Gila Gertz als ohne Aussicht auf Erfolg. "Für die Gebühr von 190 Mark verzichtet der Schwalm-Eder-Kreis auf alle Forderungen, die sich aus der Deponierung ergeben könnten. Daß dieser Kreis sich das und seinen genutzten Deponieraum bezahlen läßt, ist klar." Die FDP habe sich selbst in einem Zeitpunkt, als sie politische Verantwortung trug, für den Müllexport entschieden und zu einer Restmüllentsorgung nichts beigetragen.
Die aktuellste Kritik der Müllpolitik kommt wieder von Landratskandidat Rainer Schwarz: Er ist gegen eine Privatisierung der Abfallwirtschaft und zieht die Ausgliederung der Abfallwirtschaft nur im Rahmen eines Eigenbetriebes in Betracht. ub
BAD HOMBURG. Ein 14 Jahre alter Mountain-Bike-Fahrer mußte am Mittwoch nach einem Sturz mit seinem Fahrrad leicht verletzt in das Kreiskrankenhaus eingeliefert werden.
Der Jugendliche fuhr auf dem Weberpfad in Richtung Karlsbrücke. An einer Waldwegkreuzung kam er bei starkem Gefälle vom geschotterten Weg ab, fuhr in ein Brombeergestrüpp, überschlug sich und blieb auf dem Lindenweg liegen. Er wurde mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht.
Rund 12 000 Mark Schaden entstand bei einem Unfall in der Friesenstraße. Nach Angaben der Polizei wollte eine Autofahrerin vom Gelände der Stadtwerke nach rechts in die Friesenstaße einbiegen. Dabei übersah sie einen von links kommenden Wagen. jom
Morgen demonstrieren Nieder-Mörler Bauern ihre eigene Geschichte mit alten Techniken Ernte wird
mit Gäulen
eingefahren
WETTERAUKREIS. "Bringt mit praktischen Vorführungen den Menschen die Geschichte nahe, zeigt ihnen, wie ihre Vorfahren arbeiteten und lebten in der fruchtbaren Wetterau, die seit der Urzeit von der Landwirtschaft geprägt wird. Damit interessiert ihr mehr Menschen für die Historie, als mit noch so guten Ausstellungen."
Von dieser Anregung des Leiters des Hessenparks in Neu-Anspach, Prof. Dr. Eugen Ernst, anläßlich der 1200-Jahr-Feier von Nieder-Mörlen, ließen sich die ortsansässigen Bauern überzeugen. Deshalb laden sie am Samstag zum ersten Bad Nauheimer Mähbinderfest ein. Mit ihm soll die rasche Mechanisierung der Getreideernte dargestellt werden.
Der erste Lauf soll bereits ab 9 Uhr in unmittelbarer Nähe der Nieder-Mörler Kleintierzüchteranlage gestartet werden, die man am Ortsausgang von Nieder-Mörlen in Richtung Ober-Mörlen leicht findet. Ab 14 Uhr folgt dann ein umfangreiches Programm mit verschiedenen Bindermähern, die von Pferden und Traktoren angetrieben werden. Ausgestellt sind auch verschiedene Arbeitsgeräte, Mähdrescher und Schlepper. Die Kinder können Kälbchen und Ferkel kennenlernen. Der Eintritt ist frei.
Seit Jahrhunderten wurde das Getreide per Hand mit der Sichel und der Sense geschnitten, dann auf dem Feld gebündelt und zum Trocknen aufgestellt. Im Winter wurde die Frucht aus den Halmen mit dem Flegel gedroschen. Bei guten Ernten auf den großen ostdeutschen Gütern wurden rund vier Monate benötigt.
Deshalb setzten sich auf den dortigen großen Gehöften zuerst die weitaus schneller arbeitenden Dreschmaschinen durch. Nach Angaben des Leiters des Wetterau-Museums, Michael Keller, war es 1880 auch in der Wetterau soweit: Die Dreschmaschine mit Dampflokomobilantrieb auf genossenschaftlicher Basis wurde eingesetzt, nachdem sie schon etwa 20 Jahre vorher gemeinsam mit Mähmaschinen bekannt geworden war.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden immer wieder technische Verbesserungen erzielt, die Arbeitskräfte einsparte und die Produktivität weiter in die Höhe schraubte. 1927 kamen die ersten amerikanischen Mähdrescher nach Deutschland. 1931 wurde dann der erste deutsche Mähdrescher gebaut.
Der zweite Weltkrieg mit seinem Landarbeiter- und Pferdemangel machte den Einsatz der Maschinen erforderlich. Rund 1500 Mähdrescher waren gegen Kriegsende in Deutschland im Einsatz. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren veränderte sich die technische Ausstattung der Landwirtschaft nur geringfügig. Außerdem waren zu dieser Zeit genügend Arbeitskräfte vorhanden.
Der Häckseldrusch blühte kurzzeitig auf. Nach der Währungsreform zog der Wiederaufbau die Arbeitskräfte vom Land ab. Die Stunde des Mähdruschs hatte geschlagen. 1950 wurde im Bundesgebiet noch kein Mähdrescher gesehen. Dann ging es sprunghaft aufwärts: 1951 waren es 500 Maschinen, 1952 1400 Mähdrescher und im Jahr darauf 2500.
Zu jener Phase vermerkt der Leiter des Friedberger Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung Werner Schaaf im Buch "Die Wetterau": "Nachdem die Versorgung der Bevölkerung eingangs der 50er Jahre in etwa gesichert war, begann in der Landwirtschaft ihre bisher stürmischte Phase. Wissenschaft, Landtechnik, Industrie und die gesamte Wirtschaftsentwicklung gaben ständig die Initialzündungen zu einem immer schneller sich vollziehenden Umwandlungsprozeß." Obwohl die Zahl der Betriebe und der in Landwirtschaft Beschäftigten seitdem ständig zurückging, wurde die Produktion stetig erhöht.
Schaaf: "Bis Ende der 50er Jahre wurden rund 80 bis 120 Arbeitsstunden pro Hektar Getreide von der Saat bis zur Ernte mit dem Selbstbinder benötigt. Dazu kam noch der Drusch in der Scheune, für den man etwa 15 bis 20 Arbeitsstunden pro Hektar ansetzen konnte." Für diese Arbeiten waren mindestens 2 bis 3 und beim Drusch gar acht bis zehn Arbeitskräfte notwendig. Schaaf weiter: "Die gleichen Arbeiten kann heute einer in etwa 15 bis 20 Arbeitsstunden pro Hektar schaffen." str
Freitag, 17. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Awar Dance Theatre - "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback - "Kabasurdes Abrett - und nun: aufgehört!".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue.
Ökohaus, Kasseler Straße: Lesbisch-Schwule Kulturtage - 20.30 Uhr, Les Reines Prochaines "Liebe"; 22.30 Uhr, Jordan & Arias "Vissi d'Arte oder die Schlacht der Primadonnen". Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Gans'n Garnet.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Mallet.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Sailor in Car & Creativ Paranoia.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Tony Humphries.
Café Cicero, City-Passage: 20.30 Uhr, John-Coltrane-Memorial-Konzert.
ESG, Lessingstr. 2-4: 20 Uhr, Lateinamerikanisches und arabisches Tanzfest.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert mit Werken von Bach und Karg-Elert. Samstag / Sonntag, 18. / 19. Juli
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa., 21 Uhr, Awar Dance Theatre "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: Sa./So., 21.30 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback "Kabasurdes Abrett - und nun: Aufgehört!".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue.Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, The Rude Kids; So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Gans'n Garnet; So., 19 Uhr, Michel. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, Mallet.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, United Jazzband; So., 22 h, Piano George.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Kölner Saxophon Mafia, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Frankfurt City Bluesband, Burggraben Höchst.
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: Sa., 20 Uhr, Fest "Gnadenlos geschmacklos" mit Georgette Dee & Terry Truck, Krista Bernstein & Future; Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Akkordeon Orchester Wiesbaden; So., 11 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Prag; 15.30 Uhr, Männergesangverein "Teutonia" Schwanheim.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Akkordeon-Orchester Mühlheim; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JuZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Jugendzentrum Fechenheim Nord, Borsigallee 8-10: 15 Uhr, 4. Fechenheimer Rockfestival mit Crow Feet Junction, Marx B. Band, Dr. Froghouse, Tom Tyler & Indian Gift, Le Cri.
Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 15 Uhr, Albert Mangelsdorff, Sweets of Sin, Gustav Rabe Band, Stefanie Bechtold, Amateurparodisten.
ari KASSEL, 16. Juli. In einem Rechtsstreit um Entschädigung für die Rückenmarkserkrankung eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten hat das Bundessozialgericht (BSG) eine umfassende Aufklärung der möglicher Gefährdungen durch den Umgang mit chemischen Kampfstoffen verlangt. So müßten beispielsweise nähere Einzelheiten über Erkrankungen und Todesfälle bei Soldaten, die mit ABC- Waffen umgehen, sowie die Gründe für eine angebliche Verschärfung der Sicherungsvorschriften für ABC-Übungen aufgeklärt werden, heißt es in der jetzt veröffentlichten Entscheidung des Kasseler Gerichts.
Die Hardthöhe (Bundesverteidigungsministerium) hat dabei nach höchstrichterlicher Feststellung - ungeachtet der finanziellen Interessen am Ausgang des Rechtsstreites - "erschöpfend und wahrheitsgemäß" Auskunft zu geben. (AZ: 9a RV 4/91)
Anlaß für diese Feststellungen ist die Klage eines ehemaligen Zeitsoldaten der Bundeswehr, der seine Rückenmarkserkrankung auf den Umgang mit CS-Tränengas und anderen gefährlichen chemischen Stoffen zurückführt. Seine Klage auf Entschädigungsleistungen war in den ersten beiden Instanzen mit Blick auf ärztliche Gutachten abgewiesen worden. Das BSG hob diese Urteile auf und verpflichtete die Vorinstanz, sich vor einer neuen Entscheidung des Falles um die erforderliche Aufklärung zu bemühen.
Falls einzelne Informationen "im Staatsinteresse" geheimgehalten werden müßten und deshalb keine Möglichkeit bestehe, die Krankheit des Klägers auf den dienstlichen Umgang mit Kampfstoffen zurückzuführen, dürfe eine solche "planmäßige Unklarheit" nicht zu Lasten des Klägers gehen, meinten die Kasseler Richter. Im Zweifel müsse das Bundesverteidigungsministerium beweisen, daß die verwendeten Stoffe als Ursache für die Krankheit des Klägers ausscheiden.
Jeden Mittag drängen sich Berufstätige in den Metzgereien und vor den Pommesbuden. Stehend stillen sie da hastig ihren Hunger. Ob das auf Dauer gesund ist? Dieser Frage ging das FR-mobil-Team während eines Expertengesprächs in der Kantine des Friedberger Landratsamtes nach. Im folgenden Auszug kommen die AOK- Ernährungsberaterin Stephanie Caspar aus Frankfurt, der Kantinenchef Norbert Lauster-May und Landrat Rolf Gnadl zu Wort. Deren Empfehlung: Hände weg von der Currywurst! Das Gespräch führten die FR- Redakteure Bernd Salzmann und Klaus Nissen.
FR: Wir sitzen hier hoch über Friedberg und können zwischen lauter lekkeren Speisen wählen. Die Kreis-Bediensteten sind zu beneiden.
Gnadl: Früher war die Kantine im Keller. Wenn es Rippchen mit Kraut gab, sind ab zehn Uhr die Fliegen in allen vier Stockwerken von der Wand gefallen, weil der Sauerkrautdampf bis ins Dachgeschoß gestiegen ist. Die Zeiten sind vorbei. Was die Qualität des Essens anbelangt: Hähnchen heißen heute Hähnchen. Früher nannten wir sie Gummiadler.
FR: Darf jeder Hungrige zu Ihnen kommen und mittags Hähnchen speisen? Gnadl: Nur Bedienstete aus befreundeten Behörden. Wir dürfen der Gastronomie keine Konkurrenz machen. FR: Damit verzichtet der Kreis womöglich auf ein lukratives Geschäft. Macht die Kantine Verlust oder Gewinn?Kreis zahlt pro Gedeck einen Zuschuß Gnadl: Wir zahlen fürs Gedeck eine Mark, als freiwillige Leistung für unsere Bediensteten. Damit sie sich wohl fühlen und eine gute Arbeitsleistung erbringen. Deswegen kommen die 300 000 Mark, die wir dafür im Jahr einsetzen, an anderer Stelle wieder heraus. In Form von Arbeitsleistung. FR: Anderen Arbeitgebern ist das Mittagessen ihrer Angestellten egal. Die meisten Berufstätigen müssen sich im Schnellimbiß verpflegen. Da verspeisen sie hastig Leberkäse und Currywürste. Ist das eigentlich schädlich, Frau Caspar?
Caspar: Wenn man einmal im Jahr oder im Monat eine Currywurst zu sich nimmt, macht das natürlich nichts aus. Aber sie ist schon problematisch. Die Currywurst ist eine Kalorienbombe und schwimmt in Fettpampe. Ansonsten hat sie nicht sehr viel Nährwerte. Nach dem Verzehr fällt man meistens erst recht ins Mittagstief. Sie belastet den Organismus, wenn sie im Magen liegt und verdaut werden muß. Das ist mit Pommes frites genauso. Auch mit Leberkäse und Bratwurst.
FR: Was empfehlen Sie Leuten wie uns, die keine Kantine und mittags sehr wenig Zeit haben?
Caspar: Prüfen Sie, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, sich mit besserem Essen beliefern zu lassen. Vielleicht gibt es eine Pizzeria in der Nähe, von der man sich Salat oder Nudelgerichte kommen läßt. Wenn das nicht geht, bringen Sie sich etwas von daheim mit, das sie am Abend vorher zubereitet haben.
FR: Wenn die Zeit nur für eine Stulle am Schreibtisch reicht, esse ich mich erst abends so richtig satt. Ist das für den Körper in Ordnung?
Caspar: Das ergibt keinen Nachteil. Aber zwischen der Hauptmahlzeit und dem Schlafengehen sollte eine Pause sein. Zwei bis drei Stunden. Weil das Verdauungssystem über Nacht nicht so gut arbeitet und das Essen lange im Magen liegen bleibt. Dabei wird auch der Schlaf beeinträchtigt.
FR: Müssen sich bewegungsarme Büromenschen grundsätzlich anders ernähren als körperlich aktive Leute?
Caspar: Sie sollten weniger fette Sachen essen. Dafür mehr Gemüse, Salate, Kartoffeln, Reis.
FR: Sind Sie Vegetarierin?
Caspar: Ich esse sehr wenig Fleisch. Vegetarische Gerichte sind kalorienärmer. Lauster-May: Wer am Schreibtisch arbeitet, braucht nicht mehr als 1800 Kalorien am Tag. Deswegen bieten wir hier ja auch fleischfreie Gerichte an. Fritierte Champignons sind zum Beispiel der Renner. Vegetarisches wird montags am meisten genommen, weil man vom Wochenende noch übersättigt ist.
FR: Bei geistiger Arbeit will der Körper auch beschäftigt sein. Da futtern wir Süßigkeiten und trinken allzuviel Kaffee. Wie kann man das vermeiden? Gnadl: Ich trink zur Zeit Zitronensaft. Auch, um abzunehmen. Aber es ist lästig, muß ich sagen.
Caspar: Man kann statt des Kaffees Mineralwässer und Fruchtsäfte trinken. Aber gegen drei, vier Tassen Kaffee am Tag ist nichts zu sagen. Ich muß mir ja nicht alles verbieten.
Gnadl: Neulich wurde die Dienstordnung unseres Hauses überarbeitet. Die Kaffeemaschinen in den Büros sind jetzt erlaubt. Im ursprünglichen Entwurf sollten die rausfliegen. Aber das ist irgendwo Theorie.
Frage: Es ist eigentlich kurios. Man weiß gar nicht, was Sie politisch vorher gemacht haben. Sie sind eine totale Seiteneinsteigerin. Normalerweise ist das so, daß man politisch irgendwie schon aktiv war, um überhaupt auf die Idee zu kommen, bei den Grünen mitzumischen.
Weiske: Irgendwann werde ich mich mal hinsetzen und meinen Weg aufschreiben. Manchmal kommt es mir richtig unwirklich vor, was da passiert ist. Ich habe politisch nie in irgendwelchen organisierten Zusammenhängen gearbeitet. Ich bin natürlich in der FDJ gewesen, wie die meisten. Ich bin dann irgendwann gegen Ende meines Studiums aus diesem Verein ausgetreten, und damit hatte sich der Fall erledigt. Ich war nicht einmal Kandidatin der SED, wurde nur mit 18 Jahren einmal gefragt, ob ich nicht einmal in die Partei wolle. Da habe ich denen gesagt, daß ich an einer Partei, die nur aus Karrieristen besteht, keine Interesse hätte. Danach hat mich nie wieder jemand gefragt. Meinen Mann haben sie immer wieder bearbeitet und schikaniert, bis zur Wende. Er ist seinen vorletzten Arbeitsplatz aus politischen Gründen losgeworden. Ich war während meiner Arbeit als Ärztin ziemlich kritisch. Wir hatten ja auf allen Ebenen ziemlich subtile Unterdrükkungsmechanismen. Beispielsweise wurden Ärzte, die nicht stillschweigend schlechte Verbandsmaterialien, Mangel an Medikamenten und schlecht ausgebildeten Schwestern hinnahmen, als unfähig hingestellt. Wenn man sich bei Plandiskussionen lauthals über die schlechten Bedingungen beschwerte, dann wurde einem schnell klargemacht, daß man alles von einem falschen Standpunkt aus sehe. "Die anderen Kollegen finden auch einen Weg, Frau Weiske", ich höre diese Herrschaften heute noch singen. Es sind dieselben Leute, die seit der Wende unser Gesundheitswesen abwickeln.
Frage: Das heißt, Sie lebten bis auf die FDJ-Mitgliedschaft immer in einem politischen Vakuum?
Seit 1985 war ich teilberufsunfähig wegen meiner Diabetes. 1987 habe ich einen Paß beantragt. Bei uns durfte man ja reisen, wenn man nicht mehr voll berufstätig war. Ich hatte aber keine Westverwandtschaft und natürlich auch kein Westgeld, also hatte ich davon nichts. Ich bin dann nur mal nach West-Berlin gefahren und habe mir dort Materialien und Quellen besorgt, soviel ich kriegen konnte. Bei uns war ja sogar die Veröffentlichung einer einfachen Wasseranalyse verboten. Ich habe Waldschadensbe richte verteilt und vom Westberliner Kir-
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle u. v. m.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Fotoausstellung Rainer Werner Fassbinder bei der Arbeit" (bis Ende Aug.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung. Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
STEINBACH. Post vom Bürgermeister haben jetzt 40 bis 50 Mädchen und Jungen erhalten. Sie hatten ans Steinbacher Rathaus geschrieben, daß ihnen nahe der Herzbergstraße ein Bolzplatz fehle. Der Bolzplatz ist den Kindern noch nicht sicher. Ein Erfolg war ihr Brief auf alle Fälle: Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) kommt demnächst mit allen Amtsleitern in die Herzbergstraße, um mit Kindern und Erwachsenen die Spielplatzsituation zu diskutieren. Auftakt einer neuen Reihe "Mobiles Rathaus vor Ort".
Bürger müssen nicht mehr ins Rathaus, das Rathaus kommt zu ihnen: "Viele Probleme kann man nur vor Ort klären", weiß Parnet. Und am liebsten sollen auch gleich Entscheidungen fallen.
So bewegen sich beim "mobilen Rathaus" mit dem Bürgermeister alle Amtsleiter durch die Stadt. Verweise auf fremde Zuständigkeiten und angeblich verantwortliche Abwesende soll es nicht geben. Möglichst alle, die bei Entscheidungen ein Wort mitzureden haben, werden zu den Terminen geladen.
Beim Mobilen-Rathaus-Auftakt in der Herzbergstraße am Donnerstag, 6. August, 17 Uhr, soll deshalb auch ein Vertreter der zuständigen Wohnungsbaugesellschaft mitmischen. Als weitere Termine stehen ein Besuch des Hessenrings fest (2. September, 18 Uhr) mit dem Schwerpunkt Verkehrsberuhigung und Gespräche mit Passanten auf dem Pijnakker-Platz (31. Oktober, 10 Uhr). Dabei soll es um die weitere Umgestaltung etwa zu einer Fußgängerzone gehen.
Die Steinbacher können bei den Treffen aber nicht nur zu den vorgegebenen Themen etwas sagen, sondern alles an den richtigen Rathaus-Mann bringen, was ihnen wichtig ist. Edgar Parnet rechnet auch mit kritischen Tönen: "Es gibt nicht nur Positives in einer Gemeinde."
Das mobile Rathaus löst die Bürgergespräche ab, zu denen Parnets Vorgänger Walter Herbst Einwohner straßen- und ortsteilweise ins Rathaus eingeladen hatte. Diese seien mit 25 bis 30 Besuchern zwar gut gelaufen, aber an Ort und Stelle sei vieles noch flexibler zu handhaben, begründet Parnet seine Neuerung.
Zudem hofft er auf eine breitere Palette von Themen als bei den Bürgergesprächen, die sich zuletzt vor allem um Verkehrsfragen drehten. "Die Leute trauen sich oft nicht ins Rathaus", weiß der Bürgermeister. Schwellenängsten - weniger redebegabte Einwohner überwinden sie auch in Bürgerversammlungen nicht - will er so die Grundlage nehmen.
Auf der Straße sollen sie weitgehend schwinden, hofft er. Außerdem soll die Arbeit der Stadtverwaltung dadurch für die Einwohner durchsichtiger und Aggressionen sollen abgebaut werden.
Die Stadtverwaltung kommt den Einwohnern entgegen, um "Rede und Antwort zu stehen". Parnet hält das für kleine Städte für nachahmenswert: "In einer Stadt mit 10 500 Einwohnern kann man so etwas ruhig wagen." stk
HATTERSHEIM. Nach langem Warten ist es endlich soweit: Am Montag, 20. Juli, öffnet das neue Postamt am Marktplatz seine Pforten. Von 8 Uhr an können dort nicht nur Briefmarken gekauft und Telegramme aufgegeben werden.
Die Eröffnung hatte sich erheblich verzögert. Schuld daran war - wie berichtet - ein Lastenaufzug, mit dem die Briefe vom Parterre in den ersten Stock zum Sortieren befördert werden. Der hatte nach Angaben der Oberpostdirektion nicht die erforderlichen Maße.
Der private Bauherr des Gebäudes, in dem sich die Post eingemietet hat, mußte deshalb einen neuen Aufzug einbauen und den dann von TÜH und Gewerbeaufsicht neu abnehmen lassen. Das dauerte: Der anfangs für Februar / März geplante Umzug war zuletzt von einer Leserin am FR-Telefon moniert und von der Redaktion hinterfragt worden.
Das neue Postamt am Marktplatz wird am Montag stillschweigend, also ohne jede Feierlichkeit in Betrieb gehen, das alte Gebäude in der Untertorstraße ebenso lautlos geschlossen. Gelegenheit, in dem Neubau hinter die Kulissen zu schauen, gibt es jedoch: Für Samstag, 22. August, wird ein Tag der offenen Tür vorbereitet. Angekündigt sind dafür unter anderem Kutschfahrten, Musik und Gewinnspiele. kkü
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zukkermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31.7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunststoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen.
Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19.8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Adria: Zwischenfälle mit Kriegsschiffen
Staatsanwalt fordert für Raubmord lebenslänglich 25jähriger Drogenabhängiger tötete 83jährige Von Wolfgang Heininger HANAU / FLÖRSBACHTAL. Lebenslänglich wegen eines "rücksichtslosen und brutalen" Raubmordes hat Staatsanwalt Hans-Walter Jung gegen den 25jährigen tschechoslowakischen Staatsangehörigen Rene V. gefordert. Der drogenabhängige Mann war im November des vergangenen Jahres in die Wohnung der 83 Jahre alten Hermine S. in Flörsbachtal eingedrungen, hatte sie mißhandelt und in einer Weise geknebelt, daß die Frau jämmerlich erstickte. Anschließend hatte er die Wohnung durchsucht, Wertgegenstände und Bargeld in Höhe von 150 Mark mitgenommen. Der Rechtsanwalt des Angeklagten, Ulrich Will, vermochte in diesen Handlungen keine Mordabsicht zu erkennen. Er plädierte für eine Freiheitsstrafe unter zehn Jahren. In den vorausgegangenen Verhandlungsterminen vor der Ersten Großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts unter dem Vorsitzenden Richter Heinz Frese hatte der Angeklagte die ihm zur Last gelegte Tat im wesentlichen eingeräumt, eine Tötungsabsicht gegenüber der Frau allerdings bestritten. Der Rauschgiftsüchtige wollte sich an diesem 26. November 1991 neuen Stoff besorgen, hatte allerdings kein Geld mehr. So verfiel er auf die Idee, bei Hermine S. zu klingeln, sich als Polizeibeamter auszugeben und sie nach Öffnen der Tür zu überwältigen. Um sich zu tarnen, hatte er sich eine mit Schlitzen versehene Plastiktüte über den Kopf gezogen und Klebeband zum Fesseln mitgenommen.
Daß sich die Rentnerin wehrte und schrie, wurde ihr zum Verhängnis. Rene V. schlug sie, rang sie nieder, fesselte und knebelte sie, und zwar mit solcher Gewalt, daß sie erstickte. Während der Angeklagte im späteren Verhör bei der Polizei zunächst angab, die Frau habe noch gelebt, als er die Wohnung verließ, unterbreitete er in der Verhandlung die Version, im Verlauf des Kampfs sei sie plötzlich zusammengesackt und tot gewesen.
Beide Aussagen wertete Staatsanwalt Jung in seinem Plädoyer als von den Gutachtern eindeutig widerlegt. Die Befunde hätten einen langen und schmerzhaften Todeskampf nach schweren Verletzungen wie Rippenbrüchen, Rachen- und Lungenverletzungen aufgezeigt, und das alles "wegen ein bißchen Schmuck und 150 Mark". Daß der Angeklagte nicht planlos gehandelt habe, zeigten die Vorbereitungen zu seinem Überfall. So hatte er Zettel geschrieben, die unter anderem eine fingierte Vollmacht für ihn zum Abheben von Geld der Frau enthielten.
Das kaltblütige Vorgehen des Tschechen habe sich auch daran gezeigt, daß er während des Todeskampfes der Frau seelenruhig die Wohnung nach Wertgegenständen durchsucht und sogar Eier und Wurst aus ihrem Kühlschrank geholt und gegessen habe. Auf der Suche nach mildernden Umständen war Staatsanwalt Jung nicht fündig geworden, sagte er weiter. Schon im Vorfeld der Bluttat habe Rene V. eine erhebliche kriminelle Energie besessen. Und zur Tatzeit habe er sich weder in einem Rauschzustand befunden, noch habe er massive Entzugserscheinungen gehabt.
Verteidiger Ulrich Will argumentierte dagegen, weder der Raub noch die Tötung seien geplant gewesen. Hätte sich der Angeklagte gut überlegt, zu Geld zu kommen, dann wäre er bestimmt nicht darauf gekommen, die unvermögende Frau zu berauben, sondern hätte sich ein lohnenderes Opfer gesucht. Es handele sich somit um einen typischen Fall von Beschaffungskriminalität.
Will erinnerte an die widrigen Lebensumstände des Angeklagten seit seiner Kindheit. Das Leben habe ihm nie eine reelle Chance gegeben. Und als er nach der Flucht aus der Tschechoslowakei auf sportlichem Gebiet habe Fuß fassen können, sei ihm das zum Verhängnis geworden: Um im Fußballverein Leistung zeigen zu können, begann er Kokain einzunehmen. Das Urteil soll am kommenden Montag um 11 Uhr verkündet werden.
HOFHEIM. Das Gespräch beginnt mit einem Fauxpas: "Wir sind keine Kleingärtner." Josef Mitternacht weist eine solche Titulierung weit von sich. "Die sind viel zu uniformiert", findet er und versucht sich vorzustellen, wie man all die unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten, die er anbaut, auf 20 Quadratmetern unterbringen könnte. Geht nicht. Auch liebevoll gezogene Rosen oder symmetrisch angelegte Blumenbeet-Arrangements sind nicht seine Sache oder die "seines" Vereins. Die 95 Mitglieder im Gartenbauverein Hofheim haben zwar auch abgezäunte Areale. Aber was sie darin tun, erinnert mehr an die landwirtschaftliche Arbeit eines Kleinbauern.
"Eine geschlossene Anlage wie bei den Kleingärtnern kann nicht der Sinn von Naturfreunden sein", bemüht sich Josef Mitternacht eine weitere Abgrenzung zu finden, um den Unterschied zu verdeutlichen. Der Hofheimer hat vor mehr als 40 Jahren seine 1300 Quadratmeter in den Bauerlöcherwiesen erworben. "Von Hand haben wir damals den Boden zwei Spatenstich tief gerodet", erinnert er sich an die anstrengende Pionierarbeit. Mehr als zwei Jahrzehnte später machten es ihm andere Pächter und Bodenbesitzer in der Umgebung nach: Heute liegen rund um die drei markanten Pappeln zahlreiche Kleinäcker und Obstbaumkoppeln.
"Praktisch als eine Notgemeinschaft", so der zweite Vorsitzende Franz Kraus, "ist der Gartenbauverein 1975 entstanden". Denn ursprünglich hatten die meisten der heutigen Mitglieder kleine Flächen in den stadtnah gelegenen "Krautgärten". Als das Gebiet zu Bauland wurde, mußten sie weichen und sich in den Bauerlöcherwiesen niederlassen. Die Wiesen wurden urbar gemacht: Jetzt reicht die Palette der gärtnerischen Erzeugnisse für den Eigenbedarf - je nach persönlichen Vorlieben - von Kartoffeln, Salaten und Rüben über Beeren aller Art bis hin zu zig verschiedenen Äpfel- und Birnensorten.
Einige Jahre vergingen, bis die Untere Naturschutzbehörde auf die emsigen Pflanzer aufmerksam wurde. "Die wollten uns erst nur einen 60 Zentimeter hohen Zaun erlauben", meint Kraus mit einem leicht empörten Klang in der Stimme. "Da wäre doch jeder Hase drüber." Doch man fand einen Kompromiß. In Abstimmung mit dem Kreisbauamt durften höhere Umgrenzungen entstehen. Die Auflage jedoch lautet: Mindestens zwei Drittel der Fläche müssen gärtnerisch genutzt werden. Außerdem gibt es in den Gärten weder Wasseranschluß noch Strom. Das unentbehrliche Naß für die Pflanzen fangen Mitternacht und Kraus bei jedem Regen auf.
Der war in der letzten Tagen zwar wieder arg rar - doch die dunklen Ränder um Mitternachts Kohlrabiblätter verraten, daß sie in den Genuß einer besonderen Pflege gekommen sind. Schließlich sollen auch dieses Jahr wieder fußballgroße Kolosse heranwachsen. "Dreieinhalb Kilo und nicht holzig", deutet Josef Mitternacht auf die noch unter der Erde versteckten Schätze. Schätze, die seine Frau anschließend verwertet und damit gesunde Kost auf den Tisch bringt. "Denn", betont Mitternacht, "da ist keinerlei Chemie dran".
Von gekauftem Gemüse könne man das nicht behaupten. "Als meine Frau neulich Radieschen gekauft und zu Hause abgewaschen hat, hat es richtig geschäumt", ekelt sich Josef Mitternacht noch im nachhinein. "Schmeiß die sofort weg!", hat er zu ihr gesagt.
Inzwischen gilt bei den Mitternachts mal wieder ein absolutes Einkaufsverbot für Gemüse. Schließlich ist das gesündere Leben immer noch der Hauptgrund für die mühevolle und oftmals rückenkrümmende Arbeit im Gärtchen. Bei schönem Wetter entschädigt auch der Blick von der gemütlichen Liege auf das Reich mit dem kleinen Rasenteppich mittendrin.
"Gärtnerische Finessen haben mich schon immer interessiert", sagt Mitternacht. Wie man sich die aneignet? "Lesen, lesen, lesen." Bücher aus der ehemaligen DDR seien besonders verständlich", lobt Mitternacht die sozialistischen Schinken, die er über eine Frankfurter Buchhandlung bezogen hat.
Die daraus gewonnenen Kenntnisse zusammen mit den jahrelangen Erfahrungen ("Bohnen ranken immer links rum") behält der Vereinsvorsitzende nicht etwa für sich - auch wenn Dummheit einem guten Kartoffelertrag nicht im Wege steht, wie ein Sprichwort sagt: Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder, und dann werden Tips und Tricks ausgetauscht. SUSANNE SETTEMEYER
ESCHBORN. "Vernünftig und sinnvoll" findet die Stadt-FDP den Vorschlag ihrer Landtagsabgeordneten Heiner Kappel und Jörg-Uwe Hahn, die Asylbewerber in geschlossenen Einrichtungen unterzubringen (die FR berichtete). "Das hat überhaupt nichts mit Einsperrung zu tun", findet der Vorsitzende des Ortsverbandes, Friedrich Kohlhauer, "sondern schützt die deutsche Bevölkerung vor kriminellen Übergriffen und zumindest ein wenig vor unberechtigter Zuwanderung".
Die Liberalen meinen, daß diejenigen, die sich ständig für die maximalen Rechte der Asylbewerber einsetzen, einmal intensiv darüber nachzudenken hätten, wer denn die finanziellen Lasten zu tragen habe. Allein die Hessische Gemeinschaftsunterkunft (HGU) habe im Vorjahr 150 Millionen Mark benötigt.
Der Anstieg der Asylbewerber in Deutschland hänge nicht nur mit der weltpolitischen Lage zusammen, meint Kohlhauer, sondern auch damit, daß es sich herumgesproche habe, wie angenehm und unbehelligt man in Deutschland über Jahre hinweg leben könne. Das gelte auch, obwohl die meisten Asylsuchenden letztendlich nicht die geringste Chance hätten, anerkannt zu werden. set
DREIEICH. Die Wärmeabdeckung am Parkschwimmbad in Dreieich funktioniert. Auch das Wasser hat die angenehme Schwimmtemperatur von 22 bis 23 Grad erreicht. Doch die gesamte Solaranlage, sprich die Solarabsorbermatten auf dem Dach der Umkleidekabinen am Freibad, werden höchstwahrscheinlich in diesem Jahr nicht mehr fertig.
Die Stadt liegt im Clinch mit der ausführenden Firma. Bürgermeister Bernd Abeln schließt auch eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht mehr aus.
Eigentlich sollte die gesamte Solaranlage für das Bad zur Eröffnung der Sommersaison funktionsfähig sein. Doch bei den Solarabsorbermatten stagnieren die Arbeiten seit geraumer Zeit. Die Firma habe gegenüber der Stadt erklärt, sie habe kein Patent für diese Arbeiten. Abeln: "Es liegt keine Patentverletzung vor." Im Gegenteil, es ist schlampig gearbeitet worden, mosert Abeln.
Und dafür müßte die Firma geradestehen, schließlich müßte sie das auch bauen können, was sie anbiete. dok
ROSBACH. Anfang 1991 war von Detlef Brechtel zuletzt die Rede gewesen, als er in nur einer halben Stunde die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger im Amt des Bürgermeisters, Reinhold Medebach, übergeben hatte. Seitdem ist es still geworden um das Stadtoberhaupt der Jahre 1979 bis 1990. Hatte Brechtel nicht angekündigt, in den Reihen von FWG oder CDU die harten Oppositionsbänke drücken zu wollen, um mit intimer Detailkenntnis aus der Vergangenheit der damals gut funktionierenden Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP "Dampf zu machen"? Wollte er nicht der Kommunalpolitik erhalten bleiben? Nichts davon geschah.
Auch die Leute in Rosbach, die sonst eigentlich alles wissen, geraten in Verlegenheit, wenn man sie nach Brechtel befragt. Ja, er wohne noch in Rodheim. Er hätte irgendwas mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der ehemaligen DDR zu tun, sei wochenlang nicht zu Hause. Jemand ganz Schlauer hegte den Verdacht, Brechtel stecke hinter der das Sommerloch füllenden ungewohnten Presseaktivität der CDU in diesen Tagen.
So ganz falsch liegt der Rosbacher "Buschfunk" nicht. Brechtel, der am 17. März seinen 50. Geburtstag feiern konnte, ist vor allem, aber nicht nur, in der ehemaligen DDR auf Achse. 30 000 Kilometer im Jahr spult er mit dem Auto ab. Am gestrigen Donnerstag beispielsweise hatte er in Wiesbaden bei der CDU- nahen Hessischen Akademie für Kommunalwissenschaften zu tun, um über das Problem von Baulücken in bebauten Ortslagen "hüben und drüben" zu konferieren. In der kommenden Woche will er nach Dresden düsen. Im dortigen Regierungspräsidium wird verwaltungsintern über das Thema "Koordinierung von Bauleitplänen der Gemeinden" diskutiert. Brechtel ist dabei und will anregen, daß ressortübergreifende Teams gebildet werden sollten, damit in einer einzigen Sitzung über die Genehmigungsfähigkeit eines konkreten kommunalen Flächennutzungs- oder Bebauungsplans beraten werde. Langwieriger Schriftverkehr von Behörde zu Behörde lasse sich auf diese Weise zeitsparend vermeiden.
Die beiden aktuellen Beispiele, die Brechtel am Donnerstag im Gespräch mit der Lokal-Rundschau nannte, lassen erkennen, was er seit eineinhalb Jahren tut: Er vermarktet das kommunale Fachwissen, das ihm früher in der Stadtverwaltung des rheinland-pfälzischen Ingelheim, in der Bezirksregierung von Neustadt an der Weinstraße, als oberstem Standesbeamten von Rheinland-Pfalz und schließlich als langjährigem Bürgermeister von Rosbach zugewachsen ist und zwar als "freier Mann". Berater-Aufträge der Konrad-Adenauer-Stiftung oder der von dem Rosbacher CDU-Stadtverordneten Hartmut Saenger betreuten Hessischen Akademie in Wiesbaden machen nach seinen Angaben nur einen kleinen Teil seiner Aufgaben aus. Manchmal hat Brechtel auch in Hamburg als Finanzberater zu tun, um kommunale Kreditnachfrage und Geldangebote der Banken zusammenzubringen.
Brechtel bringt in der Hauptsache aber seinen Sachverstand ein, wenn von Rostock bis Dresden in den Kommunen Beratungsbedarf besteht wegen der Sanierung alter Baugebiete, der Rekultivierung von Gebieten, in denen Braunkohle abgebaut wurde, über Landschaftsplanung und über ökologische Maßnahmen im Gewerbe- und Industriebereich. Immer wieder fordert er die Städte auf, bei beabsichtigten Investitionen nicht wie das Kaninchen auf die Schlange, will sagen: auf die immensen bürokratischen Hürden zu starren und jahrelang abzuwarten, bis alle Genehmigungen eingetroffen sind. Allzuoft nämlich, so der Ex-Bürgermeister, werde dabei das schon sofort Machbare aus den Augen verloren.
Als größtes Problem der Gemeinden in den neuen Bundesländern erscheint dem immer noch parteilosen, aber CDU-nahen Brechtel, daß die Eigentumsverhältnisse für Grundstücke weitgehend ungeklärt sind. Geld sei genug vorhanden, der Wille zu investieren sei groß, doch allzuoft könnten Grundstücke nicht als Absicherung für Kredite eingesetzt werden. Brechtel: "Auch wenn es der CDU nicht paßt, alle dort wollen, daß endlich rechtlich einwandfreie Eigentumsverhältnisse geschaffen werden."
Ein anderes Problem, das Brechtel bei seinen Ostreisen deutlich wurde: In den Schlüsselpositionen "drüben" "sitzen nicht die besten Leute". Brechtel übt bewußt Zurückhaltung, aber seine Zweifel an der Qualifikation der Macher im Osten schließt ausdrücklich auch die nach drüben abgeordneten "Wessis" mit ein. Besserwisserei und wenig effektive Ratschläge kämen bei den aus dem Westen abgeordneten "Experten" häufig vor. Vergessen werde allzuoft, daß "die drüben" durchaus des Denkens mächtig seien und den Vorteil hätten, viele Dinge frei und unbelastet anzugehen. Dies sei auch der Grund für ihn, die Angebote auszuschlagen, im Osten ein Amt anzunehmen. Brechtel: "Ich möchte kein Besserwessi sein."
Die Gemeinden in den neuen Ländern hätten die große Chance, Fehler der Westkommunen zu vermeiden. Als Beispiel nannte er die frühere Praxis hierzulande, Alleen in den Ortszentren abzuholzen, um dann heute mit viel Geld die historischen Ortskerne wieder herzustellen.
Bei den ausgedehnten Aktivitäten Brechtels als freier Berater erübrigt sich die Frage geradezu, weshalb er nicht, wie ursprünglich angekündigt, in der Rosbacher Kommunalpolitik tätig ist. Ihm fehlt die Zeit dazu. Gelegentlich aber werde er durchaus von seiten der FWG und der CDU befragt zu der früheren Position des Magistrats zu Neubaugebieten wie Feldpreul und Die Sang und zu Verkehrsfragen. Die Frage, ob er irgendwann für das Stadtparlament oder gar wieder für den Bürgermeisterposten in Rosbach kandidiere, stelle sich auch aus einem anderen Grund nicht. Brechtel: "Ich bringe mich nicht selbst ins Gespräch." Und jemand anderer hat es bisher auch nicht getan, jedenfalls nicht öffentlich.
HANNES MATHIAS
Als sich der Stammtorhüter des Fußball-Landesligisten KSV-Klein-Karben vor vier Jahren nach einem Ausgleichssport umsah, konnte er nicht ahnen, welch weitreichende Konsequenzen dies nach sich ziehen würde. Thorsten Dauth wählte die Leichtathletik und entdeckte alsbald den Zehnkämpfer in sich. Urplötzlich war der Fußball nur noch Nebensache; der heute 24jährige Sportstudent vertauschte die Stollen mit den Spikes. Seither sind kaum vier Jahre ins Land gegangen, doch schon hat der baumlange Modellathlet den Weg nach Barcelona beschritten. Als Sieger der Deutschen Olympiaqualifikation darf er sich getrost den weltbesten Zehnkämpfern zugehörig fühlen.
Das schwindelerregende Tempo, das Thorsten Dauth auf der sportlichen Karriereleiter an den Tag legte, wirft unwillkürlich die Frage nach seinem Geheimrezept auf. Handelt es sich hier um ein selten begnadetes Naturtalent, um einen trainingsbesessenen Ehrgeizling, oder hilft er dem schnellen Erfolg gar mit unlauteren Mitteln auf die Sprünge? Was letzteres betrifft, bezieht der frischgekrönte "König der Deutschen Leichtathleten" dezidiert Stellung. Abgesehen von zwei bis drei Litern Milch an Wettkampftagen, verzichte er "aus rein persönlichem Interesse" auf leistungsfördernde Stimulanzien. Die Zufuhr anaboler Aufbaunahrung käme in seinen Augen einem Selbstbetrug gleich. "Ich hätte das Gefühl, die Leistung nicht aus eigener Kraft geschafft zu haben." Diese einem "wahren Sportsmann" gut zu Gesicht stehende Einstellung, kostet ihn in Barcelona unter Umständen sogar eine Medaille. Angesichts der momentanen Verhältnisse rechnet Thorsten Dauth mit einem Platz unter den ersten sieben. "Wenn keiner gedopt wäre", so der angehende Olympionike, "würde ich fünf oder sechs Ränge weiter vorne landen." Für seine hormonbefrachteten Kollegen hat er inzwischen einen Kennerblick entwikkelt. "Ich sehe, ob einer was nimmt."
Trotz dieser visuellen Erkenntnisse werde das Thema im Athletenkreis totgeschwiegen, und Thorsten Dauth möchte sich auf gar keinen Fall zum Moralapostel aufspielen. Das positive Miteinander in der großen Zehnkampf-Familie ist ihm allemal wichtiger als ein skandalträchtiger Rundumschlag. Doch zurück zum Geheimrezept und den dafür notwendigen Zutaten. Wie es scheint, ist der nunmehr für die TG Groß-Karben zehnkämpfende Ex-Kicker weder ein von Geburts wegen begnadter Leichtathletik-Genius noch ein trainingsbesessener Rackerer. Die Dauthsche Erfolgsformel ist vielmehr ein Mosaik aus vielen Steinchen. Da wäre zunächst einmal seine sportliche Sozialisation. Vom Fußball über Volleyball bis hin zum Tennis blieb dem Klein-Karbener nichts Sportliches fremd. Er entwickelte sich früh zu einem Allround- Athleten, der für sämtliche Bewegungsformen überdurchschnittliche Begabung zeigte. So war sein Leben von Kindesbeinen an auf den Leistungssport zugeschnitten; das tägliche Training so selbstverständlich wie Essen und Trinken.
Gemeinsam mit dem renommierten Zehnkampftrainer Karl Zilch, der auch schon Guido Kratschmer zum Erfolg führte, bildet Thorsten Dauth ein eingespieltes Duo. In dreijähriger Zusammenarbeit ist zwischen Trainer und Sportler eine intensive Beziehung entstanden, die Thorsten Dauth als echte Partnerschaft empfindet. "Wir streiten und vertragen uns. Das ist wie in der Ehe." Vollzogen wird die sportliche Gemeinschaft sechsmal wöchentlich auf dem Gelände der Frankfurter Sportuni, wo Thorsten Dauth inzwischen auch biomechanische Unterstützung erfährt. Da werden Absprungwinkel, Körperschwerpunkte und Flugbahnen vermessen und korrigiert - modernes Hochleistungstraining überläßt eben nichts mehr dem Zufall. Was die psychische Wettkampfvorbereitung angeht, so hat der Zehnkampf-Newcomer bislang nichts mit wissenschaftlicher Zusatzbetreuung am Hut. Als ein "von Natur aus unbekümmerter Typ" vertraut er lieber auf seinen Glücksbringer und ein buntes Stirnband. Dank dieser beiden Maskottchen habe ihm die Göttin "Fortuna" noch immer ihre Gunst erwiesen.
Was Barcelona anbelangt, meint er in bekanntem Fußballjargon: "Schaun mer mal, wie's läuft." Seinen olympischen Aufgaben kann Thorsten Dauth ohnehin gelassen entgegensehen. Mit 24 Jahren hat er einen Großteil seiner leichtathletischen Zukunft noch vor sich. Bis Atlanta 1996 möchte er auf jeden Fall weitermachen. Sollte Olympia im Jahre 2000 in Berlin stattfinden, dann wäre das sogar ein Ansporn, bis zur Jahrtausendwende dabeizubleiben. Danach könnte sich Thorsten Dauth durchaus nochmal vorstellen, ins Fußballtrikot zurückzukehren. MARGIT REHN
Rosenfest-Programm Rosenrunde und Rock
STEINFURTH. Den Besucherinnen und Besuchern des berühmten Steinfurther Rosenfestes wird ein vielfältiges Programm geboten. Zur besseren Orientierung hier der Zeitplan: Freitag, 17. Juli 15 Uhr: Eröffnungsfeier im Festzelt auf dem Festplatz. 16.30 Uhr: Eröffnung der Rosenschau im Rosensaal durch Schirmherr und Ministerpräsident Hans Eichel. 20 Uhr: "Wetterauer Rocknacht" - Disco mit Stephan Holler (FFH-Moderator), Rock live mit Magnum Force. Samstag, 18. Juli 8 Uhr: Öffnung der Rosenschau (tägl. von 8 bis 22. Uhr. 11 Uhr: Verleihung des Steinfurther Rosenringes (in der Rosenschau), 14 Uhr: Steinfurther Rosenrunde, eine Gesprächsrunde für die Fachwelt und interessierte Rosenliebhaber mit Kurzvorträgen und Podiumsdiskussion zu einem aktuellen Rosenthema in der Sporthalle, Nähe Festplatz, 20 Uhr: Wetterauer Abend mit "Die Original Fidelen Dorfmusikanten" und Wetterauer Künstlern. Conferencier ist Uli Lottmann. Sonntag, 19. Juli 10.30 Uhr: Rosenfest-Gottesdienst, 14 Uhr: Rosenkorso - der traditonelle Umzug mit festlich geschmückten Rosenwagen.Montag, 20. Juli 10 Uhr: Frühschoppen im Festzelt, 22.30 Uhr: Brillant-Feuerwerk auf dem Sportgelände.
An allen Tagen wird ein Volksfest gefeiert. Der große Vergnügungspark auf dem Sportplatzgelände wartet auf Gäste. ler
ZEILSHEIM. Einbrecher haben am Mittwoch nachmittag den Linoleumboden der Kindertagesstätte 127 in Brand gesteckt. Ein Mitarbeiter der Wach- und Schließgesellschaft konnte das Feuer gegen 17.45 Uhr löschen, bevor größerer Schaden entstand.
Nach Angaben der Polizei gelangten der oder die Brandstifter über ein gekipptes Fenster in die Kindertagesstätte an der Kegelbahnstraße. Bei der Wach- und Schließgesellschaft schrillte daraufhin die Alarmglocke los. Als deren Streife am Tatort eintraf, schmorte der Boden auf einer Fläche von etwa einem Quadratmeter. Den Schaden schätzt die Polizei auf 1000 Mark. tos
Der Sackbahnhof Kroatien läuft langsam mit Flüchtlingen voll Berichte aus einer Region, in der eine Hiobsbotschaft
Gibt es denn nur noch Hiobsbotschaften? "Wir sind ja geduldig, inzwischen völlig ohnmächtig. Die Lage ist absolut katastrophal." Adalbert Rebic, Theologe und als Alttestamentler im Umgang mit kolossalem Unheil geübt, ist verzweifelt. "Wir haben keinen Platz mehr, nix; wir haben kein Geld mehr, nix", sagt Rebic, der derzeit nicht auf seinem Lehrstuhl sitzt, sondern das kroatische Regierungsbüro für Vertriebene und Flüchtlinge in Zagreb leitet.
Das Land ist am Ende seiner Möglichkeiten, Flüchtlinge unterzubringen - während Tag für Tag neue hereindrängen, aber kaum noch in Nachbarstaaten weiterziehen können. Das Land ist wie ein Sackbahnhof, in den ein Zug ungebremst einfährt - worauf die Puffer zu bersten drohen. Nach Schätzungen des Hohen Flüchtlingskommissars (UNHCR) hat der Krieg im ehemaligen Jugoslawien schon 2,25 Millionen Menschen aus Haus und Hof geworfen. Trotz einer dramatischen Verschärfung der militärischen Lage ist ein Ende überhaupt nicht absehbar. Wenn das Bomben und Schießen einmal vorbei ist, können zwar viele wieder in ihre Heimat; aber mit Sicherheit beginnt dann eine neue Flüchtlingswelle von Leuten, die jetzt durch das Kriegsgeschehen daran gehindert werden davonzurennen, aber in ihren dem Von Roman Arens (Zagreb) Erdboden gleichgemachten Dörfern und Städten nicht mehr leben und auf ihren verminten Feldern nicht mehr arbeiten können. Es heißt, daß sich viele von diesen - es soll sich zuweilen um komplette Dorfbevölkerungen handeln - in die Wälder ein paar Kilometer abseits ihrer gefährdeten Gemeinden verzogen hätten.
Flüsse werden zu Schicksalsströmen. In der Drina bei dem immer enger umzingelten Gorazde schwimmen Leichen. Durch die Save schwimmen Menschen, die von Bosanski Brod nach Slawonski Brod wollen, aber nicht sicher sein können, auf dem slawonischen, also kroatischen Ufer ihr Leben gerettet zu haben. Auch dort wird bombardiert, doch weniger als in dem schon oder noch nicht von den Serben eingenommenen bosnischen Stadtteil. Über die Save sind hier am vergangenen Wochenende 18 000 Flüchtlinge gekommen. Daß darunter rund 3000 Soldaten waren, ist vielleicht ein Beleg für neue Höhepunkte von Brutalität und Sinnlosigkeit, für den eigendynamischen "Fortschritt" bei der Zersetzung auch der Kriegs(un)ordnung.
Daß innerhalb von 24 Stunden es 20 700 Menschen schafften, aus Bosnien-Herzegowina nach Kroatien zu gelangen, war Anlaß für einen politischen Notruf. Ministerpräsident Franjo Greguric wandte sich brieflich an sieben europäische Kollegen, darunter Helmut Kohl, sie sollten es doch möglich machen, bosnische Flüchtlinge "ungehindert" in ihrem Land aufzunehmen.
Dieser Hilferuf, verbunden mit einer Bitte um "schnelle Intervention der internationalen Gemeinschaft" zur Beendigung des Blutvergießens, hat derzeit wenig Chancen gehört zu werden. Das Boot ist voll, lautet allerorten das Leitmotiv. Nun haben auch Kroaten vor ihren kroatischen, katholischen Glaubensbrüdern aus Bosnien, die sich in Richtung Split retten wollten, die Schlagbäume der jungen Grenze heruntergelassen.
Österreich, das mit einer Hilfsaktion "Nachbarn in Not" vorbildlich beeindruckt, aber an der Grenze die gesamtmitteleuropäische Hartherzig- und Kurzsichtigkeit zeigt, hat mit der Begründung für seine Haltung auf eine Tragödie in der Tragödie hingewiesen: Man wolle sich nicht zum Instrument der serbischen Vertreibungspolitik machen lassen. Das weist darauf hin, daß in Bosnien-Herzegowina nicht nur Kroaten vor Serben, Serben vor Kroaten, Moslems vor Serben und manchmal wohl auch vor Kroaten fliehen, sondern daß der ethnische Flekkerlteppich des Landes gewaltsam "bereinigt" wird. Dies wird tatsächlich als "ethnische Säuberung", englisch als "ethnic clean up" bezeichnet.
Wenn Professor Ante Markotic in Sarajewo jetzt Gelegenheit hätte, wieder eine ethnische Karte seines Landes zu zeichnen, dann sähe sie mit Sicherheit völlig anders aus als noch vor einem Vierteljahr. Sie wäre längst nicht mehr so bunt. Die Serben, die zwei Drittel des Landes beanspruchen und dafür die "ethnische Säuberung" - im Gegensatz zu den berichteten Repressalien auf den anderen Seiten - auch offen betreiben, werden mit heftigen Vorwürfen bedacht.
Dabei geht es nicht nur um militärische Offensiven in Nord- und Mittelbosnien sowie in der Herzegowina; sondern Flüchtlinge und Vertriebene berichten von grausamen Massakern und Plünderung, Brandschatzung und Zerstörung ganzer Ortschaften. Von "Urbizid" (Städtemord) spricht Adalbert Rebic. Es werde ausgenutzt, daß jetzt alle Welt auf Sarajewo schaue, im Schatten des großen Interesses aber "Fürchterliches" passiere. Noch vor der gewaltsamen Vertreibung gibt es diskriminierende Maßnahmen, die manchen es geraten sein lassen, die Heimat aufzugeben. Im serbisch kontrollierten Teil des früher durch und durch multikulturellen Ostslawonien sollen laut Agenturberichten Kroaten gezwungen werden, eine schwarze Armbinde zu tragen, und Ungarn eine blaue Binde.
(Die Berichte der Flüchtlinge mögen durch die ausgestandenen Schrecken verzerrt, durch die psychologische Kriegsführung beeinflußt jeweils kraß einseitig und übertrieben worden sein. Die Berichte sind vor Ort meistens nicht nachprüfbar, aber immer noch, auch wenn nur ein Bruchteil für bare Münze zu nehmen wäre, schockierend und bedrückend.)
In den letzten Tagen zogen fünftausend Flüchtlinge im Treck auf die kroatische Hauptstadt zu. In Zagreb sitzen die Entwurzelten oft in Familienpulks auf den Parkbänken herum, sie ziehen ziellos mit ihrer Habe, oft in einigen Plastiktüten verpackt, durch die Straßen oder sie treffen sich mit Schicksalsgenossen auf dem Ban J. Jelacica-Platz, wo sie durch ihren fremdländischen, oft bäuerlichen Habitus leicht auffallen.
Selbst die neuesten Zahlen über Flüchtlinge und Vertriebene liegen nicht nur wegen einer auf zehn Prozent geschätzten Dunkelziffer Unregistrierter immer zu niedrig; sie sind, kaum genannt, schon überholt. Die offiziellen Zahlen sind jetzt: insgesamt 650 000 in Kroatien, davon 361 500 aus Bosnien-Herzegowina. Auch aus den um ihre Autonomie gebrachten, nun serbischen Landesteilen Vojvodina und Kosovo sind schon viele Personen in die "Republika Hrvatska" geflohen, 18 540 und 11 786.
Dreizehn Prozent in Kroatien sind Flüchtlinge. "Das sind ähnliche Relationen, wie wir sie nach dem Krieg hatten", erläutert Claude Robert Ellner, ein Diplomat, der seinen Bonner Schreibtisch gerne für eine effiziente Managementaufgabe verlassen hat. Wir sollten uns auch auf die Programme wie nach dem Zweiten Weltkrieg besinnen, fordert Ellner, der seit zwei Monaten das Verbindungsbüro "Deutsche Humanitäre Hilfe/Njemacka Humanitarna Pomoc" mitten in Zagreb leitet. Von diesem Büro werden seit Dezember 91 Hilfslieferungen direkt auch in die umkämpften Gebiete geschafft.
Das geht nach einem ebenso schlichten wie wirksamen Rezept, nämlich durch Selbstabholung. Aus den (bisher 145) Orten, von denen ein Bedarf an Lebensmitteln oder Medikamenten in das Zagreber Büro gemeldet wurde, kommen Fahrzeuge direkt zum Lager in einer Messehalle der kroatischen Hauptstadt. Die Fahrzeuge haben die "richtigen", unverdächtigen Kennzeichen, um Kontrollstellen überwinden zu können; ihre Fahrer die Ortskenntnis, um gegebenenfalls über Schleichwege mit den Überlebensmitteln wieder nach Hause zu kommen. Diese Lkw-Lenker wissen natürlich aus ihrer unmittelbaren Erfahrung, wo in der Umgebung eine Bevölkerung zu erreichen ist, die ihre Gemeinde verlassen hat.
Für gestern, Donnerstag, waren Transporter aus Ilidza, einem heftig bombardierten Vorort von Sarajewo, angekündigt, um dringend benötigte Nahrungsmittel in den schon von den Römern gegründeten Badeort mit Thermalquellen zu bringen. Vielleicht müssen die Güter auch etwas außerhalb abgeladen werden wie bei dem nicht erreichbaren Brcko.
Die Sattelschlepper aus Tuzla, wo sich noch im vergangenen Jahr 21 Prozent als "Jugoslawen" - der höchste Anteil in ganz Bosnien-Herzegowina - bekannt hatten, konnten wegen Bombardements und Schießereien noch nicht wieder zurückkehren. Ihre Fahrer, die sich mächtig stolz präsentierten und den roten Jugo-Stern auf den Nummernschildern schwarzrotgold überklebt haben, liegen nicht auf der faulen Haut. Sie ließen sich vom Verbindungsbüro anheuern, um in der Wartezeit Waren wie Mehl, Kakao, Margarine, Waschpulver, die in der Messehalle auf Paletten eingeschweißt wurden, auf den Zagreber Flughafen zu transportieren. Von dort werden sie im Rahmen der internationalen Luftbrücke von Militärflugzeugen als allererste Hilfe nach Sarajewo geflogen.
So unbestreitbar notwendig diese Hilfe aus der Luft auch ist, kann doch auf diesem Wege eine große Stadt oder gar eine Region nicht dauerhaft versorgt werden, dies weniger aus Kostengründen als vielmehr deshalb, weil der vergleichsweise kleine Flugplatz der bosnischen Hauptstadt aus Flug- und militärischen Sicherheitsgründen nur eine begrenzte Zahl von Starts und Landungen täglich möglich macht.
Während derzeit aus der Luft pro Tag mal 190, mal 170 Tonnen Hilfe kommt, verlassen durchschnittlich vier bis fünf Sattelschlepper mit je zirka zwanzig Tonnen das deutsche Zwischenlager am Boden. Diese Zahl ist bei derzeit 43 bezahlten Mitarbeitern und gegebenenfalls noch Aushilfskräften in der Messehalle deutlich zu steigern. Zum Beispiel am vergangenen Freitag wurden dort 28 Lastwagen beladen und auf den Weg zu Flüchtlingen und Kriegsopfern gebracht.
Neunzehn davon, beladen mit rund 300 Tonnen, bildeten (schon zum zweiten Mal) einen Konvoi nach Mostar, das derzeit erneut angegriffen wird. Es ist davon die Rede, daß die herzegowinische Hauptstadt von fünftausend Tschetniks belagert wird. Der Konvoi erreichte nach mehrstündigem Stopp vor der Stadt tatsächlich seine Ziele Merhamet, eine bosnisch-moslemische Hilfsorganisation, die Caritas und das Rote Kreuz. Während die Brummis entladen wurden, so berichtet Projektleiter Rolf Ebenau, sei das ohnehin schon schwer getroffene Mostar mit Granaten beschossen worden.
Ebenau ist Mitarbeiter der deutschen Entwicklungshilfeorganisation GTZ, die im Auftrag von Saudi-Arabien humanitäre Hilfe im Wert von fünf Millionen Dollar verteilt. Die Regierungsagentur GTZ nutzt in Zagreb mehr als Räumlichkeiten und Know-how des Verbindungsbüros.
Dessen Leiter Claude Robert Ellner hat erkannt, daß jetzt im Hinblick auf Flüchtlingszahlen und den kommenden Winter "strukturelle Hilfe" zu leisten sei. Er hat Münchner Architekten gebeten, ein Dorf für fünftausend Flüchtlinge mit einfachen, aber festen Häusern zu entwerfen. Als er mit dem fertigen Projektplan zu Adalbert Rebic kam, zeigte der sich außerordentlich dankbar, bot ein Grundstück bei Vinkovci an und bat um schnellen Baubeginn. Ellner hofft, daß ein Land, eine Regierung, als "Vorreiter" 25 Millionen Mark für ein solches Dorf hergibt. Er ist überzeugt, daß dann andere nachziehen und ein, zwei, drei, ganz viele Flüchtlingsdörfer gebaut werden können.
Sonst sind tatsächlich die Puffer im Sackbahnhof bald nicht mehr ausreichend.Eine "soziale Feuerwehr" vor allem für Mütter Langenselbolder Frauenbeirat bemüht sich um einen Hilfsdienst in Notfällen
LANGENSELBOLD. Wer holt die Kinder von der Schule oder vom Kindergarten, wenn die Mutter plötzlich erkrankt? Wer springt ein, wenn kurzfristig Hilfe im Haushalt benötigt wird, ein Angehöriger versorgt oder ein dringener Einkauf erledigt werden muß? Wenn nicht Bekannte, Nachbarn oder Familienangehörige spontan aus der Klemme helfen können, stehen viele Langenselbolder Bürger - und gerade alleinstehende Mütter - meist allein da. Neben der bestehenden Betreuung von Senioren und Behinderten oder kranken Menschen durch die Stadt, die Kirchen oder die karitativen Organisationen, möchte der parlamentarische Frauenbeirat Langenselbold nun diese Lücke in der sozialen Versorgung schließen helfen. Die Frauen des Gremiums wollen einen Hilfsnotdienst für das Stadtgebiet aufbauen. "Eine soziale Feuerwehr", so die Sprecherin des Beirates, Isolde Reichert. Vorbild für die Initiative des Beirates ist der Hanauer Hilfsdienst des Martin-Luther-Stiftes. Gemeinsam mit der Johanniter-Unfall-Hilfe betreibt das Wohnstift einen Haushaltshilfdienst seit 1978 mit Erfolg. Allein im vergangenen Jahr wurden von ihnen 146 vorwiegend alte Menschen betreut. Die Mitarbeiter/innen des Stiftes und der Johanniter helfen im Haushalt und beim Einkauf.
Anlehnen soll sich das Langenselbolder Modell ebenso bei der Vergütung der Helfer an die Gebührenordnung der Hanauer. Sie berechnen 17 Mark die Stunde inklusive An- und Abfahrt.
Das Langenselbolder Sozialamt hat dem Frauenbeirat seine Unterstützung beim Aufbau des Hilfsdienstes angekündigt. Im Rathaus wäre man bereit, die Vermittlung zwischen Hilfesuchenden und Helfern zu übernehmen.
Die Frauen des Gremiums hoffen, durch das geplante Angebot für Notfälle "brachliegendes soziales Engagement" wecken zu können. Nach Ansicht von Isolde Reichert sind es vor allem Mütter mit kleinen Kindern, die oftmals dankbar für einen solchen Service wären. In der Gründausstadt gibt es beispielsweise keine Kinderbetreuung in den Grundschulen. Gerade für halbtags arbeitende Mütter immer wieder ein Problem. Einen Vorstoß, hier ein Angebot zu schaffen, hat das Frauengremium in Gestalt der Elternbeiratsvorsitzenden der Schulen, Ursula Schwedler, bereits unternommen.
"Wir wollen jedoch nicht nur Mütter Unterstützung anbieten sondern Hilfe allgemein leisten", betont Isolde Reichert. Um das Interesse auf beiden Seiten, bei Suchenden und Anbietenden zu erkunden, hat der Frauenbeirat in den vergangenen Wochen Fragebögen entworfen und an Schulen, Kindergärten, Arztpraxen und Haushalte verteilt.
Der Rücklauf bei Isolde Reichert ist derzeit aber noch gering. Fünf Frauen haben sich bislang bei ihr gemeldet. Drei Mütter suchen Hilfe und zwei Frauen bieten ihre Unterstützung an. Die Sprecherin des Beirates hofft auf ein größeres Interesse nach den Sommerferien. In der nächsten Sitzung des Gremiums, am 18. August, wollen die Frauen die Fragebögen auswerten und entscheiden, ob sich der Aufbau eines solchen Dienstes in der Gründaustadt lohnt oder nicht.
Fragebögen oder Auskünfte können Interessierte bei Isolde Reichert, Am Knus 20, oder bei Beate Achtert, Ahornstraße 16 a, und bei Ursula Schwedler, Eschenstraße 13 Aa, anfordern. alu
WETTERAUKREIS. Nach einer Kur in Bad Nauheim arbeitet das "FR- mobil"-Team auf Hochtouren. Unsere heutige Station ist die Kleingartenanlage "Am Ritterweiher" in Bad Vilbel. Wie die Kleingärtner der Blattlaus zu Leibe rükken, wollen wir ab 15 Uhr während eines Spaziergangs auf ihrem Gelände erfahren. Sie sind herzlich eingeladen. Ökologisch gärtnern - nur ein Schlagwort oder Praxis?
Im Vereinsheim hoffen wir ab 18 Uhr auf ein anregendes Gespräch mit Obst-, Blumen- und Gemüseliebhabern. Wertvolle Tips geben Dr. Joachim Dalchow und Diplom-Ingenieur Ulrich Groos vom Hessischen Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landesentwicklung. Dalchow arbeitet beim Pflanzenschutzdienst, Groos ist Spezialist für Gemüse, Boden und Düngung - und weiß viel von Pilzen im Garten. Vom Bund für Umwelt und Naturschutz kommt Gertrud Amrein.
Heute, daran wollen wir gerne noch einmal erinnern, beginnt unsere Aktion "Eine Woche ohne Auto". Eine kleine Zahl mutiger Leserinnen und Leser will sich auf das Abenteuer einlassen - und kommenden Freitag in der Friedberger Stadthalle von ihren Erlebnissen berichten. Willkommen sind ab 17 Uhr natürlich auch all jene, die diesmal noch nicht den Versuch wagten und einfach nur zuhören oder mitdiskutieren wollen.
Nicht vergessen: Am Samstag wandern wir bei jedem Wetter auf den Spuren der Römer. Unsere Limeswanderung vom Forsthaus Winterstein zur Kapersburg und zurück beginnt um 11 Uhr. Über die Römer und ihren Grenzwall erzählt uns August Will vom Taunusklub viele interessante Geschichten.
Die gesamte Strecke ist etwas mehr als neun Kilometer lang, wir lassen uns dafür dreieinhalb Stunden Zeit. Zusätzlich legen wir eine 45minütige Rast am Kastell Kapersburg ein (Verpflegung nicht vergessen!).
Zu erreichen ist das Forsthaus Winterstein über Bad Nauheim. Der Weg in den Wald führt von der Innenstadt über die Hauptstraße in Richtung Autobahn. In Höhe der Autobahnraststätte Wetterau fahren Sie durch eine Unterführung, an der Gabelung geht es links ab - und dann gerade aus. sal
DIETZENBACH. Der vor einigen Monaten gegründete Stadtverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) hat sich "endgültig für einen Alleingang bei der Wahl zum Stadtparlament am 7. März 1993 entschieden", wie Vorsitzender Wolfgang Wrzesniok berichtet. Wegen zu geringer Gemeinsamkeiten verzichte die ÖDP auf eine Allianz mit anderen Parteien oder Wählergruppen. Die Chance, allein die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen, sei groß.
Hierbei kritisierte Wrzesniok die SPD, die sich im Landtag weigere, "das Kommunalwahlrecht zu ändern und damit die Fünf-Prozent-Hürde bei den Kommunalwahlen in Hessen abzuschaffen". Nach Ansicht Wrzesnioks, der auch im Landesvorstand seiner Partei sitzt, "werden so aus purem Machterhaltungstrieb mitarbeitswillige Bürger von der Kommunalpolitik ausgeschlossen". In Bayern und Baden-Württemberg gebe es solche Sperrklauseln nicht.
Die Dietzenbacher ÖDP ist guter Dinge, daß sie wegen der derzeitigen Situation in der Lokalpolitik genauso so erfolgreich sein werde wie die FDP und die Wählergruppe um Stadtrat Richard Weilmünster. Und die Freien Wähler um den Ex-CDU-Stadtverordneten Rolf Küchler, allesamt schon älteren Semesters, könnten keine Konkurrenz für das junge, kreative Team der örtlichen ÖDP sein.
Im Oktober wollen die Öko-Demokraten ihre Kandidatenliste präsentieren. Bis dahin will die Partei noch mehr Leute gewinnen, um für die Wahl ins Rennen zu steigen. Im August will die ÖDP beginnen, ihr Wahlprogramm zusammenzustellen und es Ende September auf einer Mitgliederversammlung verabschieden.
Eine Dreiergruppe soll Anregungen der Dietzenbacher für einen Programmentwurf entgegennehmen. Wer Vorschläge machen möchte, kann sich an Roland Krapp (Tel. 2 66 51) oder Bodo Teufel (Tel. 2 58 07) wenden. fin
DIETZENBACH. Sommerkultur in Dietzenbach: Für Samstag, 1. August, lädt die Stadt zum "Fiesta Americana Latina" auf den Platz vor Bürger- und Rathaus ein. Das umfangreiche Programm beginnt um 14 Uhr.
Die Gruppe Maltaltol führt aztekische Tänze auf. Die Marburger Clowns möchten die Kinder mit "Auf der blauen Donau schwimmt ein Krokodil" begeistern. Während die Sunshine-Steelband wie in der Karibik alte Ölfässer zum Klingen bringt, spielt Basement aus Seligenstadt Latin-Jazz.
Los Quinteros wollen das Publikum mit Musik aus den Anden mitreißen. Und Ricardo Centeno, Maler und Musiker in der Künstlergruppe Diriangen aus Dietzenbachs nicaraguanischer Partnerstadt Masaya, holt Flöte und Gitarre hervor, um zu musizieren. Der erste Preis einer Tombola: zwei Wochen Urlaub in Kuba.
Im Mittelpunkt der Fiesta steht das provisorische Wandgemälde, das auf Platten an einem Gerüst aufgehängt wird. Die Besucherinnen und Besucher können sich von dem Werk zum Thema "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas" selbst ein Bild machen. Vom 1. bis 17. August sind zudem im Bürgerhaus Bilder aus Masaya zu sehen.
Das Sommerkulturprogramm wird am Freitag, 7. August, 22 Uhr, mit Open- air-Kino fortgesetzt. "The Doors" flimmern über die Leinwand vor dem Bürgerhaus. Am Samstag, 8. August, öffnet dort um 8 Uhr ein Flohmarkt, um 19 Uhr gibt's eine Jugend-Disco.
Zum Auftakt der Dietzenbacher Umwelttage tritt am Freitag, 21. August, 20 Uhr, das Wiesbadener Hinterhaus-Kabarett im Bürgerhaus auf. Um 22 Uhr ist vor dem Bürgerhaus "Der Rosen-Krieg" zu hören und zu sehen.
Am Samstag, 22. August, 15 Uhr, folgt das Kindertheaterstück "Vierte Sonne links" im Bürgerhaus. Um 20 Uhr sorgt dort ein Country-Festival für Wirbel. Der kanadische Geiger Brian Sklar und seine Band werden loslegen - wie seit Jahren in den großen Konzertsälen von Nordamerika. Mit von der Partie: die Bluegrass-Gruppe Taxemeni aus Prag und Country-Fiedler Jakub Trasak. Am Sonntag, 23. August, 11 Uhr, treten die Mannen von Taxemeni am Waldschwimmbad unter freiem Himmel auf. fin
SELIGENSTADT. Die Wassertiefe im Planschbecken des Seligenstädter Freibads wurde von 30 auf 15 Zentimeter gesenkt. Wie Erster Stadtrat Hartmut Wurzel berichtete, habe die Stadt damit die Anregungen von Eltern aufgegriffen.
Außerdem ließ der Magistrat die Wasserleitung zwischen dem Filterhaus und dem Schwimm- und Sprungbecken erneuern. Das Kreisgesundheitsamt überprüfte indes zum zweiten Mal in dieser Saison die Qualität des Wassers im Schwimmbad. Nach Angaben des Magistrats waren die Proben einwandfrei. fin
SELIGENSTADT. Die Ferienspiele beginnen am Montag, 20. Juli, im Stadion an der Zellhäuser Straße. Die Kids vonsechs bis zwölf Jahren werden um 9.15 Uhr an Bushaltestellen abgeholt: Sparkasse Niederfeld, Kapellenplatz, evangelische Kirche, Feuerwehrhaus Froschhausen, Verwaltungsstelle Klein-Welzheim.
Für diese Ferienspiele liegen 180 Anmeldungen vor. Zum Programm zählen Basteln, Theater, Stadtrallye, ein Ausflug in den Kurpfalzpark Wachenheim. Wegen der Nachfrage - Jugendpfleger Thomas Heilos rechnet mit über 200 weiteren Anmeldungen - werden die Ferienspiele vom 27. Juli bis 1. August wiederholt. Die Teilnahme ist kostenlos. fin
SELIGENSTADT. Der Magistrat appelliert an die Besitzer der Eisdielen, ihre Köstlichkeiten in eßbaren Bechern zu verkaufen oder - auf jeden Fall - Abfallkörbe aufzustellen. Erster Stadtrat Hartmut Wurzel sagte, daß sich die Beschwerden über weggeworfene Eisbecher in den Gassen der Altstadt sowie am Mainufer häuften.
Von 1993 an sind die Geschäfte laut Wurzel sowieso verpflichtet, gebrauchte Eisbecher zurückzunehmen. Dann trete eine Verordnung für Verkaufsverpackungen in Kraft. Eine Verpackungssteuer, die es in anderen Städten Hessens gebe, sei überflüssig, wenn Geschäftsleute freiwillig diesen Abfall selbst entsorgten. fin
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Kulturmix Bad Nauheim. Scheunengespräche Löw zu Steinfurth: Lieder des Sommers - Rosenlieder, Konzert, Sa. 17 Uhr; So. Hoffest mit Musik, Gemäldeausstellung, Gartenhof Löw zu Steinfurth.
FFW Friedberg, Musikzug: Musik ist Trumpf, Konzert So. 15 Uhr, Trinkkuranlage. Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 Uhr, So. 10.30 Uhr Trinkkuranlage; Sa. 19.30, So. 15.30 Uhr Kurhaus.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: Kindertheater auf Tour: "Jim Knopf und Lukas", Vorstellung für Kinder ab 5 J., 15 Uhr; "Der Regenmacher", Komödie von R. Nash, Sa. u. So. 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. "Ein bunter Strauß der Unterhaltung", Sa. 19 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30- 17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Die Zauberflasche", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Lesung Bad Vilbel. Burgfestspiele: Matinee mit Marcel Reich-Ranicki - Thema: "Literatur heute", So. 11 Uhr, Wasserburg. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Naturschutzgruppe: Wanderung auf der B 275 a-Trasse, Treffpunkt: So. 9 Uhr Friedhof Homburger Str.
Ortsbauernverband Nieder-Mörlen: Mähbinderfest: Darstellung der historischen Erntetechniken, Sa. ab 9 Uhr, Usakapelle. Eisenbahnfreunde: Fahrten zum Rosenfestzug nach Steinfurth, So. 11.30-18 Uhr, alle 20 Minuten.
Bad Vilbel. Kneipp-Verein: Wanderung im Taunus (auch für Nichtmitglieder), Treffpunkt: So. 10 Uhr, Zentralparkplatz.
KSG Dortelweil: Grill- und Spielfest, Sa. ab 15 Uhr, Sportgelände Dortelweil.
Rosbach. RV 1911: Radwanderfahrt, So.
Echzell. FFW: Familientag Einsatzabteilung, So. ab 9 Uhr, Gerätehaus.
Florstadt. Stammheimer Sportangler: Nachtangeln mit Grillfest, Sa., Teich.
Wanderfreunde Staden: Grillfest an der Grillhütte, Sa., Staden.
Karben. TV 1897 Rendel: Radwanderung, Treffpunkt: So. 9 Uhr, Turnhalle Rendel.
Nidda. VHC: Wanderung im Taunus, Treffpunkt: So. 8.30 Uhr, Fahrt mit Privat-Pkw. Hirzenhain. VHC: Halbtags-Wanderung in Lißberg, Treffpunkt: So. 13.30 Uhr, Rathaus (Fahrt mit Privat-Pkw).
SV 1960 Merkenfritz: Dämmerschoppen, Sa. ab 18 Uhr, Grillhütte Sportplatz.
Büdingen. FC Lorbach: Fußball-Stadtmeisterschaften, Sa. u. So., Lorbach.
VHC: Wanderung Saalburg - Hessenpark, So.
Ortenberg. SC Rot-Weiß Gelnhaar: 60jähriges Jubiläum, Sa. u. So. Zelt Bürgerhaus Gelnhaar. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. Radtour nach Münzengerg zur Burg für Kinder mit Begleitpersonen und Jugendliche, Treffpunkt: Sa. 10.30 Uhr, Rathaus.
Hirzenhain. Fischereisportverein: Angeln für Kinder u. Jugendliche von 7-17 Jahren, Sa. ab 9 Uhr, Angelteich. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs f. Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Bad Vilbel. Jonglier-Workshop mit der Gruppe Keulerei, Sa. 15 Uhr, Kurpark.
Obstbauverein: Sommerschnitt an Obstbäumen, Lehrgang für alle Interessierten, Sa. 9-12 Uhr, Obstanlage.
Ortenberg. Obst- u. Gartenbauverein: Sommerschnittunterweisung, Treffpunkt: Sa. 13 Uhr, Marktplatz.
KSG Usenborn: Pokalturnier, So.
Parteien / Parlamente Bad Vilbel. CDU-OV Bad Vilbel Mitte: Hoffest, Sa. ab 18 Uhr, So. ab 11 Uhr, Hof der Mayen-Quelle Friedberger Str. 59.
Hirzenhain. 1. Soziales Ortsfest, Sa. ab 12 Uhr, Zeltplatz Mühleck.
Gedern. CDU Wenings: Grillfest, Sa. u. So., Bäderskopf. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Altstadt, Treffpunkt: 14 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr.
Bad Nauheim. Steinfurther Rosenfest: Sa. 8 Uhr Öffnung der Rosenschau; 11 Uhr Verleihung des Rosenringes, 14 Uhr Steinfurther Rosenrunde; 20 Uhr Wetterauer Abend; So. 8 Uhr Öffnung der Rosenschau, 10.30 Uhr Rosenfest-Gottesdienst, 14 Uhr Rosenkorso.
Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Schützenverein Hausen Oes: 35jähriges Jubiläum, Kirmes, Sa. 20 Uhr Country-Westernabend; So. ab 10 Uhr Frühschoppen und Tanz, Festzelt Schützenhaus. Münzenberg. Hessischer Haflingerverein: Landes-Haflinger-Stutenschau, So. ab 9 Uhr, Reitgelände des RuF.
Karben. Magistrat der Stadt: Günther- Reutzel-Gedächtnisturnier, Sa. u. So., Sportplatz Burg-Gräfenrode.
Nidda. Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.
Kirchweih in Borsdorf (bis Mo.).
Büdingen. Stadtführung, Treffpunkt: Sa. 14 Uhr, Pavillon Damm. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Bad Nauheim. Wolf-Bertram Becker: Poetische Malerei, Eröffnung 18 Uhr, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 26. Juli).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Studio: Wayne's World (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Keller: Basic Instinct (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Emil und die Detektive (Sa. 15.30 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (Sa. u. So. 19 Uhr); Naked Lunch (Sa. u. So. 21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (Sa. 20, 22.30, So. 20 Uhr) - Princess: Schneewittchen und die Sieben Zwerge (So. 17.15 Uhr); Batmans Rückkehr (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (Sa. u. So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Nuit et jour (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Night on Earth (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Blue Velvet (Sa. 24 Uhr).
(Ohne Gewähr)
BAD HOMBURG. Vor 100 Jahren erst begannen Wissenschaftler, gezielt den Limes zu erforschen. Der Historiker und spätere Nobelpreisträger Theodor Mommsen gründete 1892 die Reichs-Limeskommission. Der gesamte Limes wurde in Abschnitte eingeteilt, sogenannte Streckenkommissare notierten seinen Verlauf und lokalisierten Wehrtürme, Kastelle und kleinere römische Dörfer.
In der Umgebung der Saalburg untersuchte der Bad Homburger Baumeister Louis Jacobi den Limes. Er erhielt 1898 von Kaiser Wilhelm I. den Auftrag, die Saalburg wieder aufzubauen. Die Erfassung des Limes im Gelände war 1902 abgeschlossen. Bis 1937 wurden die gesammelten Erkenntnisse ausgewertet und veröffentlicht. Die aus 14 Bänden bestehende Reihe "Obergermanisch-Rätischer Limes" gilt als Standardwerk der Römerforschung. Mit Abschluß der Forschungsarbeit wurde die Reichs-Limeskommission aufgelöst. Heute untersucht die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts den Limes und seine Umgebung. Aus Anlaß der Gründung der ersten Kommission vor 100 Jahren ist zur Zeit im Breuberg-Museum bei Höchst im Odenwald eine Ausstellung zu sehen. Auf 25 Schautafeln werden die Geschichte der Limeskommission sowie die neuesten Ausgrabungen und Forschungsergebnisse präsentiert. Funde aus dem Jahr 1991 sind bereits dokumentiert.
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 4. Oktober täglich von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Mark. jom
KRIFTEL. Der Bürgermeister von Airaines machte natürlich einen Scherz: Er habe eigentlich eine Straßenblockade der Bauern organisieren wollen, um dem Besuch der Krifteler noch ein wenig zu verlängern. Aber Jean-Luc Lefèbvre sagte damit nur auf andere Weise, was die Delegation der Obstbaugemeinde in der französischen Partnerstadt erlebte: eine beeindruckende Gastfreundschaft.
Rund 190 Krifteler hatten schöne Tage in Airaines, als sie - wie bereits im Vorjahr in Kriftel - das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft feierten. Untergebracht waren sie bei Gastfamilien. Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU), dem eine Schwäche für die fanzösische Lebensart nicht abgeht, lobte die perfekte Organisiation so: "Ein wahres Kunststück für eine Stadt dieser Größe."
Natürlich bekamen alle Bewohner Airaines', die sich um die Partnerschaft verdient gemacht haben, Urkunden und Medaillen verliehen. Text: "Möge dieses Engagement Beispiel und Ansporn sein für die Jugend beider Völker, auf diesem Wege fortzufahren zum Wohle der befreundeten Nationen Frankreich und Deutschland in einem freien Europa und für eine friedliche Zukunft."
Ehrensache ebenfalls: Mit ihrer Unterschrift verpflichteten sich die "obersten Vertreter der beiden Kommunen" dazu, die freundschaftlichen Bande künftig noch fester zu zurren.
Die Fanfarenzüge aus Kriftel und Airainer improvisierten gemeinsam, es wurde getanzt und geschlemmt - und bei einem "Hessen-Fest" drehten sich auch Krifteler Trachten. Gabi Klaucke geriet ebenfalls in Schwitzen: Sie sprang kurzfristig für Marlies Feldes als Dolmetscherin ein. Nicht nur beim Festabend, auch beim Gottesdienst schlug sie souverän sprachliche Brücken. pms
Der moderne Untertan oder Das Komitee Schriftsteller Jürgen Fuchs über die neuen Verbündeten Diestel und Gysi / Eine Polemik
eulich las ich in einer Wochenzei tung von einem Oberst der ver flossenen "Nationalen Volksar-
Weiterhin wolle er dem deutschen Volk dienen und seine patriotischen Gedanken verwirklichen. Bei seinem elfjährigen Sohn achtet er darauf, daß der nicht zu viel fernsieht, "denn das amerikanisiert und liberalisiert". So sagt es dieser Herr von Anfang fünfzig der Reporterin. Auf dem Foto ein Männergesicht, kurze Haare, eine hohe, lichte Stirn. Ein Pappi, ein Vorgesetzter, ein Mitglied der Hausgemeinschaft, welches entschieden eintritt für Ruhe und Ordnung im Flur, im Fahrstuhl, auf Straßen und Plätzen. Nicht alles war schlecht, denke ich mir, wird er sagen, unsere Menschen sind heute verunsichert, Drogen, Gewalt, Ausländer, so kann es nicht weitergehen. Und der Oberst der alten neuen, inzwischen abgewickelten "Volksarmee" sucht sich neue Verbündete, neue Genossen und Kameraden.
Und findet sie. Mitte 1990 gibt ein deutscher demokratischer Innenminister der Zeitung Neues Deutschland ein Interview. Sein Vater war Offizier der bereits erwähnten Armee, seine Brüder in der Einheitspartei, er habe nichts gegen das ND und die PDS des Jahres '90. Als Abiturient wurde er Mitglied der Blockpartei CDU, nach zwei Jahren trat er aus, im Herbst 89 gründete er mit einem Leipziger Pfarrer die Deutsche Soziale Union, DSU, trat bald wieder aus und in die CDU ein. Er heißt Peter-Michael Diestel und sagte in diesem Interview knapp und straff: "Ich habe nicht die Front gewechselt, nur das Bataillon." Was sucht er? "Eine gute Gemeinschaft." Was ist zu tun? "Nicht Gräben zwischen den Menschen soll man aufreißen . . ., sondern das Gemeinsame suchen. So wie nach 1945 die Ärmel hochkrempeln." Und wer nicht gleich die Ärmel hochkrempelt und mitmacht, vielleicht zögerlich ist, skeptisch, Aufklärung fordert und Erinnerung an Repression und Gewalt? (Solche gab es auch nach '45, nicht wahr, Margarete und Alexander Mitscherlich, nicht wahr, Ralph Giordano und Eugen Kogon?) Was sind das dann für welche? "Vaterlands- und geschichtslose Gesellen", wie im Interview, vielleicht. Könnte sein.
Und was lehnt er ab im vereinten Deutschland? "Wenn Menschen, Rumänen zum Beispiel, kommen, ihre Kinder ausziehen und betteln." Er würde, sagt er im ND, "gern einen Beitrag leisten, daß die Menschen sagen: Rumänien ist ein schönes Land, wir bleiben in Rumänien, dort ist unsere Heimat. Wir könnten dann über touristische Regelung Ausländerfreundlichkeit organisieren." Da sehe ich eine rumänische Roma-Familie in Tempelhof, wie sie wartet, sich hinsetzt neben "Bolle", das Gesicht der Frau, des Mannes, des Jungen, wie sie ihre Hände hinstrecken, wie sie etwas haben wollen von den Käuferinnen und Käufern. Und wenig bekommen. Bemerkungen fallen, ein paar Jugendliche verlassen die U-Bahn, sehen herüber, wollen vielleicht "Zigeuner aufklatschen", lachen, gehen aber weiter. Ein großer Sammelbehälter des Roten Kreuzes steht in der Nähe, die Frau sucht in den Tüten, zieht einen Anorak heraus, das Kind muß anprobieren, paßt. Nun, Herr Diestel, muß jetzt die Polizei gerufen werden? War das eine Ausnahme, betteln andere aggressiver? Und Rumänien, das schöne Land?
Wissen Sie, wie es da aussieht? Sie beschäftigen sich, kann ich im Gespräch vom 6. August 1990 nachlesen, am liebsten mit "der Angel in der Hand oder mit der Hantel". Wichtig ist Ihnen vor allem "Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und die Familie". Und wenn Sie von den Interviewern das Stichwort erhalten: "Ein BMW zeichnet sich vor allem dadurch aus . . .", dann ergänzen Sie: ". . . daß er hervorragende Fahreigenschaften hat, eine hervorragende technische, elektronische Ausstattung, und ein BMW in meinem unmittelbaren Umfeld zeichnet sich dadurch aus, daß er gepanzert ist und daß er mir für ein ganz geringes Entgelt von politischen Freunden aus der Bundesrepublik leihweise zur Verfügung gestellte wurde". Da müssen Sie nicht in den Rot-Kreuz- Container kriechen und einen Anorak für den Jungen herauszerren, nicht wahr, Peter-Michael Diestel? Ihre Worte: "Die deutsche Einheit eröffnet riesenhafte Chancen für alle Deutschen im positiven Sinne von Überwindung der Grenzen zum gemeinsamen Europa. Phantastische Perspektiven. In diesem Sinne sehe ich auch die Geldfragen. Wo ein Wille ist, werden wir auch den Weg finden." Alle werden diesen Weg vielleicht nicht finden. Alle nicht. Aber Sie und Ihre politischen Freunde bestimmt.
Und es gibt "neue Herausforderungen", wie Sie sagten, "durch die Öffnung der Grenze und durch die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse . . . bewaffnete Kriminalität spielte bislang überhaupt keine Rolle . . . Rauschgift spielte keine Rolle, auch ein Bandenwesen spielte keine Rolle, rechter und linker Radikalismus in der Politik ebenso nicht. Dafür haben Mielke und seine Mannen ,hervorragend' gesorgt." Wie bitte? Mielke und seine Mannen, waren das keine hervorragenden bewaffneten Kriminellen, als Bande partei- und staatsoffiziell organisiert, auch radikal, neu-rechts oder pseudolinks, je nach Definition?
Darüber haben Sie so noch gar nicht nachgedacht? Mag sein. Die Bürgerkomitees der ersten Stunde zur Stasi-Auflösung haben Sie zu unterlaufen versucht mit "staatlichen Komitees", voll von IM und Offizieren im Besonderen Einsatz. Das ist damals nicht ganz gelungen, vor allem in den Bezirken nicht. In Berlin, der Hauptstadt, beinahe. Und heute ein "Komitee für Gerechtigkeit"? Toller Name. In den Tageszeitungen zwei gut gelaunte Männer mit Krawatten, die keine Parteigrenzen mehr kennen. Gregor Gysi trägt sein Parteiabzeichen tatsächlich nicht mehr. In einer Reportage über die neue "Bewegung" ist viel von "etwa zwölf Leibwächtern" die Rede, von "250 Kilometer Fußmarsch durch Mecklenburg. Mit Uniform, Fliegerstiefeln und Zelt. Ohne Rasieren". Und von "drei Experten aus dem Staatsschutz des MfS . . . ihr Volvo folgt . . . dem gepanzerten BMW in astreiner Abwehrfahrt".
Wehrsportgruppe Diestel? Ist das zu böse? Dann lieber "Komitee für aktive Maßnahmen" und Desinformation? Markus Wolf und Herr Wagenbreth von der Abteilung X der HVA finden diese mannhafte Art bestimmt interessant, mit der zur Zeit herumgewuselt wird in der Medienlandschaft. Eine neue Runde hat begonnen. Die kleine Defensive der Schlips-, Köfferchen- und Parteiabzeichenträger ist vorbei. Jetzt kommen die wirklichen Helden zum Vorschein, sie hatten vorher schon ein wenig angekündigt, was da auf uns zukommen könnte. Was sagte doch Dr. Peter Michael Diestel im zurückliegenden Interview aus dem Jahre '90, angesprochen auf "Widersprüche im Polizeiapparat" von Berlin: "Wenn meine Kinder sich so benehmen würden, dann steckte ich sie ins Bett."
Gute Nacht, Deutschland. Und Licht aus! Hände auf die Bettdecke, die Anständigen kommen. Die Söhne der Offiziere und Staatssekretäre kommen, aus denen "etwas wurde" (es gibt ja auch andere, mitunter mißratene, die plötzlich Gedichte schreiben und Biermann gut finden). Und dazu schon wieder die Nationalpreisträger und Edeldichter, sie haben schon ihren Frieden gemacht, als wir noch im Knast saßen, ausgebürgert oder in "Operativen Vorgängen" bearbeitet wurden von "Experten" und "phantastisch ausgebildeten Leuten".
Jetzt rächt sich auch der schnelle Schlenker, mit dem eine westdeutsche Regierungspartei aus wahltaktischen Gründen den falschen Bruder Blockpartei glaubte einsetzen zu müssen als Sieger der "Allianz für Deutschland". Hoffentlich Allianz-versichert, kann man da nur sagen. Hoffentlich sprechen bald freie Gewerkschaften, die keine Angst haben vor aalglatten Kündigern, klagenden Stalinisten und neuen alten Seilschaften in den Chefetagen. Die Demütigung muß weg, die Depression, das Kusch-Verhalten. Auch das enge, aufgestylte Sich-selbst-Präsentieren von autoritären Aufsteigern als Retter der Nation könnte ja mal rechtzeitig durchschaut werden, sogar in deutschen Landen. Die Weimarer Republik war mehr gut als schlecht, auch wenn es eine Wirtschaftskrise gab!
Und was tun? Sich nichts gefallen lassen. Auf die Barrikaden gehen, wo Unmenschliches, Ungerechtes, Demagogisches, auch in kleiner Form geschieht. Nicht auf Stellvertreter, Komitees, erste und zweite Sekretäre oder ihre Söhne warten, auch nicht auf neue Führer oder politisierende Kraftsportler. Die westliche Demokratie ist nicht schlecht und kann sich vielleicht sogar im Osten halten, wenn es den flotten Pappis nicht gelingt, aufsässiges Potential zu nutzen und mittelfristig ins Bett zu stecken. Besonders bei Krisen und drängenden Fragen dürfen die nicht das Sagen haben. Sonst könnten vor den Häusern gepanzerte BMWs stehen, grüne Minnas und vielleicht auch noch einige Trabis mit Schiebedach, Variante Kübel, wie an der gut gesicherten Grenze, reserviert für die "vaterlands- und geschichtslosen Gesellen". Streng rechtsstaatlich, Diestel, Gysi, de Maizière, Schnur und auch Stolpe waren und sind ja Rechtsanwälte, wehe, einer sagt ein falsches, beleidigendes, ironisches Wort!
Bei Tage besehen und gelassen: Warum nicht ein Komitee. Das Neue Forum, immerhin gegründet, als es noch was kostete, das Bündnis 90 oder die bis vor kurzem im Osten verbotenen Sozialdemokraten, auch Arnold Vaatz, könnten sich was einfallen lassen. Berechtigter Zorn ist ja da, und wichtige, existentielle Themen gibt's genug in dieser verrückten Zeit nach der Diktatur. Aber bitte nicht Dr. Peter-Michael Diestel.
Der Schriftsteller und Sozialpsychologe Jürgen Fuchs, zu DDR-Zeiten mit Publikationsverbot belegt, verhaftet und 1977 in den Westen abgeschoben, lebt in Berlin.
BAD HOMBURG. Am 10. August beginnt bei der Kreishandwerkerschaft für den Hochtaunus ein allgemein-theoretische Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung, der bis Juni 1993 dauert. Wer teilnehmen möchte, sollte sich bald bei der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft, Obergasse 15, in Bad Homburg anmelden. Der Kurs ist von der Arbeitsverwaltung als förderungswürdig anerkannt, das Arbeitsamt gibt einen Zuschuß zu den Kosten. s
BAD HOMBURG. Sie kam aus Leningrad in der Sowjetunion, sie kehrt zurück nach Sankt Petersburg in Rußland: Nadja Drushinina ist seit fast einem Jahr die erste russische Gastschülerin im Hochtaunuskreis, vielleicht sogar in Deutschland. Am 14. August "oder ein paar Tage später" soll sie zurückfliegen in ihre Heimat, in der sich inzwischen manches verändert hat. Wie sie Bad Homburg erlebt, darüber berichtet die 16jährige in einem Beitrag mit drei Folgen. Folge 1 erschien am 11. Juli; lesen Sie heute Folge 2.
RÖDERMARK. Mit einem kurz zuvor in Rödermark gestohlenen Auto hat in der Nacht zum Donnerstag ein noch unbekannter Autofahrer an der Einmündung vom Mühlengrund in die Rodaustraße einen Unfall verursacht und anschließend sein Heil in der Flucht gesucht. Nach Darstellung der Polizei hatte der Autodieb die Vorfahrt eines die Rodaustraße benutzenden Verkehrsteilnehmers mißachtet und war mit diesem kollidiert. Der gestohlene Wagen - der Eigentümer hatte den Verlust noch gar nicht bemerkt - wurde 500 Meter von der Unfallstelle entfernt verlassen aufgefunden. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf schätzungsweise 5000 Mark. ttt
FRANKFURT-NORDWEST. Helmut Gärtner, Ortsvorsteher im Beirat 8, steht an der Spitze der Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März 1993, die die SPD-Nordweststadt in ihrer jüngsten Mitgliederversammlung aufgestellt hat. Ihm folgen Lutz Ullrich, Georg Grimm und Oliver Viest aus der Juso-AG Nordwest. "Die Sozialdemokraten setzen auf die langjährige Erfahrung Gärtners und seine praxisorientierte und verdienstreiche Arbeit", heißt es in einer Presseerklärung. Er habe gute Chancen bei der Wahl 1993 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt zu werden.
Doch auch die Jugend soll eine gewichtigere Rolle im Ortsverein bekommen. Die Jusos arbeiten bereits an Problemthemen wie Rechtsextremismus in der Nordweststadt und planen die Eröffnung eines Jugendcafés im Nordwestzentrum.
Die Kandidaten für den Ortsbeirat 8 sollen erst im Herbst benannt werden. Jetzt richten sich die Blicke auf den nächsten Parteitag nach den Sommerferien. Dann wird die Wahlliste des Unterbezirks aufgestellt. sil
NEU-ISENBURG. Es klopft an der Tür, und eine agile, beredte Frau mit schlohweißem Haar betritt das kleine Büro in der Ludwigstraße 75-79, wo der Neu-Isenburger Verein "Hilfe für ältere Bürger" seinen Sitz hat. Nachdem die Gerüchteküche in ihrem Bekanntenkreis brodelte, will sie es nun genau wissen: Heinz Karl Baumann, 1. Vorsitzender und einziger hauptamtlicher Mitarbeiter des Vereins, soll ihr sagen, was dran ist an dem Ge- rede, daß das für die Ferien im August gebuchte Schweizer Hotel über tausend Meter hoch liegt. Denn daß wäre ihr dann doch ein wenig zu hoch.
Baumann kann ihre Bedenken jedoch Das wichtige Schwätzchen zerstreuen. "Alles Quatsch", sagt er, und gibt der alten Dame gleich einen Prospekt mit, in dem steht, daß das Hotel nur 440 Meter hoch liegt. Die reisefreudige Isenburgerin lacht: "Das habe ich mir doch gleich gedacht." Sie freut sich auf die Ferien am Vierwaldstättersee. Die Fahrt ist eine von zwei bis drei Urlaubsreisen für ältere Leute, die der Verein alljährlich organisiert.
Die täglichen Sprechstunden von 9 bis 13 Uhr, die es gibt, seit Baumann vor zwei Jahren die halbe Stelle übernommen hat, wird recht häufig genutzt. Das seit 20 Jahren bestehende Kummertelefon des 1970 gegründeten Vereins nehmen die Alten und Jungen in Neu-Isenburg seither nicht mehr so in Anspruch. "Die Leute, die hier hereinkommen, haben nicht immer schwerwiegende Probleme, manche wollen einfach nur ein Schwätzchen halten." So ist es durchaus schon vorgekommen, daß jemand auf eine wackelige Bürgersteigplatte beim Friedhof hinwies, über die jemand stolpern könnte. Andere suchen bei Baumann Hilfe, wenn sie Probleme mit Behörden oder in Testamentsfragen haben.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch laut Baumann, der seit 1974 den Vereinsvorsitz inne hat, die Organisation des Services "Essen auf Rädern". Dieser Essensdienst für ältere Leute ist auch der Beitrag des Vereins zur Mitte Mai in Neu-Isenburg gegründeten "Arbeitsgemeinschaft für Ambulante Dienste". In einem Zusammenschluß von Sanitätsverein (Sozialstation), Arbeiterwohlfahrt (mobiler Hilfsdienst), "Hilfe für ältere Bürger" und dem Magistrat der Stadt, der die Koordination übernimmt, hat man damit die Altenhilfe außerhalb der Institutionen unter einen Hut gebracht, um an einem Strang zu ziehen.
Eine Ausstellung unter dem Motto "Frau Marxen ist (k)ein Pflegefall", die von Mitte September bis Mitte Oktober im Rathaus gezeigt wird, soll darüber gründlich informieren. "Interessierte Bürger werden wir aus diesem Anlaß zu einer Kostprobe unserer Essen einladen", kündigt Baumann an.
Angefangen haben die Neu-Isenburger Helfer vor 22 Jahren, um älteren Leuten materiell unter die Arme zu greifen. Mit zehn bis zwölf Essen ging es damals los. Heute müssen die Zivildienstleistenden der Stadt, die auch für Baumanns Verein tätig sind, täglich hundert, einmal in der Woche gar 140 Essen zwischen Zeppelinheim und Gravenbruch verteilen.
Jeden Dienstagmorgen klopfen zwei Zivis in der Ludwigstraße an, und holen den ersten Schwung der auszufahrenden Essen ab: Rund 40 tiefgekühlte à la Carte-Kartons mit sieben individuell ausgewählten Gerichten für die gesamte Woche sind es jedesmal. Eine Firma im westfälischen Rheine stellt die Essen her. 45,50 Mark kostet ein á la Carte-Karton frei Haus. Damit ist diese individuelle Variante mit 6,50 pro Portion das teuerste Angebot aus der Ludwigstraße.
Billiger ist die warme (nicht mehr ganz heiße) Schonkost, von der täglich etwa 100 Portionen im Warmhaltepack eßfertig vorbeigebracht werden: 5,10 Mark müssen die Senioren dafür auf den Tisch legen.
Und wie schmeckt's? Hat Heinz Karl Baumann das Essen selbst schon probiert? "Natürlich schmeckt das à la Carte- Essen besser, als das warm angelieferte Essen", räumt er ein. Das liege vor allem daran, daß bei der Tiefkühlkost jeder Bestandteil separat eingefroren wird und deshalb "seinen spezifischen Geschmack bewahrt, beim warmen Essen schmeckt ja alles irgendwie gleich".
Außerdem ist das tiefgekühlte Essen, da es nur einmal in der Woche ausgefahren wird, für den Verein praktischer. Trotzdem will Baumann die tägliche Tour mit dem warmen Essen beibehalten. "Bei manchen Leuten ist der tägliche Besuch der Zivildienstleistenden mit der warmen Mahlzeit der einzige am Tag." Diese soziale Komponente möchte Baumann nicht missen, schließlich gehe es nicht nur um die reine Kalorienversorgung, sondern auch darum, den Kontakt zu den oft einsamen alten Menschen zu halten.
Die Rüstigeren unter Baumanns Schützlingen ziehen es vor, gemeinsam im Altenheim "Haus Beck" Mittag zu essen: Etwa zehn Personen treffen sich täglich um halb zwölf in der Hugenottenstraße 34 zur gemeinsamen Mahlzeit.
Das "Haus Beck" ist auch Ort des jährlich vom 470 Mitglieder zählenden Verein organisierten Flohmarkts, der dieses Jahr am 6. September stattfinden wird. Vor allem Gegenstände aus Nachlässen werden hier feilgeboten. Der Erlös kommt den Heimbewohnern zugute. FRAUKE HAß
SCHÖNECK. Der Frust der Verwaltung ließ sich nicht verheimlichen. Da hatte man mühsam eine Liste von 17 potentiellen Schöffen zusammenbekommen. Die fünf Frauen, zwölf Männer hatten sich schriftlich zur Übernahme des Ehrenamts bereit erklärt. Doch dann kam im Parlament nicht die Zweidrittelmehrheit zusammen, mit der die Aufstellung für das Amtsgericht Hanau hätte gebilligt werden müssen. Viel Arbeit, viel guter Wille - vergebens? Und dies in einer Zeit, in der es laut Hauptamtsleiter Werner Marhauser schwer geworden ist, geeignete und willige Leute für Ehrenämter zu finden, mit denen die Hessische Kommunalverfassung steht und fällt.
Nicht nur die Judikative, auch die zwei anderen Gewalten enthalten ehrenamtliche Elemente - Ausdruck des Verfassungswillens, daß alle Macht vom Volke ausgeht. Gemeinschaftssinn bezeichnet Marhauser als den "roten Faden" in der Kommunalverfassung. Und just um den sei es tendenziell schlecht bestellt. "Common sense", der das Gemeinwesen als Angelegenheit der Bürger(innen) begreifen läßt, hat keine Konjunktur. Die durch die Gebietsreform erreichte höhere Effizienz der Verwaltung, erreicht durch Spezialisierung und Professionalisierung bei den Hauptamtlichen, wirkt sich hier wohl negativ aus. In der anonymer gewordenenen Gebietskörperschaft empfinden die Menschen weniger persönliche Verantwortlichkeit für die öffentliche Sache.
Sicher ist dies nur ein Erklärungsansatz; über andere läßt sich spekulieren. Eine Rolle spielt gewiß, daß die Verwaltungsaufgaben schwieriger geworden sind. Und gerade Leute, die aus ihrer Berufserfahrung Sachverstand einbringen könnten wie Freiberufler, Handwerker oder selbstverantwortlich tätige Angestellte, können sich dies zeitlich kaum leisten. Hier helfen auch gesetzliche Bestimmungen zu Mandatssicherung nicht weiter, also daß niemandem aus dem öffentlichen Ehrenamt Nachteile am Arbeitsplatz erwachsen dürfen.
Auch die seit Bestehen der Gemeindeordnung erreichte Arbeitszeitverkürzung ändert daran nichts; lange Anfahrten zur Arbeit haben diesen Fortschritt oft aufgefressen; nicht zuletzt verlangt die Freizeitgestaltung - ihrerseits mit langen Wegen verbunden - zeitaufwendig ihr Recht.
Allgemein sieht Marhauser privaten Egoismus auf dem Vormarsch. So sei es etwa schon ein "erhebliches Problem", Wahlvorstände zusammenzutrommeln. Die von den Parteien nominierten Personen seien nicht alle sehr motiviert. Wenigstens aber habe man noch niemanden zur Arbeit am Wahlsonntag verpflichten müssen, was theoretisch möglich ist.
Allein vom Ehrenamt getragen ist die "legislative" Gewalt des kommunalen Gemeinwesens. Neben der Gemeindevertretung und den Ortsbeiräten gehören dazu Nachfrist wahrscheinlich die genannten Wahlvorstände, bald wohl auch Ausländerbeiräte. In Schöneck seit längerem beschlosssen, aber noch nicht konstituiert, ist ein Seniorenbeirat.
In der ausführenden Gewalt sind die Gemeindevorstände überwiegend aus Ehrenamtlichen zusammenzusetzen; Kommissionen beim Gemeindevorstand wie die Schönecker für Verkehrsfragen sowie die Führer der freiwilligen Feuerwehr sind zu nennen. Zeitgemäß, so Marhauser, sei es, wenn eine professionelle Exekutive gefordert wird, doch stehe die Dominanz von Hauptberuflichkeit im Gegensatz zum Verfassungsanspruch. Doch dies, betont er, spreche nicht gegen moderne Verwaltung, in der Leistung zählt.
Eine große Anzahl verschiedener Ehrenämter hat die rechtsprechende Gewalt: als Schiedsleute, Schöff(inn)en und Jugendschöff(inn)en sowie für die Ortsgerichte und die Prüfung von Kriegsdienstverweigerern (KDV) sind hier geeignete Bürger(innen) zu bestellen. Während der Gemeindevorstand Beisitzende für Jugendgerichtsbarkeit und KDV-Prüfungsgremien vorschlägt, werden die übrigen vom Parlament, dem Wahlausschuß beim Amtsgericht vorgeschlagen. Aus den Listen wird etwa jede(r) zweite berufen.
Die Orts- und die Schiedsgerichte sind in der Regel schnell mit qualifizierten Leuten besetzt; nur selten werden neue Köpfe gebraucht: Wer einmal dabei ist, nimmt die Aufgabe meist bis zur Altersgrenze wahr. In den Ortsgerichten Kilianstädten / Oberdorfelden und Büdesheim kümmern sich je ein Vorsteher und vier Schöff(inn)en um Schätzungen von Immobilienwerten, um Nachlässe und andere, nicht viel angenehmere Aufgaben. Der Vorsteher hat feste Sprechtage, beglaubigt Urkunden und registriert Kirchenaustritte. Zwei Schiedsmänner in Schöneck sollen Streitereien außergerichtlich schlichten. Mitglieder beim Ortsgericht sind für zehn, Schiedsleute für fünf Jahre berufen.
Obgleich die Amtsperiode bei Schöffen nur vier Jahr ist, glückte es diesmal nicht ganz, die der Gemeinde zustehenden 18 Vorschläge auszuschöpfen. Viele Bürger(innen) waren nicht freiwillig bereit. Immerhin finden sich jetzt unter den 17 vorgeschlagenen Personen sieben, die zuvor noch nicht Ehrenrichter(in) waren. Daß die CDU die Liste scheitern ließ, obwohl sie wie auch die anderen Parlamentsfraktionen ihr eigenes Vorschlagsrecht nicht wahrgenommen hatte, führt zu einer auch aus Sicht des Amtsgerichts Hanau ungewöhnlichen Situation.
Zwar ist die Frist schon abgelaufen; weil es aber "einen sehr schlechten Eindruck" machen würde, wenn eine Gemeinde gar keinen Vorschlag einreicht, will Richter Peter Marx sehen, daß er Schöneck eine Nachfrist einräumen kann. Zeit genug für eine neue Parlamentsabstimmung wäre noch: Die Entscheidung des Wahlausschusses ist erst Ende September / Anfang Oktober.
Ob er einen generellen Trend weg vom Ehrenamt beobachten kann? Marx kann dazu nur sagen, daß es gelegentlich Schöff(inn)en gibt, die ständig wegen Überlastung Termine absagen. Das liege mit daran, daß der Ausschuß oft Menschen wählt, die bekannter sind - weil sie andere Ämter haben. ULRICH GEHRING
RÖDERMARK. Dem vor drei Jahren als 15jährigen nach Deutschland eingereisten und seither bei seinen Eltern und Geschwistern in Rödermark lebenden Cuma Yagmur droht die Abschiebung aus der Bundesrepublik - wenn nicht der Petitionsausschuß des Hessischen Landtages ein Einsehen hat.
Der Vater, seit 22 Jahren im Lande und im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis, und seine Frau werden andernfalls zusehen müssen, wie der Junior trotz deutschem Hauptschulabschluß und angebotener Lehrstelle allein die Heimreise antreten muß.
Der 16. Geburtstag ist der Stichtag für die problemlose Einreise von Kindern ausländischer Arbeitnehmer im Zuge der Familienzusammenführung. Vater Yagmur hatte seinen 15jährigen Sohn 1989 nachkommen lassen, während die Mutter noch daheim wartete, bis ihr Mann in Rödermark eine geeignete Wohnung gefunden hatte.
Als der Sohn rechtzeitig vor seinem 16. Geburtstag einen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis stellt, wird diese abgelehnt - weil die Yagmurs ohne Ehefrau und Mutter keine komplette Familie darstellen. "Etwas anderes könnte nur dann gelten", heißt es im Beschluß des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes Kassel vom 25. Juni 1992 als letzter Instanz, "wenn der im Heimatland lebende Elternteil zu diesem Zeitpunkt seinerseits bereits einen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung zum Zwecke der Familienzusammenführung gestellt hat, die Voraussetzungen für deren Erteilung vorlagen, sich die Einreise aber aus von ihm nicht zu vertretenden Gründen verzögert hat".
Cumas Mutter hat am 28. September 1989 diese Aufenthaltserlaubnis beantragt. Leider zwei Tage nach dem 16. Geburtstag ihres Sohnes. Zwei Tage, die nun über das Schicksal einer Familie entscheiden sollen.
Zudem war der Mutter bei ihrem ursprünglichen Antrag noch entgegengehalten worden, der Wohnraum ihres Ehemannes sei nicht ausreichend, um ihm nach Deutschland zu folgen. Inzwischen hat Yagmur senior eine passable Wohnung gefunden. Vor einem Jahr ist seine Frau nach Rödermark gekommen, jetzt soll der älteste Sohn das Land verlassen, während seine beiden jüngeren Geschwister unbehelligt hier aufwachsen dürfen.
Der Initiativausschuß "Ausländische Mitbürger in Hessen" hat sich dem jungen Türken angenommen und dem Petitionsausschuß des Landtags angerufen. In dem Schreiben wird nicht nur an Artikel 6 des Grundgesetzes - "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung" - erinnert, sondern auch der zweite Korintherbrief des Apostels Paulus, Kapitel 3, Vers 6 zitiert: "Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig." ttt
vs/ptz DÜSSELDORF/BONN, 16. Juli. In scharfem Ton hat der nordrhein-westfälische CDU-Generalsekretär Herbert Reul seinen brandenburgischen Parteifreund und Mitinitiator der ostdeutschen Komitees für Gerechtigkeit, Peter-Michael Diestel, angegriffen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung beschuldigte Reul die Organisatoren "Diestel, Heym, Hermlin und Co", mit den Komitees Haß zu säen. Dafür würden sie "noch mehr Haß, vielleicht sogar Gewalt" ernten.
Diestel ist nach Reuls Einschätzung für die Partei "nicht länger hinnehmbar". Er müsse deshalb aus der CDU ausgeschlossen werden. Reul bezeichnete den brandenburgischen Politiker als einen "neu- deutschen Haß-Organisator".
Reuls Urteil hat besonderes Gewicht, weil Nordrhein-Westfalens CDU der offizielle Partnerverband des brandenburgischen CDU-Landesverbandes ist. Erst vor wenigen Wochen hatten Reul und Diestel bei einem Besuch des nordrhein-westfälischen CDU-Generalsekretärs in Potsdam gemeinsam über Strategien nachgedacht, wie die brandenburgische CDU aus ihrem organisatorischen und inhaltlichen Dauertief herausgeführt werden könnte.
Auch die Grünen lehnen die "Komitees für Gerechtigkeit" ab. Die beiden Sprecher der Bundes-Grünen, Christine Weiske und Ludger Volmer, warfen den Initiatoren am Donnerstag in Bonn vor, mit platten und populistischen Sprüchen auf Stimmenfang bei Menschen zu gehen, die erst von SED-Chef Erich Honecker und dann von Bundeskanzler Helmut Kohl "über den Tisch gezogen wurden".
Volmer warnte davor, nur "vordergründige Stimmungen zu organisieren". Zwischen Ost- und Westdeutschland gebe es keinen pauschalen Interessengegensatz; vielmehr bestünden differenzierte Einzelinteressen hier wie dort. Die ostdeutschen Unternehmer hätten andere Ziele als die Arbeitnehmer, der Arbeitslose oder der Beschäftigte in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Auch die Interessen von Mietern und Hauseignern könnten nur in populistischer Form zusammengebunden werden, betonte Volmer. "Völlig unsinnig" sei der Glaube, der Westen lasse sich von einem fast an eine Einheitspartei grenzenden Konstrukt Zugeständnisse abtrotzen.
Die Enttäuschung über Politiker und die Sorge um Arbeitsplätze und bezahlbare Wohnungen führten Weiske zufolge auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zu einem "allgemeinen Frust". Die Komitees versprächen nun den Menschen erneut, es "gäbe einen Königsweg zur Lösung der Probleme".
Nach Ansicht der Bundes-Grünen bindet eine auf vermeintliche Ost-Interessen ausgerichtete Bewegung lediglich Kräfte und Energien, Resthoffnungen und Widerstandsgeist. Zudem würden erste brüchige Ost-West-Brücken in der Gewerkschafts-, Frauen- und Bürgerbewegung sowie auf der Ebene der Verbände und Kommunen gefährdet. Volmer forderte eine Zusammenarbeit der Gruppen auf beiden Seiten, um einen ökologischen und sozialen Interessenausgleich zu erreichen. Dabei müsse der Osten wachsen und der Westen schrumpfen.
Der Grünen-Vorstand werde im Gegensatz zur CDU Parteimitglieder, die den Komitees beitreten, nicht mit einem "Bannfluch" belegen, sagte Weiske. Eine Mitarbeit in solchen Gruppen sei "problemlos", solange sich die Komitees nicht zu einem Wahlverein oder einer Partei entwickelten. Grünen-Bundesvorstandsmitglied Friedrich Heilmann und Klaus- Dieter Feige, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Mecklenburg-Vorpommern, hatten vor wenigen Tagen mitgeteilt, sie begrüßten die Gründung regionaler und kommunaler Komitees.
Der CDU-Kreisverband Frankfurt/ Oder plädierte am Donnerstag für ein Ausschlußverfahren gegen Peter-Michael Diestel, wie die Nachrichtenagentur Reuter meldet. Dessen Beteiligung an der ostdeutschen Sammlungsbewegung sei parteischädigend.
Nach Auffassung von SPD-Bundesgeschäftsführer Karl-Heinz Blessing sollte die Gründung der Komitees nicht dramatisiert werden. Er stehe dieser Bewegung nicht völlig ablehnend gegenüber, eher "liberal", sagte er der Deutschen PresseAgentur zufolge in Halle. (Kommentar auf Seite 3)
Der Hof der Kurfürstlichen Burg im schmucken Eltville ist ein lauschiger Ort an den Gestaden des Rheins, durch engste Gassen zu erreichen und von Baumkronen überschattet, der, würden die Zuschauerreihen nur stärker ansteigen, ungetrübten Theatergenuß versprechen könnte. "Schöne Erbauung" wünschen sich gegenseitig auch die beiden Damen, denen vor mir die Eintrittskarte abgerissen wird. Erbauung? Immerhin wird ein ganz klassischer deutscher Klassiker gegeben: Lessings "Nathan der Weise".
Die Aufführung ist eine Eigeninszenierung der "Burghofspiele", zu denen bis Mitte August ansonsten Gastgruppen mit viel Shakespeare und Schiller, aber sogar auch Arthur Miller anreisen.
Nur schwer erkennbar ist allerdings, daß der "Nathan" tatsächlich speziell für die Bedürfnisse der Burg produziert wurde. Man kann bei Freilichtaufführungen zwar keine komplizierte Bühne erwarten, aber was Thomas Lorenz-Herting hier in den Hof gestellt hat, besticht vor allem dadurch, daß es überhaupt nicht hineinpaßt: senkrecht aufgestellte Metallplatten, die das Bühnenumfeld weder aufnehmen noch als bewußt gesetzter, klarer und sinnfälliger Kontrast zum mittelalterlichen Ambiente erscheinen. Kein Wunder, daß die Schauspieler in diesen Kulissen häufig ein bißchen verloren wirken.
Zumal sie recht lange brauchen, um sich warmzuspielen. Etwa der christliche Tempelherr (Uwe Zerwer), der Nathans Tochter Recha aus dem Feuer gerettet hat, muß zunächst hilflos deklamierend über die Szene rasen, bevor er zu einem ruhigeren, dann auch oft naiv-witzigen Rhythmus findet. Eher blaß und ohne markante Seiten bleiben die meisten Charaktere, vom Sultan Saladin über den Derwisch Al-Hafi bis hin zu Recha. Eigentlich nur Andreas Weißert als Nathan ist von Anfang an präsent und überzeugend: ein behutsamer Weiser.
"Wir haben beide uns unser Volk nicht auserlesen", läßt Regisseur Peter Kupke Nathan dem Tempelherren - mit starker Betonung ins Publikum hinein - zurufen. Hier sollen wir aufmerken: Lessings Toleranz-Stück ist auch und gerade heute noch aktuell und betrifft unser Verhältnis zu Ausländern, Asylbewerbern, Flüchtlingen.
So finden wir es im Programmheft formuliert. Auf der Bühne erscheinen solche Sätze oft plakativ, da sie nur gesprochen werden, die dazugehörende Haltung im Spiel aber nicht so recht deutlich wird. Nur wenige der Premieren-Zuschauer dürften sich daher von diesem kritischen Anspruch in ihrer sommerabendlichen Erbauung haben stören lassen.
(Weitere Aufführungen von "Nathan der Weise" im Burghof von Eltville am Rhein am 17. und 25. Juli sowie am 1., 5., 8., 12. und 15. August, 20.15 Uhr. Karten unter 061 23 / 40 50.) DIRK FUHRIG
FRANKFURT A. M., 17. Juli. Das Bundesinnenministerium (BMI) hat in den Jahren 1991/92 mehr als 1,6 Millionen Mark an die umstrittene Hilfsorganisation "World Vision International - Christliches Hilfswerk" gezahlt. Mit den Steuergeldern finanziert die deutsche Filiale der in den USA ansässigen Organisation Projekte für Rußlanddeutsche in Polen und der Ukraine.
Das Ministerium entschied sich für diese Organisation, obwohl das für deutsche Entwicklungshilfe zuständige Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und das Auswärtige Amt (AA) davon abgeraten hatten. Peter Michael Rügner, Leiter des Referates "Zusammenarbeit mit privaten Trägern" im BMZ, sagte am Freitag der FR, World Vision entspreche sowohl inhaltlich als auch formal nicht den Förderkriterien seines Ministeriums. "Mit World Vision hat und wird es keine Zusammenarbeit geben", unterstrich Rügner, "wir geben keine deutschen Mittel an Organisationen unter der Aufsicht eines internationalen Dachverbandes."
Aus dem Auswärtigen Amt wurde das Bundesinnenministerium auf die fehlende Osteuropa-Erfahrung von World Vision hingewiesen sowie auf einen negativen Bericht des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI), das als "Spenden-TÜV" tätig ist. Bei dem Berliner Institut handelt es sich um ein angesehenes Dokumentationszentrum, das Spendern Entscheidungshilfe zukommen läßt. In seinem Bericht über World Vision heißt es: "Es wird zwar Entwicklungshilfe von einiger Relevanz geleistet, dies jedoch zu unvertretbar hohen Kosten."
Gründe seien das Kinderpatenschaftssystem und die aufwendige Organisation von World Vision. Die Verwaltung der überall in der Welt tätigen Hilfsorganisation koste viel Geld, so daß nur ein geringer Anteil der Spendengelder in Projekten eingesetzt werde. "Das Patenschaftsprogramm der Organisation ist nicht mehr zeitgemäß und viel zu kostenintensiv", sagte der Institutsleiter Lutz Worch der FR. Er verurteilte auch die "emotionale Werbestrategie". Aufgrund der Beurteilung durch das DZI raten auch die Kirchen von Spenden ab. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft ist 1989 ein Ermittlungsverfahren gegen World Vision wegen Spendenbetrugs ergebnislos eingestellt worden.
Der Geschäftsführer der deutschen Sektion von World Vision mit Sitz im hessischen Oberursel, Reiner Rogowski, wies die Vorwürfe zurück. Mit dem DZI habe es immer wieder "Verständigungsschwierigkeiten" gegeben. Die Kritik an seiner Organisation beziehe sich auf die Vergangenheit. World Vision habe vor Jahren ein unabhängiges Gutachten über die eigene Arbeit erstellen lassen und anschließend Veränderungen in der Verwaltungsarbeit eingeleitet.
Auch dem Vorwurf, World Vision könne nicht auf Erfahrung bei der Arbeit in Osteuropa verweisen, widersprach Rogowski. "Wir sind seit langer Zeit dort tätig, konnten jedoch nur im verborgenen arbeiten." Bei den Projekten in der Ukraine und in Polen handele es sich um Dorfentwicklungsprogramme und Ausbildungsprojekte. Das größte Projekt befinde sich im Dorf Dobroalexandrowka (Alexanderhilf) unweit von Odessa.
Franz Josef Hammerl, Pressesprecher im Bundesinnenministerium, teilte auf Anfrage mit, bei World Vision habe es keinen Anlaß zu Bedenken gegeben. "Wir fördern die zwei Pilotprojekte zu Ende", sagte Hammerl. Er sagte, World Vision sei auf Vorschlag des SPD-Abgeordneten Jan Oostergetelo mit der Projektarbeit beauftragt worden. Oostergetelo ist Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Freundschaftsgesellschaft im niedersächsischen Bentheim.
"Das Projekt ist von ihm ausgegangen und war seine Idee", bestätigte Oostergetelos Mitarbeiterin Elisabeth Bickeböller. Da er als Privatperson oder Abgeordneter "kein Zusendeempfänger für öffentliche Mittel" sei, habe er sich an World Vision gewandt und die Organisation wiederum an das Ministerium.
Hans-Hermann Kuhls, wissenschaftli- cher Mitarbeiter im DZI, berichtete: "Es ist durchaus üblich, daß sich Abgeordnete bei uns erkundigen, und wenig später kommt dann eine Anfrage des BMZ oder des BMI." Wieso Oostergetelo jedoch World Vision ausgewählt habe, sei ihm ein Rätsel.
Kleine FR
Erinnerung an 20. Juli 1944 OFFENBACH. Der 20. Juli ist Anlaß, sich der Widerstandskämpfer im Dritten Reich zu erinnern, die an jenem Tag vor 48 Jahren ein Attentat gegen Hitler verübten. Die Stadt gedenkt der Männer und Frauen, die ihre mutige Tat mit dem Leben bezahlen mußten. Am Mahnmal vorm Rathaus und am Ehrenmal vor dem IHK-Gebäude werden am Montag Kränze mit der Aufschrift "Den Opfern des Widerstandes" niedergelegt. Fotokursus im Nordend OFFENBACH. Unter dem Motto "Die Welt mit anderen Augen sehen" bietet das Jugendzentrum Nordend, Johannes-Morhart-Straße 7, im August einen kostenlosen Fotokursus für Mädchen und Jungen zwischen 16 und 25 Jahren an. Anmelden können sie sich über die Telefonnummer 81 36 70.
In dem Bericht "Wahlsieger Rabin tritt mit Wackel-Koalition an" in der Ausgabe vom 14. Juli 1992 hatte die FR aufgrund einer Fehlinformation berichtet, gegen den neuen israelischen Innenminister Aryeh Deri werde wegen Korruption und Mordes ermittelt. Gegen Minister Deri wird nicht wegen Mordes, sondern lediglich wegen Korruption ermittelt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. (FR).
rb FRANKFURT A. M. Die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland wird in Zukunft weiter steigen. Im zweiten Quartal '92 ist die Zahl der Erwerbstätigen erstmals seit langem saisonbereinigt gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies nur noch eine minimale Zunahme um 0,1 Prozent. Zu diesem Ergebnis gelangt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Impulse für eine Belebung könnten derzeit nur von der Geldpolitik kommen. Die Gefahr einer Beschleunigung des Preisauftriebs bestehe dabei nicht, da "sich der Anstieg der Lohnstückkosten 1993 deutlich verlangsamen wird". Ein Kurswechsel der Geldpolitik sei folglich jetzt angezeigt.
Dies sei auch wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung in der Ex-DDR. Da das Wachstum der Gütermärkte in Deutschland insgesamt derzeit nur schwach sei, "ist der Konkurrenzdruck für die ostdeutschen Unternehmen besonders groß." Das DIW wagt allerdings keine Prognose der Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern bis zum Jahresende, da für die Vorhersage solcher Anpassungsprozesse "keine wissenschaftlichen Instrumente vorhanden sind". Viele Ost-Betriebe in Treuhand-Besitz treffen ihre Personalentscheidungen zudem nicht nach marktmäßigen Überlegungen, meint das Institut, sondern warten oftmals auf Entscheidungen der Anstalt oder reagieren auf Änderungen des "administrativen Rahmens".
MAINTAL. Die Umweltberaterin der Stadt Maintal, Angela Theurich, treibt zur Sommerzeit ein spezielles Thema um. Dabei handelt es sich um den Steinmarder, der sich während der Paarungszeit offenbar zum wahren Poltergeist verwandelt, obwohl er doch eigentlich ein scheues, leises und nur selten zu beobachtendes Tier ist. Lautes Rumpeln im Keller oder auf dem Dachboden könne auf "heftige und ausdauernde Paarungsspiele" der Marder zurückgeführt werden, berichtet die Umweltberaterin.
Schon immer soll sich der Steinmarder gern in Städten und Dörfern angesiedelt haben - auch in dicht bebauten Wohngebieten. Die Merkmale des Nachtschwärmers: katzengroß, aber sehr schlank und äußerst leichtfüßig, das Fell kakaobraun mit einem weißen Kehlfleck. Das Tier zählt zur Gruppe von Fischotter, Dachs und Iltis. Steinmarder - so beschwichtigt die Umweltberaterin - seien als "Untermieter harmlos". Sie seien Einzelgänger. Demnach besteht also keine Gefahr, daß mit dem Auftauchen eines Exemplars gleich eine ganze Horde folgt.
Angela Theurich rät nun Bürgerinnen und Bürgern davon ab, nicht gleich zum Gift zu greifen, wenn sie duch das Gepolter eines Steinmardes um den Schlaf gebracht worden seien. Sinnvoller sei es, sich in Geduld zu üben und die vorübergehende Paarungsphase zu ertragen. Statt dessen hat die Umweltberaterin die Empfehlung parat: Frühmorgens ein laut spielendes Radio dort aufstellen, wo man das Tier geortet hat. Denn Steinmarder sollen zwar Lärm machen, ihn aber selbst nicht ertragen können.
Angela Theurich verrät auch, wie man einen Steinmarder zur Sauberkeit erziehen kann. Da sich der Marder hauptsächlich von Obst ernährt, findet man beispielsweise Kirschkerne und andere Reste als Ausscheidung in seinem Quartier. Nun nehme man einfach ein paar Kotbröckchen und lege diese auf eine Zeitung. Der Marder wird dann laut Umweltberaterin das Zeitungspapier "ähnlich benutzen wie eine Katzentoilette".
Wer aber partout das pusselige Tierchen nicht in seinem Haus dulden möchte, dem gibt Angela Theurich den Rat, den Weg abzuschneiden. Indizien für die Einstiegslöcher sollen blankpolierte Kletterspuren sein. Da Steinmarder bis zu zwei Meter hoch und weit springen können, ist es ihnen auch durchaus möglich, von hohen Bäumen aus auf das Dach zu springen und durch geöffnete Fenster in den Dachboden zu gelangen. Der Tip der Umweltberaterin: Manschetten um die Baumstämme. Allerdings - das gibt die Maintaler Fachfrau zu bedenken - sollte dies bei Dunkelheit geschehen. Ansonsten bestehe die Gefahr, "daß der Marder, der tagsüber zu ruhen pflegt, im Haus eingesperrt wird und dort verendet". Zwecklos sei es auch, den Steinmarder zu fangen und auszusetzen. Die Tiere hätten einen ausgeprägten Orientierungssinn und kämen zu ihrem Quartier zurück, weiß die Umweltberaterin zu berichten. hok
BAD HOMBURG. Im Sommerprogramm des katholischen Bildungswerkes sind noch Plätze frei: Am Montag, 20. Juli, ist die Besichtigung des Saalburg- Museums vorgesehen, anschließend wird eine archäologische Wanderung entlang dem Limes angeboten. Treffpunkt ist um 14 Uhr der Eingang des Saalburg- Museums.
Am Dienstag, 21. Juli, wird das Senckenbergmuseum in Frankfurt besucht. Marianne Huf wird durch die Ausstellung führen und dabei über die Frage "Was ist der Mensch?" sprechen. Die Teilnehmer treffen sich um 14.40 Uhr vor dem Hauptportal des Museums.
Tropisch wird es am Mittwoch, 22. Juli, bei einer Fahrt in den Exotenwald bei Weinheim, außerdem wird die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt besichtigt. Abfahrt ist um 10 Uhr an der Dorotheenstraße 9 - 11 in Bad Homburg.
Am Donnerstag, 23. Juli, ist der Besuch des Jüdischen Museums, Untermainkai 14/15, vorgesehen. Die Teilnehmer treffen sich um 14 Uhr am Museum. Abschluß der Veranstaltungsreihe ist am Freitag, 24. Juli, eine Radtour zu einem alternativen Bauernhof in der Wetterau. Die Radfahrer starten um 11 Uhr am Vereinshaus in Gonzenheim. Auskünfte über das Programm gibt es beim Bildungswerk, Tel. 0 61 72 / 2 00 61. s
has FRANKFURT A. M. Wie sehr die Folgen des co op-Skandals der Gewerkschaftsholding BGAG an die Nieren gehen könnten, zeigt ein Forderungsbetrag, der Kern eines Zivilrechtsstreits vor dem Landgericht Frankfurt ist: Die co op, die einst eine Beteiligungsgesellschaft der BGAG war und heute zum Saarbrücker Asko-Konzern gehört, hat die Dachfirma der Gewerkschaften nach deren Angaben auf Zahlung von stattlichen 394 Millionen Mark verklagt. Der erste Termin für die mündliche Verhandlung in dieser Sache ist für den 29. Oktober anberaumt.
Die BGAG hält die Forderung für "unzulässig und unbegründet". Während sie für einen Teil der Summe - nämlich 300 Millionen - auf Verjährung baut, hat sie nun auf die Erhöhung der Ansprüche durch den Handelskonzern co op auf die zitierten 394 Millionen reagiert, und die von ihr erhobene Hilfswiderklage ebenfalls auf diesen Betrag ausgedehnt.
Hintergrund des millionenschweren Gerangels vor dem Kadi sind vor allem Vorgänge aus den Jahren 1984 und 1985. Der Gewerkschaftsholding wird vorgeworfen, sie habe damals beim angeblichen Erwerb von co op-Aktien durch co op mitgemischt. Ein solches Geschäft ist nach dem Aktienrecht unzulässig. Dieser Aspekt spielt im übrigen auch beim Strafprozeß gegen einstige co op-Manager, darunter der frühere BGAG-Chef und Aufsichtsratsvorsitzende des Handelskonzerns, Alfons Lappas, eine Rolle, dessen Neuauflage nach der Aussetzung im März am 3. August auf dem Programm steht.
Bei dem Zivilrechtsstreit vor dem Landgericht Frankfurt geht es um den 1985 über die Bühne gegangenen Verkauf eines co op-Anteilpakets von 39 Prozent für rund 190 Millionen Mark durch die BGAG an die BdK Beteiligungsverwaltungsgesellschaft (BdKV). Letztere soll, so argumentiert die heutige co op, damals - nach außen nicht erkennbar - eine von dem Handelskonzern abhängige Gesellschaft gewesen sein. Dem widerspricht die Gewerkschaftsholding vehement. Da keine Abhängigkeit vorgelegen habe, komme ein "rechtswidriger Erwerb eigener Aktien nicht in Betracht".
Ihre Hilfswiderklage begründet die BGAG damit, daß die co op-Aktien 1986 bis 1988 durch Gesellschaften des Handelskonzerns "mit erheblichem Gewinn" weiterveräußert worden seien. Wenn die Anteilserwerbe rechtswidrig gewesen sein sollten, was die co op behauptet und die BGAG bestreitet, seien die früheren co op-Gesellschaften zur Herausgabe der Aktien an die Gewerkschaftsholding verpflichtet. "Da sie hierzu nicht mehr in der Lage sind, haben sie beziehungsweise die co op AG zumindest den durch die Weiterveräußerung erlangten Erlös an die BGAG herauszugeben", meint die Dachfirma der Gewerkschaften.
In einer Stellungnahme zu der BGAG- Darstellung betont das Asko-Unternehmen co op, es sehe der Entscheidung des Gerichts "mit Zuversicht entgegen". Denn "zu Unrecht" behaupte die Gewerkschaftsholding, die Ansprüche - die die Firma im übrigen auf rund 396 Millionen beziffert - seien verjährt. Betont wird des weiteren, die BdKV sei seinerzeit von co op abhängig gewesen. Diese Gesellschaft sei von den damaligen Verantwortlichen der BGAG und der co op am 31. Oktober 1985 "nur für den Erwerb" des Aktienpakets "durch Mitarbeiter des Notars der BGAG auf Vorrat gegründet" worden. Sie habe "keinen sonstigen Zweck und kein sonstiges Vermögen" gehabt. Am 27. Dezember 1985 hätten die Gründer in einer "Nacht- und Nebelaktion" die Geschäftsanteile an der BdKV auf von der co op abhängige Gesellschaften übertragen. Die heutige co op merkt ferner an: Das Interesse der BGAG an einem Ausstieg bei der alten co op "war dringend". Sie habe im Anschluß an die Neue-Heimat-Affäre keine weitere "gemeinwirtschaftliche Katastrophe" hinnehmen wollen. Die Übertragung der Aktien auf co op-Firmen sei "unvermeidlich" gewesen, "weil bei dem damaligen Zustand des Unternehmens Drittinteressenten nicht vorhanden waren".
Der Privat-Haftpflichtschutz gehört zu den wenigen Versicherungen, deren Abschluß unerläßlich ist. Allzu leicht kann ansonsten ein einmaliges Mißgeschick zur lebenslangen Belastung werden. Eine beim Nachbarn zerbrochene Fensterscheibe mag man noch aus eigener Tasche begleichen. Wurde aber etwa durch einen herunterfallenden Blumentopf ein Passant verletzt, dann können leicht fünf- oder sechsstellige Forderungen im Raum stehen. Der Assekuranzvertrag schützt die Familie vor derlei Schadenersatzansprüchen.
Was viele Versicherungskunden nicht wissen: Gemeinsam wohnende Lebenspartner können oftmals auch ohne Trauschein den Ehepaaren gleichgestellt werden. Zieht also ein Pärchen, das getrennt versichert ist, zusammen, dann kann ein Haftpflichtvertrag gekündigt werden. Ersparnis: Rund ein Hunderter pro Jahr.
Schon in einem Rundschreiben aus dem Jahr 1986 hat der HUK-Verband seinen 160 Mitgliedern empfohlen, nichteheliche Gemeinschaften wie Verheiratete zu behandeln. Dies solle auch für die Aufhebung bestehender Verträge gelten. Um eine Doppelversicherung zu vermeiden, kann nach einer Hochzeit nämlich problemlos der später geschlossene Kontrakt gekündigt werden.
Allerdings bringt die Zusammenlegung des Risikoschutzes nicht nur Vorteile: Gegenseitige Ansprüche von Personen, die in einem Haushalt leben, werden dann nämlich ausdrücklich zurückgewiesen. Stößt also etwa Jürgen G. versehentlich die chinesische Vase seiner Freundin Nathalie S. im gemeinsamen Schlafzimmer um, zahlt die Assekuranz nicht.
Trotz dieser Einschränkung dürfte sich für die meisten "wilden Ehen" die Aufhebung eines Vertrages lohnen. Allerdings gibt es hier einige Klippen: Nicht alle Gesellschaften bieten nämlich die Mitversicherung an. Einige verlangen einen Aufschlag. Der Branchenprimus Allianz beschränkt sein Angebot auf "Lebenspartner unterschiedlichen Geschlechts".
Auf jeden Fall muß man der "älteren" Assekuranz Namen und Geburtsdatum des Freundes oder der Freundin sowie Nummer und Gesellschaft der aufzulösenden Police mitteilen. Auch hier können unerwartete Schwierigkeiten lauern: "Einige Gesellschaften", so ein Branchenkenner, schalteten trotz der Verbandsempfehlung bei der Vertragsaufhebung "auf stur". doe
Aufgespießt
"Dann machen wir eine Pressekonferenz."Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) laut Frankfurter Allgemeine Zeitung auf die Frage, was seine Partei tun würde, wenn sie mit ihrer Verfassungsklage gegen den Bundeswehr- Einsatz in der Adria unterläge.
Bildungsurlaub kaum genutzt Arbeitnehmervertreter verweisen auf unsichere Rechtslage
vs DÜSSELDORF, 16. Juli. Nur zwei Prozent der nordrhein-westfälischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen von ihrem Recht auf einen fünftägigen bezahlten Bildungsurlaub pro Jahr Gebrauch. Das DGB-Bildungswerk, die Landesarbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" und die Volkshochschulen machten dafür am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Düsseldorf die "Einschüchterungspolitik" der meisten Unternehmen und eine völlig diffuse Rechtsprechung der Landesarbeitsgerichte in Nordrhein-Westfalen verantwortlich. Die drei nordrhein-westfälischen Landesarbeitsgerichte fällten in durchaus vergleichbaren Fällen völlig unterschiedliche Urteile und trügen damit zu einer Rechtsunsicherheit bei den Beschäftigten über ihr Recht auf einen bezahlten Bildungsurlaub bei, klagte Hans-Erich Bremes vom DGB-Bildungswerk. Bis vor das Bundesarbeitsgericht würden derzeit Streitfälle wegen verweigerten Bildungsurlaubs in nordrhein-westfälischen Betrieben geführt, wußte Bremes zu berichten.
Nach den Beobachtungen der Gewerkschaften und der Volkshochschulen gibt es beispielsweise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen eine viel größere Übereinstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Handhabung der dortigen Bildungsurlaubsgesetze.
Die nordrhein-westfälischen Arbeitgeber hatten bereits 1985 unmittelbar nach der Verabschiedung des Gesetzes durch den Düsseldorfer Landtag das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angerufen. Dort waren sie allerdings gescheitert.
DGB und Volkshochschulen forderten deshalb am Donnerstag den Düsseldorfer Landtag auf, das Bildungsurlaubsgesetz von 1985 so schnell wie möglich zu novellieren, um die Arbeitgeber durch schärfere Formulierungen zu zwingen, den Bildungsurlaub auch zu bezahlen.
Zur Person:
JEANETTE ROTT, rheinland-pfälzische Gleichstellungsministerin, und ihr Kollege im Gesundheitsressort, ULLRICH GALLE, plädieren für die Einführung beziehungsweise Erprobung der sogenannten Abtreibungspille RU 486 in Deutschland. Die beiden SPD-Politiker meinten in Mainz, nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat in der Frage des Abtreibungsrechts seien alle Voraussetzungen für ein Erprobungs- und Zulassungsverfahren gegeben. Galle betonte, es gehe darum, Frauen eine Methode zum Abbruch zur Verfügung zu stellen, die mit den kleinstmöglichen gesundheitlichen Risiken verbunden sei. (KNA)
WIESBADEN. Es kann nicht nur am Sommerloch liegen. Zu ungewöhnlich ist es, daß ausgerechnet einige Hochschulpräsidenten sich lauthals über mangelnde Kooperationsbereitschaft der Wissenschaftsministerin beschweren - wo diese bislang noch selbst politische Kleinigkeiten brav mit ihnen vorbesprochen hatte. Sie kann sogar belegen, das im Fall der jetzt so umstrittenen "Strukturkommission" ebenso gehalten zu haben. Und doch schallt's ihr (vom Frankfurter Uni-Präsidenten Klaus Ring) nun entgegen, eine ihrer jüngsten Erklärungen sei "unanständig". Die Kommission, die es noch gar nicht gibt und deren Zusammensetzung auch noch nicht öffentlich bekannt ist, sorgt so seit einer Woche täglich für ein wenig Pressewirbel.
Zwischen der Ministerin Evelies Mayer (SPD) und einer Minderheit der Uni-Präsidenten "knirscht" es unversehens, seit sie die Einrichtung einer "Strukturkommission" angekündigt hat, die Vorschläge für lange überfällige Reformen an den Hochschulen machen, aber nur mit außerhessischem Sachverstand besetzt werden soll. Die Präsidenten aus Darmstadt, Frankfurt und Marburg sehen dadurch offenbar sicher geglaubte Einflußmöglichkeiten auf Hessens Hochschulpolitik gefährdet, während die Hochschulen selbst in den vergangenen Jahren zu Reformen aber ihrerseits kaum in der Lage waren. Aber sie wurden von der Landespolitik auch in Ruhe gelassen.
Mayer, deren Hochschulpolitik das bisher beibehielt, hat mit der "Strukturkommission" erstmals einen hochschulpolitischen Hebel angesetzt. Und die Präsidenten der Hochschulen hatten sich noch in einer Besprechung am 6. Juli (ausweislich des offiziellen Protokolls) am Ende einer durchaus kontroversen Diskussion grundsätzlich mit der Kommission einverstanden erklärt. Vielleicht, so wird in Wiesbaden vermutet, soll die Kritik an der Ministerin jetzt auch in Richtung eigene Hochschule signalisieren, daß man gegenüber fremdem Einfluß dennoch standhaft sei.
Die Liste der ungelösten Reformfragen ist lang. Die Kooperation zwischen Universitäten und Fachhochschulen, so der Eindruck in Hessens rot-grüner Koalition, kommt nicht recht in Gang. Die Hochschulen nähern sich nur zaghaft der Aufgabe der Weiterbildung. So etwas wie "Studienreform" wird ständig diskutiert, aber nicht verwirklicht. In den Hochschulgremien teilen sich die Professorenmehrheiten die Finanzmittel untereinander auf, und grundlegende Veränderungen sind in solchen Strukturen schon von vornherein fast ausgeschlossen.
Statt den Hochschulen selbst Vorgaben zu machen, ist Evelies Mayer mit der "Strukturkommission" den sanfteren Weg gegangen - und sie will sich, wie sie sagt, dabei "nicht irritieren lassen". Die Grünen-Abgeordnete Karin Hagemann hat die drei verärgerten Uni-Präsidenten als "beleidigte Leberwürste" abgetan, aber die CDU ("Ministerin Mayer trotzig, ja starrsinnig") will das Thema bald sogar im Landtag vertiefen.
So ist Hessens beschauliche Hochschulpolitik mitten in der Sommerpause doch einmal zum Politikum geworden. Und wenn Mayers Einschätzung stimmt, daß derart harsche Präsidenten-Kritik sich letztlich nur als "Ersatzhandlung für andere, weiterreichende Auseinandersetzungen" verstehen läßt, könnte noch einiges folgen - ohne daß wirklich schon etwas passiert ist. me
Musical ja, aber nicht
DREIEICH. An den Burgfestspielen scheiden sich die Geister. Die einen finden sie gut; die anderen fühlen sich in ihrer Ruhe gestört. "Viele Nachbarn hier hören sich gerne ein Musical oder eine Oper an, aber nicht mehrere Abende hintereinander im eigenen Garten, wenn man den Sommerabend genießen möchte", klinkt sich jetzt Manfred Stibaner, SPD-Fraktionssprecher des Ortsbeirates Dreieichenhain, in die Diskussion ein.
Auch habe er eine ganz andere Meinung als Bürgermeister Bernd Abeln, der gesagt hatte, daß das Musical "Hair" in diesem Jahr "wesentlich leiser als in den Jahren zuvor" gewesen sei. Stibaner: "Die Einschätzung von Herrn Abeln läßt darauf schließen, daß er die Situation nicht aus eigener Erfahrung kennt und beurteilt." Ungeachtet aller Beschwichtigungen sei "Hair", so der SPD-Politiker, auch in diesem Jahr wieder am anderen Ende des Stadtteils, im Gebiet um den Heckenweg, laut und verständlich im Garten zu hören gewesen. Stibaner: "Dies ist gut ein Kilometer von der Bühne entfernt." Stibaner fordert, daß es an der Zeit sei, daß ein Verantwortlicher der Stadt die Ausregelung der Lautstärkenanlage überwache. Denn mit dem Begleittrupp der Künstler ginge da wohl die Begeisterung über die eigene Darbietung durch. dok
Adresse: Gaststätte "Zur Kreuzung", Hauptstraße 301 in Rodgau-Weiskirchen , Telefon 0 61 06 / 41 29. Zu erreichen über Zufahrtsstraße, die zwischen dem nördlichen Verkehrskreisel und dem Obertshausenser Stadtteil Hausen von der Bundesstraße 448 abzweigt. Mit dem Rad oder zu Fuß geht's einfacher: Die Hauptstraße von Weiskirchen führt - für den Autoverkehr gesperrt - direkt bis zum Gartenlokal.
Öffnungszeiten: werktags von 14 Uhr, sonntags von 10 Uhr. Montags und dienstags bleiben Gasthof und Biergarten geschlossen.
Parkmöglichkeiten: Ausreichend vor dem Anwesen. Fahrräder können am Biergarten abgestellt werden.
Angebote: Im ersten Biergarten, wo 60 Leute Platz finden, wird bedient. Im hinteren Teil der Gartenwirtschaft können 170 Leute sitzen. Sie müssen am Tresen bestellen. Auf einem angrenzenden Kinderspielplatz können sich die kleinen Gäste vergnügen.
Die Preise - mit oder ohne Bedienung - sind gleich. Ein Pils oder ein Export im 0,4-Liter-Glas kostet 3,30 Mark. Ein halber Liter Weizenbier wird für 3,40 Mark eingeschenkt. Für hausgemachten Äppelwoi, 0,4 Liter, muß der Gast 3,20 Mark zahlen. Limos und Säfte sind für 3,40 Mark zu bekommen.
Auf der Speisekarte finden sich preiswerte Gerichte. Eine Hausplatte mit deftiger Wurst: 7,50 Mark. Handkäs mit Musik: 6 Mark. Eier mit Speck und Brot: 6 Mark. Hackbraten: 7,50 Mark (mit Brot) und 9 Mark (mit Pommes Frittes).
Die Spezialität sind die halben Hähnchen für 7,50 Mark (mit Brot) oder 9 Mark (mit Pommes Frittes). fin
MAIN-KINZIG-KREIS. Das in den vergangenen Wochen auch von Vertretern des Kreises für angebliche Fehler und Versäumnisse im Müllgutachten gescholtene Ingenieurbüro AHU wehrt sich. Die Aachener Geologen und Raumplaner weisen in ihrer neuesten Stellungnahme nicht nur die Kritik des Gegengutachters Dr. Hug zurück, sondern erheben zwischen den Zeilen auch massive Vorwürfe in Richtung der Kreisspitze. Die habe sich offenbar von Hug, der von der Gemeinde Ronneburg beauftragt wurde, aufs Glatteis führen lassen. Dessen Berechnungsgrundlage für seine Expertise sei allerdings nicht zulässig und somit falsch.
Die Antwort von AHU bezieht sich insbesondere auf zwei Aspekte der vergleichenden Standortuntersuchung für eine Kreismülldeponie auf dem Areal "Hohestein / Eckenberg"-Süd in der Gemarkung Ronneburg.
Gegengutachter Hug hatte aus den vorliegenden Messungen des Grundwasserspiegels den Schluß gezogen, die Fließrichtung sei im Gegensatz zu den AHU-Erkenntnissen nicht eindeutig festzulegen. Somit könne nicht ausgeschlossen werden, daß es Verbindungen mit dem Trinkwasserbrunnen "Kühkaute" in Hüttengesäß oder den Quellen der Kreiswerke im Marköbeler Wald gebe. Bei einem Leck in der Deponie könnte verseuchtes Grundwasser somit auch diese Quellen gefährden.
Außerdem hatte Hug die Dichtigkeit der Bodenschichten unter dem geplanten Deponiekörper bezweifelt und moniert, es seien offenbar zu wenig aussagekräftige Bohrungen vorgenommen worden. Der Kreisspitze erschienen diese Einwände so gravierend, daß erstmals seit dem Parlamentsbeschluß für den Ronneburger Standort Ende März Zweifel an der Durchsetzbarkeit des Projektes laut geworden waren.
Im Begleitschreiben zu ihrer jüngsten Stellungnahme finden die AHU- Gutachter nun deutliche Worte zu diesen Vorgängen. So werten sie die "Unübliches Vorgehen" "Aussagen und Vermutungen von Dr. Hug zur Grundwasserfließrichtung im Bereich des Standortes Hohestein / Ekkenberg als gegenstandslos. Nachdem in der Presse - auch durch Äußerungen von Vertretern des Main-Kinzig- Kreises der Eindruck der Infragestellung unseres Gutachtens vermittelt wurde, gehen wir nunmehr davon aus, daß der Kreis diesen Eindruck in geeigneter Weise richtigstellt."
Daß die Ingenieure einigermaßen verärgert über das Einknicken der Verantwortlichen sind, zeigt auch folgende Passage: "Die Vorabaussagen von Vertretern des Kreises vor Vorliegen der bei uns beauftragten Stellungnahme, sind ein in unserer langjährigen Arbeit bislang einmaliges und für die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer unübliches Vorgehen. Vor diesem Hintergrund stellt sich für uns die Frage, ob von seiten des Kreises das für die Durchführung eines so schwierigen Planungsverfahrens erforderliche Vertrauensverhältnis zum Auftragnehmer noch gegeben ist." Vom Landrat erwartet AHU daher "Klarstellungen in dieser Angelegenheit".
Wie in der Analyse der FR vom 3. Juli bereits dargestellt, gibt es für AHU keinen Zweifel daran, daß die erwähnten Trinkwasserbrunnen vom Grundwasserfluß aus dem Deponiebereich nicht tangiert werden. Dagegen sprechen die dort herrschenden geologischen Verhältnisse eindeutig. Die Ingenieure halten außerdem die Berechnungen von Dr. Hug zur Fließrichtung für unzulässig: "Die Dreiecksmethode liefert vor allem dann genaue Angaben, wenn die Grundwasserfläche eben und geneigt ist, wenn also homogene Bedingungen bestehen. Ist eine unebene Grundwasseroberfläche wie am Standort Hohestein / Eckenberg vorhanden, ist die Dreiecksmethode nicht anwendbar, da sie keine richtigen Ergebnisse liefert."
Synthese der AHU-Berechnungen: Es gibt zwei Grundwasserströme in diesem Bereich. Der südliche fließt kleinräumig nordöstlich, der nördliche vom Heresberg kommend in südöstliche Richtung. Beide treffen sich etwa in Höhe des Pappelwäldchens und strömen dann dem Fallbach zu. Und: "In keinem Fall ergibt sich ein nach Nordosten auf einen Brunnen oder eine Quelle der Gemeinde Ronneburg gerichteter Grundwasserstrom." Außerdem verweisen die Fachleute nochmals darauf, daß der "Kühkautebrunnen" zehn Meter höher liegt als der Grundwasserpegel. Ein Zustrom ist demnach schon rein physikalisch nicht möglich.
Im Bezug auf die Dichtigkeit der Erdschichten unter der Deponie verweist AHU darauf, daß sie nicht nur 14 Drittes Büro Rammkernbohrungen, sondern 43 weitere Notsondierungen in diesem Gebiet niedergebracht hat. Deren Ergebnisse ließen den Schluß zu, daß die undurchlässige Schicht nicht nur vereinzelt, wie von Dr. Hug vermutet, sondern in der gesamten Fläche vorherrsche.
Der Gutachterstreit ist mit der AHU-Stellungnahme noch nicht ausgestanden. Der Kreis hat inzwischen ein drittes Büro eingeschaltet, das den Schiedsrichter zwischen AHU und Hug spielen soll. Dessen Urteil wird für die nächsten Wochen erwartet. hein
HANAU. Wenige Wochen nach der großen Feier zum 150jährigen Bestehen der Firma Roediger hat die Familie Roediger ihr vor allem auf Abwassertechnik spezialisiertes Hanauer Unternehmen samt seiner Töchter zu hundert Prozent an den Mannheimer Baukonzern Bilfinger & Berger verkauft. Firmenchef Walter Roediger begründete den Schritt mit besseren Marktchancen der Firma als Konzernbestandteil. Betriebsratsvorsitzender Jürgen Brandes sagte der FR, die Eigenkapitaldecke der Firma sei auf Dauer zu dünn gewesen.
Im Klärwerkssektor ist der Auftragseingang laut Brandes groß. So müsse viel vorfinanziert werden, was ein Großer auf dem Baumarkt wie Bilfinger & Berger besser könne als ein Familienunternehmen. Roediger sei sehr schnell auf jetzt fast 400 Beschäftigte gewachsen, 1990/91 habe es allein 100 Neueinstellungen gegegeben. Mit dem Verkauf an Bilfinger & Berger werde endlich auch der Firmenausbau am Kinzigheimer Weg möglich, der schon seit einiger Zeit geplant, aber für den Familienbtrieb nicht finanzierbar gewesen sei.
Der Betriebsrat begrüßte die Aussagen von Bilfinger & Berger-Vertretern während einer Betriebsversammlung gestern morgen, alle Beschäftigten übernehmen und keinen Firmenteil verkaufen zu wollen. Organisatorische Veränderungen seien angekündigt worden, wenngleich Roediger ein eigenständiger Betrieb bleiben soll.
Das führe in der Belegschaft zwar zu Unsicherheiten, was nun im Detail in der jeweiligen Abteilung geschehe. Und vor allem für ältere Kollegen schwinde das Familiengefühl. Andererseits herrsche auch Aufbruchstimmung, bei Bilfinger &Berger nun andere Marktchancen zu haben. him
Sportveranstaltungen mit Beteiligung der Weltspitze sind nicht nur von der organisatorischen Seite her ein Großereignis, sondern auch von der medizinischen. Beim Federation-Cup in Frankfurt zeichnet Professor Hartmut Krahl, der Orthopäde des deutschen Teams, verantwortlich für die ärztliche Betreuung bei dem Tennisturnier. Mit dem Leiter der in Sportlerkreisen einen erstklassigen Ruf genießenden Alfred-Krupp-Klinik in Essen unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Reinhard Sogl.
"Herr Professor Krahl, was war denn die gravierendste Verletzung, die Sie oder Ihre Mitarbeiter in Frankfurt bislang zu versorgen hatten?"
"Zweifellos der Bänderriß von Manon Bollegraf, den sie sich beim Ausstieg aus dem Wagen zugezogen hatte. Ansonsten führen wir hier keine Statistik. Das wichtigste von unserer Seite aber ist, daß wir für alle Eventualitäten gerüstet sind. Die Zusammenarbeit mit der orthopädischen Uni-Klinik und den anderen Fachkliniken in Frankfurt ist ideal."
"Frankfurt ist ja nur ein Turnier von vielen, bei dem Sie oder Ihre Mitarbeiter zum medizinischen Stab gehören. Wie sind denn Ihre Erfahrungen, was die Verletzungshäufigkeiten betrifft?"
"Wir haben von den letzten drei Jahren, in denen wir Turniere betreut haben, eine Statistik erstellt. Das überraschende Ergebnis ist, daß es die meisten Probleme mit der Wirbelsäule gibt, an zweiter Stelle stehen die Schulterverletzungen, danach die des Knies. Da ist ein Wandel eingetreten. Früher standen mehr Füße und Beine im Vordergrund."
"Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?" "Es gibt zwei Hauptursachen. Zum einen ist die Vorbereitung auf das professionelle Tennis nicht immer optimal, weil zwar Ausdauer, Arm- und Beinkraft trainiert werden, aber die Rumpfmuskulatur vernachlässigt wird. Beschwerden an der Wirbelsäule sind Ausdruck eines schlechten Trainingszustands, und unser Anliegen bei dem letzten Sonntag veranstalteten Symposium für Ärzte und Trainer war auch, auf die präventiven Möglichkeiten hinzuweisen. Der andere Aspekt ist, daß Schwachstellen angeboren, aber häufig nicht bekannt sind. Im Tennis der neunziger Jahre dürfte es das eigentlich nicht mehr geben, aber Realität ist, daß es zu wenig spezifische Eignungsuntersuchungen gibt. Aber es ist absolut notwendig, schon im Jugendalter auf diese Dinge vor allem in Sinne der Prophylaxe zu achten und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Fürsorge und Vorsorge bei den Jugendlichen müssen ausgebaut werden, weil die sonst auf ein Level der Belastung kommen, dem sie nicht gewachsen sind."
"Da sind natürlich die Trainer und Eltern gefordert, die ja häufig die Kinder schon in frühem Alter überfordern."
"Um diese Gefahr zu minimieren, sollte das Mindestalter für Profispieler auf 15 heraufgesetzt werden. Wichtig wäre, daß Jugendtitel wieder einen höheren Stellenwert bekämen, damit auch eine jugendgerechte Belastung erfolgt. Es ist eine bedenkliche Entwicklung, wenn Kinder von den Management-Firmen geködert werden und alles rein vom Kommerz bestimmt ist. Da wird die kindgerechte Entwicklung blockiert."
"Nicht zuletzt trägt ja wohl auch die neue Schlägergeneration zu vermehrten Schäden und Verletzungen bei."
"Sicherlich. Das Schlägermaterial wird von der Industrie zu sehr auf Leistung getrimmt, ohne zu berücksichtigen, daß ein bestimmtes Schwingungsverhalten auch Einflüsse auf den Knochenapparat hat. Die vielen Schulterverletzungen sind zum Teil auch auf diese neuen Schläger zurückzuführen."
"Das gilt für den Spitzensportbereich. Aber die schwingungsarmen Schläger sind ja von jedermann zu kaufen."
"Wie in der Formel 1, wo jeder Materialfehler gleich Folgen nach sich zieht, wirken sich Schlägerveränderungen im Spitzentennis besonders extrem aus. Aber auch im Breitensport, sozusagen der normale Autoverkehr, kann es zu Unfällen kommen. Die Industrie stimmt das Material zu wenig mit den Medizinern ab und konzipiert für ihre Spitzenkräfte die Schläger nur nach Leistungskriterien wie Beschleunigung und Power, um letztlich natürlich besser zu verkaufen. Hinter dem knallharten Business bleibt der Gesundheitsaspekt zurück."
"Das gilt auch für die Tennisprofis, die immer mehr Turniere spielen."
"Das sind alles Profis, die ihre Chancen wahrnehmen wollen. Man kann ja keinem berufliche Vorschriften machen. Aber es ist keine Frage, daß hohe Turnierbelastungen verschleißintensiv sind. Wobei ja zu bedenken ist, daß nicht nur die Turniere selbst zu spielen sind, sondern der Spieler kommt ja neben den Matches mindestens auf das Doppelte an Belastung durch die Trainingsstunden. Da fehlt in vielen Fällen die notwendige Regeneration."
"Haben Sie als Arzt des Deutschen Tennis-Bundes denn Einflußmöglichkeiten auf die Spieler?"
"Ja, schon. Dennoch könnten die Erfolge im Punkt Regeneration besser sein. Ich bin nicht immer glücklich über die Terminpläne. Aber Überzeugungsarbeit zu leisten, eine wichtige Aufgabe des Mediziners, ist halt so lange schwierig, so lange es gesundheitlich einigermaßen geht und das Kind eben noch nicht in den Brunnen gefallen ist."
"Stichwort Anabolika. Gerade im orthopädischen Bereich können diese muskelaufbauenden Substanzen ja auch zur medikamentösen Behandlung zählen. Sind Sie denn schon in einen Gewissenskonflikt geraten, Anabolika aus medizinischen Gründen verabreichen zu wollen, aber andererseits die Anti-Doping-Vorschriften beachten zu müssen?"
"Zu Anabolika muß man eine klare Meinung vertreten, eben die, sie nicht einzusetzen. Anabolika sind hormonelle Wirkstoffe, die die Regelkreise des Organismus beeinflussen, letztlich die Individualität des Menschen. Wir brauchen im Tennis klare Vorschriften, die den Gebrauch von Drogen regeln. Weil auch im Tennis Anabolika eingesetzt werden können, sollten auch Tennisspieler kontrolliert werden."
"In dieser Meinung unterscheiden Sie sich aber konträr zu ihrem Kollegen Professor Keul, der sagt, daß Doping im Tennis nichts bringe."
"Ich denke, Dr. Keul ist so zu verstehen, daß das Thema Doping im Tennis noch nicht ausdiskutiert ist und bisher nichts über den Gebrauch von Doping bekannt ist. Was nicht heißt, daß in dieser Richtung nichts versucht wird. Tennisspieler sind auch nur Menschen."
74 000 Mark zuviel vom Helfer im Versorgungsamt Schwer Sehbehinderter rechnete fiktive Pflegekosten ab Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Ein 40 Jahre alter Angestellter des Versorgungsamtes, der einem schwer sehbehindertem Mann zu höheren Bezügen verholfen hatte, wurde vom Frankfurter Amtsgericht zu neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Der 51 Jahre alte Begünstigte erhielt zehn Monate. Das Gericht, das die Strafen zur Bewährung aussetzte, verurteilte die Angeklagten wegen fortgesetzten gemeinschaftlichen Betruges und Urkundenfälschung und varhängte gegen beide eine Geldbuße von 2500 Mark (100 Tagessätze zu 25 Mark). Während vier Jahren hatte der Behinderte mit Hilfe des Mannes vom Versorgungsamt insgesamt mehr als 74 000 Mark an fiktiven Pflegekosten abgerechnet. Während seiner Bundeswehrzeit war der Angeklagte nach einer Explosion von chemischen Stoffen fast völlig erblindet und hatte sich zum Masseur und medizinischen Bademeister umschulen lassen. Dabei hatte er 1980 den Versorgungsangestellten kennengelernt. Der hatte sich nämlich beim Fußballspielen verletzt und von dem Masseur behandeln lassen. Man traf sich daraufhin ab und zu auf dem Fußballplatz, freundete sich locker an. In den folgenden sechs Jahren gab der Angestellte dem Halbblinden immer wieder Tips, wie er seine Bezüge vom Versorgungsamt aufbessern und in eine höhere Pflegezulageklasse kommen könne. Ganz legal zunächst.
Das änderte sich erst im Jahr 1986. Als ihm der Masseur nämlich vom Tod seiner Mutter erzählte, die ihn bis dahin betreut hatte, machte der Angestellte ihm den Vorschlag, nun eine erhöhte Pflegezulage für die Kosten fremder Pflegeleistungen zu beantragen. Dazu verschaffte er ihm einen fingierten Arbeitsvertrag mit einer Pflegerin für angeblich 3000 Mark im Monat und erledigte für ihn den gesamten Schriftverkehr mit seiner eigenen Behörde. Dank der fachmännischen Anträge und Schriftsätze funktionierte alles auch sehr gut. Das Amt bezahlte.
Auch ein zweiter Antrag für eine andere "Pflegerin" ging problemlos durch. Nur die vom Amt immer wieder angeforderten Unterlagen über Sozialversicherung und Versteuerung bereiteten den beiden etwas Schwierigkeiten. Doch mit fachkundigen Ausreden konnte der Versorgungsmann seinem Bekannten immer wieder Zeit verschaffen. Dafür erhielt er denn auch als Dankeschön von seinem Bekannten 22 000 Mark von den ausgezahlten Geldern seines Amts. Nach vier Jahren dann wurde es der Behörde mit den ewigen Ausflüchten doch zuviel und schickte dem Sehbehinderten im März 1990 einen Rücknahmebescheid. Der war daraufhin so erschrocken, daß er alles gestand.
Während er nun die gesamte Summe zurückzahlen muß, hat sich bei seinem Bekannten das Finanzamt gemeldet. Für die "nebenbei" erzielten Einkünfte von 22 000 Mark muß der nun Arbeitslose 8000 Mark Steuern nachzahlen. Seinen Job beim Versorgungsamt hat er nämlich verloren.
Mit Akribie hat die Fußball-Zeitschrift "Kicker" aufgelistet, wer von den Fußball- Profis der Bundesliga verletzt ist, noch ehe die Saison überhaupt begonnen hat. 49 Spieler der Ersten Liga sind von leichteren oder schwereren Blessuren betroffen. Wenn davon abgesehen wird, daß auch einige "normale" Krankheiten wie Bindehautentzündungen und ein vereiterter Zahn in der Statistik enthalten sind, muß doch erstaunen, in welchem Maß auch noch Verletzungen aus der vergangenen Saison auszuheilen sind.
Weil das so ist, stellt sich auch die Frage nach den Ursachen. Es ist zu vermuten, daß bei der zunehmenden Dynamik des Spiels und immer mehr athletischem Einsatz die Ruhepausen zu kurz geraten und aufgetretene Schädigungen nicht konsequent genug ausgeheilt werden. Und es drängt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage auf, ob die Klassen mit 20 Vereinen in der Ersten und 24 Klubs in der Zweiten Liga nicht viel zu aufgebläht sind. Der Wahnsinn von 46 Spieltagen in der Zweiten Liga, die zu zahlreichen "englischen Wochen" zwingt, bringt unausweichlich eine physische Überbeanspruchung mit sich, die kaum zu kompensieren ist.
Der Erfolgsdruck in der Ersten Bundesliga führt außerdem dazu, daß verletzte Spieler wieder eingesetzt werden, noch ehe der Heilungsprozeß völlig abgeschlossen ist, was auf Dauer zu immer neuen Anfälligkeiten führt. Ist also die sportmedizinische Betreuung in der Bundesliga gut genug? Geben die Vereine in dieser Hinsicht zuwenig Geld aus, weil zuviel in Spielerkäufe und entsprechende Ablösesummen investiert werden muß? Und die Frage muß erlaubt sein, ob das Training selbst den Anforderungen gerecht wird, das an Hochleistungssportler zu stellen ist?
Außerdem wird auch immer härter und gnadenloser gespielt. Der Erfolg geht über alles, gerade die Europameisterschaft in Schweden hat deutlich gezeigt, daß die Spieler dazu neigen, immer rücksichtsloser den Gegner zu attackieren. Gerade im Profisport wurde dies lange Zeit als der falsche Weg angesehen, da der Gegner auch immer Berufskollege war. Aber an dieser sozialen Betrachtungsweise scheint sich doch manches geändert zu haben.
Welche Gründe auch immer für die lange Verletztenliste entscheidend sind, die Situation bleibt nachdenkenswert auch für die Verantwortlichen in den Klubs, denn die Spieler sind, so scheußlich das auch klingen mag, schließlich das große Kapital der Klubs, dessen "Wert" von nicht geringer Bedeutung für die Finanzkraft ist. ERICH STÖR
"Im Spätsommer", verspricht Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), erfahren die Bürger, wie das künftige Wohn- und Geschäftsviertel Westhafen aussehen wird. Die Gespräche zwischen Stadt und dem privaten Investor "International Properties Limited" verliefen "sehr konstruktiv und mit gutem Fortschritt". Hinter dieser dekorativen Leerformel verbirgt sich, daß die IPL ihre ursprünglichen Zielvorstellungen kräftig abspecken mußte. Es gibt etwas mehr als 1200 Wohnungen, dafür bleibt es bei 60 000 Quadratmetern gewerblicher Fläche und 60 000 Quadratmetern Büroraum - allerdings in verträglicher Form.
Mehr als vier bis fünf Geschosse dürfen die neuen Häuser nicht aufragen am Wasser - diese Grenze zogen die Architekten und Planer vom "Consilium Stadtraum Main". Ein Gebäude an der westlichen Grenze des Hafens zum Heizkraftwerk West hin, das unter anderem die heute verstreut liegenden Teppichlager aufnehmen wird, ist mit 19 Metern Höhe kalkuliert.
Stadt und IPL ringen noch um die Zukunft der schmalen, langgestreckten Westhafen-Mole. Die Immobilien-Gesellschaft möchte lukrative Wohnungen durchsetzen, wo heute noch die Bagger von Sehring Kies aufhäufen. Das Consilium will auf dem begrenzten Raum - nur acht Prozent der Nutzfläche des künftigen Viertels - allenfalls öffentliche Nutzungen zulassen, von Läden bis Kneipe. Denn die Planer fürchten ein isoliertes Luxus-Quartier am Fluß, dessen Bewohner mit den Armen, Alten, Ausländern des nahen Gutleutviertels nichts zu tun haben wollen.
Für die Firma Sehring hält die Stadt ein Alternativ-Gelände "im direkten Umfeld des Flußhafens" bereit. Klar ist, daß IPL nur das hintere Drittel des Westhafen-Beckens verfüllen darf - im vorderen Teil entsteht ein Bootshafen für Freizeit-Kapitäne.
Das neue Stadtviertel soll nahtlos ins Gutleut übergehen - die Planer denken daran, die heutige Gutleutstraße einfach bis zum Mainufer weiterzuführen. Der Anlegeplatz für Flußschiffe, die Kohle für das Heizkraftwerk bringen, bleibt in jedem Fall erhalten. Auch wenn der Brennstoff längst vor allem per Zug ankommt, will die Stadt eine "Option" - für ein mögliches Wachstum des Verkehrs auf dem Wasser. jg
An der Kapersburg gruben sich GIs in den Überresten des historischen Römerwalls ein / Jetzt naht neue Gefahr Biker bedrohen den Limes Archäologen sind besorgt Von Joachim Mohr BAD HOMBURG. Dem fast 2000 Jahre alten römischen Grenzwall Limes droht Gefahr von einer Spezies Mensch, die seit wenigen Jahren überhaupt erst existiert: den Mountain-Bike-Fahrern. Die bewegungssüchtigen Sportfreaks auf ihren hochentwickelten Geländerädern haben das größte Denkmal in der Bundesrepublik als Objekt ihrer Begierde entdeckt. Nirgends kann der Fahrradfan besser seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, nirgends kann er besser schanzen, klettern und balancieren als an den teilweise noch bis zu zwei Meter hohen Resten des Walls. Daß die Radler damit ein bereits schwer beschädigtes Monument der Römerzeit weiter zerstören, ist ihnen nicht bewußt. "Die Mountain-Bike-Fahrer gefährden an vielen Stellen den natürlichen Bewuchs des Walls, wodurch in größerem Umfang Erosion droht", erklärt Guntram Schwitalla, Archäologe beim Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden. Geschützt sei der Limes am besten, wenn "er im Wald verläuft und niemand etwas daran macht".
Nach Aussage von Margot Klee, stellvertretende Leiterin des Römer- Museums auf der Saalburg, gibt es bereits "richtige Schneisen und ausgefahrene Spuren durch die Fahrradfahrer auf und am Limes". "Das ist die größte Gefährdung zur Zeit", sagt die Archäologin. Viele Querfeldeinfahrer wüßten gar nichts über den Limes und zeigten wenig Verständnis. "Die müssen sich klar machen, daß sie einem bedeutenden Kulturdenkmal möglicherweise irreparable Raubgrabungen Schäden zufügen." Eine Kontrolle ist unmöglich: Von dem insgesamt 548 Kilometer langen Limes führen rund 180 Kilometer durch Hessen.
Ein Teil der Schäden, die immer wieder entdeckt werden, entsteht durch Raubgrabungen. Geldgierige Schatzsucher oder selbsternannte Hobbyarchäologen versuchen mit Metallsuchgeräten Münzen, Speerspitzen oder Schmuckreste zu orten oder graben wahllos in der Nähe von Wachtürmen und Kastellen Löcher in den Boden. "Dadurch werden wichtige Zeugnisse vernichtet, weil für einen Archäologen eine Münze oder eine Spange nur in ihrem historischen Umfeld im Boden aussagekräftig ist", ärgert sich Schwitalla. Am Limes sei sowieso nichts zu finden, sagt er.
Restaurierungsarbeiten nehmen die Archäologen nur an Überresten von Wachtürmen oder Kastellen vor, nicht am Limes. Er wird - von Ausnahmen abgesehen - sich selbst überlassen. In Gebieten, wo Ackerbau betrieben wird, ist er schon seit Jahrhunderten verschwunden, in Waldstücken sind die Reste streckenweise gut erhalten. "Dort, wo der Wall noch besteht, hat er sich über die Jahrhunderte so verfestigt, daß nichts passiert, wenn ihm nicht der Mensch oder eine Naturkatastrophe zusetzt", versichert Schwitalla. Bei größeren Sturmschäden oder zeitlich begrenzten Eingriffen wie dem Bau einer Erdgasleitung läßt das Landesamt für Denkmalpflege die Schäden durch Waldarbeiter beheben.
Die zahllosen Zerstörungen durch den Bau von Straßen und Häusern - vor allem in den letzten Jahrzehnten - sind allerdings nicht mehr rückgängig zu machen. Das Denkmalamt hat zwar bei jedem Bauvorhaben die Möglichkeit, Einspruch zu erheben, gebaut wird aber im Normalfall trotzdem. Im Jargon des Landesdenkmalamtes wird dann eine "kontrollierte Zerstörung" durchgeführt. Die Mitarbeiter des Amtes werden vor Baubeginn informiert und beobachten, wie der Wall abgetragen wird. Treten interessante Funden zu Tage, können die Archäologen die Arbeiten unterbrechen, um Aufzeichnungen zu machen oder Grabungen durchzuführen. Danach wird die Straße jedoch fertiggestellt.
Schwitalla zeigt Verständnis: "Der Limes ist zu lang, man kann ihn nicht überall erhalten." Margot Klee von der Saalburg kritisiert, daß "noch in den 60er Jahren beim Ausbau der Straße zwischen Schmitten und Oberreifenberg die Reste eines Wachturms ohne Hemmungen einfach vernichtet wurden".
Die letzten Blessuren bei kriegerischen Ereignissen hat der Limes nicht, wie zu vermuten wäre, im dritten Jahrhundert nach Christus erhalten, sondern erst vor einigen Jahren. In der Nähe des Kastells Kapersburg unterhalten die amerikanischen Soldaten einen Truppenübungsplatz. Bei einem ihrer inszenierten Einsätze erkannten einige GIs mit geschultem Blick sofort den taktischen Vorteil der Mauerreste. Dort konnte man Dekkung vor dem Feind suchen. Also gruben sie sich ein, wie es in der Militärsprache heißt. Sie veränderten die Mauerreste, legten Feuerstellen an und hoben Gräben aus.
HOCHTAUNUSKREIS. Eine Resolution zum Thema Mountain-Bikes hat der Taunusclub verabschiedet. Nach Ansicht der Wanderfreunde ist mit dem Geländefahrrad "aus dem umweltverträglichen Rad eine naturzerstörende, muskelgetriebene Maschine" geworden. Eine "wenn auch kleine Gruppe" dieser Radfahrer störe nachhaltig Naturschutzgebiete und Ruhezonen für Wildtiere, vernichte an vielen Stellen die Vegetationsdecke, belästige andere Erholungssuchende und zerstöre Naturdenkmäler wie den Limes.
Der Taunusclub fordert die Mountain- Bike-Fahrer auf, nur angelegte Wege für ihren Sport zu benutzen. In Erholungsgebieten sollen die von Wanderer häufig frequentierten Wege aus Sicherheitsgründen für Fahrradfahrer gesperrt werden.
Die FR-Redaktion lädt ihre Leserinnen und Lesern für den heutigen Samstag, 18. Juli, 11 Uhr, ein, den Limes auf einer Wanderung kennenzulernen. Für die etwas mehr als neun Kilometer lange Strecke lassen wir uns dreieinhalb Stunden Zeit. Auf der Hälfte des Weges legen wir eine 45minütige Rast ein (Verpflegung nicht vergessen!). Kleine Verschnaufpausen sind ebenfalls vorgesehen: August Will vom Taunusklub Köppern, ein Kenner des Erdwalls, will während des Spaziergangs Geschichten über die noch gut erhaltenen Wachttürme und Kastelle erzählen.
Treffpunkt ist um 11 Uhr am Forsthaus Winterstein. Sie erreichen es über Bad Nauheim. Der Weg in den Wald führt über die Hauptstraße in Richtung Autobahn. In Höhe der Autobahnraststätte Wetterau fahren Sie durch eine Unterführung, an der Gabelung geht es links ab - und dann immer geradeaus. FR
Das letzte Aufgebot
War das womöglich der letzte Parteitag der Demokraten? Und steht das Finale der Republikaner im August bevor? Ist, mit anderen Worten, das Zweiparteiensystem der USA am Ende? Die Frage ist weit weniger abwegig als die stabile Parteiengeschichte der USA vermuten läßt.
Die geschlossene Gesellschaft des demokratisch beherrschten Kongresses und das nun seit 1968 - nur durch vier Carter-Jahre unterbrochen - von den Republikanern besetzte Weiße Haus haben in einem Ausmaß Politikverdrossenheit produziert, das an die Wurzel des politischen Systems der USA geht. In ihrer über 200jährigen Geschichte haben die USA nur vier gestandene Parteien erlebt: Die Demokraten selbst als älteste Partei, die allerdings bis 1840 unter dem Namen Republikaner auf Stimmenfang gegen die kurzlebigen Federalisten gingen. Schließlich die Whigs, aus denen die heutige Republikanische Partei entstand.
Die traute Zweisamkeit von Regierung und Opposition hat dem Land eine außerordentliche Stabilität verliehen, die nun bedroht ist. Eine Mehrheit der US-Bürger wünscht sich eine dritte Partei, und es bedurfte in dieser Situation aus Mißtrauen, Langeweile und Abscheu über die althergebrachte Politik nur eines Milliardärs aus Texas, der mit populistischen Schlagworten im politischen Geschäft Furore machte, um die Etablierten wochenlang das Fürchten zu lehren, bis er am Donnerstag aufgab.
Am meisten hätten die Demokraten von einem Sieg Ross Perrots zu befürchten gehabt. Die Partei hätte durch Abspaltungen vor allem in der politischen Mitte ihre Bedeutung verloren. Die Republikaner hätte lediglich nach zwölf Jahren die Macht verloren; das ist in einer Demokratie nichts Ungewöhnliches. Die Demokraten aber jagen dem Präsidentenstuhl hinterher, und sie haben mit ihrem Kandidaten Clinton und einem neuen Parteiprogramm sozusagen ihr letztes Aufgebot nach vorn geschickt.
Das politische System konnten die Demokraten nicht neu erfinden. Also haben sie ihre Partei neu definiert und sind in die Mitte gerückt. Nachdem sie wieder und wieder verloren mit Kandidaten und Programmen, die versuchten, aus einer Vielzahl von Minderheiten plus liberaler Mittelklasse eine Mehrheit zu formen und zusehen mußten, wie eben diese Klasse vor allem im Süden als "Reagan-Demokraten" zu den Republikanern abwanderte, sind die Demokraten nun in New York in die Mitte geschwenkt. Jesse Jackson, der Bannerträger der "Regenbogen-Koalition" aller Minderheiten, trat im Madison-Square-Garden als Verlierer auf. Noch einmal konnte er das Feuerwerk seiner rhetorischen Kraft abbrennen, aber seine Macht in der Partei ist gering.
Und die anderen Recken vergangener liberaler Tage, wie Edward Kennedy und Mario Cuomo, sie warfen sich mit ganzer Kraft für Bill Clinton und sein Programm der Mitte in die Bresche. Zwar spürte man während des Parteitags, wo noch immer das Herz der Demokraten schlägt, wenn es um das Recht der Frauen auf freie Wahl, um Abtreibung oder den Kampf gegen Aids und Armut und für Minderheiten und Umwelt geht.
Viele dieser Punkte stehen auch im neuen Programm. Aber es ist geprägt von Worten, wie Verantwortung statt Rechten und Ansprüchen, von wirtschaftlicher Expansion statt Umverteilung, von Investitionen statt Wohlfahrt.
Umsetzen sollen dieses neue Programm zwei Männer aus einer neuen Politiker-Generation. Bill Clinton und Albert Gore, zwei Südstaatler Mitte Vierzig, die nun das "Hirn der Partei" repräsentieren - den Verstand, der die Seele der Partei kontrollieren soll, um die Mitte vor allem im Süden wieder zu gewinnen. Aber nicht nur den "Reagan- Demokraten" gilt die Aufmerksamkeit, sondern auch den Frauen, die beim Parteitag eine dominante Rolle spiel- ten und im Herbst in großer Zahl in Senat und Repräsentantenhaus einziehen wollen.
Clinton, das "Comeback-Kid", der während der Vorwahlen vor allem wegen bohrender Fragen an seine Charakterstärke kurz vor dem Aus stand, ist von der Partei nach langem Zögern mit allem Pomp aufs Schild gehoben worden. Der Parteitag hat ihm den Auftrag gegeben, und die Partei wird für ihn kämpfen. Nicht zuletzt deshalb, weil er und Gore so etwas wie das letzte Aufgebot der Demokraten darstellen. Verlieren sie, werden Ratlosigkeit und Verfall einkehren.
Aber ihre Chancen zu gewinnen, stehen auch nach Perrots Kandidaturverzicht nicht schlecht. Bush und die Republikaner wirken orientierungslos und ausgelaugt; ihnen hätte Perrot wohl mehr Stimmen weggenommen als Clinton. Manche Demokraten hatten schon böse Ahnungen, daß Perrot zurückfallen und womöglich nur noch eine geringe Rolle spielen würde; nun wird ganz ohne ihn gespielt. Gewinnen dennoch die Demokraten, dann gewinnt nicht nur die Partei. Auf Dauer kann eine Demokratie nur funktionieren, wenn sich Regierung und Opposition ablösen und Regierung und Parlament zusammenarbeiten. Beides könnte durch einen Sieg von Clinton am 3. November geschehen. Der Sieger wäre auch die politische Ordnung in den USA.
"Eine ideale Regionalliga-Tennisspielerin gibt es eben nicht", muß Mathias Gauß, Trainer beim TC Rot-Weiß Neu- Isenburg, feststellen. Damit will er nicht etwa andeuten, daß es den Akteurinnen seines Teams an spielerischer Klasse mangelt. Ganz im Gegenteil: In der Stärke der Spielerinnen liegen die Probleme des Vereins im Verlauf der Medenrunde begründet. Je spielstärker die Spielerinnen sind oder werden, desto seltener stehen sie dem Klub im Rahmen der Medenrunde zur Verfügung. Da bei den Neu- Isenburgerinnen in diesem Jahr auch noch Verletzungspech hinzukam, klappte es mit dem erhofften Bundesliga-Aufstieg nicht.
Bereits im Verlauf der Regionalligasaison taten sich die Neu-Isenburgerinnen etwas schwerer als erwartet, die Aufstiegsrunde zu erreichen. Dem wertvollen 5:4-Erfolg über den TV Reutlingen folgte eine unerwartete 4:5-Niederlage in Ravensburg. Beide Spiele mußten ohne Meike Babel bestritten werden. In Ravensburg war auch Andrea Glass leider nicht dabei.
Daß die Rot-Weiß-Damen dennoch die Endrunde um den Aufstieg erreichten, verdankten sie dem 7:2-Erfolg gegen Mitbewerber 1880 Frankfurt. Gegen die Frankfurterinnen hatten sie das Glück auf ihrer Seite, denn in diese Partie gingen die Gegnerinnen stark ersatzgeschwächt. Am sicheren Gesamtsieg änderte auch die Niederlage Meike Babels, der die Umstellung vom englischen Rasen in Wimbledon auf die Neu-Isenburger Asche nicht gelang, gegen Sandra Wächtershäuser nichts.
Das Aufstiegsrundenspiel gegen Waldau Stuttgart auf eigenem Platz entschied nach dem erwartungsgemäßen 9:0 im abschließenden Rundenspiel bei Schlußlicht CC Kenn über den Bundesliga-Aufstieg. Und ausgerechnet vor dieser wichtigen Partie fand die Pechsträhne der Neu- Isenburgerinnen ihren Höhepunkt. Meike Babel ging mit einer Muskelentzündung im Oberschenkel an den Start und mußte frühzeitig passen. Andrea Glass weilte noch in Wimbledon, wo sie das Viertelfinale der Juniorinnen bestritt, Caroline Christian spielte in Mailand im Europacup für den Deutschen Tennis-Bund. Weiterhin fehlte Sylvia Ludwig, die ein Bandscheibenvorfall außer Gefecht setzte. Es kam, wie es unter diesen Voraussetzungen kommen mußte: Trotz einer guten Leistung der dezimierten Mannschaft unterlag man den Stuttgarterinnen klar mit 3:6.
Dennoch herrscht in Neu-Isenburg ob der geplatzten Bundesliga-Träume keine Verbitterung. "Es ist schade, daß wir so selten komplett waren, aber unter den gegebenen Voraussetzungen haben wir eine tolle Saison gespielt", resümiert Mathias Gauß. Besonders erfreulich waren die Leistungen von Steffi Meyer und Sandra Groschwitz. Obwohl beide sich, bedingt durch die vielfachen Ausfälle der Spitzenspielerinnen, oft sehr starken Gegnerinnen gegenübersahen, erzielten sie beeindruckende Bilanzen. Steffi Meyer verlor kein einziges Spiel, weder im Einzel noch im Doppel, Sandra Groschwitz gestaltete ihre sämtlichen Einzel erfolgreich. Auch die vom SC 1880 verpflichtete Leona Laskova erfüllte die Erwartungen: "Sie ist sehr zuverlässig und hat jene Punkte geholt, die sie zu erzielen in der Lage war."
Meike Babel kletterte im Verlauf der Saison auf Position 65 der Weltrangliste und erreichte beim 100 000-Dollar-Turnier in Warhem (Belgien) das Finale. Dort unterlag sie Wiltrud Probst, doch mit einer Prämie von etwa 8000 Dollar erzielte sie ein hervorragendes Preisgeld. Andrea Glass gelangte in Wimbledon in das Halbfinale der Juniorinnen. Dort unterlag sie nach einer großartigen Partie im dritten Satz mit 6:8 Chanda Rubin, die immerhin die Nummer 83 der Weltrangliste ist.
Die Oberliga-Männer scheiterten ebenfalls in der Aufstiegsrunde. Ohne den am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankten Lars Beckmann unterlagen sie dem Favoriten SaFo Frankfurt knapp mit 4:5 und verpaßten den Regionalliga-Aufstieg. Dennoch wird der TC Rot-Weiß in der kommenden Saison mit drei Teams in den deutschen Oberhäusern vertreten sein. Die Junioren erreichten die Endrunde um die hessische Mannschaftsmeisterschaft und starten auch im kommenden Jahr in der Verbandsliga. Die Juniorinnen stiegen ohne Punktverlust in die Verbandsliga auf. Das trainingsfleißigste Team des TC Rot-Weiß, die Seniorinnen, schlossen in der Regionalliga mit einem hervorragenden vierten Rang ab.
Nun beginnen beim TC natürlich bereits die Vorbereitungen auf die kommende Saison. Bestrebt ist Gauß, sein erfolgreiches Frauen-Team in derselben Formation auch in die kommende Runde zu schicken. Michael Krebs wird die Oberliga-Mannschaft der Männer verlassen, da er sich beruflich in Richtung München verändert. Das Ziel der Männer wird Klassenerhalt heißen, während die Frauen erneut den Sprung in die Erstklassigkeit anpeilen dürften. Mit etwas mehr Fortune wird dies sicher auch ohne die "ideale Regionalliga-Spielerin" im neuen Anlauf zu bewerkstelligen sein. INA SCHNEIDER/jbp
WASHINGTON, 16. Juli (dpa). Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumforschung ist ein Himmelskörper mit Hilfe von Neutronen statt Licht abgebildet worden, teilte die US-Weltraumbehörde NASA am Mittwoch in Washington mit. Damit sei bewiesen worden, daß Planeten nicht nur durch elektromagnetische Strahlung, sondern auch Übermittlung von Materie sichtbar gemacht werden könnten. Neutronen sind Elementarteilchen des Atomkerns ohne elektrische Ladung.
Das mit Hilfe der neuen Technik produzierte Bild von der Sonne wurde am 15. Juni 1991 von der Compton-Beobachtungsstation im All gemacht, nachdem es auf dem Himmelskörper gewaltige Eruptionen gegeben hatte. Die Beobachtungsstation war im April 1991 von der Raumfähre "Atlantis" im All ausgesetzt worden.Ehepaar eröffnet die zweite Runde im Asyl-Streit Geharnischter Brief an Bürgermeister Felix verbindet alte Argumente mit konkreten Drohungen
HOFHEIM. Erst schrieben die Anwohner der Kurhausstraße an den Bürgermeister, dann antwortete Rolf Felix (CDU) ihnen ebenfalls schriftlich - und jetzt scheint der Briefwechsel von vorne zu beginnen. Anlaß des Schlagabtausches von vielen Argumenten und noch mehr Emotionen ist - wie berichtet - die geplante Unterkunft für Flüchtlinge in der oberen Kurhausstraße.
Die serienweise zu Papier gebrachten Ängste der Anwohner rankten sich vor allem um eines: eine mögliche Kriminalisierung ihrer Wohngegend. "Menschenverachtend" nannte Felix diese Befürchtung in seiner Antwort und mahnte - wie auch Kirchengemeinden und Fraktionen - zur Fairneß und Offenheit gegenüber den Flüchtlingen.
In ihrem neuesten zweiseitigen Schreiben geben zumindest zwei der Kurhausstraßen-Anwohner nicht nach: Paul und Hildegard Gottfried. Das Ehepaar macht dem Bürgermeister in dem Brief, der auch an alle Fraktionen gerichtet ist, bittere Vorwürfe. Sie sehen sich von seinem Aufruf zum friedlichen Miteinander persönlich beschuldigt, diffamiert und gar pharisäerhaft belehrt. Zudem gehe Felix weniger auf ihren Brief als auf ebenfalls ins Rathaus geflatterte anonyme Schreiben ein und vermische beider Inhalte in "unstatthafter Weise". Denn: "Uns pauschal als Menschenverächter und Zyniker zu bezeichnen, dürfte den Tatbestand der Verleumdung erfüllen."
Nur eine Passage tiefer jedoch untermauern sie die ausländerfeindliche Sichtweise, die den Kurhausstraßen-Anwohnern Kritik von allen Seiten eingebracht hatte. Ob dem Bürgermeister entgangen sei, "wie der Antrag auf Asyl mißbraucht wird, um nahezu unbehelligt . . . kriminelle Handlungen ohne wesentliche Folgen begehen zu können". Die von Felix aufgeführten positiven Beispiele wie Wallau ignorierend, schreiben die Gottfrieds weiter: "Halten sie die Bürger wirklich für so dumm . . ., daß Sie uns glauben machen wollen, daß keine kriminellen Taten im Umfeld von Asylantenunterkünften zu erwarten seien?"
Sogar recherchiert haben will das Ehepaar - und zwar bei der Kelkheimer Polizei. Und ihre Nachfrage, "welche Zustände in der und um die ehemalige Lungenheilstätte Domagh-Klinik in Ruppertshain herrschen", sollte Felix "eines Besseren belehren". In der Zeitung stünde darüber ebenfalls nichts.
Die FR fragte deshalb ebenfalls bei der Kelkheimer Polizei nach. Wir erfuhren gestern über die Klinik, in der übrigens Aussiedler und keine Asylsuchenden untergebracht sind, von einem Sprecher das: "Wir haben grundsätzlich keine Probleme mit den Menschen dort."
Als ausländerfeindlich bezeichnet zu werden, dagegen verwahren sich die Gottfrieds "entschieden". Sie seien nur nicht "mehr bereit, für die Unfähigkeit der Politiker . . . die Konsequenzen zu tragen". Am Grundrecht auf politisches Asyl sei zwar nicht zu rütteln; hätten die Politiker jedoch eher aufgepaßt, "wäre es nicht zu den jetzigen Zuständen gekommen". Auch den "Reichen und Satten" sei schließlich nichts geschenkt worden. Sie hätten "für das, was wir jetzt besitzen" hart gearbeitet - "im Gegensatz zu vielen Politikern, die auf Kosten der Steuerzahler wirklich nicht gerade in Armut leben". Was das mit der Situation von Flüchtlingen zu tun hat, lassen die Verfasser des Briefes freilich völlig offen.
Mit einer "Veränderung der Machtverhältnisse" drohen die Gottfrieds dagegen dem Bürgermeister, der schließlich "nur" Chef des Rathauses und "Diener des Staates" sei. Und die nächste vornehm formulierte Drohung: Das Paar will "genau" verfolgen, wer die Unterkunft an der Kurhausstraße betreiben werde, "da bekanntermaßen mit dieser Art von ,humanitärer Hilfe' ganz schnell das große Geld zu machen ist". pms
RIO DE JANEIRO, 16. Juli. Nach Wochen fieberhafter Untersuchungen einer Kommission zu Aufklärung von Bestechung, der Mitglieder beider Kammern des brasilianischen Parlaments angehören, steht eindeutig fest, daß Präsident Fernando Collor de Mello (Bild: Werek) der Öffentlichkeit in seiner letzten Fernsehansprache diverse Lügen aufgetischt hat. Im Gegensatz zu seinen damaligen Aussagen hat der Staatschef doch längst nicht alle Rechnungen seines Haushalts selber bezahlt, sondern Geld des Unternehmers Paulo Cesar Farias angenommen, dem allerlei korrupte Praktiken vorgeworfen werden und der dabei als Strohmann Collors gehandelt haben soll.
Tag für Tag hört sich die parlamentarische Untersuchungskommission Zeugen an, die den privaten Kontakt zwischen dem Präsidenten und "P.C." (Farias) zu schildern wissen. Private Bankkonten werden analysiert, Operationen auf dem Devisenmarkt überprüft, Steuererklärungen von Farias und dessen Gehilfen gecheckt, Quittungen zusammengetragen, Register von Telefongesprächen vorgelegt. Jetzt deutet alles in dieselbe Richtung: Präsident Collor hat sich von Farias jeden Monat umgerechnet fünf- bis sechsstellige Dollarbeträge über verschiedene Konten seiner Privatsekretärin Ana Acioli auszahlen lassen.
Und natürlich stimmt es auch nicht, daß Präsident und Unternehmer seit über zwei Jahren keinen persönlichen Kontakt mehr miteinander gehabt haben, wie der Staatschef immer wieder behauptete. Herausgekommen ist inzwischen auch, daß Farias dem Präsidenten letztes Jahr ein Grundstück in Brasilia verkauft hat.
Was die Parlamentarier am meisten aufhorchen läßt, ist der Unterschied zwischen dem deklarierten Vermögen des Staatsoberhauptes und seinem bescheidenen Einkommen von monatlich knapp 5000 Mark einerseits und den horrenden Ausgaben andererseits. 1990 beispielsweise beliefen sie sich auf weit über zwei Millionen Mark. Collor hat es seit Beginn des Mandats abgelehnt, wie seine Vorgänger auf Staatskosten im Alvoradapalast zu wohnen. Statt dessen lebt er mit einem Troß von Angestellten in seiner eigenen "Casa da Dinda" am Rande der Bundeshauptstadt Brasilia. Allein die Renovation und der Unterhalt des Gartens soll Unsummen verschlungen haben, die ohne Ausnahme von "P.C." bezahlt wurden. Ein neues Schwimmbad, ein Hubschrauberlandeplatz und importierte elektronische Überwachungssysteme mußten her.
Farias wird illegaler Bereicherung, verschiedener Erpressungsversuche, der Steuerhinterziehung und anderer Delikte bezichtigt. Er wußte vertrauliche Information aus amtlichen Quellen auszunutzen, um im richtigen Augenblick Landkäufe zu tätigen und an der Börse zu operieren. Im ersten Jahr der Collor-Regierung hat er sein Vermögen mit derartigen Umtrieben nach Angaben eines Kommissionsmitgliedes auf das Siebzigfache vergrößert.
Wegen einer vergleichsweise winzigen Unregelmäßigkeit ist der israelische Premierminister Yitzhak Rabin 1977 vom Amt zurükgetreten. Man hatte entdeckt, daß seine Frau in den USA ein Bankkonto hatte, was trotz der legalen Herkunft des Geldes den Gesetzen Israels widersprach. Fernando Collor scheint von solcher Konsequenz nicht viel zu halten. Er beschimpft seine Gegner "Schweine, die im Dreck wühlen", und wirft ihnen vor, sie seien in ein "Syndikat von Putschisten" verstrickt. Um keinen Preis, so schwor der Präsident vor kurzem, werde er sich zum Rücktritt bewegen lassen.
Dafür hat Collor die Unterstützung der brasilianischen Wirtschaft erhalten. Nach einem Treffen mit ihm bekräftigten hochrangige Vertreter aus Industrie, Handel und Hochfinanz ihre Unterstützung für die liberale Wirtschaftspolitik des Präsidenten.Zurück ging's leider nicht per Fahrrad Vilbeler an der Donau unterwegs
BAD VILBEL. "Donau on bike" praktizierten 18 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren der evangelischen Christusgemeinde zwei Wochen lang. In Begleitung von drei Leitern fuhren sie mit dem Rad von Donaueschingen bis nach Wien. Täglich legten die Jugendlichen auf ihren Drahteseln an die hundert Kilometer zurück, unterbrochen von nur einem Ruhetag.
Die Kirchengemeinden vor Ort organisierten die Quartiere für die jungen Vilbeler, das Kulturprogramm ergab sich während der Fahrt. Zum Abschluß konnten die Jugendlichen die Vergnügungen des Prater genießen. Bei Regenwetter wurde der Rückweg per Bus angetreten, was natürlich viel schneller ging, aber nach Ansicht der Teilnehmer "lange nicht so schön" war. ub
KRIFTEL. Ein paar Tage sprechen gegen Floyd. Hätte der Dreijährige vor dem Stichtag im April Geburtstag, könnte er bald in einem der drei kirchlichen Kindergärten herumturnen. Erst Anfang Mai geboren, droht der Krifteler Bub leer auszugehen: Die 260 Betreuungsplätze der Kommune reichen dieses Jahr nicht aus, wenn die Gruppengröße wie bisher nicht über 20 steigen soll. Floyd und 19 weitere Kinder müßten dann zu Hause bleiben. Daß es so kommt, ist durchaus möglich: Bislang konnte sich die Gemeinde mit Erzieherinnen, Eltern und kirchlichen Trägern nicht darauf einigen, die 13 Gruppen um jeweils maximal zwei Kinder zu vergrößern.
"Der Junge ist im Alter, in dem er dringend unter Gleichaltrige muß", sagt Sabine Kühner. Seit Floyds Mutter ein zweites Kind bekommen hat, fehlt ihr außerdem Zeit für den Ältesten: "Er ist unterfordert und hat bohrende Langeweile." In ihrer Not setzt ihm die Mutter schon mal Videocasetten und Hörspiele vor, aber das sei kein Zustand: "Er gehört in den Kindergarten."
Dafür tut Sabine Kühner auch was. Gestern schrieb sie einen offenen Brief an Gemeindevertreter und -vorstand, in dem sie ausreichend Kindergartenplätze fordert. Ergeben darauf warten will die Mutter allerdings nicht, sondern mit anderen betroffenen Eltern "massiv Druck" machen. Die Kommune dürfe sich nicht hinter der Zusage "verschanzen", nur 20 Kinder pro Gruppe aufzunehmen, wenn deswegen andere keinen Platz kriegen.
Das tut Kriftel nach Auskunft von Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) auch nicht. "Wir wollen, daß ein oder zwei Kinder mehr in die Gruppen kommen. Es muß gleiches Recht für alle gelten." Die Gemeinde werde mit Nachdruck diese Position durchzusetzen versuchen, versichert Börs, der das hessische Landesjugendamt hinter sich weiß: Nach dessen Richtlinien sind 25 Kinder pro Gruppe tolerierbar. Stocken die kirchlichen Träger ihre Gruppen dennoch nicht auf, will Börs ihnen die Landesrichtlinien präsentieren und sie auf ihre "Verpflichtungen" hinweisen, kündigt der Bürgermeister an. Er hat Rückendeckung: Das Gemeindeparlament beschloß im Frühsommer den Kurs, den der Rathauschef jetzt vertritt. Im Herbst 1993 könne dann eine neue Gruppe eröffnet und der 20er-Schlüssel wieder eingehalten werden, hofft der Christdemokrat. Die Politiker haben jedoch ohne die Erzieherinnen und jene Eltern kalkuliert, deren Nachwuchs einen Platz hat. Die nämlich bezichtigen die Parlamentarier, ihr Versprechen nicht einzuhalten; außerdem seien sie als Betroffene übergangen worden. Nicht zuletzt sprächen auch erzieherische Gründe gegen den Beschluß: "Die pädagogische Arbeit wird schwieriger, je mehr Kinder in der Gruppe sind", betont Pfarrerin Christa Lohenner, zuständig für den Kindergarten der Immanuel-Kant-Gemeinde. Die Geistliche betont, einige Betreuerinnen seien gerade mit dem Argument nach Kriftel geworben worden, dort in kleinen Gruppen arbeiten zu können. "Und darauf bestehen sie verständlicherweise nun auch."
Christa Lohenner weiß kaum noch, wo ihr der Kopf steht. "Natürlich" sehe sie auch die Not der Eltern, deren Kinder bisher ohne Platz sind. Zugleich verstehe sie gut, daß Mütter und Väter, deren Kinder täglich in die Kindergärten kommen, weiter kleine Gruppen wollen. Interessengegensätze, von denen die Frau nicht weiß, wie sie aufgelöst werden können. Deswegen sei es wichtig, "die Stimmung nicht noch weiter anzuheizen".
Letztlich steuern die kirchlichen Träger jedoch auf einen "Proteststurm" zu, wenn die Vorstände entscheiden. Denn: "Wie auch immer, es wird Unzufriedene geben", schwant Lohenner nichts Gutes.
Noch ist es nicht soweit: Am Montag wollen Bürgermeister und Kirchengemeinden eine Lösung finden. Gibt es keine Einigung, schließt Christa Lohenner nicht aus, daß letztlich Juristen über die Gruppengröße entscheiden. dis
Die Couch ist nicht Pflicht Peter Holle bei Margarete Mitscherlich-Nielsen
ie Haustür ist immer abgesperrt. Jedesmal wenn Margarete Mit- scherlich-Nielsen, die heute 75.
Auch per Telefon ist Deutschlands bekannteste Psychoanalytikerin nur schwer zu erreichen. 1987 bekam sie eine Geheimnummer. Nach Äußerungen über der Deutschen Fortpflanzungsverhalten und "Aussterben", die sie in einer Fernsehdiskussion machte, wurde sie "nämlich Tag und Nacht angerufen. Das war eine Nazi-Gruppe, die hat sich gesagt: Diese Frau muß fertiggemacht werden."
Faschismus und Faschisten - darüber kann sich Margarete Mitscherlich "immer noch ganz schön aufregen. Ich werde wütend, wenn die Leute hier anfangen, wieder alte Nazis zu werden und auch noch zehn Prozent Anhänger kriegen. Das ist gefährlich." Die Frage, "die mich als junger Mensch geprägt hat - Warum wird eine Nation von erheblicher Kultur plötzlich zu Barbaren?" - werde sie wohl "auch noch den Rest des Lebens begleiten".
Sie hat über das kollektive Verdrängen und Verleugnen "der Leichenberge, die man hier im Keller hat" mit ihrem 1982 verstorbenen Mann Alexander Mitscherlich einen Bestseller geschrieben ("Die Unfähigkeit zu trauern"), der mittlerweile zu den Klassikern der Sozialpsychologie zählt. Der Text erschien 1967, das war auch das Jahr, in dem die seit 1955 verheirateten Mitscherlichs von Heidelberg nach Frankfurt zogen.
"Es war nicht leicht, sich an die Stadt zu gewöhnen", erinnert sich die gebürtige Dänin. Dabei guckt sie von ihrer Dachterrasse über die Villendächer und Baumwipfel "meines Dorfes Westend" und schüttelt sich: "Frankfurt war damals noch sehr häßlich. Und in Höchst, wo wir in einem Hochhaus wohnten, konnte man kein Gefühl von Zuhause entwickeln."
Man lebte im 19. Stock eines Klinikgebäudes. "Wir waren die Opfer meines Mannes: Der hatte ja den Essay ,Die Unwirtlichkeit unserer Städte' geschrieben und darin gesagt, man dürfe sich kein Einzelhaus bauen. Hochhäuser seien für die Entwicklung der Stadt viel besser, als wenn das ganze Umland von Villen aufgefressen wird. So mußten wir natürlich in ein Hochhaus ziehen und dachten dabei auch noch, wir hätten sozial gehandelt."
Die Reaktion der Krankenschwestern, die in den 18 Etagen drunter wohnten, belehrte eines Besseren: "Wir spürten zum erstenmal so etwas wie sozialen Neid. Wir hatten da oben selbstverständlich eine große Wohnung - die unter uns lauter kleine." Erst 1979 - "da wurde mein Mann krank und durfte nicht mehr Auto fahren" - zogen die Mitscherlichs in die Nähe von Uni und Sigmund-Freud-Institut: große, helle Räume, viel Platz für Bücher und die Sammlung moderner Grafik.
"Hier bleibe ich", sagt die Witwe Mitscherlich, die Frankfurt mittlerweile schätzt: "Es engt nicht ein, es hat eine gewisse Weite." Sie reist zwar viel, hält Vorträge, doch kehrt sie immer "sehr gern zurück: Viele meiner Freunde leben in der Nachbarschaft. Hier lese ich, hier schreibe ich." Die bekannte Feministin ("Die Zukunft ist weiblich", "Über die Mühsal der Emanzipation") arbeitet an einem neuen Buch zum Themenkreis "Psychologie der Frau" und an neuen Texten über den "psychischen Immobilismus" der Deutschen.
Und sie hat Patienten - "vier bis fünf am Vormittag". Die Couch ist nicht Pflicht bei diesen Psychoanalyse-Sitzungen, "ich überlasse das den Klienten". Die machen heuer aus anderen Gründen Therapie als vor 30, 40 Jahren. "Damals spielten Angst vor Sexualität und Schuldgefühle wegen Sexualität eine große Rolle; daß man bei Trennungen und Scheidungen herausfiel aus der spießbürgerlichen Gesellschaft - da wurden Leute krank."
Heute leiden die Patienten, die zu Margarete Mitscherlich ins Westend kommen, meist unter "Angstzuständen und einem Gefühl der Beziehungslosigkeit: dem Gefühl, nirgendwo dazuzugehören, haltbare Beziehungen nicht aufbauen zu können, sich allein zu fühlen, keinen Menschen zu haben, für den man das Wichtigste auf Erden ist." peh
FRANKFURT A. M. / ASCHAFFENBURG. Die 81 000 Tonnen Gemisch aus geschreddertem Autoschrott und Erde, die illegal in einer zur Rekulktivierung anstehenden ehemaligen Kiesgrube unweit von Aschaffenburg abgelagert wurden, müssen zurück nach Hessen transportiert werden. Der Giftmüll war aus dem Frankfurter Osthafen in das Landschaftsschutzgebiet Lindigwald gefahren worden, und zwar offenbar mit gefälschten Transportpapieren. "Das war illegal, deshalb muß das Material nach Hessen zurück", erklärt Günther Bachmann, Pressesprecher im Landratsamt Aschaffenburg.
Die Spur des Giftmülls führt nach Frankfurt: Autoschrott wurde im Osthafen geschreddert und später mit Erde vermischt. Neun Monate lang wurde der solchermaßen getarnte Müll in die Grube in Kleinostheim an der hessisch-bayerischen Grenze gefahren, obwohl dort nur solches Material abgelagert werden darf, das keine Gefahr für das Grundwasser darstellt. Erst per Zufall entdeckte Norbert Hilger vom "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND) die ungenehmigte Deponie, als er Ende April bei einem Spaziergang auf Kupferlitze und Kunststoff-Teile im Boden stieß.
Die vom BUND alarmierten Behörden sperrten das Gelände und beauftragten einen Geologen mit der Untersuchung. Das Resultat war alarmierend: "Der Boden ist durchgängig belastet mit FCKW, PCB und Kohlenwasserstoffen", stellte der Sachverständige fest. Er sprach sich dafür aus, das Gemisch "sofort abzufahren", da es zum Teil im Grundwasser liege. Insgesamt 47 500 Kubikmeter Erde sind verseucht - das sind mehr als 2000 Lkw-Fuhren.
Bei der Suche nach dem Schuldigen tappt die Staatsanwaltschaft Frankfurt noch im dunkeln. Nach den bisherigen Ermittlungen soll eine Frankfurter Autoverwertungsgesellschaft eine ebenfalls dort etablierte Transportfirma mit der Beseitigung von Schredderschrott beauftragt haben. Über ein zweites Fuhrunternehmen, eine in Mühlheim (Kreis Offenbach) ansässige Firma, gelangte der Schrott nach Kleinostheim. Unklar ist, wann und wo in dieser Kette der Schrott mit der Erde vermischt wurde.
Das Aschaffenburger Landratsamt untersucht derweil, welche Firma für die Beseitigung des verseuchten Bodens zu sorgen hat. "Wir warten nur noch auf Mitteilung des hessischen Umweltministeriums, auf welche Deponie der Abfall gebracht werden kann", heißt es in Aschaffenburg.
Hessen hingegen will damit nichts zu tun haben. "Das Landratsamt muß sich an die beteiligten Firmen halten, schließlich gilt das Verursacherprinzip", entgegnet die Sprecherin des Umweltministeriums, Renate Gunzenhauser. "Die Firma, die den Müll entsorgen wird, muß sich dann mit der Abfallbehörde im zuständigen Regierungspräsidium kurzschließen." Klar sei allerdings, daß der Sondermüll zurück nach Hessen müsse, bestätigte die Sprecherin.
Einen Rechtsstreit zwischen der Firma, die den Müll wegschaffen muß, und den Behörden fürchtet Gunzenhauser nicht: "Wenn wie hier Gefahr im Verzug ist, kann das Unternehmen gezwungen werden, den Müll fortzuschaffen." ert
Ein klein wenig im Schatten der "Großen", der A-Jugendlichen, stand sie schon während der Nachwuchs-Titelkämpfe in Mönchengladbach, die B-Jugend des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Zwei Jährchen müssen die meisten auch noch warten, bis es für sie auch einmal um Fahrkarten zu internationalen Meisterschaften geht. Auch aus dem Main- Kinzig-Kreis waren Nachwuchstalente mit von der Partie, zum Teil maßen sie sich erstmals mit nationaler Konkurrenz.
So zum Beispiel Anthony Viel vom TV Gelnhausen, der prompt im Vorlauf über 110-Meter-Hürden in 14,73 Sekunden einen neuen Kreisrekord lief. Im Zwischenlauf hatte der 16jährige dann allerdings Pech, blieb am zweiten Hindernis hängen und stürzte. In 11,58 Sekunden blieb er über 100 Meter dann jedoch unter seinen Möglichkeiten. Einen Schritt schneller war Alexander Stöckel von der TG Hanau, der den Zwischenlauf erreichte und sich mit 11,30 Sekunden verabschiedete. Meike Pollaert (LG Hanau) erreichte das Finale dieser Disziplin und wurde in 12,51 Sekunden Sechste.
Zu den "Jüngsten" der Meisterschaften zählte auch Gelnhausens Dreispringer Jens Breuer. Um 13 Zentimeter verfehlte er mit 13,32 Metern den Vor-/Endkampf, ließ allerdings als 13. fast ausschließlich älteren Konkurrenten den Vortritt. Die Ausscheidung heil überstanden hat hingegen Sabine Weyland im Kugelstoßen. Die TVG-Athletin wurde mit 11,91 Metern Zehnte. Die 3000 Meter standen für Torsten Zahn (LAZ Bruchköbel) auf dem Programm. Er wurde in 8:57,95 Minuten Sechster. Für seine Vereinskameradinnen war über 4 x 100 Meter nach dem Vorlauf (51,33 Sekunden) Endstation. ih
OFFENBACH. Spätestens bis Ende nächster Woche wird der zentrale Busbahnhof aus der Berliner Straße verschwunden sein. Vor zwölf Jahren war dieses Terminal für 1,6 Millionen Mark gebaut worden. Tiefbauamtsleiter Karl-Heinz Oberländer läßt als städtischer Koordinator für den S-Bahnbau zur Zeit die Plastikdächer abmontieren und die Metallgestänge abschweißen. Sie werden als Schrott verkauft.
Der Platz wird für den S-Bahnbau und die künftige zentrale Haltestelle "Marktplatz" gebraucht, deshalb wurden die Bus-Haltestellen schon auf den benachbarten Marktplatz verlegt.
Von früheren und von der Stadtverordnetenversammlung abgesegneten Plänen, den Busbahnhof nur um ein paar Meter weiter nach Osten zu verschieben, sind die Planer inzwischen abgekommen. Der Marktplatz wird Busbahnhof bleiben und eine kleine Filiale, sprich Busspuren, in der Berliner Straße direkt neben den S- Bahnausgängen erhalten.
Zur Zeit diskutieren Stadt und Bundesbahn noch darüber, ob die beiden Rolltreppen, die als bequemes Bindeglied von der Straße zur Zweiten Ebene gelten, ebenfalls abgerissen werden. Stadtplaner und Stadtverordnete überlegen zudem, ob die Zweite Ebene ganz abgeschafft werden soll, um die Innenstadt vom Beton zu befreien.
Vorerst jedenfalls bleiben die Treppen nebst ihrer Überdachung noch erhalten. Die nördliche Treppe wird wohl bestehen bleiben, weil an ihrem Fuße ein S-Bahnausgang entsteht. Untersucht wird, ob die südliche Treppe der S-Bahnhaltestelle später im Wege stehen wird, und deshalb ihre Abrißkosten auf das Konto "S-Bahn bedingte Ausgaben" verbucht werden können. lz
STEINBACH. Eine eigene Polizeistation für Steinbach wird es nicht geben. Das glaubt zumindest Bürgermeister Edgar Parnet. Aus diesem Grund will er sich auch nicht für die diskutierte Polizeidienststelle einsetzen. Seine Begründung ist nachvollziehbar: "um den Leuten nichts vorzugaukeln".
"Die Forderung kommt von mir mit Sicherheit nicht. Ich kann das realistisch einschätzen", sagt Parnet. Er erteilt nach seinen Antrittsbesuchen in der Oberurseler Polizeistation und bei der Polizeidirektion Bad Homburg allen weiteren Bemühungen um eine eigene Station für Steinbach eine Absage. Sein Amtsvorgänger Walter Herbst hatte sich zuletzt im Vorjahr vergebens für eine Polizeistation eingesetzt.
Steinbach wird von der Oberurseler Polizei mitbetreut. Gegen eine eigene Station spricht laut Parnet unter anderem, daß Stationen in der Großstadt Frankfurt zum Teil weiter auseinander liegen als Steinbach und Oberursel.
Bei seinen Besuchen wurde Parnet darüber informiert, daß die Unfallzahlen seit der Einführung von Tempo 30 gesunken sind, "das hat uns bestärkt". Was die Kriminalstatistik etwa mit Einbrüchen und Autoaufbrüchen angehe, liege Steinbach im Rahmen aller Gemeinden des Kreises, "das ist absoluter Durchschnitt hier". stk
BAD VILBEL. Willi Hix, seit sieben Jahren Tanklastzugfahrer bei Hessol, hat sich an die EPS-Schaltung des hochmodernen "Unitas" erst gewöhnen müssen. Heute, nachdem er 130 000 Kilometer mit dem Ungetüm abgespult hat, hat er keine Probleme mehr mit dem Schalthebel, der nicht mehr mechanisch wirkt, er ist nur noch ein elektronisch funktionierender Schalter. Welcher Gang gerade eingeschaltet ist, erscheint auf einem Display. Die Kupplung aber muß noch getreten werden.
Diese EPS-Schaltung von Mercedes- Benz, die nach dem Tankwagenunglück von Herborn ins Gerede gekommen war, so versicherte Hessol-Marketingchef Hans Natz am Donnerstag bei der Pressevorstellung des Tankfahrzeugs, ist bei diesem Fahrzeug weiter verbessert worden. Fahrer Hix jedenfalls fühlt sich auf dem Auto sicher und nicht nur wegen der Gangschaltung. Das Fahrzeug, das mit 41 000 Liter Treibstoff beladen insgesamt 50 Tonnen auf die Straße bringt, ist mit weiteren Sicherheiten ausgestattet. Die Ausrüstung aller Achsen mit ABS gehört dazu.
Der Knüller ist aber die Tieferlegung des Fahrzeugschwerpunktes um 30 Zentimeter, die nach der berühmten "Topas"- Studie des Bundes empfohlen wird und ein Umkippen des Lastzugs fast unmöglich machen soll. Natz: "Das Auto fährt wie ein Personenwagen, kippt nicht, rutscht allenfalls zur Seite".
Die Vorstellung des 550 000 Mark kostenden "Unitas", der für die Treibstofftransporte zu den 30 von Hessol betriebenen 30 Tankcentern im Wetteraukreis, im Vogelsberg sowie im thüringischen Schmalkalden und seit dem Wochenende auch in Bad Langensalza eingesetzt wird, war nicht der einzige Anlaß für den Pressetermin. Hessol-Chef Hermann Fischer präsentierte auch die neueste Anschaffung, den für 220 000 Mark gekauften "Flüstertankwagen". Dieses kompakte, mit dem Umweltengel an der Fahrertür gekennzeichnete Auto wird eingesetzt, um die Haushalte mit Heizöl zu versorgen. Bei der Konstruktion dieses im Wetteraukreis bisher einzigen Autos dieser Art wurde nach Angaben der Firma besonderer Wert auf Geräuschdämmung gelegt.
Nicht nur der Motor wurden besonders schallgedämpft, sondern auch die Pumpenaggregate für das Heizöl. Diese Pumpen sind nur bis zu zwei Meter Abstand von dem Auto zu hören. Das erlaubt die Anlieferung von Heizöl sogar in Kurgebieten in der Mittagszeit.
Die beiden Fahrzeuge sind übrigens auch mit einer sogenannten "Totmannschaltung" ausgerüstet. Gemeint ist damit eine drahtlose Verbindung zu den Pumpen. Der Tankfahrer muß ununterbrochen auf einen Knopf drücken und darf sich nicht weiter als zehn Meter von dem Fahrzeug entfernen, sonst wird binnen einer Sekunde die Förderung von Benzin oder Öl abgebrochen.
Damit werde das umweltschädliche Auslaufen von Öl im Bereich von Tankstellen oder Haushalten praktisch unmöglich gemacht, meinte ein Hessol-Sprecher. hm
LIEDERBACH. Allmählich wird die Sache ernst, daran gibt's für Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) nichts zu deuteln: Wenn die Gemeinde nicht bald sagt, wo sie 50 weitere Flüchtlinge einquartieren will - just so viele muß Liederbach laut Quote noch in diesem Jahr aufnehmen -, wird der Kreis von seinem Recht Gebrauch machen und die Leute per "ordre di mufti" einweisen. Lehner: "Dann haben wir die Flüchtlinge von heute auf morgen hier und müssen sie irgendwo unterbringen." Bis spätestens zum 30. Juli bleibt den Liederbachern Zeit, räumt die schriftliche Weisung aus der Hofheimer "Verwaltungszentrale" ein, dann muß eine Antwort im Landratsamt vorliegen.
Auf der Suche nach einem geeigneten Bauplatz für ein Flüchtlingswohnheim sind die Liederbacher schon seit anderthalb Jahren. Denn das Alte Rathaus, in dem bis jetzt 30 Asylsuchende wohnen, reicht nicht, um die per Kreisquote verlangten 80 Personen aufzunehmen. Außerdem haben die Gemeindevertreter während ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause definitiv beschlossen, das alte Gemäuer abzureißen, um Platz für eine Altenwohnanlage zu schaffen.
Dabei schien die Lösung im Frühjahr schon gefunden: Dem Rathauschef wurde ein privater Bauplatz auf Oberliederbacher Gemarkung angedient, der auf Anhieb allen geeignet schien. Die Firma SAB Marketing & Vertrieb GmbH sollte den Grund für fünf Jahre kostenlos erhalten, um darauf ein zweigeschossiges Haus für 80 Asylsuchende zu bauen. So weit der Plan. Doch das Baugesuch scheiterte jäh an den Einsprüchen von Bauern und dem Naturschutzbeirat des Kreises. Für das gemeindeeigene Ausweich- Grundstück neben dem Bauhof am Sindlinger Weg, der dem Privatinvestor zu gleichen Modalitäten bereitgestellt werden sollte, konnte sich wiederum das Gemeindeparlament nicht erwärmen.
Die Suche ging weiter, die Zeit verstrich, der Kreis wartete noch immer vergeblich auf eine Lösung. Wenn's nach dem Bürgermeister geht, sollte diese nun doch "Neubau neben dem Bauhof" heißen. Am 23. Juli will Lehner den Gemeindevorstand nochmals für die Idee erwärmen; das Parlament muß endgültig am 13. August entscheiden. So lange hat Lehner die Kreisverwaltung um Aufschub gebeten. Und bis dahin hofft er wohl auch, die Gemeindevertreter überzeugt zu haben: "Wir haben schon so lange gesucht, es macht wohl keinen Sinn, nochmals von vorn bei den Bürgern anzuklopfen."
Ein Grundstückseigner habe sich zwar mittlerweile gemeldet. Doch müsse dessen Gelände erst baurechtlich erschlossen werden, und so lange, meint der Bürgermeister, läßt sich der Kreis wohl nicht vertrösten. Gewiß, das Areal neben dem Bauhof sei "möglicherweise nicht der geeignetste Standort", räumt er ein. Aber es stünde sofort bereit - der Investor könnte umgehend bauen, und nach drei weiteren Monaten könnten sogar schon die Flüchtlinge einziehen.
Denn geplant ist ein Haus in Stahlskelett-Bauweise: Seitenteile und Wände aus Betonplatten werden in bereits passender Größe eingehängt. Ein solcher Fertigbau spare nicht nur Zeit, wirbt Lehner: "Gut isoliert und verputzt" entsprechen Stahlskelett-Häuser "durchaus dem üblichen Qualitätsstandard". ana
ptz BONN. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hegt Zweifel an der Wirksamkeit des von der Bundesregierung geplanten Gesetzes zur Verhinderung der Geldwäsche. Die Sparkassen wollten nach Kräften zur Bekämpfung der Drogenkriminalität beitragen, sagt Verbandspräsident Helmut Geiger. Doch müßten dazu die richtigen Mittel gewählt werden. Die Kreditinstitute sind nach seinen Angaben inzwischen nicht mehr die erste Anlaufstelle von Drogenhändlern, die ihre Einnahmen in den allgemeinen Geldkreislauf einschleusen wollen.
Nach Beobachtung der Sparkassen reinigen die Kriminellen ihre "Sore" bereits auf einer vorgelagerten Stufe - etwa durch den anonymen Kauf von Schmuck und Juwelen oder Transaktionen am Gebrauchtwagenmarkt. Bei denjenigen, die am Bankschalter große Barbeträge einzahlten - und nach dem neuen Gesetz registriert werden sollen - handle es sich somit nicht um die Drogenhändler, sondern um Kaufleute. Geiger fordert, bei den Instituten nicht bereits Einzahler ab 20 000 Mark aufzuschreiben und zu verdächtigen. Die Schwellenbeträge für die Erfassung von Transaktionen und Barzahlungen sollten "nicht unter die von der EG-Kommission schon sehr niedrig angesetzten" Werte gehen (siehe Kasten).
Der DSGV-Präsident wendet sich gegen Vorschläge zur Privatisierung der öffentlich-rechtlichen Sparkassen. Dies hatten in den vergangenen Tagen unter anderem die Monopolkommission, der Bund Junger Unternehmer und CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Rüttgers angeregt. Der Politiker hielt die Kommunen an, einen Teil ihres Familiensilbers zu verkaufen, um so Budgetdefizite ausgleichen zu können. Rüttgers übersehe dabei, meint Geiger, daß die Gemeinden die Erlöse "nicht in ihren Haushalt einstellen" dürfen, sondern nach geltendem Recht für gemeinnützige Zwecke verwenden müßten. Auch könne der Kapitalmarkt eine Privatisierung dieses Ausmaßes nicht verkraften. Angebotene Anteile würden zudem mit Sicherheit von Großbanken übernommen, was letztlich dem Wettbewerb schade.
Keinen Kummer bereiten Geiger indessen die Geschäfte im ersten Halbjahr. Die Einlagen sowie die eigenen Emissionen nahmen um acht Milliarden auf 910 Milliarden Mark zu. Damit fiel der Zuwachs fünfmal so hoch aus wie im ersten Semester des vergangenen Jahres. Geiger führt dies insbesondere auf die durch wirtschaftliche Unwägbarkeiten stimulierte Sparbereitschaft in der Ex-DDR zurück. Die Kredite nahmen um 27 Milliarden auf 702 Milliarden Mark zu. Im Osten liegt die Sparquote nun bei etwa neun Prozent (Westen: 14,5) und damit deutlich über Vorjahresniveau.
Auf einen Blick
Seite II "FR-mobil" unterwegs: Kantinenessen muß nicht eintönig, ungesund und langweilig sein.
Seite III Detlef Brechtel will kein Besserwessi sein: Rosbacher Ex-Bürgermeister arbeitet jetzt als Berater in Kommunalfragen in den neuen Bundesländern. Seite IV Die sportliche Karriere des Karbeners Thorsten Dauth: vom Torwart zum Zehnkampf-Olympiateilnehmer.
HÖCHST. Als "Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer" bezeichnet der Gesamtbetriebsrat des Chemiekonzerns Hoechst die Absicht der Bundesregierung, einen unbezahlten Karenztag einzuführen. Der Betriebsrat habe den von den Regierungsparteien geplanten Karenztag zur teilweisen Finanzierung der Pflegeversicherung "mit sehr großer Betroffenheit zur Kenntnis genommen", schreiben die Vorsitzenden der Arbeitnehmervertretung, Rolf Brand und Oswald Bommel, in einem Protestbrief an Bundesarbeitsminister Norbert Blüm.
Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sei "ein sozialpolitischer Meilenstein, den die Gewerkschaften erkämpfen mußten", heißt es in dem Schreiben des Hoechster Betriebsrates weiter. Aus diesem Grund könne es nicht angehen, daß "aus mehr oder minder parteipolitischen Querelen die Sozialpolitik auf der Strecke" bleibe.
"Die Betriebsräte der Hoechst AG werden diesen von der Bundesregierung geplanten Einschnitt nicht hinnehmen", erklären Brand und Bommel in ihrem Brief an den Bundesarbeitsminister und kündigen gleichzeitig an: "Wir werden mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Einführung des unbezahlten Karenztages vorgehen."
Auch die Überlegung, statt eines Karenztages einen gesetzlichen Feiertag für die Finanzierung des Pflegemodells zu opfern, lehne der Betriebsrat "vehement ab". tos
Frankfurter Filmtips
Für die Hitze der Nacht versprechen am Wochenende die Open- air-Vorstellungen, aber auch das "Olympia" mit Blue Velvet und Wild at Heart in einem David-Lynch-Special etwas Abkühlung.
Sonst läuft Claude Chabrols Simenon-Verfilmung Betty seit vergangener Woche in der "Harmonie"; und sind weiterhin im Programm: Schtonk!, Delicatessen, The Player, Julia und ihre Liebhaber und Die Liebenden von Pont-Neuf. oll
"Sich mit den verschiedenen Aspekten der Vermittlung von Film in Gesellschaft befassen": Den soziologischen, ideologie- kritischen Ansatz betonen Frank Amman, Ben Gabel und Jürgen Keiper im Vorwort des ersten Heftes von "Film und Kritik". Gabel und Keiper, die an der hiesigen Uni Filmwissenschaft studieren, sowie Amman, in Berlin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie eingeschrieben, sind die Herausgeber von "Film und Kritik", einer filmtheoretischen Zeitschrift, die mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt im Verlag Stroemfeld/Roter Stern nunmehr halbjährlich erscheinen soll.
"Film und Kritik versteht sich als Projekt, welches aus der unbefriedigenden Situation der bundesrepublikanischen Filmtheorie und -kritik heraus entstanden ist", heißt es weiter im Vorwort. Damit meinen die Herausgeber die Diskrepanz zwischen der Etablierung der Filmwissenschaft an den Universitäten auf der einen, der Zersplitterung und dem Mangel an Diskussions- und Theorieforen auf der anderen Seite - und wollen diesem Mangel mit der neuen Zeitschrift entgegenwirken. "Film und Kritik" sehen sie als einen notwendigen Beitrag zum filmtheoretischen Diskurs in einem Land, in dem ebenjener nur wenig Tradition hat und - mit Ausnahme der auch in Frankfurt von Gertrud Koch und Heide Schlüpmann herausgegebenen Zeitschrift "Frauen und Film" - keine explizit filmtheoretischen Periodika existierten.
Mehr als primäre Rezensionsorgane (wie "epd film" oder "filmdienst") oder das feuilletonistische Tagesgeschäft wollen Amman, Gabel und Keiper mit "Film und Kritik" in die wissenschaftliche Tiefe gehen - und, wie am Titel erkennbar, an Enno Patalas' mittlerweile legendäre "Filmkritik" aus den 60er und 70er Jahren anknüpfen. Im Sinne einer "ästhetischen Linken" und in der Tradition der Frankfurter Schule sehen die Herausgeber daher "nicht nur Auseinandersetzung mit Filmen, sondern ebenso auch das Interesse, sowohl die eigenen Voraussetzungen als auch die von Filmtheorien zu thematisieren", als zukünftiges Programm.
Der guten Vorsätze sind dies sicherlich nicht zu wenig. Das erste Heft, das sich schwerpunktmäßig mit den Berg- und Naturfilmen Arnold Fancks beschäftigte, gefällt durch die Vielfalt auch der analytisch-ästhetischen Perspektiven, aus denen der "Fall Dr. Fanck" unter Berücksichtigung des jeweiligen Rezeptionskontexts nochmals aufgerollt wird - auch wenn eine gewisse Redundanz der Beiträge auffällt.
Neben einer festen Rubrik für aktuelle Buchrezensionen soll "Film und Kritik" weiter an Schwerpunktthemen orientiert sein: "Selbstreflexivität im Film", "Neuere Filmtheorien" und ein Buster-Keaton-Heft sind geplant. Im Deutschen Filmmuseum soll es zu jedem dieser Heftthemen auch eine Film-Retrospektive geben. oll
HANAU. "Indianerlager, Siedlungen, Forts" lautet der Titel einer Fensterausstellung ab Sonntag, 19. Juli, im Puppenmuseum mit Arbeiten aus dem Werkunterricht der Hanauer Geibelschule.
Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion des Lebens der Prärie-Indianer, Siedler und Soldaten im 19. Jahrhundert. Die Schau ist bis zum 16. August zu sehen. jur
sp HANNOVER, 16. Juli. Ob man sich von Lärm gestört fühlt, hängt nicht allein von den meßbaren Dezibelwerten ab, sondern auch von der inneren Einstellung des Menschen zu der jeweiligen Lärm- ursache. Das hat sich in einem Forschungsprogramm bestätigt, an dem Sozialwissenschaftler, Mediziner, Physiker und Psychologen der Universität Oldenburg mitarbeiten. Bei gleich hohen Dezibelwerten werden beispielsweise das Rauschen des Meeres und das Getöse eines Preßlufthammers ganz unterschiedlich wahrgenommen.
Ähnlich unterschiedlich reagieren Menschen aber auch auf Verkehrslärm, je nachdem ob er von Autos oder von Eisenbahnzügen ausgeht. Bei einem Versuch mußten 60 Personen angeben, wie laut ihnen die jeweiligen Geräusche vorkamen. Ergebnis war, daß sie - unabhängig von der tatsächlichen Lautstärke - Autolärm im Vergleich zum Zuglärm als lauter und damit lästiger empfanden. Bei der unterschiedlichen Wahrnehmung spielten nach Darstellung der Forscher gesellschaftlich bedingte innere Einstellungen eine Rolle. Mit dem Auto hätten Versuchspersonen zum Beispiel eher Beruf und Streß assoziiert, mit dem Zug dagegen Reise und Erholung.
430 Pferde werden am übernächsten Wochenende (24. bis 26. Juli) beim traditionellen Turnier der Reitsportgruppe Roßhof in Hofheim-Diedenbergen an den Start gehen.
26 Prüfungen stehen an, darunter je zwei Springen der Klasse M/A und S.
Integriert in die Veranstaltung sind die Meisterschaften der Springreiterinnen und Springreiter für die Teilnehmer aus dem 76 Vereine starken Kreisreiterbund Wiesbaden-Main-Taunus, zu dem die Klubs aus den Kreisen Rheingau-Taunus, Stadt Wiesbaden, Main-Taunus, Hochtaunus und westliches Stadtgebiet Frankfurt zählen.
Erstmals in diesem Jahr treffen im Wettkampf um die Medaillen nicht Reiterinnen und Reiter einer Altersklasse, sondern Teilnehmer der gleichen Leistungsklassen aufeinander. Dieser geänderte Ausschreibungsmodus war notwendig geworden, da insbesondere in der Gruppe "Junge Reiter" keine ausreichenden Starterfelder zusammenkamen.
Die Prüfungen beginnen am Freitag, dem 24. Juli, an der Casteller Straße 99 um zehn Uhr, am Samstag, dem 25. Juli, um neun Uhr und am Sonntag, dem 26. Juli, um 8.30 Uhr mit dem Abschluß und Höhepunkt ab 17 Uhr, einer Springprüfung der Klasse S mit Stechen. eb
Kleine FR
CDU feiert Geburtstag FRIEDRICHSDORF. Ihr 25jähriges Bestehen feiert die CDU Seulberg am Sonntag, 16. August, um 11 Uhr im Gasthaus "Zum Taunus" in der Oberbornstraße. Die Eulen grillen FRIEDRICHSDORF. Der diesjährige Grillabend des Seulberger Karnevalvereins "Taunus-Eulen" ist am heutigen Samstag ab 18 Uhr in einem Zelt vor dem Schützenhaus in der Hardtwald-Allee. TV Seulberg bekommt 15 000 Mark FRIEDRICHSDORF. Der Landessportbund Hessen fördert den Bau der Turnhalle des TV Seulberg mit 15 000 Mark, teilt der Sportbund mit. Insgesamt wurde eine halbe Million Mark an 110 Vereine für Baumaßnahmen oder die Anschaffung von Sportgeräten verteilt.
BONN, 16. Juli (Reuter/AFP). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat sich entschieden gegen die Freigabe von weichen oder gar harten Drogen ausgesprochen. Auch unter strenger staatlicher Kontrolle wäre ein solcher Schritt der falsche Weg, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in Bonn.
Zurückhaltend äußerte er sich zu Methadon-Programmen. Diese Ersatzdrogen seien für Abhängige keine Lösung, auch wenn in Ausnahmefällen ihr Konsum aus medizinischen Gründen sinnvoll erscheine.
Seine ablehnende Haltung zu einer Freigabe, Legalisierung oder Liberalsierung von Drogen begründete Seehofer vor allem mit den Erfahrungen in anderen europäischen Staaten. Die Beispiele Niederlande, Schweden und England zeigten, daß ein solcher Weg das Drogenproblem nicht verringere. Von einer entsprechenden Bundesratsinitiative Hamburgs halte er daher nichts.
Als zentrales Element seiner Drogenpolitik bezeichnete der Minister den Vorrang der Hilfe vor Strafe. Als ermutigend wertete es der Minister, daß in der Altersklasse bis 18 Jahren der Drogenkonsum stagniere. Vor allem in den Schulen beginne die Aufklärungsarbeit zu greifen.
Nun sei es Sache der Länder, die großen Lücken bei den Therapieplätzen zu schließen. Nach Seehofers Ansicht ist mindestens eine Verdoppelung der derzeit 3000 Therapieplätze erforderlich.
Wer das Privileg der Gebührenbefreiung genießen will, muß sich und seine Einkommenssituation, so argumentiert der Hessische Rundfunk (HR), nach Maßgabe des Gesetzes "offen- baren". Der anstaltseigene Fragebogen, der bislang dazu diente, die finanzielle Situation des Hörers zu eruieren, beschäftigt nun den hessischen Datenschutzbeauftragten. Demnach dürfte künftig die Frage nach dem Arbeitgeber des Hörers gestrichen werden. Anlaß für diese, wenn auch geringfügige, Korrektur ist der Protest eines Frankfurter Antragstellers.
Der treue Hörer war brüskiert. Das Verhalten der Landesrundfunkanstalt gemahnte ihn an eine unzeitgemäße "Gutsherrn-Mentalität", weshalb sich Roland S. an den Datenschutzbeauftragten gewandt hatte. Denn kaum hatte Roland S. den Bescheid erhalten, daß die von ihm beantragte Gebührenbefreiung bewilligt worden sei, hatte sich bei ihm ein Außendienstmitarbeiter des Hessischen Rundfunks gemeldet - um einige Unklarheiten in gemeinschaftlicher Anstrengung mit dem Antragsteller auszuräumen. Zu diesem Zweck meldet er seinen Besuch in der Wohnung von Roland S. an.
Als man sich nach wiederholten Versuchen auf einen Termin nicht einigen konnte, avisierte der Außendienstmitarbeiter statt seiner einen Fragebogen, den der Adressat, so die beigefügte handschriftliche Notiz, "komplett" an den Absender zurückschicken möge.
Der Hörer, vom weitreichenden Interesse, welches dieser Antrag an seiner Person bekundetete, irritiert, schickte selbigen unausgefüllt nach Wiesbaden - in das Büro des hessischen Datenschutzbeauftragten. Dieser konnte zumindest in zwei Punkten das Unbehagen des Ratsuchenden nachfühlen: Die Angabe des Berufs des Antragstellers und der gemeinsam mit ihm wirtschaftenden Person als auch die Frage nach dem Arbeitgeber seien "ebenso unnötig wie im Zusammenhang mit der Antragstellung nicht erforderlich". Und, so Sprecher Wilhelm Rydzy, "was nicht erforderlich ist, ist rechtlich unzulässig." Sofern es sich um eine "faktische Zwangssituation" handle. Und eine solche liege vor, wo es schließlich um die Bewilligung der gewünschten Gebührenbefreiung gehe.
Rydzy kontaktierte den Sachgebietsleiter in der Gebührenabteilung des HR. Und hielt als Ergebnis des Gesprächs fest: "Auf die Frage nach dem Arbeitgeber", so die übereinstimmende Meinung, "kann man gut und gerne verzichten." Die Rechtmäßigkeit der Frage nach dem Beruf des Antragstellers sehen die Datenschutzwächter "im Moment anders". Der HR werde nun aufgefordert, plausibel die Unverzichtbarkeit dieser Frage darzulegen.
Das allzu penibel anmutende Auskunftsersuchen der Rundfunkanstalt rechtfertigt unterdessen der Mitarbeiter mit dem Hinweis auf die "Solidargemeinschaft" der zahlenden Rundfunkteilnehmer, welche die Gebührenbefreiung anderer finanzieren müsse. Derzeit seien hessenweit rund 160 000 von dieser befreit.
Dieser Ausfall reiße in den Anstalts- Etat (und den des ZDF) ein Loch von immerhin 32 Millionen Mark. Und das haben alle Zahlenden zu stopfen - mit dem entsprechend kalkulierten Beitrag. sar
Der Kollege fragt, ob die anderen es auch riechen oder ob er den Odeur gar selbst ausstrahle, habe doch am Abend zuvor ein Bauer vor seiner Haustür das Feld gedüngt. Allgemeine Schnüffelei setzt ein. Und tatsächlich: Bad Homburg stinkt. Durch die Fenster weht, was naserümpfend mit "frische Landluft" umschrieben wird.
Der unverfälschte Geruch von Gülle oder Jauche steigt auch dem Kurdirektor im Kaiser-Wilhelms-Bad in die Nase. Er kündigt eine Suche nach der Quelle an, denn schließlich gehöre es zu seinen Aufgaben, für reine Luft in der Kurstadt zu sorgen und die Quellen zu schützen: "Es könnte ja von einem Betrieb mit Massen-Tierhaltung kommen . . ."
Tut es aber nicht: Vielmehr bestätigt sich der naheliegende Verdacht, daß Bauern rund um Bad Homburg ungünstige Winde erwischt haben, als Anrüchig, aber nicht ehrenrührig sie den "Puddel" auf ihre Felder gossen, wie der bayrische "Odl" auf hessisch heißt. Aber die Landwirte können nicht als Luftverschmutzer zur Verantwortung gezogen werden: Sie dürfen ihre Felder mit Jauche düngen, wann sie wollen. Die Umweltpolizei bestätigt, daß es da keine Verbote gibt, allenfalls Empfehlungen, wann es am günstigsten ist. Ehrenrührig ist die anrüchige Sache also nicht.
"Der Champagner wird ausgegangen sein", kommentiert ein Polizist den Duft, "da riecht die vielgepriesene Kurstadtluft eben wieder natürlich." Als widernatürlich empfindet denn auch niemand den ungewohnten Duft, eher schon als "zu natürlich". Geruchlose Luft treibt häufig Schädliches in die Lungen - und das stinkt uns weitaus mehr. nau
HANAU. Kochen in der Erdgrube und mit heißen Steinen? Eine kulinarische Erfindung, die heute wiederentdeckt wurde, die aber schon die Kelten kannten. 100 000 Jahre Eßkultur haben Steinzeit-Brot, Lukanische Würstchen, keltisches Bier und römische Getränke hervorgebracht.
Wer all diese Speisen probieren möchte, sollte am Sonntag, 26. Juli, ins Museum Schloß Steinheim kommen. Von 10 bis 18 Uhr veranstaltet die Stadt dort ihren vierten Aktionstag unter dem Motto "100 000 Jahre Eßkultur". alu
FRANKFURT A. M., 16. Juli (FR). In der Frühe stellenweise Nebel, am Tage Bewölkung mit Aufheiterungen und vereinzelte Schauer sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 28 Grad, die Tiefstwerte um 16 Grad. Weitere Aussichten: Wenig Änderung.
(Siehe auch Lokalteil)
OFFENBACH. Schaden von über 150 000 Mark richtete in der Nacht zum Donnerstag ein Feuer in der Sprendlinger Landstraße 10 an. Wie die Polizei sagt, entwickelte sich der Brand aus bislang ungeklärten Gründen im Treppenhaus des zweigeschossigen Hinterhauses. Dieses wird von einer Familie bewohnt. Als sich die Ehefrau vor dem Feuer rettete, brach sie sich beide Fußknöchel. lz
Im Blickpunkt: Siechtum der CSFR Slowaken wird es mulmig
Das tschechoslowakische Föderalparlament tagt zwar, aber die Föderation siecht dahin. Um die Nachfolge von Vaclav Havel als CSFR-Präsident hatte sich - völlig chancenlos - gerade noch ein einziger Kandidat beworben: der rechtsradikale Republikaner Miroslav Sladek, dem die Behörden vor einigen Monaten nach einer amtlich angeordneten psychiatrischen Untersuchung geistige Gesundheit bescheinigt haben. Die Regierungserklärung des Föderalkabinetts, über die neben dem mißglückten Anlauf zur Präsidentenwahl in der Parlamentssitzung am Donnerstag debattiert wurde, zeugt ebenfalls von Lethargie. Das Programm ist lediglich auf drei Monate angelegt. Die auseinanderstrebenden Wege der Tschechen und Slowaken - bisher nur in dem Abkommen zwischen den jeweils stärksten Parteien in beiden Einzelrepubliken festgeschrieben - hatten Mitte der Woche ihre parlamentarische Bestätigung erfahren. In Prag sprach eine knappe Mehrheit dem tschechischen Regierungschef Vaclav Klaus und in Bratislawa eine überwältigende Anzahl der Abgeordneten dem slowakischen Premier Vladimir Meciar das Vertrauen aus. Die tschechische Regierung, so ist aus ihrem Programm zu schließen, strebt jetzt eine rasche, saubere Trennung beider Republiken an, um dann zu einem Vertrag über die künftige Kooperation mit der Slowakei zu kommen. Meciar blieb zwar in seiner Erklärung vor dem Parlament bei seiner Konzeption einer Konföderation, in der die beiden Republiken allerdings als Subjekte internationalen Rechts anerkannt sein sollen, doch ist eine Verschiebung der Rollendynamik bei der Aufspaltung der Föderation unverkennbar. Nachdem Meciars Bewegung für eine Demokratische Slowakei HZDS in der Trennungsfrage vorgeprescht war, beklagen sich ihre Politiker nun zunehmend über das scharfe Tempo der Tschechen. Die Slowaken fürchten offensichtlich, daß ihre Republik einer sofortigen Selbständigkeit wirtschaftlich nicht gewachsen wäre.
Zurückgenommen haben die Verantwortlichen in Bratislava inzwischen ihre Forderung nach einer eigenen slowakischen Staatsbank. Wiederholt wurde auch das Modell einer zwischen Tschechen und Slowaken rotierenden Präsidentschaft ins Gespräch gebracht. Danach könnten sich die beiden Republikspräsidenten als Staatsoberhaupt einer Konföderation ablösen. Sogar der verpönte Vaclav Havel, sollte er zum tschechischen Präsidenten gewählt werden, wäre dann für die HZDS wieder akzeptabel.
In Prag herrscht bei der Koalition der Neoliberalen und Christdemokraten jedoch wenig Neigung, sich noch auf Kompromisse einzulassen. Die Regierung Klaus möchte möglichst bald freie Hand in der staatlichen Haushaltspolitik und bei der raschen Fortsetzung der Privatisierung bekommen. Um seine Republik als Nachfolgestaat der CSFR auszuweisen, wäre sie sogar bereit, die Schulden des in Auflösung befindlichen Föderalstaates ganz zu übernehmen. Unter Hinweis auf die rund 900 000 in Böhmen und Mähren lebenden Slowaken wird in Prag allen Ernstes erwogen, mit der - allerdings modifizierten - Verfassung von 1920 auch den Namen Tschechoslowakische Republik (CSR) zu übernehmen. Der Slowakei wäre mit diesem Schachzug, der den Weg zu einer weiteren Zusammenarbeit allderdings verbauen würde, das Image eines unbedeutenden Staates zugewiesen. Ein Anknüpfen an die CSR-Verfassung von 1920 ist für Klaus auch deswegen von Bedeutung, weil ihm die Unterstützung der oppositionellen Sozialdemokraten, die damals tonangebend waren, die zur Annahme eines neuen Grundgesetzes notwendige Dreifünftel-Mehrheit im tschechischen Parlament sichern würde. Offen ist auch noch, ob Klaus auf das Ansehen von Vaclav Havel zurückgreifen kann. Durch die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre gewarnt, will Havel als tschechischer Präsident nur antreten, wenn das Amt mit starken politischen Vollmachten ausgestattet ist. Nur um Blumen zu überreichen, werde er nicht den ganzen Tag mit Krawatte herumlaufen, hatte er angekündigt. ULRICH GLAUBER (Prag)
Sogar einen deutschen Meistertitel brachten die Athleten aus dem Taunus und aus Wiesbaden von den Jugendmeisterschaften aus Mönchengladbach mit. Bernhard Dinges, der aus Alsfeld stammend und für den LAV Wiesbaden startende Läufer, ließ über 3000 Meter die gesamte nationale A-Jugend-Konkurrenz hinter sich. Seinem Spurtvermögen hat es der 18jährige zu verdanken, denn er machte erst auf den letzten hundert Metern seinen Sieg gegen den älteren Lars Gronewold (Wilhelmshaven) perfekt.
Auf 4,60 Meter steigerte sich im Stabhochsprung dessen Vereinskamerad Volker Lüttkopf und wurde damit Achter. Dritte heimische Vertreterin bei den A- Jugendlichen war Stefanie Blecher von der HTG Bad Homburg mit 38,88 Metern im Diskuswurf und 12,03 Metern im Kugelstoß. Im Vorlauf über 300 Meter Hürden der B-Jugend war für die beiden LAV-Athleten Thorsten Brüggemann (38,83 Sekunden) und Carolin Eichbladt (45,64 Sekunden) Endstation. ih
NIED. Mit einer Schreckschuß-Pistole hat ein 22jähriger am Mittwoch in der Straßenbahn zwei Kontrolleure bedroht. Nach Angaben der Polizei wollten die FVV-Mitarbeiter in der S-Bahn auf der Mainzer Landstraße die Fahrkarte des Mannes sehen. Der zog daraufhin eine Waffe und zielte auf die beiden.
Anschließend öffnete er mit dem Notfallhebel die Tür, sprang aus der Straßenbahn und flüchtete. Die FVV-Männer hefteten sich an seine Fersen. Als sie dem 22jährigen zu nahe kamen, zückte er nochmals die Pistole. Ein zufällig vorbeifahrender Kripo-Mann griff ein und überwältigte den Schwarzfahrer gegen 12 Uhr auf der Mainzer Landstraße. tos
LANGENSELBOLD. Die Langenselbolder Krankenpflegestation erhält vom Land Hessen eine Zuschuß mehr als 8600 Mark.
Von den Geldern, die das Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit bewilligt hat, soll ein Fahrzeug für den Mobilen Pflegedienst der Station angeschafft werden.
Das hat jetzt der CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn mitgeteilt. alu
Es muß ihn wirklich niemand mögen, den deutschsozialen, christdemokratischen Komitee-Gründer Diestel. Es sei der brandenburgischen CDU auch unbenommen, ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn anzustrengen, wenn sie denn seine Sammelleidenschaft als parteischädigend und -spaltend einstuft. An einem Punkt aber ist Schluß mit dem Verständnis: dort, wo Peter-Michael Diestel und die Mitbegründer jenes "Komitees für Gerechtigkeit" als "Organisatoren eines neuen politischen Hasses in Deutschland" diffamiert werden. Da blickt ein kurzsichtiger CDU-General aus Düsseldorf gen Osten und erkennt nichts.
Hier wird absichtsvoll Ursache und Wirkung vertauscht. Selbst wenn es Haß wäre, und nicht eher Enttäuschung, Ärger, Verzweiflung, was Ostdeutsche zur apart-separaten Organisation bewegt - Diestel & Co. müssen nicht erst säen, was schon sprießt. Hier erntet vielmehr einer den Frust, der vordem blühende Landschaften verhieß, der Kanzler selbst.
Ursache für die Panik, in die Unionspolitiker, im Westen zumal, partiell verfallen, ist denn auch nicht das Komitee, sondern die Stimmung im Osten, die dem ungleichen Gespann Diestel/Gysi die Leute zutreibt. Wenn Demoskopen die Bonner Koalition in ihrem größten Meinungstief orten, wenn nur noch knapp 17 Prozent der Ostdeutschen Vertrauen in (sämtliche) Parteien setzen, dann erklärt das manche Überreaktion, manch getrübten Blick, nicht nur aus Düsseldorf. Aber es entschuldigt ihn nicht. AH
BAD VILBEL. Die öffentliche Toilette am Buswendehammer in der Alten Frankfurter Straße wird wegen Umbauarbeiten ab Montag, 20. Juli, für circa sechs Wochen nicht benutzbar sein.
BONN, 17. Juli (dpa). Anspruch auf ungarische Entschädigung haben seit Monatsbeginn in der Bundesrepublik lebende Ungarn, die zwischen 1939 und 1989 besonders massiv unter Unrecht sowjetischer oder ungarischer Behörden gelitten haben.
Wie das Auswärtige Amt jetzt in Bonn mitteilte, gilt die Regelung für Menschen, die aus politischen Gründen mit Freiheitsentzug bestraft wurden. Ferner könnten sich Angehörige von Menschen darauf berufen, die politisch motiviert getötet wurden. Nur noch bis zum November könnten auch nahe Verwandte von gesetzeswidrig zum Tode Verurteilten eine Entschädigung bekommen. Die Ungarn können ihre Ansprüche bei diplomatischen und konsularischen Vertretungen Ungarns in Deutschland beantragen, teilt das Auswärtige Amt mit.
HANAU. Auszubildende des Heraeus Konzerns erfüllten querschnittslähmten Leistungssportlern jetzt einen Trainingswunsch. Die Rollstuhlfechter hatten die Hanauer Firma um Unterstützung beim Bau eines speziellen Sportgestells gebeten. Mit Hilfe einer 40 Kilogramm schweren Justierungschiene können die behinderten Sportler im Sitzen fechten.
Die Bodengestelle lassen den Rollstuhlfahrern genügend Freiraum, stellen aber sicher, daß sie nicht umkippen. Die recht kostspieligen Fechtrampen werden nicht serienmäßig hergestellt, weshalb sich die Sportler an das Unternehmen wandten.
Unter Anleitung haben die Azubis der Ausbildungsabteilung bereits vier dieser Führungsschienen hergestellt. Sie wurden bereits der deutschen Rollstuhlfechter-Equipe übergeben. Die Nationalmannschaft wird mit den neuen Gestellen intensiv für die Olympischen Spiele (Paralympics) in Barcelona trainieren. Weitere Fechtrampen sollen folgen. alu
Eine "Ölquelle" blubbert mitten im Oberwaldsee Regierungspräsidium soll nach der Ursache fahnden Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke MÜHLHEIM. Bei der Radtour im Naherholungsgebiet "Steinbrüche Dietesheim" stutzte der Radfahrer: Auf der Wasseroberfläche des Oberwaldsees mitten im Naturschutzgebiet schwamm eine Öllache. In unregelmäßigen Abständen stiegen immer wieder kleine Ölmengen vom Seegrund empor und vergrößerten den in allen Regenbogenfarben schillernden Fleck. Als der Mühlheimer seine Beobachtung weitermeldete, erfuhr er Verblüffendes: Die "Ölquelle" im See ist den Behörden seit Jahren bekannt, die Suche nach der Ursache aber bisher vergeblich gewesen. Die Untere Naturschutzbehörde hat nun als Reaktion auf die neuerliche Entdeckung im See den Regierungspräsidenten aufgefordert, sich mit dem Problem zu beschäftigen.
"Das Öl kam in Minutenabstand, quasi mit einem Blubbern, nach oben", beschreibt der Mühlheimer seine Beobachtung. Seine Vermutung: Da liegt eine Altlast auf dem Grund des Sees, aus der langsam Öl frei wird.
Der aufmerksame Radfahrer informierte umgehend die Freiwillige Feuerwehr. "Dort hieß es, man wisse seit langem davon", wundert er sich. "Es sei auch schon von Tauchern nach der Ursache gesucht worden, aber man habe bisher nichts entdeckt."
Als er der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach von der Öllache im Naturschutzgebiet berichtete, erhielt er die Antwort: "Wir kennen das Problem seit Jahren"; verbunden mit der Versicherung, das Amt wolle einen erneuten Vorstoß beim Regierungspräsidium als zuständiger Behörde unternehmen. Nun fragt sich der Mühlheimer, warum bisher offensichtlich nichts Konkretes gegen die Verunreinigung des Wassers unternommen wurde.
In der Tat gehört der Oberwaldsee wie das gesamte Naherholungsgebiet zu den Objekten im Kreis, die von der Unteren Naturschutzbehörde ständig beobachtet werden. Der Grund: Die einstigen Basaltsteinbrüche waren in den achtziger Jahren aufgefüllt und renaturiert worden.
Immer wieder kippten aber auch Umweltsünder ihre Abfälle in die Löcher und Gruben. So manches blieb da unentdeckt und verschwand später, als das Grundwasser die Seen auffüllte.
"Das ist ja kein Stück unverfälschte Natur", gibt denn auch Bürgermeister Karl-Christian Schelzke zu bedenken. "Da wimmelt es von Altlasten." Das Öl könne durchaus aus einem Autowrack aufsteigen, das auf dem Seeboden vor sich hin rostet.
Mit der Suche nach solchen Altlasten in den Gewässern, die inzwischen eine Fläche von über 22 Hektar bedecken, hat der Magistrat den Tauchsportclub betraut. Dessen Mitglieder verbinden ihr Training mit nützlichem Tun und dürfen bei ihren Aktionen das Schild am Ufer aufstellen: "Im Auftrag des Magistrats."
Im Oberwaldsee, der als Heimat seltener Pflanzen und Tiere unter Naturschutz steht, fahndeten sie bisher erfolglos nach der Ölquelle.
Die wird von der Naturschutzbehörde tatsächlich schon lange beobachtet. "In sehr unregelmäßigen Abständen werden kleine Ölmengen frei", sagte ein Kreis-Sprecher.
Den Hinweis des Radfahrers nahm man nun zum Anlaß, das Regierungspräsidium aufzufordern, sich die Öl- lache mal näher anzusehen und eine Lösung des Dauerproblems zu suchen. Wie ein Sprecher des Regierungspräsidiums auf Anfrage mitteilte, findet in solchen und ähnlichen Fällen eine Ortsbesichtigung statt, möglicherweise wird auch ein Geologe hinzugezogen. Außerdem werden alle Daten darüber gesammelt, was dort in der Vergangenheit abgelagert wurde.
Erst dann soll entschieden werden, ob die Natur so gefährdet ist, daß das eine kostspielige Sanierung gerechtfertigt ist.
HANAU. Vermutlich im Spätherst soll der Steinheimer Schloßgarten für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Davon geht Grünamtsleiter Eckhard Hoppenheit aus, der die Zuständigkeit für die weitere Planung dort vor kurzem vom Stadtplanungsamt erhielt, nachdem dessen Vertreter Helmut Vandré ökologische Erfordernisse in diesem Park zu wenig beachtet hatte (die FR berichtete).
Dieser Tage einigte sich Hoppenheit bei einem Ortstermin mit dem Hanauer Naturschutzbeiratsvorsitzenden Rolf Neidhardt und Martin Schroth von der Unteren Naturschutzbehörde darauf, die eingepflanzten, nicht standortgerechten Felsenbirnen, Robinien, Eiben und Zierrosen zu entfernen. Einheimische Pflanzen wie Wildrosen, Weißdorn, Schlehe und Pfaffenhütchen sollen sie ersetzen. Der beim Umbau zerstörte Lerchensporn soll wieder angesiedelt werden. Wildblumensamen soll auf der Wiese ausgesät werden.
Mehr als zwei Mahden gebe es jährlich nicht. Wildkräuter will Hoppenheit von den Wegen entfernen, ein Geländer an der Treppe anbringen, den Brunnen abdecken und Sitzbänke aufstellen lassen. In einem Vogelschutzbereich sollen Büsche den Weg über einen vorhandenen Trampelpfad versperren.
Er geht davon aus, daß dem Regierungspräsidium ein Protokoll über die geplanten Verbesserungen reicht - anstelle des von dort geforderten, aber rund 20 000 Mark teuren neuen Grünordnungsplans. Den hatte Darmstadt nach den vorgekommenen Planungsfehlern für notwendig gehalten und vorübergehend einen Baustopp verhängt. him
Die US-Demokraten jubilierten, als hätten sie Präsident George Bush aus dem Weißen Haus verdrängt. Die Nominierungsrede des New Yorker Gouverneurs Mario Cuomo für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton, ein wahres Meisterwerk der Parteitags-Rhetorik, hatte die 6000 Delegierten am Mittwoch abend im New Yorker Madison Square Garden nach zwölf Jahren der Selbstzerstörung und Resignation wieder in Siegesstimmung versetzt. Zum ersten Mal nach den mißglückten "Conventions" von 1980, 1984 und 1988 präsentierte sich die Partei als Einheit, mit Kompetenz und unbedingtem Willen zum Wahlerfolg im November.
Doch die eigentliche Nachricht des Tages kam nicht aus New York, sondern aus Dallas. Noch bevor sich der unabhängige Präsidentschaftsbewerber Ross Perot offiziell aus dem Wahlkampf abmeldete, hatte er mit dem Verlust seines erst vor zwei Monaten verpflichteten Wahlkampfberaters Edward Rollins einen schweren Rückschlag erlitten.
Die Verpflichtung des republikanischen Wahlkampfberaters Rollins (AP-Bild) und seines demokratischen Kollegen Hamilton Jordan hatte der bis dahin von Freiwilligen geprägten Wahlbewegung des texanischen Milliardärs den Anschein von Professionalität gegeben und bei den beiden etablierten Parteien für Unruhe gesorgt. Perots unkonventionelle Kandidatur wurde plötzlich ernst genommen, seine schon führende Position in den Meinungsumfragen festigte sich.
Doch seit Beginn dieses Monats führten interne Auseinandersetzungen im Perot-Lager und peinliche Ausrutscher des Kandidaten zum plötzlichen Abbruch seines Höhenflugs. Im Konflikt zwischen Perot und Rollins ging es um die von diesem vorgeschlagene Serie von Fernseh-Werbespots. Damit wollte der Wahlkampf-Consultant das Interesse an seinem Präsidentschaftsbewerber aufrechterhalten, der bisher weder ein Programm noch einen Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten vorzuweisen hatte und der bis zuletzt nicht einmal einen Termin für die offizielle Verkündigung seiner Kandidatur bekanntgegeben hatte.
Als Perot dann noch dem von Rollins verpflichteten Werbefachmann Hal Riney kündigte, der weiland Ronald Reagan mit seinen "Good Morning America"-Werbespots ins Weiße Haus verhalf, nahm Rollins seinen Hut. Sein vorzeitiger Abschied warf in der Öffentlichkeit die Frage auf, ob der in seiner so erfolgreichen Computerfirma EDS als Autokrat verschrieene Perot überhaupt mit Leuten im Team zusammenarbeiten kann, einer nicht ganz unwichtigen Fähigkeit für den zukünftigen Präsidenten der USA.
Auch der Streit zwischen den Freiwilligen der Perotschen Graswurzelbewegung und den im Juni angeheuerten "Professionals" war vorprogrammiert. Nachdem sie die politische Dreckarbeit der Unterschriftensammlungen gemacht hatten, fühlen sich viele Perot- Anhänger nun ausgerechnet von solchen Polit-Experten wie Rollins und Jordan bevormundet, gegen deren Einfluß in Washington sie mit ihrer Bewegung eigentlich ankämpfen wollten.
Und dann hatte Perot mit seinem Auftritt vor der Jahrestagung der Schwarzen-Bürgerrechtsorganisation NAACP selbst für einen Eklat gesorgt, als er die anwesenden Afro-Amerikaner in arrogant-paternalistischem Ton als "euer Volk" titulierte, so als wären sie gar keine richtigen US-Amerikaner. Perot hat sich seitdem für seinen Fehltritt entschuldigt, der Schaden für seine Wahlkampfaussichten in der schwarzen Bevölkerung läßt sich jedoch kaum noch beheben.
Während die Republikaner die Nachricht vom Niedergang der Perot-Bewegung mit Freude und Erleichterung aufnahmen, hatten die Demokraten über die Rolle Perots im Wahlkampf gemischte Gefühle. Denn die Angst des Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton, von dem 62jährigen Texaner auf den dritten Platz verwiesen zu werden, war mittlerweile einer anderen Befürchtung gewichen.
Die Demokraten hatten sich nämlich von Perots Kandidatur erhofft, daß sie George Bush zehn bis 15 Prozent der Stimmen unzufriedener, weißer Republikaner kosten könnte. "Die Geschichte vom populistischen Milliardär", so ein Delegierter auf dem Demokraten-Parteitag in New York, "gibt's eben nur im Märchenbuch, aber nicht in der Politik." ROLF PAASCH (New York)
Einen Schaden von 500 000 Mark, so die Schätzung der Polizei, richtete ein Feuer an, dem in der Nacht zum Donnerstag eine Holzbaracke in der Voltastraße zum Opfer fiel. Beschädigt hat der Brand auch vier Autos und ein Wohnmobil. Über die Ursache konnte die Feuerwehr am Donnerstag noch nichts mitteilen.
Menschen waren nicht gefährdet. Die Kripo schließt aufgrund der Umstände Brandstiftung nicht aus. Ihre Ermittlungen dauern noch an.
Gemeldet wurde der Brand der 150 Quadratmeter großen Baracke, die von einem Kraftfahrzeugbetrieb genutzt wird, kurz vor 4 Uhr. Die beschädigten Fahrzeuge waren in dem Gebäude abgestellt. Die Feuerwehr war mit 18 Männern im Einsatz und hatte das Feuer schnell unter Kontrolle. tom
Die Hanauer Landstraße, die Offenbacher Landstraße und die Frankenallee sind bei den städtischen Radarmessungen in der ersten Juli-Hälfte als "Rennstrecken" entlarvt worden. 22 bis 35 Prozent der dort bei Radarkontrollen erfaßten Autos waren zu schnell.
Der Spitzenwert wurde mit 104 Kilometer pro Stunde in der Hanauer Landstraße gemessen, wo 50 km/h erlaubt sind. Auch in der Gutleutstraße (100 km/h) und in der Hoechster Farbenstraße (92 km/h) erwischte die Ordnungsbehörde Extrem-Raser.
An das Tempolimit von 30 Stundenkilometrn hielten sich die Fahrer in der Waldschmidtstraße am wenigsten: 40 Prozent der erfaßten Fahrer waren dort zu schnell. Der Höchstwert waren 53 Kilometer pro Stunde. Insgesamt wurde vom 1. bis 15. Juli das Verhalten der Autofahrer an 26 Stellen im Stadtgebiet kontrolliert. tom
BAD VILBEL. Das Versorgungsamt Gießen berät und informiert am Donnerstag, 30. Juli, über die Nachteilsausgleiche im Schwerbehindertenrecht, über Ausstellung und Verlängerung von Ausweisen und über die Kriegsopferversorgung. Auch Fragen zum sozialen Entschädigungsrecht und dem Bundeserziehungsgeldgesetz werden von 13 bis 17 Uhr im Beratungsraum der Stadtverwaltung, Parkstraße 14, beantwortet.
Am gleichen Tag und zur selben Zeit wird eine weitere Sprechstunde in den Räumen des Altenheims Heilsberg, Pestalozzistraße 10, angeboten.
Diese Sprechstunde ist für alle Bürgerinnen und Bürger eingerichtet, um den Anwohnern des Heilsberges, aber auch des südlichen Stadtgebietes weite Wege zu ersparen. ub
Namen, Daten und Zahlen der Fußball-Oberliga Hessen · Saison 1992/93
MAINZ. Der katholische Pfarrer aus dem Kreis Bergstraße, der verdächtigt wird, Kinder sexuell mißbraucht zu haben, wird sein Amt vorerst nicht mehr ausüben. Wie die Bischöfliche Pressestelle in Mainz am Donnerstag mitteilte, will der Pfarrer seinen Dienst bis zur Klärung der Vorwürfe und dem Abschluß des Ermittlungsverfahrens gegen ihn nicht mehr wahrnehmen. Dem habe auch das bischöfliche Ordinariat zugestimmt.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte vor einigen Tagen Ermittlungen gegen den Geistlichen aufgenommen, der in den ver- gangenen Jahren an mehreren Mädchen unter 16 Jahren "sexuelle Handlungen" vorgenommen haben soll. Zu den Annäherungen des Pfarrers sei es laut einer Anzeige auch während Ausflügen von Jugendgruppen gekommen. Gegen den Pfarrer wurde ein Haftbefehl erlassen, der aber außer Vollzug gesetzt wurde. lrs
mlh KÖLN. Kölns Messechef Dieter Ebert verbreitet Optimismus. Trotz eines schärfer werdenden Wettbewerbs in der Ausstellungsbranche fühlt er sich in sicherer Position: Wichtige Konkurrenten, zum Beispiel die Städte Mailand, Paris oder auch Chicago, hätten ihre Ausbaupläne nicht rechtzeitig verwirklichen können. Dagegen werde die Messe- und Ausstellungsgesellschaft der Domstadt ihr großes Investitionsprogramm mit einem Volumen von 530 Millionen Mark während der vergangenen fünf Jahre noch in 1992 abschließen. Mit 260 000 Quadratmeter Hallenfläche und mit Messen, die für mehr als 20 Branchen weltweit führend seien, halte Köln einen Spitzenplatz im internationalen Geschäft, betont auch Norbert Burger, Oberbürgermeister und Aufsichtsratschef.
"Strategische Allianzen" heißt eines der Schlagworte für die weitere Expansion in der Domstadt. So bestätigt Ebert die Ankündigung der Düsseldorfer Messegesellschaft Nowea, wonach sich die beiden Unternehmen um die Internationale Automobilausstellung beworben haben (siehe nebenstehenden Bericht). Die Aussichten dafür bezeichnet er als gut. So werde in der Branche sowie im Verband der Automobilindustrie (VDA) über eine Zusammenlegung der Nutzfahrzeugschau in Hannover mit der Pkw-Ausstellung in Frankfurt diskutiert. Und bei einer Entscheidung für dieses Konzept gäbe es neben der Kombination Köln-Düsseldorf kaum einen Standort mit ausreichendem Platz. Ein Feld der Zusammenarbeit sieht er ferner bei der Vermarktung von Modemessen, etwa in Nordamerika oder Fernost. Ausgelotet würden auch die Chancen für eine Marketing-Kooperation in Übersee mit weiteren Ausstellungsorten in Nordrhein-Westfalen oder auch mit Hannover.
Ebert will den Umsatz der Kölner Messe im laufenden Jahr auf rund 300 Millionen Mark steigern. Das bedeutet gegenüber 1990 - dem vom Programm her vergleichbaren Jahr - ein Wachstum um 20 Prozent. Dabei beziffert der Vorstandschef die Preissteigerungen, mit denen Aussteller zu rechnen hätten, auf durchschnittlich rund vier Prozent. Wie schon 1991 wird die Ausstellungsgesellschaft auch heuer wieder mit einem Verlust abschließen. Mit rund vier Millionen dürfte er aber wesentlich höher ausfallen als der letzte Fehlbetrag von 800 000 Mark. Die roten Zahlen resultierten freilich nicht aus dem operativen Geschäft, sondern seien die Konsequenz der hohen Investitionen, die in diesem Jahr wieder 82 Millionen Mark ausmachten. Die Verluste können erneut aus dem Gewinnvortrag früherer Jahre gedeckt werden. Für 1993 verspricht Ebert wieder ein positives Ergebnis.
Der künftige große Fußgängerüberweg zwischen Kaiserstraße und Hauptbahnhof wird den Autoverkehr nicht zusammenbrechen lassen - davon ist zumindest der Leiter des städtischen Ordnungsamtes, Rolf Menzer, überzeugt. Die Frankfurter Polizei hatte vor Wochen in einer Stellungnahme diesen Effekt befürchtet. Während Arbeiter im Auftrag des Straßenbauamtes gestern schon an der neuen Fußgänger-Passage werkelten, fanden Menzers Fachleute ein System, das den Verkehr mit 60 000 Fahrzeugen täglich vor dem Bahnhof aufrechterhalten soll. Insgesamt 19 neue Ampeln werden bis Ende der Sommerferien installiert.
Während des Tages und der Nacht setzen die Experten zwei unterschiedliche Computerprogramme zur Steuerung der Signalanlagen ein. Nachts, wenn der Verkehr nachläßt, müssen die Fußgänger maximal 72 Sekunden auf eine Grünphase warten. Tagsüber, wenn besonders viele Menschen den Bahnhofsvorplatz überqueren, dauert die Wartezeit noch mindestens 45 Sekunden. Die Ampeln werden so aufeinander abgestimmt, daß "bei normaler Schrittgeschwindigkeit" (Menzer) ein Fußgänger in einer Grün-Folge den Überweg zwischen Bahnhof und Kaiserstraße passieren kann.
Wenn einmal eine Ampel ausfällt, schaltet die gesamte Anlage auf gelbes Blinklicht um. Wenn dann der Verkehr wirklich einmal zusammenzubrechen droht, "können wir immer noch Mitarbeiter der Hilfspolizei einsetzen" (Menzer). Einen großen Schönheitsfehler hat das sorgsam ausgeklügelte System noch: Die Straßenbahnen, die auf zwei Gleisen in der Mitte den Platz queren, sind noch nicht berücksichtigt.
Realistisches Fazit des Amtsleiters: "Rückstaus auf der Straße vor dem Hauptbahnhof gibt es heute und wird es auch in Zukunft geben". Dafür aber, so argumentiert zumindest der rot-grüne Magistrat, müssen die Bürger seit mehr als 15 Jahren zum ersten Mal nicht mehr die unterirdische B-Ebene passieren, um vom Bahnhof in die Kaiserstraße zu gelangen.
Über einen Kilometer entfernt stadteinwärts vom Hauptbahnhof haben die Arbeiten an den beiden hochgepflasterten Fußgängerüberwegen über die Hochstraße und die Börsenstraße begonnen. An beiden Enden der vielfrequentierten Freßgass' gibt es künftig damit Übergänge, die so breit sind wie die Fußgängerzone selbst.
Die Fahrbahn wird bis zur Höhe der Gehsteige an beiden Seiten der Straße hochgezogen. Die entstehenden "leichten Rampen", so Otto Brandau, der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes, sollen die Autofahrer zum Abbremsen zwingen.
Die städtischen Fachleute haben für das neue Modell des Zebrastreifens den schönen Namen "Fußgänger-Furt" geprägt. Beide Furten müssen bis zum Ende der Sommerferien vollendet sein. Die Kosten belaufen sich nach den Worten Brandaus auf insgesamt etwa 400 000 Mark. jg
sp HANNOVER, 16. Juli. Für ein Verbot von Amalgam-Füllungen innerhalb von fünf Jahren hat sich der niedersächsische Sozialminister Walter Hiller (SPD) ausgesprochen. Das quecksilberhaltige Material müsse so schnell wie möglich aus den Zahnersatzpraxen verbannt werden, sagte Hiller bei der Vorlage von zwei Gutachten, die er beim Bielefelder Institut für Umwelt-Analyse und bei der Göttinger Universitätszahnklinik in Auftrag gegeben hatte.
Den Studien zufolge sind Amalgam-Füllungen mindestens zur Hälfte für die durchschnittliche Belastung der Bevölkerung mit Quecksilber verantwortlich, wodurch Allergien und andere Beschwerden ausgelöst würden. Hiller forderte Zahnärzte und Krankenkassen auf, unverzüglich über die Einführung kostengünstiger Ersatzstoffe zu verhandeln.
ROSBACH. Die Rosbacher CDU begrüßt in einer Pressemitteilung die Entscheidung des Regierungspräsidenten in Darmstadt, die Bauarbeiten am Sendemast in Rodheim einzustellen und der Telekom bis auf weiteres die Inbetriebnahme der Anlage zu untersagen (die FR berichtete über den Konfklikt). Die Gesundheit der Bürger Rodheims habe einen höheren Wert als die Verbesserung der Funk, Fernsprech- und Datendienste im Sendebereich.
Die CDU unterstützt daher die Rodheimer Bürgerinitiative und spricht sich für eine vorbehaltlose Überprüfung der Baumaßnahme aus.
Den Rosbacher Magistrat kritisiert die CDU wegen dessen Zustimmung zur Einrichtung des Sendemastes. Falls die Telekom nicht zur Einstellung des Betriebes der neuen Funkanlage bereit sei, müsse die Stadt gerichtliche Schritte gegen das Unternehmen erwägen. ub
ALTENSTADT. Ein 13jähriger Junge und ein 27jähriger Mokickfahrer sind bei zwei Unfällen schwer verletzt worden. Der Junge wurde am Mittwoch in Altenstadt auf der Vogelsberger Straße von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Er war zwischen haltenden Fahrzeugen von links dem Pkw vor die Kühlerhaube gelaufen, meldet die Polizei.
Der in Butzbach-Wiesental wohnende Mokick-Fahrer prallte am Donnerstag morgen gegen eine abgestellte Lkw-Ladefläche. Er wurde mit schlimmen Kopfverletzungen in die Klinik eingeliefert. nes
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 3, 6, 9, 12, 23, 37 - 5); Kl. 1: 132 851,50 DM; Kl. 2: 16 606,40 DM; Kl. 3: 1280,90 DM; Kl. 4: 29,60 DM; Kl. 5: 3,20 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 1, 11, 21, 33, 34, 35 - 19); Kl. 1: 154 993,40 DM; Kl. 2: 21 251,60 DM; Kl. 3: 3251,60 DM; Kl. 4: 65,30 DM; Kl. 5: 4,90 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 5 6 0 2 8 4 1); Kl. 1, Super 7: 4 777 777,- DM; Jackpot: 57 445,40 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: (Gewinnzahl: 5 8 2 2 2 9); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)
Während des zweiten Laufs zum Formel Renault Eurocup auf dem Nürburgring mischten auch zwei Fahrer des Wiesbadener MSC mit. Nach dem Zeittraining belegte der amtieredne Formel Renault Meister und Pilot RTLplus 1991 Joachim Beule den vierten Rang, Vereinskamerad Mike Strotmann den 15. Im ersten Wertungslauf kämpften beide WMSCler mit Problemen, so daß Joachim Beule lediglich Rang neun erreichte, Mike Strotmann sich mit dem elften Platz begnügen mußte. Im zweiten Wertungslauf fuhr der Titelverteidiger Beule ein beherztes Rennen und wurde Dritter, Strotmann 13. In der Addition beider Wertungsläufe belegten sie im Endklassement den vierten und zehnten Rang.
Zur gleichen Zeit ging Clubkamerad Marc Simon in Brünn beim sechsten Lauf zur Internationalen Deutschen Formel Ford 1600 Meisterschaft an den Start. Im Zeittraining fuhr der Wiesbadener auf den 16. Rang, verbesserte sich im Wertungslauf allerdings noch auf Platz elf.
Lediglich einen 6. und einen 4. Platz brachte der letztjährige internationale deutsche Junioren-Kartmeister Norman Simon von neunten und zehnten Wertungslauf der diesjährigen Auflage des Wettbewerbs aus München mit. In der Meisterschaftswertung liegt Simon auf Rang drei. prd
Das Werfen von Eiern, Flaschen oder Steinen ist gewiß kein Mittel internationaler Politik. Aber auch das opportunistische Verschweigen ist kein politisches Mittel. Es war es nicht, als der Schah Deutschland besuchte; es kann es auch jetzt nicht sein. Der iranische Außenminister ist in Bonn auf die Verstöße gegen die Menschenrechte hingewiesen worden. Es hätte nachdrücklicher geschehen können, selbst wenn angenommen wird, daß sich einiges in Iran allmählich von den Zuständen der Khomeiny-Diktatur weg bewegt. Dann flogen Eier und anderes in Potsdam gegen seine Limousine.
Ali Akbar Welajati, Irans Außenminister, wird möglicherweise für die Gelegenheit dankbar gewesen sein, seinen Deutschland-Besuch um einige Stunden zu kürzen; ein formeller Protest war es nicht, aber es wirkte so. Unter denjenigen, denen das Geschäft mit Iran mehr als das Leben der Iraner am Herzen liegt, wird möglicherweise ähnliche Dankbarkeit ausbrechen. Wer sich für die Potsdamer Eierwürfe entschuldigen muß, der braucht das lästige Thema "Menschenrechte" nicht mehr anzufassen und darf vielleicht sogar vergessen, wer hinter gewissen Geisel-Affären gesteckt hat.
So spielt der Potsdamer Zwischenfall letztlich denen in die Hände, die er treffen sollte. Gesprochen wird über Eierwerfer in Deutschland und nicht über Folterer und Scharfrichter in Iran. Und Welajati kann sich daheim präsentieren als einer, der sein Gesicht und die Würde seines Landes zu wahren weiß. gro
Im Blickpunkt: Bundeswehr-Einsätze "Nicht für alle verlockend"
Die Debatte über eine Teilnahme der Bundeswehr an Blauhelm- oder Kampfeinsätzen hat sich mit der Ankündigung der SPD zugespitzt, wegen des Auftrages an den Zerstörer "Bayern" eine Bundestagssondersitzung zu verlangen. Dabei streiten Politiker und Juristen "weithin über die Köpfe der betroffenen Soldaten hinweg". So formulierte jetzt ein Leserbriefschreiber in der Zeitschrift "bundeswehr aktuell". Daß die Diskussion in den Streitkräften selbst fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindet, beklagen mehr und mehr Soldaten. "Wir haben ein Problem, uns dazu öffentlich zu äußern, denn es wäre in der jetzigen Situation höchst illoyal, einen Konflikt zu schüren, von dem noch nicht klar ist, wie er intern ausgetragen und ausgehen wird" - der Gesprächspartner im "Zentrum Innere Führung" in Koblenz bittet um Verständnis für den Wunsch nach Diskretion. Gewiß, sagt er, "auch in der Bundeswehr laufen die Diskussionen, die in der Gesellschaft stattfinden" - doch kaum etwas dringt nach außen.
Ausnahmen bestätigen diese Regel. Dem Eindruck, die Soldaten warten darauf, nun endlich "mit dem Segen der NATO einmal richtig kämpfen" zu dürfen, treten in der am Dienstag erschienenen Ausgabe der "bundeswehr aktuell", der "offiziösen" Zeitschrift des Verteidigungsminsteriums, Leserbriefschreiber mit Namens- und Dienstrangnennung entgegen.
Ein Oberstleutnant aus Laupheim schreibt, Abrüstung sei möglich geworden, und die Soldaten, "noch dazu Wehrpflichtige, dürfen nicht zum Instrument eines falschen außenpolitischen Ehrgeizes werden". Es sei "sehr zweifelhaft, ob die Völkergemeinschaft vom vereinten Deutschland als erstes einen weltweiten Kampfeinsatz sehen will". Und er schließt mit der Bemerkung: "Wenn wir etwas für unsere internationale Reputation tun wollten, dann könnten wir ja schon einmal geplagte Jugoslawien-Flüchtlinge aufnehmen und versorgen, statt dies ,vornehm' den kleineren und ärmeren Ländern Ungarn und Österreich zu überlassen."
Ein Major aus Bremervörde erinnert an den "eingeschränkten Auftrag", den die Bundeswehr im Rahmen der NATO während der vergangenen Jahrzehnte hatte. Die Deutschen sollten "schon zum Schutz ihrer Heimat beitragen, aber nicht wieder in andere Länder einmarschieren können". Dieser Auftrag sei "sowohl grundgesetzlich als auch durch die Eidesformel abgedeckt", und alle Berufssoldaten hätten sich damit identifizieren können: "Aber die Perspektive, möglicherweise bald die eigenen Sanitäter in Kambodscha mit der Waffe schützen zu dürfen, muß nicht für jeden verlockend sein." Daß die Diskussion ohne die Soldaten geführt werde, nehme die Öffentlichkeit ebensowenig zur Kenntnis wie die Tatsache, "daß es unter den Bundeswehrsoldaten unterschiedliche Meinungen gibt, denn nicht jeder freut sich auf ferne Abenteuer", heißt es abschließend.
"An sich müßte es eine intensive Reaktion in den Streitkräften geben, denn der Dienstherr verletzt seine Fürsorgepflicht, wenn er die Soldaten auf unklarer Grundlage losschickt" - was ein interner Kritiker der Bundeswehr anspricht, bewegt anscheinend (noch) nicht sehr viele Soldaten. Eher schon die Frage, ob - wie jetzt im Fall der "Bayern" - auch Wehrpflichtige an derartigen Einsätzen teilnehmen sollten. Hierzu merken "informierte Kreise" an, daß die "Dickschiffe" der Bundesmarine im Gegensatz zu Heer und Luftwaffe "die Gnade der langen Anmarschwege" hätten. Das bedeute, daß die Fahrt zum Einsatzort für die Ausbildung "und zum Zusammenschweißen der Truppe" genutzt werden könne: "Wenn die ankommen, wissen sie, was sie zu tun haben."
Außerdem würden viele Berufssoldaten, wenn denn solche Einsätze künftig häufiger zu erwarten seien, durchaus Wert darauf legen, daß auch Wehrpflichtige teilnehmen - allerdings aus einem Motiv heraus, das eher Skepsis gegenüber der politischen Führung verrät: "Wenn die dabei sind, werden wir nicht leichtfertig losgeschickt, und das ist uns ganz recht so." HANS-HELMUT KOHL
BAD VILBEL. Heute morgen um 6 Uhr ist auf dem Frankfurter Flughafen eine Maschine der staatlichen deutschen Luftfahrtgesellschaft nach Kiew geflogen. Um 16 Uhr sollte sie wieder auf Rhein-Main landen - so war es geplant. Auf dem Hinflug war die Maschine voll gepackt mit Hilfsgütern. Beim Rückflug sollten in der Maschine 90 ukrainische Kinder von Feuerwehrleuten und ihre Begleiter/-innen sitzen. Sechzig der Kinder werden von der Frankfurter Berufsfeuerwehr betreut, die anderen 30 werden nun drei Wochen lang von Gasteltern aus Bad Vilbel, Niederdorfelden und Wöllstadt betreut.
Sie werden gründlich ärztlich untersucht, weil sie wahrscheinlich wegen Unterernährung und durch vitaminarme Kost geschädigt sind. Die Kinder sollen sich bei uns erholen und aufgepäppelt werden, meint Vilbels Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel, der bereits seit Januar praktisch seine gesamte Freizeit für die Organisation des Besuchs geopfert hat und heute auch nach Kiew mitfliegen wollte.
Das Sammeln von Spenden für die auf 11 000 Mark geschätzten Kosten, die Suche nach Gastgeber/-innen, die Organisation eines Ausflugsprogramms, die Sicherung der Betreuung, Versicherungsfragen und viele, viele Kleinigkeiten haben die Zeit des Feuerwehrmanns in Anspruch genommen und, nebenbei gesagt, seine Telefonrechnung nicht unerheblich in die Höhe getrieben.
Die Maschine mit den Hilfsgütern sollte ursprünglich der auf dem Heilsberg wohnende Flugkapitan Jens Olthoff fliegen. Über ihn kam der Kontakt mit Stengel zustande, und die Idee wurde geboren, den ursprünglichen Leerflug aus Kiew zum kostenlosen Transport von Kindern zu nutzen. Olthoff allerdings hat zur Zeit Urlaub, so daß die Maschine von Achim Siepenkort geflogen wird, aber das ändert nichts an der geplanten Aktion.
Das Besuchsprogramm für die Kinder, die am Montag, 10. August, den mit Spenden finanzierten Rückflug antreten, ist sehr umfangreich. Am Dienstag nächster Woche wird die Firma Hassia besichtigt. Am gleichen Tag werden die Kinder mit Spielzeug beschenkt. Die Firma Schleenbäcker in der Innenstadt bedankt sich damit dafür, daß die Feuerwehr eine Gasexplosion in dem dem Geschäft gegenüberliegenden Haus verhindert hatte.
Die Feuerwehr wird am Samstag, 25. Juli eine Übung veranstalten und anschließend mit den Kindern zusammen am Ritterweiher Würste grillen. Weitere Höhepunkte des Programms sind eine Besichtigung des Frankfurter Flughafens (Sonntag, 26. Juli), ein Ausflug zur Lochmühle im Taunus (Dienstag, 28. Juli), ein Schwimmbadfest in Bad Vilbel (Freitag, 31. Juli), die Besichtigung der Frankfurter Feuerwache 1 (Samstag, 1. August), eine ausgedehnte Dampferfahrt auf dem Rhein mit Besichtigung der Loreley (Mittwoch, 5. August) sowie eine Besichtigung der Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg. Da die Kinder mit dem christlichen Glauben nicht vertraut sind und wohl auch noch nie eine Kirche gesehen haben, will sie Pfarrer Hummel schon am Freitag, 7. August, auf den Besuch eines Gottesdienstes am Sonntag, 9. August, vorbereiten. Dort wird übrigens auch gedolmetscht.
Einen Tag vorher, am Samstag, 8. August, ist auf dem Messegelände in Frankfurt ein großes Kinderfest für alle 90 Kinder und ihre Gasteltern vorbereitet. Dort ist der Eintritt nur für die Kinder frei. Alle anderen müssen zehn Mark bezahlen und werden auch bei Speisen und Getränken zur Kasse gebeten. Von diesem großen Fest erwarten sich die Organisatoren die restlichen Geldmittel, um die Kosten für den Rückflug sicherzustellen.
hm
NEU-ISENBURG. Zwar fehlt noch eine Kleinigkeit im Partei-Prozedere - die Kandidaten müssen noch von einer Mitgliederversammlung im Herbst gewählt werden - aber insgeheim steht die Neu-Isenburger CDU-Liste für die Kommunalwahl 1993 fest. "Einen sichtbaren Generationswechsel", so der Parteivorsitzende Oliver Quilling, möchte die CDU vollziehen. Auf den ersten zehn Listenplätzen sind deshalb viele 20- bis 30-jährige zu finden. Quilling selbst wird laut Fraktionschef Theo Wershoven wohl auf Platz eins der Liste stehen.
Einige Forderungen für die nächste Wahlperiode hat die CDU auch schon parat. Quilling möchte nun doch wieder einen dritten Dezernenten in der Stadt sehen, der nach Meinung der CDU den Baubereich politisch verstärken soll. Zwar hatte die CDU gleich nach der jüngsten Wahl die Auflösung des Stadtkämmererpostens mitbetrieben (SPD-Mitglied Matthias Eichhorn wurde im August 1991 verabschiedet), doch für Wershoven ist das kein Widerspruch: "Einen zweiten Kämmerer brauchen wir nicht, politische Verstärkung im Baubereich hingegen schon."
Die Sanierung des Alten Stadthauses will die CDU notfalls auch ohne privaten Investor verwirklichen. "Mir dauert das allmählich zu lang", meint Wershoven, "dann muß die Stadt es eben selbst machen." Wohnungen, Geschäfte, Kulturraum sollen dort Platz finden. fra
MÜHLHEIM. Nach den Ferien bieten die Frauenbeauftragte der Stadt und der Internationale Bund für Sozialarbeit wieder verschiedene Kurse für ausländische Frauen im Rathäuschen an: Deutsch als Fremdsprache, Alphabetisierung, Nähen und Kochen. Es gibt auch Hilfe und Beratung bei Alltagsproblemen. Auskünfte: im Rathaus über Telefon 0 61 08 / 601-105 (Frauenbeauftragte). hf
"Wenn ich den Offenbarungseid leisten muß, gebe ich auf", sagt Dieter J., "dann hat die Stadt statt eines Schuldners einen Sozialhilfeempfänger mehr." Das offene Eingeständnis seiner Zahlungsunfähigkeit vor Gericht, den Offenbarungseid also, soll Dieter J. am kommenden Mittwoch, 22. Juli, leisten, da er bei der städtischen Bundesgartenschau-Gesellschaft mit mehr als 60 000 Mark in der Kreide steht.
Ein Angebot, seinerseits die Schulden in Form monatlicher Raten - 1000 Mark pro Monat zuzüglich Zinsen - abzubezahlen, will der zuständige Mann bei der "Gartenschau", Peter Ansorg, nicht akzeptieren - "das wären ja 67 Monate lang 1000 Mark".
Zur Vorgeschichte: Dieter J. hatte 1989 während der Bundesgartenschau einen Stand, an dem er T-Shirts und Buttons verkaufte. Wegen der unerwartet schlechten Besucherzahlen - statt 8 Millionen Menschen kamen nur 2,5 Millionen - war es ihm jedoch nicht möglich, die Miete von 12 000 Mark monatlich zu begleichen. Mit den Kosten fürs Personal habe er "jeden Monat ungefähr 20 000 Mark Miese" gehabt.
Nach einer Verhandlung vor Gericht wurde Dieter J. zur Zahlung von 46 000 Mark verurteilt - doch der säumige Schuldner habe nicht zahlen wollen, erklärt Geschäftsführer Ansorg.
Inzwischen will Ansorg keine Zugeständnisse mehr machen, "das sind ja schließlich alles Steuergelder". Es drückt ihn mittlerweile auch die Terminnot: "Wir sollen die Gartenschau doch auch mal abrechnen."
Für Dieter J. bedeutet diese harte Position "den beruflichen Ruin". Denn nach Ablegen des Offenbarungseids dürfe er als selbständiger Geschäftsmann nicht mehr weiterarbeiten. Seine Schulden abzubezahlen sei für ihn dann unmöglich, zumal er auch noch aus früheren Zeiten Außenstände in Höhe von 300 000 Mark hat, die dann fällig würden. Das Vorgehen der Stadt versteht er nicht: "Ich komm' doch dann nie wieder hoch."
Die vorgeschlagenen Ratenzahlungen des Schuldners will Gartenschau-Geschäftsführer Ansorg auch deshalb nicht akzeptieren, weil er kein Vertrauen mehr hat. "Er sagt mir jetzt, wir sollen den Termin platzen lassen, aber wer sagt, daß er auch zahlt?"
Für Dieter J. eine unverständliche Argumentationsweise: "Man muß einem auch eine Chance geben. Wenn ich nach drei Monaten nicht gezahlt habe, kann er mich ja immer noch zum Offenbarungseid zwingen." Doch Geschäftsleiter Ansorg sieht nur eine Chance für den säumigen Schuldner: Er muß mindestens 10 000 Mark bringen bis Dienstag, erst dann signalisiert Ansorg wieder Gesprächsbereitschaft. wob
Gegen Peter Michael Diestel und Gregor Gysi als Anführer einer Sammlungsbewegung Ost wendet sich Schriftsteller Jürgen Fuchs in einem Gastbeitrag für die FR auf Seite 5.
Nicht an sein Ziel kam ein Einbrecher, der sich am Mittwoch abend an einer Wohnungstür in der Kinkelstraße (Ostend) zu schaffen machte. Weil ein Zeuge die Polizei alarmiert hatte, konnten die Beamten den Mann, einen 46jährigen Wohnsitzlosen, auf frischer Tat stellen. Er trug Einbruchswerkzeuge wie Schraubendreher und Zange bei sich.
Wie die Ermittlungen ergaben, hatte der Mann bereits einen Kellerraum im selben Haus aufgebrochen und durchsucht. Als die Polizisten seine Personalien überprüften, stellten sie fest, daß gegen ihn ein Haftbefehl wegen Betruges vorliegt. tom
Manipulation eines FVV-Fahrkartenautomaten wirft die Polizei drei Männern aus Polen vor. Eine Streife des 12. Reviers schöpfte Verdacht, als am späten Mittwoch abend an der Rosa-Luxemburg- Straße bei der U-Bahn-Haltestelle Niddapark ein polnischer Kombi mit Warnblinklicht stand. Die Männer hatten auffällig viele deutsche und polnische Münzen bei sich. In einer Reisetasche stießen die Beamten auf 11 000 Zloty-Münzen, die die drei laut Polizei für weitere Manipulationen einsetzen wollten. Der FVV-Automat akzeptiert diese Münzen und gibt deutsches Wechselgeld in Zehnern heraus.
Weiter stellten die Ermittler in dem polnischen Auto zahlreiche Zigarettenpackungen sicher. Hier hegen sie den Verdacht eines Zollvergehens.
Die drei Männer, zwei sind 23, einer ist 35 Jahre alt, wurden am Donnerstag vernommen und dem Haftrichter vorgeführt. Zur Schadenshöhe kann die Polizei erst nach weiteren Ermittlungen zusammen mit den Stadtwerken etwas sagen. tom
Eine 66jährige Rentnerin wurde am Mittwoch vormittag in der Grafenstraße Opfer eines radelnden Räubers. Der Unbekannte raubte ihr die Umhängetasche mit 100 Mark und verschiedenen Ausweispapieren. Bei dem Versuch, die Tasche festzuhalten, stürzte die Frau und zog sich Verletzungen zu.
Bei dem Täter soll es sich um eine "jüngere Person" mit kurzen, dunklen Haaren gehandelt haben, die mit einem blauen Anorak bekleidet war. Die Polizei hält es für denkbar, daß es sich um denselben Täter handelt, der am Vortag in der Sigmund-Freud-Straße eine Hausfrau (60) auf gleiche Weise beraubt hatte. tom
"Nach 13 Uhr" hatte die Bundesbank zur Konferenz geladen, doch lange vorher haben sich die Presseleute eingefunden. Für das akademische Viertel ist keine Zeit. Vor den Türen der Währungshüter lauert ein Spalier von acht Rundfunkwagen - bereit, sich augenblicklich in laufende Sendungen einzuschalten. Drinnen, im Konferenzsaal, positionieren Techniker Mikrophone, Kameras und Scheinwerfer für den Auftritt von Schlesinger, Tietmeyer und Co.
In der Vorhalle stehen Telefone bereit, für jede Nachrichtenagentur eines. Schon seit zehn vor eins sind die Leitungen offen, die Hörer liegen griffbereit neben dem Apparat. "Bleib dran!" werden die ungeduldigen Kollegen am anderen Ende der Strippe immer wieder ermuntert.
Um 13.29 Uhr verkündet ein Pressesprecher: "Der Countdown läuft!" Das Warten geht weiter. 13.40 Uhr: Noch immer stehen die sieben Stühle für die Direktoriumsmitglieder leer im kalten Licht der Scheinwerfer. Plötzlich verstummen die Gespräche, 122 Augenpaare wandern suchend nach draußen. Doch nichts rührt sich. Also weiter warten. Es geht auf 14 Uhr zu. "14 Uhr 15, 14 Uhr 15!" ruft jemand. Und ein Fernsehjournalist meldet derweil, daß es nichts zu melden gibt.
Doch da biegt ein anderer Pressesprecher um die Ecke, drei braune Umschläge mit den möglicherweise weltbewegenden Meldungen für die Medien fest unter den Arm geklemmt. Mit weit ausholendem Schritt, den Blick streng auf die wartenden Journalisten gerichtet, nähert er sich der Meute. Gleichermaßen beschwichtigend wie abwehrend hebt er die Hand: "Moment, Moment, meine Herren!" Gerade kann er noch zwei Umschläge an seine Kollegen weiterreichen, dann umringt ihn der Pulk, in dem sich durchaus auch einige Frauen befinden.
Was dann folgt, sind die "zehn Sekunden, in denen die Zivilisation aussetzt", wie es ein Reporter nennt: Journalistenhände greifen gierig nach den lang ersehnten Blättern. Bei dem Geschiebe erwischt zuerst der Längste eines. Der Glückliche spurtet die fünf Meter zum Telefon. Mit bleichem Gesicht und zittriger Stimme faßt er für die Agentur zusammen, was da in 19 Zeilen vor ihm steht. Jeder Sekundenbruchteil zählt, ist Geld wert - für die Märkte, für die Anleger, für die Banken. an
Sein Mountainbike (Marke "Wheeler") im Wert von rund 2400 Mark hat ein 17jähriger Schüler am Mittwoch abend im Westend eingebüßt. Er war in der Guiolettstraße unterwegs, als er von fünf Jugendlichen angehalten und vom Rad gezerrt wurde.
Als der Schüler Widerstand leistete, bedrohte ihn einer der Angreifer mit einem Springmesser und verletzte ihn leicht am Unterarm.
Anschließend, so sagte er aus, sei er hin- und hergeschubst und schließlich mit einem Faustschlag niedergestreckt worden. Die Täter flüchteten in Richtung Ulmenstraße.
Der Polizei wurde die Arbeit dadurch erschwert, daß der Vater des Schülers den Überfall erst 30 Minuten später telefonisch anzeigte, so daß es keine erfolgversprechenden Fahndungsansätze mehr gab. tom
ug PRAG, 16. Juli. Auch ein erneuter Anlauf zur Wahl eines neuen CSFR-Präsidenten ist erwartungsgemäß gescheitert. Als einziger Kandidat war am Donnerstag in Prag im CSFR-Parlament der Abgeordnete der rechtsradikalen Republikaner, Miroslav Sladek (AP- Bild), angetreten. Der 42jährige Ostböhme erhielt auch im zweiten Wahlgang, in dem lediglich eine einfache Mehrheit ausgereicht hätte, lediglich einen Bruchteil der Abgeordnetenstimmen.
Ein neuer Versuch, doch noch einen Präsidenten zu wählen, nachdem auch Vaclav Havel gescheitert war, ist für den 30. Juli geplant. (Siehe auch nebenstehenden Kasten)
ski FRANKFURT A. M., 16. Juli. Die Deutsche Bundesbank hat ihren Diskontsatz mit Wirkung vom heutigen Freitag von acht Prozent auf die Rekordhöhe von 8,75 Prozent angehoben. Damit wollen die Währungshüter, wie Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger am Donnerstag in Frankfurt erläuterte, den Preisauftrieb sowie das zu starke Wachstum der Geldmenge und des Kreditvolumens eindämmen. Schlesinger zeigte sich überzeugt, daß in Reaktion auf den Beschluß des Zentralbankrates auch die Zinsen kurzfristiger Kredite für Unternehmen und Privatpersonen anziehen werden.
Der Diskontsatz wird den Banken in Rechnung gestellt, wenn sie sich bei der Währungsbehörde Geld beschaffen, indem sie ihre Handelswechsel verkaufen. Diese Refinanzierung wird nun um einen dreiviertel Prozentpunkt teurer.
Der Zentralbankrat glaubt nach den Worten Schlesingers nicht, daß durch seinen Beschluß eine Rezession in Deutschland ausgelöst werde. Die Bundesbankspitze habe außerdem versucht, das "richtige Gleichgewicht" zwischen den binnenwirtschaftlichen Notwendigkeiten und der internationalen Situation zu finden.
Kritik übte Schlesinger bei der Begründung des Zinsbeschlusses an den hohen Ausgabensteigerungen von Ländern und Gemeinden sowie an den jüngsten, aus Sicht der Bundesbank nicht mit einer stabilen Entwicklung des Geldwertes in Einklang stehenden Lohnerhöhungen.
(Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 9)
Das mußte kommen. Vielleicht sollte es auch gar nicht anders sein. Von manchem im geheimen exakt so gewünscht, wie es sich jetzt abzeichnet, kommt die Kohl-Kinkel-Rühe-Strategie der schrittweisen Umformulierung militärischer Einsatzmöglichkeiten für deutsche Soldaten dort zur Sprache, wo sie zuständigkeitshalber hingehört: in den Bundestag, dessen Mitglieder wirklich nicht alle Jahre aus dem Urlaub zurückbeordert werden, weil irgendein Anstragsteller das will. Insofern fällt die Absicht der SPD, das Parlament während der Ferien mit einem Problem der Sonderklasse zu beschäftigen, aus dem Rahmen rheinischer Bräuche.
Aber wie anders hätte die Opposition reagieren sollen? Die Taktik der Regierung, nicht bloß "out of area" per Kabinettsbeschluß internationales Prestige zu gewinnen, sondern zugleich sozialdemokratische Einsprüche auszutrocknen, muß ein Ende haben. Gefragt ist das Votum der Abgeordneten, notwendig zugleich ein klärendes Wort aus Karlsruhe, sollten bei dem, was die Koalition anpeilt, die verfassungsrechtlichen Zweifel bestehen bleiben.
Temporeich und raffiniert sind in diesen Tagen unter Ausschaltung der Volksvertreter komplizierte Diskussionsrunden verkürzt worden. Fakten schaffen ohne lange Debatten, hieß das Motto. Fragen von dem Kaliber jedoch, ob (und wenn ja, wie) Deutsche an die Front sollen, dürfen nicht ohne Beteiligung des Hohen Hauses, nicht ohne Gesetzgeber beantwortet werden. Was die Regierung zur Zeit tut, ist nicht in Ordnung. rr
OFFENBACH. Kripobeamte der AG Raub trafen auf dem Hugenottenplatz einen "alten Kunden". Sie überprüften den 33jährigen Offenbacher und entdeckten unter seiner Jacke ein Autoradio. Er habe es gerade von einem "Mario" für 50 Mark gekauft. Jetzt wird gegen den Mann wegen des Verdachts der Hehlerei ermittelt. lz
Im Blickpunkt: Milde Urteile in Algerien Der Wille zur Beruhigung
Die relativ milden Urteile gegen die Anführer der fundamentalistischen Heilsfront FIS sowie die ersten Erklärungen des neugebildeten Staatskomitees lassen in Algier Hoffnung auf eine Öffnung des autoritären Regimes aufkommen. "Urteil für einen Waffenstillstand", "Wille zur Beruhigung", "politische Geste": so titelten am Donnerstag die Tageszeitungen in Algier. Die Militärrichter waren den Strafanträgen des Anklägers nicht gefolgt, hatten mehrere Anschuldigungen gegen die Scheichs Abassi Madani und Ali Belhadj sowie ihre fünf Mitangeklagten fallengelassen und zusätzliche "mildernde Umstände" anerkannt. Aus der möglichen Todesstrafe gegen Belhadj und lebenslanger Haft gegen Madani wurden je 12 Jahre Gefängnis, obwohl beide FIS-Anführer schließlich unter anderem wegen "Angriffs und Komplotts gegen die Staatsautorität" verurteilt wurden. Nach der Urteilsverkündung blieb es ruhig im Lande.
Politische Beobachter in Algier hoben hervor, daß dieser wichtigste Prozeß gegen die FIS mit "politischen" Strafen zu Ende gegangen sei. Die Militärs hätten damit folgende Ziele verfolgt und Einsichten berücksichtigt: die Urteile gewähren eine gewisse Garantie, daß es bis auf weiteres nicht zu neuen sozialen Unruhen kommt; die Armee ist sich bewußt, daß von allen politischen Kräften nur die Heilsfront Einfluß auf die sozial ärmeren Schichten nehmen kann; und das Regime hat andererseits Stärke gezeigt, indem es den Prozeß trotz ungewisser Lage nicht ein zweites Mal verschob. Es hat ihn auch dazu benutzt, um die Schuld für politisches Versagen der letzten Monate einem "Sündenbock" zuzuschieben: dem Ex-Staatschef Chadli Bendjedid. Die Zeugenaussagen in dem Prozeß haben zutage gefördert, daß Chadli und seine Regierung - letztlich aber auch die Armee mit ihrem Eingreifen - an den schweren Unruhen von 1991 stark mitschuldig waren.
Die erste Erklärung des Staatskomitees nach der Einsetzung des neuen Präsidenten Ali Kafi weist ebenfalls auf eine Entspannung hin. Das oberste Gremium will mit den Parteien Konktakte aufnehmen, die Stabilität der Institutionen stärken und eine auf den Fortschritt und die Modernität gerichtete Demokratie ansteuern. Seit einer Woche stellt Ministerpräsident Abdesslam seine neue Regierung zusammen. Beobachter in Algier erwarten in der neuen Kabinettsliste die Namen von Technokraten, einigen ehemaligen FLN-"Baronen" (FLN ist die aus der Unabhängigkeitsbewegung hervorgegangene frühere Einheitspartei) sowie von Persönlichkeiten, die demokratischen Parteien und den "Religiösen" nahestehen.
Das Parteienpanorama ist nach wie vor äußerst konfus und stellt keine Grundlage für eine solide demokratische Zukunft dar. Die Heilsfront ist verboten, die FLN-Partei ist abgehalftert und schweigt, die FFS-Berberfront von Ait Ahmed und die kleinen demokratischen Parteien vermögen keine größeren Volkskreise zu bewegen - und die "Patriotische Bewegung", die Ex-Präsident Boudiaf gründen wollte, ist durch seinen Tod bereits im Keim gefährdet. Ein Großteil der Bevölkerung zeigt nach den vergangenen Enttäuschungen keinen Willen zu politischer Teilnahme mehr.
Die schwachen politischen Strukturen werden von der Armee wettgemacht. Diese setzt Staatschefs und Premierminister ab und ein. Deren Amtszeiten werden immer kürzer. Seit 1989 haben in Algerien drei Staatsoberhäupter und vier Premiers gewirkt. Beobachter finden es beunruhigend, daß die Armee nicht einsieht, daß sie mit ihrem andauernden Machtanspruch im Hintergrund nicht die Demokratie rettet, sondern ihre Entfaltung verhindert. Sie unterbrach die freien Wahlen und kommt im Zusammenhang mit dem Tod des "unbequemen" Ex-Präsidenten Boudiaf immer mehr ins Gerede. Es steht fest, daß der Todesschütze, Leutnant Boumaraf, nicht allein gehandelt hat. Am 24. Juli hat die Untersuchungskommission ihr Gutachten über die Tat abzugeben.
WERNER HERZOG (Madrid)
RIEDSTADT. Der geplante Vertragsabschluß der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) mit der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KGA) über die Erweiterung der Sondermüll-Verbrennungsanlage (SVA) in Biebesheim um einen dritten Ofen ist vorerst geplatzt. Alle 14 Mitglieder der KAG hätten sich gegen einen Vertragsentwurf ausgesprochen, der Ende Juni von der Arbeitsgemeinschaft und der SVA-Betreiberin HIM ausgehandelt wurde, sagte KAG-Vorsitzender Wolfgang Stork in Riedstadt.
Das Verhandlungsergebnis sei aus Sicht der KAG "unbefriedigend und nicht zustimmungsfähig". Die KAG strebe daher Nachverhandlungen über den Vertrag an, kündigte Stork an. lhe (Ausführlicher Bericht auf der Seite Hessen)
Das Wetter
Wetterlage Mit einer südwestlichen Strömung gelangt feucht-warme Luft nach Deutschland. Vorhersage bis Samstag früh In der Frühe stellenweise Nebel. Am Tage wolkig mit Aufheiterungen und vereinzelt Schauer. Tageshöchsttemperaturen im Küstenbereich bei 20, sonst 23 bis 28 Grad. Nächtliche Tiefstwerte um 16 Grad. Schwacher bis mäßiger südwestlicher Wind. Wochenvorhersage Freitag und Samstag: im norddeutschen Tiefland zeitweise stark bewölkt und etwas Regen. Höchstwerte bei 20 Grad. Nach Süden hin heiter bis wolkig und trocken. Höchstwerte hier 21 bis 26, im Südwesten bis 28 Grad. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad.
Sonntag bis Donnerstag: vielfach sonnig oder nur gering bewölkt und trokken. Heiß mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 27 und 32, im Südwesten örtlich bis 35 Grad. In der zweiten Wochenhälfte vor allem in den Nachmittagsstunden einzelne Wärmegewitter.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Amsterdam, wolkig 25 Ankara, wolkig 20 Antalya, wolkig 28 Athen, leicht bewölkt 30 Barcelona, leicht bewölkt 28 Belgrad, wolkig 24 Bordeaux, leicht bewölkt 25 Bozen, stark bewölkt 28 Brest, wolkig 19 Brüssel, leicht bewölkt 26 Budapest, leicht bewölkt 24 Casablanca, leicht bewölkt 24 Dublin, stark bewölkt 21 Innsbruck, wolkig 24 Istanbul, wolkig 24 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, leicht bewölkt 31 Las Palmas, wolkig 24 Lissabon, leicht bewölkt 27 London, stark bewölkt 23 Madrid, leicht bewölkt 31 Malaga, leicht bewölkt 27 Mallorca, leicht bewölkt 28 Moskau, wolkig 27 Nizza, leicht bewölkt 25 Palermo, wolkenlos 27 Paris, leicht bewölkt 30 Prag, wolkig 22 Reykjavik, stark bewölkt 10 Rom, leicht bewölkt 25 St. Petersburg, leicht bewölkt 19 Stockholm, leicht bewölkt 19 Tel Aviv, leicht bewölkt 28 Tunis, leicht bewölkt 30 Venedig, wolkig 27 Warschau, wolkig 22 Wien, stark bewölkt 23 Zürich, wolkig 25 Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, leicht bewölkt 24 Arkona, wolkig 16 Berlin, stark bewölkt 19 Bremen, stark bewölkt 16 Brocken, bedeckt 16 Cottbus, bedeckt 22 Cuxhaven, stark bewölkt 19 Dresden, stark bewölkt 21 Düsseldorf, leicht bewölkt 25 Erfurt, wolkig 21 Feldberg/Schw., stark bewölkt 14 Feldberg/Ts., stark bewölkt 17 Frankfurt/M., wolkig 23 Freiburg, wolkig 25 Freudenstadt, wolkig 21 Garmisch, wolkig 23 Hamburg, stark bewölkt 19 Hannover, wolkig 21 Helgoland, wolkig 17 Karlsruhe, stark bewölkt 26 Kassel, wolkig 22 Kempten, wolkig 23 Köln-Bonn, wolkig 24 Konstanz, wolkig 25 Leipzig, wolkig 22 Lübeck, wolkig 20 Lüchow, wolkig 20 Magdeburg, wolkig 22 Mannheim, wolkig 25 Mühldorf, stark bewölkt 24 München, stark bewölkt 23 Münster/Osnabr., leicht bewölkt 24 Neubrandenburg, wolkig 18 Norderney, wolkig 19 Nürnberg, stark bewölkt 23 Oberstdorf, wolkig 24 Passau, stark bewölkt 23 Regensburg, wolkig 24 Rostock/Warnem., wolkig 19 Saarbrücken, wolkig 23 Schleswig, wolkig 19 Schwerin, wolkig 19 Stuttgart, wolkig 24 Sylt, leicht bewölkt 19 Wasserkuppe, Sprühregen 13 Wittenberg, wolkig 21 Würzburg, bedeckt 21 Zugspitze, in Wolken 5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.35 Uhr
Sonnenuntergang 21.27 Uhr
Mondaufgang 22.17 Uhr
Monduntergang 8.25 Uhr
Aki Kaurismäkis erster Spielfilm
Früher hatte Sabina B. eine schlechte Meinung von "denen" im öffentlichen Dienst. Faul wären sie, Bürokratenhengste, Amtsschimmel eben. Alles falsch, weiß die Bankangestellte heute - seit dem Tag, als die sieben Männer von den Stadtwerken kamen.
Die Vorgeschichte: Im Mai wurden in der Straße, in der Frau B. wohnt, neue Straßenlampen aufgehängt. Die waren zwar schön hell und leuchteten gut die Straße aus, aber sie strahlten auch dort hin, wo es besser dunkel ist: ins Schlafzimmer.
Nach mehreren frustrierenden Nächten griff Frau S. zum Telefon. Norbert Dörrer, zuständig für die Stadtbeleuchtung, bekundete Verständnis. Man könne die Lampe abdunkeln, erklärte er ihr fachmännisch, indem man einen Lamellenrost einsetze oder die Abdeckung schwärze. Dann dringe kein Licht mehr ins Zimmer. Zuerst müsse er sich aber noch vor Ort kundig machen.
Frau B., jetzt schon beeindruckt, willigte ein. Man traf sich zum Ortstermin im Schlafzimmer um 22.15 Uhr. Norbert Dörrer kam nicht allein; er brachte gleich sechs Kollegen aus seiner Abteilung samt Steigerwagen mit. "Meine Mannschaft", stellte er sie vor. Beim Probeliegen erkannte das Team von den Stadtwerken das Problem.
Die Straße wurde abgesperrt, ein Steiger stieg auf den Hubwagen und installierte einen Lamellenrost. "Von einer Minute zur anderen war es so in ein meinem Zimmer, wie es sein sollte - dunkel", staunte Frau B.
Ein letzter Gruß, dann verabschiedete sich das Licht-Team. "Wir wollen noch kontrollieren, ob die anderen Anwohner in dieser Straße auch Ärger mit dem Licht haben", sagte Norbert Dörrer zum Abschied. Seitdem hat Sabina B. wieder angenehme Träume, und vielleicht kommt auch mal ein öffentlich Bediensteter darin vor. ert
Die erste Erklärung des Staatskomitees nach der Einsetzung des neuen Präsidenten Ali Kafi weist ebenfalls auf eine Entspannung hin. Das oberste Gremium will mit den Parteien Konktakte aufnehmen, die Stabilität der Institutionen stärken und eine auf den Fortschritt und die Modernität gerichtete Demokratie ansteuern. Es ist anzunehmen, daß das Staatskomitee zwar nicht Angehörige der inzwischen verbotenen Heilsfront, wohl aber gemäßigte Persönlichkeiten religiöser Parteien und Strömungen konsultieren wird.
Seit einer Woche stellt Ministerpräsident Abdesslam seine neue Regierung zusammen. Beobachter in Algier erwarten in der neuen Kabinettsliste die Namen von Technokraten, einigen ehemaligen FLN-"Baronen" (FLN ist die aus der Unabhängigkeitsbewegung hervorgegangene frühere Einheitspartei) sowie von Persönlichkeiten, die demokratischen Parteien und den "Religiösen" nahestehen. Das Parteienpanorama ist nach wie vor äußerst konfus und stellt keine Grundlage für eine solide demokratische Zukunft dar. Die Heilsfront ist verboten, die FLN-Partei ist abgehalftert und schweigt, die FFS-Berberfront von Ait Ahmed und die kleinen demokratischen Parteien vermögen keine größeren Volkskreise zu bewegen - und die "Patriotische Bewegung", die Ex- Präsident Boudiaf gründen wollte, ist durch seinen Tod bereits im Keim gefährdet. Ein Großteil der Bevölkerung zeigt nach den vergangenen Enttäuschungen keinen Willen zu politischer Teilnahme mehr.
Die schwachen politischen Strukturen werden von der Armee wettgemacht. Diese setzt Staatschefs und Premierminister ab und ein. Deren Amtszeiten werden immer kürzer. Seit 1989 haben in Algerien drei Staatsoberhäupter und vier Premiers gewirkt. Beobachter finden es beunruhigend, daß die Armee nicht einsieht, daß sie mit ihren andauernden Machtanspruch im Hintergrund nicht die Demokratie rettet, sondern ihre Entfaltung verhindert. Sie unterbrach die Freien Wahlen und kommt im Zusammenhang mit dem Tod des "unbequemen" Ex-Präsidenten Boudiaf immer mehr ins Gerede. Es steht fest, daß der Todesschütze, Leutnant Boumaraf, nicht alleine gehandelt hat. Am 24. Juli hat die Untersuchungskommission ihr Gutachten über die Tat abzugeben. WERNER HERZOG (Madrid)
HEUSENSTAMM. Zwei Leichtverletzte und einen Schaden von rund 60 000 Mark forderte ein Verkehrsunfall in der Nacht zum Donnerstag auf der Straße zwischen Heusenstamm und Neu-Isenburg. Zwei Autos kollidierten und wurden in den Wald geschleudert. Die Polizei nahm einen angetrunkenen und sich heftig wehrenden Fahrer fest und brachten ihn in Handschellen zur Blutprobe. lz
Die Fraktion der CDU im Römer bezweifelt, daß die Vergabe von Aufträgen im Dezernat für Umwelt, Energie und Brandschutz, korrekt gehandhabt worden ist. Es gebe sehr viele Broschüren und Plakate, wie zum Beispiel die Schriften zum Grüngürtel und zum Thema Kompostierung. Eine Firma erhalte dabei auffallend viele Aufträge zur Anfertigung dieser Schriften.
Die CDU fordert deshalb, daß alle Aufträge offengelegt werden, die "seit Amtsantritt von Stadtrat Koenig" vergeben wurden. Von Interesse sei dabei, welche Firmen die Aufträge erhalten hätten und wieviel Geld die Leistungen kosteten.
wob
SARAJEWO (Reuter/AP/dpa). In Sarajewo gab es auch in der Nacht zu Donnerstag wieder heftige Gefechte, die bis zum frühen Morgen andauerten. Angaben über Opfer lagen nicht vor. Am Mittwoch waren bei den Kämpfen nach Angaben des Krisenzentrums von Sarajewo mindestens 13 Menschen getötet und über 70 verwundet worden. Im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina sind nach Angaben aus Sarajewo bisher über 7500 Menschen umgekommen.
Tanjug zufolge haben die serbischen Truppen den Widerstand der Bosnier an der Save, dem Grenzfluß zwischen Kroatien und Nordbosnien, so gut wie gebrochen. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks wurden kroatische Ortschaften östlich von Slavonski Brod von serbischer Artillerie beschossen. Auch die Städte Slavonski Samac und Svilaj waren Ziel der serbischen Angriffe. Bei einem serbischen Artillerienangriff in Slavonski Brod waren am Mittwoch nachmittag zwölf Menschen ums Leben gekommen, 60 weitere wurden verletzt. Der kroatische Rundfunk dementierte serbische Meldungen über die Einnahme der strategisch wichtigen nordbosnischen Stadt Bosanski Brod.
Gorazde in Ostbosnien lag weiter unter Artilleriebeschuß. Die militärische Führung der bosnischen Serben befahl am Donnerstag abend einer Meldung Tanjugs zufolge die Einstellung aller Kämpfe um die Stadt. Karadzic habe den Befehl dazu in London gegeben. Tanjug meldete weiter, einer Erklärung der serbischen Einheiten zufolge solle der Befehl bei einer unmittelbaren Bedrohung des eigenen Lebens mißachtet werden dürfen.
Die Opposition in Rest-Jugoslawien fordert Kriegsverbrecherprozesse entsprechend den Nürnberger Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, berichtete die Oppositionszeitschrift Srpska Rec in Belgrad. Hauptangeklagter solle der serbische Republikspräsident Slobodan Milosevic als Verantwortlicher für den Bürgerkrieg sein.
OFFENBACH. Die Ausweitung des Sportunterrichts und den Bau von Turnhallen an den Berufschulen der Stadt und des Kreises fordern DGB-Vorsitzender Horst Kunze und der Landesportbund in einer Erklärung. Die Kommunen sollten sich nicht mit ihrer Finanzmisere entschuldigen. Die Schäden durch mangelnden Sportunterricht würden größer sein als die Investitionen. lz
Das Wetter
Wetterlage Mit einer südwestlichen Strömung gelangt feuchtwarme Luft nach Deutschland. Vorhersage bis Samstag früh In der Frühe stellenweise Nebel. Am Tage wolkig mit Aufheiterungen und vereinzelt Schauer. Tageshöchsttemperaturen im Küstenbereich bei 20, sonst 23 bis 28 Grad. Nächtliche Tiefstwerte um 16 Grad. Schwacher bis mäßiger südwestlicher Wind. Wochenvorhersage Freitag und Samstag: im norddeutschen Tiefland zeitweise stark bewölkt und etwas Regen. Höchstwerte bei 20 Grad. Nach Süden hin heiter bis wolkig und trocken. Höchstwerte hier 21 bis 26, im Südwesten bis 28 Grad. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad.
Sonntag bis Donnerstag: vielfach sonnig oder nur gering bewölkt und trocken. Heiß mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 27 und 32, im Südwesten örtlich bis 35 Grad.
In der zweiten Wochenhälfte vor allem in den Nachmittagsstunden einzelne Wärmegewitter. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
wolkenlos 31 °ree; Amsterdam
wolkig 25 °ree; Athen
leicht bewölkt 30 °ree; Barcelona
leicht bewölkt 28 °ree; Bordeaux
leicht bewölkt 25 °ree; Brüssel
leicht bewölkt 26 °ree; Budapest
leicht bewölkt 24 °ree; Bukarest
Regenschauer 19 °ree; Dublin
stark bewölkt 21 °ree; Helsinki
wolkig 19 °ree; Innsbruck
wolkig 24 °ree; Istanbul
wolkig 24 °ree; Kairo
leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 31 °ree; Las Palmas
wolkig 24 °ree; Lissabon
leicht bewölkt 27 °ree; Locarno
wolkig 26 °ree; London
stark bewölkt 23 °ree; Madrid
leicht bewölkt 31 °ree; Malaga
leicht bewölkt 27 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 28 °ree;
Moskau
wolkig 27 °ree; Nizza
leicht bewölkt 25 °ree; Paris
leicht bewölkt 30 °ree; Rom
leicht bewölkt 25 °ree; Stockholm
leicht bewölkt 19 °ree; Tunis
leicht bewölkt 30 °ree; Varna
leicht bewölkt 27 °ree; Venedig
wolkig 27 °ree; Warschau
wolkig 22 °ree; Wien
stark bewölkt 23 °ree; Zürich
wolkig 25 °ree;
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin
stark bewölkt 19 °ree; Dresden
stark bewölkt 21 °ree; Feldberg/Ts.
stark bewölkt 17 °ree; Feldberg/Schw.
stark bewölkt 14 °ree; Frankfurt/M.
wolkig 23 °ree; Freiburg
wolkig 25 °ree; Hamburg
stark bewölkt 19 °ree; Köln-Bonn
wolkig 24 °ree; Leipzig
wolkig 22 °ree; München
stark bewölkt 23 °ree; Norderney
wolkig 19 °ree; Rostock/Warn.
wolkig 19 °ree; Sylt
leicht bewölkt 19 °ree; Zugspitze
in Wolken 5 °ree; Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.35 Uhr
Sonnenuntergang 21.27 Uhr
Mondaufgang 22.17 Uhr
Monduntergang 8.25 Uhr
GRÜNDAU. Die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe im Gründauer Ortsteil Lieblos laden Seniorinnen und Senioren für Dienstag, 21. Juli, um 15 Uhr zu einem fröhlichen Nachmittag ins Bürgerhaus ein. Die Organisatoren des gemütlichen Nachmittags reichen ihren Gästen Kaffee, Kuchen und belegte Brote. Außerdem will die Nachbarschaftshilfe zu einem netten Plausch anregen. schu
Im "Trödelstübchen" in Frankfurt, Leipziger Straße 20, stellt bis zum 30. August Anibal del Rio aus. Geöffnet Montag bis Sonntag von 12 bis 24 Uhr. &blt; Ölbilder und Zeichnungen
Die Galerie Schamretta, Kantstraße 16 in Frankfurt, zeigt bis zum 5. September Ölbilder und Zeichnungen von Karl Kunz, der von 1957 bis zu seinem Tode 1971 in Frankfurt lebte und arbeitete. Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag und Freitag von 17 bis 20 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: (069) / 493 02 06.
Es ist schon wahr, diese Männer denken immer nur an das eine. Nein, nicht an das. Diese 18 Männer jedenfalls haben nichts als die Stabilität der Deutschen Mark im Sinn, was denn sonst? Und in dieser Fixierung auf das eine Ziel neigt zumindest die Mehrheit der Herren Zentralbankräte schon mal zu Übereifer. Die Erhöhung des Diskontsatzes gleich um happige 0,75 Prozentpunkte ist ein Indiz dafür. Denn dabei handelt es sich, wie Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger bestätigt, in der Tat um mehr als geldpolitische Kosmetik.
Daß eine Wirtschaft aus mehr besteht als nur aus Geldverwendern oder Kreditnehmern, gerät den Hütern der Mark bei ihrer Konzentration auf "das eine" gelegentlich aus dem Blickfeld. Zum Beispiel auch aus mehr oder - nach der Zinserhöhung - künftig eher weniger investierenden Unternehmern, ferner aus Beschäftigten und - wegen des Schlags mit der Zinskeule - wohl noch mehr Arbeitslosen. Und das - da die Weltwirtschaft, wie wir von Kurt Tucholsky wissen, verflochten ist - nicht nur im Inland. Schon früher hatte die Bundesbank durch ihren rigorosen Restriktionskurs der Konjunktur bisweilen die Luft abgedrückt und so zur Massenarbeitslosigkeit nicht unwesentlich beigetragen. Die Geschichte könnte sich bald wiederholen, und da wird es hierzulande wie bei den EG-Partnern ein schwacher Trost sein, wenn sich im nachhinein herausstellt, daß das Haus Schlesinger ehrenwerterweise zwar das Gleichgewicht zwischen binnenwirtschaftlichen Notwendigkeiten und internationalen Belangen gesucht, es aber nicht gefunden hat. Die Beteuerung des Bundesbankpräsidenten, eine rezessive Entwicklung werde durch den Diskontbeschluß aus Sicht des Zentralbankrates nicht ausgelöst, hört man wohl. Allein, es fehlt der Glaube.
Sicher, es hätte noch schlimmer kommen können. Die Währungshüter, die für ihre offenbar erneut nach sehr kontroverser Diskussion getroffene Entscheidung sehr viel Zeit brauchten, hätten auch den Lombardsatz weiter hochschrauben können, was wegen der direkten Auswirkung auf den Geldmarkt im Ergebnis womöglich schmerzhafter gewesen wäre. Sie haben das diesmal nicht getan. Aber die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, daß dieser Schritt nun erst recht programmiert ist. Denn das Fatale an der Leitzinserhöhung ist, daß diese ihre Wirkung wahrscheinlich verfehlen wird. Kurzfristiger Erfolg, analysieren die Volks- und Raiffeisenbanken zu Recht, ist dieser Politik "mit Sicherheit nicht beschieden". Im Gegenteil dürften die zur Geldmenge zählenden, jetzt um so zinsattraktiveren Termineinlagen noch stärker wachsen. Die Bundesbank hat also nichts gewonnen. Aber auf die massive Kritik, über deren Ausbleiben sich Vizepräsident Hans Tietmeyer jüngst noch wunderte, darf sie sich schon freuen. ski
BAD VILBEL. Für die Filiale der Sparkasse Wetterau in der Hainstraße von Massenheim war der Raubüberfall am Donnerstag eine echte Premiere. Die Bank im verwinkelten alten Ort hatte bislang, im Unterschied zur Poststelle und zu der Bankfiliale der Konkurrenz am Dorfplatz, noch kein Räuber entdeckt.
Der Urlaubsvertreter des ständigen Kassierers hatte um 9 Uhr die Tür der Filiale aufgeschlossen, und wenig später tauchte ein 1,80 bis 1,85 Meter großer schlanker Mann auf. Der hatte sich einen dunklen Nylonstrumpf über den Kopf gezogen. Er zog eine Schußwaffe und forderte den allein anwesenden und durch Sicherheitsglas geschützten Kassierer auf, Bargeld herauszurücken.
Mit einer vergleichsweise mageren Beute von 7000 Mark flüchtete der Bankräuber zu Fuß. Stammkunden der Bank, die regelmäßig kurz nach neun Uhr ihre Kontoauszüge abholen oder ihre Bankgeschäfte tätigen, sahen den Mann noch in Richtung Homburger Straße davoneilen. Der Hinweis eines Passanten, der kurz nach dem Überfall zur FR sagte, der Mann sei mit einem roten Motorrad geflüchtet, wurde von der Kriminalpolizei nicht bestätigt.
Nach Angaben der Kripo ist der Räuber von einer automatischen Kamera fotografiert worden. Wegen dessen Maskierung sei eine Identifizierung nicht einfach. Die Vermutung der Polizisten, daß hier der mit Haftbefehl gesuchte, flüchtige mutmaßliche Bankräuber von Gronau und Ilbenstadt, Klaus-Dieter Last aus Rendel, nun in Massenheim zugeschlagen hat, hat sich im Laufe des Donnerstag nicht bestätigt (FR von Samstag, 11. Juli "Polizei sucht nach Bankräuber"). Last ist weiter flüchtig.
Der Massenheimer Bankräuber soll Ende 20 Jahre alt sein. Er hat kurzes blondes Haar mit Mecki-Schnitt. Er trug eine dunkle Stoffjacke und Jeans. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Friedberg unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10 entgegen. hm
Die 76 Jahre alte Rentnerin, die am Dienstagmorgen in einem Zug der Linie U 2 von einem Bullterrier-Mischling angefallen und gebissen worden war, konnte inzwischen von der Polizei erstmals vernommen werden. Ihrer Aussage zufolge saß der 28 Jahre alte Hundehalter mit dem Tier bereits im U-Bahn-Wagen, als die Rentnerin an der Station Weißer Stein einstieg.
Die Verletzungen, die sie am linken Arm davongetragen hat, wären weit weniger schlimm ausgefallen, wenn der 28jährige Hundehalter nicht mit aller Kraft versucht hätte, den Hund, der sich bereits festgebissen hatte, zurückzureißen.
Der Dank der 76jährigen, die sich inzwischen auf dem Weg der Besserung befindet, galt anderen Fahrgästen und Stadtwerke-Bediensteten, die schnell reagiert hätten. enk
Am übernächsten Sonntag ist Formel- 1-Rennen in Hockenheim. Am Donnerstag war Testtag der Fahrer auf dem Rundkurs im Badischen. Und eine Art "Boxkampf" gab es auch sogleich, obwohl außer den Motorsportlern sonst meist nur noch Rockgruppen im Motodrom gastieren. Aber, die Nachrichtenagenturen Sportinformationsdienst und Deutsche Presseagentur melden es genüßlich und in vielen Zeilen, Herr Senna, in noch jüngeren Jahren selbst ein Heißsporn, und Michael Schumacher, der erfolgreiche deutsche Nachwuchsfahrer, Am Kragen gepackt und zurückgeschubst gerieten erst auf der Strecke, danach handgreiflich aneinander.
"Der 32jährige Senna", so wird ausführlich berichtet, packte Schumacher nach einem "Mißverständnis" auf der Fahrbahn "am Kragen seines Rennoveralls und versetze dem Deutschen" - wie unfein - "einen kräftigen Stoß. Schumacher" - wer hätte das gedacht? - "schubste daraufhin respektlos zurück." Ei, der Daus!
Die Schubserei endete indessen am Nachmittag mit einer Aussprache. "Ein gutes Gespräch", befand Schumacher, und alle, alle in Hockenheim waren erleichtert. Nichts passiert, nur ein bißchen Ballyhoo. -est-
NIED. Dem Bau neuer Umkleideräume an der Sportanlage Denisweg hat die Stadtverordnetenversammlung jetzt zugestimmt. Wie das Presseamt im Römer mitteilte, soll mit den Arbeiten noch im kommenden Herbst begonnen werden. Das Umkleide- und Funktionsgebäude an der ehemaligen Vereinssportanlage des Fußballclubs Alemannia 08 war bereits seit einigen Jahren in einem desolaten Zustand. Eine Untersuchung der Bausubstanz hatte schließlich ergeben, daß sich eine Sanierung nicht mehr rentiert und das Gebäude durch einen Neubau ersetzt werden muß.
Die Planungen für den etwa 2,8 Millionen Mark teuren Neubau hat das Sport- und Badeamt mit dem Nieder Fußballverein abgestimmt. Da das Gelände in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, mußten auch die Naturschutzbehörden miteinbezogen werden. Ist der Bau fertiggestellt, soll im Außenbereich laut Sport- und Badeamt eine Fläche für Familien- und Freizeitaktivitäten "mit viel Grün" angelegt werden. tos
Für das zweite Aschaffenburger Tennis-Turnier, das die Vereine TV Aschaffenburg und Viktoria Aschaffenburg für die Klassen eins bis vier vom 30. Juli bis 2. August veranstalten, sind noch Meldungen und Anfragen möglich (Theo Betz, Johann-Schneider-Straße 20, 8751 Haibach, Telefon 06021/69724). he
Im Blickpunkt: Sondersitzung Zum 24. Male seit 1949
Weder in der Geschäftsordnung des Bundestages noch an anderer Stelle ist klar formuliert, was sich hinter dem Begriff Sondersitzung verbirgt. Deswegen weiß auch niemand, wie oft die Abgeordneten bisher zu einer solchen Sondersitzung zusammengetroffen sind. Das "Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages" zählt Plenarsitzungen auf, die aufgrund des Artikels 39 Absatz 3 Grundgesetz außerhalb des vom Ältestenrat vereinbarten Zeitraumes einberufen werden, in der Regel während einer sitzungsfreien Woche und insbesondere während der Oster- und Sommerpause des Parlaments. Artikel 39 Absatz 3 bestimmt, daß ein Drittel der Mitglieder des Bundestages, der Bundespräsident oder der Bundeskanzler verlangen können, daß der Bundestag einberufen wird.
Seit 1949 ist das Parlament nach obiger Definition zum 23. Mal zu einer Sondersitzung zusammengekommen. So berieten die Abgeordenten außer der Reihe beispielsweise im August 1961, einige Tage nach dem Mauerbau, über die Lage in Berlin. Wenige Jahre später trat das Parlament zu einer Sondersitzung zusammen, weil die Postgebühren erhöht werden sollten. 1968 debattierte es über die Unruhen im Anschluß an den Mordanschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke.
In den vergangenen zehn Jahren trat der Bundestag elfmal zu einer Sondersitzung zusammen. 1983 war Anlaß die Haltung der Bundesregierung zur Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Buschhaus. 1985 holte ein Antrag der SPD, den damaligen Innenminister Friedrich Zimmermann in Zusammenhang mit der Spionage- Affäre Tiedge abzusetzen, die Abgeordneten nach Bonn zurück. 1987 diskutierte das Parlament gleich viermal außer der Reihe: über die Pershing-II- Raketen, über die gesamtdeutschen Wahlen, die WEU-Tagung, die Polen- Verträge und Steuererhöhungen.
Die letzte Sondersitzung Anfang April diesen Jahres befaßte sich mit der Vereidigung des neuen Verteidigungsministers Volker Rühe, dem Skandal um die Lieferung von NVA- Panzern an die Türkei und dem Abschiebestopp für Kurden.
Das beste Ergebnis beim Leichtathletik-Abendsportfest der SG Egelsbach erzielte Huifang Nai (Taipi-Taiwan) im 100-m-Lauf der Männer mit 10,6 Sekunden vor Lars Klingenberg (Eintracht Frankfurt) in 10,9. Der Chinese befindet sich auf dem Weg nach Barcelona und benutzte die in Egelsbach gegebene Möglichkeit zu einem Start. Ein umgekehrtes Ergebnis gab es auf den 200 m. Klingenberg: 21,8, Nai: 22,1 Sekunden.Einen dreifachen Sieg buchte Eintracht Frankfurt über 1500 m. Mit Ulrich Keil in 3:51,9 Minuten, Ralf Schröder in 3:57,5 und Henning Schmidtin 4:01,8. Die Zeit des Siegers stellte Deon Brummer, Senior des Jahrgangs 1959 aus Südafrika ein. Einen Doppelerfolg erzi elte der Veranstalter über 110 m-Hürden durch Jens Dietrich in 14,7 Sekunden und Hans-Jürgen Gleichmann in 15,4 Sekunden. Bester über 400 m-Hürden war Christian Haas , TV Lorsbach, in 55,4 Sekunden vor Daniels Pfanner, ASC Darmstadt, in 56,1. Auch im 100-m-Lauf der Frauen stellten die chinesischen Gäste Huizhan Wang in 11,6 Sekunden die Siegerin vor Corien van Niekerk, Südafrika, in 12,1. Über 200 m zeigte sich die Chinesin in 23,6 Sekunden ihrer Konkurrenz hoch überlegen. Erste über 1500 m wurde Ulrike Reichert, TG Odenwald, in 4:38,2 Minuten und über 3000 m Silke Klippert, ASC Darmstadt, in 11:05,5 Minuten. Mit 5,64 m war Ute Klink, TV Neu-Isenburg, im Weitsprung vorn. -ch
Der SV Klein-Gerau veranstaltet sein 15. sogenanntes Fußball-Wochen-Turnier vom 20. bis 26. Juli auf dem Gelände des SV. In der Gruppe A spielen TSG Worfelden, Germania Gustavsburg, SKV Büttelborn, SV Klein-Gerau; in der Gruppe B: SC Astheim, TSV Trebur, SG Dornheim, VfB Groß-Gerau.
Beginn ist ab Montag, dem 20. Juli, an jedem Tag um 18.30 Uhr. Ein Einlagespiel bieten am Samstag, dem 25. Juli, die AH- Teams des Veranstalters und der TSG Worfelden. Die Endrunde steigt am Sonntag, dem 26. Juli. Spiel um Platz 3 um 14 Uhr, das Finale um 16 Uhr. prd
sp HANNOVER, 16. Juli. Mit möglicherweise strafbaren Werbemethoden von Auto-Abschleppfirmen muß sich die Staatsanwaltschaft Hannover befassen. Mehrere Unternehmer beschweren sich, daß unverhältnismäßig häufig einer ihrer Konkurrenten gerufen werde, wenn die hannoversche Autobahn-Polizei auf der Strecke Dortmund-Berlin Unfallwagen wegräumen lasse.
Die Bezirksregierung Hannover, die schon seit nahezu zehn Jahren immer wieder Hinweise auf angebliche Unregelmäßigkeiten erhielt, reichte das umfangreiche Aktenmaterial nunmehr an die Staatsanwaltschaft weiter. Unternehmer, die sich benachteiligt fühlen, verdächtigen Polizisten, bestochen zu sein. Den Behauptungen zufolge, denen die Ermittler jetzt nachzugehen haben, sollen Beamte je abgeschlepptem Lastwagen einen Tausendmarkschein bekommen haben und auch auf andere Weise bei Laune gehalten worden sein. Das Wegräumen eines umgestürzten Lastautos kann dem Abschleppunternehmen bis zu 15 000 Mark einbringen.
Das Aktenmaterial enthält auch Hinweise, wonach sich Autobahn-Polizisten aus der Ladung von Unfallwagen - in einem Fall ist von Porzellan die Rede - selbst bedient haben sollen. Die zuständigen Polizei-Dienststellen sollen außerdem einzelne Unternehmer, die als erste Beschwerde erhoben hatten, von der Liste der zu rufenden Firmen gestrichen haben. Die Bezirksregierung läßt gegenwärtig alle seit Oktober vergangenen Jahres bei der Polizei-Staffel Hannover- Ahlem und den Autobahn-Wachen Garbsen und Hannover-Ostkreuz registrierten Abschlepp-Fälle nachprüfen.
Ein Doppelminitrampolin, das sagt der Name schon, hat zwei Sprungtücher, demnach müssen die Turner auch zwei Sprünge hintereinander ausführen. Für Jennifer Schröder vom SV Weiskirchen normalerweise kein Problem. Schließlich ist die Schülerin Hessenmeisterin in dieser Disziplin.
Doch während der Deutschen Meisterschaften im Doppelminitrampolin-Turnen ging ihr erster Sprung voll daneben. Statt auf dem zweiten Tuch landete Jennifer Schröder nach dem ersten Auerbach-Salto auf der Matte. Aus der Traum vom Finale, das sie mit den Leistungen vom Landeswettbewerb mühelos erreicht hätte. Während der beiden noch verbleibenden Durchgängen hatte sie sich zwar wieder gesammelt und in alter Form präsentiert, doch reichte es nach diesem gravierenden Patzer mit 9,6 Punkten nur zum 13. und damit vorletzten Platz.
Ein Trost für die Weiskirchnerin: auch Europameistern passieren solche Mißgeschicke. Renate Gehrke aus Bad Kreuz- nach hatte allerdings Glück, daß in der Frauenklasse nur drei Turnerinnen am Start waren und sie so ohnehin im Finale eine neue Chance bekam, den deutschen Meistertitel doch noch zu verteidigen. Aus Jügesheim stammt eine Teilnehmerin des Jugendwettbewerbs. Astrid Klaber belegte im Frankfurter Trikot mit 20,2 Punkten den fünften Rang. Nur sieben Zehntelpunkte trennte sie von der Vizemeisterin.
Zufrieden zeigte sich Jennifer Schröders Trainer Christian Groß allerdings mit dem Auftritt seines Schützlings während der deutschen Meisterschaften im Synchron-Trampolinturnen. Rang neun gab es in Zwickau für die Weiskirchnerin gemeinsam mit ihrer Partnerin Stefanie Scherze vom TSV Besse. Zweimal hatten die beiden Schülerinnen gemeinsam geprobt, bevor sie bei den Hessischen Meisterschaften einen ersten Test wagten. Klar, daß es mit der Synchronität noch nicht optimal laufen konnte.
Bis zu den Deutschen Titelkämpfen hatten sich die Fünften in Hessen zwar schon besser aufeinander eingestellt, gegen Ende der Kür haperte es dann aber doch noch etwas mit der gleichzeitigen Darbietung. 65 Punkte sammelten die beiden einzigen hessischen Vertreterinnen in Zwickau und verfehlten damitnur knapp das Finale der besten sechs Paare. ih
Thüringen: Skandale bringen Vogel in Zugzwang
Hans Kaiser antwortet präzise unpräzise. "Ziemlich entschieden" habe er Spekulationen über eine Regierungsumbildung zurückgewiesen, erklärt der Regierungssprecher und langjährige Mitarbeiter von Bernhard Vogel. Kein Wunder: Bis Ende August, wenn der Erfurter Landtag wieder zusammentritt, kann es sie auch nicht geben, denn für ein neues Kabinett wäre eine Vertrauensabstimmung im Parlament notwendig.
Daß der Thüringer Regierungschef indes schon nach fünf Amtsmonaten genervt ist von den Affären einiger seiner Minister, hat Vogel in einem Hintergrundgespräch durchblicken lassen. Und so hat er selbst den Spekulationen Auftrieb gegeben, die Sprecher Kaiser jetzt sanft dementieren darf. Ende erst einmal offen: Der Chef habe eine "Grenzlinie" ziehen müssen, meint sein Sprecher. Sie liegt da, wo Vogel selbst beschädigt wird. Weit entfernt von ihr ist er inzwischen nicht mehr, denn schon wirft die SPD-Opposition ihm "Schwäche" (der Abgeordnete Andreas Enkelmann) vor, weil er den entscheidenden Schnitt noch scheut. Willibald Böck, der affärengeschüttelte Innenminister, aber auch Sozialminister Hans-Henning Axthelm müßten nach Vogels vagen Andeutungen eigentlich bald zur Disposition stehen.
DGeht es bei Böcks "Raststätten-Affäre" vor allem um die "verdachtserregende" (so ganz offiziell die Staatsanwaltschaft) Annahme von 20 000 Mark ominöser Spendengelder durch den CDU-Parteichef und Innenminister Ende 1990, so muß Axthelm sich nach Negativ-Schlagzeilen wegen eines teuren neuen Dienstwagens inzwischen auch des Verdachts erwehren, im Sommer 1991 ein großes Erfurter Hotel zu ungewöhnlich günstigen Pachtbedingungen einem mittlerweile unter Stasi-Vorwurf stehenden Pächter zugeschanzt zu haben, der bis Ende 1990 auch unter Ex-Ministerpräsident Josef Duchac (CDU) und später in Böcks Innenministerium arbeitete.
Gleichzeitig hat die Union sich bei den Wahlen Ende 1990 buchstäblich totgesiegt. Die jüngsten Irritationen um den amtierenden Generalstaatsanwalt Thomas Hutt sind ein Beispiel dafür. Der aus Hessen abgeordnete Mann, der in Erfurt der Union beitrat, aber der dauerhaften Beschäftigung als Generalstaatsanwalt keineswegs sicher sein kann, hat kurz vor dem CDU-Landesparteitag persönlich die baldige Einstellung der Ermittlungen gegen Böck in Aussicht gestellt. In Abwesenheit ist er vom Parteitag mangels anderer unbelasteter CDU-Juristen ohne politisches Amt in ein CDU-Parteigericht gewählt worden. Monate vorher hatte er sich dazu grundsätzlich bereit erklärt und die Angelegenheit danach wieder vergessen. Der Eindruck: Eine Partei beherrscht den Staat.
Vogel hat anfangs auf eine Art friedliche Koexistenz mit dem "Böck-Flügel" gesetzt. Letztlich war er es, dessen Fürsprache dem angeschlagenen Parteichef die Wiederwahl beim Parteitag im Juni sicherte.
Böcks Wahlergebnis freilich hat den Parteichef, der als Innenminister demnächst eine schwierige Gemeinde- und Gebietsreform durchsetzen soll, weiter geschwächt. Vogel selbst hat Böcks mieses Ergebnis präzise unpräzise einen "Fingerzeig" genannt und von einer "letzten Chance" gesprochen. Jetzt, da die Staatsanwaltschaft in der Raststätten-Affäre die Ermittlungen gegen Böck mangels glaubwürdiger Zeugen eingestellt hat, zeigt der Regierungschef sich erleichtert - aber das muß er auch schon wegen der eigenen Mitverantwortung für die Wiederwahl des Parteichefs sein. Das politische Problem Böck ist für ihn nicht gelöst.
Tatsächlich haben die überwiegend aus West-Ländern "ausgeliehenen" Staatsanwälte dem Innenminister in ihrem Einstellungsbescheid eine Reihe von Merkwürdigkeiten attestiert, die ihn weiter angreifbar machen. Nur als "möglich" bezeichneten sie es am Ende, daß Böck auch unabhängig vom Empfang der 20 000 Mark im Interesse jener hessischen Firma tätig wurde, die an den Raststätten-Lizenzen in Thüringen interessiert war. Möglich scheint ihnen damit aber auch ein Zusammenhang zwischen Spende und Tätigwerden. In der "Hotel-Affäre" prüfen die Staatsanwälte jetzt auch, ob sie einen Antrag auf Aufhebung der Immunität des Sozialministers Axthelm stellen sollen. Gegen den Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge, der als "Unbelasteter" gerade statt Axthelm stellvertretender thüringischer CDU-Chef geworden ist, sowie gegen Axthelms persönliche Referentin und einen Erfurter Stadtrat wird in gleicher Sache wegen des Vorwurfs der Untreue ermittelt.
Das Erfurter Affären-Theater wird also weitergehen, und Vogel gerät mit seiner Kabinettsumbildung in Zugzwang - selbst wenn die ersten Andeutungen zu Beginn der Sommerpause nur ein Versuchsballon waren.
Kreuzungsbereich wird umgebaut
MAINTAL. Der Kreuzungsbereich Alt- Wachenbuchener Straße / Schulstraße / Mittelbuchener Straße im Stadtteil Wachenbuchen soll bis zum September umgestaltet werden. Nach Angaben des Ersten Stadtrats Dr. Karl-Heinz Schreiber ist Ziel der Umbauarbeiten, "eine Reduktion des Durchfahrtstempos und eine Erhöhung der Aufmerksamkeit der Autofahrer" zu erreichen.
Geplant ist die Pflasterung des Einmündungsbereichs. Auch soll die Mittelbuchener Straße schmaler werden. Weiter wird daran gedacht, zwei Parkplätze zu schaffen und einen Baum anzupflanzen. Das ganze Projekt, mit dem Hessischen Straßenbauamt abgestimmt, soll ungefähr 60 000 Mark kosten. hok
cri FRANKFURT A. M. Der Aufschwung in den neuen Bundesländern macht Fortschritte. Wie eine Umfrage des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie bei 120 Mitgliedfirmen ergeben hat, sind die Auftragseingänge im ersten Halbjahr um nominal 60 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum geklettert. Allerdings fehle es nach wie vor an der nötigen Kraft, meint die Organisation, denn im Vergleich zum letzten Semester 1991 seien nur sechs Prozent mehr Bestellungen eingegangen. Auf realer Basis betrachtet bedeute dies einen "leichten Rückgang".
Davon ausgehend schätzen die Unternehmen zwischen Rostock und Suhl auch die Beschäftigungsaussichten zurückhaltend ein. Nur 13 Prozent der Befragten wollen ihre Belegschaften in den kommenden drei Monaten aufstocken. Dies sind etwas mehr als im Mai, als elf Prozent diese Erwartung geäußert hatten. Fast ein Drittel gibt an, daß im kommenden Vierteljahr wohl noch mehr Stellen gestrichen werden müßten. Das entspricht in etwa den Angaben im vergangenen Monat. Der Rest erwartet, die Zahl der Arbeitsplätze konstant auf dem derzeitigen Niveau halten zu können.
Derzeit sind in Ostdeutschland im Bauhauptgewerbe 2524 Firmen registriert, die jeweils mehr als 20 Männer und Frauen beschäftigen. Insgesamt malochen in den neuen Ländern in dieser Branche 302 000 Leute.
WASHINGTON, 16. Juli (AP). Die US- Regierung will die Atombombentests auf sechs pro Jahr begrenzen. In Briefen an die Kongreßführer, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, sprechen sich Mitglieder der von Präsident George Bush geführten Regierung außerdem dafür aus, die Nukleartests nur mit dem Ziel durchzuführen, um die Sicherheit und die Zuverlässigkeit der bereits vorhandenen Atomwaffen zu prüfen.
Mit diesen Vorschlägen will die Regierung offenbar ein vom Repräsentantenhaus und dem Senat geplantes Gesetz über ein einjähriges Moratorium verhindern. Die Abgeordnetenkammer hat den Entwurf bereits gebilligt.
Mitglieder der Vereinigung "Physiker für soziale Verantwortung" werteten die Absicht der Regierung als keine wirkliche Änderung der Politik des Weißen Hauses. Sie sprachen von einen Mangel an politischer Führung in den USA in einer historischen Situation, in der weltweit ein Atomteststopp möglich wäre.
Bei der Polizei noch keine Computer in Sicht CDU-Kreistagsfraktion sieht ihre Sorgen bestätigt / Landrat "peinliche Äußerung" vorgeworfen
MAIN-KINZIG-KREIS. "Die Jagd auf Straftäter erfolgt im Main-Kinzig-Kreis auch künftig mit handbetriebenen Schreibmaschinen und Durchschlagpapier, während die Ganoven modernste Computernetzwerke verwenden", meint die CDU-Kreistagsfraktion. Sie nimmt mit ihrer Presserklärung Bezug auf einen Unionsantrag im Kreisparlament zur Einführung eines computergestützten Informationssystems bei der Hanauer Polizei. Weil dieses im Land noch auf sich warten lasse, sieht sich die CDU in ihrer Sorge bestätigt. Kreistagsabgeordneter Friedhelm Schneider wertet es als "eine kaum zu überbietende Peinlichkeit", wenn Landrat Karl Eyerkaufer behaupte, die Beamten hingen an ihrem antiquierten Gerät und hätten keine Eile mit der Umstellung. Wer die Büroausstattung in den Polizeidienststellen des Main-Kinzig- Kreises kennt, könne nicht umhin, sich für eine schnelle Modernisierung einzusetzen. Schneiders Fraktionskollege Hans-Jörg Vogler meint, in den nächsten zwei Jahren sei nicht mit einer besseren Ausstattung der Datenverarbeitungsanlagen bei der Hanauer Polizei zu rechnen. Ul
"Mischling, 8 Jahre, abgegeben am 6.7.'92". Das Schild am Gitter des sechs Quadratmeter großen Zwingers wackelt hin und her, als der kleine struppige Hund seine Pfoten von innen gegen die Tür stemmt. "Tiger" haben ihn die Mitarbeiter des Tierheimes in Frankfurt-Fechenheim getauft. "Seine Familie hat ihn hier abgegeben, als sie in Urlaub fahren wollte", erzählt Ute Novel, kaufmännische Angestellte im Tierheim. Die Oma sei vor kurzem gestorben, und dann habe sich niemand mehr um den Hund kümmern wollen. Große Chancen auf die Weitervermittlung an eine andere Familie hat "Tiger" nicht. "Er ist leider schon zu alt", weiß Ute Novel aus Erfahrung.
Nach Schätzungen von Tierschützern werden in Deutschland jedes Jahr im Sommer über eine halbe Million Hunde und Katzen ausgesetzt. Bereits zu Beginn der großen Ferien sind viele Tierheime überbelegt - auch jenes in Fechenheim, zuständig für Frankfurt und Umgebung. Seit dem ersten Juni hat es 63 Hunde, 49 Katzen und mehr als 20 Kleintiere wie Vögel und Kaninchen aufgenommen. Ausgesetzt oder abgegeben - das ist auch ihr Schicksal.
Rund 80 Hunde-Boxen hat das Tierheim. Zur Zeit müßten die meisten doppelt belegt werden, erklärt Ute Novel. "Das geht aber nur bei sehr jungen Hunden"; die älteren vertrügen sich oft nicht so gut.
Auch im Katzenhaus herrscht reger Betrieb. Kratzbäume, Teppichstücke und ein paar abgewetzte Sessel schaffen Wohnzimmeratmosphäre. Das sei wichtig für die Tiere, meint Ute Novel und streichelt im Vorbeigehen einen grau-schwarzen Kater.
Zwei getigerte Jungtiere dösen zusammengerollt vor sich hin. "Die haben wir auf einem Schrottplatz gefunden", berichtet die Tierfreundin bitter. Sie sind immer noch nicht ganz gesund. Den rötlich getigerten Kater in der Box nebenan hat es noch schlimmer erwischt: Er wurde am 30. Juni in einer Mülltonne gefunden.
Viele dieser Katzen finden schon bald ein neues Zuhause: "Sie gehen fast alle in die Vermittlung", erzählt Ute Novel. Bei den Hunden sei das schon schwieriger.
Die Kaninchen im Tierheim sind fast ausschließlich von ihren früheren Besitzern ausgesetzt oder hergebracht worden. "Was sollen wir denn mit so 'nem ollen Karnickel in der Urlaubszeit machen" - das bekommen die Tierpfleger in Fechenheim öfters zu hören.
Bei den Wellensittichen und Kanarienvögeln ist es ähnlich. Nur daß ihren Besitzern die "Entsorgung" leichter fällt: Sie lassen sie einfach wegfliegen. ki
MAINTAL. Der Versichertenälteste der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Friedrich Volz, hält am Mittwoch, 22. Juli, von 14 bis 16.30 Uhr Sprechstunde im Kollegraum der Maintalhalle im Stadtteil Dörnigheim.
Nach Mitteilung der Stadt Maintal wurde bei zahlreichen Sprechstunden immer wieder deutlich, daß ein erheblicher Bedarf an sachkundigen Informationen bei den Versicherten besteht. Der Versichertenälteste berate nicht nur Rentenanwärter, sondern auch Personen, die an der Überprüfung ihres Versicherungskontos interessiert seien. Dies beziehe sich auch auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes.
Die Stadt weist nochmals ausdrücklich darauf hin, daß die Beratung "selbstverständlich kostenlos" ist. hok
HOFHEIM. Zehn Jahre ohne Führerschein Auto gefahren ist eine 38jährige Hofheimerin, die jetzt erst von der Polizei erwischt wurde, nachdem sie einen Stromverteilerkasten umgefahren hatte und anschließend geflüchtet war.
Die Polizei war nach eigenen Angaben von einem Zeugen benachrichtigt worden, der beobachtet hatte, wie die 38jährige am Donnerstag gegen 1 Uhr an der Ecke Zeilsheimer- / Hauptstraße die Kontrolle über ihren BMW verloren und anschließend das Weite gesucht hatte. Durch den Aufprall riß das vordere Nummernschild ab. Für die Beamten war es deshalb ein leichtes, den Halter herauszufinden: einen 51jährigen Hofheimer, der seiner 38 Jahre alten Freundin den Wagen überlassen und beim Unfall auf dem Beifahrersitz gesessen hatte.
Vor dem Zeugen, der zunächst noch Hilfe angeboten hatte, ließ der BMW- Besitzer die Bemerkung fallen, daß es besser sei, schnell nach Hause zu fahren. Anderenfalls sei der Führerschein in Gefahr. Dann brauste er nebst Freundin davon.
Weil die Freundin nie eine Fahrerlaubnis erworben hatte, ist der "Lappen" des 51jährigen ist jetzt wirklich bedroht: Die Polizei hat ihn konfisziert.
Der Schaden am Stromkasten wurde auf 5000 Mark beziffert, für die Auto-Reparatur dürfte die Werkstatt 6000 Mark verlangen. gre
Weit schlimmer als bisher befürchtet sind die Auswirkungen des Karlsruher Richterspruchs, der unlängst die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen wieder erleichterte. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) berichtete nun, daß innerhalb der vergangenen zwei Wochen Anträge auf Umwandlung von 599 Miet- in Eigentumswohnungen im Rathaus eingegangen sind. 525 der Wohnungen liegen in Altbauten.
Angesichts dieser "Flut von Anträgen" appellierte der Stadtrat an Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP), endlich ein befristetes Verbot von Umwandlungen zu ermöglichen. Ein entsprechendes Bundesgesetz zumindest für "Gebiete mit erhöhtem Wohnraumbedarf" wie Frankfurt nannte Wentz "sofort erforderlich".
Die Fachleute im Rathaus erwarten, daß sich in den kommenden Wochen noch weitaus mehr private Immobilien- Investoren im Römer melden werden. "Das belegt ganz eindeutig, daß eine Schleuse geöffnet wurde", schrieb Wentz an Schwaetzer.
Der Gemeinsame Senat der Obersten Gerichtshöfe in Karlsruhe hatte die Frankfurter Praxis für unzulässig erklärt, die zur Umwandlung notwendige Abgeschlossenheitserklärung an den neuesten Standard bei Wärme- und Lärmdämmung zu knüpfen. Da viele Wohnungen in Altbauten diese Voraussetzung nicht erfüllten, war die Zahl der Umwandlungen in Frankfurt seit 1990 auf ein Drittel gesunken.
Wentz erinnerte daran, daß die Stadt Frankfurt Ministerin Schwaetzer schon mehrfach zum Handeln aufgefordert habe - bisher vergeblich. Auch die Sozialdemokraten im Römer sahen am Donnerstag "dringenden Handlungsbedarf für den Bundesgesetzgeber". SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey wähnte einen "Hoffnungsschimmer" in Äußerungen des wohnungspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dietmar Kansy; der habe das Urteil als "große Gefahr für den sozialen Frieden" bezeichnet - es öffne geradezu "die Schleusen für eine Umwandlungswelle".
Unverständlich erschien Frey, daß die Frankfurter CDU das Urteil der Karlsruher Richter sogar begrüße und die OB-Kandidatin Petra Roth in dieser wichtigen Frage einfach "wegtaucht". Frey nannte die "blauäugige" Haltung der hiesigen CDU "erschreckend". jg
DREIEICH. "Rot-Grün fehlt Verständnis für verkehrsgeplagte Menschen", kontert CDU-Fraktionsvorsitzende Hiltrud Schmitt auf das Augenreiben und Staunen der Grünen über die von der CDU eingebrachten "Öko-Anträge" von Tempo 30 auf Durchgangsstraßen und Anschaffung eines weiteren stationären Geschwindigkeitsmeßgerätes. Denn mit diesen Anträgen wolle die Union, so Schmitt, den Menschen kurzfristig Erleichterung verschaffen, wenn schon der Kasseler Richterspruch zur B 46 neu die Dreieicher 20 Jahre zurückgeworfen hätte.
Schmitt sagt, vor allem müsse die Unglaubwürdigkeit ein Ende haben. "Einerseits vereinbarte Rot-Grün in Wiesbaden, die B 46 neu nicht zu bauen, andererseits setzte das Land sich bei der Berufung in Kassel (unbefriedigend) für die Straße ein." Die Anträge, die für Überraschung sorgten, begründet Schmitt damit, daß ihre Partei bei normalen Verkehrsverhältnissen eine Begrenzung auf Tempo 30 für Bundes- und Landesstraßen ablehne. "Aber wir haben schon lange keine normalen Verkehrsverhältnisse mehr, sondern sind einem Verkehrskollaps nahe, der für die betreffenden Menschen bereits zur Körperverletzung geworden ist."
Die Union wisse auch, daß eine Temporeduzierung im Berufsverkehr, wo es nur schrittweise weitergehe, nicht helfe. Aber es gäbe ja auch die Zeit zwischendurch und vor allem die Nächte. Auch wisse die CDU, daß es rechtlich allein der Bürgermeister zu verantworten habe, ob eine Straße gesperrt wird, oder wo und wie eine Verkehrsänderung erfolge, "auch wenn das den Grünen und der SPD nicht passen mag". Schmitt: "Bei Bundes- und Landesstraßen sind jedoch - neben der Ortspolizeibehörde - überörtliche Behörden gefragt." Deshalb sei sie gespannt auf die Stellungnahme des Regierungspräsidenten, wenn die Anträge in der Stadtverordnetenversammlung eine Mehrheit fänden. Und daß dies geschehen wird, davon geht Hiltrud Schmitt aus. dok
90 Prozent der 14- bis 19jährigen, die in die Frankfurter Jugendhäuser gehen, sind Ausländer. Sie entziehen sich so - und durch Sammeln auf öffentlichen Plätzen - der Kontrolle durch ihre Väter und Mütter. Viele haben Probleme mit Drogen oder Ärger mit der Polizei wegen "kleinkrimineller Delikte". Die meisten kommen zudem mit dem Wechsel von der Schule zum Berufsleben nicht zu Rande, ein großer Teil von ihnen bricht die Ausbildung ab.
Mit den Eltern hat man meist Krach: gestritten wird um Verbote und Anordnungen. Die Kinder geraten in die Zwickmühle von rigiden Normen aus der "alten Heimat" und der Wertvorstellungen, die ihnen die liberalere deutsche Gesellschaft offeriert. Orientierungs- und Identitätsprobleme sind häufig die Folge - nicht wenige der Heranwachsenden werden deshalb krank.
Die Sozialwissenschaftler Gerd Stüwe und Bernd Stickelmann stellen diese Diagnose in ihrer Studie "Multikulturelle Jugendarbeit in Frankfurt", die sie für das "Amt für Multikulturelle Angelegenheiten" (AMKA) "vor Ort" recherchierten. Stüwe / Stickelmann interviewten Betroffene, fragten Betreuer und Experten aus. Ein Ergebnis: Die Mitarbeiter in den Jugendhäusern - mehrheitlich Deutsche - hätten oft wenig Ahnung von der "gesamten Lebenssituation", in der die nichtdeutschen Jugendlichen stecken. Ihre Hilfsangebote, wenn denn überhaupt welche gemacht würden, seien von daher "zu beliebig" und gingen oftmals ins Leere. Das gelte auch für Schulsozialarbeit, Streetwork und die - noch schwache - Jugendarbeit der ethnischen Vereine.
Die AMKA-Gutachter empfehlen neues Personal. AMKA-Leiterin Rosi Wolf-Almanasreh macht das zur Forderung: "Die deutschen Sozialarbeiter wissen nicht, wie sie mit interkulturellen Konflikten umgehen sollen. Die sind auch meist noch älter und kommen mit der neuen Situation nicht mehr zurecht, daß viele Jugendeinrichtungen nur noch von Ausländern besucht werden."
Wolf-Almanasreh hat dem Empfehlungskatalog der Wissenschaftler auch noch entnommen: "Die ausländischen Jugendlichen brauchen dringend Hilfen bei der Berufsfindung und -integration. Wie kriegen wir die in den Arbeitsmarkt - beispielsweise zu den Handwerkern, die ja händeringend Nachwuchs suchen? Das Arbeitsamt ist da hilflos. Das hat keinen Berufsberater, der auch mit den Eltern der Jugendlichen reden könnte."
Wenn man jedoch nichts tue "außer einer Sicherheitspolitik, die City sauberzumachen" und keine Mittel freigebe für stadtteilorientierte Projekte, qualifiziertes Personal und Vernetzung der Stellen - dann würde es an anderer Stelle teurer: "Mehr Geld für Polizei, für mehr Schäferhunde, mehr Gefängnisse. Und wir kriegen indirekt den Rechtsradikalismus. Denn wer findet es schon gut, wenn ihm die Handtasche geklaut wird?" peh
ptz BONN, 16. Juli. Das Bonner Forschungsministerium will die Sicherheitsforschung für Atomkraftwerke, die auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Pakts stehen, jährlich mit zehn Millionen Mark unterstützen. Untersucht werden soll unter anderem, wie sich die Atommeiler bei plötzlichem Lastwechsel verhalten. Ferner werden Materialien und Abläufe von Störfällen geprüft.
Die Studien konzentrieren sich ausschließlich auf Reaktor-Linien, "die westlichen Sicherheitsstandards angepaßt werden können und für die daher längerfristige Forschungsarbeiten erfolgversprechend sind", teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Dabei handelt es sich um die Baureihen WWER 440/213 und WWER 1000/320. Derzeit sind 32 Anlagen dieser Typen in Betrieb.
Nach Ansicht des Forschungsministeriums müßten 16 Meiler des Tschernobyl-Typs RBMK und zehn WWER-Druckwasserreaktoren der ersten Generation umgehend abgeschaltet werden. Doch würden diese nur nach und nach bis zum Jahr 2005 vom Netz genommen.
Die Kosten einer umfassenden Nachrüstung der Ost-Atomkraftwerke veranschlagt Bonn auf 15 Milliarden Mark. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in München hatte der Westen dem russischen Präsidenten Boris Jelzin rund eine Milliarde Mark Hilfe zugesagt.
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Zu den Mönchbruchwiesen oder in den Taunus bei Hofheim führen zwei Wanderungen, die der FVV für eines der nächsten Wochenenden empfiehlt und bei denen Start und Ziel bequem mit Bussen und Bahnen zu erreichen sind. Die Tips hat der Verbund seinem Freizeitführer "Auf Tour - ohne Auto mobil" entnommen.
Ausgangspunkt für die Mönchbruchwiesen bei Mörfelden-Walldorf ist der Bahnhof Walldorf, den vom Frankfurter Hauptbahnhof die S 13 in Richtung Goddelau-Erfelden ansteuert. Der Weg ist 15 Kilometer lang und mit einer "3" gekennzeichnet. Er führt vom Bahnhof westlich in den Wald, dann immer am Gundbach entlang nach Süden. Auf halber Strecke liegt das Jagdschloß Mönchbruch.
Der Rückweg führt im Bogen nach Norden über den Gundbach durch den Wald. In der Nähe eines Fischteichs trifft man wieder auf den Hinweg und folgt ihm bis zum Bahnhof.
Etwas kürzer ist die Wanderung durch den Taunus. Mit der S 2 geht es von Frankfurt zum Bahnhof Hofheim. Von dort führt den Wanderer ein schwarzes Rechteck durch die Altstadt zur Jacobsruh' und über den Lorsbacher Kopf bis zur Waldgaststätte Gundelhardt. Nach einer Rast folgt man dem gelben Rechteck 500 Meter zurück, dann auf der breiten Langschneise zum Meisterturm, wo sich der Blick aufs Rhein-Main-Becken öffnet. Am Ringwall vorbei strebt man wieder dem Bahnhof zu.
Der FVV-Freizeitführer enthält mehr als 400 Tips, immer begleitet von den Bus- und Bahnverbindungen. Die Broschüre ist für fünf Mark an den größeren FVV-Kundendienststellen und im Buchhandel erhältlich.
Mit dem "Mini-Gruppen-Ticket" können bis zu fünf Personen einen Tag lang gemeinsam preisgünstig unterwegs sein; in den Sommerferien gilt dies an allen Tagen, sonst ausschließlich an den Wochenenden. tom
MAINTAL. In den nächsten Wochen werden Straßenmarkierungen in ganz Maintal erneuert.
Schwerpunkte der Arbeiten sind nach Auskunft von Paul-Gerhard Ruhm aus der Tiefbauabteilung der Maintaler Stadtverwaltung die Berliner, die Berger-, die Braubach- und die Wachenbuchener Straße.
Hauptsächlich würden dabei Markierungen "wiederholt", weil sie vom Verkehr abgenutzt sind. 25 000 Mark wendet die Stadt für diese Maßnahmen auf. Ruhm bittet die Bevölkerung um Verständnis für kleinere Verkehrsbehinderungen. Ul
Eine alte Sportlerregel besagt, daß kein Training den Wettkampf ersetzen kann. Was aber tun, wenn der Wettkampf kaum zu einer ordentlichen Trainingseinheit taugt? Man verlängert den Wettkampf, damit das Üben nicht zu kurz kommt. Nach dieser Maxime handelten am Donnerstag Anke Huber und Steffi Graf beim Federation-Cup in Frankfurt, um sich für das Halbfinalspiel am Samstag (13 Uhr) gegen die USA vorzubereiten. Die beiden besten deutschen Tennisspielerinnen, die auch bei den Olympischen Spielen in Barcelona ein Doppel bilden werden, unterzogen Körper und Geist nach den Einzeln jedenfalls gestern einer weiteren Trainingseinheit, um erstmals in Frankfurt den Ernstfall im paarweisen Tennisspiel zu proben. Ob der Versuch erfolgreich verlief, ist angesichts der ungleichen Kräfteverhältnisse schwer zu sagen, handelte es sich doch dabei selbst nach Steffi Grafs Worten um "ein lockeres Training" und "keinen echten Test". Nichtsdestotrotz sicherten Graf/Huber durch das 6:4, 7:5 über Mroz/Teodorowicz den dritten Punkt im Viertelfinalspiel gegen Polen, nachdem sie schon die beiden Einzel in überaus lockerer Manier gewonnen hatten.
Auf diese Weise bekamen die wieder nur rund 3000 Besucher auf dem Centre Court wenigstens etwas mehr an Gegenwert für ihr Eintrittsgeld geboten als nur 97 Minuten Tennistraining. Denn genau diese Zeit benötigten Graf und Huber zusammen, um ihre Solo-Auftritte hinter sich zu bringen. Während die Weltranglisten-Neunte aus Karlsdorf immerhin 62 Minuten auf dem Platz stand, um die im Computer 284 Plätze hinter ihr notierte Magdalena Mroz 6:0, 6:3 zu besiegen, beendete Steffi Graf schon nach rekordverdächtigen 35 Minuten das Match gegen Katarzyna Nowak. Genauer: die 120. der Weltrangliste sorgte für den Schlußpunkt höchstselbst, indem sie einen Doppelfehler zum 0:6, 0:6 produzierte.
Das war kaum mehr als das dritte Mal in dem Zeitraffer-Spiel, daß Katarzyna Nowak, die am Vortag immerhin die bekannte Schwedin Lindqvist besiegt und damit den Grundstein gelegt hatte zum größten Tenniserfolg der Polen seit Wimbledon 1937, selbst initiativ geworden war. Zuvor hatte die Tochter eines früheren Fußball-Nationalspielers Steffi Graf einmal mit einer krachenden Longline-Rückhand verblüfft, ehe sie auch für den buchstäblichen Höhepunkt dieser Federation-Cup-Farce sorgte: als sie den von Steffi Graf in bekannt kraftvoller Art zugeschossenen Ball nur mit dem Schlägerrahmen traf - um nicht zu sagen, die Filzkugel traf ihren Schläger -, flog das Spielobjekt im hohem Bogen just zum Graf-Clan, der von der Terrasse der Stadiongaststätte aus das Treiben des eigentlichen Familienoberhaupts verfolgte. War das ein Plaisier, als Rennae Stubbs, die weniger ihres Tenniskönnens, als vielmehr ihrer Freundschaft mit Steffi wegen bekannte Australierin, den Ball fing und ihn der Weltranglisten-Zweiten wieder zuwarf. Das fand auch die Deutsche doch erheblich lustiger als den ungleichen Zweikampf mit der Polin, auch wenn sie sich hernach befriedigt zeigte über ihr "perfektes Spiel" und auch darüber, daß ihr alles gelungen sei, was sie an diesem Tag an Schlagvariationen ausprobiert hatte.
Kaum weniger zufrieden mit ihrer eigenen Leistung war Anke Huber, die nach dem 124-Minuten-Marathon vom Vortag 24 Stunden später gegen Magdalena Mroz weitaus aggressiver und zielstrebiger wirkte. Daß die Polin in keiner Phase das hohe Niveau der Holländerin erreichte, mochte Anke Huber indessen nicht als einzigen Grund für die Leistungssteigerung sehen. Daß sie "besser angefangen" habe als am Mittwoch führte Anke Huber maßgeblich auf ein Gespräch mit ihrem Trainer Boris Breskvar zurück, mit dem sie noch am Vorabend das Spiel gegen Muns-Jagerman analysiert habe. Tatsächlich übte Anke Huber mit ihren kräftigen Grundlinienschlägen von Beginn an mächtigen Druck aus auf die Gegnerin, die sich aber als weitaus ebenbürtiger erwies, als es das klare Ergebnis aussagt. Denn obwohl die Deutsche gutes Tennis zeigte, war fast jedes Spiel heftig umkämpft, gelang der Polin zum 2:2 im zweiten Satz sogar ein Break. Ein kleiner Schönheitsfehler nur, der Anke Huber schon aus dem Grund nicht ins Grübeln bringen konnte, da sie dazu kaum Zeit hatte. Schließlich sollte im Doppel ja noch eine weitere Trainingseinheit folgen, ehe es für die zeitweilige Frau an Steffis Seite doch noch Ernst werden sollte: Anke Huber begab sich per Vertrag in die geldbringenden Hände von Manager Ion Tiriac. Kein Wettkampf kann diese Übung ersetzen.
cri FRANKFURT A. M. Die Hannoveraner Wohnungsvermögensgesellschaft Allwo will all jene Lügen strafen, die eine Sanierung der Plattenbauten in Ostdeutschland für unmöglich und zu teuer halten. In Halle-Neustadt hat das Unternehmen ein Pilot-Projekt gestartet und wird einen ehemals von sowjetischen Militärangehörigen bewohnten Block völlig sanieren. Die Bleiben sollen später als Eigenheime verkauft werden. Die gesamte Nettowohnfläche wird 45 000 Quadratmeter betragen.
Möglich wird das Vorhaben durch eine ausgeklügelte Finanzierung, so daß die Objekte am Ende für nicht mehr als 2000 Mark pro Quadratmeter zu erstehen sein werden. Unterstützt wird das Vorhaben mit öffentlichen Mitteln, deren Freigabe allerdings noch aussteht. Außerdem wurde ein finnischer Bauträger mit einem "besonders günstigen Angebot" gewonnen. Die Allwo will damit den Anstoß zu weiterer Plattenbau-Sanierung geben und vor allem Kommunen dafür gewinnen.
Im Westen verfolgt die Allwo das Konzept, Wohnungen günstig zu kaufen, zu sanieren und zu "sozialverträglichen Bedingungen" entweder an die bisherigen Mieter oder an Dritte zu veräußern. Die jüngste Erhöhung des Grundkapitals von 15 auf 35 Millionen soll das Unternehmen für die geplante Expansion polstern. Ende 1991 wurden knapp 6000 Wohnungen im Bestand geführt. Durch die Kapitalaufstockung verfügt die Aachener und Münchener Lebensversicherung nun über 48,86 Prozent der Anteile, 34 Prozent besitzt die Gewerkschaftsholding BGAG. Der Rest entfällt auf die Volksfürsorge und die Badenia Bausparkasse, die ebenfalls mit der Aachener und Münchener verknüpft sind.
ski FRANKFURT A. M. Mit deutlichem Mißfallen hat die Bundesregierung auf die Erhöhung des Diskontsatzes durch den Zentralbankrat reagiert. Der Bonner Finanzminister Theo Waigel ließ verlauten, man nehme die Beschlüsse der Währungsbehörde "zur Kenntnis" - eine Formulierung, die eindeutig Distanz verrät. Die Regierung, so Waigel weiter, gehe davon aus, daß der Schritt geeignet sei, das Wachstum der Geldmenge wieder dem Zielkorridor anzunähern, ohne die wirtschaftliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland zu belasten. Die Nachrichtenagentur AP meldete zudem unter Berufung auf Bundesbankkreise, Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann habe in der Sitzung des Entscheidungsgremiums der Währungsbehörde unter Hinweis auf die internationalen Auswirkungen und den "Aufschwung Ost" vor einer Erhöhung des Leitzinses gewarnt.
Von einem "Balanceakt mit Absturzgefahr", der allerdings fast unausweichlich gewesen sei, sprach der SPD-Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth. Explodierende Haushaltsdefizite und die Spaltung der Kapitalmärkte wegen hoher Subventionen in Ostdeutschland hätten den Zins als Instrument der Geldpolitik stumpf werden lassen. Roth sieht bei einer nun denkbaren Aufwertung der Mark nicht nur gegenüber dem Dollar, sondern auch im Verhältnis zu europäischen PartnerWährungen die deutsche Exportwirtschaft, auf der die Wachstumshoffnungen maßgeblich beruhten, erheblich gefährdet. Wenn jetzt kein Wunder geschehe, so Roth, sei die Regierung Kohl am Ende.
Scharf reagierten die Arbeitnehmerorganisationen auf den Zinsbeschluß. "Einmal mehr haben die Hardliner ihre Ignoranz gegenüber konjunktur- und beschäftigungspolitischen Erfordernissen demonstriert", meinte die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, Ursula Konitzer. Der Deutsche Gewerkschaftsbund nannte die Entscheidung der Bundesbank überflüssig und gefährlich. Er erinnerte daran, daß der Preisauftrieb auch ohne weitere Bremsmanöver eindeutig nachlasse.
Unterschiedlich kommentierten die Wirtschaftsverbände die Diskonterhöhung. Zum Teil wurde diese als "schmerzhaftes, aber notwendiges Stabilitätssignal" (DIHT) begrüßt; auch die Sparkassen meinten, eine härtere Geldpolitik sei nötig. Andere Verbände stellten die größer gewordenen konjunkturellen Risiken in den Vordergrund und bedauerten - so die Volks- und Raiffeisenbanken - die verschärfte Geldpolitik. Die Geldbranche ließ keinen Zweifel daran, daß die Kreditzinsen nun weiter steigen dürften. Dadurch würden die Belastungen der Wirtschaft, wie der Handwerksverband meinte, kaum noch tragbar.
Sein Ziel für das Geldmengenwachstum in diesem Jahr (3,5 bis 5,5 Prozent) hat der Zentralbankrat nicht verändert. Zuletzt betrug die Expansion rund neun Prozent. Der deutschen Leitzinserhöhung schlossen sich einige andere europäische Notenbanken in unterschiedlichem Ausmaß an. Der Dollarkurs rutschte nach dem amtlichen Fixing um eineinhalb Pfennig zeitweise unter 1,47 Mark.
Für Hans-Ulrich Klose muß dies ein schwieriger Auftritt gewesen sein. Als er im Saal der SPD-Bundestagsfraktion vor rund hundert Journalisten verkündete, wie die Oppositionspartei auf den Adria-Einsatz der Bundesmarine reagiert, kam er vielen Zuschauern etwas gequält vor. Seine Notizen las er von einem Zettel ab, den er unter dem Tisch hielt. Immer wieder suchte er den zustimmenden Blick des neben ihm sitzenden außenpolitischen Sprechers der Fraktion, Karsten Voigt. Und wiederholt gebrauchte er zweifelnde Wörter wie "Schwierigkeiten", "Sorge", "Fragezeichen".
Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden war zweifellos nicht ganz wohl, als er vor Kameras, Mikrofonen und schreibenden Journalisten seine Erklärung abgab. Trotzdem trug er überzeugend vor, was sich am Donnerstag als Mehrheitsmeinung in seiner Fraktion herausgeschält hatte: Die SPD müsse eine Sondersitzung des Bundestags verlangen und eine Verfassungsklage gegen die Teilnahme deutscher Flugzeuge und Schiffe an der Adria-Operation vorbereiten.
Klose ist, wie alle in der SPD wissen, abweichender Meinung. Er gehörte zu jener Minderheit im Parteivorstand, die auch einen Einsatz deutscher Soldaten im Golf-Krieg befürwortet hätten. Und er stimmte rasch der Kambodscha-Mission von Bundeswehr-Sanitätern zu. Noch an diesem Morgen hatte Klose in einem Rundfunkinterview auf die Frage, ob er "zumindest für eine deutsche Beteiligung an solchen Aktionen" wie in der Adria "zu gewinnen" wäre, ehrlich geantwortet: "Also ich ganz persönlich. Aber ich kann da in diesem Punkt nicht für meine Fraktion sprechen."
Als er dann für die Fraktion zu sprechen hatte, stellte Klose seine Privatmeinung zurück und sagte zu der "Überwachungsoperation" in der Straße von Von Helmut Lölhöffel (Bonn) Otranto klipp und klar: "Was dort stattfindet, ist keine Übung. Es ist eine militärische Maßnahme." Und das sei "out of treaty", auf deutsch: außerhalb der geltenden Verträge.
Hierüber hatte es zuvor in den zuständigen Arbeitskreisen der SPD-Fraktion freilich auch andere Meinungen gegeben. So zum Beispiel die des Heidelberger Bundestagsabgeordneten und WEU-Präsidenten Hartmut Soell, der solche kontrollierten Einsätze durchaus für vertretbar hält. Andere, wie der Abgeordnete Andreas von Bülow, sehen die Entsendung des Zerstörers "Bayern" und dreier Marineaufklärungsflugzeuge an den Rand der jugoslawischen Kriegsregion als "Alibi". Das Gebiet werde "halbstündlich von Satelliten überflogen", weiß der ehemalige Verteidigungs-Staatssekretär. Nur optisch mache sich "diese Ersatzbefriedigung in der Adria vielleicht gut. Aber in zwei Wochen werden wir sehen: Das Morden geht weiter." Und dann?
Darüber haben sich diejenigen, die diesen Einsatz anordneten und nun auf den Widerstand der Sozialdemokraten stoßen, offenbar noch keine tieferen Gedanken gemacht. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) informierten den Auswärtigen Ausschuß und den Verteidigungsausschuß, die gemeinsam tagten, welche Vorsorgen getroffen wurden, um möglichen militärischen Verwicklungen der deutschen Vierer-Flotte vorzubeugen. Doch die Oppositionsparteien, zu denen sich der FDP-Abgeordnete Burkhard Hirsch gesellte, mißtrauen den Versicherungen. Der SPD-Parlamentarier Eberhard Brecht fragt: "Was werden denn die Soldaten der ,Bayern' unternehmen, wenn ein Schiff ohne Hoheitszeichen, das sich auf die Küste Montenegros zubewegt, die Deklaration seiner Ladung verweigert?"
Ganz klar war bis zu Kloses klärender Pressekonferenz nicht, ob die SPD-Fraktion eine Verfassungsklage gegen die Entscheidung des Bundeskabinetts einreichen würde. Es gab widersprüchliche, zumindest unterschiedlich auslegbare Interviews. Fraktions-Justitiar Willfried Penner warnte: "Wenn wir in Karlsruhe verlieren, stehen wir dumm da. Und wenn wir gewinnen, wird der Druck auf eine Verfassungsänderung unendlich." Letztlich setzten sich die Außenpolitiker Karsten Voigt und Norbert Gansel, unterstützt von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Herta Däubler-Gmelin, mit der Forderung nach einer Verfassungsklage durch. Ob die Mehrheit dafür "deutlich" war, wie Klose mitteilte, oder "knapp", wie andere Teilnehmer der Sitzungen fanden, ist nicht zu ergründen, weil nicht formal abgestimmt wurde.
Manche, zum Beispiel der Abgeordnete Horst Jungmann aus Plön, Hauptbootsmann der Reserve, plagen "Bauchschmerzen" beim Gedanken an eine Verfassungsklage. Er weiß aus eigener Erfahrung, daß die Bundesmarine "schon immer ohne Kampfauftrag" allerlei heikle Missionen, zum Beispiel bei der "Nachrichtengewinnung", mitgemacht habe. Einsätze deutscher Schiffe "außerhalb des traditionellen Verteidigungsbereichs" seien, gibt Jungmann preis, "schrittweise immer mehr erweitert worden", ohne daß es in der Öffentlichkeit bemerkt und diskutiert wurde. "Das muß man wissen, wenn man nach Karlsruhe geht." Genau dies aber will Voigt beenden: "Es geht nicht", sagte er, "daß man die Verfassung schleichend uminterpretiert."
Leichter als mit ihrer Verfassungsklage, deren präzise Abfassung offenbar erhebliche formale Probleme bereitet, tat sich die SPD mit der Frage, ob der Bundestag zu einer Sondersitzung einberufen werden müsse. Empört waren die meisten Sozialdemokraten darüber, daß das Kriegsschiff "Bayern" ausgerechnet am Donnerstag um 8 Uhr in Richtung Adria auslief, also drei Stunden, bevor die parlamentarischen Ausschüsse in Bonn zusammenkamen. Das sei, befand Klose, ein "fundamentaler Verstoß gegen die Grundregeln der parlamentarischen Demokratie". Klose, der weiß, daß er sich nach einigen Patzern als Fraktionschef keinen Fehler mehr leisten kann, hat seine eigenen Zweifel und sich selbst unter Kontrolle, als er der Regierung vor- hält, sie befinde sich "auf einer schiefen und rutschenden Linie". Die SPD will, wenn auch ein Zögern zu bemerken war, jetzt entschlossen die Linie begradigen. Für eine Verfassungsänderung würde die Zustimmung der Sozialdemokraten gebraucht. Und die SPD hat einen Antrag vorgelegt, wonach Bundeswehr-Streitkräfte "nur für friedenserhaltende Maßnahmen ohne Kampfauftrag" den Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt werden dürften, und dazu bedürfe es "der Zustimmung des Bundestags". Aus der Regierung ist nur Hohn und Spott über die um eine saubere Haltung ringenden Sozialdemokraten zu hören. Franz Möller, Justitiar der Unionsfraktion im Bundestag, warf der SPD vor, sie führe "falsche, seit langem widerlegte verfassungsrechtliche Argumente an". Und der CDU-Generalsekretär Peter Hintze tönte: "Wir können stolz darauf sein, daß unsere Bundeswehr diesen aktiven Friedensbeitrag leistet."
NEU-DELHI, 16. Juli (Reuter). Mit großer Mehrheit ist Indiens bisheriger Vizepräsident Shankar Dayal Sharma zum Präsidenten gewählt worden. Ein Mitglied der Wahlkommission teilte am Donnerstag in Neu-Delhi mit, der erfahrerene Poltiker habe im Parlament 65 Prozent der Stimmen erhalten. Sharma löst am 25. Juli Ramaswamy Venkataraman ab, dessen fünfjährige Amtszeit zu Ende geht. (Weiterer Bericht auf Seite 5)
1959 tanzte Tatsumi Hijikata "Verbotene Farben". Das Stück beschäftigte sich mit Homosexualität und Tod, es war brutal und grotesk, die Bewegungen wirkten - nach herkömmlichem Tanz-Verständnis - unästhetisch. Ein Körper wand und verdrehte sich, zitterte und zuckte. Butoh, der "Tanz der Dunkelheit" war geboren. Und das Publikum war entsetzt.
Was als Rebellion - etwa gegen die "Verwestlichung" der japanischen Gesellschaft - und als Provokation begann, entwickelte sich zu einer eigenständigen Tanzform mit vielen Varianten. Yoko Ashikawa etwa möchte, daß ihr Körper selbst in der Verrenkung schön ist, daß er Elemente der Natur darstellt. Ushio Amagatsu hat die Bewegung auf ein Minimum reduziert. Und Hijikata selbst suchte später nach einfacheren, weniger provozierenden Formen. Längst ist Butoh auch in Europa auf Interesse gestoßen und durch Tänzer wie Kazuo Ohno oder die Gruppe Sankai Juku bekannt geworden.
Ko Murobushi hat Tatsumi Hijikata tanzen gesehen. Und hat von ihm gelernt, obwohl er nie eine "Stunde" bekam, wie er im Programmheft erzählt. Zusammen mit der Argentinierin Marta Binetti hat Murobushi nun die Tanz-Oper "Der Kinderkreuzzug" nach acht Monologen von Marcel Schwob choreographiert. Binettis "Awar Dance Theatre" gastiert zur Zeit mit dem eineinhalbstündigen Stück im Künstlerhaus Mousonturm.
"Tanz-Oper" haben Binetti und Murobushi ihr Stück genannt, weil die Tänzerinnen und Tänzer auch verschiedene Geräusche, Töne zu erzeugen haben. Die, sehr zurückhaltende, Musik ist von Massimo Bertinelli (der auch mittanzt) und Osamu Goto. Die Bühne ist neutral, mit Tüchern verhangen - Stimmungen werden von der sehr geschickt eingesetzten Beleuchtung erzielt.
Im Jahr 1212 wurden Tausende von Kindern in Marseille auf Schiffe verfrachtet. Viele starben auf der Überfahrt nach Alexandria, andere wurden als Sklaven verkauft. Marcel Schwob hat mit "La croisade des enfants" acht Monologe zu diesem Thema geschrieben, in denen nicht nur die Kinder, sondern auch Papst, Priester und Aussätzige zu Wort kommen. Binettis und Murobushis "Kinderkreuzzug" will nun keine Geschichte erzählen, sondern die Atmosphäre dieser Monologe wiedergeben.
Den beiden Choreographen sind dabei eindrückliche Bilder gelungen: Eine Frau in rotem Samtkleid hält, an eine Pietà erinnernd, einen nackten Mann fest, führt ihn, läßt ihn schließlich los und allein. Beide stehen sie in grellen Lichtkegeln, die Gesichter wirken fast wie Totenköpfe. Weißgeschminkte Körper liegen auf dem Boden wie gestrandete Fische. Eine Frau in weißem Kleid (Urara Kusanagi) gluckt und hüpft wie eine Henne um einen Liegenden.
Trotz solcher Szenen, die im Gedächtnis haften bleiben, fehlt es dem Stück insgesamt an Dichte und Spannung. Das liegt weniger an der Choreographie als an der mangelnden Ausdrucksfähigkeit mancher Tänzer der Truppe. Bei den großen Butoh-Tänzern erlangt jeder Augen- Blick, selbst das Zittern der Wimpern noch eine Bedeutung. Hier wirken die Gesichter eher aus Ratlosigkeit denn aus Berechnung starr, scheint so manche Bewegung nicht aus dem Innern des Tänzers zu kommen, wie es zum Beispiel von dem japanischen Butoh-Tänzer Min Tanaka gefordert wird, sondern macht den Eindruck des mechanisch Erlernten. Das schwächt die Wirkung der Bewegungen ab.
Es ist anstrengend, diesem "Kinderkreuzzug" zuzusehen - leider ist es nicht anstrengend genug.
(Eine weitere Aufführung im Frankfurter Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, am heutigen Samstag um 21 Uhr.) sy
WIESBADEN. Innenminister Herbert Günther (SPD) hat "große Skepsis" gegenüber dem CDU-Vorschlag zur Aufstellung einer "freiwilligen Polizeireserve" in Hessen. Einen Tag nach Veröffentlichung der CDU-Forderung erklärte Günther, die Union habe "tief in die Mottenkiste gegriffen, um uralte Vorschläge als brandneue Ideen zu verkaufen". Auch die CDU- Innenminister Gottfried Milde und Hartmut Nassauer hätten das Konzept ehrenamtlicher Polizisten in der vergangenen Legislaturperiode "verworfen".
Jeder einfach erscheinende Polizeieinsatz könne "unverhergesehene Probleme" aufwerfen, meinte der Minister, "denen nur voll ausgebildete, mit allen polizeilichen und strafprozessualen Befugnissen ausgestattete Beamte gewachsen sind". Letztlich trage die CDU das Konzept der Landesregierung zur Verbesserung der Polizeiarbeit "komplett mit". Nur um dies zu "verschleiern" greife sie auf Vorschläge wie die "Polizeireserve" zurück. me
WIESBADEN. Am frühen Morgen - gegen 6 Uhr - wurde eine 30jährige am Donnerstag an der Endhaltestelle der Linie 13 in der Lahnstraße von einem Mann überfallen. Nach Angaben der Polizei schlich er sich von hinten an die Frau heran und hielt sie mit einer Hand fest, mit der anderen hielt er ihr den Mund zu. Die 30jährige wehrte sich aber heftig, so daß der Täter in einen nahegelegenen Wald flüchtete.
Die Polizei wußte gestern nachmittag noch nicht genau, ob es sich bei der Tat um einen Raubversuch oder um ein versuchtes Sexualverbrechen handelt. Da die 30jährige erst eine halbe Stunde später den Übergriff bei den Beamten melden konnte, war die Fahndung trotz des eingesetzten Hubschraubers und einer Reiterstaffel erfolglos. gre
OBERURSEL. Eine "Tour zu den fliegenden Zigarren" macht die Oberurseler Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) am Sonntag, 19. Juli. Um 10 Uhr geht es los. Treffpunkt ist die Stadthalle. Von dort führt der Weg nach Zeppelinheim bei Frankfurt. Ziel ist das Zeppelinmuseum. Für die 60 Kilometer lange Tour werden etwa acht Stunden veranschlagt. Dazu sind auch interessierte Nichtmitglieder eingeladen. FR
OFFENBACH. Die Stadt muß zwei Hausbesitzern im Brunnenweg keinen Schadensersatz zahlen. Das entschied das Darmstädter Landgericht gestern in erster Instanz. Die schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus.
Die Stadt hatte die Bäume zur Verkehrsberuhigung im Brunnenweg gepflanzt. Die Hausbesitzer sind der Meinung, daß der Wasserverbrauch dreier Platanen die Fundamente ihrer Häuser absacken ließ. An den Wänden entstanden so breite Risse, daß die Feuerwehr die Mauern abstützen mußte. Weil drei Gutachten über die Ursachen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kam, gingen die Beteiligten vor Gericht. lz
SPD holt Bundestag aus den Ferien Debatte über Adria-Einsatz verlangt / Verfassungsklage angepeilt Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt BONN, 16. Juli. Mit dem Einsatz deutscher Soldaten bei der Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro beschäftigen sich demnächst voraussichtlich das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und der Bundestag. Der SPD-Fraktionsvorstand beschloß am Donnerstag abend in Bonn, die Verfassungsklage vorzubereiten und der Fraktion zu empfehlen, sie auch einzureichen. Zugleich beschloß die Fraktionsspitze der Sozialdemorkaten eine Sondersitzung des Bundestages zu beantragen. Als Termin für die Debatte im Parlament ist Mitte nächster Woche im Gespräch. SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sagte, die Entschlüsse seien mit großer Mehrheit gefallen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuter. Zunächst sei zu prüfen, ob die Fraktion mit einer Organklage vor dem Bundesverfassungsgericht ihr vorrangiges Ziel erreichen könne, den Adria-Einsatz der Bundesmarine für verfassungswidrig erklären zu lassen, sagte Klose.
Zuvor hatten die Sozialdemokraten in einer gemeinsamen Sitzung des Verteidigungs- und des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages einen Antrag eingebracht, in dem sie die Bundesregierung aufforderten, die Einsatzbefehle aufzuheben, weil sie weder von der Verfassung noch von den vertraglichen Verpflichtungen innerhalb der NATO und der Westeuropäischen Union (WEU) abgedeckt seien. Die Regierungskoalition verwarf das Ansinnen. Einen Antrag auf einstweilige Anordnung beim Verfassungsgericht wollen die Sozialdemokraten Angaben Kloses zufolge nicht stellen, weil Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) in der Ausschußsitzung nachdrücklich versichert hätten, der Überwachungsauftrag enthalte "keine Legitimation zur Gewaltanwendung". Klose warf der Bundesregierung einen "fundamentalen Verstoß gegen Grundregeln der parlamentarischen Demokratie vor". Das Bundeskabinett habe die Entsendung des Zerstörers "Bayern" und dreier Aufklärungsflugzeuge beschlossen, ohne die Beratungen der zuständigen Gremien des Parlaments abzuwarten. Deshalb sei eine Sondersitzung des Bundestages gerechtfertigt.
CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble wies Kritik an der Teilnahme von 96 Wehrpflichtigen an dem Einsatz des Zerstöres "Bayern" zurück. Es dürfe keine "zweigeteilte Armee" geben.
Schäuble hatte die SPD zur Verfassungsklage in Karlsruhe ermuntert. Der Adria-Einsatz sei verfassungskonform, versicherte er abermals. Trotzdem sei eine Klarstellung des Bundeswehrauftrages im Grundgesetz wünschenswert, aber keine Beschränkung auf Blauhelm-Aktionen, wie die SPD es wolle. (Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte auf Seite 4)
Im Blickpunkt: Süchtige in Haft Entzug mit Todesfolge
bnn
hhb PARIS, 16. Juli. Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand hat am Donnerstag abend in Paris an einer Gedenkfeier aus Anlaß des 50. Jahrestages der ersten großen Judenrazzia teilgenommen und am Mahnmal für die Opfer am Standort des einstigen Radsportpalastes einen Kranz niedergelegt. Bei der von den Nazis verlangten Aktion waren im Juli 1942 auf Befehl der Regierung in Vichy 12 884 Juden, darunter 4051 Kinder, von der französischen Polizei im Velodrome d'Hiver zusammengetrieben und dort vor dem Abtransport in die Todeslager mehrere Tage lang festgehalten worden.
Nachdem Mitterrand es zuvor abgelehnt hatte, auf einen Aufruf zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einzugehen und ein Bekenntnis Frankreichs zur Mitverantwortung für das Schicksal der Juden abzulegen, war es darüber in den vergangenen Tagen zu einer Kontroverse gekommen, die bis in die jüdische Gemeinschaft hineinreichte. Jean Kahn, der Präsident des Rates der jüdischen Institutionen Frankreichs, bezeichnete die Kranzniederlegung durch den Präsidenten als einen Akt "von hohem symbolischen Wert, der einer Verurteilung dessen gleichkomme, was während dieser Periode geschah". Dagegen sprach die frühere Ministerin und Ex-Präsidentin des Europa-Parlaments, Simone Veil, eine Überlebende von Auschwitz, von einem "Minimum".
Der Anwalt und Präsident der Vereinigung der Töchter und Söhne der Deportierten Frankreichs, Serge Klarsfeld, erklärte, er hätte von Mitterrand mehr erwartet als nur eine Kranzniederlegung.
Bei der Feier selbst war Mitterand von Mitgliedern des jüdischen Studentenverbandes mit Pfiffen und Buhrufen empfangen worden. Der Protest legte sich erst, nachdem Robert Badinter, Präsident des Verfassungsrates, in seiner Rede die Komplizenschaft Vichys bei der Judenverfolgung angeprangert hatte.
Seine ablehnende Haltung hatte Mitterrand vor der Feier unter anderem damit begründet, daß die Republik stets die Rechte ihrer Bürger garantiert habe. Man könne deshalb von ihr keine Rechenschaft für die Taten eines Regimes verlangen, das nur dem Namen nach französisch gewesen sei. Die Autoren des Aufrufs, darunter die Widerstandskämpfer Lucie und Raymond Aubrac, der Komponist Pierre Boulez, der Schriftsteller Regis Debray oder der Schauspieler Michel Piccoli, hatten daraufhin ihren Appell wiederholt, "das seit 50 Jahren bestehende offizielle Schweigen über eines der finstersten Kapitel in der Geschichte Frankreichs zu brechen". Es seien französische Beamte, Richter und Polizisten gewesen, die dem Vichy-Regime gedient hätten. "Weder ein Kranz noch die eventuelle gerichtliche Verurteilung eines einzelnen Täters kann einen politischen Akt ersetzen, der die ganze Nation engagiert", erklärten sie.
Ingo Splettstößer, Kapitän der "Bayern", hat die Notwendigkeit einer Befragung der Wehrpflichtigen auf seinem Schiff zu ihrem Einsatz abgelehnt. "Gefragt worden sind die nicht", sagte er im Berliner Rundfunksender "RIAS". Das sei auch "schlecht möglich", da etwa ein Drittel der Besatzung aus Wehrpflichtigen besteht. "Außerdem glaube ich, gibt es keinen Grund zu einer Frage. Wir lagen in Lissabon, als der Befehl kam, wieder ins Mittelmeer zurückzuverlegen, im Zusammenhang mit einem möglichen Auftrag, der gestern vom Bundeskabinett genehmigt worden ist. Und es sind alle mitgefahren."
Für den Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Rolf Wenzel, gehören die Wehrpflichtigen auf dem Zerstörer einfach zur Schiffsbesatzung. In einem Interview des Norddeutschen Rundfunks sagte er, "wir sind eine Wehrpflichtigenarmee". Wichtig sei allerdings, daß sie - wie im vorliegenden Fall - entsprechend ausgebildet seien. Wenzel schloß nicht aus, daß der Zerstörer bei Angriffen zurückschießen werde.
Das Türbild hat bisher keine Nachahmer gefunden. Vielleicht deshalb, weil alle Schilder der Welt die früheren Soldatenunterkünfte für die jetzigen Bewohner nicht zu einem Heim werden lassen könnten. 490 Flüchtlinge aus zwanzig Ländern bevölkern gegenwärtig den nördlichsten Zipfel des ansonsten leerstehenden Areals am Rande des Stadtwaldes.
Sie finden zwar entgegen aller vorherigen Unkenrufe in der Ex-Kaserne durchaus verhältnismäßig akzeptable Bedingungen vor. Aber die vom Land eingerichtete Dependance der zentralen Aufnahmestation Schwalbach hat dennoch augenfällig Lagercharakter. Die Asylbewerber sind hier für jeweils einige Wochen untergebracht. Auf Abruf, bis die Bürokratie entschieden hat, an welchen Ort sie "umverteilt" werden.
Bis dahin ist es ihnen verboten, eine Arbeit anzunehmen. Da bleibt zwischen Behördenterminen und dem Ausfüllen von Formularen viel Zeit. Die zu nutzen, gibt es an der Unterkunft wenig Raum. Zwar befindet sich just nebenan das Sportgelände der Kaserne mit Basketballfeld, Turnhalle und Tennisplatz. Doch den Weg dorthin verwehren übermannshohe Zäune.
Weder die Flüchtlinge noch sonst jemand darf das bundeseigene Gelände gegenwärtig nutzen. Im Lagergelände gibt es derweil "kein ebenes Stück Rasen", bedauert Karl Reuter, der die Einrichtung für die vom Land beauftragte Beherbergungsfirma Czok und Vogel leitet. So mußte selbst der Sandkasten für die Kleinsten auf abschüssiges Gelände gestellt werden. "Hier ist jeder dafür, daß Basketballplatz und Sporthalle geöffnet werden", unterstützt der technische Betriebsleiter Hans Peter den Wunsch in Richtung Wiesbaden.
Ansonsten sind die beiden Führungskräfte voll des Lobes über die Rahmenbedingungen in der Kaserne. "Wir haben es gut getroffen", sagt Reuter. Die Gebäude seien in gutem Zustand. Zwei Wohnblocks hat das Land Hessen für fünf Jahre von der Bundesrepublik gemietet. Der eine ist Familien und alleinstehenden Frauen vorbehalten. Es gibt dort Vierbettzimmer, von denen jeweils zweien ein Bad zugeordnet ist. Das zweite Haus, Domizil 330 alleinstehender Männer, hat Gemeinschafts-Naßzellen jeweils für einen Flur. Es spricht für die Bewohner wie für die Einrichtung, wenn Reuter resümiert: "Wir sind in der überaus glücklichen Lage, über Gebühr viel Ruhe und zufriedene Leute hier zu haben."
Wie Gespräche mit einzelnen Flüchtlingen zeigen, scheinen denn auch aus ihrer Sicht keine gravierenden Schwierigkeiten zu existieren. Daß Probleme gar nicht erst entstehen oder rasch bewältigt werden können, geht auch auf die wachsende Unterstützung aus der Bevölkerung zurück.
Während die Kommunalpolitiker, die im Vorgeplänkel um die Einrichtung viel Ungemach an die Wand gemalt hatten, jetzt sehr still geworden sind und keinen Finger rühren, setzen sowohl das Aktionsbündnis für ein ausländerfreundliches Gelnhausen als auch örtliche Vereine positive Zeichen.
Reuter, der dankbar ist "für jede Hilfe, jegliche Unterstützung aber auch jede Kritik, die uns hilft, Verbesserungen zu erreichen", verspürt "sehr viel Unterstützung aus der Bevölkerung, sehr gute Resonanz und sehr viel Hilfsbereitschaft".
So spendierte kürzlich der TV Gelnhausen 150 Eintrittskarten für ein Handballspiel und durfte sich im Gegenzug über ein begeistert mitgehendes Publikum freuen. Einige sportliche Flüchtlinge trainieren bereits bei Vereinen, und demnächst soll zusätzlich eine Trainigsgruppe für die vielen Fußballanhänger in der Unterkunft eröffnet werden.
Auch die Bewohner der benachbarten US-Wohnsiedlung zeigen zunehmend Interesse an den neuen Nachbarn. Amerikanische Frauen veranstalteten Backabende und spendierten die dabei kreierten Kuchen den Flüchtlingen. Weitere Amerikanerinnen haben angeboten, Sportgruppen mit Flüchtlingen aufzuziehen. Immer wieder kommen Kleiderspenden, die in einem Second-hand-shop kostenlos an die Flüchtlinge abgegeben werden. Magazinverwalterin Elke Paul hat alle Hände voll mit Sortieren zu tun. Was noch fehlt? "Schuhe sind knapp. Und vor allem Babysachen, denn wir kriegen ja bald acht oder neun Babys."
Zum Bedauern Reuters und anderer Gutwilliger versuchen derweil Gerüchtemacher in der Stadt immer noch, Stimmung gegen die Flüchtlinge zu machen. Hinter vorgehaltener Hand wird manches Schauermärchen erzählt, das sich bei näherer Prüfung als barer Unsinn erweist. Bislang vermochte das nichts daran zu ändern, daß das nicht zuletzt von Christdemokraten vorausgesagte Chaos ausgeblieben ist. Das bestätigt auch Polizeichef Günther Oswald: Einen dramatischen Anstieg in der Kriminalitätsstatistik, wie es die Propaganda von rechts glauben machen will, gebe es nicht.
Wer bei einem Kreditinstitut mehr als 20 000 Mark hinblättert, soll namentlich erfaßt werden. Das schwebt dem Gesetzgeber vor. Die Geldhäuser würden die Latte gern um 10 000 Mark höher legen. Sollten die Beschäftigten "alle Bareinzahler ab 20 000 Mark aufschreiben, . . . ist bald ein Großteil der Kunden in einer Verdächtigtenkartei enthalten", sagt Sparkassen-Präsident Helmut Geiger.
Weniger klar formuliert er seine Befürchtung, daß die Drogenfahndung etliche andere Klienten verschrecken könnte. Geigers Petitum, zum Kampf gegen Geldwäsche festgehaltene Daten dürften "nicht für ganz andere Zwecke" verwendet werden, deutet an, um was es geht. Geschützt werden soll die Gilde der Steuerhinterzieher.
Handwerker, die keine Rechnung ausstellen, oder einer schnellen Mark nicht abholde Autohändler kommen bei den Banken regelmäßig mit größeren Summen vorbei. Die werden dann mit Vorliebe in Tafelgeschäfte gesteckt. Auf diese Occasionen, die auch die neue Zinsbesteuerung nicht unterbinden kann, möchte das Geldgewerbe nicht verzichten. Schließlich wissen Hinterziehungsprofis längst, daß die bei Tafelgeschäften üblichen Kupons auch im Ausland eingelöst werden können. Quellensteuerfrei, versteht sich. ptz (Bonn)
LJUBLJANA, 16. Juli (KNA) Der erste Apostolische Nuntius in Slowenien, Erzbischof Pier Luigi Celata, hat in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana Präsident Milan Kucan sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Im Blickpunkt: Süchtige in Haft Entzug mit Todesfolge
Der Tod eines heroin- und tablettensüchtigen Untersuchungshäftlings hat bei der Landesregierung in Hannover Nachdenken ausgelöst, ob Drogenkranke überhaupt in Haftanstalten gehören. Ein Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums sagte am Donnerstag im Gespräch mit der FR: "Vollzugsanstalten sind keine Krankenhäuser. Aber wenn ein Haftrichter Drogenabhängige einweist, kann die Anstalt sie nicht abweisen." Der Fall des 29jährigen Johannes K. erregte dadurch Aufsehen, daß die Schwester Strafanzeige wegen Verdachts eines Tötungsdelikts erstattet hat. Die Staatsanwaltschaft wird deshalb nun gegen Mitarbeiter, vor allem das ärztliche Personal der hannoverschen Vollzugsanstalt zu ermitteln haben. Dort war K. am 10. Juni eingeliefert worden. Der Haftbefehl stammte vom Amtsgericht Neustadt am Rübenberge, das den jungen Mann im Verdacht hatte, einen Einbruchsdiebstahl versucht zu haben. Umstritten ist schon, ob wegen eines solchen Tatvorwurfs die Anordnung von Untersuchungshaft erforderlich war.
Am Tage nach der Inhaftierung informierte nach Darstellung der hannoverschen Rechtsanwältin Barbara Klawitter K.'s Mutter den Anstaltsarzt von der Drogenabhängigkeit ihres Sohnes und wies auf die Gefahren hin, die ihm beim Entzug der Suchtmittel drohten; er selber habe zuvor schon die Befürchtung geäußert, einen Drogenentzug im Justizvollzug werde er nicht überleben.
Die Mutter wandte sich auch unmittelbar ans Justizministerium. Sie besuchte ihren Sohn dreimal, zuletzt am 19. Juni; ihr fiel auf, daß seine Augen schwarz umrändert waren. Als sie am 24. Juni wiederkam, wurde ihr mitgeteilt, sie könne ihn nicht sehen, er befinde sich auf Transport. Tatsächlich wurde Johannes K. - so die Anwältin - erst kurz danach abtransportiert. Zuvor habe er drei Tage lang außer einem Joghurt und einer halben Dose Cola nichts zu sich genommen. Mitgefangene hätten in der Nacht zum 24. Juni einen Vollzugsbediensteten gerufen, der sich aber nicht um K. habe kümmern wollen. Am Morgen sei K. bewußtlos auf dem Zellenboden liegend gefunden worden. Bedienstete hätten ihn an den Haaren auf den Flur gezogen und in die Krankenabteilung gebracht; dort sei vier Stunden lang nichts geschehen, bis eine Ärztin nach kurzer Untersuchung entschieden habe, ihn in die 200 Kilometer entfernte Vollzugsanstalt Lingen zu verlegen. Dort habe man ihn spät nachmittags gar nicht erst aufgenommen. Mit Blaulicht sei er ins Lingener Krankenhaus gebracht worden, wo er - offenbar qualvoll - gestorben sei.
Rechtsanwältin Klawitter meint, der Fall dokumentiere "Ignoranz, Überforderung und Unfähigkeit im Umgang mit drogenabhängigen Inhaftierten". Der Sprecher des Justizministeriums zog am Donnerstag aus dem Obduktionsbefund den Schluß, K. sei an einem Organversagen gestorben, das nicht dem Justizvollzugspersonal anzulasten sei. Er bestritt, daß es dem Häftling an Flüssigkeit gefehlt habe, und bezweifelte Angaben, daß K. an den Haaren aus der Zelle gezogen worden sei. Der Sprecher bestätigte aber: "Die Justizvollzugsanstalten sind mit Drogenabhängigen überfordert."
ECKART SPOO (Hannover)
Die Jugendaustausch-Organisation "Youth for Understanding" sucht kurzfristig noch Gastfamilien für amerikanische Jugendliche. Die 15- bis 17jährigen Schüler kommen in den nächsten Tagen an und nehmen bis zum 17. Juli an einem Sprachkursus teil. Wer bereit ist, einem Jugendlichen Unterkunft und Verpflegung zu bieten, sollte die Rufnummer 040 / 2 27 00 20 wählen. Die Nummer sollte ebenfalls anrufen, wer bereit ist, australische und neuseeländische Austauschschüler ab Januar bei sich aufzunehmen.
Jungen Erwachsenen, die zwischen 18 und 35 Jahren alt sind, bietet das Katholische Bezirksamt künftig immer am dritten Sonntag des Monats eine Möglichkeit zum gemeinsamen Gespräch und zum Kennenlernen. Der Treff schließt sich an den Abendgottesdienst im Frankfurter Dom an, der um 18 Uhr beginnt, erstmals also am Sonntag, 19. Juli.
Nach den Beobachtungen des Bezirksamts sind gerade diese Gottesdienste für junge Leute, die aus beruflichen oder schulischen Gründen neu nach Frankfurt gekommen sind, oft ein erster Schritt, sich im kirchlichen Bereich neu zu orientieren.
Initiator dieses Treffs und weiterer Angebote ist der Theologe und Sozialpädagoge Guido Osthoff, der vor kurzem von Düsseldorf nach Frankfurt kam und im Bezirksamt als Referent arbeitet. Für weitere Informationen ist er unter Telefon 1501 175 zu erreichen. tom
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CSFR Slowaken wird es mulmig Seite 2
Leitartikel Clintons Weg zur Mitte Seite 3
Bundeswehreinsätze Unter den Soldaten umstritten Seite 4
Brasilien Collor belog Öffentlichkeit Seite 5
Dokumentation Die Grünen - West und Ost Seite 7
Feuilleton Valle-Inclán in Berlin Seite 8
Wirtschaft Bonner Politik am Pranger Seite 9
Sport Tennis und Gesundheit Seite 13
Frankfurt Mehr Grün am Main Seite 15
Kulturspiegel Nathan in Eltville Seite 19
Hessen Zweisprachige Krankenpflege Seite 20
Aus aller Welt Absage an Drogenfreigabe Seite 24
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Freie Aussprache Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 14
Roman Seite 19
Filmspiegel Seite 21
Nach der deutschen Auswahl hat auch das Team der USA am Donnerstag das Halbfinale beim Federation-Cup in Frankfurt erreicht. Der Rekordsieger setzte sich im Viertelfinalspiel gegen Frankreich knapp mit 2:1 durch. Freilich bedurfte es schon des Punktes durch das in Frankfurt wohl beste Doppel. Denn nachdem Gigi Fernandez die in Kanada geborene Französin Mary Pierce klar mit 6:1, 6:4 besiegt hatte, schaffte Nathalie Tauziat im Spiel gegen Lori McNeil mit dem 6:4, 7:5 den zwischenzeitlichen Ausgleich. Gigi Fernandez und Pam Shriver sicherten schließlich mit dem 6:4, 6:2 über Nathalie Tauziat und Isabelle Demongeot den entscheidenden zweiten Punkt, der sie zum Halbfinalgegner der Deutschen beförderte.
Der aufgrund der Besetzung weitaus spannendere Vergleich als der zwischen Deutschland und Polen hätte mehr Zuschauer verdient gehabt als die wenigen Dutzend, die sich meist auf Court Nr. 1 verloren. Erst als nach Anke Huber auch Steffi Graf ihr Match beendet hatte, statteten die mehr Steffi- denn Tennis-Fans den anderen Viertelfinalpartnern eine Besuch ab. Die Begeisterung hielt nur so lange, bis Graf/Huber aufschlugen, so daß Tauziat und McNeil durch die abwandernden Zuschauer immer wieder in ihrer Konzentration gestört wurden. rs
Ein neuer Hausherr steht vor der Tür der Kommandozentrale des Düsseldorfer Warenhauskonzerns Horten. Es ist der Kölner Konkurrent Kaufhof. In den nächsten Tagen wird folgendes besiegelt: Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) verteilt verbindlich - wenn auch indirekt über eine Zwischenholding - die Hälfte der von ihr gehaltenen 51 Prozent der Horten-Aktien. Gewinner der seit neun Monaten andauernden Poker-Partie ist der Kölner Kaufhof. Obwohl nur zu einem Achtel beim Düsseldorfer Wettbewerber engagiert, werden die Domstädter dort demnächst den Takt angeben.
Der Verlierer steht ebenfalls fest. Er heißt Kaufring. Diese ehemalige Genossenschafts-Zentrale selbständiger mittelständischer Warenhausbesitzer und jetzige Aktiengesellschaft pokerte vor allem darum, durch eine Beteiligung an Horten die eigene Position durch ein größeres Einkaufs- und Großhandelsvolumen zu stärken. Verloren wurde angeblich nicht zuletzt auch deshalb, weil das Horten- Management den Kaufhof favorisierte. Der Kaufring, bisher dazu auserkoren, dem Kölner Konzern Paroli zu bieten, hat jetzt nach zähem Ringen mit dem mächtigen Kaufhof genervt aufgegeben.
Die Kölner sind damit am Ziel ihrer Wünsche. Kein Partner kann ihnen die dominierende Rolle im Horten-Hauptquartier noch streitig machen. Kaufring wird sich, wie gestern auf der Hauptversammlung bestätigt wurde, künftig bei Horten nicht wie bisher geplant zu einem Achtel beteiligen, sondern sich nur mit einem Merkposten von etwa fünf Prozent begnügen. Er hat sich damit zudem die Perspektive eröffnet, selbst in den Sog des Kölner Riesen zu geraten. Denn der von diesem kontrollierte Horten-Konzern ist zu 25 Prozent am Kaufring beteiligt.
Auf der Kaufring-Hauptversammlung überraschte Vorstandschef Helmut Massier die Aktionäre mit seinem Eingeständnis, de facto aufzustecken und sich bei Horten fortan in die Reihe der Kleinaktionäre einzuordnen. Er tröstete sich damit, daß auch künftig der gemeinsame Einkauf mit dem halbwegs gleich großen Nachbarn in Düsseldorf etwa über die dazu eingerichtete gemeinsame Gesellschaft Merkur funktioniere. Auch wolle man wie bisher "gestaltend Einfluß" auf die beiderseitigen Beziehungen nehmen.
Kaufhof-Chef Jens Odewald hat diese Botschaft wohl gehört. Er saß zweieinhalb Stunden lang in der Düsseldorfer Stadthalle, inmitten der 500 versammelten Kaufring-Eigner. Ob er Massiers Ansichten teilt, war seinem regungslosen Gesicht nicht zu entnehmen. Aber gleichgültig wird ihm die Reise in die Landeshauptstadt wohl nicht gewesen sein. Hat ihm doch der zuvor gefaßte Aufsichtsratsbeschluß des Konkurrenten die Chance gegeben, wieder einmal die bislang höchst erfolgreiche unternehmenspolitische Strategie des hinter ihm stehenden Metro-Imperiums vorzuexerzieren: Sich per kartellrechtlich kaum anfechtbaren Mini-Beteiligungen maßgeblichen Einfluß bei Wettbewerbern zu sichern.
Die Chancen für die zusätzliche Herrschaft bei Horten stehen für den Kaufhof bestens, wie ein Blick auf die künftige Eigentümer-Struktur zeigt. Die Westdeutsche Landesbank bringt danach von ihrem bisherigen Besitz von 50,11 Prozent des Horten-Kapitals 49 Prozent in eine eigene dazu geschaffene Holding ein. An dieser Gesellschaft bleibt die Bank zur Hälfte beteiligt. Die andere aber steht zur Disposition und damit - durchgerechnet und indirekt - 24,9 Prozent des Horten- Kapitals. Das war an sich schon 1991 so ausgemacht worden. Kaufhof und Kaufring sollten damals gleichmäßig teilen. Beide hatten sich aber bis Ende Juli 1992 Verhandlungs- und Bedenkzeit erbeten, um ihre Interessen zu prüfen.
Da der Kaufring aufgab, soll der Kaufhof mit 24,9 Prozent in die Holding einsteigen. Das entspricht einem Achtel-Engagement bei Horten. Der Kaufring begnügt sich mit zehn Prozent - bescheidene 4,9 Prozent der Horten-Papiere. Die überraschend freigewordenen 15 Prozent sind bei mysteriösen "institutionellen Anlegern" untergebracht. spi
Numerus Clausus im Wintersemester weitgehend unverändert
WIESBADEN. Die Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus) an den hessischen Hochschulen bleiben im kommenden Wintersemester 1992/93 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Nur in einigen neuen Studiengängen sowie im Fach Volkswirtschaftslehre (hier bundesweit) wird es einen neuen Numerus Clausus geben. Die im vergangenen Winter nach kontroversen Diskussionen erstmals eingeführten Beschränkungen für das Fach Sozialpädagogik an Fachhochschulen bleiben auf Antrag der betreffenden Hochschulen bestehen. Das teilte das Wiesbadener Wissenschaftsministerium auf Anfrage mit.
Daß nach der Betriebswirtschaftslehre jetzt auch die Volkswirtschaftslehre bundesweit von Zulassungsbegrenzungen betroffen ist, wird an den hessischen Universitäten zu einer deutlichen Senkung der Anfängerzahlen führen. Hatten sich 1991/92 noch landesweit 352 Abiturienten neu in diesem Fach einschreiben können (ein Teil von ihnen wechselt erfahrungsgemäß später ins begehrtere Fach Betriebswirtschaft über und "umgeht" so dessen Beschränkungen), so werden bei den Volkswirtschaftlern 1992/93 jetzt nurmehr 220 Erstsemester aufgenommen.
Genehmigt hat das Wiesbadener Ministerium Begrenzungen für drei neue Studiengänge - vor allem, weil man sich hier in der Anfangsphase zunächst unsicher über die zu erwartende Nachfrage sei und überraschende Engpässe vermeiden wolle. 40 Plätze stehen an der Fachhochschule Wiesbaden schon seit dem Sommersemester für das neue Fach "International Business Administration" zur Verfügung. 60 Studierende dürfen 1992/93 erstmals an der Uni Marburg mit dem Studium der Informatik beginnen; 40 Plätze gibt es an der Uni Frankfurt im neuen Studiengang "Theater, Film und Medienwissenschaft".
Hochschulintern hat es an den Universitäten in Gießen und Frankfurt außerdem Diskussionen über einen möglichen Numerus Clausus im Fach Jura gegeben. In Frankfurt gab es dafür aber nicht einmal ein Votum des betroffenen Fachbereichs; in Gießen scheiterte ein entsprechender Wunsch aus dem Fachbereich in den zentralen Uni-Gremien. Das Ministerium mußte also garnicht erst entscheiden und beurteilt die Studienbedingungen auch nicht als derart miserabel, daß von Landesebene aus vorsorglich Zulassungsbeschränkungen hätten verhängt werden müssen.
me
Skateboardfahren, im Nordwestzentrum verboten, wird jetzt, zumindest für fünf Tage, ganz in der Nähe möglich: Auf dem Schwarzen Platz können Jugendliche vom 20. bis 24. Juli jeweils ab 10 Uhr ihre eigene Bahn errichten. Der städtische Jugendclub der Nordweststadt sorgt in dieser Zeit für Betreuung und Verpflegung.
Der "Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit" (bsj), vor kurzem mit dem Spinnennetz und anderen Spielen in den Titus-Thermen erfolgreich, wird die Aktion anleiten. Die technische Leitung hat das Sport- und Badeamt, für die Organisation sorgt das Jugendamt. Im Herbst des vergangenen Jahres gab es ein solches Skateboardfahren in Nieder-Erlenbach. tom
BAD HOMBURG. Eine Wehranlage vergleichbar der Chinesischen Mauer war der Limes nie. Er war eher eine Art Demarkationslinie und sollte die Grenze des Römischen Reiches gegenüber den Germanen deutlich machen. Konkret schützen konnte er nur vor Überfällen kleinerer Gruppen. Er erlaubte jedoch an seinen Übergangsstellen die Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs und das Eintreiben von Zöllen. Einen eher unbedeutenden Grenzpunkt für den Handel gab es auch bei der Saalburg.
Der sogenannte obergermanische Limes begann nördlich von Rheinbrohl bei Neuwied, zog südöstlich zum Taunus, überschritt die Kinzig bei Großkrotzenburg, lief den Main entlang bis Wörth und ging südwärts zum Neckar. Das Usinger Becken lag außerhalb des Limes. Das Wort Limes bedeutete bei den Römern ursprünglich nur Ackergrenze. Erst im Laufe der Zeit wurde es als Bezeichnung für Reichsgrenzen verwendet. Limites, so lautet der Plural, gab es unter anderem auch in Syrien und Jordanien. Einer der bekanntesten ist der Hadrianswall in England.
Begonnen wurde der obergermanische Limes 84 nach Christus unter dem römischen Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.). Anfangs war er nicht mehr als ein von Holztürmen aus bewachter Weg. Unter der Regierung Kaiser Hadrians (117 - 138 n. Chr.) errichteten die Soldaten hölzerne Palisaden. In der Mitte des zweiten Jahrhunderts wurden die Holztürme durch Steintürme ersetzt. Erst Anfang des dritten Jahrhunderts legten die Grenztruppen schließlich hinter den Holzpalisaden einen Graben und einen Wall an.
Daß der Limes keine perfekte Verteidigungslinie war, sondern nur eine überwachte Grenze, zeigt sich an wenigen Soldaten, die dort ihren Dienst versahen. Die Abstände zwischen den Wachtürmen betrugen zwischen 300 und 1000 Meter, in einem Turm hielten nicht mehr als vier oder fünf Männer Wache. Um sich zu verständigen gaben sie Zeichen mit Fahnen oder bliesen in Hörner. Die übrigen Soldaten waren in Kastellen in einiger Entfernung des Limes stationiert. Im Taunus gab es unter anderem ein Kastell auf der Saalburg mit ungefähr 500 Mann und über zehn Kilometer entfernt auf dem Feldberg ein kleineres, das etwa 150 Legionäre umfaßte.
Während des 2. Jahrhunderts herrschte jahrzehntelang Frieden in der Umgebung des Limes, und es wuchs im dortigen Gebiet ein gewisser Wohlstand heran. Anfang des 3. Jahrhunderts geriet das Weltreich der Römer jedoch in eine Krise. Immer wieder gelang es den Germanen, ins Reich einzufallen. Um das Jahr 220 nach Christus mußten die Römer den Limes schließlich aufgeben, das Land östlich des Rheins ging verloren. Damals wurde auch die Saalburg zerstört. jom
KÖNIGSTEIN. Ein 13 Jahre alter Junge ist am Donnerstag mittag auf der Bundesstraße 8 in der Felsenkurve kurz vor dem Ortseingang von Königstein schwer gestürzt. Nach Angaben der Polizei geriet er aus unbekannten Gründen mit seinem Fahrrad auf den Gehsteig und strauchelte. Obwohl er einen Schutzhelm trug, zog er sich erhebliche Kopfverletzungen sowie Prellungen und Hautabschürfungen zu. Der Junge wurde zur stationären Behandlung in ein Hofheimer Krankenhaus gebracht. che
bitte Initial
Mathematik ohne Computer und Chemie ohne Schwefelsäure Als Nadja aus Petersburg die Wurzeln im Kopf ziehen wollte, schenkte ihr der Lehrer der Humboldtschule einen Taschenrechner
Die Finanzierung der S-Bahn-Stationen Frankfurt-Messe und Oberursel- Stierstadt wird vom Land Hessen gesichert, wie der hessische Finanzminister Ernst Welteke (SPD) erklärte. Der Frankfurter Magistrat war zuvor von Äußerungen des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Wilhelm Knittel, aufgeschreckt worden: Knittel hatte am 30. Mai mitgeteilt, der Bund ziehe sich aus der Finanzierung des 45 Millionen Mark teuren S-Bahnhofs Messe zurück.
OB von Schoeler wollte einen Protest- Brief an Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) auf den Weg bringen. Minister Welteke legte jetzt dar, was Staatssekretär Knittel offenbar nicht wußte: Mit der Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) ist die Kompetenz für Projekte des öffentlichen Personennahverkehrs mit Kosten von unter 100 Millionen Mark vom Bund auf die Länder übergegangen - rückwirkend vom 1. Januar 1992 an.
Das bedeutet: Die Bundesregierung stellt 80 Prozent des Geldes nach dem GVFG als Finanzhilfe zur Verfügung und überläßt es den Ländern, welche Vorhaben sie damit fördern wollen. Welteke stufte die S-Bahn-Station Messe als wichtig ein. jg
WIESBADEN. Gero Kolter blickt ohne die geringste Wehmut zurück: "Während meiner Ausbildung", erinnert sich der Direktor der Hessischen Bereitschaftspolizei, "glich diese Unterkunft einer Kaserne." Das war in den 60er Jahren. Mit schäbigen Schlafräumen, tristen Kantinen und grauen Schulzimmern mag man den Polizeischülern heute nicht mehr kommen. Die Mudra-Kaserne - zwischen 1906 und 1908 erbaut und Domizil der Bereitschaftspolizei in Mainz-Kastel - wird seit Jahren auf Vordermann gebracht. Ziel: "Internats-Atmosphäre".
Anfang August werden eine neue Sporthalle samt unterirdischer Schießanlage und ein modernes Lehrsaalgebäude zur Verfügung stehen. Sie sind - wie die anderen drei vor kurzem errichteten Unterkünfte aus Klinkerbausteinen - architektonisch reizvoll gestaltet. Nur noch ein weiterer Schlaf- und Wohnbau steht aus. "Dann", sagt Polizeichef Kolter, "sind wir am Ziel unserer Wünsche angelangt."
Auf freundliche Atmosphäre legen die Polizisten größten Wert. Immerhin wird hier Hessens Polizeinachwuchs ausgebildet, und die jungen Leute sollen sich während ihrer Lehrzeit in Kastel wohlfühlen. Jeder angehende Polizist, der später bei der Schutz-, Kriminal- oder Wasserschutzpolizei Dienst tun will, muß bei der Bereitschaftspolizei die Schulbank drücken. Deren Beamte werden nämlich nicht nur zu Demonstrationen, Großveranstaltungen oder spektakulären Geiselnahmen gerufen - gewissermaßen als "Einsatzreserve des Landes"; eine zweite wesentliche Aufgabe ist die Grundausbildung der 16 bis 27 Jahre alten Polizeischüler, von denen seit neuestem knapp die Hälfte Mädchen und Frauen sind.
In Kastel lernen die jungen Leute in Theorie und Praxis alles, was einen guten Polizisten ausmacht. Konfliktbewältigung beispielsweise: Wie schlichtet man Streit, wie sind widerspenstige Zeitgenossen zu behandeln? Rechts- und Staatsbürgerkunde gehören ebenso wie Maschineschreiben, Sport- und Schießunterricht dazu. Wobei vor allem letzterer nicht dem Vergnügen dient. "Unsere Leute müssen fit sein", lautet die Devise.
Entsprechend ist das Training ausgerichtet. Etwa die schweißtreibenden Jiu- Jitsu-Lehrgänge - Selbstverteidigungskurse unter Berücksichtigung polizeilicher Erfordernisse. Ähnlich die Schießstunden in "einer der modernsten Anlagen der Bundesrepublik". Dias und Filme simulieren heikle Situationen im Polizeialltag: Den Finger am Abzug, lernen
sie in Sekundenschnelle zu entscheiden - abdrücken oder nicht. Geübt wird mit Rücksicht auf lärmempfindiche Nachbarn unterirdisch und schallisoliert. Denn Wiesbadens Bereitschaftspolizisten
Nach der Grundausbildung bleiben die Youngsters noch ein bis eineinhalb Jahre im Dienst der Bereitschaftspolizei, im Wartestand sozusagen, bis irgend-
Zum Beispiel, wenn José Carreras vor 10 000 Zuhörern im Freien Arien trällert. "Wir waren mit einem Lichtmastkraftwagen vor dem Wiesbadener Kurhaus zur Stelle", berichtet Hauptkommissar Fritz Spruck. Vorkehrung für alle Fälle. Wäre nämlich an jenem Abend der Strom ausgefallen, hätte allzu leicht eine Panik entstehen können.
Oder Schutzdienst zur Vorweihnachtszeit: Um Langfingern während des Einkaufsrummels das Handwerk zu legen, flanieren bis zu 30 Bereitschaftspolizisten im Dezember durch die City der Kurstadt und unterstützen damit ihre Kollegen vom Wiesbadener Polizeipräsidium, die so viele Beamten gar nicht freistellen könnte. Sie schützen Prominenz aus Politik und Wirtschaft - in der Landeshauptstadt ein weites Arbeitsfeld.
Dienst tun sie auch auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Dort übrigens - während der Auseinandersetzungen um den Bau der Startbahn West - gerieten sie wegen der Härte ihres Einsatzes immer wieder in die Schlagzeilen.
Lange Zeit klagte Hessens Polizei über Nachwuchsmangel. Diese Sorge ist Innenminister Günther seit mindestens einem Jahr los. "Wir haben genügend Berufsanwärter", berichtet Gero Kolter. Der Polizeidirektor führt dies auf eine veränderte Laufbahnregelung zurück, die den jungen Leuten künftig bessere berufliche Aufstiegschancen eröffnen wird.
Und natürlich auch auf die attraktive "Schule" in Kastel, die entgegen ihrem Namen "mehr Internat als Kaserne" sei.
WIESBADEN. Weil sie "die schöne Aussicht auf Wiesbaden genießen wollten", kletterten am Mittwoch abend zwei 18jährige Taunussteiner über ein Gerüst auf das Dach eines Hauses an der Friedrichstraße und sorgten dort für beträchtliche Aufregung. Die zwei Klettermaxe hatten einen über den Durst getrunken und mußten von der Feuerwehr aus luftigen Höhen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Übrigens mit Handfesseln versehen, die ihnen die Polizei zur Sicherheit angelegt hatte.
Während der Aktion mußten die Friedrichstraße gesperrt und die Stadtbusse umgeleitet werden. Den Auf- und Abstieg werden die zwei so bald nicht vergessen: Die Feuerwehr wird ihnen eine Rechnung für den Einsatz schicken, und die Polizei hat eine Anzeige angekündigt. maf
Wegen der illegalen Vermietung einer Wohnung zu gewerblichen Zwecken ist ein Frankfurter Hauseigentümer von der Stadt zur Kasse gebeten worden. Für die widerrechtliche Überlassung einer Zweizimmerwohnung im Westend zu einer auf drei Jahre befristeten gewerblichen Nutzung mußte der Besitzer jetzt 15 000 Mark an die Stadtkasse zahlen.
Nach Mitteilung der Stadt hatte bei der Ahndung dieser Zweckentfremdung das Amt für Wohnungswesen von einem "weitgehend unbekannten Instrument des Ordnungswidrigkeitengesetzes" Gebrauch gemacht. Während im Fall einer Zweckentfremdung zumeist ein Bußgeld erhoben wird, biete das Gesetz für den Fall, wo ein subjektives Verschulden nicht nachweisbar oder die "Bestrafung" durch Bußgeld nicht sinnvoll sei, die Möglichkeit, den durch die Ordnungswidrigkeit erlangten wirtschaftlichen Vorteil abzuschöpfen. Von diesem rechtlichen Instrument hat die Behörde nun im vorliegenden Fall Gebrauch gemacht. sar
BAD HOMBURG. Sie kam aus Leningrad in der Sowjetunion, sie kehrt zurück nach Sankt Petersburg in Rußland: Nadja Drushinina ist seit fast einem Jahr die erste russische Gastschülerin im Hochtaunuskreis, vielleicht sogar in Deutschland. Wie sie Bad Homburg erlebt, darüber berichtet die 16jährige in einem Beitrag, der mit dieser dritten Folge abschließt.
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wird es in Frankfurt drei weitere Grundschulen geben, die die Kinder bis zum frühen Nachmittag betreuen. In der Merian-, der Ackermann- und der Walter-Kolb-Schule können dann die Sechs- bis Zehnjährigen noch bis 14 Uhr in den Räumen und auf dem Gelände ihrer Schule spielen, basteln, sich entspannen.
Mit diesem Angebot, das vom Februar 1993 an auch für die Bonifatius-, die Liebfrauenschule und die Schule am Hang in Bergen-Enkheim gelten soll, reagiert die Stadt auf die steigende Nachfrage nach betreuenden Grundschulen von seiten alleinerziehender Mütter und Väter. sar
Mit Klagen vor dem Arbeitsgericht Frankfurt wollen sieben Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätte 16 in Praunheim erreichen, daß sie in eine höhere Besoldungsgruppe nach dem Bundesangestelltentarifvertrags (BAT) eingestuft werden. Sie empfinden es als ungerecht, daß die Stadt nach einer seit Februar geltenden Regelung die höhere oder niedrigere Eingruppierung der jeweiligen Mitarbeiterinnen davon abhängig macht, ob sie in "Problemgebieten" der Stadt beschäftigt sind oder in "normalen" Tagesstätten. Die Erzieherinnen, die etwa im Innenstadtbereich arbeiten, erhalten mehr Geld, weil dort von ihnen eine "fachlich besonders anspruchsvolle Tätigkeit" verlangt werde. Nach dieser Einstufung sind die Beschäftigten von 79 der 127 KTs privilegiert.
Eine Privilegierung, in deren Genuß sie aufgrund ihrer konkreten Arbeitssituation auch kommen müßten. Gisela Zeppernick, eine der Klägerinnen und Leiterin der Kita 16, meinte, wenn man die Elle "Problemgebiet" anlege, seien die Voraussetzungen erfüllt. Zwischen 54 und 56 Prozent der dort betreuten Kinder seien Ausländer.
Die Erzieherinnen klagten praktisch ins Blaue, denn die Stadt hatte sich bis zum ersten Termin vor dem Arbeitsgericht "aus taktischen Gründen" geweigert, die Gesichtspunkte für die Höherbesoldung zu benennen. Nach diesem Termin, der voraussehbar zu keinem Vergleich führte, war Dieter Hinkel, zuständiger Abteilungsleiter im Personalamt, bereit, die Karten aufzudecken. Die Tagesstätte muß in einem vom Magistrat ausgewiesenen sozialen Brennpunkt liegen oder in dessen Einzugsbereich. Sie liegt in Ortsteilen, wo Lern- und Spielstuben eingerichtet wurden oder wo es Streetworker gibt. Zudem müssen überwiegend ausländische oder aber behinderte Kinder betreut werden. Diese Voraussetzungen seien hier nicht erfüllt, sagte Hinkel.
Bei einer 35jährigen Erzieherin, verheiratet mit einem Mann, der nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, und zwei Kindern beträgt der monatliche Bruttoverdienst 4327 Mark, bei einer "Problem-Tagesstätte" 4536 Mark.
Über die Klagen der Erzieherinnen wird nun erst im Janaur kommenden Jahres weiterverhandelt werden. enk
Die Mauern vorm Fluß sollen fallen: Planer. . .
(Fortsetzung von Seite 15)
Das Consilium sieht die Mainuferstraßen künftig als "Erlebnis- und Erholungsraum", als Sphäre "für experimentelle Nutzungen, die sich auch als sozialer Prozeß entwickeln können" - immer vorausgesetzt, die Stadt sperrt die Asphaltbänder "als ersten Schritt an den Sonntagen". Die beratenden Planer denken sich die Straßen als Flächen "zum Skateboard-, Rollschuh- oder Fahrradfahren", für Auftritte von Künstlern und "Gaststättenfunktionen". In der Wirklichkeit gab es 1991 eine Sperrung von sechs Wochen während der Sommerferien nur auf der nördlichen Mainuferstraße.
1992 haben die Automobile wieder völlig freie Fahrt - mit der unverständlichen Begründung des Magistrats, wegen des demontierten Eisernen Steges fehle es an Fußgängern auf dem Ufer. 1993 werde der Gedanke an Rückeroberung der Uferstraßen wieder aufgegriffen.
Die "Hafen I" dreht mit kleiner Bugwelle bei. Wunsch und Wirklichkeit: Beim Stadtraum Main liegen sie noch weit auseinander. Das gilt auch für die Öffnung der Ufer als grüne Parkzonen. In Höchst etwa stößt der Spaziergänger am nördlichen Flußsaum auf eine unüberwindliche Barriere: das Werksgelände des Chemiekonzerns Hoechst AG. Mit dem will die Stadt verhandeln, damit auch innerhalb des Fabrik-Areals ein Rad- und ein Fußgängerweg am Wasser entlangführen.
Insgesamt 2,4 Kilometer lang soll die Zone des "Mainufer-Parks" sich eines schönen Tages zwischen Deutschherrnbrücke und Niederräder Brücke erstrekken. Als erstes Teilstück kommt wohl die Weseler Werft zwischen Flößerbrücke und Honsellbrücke an die Reihe.
Nach langer, scharfer Debatte hat sich im Consilium die Empfehlung durchgesetzt, auch jene Mainufer zum geordneten Park umzugestalten, auf denen heute Grün noch frei wuchert. Beispiel: die Strecke am Südufer zwischen Schlacht- hof und Oberräder Rudererdorf. Oberstadtbaurat Domany aus Wien: "Die ökologische Zielsetzung muß hinter der Nutzbarkeit zurückstehen." Heute kämen Fußgänger nicht über den Parkplatz am Tiefkai östlich der Flößerbrücke hinaus - er wird "als Sperre empfunden, gerade von Frauen" (Planer Steiger aus Zürich).
Wo das Wasser des Mains noch an aufragende Kaimauern stößt, wollen Consilium und Stadtplaner ein grünes Vorland aufschütten lassen. Beispiel: der Theodor- Stern-Kai in Höhe der Universitätskliniken, der durch eine 30 Meter weit in den Main hineinragende Grünzone ergänzt werden soll. Hinter dem Kai entstehen auf einem dreieckigen Brachgrundstück 300 Wohnungen, vor allem für ärztliches Personal. Dem Fluß bliebe an der Stelle noch eine Breite von 150 Metern.
Auch den Tiefkai am Deutschherrnufer möchte das Consilium zum Park umformen. Da steht sich der Magistrat selbst im Wege: Gerade ist dort ein Parkplatz für Sachsenhäuser Kneipenbesucher eröffnet worden - den werden Autofahrer nicht gern wieder hergeben.
(Siehe auch oben: "Kein Luxus . . . ")
WIESBADEN. Die US-Army hat in den Vorwochen ihre Kampfhubschrauber vom Flughafen Erbenheim abgezogen und durch Transporthubschrauber ersetzt. Sie versetzte damit die Politiker in höchste Alarmbereitschaft. SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek- Zeul forderte Landes- und Bundesregierung auf, den Abzug der neuen Helikopter zu verlangen, und Wiesbadens Bürgermeister Diehl (CDU) ist "verwundert" darüber, daß die Stadt über den Wechsel der Hubschrauber-Typen nicht informiert wurde. Jede Bewegung auf dem Erbenheimer Flugplatz wird in der Region argwöhnisch beobachtet. Nachdem sich nämlich die politische Landschaft in Europa grundlegend veränderte und die Amerikaner eine Reduzierung ihrer militärischen Präsenz in Europa ankündigten, hoffte man in Wiesbaden, daß die US-Army von ihren Stationierungsabsichten auf Erbenheim völlig abrücken und den Flugplatz aufgeben würden. Aus diesem Grund ließ die Stadt auch das Verfahren ruhen, das sie wegen der Reaktivierung des Flugplatzes gegen die Bundesregierung angestrengt hatte. Doch Hoffnungen auf einen baldigen Abzug der Amerikaner aus Erbenheim scheinen trügerisch. "Wunschdenken" nannte sie beispielsweise gestern Christina Schwarze von der US-Army in einem FR-Gespräch.
Die von der Bundesregierung versprochenen Verhandlungen mit den Amerikanern über die Zukunft des Erbenheimer Flugplatzes zeitigten nicht den von Wiesbaden gewünschten Erfolg. "Deshalb werden wir das Verfahren gegen die Regierung in Bonn wieder aufnehmen", kündigte Hildebrand Diehl an. Wiesbadens Rechtsposition: Der Flugbetrieb wurde ohne Genehmigung aufgenommen. Die kann übrigens ohne eine Anhörung Wiesbadens nicht erteilt werden.
Für die US-Army sind die harschen Töne aus Wiesbaden zum Wechsel der Hubschraubertypen "viel Lärm um nichts". Es sei doch egal, ob Kampf- oder Transporthubschrauber in Erbenheim stationiert sind, meinte Christina Schwarze. "Wir haben nur das Gerät ausgetauscht." Doch so einfach ist das für die Wiesbadener nicht: Sie wollen laut Bürgermeister Diehl in Erbenheim "keine Maßnahmen" dulden, "die zu Rechtsnachteilen für die Gemeinde und für die Bevölkerung führen". maf
Beamte von Kripo und Schutzpolizei haben am Mittwoch nachmittag an der Hauptwache eine 18jährige Marokkanerin und einen 15 Jahre alten Landsmann festgenommen. Der jungen Frau und dem Jugendlichen wird angelastet, eine etwa 20köpfige Jugendbande angeführt zu haben, die seit März dieses Jahres in Dutzenden von Fällen Passanten und Geschäftsleute im Bereich Hauptwache beraubte, nötigte, bedrohte und anpöbelte. Die Gruppe setzt sich nach Angaben der Polizei durchweg aus Marokkanern im Alter zwischen 15 und 19 Jahren zusammen. Über die jetzt festgenommenen mutmaßlichen "Köpfe" der Bande führt das Kommissariat für Straßenraubdelikte (K 14) dicke Akten. Die 18jährige trat bereits 35mal, der 15jährige, nach Polizeieinschätzung ihr "Stellvertreter", in 20 Fällen in Erscheinung.
Mit wachsender Sorge betrachtet die Kripo nach den Worten von Polizeisprecher Manfred Feist die Zunahme der Straftaten an und unter der Hauptwache. Passanten wurden die Armbanduhren von den Handgelenken gerissen, Jugendliche wurden mit Messern bedroht, um an deren Lederjacken zu kommen, Kunden wurden am Betreten von Geschäften gehindert, einer Geschäftsfrau wurde Tränengas in die Augen gesprüht, und selbst ein uniformierter Mitarbeiter des von der Stadt beschäftigten Bewachungsunternehmens IHS wurde angegriffen und am Fuß verletzt. Opfern dieser Straftaten, so Feist, seien vielfach Schläge angedroht worden, falls sie bei der Polizei Anzeige erstatten sollten.
Die Ermittlungen des 14. Kommissariats gestalteten sich langwierig und schwierig. Feist: "Wir wußten, daß es sich bei den beiden um die Rädelsführer handelte, aber wir mußten Zeugenaussagen auswerten und Fakten sammeln, die gerichtsverwertbar sind."
Am Mittwoch kurz nach 17 Uhr wurden die Festnahmen an der Hauptwache durchgeführt. Die 18jährige, deren Eltern außerhalb von Frankfurt wohnen, lebt in einem Jugendwohnheim und hielt sich dort nur zum Schlafen auf. An ihrem angeblichen Arbeitsplatz, dem Lager eines Versandhauses, wurde sie nie angetroffen.
Der ebenfalls festgenommene 15jährige hat keinen festen Wohnsitz. Bei der Polizei stritt er die Beteiligung an den vorgeworfenen Straftaten ab. Die 18jährige schweigt. Beide sollen der Jugendrichterin vorgeführt werden, die über die Anordnung von Untersuchungshaft zu entscheiden hat. enk
Etwa 200 Polizeibeamte mehr stünden in Frankfurt zur Verbrechensbekämpfung zur Verfügung, wenn die rot-grüne Landesregierung das CDU-Konzept "Mehr Sicherheit für Hessen" umsetzen würde. Das sagte kürzlich die OB-Kandidatin der Frankfurter CDU, Petra Roth.
Die Politikerin rechnete vor: Durch den Einsatz von Hilfspolizei zum Objektschutz könnten etwa 140 Polizeibeamte für andere Zwecke eingesetzt werden. Die Bearbeitung von Bagatellunfällen durch die "originär zuständigen Verfolgungsbehörden" brächte weitere 40 Beamte in Frankfurt. Die Überstellung von Gefangenen sei auch durch private Wachdienste und Justizbeamte machbar: wiederum eine Ersparnis von 15 Polizisten.
Roth schlug weiter vor, hilflose Personen unter Aufsicht von medizinisch vorgebildetem Personal unterzubringen und eine zentrale Ambulanz für diese Fälle zu schaffen. Das Ordnungsamt müsse überdies während 24 Stunden täglich ausreichend besetzt sein, damit die Polizei nicht abends oder am Wochenende durch Wartezeiten belastet werde.
Die CDU-Politikerin appellierte an den rot-grünen Magistrat, diese Vorschläge aufzugreifen, wolle er sich nicht unglaubwürdig machen. jg
ESCHBORN. Der Versuch, seinen durchs offene Fenster entwischten Kanarienvogel wieder einzufangen, endete für einen 28jährigen kläglich: Der Mann brach sich beim Sturz von einem Nachbarsbaum, in dem das Tier rastete, ein Bein. Und: Der Vogel flog auf Nimmerwiedersehen davon. wbt
Möglicherweise schon im September oder Oktober dieses Jahres werden der Stadt 200 Wohnungen in der Großgemeinde Maintal zur Verfügung stehen, die bis vor kurzem von Angehörigen der US- Streitkräfte bewohnt wurden. Wie der Leiter des Personalamtes, Eckhard Götzl, am Donnerstag auf Anfrage erklärte, ist der Mietvertrag mit dem privaten Eigentümer des Gebäudekomplexes unterschriftsreif. Es bedürfe nur noch eines entsprechenden Beschlusses des Magistrats, mit dem im August zu rechnen sei.
Bei den Verhandlungen sei Einigkeit darüber erzielt worden, daß das Geschäft nur auf der Basis der ortsüblichen Vergleichsmiete laufen solle. Die Amerikaner hatten in der Vergangenheit Mieten gezahlt, die wesentlich darüber lagen. Daß der Neuabschluß niedriger liegt, erstaunt Fachleute im Römer nicht. Hier habe wohl für diesen Vermieter den Ausschlag gegeben, daß man mit der Stadt als Vertragspartner seriöse Klientel in die Wohnungen bekäme.
Potentielle Nachmieter sind theoretisch alle, deren Arbeitsplätze in Frankfurt liegen. Die Stadt wird dann je nach Einkommen der Betreffenden die Mieten nach dem Frankfurter Modell auf ein erträgliches Maß hinuntersubventionieren. Da das Personalamt die Verhandlungen führte, ist offenkundig, daß diese Wohnungen wohl vorrangig an Beschäftigte der Stadt vergeben werden sollen. Wie Götzl sagte, könnte so bezahlbarer Wohnraum für Kräfte zur Verfügung gestellt werden, die die Stadt brauche und die ansonsten wegen der Wohnungsmisere in Frankfurt hier wohl kaum Arbeit suchen würden. "Ich denke da an den Hilfspolizisten oder an den Ingenieur für die Bauaufsicht."
Bislang hat die Stadt laut Götzl kein weiteres derart großes Mietobjekt in Sicht. Nach schon etwas älteren Schätzungen des Hauptamtes könnten mittelfristig in Frankfurt und zumal im Umland nach einem weiteren Truppenabzug rund 1300 Wohnungen freiwerden, die entweder das Bundesvermögensamt oder das Wohnungsamt der US-Armee angemietet hatten. Wie Wilhelm Thomas vom Hauptamt sagte, reagierten aber viele Vermieter dieser Wohnungen gegenüber städtischen Angeboten mehr als zurückhaltend. Sie wollten nicht auf die bislang hohen Mieten verzichten. Die Stadt stoße hier an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten. enk
ALTKREIS DIEBURG. Wie in jedem Jahr wird auch 1992 der hessenweite "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" begangen. Für diesen Tag, Sonntag, 6. September, sind im Bereich des Altkreises Dieburg zahlreiche Veranstaltungen geplant. Hier eine vorläufige Übersicht:• Im Otzberger Ortsteil Lengfeld wird von 10 Uhr an die "Alte Schmiede" (Zum Borngraben 15) geöffnet sein. Ein Schmiedemeister wird seine Arbeit vorführen. Die Organisation liegt bei Museumsleiter Gerd Grein vom Museum Otzberg.
• Im Otzberger Ortsteil Hering wird es einen "Bilderlehrpfad" in der einstigen Burgmannensiedlung geben. Historische Fotos erlauben einen Vergleich mit der heutigen Situation.
• In Messel besteht die Möglichkeit, an Führungen zu paläonthologischen Grabungen innerhalb der ehemaligen Ölschiefergrube Messel teilzunehmen. Dazu ist allerdings eine Voranmeldung bei Annegret Höllwarth erforderlich. Ihre Adresse: Albert-Schweitzer-Straße 41 a in 6101 Messel.
• In Babenhausen stehen Stadtführungen mit Schloßbesichtigungen auf dem Programm.
Amtsgerichtsdirektor Günther Keim, einer der besten Kenner der jüdischen Geschichte der Stadt, wird um 16 Uhr über den Judenfriedhof in Dieburg führen. Dieser war zentrale Begräbnisstätte für die ehemaligen jüdischen Gemeinden im weiten Umland.
• Die Bauverwaltung des Kreises Darmstadt-Dieburg richtet einen Tag zuvor, am Samstag, 5. September, einen Tag der offenen Tür aus. Dabei findet auch die Verleihung des Denkmalschutzpreises 1992 des Kreises statt. Ferner ist dort ein Fachvortrag über bautechnische Probleme beim Sanieren von Fachwerkhäusern und ihre denkmalschutzrechtlichen Zusammenhänge vorgesehen. sch
OBERURSEL. Neun von zehn Nekkermann-Beschäftigten plädieren für ein Kinderbetreuungsangebot in Firmennähe. Das ergab eine Umfrage unter den 680 Angestellten. Und Sozialdezernent Gerd Krämer (CDU) kündigt bereits ein "Modell" an: Krabbelstube, Kindergarten und Hort unter einem Dach. Eine gemeinsame Einrichtung von Firmen und Stadt wurde schon oft angekündigt. Doch die Verhandlungen scheinen ins Stokken geraten. Es geht ums Geld. Firmenvertreter nennen die Pläne der Stadt "nicht akzeptabel", Krämer vermißt einen Gegenvorschlag. Derweil rückt die Kinderbetreuung in die Ferne, frühestens 1994 kann sie starten.
600 Mark sollen die Firmen nach den Vorstellungen der Stadt pro Betreuungsplatz und Monat bezahlen. Damit trügen sie die vollen Bau- und Unterhaltskosten für diese Plätze. Zudem sollen sich die Betriebe für fünf Jahre festlegen, wie viele Plätze sie belegen. Bleiben diese dann frei, will sie die Stadt weitervergeben, die Firmen sollen dennoch zahlen.
"Wir müssen eine gewisse Sicherheit haben", argumentiert Krämer, denn "wir würden dort doch nie 100 Plätze bauen". Der Sozialdezernent sieht das Interesse an der Einrichtung vor allem bei den Beschäftigten und bei den um qualifiziertes Personal werbenden Firmen selbst.
"Die Firmenkontingente führen zur Verminderung der Belastung der Stadt", fordert der NUR-Betriebsratsvorsitzende Wilfried Reinhard dennoch mehr Entgegenkommen. Nach dem städtischen Vorschlag würden die Betriebe auch Kindergartenplätze von Beschäftigten aus Oberursel subventionieren. Zudem würde die Einrichtung auch städtischen Bedarf dekken - schon jetzt, erst recht später: "Es zeigt sich, daß die Neueinstellungen größtenteils hier aus dem Umfeld kamen."
Neueingestellten und zuziehenden Angestellten nutze ein Kindergarten im Gewerbegebiet, fern ihrer Wohnungen, wenig, hält Krämer dagegen: "Es gibt einen städtischen Bedarf dort, aber das wäre eventuell eine zweigruppige Einrichtung." Drei der geplanten fünf Betreuungsgruppen entstünden so allein für die Firmen.
Auf drei bis vier Millionen Mark werden die Baukosten des Hauses geschätzt, das auf einem städtischen Grundstück An der Wiesenmühle entstehen soll. Landeszuschüsse wurden bereits beantragt, Krämer rechnet jedoch erst 1994 mit ihnen. Während des dann beginnenden Baus peilt er eine "Übergangslösung" in gemieteten Räumen an. Kostenschätzungen: 500 000 Mark laufende Kosten pro Jahr und 200 000 Mark Schuldendienst.
"Man muß doch eine Konzeption finden, die es Firmen ermöglicht, das steuerlich abzusetzen", weist Reinhard auf ein Defizit der bisherigen Vorstellungen hin. Durch die Firmen ließe sich zudem "etwas finden, um die Kosten zu senken", denkt er. So könnte Braas beim Bau helfen, Nekkermann (NUR) per Küchenmitbenutzung beim laufenden Betrieb.
Mehr Firmen sind momentan nicht mehr im Rennen. Zwei der fünf anfangs interessierten Betriebe sind ausgestiegen, die Beteiligung von Avis steht auf der Kippe. Die Stadt sucht Firmen.
Ein offizieller Gegenvorschlag der Betriebe steht jedoch noch aus. Auf Drängen der Betriebsräte sollte er bis Juni vorliegen. Für September haben sich Firmenvertreter und Stadt wieder verabredet. Reinhard dringt auf einen früheren Termin und ein Ende der Verzögerungen: "Wir erwarten, daß Stadt und Firmenleitungen aufeinander zugehen".
Sozialdezernent Krämer demonstriert beim Termin Offenheit ("da bin ich sehr dafür"), ansonsten Optimismus ("eine Einigung ist kurzfristig möglich") - und setzt auf die Überzeugungskraft der Betriebsräte. Diese sollen ihren Chefs die "soziale Dringlichkeit stärker ins Bewußtsein rükken". STEFAN KUHN
OBERURSEL. Der bunte Café-Bauwagen, der seit Montag zum vierten Mal in der Adenauerallee steht, war für Suchtkranke die erste Station auf dem Weg zum Entzug. Angelika Hafemann: "Mir fallen auf Anhieb vier junge Erwachsene ein, die über das Café in unsere Beratungsstelle und dann in eine therapeutische Einrichtung gelangt sind." Hafemann gehört zum Team der Jugend- und Drogenberatungsstelle im Hochtaunuskreis, die in der Bad Homburger Kaiser- Friedrich-Promenade 103 angesiedelt, aber eben auch mobil ist: nicht nur in der Beratung in Jugendhäusern verschiede- Hauptziel: Prävention ner Kommunen im Kreis, sondern auch mit dem Bauwagen. Aus ihm schleppen Jugendliche Montag nachmittag schwarze und rote Klappgestelle, Sonnenschirme. Im Nu ist ein Open-air-Café im mittleren Zwischenweg der Allee entstanden. Am Hauptweg verkündet ein buntgesprenkeltes Transparent den Namen des gastlichen Plätzchens: "Café Durchblick". An der nachgebauten Litfaßsäule nebenan sollen später spontane Einlagen angekündigt werden.
Auch die Getränkekarten sind kurz vor Café-Eröffnung noch zu schreiben. Kaffee, Kakao, Tee zu 1,50 Mark, Säfte von Apfel bis Tomate für 1,50 pro 0,2 Liter oder zwei Mark für 0,3 Liter. "Spezielles des Tages" ist die teuerste Variante, sich die Lippen zu befeuchten: 2,50 Mark kostet die Überraschung. Alkohol gibt es im "Durchblick" nicht; und wer trotzdem was mitbringt, muß soweit weg sein, "daß er nicht mit dem Café in Verbindung gebracht wird" (Hafemann).
Die Zahl derer, die über den Bauwagen zur Therapie gekommen sind, will Hafemann nicht als Gradmesser für den Erfolg des Caféprojekts verstanden wissen: "Das geht einen Schritt weiter als das, was wir eigentlich anstreben." Das Hauptziel: Prävention. Peter Kronenberger, der in diesem Jahr von Hafemann die Betreuung des Bauwagens übernimmt, erklärt: Jeder habe mal Phasen, in denen es ihm schlechtgehe. Gerade Jugendliche betäubten sich dann schnell mit Drogen.
Das Café wolle Alternativen aufzeigen, zu sinnvoller Freizeitgestaltung anregen. Außerdem müßten Jugendliche in schwierigen Lagen wissen, wo sie Hilfe bekommen können. Die Schwellenangst vor einer Beratungsstelle werde durch den offenen Cafébetrieb gedämpft.
Freizeitgestalten kann im "Durchblick" auch bedeuten, andere zu bedienen, Tische auf- oder abzuschlagen. Praktikanten, die diese Arbeiten sonst mitmachten, hat die Jugend- und Drogenberatungsstelle diesen Sommer nicht bekommen. "Wir legen die Dienste immer mehr in die Hände der Jugendlichen", formuliert Kronenberger positiv und erzählt gelassen, daß der Aufbau nachmittags erst eineinhalb Stunden später vonstatten ging, weil die jungen Helfer zu spät kamen.
Auf der Liste für den Tresendienst hat sich binnen kürzester Zeit einiges geändert: Koni und Nino bedienen statt Verena und Wolf, Michele springt für Dominik ein. Nur Eichi und Kim sind vom ursprünglich eingeteilten Team übrig.
Spontaneität ist im Straßencafé Programm. Nur die Öffnungszeiten stehen fest: bis 7. August montags bis freitags von 16 bis 21 Uhr. Und einige wenige Veranstaltungen sind angepeilt: Konzerte, Diskussionsrunden, eine Fußgänger-Rallye. Ansonsten soll sich alles entwickeln. Gespräche sehr offen Spiel- und Bastelmaterial im Bauwagen lassen sich vielseitig einsetzen.
Das Café, so meint Hafemann, sei in Oberursel fest verankert. Von den 7000 Mark, die der vierwöchige Betrieb kostet, zahlt die Stadt 4800 Mark, der Rest finanziert sich aus Firmenspenden. 60 bis 100 Gäste wurden hier im vorigen Jahr täglich gezählt, vom Geschäftsmann auf dem Nachhauseweg über Jugendliche und Frauen mit Kindern.
Und was macht das Café nun aus? Hafemann: "Es wird sehr offen über Suchtprobleme gesprochen. Das Thema ist immer präsent." Unter anderem auch an dem geplanten Suchtinfotag, bei dem Suchtkranke aus Selbsthilfegruppen berichten. MONIKA KAPPUS
Was die Mexikanerinnen auf dem Tennisplatz boten, war nicht unbedingt dazu angetan, Beifallsstürme zu entfachen. Dafür machten die Lateinamerikanerinnen auf dem Laufsteg eine um so bessere Figur. Die Spielerinnen des Federation-Cup-Teams gewannen den Ted-Tinling-Preis als die am originellsten gekleidete Mannschaft bei der Eröffnungsfeier auf dem Frankfurter Römerberg.
Bei einem Brand im Keller des Gästehauses der Frankfurter Universität in der Ditmarstraße 4 in Bockenheim ist am frühen Donnerstagabend ein Schaden von rund 50 000 Mark entstanden. Wie die Leitstelle der Berufsfeuerwehr mitteilte, war der Brand durch einen technischen Defekt an einem Wäschetrockner im Gemeinschaftsraum entstanden.
Die Flammen griffen auf einen weiteren Wäschetrockner und zwei Waschmaschinen über, die zerstört wurden. Der hohe Schaden erklärt sich durch die starke Verrußung der Räume im Kellergeschoß. enk
Oberligist SG Egelsbach gewann ein Vorbereitungsspiel beim Landesliga-Titelanwärter KSV Klein-Karben mit 2:0 (0:0) Toren. Vor knapp 200 Zuschauern schossen Müller (56./ Foulelfmeter) und Lauf (84.) in Okarben die Tore. Sarroca ließ die beste Chance beim KSV, der ebenso wie der Gast 15 Akteure testete, aus. Aleksic (E) ragte heraus. hdp
Freitag, 17. Juli
Vorträge/Diskussionen Bürgerhaus Südbahnhof: 15 Uhr, Dr. Walter Wallmann "Deutschland nach der Wiedervereinigung".Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
DSB: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal.
Spielplatz Merianplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienst- bereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstraße 15 bis 17, Tel. 65 14 01; Engel-Apotheke, Große Friedberger Straße 44-46, Tel. 29 25 98; Hermes-Apotheke, Taunusstraße; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Tel. 78 34 16; Rotlint-Apotheke, Rotlintstraße 80, Tel. 45 40 46; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; Sonnenring-Apotheke, Mailänder Straße 8, Tel. 68 62 62; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstraße 19, Tel. 67 75 95; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr), Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht, Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
- ohne Gewähr -
Eine 23 Jahre alte Frau ist am Donnerstag gegen 18.30 Uhr bei einem Reitunfall am Parkplatz Gleisdreieck nahe dem Waldstadion ums Leben gekommen. Wie Polizeisprecher Jürgen Linker am Abend mitteilte, war sie gemeinsam mit einer Bekannten ausgeritten. Am Parkplatz ließen die Reiterinnen ihre Pferde grasen. Aus noch ungeklärter Ursache scheute ein Tier plötzlich und brach aus. Die 23jährige, die die Zügel um eine Hand geschlungen hatte, wurde rund 100 Meter mitgeschleift und dabei gegen mehrere Pfosten und Bäume geschleudert. Sie trug so schwere Kopf- und innere Verletzungen davon, daß sie kurze Zeit darauf starb.
Ihre Freundin erlitt einen Schock und mußte im Krankenhaus behandelt werden.
Das Pferd der 23jährigen hatte sich an den Vorderläufen ebenfalls so schwer verletzt, daß ein Polizeibeamter das Tier erschießen mußte. enk
Aufgrund eines technischen Defekts ist am Donnerstag kurz nach 20 Uhr in der Fertigungshalle der Großbäckerei "Glokkenbrot" in der Robert-Bosch-Straße 3 in Fechenheim ein 33 Meter langer Ofen mit einer Grundfläche von 100 Quadratmetern in Flammen aufgegangen. Verletzt wurde niemand. Es entstand ein Schaden von rund 100 000 Mark, den Betriebsausfall nicht mitgerechnet.
Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst schwierig und langwierig. Die eingesetzten 20 Männer der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Wehr Fechenheim mußten die Metallumhüllung des Ofens, der an eine Backstraße angeschlossen ist, demontieren, um an die Brandnester heranzukommen.
Wie sich herausstellte, war durch eine undichte Leitung, die zum Brenner führte, über einen längeren Zeitraum hinweg Öl in die Isolierung des Ofens und dann in den Backraum getropft. Das Öl hatte sich dann bei der hohen Temperatur entzündet. enk
Gedenken an Deportation von Juden Pfiffe gegen Mitterrand
PARIS, 17. Juli (AP). Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat gestern als erster Staatschef seines Landes einen Kranz zum Gedenken an die Deportation von 16 000 Juden im Jahre 1942 niedergelegt. Seine Weigerung, ein Schuldbekenntnis im Namen des Staates abzulegen, brachte ihm aber Pfiffe und Schmährufe zahlreicher Demonstranten ein. Emotional reagierte der ehemalige Justizminister Robert Badinter, der der Menge erregt zurief: "Die Toten hören euch." Er sei beschämt angesichts der Proteste an diesem Ort, sagte Badinter, selbst Jude und Vorsitzender des Verfassungsrates. Die Kranzniederlegung fand an dem Ort statt, wo einst das Radsportstadion Velodrome d'Hiver stand und jetzt eine Gedenktafel an die Geschehnisse unter dem Vichy-Regimes während der deutschen Besatzungszeit erinnert.
Am 16. Juli 1942 war die französische Polizei in zahlreiche Wohnungen eingedrungen und hatte jüdische Männer, Frauen und Kinder abgeführt. Sie wurden in das Radstadion gepfercht, wo sie drei Tage lang ohne Nahrung, Wasser und sanitäre Anlagen leben mußten. Dabei kamen schon viele Juden ums Leben.
Die übrigen wurden danach in andere französische Lager und schließlich in das deutsche Vernichtungslager Auschwitz deportiert, das nur wenige überlebten.
Die Vichy-Regierung unter Marschall Philippe Pétain hatte Frankreich von der Niederlage gegen die Deutschen 1940 bis zur Befreiung durch die alliierten Truppen 1944 regiert. Mit dem Herannahen des Gedenktages an die Deportation vor 50 Jahren wuchs in Fankreich der Druck auf staatliche Institutionen, offiziell die Verantwortung für die Taten der Vichy- Regierung zu übernehmen. Doch Mitterrand sagte: "1940 gab es einen französischen Staat. Dieser . . . war das Vichy-Regime, nicht die Republik."
Gewalt in Südafrika UN schicken Beobachter
NEW YORK, 17. Juli (AP). Die Vereinten Nationen (UN) schicken einen Sonderbeauftragten nach Südafrika, der nach Gesprächen mit allen Gruppen Vorschläge zur Beendigung der blutigen Gewalttaten unterbreiten soll. Nach einer zweitägigen Anhörung verabschiedete der Sicherheitsrat eine Resolution, in der die Gewalt in Südafrika verurteilt wird, da sie Frieden und Sicherheit der Region gefährde. In der Resolution werden Schwarze und Weiße aufgefordert, ihre Gespräche über eine gemischtrassische Regierung wieder aufzunehmen. Über deren Abbruch zeigten sich die UN besorgt. Der Sicherheitsrat rief alle Parteien zur Zusammenarbeit auf.
Der Sicherheitsrat mahnte die weiße Regierung, sie müsse umgehend für eine Bestrafung derjenigen sorgen, die für das Massaker von Boipatong, bei dem am 17. Juni 42 Menschen starben, verantwortlich waren. UN-Generalsekretär Butros Ghali wurde aufgefordert, einen Sonderbeauftragten nach Südafrika zu schicken, der nach Wegen für einen friedlichen Übergang Südafrikas zur Demokratie suchen solle. Ein Bericht darüber solle dem Sicherheitsrat schnell zugeleitet werden. Vor der Entscheidung hatte der südafrikanische Außenminister Roelof Botha die Anschuldigung des Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, zurückgewiesen, die Regierung schüre die Gewalt zwischen den Schwarzen. Botha hatte sich aber wie auch zuvor Mandela für die Entsendung eines UN-Beauftragten ausgesprochen. Den Einsatz von "Friedenstruppen" lehnte Botha ab. Er regte an, ein gemeinsames Beobachtungsgremium zu bilden, an dem Vertreter der Regierung, des ANC und der Inkathabewegung beteiligt sein sollten. So könnten Probleme gelöst werden, die die Gewalt ansonsten weiter anheizen würden.
JERUSALEM, 17. Juli (AP). Die israelische Armee hat einem Oberst, der für die brutale Mißhandlung zweier verdächtiger Palästinenser zu Beginn der Intifada verantwortlich war, einen Verweis erteilt. Einer der Palästinenser war an den Folgen der Prügel gestorben. Die vier Soldaten, die die Araber auf Befehl geprügelt hatten, waren wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden. Auf Empfehlung des Militärstaatsanwalts sprach Generalstabschef Ehud Barak nach Angaben der Armee gegen Oberst Efi Fein lediglich einen Verweis aus. Jossi Sarid, ein Abgeordneter der linken Partei Meretz, kritisierte die Entscheidung und sagte im israelischen Rundfunk: "Das ist zu wenig, und es kommt zu spät."
MOSKAU, 17. Juli (AP). Sergej Schachrai, der Rechtsberater des russischen Präsidenten Boris Jelzin, ist gestern bei einem Verkehrsunfall verletzt worden. Mitarbeiter Schachrais sprachen von einem Anschlag. Die Polizei äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Wie es hieß, war der Wagen von Schachrai von einem anderen Fahrzeug in den Gegenverkehr gedrängt worden, hatte sich mehrfach überschlagen und war schließlich auf dem Dach gelandet. Der 36jährige Rechtsanwalt habe bei dem Unfall eine Verletzung an der Schulter erlitten, hieß es. Schachrai vertritt die russische Regierung vor Gericht in dem Prozeß über das Verbot der Kommunistischen Partei.
Clinton und Bush werben um Perots Anhänger
NEW YORK/PINEDALE, 17. Juli (AP). Nach dem Verzicht des texanischen Milliardärs Ross Perot auf eine Kandidatur bei den US-Präsidentschaftswahlen im November bemühten sich am Donnerstag Demokraten und Republikaner verstärkt um dessen Anhänger. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Bill Clinton versprach beim Konvent der Demokraten in New York, den USA im Fall seiner Wahl Stärke und Selbstwertgefühl zurückzugeben. "Jetzt ist es Zeit, Amerika zu verändern", sagte Clinton in seiner Rede vor den Delegierten. "Der kalte Krieg ist vorbei, die Sowjetunion ist zusammengebrochen, und unsere Werte - Freiheit, Menschenrechte, Demokratie und freies Unternehmertum - haben triumphiert. Und gerade jetzt, wo wir den kalten Krieg außerhalb unsere Landes gewonnen haben, verlieren wir den Kampf für wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit hier zuHause", sagte Clinton. Er fügte hinzu: "Die Welt braucht ein starkes Amerika, und ein starkes Amerika beginnt zu Hause."
Sein Ziel sei ein Amerika mit der stärksten Armee der Welt, bereit Gewalt einzusetzen, wenn dies nötig sei, sagte Clinton. Ein Amerika, das bei den neuen weltweiten Bemühungen zur Bewahrung der Umwelt die Führung übernehme und zugleich für wirtschaftliches Wachstum stehe.
Unter der Regierung von Präsident George Bush seien die USA so weit abgestiegen, daß es den meisten Einwohnern inzwischen schlechter gehe als vor vier Jahren. Andere Länder blickten mit Mitleid auf die USA herab. "Wenn ich Präsident bin, dann schaut der Rest der Welt nicht mehr mit Mitleid auf uns herab. Dann schauen sie zu uns herauf mit Respekt", meinte Clinton.
Er versprach, es sei an der Zeit, daß das Volk wieder eine Regierung bekomme, die für die Menschen arbeite. Bush habe keinen Plan, wie die USA den Wettwerb in der Weltwirtschaft gewinnen könnten. "Ich habe ihn", sagte Clinton. An die Anhänger des Milliardärs Ross Perot gewandt, versprach Clinton: "Zusammen werden wir Amerika wiederbeleben."
Den Frauen sagte Clinton zu, ihnen bei der Abtreibung die Entscheidung zu überlassen. "Ich bin nicht für Abtreibung", betonte Clinton: "Ich bin für die freie Entscheidung."
Er stehe für ein Amerika, das nicht die Tyrannen hätschelt, weder in Peking noch in Bagdad. Statt dessen müßten die Vereinigten Staaten für Freiheit und Demokratie eintreten, in Osteuropa, Südafrika, in Kuba und Haiti.
Albert Gore, der Senator des US-Staates Tennessee, wurde von den Delegierten zum Kandidaten für das Amt das Vizepräsidenten nominiert. Gore versprach, er werde für den Wiederaufbau der USA arbeiten. Der Regierung von US-Präsident George Bush und Vizepräsident Dan Quayle warf Gore vor, sie habe "viele besteuert, um einige wenige zu bereichern." Es sei Zeit für einen Generationswechsel, sagte Gore. "Es wird Zeit, daß sie gehen."
Präsident George Bush, der Kandidat der Republikaner, sagte unterdessen bei einer Pressekonferenz in Pinedale im US-Staat Wyoming, wo er sich zum Angeln mit Außenminister James Baker getroffen hatte, unter bezug auf die Perot-Anhänger: "Wir haben dieselben Prinzipien wie diese Menschen. Und sie wollen wie wir die Wirtschaft verändern und die Dinge wieder in Bewegung bringen." Bush fügte hinzu: "Wir wollen ihre Unterstützung, und wir begrüßen sie sehr herzlich in unserem Wahlkampf."
Den Rückzug des Milliardärs nannte Bush eine "interessante und faszinierende Entwicklung in einem sehr turbulenten politischen Jahr". Bush sagte, er habe Perot sofort nach dessen Entscheidung angerufen und ihm gratuliert, wie es ihm gelungen sei, die Menschen wieder für den politischen Prozeß zu interessieren und sie zu mobilisieren.
Die Umfrageergebnisse für Bill Clinton werden immer besser. Wie aus einer gemeinsamen Erhebung des US-Nachrichtensenders CNN und der Tageszeitung USA Today vom Donnerstag hervorgeht, würden gegenwärtig 56 Prozent der US-Bürger Clinton ihre Stimme geben. Nur 33 Prozent würden für Amtsinhaber George Bush votieren. Die Umfrage ergab außerdem, daß die meisten Anhänger von Ross Perot eher zu Clinton als zu Bush umschwenken würden. 53 Prozent der Befragten gaben an, sie würden Clinton wählen, nur 35 würden Bush ihre Stimme geben.
LONDON / SARAJEWO, 17. Juli (AP/ Reuter/dapa/AFP). Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat eine zweiwöchige Waffenruhe für Bosnien- Herzegowina vorgeschlagen, die am Sonntag um Mitternacht in Kraft treten soll. Die Waffenruhe würde den kriegsführenden Parteien eine Atempause für Friedensgespräche geben, sagte er am Donnerstag abend nach dem Ende der zweiten Verhandlungsrunde in London. Er habe diesen Vorschlag in einem Brief an den Vorsitzenden der EG-Friedenskonferenz, Lord Peter Carrington, und den portugiesischen Diplomaten José Cutileiro dargelegt und hoffe, daß darüber am Freitag geredet werde.
In London verhandeln Vertreter aller Parteien - Serben, Kroaten und Moslems - über eine Einstellung der Kämpfe in der früheren jugoslawischen Republik Bosnien-Herzegowina. Die Gespräche sollen am heutigen Freitag fortgesetzt werden, verlautete aus London. Wichtigstes Thema solle Karadzics Vorschlag sein, hieß es.
Der Serbenführer sagte, er befürworte auch die Wiederaufnahme der von den Vereinten Nationen vermittelten Friedensverhandlungen. Sein Vorschlag sehe ferner vor, daß UN-Beobachter serbische Stellungen in Bosnien überprüften.
Karadzic ordnete nach eigenen Angaben auch eine Feuerpause für die von serbischen Einheiten belagerte Stadt Gorazde in Ostbosnien an. Er habe befohlen, das Feuer sofort einzustellen. Dies gelte auch für den Fall, daß die andere Seite weiterkämpfe.
Die bosnische Hauptstadt Sarajewo stand nach Meldungen des kroatischen Rundfunks in der Nacht zum Freitag erneut unter Beschuß der serbischen Artillerie. Ziel der Angriffe sei vor allem das Stadtzentrum, die Altstadt sowie die Neubausiedlungen Alipasino Polje und Dobrinja gewesen. Es wurde von großen Sachschäden berichtet. Über mögliche Opfer machte der Zagreber Rundfunk keine Angaben. Auch im Gebiet um Slavonski Brod an der Grenze zu Nordbosnien sei gekämpft worden. Kurz nach Mitternacht habe die serbische Artillerie zudem Ortschaften auf der kroatischen Seite des Grenzflusses Save unter Beschuß genommen. Dabei habe es jedoch keine Verletzten gegeben, hieß es weiter. Bis am frühen Morgen sei auch die Umgebung der südkroatischen Küstenstadt Dubrovnik von der serbischen Artillerie beschossen worden. Laut Radio Sarajewo gingen trotz der Ankündigung Karadzic' auch bei Gorazde die Kämpfe zwischen Moslems und Serben weiter.
Vor einer Aufteilung Bosnien-Herzegowinas zwischen Serben und Kroaten hat der britische Außenminister Douglas Hurd bei Gesprächen mit der kroatischen Führung in Zagreb gewarnt. Hurd habe Kroatiens Präsidenten Franjo Tudjman aufgefordert, dies nicht zuzulassen, sagte ein britischer Regierungsvertreter in der kroatischen Hauptstadt. Hurd selbst sagte nach seinen Gesprächen, er habe über Wege diskutiert, wie die bestehenden Grenzen Bosniens und die Rechte der Minderheiten in der Republik respektiert werden könnten.
Tudjman erwiderte den Angaben zufolge, die Moslems in Bosnien müßten sich so verhalten, daß sich die Kroaten dort sicher fühlen könnten. Hurd war in Zagreb auch mit dem kroatischen Ministerpräsidenten Franjo Greguric zusammengekommen. Zuvor hatte der britische Außenminister am Morgen in der Nachbarrepublik Slowenien Gespräche geführt.
Der neue Ministerpräsident Milan Panic hat vorgeschlagen, daß Mazedonien eine Konföderation mit der Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ) eingehen sollte. Der Nachrichtenagentur AFP sagte Panic, diese Idee sei ihm bei seinen Überlegungen gekommen, wie der Republik Mazedonien geholfen werden könnte, deren Anerkennung die internationale Gemeinschaft gegenwärtig noch verweigert.
Dem Regierungschef der größten jugoslawischen Teilrepublik Serbien, Radoman Bozovic, laufen immer mehr Minister fort. Jetzt ist auch sein Stellvertreter Nebojsa Maljkovic zurückgetreten, berichtete am Freitag die wichtigste Belgrader Zeitung "Politika". Er zog damit die Konsequenzen aus den Problemen bei der Einführung der neuen jugoslawischen Währung Anfang Juli. Damals war das gesamte Wirtschaftsleben durch das fehlende Münzgeld für Tage lahmgelegt worden. In den vergangenen Wochen waren bereits die Minister für Arbeit, Gesundheit und Sport zurückgetreten.
CARACAS, 17. Juli (AP). Das Parlament Venezuelas hat Präsident Carlos Andres Perez gestern einstimmig eine Auslandsreise in der kommenden Woche nach Spanien verweigert. Zur Begründung hieß es, die politische Situation sei zur Zeit zu unsicher. Es war das erste Mal in der 34jährigen Geschichte der Demokratie Venezuelas, daß das Parlament einen Antrag des Präsidenten auf eine Auslandsreise ablehnte. Perez wollte am Treffen iberoamerikanischer Staaten in Madrid teilnehmen. Am 4. Februar hatte das Militär erfolglos versucht, Perez zu stürzen. Seitdem ist die Lage angespannt.
BOGOTA, 17. Juli (AP). Ein Hubschrauber der kolumbianischen Drogenpolizei ist gestern Medienberichten zufolge bei der Suche nach geheimen Landeplätzen von Rauschgifthändlern abgeschossen worden. Wie der Rundfunksender RCN berichtete, wurden die drei Besatzungsmitgieder schwer verletzt. Der Hubschrauber sei nahe der Stadt Zarzal rund 300 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá abgeschossen worden, hieß es. Untersuchungsbeamte teilten mit, es sei auch möglich, daß der Hubschrauber irrtümlich von den Soldaten abgeschossen worden sei, die ihn für einen Hubschrauber der Drogenhändler gehalten hätten.
MEXIKO-STADT, 17. Juli (AP). Mit einer Stimmenmehrheit von 59,1 Prozent hat die mexikanische Regierungspartei PRI dem amtlichen Endergebnis zufolge die Gouverneurswahl in Michoacan gewonnen. Wie die Wahlkommission am Donnerstag mitteilte, besiegte der PRI- Kandidat Eduardo Villasenor den Bewerber der Revolutionären Demokratischen Partei (PRD), Cristobal Arias. Der an der Pazifikküste gelegene Staat Michoacan gilt als Hochburg der linksgerichteten PRD. Deren Vorsitzender Cuhautemoc Cardenas warf den Behörden Wahlfälschung vor. Nach Erkenntnissen seiner Wahlbeobachter habe Arias bei dem Urnengang vom Sonntag deutlich in Führung gelegen.
Aus der Wohnung im 20. Geschoß eines Hauses von Sarajewo fixiert "der Maler" den Feind durch das Zielfernrohr seines Gewehrs und betätigt hin und wieder den Abzug. Jeweils zwölf Stunden macht er diesen Dienst, und dabei feuert er meist zehn, manchmal auch 20 Salven ab. Der serbische Gegner ist einige hundert Meter entfernt.
"Der Maler" gehört einer aus Moslems bestehenden Spezialeinheit der bosnischen Territorialverteidigung an, die nach Darstellung ihres Chefs Salih Dzidic die Aufgabe hat, Zivilisten unten auf den Straßen vor feindlichen Scharfschützen in Schutz zu nehmen und die Bewegungen des Gegners zu beobachten. Die Serben haben in einer Schule gegenüber eine Kommandozentrale eingerichtet, an den Berghängen darüber sitzen Schützen in den Bäumen, in der Nähe liegen Stellungen für Flugabwehrgeschütze. Wenn die Serben schießen, feuert die Spezialeinheit zurück. "Es ist nicht schwer, den Abzug zu ziehen, wenn man weiß, daß man damit das Leben eines Menschen rettet", sagt Dzidic, ein schnurrbärtiger Mann in weißem Unterhemd und Khakihosen.
Der Mittwoch war ein durchschnittlicher Tag im Leben der Spezialeinheit: Die Schießereien in der bosnischen Hauptstadt hielten sich in Grenzen, gelegentlich schlugen Granaten ein. Serbische Scharfschützen nahmen sich Journalisten als Ziel, die dem Hotel Holiday Inn zustrebten, ein jugoslawischer Reporter wurde verletzt. Die Polizei meldete später, daß an diesem Tag drei Menschen getötet und 40 verwundet worden seien. Unter den Umständen des Krieges war dies fast ein normaler Tag.
Routine macht sich auch in der Spezialeinheit breit, die aus ehemaligen Zivilisten besteht. "Die meisten von uns halten zum ersten Mal in ihrem Leben ein Gewehr in der Hand", sagt Dzidic. Sie fühlen sich ohnehin unterlegen, denn sie kämpfen nach ihrer Darstellung gegen professionelle Soldaten mit der besseren Ausrüstung, mit Gewehren größerer Reichweite und Nachtsichtgeräten. Ihre Kampfmoral, so sagen sie, beziehen sie vor allem aus der Gewißheit, daß sie ihre Heimat und ihre Familien verteidigen. Ein blonder Kämpfer, "der Gelbe" genannt, formuliert es so: Wenn man sehe, daß Menschen angegriffen würden, man aber nicht zurückschießen könne, "dann fühlt man sich wie ein Idiot".
"Der Maler", im Zivilberuf Künstler, meint, er hätte sich nie träumen lassen, daß er sich einmal als Scharfschütze würde betätigen müssen. Sein Schlüsselerlebnis habe er vor mehr als drei Monaten gehabt, als die ersten Granaten Sarajewo getroffen hätten - "und die sind auf mein Haus gefallen". Nun sagt er: "Ich glaube, ich bin ein bißchen verrückt." Dann ist seine Zwölfstundenschicht vorüber. Seinen Platz nimmt eine junge Frau mit einer Perlenkette und großen Ohrringen ein. Selbstbewußt lächelnd ergreift sie das Gewehr.
JOHN DANISZEWSKI (AP)
WASHINGTON, 17. Juli (AP). Eine winzige Menge Stickstoffoxid ist nach neuen medizinischen Erkenntnissen der Auslöser für die Erektion des männlichen Gliedes. Wie der Urologe Arthur Burnett von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science erklärt, haben Untersuchungen an Ratten die kurze Ausschüttung von Stickstoffoxidmolekülen als Bindeglied zwischen dem nervlichen Registrieren von Sinneseindrücken und dem physiologischen Vorgang der Erektion ermittelt. "Es ist, wie wenn man einen Lichtschalter betätigt", erläuterte Burnett. Um einen Raum zu erhellen, seien Glühbirne und elektrische Leitungen erforderlich. "Aber es ist der Schalter, der das Ganze auslöst. Stickstoffoxid erfüllt diese Aufgabe bei der Erektion."
JERUSALEM, 17. Juli (AP/Reuter). Palästinenser und Israelis haben sich am Freitag auf die Beendigung des Konflikts um die seit Dienstag von israelischem Militär belagerte Universität von Nablus im besetzten Westjordanland geeinigt. Die belagerten rund 2500 Studenten und Universitätsmitarbeiter stimmten einem Kompromiß zu, der zuvor in nächtlichen Verhandlungen zwischen Vertretern der Streitkräfte und der Palästinenser erzielt worden war. Danach wurden am Freitag sechs Palästinenser, die wegen antiisraelischer Umtriebe gesucht werden, ins Exil nach Jordanien abgeschoben.
Im Gegenzug beendet das Militär die Belagerung der Hochschule. Ein Sprecher der Palästinenser auf dem Campus der El-Nadschah-Universität bestätigte telefonisch, daß der Kompromiß angenommen worden sei. Augenzeugen berichteten, die Studenten hätten die Universität verlassen können.
Faisal Husseini, Berater der palästinensischen Delegation bei den Nahost- Friedensgesprächen, war maßgeblich an den Verhandlungen mit dem Militär beteiligt. Ursprünglich hatten die israelischen Behörden die Ausweisung von 19 Palästinensern verlangt. Der Kompromiß bestand nun Husseini zufolge darin, daß nur sechs davon ins Exil gehen müssen.
Vor dem Rot-Kreuz-Gebäude gegenüber der Universität, in dem die Verhandlungen stattfinden, ereignete sich am Freitag ein Zwischenfall. Einige Palästinenser bewarfen Soldaten mit Steinen. Diese schossen daraufhin auf die Steinewerfer und trafen einen 28jährigen.
Die Polizei verhörte am Freitag eine Stunde lang die Palästinenser-Politiker Hanan Aschrawi und Haidar Abdel Schafi zu ihrem Treffen mit PLO-Chef Yassir Arafat im Juni. Die beiden Mitglieder der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Verhandlungen verweigerten aber eigenen Worten zufolge jegliche Auskunft über den Inhalt ihrer Gespräche.Drei Konzerne wollen Transrapid anschieben
ESSEN (AP). Zwei Tage nach dem Kabinettsbeschluß für eine Magnetbahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin haben AEG, Siemens und Thyssen Industrie die bevorstehende Gründung eines Unternehmens zur Förderung und Vermarktung des neuen Verkehrsmittels bekanntgegeben. Die drei Konzerne wollen sich zu je einem Drittel an der neuen Magnetschnellbahn GmbH beteiligen, sobald die Aufsichtsgremien und das Kartellamt dem Plan zugestimmt haben. Laut Thyssen-Industrie-Sprecher Alfred Wewers wird sein Haus den Vorsitzenden der Geschäftsführung benennen.
Das Joint-venture ist die Reaktion auf die Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans am Mittwoch, die im Dezember 1991 von der Bundesbahn bescheinigte Einsatzreife für den Transrapid und die Aufforderung durch die Bundesregierung, über ein privates Finanzierungssystem nachzudenken. Wewers' Prognose zufolge wird der Transrapid etwa 1995 serienreif sein. Die neue Gesellschaft trete weder als Bauherr noch als künftiger Betreiber auf. Zur Montage werde ein Konsortium unter anderem mit Baufirmen gebildet, für den Betrieb kämen Bahn und Lufthansa in Frage.
BERLIN, 17. Juli (AP). Äxte, Sensen und Eispickel wollten Passagiere auf den Flughäfen Berlin-Schönefeld und Dresden mit an Bord von Flugzeugen nehmen. Wie das Grenzschutzpräsidium Ost am Freitag in Berlin mitteilte, wurden auf den beiden Verkehrsflughäfen im ersten Halbjahr 1992 über 5000 gefährliche Gegenstände bei Fluggastkontrollen sichergestellt.
In über 2500 Fällen wollten Passagiere Munition, in über 1200 Fällen Tränengassprühgeräte und in ebensovielen Fällen Messer mit in die Flugzeuge nehmen. Außerdem wurden 222 Schußwaffen aller Art, 30 Schußapparate, 54 Äxte, Beile, Sensen und Eispickel sowie drei Totschläger sichergestellt. Als besonders gravierenden Fund bezeichnete die Behörde sechs Handgranaten.
HAMBURG, 17. Juli (AP). Mehrere hundert aufgebrachte Indianer haben zwei Autobahnen bei Hamburg im US- Staat New York blockiert, so daß Staatspolizei eingreifen mußte. "Runter von unserem Land, raus hier", riefen etwa 400 Angehörige des Stammes der Seneca. Die Proteste am Donnerstag richteten sich gegen eine Gerichtsentscheidung, wonach Tabakerzeugnisse und Treibstoffe, die in Reservaten an Nichtindianer verkauft werden, besteuert werden dürfen.
Die Indianer stoppten den Verkehr auf dem vierspurigen Southern Tier Expressway durch das Reservat Allegany. Sie stellten Autos auf die Fahrbahnen und türmten Reifen und Bänke auf. Auch eine Autobahn rund 60 Kilometer weiter nordwestlich, die am Reservat Cattaraugus vorbeiführt, wurde blockiert. Ein Großaufgebot der Polizei ging gegen die Demonstranten vor.
LIMA, 17. Juli (AP). Bei der Explosion einer gewaltigen Autobombe in einem Villenviertel der peruanischen Hauptstadt Lima sind mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 100 verletzt worden. Sprengstoffexperten schätzten, daß die in einem Auto im Stadtteil Miraflores versteckte Bombe eine Sprengkraft von 800 Kilogramm Dynamit hatte. Die Wucht der Explosion war so stark, daß die Fassade eines zehngeschossigen Wohnhauses heruntergerissen wurde. Dabei wurden sowohl mehrere Bewohner als auch Passanten auf der Straße getötet. Schwere Zerstörungen wurden an nahegelegenen Hotels, Bankgebäuden und einem rund um die Uhr geöffneten Supermarkt angerichtet, der zum Zeitpunkt der Explosion gegen 20 Uhr Ortszeit noch rege besucht war. Zwei Häuser wurden in Brand gesetzt.
Kurze Zeit nach dieser Explosion detonierten weitere Autobomben vor einer Polizeiwache vor einer Bank im Stadtteil La Victoria und in der Hafenstadt Callao bei Lima. Ein vierter Sprengsatz konnte entdeckt und rechtzeitig entschärft werden. In den südlich von Lima gelegenen Bezirken San Juan de Miraflores und Nueva Esperanza griffen Guerilleros Polizeiwachen mit Schußwaffen und Sprengkörpern an. Alle Anschläge und Überfälle ereigneten sich nach Angaben der Polizei innerhalb von einer Stunde.
Die Terroroffensive ging nach Angaben der Behörden vermutlich von der maoistischen Untergrundorganisation Leuchtender Pfad aus. Es war der erste großangelegte Guerillaangriff in Lima seit Anfang Juni, als Mitglieder des Leuchtenden Pfades eine Autobombe im Bankenviertel San Isidro zur Explosion gebracht und einen Anschlag auf einen Fernsehsender verübten. Der peruanische Präsident Alberto Fujimori hatte Anfang April das Parlament aufgelöst, die Justiz entmachtet und die Verfassung suspendiert. Er begründete seinen Staatsstreich von oben mit der Notwendigkeit des Kampfes gegen Terrorismus und Korruption.
DÜSSELDORF, 17. Juli (AP). Wer allzusehr unter dem Lärm des Nachbarn leidet, hat nach Einschätzung des Oberlandesgerichts Karlsruhe unter bestimmten Umständen ein Recht zur Notwehr. In einem am Freitag vom Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer in Düsseldorf veröffentlichten Urteil, gab das Gericht dem Anwohner eines Biergartens recht, der eines Abends an der 1000 Watt starken Musikanlage des Lokals das Verstärkerkabel durchgeschnitten hatte. Seine Bitte um Ruhe war zuvor erfolglos verhallt.
Der Gastwirt war nach der Tat vor Gericht gezogen und hatte Schadenersatz verlangt. Doch die Richter wiesen seine Forderung ab. Wegen der hohen Lautstärke des Rock-Konzerts bestünden erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Gewerbeausübung, befanden die Richter (AZ: OLG Karlsruhe 10 U 163/91).
MAGDEBURG, 17. Juli (AP). Die Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt soll nach dem Willen von Ministerpräsident Werner Münch (CDU) nur zivil genutzt werden. Münch sprach sich am Freitag in einer Regierungserklärung vor dem Landtag in Magdeburg erneut gegen die Pläne von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) aus. Dessen Konzept sieht vor, daß in der Heide ein Gefechtsübungszentrum mit bis zu zwei Panzerbataillonen eingerichtet wird.
Sollte Rühe auf seiner Position beharren, scheue er nicht vor "öffentlichem Streit" zurück, sagte Münch. Wenn die Streitkräfte der Westgruppe der GUS- Truppen die Heide 1994 verlassen, werde sich zeigen, daß gegen den Willen von Landtag und Landesregierung, von Kreistagen und Gemeinderäten, von Bürgerinitiven und einer großen Mehrheit der Bevölkerung ein derart einseitiges Nutzungskonzept nicht durchsetzbar sei.
HAMBURG, 17. Juli (AP). Der als "Kremlflieger" bekanntgewordene Mathias Rust hat ein Gnadengesuch eingereicht. Ein Sprecher der Hamburger Justizbehörde sagte am Freitag, der zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilte Rust habe den Antrag über seinen Anwalt abgegeben. Eine aufschiebende Wirkung hat ein Gnadengesuch nach Angaben der Staatsanwaltschaft jedoch nicht. Wann Rust, der bislang seine Strafe nicht angetreten hat, ins Gefängnis müsse, sei bisher noch nicht bekannt.
Rust war wegen versuchten Totschlags verurteilt worden, weil er im November 1989 einer Schwesternschülerin ein Messer in den Bauch gestoßen hatte. Er hatte 1987 mit seiner Landung auf dem Roten Platz in Moskau weltweit von sich reden gemacht.
Im Blickpunkt: SPD zum Bundeswehr-Einsatz Keine Klarheit über Klage
Noch keine Klarheit hat sich die SPD-Bundestagsfraktion bisher darüber verschaffen können, welche rechtlichen Möglichkeiten ihr beim Widerstand gegen die Entsendung von Bundeswehr-Soldaten in die Adria offenstehen. Diese zurückhaltende Einschätzung gab der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose ab, während eine Arbeitsgruppe unter Leitung der stellvertretenden Vorsitzenden Herta Däubler-Gmelin am Freitag darüber beriet. Immer lauter wurden die Stimmen derer, die glauben, daß die Sozialdemokraten gar nicht zur Klage beim Verfassungsgericht in Karlsruhe berechtigt sind. Da der Opposition kein Klagerecht gegen Regierungsentscheidungen zusteht, die sie für verfassungswidrig hält, hat die Bundestagsfraktion Schwierigkeiten, ein zulässiges Verfahren zu finden. "Ihr macht mir Kummer, großen Kummer", sagte Wilfried Penner, der Justitiar der SPD-Bundestagsfraktion, als er mit dem Drängen seiner Kollegen nach einer Verfassungsklage konfrontiert wurde. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, wandten sich der rechts- und der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hans de With und Walter Kolbow, gegen die Absicht, nach Karlsruhe zu gehen.
Eine Normenkontrollklage vor dem Bundesverfassungsgericht ist nur gegen Gesetze und Verordnungen zulässig, nicht aber gegen eine Entscheidung wie die Entsendung der Marine zu Überwachung des UN-Embargos gegen Rest-Jugoslawien. "Die Regierung könnte den Standpunkt vertreten, eine Entscheidung wie die für den Adria-Einsatz liege im Verantwortungsbereich der Exekutive, der in der Außen- und Verteidigungspolitik weit gefaßt ist", sagt der SPD-Referent in der gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat, Rainer Holtschneider.
Um gegen die Entscheidung anzugehen, wäre nach Ansicht des SPD-Juristen ein Prüfungsrecht der Opposition nötig. Da es dieses nicht gibt, eine Normenkontrollklage ausscheidet und bisher noch kein am Einsatz beteiligter Soldat Verfassungsbeschwerde gegen seine Entsendung in das Krisengebiet eingelegt hat, bliebe nur, die Verletzung von Rechten des Parlaments geltend zu machen.
Aber auch die juristische Begründung für eine solche Organklage sei schwierig, meint Holtschneider. Es handele sich weder um einen Verteidigungsfall, den das Parlament feststellen muß, noch um den Bündnisfall. Weder das Bundesgebiet noch NATO-Partner seien angegriffen, wenn sich auch die Situation blitzschnell ändern könne, sobald auf ein NATO- Flugzeug geschossen werde.
Juristisch denkbar sind nach Angaben Holtschneiders auch Klagen wegen der Verletzung der Grundgesetzartikel 24 Absatz 2 und 59 Absatz 2. Konservative Verfassungsjuristen sähen den Bundeswehreinsatz durch Artikel 24 abgedeckt. Danach kann der Bund Hoheitsrechte zur Wahrung des Friedens an ein System kollektiver Sicherheit wie die WEU abtreten. Dies erfordere nach Ansicht anderer Kommentatoren aber die Beteiligung des Parlaments und einen Gesetzesbeschluß.
Beim Weg über den Artikel 59, der die völkerrechtliche Vertretung des Bundes regelt, ist nach den Worten des SPD-Juristen problematisch, daß der Bundeswehreinsatz nicht auf der Basis eines Vertrags stattfinde, dem der Bundestag zustimmen muß, sondern auf der Grundlage von Beschlüssen von KSZE, Nato und WEU.
Skeptisch beurteilten zwei namhafte Rechtswissenschaftler die Chancen der SPD-Fraktion, eine Klage anzustrengen. Der Kölner Staats- und Verfassungsrechtler Karl Heinrich Friauf meinte, es sei "äußerst zweifelhaft", ob die Opposition in Karlsruhe antreten könne. Der Kieler Völkerrechtsprofessor Rüdiger Wolfrum urteilte, eine Verletzung der Rechte des Bundestages und der SPD-Fraktion sei nicht ersichtlich. (AP/dpa)
LONDON, 17. Juli (Reuter/AP/dpa). Die Vertreter der drei Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina haben bei den Vermittlungsgesprächen der Europäischen Gemeinschaft am Freitag in London eine Waffenruhe vereinbart. Nach Angaben aus Konferenzkreisen sieht die Vereinbarung ab Sonntag 18 Uhr Ortszeit einen 14tägigen Waffenstillstand vor.
Wie ferner aus London verlautete, wurde auch vereinbart, die schweren Waffen der Konfliktparteien und die serbischen Stellungen unter die Kontrolle der UN-Friedenstruppen zu stellen. Außerdem sollten die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können. Die Abriegelung von Ortschaften solle aufgehoben werden. Weitere Gespräche über die Machtverteilung in Bosnien sollen am 27. Juli fortgesetzt werden.
Die Vereinbarung wurde den Angaben zufolge von Serbenführer Radovan Karadzic, dem Kroaten Mate Boban und dem moslemischen Außenminister Haris Silajdzic getrennt unterzeichnet. Der portugiesische EG-Diplomat Jose Cutiliero führte am Freitag erneut getrennte Gespräche mit den Konfliktparteien.
Karadzic hatte am Donnerstag mitgeteilt, er habe den serbischen Soldaten eine sofortige Waffenruhe im Bereich der seit Tagen umkämpften ostbosnischen Stadt Gorazde befohlen. Nach Agenturberichten gingen die Kämpfe aber in der Nacht zum Freitag weiter. Sie hätten in ihrer Heftigkeit aber nachgelassen, meldete Radio Sarajewo. Auch Sarajewo wurde in der Nacht wieder mit Artillerie beschossen.
Während des Besuchs des britischen Außenministers Douglas Hurd in Sarajewo ereignete sich rund 200 Meter vom Präsidentenpalast entfernt eine Explosion. Augenzeugen berichteten, drei Kinder seien dabei ums Leben gekommen. Die Explosion ereignete sich wenige Minuten, bevor Hurd den Präsidentensitz verließ.
Bei einer Minen-Explosion in der Nähe der Adria-Stadt Zadar kamen zwei französische UN-Soldaten ums Leben. Das berichtete die kroatische Nachrichtenagentur HINA. Die beiden sind die ersten Todesopfer auf seiten der 14 000 Blauhelme, die seit Anfang des Jahres in Kroatien im Einsatz sind. Flüchtlingsnot an der Grenze
Österreich und Italien wollen Menschen aus an der kroatisch-slowenischen Grenze festsitzenden Flüchtlingszüge aus Bosnien aufnehmen. Das teilten die Außenminister der beiden Länder am Freitag abend mit. Die Entscheidung fiel nach dramatischen Ereignissen an der Grenze: In dem Ort Savski Marof saßen in mehreren Zügen etwa 3500 Menschen aus Bosnien fest. In Meldungen der slowenischen Nachrichtenagentur STA war sogar von insgesamt 6000 Flüchtlingen die Rede.
Kroatien wollte die Flüchtlinge nicht aufnehmen, Slowenien sie nicht weiterreisen lassen, solange sich kein anderes Land bereit erklärt, sie aufzunehmen.
Berichten eines Reporters des österreichischen Rundfunks (ORF) zufolge standen drei Züge seit der Nacht zum Freitag auf dem Bahnhof. Kroatische Miliz habe das Bahnhofsgelände abgeriegelt, um zu verhindern, daß Zuginsassen fliehen.
Nach dem neuesten Bericht des Amtes für Flüchtlingsfragen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana befinden sich inzwischen mehr als 65 000 Flüchtlinge aus ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken in Slowenien. Das Land zählt rund zwei Millionen Einwohner.
In Kroatien mit seinen 4,5 Millionen Einwohnern gebe es 360 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina sowie 270 000 aus ihren Heimatorten vertriebene kroatische Bürger. Kroatien werde die Grenzen nicht schließen, müsse die Flüchtlinge aber in die Nachbarländer weiterleiten, da bereits Epidemien auszubrechen begännen, sagte der kroatische Außenminister.Panic schlägt Demilitarisierung vor
Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic schlug am Freitag nach einem Gespräch mit Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand in Paris die Demilitarisierung Bosnien-Herzegowinas vor. Ein möglichst großer Teil des Gebietes solle unter UN-Aufsicht gestellt werden. Die Entsendung von UN-Kampftruppen lehnte er ab.
Die Lufthansa will am Montag nach elf Monaten Pause wieder Zagreb anfliegen.
BONN, 17. Juli (AP). Das Atomkraftwerk Würgassen an der Weser bleibt nach der planmäßigen Jahresrevision vorerst abgeschaltet. Wie das Bundesumweltministerium am Freitag in Bonn mitteilte, sind in Schweißnähten des radioaktiven Kühlkreislaufs Risse entdeckt worden. Proben aus dem Rohrsystem würden zur Zeit bei der Materialprüfungsanstalt in Stuttgart untersucht.
Nach Angaben des Ministeriums wird der zuständige Fachausschuß der Reaktorsicherheits-Kommission am 22. Juli über die Risse und deren Bedeutung für die Sicherheit beraten. Auch die Kölner Gesellschaft für Reaktorsicherheit sei mit einer Sicherheitsbewertung beauftragt worden.
Ähnliche Risse waren der Mitteilung zufolge bereits vor einem Jahr bei einer der regelmäßigen zerstörungsfreien Prüfungen entdeckt worden. Nach den Analysen waren sie bereits bei der Herstellung der Schweißnähte vor über 20 Jahren entstanden, jedoch als sicherheitstechnisch nicht bedeutsam eingestuft worden. (Siehe auch Bericht auf Seite 7)
MÜNCHEN, 17. Juli (AP). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, die Kronzeugenregelung wie geplant Ende des Jahres auslaufen zu lassen. In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag grenzte sie sich damit von Generalbundesanwalt Alexander von Stahl ab, der Anfang der Woche für eine Verlängerung plädiert hatte.
Nach ihrer Ansicht falle die Bilanz der Kronzeugenregelung nach nunmehr drei Jahren "ziemlich mager" aus, sagte die Ministerin. Für eine Verlängerung müsse man "schon ganz überzeugende Gründe" haben: "Und die sehe ich nicht."
Um das "Maschinengewehr Gottes", wie der Jesuitenpater Johannes Leppich genannt wird, ist es still geworden. Aber wenn der 77jährige von den vergangenen Jahrzehnten erzählt, von Gott und der Welt, ist der Lauf seiner Worte nach wie vor gut geölt. "Die Droge, die mich aufputscht ist immer noch die Predigt." Kürzlich war in Darmstadt der Auftakt zu einer lockeren Tournee mit dem Titel "Matinee mit Pater Leppich", die ihn durch mehrere deutsche Städte führen soll. Eines der vorgesehenen Themen: "Müssen Predigten immer langweilig sein?"
Etwas schmaler geworden, trägt das "schlesische Temperament" des in Ratibor (Oberschlesien) geborenen Paters (dpa-Bild) nach wie vor das Gespräch. Immer wieder springt er zwischendurch auf, während sich harsche Worte in seine Rede mischen - wie in den 50er und 60er Jahren, als er Deutschlands bekanntester Straßen-Missionar war.
Damals schockte Pater Leppich mit Kraftausdrücken und "schoß" sich auf Straßen, Plätzen, in Zirkusarenen und Fußballstadien auf "christliche Etappenspießer" und "religiöse Blindschleichen" ein. Mehr als 20 Millionen Menschen hat er so von Angesicht zu Angesicht als "Hammer Gottes" Dampf gemacht und für Spendenaktionen zugunsten der Dritten Welt gewonnen.
Ein Herzinfarkt hatte Pater Leppich 1971 gezwungen, kürzerzutreten. Nach einer schweren Darmblutung im Mai 1991 steht es aber mittlerweile wieder "recht gut" um seine Gesundheit, erzählt der Pater. Wenn er nicht im westfälischen Münster bei seinem Jesuitenorden ist, betreut er von Darmstadt aus die 1959 von ihm gegründete "action 365": Einige tausend Katholiken und Protestanten aus aller Welt kümmern sich um ein christliches Miteinander und um in Not geratene Menschen. Vor kurzem erschien ein Zusammenschnitt mit Leppich-Reden von der Hamburger Reeperbahn auf einer CD mit dem Titel "Das Herz von St. Pauli" - gleich neben Stücken von Udo Lindenberg und der Ex-Hure Domenica, was den Pater nicht eben glücklich stimmt. "Da hat man mich mißbraucht."
Das Angebot, einen Film über sein Leben zu drehen, hat er abgelehnt. Davor habe er Angst. Auch wenn Pater Leppich nach wie vor der Meinung ist, daß das Wort Gottes "verkauft werden muß". Denn: "Wir haben die treueste Ware der Welt. Aber man nimmt sie uns kaum ab." Was einen Gottesmann auszeichnet, steht für ihn fest: "Ein guter Priester muß ein Priester für die Armen sein."
KÖLN/ESSEN, 17. Juli (dpa). Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU, FDP und SPD haben vor dem Hintergrund der Diskussion um den Einsatz von Wehrpflichtigen auf dem Zerstörer "Bayern" gefordert, die Bundeswehr in eine Berufsarmee umzubauen.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang von Geldern sagte der Kölner Tageszeitung Express: "Die Diskussion um den Einsatz des Zerstörers ,Bayern' sollte genutzt werden, um zu prüfen, ob die Bundeswehr in eine Freiwilligen-Armee umgewandelt wird. Dies würde die Einsatzmöglichkeiten der Armee außerhalb des NATO-Gebietes erweitern."
Unterstützt wird von Geldern vom CSU-Wehrexperten Benno Zierer: "Die Wehrpflichtigen leisten ihren Eid nur auf die Verteidigung des Vaterlandes. Doch die großen Gefahren aus dem Osten sind vorbei. Wir brauche eine Armee von 250 000 Mann Stärke, die nur aus Zeitsoldaten besteht."
Auch der FDP-Wehrexperte Jürgen Koppelin ist für ein Ende der Wehrpflicht-Armee: "Wir brauchen dringend eine Freiwilligen-Armee. Um künftig unsere Aufgaben im Rahmen der UN erfüllen zu können, brauchen wir kleine mobile Einheiten, die gut ausgerüstet und ausgebildet sind."
Nach Einschätzung von Horst Niggemeier, SPD-Mitglied im Verteidigungsausschuß, könnte eine Freiwilligen-Armee leichter außerhalb des NATO- Gebietes eingesetzt werden: "Es kann nicht geleugnet werden, daß eine Regierung über den Einsatz einer Berufsarmee leichter entscheiden kann als über den Einsatz einer Wehrpflicht-Armee. Und wenn die Entwicklung so weitergeht, wird man zu einer Berufsarmee kommen."
Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble hält die Entscheidung, Wehrpflichtige am Einsatz des deutschen Zerstörers "Bayern" zu beteiligen, jedoch für richtig. Der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in Essen sagte er, die Bundeswehr sei eine einzige Armee. Deswegen wäre eine Teilung in Wehrpflichtige sowie in Berufs- und Zeitsoldaten nicht angemessen. Im Zusammenhang mit der Kritik auch von Abgeordneten der Union und der FDP an der Beteiligung von Wehrpflichtigen wies Schäuble auf das Recht der Kriegsdienstverweigerung hin, das auch für eingezogene dienstleistende Wehrpflichtige gelte.
Im Streit um den künftigen Einsatz der Bundeswehr außerhalb des NATO-Bereichs ist die CDU/CSU nach den Worten von Schäuble bereit, gemeinsam mit der SPD das Grundgesetz zu ergänzen. Eine Beschränkung auf Blauhelmeinsätze der Vereinten Nationen lehne sie jedoch strikt ab. Nach Auffassung von Wolfgang Schäuble ist die Verfassungslage "eindeutig". Sie decke nicht nur "Blauhelmaktionen" ab, sondern auch militärische Einsätze zur Wiederherstellung des Friedens. Er warnte die SPD davor, eine Diskussion in der Schwebe zu lassen, die auch für die Soldaten der Bundeswehr schwer belastend sei.
Die Bundesrepublik sei bei soviel unabsehbaren Entwicklungen im Osten und Südosten Europas auf Zusammenarbeit mit ihren Partnern mindestens so angewiesen wie früher, meinte Schäuble. Wenn man nicht frühzeitig klarmache, daß niemand in Europa und möglichst noch darüber hinaus Volksgruppen-Konflikte mit Waffengewalt austragen dürfe, dann werde der Friede in Europa noch unsicherer.
Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geht davon aus, daß die Beteiligung der Bundesmarine an der Überwachung des UN- Embargos gegen Serbien und Montenegro verfassungskonform ist. Die Aktion trage zwar keinen humanitären Charakter, liege aber klar unterhalb der Grenze eines militärischen Engagements, meinte die FDP-Politikerin am Freitag morgen im Deutschlandfunk. Daher dürften selbst bei restriktiver Auslegung des Grundgesetzes keine verfassungsrechtlichen Bedenken entstehen.
Es komme nun darauf an, so Frau Leutheusser-Schnarrenberger, Art und Umfang möglicher Bundeswehreinsätze durch eine Grundgesetzänderung zu regeln. Dabei halte sie es für durchaus möglich, daß Teile der SPD-Bundestagsfraktion die von der Regierung gewünschten erweiterten Handlungsmöglichkeiten für die deutschen Streitkräfte unterstützten.
Der Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion hatte am Donnerstag abend mit großer Mehrheit beschlossen, der Fraktion eine Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen den Einsatz der Bundeswehr in der Adria zur Überwachung des UN-Embargos gegen Restjugoslawien zu empfehlen. (Kommentar auf Seite 3)
OSLO, 17. Juli (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat sich dafür eingesetzt, daß Norwegen ebenso wie seine nordischen Nachbarn Schweden und Finnland möglichst schon im kommenden Jahr die Verhandlungen für einen EG-Beitritt aufnehmen kann. Norwegen würde die Gemeinschaft wirtschaftlich, politisch und kulturell bereichern, sagte Kohl anläßlich seines knapp zweitägigen Besuchs in Oslo, der am heutigen Freitag zu Ende geht.
MÜNCHEN, 17. Juli (dpa). Beim Brand eines dreigeschossigen Einfamilienhauses ist in der Nacht zum Freitag in München ein Rentner-Ehepaar umgekommen. Die beiden über 80 Jahre alten Opfer erstickten im Schlafzimmer. Das Feuer war nach Ermittlungen der Polizei kurz vor Mitternacht im Wohnzimmer ausgebrochen und verwüstete das Haus weitgehend. Der Sachschaden beträgt 750 000 Mark. Die Brandfahndung geht von einem technischen Defekt oder Fahrlässigkeit aus.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart, Viertelfinale: Muster (Österreich) - Karbacher (Hamburg) 3:6, 6:1, 6:3.
HERREN-TURNIER in Washington: Einzel, Viertelfinale: Korda (CSFR) - Antonitsch (Österreich) 6:3, 7:5, Lendl (USA) - Grabb (USA) 6:1, 7:6 (7:2), Washington (USA) - Arias (USA) 3:6, 6:2, 6:3, Mansdorf (Israel) - Masur (Australien) 6:3, 6:4, Holm (Schweden) - Bates (Großbritannien) 7:5, 3:0, Bates wegen Verletzung aufgegeben, Rostagno (USA) - Koenig (Südafrika) 7:6 (7:1), 6:4, Raoux (Frankreich) - Ondruska (Südafrika) 6:4, 6:2, Muller (Südafrika) - Curren (USA) 4:6, 6:3, 7:6 (7:4).
FRAUEN-TURNIER in Mahwah, Einzel, 2. Runde: Seles (Jugoslawien) - Santrock (USA) 6:0, 6:2, Capriati (USA) - Benjamin (USA) 6:3, 6:3, Fernandez (USA) - Phebus (USA) 6:4, 6:0, Whitlinger (USA) - Emmons (USA) 6:1, 3:6, 6:2, Keller (USA) - O'Reilly (USA) 7:6 (8:6), 6:7 (2:7), 6:2, Kuhlman (USA) - Bowes (USA) 7:6 (7:5), 6:3.
Zum Auftakt der 121. British Golf-Open im schottischen Muirfield setzten am Donnerstag die Amerikaner Steve Pate und Raymond Floyd mit jeweils 64 Schlägen Maßstäbe. Dagegen begann Bernhard Langer (Anhausen) mit 70 Schlägen bei Par 71. Damit rangierte der einzige Deutsche Golfspieler unter den insgesamt 156 qualifizierten Teilnehmern (151 Profis + fünf Amateure) nach der ersten Runde gleich mit 20 Konkurrenten an 36. Stelle.
"Ich habe zwar einige Birdie-Chancen ausgelassen, doch es ist dennoch eine gute Ausgangsbasis", stellte der Weltranglisten-Fünfte fest. Der 35jährige Anhausener war bei dieser traditionsreichsten und bedeutendsten Golf-Meisterschaft der Welt schon zweimal Zweiter (1981/1984) und zweimal Dritter (1985/1986). "Der Gewinn dieser Open bleibt mein größtes Ziel", verriet der US- Masters-Sieger von 1985, der demnächst zum drittenmal Vater wird.
Im Kampf um den erneut erhöhten Siegerscheck von 280 000 Mark von umgerechnet 2,85 Millionen Mark Preisgeldern verfehlten Pate und Floyd mit ihren 64er- Runden den seit 1980 bestehenden Platzrekord nur um einen Schlag. Gemeinsam Dritte waren mit 65 Schlägen Ian Woosman (Wales) und Gordon Brand jr. (Schottland).
Mit 66 folgten dann Nick Faldo (England), Ernie Els (Südafrika), Lee Janzen und John Cook (beide USA). Der australische Titelverteidiger Ian Baker-Finch begann mit einer Par-Runde von 71 Schlägen, mit denen er zunächst an 57. Stelle rangierte. dpa
Alarm in London:
Halbnackter
zeigte sich im
LONDON, 17. Juli (dpa). Ein halbnackter Mann ist gestern in den Londoner Buckingham-Palast eingedrungen und konnte sich bis auf wenige Meter den Privatgemächern der Queen nähern, bevor er von Sicherheitsbeamten überwältigt wurde.
Der Eindringling überkletterte die vier Meter hohe Gartenmauer und löste dabei Alarm aus. Während die Polizeibeamten zu der Mauer liefen, konnte der Mann ungesehen durch ein offenes Fenster in den Palast einsteigen und die Treppe zum ersten Stock hinauflaufen.
Der Mann, dessen Oberkörper nackt war, wurde dort von der Polizei gestellt. Es gab ein kurzes Handgemenge, bevor er festgenommen werden konnte. Direkt um die Gemächer der Königin gibt es noch einmal eine besonders geschützte Sicherheitszone, in die der Mann nicht vorgedrungen war. Die Königin und Prinz Edward hielten sich im Palast auf.
In den letzten Jahren waren eine Reihe von Eindringlingen in den Palast und angrenzenden Park gelangt.
NAIROBI, 17. Juli (dpa). Die Lage der hungernden Zivilbevölkerung in Somalia wird immer verzweifelter. Viele Menschen in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land sind nach Angaben von Hilfsorganisationen infolge des Hungers so geschwächt, daß sie Stationen, an denen Lebensmittelhilfen verteilt werden, nur auf dem Boden kriechend erreichen.
Diejenigen, zu denen keine Hilfslieferungen gelangten, ernährten sich von Gras und Tierkadavern, sagte ein Sprecher von "Médecins sans frontières" (Ärzte ohne Grenzen) am Freitag in einem Interview mit dem Afrikadienst des britischen Rundfunks BBC. In einem Fall habe ein Vater das Fleisch seines zuvor verhungerten Sohnes gegessen.
Wie weiter bekannt wurde, brachen im Norden der Hauptstadt Mogadischu neue Kämpfe aus. Die Hilfsorganisation drohte damit, sich ganz aus Somalia zurückzuziehen, wenn die Sicherheitslage sich weiter verschlechtere. In den Kämpfen standen sich Angehörige rivalisierender Familienclans gegenüber, die beide der einstigen Rebellenorganisation Vereinigter Somalischer Kongreß (USC) angehören.
In Somalia herrscht seit dem Sturz des Diktators Mohammed Siad Barre vor anderthalb Jahren Bürgerkrieg, weil die verschiedenen Rebellengruppen sich zerstritten haben und untereinander um die Macht kämpfen. In Mogadischu wurde ein Waffenstillstandsabkommen, das die UN vor drei Monaten vermittelt hatten, bisher weitgehend eingehalten. Allerdings machen bewaffnete Banditen die Stadt noch immer unsicher. Schätzungen zufolge ist etwa ein Sechstel der gesamten somalischen Bevölkerung von ursprünglich sieben Millionen Einwohnern in die Nachbarländer geflüchtet.
Der Sturz von Wolke sieben steht unmittelbar bevor. Auch wenn sich Pascal Lino den Fotografen im Gelben Trikot mitten in einem blühenden Sonnenblumenfeld noch relativ unbekümmert präsentiert. Im Hochgebirge der Alpen rechnet die Konkurrenz mit seinem "Absturz" von der Spitze des Gesamtklassements. Er selbst wohl auch. "Das ist immer noch wie ein schöner Traum, und ich fühle mich wie über Wolken schwebend. Aber bei den steilen Anstiegen besonders am Samstag und Sonntag wird es schwer sein, am Rad von Miguel Indurain zu bleiben. Das wird meine einzige Taktik sein", sagt der 25jährige Franzose.
Lino strampelt seit elf Tagen bei der 79. Tour de France im Gelben Trikot und wird auch trotz seines großartigen Zeitfahrens am vergangenen Montag in Luxemburg von den "Großen" immer noch nicht ernst genommen. In der Pole-Position wird er nur geduldet, weil es Indurain, Bugno und Co. in den Kram paßt.
Den Weg aus der Anonymität des Wasserträgers für seinen Landsmann Charly Mottet hat Pascal Lino, seit der dritten Etappe in Gelb, auf jeden Fall gefunden. Obwohl fast ganz Frankreich zur Zeit von ihm spricht, bedeutet das Trikot aber nicht unbedingt einen Wechsel in rosigere Zeiten in der Zunkunft. Der schmächtige Bretone wird bezahlt wie ein kleiner Angestellter. Rechnet man seinen augenblicklichen Popularitätsbonus hoch, wird Lino zur Zeit auf rund 50 000 Mark Jahresgage geschätzt. Nicht gerade das, wovon ein Radprofi im 40-Millionen-Mark- Zirkus Tour de France träumt.
Über ganz andere Zahlen könnte Lino natürlich nachdenken, wenn er die Berge in Gelb überstünde. Aber da ist Indurain vor, der am Ruhetag in Dole am Donnerstag mit Champagner anstoßen konnte - aus Anlaß seines 28. Geburtags.
In seinem ersten Profijahr 1989 gewann Lino die Rundfahrt der Europäischen Gemeinschaft und holte dabei in Koblenz, diesmal Tour-Stopp der achten Etappe, das Gelbe Trikot. "Mein großes Vorbild war Dietrich Thurau mit seinem wunderbaren Fahrstil", sagt Lino. dpa
LONDON, 17. Juli (dpa). Bei Krawallen in der westenglischen Stadt Bristol haben Jugendliche in der Nacht zum Freitag ein Dutzend Geschäfte, eine Leihbücherei und ein Gemeinschaftszentrum in Brand gesetzt und geplündert. Als die Feuerwehr eintraf, bewarfen die rund 100 Jugendlichen die Feuerwehrmänner mit Flaschen und Steinen. Die Unruhen folgten dem Tod zweier junger Männer aus einer Siedlung mit Sozialwohnungen. Die beiden hatten offenbar ein Polizeimotorrad gestohlen und waren dann bei einer Verfolgung mit einem anderen Polizeifahrzeug zusammengestoßen.
ERFURT, 17. Juli (dpa). Beim Absturz eines motorgetriebenen Leichtflugzeuges ist am Donnerstag abend auf dem Sportflugplatz Udersleben im Kreis Artern (Thüringen) der Pilot ums Leben gekommen. Seine Ehefrau überlebte schwer verletzt, sagte ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums. Der aus Berlin stammende Pilot habe nach dem Start sein Flugzeug steil nach oben gezogen. Dabei war es in 30 Meter Höhe über die linke Tragfläche abgekippt und abgestürzt. Die Absturzursache wird noch ermittelt.
REYKJAVIK, 17. Juli (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker und seine Frau Marianne haben am Freitag den offiziellen Teil ihres Besuches in Island beendet. Das Wochenende verbringen sie auf Einladung der isländischen Präsidentin Vigdis Finnbogadottir privat auf der Insel, bevor sie am Montag zu einem Staatsbesuch nach Irland reisen. Die Bundesrepublik sollte nach Ansicht des Präsidenten die kleinen europäischen Staaten bei ihrer Entscheidung für oder gegen einen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft nicht beeinflussen. "Soweit wir gefragt werden, sollten wir unsere positiven Erfahrungen darstellen, mehr aber nicht", sagte er zum Abschluß seines Staatsbesuchs. Er habe mit "hoher Achtung und vollem Respekt" die lebhafte Diskussion in Island über das künftige Verhältnis zu Europa verfolgt.
In der rund 260 000 Menschen zählenden Bevölkerung Islands gibt es erhebliche Vorbehalte gegen einen engeren Anschluß an europäische Institutionen, weshalb ein Beitritt zur EG derzeit auch nicht erwogen wird.
TOKIO, 17. Juli (dpa). Mit bis zu 70 Volt starken Stromstößen hat ein Lehrer in einer japanischen Schule seine Zöglinge für schlechte Leistungen bestraft, bis fortgesetzte Klagen der Eltern den schulischen "Elektroschocks" ein Ende bereiteten.
Nach einem Bericht der Zeitung Yomiuri Shimbun vom Freitag schloß der 28jährige Lehrer in der Stadt Kita-Kyushu in Südjapan alle Schüler, die bei Klassenarbeiten im Fach Technologie schlecht abschnitten oder die schulischen Kleidervorschriften nur nachlässig erfüllten, zur Strafe und "Besserung" an elektrisch geladene Drähte an. Mehrere Kinder beklagten sich anschließend über Gefühllosigkeit in den Armen. Die Schulleitung erteilte dem Lehrer schließlich einen strengen Verweis.
WIESBADEN, 17. Juli (dpa). Die Zahl der Autodiebstähle ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres dramatisch gestiegen. Wie das Bundeskriminalamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, wurden von Januar bis Ende Juni über 63 000 Autos entwendet. Im gesamten Jahr 1990 waren es 60 000. Die Zahlen des Rekordjahres 1991 mit 87 000 gestohlenen Kraftfahrzeugen würden spätestens im Frühherbst erreicht. Insgesamt rechnet das BKA in diesem Jahr mit weit über 100 000 Autodiebstählen.
Von den gestohlenen Fahrzeugen würden 32 000 auf Dauer verschwunden bleiben. Der größte Teil davon werde nach Osteuropa, in den Mittleren Osten und nach Japan verschoben. Erstmals übersteige die Zahl der verschwundenen Autos die der inzwischen wiedergefundenen. Ursachen des Booms ist nach Einschätzung des BKA neben der Zunahme organisierter Banden auch die wachsende Kriminalität in den neuen Bundesländern. So nehme Sachsen mit 7000 Diebstählen eine Spitzenposition unter den Bundesländern ein. Spitzenreiter sei Berlin mit 8300 Diebstählen.
MOSKAU, 17. Juli (dpa). Sergej Schachrai, Rechtsberater des russischen Präsidenten Boris Jelzin, hat am Donnerstag abend in Moskau unverletzt einen schweren Autounfall überstanden. Sein Pressesprecher sprach laut der Nachrichtenagentur Interfax am Freitag sogar von einem versuchten Attentat. Schachrai vertritt Jelzin gegenwärtig vor dem russischen Verfassungsgericht im Prozeß um das KP-Verbot.
GÜNTER REITZ, Büroleiter im Schweriner Justizministerium, wird voraussichtlich neuer Generalsekretär der CDU in Mecklenburg-Vorpommern. Reitz soll vom CDU-Landesvorsitzenden Günther Krause am heutigen Samstag auf einer Veranstaltung in Lübtheen offiziell vorgestellt werden. Der 49jährige Jurist Reitz stammt aus Mayen bei Koblenz und war Personalreferent im Bundeskanzleramt, bevor er 1991 nach Schwerin kam. Der Posten des Generalsekretärs ist vakant, seit BERNDT SEITE im März zum neuen Ministerpräsidenten gewählt wurde. (dpa/AFP)
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat beim letzten Olympia-Test gegen Weltmeister Schweden ihren ersten Sieg verschenkt. Nach dem 21:22 und 24:26 am Vortag reichte es am Freitag vormittag in Karlshamn vor 500 Zuschauern nur zu einem 19:19 (12:10). Drei Sekunden vor Abpfiff gelang dem Schweden Robert Hedin der Ausgleichstreffer, nachdem das deutsche Team in der 48. Minute durch den Magdeburger Holger Winselmann die 19:14-Führung gelungen war. "Wer in den letzten zwölf Minuten kein Tor mehr wirft, hat den Sieg auch nicht verdient", sagte der enttäusche Bundestrainer Horst Bredemeier nach der Leistungssteigerung innerhalb von 24 Stunden.
Erstaunlich gut hatte die DHB-Auswahl im dritten Match in Südschweden innerhalb von kurzer Zeit die "Kraftprobe" weggesteckt. Bis zum 10:7 (22.) zeigte das deutsche Team wie schon in den Partien zuvor eine mannschaftlich geschlossene Leistung gegen den Weltmeister, der sich erst wieder in der zweiten Halbzeit mit aller Routine zu einer akzeptablen Vorstellung aufschwingen konnte. Hätte nicht der Milbertshofener Ochel (41.) einen Siebenmeter gegen Schwedens Star-Torwart Mats Olsson verworfen, wäre ein Sieg möglich gewesen. Die Schlüsselszene war dann nur zwei Minuten später wieder ein nicht verwandelter Siebenmeter der deutschen Mannschaft. Der sonst so sichere Schütze Bernd Roos aus Großwallstadt scheiterte beim Stande von 19:16.
Mit dem erstmaligen Fünf-Tore-Vorsprung in der 48. Minute durch Winselmann schien die Begegnung schon zugunsten der Deutschen entschieden. Doch eine Vielzahl technischer Fehler und Ballverluste aufgrund einer unerklärlichen Nervenschwäche ermöglichte den Schweden noch den Teilerfolg. In Karlskrona beendete die deutsche Mannschaft am selben Abend den Trip mit vier Spielen in zwei Tagen. Der Abflug zum olympischen Turnier nach Barcelona ist für den 22. Juli festgelegt. Vier Tage später ist die GUS erster Gegner. dpa/sid
STUTTGART (dpa/VWD/FR). Für die Kündigung des deutsch-amerikanischen Luftverkehrsabkommens hat sich die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Lufthansa und ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies ausgesprochen. Die Chefin der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr forderte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) zu einem entsprechenden Schritt auf, weil die Vereinbarung große Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Lufthansa zur Folge hat.
"Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und der ruinösen Preispolitik amerikanischer Fluggesellschaften gefährdet der Fortbestand der bisherigen Regelung zahlreiche Arbeitsplätze bei der Deutschen Lufthansa", sagte die ÖTV-Vorsitzende. Auch im Interesse einer Gleichstellung deutscher Unternehmen im Wettbewerb mit den USA sei das Luftverkehrsabkommen untragbar. Da Washington zu einer Änderung nicht bereit sei, bliebe die Kündigung der einzige Weg, um deutschen Interessen Nachdruck zu verleihen. In der vergangenen Woche auf der Lufthansa- Hauptversammlung hatte sich Wulf-Mathies heftige Vorwürfe einiger Aktionäre anhören müssen, weil sie für den Streik im Öffentlichen Dienst verantwortlich gewesen sei, der für die "Kranich-Airline" zusätzliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe bedeutete.
Das Luftverkehrsabkommen zwischen der Bundesrepublik und den USA von 1953 erlaubt amerikanischen Gesellschaften, jeden Flughafen in Deutschland anzufliegen, während für die Lufthansa sowohl hinsichtlich der Landerechte als auch der Frequenzen in den USA starke Beschränkungen gelten. In dieser Form sei das Abkommen einzigartig in Europa, stellt die ÖTV fest.
ROM, 17. Juli (dpa). Papst Johannes Paul II. ist zwei Tage nach seiner Operation weiter auf dem Weg der Genesung. Am Freitag feierte das 72jährige Oberhaupt der katholischen Kirche bereits in seinem Krankenzimmer in der römischen Gemelli-Klinik die Morgenmesse, die sein Sekretär Stanislaw Dziswisz zelebrierte. Für Samstag wurde ein neues ärztliches Bulletin angekündigt.
Nach Beendigung seines etwa zehntägigen Krankenhausaufenthaltes benötige der Papst noch mindestens einen Monat Erholung, teilte der Chirurg Francesco Crucitti mit, der am Mittwoch den Papst operiert hatte.
CARACAS, 17. Juli (dpa). Der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez darf nach einem Beschluß des Senats seines Landes nicht am iberoamerikanischen Gipfel am 23. und 24. Juli in Madrid teilnehmen. Zuvor hatte bereits Perez' Partei Accion Democratica (AD) angesichts der derzeitigen Krise auf der Präsenz des Staatschefs im Land bestanden, obwohl Perez auf die Bedeutung des Gipfels in der spanischen Hauptstadt hingewiesen hatte. Venezuela befindet sich in der schwersten politischen Krise der letzten drei Jahrzehnte. Im vergangenen Februar war ein Putschversuch des Militärs gescheitert.
GÜTERSLOH, 17. Juli (dpa). Nach dem Genuß von verdorbenem Bienenstich, den eine Großbäckerei aus dem Paderborner Raum an Supermärkte in der Region geliefert hatte, sind in den Kreisen Gütersloh und Paderborn rund 70 Menschen an Salmonellen erkrankt. Die Gesundheitsämter berichteten am Freitag auf Anfrage, in Rheda-Wiedenbrück seien 44 und in Büren bislang 25 Menschen erkrankt.
Bei dem gefährlichen Erreger handele es sich um "Salmonella enteritidis". Gegen den Betreiber der Großbäckerei ermittelt die Staatsanwaltschaft Paderborn inzwischen wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und fahrlässiger Körperverletzung. Eines der Salmonellen-Opfer habe Strafanzeige erstattet, hieß es. Dem Unternehmen sind auf Anordnung der Behörden die Herstellung und der Verkauf von Bienenstich bis auf weiteres verboten worden.
JOHANNESBURG, 17. Juli (dpa). Der südafrikanische Staatspräsident Frederik de Klerk reist am heutigen Samstag zu einem eintägigen Besuch in das Nachbarland Mosambik. De Klerk wird Staatspräsident Joaquim Chissano treffen.
BERLIN, 17. Juli (dpa). Ein falscher Polizist aus dem Berliner Stadtteil Friedrichsfelde ist am Freitag vom Berliner Landgericht wegen Betruges, Amtsanmaßung, Diebstahls und Urkundenfälschung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der gelernte Koch hatte 1991 in Ost-Berlin, Dresden und anderen Orten der früheren DDR rund 30 000 Mark ergaunert. Der geständige Angeklagte wurde wegen acht Taten verurteilt.
Der 43jährige war nach einem Ausgang nicht in die Haftanstalt Rummelsburg zurückgekehrt. Zur Finanzierung seines Unterhalts trat er vorzugsweise gegenüber älteren Frauen als Polizist auf. Er lenkte sie ab und stahl Schecks, Bargeld sowie Schmuck. Das Gericht bezog eine vorausgegangene Strafe in das Urteil ein. Schon zu DDR-Zeiten hatte er sich als Stasi-Angehöriger ausgegeben und den eingeschüchterten Opfern West-Geld abgeknöpft.Rom löst staatliche Rüstungs-Holding auf
MAILAND (dpa/VWD/FR). Die italienische Regierung will die für Rüstungs-, Aluminium- und Hubschrauberfertigung zuständige Staatsholding Efim mittelfristig auflösen. Als erster Schritt in diese Richtung hat Rom beschlossen, die Unternehmen unter die Verwaltung eines Regierungskommissars zu stellen.
Ende vergangenen Jahres standen bei der Holding Schulden in Höhe von 8000 Milliarden Lire (umgerechnet etwa 10,4 Milliarden Mark) zu Buche, während der Umsatz nur etwa mehr als 3000 Milliarden Lire betrug.
Efim gehörte im Rahmen des bislang in Italien praktizierten Proporzes zum Einflußkreis der Sozialistischen Partei. Der Privatisierungsplan der Regierung Amato sieht jetzt dagegen vor, daß die Staatsholdings dem Parteienzugriff entzogen werden. Dazu dient unter anderem die am 25. Juli vorgesehene Gründung von zwei Dachgesellschaften, die alle Staatsbetriebe kontrollieren sollen. Öffentlich-rechtliche Einrichtungen müssen bis zum 21. Juli in privatrechtliche Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Regelung ist nur die Efim, da sie völlig aufgelöst wird.
MÜNCHEN, 17. Juli (dpa). Ein defekter Fernseher war die Ursache für einen Wohnhausbrand, bei dem in der Nacht zum Freitag in München ein Rentnerehepaar ums Leben gekommen ist. Nachbarn hatten kurz vor Mitternacht einen Knall und Klirren gehört, daraufhin aus dem Fenster geschaut und im Erdgeschoß der dreistöckigen Villa Flammen gesehen.
Bei den Löscharbeiten fanden Feuerwehrmänner im Schlafzimmer beziehungsweise auf dem Balkon im ersten Stockwerk die 80jährige Frau und ihren vier Jahre älteren Ehemann leblos vor. Wiederbelebungsmaßnahmen des Notarztes blieben erfolglos.
OLDENBURG/BONN, 17. Juli (dpa). Die "genaue Lektüre" der beim Umweltgipfel in Rio verabschiedeten Konventionen wird bei den Unterzeichnerstaaten nach Ansicht von Experten nachträglich eine "Schockwirkung" haben. Diese Auffassung des von der Bundesregierung eingesetzten wissenschaftlichen Beirats "Globale Umweltveränderungen" gab der Physiker Hans-Joachim Schellnhuber am Freitag in Oldenburg bekannt. Als Beispiel nannte er die Verpflichtung auf eine Stabilisierung des Treibhauseffektes. Dies bedeute weltweit eine Reduzierung der derzeitigen Kohlendioxid-Emissionen um 60 bis 80 Prozent.
Der dem Forschungs- und dem Umweltministerium zugeordnete zwölfköpfige Beirat, den Schellnhuber mit dem "Rat der Wirtschaftsweisen" verglich, soll die Umsetzung der Rio-Beschlüsse in Deutschland begleiten.
MANNHEIM (dpa/vwd). Zur Finanzierung des künftigen Wachstums wird die Hornbach-Gruppe mit ihren 32 Bau- und Gartenmärkten neu strukturiert. Nach den Worten von Vorstandschef Otmar Hornbach soll als Tochter der börsennotierten, künftig unter Hornbach Holding firmierenden AG die Hornbach Baumarkt AG (bisher GmbH und Co. KG) für das operative Geschäft entstehen. Der für 1993 vorgesehene Börsengang dieser Gesellschaft im Wege einer Kapitalerhöhung um zehn Millionen auf 50 Millionen Mark soll neue Anlegerkreise erschließen und europäische Allianzen ermöglichen.
Die Hornbach-Leute steigerten ihren Umsatz in dem bis Ende Februar reichenden Geschäftsjahr 1991/92 um 37 Prozent auf 702,5 Millionen Mark. Wegen hoher Sonderabschreibungen auf die ostdeutschen Filialen lagen das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und der Überschuß mit 32,8 Millionen beziehungsweise 10,8 Millionen Mark um vier respektive 35 Prozent unter dem Vorjahr.
Ein 19 Jahre alter Deutscher ist am Freitag in Göteborg wegen Ausschreitungen bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Darüber hinaus darf er zehn Jahre lang nicht mehr nach Schweden einreisen. Die Staatswanwaltschaft hatte bei dem Verfahren sogar eine zweijährige Haftstrafe beantragt.
HAMBURG, 17. Juli (dpa/AP). Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat am Freitag beim Landgericht der Hansestadt die Wiederaufnahme der Sondergerichtsverfahren zum "Altonaer Blutsonntag" beantragt. Am 60. Jahrestag des Blutbades setzte sich die Behörde damit offiziell dafür ein, die 1933 verurteilten vier Kommunisten freizusprechen und die verhängten Todesurteile aufzuheben. Ob und wann das Landgericht Hamburg das Verfahren wieder aufnehmen wird, steht nicht fest.
Am 17. Juli 1932 hatte ein Propagandamarsch der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) durch das damals preußische Altona mit bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen geendet: 18 Menschen wurden getötet, über 60 verletzt. Unter den Toten waren 13 unbeteiligte Passanten, die wahrscheinlich von Kugeln der um sich schießenden Polizei getroffen wurden. Ferner starben drei Kommunisten und zwei SA-Männer.
Nach dem "Blutsonntag" wurden zahlreiche Kommunisten verhaftet. Ein noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten eingesetzes Sondergericht verurteilte im Juli 1933 Bruno Tesch, Karl Wolff, August Lütgens und Walter Möller zum Tode. Die Männer waren des gemeinschaftlichen Mordes für schuldig befunden worden. Sie wurden im August 1933 hingerichtet.
Bis heute ist ungeklärt, ob die Nationalsozialisten oder die Kommunisten die ersten Schüsse abgaben. Die Forschung ist sich einig, daß die SA provozierend durch die Straßen zog, Passanten zwang, die Hakenkreuzfahne zu grüßen, und politische Gegner verprügelte. Nach dem Studium von Archivalien und Restakten sind sich die Staatsanwälte sicher, daß bei der Verhandlung manipuliert wurde. Analysen ergaben zum Beispiel, daß eine dem Angeklagten Lütgens zugeschriebene Tatortskizze gefälscht wurde. Das Papier galt als Beweisstück für den angeblichen Feuerüberfall der Kommunisten.
Die Staatsanwaltschaft will weitere Urteile zum "Blutsonntag" aufheben lassen, wenn das erste nun angepeilte Verfahren beendet ist. Die Urteile waren der Behörde zufolge auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Rgimes (VVN) überprüft worden.
LONDON, 17. Juli (dpa). Die Vertreter der am Bürgerkrieg in Bosnien beteiligten Volksgruppen haben am Freitag in London einen Waffenstillstand vereinbart. Nach dreitägigen getrennten Gesprächen von Repräsentanten der in Bosnien lebenden Serben und Kroaten und des moslemischen Außenministers Bosniens mit den Friedensbeauftragten der EG für Jugoslawien wurde ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, teilte ein Sprecher der Konferenz mit.
(Berichte auf Seite 2)
Zur Person:
ADRIENNE GOEHLER, Präsidentin der Hamburger Hochschule für Bildende Künste, soll ihr Amt behalten. Der Senat der Hochschule sprach sich gegen eine Rücktrittsaufforderung des Konzils aus. Das Gremium habe Inhalt und Zustandekommen des Konzilsbeschlusses mißbilligt und die 36jährige zum Bleiben aufgefordert, wurde am Freitag mitgeteilt. Goehler, die inzwischen ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt hat, wird von ihren Kritikern - darunter einigen Professoren - vorgeworfen, in Fragen der Kunst eingegriffen, Zwietracht gesät und dem Ansehen der Hochschule geschadet zu haben. (dpa)
Der Nürnberger Gerd Audehm hat neun Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele bei der 27. Rheinland- Pfalz-Rundfahrt für ein Novum bei dem wichtigen deutschen Amateur-Radrennen gesorgt. Als erster Fahrer gewann der 24jährige Nationalfahrer die zehn Tage dauernde Etappenfahrt zum zweiten Mal hintereinander. Audehm fuhr mit einem Vorsprung von 3:24 Minuten auf den 19jährigen Peter Luttenberger (Österreich) und mit vier Minuten auf Steffen Wesemann (Frankfurt/Oder) über die Ziellinie.
Das glänzende Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft, die sich mit dem Etappenrennen auf Barcelona vorbereitete, rundete am Freitag der 22jährige Dortmunder Erik Zabel als Sieger des letzten Teilstücks von Landau über 129,9 km nach Pirmasens ab. Zabel schlug im Massenspurt Andreas Lebsanft (Öschelbronn) und den Letten Arvis Piziks.
"Ich bewerte den diesjährigen Sieg höher als den von 1991, da ich nach meiner langen Verletzungspause endlich wieder Anschluß an die weltbesten Amateure gefunden habe", sagte der Mann im gelben Trikot, Audehm, nach insgesamt 1275 Kilometern im Ziel in Ludwigshafen. dpa
Der französische Fußballclub Paris Saint-Germain will den deutschen Nationalspieler Jürgen Klinsmann (27) für drei Jahre verpflichten. Wenn alles gut verlaufe, werde Klinsmann den Vertrag am Montag nachmittag in Paris unterzeichnen, teilte der Klub am Freitag mit.
Dritte Saison-Niederlage für Neuling Libero Kasalo nutzte Wirrwarr entscheidend
Die SpVgg. Unterhaching zahlt in der Zweiten Fußball-Bundesliga weiter Lehrgeld. Der Aufsteiger mußte sich am Freitag abend in seinem dritten Saison- und zweiten Heimspiel nach zwei Niederlagen auch dem FSV Mainz 05 mit 0:1 (0:0) beugen. Der Sieg der Mainzer vor 3000 Zuschauern durch einen Treffer von Vlado Kasalo (74.) war gerecht, da die Platzherren in der spielerisch durchschnittlichen Partie oft hilflos und konfus wirkten.
Die konzeptlosen Unterhachinger, die ohne ihren Spielführer Leitl begannen - er kam erst nach 52 Minuten ins Spiel -, hatten in der ersten Halbzeit zwar zwei gute Möglichkeiten zum Torerfolg, doch vergab Löbe in der 34. Minute mit einem Kopfball aus sechs Metern ebenso wie acht Minuten später Garcia, dessen Kopfball FSV-Torhüter Kuhnert entschärfte.
Die Mainzer, die im Mittelfeld durch Schuhmacher, Schäfer und Zampach Vorteile hatten und frühzeitig die Münchner Vorstädter im Spielaufbau störten, hatten in den ersten 45 Minuten nicht eine einzige gute Torchance, holten dieses Versäumnis jedoch in der zweiten Hälfte nach.
Vlado Kasalo gelang dann im Durcheinander vor dem SpVgg.-Tor aus drei Metern das "goldene Tor" für Mainz 05, das verdient zum ersten Sieg kam. dpa
Unterhaching: Häfele - Pfluger - Braun, Bucher - Beck, Bergen, Emig (75. Lemberger), Urosevic (56. Leitl), Niklaus - Löbe, Garcia.
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Schäfer - Herzberger, Schuhmacher, Weiß, Buvac (89. Greilich), Zampach - Wagner (72. Diether), Klopp.
Schiedsrichter: Hauer (Celle).
Tore: 0:1 Kasalo (74.).
Zuschauer: 3000.
Gelbe Karten: Löbe - Herzberger, Diether, Klopp, Weiß.
BONN, 17. Juli (dpa). Das Bündnis 90/ Die Grünen hat darauf hingewiesen, daß unter der Militärjunta in Birma nach wie vor massiv die Menschenrechte verletzt werden. Der entwicklungspolitische Sprecher der Partei, Konrad Weiß, sagte am Freitag vor Journalisten in Bonn, er habe bei einer Reise des Bundestagsausschusses für Entwicklungspolitik in der Hauptstadt Rangun eine Liste mit den Namen von mehr als 60 Abgeordneten übergeben, die nach dem großen Wahlsieg der Opposition vom Mai 1990 inhaftiert worden seien. Zugleich habe er die dortige Führung aufgefordert, die Menschenrechte zu respektieren.
Ein Treffen mit der seit drei Jahren unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sei ihm verwehrt worden, sagte Weiß und erinnerte daran, daß in dem südostasiatischen Land immer noch der Ausnahmezustand herrsche.
BONN, 17. Juli (dpa). Der "Hilfsfonds für schwangere Frauen in Not" hat nach Angaben des Bundesfamilienministeriums von Oktober 1990 bis Mitte dieses Jahres rund 12 700 Frauen in den neuen Bundesländern unterstützt. Hilfen für die Baby-Erstaustattung wurden 9300 Frauen, Mittel zur kindgerechten Wohnraumsanierung durch Selbsthilfe wurden 3400 Frauen bewilligt, sagte Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) am Freitag in Bonn. Die insgesamt 33 000 gestellten Anträge entsprächen etwa 20 bis 25 Prozent aller Schwangeren oder jungen Mütter in Ostdeutschland.
Aufgrund der "Antragsflut" von bis zu 600 Anträgen pro Woche sei der Fonds in diesem Jahr auf 80 Millionen Mark verdoppelt worden. Ende 1992 laufe der Hilfsfonds aus, danach werde die Bundesstiftung "Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens", ausgestattet mit einem Gesamtvolumen von 180 Millionen Mark, auch auf die neuen Länder ausgedehnt.
BONN, 17. Juli (dpa/AFP). Mehr Beratungsstellen und Zufluchtswohnungen für sexuell mißbrauchte Kinder hält Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU) für dringend erforderlich. Es gebe zu wenige solcher Angebote, und die bestehenden seien meist nicht finanziell gesichert, sagte Merkel am Freitag in Bonn.
Eine Untersuchung in einer vom Bund und vom Berliner Senat als Modellprojekt finanzierten Einrichtung für mißbrauchte Mädchen habe ferner ergeben, daß auch die mit dem Problem konfrontierten Berufsgruppen stärker als bisher zusammenarbeiten müßten. Die Mädchen brauchten Hilfe bei der Aufdeckung des Mißbrauchs, Schutz vor weiterer Gewalt und Unterstützung bei der Aufarbeitung ihrer schlimmen Erfahrungen.
In den meisten Fällen waren die Mädchen innerhalb ihrer Familie mißbraucht und mit Drohungen und körperlicher Gewalt zum Schweigen gezwungen worden, ergab die Untersuchung. Sie reagierten auf die Übergriffe mit Ängsten, Alpträumen und Kontaktproblemen. In höherem Lebensalter traten häufig Depression, Selbstmordgefährdung und Suchtprobleme auf.
WASHINGTON, 17. Juli (AFP). Über die Hälfte der schwarzen Kinder in den USA lebt nur mit einem Elternteil zusammen. Dies geht aus der jüngsten Untersuchung der US-Statistikbehörde hervor, die gestern veröffentlicht wurde. Während 1970 noch 31,8 Prozent der schwarzen Kinder mit nur einem Elternteil lebten, waren es 1980 bereits 45,8 Prozent und 1991 57,7 Prozent. Bei der jüngsten Erhebung seien 5,8 Millionen schwarze Kinder betroffen gewesen, von denen 5,5 Millionen auf den Vater verzichten müssen. Werden alle Kinder in die Statistik eingeschlossen, ergibt sich ein weitaus besseres Bild. 1970 lebten 15 Prozent aller Kinder in den USA in Familien mit nur einem Elternteil, 1991 waren es 28 Prozent. Die Untersuchung habe außerdem gezeigt, daß Familien mit nur einem Elternteil sechs Mal ärmer sind als Familien, in denen es Vater und Mutter gibt.
HONGKONG, 17. Juli (AFP). In der chinesischen Provinz Guangdong soll ein zweites Atomkraftwerk gebaut werden. Dies berichtete am Freitag die chinesische Tageszeitung "Wen Wei Po". Mit einer Kapazität von vier Millionen Kilowatt solle die neue Anlage das größte Atomkraftwerk Chinas werden.
SEVILLA/PARIS, 17. Juli (AFP). Beim Einsturz eines Teils der Bühnendekoration im Maestranza-Theater in Sevilla sind am Donnerstag ein Mensch getötet und 40 weitere verletzt worden.
Das Ensemble der Pariser Bastille- Oper probte gerade den Othello, als ein Teil der Decke auf die Bühne herabstürzte und die 39 Jahre alte Choristin Annick Luce-Taffary erschlug. Bei den Verletzten, von denen einige nach Angaben der Bastille-Oper ernst, aber nicht lebensgefährlich verletzt sind, handelt es sich überwiegend um spanische und französische Techniker.
Die Aufführung der Verdi-Oper, die für Samstag im Rahmen der Weltausstellung Expo 92 geplant war, wurde abgesagt. Der Star der Aufführung, der spanische Tenor Placido Domingo, der den Part des Othello übernehmen sollte, befand sich zur Zeit des Unglücks nicht in dem Theater. Wie ein Sprecher der Bastille- Oper in Paris mitteilte, mußten 18 Mitglieder des Ensembles in Krankenhäuser eingeliefert werden. Die übrigen seien nach ambulanter Behandlung wieder entlassen worden. Die Bastille-Oper sagte wegen des Unfalls die heute in Paris geplante Aufführung des Balletts "Schwanensee" ab.
Die andalusischen Behörden teilten mit, bei den eingestürzten Teilen handle es sich ausschließlich um Dekorationsteile, die aus Paris mitgebracht worden seien. Das Theater trage nicht die Verantwortung für den Unfall. Das Maestranza-Theater war speziell für die Expo 92 gebaut und erst vor 14 Monaten eingeweiht worden. Es ist eines der größten in Europa und hat eine 19,5 mal 18 Meter große Bühne, die mit modernster Technik ausgestattet ist. Der Zuschauerraum kann 1774 Menschen aufnehmen. Auch gibt es Räume für Kammerkonzerte, Theateraufführungen und Konferenzen, die noch einmal 400 Menschen fassen.
LIMA, 17. Juli (AFP). Bei der Explosion einer Autobombe am Donnerstag abend (Ortszeit) in der peruanischen Hauptstadt Lima sind mindestens 15 Menschen getötet und 250 weitere verletzt worden. Das teilte die Polizei mit. Mitglieder der Rettungsmannschaften sagten am Freitag morgen der Nachrichtenagentur AFP, die Zahl der Opfer könne noch höher liegen, da vermutlich zahlreiche weitere Menschen unter den Trümmern der Gebäude eingeschlossen oder begraben seien. Die Bombe, die aus 500 Kilogramm Dynamit und Plastiksprengstoff bestand, explodierte den Polizeiangaben zufolge in einem sehr belebten Einkaufsviertel des wohlhabenden Stadtteils Miraflores. Dutzende von Gebäuden wurden zerstört, einige gingen in Flammen auf. Die Brände konnten von der Feuerwehr bis Freitag morgen unter Kontrolle gebracht werden. In der Nähe des Anschlagsortes entdeckte die Polizei eine weitere Autobombe, die entschärft werden konnte. Urheber und Motiv des Anschlags waren zunächst unklar. Polizeiangaben zufolge gilt es allerdings als wahrscheinlich, daß die maoistische Terrorgruppe "Leuchtender Pfad" verantwortlich ist.
BOGOTA, 17. Juli (AFP). In Kolumbien ist der seit dem 10. Juli verhängte Ausnahmezustand wiederaufgehoben worden. Sondergesetze zur Kompetenz-Überschreitung von regionalen Richtern und Mitgliedern des Nationalen Gerichtshofs wurden wurden jedoch um 90 Tage verlängert."Kein Sicherheitsdefizit im Osten"
SCHWERIN, 17. Juli (AFP). In den neuen Bundesländern besteht trotz erheblichen Personalmangels kein Sicherheitsdefizit. Das sagten die Polizeiinspekteure der neuen Länder bei einer Tagung am Donnerstag abend in Schwerin. Die Kriminalitätsrate liege im Osten Deutschlands immer noch weit unter der in den alten Bundesländern. Trotzdem seien die neuen Bundesbürger "subjektiv mehr verunsichert", meinte der Inspekteur der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommerns, Hans-Heinrich Heinssen. Dieser Tatsache gelte es durch verstärkte Präsenz und Öffentlichkeitsarbeit Rechnung zu tragen.
POTSDAM, 17. Juli (AFP). Die drei Iraner, die an den Eierwürfen auf die Limousine des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati am Donnerstag in Potsdam beteiligt gewesen sein sollen, sind wieder auf freiem Fuß. Eine Sprecherin der Polizei teilte am Freitag mit, die drei seien bereits am späten Donnerstag abend entlassen worden. Die Vernehmungen zum Vorwurf der Sachbeschädigung und der Beleidigung seien vorest beendet. Allerdings seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Irrtümlicherweise hatte die Polizei am Donnerstag berichtet, auch ein Iraker sei festgenommen worden.
Der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Hans-Dieter Menden, sagte, alle drei hätten bestritten, mit Eiern auf den gepanzerten Wagen des Staatsgastes geworfen zu haben. Wie Menden weiter erklärte, rechne er "mit einer relativ geringen Strafe".
MOSKAU, 17. Juli (AFP/dpa). Die Moskauer Tageszeitung Iswestija hat für den heutigen Samstag eine Sondernummer zur Verteidigung der freien Presse angekündigt. Wie die Chefredaktion des Blattes sagte, soll damit auf die neuen Bedrohungen der noch jungen Freiheit der Medien in der ehemaligen Sowjetunion aufmerksam gemacht werden.
Das in seiner Mehrheit konservative russische Parlament beschloß am Freitag, die Iswestija wieder unter seine Kontrolle zu nehmen. Nach einer scharfen und kontroversen Debatte entschieden die Abgeordneten, daß das Blatt künftig wieder "Zeitung der Deputiertenräte (Parlamente) der Russischen Föderation" heißen soll. Das Parlament beauftragte das Informationsministerium, die entsprechenden Dokumente vorzubereiten.
Die Führung der Zeitung antwortete den Abgeordneten, sie werde die Entscheidung nicht akzeptieren und das Verfassungsgericht einschalten. Während des Putsches im August vergangenen Jahres hatten Verlag und Redaktion der Zeitung das damalige Organ des Obersten Sowjets für unabhängig erklärt.
Bereits zu Beginn der Woche hatte das Parlamentspräsidium einen Beschluß vorbereitet, um die Kontrolle über das angesehene Blatt wieder zu übernehmen. Dies hatte in den Medien einen Sturm der Empörung hervorgerufen. Die Chefredakteure der liberalen Presse, des Rundfunks und des Fernsehens protestierten in einem Brief an Präsident Boris Jelzin. Dieser hatte den Medien seinen Schutz zugesichert.
Das russische Parlament sprach sich am Freitag allerdings gegen ein Gremium, einen sogenannten "Rat zur Beobachtung der Massenmedien", aus. Die Abgeordneten vertagten zudem eine Entscheidung über eine Änderung des Pressegesetzes, durch die die Rechte und Freiheiten der Medien eingeschränkt werden könnten.
HAMBURG, 17. Juli (AFP). Die große Mehrheit der Bundesbürger ist dafür, die umstrittene Abtreibungspille RU 486 zuzulassen. Bei einer am Freitag veröffentlichten Repräsentativ-Umfrage des Sample-Instituts im Auftrag der Frauenzeitschrift marie claire bejahten 63 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer in den alten Bundesländern die Frage, ob es auch in Deutschland bei gesetzlich erlaubten Schwangerschaftsabbrüchen die Wahlmöglichkeit zwischen der Abtreibungspille und einem chirurgischen Eingriff geben sollte. In den neuen Bundesländern fiel die Mehrheit mit 77 Prozent bei den Frauen und 80 Prozent bei den Männern noch deutlicher aus.
BONN, 17. Juli (AFP). Die "heiße Phase" der konventionellen Abrüstung in Europa hat begonnen. Wie das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr in Geilenkirchen mitteilte, wird seit Freitag der Wiener Vertrag über die Reduzierung der konventionellen Streitkräfte (KSE) vorläufig angewendet. Damit würden zwischen Atlantik und Ural in den Ländern der NATO und des ehemaligen Warschauer Pakts die konventionellen Streitkräfte auf ein gleiches Niveau herabgerüstet und die Anzahl von Panzern, Schützenpanzern, Artilleriegeschützen und Flugzeugen drastisch reduziert.
Für die Bundesrepublik bedeute dies, daß von rund 20 000 schweren Waffen etwa über 8000 vernichtet werden müßten. In den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts dürften in 40 Monaten statt wie bisher 40 000 Kampfpanzer nur noch etwa 20 000 vorhanden sein.
GUATEMALA-STADT, 17. Juli (AFP). In Guatemala sind die Streiks im öffentlichen Dienst beendet worden. Regierung und Gewerkschaften einigten sich auf eine Erhöhung der Löhne zwischen 18 und 22 Prozent, wie am Donnerstag aus amtlichen Quellen mitgeteilt wurde.
SAN SALVADOR, 17. Juli (AFP). In El Salvador hat die sogenannte Wahrheitskommision der Vereinten Nationen, die die während des Bürgerkriegs verübten Massaker und politischen Morde aufklären soll, mit ihren Untersuchungen begonnen. Die UN-Delegation führte zunächst Gespräche mit Präsident Alfredo Cristiani, der Kommandantur der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) und Medienvertretern. Zu den Verbrechen, denen die Kommission nachgehen soll, gehören die Massaker von El Mozote und El Sumpul in den Jahren 1980 und 1983, bei denen Angehörige der Armee nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen insgesamt 1700 Kinder, Frauen und Männer töteten. Zudem sollen die Hintergründe der Ermordung des Erzbischofs von San Salvador, Arnulfo Romero, aufgeklärt werden. Romero, der wiederholt die Menschenrechtsverletzungen in El Salvador Land angeprangert hatte, war am 24. März 1980 in seiner Kirche erschossen worden.
WIESBADEN, 17. Juli (AFP). In diesem Jahr werden in Deutschland so viele Autos gestohlen wie noch nie zuvor. Das geht aus dem Halbjahresbericht des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden vom Freitag hervor. Danach sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits über 63 000 Kraftfahrzeuge gestohlen worden. Das sind mehr als im gesamten Jahr 1990, als rund 60 000 Fahrzeuge entwendet wurden.
Im bisherigen Rekordjahr 1991 registrierte das BKA insgesamt 87 000 Kfz- Diebstähle. Davon blieben etwa 37 000 auf Dauer verschwunden. In diesem Jahr rechnet das BKA mit insgesamt weit über 100 000 Kraftfahrzeug-Diebstählen.
Als Ursachen für den Anstieg des Kfz-Diebstahls nennt das BKA die verstärkte Aktivität organisierter Gruppen und die zunehmende Kriminalität auf diesem Gebiet in den neuen Bundesländern. Sachsen nimmt mit etwa 7000 Fällen die Spitzenposition unter den neuen Ländern ein. Auch Brandenburg hat mit rund 3600 Diebstählen schon das gleiche Aufkommen wie die Länder Baden-Württemberg oder Bayern. Mit über 8300 Kfz- Diebstählen liegt jedoch Berlin weiterhin an der Spitze der Statistik. Die Hälfte der bis Juli gestohlenen Pkw, Kombi und Kleinlastwagen, fast 32 000, dürfte auf Dauer verschwunden bleiben und überwiegend durch gut organisierte Gruppen nach Osteuropa, den Mittleren Osten und nach Japan verschoben worden sein. Das BKA stellt in diesem Jahr eine Veränderung bei den organisierten Kfz-Diebstählen fest: Auch nach Osteuropa werden zunehmend gestohlene Luxus-Wagen der Marken Mercedes und BMW verschoben, während es in den Jahren zuvor überwiegend Golf und Audi 80 waren. Ins ehemalige Jugoslawien werden den Erkenntnissen des BKA zufolge verstärkt gestohlene Kleinlastwagen aus Deutschland gebracht. Im Saarländischen Rundfunk sagte der Sprecher des HUK-Versichererverbands, Peter Gauly, zum 1. Oktober müßten die Autobesitzer mit einer "zum Teil zweistelligen" Beitragserhöhung in der Kasko-Versicherung rechnen. Allein für 1991 sei der Aufwand für Autodiebstähle von etwa 600 Millionen Mark auf ein bis 1,2 Milliarden Mark gestiegen. Mit neuen Sicherheitssystemen solle nun versucht werden, die Zahl der Autodiebstähle zu senken, kündigte Gauly an. Mit den Automobil-Herstellern werde über Schließanlagen gesprochen, "mit denen der Autodiebstahl wesentlich erschwert werden kann".
LONDON, 17. Juli (AFP). Bei einem Brand auf einer französischen Kanalfähre mit knapp 1200 Passagieren an Bord ist am Freitag morgen ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen. Das Feuer sei im Maschinenraum der Fähre "Quiberon" auf der Strecke zwischen dem englischen Plymouth und Roscoff in der französischen Bretagne ausgebrochen, teilte das Schiffahrtsunternehmen Brittany Ferries mit.
Das französische Besatzungsmitglied sei wegen der starken Rauchentwicklung erstickt. Von den Passagieren sei niemand verletzt worden. Das Feuer habe nach kurzer Zeit unter Kontrolle gebracht werden können. Die insgesamt 1124 Menschen an Bord seien vorsichtshalber angewiesen worden, die Schwimmwesten anzulegen und an den Sammelpunkten zusammenzukommen. Allerdings wurden keine Rettungsboote zu Wasser gelassen.
Nach Angaben der britischen Küstenwache sollte das Schiff mit eigener Kraft zur französischen Küste fahren. Es hatte bei Ausbruch des Feuers etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Sollte dies nicht möglich sein, werde die Fähre von zwei französischen Hochseeschleppern an die Küste gebracht. Die Passagiere müßten jedenfalls nicht auf ein anderes Schiff umsteigen.
Zwei Hubschrauber der britischen Marine, ein britisches Kriegsschiff und zwei Schlepper seien gleich nach dem SOS- Funkruf der "Quiberon" zur Stelle gewesen, teilte die Küstenwache weiter mit. Auch fünf französische Militärhelikopter wurden zur Unglücksstelle entsandt. Die Evakuierung der Passagiere sei aber abgesagt worden, da das Feuer schnell unter Kontrolle gewesen sei. Die Koordination der Rettungsaktion liege bei den französischen Seebehörden. Das Schiff ist 1975 vom Stapel gelaufen.
ALGIER, 17. Juli (AFP). Zwei Tage nach der Verurteilung von Führern der Islamischen Heilsfront (FIS) haben sich am Freitag in verschiedenen Stadtvierteln von Algier islamische Fundamentalisten zu Protestkundgebungen nach den traditionellen Freitagsgebeten versammelt. Drei Menschen wurden bei Auseinandersetzungen mit der Polizei getötet und mehrere verletzt. Entsprechende Augenzeugenberichte wurden vom staatlichen Rundfunk bestätigt.
Den Demonstranten stand ein starkes Aufgebot an Polizei gegenüber. Aufgebrachte Jugendliche attackierten aus engen Straßen heraus die Polizei, die darauf mit Warnschüssen reagierte.
Die FIS hatte am Vortag in einem Aufruf die Bevölkerung aufgefordert, ihre Ablehnung der Urteile vom Mittwoch "durch alle Mittel zum Ausdruck zu bringen". Der Vorbeter (Imam) in der Moschee Es Sunna beendete sein Freitagsgebet mit der Drohung, in Algerien werde es bis zur Errichtung eines Islamischen Staates "weder Ruhe noch Frieden geben".Ein Unternehmensberater und sein Handicap
KIRCHHEIM. "Zu Beginn spüre ich eine leichte Zurückhaltung, aber nie eine Ablehnung. Und wenn die Seminare gut gelaufen sind, machen mir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele Komplimente, daß das Thema geklappt habe", erzählt Hansjörg Lienert über seine Erfahrungen als Unternehmerberater und Managertrainer. Die prompte Zustimmung ist nicht unbedingt selbstverständlich, denn Lienert hat ein Handicap: Er kann nicht sehen.
Der hochgewachsene Absolvent der Marburger Philipps-Universität mit der ansprechenden Stimme vermittelt Unternehmern betriebswirtschaftliche Erkenntnisse und lehrt, wie Führungsaufgaben angepackt werden können. "Auf optische Signale verzichte ich in den Lehrgängen. Ich lasse die Leute Einzelheiten aus ihrem Aufgabenbereich erzählen und mache mir daraus ein Bild von ihren Möglichkeiten und Problemen. In Rollenspielen übe ich mit ihnen Lösungsansätze, die ich dann im Einzelgespräch vertiefe", schildert Lienert seine Arbeitsweise.
Bei jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer versucht er, Entwicklungsmöglichkeiten, die in ihnen stecken, herauszufinden und zu zeigen, wie sie zu nutzen sind. Seine wichtigste Devise dabei lautet: "Führen heißt fördern.
Denn in jedem Mensch gibt es Neigungen und Möglichkeiten, die bei richtiger Förderung die Menschen zu größeren Aufgaben qualifizieren können", sagt Lienert.
Was Förderung bedeutet, hat der 1956 als stark Sehbehinderter in Siebenbürgen geborene Lienert am eigenen Leib gespürt. Bis zum 12. Lebensjahr besuchte er eine Regelschule, dann brachten ihn die Eltern in das Internat für Blinde und Sehbhinderte in Zollikhofen in der Nähe von Bern in der Schweiz. Mit 14 kam er zur Deutschen Blindenstudienanstalt nach Marburg an der Lahn, machte dort sein Abitur und studierte an der Uni Erziehungswissenschaften, an das er nach erfolgreichem Abschluß noch sechs Semester Jura anhängte. Das Geld für sein Studium verdiente er unter anderem abends als Gitarrenspieler in einer Band.
Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Angestellter einer süddeutschen Unternehmensberatungsfirma als Unternehmerberater und Managertrainer. Zu seinen Seminaren fuhr Lienert, der heute in Kirchheim (Kreis Hersfeld-Rotenburg) lebt, mit einer Wissenschaftlerin verheiratet ist und einen dreieinhalbjährigen Sohn hat, per Bahn - und zwar alleine kreuz und quer durch die Bundesrepublik.
Inzwischen hat er sich selbständig gemacht. Auch seine Kenntnisse auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung vermittelt er in Kursen. Von seinen Bemühungen, die allgemein gebräuchlichen EDV-Programme für Blinde einfacher zu gestalten, profitieren auch Sehende. So haben seine Anregungen in ein amerikanisches Textverarbeitungsprogramm mit der Bezeichnung "Asksam" Eingang gefunden und es so beeinflußt, daß es von Sehenden wie Blinden in Deutschland und Europa gern benutzt wird. KEYVAN DAHESCH
BAD NAUHEIM. "Liebestolle Rehe" gefährden demnächst den Straßenverkehr. Noch für die nächsten vier Wochen werden die vor Liebe buchstäblich blinden Rehböcke und Ricken die gewohnte Scheu vor dem Menschen vergessen und oft schnell und unverhofft Fahrbahnen überqueren, warnte der Landesjagdverband Hessen (LJV) in Bad Nauheim.
Während der Brunftzeit des Rehwildes, die unmittelbar bevorsteht, ist diese Wildart nach den Erfahrungen der Jäger auch tagsüber aktiv. lhe
FRANKFURT A. M., 17. Juli (lhe). Den Erhalt der Seniorenpässe für ältere und schwerbehinderte Menschen hat der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) gefordert. Der angekündigte Wegfall der Seniorenpässe bei Einführung der Halbpreis-BahnCard am 1. Oktober bedeute für bedürftige ältere oder schwerstbehinderte Menschen eine unzumutbare Härte, sagte der hessische VdK-Vorsitzende Wilhelm Kremer am Freitag in Frankfurt. Mit Seniorenpässen können Schwerstbehinderte und Menschen vom 60. Lebensjahr an bisher für 75 Mark außer Freitag und Sonntag und 110 Mark an allen Tagen ein Jahr lang die Züge der ersten und zweiten Wagenklasse der Bundesbahn zum halben Preis benutzen. Die BahnCard bietet für 110 Mark ebenfalls ein Jahr lang Fahrten zum halben Preis, jedoch nur in der zweiten Klasse.
GROSS-GERAU, 17. Juli (lhe). Winterreifen wurden am Donnerstag abend auf der Autobahn Darmstadt-Mönchhof den sechs Insassen eines schweizerischen Autos, darunter zwei Babys, zum Verhängnis: In Höhe der Abfahrt Groß-Gerau löste sich die Lauffläche eines Reifens, das Fahrzeug geriet ins Schleudern und prallte frontal auf einen Baum. Eine 65jährige Frau wurde dabei getötet, der 28jährige Fahrer, eine 22jährige Mitfahrerin sowie ein drei Monate alter Säugling erlitten schwere Verletzungen. Die Ehefrau des Fahrers und ihr zweijähriger Sohn kamen mit leichten Verletzungen davon. Als Ursache des Unfalls nannte die Polizei die unsachgemäße Bereifung. Alle vier Räder waren mit M+S-Winterreifen bestückt.
GIESSEN. Im Kreis Gießen fehlen noch mindestens 300 Heimplätze für Asylbewerber. Aus diesem Grund appellierte der Sozialdezernent des Kreises, Günter Feußner (SPD), an die Bevölkerung, Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
Außerdem forderte er die Kommunen auf, dem Kreis zu helfen, etwa mit einer raschen Zustimmung zur baurechtlichen Änderungsgenehmigung für die Umnutzung von Gebäuden als Flüchtlingsunterkünfte.
Nach Auskunft von Feußner muß der Kreis entsprechend der vom hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit festgelegten Quote in diesem Jahr 878 Asylbewerber aufnehmen.
Im ersten Halbjahr seien dem Kreis bereits 371 Flüchtlinge zugewiesen worden. Angesichts der vielen Krisen auf der Welt sei damit zu rechnen, daß der Kreis bis zum Jahresende die volle Quote unterbringen müsse, sagte Feußner. lhe
DARMSTADT. Ein 24jähriger US-Soldat ist am frühen Freitag morgen in Darmstadt unter bisher ungeklärten Umständen erstochen worden. Nach Aussagen seiner Ehefrau sei der GI mit einer Stichwunde in der Brust nach Hause gekommen, teilte das Polizeipräsidium Darmstadt mit. Der Soldat habe seine Frau gebeten, ihn zum Arzt zu bringen, sei aber beim Verlassen der in der amerikanischen Siedlung gelegenen Wohnung zusammengebrochen und noch vor Eintreffen des Notarztes gestorben. lhe
Ein Teil des Fuhrparks eines Beton- Mischwerks in Leun (Lahn-Dill-Kreis) ist in der Nacht zum Freitag von einem Feuer vernichtet worden. Drei Radlader, ein Muldenkipper, eine Kehrmaschine und ein Kompressor seien Raub der Flammen geworden; der Sachschaden werde auf mehr als 300 000 Mark geschätzt, teilte die Polizei mit. Sie nimmt vorsätzliche Brandstiftung an.
Weniger Unfälle, aber mehr Todesopfer - diese Bilanz zog das Regierungspräsidium Darmstadt für die rund 640 Autobahnkilometer seines Bezirks. In den ersten sechs Monaten 1992 seien 43 Menschen ums Leben gekommen, 4 mehr als im ersten Halbjahr 1991. Die Zahl der Unfälle sank um ungefähr fünf Prozent auf 4627.
EITEL O. HÖHNE, (Bild) lange Jahre Landrat des nordhessischen Landkreises Eschwege und späteren Werra-Meißner-Kreises, wird am Sonntag 70 Jahre alt. Der aus Dresden stammende Jurist mit Wohnsitz in Eschwege, eine herausragende Persönlichkeit in der Kommunal- und Landespolitik, hatte das Amt des Landrats in Eschwege von 1961 bis 1988 inne. Bereits im Alter von 28 Jahren war der Sozialdemokrat 1950 als Abgeordneter in den Hessischen Landtag eingezogen, dem er bis 1970 angehörte. - Höhne ist seit 1974 Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hessischen Rundfunks. Außerdem leitet er als Präsident die Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV).
JÜRGEN HAGEDORN (58), Prorektor der Fachhochschule Gießen-Friedberg, wird dieses Amt Ende des Monats vorzeitig aufgeben. Der Professor, dessen zweijährige Amtszeit regulär erst im März 1993 endet, begründete seinen Rücktritt am Donnerstag in Gießen mit unterschiedlichen Auffassungen über den Führungsstil in einer Hochschule zwischen ihm und FH-Rektor HANS-JÖRG KOLLMAR. - Hagedorn hat seinen Entschluß bereits dem hessischen Wissenschaftsministerium mitgeteilt. Er habe auch Kollmar vor dessen Urlaubsantritt in der vergangenen Woche informiert, der ihn gebeten habe, den geplanten Rücktritt noch einmal zu überdenken. Als FH-Prorektor ist Hagedorn unter anderem für das Prüfungsamt, die Bibliothek und den Baubereich zuständig. Für einen befristeten Zeitraum stehe er, wenn es gewünscht werde, als Baubeauftragter zur Verfügung, sagte er. Im übrigen werde er sich bei den im Herbst anstehenden Wahlen um das Amt des Rektors bewerben.
LIMBURG. Bei einem Frontalzusammenstoß zweier Autos ist zwischen Oberselters und Niederselters (Kreis Limburg-Weilburg) der 23jährige Fahrer eines der Wagen ums Leben gekommen. Die Fahrerin des entgegenkommenden Wagens und eine Mitfahrerin seien schwer verletzt ins Limburger Krankenhaus gebracht worden, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Limburg mit.
Der Wagen des 23jährigen war auf der Gegenfahrbahn mit dem anderen Auto kollidiert. Der 23jährige war sofort tot. lhe
PFUNGSTADT. Seit Donnerstag abend wird die elfjährige Michaela Schuster aus Pfungstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) vermißt. Das Mädchen sei zuletzt gegen 21 Uhr von einer Freundin an einer Straßenkreuzung nahe seinem Elternhaus gesehen worden, teilte die Darmstädter Polizei am Freitag mit.
Michaela Schuster sei ungefähr 155 Zentimeter groß, habe eine kräftige Figur, kurze dunkelblonde Haare, blaue Augen und viele Sommersprossen. Als das Mädchen zum letzten Mal gesehen wurde, trug es ein weißes T-Shirt, eine gelbe Radlerhose und türkisfarbene Leinenschuhe. Es habe ein grünes Fahrrad und eine blaue Tragetasche bei sich gehabt. lhe
Die Führungskrise beim hessischen Fußball-Oberligisten Viktoria Aschaffenburg weitet sich immer mehr aus. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind bereits Stunden vor Präsident Herbert Neumeyer die beiden Vizepräsidenten Gerhard Neuenfeldt und Dr. Bernd Pattloch zurückgetreten.
Abschließend zog mit Wolfgang Geibel der letzte gewählte Vorstandsvertreter nach. Die Handlungsunfähigkeit des Vereins wird komplettiert durch den vollständigen Rückzug des fünfköpfigen Wirtschaftsrates.
Ausgelöst wurde diese Rücktrittswelle durch den Schuldenberg, der seit den Zweitliga-Zeiten auf den Schultern des Klubs liegt. Die Außenstände werden auf über 2,5 Millionen Mark geschätzt. Inwieweit diese Krise sich auf den Fortbestand der Oberliga-Mannschaft auswirkt, kann derzeit niemand so recht sagen, da ein konkretes Konzept für die Zukunft nicht vorliegt. Der Klub war vor dem Antritt von Neumeyer schon vom Konkurs bedroht. lhe
In Gießen ist ein bisher unbekannter Mann von einem Zug überfahren worden. Nach Auskunft der Polizei wurde der Tote am Freitag morgen an der Strecke Gießen-Marburg gefunden. Es müsse noch ermittelt werden, ob es sich um ein Unglück oder Selbsttötung handle. Der Mann sei zwischen 20 und 40 Jahre alt, 1,70 Meter groß, schlank und dunkelhaarig und habe einen Oberlippenbart.
PFUNGSTADT. Ein elfjähriges Mädchen aus Pfungstadt (Kreis Darmstadt- Dieburg), nach dem seit Donnerstagabend Suchaktionen liefen, ist am Freitag wohlbehalten ihren Eltern übergeben worden. Das Mädchen hatte sich im Haus einer Freundin im Keller unweit der elterlichen Wohnung versteckt.
Wie die Polizei berichtete, gab die Freundin der Vermißten schließlich den entscheidenden Hinweis, nachdem die Polizei die Umgebung ohne Ergebnis abgesucht hatte. Auch ein Hubschrauber sei eingesetzt worden. Die Beamten fanden jedoch nur das Fahrrad des Mädchens. - Warum sich das Mädchen versteckte, war zunächst unbekannt. lhe
TIRANA, 17. Juli (Reuter). Das albanische Parlament hat auf Antrag der reformorientierten Demokratischen Partei die Kommunistische Partei verboten. Der jetzt vom Parlament verabschiedete Zusatz zum Parteiengesetz untersagt Parteien stalinistischen oder enveristischen Zuschnitts jede Betätigung. "Enveristisch" ist eine Anspielung auf den früheren kommunistischen Machthaber Enver Hodscha. Seit den Wahlen im vergangenen Jahr regiert in Albanien eine demokratische Regierung.
Der Reformflügel der Arbeitspartei benannte sich im vergangenen Jahr in Sozialistische Partei um. Der stalinistisch orientierte Rest der Partei organisierte sich als Albanische Kommunistische Partei, die von dem Verbot betroffen ist.
ISLAMABAD, 17. Juli (Reuter). Afghanistan erlebt nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks derzeit einen Massenandrang von Flüchtlingen, die aus Pakistan zurückkehren. In der vergangenen Woche sei eine Rekordzahl von 100 000 Flüchtlingen erreicht worden, die aus den Lagern in Pakistan in ihre Heimat zurückkehrten, sagte ein Sprecher des Hochkommissars für Flüchtlinge bei den Vereinten Nationen (UNHCR) am Donnerstag in Islamabad. Wenn der Andrang weiter anhalte, würden bis Ende August über eine Million Menschen zurück sein. Angesichts der schwachen finanziellen Ausstattung des Flüchtlingshilfswerks drohten Engpässe.
BERLIN, 17. Juli (Reuter). Die ostdeutsche Sammlungsbewegung will sich jetzt auch auf die westlichen Bundesländer ausdehnen.
Am kommenden Mittwoch werde sich in Bremen ein örtliches "Komitee für Gerechtigkeit" formieren, teilte ein Sprecher der Koordinierungsstelle am Freitag in Berlin mit. Weitere Komitee-Gründungen stünden in den nächsten Tagen in Dresden, Chemnitz, Rudolstadt, Weimar, Belzig sowie in mehreren östlichen Bezirken Berlins bevor. Insgesamt hätten sich bislang über 700 Menschen aus Ost- und Westdeutschland gemeldet, die bei dem Interessenbündnis gegen die Benachteiligung ehemaliger DDR-Bürger mitarbeiten wollten.
Die Ostbewegung war am letzten Wochenende von 69 Politikern und Prominenten in Berlin ins Leben gerufen worden. Darunter sind auch der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi und der brandenburger CDU-Politiker Peter-Michael Diestel. Der CDU-Kreisverband Frankfurt/Oder, in dem Diestels Landtagswahlkreis liegt, hat der CDU empfohlen, wegen dessen führender Beteiligung an der Bewegung ein Partei-Ausschlußverfahren einzuleiten.
ULAN BATOR, 17. Juli (Reuter). Neuer Ministerpräsident in der Mongolei wird der Wirtschaftsfachmann Puntsagiin Jasray. Er hatte von 1985 bis 1990 die inzwischen aufgelöste staatliche Plankommission geleitet, gilt aber als Verfechter marktwirtschaftlicher Reformen.
OSLO, 17. Juli (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl hat laut einem Zeitungsbericht der Deutschen Bundesbank geraten, ihre Leitzinsen nicht zu erhöhen. Das Finanzblatt "Dagens Naeringsliv" zitierte Norwegens Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland in der Freitagsausgabe mit den Worten, während ihrer Gespräche mit Kohl habe sich der Kanzler gegen die Anhebung des Diskontsatzes ausgesprochen. "Kohl ließ keinen Zweifel daran, daß er sich gegen eine Zinserhöhung ausgesprochen hat", wird Frau Brundtland zitiert. Kohl sprach mit der norwegischen Ministerpräsidentin, bevor die Bundesbank die Anhebung des Diskontsatzes auf 8,75 (zuvor 8,0) Prozent bekanntgab. (Siehe auch Wirtschaftsteil)
BRASILIA (rtr). Brasiliens Senat wird das vorläufige Schuldenabkommen des Landes mit den ausländischen Geschäftsbanken wahrscheinlich Ende August genehmigen. "Ich glaube nicht, daß es Schwierigkeiten geben wird" (bei der Genehmigung des Abkommens), sagt Senator Henrique Cardoso. Brasilien und die Gläubigerbanken hatten am 9. Juli mitgeteilt, sie hätten sich auf die Umschuldung und Reduzierung der brasilianischen Verbindlichkeiten bei den Kreditinstituten von etwa 44 Milliarden Dollar geeinigt (siehe FR vom vergangenen Samstag). Die Zustimmung des Senats und der einzelnen Banken steht noch aus.
Wirtschaftsminister Marcilio Marques Moreira habe zugesichert, die endgültige Fassung des Abkommens dem Senat Mitte August zuzuschicken, erklärt Cardoso. Die Vereinbarung könnte dann Ende August genehmigt werden. "Der Senat hatte nie eine unterschiedliche Meinung über die Schulden", so Cardoso.
Die Regierung des südamerikanischen Landes hat 71 Prozent der staatlich kontrollierten Stahlgesellschaft Comanhia Siderurgica de Tubarao (CST) im Rahmen einer Auktion veräußert und dafür etwas mehr als den zuvor festgelegten Mindestpreis von 306 Millionen Dollar erzielt. Käufer sind nach offiziellen Angaben die privaten Banken Unibanco und Banco Bozano Simonsen sowie das staatlich kontrollierte Bergwerk Companhia Vale do Rio Doce gewesen. Zum Verkauf standen 51 Prozent der CST-Stimmrechte und die meisten Vorzüge.
Im zweiten Teil der Privatisierung am 23. Juli können Ausländer für bis zu 14 Prozent der Stammaktien bieten. Nach brasilianischem Recht dürfen Nicht-Inländer höchstens 40 Prozent der Stimmrechte eines brasilianischen Unternehmens erwerben.
BERLIN, 17. Juli (Reuter). Dutzende ehemalige DDR-Bürger haben der Bundesregierung eine Verfassungsklage angedroht, um sie zur Rückgabe ihrer alten Grundstücke im früheren Sperrgebiet entlang der Berliner Mauer zu zwingen. "Wir werden notfalls vor das Bundesverfassungsgericht ziehen", sagte der Vize-Vorsitzende der Interessengemeinschaft ehemaliger Grundstücksbesitzer auf dem Mauerstreifen, Joachim Hildebrandt, am Freitag in Berlin. In der Gemeinschaft sind rund 70 Berliner Familien organisiert, deren Grundbesitz nach dem Mauerbau von der DDR-Regierung enteignet wurde.
Der Einigungsvertrag sieht eine Rückgabe der Mauer-Grundstücke nicht vor. "Uns hat man im Einigungsvertrag vergessen", sagte Hildebrandt. Die DDR-Entschädigungen seien entweder auf Sperrkonten verschwunden oder nur zum Teil ausgezahlt worden, berichtete er.
In einem Brief an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) beklagten die Alt-Besitzer, daß ihnen die Rückgabe verweigert werde. "Es ist ein Hohn, daß die Menschen, die wegen der Mauer alles verloren haben, heute immer noch gegen dieses Machwerk ankämpfen müssen", hieß es darin.
KÖLN (rtr). Die Ford-Werke konnten in den ersten sechs Monaten von 1992 den Umsatz um acht Prozent steigern. Der Gewinn habe auf dem Niveau des Vorjahres gelegen, berichtete Finanzchef Norbert Kühne auf der Hauptversammlung. Im Inland sei der Marktanteil mit 10,2 Prozent in etwa gehalten worden.
Von Januar bis Juni fuhren die Kölner die Produktion um zwei Prozent auf 539 000 Fahrzeuge hoch. Laut Vorstandsmitglied Jean-Nicolas Ludwig beliefen sich die Verkäufe auf 562 000 Wagen, wobei die im Inland um 64 000 Einheiten zurückgingen. Die Exporte stiegen hingegen um 75 000 Stück. "Supergut" läuft den Worten Ludwigs zufolge in den neuen Bundesländern das Verkaufsprogramm, bei dem ein Trabi bei Neukauf eines Ford mit 2000 Mark in Zahlung genommen wird. Die so erstandenen Trabis würden zumeist verschrottet. Generell strahlen die Ford-Leute Optimismus aus, denn in der zweiten Jahreshälfte kämen "hochinteressante Produkte" auf den Markt.
NEU-DELHI, 17. Juli (Reuter). Im indischen Parlament ist am Freitag ein Mißtrauensantrag gegen die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Narasimha Rao gescheitert. Für die Ablehnung des Antrages der Opposition stimmten 267 Abgeordnete, für die Annahme 215.
NEW YORK, 17. Juli (Reuter/AP/AFP). Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Bill Clinton, hat dem republikanischen Amtsinhaber George Bush Versagen vorgeworfen und den US-Bürgern einen "Neuen Bund" versprochen. Dieser müsse sich darauf gründen, daß jeder nicht nur nehme, sondern auch gebe, damit Amerika wieder genesen könne, sagte der Kandidat der Demokraten für das höchste Staatsamt am Donnerstag in seiner Nominierungsrede beim Parteitag in New York.
Am Schlußtag des Konvents nahm Clinton seine Nominierung im Namen der "hart arbeitenden Amerikaner" an, die den "vergessenen Mittelstand" in den USA ausmachten. Mit ihm als Präsident würden sie nicht länger vergessen. Bushs Regierung sei schuld am schlechten Zustand der Wirtschaft und verantwortlich für eine Spaltung der Gesellschaft.
Auch Clintons am Donnerstag nominierter Stellvertreter Albert Gore verkündete, er werde für die "vergessene Mehrheit" kämpfen, die hart arbeite, um ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten.
Clinton und Amtsinhaber George Bush mühten sich derweil um die Anhänger des am Donnerstag aus dem Präsidentschaftsrennen ausgeschiedenen Milliardärs Ross Perot. Clinton sagte, er wisse sehr wohl, daß sich viele Perot angeschlossen hätten, weil sie eine Veränderung in den Vereinigten Staaten wollten. Bush meinte, viele Perot-Anhänger seien im Grunde konservativ.
Wie aus einer gemeinsamen Erhebung des US-Nachrichtensenders CNN und der Tageszeitung USA Today vom Donnerstag hervorgeht, würden gegenwärtig 56 Prozent der US-Bürger Clinton und 33 Prozent Bush ihre Stimme geben. Die Umfrage ergab außerdem, daß die meisten Anhänger Perots eher zu Clinton als zu Bush tendieren. (Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 3)
MÜNCHEN (rtr). Der Umzug der Münchener Messe von der Innenstadt auf das ehemalige Flughafengelände in Riem wird rund zwei Milliarden Mark kosten. Diese jüngste Prognose sei auf Grundlage der ersten Planungsansätze von einem Ingenieurbüro im April erstellt worden, sagte Ausstellungschef Werner Marzin. Er appellierte an die Gesellschafter - die Stadt München und das Land Bayern -, sich auf ein Finanzierungskonzept zu einigen.
Eine erste Schätzung aus dem Jahr 1988 war davon ausgegangen, daß die Verlagerung etwa 1,5 Milliarden Mark "plus/minus 30 Prozent" verschlingen wird. Je schneller sich die Eigner auf eine Finanzierung einigten, mahnte Marzin, desto geringer werde der weitere Anstieg ausfallen. Die Aufteilung der Kosten ist seit geraumer Zeit zwischen der Stadt München und der Landesregierung heftig umstritten.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Unternehmensgruppe Messe München International (MMI) einen Umsatz von 267 Millionen Mark, was einem Zuwachs um knapp zwei Prozent im Vergleich zu 1991 entspräche.
BONN, 17. Juli (Reuter/dpa/AP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat die Sondersitzung über die deutsche Teilnahme an Adria-Patrouillen von Westeuropäischer Union (WEU) und NATO für Mittwoch vormittag angesetzt. In der Sitzung auf Antrag der SPD wollen die Sozialdemokraten auch ihren Entwurf einer Verfassungsänderung beraten lassen, mit dem internationale Einsätze der Bundeswehr auf Blauhelm-Missionen der Vereinten Nationen (UN) beschränkt werden sollen.
Die SPD will in der Debatte die Regierung noch einmal zur Rücknahme ihres Adria-Einsatzbeschlusses auffordern. Am Tag zuvor soll die SPD-Fraktion entscheiden, ob sie der Empfehlung des Fraktionsvorstands folgt und gegen die Teilnahme der Bundesmarine an der Kontrolle des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro in Karlsruhe klagt.
Die Fraktionsspitze hatte am Vorabend Sondersitzung und Klageempfehlung beschlossen. Die Klage selbst wird vorbereitet, wobei die exakte juristische Form weiter unklar ist. Sie soll erst nach der Bundestagssitzung eingereicht werden. Diese Entscheidung bestätigte Oppositionsführer Hans-Ulrich Klose am Freitag ausdrücklich. Zuvor hatte er von Zweifeln an einer juristisch stichhaltigen Begründung berichtet.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff schrieb in der Leipziger Volkszeitung, künftige UN-Einsätze der Bundeswehr sollten nur im EG-Verbund erlaubt sein. "Friedenssichernde und friedensstiftende" Einsätze müßten zudem durch einen Beschluß des UN-Sicherheitsrats gedeckt sein, und der Bundestag müsse jeweils mit der Kanzlermehrheit (der Mehrzahl aller 662 Abgeordneten) zustimmen. Lambsdorff äußerte Zweifel, daß zu solchen Einsätzen auch Wehrpflichtige herangezogen werden können. Zwar befürworte er weiter die Wehrpflicht zur Landesverteidigung, doch bei "out of area"-Einsätzen (Aktionen außerhalb des NATO-Gebiets) müsse Freiwilligkeit gelten.
Hingegen plädierten die Bundestagsabgeordneten Wolfgang von Geldern (CDU), Benno Zierer (CSU) und Jürgen Koppelin (FDP) im Kölner Express dafür, die Bundeswehr in eine Freiwilligen-Armee umzubauen. "Wir brauchen eine Armee von 250 000 Mann Stärke, die nur aus Zeitsoldaten besteht", meinte Zierer. Koppelin argumentierte: "Um künftig unsere Aufgaben im Rahmen der UN erfüllen zu können, brauchen wir kleine mobile Einheiten, die gut ausgerüstet und ausgebildet sind."
Der SPD-Wehrexperte Walter Kolbow plädierte hingegen nachdrücklich für die Beibehaltung der Wehrpflichtarmee. Jeder der 96 Wehrpflichtigen an Bord des Zerstörers "Bayern" müsse jedoch das Recht haben, das Schiff zu verlassen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Schäuble, wies in einem Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung auf das Recht zur Kriegsdienstverweigerung hin, das auch für eingezogene dienstleistende Wehrpflichtige gelte.
Der deutsche Zerstörer "Bayern" lag weiter vor der italienischen Stadt Bari. Vom Fliegerhorst Nordholz bei Cuxhaven starteten am Freitag die beiden letzten Aufklärungsflugzeuge, die die Bundesmarine in der Adria einsetzen will.
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
FRANKFURT A. M. (FR). Mit deutlichen Kursabschlägen haben die bundesdeutschen Aktienmärkte gestern auf die Anhebung des Diskontsatzes reagiert. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel um 37,87 auf 1702,66 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit dem 19. Februar, als er bei 1687,79 Zählern festgestellt worden war. Das Kursbarometer stand am Schluß nahe seinem Tagestief von 1702,06 Punkten. Vorübergehend war der Index bis auf 1724,92 geklettert. Händler äußerten sich enttäuscht darüber, daß die Widerstandslinie bei 1720 nicht gehalten habe. Der Fälligkeitstermin für zahlreiche DTB-Optionen habe in den vergangenen zehn Börsenminuten den Druck auf die Kurse noch verstärkt. Trotzdem halten einige Marktteilnehmer in den kommenden vier Wochen eine Erholung bis auf 1780 Dax-Punkte für möglich.
Unter besonderem Druck standen die Finanz, Konsum- und Autowerte. Durch die Diskonterhöhung werden unter anderem auch die Zinsen für Konsumkredite steigen. Karstadt gaben um 17,60 Mark nach. Kaufhof büßten 14,30 Mark ein. Douglas fielen um zehn Mark.
Von den Finanziteln sanken Deutsche um 12,50, Dresdner um 9,50 und Commerzbank um sechs Mark.
Der Rentenmarkt zeigte sich von dem Bundesbank-Beschluß ebenfalls beeindruckt, wenn auch nicht ganz so stark wie die Aktienbörse. Die Kurse der öffentlichen Anleihen gaben bis zu 0,20 Mark nach. Die Durchschnittsrendite kletterte auf 8,34 (8,32) Prozent. Die Bundesbank kaufte Titel für 139,5 Millionen.
HAVANNA, 17. Juli (Reuter). Chronischer Papiermangel hat den Zeitungslesern auf Kuba eine süße Ausgabe der KP-Parteizeitung "Granma" beschert. Das Papier für die Donnerstagausgabe war in Havanna und den umliegenden Regionen versuchsweise aus Zuckerrohrmasse hergestellt. Die Seiten waren wesentlich grobkörniger und dunkler als normale Papierseiten. Kuba hatte Papier früher aus der Sowjetunion importiert. Nach deren Ausfall als Lieferant mangelt es der Insel auch an Papier.
MÜNCHEN (rtr). Der Maschinen- und Anlagenbaukonzern MAN konnte seinen Gewinn trotz des ausgelaufenen Nachfragebooms durch die deutsche Vereinigung im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Juni) auf dem Vorjahresniveau von 406 Millionen Mark halten. Der Auftragseingang fiel jedoch mit rund 18 Milliarden um 13 Prozent niedriger aus als in der vorangegangenen Periode. Auch der Orderbestand schmolz zusammen. Für 1992/93 rechnet MAN nicht mit einer deutlichen konjunkturellen Erholung auf den Märkten im In- und Ausland.
Der Umsatz lag nach Angaben der Firma in der Berichtszeit auf Vorjahreshöhe (19 Milliarden Mark). Die endgültigen Zahlen sollen erst Anfang September veröffentlicht werden. Im Abschluß seien dann der Nutzfahrzeug-Teilkonzern (MN) und der Dieselmotoren-Teilkonzern (MBD) in Umsatz, Marktanteil und Ergebnis "mit neuen historischen Spitzenwerten" enthalten, heißt es. MBD habe einschließlich seiner Auslandsbeteiligungen auch beim Auftragseingang erstmals die Marke von zwei Milliarden Mark erreicht. "Unverändert gute Verhältnisse" wiesen von den übrigen großen Konzerngesellschaften der SMS-Verbund und Ferrostaal auf, während MAN Roland aus konjunkturellen und strukturellen Gründen sowie die Maschinenbautochter MAN-GHH überwiegend wegen des Aufwands für die noch andauernde Strukturbereinigung Verluste bescheren.
Von den kleineren Unternehmen der Gruppe wird Renk (unter anderem Fahrzeuggetriebe) wie schon zuletzt durch den Aufwand für die stärkere Ausrichtung auf zivile Produkte erheblich belastet bleiben und Stützung brauchen. Bei der MAN Technologie soll sich der operative Fehlbetrag mehr als halbiert haben, so daß in absehbarer Zeit die Verlustzone verlassen werden soll.
HAMBURG, 17. Juli (Reuter). Die Lübecker Stadtverwaltung hat am Freitag ein Badeverbot für den Ostseestrand auf dem Priwall ausgesprochen. Bei den regelmäßigen Meerwasseruntersuchungen seien Überschreitungen der Grenzwerte für die Bakterienmenge festgestellt worden. Weitere Badewasseruntersuchungen werden nach Angaben der Lübecker Stadtverwaltung täglich vorgenommen. Das Badeverbot könne nach drei Tagen mit Unterschreitungen der Grenzwerte wiederaufgehoben werden.
GLAND, 17. Juli (Reuter). In Vietnam sind nach Angaben des Worldwide Fund for Nature (WWF) eine neue Säugetierart und drei weitere bisher unbekannte Tiere entdeckt worden. Das Säugetier habe etwa die Größe eines kleineren Büffels und Hörner von 47 Zentimeter Länge, teilte der WWF am Freitag in Gland mit. Das Tier gehöre vermutlich zur Gruppe der Rinder und werde von den Einheimischen "Waldziege" genannt. Experten des WWF und des vietnamesischen Ministeriums für Waldwirtschaft entdeckten Skelette des Tieres im Naturschutzgebiet Vu Quang. Einheimische versicherten, daß noch Tiere dieser Art lebten.
Haut- und Haarproben seien für eine Gen-Untersuchung in die USA geschickt worden, erklärte der WWF. In den vergangenen hundert Jahren sind nur wenige bis dahin unbekannte Säugetiere entdeckt worden. In dem Naturschutzgebiet wurde den Angaben zufolge außerdem eine bislang unbekannte Fischart, eine Schildkröte mit einem gelben Panzer und ein Sonnenvogel entdeckt.
Der ehemalige Weltranglistenerste Ivan Lendl befindet sich beim mit 625 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Washington weiter auf dem Vormarsch. Der an Nummer drei geführte Neu-Amerikaner Lendl zog durch einen 6:1, 7:6 (7:2)-Sieg gegen seinen Landsmann Jim Grabb (Nr. 14) ins Viertelfinale ein. Der gebürtige Tschechoslowake war in der US-Hauptstadt bereits zweimal erfolgreich (1982 und 1987).
Favoritenschreck Jeremy Bates hingegen scheiterte im Achtelfinale. Der Engländer, der in der Runde zuvor McEnroe ausgeschaltet hatte, gab gegen den Schweden Henrik Holm beim Stande von 5:7 und 0:3 wegen einer Handgelenkverletzung auf.
Die jugoslawische Weltranglistenerste Monica Seles erreichte das Viertelfinale beim mit 150 000 Dollar dotierten Damen- Tennis-Turnier in Mahwah/New Jersey. Trotz der fehlenden Kampflaute machte die 18jährige in 56 Minuten beim 6:0, 6:2 kurzen Prozeß mit der Amerikanerin Jennifer Santrock. Ebenfalls in der Runde der letzten acht stehen die an Position zwei und drei geführten Amerikanerinnen Jennifer Capriati und Mary Joe Fernandez. sid
Beim Olympia-Test in Ingolstadt kommt es am Sonntag in der 4x100-m- Staffel zum Duell zwischen dem sechsmaligen Olympiasieger Carl Lewis (USA) und seinem einstigen Rivalen Ben Johnson (Kanada). Hauptsponsor Audi verpflichtete den 31jährigen 100-m-Weltrekordler im letzten Augenblick zusammen mit Leroy Burrell, Mike Marsh und Mark Witherspoon. Johnson ist auch über 100 m gemeldet, Lewis dagegen nicht.
Im gleichen Wettbewerb starteten die beiden Erzrivalen seit Johnsons "Sündenfall" 1988 bei Olympia in Seoul nur einmal: Im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Tokio. Damals führte Lewis, in Barcelona nicht für 100 m und 4x100 m qualifiziert, die Amerikaner in Weltrekordzeit von 37,50 zum Sieg. Das Quartett von Startläufer Johnson wurde dagegen in 39,51 nur Letzter des Finals.
Lewis ist außer Heike Henkel der Star des Meetings im MTV-Stadion von Ingolstadt. Die Hochsprung-Weltmeisterin aus Leverkusen konnte wegen ihrer Achillessehnen-Probleme zehn Tage lang nur Krafttraining bestreiten und wird laut Trainer Gerd Osenberg wahrscheinlich mit verkürztem Anlauf springen. Für die 28jährige und 13 andere deutsche Olympioniken ist es der letzte Test vor Barcelona. Am Start ist auch Ilke Wyludda (Halle), weltbeste Diskuswerferin der letzten Jahre. sid
Mit der Stürmerin Michaela Kubat vom Bundesliga-Konkurrenten Grün- Weiß Brauweiler hat der Deutsche Fußball-Meister der Frauen, der TSV Siegen, schon die vierte Nationalspielerin für die neue Saison verpflichtet. Zuvor hatten der Club Britta Unsleber und Doris Fitschen sowie Silke Rottenberg unter Vertrag genommen.
Die des Dopings bezichtigte frühere Schwimm-Weltmeisterin Astrid Strauß und ihr Klub, der SC Magdeburg, haben den Kampf um die Olympia-Teilnahme acht Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele in Barcelona endgültig aufgegeben. Die 23jährige brach Mitte der Woche ihr Training ab. Eine im März in Magdeburg entnommene Urinprobe hatte den Quotienten 12,7 des männlichen Hormons Testosteron ergeben.
Beim Grand Slam der Windsurfer vor Teneriffa belegte die Konstanzerin Natalie Siebel den ersten Platz im Wellenreiten. Weltmeisterin Jutta Müller aus Roxheim wurde Dritte, Andrea Höppner aus Hamburg Fünfte. Bei den Männern kam der Preetzer Robby Seeger auf den zweiten Rang, Bernd Flessner aus Norderney wurde Fünfter. Es siegte Weltmeister Björn Dunkerbeck (Spanien).
Der Nürnberger Gerd Audehm hat bei der 27. Internationalen Rheinland-Pfalz- Rundfahrt für Radamateure für ein Novum gesorgt. Der in Chemnitz geborene 24jährige wiederholte seinen Vorjahreserfolg bei der 1300 Kilometer langen Rundfahrt mit einem Start-Ziel-Sieg (32:27:17 Stunden) in souveräner Manier. Zweiter der Gesamtwertung wurde der Österreicher Peter Luttenberger (3:24 Minuten zurück). Das hervorragende deutsche Abschneiden komplettierten Olympia-Teilnehmer Steffen Wesemann (Frankfurt/Oder) als Dritter mit vier Minuten Rückstand und der Nürnberger Stephan Gottschling als Fünfter (4:50).
Auch das letzte Teilstück über 129,9 Kilometer von Landau nach Ludwigshafen stand mit einem Doppelsieg ganz im Zeichen der deutschen Fahrer. Der Dortmunder Erik Zabel gewann nach 3:28:02 Stunden den Massenspurt vor Andreas Lebsanft aus Öschelbronn. Dritter wurde der Arvis Pizikis aus Lettland. Gesamtsieger Audehm erreichte im Hauptfeld das Ziel.
Audehm eroberte das Gelbe Trikot mit dem Sieg auf der ersten Etappe von Ludwigshafen nach Simmern und baute seinen Vorsprung im Verlauf der Rundfahrt kontinuierlich aus. sid
Bernd Karbachers Höhenflug am Stuttgarter Weissenhof ist nach einem letzten Kraftakt zu Ende. Der Qualifikant aus München scheiterte beim mit 1,04 Millionen Dollar dotierten Tennisturnier 6:3, 1:6, 3:6 an Michael Stichs Bezwinger Thomas Muster (Österreich), der nun auf den russischen Qualifikanten Andrej Medwedew trifft. Medwedew sorgte im zweiten Viertelfinale für die nächste Überraschung des von zahlreichen Favoritenstürzen geprägten Turniers, als er den an Nummer eins gesetzten Schweden Stefan Edberg mit 1:6, 6:4, 6:4 aus dem Wettbewerb beförderte.
Eine Stunde und 51 Minuten bot Karbacher, 111. der Weltrangliste, den 2000 Zuschauern am Weissenhof eine Vorstellung, deren Qualität weit über seiner Computerplazierung lag. Letztlich jedoch fehlten ihm im siebten Match binnen acht Tagen die Kräfte. "Nach dem zweiten Satz war der Akku total leer", stöhnte er. Die langen harten Ralleys, die Muster Spiel um Spiel offensiver bestimmte, hatten dem Deutschen zum Schluß "kaum Zeit zum Luftholen gelassen".
Er habe keine Angst vor großen Namen, hatte der 23jährige, der sich in diesem Jahr siebenmal durch die Qualifikation ins Hauptfeld arbeitete, vor Beginn seines Höhenfluges gesagt. Erst der Spanier Francisco Roig (Nr. 63), dann der US-amerikanische French-Open-Sieger von 1989, Michael Chang (Nr.7), im Achtelfinale der Sandplatz-Spezialist Francisco Clavet aus Spanien - sie alle fanden kein Rezept gegen die kraftvollen Grundlinienpeitschen und pfeilschnellen Aufschläge des Münchners.
Muster, bekannt für seine unbändige Kämpfernatur auf Sand, hatte den Weltranglisten-Achten Stich am Donnerstag regelrecht vorgeführt. Gegen Karbacher indes war er zunächst der Verteidigende, der zwischen den Seitenlinien hin und her hetzte und nur mit Mühe seinen Schläger hinter die hoch wegspringenden Bälle bringen konnte. Ein Aufschlagverlust im zweiten Spiel kostete ihn den ersten Satz nach 26 Minuten.
"Ich weiß nicht, wie ich das körperlich überhaupt geschafft habe", so hatte Karbacher nach dem Achtelfinalsieg über Clavet gestöhnt. Sechs Matches binnen acht Tagen hatten an den Reserven genagt. Im zweiten Satz gegen Muster wurden die Kräfte merklich schwächer. 1:6 glitt dem dürren Bundesligaspieler (der in München häufig mit Stich trainierte) die Führung aus den Händen. Die Aufschläge verloren an Härte und Konstanz, der Return wurde kraftloser und war häufig nicht sauber getroffen. Ein Break im vierten Spiel reichte dem 23. der Weltrangliste zum 6:3-Satzgewinn nach rund zwei Stunden. sid
Ein bitterer Tag für Uwe Ampler, Triumph für Altstar Stephen Roche. In St. Gervais hatte der 27 Jahre alte Radprofi aus Leipzig vor zwei Jahren bei seiner ersten Tour-Teilnahme den zweiten Platz hinter dem Franzosen Thierry Claveyrolat belegt, auf dem Weg zum Mont Blanc stieg der ehemalige Amateur-Weltmeister (1986) bei seiner dritten Frankreich-Rundfahrt aus. Dagegen verbesserte sich der irische Toursieger von 1987 in der Gesamtwertung um über zwei Minuten, bleibt aber weiterhin Dritter hinter dem Franzosen Pascal Lino, der das Gelbe Trikot des Spitzenreiters schon den elften Tag trägt, und dem Spanier Miguel Indurain.
Einen großen Triumph feierte der Schweizer Rolf Jaermann, der Pedro Delgado, den spanischen Tour-Gewinner von 1988, auf den letzten Metern auf Rang zwei verwies. Jaerman gewann das mit 267,5 km längste Teilstück mit Start in Dole in 7:10:56 Stunden, der Rückstand von Roche betrug 39 Sekunden. Das Feld, in dem Jens Heppner (Gera) auf Platz 16 bester Deutscher war, kam mit einem Rückstand von 2:56 Minuten ins Ziel. Delgado zog bei großer Hitze und gleißendem Sonnenschein vier Kilometer vor dem Ziel das Tempo auf der stark ansteigenden Straße an, nur Jaermann konnte mithalten. Roche, der lange zu der Spitzengruppe gehört hatte, mußte zu diesem Zeitpunkt passen und sich schließlich mit dem dritten Platz begnügen.
Immerhin durfte Altstar Roche aber kurz am Gelben Trikot schnuppern. Der irische Tour-Sieger von 1987 hatte zwischenzeitlich über vier Minuten Rückstand auf Lino gutgemacht, einige Sekunden herausgefahren und die Führung in der Gesamtwertung übernommen.
Während Roche wie einige weitere ehemalige Tour-Sieger eine Renaissance feiert, kam für Ampler wohl das endgültige Aus. Er wird in der kommenden Saison um einen Vertrag kämpfen müssen. "Ich will die Sache so schnell wie möglich vergessen", sagte er. Wenigstens bei den verbleibenden Weltcup-Rennen und bei der WM in Spanien will er zeigen, was in ihm als einstmals hochgelobten DDR-Amateur noch alles steckt. sid/dpa
Der Barcelona-Trip endete für Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen mit leichter Verstimmung. Bei seinem Abflug nach Berlin war der Politiker über Meldungen irritiert, nach denen es bereits feste Pläne gebe, Michail Gorbatschow für die Berliner Olympia- Bewerbung einzuspannen. "Das alles ist noch unausgereift", sagte Diepgen gegenüber der "Berliner Morgenpost". "Ich habe mir lediglich in einem Hintergrundgespräch Gedanken gemacht."
Nach Diepgens Worten ist in Vorbereitung, daß der letzte Präsident der zusammengebrochenen Sowjetunion gemeinsam mit dem ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan am 9. November die Ehrenbürgerschaft Berlins erhalten soll. Ein Engagement für die internationalen Bewerbungsaktionen müsse noch mit Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Auswärtigen Amt abgestimmt werden.
Selbstbewußt, aber ein wenig zu bieder präsentierte sich am Mittag die Berliner Olympia-Bewerbung auf einer internationalen Pressekonferenz in Barcelona. "Berlins Olympiabewerbung ist ein Ausdruck des Dankes und eine Einladung an die Welt für Frieden und Freundschaft." Dies erklärte Diepgen im Hauptpressezentrum vor 80 Journalisten. Der "Landesvater" zog dabei die weltpolitische Karte und offerierte Berlins Olympiaprojekt als "Transportieren der Friedenshoffnung, die in die Krisenregionen der Welt weitergegeben wird".
Die Überwindung der deutschen Teilung und die Aufhebung der militärischen Blöcke - auf dieses Fundament baut die deutsche Hauptstadt, um im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Barcelona seine Philosophie vorzustellen. Sie soll auch bei der Wahl der Olympiastadt 2000 am 23. September 1993 auf der Session des IOC gelten. Der Schwachpunkt der Präsentation: zuwenig Konkretes.
Vor der Berlin-Präsentation stellte sich Peking als erster der acht Kandidaten für Olympia 2000 der internationalen Presse vor. Die chinesischen Funktionäre wurden konkreter als Berlin: So sollen alle Kosten für Bewerbung, Vorbereitung und Durchführung der Spiele nur umgerechnet 1,6 Milliarden Mark kosten - bei erwarteten Einnahmen von 1,8 Milliarden Mark. Weltpolitische Vorbehalte gegen innenpolitische Vorkommnisse wischte Peking schnell vom Tisch. Zur blutigen Niederschlagung des Studentenaufstandes 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens sagte Generalmanager Zhang Baifa: "Das ist Vergangenheit. Die Chinesen haben es vergessen." sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, zwölfte Etappe, Dole - St. Gervais/Mt. Blanc (267,5 km): 1. Jaermann (Schweiz) 7:10:56 Stunden (37,244 km/h), 2. Delgado (Spanien) 0:03 Minuten zurück, 3. Roche (Irland) 0:39, 4. Perini (Italien) 1:43, 5. Philipot (Frankreich) gleiche Zeit, 6. da Silva (Portugal) 2:42, . . . 13. Chiappucci (Italien) 2:56, 14. Indurain (Spanien), 15. Bugno (Italien), 16. Heppner (Gera), . . . 24. LeMond (USA), . . . 59. Krieger (Karlsruhe) 4:17, 60. Kummer (Erfurt), 61. Müller (Schweiz) beide gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Lino 55:46:51 Stunden (41,303 km/h), 2. Indurain 1:27, 3. Roche 1:58, 4. Delgado 4:08, 5. LeMond 4:27, 6. Bugno 4:39, 7. Chiappucci 4:54, 8. Perini 5:31, 9. Ledanois (Frankreich) 5:52, 10. Fignon 7:32, 11. Heppner 7:38, . . . 35. Maier 17:38, . . . 60. Bölts 34:40, . . . 64. Jaermann 35:55, 65. Krieger 36:30, . . . 70. Dufaux 40:14, . . . 77. Müller 45:21, . . . 82. Kummer 47:23, . . . 92. Ludwig 50:02, . . . 98. Gianetti 53:45, . . . 104. Jeker 59:08, . . . 120. Gölz 1:05:10 Stunden, . . . 145. Maechler 1:21:51, . . . 149. Stumpf 1:30:09, . . . 157. Kappes 1:42:34 - 166 Fahrer klassiert.
Der als Box-Profi noch ungeschlagene Henry Maske aus Frankfurt/Oder wird am 2. Oktober in Berlin gegen den US- Amerikaner Frank Tate um den vakanten Weltmeistertitel im Halbschwergewicht nach Version der World Boxing Association (WBA) kämpfen.
Bundesliga-Aufsteiger Bayer Uerdingen hat den 25 Jahre alten rumänischen Fußball-Nationalspieler Daniel Timofte für ein Jahr an den rumänischen Erstligisten Dinamo Bukarest ausgeliehen.
Nelson Mandela, der Führer des Afrikanischen National-Kongresses (ANC) in Südafrika, wird an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Barcelona teilnehmen. Südafrika wurde nach seiner Verbannung wegen der Apartheidspolitik erstmals seit 1960 wieder zu Olympischen Spielen eingeladen.
Eine Ära ist zu Ende: Nach über 30 Jahren Amtszeit als Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach hat Helmut Beyer am Freitag abend seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Damit ist auch das letzte Mitglied des einst so erfolgreichen Gladbacher Führungstrios, zu dem der im Januar 1991 zurückgetretene Manager Helmut Grashoff und der ein Jahr zuvor aus dem Vorstand gewählte Schatzmeister Dr. Alfred Gerhards gehört hatten, von der Kommandobrücke des fünfmaligen Deutschen Meisters abgetreten.
Grund für den überraschenden Schritt des dienstältesten Präsidenten der Bundesliga war die anhaltende Empörung zahlreicher Klubmitglieder, Sponsoren und Fans über die fristlose Entlassung von Manager Rolf Rüssmann in der vergangenen Woche. Weder Beyer, der Rüssmann vor zwei Jahren als Manager verpflichtet hatte, noch seine beiden Vorstandskollegen Dieter Frantzen und Hans-Peter Moll wollten bislang Gründe für den Rausschmiß nennen.
Offiziell begründete Helmut Beyer in einer Presseerklärung seine Entscheidung mit dem Verlauf des Sponsoren- Meetings am Donnerstag, dessen Darstellung in den Medien und die Vorstellung des neuen Konzeptes "Fohlenelf 2000".
Die beiden Vize-Präsidenten Frantzen, der als der eigentliche Betreiber der Rüssmann-Beurlaubung gilt, und Moll kamen mit dem Beirat überein, keinen kommissarischen Vorsitzenden zu benennen, sondern erst auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. August einen Nachfolger für Beyer wählen zu lassen.
Das für den 1. August vorgesehene Mitgliederfest wurde abgesagt. Zuvor schon hatte die Hannen-Brauerei als Klub- Sponsor die Zusage zurückgezogen, auf ihrem Gelände ein Festzelt zu errichten. Auf dem SpoGeldgeber der Borussia Art und Weise des Rüssmann-Rauswurfes kritisiert und ihrer Sorge um das beschädigte Image des Vereins Ausdruck gegeben. sid
MOTORSPORT
INTERN. ADAC-RALLYE Deutschland auf dem Nürburgring, Stand nach der zweiten Etappe (22 von 33 Wertungsprüfungen): 1. Weber/Hiemer (Neufahrn/München) Mitsubishi Galant 1:59:49 Stunden, 2. Gerber/Thul (Lich/ Trier) Toyota Celica 2:04 Minuten zurück, 3. Droogmans/Joosten (Belgien) Ford Sierra Cosworth 2:29, 4. Depping/Wendel (Wedemark/ Augsburg) Ford Sierra Cosworth 3:05, 5. Moosleitner/Rausch (Surheim/Neu-Anspach) Toyota Celica 10:32.
RADSPORT
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT der Radamateure, 9. und letzte Etappe über 129,9 Kilometer von Landau nach Ludwigshafen: 1. Zabel (Dortmund) 3:28:02 Stunden, 2. Lebsanft (Öschelbronn), 3. Pizikis, 4. Vinovskis (beide Lettland), 5. Wesemann (Frankfurt/Oder).
Endstand Gesamtwertung: 1. Audehm (Nürnberg) 32:27:15 Stunden, 2. Luttenberger (Österreich) 3:42 Minuten zurück, 3. Wesemann 4:00, 4. Ozols (Lettland) 4:40, 5. Gottschling (Öschelbronn) 4:50, 6. Jeker (Schweiz) 4:55, . . . 12. Totschnig (Österreich) 5:50, . . . 26. Purner (Österreich) 7:38, . . . 35. Kern (Österreich) 9:33, . . . 39. Langl (Österreich) 11:25.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Einzel, Viertelfinale: Muster (Österreich) - Karbacher (München) 3:6, 6:1, 6:3, Medwedew (Rußland) - Edberg (Schweden/Nr. 1) 1:6, 6:4, 6:4, Ferreira (Südafrika) - Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) 6:3, 6:7 (7:9), 6:4, Novacek (CSFR/Nr. 14) - Costa (Spanien) 6:2, 7:6 (7:5).
Doppel, Halbfinale: Layendecker/Talbot (USA/Südafrika) - Adams/Olschowsky (Australien/GUS) 3:6, 6:2, 6:4.
Halbfinale am Samstag ab 13 Uhr: Muster - Medwedew, Ferreira - Novacek.
Der Anhausener Golf-Profi Bernhard Langer ist bei den British Open im schottischen Muirfield am Freitag leicht zurückgefallen. Nach seiner 70er-Runde zum Auftakt am Donnerstag benötigte der 34 Jahre alte Weltranglisten-Fünfte am zweiten Tag des Major-Turniers 72 Schläge und blieb damit einen Schlag über Par.
Zumindest vorläufig an der Spitze des Gesamtklassements liegt der Weltranglisten-Zweite Nick Faldo. Der Engländer spielte mit 64 Schlägen die beste Runde des Tages und übernahm mit insgesamt 130 Schlägen die Führung. Allerdings waren noch nicht alle Starter im Klubhaus angekommen.
Gemeinsame Zweite sind John Cook aus den USA und der Schotte Gordon Brand mit jeweils insgesamt 133 Schlägen. Dahinter folgt das Führungsduo des Auftakttages.
Während der US-Amerikaner Steve Pate seiner 64er-Auftaktrunde am Freitag 70 Schläge folgen ließ und nun den vierten Platz belegt, rangiert sein Landsmann Raymond Floyd nach 71 Schlägen auf dem fünften Platz. sid
Mit zwei Unentschieden beendete die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Herren am Freitag ihre Länderspielserie gegen Weltmeister Schweden als Vorbereitung auf die in acht Tagen beginnenden Olympischen Spiele in Barcelona. Nachdem das Team von Bundestrainer Horst Bredemeier am Vormittag beim 19:19 (12:10) in Karlshamn den Sieg nur um drei Sekunden verpaßt hatte, erreichte die Auswahl des Deutschen Handball- Bundes (DHB) am Abend mit 20:20 (9:10) in Karlskrona wiederum ein Remis. Die ersten beiden Begegnungen gegen die Skandinavier am Donnerstag hatte Deutschland 21:22 und 24:26 verloren.
Im ersten Freitag-Spiel gaben die deutschen Spieler eine klare Führung noch ab. Zwölf Minuten vor dem Spielende führte Deutschland bereits mit 19:14 und erzielte dann kein Tor mehr. So kann das Ziel der restlichen Zeit bis Barcelona für Bredemeier nur lauten, daß seine Schützlinge bis zum Olympischen Turnier nachhaltig lernen, Vorsprünge über die Zeit zu bringen. "Wir brauchen nur noch ein Tor. Spielt ruhig weiter", schärfte Horst Bredemeier seinen Spielern ein. Doch das klappte nicht immer. sid
SpVgg. Unterhaching - FSV Mainz 05 0:1 (0:0)
Unterhaching: Häfele - Pfluger - Braun, Bucher - Beck, Bergen, Emig (75. Lemberger), Urosevic (56. Leitl), Niklaus - Löbe, Garcia.
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Schäfer - Herzberger, Schuhmacher, Weiß, Buvac (89. Greilich), Zampach - Wagner (72. Diether), Klopp.
Schiedsrichter: Hauer (Celle).
Tore: 0:1 Kasalo (74.).
Zuschauer: 3000.
Gelbe Karten: Löbe - Herzberger, Diether, Klopp, Weiß.
Ein 19jähriger Deutscher ist von einem Gericht in Göteborg zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten verurteilt worden. Der Hannoveraner war einer der Anführer deutscher Hooligans während der Fußball-Europameisterschaft in Schweden gewesen. Außerdem wurde er mit einem zehnjährigen Einreiseverbot belegt.Essen spielt 1:1 gegen Trabzonspor
Amateur-Oberligist Rot-Weiß Essen erreichte in einem Freundschaftsspiel gegen den türkischen Fußball-Pokalsieger Trabzonspor ein 1:1(0:1)-Remis.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, will den Ex- Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, als Fürsprecher Berlins für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 gewinnen. Gemeinsam mit Gorbatschow soll der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan am 9. November dieses Jahres mit der Ehrenbürgerschaft der deutschen Hauptstadt ausgezeichnet werden.
Gorbatschow und Reagan erhalten diese Ehrenbürgerschaft am dritten Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Der Ex- Sowjet-Präsident wird vor allem für seine großen Verdienste um die deutsche Einheit geehrt, der 1988 aus dem Amt geschiedene Reagan für sein entschiedenes Berlin-Engagement.
In seiner Rede am 12. Juni 1987 vor dem Brandenburger Tor hatte Reagan Gorbatschow aufgefordert, die Mauer abzureißen. Zugleich hatte er den Vorschlag gemacht, Berlin als symbolisches Zeichen mit der Ausrichtung Olympischer Spiele zu beauftragen. Diepgen forderte in diesem Zusammenhang Bundeskanzler Kohl auf, bis spätestens Anfang 1993 eine klare Position zu beziehen und darzustellen, wie die Bundesregierung das Berliner Bewerbungsprojekt zu unterstützen gedenke.
Wie die sieben anderen Mitbewerber um die Spiele 2000 hatte Diepen Gelegenheit, die Berliner Olympiapläne im Rahmen der Sitzungsserie des Internationalen Olympischen Komitees in Barcelona vorzustellen. Dabei machte der Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, erstmals deutlich, daß "die Spiele weitgehend privatwirtschaftlich organisiert werden sollen", Bund und Land sollen allerdings die kostenträchtigen Infrastrukturmaßnahmen der Stadt absichern.
Neben Berlin bewerben sich noch Brasilia, Peking, Manchester, Mailand, Sydney, Istanbul und Taschkent um die Spiele 2000. Ähnlich wie Berlin stellte am Freitag auch Peking ein politisches Motiv in den Vordergrund seiner Bewerbungskampagne. Die Olympischen Spiele, die von Peking mit dem Einsatz von 1,6 Milliarden Mark realisiert werden sollen, sollten dazu beitragen, China mehr zu öffnen.
Der Generalmanager des Olympia-Vorbereitungskomitees, Zhang Baifa, sagte zur blutigen Niederschlagung des Studentenaufstandes 1989 in Peking: "Das ist Vergangenheit. Die Chinesen haben es vergessen. Die Bevölkerung unterstützt unsere Regierung. Sehen ist mehr als glauben." dpa/sid
Die Vereinten Nationen werden voraussichtlich den Olympia-Start von Rest- Jugoslawien bei den Sommerspielen in Barcelona ablehnen und damit der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht folgen. Im Sanktionsausschuß des UN-Sicherheitsrates, in dem alle 15 Mitgliedsstaaten vertreten sind, haben Österreich und Ungarn nach zuverlässigen Informationen vom Freitag ein "Nein" angekündigt. Der Ausschuß müßte jedoch einstimmig einer Ausnahmeregelung zustimmen, wenn die entsprechende Resolution des Sicherheitsrates vom 30. Mai für diesen Fall außer Kraft gesetzt werden soll.
"Es gibt keinen neuen Sachstand. Wir warten weiter auf die UN-Entscheidung", erklärte am Freitag abend IOC-Sprecherin Michele Verdier. Das Votum des Sanktionsausschusses wurde noch für Freitag nacht erwartet. "Wir warten auf einen Beschluß des Sanktionskomitees der UN in New York", sagte IOC-Generalsekretär Francoise Carrard in Barcelona.
Die UN-Entscheidung ist notwendig, weil Olympia-Gastgeber Spanien sich strikt an den Sanktionsbeschluß der UN halten will, mit dem am 30. Mai allen Ländern auch Sportbeziehungen mit Rest-Jugoslawien untersagt worden waren. "Wir hoffen noch heute auf eine Entscheidung in New York", sagte Carrard, der zugleich unterstrich, daß das IOC in ständigem Kontakt mit der spanischen Regierung stehe.
Nach den IOC-Vorstellungen sollen die Athleten aus Rest-Jugoslawien als Einzelsportler unter olympischer Fahne und Hymne an den Olympischen Spielen vom 25. Juli bis 9. August in der katalanischen Metropole teilnehmen dürfen. "Jeder Athlet muß unterschreiben, daß er die Bedingungen akzeptiert", betonte der IOC-Generalsekretär. Dann dürfe auch eine Mannschaft als "Einzelsportler" an den Start gehen. Rest-Jugoslawien ist mit vier Mannschaften in drei Sportarten sportlich qualifiziert.
Für Mazedonien seien Plätze für zehn Sportler freigehalten. Für Bosnien seien 15 Olympiateilnehmer eingeplant. Beide NOKs sind vom IOC noch nicht anerkannt. dpa
Für Olympia gibt es noch Eintrittskarten en masse: In Barcelona wurden bisher erst rund eine Million Tickets verkauft. 1,7 Millionen sind noch zu haben. Dies teilte Oriol Serra vom spanischen Karten-Service am Freitag zum Abschluß des offiziellen Barcelona-Vorverkaufs mit. Ausverkauft sind außer der attraktiven Eröffnungs- und Schlußfeier lediglich fünf der 25 Sportarten: Fechten, Ringen, Schwimmen, Judo und Kunstturnen. Nur wenige Karten sind noch für Basketball der Männer, Boxen und Radfahren zu haben.
Von den insgesamt vier Millionen Olympia-Karten gingen 1,3 Millionen ins Ausland. Über die Gesamtzahl der dort verkauften Tickets lagen am Freitag noch keine Informationen vor. Aus Deutschland werden 12 000 Olympia-Touristen erwartet.
Im Barcelona-Vorverkauf wurden bisher lediglich "Berechtigungsscheine" abgegeben. Serra rief die Kartenkäufer am Freitag dazu auf, ihre Scheine nicht erst in letzter Minute umzutauschen. Die Organisatoren befürchten sonst riesige Menschenschlangen vor den Ausgabestellen. dpa
Das bulgarische Turn-Trio Maja Christowa, Milena Mawrodiewa und Mirela Penewabulgarische bleibt für Olympia gesperrt. Die Staatsanwaltschaft wird die Klage wegen der umstrittenen Doping- Kontrollen und der verhängten Sperre gegen die Olympia-Kandidatinnen "aus terminlichen Gründen" nicht bearbeiten.
BUTZBACH/FRIEDBERG. Der Verursacher des tragischen Unfalles bei Butzbach, bei dem am 30. Dezember des vergangenen Jahres ein 17jähriger Wehrheimer getötet wurde und sein 19jähriger Freund den linken Arm und das linke Bein verlor, ist vom Amtsgericht Friedberg zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten auf Bewährung, einer Geldstrafe von 4000 Mark und einer Führerscheinsperre von sieben Monaten (Entzug insgesamt zwölf Monate) verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der verurteilte 20jährige Bundeswehrsoldat aus Bornheim (Rhein-Sieg-Kreis) war am Abend des 30. Dezember 1991 von seinem Heimatort bei Köln losgefahren, um bei Bekannten in Herbstein (Vogelsberg) Silvester zu feiern. Dort wollte er gegen 20 Uhr eintreffen.
Aus bis heute ungeklärten Gründen hatte er sich jedoch so verfahren, daß er plötzlich in der Innenstadt von Gießen war. Dort fragte er nach dem Weg, wie er vor Gericht aussagte. Mit einiger Verspätung setzte er dann seine Fahrt fort - abermals in die falsche Richtung. Statt in Richtung Lauterbach/Herbstein zu fahren, fuhr er auf der B 3 nach Süden in Richtung Butzbach.
Auf der vierspurigen Straße blieb er zunächst hinter einer großen BMW-Limousine. Trotz der Ausschilderung registrierte der junge Soldat nicht das Ende der vierspurigen Schnellstraße und den dann folgenden Übergang in eine ganz normale Bundesstraße mit direktem Gegenverkehr. Der Angeklagte konnte dem Gericht nicht erklären, weshalb er dies nicht erkannt hat.
Als er nur rund 200 Meter nach dem Ende der vierspurigen Schnellstraße ein Schild sah, mit dem das Überholverbot aufgehoben wird, überholte er den etwa mit 60 bis 70 Stundenkilometer vor ihm fahrenden BMW, weil er glaubte, daß er sich nach einer kurzzeitigen Fahrbahnverengung wieder auf der vierspurigen Schnellstraße befinde.
Dies war jedoch ein tragischer Irrtum, da die Fahrbahn dort nur noch zweispurig ist. Auf der Gegenfahrbahn erfaßte er bei dichtem Nebel (Sicht unter 50 Meter) dann mit etwa 100 Stundenkilometer frontal das Hercules-Leichtkraftrad des 17jährigen Wehrheimers, der etwa mit 70 Stundenkilometer unterwegs war. Durch die Wucht des Aufpralles starb der 17jährige noch an der Unfallstelle. Er war der einzige Sohn eines Fuhrunternehmers und kam wie sein 19jähriger Freund aus dem Wehrheimer Ortsteil Pfaffenwiesbach. Beide wollten an diesem Abend eine Disco bei Gießen aufsuchen.
Der mit einem Enduro-Motorrad bei ihm fahrende 19jährige Freund wurde ebenfalls von dem Golf erfaßt. Dabei wurde sein linker Arm und sein linkes Bein abgerissen. Nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt begann der junge Mann kürzlich mit Rehabilationsmaßnahmen. Der Unfallverursacher wurde bei dem Frontalzusammenstoß nur leicht verletzt.
Mit dem Urteil folgte das Gericht weitgehend den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Das Amtsgericht hielt dem Angeklagten zugute, daß er keinerlei Vorstrafen hat, zum Tatzeitpunkt nicht alkoholisiert war, für ihn die Strecke unbekannt war und er sich reumütig für seinen folgenreichen Fehler zeigt.
Das erstinstanzliche Urteil des Friedberger Amtsgerichtes ist jedoch noch nicht rechtskräftig, weil der Angeklagte dagegen Berufung einlegte. Möglicher Hintergrund: Der Zeitsoldat will seine bevorstehende Beförderung zum Fahnenjunker durch ein rechtskräftiges Urteil nicht gefährden. Dies könnte durchaus gelingen, da der Fall vor dem Landgericht in Gießen vermutlich erst in einigen Monaten terminiert wird. Bis dahin ist möglicherweise die Beförderung erfolgt - und die Berufung könnte zurückgezogen und das Urteil des Amtsgerichtes Friedberg rechtskräftig werden. str
KELSTERBACH. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wurde in der Stadt ein Giftköder gefunden. Bei den Ködern der vergangenen Woche handelte es sich um mit Rattengift gefüllte Fleischwursthappen, die auf Gehwegen und Grundstücken in Mauer- und Feldstraße gefunden wurden. Diesmal lag am Donnerstag - wieder in der Feldstraße - ein unverpackter Schokoriegel auf dem Weg.
Die Analyse des Fundes im Landeskriminalamt Wiesbaden ergab, daß es sich bei der bläulich-weißen Substanz, mit der die Schokolade versetzt war, erneut um Rattengift handelte.
Die Polizei bittet, weiterhin auf ausgelegte Köder zu achten und gegebenenfalls Nachricht zu geben. Vor allem den Eltern von Kleinkindern rät sie, ihrem Nachwuchs einzuschärfen, derartige Lekkereien keinesfalls anzurühren. wal
GROSS-GERAU. Eine Tote und fünf zum Teil schwer Verletzte sind die schreckliche Bilanz eines Unfalls am Donnerstag abend auf der Autobahn Darmstadt-Mönchhof bei Groß-Gerau. Die Autobahn wurde wegen Räum- und Bergungsarbeiten für zwei Stunden teilweise gesperrt.
Ursache für den Unfall war nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt die unsachgemäße Bereifung des mit vier Erwachsenen und zwei Kleinkindern besetzten Wagens.
Der Fahrer war auf der Autobahn in Richtung Mönchhof unterwegs, als sich in Höhe der Anschlußstelle Groß-Gerau am rechten Hinterrad die Lauffläche löste. Das mit vier M+S-Winterreifen bestückte Auto schleuderte, kam nach rechts von der Fahrbahn ab, raste über die Böschung und prallte, nachdem es ein Vekehrszeichen umgerissen hatte, im angrenzenden Wald gegen einen Baum.
Die Ehefrau des Fahrers und deren zweijähriger Sohn erlitten nur leichte Blessuren. Dagegen kam für die 65 Jahre alte Frau, die in dem Unfallwagen eingeklemmt war, jede Hilfe zu spät. Sie konnte von der Feuerwehr nur noch tot geborgen werden.
Ein drei Monate altes Baby schwebt noch immer in Lebensgefahr. Der 28jährige Fahrer und eine 22 Jahre alte Frau, die ebenfalls im Auto saß, wurden schwer verletzt. wal
WEHRHEIM. Bürgermeister Helmut Michel (CDU) und der Erste Beigeordnete Edwin Seng (SPD), die neue Wehrheimer Gemeindespitze, hakten beim Antrittsbesuch des SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hartherz unter anderem auch zur Wiesbadener Finanzhilfe für das geplante Wehrheimer Kinderbetreungsangebot nach: Der neue Kindergarten für vier Gruppen sei für das Sonderprogramm "Betreuungsangebot" der Landesregierung angemeldet, aber noch nicht bewilligt, teilte Hartherz mit.
Der SPD-Landtagsabgeordnete ist optimistisch, "daß die Bewilligung für das Programm 93/94 klappt". Das Sonderprogramm habe das Ziel, Drei- bis Fünfjährigen einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz zu sichern. Die Gemeinde hat inzwischen Interesse angemeldet, den neuen Kindergarten mit einer Horteinrichtung zu kombinieren. "Damit könnten wir den Hortbau sparen", sagte Bürgermeister Michel.
Hartherz zeigte sich auch überzeugt, daß das Projekt "Betreute Grundschule" schon im nächsten Jahr Fördermittel erhalten kann. "Die Wünsche der Gemeinde liegen voll auf der Linie unserer landespolitischen Schwerpunkte. Das erleichtert das Durchsetzen in Wiesbaden", meinte der SPD-Politiker. cn
SELIGENSTADT. Der Magistrat erinnert die Vereine und Verbände daran, spätestens bis Montag, 27. Juli, die Aufnahme in die Förderliste der Stadt Seligenstadt zu beantragen. Wer den Termin versäumt, muß damit rechnen, keine Zuschüsse von der Stadt zu erhalten. fin
SELIGENSTADT. Rechtzeitig zur neuen Fußballsaison sind alle städtischen Rasenplätze wieder in einem Topzustand. Die Kolonne des Bauhofs hat in den vergangenen Monaten nach und nach gedüngt, teilweise neu eingesät oder mit neuen Rasenstücken versehen.
"Die Seligenstädter Sportvereine finden nun wieder optimale Trainingsmöglichkeiten vor und können sich in ruhe auf die neue Wettkampfsaison vorbereiten", sagte Erster Stadtrat Hartmut Wurzel. fin
RAUNHEIM. Gleich drei Vergehen beging am Donnerstag abend ein Autofahrer aus Raunheim. Der Mann, der einem anderen Autofahrer folgte, der von der Mainzer Straße in die Anton-Flettner- Straße einbiegen wollte, fuhr auf, als sein Vordermann abbremsen mußte. Als die Polizei anrückte, kam heraus, daß der 30jährige Auffahrer keinen Führerschein hatte und zudem auch noch erheblich Alkohol getrunken hatte. wal
GROSS-GERAU. Der bewaffnete Raubüberfall, dem am Dienstag nachmittag, wie gemeldet, in der Jahnstraße ein 19 Jahre alter Mann zum Opfer gefallen sein sollte, war gar keiner. Wie die Kriminalpolizei mitteilte, habe sich bei den polizeilichen Ermittlungen herausgestellt, daß der 19jährige die 1600 Mark, die ihm ein Unbekannter mit vorgehaltenem Revolver vor dem Hoftor seines Elternhauses geraubt haben soll, nur verloren hatte.
Aus Angst vor Strafe, so die Polizei, habe der 19jährige seinem Vater - auf dessen Geheiß hatte er die 1600 Mark zuvor von der Bank geholt - die Geschichte vom Raubüberfall erzählt. Da der 19jährige auch vor den Polizeibeamten zunächst bei dieser Version blieb, muß er nun mit einer Anzeige wegen Vortäuschung einer Straftat rechnen. wal
HANAU. Der Hanauer SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther hält die Forderung des örtlichen Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) für "unsinnig", Bürgerinnen und Bürgern wegen potentieller Dioxinquellen im menschlichen Körper einen Verzicht auf Feuerbestattung zu empfehlen. Gleichzeitig schlägt Günther die Gründung eines "Zweckverbandes Krematorium" vor, um die hohen Kosten einer Filteranlage gegen Dioxine im Hanauer Krematorium von den umliegenden Kommunen mittragen zu lassen.
Das Krematorium auf dem Hanauer Hauptfriedhof steht nach Günthers Angaben derzeit für Kommunen zwischen Offenbach und Würzburg zur Verfügung. Er stellt sich vor, daß dem Zweckverband die Städte Hanau und Offenbach sowie benachbarte Kommunen angehören sollten.
Die Einäscherungen fänden nach Günthers Vorschlag dann entweder im Hanauer Krematorium statt oder in einem Krematorium einer Mitgliedskommune des Zweckverbandes, sofern dort die notwendige Kapazität und Filtertechnik vorhanden sei. Das Urnenbegräbnis selbst könne auf dem jeweiligen Heimatfriedhof stattfinden.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende stimmt mit dem BUND-Fachmann Rolf Neidhardt zwar darin überein, daß "der Mensch, wenn er denn seinen letzten Weg gegangen ist, eine Schadstoffquelle ist". Er widerspricht ihm aber hinsichtlich der Empfehlung, auf Feuerbestattung zu verzichten.
Nach Günthers Auffassung ist davon auszugehen, daß die Zahl der Feuerbestattungen wegen der steigenden Nachfrage und des sparsamen Flächenumgangs zunehmen werde. Vor diesem Hintergrund müßten Gespräche über den Krematorium-Zweckverband möglichst rasch beginnen, lautet die Forderung des SPD-Politikers. him
Natürlich ist die Frau eine Schönheit. Natürlich weiß sie das auch. Und natürlich braucht sie das auf der Bühne nicht extra zu betonen. Dem Publikum im Palmengarten kehrt die Pianistin beim Spiel den Rücken zu. Wenn schon. Sie kann sich darauf verlassen, daß die Zuhörer ihr Bild nicht vergessen. So ist auch Geri Allens Jazz: Auf eine abgewandte Weise schön, introvertiert und in den Köpfen lange nachklingend.
Sie spielt ihn mit Musikern, die ebenfalls nicht aus sich herausgehen. Graham Haynes führt zwar ein Kornett zum Mund - das Einpeitscher-Instrument, das in der amerikanischen Kavallerie des 19. Jahrhunderts zur Attacke blies. Aber er spielt darauf, als sei es eine Blockflöte: verhaltene, fragile Linien, die sich gegen den pulsierenden Rhythmus von Baß (Dwayne Dolphin) und Schlagzeug (Tani Tabal) zu sträuben scheinen wie ein Priesterseminarist gegen die Verlockungen der Sünde. Wenn er dann doch nachgibt, sich treiben läßt zu jagenden Linien in beißendem Diskant: dann mit einem gequälten Ton, in dem bereits die künftige Selbstgeißelung ob solcher Ekstase mitschwingt.
Gebremster Schaum. Auch Geri Allen läßt nichts hochkochen. Dabei haben ihre Themen - quer liegende Melodien, oft unisono von Kornett und Piano intoniert, gewürzt mit eruptiver Baßlinie - durchaus urwüchsige Kraft. Im Palmengarten wirken sie wie ein Bacchanal, von Klosterschülern aufgeführt.
Das ist geschickte musikalische Taktik. Und wirkt wie ein Vamp mit kindlichem Antlitz: vordergründig brav und wohlgesittet, hintergründig Dynamit. Sie wirkt wie Geri Allens Rücken. mak
KELSTERBACH. Möglichst nah an die Autobahn heran soll bei Kelsterbach die Mönchhoftrasse der neuen Schnellbahn Köln-Frankfurt. Dies wird auf einen Vorstoß der Kommune hin von der Bundesbahn laut Projektleiter Michael Hauck untersucht. Er deutet grundsätzlich Aufgeschlossenheit für dieses Anliegen an. Durch das Näherrücken des Schienenstranges an die Autobahn A 3 (Frankfurter Kreuz-Mönchhof-Dreieck) soll möglichst viel des Waldes geschont werden. Die Mönchhoftrasse gilt als umweltverträglichste Lösung des Schnellbahnprojektes. Für diese Linienführung hatten sich in Kelsterbach Kommunalpolitiker und eine Bürgerinitiative stark gemacht. Laufen die weiteren Planungen und Arbeiten ohne größeren Zwischenfälle, könnte nach Auskunft der Bahn bereits vor dem Jahr 2000 dieses Teilstück der neuen Schnellbahnstrecke zwischen der Mainüberquerung und dem Airport fertig sein. (cas / FR-Bild: Keber)
STOCKSTADT. Unbekannte Täter drangen in der Nacht zum Donnerstag in in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße in einen Container ein, in dem unter anderem Motorräder und Werkzeuge untergebracht sind. Doch an den heißen Öfen zeigten die nächtlichen Besucher kein Interesse. Statt dessen deckten sie sich mit Motorradkleidung und verschiedenen Werkzeugen ein. Den Wert der Beute beziffert die Polizei mit 4000 Mark. wal
RÜSSELSHEIM. Ein Zeichen gegen den Kolonialismus soll am Sonntag, 19. Juli, die Aktion Blockadebrecher sein. Dazu ist eine Schiffahrt verschiedener Gruppen auf Rhein und Main von Wiesbaden bis Frankfurt geplant. Gegen 13 Uhr will man am Sonntag am Rüsselsheimer Landungsplatz sein. Dazu lädt das Freiwerk Rüsselsheim ein, das unter anderem mit Organisationen wie Intifada- Komitee Mainz, ESG Mainz und ASTA- Referaten zu den Träger gehört.
Protestiert werden soll unter dem Motto "Ein Schritt nach vorn im Zorn - für Befreiung und Selbstbestimmung" unter anderem gegen eine Blockade Libyens, Kubas und Iraks. Historische Querverbindung und Anlaß ist der 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas. In Rüsselsheim ist am Landesteg ab 11 Uhr ein Informationsstand aufgebaut. cas
WETTERAUKREIS. Dem fast 2000 Jahre alten römischen Grenzwall Limes droht Gefahr von einer Spezies Mensch, die seit wenigen Jahren überhaupt erst existiert: den Mountain-Bike-Fahrern. Die bewegungssüchtigen Sportfreaks auf ihren hochentwickelten Geländerädern haben das größte Denkmal in der Bundesrepublik als Objekt ihrer Begierde entdeckt. Nirgends kann der Fahrradfan besser seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, nirgends kann er besser schanzen, klettern und balancieren als an den teilweise noch bis zu zwei Meter hohen Resten des Walls. Daß die Radler damit ein bereits schwer beschädigtes Monument der Römerzeit weiter zerstören, ist ihnen nicht bewußt.
"Die Mountain-Bike-Fahrer gefährden an vielen Stellen den natürlichen Bewuchs des Walls, wodurch in größerem Umfang Erosion droht", erklärt Guntram Schwitalla, Archäologe beim Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden. Geschützt sei der Limes am besten, wenn "er im Wald verläuft und niemand etwas daran macht".
Nach Aussage von Margot Klee, stellvertretende Leiterin des Römer- Museums auf der Saalburg, gibt es bereits "richtige Schneisen und ausgefahrene Spuren durch die Fahrradfahrer auf und am Limes". "Das ist die größte Gefährdung zur Zeit", sagt die Archäologin. Viele Querfeldeinfahrer wüßten gar nichts über den Limes und zeigten wenig Verständnis. "Die müssen sich klar machen, daß sie einem bedeutenden Kulturdenkmal möglicherweise unreparable Schäden zufügen." Eine Kontolle ist unmöglich: Von dem insgesamt 548 Kilometer langen Limes führen rund 180 Kilometer durch Hessen. Die Wetterau wird von dem römischen Grenzwall wie kein anderer hessischer Kreis umschlosssen. Er verläuft von der Kapersburg zwischen Wehrheim und Rosbach in Richtung Langenhain und Butzbach, streift Arnsburg und Inheiden und trifft über Altenstadt, Marköbel bei Groß-Krotzenburg auf den Main.
Ein Teil der Schäden, die immer wieder entdeckt werden, entsteht durch Raubgrabungen. Geldgierige Schatzsucher oder selbsternannte Hobbyarchäologen versuchen mit Metallsuchgeräten Münzen, Speerspitzen oder Schmuckreste zu orten. Manchmal graben sie wahllos in der Nähe von Wachtürmen und Kastellen Löcher in den Boden. "Dadurch werden wichtige Zeugnisse vernichtet, weil für einen Archäologen eine Münze oder eine Spange nur in ihrem historischen Umfeld im Boden aussagekräftig ist", ärgert sich Schwitalla. Am Limes sei sowieso nichts zu finden, sagt er.
Restaurierungsarbeiten nehmen die Archäologen nur an Überresten von Wachtürmen oder Kastellen vor, nicht am Limes. Er wird - von Ausnahmen abgesehen - sich selbst überlassen.
In Gebieten, wo Ackerbau betrieben wird, ist er schon seit Jahrhunderten verschwunden, in Waldstücken sind die Reste streckenweise gut erhalten. "Dort, wo der Wall noch besteht, hat er sich über die Jahrhunderte so verfestigt, daß nichts passiert, wenn ihm nicht der Mensch oder eine Naturkatastrope zusetzt", versichert Schwitalla. Bei größeren Sturmschäden oder zeitlich begrenzten Eingriffen, wie dem Bau einer Erdgasleitung, läßt das Landesamt für Denkmalpflege die Schäden durch Waldarbeiter beheben.
Die zahllosen Zerstörungen durch den Bau von Straßen und Häusern - vor allem in den letzten Jahrzehnten - sind allerdings nicht mehr rückgängig zu machen. Das Denkmalamt hat zwar bei jedem Bauvorhaben die Möglichkeit, Einspruch zu erheben, gebaut wird aber im Normalfall trotzdem. Im Jargon des Landesdenkmalamtes wird dann eine "kontrollierte Zerstörung" durchgeführt. Die Mitarbeiter des Amtes werden vor Baubeginn informiert. Sie dürfen dann beobachten, wie der Wall abgetragen wird. Treten interessante Funde zu Tage, können die Archäologen die Arbeiten unterbrechen, um Aufzeichnungen zu machen oder Grabungen durchzuführen. Danach wird die Straße jedoch fertiggestellt. Schwitalla zeigt Verständnis: "Der Limes ist zu lang, man kann ihn nicht überall erhalten."
Margot Klee von der Saalburg kritisiert, daß "noch in den 60er Jahren beim Ausbau der Straße zwischen Schmitten und Oberreifenberg die Reste eines Wachturms ohne Hemmungen einfach vernichtet wurden".
Die letzten Blessuren bei kriegerischen Ereignissen hat der Limes nicht wie zu vermuten wäre im 3. Jahrhundert nach Christus erhalten, sondern erst vor einigen Jahren. In der Nähe des Kastells Kapersburg unterhalten die amerikanischen Soldaten einen Truppenübungsplatz. Bei einem ihrer inszenierten Einsätze erkannten einige GIs mit geschultem Blick sofort den taktischen Vorteil der Mauerreste. Dort konnte man Deckung vor dem Feind suchen. Also gruben sie sich ein, wie es in der Militärsprache heißt. Sie veränderten die Mauerreste, legten Feuerstellen an und hoben Gräben aus.
JOACHIM MOHR
RIEDSTADT. Praktische Tips und konkrete Hilfen für die Schnakenjagd vermittelt die Gemeinde Riedstadt ihren durch die lästigen Stecher in diesen Tagen besonders geplagten Bürgern. Denn verstärkt gilt zur Zeit nach Auskunft der Verwaltung das Motto: "Jetzt beißen sie wieder." Das treffe vor allem für die Nachtstunden zu.
Doch handele es sich bei dieser Plage keineswegs allein nur um die vielgeschmähten Rheinschnaken, sondern immer wieder auch um Hausschnaken. Die fänden zudem besonders gute Brutstätten für ihre Larven in Regenfässern und anderen Wasserbehältern in Hof und Garten.
Daher gebe die Gemeindeverwaltung kostenlos - wie in vergangenen Jahren auch - das gleiche Mittel wie zur Bekämpfung der Rheinschnaken im Großen auch an interessierte Privatleute in kleineren Mengen ab. Dabei handele es sich um das seit geraumer Zeit eingesetzte Präparat Bazillus Thuringiesis israelensis (BTI), das neuerdings in Tablettenform auf dem Markt sei und leicht angewendet werden könne. Es schade anderen Lebewesen nicht und sei umweltverträglich. BTI-Tabletten gibt es in Riedstadt bei den Ortsverwaltungen in den Ortsteilen sowie im zentralen Umweltamt.
Darüber hinaus weiß die Gemeindeverwaltung Rat, wie Schnaken auf andere Art und Weise bekämpft werden können, beispielsweise durch Beseitigung unnötiger Wasserbehälter sowie regelmäßige Entleeerung (mindestens alle zehn Tage) und gutes Abdecken von Regenfässern. Im Gartenteich könnten Fische und andere natürliche Feinde die Schnakenlarven bekämpfen.
Lästige Stecher seien aber auch durch Fliegengittern an Fenstern abzuhalten. cas
BAD HOMBURG. Eine Wehranlage vergleichbar der Chinesischen Mauer war der Limes nie. Er war eher eine Art Demarkationslinie und sollte die Grenze des Römischen Reichs gegenüber den Germanen deutlich machen. Konkret schützen konnte er nur vor Überfällen kleinerer Gruppen. Er erlaubte jedoch an seinen Übergangsstellen die Kontolle des Personen- und Warenverkehrs und das Eintreiben von Zöllen. Einen eher unbedeutenden Grenzpunkt für den Handel gab es auch bei der Saalburg.
Viele Informationen über dieses einzigartige Bauwerk der römischen Eroberer gibt es am heutigen Samstag bei einer FR-Aktion vor Ort. Das "FR-mobil" macht heute ab 11 Uhr Station am Forsthaus Winterstein. August Will vom Taunusklub startet von hier aus zu einer Exkursion auf dem Limes in Richtung Kapersburg. Alle Leute sind willkommen (Verpflegung nicht vergessen!).
Der sogenannte obergermanische Limes begann nördlich von Rheinbrohl bei Neuwied, zog südöstlich zum Taunus, überschritt die Kinzig bei Großkrotzenburg, lief den Main entlang bis Wörth und ging südwärts zum Neckar. Das Wort Limes bedeutete bei den Römern ursprünglich nur Ackergrenze. Erst im Laufe der Zeit wurde es als Bezeichnung für Reichsgrenzen verwendet. Limites, so lautet der Plural, gab es unter anderem auch in Syrien und Jordanien. Einer der bekanntesten ist der Hadrianswall in England.
Begonnen wurde der obergermanische Limes 84 nach Christus unter dem römischen Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.). Anfangs war er nicht mehr als ein von Holztürmen aus bewachter Weg. Unter der Regierung Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.) errichteten die Soldaten hölzerne Palisaden. In der Mitte des 2. Jahrhunderts wurden die Holztürme durch Steintürme ersetzt. Erst Anfang des 3. Jahrhunderts legten die Grenztruppen schließlich hinter den Holzpalisaden einen Graben und einen Wall an.
Daß der Limes keine perfekte Verteidigungslinie war, sondern nur eine überwachte Grenze, zeigt sich an den wenigen Soldaten, die dort ihren Dienst versahen. Die Abstände zwischen den Wachtürmen betrugen zwischen 300 und 1000 Meter, in einem Turm hielten nicht mehr als vier oder fünf Männer Wache. Um sich zu verständigen gaben sie Zeichen mit Fahnen oder bliesen in Hörner. Die übrigen Soldaten waren in Kastellen in einiger Entfernung des Limes stationiert.
Während des 2. Jahrhunderts herrschte jahrzehntelang Frieden in der Umgebung des Limes; es wuchs im dortigen Gebiet ein gewisser Wohlstand heran. Anfang des 3. Jahrhunderts geriet das Weltreich der Römer jedoch in eine Krise. Immer wieder gelang es den Germanen, ins Reich einzufallen. Um das Jahr 220 nach Christus mußten die Römer den Limes schließlich aufgeben, das Land östlich des Rheins ging verloren. Damals wurde auch die Saalburg zerstört. jom
Serbenführer Karadzic schlägt Waffenruhe vor
WEHRHEIM. Der soziale Wohnungsbau stand auf der Tagesordnung beim Antrittsbesuch des SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hartherz bei der neuen Wehrheimer Gemeindespitze. Der Bau von elf neuen Wohnungen wurde in Wiesbaden für eine Förderung anerkannt. Sechs Wohnungen sind für Wehrheim, fünf für Pfaffenwiesbach vorgesehen. Die Projekte sollen nach unterschiedlichen Modellen finanziert werden.
Die Wehrheimer Wohneinheiten wurden im 4. Förderweg genehmigt, dem sogenannten "Facharbeiter-Programm". Dieses neue Sozialmodell läßt höhere Mieten zu: statt der üblichen 6,50 Mark pro Quadratmeter können zwischen 10,50 und 12 Mark verlangt werden. Die Mietbindung gilt zehn Jahre. Der Finanzierungsanteil der Gemeinde beträgt pro Wohneinheit 35 000 Mark.
Die Pfaffenwiesbacher Wohnungen sollen durch einen privaten Investor nach dem Erbbaurechtsmodell entstehen. Wieviel die Gemeinde dazuzahlen muß, steht im Moment noch nicht fest. Hartherz zeigte sich über die Aktivitäten der Gemeinde erfreut: "Das Land, das ein soziales Wohnungsbau-Programm mit insgesamt 40 000 Wohnungen aufgelegt hat, braucht die Unterstützung der Gemeinden." cn
Wortwin
grüßte
sein Volk
OBERURSEL. Was sind "Stedter Raale?" Einfache Antwort: "So richtige knorrige, feste Äste, so wie wir Stedter Männer!" Ob die "Raale" der Vergangenheit angehören oder nicht, am Freitag abend durften sie nicht fehlen, als Oberstedten mit einem Festzug seinen 1175. Geburtstag feierte.
Beim Rückblick auf die lange Geschichte hatten die Vereine, die die 22 Zugnummern liebevoll zusammenstellten, originelle Ereignisse ausgegraben: Der Wortwin, die legendäre Gestalt, die als Urvater der Stedter gilt, und sein Gefolge grüßten das Volk.
Erinnerungen an die 13 Bürger, die Napoleon einst nach Rußland folgten, wurden geweckt, und manches aus der jüngeren Geschichte erschien in lebenden Bildern: "Früher hing, in vielen Fällen, unser Wohlstand ab von Mirabellen" stand auf dem Schild der "letzten Mirabellenpflückerinnen".
Ein Zuschauer kommentierte: "Die Obstäcker sind jetzt alle Bauplätze . . ." Auch ein Grüppchen Religionsflüchtlinge hatte sich unter das Zugvolk gemischt: Sie flüchteten vor langer Zeit aus dem katholischen Oberursel ins evangelische Oberstedten.
Wer beim historischen Umzug nicht mitmachte, beobachtete das Spektakel aus der ersten Reihe, die Gartenstühle wurden zu Logen am Straßenrand, und sie blieben auch stehen, als der Zug längst vorbei war: "Es iss doch gemüdlich uff de Gass." nau
Kurbäder müssen jetzt kämpfen - europaweit
In Europa fallen die Grenzen. Wir dürfen künftig beispielsweise in den europäischen Nachbarländern kuren. Da stellt sich für uns Sozialversicherte die Frage nach möglichen Unterschieden im Leistungsniveau in- und ausländischer Bäder. Die deutschen Kurstädte, darunter auch die hessischen Staatsbäder, plagt vor allem eine Sorge: Verlieren wir Gäste? FR-Redakteur Bernd Salzmann und seine Kollegin Corinna Willführ sprachen darüber mit Bad Nauheims Kurdirektor Dr. Eduard Alt, Vorsitzender des regionalen Heilbäderverbandes, seinem Bad Salzhausener Kollegen Joachim Renz und Johannes Lott von der AOK Wetterau. FR: 1993 ist Europa grenzenlos. Was verändert sich von da an für die Versicherten? Alt: Vom Standpunkt der Gesundheit aus begrüßen wir die Öffnung Europas. Sicher wird das Angebot an natürlichen Heilmitteln dadurch größer und vielfältiger werden. Es war schon bisher in den Satzungen der Krankenkassen verankert, daß bestimmte Leistungen im Ausland getragen werden, die in Deutschland nicht erbracht werden können. Zum Beispiel eine Behandlung am Toten Meer gegen Schuppenflechte.
FR: Sie als Kurdirektor sehen das eher mit Sorgen?
Alt: Probleme liegen natürlich darin, daß die Wettbewerbsbedingungen noch nicht vereinheitlich sind. Seit einigen Jahren vertrete ich schon für den Hessischen Heilbäderverband den Standpunkt, daß man europaweit Qualitätsnormen klassifizieren sollte - ebenso wie es Hotels mit zwei, drei oder vier Sternen gibt. Schließlich haben wir in Deutschland einen hohen Qualitätsstandard, in der Unterkunfstnorm wie auch in der medizinischen Betreuung.
FR: Kann man Franzosen oder Italienern nicht auch ohne Qualitätssiegel klarmachen, das es sinnvoll ist, in Bad Salzhausen oder Bad Nauheim zu kuren? Renz: Wir sollten eine positive Werbung aufbauen und unseren Service, unser Know-how, ganz vorne anstellen. Es gibt gewisse Anforderungen an die medizinischen Leistungen, da spielt die Frage eine Rolle, wie Badewässer aufbereitet, wie Thermalwässer gereinigt werden, wie die Qualitätsanforderungen an ein Schwimmbad sind. Die sind unterschiedlich in Europa. Wir müssen in der Werbung international mehr tun als bisher.
Alt: Richtig, wir müssen unsere Qualitätsnormen, denen wir uns freiwillig unterwerfen, deutlich herausstellen.
FR: Kurdirektoren hierzulande fürchten trotz des hohen Leistungsstandards, daß künftig viele Deutsche im Ausland kuren, unsere Nachbarn jedoch nicht in gleicher Zahl den Weg zu uns finden werden.
Alt: Einmal ist der Deutsche seit Jahrzehnten sehr reisefreudig und hat keinerlei Probleme mehr mit fremden Sprachen. Das ist bei den meisten europäischen Nachbarn etwas anders. Die Engländer und Franzosen lieben es nicht sehr, Fremdsprachen zu lernen. Hinzu kommt die deutsche Sehnsucht nach südlicher Sonne und romantischer Landschaft. Wenn man einigermaßen vergleichbare Qualitätsnormen bei den Leistungserbringern in außerdeutschen Ländern, in Italien oder Frankreich, erwarten kann, werden viele Deutsche abwandern. FR: Wird die AOK künftig ihrer Klientel empfehlen, weiter in Deutschland zu kuren?
Lott: Richtig ist, daß wir im Moment noch keine geänderte Gesetzeslage haben. Wir können im Augenblick noch davon ausgehen, daß sich 1993 voraussichtlich an den gesetzlichen Vorgaben noch nichts ändern wird. Da sieht es derzeitja so aus, daß Leistungen im Ausland in aller Regel von den Krankenkassen nicht bezahlt werden.
FR: Wann rechnen Sie denn mit einer neuen gesetzlichen Grundlage?
Lott: Ich rechne damit, daß der Gesetzgeber mit dem Gesundheitsstrukturgesetz neue Maßstäbe setzen wird im Kurbereich, insbesondere im ambulanten Kurbereich. Wenn die Regularien, die wir im Moment noch etwas strikter zu handhaben haben, dann offener werden, wird es praktisch keine Hemmungen mehr geben, die Sachleistungen zu bezahlen, ganz gleich wo der betreffende Versicherte sein Kur durchführt. FR: Wenn wir das Lohnniveau in Europa als einen Kostenfaktor betrachten, müßte die Kur beispielsweise in Italien billiger sein als hier. Das heißt, die deutsche Krankenkassen müßten ein Interesse daran haben, ihrer Klientel zu sagen, dort wo Alt und Renz regieren, geht ihr mal nicht hin, ihr fahrt in den sonnigen Süden.
Lott: Nein, das wird keine Krankenkasse tun, denn das greift in wettbewerbsrechtliche Dinge ein. Die Regel ist, daß wir Badkuren nur an den Orten bewilligen, die der Arzt vorgibt.
Alt: Zwischenfrage Herr Lott. An sich sind die Kassen nach ihren Satzungen verpflichten, nicht nach dem günstigsten Angebot zu schauen, sondern nach dem wirksamsten, und da ist wieder die Frage nach der Qualitätskontrolle.
Lott: Zunächst einmal kann uns nicht egal sein, wie erfolgreich eine ambulante Badekur verläuft. Wenn ein Aufenthalt in Bad Nauheim oder Bad Salzhausen mehr Erfolg als in Italien verspricht, wird, unabhängig von den Kosten, genauso anstandlos von den Kassen gezahlt. Was das Image einzelner Kurorte angeht, da können wir nichts tun. Das reguliert sich, indem sich rumspricht, daß ein Bad einen gewissen Qualitätsanspruch befriedigt. Da ist es ganz wesentlich, wie sich die Propaganda des Bades draußen darstellt.
FR: Herr Renz, wie bereitet Bad Salzhausen sich auf Europa vor. Sie hatten eingangs auf Sprachprobleme und die Werbung angespielt.
Renz: Bad Salzhausen kann nicht der Fels in der Brandung sein, das werden wir nicht schaffen. Es muß eine konzertierte Aktion der deutschen Bäder geben. Ob es zu einer Klassifizierung EG- weit kommt, wage ich zu bezweifeln. Wenn die EG das gemeinsam beschließen muß, und wir sind uns ja sicher, daß unsere Bäder die besten sind, dann wird solch eine Klassifizierung das EG- Parlament nicht passieren. Wir werden also auf eine gute Werbung angewiesen sein - und wir müssen natürlich immer wieder investieren, unsere Gebäude, unsere Anlagen in Ordnung halten. Ein Problem muß ich hier mal ansprechen. Die Betreiber der kleinen Privatpensionen geraten unter einen gewaltigen Druck. Um dort einen höheren Standard zu erreichen, fehlt es an Personal und an Geld. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir erwarten, daß der Gesetzgeber hier in Deutachland flankierende Maßnahmen ergreift, etwa bei der Werbung. Natürlich erwächst uns in den neuen Bundesländern im Osten zum Teil eine ganz erhebliche Konkurrenz. Dort entstehen teilweise nagelneue Hotels und Thermalbäder oder alte werden aufwendig saniert. Wir kämpfen nicht nur an einer Front.
FR: Wie stellt Bad Nauheim sich die Zukunft vor. Englische Mitarbeiter im Park-Hotel gibt es ja schon.
Alt: Wenn Sie auf die Sprachproblematik anspielen: Bad Nauheim war jahrzehntelang ein internationales Bad, und das hat sich bis heute noch gehalten, obwohl die Zahl internationaler Gäste auf ein Minimum zurückgefallen ist. Wir haben unter unseren 40 000 Gästen pro Jahr noch 1,5 Prozent, also etwa 650 ausländische Gäste. Ob man das mit der EG drastisch verändern kann, da bin ich skeptisch. Aber unsere Ärzte, die niedergelasenen Ärzte, sprechen alle Englisch und Französisch.
FR: Finden wir Ihre Prospekte bald auch in italienischen oder französischen Urlaubsorten?
Alt: Wir müssen zunächst die kollektive Werbung für das deutsche Kurangebot aufbauen. In Frankreich und selbst in Italien ist, von England und Spanien gar nicht zu reden, das Bewußtsein für eine Badekur gar nicht so entwickelt. Die allgemeine Aufklärungsarbeit geht natürlich nicht ohne ganz konkrete Beispiele. Da hoffe ich, daß die Kollegialität unter den deutschen Heilbädern und Kurorten ausreichend ist, um am Beispiel eines Ortes für eine ganze Kategorie zu werben. Die Werbung des Hessischen Bäderverbandes für den europäischen Markt ist nicht mehr so eng begrenzt medizinisch, weil das bei unseren Nachbarn wegen des Mangels an Bewußtsein nicht so ankommt. Im Vordergrund stehen Fitneß, Gesundheitsvorsorge - "Fitmacher Hessen" ist der Slogan ". . . bei Herz Rheuma, Kreislauf natürlich in Bad Nauheim". Das ergänzt sich. Für solche Projekte brauchen wir mehr Mittel. Im vergangenen Frühjahr ist beispielsweise eine große italienische Werbekampagne gelaufen, die vom Staat alleine mit 2,5 Millionen Mark ausgestattet war. Wenn ich dann sehe, was wir von Bonn bekommen, da treten einem die Tränen in die Augen. Wir haben für Werbung überhaupt keinen Zuschuß, wir bekommen für gezielte Objekte, etwa die Entwicklung eines Marketing-Konzepts vom Wirtschaftsministerium einen Zuschuß von einer Million Mark. In Hessen sieht es ähnlich aus. Wir würden uns mehr Geld wünschen von der Landesregierung für unsere Gemeinschaftswerbung. Wir haben seit Jahren einen unveränderten Betrag von 500 000 Mark für alle 32 Heilbäder und Kurorte zur Verfügung, und damit kann man natürlich keine großen Sprünge machen. Diese Summe ist für den Start inEuropa viel zu gering. Da muß geklotzt werden.
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HOCHTAUNUSKREIS. Der frühere Schmittener Bürgermeister Georg Hahl (63) ist nach acht Monate langer Untersuchungshaft in dieser Woche aus dem Gefängnis entlassen worden. Der erste Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt verschonte den in Königstein wohnenden Ex-Bürgermeister von der Haft, hielt aber den Haftbefehl gegen ihn aufrecht. Dies bedeutet laut Auskunft von OLG-Pressesprecher Karl-Heinz Bernard, daß nach Auffassung des Gerichts weiterhin ein dringender Tatverdacht gegen den früheren CDU-Politiker besteht.
Georg Hahl war im November 1991 ebenso wie eine Reihe weiterer Spitzenpolitiker des Hochtaunuskreises - darunter der frühere Vize-Landrat Hans- Joachim Galuschka und die damals noch amtierenden Bürgermeister Heinz Born (Neu-Anspach) und Rolf Eggebrecht (Usingen) - verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt beschuldigt ihn der Bestechlichkeit im Amt. Hahl soll über viele Jahre von verschiedenen Firmen Schmiergelder in einer Höhe von über 600 000 Mark kassiert haben.
Während Hahl nach wie vor jede Schuld vehement bestreitet und sich als Opfer eines Komplotts sieht, sieht die Staatsanwaltschaft in der Entscheidung des Oberlandesgerichts eher eine Bestätigung ihres Verdachts. Ansonsten, argumentieren die Insider, hätte das OLG den Haftbefehl nicht bestehen lassen.
Die Auflagen der Haftverschonung zwingen Hahl dazu, sich regelmäßig bei der Königsteiner Polizeibehörde zu melden. Außerdem darf er weder Kontakte zu den rund 100 anderen Beschuldigten noch zu Zeugen in der Korruptionsaffäre aufnehmen. Eine Kaution mußte Hahl allerdings nicht stellen, um das Gefängnis verlassen zu dürfen.
(Einen weiteren Bericht zum Thema Korruption lesen Sie auf Seite IV.)
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Wochenende
Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.
STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.
MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
LANGENSELBOLD. Dr. Sommer, Steinweg 22, Telefon 6 26 80
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.
BIEBERGEMÜND. Dr. Ulrich, Telefon 0 60 50 / 27 79.
FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MER NES. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
BAD ORB. Sa.: Dr. Becker, Telefon 0 60 52 / 13 43; So.: Dr. Linck, Telefon 0 60 52 / 49 91.
WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.
KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Neue Apotheke, Kanaltorplatz 6, Telefon 2 18 86; Nord-Apotheke, Lamboystraße 11, Telefon 91 18 11; Rochus-Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 1, Telefon 5 42 51. So.: Römer-Apotheke, Römerstraße 9, Telefon 2 35 96 oder 25 11 15.
ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Falken-Apotheke, Fichtenstraße 29a, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 66 50.
MAINTAL. Sa.: Flora-Apotheke, Bischofsheim, Dörnigheimer Weg 4, Telefon 0 61 09 / 6 47 47. So.: Schwanen-Apotheke, Dörnigheim, Bahnhofstraße 77, Telefon 0 61 81 / 49 16 66.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Rosen-Apotheke, Bahnhofstraße 5, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 19 79. So.: Rosen- Apotheke, WindeckerStraße 14, Nidderau- Heldenbergen, Telefon 0 61 87 / 2 28 48.
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Kinzig- Apotheke, Frankfurter Straße 16, Gründau-Rothenbergen, Telefon 0 60 51 / 46 00. So.: Apotheke Petri, Hanauer Landstraße 19, Meerholz, Telefon 0 60 51 / 6 69 10.
BAD ORB. Sa.: Alte Stadtapotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80. So.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05.
FREIGERICHT. Sonnen-Apotheke, Somborn, Bahnhofstraße 10, Telefon 0 60 55 / 77 77.
WÄCHTERSBACH. Hof-Apotheke, Obertor 1, Telefon 0 60 53 / 16 03.
Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Klara Müller, Hanauer Straße 4a, Telefon 25 20. Tierärzte HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 7 28 08.
STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen. Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 /60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.
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Für die Händlerschürze:
Halbnackter im Buckingham-Palast
In Steinau befindet sich das einzige Naturdenkmal seiner Art in Hessen, das auch Feuersalamander besuchen Geheimnisse in der Tiefe des Berges Vergangene Saison führte Franz Liesch 20 000 Neugiere durch die Tropfsteinhöhle Von Jürgen Schultheis STEINAU. Irgendwo in Amerika gibt es eine Höhle, an die Franz Liesch gelegentlich denken muß. Groß soll sie sein und einer Menge Fledermäuse Unterschlupf bieten. "Drei oder vier Wochen lang würde ich da gerne mal Führungen machen", sagt der 65jährige. Seit fünf Jahren weiht der Rentner zahlreiche Urlauber, Wanderer und Neugierige in die Geheimnisse der Steinauer Tropfsteinhöhle ein. Das in Hessen einmalige Naturdenkmal ist zwar kleiner als die Höhle jenseits des Atlantiks - die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit schmälert das aber keineswegs. "Menschen etwas vermitteln zu können, was die Natur uns beschert hat", ist Franz Liesch in den vergangenen Jahren zur willkommenen Herausforderung geworden. Dabei hatte der agile Mittsechziger zunächst kein Interesse, die Aufgabe eines Fremdenführers in den geheimnisvollen Tiefen der Steinauer Gemarkung zu übernehmen. Als der Posten vor fünf Jahren frei wurde, "wollte ich erst gar nicht". Schließlich gab Liesch den Bitten von Richard Schmidt, dem Vorsitzenden des Verkehrsvereins, nach. Die wilde, unzerstörte Natur in der unmittelbaren Umgebung der Höhle mag da vielleicht den Ausschlag gegeben haben. Denn so gerne der 65jährige über das geologische Kleinod der Stadt schwärmt, so häufig freut sich der Höhlenführer über den alten Buchenwald und den Reichtum der Arten im Umfeld der Teufelshöhle. "Das ist eine herrliche Gegend und die Leute, die hierher kommen, sind auch ganz begeistert", sagt der Rentner im stillen Einvernehmen mit den Besuchern.
Oft geht Liesch eine Stunde vor Öffnung zum Eingang der Höhle hinauf und hört den Vögeln zu, beobachtet Eichhörnchen oder lauscht dem Siebenschläfer, der sich unter dem Dach des Kassiererhäuschens eingerichtet hat. "Ich bin eben ein Naturmensch", sagt der 65jährige über sich, "und halte mich deshalb gerne hier oben auf."
So vertraut ihm der attraktive Arbeitsplatz geworden ist, so ungewohnt war anfangs der Umgang mit den Menschen, die die Höhle besuchen wollten. Zunächst hatte Liesch Unterlagen über die Geschichte und die Besonderheiten des unterirdischen Naturdenkmals erhalten. Im Verlauf des Studiums beschaffte sich der 65jährige weitere Informationen, weil der Funke der Begeisterung übergesprungen war. Die wichtigsten Fakten sprach Liesch auf Tonband, das "ich mir zu Beginn immer wieder vorgespielt habe, bis mir das in Fleisch und Blut übergangen war".
Wie grau die Theorie zuweilen sein kann, hat der agile Rentner bei seiner ersten Führung erlebt. "Es war natürlich eine gewisse Unsicherheit da, bis man erstmal in das Thema reingekommen ist." Und gelegentlich geriet der Mann im neuen Amt auch schon mal ins Stocken, was vor allem "die Kinder sofort gemerkt haben. Ich hatte das zwar intus, aber bei den ersten Male mußte ich bei meinen Erläuterungen manchmal krampfhaft nach neuen Anfängen suchen."
Heute sei das eine ganz andere Sache. "Ich habe kein Lampenfieber mehr", sagt Liesch gelassen. Man wird ihm glauben angesichts der etwa 20 000 Menschen, die in der vergangenen Saison durch die Gänge der Teufelshöhle geführt wurden. "Sie reagieren positiv auf die Höhle", sagt der Mann, der 1946 aus dem Sudetenland zunächst nach Seidenroth und Mitte der 60er Jahre nach Steinau kam. "Die Leute interessieren sich wirklich für alles, und manchmal genügt ihnen nicht, was ich ihnen erzähle, die wollen alles bis ins Detail wissen."
Das große Interesse für die vom Wasser ausgespülten Gänge der Kalksteinhöhle und der Besucherandrang haben den 65jährigen nicht nur abgeklärt. Mit der Professionalität wuchs die Sensibilität für die Einmaligkeit der schöpferischen Natur. Die Vorstellung von der Endlichkeit des Menschen wird nur an wenigen Orten so angeregt wie in den Räumen der Teufelshöhle, wo Stalagmiten nach ein oder zwei Millionen Jahre dauernder Tropfung entstanden sind. "Wie lange hat die Natur dafür gebraucht", fragt Liesch nachdenklich, "und wie gehen wir Menschen mit unserer Umwelt um?" Er kritisiert das zerstörerische Profitdenken und mahnt, das zu erhalten und zu bewahren, "was die Erde geschaffen hat".
Daß die Kräfte der Natur im Steinauer Untergrund offenbar noch mehr geschaffen haben, als bislang in der Teufelshöhle zu sehen ist, davon ist nicht nur Franz Liesch überzeugt. Der 65jährige vermutet in der unmittelbaren Umgebung der Höhle noch weitere Hohlräume. "Ich weiß, daß unter dem Berg noch mehr ist." Die Annahme ist begründet, denn die Kalkablagerungen, die in einem jüngeren Erdzeitalter von der Lava des vulkanischen Vogelsberges überschwemmt wurden, könnten auch andernorts vom Wasser ausgewaschen worden sein. Vor einigen Wochen waren deshalb Geologen von der Gießener Universität vor Ort. Neue Höhlungen - sofern sie lokalisiert worden sind - zu erschließen, wäre neben den Führungen in der amerikanischen Fledermaushöhle ein weiterer Wunsch des Steinauers. Doch es fehlt an Geldgebern für die Erschließung und die Stadt könnte das Projekt aus der eigenen Kasse nicht bezahlen.
Aber auch ohne weitere Erschließung hat die Teufelshöhle manche Besonderheit zu bieten. Abgesehen von den Steinauer Witzbolden, die vor einigen Jahren einen afrikanischen Schimpansenschädel in die Höhle warfen und damit manche Experten in helle Aufregung versetzten, zählen wohl die Feuersalamander in der konstant zehn Grad kalten Höhle zu den überraschendsten Entdeckungen. Obgleich Warmblütler, können die Lurche in den dunklen und kalten Räumen überleben. Nach Beobachtungen von Franz Liesch ernähren sich die schwarz-gelben Tiere von Insekten und Ameisen, die in die Höhle fallen. (Siehe auch: Zur Sache)
WIESBADEN. Der Frauenanteil bei den Professoren-Berufungen an hessische Universitäten ist gegenüber einer ersten Zwischenbilanz der Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) wieder gesunken.
Die Ministerin Mayer hatte nach dem ersten Halbjahr ihrer Amtsführung im Dezember 1991 in einer Pressekonferenz zufrieden mitgeteilt, daß die Frauenquote damals auf 9 von 53 oder 16,9 Prozent (gegenüber 9,2 Prozent noch im Jahr 1990) gestiegen war. Jetzt veröffentlichte ihre Behörde eine Bilanz des gesamten ersten Amtsjahres, wonach im Jahresdurchschnitt nur 13,4 Prozent aller Berufungen an Frauen gingen (18 von 134).
Im zweiten Halbjahr waren es damit nur noch 9 von 81 (11,1 Prozent). An den Fachhochschulen, wo Frauen in den Ingenieurwissenschaften besonders selten sind, lag der Frauenanteil bei den Neuberufungen im vergangenen Jahr bei 10,7 Prozent (11 von 103).
Obwohl fast 90 Prozent aller neuen Professoren nach wie vor männlich sind, interpretierte Mayer die neuen Zahlen so, daß die Zahl der Universitätsprofessorinnen "langsam, aber doch ermutigend" zunehme. me
FRIEDRICHSDORF. Beim Versuch, einem anderen Auto auszuweichen, riß ein Autofahrer im Köpperner Tal an der Abzweigung zum Waldkrankenhaus am Donnerstag früh mit seinem Wagen zwei Verkehrszeichen um. Er rutschte über eine Verkehrsinsel und gegen die Schilder. Der Schaden wird auf 10 000 Mark geschätzt. s
REIMER VON ESSEN, Chef der Frankfurter "Barrelhouse Jazz Band", und zwei seiner Musikerkollegen erwartet am heutigen Samstag im fernen China eine Überraschung: Sie werden für die internationalen Gäste des traditionsreichen Schanghaier "Peace"-Hotels eine Jam Session gemeinsam mit den "Chinese Old Stars" gestalten. Diese Formation aus inzwischen ausnahmslos über 60 Jahre alten ehemaligen Jazzern der Volksrepublik, die seit Beginn der dortigen "Kulturrevolution" über drei Jahrzehnte Auftrittsverbot hatten, gehört seit Monaten zu den touristischen Attraktionen in der Millionenstadt am Huang-Po. Das "Barrelhouse"-Trio, gerade erst von einer Kreuzfahrttournee durchs Mittelmeer zurückgekehrt, befindet sich auf einer - von der Offenbacher "Büttner-Party" eigens für die Frankfurter Musiker organisierten - privaten Urlaubsreise durch Rußland und China. Der gemeinsame Auftritt in Schanghai ist dabei ohne deren Wissen als zusätzliches "Bonbon" eingeplant worden.
Zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft in der Baubranche ist eine ungewöhnliche Allianz entstanden: Beide laufen Sturm gegen die von der Bundesregierung gewährten Kontingente für osteuropäische Staaten. Etwa 100 000 Beschäftigte unter anderem aus Polen, Ungarn, der CSFR, Rußland, Bulgarien, Rumänien, der Türkei sowie Litauen und Estland können in der Bundesrepublik legal befristet arbeiten. Der Großteil schafft auf Baustellen. Werkverträge sollen Dumpingbedingungen verhindern. Doch das ist graue Theorie. Tatsächlich zahlen die ausländischen Brötchengeber, die sich bei großen Konzernen hierzulande als Subunternehmer verdingen, oft nur Hungerlöhne. Unter dem legalen Mäntelchen gedeiht zudem die Illegalität. Eine wirksame Kontrolle ist unmöglich, da die Behörden dazu personell nicht in der Lage sind. Vor allem der Mittelstand fühlt sich bedroht, da er mit den Billiganbietern nicht mithalten kann und teils sogar Kurzarbeit anmelden muß. Die von Bonn wohlgemeinte "Entwicklungshilfe" für die jungen Marktwirtschaften im Osten droht zum gefährlichen Bumerang zu werden.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 18, 20.15 Uhr, Sa.: 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II und Kino III: Keine Meldung.
Palette: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (14.30, 16.15, 18, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr);, Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (15.45, 17.30 und 20.15 Uhr, Sa. auch 22.30 Uhr).
Zeitlos: Das Wunderkind Tate (17.15 und 19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr, So.: 15.30 und 20.15 Uhr).
Casino: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Samstag
Kulturmix Hanau. Kultursommer: Collage Theater "Das faule Ei des Columbus" (Revue), 20.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes" von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr Goldschmiedehaus.
Ronneburg. Konzert mit "Dulamans Vröudenton" (Salzburg), Musik aus acht Jahrhunderten, 19 Uhr auf der Burg. Verschiedenes Großkrotzenburg. Grillfest der Aquarien- u. Terrarienfreunde, ab 17 h (Sonntag 10 h) Breitestr. vor dem Vereinsheim. Sonntag
Kulturmix Hanau. Kultursommer: Jazz am Kurhaus Wilhelmsbad mit der Greentown Jazzband, Slowenien, 11 Uhr.
Langenselbold. Oldie-Matinee mit "The Fab Four", 11 Uhr Herrenscheune.
Bad Soden-Salmünster. Autorenlesung, Valentin Senger liest aus seinem neuesten Buch "Die Buchsweilers", 11 Uhr in Werder's alter Scheune, Katholisch-Willenroth.Verschiedenes Freigericht. Berber und "Zivis" kicken gegen Vorurteile, Fußballspiel mit dem 1. Fußballclub Heftig-Deftig, bestehend aus Zivildienstleistenden gegen den Hanauer Berber-Sportverein "Halt drauf", 14 Uhr Somborner Bolzplatz zwischen Hallenbad und Gesamtschule.
Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nichtmitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
Ronneburg. Kinderfest, 10 Uhr auf der Burg. (Ohne Gewähr)
NIDDERAU. Wer im Schloßgarten gräbt, ist dem Mittelalter auf den Fersen. Was Archäolog(inn)en in den ersten beiden Juliwochen bei der Heldenberger Oberburg in der Grube für ein geplantes Sechsfamilienhaus holten, ist nicht nur für die Fachwelt von Gewicht: Ein mutmaßlich vom Ende des 14. Jahrhunderts stammendes Schwert ist bereits zur Konservierung an das Landesamt für Denkmalspflege ins Biebricher Schloß nach Wiesbaden geschickt worden. 1,16 Meter lang ist es, hat einen Griff in Trapezform und einen mit drei Nägeln befestigten Knauf. Das Metall ist im Kern massiv, was der Arbeit in Wiesbaden Erfolg verspricht.
Jürgen Pockrandt vom Verein für Vor- und Frühgeschichte Unteres Niddertal sorgte dafür, daß die Baugrube archäologisch bearbeitet wurde. Ein Blick über den Zaun verriet ihm Bodenverfärbungen; und aus nichts gewinnen Archäologen ja tiefere Einsichten als aus Verfärbungen und aus Löchern in der Erde.
Er schaltete den Kreisarchäologen Hans-Otto Schmitt ein, der Handlungsbedarf sah und den Verein mit der Bodenuntersuchung betraute. Zunächst nicht sehr begeistert, spätestens durch die Funde aber versöhnt, reagierte der Bauherr, Baron von Leonhardi. Die Wissenschaft verlangte ihr Recht, wollte wenigstens verstehen, wie sie sich die Gruben vorzustellen hatte, die hier zu sein schienen.
Auf dem Grund der ausgehobenen Baustelle verleiteten Rotlehm und Holz-Überreste zum Weitergraben. Man stieß auf eine Treppe im Löß. Darunter erweiterte sich der Raum; im Brandschutt lagen Eisenteile und Töpfchen - und eine herabgestürzte Kuppel. Arbeitshypothese war nun: Töpferofen. Doch noch war kein Ende der Funde abzusehen. Die kooperative Baufirma ließ eigens eine Lücke im nunmehr fälligen Betonfußboden.
Der Kreisarchäologe war für weitere Erkundungen. Es wurde nun auch am Baugruben-Rand in Fundrichtung nachgebaggert. Das Nord-Ende der Fundstelle wurde auch dabei nicht erreicht. Man hätte mit der Unterminierung des geplanten Parkplatzes sonst wohl doch die gebotene Verhältnismäßigkeit überschritten. Was den Gräber(inne)n um Fachfrau Gretel Callesen nun klar war: Man hat einen Erdkeller mit verbranntem Eingangsbereich vor sich.
Die Fundstücke - neben dem Schwert und einem Hiebmesser mit geschwungener Scheide und einem wohl aus Hirschhorn bestehenden Griff auch zahlreiche Tongefäße, einige davon gute "Zwei-Henkel-Ware", wie sie nicht jedermann hatte - verweisen auf den sozial höhergestellten Kontext der Oberburg. Unklar ist, ob es sich um einen Innen- oder einen Außenkeller handelt; vermutlich, so Callesen, um letzteres.
Daß auf dem Gelände um das Kulturdenkmal Oberburg heute überhaupt noch neu gebaut werden darf, findet Denkmalamtschef Herbert Achtmann angesichts des weitläufigen Areals vertretbar. Daß nicht von vornherein eine Fachkraft diese Arbeiten begleitete, sondern lediglich in der Baugenehmigung ein Passus den Bauherrn bei eventuellen Beobachtungen und Funden zur Meldung verpflichtete, erklärt er mit dem Verweis auf die beschränkten Kapazitäten des Denkmalschutzes. Kundige Laien wie Pockrandt würden auch weiterhin "Feuerwehr" spielen und Schaden verhindern müssen. Ul
KÖNIGSTEIN. Ein Brief mit 48 Unterschriften aus Schneidhain trudelte Ende Juni im Königsteiner Rathaus ein. Das Anliegen der Unterzeichner: "Am besten schon zum Schuljahresbeginn" solle die Stadt in Blumen- und Rossertstraße sowie Am Hohlberg und Am Erdbeerstein Tempo-30-Zonen einrichten. Und nicht nur das: Begleitende Maßnahmen wie Fahrbahnverengung, "schlafende Polizisten" (Schwellen), Fahrbahnmarkierungen, Kopfsteinpflasterung, "Spielstraßen"-Schilder und häufige Radarkontrollen sollen mithelfen, daß Raser ihren Fuß vom Gaspedal nehmen. Die Absender nämlich sind überzeugt, "daß Tempo-30- Schilder zur alleinigen Verkehrsberuhigung nicht ausreichen".
Die aber sei in dem von den vier Straßen eingerahmten Wohngebiet dringend geboten: Viele Kinder leben dort. Außerdem führen die Asphaltpisten zu Schule, Kindergarten, Mehrzweckhalle, Sport- und Kinderspielplatz. Sollte nach den Sommerferien noch nichts passiert sein, wollen die Initiatorinnen der Briefaktion, Anita Püttmann und Sabine Beuth, die Unterschriftensammlung ausweiten.
Das werden sie wohl müssen. Baudezernent Klaus Dehler (SPD) sagte der FR am Freitag zwar, daß ein Antwortschreiben "in den nächsten Tagen rausgeht". Konkrete Zusagen über Tempo-30-begleitende Maßnahmen werde es aber nicht enthalten. Klar sei nur, daß nach Mammolshain auch in der Kernstadt sowie in Falkenstein und Schneidhain Tempo 30 eingeführt werden soll. Einzige Ausnahme: die klassifizierten Straßen, sprich Kreis-, Landes- und Bundesstraßen.
Das Tempo-30-Konzept für die drei Stadtteile sei aber Teil des Generalverkehrsplans, der erst am Montag im Magistrat abschließend beraten werden soll. Bauliche Veränderungen, wie Aufpflasterungen an Gefahrenpunkten oder Fahrbahnverengungen, sind im Gesamtplan nicht enthalten. Erst wenn er in einer Bürgerversammlung besprochen und durch die parlamentarischen Gremien abgesegnet ist, werden laut Dehler Details diskutiert. Wann das sein wird, wagt er nicht vorherzusagen. Schließlich könne der Verkehrsplan "zu vehementen Diskussionen führen".
Bleibt für die Schneidhainer vorerst Dehlers allgemeine Feststellung, daß auch er die bloße Geschwindigkeitsbegrenzung für "nicht effektiv genug" hält und ebenfalls für begleitende Maßnahmen plädiert. Wie die konkret aussehen sollen, müsse im Einzelfall geprüft werden. Und: Bei der Detailplanung sollten betroffene Bürger mitreden können. mk
Wir gratulieren
Samstag Herrn Herrmann Odenwäller, Wöllstadt, zum 100. Geburtstag.
Frau Marie Wieth, Klein-Karben, zum 87. Geburtstag.
Frau Martha Spittel, Groß-Karben, zum 83. Geburtstag.
Frau Emma Schreitz, Groß-Karben, zum 87. Geburtstag.
Frau Anna Jarzombek, Okarben, zum 78. Geburtstag.
Frau Anneliese Bunge, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
Herrn Walter Speckhahn, Assenheim, zum 70. Geburtstag.
Frau Anna Karst, Ilbenstadt, zum 88. Geburtstag.
Sonntag Frau Elisabeth Keller, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Hermine Unterstab, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Herrn Reinhold Peik, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Heinz Isensee, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Heinrich Rau, Okarben, zum 75. Geburtstag.
Herrn Adolf Giehl, Petterweil, zum 71. Geburtstag.
Frau Anna Mauersberger, Petterweil, zum 72. Geburtstag.
Frau Irene Nolte, Kaichen, zum 71. Geburtstag.GBL begrüßt geplante Unterführungssanierung
MÖRFELDEN-WALLDORF. Daß die Unterführung am Walldorfer Bahnhof nun doch ein freundlicheres Gesicht bekommen soll, stößt bei der Grünen Bürgerliste (GBL) auf positive Resonanz, denn "seit Jahren hat sich der Zustand der Anlage sichtlich verschlechtert". "Defekte Beleuchtung, poröse, undichte Dekken und defekte Deckenlampen lassen die Unterführung bei Einbruch der Dunkelheit zum ,Horrortrip' werden", heißt es in einer Erklärung der GBL, die bei dieser Gelegenheit noch einmal an das am Tag der Umwelt Anfang Juni in der Unterführung durchgezogene Großreinemachen mittels Wandfarbe, Pinsel und Bioreiniger erinnert.
Denn diese Aktion sieht die GBL als einen Anstoß für die Verwaltung, "die Unterführung nach Jahren wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen - wenn auch ohne finanzielle Beteilung der Deutschen Bundesbahn", so die stellvertretende GBL-Fraktionschefin Dagmar Fischer, die an diese Adresse auch gleichzeitig appellierte, "sich vertragsgemäß an den entstehenden Kosten mit 50 Prozent zu beteiligen."
Was jetzt in Sachen Bahn noch auf der GBL-Wunschliste steht, ist, daß "auch der FVV endlich die Notwendigkeit erkennt, Mörfelden-Walldorf ans S-Bahn-Netz anzuschließen, "weil sonst die Gefahr besteht, daß der öffentliche Personennahverkehr ins Hintertreffen gerät". wal
BAD VILBEL. In die Wasserburg an der Nidda führt die FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene": Vorgestellt wird die neugestaltete Abteilung im Brunnen- und Heimatmuseum, in der es um das Bad Vilbeler Mineralwasser geht. Und in diesen Zusammenhang gehören auch die Burgfestspiele, die im Innenhof der Anlage noch bis zum 9. August dauern. Details dazu lesen Sie heute im Frankfurter Lokalteil der FR. tom
Maintal will Stadttore nicht zumachen Flüchtlinge willkommen, doch Engpaß bleibt / Politischen Fehler eingestanden Von Holger Klös MAINTAL. "Wir sind überzeugt davon, in der Frage der Unterbringung von Flüchtlingen sachlich richtig entschieden zu haben. In politischer Hinsicht müssen wir einen Fehler eingestehen." Diese Erklärung haben der Maintaler Bürgermeister Dr. Walter Unger, Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber und Sozialdezernentin Priska Hinz in der jüngsten Magistratspressekonferenz zu den Auseinandersetzungen mit dem Kreis über die vorübergehende Einquartierung von rund 40 Asylbewerbern in die Maintal-Halle Dörnigheim abgegeben. Wie berichtet, sorgte für Wirbel, daß sich alle drei Hauptamtlichen im Urlaub befanden, als das Flüchtlings-Kontingent in Maintal eintraf. Mangels anderweitiger Möglichlichkeiten sind der Stadt Maintal derzeit offenbar die Hände gebunden. Das heißt aus Ungers Sicht: Nach dem derzeitigen Stand können die von Vizelandrat Erich Pipa für August angekündigten 100 Flüchtlinge erneut wohl nur in der Maintal-Halle untergebracht werden. Die drei Hauptamtlichen nutzten die Magistratspressekonferenz für eine "Klarstellung". Die Stadt Maintal sei "gewillt, ihren rechtlichen, finanziellen und praktische Verpflichtungen zur Unterbringung ausländischer Flüchtlinge nachzukommen. Wenn in unserer Abwesenheit der Eindruck entstanden ist, daß die Stadt zur Aufnahme der ihr zugewiesenen Flüchtlinge nicht bereit ist, so ist dies falsch." Vielmehr sei in der Verwaltung ein detailliertes Konzept zur Lösung des Flüchtlingsproblems erarbeitet worden. Der Mangel an geeigneten Räumlichkeiten stellt für die drei Hauptamtlichen nur "ein vorübergehendes Problem" dar. Es resultiere nicht aus einer generellen Ablehnung, die Flüchtlinge unterzubringen. Weshalb die Entscheidung, die Flüchtlinge vorübergehend in die Maintal-Halle einzuweisen, "unumgänglich" gewesen sei, begründet die Maintaler Verwaltungsspitze mit einem Briefwechsel, der mit dem Kreis geführt worden sei. So habe die Stadt den Kreis darüber informiert, daß sie plane, bis zum Oktober 1992 vorläufig Container zur Unterbringung von ausländischen Flüchtlingen aufzustellen. Gleichzeitig wurde die Kreisverwaltung um Aufschub gebeten. Dieses Schreiben der Stadt Maintal sei aber erst vier Wochen später, am 13. Juli, beantwortet worden, betonen die Hauptamtlichen. Nach der Maintaler Chronologie stieß dagegen eine Anfrage der Stadt beim Kreis auf sofortige Ablehnung. Dabei ging es um die Frage, ob es nicht möglich sei, die Flüchtlinge vorübergehend für einen Zeitraum von drei Monaten in Schulturnhallen unterzubringen. Nach Darstellung der Maintaler Verwaltung hat sich der Main-Kinzig-Kreis geweigert, die ihm unterstehenden Turnhallen freizugeben.
Darüber drücken die Hauptamtlichen ihr Unverständnis aus, weil zumindest in den ersten sechs Wochen aufgrund der Ferienzeit die Schulturnhallen ohnehin geschlossen seien.
Die Stadt Maintal habe ihrerseits "vielseitige Verhandlungen" mit Hauseigentümern aufgenommen, um Räumlichkeiten für die ausländischen Flüchtlinge anzumieten oder sogar zu kaufen. Dabei stellte sich der Verwaltungsspitze zufolge als problematisch heraus, daß viele Gebäude aus brandschutztechnischen Gründen nicht für die Einrichtung einer Sammelunterkunft geeignet sind.
Wegen der "unnachgiebigen Haltung" des Kreises sah sich die Stadt Maintal nach Bekundung ihrer Führungsriege "gezwungen", kurzfristig eine Unterkunft für Asylbewerber in der Maintal-Halle zur Verfügung zu stellen. Bei dieser Entscheidung spielten auch die Argumente Brandschutzbestimmungen und sanitäre Voraussetzungen eine Rolle.
Unter Abwägung der drohenden Obdachlosigkeit von Flüchtlingen und der vorübergehenden Einschränkung der Sportmöglichkeiten entschied sich die Maintaler Verwaltung dann für die Hallen-Belegung. "Wäre eine objektive Abwägung der Sachargumente durch den Kreis erfolgt, hätte es nicht des nachträglichen Tätigwerdens des Landrats bedurft, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen war", meinen die Hauptamtlichen. Gleichzeitig wird aber "bedauert, daß die Sachfrage Flüchtlingsunterbringung durch die Diskussion über den Urlaub der hauptamtlichen Magistratsmitglieder völlig verdrängt und überlagert" worden sei. Rückblickend gestehen Unger, Schreiber und Hinz deshalb ein: "Die Anwesenheit eines Dezernenten wäre notwendig gewesen." Dann hätte die Gelegenheit bestanden, die Entscheidung zur Hallen-Belegung zu erläutern und politisch zu vertreten.
Die Maintaler Verwaltungsspitze ist sich sicher, daß die Präsenz eines hauptamtlichen Magistratsmitglieds zwar nichts an der Sachlage geändert, "aber der Versachlichung der öffentlichen Diskussion gedient" hätte.
Nach den heftigen Querelen mit dem Kreis geht die Stadt nun in die Offensive. Maintal sieht sich bei seinen konzeptionellen Vorstellungen gar in einer Art Vorreiterrolle. Dabei verweisen die Hauptamtlichen auf die Anstellung von zwei Sozialarbeitern. Seit dem 1. Juli sind Karin Herbst und Kwane Bonsu für die Betreuung von Flüchtlingen zuständig (siehe untenstehenden Kasten).
Auch wurde zwischen der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt über eine Kooperation bei der Betreuung von Asylbewerbern verhandelt. Wenn das Maintaler Parlament am Dienstag, 21. Juli, um 18 Uhr im Bürgerhaus Hochstadt wegen des Asylthemas zu einer Sondersitzung zusammenkommt, geht es auch um Magistratsvorlagen, wonach bis zum Oktober Wohncontainer aufgestellt werden und Anfang des nächsten Jahres drei Fertighäuser für jeweils 80 Menschen beziehbar sein sollen. Das würde bedeuten, daß Maintal zusätzlich 280 Asylbewerber beherbergen könne. Zur Zeit leben in Maintal rund 200 Asylbewerber. Für Unger zeigt dies, daß Maintal in der Flüchtlingsfrage nicht einfach "die Stadttore runterläßt". Erster Stadtrat Schreiber sprach in der jüngsten Magistratspressekonferenz von einer "Scheingerechtigkeit", was den Zuteilungsschlüssel des Kreises betrifft. Er erinnerte daran, daß im ländlichen Bereich viele Pensionen leerstünden, Maintal in einem verdichteten Ballungsraum aber unter einem "ganz anderen Siedlungsdruck" zu leiden habe.
Laut Schreiber hat die Stadt Maintal "bis Mai alles aufgenommen, was uns zugewiesen worden ist, ohne jemals an den Kreis herangetreten zu sein, ,schickt uns heute weniger'".
Und Bürgermeister Unger beteuert, bei der Quartiersuche alles "absolut ausgeschöpft" zu haben. Die Stadt habe sogar das frühere Hochstädter Rathaus - dort sollte eigentlich das Heimatmuseum untergebracht werden - und die Verwaltungsstelle in Wachenbuchen für die Aufnahme von Asylbewerbern bereitgestellt.
BAD HOMBURG. "Deux litres calvados arriverai ligne chemin fer Paris, Francfort, gare douaniere Homburg. Thiers Maire." Mit diesem Telegramm kündigte 1956 der Bürgermeister von Cabourg, André Thiers, nicht nur ein Fäßchen Calvados (Apfelschnaps) an, das mit dem Zug unterwegs sei nach Bad Homburg, sondern auch sein eigenes Erscheinen zum Europäischen Gemeindetag in der Kurstadt. Im Oktober 1956 wurde der erste europäische Partnerschaftsring geschlossen: Die Städte Bad Mondorf in Luxemburg, Bougie in Algerien, Cabourg in Frankreich, Chur in der Schweiz, Mayrhofen in Österreich, Spa in Belgien, Terracina in Italien und Bad Homburg vereinbarten freundschaftliche Beziehungen.
In der Ausstellung "Freunde kennen keine Grenzen" im Kurtheaterfoyer wird die über 35jährige Geschichte der Städtepartnerschaften Bad Homburgs dokumentiert. Rund 300 Fotos, Plakate, Dokumente und andere Exponate geben einen Eindruck von den Kontakten auf offizieller Ebene genauso wie von den Aktivitäten der Vereine und anderer Gruppen.
In den 50er und Anfang der 60er Jahre stand hinter den Partnerschaften ein politischer Gedanke: Nach den Schrecken des 2. Weltkriegs sollten Vorurteile und Ressentiments zwischen den europäischen Nationen auch durch Verbindungen auf kommunaler Ebene abgebaut werden. Die Treffen liefen noch fast ausschließlich auf offizieller Ebene und hießen dementsprechend auch Bürgermeistertreffen. Im Jahr 1971 wurden die alljährlichen Zusammenkünfte in Partnerschaftstreffen umbenannt, und zunehmend beteiligten sich einzelne Bürger und Vereine an dem Austausch. Heute hat Bad Homburg über 1000 Kontakte verschiedenster Art pro Jahr mit den Partnerstädten.
Die Ausstellung ist bis 2. August im Kurtheaterfoyer im Kurhaus zu besichtigen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. jom
HÖCHST. Wem am Sonntag mittag der Sinn nicht nach dampfenden Klößen mit Sauerbraten, sondern nach fetzigen Klängen steht, der sollte von 11 Uhr an auf der Terrasse des Höchster Schlosses sein. Denn dort spielt zwei Stunden lang die Frankfurt City Blues Band und erzählt musikalisch ihre Geschichte: "15 years on the road".
Auch bei diesem fünften Konzert der Veranstaltungsreihe "Jazz im Burggraben", die noch bis zum 23. August dauert, ist der Eintritt wieder frei. Sollte der Wettergott nicht mitspielen, ist die Bühne des Neuen Theaters in der Emmerich-Josef-Straße 46 a Ort des jazz-rockigen Geschehens. leo
KARBEN. Zum dritten Mal dreht sich der Karbener "Kinderplanet" ab Montag, 20. Juli, auf dem Gelände des Selzerbrunnenhofes. Um 9.30 Uhr wird Bürgermeister Detlev Engel das Ferienspielvergnügen für die 330 angemeldeten Kinder eröffnen.
Unter der Obhut von 30 Betreuern/ innen können die Kinder auf dem weitläufigen Areal nach Herzens Lust spielen, malen und basteln, mit Holz werken oder Sport treiben.
Am Dienstag, 28. Juli, nimmt der "Kinderplanet" das Schwimmbecken und die Liegewiese des Hallenfreizeitbades in Beschlag. Auf der Rasenfläche wird eigens eine "Springburg" aufgebaut. Geplant ist im Rahmen der Ferienspiele ebenfalls ein Ausflug zum Freizeitpark "Lochmühle" im Taunus. mu
Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Taunus-Apotheke, Bad Nauheim, Kurstr. 9, Tel. 0 60 32 / 3 20 88 und Brunnen-Apotheke, Ober-Rosbach, Bahnhofstr. 14, Tel. 0 60 03 / 435 - So.: Aesculap- Apotheke, Friedberg, Haingraben 11, Tel. 0 60 31 / 40 22 + 40 23.
Bad Vilbel. Sa.: Nidda-Apotheke, Frankfurter Str. 28, Tel. 0 61 01 / 8 38 52 - So.: Park-Apotheke, Frankfurter Straße 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79.
Butzbach. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88 - So.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 0 60 33 / 6 56 62 u. 7 18 73.
Karben/Niddatal. Sa.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06 - So.: Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
Wer wußte Bescheid über die Abwasser-Geschäfte? Landrat: Kontrolleure überlastet / Alsheimers Anfrage Von Günther Scherf HOCHTAUNUSKREIS. Die Affäre um die Jahresrechnung des Abwasserverbands Oberes Erlenbachtal für das Jahr 1989 wird die Gremien des Hochtaunuskreises beschäftigen. Der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses des Kreistags, der Kronberger CDU-Abgeordnete Prof. Herbert Alsheimer, hat gestern eine Anfrage zu den Begleiterscheinungen der Affäre an Landrat Jürgen Banzer gerichtet. Er will wissen, ob dem Rechnungsprüfungsamt des Hochtaunuskreises tatsächlich "Weisungen und/oder Ratschläge" erteilt worden seien, um eine fachtechnische Kontrolle des Finanzgebarens des Abwasserverbands zu verhindern. Von solchen Weisungen zur Amtszeit des damaligen Ersten Kreisbegeordneten Hans-Joachim Galuschka hatte die FR am Donnerstag unter Berufung auf Quellen in der CDU berichtet. Galuschka ist einer der Hauptbeschuldigten in der Korruptionsaffäre im Kreis.
Das Rechnungsprüfungsamt des Kreises hatte nach dem Auffliegen der "Taunus-Connection" aus Tief- und Kanalbauunternehmern, Spitzenpolitikern und Parteifunktionären vor acht Monaten für 1989 erstmals seit langem wieder eine fachtechnische Kontrolle der Buchführung des Abwasserverbands durchgeführt. In diesem Bericht erheben die Rechnungsprüfer jetzt den Vorwurf, das Ingenieurbüro Niklas habe den Verband - dem Friedrichsdorf, Bad Homburg und Wehrheim angehören - um mindestens 120 000 Mark geschädigt. Außerdem sei kaum einer der zum Teil millionenschweren Bauaufträge des Verbands ordnungsgemäß vergeben worden.
Wenn der damals für das Rechnungsprüfungsamt zuständige Vize-Landrat Hans-Joachim Galuschka tatsächlich die Behörde angewiesen hat, auf die Kontrolle des Abwasserverbands durch Bauingenieure zu verzichten, liegt ein folgenschwerer Verdacht nahe: Hat Galuschka Akten beim Staatsanwalt von den nach Auffassung der Rechnungsprüfer unkorrekten Geschäftsbeziehungen zwischen dem Verband und dessen beratenden Ingenieurbüro Niklas gewußt und die Spuren absichtlich getrübt?
Landrat Jürgen Banzer will die insgesamt vier Fragen des Abgeordneten Alsheimer in der nächsten Woche beantworten. Schon gestern wies er allerdings darauf hin, daß den Rechnungsprüfungsämtern "überall in Hessen" zu wenig Bauingenieure zur Verfügung stünden, um die fachtechnischen Prüfungen sicherzustellen. Im Main-Taunus-Kreis beispielsweise gebe es dafür überhaupt niemanden; der Hochtaunuskreis habe bisher zwei Mitarbeiter für diese Arbeit beschäftigt. Ein dritter sei inzwischen eingestellt, ein vierter werde gerade gesucht.
Aus diesem Grund, so Banzer, sei es nicht vermeidbar, den Ämtern Weisungen darüber zu erteilen, wo Schwerpunkte gesetzt und wo Kontrollen auf längere Abstände gestreckt werden sollen. Genau das verbieten allerdings die hessische Gemeindeordnung und die Landkreisordnung): "Der Gemeindevorstand kann keine Weisungen erteilen, die den Umfang, die Art und Weise oder das Ergebnis der Prüfung betreffen" (§ 130 HGO und § 52 HKO).
Ob und wann nach den Enthüllungen über das Jahr 1989 jetzt auch die Bilanzen des Abwasserverbands aus weiter zurückliegenden Jahre kontrolliert werden, ist bisher nicht bekannt. Dem Vernehmen nach hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft die Akten bereits beschlagnahmt. Deren Pressesprecher Hubert Harth gab gestern keine Antwort auf die Frage der FR, ob sie die neuen Erkenntnisse zum Anlaß nehme, ihre Ermittlungen auch auf den Friedrichsdorfer Bürgermeister und Verbandsvorsteher Gerd Schmidt oder andere verantwortliche Politiker und Mitarbeiter des Verbands auszudehnen. Über derartige Details könne man sich im Augenblick nicht äußern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
"Der Baum braucht jetzt Hilfe", berichtete die Frankfurter Rundschau am 5. Juli über das ungewisse Schicksal der durch Baggerarbeiten beschädigten Linde in Bad Vilbel-Dortelweil. FR-Leser Gerhard Otterbach aus Bad Vilbel macht für die Zerstörung eines großen Teils der Baumwurzeln indirekt Ersten Stadtrat Klaus Minkel verantwortlich. Die Linde habe offenbar nicht in die Planung des neuen Dorfplatzes gepaßt, argwöhnt der FR-Leser und schreibt:
"Nun ist es also wieder einmal passiert: Der Erste Stadtrat Minkel hat wieder einmal zugeschlagen. Da gibt es einen Baum, an dem sich die Dortelweiler schon seit über hundert Jahren erfreuen, und der steht nun den eigenartigen Planungen des Herrn Minkel im Wege. Warum, weiß eigentlich keiner, außer, daß er nicht in das Planungsbild des Herrn Minkel paßt.
Aber was tun, Herr Minkel? Schließlich hat ja die Untere Naturschutzbehörde bereits erklärt, die Linde als Naturdenkmal ausweisen zu wollen. Also einfach fällen (wie bei den Pappeln an der Nidda für die Klärwerkserweiterung) wäre wohl doch zu offensichtlich und würde wohl zuviel (auch formaljuristischen) Ärger verursachen. So muß es dann auf die ,sanfte' Tour geschehen.
Durch geschicktes Taktieren und Verschleiern bei der Auftragsvergabe wird die eigentliche Absicht vertuscht, und bei den anschließenden Bauarbeiten werden zunächst einmal die Wurzeln des Baumes so beschädigt, daß dieser, so ist es in der FR nachzulesen, ein Naturdenkmal wohl nicht mehr wird. Und wenn der Baum dann im Laufe der Zeit wegen der beschädigten Wurzeln eingeht (auch dieser Prozeß läßt sich natürlich durch geeignete unauffällige Eingriffe beschleunigen) wird dann aus ,Gründen der öffentlichen Sicherheit' der Baum gefällt. Und schon haben wir durch ,lex Minkel' den Zustand geschaffen, der der Minkelschen Planung entspricht.
Daß Herr Minkel die Begriffe ,Recht und Ordnung' wohl nur im Sinne von ,Recht beugen und Ausländer raus' versteht, vermuten wir schon lange, denn dafür gibt es zahlreiche Beispiele; aber daß die örtliche CDU und auch der gutmütige und blauäugige Bürgermeister dies durch ein derart positives Votum würdigen, wie sie es bei der kürzlich erfolgten Wiederwahl getan haben, überrascht doch sehr. Sollten sie gar ähnlich denken? Zumindest nehmen sie sein Handeln nicht nur billigend in Kauf, sie unterstützen es auch aktiv. Damit stellen sie sich in die gleiche Ecke.
Es stellt sich nur die Frage, was denn die Bad Vilbeler Bürger denken. Ist in Bad Vilbel das obrigkeitliche Denken so ausgeprägt, daß stillschweigend alles hingenommen wird, was die Herren Minkel & Co. so produzieren? Sind die Bad Vilbeler Bürger denn tatsächlich zum ,Stimmvieh' degeneriert? Oder spielen in Bad Vilbel solche Begriffe wie Recht, Ordnung, Demokratie und Umweltschutz einfach keine Rolle? Das kann und will ich nicht glauben.
Oder liegt es einfach daran, daß den Bad Vilbelern diese ,feine Gesellschaft' als das geringere Übel erscheint, weil die Bad Vilbeler Opposition im Rathaus, allen voran die SPD mit ihrem selbstgefälligen Vorsitzenden Johannes Frank es nicht schafft, den Bürgern die Mißstände vor Augen zu halten und geschlossen als Alternative gegen die schon teilweise ultrarechts operierenden Machthaber im Bad Vilbeler Rathaus aufzutreten?
Vielleicht muß man schon fast hoffen, daß Herrn Minkel bis zur Wahl im nächsten Jahr noch einige Entgleisungen, welcher Art auch immer, unterlaufen, damit die Bad Vilbeler endlich von selbst aufgerüttelt werden und allein schon aus Protest anders als bisher wählen.
Leider bliebe dabei dann aber wieder einiges auf der Strecke, wer weiß denn schon, was Herrn Minkel noch so alles stört.
Tatsache ist: Der Baum braucht Hilfe - und Bad Vilbel dringend einen neuen Ersten Stadtrat und eine neue politische Führung!"
Gerhard Otterbach Raiffeisenstr.7 6368 Bad Vilbel-Dortelweil
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein Brief aus Wiesbaden, der Geld verspricht, ist auf dem Weg zum Schreibtisch von Bürgermeister Bernhard Brehl. Absender: Hessens Innenminister Dr. Herbert Günther (SPD). Inhalt des Schreibens: Die Zusage über eine mit 137 000 Mark gefüllte Finanzspritze für den Erweiterungsbau des Feuerwehrgerätehauses im Stadtteil Mörfelden.
Wie das Innenministerium in seiner Pressemitteilung schreibt, addieren sich die Gesamtkosten des Projektes zwar auf etwas mehr als 1,3 Millionen Mark, doch zuwendungsfähig seien nur knapp 458 000 Mark der gesamten Ausgaben. Daran aber beteiligt sich das Land mit etwas weniger als einem Drittel, da "seitens des Landes Branschrutz und technische Hilfeleistungen einen hohen Stellenwert hätten". wal
Die Sportverbände verpflichteten sich, die Reformbewegung in vielfältiger Form zu unterstützen Die "Rose von Tembisa" ist aus dem Staub der Straßen gewachsen Zum erstenmal seit 32 Jahren ist wieder ein südafrikanisches Team bei den Olympischen Spielen vertreten / Weiterhin viele Schwierigkeiten Von unserem Korrespondenten Johannes Dieterich (Johannesburg)
Drei Wochen vor den Sommerspielen hätte die Politik beinahe wieder einen Strich durch Louis van Winkels Familienplanung gezogen. Nach dem Massaker in der Schwarzensiedlung Boipatong und dem anschließenden Abbruch der Verhandlungen von seiten des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) war auch gefordert worden, Südafrika erneut von den Sommerspielen auszuschließen. In ausgedehnten Krisensitzungen mit dem ANC versuchte das Nationale Olympische Komitee Südafrikas (Nocsa) zu retten, was zu retten war: "Wir glauben nicht, daß Politik und Sport voneinander getrennt werden können", sagt Nocsa-Präsident Sam Ramsamy. "Deswegen müssen wir als Sportsleute dieses Landes die politischen Entwicklungen verfolgen." Als Gegenleistung für das grüne Licht des ANC verpflichteten sich die Sportverbände zu einer ganzen Reihe von Aktionen zur Unterstützung des Reformprozesses. Unter anderem sollen südafrikanische Olympier Armbinden mit der Aufschrift "Für Demokratie und Frieden!" tragen. Das IOC erwägt, ob es für die gerechte Sache eine Ausnahme vom strikten Verbot politischer Propaganda machen soll. Viele Jahre isoliert "Wegen der Politik waren wir für so viele Jahre isoliert", meint Myrtle Bothma. "Ich finde, die Politik sollte den Sport jetzt mal in Ruhe lassen." Die 400-m-Hürdenläuferin trat bereits als 14jährige gegen schwarze Athletinnen an - seit 1971 galt in der Leichtathletik keine Rassentrennung mehr: "Wir wachsen mit Schwarzen auf, wir arbeiten mit ihnen, und wir machen gemeinsam Sport. Wenn ich meinem Großvater erzählen müßte, was hier heute passiert, er würde wohl ohnmächtig werden." Trotzdem ist Myrtles olympische Vorfreude getrübt: "Ich bin sehr enttäuscht darüber, daß - wenn ich denn meine Goldmedaille gewinne - weder meine Hymne gespielt noch meine Flagge gehißt wird." Freude schöner Götterfunken Aus Rücksicht auf schwarze Sportler, die mit dem blau-weiß-orangen Banner und der "Stimme von Südafrika" eher Polizei, Gefängnisse und das "Regime" verbinden als Siegerehrung und Triumph, hatte Nocsa die olympischen Ringe als neutrale Flagge und Beethovens "Freude schöner Götterfunken" als Hymne ausgesucht. Eine Entscheidung, die unter weißen Sportsfreunden einen Sturm der Entrüstung auslöste. Nicht ganz uneigennützig gibt sich Myrtle Bothma schließlich tolerant: "Wir müssen das wohl als unser Opfer akzeptieren, sonst wären wir nie nach Barcelona gekommen." Am meisten schmerzt die Hürdenläuferin allerdings, daß auch der Springbok - das alte Symbol der südafrikanischen Nationalmannschaft - auf dem Altar der Politik geopfert worden ist: "Wenn mein Sohn mich heute fragt: Mami, was ist das Beste, was man als Sportler werden kann, dann weiß ich keine Antwort, weil es den Springbok nicht mehr gibt."
Seit das gebannte Land wieder bei internationalen Sportkämpfen teilnehmen kann - Myrtle Bothma war bereits zweimal im Ausland -, entwickelt sich allerdings auch so etwas wie ein neues rassenschrankenloses Nationalbewußtsein, sagt die Hürdenläuferin: "Wir sind alle Südafrikaner, und wir wissen, daß wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen müssen." Ob das für Barcelona ausgewählte Team jedoch tatsächlich auch die südafrikanische Gesellschaft widerspiegelt, steht auf einem anderen Blatt. Sam Ramsamy antwortet auf die Frage, wieviel der ausgewählten Olympier eigentlich nicht weißer Hautfarbe sind: "Das weiß ich nicht." Tatsächlich sind es nur ganze elf von 97. Stirnrunzeln Unter afrikanischen Sportfunktionären hat dieser Umstand bereits Stirnrunzeln ausgelöst (vor einem Jahr hatte die namibische Regierung ihre Nationalmannschaft kurz vor dem Abflug zu den afrikanischen Spielen nach Kairo noch gestoppt, weil zu wenig schwarze Gesichter im Team waren). Sam Ramsamy räumt ein, daß die Frage der Hautfarbe bei den Verhandlungen mit dem IOC tatsächlich immer wieder Thema war - dem Vernehmen nach sollen beim Einmarsch der Gladiatoren zu Beginn der Spiele sogar ein paar Sportfunktionäre dunkler Hautfarbe ins südafrikanische Team geschmuggelt werden, um den Schein zu wahren. Bei der Auswahl der Olympiastarter hat sich Nocsa allerdings ausschließlich von sportlichen Kriterien leiten lassen, betont Ramsamy: "Es ist ein Qualitätsteam." Bis auf eine Ausnahme, sagen Fachleute, stimmt das auch. Medaillenhoffnungen Hätte sich Nocsa für die Anwendung anderer Kriterien entschieden, wäre die Peinlichkeit auch nicht vermieden worden, sie hätte sich nur von der politischen Arena aufs Sportfeld verlagert. Allzu viele Medaillenanwärter hat die 35 Millionen Einwohner zählende Nation nämlich nicht zu bieten - schließlich wurden bisher nur fünf Millionen Weiße angespornt. Berechtigte Medaillenhoffnungen können sich die 10 000-Meter-Läuferin Elana Meyer, die Hochspringerin Charmaine Weavers und der - gegenwärtig in einen Dopingskandal verwickelte - Speerwerfer Tom Petranoff machen. Auch der von Boris Becker in Wimbledon erst im zweiten Anlauf geschlagene Wayne Ferreira hat Außenseiterchancen. Schließlich könnten auch südafrikanische Segler, Reiter und Kanu-Fahrer mit ein bißchen Glück aufs Treppchen steigen. So weit - so weiß. Unter den Schwarzen haben nur Cassius Baloyi und Fliegengewichtler Fana Twala sowie die Marathonläufer eine echte Chance. Alle drei ausgewählten Langstrecken-Olympier sind schwarz. Preisgeld nur bei Straßenrennen Daß sich schwarze Atlethen auf Marathon konzentrierten, hat einen simplen Grund, erzählt Abel Mokibe: Nur bei Straßenrennen war Preisgeld zu gewinnen, von dem man sich neue Turnschuhe kaufen konnte. Abel Mokibe ist ein Meter sechzig klein, 46 Kilo leicht und in Tembisa, der dreißig Kilometer nordöstlich von Johannesburg gelegenen zweitgrößten Schwarzensieldung Südafrikas, aufgewachsen. Seine Mutter scheuerte in einer Putzkolonne den Boden des Johannesburger Flughafengebäudes und sah dabei den Fluggästen nach: "Ich hätte nie gedacht, daß einer von ihnen einmal Abel sein könnte."
Bei einer Rundfahrt durch Tembisa stellt Abel die Sporteinrichtungen der schwarzen Millionenstadt vor: staubige Fußballplätze ohne Tore, ein paar Tennisplätze ohne Netze, keine Tartanbahn. "Ich muß auf Staubstraßen trainieren", sagt Abel Mokibe, "während es in den meisten weißen Vierteln Tartanbahnen gibt." Erst seit er Anfang dieses Jahres ein angesehenes Rennen gewann, steht ihm auch das von einer spärlichen Grasnarbe gesegnete "Royal Beechnut Stadium" in Tembisa offen. Weiterhin absolviert Abel sein Training jedoch in den Staubstraßen seines Viertels, wo Kinder den linksfüßigen Hobby-Fußballspieler beim Spitznamen rufen: "Hallo Lefti!" "Für sie bin ich ein Held", sagt Abel. Abschiedsfest Zum großen Abschiedsfest haben Freunde und Geschwister vor Abels Zwei-Zimmer-Häuschen ein Zeltdach aufgestellt: "Am Ende jedes Tunnels ist ein Licht", beginnt der Zeremonienmeister seine feierliche Rede: "Lefti ist unser Licht. Obwohl wir unterdrückt und entrechtet wurden, haben wir Kameraden wie dich", fährt der Zeremonienmeister fort: "Geh und vertrete uns in Barcelona!" Von seinem Onkel wird Abel "Die Rose von Tembisa" genannt. Eine Rose, die im Staub gewachsen ist.
GROSSKROTZENBURG. Unterhaltung, Spiel und Ausflüge stehen auf dem Seniorenprogramm, auf das die Gemeinde Großkrotzenburg jetzt hingewiesen hat. Am Mittwoch, 22. Juli, erwartet Alleinunterhalter "Schmidtschen Schleicher" auf Bewegungsfreudige. Der Seniorentanz im Bürgerhaus beginnt um 18 Uhr.
Nicht nur Profis im Kartenspielen, sondern auch Anfänger sind am Donnerstag, 30. Juli, ab 15 Uhr im Theodor-Pörtner- Haus willkommen.
Die Halbtagsfahrt für ältere Bürger am Dienstag, dem 4. August, führt nach Oestrich-Winkel im Rheingau. "Der singende Wirt" Schorsch Eger will im Weinhaus Mehrscheid kräftig für Stimmung sorgen. Anmeldungen für diese Fahrt, die 14 Mark kostet, nimmt Frau Fischer im Rathaus, Zimmer 10, entgegen.
An sie können sich bis zum 21. Juli auch die Senioren wenden, die an der Ganztagsfahrt nach Heidelberg teilnehmen möchten.
Am Dienstag, 8. September, also eine Woche später als vorgesehen, begeben sich die unternehmungslustigen Rentner an den Neckar. Abfahrt ist um 9 Uhr ab Rathaus. In Neckarsteinach wechseln die Ausflügler aufs Schiff. Am Ziel stehen ein Stadtbummel oder der Besuch des Heidelberger Schlosses auf dem Programm. Der Preise für diese Fahrt beträgt 28 Mark. jur
Herrn Ferdinand Ewald aus Maintal- Dörnigheim, zum 80. Geburtstag, am Samstag, 18. Juli.
Herrn Georg Werling aus Maintal-Dörnigheim, zum 80. Geburtstag, am Samstag, 18. Juli.
Frau Elsa Klemt aus Hanau, zum 90. Geburtstag, am Sonntag, 19. Juli.
Den Eheleuten Irmgard und Karl Löfflat aus Hanau-Klein-Auheim, zur goldenen Hochzeit, am Sonntag, 19. Juli.
KARBEN. Schaf oder nicht Schaf, das ist hier die Frage. Von einem kuriosen Zwischenfall berichtet die Bad Vilbeler Polizei: Demnach waren am Donnerstag abend, gegen 21.15 Uhr, zwei Radfahrer entlang der Nidda von Groß-Karben nach Wöllstadt unterwegs. Etwa 50 Meter hinter der Okarbener Großgasse weidete ein Schaf auf der Wiese, überquerte plötzlich den Weg und prallte mit einem der beiden Radler zusammen. Dieser stürzte zu Boden und zog sich dabei eine schlimme Verletzung seines Handgelenks zu.
Während der Ablauf dieses Unfalls vom Kompagnon des gestürzten Radfahrers so bestätigt wurde, schilderten zwei andere Zeugen der Polizei einen anderen Unfallhergang. Demnach ist der Radler aus ungeklärter Ursache zu Fall gekommen, keineswegs aber durch eine unliebsame Begegnung mit dem Wolltier.
Die Polizei schätzt den bei dem Zusammenstoß entstandenen Schaden auf 700 Mark. Über das Schicksal des Schafes macht sie keine Angaben. mu
HANAU. Erinnerungen an einem Musumsbesuch verblassen oftmals zu schnell. Übrig bleiben wenige Bilder im Kopf, und oftmals der Wunsch, diese wieder aufzufrischen. Hanauer können dem Begehren problemlos nachkommen, indem sie wiederholt die Ausstellungen in Schloß Philippsruhe besuchen. Aber auch sie profitieren trotz ihres "Heimvorteils" von dem neuen Museumskatalog, der jetzt für 20 Mark erhältlich ist. In Deutsch und Englisch bietet die 48 Seiten starke, gebundene Broschüre einen Überblick über rund 400 Jahre Geschichte der Stadt, in der sich nicht nur Ereignisse wie Revolutionen oder Industrialisierung in den Arbeiten der ansässigen Künstler und Handwerker widerspiegeln.
bbb SYDNEY, 17. Juli. Das Parlament von Papua-Neuguinea in Port Moresby hat am Freitag den Führer der Bewegung für die Volksdemokratie, den 41jährigen Paias Wingti, zum neuen Premierminister gewählt. Mit 55 gegen 54 Stimmen fiel das Abstimmungsergebnis äußerst knapp aus. Wingti, Sohn eines mächtigen Stammeshäuptlings, löst Rabbie Namaliu ab, der seit 1988 regiert hat. Wingti kündigte an, er wolle verstärkt gegen Korruption und den Mißbrauch öffentlicher Mittel angehen. Zudem versprach er die Reform der Landwirtschaft, die Einführung kostenfreier Schulbildung für alle Kinder sowie Steuersenkungen. Zudem setzt er auf stärkere Industrialisierung.
Vorangegangen war eine langwierige Parlamentswahl. Zwei Wochen brauchten die Wahlbeamten, um in die vielfach weit entlegenen Wahlbezirke des wenig erschlossenen Landes vorzudringen.
Unter dem Motto "Musik und Klänge" veranstaltet die Frankfurter Spiel- und Theaterwerkstatt, eine Initiative von freiberuflich arbeitenden Theaterpädagogen, ein Seminar im evangelischen Bildungszentrum Kloster Höchst im Odenwald. Der Musiker und Bewegungspädagoge Moshe Budmor, USA, leitet den Kurs.
Teilnehmen kann jeder, der nach Möglichkeiten sucht, sich musikalisch auszudrücken. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich.
Das Seminar findet statt vom 3. bis 7. August. Information und Anmeldung unter Rufnummer 5 30 22 48. ki
Auf einen Blick
Seite II "FR-mobil": Über den gesunden "Streß" des Kurens und die Chancen der beiden Wetterauer Kurbäder im grenzenlosen Europa.
Seite III In Rosbach wird niemand sich selbst überlassen: Heinrich Blecher kümmert sich um Alte und Einsame. Seite IV Ein Blick unter die Haube macht die Liebe zum Gummi sichtbar: Die Steinmarder steigen auch in der Wetterau um auf Blechkarossen.
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim hat den 23jährigen Verteidiger Markus Emminger vom Erstligisten Schwenninger ERC für ein Jahr ausgeliehen. Emminger fiel in der letzten Saison verletzungsbedingt oft aus.
Im Porträt: Labourchef John Smith Ein grundsolider Manager
In London gibt sich die britische Labour Party am heutigen Samstag eine neue Führung - auf einem außerordentlichen Parteitag wird der 53jährige Edinburgher Anwalt John Smith zum neuen Parteivorsitzenden gekürt. Dem Schotten soll gelingen, was seinem Vorgänger Neil Kinnock versagt blieb: Labour aus der Opposition zu führen und bei Wahlen in vier oder fünf Jahren die Konservativen an der Regierung abzulösen. Obwohl mit Bryan Gould, einem aus Neuseeland stammenden, ebenfalls 53jährigen Juristen und früheren Kinnock-Vertrauten,
Mit der Wahl Smith' entscheidet sich Labour für die "sichere" Lösung. Der bisherige Schatten-Finanzminister Labours ist nämlich vor allem für sein ruhiges und selbstbewußtes Auftreten, für seine rhetorischen Fertigkeiten, für sein günstiges Image im Fernsehen bekannt. Mit Smith an der Spitze, meinen viele Labour-Anhänger, hätte die Partei die Wahlen im vergangenen April vielleicht gewinnen können - so positiv war das Bild, das Smith zu vermitteln wußte.
Den Tories ist der nüchterne, beherrschte Labour-Politiker, dem freilich auch eine gute Prise Arroganz und Sarkasmus nicht fremd ist, der am wenigsten willkommene Kontrahent. Die Sicherheit des Smithschen Auftretens hat schon mehrere Tory-Minister ins Schleudern gebracht.
An ministerieller Erfahrung fehlt es Smith - im Gegensatz zu seinem Vorgänger Kinnock - nicht. Der Sohn eines Schulrektors aus Schottland fand schon 1970, damals gerade 31jährig, seinen Weg ins Parlament und wenig später in die Regierung; unter Harold Wilson wurde Smith Staatssekretär im Energieministerium. Später war er mit 39 als Handelsminister James Callaghans jüngstes Kabinettsmitglied.
In den Thatcher-Jahren, den Jahren der politischen Ohnmacht Labours, profilierte sich der Ex-Minister auf den Oppositionsbänken.
Politisch ist John Smith Pragmatiker, und zwar durch und durch. Zwar sind seine sozialen Überzeugungen, ist die karitative Grundhaltung eines schottischen Christentums seit seiner Kindheit in seinem Bewußtsein zutiefst verankert. Mit sozialistischen Tendenzen in der Partei, mit Ideologie irgendwelcher Art hat er sich indes nie anfreunden können.
Eher auf der Parteirechten angesiedelt, hat er es zugleich mit erstaunlichem Geschick vermieden, sich im linken Labour-Lager Feinde zu machen. In der Tat hat sich Smith in jüngsten Jahren aus innerparteilichen Kontroversen generell herauszuhalten verstanden - was einige Labour-Leute als Manko für Smith' künftige Position betrachten, in der er um der weiteren drastischen Reform der Partei willen eine Reihe unbequemer Entscheidungen wird fällen müssen.
Andere Parlamentskollegen, die Smith' Charme und Sachverstand durchaus zu schätzen wissen, machen gegen ihn geltend, daß es ihm, mit seiner angeborenen Vorsicht und seinen traditionellen Werten, an Radikalität und gesellschaftlicher Vision mangele. Statt die Partei für die Herausforderungen der Jahrtausendwende zu öffnen, meinen diese Kritiker, plane er eher, sich als eine grundsolide, auf Effizienz bedachte und etwas sozialere Konkurrenz zu den Konservativen zu präsentieren. "Künftig", vertraute ein führender Labour-Politiker der Financial Times seine Sorge an, "wird es unser Bankmanager gegen deren Bankmanager sein. Nur, wie überreden wir dann die Öffentlichkeit dazu, das Risiko auf sich zu nehmen und ihre Konten an uns zu übertragen?"
PETER NONNENMACHER (London)
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USINGEN.
USINGEN. Die Straße "Zum Steinchen" im Ortsteil Merzhausen ist großflächig mit Öl verseucht. Wie jetzt bekannt wurde, entdeckten Arbeiter die Umweltverschmutzung schon in der vergangenen Woche, als sie bei Tiefbauarbeiten neue Leitungen für Wasser und Kanal verlegten. Eine deutliche Ölspur entlang einer stillgelegten Wasserleitung hatte die Bauarbeiter alarmiert. Die Arbeiten wurden jetzt gestoppt. Genaue Angaben über Art, Ausmaß und Herkunft des Öls können zur Zeit noch nicht gemacht werden.
"Eine Gefährdung der Bevölkerung hat nie bestanden", beteuerte gestern der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann gegenüber der FR. Die Stadt habe ein Institut für Umweltanalytik mit den chemischen Untersuchungen beauftragt und Boden-Luft-Meßstellen eingerichtet. Außerdem seien die Untere Wasserschutzbehörde und das Friedberger Wasserwirtschaftsamt im Einsatz.
Der bisherige Erkenntnisstand: Nach Aussage von Detlef Ortmann handele es sich "wahrscheinlich" um Diesel- oder Erdöl, das von angrenzenden Privatgrundstücken - etwa einem Haustank - stammt und unter Umständen schon lange im Erdreich liegt. PCB oder Schwefelgase wurden bisher nicht gefunden.
Fest steht, daß sich die Verseuchung über zehn Meter Länge und einen Meter Breite erstreckt, und zwar längs des hinteren Teils der Straße bis zur Kreuzung Hinterweg. "Bis auf sechs Meter ist alles ausgebaggert. Wenn also noch mehr verseucht sein sollte, dann nur dort", sagte Ortmann. Erst am Montag könne man genauere Angaben machen. jd
GELNHAUSEN. Über die umstrittenen sogenannten Karenztage will der Deutsche Gewerkschaftsbund am heutigen Samstag in der Öffentlichkeit informieren und diskutieren. An der Kinzigbrücke am Ziegelhaus bauen die DGB-Mitarbeiter um 9 Uhr ihren Stand auf und stehen bis 12 Uhr für Fragen nicht nur zu diesem Thema zur Verfügung. lex
BRUCHKÖBEL. Bruchköbels Bürgermeister Helmut Irmen (CDU) hat die Gründe gegen den Bau der Hanauer Kompostierungsanlage am Kinzigheimer Hof nochmals verdeutlicht und damit auf den Vorwurf der beiden Hanauer SPD- Politiker Ronald Battenhausen und Carl Edward Günther reagiert, die Regierung der Nachbarstadt verfahre nach dem Sankt-Florians-Prinzip. Irmen schreibt in einer Pressemitteilung, der Abstand der geplanten Anlage zu den nächsten Wohnhäusern in Bruchköbel sei zu gering und damit Geruchsbelästigungen wegen der vorherrschenden Windrichtung programmiert. Die Anlage grenze an ein Wasserschutz- und Wasserbevorratungsgebiet. Deren Zufahrt beeinträchtige einen parallelen Feuchtgraben, ein Kiebitz-Brutgebiet und eine Vogelschutzhecke. Die "Kompostfabrik" erfordere "erhebliche" Infrastruktur und sei mitten in der freien Natur nicht akzeptabel. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Stadt Hanau fehle bisher. Ein anderer Standort im Hanauer Stadtgebiet sei "ohne weiteres möglich", meint Irmen.
Die Stadt Bruchköbel wolle sich vor keiner Verantwortung drücken und habe in der Vergangenheit bei der Abfall-Getrenntsammlung "Vorbildfunktion" eingenommen.
Es gehe aber nicht an, daß Hanau versuche, einen "nicht umweltverträglichen Standort auf Kosten der Stadt Bruchköbel durchzusetzen". him
Loch an Loch
Selten ist eine Bundesregierung derart beschwert in den Sommerurlaub gegangen wie jetzt das Kabinett Kohl. Und selten auch haben Bonner Parlamentarier der unterschiedlichsten Couleur sich für die schönsten Tage des Jahres soviel drückendes Gepäck aufbuckeln müssen wie dieses Mal. Absoluten Stillstand hat es in der Politik natürlich nie gegeben, doch das Volumen der Einsätze für Volk und Staat verringert sich erfahrungsgemäß erheblich, wenn Bundestag und Fraktionen vorübergehend in alle Himmelsrichtungen davonfliegen.
Es gab Zeiten, da warteten leichtgewichtige Aufsteigertypen geradezu auf diesen Augenblick, auf das Sommerloch nämlich - also auf jenen die Medien nervenden Hohlraum, der bislang stets für x-beliebige Füllkommandos bereitstand, wenn die Wortführer der Parteien und der Regierung sich dem Aufnahmewinkel von Kamera und Mikrofon entzogen hatten. Jetzt allerdings muß nichts mehr herangekarrt werden, um die Krater zuzuschütten. Loch an Loch. Es ist genug da: Unverdaute Reste dieser Koalition etwa und Fortsetzungen weltbewegender Ereignisse; wobei allerdings nicht ausgemacht ist, ob die meisten Menschen hierzulande denn wirklich pausenlos mit globalem Elend oder den Berichten über soziale und ökonomische Bruchstellen in Deutschland konfrontiert werden möchten.
Es wäre eine taktische Meisterleistung der Regierung gewesen, hätte sie die Bürger etwas weniger aufgepuscht ans Meer oder in die Berge entlassen. Es wäre zugleich aber auch eine üble Verdrängung der auf Entscheidung harrenden Themen gewesen. Die Legislaturperiode hat Halbzeit. Was bis dahin nicht auf den Weg gebracht wurde, bleibt unerledigt. Sagt man so. Lebensweisheit. Also wird Politik gemacht. Auf Biegen und Brechen, wie es manchmal scheint, wenn man die Pflegeversicherung sieht, gegen deren Karenztage-Szenarien die Gewerkschaften rebellieren und deren Kostenverteilungsabsichten die Unternehmer auf den Plan rufen. Die Tarifpartner, ansonsten bestenfalls in berechnendem Wohlwollen miteinander verbunden, sind sich einig, daß Kohls Kabinett die Note mangelhaft verdient habe. Und Wetten machen die Runde, Norbert Blüms Modell zum Segen alter Menschen jenseits der Arbeitswelt werde nie Gesetzeskraft erlangen.
Es gibt weitere Stichworte für das öffentliche Beschäftigungsprogramm der Ferienmonate Juli und August, ebenfalls von jenen in die Debatte gebracht, die nach der reinen Lehre eigentlich dafür nicht in Frage kommen. Sanierung der Bundesbahn zum Beispiel oder Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr, Wohnungsmieten im Osten des Landes oder "Bayern" im Mittelmeer, Verfassungsstreit hier, Verfassungsstreit dort. Was dürfen deutsche Soldaten, was die deutschen Frauen?
Spekulieren gehört zum Diskurs. Deshalb ist es zulässig und selbstverständlich, angesichts des Zustandes des rheinischen Dreibundes aus CDU, CSU und FDP, Prognosen über dessen Lebensqualität abzugeben. Wird die Koalition ihr Ziel erreichen? Bereiten die Freien Demokraten den Ausstieg vor? Beschleunigt sich der Kompetenzverlust des Bundeskanzlers so, daß ein anderer Kandidat die Christdemokraten in den nächsten Wahlkampf führt?
Was im Augenblick zu erkennen ist, hat Aufmerksamkeit verdient. Ins Auge springt - Rühe hin, Kinkel her - eine ausgelaugte Regierung, die sich trotzdem nicht heftig des Drucks der parlamentarischen Alternative SPD erwehren muß. An der Spitze des Bonner Bündnisses steht ein Risikofaktor, aber nichts deutet auf Abkoppelungsmanöver in der CDU hin, wie es Tradition hat, wenn der Vormann Ansehen verliert. Die Sozialdemokraten, glaubt man Umfragen, scheinen unter den Wählern an Prestige zu gewinnen, doch es bündelt sich noch nicht zu regierungsfähiger Akzeptanz.
Das schwache Erscheinungsbild der Christ-Liberalen korrespondiert mit dem Kompetenzverlust, den in der Bundesrepublik meinungsbildende Großorganisationen und Berufseliten hinnehmen müssen. Überforderungen derer, die im Namen der Allgemeinheit antreten, werden vom Bürger zwar manchmal als solche erkannt, aber selbst dann nicht wohlwollend bedacht, wenn die Phantasie reicht, um das Volumen der Strapazen zu erfassen. "Überforderte Politiker" könnte deshalb der Titel einer Zustandsbeschreibung lauten, bei der weniger die professionellen Versäumnisse und Unzulänglichkeiten einer Kaste, Zumutungen und ärgerliches Anspruchsdenken bilanziert würden, sondern herauszustellen wäre, daß Politik sich endlich von der Vorstellung verabschieden möge, für alles zuständig zu sein. Der überforderte "Fachmann": So präsentieren sich mehr und mehr Männer und Frauen, die der Bundespräsident mit dem bösen Wort "machtvergessen" bezeichnet hat. Es wäre gut, wenn in diesen diffusen Zeiten an Sommerlöchern vorbeigegangen würde, um Zeit zum Nachdenken zu haben.
Entlastung der Hauptwache führte zum großen Stau "Umgedrehte" Katharinenpforte stiftet Verwirrung Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Werner Blumentritt, stellvertretender Leiter der städtischen Hilfspolizei, sprach gestern von einem "kleinen Chaos". Seit Donnerstag gilt in der City eine neue Verkehrsführung, die vor allem das Umfeld der Hauptwache von Automobilen entlasten und den Fußgängern mehr Raum geben soll. Aus der Katharinenpforte heraus dürfen die Autos nicht mehr zum Roßmarkt - über 9000 Fahrzeuge täglich zählten die städtischen Fachleute sonst aus dieser Richtung. Jetzt bleibt dem Verkehrstrom von der Berliner Straße nach Norden nur der Weg bis zum Parkhaus Hauptwache und dann über die Töngesgasse nach Osten. Da an der Berliner Straße kein Schild auf die neue Situation hinweist, bildete sich über den Kornmarkt ein großer Rückstau. Und es gab gefährliche Situationen, weil die Autos jetzt vom Roßmarkt über die Töngesgasse nach Süden zur Berliner Straße rollen dürfen. Der ungewohnte Gegenverkehr führte dazu, daß sich im Kornmarkt plötzlich verblüffte Autofahrer gegenüberstanden. Fachmann Blumentritt versprach den Frankfurtern am Freitag, mit den Kollegen von Ordnungs- und Straßenbauamt so schnell wie möglich über eine Hinweistafel vor der Kreuzung Berliner Straße/Kornmarkt zu diskutieren. Noch eine wichtige Änderung trat in Kraft: Die Ampelphasen an der Hauptwache sind jetzt so geändert, daß für die Fußgänger fast doppelt soviel Zeit zur Verfügung steht.
Die Grünzeiten der Autofahrer kürzten die städtischen Mitarbeiter entsprechend. Das gilt insbesondere für die Überwege zwischen dem westlichen Ende der Zeil und der Hauptwache - so Ulrich Schöttler, Leiter der Abteilung Verkehrsregelung im Ordnungsamt.
RONNEBURG. Der Reit- und Fahrverein lädt ein zum 15. Reit- und Springturnier ein. Auf dem Vereinsgelände zwischen Neu- und Altwiedermus werden sich am heutigen Samstag, 18. und am Sonntag, 19. Juli, etwa 450 Pferde tummeln. 23 Einzelprüfungen stehen insgesamt auf dem Programm.
BAD HOMBURG. Ein Räuber auf dem Fahrrad raubte am Donnerstagnachmittag zwei 71jährigen Frauen die Handtasche. Er erbeutete insgesamt 14 Mark. Der erste Überfall ereignete sich um 16.45 Uhr in der Ferdinandstraße. Der Radfahrer fuhr, so berichtet die Kripo, von hinten an der 71jährigen vorbei und entriß ihr die Handtasche, in der sich vier Mark befanden. Der Täter radelte unerkannt davon.
Die Polizei vermutet, daß er auch der Mann ist, der kurze Zeit später - um 17 Uhr - auf der Frankenstraße einer anderen Frau auf gleiche Art die Handtasche entriß, seine Beute waren diesmals zehn Mark. Er soll etwa 30 Jahre alt und von kräftiger Statur sein, dunkelblonde Haare und ein breites Gesicht haben. s
KASSEL. Großeinsatz bei der Kasseler Polizei in der Nacht zum Freitag: Da hatte ein wachsamer Bürger die Ordnungshüter alarmiert, nachdem er gesehen hatte, wie drei verdächtige Personen an einem Auto herumhantierten. Während diverse Beamte zusammengezogen wurden, war die Polizeizentrale stets über das Geschehen am Tatort im Bilde: Der immer noch wachsame Anrufer habe, so berichtete es ein Polizeisprecher, über das Telefon exakt jede Bewegung des Trios geschildert.
Die Polizeibeamten sammelten sich, umzingelten die vermeintliche Automafia schließlich von allen Seiten und stellten die drei Diebe.
Der großangelegte Polizeieinsatz brachte Klarheit und Enttäuschung zugleich. Denn alles, was das verschreckte Trio erbeutet hatte, war die schon verrostete Stoßstange eines (seit Wochen abgemeldeten) Mantas. Die Beute wurde - ungeachtet des Schrottwertes - sichergestellt. ari
FRANKFURT A. M., 17. Juli (FR). Westdeutsche Journalisten, die zwischen 1974 und 1990 in der DDR akkreditiert waren, sind vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) lückenlos überwacht, abgehört und ausgehorcht worden. Trotzdem kam die Stasi nicht an alle begehrten Informationen heran und registrierte viel Nebensächliches.
Zu diesem Fazit kamen drei ehemalige DDR-Korrespondenten, die auf Antrag bei der Berliner Gauck-Behörde Einblick in ihre Stasi-Akten genommen haben. Es sind die ARD-Fernsehkorrespondenten Lothar Loewe, der von 1974 bis 1976 in der DDR arbeitete, und Fritz Pleitgen (1979 bis 1982) sowie der Bonner FR-Redakteur Helmut Lölhöffel, der von 1979 bis 1984 für die Süddeutsche Zeitung in Ost-Berlin war.
Über alle drei wurden umfangreiche "Operative Vorgänge" angelegt. Loewe erhielt den Decknamen "Alster", Pleitgen "Tiger", Lölhöffel und seine Frau wurden "Herzog" und "Herzogin" genannt. Geführt wurden die Akten vom Spezialreferat 13 der MfS-Hauptabteilung II, die für die Spionageabwehr zuständig war.
Die West-Korrespondenten wurden verdächtigt, als "Inspirator und Organisator politischer Untergrundtätigkeit" die DDR-Opposition gelenkt zu haben, wie sie jetzt aus den Akten erfuhren. Gegen alle Journalisten wurden mehrere Spitzel sowie Telefonüberwachung, Wanzen und Richtmikrofone eingesetzt. Auch "konspirative Durchsuchungen" von Wohnungen und Redaktionsräumen sind protokolliert. "Merkwürdig" findet Loewe, "daß lauter Kleinigkeiten aufgezeichnet, aber manches Wichtige nicht beachtet wurde". Wie er entdeckte auch Pleitgen in den Akten "neben Erschreckendem viel Belangloses". (Bericht in "Zeit und Bild")
BRUCHKÖBEL. Nach der Sommerpause nehmen die Parlamentarier in Bruchköbel in den kommenden Wochen wieder ihre Arbeit auf. Am Dienstag, 18. August, um 20 Uhr tagt der Bauausschuß im Sitzungssaal des Rathauses. Er wird sich mit der Fortschreibung des Generalverkehrsplans, der flächendeckenden Einführung von Tempo-30-Zonen und der Änderung der Baugestaltungs- und der Abwassersatzung beschäftigen.
Die Mitglieder des Verkehrs- und Strukturausschusses treffen sich wieder am Dienstag, 1. September, um 20 Uhr im Rathaus. Auch sie werden sich mit Verkehrsplanung und -beruhigung auseinandersetzen. Außerdem werden die Ausschußmitglieder die Vorfahrtsregelung im Bereich Waldseestraße und Kinzigheimer Weg beraten. hein
Samstag / Sonntag, 18. / 19. Juli
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa., 21 Uhr, Awar Dance Theatre "Der Kinderkreuzzug"; Studiobühne: Sa./So., 21.30 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback "Kabasurdes Abrett - und nun: Aufgehört!".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, The Rude Kids; So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Gans'n Garnet; So., 19 Uhr, Michel.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, Mallet.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, United Jazzband; So., 22 Uhr, Piano George.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Kölner Saxophon Mafia, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Frankfurt City Bluesband, Schloßterrasse Höchst.
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: Sa., 20 Uhr, Fest "Gnadenlos geschmacklos" mit Georgette Dee & Terry Truck, Krista Bernstein & Future; Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Akkordeon Orchester Wiesbaden; So., 11 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Prag; 15.30 Uhr, Männergesangverein "Teutonia" Schwanheim.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Akkordeon-Orchester Mühlheim; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Jugendzentrum Fechenheim Nord, Borsigallee 8-10: 15 Uhr, 4. Fechenheimer Rockfestival mit Crow Feet Junction, Marx B. Band, Dr. Froghouse, Tom Tyler & Indian Gift, Le Cri.
Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 15 Uhr, Albert Mangelsdorff, Sweets of Sin, Gustav Rabe Band, Stefanie Bechtold, Amateurparodisten. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Gerhard Richter".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Moderne japanische Keramik unter besonderer Berücksichtigung der technischen Herstellung".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Der Ruf Kaiser Friedrichs III. von Nicolaus Gerhaert nach Wien".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld".
Städel, Dürerstr. 2: Sa., 15 Uhr, So., 11 Uhr, Führungen in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive".
Dreikönigskirche Sachsenhausen: Sa., 15 Uhr, Führung, Treffpunkt: Hauptportal, Sachsenhäuser Ufer.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 3 im Anzeigenteil. Wanderungen DBV Naturschutzbund (KV Ffm): So., 8 Uhr, Vogelkundliche Wanderung - Junge Neuntöter / Fauna und Flora im NSG Schwanheimer Düne; Treffpunkt Endstation Linie 21 (Info 34 43 86).
Frankfurter Stadtwald-Verein: So., Tageswanderung in den Odenwald, Treffpunkt 7.45 Uhr, Nordseite Südbahnhof, Bushaltestelle 2.
Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg.
Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Das Bahnhofsviertel"; Treffpunkt Bahnhofsvorplatz. Lesbisch-Schwule Kulturtage: So., 14 Uhr, Stadtrundgang "Durch die schwule Geschichte Frankfurts"; Treffpunkt Eldorado Kino.
Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: Sa., 15 Uhr, Begleitung für Interessierte und Neubürger, Treffpunkt Café Hauptwache an der Uhr. Feste Heddernheimer Kleintierzüchter 1898: Sa., 16 Uhr, Grillfest, Farmanlage Zeilweg.
Verkehrsverein Bergen-Enkheim: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kleingartenanlage Dorfelder Weg. Sonstiges Historische Eisenbahn Frankfurt: So., 10 bis 17 Uhr, Dampfzugfahrten im Stundentakt, Abfahrt Eiserner Steg.
Deutscher Sportbund: Sa./So., 13 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Gruppen zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67, Bornheimer-Bowling-Center: So., 14 Uhr, Offenes Treffen.
Lesbisch-Schwules-Kulturhaus, Klingerstr. 8: So., 10 Uhr, Eßkultur.
Titus-Thermen: Sa., 21 Uhr, Disco mit HR-DJ, Walter-Möller-Platz 2. Märkte/Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke, Bergen-Enkheim, Marktstraße 7, Tel. 0 61 09 / 27 29 ; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Straße 16, Tel. 28 17 03; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71, Tel. 77 94 13; Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Straße 39, Tel. 35 83 10; Eichwald-Apotheke, Berger Straße 131, Tel. 49 31 76; Grüneburg-Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstraße 244, Tel. 56 34 26; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 55, Tel. 62 14 14; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstraße 113, Tel. 37 41 10; Westerbach- Apotheke, Sossenheim, Westerbachstraße 293, Tel. 34 28 72. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Arnsburg-Apotheke, Bornheim, Arnsburger Straße 78, Tel. 43 31 90; Bonifatius-Apotheke, Sachsenhausen, Holbeinstraße 63, Tel. 62 19 53; Centrum-Apotheke, Zeil 96, Tel. 29 51 29; Eschbach-Apotheke, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Hostato-Apotheke, Höchst, Hostatostraße 28, Tel. 30 60 36; Kaiser-Apotheke, Kaiserstraße 53, Tel. 23 23 62; Schwarzburg-Apotheke, Nordendstraße 65, Tel. 59 03 27; Severus-Apotheke, Heddernheim, Severusstraße 77, Tel. 57 29 40; Stern-Apotheke, Bockenheim, Am Kurfürstenplatz, Tel. 77 55 82.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
LINSENGERICHT. Zum "Schnapszahl-Geburtstag" des Linsengericht-Dorfes Lützelhausen haben die Ortsvereine eine Festschrift zusammengestellt, die ab sofort erhältlich ist. Der Ort hat auf vermutlich noch nie dagewesene Art das Fest fallen lassen, wie es die Leute feiern wollten. Statt noch länger auf ein passendes rundes Datum für ein Jubiläum zu warten, haben die Verantwortlichen das 666jährige Bestehen als Anlaß fürs Jubelfest genommen (die FR berichtete). Stimmen, wonach somit feststeht, daß die 675- und 700-Jahr-Feiern entfallen und das nächste Fest erst in 111 Jahren möglich sein werde, wurden vom Vereinsring bisher weder bestätigt noch zurückgewiesen.
"Vielleicht kramen die Heimatforscher ja bald wieder eine alte Urkunde mit einer weiteren erstmaligen Erwähnung hervor und bescheren den Lützelhausenern schon für das kommende Jahr das nächste Jubiläumsfest", sagte ein Beobachter in Anspielung auf die Irrungen und Wirrungen um die zunächst auf 1379 und dann aber auf 1326 datierte urkundliche Ersterwähnung von "Lutzelnhusen".
Die 666-Jahr-Feier beschert den Lützelhausenern jetzt endlich wenigstens auszugsweise jene Chronik, die Ex-Bürgermeister Karl Zoller im Jahr 1979 für die damals irrtümlich geplante 600-Jahr-Feier zusammenstellte. Zoller, der sogleich starke Zweifel geäußert hatte, behielt Recht, so daß die Feier ins Wasser fiel. Der Hobby-Historiker hat gestützt auf eine Chronik des damaligen Konrektors Martin Schäfer aus Gondsroth einen 600seitigen Abriß der Geschichte des kleinsten Linsengerichter Ortsteiles ausgearbeitet.
Aus Kostengründen konnte dieses Werk nicht als Buch veröffentlicht werden. Eine elfseitige Kurzfassung bildet jetzt den Kern der mehr als 80 Seiten umfassenden Festschrift. Das aus Recyclingpapier gefertigte Heft beinhaltet zudem Porträts sämtlicher Vereine von Lützelhausen und eine Beschreibung der Partnerschaft mit Geboltskirchen.
Für Zugereiste und Vergeßliche ist ein kleines Lexikon der "Letzelhäuser Ausdrick" enthalten. Da wird aus der Ameise eine Saschhemelze und das Lauchgemüse heißt geradeheraus Forzgemies. Ein Rim-gängeler ist ein Hausierer und das Fahrrad heißt Vilesebeht, wobei das Veloziped Pate stand.
Ein Beitrag widmet sich auch den alten Flurnamen, ein anderer den Straßen-, Haus- und Familiennamen. Danach gab es bis vor ungefähr 50 Jahren nur einige Ortsbezeichnungen, aber keine Straßennamen. Die rund 70 Häuser waren wie in anderen Dörfern auch einfach durchnummeriert. Weil man keine Lücken gelassen hatte, mußten später gebaute Häuser mit Bruchzahlen bezeichnet werden. So existierte beispielsweise die Nummer 33 7/8. Familiennamen wurden früher im täglichen Umgang nicht verwendet. Statt dessen bildete man Namen aus Vornamen und Eigenarten wie Beruf oder Wohnort. So hieß zum Beispiel der Gerichtswaldkassenverwalter "S' Säckelmoastersch und "S' Eckeschorsche" war eben jener Georg, der an der Ecke wohnte.
"S' Schneider'sch" ist denn auch eine weitere Geschichte der Festschrift überschrieben. Sie erzählt von dem Lützelhäuser Schneider Karl Hartmann, der im Jahr 1857 auszog, in der "Neuen Welt" sein Glück zu machen. In Cincinatti kam er tatsächlich zu beachtlichem Wohlstand, mußte aber 1876 wegen Streitigkeiten mit Geheimbündlern fliehen und nach Deutschland zurückkehren. Widrige Umstände führten dazu, daß Hartmann und später seinen Erben das in Gold mitgebrachte stattliche Vermögen unter den Händen zerrann.
Die von Fritz Keßler redigierte und Lutz Keßler gestaltete Schrift, die auch noch manch andere Geschichte aus der Geschichte enthält (siehe auch "Die unvergessenen Zauberer"), ist in den Geschäften von Lützelhausen und Großenhausen zum Preis von zwei Mark erhältlich. Den Gewinn aus dem Verkauf will die Vereinsgemeinschaft für den Bau eines Kindergartens für Lützelhausen und Großenhausen spenden. lex
HOFHEIM. Obwohl die Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) seit eineinhalb Jahren nicht mehr gemeinnützig ist, blieben 1991 die Mieten ihrer 1514 Wohnungen konstant. Durchschnittlich mußten die Bewohner 7,11 Mark pro Quadratmeter zahlen. Das schreibt die HWB in ihrem jetzt vorgelegten Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr.
Geschäftsführer Karl Heinz Kamp betont in dem Schreiben, die HWB bleibe den "Prinzipien der Gemeinnützigkeit" weiterhin "eng" verbunden. Die Gesellschaft sei jedoch nicht finanzkräftig genug, um in größerem Umfang neue Unterkünfte bauen zu können. Im vergangenen Jahr sind "nur" 31 neue Wohnungen fertig geworden, davon 27 in der Schoppastraße. Demgegenüber stehen 675 Menschen, die bei der HWB um eine neue Bleibe nachsuchen. Die Tendenz ist steigend: Der hohe Druck auf den Wohnungsmarkt werde "auf lange Sicht anhalten", heißt es in dem Bericht. Kamp räumt ein, die HWB könne nur einen "bescheidenen Beitrag" gegen die Wohnungsnot leisten. Weniger noch: Ohne "hohe" städtische Zuschüsse hätten nicht mal die 31 neuen Unterkünfte gebaut werden können. Die Kreisstadt habe das HWB-Stammkapital aber um 500 000 Mark angehoben und damit der Gesellschaft beträchtlich den Rücken gestärkt.
Ein großer Batzen Geld floß auch in Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten: insgesamt 2,1 Millionen Mark, das sind 13 Prozent des Gesamthaushaltes der Gesellschaft. 200 Wohnungen erhielten dadurch ein neues Outfit.
Renovierungen werden auch in diesem und den kommenden Jahren beträchtliche Summen verschlingen, kündigt Kamp an. Im laufenden Haushalt stünden dafür eine halbe Million Mark zusätzlich bereit. 100 Wohnungen sollen dafür Gas-Zentralheizungen bekommen.
Als nächstes größeres Projekt plant die HWB, 27 Wohnungen in umweltschonender, "energiesparender" Bauweise zu errichten. Vorteil: Es wird Heizenergie gespart, zugleich reduziert sich der Kohlendioxid-Ausstoß. Diese Wohnungen sollen für mittlere Einkommen "erschwinglich" sein; allerdings ist die Finanzierung noch nicht ganz gesichert.
Das Land Hessen trägt nach Kamps Angaben zwar einen Teil der Kosten, weitere Geldgeber müßten aber noch gefunden werden. Der Geschäftsführer denkt daran, Hofheimer Behörden oder Firmen Belegungsrechte "zu verkaufen". Diese könnten die Wohnungen Mitarbietern zur Verfügung stellen. Wer Interesse hat, kann sich mit der HBW unter Tel. 2 50 55 in Verbindung setzen. dis
FRANKFURT A. M./PARIS (ski/hhb/ dpa/VWD/rtr). Mit der Anhebung des Diskontsatzes auf das Rekordniveau von 8,75 Prozent hat sich die Bundesbank im In- und Ausland massivste Kritik eingehandelt. Nachdem der Bonner Finanzminister Theo Waigel die Leitzinserhöhung "zur Kenntnis" genommen hatte und damit auf deutliche Distanz zu den Frankfurter Währungshütern gegangen war (siehe gestrige FR), wurde bekannt, daß sich auch Bundeskanzler Helmut Kohl gegen den Beschluß ausgesprochen hatte. Nach Angaben der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland ließ Kohl im Gespräch mit ihr anläßlich seines Besuchs in Oslo "keinen Zweifel" daran, "daß er sich gegen eine Zinserhöhung ausgesprochen hat".
In Japan wurde dem Haus Schlesinger vorgeworfen, mit der weiteren Verschärfung der Geldpolitik gegen Vereinbarungen auf dem Münchner Wirtschaftsgipfel verstoßen zu haben. Das Tokioter Finanzministerium ließ verlauten, Deutschland unterlaufe die Bemühungen der führenden Industrienationen, die Zinsen zu senken und dadurch die Weltwirtschaft zu beleben. Ein hoher Beamter des Ministeriums meinte, die Entscheidung der Bundesbank könne einen internationalen "Zinskrieg" vom Zaun brechen. Frankreich prangert Alleingang an
Verärgert bis erleichtert reagierten Pariser Finanzkreise auf die Beschlüsse der Bundesbank. Mit Ärger, weil die Frankfurter Währungshüter trotz der zahlreichen Appelle aus dem europäischen Ausland, nicht zuletzt aus Frankreich, auf die neuerliche Anhebung des Diskontsatzes nicht verzichten mochten. Und mit Erleichterung, weil Schlimmeres, eine Erhöhung des Lombardsatzes, vermieden wurde. Finanzminister Michel Sapin, der mehrfach deutlich gemacht hatte, daß eine weitere Verschärfung der deutschen Geldpolitik französischen Interessen entgegenliefe, glaubt nun, die Beschlüsse würden immerhin soviel Spielraum lassen, daß Frankreich wenigstens nicht gezwungen sei, den Diskontsatz ebenfalls zu erhöhen. Dem pflichtete der Präsident der Bank von Frankreich, Jacques de Larosière, mit der Feststellung bei: "Die Beschlüsse der Bundesbank veranlassen uns nicht, unsere Zinspolitik zu ändern."
Die Frustration darüber, daß Frankreich wieder einmal währungspolitischen Entscheidungen ausgesetzt ist, auf die es keinerlei Einfluß hat, kommt in zahlreichen Kommentaren zum Ausdruck. Der konservative Figaro, der den "Alleingang Deutschlands" anprangert, meint, die Bundesbank habe erneut gezeigt, "daß sie unabhängig von der Politik ist und daß für sie nur Deutschland zählt". Das Wohlergehen der Bundesrepublik und die Stärke der Mark hätten vor allem anderen Vorrang. Deutschland hätte sich, um seine Partner nicht in Verlegenheit zu bringen, vorübergehend aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) beurlauben müssen, schreibt das Blatt und schließt daran die Frage an: "Werden die Elf, insbesondere Frankreich, es noch lange hinnehmen, daß die deutschen Behörden sie den Preis der Wiedervereinigung in Gestalt von Arbeitslosigkeit zahlen lassen, weil sie nicht den Mut haben, ihren Landsleuten Steuererhöhungen zuzumuten?" Die linksliberale Zeitung Libération meint, die Bundesbank habe die ökonomischen Tugenden des Vertrages von Maastricht ad absurdum geführt. Heute noch könne Deutschland gegen alle Partner seinen eigenen Interessen Priorität geben. "Morgen wird Deutschland das nicht mehr können", befindet die Zeitung. Zu demselben Schluß gelangt André Gauron, ein früherer Berater von Premierminister Pierre Bérégovoy, in einem Beitrag für den Figaro: "Die Epoche, in der die Bundesbank das Gesetz diktiert, neigt sich dem Ende zu."
Die deutlichsten Worte hierzulande findet der Hamburger Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp. Er zeigt sich "entsetzt" über die Anhebung des Diskontsatzes auf die "exotische Rekordhöhe". Dadurch werde die deutsche Wirtschaftspolitik in eine nahezu aussichtslose Situation geführt. Krupp, früher Mitglied des Sachverständigenrates, sprach ferner von einem "Tiefschlag gegen die Konjunktur"; die Investitionen blieben "im Würgegriff" der Bundesbank. Deutschland, so Krupp weiter, übernehme die Rolle des Störers in der Weltwirtschaft. Zudem werde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft durch den Akt der Bundesbank gefährdet. Dies sei eine Beeinträchtigung der Standortqualität "von einer Massivität, wie sie lange nicht mehr vorgekommen ist". Krupp hält wegen des "Chaos" der deutschen Wirtschaftspolitik "im Kampf aller gegen alle" eine schnelle Koordinierung von Einkommens-, Finanz- und Geldpolitik für notwendig. Schließlich sei es "nicht Aufgabe der Bundesbank, die Regierung Kohl zu stürzen". Das bleibe "dem Wähler vorbehalten".
Der "Wirtschaftsweise" Rüdiger Pohl vertrat im Saarländischen Rundfunk die Ansicht, daß die Geldmenge durch die Diskonterhöhung "sicherlich nicht sinken" werde. Er rechne auch nicht damit, daß die Entscheidung auf die Inflationsrate "durchschlagen" werde. Die IG Metall verlangt eine Abkehr von der Hochzinspolitik der Bundesbank. Der Gewerkschaftsvorsitzende Franz Steinkühler forderte von Bundesregierung und Parlament, die Politik der Währungsbehörde einer "demokratischen Reform" zu unterziehen. Geldwertstabilität sei nicht "das höchste aller Ziele", sondern dürfe nur im Einklang mit konjunktur-, beschäftigungs- und verteilungspolitischen Anforderungen angestrebt werden. Das vorgebliche Ziel der Hochzinspolitik - langsameres Wachstum der Geldmenge und Preisstabilität - wird nach Steinkühlers Ansicht nicht erreicht. Er sieht vielmehr weitere Steigerungen bei Preisen und Mieten sowie mehr Firmenpleiten und wachsende Arbeitslosigkeit voraus. Hochzinspolitik sei ein Umverteilungsinstrument zugunsten der Banken und Vermögenden sowie zu Lasten der Bevölkerungsmehrheit, der Steuerzahler und der Hausbauer.
Allein in der Textil- und Bekleidungsindustrie seien aufgrund der Geldverteuerung "Tausende von Arbeitsplätzen" zusätzlich gefährdet, meint der Vorsitzende der für diese Branchen zuständigen Gewerkschaft GTB, Willi Arens. Der Wirtschaftszweig habe bis März 1992 innerhalb eines Jahres bereits 20 000 Stellen verloren. Dieser "unerfreuliche Trend" werde durch die Beschlüsse der Bundesbank jetzt noch verstärkt, da sich beide Branchen in einem "Strukturumbruch" befänden, der keine weiteren Belastungen zulasse. Kritik übte Arens aber auch an der Bundesregierung, deren "unsolide Finanzierung der öffentlichen Aufgaben" die Währungshüter zu ihrem Schritt veranlaßt habe. "Katastrophe für Wohnungsbau"
Auf den besonders hohen Kreditbedarf der mittelständischen Betriebe wies deren Bundesverband BVMW hin. Viele dieser Unternehmen als "Rückgrat der deutschen Wirtschaft", so BVMW-Chef Dieter Härthe, seien vor allem durch die noch höheren kurzfristigen Zinsen gefährdet; den Betrieben drohe die Insolvenz.
"Die neuerliche Zinsanhebung bedeutet für viele Eigenheimbauer und Erwerber von Eigentumswohnungen das völlige Aus", kommentierte Präsident Hanns Schaefer vom Haus und Grund Gesamtverband Nordrhein-Westfalen. Für den Mietwohnungsbau werde die Diskonterhöhung "katastrophale Folgen" haben. Aber auch bestehende Mietverhältnisse könnten betroffen sein, weil in vielen Verträgen eine Erhöhung der Hypothekenzinsen umlagefähig sei. (Zu den Reaktionen der Märkte siehe Seite 10.)
HANAU. Die Forderung, die an der südlichen Lamboystraße in unwürdigen Unterkünften lebenden 500 Bereitschaftspolizisten (inklusive Arbeiter und Angestellte) in drei sanierten Gebäuden der geräumten Hessen-Homburg-Kaserne auf der anderen Straßenseite unterzubringen, ist nicht neu und vom Hanauer Magistrat schon Ende 1991 dem hessischen Innenminister nahegebracht worden. Doch dem CDU-Landtagsabgeordneten Aloys Lenz geht das zu langsam.
In einer Pressekonferenz mit dem Vize der CDU-Landtagsfraktion, Roland Koch, und Polizeidirektor Volker Wellhausen von der Bereitschaftspolizei forderte er gestern, der Umzug solle schnellstmöglich noch vorm Winter erfolgen. So könne die Bundesvermögensverwaltung monatlich 25 000 Mark Bewachungskosten sparen, Gebäudeschäden durch die Witterung abzuwenden, der Stadt Hanau die Möglichkeit zum Wohnungsbau auf dem freiwerdenden rund anderthalb Hektar großen Teil des Polizeigeländes zu ermöglichen und rund 40 Millionen Mark anders zu verwenden, die das Land ab 1996 für den Neubau der Polizeiunterkünfte und einer Tiefgarage südlich der Lamboystraße ausgeben will. Für Lenz ist es absurd, wenn das Staatsbauamt die Planungen für den Polizei-Neubau weiter vorantreibe und gleichzeitig eine Kaserne zur Verfügung steht, die nach Meinung von Wellhausen mühelos nutzbar wäre - samt Freiflächen für Sportplatz, Wasserwerfer-Übungsplatz und 236 Stellplätze für Privatautos.
Im Staatsbauamt hatte Lenz auch gehört, daß die Wertermittlung für den möglichen Verkauf des Bundesgeländes ans Land bis zum Frühjahr 1993 dauern könne. Das erscheint ihm zu bürokratisch. Er macht sich für eine Kostenermittlung auf der Basis eines Gebäudes stark, die dann zu einer Hochrechnung fürs Ganze werden könne. Das könne ein privater Gutachter schneller machen als das Staatsbauamt, sekundierte Koch. Nach Ansicht der CDU-Landtagsfraktion, die die Landesregierung zu schnellerem Handeln bewegen will, sei eine vorzeitige Besitzeinweisung möglich.
Ein weiterer Umzugsvorteil besteht aus Polizeisicht in der guten Anbindung über die Ruhrstraße zur Autobahn. Im Verhältnis zu allen Vorteilen, so Wellhausen, sei der "geringfügige Nachteil" leicht zu verkraften, daß die Bereitschaftspolizei nach einem Umzug auf zwei Seiten der Lamboystraße verteilt bliebe. Denn Stabs-, Lehrsaalgebäude und Schießanlage sind auf der Südseite für 30 Millionen Mark neu entstanden. Jegliche Mischnutzung der Hessen-Homburg-Kaserne hält er für nicht sinnvoll, weil sich das mit den Polizeiaufgaben schlecht vertrage.
Weiter ungeklärt ist aber, ob die hessische Sozialministerin Iris Blaul (Grüne) Asylbewerber/innen für ein Jahr in der Kaserne unterbringen will. him
RODGAU. Auf ihrer Fahrt nach Süden sind Tausende von Reisenden gestern an der Autobahn-Raststätte Weiskirchen-Süd mit der Nase darauf gestoßen worden, wie verschwenderisch viele von ihnen mit der Verpakkung ihres Proviants umgehen und wie entbehrlich so manche Dose oder Einwegflasche ist. Der Umlandverband Frankfurt (UVF) nutzte den Beginn der für viele Menschen schönsten Wochen des Jahres, um auch die Urlauber an ihre Verpflichtung gegenüber der Umwelt zu erinnern.
Wenn auch die Ferien in Hessen langsam zu Ende gehen - in Weiskirchen wird an diesem Wochenende der stärkste Andrang des Jahres erwartet. Für Nordrhein-Westfalens Schülerinnen und Schüler hat der Sommer gerade erst begonnen, und das bedeutet Hochbetrieb an Hessens Autostrada del Sol.
Uwe Erdmann, Betreiber der Selbstbedienungs-Raststätte "Trucker's" mit rund 750 000 Gästen im Jahr, bescheinigt den bei ihm Einkehrenden zwar ein seit Jahren kontinuierlich wachsendes Umweltbewußtsein, unterscheidet dabei jedoch sehr genau zwischen Urlaubern und Berufsfahrern wie "Brummi"-Kapitänen oder Vertretern: Diese, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit "on the road" und auf deren Rastplätzen verbringen, halten diese Örtlichkeiten sauberer als jene, die noch die letzte Mülltüte von zu Hause im Auto haben, um sich ihrer beim ersten Zwischenhalt zu entledigen.
Sechs Kubikmeter Unrat hat Uwe Erdmann in seinem von den Mitgliedern eines Automobilclubs zum zweitbeliebtesten derartigen Restaurant gewählten Haus Woche für Woche zu entsorgen; draußen vor der Tür, wo schätzungsweise eine weitere Dreiviertel Million lediglich stoppt, um zu tanken oder die Toiletten aufzusuchen, fallen weitere Müllberge an.
Während Hessen kaum auf dem Parkplatz anzutreffen sind - sie sind ja kaum gestartet oder bald daheim - "landen" in Weiskirchen-Süd außer Deutschen aus allen übrigen Bundesländern vornehmlich Briten, Niederländer, Belgier, Skandinavier. Bernd Röttger, Sprecher des Umlandverbandes, gibt zu bedenken, daß in der Heimat dieser Ausländer das Umweltbewußtsein oft bei weitem noch nicht so ausgeprägt sei wie hierzulande und deren Standard, was Mülldeponien oder Kläranlagen betrifft, deutlich unter dem deutschen liegt. "Das sollte die Reisenden gen Süden anspornen, am Urlaubsort erst recht auf Dosenbier und Limotüten zu verzichten."
Manfred Bäppler, seit 20 Jahren Pächter der Autobahn-Tankstelle Weiskirchen-Süd, dürfte eigentlich nicht mehr soviel Abfälle in seinen Containern haben wie anno dazumal. Seit er die Pappkartons seiner Non-food-Artikel bündelt und die leeren Öldosen durch einen eigens angeschafften Shredder jagt, müßte eigentlich Luft sein in seinen Abfallbehältern. Doch weit gefehlt. Da finden sich Dosen, die er im Sortiment nicht führt und die darauf hindeuten, daß viele Autofahrer ihren Ölwechsel in freier Natur vornehmen, um dann - möglichst verborgen hinter einem Lastzug - ihr Blech dem Herrn Bäppler aufzubürden. Die reichlich zwischen den Parkbuchten aufgestellten Mülltonnen werden von Bienen umsummt und umschwärmt, die sich vom süßen Duft ungezählter Limodosen anlocken lassen. Der Parkplatz macht einen sauberen Eindruck, aber die Abfallbehälter müssen auch ständig geleert und am Wochenende durch Container ergänzt werden.
Während gestern Steffen Mandell vom UVF sich in einem Liegestuhl räkelte, Zeitung las und damit Neugier weckte, ließen sich viele auf das Spielchen ein und beantworteten die drumherum auf Plakatständern gestellten Fragen: Wieviel Abfall produziert jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr? - Wären Sie bereit, während des Reisens auf Einweg- Verpackungen zu verzichten? - Sollten Einweg- möglichst durch Pfand-Verpakkungen ersetzt werden?
Die Ergebnisse waren durchweg positiv: Ja zum Verzicht auf Einweg-Material.
Das war auch Beleg für die Resultate einer UVF-Umfrage, bei der die Interviewten der Müllvermeidung einen höheren Stellenwert eingeräumt hatten als etwa der Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Die Erfahrung auch am Highway Frankfurt-Würzburg lehrt allerdings: Es gibt einige wenige Zeitgenossen, die das statistisch und theoretisch erfreuliche Bild zu einer Horrorvision verunstalten. ttt
ERLENSEE. Das Spielmobil der Gemeinde Erlensee geht in den kommenden Wochen wieder auf Tour.
Täglich von 14 bis 17 Uhr ist es vom 20. bis 24. Juli auf dem Gelände des Hundesportvereins anzutreffen, vom 27. bis 31. Juli an der Wasserburg und vom 3. bis 7. August an der Erlenhalle.
Am 1. August von 14 bis 17 Uhr ist ein großes Ferienspiele-Abschlußfest mit Motorcart-Fahren, Musik und Instrumentenbau, Angeln und Bemalen eines Schrottautos vor dem Rathaus geplant. Bei Regen wird diese Fete in die Erlenhalle verlegt. hein
Eine teure Bequemlichkeit leistet sich, wer seine elektrischen Haushaltsgeräte nicht ganz abschaltet, sondern ständig in Bereitschaft hält. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) hat ausgerechnet, daß bei einem Fernsehapparat mit der üblichen Stand-by-Leistung von zehn Watt im Schnitt 18 Mark jährlich an Kosten für den Bereitschaftsbetrieb zu berappen sind. Bei einer Hifi-Anlage kommen die Konsumentenschützer auf neun und bei einem Videorecorder auf 19 Mark. Unter Berücksichtigung von Zweit- und Drittgeräten kann sich der Stand-by-Luxus auf 80 Mark im Jahr addieren. Die AgV empfiehlt deshalb, alle Geräte nach der Nutzung ganz abzuschalten.
Potentielle Käufer von Geräten und Betreiber sollten sich im übrigen nicht durch schiefe Informationen hinters Licht führen lassen. "Wider besseres Wissen", so die AgV, werde oft von Industrie und Handel behauptet, der Stand-by-Betrieb schone die Apparate. Über diese "Unseriosität in der Branche" kann sich die Verbraucherlobby nur wundern. FR
Nachrichten-Börse
Nachfrage im Wirtschaftsbau läßt nach Die Konjunktur am Bau läuft in etwas ruhigeren Bahnen. Im April stieg der Auftragseingang insgesamt um real 2,2 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat. Im März hatte das Plus noch fast sieben Prozent betragen. Dabei liefen im Wirtschaftsbau im April sogar 1,2 Prozent weniger Order auf als zwölf Monate zuvor. In dieser Sparte war im März noch ein Zuwachs von 18,6 Prozent verbucht worden. Die Bestellungen für neue Wohnungen kletterten zuletzt um 5,5 Prozent nach zehn Prozent im März. Weltbank gibt Ungarn Kredit Ungarn erhält von der Weltbank ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen Dollar. Mit dem Geld sollen Marketing und Verteilungssysteme von Lebensmitteln gefördert werden. Rußlands Zentralbank-Chef tritt zurück Der russische Zentralbank-Chef Georgi Matjuchin nimmt seinen Hut. Der Währungshüter gibt offiziell gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt an. Zu seinem Nachfolger wurde Viktor Geraschtschenko, der ehemalige Chef der sowjetischen Staatsbank, bestimmt.
WIESBADEN. In der Theorie sind Christina, David, Mirjam und wie sie alle heißen, nicht zu schlagen. "Bei Rot, da muß ich steh'n, bei Grün, da darf ich geh'n." Gelernt haben sie das kleine Einmaleins richtigen Verkehrsverhaltens schon im Kindergarten. Oder an der Hand von Mutter oder Vater. So gesehen bot der freundliche Polizeioberkommissar der quirligen Schar Wiesbadener Erstkläßler am Donnerstag morgen in der Jugendverkehrsschule nicht viel Neues. In der Praxis allerdings waren die Youngsters dann nicht mehr so sattelfest. In dem mit allen Schikanen versehenen Parcours der Verkehrsschule am Platz der Deutschen Einheit - eine verkleinerte Nachbildung der Straßenverkehrs- Wirklichkeit - rannten sie kreuz und quer über die "Fahrbahn" zum Freund auf der gegenüberliegenden "Straßenseite". Und zeigten damit, was Autofahrer stets im Kopf haben müssen: Kinder sind keine "kleinen Erwachsenen" und verhalten sich im Verkehr unberechenbar.
355 Jungen und Mädchen starben 1990 auf bundesdeutschen Straßen, 140 verunglückten allein in Wiesbaden - alarmierende Zahlen, die die Notwendigkeit von Jugendverkehrserziehung unterstreichen. Seit 1971 bemüht sich der Verkehrsdienst der Wiesbadener Polizei um die Schulanfänger, übt mit ihnen, wie sie sich auf den vielbefahrenen Straßen sicher bewegen können. Doch nicht nur die Junioren haben zu lernen. Ebenso wichtig ist Verkehrserziehung für Erwachsene, weiß Wolfgang Nickel, Leiter des Verkehrsdienstes, aus Erfahrung: Autofahrer, die an Schulen auch dann vorbeibrettern, wenn sie Kinder am Fahrbahnrand stehen sehen. Oder - schlimmer noch - Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto von der Schule abholen, im Halteverbot gegenüber dem Schulhaus warten und zulassen, daß Sohn oder Tochter über die Fahrbahn zum elterlichen Wagen flitzen.
Während also die Sechsjährigen im riesigen Saal mit aufgemalten Straßen, vielen Ampeln und Verkehrsschildern trainieren, worauf es draußen in der Realität ankommt, appelliert Oberkommissar Horst Langmann im Nebenraum an Mütter und Väter, ihren Kindern vor allem gutes Vorbild zu sein. Was der Mann in Uniform verbreitet hat, mag manchen Eltern als Binsenweisheit erschienen sein - zumindest, als sie solches auf der Schulbank vernommen haben. Auf der Straße sieht dann alles ganz anders aus, und ein kleiner Steppke macht daraus auch gar keinen Hehl: "Siehste Mutti, du rennst auch bei Rot los."
Weil Wissen und Handeln auseinanderklaffen, setzt die Polizei auf vielfältige Sicherheitsvorkehrungen: leuchtend orangefarbene Mützen und Regenmäntel für die Schulanfänger, mehr Radarkontrollen vor Grundschulen nach den Sommerferien und Schupos, die an neuralgischen Punkten in Schulnähe den Verkehr beobachten und notfalls eingreifen.
Eltern sollen ein übriges tun: ihre Kinder vor allem während der trüben Herbst- und Wintermonate hell kleiden, nie zu spät losschicken und keine auf die Minute vorgeschriebene pünktliche Rückkehr verlangen. Autofahrer schließlich werden mit Handzetteln um besondere Rücksichtnahme gebeten: Kinder sehen und reagieren anders als Erwachsene, können beispielsweise weder Geschwindigkeit noch Entfernung von Autos richtig einschätzen, lassen sich leicht ablenken und haben noch keinen Sinn für Gefahren. "Wir Erwachsenen müssen lernen, uns in die Welt der Kinder einzufühlen", sagt Horst Langmann, "denn Kinder haben keine Bremse."
Auf den ersten Schultag am 4. August freuen sich die Jungen und Mädchen allesamt - besonders wegen der Zuckertüte, die diesen Start versüßt. Und um den Schulweg machen sie sich heute noch keine Sorgen: "Mutti bringt mich", ist die kleine Nina sicher. Wie lange wohl? "Bis ich mich auskenne." Und dann? "Muß ich halt aufpassen!" MARGIT FEHLINGER
WIESBADEN. Mit einer Erfolgsmeldung reagierten die Veranstalter der Dino-Ausstellung im Wiesbadener Museum auf die harsche Kritik, die die Kulturdezernentin an der Präsentation der "schrecklichen Echsen" geübt hat: Nachdem "über 111 111 Besucher" ihr Interesse an den Sauriern bekundet hätten, laufe die Goldmann- Schelte ins Leere.
Anspruch der Ausstellung sei es, neue Besuchergruppen für das Museum zu gewinnen, wehren sich die Initiatoren der Riesen-Eidechsen- Show gegen den Vorwurf des Rummels à la Disneyland. Ihre Interpretation: "Hier werden klassische Aufgaben der Museumsarbeit wie die der Wissensvermittlung mit den Ansprüchen einer modernen Freizeitgesellschaft verbunden."
Die Sonderausstellung ist ein privatwirtschaftlich finanziertes Projekt, dessen Kosten von 1,8 Millionen "keinen Kulturetat" belasteten, das aber dem Museum "berechtigte Gewinnerwartungen" beschere. Die Schau sei als "Vehikel für eine anscheinend längst überfällige kulturpolitische Diskussion zwischen Stadt, Land und Museum schlecht geeignet". maf
WILHELM REEG, ehemaliger Leiter des Gymnasiums Oberursel, ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der 85jährige bereits am Sonntag. Reeg übernahm 1949 die Leitung das Gymnasiums und schaffte, so sein derzeitiger Nachfolger, den "Neubeginn einer demokratischen Schule, die sich deutlich von der totalitären Staatsschule unter dem Naziregime absetzte". Dies schlug sich auch in den Aufzeichnungen einer Lehrerin aus den 60er Jahren nieder. Sie lobt das Gymnasium "mit seinem freien Ton, dem sicheren Auftreten der Schüler bei den häufigen Oberstufentreffen, dem großen Lehrangebot". Wilhelm Reeg selbst hat den Geist seiner Schule mit "Weite, Freiheit und Offenherzigkeit" beschrieben. Er leitete das Gymnasium 20 Jahre, bis er wegen Krankheit aus dem Lehramt ausscheiden mußte. In seine Zeit fielen die Errichtung des Anbaus und die Renovierung des 1913 erstellten Altbaus.
Lebensraum Betrieb: FR-mobil bei König + Neurath
KARBEN. Ein Jahr ist es inzwischen her, daß König + Neurath, einer der führenden Büromöbelhersteller in Europa, einmal nicht mit Umsatzbilanzen und Expansionsplänen in der Öffentlchkeit brillierte, sondern aufgrund eines spektakulären Arbeitskonfliktes, bei dem der türkische Maschinenarbeiter, das Betriebsratsmitglied Ismail Pekuyar, in einem Hungerstreik gegen seine Entlassung protestierte, bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Unabhängig von der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung, die schließlich in einer außergerichtlichen Einigung der Parteien endete, wurden damals Fragen aufgeworfen, die in der "heißen Phase" des medienwirksam ausgetragenen Konfliktes kaum Chancen hatten, sachlich erörtert zu werden. Die Frage etwa: Wie sicher oder aber: wie gesundheitsgefährdend sind die Arbeitsplätze in der Holzverarbeitung bei König + Neurath? Warum kommt es trotz modernster Technologie und überdurchschnittlicher Bezahlung immer wieder zu Klagen über die Arbeitsbedingungen? Oder aber auch die Frage: Was hat das Unternehmen getan, um die lange Zeit bemängelten Beeinträchtigungen der Nachbarschaft mit Lärm, Staub und Gerüchen einzudämmen?
Fragen, denen das "FR-Mobil"-Team am Montag, 20. Juli, ab 9 Uhr bei einer Betriebsbesichtigung sowie bei einem Gespräch mit Geschäftsleitung und Betriebsrat nachgehen will. mu
Staatsanwaltschaft ermittelt nach Hinweis der FR gegen Erben: Grober Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen Patientenakten lagen offen im Garten herum Kartei des Höchster Chirurgen Dr. Malic entdeckt Von Tobias Schwab HÖCHST / LIEDERBACH. Stapelweise Patientenakten, Untersuchungsbefunde und Abrechnungen des verstorbenen Höchster Arztes Dr. Hrvoje Malic liegen seit Monaten offen im Garten seines verlassenen Hauses in Liederbach herum. Zu dem verwilderten Gelände im Fasanenweg hatten Kinder, Nachbarn und Handwerker Zutritt. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Unterlagen nach einem Hinweis der FR gestern von der Polizei sicherstellen lassen. Den Erben des niedergelassenen Chirurgen droht jetzt eine Anklage. Oberstaatsanwalt Helmut Koller: "Ein schwerer Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen." Liederbach, Fasanenweg 26: Die Roll- läden des Reihenhauses sind geschlossen. Die niedrige Holztür zum Garten auf der Rückseite des Anwesens steht offen. Das Grundstück ist von Büschen und Bäumen dicht umwachsen. Drinnen wuchert es grün. Die Wiese steht kniehoch. Auf der Terrasse zwei Berge von Müll. Blaue Plastiksäcke mit Abfall. Dazwischen Hügel von Patientenakten: Diagnosen, Röntgenbefunde, Krankschreibungen, Abtreibungsindikationen, Korrespondenz, die der Kroate Dr. Malic mit Frauenärzten und Radiologen führte. Ganze "Leidensgeschichten", intimste Befunde fliegen offen herum.
"Das liegt hier genau seit 28. Juli vergangenen Jahres", erinnert sich eine Nachbarin. Der Tag, an dem der in Zagreb lebende Sohn - einer der Erben des Arztes - die Möbel packte, die Aktenstapel wie Müll auf den Balkon verfrachtete und nach Kroatien zurückfuhr. Haus seit 1988 unbewohnt Kinder, die im verwilderten Garten spielten, entdeckten die Papierberge. Ihre Eltern, die auf dem verlassenen Grundstück Kirschen ernteten, warfen auch schon mal Blicke in die streng vertraulichen Krankenblätter. Ein Nachbar wohlinformiert: "Das Vertrauen der Landsleute in den Chirurgen war groß: Die sind auch wegen Halsschmerzen und anderer Wehwehchen zu ihm gegangen."
Wie die FR gestern erfahren hat, ist das Haus im Fasanenweg 26 seit dem Tode des Mediziners 1988 unbewohnt. Erben des Hauses sind der in Kroatien lebende Radovan Malic und ein zweiter, unehelicher 14jähriger Sohn, den der Arzt mit seiner jetzt in Unterliederbach wohnenden Lebensgefährtin hatte. Beide streiten sich vor Gericht um das Haus. Schlüssel zur Wohnung, so die ehemalige Freudin Malics, besitze nur Radovan.
Den Nachlaß, erklärte die Frau gestern, habe Rechtsanwalt Uwe Adam verwaltet. Adam bestätigte der FR, die Praxis in Höchst (Liederbacher Straße 9) nach dem Tod des Arztes aufgelöst zu haben. Ein Teil der Patientenkartei - Aufzeichnungen, die nicht älter als zehn Jahre waren - habe er der Landesärztekammer übergeben, die älteren Dokumente seien Radovan Malic in Anwesenheit von dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden.
Dem waren die "Aktenberge im Wohnzimmer" (eine Nachbarin) dann wohl lästig. Im Sommer 1991 stapelte er die Unterlagen auf der Terrasse. "Als ich das entdeckt habe", sagte die frühere Lebensgefährtin Malics gestern, die ab und zu den Bürgersteig vor dem Haus fegt, "habe ich alles in eine Ecke geschoben und mit Zweigen abgedeckt." Handwerker, die vor Monaten die Wände des benachbarten Reihenhauses anstrichen, räumten die "Berge" wieder aus dem Weg.
"Ungeheuerlich", reagierte Ann-Katrin Helberg-Lubinski von der Landesärztekammer gestern auf den für jedermann zugänglichen Fundort der Patientenkartei. "Die Erben", so die Juristin, "sind, auch wenn sie keine Mediziner sind, verpflichtet, die ärztlichen Unterlagen unter Wahrung der Schweigepflicht aufzubewahren" - laut hessischer Berufsordnung für Ärzte noch mindestens zehn Jahre nach Abschluß der Behandlung. Röntgenbefunde müssen sogar 30 Jahre archiviert werden. Ist die Frist abgelaufen, sollen die Dokumente restlos vernichtet werden.
Die Landesärztekammer könne nur einschreiten, wenn ein Mediziner selbst gegen diese Bestimmungen verstoße, erklärte Ann-Katrin Helberg-Lubinski. "Gegen Erben dürfen wir als Berufsaufsicht nicht vorgehen."
Ein Fall für die Justiz also. Oberstaatsanwalt Helmut Koller ließ die Unterlagen gestern sofort sicherstellen und nahm die Ermittlungen auf. "Verantwortlich sind auf jeden Fall die Erben", erklärte Koller. "Solch hochbrisantes Material kann man nicht quasi auf der Zeil verstreuen."
ANTONIA GRÄFIN ZU SOLMS- RÖDELHEIM UND ASSENHEIM und BERNHARD VON ROTHKIRCH UND PANTHEN haben am vergangenen Wochenende geheiratet. Adlige aus ganz Europa kamen zu der "Traumhochzeit" ins Assenheimer Grafenschloß, wo die letzte Adelshochzeit vor 32 Jahren gefeiert worden war. Beim Polterabend waren aber auch das DRK und die Assenheimer Feuerwehr vertreten, außerdem halfen viele Assenheimer Bürger.
Angelsportler, Kleintier- und Vogelzüchter wurden von Karbens Bürgermeister Detlev Engel geehrt. CHRISTIAN PETRI vom Angelsportverein Groß- und Klein-Karben hatte bei der Landesverband-Meisterschaft im Sportfischen den 2. Platz belegt und ist deutscher Jugend-Mannschaftsmeister im Landesverband Hessen-Süd. Vom Kleintierzüchterverein Klein- Karben wurden KARL LENZ, für die hervorragende Bewertung seiner schwarzen Strasser-Taube, RUDOLF REINHARDT für dieselbe Note seines orangehalsigen Bantams und EDGAR STEINMETZ geehrt. "Hervorragend" lautete das Urteil für seinen gelben Thüringischen Brüster. BERND LAUPUS verdankt seine Ehrung einer Barnevelder doppelt gesäumten Henne. - Mit ihren Kaninchen schnitten IRMGARD FLADUNG, HEIDE BUXA, GERHARD BUXA, JOSEF HINZ und PAUL KUROPKA für die Kleintierzüchter aus Okarben besonders gut ab. Die Mitglieder der Austauschzentrale der Vogelliebhaber, URSULA LINDNER, HEINRICH WELDERT, WILLIBALD MEDLIN, RUDOLF STELZ, PETER BAROWSKI, HANNELORE DÜRL und ihr Ehemann WERNER DÜRL erhielten ebenfalls Pokale und Urkunden. Zum fünften Mal ehrte die Stadt damit Züchter und Angler im Bürgerzentrum.
Ist das etwa gerecht? Kommt doch dieser Tage so ein Treuhand-Mensch an, stellt sich als "Liquidator der Treuhandanstalt" vor, spricht von "illegaler Veranstaltung" und weist den Pförtner an, nur angemeldete Personen nach oben zu lassen - in den vierten Stock, dort, wo gerade auf zwölf Quadratmetern per Computer auf Leihbasis der Unmut der Ostdeutschen gebündelt wird: In diesem vierten Stock befindet sich das Berliner Koordinierungsbüro der "Komitees für Gerechtigkeit". Bürobetrieb ja, Versammlungsbetrieb nein; so etwas könne man in einem von der Treuhand verwalteten Gebäude nicht dulden, sprach der Liquidator.
"Es handelt sich um eine Aktion der offiziellen Politik, um unsere Arbeit zu behindern", sagt Thomas Krueger. Der Student der Politikwissenschaften an der FU Berlin und ehrenamtliche Pressereferent der "Komitees", kann mit Bedauern darauf verweisen, daß "die Bürger nun auf der Straße abgefertigt werden müssen". Draußen vor der Tür sitzt auf einem Plastikschemelchen ein weiterer "Ehrenamtlicher" und verteilt auf Anfrage "Appell" und "Diskussionsangebot" jener Prominenten-Riege, die am vergangenen Wochenende den Komitee-Stein ins Rollen gebracht hatte. Es ist ein Bild mit Symbolkraft, es sind Texte von hoher Aktualität: "Viele Menschen in den neuen Bundesländern fühlen sich . . . ausgegrenzt."
Indes: Die Episode ist nach persönlicher Intervention des Potsdamer Matadoren der Komitee-Bewegung, Peter-Michael Diestel, "im Einvernehmen" aller ausgestanden. Da sei wohl, räumt Treuhand-Sprecher Franz Wauschkuhn ein, der Liquidator zu weit vorgeprescht. "Uns ist an so einer Petitesse nicht gelegen, daß sich Herr Diestel nun als Verfolgter aufplustern kann."
Soviel ungewollte Publicity hätten die Mitarbeiter der Koordinierungsstelle ohnehin nicht nötig. Die Medienleute geben sich seit Tagen die Klinke in die Hand, um den Resonanzboden des Gerechtigkeitsappells abzuklopfen. Und am heutigen Samstag, jede Wette, wird bei Gänsicke, Karl-Heinz, Märkische Allee 184 (Clubkeller), der Teufel los sein. Im Berliner Plattenbau-Dorado, der PDS-Domäne Marzahn, gründet sich vor laufenden Kameras eines der ersten Ortskomitees.
Begonnen hat unterdessen der Versuch, ein Phänomen zu quantifizieren. Wie damals bei den Ungarn-Flüchtlingen interessieren nun die täglichen nackten Zahlen: Über 400 sollen es nach der ersten Arbeitswoche gewesen sein, die tatenlustig und ratsuchend in der Koordinierungsstelle angerufen haben. Überdies sei "tütenweise" Post angekommen. Jeder dritte Interessent etwa, schätzt Büroleiter Erwin Hasselberg, "ist aus dem Westen". Hasselberg hat daran erkannt, "daß die ostdeutsche Situation bloß ein Brennpunkt für die allgemeine Misere ist". Und die Spalter-These, die mit Verve vom Rhein aus in die Welt gesetzt wird? "Wirklich lächerlich", sagt Hasselberg, "Ziel dieser Bewegung ist es doch, diese Spaltung zu überwinden."
Doch wie, daß weiß auch die Koordinierungsstelle nicht so recht. "Keine Kopfgeburt", hat ja Gregor Gysi, PDS- Chef und Mitinitiator, als Handlungs- und Organisationsmaxime ausgegeben. "Ein Aufruf zur Selbsthilfe", wie es Erwin Hasselberg versteht. So beschränkt sich denn die Orientierungshilfe der Koordinierungsstelle dieser Tage im großen und ganzen auf das Verschicken des Appells und das Zusammenstellen von Adressenlisten. Doch ganz so einfach sind die "Promis" damit nicht aus dem Obligo. "Der Bedarf der sich gründenden Komitees nach Kontakt zu den Initiatoren ist groß", sagt Hasselberg.
Man ist ja noch in der Anlaufphase. Wer weiß denn schon, ob man in Chemnitz nicht "Ungerechtigkeit" über die Mieten und in Rostock über dichtgemachte Schiffswerften definiert. Der Norden macht ohnehin ein bißchen Sorgen. Dort ist es eher noch ruhig. Zentren des Unmuts sind der Süden Ostdeutschlands und Berlin.
Später einmal, in Phase II, sollen die entstandenden Unmutsinseln miteinander vernetzt werden. Als Idee schwebt den Koordinierern in Berlin dazu "eine Art Bundeskongreß" vor, der in einem halben Jahr stattfinden soll.
AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
LONDON, 17. Juli (dpa). Ein halbnackter Mann ist am Donnerstag in den Londoner Buckingham-Palast eingedrungen und konnte sich bis auf wenige Meter den Privatgemächern der Queen nähern, bevor er von Sicherheitsbeamten überwältigt wurde. Der 21jährige unbewaffnete Mann wurde am Freitag weiter über seine Motive verhört.
Der Eindringling überkletterte die vier Meter hohe Gartenmauer und löste dabei Alarm aus. Während die Polizeibeamten zu der Mauer liefen, konnte der Mann ungesehen durch ein offenes Fenster in den Palast einsteigen und die Treppe zum ersten Stock hinauflaufen. Der Mann, dessen Oberkörper nackt war, wurde dort von der Polizei gestellt. Es gab ein kurzes Handgemenge, bevor er festgenommen werden konnte. Die Königin hielt sich zu dem Zeitpunkt im Palast auf. 1982 war ein Mann ungesehen bis ins Schlafzimmer der Queen vorgedrungen. Er setzte sich auf den Rand ihres Bettes und plauderte eine halbe Stunde mit der entsetzten Monarchin, bevor er festgenommen werden konnte.
EPPSTEIN/HOFHEIM. Auf dem Kies parken Autos, in einer Mulde hat sich Wasser angesammelt, ein Kind rupft an den wenig schmückenden Grünpflanzen. Das Grundstück am Ende der Kirschgartenstraße, auf den anderen Seiten begrenzt von der Alten Bleiche, der Elisabethenstraße und dem Autohaus Roth, liegt brach - und das schon seit Anfang vergangenen Jahres. Damals rissen Bagger das ehemalige Kinogebäude ab; zuletzt hatte ein Pizzabäcker darin einen Imbiß betrieben und Bratwurst, Pasta oder Calzone verkauft. Nun hat nicht nur der Italiener vielleicht bald wieder eine Chance, in Hofheims Stadtkern zu bruzzeln: Die Eppsteiner Baufirma Frank Heimbau Main-Taunus GmbH, die das Areal mit attraktiver Lage seit April 1989 besitzt, hat jetzt den Bauantrag eingereicht. Stimmen Stadt und Kreis zu, entsteht auf dem Eckgrundstück ein Wohn- und Geschäftshaus mit 43 Altenwohnungen, einer Filiale der Frankfurter Sparkasse im Erdgeschoß und 43 Parkplätzen in den zwei Tiefgeschossen darunter.
Schon als die Frank Heimbau im Dezember 1989 eine erste Bauvoranfrage stellte, wurde das Hauptproblem deutlich: die Anzahl der erforderlichen Parkplätze. Hätte die Firma Pläne für "normale" Wohnungen eingereicht, würden auch die 43 jetzt vorgesehenen Stellplätze nicht ausreichen. Deshalb mußte die Frank Heimbau auch den ursprünglichen Plan von einem "Boarding-House", in dem Firmen kleine Appartements für ihre Beschäftigten hätten anmieten können, wieder verwerfen. Es wurde neu geplant und gezeichnet: Da die Stellplatzsatzung, wie Heimbau-Prokuristin Christa Jansen sagt, für Altenwohnungen weniger Parkplätze vorschreibe, "sind wir jetzt zuversichtlich, daß allen rechtlichen Anforderungen der Behörden genüge getan ist".
In einem dicken Ordner stecken sie, die Unterlagen, Pläne und Gutachten des Bauantrags - ein Exemplar steht noch bei der Frank Heimbau in Eppstein-Bremthal im Schrank. Zwei weitere werden momentan im Kreishaus und der Hofheimer Stadtverwaltung gesichtet. Kommt die erwartete Bauerlaubnis, könnte das Wohn- und Geschäftshaus binnen 18 Monaten stehen.
Geplant hat das Gebäude die Hamburger Architektengruppe Planen und Bauen (APB), bekannt durch Siege in vielen Wettbewerben. Da auch die "Mutterfirma" der Frank Heimbau in der Hansestadt ansässig ist, "kooperieren wir öfter mit der renommierten Gruppe", sagt Christa Jansen. Unten Arkaden zum Flanieren und Naturstein, oben weiße Fassaden und in Blautönen gehaltene Fensterrahmen: den Plänen nach könnte das Haus in zentraler Lage ganz schmuck aussehen. Das meint auch "APB"-Architektin Dagmar von Kügelen: "Das Haus wird hell und freundlich. Es ist nach Süden ausgerichtet und paßt sich gut ins Umfeld ein. Zur Innenstadt hin wird es terrassenförmig und begrünt."
Das Grundstück selbst ist "nur" 1233 Quadratmeter groß, aber wertvoll aufgrund seiner Lage. S- und Busbahnhof vor der Tür, die Fußgängerzone der Kreisstadt, Schwimmbad und Ärzte nur einen Steinwurf entfernt - das alles prädestiniere das geplante Haus geradezu für alte Menschen, meint Christa Jansen: "Die werden sonst gerne an die Peripherie gedrängt und isoliert, aber mitten in Hofheim können sie selbständig leben." Es sei also nicht nur die geringere Anzahl Parkplätze gewesen, die das Altenwohnungen-Projekt reifen ließ: sondern ebenso die Lebensqualität für die Mieter.
Der Bauherr selbst will auch einziehen. Ein Drittel der Fläche im ersten Obergeschoß hat sich die Frank Heinbau reserviert. In ihren Bremthaler Räumen ist längst kein Platz mehr, "wir müssen umziehen", meint die Angestellte. Ansonsten sollen auch im ersten Stock des Gebäudes Wohnungen entstehen: neun in dieser Etage, die übrigen 34 verteilt auf die zweite, dritte und vierte Etage.
"Weitgehend unabhängig sollen die Senioren in Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnun- gen leben", beschreibt Christa Jansen das Modell. "Falls sie aber Probleme haben, können sie jederzeit den Hausmeister rufen." Bei Grundflächen von 40 bis 50 Quadratmetern sind die Wohnzimmer mit 30 Quadratmetern am größten. Das Bonbon: Jede Wohnung bekommt eine Loggia, einen mit Glas überdachten Balkon.
Außer den Räumen für die Sparkasse wird im Erdgeschoß auch ein kleiner Laden vermietet - und wenn der Pizzabäkker will, kann er fast an der gleichen Stelle wie früher wieder Teig kneten. Christa Jansen deutet auf den Plan: "Dann wird der Imbiß etwas hübscher."
Zur Zeit wird das Grundstück meist von Fußgängern als Abkürzung oder von Fahrern als wilde Parkfläche genutzt. Geben Stadt und Kreis ihre Einwilligung zum Bau, will die Frank Heimbau schnell die Bagger bestellen. Ärger mit dem Grundwasser, wie das abschreckende Drama an der Obermühle zeigt, befürchtet Christa Jansen nicht: "Wir haben ein hydrogeologisches Gutachten vorgelegt, das keine Probleme erwarten läßt."
MÜNZENBERG. Einer der beiden Räuber, die am vergangenen Montag die Tankstelle in Münzenberg überfallen haben, hat die Polizei dingfest gemacht. Der mutmaßliche Räuber wurde gestern vormittag dem Friedberger Amtsgericht vorgeführt, das eine Untersuchungshaft anordnete.
Der 1968 geborene Mann war bereits wegen mehrerer Diebstahldelikte und wegen versuchter Vergewaltigung in den neuen Bundesländern mit dem Strafrecht kollidiert. Danach war der ehemalige DDR-Bürger nach Bad Nauheim gezogen, wo er jedoch angeblich keine Arbeit fand und bald mit Mietschulden zu kämpfen hatte.
Die hielten ihn jedoch nicht davon ab, seinen Anteil von der Beute bereits bis zum Donnerstag ausgegeben zu haben. Gegen seinen Komplizen, den der festgenommene Räuber angeblich nur mit dem Vornamen kennen will, ermittelt die Polizei weiter.
Wie berichtet hatten am Montag abend gegen 18.40 Uhr zwei unmaskierte 20 bis 30 Jahre alte und 1,80 Meter große Männer den Kassenraum der an der Ortsdurchfahrt Gambach gelegenen Tankstelle betreten und mit kurzläufigen Schußwaffen den Pächter zur Herausgabe der Tageseinnahme von 1000 Mark Bargeld gezwungen. Anschließend flüchteten die Täter zunächst zu Fuß. Die Polizei kam auf die Spur der Räuber, weil diese mit dem eigenen Auto zur Tat gefahren waren. str
MOSKAU, 17. Juli (dpa). Auch in Rußland soll jetzt Karneval gefeiert werden, wie es im Westen Brauch ist. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass jetzt meldete, sind die vier Städte Moskau, St. Petersburg, Perm und Saratow Mitglieder des Verbandes europäischer Karnevalsstädte geworden. Eine der ersten Aktivitäten der unlängst gegründeten Vereinigung von Karnevalsstädten Rußlands wird der Agentur zufolge die Ausrichtung eines großen Narrenfestes in St. Petersburg sein.
SULZBACH. Das Damoklesschwert schwebt immer noch: Auch nach der Sondersitzung der Sulzbacher Gemeindevertretung ist die Zukunft des geplanten Kinozentrums im Main-Taunus-Zentrum (MTZ) ungewiß. Die Abgeordneten der vier Parteien sprachen sich einstimmig für den Kompromißvorschlag aus, einen möglichen Aufstellungsbeschluß für einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre zunächst in den Ausschuß zu verweisen. Dort soll am 20. August endgültig über den SPD-Antrag entschieden werden. Die Zustimmung des Gemeindevorstands für das Projekt von Anfang Juli wird bis dahin nicht an das Kreisbauamt weitergeleitet.
Wer erwartet hatte, daß die oppositionelle SPD zum verbalen Rundumschlag ausholen würde, um ihre Ablehnung gegen das Multiplex mit unzähligen Argumenten zu belegen, wurde eines Besseren belehrt. Zwar verwies Fraktionschef Günter Renneisen Aussagen, das Lichtspielzentrum bringe keinen zusätzlichen Verkehr, ins Reich der Fabel. Sonst beschränkte er sich jedoch weitgehend darauf, seine Enttäuschung über das Vorgehen des Bürgermeisters auszudrücken.
Die SPD-Fraktion habe den Antrag bewußt vor der Gemeindevorstandssitzung eingereicht, in der am 7. Juli - wie berichtet - das gemeindliche Einvernehmen beschlossen wurde. Trotzdem habe sich Herbert Uhrig nicht bewegt. "Es ist mir unverständlich, daß der Bürgermeister so stur ist. Das ist sonst nicht seine Art", meinte Renneisen. Sein Fraktionskollege Helmut Sinn räumte ein, daß es zwar einen Konsens im Parlament gab, grundsätzlich keinen Bebauungsplan für das MTZ aufzustellen, um flexibel auf kleine Änderungen reagieren zu können. "Wenn aber wie hier die Natur des MTZ berührt wird, sprengt das den Konsens. Der Gemeindevorstand hat uns zu dem jetzigen Antrag quasi gezwungen."
Das freilich beurteilt Uhrig anders. Zwar gab der Bürgermeister zu, nicht rechtzeitig mit Informationen vorgeprescht zu sein. "Ich sehe ein, das war ein Fehler." Aber: "Sie hatten eine Chance." Bereits kurz nach Pfingsten habe er den Termin für die Vorstandssitzung bekannt gemacht. Für den Aspekt Verkehr erklärte sich Uhrig nicht zuständig. Das hätten Straßenbauamt und Behörden zu entscheiden. Allerdings machte er keinen Hehl daraus, daß er die Belastung für Sulzbach als gering einstuft.
Für Friedhelm Fromme (FDP) dagegen geht es nicht nur um das MTZ. Die gesamte Verkehrsentwicklung - auch im Zuge noch geplanter Erweiterungen und Konzentrationen vorhandener Gewerbegebiete (Unterliederbach, Bad Soden, Schwalbach) - müsse berücksichtigt werden. Ein Anliegen das auch die Bürgerinitiative Bahnstraße vertritt.
Um die Verkehrssituation besser einschätzen zu können, wurde beschlossen, neben einem detaillierten Entwurf für einen Bebauungsplan auch ein Verkehrsgutachten bei der Bauausschußsitzung vorzulegen. Ferner wird der Gemeindevorstand ein Gutachten über mögliche Rechtsansprüche des Investors erstellen lassen und beim Kreis eine Fristverlängerung für die Beurteilung des Bauantrags beantragen. set
NIDDA. Die Tage des Central-Cafés am Marktplatz sind gezählt. 65 Jahre nach der Gründung ihres Unternehmens will Familie Rathschlag ihr Café schließen und das große Doppelhaus an der Neuen Straße 2 räumen. Zu den Gründen mochte sich Juniorchef Frank Rathschlag nicht äußern. Käufer ist der Gaststättenbesitzer Jäger aus Geiß-Nidda. Er wolle das Central-Café "in Richtung Bistro" umbauen, soll er den Rathschlags erzählt haben. Tatsächlich bot er dem Wetteraukreis an, das Haus mit Asylbewerbern zu belegen. Der Kreis lehnte ab. Dennoch werden die Rathschlags bedrängt: "Alle Leute stürmen auf uns zu und sagen: Wie könnt ihr das nur zulassen!". Nun will der Magistrat von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machen.
Die Institution Central-Café macht jedenfalls dicht. Ungezählte Familienfeiern hat der Collegraum erlebt. Im Café trafen sich Verliebte zum Rendezvous, Geschäftspartner besprachen dort Geschäftliches, Hausfrauen ruhten sich bei Kaffee und Adolf Rathschlags selbstgefertigtem Süßgebäck vom Einkaufen aus. Touristen und Kurgäste machten dort Station. Doch inzwischen gibt es neue Bistros am Marktplatz, und im Central-Café mit seiner an die siebziger Jahre erinnernden Ausstattung geht es ein wenig ruhiger zu.
Als Flüchtlings-Herberge würde das Haus erheblich mehr Geld bringen. Der Käufer könnte sich lukrative Pensionsgäste direkt von der überquellenden Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach holen, befürchtet der Erste Stadtrat Georg Wegner. In Nidda leben schon einige hundert Asylbewerber, gibt er zu bedenken. Das Café mit seiner prägenden Lage in der Stadtmitte sei besser als Laden oder Gaststätte geeignet. Außerdem stehe der um 1640 errichtete Altbau unter Denkmalschutz. Im ersten Stock müsse eine einzigartige, 40 Quadratmeter große Stuckdecke erhalten bleiben.
Die Stadt hat nach Wegners Einschätzung gute Chancen, ihr Vorkaufsrecht gegen den Geschäftsmann Jäger durchzusetzen. nes
Frankfurt (Sonntag): 1. R.: Just Incedible, Pistolero, Germanque, 2. R.: Panon, Chang, Ideal de Gruchy, 3. R.: Alamea, Auenkrone, Kronenfeld, 4. R.: Lorbeer, Barex, Kronenhirsch, 5. R.: Talysheva, Nattina, French Air, 6. R.: Iron Fighter, Longa, Silvestro, 7. R.: Adebar, Arrigio, Upper Heighs, 8. R.: Canevas, Tout a Tout, Scarlets Son, 9. R.: Santa Augusta, Bernado, Wiener City, 10. R.: Melville, Barannco, Escorte.
Die Orgel ist wirklich ein Ungetüm. Ganz aus Holz ist das Möbel, hat gedrechselte Beine und stammt aus der großen, fernen Vergangenheit der Firma Hammond. Nach dieser ehrfurchtgebietenden Antiquität kann man schon mal ein Sextett benennen, und auch die Metropole macht sich in einem Bandnamen immer gut: Lester Bowies New York Organ Ensemble versammelt im Mainzer Kulturzentrum einige Musiker der New Yorker Szene um eine Orgel (und um Lester Bowie). Nur den New Yorker Schlagzeugern scheint er zu mißtrauen: Don Moye aus Chicago ist Bowies Weggefährte seit Jahrzehnten.
Auch mit diesem Sextett spielt Bowie "great black music". Nicht so schön schräg und verspielt wie im Art Ensemble of Chicago, auch nicht so geradeaus schmetternd wie mit der Brass Fantasy, sondern mit dem, was wir hier in der Alten Welt für New Yorker "street groove" halten. Alles klingt viel mehr nach Popmusik und Funk, die Soli verlassen kaum das derzeit gängige Rockjazz-Idiom, so daß Bowies quäkende Trompetentöne mit den halb gedrückten Ventilen schon als enorme Bereicherung des Vokabulars erscheinen, obwohl dieser Klang doch mittlerweile auch nur noch wenig mehr als ein leicht zitierbares Markenzeichen ist.
Störend macht sich oft die Orgel bemerkbar. Amina Claudine Myers spielt ihre Akkorde nicht als dezente Grundierung, sondern schießt sie wie kurze, grelle Leuchtkugeln in die Musik. In ihren Soli registriert sie schrill, nur in den mittleren Lagen hat der Orgelklang ein seriöses Gewicht. Die linke Hand, die im Ensemble den Baß vertritt, verrichtet solide, aber wenig inspirierte Arbeit.
Ansonsten ist die Band überraschend heterogen zusammengesetzt. James Carter hat am Tenorsaxophon ein breites Artikulationsspektrum und beherrscht souverän den großen Überblasbereich mit allem, was der Free Jazz entdeckt hat inklusive einiger Zirkularatmungs-Pflichteinschübe. Kelvin Bell ist ein fingerfertiger Verzerrer-Gitarrero, und Julian Preister steht mit beiden Beinen und der Posaune in der gepflegtmelodischen Tradition dieses Instruments. Zusammengehalten wird das Ganze von dem rundherum versierten und immer hellwachen Don Moye, der leise, swingende Besenreibereien genauso klangbewußt gestaltet wie die notwendige harte Funk-Knallerei mit Beckengedröhn. Und so entsteht manchmal, besonders im zweiten Set, in der Band eine Spielfreude, die über das normale Bühnenshow-Gebaren hinausgeht.
Wieder mal eines dieser Musik-Konzepte also und eine dieser Formationen, mit denen Lester Bowies seine Avantgarde-Publikum nervt und der stets spartenübergreifend gesehenen großen schwarzen Musik ein großes buntes Publikum schaffen und erhalten will. Daß dabei zuweilen dünne Bretter gebohrt werden, ist bekannt. Erstaunlich aber ist vor allem, daß Bowie es immer schafft, den Eindruck von Heterogenität der Musik zu halten, ohne daß Beliebigkeit entsteht. Mit großer weißer Musik würde das kaum gehen. HANS-JÜRGEN LINKE
In der früheren DDR war es gang und gäbe, daß der Weg eines erfolgreichen Sportlers über die Spartakiade-Bewegung und den Besuch einer Kinder- und Jugendsportschule vorgezeichnet wurde; in der Bundesrepublik zeichnete sich das Christopherus-Sportgymnasium in Berchtesgaden - eine ähnliche Einrichtung - durch gute Leistungen aus. Das Rezept, Sport und Schule miteinander zu verbinden, Unterricht und Training den Erfordernissen anzupassen und möglichst gleichrangig zu koordinieren, hatte durchaus seinen Sinn und trug in der Regel auch Früchte.
Auf anderen Gebieten sind die Versuche, solche speziellen Sportschulen zu installieren, fast ausnahmslos gescheitert. Vor allem im Fußball gab es in dieser Hinsicht immer wieder Rückschläge. Die von einigen Bundesligisten eingeführten Fußball-Internate wurden nach gewissen Anfangserfolgen meist wieder ad acta gelegt; auch deshalb, weil die finanziellen Ausgaben sich mit den sportlichen Ergebnissen nicht in Einklang bringen ließen. Auch in England ist jetzt das Experiment einer solchen Institution gescheitert. Die sogenannte "National School of Football Excellence" in Lilleshall, die sich an talentierte Jugendliche wandte, wird jetzt geschlossen; nach acht Jahren ihres Bestehens wurde eine ernüchternde Bilanz gezogen und festgestellt, daß von 130 Jugendlichen, die im Laufe der Jahre diese Schule besucht haben, nur ein einziger Spieler den Durchbruch an die Spitze geschafft hat.
Anfänglich unterstützt von einem großen Autohersteller, wurden jugendliche Fußballspieler in vier Semestern ausgebildet, wobei sich der Schulunterricht am Morgen mit dem Training am Nachmittag abwechselte. Und trotz dieser guten Voraussetzungen war das Ergebnis zu mager, um auf Dauer wirklich Bestand zu haben. Woran das im einzelnen gelegen hat, ist nicht erkennbar, aber die Vermutung liegt nahe, daß die kreativen Fähigkeiten, die besonders im Fußball von ausschlaggebender Bedeutung sind, auf der Schule nicht weiterentwickelt werden konnten.
Fußball ist ja neben der Beherrschung des Handwerklichen vor allem eine Frage von Ausstrahlung und Persönlichkeit, verbunden mit einem unkomplizierten Herangehen an das Spiel. "Akademische" Ausbildung kann der Förderung von Spielintelligenz und "Genialität", die auf ständig andere Situationen reagieren muß, nur hinderlich sein. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu manchen anderen Mannschaftssportarten, in denen bestimmte Abläufe (extrem beim Football) perfekt einstudiert werden können. KURT RAPP
"Vertragsarbeiter vergessen"
BONN, 17. Juli. Die SPD-Politikerin Anke Fuchs übernimmt demnächst wieder eine öffentliche Funktion. Sie bewirbt sich als Vorsitzende einer Enquête-Kommission
"Demographischer Wandel", die auf Vorschlag der SPD im Herbst gebildet wird. Diese Kommission erhält den Auftrag, die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur in Deutschland und deren Folgen zu untersuchen. Ihre Arbeit dürfte über die Dauer der laufenden Gesetzgebungsperiode hinausreichen. Die jetzt 55jährige Anke Fuchs (Bild: Kucharz) war früher Mitglied des Vorstandes der IG Metall, wurde dann Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, später Parlamentarische Staatssekretärin und 1982 Bundesgesundheitmsinisterin. Danach trat sie als die führende Sozialpolitikerin der SPD auf und war von 1987 bis 1991 Bundesgeschäftsführerin der Partei.
Fuchs wies am Freitag in Bonn darauf hin, daß der Anteil der 20jährigen an der deutschen Gesamtbevölkerung in den nächsten 40 Jahren um ein Drittel sinken, der Anteil der über 60jährigen sich demgegenüber fast verdoppeln wird. Daraus ergäben sich Fragen über gesellschaftliche Veränderungen und neue Leitbilder für das Berufsleben wie für die Freizeit. Auch praktische Folgen wie Anforderungen an den Wohnungsbau und an die Verkehrspolitik müßten berücksichtigt werden. "Zunächst als geburtenstarke Jahrgänge gepriesen, waren sie erst der Schülerberg, jetzt sind sie der Studentenberg, später werden sie der Rentenberg sein", sagte Fuchs.
Die Enquête-Kommission "Demographischer Wandel" wird die vierte Spezialkommission des Bundestags sein. Es bestehen schon Enquête-Kommissionen für den Schutz der Erdatmosphäre (Vorsitz: Klaus W. Lippold/CDU), für den Schutz von Mensch und Umwelt vor schädlichen Stoffen (Michael Müller/SPD) und für die Aufarbeitung der SED-Herrschaft in der DDR (Rainer Eppelmann/CDU).
OFFENBACH. Finanziell steht dem Deutschen Ledermuseum das Wasser bis zum Hals, aber trotzdem bereitet das Mitarbeiterteam unverdrossen ein neues Ausstellungskonzept vor. Schließlich gilt es den Ruf eines Spezialinstituts zu verteidigen, das weltweit einmalig ist. Seit die Stadt Offenbach als wichtigster Geldgeber allerdings mit einem Millionendefizit kämpft und bei allen Ausgaben den Rotstift angesetzt hat, sucht die Museumsleiterin Renate Wente-Lukas nach neuen Geldquellen. Sollte nämlich ein schon jetzt für 1993 vorhersehbares Etatloch von 185 000 Mark nicht geschlossen werden, drohen im Ledermuseum Entlassungen. Um das zu verhindern, wollen sich das Land Hessen, Stadt und Kreis Offenbach nach der Sommerpause mit der Museumsdirektorin zusammensetzen und nach einer Lösung suchen.
Just im Jubiläumsjahr sind arg dunkle Wolken über dem Deutschen Ledermuseum mit dem angeschlossenen Deutschen Schuhmuseum aufgestiegen. Vor 75 Jahren hatte Hugo Eberhardt, Professor und Leiter der Technischen Lehranstalten in Offenbach, das Institut gegründet. Offenbach galt damals noch unumstritten als die Lederstadt Deutschlands. In den letzten Jahrzehnten ist die führende Rolle der "Babbscher" und "Portefeller" in der Wirtschaft schon längst ersetzt worden durch Chemie- und Maschinenbauunternehmen. Von den 115 000 Offenbachern arbeiten gerade noch rund 1000 in der Lederwarenbranche.
Die Verbindung der Stadt Offenbach mit dem Leder, einem der ältesten Materialien in der Geschichte der Menschheit, sichtbar zu machen, das war ein Ziel des Museumsgründers. An ausgewählten Ausstellungsstücken sollte zugleich Kulturgeschichte dargestellt werden.
Zur Zeit zeigt das Museum etwa die Hälfe seiner 16 000 Objekte, die zum Teil über tausend Jahre alt sind. Die Restauratorenwerkstatt sorgt dafür, daß römische Sandalen und altägyptische Gürtel sich in perfektem Zustand präsentieren.
Der Besucher spaziert beim Rundgang von einem Kontinent zum anderen: von europäischen Minnekästchen und graziösen Rokoko-Schuhen hinüber zu den bizarren asiatischen Schattentheater-Figuren (einer Sammlung mit Weltruf), von afrikanischen Ledertaschen zu Seehundfell-Parkas der Eskimos. Die Cowboy- Ausstellung gilt wie die Indianer-Schau als einmalig in Europa, das Schuhmuseum als größte wissenschaftlich bearbeitete Sammlung auf dem Kontinent. In manchen Jahren lockten die optisch attraktiv aufbereiteten Schaustücke bis zu 30 000 Besucher in das Museum, das nach zweimaligem Umbau über eine 3600 Quadratmeter große Fläche verfügt.
Das Deutsche Ledermuseum gehörte nie zu den Instituten, die finanziell aus dem vollen schöpfen konnten. Zwar kann das eine oder andere Ausstellungsstück dank einer Spende gekauft werden, der Förderverein trägt jährlich 45 000 Mark für diesen Zweck zusammen. Aber es fehlen die finanzstarken Mäzene aus der Lederwarenbranche, die auch mal ein Etatloch wie das zu erwartende stopfen.
Stets mußte sich die Museumsleitung mit Geldproblemen herumschlagen - nicht zuletzt wegen des "Geburtsfehlers", mit dem das Museum auf die Welt kam: Der rechtliche Status ist umstritten, da es keinen schriftlichen Vertrag gibt. Weder das Land Hessen noch die Stadt Offenbasch (ganz zu schweigen vom Kreis, in dem sich inzwischen viele Lederwarenfirmen angesiedelt haben) sehen sich als Träger des Instituts. Daraus ergeben sich Finanzierungsschwierigkeiten, denn keiner fühlt sich im Grunde verantwortlich.
Wegen des ständigen Streits ums Geld hatte der Förderkreis 1991 bei dem Mainzer Professor Christoph Gusy ein Gutachten bestellt, in dem diese Frage geklärt werden sollte. Fazit: Das Land ist Träger dieser Anstalt des öffentlichen Rechts, denn es hat sie errichtet, kann sie verändern oder aufheben. Auch die Stadt Offenbach kann sich jedoch nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern muß weiterhin ihr Scherflein zum Unterhalt beitragen.
Das Museum hat bisher darauf verzichtet, mit dem Gutachten als Beweisstück vor den Kadi zu ziehen. "Wir gehen wie die übrigen Beteiligten davon aus, daß man sich auch friedlich einigen kann", meint Renate Wente-Lukas. Im Interesse ihrer 15 Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, drängt sie jedoch auf eine baldige Lösung.
Der 1,2-Millionen-Etat wird zur Zeit finanziert durch die Stadt Offenbach mit 700 000 Mark, das Land mit 255 000, den Kreis mit 80 000 Mark, die Lederwarenindustrie mit 60 000 Mark und durch Eigeneinnahmen in Höhe von 120 000 Mark. Eine Deckungslücke in diesem Jahr konnte durch strikte Sparmaßnahmen geschlossen werden. Nachdem für 1993 jedoch Offenbach den Zuschuß zusammengestrichen hat und mit steigenden Personalkosten zu rechnen ist, steht Wente-Lukas ein Defizit in Höhe von 185 000 Mark ins Haus.
Weitere Sparmaßnahmen im Ledermuseum hält sie kaum noch für möglich. Überall wird bereits geknapst - selbst das Papier für den Kopierer hat sie rationiert. Bleiben also nur Entlassungen oder eine Einschränkung der Öffnungszeiten, wie sie auch im Frankfurter Museum für Moderne Kunst als Antwort auf den städtischen Rotstift erwogen wurden. Das bisher täglich zwischen 10 und 17 Uhr geöffnete Ledermuseum wäre dann künftig vielleicht montags oder samstags geschlossen.
Eigentlich möchte die Museumsmannschaft ihr Angebot aber nicht einschränken, sondern eher verbessern. Deshalb registrierte man in Offenbach mit Erleichterung das Angebot des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, umgehend eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen. "Wir bemühen uns, ganz schnell alle zusammenzubringen", bestätigte ein Behördensprecher.
Die Offenbacher Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul hat schon ganz präzise Vorstellungen, wie eine Neuverteilung der finanziellen Lasten aussehen müßte: "Stadt, Kreis und Land übernehmen je ein Drittel". Renate Wente-Lukas will um jeden Arbeitsplatz in ihrem Haus kämpfen. Für sie steht auch der Ruf des Landes Hessen auf dem Spiel, denn schließlich gehört das Museum zu den renommiertesten Instituten des Landes. Im übrigen liegt die Direktorin mit ihrem neuen Konzept, das bis Ende 1993 mit viel Improvisation und wenig Kosten umgesetzt werden soll, ganz im Trend einer vom Ministerium geförderten Entwicklung. So soll in hessischen Museen künftig mehr Technik- und Wirtschaftsgeschichte dargestellt werden. Das Ledermuseum will den Weg vom mittelalterlichen Lederhandwerk zum modernen Industriebetrieb zeigen.
Ein entsprechendes Konzept wird von den Vertretern von zehn hessischen Museen, darunter auch die Offenbacherin, seit Wochen diskutiert. Großes Vorbild ist das Rüsselsheimer Stadtmuseum, in dem mit modernen Mitteln der Weg der Kommune zur Opel-Stadt dargestellt wird.
Die Europa-Sammlung im Ledermuseum, bisher nach den Schwerpunkten Volkskunde und Kunsthandwerk chronologisch geordnet, soll als erste Abteilung umgestaltet werden. Die Ausstellungsobjekte werden unter dem Motto "Leder in unseren Lebenswelten" nach Themen wie Wohnung, Reisen, Kirche oder Sport gegliedert - beispielsweise Männertaschen im Wandel der Zeit von Napoleons Aktenmappe bis zum Banker-Köfferchen. Im direkten Vergleich wird der Stil- und Geschmackswandel ebenso deutlich wie die Entwicklung von der Handwerksarbeit zum Massenprodukt. HELGA FRANKE
BAD NAUHEIM. Letztmalig zum Rosenfest können Blumenaquarelle von Barbara Ihnken im Gartenhof Löw zu Steinfurth in der Steinfurther Hauptstraße 7 besichtigt werden. Am Wochenende, also während des Rosenfestes, wird die Künstlerin im Gartenhof anzutreffen sein.
Sie hatte bereits Ausstellungen im Schloß Bernadotte auf der Insel Mainau, im Frankfurter Palmengarten, in Klosters in der Schweiz sowie im Europäischen Forum in Luxemburg beschickt. Ihr Arbeiten werden wegen ihrer lebensbejahenden Ausstrahlung als Leihgaben in Krankenhäusern geschätzt. str
DRESDEN, 17. Juli (epd). Ein Bleiberecht für die rund 10 000 Vietnamesen, Mosambikaner und Angolaner in Sachsen hat der Ausländerbeauftragte des Freistaates, Heiner Sandig, gefordert. Die sogenannten Vertragsarbeiter, die zu DDR-Zeiten gekommen sind, seien im deutsch-deutschen Einigungsvertrag "vergessen" worden, sagte Sandig in Dresden. Er hoffe, noch im September eine "politische Lösung" für eine Aufenthaltsberechtigung erreichen zu können.
Vorbehalte sehe er "eher bei den Beamten als bei den Politikern und der Bevölkerung", sagte der CDU-Politiker, der Vizepräsident des sächsischen Landtages ist. Insgesamt halten sich in den neuen Bundesländern noch rund 20 000 Vertragsarbeiter auf.
HANAU. Leerstehende Wohnungen, die US-Soldaten höherer Ränge und deren Familien bis zu ihrem Abzug belegt haben, gibt es im Hanauer Raum angeblich nicht. Der Stadtbaurat der Goldschmiedestadt, Jürgen Dressler (SPD), ebenso wie der Wohnungsfachmann im Hanauer Bauverwaltungsamt, Norbert Link, verweisen auf die Zweckentfremdungsverordnung. Das heißt, bei Leerstand greift die Stadtverwaltung ein und sorgt für die Belegung durch deutsche Folgemieter. Nur: Von diesem Leerstand erfährt sie nicht unbedingt.
Anfang 1992 wollte Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) bei einem Spitzengespräch mit dem US-Standortkommandanten erreichen, daß durch eine Liste deutscher Privatvermieter die Stadtverwaltung leichter erfahren kann, wann und wo US-Soldaten Wohnungen deutscher Vermieter räumen. Die US-Stellen wiesen dieses Ansinnen aber ab und begründeten das mit dem Datenschutz.
Beide Seiten einigten sich darauf, daß bei der Wohnungsabnahme die US-Wohnungsvermittlung deutsche Vermieter bittet zu informieren, daß die Stadt Interesse an einer Weitervermietung für die vielen hundert Wohnungssuchenden hat.
Laut Link wandte sich ein Steinheimer Vermieter auch an die städtische Obdachlosenhilfe. Und es sei zu einem Vertragsabschluß gekommen. Das ist aber seines Wissens ein Einzelfall gewesen.
Seine Vermutung, die US-Armee halte einige Wohnungen für einige Monate vor, weil aus anderen Standorten Soldaten in Hanau zusammengezogen würden, weist die Standortverwaltung von sich. Deren Sprecher Wolfgang Niebling berichtete der FR von 945 Wohnungen, die seit Oktober 1990 in Hanau, Erlensee, Bruchköbel, Großkrotzenburg, Freigericht, Gelnhausen und Büdingen "nicht mehr belegt" worden sein. Inwieweit ein Teil davon heute noch leersteht, war von ihm jedoch nicht zu erfahren.
Hinzu kommen nach seiner Auskunft rund 800 Wohnungen im Hanauer Raum, für die Mietverträge bis maximal Oktober 1993 abgeschlossen worden sind. Die US-Armee bezahlt in diesen Fällen jeweils ein halbes Jahr lang Miete und prüft dann, ob diese Unterkünfte für Mieter eigener Wahl weiter nötig sind oder nicht.
Daß wegen der Möblierung der privat vermieteten Wohnungen für US-Soldaten teils Quadratmeterpreise von 15 Mark und mehr bezahlt werden, hält Norbert Link vom Hanauer Bauverwaltungsamt für marktgerecht. Auch deutsche Mieter müßten heutzutage soviel bezahlen. Insofern seien niedrigere Ansätze des Hanauer Mietspiegels unrealistisch.
Mietervereinssprecher Hans- Egon-Heinz bewertet das erwartungsgemäß anders: 15 Mark pro Quadratmeter seien "überhöht", das könne ein normalverdienender deutscher Arbeitnehmer nicht aufbringen. Damit deutsche Mieter möglichst zeitnah nach dem Auszug von US-Soldaten in deren Wohnungen folgen könnten, schlägt er vor, die US-Wohnungsvermittlung solle Untermietverträge abschließen, bis deren Mietverträge mit deutschen Vermietern ausliefen.
Danach könne für die deutschen Familien ein reguläres Mietverhältnis beginnen. him
cri FRANKFURT A. M. "Verschleierung" werfen die Sozialdemokraten der Bundesregierung im Zusammhang mit der Aufbauhilfe an Ostdeutschland vor. Hinter dem hohen Bundesbeitrag von 92 Milliarden Mark im kommenden Jahr versuche Bonn die Tatsache zu verstekken, daß die Leistungen zwischen 1992 und 1995 tatsächlich kontinuierlich zurückgehen, kritisiert der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Helmut Wieczorek. Aber auch den hohen zweistelligen Milliardenbetrag, der einem Fünftel der gesamten Bundesausgaben entspricht, wertet die Opposition angesichts des "enormen Nachholbedarfs im Osten" als unzureichend.
Die SPD hat die Bonner Rechnung aufgedröselt und kommt zu dem Schluß, daß zum Beispiel die Investitionsausgaben des Bundes im Osten von 22,3 Milliarden Mark in der laufenden Periode bis 1994 um 3,6 Prozent abnehmen werden. Das Hochschul-Sonderprogramm werde von gut einer Milliarde auf nur nur 760 Millionen zurückgefahren. Ein Zuwachs sei nur bei Positionen zu verbuchen, die den neuen Ländern nach dem Einwohnerschlüssel fiktiv zugerechnet würden, "ohne zum Aufbau Ost beizutragen".
Zur Sache: Teufelshöhle Unglückliche Kuh als Entdeckerin
STEINAU. Der Hirtenjunge Jox Mellmann entdeckte vor über 400 Jahren unfreiwillig die Teufelshöhle: Damals war der Boden unter einer zweifellos überraschten Kuh weggebrochen und hatte ein tiefes Loch freigegeben. Wie der arme Jox Mellmann reagiert hat, der gewiß ebenso konsterniert gewesen sein muß wie sein fliegendes Vieh, ist nicht überliefert. Die Steinauer Tropfsteinhöhle ist etwa 2,5 Millionen Jahre alt. Sie ist die einzige Tropfsteinhöhle in Hessen. Wegen ihres relativ großen Karsthohlraumes im unteren Muschelkalk gilt sie als bedeutendes geologisches Naturdenkmal. Die Höhle entstand durch den Zufluß kalkaggressiver Wässer. Nach der Auflösung des Kalkes unter dem hängenden basaltischen Gestein bildeten sich aus herabtropfendem Kalkwasser die sogenannten Tropfsteine. Durch Strudelbildung unterirdischer Wasserläufe entstand der "Dom" innerhalb der Höhle, ein großer, fast kreisrunder Hohlraum mit einem Durchmesser von etwa elf Metern und einer lichten Höhe von ehemals 25 Metern. Abgebrochenes Gestein verkleinerte den Dom, der heute nur noch 16 Meter in der Höhe mißt. Ein Schlot führt aus dem Innern des Doms nach oben aus der Höhle heraus. Durch dieses, heute noch erhaltene Loch stürzte 1584 die unbekannte Kuh des Jox Mellmann. Der zweitgrößte Raum im Steinauer Untergrund heißt "Kapelle": Dieser Hohlraum ist etwa acht Meter hoch und fünfeinhalb Meter breit. Millionenalter Stalagmit Der "Bienenkorb" gehört ebenfalls zu den Attraktionen des geologischen Naturdenkmales. Der Stalagmit in der Form eines Bienenhauses ist etwa 1,5 Millionen Jahre alt.
Im Jahre 1830 unternimmt der Steinauer Papiermachergeselle Walter den ersten freiwilligen Versuch zur Erkundung der Höhle. Walter läßt sich mit einem Seil in die Höhle hinab. 60 Jahre später wagen sich Straßenbaumeister Lüders, Straßenwärter Methfessel und Dachdeckermeister Scheer erneut in den dunklen Untergrund. 1905 wird die Teufelshöhle mit einem etwa 50 Meter langen Eingangsstollen erstmals erschlossen. Sieben Jahre später gründet sich der "Verein zur Erschließung der Tropfsteinhöhle". Im März 1924 und im August 1983 erklären die Behörden die Tropfsteinhöhle und die Umgebung zum Naturschutzgebiet.
Die Höhle ist zwischen Ostern und Oktober geöffnet. Samstags führt Franz Liesch die Besucher in der Zeit von 13 Uhr bis 18 Uhr durch die Gänge, sonn- und feiertags zwischen neun und 18 Uhr. Sonderführungen für Gruppen sind jederzeit möglich. Anmeldungen nimmt das Verkehrsamt unter der Telefonnummer 0 66 63 / 56 55 entgegen. schu
WIESBADEN. "Völlige Konfusion" in der Landesregierung hatte die CDU-Opposition schon im Frühjahr ausgemacht. Da war bereits im vergangenen Jahr die Wissenschaftsministerin in einer Pressekonferenz mit dem Versuch gescheitert, zu erklären, welche Ausnahmeregelungen ihrem Ressort zugestanden wurden. Der Landwirtschaftsminister wußte im März noch nicht zu sagen, wie viele Planstellen er abgeben mußte und wie viele er neu bekommt.
Auch Erklärungsversuche der Jugendministerin in einem Landtagsausschuß seien "kläglich" gewesen, fand die Union. Außer dem Ministerpräsidenten und "Stellenpool"-Erfinder Hans Eichel (SPD) gebe es in der "Wohlfahrtsausschuß" Regierung offenbar niemand, der dieses neue hessische Modell zur Umschichtung von Planstellen zwischen den verschiedenen Ressorts kapiert habe.
Zumindest das stimmt heute nicht mehr. Vier Staatssekretären wurde von höchster Stelle die Aufgabe übertragen, das neue System zum Funktionieren zu bringen. Und Staatskanzlei- Chef Jochen Suchan (SPD), der dem Vierergremium (Regierungsjargon: "Wohlfahrtsausschuß") vorsitzt, meldet schon nach dem ersten halben Jahr Vollzug: Die "Hartnäckigkeit" des Ministerpräsidenten habe sich ausgezahlt, findet er.
Ganz so unlösbar war die Aufgabe trotz vielfältiger Ausnahmeregelungen nun aber auch wieder nicht, die politisch gewollten neuen Planstellen des Jahres 1992 durch Streichen freigewordener Stellen anderswo ressortübergreifend einzusparen. Von den insgesamt 152 613,5 Planstellen im hessischen Staatsdienst mußten tatsächlich nur einige hundert "bewegt" werden, um die rot-grünen Versprechungen an anderer Stelle verwirklichen zu können.
Referendare, Lehrer, Theater und Polizisten waren ohnehin ausgenommen (übrig bleiben rund 74 000 Stellen); für die Wissenschaftler gibt es eine Sonderregelung mit einer halbjährigen generellen Stellenbesetzungssperre. Insgesamt kamen damit also nur 55 088,5 Planstellen für den großen "Topf" (Pool) in Frage. Jede dritte dort freiwerdende Stelle mußte an den "Wohlfahrtsausschuß" zur Neuverteilung abgegeben werden - und der mußte versuchen, auf diesem Weg 1992 mindestens 537,5 Stellen für rot-grüne Vorhaben "freizuschaufeln".
Die vier Staatssekretäre haben sich dabei als Rechenkünstler entpuppt. 218,5 ohnehin noch freie Stellen aus dem zweiten Halbjahr 1991 (wegen der damals noch geltenden Stellenbesetzungssperre) haben sie flugs ihrem "Pool" für 1992 einverleibt. Weitere 145,5 Stellen kamen im ersten Quartal 1992 aus den einzelnen Ressorts in den Topf (jede dritte neu freigewordene Stelle), und die restlichen 173,5 Stellen will Suchan nun nach Möglichkeit schon im Laufe des Sommers umschichten. "Was sich vorher als überwältigend großes Kunststück dargestellt hat", sagt er heute, "ist elegant umgesetzt worden".
Ärger hat es zwar hin und wieder gegeben, aber weil nirgendwo wirklich harte Schnitte nötig waren, hielten sich die Proteste in Grenzen. "Die nehmen zehn Stellen weg", beschreibt ein Behördenchef die Praxis, "und wenn man nicht schreit, kommen die nächsten zehn dran." Gewinner und Verlierer sind dabei durchaus ungleich verteilt.
So mußte das Innenministerium in der ersten Runde zwar 14 Stellen abgeben, bekam aber 81 neu hinzu. Dem Finanzministerium dagegen standen minus 80 Stellen zu Buche (ein Großteil mußte aus den ohnehin überlasteten Finanzämtern geholt werden); das Wirtschafts- und Verkehrsministerium mußte 70 abgeben - und bekam magere 1,5 Stellen neu.
Das sagt alles noch nichts darüber, welcher Art die gestrichenen Stellen sind: Oft wurden vorwiegend minderbezahlte Planstellen in den "Pool" abgeführt, aber besser dotierte neu beantragt, was am Ende noch zu unerwarteten Mehrkosten führen kann. Die ungleiche Lastenverteilung zwischen den Ressorts führt außerdem dazu, daß es als offen gilt, ob dasselbe System 1993 noch einmal in der Regierung durchsetzbar sein wird.
Suchan sieht in der Staatskanzlei inzwischen eine "gewisse Tendenz" zur Fortsetzung, wenn auch künftig womöglich "noch ausdifferenzierter" (also noch komplizierter). Die rot-grüne Koalition steht im Wort, neue Projekte (außer den neuen Lehrer- und Polizistenstellen) durch Streichungen an anderer Stelle auszugleichen.
Das zumindest wird 1993 in jedem Fall wieder nötig sein. 675 weitere 600 Stellenwünsche Lehrer und 150 zusätzliche Polizisten sind auch für das kommende Jahr versprochen, aber daneben wird in den Ressorts schon mit weiteren rund 600 Stellenwünschen von der Gewerbeaufsicht bis zum Justizvollzug gerechnet. Den einfacheren, transparenten Weg gezielter Stellenstreichungen per Landesetat wird die rot-grüne Koalition wohl auch 1993 nicht gehen. Das würde ja mehr Ärger bringen als der "Pool", den keiner richtig überblickt. RICHARD MENG
Namen+Notizen
GERHARD RAUSCHER feiert am Mittwoch, 22. Juli, sein silbernes Priesterjubiläum in der Christkönig-Gemeinde Schöneck. Der 1941 in Fulda geborene Pfarrer hat im Heimatort am Priesterseminar studiert. Priesterweihe war am 22. Juli 1967 in Fulda. Dann trieb es den Bodenständigen in die "Ferne", in ein Innsbrucker Studienhaus, wo er mit Kommilitonen aus allen Kontinentnen zusammenkam. Vor dem Hintergrund des eben abgeschlossenen Zweiten Vatikanischen Konzils promovierte Rauscher in der Tiroler Landeshauptstadt über die Erbsündelehre des gegenreformatorischen Tridentinums. Er habe dabei festgestellt, daß manches davon wesentlich offener sei, als es später in der Kirchenpraxis ausgelegt wurde. Nach ersten gemeindepraktischen Erfahrungen als Kaplan von Poppenhausen in der Rhön, dann in Marburg, hat sich Rauscher gegen die akademische Laufbahn entschieden. Gleichwohl ist er froh um die gute Ausbildung, sei doch "für die Praxis nichts praktischer als eine gute Theorie".
Die Arbeit in der Region seit seiner Ernennung zum Pfarrer für Kilianstädten und Oberdorfelden sei nicht leicht, sagt Rauscher. Die Menschen hätten mit vielen anderen Dingen zu tun als mit dem Glauben. "Von Gott gerufen, Christus geweiht, im Dienst der Kirche aber kein Kirchenfunktionär, sondern den Menschen verpflichtet", möchte er gerade jetzt seine Aufgabe weiter erfüllen. Daß er als 51jähriger überlegt, daß es bald Zeit wäre, wenn er in seinem Leben noch einmal andernorts Wurzeln schlagen wolle, verheimlicht er nicht. Die Jubiläumsmesse feiert er am Mittwoch, 19 Uhr, in der Christkönig-Kirche und bewirtet dann im neuen Pfarrheim die Gäste.
BAD VILBEL. Wann findet in Bad Vilbel die nächste Kommunalwahl statt? Oder: Wie heißt der Landratskandidat der Wetterauer CDU? Fragen wie diese gilt es bei einem Quiz zu beantworten, das die CDU während ihres Hoffestes am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Juli, in der Friedberger Straße 59 (Mayen-Quelle) veranstaltet und bei dem ein Freiflug und eine Freifahrt mit der Bahn zu gewinnen sind.
Am Samstag gibt es ab 18 Uhr Gegrilltes, Faßbier und Wein sowie die Gelegenheit zum Plausch mit CDU-Politikern, darunter Bürgermeister Biwer, Zweiter Stadtrat Frank oder Landtagsabgeordneter Kartmann. Vor etwaigen Regengüssen schützt an beiden Tagen ein Festzelt.
Am Sonntag, ab 11 Uhr, greift Bodo von Monti in die Tasten. Um 13 Uhr werden die Gewinner des Quiz ermittelt. mu
Bei Kabelarbeiten im südlichen Industriegebiet kam es zu einem Kurzschluß an einer 20 000-Volt-Leitung In Neu-Isenburg gingen die Lichter aus Niemand wurde verletzt / Einkaufen im Isenburg-Zentrum bei Notstrom Von unseren Redaktionsmitgliedern Dorothe Knipp und Frauke Haß NEU-ISENBURG. "Es ist ein Unglück passiert, ganz Isenburg ist lahmgelegt", war gestern vormittag die erste Reaktion eines Mitarbeiters der Stadtwerke, der von Anrufen aufgeregter Bürger nur so bombardiert wurde. Bei Kabelarbeiten an der Hermann-, Ecke Dornhofstraße im südlichen Industriegebiet war es zu einem Kurzschluß an einer Niederspannleitung gekommen, die eine Mittelspannleitung von 20 000 Volt in Mitleidenschaft zog. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Strom fiel im gesamten Industriegebiet sowie in Teilen der City für mehr als 45 Minuten aus. Außer dem Telefon ging nichts mehr. "Ich sah plötzlich eine Stichflamme, und dann kam Rauch heraus", sagt Frank Oehne, der zufällig an der Baustelle an der Hermannstraße, Ecke Dornhofstraße vorbei kommt, wo drei Bauarbeiter mit den Kabelarbeiten beschäftigt waren. "Nein, eine Stichflamme habe ich nicht gesehen, aber es hat riesig gequalmt", erzählt eine Anwohnerin. Zuerst hätte es "ganz komisch" gestottert, wie ein defekter Auspuff eines Autos, und dann sei der Rauch aufgestiegen, beschreibt die Neu-Isenburgerin den Hergang. "Hoffentlich reparieren sie es schnell, sonst müssen die Stadtwerke uns allen ein Mittagessen bezahlen."
Wie ein Lauffeuer hatte sich der Unfall Suche nach dem Defekt herumgesprochen. Mitarbeiter der Betriebe an der Hermannstraße trafen sich auf der Straße, schauten ins Baustellenloch und suchten die defekte Leitung. Doch für den Laien war außer mehreren Kabelsträngen nichts zu sehen.
Zehn Mitarbeiter der Stadtwerke waren im Einsatz, um so schnell wie möglich den Schaden zu reparieren. Neben dem einen 20 000-Volt-Kabel sei wahrscheinlich noch ein zweites Hauptstromkabel defekt. "Doch wir wissen noch nicht wo", sagt Wolfgang Schulte-Sasse, der stellvertretende Stadtwerkechef. Ein Meßwagen sei permanent unterwegs, um die Fehlerquelle zu orten.
Um 13 Uhr waren aber alle Abnehmer wieder mit Strom versorgt. Schulte-Sasse sagt, daß durch diesen Kurzschluß die gesamte "Spannung in die Knie gegangen sei", und so umliegende Straßen wie die Frankfurter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber diejenigen Betriebe, die mit einem 10 000-Volt-Spannungsnetz arbeiten, seien voll funktionsfähig gewesen.
Schulte-Sasse, der seit 22 Jahren bei den Stadtwerken ist, hat einen Stromausfall in dieser Größenordnung noch nicht erlebt. Er sagt: "Bei dem 20 000-Volt-Kabel muß die Stichflamme riesig gewesen sein. Ich bin froh, daß niemand zu Schaden kam." Der Stadtwerkevizechef hofft, daß es am Wochenende zu keinem weiteren Ausfall kommt.
Am Montag soll das 20 000-Volt-Kabel repariert werden. Das Niederspannkabel an der Baustelle wurde bereits in Ordnung gebracht.
Auch im Isenburg-Zentrum bekamen die Wochenendeinkäufer mitten in der Einkaufshektik am Freitag morgen den Stromausfall zu spüren. Einige Male flakkerte das Licht, bevor sich Batterie und Notstromaggregat einschalteten. Das regte Käufer und Verkäufer hie und da zwar zu gemeinsamem Rätselraten an, aber darüber hinaus schien sich zunächst niemand weiter drum zu scheren. Mediterrane Verhältnisse - in dem Sinne, daß plötzlich jeder mit jedem angeregt diskutierte - brachen erst aus, als die eiligen Neu-Isenburger feststellen mußten, daß kein einziger Parkautomat funktionierte.
Wer zum einen Ausgang hinauswollte, rannte hinüber zum nächsten, um zu erkennen, daß auch dort am Parkautomaten die roten Schilder "Nicht betriebsbereit" aufleuchteten. So manch ratloses Grüppchen bildete sich um die stummen Automaten und fragte sich: Was tun?
"Na, die werden doch wohl draußen jemanden hingestellt haben!" sagte ein Optimist und ging, ohne fürs Parken bezahlt
Schranke blieb zu zu haben, zu seinem Auto. Wer es ihm gleichtat, schaute an der Schrankedumm aus der Wäsche: Die blieb zu. Über die Sprechanlage lachte ein Parkhausaufseher: "Erst müssen Sie bezahlen!" Wo, war von ihm nicht zu erfahren: Er antwortete einfach nicht mehr. Vor der Schranke entstand ein Stau. Die Autos blieben stehen, ihre Fahrer suchten erst mal nach dem Aufsichtsbüro, um den Parkschein ordnungsgemäß entwerten zu lassen. Die Schranke öffnete sich dann auch - im Gegensatz zum Parkautomaten hatte sie Strom.
Für ihre Gäste, davon viele Prominente aus der alten Frankfurter Kulturszene, war sie nur "die Dina". In den letzten Jahrzehnten dann auch so was wie "die gute Mutter": Dina Peter, Chefin des über Bornheim hinaus bekannten Nachtschwärmer-Treffs "Kleiner Peter" in der Wittelsbacherallee. Sie ist jetzt, im Alter von 80 Jahren, gestorben.
Ihren richtigen, aber etwas schwer auszusprechenden Namen Leopoldine Ballonier-Peter konnte sich eh' keiner merken. Schon immer eines der wenigen bürgerlichen Restaurants mit Nachtkonzession nach dem Krieg, zog Dina Peters Haus Künstler, Fußballfreunde, Reporter, Kellner und Taxifahrer in ihr Lokal.
Noch zu Lebzeiten von Fritz Remond wurden die Premieren des Zoo- Theaters dort gefeiert. Da stand auch der große Flügel, an dem ein Wolfgang Sauer, Willy Berking und viele andere Leute vom Hessischen Rundfunk ein nächtlich-nichtkommerzielles Gast-Spiel gaben. Gerhard Wendland, Willy Hagara, Maria Mucke, Illo Schieder und viele andere Größen von einst verkehrten dort. Und Michael Jarys Millionenhit "Wir wollen niemals auseinandergehn" entstand in diesem Lokal. Unter der schattigen Biergartenkastanie haben Peter Frankenfeld und Hans Joachim Kulenkampff manchen Sketch ausgedacht, der dann in ihren Shows über die Bühne ging. Zu "Dinas" Freunden gehörten auch Gerd Fröbe, Jürgen von Manger oder Ufa-Star Camilla Horn.
Die Wirtin Dina hat als Bedienung im alten Café Goldschmidt angefangen. Dort lernte sie nicht nur den Umgang mit Kunden. Mit ihrem Mann Carlo führte sie über 50 Jahre lang ihr Lokal auch geschäftlich mit Akuratesse. Neben dem Tag- und Nachtbetrieb zog sie drei Kinder groß. Erst 1988, so notierten wir es unter der FR-Rubrik "Frankfurter Geflüster", hat sie zum ersten Mal Urlaub in ihrem Leben gemacht - am Starnberger See.
Der älteste Sohn, Karlheinz, hat schon vor Jahren ihre Nachfolge als Gastronom angetreten.
Am Montag, 20. Juli, um 10.30 Uhr wird Dina auf dem Hauptfriedhof beerdigt. Da dürfte manch einer "von früher" an ihrem Grab stehen. -vau
HANAU / MAINTAL. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein junger Motorradfahrer, der am Freitag morgen gegen 4.30 Uhr in der Hanauer Weststadt mit dem Kopf gegen ein Verkehrsschild geprallt war. Nach Darstellung der Polizei hatte der Mann in einer Rechtskurve im Bereich Karlsbader Straße / Dresdener Straße wegen überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über das Motorrad verloren. Weil er keinen Sturzhelm trug, mußte er mit schwersten Kopfverletzungen ins Hanauer Stadtkrankenhaus eingeliefert werden. Gegen 10 Uhr brachte ihn dann ein Rettungshubschrauber zur neurochirgischen Klinik nach Frankfurt. Die weiteren polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß der bislang unbekannte Fahrer das Motorrad - dabei handelt es sich um eine schwarze Kawasaki - offenbar am vergangenen Dienstag in Maintal-Dörnigheim gestohlen hat. Der Mann trug ein goldenes Kettchen mit einem rechteckigen Anhänger - Aufschrift "Beate" - um den Hals.
Bei den Rettungsarbeiten entdeckten Sanitäter einen unversehrten Nymphensittich in der Jacke des Motorradfahrers. Der verstörte Vogel wurde in die Obhut des Hanauer Tierheims gegeben. Hinweise, die Aufschlüsse über die Identität des etwa 1,70 Meter großen Mannes geben, nimmt die Polizei unter der Rufnummer 0 61 81 / 100 - 378 oder 368 entgegen. hok
RÖDERMARK. Bei einem bewaffneten Raubüberfall auf die Filiale der Volksbank Rödermark in der Hauptstraße im Stadtteil Waldacker hat ein unbekannter Täter am Freitag kurz nach 10 Uhr rund 20 000 Mark erbeutet. Vor Betreten der Filiale hatte er sich eine schwarze Strumpfmaske über den Kopf gezogen und wenig später die drei Bankangestellten mit einer Schußwaffe bedroht. Kunden befanden sich zu dem Zeitpunkt nicht im Raum.
Mit der in eine weiße Plastiktüte gestopften Beute flüchtete der auf 25 bis 30 Jahre geschätzte Mann zu Fuß in Richtung Dietzenbach. Er ist ungefähr 1,70 bis 1,75 Meter groß, mittel- bis dunkelblond und trägt einen Oberlippenbart. Bekleidet war er mit einem weißen T-Shirt unter einem hellblauen Hemd und Jeans.
Die sofort eingeleitete Fahndung, in die auch ein Polizeihubschrauber eingeschaltet war, verlief ergebnislos.
In der Nacht zum Freitag war in Dietzenbach ein silberfarbener Opel Kadett mit dem Kennzeichen OF - UL 468 gestohlen worden. Die Polizei schließt nicht aus, daß der Autodiebstahl im Zusammenhang mit dem Bankraub steht. Hinweise nimmt die Offenbacher Kripo, Telefon 0 69 / 8 09 02 59, entgegen. ttt
Noch wühlt der Baukran im brachliegenden Garten, noch finden die Regentropfen, wie an einer Kette aufgereiht, den Weg durch die betongegossene Zwischendecke. Frankfurt-Niederrad, Komturstraße 3: Hier feiert eine Idee Richtfest. Hier ist nach viermonatiger Bauzeit als Rohfassung realisiert, was einmal ein Domizil sein soll für Menschen, die hier gemeinsam eine traumatische Phase ihres Lebens bewältigen wollen. Noch Ende dieses Jahres soll der dreigeschossige Bau ein Zuhause auf Zeit den Eltern bieten, deren an Krebs erkrankte Kinder im nahe gelegenen Universitätsklinikum stationär behandelt werden.
Bauherr des mit 2,9 Millionen Mark veranschlagten Projekts ist der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder", eine von betroffenen Eltern 1983 gegründete Initiative, die sich ausschließlich aus Spenden finanziert. Das Haus soll mit seinen elf Einzelzimmern und zwei Appartements ein "Ort der Begegnung, des Austausches und des Trostes" sein, wie es die Vereinsvorsitzende Helga von Haselberg am Freitag beim Richtfest formulierte. Wie wichtig ein solches Elternhaus gerade auch für auswärts lebende Familienangehörige ist, machte Professor Bernhard Kornhuber deutlich. Die Einrichtung, so der Leiter für Hämatologie und Onkologie am Kinderheilzentrum, entlaste nicht nur die Kinder und ihre Familien, sondern auch die unter Raumnot leidende Klinik, die nun ihre Patienten zwischen den einzelnen stationären Therapiephasen in das kliniknahe Haus "entlassen" könne. Es habe sich gezeigt, daß es nicht ausreiche, allein den Müttern als Bezugspersonen für die Dauer der Therapie die Nähe zu ihrem Kind zu ermöglichen. Vielmehr litten viele nicht in Frankfurt beheimatete Kinder unter der Abwesenheit der Väter und Geschwister.
Wohl auch in Hinblick auf die unbürokratische Hilfe der Stadt, deren Liegenschaftsamt das Baugrundstück in Erbpacht zur Verfügung stellte, lobte Sozialdezernent Martin Berg das Haus als "ein Beispiel dafür, daß man weniger reden und mehr handeln sollte". sar
OFFENBACH. Die Gäste haben ein viel besseres Bild von der Stadt als die Offenbacher selbst oder gar die Frankfurter und die Rodgauer. Sie loben die guten Verkehrsverbindungen nach und in Offenbach, empfinden die Stadt als sehr sauber und die Straßen als sicher. Sie finden, daß die Leute hier sehr freundlich sind, man in Offenbach sehr gut einkaufen kann und das Preis-Leistungsverhältnis in Gastromie, Hotel und Einzelhandel stimmt. So positiv wird Offenbach im Vergleich zu anderen hessischen Großstädten von seinen Besuchern beurteilt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Arbeitskreises Städtetourismus des Hessischen Fremdenverkehrsverbandes.
"Worüber die Offenbacher dauernd nörgeln, ist den Gästen also ziemlich schnurz", kommentiert Oberbürgermeister Wolfgang Reuter sichtlich erleichtert dieses Ergebnis. Herausgefunden hat man es durch die direkte Befragung der Hotelgäste und der Besucher des Ledermuseums. Im vergangenen Jahr kamen 87 052 Besucher nach Offenbach. Sie bleiben durchschnittlich zwei Tage, denn sie übernachteten 184 214mal.
Achtzig Prozent der Besucher sind Geschäftsreisende. Mit sechs Prozent haben die Stadt Offenbach und der Kreis mit 6,4 Prozent in der Region die höchsten Zuwachsraten an Besuchern und Übernachtungen. Im Gegensatz zum Durchschnitt reisen mehr Besucher mit Bahn, Bus und Flugzeug als mit dem Auto an.
Für Dr. Peter Roth, der gestern für den Arbeitskreis die Studie vorstellte, sind die Ursachen für das positive Bild von Offenbach klar: Frankfurt wird immer teurer. Immer weniger wollen 400 Mark für eine Hotel-Übernachtung ausgegeben, wenn sie dafür in Offenbach nur 150 oder 170 Mark, im Kreis Groß Gerau gar nur 80 oder 120 Mark bezahlen müssen.
Roth rechnete vor, daß in der Rhein- Main-Region noch zwischen 30 000 und 40 000 Hotelbetten fehlen. Er empfiehlt deshalb den Bau von sogenannten Mittelklassehotels. Riesige Kongreßzentren sollten nicht gebaut werden. Der Trend gehe zu kleineren Kongressen und Seminaren mit bis zu 20 Teilnehmern. Hier solle sich Offenbach verstärkt anbieten. Im Vergleich zu den anderen Städten kommen nach Offenbach mit 30 Prozent die meisten ausländischen Gäste. Neun Prozent der Besucher reisten nach Offenbach, um sich beruflich weiterzubilden, etwa, um an einem Computer-Kurs teilzunehmen. Nur ein Prozent kam gezielt, um hier Urlaub zu machen. Fünf Prozent besuchten Bekannte und Verwandte.
Konzequenz daraus: Offenbach muß gezielt werben und sein Image verbessern. Bislang nämlich identifizieren die Auswärtigen den Namen Offenbach hauptsächlich mit Lederwaren, Ledermuseum und Fußball auf dem Bieberer Berg. Roth betont: "Je weniger eine Stadt ein Image hat, desto mehr erwarten die Gäste von dieser Stadt, daß ihre allgemeinen Bedürfnisse nach Sicherheit, Sauberkeit und stimmiges Preis-Leistungsverhältnis erfüllt werden."
Oberbürgermeister Wolfgang Reuter und Presseamtsleiter Matthias Müller wollen künftig verstärkt in Zusammenarbeit mit dem Kreis Offenbach um Gäste werben, die Nähe Offenbachs zu Frankfurt, Taunus, Odenwald, Spessart und Rheingraben herausstellen und die Rolle Offenbachs bei der Entwicklung der modernen Druckindustrie, des schönen Buches und des geschmackvollen Industrie-Designs betonen. Mehr Fremdenverkehr bedeutet für Reuter auch gezielte Wirtschaftsförderung und mehr Gewerbesteuereinnahmen. lz
FR: Frau Ministerpräsidentin, ist es wahr, daß Sie jeden Tag drei Salatköpfe essen?
Suchocka: Das kann vorkommen - einen oder zwei esse ich mit Sicherheit. Als ich letztes Frühjahr in Salzburg war, machten die anderen verschiedene Einkäufe, und ich bin von einem Marktstand zum anderen gerannt und habe verschiedene Salatsorten gekauft - den ganzen Kofferraum voll.
FR: Haben Sie keine Angst, sich mit Blei oder Nitraten zu vergiften - bei der bekannten Umweltverschmutzung hier in Polen?
Suchocka: Natürlich habe ich Angst, aber ich esse schon so viele Jahre Salat . . .
FR: Sie haben den bisherigen Umweltminister, der als guter Fachmann galt, gegen einen neuen ausgetauscht, der sich überhaupt nicht auskennt. Hat der Umweltschutz für Sie keinen hohen Stellenwert?
Suchocka: Doch, aber die Besetzung der Ressorts wurde zwischen den Koalitionspartnern ausgehandelt. Trotz meiner wiederholten Nachfrage hat die Bauernpartei, der dieses Ministerium zufiel, niemand anderen vorgeschlagen. Aber wir werden die Tätigkeit aller Ministerien genauesten beobachten und die Arbeit dieses Ressorts besonders. Die Zusammenarbeit mit den Ostseeanliegerstaaten und die Vergiftung Schlesiens haben schließlich kolossale Bedeutung.
FR: Und warum gibt es keine Frauen in Ihrer Regierung?
Suchocka: Das hing auch nicht von mir ab, sondern von den Parteien, die die Minister vorgeschlagen haben. Aber das schließt nicht aus, daß ein Teil der Staatssekretärsstellen mit Frauen besetzt wird - meine Partei, die "Demokratische Union", hat bereits einige sehr qualifizierte Frauen vorgeschlagen.
FR: Werden Sie das Amt der Frauenbeauftragten wieder einführen, das von der vorigen Regierung abgeschafft wurde?
Suchocka: Ich bin natürlich für Gleichheit zwischen Mann und Frau, aber meiner Meinung nach sollte dieser Grundsatz generell verwirklicht werden und nicht nur in einem dafür zuständigen Amt.
FR: In vielen westlichen Ländern gibt es Frauenbeauftragte sogar auf lokaler Ebene. Sie hingegen lehnen die Unterscheidung zwischen Frauen und sonstigen Menschen ab . . .
Suchocka: Vielleicht ist meine Denkweise von früheren Zeiten her belastet. Unter dem Kommunismus wurden Frauen nach einem bestimmten "Schlüssel" am öffentlichen Leben beteiligt. Die Frauen, die heute im öffentlichen Leben stehen, sind dagegen wirklich authentische, engagierte Politikerinnen. Wenn wir wieder zu einem "Frauenschlüssel" greifen, werden wir - so befürchte ich - zwar eine gute Statistik, aber nicht die richtigen Leute an den richtigen Stellen haben.
FR: Sprechen wir von den Männern. Der polnische Präsident Lech Walesa hat gesagt, er sei von Ihnen begeistert. Beruht das auf Gegenseitigkeit?
Suchocka: Seitdem ich den Präsidenten persönlich kenne - also seit meiner Kandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten - pflegen wir sehr gute Kontakte. Ich hoffe, daß der Optimismus des Präsidenten uns alle anstecken wird.
FR: Bevor Sie Walesa persönlich kannten, hatten Sie doch sicherlich auch eine Ansicht.
Suchocka: Bei der Präsidentschaftswahl habe ich für Tadeusz Mazowiecki gestimmt, aber das ändert nichts an der Sachlage - seitdem ist ein Jahr vergangen, Herr Walesa ist Präsident, und ich bin jetzt Ministerpräsidentin. Wir müssen einfach zusammenarbeiten.
FR: Und wie haben Sie es geschafft, soviele verschiedene Parteien, die einander zum Teil sogar feindlich gesinnt waren, unter einen Koalitionshut zu bringen?
Suchocka: Für mich zeigt sich darin ein qualitativ neues Demokratieverständnis. Diese Parteien haben eingesehen, daß eine weitere Eskalation zu nichts führt, weil sie für die Menschen immer unverständlicher wird. Mir scheint, daß unsere Demokratie auf einem Konsens über die Parteidifferenzen hinweg gründen muß - ähnlich wie es in Spanien war. Nur so kommen wir weiter.
FR: In Ihrem Exposé haben Sie unterstrichen, daß Polen ein starker Staat werden soll. Wie wollen Sie das erreichen?
Suchocka: Ich selber suche nach der Antwort auf diese Frage. Für mich ist klar: Ein starker Staat muß ein Rechtsstaat sein. Aber was bedeutet das in der Praxis? In Polen gibt es gerade jetzt illegale Streiks, Gebäude werden besetzt. Welcher Schaden ist größer: die Hinnahme der Besetzung oder deren Beendung mit staatlicher Gewalt?
FR: In einer jungen Demokratie gibt es also mehr Spielraum für die Auslegung des Rechts als in einem erfahrenen Rechtsstaat?
Suchocka: Ja, schon allein deswegen, weil wir eine alte Verfassung haben, die der Wirklichkeit nicht entspricht. Hier stellt sich die Frage der Interpretation: Was verstehen wir unter einem Rechtsstaat? Wie können wir ihn verwirklichen? Das sind sehr schwierige Entscheidungen. FR: Wie ist Ihr Verhältnis zu Deutschland? Suchocka: Ich war zweimal zu je zweimonatigen Forschungsaufenthalten in Heidelberg, wo ich im Max-Planck-Institut viele interessante Menschen kennengelernt und eine Riesenmenge Fachliteratur gesammelt habe. Daran denke ich gerne zurück. Meistens bin ich mit dem Auto nach Deutschland gefahren und habe unterwegs in vielen Städten Station gemacht, so z. B. in Göttingen, Frankfurt, München, Köln und Kiel, wo ich einen Monat als Gastdozentin am Ostrechtsinstitut verbracht habe. Ich bin überzeugt, daß das polnisch-deutsche Verhältnis für uns sehr wichtig ist. Deutschland ist unser unmittelbarer westlicher Nachbar, mit dem wir wirtschaftlich und kulturell eng verbunden sind.
FR: Die deutsche Minderheit in Polen hat Ihre Kandidatur für das Amt der Ministerpräsidentin nachdrücklich unterstützt. Suchocka: Herr Kroll (der Fraktionsvorsitzende der deutschen Minderheit im Sejm, d. Red.) kennt mich noch aus der Zeit, als er noch nicht im Parlament und ich bereits Mitglied des Minderheitsausschusses war. Damals haben wir lebhaft diskutiert, denn ich spezialisiere mich seit langem in den Rechten ethnischer Minderheiten.
FR: Dann kennen Sie sicherlich die Forderung nach einem eigenen Minderheitengesetz in Polen?
Suchocka: Ich kenne sie nicht nur - ich war diejenige, die vor zwei Jahren einen Entwurf dazu geschrieben hat. Meiner Meinung nach sollte es besondere rechtliche Regelungen geben, die dem europäischen Standard entsprechen. Ich bin jedoch inzwischen gegen ein eigenes Gesetz - es ist besser, die Rechte der Minderheiten in denjenigen Gesetzen zu präzisieren, von denen sie besonders betroffen sind, z. B. im Wahlrecht. Sonst schafft man nur eine neue Summe von Deklarationen. FR: Werden die Präferenzen in der Wahlordnung gewahrt bleiben, obwohl sich eine von Ihren Koalitionsparteien - die "Christlich-Nationale Vereinigung" (ZChN) - dagegen ausgesprochen hat?
Suchocka: Der zuständige Parlamentsauschuß hat wohl schon beschlossen, daß sie bleiben sollen. Auch in den Entwürfen für die neue Verfassung, bei denen ich in der Arbeitsgruppe Menschenrechte mitgewirkt habe, sind entsprechende Artikel über die Minderheiten vorgesehen.
Das Interview mit der neuen polnischen Ministerpräsidentin führte die Warschauer FR-Korrespondentin Edith Heller.
Die U-Bahn-Linie U 7 hat auf ihrer neuen Verlängerung nach Enkheim häufig bis zu zehn Minuten Verspätung. Zahlreiche Bahnfahrer haben sich bereits beschwert. Der Grund für die Verspätung ist unklar. "Die Signale sind falsch geschaltet", gibt Pendler Andreas Emmerich als Erklärung an. "Oft muß der U- Bahn-Führer aussteigen und die roten Signale mit einem Schlüssel umschalten." Dies sei in den letzten zwei Wochen allein fünfmal passiert. Von Enkheim zur Hauptwache brauche die Bahn statt 15 Minuten oft 25 oder 30.
Für FDP-Ortsbeirat Joachim Biermann kommt diese Verspätung dem Ausfall eines Zuges gleich. "Schließlich fahren die Züge tagsüber alle zehn Minuten." Beide ärgern sich über die Durchsagen der Bahnführer, daß "technische Störungen" für die Verspätung verantwortlich seien.
Störungen, von denen die Stadtwerke nichts wissen. Die Betreiber der Strecke sind erstaunt über die gehäuften Beschwerden. "Verspätungen von mehr als zwei bis drei Minuten kommen auf der Strecke meines Wissens nicht vor", meint Sprecherin Monika Salzmann. "Was darüber liegt, kann nur durch Motorschäden verursacht worden sein; oder durch die zwei U-Bahn-Entgleisungen."
Salzmann räumt zwar ein, daß Infrarot-Melder, die die Ampeln steuern, noch nicht alle installiert sind. Doch das könne lange Verzögerungen nicht erklären. Horst Hirsch, zuständig für die Signalanlagen hält es auch für ausgeschlossen, daß die Bahnführer häufig Signale per Schlüssel schalten. "Es kann zwar zu Störungen in den Anlagen kommen, aber dann teilt uns das der Bahnführer mit", erklärt Hirsch. "In einer halben Stunde ist der Schaden behoben."
Den mysteriösen Verspätungen zum Trotz ist die neue U 7 beliebt. "Wir haben in einer ersten Stichprobe 13 Prozent mehr Fahrgäste gezählt", teilt FVV-Sprecherin Claudia Planz mit. Diese Zahl soll noch steigen; Planz: "Die Benutzer müssen sich erst umgewöhnen." Im August sollen neue Zahlen vorliegen. ert
NEU-ISENBURG. "Zwischen 30 000 und 50 000 Mark Schaden dürfte entstanden sein", schätzt Gerhard Blankenhagen nach dem Brand, der in der Nacht zum Freitag auf dem Gelände seines Recyclingunternehmens in der Werner-Heisenberg-Straße 13 in einem riesigen Holzstapel wütete. "Es handelt sich eindeutig um Brandstiftung", stellten Kripo und Feuerwehr übereinstimmend fest.
Um 1.07 Uhr meldete ein Autofahrer einen Feuerschein an der B 46. Zwei Minuten später, so der Pressesprecher der Feuerwehr, Thomas Peters, sei die Wehr mit sieben Fahrzeugen zur Stelle gewesen. Schon um 1.26 Uhr hatten die 35 Männer das Feuer soweit unter Kontrolle, daß es sich nicht auf ein angrenzendes Palettenlager ausbreiten konnte. Keine leichte Aufgabe, da der Brandherd mitten in einem 40 mal 50 Meter großen Stapel gehäckseltem Holz war. Dieses lag hier bereit für den Abtransport zur Wiederverwertung. Es sollte zu Spanplatten verarbeitet werden.
Mit Baggern und Radladern legten die Feuerwehrleute in der stundenlangen Arbeit des Nachlöschens, die noch bis 6 Uhr morgens andauerte, den Brandherd frei. Das übrige Holz wurde, um es in Sicherheit zu bringen, umgeladen. Bis zu 2000 Liter Löschwasser schossen in der "heißesten Phase" pro Minute aus allen Schläuchen. Vom Brand betroffen waren letztlich etwa 1100 Kubikmeter Holz: Ein vier bis fünf Meter hoher Stapel auf einer Grundfläche von 15 mal 15 Metern.
"Das ist jetzt natürlich Abfall", sagt Blankenhagen, der bestürzt ist über die Brandstiftung: "Meine Seele weint." Der materielle Schaden macht ihm, wie er sagt, weniger Kummer als der Schaden, den er für das Image seines Betriebs fürchtet. "Wissen Sie, Recycling finden alle gut, aber haben will so eine Firma niemand." Er weiß auch warum: "Wer will schon mit Müll zu tun haben?" So habe er, seit er vor fünf Jahren seinen Betrieb in der Werner-Heisenberg-Straße aufmachte, immer wieder mit dem Magistrat der Stadt "zu kämpfen" gehabt, "der Bürgermeister will mich hier nicht haben".
"Wut und Neid", vermutet er, sind die Ursachen für die Brandstiftung. Er hat auch eine konkrete Vermutung, wer der Täter sein könnte. 10 000 Mark Belohnung verspricht er für Hinweise, die den Brandstifter dingfest machen. Er möchte den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen, denn schon "die Verschwendung des vielen Löschwassers" macht ihm zu schaffen. fra
KARBEN. Zwei etwa drei bis vier Monate alte, schwarz-weiße Kätzchen (männlich und weiblich) sind einem Karbener Bürger zugelaufen, berichtet das städtische Ordnungsamt, das den Besitzer bittet, sich unter Telefon 06039/48132 zu melden. Die Tiere tragen jeweils ein gelbes Halsband mit Glöckchen. mu
HANAU. Fünf originalverpackte Alu- Leiter wurden im Bereich des Nordbahnhofs von Unbekannten im Gebüsch versteckt, berichtet die Polizei. Dem Anschein nach stammen die Leitern der Marke Zarges-Favorit aus einem Baumarkt. Hinweise nimmt die Polizei unter 0 61 81 / 100-470 entgegen. hok
Hersteller sollen alte Produkte künftig wieder zurücknehmen
BONN, 17. Juli. Unternehmen in der Bundesrepublik sollen in Zukunft die von ihnen hergestellten oder vertriebenen Produkte wieder zurücknehmen und soweit wie möglich wiederverwenden. Das sind die Kernpunkte des neuen Abfallgesetzes, dessen Entwurf Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Freitag in Bonn vorstellte. Ziel sei es, so wenig Abfall wie möglich entstehen zu lassen. Bereits bei der Planung für ein Produkt soll der Hersteller angeben, welche Rückstände anfallen werden und wie er sie zu beseitigen gedenkt.
Die Kosten für die Entsorgung des ausgedienten Produkts sollen im Kaufpreis enthalten sein und nicht wie bisher über die Müllgebühren abgerechnet werden, was nach Töpfers Ansicht einer "Subventionierung" des Abfalls gleichkommt. Insofern handele es sich bei dem "Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz" um eine "Reprivatisierung" der Müllbeseitigung. Der Staat dürfe nicht länger als "Ausfallbürge" eintreten. Der Hersteller soll deshalb künftig für die gesamte Lebensdauer eines Produktes, von der Planung, über die Herstellung bis zur Entsorgung, stärker in die Verantwortung genommen werden.
Kreislaufwirtschaft statt Abfallbeseitigung heißt der Grundsatz, der dem neuen Abfallgesetz zugrunde liegt. Töpfer zeigte sich überzeugt, daß sich dieses Konzept angesichts deutlich gestiegener Entsorgungskosten auch rechnet. Trotz aller bisheriger Bemühungen, Abfälle zu vermeiden oder wiederzuverwerten gebe es immer noch nicht genügend Müllverbrennungsanlagen und Deponien. Auch nach dem für 1993 geplanten Inkrafttreten des neuen Abfallgesetzes sei der Bau vor allem von Verbrennungsanlagen notwendig. Wer dies verhindere, fördere den illegalen Abfallexport ins Ausland, sagte Töpfer. Damit die Akzeptanz der Bevölkerung für den Bau solcher Anlagen verbessert wird, sieht das Abfallgesetz eine Verpflichtung der Behörden vor, die Öffentlichkeit über Standort und Art einer geplanten Abfallentsorgungsanlage genau zu informieren.
Handtuchhalter, Wasserträger, Muntermacher und beinahe ganz nebenbei Bundestrainer. Klaus Hofsäss, Chef des deutschen Federation-Cup-Teams, schlüpft bei der Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen in viele Rollen. Team- Kapitän, so lautet die offizielle Bezeichnung für den Mann, der meist lässig mit übereinandergeschlagenen Beinen und vor der Brust verschränkten Armen hart am Rande des Tennisplatzes auf dem Klappstuhl Platz nimmt. Kapitän, das klingt nach Boß.
Doch den großen Chef heraushängen, das ist nicht die Sache des 44jährigen. Das ginge auch weit an der Wirklichkeit vorbei. Tennisspielerinnen sind 51 Wochen im Jahr Individualistinnen, ja meist sogar Rivalinnen, die auf eigene Rechnung um Preisgelder und Weltranglistenplätze kämpfen. Nur einmal eine Woche im Jahr, wenn der Federation Cup ruft, ist Teamgeist gefordert und der Spiritus rector, der das Mannschaftsgefühl weckt.
In Frankfurt ist es für den gelernten Diplomingenieur der Starkstromtechnik einfach, die emotionalen Entladungen seiner Spielerinnen in die gewünschte, positive Richtung zu lenken. Die Hierarchie innerhalb des schwarz-rot-goldenen Quartetts ist klar. Zuerst kommt die viermalige Wimbledonsiegerin Steffi Graf, dann kommt eine Zeitlang gar nichts, dann die Weltranglisten-Neunte Anke Huber, dann bis Platz 28 (Barbara Rittner) und Rang 36 (Sabine Hack) eine mal mehr oder weniger große Lücke. Da kommen große Reibereien erst gar nicht sonderlich auf.
Das war nicht immer so. Ausgerechnet beim bisher einzigen Triumph im Federation Cup hatten die Familien Graf und Kohde-Kilsch Zoff miteinander. Da war vom Bundestrainer psychologisches Geschick gefordert. Hofsäss ließ die ungleichen Tennis-Schwestern Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch im Doppel für die gemeinsame Sache streiten. Am Ende lagen sich 1987 in Vancouver die Väter der Spielerinnen in den Armen.
In Frankfurt lachte für den gebürtigen Schwarzwälder sportlich, mannschaftlich und wettermäßig bisher die Sonne. Das ist immer gut für das Wohlbefinden des Team-Kapitäns, denn wo die Sonne zu Hause ist, da fühlt sich auch Klaus Hofsäss heimisch. In Marbella an der spanischen Sonnenküste betreibt der Tennislehrer ein College für alle Klassen von Filzball-Draufschlägern. Tennisspielende Pauschalurlauber geben sich hier ebenso die Klinke in die Hand wie ambitionierte Cracks. Das Ambiente des Camps in den Bergen, fünf Kilometer vom Strand entfernt, ist dem Schickeria-Ort angemessen: Clubhaus mit Pool und Sauna, Fitneßräume und eine Menge Ausgleichssportmöglichkeiten.
"Der Mann vom Berg", Hofsäss über Hofsäss, düst von hier aus zu den Schauplätzen der Tenniswelt, beobachtet den weiblichen Nachwuchs und koordiniert die Arbeit mit den Verbandstrainern. Einmal im Jahr richtig Bundestrainer sein, ist das nicht etwas wenig? "Wenn man das so sehen will, kann man das so sehen." Klaus Hofsäss fichten solche Sticheleien nicht an. Rund die Hälfte des Jahres ist der Angestellte des Deutschen Sportbundes für seinen Fachverband unterwegs, um zu sichten, wer vielleicht in die schier überdimensionalen Fußstapfen der Stefanie Maria Graf schlüpfen kann.
"Aus Andrea Glass kann mal etwas werden", hält der Frauenbundestrainer die für Neu-Isenburg spielende Darmstädterin für das derzeit größte Talent. Wie überhaupt Hessen nach Meinung von Hofsäss den besten weiblichen Nachwuchs hat. "Meike Babel ist allerdings im Moment körperlich etwas schwach." Das richtige Näschen hatte der Coach vor zehn Jahren, als er der 13jährigen Steffi Graf prophezeite, sie könne in Wimbledon gewinnen. Sie tat's und ist heute die Leitfigur im Team des Favoriten.
"Wenn beim Federation-Cup alles gut läuft, die Mannschaft von sich aus das bringt, was sie bringen kann, dann bin ich in der Tat der unwichtigste Teil." So schlüpfte denn Hofsäss in Frankfurt auch meist in die Rolle des dienstbaren guten Geistes - reichte der durstigen Steffi Graf des öfteren ein Gläschen Wasser zur Erfrischung und hielt für die schwitzende Anke Huber ein frisches Handtuch bereit.
"Ein bißchen komisch" findet es Steffi Graf schon, "wenn da plötzlich jemand neben einem sitzt." Coaching verstößt normalerweise gegen den Tennis-Knigge. Schon der Austausch von allzu offensichtlichen Blicken zwischen Trainer und Spielerin kann bestraft werden. Da sind beim Mannschaftswettbewerb keine Grenzen gesetzt. Der nervösen Anke Huber half Hofsäss, "auf dem Platz zu bleiben". Und für Steffi Graf hatte der braungebrannte, graugelockte Betreuer gar ein Witzchen bereit. Was nicht ganz unwichtig ist, weil die Matches im Kopf, also mentalmäßig und so, entschieden werden. JÜRGEN AHÄUSER
MÖRFELDEN-WALLDORF. Gegen die Benennung der grünen Nachrückerinnen ins Stadtparlament ist Einspruch eingelegt worden. Absender des vom 10. Juli datierten Schreibens ist der Mörfelder Werner Kunz. Er stüzt sein Veto auf Informationen, wonach "Nachrücker auf der Liste der GBL nicht in schriftlicher Form zur Übernahme des Mandats benachrichtigt worden sein sollen." Auch der Mandatsverzicht gegenüber dem Wahlleiter sei nicht, wie im Kommunalwahlgesetz vorgeschrieben, schriftlich, sondern telefonisch erfolgt.
Gäbe es die von Kunz vermuteten Formfehler, hätte dies vor allem für Ursula Kuppert und Marie Krupp Folgen. Denn während Andrea Winkler nach der Mandatsniederlegung von Günter Meinke ohnehin ins Parlament gekommen wäre, stehen Kuppert und Krupp weiter hinten auf der Liste. Sie kamen nur deshalb zum Zuge, weil die fünf vor ihnen Plazierten ihren Verzicht erklärten.
Daß er die Benennung anficht, begründete Kunz gegenüber der FR auch damit, daß im Falle des Formfehlers vielleicht der eine oder andere bisherige Nein-Sager angesichts des Grünen-Krachs seine Entscheidung überdenke.
Wie es um die Chancen des Einspruchs bestellt ist, war noch nicht zu erfahren. "Das wird derzeit geprüft", sagte gestern der stellvertretende Hauptamtsleiter Werner Petermann. wal
Engelbert Humperdinck:
Heirat wider Willen
Ouvertüre Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Jan Koetsier
Szenen
Karl Hoppe (Bariton) und Hans Hopf (Tenor)
Dornröschen
Nymphenreigen
Münchner Rundfunkorchester
Dirigent: Franz Paul Decker
Die Königskinder
Ouvertüre
Radio-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Hanns Martin Schneidt
Szenen Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton), Fritz Ollendorf (Bass), Peter Anders (Tenor), Käthe Möller-Siepermann (Sopran), Walther Jenckel (Tenor)
Vorspiel zu Shakespeares "Sturm"
Hamburger Rundfunkorchester
Dirigent: Walter Martin
MAINTAL. "Hilfe für den Alltag." Unter diesem Motto will Maintal neue Wege zu einer besseren Betreuung von Flüchtlingen gehen. Nach Angaben von Sozialdezernentin Priska Hinz hat sich die Arbeiterwohlfahrt (AW), Ortsverein Bischofsheim, auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt bereit erklärt, ihren Wirkungsbereich auf ganz Maintal auszudehnen. Das bezieht sich auch auf die federführende Übernahme der ehrenamtlichen Betreuungsarbeit für Asylbewerber.
Dabei betont die Stadträtin: "Wir sehen es als selbstverständlich an, daß die auf unseren Wunsch hin aufgenommene Arbeit von uns nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützt wird." Dafür sind im ersten Nachtragsetat '92 10 000 Mark eingeplant.
Koordinator der ehrenamtlichen AW-Hilfe wird Lothar Volk sein. Volk, der sich als "Mädchen für alles" begreift, soll gewährleisten, daß die zur Zeit eher mehr zersplitterte Betreuungssituation in Maintal "zielgerichtet und sachgerecht gebündelt" werden kann.
Priska Hinz hat in Maintal bereits eine ehrenamtliche Unterstützergruppe auf die Beine gestellt. Regelmäßige Treffen sind einmal die Woche vorgesehen. Volk soll als Koordinator der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Arbeiterwohlfahrt die Leitung der Betreuungsgruppe übernehmen. Er vermittelt Kontakte zwischen ehrenamtlichen Helfern und den Asylbewerbern. Volk ist telefonisch unter der Telefonnummer 0 61 09 / 6 32 36 zu erreichen.
Laut Ernst Doberstein, Leiter des Sozialamtes, hat die Stadt nunmehr erreicht, daß Landesmittel zur Einstellung von zwei zusätzlichen Kräften bewilligt wurden. Die Aufgabe der beiden Sozialarbeiter Karin Herbst und Kwane Bonsu soll es vor allem sein, den Flüchtlingen bei administrativen Angelegenheiten, finanziellen Fragen, Formalien der Krankenversorgung oder bei Ärztebesuchen hilfreich zur Seite zu stehen. hok
Der Wiederverwertung eines Stoffes soll ausdrücklich Vorrang vor dessen Verbrennung oder Deponierung eingeräumt werden. Im bisherigen Abfallgesetz werden Recycling und Beseiti- gung noch gleichrangig bewertet. Grundsätzlich müssen alle bei Herstellung oder Konsum anfallenden Rückstände, soweit sie nicht vermeidbar sind, als Sekundärrohstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Erst wenn nachgewiesen ist, daß die Rückstände nicht wiederverwertet werden können, dürfen sie als Abfall entsorgt werden. Auf diese Weise soll die bisherige Grauzone zwischen Abfall und Wirtschaftsgut beseitigt werden. Die Unternehmen müssen Stoffbilanzen und Kreislaufplanungen aufstellen, damit die zuständigen Länderbehörden später den Verbleib des Mülls kontrollieren können.
"Mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz wollen wir die Umkehr von der Wegwerfmentalität zur Ressourcenschonung und Vermeidung von Abfällen erreichen. Dies wird eine Trendwende im Verhalten von Herstellern, Händlern und Verbrauchern herbeiführen", sagte Töpfer. Er bezeichnete seinen Gesetzentwurf als "wichtigen Baustein" auf dem Weg zu einer ökologischen und sozialen Marktwirtschaft. Schon vor dem neuen Abfallgesetz soll demnächst eine Verordnung in Kraft treten, die Autohersteller zur Rücknahme alter Fahrzeuge verpflichtet.(Kommentar auf Seite 3)
Ein koreanischer Geschäftsmann hat am Donnerstag mittag auf der Zeil einen elfjährigen Jungen, der ihm Geld aus seiner Herrenhandtasche gestohlen hatte, erwischt, festgehalten und ihn der Polizei übergeben. Wie die Polizei mitteilte, war der Junge in Begleitung einer jungen Frau, die ein Kleinkind auf dem Arm hatte. Während die Frau dem Koreaner Zeitungen vors Gesicht hielt, die sie angeblich verkaufen wollte, zog der Junge ihm die Geldbörse, in der 80 Mark, eine Kreditkarte und sein Paß steckten, aus der Tasche. Geistesgegenwärtig packte der Passant den Elfjährigen am Kragen. Die Frau mit dem Kleinkind flüchtete.
Der Polizei war der Junge, der aus Köln stammt, kein Unbekannter. Er war bereits mehrfach in Frankfurt wegen Trickdiebstahls aufgefallen. Erst am Mittwoch hatten Beamte der Soko Mitte ihn in der Kaiserstraße überprüft, als er mit einem ebenfalls schon als Trickdieb aufgefallenen 15jährigen versuchte, sich an Fußgänger heranzudrängeln. Der Elfjährige wurde am Donnerstag in die Obhut des Jugendamtes gegeben. Wie dessen Leiter Mathias Mann sagte, wird das Kind in Begleitung einer Sozialarbeiterin zurück zu seinen Eltern in Köln gebracht. enk
ski FRANKFURT A. M. In Mainz steht die Entscheidung darüber unmittelbar bevor, welchem Interessenten die Regierung ihren 50prozentigen Anteil an der Landesbank Rheinland-Pfalz verkaufen wird. Die Verhandlungen mit den Bewerbern laufen dem Vernehmen nach auf Hochtouren und dürften nach Ansicht von Beobachtern wohl auch am Wochenende und noch bis kurz vor der möglicherweise entscheidenden Kabinettssitzung am kommenden Dienstag fortgesetzt werden. Bei den "sehr komplizierten" Gesprächen sollen noch alle fünf potentiellen Erwerber im Rennen sein.
Dabei handelt es sich um die rheinland-pfälzischen Sparkassen, denen das regionale Spitzeninstitut bereits zur Hälfte gehört, die Bayerische, die Südwestdeutsche und die Westdeutsche Landesbank sowie die hessisch-thüringische Sparkassenorganisation mit der Frankfurter Helaba als Girozentrale. Den rheinland-pfälzischen Sparkassen werden von Kennern der Szene die geringsten Chancen eingeräumt, weil es für sie schwer sein dürfte, den von der Regierung geforderten "Haufen Geld" aufzubringen. Ein Wirtschaftsprüfergutachten taxiert den Wert der Mainzer Landesbank auf 1,5 Milliarden Mark. Der Preis für die Hälfte der Anteile dürfte einschließlich des üblichen "Paketzuschlages" zwischen 800 und 900 Millionen liegen. Von hessischer Seite waren früher nur 530 Millionen ins Gespräch gebracht worden, doch könnte man hier eventuell auch mit Hilfe des Landes inzwischen bereit sein, den Rheinland-Pfälzern ein attraktiveres Angebot (nicht unbedingt in bar) zu unterbreiten. Die Hessen können zudem mit "ihrem" Finanzplatz Frankfurt werben. Über die größten finanziellen Möglichkeiten verfügt wohl die Düsseldorfer WestLB, die allerdings im Sparkassenlager wegen ihres angeblichen "Hegemonie-Anspruchs" angefeindet wird (was die SPD/FDP-Regierung Scharping freilich nicht sonderlich zu stören bräuchte). Die SüdwestLB (Stuttgart/ Mannheim) hat eine Überkreuzverflechtung mit Mainz vorgeschlagen, wobei sie für sich einen Anteil von gut 25 Prozent anstrebt. Dies könnte für das klamme Land Rheinland-Pfalz, das jede Mark braucht, unter Umständen zu wenig sein.
Verhandlungen über eine Fusion der BayernLB mit dem Mainzer Pendant waren übrigens vor zwei Jahren schon einmal in letzter Minute an politischen Widerständen gescheitert.
Auch jetzt besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß die sozial-liberale Mainzer Landesregierung es doch nicht schafft, wie geplant vor der parlamentarischen Sommerpause zumindest eine Vorentscheidung zu treffen, mit welchem Kaufinteressenten sie in endgültige Verhandlungen einsteigen will. "Ich habe das Gefühl, es gelingt nicht", sagte gestern ein der Landesbank Rheinland-Pfalz nahestehender Insider.
HANAU. Die Eigentümer(innen) von zwei Auto-Radio-Kassettenrekordern, die vom 13. auf den 14. Juli in Chemnitzer, Mosel- oder Ruhrstraße bei Autoaufbrüchen gestohlen worden sind, können sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 100-483 melden.
In der Nacht ist nach Angaben der Polizei ein 22jähriger drogenabhängiger Mann nach einem Aufbruch festgenommen worden. Er habe insgesamt neun dieser Delikte zugegeben; zwei der Geräte aus dem Diebesgut konnten aber nicht zugeordnet werden.
Ein "Pioneer"-Gerät ist wohl im Bereich Chemnitzer Straße, ein "Blaupunkt"-Gerät zwischen Mosel- und Ruhrstraße entwendet worden. Ul
STEINAU. Zur Halbzeit der Ersten Internationalen Brüder-Grimm-Musiktage, die am vergangenen Montag begonnen haben, ziehen die Organisatoren ein erstes Resümee mit positiver Tendenz. "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen sich wohl hier", sagt Hauptamtsleiter Dietmar Broj. Neben Schulung und Training der Stimme und Lehrstunden über das professionelle Verhalten bei Vertragsverhandlungen mit Opernhäusern haben die 20 Musikerinnen und Musiker nach Auskunft Brojs auch genügend Gelegenheit, die Umgebung der Brüder- Grimm-Stadt kennenzulernen.
Das ausgewogene Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit trägt nach Worten des Hauptamtsleiter wesentlich zur Atmosphäre der Ersten Musiktage bei. "Die Teilnehmer sind hier keine Nummer auf einer Kopie", erklärt Broj die Zufriedenheit der jungen Künstler im Alter von 21 bis 35 Jahren.
Erstmals in der jüngeren Geschichte der Stadt hatte die Verwaltung zusammen mit dem Münchner Impresario Wilfried Tasch einen international besetzten Meisterkursus für Gesang, Interpretation und Musikmanagement geplant, bei dem sieben Professoren und Dozenten aus verschiedenen europäischen Ländern den begabten Nachwuchs unterrichten.
Der Zufall war bei der Entwicklung der Idee im Spiel: Die Frau des Münchener Musikmanagers Wilfried Tasch, Gunnel Tasch-Ohlsson, lehrt seit einiger Zeit an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Wilfried Tasch, ein gebürtiger Marburger, entschloß sich deshalb, seine Agentur für die Vermittlung von Künstlern in die Region zu verlegen. Bei der Suche nach einem Bauplatz fanden die Tasch über Gelnhausen nach Steinau, wo das Ehepaar in Seidenroth eine Fläche für ihr Haus erwarb.
Nach den positiven Erfahrungen bei der 700-Jahr-Feier gelangten die Taschs wie auch die Verantwortlichen im Rathaus zu der Überzeugung, in der Stadt künfig mehr Kultur anbieten zu wollen. Vor einem Jahr nahmen Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit den Neu-Bürgern aus Seidenroth die ersten Gespräche auf.
Anfang dieses Jahres verschickten die Organisatoren etwa 90 Päckchen mit Ausschreibungsunterlagen für die Ersten Internationalen Musiktage. Die Post ging nach Österreich, Norwegen, Frankreich, England und die Schweiz, außerdem an alle deutschen Universitäten. Nach dem Ende der Bewerbungsfrist im Mai hatten sich beinahe 30 Nachwuchskünstler um die Plätze bei der Veranstaltung in Steinau beworben.
Neben dem Ehepaar Tasch konnte die Stadt Professor Eugen Wangler als musikalischen Kursleiter gewinnen. Wangler absolvierte seine Ausbildung an einer Hochschule in der ehemaligen Sowjetunion und übernahm nach einer Beschäftigung an der Leipziger Oper im vergangenen Jahr eine Professur an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Neben Wangler arbeiten die Israelin Hanna Hacohen, Peter Grossmann aus Mannheim, Heinz Sosnitza aus Frankfurt und die gebürtige Kanadierin Suzanne Azar mit den Nachwuchskünstlern. Alle Lehrerinnen und Lehrer gelten als hochqualifizierte Fachkräfte.
Der Unterricht mit maximal drei Schülern beginnt nach einem etwa einstündigen Aufwärmen um zehn Uhr in der Frühe. Die Sängerinnen und Sänger proben dann unter Anleitung der Musikprofessoren ihre Stücke ein. Die zweite Probenphase beginnt um 15 Uhr und dauert bis 18 Uhr. Die Pavillons der Brüder-Grimm- Schule sind nach Worten Brojs die geeignete Umgebung für die Proben, da sich die Sängerinnen und Sänger bei der Einstudierung in den einzelnen Räumen nicht gegenseitig stören.
Schon jetzt denken die Organisatoren der Veranstaltung über die zweiten Musiktage im nächsten Jahr nach. Die Überlegungen gehen derzeit dahin, einen Instrumentalkurs für Bratsche oder Violine einzurichten. schu
BAD VILBEL. Zum zweiten Mal unterstützt die Frankfurter Sparkasse das Sommerkulturprogramm der Brunnenstadt mit einer Spende. Am Dienstag, 21. Juli, werden Repräsentanten des Geldinstitutes den Scheck über 10 000 Mark im Rathaus übergeben. ub
HANAU. Oberbürgermeister Hans Marin liegt mit einem gebrochenen Unterarm und einem Oberschenkelhalsbruch im Hanauer Stadtkrankenhaus. Diese Hiobsbotschaft hat Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe am Freitag übermittelt.
Wie berichtet, war Martin am vergangenen Mittwoch auf dem Marktplatz gestürzt, als er Obst einkaufen wollte. Zunächst hatte man angenommen, daß er sich das Handgelenk gebrochen und eine Blessur an der Hüfte erlitten hatte. Der OB wird voraussichtlich mehrere Wochen stationär behandelt werden müssen. ml
Der sauber gestimmte Flügel ist vorhanden, die Konzertatmosphäre ebenfalls, und auch der Einsatz stimmt - Ines Krautwurst (Gesang) und Stephan König (Klavier) eröffnen ihr Gershwin-Programm mit dem markanten Klarinetten- Solo aus der "Rhapsody in blue". Den sauberen Flügel, im Mousonturm ist er sogar auf Spiegelglanz poliert, und die genannte Atmosphäre wünschen sich die beiden vom Veranstalter, für "Phantastereien über Gershwin".
Konzentriertes Zuhören wird so möglich, auf den Text zum Beispiel, die Gassenhauer kennt man doch. "Only for night-clubs", heißt es da an einer Stelle, aha, daher das verschämte Rotlicht auf einem Teil der Tasten und, richtig, diese Bess, die den armen Porgy ja doch nicht erhören wird, ist eine Hure.
Ines Krautwurst, Absolventin der Leipziger Hochschule für Musik und Preisträgerin der Chanson-Tage Frankfurt/Oder, hat durchaus von dem, was sie singt: Rhythmus und Musik - "Who could ask for anything more?" Doch, es fehlt irgend etwas, wenn sie Gershwin interpretiert, mit ihrer wohlausgebildeten und variablen Stimme verschiedene Instrumente hinzuhören läßt. Biographie, zwölf Kinder vielleicht oder eine Grundierung der Stimme durch den Konsum von täglich vierzig Zigaretten - natürlich schließe ich mich der Empfehlung des Bundesgesundheitsministers an (in Worten, weniger in Taten).
"Summertime" statt dessen, und das Leben ist leicht, die Stimme kühl. Den ausgedehnten Klangraum, die verblüffende Vielseitigkeit einer Lauren Newton etwa besitzt sie noch nicht. Sauberkeit kann auch in Sterilität ausarten, und Gershwins sinfonischen Jazz von der "Big band" aufs Duo zu reduzieren, verlangt doch ein wenig nach der verrauchten Spelunke.
Lisztig virtuos, bisweilen frech dagegen die Arrangements, getragen von Stephan Königs vorzüglicher Klavierbegleitung, die nicht selten dominant wird. Eine gelungene, phantasievolle Synthese aus den bekannten Evergreens, farbig variiert und mit allerlei Anspielungen durchsetzt, Bizet und Walzerklänge von Johann Strauß - ein Wiener in Amerika.
MICHAEL GRUS
Nach einer Verwarnung durch das Frankfurter Amtsgericht ist eine wegen Diebstahls verhaftete Polin wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Um zu verhindern, daß die als Touristin auftretende 19jährige in die Illegalität abtaucht, war zuvor von der Ausländerbehörde vergeblich versucht worden, sie in Abschiebehaft zu nehmen.
In dem am Freitag bekanntgewordenen Fall - Aktenzeichen: 43 Js 19355.3/92 - hatte man die Angeklagte Ende April dieses Jahres in Frankfurt beim Versuch eines Handtaschendiebstahls erwischt und festgenommen. Nach kriminalpolizeilichen Erkenntnissen sollte sie seit 1988 bereits in vier Fällen wegen Verdachts von Diebstählen in der Bundesrepublik "in Erscheinung getreten sein". Anläßlich ihrer polizeilichen Überprüfung hatte die junge Frau sechs verschiedene Namen angegeben. Vor diesem Hintergrund konnte die Ausländerbehörde in puncto Ausweispflicht nicht sogleich mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, ob die Polin den erlaubnisfreien Zeitraum ihres Touristenaufenthalts schon überschritten hatte.
Um sicherzustellen, daß die 19jährige im Falle eines Falles ausgewiesen werden konnte, beantragte die Ausländerbehörde drei Tage nach der Festnahme - die Frau war inzwischen in U-Haft - die sogenannte Abschiebehaft (amtlich: Vorbereitungshaft). Zur Begründung hieß es, bevor über die Ausweisung letztlich entschieden werden könne, müsse noch der Ausgang des Strafverfahrens abgewartet werden.
Doch mit dieser Argumentation kam die Behörde beim Amtsgericht nicht durch. Wie der zuständige Haftrichter entschied, darf Abschiebehaft "nicht dazu dienen, ein laufendes Ermittlungsverfahren abzuwarten und sich erst danach schlüssig zu werden, ob eine Ausweisung erfolgen soll". Damit war der Antrag abgelehnt.
In diesem Zusammenhang verwies der Haftrichter auf zwei 1988 ergangene Beschlüsse des Frankfurter Oberlandesgerichts - Aktenzeichen: 20 W 34/88 und 20 W 100/88 -, die in der Praxis des Ausländerrechts heftig umstritten sind. Wie das OLG fordert, müssen der Ausländerbehörde erst konkrete Anhaltspunkte über das künftige Verhalten eines Ausländers vorliegen, ehe Abschiebehaft in Betracht kommt. Möglicher Personalmangel dürfe dabei nicht zu Lasten des Betroffenen gehen.
Nach eigenen Angaben hatte die Polin vor ihrer Festnahme in der Bundesrepublik weder Diebstähle begangen noch falsche Personalien verwendet. Was den versuchten Diebstahl betraf, legte sie ein Geständnis ab. Als sie nach sieben Wochen, die sie in Untersuchungshaft gesessen hatte, ihren Prozeß vor dem Jugendgericht bekam, beließ es der Richter bei einer Verwarnung und setzte sie nach der Verhandlung auf freien Fuß. Lepp
HEUSENSTAMM. Mindestens um zwanzig Pfennig pro Kubikmeter wird voraussichtlich zum 1. Januar 1993 der Wasserpreis erhöht. Wie Bürgermeister Josef Eckstein erläuterte, ist das eine Folge der Grundwasserabgabe, die seit dem 1. Juli in ganz Hessen erhoben wird. Im Laufe der nächsten Monate werden wohl die meisten Kommunen deshalb Gebührenerhöhungen beschließen.
Bisher bezahlen die Heusenstammer 1,65 Mark für jeden Kubikmeter Trinkwasser. Damit liegen die Stadtwerke im Rhein-Main-Gebiet am unteren Ende der Preistabelle. Die Offenbacher müssen inzwischen schon das Doppelte bezahlen.
Die Erhöhung ist notwendig, weil die Stadtwerke als Eigenbetrieb der Stadt verpflichtet sind, kostendeckend zu arbeiten. In der Vergangenheit ist es stets gelungen, den Drei-Millionen-Etat ausgeglichen zu gestalten.
Vor über zwei Jahren war der Eigenbetrieb gegründet worden. Übernommen wurden damals vier Mitarbeiter des Bauhofs. Die Verwaltung teilen sich Kämmerei und Bauamt. Letztes Beschlußgremium ist die Betriebskommission, die sich aus drei Magistratsmitgliedern und neun Stadtverordneten zusammensetzt.
Die Stadtwerke beliefern über 70 Kilometer Leitung und 3400 Hausanschlüsse die Bürgerinnen und Bürger mit Trinkwasser, das durchweg aus dem Kreis Offenbach stammt. "Wassermangel gibt's bei uns nicht", sagt Bürgermeister Eckstein.
Er freut sich, daß der Verbrauch von Trinkwasser in jüngster Zeit nicht mehr zunimmt. Dazu tragen nicht zuletzt wassersparende Toiletten bei.
Das Thema "Regenwasserzisternen" wird zur Zeit im Rathaus kritisch geprüft. Das Regenwasser könnte überall dort verwendet werden, wo kein Trinkwasser notwendig ist. Es wäre möglich, die Zisternen in Neubaugebieten wie dem an der Hohebergstraße einzuplanen. "Aber da gibt es rechtliche und technische Probleme", meint Bauamtsleiter Lothar Schmitz. So weiß man immer noch nicht recht, wie das Einspeisen von Regenwasser in die Trinkwasserleitung verhindert werden kann. hf
In 99 der 426 hessischen Städten und Gemeinden müssen gemäß der vom Landtag verabschiedeten Novelle der Kommunalverfassung künftig Ausländerbeiräte eingerichtet werden. Dies teilte Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD) mit. Nach Paragraph 84 der neuen Gemeindeordnung sind alle Städte und Gemeinden mit über 1000 gemeldeten ausländischen Einwohnern verpflichtet, einen Ausländerbeirat einzurichten.
Die Slowakei erklärt sich für souverän CSFR-Präsident Havel kündigt Rücktritt an Von unserem Korrespondenten Ulrich Glauber BRATISLAVA, 17. Juli. Die Slowakei hat sich zur souveränen Republik erklärt. Mit überwältigender Mehrheit nahm das Parlament in der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Preßburg) am Freitag eine Deklaration an, in der das "natürliche Recht der slowakischen Nation auf Selbstbestimmung" unterstrichen wird. Wenig später kündigte CSFR-Präsident Vaclav Havel seinen Rücktritt für kommenden Montag an. "Wir erklären hiermit feierlich, daß das tausendjährige Streben der slowakischen Nation nach Eigenständigkeit vollendet wurde", heißt es in dem Bratislava-Dokument. Bei der freien Gestaltung ihres nationalen und staatlichen Lebens werde die Slowakei "die Rechte aller Bürger, aller Nationen, nationaler Minderheiten und ethnischer Gruppen sowie das demokratische und humanistische Vermächtnis Europas und der Welt" respektieren.
Vor der namentlichen Abstimmung hatte der slowakische Regierungschef Vladimir Meciar betont, daß die Verabschiedung der Deklaration kein konstitutioneller Akt, sondern eine politische Willensbekundung sei. Die Souveränitätserklärung solle nach außen ein Zeichen setzen, daß "wir das Entstehen von Eigenstaatlichkeit selbst in die Hände nehmen und bis zum Ende führen wollen". Die Verfassung der CSFR werde in der Slowakei nur bis zum Tag des Inkrafttretens einer eigenen Verfassung gelten. An die Tschechen gewandt sagte Meciar, es sei nicht das Ziel slowakischer Politik, das bisherige Zusammenleben zu unterbrechen. Er schlug vor, nicht mehr über Föderation oder Konföderation zu reden, sondern darüber, welche gemeinsamen Interessen Tschechen und Slowaken hätten und wie man deren Verwirklichung institutionell verankern könne.
Die Deklaration wurde mit 113 Ja- Stimmen bei 24 Gegenstimmen und zehn Enthaltungen angenommen.
Der tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel wird am Montag vorzeitig zurücktreten. Wie die Nachrichtenagentur Reuter berichtet, machte Havel eine entsprechende Ankündigung am Freitag in einem Brief an den Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden der Bundesversammlung, Filip Sedivy. Havels reguläre Amtszeit hätte bis zum 5. Oktober gedauert.
In einer Rede an die Nation sagte Havel am Abend im Rundfunk und Fernsehen, er sehe sich nicht länger in der Lage, als Präsident "konstruktiv und kreativ zu arbeiten". Ein großer Teil der slowakischen Politiker habe ihm das Vertrauen entzogen: "Ich betrachte diesen Vertrauensverlust als Ausdruck nicht nur der Ablehnung meiner Person, sondern auch der Werte, für die ich eintrete." Zugleich kündigte Havel an, er werde beim nächsten Wahlgang für das Präsidentenamt am 30. Juli nicht mehr kandidieren. (Kommentar auf Seite 3)
GELNHAUSEN. Um Mißverständnissen vorzubeugen, legt der Gelnhäuser Polizeichef Günther Oswald Wert auf die folgende Feststellung: Er hat nicht erklärt, die Propaganda von rechts wolle einen Anstieg der Kriminalität infolge der Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft in der Coleman-Kaserne glauben machen.
Durch die Satzstellung in dem FR-Bericht "Auf Abruf in der Kaserne" (17. Juli) konnte der Eindruck entstehen, daß eine entsprechende Einfügung des Verfassers aus dem Munde Oswalds stammt. Der Leiter der Polizeistation hat jedoch lediglich gesagt, daß es einen dramatischen Anstieg der Kriminalitätsstatistik seit Einrichtung der Unterkunft in der Kaserne nicht gebe. Zu "rechter Propaganda" hat er sich in diesem Zusammenhang nicht geäußert. lex
Der Zerfall der Tschechoslowakei hat sich mit der Souveränitätserklärung des slowakischen Parlaments beschleunigt. Zwar betonen die Verantwortlichen in Bratislava, daß ihr Beschluß lediglich eine politische Willensbekundung ist und keinen Verfassungsrang hat. Eine eindeutige Deklaration über die Unabhängigkeit würde den Ausstieg aus der Föderation bedeuten, und so leicht wollen sie es den Tschechen nicht machen, sich als Nachfolger der CSFR zu präsentieren.
Deshalb ist es nur folgerichtig, daß fast gleichzeitig der tschechoslowakische Staatspräsident Václav Havel in Prag seinen Rücktritt erklärt hat. Havel mag nicht mehr seinen Kopf für einen Staat hinhalten, der nur noch auf dem Papier existiert, und gewinnt dafür nun freie Hand für eine Bewerbung um das Amt des tschechischen Präsidenten.
Europa kann sich nun endgültig auf das Entstehen zweier eigenständiger Staaten auf dem Gebiet der CSFR einrichten. In welcher Form diese beiden Republiken angesichts der gegebenen Verflechtungen später zusammenarbeiten, werden sie vermutlich bereits als selbständige Subjekte des internationalen Rechts festlegen. ug (Prag)
Für eine Fortsetzung der liberalen Drogenpolitik will sich das "Netzwerk Rhein- Main - Hilfsangebote statt Zerschlagung der Szene" einsetzen, das am Donnerstag abend im Ökohaus von 14 Gruppen und Vereinen sowie 30 Einzelpersonen gegründet wurde. "Bislang wird die Debatte durch die Stellungnahmen des Oberbürgermeisters und der Polizei geprägt. Wir wollen ein Gegengewicht setzen", erklärte Frank Männicke vom Verein "Akzept Hessen" am Freitag. Außer "Akzept" gehören auch die Frankfurter Aids-Hilfe, die Jungsozialisten und - als Privatperson - der grüne Stadtverordnete Sebastian Popp zu den Gründern.
Gemeinsamer Grundsatz ist, den Drogengebraucher so zu akzeptieren, wie er ist, und Hilfsangebote nicht an Bedingungen zu knüpfen - wie etwa die Bereitschaft zum Ausstieg aus der Sucht. "Durch die tägliche Vertreibung aus der Taunusanlage werden unsere Konzepte ad absurdum geführt", klagt Männicke. "Es ist grundfalsch, was da passiert."
Die Drogenabhängigen würden über alle Stadtteile zerstreut, seien nicht mehr erreichbar, Hilfsangebote wie die Vergabe der Ersatzdroge Methadon und die Aids-Prophylaxe könnten unter solchen Voraussetzungen nicht greifen. Das von der Polizei prophezeite Anwachsen der Szene auf über 1000 Personen bezeichnete Männicke als "das geringere Übel", auch wenn ein offener Treffpunkt "für Passanten natürlich unangenehm" sei.
"Eine Beseitigung der Szene - das ist praktisch nicht möglich. Das sehen wir in Zürich, Hamburg, Berlin und Bremen." Eine Folge der Vertreibung werde sein, daß die Krisenzentren zu "Handelszentren" für Heroin und Kokain werden, befürchtete Männicke. "Dem sind die Mitarbeiter nicht gewachsen."
"Jede Kommunalwahl braucht ihren Sündenbock, damit sich Sauberfrauen und -männer profilieren können: 1989 waren es die Ausländer; sollen es 1993 die Drogenabhängigen werden?" wird in dem "Frankfurter Appell gegen repressive Drogenpolitik" gefragt. Aus den Anfängen einer liberalen Drogenpolitik nach der Devise "leben mit Drogenabhängigen" sei ein "ohne Drogenabhängige leben" geworden, heißt es darin weiter.
Gefordert werden Methadon "für jeden, der es will", ausreichende Therapiemöglichkeiten, Abbau der Obdachlosigkeit, Verbesserung der medizinischen Versorgung und "Orte streßfreien Konsums". ft
OFFENBACH. Von dem bis heute umstrittenen Schriftsteller und Dichter Heinrich Heine ist am Literaturtelefon (Rufnummer 1 15 10) die Rede. Ludo Kaiser liest Teil eins seiner Texte "Heine und Klezmer" zwischen dem 19. und 25. Juli, den zweiten Teil vom 27. Juli bis 1. August. Wiederholt wird vom 16. bis 22. August (Teil eins) und vom 20. September bis 2. Oktober (Teil zwei). hf
LINSENGERICHT. Von unübertroffenem Witz sind manche der alten Geschichten, die in den Dörfern mündlich überliefert wurden und in Vergessenheit zu geraten drohen. So auch die Erzählung vom Auftritt der Zauberkünstler, die auf ein Ereignis in Lützelhausen zurückgehen soll. Es kursieren verschiedene Versionen, wie sich das Geschehen abgespielt haben soll.
Letzten Endes ist es jedoch gleichgültig, ob sich alles genauso wie erzählt zugetragen hat, denn auf irgendeine Weise steckt immer Wahrheit in solchen Überlieferungen. Zum Motto des Lützelhausener "Schnapszahl-Jubiläums" paßt die Zauberer-Geschichte allemal. Sie ist in dem Buch "Alte Gelnhäuser erzählen, Band 1" zum ersten Mal niedergeschrieben worden und findet sich nun auch im Festbuch zur 666-Jahr-Feier Lützelhausens. Raubautz und Bradautz sollen sich die beiden Gelnhäuser Unterhaltungskünstler genannt haben, die eines Tages in Lützelhausen ausschellen ließen, daß abends im Wirtshaus ein großer Zauberabend stattfinde, Eintritt 20 Pfennig. Die Werbung fand nicht wenig Anklang, und Raubautz konnte am Saaleingang von zahlreichen Besuchern reichlich Eintrittsgeld vereinnahmen. Als alle Plätze besetzt waren, traten die Künstler vor ihr Publikum und sagten als erste Attraktion "Das Verschwinden des Herrn Direktors" an. Das Zauberstück gelang denn auch dank eines Fensters hinter der Bühne. Ob nun Raubautz oder der Bradautz der Direktor gewesen sein mag - beide verschwanden mit der Kasse unverzüglich. Seine Fortsetzung erfuhr das Stück im Freien, sobald das sitzengelassene Publikum nach einigem Warten gemerkt hatte, was da in Wirklichkeit gespielt wurde. Einige der Geprellten machten sich unter lautem Schimpfen auf die Jagd nach den beiden Gelnhäuser Schlawinern, um ihnen gehörig das Fell zu gerben. Wahrscheinlich war der Vorsprung der Zauberer aber hinreichend bemessen, daß der Zorn der Verfolger soweit verrauchte, sie die Sache lebend überstehen zu lassen. Auch soll es bei der Hatz durch das Linsengericht und den Schandelbach manche Abkühlung gegeben haben. lex
Sonderkommando West kontrolliert nun verstärkt die "Drogenanlage" am Busbahnhof Die Szene ist stark verunsichert Kaum mehr los als bisher Von Dieter Schwöbel HOFHEIM. Nichts deutet darauf hin, daß sich die Frankfurter Drogenszene massiv in die Kreisstadt verlagert: Zu dieser Einschätzung kommt Karl Spengler, Leiter des Polizei-Sonderkommandos West. "Nur einige Hofheimer kommen zurück, die sich bisher in Frankfurt ihren Stoff besorgt haben." Spenglers Beamte kontrollieren derzeit täglich die Adolf-Mohr-Anlage, filzen Süchtige und Dealer, überprüfen Personalien. Ergebnis: Im Juli gab es acht Anzeigen wegen Drogenbesitzes, aber keine Festnahme; beschlagnahmt wurden 1,25 Gramm Heroin und 16 Gramm Haschisch. Spengler: "Da läuft nicht mehr als früher." Wer anderes behaupte, habe einfach "keine Ahnung". Sieben junge Männer stehen auffällig unauffällig um eine Parkbank ein paar Meter hinterm Busbahnhof. Turnschuhe, Jeans, ärmellose Unterhemden. Hände in den Hosentaschen, hier und da ein paar Worte, Schritte vor und wieder zurück. Plötzlich kommt Bewegung in die Szene, erschrockene Blicke, aber keine Hektik. "Ausweise, bitte!"
Polizeikontrolle. Zwei Zivilbeamte der Soko West, unterstützt von drei Männern und zwei Frauen der hessischen Bereitschaftspolizei, umringen die Gruppe. Wer flüchten wollte, käme nicht mehr weit, aber niemand macht Anstalten dazu. Denn Zeit, "etwas" wegzuwerfen, war wahrscheinlich genug da. Nehmen's die Jungs deswegen so locker?
"Nach vorne lehnen, Hände an den Baum, Beine spreizen!". Zwei leichte Tritte an die Fußinnenseite: "Noch weiter!" Griffe in Hemd- und Gesäßtasche, Porte- Nichts gefunden monnaie und Kamm fliegen vor die Füße. Polizistenhände huschen über Beine, Arme, Bauch und Rücken, tasten danach, wo "was" versteckt sein könnte. Fehlanzeige. "Die Stiefel aus!" Auch nichts.
Gefilzt sind alle: nichts gefunden. Ausweise einsammeln, Namen durchfunken. Warten, ob was vorliegt: Polizisten stehen plaudernd zusammen, Überprüfte lehnen mit verschränkten Armen lässig an Bäume. Gegen niemanden liegt was vor. "Lau", sagt Einsatzleiter M. und spricht sieben Platzverweise aus.
Gestern abend war's noch lauer: Beamte beobachten umsonst die Adolf-Mohr- Anlage. Nichts los. Der geplante Einsatz fällt aus. "Die Szene hält ruhig", sagt Karl Spengler, weil sehr verunsichert durch die häufigen Kontrollen. Zwar kämen potentielle Käufer an den Schwarzbach, aber sie ernteten meist nur ein Kopfschütteln. "Die verkaufen lieber nicht, das ist denen derzeit zu riskant."
Was aber nicht heiße, daß der Sturm ausbricht, sobald die Polizei weniger präsent ist. "Mehr als zehn Leute beobachten wir dort selten." Keine Anzeichen sieht Spengler dafür, daß Süchtige nach Hofheim kommen, weil sie in Frankfurt kein Haschisch oder Heroin mehr kriegen würden.
Wie berichtet, hat das die Hofheimer CDU am Dienstag lautstark propagiert. "Man kann auf gar keinen Fall sagen, die würden durch das Vorgehen der dortigen Polizei hierhergedrückt. Das Geschrei ist durch nichts zu belegen." Das zeige auch ein Größenvergleich: Mitte der 80er Jahre seien bis zu 50 Leute in der "AMA" (Adolf-Mohr-Anlage) anzutreffen gewesen.
Die Kontrollen seien denn auch weder Reaktion auf die harte Frankfurter Gangart noch auf Panikmache. "Damit hat das nichts zu tun." Ziel der Einsätze sei es einzig und alleine, keine offene Drogenszene in der Kreisstadt zu dulden.
Das sei aber nicht neu: "Darauf achten wir schon seit Jahren. Das fällt nur nicht jedem auf, weil meine Beamte in Zivil arbeiten." Vor allem in den wärmeren Monaten filze die Polizei schwerpunktmäßig - denn dann zeigten sich die Dealer häufiger an den einschlägigen Orten.
Ihrem einträglichen Geschäft sollen sie dort aber nicht ungestört nachgehen können: "Wir erhöhen die Greifnähe", sagt Spengler. Soll heißen: Die Beamten verhindern, daß Jugendliche und junge Erwachsene, die am Busbahnhof warten, mit der Szene in Berührung kommen. "Die Droge soll nicht so einfach erreichbar sein. Das schreckt zumindest diejenigen ab, die aus reiner Neugierde mal was rauchen würden." Politiker gefordert Damit sind die polizeilichen Möglichkeiten allerdings auch schon weitgehend erschöpft. "Wir können schließlich niemanden therapieren." Und die Süchtigen kämen wieder: "Sollen wir sie vielleicht auf eine Insel schicken? Sie sind schließlich Bürger dieser Stadt."
"Flankierende Maßnahmen", Ausstiegshilfen und Jugendtreffs seien gefordert - und dafür sind in erster Linie Politiker zuständig. Die aber können, zumal in Vorwahlzeiten, der Versuchung nicht widerstehen, daß brisante Thema für parteipolitische Schuldzuweisungen auszuschlachten. "Das ist fatal", so der Polizeiexperte.Fünf Festnahmen auf der Drogenszene
Bei Überprüfungen auf der Rauschgiftszene hat die Polizei am Donnerstag in der Innenstadt und im Bahnhofsviertel fünf Personen festgenommen, die insgesamt 160 Gramm Heroin und 15 Gramm Kokain bei sich hatten. Einer der Festgenommenen, ein 48jähriger ohne festen Wohnsitz, der an der Neuen Kräme überprüft wurde, hatte allein 120 Gramm Heroin und zehn Gramm Kokain bei sich.
Der Polizei geradezu in die Arme liefen zwei Männer im Alter von 21 und 23 Jahren. Sie boten einer Zivilstreife in der Taunusanlage Rauschgift zum Kauf. Bei ihnen wurden 19 Gramm Heroin und fünf Gramm Kokain sichergestellt.
Alle fünf Festgenommenen sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. enk
Oberligist SG Egelsbach gewann ein Vorbereitungsspiel beim Landesliga-Vizemeister KSV Klein-Karben mit 2:0 (0:0) Toren. Vor 200 Zuschauern schossen Müller (56./Foulelfmeter) und Lauf (84.) in Okarben die Tore. Sarroca ließ die beste Chance beim KSV, der ebenso wie der Gast 15 Akteure testete, aus. Aleksic (E) ragte heraus.
Meister Viktoria Aschaffenburg hatte Mühe, Absteiger SG 01 Höchst vor ebenfalls 200 Zuschauern mit 3:2 (0:1) zu besiegen. Kilian (2, darunter ein Elfmeter) sowie Kloss (90.) trafen nach dem Wechsel für die Aschaffenburger. Reichert (20.) und Grabitsch (89.) waren für Höchst erfolgreich. hdp
Saddam: USA beherrschen UN
FLÖRSHEIM. Wenn Autos stöhnen könnten, hätte das eines Flörsheimers Donnerstag nacht sicherlich mit lautem Lamento die schlafenden Bürger aus den Träumen gerissen.
Mit einer unerlaubten Fahrt fing's schon mal an. Denn nach Angaben der Polizei saß der Besitzer hinterm Steuer, obwohl er weder Führerschein besaß noch der Wagen versichert war. Nach einem unsanften Zusammenstoß mit einem Mülleimer-Pfosten in der Liebigstraße suchte er sein Heil in der Flucht, wurde aber von einer Polizeistreife gestellt und zur Blutentnahme zitiert.
Herrenlos und angeschlagen stand derweil das Auto als schwarze Silhouette in der Vollmondnacht vor der Auffahrt zur Mainbrücke - und zog zwei Männer magisch an, die sich mit schwerem Schlaggerät gewaltsam Zugang ins Innere verschafften. Sie hatten schon die Lautsprecherboxen ausgebaut, als die Hand des Gesetzes in Person zweier Streifenbeamten Einhalt gebot. Fortsetzung? Folgt nicht. ana
OFFENBACH. Salzkammergut und Salzburger Land sind Ziele einer Seniorenreise, die von der Arbeiterwohlfahrt für die Zeit vom 27. September bis 5. Oktober offeriert wird. Auf dem Programm stehen Besichtigungen in Salzburg, Bad Ischl und Hallstatt, ein Besuch der Dachstein-Eishöhlen und Erholung am Mondsee. Informationen gibt es über die Rufnummer 069/85002-155. lz
Baseler Platz 1992: Jeden Tag 80 000 Autos
In knapp zwei Metern Abstand brüllt der abendliche Verkehr vorbei. Lastwagen, Busse, Autos Stoßstange an Stoßstange. Ein Gespräch mit Hans-Jürgen Czerwon auf dem Bürgersteig ist nicht möglich, nur ein Geschrei. Für den Besitzer vom Radioladen Gutleut am Baseler Platz eine alltägliche Situation. "Von jetzt an gibt's noch mehr Stau", ruft Czerwon gerade. Denn am Freitag nachmittag um 14.30 Uhr eröffnete die Stadt die neue Behelfsbrücke, die unmittelbar westlich der Friedensbrücke für mindestens zweieinhalb Jahre über den Main führen wird - derweil sanieren Arbeiter die von Schadstoffen marode gemachte Friedensbrücke selbst.
Und um die Behelfsbrücke zu erreichen, muß der Verkehr vor dem Main scharf nach rechts abknicken - das verlangsamt den zäh kriechenden Strom noch mehr. Der Rückstau reicht, soweit das Auge schauen kann - vom Baseler Platz aus verschwindet er nach links in der Gutleutstraße. Dabei sind doch Sommerferien. Ein schwüler Mief von Abgasen liegt in der Luft. Wie lebt es sich mit täglich 80 000 Fahrzeugen vor der Ladentür? Czerwon hat eine bestimmte Form von Fatalismus entwickelt. "Einmal jede Woche" reinigt er die Schaufenster von dem zähen grauen Schmierfilm, der sich immer wieder neu auf ihnen bildet. Seit sieben Jahren macht er das so. Dem Friseur zehn Meter weiter geht es nicht anders. Bis September 1993 will die Stadt Frankfurt die östliche Hälfte der Friedensbrücke erneuert haben, bis September 1994 die westliche. Im Stau vor der Behelfsbrücke will ein Autofahrer die Spur wechseln und wird von seinem Nachbarn zur Linken wüst beschimpft. Hupen. Nur zwei Meter rechts vom Autostrom liegt ein ausgebleichtes, dreieckiges Stück Brachland, auf dem Disteln wuchern und das bei Hundebesitzern und ihren Tieren augenscheinlich gleichermaßen beliebt ist. Auf das schauen die Autofahrer. Hans-Jürgen Czerwon verkauft nicht nur Radios und "Fernsehersatzteile", er ist auch ein Video-Liebhaber. Und deshalb hat er vorhin, als die Behelfsbrücke geöffnet wurde und sich der tägliche Nachmittagsstau noch verlängerte, gleich seine Videokamera hervorgeholt. "Ich hab' schon einen Film gedreht", sagt er stolz. Damit die Nachwelt weiß, wie das war, am Baseler Platz, Sommer 1992. jg
Für den "Erhalt und den weiteren Ausbau des Lesbisch-Schwulen-Kulturhauses" werden Schwule und Lesben am heutigen Samstag, 18. Juli, auf die Straße gehen: Die Demonstration beginnt um 11 Uhr auf der Ecke Taunusanlage / Kaiserstraße.
Zu den weiteren Forderungen der Demonstranten zählen neben "der rechtlichen und gesellschaftlichen Anerkennung aller freigewählten Lebensgemeinschaften" auch die "Beseitigung des Pflegenotstandes" - besonders dann, wenn Menschen mit HIV und Aids betreut werden müssen. ing
an FRANKFURT A. M. Auch die 5,1 Millionen Inhaber eines "cleveren Kontos" bei der Postbank bekommen die Folgen der Dreiteilung des Staatsbetriebes jetzt zu spüren: Spätestens mit Ablauf des Jahres wird ihnen der Briefträger die Kontoauszüge nur noch im Einzelfall kostenlos ins Haus bringen. Denn nur wer sich mit einem monatlichen Überblick über sein "Vermögen" begnügt, wird für das Porto nicht zur Kasse gebeten. Eine vierzehntägige, wöchentliche oder gar prompte Information kostet hingegen eine Mark pro Zusendung.
Schon seit einiger Zeit werden Kunden des Bezirks Karlsruhe derart zur Kasse gebeten. Die restlichen 13 Giroämter sollen im Zuge der Umstellung des Kontoführungssystems bei der Postbank bis zum Ultimo folgen. Deren Kunden sind zur Zeit aufgerufen, den gewünschten Zustellungs-Turnus zu wählen. In der Vergangenheit hat die "blaue" Bank ihrer "gelben" Schwester die Portokosten für die monatlich versandten 28 Millionen Kontoauszüge erstattet.
FRANKFURT A. M., 17. Juli (FR). Für einen starken polnischen Staat hat sich die neue Ministerpräsidentin Polens, Hanna Suchocka, am Freitag in einem Interview mit der FR ausgesprochen. Sie betonte jedoch gleichzeitig, daß "ein starker Staat ein Rechtsstaat" sein müsse. Allerdings stelle sich die Frage, wie dieser zu verwirklichen sei. So sei zum Beispiel im Zusammenhang mit "illegalen Streiks und und Gebäudebesetzungen" zu fragen: "Welcher Schaden ist größer: die Hinnahme der Besetzung oder deren Beendigung mit staatlicher Gewalt?"
In ihrer Regierungskoalition aus vielen verschiedenen Parteien sieht Suchocka ein "qualitativ neues Demokratieverständnis". Diese Parteien hätten eingesehen, daß weitere Eskalation für die Menschen immer unverständlicher würde.
In bezug auf die Rechte der Minderheiten sagte Suchocka, sie sei gegen ein eigenes Gesetz. "Es ist besser, die Rechte der Minderheiten in den Gesetzen zu präzisieren, von denen sie besonders betroffen sind, zum Beispiel im Wahlrecht."
LANGENSELBOLD. Nachdem die Jugendlichen in den vergangenen Jahren im französischen Mondelange und am Langenselbolder Kinzigsee gecampt haben, soll in diesem Jahr das internationale Zeltlager in der holländischen Partnerstadt Simpelveld veranstaltet werden. Insgesamt 45 Jugendliche und zehn Betreuer aus Langenselbold und den beiden Partnerstädten der Gründaustadt kommen vom 27. Juli bis 2. August in Bocholtz zusammen.
Thema des Zeltlagers ist diesmal der Umwelt- und Naturschutz. Während der einen Woche sollen die Jugendlichen dieNatur in Simpelveld und Umgebung und auch ihre Probleme erleben. Entspannung und Vergnügen, so die Veranstalter sollen dabei jedoch nicht zu kurz kommen. Es werden auch Ausflüge nach Maastricht, Aachen und in einen Freizeitpark unternommen.
Wie unterschiedlich die Erfahrungen mit der Natur, die Umweltschäden und Problembewältigungen in Mondelange, Langenselbold und Simpelveld gehandhabt werden, das sollen Videofilme dokumentieren, die die Jugendlichen der Partnerstädte noch vor der Abreise ins Zeltlager erstellen sollen. Sie werden dann in Simpelveld einer Jury zur Beurteilung vorgeführt und auch beim Abschlußfest mit den Dorfbewohner gezeigt.
Während des Zeltlagers proben die Jugendlichen außerdem für ein Umweltkabarett, bereiten eine Ausstellung vor und unternehmen Wanderungen und Ausflüge unter dem Aspekt des Umweltschutzes. alu
Der russische Pianist Svjatoslav Richter ist für Überraschungen immer gut: Erst einen Tag vor dem Auftritt wurde bekannt, daß der Pianist beim Rheingau Musik Festival gastieren würde. Und erst nach der Pause dieses Recitals mit Haydn, Beethoven und Brahms erfuhren die Zuhörer: Der Pianist fühle sich im Rheingau so glänzend, daß er einen weiteren Klavierabend geben möchte, wieder mit Haydn, Beethoven, dann jedoch Chopin. Vor allem in diesen Chopin-Beiträgen des zweiten Abends spielte Richter kontemplativ, dann auch "con fuoco", schließlich in prägnanter, klar umrissener Poesie.
Svjatoslav Richter pflegt einen emotional stabilen und ausgeglichenen Klavierstil. Lyrizismen haben subtile Größe; Piano, so manches Mal, wirkt "korrekt" bemessen, ausgezirkelt. Haydns Variationen f-Moll, ein psychologisch wie technisch verhangenes, schwer zu durchschauendes Epos: Richter gelingt es, und das ist grad bei diesem Haydn nicht leicht, das Spezifische einzufangen.
Haydn pur, echt und überzeugend: Am ersten Abend war es die Sonate As-Dur, Hob. 16 /46, die jene Größe hatte, die auch bei wachsender Satzdichte Klassizität in völliger Ruhe und doch voller Spannung einfängt. Dann aber Beethoven, die "Sturm"-Sonate, am zweiten Abend: Unversehens, geballt und angestrengt in Dramatik wie Emotionalität und vor allen Dingen völlig aus dem Stand, setzt Richter die erste Agitato-Pointe. Als formiere er das erste Hauptthema aus musikalischen "Urtiefen", gibt der Pianist erschreckend herbe Eskalation, linear vorge- dacht, im Piano dann (im Finale) folgerichtig verstummend. Die Aussage dieses d-Moll- Stückes ersteht in ungeschmälerter, schonungslos durchgesetzter Striktheit.
Ähnlich attraktiv waren die Brahms-Beiträge am ersten Abend. Sowohl die beiden Balladen dieses Recitals wie auch die Fantasien op. 116 offenbarten ebenjene Kompaktheit im Anschlag, Laufpensum und inhaltlichen Nachvollzug.
Das größte Ereignis jener beiden Abende waren jedoch vier Chopin-Polonaisen, mit denen der zweite Abend ausklang. Da ging es los mit der Einstiegsvehemenz jener cis-Moll-Polonaise, op. 26,1, deren lyrizistisch nur plänkelnder Ton im Hauptteil verfeinert, stilisiert und gar mit tänzerisch-chopineskem Schmäh aufzuwarten weiß. Richter beläßt das hier oft unterschwellig, wird zum Meister des nur Angedeuteten. Freilich weiß er, wo nötig, unverblümt aufzutrumpfen, "Stichworte" aufzugreifen, Pointen durchzusetzen. So in der Polonaise A-Dur ("Militär"), die Verve genug hat. Flexibel in diesem Sinn war auch die abschließende Polonaise- Fantasie As-Dur, op. 61, die Richter kunstsinnig, kunstvoll zum Charakterstück formiert. ALEXANDER ULLMANN
BERLIN, 17. Juli (epd). Bei einer Umsiedlungsaktion im Zusammenhang mit dem umstrittenen Narmada-Staudamm- Projekt in Indien ist nach Angaben der "Aktion Solidarische Welt" eine 35jährige Frau von der Polizei erschossen worden. Wie das Berliner Hilfswerk am Donnerstag mitteilte, eröffneten Polizei und Forstwachleute am Montag in der Region Taloda im Norden des Bundesstaates Maharashtra das Feuer auf eine Gruppe von protestierenden Ureinwohnern, die sich weigerten, für Umsiedler aus dem Narmadagebiet Platz zu machen. Dabei sei eine Frau getötet, eine weitere schwer verletzt worden.
Der Wald im Talodagebiet werde zur Zeit gerodet, weil die indischen Behörden einer Weltbank-Kommission Fortschritte bei der Umsiedlung vorweisen wollten, so die Organisation.
HANAU. Die Bundesbahndirektion Frankfurt hat dem Hanauer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen gegenüber den Wegfall des Zughaltes morgens um 7.30 Uhr auf der S-Bahn- Strecke Richtung Frankfurt mit der zeitgleichen Durchfahrt eines Intercity in der Gegenrichtung begründet. Aus Sicherheitsgründen habe der IC Vorrang, dessen zeitliche Verlegung sei wegen der Gleisbelegung im Frankfurter Hauptbahnhof nicht möglich gewesen.
Die BUndesbahn-direktion Frankfurt will im Jahresfahrplan 1993/94 jedoch versuchen, das morgentliche Nahverkehrsangebot für den Bahnhof Steinheim zu verbessern. Das hält Battenhausen, der selbst ständiger Bahnkuned ist, auch für erforderliche "Wiedergutmachung", weil sich der Verklehr auf der neuen S- Bahn-Linie von 1994 auf 1995 verschiebe. him
NEW YORK, 17. Juli (AP/AFP/Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) haben den ehemalige US-Außenminister Cyrus Vance am Freitag zum Sondergesandten für Südafrika ernannt. Das teilte ein UN- Sprecher in New York mit. Vance soll Anfang nächster Woche nach Südafrika reisen und nach Gesprächen mit der Regierung und den Schwarzenorganisationen Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt in Südafrika vorschlagen und die Verfassungsgespräche wieder in Gang bringen.
Nach einer zweitägigen Anhörung hatte der UN-Sicherheitsrat in der Nacht zum Freitag den UN-Generalsekretär Butros Ghali beauftragt, den Sonderbeauftragten zu benennen, und eine Resolution verabschiedet, in der die eskalierende Gewalt in Südafrika verurteilt wird, da sie Frieden und Sicherheit der Region gefährde. Der Rat mahnte die weiße Regierung, sie müsse umgehend für eine Bestrafung derjenigen sorgen, die für das Massaker von Boipatong verantwortlich waren, bei dem am 17. Juni 42 Menschen starben. Nach den blutigen Ereignissen waren die Gespräche über eine neue Verfassung ins Stocken geraten.
Der südafrikanische Außenminister Roelof Botha hatte sich wie zuvor der Vorsitzende des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, für die Entsendung eines UN-Beauftragten ausgesprochen.
Mit mehr als eintägiger Verspätung begann in der Nacht zum Freitag eine für ihre Brutalität berüchtigte Kampfeinheit den Abzug aus der südafrikanischen Schwarzensiedlung Tokoza.
Textsammlungen zum Stand der Diskussion über die "multikulturelle" Gesellschaft sowie über die Situation der zweiten und dritten Ausländergeneration bietet der "Einwanderer-Treff" interessierten in Frankfurt lebenden Ausländern an.
Die Broschüren sind zum Preis von sieben beziehungsweise zehn Mark erhältlich im Büro des "Einwanderer-Treffs", Kasseler Straße 13. sar
FRANKFURT A. M., 17. Juli (FR). Im Norden wechselnde, vielfach starke Bewölkung und einzelne Schauer, im übrigen Deutschland Übergang zu sonnigem und trockenem Wetter sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 28 Grad, die Tiefstwerte um 15 Grad. Weitere Aussichten: Im Küstenbereich Bewölkung, sonst Sonnenschein.
(Siehe auch Lokalteil)
Frankfurt muß nach Ansicht der CDU im Römer um die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) "kämpfen und gegebenenfalls auch neue Ideen und Perspektiven entwickeln, um diese Messe zu halten". Bislang aber, monierte am Freitag die Parteivorsitzende Petra Roth gemeinsam mit dem stellvertretenden Fraktionschef im Römer, Wolfgang Stammler, hätten die Mitglieder des rot-grünen Magistrats "kaum etwas für den Erhalt der Messe in Frankfurt beigetragen". Vorgeworfen wird der Stadtregierung nicht zuletzt, daß etwa die Zahl der Parkplätze rund um das Messegelände in den vergangenen Jahren reduziert worden sei. Der Planungsdezernent ließ diesen Vorwurf umgehend zurückweisen. Kein einziger Messeparkplatz gehe verloren, sagte Wentz-Referent Michael Kummer.
Nachgedacht werden muß nun nach Ansicht der CDU über "ein besseres Flächenmanagement im Bereich des Messegeländes" und über Möglichkeiten, wie sich die Messe "auch außerhalb des Stammgeländes" entwickeln könne.
Hintergrund für die CDU-Vorschläge sind Presseberichte, in denen von der Konkurrenz anderer Städte um die IAA die Rede war: So soll Düsseldorf sich gemeinsam mit Köln als neuer Standort ins Gespräch gebracht haben. ing
In der Stadt der Banken ist der Beruf des Bankkaufmanns gefragt. Allein in der Frankfurter Sparkasse haben jetzt 88 Berufsanwärter ihre Kenntnisse über Diskontsatz und Investmentfonds demonstriert und mit einem Diplom ihre zweijährige Ausbildung beendet.
Derzeit bildet das Geldinstitut 157 und damit ein Sechstel aller angehenden Bankkaufleute in Frankfurt aus. Weil die Nachfrage nach diesen Ausbildungsplätzen so groß ist, appelliert die Frankfurter Sparkasse an alle Interessenten, bereits ein Jahr vor Schulabgang ihre Bewerbungsunterlagen einzureichen. Adressat ist die Frankfurter Sparkasse, Abteilung Aus- und Weiterbildung, Postfach 10 08 22, 6000 Frankfurt 1. sar
BAGDAD, 17. Juli (Reuter). Der irakische Präsident Saddam Hussein hat den USA am Freitag vorgeworfen, sie beherrschten die Vereinten Nationen (UN). In einer von Funk und Fernsehen übertragenen Rede an die Nation erklärte Saddam, durch die amerikanische "Hegemonie" sei die Rolle der UN geschmälert worden. Die UN seien zu einer Art Reklamegremium für die Absichten und Interessen der amerikanischen Politik geworden. Seine Landsleute forderte Saddam auf, angesichts der UN-Sanktionen zu weiteren Opfern bereit zu sein. Eine Aufhebung dieser Maßnahmen sei auch dann nicht zu erwarten, wenn Irak mehr als bisher tue.
Nach Ansicht des UN-Sicherheitsrats hat Irak die ihm bei Beendigung des Golf-Kriegs auferlegten Bedingungen noch nicht erfüllt.
BAD HOMBURG. Der "Bad Homburger Sommer" ist der kulturelle Rahmen des großen Treffens mit Menschen aus allen Partnerstädten der Kurstadt. Ein Höhepunkt ist dabei am Samstag, 1. August, 13 bis 20 Uhr beim fröhlichen Mehrkampf aller Stadtteile von 13 bis 20 Uhr im Jubiläumspark. Jeder Stadtteil wird die Gäste einer anderen Partnerstadt betreuen. Am Spielfeldrand stehen Zelte, in denen Spezialitäten aus den Partnerstädten angeboten werden. s
NEU-ISENBURG/DREIEICH. "Eine Beerdigung muß bezahlbar bleiben", ist Hans Meudts oberster Grundsatz. Der Vorsitzende des Friedhofszweckverbands für Neu-Isenburg und Dreieich betont, daß der Verband entschlossen sei, die Gebühren zu erhöhen. Aber "wir werden trotzdem nicht einmal einen Kostendekkungsgrad von 60 Prozent schaffen", ist Meudt sich sicher. Derzeit decken die bei Bestattungen erhobenen Gebühren nur 28,6 Prozent der Kosten: die niedrigste Quote aller in einer jüngst veröffentlichten Studie des Bundes der Steuerzahler untersuchten hessischen Städte.
Zu erklären sei diese schlechte Bilanz, die viel Staub aufwirbelte, laut Meudt auch damit, daß der Zweckverband in den vergangenen Jahren viel investieren mußte. So wurde vor kurzem für drei Millionen Mark neues Gelände hinzu gekauft. Und die Schuldentilgung schlage nicht so wie anderswo im Einzelplan "Finanzen", sondern voll im Haushalt des Zweckverbands zu Buche.
Der Autor der Studie, Rainer Hase, den der Verband extra hergebeten hatte, wischte diesen Einwand vom Tisch: Daß jährlich drei Millionen Mark Friedhofszuschuß den städtischen Haushalt belasteten, sei nicht wegzudiskutieren. "Wenn sich die beiden Städte dazu entschließen, den Preis für Beerdigungen niedrig zu halten, ist das eine politische Entscheidung, die man als solche durchschaubar machen muß", sagt Hase. Mit seiner Studie wollte er zur Diskussion anregen, da die Friedhofskosten in Haushaltsberatungen allzuoft unter den Tisch fielen.
1400 Mark kostet jetzt eine Bestattung in Isenburg und Dreieich. In Kelkheim müssen die Angehörigen 3800 Mark auf den Tisch legen. Um wieviel der Verband die Gebühren erhöhen will, weiß Meudt noch nicht, "für einige Leistungen werden wir bis zu 50 Prozent mehr verlangen müssen". Sparmöglichkeiten sieht er kaum: Andere Städte privatisieren Leistungen; der Zweckverband sei jedoch stolz darauf, bei der Grünpflege Behinderte zu beschäftigen, die anderswo nicht eingestellt würden. fra
MADRID, 17. Juli (dpa). Ein schweres Bühnenunglück im neuen Opernhaus von Sevilla in Spanien hat ein Todesopfer und 40 Verletzte gefordert. Aus ungeklärter Ursache waren am Donnerstagabend Teile des zur Dekoration gehörenden Bühnenstegs bei Proben herabgefallen und hatten eine 39jährige Choristin der berühmten Pariser Bastille-Oper erschlagen. Von den Verletzten - überwiegend Mitglieder des französischen Ensembles und einige Bühnentechniker - lagen nach Angaben der Polizei am Freitag noch sechs auf Intensivstationen.
Der spanische Startenor Placido Domingo hatte nicht an den Proben für die Verdi-Oper "Othello" teilgenommen, sollte aber bei der Premiere die Titelrolle übernehmen. Das Gastspiel der "Opera de la Bastille" - als Beitrag Frankreichs zur Weltausstellung Expo in Sevilla gedacht - ist inzwischen abgesagt worden. Ebenfalls gestrichen wurde die für diesen Freitagabend in der Bastille-Oper in Paris vorgesehene Aufführung von "Schwanensee". Das Unglück ereignete sich, als etwa 60 Ensemblemitglieder auf der Bühne waren. Einige hörten noch "verdächtige Geräusche", bevor Teile des Laufstegs aus 17 Meter Höhe herabstürzten. In dem Chaos dauerte es noch etwa eine Dreiviertelstunde, bis die Verletzten versorgt werden konnten. In der Zwischenzeit spielten sich unter Technikern und Künstlern dramatische Szenen ab. Einige von ihnen, die nur leicht oder gar nicht verletzt waren, verließen laut um Hilfe schreiend das Gebäude.
Ein möglicher Grund für das Unglück könnte die für die Bühne des Opernhauses unpassende Größe der Dekoration gewesen sein, die erst noch für die Aufführung hergerichtet werden mußte. Außerdem wurde auf die große Eile beim Umbau von der vorangegangenen "La Traviata"-Aufführung der Mailänder Scala zur "Othello"-Oper verwiesen. Nach Ansicht von Maurizio Scaparro, bei der Expo für die Theateraufführungen zuständig, hat die Größe der Bühne aber nichts mit dem Unglück zu tun: "Dies ist ein komfortables und sicheres Theater. Es gehört zu den ersten. Es ist gut gebaut und verfügt über die nötigen Sicherheitsvorkehrungen." Er verwies darauf, daß die Franzosen ihre eigenen Techniker mitgebracht hätten, die wüßten, wie man eine Bühne aufbaut.
Sevillas Opernhaus "Teatro de la Maestraza", das 1700 Zuschauern Plätze bietet, ist erst im Mai 1991 eingeweiht worden. Es wurde speziell für die Expo gebaut mit modernster Bühnentechnik ausgestattet.Motorradfahrer flüchtete nach Unfall mit Passantin
Eine 82 Jahre alte Fußgängerin ist am Freitag gegen 12.15 Uhr bei einem Verkehrsunfall in Obererlenbach von einem Motorrad erfaßt, zu Boden geschleudert und schwer verletzt worden. Der Motorradfahrer beging Unfallflucht.
Wie die Polizei mitteilte, war der Fahrer auf der Landesstraße 3008 in Richtung Massenheim unterwegs. In Höhe der Osteinfahrt der Landesstraße überholte er trotz Überholverbots und einer Geschwindkeitsbegrenzung von 60 Kilometern die Stunde ein Auto und einen anderen Motorradfahrer.
Sekunden später erfaßte er die 82jährige aus Niedererlenbach, die gerade die Straße überqueren wollte. Er setzte die Fahrt in Richtung Massenheim mit unverminderter Geschwindigkeit fort. Die schwer verletzte Frau mußte mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden.
Bei dem Motorrad soll es sich nach Zeugenaussagen um eine blau-weiße schwere Maschine mit Friedberger Kennzeichen gehandelt haben. Hinweise auf den geflüchteten Fahrer nimmt das 15. Polizeirevier unter der Telefonnummer 755 - 51 15 entgegen. enk
Wer sich am heutigen Nachmittag auf den Weg zu "Liedern im Park" machen will, sollte das Auto zu Hause stehenlassen. Denn Parkplätze sind rund um den Grüneburgpark im Westend selten. Nicht zuletzt deshalb, weil in diesem innenstadtnahen Quartier das Plakettensystem gilt.
Empfohlen wird von den Veranstaltern des um 15 Uhr beginnenden Spektakels, die U-Bahnen zu nutzen: Von der Konstablerwache aus fahren die Linien U 6 und U 7 bis zur Station "Westend". Von dort aus sind es nicht mehr als fünf Minuten zu Fuß. Die Busse der Linie 36, die von Sachsenhausen aus in Richtung Palmengarten unterwegs sind, fahren direkt am Grüneburgpark vorbei. ing
Zur Person:
HANS-DIETRICH GENSCHER, einstiger Bundesaußenminister, ist zum Vorsitzenden des neuen Kuratoriums der Franckeschen Stiftungen in Halle (Sachsen-Anhalt) gewählt worden. Im Vordergrund der Kuratoriumsarbeit soll zunächst die finanzielle Absicherung und Renovierung des rund 50 Gebäude umfassenden Stiftungsbesitzes stehen. Das Eigentum der Stiftung, die 1946 von den sowjetischen Militärbehörden aufgehoben und erst im November vergangenen Jahres wieder in ihre Rechte eingesetzt worden war, befindet sich noch nicht wieder in ihrem Besitz. Der evangelische Theologe und Pädagoge AUGUST HERMANN FRANCKE hatte im 17. Jahrhundet in Halle eine Armenschule, ein Waisenhaus und andere pädagogische Einrichtungen gegründet, aus denen die Franckeschen Stiftungen hervorgingen. (epd/FR)
KELKHEIM. Was tun, wenn beim harmlosen "Zündeln" plötzlich der Vorhang Feuer fängt, ein Kurzschluß die Waschmaschine in Brand setzt oder der Toaster durchbrennt? Flammende Zwischenfälle dieser Art sollten Kinder nach dem 20. Juli nicht mehr schocken: Von 10.30 bis 16.30 Uhr führt die Freiwillige Feuerwehr am Montag Regie über die Ferienspiele und verrät im und vor dem Gerätehaus alles über den Brandschutz.
Die Kinder durchlaufen in zehn Gruppen und halbstündigem Wechsel zehn Aktionspunkte. Sie dürfen selbst ausprobieren, welche Materialien besonders schnell Feuer fangen. Natürlich wird auch mit verschiedenen Zündmitteln experimentiert. Lodert das Feuer erst, lernen die Kinder, von einer Telefonzelle aus die Leitstelle zu verständigen. Krimi-spannend wird's gar, wenn "Brand in der Wohnung" gespielt und dabei herausgefunden wird, wie man sich richtig zu verhalten hat.
Klar, daß auch eine dramatische Rettung aus dem verqualmten Stockwerk nicht fehlen darf. So viel sei verraten: Es wird Vermißte und Verletzte geben und als letzte Rettung bleibt nur, sich ins Freie abzuseilen. ana
Zur Person:
WOLFGANG RAULS, Umweltminister von Sachsen-Anhalt, hat die Ansicht geäußert, daß das Atomendlager Morsleben nur für den radioaktiven Abfall aus den neuen Ländern zur Verfügung stehen sollte. Im Magdeburger Landtag widersprach der FDP-Politiker damit anderslautenden Überlegungen aus Bonn. Für Morsleben gelte eine "territoriale Beschränkung", sagte Rauls nach Angaben seines Ministeriums. Dieses prüft nach Rauls Worten rechtliche Schritte gegen das Vorgehen Bonns. (ulf)
HÖCHST. So jung und schon die Unschuld verloren: Der neue Sex- Shop an der Bolongarostraße verzichtet ab sofort freiwillig auf einen seiner augenfälligsten Reize. Künftig brauchen sowohl Kunden von "Hoechst'e Erotik" als auch Passanten nicht mehr darüber zu rätseln, ob hier vielleicht der nahe Chemieriese seine Finger im Spiel hat. "Um eventuelle weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, haben wir heute die Schreibweise abgeändert", teilte Geschäftsführerin Monika Mörchen in einem Schreiben an unsere Redaktion mit. Die FR hatte am Donnerstag berichtet, daß der neckische Firmenname möglicherweise gerichtliche Folgen haben könnte, wenn sich Hoechst dadurch in seinen "geschäftlichen Aktivitäten" beeinträchtigt fühlt, wie ein Rechtsanwalt meinte.
Monika Mörchen ist offenkundig nicht auf Konfrontation aus: "Es ist doch selbstverständlich, daß wir als Kleingewerbetreibender uns nicht mit einem Riesenkonzern, der viel Macht und Einfluß hat, anlegen." Die Schreibweise von "Hoechst'e Erotik" mit "oe" habe einfach harmonischer gewirkt, "denn zu einem ' sehen zusätzliche ö-Strichelchen nicht so gut aus". Trotz aller Einbußen an Sinnlichkeit änderte sie jetzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Namen ihres Kaufhauses für Lust-Utensilien in "Höchst'e Erotik".
Ebenfalls als wenig befriedigend empfindet die Geschäftsfrau die freizügige Art und Weise, wie "amtliche Stellen" mit ihrem eigenen Namen umgehen: So sei sie bereits wiederholt mit "Frau Moerchen" angeschrieben worden. Nach bislang unbestätigten Gerüchten wird die Geplagte gegen derart fahrlässige Beamten spätestens dann gerichtlich vorgehen, wenn aus dem "Mörchen" ein "Möhrchen" geworden sei. Das wäre denn doch zu anzüglich. leo
In einem Schreiben an die hessische Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing hat Professor Rolf Denk von der "Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms e.V." seine Bedenken gegen Äußerungen der Ministerin zum Ausbau des Frankfurter Flughafens formuliert. Ausgehend von Fugmann-Heesings Prognose zur Wachstumsrate stellt Denk fest, daß diese "Aufblähung des Passagieraufkommens" sich nicht ohne wesentliche Steigerung der Flugbewegungen ermöglichen läßt. Die Interessengemeinschaft bezweifle sehr, ob sich die Ministerin vorstellen könne, was das an zusätzlicher Belastung für die gesamte Region bedeutet.
Denk verweist auf eine Veröffentlichung des Fluglärmschutz-Beauftragten der hessischen Landesregierung, Wolf Held, über die Folgen des Kapazitätswachstums bis ins nächste Jahrhundert hinein. Denk schlägt der Ministerin ein gemeinsames Treffen "vor Ort, beispielsweise in Raunheim", vor, um sie mit der Lärmsituation zu konfrontieren. amm
sp HANNOVER. Die Norddeutsche Landesbank sieht nach der Entscheidung des Landes Mecklenburg-Vorpommern ihr beizutreten (gestrige FR), nun größere Chancen, sich auch auf Schleswig-Holstein auszudehnen. Die Kieler Regierung will über eine Beteiligung an ihrer Landesbank im August zunächst mit der Düsseldorfer WestLB und dann im September mit den Hannoveranern verhandeln. NordLB-Chef Manfred Bodin erwartet die endgültige Entscheidung Kiels nicht vor dem Jahresende. Anschließend will er die vorläufig ruhenden Gespräche mit der Hamburger Landesbank wiederaufnehmen. Bodin strebt eine "norddeutsche strategische Allianz" an.
Außer in Niedersachsen ist die NordLB als Mehrheitseigner der dortigen Landesbank auch in Bremen tätig. Im Februar dieses Jahres hat sie zudem in Sachsen-Anhalt die Funktion der Girozentrale übernommen. Dieses Land ist mit zehn Prozent an der Bank beteiligt, und die regionalen Sparkassen halten 6,7 Prozent. Auf gleicher Grundlage, meint Bodin, könne auch der Staatsvertrag mit Mecklenburg-Vorpommern abgeschlossen werden. Zu klären sei noch, wieviel Eigenkapital das neue Bundesland und seine Sparkassen einbringen könnten. Jedenfalls sei vorgesehen, daß sich die niedersächsischen Anteile in dem Maße verringern, in dem sich die Ostdeutschen beteiligen. Die Verhandlungen über den Vertrag sollen schon im August beginnen und noch im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden. In allen drei involvierten Ländern müssen die Landtage ihr Plazet geben.
Die schleswig-holsteinische Landesbank, die im Ringen um die Gunst der Schweriner Regierung unterlag, hatte in den vergangenen Monaten bereits Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern entfaltet. Ob sie dort in irgendeiner Weise tätig bleiben wird, ist laut Bodin noch ungeklärt.
Die Kieler Regierung, die den Partner für ihre Landesbank bisher eher in Düsseldorf als in Hannover sieht, umwirbt der NordLB-Vorsitzende mit dem Argument, sein Haus biete ein Partnerschaftsmodell, während die WestLB eine Konzernlösung mit Vollkonsolidierung des Kapitals und die unternehmerische Führung beanspruche. Wenn sich die NordLB mit mindestens 25, aber nicht mehr als 50 Prozent an der schleswig-holsteinischen Landesbank beteilige, werde diese weiterhin geschäftspolitisch eigenständig handeln können.
Die Bilanzsumme des Hannoveraner Instituts nahm im ersten Halbjahr um gut acht Prozent auf 95,4 Milliarden Mark zu. Das Gesamtbetriebsergebnis wuchs im gleichen Tempo auf 231 Millionen.Für mich ist klar: Ein starker Staat muß ein Rechtsstaat sein. Aber was bedeutet das in der Praxis? In Polen gibt esgerade jetzt illegale Streiks, Gebäude werden besetzt. Welcher Schaden ist größer: die Hinnahme der Besetzung oder deren Beendung mit staatlicher Gewalt?
Hanna Suchocka
"Eine Schließung steht nicht an." Mit diesen Worten hat die persönliche Referentin von Kulturdezernentin Linda Reisch, Christiane von Wahlert, am Freitag auf eine Protestaktion von Frankfurter Medizinstudenten reagiert. Die Studenten und Studentinnen der Humanmedizin hatten der Referentin eine Liste mit 1004 Unterschriften überreicht, mit der sie sich gegen die von ihnen befürchtete Schließung der Bibliothek am Universitätsklinikum aussprachen. Spekulationen um eine mögliche Schließung waren laut geworden, nachdem der Magistrat eine zwölfprozentige Stellenkürzung für alle städtischen Einrichtungen verfügt hatte. Da die Planstellen in der Stadt- und Universitätsbibliothek zu 97 Prozent besetzt sind, die maximale Sollzahl laut Magistratsbeschluß bei 88 Prozent liegt, befürchten die Studenten nun die Entlassung von Mitarbeitern und damit die Schließung der Dependance am Uniklinikum.
Von Wahlert bestätigte am Freitag die Position von Kulturdezernentin Reisch, wonach diese einen Personalabbau verhindern wolle. sar
Das Wetter
Wetterlage Die nach Abzug der Kaltfront eines Tiefs mit Kern über Skandinavien eingeflossene frische Meeresluft kommt rasch unter Hochdruckeinfluß und wird ab Sonntag wieder durch Warmluft ersetzt.Vorhersage bis Montag früh Am Samstag im Norden wechselnd, vielfach stark bewölkt, einzelne Schauer, Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im übrigen Deutschland Übergang zu sonnigem und trockenem Wetter. Höchsttemperaturen 23 bis 28 Grad. Tiefsttemperaturen um 15 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Südwest. Am Sonntag im Küstenbereich wolkig, sonst sonnig mit Höchsttemperaturen im Norden um 25, im Süden um 30 Grad. Weitere Aussichten für Montag Überwiegend sonnig und heiß. Pollenflugvorhersage Bei weiterhin sehr hohen Temperaturen wird in den kommenden Tagen sehr starker Flug von Pilzsporen und Nessel- und Gräserpollen erwartet. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Amsterdam, Regen 18 Ankara, wolkig 23 Athen, leicht bewölkt 31 Barcelona, wolkenlos 28 Belgrad, leicht bewölkt 25 Bordeaux, wolkig 23 Bozen, wolkenlos 26 Brüssel, Regen 19 Budapest, leicht bewölkt 26 Casablanca, leicht bewölkt 28 Dublin, wolkig 21 Innsbruck, leicht bewölkt 26 Istanbul, leicht bewölkt 26 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, leicht bewölkt 31 Las Palmas, wolkenlos 30 Lissabon, leicht bewölkt 29 London, wolkig 22 Madrid, leicht bewölkt 32 Malaga, leicht bewölkt 27 Mallorca, leicht bewölkt 28 Moskau, stark bewölkt 21 Nizza, leicht bewölkt 26 Palermo, leicht bewölkt 29 Paris, stark bewölkt 22 Prag, leicht bewölkt 26 Reykjavik, stark bewölkt 12 Rom, wolkenlos 25 St. Petersburg, leicht bewölkt 19 Stockholm, leicht bewölkt 24 Tel Aviv, wolkenlos 28 Tunis, wolkenlos 32 Venedig, wolkenlos 27 Warschau, leicht bewölkt 24 Wien, leicht bewölkt 27 Zürich, leicht bewölkt 26
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, stark bewölkt 21 Arkona, bedeckt 18 Berlin, bedeckt 26 Bremen, bedeckt 22 Brocken, bedeckt 17 Cottbus, leicht bewölkt 27 Cuxhaven, bedeckt 21 Dresden, leicht bewölkt 27 Düsseldorf, stark bewölkt 24 Erfurt, wolkig 27 Feldberg/Schw., leicht bewölkt 16 Feldberg/Ts., stark bewölkt 21 Fichtelberg, leicht bewölkt 20 Frankfurt/M., bedeckt 27 Freiburg, wolkig 28 Freudenstadt, wolkig 23 Garmisch, leicht bewölkt 26 Hamburg, stark bewölkt 24 Hannover, stark bewölkt 26 Helgoland, bedeckt 18 Karlsruhe, leicht bewölkt 30 Kassel, wolkig 25 Kempten, leicht bewölkt 25 Köln-Bonn, bedeckt 23 Konstanz, leicht bewölkt 25 Leipzig, wolkig 28 Lübeck, stark bewölkt 25 Lüchow, wolkig 27 Magdeburg, wolkig 27 Mannheim, Regenschauer 28 Mühldorf, leicht bewölkt 26 München, leicht bewölkt 27 Münster/Osnabr., leicht bewölkt 23 Neubrandenburg, stark bewölkt 24 Norderney, bedeckt 20 Nürnberg, wolkig 28 Oberstdorf, leicht bewölkt 25 Passau, leicht bewölkt 26
Rostock/Warnem., bedeckt 24
Schleswig, bedeckt 19
Schwerin, leicht bewölkt 24
Stuttgart, wolkig 28
Sylt, bedeckt 20
Wasserkuppe, Regenschauer 17
Wittenberg, bedeckt 26
Würzburg, wolkig 27
Zugspitze, leicht bewölkt 7 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.36 Uhr
Sonnenuntergang 21.26 Uhr
Mondaufgang 22.34 Uhr
Monduntergang 9.31 Uhr
OFFENBACH. Als Ergebnis der neuen Frankfurter Drogenpolitik durch massive Polizeikontrollen hat CDU-Fraktionsvorsitzender Günther Hammann bereits eine "deutliche Zunahme des Drogenhandels in der Offenbacher Innenstadt, am Busbahnhof, am Marktplatz und auf dem Aliceplatz" ausgemacht. Offenbach dürfe nicht "zu einer Art Ruhezone für den ungehinderten Drogenhandel der Frankfurter Szene werden". Hammann fordert deshalb den Frankfurter Magistrat auf, zusammen mit der Landesregierung neue Konzepte gegen die Rauchgiftkriminalität und zur Hilfe der Süchtigen zu erarbeiten.
Ähnlich hatte sich unlängst auch die SPD geäußert. Deshalb krisitisiert FWG- Sprecher Dieter Jahn diese Äußerungen als Offenbacher Kirchturmspolitik: "Die große Koalition schiebt der Stadt Frankfurt den schwarzen Peter im Bereich der Drogenpolitik zu." Jahn betont, daß das Frankfurter Drogenproblem ein regionales Problem sei. Das ganze Umland trage zur Verschärfung des sozialen Brennpunktes Frankfurt bei. Statt Polizei-Repressionen verlangt Jahn deshalb ein gemeinsames Vorgehen aller Kommunen der Region. lz
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse sind die Kurse gestern nach Veröffentlichung der US-Handelsbilanzdaten vom Mai gefallen. In der Eröffnungsphase der Geschäfte gab der Dow- Jones-Index für 30 Industriewerte schon um rund acht Punkte nach. Am Vortag war das Börsenbarometer um 16,21 auf 3361,63 Zähler zum Schluß geklettert.
In Tokio fiel der Nikkei-Index um 439,59 auf 16 548,07 Punkte.
Das Wetter
Die nach Abzug der Kaltfront eines Tiefs mit Kern über Skandinavien eingeflossene frische Meeresluft kommt rasch unter Hochdruckeinfluß und wird ab Sonntag wieder durch Warmluft ersetzt.Vorhersage bis Montag früh
Am Samstag im Norden wechselnd, vielfach stark bewölkt, einzelne Schauer, Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im übrigen Deutschland Übergang zu sonnigem und trockenem Wetter.
Höchsttemperaturen 23 bis 28 Grad. Tiefsttemperaturen um 15 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Südwest.
Am Sonntag im Küstenbereich wolkig, sonst sonnig mit Höchsttemperaturen im Norden um 25, im Süden um 30 Grad. Weitere Aussichten für Montag
Überwiegend sonnig und heiß.
Bei weiterhin sehr hohen Temperaturen wird in den kommenden Tagen sehr starker Flug von Pilzsporen und Nessel- und Gräserpollen erwartet.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 29 °ree; Amsterdam
Regen 18 °ree; Athen
leicht bewölkt 31 °ree; Barcelona
wolkenlos 28 °ree; Bordeaux
wolkig 23 °ree; Brüssel
Regen 19 °ree; Budapest
leicht bewölkt 26 °ree; Bukarest
leicht bewölkt 26 °ree; Dublin
wolkig 21 °ree; Helsinki
wolkig 19 °ree; Innsbruck
leicht bewölkt 26 °ree; Istanbul
leicht bewölkt 26 °ree; Kairo
leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 31 °ree; Las Palmas
wolkenlos 30 °ree; Lissabon
leicht bewölkt 29 °ree; Locarno
leicht bewölkt 25 °ree; London
wolkig 22 °ree; Madrid
leicht bewölkt 32 °ree; Malaga
leicht bewölkt 27 °ree; Mallorca
leicht bewölkt 28 °ree;
Moskau
stark bewölkt 21 °ree; Nizza
leicht bewölkt 26 °ree; Paris
stark bewölkt 22 °ree; Rom
wolkenlos 25 °ree; Stockholm
leicht bewölkt 26 °ree; Tunis
wolkenlos 32 °ree; Varna
wolkig 23 °ree; Venedig
wolkenlos 27 °ree; Warschau
leicht bewölkt 24 °ree; Wien
leicht bewölkt 27 °ree; Zürich
leicht bewölkt 26 °ree;
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin
bedeckt 26 °ree; Dresden
leicht bewölkt 27 °ree; Feldberg/Ts.
stark bewölkt 21 °ree; Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 16 °ree; Frankfurt/M.
bedeckt 27 °ree; Freiburg
wolkig 28 °ree; Hamburg
stark bewölkt 24 °ree; Köln-Bonn
bedeckt 23 °ree; Leipzig
wolkig 28 °ree; München
leicht bewölkt 27 °ree; Norderney
bedeckt 20 °ree; Rostock/Warn.
bedeckt 24 °ree; Sylt
bedeckt 20 °ree; Zugspitze
leicht bewölkt 7 °ree;
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.
Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.36 Uhr
Sonnenuntergang 21.26 Uhr
Mondaufgang 22.34 Uhr
Monduntergang 9.31 Uhr
Bei einem Zusammenstoß mit einem Zug der Linie U 7 in Bergen-Enkheim sind am Donnerstag gegen 14.30 Uhr ein 53 Jahre alter Autofahrer schwer und sein 41jähriger Beifahrer leicht verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, war der 53jährige aus Nidderau mit seinem Wagen auf der Borsigallee unterwegs in Richtung Westerbachstraße. In Höhe des Hauses Borsigallee 9-11 bog er verbotswidrig mit seinem Fahrzeug nach links ab und prallte mit seinem Auto gegen den U-Bahn-Zug.
Der Autofahrer trug schwere Kopf- und innere Verletzungen davon und mußte mit einem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Auch sein Beifahrer mußte ärztlich behandelt werden. Der U-Bahn-Fahrer erlitt leichte Prellungen. An der U 7 entstand ein Schaden von rund 15 000, an dem Auto ein Schaden von etwa 10 000 Mark. Die Borsigallee mußte während der Unfallaufnahme durch die Polizei gesperrt, der Verkehr umgeleitet werden. enk
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Zur Person:
STEFAN HEYM, Schriftsteller und Erstunterzeichner des Gründungsaufrufs zu den ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit", ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht - wie ursprünglich angenommen - wegen seines Engagements für die neue Bürgerbewegung angegriffen worden. Heym war am Sonntag abend in einem Kölner Hotel von einem in den USA lebenden, ehemaligen DDR- Bürger zunächst beschimpft und dann geschlagen worden. Nach Darstellung des Schriftstellers KLAUS POCHE, der mit Heym zusammengesessen hatte, seien beide von dem Angreifer zunächst als "Drecksäue" und "Verbrecher" tituliert worden. Heym habe den Mann gefragt: "Wie alt sind Sie?". Der habe geantwortet: "61". Darauf, so Poche in der PDS-Zeitung Neues Deutschland, habe Heym sinngemäß gesagt, "dann hätte ich im Krieg gegen die Faschisten auch Ihren Vater vors Gewehr kriegen können. Das wäre schlimm gewesen, aber dann hätte ich jetzt mit Ihnen keinen Ärger". Daraufhin habe der andere zugeschlagen. Heym hatte im Zweiten Weltkrieg auf seiten der Alliierten gegen Hitler-Deutschland gekämpft. (FR)
Die Extra-Ausgabe der New Yorker "Daily News" wurde den Straßenverkäufern vor dem Madison Square Garden aus den Händen gerissen. "Perot gibt auf", so die fette Schlagzeile, die am Donnerstag mittag das jüngste, dramatische Kapitel in der Geschichte des diesjährigen Wahlkampfes verkündete. "Der Milliardär aus Texas sagt, er kann nicht gewinnen." Die vorbeieilenden Passanten auf der 7. Avenue Manhattans nahmen die "news" zur Kenntnis, mit Kopfschütteln zwar, aber so ist halt die Politik, die sie kennen: dominiert von den beiden etablierten Parteien und zu schmutzig, als daß "newcomer" darin länger bestehen könnten. Für die Perot-Anhänger draußen im Land brach dagegen eine Welt zusammen. Hatten sie doch - von diesem Zustand so abgestoßen - ihren ganzen Idealismus noch einmal in einen Mann investiert, der diese entartete politische Kultur verändern wollte. Und der hatte jetzt aufgegeben. Einfach so.
Tränen der Enttäuschung, aber auch der Wut begannen dort zu fließen, wo die Freiwilligen der Perot-Bewegung ihrer Mission nachgingen; sei es in ihrem New Yorker Hauptquartier in der Lexington Avenue oder an den Stelltischen vor den Einkaufshäusern, wo sie für ihn bis eben noch Unterschriften gesammelt hatten. "Perot", sagt einer,"hat uns verrraten."
Und dann gab es da noch die Demokraten, die an diesem Abend in New York eigentlich ihren Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton feiern wollten. Zwischen Parteitags-Seminaren und Mittagessen mit der Nachricht vom Verzicht Perots konfrontiert, wußten sie nicht, ob sie sich über den vorzeitigen Abgang des politischen Gegners freuen oder ärgern sollten. Natürlich hatte der 62jährige Milliardär aus Texarkana mit seiner Graswurzelbewegung für eine Veränderung in der US-Politik auch zahlreiche Demokraten angezogen. Doch noch stärker war seine Anziehungskraft für die von ihrem Präsidenten enttäuschten Republikaner gewesen. "Ross Perot", so ein Parteitagsdelegierter, "hat uns eine ganze Menge Attakken auf George Bush abgenommen."
Auch jener George Bush war - auf einem Anglerausflug mit Außenminister James Baker - von der morgendlichen Pressekonferenz Perots in Dallas überrascht worden. Doch binnen weniger Stunden fischte der Präsident in der Einsamkeit Wyomings nicht mehr nach Forellen, sondern nach den wieder zu ergatternden Stimmen der Perot-Anhänger. In einer hastig einberufenen Pressekonferenz mitten in der Prärie erklärte Bush, er habe Perot in einem persönlichen Telefongespräch Bewunderung für seine nun abgebrochene Kampagne ausgesprochen, die viele Bürger politisch motiviert habe. Bush bezeichnete die Anhänger Perots als "im Grunde genommen konservative Wähler", deren Werte und Prinzipien die Republikaner teilten und die deswegen im Herbst für ihn stimmen sollten.
Noch vor wenigen Wochen war Perot von Vize-Präsident Dan Quayle als "reizbarer Tycoon mit Verachtung für die Bürgerrechte" beschimpft worden. Wie unsicher sich die Wahlkampfmannschaft des Präsidenten auch nach Perots Ausstieg noch ist, zeigte Bushs Andeutung, daß Außenminister Baker nach seiner Nahostreise möglicherweise doch seine Wahlkampfführung übernehmen könnte.
So unerwartet auch der Zeitpunkt des Perot-Ausstiegs kam, so wenig überraschend sind die Gründe, die am Ende dazu führten. Die Spannungen zwischen dem "Outsider" und seinen als Wahlkampfberater angeheuerten "Insidern" waren vorherzusehen. Ebenso die Empfindlichkeiten seiner Freiwilligen-Armee, als sich im Juni plötzlich die Polit-Experten dazu anschickten, ihre Bewegung von oben zu steuern. Allein mit seiner Person, seinem Witz und Charisma, aber ohne Programm und organisatorischen Hintergrund hätte Perot seinen Wahlkampf auch mit seinen Millionen nicht mehr lange führen können. Bei aller berechtigter Kritik an der Verknöcherung und wachsenden Bedeutungslosigkeit der politischen Parteien, haben sich deren Strukturen in diesem Wahlkampf noch einmal allen Basis-Bewegungen - von der des linken Demokraten Jerry Brown bis hin zu Perots Grassroots-Kampagne - als überlegen erwiesen. Die Gründe, die Perots für seinen Rücktritt anführte - die Gefahr eines langen Gerangels um die Präsidentschaft im Repräsentantenhaus und die "Wiederbelebung der demokratischen Partei" - zeigen nur die Naivität des Perotschen Unterfangens. Naiv auch der Glaube des Businessman aus Texas, mit einer so dünnen Haut wie der seinen, im harten Politik-Geschäft bestehen zu können.
Der Mann, der den Saustall politischen Prozesses in den USA ausmisten wollte, läßt nun eine Menge verwirrter Viecher in einer nicht unbedingt aufgeräumteren Umgebung zurück. Der Mechaniker, der unter die Haube der stotternden US-Ökonomie schauen wollte, um den Schaden zu beheben, läßt den Motor nun auf drei Zylindern weiterlaufen. Der Cowboy, der vor fünf Monaten zur Rettung der amerikanischen Bürger aufbrach, ist im brutalen Rodeo des US-Wahlkampfes einfach vom Pferd gefallen.
Zurück läßt er eine Schar enttäuschter Anhänger, die in seiner Person die einzige und letzte Rettung sahen. Viele von ihnen offenbarten den neugierigen TV-Kameras am Donnerstag ihre politische Seele, wie ein Patient, der gerade seinen Psychiater verloren hat. Von persönlichem Verlust, von Frustrationen, Schock, Wut und Schmerz über Perots Abdankung war da die Rede, wie in einer plötzlich aufgebrochenen Gruppentherapie. Ohne Projektionsfläche für ihre Träume von einer besseren politischen Welt werden einige von ihnen zu jener vermeintlichen Sicherheit und Vertrautheit zurückkehren, die George Bush anbietet. Andere werden es mit dem Demokraten Clinton versuchen, weil er ihnen nun jenen Wandel verspricht, den sie sich - in unkonventionellerer Form - von Perot erhofft hatten. Die meisten der Perot-Wähler, der primären Zielgruppe des künftigen Wahlkampfes, werden jedoch dahin zurückkehren, wo sie hergekommen sind: ins Abseits, das bald größer sein wird, als das eigentliche Spielfeld der Politik.
Doch traurig über seinen Abschied sind nicht nur die Amateure. Auch die Profis der Medien hätten sich ihren Ross Perot noch länger im Rennen gewünscht. So wie er sich im Februar in einer Talkshow zur Präsidentschaftskandidatur hat bitten lassen, war Ross Perot die Personifikation einer Basisbewegung der mit dem Establishment Unzufriedenen. So wie er allerdings aufgebaut, präsentiert und am Ende zerstört wurde, war er ganz ein Geschöpf der Wahlkampfindustrie. Hätte es den populistischen Milliardär aus Dallas nicht gegeben, Journalisten und Consultants hätten ihn erfinden sollen. Es war Perot, der diesen noch im Februar so langweiligen Wahlkampf zwischen einem Präsidenten, den kaum noch einer will und einem demokratischen Herausforderer dem viele noch nicht trauen, interessant gemacht hat.
Jetzt, wo Perot seine Kandidatur abgebrochen hat, bevor er sie offiziell erklärte, rätseln Medien und Parteien über Form und Inhalte des restlichen Wahlkampfes. Mit der Rückkehr zum traditionellen Zweierrennen, hat sich auch die Wahlgeographie und Arithmetik erneut verändert. George Bush hat wieder Chancen, Texas zu gewinnen, wo Perot die weißen Stimmen gespalten hätte. Clinton kann sich nun Kaliforniens fast sicher sein, wo Perot seinen Sieg verhindert hätte. Der Kampf um die Wechselwähler der US-Politik - die sich von Nixons "schweigender Mehrheit" zu Reagan- und nun zu Perot-Anhängern gewandelt haben - wird vor allem im Süden und in den industriellen Staaten des Mittelwestens entbrennen. Früher waren sie sozial-konservativ, aber Wirtschaftsliberale, heute sind sie in ihren Vorstädten für ein ausgeglichenes Haushaltsbudget, aber ein Laissez-faire in sozialen Fragen. Wer ihnen eine Heimat bietet, wird ins Weiße Haus einziehen.
So wurde denn der abschließende Tag der "Democratic National Convention" ganz zur Werbeveranstaltung für Wechselwähler, zum Lockruf an die heimatlosen Perotistas. Vize-Kandidat Albert Gore präsentierte die Werte von Familie und Gemeinschaft, als bewerbe er sich für ein Amt bei den Republikanern. Präsidentschaftskandidat Clinton betonte seine ökonomische Kompetenz, um "der vergessenen Mittelklasse" wieder zu ihrem gewohnten Standards zu verhelfen. In vom Parteivolk begeistert aufgenommenen Reden ließen sie kein Klichee aus, keinen Mythos unberührt, um ihre Partei als redlich, vertrauenswürdig und als Verwalter des amerikanischen Traums von Wohlstand und Chancengleichheit zu empfehlen: Versatzstücke aus den Reden vergangener Präsidenten von William Bryant Jennings bis zu Harry Truman. Der obligatorische Bezug auf John F. Kennedy, dessen jugendliches und tatkräftiges Image Gore und Clinton gleich ihm Duo bemühten. All dies zusammengestrickt in einen "neuen Gesellschaftsvertrag", der, so Clinton, "Chancengleichheit, Verantwortung und soziales Miteinander" zu einer Vision verdichten soll.
Nach dieser Galavorstellung hatte Clinton den Präsidenten am Freitag in den Meinungsumfragen weit hinter sich gelassen. Jenen George Bush, der im Wahlkampf bisher noch gar nicht richtig anwesend war. Perot dagegen kam, sah und ging wieder. Der Demokrat Clinton aber kam, sah, steckte ein, zog sich zurück - und feierte in dieser Woche seine triumphale Rückkehr. Mit welchem Erfolg wird sich im November zeigen müssen.
Für ein starkes Polen spricht sich die polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchocka in einem Interview mit der FR aus. (Siehe Seite 7)
spi ESSEN. Das Ringen um das Sagen beim RWE spitzt sich zu. Auf der einen Seite stehen die 64 privilegierten Aktionäre (Städte, Kreise, öffentliche Körperschaften), die mit unterschiedlichem Engagement versuchen, ihre Vorherrschaft abzusichern. Auf der anderen Seite dringen die drei Großbanken auf eine Abschaffung der Mehrfachstimmrechte und locken mit attraktiven Abfindungsangeboten.
Die 64 im Verband der kommunalen Aktionäre (VkA) zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Anteilseigner planen dagegen, mit Unterstützung der örtlichen Sparkassen eine Holding zu gründen, die ihnen auch künftig die Mehrheit beim RWE sichert. Am kommenden Mittwoch beschäftigt sich der VkA-Aufsichtsrat mit dem Problem, wie die Stimmen-Mehrheit auch dann zu bewahren sei, wenn RWE das Kapital erhöht und einige Kommunen mangels Geld nicht mitmachen können. Die Initiative des RWE-Vorstandes, das Mehrfach-Stimmrecht der Kommunen abzuschaffen, hatte die VkA-Gesellschafterversammlung vor kurzem überraschend einmütig abgelehnt.
Nach dem Modell, das der VkA-Vorsitzende und Duisburger Oberstadtdirektor Richard Klein ausgearbeitet hat, ist die Gründung einer Beteiligungs-AG vorgesehen. Die kommunalen Anteilseigner sollen in sie Aktien in Höhe von sieben Prozent des RWE-Kapitals (zur Zeit 2,3 Milliarden Mark) als Sacheinlage einbringen. Weitere drei Prozent müßten "öffentlich-rechtliche Investoren, die bereits Mitglieder im Vka sind" - neben den Sparkassen die Westdeutsche Landesbank - beisteuern. Die Stimmrechte dieser Holding in der RWE-Hauptversammlung sollen wie bisher bei den Kreisen, Städten und Gemeinden bleiben.
Bei der nächsten Kapitalerhöhung vermutlich im Frühjahr - gesprochen wird von effektiv 1,8 Milliarden Mark - würden dem Plan zufolge die Kommunen den örtlichen Sparkassen oder auch der Landesbank die Bezugsrechte von jungen RWE-Aktien verkaufen. Dies hätte den Vorteil, so argumentiert der VkA, daß die jeweiligen Körperschaften Bares in die Kasse bekommen und dennoch "ihre Interessen gegenüber dem Konzern wahren können, ohne die öffentlichen Haushalte zu belasten".
Begründet wird die Initiative aber auch mit wirtschaftlichen Argumenten: "Mit rund 40 Prozent Anteil an Umsatz und Ertrag sind die kommunalen Anteilseigner in ihrer Gesamtheit unverändert größter Auftraggeber des RWE-Konzerns." Deshalb sei es verständlich, daß sie an den aus ihrem Auftragsvolumen "resultierenden Erträgen in unverändertem Maße partizipieren möchten".
Wer möchte da noch sagen, US-Parteitage seien langweilig geworden? Die Demokraten gaben sich ein neues Image und ein neues, junges Führungsteam. Der Sprengsatz der Woche freilich explodierte nicht in New York, sondern in Texas. Dort zerplatzte der Traum von "Mr. Smith goes to Washington." Treffende Kritik, plausible Ideen, zupackende Art und eine volle Kasse reichen eben nicht aus, um im politischen System der USA Erfolg zu haben. Ross Perot war an einem Punkt angelangt, wo er Fragen der Strategie und der Werbung an Professionelle abgeben mußte. Dazu war er offensichtlich nicht fähig. Darin liegen die Ursachen seines Verzichts, nicht in einer großen republikanischen Verschwörung.
Gleichwohl könnte Bush von Perots Verzicht mehr profitieren als Clinton. Vor allem in den großen Staaten Texas, Florida und Kalifornien wird es für die Demokraten nun schwerer, die Mehrheit zu gewinnen. Andererseits hat die Perot-Herausforderung die Demokraten angetrieben, Gesicht und Programm zu ändern und Perots Kritik an verkrusteten Strukturen und exklusiven Politikzirkeln aufzugreifen. Der Kampf um die Perot-Wähler hat begonnen. sie (New York)
Zwei unbekannte Täter haben am Donnerstag abend einen 29jährigen aus Eschborn mit dem Versprechen, ihm ein Auto günstig zu verkaufen, in ein Haus in der Kölner Straße im Gallus gelockt, ihn dort überfallen und ihm 7500 Mark geraubt. Wie die Polizei mitteilte, hatte der 29jährige einen der beiden Männer vor einigen Tagen an einer Tankstelle kennengelernt und angeboten bekommen, einen Autokauf zu vermitteln. Telefonisch einigten die beiden sich wenig später über den Preis und vereinbarten einen Treffpunkt, von dem aus sie schließlich gemeinsam zu dem angeblichen Verkäufer im Gallus fuhren.
Kaum hatte der 29jährige mit seinem Begleiter das Haus in der Kölner Straße betreten, packte ihn dessen Komplize und stieß ihn die Kellertreppe hinunter. Die Täter nutzten seine Benommenheit aus und raubten das Geld. Sie flüchteten durch eine zweite Kellertür. enk
Schützenhilfe bekommt die Atomindustrie von der Regierungskoalition. Wirtschaftsminister Möllemann plädierte mit Hinweis auf den Treibhauseffekt nachdrücklich für den Ausbau der Atomenergie.
Conchita Martinez und Arantxa Sanchez halten ihre Hände weiter fest am Federation-Cup. Im Viertelfinale fertigten die beiden Spitzenspielerinnen des Titelverteidigers Florencia Labat und Mercedes Paz (Argentinien) glatt mit 6:0, 6:1 und 6:1, 6:2 ab. Hatten es die amtierenden Mannschaftsweltmeisterinnen auf dem Centre Court gewohnt eilig, so lieferten sich in der zweiten Viertelfinalbegegnung auf der Tennisanlage am Frankfurter Waldstadion Australien und die CSFR ein zwar ein zähes, aber qualitativ eher mäßiges Match. Allein Nicole Provis und Jana Novotna brauchten fast eine Stunde, um den ersten Satz mit 7:5 für Australien zu Ende zu bringen.
Das knappe Ergebnis spricht weniger für die Spannung als für die Masse von eigenen Fehlern, mit denen sich die Spielerinnen immer wieder selbst in Bedrängnis brachten. Im zweiten Satz war die tschechoslowakische Nummer 12 der Tenniswelt dann völlig von der Rolle. Provis, 26 Rechnerplätze hinter ihrer Gegnerin rangierend, gewann mit 6:0. Also versprach das Doppel Spannung, das bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe aber noch nicht begonnen hatte.
Ganz anders das Geschehen auf dem Centre Court, wo sich die Weltranglistenfünfte Sanchez und die derzeit nur auf Rang 64 im Computer notierte Paz einen hochklassigen, dem Anspruch einer Weltmeisterschaft angemessenen Schlagabtausch lieferten. Das deutliche Ergebnis zugunsten von Spaniens großer Olympiahoffnung gibt nur unzureichend wieder, welch druckvolles und temporeiches Spiel sich vor der erstmals wirklich annähernd weltmeisterlichen Kulisse von gut 3500 Zuschauern auf dem Hauptplatz entwickelte. D-Zug-Tennis auf dem Centre Court gegen Soft-Tennis auf Court Nr. 1. Den Spanierinnen mit der vor Kraft und Selbstbewußtsein strotzenden Arantxa Sanchez ist wohl weder vor Australien noch der CSFR als Halbfinalgegnerinnen am heutigen Samstag bange, obwohl Conchita Martinez am frühen Freitagmorgen wieder Rätsel aufgab. Angeblich an einer kleinen Erkältung leidend, sollte die Weltranglistenachte erst gar nicht antreten. Dann entledigte sich die als nervenschwach geltende 20jährige doch recht sicher ihrer Pflicht gegen Labat. Wiederholt hatte die Spanierin im Verlauf der eine zittrige Hand bewiesen.
Insofern haben die deutschen als Favoriten auf den Silberpokal und die amtierenden Weltmeisterinnen mannschaftlich betrachtet eine ähnliche Ausgangsposition. Einer scheinbar unerschütterlichen Steffi Graf steht Anke Huber an der Seite, der Bundestrainer Hofsäss schon mal das nervöse Händchen halten muß. Die Deutschen treffen heute auf dem Centre Court auf die Rekordsieger USA. Dabei wäre der Verlust eines Einzels vermutlich schon der Fehltritt zum Cup-Aus, gilt doch das US-Doppel mit Gigi Fernandez und der Duo-Spezialistin Pam Shriver als eines der Besten der Welt.
Bestes Tennis boten gestern Sanchez und Paz. Den Argentinierinnen gelang es nicht, sie auch mit einer noch so variabel eingesetzten sauberen Rückhand in Verlegenheit zu bringen, aber sie verlangte der stämmigen Spanierin einige ihrer schönsten Rückhandknaller ab.
FRANKFURT A. M. (rtr/AP). An den Finanzmärkten hat die Erhöhung des deutschen Diskontsatzes zu Turbulenzen geführt. An der Frankfurter Aktienbörse gab es einen Kurseinbruch um rund 2,2 Prozent, der vor allem Konsumwerte traf. Händler meinten, daß der Anstieg der kurzfristigen Zinsen die private Nachfrage weiter beeinträchtigen könnte. Auch Auto- und Finanzaktien wurden schwer gebeutelt. Insgesamt fiel das Kursniveau auf den niedrigsten Stand seit Mitte Februar. Das Börsenbarometer Dax lag am Schluß nur noch knapp über 1700 Punkten, nachdem es im Mai mit rund 1812 sein Jahreshoch erreicht hatte.
Auch der Rentenmarkt zeigte sich nach den Beschlüssen der Bundesbank stark verunsichert. Bei meist schwächeren Notierungen lag die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen mit 8,34 Prozent nur noch um einen hundertstel Punkt unter dem bisherigen Jahreshöchststand. Im Devisenhandel fiel der Kurs des Dollar auf ein neues Jahrestief. Schon das Frankfurter "Fixing" von 1,4718 Mark bedeutete einen Rückgang um gut einen Pfennig und den niedrigsten amtlichen Kurs in diesem Jahr. Anschließend gab die US-Währung im Handel unter Banken dann sogar weiter bis auf 1,4625 Mark nach. Ursache dafür war die jüngste Handelsbilanz der Vereinigten Staaten, die für Mai ein unerwartet hohes Defizit von 7,4 (April: 7,1) Milliarden Dollar aufweist. Es war der größte Fehlbetrag seit November 1990. Am Markt wurde nicht ausgeschlossen, daß der Dollar nun demnächst sein historisches Tief von rund 1,45 Mark "testen" könnte.
Unterdessen kündigten Deutsche und Commerzbank an, daß sie ihre verteuerte Refinanzierung bald in den Kreditzinsen an die Firmenkundschaft weitergeben werden - "im wesentlichen im vollen Umfang", hieß es bei der "gelben" Bank. Für Konsumentenkredite wurde noch keine Entscheidung getroffen.
Die Rhein-Main-Region mit den fünf Großstädten Frankfurt, Darmstadt, Mainz, Offenbach und Wiesbaden will zukünftig über ihre Verkehrsämter und Kurbetriebe enger zusammenarbeiten, was die Tourismus-Werbung anlangt. In einem Arbeitskreis "Städtetourismus Region Rhein-Main", dem auch die Ämter für Öffentlichkeitsarbeit der genannten Städte angehören, wurden jetzt amtliche Statistiken ausgewertet, aus denen hervorgeht, daß im Jahr 1990 rund drei Millionen Gäste mit insgesamt 5,75 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen waren. Zusätzlich könne für den Tagestourismus der fünffache Wert der Übernachtungsgäste angenommen werden, heißt es in dem Papier.
Das heißt, daß etwa 15 Millionen Tagesbesucher jährlich allein die Großstädte des Rhein-Main-Gebietes besuchen; schon das beweise "die große Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Fremdenverkehr". Denn bei einer vorsichtigen Schätzung der durchschnitlichen Tagesausgaben dieser Übernachtungsgäste ergebe sich eine Summe von 250 Mark pro Kopf. Die "Tagesbesucher" schlagen dann noch einmal mit jeweils 40 Mark zu Buche. Daraus ergebe sich ein jährlicher Umsatz von über zwei Milliarden Mark, der auf das Konto des Städtetourismus zu verbuchen sei.
Das Verkehrsamt Frankfurt, auf dessen Initiative hin im Mai letzten Jahres das erste Treffen dieser Koordinierungsgruppe zurückgeht - auch der Umlandverband Frankfurt ist übrigens beteiligt -, plant weitere gemeinsame Aktivitäten für die Zukunft. So wurde jüngst eine Broschüre herausgegeben mit dem Titel "Rhein-Main-Feste".
Prospekte können von Interessenten bei den zuständigen Verkehrsämtern angefordert werden. -vau
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WEHRHEIM. Der Verursacher des tragischen Unfalles bei Butzbach, bei dem am 30. Dezember des vergangenen Jahres ein 17jähriger Wehrheimer getötet wurde und sein 19jähriger Freund den linken Arm und das linke Bein verlor, ist vom Amtsgericht Friedberg zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten auf Bewährung, einer Geldstrafe von 4000 Mark und einer Führerscheinsperre von sieben Monaten verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der verurteilte 20jährige Bundeswehrsoldat aus Bornheim (Rhein-Sieg-Kreis), war am Abend des 30. Dezember 1991 von seinem Heimatort bei Köln losgefahren, um bei Bekannten in Herbstein (Vogelsberg) Silvester zu feiern. Dort wollte er gegen 20 Uhr eintreffen.
Aus bis heute ungeklärten Gründen landete er jedoch in der Innenstadt von Gießen. Dort fragte er nach dem Weg, wie er vor Gericht aussagte. Mit einiger Verspätung setzte er dann seine Fahrt fort - abermals in die falsche Richtung. Statt in Richtung Lauterbach/Herbstein zu fahren, ging es auf der B 3 nach Süden in Richtung Butzbach.
Auf der vierspurigen Straße blieb er zunächst hinter einer großen BMW-Limousine. Trotz der Ausschilderung registrierte der junge Soldat nicht das Ende der vierspurigen Schnellstraße und den dann folgenden Übergang in eine ganz normale Bundesstraße mit direktem Gegenverkehr. Der Angeklagte konnte dem Gericht nicht erklären, weshalb er dies nicht erkannt hat.
Als er nur rund 200 Meter nach dem Ende der vierspurigen Schnellstraße ein Schild sah, mit dem das Überholverbot aufgehoben wird, überholte er den etwa mit 60 bis 70 Stundenkilometer vor ihm fahrenden BMW, weil er glaubte, daß er sich nach einer kurzzeitigen Fahrbahnverengung wieder auf der vierspurigen Schnellstraße befinde.
Dies war jedoch ein tragischer Irrtum, da die Fahrbahn dort nur noch zweispurig ist. Auf der Gegenfahrbahn erfaßte er bei dichtem Nebel (Sicht unter 50 Meter) mit etwa 100 Stundenkilometer frontal das Hercules-Leichtkraftrad des 17jährigen Wehrheimers, der etwa mit 70 Stundenkilometer unterwegs war. Durch die Wucht des Aufpralles starb der 17jährige noch an der Unfallstelle. Er war der einzige Sohn eines Fuhrunternehmers und kam wie sein 19jähriger Freund aus dem Wehrheimer Ortsteil Pfaffenwiesbach. Beide waren auf dem Weg in die Disco.
Der mit einem Enduro-Motorrad bei ihm fahrende 19jährige Freund wurde ebenfalls von dem Golf erfaßt. Dabei wurde sein linker Arm und sein linkes Bein abgerissen. Nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt begann der junge Mann kürzlich mit Rehabilationsmaßnahmen. Der Unfallverursacher wurde bei dem Frontalzusammenstoß nur leicht verletzt.
Mit dem Urteil folgte das Gericht weitgehend den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Das Amtsgericht hielt dem Angeklagten zugute, daß er keinerlei Vorstrafen hat, zum Tatzeitpunkt nicht alkoholisiert war, für ihn die Strecke unbekannt war und er sich reumütig für seinen folgenreichen Fehler zeigt.
Das erstinstanzliche Urteil des Friedberger Amtsgerichtes ist jedoch noch nicht rechtskräftig, weil der Angeklagte dagegen Berufung einlegte. Möglicher Hintergrund: Der Zeitsoldat will seine bevorstehende Beförderung zum Fahnenjunker durch ein rechtskräftiges Urteil nicht gefährden. Dies könnte durchaus gelingen, da der Fall vor dem Landgericht in Gießen vermutlich erst in einigen Monaten terminiert wird. Bis dahin ist möglicherweise die Beförderung erfolgt - und die Berufung könnte zurückgezogen und das Urteil des Amtsgerichtes Friedberg rechtskräftig werden. str
Die Forderung der OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, rund 200 Polizeibeamte in Frankfurt von den Aufgaben des Objektschutzes, der Aufnahme von Bagatellunfällen sowie der Begleitung von Gefangenentransporten zu entlasten und sie dann bei der Verbrechensbekämpfung einzusetzen, stößt auf die entschiedene Ablehnung von Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD). Wie sein Sprecher Gert-Uwe Mende am Freitag sagte, sei es unverzichtbar, für diese Tätigkeiten Polizeibeamte einzusetzen. "Bei diesen Aufgaben kann es gefährlich werden, und hierfür braucht man gut ausgebildete Polizeibeamte. Wir wollen in diesem Bereich weder Bürgerwehr noch schwarze Sheriffs."
Es sei erstaunlich, daß die OB-Kandidatin eine derartige Forderung erhebe, denn die ehemaligen hessischen CDU-Innenminister Gottfried Milde und Hartmut Nassauer seien während ihrer Amtszeiten Vorschlägen für eine freiwillige Polizeireserve nicht nachgegangen. enk
BOGOTA, 17. Juli (AP). Ein Hubschrauber der kolumbianischen Drogenpolizei ist am Donnerstag Medienberichten zufolge bei der Suche nach geheimen Landeplätzen von Rauschgifthändlern abgeschossen worden. Die drei Besatzungsmitgieder wurden laut Rundfunksender RCN schwer verletzt.
"Es ist unmöglich, meine Stadt Kiew nicht zu lieben." Diesen Kehrreim eines ukrainischen Liebeslieds sang mit kräftiger Tenorstimme am Freitag ein Mann, von dem man das nicht erwartet hatte, noch dazu an einem ungewöhnlichen Ort und zu ungewohnter Stunde. Das einschmeichelnde Liedchen sang Oberst Nikolaj Choroschok in der VIP-Lounge des Flughafens Borispol der ukrainischen Hauptstadt Kiew vor Feuerwehrleuten aus Frankfurt. Der 52jährige Herr über 270 Feuerwehrautos in der Drei- Millionen-Stadt, der Gebieter über 33 Feuerwachen und 2870 Feuerwehrfrauen und -männer, stand jedenfalls nicht erkennbar unter dem Einfluß des nur für deutsche Begriffe reichlich genossenen vierzigprozentigen Korns der Marke Okowata. Ein Dolmetscher verriet, die lyrisch veranlagten Ukrainer vermöchten es, auch über einen Brandeinsatz in Versen zu berichten.
Oberst Choroschok hatte schon im Mai vorigen Jahres Frankfurts Branddirektor Günther Burbaum in Kiew bei den Feierlichkeiten zum 150jähriigen Bestehen der dortigen Feuerwehr beeindruckt. Als in diesem Jahr auf verschlungenen Wegen am Main bekannt wurde, daß der VDA, Verein zur Unterstützung des Deutschtums im Ausland, Hilfsgüter nach Kiew schaffen wollte und die gecharterte Lufthansa-Maschine leer zurückfliegen sollte, wurde der Plan geboren, den Rückflug kostengünstig zu nutzen: um 80 Kinder dieser bei der Tschernobyl-Katastrophe eingesetzten Kiewer Feuerwehrleute zu einem dreiwöchigen Erholungsaufenthalt ins Rhein-Main-Gebiet zu holen.
Drei gestandene Führungskräfte der Brandwache sechs in der Mörfelder Landstraße, Gerhard Stengel, Walter Meinel und Kurt Weihe, setzten seit dem Frühjahr alles daran, diesen Erholungsaufenthalt zu organisieren. Am Freitag nun war es soweit. Die drei flogen um 6 Uhr morgens mit einer Boing 727 der Lufthansa nach Kiew, um die Kinder abzuholen.
Ein Stadtbummel fiel wegen Zeitmangels aus. Während die Mannen um Choroschok den Frankfurter Gästen den oben geschilderten "musikalischen Imbiß" kredenzten, legte die sechsköpfige Crew von Flugkapitän Achim Siebenkort selbst Hand an, um die von VDA beschafften zehn Tonnen Zucker, die Erbsen, Radios, Südfrüchte und Kindergartengrundausstattungen auszuladen. Man wollte ja gegen 15 Uhr wieder im 1600 Kilometer entfernten Frankfurt sein.
Die 81 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 16 Jahren und ihre zehnköpfige Betreuerschar wurden am gestrigen Spätnachmittag in der Feuerwache sechs fürstlich bewirtet. 51 Kinder und sieben Betreuer werden jetzt bis Montag, 10. August, im städtischen Landschulheim Wegscheide betreut, die restlichen wurden am Freitagabend in Bad Vilbel von Gasteltern in Empfang genommen. Höhepunkt des Aufenthalts wird ein Kinderfest auf dem Messegelände am Samstag, 8. August, sein.
Am Freitag in Kiew wurden sich die Brandschützer beider Seiten schnell einig darüber, daß mit diesem Besuch ihre freundschaftlichen Beziehungen nicht enden sollten. Die Gesangskünste des Obersten Choroschok lassen erkennen, wie es weitergehen könnte.
Die Kiewer Berufsfeuerwehr nämlich verfügt über einen konzertreifen großen Männerchor - und der könnte in Frankfurt einen großen Saal füllen und damit Beziehungen fördern zwischen Frankfurt und Menschen, die noch immer unter ihrem Einsatz bei der Reaktorkatastrophe des 140 Kilometer nördlich gelegenen Tschernobyl zu leiden haben.
Beamte der Polizei und des Ordnungsamtes haben am Freitag vormittag die beiden Bullterrier-Mischlinge, von denen einer am Dienstag morgen in einem Zug der Linie U 2 eine 76 Jahre alte Rentnerin gebissen und schwer verletzt hatte, ihrer 37 Jahre alten Halterin auf Dauer weggenommen und sie in das Tierheim nach Fechenheim gebracht. Wie der für das Ordnungsamt zuständige Stadtrat Achim Vandreike mitteilte, hatten Vertreter des Amtes in den vergangenen Tagen die Frau bei mehreren Besuchen nicht angetroffen. Die Hunde sollen im Tierheim zunächst untersucht werden.
Die Stadt beabsichtigt, sowohl gegen diese Frau als auch ihren 28jährigen Bekannten, der das Tier am Dienstag morgen ausgeführt hatte, ein generelles Haltungsverbot von Hunden zu verhängen. Allerdings müßten beide zuvor dazu angehört werden. enk
WIESBADEN. Die Polizei hat am Donnerstag abend in der Bahnhofstraße einen 22 Jahre alten Rauschgifthändler festgenommen, der wegen räuberischer Erpressung per Haftbefehl gesucht wurde. Er saß mit einer jungen Frau in einem Auto, als er einer Funkstreife bei einer Kontrolle auffiel. Bei der Durchsuchung des Wagens stellten die Beamten sieben Briefchen mit Betäubungsmitteln und eine Feinwaage zum Portionieren von Drogen sicher. Seine Begleiterin, die nachweislich nichts mit dem Drogenhandel zu tun hat, wurde wieder auf freien Fuß gesetzt, der junge Mann hingegen wurde dem Haftrichter vorgeführt. maf
WIESBADEN. Der Pendelverkehr, den die Stadtwerke (ESWE) während des Rheingau-Musik-Festivals zwischen der Landeshauptstadt und dem Kloster Eberbach eingerichtet haben, wird offenbar sehr gut genutzt: Mehr als 1000 Wiesbadener ließen sich bislang mit diesen Sonderbussen kutschieren, die jeweils 70 Minuten vor Veranstaltungsbeginn am Wiesbadener Hauptbahnhof starten. Zusteigemöglichkeiten bestehen jeweils sechs Minuten später am Platz der Deutschen Einheit und am Park-and-ride- Platz an der Kahlen Mühle. Der Service gilt auch in den nächsten Tagen.
Wer Eintrittskarten für die Veranstaltungen im Dormitorium des Klosters am 20., 21. und 23. Juli vorweisen kann, darf kostenlos mitfahren - gute Gelegenheit vor allem für die Besucher der Weinproben am 20. und 21. Juli in Eberbach. maf
Die schrittweise Auflösung der Drogenszene erinnert die Arbeitsgemeinschaft Nordwest der Frankfurter Jungsozialisten an "dunkelste CDU-Zeiten unter Wallmann".
In einem Brief an den Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Lutz Sikorski, fragen sie: "Wie konnten die Grünen diesem Blödsinn nur ihre Zustimmung geben?" In einem zweiten Brief an den Unterbezirk der Sozialdemokraten bedauern sie, daß die Partei es "einfach so hinnimmt", daß "Kranke schikaniert werden, ohne daß dabei die geplanten Hilfsangebote der Stadt überhaupt angelaufen sind." ft
Eine Jugendrichterin hat am Donnerstag abend die 18jährige Marokkanerin und ihren 15 Jahre alten Landsmann, die tags zuvor von der Polizei an der Hauptwache als mutmaßliche "Köpfe" einer Jugendbande festgenommen worden waren, in Untersuchungshaft geschickt. Wie berichtet, wird den beiden angelastet, seit März dieses Jahres in Dutzenden von Fällen im Bereich Hauptwache gemeinsam mit rund zwanzig anderen marokkanischen Jugendlichen Passanten und Geschäftsleute beraubt, verletzt, genötigt, bedroht und angepöbelt zu haben.
Vor dem Hintergrund dieser Straftaten erhob am Freitag der Frankfurter Vorsitzende des "Bundes Deutscher Kriminalbeamter", Lothar Herrmann, der zugleich Leiter des Kommissariats zur Bekämpfung der Straßenraubkriminalität (K 14) ist, die Forderung, mehr zivile Polizeikräfte einzusetzen als bislang. Herrmann, der mit seinem Kommissariat maßgeblich an der Aktion gegen diese Jugendbande beteiligt war und ist, meinte: "Es ist ja begrüßenswert, daß in Frankfurt durch die verstärkte Präsenz uniformierter Kräfte von Polizei und dem von der Stadt beauftragten Bewachungsunternehmen das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung gestärkt wird. Bei der Verfolgung müssen wir mehr auf Zivilbeamte setzen." Die Jugendbande, deren Anführer die Polizeiaktion vom Mittwoch galt, habe regelmäßig vor "Mc Donald's" in der B-Ebene zusammengestanden. "Sobald Uniformierte auftauchten, tat sich da nichts."
Polizeisprecher Peter Borchardt hingegen vertrat die Ansicht, es gebe hier keinen Grund zur Klage. "Die Soko Mitte hat 30 Zivilkräfte, die Sonderinspektion 500 macht täglich sechs Doppelstreifen, die Fahndung der Kripo hat zwischen zehn und 15 nicht uniformierte Leute, die Zivilbeamten der Rauschgiftfahndung kommen hinzu. Wir haben alles, was machbar ist, auf der Straße."
Immerhin sei die Zahl der Straßenraubdelikte im Stadtgebiet erheblich zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 1992 habe man etwa 800 Taten registriert, im Vergleichszeitraum des Vorjahres seien es noch rund 1100 gewesen. "Das ist eine Tendenz, von der wir hoffen, daß sie anhält." enk
Jetzt geht's ans Eingemachte . . .
(Fortsetzung von Seite 15)
Für eine "zentrale historische Ausstellung" über die Frankfurter Stadtgeschichte zur 1200-Jahr-Feier 1994 wird ein Beirat mit prominenten Historikern arbeiten. Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) gab am Freitag bekannt, daß der renommierte Frankfurter Historiker Lothar Gall die wissenschaftliche Gesamtleitung und den Vorsitz des Beirates übernommen hat. Ihm zur Seite stehen die Historiker Diestelkamp (Frankfurt), Fried (Frankfurt), Duchhardt (Münster) und Schindling (Osnabrück).
Die Frankfurter Museen und das Institut für Stadtgeschichte sollen ebenfalls ihren Beitrag leisten. Wie Reisch sagte, beteilige sich der kommisarische Leiter des Institutes für Stadtgeschichte, Dieter Rebentisch, ebenso engagiert wie sein Vorgänger Wolfgang Klötzer.
Als Beraterin gewann Reisch nach eigenen Worten die "Ausstellungsmacherin" Marie-Louise von Plessen. Sie zeichnete zuletzt gemeinsam mit Gall für die große Bismarck-Schau in Berlin verantwortlich. Die Kulturdezernentin versprach sich am Freitag eine "inhaltsreiche und spannende Ausstellung zur Geschichte der Stadt Frankfurt". jg
"Ein alter Hut, in dem sich bereits die Motten tummeln": Das ist aus der Sicht des SPD-Stadtverordneten Heinz Lietz die Südumgehung Riederwald, die in der rot-grünen Führungsspitze als mögliche Verbindung der Autobahnen A 66 und A 661 diskutiert wird. Bereits vor Jahren habe die SPD in einer öffentlichen Veranstaltung den untauglichen Versuch unternommen, "den Riederwälder Bürgerinnen und Bürgern die Südumgehung schmackhaft zu machen". Der Riederwälder Lietz: "Noch nie haben die örtliche SPD und die Mandatsträger vom Landtagsabgeordneten bis zum Stadtverordneten soviel Prügel bezogen."
Der Südumgehung würden nach den Worten von Lietz die Kleingartenanlage des KGV Ostend mit 50 Gärten, die Anlage des Geflügelzuchtvereines Riederwald "mit zirka 30 bis 35 Zuchtstätten" und ein Teil des Riederwälder Forstes zum Opfer fallen. Ein Eingriff in das Licht- und Luftbad sei nicht auszuschließen. jg
Die Tschechoslowakei, fünfmaliger Gewinner des Federation Cup, ist am Freitag im Viertelfinale überraschend an Australien gescheitert. Die Spielerinnen von "down under", die zuletzt 1974 den Pokal in Händen hielten, treffen am heutigen Samstag im Halbfinale auf Spanien. Conchita Martinez und Arantxa Sanchez halten ihre Hände weiter fest an der Silberschale. Sie fertigten Argentinien, das ohne seinen Star Gabriela Sabatini angetreten war, in den Einzeln klar mit 2:0 ab.
Hatten es die amtierenden Mannschaftsweltmeisterinnen auf dem Centre Court gewohnt eilig, so lieferten sich in der zweiten Viertelfinalbegegnung auf der Tennisanlage am Frankfurter Waldstadion Australien und die CSFR ein zwar zähes, aber qualitativ eher mäßiges Match. Allein Nicole Provis und Jana Novotna brauchten fast eine Stunde, um den ersten Satz mit 7:5 für Australien zu Ende zu bringen. Das knappe Ergebnis spricht weniger für die Spannung, als für die Masse von eigenen Fehlern, mit denen sich die Spielerinnen immer wieder selbst in Bedrängnis brachten.
Im zweiten Satz war die tschechoslowakische Nummer 12 der Tenniswelt dann völlig von der Rolle. Provis, 26 Rechnerplätze hinter ihrer Gegnerin rangierend, gewann mit 6:0. Zuvor hatte schon Helena Sukova drei Sätze gebraucht, um gegen Rachel McQuillan zu gewinnen. Im Doppel setzten sich dann Nicole Provis und Rennae Stubbs gegen die weit unter ihrem Niveau spielende Novotna und ihre Partnerin Andrea Strnadova mit 6:3, 6:3 durch.
Tennis der anderen Art auf dem Centre Court. Hier lieferten sich die Weltranglistenfünfte Sanchez und die derzeit nur auf Rang 64 im Computer notierte Paz einen hochklassigen, dem Anspruch einer Weltmeisterschaft angemessenen Schlagabtausch. Das deutliche Ergebnis zugunsten von Spaniens großer Olympiahoffnung gibt nur unzureichend wieder, welch druckvolles und temporeiches Spiel sich vor der erstmals wirklich annähernd weltmeisterlichen Kulisse von gut 3500 Zuschauern auf dem Hauptplatz entwickelte. D-Zug-Tennis auf dem Centre Court gegen Soft-Tennis auf Court Nr. 1.
Den Spanierinnen ist vor Australien am heutigen Samstag wohl nicht bange, obwohl Conchita Martinez wieder Rätsel aufgab. Angeblich an einer Erkältung leidend, sollte die Weltranglistenachte erst gar nicht antreten. Dann entledigte sich die als nervenschwach geltende 20jährige doch sicher ihrer Pflicht gegen Labat.
Die Positionen für das "Traumfinale" sind also abgesteckt. Die Deutschen treffen heute auf dem Centre Court auf Rekordsieger USA. Dabei gilt das US-Paar mit Gigi Fernandez und Pam Shriver als eines der besten der Welt.
Bestes Tennis boten gestern jedenfalls Sanchez und Paz. Der Argentiniern gelang es zwar nicht, ihr Gegenüber auch mit einer noch so variabel eingesetzten sauberen Rückhand in Verlegenheit zu bringen, aber sie verlangte der stämmigen Spanierin einige ihrer schönsten Rückhandknaller ab. Immerhin war Sanchez 1990 schon in der zweiten Runde der French Open an Paz gescheitert. Diesmal wackelte das Handgelenk der Weltranglistenfünften nicht ein einziges Mal.
HOCHTAUNUSKREIS. Kein Baum ist in Mitteleuropa so eng mit dem Leben der Menschen verbunden wie die Linde. Vielerorts steht der Baum mitten unter uns. Über Jahrhunderte spielte sich um ihn herum dörfliches und städtisches Leben ab, beschattete er Feste und Märkte, Gespräche und Verhandlungen. Welche Bedeutung der Baum hatte, kann man daran sehen, daß in manchen Orten der letzte Weg noch heute an der Linde vorbeiführt. Dort wird der Sarg dann für eine Minute abgestellt, damit der Verstorbene von ihr Abschied nehmen kann.
Auch im Hochtaunuskreis ist die Linde vielfach traditioneller Bestandteil des Ortsbildes: die "Lutherlinde" an der Kirche in Rod an der Weil, die "Musik- oder Apostellinde" in Bad Homburg, die "Freiheitslinde" in Gonzenheim, oder die "Gerichtslinde" im Mittelstedter Feld.
Wenn sie erzählen könnten . . . Mit der "Apostellinde" - den Namen hat sie von den ehemals zwölf nach oben strebenden Hauptästen - gedachten die Menschen des Endes des 30jährigen Krieges. Die "Freiheitslinde" wurde zur Erinnerung an das Revolutionsjahr 1848 gepflanzt. Die "Niederstedter Friedhofslinde" ist der Rest des gleichnamigen, während des Schmalkaldischen Krieges (1546-47) zerstörten Dorfes. Sehenswert auch die Linden an der Kapelle von Oberlauken: "Direkt neben der Kapelle muß früher eine Linde gestanden haben, die im Laufe der Jahrhunderte in drei, nun als Einzelstämme erscheinende Stammteile auseinanderfiel. Alter und Standort weisen auf eine frühere Kultstätte hin", sagt Hans-Walter Herpel, der Geschäftsführer des "Naturparks Hochtaunus".
Über die Entstehung der Kirche gibt es eine Anekdote: "Früher mußten die Oberlaukener zum Gottesdienst nach Altweilnau", erzählt Herpel. "So beschlossen sie eines Tages, in unmittelbarer Dorfnähe eine eigene Kirche zu bauen. Holz wurde eingeschlagen und am vorgesehen Platz gelagert. Doch jedesmal verschwand es über Nacht, um tags darauf am Lindenberg wiederaufzutauchen. Nachdem dies mehrfach geschehen und beim Rücktransport Leute und Gespanne zu Schaden gekommen waren, entschieden die Oberlaukener, die Kirche am Lindenberg zu errichten. Seitdem herrscht Ruhe."
Linde! Schon der Name weckt Assoziationen, Erinnerungen an warme Sommerabende und -nächte, an süße Düfte und das Summen unzähliger Bienen. Nicht ganz ohne Hintergedanken mögen deshalb die alten Germanen den Baum für ihre Gerichts- und Thingverhandlungen ausgewählt haben: Mancher Richterspruch wäre vielleicht anders ausgefallen, hätten die süßen, betörenden Düfte des Baumes das hohe Gericht nicht versöhnlich gestimmt.
Aber auch Griechen und Römer hielten die Linde in Ehren. Schon sie nutzten ihren Bast zum Kranzbinden und ihre Blätter als Arzneimittel. Lindenblütentee als schweißtreibendes Mittel ist in Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Lindenblütenhonig gilt auch heute noch als Hausmittel gegen Erkältungen.
Ganze Bücher sind über diesen Baum geschrieben worden: Gedichte, Lieder, Sagen. Was mögen die Linden alles gesehen haben? Siegfried tötete unter ihr den Drachen. Walter von der Vogelweide besang sie in seinen Minneliedern. Später erkor sie die deutsche Romantik zu ihrem Baum. Viele Lindengeschichten sind auch Liebesgeschichten: In der Antike wurde unter ihr Aphrodite geopfert. Die Germanen verehrten in ihr Freya, die Göttin der Liebe und des Glücks.
Über ihr Wachstum wird gesagt, daß sie "300 Jahre komme, 300 Jahre stehe und 300 Jahre vergehe". Das durchschnittliche Lebensalter von Winter- und Sommerlinde, den beiden wichtigsten einheimischen Lindenarten, wird mit 1000 Jahren angegeben. Doch viele sogenannte "1000jährige Linden" bringen es lediglich auf 600 Jahre. Dabei zeigt sich: Die Sympathie, die Menschen den Linden entgegenbringen, wird von ihr erwidert: Mehr als die Nähe von ihresgleichen schätzt die Linde den einsamen Wuchs in menschlicher Umgebung. In jüngster Zeit wird die Beziehung auf eine Belastungsprobe gestellt. Auf die vom Menschen ausgelöste Luftverschmutzung reagieren die beiden Lindenarten sehr empfindlich. Umgekehrt wird die Baumart Linde heute in einem Atemzug mit dem "Hummelsterben" genannt. Ursache sind die aus Südosteuropa eingeführten Silber- und Krimlinden. Widerstandsfähiger als die einheimischen Arten, wurden sie zeitweise gerne als Stadt-, Allee- und Parkbäume angepflanzt. Doch auch dieses Tief wird die Beziehung sicher überdauern. NORBERT GLASER
BAD HOMBURG. Als "völlig unberechtigt" bezeichnet Umweltdezernent Heinrich Gerhold (FDP) Vorwürfe des "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND), die Stadt lasse die Sanierung der früheren Deponie "Karlsbrücke" schleifen. "Es hätte des Anstoßes durch den BUND nicht bedurft. Wir haben für 1993 bereits Geldmittel zur Sanierung der Deponie eingeplant." Der BUND hatte die Stadt aufgefordert, "15 Jahre nach Beginn der Untersuchungen endlich die Phase der Erst- und Vorerkundigungen zu verlassen" und Nägel mit Köpfen zu machen.
In den fast 30 Jahren ihres Bestehens hat die Deponie "Karlsbrücke" manches aufgenommen. Nach dem Krieg problematische Stoffe aus dem militärischen Bereich: Munitionsreste, Schmiermittel, Spezialfarben. Später folgten Bau- und Trümmerschutt, Hausmüll, Klärschlamm, Autos, Kühlschränke und andere Segnungen der Zivilisation. Außerdem liegen dort vermutlich Giftrückstände aus dem gewerblichen Bereich: Galvanikabfälle, Lacke, Lösemittel, Öle.
In den 70er Jahren für eine halbe Million Mark rekultiviert, tummeln sich auf der früheren Müllkippe heute die Golfer. Und das Rathaus untersucht, untersucht, untersucht . . . So sieht es jedenfalls die örtliche Gruppe des BUND: "Bisher wurde von der Stadt Homburg weder der Deponiekörper näher in Augenschein genommen noch ein Sanierungskonzept erarbeitet", schimpft BUND-Sprecher Lothar Lehmann.
Aus der Sicht der Naturschützer könnte unter dem Rasen eine Zeitbombe ticken. Lehmann erläutert das am Beispiel der absorbierbaren organischen Halogenverbindungen. Die möglicherweise krebserregenden Stoffe werden in Untersuchungen unter dem Begriff AOX zusammengefaßt: "Seit 1977 nimmt die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU) an der ,Karlsbrücke' regelmäßig Wasserproben. Genauso lange ist bekannt, daß das aus der Deponie kommende Sikker- und Grundwasser mit AOX belastet ist."
Doch nicht nur das: "Im Mai 1985 wurde in einem Brunnen der Ex-Deponie ein AOX-Wert von 95 Mikrogramm pro Liter festgestellt. Zuletzt lag der Wert bei 160 Mikrogramm/ Liter." Zum Vergleich: Im Trinkwasser darf AOX einen Grenzwert von 25 Mikrogramm/Liter nicht überschreiten. Und ab einem Grenzwert von 50 Mikrogramm/Liter müßte das Sickerwasser vorbehandelt werden, bevor es in den Abwasserkanal fließen darf. Lehmann: "Es kann nicht angehen, daß ein Wasser, das zu gefährlich ist, um es in die Kanalisation zu leiten, sich im Grundwasser ungehindert ausbreiten darf und dadurch eine Gefahr für die Heilquellen im Kurpark darstellt."
"Im großen und ganzen hat der BUND ja recht", sagt Umweltdezernent Gerhold. Falsch sei aber seine Schlußfolgerung: "Die Heilquellen sind durch die frühere Deponie nicht gefährdet." Gerhold zufolge liegen sie erheblich tiefer als die Grundwasser führenden Schichten. Ansonsten gelte, daß das Problem erkannt sei und angegangen werde. Das habe die Stadt durch ihr Verhalten in der Vergangenheit auch verdeutlicht.
Allerdings könne niemand an Entscheidungen von 1984 die Elle von heute anlegen: "Sowohl was die allgemeine Sensibilisierung als auch die Umwelttechnik betrifft, hat sich in den letzten Jahren einiges getan." Die Notwendigkeit der Sanierung bestreitet Gerhold nicht. Wichtig zu betonen ist ihm: "Die Stadt war immer vom Stand des Wissens und der Technik her bemüht, Schaden abzuwenden."
Seit Mitte der 80er Jahre habe sie in Gesprächen mit dem Regierungspräsidenten verschiedene Konzepte erörtert, die Ex-Deponie zu sanieren: Spundwände, Oberflächenabdeckung. Eine endgültige Entscheidung stehe aber noch aus. Fest stehe aber für ihn, daß auf jeden Fall der Kirdorfer Bach verlegt werden muß: "Weil er tiefer als die Deponie liegt, übt er geradezu eine Sogwirkung auf Sickerwässer aus."
Den vom BUND angeführten AOX- Wert für 1992 kennt Gerhold eigenen Angaben zufolge nicht: "Im letzten Bericht tauchten die AOX nicht auf. Der letzte uns bekannte Wert stammt von 1989. Damals waren 33 Mikrogramm/Liter gemessen worden. Wir konnten deshalb davon ausgehen, daß sich die Situation gebessert hat."
Noch in diesem Jahr will Gerhold weiterführende Untersuchungen in Auftrag geben. Und für ein Sanierungskonzept und die Sanierung der Altlast sollen im Haushalt 1993 insgesamt 600 000 Mark angesetzt werden.
Entlastung der Hauptwache . . .
Gabriele Dehmer, Referentin von Bau- dezernent Hanskarl Protzmann (SPD), verteidigte die vom rot-grünen Magistrat beschlossenen Änderungen. "Unser Ziel ist es, die Hauptwache zu entlasten und möglichst viel Durchgangsverkehr aus dem Straßenzug Theaterplatz-Roßmarkt herauszubringen."
Da hat sich die Stadtregierung etwas vorgenommen: Auf dieser Achse waren bei der bisher letzten Verkehrszählung im Jahre 1990 nach Angaben Schöttlers noch 15 000 Fahrzeuge unterwegs. Mit den 9000 Autos, die aus der Katharinenpforte heraus zur Hauptwache hin einbogen, addierte sich der Verkehr in der Großen Eschenheimer Straße bisher auf 23 000 Fahrzeuge täglich - denn 1000 Autos täglich biegen nach links über die Biebergasse wieder zum Goetheplatz ab.
Viele Autofahrer, die den gewohnten Weg von der Berliner Straße nach Norden zur Hauptwache nicht mehr nehmen konnten, schlugen den Kurs über den Theater- und den Kaiserplatz zur Hauptwache ein. Protzmanns Referentin Dehmer gab zu, daß zwar ein "Verdrängungseffekt" erzielt werde, die Verkehrsmenge aber insgesamt nicht abnehme.
Erreicht also am Ende nach einem Umweg über den Theaterplatz nicht wieder die gleiche Zahl von Autos die Hauptwache? Ulrich Schöttler von der städtischen Verkehrslenkung zeigte sich am Freitag überzeugt, "daß es an der Hauptwache nicht mehr so wird wie früher". Schöttlers Argument: Die enge Friedensstraße zwischen Theaterplatz und Roßmarkt könne einfach nicht so viel Autos aufnehmen wie bisher der Kornmarkt.
Ob die Rechnung der städtischen Verkehrsplaner aufgeht oder alles nur ein schöner Traum war, werden die Bürger bald wissen: Die Kommune beabsichtigt in absehbarer Zeit eine zweite Verkehrszählung.(Siehe Beitrag links: "Baseler Platz . . . ")
Wie der Schmied zu seinem Eisen kam, erfahren Kinder am Mittwoch, 22. Juli, im Museum für Völkerkunde (Schaumainkai 29). Die "Märchenrunde" beginnt um 11 und um 15 Uhr. Anmeldungen erbittet das Museum unter der Telefonnummer 2 12 - 3 59 13.
SKREIS OFFENBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
WIESBADEN VI
MAIN-KINZIG-KREIS VI
Meist heiter / 23 bis 28 Grad
Satellitenbild vom 16. Juli. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 2
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 3
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MAIN-KINZIG-KREIS IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V
KULTURSPIEGEL 19
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LOKALSPORT VII